Skip to main content

Full text of "Westdeutsche zeitschrift für geschichte und kunst"

See other formats


This  is  a  digital  copy  of  a  book  that  was  preserved  for  generations  on  library  shelves  before  it  was  carefully  scanned  by  Google  as  part  of  a  project 
to  make  the  world's  books  discoverable  online. 

It  has  survived  long  enough  for  the  Copyright  to  expire  and  the  book  to  enter  the  public  domain.  A  public  domain  book  is  one  that  was  never  subject 
to  Copyright  or  whose  legal  Copyright  term  has  expired.  Whether  a  book  is  in  the  public  domain  may  vary  country  to  country.  Public  domain  books 
are  our  gateways  to  the  past,  representing  a  wealth  of  history,  culture  and  knowledge  that 's  often  difficult  to  discover. 

Marks,  notations  and  other  marginalia  present  in  the  original  volume  will  appear  in  this  file  -  a  reminder  of  this  book's  long  journey  from  the 
publisher  to  a  library  and  finally  to  you. 

Usage  guidelines 

Google  is  proud  to  partner  with  libraries  to  digitize  public  domain  materials  and  make  them  widely  accessible.  Public  domain  books  belong  to  the 
public  and  we  are  merely  their  custodians.  Nevertheless,  this  work  is  expensive,  so  in  order  to  keep  providing  this  resource,  we  have  taken  Steps  to 
prevent  abuse  by  commercial  parties,  including  placing  technical  restrictions  on  automated  querying. 

We  also  ask  that  you: 

+  Make  non-commercial  use  of  the  file s  We  designed  Google  Book  Search  for  use  by  individuals,  and  we  request  that  you  use  these  files  for 
personal,  non-commercial  purposes. 

+  Refrain  from  automated  querying  Do  not  send  automated  queries  of  any  sort  to  Google's  System:  If  you  are  conducting  research  on  machine 
translation,  optical  character  recognition  or  other  areas  where  access  to  a  large  amount  of  text  is  helpful,  please  contact  us.  We  encourage  the 
use  of  public  domain  materials  for  these  purposes  and  may  be  able  to  help. 

+  Maintain  attribution  The  Google  "watermark"  you  see  on  each  file  is  essential  for  informing  people  about  this  project  and  helping  them  find 
additional  materials  through  Google  Book  Search.  Please  do  not  remove  it. 

+  Keep  it  legal  Whatever  your  use,  remember  that  you  are  responsible  for  ensuring  that  what  you  are  doing  is  legal.  Do  not  assume  that  just 
because  we  believe  a  book  is  in  the  public  domain  for  users  in  the  United  States,  that  the  work  is  also  in  the  public  domain  for  users  in  other 
countries.  Whether  a  book  is  still  in  Copyright  varies  from  country  to  country,  and  we  can't  off  er  guidance  on  whether  any  specific  use  of 
any  specific  book  is  allowed.  Please  do  not  assume  that  a  book's  appearance  in  Google  Book  Search  means  it  can  be  used  in  any  manner 
any  where  in  the  world.  Copyright  infringement  liability  can  be  quite  severe. 

About  Google  Book  Search 

Google's  mission  is  to  organize  the  world's  Information  and  to  make  it  universally  accessible  and  useful.  Google  Book  Search  helps  readers 
discover  the  world's  books  white  helping  authors  and  publishers  reach  new  audiences.  You  can  search  through  the  füll  text  of  this  book  on  the  web 


at|http  :  //books  .  google  .  com/ 


über  dieses  Buch 

Dies  ist  ein  digitales  Exemplar  eines  Buches,  das  seit  Generationen  in  den  Regalen  der  Bibliotheken  aufbewahrt  wurde,  bevor  es  von  Google  im 
Rahmen  eines  Projekts,  mit  dem  die  Bücher  dieser  Welt  online  verfügbar  gemacht  werden  sollen,  sorgfältig  gescannt  wurde. 

Das  Buch  hat  das  Urheberrecht  überdauert  und  kann  nun  öffentlich  zugänglich  gemacht  werden.  Ein  öffentlich  zugängliches  Buch  ist  ein  Buch, 
das  niemals  Urheberrechten  unterlag  oder  bei  dem  die  Schutzfrist  des  Urheberrechts  abgelaufen  ist.  Ob  ein  Buch  öffentlich  zugänglich  ist,  kann 
von  Land  zu  Land  unterschiedlich  sein.  Öffentlich  zugängliche  Bücher  sind  unser  Tor  zur  Vergangenheit  und  stellen  ein  geschichtliches,  kulturelles 
und  wissenschaftliches  Vermögen  dar,  das  häufig  nur  schwierig  zu  entdecken  ist. 

Gebrauchsspuren,  Anmerkungen  und  andere  Randbemerkungen,  die  im  Originalband  enthalten  sind,  finden  sich  auch  in  dieser  Datei  -  eine  Erin- 
nerung an  die  lange  Reise,  die  das  Buch  vom  Verleger  zu  einer  Bibliothek  und  weiter  zu  Ihnen  hinter  sich  gebracht  hat. 

Nutzungsrichtlinien 

Google  ist  stolz,  mit  Bibliotheken  in  partnerschaftlicher  Zusammenarbeit  öffentlich  zugängliches  Material  zu  digitalisieren  und  einer  breiten  Masse 
zugänglich  zu  machen.  Öffentlich  zugängliche  Bücher  gehören  der  Öffentlichkeit,  und  wir  sind  nur  ihre  Hüter.  Nichtsdestotrotz  ist  diese 
Arbeit  kostspielig.  Um  diese  Ressource  weiterhin  zur  Verfügung  stellen  zu  können,  haben  wir  Schritte  unternommen,  um  den  Missbrauch  durch 
kommerzielle  Parteien  zu  verhindern.  Dazu  gehören  technische  Einschränkungen  für  automatisierte  Abfragen. 

Wir  bitten  Sie  um  Einhaltung  folgender  Richtlinien: 

+  Nutzung  der  Dateien  zu  nichtkommerziellen  Zwecken  Wir  haben  Google  Buchsuche  für  Endanwender  konzipiert  und  möchten,  dass  Sie  diese 
Dateien  nur  für  persönliche,  nichtkommerzielle  Zwecke  verwenden. 

+  Keine  automatisierten  Abfragen  Senden  Sie  keine  automatisierten  Abfragen  irgendwelcher  Art  an  das  Google-System.  Wenn  Sie  Recherchen 
über  maschinelle  Übersetzung,  optische  Zeichenerkennung  oder  andere  Bereiche  durchführen,  in  denen  der  Zugang  zu  Text  in  großen  Mengen 
nützlich  ist,  wenden  Sie  sich  bitte  an  uns.  Wir  fördern  die  Nutzung  des  öffentlich  zugänglichen  Materials  für  diese  Zwecke  und  können  Ihnen 
unter  Umständen  helfen. 

+  Beibehaltung  von  Google -Markenelementen  Das  "Wasserzeichen"  von  Google,  das  Sie  in  jeder  Datei  finden,  ist  wichtig  zur  Information  über 
dieses  Projekt  und  hilft  den  Anwendern  weiteres  Material  über  Google  Buchsuche  zu  finden.  Bitte  entfernen  Sie  das  Wasserzeichen  nicht. 

+  Bewegen  Sie  sich  innerhalb  der  Legalität  Unabhängig  von  Ihrem  Verwendungszweck  müssen  Sie  sich  Ihrer  Verantwortung  bewusst  sein, 
sicherzustellen,  dass  Ihre  Nutzung  legal  ist.  Gehen  Sie  nicht  davon  aus,  dass  ein  Buch,  das  nach  unserem  Dafürhalten  für  Nutzer  in  den  USA 
öffentlich  zugänglich  ist,  auch  für  Nutzer  in  anderen  Ländern  öffentlich  zugänglich  ist.  Ob  ein  Buch  noch  dem  Urheberrecht  unterliegt,  ist 
von  Land  zu  Land  verschieden.  Wir  können  keine  Beratung  leisten,  ob  eine  bestimmte  Nutzung  eines  bestimmten  Buches  gesetzlich  zulässig 
ist.  Gehen  Sie  nicht  davon  aus,  dass  das  Erscheinen  eines  Buchs  in  Google  Buchsuche  bedeutet,  dass  es  in  jeder  Form  und  überall  auf  der 
Welt  verwendet  werden  kann.  Eine  Urheberrechtsverletzung  kann  schwerwiegende  Folgen  haben. 

Über  Google  Buchsuche 

Das  Ziel  von  Google  besteht  darin,  die  weltweiten  Informationen  zu  organisieren  und  allgemein  nutzbar  und  zugänglich  zu  machen.  Google 
Buchsuche  hilft  Lesern  dabei,  die  Bücher  dieser  Welt  zu  entdecken,  und  unterstützt  Autoren  und  Verleger  dabei,  neue  Zielgruppen  zu  erreichen. 


Den  gesamten  Buchtext  können  Sie  im  Internet  unter  http  :  //books  .  google  .  com  durchsuchen. 


^. 


-WH»"-  <^' 


IN  COMMEMOÄATION  OF   THE  VISIT   OF 
ms     ROYAJ>  HiqHNESS 

PRINCE  HENRY  OF  PRUSSIA 

MAHCH    SIXTH.I9Ö* 

ON  BEHALr  OF  HIS  M^^lJESTV 

THE  GEBMAN  EMPEROR 


J 


ASSISTANT    PROFESSOR  OF  HlSTORY 


c/l?Ji)..^^ 


Digiti 


zedby  Google 


Digiti 


zedby  Google 


Digiti 


zedby  Google 


Westdeutsche  Zeitschrift 

für 

Geschichte  und  Kunst. 

Herausgegeben 


von 


Dr.  F.  Hettner  Dr.  K.  Lamprecht 

Director  des  Provlnzialmuseums  a.  o.  Professor  der  Geschichte 

in  Trier.  in  Bonn. 


Jahrs^ang;  TU. 


TRIER. 

Verlag  der  Fr.  Lintz 'sehen  Bnchhandlnng. 
1888. 

Digitized  by  VjOOQ IC 


fe6^3.' 


HARVARD  COllFRf  LIBRARY 
OCT  28  1905 

HOHENZOLLERN  COLLECTION 
CIFT  OF  A.  C.  COOLIDGE 


rN^ 


Fr.  Lintz'ache  Bachdraokerei  iu  Trier.  (L.     ^ 


Digiti 


zedby  Google 


Inhalt  der  Vierteljahrsheft6. 


Abteilung  I. 
Block,  P.  J.,  Die  heimatliche  OeschichtsforschuDg  in  Holland     ...        1 
Siebourg,  M.,  Zam  Matronenkultus 99 

AMoilung  II. 

a)    Altertum. 

Dahm,  0.,  Übergang   des  Limes  über  den  Doppelbiergrabensumpf  in 

der  Bulau  bei  Hanau.    (Hierzu  Tafel  1) 61 

Gürres,  Fr.,  RictiusYarus  (oder  Rictiovarus),  der  berüchtigte  mythische 

Verfolger  der  gallischen  und  zumal  der  trierischen  Kirche     ...      23 

Hettner«  F.,  Römische  Münzschatzfunde  in  den  Rheinlanden  (Forts.)    117 

Kofier,  Fr,  Der  Ringwall  *Heuneburg'  bei  Lichtenberg  im  Grossher- 
zogtum Hessen.    (Hierzu  Tafel  11)       313 

Wiegand,  W.,  Die  Alamannenschlacht  bei  Strassburg.  Eine  Entgegnung      63 
b)   Mittelalter  und  Neuzeit. 

Boos,  H,  Erwiderung  auf  die  Recension  meines  Urkundenbuchs  der 

Stadt  Worms.  L  Band,  von  G.  Freiherm  Schenk  zu  Schweinsberg  .     163 

Hansen,  J.,  Jahresrechnung  des  Kölnischen  Offizialatgerichtes  in  Soest 

vom  1.  Mftrz  1438  bis  zum  1.  März  1439 35 

Hoogeweg,  H.,   Der  kölner  Domscholaster  Oliver   als  Kreuzprediger 

1214—1217 235 

Xordhoff,  J.  B.,  Das  Kirchlein  zu  Hiltnip.    (Hierzu  Tafel  12)  .     .     .     317 

Schenk  zu  Schweinsberg,  G.,  Erwiderung  (vgl.  unter  Boos)  .     .     .     164 

Weiland,  L.,   Ungedruckte  Urkunden   der  Erzbischöfe  Johann  I   und 

Arnold  H  von  Trier,  die  Kirche  zu  Engers,  Kreis  Neuwied,  betr.  .      58 

Weiland,  L.,  Vertrag  zwischen  Erzbischof  Balduin  von  Trier  und 
Bischof  Adolf  von  Lüttich  über  die  Versetzung  des  letzteren  auf 
den  Erzstuhl  von  Mainz 54 

Wyss,  A,  J.  P.  A.  Madden  und  die  Druckerei  im  Kloster  Weiden- 
bach zu  Köln 271 

Zangemeister,   K.,   Zur  Geschichte    der  grossen  Heidelberger,   sog. 

Manessischen  Liederhandschrift 325 

c)  Recensionen. 

Die  Chroniken  der  deutschen  Städte  vom  14.  bis  ins  16.  Jahrh. 
20.  Band:  Die  Chroniken  der  westfälischen  und  niederrheinischen 
Städte.  I.Band.  —  Beiträge  zur  Geschichte  Dortmunds  und 
der  Grafschaft  Mark.  IV:  Die  grosse  Dortmunder  Fehde  von 
1388  bis  1389;  von  Alexander  Mette.  Angezeigt  von  Dr.  Rubel 
in  Dortmund 371 

Mitteilungen  des  Vereins  für  Kunde  der  Aachener  Vorzeit, 
im  Auftrage  des  Vorstandes  herausgegeben  von  R.  Pick.  I,  2. 
Angezeigt  von  H.  Loersch 389 

Oechelhaeuser,  L.  v.,  Die  Miniaturen  der  Universitäts-Bibliothek  zu 

Beidelberg  I.    Angezeigt  von  K.  Lamprecht  in  Bonn 73 

Quellen  zur  Geschichte  der  Stadt  Worms,  auf  Veranlassung  und 
mit  Unterstützung  des  Herrn  C.  W.  Hey],  herausgegeben  durch  H. 
Boos.  LTeil:  Urkundenbuch  der  Stadt  Worms,  L  Band,  627 
bis  1300.  Angezeigt  von  G.  Freiherm  Schenk  zu  Schweinsberg  in 
Darmstadt 80 

Abteilung  III. 

Bibliographie 166 

Museographie  über  das  Jahr  1887: 

Hettner,  F.,   Schweiz,   Westdeutschland,    Holland.     (Hierzu 

Tafel  2-10) 278 

Schuermans,  IL,  D^couvertcs  d^antiquit(;s  en  Belgique         .    308 


Digiti 


zedby  Google 


Abbildungen. 

Taf.  1  7M  Dahm,  Übergang  des  Limes  über  den  Doppelbiergrabensumpf.  S.  58. 

Taf.  2—5,  6,3-5—10  zur  Museographie  S.  278  fg. :  Taf.  2—5  zu  Worms 
S.  291  Nr.  67.  Taf.  6,  Fig.  3  -  6  zu  Stuttgart  S.  280  Nr.  33.  Taf.  7 
zu  Homburg  S.  288  Nr.  55.  Taf.  8  zu  Sammlung  Herstatt-Köln  S.  300 
Nr.  86.  Taf.  9,  Fig.  1—9  zu  Constanz  S.  283  Nr.  37.  Taf.  9  Fig.  10 
7M  Sammlung  Merkens-Koln  S.  301  Nr.  87.  Taf.  9,  Fig.  11— 13a  zu 
Leyden  S.  305  Nr.  99.  Taf.  9,  Fig.  14—15  und  Taf.  10  zu  Trier 
S   298  Nr.  80. 

Taf  6,  Fig.  1  u."  2  zu  Westd.  Korrbl.  VH,  Nr.  117. 

Taf.  11  zu  Kofler,  Der  Ringwall  *Heuneburg'.    S.  313. 

Tut  12  zu  Nordhoff,  Das  Kirchlein  zu  Hiltrup.    S.  317. 


Inhalt  des  Korrespondenzblattes. 

(Die  Citate  gehen  auf  die  Nummern  des  Korrespondenzblattes). 


MItcellanea. 

Bis^iuger,  Römischer  Munzfund  von 

Baden-Baden  30. 
Gross j  W.,  Jagsthausen  56. 
Hau;i,  Juppitermonument  33. 

—  Zu    dem    Heddernheimer   Militär- 
diplom 32. 

HeLtiier,  Zu  den  Trierer  Inschriften 

lOK,  128. 
liolHUder,  Beiträge  zur  Biographie 

Steidfljis  109. 
[Klein,  J.],  Das  römische  Lager  zu 
^  Bonn  L47.  . 
KodIiI^  Das  römische  Felsendenkmal 

bei  Schweinschied  (Kr.  Meisenheim) 

im. 

—  Stein  Werkzeuge    mit    wagerechter 
Srlmeide  70. 

Kofier,  Die  rechtsrheinische  Römer- 
strasse 107. 

—  Mutmassliches  Limeskastell  bei  Born 

—  Zeitbestimmung  eines  Hügelgrabes 
mit  Bronzebeigaben  106. 

Meli  Ha,  Archäologisches  137. 

—  Piaehistor.  Eisenbarren  125. 
Müller,  Reiter  u.  Schlangenmensch  34. 
M  o  iji  m  3  e  n ,  Bronzetafel  y.  Cremona  44. 

—  Zur  Bonner  Inschrift  v.  J.  222  45. 
Utto^    Hömisches  Gebäude   auf  dem 

KiEinzplatz  in  Wiesbaden  31. 
Pfeiffer,    Erneuerte     Statuten    des 

Trarbacher  Pfarr-Lehngutes  127. 
Rciners,   Das  Troparium  von  Prüm 

und  sein  Bilderschmuck  148,  183. 
Kiese,  Der  Name  der  Römerstadt  bei 

lleddemheim  84. 
--  7a\  Ausonius'  Mosella  85. 
^'  *  Erzbischof    Balduin      beurkundet 

u.  s .  w.  149. 
[Sciiaaffhausen],  Die  vorgeschicht- 

lichti  Ansiedlung  in  Andernach  182. 


Wagner,  E.,  Über  alte  Schmuckstücke 
aus  Gagatkohle  und  verwandten 
Stoffen  138. 

Zangemeister,  Dacianus  undRictius 
Varus  57. 

—  Zur  Geschichte  der  civitas  Treve- 
rorum  43. 

Praehlttorische  Altertümer. 

Ansiedlung  bei  Andernach  182 ; 
Schwabsburg  49. 

Gräber  bei  Bretten  172;  Hünstorf  6; 
Mannheim  186;  Merdingen  172 ;  Nan- 
diezweiler  64 ;  Schwabsburg  49 ;  Wal- 
lerstädten 106.  Hallstattgräber  von 
Beckerslohe  153.  La  Tenegräber  am 
Muhlberg  bei  Geisenhcim  91;  vom 
Schönauer  Hof  117.  Neolithische 
Gräber  bei  Offstein  21. 

Hügel  unklarer  Bedeutung  bei  Ried- 
lingen 116. 

Refugien  in  der  Schweiz  177. 

Varia. 

Bronzedolch  u.  Nadel  in  Bretten  172. 
Bronzeringe  aus  Hünstorf  6,  Mann- 
heim 186,  Nandiezweiler  64,  Schö- 
nauer Hof  117.  Fibeln  vom  Schö- 
nauer Hof  117.  Eisenbarren  125. 
Eiserne  Büchse  von  Geisenheim  91. 
Gagat  u.  dgl.  138.  Glasarmring  und 
Perlen  von  Geisenheim  91,  Schönauer 
Hof  117.  Mammuthreste  bei  Gel- 
bingen 88.  Römische  Münze  in 
Hügelgrab  106.  Steinhacken  aus 
Mussbach  22,  Offstein  21.  Steinwerk- 
zeuge 70,  137 ;  zu  Glanmünchweiler, 
Nandiezweiler,  Kirchmohr  65;  Off- 
stein 21.  Wagen,  Pferdegeschirr, 
farbige  Thonscherben  u.  Feuerstein 
in  Merdingen  172. 


Digiti 


zedby  Google 


Mmlsche  AliertQmor. 
Bauten. 

Canal :  bei  Grimmimghausen  142;  Ken- 
denich  129. 

Castelle  ii.  Befestigangen:  Bonn 
78,  147;  Born  46;  Damme  121;  Köln 
4,  175;  Kreimbach  3;  Lembach  (V) 
89;  Rottweil  1. 

Mauerwerk,  unbestimmbares :  in  Fen- 
tingen  7;  Köln  79;  Wiesbaden  31. 

Mercurtempel?  in  Lembach  89. 

Mithräum  in  Oberflorstadt  48,  87. 

Niederlassung,  bürgerliche,  Rott- 
weil 1. 

Strassen:  bei  Florstadt  90 ;  zwischen 
Mehrholz  und  Brägel  130;  rechts- 
rheinische 107. 

Skulptur  und  Architekturglieder. 

Altäre,  inschriftlose,  aus  Oberflor- 
stadt 48;  Platte  mit  herzförmigen 
Steinchen  in  Lembach  89. 

Gütterfiguren:  Jüngling  mit  gesenk- 
ten Fackeln  und  2  Männer,  einer 
mit  Lanze,  in  Oberflorstadt  48,  Vier- 
götteraltar in  Lembach  89  u.  Mönch- 
zell  186. 

Mosaik  in  Köln  174. 

Relief  bei  Schweinschied  94,  136. 

Tisch  aus  Stein  in  Rottweil  1. 

Inschriflen. 

Aufschriften:  auf  Fibeln  in  Fels  24 ; 
auf  Glas  in  Rottweil  1 ;  auf  Löffel 
in  Trier  126,  is  n.  22;  auf  Ring  in 
Rottweil  1;  auf  Thongefassen  in 
Aachen  5,  Fels  24,  Strassburg  128; 
Oculistenstempel  aus  Bitburg  40, 
von  der  Saalburg  20;  auf  Ziegeln 
in  Köln  175,  Mettlach  108,  8,  Ober- 
florstadt 48,  Rottenburg  33,  Rott- 
weil 1. 

Bauinschrift  in  Bonn  78. 

Ehreninschrift  in  Mainz  4S;  in 
Trier  ll9. 

Grabinschriften  von  Civilper- 
sonen:  von  Castell  bei  Saarburg 
126,19;  in  Köln  81 ;  in  Nierstein  63 ; 
in  Trier  126,  11,  12,  14,  17,  21 ;  Wolfs- 
kirchen 163  —  Christi,  in  Trier  118 

Grabinschriften  von  Soldaten: 
eines  bencficiarius  leg.,  duplarius, 
eques  und  Veteranen  der  leg.  I  Min. 
in  Bonn  78. 

Meilenstein  aus  der  Gegend  von 
Saarbrücken  126,3o. 

Militärdiplom  in  Hcddernheim  32. 

Votivsteine:  an  Apollo  126,i8;  an 
Jun.  et  Genius  loci  Asberg  67;    an 


Juppiter  von  der  Ahr  126,i5,  in  Rot- 
teuburg 33;  an  Isis  in  Köln  81 ;  an 
Mars  in  Trier  126,i3;  an  Mars  Le- 
mis  in  Fliessem  und  Trier  108;  an 
Mars  Loncetius  in  Worms  76;  an 
Mercur  in  Heidelberg  75. 

Classis  Germ,  in  Köln  175. 

Gehörtes:!  Ituraeorum  in  Rottweil  1 . 

Legion  es:  1  Min.  in  Bonn  78;  VllI 
Aug.  in  Oberflorstadt  48,  Rottenburg 
33;  XI  in  Rottweil  1;  XXII  in 
Mainz  43,  in  Mettlach  108,8,  in 
Oberflorsudt  48. 

Notabilia  varia:  Coresnius  45;  L. 
Caesar  in  Trier  119;  Turesus  110. 

Bömische  Gräber. 
bei  Fels  24 ;  in  Mainz  77 ;  in  Worms  50. 
Aschenkiste  in  Kirn  173. 
Sarg  bei  Cleve  25,  in  Köln  80. 

Kleinaltertumer. 

Elfenbeingriff  aus  Oberflorstadt  48. 

Gemmen  aus  Rottweil  1. 

Glas:  Mainz  77;  Rottweil  1. 

Metall.  Bronze:  Bleche  in  Cleve  25, 
Mainz  77,  Oberflorstadt  48,  Worms 
50 ;  Fibeln  in  Fels  24 ;  Kettchen  in 
Mainz  77 ;  Ring  aus  Rottweil  1 ; 
Spiegel  in  Fels  24 ;  Statuetten  eines 
Juppiter  in  Rottweil  1,  einer  Löwin 
aus  Worms  50;  Thonbecher  mit 
Bronzebeschlag  Rottweil  1. 

Eisengegenstände   aus    Ober- 
florstadt 48. 

Goldperlen  in  Mainz  77. 
Silber:  Löff'el  in  Trier  1 26,i6  n.  22. 

Thon:  Becher  mit  Bronze  überzogen 
aus  Rottweil  1 ;  Lämpchen  aus  Ober- 
florstadt 48 ;  Sigillatagcfässe  in  Rott- 
weil 1 ;  Terracottafigur  aus  Oberflor- 
stadt 48. 

Frankische  AlteriOmer. 

Gräber  bei  Dattenberg  66;  Schwabs- 
burg 49;  Schwetzingen  186. 

Varia. 
Scheibenfibel,goldene,vonSchwabs- 
burg  49. 

MQnzen. 

Römische  in:  Baden-Baden  30; 
Kreimbach  3 ;  Lembach  89 ;  Neuen- 
heim 186;  Oberflorstadt  48;  Rott- 
weil 1;  Strassburg  129;  Wallerstäd- 
ton  106;  Worms  50. 

Spätere:  des  15.  u.  16.  Jahrh.  in 
Siegen  93. 


Digiti 


zedby  Google 


JFundorie  und  Ortsangaben. 
Aachen  5,  92;  von  der  Ahr  126,i5; 
Andernach  182;  Asberg  67;  Baden- 
Baden  30;  Beckerslohe  153;  Beer- 
furter  Sclilösschen  2;  Bitburg  40; 
Bonn  45,  78, 147;  Born  46;  Bretten 
172;  Castell  bei  Saarburg  126,19; 
(/leve  25;  Damme  121;  Darmstadt 
117;  Dattenberg  66;  Fels  24;  Fen- 
tingen  7 ;  Fliessem  108, 9 ;  Florstadt 
90;  Geisenheim  91;  Gelbingen  88; 
Glanmünchweiler  65;  Grimmling- 
hausen 142;  Hartenburg  143;  Hed- 
dernheim  32,  84;  Heidelberg  75; 
lIünstoi*f  6;  Jagsthausen  56;  Karls- 
ruhe 172;  Kendenich  129;  Kirch- 
mohr 65;  Kim  173;  Köln  4,  79,  80, 
81,  120,  129,  174,  175;  Konstanz 
115;  Kreimbach  3;  Lembach  89; 
Limburg  143;  Mainz  43,  77;  Mann- 
heim 186;  Meerfeld  186;  Mehrholz 
13U;  Merdingen  172;  Mönchzell  186; 
Muhlberg  91;  Mussbach  22;  Xan- 
diezweiler  64,  65;  Neuenheim  186; 
Neuss  142;  Nierstein  63;  Oberflor- 
stadt 48,  87;  Offstein  21;  Riedlingen 
116;  Rilchingen  126,22;  Rottenbnrg 
33;  Rottweil  1;  Saalburg  20;  Schö- 
nauer  Hof  117;  Schwabsburg  49; 
Schweinschied  94,  136;  Schwetzin- 
gen 186;  Seebach  23;  Siegen  93; 
Strassburg  128;  Trier  108,9,  118, 
119,  126,11—14,21;  Wallerstädten 
106;  Wiesbaden  31;  Wolfskirchen 
163,  Worms  60,  76;  Xanten  133. 

Litteratur. 

ArnoJdi,  Katalog  seiner  Altertums- 
sammlung 27. 

Beisse I,  St.,  Geschichte  der  Aus- 
stattung der  Kirche  des  heil.  Victor 
zu  Xanten  11. 

Bissinger,  Funde  röm.  Münzen  in 
Baden  U.  100. 

Catalogue  de  la  collection  des  In- 
veutaires  -  Sommaires  des  archives 
departementales  etc.  h  1790    54. 

V.  Co  hausen,  Autiq.-techn.  Führer 
durch  das  Altertumsmuseum  zu  Wies- 
baden 122. 

—  Die  Mauerverbände  an  alten  Bau- 
w^erken  des  Rheinlandes  28. 

Cohen,  H.,  descr.  bist,  des  monnaies 
[romaines]  7.  Band  145. 

Dahm,  0.,  Die  Herrmannschlacht  180. 

Favier,  Catalogue  des  Mss.  de  la  soc. 
d'arch.  lorraine  13. 

Förster,  £ ,  Aus  der  Jugendzeit  42. 

Hardy,  Rum.  Legionen  von  Augustus 
bis  Septimius  47. 


[Rarster],  Katalog  der  bist.  Abtei- 
lung des  Museums  zu  Speier  26. 

Heierli,  Pfahlbauten,  9.  Bericht  124. 

—  Vorrömische  Gräber  im  Kanton 
Zürich  123. 

Hermann  u.  Jastrow,  Jahresb.  der 
Geschichtswissenschaft  6.  Jahrg.  14. 

d'Hoop,  La  Flandre  Orientale  et  ses 
anciennes  Archives  55. 

Hü  ff  er,  Alfred  von  Reumont  12. 

Jacobs,  Ed.,  Die  Schützenkleinodien 
und  das  Papageienschiessen  135. 

Kelleter,  Die  Landfriedensbundnisse 
zwischen  Maas  und  Niederrhein  im 
14.  Jahrhundert  53. 

Kunstdenkmäler  des  Grossherzog- 
tums Baden  I  181. 

L  i  e  n  a  r  d ,  Archäologie  de  la  Meuse  15. 

Menadier,  Die  Heilandspfennige  der 
Benedictinerabtei  Prüm  144. 

Mitteilungen  der  praehist.  Kom- 
mission der  kaiserl.  Akademie  der 
Wissenschaften  zu  Wien  104. 

Mo rnewegjK.,  Johann  V.  Dalbergl02. 

01s  hausen,  Neue  Gemmen  vom  Typus 
der  Alsener  97. 

Osborne,  Das  Beil  und  seine  typi- 
schen Formen  in  vorhist.  Zeit  178. 

Pulch,  Rintelner  Gymnasialprogramm 
1888,  98. 

Rein  ach,  S.,  Liste  des  oculistcs  ro- 
mains  105. 

Sammlung  von  Vorträgen,  gehalten 
im  Mannheimer  Altertums v.  H.    99. 

Schnapper- Arndt,  Jüdische  In- 
terieurs zu  Ende  des  17.  Jahrb.   9. 

Schneider,  F.,  Deutsche  Elfenbein- 
skulpturen des  frühen  Mittelalters  10. 

Schneider,  J.,  Die  alten  Heer-  und 
Handelswege  6.  B.  179. 

Valentin-Smith,  Fouilles  dans  la 
vall^e  du  Formans  en  1862    103. 

Wagner,  P.,  Der  Trierer  Kurfürst 
Philipp  Christoph  von  Sötern  8. 

Werveke,  Schram's  Catalogus  quar- 
tus  abbatum  Epternacensium  29. 

Wilmowsky,  Römische  Mosaiken  aus 
Trier  und  dessen  Umgegend  68. 

Wissmann,  K.,  Die  Weissenburger 
Linien  101. 

Wörner,  Kunstdenkmäler  im  Gross- 
herzogtum Hessen  (Kreis  Worms)  51. 

Zais,  E.,  Die  kurmainzische  Porzellan- 
manufaktur zu  Höchst  52. 

Mittelalterliche  und  spätere  Gegenstände, 

(.Müuzen  siehe  oben). 

Beerfurter  Schlusschen  2.  Grabfund 
von  Meerfeld  186.  Hartenburg  143. 
Hohenzoller'sche  Aufnahme  der  Bau- 


Digiti 


zedby  Google 


und  Kunstdenkmäler  69.  Lim- 
burg 14B.  Memorienstein  iu  Köln 
120.  Pfahlbau  in  Aachen  5,  92. 
Schwabsburg  49.  Seebach,  Kloster 
23.  Sycken  Huyss  36.  Thonfabri- 
kation  in  Aachen  5. 

Geiohrto  Gesolltchaften  und  Vereine. 

Aachen,  Stadtarchiv  134.  Badische 
histor.  Kommission  150.  Düsseldorf, 
Feier  zum  eOQjahrigen  Bestehen  der 
Stadt  83.  Hansischer  Geschichtsver- 
ein 151.  Köln,  Gesellschaft  für 
rbein.  Geschichtskunde  35,  Künste 
gewerbe-Museum  95,  Histor.  Museum 
»6.  Metz,  Ges.  für  lothr.  Gesch. 
132,  176.  Monumenta  Germaniae 
71.  München,  Histor.  Kommisson 
139.  Posen,  Generalversammlung  des 
Gesammtvereins  146.  Preussische 
Akademie  (latein.  Inschriften)  152. 
Strassburg,  Kunstgewerbemuseum  82. 
Xanten,  Ausgrabungen  133. 

Varia. 
Fritz  Möller  f  131. 

Berichterstatter  und  Mitarbeiter. 

Anthes  2.  Bissinger  30.  C  Uppers  81, 
129.  Drück  88.  Gross,  W.  56. 
Haug  1,  32,  33.  Hettner  15,  26,  40, 
es,  78,  81,  94,  108,  118,  119,  122, 
126,  131,  180.  Holländer  109.  Kel- 
ler, J.  49,  63.  Koehl  50,  70,  136. 
Koenen  175.  Kofler,  46,  48,  87,  90, 
91,  106, 107,  117.  Knod  102.  Mehlis 
3,  21,  22,  23,  64,  65,  125,  137, 143, 
153.  Miller  116.  Möller  34.  Momm- 
sen  44,  45.  Lamprecht  52,  53.  Leh- 
feld  181.  Naeher  128.  Otto  31, 
98.  Pick  5,  36.  Riese  84,  85. 
Schnütgen  51.  Schölten  25.  Setz 
116.  Stromberger  88.  Suchier  103. 
Wagner,  E.  138,  172.  vanWerveke 
6,  7,  24.  Zangemeister  20,  43,  57, 
67,  75,  76,  110. 

Vereinsnaciiriciiten 

anter  Redaktion  der  VereinsYorstftnde. 

Backnang  16,  184. 

Winterversanunlung  zu  Murrhardt  16. 

Kalchreuther,  Die  Parzifalsage  184. 

Knies  er,  Über  das  deutsche  Bürger- 
tum im  Mittelalter  16. 

Lumpp,  Die  Katakomben  16. 

Stingel,  Die  Handwerkszünfte  u.  die 
Verordnungen  u.  s.  w.  184. 


Birkenfdd  154. 

Generalversammlung.  Hügelgrab  bei 
Wickenroth.   Rom.  Spuren  um  Idar. 

Dürklwim  37,  72,  155. 
Versammlung  vom  3.  Januar  37,  vom 
April  72,  August  155. 

Düsseldorf  185. 
Bezüglich  der  Feier  des  600jährigen 
Bestehens  der  Stadt. 

Frankfurt 

17—19,  38—39,  47,  73—74,  111—113, 
140—141,  156—158. 

Ausflug  nach  Darmstadt  17,  nach  Lorsch 
und  Heppenheim  141,  nach  Münzen- 
berg und  Friedberg  113,  nach  Rot- 
tenburg an  der  Tauber  140.  Gene- 
ralversammlung vom  30.  Jan.  39. 

Basse,  Über  die  Frankfurter  Wohl- 
thätigkeitsanstalten  im  Mittelalter  18. 

Dechent,  Über  die  Frankfurter  Pfar- 
rerfamilie Ritter  157. 

—  Zensurprozess  gegen  die  Frankfur- 
ter Gelehrten  Anzeigen  47. 

Donner- von  Richter,  Über  die  Por- 
traitsfunde  von  Rubajjät  in  Mittel- 
ägypten 156. 

Heuer,  Über  die  Gefährdung  der  Frank- 
furter Messe  in  den  Jahren  1429  u. 
1430    141. 

Jung,  R.,  Archiv  für  Frankfurts  Ge- 
schichte 1,  Band   der  3.  Folge  74. 

—  Beziehungen  Huttens  u.  Sickingens 
zu  Frankfurt  112.  ^ 

—  Quellen  zur  Frankfurter  Geschichte 
2    141. 

—  Über  die  General vers.  des  Gesamtv. 
in  Posen  157. 

—  Über  Wederer's  Biographie  J.  Die- 
tenberg's  157. 

—  Über  die  Verhaftung  Voltaires  in 
Frankfurt  auf  Veranlassung  Fried- 
richs des  Grossen  39. 

Koch,  Wiederherstellung  der  zum  Rö- 
mer gehörigen  Gebäude  158. 

Kracauer,  Ein  Versuch  Ferdinands  II, 
die  Jesuiten  in  Frankfurt  einzufüh- 
ren 111. 

Kuthe,  Merkbuch  141. 

Nathusius-Neinstedt,  Familie  von 
Glauburg  am  Ende  des  16.  Jahrh.  73. 

Oven,  Friederike  Brion  von  Sesenheim 
113. 

—  Zum  Andenken  an  Gerhard  Tho- 
mas und  J.  Fr.  Böhmer  158. 

Padjera,  Bau  in  Sachsenhausen  113. 

—  Judenbrückchen  111. 


Digiti 


zedby  Google 


P  a  1 1  m  a  u  11 ,  Über  die  Frankfurter  Gold- 
schmiede des  16.  u.  17.  Jahrb.  38. 

Kiese,  Name  der  Römerstadt  Heddern- 
heim  112. 

Schmarsow,  Donatello  19. 

Schwemer,  Über  die  Reform  der 
preussischen  Heeresverfassung  nach 
dem  Tilsiter  Frieden  74. 

Mannheim  186. 
Depositen.  Fränkische  Funde  aus 
Schwetzingen.  Herausgabe  der  U. 
Serie  der  Vereinsvorträge.  Mittel- 
alterliche Erwerbungen.  Mittelalter- 
licher (?)  Grabfund  von  Meerfeld. 
Praehistorischer  Fund  bei  Mannheim, 
desgl.  aus  der  Schweiz.  Römische 
Münzen  von  Neuenfaeim.  Vereins- 
abende  und  Vereinsaustlug.  Vier- 
götteraltar von  Mönchzell.  Vorstand. 

Karlsriifie  114. 

Generalversammlung. 

Bö  ekel,  Über  die  deutschen  Ausgra- 
bungen auf  Pergamon. 

Lad  ewig,  Über  südrussische  und  ver- 
wandte Goldfunde  in  historischer  Be- 
ziehung. 

Luckenbach,  Neue  Forschungen  auf 
der  Akropolis. 

Rosenberg,  Geschichte  des  Zahn- 
stochers. 

Wagener,  Bronzegefässe  des  14.  u.  15. 
Jahrb.     Neue  Erwerbungen. 

Wilson,  Stellung  der  german.  Runen- 
in  der  Geschichte  der  Buchstaben- 
schrift. 

Strassburg  58—62,  159—165. 
Dracheuhof  159,  161.  Garten  und 
Fechtsaal  des  Akademiegebäudes  162, 
164.  Jahresbericht  165.  Kammer- 
zellsches  Haus  61,  160.  '  Regel- 
mässigere  Veröffentlichung  der  Pro- 


tokolle 160.  Schlossruine  bei  Baar  60  • 
Vorstandswahl  59. 

Euting,  Synagoge  in  Ruffach  60,  61. 

Martin,  Bezüglich  der  Geschichte  des 
Klosters  Murbach  159. 

Schlosser,  Rom.  Bäder  bei  Mack- 
weiler 60,  62. 

—  Rom.  Gräber  bei  Burbach  58. 

—  Rom.  Inschrift  aus  Wolfskirchen  163. 

—  Schatzfund  röm.  Münzen  d.  3.  Jahrh. 
bei  Lutter bach  58. 

—  ÜberdieBundebeiSaargemünden58. 
Stamm,  i;ber  die  alte  Gelehrtenschule 

in  Srhlettstadt  60. 
Straub,  Bronzefund  von  Selz  159. 

—  Crurifragae  62. 

—  Funde  von  Lembach  59. 

—  Giebelfeld    der    alten    Kirche    in 
Scharbach  Q2. 

—  Grabsteine  der  Familie  vonFleckeu- 
stein  162. 

—  Jahrbuch  der  Gesellschaft  13,  i  59. 

—  Verzeichnis  verschwundener  ehe- 
maliger Ortschaften  im  Elsass  59. 

—  Wandmalereien  im  Raspelhause  zu 
Strassburg  H2. 

W  i  e  g  a  n  d ,  Alamannenschlacht  vor 
Strassburg  60,  61. 

Stuttgart.  Altertumsverein  166. 

Stuttgart,  ArUhropol,  Verein  167—171. 

von  Föhr  f  1.67. 

von  Föhr,  Über  seine  Ausgrabungen 
auf  der  Münsinger  Alb  167. 

Fr  aas.  Über  die  XVUI.  anthrop.  Ver- 
sammlung 168. 

Hauff,  Die  Kupferperiode  169. 

V.  Holder,  Über  die  Anthropologie 
der  Verbrecher  171. 

Lampert,  Über  R.  Andree's  Studie 
„Die  Anthropophagie"  168. 

V.  Tröltsch,  Neues  aus  der  Pfahl- 
bauzeit 170. 


>--«»^^« 


Digiti 


zedby  Google 


Die  heimatliche  Geschichtsforschung  in  Holland')« 

.Von  Professor  P.  J.  Blök  in  Groningen. 


Das  Interesse  für  die  Landesgeschicbte  ist  in  Holland  schon 
sehr  frQhe  rege  geworden;  die  historischen  Reim  werke  des  Maer- 
lant  and  Stoke  bildeten  mit  den  verwandten  litterarischen  Arbeiten 
einen  sehr  beliebten  Lesestoff  der  Holländer,  die  sich  im  14.  Jahr- 
hundert den  Luxus  des  Lesens  erlaubten.  Bald  '  wurden  die  Reim- 
chroniken von  den  stets  wachsenden  lokalen  Prosachroniken  verdrängt, 
deren  das  14.  und  15.  Jahrhundert  eine  erhebliche  Anzahl  entstellen 
sah,  alle,  wie  die  Reimchroniken,  sich  hauptsächlich  auf  die  Grafschaften, 
das  Hei-zogtum,  das  Bistum  beziehend,  wo  sie  entstanden.  Den  Landes-  und 
Klosterchroniked  folgten  im  16.  und  17.  Jahrhundert  die  geschichtlichen 
Arbeiten  litterarisch  und  wissenschaftlich  gebildeter  Autoren  wie  Douza, 
Scriverius,  Hooft,  Brandt,  im  18.  die  Sammelwerke  (Privilegien- 
sammlungen) und  Stadtgeschichten. 

Vorzüglich  zur  Lokalgeschichte  fühlten  sich  die  stolzen  Bürger 
des  17.  und  18.  Jahrhunderts  lebhaft  hingezogen.  Wie  herrlich  nahm 
sich  die  Geschichte  ihrer  Städte  aus,  die  oft  auch  die  ihrer  eigenen 
Geschlechter  war,  ihrer  Vorfahren,  deren  Namen  auf  jeder  Seite  des 
Geschichtsbuches  geschrieben  standen!  Wie  stolz  wiesen  sie  hin  auf  die 
kräftigen  Folianten,  welche  die  mülisam  erkärapfteu  Privilegien  enthielten, 
das  Vermächtnis  der  Väter! 

Es  bleibt  dabei  völlig  dahingestellt,  ob  alles,  was  da  in  den 
Stadtgeschichten  zu  lesen  war,    wohl  verbürgt  war,    ob  die  erstaunende 

*)  Man  vgl.  zu  dem  Thema  U.  Pirenne,  De  POrganisation  des  etudes 
d'histoire  provinciale  et  locale  en  Belgiquc,  Westd.  Zs.  4,  113—138;  und 
G.  Meyer  von  Knonau,  Die  Veranstaltungen  für  die  Geschichtsforschung 
in  der  Schweiz,  Wrstd.  Zs.  5,  127-146.     D.  Red.  Lpt. 

Wrstii.  ZeitMshr.  f.  Gevch.  n.  Kunst    VIT,     I.  1 


Digiti 


zedby  Google 


2  P.  J.  Blök 

Menge  der  gedruckten  Privilegien  wohl  immer  befolgt  wurde,  ob  die 
gut  bezahlten  Genealogen  wohl  immer  die  Belege  für  ihre  schmeichel- 
haften Behauptungen  beizubringen  im  Stande  waren,  ob  wohl  die  Stadt- 
archive alle  Archivalien  besassen,  die  sich  in  ihren  Räumen  befinden 
sollten :  —  genug,  viele  Umstände  wirkten  zusammen  zur  Herstellung  der 
Thatsache,  dass  die  holläodischen  Patrizier  der  Republik  sich  für  die 
lokale  und  provinziale  Geschichte  besonders  interessierten. 

Die  Sammlungen  des  A..Matthaeus  für  mittelalterliche  Geschichte, 
des  van  Mieris  für  Holland  und  Seeland,  des  van  de  Wall  für 
Dordi*echt,  des  Schwartzenberg  für  Friesland,  des  Racer  und  Dum- 
bar  für  Overijsel,  des  Bon  dam  für  Gelderland,  des  de  Sitter  für 
Groningen,  des  K.  Burman  für  Utrecht;  die  Stadtgeschichten  des  Wa- 
genaar (Amsterdam)y  van  Mieris  (Leiden),  de  Riemer  (den  Haag), 
Dumbar  (Deventer)  u.  s.  w.  sind  die  Ergebnisse  des  regen  lokal-  und 
provinzialgeschichtlichen  Treibens  in  der  letzten  Zeit  der  Republik. 
Grossartig  angelegt  ist  die  wertvolle  Sammlung:  de  Tegenwoordige 
Staat  der  Vereenigde  Nederlanden,  eine  statistisch -historische 
Beschreibung  der  ganzen  Republik,  deren  erster  Band  im  J.  1739  er- 
schien; jede  Provinz  ist  in  dieser  Sammlung  mit  grosser  Genauigkeit 
von  einem  oder  mehreren  in  der  lokalen  und  provinzialen  Geschichte 
wohl  bewanderten  Gelehrten  beschrieben,  so  dass  noch  jetzt  dieses 
Sammelwerk  die  Grundlage  der  provinzialen  und  lokalen  Geschichts- 
forschung genannt  werden  kann.  Verwandter  Natur  ist  die  Arbeit  des 
Kirchenhistorikers  van  Heussen;  Historia  Episcopatuum  foede- 
rati  Belgii,  übersetzt  von  van  Rijn  unter  dem  Titel :  Orfdheden  en 
Gestiebten  (der  respektiven  Provinzen). 

Auch  im  19.  Jahrhundert  blieb  das  Interesse  für  lokale  und  pro- 
vinziale Geschichte  bestehen:  Driessen's  Monumenta  Groningana, 
Nijhoffs  Gedenkwaardigheden  uit  de  geschiedenis  van  Gel- 
derland, van  Spaen's  und  van  Hasselt's  Geldrische  Studien,  Mag- 
nin's  Arbeiten  über  Drente  legen  davon  Zeugnis  ab. 

Das  19.  Jahrhundert  aber  und  zwar  das  zweite  Viertel  sah  vor 
allen  Dingen  die  Organisierung  der  lokalen  und  provinzialen  Forschung 
durch  die  Errichtung  städtischer  und  provinzialer  Vereine,  die  mit  gros- 
sem Eifer  Hand  ans.  Werk  legten,  um  die  einzelnen  Forscher  materiell 
zu  unterstützen.  Es  ist  wahr,  dass  der  Dilettantismus  in  diesen  Ver- 
einen oft  bedenklich  wucherte;  dass  oft  viel  Geld  ausgegeben  wurde  für 
Ausgaben,  die  die  Wissenschaft  in  keiner  Hinsicht  förderten ;  dass  haar- 
sträubende  Ketzereien   in   den   Handelingen    und   Verslagen   dieser 


Digiti 


zedby  Google 


Die  heimatliche  Geschichtsforschung  in  Holland.  3 

Vereine  mit  grosser  Naivität  niedergeschrieben  wurden,  doch  ist  in 
dieser  Beziehung  in  späteren  Jahrzehnten  ein  erheblicher  Fortschritt 
wahrzunehmen.  Neben  dem  allgemeinen  Fortschritt  der  historischen 
Wissenschaft  hat  die  bessere  Organisation  der  Archive  seit  ungefähr  1850 
die  lokale  Geschichtsforschung  in  wissenschaftliche  Bahnen  weiter  gelenkt. 
Schon  im  vorigen  Jahrhundert  waren  die  niederländischen  städti- 
schen und  provinzialen  Archive  dem  Forscher  nicht  unzugänglich,  falls 
er  erstens  zu  einem  der  betreffenden  Magistrate  in  näherer  Beziehung  stand, 
zweitens  in  seinen  Studien  der  Gegenwart  nicht  allzu  nahe  kam.  Die  Bei- 
spiele der  obengenannten  Autoren  beweisen  diese  Behauptung:  sie  be- 
nutzten die  Archive  in  oft  verhältnissmässig  sehr  freier  Weise.  Doch 
Hess  die  Ordnung  der  Archive  selbst  wohl  zu  wünschen  übrig:  was  da 
zu  finden  war,  lag  nicht  in  Reih  und  Glied  zusammen;  vieles  sehr 
Merkwürdige  war  schon  damals  verschwunden,  entweder  durch  Vernach- 
lässigung oder  auch  durch  allzu  grosse  Fürsorge,  deren  Ursache  nicht 
weit  zu  suchen  ist ! 

Auch  hier  brachte  die  Revolution  Gutes  und  Böses :  böse  war  es, 
dass  manches  Archiv  geplündert,  vernichtet  oder  zerrissen  wurde;  gut 
war  es,  dass  im  Jahre  1800  der  gelehrte  van  Roijen  im  Vertegen- 
woordigend  Lichaam  der  Bat.  Republik  die  Zusammenstellung  der 
überall  zerstreuten  Archive  der  hohen  Staatskollegien  lebhaft  beantragte  ^). 
Das  Vertegenwoordigend  Lichaam  verschwand  in  den  konstitutio- 
nellen Kämpfen  der  niederländischen  Revolution,  van  Roijen *s  Antrag 
aber  veranlasste  im  Juli  1802  die  Ernennung  des  verdienten  Historikers 
van  Wijn  zum  Reichsarchivar,  welchem  zunächst  für  die  Zeit  von  fünf 
Jahren  die  Inspektion  und  Triage  der  departementalen  (provinzialen) 
nnd  städtischen  Archive  aus  der  Zeit  vor  1648  befohlen  wurde. 
Diese  Ernennung  veranlasste  wieder  diejenige  von  mehreren  departemen- 
talen und  selbst  städtischen  Archivaren:  in  Geiderland,  Friesland,  Zee- 
land,  Utrecht,  zu  Leiden  (wo  der  hervorragende  Prof.  Kluit  das  Archiv 
inventarisierte)  und  anderswo.  Überhaupt  darf  man  sagen,  dass  seit 
1802  die  wissenschaftliche  provinziale  und  städtische  Archivverwaltung 
in  ihre  Entstellungsperiode  eingetreten  ist. 

Van  Wijn 's  Ernennung  wurde  vom  König  Louis  Napoleon  in 
eini;  definitive  verwandelt.  Die  Zeiten  einer  re^'elmässigen  Entwickelung 
des  niederländischen  Arcliivwesens  waren  aber  noch  nicht  da.    Die  fran- 

')  Siehe  Bakliuizcn  van  den  Brink,  Overzicht  van  het  Rijks- 
archief,  und  Hubrecht,  de  Onderwijswetten  in  Noderland  (Abt.  5 
Bd.  II). 

1* 

Digitized  by  VjOOQ IC 


4  P.  J.  Blök 

zösische  Herrschaft  vernichtete  fast  die  kaum  sichtbaren  Keime:  schon 
1811  wurde  das  umfangreiche  Archiv  der  Staten-Generaal  nach 
Paris  geschickt,  im  folgenden  Jahre  auch  das  sogenannte  alte,  von 
van  Wijn  geleitete,  Archiv  mit  gleichem  Schicksal  bedroht,  das  Dekret 
dazu  schon  ausgefertigt.  Die  holländischen  Archivbeamten  thaten,  was 
sie  konnten,  die  Ausfülirung  des  verhängnissvollen  Dekrets  zu  ver- 
schieben; der  mit  der  Ausführung  beauftragte  französische  Beamte  zu 
Paris  (glücklicherweise  auch  holländischer  Herkunft),  wusste  das  Aus- 
packen der  schon  nach  Paris  übergeschickten  Archivalien  zu  hinter- 
treiben und  so  kam  es,  dass  1813  Alles  ungeöffnet  zurückkehrte.  Vom 
ersten  König  der  Niederlande  wurde  van  Wijn  am  11.  März  1814 
wieder  zum  Reichsarchivar  ernannt  und  die  Ordnung  der  Reichsarchive 
ihm  befohlen.  Van  Wijn,  de  Jonge  (seit  1831),  Bakhuizen  van 
den  Brink  (seit  1853),  van  den  Bergh  (seit  1865),  jetzt  van  Riems- 
dijk  (seit  1887),  leiteten  seitdem  das  Reichsarchivwesen. 

Schon  van  Wijn  hatte  auf  die  provinzialen  und  städtischen  Ar- 
chive seine  Aufmerksamkeit  gelenkt.  In  1826  wurde  die  Organisation 
und  Inventarisation  der  provinzialen  und  städischen  Archive  nachdrück- 
lich geboten,  in  erster  Stelle  mit  Hinsicht  auf  den  Plan,  einem  zu  er- 
nennenden (aber  niemals  ernannten)  „Reichshistoriker"  die  Bearbeitung 
einer  grossen  allgemeinen  Reichsgeschichte  zu  erleichtern.  Die  dama- 
ligen Rapporte  der  provinzialen  Gubernatoren  über  den  Zustand  der 
provinzialen  Archive  zeigen,  dass  in  den  meisten  Provinzen  dieser  Zu- 
stand ein  sehr  trauriger  war.  Die  Rapporten  wurden  sorgföltig  gesam- 
melt, das  Archivwesen  aber  blieb  wie  es  war.  Das  Reglement  von 
1829  für  die  Benutzung  der  Archive  war  das  einzige  Ergebnis  dieses 
kurzen  Erwachens.  Auch  in  den  zwei  folgenden  Jahrzehnten  wurde 
von  der  Reichsregierung  für  die  Archive  wenig  gethan;  die  belgischen 
Unruhen  und  die  bald  darauf  entstandenen  konstitutionellen  Bewegungen, 
gewiss  auch  der  traurige  Zustand  der  niederländischen  Finanzen  sind 
hauptsächlich  an  diesem  Stillstand  schuld.  Gegen  den  Schluss'  dieser 
Periode  wurde  auf  Antrag  der  Leidener  Maatschappij  van  Letterkundc 
und  der  Utrechter  ProvinzialenGesellschaft  ein  furchtsamer  Schritt 
gethan  auf  dem  schon  im  Jahr  1826  angebahnten  Wege:  drei  provin- 
ziale  Archivare  wurden  mit  kleinen  jährlichen  Zulagen  bedacht.  Der 
allgemeine  Zustand  der  Archive  war  aber  1844  nicht  viel  besser  als 
1826 :  drei  Provinzen  und  beinahe  alle  Städte  thaten,  wie  damals  rap- 
portiert wurde,  gar  nichts  für  das  Archivwesen,  besassen  nicht  einmal 
Archivare,  während  in  den  übrigen  Provinzen  und   in  etlichen  Städten, 


Digiti 


zedby  Google 


bie  heimatliche  Geschichtsforschung  in  Holland.  5 

wo  Beamten   dieser  Art  ernannt   waren,    die  Ordnung  der  Archive  mit 
massigem  Eifer  betrieben  wurde. 

So  standen  die  Sachen,  als  die  Ausgabe  der  Archives  de  la 
Maison  d'Orange  von  Groen  van  Prinsterer  und  die  Forschungen 
des  späteren  Reichsarchivars  van  den  Bergh  das  Interesse  fQr  archi- 
valische  Studien  aus  dem  Todesschlafe  erweckten,  in  erster  Stelle  zu 
Utrecht  und  Leiden,  wo  die  obengenannten  Gesellschaften  schon  damals 
Mittelpunkte  historischer  Forschung  bildeten.  Man  wandte  sich  an  die 
centrale  Regierung  und  wies  auf  den  traurigen  Zustand  der  Archive  hin. 

Die  Regierung  entsprach  den  von  vielen  Seiten  herangebrachten 
Bitten  und  befahl  1847  den  provinzialen  Autoritäten  abermals,  tlber 
das  Archivwesen  zu  rapportieren.  Von  den  1 1  Provinzen  sandten  indes 
nur  7  ihre  Rapporten  ein,  aus  welchen  die  Wahrheit  der  erhobenen 
Klagen  genugsam  erhellte.  Aber  die  Zeiten  waren  erfallt.  Der  rechte 
Mann  zur  eingehenden  Verbesserung  des  niederländischen  Archivwesens 
war  bald  gefunden:  der  geniale  Gelehrte  Bakhuizen  van  den  Brink, 
schon  seit  1845  zu  Wien  und  Brüssel  mit  archivalischen  Arbeiten  be- 
schäftigt, wurde  1851  vom  Minister  Thorbecke  zum  Beamten  am 
Reichsarchiv  ernannt.  Mit  seiner  Ernennung  als  Reichsarchivar  (1853) 
&Dgt  eine  neue  Periode  an.  Was  Gachard  in  Belgien  gewesen  ist 
war  in  Holland  in  dieser  Hinsicht  Bakhuizen,  der  bei  seinen  Ent- 
würfen oft  die  belgischen  Einrichtungen  zum  Muster  nahm. 

Bakhuizen  hat  zuerst  völlig  gebrochen  mit  der  veralteten  Auf- 
lassung des  Archivwesens,  die,  wie  er  treflfend  sagte,  in  der  Regel  hene 
vixü  qui  hene  laiuit  ihre  Norm  fand:  das  neue  sehr  freisinnige  Regle- 
ment für  die  Benutzung  der  Reichsarchive  (1856)  war  sein  Werk.  Er 
brachte  die  zerstreuten  Archive  der  hohen  Staatskollegien  zusammen  im 
Gebäude  des  Reichsarchivs  zu  's  Gravenhage.  Er  machte  den  Anfang 
mit  der  Organisation  des  Reichsarchivs;  seine  0 verzieht  blieb  leider 
unvollendet,  wie  so  Vieles  von  dem,  was  er  angefangen  hat.  Er  wies 
auf  die  überall  zerstreuten  Archive  der  alten  Gerichtshöfe  hin  und  fasste 
zuerst  den  Gedanken  sie  zu  sammeln.  Er  hat  die  ersten  Versuche  ge- 
macht die  provinzialen  Archive  mit  dem  Reichsarchiv  im  Haag  in  steten 
Zusammenhang  zu  bringen,  sie  vollends  in  Reichsarchive  zu  verwandeln. 
Er  hat  zuerst  die  Errichtung  von  neuen  guten  Archivgebäuden,  die 
jährliche  Veröffentlichung  der  Rapporten  der  provinzialen  Archivare 
beantragt.  Sein  Tod  im  Jahr  1865  war  ein  schwerer  Unfall  für 
das  spätere  niederländische  Archi^^wesen,  dessen  Schöpfer  er  genannt 
werden  kann. 


Digiti 


zedby  Google 


6  P.  J.  ßiok 

Unter  seinem  Nachfolger  van  den  Bergh  wurde  im  Reichsarchiv 
selbst  allmählich  fortgesetzt,  was  Bakhuizen  angefangen  hatte.  In  erster 
Stelle  aber  war  es  der  Referendar  beim  Ministerium  des  Innern  Dr.  jur. 
Victor  de  Stuers,  der  mit  energischer  Arbeitskraft  Bakhuizen's  Pl&ne 
ausführte  und  das  niederländische  Archivwesen  weiter  zur  Entwickelun« 
brachte:  die  provinzialen  Archive  wurden  eines  nach  dem  andern  in 
Reichsarchive  verwandelt;  modern  eingerichtete  provinziale  Archivgebände 
errichtet;  die  gerichtlichen  Archive  unter  Reichsverwaltung  gebracht 
(seit  1879);  die  Archivrapporte  jährlich  veröffentlicht  (ebenfalls  seit 
1879).  So  hat  in  den  letzten  10  Jahren  das  niederländische  Archiv- 
wesen neues  Leben  empfangen;  Vieles  ist  noch  zu  thun  tlbrig,  aber  Vieles 
ist  auch  schon  gethan,  und  die  Regierung  hat  jetzt  für  diesen  Zweig  der 
Verwaltung  ein  offenes  Auge,  was  jedermann  erkennen  muss,  der  das  Budget 
der  Archive  (Abth.  Kunst  und  Wissenschaft)  von  1887  mit  dem  von 
1877  vergleicht. 

Die  Wirksamkeit  Bakhuizen's  hatte  auch  auf  den  Zustand  der 
städtischen  Archive  Einfluss,  wiewohl  sein  Entwurf,  auch  die  alten  Stadt- 
archive, wie  es  später  mit  den  provinzialen  Archiven  geschehen  ist,  zu 
Reichsarchiven  zu  erklären,  glücklicherweise  nicht  zur  Ausführung  kam  und 
den  althergebrachten  autonomen  Begriffen  in  den  holländischen  Städten 
zufolge  auch  nicht  leicht  kommen  wird.  Die  grösseren  Stadtarchive  werden 
von  speziell  dazu  ernannten  Stadtarchivaren  inventarisiert  und  gewisser- 
massen  geordnet.  Bis  jetzt  aber  wurde  das  städtische  Archivwesen  in 
den  meisten  Städten  nur  stiefmütterlich  besorgt:  viele  Städte,  deren 
Budgete  meistenteils  mit  schweren  Ausgaben  für  öffentliche  Arbeiten  und 
öffentlichen  Unterricht  belastet  sind,  nahmen  Anstand,  feste  Archiv- 
beamten zu  ernennen  und  wo  sie  dazu  kamen,  wurde  die  Stelle  oft 
nur  dürftig  besoldet.  In  den  grösseren  Städten  geht  die  Besoldung  von 
800  bis  15Ü0  Gulden,  in  den  kleineren  werden  nur  einige  hundert 
Gulden  dafür  angewiesen,  wenn  sie  überhaupt  Archivare  haben  '). 

Aber  es  wird  Zeit  von  der  lokalen  Forschung  selbst  zu  sprechen 
und  zu  sehen,  was  in  den  Provinzen  in  dieser  Hinsicht  geschehen  ist 
oder  noch  zu  thun  übrig  bleibt. 

Fangen  wir  an   mit   der  nördlichsten  Provinz,   mit  Groningen. 

Hier  bestand  seit  1761  die  Gesellschaft  Pro  Excolendo  Jure 
Patrio,  die,  wie  ihr  Name  andeutet,  ursprünglich  die  Rechtsgeschichte 
zum  Arbeitsgebiet  erkor;   ihre   hauptsächlich   sich   auf  die   provinziale 


')  Die  Besoldung  der  provinzialen  Reichsarchivare  beträgt  durchschnitt- 
lich f.  2000,  die  der  Archivsekretäre  (Commies-Chartermeeaters)  f.  1000. 


Digiti 


zedby  Google 


bie  heimatliche  äeschichtsforschung  in  Holland  7 

Rechtsgeschichte  beziehenden  Ausgaben  waren  wertvoll  und  zahlreich; 
in  den  letzten  Jahrzehnten  beschäftigte  sie  sich  fast  ausschliesslich  mit 
dem  heutigen  niederländischen  Recht;  ihre  jetzt  in  den  Räumen  der 
Groninger  Universitätsbibliothek  untergebrachte  Bibliothek  bildet  mit 
dieser  in  provinzialen  Sachen  ebenfaUs  reichen  Bücher-  und  Manuscrip- 
tensammlnng  eine  der  reichsten  rechtshistorischen  Bibliotheken  des  ganzen 
Landes.  Anbei  beschäftigte  die  Gesellschaft  sich  auch  mit  der  lokalen 
Geschichte,  eine  eigentliche  historische  Gesellschaft  bestand  hier  aber 
nicht  vor  dem  Winter  1886:  das  damals  errichtete  Historisch  Ge- 
nootschap,  das  sich  an  erster  Stelle  mit  der  provinzialen  und  lokalen 
Geschichte  zu  beschäftigen  gedenkt,  ist  klein  und  trägt  einen  Privat- 
charakter. 

Aus  diesem  Mangel  an  einer  einheitlichen  Organisation  ist  jedoch 
nicht  zu  schliessen,  dass  die  lokale  Forschung  in  Groningen  völlig  ver- 
nachlässigt wäre:  das  Groninger  Archiv  war  seit  langen  Jahren  der 
Mittelpunkt  eifriger  Forschungen  historischer  Natur.  Seit  1824  stand 
hier  der  Archivar  Driessen  an  der  Spitze  der  lokalen  Historiker:  ihm 
folgte  1831  der  ältere  Feith,  dessen  Sohn  und  Enkel  heute  das  Archiv 
leiten.  Driessen  sammelte  hier  seine  Monumenta  Groningana 
(4  Bde,  1822 — 1830),  ein  Urkundenbuch,  das  aber  dringend  der  Er- 
gänzung bedarf;  der  ältere  Feith  fand  hier  das  Material  für  seine 
erschöpfenden  Studien  zur  Groninger  Rechtsgeschichte  (het  Groninger 
Beklemrecht,  2  Bde,  1828—1837)*);  sein  Sohn  gab  ein  ausführ- 
liches Register  van  het  archief  van  Groningen  (6  Bde.,  1853 
bis  1858  mit  späteren  Supplementen).  Das  Archiv  (provinziales  und 
städtisches)^)  ist  gut  geordnet.  Aus  seinen  Schätzen  schöpften  die  Her- 
ausgeber^ der  Bijdragen  tot  de  geschiedenis  van  Groningen 
(10  Bde,  1864 — 1873),  einer  reichhaltigen  Sammlung  lokaler  Studien, 
wie  der  ehemalige  Groninger  Volksalmanak  (1837 — 1851). 

Die  kleineren  Städte  und  Dörfer  der  Provinz  besitzen  nur  sehr 
wenige  alte  Stücke,  deren  grosse  Menge  sich  in  Privatbesitz  befindet  bei 
den  Fa^iilieu,    die  hier  seit  dem  14    Jahrhundert   die  Macht  besassen, 


*)  Für  die  Gron.  Rechtsgeschichte  hat  man  übrigens  eine  Menge  Mono- 
graphieen,  meistens  Doctordissertationen  der  Groninger  Universität,  seit  dem 
Schloss  des  vorigen  Jahrhunderts.  Sehr  gut  ist  J.  A.  Feith,  Geschie- 
denis van  het  Gericht  van  Selwerd,  1886,  sehr  interessant  auch  für 
die  deutsche  Rechtsgeschichte  im  Allgemeinen. 

*)  Ältere  Urkunden  aus  dem  13.  Jahrh. 

*)  Unter  ihnen  hatte  Acker  Stratingh  eine  sehr  genaue  Kenntnis  der 
Gron.  Topographie. 


Digiti 


zedby  Google 


Ö  t.  J.  Blök 

den  Nachkommen  der  alten  Friesischen  Häuptlinge  und  der  städtischen 
Patrizier;  ihre  Geschichte  ist  wenig  bearbeitet. 

Von  den  Groninger  Chroniken  nennen  wir  die  Chronik  des  Emo 
nnd  Menko,  Klosterchronik  des  Klosters  Wittewierum  (13.  Jahrh.), 
die  Klosterchronik  von  Aduard  (16.  Jahrh.),  den  Anonymus  de  Re- 
bus Ultrajectinis  (13.  Jahrb.),  die  Groninger  Chroniken  des  Lemego 
(16.  Jahrh.)  und  des  Benninge  .(16-  Jahrb.)  des  Phebens  und  des 
Rengers  (16.  Jahrb.);  etliche  Chroniken,  des  16.  Jahrhunderts  warten 
der  Ausgabe. 

Am  wenigsten  erfreuen  sich'  die  antiquarischen  Studien  in  dieser 
Provinz  einer  erwünschten  Pflege;  erst  seit  1873  besitzt  man  hier  ein 
kleines  provinziales  Museum  (Oudheidkundig  Kabinet),  hauptsächlich 
aus  römischen,  friesischen  und  sächsischen  Antiquitäten  bestehend,  welche 
in  den  hier  Wierden  genannten  künstlichen  Anhöhen,  den  alten  Wohn- 
stätten der  Bevölkerung,  gefunden  wurden. 

Friesland's  Geschichte  hat  seit  dem  15.  Jahrhundert  bei  den 
Friesen  selbst  ein  lebendiges  Interesse  gefunden;  in  keiner  Provinz  ist 
noch  jetzt  das  Interesse  der  Bevölkerung  an  den  lokalgeschichtlichen 
Studien  so  ungemein  gross  wie  hier. 

An  der  Spitze  der  Forschung  steht  hier  seit  1827  das  Friesch 
Genootschap  zu  Leeuwarden,  jetzt  unter  oberster  Leitung  des  be- 
kannten Numismatikers  Dr.  juris  J.  Dirks  und  beiuahe  500  Mitglieder 
zählend,  deren  jedes  f.  5  jährlich  beiträgt.  Aus  diesen  Beiträgen,  weiter 
aus  Geschenken  und  anderen  zufälligen  Einkünften  bestreitet  diese  Ge- 
sellschaft, wie  die  anderen  provinzialen  Gesellschaften  dieser  Art  in  den 
Niederlanden,  ihre  Ausgaben.  Ausser  den  jetzt  erschienenen  16  Bänden 
ihrer  Zeitschrift  de  vrije  Fries  (1839 — 1887),  die  viele  lokale  Studien 
enthält  und  den  Frieschen  Volksalmanak  (1835  —  1866)  gänzlich 
verdrängt  hat,  ausser  den  jährlichen  Verslagen  und  Handelingen 
ihrer  wintermonatlichen  Abendversammlungen,  hat  die  Gesellschaft  eine 
Reihe  von  Werken  herausgegeben,  unter  denen  die  alten  friesischen 
Chroniken  des  15.  und  16.  Jahrhunderts  (Gesta  Frisionum,- Freske 
Riim,  Tractatus  Alvini,  Worp  van  Thabor,  Janko  Douwama? 
Proeliarius,  Gesta  abbatum  Horti  S.  Mariae)''),   die  Briefe  des 


^  Die  genannten  sind  die  wertvollsten  Chroniken ;  einige  weniger  merk- 
würdige aus  dem  15.  und  16.  Jahrhundert  sind  in  älteren  Ausgaben  vor- 
banden. Für  die  Klosterchroniken  ist  bis  jetzt  wenig  gethan ;  der  beste  Kenner 
des  friesischen  Klosterwesens,  Dr.  theol.  Wybrands  zu  Leiden,  ist  leider 
vor  kurzem  gestorben.     In  der  Kirchengeschichte  Frieslands  überhaupt  haben 


Digiti 


zedby  Google 


t>ie  heimatliche  Geschichtsforschung  in  Holland.  9 

A^gäas  de  Albada  (von  Friedländer),  die  Denkwürdigkeiten  des 
Staatsmannes  Sicco  van  Goslinga,  das  Leben  Coehoorn's,  die  alten 
Friesche  Wetten  (von  Hettema),  die  Lex  Frisionum  u  s.  w. 
Die  Gesellschaft  besitzt  eine  wertvolle  Bibliothek,  reich  an  auf  die 
Friesische  Geschichte  sich  beziehenden  Büchern  und  Manuskripten,  und 
ein  sehr  merkwürdiges  und  reiches  Museum ;  die  Pietät  der  Friesen,  ihr 
berechtigter  Stolz  auf  ihrer  ruhmvollen  Geschichte  äussert  sich  in 
reichen  Gaben   an   diese  gewissermassen  nationale  Stiftung. 

Die  lohnenden  antiquarischen  Forschungen  im  Boden  Frieslands 
werden  von  der  genannten  Gesellschaft  geleitet,  das  Ausgraben  der 
Terpen,  der  in  Groningen  Wi erden  genannten  Anhöhen,  unter  ihrer 
Mitwirkung  oder  Aufsicht  betrieben.  Die  Resultate  dieser  Ausgrabungen, 
welche  in  früherer  Zeit  leider  mehr  dilettantisch  geleitet  wurden,  sind 
einheitlich  zusammengefasst  vom  Leidener  Conservator  des  Ant.  Museums, 
Dr.  W.  Pleyte,  in  seiner  monumentalen  Arbeit  Nederlandsche 
Ondheden  tot  op  den  tijd  van  Karel  den  Groote®)  (Lei- 
den, Brill). 

Wiewohl  im  Allgemeinen,  wie  das  bei  Gesellschaften  dieser  Art 
ganz  natürlich,  ein  gewisser  Dilettantismus  in  der  Wirksamkeit  der 
Friesischen  Gesellschaft  nicht  abzuleugnen  ist  —  manche  Ausgabe  der 
Gesellschaft,  besonders  aber  ihre  Verslagen  und  Handelingen, 
beweisen  diese  Behauptung  — ,  hat  sie  doch  mit  ihren  beschränkten 
Mitteln  Bewunderungswürdiges  geleistet  und  die  Liebe  zur  .lokalen  und 
provinzialen  Geschichte  bei  den  Friesen  nicht  wenig  gefördert;  in  fast 
jedem  Dorfe  der  Provinz  zählt  sie  ihre  Mitglieder,  die  sozusagen  ein 
grosses  Netz  historischer  Forschungsorgane  bilden. 

Die  Archive  %  an  erster  Stelle  das  provinziale  Archiv^  sind  nicht 
got  geordnet,  das  best  geordnete  ist  noch  das  Leenwarder  Stadtarchiv, 
wo  der  verstorbene  Archivar  Eekhoff  das  Material  fand  für  seine 
populäre  Geschiedenis  van  Leeuwarden;  weniger  Wert  hat 
seine  sehr  dilettantisch  gehaltene  Geschiedenis  van  Friesland  ^^). 

auch  Prof.  Reitsina  zu  Groningen  und  Dr.  juris  Boeles  zu  Leeuwarden 
gearbeitet. 

*)  Erschienen  sind  bis  jetzt  die  Abteilungen:  Friesland,  Groningen, 
Dreote,  Overijsel;  die  übrigen  Provinzen  werden  folgen. 

*)  Älteste  Urkunden  aus  dem  13.  Jahrh.,  aber  nur  wenige;  die  grosse 
Menge  fängt  erst  im  15.  Jahrb.  an. 

")  Viel  besser  ist  Hooft,  Friesland  en  de  Friezen  in  de  Mid- 
deleeuwen  (Brill  1883),  nächst  Richthofen,  Friesische  Rechtsge- 
schicbte,  und  Verwijs,  de  Oorlogen  van  hertog  Albrecht  tegen  de 
Friezen,  das  beste  über  fr.  Geschichte. 

Digitized  by  VjOOQ IC 


lO  t*.  J.  Blök 

Die  kleineren  Stadtarchive*^)  sind  wenig  geordnet.  Dr.  jur.  Telting 
sammelte  hier  seine  Friesche  S tadrechten  (den  Haag  1883),  das 
Material  für  sein  Oudfriesch  Stadrecht  (ibid.  1882)'*).  Eine 
Menge  Archivalien  sind  auch  hier  in  den  Arcliiven  der  alten  Haupt- 
lingfamilien  zu  suchen. 

Ein  Urkundenbuch  hat  Friesland  im  Groot  Placcaet  en 
Charterboek  van  Friesland  bis  1686  vom  Freiherrn  thoe 
Schwartzenberg  (5  Bde,  1768 — 1793),  wozu  in  sp&terer  Zeit  der 
jetzige  Reichsarchivar  im  Haag,  Dr.  jur.  van  den  Bergh,  und  der 
vorige  Archivar  der  Provinz,  Colmjon,  ergSinzende  Urkundenlisten 
gaben.  Ein  neues  kritisch  gehaltenes  Urkundenbucli  ist  erwQnscht, 
steht  aber  noch  in  weiter  Ferne. 

Die  kleine  Provinz  Drente,  in  antiquarischer  Hinsicht  durch 
ihre  Hflnengräber  (Hunnebedden),  in  rechtshistorischer  durch  ihre 
alten  Rechtsinstitute  vielleicht  die  interessanteste  von  allen,  ist  in  eigent- 
lich historischer  Beziehung  wenig  untersucht,  besass  auch  keine  eigent- 
liche Stadt  und  hatte  auf  die  Geschichte  der  Nation  wenig  Einfluss. 
Das  provinziale  Archiv  zu  Assen  enthält  meistens  unbedeutende  Akten- 
stücke, das  kleine  städtische  Archiv  zu  Coevorden  ist  arm;  ein 
Urkundenbuch  für  Drente  ist  nicht  vorhanden,  doch  sind  viele  Drent- 
ische.  Urkunden  in  Driessen's  Monumenta  Groningana  aufgenom- 
men. Der  vorige  Archivar  der  Provinz,  Magnin,  war  auf  längere 
Zeit  der  einzige,  der  sich  eingehend  mit  der  lokalen  Geschichte  be- 
schäftigte. Seine  Werke,  de  voormalige  Kloosters  in  Drente 
(Groningen  1835)  und  das  grössere  Geschiedkundig  Overzicht  van 
de  besturen  in  Drente  (3  Bde,  Gron.  1838 — 1850)  sind  leider 
beide  ziemlich  unkritisch  angelegt.  In  den  letzten  Jahren  wurde  das 
Interesse  für  lokale  Geschichte  hier  rege:  ein  neuer  Drentsche 
Volksalmanak,  an  den  früheren  (1837 — 1868)  anschliessend,  wurde 
im  J.  1882  ausgegeben;  die  vortreffliche  Doctordissertation  des  Gro- 
ninger  Privatdocenten  Dr.  jur.  Gratama,  Bijdrage  tot  de  rechts- 
geschiedenis  van  Drente,  hat  dies  interessante  Stück  Deutscher  Rechts- 
geschichte vielfach  beleuchtet;  Prof.  FockemaAndreaezu  Leiden  gab 
in  der  juridischen  Zeitschrift  RechtsgeleerdMagazijn  geschätzte  Bei- 
träge zur  Drenter  Rechtsgeschichte.    Zu  Assen  selbst  stritt  Dr.  jur.  L. 


")  Meistens  mit  dem  14.  oder  15.  Jahrh.  anfangend,  wie  die  friesische 
Sladtgeschichte  selbst. 

*^)  tJber  spätere  friesische  Rechtsgeschichte  bestehen  viele  Mono- 
graphieen,  raoisteus  Leidener  und  Groninger  Doctordissertationen. 


Digiti 


zedby  Google 


t)ie  heimatliche  Geschichtsforschung  in  Holland.  il 

Oldenhnis  Gratama  unermüdlich  seit  langen  Jahren  für  die  Erhal- 
tang  der  Hunnebedden,  dieser  alten  historischen  Denkmaler  der  Vorzeit, 
denen  er  manche  Broschüre,  manchen  Artikel  widmete.  Neben  ihm  war 
es  der  frühere  Commissar  (OberprAsident)  der  Provinz  Dr.  jur.  Gregory 
der  Vieles  für  die  Hannebedden  that,  die  er  grösstenteils  aus  Privat- 
bänden in  die  des  Reiches  oder  der  Provinz  überbrachte. 

Das  provinziale  Museam  (errichtet  1854)  ist  nicht  arm,  findet 
aber  in  drei  oder  vier  Räumen  nur  kümmerlich  ein  Unterkommen. 

Als  die  einzige  bedeutende  Chronik  Drente's  kann  der  Ano- 
nymus de  Rebus  Ultrajectinis  (von  1230)  genannt  werden,  von 
Matthaus  und  spater  von  Weiland  (Monum.  Germ.  Vol.  XXIII)  nach 
ungenügendem  handschriftlichem  Material  ausgegeben;  eine  neue  Aus- 
gabe wird  vorbereitet  von  Dr.  jur.  Pynacker  Hordijk,  dem  jetzigen 
Commissar  der  Provinz. 

Viel  besser  steht  es  um  die  Sache  der  lokalen  Geschichte  in  der 
nächstfolgenden  Provinz  Overijsel.  Seit  den  30er  Jahren  gaben  hier 
Molhaysen,  Bijsterbos  u.  a.  eine  Reihe  kleiner  lokalhistorischer 
Studien  im  Overijselsche  Almanak.  Nach  Molhuysen's.  Tod  waren 
es  die  beiden  van  Doorninck's,  Archivare  der  Provinz,  und  der 
Kamper  Archivar  Nanninga  Uitterdijk,  die  die  lokale  Forschung 
betrieben.  Von  grosser  Bedeutung  in  dieser  Hinsicht  war  die  Errich- 
tung einer  Vereeniging  tot  beoefening  van  Overijselsch  Recht  en 
Geschiedenis  im  J.  1858,  die  eine  Reihe  guter  Publikationen  veran- 
staltete; unter  diesen  nennen  wir  1.  eine  stattliche  Sammlung  von  ür- 
kundenexcerpten'^),  die  Grundlage  eines  zukünftigen  Urkundenbuchs; 
2.  eine  grosse  Sammlung  von  Stad-,  Dijk-  en  Markerechten,  unter 
denen  das  Stadrecht  von  Vollenhove  vom  Leidener  Prof.  Fockema 
Andreae  herausgegeben  ist;  3.  die  Kamper  Kronieken  des  15.  u.  16. 
Jahrhunderts  ^^)  Die  genannte  Gesellschaft  ist  nicht  so  gross  als  die 
friesische,  wurde  aber  im  Allgemeinen  in  wissenschaftlicherer  Weise  ge- 
leitet. Wie  die  friesische  schuf  sie  aus  den  Resten  einer  provinzial- 
iiistorischen  Ausstellung  ein  provinziales  Museum,  das  noch  jung,  aber 
schon  reichhaltig  ist. 


*')  In  grösserer  Anzahl  erst  aus  dem  13.  Jahrh.  für  die  Städte,  aus 
dem  U.  für  das  Land. 

^*)  Andere  Overijselische  Chroniken  aus  dem  15.  bis  17.  Jahrb.  bei 
I^nmbar,  Analecta.  Interessant  sind  auch  die  Windesheimschen  Kloster- 
chromken aus  dem  15.  Jahrh.  Vor  dem  15.  Jahrb.  ist  hier  an  Chroniken 
fast  nichts  vorhanden. 


Digiti 


zedby  Google 


12  P.  J.  Blök 

Die  Archivare  van  Dooruinck  nnd  Nanninga  Uitterdijk  ha- 
lten ein  archivalisches  Organ  gestiftet  in  ihren  Bijdragen  tot  de  Ge- 
schieden is  van  Overij  sei,  welche  Zeitschrift  eine  Menge  interessanter 
Notizen  enthält.  Das  Reichsarchiv  zu  Zw  olle  und  noch  mehr  die  gut 
geanlneten  Stadtarchive  zu  Zwolle,  Deventer  und  Kampen  bieten 
ansgf'zeichnetes  Material  dar  für  das  Studium  der  lokalen  Geschichte, 
was  tnhellt  aus  den  5  Bänden  des  von  Molhuysen  und  Nanninga 
Uitterdijk  ausgegebenen  Kamper  Urkundenregisters  (Kampen  1863 
im  18B1)  und  den  alten  Stadrekeningen  Deventer's  aus  dem  14. 
Jnhrli.,  in  freigebiger  Weise  von  der  Stadtregierung  herausgegeben ;  Z  w  o  1  - 
le's  Stadtrecht  ist  von  G.  J.  Dozy  bearbeitet.  Allgemeinere  Werke 
sfml  lUcer,Overijselsche  Gedenkstukken  (7Bde,  1781—1793)  und 
Duinbar,  Kerkelijk  en  Wereldlijk  Deventer  (2  Bde,  1732  —  1788). 

Etwas  hinter  Overijsel  steht  wiederum  die  Provinz  Gelderland. 
Voll  einer  provinzialen  historischen  Gesellschaft,  wie  sie  in  den  meisten 
niederländischen  Provinzen  bestehen,  ist  hier  keine  Spur;  ein  provin- 
ziales  Museum  besteht  bis  jetzt  noch  nicht.  Der  ältere  Nijhoff  war  in 
rinn  30er  und  40er  Jahren  vielleicht  der  erste  Lpkalhistoriker  des 
ganzen  Reichs,  gewiss  der  beste  Archivar  und  der  ausgezeichnetste 
Kenner  der  Geschichte  Gelderland 's ;  er  machte  sich  sehr  verdient  um 
die  mittelalterliche  Geschichte  durch  seine  vortreffliche  Gedenkwaar- 
digiiüden  uit  de  geschiedenis  van  Gelderland  (6  Bde,  1830  — 
t87ri)  und  mit  seinem  Nachfolger  P.  Nijhoff  durch  die  treffliche  Ord- 
nung ^^)  des  provinzialen  Archivs  und  mehrerer  städtischen  Archive. 
Die  m  den  Gedenk waardigheden  ausgegebenen  Urkunden  (bis  1535) 
biltlHeii  die  Grundlage  eines  umfassenderen  Urkundenbuchs,  des  Oor- 
kündenboek  van  Gelre  en  Zutfen  (3  Bde  1872 — 1875)  vom  Frei- 
lierrü  Sloet  (leider  nur  bis  1288),  welches  das  ältere  Bondam's  weit 
flbfiTu^te.  Unter  den  NijhoflTs  war  der  Geldrische  Yolksalmanak 
wisserisühaftlich  und  blühend,  jetzt  schleppt  er  mühsam  sein  Dasein  fort. 

Die  Chroniken  datieren  in  Gelderland  erst  aus  dem  Schluss  des 
15.  tind  aus  dem  16.  Jahrh.  und  sind  nicht  sehr  bedeutend,  auch  nicht 
in  neueren  Ausgaben  vorhanden.  Die  Stadtarchive  sind,  wiewohl  reich 
wie  das  provinziale  Archiv  und  meistenteils  gut  organisiert,  doch  in 
späterer  Zeit  wenig  benutzt:  ausgenommen  seien  die  der  Städte  Zutfen, 
wo  der  um  die  Geschichte  der  Vehmgerichte  verdiente  Tadama  lebte. 


^^)  Später  hat  auch  der  vorige  Archivar,  jetzt  Reichsarchivar  im  Haag, 
Dr.  jiim  van  Riemsdijk,  viel  für  die  Geldrischen  Archive  gethan. 


Digiti 


zedby  Google 


Die  heimatliche  Geschichtsforschung  in  Holland,  13 

QDd  Tiel,  wo  Rink  eine  historische  Beschrijving  van  Tiel  schrieb, 
und  in  gewisser  Beziehung  auch  das  Archiv  der  Stadt  Nijmegen,  wo 
der  frohere  Reichsarchivar  van  den  ßergh  etwas  fflr  die  lokale  Ge- 
sduchte  gethan  hat.  ^^) 

Bedarfen  also  die  eigentlich  lokalgeschichtiichen  Studien  in  Gelder- 
land  eines  energischen  Antriebs,  so  ist  für  die  Rechtsgeschichte  hier 
mehr  gethan.  Die  Zutfener,  Hardewijker  und  Elburger  Rechts- 
qnellen  sind  in  den  letzten  Jahren  veröffentlicht,  dieNijmegener  sind 
der  Ausgabe  nahe;  die  Markerechten  der  Veluwe  wurden  von  A.  M. 
Pleyte,  W.  Pleyte  u.  a.  untersucht  und  herausgegeben;  die  trefflirhe 
Doctordissertation  des  jetzigen  Allgemeinen  Reichsarchivars  im  Haag 
Dr.  jur.  van  Riemsdijk,  de  hooge  Bank  der  Veluwe,  hat  auf  die 
inter^santen  Yeluwer  Rechte  aufmerksam  gemacht,  wie  Sloet  die  Zut- 
fener Grafschaft  in  dieser  Hinsicht  untersuchte. 

Auch  fflr  die  Altertumskunde  ist  in  späteren  Jahren  eifrig  gear- 
beitet. Der  Bürgermeister  des  Yeluw'schen  Dorfes  Barneveld,  Nairac, 
bildete  sich  mit  grosser  Pietät  fOr  die  lokale  Geschichte  seiner  klassi- 
schen Haidegegend  ein  stattliches  Museum  altrömif^cher  und  altgermani- 
scher Altertümer.  Mit  ihm  arbeitete  Dr.  W.  Pleyte,  der  bekannte 
Conservator  des  liOidener  antiquarischen  Museums.  Das  Museum  des 
verstorbenen  Nairac  zu  Barneveld  und  die  reichen  städtischen  Museen 
Arnhem's   und  Nijmegen's   ersetzen  gewissermassen   ein  provinziales 


Die  alte  Bischofsstadt  Utrecht  ist  seit  einem  halben  Jahrhundert 
der  Sitz  eines  regen  historiographischen  Lebens,  das  nicht  allein  die 
lokale  und  provinziale  Forschung,  sondern  auch  die  allgemeine  Geschichte 
der  Niederlande  vielfach  gefördert  hat.  Vor  1846  war  es  speziell  die 
Geschichte  Ut recht's,  die  hier  bearbeitet  wurde:  van  der  Monde's 
Tijdschrift  (1835 — 1843)  und  sein  Utrecht  voorheen  en  thans 
(1844—1846);  des  Archivars  V er meulen  Tijdschrift  (1847  —  1852); 
Dodt  en  Flensburges  Archief  (1838—1848).  Diesen  Zeitschriften 
schliessen  sich  an  die  späteren  Beiträge  zur  lokalen  und  provinzialen 
Geschichte  in  van  Asch  van  Wijk,  Archief  van  kerkelijke  en 
wereldlijke  geschiedenis  (1850 — 1853)  und  die  gelehrten  Arbeiten . 
des  Freiherrn  J.  J.  de  Geer  van  Oudegein:  Bijdragen  tot  de  ge- 
schiedenis en  oudheden  der  Provincie  Utrecht  (1860)  und  het 
oude  Trecht  (1875).     Der  jetzige  Archivar  Dr.  jur.   S.  Muller  or- 


**)  In  seinen  Nijmeegsche  Bijzonderheden- 

tizedby  Google 


Digitiz 


14  P.  J.  Blök 

ganisierte  hier  das  provinziale  und  städtische  Archivwesen  und  die  städ- 
tische Bibliothek,  schrieb  in  den  historischen  Zeitschriften  manchen  Bei« 
trag  von  allgemeiner  und  lokaler  Bedeutung  und  machte  sich  um  die 
Utrechter  Rechtsgeschichte  verdient  durch  die  musterhafte  Ausgabe  der 
Utrechter  Rechtsquellen,  der  er  einen  interessanten  Beitrag  zur 
staatsrechtlichen  Geschichte  Utrechts  im  Mittelalter  voranschickte.  Muller 
ist  nebst  dem  Freih.  Prof.  de  Geer  der  wissenschaftlichste  Kenner  der 
lokalen  Geschichte  der  Provinz,  deren  Topographie  ihm  viel  verdankt. 
Schon  in  1778  wurde  hier  das  Provinciaal  Utrechtsch  Ge- 
nootschap  errichtet,  das  jetzt  300  Mitglieder  zählt  (Beitrag  f.  3), 
eine  schöne  Bibliothek  und  ein  reichhaltiges  Museum  in  Utrecht  gefun- 
dener römischer  Antiquitäten  besitzt.  *^)  Auf  historischem  Gebiet  macht 
sich  die  Gesellschaft  weiter  verdient  durch  das  Ausschreiben  von  Preisen : 
die  gekrönte  Schrift  wird  in  den  Werken  der  Gesellschaft  veröffentlicht, 
der  Autor  empfängt  ein  Ehrendiplom  und  eine  Summe  in  Geld  (gewöhn- 
lich f  300).  Sie  ist  aber  niemals  eine  ausschliesslich  historische,  son- 
dern eine  allgemeine  Gesellschaft  zur  Förderung  von  Kunst  und  Wis- 
senschaft gewesen.  Aus  ihr  haben  sich  1846  ein  Historisch  Ge- 
nootschap  und  1879  eine  Vereeniging  tot  uitgave  der  bronnen 
van  het  oude  vaderlandsche  recht  entwickelt.  Das  Historisch 
Genootschap  ist  seit  seiner  Errichtung  der  Mittelpunkt  der  wissen- 
schaftlichen historischen  Forschung  in  den  Niederlanden  gewesen:  die 
Berichten,  Kronijk,  Bijdragen  en  Mededeelingen,  wie  die  Ge- 
sellschaft ihre  regelmässigen  Publikationen  genannt  hat,  an  erster  Stelle 
aber  ihre  Werken  bilden  eine  niederländische  historische  Bibiioehek 
von  hohem  Wert.  Der  Dilettantismus  hat  hier  nur  ausnahmsweise  ge- 
siegt, wie  die  Werken  bezeugen  können;  die  Annales  Egmundani 
(ed.  de  Geer),  de  Oorlogen  van  Albrecht  van  Beieren  met  de 
Friezen  (ed.  Verwijs),  de  Verhooren  van  de  Groot  (ed.  Fruin), 
de  Brieven  van  Uyttenbogaert  (ed.  Rogge),  de  Rekeningen 
van  Holland  en  Zeeland  onder  het  Henegouwsche  huis  (ed. 
Hamaker),  les  Nögociations  du  comte  d'Avaux  (ed.  Wijnne), 
de  Brieven  van  van  der  CapeMen  tot  den  Pol  und  von  R. 
M.  vanGoens  (ed.  de  Be  auf  ort)  u.  s.  w.  gehören  unter  die  inter- 
essantesten historischen  Publikationen  der  letzten  Jahre.  Die  Leitung 
der  Gesellschaft  ist  in  wissenschaftlichen  Händen,  die  besten  Kräfte  des 
Reichs  stehen  ihr  zu  Diensten.     Ehrenpräsident   ist   der    ausgezeichnete 


")  Auch  das  städtische  Museum  verdient  genannt  zu  werden, 

tizedby  Google 


Digitiz 


Die  heimatliche  Geschichtsforschung  in  Holland.  15 

Kenner  der  niederländischeD  Geschichte,  Prof.  Fruin  zu  Leiden;  die 
30  ausländischen  Ehrenmitglieder,  die  300  niederländischen  Mitglieder 
(Beitrag  f.  10)  hilden  einen  stattlichen  Kreis  von  Männern,  die  sich 
fttr  niederländische  Geschichte  interessieren.  Die  historische  Bibliothek 
der  Gesellschaft  —  jetzt  in  der  Universitätsbibliothek  —  ist  reich  und 
der  ersten  historischen  Gesellschaft  der  Niederlande  wtlrdig. 

Neben  ihr  steht  in  Utrecht  die  schon  genannte  rechtshistorische 
Vereeniging,  deren  angefllhr  100  Mitglieder  (Beitrag  f.  10)  in  kurzen 
Jahren  fQr  die  niederländische  Rechtsgeschichte  schon  erhebliches  leis- 
teten durch  die  Herausgabe  der  Rechtsquellen  von  Dordrecht,  Utrecht 
nndLeiden,  der  Stadtrechte  von  Groningen,  Hardeniijk,  Zutfen, 
Friesland  und  Westfriesland,  des  Brieller  Rechtsbuchs  und  einer 
Menge  kleinerer  Beiträge  zur  Rechtsgeschichte  des  Mittelalters.  Dieser 
Verein  hat  unter  Leitung  der  Utrechter  Proff.  Fruin  und  Pols  bahn- 
brechend ftlr  die  niederländische  Rechtsgeschichte  gearbeitet. 

Ein  Urkundenbuch  für  Utrecht  besteht  nicht:  im  Codex  diplo- 
maticus  und  in  den  Berichten  der  Historischen  Gesellschaft,  in  den 
Bijdragen  des  Freiherrn  de  Geer  u.  s.  w.  linden  sich  zahlreiche  auf 
Utrecht  bezügliche  Urkunden  seit  dem  8.  und  9.  Jahrh. 

Die  berühmte  Utrechter  Chronik  des  Beka  (1350)  und  kleinere 
Chroniken  aus  dem  13.,  15.  und  16.  Jahrh.  sind  meistenteils  auch 
für  die  lokale  Geschichte  von  grossem  Wert ;  Beka  war  die  verbreiteteste 
niederl.  Chronik  des  Mittelalters.  Die  meisten  Chroniken  dieser  Provinz 
sind  im  17.  Jahrh.  herausgegeben.  Die  Bekachronik  bedürfte  einer  neuen 
kritischen  Bearbeitung. 

In  den  kleineren  Städten  der  Provinz  ist  wenig  für  die  lokale 
Geschichte  gethan;  Amersfoort  bildet  eine  Ausnahme,  wo  auch  ein 
kleines  städtisches  Museum  zu  finden  ist.  Von  grossem  Wert  für  die 
provinziale  Geschichtsforschung  war  hier  die  Organisation  der  kleineren 
Gemeindearchive  durch  Dr.  jur.  van  Hasselt. 

In  der  Provinz  Nordholland  steht  in  lokalhistorischer  Beziehung 
Amsterdam  obenan.  Hier  arbeitet  seit  1858  das  jetzt  wieder  empor- 
blQbende  Kon.  Oudheidkundig  Genootschap,  dessen  Museum  und 
Bibliothek  jedes  Jahr  an  Wert  wachsen:  die  Gesellschaft  hat  sich  viel 
Mühe  gegeben  um  die  Erhaltung  der  historischen  Denkmäler  der  Haupt- 
stadt. Das  Stadtarchiv  wurde  vom  vorigen  Archivar  Dr.  litt.  Schel- 
tema  leidlich  organisiert;  der  jetzige,  Dr.  jur.  de  Roever,  leitet  die 
archivalische  Forschung  in  erster  Stelle  auf  dem  Gebiete  der  Kunst - 
und  Litteraturgeschichte,   der  die  von   ihm  redigierte  Zeitschrift   Oud- 


Digiti 


zedby  Google 


16  P.  J.  Blök 

Holland  gewidmet  ist.  Der  eigentliche  Historiker  Amterdam's,  J. 
terGoQw,  der  seine  Stadt  kennt  wie  keiner  vor  ihm,  hat  seine  gross- 
artig angelegte  Geschiedenis  van  Amsterdam  (bis  jetzt  5  Bände, 
1879 — 1885)  bis  zur  Mitte  des  16.  Jahrb.  gebracht;  diese  i)opular 
geschriebene  monumentale  Arbeit  tiberholt  sehr  weit  die  veraltete,  wie- 
wohl für  ihre  Zeit  gute  Geschichte  Amsterdam's  des  Wagenaar 
(1760 — 1768).  Im  nahegelegenen  Haarlem  mit  wertvollem  Museum 
und  merkwürdiger  Stadtbibliothek  wurden  die  lokalhistorischen  Stadien 
von  jeher  nut  Eifer  betrieben;  das  trefflich  organisierte  Stadtarchiv, 
viel  weniger  das  wenig  untersuchte  und  nicht  musterhaft  geordnete  Pro- 
vinzialarchiv  bieten  Material  für  diese  Studien;  Haarlem 's  Geschichte 
wird  jetzt  von  Allan  bearbeitet.  Die  frühere  lokalhistorische  Lit- 
teratur  ist  hier  sehr  reich,  freilich  mehr  dilettantisch  gefärbt.  Auch 
die  kleine  Stadt  Alkmaar  hat  ihr  Museum  und  ihre  Stadtbibliothek, 
wie  ihre  alteren  Stadtgeschichten;  im  letzten  Jahrzehnt  wird  für  die 
lokale  Geschichte  hier  viel  Interesse  gefunden. 

In  den  kleineren  Städten  werden  diese  Studien  ziemlich  vernach- 
lässigt. Unter  den  Landgemeinden  haben  die  Zaanländischen  vor  etlichen 
Jahren  eine  historische  Ausstellung  gehalten,  die  für  die  Aufbewahrung  der 
sehr  eigentümlichen  Zaanländischen  Altertümer  sehr  gut  gewirkt  hat ;  im 
Broekerhuis  zu  Amsterdam  sind  viele  dieser  Altertümer  aufgenommen. 

An  lokalen  Chroniken  ist  Nordholland  nicht  reich.  Eine  Ausnahme 
bilden  die  Chroniken  des  altberühmten  Klosters  Egmond  aus  dem  12.  bis 
14.  Jahrb.,  denen  sich  die  Reimchroniken  des  13  u.  14.,  sowie  die  zahlrei- 
chen allgemeinen  Holländischen  Chroniken  des  15.  Jahrh.  anschliessen.  Alle 
diese  Chroniken  sind  herausgegeben,  einige  jedoch  in  veralteten  Ausgaben- 

Für  die  Rechtsgeschichte  hat  Prof.  Pols  zu  Utrecht  die  West- 
friescheStadrechten  veröffentlicht.  Äusserst  merkwürdig  sind  die  Ar- 
beiten des  ehemaligen  Ministers  Dr.  jur.  de  Vries,  unter  denen  het 
Dijksen  Molenbestuur  in  Holland's  Noorderkwartier  (1876) 
und  eine  Karte  Noord-Holland's  im  13.  Jahrh.  genannt  werden  müssen. 

Im  Allgemeinen  bleibt  in  Noord-Holland  für  die  lokale  Geschichte 
in  den  grösseren  wie  in  den  kleineren  Städten  und  Gemeinden  Viel  zu 
thun  übrig;  die  von  de  Vries  angefangenen  Studien  zur  Geschichte  der 
Eindeichung  dieser  ehemals  sumpf-  und  wasserreichen  Provinz  zeigen, 
in  welcher  Richtung  der  Lokal historiker   hier  erhebliches   leisten    kann. 

Auch  in  Zuid- Holland  sind  die  Städte  Mittelpunkte  der  lokal- 
historischen Forschung,  ohne  dass,  me  in  anderen  Provinzen,  eine  pro- 
vinziale  historische  Gesellschaft  die  Leitung  übernommen  hat.    Die  hol- 


Digiti 


zedby  Google 


Die  heimatliche  Gescliichtsforschung  in  Ilollaud.  17 

ländischen  Städte  haben  eine  in  den  späteren  Jahrhunderten  (vor  dem 
14.  Jahrh.  ist  selbst  in  den  ältesten  Städten  der  Niederlande  nur  sehr 
wenig  Urkundliches  erhalten)  so  interessante  Geschichte,  ihre  historische 
EntWickelung  hat  so  viele  eigentümliche  Momente  aufzuweisen,  dass 
einerseits  das  Interesse  der  Einwohner  ziemlich  rege  geblieben  ist,  an- 
dererseits aber  die  Einheit  der  Forschung  nicht  notwendig  war,  das 
gewQnschte  Resultat  zu  erzielen,  ja,  durch  die  Verschiedenheit  der  Ob- 
jekte nahezu  ausgeschlossen  wurde :  die  alten  holländischen  Städte  waren 
so  ziemlich  von  einander  unabhängige  Republiken. 

Ein  gutes  Beispiel  gab  Leiden  mit  seinem  schönen  und  sehr 
reichen  Museum  und  seinem  jetzt  sehr  gut  (vom  eifrigen  Dr.  jur.  Ch.  Dozy) 
verwalteten  Archiv.  Das  Museum  ist  von  Dr.  Pleyte,  dem  schon  oft 
genannten  Konservator  des  Leidener  Antiquarischen  Museums,  dessen 
ägyptologische  Studien  ihn  nicht  verhindern,  nebst  dem  Utrechter  Ar- 
chivar Dr.  jur.  Muller  '*)  der  beste  Kenner  der  Niederländischen  Lo- 
kalgeschichte zu  sein  —  und  den  beiden  Herren  Du  Rieu  (dem  be- 
kannten Oberbibliothekar  der  Leidener  Universität  und  dem  Conservator 
des  Museums)  in  musterhafte  Ordnung  gebracht.  Die  Litteratur  über 
Leiden  (seit  dem  Anfang  des  17.  Jahrh.)  bildet  eine  förmliche  Biblio- 
thek; in  späterer  Zeit  haben  Dr.  Pleyte  durch  seine  merkwürdige  kar- 
tographische Ausgabe:  Leiden  vöör  300  jaren  en  thans  (Leiden 
1875)  und  der  Verfasser  dieses  Artikels  in  seinen  Arbeiten:  Eene 
holl.  stad  in  de  Middeleeuwen  (1883)  und  Eene  holl.  stad 
onder  de  Bourgondische  heerschappij  (1884),  die  Schätze 
des  Ijeidener  Archivs  benutzt.  Pleyte  imd  Du  Rieu  jr.  haben  einen 
sehr  schönen  historisch  -  topographischen  Atlas  der  Stadt  zusammenge- 
bracht, der  den  Vergleich  mit  Arbeiten  derselben  Art  zu  Rotterdam, 
Utrecht,  Amsterdam,  Ilaarlem,  Leeuwarden  etc.    nicht   zu  fürchten  hat. 

Mit  lokalen  Studien  hat  sich  auch  immer,  wiewohl  nebensächlich, 
die  Historische  Commission  der  Leidener  Maatschappij  der  Nederl. 
Leiterkunde  beschäftigt:  der  Vorstand  dieser  Commission,  Prof.  Fruin, 
veröffentlichte  unter  den  Werken  dieser  Gesellschaft  zwei  für  die  lo- 
kalhistorische Forschung  in  Holland  ausserordentlich  merkwürdige  Studien: 
die  Enqueste  von  1494  und  die  Informacic  von  1514,  statistische 
Cbersichte  der  damaligen  wirtschaftlichen  Verhältnisse  Hollands. 

Auch  die  Residenz  's  Gravenhage,  die  Städte  Rotterdam, 
Delft,  Dordrecht,  Brielle  und  Gouda   haben  ihre  (besonders  zu 

^^)  Dessen  geschätzte  Mithülfe  mir  in  diesem  Artikel  zu  Gebote  stand. 

We.t4.  Zaitschr.  f.  Geioh.  u.  Kumt   VII,     I.  2 


Digiti 


zedby  Google 


18  P.  J.  Blök 

's  Gravenhage  und  Gouda  reichen)  Museen  und  Stadtbibliotheken. 
Ihre  Archive,  besonders  das  nur  massig  gut  geordnete  und  nicht  besser 
verwaltete  Dordrechter  Archiv,  sind  sehr  reich ;  im  grossen  Ganzen  sind 
sie  auch  wohl  geordnet.  Die  Archivare  zu  Delft,  Rotterdam  und 
Brielle  veröffentlichen  in  mehr  oder  weniger  regelmässiger  Weise  Mit- 
teilungen aus  ihren  Archiven.  In  Dordrecht  arbeitete  der  verdienst- 
volle Historiker  Dr.  litt.  Schotel,  der  beste  Kenner  des  gesellschaft- 
lichen Lebens  in  den  Zeiten  der  alten  Republik.  Die  Archive  der 
kleineren  Städte  und  Dörfer  sind  meistenteils  in  späterer  Zeit  geordnet 
von  J.  H.  Hingman,  Gommies - chartermeester  des  Reichsarchivs  im 
Haag.  Dieses  Archiv  selbst,  zugleich  Provinzialarchiv  für  Zuid- Hol- 
land, ist  sehr  reich  an  Karten,  Urkunden  und  auf  die  lokale  und 
provinziale  Geschichte  gehenden  Urkunden,  in  Hinsicht  aber  auf  diesen 
Zweig  der  historischen  Wissenschaft  nur  mangelhaft  untersucht:  eine 
glänzende  Ausnahme  bildet  die  topographische  Arbeit  Hingman' s  aber 
die  Geschichte  der  Eindeichung  im  südöstlichen  Teil  der  Provinz:  de 
Zuidhollaudsche  dijken  en  de  Hoeksche  Waard. 

Der  Reichsarchivar  van  den  Bergh*^)  gab  im  Auftrag  der  Kgl. 
Akademie  der  Wissenschaften  ein  Oorkondenboek  für  Holland  und 
Seeland  heraus  (2  Bde,  1866—1873),  das  bis  1299  geht;  für  die  spä- 
tere gräfliche  Zeit  gaben  Prof.  Mull  er  zu  Leiden  (Regesta  Hanno- 
nensia)  und  van  Limburg  Brouwer  (Boergoensche  Charters) 
vorbereitende  Urkundenlisten;  als  Urkundenbuch  für  diese  Zeiten  muss 
aber  noch  das  schon  lange  veraltete  Werk  des  van  Mieris,  Charter- 
boek  der  Graven  van  Holland,  Zeeland  en  Friesland,  dienen 
(bis  1428,  handschriftlich  noch  bis  1477). 

Die  allgemeinen  holländischen  Chroniken  (seit  dem  13.  Jahrb.) 
sind,  wie  wir  schon  bei  Noord  -  Holland  andeuteten,  in  oft  veralteten 
Ausgaben  vorhanden;  sie  beziehen  sich  hauptsächlich  auf  den  südlichen 
Teil  der  Grafschaft.  Am  besten  herausgegeben  sind  Melis  Stoke,  Maer- 
lant's  Spieghel  Historiael  (beide  um  die  Wende  des  14.  Jahrb.) 
und  die  Chronik  des  Clercs  uut  den  lagen  landen  (erste  Hälfte  des 
14.  Jahrb.) 

Die  Rechtsgeschichte  dieser  Provinz  hat  in  späterer  Zeit  von 
neuem  die  Aufmerksamkeit  der  Forscher  auf  sich  gelenkt:  für  Leiden 
hat  man:  die  Keurboeken  von  Hamaker,  die  Rechtsbronnen  von 


**)  Der  unermüdliche  Bakhuizen  war  auch   hier   der  vorbereitende 
Geist,  der  die  Vorarbeit  leitete. 


Digiti 


zedby  Google 


Die  heimatliche  Geschichtsforschung  in  Ilullaud.  19 

mir  aasgegeben;  für  Dordrecht  and  seine  Umgegend:  de  Oudste 
rechten  der  Stad  Dordrecht,  vom  verstorbenen  Prof.  Fruin  zu 
Utrecht;  fQr  Delft  and  Rotterdam  die  Ausgaben  der  Keurboeken; 
für  Brielle:  het  Rechtsboek  van  den  Briel  (von  Fruin  und  Pols), 
das  ungefähr  aus  dem  Jahr  1400  stammt  und  ein  grosses  allgemeines 
Interesse  hat  Manchen  Beitrag  zur  holländischen  Rechtsgeschichte  gab 
Prof.  Fruin  zu  Leiden  auch  in  den  Mitteilungen  der  Kgl.  Akademie 
und  in  den  von  ihm  redigierten  Bijdragen.  Übrigens  liefern  die 
zahlreichen  im  17.  und  18.  Jahrh.  geschriebenen  oft  sehr  guten  hol- 
ländischen Stadtgeschichten,  Privilegienbücher,  Rechtsbücher  u.  s.  w. 
braachbares  Material  für  die  Rechtsgeschichte  wie  für  die  lokale  Ge- 
schichte überhaupt. 

Was  in  Holland  an  römischen  oder  fränkischen  Altertümern  im 
Boden  gefunden  wird,  findet  im  lieidener  Antiquanschen  Reichsmuseum 
(oDter  Leemans  und  Pleyte)  oder  in  den  städtischen  Museen  sogleich 
eine  willkommene  Aufnahme.  Ausser  za  Arendsburg  (bei  Voorburg)  ist 
aber  in  dieser  verhältnissmässig  erst  in  späterer  Zeit  von  einer  sess- 
haften  Bevölkerung  bewohnten  Provinz  wenig  gefunden. 

In  den  drei  südlichen  Provinzen  des  Reichs  ist  die  lokale  und 
provinziale  Geschichtsforschung,  wie  in  allen  andern,  ausgenommen  in 
Geiderland  und  Holland,  wieder  mehr  einheitlich  oi'ganisiert. 

Zeeland  hat  sein  Zeeuwsch  Genootschap  (errrichtet  1769, 
jetzt  mit  350  Mitgl.,  f.  5  Beitrag).  Das  Organ  dieser  hauptsächlich  auf 
historischem  Gebiet  arbeitenden  Gesellschaft  ist  das  Archief  (seit  1863). 
Unter  ihren  Ausgaben  stehen  obenan  1.  die  merkwürdige  Sammlung 
Zelandia  lUustrata  des  verstorbenen  Lantsheer,  von  Nagtglas 
fortgesetzt  —  eine  wissenschaftliche  Beschreibung  von  für  die  Geschiclite 
interessanten  und  der  genannten  Gesellschaft  zugehörenden  Karten,  Por- 
traits,  Bildern  usw.  mit  zahlreichen  Excursen;  2)  Vreede's  leider 
unvollendetes  Buch  Mr.  Laurens  Pieter  van  de  Spiegel  en  zijne 
tijdgenooten  (1874 — 1877);  3.  van  Grijpskerke,  het  Graafschap 
van  Zeeland.  Das  Museum  der  Gesellschaft  ist  schön  und  gut  ge- 
ordnet. Reich  sind  auch  die  provinziale  Bibliothek  und  das  Depot  der 
Reichsarchive  zu  Middelbnrg,  jetzt  geleitet  vom  ausgezeichneten  Kenner 
der  provinzialen  Geschichte,  van  Visvliet. 

Mittelpunkt  der  Forschung  ist  die  Hauptstadt  Middelburg,  der 
Sitz  der  Gesellschaft,  wo  der  in  der  Altertumskunde  der  Provinz  wohl 
bewanderte  de  Stoppelaar  arbeitet. 

In    den    Zeiten   der   Republik    gab    man   auch   in   den   kleineren 

2* 

Digitized  by  VjOOQ IC 


20  P.  J.  Blök 

Städten  der  Provinz  zahlreiche  lokalgeschichtliche  Arbeiten  heraus.  Jetzt 
scheint  die  Neigung  zu  diesen  Studien  daselbst  nicht  so  gross  zu  sein. 
Eine  glänzende  Ausnahme  bildete  vor  wenigen  Jahren  der  festländische 
Distrikt  Zeeuwsch  Viaanderen,  wo  im  altberühmten  Städtchen  Sluis 
Janssen  und  van  Dale  der  lokalen  Geschichte  dieser  Landschaft 
manche  Studie  widmeten. 

Zeeland  war  im  späteren  Mittelalter  mit  Holland  zu  einer  Graf- 
schaft vereinigt  und  hat  darum  nur  wenig  bedeutende  eigene  Chroniken; 
die  wichtigste  ist  die  Chronik  des  Reygersbergh  aus  der  Mitte  des 
16.  Jahrb.,    damals  und  im  17.  Jahrb.  wiederholt  ausgegeben. 

Für  die  Rechtsgeschichte  Zeelands  ist  bis  jetzt  wenig  gethan. 
Auf  der  Hauptinsel  Walcheren  sind  bei  Dom  bürg  um  das  Jahr  1840 
sehr  interessante  Ausgrabungen  veranstaltet  worden,  die  eine  Menge 
von  Sachen  römischer  Herkunft  hervorbrachten  (jetzt  grösstenteils  im 
Leidener  Reichsmuseum). 

Bis  vor  wenigen  Jahren  wurde  die  Lokalgeschichte  Nordbra- 
bants  ziemlich  vernachlässigt.  In  den  Zeiten  der  Republik  wurde 
der  von  den  Spaniern  eroberte  Teil  des  alten  Herzogtums  Brabant  als 
erobertes  Land  behandelt  und  als  solches  von  den  Staten-Generaal  ver- 
waltet; kein  reges  historisches  Leben  konnte  sich  hier  in  diesen  von 
ihrer  Grundlage  losgerissenen  Gebieten  entwickeln,  zwischen  den  mittel- 
alterlich getrennten  Territorien  war  die  Verbindung  nur  schwach.  Erst 
in  der  Revolutionszeit  wurde  die  Provinz  einheitlich  organisiert  und  als 
vollberechtigt  zur  Landesregierung  zugelassen.  Seit  1837,  als  das  Pro- 
vinciaal Noordbrabantsch  Genootschap  errichtet  wurde,  begann 
hier  die  lokale  Geschichtsforschung  sich  zu  erheben.  Doch  war  der 
Gymnasialrektor  Dr.  litt.  Herrn  ans  zu  's  Bosch  auf  längere  Zeit  fast 
der  einzige,  der  der  lokalen  und  provinzialen  Geschichte  eingebendes 
Studium  widmete  und  sich  für  die  alten  Archive  interessierte.  Erst 
seit  fünf  oder  sechs  Jahren  trat  eine  Besserung  ein.  Der  Helmonder 
Archivar  Sassen,  vornehmlich  aber  der  Reichsarchivar  der  Hauptstadt, 
Dr.  jur.  Krom,  wussten  der  provinzialen  Gesellschaft  neues  Leben  ein- 
zuflössen: eine  Tijdschrift  für  pro vinziale  Geschichte  wurde  herausge- 
geben, die  Handelingen  der  Gesellschaft  fingen  an  interessant  zu 
werden,  die  Werken  wurden  wissenschaftlicher  gehalten:  die  Oorkon- 
den  van  Heimond  von  Krom  und  Sassen  eröffneten  unter  günstigen 
Auspizien  eine  neue  Reihenfolge.  Krom  ordnete  mit  ausserordentlichem 
Eifer  und  Geschick  das  provinziale  Archiv  und  mehrere  kleine  Ge- 
meinde-Archive;    er  machte    den  Anfang   mit  der  Bearbeitung  der  bis 


Digiti 


zedby  Google 


t)ie  heimatliche  Geschichtsforschung;  in  Holland.  2i 

jetzt  fast  völlig  ununtersuchten  prövinzialen  Kechtsgescbichte.  Leider 
starb  der  junge  Organisator  schon  1886  in  der  Mitte  seiner  Arbeiten, 
deren  Vollendung  seinem  Nachfolger  Uondam  obliegt. 

Ausser  den  allgemeinen  Brabantischen  Chroniken  hat  man  hier 
etliche  Chroniken  der  Stadt  *s  Hertogenbosch  aus  dem  16.  Jahrb., 
deren  Hermans  zwei  herausgegeben  hat,  wenigstens  zwei  noch  in  Hand- 
schrift bestehen;  auch  für  Breda  besteht  eine  von  Matthäus  ausge- 
gebene Chronik. 

Limburg  bat  seit  1863  seine  Society  historique  et 
arch^ologique,  deren  Publications  eine  lebhafte  Neigung  zur 
lokalen  Geschichtsforschung  erkennen  lassen.  Hier  war  unter  der 
Republik  der  Zustand  dieser  Forschungen  noch  trauriger  als  in  Brabant, 
der  Zusammenhang  zwischen  den  zerstreuten  staatischen  Territorien  noch 
viel  schwächer,  der  historische  Sinn  der  von  ihren  alten  Limburgischen 
Landsleaten  losgerissenen  Einwohner  fast  ganz  verschollen.  Auch  nach 
1815  bildete  die  Provinz  keinen  einheitlichen  Organismus,  der  nördliche 
geldrische  Teil  musste  erst  noch  mit  dem  südlichen  limburgischen  zu- 
sammenwachsen. Bevor  dieses  geschehen  konnte,  kam  die  belgische 
Revolution,  die  wiederum  die  südöstliche  Hälfte  von  den  Maasgegenden 
losriss.  So  entstand  das  neuere  Herzogtum  Liyiburg  als  Teil  des 
deutschen  Bundes  (bis  1867j  -^)  und  niederländische  Provinz. 

Der  geldrische  und  der  limburgische  Teil  haben  noch  jetzt  ge- 
trennte alte  Archive,  von  denen  das  eine  zu  Hoermond,  das  andere 
zu  Maastricht  ist. 

Maastricht  ist  jetzt  der  Mittelpunkt  der  lokalhistorischen  For- 
schung, als  deren  Leiter  die  Herrn  Dr  Habet s  (Reichsarchivar)  und 
Dr.  Franquinet  anzusehen  sind.  Mit  grossem  Eifer  werden  hier  die 
archäologischen  Studien  betrieben,  und  vornehmlich  Dr.  Habets  hat 
sich  um  die  Ausgrabungen  meist  römischer  Altertümer  in  der  Nähe 
Maastrichts  verdient  gemacht.  Auch  die  archivalischen  Studien  werden 
nicht  vernachlässigt,  wie  das  Organ,  die  Zeitschrift  Maasgouw  (seit 
1878),  bezeugt. 

Von  einem  ürkundenbuch  ist  in  diesen  zerstückelten  Gebietsteilen 
natürlicherweise  keine  Rede;  für  den  nördlichen  Teil  müssen  die  geld- 
rischen  Urkundenbücher  dienen,  für  den  südlichen  auch  ein  leider  noch 
nicht  vorhandenes  limburgisches  l-rkundenbuch  gesammelt  werden  aus 
den  jetzt  belgischen  und  niederländischen  Landesteilen. 

*•)  Die  allgemeine  provinziale  Geschichte  ist  beschrieben  von  Ernst 
in  seiueni  Buch  Histoire  du  Lirabour^  (18H7— 18,^2). 


Digiti 


zedby  Google 


22  t-  J.  Blok. 

Die  Rechtsgeschichte  ist  hier  fast  völlig  unbekannt,  die  Stadt- 
und  Klosterchroniken  sind  meistenteils  unausgegeben. 

Der  Leser,  der  mir  bis  hieher  treu  geblieben  ist,  wird  es  mir 
nicht  verübeln,  wenn  ich  jetzt  zum  Schluss  versuche,  die  Übersicht  des 
jetzigen  Sachbestandes  in  einigen  Sätzen  zusammen  zu  fassen. 

Im  Allgemeinen  darf  man  sagen,  dass  das  niederländische  Staats- 
archivwesen unter  der  obersten  Leitung  des  Herrn  Referendars  de  Stuers 
in  den  letzten  Jahren  eine  sehr  gute  Organisation  erhalten  hat,  .deren 
Wirkung  schon  jetzt  der  lokalen  Geschichtsforschung  vielfach  Vorschub 
geleistet  hat.  Das  Gemeinde- Archivwesen  hat  in  dieser  Hinsicht  noch 
viel  nachzuholen,  wiewohl  einzelne  grössere  Städte  schon  jetzt  dem  Bei- 
spiele der  Staatsarchive  gefolgt  sind. 

In  den  meisten  Provinzen  bestehen  provinziale  Gesellschaften,  die 
sich  für  die  historische  Entwickelung  der  Provinz  lebhaft  interessieren 
und  deren  Mitglieder,  grösstenteils  Einwohner  oder  Eingeborene  der 
Provinz,  durch  jährliche  Beiträge  (von  f.  6  bis  f.  10)  die  Publikation 
lokalhistorischer  Arbeiten  ermöglichen.  Die  diesen  Gesellschaften  ange- 
hörenden Museen,  Bibliotheken  und  Sammlungen  sind  für  die  lokal- 
historische Forschung  von  grossem  Wert.  In  Holland,  wo  die  Einheit 
der  provinzialen  Forschung  nicht  besteht,  wird  in  den  einzelnen  Städten 
lebhaftes  Interesse  für  die  Lokalgeschichte  gezeigt.  Fast  überall  bilden 
die  Archive  und  Universitäten  Mittelpunkte  der  Forschung.  Die  Rechts- 
geschichte ist  in  den  letzten  Jahren  in  den  nördlichen  Provinzen  mit 
Eifer  zur  Hand  genommen  worden  von  der  rechtshistorischen  Gesell- 
schaft, die  sich  um  die  Herausgabe  einer  Reihe  von  Rechtsciuellen  schon 
jetzt  verdient  gemacht  hat. 

Urkundenbücher,  die  der  Wissenschaft  genügen,  bestehen  nur  für 
Holland  und  Seeland  und  für  Gelderland,  und  auch  da  nur  teilweise; 
in  den  übrigen  Provinzen  sind  veraltete  Sammlungen  dieser  Art  vor- 
handen  und  wird   neues  Material  gesammelt. 

Die  Chroniken  sind  teilweise  noch  unausgegeben,  ein  grosser  Teil  ist 
in  veralteten  oder  unkritischen  Ausgaben  vorhanden,  nur  wenige  sind  in 
wissenschaftlich  brauchbaren  Ausgaben  zugänglich.  Im  Allgemeinen  bleibt 
für  die  niederländischen  Chroniken  noch  sehr  viel  zu  thun  übrig. 

Die  archäologischen  Studien  wecken  überall  reges  Interesse  und 
die  Sammlungen  und  Museen  zeugen  von  grossem  Eifer  für  diesen 
Zweig  der  lokalhistorischen  Forschung. 

Juni,  1887. 


Digiti 


zedby  Google 


Rictius  Varus  (oder  Rictiovarus), 

der  berüchtigte  mythische  Verfolger  der  gallischen  nnd  zninal 
der  Trierischen  Kirche. 

Von  Dr.  phil.  Franz  Görres  zu  Düsseldorf.  *) 


Die  Rictius  Varus-Controverse,  ein  Problem  historischer  und  philo- 
logischer Kritik,  hat  mich  schon  seit  mindestens  einem  Lustrum  lebhaft 
beschäftigt.  Meine  bezüglichen  Untersuchungen  sind  zwar  noch  immer 
nicht  ganz  abgeschlossen-,  haben  aber  schon  zu  bestimmten  Ergebnissen 
geführt,  und  diese  werden,  glaube  ich,  infolge  weiterer  Forschungen 
nur  noch  erhärtet  werden.  Meine  Lösung  der  weitverzweigten  Streit- 
frage, die  ich  in  den  folgenden  Blättern  vorlege,  dürfte,  wenn  auch 
nicht  alle,  so  doch  die  meisten  und  wichtigsten  Schwierigkeiten  ebnen. 
Jedenfalls  versuche  ich  hier  zum  ersten  Mal  auf  Grund  einer  syste- 
matischen, dem  Standpunkte  der  heutigen  Geschichtswissenschaft  ent- 
sprechenden Kritik  die  Erledigung  des  fraglichen  Problems. 

Ich  beginne  mit  einer  gedrängten  Skizze  der  Geschichte  des  Ric- 
tius Varus,    um  das  Verständnis   meiner  Argumentation   zu  erleichtern. 


^)  Vgl.  hierzu,  soweit  die  Kaiser  MaximianUs  Herculius  und  Con- 
«tantiu«  I.  (reg.  1.  März  293  bis  25.  Juli  30«)  namentlich  als  „Trierische« 
Imperatoren  in  Betracht  kommen,  llettner,  „Das  römische  Trier",  Pick'- 
whe  Monatsschrift  VI  (1880),  S.  343—369  und  zumal  349  f,  und  meine 
Möglichen  Schriften:  1.  Artikel  „Christenverfolgungen",  (F.  X.  Kraus 'sehe 
Real-Encyklop.  der  christl.  Altertümer,  Bd.  I,  Lfg.  3,  [S.  215—288]  S.  242 
-249),  2.  „Die  Verwandtenmorde  Constantins  des  Grossen",  Zeitschrift  für 
tissenschaftl.  Theologie  XXX  (1887),  H.  3,  S.  343—377  und  zumal  345— 
3o3;  3.  „Die  Religionspolitik  des  Kaisers  Constantins  I.",  ebenda  XXXI 
(m.  H.  1,  S.  72-93. 


Digiti 


zedby  Google 


24  i^  Görred 

Nach  späten  Traditionen  der  Trierischen  und  vieler  anderer  gallischen 
Kirchen  hat  ein  gewisser  Rictius  Varus  (auch  Rictiovarus  genannt),  *) 
Kaiser  Maximians  (reg.  285 — 305)  gallischer  Statthalter  oder  Pratorial- 
präfekt  —  er  wird  auch  als  Präses  des  belgischen  Gallien  be- 
zeichnet — ,  seinen  Herrn  an  Grausamkeit  überbietend,  im  Auftrage  des 
abendländischen  Augustns  das  ganze  belgische  Gallien  mit  einer  unerhört 
schrecklichen  Christenverfolgung  heimgesucht,  von  Stadt  zu  Stadt  reisend 
und  aller  Orten  die  überzeugungsfesten  Gläubigen  dem  Henker  überant- 
wortend, und  so  sollen  denn  damals  unzählige  Jünger  Jesu  zu  Trier, 
Köln,  Evreux,  Amiens,  Angers,  Beauvais,  Rheims  und  Soissons  für 
ihren  Glauben  geblutet  haben.  In  Basel  und  vor  Allem  in  der  „gallischen 
Roma"  begann  dieser  Schlächter,  wie  es  heisst,  seine  düstere  Laufbahn, 
so  zwar,  dass  der  Trierischen  Lokalsage  zufolge  die  Mosel  von  Trier 
bis  nach  Neumagen  vom  Blute  der  gemordeten  Christen  gerötet  wurde 
(vgl.  Browerus,  Annales  Trevirenses,  Tom.  I,  Leodii  1671,  S.  194  B 
ad  a.  Chr.  286,  Nr.  76  u.  77),  und  beendete  seine  Bahn  ebenso  un- 
heimlich  zu  Soissons  '*). 

Mein  Urteil  geht  dahin,  dass  Rictius  Varus  weder  zur  Regie- 
rungszeit des  Maximianus  Herculius  noch  zu  der  Constantius^  L  noch 
endlich  zum  diocletianischen  Zeitalter  dberhaui)t  in  Beziehung  steht, 
sondern  lediglich  das  Produkt  des  Mythus  ist;  zu  diesem  Verdict 
zwingen  mich  folgende  Erwägungen:  Nehmen  wir  zunächst  an,  dieser 
angebliche  Statthalter  des  Herculius  sei  eine  geschichtliche  Persönlich- 
keit, so  ist  die  Frage,  ob  seine  düstere  Wirksamkeit  in  die  Anfänge 
Maximians,  also  etwa  in's  Jahr  286  resp.  in  die  Jahre  286 — 288  (so 
Tillemont;  s.  w.  unten)  fällt,  mit  dem  Martyrium  der  thebäischen 
Legion  *)  in  ursächlichem  Zusammenhang  steht,  oder  ob  er  in  den  Jahren 
303 — 305,  genauer  im  J.  304/5  im  Auftrage  seines  Kaisers  die  dio- 
cletianischen Christenedikte  und  zumal  das  schneidige  vierte  in  Gallien, 
natürlich  wider  Willen  des  Kaisers  Constantius,   stricte   vollstreckt  hat. 


*)  Die  korrekte  Form  des  Namens  ist  Rictius  Varus,  „Rictiovarus** 
nur  Depravation  (s.  Tillemont,  M^moires  pour  servir  ä  l'hist.  eccl.  [Pariser 
Ausgabe],  IV,  S.  718  B,  Note  XI  sur  S.  Denys  de  Paris). 

')  Vgl  die  ausführliche  Todtenliste  bei  Baronius  (Annal.  eccl.  II, 
Venetiis  1706,  ad  a.  Chr.  303,  S.  616-618,  §§  124.  128.  130—132  incl.,  Mar- 
tyrol.  Roman.,  Coloniae  1603,  s.  7.  Octob.,  22.  Januar.,  12.  Decemb.,  1.  Octob., 
25.  Octob.). 

*)  „Passio  88.  Mauricii  ac  sociorum  ejus  Martyrium  auctore  s.  Eucherio 
Lugdunensi  episcopo"  (f  a.  454)  bei  Ruinart  (Acta  martyrum  sincera,  Ra- 
tisbonae  1859,  S.  317—320  incl.). 


Digiti 


zedby  Google 


kictius  Varus,  25 

1.  Die  erstere  Annahme  verficht  seit  dem  Mittelalter  bis  heute 
die  Trierische  Kirche;  sie  geht  von  der  Voraussetzung  aus,  die  Trieri- 
schen Opfer  der  Grausamkeit  des  Rictius  Varus  seien  in  der  Krypta 
der  dortigen  Paulinuskirche  bestattet,  und  hat  noch  unlängst  (im  Okto- 
ber 1886)  die  16.  Säkularfeier  der  angeblicli  im  J.  286  gemordeten 
Landsleute  mit  grösstem  Pomp  begangen.  Auch  die  ßollandisten, 
Tillemont  (Memoires  pmtr  servir  d  Vhist,  ecrlh.  [Pariser  Ausgabe] 
IV,  S.  428  f.  433  ff.  454—457  718;  V,  S.  3  f.),  Araedee  Thierry 
(Histoire  de  la  Gaule  sous  Vadministration  roniaine  III,  Paris  1847, 
S.  24—54),  Friedrich  (K.  G.  Deutschlands  1,  S.  106—141  und  zu- 
mal 136)  und  der  Jesuit  Beissel  (Geschichte  der  Trierer  Kinhen.  Teil  I, 
Trier  1887,  zumal  S.  16—55)  datieren  die  christenfeindlichen  Akte 
des  fraglichen  Statthalters  auf  die  erste  Kegierung>zeit  Maximians.  Alle 
diese  Forscher  gehen  in  Übereinstimmung  mit  der  Trierischen  Lokal- 
tradition, die  u.  A.  durch  die  c  1100  verfassten  „(rcsta  Trevirarum** 
(ed.  G.  Waitz  [Monumenta- Ausgabe]  S.  150.  166)  repräsentiert  wird, 
TOD  der  Voraussetzung  der  Authentie  des  Martyriums  der  Thebäer  aus  und 
behaupten  dann  weiter,  Kictius  Varus  hätte  das  Vernichtungswerk  seines 
Herrn  einfach  durch  Niedermetzelung  verschiedener  Detachements  jener 
Legion  in  den  gallischen  bez.  rheinischen  Städten  fortgesetzt  und  in  deren 
Untergang  auch  noch  andere  eifrige  Christengemeinden  verflochten.  Die 
Datierung  der  Gräuel  des  Präfekten  auf  die  Jahre  286  ff.  steht  und 
fällt  also  mit  der  Authentie  oder  Ungeschichtlichkeit  des  Martyriums 
der  Thebäer.  Für  die  Historicität  der  angeblichen  Niedermetzelung 
eioer  ganzen  I>egion  haben  nicht  blos  kurialLstische  Gelehrte,  wie  der 
Kardinal  Baron  ins  a.  a.  0.,  sondern  auch  Vertreter  der  rationellen 
Geschichtsforschung,  wie  Friedrich,  der  spätere  Altkatholik  (a.  a.  0. 
S.  106  -  141),  jii  sogar  eifrige  Protestanten  von  eiiist  bis  heute  plaidiert. 
Von  den  letzteren  erwähne  ich  nur  als  Kuriosum  die  originelle  Art  und 
Weise,  mit  der  H  ick  es,  ein  Anglikaner,  in  seiner  Abhandlung  über 
Bumet  und  Tillotson,  ^sein  Lieblingsthema,  die  Legende  von  der  the- 
bäischen  Legion,  gegen  den  triftig  scheinenden  Einwurf  zu  verteidigen 
sachte,  dass  die  Historiker  (d.  h.  die  kirchlichen  (Quellen  des  4.  u.  5. 
Jahrhunderts  von  Eusebius  und  Lactantius  an  bis  auf  Eucherius  von 
Lyon)  nichts  davon  berichten  "  Er  warf  die  Bemerkung  hin,  ^wie  man 
wohl  zweifeln  müsse,  ob  je  ein  Historiker  die  Mordgeschiclite  von  Glencoe 
e^^•ähnen  werde.  Es  gebe  in  England  viele  tausend  gebildete  Männer", 
«agte  er,   ^die  nie  von  ihr  gehört  hätten  oder   sie  als  blüs>e  Fabel  be- 


Digiti 


zedby  Google 


ä6  t'.  GörrjBä 

trachteten.  **  '*)  F  r i e  d  ri  c  h ,  hyperkonservativen  Anwandlangen  nachgebend, 
sucht  darzuthun,  dass  sich  die  Quellen  für  die  Geschichte  des  fraglichen 
Massenmordes  in  ihren  frühesten  Spuren  bis  zum  Anfang  des  4.  Jahr- 
hunderts verfolgen  lassen,  aber  ohne  zu  überzeugen.  Zwar  kann  die 
blosse  Nichterwähnung  durch  die  Kirchenhistoriker  des  4.  u.  5.  Jahr- 
hunderts nicht  als  vollgültiger  Gegenbeweis  betrachtet  werden  —  das 
erlauchte  Martyrium  der  Vierzig  von  Sebaste  z.  B.,  von  Eusebius  tot- 
geschwiegen, ist  gleichwohl,  weil  schon  durch  einen  Basilius  und  Ephraem 
Syrus  bezeugt,  eine  geschichtliche  Thatsache  — ,  ^)  aber  die  damalige 
Gesammtsituation  der  Christenheit  in  ihren  Beziehungen  zum  Staat  schliesst 
entschieden  die  Annahme  eines  solchen  Massenmartyriums  aus,  wenn 
auch  Einzelhinrichtungen  ab  und  zu  vorkommen  konnten;  ich  denke, 
das  ist  kein  leidiges  argumentum  e  silentio!  Die  erste  Regierungsepoche 
des  Herculius  bildet  nämlich  einen  integrierenden  Teil  jener  Friedens- 
ära der  Kirche  von  260  bis  fast  303,  welche  Eusebius  (h.  e.  VIII,  1),  ^) 
wie  folgt,  charakterisiert:  „Die  Christen  wurden  damals  geradezu  auf- 
fallend begünstigt.  Man  zog  sie  zu  ehrenvollen  Palastftmtem  heran; 
das  Wohlwollen  der  Kaiser  übertrug  ihnen  sogar  die  Verwaltung  ganzer 
Provinzen;  man  dispensierte  sie  von  der  Beteiligung  an  heidnischen 
Zeremonien.  Der  Episkopat  wurde  von  den  Statthaltern  allenthalben 
mit  Ehrerbietung  behandelt.  Endlich  bauten  sich  die  Gläubigen  unge- 
stört in  allen  Städten  Gotteshäuser.**  Wohl  bezieht  sich  diese  vorteil- 
hafte Schilderung  in  erster  Linie  auf  den  Orient,  genauer  auf  den  un- 
mittelbaren Verwaltungsbezirk  Diocletians;  auch  ist  es  richtig,  dass 
Herculius,  wie  sein  späteres  Verhalten  gegen  die  Kirche  in  den  Ver- 
folgungsjahren 303  £f  bewies,  nur  knirschend  seinen  Christenhass  zQ- 
gelte;   aber  gleichwohl  war  der   mächtige  Wille  des  Oberkaisers   mass- 

')  Vgl.  Macaulay,  Geschichte  Englands  seit  der  Thronbesteigung 
Jakobs  II.  Aus  dem  Englischen  von  Heinrich  Paret,  Bd.  VIII,  Stuttgart 
1856,  S.  34.  Wegen  der  Details  über  „die  Mordgeschichte  von  Glencoe*^, 
die  hinterlistige  entsetzliche  Ermordung  der  ganzen  Familie  des  schottischen 
jacobitischen  Häuptlings  „Mac  Jan**  durch  gewissenlose  Anhänger  des  Königs 
Wilhelm  HI.  von  Oranien  (1692),  verweise  ich  gleichfalls  auf  den  genialen 
Apologeten  der  „glorreichen  Revolution"  (ebenda,  S.  1—35).  Dieses  be- 
lüchtigte  Blutbad  wird  auch  neuerdings  in  den  „Schottischen  Jahrbüchern" 
der  Königin  Victoria  unter  Äusserungen  lebhaftester  Sympathieen  für  die  be- 
klagenswerthen  Opfer  erwähnt. 

*)  Vgl.  meine  Licinianische  Christen  Verfolgung,  Jena  1875,  S.  104— 
115,  sowie  meine  „Beiträge  zur  älteren  K.  G.,  Abschn.  V,  Zeitschr.  für  wiss. 
Theol.  1878  (XXI),  H.  I,  S.  64-69. 

^)  Die  zeitliche  Ausdehnung  dieser  „pax"  erhellt  aus  Eus.  h.  e.  VIII,  4. 


Digiti 


zedby  Google 


ftictius  Vanis.  2t 

gebend,  dem  der  Augustas  des  Westens  stets  blindlings  gehorchte ;  Dio- 
cletian  hielt  es  eben  aus  Gründen  politischer  Klugheit  für  geboten,  die 
Christen  vorab  noch  zu  schonen.  Es  konnten  demnach  in  jener  Frie- 
densära keine  Massenhinrichtungen  von  Christen,  nur  ab  und  zu  ver- 
einzelte Martyrien,  wie  im  Gesamtimperium,  so  auch  im  Reichsgebiete 
des  Herculius,  speziell  in  Gallien,  stattfinden.  Zu  Einzelmartyrien  frei-' 
lieh  konnte  es  damals  kommen,  weil  das  Christentum  trotz  der  wohl- 
wollenden Edikte  des  Kaisers  Gallienus  noch  immer  keine  religio  licita 
et  adsdta  war.  Darum  verfiel  die  Zukunftsreligion  wenigstens  theoretisch 
noch  immer  einer  furchtbaren  vier-  bis  fünffachen  gesetzlichen  Verpönung 
laiae  sententiac;  folglich  konnten  noch  immer  wenigstens  einzelne  Gläubigen 
als  solche  zum  Tode  oder  im  günstigsten  Falle  zum  Exil  verurteilt 
werden:  a.  als  Majestätsverbrecher  (maiesiatis  rci)^  und  zwar  a)  als 
Teilnehmer  an  yjioeteriae,  coetus  illiciii**,  an  „collegia  nocturna",  ^)  als 
Hochverräter  im  engem  Sinne  wegen  Verweigerung  der  dem  Numen  der 
Imperatoren  schuldigen  Verehrung  (daißeta,  impietas  circa  principes)^ 
b.  als  Leugner  der  Staatsgottheiten  (äO-eot,  sacrilegi),  c.  als  Beförderer 
einer  verbrecherischen  Magie  (niagi,  makfici),  d.  als  Teilnehmer  an 
einer  religio  nova,  peregrina  et  illicita,  e.  als  Frevler  gegen  die  sogen. 
Trajan-Instruktion   (s.  Plin.  Epist.  94.   97.  98,  edit.  Bipont.).  ») 

Im  Übrigen  haben  Rettberg  (K.  G.  Deutschlands  I,  S.  94—111) 
and  vor  allem  Hunziker  (Zur  Regierung  u.  Christenverf.  des  K.  Dio- 
cletianus  u.  s.  w.,  Leipzig  1868,  S.  265—272,  Excurs  II,  Nr.  5)  die 
Ungeschichtlichkeit  der  thebäischen  Blutzeugen  unwiderleglich  dar- 
gethan.  Auch  Alb.  Hauck  (K.  G.  Deutschlands,  Teil  I,  Leipzig  1887, 
S.  9,  Anm.  1)  bezeichnet  in  selbständigem  Anschluss  an  Rettberg  die 
Legende  von  der  thebäischen  Legion  als  „unmöglich",  macht  aber  für 
den  apokryphen  Charakter  dieser  Erzählung  noch  ein  bedeutsames,  bis- 
her stets  übersehenes,  Argument  geltend:  „Gerade  bei  dieser  Legende 
kann  ihre  Entstehung  nachgewiesen  werden.  Eucharius  (muss  heissen: 
Eaeherius !)  von  Lyon,  der  Verfasser  der  älteren  passio,  ....  lebte 
nnge&hr  150  Jahre  nach  dem  Ereignis  ....  seine  Kunde  beruhte 
auf  den  Mitteilungen  des  Bischofs  Isaak  von  Genf.  Der  letztere  ist 
demnach   Zeuge    der    damaligen    Überlieferung.       Wie    lautete    diese? 


*)  Vgl.  meinen  Aufsatz  „Die  angehliche  Christenverfolgung  unter  Kaiser 
Claudius  IL,  Zeitschr.  für  wiss.  Theol.  XXVH  (1884),  H.  1  (S.  37—84),  Ah- 
scbn,  V  u.  VII,  63—71,  7d— 78,  sowie  meinen  Artikel  „Toleranzediktc",  in 
der  F.  X.  Kraus' sehen  Real-Encyklopädie  der  christl.  Altertümer,  Bd.  II, 
14  16-18  (S.  885—901,  S.  802-896). 


Digiti 


zedby  Google 


28  1^'.  Görrcit 

Corpora  post  multos  passionis  annos  s.  Theodoro  ..  revelaia  tradun- 
tur,  in  Quorum  honorem  cum  exstrueretur  basüica  etc.  (c.  11).  Diese 
Worte  lassen  über  die  Entstehung  der  Legende  nicht  den  mindesten 
Zweifel.  Theodor  war  Bischof  von  Octodurum  am  Ende  des  4.  Jahr- 
hunderts. ...  Im  Jahre  386  entdeckte  Ambrosias  die  Reliquien  des 
h.  Gervasios  und  I^otasius  ....  Es  war  die  erste  derartige  Ent- 
deckung im  Abendlande;  sie  macht«  bekanntlich  ungemeines  Aufsehen. 
Ist  es  erstaunlich,  wenn  ein  Freund  des  Ambrosius  alsbald  eine  ähnliche 
Entdeckung  machte?  Bis  auf  Theodor  wusste  man  nichts  von  den 
agaunensischen  Märtyrern;  was  er  wusste,  hat  er  nicht  aus  der  Tra- 
dition geschöpft;  es  wurde  ihm  geoffenbaret  und  auf  Grund  dieser 
Offenbarung  baute  er  den  neu  entdeckten  Märtyrern  eine  Basilika.  Nun 
wurden  sie  rasch  bekannt  und  berühmt;  denn  wie  hätte  jemand  an 
jener  Offenbarung  zweifeln  sollen?  Ist  dies  richtig,  so  verliert  das  an- 
gebliche Ereignis  jeden  Rest  historischen  Halts,  es  ist  entweder  eine 
Erfindung  oder  eine  Einbildung,  die  an  die  Existenz  einer  alten  Be- 
gräbnisstätte bei  Agaunum  anknüpft^^  ^).  .  .  .  Rictius  Varus  steht  also 
zu  den  Anfängen  des  Kaisers  Herculius  in  gar  keinem  Zusammenhang. 
2.  Baronius  (a.  a.  0.)  und  Hunziker  (S.  256—260)  ver- 
legen die  christenfeindlichen  Akte  des  fraglichen  Statthalters  gerade  in 
die  Sturmjahre  303  ff.,  letzterer  zumeist  aus  dem  Grunde,  weil  den 
diocletianischen  Cäsaren  nifcht  die  bürgerliche  Verwaltung  ganzer  Prä- 
fekturen  zugestanden  hätte:  „Die  Martyrien  des  übrigen  Teiles  von 
Gallien  (Amiens,  Marseille,  Nantes  u.  s.  w.),  sowie  diejenigen  Spaniens, 
werden  auf  den  Augustus  zurückgeführt.  Unter  ihm  stehen  und  von 
ihm  gesendet  werden  hier  der  Statthalter  Dacianus,  dort  der  Statthalter 
Rictius  Varus,^  welche  die  blutige  Verfolgung  ins  Werk  setzen."  Ich 
erwidere:  Den  Dacianus  halte  auch  ich  für  geschichtlich  ganz  im 
Sinne  Hunzikers,  wie  ich  alsbald  näher  darthun  werde.  Was  aber 
Rictius  Varus  betrifft,  so  schliessen  die  bestimmten  Angaben  der  christ- 
lichen Zeitgenossen  selber,  des  Eusebius  und  vollends  des  Lactanz,  der, 
wenn  er  auch  in  den  Sturmjahren  303  ff.  zu  Nicomedia  lebte,  später 
als  Erzieher  des  Prinzen  Crispus  am  Trierischen  Hofe  Constantins  des 
Grossen^")  sich  sehr  wohl  über  die  Schicksale  der  gallischen  Kirche 
unter  Constantins   informieren   konnte,    sowie  der   afrikanischen   (dona- 


*)  Dies  gegen  B  eis  sei,  der  (S.  28  ff.)  unsere  Stelle  willkürlich  iu 
seinem  Sinne  ausdeutet. 

'*)  Kbert  hat  überzeugend  nachgewiesen,  dass  der  ,,chri8tliche  Cicero** 
der  Verfasser  der  „Mortes"  ist.    —  Vgl.  Eusebii  ehren icon  Hieronymo  inter- 


Digiti 


zedby  Google 


Rictius  Vanis.  29 

tistiscfaen)  Bischöfe  Lacianns  und  Genossen  die  Annahme  einer  solchen 
unerhört  blutigen  Heimsuchung  der  gallischen  Christenheit  gänzlich  ans. 
I>aüt  jenen  zeitgenössischen  christlichen  Quellen  hat  der  menschen- 
freundliche  Fürst  die  diocietianischen  Blutedikte  nicht  ausgeführt;  um 
jedoch  nicht  mit  den  Oberkaisem  in  einen  förmlichen  Dissensus  zu 
geraten,  gab  er  widerwillig  seine  Zustimmung  zur  Schliessung  einiger 
(gallischer  und  britannischer)  Kirchen  und  wachte  darüber,  dass  Leben 
and  Eigentum  seiner  christlichen  Unterthanen  geschont  wurden**).  Ich 
gebe  zu,  dass  einzelne  Statthalter  im  Reichsgebiete  des  Constantius  es 
vorzogen,  wider  Willen  des  Cäsars,  wenigstens  hier  und  da,  die  dra- 
konischen Decrete  der  August i  zu  vollstrecken;  in  der  That  lässt 
sich  das  authentisch  bezeugte  Martyrium  des  „brittischen  Stephanus  und 
Erstlingsmartyrers"  Albanus  nur  in's  Jahr  304/5  versetzen  (s.  Gilda 
Sapiens,  De  excidio  Angliae  in  den  Actis  SS.  Boll.  s.  22.  Jun.,  S.  147. 
153,  Annot  a,  155,  Annot.  b).  Aber  solche  Massenmartyrien  ä  la 
Rictins  Yarus  konnten  damals  in  Gallien  nicht  vorkommen;  man  darf 
eben  Constantius'  Abhängigkeit  von  den  Oberkaisern  nicht  überschätzen: 
„Ein  Mann,  welcher  das  vom  Reich  losgeris.^ene  £ngland  wieder  ge- 
wonnen hatte,  der  an  der  beständig  gefährdeten  Rheingrenze  treulich 
und  tapfer  Wache  hielt  und  von  seinen  Unterthanen  als  ein  wahrer 
Vater  des  Landes  aufrichtig  verehrt  wurde,  durfte  etwas  wagen"  (vgl. 
Th.  Zahn,  Constantin  d.  Gr.  und  die  Kirche,  Hannover  1876,  S.  6). 
Ich  füge  hinzu:  Der  erste  Cäsar  und  designierte  Nachfolger  Dio- 


prete,  ed.  Migne,   Ol.   275,   Constantini  a.  10.: „Crispum  Lactantius 

Latinis  litteris  erudivit^*  etc.  —  ConstantiD  der  Grosse  hat  in  seinen  ersten 
RegieruDg8)ahren  (3ü6 — 312)  stets  und  auch  später  noch  zuweilen  zu  Trier 
Hofgehalten  (s.  meinen  Aufsatz  ,,\Velche  röm.  Imperatoren  haben  ....  zu 
Trier  residiert?"  a.  a.  O.,  zumal  S.  230).  In  diese  Epoche  fällt  eben  die 
Jugendzeit  des  Crispus. 

>*)  Vgl.  Eus.  h.  e.  VIII,  13.  18,  vita  Const.  I.  c.  13.  16.  17,  Lactant. 
mortes  c.  8.  15:  „Nam  Constantius,  ne  dissentire  a  majonim  (i.  e.  Augusto- 
nim)  praeceptis  videretur,  conventicula,  id  est  parietes,  qui  restitui  poterant, 
dirui  passus  est,  verum  autem  Dei  templum,  quod  est  in  hominibus,  incolume 
senavit"  (Hanptstelle!),  16.  20,  endlich  die  Bittschrift  der  donatistischen 
afrikanischen)  Bischöfe  Lucianus  und  Genossen  an  Constantin  bei  Optatus 
Mile?itanu8,  De  schismate  Donatistarum  1.  I,  c.  22,  ed.  H.  Harter,  Oeni- 
ponti  1870,  S.  62  „Rogamus  te,  Konstantine  optime  imperator,  quoniam  de 
genere  justo  es,  cujus  pater  inter  ceteros  imperatores  persecu- 
tionem  non  exercuit,  et  ab  hoc  facinore  immunis  est  Gallia".  Mit 
Tnrecht  bestreitet  Völker  „Der  Ursprung  des  Donatismus",  S.  138  ff.,  die 
Anthentie  dieses  Schreibens  (s.  Alb.  Hauck,  a.  a.  0.  S.  41  f.,  Anm.  1). 


Digiti 


zedby  Google 


30  F.  Görres 

cletians  im  Reichsprimat  „durfte  etwas  wagen"  (s.  Hunziker 
S.  183  f.  205  uDd  meinen  Aufsatz  „Die  Religionspolitik  des  K.  Gon- 
stantius  I.^  a.  a.  0.  S.  86 — 90).  Ich  darf  also  wohl  an  Hunziker 
die  Frage  richten :  Würden  wohl  die  donatistischen  Bischöfe  es  gewagt 
haben,  dem  Constantin  gleichsam  in's  Angesicht  zu  sagen,  durch  seinen 
Vater  wäre  Gallien  der  Verfolgung  völlig  entgangen,  wenn  ein  grau- 
samer Statthalter  im  Auftrage  des  Augustus  Maximian  gar  zu  Trier,  in 
der  Residenz  des  Kaisers,  das  Blut  der  Christen  in  Strömen  vergossen 
hätte?  Gewiss  nicht!  Hunziker  hat  sich  übrigens  die  wichtige  Stelle 
bei  Optatus  von  Mileve,  wo  das  Schreiben  der  donatistischen  Prälaten 
eingerückt  ist  (vgl.  oben  S.  29,  Anm.   11),  entgehen  lassen"). 

3.  Nach  obigen  Ausführungen  leugnet  Samuel  Basnage  (Ann. 
politico-eccles.  H,  S.  587  ad  ann.  Chr.  303)  in  direkter  Polemik  gegen 
Baronius,  zu  dessen  Zeit  indess  die  editio  princeps  der  „Mortes^  noch 
nicht  erschienen  war,  mit  bestem  Fug,  sich  stützend  auf  das  authentische 
Quellenmaterial,  zumal  auf  Eusebius,  Lactanz  und  Optatus,  eine  von 
Rictius  Varus  durchgeführte  gallische  Christenverfolgung  und  meint  zu- 
treffend: „Figmentum  igitur  est,  quae  de  Rictiovari  in  Martyres 
grassantis  saevüia  fabulantur.""  Auch  Rettberg  (a.  a.  0.  S.  107  f.) 
verwirft  in  scharfsinniger  Argumentation  die  angebliche  Christenhetze 
des  Rictius  Varus  als  apokryph.  Hauck  (S.  24  f.  u.  Anm.  1  das.) 
erörtert  unsere  Streitfrage  viel  zu  flüchtig,  streift  sie  kaum,  erwähnt 
nicht  einmal  den  Rictius  Varus,  stellt  aber  folgende  durchaus  richtige 
Thesen  auf: 

I.  „Wir  kennen"  (für  das  ganze  dritte  Jahrhundert)  „nicht  einen 
Namen  eines  Märtyrers"  im  römischen  Germanien. 

n.  „Diese  Behauptung  ist  richtig  trotz  der  sog.  Thebäer  in  Köln, 
Bonn,  Xanten  und  Trier  und  der  h.  Ursula  und  ihrer  elftausend  Jung- 
frauen in  Köln.  Die  ersteren  fallen  mit  den  agaunensischen 
Märtyrern,  deren  Sprösslinge  sie  sind''  u.  s.  w.  Hauck  geht 
also  von  der  korrekten  Voraussetzung  aus,  dass  die  fraglichen  Opfer 
des  blutdürstigen  Präfekten,  insofern  sie  sich  nicht  auf  die  Jahre  286  ff. 
datieren  lassen,  in  den  Sturmjahren  303  ff.  erst  recht  nicht  unterge- 
bracht werden  können.    Völlig  verwerflich  ist  endlich  die  Chrono- 


")  Die  Ansicht  Hunziker 's  (S.  183  f.),  Constantius'  Religionspolitik 
wäre  in  den  Jahren  303—305  ganz  conform  den  drei  ersten  diocletianischeu 
Christenedikten  und  zumal  dem  ersten  von  303  gewesen,  habe  ich  als  durch- 
aus unzulässig  dargetlian  in  meinem  Aufsatz  „Die  Keligionspolitik  des  K. 
Constantius  1.  Abschu.  HI,  Nr.  5,  S.  86—90. 


Digiti 


zedby  Google 


Hictius  Varus.  31 

logie  Browers:  Die'|Trierischen  Märtyrer  verlegt  er  iQ*s  Jahr  286 
(S.  192.  193,  Nr.  68—74  bis  195  B,  Nr.  80),  dagegen  datiert  er 
die  flbrigen  asgeblichen  Rictias  Yarus-Martyrer,  zu  Amiens,  Rheims, 
Soissons  u.  s.  w.,  auf  das  Jahr  303,  wofür  er  ungenau  302  substituiert. 
Aber  einmal  habe  ich  soeben  nachgewiesen,  dass  die  fragliche  Rictius 
Varos- Verfolgung  sich  weder  auf  286  £f.  noch  auf  303  ft'.  datieren 
lässt,  und  dann  kennt  das  gesammte  trübe  Quellenmaterial  nur  eine 
einzige  Verfolgungsperiode  des  Präfekten;  nach  der  gesamten  spätem 
Tradition  wickeln  sich  seine  christenfeindlichen  Akte  ununterbrochen 
^uno  tenore**  in  kurzer  Zeit  ab ;  selbst  wer  den  Rictius  Varus  für  ge- 
schichtlich hält,  muss  im  Anschluss  an  die  „Quellen"  die  Annahme  von 
zwei  von  diesen  angeblichen  Prätorialprafekten  durchgeführten  Ver- 
folgungen resp.  zweier  .Verfolgungs  -  Perioden  als  widersinnig  verwerfen. 
4.  Die  Geschichte  der  gallischen  Kirche  im  diocletianischen  Zeit- 
alter bietet  also  gar  keinen  Raum  für  den  Christenverfolger  Rictius 
Varus;  hiermit  ist  auch  die  weitere  auf  die  Geschichtlichkeit  des  Mannes 
an  sich  bezügliche  Frage  im  Wesentlichen  schon  beantwortet,  und  zwar 
im  verneinenden  Sinne.  Friedrich  (I,  S.  136),  der  hypercon- 
servative  Apologet  der  Echtheit  des  Martyriums  der  Thebäer,  meint 
natarlich,  den  Rictius  Varus  wegen  der  widersinnigen  Angaben  in  den 
Martyrologien  als  apokryph  zu  verwerfen,  sei  „vorschnell  und  unbe- 
rechtigt** .  mit  Rücksicht  auf  die  Kölner  Funde  von  Schädeln,  die  mit 
Nägeln  durchbohrt  sind!  Dieses  Argument  hält  sogar  B  eis  sei  (S. 
•45  f.),  und  zwar  mit  bestem  Fug,  für  äusserst  gewagt.  Thierry  (a. 
a.  0.  S.  25  f.)  hält  den  angeblichen  Vertrauensmann  des  Herculius  zwar 
ftlr  durch  die  Legende  ausgeschmückt  oder  vielmehr  verzerrt,  aber  doch 
für  historisch !  Wir  müssen  aber  den  Rictius  Varus  in  Übereinstimmung 
mit  Rettbergs  bündiger  Argumentation  (S.  107  f.)  einfach  in  das  Reich 
des  Mythus  verweisen  bez.  auf  seine  gespenstische  Existenz,  die  er  in  der 
Trierischen  Lokalsage  als  „Stadtgeist"  fristet,  einschränken :  Er  ist  näm- 
lich nur  durch  gefälschte  Martyrerakte,  wie  z.  B.  die  passio  s.  Quin- 
Uni  und  vor  Allem  die  acUi  ss.  Crispini  et  Crispinianif^  welche  B  r  o  w  e  r 
(S.  202  B)  natürlich  als  unbedingt  authentische  ausbeutet,  und  über  die 
Thierry  (a.  a.  0.  S.  45  f.)  wenigstens  zu  günstig  urteilt,  und  die 
hieraus  abgeleiteten  widersinnigen,  mit  ekelhaften  Henkerscenen  und  un- 
historischen Voraussetzungen  reichlich  verbrämten,  Berichte  der  abendlän- 
dischen Martyrologien  des  8.  und  9.  Jahrhunderts,  des  sog.  „Bamanum 
parmim  seu  vetus^^  Ados  und  namentlich  des  Usuardus  u.  A.,  bezeugt; 
einige  der  fraglichen  Blutzeugen  werden  gar  erst  in  den  späteren  inter- 


Digiti 


zedby  Google 


32  F.  Görres 

polierten  Recensionen  der  genannten  Kaiendarien  auf  das  stark  be- 
lastete Konto  des  Rictius  Yarus  gesetzt.  Tillemont  bekundet  in  Er- 
örterung unserer  Kontroverse  wieder  sein  ihm  so  gelaufiges  bar  mo- 
nistisches Verfahren:  Er  hält  an  der  Geschichtlichkeit  des  angeblichen 
Prätorialpräfekten  fest,  glaubt  aber  an  den  betreffenden  Martyrerakten 
Kritik  üben  zu  müssen;  die  einen  gelten  ihm  als  authentisch,  andere 
als  apokryph.  Dabei  stellt  der  Verfasser  der  „M6moires"  ein  sonder- 
bares Kriterium  der  mangelnden  Authentie  auf;  er  erblickt  in  der  Be- 
zeichnung des  Statthalters  mit  dem  depravierten  Namen  „Rictiovarus^' 
ein  wesentliches  Argument  der  Unechtheit  der  fraglichen  Akten,  wäh- 
rend er  umgekehrt  denjenigen  Passionen,  welche  den  Präfekten  korrekt 
„Rictius  Varus"  nennen,  die  Authentie  zusprechen  will  (M6m.  IV, 
S.  718  B,  Note  XI  sur  S.  Denys  de  Paris)!  Man  muss  aber  radikaler 
vorgehen  und  unterschiedlos  alle  Akten  bez.  martyrologische  Berichte, 
in  denen  überhaupt  der  angebliche  Präfekt  Maximians  vorkommt,  sei  es 
mit  der  Bezeichnung  „Rictiovar",  sei  es  als  „Rictius  Varus",  als  durch- 
aus gefälschte  Dokumente  brandmarken^^). 

Bezeichnend  für  den  sagenhaften  oder  vielmehr  ungeschichtlichen 
Charakter  des  Rictius  Varus  ist  die  Art  und  Weise,  wie  die  acta  ss. 
Crispini  et  Orispiniani   c.  V.    (bei  Surius,    vUae  probatae  Sanctorum, 


'")  Ich  lege  einige  Proben  aus  diesen  säubern  Quellen  vor: 

I.  Martyrologium  Usuardi  (Bollandisten-Ausgabe  des  SoUerius),  s.  25. 
Sept.,  S.  556:  „In  civitate  Ambianensium ,  beati  Firmini  episcopi,  qui  sub 
praeside  Rictiovaro  post  varia  tormenta  capitis  decollatione  inartyrium 
sumpsit." 

II.  Martyr.  Usuardi,  s.  6.  Januar.,  S.  13:  „In  territorio  Reniensi,  passio 
s.  Macrae  virginis,  quae  jubente  Rictiovaro  praeside,  cum  in  ignem 
esset  praecipitata  et  permausisset  illaesa  (sie!),  dein  mammillis  abscissis  et 
squalore  carceris  afHicta,  super  testas  etiam  acutissimas  volutata  orans  mi- 
gravit  ad  Dominum."  Diese  h.  Macra  kommt  zuerst  in  dem  c.  750  redigierten 
sog.  Romanum  parvum  vor:  „Sanctae  Macrae  virginis  sub  Rictiovaro  prae- 
side" (vgl.  Sollerii  observatio  ad  6.  Jan.  1.  c.  S.  14). 

in.  Die  Trierischen  Rictius  Varus-Martyrer,  im  Martyr.  Usuardi  (s.  6. 
Octob.  p.  581)  übergangen,  finden  sich  erst  s.  e.  d.  des  interpolierten 
Usuardus  (S.  582),  wie  folgt,  erwähnt:  „Treveris,  passio  iunumerabilium 
martyrum  a  praefecto  urbis  Rictiovaro  occisorum,  qui  in  plebem  utrius- 
que  sexus  et  aetatis  caedem  pro  nomine  Christi  exercuit"  etc. 

IV.  Erst  der  interpolirte  Usuardus  vindiciert  den  jugendlichen  Blut- 
zeugen Justus  von  Beauvais  dem  Rictius  Varus  (s.  18.  Octob.,  8.610): 
„In  territorio  Belvacensi  s.  Jiisti  pueri  et  martyris,  qui  temporibus  Dio- 
cUtiaui  imperatoris,  sub  Rictiovaro  iudice,  capite  caesus  est." 


Digiti 


zedby  Google 


Rictius  Varus.  33 

s.  25.  Octob.  S.  385)  seinen  Untergang  darstellen:  „Rictius  Varus, 
beisst  es  da,  verzweifelnd,  die  Überzeugungstreue  der  Heiligen  (Crispinus 
und  Crispinianos)  zu  besiegen,  stttrzte  sich  selbst  in  eine  für  die  Mär- 
tyrer bestimmte,  mit  glühendem  Pech  und  anderen  Brennstoffen  ange- 
feilte, Grube  ^^);  schon  vorher  hatte  er  denselben  Akten  zufolge  durch 
die  Flammen,  wodurch  er  die  Heiligen  zu  versengen  vorgehabt,  selbst 
ein  Auge  eingebüsst. " 

Mit  Fug  behauptet  Rettberg  (S.  107  f.)  im  Anschluss  an  Uont- 
heims  Kritik  {Histaria  Trevir.  dipl  I,  S.  221,  Pralrmnus  I,  S.  87), 
die  Erzählung  von  den  Trierischen  Rictius  Varus- Märtyrern  komme 
zuletzt  auf  eine  angeblich  1071  in  der  Krypta  zu  St.  Paulin  aufgefun- 
dene bleierne  Tafel  zurück,  die  über  die  rings  um  den  Sarg  des  Pau- 
linas ruhenden  Märtyrer  Aufschluss  geben  soll.  Und  bezüglich  der 
Qbrigen  dem  angeblichen  Präfekten  zugeschriebenen  gallischen  Blutzeugen 
urteilt  Rettberg  a.  a.  0.  nicht  minder  zutre£fend,  dass  „die  Geschichten 
der  betreffenden  Heiligen  nicht  besser  gestützt  sind,  als  die  der  Thebäer 
von  Trier*  (s,  auch  oben  S.  32,  Anm.  13).  Endlich  „erscheint  Rictio- 
varus  doch  geradezu  als  Kollektivname  zur  Bezeichnung  tyrannischer 
Beamten  aus  der  Zeit  der  Verfolgung'^  (Rettberg  a.  a.  0.).  Insofern 
ist  er  ein  Pendant  zu  Lysias  und  Archelaus  und  noch  mehr  zu  Tur- 
oius,  die  gleichfalls,  die  beiden  ersteren  wenigstens  zumeist,  in  apo- 
kryphen, auf  die  diocletianische  und  licinianische  Christenverfolgung 
bt'züglichen,  Passionen  des  Orients,  letzterer  in  den  gefälschten  Mar- 
tyrerakten  des  Abendlands,  als  stereotype  grausame  Gegner  der  Gläu- 
bigen vorkommen,  '''j 

Auch   das  Motiv    der   hier  vorliegenden   historischen  Fiction    ist 

")  ,,Cemen8  impius  Rictiovarus  sc  nihil  suis  efticere  suppliciis,  furi- 
iuiudus  (creditur  arreptus  a  daemone)  in  i^^nem  sosc  praeeipitat  (!) 
et  u]i  morte  abiit  e  vita,  justo  quideni  Dei  judicio,  ut  qui  multos  Christi 
Qidrtvres  ignibus  excruciatos  interemerat,  ipse  ad  actcrni  ignis  fiammas  .... 
proticisceretur."  —  Übrigens  wurden  die  legendarischen  Blutzeugen  Crispinus 
and  Crispinianus  schon  früh  Gegenstand  audäclitigcr  Verehrung  am  präsum- 
tiven Orte  ihres  Martyriums:  Schon  Gregor  von  Tours  (zweite  Hälfte  des 
sechsten  Jahrhunderts)  erwähnt  eine  „basilica  ss.  Crispini  et  Crispiniaui**  zu 
Soissons  (bist.  eccl.  V  c.  35,  IX  c.  9).  Diese  Basilika  hat  sich  F.  X.  Kraus 
in  seiner  verdienstlichen  „Statistik  der  Basiliken"  entgehen  lassen  (R.-E. 
Lfjr.  2,  S.  139  f.). 

")  In  den  gefälschten  Akten  der  Vierzig  von  Sebaste  begegnet  der 
-pracses  Ägricolaus"  und  der  „Dux  Lysias",   ersterer  auch  in  der  apokry- 
phen Vita  des   Blasius  von   Sebaste  (s.  Ruinart,   Acta  martyrum,   S.  308, 
Admonitio  in  acta  ss.  Claudii,  Asterii  et  sociorura,  Nr.  1.  S.  547,  Note  7  und 
Wertd.  ZeUachr.  f.  Gesch.  a.  Kuast      VII,   I.  ^    r^  ^ 

Digitized  by  VjOOQ IC 


34  F.  Görres. 

unschwer  zu  erraten!  Der  mythische  Rictius  Varus  hat  einen  geschicht- 
lichen, weil  schon  durch  einen  Augustinus  von  Hippe  und  Prü- 
den tius  bezeugten,  Doppelgänger  in  Spanien:  Der  schon  erwähnte 
Statthalter  Dacianus  vollstreckt  im  Jahr  304/5  im  Auftrage  des  Au- 
gustus  Herculius,  auf  der  iberischen  Halbinsel  von  Stadt  zu  Stadt  rei- 
send, die  diocletianischen  Blutedikte  aufs  Härteste.  **)  Wie  verschieden 
ist  endlich  das  Verschwinden  beid^T  Doppelgänger  vom  Schauplatz  ihrer 
unheimlichen  Wirksamkeit!  Der  Held  des  Mythus  erliegt  zu  Soissons 
einem  entsetzlichen  Mirakel ;  der  historische  Dacianus  aber  tritt  Mitte 
305  plötzlich  zurück ,  indes  nicht  in  Consequenz  eines  schreckhaften 
Wunders,  sondern  auf  Befehl  des  infolge  der  Abdankung  Diocletians 
und  Maximians  zum  Inhaber  des  Reichsprimates  emporgestiegenen  bis- 
herigen ersten  Cäsars  Constantius  ^^). 

Rictius  Varus  dürfte  also  dem  geschichtlichen  Dacianus  nach- 
gebildet sein;  die  gallische  Kirche  wollte  eben  der  spanischen  im 
ruhmvollen  Besitze  erlauchter  Opfer  des  Diocletian-Sturmes  nicht  nach- 
stehen. ^*) 


meine  „Liciniaiiisohe  Christenverfolgung**,  Jena  1875,  S.  104—115.  130 — 133). 
Lysias  kommt  übrigens  auch  in  den  authentischen  actis  Claudii^  Asterii 
etc.  vor  (s.  Ruinart,  S.  308  ff.  und  Hunziker,  S.  272  ff.).  Turcius  er- 
scheint nur  in  gefälschten  Akten  als  8tereotyi)er  Christen  Verfolger  (s.  R.  A. 
Lipsius,  Chronologie  der  römischen  Bischöfe,  S.  179,  Anm.  3  und  meiueu 
Aufsatz  „Alex.  Sev.  u.  d.  Christenth.",  Zeitschr.  für  wiss.  Theol.  XX,  il.  1, 
[S.  48-89],  S.  83  f.). 

**)  Vgl.  Lactant.  mortes  c.  8  (Spanien  steht  unter  unmittelbarer  Ver- 
waltung des  Herculius!),  Augustini  sermones  274—277  incl.  (bei  Ruiaart, 
Acta  mart.  S.  398  ft'.)  und  Prudentii  hymnus  de  martyrio  S.  Eulaliae  virginis 
Emeritensis,  hymnus  de  XVIII  martyribus  Caesaraugustanis  (ebenda,  S.  480 
483.  494—498),  die  „Passio  s.  Vincentii"  (ebenda,  S.  400  ff.)  und  die  1  reff- 
liche kritische  Darlegung  der  Dacianus-Verfolgung  bei  Garns,  0.  s.  B.  K.  G. 
Spaniens,  Bd.  I,  Regensburg  1862,  S.  298—300.  315  f.,  325.  330  f.,  346— 
350.  376  f.,  892.  Die  Geschichtlichkeit  des  dämonischen  Christenverfolgers 
Dacianus  ist  auch  durch  eine  echte,  von  Gruterus  veröffentlichte,  Inschrift 
bezeugt,  wonach  er  die  Grenzen  zwischen  dem  Gebiete  von  Fax  Julia  und 
jenem  von  Ebora  (Städte  des  südlichen  Lusitanien!)  bestimmt  hat,  vgl.  Gib- 
bon, Deutsch  von  Sporschil,  2.  Aufl.,  Bd.  III,  Kap.  16,  S.  95,  Anm.  e). 

>')  Vgl.  Eus.  mart.  Palaest.  c.  13,  Hunziker,  S.  205—209  u.  zumal 
207  f.  und  meinen  Aufsatz  „Die  Religionspolitik  des  K.  Constantius  I",  Ab- 
schn.  IV,  a.  a.  0.  S.  90—93. 

^*)  Der  Benediktiner  Ruinart  (Acta  martyrum)  hält  zwar  am  thebäi- 
scheu  Martyrium  fest,  schweigt  sich  aber  —  in  glücklicher  Inkonsequenz !  — 
über  den  Rictius  Varus  gänzlich  aus. 


Digiti 


zedby  Google 


Kictius  VaruB.  3Ö 

Der  Jesuit  B eissei  legt  in  seiner  oben  (S.  25)  citierten  Schrift  eine 
Laoze  ein  für  die  Geschichtlichkeit  des  Massenmordes  der  Thebäer,  des 
Rictius  Varus  und  der  diesem  mythischen  Verfolger  vindicierten  Trieri- 
schen Märtyrer,  aber  ohne  zu  überzeugen:  Er  operiert  im  Wesentlichen 
Dar  mit  den  alten,  durch  Rettberg,  noch  jüngst  durch  Hauck  (s.  oben 
S.  27  f.),  teilweise  auch  durch  Hunziker  widerlegten  Argumenten,  von 
denen  nur  die  S.  44  f.  verwertete  Trierische  Grabinschrift  aus  dem  fünften 
Jahrb.,  worin  Gräber  von  Blutzeugen  der  Moselstadt  erwähnt  werden,  eine 
ernstlichere  Berücksichtigung  verdient,  ohne  indes  eine  entscheidende  Beweis- 
kraft zu  Gunsten  der  hyperconservativen  Beissel'schen  Thesen  zu  besitzen. 
Wegen  aller  Details  berufe  ich  mich  auch  auf  meine  demnächst  an 
anderer  Stelle  erscheinende  Anzeige  des  gesamten  Opus  des  Jesuiten; 
leider  wurde  Teil  I  erst  län'^st  nach  Einlieferung  meines  Mssk.  an  die 
Iledaktion  ausgegeben,  so  dass  ich  die  Studie  in  den  einzelnen  Partieen 
meines  Aufsatzes  nicht  mehr  eingehend  berücksichtigen  konnte. 


-•^>^fi»**- 


Jahresrechnung  des  Kölnischen  Offizialatgerichts  in 
Soest  vom  1.  März  1438—1.  März  1439. 

Von  Dr.  J.  Hansen  in  Münster  i.  W. 

Das  nachstehend  abgedruckte  Dokument,  die  Abrechnung  des 
Siegelers  beim  erzbischöflichen  Oflizialatgericht  in  Soest  mit  dem  Erz- 
bischof Dietrich  von  Köln  für  das  Etatsjahr  vom  1.  März  1438  bis 
zum  1.  März  1439,  befinilet  sich  im  Original  im  Kgl.  Staatsarchiv  zu 
Düsseldorf,  Akten  von  Kurköln.  Verhältnis  zu  Cleve-Mark  Nr.  14a. 
Diese  Rechnung  ist  die  einzige  derartige  des  Erzbistums  Köln  aus  dem 
ganzen  Mittelalter,  welche  sich  erhalten  hat  oder  wenigstens  an  zugäng- 
licher Stelle  sich  befindet ;  erst  aus  dem  Ende  des  vorigen  Jahrhunderts, 
aus  den  Jahren  1794 — 1804,  stammt  eine  zweite  Rechnung  des  damals 
in  Arnsberg  befindlichen  kölnischen  Offizialatgerichts.  Der  ganz  ausser- 
ordentlich trümmerhafte  Zustand  der  handschriftlichen  Überlieferung, 
welche  dem  Verwaltungsgebiet  der  geistlichen  Gerichtsbarkeit  angehört, 
ist  übrigens  keine  speziell  kölnische  Eigentümlichkeit.  Hat  sich  aus 
Jem  Bistum  Münster  keine  einzige  unserer  Rechnung  entsprechende  Auf- 
zeichnung feststellen  lassen,  so  haben  sich  auch  für  das  Erzbistum  Trier, 
für  welches  die  Verhältnisse  sich  noch  am  günstigsten  gestalten,  nur 
vier  verwandte  Stücke  erhalten.  Zwei  derselben  hat  Lamprecht  veröf- 
f<*ntlicht,  ^)  zwei  weitere,  Abrechnungen  des  Erzbischofs  Balduin  mit  sei- 

»)  Deutsches   Wirtschaftsleben   im  Mittelalter  III  Nr.  292,  296   (wozu 
ü^.  1*,  S.  1433,  1639  zu  vergleichen  ist). 


8* 

Digitized  by  VjOOQ IC 


06  J.  Hausen 

nem  Üfii/ial  in  Coblenz  für  die  Zeit  vom  11.  Januar  1328  bis  zum 
28.  Januar  1330,  beruhen  im  Staatsarchiv  Coblenz,*)  weichen  jedoch 
in  ihrtjr  Abfassung  so  wesentlich  von  unserer  Rechnung  ab,  dass  sich 
kaum  eiHi^elne  Yergleichungspunkte  ergeben. 

Das  Kölnische  Oüizialatgericht,  um  das  es  sich  hier  handelt,  um- 
fasiäte  den  ganzen  westfälischen  Anteil  der  Kölner  Diözese.  Es  befand 
sich,  bevor  es  im  Jahre  1434  nach  Soest  verlegt  wurde,  in  Arnsberg. 
Alle  früheren  Nachrichten  über  dasselbe  sind  jedoch  anscheinend  ver- 
loren,  so  dass  wir  über  die  Begründung  dieses  Gerichtes  nur  Mutmas- 
SQngeti  begf^n  können.  ^) 

Es  ist  bekannt,  dass  die  ersten  Spuren  der  Existenz  von  bischöf- 
lichen Utßzialatgerichten,  welche  mit  den  älteren  Archidiakonalgerichten 
konkarrieilen  und  sowohl  der  Förderung  des  unmittelbaren  Einflusses 
der  Bischöfe  auf  ihre  Diözesen  als  der  Beschleunigung  der  Rechtsge- 
^häfte  lUenlich  zu  sein  bestimmt  waren,  auf  das  13.  Jahrhundert  zu- 
rück leiten.  Auch  für  das  Erzbistum  Köln  ist  ein  solches  Gericht  mit 
dura  Sitz  in  Köln  schon  im  13.  Jahrhundert  des  öftern  nachweisbar. 
Das£  für  den  westfälischen  Teil  des  Erzbistums  bereits  damals  ein 
besonderes  Oüizialatgericht  begründet  wurde,  ist  jedoch  wenig  wahr- 
äcbeinllch,  *)  Es  ist  im  Gegenteil  von  vornherein  anzunehmen,  dass  da:> 
\¥0&tf^lische  frühestens  im  Anschluss  an  die  Erwerbung  der  Grafschaft 
Arasberg  für  das  Kölner  Erzstift,  also  im  letzten  Drittel  des  14.  Jahr- 
linnderts,  eingerichtet  worden  ist,  da  sich  dasselbe,  falls  es  schon  früher 
Vürhauden  gewesen  wäre,  wohl  ohne  Zweifel  in  Soest  befunden  hätte, 
neben  welcher  Stadt  erst  nach  der  Erwerbung  von  Arnsberg  ein  zweiter 
westfäliHoher  Ort  in  Betracht  kommen  konnte.  In  diesem  Falle  würde 
aber  die  Urkunde  des  Erzbischofs  Dietrich  von  Moers  vom  4.  Dezember 
1434'')  nicht  von  einer  Verlegung  des  Gerichtes  von  Arnsberg  nach 
Soest,  sondern  von  einer  Zurückverlegung  desselben  nach  Soest  sprechen. 


*)  Däe  erste  derselben  (1328, 29)  ist  von  Goerz,  Regesten  der  Erzb.  von 
Trier  S.  73  und  von  Dominikus,  Baldewin  von  Lützelburg  S.  275  bereite  er\iälint 

^)  Die  Streitechrift  Binterims,  Die  geistlichen  Gerichte  m  der  Erzdio- 
TÄöse  und  Kirchenprovinz  Köln  vom  12.  bis  19.  Jh.  (Düsseldorf  1849),  deren 
Inhalt  zu  ihrem  Titel  überhaupt  nicht  recht  im  Verhältnis  steht,  kommt  hier 
gar  nicht  ia  Betracht. 

*}  Cber  die  Entetehung  der  zwei,  zeitweilig  sogar  drei  Officialate  im 
Enthistuni  Trier  (in  Trier,  Koblenz  und  Ivois)  vgl,  Lamprecht  a.  a.  0.  I'. 
S.  1279. 

*)  Seibertz,  ÜB.  zur  Landes-  und  Rechtsgeschichte  von  Westfalen  III,  9^5. 


Digiti 


zedby  Google 


Jahresrechnun^  des  Ivölnischeii  ()ffizialat<rerichts  in  Koedt.  37 

Der  Wortlaut  dieser  Urkunde  scheint  aber  ausserdem  anzudeuten,  dass 
erst  Erzbischof  Dietrich  das  Ofüzialatgericht  fQr  Westfalen  begründete,  ^) 
dass  dasselbe  also  nicht  vor  dem  Jahre  1414  bestand. 

Das  Grericht  blieb  nicht  lange  in  Soest.  Die  Streitigkeiten  des 
Erzbischofs  mit  dieser  Stadt,  welche  die  Soester  Fehde  und  den  Abfall 
der  Stadt  vom  Erzstift  zur  Folge  hatte,  veranlassten  Dietrich  von  Moers, 
schon  bald  wieder  seinem  Oflizial  in  Arnsberg  seinen  Sitz  anzuweisen. 
Die  unten  abgedruckte  Rechnung  ist  der  einzige  mir  bekannt  gewordene 
Beleg  dafflr,  dass  das  Gericht  wirklich  dazu  gelangt  ist,  in  Soest  seine 
Th&tigkeit  aufzunehmen.  Mehrere  aus  den  Jahren  1441  und  1442 
stammende  Schreiben ")  beweisen,  dass  damals  der  Kölnische  Ofiizial  be- 
reits wieder  in  Arnsberg  residierte.  Auch  in  der  späteren  Zeit  hat  der 
Sitz  des  Gerichts  noch  mehrfach  gewecliselt.  Im  J.  1450  wurde  es 
nach  Werl  verlegt  ®);  im  J.  1478  fanden  Verhandlungen  zwischen  Cleve 
und  Köln  wegen  der  Verlegung  des  Gerichts,  das  sich  damals  bereits 
li^ieder  in  Arnsberg  befand,  nach  Soest  statt,  ohne  dass  wir  über  das 
Resultat  derselben  unterrichtet  sind^),  vom  16.  Jahrhundert  anwar  es 
wieder  lange  Zeit  in  Werl,  am  Ende  des  vorigen  Jahrhunderts  jedoch, 
wie  oben  bereits  erwähnt,  wieder  in  Arnsberg. 

Das  westfölische  Ofüzialatgericht  umfasste  den  gesamten  westfäli- 
schen Anteil  der  Kölner  Diözese,  also  nicht  blos  die  Kölnischen  Landes- 
teile, sondern  das  ganze  südlich  von  der  Lippe  gelegene  Gebiet.  Doch 
hatte  in  diesem  Sprengel  der  erzbischöfliche  Offizial,  welcher  in  Köln 
residierte,  konkurrierende  Gerichtsbarkeit,  was  sich  aus  den  Akten  des 
Dekanates  Attendorn  mit  voller  Gewissheit  ergiebt.  '^)    Es  kam  also  auf 


•)  'unse  geystlike  gerichte,  dat  wy  eyne  tydt  in  unser  stad  Arnsberg 
gehat  und  noch  hebben'.  Wenn  schon  vor  Dietrichs  Zeit  das  Gericht  be- 
standen hätte,  so  würde  es  dem  Gebrauch  entsprechen,  wenn  Vy  und  unse 
vurfaren  gesagt  wäre.  —  Daraus,  dass  die  Statuten  des  Kölner  Provinzial- 
koozils  vom  22.  April  1423  nur  den  kölnischen  Ofiizial  erwähnen  (Hartzheim, 
Toncilia  Germaniae  V,  218)  lässt  sich  kein  Schluss  ziehen,  da  der  Zusammen- 
hang die  Erwähnung  des  westfälischen  Offizials  nicht  erheischt. 

^  Soester  Stadtarchiv  XX  7  fol.  27,  75.  Vgl.  auch  Westd.  Zeitschr.  I, 
357  Nr.  17. 

^  Seibertz,  Quellen  zur  westfölischen  Gesch.  I,  66. 

•)  Soester  Stadtarchiv  XXXVIII,  36.  Die  Stadt  war  mit  der  Veriegimg 
einrerstanden. 

*")  Vgl.  Zeitschr.  für  vaterländische  Geschichte  und  Altertumskunde 
XLIV'  S.  6.  Wenn  das  nicht  der  Fall  wäre,  so  Hesse  sich  aus  der  im  J. 
1^7  erfolgten  Entscheidung   dos   Köhiisclien  Oftizials    über   die  Kompetenz 


Digiti 


zedby  Google 


38  J.  Hangen 

die  Wahl  der  Parteien  an,  ob  sie  ihre  Streitigkeiten  beim  kölnischen 
oder  beim  westfälischen  OflSzialatgericht  anhängig  maclien  wollten.  ^*) 

Gehen  wir  nach  diesen  orientierenden  Vorbemerkungen  etwas  näher 
auf  die  Rechnung  selbst  ein. 

Das  Rechnungsjahr  begann  mit  dem  1.  März.  Allerdings  fand 
die  Abrechnung  für  das  Etatsjahr  1437/38  erst  am  11.  November  1438 
statt  (Ausgaben  II,  3);  doch  war  dies  wohl  ein  unregelmässiger  Termin. 
Der  Erzbischof  befand  sich  um  die  angegebene  Zeit  in  Westfalen,  so 
dass  also  die  Abrechnung  wahrscheinlich  bis  zu  diesem  Zeitpunkt  ver- 
schoben worden  war. 

Hinsichtlich  des  Verhältnisses  zwischen  Einnahmen  und  Ausgaben 
fÄllt  auf,  dass  diese  grösser  sind,  als  jene.  Schloss  schon  das  Etatsjahr 
1437/38  mit  einem  Defizit  von  37  Gulden  5  ß  5  /^,  so  wuchs  die 
vom  Erzbischof  dem  Siegler  geschuldete  Summe  im  Jahre  1438/39  auf 
124  Gulden  4  ß  4V/2  ^.  Dabei  ist  aber  zu  beachten,  dass  die  Aus- 
gaben durchaus    unregelmässige   waren.     Ausser    ganz   geringen   Posten 


des  Soester  Archidiakons  (Seibertz  ÜB.  I,  420  und  die  Erläuterung  bei 
Mooren,  Das  Dortmunder  Archidiakonat  S.  91),  sowie  aus  der  am  11.  Oktbr. 
1412  von  demselben  vorgenommenen  Bestätigung  einer  Hospital  -  Stiftung  in 
Menden  (Staatsarchiv  Münster,  Herzogtum  Westfalen  Urk.  Nr.  23)  und  ähn- 
lichen Akten  ein  sicherer  Schluss  auf  die  Nichtexistenz  des  westfälischen 
Ofiizialats  ziehen. 

^*)  Dass  das  Offizial  bez.  der  Siegler  des  westfälischen  Gerichts  auch 
über  die  Grenzen  des  Kölner  Sprengeis  hinaus  thätig  war,  beweisen  folgende 
der  Rechnung  beiliegende  Notizen  über  das  Bistum  Münster: 

Anno  domini  1438  a  mense  Decembri  usque  in  primam  Marcii  succes- 
sive  sigillavi  manuscripta  infrascripta  auctoritate  Icgacionis: 

In  Bevergerne:  In  primis  de  quadam  citacione  emissa  ad  instanciam 
iilie  unice  naturalis  et  legitime  quondam  Heinrici  de  Wrede  dum  vixit  et  do- 
mini Jo.  Hueck  presbiteri,  ipsius  actoris  contra  Theodorum  Bramhom  simul  3  ß. 

In  Monasterio:  Item  de  quadam  citacione  emissa  ad  instanciam  Gir- 
trudis  uxoris  legitime  Heinrici  Nederhoeve  contra  Conradum  Straimberg  3  ß. 

In  Monasterio:  Item  de  quadam  citacione  emissa  ad  instanciam  Her- 
manni  Pelfz  opidani  Susaciensis  contra  Jacobum  dictum  Bonen  2  |3  3  -S 

In  Warendorp:  Item  de  quodam  arresto  ad  instanciam  Rutgeri  de 
Koesveldia  notarium  illustris  domicelli  de  Teckelenburg  contra  iudices  in 
Warendorp  et  Johannem  Knervel  4  ß. 

In  Monasterio:  Item  de  quadam  inhihicione  ad  [instanciam]  Her- 
mann! Pelfz  contra  Jacobum  Bonen  et  dominum  dccanum  Saneti  Martini 
Monasteriensis  3  p  3  -S 

£s  sind  das  offenbar  nur  Ausnahmefälle,  und  an  das  Bestehen  eines 
Instanzenzuges  ist  nicht  zw  denken.     Vgl.  Einnahmen  I  am  Ende  (S.  42). 


Digiti 


zedby  Google 


Jahresrechnung  des  Kölnischen  Offizislatgerichts  in  Soest.  39 

für  Si^elwachs  und  sonstige  Kanzleibedürfnisse  ünden  wir  keine  Po- 
sitionen, welche  sich  als  regelmässig  in  jedem  Jahr  wiederkehrende  be- 
zeichnen liessen.  Nur  ausnahmsweise  wurden  anscheinend  in  dem  vor- 
liegenden Etatsjahr  auch  z.  B.  die  Gehälter  der  drei  Beamten  des 
Gerichtes  aus  der  Kasse  des  Oflfizialatsgerichts  ausgezahlt  bezw.  ergänzt. 
Die  betreffenden  Posten  (Ausgaben  II,  10  und  11)  befinden  sich  in  der 
Reihe  der  ausserordentlichen  Ausgaben,  und  nur  vom  Siegler  und  seinem 
Diener  ist  das  ganze  Jahresgehalt  auf  diese  Kasse  genommen  (72  Gulden), 
dem  Offizial  selbst  wird  nur  eine  Aufbesserung  seines  Gehaltes  aus  den 
hier  vereinnahmten  Geldern  gewährt ").  Wie  die  Verrechnung  dieser 
G^alter  regelmässiger  Weise  erfolgte,  lässt  sich  bei  dem  Mangel  aller 
weiteren  Überlieferung  nicht  mit  Sicherheit  feststellen.  Da  jedoch  kaum 
anzunehmen  ist,  dass  dieselben*  aus  den  Einkünften  der  beiden  welt- 
lichen Behörden  des  Erzbischofs,  die  ihren  Sitz  in  der  Nähe  hatten, 
nämlich  des  weltlichen  Gerichts  zu  Soest  und  des  Marschallamts  in 
Arnsberg,  bestritten  worden  sind,  so  ist  wahrscheinlich,  dass  sie  aus 
einer  am  Hof  des  Erzbischofs  in  Köln  oder  Bonn  befindlichen  speziell 
den  Zwecken  der  geistlichen  Gerichtsbarkeit  der  ganzen  Diözese  dienen- 
den Kasse  ausgezahlt  wurden. 

Auf  eine  solche  vom  Erzbischof  ausgeübte  Gentralleitnng  deuten 
denn  auch  alle  Spuren  unserer  Rechnung  hin.  Dieselbe  umfasst  an 
Ausgaben  1)  solche,  welche  auf  speziellen  Befehl  des  Erzbischofs  ge- 
macht warden,  etwa  zwei  Drittel  sämtlicher  Ausgaben,  2)  ausser- 
ordentliche und  3)  Ausgaben  für  die  erzbischöfliche  Kanzlei  in  Arnsberg. 
Eigentlich  regelmässige  Ausgaben  sind  demnach,  wie  schon  gesagt,  kaum 
vorhanden.  Die  vereinnahmten  Summen  würden  an  die  Gentralkasse 
abgeführt  werden  können,  wenn  nicht  je  nach  Bedürfnis  im  Interesse 
bequemerer  Erledigung  der  Erzbischof  der  Gerichtskasse  Anweisung  zur 
Auszahlung  grösserer  oder  kleinerer  Summen  zu  den  verschiedensten 
Zwecken  zukommen  Hesse.  In  welcher  Weise  dann  die  weitere  Ver- 
rechnung einzelner  Beträge,  z.  B.  der  rein  privaten  Aufwendungen  für 
den  Arzt  und  die  Arznei  des  Erzbischofs,  für  Veranstaltung  von  Jagden 
u.  s.  w.  ^')  stattfand,  entzieht  sich  unserer  Beurteilung. 


")  In  den  Jahren  1547  und  1573  betrug,  wie  zum  Vergleich  hier  an- 
geführt sei,  das  Gehalt  des  Münsterschen  Offizials  80  Goldgulden  (die  in  4 
Katen  zur  Zeit  der  Quatertemper  ausgezahlt  wurden);  dieser  Satz  bestand 
anscheinend  schon  länger,  1573  wurde  eine  Erhöhung  angestrebt.  Die  Ver- 
waltung des  ganzen  Gerichts  kostete  1573  jähriich  130  Goldgulden. 

»*)  Ausgaben  I,  4,  6. 


Digiti 


zedby  Google 


40  «t.  rtanseü 

Die  Einkünfte  des  Gerichtes,  welclie  für  das  hier  in  Betracht 
kommende  Jahr  354  Gulden  4  ß  2^8  'v)  hetrugen,  fliessen  aus  der 
mannigfachen  Thätigkeit  zusammen,  die  den  Wirkungskreis  des  Offizia- 
latgerichts  bildete.  Die  regelmässigste  und  zu  gleicher  Zeit  bedeutendste 
Einnahme  ergaben  die  Besiegelungen.  '^)  Eine  Taxe  lässt  sich  nicht 
feststellen,  da  weder  Zahl  noch  Art  der  einzelnen  Fälle  angegeben  ist.  *'). 
Doch  ergiebt  sich  soviel,  dass  die  aus  dieser  Quelle  fliessenden  Einnah- 
men von  Januar  bis  Ostern  stetig  stiegen  und  in  der  Zeit  um  Palm- 
sonntag das  Vierfache,  in  den  Tagen  um  Ostern  das  Achtfache  des 
regelmassigen  Betrags  erreichen. 

Aus  der  rein  richterlichen  Thätigkeit  flössen  die  EinnahmQii  unter 
Nr.  U  und  Nr.  Vi.  Von  den  32  unter  Nr.  II  verzeichneten  Fällen  be- 
treffen 24  Ehesachen,  es  ergiebt  sich,  dass  die  übliche  Taxe  hier  etwa 
1  Gulden  betrug.  Arme  zahlten  regelmässig  weniger  und-  zwar  bis  «zur 
Hälfte  des  gewöhnlichen  Satzes  (Nr.  29),  doch  richtete  sich  der  Pro- 
zentsatz wohl  nach  dem  Grade  der  Armut.  Von  den  8  übrigen  Fällen 
hat  einer  (12)  einen  gemischt  kirchlich- weltlichen  Charakter,  während 
die  7  weitern  sich  auf  rein  weltliche  Dinge  beziehen.  Die  unter  Nr.  6 
verzeichneten  Positionen  sind  ausserordentliche  Einnahmen  verwandter 
Art.  Sie  ergaben  sich  zum  grossen  Teil  aus  dem  passiven  Widerstand, 
welchen  das  weltliche  Gericht  den  Anforderungen  des  geistlichen  gegen- 
übersetzte; derselbe  führte  einmal  (Nr.  7)  zur  Exkommunikation  des 
betreffenden  weltlichen  Gerichts.  *^)  An  schweren  Vergehungen  sind 
nur  drei :  Blutschande,  fortgesetzter  fleischlicher  Umgang  geistlicher  Per- 
sonen und  Aberglaube  verzeichnet. 

Die  Angaben  unter  Nr^  III  und  IV  endlich  beziehen  sich  auf  die  Ein- 
nahmen des  geistlichen  Gerichts  aus  der  Approbation  von  Testamenten, 
der  Einschreibegebühr  für  dem  Erzbischof  zustehende  Legate  und  ersten 
Messen.  Sie  weisen  keine  Regelmässigkeit  auf  und  sjnd  auch  sonst 
ohne  besonderes  Interesse. 

Als  Rechnungsmünze  figuriert  die  Mark  zu  12  ß  zu  12  ^  und 
der  Gulden  im  Wert  von  9  ß  2  ^;.  ^') 

»*)  Vgl.  darüber  Lamprecht  a.  a.  0.  III  S.  480  A.  1. 

")  Zwar  liegt  der  Rechnung  noch  eine  genaue  nach  Terminen  von  2 
oder  3  Tagen  spezifizierte  Verzeichnung  gerade  dieser  Einnahme  bei,  aber 
auch  hier  sind  nur  die  Summen  aufgeführt.    Vgl.  jedoch  S.  38  Anm.  11. 

*«)  Vgl.  dafür  die  Ordnung  des  geistlichen  Gerichts  und  deren  BestiL- 
tigung  d.  d.  1438  Januar  31  bei  Kleinsorgen,  Kirchengeschichte  von  Westfalen 
III,  318  bezw.  Lacomblet  üB.  f.  d.  Gesch.  des  Niederrheins  IV,  228. 

>^  Ausserdem  ergiebt  sich  1  albus  denarius  =  47«  A  :  1  grossus  = 
5»/«  ^, ;  1  scudatus  novus  +  1  florenus  Eickmundanus  =  1  m.  —  Die  Mark 


Digiti 


zedby  Google 


Jahresrechnung  des  Kölnischen  Offizialatgerichts  in  Soest. 


41 


Computatio  mei  Johannis  vam  Haigen  de  Brilon  presbtteri  de  officio 
sigillorum,  racione  jurisdictionis  curie  Susacicnsis  mihi  per  reverendissimum 
in  Christo  patrem  et  dominum  meum  graciosissimum  dominum  T(heodericum) 
Coloniensem  commisso,  a  die  sahbati  mensis  Marcii  prima  anni  '*)  domini  mil- 
lesimi  qnadringentesimi  tricesimi  octavi  usque  in  diem  dominicam  mensis  Marcii 
primam  anni  domini  millesimi  qnadringentesimi  tricesimi  noni  exclusive  tarn 
de  proventibns  sigillorum  quam  eciam  sentenciis  matrimonialibus ,  decretis, 
excessibus,  testamentorum  approbacionibus  necnon  licentiatorum,  ac  similiter 
de  emolumentis  provenientibus  vigore  commissionis  prefati  domini  mei  gra- 
tiosissimi  domino  officiali  facte  auctoritate  legacionis  reccptis  similiter  et  ex- 
positis,  prout  seqnitur  succe^sive. 

A.    Einnahmen« 

I.    RecepU  de  tigilllt  communiter  obvtnitntibut. 

In  primis  de  mense  Martii,   audiencia  cxclusa 

Item  „        Aprilis  ,,  „ 

„        May  „  „ 

Jonij 

Julij 
„        Augusti 

„        Septembris  „  „ 

„        Octobris  ..  „ 

„        Novembris  „ 

„        Decembris  „  „ 

Januarij 

Febniarij  „ 

Becepta  de  audiencia,  quota  audienciarum  defalcaia. 

In  primis  de  mense  Marcii Im.  —      — 

Item 


22  m. 

&  ß  2  ^^. 

3J)  m. 

5  1?  6  :s. 

7  m. 

3  ^  4  :^. 

6  m. 

4  (3  8  .^. 

B  m. 

10  ^  4  :>. 

8  m. 

6/3  8  :.. 

9  m. 

1  ^-. 

11  m. 

3  /3  8  -S. 

9  m. 

11  /3  2  :„ 

9  m. 

7  M  •'•• 

14  m. 

2  (3  8  :.. 

18  m. 

10  ß^. 

Aprilis 
Maij  .  . 
Junij  .  . 
Jniy  .  . 
Augusti  . 
Septembris 
Octobris  . 
Novembris 
Decembris 
Januarij  . 
Februarij 


5/3 

6 

iv 

(iß 

— . 

4ß 

— . 

Iß 

11 

»1 

4/3 

fi 

'1 

4^ 

— . 

9p 

8 

•1 

10  ß 

>-. 

5/3 

6 

-> 

10  ß 

8 

:s 

9/3 

11 

^\ 

kölnischen  Pagaments  besass  damals  (nach  freundlicher  Mitteilung  des  Herrn 
Dr.  Kruse  in  Köln)  einen  Wert  von  annähernd  2  Mark  heutiger  deutscher 
Reichswähning.  Doch  ist  zweifelhaft,  ob  diese  Mark  gemeint  ist.  Der  Kurs 
von  9^2^  fi'ir  den  Gulden  ist  am  Rhein  damals  unbekannt. 

»)  *anno'. 


Digiti 


zedby  Google 


42 


i.  llaDS^il 


Item  recepi  successive  de  quibusdam  mandatis  per  dominum  officialem 
decretis  et  emissis  auctoritate  legacionis,  ut  premittitur,  sibi  per  dominum 
meum  graciosissimum  commisse 1  m.  3  ^  — , 

Summa  receptorum  tam  de  sigillis  communiter  obvenientibus  ac  au- 
diencia,  quam  auctoritate  legacionis  simul 172  m.  9  ß  ß  :\. 

II.  Rectpta  de  sentonciit  diffflnitis  et  dtcrotit  matrimoniallbut  ac  alias  hinc  Inde  etc. 

1.  In  primis  de  sentencia  matrimoniali   absoluta,   in  qua 
Unna.                 Johannes  Deithart  reus  ab  impeticione  Ailedis  iilie  Kreeden 

actricis  fuit  ob  defectum  probacionis  absolutus    Im.  —  2  ^ 

2.  Item  de  sentencia  matrimoniali  lata  inter  Telam  Bla^ 
veldis  actricem  et  Johannem  Lillefoss  reum,  in  qua  officialis 

£versbcrg.  ^)  pronunciavit,  decrevit  et  declaravit  sentenciam  suam  priorem, 
quam  fulminavit,  videlicet  ipsum  reum  ab  impeticione  actricis 
absolvi,  annullavit  et  retractavit  et  rescidit  *^),  et  plenias  in- 
formatus  ac  instructus  eundem  reum  in  maritum  legitimum 
eidcm  actrici  adiudicavit.  £t  quia  ipsa  actrix  pauper,  1  ilo- 
renum  facientem  in  summa  simul     .    .    .     ..    —  9/?2A- 

3.  Item  de  quodam  decreto  lato  inter  Albertum  de  Men- 
gede  actorem  et  Telam  Noetelkeu  ream  de  et  super  quibus- 

Wcrlc.  dam  armis,  videlicet  hamesch,  ad  10  ilorenos  se  extendentibus 

in  quo  rea  ab  impeticione  ipsius  actoris  fuit  absoluta,  recepi 
simul  6  allios  denarios  facientes  .     .     .    —  2  ^  2  ii  1  obul. 

4.  Item  de  quodam  decreto  matrimoniali  lato  inter  Gocke- 
lonem  Brock   et  Conegundam  dictam  de  Bilsteyu,  in  quo  of- 

Wcrmekc  *)  licialis  pronunciavit,  ad  solemnizationem  matrimonii  inter  ipsos 
contracti  fore  procedendum  non  obstantibus  reclamationibus 
frivolis  Hille  de  Meckelhoeve,  pauper    .    .    .     .    —  6  ^  — . 

5.  Item  de  quadam  sentencia  lata  inter  Everhardum  de 
Reifelinchusen  actorem  et  Johannem  Piettenberg,  curatorem 
Theoderici  tilii  quondam  Theodrici  Beckerherman  minorem, 

Menden.  reum  de  et  super  8  jurnalibus  terre  arabilis  sitis  in  banno 
Mendensi  et  super  emolumentis  decentibus  per  5  annos,  ut 
in  sentencia  continetur,  in  quibus  reus  actori  fuit  condemp- 
natus,  recepi  1  florenum  facientem —  d  ß  2  ^. 

6.  Item  de  quodam  decreto  matrimoniali  lato  inter  Dru- 
dam  Craenss  actricem  et  Hermannum  Haerpe  reum,  in  quo 
officialis  pronunciavit,  ad  solemnizacionem  matrimonii  inter  eos 
contracti  et  carnali  copula  consumati  procedendum  fore,   non 

Unna.  obstautc,   quod  dictus   reus  affinitatem  allegavit  contractam 

cum  actrice  per  Hermannum  Middendorp  ipsius  rei  consangui- 

*  neum,  quam  reus  non  probavit,  licet  actrix  carnalem  copulam 


a)  ^rescindit". 

1)  Kversberg  (Kr.  Meschede)  ö.  von  Metichede. 

2)  (Kr.  Altena)  boi  LrMleiischeiU. 


Digiti 


zedby  Google 


Jahresrechnung  des  ifölaischen  Offizialatgerichts  in  Soest. 


4ä 


confitebatur.    Et  quia  actrix  pauper,  recepi  tarnen  19  grosses 
facientes  in  pagamento  simul    .     .    .    .    —  8  ^  6  rs  1  obal. 

7.  Item  de  qiiadam  sentencia  matrimoniali  absolutoria,  in 
Menden.              qua  dictus  Menne  Portener  reus  ab  impeticione  Drude  Liebten 

aotriciB  ob  defectum  probacionis  fuit  absolutus,  recepi  —  9  /J  2  •%. 

8.  Item  de  quadam  sentencia  matrimoniali  absolutoria,  in  qua 
ßoderich. ')        Jobannes  Runst  reus  ab  impeticione  Griete  famule  Buirman  fuit 

absolutus  ob  defectum  probacionis,  recepi  simul        Im.  —  4  ^^ 

9.  Item  de  quadam  <*]  sentencia  matrimoniali  lata  absoluto- 
ria,  in  qua  Hermannus  dictus  Boitman  reus  ab  impeticione  Else 
filie  quondam  dicte  Schetterscben  actricis  fuit  absolutus  pro])ter 
defectum  probacionis,  recepi  1  tlorenum  facientcm  —  d  ß  2  ^. 

10.  Item  de  quadam  sentencia  matrimoniali  lata  intor  Ca- 
tharinam  famulam  Tepelonis  Bitteren  actricem  et  Tepelonem 
Stolkins  reum,  in  qua  dictus  reus  ab  impeticione  ipsius  actri- 
cis fuit  absolutus  inxta  sentenciam  dictatam  per  venerabilem 
dominum  Johannem  Spul  juniorem,  advocatum  in  curia  Co- 
loniensi  assumptum  in  assensorcm,  ^)  doctorem  in  utroque, 
recepi  2  tlorenos  facientes 1  m.  6  |j  4  ^. 

11.  Item  Jobannes  famulus  Heynemanni  Uonderdoir  reus  fuit 
Grete  des  Kargen  actrici  ex  proprüs  confessatis  in  maritum  le- 
gitimnm  adiudicatus,  recepi  IV'x  llorenum  facientem  1  m.  1 13  9  -^. 

12.  Item  de  quodam  decreto  lato  inter  dominum  Johannem 
pastorem  in  Boedcvelde  actorem  et  proconsulem,  consules  to- 
tamque   communitatem   in  Boedeveldc   reos  de  et  super  pos- 

ßncdenvelde.  *)  sessione  cuiusdam  fossati  sive  aqucductus  ad  irrigandum  (piod- 
dam  ipsius  domini  Jobannis  pratum  etc.,  in  quo  offirialis  de- 
crevit,  huiusmodi  fossatum  «ive  aqueductum  per  reos  fore  re- 
parandum  ipsumque  dominum  pastorem  in  posscssione  sua  fore 
tuendum  etc.  Recepi  6  albos  denarios  facientes  —  2ß  2^1  obul 

13.  Item  de  quodam  decreto  matrimoniali  lato  inter  Sifri- 
dum  de  Oever-Raerbecke  et  Gretam  Suirwijns,  non  obstanti- 
bus  reclamacionibus  frivolis  dicte  der  Korter  Stynen;  et  quia 
pauperes  recepi —  aß—, 

14.  Item  de  quadam  sentencia  matrimoniali  lata  inter  Hei- 
micum  Smederman  actorem  et  Gretam  üliam  sculteti  van  der 
Erberg  ream,  in  qua  Greta  rca  ab  impeticione  actoris  fuit 
absoluta  1  florenum  facientem —  9  |3  2  :*.. 

15.  Item  de  quadam  sentencia  diffinitiva  lata  inter  Stynam 
Wolters  actricem  et  Henrtcum  Eikelenborn   armigcrum  reum 


Dyncker.  ^ ) 


Brilon. 


Susatum. 


Racrbecke.  *) 


Heringen  •) 


a)  *qaodam'. 

b)  so  in  der  Hi. 

3)  BAderich  w.  ron  Werl. 

3a)  Dinker  zw.  Soest  und  Hamm. 

4)  Boedefeld  (Kr.  Meachede)  uft.  von  Fredebiirg. 

5)  Ober-Rarbaoh  (Kr.  Meschede)  n.  von  Fredeburg. 

6)  Herringen  (Kr.  Hamu)  sw.  voa  Hamm,  in  der  Näha  der  Lippe. 


Digiti 


zedby  Google 


44 


.t.  Itanseti 


Snsatiim.  de  et  super  quibusdam  curtibus  et  aliis  censibus   gallinarum, 

.  in  qua  dictus  reus  ab  impeticione  ipsius  actricis  fuit  absolu- 

tus,  1  florenum  facientem —  9^2^. 

16.  Item  de  quodam  decreto  lato  inter  Tidemannum  Lant- 
woeler  et  Metzam  van  dem  Winckelberg  per  Johannem  de 
Bredenscheit  diffamatos  de  eo,  quod  matrimonium  inter  se  con- 

Breckelvclde.')  traxisse  debuissent,  licet  non  fecerunt  juxta  eonim  corporalia 
iudicialiter  prestita  iuramenta,  quos.  officialis  ad  sanctc  ma- 
tris  ecclesie  gremium  recipi «)  decrevit  huiusmodi  infamia 
non  obstante,  recepi —  S  ß  — 

17.  Item  de  quadam   sentencia  lata  inter  Tilmannum  de 
Susatum.            Messchede  notarium  bancalem  curie  et  Hermannum  reum,  in 

qua  ofücialis   eundem  Hermannum  reum  ipsi  Tilraanno  in  16 
florenos  condempnavit,  1  florenum  facientem    .     —  9^2^. 

18.  Item  de  quadam  sentencia,  in  qua  Hermannus  Proeve- 
korn  et  Gobelinus  eins  iilius  rei  ab  impeticione  Regenhardi 
Kropp  actoris  fuerunt  absoluti —  l(38i^. 

19.  Item  de  quadam  sentencia  matrimoniali  adiudicatoria  lata 
Menden.             anno  ^)  domini  1438  inter  Gudam  filiam  Kuysen  et  Tilmannum 

Steelink,  protunc  nil  recepi,   prout  in  computacione  mea  feci 
mencionem,  recepi  aduunc  2  florenos  facientes  1  m.  6  /!^  4  ^. 

20.  Item  de  quadam  sentencia  lata  per  me  sigilliferum  vi- 
göre  commissionis  mihi  facte  per  dominum  ofticialem  tamquam 
judiceui  suspectum  allegatum  inter  Bettekinum  Reymen  acto- 

Werlc.  ^  rem  et  Johannem  de  Kaemen  reum,  in  qua  dictum  reum  ab 
impeticione  ipsius  actoris  absolvi  sibique  perpetuum  silencium 
imposui  Paulo  excluso  propter  defectuni  probacionis;  ipsius 
actoris  summa  petita  te  extendebat  ad  40  florenos  circiter; 
recepi  l  florenum  facientem —  d  ß  2  ^, 

21.  Item  de  quodam  decreto   matrimoniali  lato   inter  Jo- 
Parva             hannem  de  Stockhem   et  Immeken  liiiam  Sudermans  non  ob- 

Tremonia.^)  staute  reclamacione  Lokke  Bermans;  recepi  1  florenum  fa- 
cientem      —  9  (J  2  5^. 

22.  Iteui  de  quadam  sentencia  matrimoniali  adiudicatoria, 
Scheidingen.*)   in  qua  Hermannus  Beirman  reus  £l8e  Ruppelen  actrici  ex 

ipsius  rei  confessatis   propriis   in  maritum   legitimum  fuit  ad- 
iudicatus  recepi —  6/J  — 

23.  Item  de  quadam  sentencia  matrimoniali  lata  inter  Til- 
Unna.                 mannum  Molendinarium  actorem  et  Druden  Moedebecks  ream, 

in  qua  dicta  rea  ab  impeticione  actoris  fuit  absoluta  propter 
defectum  probacionis —  9^23^. 


a)  Recepi'. 

b)  'annr. 

7)  Breckerfeld  s.  von  Hagen. 

8)  Ltttgendortmujid  w.  von  Dormund. 

9)  Scheidtngan  (Kr.  Soest»  n.  vou  Werl. 


Digiti 


zedby  Google 


Jahresrechuuiig  des  Kölnischen  Offi/.ialatgericlits  iu  Sucst. 


45 


24.  Item  de  quadam  sontencia  matrimonia]!  inter  Elisabet 
Wattenscheid.    Witten  actricem   et  Joliannem  Basman  reum,  in  qua  reus  ab 

impeticione  actricis   fuit   absolutus,   expensis  hincinde  com- 
pensatis —  9  ß  2  St, 

25.  Item  de  quodam  decreto  matrimoniali  lato  inter  Chri- 
Droelshagen.      stianum  Weusten  et  Stinam  up  der  Hoe,  non  obstantibus  fri- 

volis  reclamationibas  Cbristiani  Tymmerman,   1  iloreniim  fa- 
cientem —  9  |3  2  .S. 

26.  Item  de  decreto  matrimoniali  lato  inter  Godemannum 
Droelshagen.      Valbert  et  Grietam  filiam  dicti  Steynhuiss,  non  obstantibus 

frivolis  reclamacionibus  cuiusdam  Dnide  .    .    .    —  9  ß  2  \ 

27.  Item  de  quodam  decreto  matrimoniali  inter  Heyneman- 
Eversberg.  '*)     num  Mackelen  et  Elsam,  non  obstantibus  reclamacionibus  fri- 
volis Tele  de  Bredenbecke —  d  ß  2  :■,, 

28.  Item  de  quadam  sentencia  inter  Anthonium  Oevelai-ker 
Tremoiiia.          revocatorem  contra  Nicolaum  Messmechger  etc.,   qui  priorem 

sentenciam  absolutoriam  pro  se  et  contra  eundem  Anthonium 
de  et  super  12  florenis  obtinuerunt;  recepi .    .    —  9^2^. 

29.  Item  de  decreto  matrimoniali   inter  Tiloncm  Lockers 
Voirdc.  V)           et  Gesam,   non  obstante  reclamacione  Engele  filie  Sonnen- 

schijns;  et  pauperes *.    .    .    .    —  4^6:.. 

30  Item  de  quodam  decreto  matrimoniali  lato  inter  Got- 
fridum  Scheust  et  Stinam  dictam  Koepmans  contrahentes  ma- 
trimonium  per  verba  de  prescnti,  non  obstante,  quod  vivente 
Messchede.  quondam  Stina  uxore  ipsius  Gotfridi  primdva  dictam  Stinam 
polluit  secum  adulterando,  premisso  iuramento  in  tali  causa  *') 
per  eosdem  judicialiter  prestito;  recepi  1  florenum  facientem 

—  9  (J  2  :,. 

31.  Item  de  quadam  sentencia  matrimoniali  lata  anno  etc. 
36  inter  quendam  Mertijn  et  Stinam  famulam  Glavye,  iu  qua 

Erwitte.  '^)  dictus  Mertijn  ab  impeticione  ipsius  Stine  fuit  absolutus,  qui 
tamen  postea  matrimonium  inter  se  contraxerunt  et  solemni- 
zarunt;  1  florenum  facientem —  9  ^  2  T'». 

32.  Item  de  sentencia  matrimoniali  lata  inter  Grietam  de 
Hemmeixle. ")    Vorsthuisen  actricem  et  dictum  den  groten  Hans  reum,  in  qua 

dictus  reus  ab  impeticione  ipsius  actricis  fuit  absolutis  expensis 

omissis;  1  florenum  facientem —  9  ^  2  's- 

Summa  receptorum  simul  de  sentenciis  et  decretis  23  m.  10  ^  8  :,  1  obui. 

III.   Reeepta  dt  excestibut. 

In  primis  de  Papenloe,  qui  cognovit  quandam  Gretam  suam 
neptim   existentem    secum   in  quarto   consanguinitatis   gradu, 


s)  *caasn\ 

10>  £venberg  (Kr.  Meschede}  uO.  vou  Meschede. 
11}  Vofirde  (Kr.  Hagen)  sw.  von  Hagen. 
19)  Erwitte  (Kr.  LippflUdt)  b.  ron  Lippstodt. 
18)  Hemraerde  (Kr.  Hamm)  zw.  Unna  und  Werl. 


Digiti 


zedby  Google 


46  J-  Hausen 

t 

Cobbenroide.'^)  que  concepit  et  peperit  ab  eo,  et  pauper,  saiva  presencia 
salutari  sibi  iniancta,   recepi  2  ilorenos  facientes  in  paga- 

mento 1  m.  6  |3  4  :^. 

Item  a  domino  Sifrido  canonico  rectore  divinorum  in  Odingen 
presbitero,  qui  pluribus  diebus  dominicis  et  festivis  in  duabus 
Odiugen.  ecclesiis  ^^)  duas  missas  celebravit  et  quandam  canonicam  in 
Odingen  carnaliter  iuxta  ipsius  confessata'  cognovit,  qui  ali- 
quantulum,  ut  dixit,  pauper  fuit;  recepi  tarnen  7  ilorenos  fa- 
cientes in  pagamento  simul 5  m.  4  ß  2  :\. 

Item  a  Tiieoderico  Coirdes  in  Meyuinchusen  inhabitacionem 

cum  familia  et  pecoribus  suis  supra   cimiterium  timacionem 

desuper  faciendo,   prout   prock  dolor   in  aliis  locis  et  dicitur 

Meyuiuchusen.   de  suscitacione  prolium  *';  etc.;   et  pluribus  dccurionibus  in- 

")  stantibus   et   precipue  C(onrado)  Ketteier,   Heinrico  Drosten, 

sub  cuius  Servitute  dictus  Theodericus  extitit,   ipsum  ad  gra- 

ciam  tractando,  expulso  eo  de  cimiterio  licet  satis  prope  con- 

struxit   circa  cimiterium;  recepi  tamen   ab  eo  1  florenum  et 

unum  plaustrum  Stangen  pro  Vs  lloreno  facientes  Im.  1 13  8  -i. 

Summa  receptorum  de  excessibus  simul    8  m.  2  r^. 

IV.    Reeopta  de  approbacione  ttstamentorttin. 

1.  In  primis  de  approbacioue  testamenti  quondam  Helie  pastoris  ecclesic 
in  Wccuehoulthusen  **)  bonis  suis  se  extendeutibus  ad  20  florenos  recepi  1  m.  — . 

2.  Item  de  Icgatis  domino  meo  graciosissimo  factis  3  albos  denarios 
facientes —  l^l^l  obul. 

3.  Item  de  approbacioue  testamenti  quondam  domini  Lubberti  pastoris 
ccciesie  in  Berge  ^")  prope  Hammoncm,  bonis  suis  se  extendeutibus  quasi  ad 
ß6  tiorenos,  recepi  5  florenos  facientes  in  pagamento.     .     .    3  m.  9  ^  10  -^. 

4.  Item  de  legatis  .lomino  meo  graciosissimo  factis  18  albos  denarios 
facientes —  6  |J  9  -•». 

6.  Item  de  approbacioue  testamenti  quondam  domini  Joaunis  Kolsnijder 
presbiteri  in  opido  Medebacensi  defuncti  nuUum  beneticium  habentis,  bonis  suis 
so  extendeutibus  ad  30  florenos,  quasi  recepi  3  florenos  facientes  2  m.  3  ß  6  5\. 

H.  Item  de  Icgatis  domino  meo  graciosissimo  factis  3  albos  denarios 
facientes   ..• .-...—  1/31^1  obul. 

7.  Item  de  approbacioue  testamenti  ([uomlam  domini  Tilmanui  de  Mo- 
lendino  presbiteri  primissarii  in  Meschedc  bonis  suis  sc  extendeutibus  ad  30 
marcas  citra,  recepi  6  florenos  facientes 4  m.  7  /3  — . 

14)  Kübbeurode  (Kr.  Meschede)  w.  von  Fredeburg. 

15)  Uamit  siud  wohl  jedenfalls  die  Pfarrkirche  und  die  zum  Stift  auf  dem  Berge 
Laturp  bei  Oediugeu  gehörige  Kirche  |j[enieiDt.  —  Oediugeu  (Kr.  Meschede)  uw.  Schmallenburi;. 

16)  Tber  diesen  Aberglauben  —  denn  es  handelt  Mich  augenscheinlich  um  die  beub- 
absiclitigte  Wiederbelebung  todter  Kinder  —  war  es  mir  nicht  möglich,  etwas  feetzustelleu. 
Für  den  Glauben  an  die  Wiedererweckung  Todter  im  allg.  vgl.  Mannhardt,  (termaniftcbe 
Mythen    Ö.  64  ff. 

17)  Heiningseii  (Kr.  Suost)  sw.  vdu  Soest. 

18)  Wennholthnuaen  xw.  von  Meschetle. 

19)  Berge  8.  von  Hamm. 


Digiti 


zedby  Google 


Jahresrecbniing  des  Kölnischen  ()ffiKia)at^priclit8  in  Soest.  47 

8.  Item  de  legatis  domino  meo  graciosissimo  factis  2  albos  denarios 
ftcicBtes 9  -S- 

9.  Item  de  approbacione  testamenti  quondam  domini  Everhardi  Piper 
presbiteri  in  Hammone,  bonis  suis  se  extendentibus  ad  So  m.  citra,  recepi  3*  's 
floreoos  facientes  in  pagamento  simul 2  m.  8  /?  1  .%• 

10.  Item  de  legatis  domino  meo  graciosissimo  factis  6  albos  dcuarios 
facientes —  2  |3  3  .S. 

11.  Item  de  approbacione  testamenti  qaoudam  domini  Tilmanni  Schotten 
rectoris  capelle  Sancti  Eligii  in  Susato  bonis  suis  se  extendentibus  ad  56  m* 
citra,  recepi  4  iiorenos  facientes 3  m.  ~  8  St . 

12.  Item  de  legatis  domino  meo  graciosissimo  factis  1  florenum  fa- 
cientem —  9  ß  2  :*,. 

18.  Item  de  approbacione  [testamenti]  quondam  domini  Johanuis  Stc- 
phani  presbiteri  in  Brilon  nullum  beneficium  habentis  bonis  suis  se  extendenti- 
bus ad  155  iiorenos  citra,   recepi  simul  9  florenos  facientes  6  m.  10  ^  B  s^. 

14.  Item  de  legatis  domino  meo  graciosissimo  factis  1  florenum  fa- 
cientcm —  9  /J  2  .S. 

15.  Item  de  approbacione  testamenti  quondam  Brunonis  de  Boichhem, 
canoDid  ecclesie  secularis  in  Geyseke,  bonis  suis  se  extendentibus  ad  88  m. 
citra,  recepi  3  ilorinos  facientes  in  pagamento 2  m.  3^6^. 

16.  Item  de  legatis  domino  meo  graciosissimo  factis  V*  florenum  fa- 
dentem —  4  j3  7  :;s. 

17.  Item  de  approbacione  testamenti  quondam  domini  Heinrici  de  Lippia 
(lecaoi  Messchedeusis  bonis  suis  se  extendentibus  ad  156  florenos  citra,  re- 
cepi 8  florenos  facientes  in  pagamento  simul 6  m.  Ifi4x. 

18.  Item  de  legatis  domino  meo  jrraciosissimo  factis  '  a  florenum  fa- 
cieotem —  4  ^  7  r-i. 

19.  Item  de  approbacione  testamenti  quondam  domini  Conrad!  pastoris 
in  Helvelden  ^)  bonis  suis  se  extendentibus  ad  57  m.  citra,  recepi  4  florenos 
facientes 3  m.  —  8  ,s. 

•     20.   Item   de  legatis  domino  meo  graciosissimo  factis  6  albos  denarios 
facientes —  2  (3  3  :s. 

21.  Item  de  approbacione  testamenti  quondam  domini  Heinrici  Frysschen 
presbiteri  in  Susato  nullum  beneticium  habentis  bonis  suis  se  extendentibus 
ad  64  m.  citra,  recepi  5  florenos  facientes ^  .    3  m.  9  ^  10  is. 

22.  Item  de  legatis  domino  meo  graciosissimo  factis  6  albos  denarios 
facientes —  2  ß  S  s,. 

23.  Item  de  approbacione  testamenti  quondam  domini  Lambert i  de  Garifelen 
presbiteri  in  Geiseke  bonis  suis  se  extendentibus  31  m.  citra  recepi  2  m.  3  ^  6  ^. 

24.  Item  de  legatis  domino  meo  graciosissimo  factis  V's  florenum  fa- 
cientem —4/3  7:', 

25.  Item  obiit  in  Werle  quedam  mulier  nomine  Tela  Budelsnyders,  ((ue. 
domino  meo  graciosissimo  iegavit  ^'8  florenum,  de  quo  dedi  pastori  ibidem  mihi 
presentanti  1  grossum,  et  sie  recepi  9  grossos  facientes    —  4  (3  1  o  1  obul, 


20)  Hellefeld  (Kr.  Arnsberg)  xw.  Arnsberg  u.  GreTeusteiu. 

Digitized  by  VjOOQ IC 


48  *^-  Hansen 

26.  Item  de  approbacione  testamenti  quondam  domini  Joannis  Leverick 

scniorla,  rectoris   capelle   in  Furstenberg, '*)  bonis  suis  se  extendentibus  ad 

2H  Horenos  citra,  recepi  simul  in  pagamento      .     .     .     .Im.  —  6  ,%  1  obul. 

27*   Item   de   legatis  domino  meo  graciosissimo   factis   ^  s  llorenum  fa- 

,dentem —  4  p  7  '•. 

Summa  receptorum  de  approbacionibus  testamentorum  simul  41  m.  8  ß  S  :\. 

V,    Rectpta  d«  terminarum  et  licenciatorum  ad  cantandum  primat  mistas  etc. 

1 .  In  primis  a  domino  Johanne  Hagen  de  Plettenbrecht  vicario  Mesche- 
dQu^\  cantante  primam  suam  missam  in  Plettenbrecht  per  literas  dimissoriales 
diHuiui   mei  graciosissimi ,  ordinato  Monasterii,   recepi  18  grossos  facientcs 

—  8  (J  3  :,. 

2.  Item  a  domino  Sifrido  Guntheri  presbitero  rectore  ecclesie  in  Ewe- 
riaiJjiiisen  **)  Maguntinensis  diocesis,  in  dicta  diocesi  in  presbiterum  ordinato, 
fiJiUujUe  primam  suam  missam   in   ecclesia  parochiali  de  Medebeeke  recepi 

—  8  ß  ß  :v 
8.  Item  a  domino  Hermanno  Tasschen  de  Brilon  presbitero  in  diocesi 

MiiL^tMiiinensi  in  presbiterum  ordinato,  cantante  primam  suam  missam  in  ec- 
riesiji   Brilon,  et  pauper,  recepi —  4  ^  H  :<». 

4,  Item  a  domino  Hermanno  Lilien  de  Werlis,  vicario  in  ecclesia  Su- 
äauioiisit  legente  primam  suam  missam  in  ecclesia  Werle     .    .    —  A  ß  6  !\. 

b.  Item  a  domino  Hermanno  Hynwoiten  cantante  primam  suam  mis- 
^.un  in  Iserenloen  recepi  1  florenum  facientem —  9^2:,. 

kl  Item  a  fratre  ^)  Hermanno  de  Alen  ordinis  heremitarum  beati 
-Vu^iistiui  conventus  Lippensis  ad  regendum  in  divinis  ofticiis,  missarum  cele- 
limvinnem  et  verbum  divinum  predicandum  populo  in  capella  in  Roeketi- 
virerilo^)  dependente  ab  ecclesia  in  Erwitte,  dummodo  evitet  ecclesiasticis 
teiisiiriE^  ligatos  et  mandata  domini  mei  graciosissimi  etc.,  ob  tempore  sacra- 
iiieiiTn  cucharistie  et  extreme  unctionis  inlirmis  non  ministret  et  matrinionia 
LjnM  ^^o1emnizet  sine  rectoris  ecclesie  in  Erwitte  licencia  speciali  a  data  i^vq- 
^vAKuuu  videlicet  a  Michaelis  anni  etc.  38  usque  ad  annum  revolutum,  recepi 
l  rlorenum  et  2  caseos  simul  computatos  pro Im.  —  4  .s. 

7.  Item  a  religioso  fratre  Gerlaco  Gildehuis  ordinis  Predicatorum  atquc 
|t«i  i<^ra  conventus  Susaciensis  presentato  in  locum  quondam  fratris  Johannis 
As^iui  Imiss  per  totam  iurisdictionem  admisso  usque  ad  revocacionem,  recepi 
I   HoM^imm  facientem —  9^2^. 

8.  Item  a  domino  Ludekiuo  presbitero  capellauo  VHtcris  ecclesie  Susa- 
(iciif^iy,  diocesis  Monasteriensis  licenciato  anno  ^)  etc.  38  ad  ofticiandam  dic- 
Ittiii  rrclesiam  usque  Pasche  anni  etc.  39,  ad  quorundam  rogatum  1  tiorenuni 
intriciitem —  9^2.%. 

Minima  receptorum  de  terminarum  et  licenciatorum  etc.  simul  5  m.  5  ^  7  :.. 


ji)  *fratro'. 

|j)  'anni'. 

^1)  FQr8t«Dberg  (Kr.  Suest)  b.  ilöiugeu  t$w.  vuu  Soet<t. 

2$)  nicht  festzusieUeii. 

tJH)  BOckenförde  (Kr.  Lippstadt)  so.  vou  Hamm.  uO.  von  Erwitte. 


Digiti 


zedby  Google 


Jahresrechnuog  des  Köluisdien  Offizialatgerichts  iu  Soest.  49 

VI,    Rtctptt  txIrMNiiiarii. 

1.  In  primis  de  relaxaciooe  interdicti  lati  in  ecclesiam 
])arorliialeni  Esleve  pro  eo,  quod  Wilhelmus  Kremer  ibidem 

t^sieve. '^)  dominum  Johannem  pastorem  ibidem  manus  suas  iniecit  vio- 
lentas  ad  sanguinis  effusionem,  relaxato  interdicto  ad  domini- 
cam  post  Walburgis  [1438  Mai  4]  recepi  1  florenum  facientem 

—  9  ß  2  Si, 

2.  Item  a  Nicoiao  Uottekeu  excommuuicato,  quem  judices 
in  Werle  nou  compulerunt  ad   satisfaciendum  ^)   parti,  vide- 

Werle.  licet  Everhardo   Veselriuck   opidano  Susaciensi  et  ad  impe- 

trandam  absolucionem ,   recepi  simul  1  scudatnm  novnm  et  1 

Horennm  Kickmundanum  facientes Im. 

8.  Item  a  Petro  Rotteken  excommunicato,  quem  judices 
et  procones  in  Werle  non  compulerunt  satisfaciendo  Hermanno 

Werle.  Hammen  et  Hermanno  Reeden  et  eapropter  excommnnicari 
se  penniserunt.  Et  quia  pauper,  recepi  tamen  1  florenum 
facientem —9^2^. 

4.  Item  ab  Amoklo  jndice  in  Calle  et  licet   requisitus  li- 
('alle.-')             teratorie,   quod  Menneken  latorem   literanim  non  compulit  b) 

ad  redeundum  ad  ^ancte  matris  ecclesie  gremium  etc.,  ut  in 
forma  processuum  continetur,  l  florenum  facientem  —  9  |3  2  ^. 

5.  Item  u  Rutgero  Nevelonge  judice  in  Rüden  etc.  pro  et 
ex  eo,  quod  licet  requisitus  ad  compellendum  Johannem  Deit- 

Kmlen.^)  liardes,  excommunicatum   pro    recognito  ad  instantiam   dicte 

Meisschen,  ad  impetrandum  absolucionis  beneficium  facere  in- 
fra  terminum  sibi  assignatum  non  curavit,  recepi   2  Horenos 

facientes 1  m.  6  ^  4  !s. 

ß   Item  de  quodam  niandato  cessacionis  divinorum  contra 

l^lve.  ^^)  Albertum  Schungel  ad  instanciam  domini  Johannis  Kockelen 
in  leprosorio S  ß  —. 

7.  Item  a  Bertoldo  de  Soenncren  ac  ceteris  iudicibus  in 
Werle  temporale  ibidem  iudicium  regentibus  excommnnicatis 
pro  et  ex  eo,   quod   Petrum  Rotteken   excommunicatum  pro 

Werte.  contestato  ad  instanciam  cuiusdam  dicti  Cleyndederick  ad  obti- 

nendum  absolucionis  beneticium  non  compulerunt  propter  ipsius 
Petri  paupertatem,  recepi  l  florenum  facientem    —  9  p  2  :>. 

8.  Item  de  quodum  mandato  cessacionis  divinorum  contra 

^«oenholt-        W>dekinum   de   Heiggen   armigenim   ad   instanciam  Tilmanni 
hausen.**)         ^  ©er 

Greeven  recepi —  9  p  — . 


•)  'sAtUfAcUndr. 

b)  'comimUH'. 

^1)  wohl  E«loh«  (Kr.   Meschede)  ««w.  von  Mesched*. 

25)  Kall«  (Kr.  Meschede)  w.  von  Meschede  in  der  Nähe  der  Ruhr. 

Sti)  Rfithen  (Kr.  läppstadt)  so.  rou  Soest. 

27)  Balve  (Kr.  Arnsberg)  »0.  von  Iserlohn. 

28)  Schoenholthausen  (Kr.  Meschede)  i^.  von  Pletteuberg. 

Westd.  Zcitsohr.  f.  tiesch.  u.  Kunst.      VII,    I.  4 

tizedby  Google 


Digitiz 


50 


J.  Hansen 


Affelen. »») 


9.  Item  de  interposicione  cuinsdam  decreti  continentis 
«luoddam  transumptum  racione  cuiusdam  litere  theutonicalis 
loquentis  decano,  videlicet  doiuino  Sifrido  pastori  in  Affelen 
incipieutis:  Wy  dekeu  ind  dat  gemeyne  ca])ittel  to  Messchedc 
etc.  recepi  1  florenum  facientem — 9^2:,. 

10.  Item  de  quadam  declaracione  statutorum  sanctc  Colo- 
loniensis  ecclesie  obaervandorum  contra  Johannem  de  Neihem 
principalem,  Catharinani  eins  uxorem  legitimani,  Christiaiium 
Smusink  et  dictum  Velhaiier  uecnon  et  ceteros  complices  et 
fautores  ad  instanciam  honorabilis  Sifridi  decani  et  pastoris 
in  Affelen  ac  similiter,  quod  inciderunt  penam  200  tlorenonim 
ex  eo  quod  decimas  seu  mediam  partem  decimarum  in  cam- 
pis  vilie  Waiden  uuncupate  vi  et  violenter  subtraxerunt  et 
deportarunt —  9  |J  2  :.. 

11.  Item  de  dispensacione  Noiiekini  Noilinck  et  Waibuips 
ten  Langen  Eiken,  qui  matrimonium  contraxerunt  non  obstante, 
quod  in  quarto  gradu  fuerunt  ^)  coniuncti  vigore  commissionis 
reverendissimi  patris  domini  Juliani  tituli  Sancte  Sabine  Ro- 
manae  ecclesie  presbiteri  cardinalis,  apostolice  sedis  legati 
presidentis  in  sacrosancto  consilio  Basiliensi  domino  meo  gra- 
ciosissimo  facte  prout  in  forma;  et  pauperes,  recepi  tamen 
2  fiorenos  facientes 1  m.  6  (9  4  :\. 

12.  Item  de  quadam  absolucione  pro  Johanne  Danbuiser 
excommunicato  pro  et  ex  eo^  quod  Grete  Kaelen  uxori  sue 
adherere  recusavit —  10  jS  — . 

13.  Item  de  absolucione  cadaveris  quondam  Geirdc  Hap- 
pen excommunicate  pro  contestato  ad  instanciam  Ucrroaiuii 
Junckman  et  Alberti  Carpentarii,  pauper   .    .    .    —  4^  ß  ^. 

14.  Item  de  quodam  mandato  continente  declaracioncm 
reintrudendi  et  excommuuicacionem  ^ )  fore  observandam  iuxta 
mandata  priora  contra  Elisabet  relictam  quondam  Uermanni 
Voss  armigeri  et  eciam  interdictum  foro  observandum  ad  in- 
stanciam domini  Joannis  Henxtenberg,  ^)  pastoris  ecclesie  Beate 
Marie  Tremoniensis,  recepi  1  tiorenum  facientem  —  9  f^  2  *.. 

15.  Item  de  absolucione  cadaveris  quondam  Drude  de  £n- 
nest  excommunicate  pro  contestato  ad  instanciam  cuiusdam 
Johannis  Noess,   pauper,  tamen  recepi  1  florenum  facientem 

—  9  ß  2  -u 
Summa  receptorum  extraordinariorum  simul    .     .    .     ,    .     12  m.  9  Z'- 
Summa  summarum  ....  270  m.  7  |?  2  5v  1  obul.  facientes  in  florenis, 
pro  quolibet  floreno  9  p  2  :.  computato,  364  fl.  4  jS  2  ^  1  obul. 


UeeliAc- 
huseu.  '•) 


Bremen.  '*) 


Werle. 


Tremonia. 


a)  *fuit'. 

b)  'exconuuimicandain'. 
o)  ^Henxtborg'. 

29)  Affeln  (Kr.  Amsbtrg)  tO.  von  Neuonrade. 

30)  Hellinghausen  (Kr.  Lippstadt)  w.  von  Lippstadt. 

31)  Bremen  (Kr  Soest)  so.  von  Werl. 


Digiti 


zedby  Google 


Jahrearechnung  des  Kölnischen  Offi/Jalatgericlits  in  Soest.  51 

l   ExposHa  pacttRianim  4o  man^tto  ^omini  moi  iraeiMittimi. 

1.  Item  in  priniis  feria  tertia  post  dominicam  Judica,  prima  Aprilis, 
misso  uno  vase  cervisie  mihi  Susatum  a  Boedeke  **)  per  priorem,  misso  Co- 
loaiam  pro  domino  meo  graciosissimo,  continente  8  amas  iuxta  virgulacionem 
Colonie,  virgulato  concordato  cum  dicto  Quaide  (^laess  carrucano  de  qualibet 
ama  1  m ,  facientibus  4  floieoos,  et  vasatori  pro  4  novis  reiftis  et  scrotatura 
Snsati«)  IM  :.,  facientibus 3  m.  1  /?  8  :.. 

2.  Item  feria  sexta  post  Pasche,  18  Aprilis,  datis  Bernhardo  de  Huerde 
oföciato  Arosbergensi  ^)  in  et  ad  usus  filiomm  videlicet  Joannis  et  Reynekini 
de  Lippia  de  hantgelt  60  tlorenis  iuxta  contenta  mandati  a  domino  meo  gra- 
ciosissimo  ad  cellerarium  Arnsbergensem  et  nie  directi,  faciuut  in  pagamento 
■simiil  iuxta  quitanciam 45  m.  9  |3  8  li. 

3.  Item  crastino  Visitacionis  beate  Marie  virginis  [Juli  3]  datis  domino 
]ireposito  ccclesie  Sancti  Andree  Colouiensis,  prout  sibi  restabant  de  1(X)  f)o- 
reais  iuxta  mandatum  domini  mei  graciosissimi  missum  de  anno  etc.  37,  in 
quorum  defalcacionem  sibi  protunc.  solvi  66  tiorenos  et  ad  nunc  35  florenos 
iuxta  qnitanciam,  facientes  in  pagamento  simul 26  m.  8  |3  6  :.. 

4.  Item  ipsa  die  beati  Luce  ewangeliste  [Oct.  18]  iuxta  mandatum  do- 
mini mei  graciosissimi  manu  sua  propria  scriptum  ac  quitatum  erga  funificeni 
in  Sosato  quibusdam  funibus  ad  agitandum  aptis,  teste  Wilhelme  venatore 
se  extendentibus  hac  vice  ad  6  florenos  6  ß  eisdem  ad  se  receptis,  facienti- 
bus in  pagamento  simul 5  m.  1  ^  — . 

5.  Item  sabbato  proximo  post  Martini  [Nov.  15]  domino  meo  gracio- 
ms\mo  ab  Arnsberg  ad  Boren  mane  iuxta  gradus  super  equo  suo  sedenti 
eqaitando  de  iussu  gracio  sue  datis  CraiHoni  de  Graeschafi'  4  florenis,  fa- 
cientibus     3  m.  —  8  V.. 

6.  Item  feria  secunda  post  Martini  episcopi  [Nov.  17]  salutis  magistro 
Marsello  3  florenis  2  grossis  et  pro  aliquibus  medicinalibus  pro  domino  meo 
KTaciosissimo  per  eundem  ex])08iti8  ante  festum  beati  Severini  episcopi  [Oc- 
tober  23].  facientibus 2  m.  4  /J  6  :.. 

7.  Item  feria  sexta  post  Elisabct  [Nov.  21]  uiissis  per  Pilgrinum  ca- 
merlingum  domini  mei  graciosissimi  Arnsberg  in  defalcacionem  100  florenum 
eracic  sne   mutuandonim   28  üorenis   Rcnensibus   et  2   scudatis   facientibus 

22  m  10  M  :\, 

8.  Item  datis  ceilerario  in  Arnsberg  pcnultinia  mensis  Novembris  ad 
structaram  Eversberg  **)  20  florenis  iuxta  quitanciam,  facientibus  15  m.  3  ^  4  :\. 

9.  Item  datis  Wilhelmo  notario  castri  in  Arnsberg  in  subsidium  stnic- 
(iire  circa  fossaturam  Arnsbergensem  iuxta  commissionem  per  dominum  meum 
'jraciosissimum  sibi  factam  50  florenis,  facientibus  in  pagamento  38  m.  2  ß  — . 

10)  Item  datis  Johanni  Frecsken  offlciato  in  Hcresberg'*)  ipsa  die  beati 

a)  Die  Leeimg  ist  nicht  ganz,  «icber  'scrotatur  Süss'. 

32)  Begulierberren-lQosier  Böddokeu  (Kr.  BOrea). 

3.S)  Er  war  Amtmann  in  Arnsberg  (vgl.  z.  B.  äeibertz   1:B.  111,  93:)). 

34)  Eversberg  (Kr.  Mesehede)  nö.  'von  Meschede. 

35)  Ober-Marsberg. 

Digitized  by  VjOOQ IC 


52  ^'  Hanseu 

Nycolai   episcopi  [Dec.  6]    iuxta  maudatum  dbmiiii  mei  graciosissimi  et  qui- 
tanciani  30  florenis  facientibus  in  pagamento  simul  .    .    .    22  Id.  10  /}  8  :.. 

11.  Item  soluti8  et  datis  Hoynrico  de  Geisekeii  opidano  Arnsbergensi 
iuxta  conteuta  mandati  domiiii  mei  «fraciosissiini  de  anno  proxiine  pretento 
successive  47  Üerenis  iuxta  quitauciam,  facientibus  .     .     .     35  m.  10  ^  6  :.. 

12.  Item  circa  festum  beati  Thomc  apostoli  [Dez.  21]  datis  Johanni  de 
Sarwerden  nepoti  naturali  domini  nici  graciosissimi  S)  ulnis  panni  grisci  At- 
tendarnensis,  qualibet  ulna  pro  2  ß,  facientibus      .     .     .     .  1  m.  6  ß  — . 

13.  Item  solutis  et  datis  sarratori  et  pannitonsori  bincinde    —  A  fi  —. 
Summa  expositonun  de  maudato  domini  mei  graciosissimi  simul  223  in. 

S  ß  S  Sk. 

II.    ExptsHa  pecuniarum  oxtratrdlnarianim. 

1.  In  primis  dominica  Oculi,  16  Martii,  feci  rcformarc  sigilla  doiniui 
mei  graciosissimi  curie  sue  iSusaciensis  et  circumferencias  in  sculpturis  tarn  in 
imaginibus  quam  circumquaque,  datis  et  expositis  simul  .     .     —  11  ^  10  :,. 

2.  Item  de  gracia  et  speciali  iussu  domini  mei  graciosissimi  viva  voce  -^i 
iuxta  Coloniam  ^')  empto  per  me  uno  tabbardo  suorum  ])reIatorum  in  colore 
rubeo  pro  6  florenis,  facientibus  in  pagamento  simul .     .     .     .     4t  m.  7  ß  —. 

3.  Item  ipsa  die  beati  Martini  episcopi  [Nov.  llj  facta  per  me  coni- 
putacione  domino  meo  graciosissimo  in  Arnsberg  computatis  coniputandis, 
defalcatis  defalcandis  iuxta  recessum  graciose  milii  sigillatum  et  assignutuni 
gracia  sua mansit  mihi  debens  37  florenis  ößb*\  facientibus  simul  28 m.  8 /}  3  :.. 

4.  Item   pro   tunc   datis   camcrlingis    1   floreno    17  grossis  facientibus 

1  m.  4  |J  1  iv 

5.  Item  pro  tunc  hostiariis  dato  1  floreno  faciente  .     .     —  9  |i  2  ik 

6.  Item  de  iussu  domini  prepositi  Sancti  Andrec  Coloniensis  a  feria 
sexta  antepenultima  Novembris  [Nov.  28],  circa  cenam  co  Susatum  cum  re- 
verendissimo  domino  episcopo  Venecemponensi, '*)  B(ernardo)  de  Huerde/^') 
Johanne  Spegel  ^)  ac  aliis  veniente  et  staute  ibidem  usque  in  dorainicam  ulti- 
mam  mensis  ciusdem  [Nov.  30]  et  post  prandium  recedente,  habitis  ibidem 
prout  in  cedula  continetur  et  solutis  per  me  de  iussu  sui    13  m   8  ^  10  '•• 

7.  Item  prout  supra  ipsa  die  beati  Martini  episcopi  [Nov.  11]  compn- 
tacione  mea  facta  dato  ad  cancellariam  pro  recessu  meo  sigillato  1  Üoreiio 
faciente —  d  ß  2  ',■ 

8.  Item  misso  mihi  uno  mandato  a  domino  meo  graciosissimo  Thoiuo 
apostoli  [Dec.  21]  continente,  graciam  suam  vellc  servarc  in  Castro  suo  Arns- 
berg iudicium  feodale  feria  secunda  videlicct  crastino  dominice  Reminisrere 
in  Quadragesima  [1439  März  2]  missisque  mihi  similiter  50  coiiiis  de  cancel- 
laria  gracie   sue  intimando  huiusmodi   iudicium   feodale   sicque   per  notari()> 


a)  so  in  der  Hs.   lat  wohl  auf  'iussu'  zu  beziehen,  also  'auf  eindringlichen  Defebl^ 

b)  *Golniam\ 

88)  l)er  Kölner  Weihbisohof  Johann  Hehl  echter,  Bischof  von  Veneoompone  i.  p-  i- 
Tgl.  über  ihn  Binterim,  Snffragauei  Colonienses  S.  5S,  und  Mering,  die  hohen  WQrdeotriger 
der  KrzdiOzese  Köln  S.  58;  s.  auch  Stadtechroniken  XX,  59  «T. 

37)  Er  war  Kölnischer  Amtmann  zu  Arnsberg  (vgl.  oben  S.  51  Anm.  89). 

88)  Kr  war  Marschall  von  Westfalen. 


Digiti 


zedby  Google 


*taliresi-^chnung  iles  kölnisclien  Offizialatgerichts  in  Soest.  &3 

et  baucales  *)  cnrie  Susaciensis  50  copian  excopiari  feci  et  applicavi  scriben- 
das  50  similiter  copias  mittendas   per  singulos  decanatus   cnrie  Susaciensi 

ascriptoB  dando  pro  eisdem   copiis  nltra  bancales  S4'riptis  ^)      .Im. . 

9.  Item  missis  nimciis  per  singulos  decanatus  curie  Susaciensi  asscriptos 
nim  certis  mandatis  officialibus  sub  pena  50  florenonim  omnibuB  et  singulis 
ecclesianim  parrochialium  rectoribus  ad  publicandum  et  notificandum  huius- 
loodi  Judicium  feodate  iuxta  mandatum  domini  mci  graciosissimi,  quorum 
eiceuciones  facte  nunt  et  in  eisdom  mandatis  continetur,  datis  nunciis  por- 
uiitibus  huiusmodi  mandata  tam  per  marschaicatum  Westfalie,  comitatus 
Anisbergensem,  Markensem,  Assindensem  etc  ,  datis  per  me  latoribijis  e 
Dunciis  hinc  inde  simui 3  m.  6  ^  — . 

10.  Item  datis  et  solutis  per  me  domino  officiali  in  defalcacione  stipen- 
dü  soi  per  11  menscs,  videlicct  Aprilem — Februarium  inclusive  de  quolibet 
mense  1  m.  11  |3  3  5^  iuxta  quitanciam,  facientibus  simul       21  m.  4  /?  6  l^. 

11.  Item  computatis  pro  me  et  uno  famulo  pro  uno  integro  anno  in 
expensis  (licet  per  duos  menses  de  licencia  domini  mei  graciosissimi  de  Su- 
sato  abfiii)  quolibet  mense  6  florenis,  facientibus  72  florcnis  facientibus  in 
pagamento 54  m.  11  ^  8  ^. 

12.  Item  babita  cliorea^**)  inter  opidanos  et  personas  honestas  Susa- 
rienses  in  camisprivio  (1439  Febr.  18]  ad  hanc  per  ipsos  me  honestatis  causa 
invitato  propinan  in  subsidium  uno  sextario  vini  prout  soivi  4  fi,  et  familia- 
ribns  consulatus  hincinde  vulgariter  kronengelt  similiter  4  |?  6  ^  facientibus 
<<imul —  S  ß  6  :s' 

13)  item  consumptis  per  annum  honestatis  causa  pro))tcr  superveniencia 
succes8i?c  6  florenis  facientibus 4  m.  7  ^  — . 

14)  Item  habitis  in  cera  ad  sigillandum  ])cr  annum  5  libris  inclusis 
iorrequisitis ,  videlicet  harcz,  speensgroenc  *'')  et  terpentinum,  qualibet  libra 
**omputata  pro  20  denariis  facientibus —  8^45^. 

15.  Item  feria  quinta  post  dominicam  £sio  mihi  [Febr.  19]  missa  ct 
presemata  mihi  una  nissiva  a  domino  meo  graciosissimo  mihi  demandando 
Uli  reclamandum  ius  pheodale  alias  intimatum  Arnsberg  per  graciam  suam 
<^rastino  dominicc  Reminiscere  [März  2]  celebrandum  propter  reisam  ad  Franck- 
fordiam*')  etc.,  quod  et  feci  iuxta  contenta  dicti  mandati  datis  hincinde  nun- 

'iis  propter  nimiam  festinanciam  euntibus  simul 2  m,  —  4  ^. 

Summa  expositorum  extraordinariorum  simul  videlicet  139  m.  8  /?  8  Z\ 

III.    Exposita  ad  usus  cancellarie  domini  moi  graciosissimi. 

1.  In  primis  in  profesto  beati  Luce  ewangeliste  [Oct.  17]  missis  Arns- 
'»erg  10  libris  papiri,  */«  rijss,  quolibet  übro  pro  10  ^,  facientibus  —  8  ß  4  5|. 

a)  'nottorio«  et  bancalis'. 

b)  'scriptos'. 

39)  tJher  Faetnüchtelnstbarkoiten  in  Soest  ist  sonst  nichts  bekannt.  Vgl.  jedoch 
Barthold,  Soest  die  Stadt  der  Engem  S.  20S. 

40)  D.  i.  spanisch  Grttn;  mit  Ansnahme  des  Terpentin»  stimmt  dieses  Recept  fflr 
Siegelwaehs  Oberein  mit  dem  von  Schiller-Lübben,  Mnd.  Wörterbuch  IV,  317  angefahrten. 

41)  Der  nach  Frankfurt  ausgeschriebene  Reichstag  trat  am  2.  Marx  1439  in  Mains 
«a^ammen;  Erzbischof  Dietrich  von  Iwöln  nahm  iiersönlich  teil  (Pllckert,  die  korfarstliche 
Neotralität  S.  H7). 


Digiti 


zedby  Google 


54  ti.  Weiland 

2.  It«m  feria  secunda  post  Omiiium  Sanctorum  [Nov.  3]  missis  Arnsberg 
10  libris  papirij.V«  rgss,  pro  quolibet  libro  computatis  10  ,S,  facientibus  8  |3  4  :.. 
Item  protunc  6  cutibus  ovinis  magnis  ad  6  :.  facientihns  8  ß.  Item  similiter 
protunc  2  cutibus  vitulinis  2  ß  facientibus  simul 1  m.  1  ß  4  .s. 

3.  Item  feria  quinta  post  beati  Martini  episcopi  [Nov.  13]  missis  Arns- 
berg 6  libris  papiri,  quolibet  pro  10  ^^j  facientibus  6  ß.  Item  protunc  pro 
*'8  libra  cere  10  -S,  facientibus —  5  jJ  10  S. 

Summa  expositarum  ad  usus  concellarie  simul     .    .    .  2  m.  3  ^  6  ^. 

Summa  summarum  omnium  et  singulorum  per  me  expositorum  tarn  de 
mandatis  domini  mei  graciosissimi  quam  alias  extraordinanonim  et  ad  usus 
cancellarie  ut  premittitnr  simul  365  m  S  ß  1  :*,  facientibus  in  fiorenis,  quo- 
libet ut  supra  computato,  478  H.  8  |?  7  d. 

Et  sie  receptis  ad  exposita  et  expositis  ad  recepta  particulariter  ut 
premittitur  calculata,  exposita  excedunt  recepta  in  summa  simul  videlicet 
124  florenornm  4  |3  4  .^  1  obul.,  in  quibus  dominus  mens  graciosissimus  de 
hac  presenti  computacione  manet  mihi  debens. 


Vertrag  zwischen  Erzbischof  Balduin  von  Trier  und 
Bischof  Adolf  von  LUttich 

über  die  Versetzung  des  letzteren  auf  den  Erzstnhl  von  Mainz. 
1334  Juni  9. 

Mitgeteilt  von  Prof.  Ludwig  Weiland  in  Göttingen. 

Die  merkwürdige  Urkunde,  von  welcber  bisber  nur  ein  Satz  (§  9) 
im  authentischen  Wortlante  bekannt  war, ')  verdanke  ich  der  Abschrift 
eines  Schülers,  des  Herrn  J.  Schwalm  ans  Dresden.  Der  Plan  Balduins, 
das  Erzbistum  Maiiiz,  welches  er  seit  dem  Jahre  1328  gegen  den  Willen 
des  Papstes  verwaltete,  an  den  Bischof  Adolf  II.  von  I.üttich  aus  dem 
Hause  der  Grafen  von  der  Mark  abzutreten,  steht,  wie  bekannt,  *)  in 
engem  Zusammenhange  mit  den  in  den  Jahren  1332  und  1333  spielen- 
den politischen  Bestrebungen  der  Könige  Johann  von  Böhmen  und  Phi- 
lipp von  Frankreich  und  mit  den  Anstrengungen  I^ndwigs  des  Baiern, 
die  Lösung  von  dem  päpstlichen  Banne  zu  erlangen.  Man  hatte  aller- 
seits, zumteil  aufrichtig,  zumteil  unaufrichtig  und  mit  Vorbehalten,  die 
Erhebung  des  Herzogs  Heinrich  von  Niederbaiern  zum  römischen  König 


^)  Bei  K.  Müller,  Der  Kampf  Ludwigs  des  ßaiern  mit  der  römischen 
Kurie  I,  317  Anm.  2. 

'j  Ich  verweise  neben  Müller's  Darstellung  auf  meinen  Aufsatz:  Der 
angebliche  Verzicht  Ludwigs  des  Baiem  auf  das  Reich  in  Nachrichten  von 
der  Kgl.  Ges.  der  Wiss.  zu  Göttingen  1883,  S.  205  ff. 


Digiti 


zedby  Google 


Vertrag  zw.  Srzbischof  &al<tinn  v.  Trier  u.  fiischof  Adolf  v.  Lüttick.      55 

in  Aussicht   genommen.     Dafür  waren  die   Stimmen  der  Kurfürsten   zu 
gewinnen.     Die   Translation    Adolfs    von    der   Mark    von   Lattich   nach 
Mainz  sollte  die  Mainzer  Kurstimme  den  andern  schon  gewonnenen  zu- 
fügen.    Schon   im   Jahre    1333   hatte   der   König  von  Frankreich   den 
Papst  Johann  XXIi.  gebeten,  den  Bischof  von  Lattich  auf  den  Mainzer 
Stuhl  zu   versetzen   und   dem    1328  vom   Papste  providierten  Heinrich 
von  Vimeburg,    welchen   Balduin   seither   mit   Erfolg   von   der   Besitz- 
ergreifung des  Mainzer   Stiftes   abgehalten,   das   Bistum  Lattich   zu  er- 
teilen.    Der  Papst  hatte  dem  König  von  Frankreich   seine  Bitte  abge- 
schlagen.    Unsere  Urkunde  zeigt,   dass  der  Plan  trotzdem  nicht  aufge- 
geben wurde,  ja  im  Jahre  1334  feste  Gestalt  annahm.    Aber  auch  jetzt 
war  die  Zustimmung  des  Papstes  vorgesehen,  ja   eine  der  Bedingungen 
der  Geltung  des  Vertrages,   den  Balduin  und  Adolf  abschlössen  (§  17). 
Ja  Balduin  hoffte  augenscheinlich   infolge   dieser  Translation   zur  vollen 
Aussöhnung  mit  der  Kurie  zu  gelangen  (§  12 — 14).    Insofern  bezeich- 
net dieser  Vertrag  ein  Ablenken  von  der  Bahn,    welche  Balduin  früher 
zusammen  mit  dem  Kaiser  eingehalten.     Dies   bringt  ja  auch   der  §  9 
zum  Ausdrucke,  wo  nicht  allein  der  Fall  vorgesehen  ist,  dass  Heinrich 
von  Niederbaiern  zum  römischen  König  gewählt  werden  könne,  ein  Fall, 
mit  welchem  sich  Ludwig  der  Baier  unter  Umständen,  wenn  vermutlich 
auch  nur   zum  Schein,    einverstanden   erklärt  hatte.     Es   ist   vielmehr 
aach   die  Rede   davon,    dass  der  König  von  Böhmen    oder  einer   seiner 
Söhne  zum  König  gewählt  werden  könne.    Balduin  fasste  also  schon  im 
Jahre  1334   die  Eventualität   einer   Situation   ins  Auge,    wie   sie  that- 
sächlich  im  Jahre  1346   eintrat.     Die  Politik  des  über  Gebühr  geprie- 
senen Kirchenfürsten  wurde   in    erster  liinie   bestimmt  durch  die  Inter- 
nen des  fürstlichen  ,Territorialstaates,  in  zweiter  durch  die  seiner  Fa- 
milie; die  Würde  und  Unabhängigkeit  des  deutschen  Königtums  hat  er 
nur  vertreten  in  den  Perioden,  wo  der  Kampf  des  Trägers  der  deutschen 
Krone  seinen  eigenen  Bestrebungen  eine  Stütze  bieten  konnte. 

Die  im  §  1  genannte  bischöflich  speierische  Burg  Riepperg  ist 
wohl  die  Ripburg  über  Edenkoben.  Aus  der  Bestimmung,  dass  sie  im 
Besitze  Balduins  verbleiben  soll,  darf  nicht  geschlossen  werden,  dass 
dieser  beabsichtigt  habe,  auch  das  Bistum  Speier,  dessen  Pfleger  er  seit 
1332  war,  an  Adolf  zu  überlassen.  Die  Burg  und  andere  speierische 
Güter  waren  vielmehr,  wie  5$  7  darthut,  mainzischer  Pfandbesilz. 

No8  Reynerus  thesaurarius  ecclesie  de  Wallekuit,  veiierabilis  in  Christo 
patris  ac  domini  nostri  domini  Adolf!  episcopi  Leodiensis  capellanus  et  sigil- 
Hfer,  ac  Gerlacus  de  Ysenbnrg  milcs  recngnoscimus  per  prosentcs,   quod  nos 


Digiti 


zedby  Google 


R6  L.  Weiland 

ex  parte  dicti  domini  nostri  episcopi,  cuiiis  ad  infra  scripta  mandatam  habe- 
mus,  cum  nobili  viro  domino  Johanne  de  Brunshorn  milite  ac  honorabili  mo 
domino  Ditmaro  canonico  erclesie  sancte  Marie  Erfordiensis  Moguntine  dyo- 
cesis,  sigillifero  et  capellano  reverendi  in  Christo  pati-is  ac  domini  donini 
Balduini  archiepiscopi  Treverensis  ^),  mandatum  super  eo  se  habere  assenthn- 
tibus»  de  translacione  dicti  domini  nostri  Leodiensis  ad  ecclesiam  Moguntinam 
facienda  concepimus  et  tractavimus  in  hunc  modum:  t  Primo  videlicet  quod 
dominus  Treverensis  post  translacionem  huiusmodi  factam  in  rccoupensan 
laborum  et  dampnorum  gravium,  quos  et  que  ipse  mulipliciter  sustinuit  ec- 
"Clesiarum  Moguntine  et  Spirensis  nomine  necnon  expensarnm  innnmerabUium 
fere  impensarum  et  factarum  per  ipsum  de  facultatibus  suis  et  ecclesie  sue 
Treverensis  a  temporibus,  quibus  ipse  dictis  Moguntine  et  Spirensi  ecclesiis 
prefuit,  circa  empciones,  redempciones,  acquisiciones,  guwerras  plurimas,  de- 
bitorum  inestimabilium  fere  soluciones  et  circa  alia  sicut  constat,  habere  de- 
beat,  ad  vite  sue  tempora  dumtaxat,  opidum  Lainstein  et  castrum  Lainecke 
Treverensis  dyocesis,  que  ad  dictam  Moguntinam  ecclesiam  pertinent,  necnon 
castrum  Riepperg  Spirensis  dyocesis,  ad  dictam  Spirensem  ecclesiam  perti- 
nens,  cum  theloneo  de  Lainstein  et  universis  redditibus,  proventibus,  jaribus. 
jurisdictionibus,  vasallis,  castrensibus,  ministerialibus,  fidelibus  et  subditis  ae 
Omnibus  aliis  pertinentiis  ad  predicta  castra  et  opidum  ab  olim  spectantibus 
et  iam  actualiter  pertinentibus  quovi»  modo.  V.  Est  eciam  tractatum  quod 
infra  hinc  et  octavas  beatorum  Petri  et  Pauli  apostolorum  in  opcione  dicti 
domini  nostri  .  .  Leodiensis  8tabit,  an  ipse  velit  theloneum  de  Lainstein  pre- 
dictum  facere  colligi  et  levari  suo  nomine  per  suam  familiam  suis  expensis 
et  oneribus  et  responderc  et  solvere  de  lioc  anuis  singulis  ducentas  et  quin- 
quaginta  libras  Thuronensium  grossorum^)  domino  •  •  Trcvercnsi  predicto  ab- 
sque  diminucione  aliqua  de  primis  obvencionibus  dicti  thelonei  et  aliis  si  iile 
obvenciones  non  sufficerent,  vcl  quod  dominus  Treverensis  predictus  colligat 
et  recipiat  per  suam  familiam  theloneum  antedictuni.  8.  Item  quod  castrum 
Lainecke  et  opidum  Lainstein  '^)  predicta  cum  theloneo  et  omnibus  suis  juri- 
bus,  bonis  et  pertinenciis  pretactis  debeaut  esse  pignori  obligata  post  prefati 
domini  Treverensis  obitum  .  .  archiepiscopo  Treverensi  qui  fuerit  pro  tem- 
pore, per  capitulum  suum  concorditer  recepto,  pro  quingentis  libris  Thuro- 
nensium grossorum  in  recoupensam  inpensorum  pleniorem  de  facultatibus 
dicte  Treverensis  ecclesie  ut  pretactum  est  Moguntine  ecclesie  ac  dampnorum 
eiusdem  ecclesie  occasione  susceptorum.  4.  Et  jurabnnt ,  *  ofticiati  dictamm 
trium  municionum  nee  non  vasalli,  castrenses,  fideles  ac  custodes  turrium  vi- 
giles  .  .  portenarii  ac  alii  quorum  interest  domino  Treverensi  pi'edicto  et 
ecclesie  sue  super  premissis  et  facient  sibi  huldam,  jurabuntqne  predicti  ii> 
Lainstein  et  Lainecke  .  •  officiati  et  custodes  quociens  et  quando  ipsos  aut 
eorum  aliquos  mutari  contigerit,  quod  ipsi,  prefato  domino  archiepiscopo  Tre- 
verensi defuncto  et  pretactis  quingentis  libris  grossorum  archiepiscopo  Tre- 
verensi suo  .  •  successori  ex  parte  Moguntine  ecclesie  solntis,  predictas  duas 


1)  Zu  Ditmar  vgl.  I^amjVPcfU,  Deut/trJies   IVirlMhaßslfben  3,  429as;  4-J6,». 

2)  Ss  sind  200400  Gr.  Silber,   vgL  Ijamprecht,    WirttcJinftiff^teH  2,  4^0;    nwh  hfittigrm  GHdr 
rtl.  IßfiOOO  Mark,  »^.  Lnmpreekt  in  Conrad  JBH.  N.  F.  U,  SS2. 

a)  stein  in  liasttr. 


Digiti 


zedby  Google 


Vertraf^  zw.  Erzbischof  baldiiin  v.  trier  u.  Bischof  Adolf  v.  Löttich.      nt 

mnnidones  .  .  archtepiscopo  Moguntino  concorditer  per  capituhim  recepto 
vel  ipsi  capitulo  Mognntino,  sede  ibidem  vacante,  et  nulli  alteri  tradant  et 
ossi^ent.  Ad  que  adinplenda  dictus  dominus  Leodiensis  pro  posse  et  bona 
ßde  apud  capituhim  Moguntiuum,  ut  ipsos  premissa  facere  mandet  et  jubeat, 
hihorabit.  5,  Et  hiis,  qui  huiusn^odi  huidam  et  juramentnm  non  prestiterint 
et  fecerint,  dictus  dominus  Treverensis  subtrahere  poterit  sui  castrensis  feodi 
et  alionim  feodomm  que  obtinent  pensionera.  H.  Nee  debebit  dictus  dominus 
Qoster .  .  Leodiensis  talibus,  si  qui  es^^cnt  qui  ob  hoc  guwerram  movercnt  aut 
pif^ora  domini  Trcverensis  vel  suorum  caperent  et  ipse  econtra  ipsis  resi- 
steret  per  se  vei  suos,  astare  ner  eos  juvare  in  aliquo  contra  dictum  domi- 
num Trevercnseni.  /.  Hoc  idera  tiot  de  Castro  Riepper<r  predicto  post  pre- 
dicti  domini  .  .  Treverensis  obitum,  quod  extunc  tradi  et  assignari  debebit 
dicte  ecciesie  Moguuttne  vel  ecciesic  Spirensi,  si  ex  parte  ipsius  Spirensis 
ecclesie  dictum  castrum  redemptum  fuerit  una  cum  aliis  municionibus  et  aliis 
bonis  universis  dicte  Moguntine  ecclesie  obligatis.  s.  Et  est  sciendum  quod 
(lictqs  dominus  noster  .  .  Leodiensis  post  translacionem  pretactam  dictum 
castrum  Riepperg  redimere  poterit  divisim  pro  centum  et  quinquaginta  libris 
Tbaronensiiun  grossorum  vel  ipsum  dimittere  domino  Treverensi  pro  dicte 
pecunie  summa,  pro  qua  ipsum  castrum  redemit  proxime  dictus.  dominus  .  • 
Trevereosis.  />.  Item  dominus  noster  Leodiensis  in  eligendo  dominum  Uenri- 
tnim  dncem  Bawarie,  regem  Boemie  et  ipsius  regis  filios  in  reges  Romanorum 
;itabit  et  remanebit  cum  domino  Treverensi,  et  semper  in  electione  Romano- 
nim  regis  alter  eonim  alterius  utilitatem  commodum  et  honorem  amicabiliter 
et  favorabiliter  procnrabit.  10.  Item  dominus  Treverensis  predictus  habebit 
ad  vitam  suam  duodecim  karratas  vini  de  Schowcnburg  in  Bergstmcia  me- 
Uoris  crementi  arcbiepiscopalis  ibidem  i^iugulis  annis  vinüemiarum  tempore  suo 
faraulo  sive  nuncio  ad  hoc  misso  vel  mittendo  presentandas  et  assignandas 
ae  eas  una  cum  hiiiusmodi  nuncio  sab  predicXi  domini  nostri  .  .  Leodiensis 
conductu  et  ex))cnsis  per  districtus  suo»  et  conductus  ascendeudo  et  descen- 
dendo  deducenda.s.  //.  Item  dominus  .  .  Treverensis  prefatus  dabit  et  assi- 
;;nabit  domino  nostro  .  .  '*)  Leodiensi  predicto  pretacta  translacione  facta 
omncs  *•)  municiones  et  castra,  privilegia,  literas  obligatorias  et  ailias  ac  omnia 
alia  ad  ecclesias  Mogiuitiuaui  et  Spirenseni  spectantes  vel  spectancia,  quas 
vel  que  ipsc  in  potestate  sua  tcuet,  exceptis  prodictis  trihus  municionibus 
rum  suis  pertinenciis  preuotatis.  l:J  Item  dominus  noster  Leodiensis  pre- 
dictus promittet  se  procuraturum  bona  tiile  et  quantum  in  eo  est,  quod  acta 
et  f^esta  per  dominum  .  .  Treverensem  predictuui  vel  per  alios  quoscunque 
ipsius  auctoritate  ecclesie  Moguiitinc  prcJictc  nomine  per  sedem  apostolicam 
approbentur  et  ratificontur  vel  ad  minus  dissimulentur,  et  quod  ipse  hoc 
idem  efßcaciter  faciat  in  hiis  et  circa  ea  que  ad  eum  spectant,  precipue  de 
hÜ8  quorum  causa  non  ventilatur  in  judicio  coram  judiribus  quibuscunque. 
IS.  Et  erit  idem  dominus  noster  Leodiensis  ai(jutor  ot  defensor  speciali» 
eomm  qui  promoti  sunt  quomodolibet  per  dominum  Treverensem  predictiim 
nomine  ecclesie  Moguntine.    14.  Item  procurabit  quod  dominus  papa  dispenset 


b)  .  .  nachgrtrojfeu  von  d^telben  Hattd. 

c)  umuis  or. 


Digiti 


zedby  Google 


68  ^-  Weiland 

cum  domino  .  *  Trevcrensi  et  cum  qiiacumque  persona  alia  tarn  ecclesiaatica 
vel  seculari,  si  quam  penam  aut  maculam  canonicam  vel  civilem  occasione  ad- 
ministracionis  ecdesic  Mo;;untine  directc  vel  indirectc  incurrerint  seu  con- 
traxerint  per  se  vel  suos,  et  ex  superhabundanti  et  ad  cautelam  ipsuro  do- 
minum Treverensem  et  suos  in  integrum  restituat  et  absolvat.  Quodque  ipse 
dominus  noster  •  •  Leodiensis  quantum  ad  eum  tunc  spectaverit  idcm  faciat 
effe<;tive.  15.  Item  sepodictus  dominus  noster  .  .  Leodiensis  conservabit 
dominum  .  .  Treverensem  predicturo  et  suos  indempnes  ab  omnibus  impeti- 
cionibus  occasione  debitorum,  cxpensarum  et  dampnorum  quibuscunque  per- 
sonis  compctentibuB,  contractorum  factonim  et  habitorum  pacis  vel  guwerra- 
mm  tempore  seu  alias  qualitercunque  occasione  sive  causa  dicte  ecclesie 
Mogimtine.  16.  Item  prefati  domini  post  dictam  translacionem  statim  se 
confederare  et  unire  debebunt  juxta  suorum  amicorum  hinc  inde  consilium, 
ut  ipsi  mutuo  concorditer  vivant  et  terre  ipsonim  in  pace  et  tranquillitatc 
eornm  tempore  perseverent  17.  Et  sciendum  quod  tractatus  pretactus  stahlt 
et  procedct  et  juxta  materiam  hie  conceptam  in  meliori  forma  juris  et  facti, 
pront  super  hiis  litere  confici  possint,  tieri  debet,  dummodo  ad  hoc  consensus 
accedat  domini  .  •  pape  e[t  domijni  <^)  regis  Boemie  ac  concordis  capitnli 
Moguntini.  18.  In  quorum  omnium  testimonium  et  robur  ego  Reynerus  pre- 
dictus  sigillum  prefati  domini  mei  .  .  Leodiensis  ad  causas  et  sigillum  meum 
proprium  pro  mc  ac  diclo  domino  Gerlaco  de  Yseuburg  ad  preces  ipsius  de 
volunfate  et  consensu  dicti  domini  nostri  Leodiensis  episcopi  apposui  ad  pre- 
sentes.  Quod  et  ego  Gcrlacus  de  Ysenburg  prcdictus  recognosco  esse  verum. 
Datum  et  actum  anno  domini  M^  C('('^'  XXXIHl"  die  IX.  mensis  Junii. 

Original  in,  Pergament  im  Kgl.  Staatsarchiv  zu  Goblenz.  Das 
erste  der  beiden  Siegel  erhalten,  von  grünem  Wachs,  am  Pergament- 
streifen. Umschrift: 

S  .  ADO GPILEODie CAVS  . .  . 


»^^^0€^<^ 


Ungedruckte  Urkunden   der  ErzbischOfe  Johann  I.  und 

Arnold  II.  von  Trier,  die  Kirche  zu  Engers,  Kreis 

Neuwied,  betreffend. 

Mitgeteilt  von  Prof.  Ludwig  Weiland  in  Oöttingcn. 

Die  beiden  folgenden  Urkunden  entnahm  ich  einer  Handschrift 
der  Hamburger  Stadtbibliothek,  cod.  Hist.  civil.  Belgii  folio  Nr.  13 
membr.,  welche  auf  ihren  ersten  19  Blättern  ein  Chartular  des  Stiftes 
8t.  Marien  in  Utrecht  aus  dem  14.  Jahrhundert,  auf  den  8  folgenden 
ein  Transsumt  von  Urkunden  der  Dentschordensballei  Utrecht  aus  dem 


d)   [   ]   Lllrk«  im   IWtfamrat. 


Digiti 


zedby  Google 


OrUntiri 


WestdZeitschrVnJafL 


Digiti 


zedby  Google 


Digiti 


zedby  Google 


Üngedruckte  Ürkiin<ien  der  ferzkischofe  «tohann  t.  u.  Arnold  tl  zu  Trier.  59 

Jahre  1503  enthält.  Vgl.  Archiv  der  Ges.  für  aitei*e  deutsche  Geschichts- 
kunde  VI,  235.  Die  Urkunden,  welche  in  der  Handschrift  auf  Blatt  18 
und  18^  stehen,  bekunden  ein  eigentflmliches  Verhältnis  der  Trierer 
Erzbischöfe  und  des  Stiftes  St.  Marien  in  Utrecht:  ersteren  steht  seit 
dem  Erzbischof  Hillin  (1152 — 69)  die  erste  Pfründe  im  Stifte  St.  Marien 
zu,  letzteres  hat  Rechte  an  der  Ki]*che  zu  Engers  im  Kreise  Neuwied. 
Dass  diese  die  Patronatrechte  sind,  zeigt  eine  Urkunde  Erzbischof  Jo- 
hanns von  1209  bei  Beyer,  Mittelrhein.  ÜB.  II,  Nr  251.  Vermutlich 
hat  Kaiser  Friedrich  I.  seinem  getreuen  Hillin  die  Pfründe  zu  Utrecht 
zugewendet,  wie  er  selbst  nach  einer  in  demselben  Chartular  befindlichen 
Urkunde,  welche  ich  im  Neuen  Archiv  veröffentlichen  werde,  in  dem 
Stifte  St.  Marien  ein  Ganonicat  inne  zu  haben  nicht  verschmähte,  ein 
neuer  Beweis  dafür,  wie  es  dieser  Herrscher  verstanden  hat,  das  Kirchen- 
gut für  den  Staatsdienst  nutzbar  zu  machen. 

1.    Erzbischof  Johann   I.    von   Trier    ordnet    das  Verhältnis    zu    dem 
Stifte  St.  Marien   in  Utrecht,    das  sich  daraus  ergiebt,   dass  dem  Erz- 
bischof die  erste  Pfründe  in  dem  Stifte,  diesem  das  Patronat  der  Kirche 
zu  Engers  zusteht.     1200. 

Johannes  dci  gracia  Treverensis  ecclesie  huniilis  minister  et  servns 
universis  Christi  fidetibus  tarn  presentibus  quam  fnturis.  Noscant  presentes 
et  posteri  quod  omnem  mtitiü  beneficii  vicissitudioem,  que  a  tempore  prede- 
cessoris  nostri  Hillini  pie  memorie  Treverensis  archiepiscopi  inter  ecclesiam 
Trererensem  et  fratres  bnate  Marie  in  Trsgecto  usque  ad  tempora  nostra  de- 
fluxerit,  ratam  et  inconvnisam  stare  volumus,  et  quidqiüd  disceptacionis  inter 
nos  et  predictos  fratres  et  Albertum  arohidiaconum  ultra  Renum  in  dandis  et 
recipiendis  a  prememoratis  fratribus  sturionibus  annuatim  incidit,  secundum 
formam  subscripte  pagine,  ipso  arcbidiacono  presente  et  consenciente,  omnino 
precidimus.  Sed  quia  rerum  gestariim  veritas  longioris  processu  temporis 
plcmmque  in  obliviouis  omnimodc  interitum  vel  ambiguitatis  scrupulum  solet 
incidcre,  idcirco  cognicioni  tam  presencium  quam  fiiturorum  suifragio  pre- 
sentis  pagine  digmim  duximns  commendare,  quod  fratres  ecclesie  sanete  Marie 
in  Tngecto  pari  voto  et  unanimi  cousensu  prebendara  ])rimau]  predecessori 
nostro  Hillino  archiepiscopo,  deinde  Arnolde  arcliiepiscopo,  postmodum  nobis 
et  snccessoribus  nostris  in  perpetuum  habendam  in  eadem  sua  ecciesia  con- 
cessenmt  ea  nimirnm  exccpcione  quod  cam  per  vicarium  deserviemus  et  quod 
mcritum  vicarii  excesserit  nulli  infeodabiuuis.  sed  co  quinque  sturiones  bonos 
et  landabiles  comparatos  singulis  anuis  inter  festum  »ancti  Remigii  et  omnium 
sanctorum  Conflaenciam  allatos  recipiemus,  scxtum  vero  arcbidiacono  de  ultra 
Renum  et  omnibus  successoribus  ejus  de  manibus  predictorum  fratrum  reci- 
piendum  et  in  perpetuum  habendum  concessimus*).    Nos  veroBicut  et*»)  predc- 

1)    Zh   diesen    Störeit    njl.    noch    Mitelrkein*    fit.  "i,  m,  t2t7 ;    JMtnprerht,    Deutsches   W'irl- 
ackaßMeitni  /,  ACO  Note  4, 
a)  u«c  etxl. 


Digiti 


zedby  Google 


ftO  t-  Weilamt. 

cet^sores  nostri,  quia  taccjpti  beneiicii  nee  volnmus  nee  dobemua  e^se  imroe- 
mores,  serviciuni,  qiiod  nobis  et  dicto  flrchidiacono  et  officialibus  nostris  pro 
eeclesia  de  Engerse  debebant,  fraterne  caritatis  et  Hberalitatis  iniuitu  eis 
omnimodo  de  consiiio  et  consensii  ecciesic  uostre,  sicut  a  predecessoribus 
nostris  ordinatum  fuerat,  in  perpetuum  remisiroiis.  Ad^)  majorem  eciam 
hujiis  rci  geste  firmitudinem  predieti  Hillini  archiepiseopi  et  omniiim  succes- 
sorum  ejus  tarn  vivorum  quam  mortuorum  in  predicta  eeclesia  memoria  eele- 
brabitur  et  eorum  eommemoracio  de  presentibus  ad  posteros  sine  intermissionc 
eeclesia  stante  transmittetur.  Insnper  et  sepedictus  archidiaeonus  oracionam, 
quc  cotidie  in  eeclesia  prefata  fient,  vivens  partieeps  crit,  post  cigus  obitam 
anniversarinm  ejus  eadcm  eeclesia  tamquam  canonici  celebrabit.  Ut  autem 
higus  beneiicii  mutua  vicissitudo  posteris  ad  memoriam  transmittatur,  pre- 
sentem«^)  inde  paginam  eonscribi  et  sigillo^)  nostro  renovari  et  roborari 
feeimus.  Hujus  rei  testes  sunt:  Theoderieus«)  Treverensis  archidiaeonus, 
Otbuinus  Treverensis  areliidiaconus  et  Cardenusf)  prepositus,  Sifridus  saneti 
Potri  in  Maguncia  prepositus,  Gofridus  saneti  Eukarii  abbas,  Wolframos 
[decanus]  saneti  Florini,  Gerardus  decanus  saneti  Castoris,  Wernerus  de 
Bollande,  Henricus  Leneherre,  Wilhelmus  de  Eluestein,  Fredericus  de  Merle, 
Henricus  de  Cymiterio. 

Acta  sunt  hee  anno  incarnacionis  dominice  millesimo  ce®.  indietione  tercia. 

2.    Erzbischof  Arnold  II.  von  Trier  bestimmt,  dass  das  Stift  St.  Marien 

in  Utrecht  von  Alters  her  von  Leistung  eines  Servitium  für  die  Kirche 

zu  Engers  frei  sein,  dafür  aber  jährlich  einen  Stftr  liefern  soll. 

(1245  —  1259). 

A.  dei  gracia  archiepiscopus  Treverensis  universis  Christi  fidelibus 
salutem  in  Christo  Jhesu.  Xoseat  universitas  Christi  tidelium  quod  appro- 
hamus  et  inviolabiliter  observabimus  factum  domni  Theoderici»)  archiepiseopi 
Treverensis  et  antecessorum  suorum,  sicut  ipsorum  plcnarie  attestantur  pri- 
vilegia,  quod  liberaliter  et  pie  remiscrunt  servicium  quod  eonventus  sancte 
Marie  in  Trajeeto  debcbat  ipsis  et  arehidiaeouo  Treverensi  et  offieialibus  suis 
pro  eeclesia  sua  in  Enkerse.  Sed  ad  recompensandum  servicium  prcdictus 
eonventus  nobis  singulis  annis^)  debct  transmittere  sturionem. 


Ii)  hier  folgen  im  'OtU  ilir  nntemti-icfienfti.   M'urle  |ierpotuauj  eciaiii. 
c)  iifter  tlfr  ZfU<: 

il)  sig.  co<L 

e)  ThicuB  CO»/. 

f)  «o  ßh-  Cardonensi«. 

a)  Chi  tnler  thi  c<hI. 

b)  vber  der  Zeile. 


Digiti 


zedby  Google 


61 

Übergang  des  Limes  über  den   Doppelbiergraben- 
sumpf in  der  Bulau  bei  Hanau. 

Von  0.  Dabm,  Major  in  der  Artillerie. 

(Hierzu  Tsftl  1 ) 

Wie  in  dem  „Römischen  Grenzwall  bei  Hanau"  Seite  IH  ausgeführt 
worden  ist,  war  der  Pfahlgi-aben  an  denjenigen  Stellen  der  Strecke  Gross- 
Krotzonburg- Ruckingen,  wo  der  Ijmes  das  sogenannte  Torfbruch  und  den 
Doppelbiergrabensumpf  überschreitet,  unterbrochen  An  letzteren  tritt  der 
Wall  sowohl  von  Norden,  als  von  Süden  mit  einer  eigentümlichen  Flanken- 
bildung heran  und  auch  auf  der  nördlichen  Seite  des  Torfbruchs  findet  sich 
ein  solcher  flankenartiger  Ansatz  vor.  An  »Heu  drei  Stellen  ist  der  Wall  durch 
doppelte  Brechung  bis  unmittelbar  an  die  etwa  40  ni  hinter  dem  Pfahlgraben  her- 
ziehende und  auch  die  genannten  beiden  Sümpfe  überschreitende  Militärstrasse 
herangezogen.      (Siehe  Taf.  H  des  „Grenzwalls"   und  die  beigefügte  Skizze). 

Diese  eigentümliche  und  an  die  moderne  Befestigungsmanier  erinnernde 
Brechung  des  Walls  machte  mich  anfänglich,  als  ich  dieselbe  vor  einigen 
Jahren  entdeckte,  stutzig  und  es  war  nicht  leicht,  eine  einigermassen  annehm- 
bare Erklärung  für  dieselbe  zu  finden;  nunmehr  ist  der  Zweck  dieser  Ein- 
richtung jedoch  vollkommen  sicher  festgestellt. 

Im  vergangenen  Jahr  machte  nämlich  der  Königliche  Förster  Lange 
zu  Neuwirthshaus  die  Mitteilung,  dass  er  bei  Arbeiten  an  dem  Wege,  welcher 
in  der  Richtung  des  Pfahlgrabens  den  Doppelbiergrabensumpf  überschreitet, 
mehrere  tiefschwarze  eichene  Pf^ilstümpfe  gefunden  habe.  Ich  begab  mich 
sofort  an  Ort  und  Stelle  und  machte  die  interessante  Entdeckung,  dass  diese 
Pfahlreste  einst  einem  Zaun  angehört  haben,  wchher  hier  auf  der  dem  Feinde 
zugekehrten  —  also  der  östlichen  —  Seite  der  römischen  Militärstrasse  be- 
hufs Sicherung  der  letzteren  errichtet  war. 

Bei  einer  späteren  Nachgrabung  wurden  dann  noch  15  Stück  solcher 
Pfahlenden  —  und  zwar  in  regelmässigen  Zwischenräumen  von  3  m  —  auf- 
gefunden, welche,  wie  die  beigefügte  Planskizze  zeigt,  genau  in  einer  graden 
Linie  standen,  welche  die  an  den  Sumpf  herantretenden,  kurzen  Anschluss- 
linien des  Walls  verbindet.  Der  Zweck  der  vorerwähnten  Flanken  war  hier- 
nach völlig  klar;  dieselben  dienten  dazu,  den  Wall  bis  an  die  Militärstrassc 
zurückzuziehen  und  so  eine  geschlossene  Verbindung  des  dicht  neben  der 
Strasse  herziehenden  Zauns  mit  dem  Pfahlgraben  zu  ermöglichen 

Die  PfahlstOmpfe  —  viereckig  zugespitzt,  '/«  bis  'A  m  lang  und  oben 
20-  2d  cm  stark  —  waren  naturgemäss  nur  an  der  Stelle  des  Sumpfes  erhalten, 
wo  sie  unausgesetzt  unter  Wasser  gestanden  hatten ;  darüber  hinaus  waren  die 
Pfähle  vollständig  verwittert.  In  welcher  Weise  die  Zaunpfähle  zu  einem 
Zaun  verbunden  waren,  dafür  fanden  sich  keine  Anhaltspunkte  vor;  am  Walir- 
scheinlichsten  ist  wohl,   dass  man  zu  diesem  Zweck  Flechtwerk  verwendete. 

Gleichzeitig  wurden  auch  auf  mehreren  Stellen  Profile  der  alten  Mili- 
tArstrasse  genommen.  Dieselben  ergaben  für  letztere  eine  Breite  von  durch- 
schnittlich 7Vä  m.  Die  Herstellung  der  Strasse  war,  wie  aus  den  Profil- 
Skizzen  ersichtlich  ist,  nach  der  Bodenbeschaftenheit  verschieden.    Auf  der 


Digiti 


zedby  Google 


62  0.  Dahm. 

tiefsten  Stelle  iles  Sumpfes,  Profil  nach  b— c,  war  die  aus'  Kies  bestehende 
Strassenbahn  auf  einen  sehr  starken  Kuppeldamm  aufgeschüttet.  Letzterer 
war  zwar  bereits  stark  verwittert  und  hatte,  besonders  in  den  obersten  Schich- 
ten, zum  Teil  ein  torfähnliches  Oefüge  angenommen,  jedoch  konnte  noch  mit 
Sicherheit  festgestellt  werden,  dass  das  Holz  —  und  zwar  zum  grössten  Teil 
Eichenholz  —  in  regelmässigen  Lagen  parallel  bez.  senkrecht  zur  Strassen- 
richtung  aufgeschichtet  worden  war.  Der  Umstand,  dass  die  llolzschicht  in 
dem  verwitterten  und  stark  zusammengepressten  Zustand  noch  eine  St&rkc 
von  durchschnittlich  ^/i  m  aufwies,  lässt  darauf  schliessen,  dass  dieselbe  ur- 
sprunglich zum  Mindesten  eine  Stärke  von  'Z«— 1  m  hatte. 

Unter  der  Holzschiebt  fand  sich  eine,  wegen  des  Andrangs  des  Wassers 
nicht  genau  messbare  Lage  eines  ganz  eigentümlichen  Gebildes  von  gelb- 
brauner Farbe,  welches  aus  durchlöcherten  grossen  Klumpen  bestehend,  eine 
grosse  Ähnlichkeit  mit  Ziegelschlacke  hatte.  Die  chemische  Untersuchung 
ergab  jedoch,  dass  bei  der  Entstehung  dieser  hauptsächlich  aus  kohlensauren 
Verbindungen  des  Eisens,  der  Thonerde,  des  Kalks  und  der  Magnesia,  sowie 
aus  Kieselsäure  bestehenden  Körper  die  Einwirkung  des  Feuers  ausgeschlossen 
ist;  dieselben  sind  vielmehr  Bildungen  nach  Art  der  Raseueisensteine,  bei 
welchen  die  Durchlöcherung  durch  eingeschlossene  Holzäste  entstanden,  die 
später  im  Laufe  der  Jahrhunderte  vollständig  verwittert  sind. 

Das  Strassenprofil  a— b  der  Skizze  unterscheidet  sich  von  dem  vorigen 
nur  dadurch,  dass  die  Holzschicht  bedeutend  schwächer,  weil  der  Sumpf  hier 
schon  etwas  Hacher  ist  und  dass  sich  unmittelbar  unter  dem  Holz  Letten 
und  Kalksteine  auf  dem  aus  Sand  bestehenden  gewachsenen  Boden  vorfinden. 

Bei  dem  Profil  c~d  fehlt  die  Holzschicht  gänzlich ;  auf  dem  gewachse- 
nen Boden  befindet  sich  eine  10  cm  starke  Lettschicht,  auf  welcher  letzteren 
die  Kiesschüttung  des  Strassendammes  aufgetragen  ist. 

Alle  drei  Profile  lassen  in  den  Begrenzungslinien  der  einzelnen  Schich- 
ten erkennen,  dass  der  Weg  von  Fuhrwerken  passiert  worden  ist,  indem  sich 
deutlich  die  durch  die  Räder  der  letzteren  ausgefahrenen  Stellen  markieren. 
E«  geht  hieraus  hervor,  dass  die  hinter  dem  Limes  herziehende  Militärstrasse 
nicht  nur  zur  Kommunikation  der  Truppen  diente,  sondern  dass  auf  derselben 
auch  die  Bedarfsgegenstände  der  letzteren  —  wie  Baumaterialien  (hier  im 
besonderen  Kalksteine  aus  dem  Steinbruch  zu  Oberförsterei  Wolfgaug  luid 
Backsteine  aus  den  Krotzenburger  Ziegeleien)  Proviant  etc.  —  befördert  wurden. 

Dass  die  sumpfige  Beschaffenheit  der  Doppelbiergraben-Niederung  nicht 
ausreichend  erschien,  den  Pfahlgrabcn  an  dieser  Stelle  entbehrlich  zu  machen, 
ist  von  Neuem  ein  Beweis  dafür,  dass  es  den  Römern  darauf  ankam,  die 
Reichsgrenze  möglichst  hermetisch  ab/uschlicssen ;  hieraus  durfte  weiter  ge- 
folgert werden  können,  dass  eine  ähnliche  Einrichtung,  wie  dieser  Zaun, 
auch  auf  dem  Grenzwall  angebracht  war,  da  letzterer  seiner  Beschaffenheit 
nach  zweifellos  weniger  geeignet  war,  eine  Überschreitung  der  Reichsgrenze 
zu  verhindern,  als  das  sumpfige  Terrain  der  Doppelbiergraben-Nioderuug. 

Zum  Schhiss  sei  noch  erwähnt,  dass  bei  Herstellung  der  Strassenein- 
schnitte  in  der  obenerwähnten  Kiesschüttung  ein  Bruchstück  einer  römischen 
Reibeschale  gefunden  wurde. 

9-^Q^9 


Digiti 


zedby  Google 


63 


Die  Alamannenschlacht  bei  Strassburg. 

Eine  Entgegnung  von  Archiv-Direktor  W,  Wienand  in  Strassburg. 

H.  Nissen  hat  in  diesen  Blättern  (VI,  819  if.)  meine  Untersuchung  über 
die  Alamannenschlacht  bei  Strassburg  einer  eingehenden  Kritik  unterzogen, 
die  sich  besonders  durch  die  Nachprüfung  der  (juellcnüberlieferung  auszeichnet. 
Oleichwohl  muss  ich  gegen  dieselbe  entschiedenen  Einspruch  erheben,  weil 
sie  mir  nicht  geeignet  erscheint,  die  Erkenntnis  des  geHchiohtlichcn  Thatbe- 
Standes  zu  fordern,  weil  sie  vielmehr  nur  denjenigen,  .welche  dera*tigc  topo- 
graphische Forschungen  von  vornherein  als  wissenschaftlich  unfruchtbar  ver- 
ui*teilen,  sehr  willkommene  Argumente  bietet.  Freilich  wäre  meine  Studie 
auch  kein  echter  Beitrag  zur  Litteratur  der  altgermanischen  Schlachtfelder, 
wenn  sie  sich  nicht  im  Schmelzfeuer  der  Controverse  bewährt  hätte.  Ich 
glaube  nach  wie  vor  an  meiner  Ansicht  festhalten  zu  müssen,  dass  eben  hier 
selten  günstige  Umstände  zusammenwirken,  ein  gesichertes  Resultat  zu  geben, 
und  dass  ich  mit  meiner  Anset/.ung  des  Schlachtfeldes  auf  richtigem  Wege 
bin,  umsomehr,  als  sich  die  Einwürfe  Nissens  nicht  allzuschwer  widerlegen 
lassen  dürften. 

Er  vermisst  zunächst  bei  mir  eine  Erwägung  der  strategischen  I^ge 
vor  der  Schlacht.  Dieser  Vorwurf  ist  insofern  gerechtfertigt,  als  ich  mich 
in  der  That  bei  der  Darstellung  der  Operationen  vor  der  Entscheidung  nur 
auf  die  wenigen  dürftigen  Angaben  der  tjuellen  beschränkt  und  auf  gewagte 
(.'ombinationen  ganz  verzichtet  habe.  Nissen  hat  diese  Lücke  auszufüllen 
gesucht. 

Die  erste  Frage,  welche  nach  ihm  der  Historiker  zu  lösen  hat,  lautet: 
Wo  war  das  Lager  der  Alamannen  vor  der  Schlacht?  Nissen  verlegt  es  in 
eine  Linie,  deren  Endpunkte  nicht  weniger  als  50  Kilometer  von  einander 
entfernt  sind,  in  die  Gegend  zwischen  Strassburg  und  Lauterburg,  lässt  uns 
aber  keinen  Zweifel  darüber,  dass  er  sich  dasselbe  dem  letztern  Orte  sehr 
viel  näher  denkt  als  dem  ersten,  etwa  im  Abschnitt  zwischen  der  Lauter  und 
dem  Selzbach. 

Indem  ich  davon  absehen  will,  wie  es  die  Forschung  ganz  unnötig 
erschweren  heisst,  wenn  man  von  dem  römischen  Berichterstatter  zunächst 
die  Frage  nach  der  Stellimg  und  der  Bewegung  des  Feindes  beantwortet 
wissen  will,  anstatt  von  seinen  Angaben  über  die  Lage  des  römischen  Heeres 
auszugehen,  folge  ich  der  Beweisführung  Nissens  Punkt  für  Punkt,  um  ihre 
Unhaltbarkeit  darzulegen.  Dass  ich  hierbei  breiter  werden  muss,  als  in 
meiner  Schrift,  und  Dinge  ausführlicher  bes])reche,  die  sich  zum  Teil  gar 
nicht  entscheiden  lassen,  dafür  trage  nicht  ich  die  Verantwortung. 

Ammian  erwälmt  an  drei  Stellen  seines  ausgedehnten  Schlachtberichts, 
der  das  ganze  grosse  Cap.  12  des  16.  Buches  mit  70  Paragraphen  einnimmt, 
ein  Lager  der  Alamannen.  Es  wird  sich  darum  handeln,  ob  dieses  Lager 
an  jenen  drei  Stellen  als  ein  und  dasselbe  aufzufassen  ist,  wie  Nissen 
annimmt 

Die  beiden  ersten  Erwähnungen  fallen  noch  vor  den  Beginn  der  eigent- 
lichen Gfefechtsschildenmg,  sie  stehen  am  rechten  Platze. 


Digiti 


zedby  Google 


64  ^V.  Wiegand 

C.  12,  1  heisst  es  von  den  sieben.  Königen  der  Alamannen:  ^in  nmim 
robore  virium  mar  um  omni  ccHlecto  consedere  prope  urbem  Ärtjentoratum.*^  Nach 
Nissen  kann  die  Ortsbestimmung  2>rope  hier  eine  Entfernung  ebensogut  von 
1  wie  von  3 — 4  Meilen  bezeichnen,  da  Amraian  auch  apud  in  ähnlicb  weitem 
Sinne  gebrauche,  weil  er  wie  seine  Leser  äusserst  wenige  Namen  aus  bar- 
barischen Gegenden  kannten.  In  Walirheit  jedoch  würde  projie  nach  dieser 
Auslegung  hier  für  einen  Abstand  von  6 — 7  Meilen  gebraucht  sein  —  so  weit 
ist  Selz  bezw.  Lauterburg  von  Strassburg  entfernt  —  und  Ammian  wenigstens 
waren  auf  dieser  Strecke  auch  noch  andere  Ortsnamen  bekannt  als  nur  Argen- 
toratum,  wie  Brocomagus,  Saliso,  Concordia,  die  er  sämtlich  viel  besser  hier 
herangezogen  hätte,  weil  sie  dem  angeblichen  Lagerorte  näher  sind  als  gerade 
Strassburg.  Ob  auch  Ammians  Leser  nie  kannten,  weiss  Nissen  ebensowenig 
wie  ich.  Somit  scheint  mir  das  von  ihm  künstlich  beseitigte  prope  wieder  in 
sein  Recht  eingesetzt  werden  zu  müssen  und  zu  besagen,  was  es  eben  wirk- 
lich besagt:  Das  Lager  der  sieben  alamannischen  Könige  befand  sich  nahe 
bei  Strassburg.  Dass  auch  die  Schlacht  dort  geschlagen  wurde,  bezeugt 
Ammian  ausserdem  noch  an  sechs  verstreuten  Stellen  seines  Werkes  XV, 
11,  8;  XVI,  12,  70;  XVII,  1,  1  u.  13,  8,  1 ;  XX,  5,  5.  Sollte  sie  hier  wie 
anderswo  überall  die  Schlacht  bei  Strassburg  benannt  worden  sein,  wenn  sie 
in  Wirklichkeit  zwischen  Brumath  und  Selz  stattfand? 

C.  12,  8  erscheint  das  Lager  der  Alamannen  zum  zweiten  Mal:  „a 
tocOy  unde  Bomana  promota  sunt  stgtui)  ad  tisque  Valium  barbaricum  quarta 
leiiga  sif/tiabatur  et  decima  id  est  unum  et  citßnti  mäia  pasmum^.  Da  in  dem 
vorhergehenden  Abschnitt  des  Capitels  mit  Ausnahme  des  §  7,  welcher  den 
Aufbruch  des  römischen  Heeres  schildert,  nur  von  der  Sachlage  bei  den  Ala- 
mannen die  Hede  ist,  so  bleibt  kein  Zweifel,  dass  dies  vailum  barbaricum  mit 
dem  im  §  1  erwähnten  Lager  identisch  ist  Unsere  ungezwungen  sich  er- 
gebende Ansetzung  desselben  in  der  unmittelbaren  Nähe  von  Strassburg  er- 
hält eine  sehr  wertvolle  Bestätigung  durch  jene  genaue  Distanzangabe.  Julian 
und  sein  Heer  zeigt  uns  Ammian  dicht  vor  ihrem  Vorrücken  noch  in  Zabcm 
(C.  11,  11,  12,  14).  Die  Entfernung  Zaberns  aber  von  Strassburg  misst  nach 
dem  Itinerarium  Antonini  eben  jene  14  Leugen.  Nissen  sieht  darin  nur  ein 
zufälliges  Zusammentreten.     Doch  darauf  komme  ich  noch  zurück. 

An  dritter  Stelle  wird  ein  Alamannisches  Lager  erst  nach  der  Schlacht 
bei  der  Flucht  König  Chnodomars  genannt :  ,.properabat  ad  castruy  quae  prope 
Tribuncos  et  Cancardiam  munimenta  Komana  fixit  intrepiduSj  ut  e^cewfis  nav^tls- 
dudtim  parotis  ad  casus  ancipites  in  secretis  ae  secessibus  amendaref^  (C.  12,  58). 
Hier  glaubt  nun  Nissen  den  Punkt  gefunden  zu  haben,  von  dem  aus  er  den 
ganzen  Aufbau  meiner  Untersuchung  ins  Wanken  und  Stürzen  bringen  kann. 
Ohne  Weiteres  identifiziert  er  das  Lager  Chnodomars  mit  dem  Valium  bar- 
baricum des  §  8,  da  an  ein  doppeltes  Lager  zu  denken  sowohl  die  Kriegs- 
lage verbiete,  wie  das  Zeugnis  Ammians,  dass  alle  feindlichen  Streitkräfte 
vereinigt  waren.  Keine  Kunst  der  Interpretation  vennöge  hier  zu  helfen.  Icli 
hoffe  dieselbe  gar  nicht  in  Anspruch  nehmen  zu  dürfen  wie  Nis.sen  bei  seiner 
Deutung  des  pn)i)€. 

Mag  Ammian  immerhin  häutig  „entscheidende  Thatsachen  nicht  an 
dem  ihnen  zukommenden  Platze,   sondern  späterhin  beiläufig  erwähnen,  weil 


Digiti 


zedby  Google 


Die  Alamaiinenschlacht  bei  Stra«8bur{;.  65 

er  nicht  einfach  zu  erzählen  versteht**,  die  Freiheit,  die  er  sich  hier  erlaubt 
hätte,  ginge  doch  über  das  Mass,  wenn  er  am  Schluss  seines  ansföhrlichen 
Schlachtberichts  eine  zweite  Ortsangabe-  des  feindlichen  Lagers  brächte,  von 
dem  er  wiederholt  schon  im  Beginn  desselben  gesprochen  hatte,  eine  Angabe, 
die  der  ersten  zuwiderläuft.  Denn  darüber  wird  wohl  kein  Zweifel  mehr 
sein:  ein  Lager  zwischen  Lauterburg  und  Selz  ist  nicht  prope  urbem  Argen- 
toratHm.  Dazu  kommt  noch,  dass  wir  die  beiden  Castelle  Concordia  und 
Tribunci  nicht  einmal  sicher  lokalisieren  können,  vielleicht  war  Ammian  selbst 
über  ihre  Lage  im  Unklaren.  Man  hat  sich  nach  Schöpflins  Vorgang  daran 
gewöhnt,  Concordia  in  Altenstadt  bei  Weissenburg  zif  suchen,  während  man 
in  Tribunci,  das  nur  einmal  in  der  antiken  t Überlieferung,  eben  hier  bei 
Ammian  erscheint,  das  heutige  Lauter!)urg  vermutet,  nicht  Selz,  wie  Nissen 
meint.  Erwiesen  können  beide  Annahmen  nicht  werden.  Aus  dem  Itine- 
rarium  Antonini  ersieht  man  nur,  dass  Concordia  imgefähr  in  der  Mitte 
des  Wegs  von  Brumath  nach  Speyer  lag.  Dies  würde  für  Lauterburg  eben- 
sogut passen,  wie  für  Altenstadt,  an  beiden  Orten  sind  römische  Überreste 
reichlich  entdeckt  worden.  Ammian  will  doch  jedenfalls  hier  die  Rheinüber- 
gangsstelle König  Chnodomars  bezeichnen.  Altenstadt,  das  nahezu  20  Kilo- 
meter vom  Rhein  entfernt  ist,  scheint  mir  dafür  wenig  geeignet,  man  mttsste 
denn  wieder  mit  Xisscns  Interpretation  von  prope  aushelfen.  Zum  mindesten 
die  gleiche  Wahrscheinlichkeit  wird  die  Annahme  beanspruchen  dürfen,  dass, 
wenn  Concordia  mit  Lauterburg  identisch  ist,  Tribunci  in  dem  heutigen  Au 
gegenüber  auf  dem  badischen  Ufer  zu  suchen  ist,  wo  ebenfalls  römische  Reste, 
u.  A.  ein  Meilenstein,  gefunden  worden  sind.  Seit  alter  Zeit  scheint  hier 
wie  bei  Strassburg  eine  Stromübcrgangsstclle  existiert  zu  haben. 

Wir  wissen,  dass  nach  der  Niederlage  Barbatios  der  ganze  Stamm  der 
Alamannen  „vom  Südfuss  des  Sohwarzwaldes  bis  zu  den  Höhen  des  Taunus" 
gegen  die  Römer  aufstand.  Die  Annahme  liegt  sehr  nahe,  dass  vereinzelte 
Haufen  an  verschiedenen  Stellen  dieser  lang  ansgedehnten  Strecke  über  den 
Rhein  gesetzt  sind,  da  das  Elsass  mit  Ausnahme  eines  kleiuen  Landstrichs 
imi  Zabeni  von  römischen  Besatzun.i^cn  entblösst  war,  dass  nur  die  Wehr- 
männcr  der  nördlichen  Gaue  unter  Chnodomars  Führung  bei  Lauterburg  den 
Strom  überschritten.  Hier  schlug  der  Ki'niig  zur  Deckung  dieses  wichtigen 
Punktes  und  seiner  Schiffe  ein  Lager  auf,  das  er  dann  verlicss,  um  mit  den 
von  Süden  heranziehenden  Schaareu  seiner  Stammesgenossen  sich  bei  Strass- 
burg zu  vereinigen.  VAnen  kleinen  Wachtposten  mag  er  dort  zurückgelassen 
haben.  So  dürfte  sich  der  bekannte  Passus  in  C.  12,  1:  „in  unum  rohore 
cirmm  stiarum  omni  coUecto  cotufedere  prope  urbem  Aryentoratum*^  am  unge- 
zwimgcnsteu  erklären  lassen.  Übrigens  haben  schon  Schöptlin  und  Schweig- 
liäuser  so  interpretiert. 

Nissen  wird  mir  nun  freilich  die  Aussage  des  alamannischen  Gefangenen 
\ye\  Ammian  entgegenhalten,  drei  Tage  und  drei  Nächte  seien  die  Germanen 
über  den  Flugs  gegangen  (C.  12,  19).  Das  deute  nur  auf  eine  Übergangs- 
stelle, bei  der  sogar  noch  wenige  Schiffe  verfiigbar  gewesen  sein  müssten 
(S.  324).  Es  ist  ungemein  schwer,  hei  dem  Mangel  aller  Nachrichten  von 
den  hierbei  in  Betraciit  kommenden  Verhältnissen  eine  klare  Vorstellung  zu 
irewiniicn,  und  es  nützt  auch  nichts,  kriegs«?eschichtliche  Beispiele  aus  S])ätem 

We»ia.  Zeitschr.  f.  (iegcb.  u.  Kutist.     VII,    I.  5^r-^  t 

Digitized  by  VjOOQIC 


66  W.  Wiegaud 

Jahrhunderten  zur  Veranschaulichung  heranziehen  zu  wollen.  Immerhin  er- 
giebt  sich  schon  aus  einem  einfachen  Rechenexempe),  dass,  wenn  die  35^00 
Alamannen  wirklich  auf  einem  Punkte  übersetzten,  sie  in  jeder  Stunde  etwa 
500  Mann  gelandet  haben  müssteu.  Das  wäre  eine  keineswegs  unbeträcht- 
liche Leistung.  Vor  den  Eindämmungsarbeiten  dieses  Jahrhunderts  hatte 
der  Ehein  mit  den  Altwassern  auf  der  Strecke  zwischen  Strassburg  und  Lau- 
terburg durchschnittlich  eine  Strombreitc  von  900  Metern,  die  in  jener  Zeit 
sicher  nicht  geringer  gewesen  ist.  Unter  den  all  ergünstigsten  Bedingungen 
von  Wind  und  Strömung  würde  ein  Transport  für  die  Hin-  und  Rückfahrt 
ungefälir  euie  Stunde  gebrauchen.  Auch  auf  diesem  Wege  würde  sich  mit- 
hin, wenn  wir  unausgesetzte  stramme  Ruderarbeit  und  heutige  militärische 
Präcision  beim  Ein-  und  Ausschitfen  voraussetzen,  die  Stärke  von  ÖOO  Mann 
für  jede  Landungsstaffel  ergeben,  für  die  etwa  40—50  Boote  erforderlich  ge- 
wesen wären.  Wie  die  Reiterei  übersetzte,  wissen  wir  nicht,  wahrscheinlich 
Führten  suchend  und  schwimmend.  Nun  ist  gewiss  nicht  anzunehmen,  dass 
der  Übergang  der  Alamannen  sich  mit  der  unsern  militärischen  Begriffen 
heute  geläutigen  Raschheit  und  Pünktlichkeit  vollzog,  dass  sie  ihre  Einbäume, 
oder  wie  auch  ihre  Boote  beschaffen  gewesen  sein  mögen,  mit  der  gleichen 
Sicherheit  lenkten,  wie  unsere  Pioniere  ihre  Pontons.  Ziehen  wir  ferner  in 
Betracht,  dass  die  Nacht  dreimal  natnrgemäss  das  Übersetzen  verlangsamte, 
dass  die  wechselnde  Strömung  in  den  Altwassern  das  Rudern  erschwerte,  so 
dürften  selbst  zwei  Stunden  für  jeden  Transport  eher  zu  karg  als  zu  reich- 
lich bemessen  sein  und  die  Grösse  jeder  Landungsstaffel  steigt  auf  1000  M&nn 
und  darüber,  die  Zahl  der  Boote  auf  das  Doppelte.  Irgend  welche  Ruhe- 
pausen sind  dabei  noch  nicht  vorgesehen.  Ich  halte  es  demnach  für  sehr 
wohl  denkbar  —  nur  zu  diesem  Zwecke  habe  ich  die  Möglichkeiten  des  Rhein- 
übergangs in  seinen  Einzeluheiteu  erwogen  —  dass  ein  Heer  von  geringerer 
Stärke  volle  drei  Tage  und  drei  Nächte  brauchte,  um  den  Strom  zu  pas- 
sieren. Dieser  Zeitraum  scheint  mir  für  35000  Mann  nicht  auszureichen. 
Was  an  dieser  Zahl  fehlte,  das  hatte  eben  den  Fluss  an  anderen  Stellen  über- 
schritten. Libanios,  der  uns  erzählt,  dass  Julian  mit  dem  Angriff  gewartet 
habe,  bis  gerade  30000  Mann  übergesetzt  seien,  um  nicht  zu  wenig  und  zu 
viel  Feinde  vor  sich  zu  haben,  halte  ich  hier  für  schlecht  unterrichtet,  ob- 
schon  dieser  Gedanke  ein  wenig  an  Blücher  an  der  Katzbach  erinnert.  Wenn 
Julian  in  den  Flussübergang  der  Alamannen  hindernd  eingreifen  wollte,  musste 
er  näher  am  Strom  stehen.  Ammians  Bericht,  der  uns  den  Übergang  ohne 
Störung  vollzogen  zeigt,  verdient  den  Vorzug. 

Doch  hebe  ich  noch  einmal  ausdrücklich  hervor,  dass  wir  die  Lage 
von  Concordia  und  Tribunci  mit  irgendwelcher  Sicherheit  bis  jetzt  nicht  be- 
stimmen können,  dass  wir  deshalb  unsere  Untersuchung  über  die  Stelle  des 
Rheinübergangs  und  den  Ort  des  Chnodomar' sehen  Lagers  mit  einem  „fioii 
liqud^  schliessen  müssen.  Nichts  aber  zwingt  uns,  weder  Ammians  Angaben, 
noch  die  Kriegslage,  das  liager  der  sieben  alamannischen  Könige  und  das 
vaüum  barbaricum  für  identisch  zu  halten  mit  den  castra  Chnodomars.  Alles 
deutet  vielmehr  auf  die  entgegengesetzte  Annahme  hin  und  nur  von  ihr  aus 
lässt  sich  der  Schlachtbericht  Ammians  befriedigend  erklären  und  verwerten. 
Ehe  ich  dies  erweise,  muss  ich  jedoch  noch  den  zweiten  Beitrag  Nissens  fiir 


Digiti 


zedby  Google 


Die  Alamaimenschlaelit  bei  Strassburg.  67 

die  Ortsbestimmung  des  Alamannischen  Lagers  und  ft\r  die  Kenntnis  der 
strategischen  Situation  näher  beleuchten,  die  Rolle,  welche  er  die  Festung 
Strassburg  spielen  lässt. 

Ich  bin  der  Meinung,  dass  Strassburg  in  die  Hände  der  Deutschen  ge- 
fallen und  von  ihnen  zerstört  war.  Ich  stütze  mich  dabei  auf  die  jeden 
Zweifel  ausschliesscnde  Angabe  Ammians  (XVI,  2,  12)  und  Julians  in  seinem 
Brief  an  die  Athener  (I,  359).  Nissen  glaubt  aus  Libanios  folgern  zu  dürfen, 
dass  die  Städte  der  Pfalz  und  des  Unter-Elsass  der  Zerstörung  entgangen 
waren,  „da  die  Besitznahme  des  Landes  durch  die  Alamanucn  unter  kaiser- 
licher Zustimmung  vergleichsweise  friedlich  erfolgte*".  Das  mag  für  die  Zeit 
der  Okkupation,  für  die  Jahre  352  und  353,  vielleicht  richtig  sein,  schwerlich 
aber  für  die  folgenden  Jahre  des  Kriegszustandes.  Man  wird  den.Alamannen 
nicht  die  Thorheit  zutrauen  dürfen,  dass  sie  feste  römische  Plätze,  die  dem 
vordringenden  Feind  als  willkommene  Stützpunkte  dienen  mussten,  intakt  in 
ilirer  Mitte  Hessen,  und  in  der  That  ist  uns  auch  die  Zei*sturung  Zaberns 
aus  diesem  Grunde  besonders  überliefert.  Nissen  behauptet  ferner,  dass 
Strassburg  schon  8—14  Tage  in  den  Händen  Julians  war,  bevor  die  Schlacht 
am  23.  August  geschlagen  wurde.  Das  könne  er  aus  dem  Gang  der  Opera- 
tionen bündig  schliessen  und  besitze  dafür  noch  das  ausdrückliche  Zeugnis 
Julians,  der  in  seinem  Schreiben  an  die  Athener  die  Besetzung  Strassburgs 
vor  der  Schlacht  anführe.  Freilich  ob  die  Stadt  auch  am  Tage  der  Schlacht 
noch  vou  den  Römern  besetzt  war,  ist  Nissen  schon  zweifelhaft,  „die  Be- 
satzung mag  nachher  zum  Hauptheer  gestossen  sein^.  Gerade  das  aber  ist 
der  entscheidende  Punkt  der  Frage.  War  Strassburg  wirklich  noch  in  den 
Händen  der  Römer,  dann  erleidet  meine  Annahme  der  Alamannenaufstellung 
vor  der  Stadt  allerdings  einen  bedenklichen  Stoss,  da  nicht  wohl  anzunehmen 
ist,  dass  die  Alamannen  mit  einer  feindlichen  Abteilung  unmittelbar  im  Rücken 
sich  zum  Schlagen  entschiwlen  hätten  und  diese  ihrerseits  ganz  unthätig  ge- 
blieben wäre.  Nun  hören  wir  aber  in  den  Schlachtberichten  absolut  Nichts 
von  der  Rolle,  welche  die  Festnng  und  ihre  Besatzung  spielt,  Dass  Julian 
im  Laufe  des  Sommers,  als  er  die  Feiiule  auf  die  Rheininseln  vertrieben  und 
von  dort  in  den  Schwarzwald  geijagt  hatte,  auch  Strassburg  wieder  besetzte, 
das  scheint  mir  allerdings  keinem  Zweifel  zu  unterliegen.  Dass  er  aber  dann, 
als  er  nach  Barbados  Niederlage  seine  Truppen  um  Zabern  konzentrierte, 
Strassburg  als  einen  zu  weit  vorgeschobenen  Posten  räumte,  dass  er  jeden- 
falls für  die  Entscheidung  gegenüber  dem  fast  dreimal  stärkeren  Feinde 
auch  den  letzten  Mann  heranzog,  ist  wohl  nicht  minder  einleuchtend.  Aus 
Julians  Briefe,  der  in  fünf  Zeilen  das  Resultat  der  beiden  Feldzüge  von  350 
und  357  zusamnicnfasst,  kann  man  fi'ir  die  genaue  zeitliche  Bestimmung  der 
einzelnen  Operationen,  speziell  der  Okkupationsdauer  Strassburgs,  gar  keinen 
Aufachluss  gewinnen.  Damit  sich  Jeder  von  dieser  Vnraöglichkeit  überzeuge, 
gebe  ich  die  bedeutsame  Stelle  hier  ganz  wieder:  j,tv  rovzois  oionv  ^uzk- 
Iceß&v  lyo»  TTjv  raXatiKv  noXiv  xh  dvilnßov  zfjV  'AyQinnivav  inl  rw  *Pipnp, 
n^o  Vijjv&v  tctlamviav  nov  dtxa,  xcri  nixog  ^JgyevroQK  nkrjciov  TiQvg  raig  vno}- 
(fi-iaig  avzov  zov  Boatyov,  hccI  ttiaxBOufitjv  ovk  (Ixkiag  (I,  359). 

„Warum  die  geschlagenen  Alamannen  nicht  den  Schutz  ihres  Lagers 
aufsuchten",  das  kann  ich  Nissen  mit  bestem  Willen  nicht  sagen,  weil  weder  über 


Digiti 


zedby  Google 


68  W.  Wiegana 

den  Ort  noch  über  die  Bescliaftenheit  dieses  Lagers  die  römische  Berichter- 
stattung so  genaue  Angaben  bringt  und  ich  nicht  weiss,  ob  nicht  die  Verfolgung 
sie  davon  abdrängte.  „Dass  sie  sich  in  das  nahe  Strassburg  nicht  warfen, 
obschon  sie  um  ihr  Leben  liefen'',  wie  Nissen  mir  weiter  vorwirft,  geschah 
aus  dem  einfachen  Grunde,  weil  es  in  Trümmern  liegend  ihnen  keinen  Schut.z 
bot.  Dass  die  Alamannen  übrigens  in  der  That  wichtige  W^affenplätze  zu 
sichern  pflegten  und  dieselben  zu  verteidigen  wussten.  daflir  ist  Nissen  den 
Nachweis  schuldig  geblieben,  trotzdem  „er  im  Ammian  nicht  weit  zu  blätteni 
braucht**.  Ich  lese  überall  nur  von  ihren  Feldbefestigungen  und  Waldver- 
haueu.  Die  fränkischen  Haufen,  welche  sich  im  Winter  357  58  in  zwei 
Castellen  an  der  Maas  aushungern  Hessen  (XVI J,  2),  wird  Nissen  fl'ir  seine 
Behauptung  doch  nicht  ins  Feld  führen  wollen. 

Nachdem  ich  so  die  beiden  £in wände  meines  Kritikers,  die  aus  der 
strategischen  Lage  die  Unmöglichkeit  meiner  Ansetzung  des  Schlachtfeldes 
ableiten  wollen,  wie  ich  hoffe,  endgiltig  beseitigt  oder  entkräftet  habe,  hebe 
ich  nur  ganz  summarisch  die  Hauptgründe  hervor,  auf  welche  sich  meine 
Annahme  stützt,  indem  ich,  was  die  Einzelnheiten  betrifft,  auf  meine  Schrift 
verweise. 

Zunächst  lege  ich  besonderes  Gewicht  auf  die  Nachricht  Ammiaus, 
dass  das  Lager  der  Alamannen  nahe  bei  Strassburg  14  Leugen  oder  21  rö- 
mische Meilen  von  dem  Aufbruchsort  des  römischen  Heers  entfernt  war.  Mit 
Namen  benennt  Ammian  denselben  nicht  —  es  scheint  mir,  als  ob  hier  C.  12, 
7  seine  Quellen  vorläge  einsetzt  —  aber  unmittelbar  vorher  sehen  wir  Juliuu 
in  Zabern  und  ausserdem  wird  nach  Beendigung  der  Schlacht  ausdrücklich 
von  ihm  vermerkt:  „post  Argentaratensein  pugnam  —  ad  Tres  Tabenum  re- 
vertit*^  (XVn,  1,  1).  Da  nun  jene  Leugenangabe  Ammians  mit  der  im  Itine- 
rarium  Antonini  verzeichneten  Stru^sendistanz  von  Strassburg  nach  Zabern 
und  mit  der  wirklichen  Entfernung  übereinstimmt,  so  verlege  ich  schon  aus 
diesem  Grunde  den  Vormarsch  des  Juliauischen  Heeres  auf  die  nachgewiesene 
Römerstrasse  über  den  Kochersberg,  welche  jenen  Massen  entspricht,  ganz 
abgesehen  davon,  dass  Julian  jedenfalls  den  für  marschierende  Truppen  ge- 
eigneten Weg  eingeschlagen  haben  und  nicht  querfeldein  gezogen  sein  wird. 
Dies  letztere  sehr  gewichtige  Moment  lässt  Nissen  einfach  bei  Seite.  Nach 
ihm  ist  jenes  merkwürdige  Zusammentreffen  der  Entfernung  beider  Heere 
imd  beider  Orte  zufällig:  Ammian  hat  die  Angabe  aus  Mitteilungen  seiner 
Gewährsmänner,  aus  dem  Meldeschein  eines  römischen  Offiziers,  der  auf 
Spähe  ausgesandt  war  und  die  feindliche  Stellung  erkundet  hatte.  Obschon 
ich  diesen  Sinn  des  „aüfnabatur*^  stark  bezweifle,  so  ist  es  wirklich  neben- 
sächlich, woraus  Ammian  seine  genaue  Information  geschöpft  hat;  das  ent- 
scheidet, dass  sie  richtig  ist  und  den  übrigen  Umständen  sich  vortrefflich 
einfugt. 

Dass  ich  eben  auf  jener  Kömerstrasse  auf  dem  richtigen  Wege  bin, 
dafür  bürgt  mir  femer  die  unwiderlegliche  Thatsache,  dass  ich  so  nahezu 
alle  Einzelnheiten  der  Quellenberichte  erkläreu,  dass  ich  zeitlich  und  örtlich 
bestimmen  kann,  wann  und  wo  Julian  Halt  machte,  wo  die  Späher  der  Ala- 
mannen standen  und  wo  die  beiden  Heere  auf  einander  trafen.  Nur  bei  der 
Aufstellung  der  Alamannen  beanspruche  ich   für  die   konstruktive  Phantasie 


Digiti 


zedby  Google 


bie  Äiamannenschlacht  bei  Strassburg.  69 

des  Historikers  ein  EeLcht  ergänzend  einzugreifen,  keineswegs,  wie  Nissen 
^laaben  machen  will,  für  den  ganzen  Verlauf  der  Schlacht.  Und  um  dies 
Recht  zu  stützen,  habe  ich  Argumente,  die  durch  Nissens  Einwürfe  nicht  im 
mindesten  erschüttert  werden.  Die  Alamannen  verbargen  ihren  rechten  Flügel 
nach  Ammian  clandestinis  visidüs  et  obacuris,  nach  Libanios  im  dichten  Schilf 
tV  oxndi  finnüQw.  Indem  ich  nun  in  diesem  ozttos  fitrimQog  die  römische 
Wasserleitung  der  Stadt  Strassburg  finde,  deren  Lauf  im  Allgemeinen  bekannt 
ist  und  die  grade  durch  den  rechten  Flügel  der  von  mir  angenommenen 
Stellung  der  Alamannen  zog,  welche  die  Heerstrasse  sperrte,  gewinne  ich 
das  Schlussglied  in  der  Kette  meiner  Beweisführung.  Xissen  sieht  darin 
nichts  anderes  als  einen  Graben  mit  hochliegendem  Rand,  offenbar  weil  Am- 
mian an  einer  anderen  Stelle  fossaa  armatomm  refertas  erwähnt.  Obwohl  ich 
sonst  gern  bereit  bin,  von  Nissen  zu  lernen,  und  von  vornherein  annehme, 
dass  er  mehr  griechisch  gelesen  hat  als  ich,  gegen  diese  Kunst  der  Auslegung 
muss  ich  entschiedene  Verwahrung  einlegen  und  bin  dabei  des  Beifalls  der 
Hellenisten  gewiss.  Von  einer  für  die  Beurteilung  des  Sprachgebrauchs  sehr 
competenten  Seite  wird  meine  Deutung  durchaus  gebilligt  und  dabei  auf 
Thucydides  VI,  100  verwiesen,  wo  oxtroi  mit  dem  Zusatz  vTrovofirjSov  rjyfihoi 
erscheinen.  Daraus  gehe  hervor,  bemerkt  mein  Gewährsmann,  dass  oznog  au 
und  für  sich  nicht  blos  eine  unterirdische  Wasserleitung  bezeichnen  kann,  wie 
Nissen  glaubt,  und  wesshalb  Libanios  ^fr^'cDpo«;  hinzugesetzt  habe.  Zum  Über- 
fluss  macht  er  mich  noch  auf  Procops  Beüum  goUucum  I,  19  aufmerksam,  wo 
in  der  That  alle  vierzehn  Wasserleitungen  der  Stadt  Rom,  auch  die  über- 
irdisch geföhrten,  konstant  oinoL  genannt  werden.  Wie  Nissen  auch  diese 
oiixoi  aus  der  Welt  schaffen  will,  bin  ich  gespannt  zu  erfahren.  Graben 
schlechthin  sei  rrJqppo«?,  fährt  mein  freundlicher  Sachwalter  fort  (vergl.  die 
TtUp^ovg  ßa^n'ag  der  GotUen  ebenda  bei  Trocop)  und  fintmifog  könne  nie- 
mals den  hochliegenden  Rand  bezeichnen.  Wäre  dxttog  wirklich  ein  einfacher 
Graben,  so  müsste  stritt  vno  auch  h  stehen.  Wenn  Nissen  im  Übrigen  ver- 
sichert, ^der  jedem  Einblick  offene  bescheidene  Grund  des  Musbächeis  eigne 
sich  nicht  für  den  beschriebenen  Hinterhalt",  so  setze  ich  hier  seiner  Au- 
torität die  meinige  ohne  Weiteres  entgegen.  Nachdem  ich  das  betreffende 
Gelände  selbst  wiederholt  nach  allen  Richtungen  hin  bis  in  dieses  Frühjahr 
hinein  durchstreift  habe,  bin  ich  sicher,  dasselbe  besser  zu  kennen,  als  es 
sich  die  Erinnenmg  Nissens  nach  sieben  Jahren  etwa  vorstellen  mag.  Ich 
darf  vielleicht  hier  auch  bemerken,  dass  verschiedene  höhere  Offiziere  der 
.hiesigen  Garnison,  die  mit  jedem  Fussbreit  Landes  drausseu  am  Musaubach 
vertraut  sind  —  denn  so  heisst  er  auf  den  Messtischblättern  und  der  General- 
stabskarte, nicht  Musbächel,  wie  ihn  Nissen  geringschätzig  tauft,  die  Breite 
der  Thalsohle  schwankt  zwischen  50  und  100  Metern  —  meine  takti- 
schen Annahmen  vollständig  billigen.  Dass  man  bei  einer  derartigen  Unter- 
snchung,  die  freilich  auch  ein  wenig  Blick  dafür  erfordert,  was  die  Terrain- 
^restaltung  an  die  Hand  giebt,  durch  den  Gedanken  sich  bestricken  lassen 
kann,  der  Kampf  der  Alamannen  müsse  vor  die  Angriffsfront  der  heutigen 
Festung  verlegt  werden,  ersehe  ich  zum  ersten  Mal  zu  meinem  grössten  Er- 
staunen aus  Nissens  Bekenntnis  (S.  325).  Diese  Angriffsfront  existiert  be- 
kanntlich erst  seit  dem  Kriege  von  1870,  nach  dem  Bau  des  Fort^ürtels.   Wer 


Digiti 


zedby  Google 


70  W.  Wiegand 

.jdemoach  ^die  Alaniaunen  in  moderner  Beleuchtung  zeigt  und  wer  sie  mit 
Hecht  als  wunderbare  Käuze  bezeichnen ""  darf,  ob  Nissen  oder  ich,  das  zu 
entscheiden  überlasse  ich  dem  billigen  Unparteiischen. 

Sehen  wir  aber  nun  einmal  zu,  was  uns  Nissen  Positives  für  die  Kennt- 
nis des  Schlachtfeldes  bietet,  nachdem  er  mir  nur  das  Verdienst  der  Frage- 
stellung gelassen  hat. 

Zunächst  verlegt  er  das  Lager  der  Alamannen,  wie  wir  wissen,  in  die 
Gegend  an  der  Lauter.  Mit  welchem  Rechte,  haben  wir  erfahren.  Nur  wenn 
wir  den  südlichsten  Punkt  dieses  Abschnittes,  Selz,  nehmen  —  ist  vielleicht 
desshalb  Tribunci  identisch  mit  Selz  (Saliso)?  —  und  von  dort  aus  21  ru- 
mische Meilen  in  der  Richtung  nach  Zabern  zu  messen,  endigen  wir  unge- 
fähr in  der  Nähe  von  Brumath.  Nach  Nissen  „befand  sich  daher  auch  Julian 
am  Morgen  der  Schlacht  nicht  bei  Zabern,  vielmehr  in  der  Gegend  von 
Brumath".  Nur  schade,  um  wieder  mit  Nissen  zu  reden,  „in  den  Quellen 
lesen  wir  dergleichen  nicht**.  Auch  von  Brumath  nach  Selz  tührt  eine  rö- 
mische Heerstrasse,  in  den  Itinerarien  wird  indes  die  Entfernung  beider  Orte 
etwas  weiter  geschätzt  als  14  Leugen.  Auf  dieser  Strecke  vermutet  Nissen 
das  wahre  Schlachtfeld,  er  würde  es  etwa  bei  Bischweiler  suchen  und  in  dem 
ausgedehnten  Ried  daselbst  den  Hinterhalt  der  Alamannen.  Die  Ansicht  ist 
nicht  mehr  ganz  neu,  denn  ungefähr  in  dieselbe  Gegend,  in  die  Nähe  von 
Drnsenheim,  hat  schon  vor  271  Jahren  Philipp  Cluverius  in  seiner  Germania 
antiqua  das  Schlachtfeld  verlegt.  Sie  ist  aber  seitdem  um  Nichts  richtiger 
geworden.  Denn  einmal  wird  der  ganze  Schlachtbericht  Ammians  dann  hin- 
fallig, keine  seiner  örtlichen  und  zeitlichen  Angaben  lässt  sich  mehr  mit 
Sicherheit  verwerten.  Oder  wo  denkt  sich  Nissen  den  Halt  Juliaus  nach 
fünfstündigem  Marsch?  Wo  ist  der  Hügel,  auf  den  er  die  alamannischen 
Späher  postieren  kannV  Wo  lässt  er  den  linken  Flügel  der  Germanen  und 
ihre  Reiterei,  wenn  er  den  rechten  ins  Ried  wirft  ?  Es  ist  unnütz,  eine  Ant- 
wort auf  diese  Fragen  zu  erwarten.  Denn  Nissen  hat  das  am  meisten  ent- 
scheidende Moment  völlig  übersehen.  Es  ist  ihm  entgangen,  dass  er  die 
Schlacht  in  den  grossen  Hagenauer  Wald,  in  die  Elsässische  sacra  säva  setzt. 
Heutzutage  ist  Bischweiler  allerdings  1—2  Kilometer  vom  Waldsaume  ent- 
fernt ;  aber  grade  am  Südrande  ist  der  Hagenauer  Forst  allmählich  sehr  stark 
zurückgegangen.  Es  kann  kaum  einem  Zweifel  unterliegen,  dass  derselbe 
sich  in  früher  Zeit  bis  an  Bischweiler  und  die  benachbarten  Ortschaften: 
Weitbruch,  Gries,  Hahnhofen,  Oberhofen,  Scliirrhein,  SufHenheim,  wahrschein- 
lich auch  Rohrweiler,  und  zum  Teil  über  ihre  Gemarkungen  hinaus  ausdehnte. 
Dafür  sprechen  die  abgesprengten  Gemcindewaldungen  aller  jener  Orte,  femer 
die  gleiche  geologische  Beschaffenheit  des  Bodens,  auch  die  Traditiones 
Wissenburgenses  lassen  uns  für  das  8.  und  9.  Jahrhundert  den  Zug  der  süd- 
lichen Waldgrenze  in  jener  Richtung  erkennen.  Das  heutige  Ried  bei  Bisch- 
weiler, nordöstlich  von  der  Stadt  gelegen,  wird  damals  eine  der  zahlreichen 
paludes  gewesen  sein,  wie  sie  um  1200  noch  für  den  heiligen  Forst  erwähnt 
werden,  eine  versumpfte  holzfreie  Blosse  im  Urwald.  Zwei  so  ausgezeichnete 
Kenner  des  Hagenauer  Waldes  in  archäologischer  und  forstlicher  Hinsicht, 
wie  Herr  Bürgermeister  Nessel  und  Herr  Oberförster  Ney  in  Hagcnau,  äusser- 
ten sich  übereinstimmend  in  dem  oben  ausgeführten  Sinne,  wie  sie  beide  auch 


Digiti 


zedby  Google 


bie  Alamannenschlacht  bei  ^trassburg.  7i 

eine  Besiedelung  des  Waldes  für  jene  Zeit  als  völlig  ausgeschlossen  erklärten. 
Schon  nach  einer  Wegstrecke  von  kaum  6  Kilometern,  dicht  hinter  Weit- 
bruck,  wo  auch  die  Höhenkurven  rasch  von  180  und  170  auf  140  und  130 
Meter,  das  Niveau  der  Rheinebene  sinken,  würden  die  römischen  Marsch- 
kolonnen, wenn  sie  der  Heerstrasse  von  Brumath  nach  Selz  folgten,  die  Wald- 
region betreten  haben,  um  in  ihr  bis  dicht  vor  Selz  zu  verbleiben.  Aus  Am- 
mian  aber  gewinnen  wir  recht  deutlich  die  Voratellung,  dass  das  Vorrücken 
der  Römer  im  freien  Gelände  mit  weiten  Ausblicken  erfolgt  (C.  12,  13,  19, 
20  u.  s.  w.).  Aus  keinem  Wort  der  Quellen  lässt  sich  folgern,  dass  die 
Schlacht  den  Charakter  eines  Waldgefechts  getragen  habe.  Ich  hoffe,  dass 
sich  auch  Nissen  dieser  Einsicht  nicht  vei-schliessen  und  dass  es  ihm  fortan 
aussichtslos  erscheinen  wird,  „unter  sorgfältiger  Beachtung  der  Örtlichkeit  und 
der  gemachten  Funde   das  Schlachtfeld   hier  wirklich   ausfindig   zu  machen^. 

Was  sodann  die  Yerfolgnngsstreckc  anbelangt,  so  ist  Bischweiler  vom 
Rhein  gerade  so  weit  entfernt,  wie  das  von  mir  angenommene  Schlachtfeld 
von  dem  alten  Hochgestade  bei  Schiltigheira.  Der  Vorwurf  Nissens,  ich  habe 
nicht  erwogen,  ob  mit  meiner  Hypothese  die  Fundstatistik  vereinbar  sei,  ist, 
gelinde  gesagt,  völlig  hinfallig.  Ist  Nissen  denn  irgend  eine  Thatsache  der- 
selben bekannt,  die  dagegen  spricht  ?  Mir  bis  jetzt  nicht.  Woraus  er  ferner 
zu  entnehmen  vermag,  dass  die  Verfolgung  sich  bis  in  die  Nähe  der  Rettung 
verheissenden  Schiffe  erstreckte,  ist  mir  nicht  klar  geworden.  Denn  die  Wen- 
dung Ammians  „cumqiie  propinquaret  Jam  ripis^  (C.  12,  59)  besagt  nur,  dass 
Chnodomar  nahezu  die  Flussufer  erreichte.  Nicht  „der  Mantel  eines  Zau- 
berers", der  übrigens  auch  den  bei  Bischweiler  geschlagenen  und  nach  ihrem 
Lager  fliehenden  Alamannen  noch  recht  nutzbringend  gewesen  wäre  —  22 
Kilometer  von  Selz,  32  Kilometer  von  Lauterburg  —  sondern  der  schützende 
Mantel  der  einbrechenden  Nacht  hätte  König  (Jhnodomar  retten  können. 

Vielleicht  hätte  ich  in  meiner  Schrift  die  Bedenken,  die  sich  gegen 
meine  Ansetzung  des  Schlachtfeldes  aus  dem  Umstand  erheben,  dass  Ammian 
uns  den  Rhein  näher  zeigt,  dicht  hinter  dem  Rücken  der  weichenden  Germanen, 
noch  schärfer  betonen  können,  ich  glaube  jedoch  sie  im  Ganzen  entkräftet 
zu  haben.  Ich  stehe  nicht  an,  noch  einige  andere  kritische  Erwägungen,  die 
mir  von  einem  hervorragenden  militärischen  Taktiker  und  Heerführer  zu- 
gingen, welcher  seit  Jahren  mit  der  Frage  vertraut  ist  und  meine  Resultate 
im  Grossen  acceptiert,  hier  zur  Sprache  zu  bringen,  weil  es  mir  nur  er- 
wünscht sein  kann,  die  Resultate  meiner  Untersuchung  nach  allen  Richtungen 
hin  geprüft  zu  sehen.  Derselbe  bemerkt  sehr  treffend :  „Von  Zabern  bis  an 
den  Rhein  —  und  dabei  eine  entscheidende  Schlacht  bei  drückender  Hitze  — 
ist  eine  überaus  grosse  Leistung,  immerhin  aber  eine  noch  durchführbare. 
Die  Stellung  der  Alamannen  scheint  zunächst  in  defensiver  Absicht  gewählt 
gewesen  zu  sein.  Der  Sieg  ihrer  Reiterei  auf  dem  linken  Flügel  wird  ihr 
Centnim  zum  Angriff  fortgerissen  haben.  Die  Ausdehnung  der  römischen 
Schlachtstellung  ist  bei  den  geringen  Kräften  der  Römer  eine  sehr  grosse. 
Sieht  man  den  linken  Flügel  der  Römer  sich  an,  so  ist  es  nicht  wahrschein- 
lich, dass  dieselben  die  hinter  der  Wasserleitung  befindlichen  Germanen  so- 
gleich in  der  Front  angegriffen  haben.  Sie  werden  gleich  anfangs,  sobald 
sie  diese  Stellung  erkaimtcn^  ihren  linken  Finge!  zur  Umfassung  haben  weiter 


Digiti 


zedby  Google 


?2  ^V.  Wienand 

ausholen  lassen.  Gläckte  diese  Umfassung,  so  ist  es  nicht  erklärlich,  wie 
die  Alamaunen  ihren  Rückzug  noch  nördlich  von  Strassburg  zu  richten  ver- 
mochten, ihre  Reiterei  konnte  allein  dann  noch  in  weitem  Bogen  durchkom- 
men**.  Eine  derartige  Umfassung  des  rechten  alamaunischen  Flügels  scheint 
mir  allerdings  nach  dem  Wortlaut  der  Quellenberichte  nicht  angenommen 
werden  zu  können,  vielmehr  ein  FrontangrifT;  aber  sehr  richtig  ist  ein  Bedenken 
geltend  gemacht,  das  ich  nicht  völlig  zu  beseitigen  vermag :  das  Drucken  des 
römischen  Unken  Flügels  auf  die  Rückzugslinie  der  Alamannen.  Gelang  es 
demselben,  ehe  die  Entscheidung  an  der  Ueerstrasse  und  auf  dem  andern 
Flügel  Ael,  Oberhausbergen  zu  erreichen  und  über  dasselbe  vorzudringen, 
dann  war  allerdings  der  Weg  für  die  Flucht  des  Feindes  in  der  Richtung  auf 
Schiltigheim-Hönheim  gesperrt.  Möglicherweise  aber  warf  sich  Severus  auf 
das  Centrum  der  alamannischen  Aufstellung,  nachdem  er  ihren  rechten  Flügel 
zum  Weichen  gebracht  hatte.  Die  Quellen  lassen  uns  zu  einer  Entscheidung 
dieser  Frage  nicht  kommen.  Wenn  man  weiss,  wie  verworren  und  wider- 
sprecheud  selbst  die  Schlaclitberichtc  aus  neuerer  Zeit  sind,  welche  Mühe  es 
kostet,  z.  B.  den  Verlauf  der  Fridericianischen  Schlachten  klar  zu  erkennen 
—  ich  erinnere  nur  an  Kolin  und  Torgau  —  wird  man  bei  der  üntersucliun<£ 
der  Momente  einer  antiken  Schlacht  sich  noch  mehr  bescheiden  müssen. 
Femer  würde  ich  jetzt,  nachdem  ich  Hürkli^s  verdienstvolle,  mit  vielem 
gesunden  militärischen  Menschenverstand  geschriebene  Arbeit  über  die  Taktik 
der  alten  Urschweizer  kenne,  mich  über  die  taktische  Formation  der  ger- 
manischen Keilkolonne  zurückhaltender  äussern  als  vordem. 

Zum  Schluss  noch  eine  Bemerkung  von  etwas  persönlicher  Natur,  zu 
der  mich  indess  Nissen  selbst  gezwunjren  hat.  Er  hebt  in  der  Einleitung 
seines  Aufsatzes  hervor,  dass  ich  seine  Datierung  der  Schlacht  (Italische 
Landeskunde  I,  400)  aufgenommen  habe,  und  fährt  dann  fort:  „Er  hat  einen 
von  mir  vor  Jahren  gehaltenen  ausfuhrlichen  Vortrag  über  die  Schlacht  an- 
gehört und  verwertet,  ohne  jedoch  Missverständnissc  zu  vermeiden,  denen  ja 
Ohr  und  Gedächtnis  so  leicht  ausgesetzt  sind^.  In  dieser  Fassung  könnte 
der  Satz  zu  sehr  eigentümlichen  Schlüssen  über  meinen  Arbeitsanteil  Veran- 
lassung geben.  Ich  konstatiere  deshalb  aus  dem  Protokollbuch  der  Strass- 
burger  Historischen  Gesellschaft,  dass  ich  um  9.  November  188<)  iiber  die 
Alamannenschlacht  vortrug  und  dass  erst  in  der  Sitzung  vom  7.  Dezember 
1880  Nissen  seinerseits  die  Frage  von  Neuem  aufgriff,  indem  er  wesentlich 
ihre  chronologische  Seite  behandelte.  Dass  ich  schon  damals  den  Nachweis 
des  Schlachtfeldes  im  Grossen  und  (vanzen  so  führte  wie  später  in  meiner 
Schrift,  wird  Nissen  sich  um  so  besser  erinnern,  als  er  sich  damals  von  meinen 
Ausführungen  überzeugt  erklärte.  Dass  ich  für  die  genauere  chronologische 
Bestimmung  der  Schlacht,  die  übrigens  in  meiner  Schrift  kaum  zwei  Seiten 
einnimmt,  Nissen  zu  lebhaftem  Dank  verpflichtet  bin,  habe  ich  im  Vorwort 
ausdrücklich  anerkannt.  AVie  auch  hierbei  selbständige  Forschung  bezw.  Nach- 
prüfung nicht  fehlt,  wird  Nissen  nicht  entgangen  sein.  Bezüglich  der  Grösse 
des  möglichen  Rechenfehlers  bei  Ansetzung  des  Vollmonds  im  August  357 
habe  ich  mich  allerdings  geirrt;  doch  ist  dies  für  die  richtige  Erkenntnis 
des  historischen  Zusammenhangs  völlig  gleichgiltig.  Immerhin  erkläre  ich 
mich  in  diesem  einen  Punkte,    wo  ich  die  Leistungskraft  astronomischer  Be- 


Digiti 


zedby  Google 


bie  Alamanüensclilaclit  bei  ^^traS8bllrg.  7ä 

rechnnng  aus  Unkeimtnis  unterschätzt  habe,  von  Nissen  des  Irrtums  über- 
wiesen. Doch  will  ich  diese  Auseinandersetzung  mit  ihm  nicht  schliessen, 
ohne  hervorzuheben,  dass  ich,  wenn  ich  aucli  von  seinen  kritischen  Beiträgen 
zur  Bestimmung  des  Alamauncuschlachtfeldes  keinen  Stein  auf  dem  andern 
lassen  konnte,  aus  dem  klaren  Überblick  über  die  friedlichen  und  feindlichen 
Beziehungen  der  Homer  zu  den  Germanen  am  Uhein  in  den  Jahren  852—360, 
den  er  an  seine  Kritik  anschliesst,  manche  Belehrung  geschöpft  habe.  Die 
Deutung,  die  Nissen  von  der  bekannten  Stelle  Ammians  (XYI,  2,  12)  über  das 
Meiden  der  Städte  durch  die  Barbaren  giebt  (S.  r29),  scheint  mir  endgiltig  die 
richtige  I^isung  gefunden  zu  haben. 


-•-•^Ö€^-< 


Recensionen. 

Die  Miniaturen  der  Universitäts  -  Bibliothelc  zu  Heidelberg,  beschrieben 
von  L.  von  Oechelhaeuser.  Erster  Teil.  Heidelberg,  H.  Koester, 
1887,  4«,  Vm  U.108  SS.,  18  Tafeln,  —  Angezeigt  von  Karl 
Lamprecht  in  Bonn. 

Dieser  erste  Teil  einer  neuen  Besprechung  und  Veröffentlichung  von 
Miniaturen  des  deutschen  Mittelalters  beschäftigt  sich  mit  10  Hss.  der  Hei- 
delberger Bibl.,  welche  dem  9.~13.  Jahrh.  angehören.  Fiir  die  Wiedergabe 
ihres  künstlerischen  Inhaltes  sind  17  Tafeln  verwandt  worden,  ausserdem 
bringt  eine  Tafel  einen  thronenden  Christus  aus  der  Hs.  1948  der  Darm- 
st&dter  Bibliothek.  Merkwürdigerweise  hat  der  Verfasser  es  unterlassen,  den 
technisch  vortrefHich  ausgeführten  Tafeln  des  Werkes  die  Angabe  beizufügen, 
aus  welchen  Hss.  sie  Reproductionen  enthalten,  und  ebensowenig  ist  eine  Kon- 
kordanz der  Stellen  beigegeben,  an  welchen  die  Beschreibung  auf  die  Erklä- 
rung der  Tafeln  Rücksicht  nimmt.  Wir  bringen  diese  durchaus  notwendigen 
Nachweise,  ehe  wir  in  eine  weitere  Besprechung  des  Buches  eintreten.  Es 
beziehen  sich  auf  ein  Sacramentar  10.  Jhs.  1  H.  [jetzt  Cod.  Sal.  IX  b]  die 
Tafeln  1  (bespr.  S.  27  f.),  2  (S.  34  f.),  3  (S.  44  f.),  4  (S.  45  f.),  5  (S.  46), 
6  (S.  47),  7  (S.  48),  8  (S.  46,  48),  auf  den  bekannten,  schon  von  Grimm  1838 
publizierten  Codex  des  llolaudsliedes  [Cod.  Pal.  Germ.  112]  12.  Jhs. 
Tafel  10  (S.  56  f.),  auf  einen  Codex  des  Scivias  der  hl.  Hildegard  von 
BOckelheim  aus  der  Wende  des  12.  u.  13  Jhs.  [Cod.  Sal.  X,  16]  Tafel  11 
(S.  77  f.),  12  (S.  83  f.),  13  (S.  86  f.),  14  (S,  87  f.),  15  (S.  89  f.),  16  (S.  97  f.), 
17  (S.  105),  auf  eine  Expositio  psalmorum  des  h.  Augustin  [Cod.  Sal. 
X,  10]  12—13.  .ths.  Tafel  18  (S,  108);  Tafel  9  endlich  ist  dem  Darmstädter 
Evangeliar  Xr.  1948,  wie  schon  erwähnt,  gewidmet,  vgl.  dazu  S.  33  f. 

Wie  man  sieht,  sind  es  nur  4  Heidelberger  Ihs.  aus  der  1.  H.  des 
Mas.,  welche  einer  Keproduction  ihres  Inhalts  würdig  befunden  worden  sind, 
und  von  ihnen  fällt  thatsächlich  die  vierte  auch  noch  so  gut  wie  weg,  da  sie 
nur  Initialen  enthält  und  einer  weitereu  Beachtung  nicht  eben  bedürftig  ist. 
In  Wahrheit  bleiben  also  3  Hss.  übrig,  welche  reproduciert  und  welche  auch 
genauer  besprochen  worden   sind.    Mit   einer   solchen  Reduction   ergab  sich 


Digiti 


zedby  Google 


?4  ttecensioneü. 

eine  Abrundung  der  Themas,  welche  für  den  Autor  sehr  günstig  ist.  Wälirend 
mau  erwartet,  einen  trockenen  Katalog  mit  allerlei  mehr  oder  minder  absicht- 
lich herbeigeholtem  Erklänmgswcrk  zu  finden,  wird  man,  abgesehen  von 
unwesentlichen  Zugaben,  vor  drei  grössere  Studien  gestellt,  welche  sich  auf 
die  genannten  Hss.  beziehen. 

Von  diesen  Hss.  ist  der  Codex  des  Scivias  höchstwahrscheinlich  in 
Rupertsberg  selbst  geschrieben,  da,  wo  die  heilige  Verfasserin  ihre  Revelationen 
erlebte.  Er  ist  nicht  die  einzige  illustrierte  Hs.  der  Werke  der  h.  Hildegard, 
vielmehr  stehen  ihm  andere  zur  Seite,  für  den  Liber  Scivias  im  Besonderen 
der  sog.  kleine  Codex  auf  der  Wiesbadener  Landesbibliothek.  Hr.  v.  Oe.  war 
also  veranlasst,  hier  auf  eine  Gruppe  von  Hss.  einzugehen,  und  zwar  von  der 
Grundlage  des  Heidelberger  Scivias  aus.  Nun  ist  aber  die  Illustration  grade 
dieser  Hs.  die  weniger  gelungene;  sie  steht  weit  hinter  den  Miniaturen  in 
Wiesbaden  zurück.  Das  ungünstige  Verhältnis  konnte  natürlich,  wie  das 
Thema  einmal  gegeben  war,  nur  durch  völlige  Preisgebung  des  lokalen  Hei- 
delberger Standpunktes  beseitigt  werden.  Hr.  v.  Oe.  hat  sich  nicht  ent- 
schlossen, so  weit  zu  gehen.  Bei  ihm  bleibt  das  Heidelberger  Sciviasbucli 
und  seine  bildliche  Erläuterung  Mittelpunkt  aller  Ausfiihrungen.  Indes  ge- 
winnt er  seinem  Thema  trotzdem  einige  interessante  Selten  ab.  Zunächst 
weist  er  eine  Verwandtschaft  nach  zwischen  2  Illustrationen  des  Heidelberger 
Codex,  welche  in  nur  schwer  erkennbarem  Zusammenhange  mit  dem  Inhalt 
der  Hs.  stehen,  nemlich  einem  Schöpfungsbild  sowie  einem  cyclischen  Bild 
der  Jahreserscheinungen,  und  den  analogen  Darstellungen  im  Chronicon  Zwi- 
faltense  minus  (Hs.  bist.  fol.  415  der  Stuttgarter  Bibl.).  Wie  diese  Verwandt- 
srhaft zu  erklären,  das  bleibt  nach  den  Untersuchungen  v.  Oe's.  eine  offene 
Frage.  Hier,  wie  auch  sonst,  ist  v.  Oe.  geneigt,  eine  direkte  Abhängigkeit 
zu  vermuten.  Es  geht  der  mittelalterlichen  Miiiiaturenkritik,  wie  es  der  for- 
malen historischen  Quellenkritik  in  ihren  Anfangen  gegangen  ist.  Man  ent- 
schliesst  sich  schwer,  an  verlorene  Zwischenglieder  zu  glauben,  man  hält  die 
Fülle  des  einst  Vorhandenen  für  geringer,  als  sich  später  bei  tiefergehender 
Untersuchung  herausstellt.  Bilder  wurden  nicht  minder  abgeschrieben  (bzw. 
durchgebaust)  wie  Chroniken,  und  die  Zahl  der  Reproductionen  unter  gerin- 
ger Veränderung  war  auf  beiden  Gebieten  Legion.  Vorläufig  kommt  es 
freilich  auf  kunstgeschichtlichem  Gebiete  noch  mehr  darauf  an,  Abhängig- 
keiten nachzuweisen  und  anzuerkennen,  als  Filiationen  aufzustellen.  — 
Von  besonderem  Interesse  und  der  Hauptsache  nach  durchaus  gelungen 
scheint  mir  ferner  die  Charakteristik,  welche  v.  Oe.  S.  102  f.  den  Illustra- 
tionen der  Heidelberger  Sciviashs.  zu  Teil  werden  lässt.  Wir  werden  sie  am 
besten  würdigen  können,  wenn  wir  uns  ihr  von  der  Beurteilung  dessen  aus 
nähern,  was  v.  Oe.  über  die  Illustrationen  zum  Rolandslied  sagt. 

Die  Illustrationen  zum  Rolandslied  in  der  Heidelberger  Hs. 
stehen  nicht  allein  da.  Es  gab  einen  Strassburger  ebenfalls  illustrierten 
Codex,  aus  welchem  Schilter  in  seinem  von  historischer  Seite  viel  zu  wenig 
geschätzten  Thesaur.  antiquit.  Teut.  (Pars  H)  einige  Proben  mitteilt.  An 
diese  haben  wir  uns  jetzt  im  Wesentlichen  zu  halten,  denn  die  Hs.  selbst 
ist,  ehe  ihr  volle  Beachtung  von  kunsthistorischer  Seite  zu  Teil  ward,  im 
Strassburger  Bibliotheksbrande   d.  J.  1870  zu  Grunde  gegangen.     Ferner  ist 


Digiti 


zedby  Google 


kecensionen.  7& 

das  Fragment  des  Rolandliedes  im  Schweriner  Archiv  ebenfalls  auf  Illustra- 
tionen angelegt,  und  zwar  erscheint  für  dieselben  genau  an  den  Stellen  Raum 
gelassen,  wo  Bilder  iu  der  Heidelberger  Hs.  eingezeichnet  sind ').  Wir  kun- 
nen  also,  nehmen  wir  die  im  Schweriner  Fragment  deutlich  zu  Tage  liegende 
Absicht  als  ausgeführt  an  —  vielleicht  war  sie  es  auch  in  einigen  nicht  er- 
haltenen Partieen  dieser  Hs.  —  von  drei  illustrierten  Hss.  des  Kolandsliedes 
reden.  Sie  stehen  nicht  unvermittelt  nebeneinander.  Für  das  Verhältnis  der 
Heidelberger  und  der  Schweriner  Hs.  ist  das  soeben  schon  erwiesen.  Aber 
anch  die  Strassburger  Illustrationen  und  die  Heidelberger  Bilder  sind  aufs 
engste  verwandt,  wie  das  v.  De.  S.  68  genauer  ausft'ihrt.  Nun  lässt  sich  über 
das  Wesen  der  Abhängigkeit  des  Schweriner  Fragments  von  den  Illustrationen 
der  beiden  anderen  Hss.  Genaueres  natürlich  nicht  aussagen,  denn  im  Schwe- 
riner Fragment  liegt  ja  nur  die  Absicht  der  Illustration  vor.  Von  den  bei- 
den anderen  Hss.  ist  die  Heidelberger  die  jüngere;  ilir  Bilderschatz  ist  nach- 
weislich der  Strassburger  Hs.  nicht  direkt  entnommcu.  Die  Strassburger  Hs. 
ihrerseits  wieder  ist  auch  nicht  der  Urcodex  der  Bilder,  wie  v.  Oe.  S.  69 
Note  *  mindestens  sehr  wahrscheinlich  macht.  Was  sehen  wir  also  vor  uns  ? 
Xur  spärliche  Reste  eines  bestimmten  Iliustrationscyclus,  der,  zu  dem  um 
11:^  vollendeten  Rolandslied  geschaffen,  das  ganze  12.  Jh.  hindurch  mit  ge- 
wissen kleinen  Abweichungen  immer  und  immer  wieder  reproduciert  ward, 
um  dann  schon  im  13.  Jh.  als  nicht  mehr  modern  vergessen  zu  werden,  denn 
der  Bilderkreis,  welcher  sich  in  der  späteren,  dem  13.  Jh.  angehörenden  Be- 
arbeitung des  Rolandslieds  durch  den  Stricker  findet,  ist  ein  ganz  neuer  und 
anderer.  Diese  Erscheinung  steht  nicht  vereinzelt  da.  Genau  ein  Analogon 
bietet  die  Geschichte  der  illustrierten  Sachsenspiegel,  über  welche  ich  ge- 
legentlich einer  Studie  zur  Entwicklung  der  spätmittelalterlichen  Illustrations- 
technik in  Janitscheks  Repertorium  Vil  Heft  4  eine  kurze  Übersicht  gegeben 
liabe.  Auch  hier  eine  geringe  Anzahl  von  Hss.  des  13.  und  14.  Jhs.,  unter 
sich  nicht  unmittelbar  verwandt,  aber  aufs  bestimmteste  ein  und  derselben 
Familie  angehörend,  deren  Ursprung  bis  in  die  Zeiten  Friedrichs  II  hinauf- 
reicht; und  auch  hier  ein  völliger  Abbruch  dieser  alten  Tradition  mit  den 
veränderten  Gewohnheiten  des  15.  Jhs.,  für  das  sich  in  dem  illustrierten 
Schwabenspiegel  der  Brüsseler  Bibl.  (Reness.  1)  ein  neuer,  freilich  anschei- 
nend wenig  verbreiteter  ("yclus  nachweisen  lässt. 

£s  liegt  nahe,  diese  Hss.-Familien  mit  modernen  Prachtwerken  zu  ver- 
gleichen. Die  Hss.  sind  in  der  That  derartige  Prachtwerke,  nur  dass  sie  ohne 
die  Hilfe  der  modernen  poly^rraphischen  Industrieen  hergestellt  sind.  Die 
Auflage  wurde  bei  ihnen  zur  Abfolge,  an  Stelle  der  Identität  tritt  die  Filia- 
tion  der  Exemplare.  Notwendige  Voraussetzung  aber  für  das  moderne  wie 
das  mittelalterliche  Prachtwerk  in  seiner  hier  gleichzeitigen,  dort  succcssiven 
Mehrheit  wesentlich  gleicher  Exemplare  ist  die  gewerbliche  Herstellung. 
Und  damit  kommen  wir  auf  einen  Punkt,  von  dem  ans  wir  nicht  umhin  kön- 
nen, Herrn  v.  Oe.  zu  widersprechen.  Hr.  v.  Oc.  schildert  S.  64  f.  ganz  treff- 
lich  den  Stil  der  Illustrationen   des  Heidelberger  Kolandsliedes   und  kommt, 


l)  W.  Grimm,  Kuolainlos  Liot  Kial.  S   23  u.  25;  v.  Oechelliaeuner  «    57  Note  ♦. 

Digitized  by  VjOOQ IC 


76  kecensionda. 

namentlich  durch  Vergleich  mit  den  Illustrationen  des  Hortus  deliciarum,  *) 
zu  der  wohlbegründeten  Anschauung,  im  Hortus  deliciarum  liege  im  Ver- 
gleich zu  den  Zeichnungen  des  Holandsliedes  dilcttantenhafte  Formgebung 
vor.  Warum  geht  er  nun  nicht  folgerichtig  weiter  und  weist  den  Cyclus  des 
Rolandsliedes  einem  berufsmässigen  Künstler  zuV  Jeder  Ductus,  die  absolute 
Sicherheit  der  Linien,  die  Weglassung  alles  Beiwerkes,  der  Sinn  fürs  We- 
sentliche, die  selbsthcwusste  Flüchtigkeit  —  all  das  weist  auf  berufsmässige 
Herstellung.  Ja  sagen  wir  mehr:  auf  gewerbsmässige  Anfertigung  Es  bleibe 
dabei  unentschieden,  ob  dieselbe  von  geistlichen  oder  von  Laienhänden  aus- 
ging. Dass  die  Alternative  an  sich  schon  für  das  12.  Jh.  gestellt  werden 
kann,  unterliegt  keinem  Zweifel.  Wie  viele  der  schon  im  12.  Jh.  z.  B.  für 
Koeln  genannten  Scriptores  —  und  bald  auch  Scriptrices  —  können  nicht 
auch  der  Beschäftigung  des  blossen  Federzeichnens  (ohne  Laviening  oder 
gar  Gouachetechnik)  obgelegen  haben,  wie  sie  eben  die  Hss.  des  Rolandsiiedes 
zeigen?  Und  dass  das  ganze  Mittelalter  hindurch,  verstärkt  gerade  seit  dem 
12.  Jh.,  Laienkünstler  thätig  gewesen  sind,  bedarf  seit  Springers  Untersuch- 
ungen eines  Beweises  nicht  mehr.  Andererseits  aber  hat  es  auch  in  den 
Klöstern  stets  gewerbsmässige  Zeichner  gegeben;  aus  späterer  Zeit  sind  ganze 
llluminatorenconvente,  wie  z.  B.  der  Convent  Weidenbach  in  Köln,  bekannt. 
Also  für  uusern  Fall:  gewerbsmässige  Anfertigung,  sei  es  von  Laien,  sei  es 
von  Geistlichen.  War  aber  die  Herstellung  gewerbsmässig,  so  muss  für  ihre 
Technik,  die  einfache  Federzeichnung,  schon  eine  Überlieferung  vorliegen. 
Hier  ist  ein  zweiter  Punkt,  wo  ich  mich,  ich  denke  allerdings  wohl  mehr 
gegen  den  Ausdruck  als  gegen  die  Meinung  des  Herrn  v.  Oe.,  ablehnend  ver- 
halten möchte.  Bekanntlich  wird  die  Wende  des  12.  u  13.  Jhs.  in  der  Ge- 
schichte der  Malerei  durch  die  Blüte  eines  ersten  wirklich  volkstüraliclicu 
Stils  charakterisiert,  den  man  gewöhnlich  Federzeichnungsstil  nennt,  und 
dessen  hervorragendste  Beispiele  den  Schmuck  grade  mit  der  bedeutendsten 
Erzeugnisse  der  damaligen  litterarischen  Epoche  bilden,  der  Eneit,  des  Tri- 
stan, des  Marienlebens  von  Wernher  v.  Tegernsee.  Wann  hat  dieser  Stil 
sich  entfaltet?  Hr.  v.  Oe.  glaubt  in  den  Heidelberger  Bildern  'eines  der  äl- 
testen Beispiele  von  den  Anfängen  seiner  Entwicklung'  (S.  69)  zu  besitzen 
Sehen  diese  Zeichnungen  in  der  That  nach  *  Anfängen'  aus?  Die  ausge- 
sprochene Routine  in  Komposition  und  Kontur  beweist  auf  jedem  Blatte  für 
das  Gegenteil.  Und  wann  beginnt  ein  Stil  mit  Bilder cy kl en?  Wir  haben 
im  Heidelberger  Codex  vielmehr  die  erste  Blütezeit  des  Stils  schon  vor  uns, 
seine  Anfänge  aber  reichen  hinauf  bis  in  die  Karolingerzeit,  etwa  bis  zu  den 
urkräftigen,  freilich  rohen,  ja  wüsten  Zeichnungen  eines  Evangeliars  von 
('hartres  (Bastard  Nr.  115-117).  Es  ist  das  hier  nicht  genauer  auszuführen; 
eine  eingehendere  Betrachtung  würde  die  Beweise  dafür  sehr  häufen  können, 
dass  spätestens  schon  um  die  Mitte  des  12.  Jhs.  die  erste  Höhe  des  natio- 
nalen Federzeichnungsstiles  erreicht  ist,  dass  die  ersten  Schritte  zur  Ent- 
wicklung  der  schon  viel   früher  vorhandenen  Keime   etwa  um  die  Mitte  des 


3)  Kr  citiert  immer  uoch  nach  der  EngelhardBchen  Ausgabe.  AImo  besiUt  anch  di« 
Heidelberger  Bibliothek  die  oeue  Ausgabe  von  Straub  (Soc.  pour  \a  eonserration  des  monu- 
mentB  hiitorlque«  d'Aliüace)  nicht V 


Digiti 


zedby  Google 


lloceusioneu.  77 

11.  Jhs.  erfolgen  —  und  dass  mithin  die  ganze  Ausbildung  dieses  Federzeich- 
nungsstiles, wie  sie  im  Gegensätze  zu  der  rezipierten  Gouachetechnik  der  Ka- 
roIingisch-Ottonischen  Renaissance  auftritt,  sehr  viel  Ähnlichkeit  besitzt  und 
völlig  gleichzeitig  verläuft  mit  der  Entwicklung  der  nationalen  Litteratur  im 
Gegenspiel  zu  dem  nachklassischen  ächriftthum  der  Karolinger  und  Ottoncn. 

Innerhalb  der  litterarischen  Entwickelung  ging  damals  die  Führung  von 
den  Geistlichen  bekanntlich  auf  die  Laien  Ober,  seit  etwa  1170  begann  Fron 
Werlt  auf  allen  Gebieten  zu  siegen.  Es  wäre  der  Muhe  wert,  zu  unter- 
suchen, ob  denn  auch  auf  dem  Gebiete  der  nationalen  Federzeichnung  damals 
die  Pfaffenhand  von  der  Laienhand  abgelost  worden  ist.  Es  bedürfte  zu 
diesem  Zwecke  nameotlich  einer  Durchforschung  der  illustrierten  Hss.  der 
Eneit,  des  Tristan  u.  dgl.  Indess  beleuchtet  doch  schon  unsere  Heidelberger 
Publikation  einige  hier  wesentliche  Punkte.  In  diesem  Zusammenhange  komme 
ich  —  wie  ich  oben  schon  angedeutet  —  zurück  auf  die  Charakteristik,  welche 
Hr.  V.  Oe.  von  der  künstlerischen  Ausstattung  der  Heidelberger  Sciviashs. 
entworfen  hat 

Gab  es  einen  Stoff,  welcher  geistlich  genannt  wenlen  konnte,  so  ist 
es  deijenige  des  Liber  Scivias.  Wer  mag  diese  wüsten  Kevelationen  in  ihrer 
weiblichen  Detailmalerei  verstehen,  der  nicht  vorher  an  den  grossen  Bildern 
des  Einsiedlers  von  Patmos  Geschmack  gefunden  hat?  Kein  Wunder,  dass 
hier  ein  geistlicher  Illustrator  auftritt;  mit  Recht  verweist  v.  Ge.  (ur  die 
Entstehung  der  Hs.  auf  Rupertsberg,  wo  die  Nonnen  zwar,  wie  ihr  Urbar 
zeigt,  ein  unglaublich  schlechtes  Latein  schrieben,  wo  aber  manch  gelehr- 
ter Pfaffe  Einkehr  hielt.  Wichtig  aber  ist,  dass  der  Illustrator  des  Scivias 
sich  im  Vollbesitz  der  Federzeichnüngstechuik  erweist;  er  ist  ein  Veteran 
dieser  Kunst,  und  wo  er  sich  auf  ausgetretenem  Geleise  bewegt,  wie  in  dem 
Stammbaume  Christi  (Tfl.  14  bei  v.  Ge.),  da  zeigt  er  die  nicht  geringen  Ver- 
dienste eines  geschickten  und  wohlunterwiesenen  Künstlera.  Der  Pfaffe  ist 
also  im  thatsächlichen  Besitz  der  Tradition.  Andere  Hss.  des  Scivias  und 
sonstiger  Werke  der  h.  Hildegard,  namentlich  die  Wiesbadener,  beweisen  aber 
auch,  dass  man  im  lebensvollen  Besitz  der  Überlieferung  war:  man  bildete 
sie  weiter.  Hier  tritt  zu  den  Federzeichnungen  die  Lavierung«  auch  in  der 
Weiterentwickelung  derselben  auf  dem  Wege  der  Gouachetechnik  versucht  man 
sich.  Es  ist  derselbe  Hergang,  wie  er  sich  so  treftiich  im  Hortus  delicianim 
verfolgen  lässt  Spätestens  die  Mitte  des  12.  Jhs.  hatte  die  Blütezeit  der 
reinen  Federzeichnung  gebracht ;  als  ein  wichtiges  Denkmal  derselben  werden 
wir  die  Gruppe  der  Bilderhss.  des  Rolandsliedes  betrachten  müssen,  deren 
ürspnmg  wohl  noch  in  die  1.  H.  des  12.  Jhs.  fällt.  Nunmehr,  um  1160  bis 
1170,  trat  der  Stil  der  nationalen  Malerei  zum  ersten  Male  der  Farbenwelt 
näher.  Tastende  Versuche  in  dieser  Richtung  machen  schon  die  Nonnen 
des  Odilienberges ;  wie  falsch  ist  es,  in  ihrer  Leistung  blos  das  erste  Beispiel 
des  aasgebildeten  Federzeichnungsstils  erblicken  zu  wollen.  Weiter  gehen 
dann  auf  gleichem  Pfade  die  Illuminatoren  der  Sciviashss.  wie  der  Werke  der 
h.  Hildegard  überhaupt.  Wir  befinden  uns  mit  ihnen  auf  der  Wende  des 
12.  u.  13.  Jhs.,  und  teilweis  später.  Es  ist  nicht  unsere  Aufgabe,  diesen 
Weg  weiter  zu  verfolgen,  ja  nur  auch  bis  zu  dieser  Zeit  ganz  zu  übersehen. 
Halten  wir  uns  an  der  Heidelberger  Publikation;   sie  lehrt  uns,   dass,  we- 


Digiti 


zedby  Google 


78  Heceiisioiieii. 

nigstens  bei  Aufgaben  rein  kirchlicher  Katar,  die  Oeistlichen  sich  im  Besitz 
der  nationalen  Illustrationsweiee  so  sicher  zu  halten  gewusst  hatten,  dass  sie 
dieselbe  sogar  weiterbildeten.  Ob  die  Laien  daneben  eingriffen,  bedarf  der 
Untersuchung.  Eines  indes  ist  festzuhalten.  Am  Schlüsse  des  13.  Jhs.  konnte 
der  Abt  von  St.  Gallen  kein  Latein,  aber  er  dichtete  weltliche  Weisen  im 
Sinne  des  alten  Minnesangs.  Schon  viel  früher  hatte  man  die  Kindheit  Jesu 
nach  Art  der  Artusromane  behandelt.  In  der  Litteratur  war  geistlich  und 
weltlich  gar  vielfach  nicht  geschieden;  sozial  gehörte  die  hohe  Geistlichkeit 
zum  Adel  des  Reichs  und  fühlte  zumeist  so,  der  niedere  Klerus  folgte  gern 
dieser  Richtung  gesellschaftlichen  Empfindens.  So  zogen  die  Gewohnheiten  des 
Rittertums  auch  in  kirchliche  Kreise.  Das  war  um  die  Wende  des  12.  u.  13. 
Jhs.  schon  nicht  denkbar  ohne  eine  Rezeption  auch  der  weltlichen  Litteratur 
seitens  der  Geistlichen.  War  es  denkbar  ohne  eine  Rezeption  weltlicher 
Gedanken,  ja  ganzer  weltlicher  Yorstellungskreise  in  die  bis  dahin  vornehm- 
lich kirchlich  gedachte,  kirchlich  wohl  auch  erzeugte  Kunst? 

Femer  noch  einige  Bemerkungen  über  die  Untersuchungen,  welche  v.  Oc. 
an  das  Sacramentar  der  1.  H.  10.  Jhs.  Heidelb.  Cod.  Sal.  IX  b  anknüpft. 
Sie  nehmen  beinahe  die  Hälfte  des  ganzen  Textes,  nämlich  die  Seiten  4— öd, 
ein ;  leider  kamen  ihnen  L^op.  Delisles  bahnbrechende  Forschungen  über  die 
Sacramentare  nur  noch  nachträglich  zugute.  Mit  Recht  weist  v.  Oe.  das 
Sacramentar  nach  Reichenau,  und  mit  dieser  Zuweisung  erwirbt  er  sich  Mög- 
lichkeit und  Pflicht,  einmal  die  Reichenauer  Miniaturarbeiten  in  ihrer  ganzen 
Abfolge  zusammenzustellen  und  mit  Erzeugnisseu  verwandter  Art,  namentlich 
mit  der  Überlieferung  von  St.  Gallen  vergleichend  zu  betrachten.  Nach 
Reichenau  weisen  zufolge  den  Erörterungen  von  v.  Oe.  sicher  Karlsrnlie 
Grossh.  Bibl.  Reichenau  XXXVII  und  CCV,  beide  aus  dem  10.  Jh.,  aber  von 
sehr  geringer  Bedeutung,  ferner  der  Cod.  Egberti  in  Trier  und  ein  Sacramentar 
in  Wien  Hofbibl.  Cod.  theol.  lat.  Nr.  1815  10.  Jhs.,  das  Evangeliar  Darm- 
stadt grossh.  Bibl.  Nr.  1948  von  etwa  970,  endlicii  zwei  Sacramentare  der  Zü- 
richer Kantonalbibl.  Rheinau  71  u.  75,  10.  Jhs.  bez.  Anfang  11.  Jhs.  Die 
Zuweisung  dieser  Hss.  scheint  mir  in  der  That  sicher  für  alle  genannten 
Stücke  mit  Ausnahme  der  Darrostädter  Hs.,  für  den  Egbertcodex  habe  ich 
sie  selbst  zuerst  (Bonner  Jahrb.  Heft  70)  genauer  begründet.  Nun  aber 
operiert  v.  Oe.  in  seinen  späteren  Darlegungen  besonders  eingehend  gerade 
mit  der  Darmstädter  Hs.,  ja  er  räumt  ihrer  Reproduktion  sogar  eine  Tafel 
(Nr.  9)  in  seinem  Heidelberger  Katalog  ein.  Wie  steht  es  mit  dieser  Hs.V 
Ich  habe  über  sie  im  Neuen  Archiv  9,  620  if.  zum  ersten  Male  genauer  ge- 
handelt in  einer  Mitteilung,  welche  der  Aufmerksamkeit  des  Hrn.  v.  Oe.  ent- 
gangen ist.  Doch  hat  das  nicht  viel  geschadet,  denn  in  der  Hauptsache 
kommt  V.  Oe.  unabhängig  zu  denselben  thatsächlichen  Daten,  wie  ich:  dass 
nämlich  die  Hs.  in  ihren  konkreten  Angaben  auf  den  Erzbischof  Gero  von 
Köln  (969—976)  und  die  Kölner  Kathedrale  hinweise.  Gleichwohl  nimmt  er 
bei  Vcrgleichung  des  Heidelberger  Sacramentars  mit  dem  Darmslädter  Evan- 
geliar, gestüUt  auf  Ähnlichkeilon  in  den  Initialen,  auf  vollkommenste  Über- 
einstimmung der  Schriftzüge  und  auf  die  angebliche  Wieilcrholung  eines 
Christusbildes,  für  das  Evangeliar  Reichenauer  Ursprung  an.  Es  ist  aus 
später   erhellendem  Grund  von  allgemeinerem  Interesse,   dicic  Annahme  ein- 


Digiti 


zedby  Google 


Uoceusionen.  79 

mal  zu  prüfen.  Zunächst  habe  ich  a.  a.  0.  S.  ft23  nachgewiesen,  dass  die 
Ü8.  zweifellos  ein  Bestandteil  der  alten  Kölner  Dombibliothek  ist,  den  man 
bei  der  Auslieferung  der  letzteren  nach  Köln  nach  dem  J.  1866  vergessen 
hat  aberzufuhren.  Femer  stellt  die  Widmung  unter  diesen  Umst&nden  sicher, 
dass  die  Hs.  sofort  nach  ihrer  Entstehung  der  Kölner  Bibliothek  angehört 
hat  Ist  da  nun  ein  Ursprung  in  Reichenan  wahrscheinlich  ?  v.  Oe.  führt  die 
Cberfuhrung  des  Egbertcodex  von  Reichenau  nach  Trier  als  Analogen  an. 
Dieser  Hinweis  trifft  indes  nicht  völlig  zu.  Wir  wissen  genau,  dass  der  Eg- 
bertcodex nicht  etwa  auf  Bestellung  nach  Trier  geliefert  worden  ist,  sondern 
dass  er  erst  infolge  eigenartiger  Umst&nde,  unter  Einfügung  besonderer  Wid- 
mnngsblfttter,  welche  die  Hs.  zu  diesem  speziellen  Zweck  umgestalteten,  an 
Erzbiscbof  Egbert  gelangt  ist.  Lässt  sich  vom  DarmstÜdter  Evangeliar  Ähn- 
liches wahrscheinlich  machen?  Ich  glaube  nicht.  Und  nun  die  Innern  An- 
zeichen! Ähnlichkeit  der  Initialen:  glaubt  Hr  v.  Oe.  wirklich  für  das  10.  Jh. 
besondere  Initialenschulen  nachweisen  zu  können  ?  Es  ist  möglich,  aber  die 
Möglichkeit  ist  bisher  noch  nicht  bewiesen,  am  wenigsten  für  Reichenau, 
dessen  verschiedene  bandschriftliche  Produkte  ans  dieser  Zeit  Initialen  sehr 
verschiedenen  Charakters  enthalten.  Vollkommenste  Übereinstimmung  der 
Schriftzuge :  ich  denke,  dass  bei  Ritualhss.  gerade  des  10.  Jlis.  auch  ein 
geübter  Palaeograph  beim  heutigen  Stande  der  Wissenschaft  die  gewich- 
tigsten Bedenken  tragen  wird,  auf  dieses  Wahrzeichen  hin,  wie  liier  ge- 
schehen, zu  folgern.  Wiederhohing  eines  Christusbildes:  eben  hei  diesem 
Beweismittel  ergeben  sich  Fragen  allgemeineren  Interesses.  Wer  hat  wieder- 
holt, der  Darmstädter  Codex  oder  der  Heidelberfrer  ?  Der  Heidelberger 
nicht,  denn  er  ist  älter  (v.  Oe.  S.  16).  Also  der  Darmstädter!  Aber  die 
S.  14  so  sicher  hingestellte  Behauptung  erscheint  Hrn.  v.  Oe.  S.  32  f. 
selbst  schon  unsicher.  Es  ist  nichts  mit  ihr,  das  zeigt  ein  Beweismittel, 
welches  Hr.  v.  Oe.  merkwürdigerweise  übersehen  hat-  Das  Darmstädter 
Christusbild  zeigt  um  die  Thronlehnc  geschlagene  Vorhänge.  Dieses  durch- 
aus antike  Motiv  fehlt  im  Heidelberger  Christnsbild :  kopierte  der  Illuminator 
der  Darmstädter  Hs.  nach  diesem,  so  hätte  er  diese  Vorhänge  unmöglich 
de  Stto  hinzuthun  können.  Es  besteht  also  überhaupt  keine  direkte  Verwandt- 
schaft, auch  hier  ist  ein  Zwischenglied,  sind  vielleicht  viele  Zwischenglieder 
verloren  oder  noch  nicht  bekannt,  wie  im  Fall  der  Bildercyclen  des  Rolands- 
liedes! Nur  ungern  erkennt  das  v.  Oe.  S.  33  an,  greift  aber  nicht  durch  zu 
zu  dem  resignierten  Schlüsse:  eine  direkte  Verwandtschaft  zwischen  dem 
Darmstädter  und  Heidelberger  Codex  ist  nicht  nachweisbar;  ein  Heimatsrecht 
des  ursprunglichen  Kölner  Codex  in  Reichenau  ist  nur  mit  leisen  Andeutungen 
von  Gründen  wahrscheinlich  zu  machen.  Ich  füge  aus  einer  freilich  durch 
Jahre  bin  abgeblassten,  mithin  schwachen  Erinnerung  an  den  Darmstädter 
Codex  hinzu:  sie  ist  bei  der  Farbengebung  dieser  Hs.  sogar  höchst  unwahr- 
scheintich. 

Wie  dem  auch  sei  —  vor  einer  freundnachbarlichen  Parallelisierung 
der  Darmstädter  und  der  Heidelberger  Hs.  ist  vorderhand  zu  warnen ;  kühne 
Vermutungen  darf  sich  nur  eine  wissensstarke  Wissenschaft  erlauben,  nicht 
eine  Disziplin,  welche  statt  fester  Grundlagen  noch  vielfach  nur  grosse  Fra- 
gen aufweist. 


Digiti 


zedby  Google 


80  lleceusioiieii. 

Im  Übrigen  bin  ich  weit  davon  entfernt,  Hrn.  v.  Oe.  Sorglosigkeit  vor- 
zuwerfen. Im  Gegenteil,  seine  Beschreibung  der  Darmstädter  Hs.,  seine  Be- 
mOhungen,  sie  fest  einzureihen,  seine  Fülle  ikonographischer  Bemerkungen 
finde  ich  trefflich.  Aber  ich  will  ja  hier  nicht  ex  cathedra  urteilen,  sondern 
weiter  kommen.  Und  da  ergaben  sich  freilich  manche  Fragen,  einige  er« 
laubte  ich  mir  anzudeuten. 

Schliesslich  noch  ein  Wort  zur  Initialornamentik.  Die  Initialen  sind 
aufs  Sorgfaltigste  herangezogen ;  man  kann  nicht  mehr  bezüglich  guter  Repro- 
duction  von  wichtigen  Exemplaren  und  hinsichtlich  scharfsinniger  Besprechung 
verlangen.  Auch  die  grossen  handschriftl.  Kunstdenkmäler,  namentlich  des  10. 
Jhs.,  sind  mit  Fleiss  auf  Parallelen  ^in  durchgegangen. ')  Eigentümlich  ist 
aber,  dass  der  Gesamtcharakter  der  initialen  Pflanzenornamentik  so  wenig 
sicher  erfasst  erscheint.  Es  sollte  z.  B.  doch  nunmehr  allerseits  feststehen, 
dass  diese  Ornamentik  nationaler  Art  und  Herkunft  ist,  mithin  der  Über- 
tragung aus  einem  Kloster  in  ein  anderes  im  Sinne  der  rezipierten  Kunst 
nicht  bedurfte;  es  sollte  femer  nicht  mehr  nötig  sein  zu  betonen,  dass  man, 
eben  infolge  der  Höhe  —  oder  sagen  wir  besser  Tiefe?  —  des  nationalen 
Kunstbewusstseins  im  12.  Jh.  keine  andere,  als  eine  ornamentale  Landschaft 
verlangen  kann,  es  mithin  nicht  darauf  ankommt,  Exemplare  derselben  zu 
konstatieren,  sondern  vielmehr  zu  charakterisieren  u.  dgl.  mehr.  Doch  genug 
hiervon !  Im  Ganzen  und  Grossen :  eine  treffliche  Publikation,  der  wir  Wachsen 
und  Gedeihen  von  Herzen  wünschen. 

Quellen  zur  Geschichte  der  Stadt  Worms  nuf  Yeranlassung  und  mit 
Unterstützung    des    Herrn    C.   W.    Heyl ,     vormals    Mitglied     des 
Deutschen  Reichstages,    herausgegeben   durch   H.  Boos.     1.  Teil: 
Urkundenkuch  der  Stadt  Worms.    I.  Band.    ()27— 1300. 
Berlin,  Weidmann,  1 886.    XVI  und  505  S.    gr.  8^.     -  Angezeigt 
von  Gustav  PYhrn.  Schenk   zu  Schweinsberg   in  Darrastadt. 
Das  Werk  wird  nach  der  Vorrede  ausser  einem  Urkunden  buche,  dessen 
erster  Band  hier  vorliegt,   als  II.  Teil   eine  Auswahl  von  Akten  des  15.  und 
16.  Jahrhunderts  umfassen,  als  ül  Teil  das  wicliiigste  chronikalische  Material. 
Bezüglich  der  Auswahl  des  Materials  zu  dem  übrigens  nicht  nur  vollständige 
Urkunden,    sondern  auch   zahlreiche   Regesten   umfassenden  Werke  bemerkt 
der  Herausgeber  (S.  XII),  dass  er  alle  Urkunden  aufgenommen  habe,  „die  in 
irgend  einer  Beziehung  zur  Geschichte  der  Stadt  stehen,"  unter  Berufung  aul 
die   dafür  von  Wiegand    in   seinem  Strassburgcr  Urkundeubuch    geltend   ge- 
machten Gründe. 

Wie  wenig  Boos  aber  den  dort  aufgestellten  Grundsatz  befolgt  hat, 
werden  die  nachstehend  bemerkten  zahlreichen  Auslassungen  zeigen. 


H)  Daruntor  auch  cUb  iflpteruuclter  Kvaiigeliar,  wie  Hr.  v.  (.>e.  sclireibt.  Warum  nicht 
Kcbtornacher?  Der  Luxemburger  Ort,  die  alte  Abtei,  heisitt  jet/.t  Kchteruach.  Mau  hpricht 
doch  nicht  vuu  Moguntiner  Hss.!  Dietie  artige  Sonderbarkeit  scheint  aber  fast  »o  nnau^«- 
rottbar,  wie  die  Bezeichnung  des  Dichtnrr;  Heinrich  v.  Veldeke  als  'Veldegke'  in  der  kuust- 
gexchiohtl.  liitteratur. 


Digiti 


zedby  Google 


KeceniioDeh.  yi^ 

Ktne  auffällige  Vernachlässigang  hat  sich  der  Herausgeber  gegenüber 
der  Beaiegelung  seiner  Urkunden  zu  Schulden  kommen  lassen.  Seine 
Angabe  (S.  XY),  die  meisten  Wormser  Urkunden  h&tten  teils  ihre  Siegel  ver- 
loren, teils  seien  diese  nur  noch  in  Bruchstücken  vorhanden,  ist  in  dieser  Allge- 
meinheit keineswegs  richtig.  Jedenfalls  hätte  ihn  das  nicht  davon  dispensieren 
dürfen,  neben  den  von  ihm  selbst  angegebenen  Siegellegenden  auch  eine  kurze 
Beschreibung  der  Siegelbilder  zu  geben.  Es  ist  wohl  aber  nicht  daran  zu 
zweifeln,  dass  die  Liberalität  des  Förderers  dieses  Werkes  sich  auch  auf  die 
Kosten  für  Herstellung  von  Siegeltafehi  zu  diesem  Bande  erstreckt  haben  würde. 

Auch  Verweisungen  auf  frühere  Siegelabbilduugen  wären  nicht  zu  unter- 
lassen gewesen,  z.  B.  nicht  auf  den  Aufsatz  W.  P'rancks  im  Archiv  für  Hessische 
Qeschichte  und  Altertumskunde  XI,  S.  222  ff.,  wo  sich  eine  Anzahl  Siegel 
von  Wormser  Ministerialen  und  Bürgern  des  tS.  Jahrh.  abgebildet  finden. 

Unter  den  S.  XV 'der  Vorrede  erwähnten  Hülfsniitteln  zur  Anfer- 
tigung der  Orts-  und  Personenregister  fällt  die  Abwesenheit  von  Frey,  Be- 
schreibung des  Bayerischen  Rheinkreises  I--IV,  sowie  von  Wagner,  Die  vor- 
maligen Stifte  im  Grossh.  Hessen  H,  Provinz  Rheinhessen,  auf,  die  dem 
Heransgeber  gute  Dienste  geleistet  haben  würden. 

Mit  der  sonst  trefHichen  Ausstattung  des  Werkes  stimmen  die  gewähl- 
ten Zeichen  für  die  Zahl  1^'»  auf  Seite  816  schlecht  üherein,  die  weder  korrekt, 
noch  schön  genannt  werden  können. 

Unter  den  S.  X  aufgezählten  Archiven,  die  für  dieses  Wormser  Ur- 
kundenbuch  benutzt  worden  sind,  vermisst  man  ungern  das  der  Familie  der 
Kämmerer  von  Worms,  Freiherm  von  Dalberg,  zu  Aschaffenbnrg  ^),  aus  dem 
Archivrat  Dr.  A.  Kaufmann  wiederholt  Urkunden  publiziert  hat  *).  Aber  selbst 
diese  Publikationen  scheinen  dem  Herausgeber  unbekannt  geblieben  zu  sein, 
da  er  den  ältesten  bischöHichcn  Lehnbrief  von  12M9  über  das  knrz  vorher  in 
das  bekannte  Ministerialengeschlecht  gelaugte  Kämmereramt  für  den  Rittor 
Gerhard  den  jüngeren  zu  Worms  und  seine  Söhne  nicht  erwähnt  hat.  Auch 
die  wohl  darauf  Bezug  habende  Neuausfertigung  eines  kaiserlichen  Rechts- 
spruchs für  den  Bischof  vom  Juni  1238  hätte  Erwähnnng  verdient^). 

EinewichtigeQuoUe  des  Urkundeubuchs,  dttA  Liber  pnrileyiorum  ecdeitie 
Worm.  Säe.  XV,  (D)  hätte  eine  genauere  Beschreibung  verdient.  Insbesondere 
hätte  das  Jahr  seiner  Anlage  möglichst  annähernd  festgestellt  werden  müssen. 

Der  jetzt  mit  einem  Einband  von  1545  versehene  Pergament  •  Codex 
umfasste  in  feiner  ersten  Anlage  nur  H63  gleichzeitig  foliierte  Blätter  mit  ' 
einem  Vorsetzhiatt,  zusammengesetzt  aus  3  Lagen  zu  10  Blättern,  während 
sämtliche  übrige  Ijagen  je  8  Blätter  enthalten.  Alle  Bogen  sind  unten  mit 
alter  Numerierung  versehen;  die  Lage  zwischen  fol.  124  —  131  ist  als  „iuter 
15  et  IQ'^  bezeichnet.  Nach  fol.  1  '1  ist  weiter  eine  Lage  von  l*i  besonders 
foliierten  Blättern  eingeschoben  worden,  ebenso  an  den  Schluss  des  Codex 
eine  gleich  starke  Lage,  die  nachträglich  fortlaufende  Foliierung  erhalten  hat. 
Vor  dem  alten  Vorsetzblatt  sind  femer  noch  2  Lagen  zu  12  Blättern  beigefügt. 


i)  Barkhardt,  HancU  and  AdrMsbncb  der  Uentschen  Archive  Nr.  90. 
i)  Zeitsohrift  für  die  Geschichte  des   Oberrheins  XXV,  128-128;    Archiv    fttr   Hess 
(iesch.  tt.  Altertumskunde  XV,  705—710. 

S)  Böhmer,  Regest»  Imperii  V,  2360. 
WeetU.  Zeitsehr.  f.  üpsch.  u.  Kunst      Vll,   I.  Ü 

tizedby  Google 


Digitiz 


82  Kecensionen- 

ohne  alle  Foliierung,  welche  das  am  Anfang  des  16.  Jahrhunderts  angelegte 
systematische  Register  und  einige  spätere  Einträge  enthalten.  Heute  umfasst 
also  der  ganze  Codex  24  +  1  +  363  + 12  +  12  =  412  Blätter. 

Auf  der  Seite  vor  fol.  132  ist  eine  Urkunde  von  1431  nachgetragen 
worden,  ebenso  wie  auf  dem  alten  Vorsetzblatt  eine  solche  von  1443,  Fol. 
361  und  362  stehen  später  geschriebene  Urkunden  de  1419,  1428  und  1424: 
auf  fol.  363,  mit  dem  der  alte  Codex  schloss,  sind  noch  2  Urkunden  de  1404 
mit  alter  Hand,  nach  einer  solchen  von  1424  nachgetragen.  Auf  der  zugef&gten 
Schlusslage  stehen,  ausser  einer  Urkunde  von  1408,  lauter  spätere  aus  der 
Zeit  von  1421—1438,  denen  am  Ende  noch  eine  Urkunde  von  1457  und  der 
Pfälzische  Schiedsspruch  von  1483  beigefügt  ist. 

Mit  Sicherheit  lässt  sich  sagen,  dass  die  erste  Anlage  des  Buches 
nach  1411  geschehen  sein  muss,  da  fol.  47  eine  von  diesem  Jahre  datierte 
Urkunde  von  der  Hand  steht,  welche  einen  grossen  Teil  des  alten  Codex 
geschrieben  hat.  Fol.  126,  also  auf  der  zuerst  eingeschobenen  Lage,  ist  von 
ähnlicher  Hand,  aber  in  steiferer  Schreibweise,  eine  Urkunde  Königs  Sigis- 
mpnds  von  1413  eingetragen,  worauf  bis  fol.  131  und  auf  den  12  Blättern,  die 
die  alte  Foliierung  zwischen  diesem  Blatt  und  fol.  132  unterbrechen,  lauter 
Urkunden  dieses  Königs  aus  1415  stehen,  deren  Schreibweise  mit  Sicher- 
heit von  der  Haupthand  zu  sondern  ist.  Die  Anlage  des  Codex  stammt  also 
sicher  aus  der  Zeit  zwischen  141 1  und  1413. 

Dieses  wichtige  Kopialbuch  hat  der  Herausgeber,  obgleich  es  ihm 
jahrelang  zur  Verfügung  stand,  leider  nur  flüchtig  benutzt.  So  konnte  es  ihm 
passieren,  eine  Pabsturkunde  von  1172,  die  auch  fiir  die  Reichsgescbichte 
Interesse  haben  wird  (und  welche  deshalb  als  Anhang  folgen  mag)  zu  über- 
sehen. Auch  die  Urkunde  de  1145  für  Kloster  Schönau  (Schannat  h.  ep. 
Worm.  Codex  prob.  Nr.  81)  auf  fol.  208'  hätte  mindestens  im  Regest  aufge- 
führt werden  müssen.  Ebenso  eine  Urkunde  aus  dem  Juni  1234,  das  Testa- 
ment des  Speierer  Kantors  und  Wormser  Kanonikers  Gerlach  von  Albig,  dem 
Sohne  des  Speierer  Vogts  Anselm,  die  zahlreiche  Örtliehkeitsbezeichnungeu 
in  und  bei  Worms  enthält.*)  Die  Urkunde  hätte  auch  im  Speierer  Urkun- 
denbuch  von  Hilgard  ihren  Platz  tinden  müssen,  wo  eine  auf  dieses  Testament 
gegründete  Entscheidung  de  1236  sub  Xr.  58  steht.  Ferner  hätte  die  That- 
sache  der  Ausfertigung  der  kaiserlichen  Verordnung  aus  dem  Januar  1232 
gegen  die  Autonomie  der  bischöflichen  Städte  für  die  Kirche  von  Worms 
wohl  einen  kurzen  Vermerk  vei-dient  (Böhmer  Reg.  Imp.  V»  1935).  Die 
Urkunde  findet  sich  auf  fol.  17  unseres  Kopialbuclies,  wo  die  Sigle  des  Bischofs 
von  Regensburg  imd  der  Bischof  von  Reggio  nicht  fehlen,  wie  im  Schan- 
uat'schen  Drucke  (II,  110).  Warum  ist  weiter  die  Urkunde  von  1234  des 
Domprobstes  Nibelung  zu  Gunsten  des  Domstifts,  worin  der  Patronat  von 
St.  Amand  vor  Worms  erwähnt  wird,  nicht  wenigstens  im  Regest  aufgenommen 


4)  z.  B.  bona  mea  apuil  Wormatiam:  ante  portaiu  sei.  Martini  —  in  Huutgai»»eu,  — 
extra' vallam  —  eurzegewaudc  —  in  strata  qua  itor  Magnut.  —  in  yeteri  ripa  Nuhoseusi  — 
in  strata  Magunt  in  Übbo  lapide  —  versns  Wisemulin  —  jusMa  patibiilnm  —  versns  Bubeu- 
werde  —  in  looo  Berloch  —  apnd  molendinum  Snases  —  joxta  wartam  —  in  rubeugewande 

—  in  Hannendal    —  curia  (i.  vicedomini   —  area  »ita   apud  S.  Andream  —   Inter  cerdone« 

—  in  passagio  Beni  etc.  ' 


\ 


Digiti 


zedby  Google 


Recensionen.  83 

worden  (fol.  216')?  Die  Urkunde  vom  1.  Juli  1258,  wodurch  das  Kloster 
XonnenmEmster  sein  Patronatsrecht  der  Kirche  St.  Michael  in  der  Wormser 
Vorstadt  anf  den  Bischof  überträgt,  fehlt.  Ebenso  die  zugehörigen  Urkunden 
des  Bischofs  von  12jV3  8.  Jnli,  des  Erwählten  E.  und  des  Domprobstes  von 
1?59  28.  April,  sowie  des  Pabstes  Alexander  IV.  d.  d.  Anagni  17.  Juni  1259 
(fol.  140  u.  140').  Die  Urkunde  von  1259  30.  Mai,  laut  welcher  die  Abtei 
Selz  dem  Domkapitel  ihre  Hofraite  in  der  Stadt  Worms  bei  der  Kapelle 
St.  Silvestri  verkauft,  hätte  auch  aufifenommen  werden  raflssen  (fol  lO?')-  — 
Desgleichen,  ihrer  Wormser  bürgerlichen  Zentren  halber,  die  Urkunde  von 
1263  auf  fol.  287.  --  Auch  die  Urkunde  von  1274  über  den  Zehnten  aus  dem 
Oarten  des  Konrad  Dierolfi  (fol.  24  der  neu  vorgehefteten  Blätter);  die 
Bischofsurktmde  von  1284  (fol.  107')  und  der  Lehnbrief  von  1296  der  von  Schar- 
feneck  gen.  v.  Metz  fl\r  5  Wormser  Ritter  u.  Bürger  über  Rechte  zu  Kirsch- 
srartbausen  (fol.  349^)  mussten  publiciert  werden.  —  Endlich  die  undatierte 
Urkunde,  worin  der  Abt  von  St.  Georg  im  Schwarzwald  dem  Wormser  Dom- 
kapitel seine  Güter  zu  Worms  und  Osthofen  verkauft  (fol.  243). 

Aber  selbst  auch  die  Benutzung  verbreiteter  Urkundenbücher, 
in  erster  Linie  des  Hessischen  Urkundenwerkes  von  Baur,  ist 
iiiibegreiflich  nachlässig  gewesen. 

Ausgelassen  ist  eine  ftir  die  Entwicklungsgeschichte  der  Stadt  Worms 
sehr  wertvolle  Urkunde  (Baur,  II  Nr.  25)  von  ca.  1207,  worin  drei  dem 
Speierer  Domstift  angehörige  Schiedsrichter  die  Beilegung  der  Streitigkeiten 
zwischen  den  Kirchen  St.  Petri  zu  Worms  —  dem  Dom  —  und  St.  Cyriaci 
zu  Neuhausen  über  den  Zehnten  von  Äckern  bei  der  St.  Remigiikirche,  die 
bekanntlich  in  der  Mainzer  Vorstadt  gelegen  *)  war,  bekunden.  Diese  Acker 
seien  einstmals  zum  Frucht-  und  Weinbau  verwendet  worden  und  hätten 
damals  unbestritten  dem  Stifte  Xcuhausen  gezehntet,  jetzt  aber,  da  sie 
gleichsam  unfruchtbar  seien,  weil  von  Gebäuden  oder  kleinen  Wohnungen 
(mmmunculis)  bedeckt,  sei  es  zweifelhaft  geworden,  welcher  Kirche  der  Zehnte 
zustehe,  ob  er,  wie  früher,  vom  Grund  und  Boden  zu  erheben  sei,  oder  von 
den  Personen.  Der  Spruch  ging  dahin,  dass  jede  Kirche  die  Hälfte  des 
Zehntens  beziehen  solle,  sei  es,  dnss  er  von  Futterkräutern  oder  aus  den 
OJlrten  bei  den  AVohnungen  falle.  Der  Kleriker  von  St.  Peter  solle,  nach 
wie  vor,  die  Spiritualien  der  Anwohner  verwalten,  doch  ausserhalb  der  Mauer 
des  Kirchhofs  St.  Remigii,  wo  der  Neuhauscr  Kleriker  allein  zu  schalten  habe. 
Die  Pfennige,  welche  die  cagi  honiines  et  vacni  banort(m  von  ihrer  Arbeit 
und  Geschäften  zehnten,  habe  der  Kleriker  von  St.  Peter  allein  zu  beziehen. 
In  der  Anmerkung  seien  die  Fehler  und  Auslassungen  des  Bäurischen 
Drucks  angeführt. «) 

Ich  notierte  mir  ferner  fol<rende,  wenigstens  auszugsweise  in  ein 
Wormser  Urkundenbuch  gehörige  Stücke,  die  in  demselben  II.  Band  von 
Baur  gedruckt  sind:  Nr.  8  de  115.H,  Nr.  22  de  1202,  Nr.  72  de  1236,  Nr.  84 
de  1239  (die  Urkunde   Nr.  210  de  1244   des  Herausgebers  war  bereits  bei 

5)  W.  Wagner,  Die  voriaaligeu  Goistl.  Stifte  im  (iroüsh.  Heseeii  II,  1!)7  u.  501. 

6)  Z.  15 :  'unasi'.    —    2.  17  :   'ittde'.   —    Z.  19 :  'Qaanr.   —    Z.  27 :   'luannm  mittat*.  — 

Z   36  statt  *fr.'  lies  •»i\  —  Z.  31»:  ecoutrario  (^^).  —  Z.  41  tilge  'et' 

Digitized  by  VjOOQ IC 


84  Recensiouen. 

Baur  il,  Nr.  H  gedruckt),  Nr.  101  de  1247.  Auch  die  Urkunde  Nr.  117 
von  12Ö1  hätte  mindestens  im  Auszug  aufgeführt  werden  müssen,  weil  daraus 
die  Zeit  des  Ablebens  des  Kämmerers  Gerhard  und  die  Namen  seiner  3  Söhne 
ersichtlich  sind.    Ferner  Nr.  134  u.  136  de  1254,  Nr.  690  de  1300. 

Aus  dem  III.  Bande  Baur's  vermisst  man  die  Urkunden  von  1274  (S. 
611),  die  von  1282  (S.  621),  von  1287  (S.  622)  u.  1297  (S.  637). 

Nimmt  man  dazu,  dass  der  Heransgeber  erst  im  Nachtrage  erwähnt, 
dass  ö  von  ihm  nach  den  Originalen  gegebene  Urkunden  auch  im  III.  Bande 
von  Baur  bereits  gedruckt  seien,  so  scheint  der  Schluss  nicht  gewagt,  dass 
er  gar  nicht  bemerkt  hatte,  dass  am  Schlüsse  dieses  Bandes  sich  ein  Nach- 
trag mit  Urkunden  von  1133  ab  findet. 

Aus  dem  V.  Bande  Baur's  habe  ich  mir  folgende  Nummern  notiert: 
Die  Nr.  116  des  Urkundenbuchs  ist  bereits  gedruckt  bei  Baur  V  Nr.  7.  £s 
fehlen:  Nr.  20  de  1237,  Nr.  54  de  1266,  Nr.  63  de  1269.  Zu  Nr.  369 
von  Boos  siehe  den  Druck  bei  Baur  V  Nr.  79.  Es  fehlen  weiter  Nr.  107 
de  1280,  Nr.  122  u.  125  de  1283,  Nr.  151  de  1292,  Nr.  155  de  1298,  Nr.  164 
de  1295,  Nr.  177  u.  182  de  1298. 

Aus  Stumpf-Brentano,  Reichskanzler  III  wäre  Nr.  88,  Kaiserurk. 
von  IUI  für  die  Domkanoniker  zu  Worms,  doch  einer  kurzen  Erwähnimg 
wert  gewesen. 

Aus  der  Zeugenreihe  der  Oppenheimer  Kaiserurkunde  von  1236  (Reg. 
Imperii  V,  2153)  hätte  der  Marquardus  de  Sneite  Judex  Wormatiensis, 
sicher  hervorgehoben  zu  werden  verdient.  (Vergl.  die  Nachricht  der  Ann. 
Worm.  bei  Böhmer  fontes  II,  165.)  Auch  wäre  es  wohl  nicht  überflüssig 
gewesen,  Heimat  und  Stand  dieses  Mannes  näher  zu  bestimmen.  (Vergl.  Wirt. 
U.B.  III,  427). 

Aus  dem  sonst  vom  Herausgeber  benutzten  Wirtembergischen 
Urkundenbuch  vermisse  ich  die  Erwähnung  der  dort  neuabgedruckteii 
Urk.  von  c.  823  (I  S.  98),  von  873.  (I  S.  173);  aus  Band  U:  Die  ürk.  von 
1139  (S.  10),  von  1190  (S.  268),  sowie  die  Notizen  aus  dem  Reichenbacher 
Schenkungsbuch  (II,  392,  398,  399,  400);  aus  Band  UI:  Urk.  v.  1142  (S.  467); 
aus  Band  IV:  Urk.  von  1245  (S.  112). 

Herquet's  Urk.B.  des  Kl.  Arnstein  liefert  die  verbesserte  Zeugen- 
reihe einer  Urk.  von  1194  (Nr.  7). 

Warum  ist  ferner  die  Urkunde  von  1209  bei  Böhmer-Will, 
Ilegesten  zur  Gesch.  d.  Erzbisch,  von  Mainz  XXXII  Nr.  133  nicht 
aufgenommen,   die  sich  fol.  91  des  oben  beschriebenen  Kopialbuches  findet? 

Aus  der  Oberrheinischen  Zeitschrift  vermisse  ich  die  für  Schönau 
bestimmte  Urkunde  von  1223,  ausgestellt  von  Universi  juris  consulti,  judices  et 
concives  in  Warmacia  (VII,  33),  femer  den  Schiedsspruch  des  Rathes  über 
die   Rheinfahrt  bei  Scharre  v.  1290  (IX,  423)  u.  die  Urk.  v.  1269  (H,  439). 

Eine  Venveisung  mindestens,  wenn  auch  nur  auf  einen  andern  Teil 
des  Werkes,  hätte  die  alte  Aufzeichnung  verdient  über  die  Austeilung  der 
Unterhaltungspfiicht  an  den  Stadtmauern.  (Vergl.  Falk  in  Forschungen  zur 
Deutschen  Geschichte  XIV,  397.) 

Von  übergangenen  älteren  Urkundcupublikationen  ist  mir 
Remling,   Geschichte  der  Abteien  und  Klöster  in  Rheinbayern, 


Digiti 


zedby  Google 


tUeeniioD«A.  Ro 

aufgefallen.  loh  notierte  mir  als  einschlägig  und  mindestens  auszugsweise 
xa  erwähnen  die  Urk.  de  1136  (II,  d69),  1174  (I,  384),  1222  (II,  B24),  1224 
(II,  367),  126>  u.  1267  (I,  336  u.  337). 

Zum  Text  des  Urkundenbuches  übergehend,  habe  ich  fol- 
gende Anstände  zu  erheben: 

S.  4,  Z.  35 :  Der  sprachlich  sonderbare  Bachnamen  'Isenade'  im  Codex 
Laureshamensis  hätte  doch  wohl  zu  der  Konjektur  Anlass  geben  sollen,  dass 
das  Me'  irrig  verdoppelt  worden  ist  und  zu  dem  folgenden  Worte  gehört; 
der  Bach  heisst  sonst  stets  Isena. 

S.  35,  Z.  11  'Ottone'  korrigiert  aus  Vttone.  Z.  19:  statt  Vel'  lies  'velut'. 
Zu  Anm.  1)  Die  Grösse  der  Seite  des  Quadrats  —  mensura  unms  pugni  represso 
poüke  —  hätte  angegeben  werden  sollen  ^  ca.  10,4  cm,  ebenso  dessen  Stel- 
lung zum  Text:  es  trennt  die  Worte  Z.  16  potestatem  von  canonicorum«  Z. 
17  artare  von  vel,  Z.  18  duo  von  foramina,  Z.  18  unius  von  pugni,  und  steht 
also  nicht  'infra'  der  Z.  19,  wie  es  nach  dem  Text  sein  müsste,  sondern  su- 
pra,  woraus  ein  weiteres  Moment  für  die  Nichtoriginalität  der  Urkunde  er- 
hellt.    Das  Siegel  ist  weder  beschrieben  noch  die  Legende  angegeben. 

S.  36  Z.  2:  nicht  Ratverkeshuson,  sondern  'Ratvwcrkeshuson',  —  Z.  3 
nicht  Dreisbahe,  sondern  Dreisbahc',  —  nicht  Adelheredcshuson,  sondern 
Adelhereshuson,  —  Z.  8  nicht  Godesthui,  sondern  'Godesthiu'.  S.  37  Z.  11 
1.  Gundelah  statt  Gundeloh. 

S.  37.  Der  Herausgeber  hält  nach  dem  Regest  und  dem  Register  das 
Kebelinbach  der  Urkunde,  in  welchem  der  Kaiser  dem  Bistum  Zoll  und  Markt 
verleiht,  für  Kailbach,  ein  spät  vorkommendes  Dörfchen,  Kr.  Erbach  im 
Odenwald;  er  scheint  dabei  ohne  Nachprüfung  der  Annahme  Stumpfs  (Acta 
imperii  Nr.  36)  gefolgt  zu  sein.  Hätte  er  die  Urkunde  Otto  I.  fiir  Worms 
von  956  (M.  G.  h.  Diplom.  I,  8.  259)  wenigstens  im  Regest  aufgenommen^ 
30  würde  er  bemerkt  haben,  dass  damals  an  Worms  ein  Wald  prope  Chevir 
lu9^Hthc  in  loco  gtü  dicitur  Niuuufichiriclmi  gelangte,  der  im  Nahgouue  im 
Königswalde  Vvasagus  lag. ')  £s  handelt  sich  vielmehr  um  eine  Wüstung  oder 
einen  Ort  mit  verändertem  Namen  im  Kaulbachthale  bei  Neunkirchen,  unweit 
Cusely  das  bei  lleichenbach  im  Künigsland  mündet.  Siehe  auch  Lamey  in 
Acta  Acad.  pal.  V. 

S.  45.  Regest:  G.  sorori  Gerliardi  miläis  ist  in  dieser  Zeit  (1025— 
1044)  nicht  zu  übersetzen  'der  Schwester  des  Gerhard  Ritters',  sondern  des 
miles'  Gerhard. 

S.  46,  Z.  14:  statt  'Vormatiae'  lies  'Vuormatiae',  Z.  21  'assignari' statt 
assignare.  —  Siegelbeschreibung?  Das  Regest  ist  ganz  ungenügend. 

S.  47.  Schwerlich  gleichzeitiges  Original.  Das  Regest  ist  sehr  man- 
gelhaft: es  handelt  sich  z.  B.  nicht  um  *  Gefälle  zu  Logenach',  sondern  de  re- 
ditu  porcorum  de  Logenach,  d.  h.  aus  dem  Lahngau. 

S.  49.     Ob  gleichzeitiges  Original? 

S.  51,  Z.  6  Urk.  von  ca.  1106.  Das  Wirt.  U.B.  liest  *Benelinus', 
'B&uo',  nicht  Bencelinus  imd  B&no,  wie  Boos. 


7)  Vergleiche  auch  M.  Q.  h.  Dipl.  I  S.  97  n.  S.  184,  wonach  Besitzungen  in  und  bei 
Sennktrchen  im  Xahgan  schon  937  u.  942  an  Woriiis  gelangt  waren. 


Digiti 


zedby  Google 


i^g  Hecensionoil. 

S.  52,  Z.  3B:  G.  comitis  de  CaloeoV  doch  wohl  CalMen. 

S.  53.  Das  Regest  von  Nr.  62  entspricht  nicht  einmal  bescheidetieu 
Ansprüchen. 

S.  54,  Z.  13:  Erlöne?  doch  wohl  Erldnc. 

S.  55,  Nr.  64.  Der  Herausgeber  giebt  diese  Urkunde  nur  im  Auszuge 
nach  dem  Drucke  Schannats.  Die  auch  liier  übersehene  Quelle  ist  das  Ko- 
pialbuch  des  Dorasdfts  (D),  fol.  193,  aus  der  sich  er  giebt,  dass  Schannat 
diese  interessante  Urkunde  von  1137  nur  auszugsweise  gegeben  hat.  Nach 
dem  Regest  des  Herausgebers  habe  das  Dorf  Kriegsheim  —  ca.  10  Kilometer 
westlich  von  Worms  —  in  comüatu  praefecturae  dväatis  nostrae  gelegen,  was 
rech|t  auffallig  sein  würde.  Bei  aufmerksamer  Lektüre  des  Schannat'schen 
Druckes  ist  es  aber  sehr  naheliegend,  diese  Graf  Schaftsangabe  auf  die  darauf 
folgende,  von  dem  Herausgeber  gar  nicht  erwähnte  curtia  dominicalis  am 
tara  salica  zu  beziehen,  die  also  im  Gebiet  der  Wormser  Burggrafschaft  ge- 
legen war.  So  interpungiert  auch  das  Kopialbuch.  Der  Name  des  Neuhäuscr 
Frohstes,  Z.  82,  kann  recht  wohl  als  'Gramelivus'  gelesen  werden,  womich  er 
mit  dem  1127  vorkommenden  Gramlib  —  S.  ob,  Z.  9  —  identisch  ist,  den 
der  Herausgeber  als  Nöliensis  bezeichnet,  was  selbstverständlich  Nöhusensis 
aufzulösen  gewesen  wäre.     Diese  Person  fehlt  übrigens  auch  im  Register. 

S.  57,  Nr.  68.  Falsch  datiert:  Im  Original  (und  bei  Baur  II,  9)  steht 
deutlich  1141.  —  In  dorso:  Seatum  privüeffinm  Bucconis  u.  signiert:  A.  G.  G. 

S.  57,  Nr.  69.  Da.s  Regest  ist  ganz  unzureicheud.  In  der  Bestatigiuig 
Buccos  sind  eine  Reihe  von  Zusätzen  zu  dem  Privileg  Adelberts  de  liJ<i8 
enthalten,  welche  Grundstücke  und  Höfe  zu  Worms  —  Publica  cuHiti  juxta 
fonteni  Sei.  Magtii,  l^O  cuHes  ante  portam  Sei.  Andree  extra  site,  una  juxta  ja- 
deo8  —  erwähnt.     In  dorso:  tercium  prirü.  BiUfgom.%    Signiert  A.  L.  L. 

S.  58,  Nr.  70.  Das  liegest  ist  auch  ganz  unzureichend.  Wie  aus 
Baur  II,  11  erhellt,  handelt  die  Urkunde  in  ca.  30  Druckzeilen  von  Wormser 
Kirchen  und  Kapellen  und  deren  Dos,  von  Hufen  und  Mühlen  in  und  bei 
Worms,  von  Hofraiten  daselbst,  von  einem  Schitt  im  Hafen  etc.  In  donto: 
Primum  privil.  Buec.     Signiert  A.  F.  F. 

S.  58,  Z.  26.  Die  hier  erwähnte  weitere  Urkunde,  die  in  dorso  als 
fünftes  Privileg  Buccos  bezeichnet  wird  und  A.  M.  M.  signiert  ist,  hätte  doch 
wohl  eine  etwas  eingehendere  Würdigung  verdient,  da  sie  viele  Abweichungen 
enthält.  Z.  B.  ist  das  Schiff  im  Hafen,  welches  2  Unzen  zinst,  als  das  14te 
bezeichnet.  Die  schon  von  Baur  (II,  15"^)  erwähnte  interessante  Örtlichkeits- 
bezeichnung,  die  zu  einem  Hof  im  benachbarten  Hocttiieim  gehörige  „Bruni- 
hiltwisi,''  hätte  gewiss  in  einem  Urkundenbuch  der  Nibelungenstadt  Erwäh- 
nung verdient. 

S.  58,  Nr.  71.  Auch  das  auszugsweise  gegebene  2te  Privileg  Bucco's, 
signiert  A.  d.  d.  hätte  sorgföltiger  behandelt  werden  müssen.  Schon  aus  dem 
mangelhaften  Dnick  Schannat^s  (II,  Nr.  79)  erhellt,  dass  mehr  auf  Worms 
Bezügliches  hätte  erwähnt  werden  sollen.  —  Statt  Mummsheim  lies  *Irami- 
nesheim.' 

Wie  aber  verhalten  sich  diese  5  Urkunden  Buggo's  tur  St.  Andreas 
zu  einander?  Sind  sie  alle  acht  und  gleichzeitig?  W^arum  wurde  dieselbe  An- 


Digiti 


zedby  Google 


kecetasioneil.  ^7 

gelegenheit  in  einem  Jahre  4  Mal  in  abweichender  Fonn  bekundet?   Darüber 
schweigt  der  Herautigeber  gänzlich ! 

S.  66,  Z.  36  nnd  Register  S.  415  lies  statt  'C.  Cow,  schenck  und  sin 
bnidcr,  Ludewig  u.  Bemger':  C.  Colb,  schenck,  und  sine  bruder  Ludwig  und 
Bemger,  wie  auch  der  citierte  Auszug  in  der  Oberrh.  Zeitschrift  IX,  287  hat. 
Die  ganze  Zeugenreihe  bedarf  bezüglich  ihrer  Interpunktion  Verbesserung. 
Z.  42  'Heybel',  Mone  hat  'Hezher.    Z.  46  vor  nennet  fehlt  *man'. 

S.  68,  Z.  89  statt  frater  1.  fratres. 

S.  69  lies  Schannat  II,  8.  82  statt  81. 

S.  69  zu  Nr.  84.  Es  wäre  das  Datum  zu  rechtfertigen  gewesen.  Die 
Urkunde  war  niemals  besiegelt.  Im  Hegest  durfte  nicht  C.  „Bischof^  von 
Worms  stehen,  da  in  der  Vorlage  der  Titel  Conrads  offen  gelassen  ist, 
zweifellos  deshalb,  weil  er  damals  noch  £lect  war  und  weder  vom  Pabst 
bestätigt  noch  geweiht. 

S.  70.  Im  Regest  ist  statt  Bischof  „Elect"  zu  setzen.  In  der  Über- 
schrift der  Urkunde  im  Schönauer  Codex  wird  schwerlich  de  'Steinberg', 
stehen,  da  Bischof  Conrad  bekanntlich  aus  dem  Geschlecht  der  freien  Herren 
von  Sternberg  in  Franken  stammte. 

Zu  Nr.  86^  Das  Regest  dieser  für  die  Diplomatik  der  Urkunden  Fried- 
rich I.  wichtigen  Urkunde  ist  völlig  unzutreffend.  S.  70,  Z.  32  lies:  inpe- 
rialis.  Z.  33  u.  34  ist  der  Absatz  zu  tilgen.  Z.  34 :  evvangelicis.  S.  71,  Z.  2 
lies  'aggregari'  statt  aggregati.  Z.  17  lies  'suis'  statt  hiis.  Z.  19  lies  conpe- 
tentem.  Die  Siegellegende  ist  falsch  wiedergegeben,  statt . . .  Grat,  ipial.  aule 
pthonotarig  muss  es  heissen:  GTTa.  jfFlAL.  PTho.  .  .  .  Die  gleichzeitige 
Rückenaufschrift  lautet:  Ortwini  de  daustralibus  curäSy  die  Worte  faciens  men- 
cionem  sind  später,  im  13.  Jahrb.,  beigefügt  worden.  £s  wäre  auf  die,  wenn 
auch  schlechte  Siegel abbil düng  bei  Schannat  I,  Tab.  V,  Fig.  6  zu  verweisen 
gewesen. 

S.  71.  Die  Interpunktion  der  Zeugenreihe  scheint  irrig.  Z.  .%  ist  das 
Komma  zwischen  Godescalcus  und  Scathe  zu  tilgen  und  hinter  letzteres  Wort 
zu  setzen. 

S.  72,  Zeile  7,  statt  cognitione  lies  'cogitatione'.  Z.  8,  statt  circa  lies 
'rui\  Z.  9,  statt  est  lies  'cum\  Z.  10  u.  11,  statt  alicujus  lies  'alicui'.  Z.  12, 
!9tatt  dem  durch  Korrektur  hergestellten  'consummationem'  stand  ursprünglich 
confirmationem.  Z.  13,  statt  'mihi  {?)'  lies  'inde'.  Es  liegt  kein  Gnrad  vor, 
an  der  Gleichzeitigkeit  dieser  Urkunde  zu  zweifeln,  wie  es  der  Verfasser 
gcthan  hat.    Zu  der  Siegelumschrift  ist  am  Schlüsse  ein  E  beizufügen. 

S.  75  zu  Nr.  91.  Die  Datierung  —  um  1190  —  wäre  schärfer  zu 
bestimmen  gewesen.  Die  Urkunde  fällt  nach  1191  Juni  17,  da  der  Kanzler 
Diether  als  verstorben  erwähnt  wird;  der  Probst  Hermann  zu  St.  Moritz  in 
Münster  ist  nach  Erhard  Reg.  bist.  Westf.,  Codex  dipl.  II  S.  83  u.  Register 
dazn,  S.  45)  erst  seit  1192  Domprobst. 

S.  76,  Z.  39  lies  'ratio*  statt  racio  —  statt  tempore  lies  'tempus*  — 
das  sinnstörende  Komma  hinter  labile  ist  zu  streichen.  ->Z.  41:  was  Heraus- 
geber 'giguius*  las  und  nicht  auflösen  konnte,  heisst  ganz  deutlich  gingivus  = 
gingiui  =;=  Zahnfleisch,  troj)i3ch  Neid. 


Digiti 


zedby  Google 


^8  llecensioneü. 

S.  76,  Z.  10,  liee  Warmacia.  Z.  15.  Die  Schreibung  des  Wortes  Hei* 
ligemte  Hesse  für  sich  allein  Zweifel  offen,  da  aber  1202  Philipp  Probst  ni 
Heiligonstadt  in  einer  Wormser  Urkunde  erscheint  (Baur  I.  c.  11  S.  36),  so 
ist  nicht  der  geringste  Zweifel,  dass  es  sich  um  denselben  Probst  des  sehr 
bekannten  Stifts  zu  Heiligenstadt  in  Thüringen  handelt,  nicht  aber  um  Hei- 
ligenstein bei  Speier,  wie  der  Herausgeber  im  Register  S.  436  vermutungs- 
weise wagt.  Z.  19,  (.-ftnrath  nicht  Cün.  .  .  Z.  21,  nicht  f.  Ricbezem,  sondern 
f.  Richezen.  Die  5  letzten  Zeilen  sind  vou  Erkenbreth  an  mit  anderer  Hand 
beigefügt,  dieselbe  Hand,  welche  eine  Anzahl  Korrekturen  in  der  Urkunde 
gemacht  hat.  In  dorso  steht  die  alte  durch  Rasur  und  Rescribierung  ver- 
deckte Aufschrift :  „De  testamento  catKeUarü  et  epi  Motiost"    Darunter  R.  R. 

8.  77,  Z.  17,  nicht  Duimkhart  sondern  Durinkhart,  wie  Mone  sicher 
richtig  las.  —  Z.  22  nach  Abenheim  fehlt  'et  alü  quam  plui-es. 

Zu  Nr.  94.  Die  Datierung  'um  1192'  ist  ganz  unzulänglich.  Die  beiden 
ausstellenden  Kardinäle  waren  vielmehr  bekanntlicli  1195  am  B.  Dezember 
imd  den  folgenden  Tagen  in  Worms  anwesend.  In  diese  Zeit  und  Gegend 
wird  demnach  auch  die  Urkunde  fallen. 

S.  78,  Z.  42,  nicht  S.  de  Elbeustein,  sondern  S.  de  Ehbenstein.  Es  ist 
Siegfned  IL,  der  spätere  Erzbischof  von  Mainz. 

S.  81,  Z.  31  1.  Hircesperc  statt  Hirtesperc.    Z.  40  Nicht'. 

S.  82,  Z.  33  ^Inibemus'?  wohl  Imbernus  zu  lesen. 

S.  84  zu  Nr.  106.  Das  Siegel  des  Probstes  von  St.  Andreas  zeigt 
einen  Drachen,  der  vor  einem  Baum  steht,  nicht  'einen  Drachen  darüber 
ein  Baum'. 

Nr.  107.  Die  Aussteller  sind  keine  'Legaten'  des  Pabstes,  sondern  als 
'Richter  delegierte'  benachbarte  Prälaten. 

S.  89,  Z.  9  lies  'Winkelpust'  nicht  .  .  post.  Z  27.  Das  Komma  zwi- 
schen Egbertus  und  vicedominus  ist  zu  streichen. 

Zu  Nr.  115.    Irreführendes  Regest! 

Zu  Kr.  117.  Im  Regest  lies  statt  mit  dem'  'in  das'.  Diese  Urkunde 
ist  als  Geschenk  Böhmers  an  das  Grossh.  Haus-  und  Staatsarchiv  gelangt 

Zu  Nr.  118.  Dieses  aus  Schannat  entnommene  Regest  hätte  auf  Grand 
des  Kopialbuchs  (D)  fol.  201  ergänzt  werden  müssen.  S.  92,  Z.  2  statt  Ru- 
steri  L  Rusteini.  Vor  Edelwinus  ist  einzuschieben:  cives:  Albertus  comes, 
Hartungus;  nach  Militellus:  Syfridus  Saxo,  Ludfridus  de  vico  et  alü  quam  plures. 

Zu  Nr.  119.  Warum  ist  hier  nicht  auch  die  Urkunde  Friedrich  H. 
vom  6.  Sept.  1215  auszugsweise  erwähnt,  wonach  das  Spital  zu  Kaiserslautem 
4  Pfd.  jährliche  Zinsen  zu  Worms  besass?  (Schannat  1.  c.  II,  S.  100.) 

S.  93,  Z.  2,  falsche  Interpunktion.  Nach  consilio  ist  ein  Punkt  zu 
setzen,  nach  Dirmenstein  ein  Doppelpunkt,  Z.  3,  nach  Bertolfus  Komma. 

Zu  Nr.  121.  Im  Regest  und  S.  93,  Z.  21  darf  es  nicht  Weibeistat, 
sondern  laut  Original  Weibeftat  heissen.  S.  94,  Z.  8  'Lutphridus'.  Der  vom 
Herausgeber  gemachte  Siegelvermerk  ist  sonderbar.  Einen  Abt  von  St.  Andreas 
hat  es  nie  gegeben;  gesiegelt  hat  vielmehr  der  Abt  von  Schonau,  dessen 
Siegel  die  deutliche  Legende  hat:  Sigill.  Abbatis  Sconaugie! 

S.  98,  Z.  26:  statt  Gemerodi  lies  Gernodi. 

Zu  Nr.  128.  Im  Regest:  „Die  Lobenfelder«"  sind  die  Brüder  des 
Klosters  Lobenfeld  bei  Neckargemünd. 


Digiti 


zedby  Google 


ftecen«ionett.  80 

S.  lOi,  Z.  8  zwischen  Judda  and  SmidveU  fehlt  das  *de'  des  Originals, 
ebenso  im  Regest.  —  Z.  13:  Phelinkeim  (sie!)  -^  Z.  18:  'majoris'  statt  m%|or. 
--  Z   22  1.  Folzo  statt  Folco. 

Zu  Nr.  1B5.   Diese  Urkunde  steht  im  Wormser  Kopialbuch  (D)  fol.  Bo6. 

S.  102,  Z.  22;  statt  Herricus  lies  Heinricus. 

S.  104,  Z.  11:  über  XIIII  ist  nicht 'a'  übergeschrieben  sondern  'cim'.  — 
Z.  12  statt  ciyus  lies  'cuivis'.  —  Z.  13  statt  hec  1.  *hoc\  —  Z.  16  'eonppel* 
lendi\  —  Z.  21 :  statt  offensa  lies  offensam.  —  Z.  24  'specialem*  statt  spetia- 
lein.  —  Z.  28:  statt  inter  lies  'infra\  das  aus  intra  korrigiert  ist.  Z.  30: 
zwischen  alveum  und  purgaturus  fehlt  'est'.  Das  Cyrograpbnm  lautet :  Signum 
veritatis.  Die  Siegel  sind  durchaus  nicht  so  beschädigt,  dass  eine  Beschreibung 
überflussig  erschienen  wäre. 

S.  105,  Nr.  142.  Als  sekundäre  Quelle  ist  angegeben:  „Kopialbuch 
des  S.  Andreasstifts*",  und  dieselbe  Angabe  steht  bei  den  Nummern  174,  18ö, 
189,  ohne  dass  man  etwas  Weiteres  über  die  Beschaffenheit  dieser  Quelle 
erführe.  Das  hiesige  Haus-  und  Staatsarchiv  besitzt  d:izu  3  Foliobände  mit 
Urkunden  des  Apdreasstifts  aus  der  2.  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts.  Die  Ur- 
kunden finden  sich  im  Band  A.,  fol.  186,  193,  250.  —  Dasselbe  gilt  bezüglich 
der  Nummer  473,  wo  als  Quelle  „Kopialbuch  des  Bergklosters  in  Worms*^ 
angegeben  ist.  Dieses  kleine  Kopiar  ist  um  1400  augelegt,  die  Urkunde  steht 
auf  fol.  7. 

S.  106,  Z   19:  statt  Richero  lies  Richezo. 

Zu  Nr.  154.  Der  vom  Herausgeber  bemerkte  Umstand,  dass  diese 
Urknade  jetzt  im  Grossh.  Haus-  und  Staatsarchiv  liegt,  während  sie  früher 
dem  Wormser  Stadtarchiv  angehörte,  erklärt  sich  sehr  einfach  dadurch,  dass 
sie  die  Nr.  1304  der  Stücke  ist,  die  aus  dem  Nachlasse  Bodmanns  stammen. 

S.  117,  Z.  6:  Einen  Syfridus  de  Hohenloch  gab  es  bekanntlich  damals 
nicht,  er  hiess  Godfrid.  Als  Quelle  hätte  noch  das  Kopialbuch  (D)  fol.  20 
beigefügt  werden  sollen. 

S.  117,  Z.  32:  'Ratisponensis'.  —  Z.  35:  'Sifridus  de  Hoenloch',  wie 
anch  hier  die  Vorlage  hat,  muss  heissen  'Godfridus  de  H.'  'Original  wo?' 
Siehe  Wormser  Kopialbuch  (D),  fol.  50'  u.  Vidimus  de  1266  auf  fol.  50. 

Zu  Nr.  165.  Die  Quelle- ist:  Wormser  Kopialbuch  (D),  fol.  20*. 
Die  folgende  Urkunde  Nr.  166  steht  daselbst  fol.  21,  Nr.  167  auf  fol.  146, 
Nr.  170  anf  fol.  189.  Ein  gleichzeitiges  Vidimus  der  Urkunde  Nr.  166  durch 
das  Speierer  Domkapitel  s.  Kopialbuch  (D),  fol.  22. 

S.  130,  Z.  18:  Statt  'Ziegenheim'  ergänze  Ziegenhagen. 

S.  130,  Z.  .37:  Grefforim  episcopus  sercua  servomm.  Dei  dilecto  filio  etc.!! 
Kaum  glanbliclie  Interpunktion. 

S.  131,  Z.  12:  Nach  Octobris  ist  eiu  Punkt  zu  setzen  und  pontiflcatus 
gross  zu  schreiben.  In  dorso  R  mit  Abkürzungsstrich  und  scpt.  im  Kopf 
des  B.    Z.  21:  Vinazzen?  doch  zweifellos 'Um mazze'  zu  lesen. 

Zu  Nr.  186.  Es  ist  nicht  gerechtfertigt  in  dem  auch  sonst  ungenauen 
Hegest  den  Kämmerer  Richezo  bestimmt  als  lebend  anzuführen. 

S.  132,  Z.  24:  'fullonnm'  nicht  'Fullonum\ 

S.  133,  Z.  27  £.  nicht  L. 


Digiti 


zedby  Google 


yO  kecenstonett. 

Zu  Nr.  194.  Der  untere  Teil  der  Urkunde  samt  Siegel  ist  abge- 
schnitten ;  sie  hat  übrigens  durch  Feuchtigkeit  nicht  sehr',  sondern  nur  an 
einigen  Stellen  gelitten. 

S.  138,  Z.  1 :  Nicht   WolfiskeK  sondern  'Wolfiskelen'. 

Zu  Nr.  198.  Hier  wiederholt  sich  die  rätselhafte  Interpunktion:  G. 
rpweopus  serms  sereorum.  IJei  däectis . . , !!   Auf  der  Rückseite  'f  Warmatia*. 

S.  139,  Z.  2o:  dee?  lies  d..  —  Z.  41:  statt  'Spon'  lies  Span.  —  S. 
140,  Z.  2:  statt  residium  lies  'residui'.  —  Z.  4:  'aput  precipuum  (?)'  heisst 
ganz  deutlich:  'aput  precipitium'.  —  Z.  16:  'Berstratia*  statt  Berstrata.  — 
Z.  1^0  lies  consulcanea  statt  consultanea  —  Z.  24  statt  'ab  Ernoldo'  lies  'a 
Bernoldo'.    Warum  sind  die  Siegel  nicht  beschrieben? 

Zu  Nr.  ^5:  Siegellegendo  unvollständig  angegeben.  St  Petrus  'sitzt 
auf  einem  Thron\ 

S.  146,  Z.  35:  'vel«*«'  [*  das  ausgelassene  Wort  ist  undeutlich;  no- 
minus  (V)]',  statt  dessen  heisst  es  deutlichst  nihilominus.  Siehe  /..  B. 
Walther  lexic.  diplom.  C.  229,  Z.  18.  Warum  sind  die  Siegel  nicht  beschrie- 
ben? Das  Siegel  'des  Domstifts'  hängt  nicht  an,  sondern  das  des  Frohstes 
des  Domstifts.  Das  4.  Siegel  —  das  des  Kapitels  von  St.  Andreas  zeigt  den 
Heiligen  sitzend.  Legende:   Te  sacer  Andrea  buHata  figurat  ydea. 

Zu  Nr.  213.  In  dorso:  Leopardus  C  f  t-  —  ^»  ^^'  214.  Dieselbe 
Utickenaufschrift. 

S.  149,  Z    25:  'Wulleschirzele'V  Doch  wohl  Wulleschuzzele. 

Zu  Nr.  222.  'Hofmarschall'  ist  wohl  in  1249  keine  gebräuchliche 
Titulatur  gewesen. 

Zu  Nr.  224.  Das  Siegel  von  Nonnenmanster  zeigt  Maria  mit  dem 
Kinde  f  S  SCE.  MARI€  IN  MONIALIVM  MONAST€RI0.  In  dorso  steht 
von  später  Hand:   Alias  zum  Folkerer'. 

Zu  Nr.  227:  Warum  ist  das  gut  erhaltene  Siegel  des  Domdechanten 
Johann  nicht  beschrieben? 

Zu  Nr  237.  £s  sind  zwar  die  Legenden  der  7  Siegel  gegeben,  die 
Siegel  selbst  aber  nicht  beschrieben.  Die  Legende  von  Siegel  5  hätte  nach 
dem  Siegel  an  Nr.  209  ergänzt  werden  können,  es  ist  aber  ein  neuer  Stempel 
mit  stehendem  Heiligen. 

Nr.  240:  Siegelbeschreibung  V 

Nr.  243.  Die  Angabe  der  unvollständigen  Siegellegende  war  fibertli'is- 
sig,  da  sie  vollständig  bereits  bei  Nr.  X40  angegeben  ist. 

Nr.  245:  Nachdem  bereits  bei  Nr.  237  die  Legende  des  Andreasstifrs 
richtiger  angegeben  war,  stehen  hier  statt  dessen  folgende  Wortmonstras:  f  Tc 
sacepandoea . buliata  etc.! 

Zu  Nr.  262.  Die  zugehörige  Urkunde  von  1257  in  Zeitschrift  für  die 
Gesch.  d.  Oberrheins  V,  32«)  hätte  erwähnt  werden  sollen 

S.  188,  Z.  6:  Statt  Wernzon  lies  Wernzo.  —  Zeile  8:  Die  3  Briider 
sind  oder  heissen  nicht  'canonici',  sondern  sind  'camerarüM 

8.  197,  Z   41:  Fftr  H   Cypuri'  lies  'Cypura'. 

S.  198,  Z.  11:  statt  'transmitet'  lies  'transmittet'.  —  Z.  27  statt  'Grc- 
gorii'  lies  'Gergorii'  (!).  Warum  ist  das  wohlcrhaltene  Siegel  des  Schult- 
heissen  Heinrich  Cippura  nicht  beschrieben  V 


Digiti 


zedby  Google 


ttecensioneU.  9J[ 

S.  200,  za  Xr.  298.  Irreführendes  Regest!  —  Z.  16  cammerarii.  — 
Z.  27  lies  'unanimiter'.  Warum  sind  die  vorsiiglich  erhaltenen  und  teilweise 
sehr  interessanten  Siegel  nicht  beschrieben?  Die  l'mschi'ift  des  Siegels  des 
Eberhard,  deB  Sohnes  des  f  G.  genannt  Magnus  ist  unrichtig  angegeben;  sie 
Jaatet  nicht  S.  Eberhardi.  Are.  de  «  ma,  sondern:  S.  Eberhardi.  «are.  de 
*•  ma.  und  ist  zweifellos  zu  ergänzen:  S.  Eberhardi.  Mare(»calci).  de.  Wor- 
raa(cia).  Er  fährt  unter  ausgespitztem  Schildeshaupt  seinen  mit  Pfauenfedern 
{gezierten  Helm  als  Unterscheidungszeichen.  Das  zweite  Siegel  ist  das  ge- 
meinsame der  3  Tiebruder  Kämmerer  von  Worms,  das  sie  von  ihrem  Vater 
Gerhard  ererbt  hatten.  Es  zeigt  ein  glattes  Schildeshaupt  über  mit  Lilien 
besätem  Felde.  ~  In  dorao  dor  Urkunde  steht  die  alte  Aufschrift:  Ira  qua- 
liter  cum  Eberharda  et  camerarm  et  eontm  amirk  eonrordarmus.  Die  Urkunde 
(?ehörte  hiernach  ins  Wormser  Stadtarchiv. 

Zu  ».  800.  Die  Urkunde  steht  auch  im  Kopialbuch  (D)  fol.  104,  mit 
der  nicht  zu  übersehenden  Aufschrift:  .4m/V«aeto  cioie  Syffdtmis  fact^i  per 
prepositum   Walr. 

S.  204,  Z.  9:  Urkunde  von  I26i.  'a  setTiente  D.  Jo/ianne  (Udo  Bufo 
eire  Wonnatiensi  zu  übersetzen  von  dem  Edelknecht'  Johannes  Uufus  ist 
ganz  verfehlt,  wohl  eher  mit  'Diener  des  Herrn  (Gottes)'? 

Nr.  H14.  Es  ist  vergessen  das  Blatt  132  des  Kopialbuchs  (D)  zu 
citieren,  ebenso  bei  Nr.  31B  fol.  132'  u.  bei  Nr.  317  fol.  132  —  Nr.  316  Sie- 
gelbeschreibungV  —  Zu  Nr.  330.  Im  Hegost  ist  statt  'Lindesheim*  zu  setzen 
'Littersheimer  Hof. 

S.  219,  Z.  28:  statt  'sancti' Nazarii  lies  'beati'.  —  Z.  31:  imperatorias 
nach  litteras  zu  setzen. 

S.  220,  Z.  13  statt  Hagonis  lies  Ha^enonis*.  'Original  wo  V  Im  be- 
kannten Kopialbuch  (D)  fol.  ÖO. 

S.  221,  Z.  25:  'Ekinbürg'V  hat  zweifellos  Erinburg  zu  lauten,  wenn  es 
auch  im  Original  irrig  mit  k  gesohriebeii  sein  sollte.  —  Z.  32  pashce'  statt 
'pasche".    Das  Regest  ist  ungenügend. 

Bei  Nr.  342  ist  der  Quellenangabe   fol.  132''  beizufügen. 

Nr.  343.  Unvollständiges  Hegest.  Die  Schenkung  fand  zum  eigenen 
Seelenheil  und  dem  seiner  Gattin  'Gudele'  statt.  Das  Siegel  des  Prediger- 
convents  hängt  an.     Warum  ist  es  nicht  beschrieben  V 

S.  223,  Z.  31,  ad  equitaudum  et  'eundemM  natürlich  ad  'eundum\ 

S.  226,  Z.  40,  stAtt  'Pezzeraden"  wird  zu  lesen  sein  'Sezzeraden'. 

S.  234,  Z.  37,  statt  pincerna  wohl  'pincenie*  zu  lesen. 

S.  237,  Z.  43,  'valem?  wohl  'valentem*. 

S.  239,  Z.  36,  ßubenbüenV  Baur  las  wohl  mit  Hecht  'Hubenburnen'. 

S.  242,  Z.  10,  statt  Gebold  lies  Geboldum.  —  Z.  21,  stAtt  de  Smert8e(vy 
lies  'de  Sutt'fe'  =  Sutterse,  ein  bekanntes  Rittergcschlecht.  Der  erst  im  Nach- 
trag bemerkte  Abdruck  bei  Baur  III,  61  i  hat  das  Richtige. 

Zu  Nr.  376.  Das  Datum  war  näher  festzustellen,  es  dürfte  vor  1271  fallen. 
Es  handelt  sich  zweifellos  um  eine  beschnittene  Originalurkunde,  nicht  nur 
um  ein  ' Pergamentblatt \ 

Nr.  378  u.  Nr.  392:  SiegelbeschrcibungcuV 


Digiti 


zedby  Google 


^2  tiocensionott. 

S.  253,  Z.  35:  Nicht  incorrigcndis  sondern  in  corrigendis;  Z.  38  statt 
*percitum*  lies  'parcitnm*. 

S.  254,  Z.  8:  Statt  'quod'  lies  quasi',  Z.  9  ««nitiir?  Z.  15  fecenint 
statt  7ecerint',  Z.  28  aliquod  statt  aliquid,  Z.  «S6  Merbodonis. 

S.  255,  Z.  38:  hinter  filius  ist  Gerhardt  ausgelassen  worden.  S.  266, 
Z.  1:  Warum  '(!)'  hinter  successori? 

S.  261,  Z.  11:  Bubunwert  statt  'Buhumvert',  Z.  12  statt  Amel  lies 
Amel.  =  Amella.  Z.  18  statt  imme  lies  inroe.  8.  262,  Z.  6:  Statt  Stecchoseln 
lies  Strechoseln;  Z.  22  statt  Ymberus  lies  Ymberus. 

In  einer  Bemerkung  unter  Xr.  411  heisst  es:  „Kine  weitere  Urkunde 
ükber  diesen  Gegenstand  ist  die  vom  30.  Oktober  1283  bei  Baur  H.  U. 
V,  109  ff.  ex  or.  Luzern."  Der  Inhalt  dieser  Urkunde,  deren  richtiges  Datum 
übrigens  der  31.  Oktober  ist,  ist  ein  ganz  anderer,  sie  durfte  im  Wormser 
Urkundenbuch  keinenfalls  fehlen. 

Benannte  Schiedsrichter  bekunden  darin,  dass  Streit  zwischen  dem 
Wormser  Domkapitel  und  dem  Stift  Xeuhausen  herrsche  über  verschiedene 
zur  domprobsteilichen  Pfarrei  St.  Amand  gehörige  Stücke,  einesteils,  und 
Rechte,  die  zur  Neuhausenschen  Pfarrei  St.  Remigius  gehörig  seien,  deshalb, 
weil  das  Kollegium  der  Nonnen  zu  Hochheim  seinen  Sitz  in  die  letztere  Pfarrei 
verlegen  wollte.  Der  Streit  sei  nach  dem  Inhalt  der  inserierten  Urkunde 
des  Domkapitels  vom  gleichen  Tage  dahin  geschlichtet  worden,  dass  die  Pfarrei 
St.  Amand  in  der  Wormser  Vorstadt  völlig  den  Nonnen  zur  Himmelkrone  in 
Hochheim  zustehen  solle.  Die  Nonnen  sollen  den  Domprobst  in  der  Weise 
entschädigen,  dass  sie  eine  jährliche  Rente  von  50  Malter  Getreide  für  eine 
zu  gründende  Domvikarie  beschaffen,  deren  CoUation  dem  Domprobst  zustehen 
solle.  Die  Nonnen  sind  nicht  eher  gehalten  die  Fruchtrente  zu  beschaffen, 
bis  sie  in  völligen  Besitz  der  Pfarre  St.  Amand,  wie  sie  deren  Rektor  jetzt 
inne  habe,  gelangt  sein  werden. 

Dagegen  enthält  die  von  Boos  gegebene  Urkunde  Nr.  411  lediglich  die 
Bestätigung  des  zum  Wormser  Bischof  gewählten  und  bestätigten  Simon  zu 
der  Übertragung  der  Pfarre  an  die  Nonnen! 

S.  277,  Z.  38  lies  'Dar  uf,  'vor  genantin*.  S.  278,  Z.  4  belfern,  Z.  6 
brief,  Z.  7  zcwei.  £s  ist  dieses  keine  Originalurkunde,  sondern,  wie  die 
Aufschrift  auf  dem  Umschlag  und  die  Besiegelung  klar  zeigt,  eine  vom  Bürger- 
meister der  Stadt  beglaubigte  Kopie  des  Originals.  Das  Siegel  zeigt  im 
Siegelfeld  den  Drachen.    Z   26.    Was  ist  Hindere?;  lies  Marauwe. 

S.  281,  Z.  29.  Es  handelt  sich  um  2  Brüder  von  Hohinfels  im  Don- 
nersberg, nicht  um  solche  von  Hohenlohe. 

Xr.  437.  Mangelhaftes  Regest:  der  prebendarius  Orto  sass  'in  Men- 
nelesgarde*.  —  Z.  24  nicht  cum  vinariis,  sondern  \ivariis'. 

Nr.  438.  'Richardiconvent'?  das  ist  eine  moderne  falsche  Worterklär- 
ung des  richtigen  Namens  'zum  reichen  Convent'.  S.  28*<,  Z.  33  nicht 
'minus'  sondern   nimis'. 

Nr.  439.  Wanim  sind  die  Siegel  nicht  vollständig  und  genauer  be- 
schrieben? Nicht  einmal  die  Legenden  sind  korrekt  wiedergegeben! 

S.  294,  Nr.  446  Die  Abschrift  ist  unvollständig  und  sehr  ungenau. 
Nur  die  Hauptfehler  mögen  folgen:  Z.  19  'verluhcn',  Z.  21  'lamperter",  Z.  24 


Digiti 


zedby  Google 


KecensioneD.  U3 

'besalf,  Z.  27  *ir  iglicber*,  Z.  34  'flT  D.*,  Z.  So  *uff  der  mane  Jftden  schole' 
doch  wohl  für  'nuwen'?,  Z.  39  statt  'iren'  lies  'eckern',  Z.  43 'maget'.  S..295, 
Z.  2  'etc.  etc.',  d.  soll  heissen,  dass  vom  Herausgeber  13  Zeilen  ausgelassen 
sind!  lu  dorso:  Zwo  abschreffteii  zu  Dutz  gemacht  nsz  zweyen  letdinszea 
abschreffen  sage  XI4  Hb.  gelts.  Erst  im  Nachtrag  hat  der  Herausgeber 
bemerkt,  dass  die  Urkunde  aus  dem  lateinischen  Original  in  der  Zeitschrift 
fnr  die*  Gesch.  d.  Oberrheins  IX,  291  bereits  gedruckt  ist. 

S.  295,  Z.  11  statt  Henclic  lies  'Henohc\  Das  Siegel  des  Frohstes  zu 
Henehe  hängt  gut  erhalten  an. 

Nr.  449.  *Columbarium'  im  Regest  hätte  mit  Taubenhaus  übersetzt 
werden  sollen. 

Nr.  457.    Simon  von  Lobio  im  liegest  wohl  besser  'Simon  zur  Laube*. 

S.  307,  Z.  19  Küchterz?  doch  wohl  VKttchtciz'. 

Nr.  468  Von  Mitra'  im  Regest  besser  'von  der  Hauben'. 

S.  315,  Z.  2  Hess  *hinder  der  kuchcn.  Das  zweite  Siegel  ist  bereits 
als  neuntes  bei  Nr.  439  beschrieben  worden. 

S.  317,  Z.  37.   Nuwenburdoz!  offenbar  Nuwenburdor,  das  Neueburgthor, 

S.  321,  Z.  39.   Hanenburdoz!  lies  Hauenburdor. 

S.  325,  Z.  5  lies  Bertheim,  Z.  9  lies  Lethen,  statt  Bercheim  u.  Lechen- 

Nr.  496.  Diese  lange  Urkunde  ist  von  Baur  nicht  nach  einer  alten 
Abschrift,  sondern  nach  einer  überaus  schlechten  de  1726  gedruckt.  S.  329, 
Z.  42.    Diro?  gewiss  Dizo.    S.  330,  Z.  30  u.  31.    Was  ist  bade,  badi? 

S.  337,  Z.  6.  Statt  'Spitcebauc'  lies  Spitcebart.  Z.  7  statt  *civi[cus  (?)]' 
lies  einfach  civitas.  Z.  8  statt  *Gotzohumtrogir  lies  Gotzo  Burutregil.  Z.  14 
statt  'Qnarmftlin'  lies  Quatmulin.    Z.  43  statt  *Ulmus*  lies  Ulinus. 

Nr.  508:  1300,  Sundag  vor  den  crutzin,  ist  der  15.  Mai  u.  nicht  der 
11.  September.  Viele  Verbesserungen:  S.  341,  Z.  10  Virjehen',  Z.  13  *noch 
in',  Z.  14  *vfir  werthere  zebewarne',  Z.  16  'bliben',  Z.  19  'vftnf,  Z.  23  'unde', 
Z.  27  *bft',  Z.  31  'zwein',  Z.  39  'dar  benennen'.  S.  342,  Z.  2  'dar'  (!),  Z.  3 
'uzgent',  Z.  10  zwischen  kysen  u.  die  steht  7',  Z.  18  'zugewinnene*,  Z.  21 
vftrkeren,  Z.  25  'gemachen',  Z.  26  'bishof*,  Z.  32  'slufzer,  Z.  42  'manne*. 
S.  843,  Z.  1  'dis,  bishoves*,  Z.  2  *jeman',  Z.  15  'fritdade*  (!),  Z.  24  'in  me', 
Z.  27  unde,  Z.  29,  31,  35  'rethen',  Z.  31  'ath',  Z.  36  seszehene,  Z.  44  'uf='. 
S.  344,  Z.  8  'amerme',  Z.  10  u.  11  Absatz  zu  streichen. 

Nr.  509,  Z.  32  nach  consulum  Komma  zu  setzen,  Z.  ;14  Judi  (!),  Z.  35 
'Matholfi'  nicht  Macholfi,  Z.  36  nicht  'Heltli'  sondern  Helth,  statt  'venerentibus' 
lies  venientibus,  Z.  38  statt  inscriptis*  lies  inspectis.  S.  345,  Z.  10  das  fehlende 
Wort  heisst  'eciam'.     Die  Urkunde  steht  auch   im  Kopialbuch  (D)  fol.  22'. 

Zum  Anhang  B.    Wormser  Briefsammlung  Saec.  XIIL 

Bezüglich  des  Charakters  dieser  Briefsammluug  bin  ich  im  Gegensatz 
zum  Herausgeber  der  Ansicht,  dass  es  sich  um  Stilübungen  handelt,  die 
allerdings  in  einer  Wormser  Stiftsschule  entstanden  sein  mögen.  Es  schliesst 
das  nicht  aus,  dass  die  gewählten  Thematas  mitunter  einen  thatsächlichen 
Hintergrund  gehabt  haben,  der  aber  immer  nur  mit  aller  Vorsicht  aus  ihnen 
zu  entnehmen  sein  wird. 


Digiti 


zedby  Google 


94  Hecensiöneu. 

Da  ich  Gelegenlieit  hatte  vor  Jahren  die  Handschrift  behufs  Publikation 
einiger  Stocke  einzusehen,  so  mögen  die  Abweichungen  meiner  I^esung  — 
die  Handschrift  ist  allerdings  oft  schwierig,  irregulär  abbreviiert  und  vielfach 
korrigiert,  rührt  auch,  wie  die  zahlreichen  Schreibfehler  in  den  Eigennamen 
beweisen,  nicht  von  einem  Wormser  her  —  hier  folgen. 

S.  379,  Z.  80  u.  S.  380,  Z.  6  ist  statt  des  richtigen  Nnhusensis  Tn- 
husensis'  zu  lesen,  Z.  22  'quia',  Z.  27  'vestris',  Z  35  'conpellit'.  S.  381,  Z- 
23:  proprias,  Z.  24:  enim?  im  Text  *.i.',  Z.  25:  statt  nostros  lies  'meos', 
Z.  31:  statt  secrete  1.  secure.  S.  382  Z.  34  ")  'comoti'.  S.  3a3,  Z.  2t  statt 
C  lese  ich  E.  S.  384,  Z.  13  statt  'C.  miles'  las  ich  '£..miles\  Z.  30  löse  ich 
in  der  Adresse  das  Masr.  hinter  Quintini  nicht  magist  er  auf,  sondern  ent- 
sprechend dem  Worm.  in  Z.  31  mit  'Maguntiae'.  S.  385,  Z.  21  u.  S.  386, 
Z.  10  *Oppenhem'  S.  386,  Z.  15  *fuefat',  Z.  16  zwischen  mentis  u.  equnra 
steht  Sit.  Die  Abweichungen  der  beiden  Nummern  21  u.  33  sind  nicht  sämtlich 
genau  wiedergegeben.  S.  386,  Z.  27:  exortandam.  Z.  32:  G.  militi,  N. 
phisicus.  S  387,  Z.  32  solucioni.  S.  389,  Z.  23  *Winpina .  S.  391,  Z.  7 
'X'  abbas.  Z.  33  'Stralenberch'.  S.  393,  Z.  29  'Winpinensi,  Z.  35  'Cristos' 
Z.  36  'malingnaretur*.  S.  394,  Z.  2.  3  u.  12  Winpiu.,  Z.  4  inperiali,  Z.  7  aV 
Z.  13  Stheimahen,  Z.  14  statt  quia  hie  'ex  hoc',  Z.  16  statt  que  lies  ante  — 
fuit  statt  fueriut,  Z.  19  conpareat  —  causa,  Z.  20  'ventilatur'  statt  versatur. 
Z.  30  u.  32  lies  'conato'.  S.  395  Z.  3,  'vobis\  Z.  5  doloris  statt  'dilectionis'. 
S.  396,  Z.  35:  Die  Konjektur  'Guenonem'  ist  wenig  glücklich,  das  *Hurnouem' 
der  Vorlage  muss  in  Zunionem  korrigiert  werden,  den  Namen  des  bekannten 
Pfälzischen  Marschalls,  des  Verteidigers  von  Thuron  an  der  Mosel.  S.  398, 
Z.  13  'juberet\     S.  399,  Z.  20  V.  et  G.,  Z.  22  Sobis'  fehlt  als  2.  Wort 

Zu  dem  98  S.  umfassenden  Register  habe  ich  mir  noch  Folgendes 
notiert: 

Zu  Aifalderbach  hätte  in  Klammern  (Eifolderbach)  beigefügt  werden 
müssen. 

Bei  Albesheim  ist  'vielleicht'  zu  streichen. 

Alkuza  Spcnen  gehört  zur  Familie  gen  Span  und  darf  also  niclit  ajs 
Spene  bezeichnet  werden. 

Alenvelt  'vielleicht  Alfeld,  hannöver.  AnitastadtV'  Es  unterliegt  nicht 
dem  geringsten  Zweifel,  dass  es  sich  um  Allfeld,  NNÖ.  Wimpfen  handelt,  die 
Heimat   eines   freien    Geschlechts. 

Altruphen  ist  natürlich  Altripp. 

Bei  Beatrix   fehlt  die  Gattin   des  Job.  v.  Kandecken  12S\  S.  252,  29. 

Berbach  beizufügen  Bernbach  im  Hanauer  Freigericht. 

Bilstein.  Natürlich  ist  die  Burg  östlich  Kaiserslautern  gemeint  (S. 
Lehmann,  Gesch.  der  Burgen  der  Pfalz  V,  34),    und  nicht  solche  im  Elsass. 

Bruningesheim  ist  Preungesheim  bei  Frankfurt  a.  M.,  und  nicht  Breungcs- 
hain  bei  Schotten. 

Buchsenshein'?  vorne  steht  1.  c.  Buchenshein,  was  vermutlich  für  Bn- 
thensheim  verlesen  ist. 

Cagelstat  u.  Kalsut,  nicht  das  bei  Heppenheim,  sondern  Kullstadt  bei 


Digiti 


zedby  Google 


KeceDsioneu.  95 

Dftrkheim  ast  der  Hard.    (Frey,  Versuch  einer  Beschreibung  der  Bayerischen 
Rheinpfalz  II,  489.) 

Camerarii:  Unter  dieser  Rubrik  sind  eine  ganze  Anzahl  Personen 
aufgeführt,  die  diesen  Titel  in  den  citicrten  Urkunden  nicht  führen,  die  also 
hier,  wo  es  sich  zusammen  um  Tr&ger  des  Amtes  oder  des  Namens  handelt, 
nicht  her  gehören.  Zu  streichen  sind :  Conrad  iilius  Eberhardi  (nicht  Ulrici). 
Eberhard  filius  Gerhardi  Magni.  Gcrhardus  Magnus  u  Uh-icus  frat.  Eber- 
hardi. Diese  sind  Glieder  der  später  von  Ereuburg  genannten  Familie. 
S«  meinen  Aufisatz  im  Archiv  für  Hess.  Gesch.  XIV,  449  u.  759.  Gerhaidus 
camerarius,  12:^8—1297,  sind  2  Personeu;  der  ältere,  der  Erwerber  des 
Amtes,  war  12öl  bereits  tot,  s.  Baur  H.  U.  II,  1 13.  Heinrich  1203  u.  1261  ft'. 
sind  identisch. 

Cancro!?  ist  der  Ablativ.    Der  Mann  heisst  Eberhard  Cancer  ^  Krebs. 

'Civicus  de  Schintbrucken'!  s,  oben  bei  S.  337. 

S.  415.  Conradus  f.  Ulrici  camerarii?  steht  nicht  in  der  citierten 
Stelle  und  gab  es  überhaupt  nicht. 

Cmcesteina  ^  Heiligkreuzsteinach. 

Eppstein.  Darunter  sind  Angeliortge  des  bekannten  ilenengeschlechts 
aas  dem  Taunus  und  solche,  die  nach  dem  Dorf  Epstein  l>ei  Frankenthal 
heissen,'  zusammengeworfen,  und  wird  der  Name  allein  auf  letzteren  Ort  bezogen ! 

Eschershausen  bei  Weilburg  a.;'L. 

Was  die  Falcidia  lex  im  Orts-  und  Personenregister  eines  Worniscr 
Urkundenbuchs  zu  schaffen  hat? 

'Forehahi,  der  Forst'.    Seine  Lage  war  kurz  unzu^sebcu. 

(iauwersheim  =  Gauersheim  bei  Kirchheim-Bolanden. 

Gerbrahteshusen,  Wüstung  in  der  Gegend  von  Frankenberg  a.  d.  Edder. 

Der  bekannte  freie  Herr  Markwart  von  Grumbach  stammte}  nicht 
aus  einem  Ort  sud.  Langensalza  in  Thüringen,  sondern  beka»  utlich  aus  Burg- 
Grumbach  bei  Würzbnrg. 

Hagen  und  Henehe.  Es  zeigt  sich,  dass  der  Herausgeber  die  beiden 
PAIzer  Klöster  Haue  bei  Bolanden  und  Honingen  bei  Altleiningon  (Hegenche) 
nicht  mit  Sicherheit  zu  scheiden  vermocht  hat. 

Hapirshove  =  Oppershofen  in  der  Wetterau. 

Haselach  mons  =  Berg-Hasselbach  bei  Lauraersheim.  S.  Wormser  Sy- 
nodale in  Oberh.  Zeitschrift  XXVII,  310  u.  Frey  1.  c.  II,  365. 

Herbrachtshausen  ist  zu  streichen. 

Horbach,  Dorf  bei  Landstuhl. 

Landskron,  Ruine  bei  Remagen  und  nicht  bei  Oppenheim,  die  diesen 
Namen  im  Mittelalter  nie  führte. 

Domina  Lengen  =  Frau  Langin,  also  sub  Lang. 

Litwilre  ist  =  Lettweiler  bei  Obermoschel  in  der  Pfalz  und  nicht  =: 
Lörzweiler'. 

Loginsfeld  =  Lohnsfeld  bei  Winnweiler. 

Marscalcus  beizufügen:  Bertoldiis  civ.  W.  119H.  S.  82,  36, 

Mitra,  de  =  von  der  Hauben. 


Digiti 


zedby  Google 


U6  Keceosiotioa. 

Monistere.    Doch  wohl  Notmemnönstec  und  nicht  Liebfrau. 

Kiesenache  fiumen  u.  Nisenache  =  die  Isenach.  Vergl.  Archiv  für 
Hew.  Geschichte  u.  Altertumskunde  XIV,  486. 

Odenkeim  =  Edigheim. 

Orcana  =  Orke  bei  Frankenberg  a.  d.  Edder. 

Porzbeim  =  Pforzheim. 

Rapa  =r  Ruhe,  wäre  zu  verweisen  gewesen. 

Haphnolt  zu  verweisen  auf  Ravenolt. 

Reichenbach.  Es  ist  keineswegs  sicher,  ob  darunter  nicht  auch  der 
Ort  in  der  Pfalz  verstanden  werden  muss. 

Reichenstein  -=  Burg  hei  Diebach  in  der  Rbeiuprovinz. 

Ripure  =  Rüppur,  Dorf  bei  Karlsruhe  i.  B. 

Rodenbarg  An  das  spätere  s.  g.  rote  Schloss  zu  Erbesbiidesheim  ist 
gar  nicht  zu  denken,  sondern  an  Rothenberg  bei  Wiesloch. 

*Rodenkirchen  Kr.  Köln'.  Das  ist  stark!  Die  Abtei  Rodenkirchen  liegt 
bekanntlich  bei  Kirchheim- Bolanden,  der  der  aufgeführte  Abt  Peregrin  in 
1190  vorsUnd. 

Santbach  =  Sambach  bei  Otterberg. 

Scheinveit,  die  Heimat  Bischof  Lupolds,  heisst  heute  noch  Ober-Schein- 
nicht  'Schdnfeld'.    Vergl.  Korresp.-Blatt  des  Ges.-Ver.  de  1876,  S.  38. 

Smertse,  richtig  Sutterse  =  Sitters  bei  Obermoschel. 

Stein:  Conrad,  gehurt  zu  Steinach. 

Steinsberg.  Es  ist  arg,  dass  der  bekannte  Bischof  Conrad  II.  von 
Stemberg  in  Franken  auch  hier  unter  dieser  Kraichgauer  Burg  steht. 

Stockheim,  wohl  das  bei  Usingen. 

Summo,  domini  de!V  Das  sind  die  Wormser  Domherren,  die  unter 
das  Stichwort  Worms  gehören. 

Truheningen  wo?'  Das  Grafeugeschlecht  von  Trüdingen  beiEichstadx 
ist  doch  nicht  ganz  unbekannt! 

Weinheim.    Die  Ministerialen  heissen  nach  der  Stadt  an  d.  Bergstrasse. 

Zu  Wezzenloch  hätte  Verweisung  auf  Wiesloch  gehört. 

Winethereshusou.  Wüstung  bei  Frankenberg  a.  d.  Edder,  s.  Landau 
wüste  Ortschaften  S.  222. 

S.  483  zu  Laubwiese,  dem  Verkündigimgsort  des  Wormser  CoucordatB, 
hätte  deren  Lage  besser,  als  nachträglich  in  der  Vorrede  S.  XVI  geschehen, 
angegeben  werden  sollen,  und  zwar  auf  Grund  der  Quartalblätter  des  histor. 
Vereins  f.  d.  Grossh.  Hessen  Nr.  3  u.  4  de  1876,  S.  11,  wonach  von  einem 
Zweifel  nicht  mehr  die  Rede  sein  kann. 

S.  484.  Den  Thoren  ist  beizufügen:  Neuenburdor  317,  37;  Hanenbur- 
dor  321,  39 

Wattinheim  ist  keine  Lokalität  in  der  Gemeinde  Worms,  sondern 
bekanntlich  ein  rechtsrheinisches  Dorf  an  der  Weschnitz. 

S.  485.  Die  Rubrik  in  Spalte  2  Worms,  comites  ist  zu  streichen. 
Es  handelt  sich  um  Bürger  mit  dem  Beinamen  'Graf. 


Digiti 


zedby  Google 


Hecensionen.  97 

S.  493.  dccani  S.  Martini:  Wilheliiius  camerariiV  £8  ist  der  Sohn  eines 
Kämmerers. 

S.  497  sub  marscaicus  ist  Bertold  zu  streichen,  da  er  ein  Bürger  die- 
ses Namens  war.  Bischöflicher  Marschall  war  1223  und  1229  Lutfried  von 
Weibesiadt  ((iudenus  Syll.  128  u.  168),  1261  Eberhard  von  Erenburg,  Sohn 
des  Gerhard  des  Grossen,  S.  200,  40. 

S.  498  sub  pincema  ist  nachzutragen:  Reimbodo  pincerna  de  Louten- 
biirjr,  1233  S.  125,  26. 

Wunenberg.  Wüste  Burpr  bei  Alzey;  s.  Wagner  Wüstungen,  Provinz 
Uheinh  essen  Nr.  29. 

Unter  den  am  Schlüsse  des  Bandes  angefügten  Berichtigungen  und 
Ergänzungen  figuriert  auch  die  Kaiser- Urkunde  von  1116  (Stumpf,  Reichs- 
kanzler III  Nr.  328)  wegen  des  darin  vorkommenden  Wormser  Burggrafen 
Wemher.  Warum  führt  aber  der  Herausgeber  den  auf  diesen  folgenden  Zeugen 
nicht  an?  (Wemherus  comes  higus  civitatis,  Adelbertus  de  Kiselowe  gener 
t'm.)  Vergleiche  über  diesen  Burggraf  Wemher  und  seine  Familie  meinen 
Aufutz  im  Correspondenzblatt  des  Gesamt  Vereins  der  Deutschen  Gesch.- 
und  Altert.- Vereine  1875,  4:1  ff.  — 

Zum  Schlüsse  muss  ich  zu  meinem  Bedauern  mein  Urteil  dahin 
zusammenfassen,  dass  der  Herausgeber  diese  seine  Arbeit  auf  unvoll- 
ständige Sammlung  und  Durcharbeitung  des  Materials  gegründet  hat,  dass 
er  in  der  Behandlung  der  Texte  häufig  die  gebotene  Sorgfalt  vermissen 
l&sst,  and  schliesslich  dass  er  die  historische  und  topographische  Litteratur 
über  die  Umgegend  von  Worms  nicht  so  in  sich  aufgenommen  hat,  wie  es 
zur  Herausgabe  eines  grundlegenden  Urkundenwerks  unumgänglich  notwendig 
gewesen  wäre. 

Darm  Stadt  im  Februar  1887. 


Anhang. 

Wormser  Domstiftisches  Kopialbuch   Saec.  XV  fol.  ß9. 
Coatra  incMiliariot  quoii  tcelMia  post  ttrciam  ammoniciontin  ptssii  •xcomiminicart . 

—  1172  (1171)  28.  August  —  ») 

Alexander  episcopus  servus  servonim  dei  dilcctis  iiliis  decano  et  ca- 
pitulo  Wonnaciensis  ecclesie  salutem  et  apostolicam  benedictionem.  Si  quando 
postnlatur  a  nobis  quod  juri  conveniat  et  ab  ecclesiastica  honestate  non  dis- 
üonet  petencium  desideriis  facilem  nos  convenit  pracbere  consensum  eorumque 
vota  effectu  prosequente  conplere.  Ilac  itaque  racione  inducti  et  vestris  justis 
postulacionibns  benignius  inclinati  auctv>ritate  vobis  apostolica  indulgemus  ut 


1)  Kt  handelt  sich  xweifellos  am  Papst  Alexander  III.  Die  Urkvnde  wird  Bwiechen 
die  Nnrnmera  ISlrtO  und  18161  der  Begeeta  Pontiflcum  fallen 
Westd.  Zeittchr.  f.  Geech.  n.  Kumt.    VII,   1.  7 


Digiti 


zedby  Google 


98 


Recensionen. 


parochianos  Worinacieusis  ecclesie,  sive  siiit  inioisteriales  sive  ailii,  qui  bona 
ejus  vel  aliarum  conventualium  ecclesiarum  ejusdcin  diocesis  incendio  destru- 
unt  vel  diripiimt  et  redditus  vel  census  debitos  siibtrahentes  tercio  ammoniti 
de  predictis  satisfacere  iiohmt  cum  asseiisu  clecti  vestri*)  vel  episcopi, 
appellacione  remota,  sentenciam  ecciesiasticam  promulgare  et  cain  ante  satis- 
factionem  congruam  aliquis  iiou  relaxet.     Datum  Tusculani  5  kl.  Septembris. 


2)  Conrad  von  Stornberg  wurde  1171  gewühlt,  aber  erst  woit  sii&trr  bestiltifrt 


Digiti 


zedby  Google 


Zum  Mafronenkultus. 

Von   Dr.    M.   SieboHrg   in   Crefeld. 


Der  Matterkultus  stellt  der  epigraphischen  Forschung  ein  eigen- 
aitiges  Problem;  nicht  etwa,  weil  die  Schriftsteller  aber  ihn  schweigen 
und  die  Denkmäler  unsre  einzige  Quelle  sind.  Wie  manche  Punkte 
in  unsrer  Kenntnis  des  Altertums  e|:]iellen  einzig  und  allein  aus  den 
Inschriften!  Dagegen  haben  wir  es  hier  mit  einer  peregrineu  Religion 
in  römischem  Gewände  zu  thun;  das  muss  uns  auffordern,  zuvor  uns 
aber  die  Methode  klar  zu  werden,  die  wir  dem  Gegenstande  gegenaber 
einzuhalten  haben.  Dies  ist  jetzt  um  so  eher  am  Platze,  seitdem  die 
eine  Seit«  der  Frage,  ich  meine  die  Sammlung  und  Sichtung  der  Denk- 
mäler, durch  Ihm's  Arbeit*)  in  vortrefflicher  Weise  zu  vorläufigem 
Abscbluss  gelangt  ist. 

Zunächst  ist  natarlich  eine  statistische  Durchmusterung  des  Materials 
der  Sammlung  nach  den  verschiedensten  Gesichtspunkten  nötig,  die  vor 
allem  ohne  jede  vorgefasste  Meinung  anzustellen  ist.  Das  klingt  selbst- 
verständlich und  ist  doch  nur  selten  in  den  zahlreichen  frahern  Arbeiten 
über  unsern  Gegenstand  festgehalten  worden.  Anstatt  die  Steine  zu 
befragen  und  das  Thatsächliche  festzustellen,  eilte  man  meist  gleich  auf 
die  schwierigen  und  dunklen  Pfade  keltischer  und  germanischer  Mythologie, 
um  hier  Aufschluss  aber  das  Wesen  unserer  Gottheiten  zu  erhalten. 

Die  statistische  Durchmusterung  wird  Aufschluss  geben  über  Namen 
und  Beinamen,  'örtliche  und  zeitliche  Verbreitung,  Verehrer  u.  s.  w. 
Eine  Zusammenfassung  dieser  Einzelergebnisse  muss  dann  schon  vieles 
lehren  über  unsre  Hauptfrage,  die  nämlich  nach  dem  Wesen  jener  Gott- 
heiten;   eine   befriedigende  Lösung   kann  daraus  allein  aber  noch  nicht 

')  M.  Ihm:  'Der  Mütter-  oder  Matronenkultus  und  seine  Denkmäler^ 
in  Bonn.  Jahrbb.  83  S.  1  if.    Vgl.  Wd.  Korr.  VI,  188. 

Www.  ZcitMhr.  f.  Ge»ch.  u.  Kunst     VII,    II.  8 

Digitized  by  VjOOQ IC 


100  M.  Siebourg 

gewonnen  werden.  Schon  die  allgemein  wissenschaftliche  Methode  ver- 
langt, dass  wir  uns  nach  verwandten,  bereits  gegebenen  und  erkannten 
Wissenskreisen  umsehn,  Ähnlichkeiten  und  Verschiedenheiten  suchen,  und 
dann  an  der  Hand  derselben  noch  einmal  die  Resultate  der  Statistik 
rückprüfend  durchgehen,  um  sie  so  besser  zu  erklären,  zu  begründen 
und,  wo  möglich,  zu  ergänzen. 

Hier  können,  ja  müssen  wir  wohl  bei  unsrer  speziellen  Frage  einen 
dopi)elten  Weg  gehn.  Ich  wiederhole,  wir  haben  es  mit  einem  nicht- 
römischen Kult  in  römischem  Gewände  zu  thun;  also  werden  wir 
uns  Erläuterungen  sowohl  aus  der  keltisch -germanischen,  wie  ans  der 
römischen  Welt  zu  holen  haben.  Das  letztere,  nämlich  Analogieen  ans 
dem  römischen  Altertum  zu  gewinnen,  ist  meines  Erachtens  bisher  nicht, 
wie  es  sich  gebührte,  betont  worden,  daher  ich  noch  einiges  über  die 
Berechtigung,  den  Nutzen  und  die  Notwendigkeit  eines  solchen  Vorgehens 
hinzufüge. 

Der  Römer  hat  dem  Barbaren  nicht  nur  aus  seiner  Sprache  die 
Namen  für  seine  Gottheiten  gegeben  und  die  fremden  Beinamen  latini- 
siert, er  hat  ihn  auch  den  römischen  Brauch  der  Kultäusserung  gelehrt. 
Echt  römisch  ist  die  Sitte,  sich  von  einem  gemachten  Gelübde  durcli 
Errichtung  eines  Weihesteins  mit  oder  ohne  Bildwerk  zu  lösen.  Die 
Formen  und  Formeln  hierbei  sind  auf  den  Matronensteinen  echt  römisch. 
Daraus  folgt,  dass  der  Römer  das  Wesen  jener  barbarischen  Göttinnen 
gekannt  haben  muss,  als  er  ihnen  Namen  seiner  Sprache  gab,  oder 
anders  ausgedrückt,  dass  der  Barbar  sowohl  die  Vorstellungskreise  ge- 
kannt haben  muss,  die  der  Römer  mit  seinen  Namen  und  Formeln 
verband,  als  auch  die  Berechtigung  zugegeben  haben  muss,  Römisches 
mit  Fremdem  zu  verbinden.  Wir  sind  demnach  nicht  blos  berechtigt, 
sondern  auch  verpflichtet,  jene  Vorstellungskreise  zur  Erklärung  des 
Mütterkultus  heranzuziehen,  aus  denen  heraus  die  römischen  Namen 
und  Formen  desselben  geflossen  sind.  —  Dass  die  barbarische  Sprache 
und  Mythologie  selbst,  hier  also  das  Keltisch  -  germanische,  soweit  es 
uns  bekannt,  nicht  vernachlässigt  werden  darf,  ist  selbstverständlich. 

Ich  will  nun  im  folgenden  unter  steter  Berücksichtigung  und 
Heranziehung  des  Thatsächlichen  die  einzelnen  Namensformen  unsrer 
Göttinnen  durchgehen  und  durch  Erklärung  dei-selben  in  der  oben  ge- 
zeichneten Weise  die  Hauptfrage  nach  dem  Wesen  der  Matronen 
angreifen.  Die  Citate  beziehen  sich  auf  Ihm's  Sammlung;  wo  ich  keine 
Belege  anführe,   geben   dessen  Indices   mühelos   den  nötigen  Aufschluss. 

Der    allgemeine   Name    der    Muttergottheiten    tritt    in    folgenden 


Digiti 


zedby  Google 


Zum  Malronenkultus.  101 

Formen  auf:  Malronis,  Matronabus  (81,  83,  86),  Matres  (Imal  363), 
MtUribus^  Maxp^ßo  (115),  Matris,  Mairabus^  nominativisch  also  Matres 
und  Matronne;  die  'latinisierte  barbarische*  Form')  Matraey  als  Nomina- 
tiv zo  MatriSy  MatrabtiS,  kann  ich  nicht  zugeben^).  Eine  vorurteilsfreie 
Prüfung  ergiebt,  dass  ein  Wesensunterschied  durch  die  Wörter  Matres 
und  Matronae  nicht  gemacht  wird;  ich  erinnere  nur  an  den  Bonner 
Stein  207:  Matres  sive  Matronae  Aufamae  domesticae,  an  das  Vor- 
kommen \'on, McUres  Vacullinehae  (215)  neben  Matronae  Vacallinehae 
(224)  in  derselben  Gegend.  Der  Unterschied  ist  äusserlich  und  beruht 
auf  dem  Sprachgebranch  der  verschiedenen  Regionen.  Nur  Matronae, 
nie  Matres  finden  sich  in  Oberitalien,  umgekehrt  nur  McUres,  nie 
Matronae  in  Rom,  Spanien,  Biitannien;  fast  ausschliesslich  Moires 
werden  im  südlichen  Frankreich  verehrt,  was  um  so  bemerkenswerter 
ist,  als  ja  das  hailanstossende  Oberitalien  nur  die  Bezeichnung  Matronae 
kennt:  der  Kult  kann  also  nicht  aus  dem  einen  in  das  andere  Land 
übertragen  worden  sein  *).  —  Am  Rhein  finden  wir  Matres  und  Matronae 
durcheinander;  doch  hisst  sich  beobachten,  dass  in  Germania  superior 
und  in  Germania  inferior  im  Gebiet  der  Bataver  die  Bezeichnung  Matres, 
im  Gebiet  der  Ubier  dagegen,  wo  die  grosse  Masse  der  rheinischen 
Mütterinschriften  zu  Tage  getreten  ist,  der  Name  Matronae  vorheri-scht. 
Auch  scheint  es  mir  nicht  unbemerkenswert,  dass  die  Soldaten  die 
Benennung  Matres  bevorzugen;  von  20  Militärinschriften  am  Rhein 
nennen  12  die  Matres,  blos  6  die  Matronae,  eine  hat  den  blossen 
Beinamen  (252),  eine  Matres  sive  Matronae  (207).  Ja,  während  die 
übliche  Bezeichnung  Matronae  Vacallinehae  ist,  widmet  Atticius  Matemus 
von  der  I.  Minervischen  Legion  zu  Endenich  bei  Bonn  einen  Altar 
MatrAus  Vacallineis  (215)  ^^l. 

Soweit  die  Thatsachen ;  jetzt  müssen  wir  aber  einen  Schritt  weiter 
thun  und  die  Frage  aufwerfen :  was  sollen  die  römischen  Wörter  Matres 
und  Matronae?  Dass  sie  so  und  nicht  virgines  heissen  —  welches 
Wort  ja  der  lateinischen  Kultsprache  durchaus  nicht  fremd  war^)  — 
Kenüfft  allein  schon,  um  eine  Vergleichung  mit  den  Nymphen  von  der 
Haud  zu  weisen.  Ich  ziehe  zunächst  die  selbstverständliche  Folgerung, 
dass  die  Dcdikanten   ihr  Verhältnis   zu  jenen  Gottheiten    wie   das  des 


^)  Ihm  S.  9. 

')  Vgl.  Aiihan^r  1. 

*)  Siehe  Anhang  2. 

'^)  Siehe  Anhang  3. 

•)  Preller,  Rom.  Mythol.«  S.  8S. 


Digiti 


Q4c 

zedby  Google 


102  M.  Siebourg 

Kindes  zur  Matter  gefasst  haben  müssen;  bezeichnend  iiift  daher  in 
Mailand  ein  Secundus  Rafianos  den  Schatz  der  Matronen  ^pro  natis  suis' 
an.  Jene  naheliegendste  Vermenschlicbang  göttlicher  Verhältnisse  wird 
ja  wohl  fast  jede  Religion  bieten;  speziell  der  italischen  Vorstellang  ist 
sie  darchaas  nicht  fremd  ^).  Aber  die  Schwierigkeit  liegt  in  der 
Namensform  Matronae.  Ich  übergehe  die  wertlosen,  spitzfindigen  Unter- 
scheidangen,  die  einige  alte  Grammatiker  zwischen  mater  and  niatrmia 
machen  ^) ;  mit  dem  Wort  matrona  verbindet  der  Römer  jedenfalls  den 
Begriff  der  ehrbaren,  ehrwürdigen,  fleissig  die  Obhat  des  Haases  and 
der  Familie  führenden  Fraa.  Aber  wähi-end  mcUer  ein  aach  da* 
römischen  Kaltsprache  dai*chaas  geläufiges  Wort  ist,  während  manche 
römische  Göttin  mater  beibenannt  wird,  sachen  wir  matrona  vergeblich 
in  der  römisch  -  religiösen  Terminologie.  Unsere  Mütter  werden  also 
wohl  durch  den  Namen  matronae  als  barbarische,  nicht  römische  Gott- 
heiten gekennzeichnet;  die  Göttlichkeit  wird  mitunter  in  besondem 
Epithetis,  wie  divae^  sandae,  indulgentes,  hervorgehoben. 

Vielleicht  ist  es  auch  nicht  ohne  Einfluss  gewesen,  dass  eine  Reihe 
von  Göttemamen  aus  dem  Indigitament^nglauben  jene  Endung  -ona 
aufweisen ;  ich  erinnere  an  Abeona,  Adeona^  Alemona,  Bubona,  Liter- 
cidona,  Mdlona,  Orhona  u.  a.  Wie  ferner  patronu^  der  Mensch  ist, 
der  die  schützende  Rolle  eines  pater  ausübt,  so  sind  matronae  die 
Göttinnen,  denen  die  schützende  Rolle  von  matres  beigelegt  wird. 
Jedenfalls  entspricht  aber  auch  diese  Namensform  der  lebhaften  Vor- 
stellung von  der  ehi*würdigen,  ehrfurchtgebietenden  Erscheinung  unserer 
Göttinnen,  die  in  der  bildlichen  Darstellung  ihren  Ausdruck  findet. 
Zwar  wurde  vorher  bemerkt,  dass  matrona  kein  offizielles  römisches 
Kultwort  sei;  doch  führt  Horaz  III  4,  59,  wo  er  die  Götter  im  Kampf 
gegen  die  Giganten  aufzählt,  nächst  Pallas  und  Yolcan  die  Götterkönigio 
als  ^matrona  luno^  ein: 

hinc  avidus  stetit 
VolcanuSf  hinc  matrona  luno; 
offenbar  will  er  das  ehrfurchtgebietende  ihrer  Erscheinung  hervorheben. 

Ich  gehe  weiter  zu  den  übrigen  Namensformen,  zunächst  za  den 
lunones  und  Suleviae.  Es  genügt  hier  durchaus  nicht  zu  sagen,  jene 
Gottheiten  seien  mit  den  Müttern  identisch  oder  eng  verwandt.  Wir 
haben   auch   hier   wieder  einen  weitern  Schritt  zu  thun,  die  Bedeutung 


0  PreUer  S.  50. 
^)  Siehe  Anhang  4. 


Digiti 


zedby  Google 


itum  Matfonenkuitud.  lOä 

jener  Kamensformen  zu  erforschen,  ihre  Wahl  zu  erklären  und  za 
begründen. 

Das  Horazische  Wort  von  der  matrana  luno  erinnert  uns  durch 
änssere  Ähnlichkeit  an  die  3mal  in  unsem  Inschriften  vorkommende 
Gombination  'McUronis  lunonibtis'  (63)  oder  ^lunonibus  Matronis^ 
(66,  90). 

Dass  wir  es  hier  nicht  mit  einem  Beinamen  der  Matronen  nach 
Art  der  zahlreichen  topischen  Cognomina  za  thnn  haben^  dass  lunones 
vielmehr  ein  selbständiger  Göttername  ist,  das  beweist  die  blosse 
Namensform,  beweist  die  wechselnde  Folge  in  jener  Zusammenstellung, 
beweisen  die  zahlreichen  Dedikationen  an  die  lunones  allein,  die  dazu 
noch  manchmal  mit  eignen  Beinamen  ausgezeichnet  werden,  wie  lunones 
augustae^  doniesticae,  gabiaey  montanae,  Dass  aber  andrerseits  in 
jenen  3  Inschriften  nicht  Widmungen  an  die  Matronae  und  lunones 
getrennt  enthalten  sind,  geht  klar  aus  dem  Stein  66  hervor,  der  ausser 
der  Widmung  auf  der  Yorderüäche  noch  auf  beiden  Seitenflächen  die 
Worte  desselben  Dcdikanten  zeigt:  lun(onibtis)  C.  V(irius)  M(aa%'' 
mos),  Maximus  will  also  nur  eine,  nicht  zwei  verschiedene  Gottheiten 
verehren.  Solche  Verbindungen  selbständiger  Göttemamen  zur  Bezeich- 
nung eines  göttlichen  Wesens  sind  in  der  Zeit  der  Theokrasie  unter 
den  römischen  Kaisem  nicht  selten;  ich  erinnere  nur  an  den  J.  o.  m. 
Serapis,  an  die  Den  Sul  Minerva  des  englischen  Badeortes  Bath. 
Es  ist  nun  klar,  dass  in  der  Vorstellung  der  betreffenden  Verehrer 
die  beiden  Göttemamen  sich  verschmelzen,  dass  sie,  wenn  auch  nicht 
dem  ganzen  Umfang  ihi*es  Wesens  nach,  so  doch  nach  einer  hervor- 
stechenden Seite  ihres  Charakters  nicht  blos  verwandt  sind,  sondern 
geradezu  sich  decken.  Der  allgemeine  Begriff,  hier  also  matronae, 
wird  durch  den  Zusatz  lunones  spezialisiert,  nach  einer  Wesensseite 
hin  erläutert,  oder  anders  ausgedrückt  in  Bezug  auf  66,  90,  die 
lunones  werden  durch  den  Zusatz  Matronae  in  den  Kreis  der  Mutter- 
gottheiten gestellt.  Sind  wir  also  im  Stande,  die  Bedeutung  der  lunones 
zu  erkennen,  so  haben  wir  damit  einen  wesentlichen  Charakterzug  der 
Matronae  erforscht.  Das  erstere  aber  bietet  meines  Erachtens  nicht 
zn  grosse  Schwierigkeiten. 

Ich  fasse  zunächst  die  Thatsachen  der  Inschriften  zusammen,  die 
alle  auf  engste  Verwandtschaft  mit  den  Matronen  hinführen.  Die  ört- 
liche Verbreitung  erweist  den  Kult  der  lunones  als  einen  peregrinen, 
nichtrömischen.  Abgesehen  von  der  jüngst  in  Laurentum  gefundenen 
('19j  liefert  das  alte  Italien  keine,   die  Mehrzahl  Oberitalien,  vereinzelt 


Digiti 


zedby  Google 


104  M:  Siebourgl 

treten  sie  in  Gallien,  Germanien  und  Noricum  auf;  Spanien  und  Britan« 
nien  kennen  sie  nicht.  Zeitlich  fixiert  sind  19  unter  Tiberius  36/37. 
111  nach  der  Mitte  des  2.  Jhs.,  in  vorchristliche  Zeit  weist  keine 
Inschrift.  Die  Dreizahl  der  lunones  goht  aus  einem  Denkmal  in 
Aquileia  (96)  hervor,  wo  ein  sevir  Amarantus  ihnen  einen  Tempel 
und  darin  signa  tria,  nämlich  die  Bilder  der  Göttinnen  selbst  weiht. 
Die  Verehrer  sind,  wie  bei  den  Müttern,  durchschnittlich  in  den  niedern 
Volksschichten  zu  suchen ;  abgesehn  wiederum  von  dem  Flamen  Dialk 
in  Lanrentum  (19)  finden  wir  eine  Reihe  von  Freigelassenen  und  Leuten 
mit  blossem  Cognomen,  barbarische  Namen  wie  Broccküoy  Brocchus, 
Lupuaj  Masius,  Mogetius,  Pedula,  Fetturo.  Die  Frauen  machen 
den  4.  Teil  der  Gläubigen  aus,  Soldaten  fehlen  gänzlich  unter  diesen. 
Von  den  Beinamen  hebe  ich  die  beiden  niederrheinischen  domesticae 
261  und  gabiae  288*^)  hei*vor,  die  auch  bei  den  Matronen  wieder- 
kehren. Angerufen  werden  die  lunones  för  die  Wohlfahrt  einzelner 
Personen,  ganzer  Familien  und  bestimmter  Örtlichkeiten,  nur  dass  die 
letztere  gerade,  den  Matronen  charakteristische  Eigenschaft  weniger 
hervortritt. 

Warum,  so  lautet  jetzt  unsere  Frage,  warum  sind  diese  Gott- 
heiten lunones  genannt  worden?  Was  lernen  wir  aus  dem  Umstand, 
dass  dieser  echt  römische  Göttername,  wenn  auch  in  Pluralform,  zur 
Bezeichnung  unserer  barbarischen  Göttinnen  verwendet  worden  ist?  Zu- 
nächst und  vor  allem  repräsentiert  luno,  wie  Preller-  S  242  sagt,  so 
ganz  wesentlich  die  weibliche  Natur  tlberhaupt,  als  gebärende  Göttin, 
Mutter  und  Matrone.  luno  ist  als  das  weibliche  Wesen  schlechthin 
auch  in  jedem  einzelnen  weiblichen  Wesen  individualisiert.  Ihr  Haupt- 
fest  fällt  auf  den  1.  März,  der  Tag  der  Matronalia,  an  welchem  nur 
Jungfrauen  und  unbescholtene  Ehefrauen  teilnehmen  durften.  Paelea; 
aram  lunonis  ne  tangito,  hiess  ein  Gesetz  des  Numa,  welches  dem 
Kebsweib  die  Berührung  des  Junoaltars  verbot.  Wollte  man  also  die 
göttlichen  Mütter  der  Barbaren  in  echt  religiöses  Latein  übertragen,  so 
war  unbedingt  kein  anderes  W^ort,  als  eben  lunones  am  Platze.  Das 
erhält  eine  interessante  Beleuchtung  aus  der  schon  berührten  örtlichen 
Verbreitung  des  Junoneskultus ;  es  kann  kein  Zweifel  bestehen,  dass  in 
Obentalien  der  Ausgangspunkt  und  die  eigentliche  Heimat  der  lunones 
ist.  Aquileia,  Verona,  Brixia  haben  Reihen  von  Denkmälern  derselben 
geliefert;  in  Gallien  und  am  Rhein  treten  sie  nur  vereinzelt  auf.    Eben 


')  Siehe  Anhang  5. 

tizedby  Google 


Digitiz 


^um  >tatronenkiiUuä.  10& 

äp  erklärlich  ist  es  aber,  dass  echt  römische  Sprache  und  Yorstellung 
in  Oberitalien  von  grösserem  £intluss  gewesen  ist,  als  in  den  flbrigen 
Provinzen;  daher  jene  Art  von  Theokrasie,  die  doch  immerhin  durch 
({ie  Namensform  lunones  angezeigt  >Yird,  dort  in  Oberitalien  viel  eher 
möglich  war  und  die  Verehrung  der  fremden  Matronen  unter  römischem 
Namen  auch  in  nichtbarbarische  Kreise  eingeführt  haben  mag.  —  Von 
diesem  Gesichtspunkte  aus  finden  wir  also  zunächst  die  Bestätigung  des 
schon  vorher  erkannten,  dass  Matronae  und  lunones  wesentlich  identisch 
sind  und  unsere  Göttinnen  als  mütterlich  schützende,  ehrwürdige  charak- 
terisieren. Hierzu  kommt  aber,  dass  durch  die  Wahl  der  Namensform 
lunones  römische  Ähnlichkeiten  herangezogen  werden,  dass  die  barba- 
rische Vorstellung  mit  der  italischen  verglichen  wird. 

Aber  es   bietet  sich   uns   noch  ein  anderer,  weiterführender  .Ge- 
sichtspunkt dar.     Indem  luno  als  das  eigentlich  weibliche  Wesen  auch 
in  jedem  einzelnen  weiblichen  Wesen  individualisiert  erscheint,  entspricht 
sie  genau   dem  Genius   der  Männer.     Wie  jeder    Mann   seinen   Genius 
hat,  bei  ihm  schwört,  u.  s.  w.,    so   hat  jede  Frau  ihre  Juno,   der  am 
Geburtstag  geopfert    wird.      Die   lüderliche   (^uartilla   sagt    bei   Petron, 
etwas  ganz  bedenkliches  beschwörend :  lunonem  meam  iratam  habeam. 
Dadurch  also,   dass   unsere  Matronen  mit  dem  Namen  lunones  ausge- 
zeichnet  sind,    werden   sie   den    römischen   Genii    entgegengestellt,    mit 
hineingezogen    in   den   weiten  Kreis   der  römischen  Genien,    als  Schutz- 
geister weiblichen  Geschlechtes  charakterisiert.     Eine  wesentliche  Stütze 
findet  diese   Ansicht  in    manchen    Einzelheiten   un.srer   Denkmäler,    die 
ihrerseits   wieder   daraus  bessere  Erklärung   und   Begründung   erhalten. 
Ein   zusammenfassender    Überblick  ^^j    über    das    Thatsächliche    ergiebt 
schon,   dass   in   den  Matres  mütterliche  Schutzgeister   verehrt  wurden, 
deren  Segen  vor  allem  an  bestimmten  Örtlichkeiten    haftet    und  von  da 
ans  sich   in    die   verschiedensten  Verhältnisse   des    menschlichen  Lebens 
ergiesst;    sie    schützen    und   schirmen    den   einzelnen    wie   die   Familie, 
Dörfer  und   ganze  Völker;    sie    spenden  Segen   und  Fruchtbarkeit    der 
Mabe  des   friedlichen  Landmanns   und    führen    mütterliche  Obhut   über 
den  Soldaten,    der    im  Felde   steht   und   die   Grenze    verteidigt.     Kurz 
gesagt:   der  Barbar  legt  ihnen  einen  ähnlichen  Wirkungskreis  bei,    wie 
der  Römer  der  Kaiserzeit  seinen  Genien  und  Laren  ^^).     Deutlich  spricht 
sich   diese  Parallelisierung    aus   auf    einem  Denkmal  aus  Ossuccio   am 
Comersee,   welches   ein  Arvius   den  Matronis  et  geniis  Ausuciatium 

*^)  Vgl.  meine  Dissertation :  De  Sulevis  Gampcstribus  Fatis,  Bonn,  86  p.  Hl. 
")  Genien  und  Laren  sind  fast  identisch;  vgl.  Preller'  S.  71. 


Digitized  by  CjOOQ IC 


weiht  (67);  die  männlichen  und  weiblichen  Schutzgeister  seiner  Ort* 
Schaft  ruft  er  für  sich  und  seine  Eltern  ^^)  an.  Der  Genius  loci  erscheint 
am  Rhein  verbunden  mit  den  Matres  Vapthiae  (?)  195,  der  jQngst 
geftmdene  Trierer  Stein  384  ist  Genio  et  Iunonibt$s  heilig;  den 
Matres  domesticae,  die  besonders  in  Bonn  verehrt  wurden,  habe  ich 
früher  bereits  die  Lares  damestici  verglichen  und  bei  der  Deutung 
der  Matres  Campestres  als  Schützerinnen  der  Soldaten  an  die  Larts 
militares  ^^)  erinnert.  In  Oberitalien,  in  Foresto  bei  Susa  (31),  wird 
den  Matronen  ein  durch  das  Alter  eingestürztes  campitum  hergestellt, 
eine  Kapelle  also,  wie  sie  das  Charakteristikum  der  römischen  Weg- 
laren ist.  In  Zahlbach  (187)  werden  unsre  Mütter  in  der  besondem 
Gestalt  der  Quadriviae  geradezu  mit  den  Lares  competales  identifiziert 

Ich  möchte  hier  auch  noch  einen  Beinamen  der  Mütter  heran- 
ziehen, der  mir  durchaus  nicht  so  bedeutungslos,  wie  Ihm  S.  35  erscheint; 
ich  denke  an  die  Matres  Augustae,  deren  Kult  fast  ausschliesslich  im 
Narbonensischen  Gallien  blühte.  Hier  heissen  auch  einmal  die  lunanes 
Augustae  118,  während  sie  dreimal  so  in  Verona  (90—93)  genannt 
werden,  wo  auch  der  Kultort  der  Parcae  Augustae  ist.  Es  ist  be- 
kannt, dass  der  Beiname  'Augustus''^  den  so  manche  Gottheiten  in  den 
Provinzen  führen,  im  Zusammenhang  steht  mit  der  Reformation  des 
Larenkultus  durch  Augustus.  Das  kluge,  tolerante  Rom  gewährte  den 
Provinzialen  nicht  blos  die  Verehrung  der  einheimischen  Götter,  es 
wusste  sie  sogar  durch  jenes  Beiwort  "Augustus^  für  die  Zwecke  des 
Reichs  dienstbar  zu  machen.  Der  Augustuskult  diente  zu  einer  Art 
Propaganda  für  das  Reich  in  Gallien  und  Gei  nianien ;  in  Lyon,  wie  an 
der  ara  übiorum  bildete  er  den  religiösen  Mittelpunkt  des  land- 
ständischen Lebens.  Da  begreift  es  sich,  dass  gerade  im  Narbonensischen 
Gallien,  um  Lyon,  die  Verehrung  der  Matres  Augustae.  in  Blüte  stand; 
sie  müssen  hier  fast  die  Stelle  der  Lares  Augusli  vertreten  haben, 
und  ich  sehe  darin  wiederum  ein  Anzeichen  jener  Parallelisierung  und 
Angleichung  unsrer  Mütter  mit  den  römischen  Genien  und  Laren. 

Noch  ein  letztes  sei  mir  gestattet  hinzuzufügen.  Wenn  der  Genius 
als  persönlicher  Schutzgeist  der  Männer  seine  Ergänzung  in  der  Jano 
der  Weiber  hat,  so  steht  dem  Genius  loci  eine  weibliche  Tutela  zur 
Seite,  von  der  in  der  Kaiserzeit  die  individuelle  Fortuna  bestimmter 
Personen,  Familien  und  Örtlichkeiten  gar  nicht  verschieden  ist  **).    Dem 

**)  'nomme  suo  et  C,  Semproni  Niffri  et  BaniomHf  Cuaüonis  fUiae, 
parentmm  miorum'. 

»•)  Meine  Dissertation  S.  33  Anm.  3,  S.  38. 

")  Vgl.  R.  Peter  bei  Röscher,  Mythol.  Lexicon  S.  1522,  40. 


Digiti 


zedby  Google 


i^nm  MatronenkuitiU.  10? 

Omins  Augusti  steht  eine  Fortuna  Augusta  entgegen;  mit  der 
Fortuna  conservcUrix  horreorum  Gtübianorum  wird  auf  demselben 
Stein  der  Genitiv  conservator  h.  G,  angerufen  (CIL.  VI  236).  Die 
kaum  abersehbare  Masse  von  Widmangsinschriften  an  Fortuna  beweist, 
eine  wie  grosse  Aasdehnang  dieser  Kult  in  der  Kaiserzeit  gewonnen; 
dabei  tritt  die  Vorstellang  der  Göttin  des  launischen  Zufalls  zurück  vor 
dem  Glauben  an  ihren  Schutz  und  Segen  in  den  verschiedensten  Lebens- 
lagen; sie  wird  fast  ein  Genius  weiblichen  Geschlechts  und  tritt  auch 
im  Plural  auf '^).  Es  w&re  merkwQrdig,  wenn  sie  nicht  in  jener  Zeit 
der  Theokrasie  mit  unsem  Müttern  verglichen  worden  wäre.  Während 
diese  im  Rheinland  durch  die  Fruchtkörbe  im  Schoss  als  Göttinnen  des 
Selens  gekennzeichnet  werden,  haben  sie  in  Gallien  wiederholt  FflUhörner, 
mit  denen  auch  oft  die  Seitenflächen  der  rheinischen  Monumente  ge- 
schmückt werden.  Das  Füllhorn  ist  aber  gerade  charakteristisch  bei 
der  Fortuna;  auch  die  Ähren,  die  sie  bisweilen  trägt ^®),  finden  sich 
vereinzelt  bei  den  Matronen  wieder  ^^). 

Wir  sagten,  dass  durch  die  Namensform  lunones  unsre  Mütter 
einerseits  in  das  religiös-lateinische  übersetzt,  andrerseits  ihr  Wiesen  als 
Schutzgeister  in  den  verschiedensten  Lebensverhältnissen  dem  Wesen  der 
römischen  Genien  und  Laren  verglichen  und  parallelisiert  wurde. 

Ich  glaube,  wir  haben  aber  auch  aus  dem  Heimatslande  des  Mütter- 
kultus, aus  dem  Keltischen,  eine  Namensform  erhalten,  die  in  ähnlich 
allgemeiner  Weise,  wie  lunones,  die  schützende  Macht  der  Göttinnen 
zum  Ausdruck  bringt ;  ich  rede  von  den  Suleviae.  Wir  begegnen  hier 
zwei  interessanten  und  wichtigen  Kombinationen,  die  beide  erst  seit 
kurzem  bekannt  sind:  d^n  Suleviae  lunones,  die  von  einem  Cassius 
Xigrinus  in  Marquise  (d^p.  Pas  de  Calais  382)  verehrt  worden  sind, 
sowie  den  Matres  Suleviae,  die  oftmals  auf  den  Monumenten  der  ba- 
tavischen  Gardei*eiter  in  Rom  genannt  werden.  Ziehen  wir  nun  die 
oben  erwähnten  Matronae  lunones  und  lunones  Matronae  hinzu,  so 
liegt  der  engste  Zusammenhang  zwischen  den  drei  Namen  Matres  sive 
Matronae,  lunones,  Suleviae  zu  Tage:  die  lunones  erklären  die 
McUronae  und  werden  von  ihnen  erklärt;  dieselben  lunones  treten  als 
erläuternder  Beiname  zu  den  Suleviae,  die  ihrerseits  denselben  Dienst 
bei  den  Matres  erfüllen.  Ich  brauche  wohl  nicht  noch  einmal  hervor- 
zuheben,   dass   die   Namensformen   Suleviae    und    lunones   streng    zu 

»)  Ebend.  S.  lf>23M  ff. 

»•)  Peter  1506«. 

>7)  So  auf  179,  294;  siehe  bes.  die  Ahbiidung  des  Suleviaesteins  S.  73. 


Digiti 


zedby  Google 


scheiden  sind  von  den  zalilreiclien  topisclien  Beinamen  der  Matronen. 
Ueber  die  Bedeutung  der  Suleviae  kann  ich  hier  kurz  sein:  die  An- 
sicht, die  ioii  in  meiner  Dissertation  darüber  vorgetragen'^),  hat  sich 
nicht  geändert,  eher  noch  befestigt.  Sie  sind  die  'Schützenden'  xax'i^oxifjv: 
dafür  zeugen  die  Thatsachen  der  Inschriften,  das  beweist  die  sprachliche 
Wurzel  des  Namens,  die  wiederkehrt  in  der  britannischen  Dea  Sul 
Minerva^  in  der  Sulivia  Idennica  Minerva  von  Nemausus  (Ihm  S  81), 
in  dem  irischen  suil,  gen.  sula  ^=:  oculus;  sie  sind  also  die  Huente$\ 
besser  noch  'Tutelae.  In  dem  stammelnden  Latein  des  Barbaren 
kündet  uns  Cappo,  der  Freigelassene  eines  Icarns  in  Lausanne  (155), 
seinen  Glauben  an  die  'schützenden^  Suleviae:  im  Anschluss  an  die 
Söhne  seines  Herrn  widmet  er  einen  Stein  Suleis  suis  qui  (•=  quae) 
curam  vestra(m)  agunt,  wobei  er  sich  mit  dem  aufßdligen  'vestranC 
gleichsam  redend  an  die  vorstehenden  Söhne  zu  wenden  scheint.  Manches 
weist  darauf  hin,  dass  auch  hier  der  an  be^^timmten  Örtlichkeiten 
haftende  Schutz  und  Segen  die  ursprüngliche  Vorstellung  ist.  Von  der 
Dea  Stil  erhält  der  englische  Badeort  Bath  seinen  Namen  ^Aquae  Sulis\ 
Eine  zweite  Stadt  Sulis  giebt  die  Peutinger'sche  Tafel  *^)  oberhalb  der 
Mündung  der  Loire  (dep.  Morbihan),  während  in  Bourges,  dem  alten 
Avaricum,  der  Hauptstadt  der  Bituriger,  ein  Tempel  der  'grossen  Sol', 
der  Solimara  stand  ^^).  Die  Suleviae  montanat  lassen  sich  mit  den 
lunones  moutanae  vergleichen.  Ja  die  Sulivia  Idennica,  deren 
Beiname  Idennica  zweifellos  topisch  ist-*),  scheint  mir  der  entsprechende 
Ausdruck  für  die  römische  Tutela,  den  weiblichen  geniu^  loci  zu  sein  ^^). 
Wie  dem  auch  sei,  jedenfalls  haben  wir  in  der  Namensform 
Suleviae  den  barbarischen  Ausdruck  für  den  'Schutz',  der  unsem 
Müttern  beigelegt  wai'd.  Dass  diese  Wendung  des  Begriffs  'schauen' 
der  religiös-keltischen  Sprache  nicht  fremd  ist,  beweist  die  Wiederkehr 
der  Wurzel   in   der  Dea  Sul.     Die  Widmung  des  Nigrinus  andrerseits 


*»)  Siehe  Anhang  6. 

")  Desjardins:  Geogr.  d.  1.  Gaule  d'aprös  la  table  de  Peutinger 
(Paris  1869)  p.  196. 

«'')  Meine  Dissnrt.  p.  18  lo. 

^')  Diss.  1.  1. 

**)  Vgl.  die  2'titela  Vemnna  der  aquitanischen  Stadt  Vesunna  Petro- 
coriorum,  Ihm  S.  25  6.  —  Bei  der  engl.  Badegöttin  Sul  bietet  siph  \on  selbst 
zur  Vergleichung  die  Fortuna  Babiearis  (Peter,  1523  s«);  beide  werden  pro 
Holnte  ifh'un  angerufen.  Den  Zusatz  Minerva  vermag  ich  nicht  zu  erklären; 
man  wird  doch  kaum  an  die  griechische  Minerva  Medica  (Preller*  202) 
denken  dürfen. 


Digiti 


zedby  Google 


iium  Matmnenkttitus.  iOd 

an  die  Suleviae  lunones  (382)  deutet  wiederum  an,  dass  diese  bar- 
barischen weiblichen  Schutzgeister  mit  den  römischen  Genien  uud  Laren 
verglichen  wurden.  Von  hier  aus  erst  wird  ans  die  örtliche  Verbreitung 
klar,  die  der  Mütterkultus  unter  jener  barbarischen  Benennung  gefunden 
hat.  In  Oberitalien,  wo  unter  dem  Einfluss  römischer  Sprache  und 
Anschauung  die  lunones  vielfach  verehrt  wurden,  hat  sich  bis  heute 
noch  keine  Spur  der  Suleviae  gefunden  *^).  Ihr  Kultgebiet  ist  Dacien, 
R&tien,  die  Schweiz,  Gallien  und  der  Niederrhein.  Vor  allem  aber 
müssen  sie  in  hoher  Gunst  bei  den  batavischen  Gardereitem  in  Rom 
gestanden  haben;  fem  vom  Vaterlande,  im  Getriebe  der  Hauptstadt, 
haben  sie  ihre  heimischen  Schutzgeister  nicht  vergessen  und  oft  genug 
den  auch  in  der  Fremde  sie  umschwebenden  Segen  der  'schützenden 
MQtter\  der  Mattes  Stdemae,  angerufen. 

Mattes  sive  Matronae,  lunones,  Suleviae  —  das  sind  verschie- 
dene Namen  für  denselben  Begriff.  Mattes  und  Matronae  ist,  wie 
der  allgemeinste  und  verbreitetste,  so  auch  der  bezeichnendste  Ausdruck 
für  unsre  ""mütterlichen  Schutzgeister^  der  noch  das  eigentümliche  hat, 
dass  er,  als  barbarische  Gottheiten  bezeichnend,  dem  profanen,  nicht 
dem  religiösen  Latein  entnommen  ist.  Die  lunones  und  Suleviae 
gehören  beide  der  religiösen  Sprache  an:  die  letztere  Xamensform,  von 
keltischer  Herkunft,  hebt  blos  allgemein  den  Schutz  und  Segen  hervor, 
der  in  der  Natur  der  Göttinnen  wesentlich  ist;  die  erstere,  ein  echt 
römischer  Göttername  in  Pluralform,  die  das  Italische  selbst  nicht 
kennt,  drückt  einerseits  die  matronale  Würde  der  Mütter  aus  und  setzt 
fernerhin  deren  Wesen  und  Machtvollkommenheit  in  Parallele  zu  dem 
ausgedehnten  römischen  Genien-  und  Larenkreis.  Nur  muss  man  dabei 
zweierlei  berücksichtigen. 

.  In  der  Benennung  lunones  sind  die  Mütter  durchaus  nicht  wesent- 
lich als  Frauengottheiten  zu  fassen;  Ihm  urteilt  S.  77  vorschnell,  wenn 
er  das  aus  einer  oberitalischen  Inschrift  (69)  schliesst,  die  ein  Ehepaar 
ans  Maderno  am  Gardasee  dem  Herkules  und  den  lunones  widmet**). 
Zar  Widerlegung  jener  Ansicht  genügt  die  Erwägung,  dass  drei  Viertel 
der  Junonesverehrer  Mftnner  sind.  Der  Name  lunones  kennzeichnet 
vielmehr  das  weibliche  Geschlecht  jener  Gottheiten,  stellt  sie  als  Schutz- 
geister feminini  (/eneris  hin,  die  der  Römer  zwar  nicht  kennt,  denen 
er  aber   aus   seinem  Glauben    die   männlichen  Genien   und  Laren   ver- 


^)  Siehe  Anhang  7. 
")  Siehe  Anhang  8. 


Digiti 


zedby  Google 


gleichen  kann.  Ich  meine,  es  liegt  dann  ein  charakteristischer  Unter* 
schied  in  der  Denkweise  beider  Völker.  Man  wird  nnwilikai  lieh  an 
das  Taciteische  Wort  erinnert:  intsse  feminis  sanctum  äligtiid  ac 
pravidum  putant^  wenn  man  hört,  dass  Germanen  und  Kelten  göttliche 
Matter  und  Matronen  verehrten,  wo  die  Römer  an  männliche  Genien 
und  Laren  glaubten.  Also  nicht  Frauengottheiten,  sondern  segnende 
göttliche  Frauen  sind  die  Matronae  lunofies. 

Zweitens  ist  zwar  die  Yergleichung  der  römischen  Genien  durch  die 
Sache  selbst  geboten,  doch  muss  man  sich  wie  bei  jedem  Gleichnis  der 
Unterschiede  wohl  bewusst  bleiben.  Der  Genius  ist  in  seinem  Ursprung 
durchaus  individuell,  ein  rein  persönlicher  Schutzdftmon;  in  weiterer 
EntWickelung  erst  hat  sich  seine  Machtvollkommenheit  vergrössert; 
namentlich  die  Kaiserzeit  bildete  den  Kult  der  Genien  als  Beschützer 
von  Städten  und  Gemeinden  aas  ^*).  Die  Matronen  dagegen  sind  wesent- 
lich und  ursprünglich  lokale  Schätzerinnen, .  deren  Segen  an  bestimmten 
Örtlichkeiten  haftet;  am  reinsten  und  häufigsten  tritt  uns  diese  Vor- 
stellung am  Niederrhein  im  Ubierland  entgegen.  Jener  heimatliche 
Segen  ergiesst  sich  in  alle  Lebensverhältnisse  der  Gemeinde,  er  umschwebt 
und  begleitet  jedes  einzelne  Mitglied  derselben,  und  in  diesem  Sinne 
werden  auch  die  MiUter  zu  persönlichen  Schutzgeistern,  natürlich  in 
ganz  anderer  Weise,  als  die  italischen  Genien.  Es  giebt  Tausende  von 
Genien  und  Laren,  aber  nur  tres  Matres,  deren  Verehrung  unter  so 
vielen  topischen  Beinamen  man  am  besten  versteht,  wenn  man  an  die 
Verehrung  denkt,  die  die  Gottesmutter  Maria  in  der  katholischen  Kirche 
als  'Unsere  Liebe  Frau  von  Lourdes',  'Hl.  Maria  von  Kevelaar'  u.  s.  w. 
geniesst.  Eins  aber  ist  sicher  die  Folge  von  jener  Vergleichung  der 
barbarischen  und  italischen  Sclmtzgeister  gewesen,  dies  nämlich,  dass 
ein  Kult  dem  andern  die  Wege  geebnet  hat.  Es  ist  schon  früher  von 
andern  hervorgehoben  worden,  dass  gerade  der  Kult  der  Genien  als 
Beschützer  von  Städten  und  Gemeinden  infolge  einer  Verwandtschaft  mit 
schon  vorhandenen  religiösen  Vorstellungen  seine  grosse  Verbreitung 
gefunden  haf^*'').  Umgekehrt  muss  der  Matronenkult  auch  aus  dem 
Vorhandensein  verwandter  römischer  Glaubensbegriffe  Nutzen  gezogen 
haben:  nur  so  erklärt  sich  die  überraschend  grosse  Anzahl  von  Ver- 
ehrern, seine  Verbreitung  und  Dauer  in  Gegenden,  wo  doch  römische 
Kultur  und  römisches  Leben  den  nachhaltigsten  Einfluss  haben  ausüben 
können.     Es  bleibt  immerhin    eine  merkwürdige  Erscheinung,   dass  wir 

")  Schiller,  Römische  Kaisergesch.  I  S.  467. 
«)  H.  Schiller  1.  1. 


Digiti 


zedby  Google 


r 


Zum  MatronenkiiltiiJi.  111 

bis  jeixt  weaigateDs  keine  Spur  dieser  so  ausgebrateten  ReligionsQbung 
bei  den  römischen  Schriftstellern  nachweisen  können,  einer  Religion,  die 
doch  gerade  im  täglichen  Leben  des  Hauses,  der  Familie,  der  Gemeinde 
eine  so  grosse  Rolle  gespielt  hat :  das  erkläil  sich  wohl  nur  daher,  dass 
wir  es  mit  einem  Kult  der  nieJrigsten  St&nde  zu  thun  haben.  Im 
übrigen  l&sst  die  Zeit  der  Blüte  der  Matronenverehrung  mit  ihrem 
hervorstechenden  Zug  nach  Tbeokrasie  uud  kluger  Verschmelzung  von 
römischen  und  barbarischen  Glaubensbegriffon  von  vornherein  vermuten, 
dass  auch  unser  Kult  manches  Römische  aufgenommen  hat:  manche 
bestätigende  Einzelheiten  wurden  oben  schon  angefahrt,  und  ich  erinnere 
nar  an  die  Namensform  lunofies  und  an  die  Matres  Augnsiae  in 
Sfldgallien,  die  geradezu  die  Lares  Augtisti  zu  ersetzen  scheinen. 

Es  bleiben  mir  nun  noch  drei  Namen  zu  behandeln :  Campestres^ 
Biviae  Triviae  Quadriviae,  und  Parcae.  Über  die  beiden  erstem 
kann  ich  ganz  kurz  sein.  Meine  Deutung  der  Campesires  als  Schfttze- 
rinnen  nicht  der  Feldflur,  sondern  des  cawpus  müitaris  ist  auch  von 
Wissowa  und  Hettner  anerkannt  worden.  Man  sieht,  eine  wie  weite, 
scheinbar  fem  abliegende  Anwendung  der  Schutzbegriif  in  der  Natur  der 
Mfltter  zulässt;  zugleich  t^llt  damit  die  namentlich  in  den  früheren 
Arbeiten  so  oft  wiederkehrende  Anschauung  unsrer  Matronen  als  'segnender 
Göttinnen  der  Flur  und  des  Waldgebirges' '^).  Ausserlich  stellt  sich 
Campesires  im  Gegensatz  zu  Tunones  und  Suleviae  als  adjektivischer 
Beiname  mit  engerer  Bedeutung  dar.  Hettner^?)  urteilte  klar  und 
präzis,  als  er  schrieb:  „Aus  dem  allgemeinen  Schutz,  welchen  die 
Matres  gewähren,  erbitten  die  Soldaten  im  besonderen  den  Schutz  für 
den  Felddienst;  sie  fügen  das  zu  schützende  Objekt  als  Cognomen  bei 
und  mit  der  Zeit  geht  das  Nomen  verloren  und  es  bleibt  nur  Campesires*^, 

Das  Nötige  über  die  Kreuzweggottheiten  ist  schon  von  Ihm  S.  87  ft*. 
dargelegt  worden;  auch  ich  stehe  nicht  an,  gestützt  auf  die  englische 
Ringinschrift  an  die  Maires  viales  359,  sowie  das  Ladenburger  Monu- 
ment (S.  90,  Fig.  19),  diese  barbarischen  Wegschützerinnen  in  den 
Ki-eis  der  Muttergottheiten  zn  ziehen.  Interessant  und  schon  oben  ver- 
wertet ist  die  Identifizierung  der  römischen  Lares  compeiaies  mit  den 
fremden  Quadriviae  auf  dem  Zahlbacher  Stein  187. 

Wie  steht  es  nun  aber  mit  den  'Parccui'  V  Jüngst  bat  Ihm  ihnen 
mit  durchaus   unzureichenden  Gründen    die  Zugehörigkeit   zum  Mütter- 


"•)  Preller,  Mythol.«  S.  288. 
«0  Wd.  Korr.  VI  S.  öl, 


Digiti 


zedby  Google 


112  M.  Siebourg 

kreise  bestritten  (S.  66  IT.).  Zwar  liest  aach  er  auf  der  entscheidenden 
Inschrift  von  Carlisle  371  Matrib(U8)  Parc(is)  und  erwähnt  dabei  die 
au  demselben  Orte  gefundene  Parzeninschrift  532,  sträubt  sich  dann  aber 
die  Kombinatton  'Matres  Parca^  anzuerkennen,  indem  er  auf  ein  paar 
ganz  entfernt  liegende  Erklärungsmöglichkeiten  hinweist.  Gt'genüber  der 
ersten  und  bis  jetzt  einzigen  rheinischen  Parzeninschrift  von  Worms 
524  macht  er  dann  noch  geltend,  dass  bisher  im  Gebiet  des  deutschen 
Stammes  der  Vangiones  keine  Matroneninschriften  bekannt  geworden 
sind:  ein  bedenkliches  Moment  ex  silentiOj  das  die  Zukunft  bald  ent- 
kräften könnte,  abgesehen  davon,  dass  nicht  so  sehr  weit  nb  von  Worms 
auch  MQttei-steine  gefunden  worden  sind.  Für  mich  genügen  die  oben 
behandelten  Kombinationen  Matronae  lunoneSy  lunones  Matronae, 
8ulet>%ae  lunones^  um,  wie  vorher  die  Matres  Suleviae,  so  hier  auch 
die  Zusammenstellung  Matres  Parcae  als  sicher  anzusehn.  Ich  selie 
nicht  ein,  wie  Ihm  die  erstem  anerkennen  und  verwenden,  die  letztem 
bezweifeln  will. 

Was  lehren  die  Denkmäler  nun  weiter?  Das  alte  Italien  kennt 
sie  nicht;  Oberitalien  und  Südgallien  liefert  die  Mehrzahl,  dort  nnr  die 
Städte  Aquileia  und  Verona,  wo,  wie  wir  sahen,  besonders  der  Junoues- 
kult  blühte;  vereinzelt  erscheinen  sie  in  den  Donauprovinzen,  in  Britan- 
nien, Metz,  Worms.  Ich  hebe  hervor,  dass  sie  auf  den  Monumenten 
der  batavischen  Gardereiter  in  Rom  nicht  angerufen  werden,  während 
hier  wohl  die  weiblichen  FcUcie  auftreten.  Die  Parcae  unserer  Denk- 
mäler sind  also,  wie  auch  Ihm  zugiebt,  jedenfalls  nicht  römisch ;  ihr 
Kultgebiet  fällt  in  das  der  Mütter  hinein;  in  Verona  heissen  sie,  wie 
die  lunoiicSy  ebenfalls  Augustae;  zweimal  findet  sich  die  Dativform 
Parcabus  (520,  530),  der  Stand  der  Verehrer  ist  wie  bei  den  Müttern, 
durchgängig  ein  niedriger:  kurz,  was  mir  der  Stein  von  Carlisle  371 
sagt,  das  wende  ich  folgerichtig  nicht  nur  auf  die  an  demselben  Ort 
verehrten  (532),  sondern  auf  alle  jene  Parcae  an:  sie  gehören  in  den 
Kreis  unsrer  Muttergottlieiten ^®).  Doch  das  genügt  noch  nicht;  welche 
Wesensseite  erschliesst   uns  die  Xamensform  Parcae?     Der  Glaube  an 


**)  Was  soll  Ihm's  Satz  S.  67:  'Auf  alle  Fälle  aber  giebt  diese  eine 
iDschrift  (371)  nicht  die  Hercchtigung,  die  auf  einer  Anzahl  Denkmäler  ge- 
nannten Parcae  ohne  weiteres  mit  den  gallischen  Müttcru  zu  identifizieren'? 
Kr  selbst  zieht  doch  auch,  ohne  ausdrückliche  Matres  Biriae  zu  kennen,  hlos 
auf  die  englischen  Matres  cialea  und  das  Monument  in  Lopodunum  gestützt, 
die  Kreuzweggottheiten  hierhin.  Das  'weitere'  ist  übrigens  auch  oben  an- 
gedeutet, 


Digiti 


zedby  Google 


Zum  Matronenkultus.  113 

ihr^  Schatz  and  Segen,  den  allgemein  die  Zosammenstellang  Matres 
Parcae  andeutet,  findet  auch  Aasdruck  auf  demselben  Stein  37  t  in 
der  Anrttfung  ''pro  salute  Sauctiae  GeiHinae\  in  der  Zusammenstellung 
mit  der  Bona  Den  (520),  der  Göttin  der  weiblichen  Fruchtbarkeit, 
die  als  sitzende  Matrone,  mit  dem  Ftlllhorn  in  der  Linken,  abgebildet 
erscheint  **). 

l>och  ich  habe,  den  im  Anfang  entwickelten  Grundsätzen  gemäss, 
die  echt  römische  Namensform  Farcac  aucli  aus  römischen  Vorstellungen 
zu   erklären.     Da  liegen  natürlich  die  Parzen  weit  ab,    die  sich  durch 
griechischen  Einiluss    den    {xotpai  assimiliert  haben,    den  Göttinnen  des 
unabänderlichen    Lebensschicksals,    als    welche   sie   in    dem  Ilorazischen 
Wort:  ^Dum  .  .  .  sorortim  fila   trium  patluntur  atra    erscheinen. 
Statt    der  urspranglichen    einen  römischen  Ptirca   haben  Dichter   und 
KQnsÜer  die  drei  griechischen  spinnenden  Schwestern  in  Rom  eingeführt 
und  ihre  Thätigkeit  und  Ei-scheinung  ganz  nach  dem  Muster  der  (lolpa: 
entwickelt:   in  das  Volk  ist  dieser  Glaube  nicht  gedrungen;  hierher  ist 
auch    eine   Erkenntnis   unsrer    Matres   Parcae   nicht   zu   holen.     Wir 
haben  —  das   lehren   die  Thatsachen  der  Monumente  —  in  ihnen  un- 
zweifelhaft segenspendende,  gütige  Gottlieiten  zu  sehen.    Aber  sind  denn 
Schicksal    und  Glück    zwei   so    verschiedenartige  Begriffe?     Fällt    nicht 
das  eine  in  den  Umfang  <les  andern  V     'Die  Mächte  des  Schicksals  und 
den  nah  verwandten  Kultus  der  Genien  in  seiner  speziellen  Anwendung 
auf  das   liCbeii'  stellt   Preller   in   demselben   Absclinitt   zusammen  (X). 
Fortuna^  ursprünglich  die  Göttin  des  unberechenbaren  Zufalls,  ist  nament- 
lich in  der  Kaiserzeit  mehr  und  mehr  zu  einer  glückspendenden,  genien- 
artigen Schutzgöttin  geworden,  die  geradezu  mit  der  Tutela  identifiziert 
wird.     Den   geschlechtlich    differenzierten  Fati   und   Fatae   der  Dedi- 
kationsinschrift^n  hat  Jordan'^)  früher  schon  die  Bedeutung  des  unent- 
rinnbaren Schicksals  abgesprochen  und  sie  für  schützende  Genien  erklärt. 
'Fatus   meus*  steht   bei   Petron    c.    77   gleichbedeutend   mit  'Genitis 
mens.    ^Fdieitaii  Saluti  Feitis*  —  so  heisst  es  durchgängig  auf  den 
Widmungen    der    batavischen  Gardereiter  in  Rom;    sie  lassen  wahrlich 
keinen  Zweifel,    was   sie   von  ihren  ^ Fatae    glauben.     Sind  denn  aber 
die   Fatae   von    den    Parcae  verschieden?     Wenn    die   Freigelassene 
Postumia  zu  Aquileia  (505)  einen  Altar  Fatis  divinis  et  barbaricis 
widmet,    wen    kann  sie  denn  unter  den  barbaricae  anders  meinen  als 

*•)  Siehe  Bullett.  commun.  archeolog.  1879  tab.  XXIII. 
=»•)  Zu  Prcller  Myth.»  II  S.  194  4,    Vgl.  auch  Pcter's  Artikel  'FatuH 
Futä'  in  Roscher's  Mvthol.  Lexikon, 


Digiti 


zedby  Google 


114  M.  Siebourg 

die  fremden  Jdaires  Parccie,  die  gleichfalls  in  Aquileia  verehrt  wurden  V 
(520).  Wir  haben  also  in  unsern  Parcae  die  Spenderinnen  eines 
glücklichen  Schicksals  zu  sehen,  eine  Wesensseite,  die  sich  auch  fOr  die 
römischen  Parcae  mitunter  bei  den  Schriftstellern  in  Beinamen  wie: 
albae  benignae  laetae  darstellt.  Parcae  Augustae  heisst  es,  wie 
wir  schon  Matres  Augusiae  und  Fortuna  Aug.  kennen  lernten  Der 
Begriff  der  harten  Schicksalsmacht  verblasst  vor  dem  Glauben  an  ihren 
genienhaften  Schutz,  und  in  diesem  Sinne,  meine  ich,  liegt  die  Namens- 
form Parcae  nicht  albsusehr  ab  von  der  der  lunanes.  Ich  halte  aber 
die  Benennung  ^Parcae  und  in  Verbindung  damit  ^FaiOit  fftr  um  so 
wichtiger,  weil  uns  hier  zuerst  in  methodischer  Weise  durch  römische 
Worte  und  deren  Weiterentwicklung  eine  Brücke  zum  keltisch-germa- 
nischen Glauben  geschlagen  wird. 

Ich  hegnüge  mich  für  jetzt  mit  diesem  Hinweis,  den  der  Kundige 
verstehn  wird ;  die  Verfolgung  dieses  Weges  sowie  noch  manches  andere 
muss  ich  mir  für  später  aufbewahi-en.  Es  sei  mir  nur  gestattet,  noch 
mit  ein  paar  Woiten  wieder  zum  Anfang  zurückzukehren.  Der  Matro- 
nenkult hat  in  der  Zeit  der  römischen  Theokrasie  geblüht;  seine 
Äusserungen  liegen  uns  vor  in  römischen  Formen  und  Formeln;  er  ist 
jedenfalls  von  römischen  GlaubensbegnfPen  beeinflusst  wordeu.  Ich  ver- 
hehle mir  also  nicht,  dass  in  der  obigen  Erklärung  der  Namensformen 
das  Wesen  unsrer  Gottheiten  nur  so  dargelegt  ward,  wie  es  sich  unter 
der  Einwirkung  römischer  Kultur  und  Vorstellung  gestaltet  hat.  Trotz- 
dem glaube  ich  mit  Recht  ei-st  diese  befragen  zu  müssen ;  sie  weisen, 
wie  zuletzt  hervorgehoben  wurde,  auch  schon  den  weitern  richtigen  Weg. 
Mit  dem  aus  den  Thatsachen  der  Monumente  und  den  Analogieen 
römischer  Denkungsart  gewonnenen  Bilde  muss  man  dann  an  das 
keltisch-germanische  herantreten  und  Anknüpfungen  suchen  —  plenum 
oims  aleae !  Was  wissen  wir  beispielsweise  von  der  germanischen  und 
erst  der  keltischen  Mythologie  der  ersten  vier  christlichen  Jahrhunderte? 
Man  vergisst  leicht,  dass  unsre  Denkmäler  mit  die  Hauptquelleu  sind, 
die  vorurteilsfrei  befragt  werden  wollen.  Neben  ihnen  stehn  die  Nach- 
klänge alten  Glaubens,  die  aus  den  Sagen  und  Gebräuchen  des  Volkes 
bis  in  die  Gegenwart  hinein  dem  Kundigen  heraustönen.  Wir  dürfen 
uns  freuen,  dass  liebevoller  Fleiss  hier  manches  Gut  aufgehäuft  und 
und  zur  Benutzung  gestellt  hat. 


Digiti 


zedby  Google 


Zum  MatronenkuUus.  115 


Anhang. 

1)  Zu  S.  101.  —  Da«  Vorkommen  dieser  Dative  beschränkt  sich  auf 
SödgalHen  und  den  benachbarten  Teil  Obergermaniens ;  sie  zwingen  durchaus 
nicht,  den  nicht  nachzuweisenden  Nominativ  *matra  anzunehmen,  der  eine 
Latinisierung  des  angeblich  keltischen  Nominativ  'mätor'  (Ihm  S.  10)  sein  soll. 
Ich  erkläre  jene  Formen  aus  einer  metaplastischen  Deklinationsweise  des  Volkes, 
die  nicht  ohne  Beispiele  ist.  Wie  sich  '«It&i»'  statt  '^V  häufig  auf  Inschriften 
findet  (CIL.  III  3231,  3939,  4363,  VII  582,  767  al.),  wie  */i/«7W  für  ;/ö«'  steht 
(CIL.  XIV  849),  so  steht  auch  'hevtAXx'  statt  'heredtbn»  2mal  (CIL.  XIV  766); 
so  haben  auch  die  keltisch-germanischen  Provinzialen  *mairii  statt  *mairibus" 
gesagt.  Ich  sollte  meinen,  der  Index  von  CIL.  XII  wird  uns  noch  mehr 
lehren.  —  Zu  dem  Dativ  'tnatris'  ist  dann  unter  dem  Einfluss  des  sehr  häufigen 
Dativ's  auf  -abu8  bei  den  Cognomina  auch  der  Dativ  'Matrahus  gebildet  wor- 
den; Tgl.  das  2malige  'Matranabus*  81,  83  neben  dem  durchgängigen  ^MtUro- 
ni8\  —  Merkwürdigerweise  findet  auch  Ihm  noch  S.  10,  32  die  Ansicht  J. 
Becker's  (Kuhn  und  Schleicher  Beiträge  ...  IV  S.  149/150)  sehr  wahrschein- 
lich, die  Häufigkeit  der  Endung  -abuH  sei  auf  den  Einfluss  der  keltischen 
Sprache  zurückzuführen.  Becker  meinte  gar,  bei  Adjektiven  sei  sie  unlatei- 
nisch. Abgesehen  von  dem  in  späterer  Zeit  so  häufigen  libertabus*  hat  sie 
das  alte  Latein  besonders  häufig;  ich  verweise  auf  Neue's  Formenlehre  S.  31, 
der  Bsp.  wie  'pudicabus,  pattcabtis,  manibus  dextrabus,  gnatabus  anflihrt.  Vul- 
gäres und  altes  Latein  berühren  sich  hier  wie  so  oft. 

Auf  der  in  griechischen  Buchstaben  geschriebenen  Inschrift  von  Nimes 
(115)  sehe  ich  in  .  .  .  dföt  MatQfßo  Nafiavamaßo  ....  lateinische  Formen 
in  keltischer  Aussprache;  vgl.:  Eburn-iciSy  UceUas-icis. 

2)  Zu  8.  101.  —  Von  den  beiden  einzigen  südgallischen  Widmungen 
an  die  'Matronen'  nennt  die  eine,  jener  bekannte  von  einem  Tribunen  der 
1 .  Minervischen  Legion  in  Lyon  gesetzte  Stein  394  die  niederrheinischen 
Matronae  Äufaniae  in  Verbindung  mit  den  Moires  Pannoniorum  et  Ddmatarum. 
Die  andre  (151)  wurde  zu  Axima  in  den  Grajischen  Alpen  von  einem  L. 
Julias  Marcellinus  gemacht;  auf  Grund  der  in  Südgallien  herrschenden  Be- 
zeichnung Maares  und  der  eigentümlichen  Bewandtnis  des  Lyoner  Steins  394 
vermute  ich  demnach,  dass  dieser  Marcellinus  aus  Oberitalien  nach  Axima 
eingewandert  ist  und  seine  heimatliche  Bezeichnung  der  landesüblichen  vor- 
gezogen hat  Der  umgekehrte  Fall  liegt  uns,  wie  ich  glaube,  in  der  spani- 
schen Inschrift  398  vor:  Matrihua.  Au  faniahtis  M  lulnis  Gratiis;  schon 
llabner  Ephera.  epigr.  II  p.  235  schloss  mit  Hecht  aus  dem  niederrheinischen 
Beinamen  Äufaniae^  der  Dedikant  müsse  ein  Germane  sein ;  während  aber  am 
Rhein  die  durchgängige  Bezeichnung  Matronae  Äufaniae  ist,  hat  unser  Gratus 
sich  in  Spanien  der  landesüblichen  Bezeichnung  anbequemt  und  die  Matres 
statt  der  rheinischen  Matronae  gesetzt. 

3)  Zn  S.  101.  —  So  glaube  ich  denn  auch  die  seltsame  Widmung  eines 
Soldaten  derselben  Legion  (I.  Min.)  erklären  zu  müssen,  die  er  zu  Bonn 
*  Mairibus  sive  Matrwm  Aufaniabus  domestids'  gemacht  hat  (207).  Was  soll 
das  gite?  Ich  meine,  unser  Dedikant  hat  den  ihm  als  Soldat  geläufigem 
Sprachgebrauch  mit  dem  einheimischen  vereinigen  wollen. 

We«td.  ZoiUehr.  f.  Geioh.  n.  Kamt.  VII,     II.  9 


Digiti 


zedby  Google 


116  M.  SiebouiK. 

4)  Zu  S.  102.  —  So  heisst  es  bei  Sueton  ed.  Reifferscheidt  p.  28C): 
'matrona  fUios  ampliat,  mater  famüias,  quae  patri  famüiae  nupsW ;  und  Aelius 
Melissas  bei  GelHus  XVIII  6:  'matrona  est,  quae  semel  peperity  quae  saepius^ 
mater  famüias. 

5)  Zu  S.  104.  —  288  lautet:  lunouibus.  [GJabiabm  Masius  votum  re- 
titlit.  Was  Ihm  hier  von  Masius  an  bedenkliches  findet,  verstehe  ich  nicht. 
Zu  Masiusy   das   Ihm   zweifelnd   in  M,  Ästus  zerlegt,   vgl.  CIL.  Y  3666  M, 

Masius  M ,  zu  'votum  retiHif  vgl.  CIL.  Y  851 :   voti  compotes  facti. . . . 

Vota  retulerunt.  Übrigens  glaube  ich,  dass  Kern  (Gtermaansche  Woorden  u.  s.  w. 
Amsterd.  Akad.  Letterkunde  II.  reeks  IL  deel  p.  309)  den  Beinamen  'Gabiae 
und  *Jlagabiae'  (316)  mit  Recht  als  'gebende',  'allgebende'  deutet.  Scherer 
hat  dem  Berl.  Akad.  Sitzgsber.  1884  I  p.  580  zugestimmt. 

6)  Zu  S.  108.  —  Sie  ist  in  Recensionen  von  Hettner  (Wd.  Korr.  Yl, 
29)  und  Wissowa  (Deutsche  Litteraturzeitung  YKI  674)  gebilligt  worden: 
gegen  Wissowa,  der  sie  für  nicht  neu  erklärt,  muss  ich  doch  erinnern,  dass 
die  Etymologie  jedenfalls  bis  dahin  noch  nicht  vorgetragen  war.  Röscher 
(Berliner  Philol.  Wochenschrift  1887,  14.  Dezember)  bemerkt,  er  verstehe 
nicht,  wie  die  Wortbedeutung  Suleviae  »  'Uientes'  nun  zu  dem  Begriff  'Schutze- 
rinnen'  fiihre ;  ich  glaubte  allerdings  nicht  nötig  zu  haben  hinzuzufügen,  da.s8 
'tueor*  nicht  blos  'schauen',  sondern  auch  'schützen'  heisst. 

7)  Zu  S.  109.  —  Man  mochte  fast  glauben,  dass  der  öfter  erwähnte 
L.  Cassius  Nigrinus,  der  bei  Calais  (382)  die  Sideoiae  lunones  anruft,  aus 
Oberitalien  stammt  und  jene  Combination  unter  Nachwirkung  heimischer  Er- 
innerung gemacht  hat;  denn  wir  kennen  auch  einen  L.  Cassius  Yervici  f. 
Nigrinus  aus  Yerona,  der  hier  den  Parzen  und  dem  Silvan  je  einen  Stein 
widmet  CIL.  V  3281,  3295. 

8)  Zu  8.  109.  —  Wenn  auch  die  Frauen  von  den  Opfern  an  Hercules 
ausgeschlossen  waren,  hier  also  der  Mann  den  Hercules,  die  Frau  die  lunones 
anrufen  mag,  so  beweist  das  doch  nicht,  dass  die  letztem  nun  hauptsächlich 
Frauengottheiten  waren.  Die  Zusammenstellung  lehrt  uns  eher  etwas  anderes, 
das  wir  so  schon  wussten.  Hercules  ist  (Preller*  S.  644,  5)  namentlich  in 
der  ländlichen  Auffassung  ein  Genius  der  Fülle,  des  Segens;  vgl.  Namen  wie 
Hercules  tutor,  salutaris,  domesticus.  Aufs  passendste  stehen  neben  ihm  die 
lunones,  die  weiblichen  Genien  des  Barbarenglaubens,  die  mütterlichen  Schutz- 
geister, die  hier  im  Yerein  mit  Hercules  von  liebenden  Eltern  für  die  Wohl- 
fahrt ihres  Kindes  angerufen  werden. 


Digiti 


zedby  Google 


Römische  MOnzschatzfunde  in  den  Rheinianden. 

(FortseUung  zu  Jahrg.  VI  S.  119—154). 
Von  Museumsdirector  Hettaer. 


Die  Sehatsfande  constantioiseher  Münzen  von  Ermsdorf,  Dhron, 
OUmnth,  Weeze  und  Rheinzabern. 

Der  angekündigten  Übersicht  über  die  rheinischen  Schatzfunde  sei  es 
gestattet  noch  die  ausfuhrliche  Besprechung  einiger  Münzfunde  voran  zu 
Stelleo,  welche  über  die  Reihenfolge  der  Emissionen  der  Trierer  Präge  und 
hierdurch  für  die  Chronologie  der  constantinischen  Münzen  überhaupt  Auf- 
schlüsse geben.  Die  gewonnenen  Resultate  sind  für  die  nachfolgende  Übersicht 
von  Wert;  ihre  Darlegung  an  dieser  Stelle  dürfte  deshalb  gerechtfertigt  sein '). 

Y^  Bei  Eimtdorf  (bsi  Msdsmach  in  Luxemburg)  wurde  im  Mai  1880 
ein  Tbongeschirr  mit  einer  grossen  Masse  Münzen  gefunden.  Der  rührige 
Conservator  des  Luxemburger  Museums,  Hr.  Professor  van  Werveke,  erwarb 
für  die  Sammlung  sämtliche  Münzen,  deren  er  habhaft  werden  konnte  — 
5000  Stück  — ,  taxiert  aber  die  Zahl  der  daselbst  aufgefundenen  Masse  etwa 
auf  das  Doppelte,  van  Werveke  hat  diesem  Funde  eine  treffliche  Behand- 
lung in  den  Publ.  de  Tlnstit.  de  Luxemb.  85  S.  440  f.  zu  Teil  werden  lassen, 
in  welcher  er  auch  die  kleinsten  Verschiedenheiten  der  Bilder  wie  der  Ab- 
schnittsvermerke notirt,  leider  aber  unterlassen  hat  die  Stückzahl  der  Varie- 
täten anzugeben  und  die  Resultate  seiner  musterhaften  Arbeit  in  Tabellen  zu 
bringen;  bei  einem  so  umfangreichen  und  interessanten  Funde  wäre  ein 
schneller  Überblick  über  sämtliche  vertretenen  Prägen  wie  Offizinmarken  sehr 
erwünscht  gewesen. 

Auf  meine  Bitte  übei*schickte  mir  in  diesem  Winter  Hr.  van  Werveke 
den   gesamten  Münzfund,   soweit  derselbe  nicht  in  die  Luxemburger  Samm- 


1)  FQr  mein«  UuterBuchangen  war  mir  ein  Verzeichnis  der  Prägevermerke  der  im 
kgl.  MttaxkAbinette  xn  Berlin  befindlichen  Restitutionsmanzeu  der  Theodora  und  Helena  und 
der  Gloriorexercitutmtakzen  des  Constans  caes.  and  Delmatius  von  Nutzen,  welches  ich  der 
iteneralTerwaltaug  der  kgl.  Museen,  Im  Desonderen  Hr.  v.  Sallet  verdanke. 


9* 


Digiti 


^edby  Google 


XIS  Uettner 

lung  eingereiht  war;  ich  erhielt  4239  Stück,  sie  waren  in  folgenden  Pngen 
gemünzt:  in  Trier  2693,  Lyon  160,  Arles  9,  Constantina  119,  London  41, 
Siscia  23,  Rom  10,  Tarragona  2,  Antiochia  1,  Karthago  1,  Theasalonica  8. 
Femer  waren  von  1172  Stück  die  Vermerke  nicht  bestimmbar,  ein  erheblicher 
Teil  auch  dieser  wird  voraussichtlich  in  Trier  geprägt  sein.  —  Selbstverständ- 
lich giebt  diese  nach  Sammlungszwecken  reduzierte  Masse  kein  richtiges  Bild 
mehr  von  der  ursprünglichen  Zusammensetzung,  Raritäten  in  westdeutschen 
Funden,  nameotlich  die  orientalischen  Prägungen,  sind  grösstenteils  heraus- 
genommen. 

Mein  Nachtrag  zur  Bearbeitung  dieses  Fundes  bezieht  sich  deshalb 
ausschliesslich  auf  die  Trierer  Prägungen  und  zwar  auch  nur  auf  die  seit 
dem  J.  390  ausgegebenen,  weil  die  früheren  im  Funde  zu  vereinzelt  auftreten, 
um  für  die  Untersuchung  nach  den  Emissionen  Aufseht uss  geben  zu  können. 
Die  Resultate  sind  in  der  unten  folgenden  Tabelle  gleichzeitig  mit  den  aus 
einem  Münzfunde  von  Dhron  gewonnenen  dargelegt;  die  Zahlen  bezeichnen 
die  Stückzahl  in  der  mir  zugesandten  Masse;  mit  v  (vertreten)  sind  aus  den 
van  Werveke'schen  Aufzeichnungen  Stücke  nachgetragen,  die  in  jener  Masse 
nicht  mehr  vertreten  waren. 


Vb.  Am  26.  September  1885  wurde  i«  DhroiiHialo  «kl«  halbe 
oberhalb  Miron  am  Eingange  eines  Schieferstollens  etwa  öO  cm  unter  der  Ober- 
fläche in  einem  zerdrückten  Kupferkesselchen  eine  Masse  Gonstantinischer 
Kletnerze  gefunden.  443  wurden  dem  Museum  zum  Kaufe  angeboten;  ihre 
Untersuchung  übernahm  Hr.  0.  von  Neil  und  gab  im  Wd.  Korrbl.  IV  Nr.  147 
eine  kurze  Notiz.  Die  Erwerbung  für  das  Museum  gelang  damals  nicht  wegen 
zu  hoher  Forderung  des  Eigentümers,  nur  10  Stück  wurden  angekauft;  99 
Stück  kamen  an  2  Münzsammler  in  Trier,  254  nach  Würzburg;  über  den 
Verbleib  der  restierenden  80  Stück  erhielt  ich  keine  Auskunft.  Glücklicher 
V^eise  gelang  es  jüngst  durch  die  freundliche  Vermittlung  des  Herrn  Dr. 
K.  K.  Müller  in  Würzburg  die  Würzburger  Partie  für  unsere  Sammlung  zu 
erwerben,  von  den  99  in  Trier  verbliebenen  Stücken  durfte  ich  genaue  Ein- 
sicht nehmen.  Übrigens  wird  erzählt,  der  Fund  habe  weit  mehr  als  443  St. 
betragen,  sei  aber  von  den  Findern  in  kleineren  Partieen  verschleudert  worden. 
—  Die  untersuchte  Masse  besteht  mit  Ausnahme  einiger  Consecrations münzen 
des  Claudius  II  und  einigen  wenigen  Stücken  jener  Zeit,  ausschliesslich  aus 
Constantiuischen  Kleinerzen;  einige  Stücke  zeigen  Silbersud  in  vollkommen 
intakter  Erhaltung,  die  meisten  wenigstens  noch  erhebliche  Spuren  desselben. 


Obersicht  Ober  die  Schatze  von  Ermtdorf  und  Dhron. 

FAr  alle  folgeiid«ii  Tabellen  sei  im  allgemeinen  bemerkt,  dMs  die  Richiani  de« 
Brnstbildes  oder  Kopfes  immer  nach  rechts  geht,  wenn  nicht  da«  Gegenteil  angegeben  ist. 
Bei  Prägestätten,  welche  nur  mit  swei  OfAslnen  arbeiteten,  sind  die  Münzen  beider  unter 
dem  Yermerk  der  ersten  anfgef&hrt.  Die  OrOsse  der  MOnsen  ist  nach  dem  Mionnet'echeu 
Monamesser  bestimmt.  Die  ZiflTern  für  die  Trierer  Emissionen  beziehen  sich  auf  die  Dar- 
legungen in  Wd.  Zs.  VI  8.  148  fg.  Das  am  Kopf  der  einseinen  Kolumnen  stehende  E  be- 
zeichnet Ermsdorf,  Dh  Dhron.  Mit  Q  ist  der  Kraus,  mit  '*'  die  Palme  wiedergegebeu, 
welche  Zeichen  die  Kuriii  der«olbeu  verdeutlichen  können. 


Digiti 


zedby  Google 


Kömische  Münzschatzfttiule  in  den  Hheinlanden. 


Il9 


In  den  Jahren: 

In  der  Emission: 

Im  Abschnitt: 


Beata  tranquOIüas  votis  XlV. 

Constantinus  aug.,  Helm  n.  Kiirass  .    .    .    . 
„  yt     Kaisermantel  u.  Scepter  . 

r  «I  «  »       n.l. 

„  „      Kopf  mit  Lorbeerkranz 

Licinins  iun  nob  caes,  Palad.  n.  1 

Crispis  nobil  c,  im  Pahid.  u.  Strahlenkranz,  n.  1. 

Crispns  nob  caes,  Helm  u.  Kürass   .    .    .    . 

Inl  Crispns  Dob  caes,  Lanze  nach  vorn,  n.  I. 

„  „        Lanze  über  Schnlter,  n.  1. 

,,  „        Kaisermantel  n.  r.  .     . 

„  „        Kürass  u.  Victoria  n.  1. 

Inl  Crispns  nob  c,  Kürass  u.  Helm.     .     .    . 

„  ,,        Lanze  n.  I 

Dn.  Crispus  nob  caes,  Lanze  nach  vom,  n.  r. 

n  „       ,      „    anf  Schulter  n.  r. 

Constantinns  inn  nob  c,  Pal.  n.  1.,  mit  Victoria 

Umschrift  dgl.,   Pal.  n.  1.,  Hand  erhoben  .    . 

„  Pal.  n.  r.,  ein  Pferd  führend 

„  Kaisermantel  mit  Scepter  n.  r. 

„  Kürass  n.  1.,  mit  Victoria,  in 

der  Linken  eine  Lanze 

„  dgl.,  aber  in  L.  ein  Scepter 


320—322 

Xa        Xb        Xc   ;    Xd 

PTR     PTR^  -PTR'  -PTRu 

E|Dhll  £ 


41    2  |106 


DhllE 


Dh"E"Dh 


16 


15 


56 
2 


1    52|  3  !  13 


Ü18 


!    4   1 
I  18 


I 
1      8 


I   1 
1 


Digiti 


zedby  Google 


120 


Uettuei^ 


In  den  Jahren: 

323 

324/25 

:i26 

327   ||  328 

In  den  Emissionen: 

XIa 

1  Xlb 

X[c 

1   XHa     Xnb 

IptreI-ptre 

Im  Abschnitt: 

PTR^ 

PTRu 

FTH^. 

Providentiae  augg. 

E 

Dh 

E 

Dh 

E 

Dh 

B  Dh 

E 

Dh 

Constantinus  aug,  Kopf  mit  Kranz*) 

21 

V 

56 

7 

121 

1 
17 

28 

1 

8 

Providentiae  caess. 

F 

Crispus  nob  caes,  im  Kürass     .    .    . 

V 

1 

Fl  lul  Crispus  nob  caes,  im  Palud.    . 

3 

1 

Umschrift  dgl.,  Pal,  von  hinten  gesehen 

2 

Pal.  n.  1 

5 

1 

V 

5 

1 

Constantinus  iun  nob  c,  im  Palud.  .    . 

10 

V 

„                 „         ,  im  Palud.  n.  1. 

6 

2? 

40 

6«) 

26 

11,  1 

5 

Fl.  lul.  Constantius  nob  c,  Palud.  n.  1. 

1 

1 

34 

4 

28 

7     6 

1 

Constantius  nob  caes,  Kürass  n.  r.    . 

V 

1 

Saitnatia  devicta. 

1 

1 
1 

Constantinus  aug.,  Kopf  n.  r.    .     .    . 

29 

1 

83 

2 

Caesarum  nostwrum  vot  X*). 

i 

1 

lul  Crispus  nob  c,   Kopf  mit  Kranz 

21 

1 

37 

3i 

1 

Constantinus  iun  nob  c,  Kopf  m.  Kranz 

19 

67 

31 

Salus  rei  publicae. 

1 
1 

Flav.  Max.  Fausta  aug,  Büste  n.  r. 

V 

V 

V 

Spes  rei  publicae. 

i 

! 

i; 

Flav  Max  Fausta  aug.,  Büste  n.  r.  . 

V 

V 

1    V 

Securttas  rei  publice. 

'1 

Fl.  lul.  Helena  augusta,  Büste  n.  r. 

1 

V 

i 

1 
1 

15 

27 

6 

4 

1 

2)  Hierin  ist  eine  hybride  Prägung  mit  dem  Ber.  providentiae  eaes*  gestellt  Da« 
Diadem  findet  sich  bei  PTRE  Imal  im  Ermsdorfer,  bei  *  PTRE  2mal  im  Dhroner  Funde. 

8)  van  Werveke  ftthrt  Nr.  263  eine  Mttnze  des  Crispus  mit  Oaetarum  noHronm  rot 
XX  an;  da  sie  sonst  nicht  vorkommt,  wird  sie  als  hybrid,  als  Abschlag  einer  fehlerhuften 
Matrize  zn  gelten  haben. 

4)  Hierzu  ist  eine  hybride  Prägung  mit  ProviifetUiae  augm  gestellt. 


Digiti 


zedby  Google 


kumische  Ntirnzschatzfunde  in  den  Uh einlanden. 


121 


In  den  Emissionen:     XIII      XIV 
Im  Abschnitt:  TR* PI  TRP 
iE 


XV    'XVI  XVII 


TRP* 


Ij   A 


CRoria  exercäus  mit  2  Fddsekhen, 
Constantinus  max  aa^,  Palud.^»)  .  . 
Constantinus  iun  nob  c,  Kürass  .  .  . 
Fl.  lul  Constantius  nob  c,  Kürass  .  . 
F].  lul  CoBstans  nob  caes,  Paludament 


I 


Urbs  Bonta  .    . 
Constaniinopolift 


!70 

!41 


57 
97 


TRP  TRP 
Dh|  E  Dhi  eIdH     E~f  E 


161  19 


14 

10 
10 


12|i40.16   26 
13!  40.29   27 


';      6i     13 

2  ;    38  li    44 

'I    11 1'     5 

I         1. 

,1    18 1;     8 

ii        =i 

3  I  116  ||  101 

127  !i  103 


Von  der  XVin.  Emission  *  TRP  *  scheint  der  Ermsdorfer  Fund  nur 

einige  Stücke  enthalten  zu  haben;   in  der  mir  zugeschickten  Masse  fand  ich 

3  Constantinas  iun.  mit  einem  Feldzeichen,   van  Werveke  verzeichnet  eine 

Theodora.    Aus  späteren  Emissionen  erwähnt  derselbe  aus  TRP  eine  Helenae 

und  eine  G/oriamiinze  des  Constantius  aug;  aus  TRPu  mit  M  im  Felde  eine 

Gloriaftkfknz^  des  Constans  aug. 

Über  die  Zusammensetzung  des  l)h roner  Fundes  ist  noch  folgendes 

hinzuzufügen : 

1)  Frühe  Stücke  aus  Trier: 

TIF 

T>,pp    Scii  invkio  comitiy  ('onstantinus  p  f  aug  ....     1 

PTR  Soli  inmcto.    Sol  mit  2  Gefangenen,  Constantinus  aug   1 
STR  Victoriae  Jaetae  u.  s.  w.,  (-onstantinus  aug     .    .    .     1 
2j  Aus  Lyon:  ^ 

AIS 

p -^      ^e  iiivicto  comiti,  Imp  Constantinus  aug  ....     1 

CIR 


PLG 


Beata  trawptHIitas,  Constantinus  aug   6,    (rispus 


nob  caes  6,  Constantinus  iun  n  c  3 15 

PLGG  Caesarum   nostromm  vot  X  lul  Crispus  nob  c  4, 

Constantinus  iun  nob  c2 6 

^,'^7^    Sannatia  devicia,  Constantinus  aug 1 

PLGu 

PLG  PravidenUae  augg,  Constantinus  aug 3 

PLG  Gloria   (2  Fahnen)   Fl.   lul  Constantius    nob   c   1, 

Conskintinopoiis  1 2 

*PLG  Crlaria  (2  Fahnen)  Constantinus  iun  nob  c    .    .     .  3 

ijPLG  Gloria  (2  Fahnen)  Constantinus  nob  c  4,  Borna  2, 

ConstatUinopolis  1 «    .  7 


44 


4a;  Im  Erma<lorfer  Fand  ftthrt  CongUntin  in  Em.  TR  *  P  28  mal  den  Kranz,  48  mal 
da«  Diadtm,  in  TBF  '  lOnial  d«n  Kraus,  »mal  das  Diadem,  in  TRP«  Imal  den  Kränz,  2mal 
das  Diadem. 


Digiti 


zedby  Google 


iä2  üettoei^ 

3)  Aus  Arles-Constantina: 

PA  Du  Ltcini  augusti  vot  XX  Imp  Licinius  aug  SA  1; 

Caesarum  nostrorum  txH;  V  Crispus  nob  caes  TA  1    2 

PAuRL  Frovidentiae  augg  Constantimis  aug  SAuRL  1; 

Virtus  augg  Constantinus  aug  PAuRL  u.  SAuRL  3 ; 

Virtus  caesa  Constantinus  iun  nob  c  TAuRL  1    5 
SIF 


Al)T  P   •^^'^^''^^  ^<^^^^  ^^'  I^^^  Constantins  nob  c  ARLQ 


S|F 


Q  CONST 


1 ;  Virtus  augg  Constantinus  aug  ARLS  1 ;  Virttts 
caess  Fl  lul  Constantins  nob  c  ARLQ  1      ...    3 

Virtus  caess  Fl.  lul  Constantins  nob  c   .    .    .    1 


ürbs  Borna 


S  CONST 

S  PO  VST    ^^^^^  exercitus  Constantinus  iun  nob  c 


4)  Aus  London: 

P  I  A 

p. '  ^   Beata  tranquitiitas  Constantinus  aug  mit  Strahlen- 

Krone l 

p,  1^^   Beata  tratiqtiülitas  Crispus  nob  caes  1,   Constan- 
tinus iun  n.  c.  Strahlenkrone 2 

PLONu  Caesarum  ^wstrorum  lul  Crispus  nob  c      ...     1 
PLÖN   Beata  tranquiXlitas  Constantinus  aug  2,   Crispus 
nobil  c  1,  Constantinus  iun  nob  c  1;  ProridetUiae 
caesa  Constantinus  aug  1,  Crispus  nobil  c  1     .    .     6 


5)  Aus  Tarragona: 

PT  Dn  Cotistantini  max  aug  vot  XX  Constantinus  aug 
PT  1;  SecuritttJi  rei  publice  Fl.  Helena  augusta  PT  1, 
Dominomm  tiostrorum  vot  V  Crispus  nob  c  ST  1 .    .    3 

p=r  Doiniyiorum  nostrorum  vot  X  Constantinus  iun  nob  c    1 

SuT  ProoidenJtiae  caess   Constantinus  iun  nob  c  SuT  1, 
Fl.  lul  Constantius  nob  c  TuT  1 2 


6)  Aus  Rom: 

RP  Virtus  caess  Constantinus  aug  RP  1;  Dn  ConstanUni 
max  aug  vot  XX  Constantinus  aug  RP  1,  FrovidenÜae 

caess  Fl.  Val  Constantinus  no  c  1 3 

RuQ  Virtus  caess  Constantinus  aug 1 

PyyR  Constantini  max  aug  vot  XX  (constantinus  Aug  1 

T  ♦  R  Caesarum  nostrorum  vot  X  Constantinus  iun  nob  c     1 


13 


10 


Digiti 


zedby  Google 


kömische  Müiiiescliatfs^iuule  hi  Aen  Rheiiiland^n. 


12S 


7)  Aus  Siscia: 

ASISo  ProoidetfUae  augg   Coostantinus  aug 1 

rSISf^  Caesarum  nostrorum  vot  X  Constantinos  iuu  nob  c  1 

*  £SIS  *  Pravidentkie  caess  lul  Crispus  nob  c 1 

•  ASIS  •  Ghria  (2  Fahnen)   Fl  lul  Constantius  nob    c     .  1 

8)  Aus  Heraclea: 

^aP^  I^i?rVfat^^  aagg  Imp  Licinius  aug 


l 


9).  Aus  Nicomedia: 

SMNA  Providentiae  augg  Constantinus  aug  SMN6  1,   Ghria 

(2  Feldz.)  Constantinus  max  aug  SMN/'  1   .    .     .    .      2 
10)  Aus  Thessalonica: 

SMTS6  Providentiae  caess,  Fl  lul.  Constantius  nob  c  .    .    .      1 
Hierzu  kommen  noch:  5  Claudius  Gothicus;    11  Claudius  Can- 
Mcratio  Pfau;  8  Claudius  ConsecraUo  Altar;  2  undeutliche  Stücke  von 
Tetricus ;  1  Divo  Maximiano,  Rv.  RequieSj  Vermerk  undeutlich ;  20  ver- 
schiedene Mftnzen  mit  undeutlichen  Prftgevermerken 47 

Der  Fund  enthielt  also  231  Prägangen  aus  Trier,  44  aus  Lyon,  10  aus 
Arles,  3  aus  Constantina,  10  aus  London,  6  aus  Tarragona,  6  aus  Rom,  4  aus 
Siscia,  1  aus  Heraclea,  2  aus  Nicomedia,  1  aus  Thessalonica. 

Ve.  Beim  Bau  der  Hochwaldbahn  wurden  am  23.  Januar  1888  bei 
(Nimatti  (BDrgtrmeittorti  ScMndorff,  Landkreis  Trier)  in  einer  mit  Quarzstücken 
umstellten  Urne  eine  Masse  constantinischer  Kleinerze  schlechter  Erhaltung 
gefunden,  aus  der  155  Stück  abgeliefert  wurden.  Die  Hauptmasse  wird  durch 
folgende  Tabelle  verdeutlicht: 


Gloria  exercüus  mit)  ^^^ 
zwei    Feldzeichen,  p^ 
nur  in  •  TRP  •   ein    • 
Feldzeichen.      ^ 

XIV  i 

2«); 

XV 

XVI 

1 

XVII 

XVIIIXIX 

Zerstörte  1 
[l^rägever- 1 
j  merke    | 

Constantinus  I  aug"!  2*) 

1          ' 
t 

: 

■  ^1  "  ~2'  r 

4'^:    ;    'i        1        i 

ConsUntinusIIcacsi   1 

1 

i     ^ 

1 

11   . 

mUS 
Peld- 
xeicli. 

17, 

mit 

einem 

14 

Constantius        „  |i 

1     ^    ■ 

7 

;  1  1 

:          .                   !                   1 

ConsUns             „ 

1 

t 

1 

1 

Delmatins           „ 

1 

l  :      ,  ,   ;   „      ,       i 

Pax  Helenae 

1 

1          ; 

3  1           1    !             :         :     1 

Pidas  Theodorae  ; 
Borna 

1 
1 

7 

6 

6       1                                     2 
3      2,              9 

Condantinopolis      ;|  3 

3 

3      3 

2 

:    ,:2,i;  ,,     :  i  i  lo 

6 

11 ; 

8.    14  , 

9 

28!   1 

6;2;3      5    ;    2 

53 

Em.  nnbesi  immbar  i 

2 

Ä    :     1 

5)  Mit  Diadem.    — 
MüQie  gestellt. 

«)  Kin  K 

74 

ranz,    ein  Di 

•dem.   —   7] 

16             8 

Mierxu    ist   eiue    und 

151 

entlieh« 

Digiti 


zedby  Google 


1^4  llettnoi' 

) 
Dazu  kommen  noch  1  Stack  aus  Rom  KB£  Constan^nopdis ;  1  Stück 
aus  Karthago  *  SMKB  Constantinus  II  2  Feldzeichen,  und  von  frühzeitigeren 
Münzen  1  Stück  STRu  Sarmatia  deeicta  und   1  Stück  ARL///  PramdeMiae 
caess  von  Constantius. 


\^'  MOnzfund  von  Wttza,  im  Krtis«  Gtldem.  Derselbe  ist  schon  von 
Herrn  Dr.  Steiner  in  Xanten  im  Westd.  Korr.  I,  225  und  in  den  Bonner 
Jahrb.  74  S.  196  bekannt  gemacht;  nach  ihm  bestand  der  Schatz  aus  etwa 
3000  StQck  constantinischer  Kteinerze,  von  denen  1200")  in  den  Besitz  des 
Xantener  Vereines  kamen;  nur  die  letzteren  Hegen  seiner  Untersuchung  zu 
Grunde.  —  Ober  die  Äusserlichkeiten  des  Fundes  vermag  ich  aus  zuver- 
lässiger Quelle  etwas  genauer  zu  berichten:  Der  Fund  wurde  im  J.  1880 
unweit  des  Stationsgebäudes  der  Cleve-Kölner  Eisenbahn,  jenseits  des  Bahn- 
dammes in  einem  Garten  gemacht,  welcher  am  Kreuzungspunkte  des  Bahn- 
dammes und  der  nach  Ueden,  bez.  Kervenheim  fuhrenden  Strasse  liegt.  Beim 
Riolen  sticss  man  auf  eine  grosse,  roh  geformte  Urne  mit  5200  Stück ;  davon 
kam  ein  Teil  an  einen  als  eifrigen  Münzsammler  bekannten  Kaplan  in 
Krefeld*),  2(00  Stück  an  den  Antiquar  Terict  in  Cleve,  andere  nach  Goch, 
1200  Stück  in  den  Besitz  des  Xantener  Altertumsvereins. 

Für  meine  Untersuchung  konnte  ich  die  nach  Xanten  gekommene 
Partie,  dank  dem  liebenswürdigen  Entgegenkommen  des  genannten  Vereines, 
und  518  noch  im  Besitz  des  Herrn  Antiquar  Teriet  befindliche  Stücke  be- 
nutzen; die  ersteren  habe  ich  genau  verzeichnet,  die  letzteren  zwar  durch- 
gesehen, aber  nur  die  ältesten  Stücke  hier  notiert. 

Die  Hauptmasse  des  Fundes  bilden  Münzen  mit  dem  Reverse  Gioria 
exercitm,  teils  mit  zwei,  teils  mit  einem  Feldzeichen,  ferner  mit  Urbg  Borna 
und  CmistanHnopolui,  sowie  die  Gedächtnismünzen  auf  Helena  und  Tfaeodora. 

a)  Die  vor  330  geprägten  Münzen: 

1)  1  Gallien,  1  undeutliches  Stück  mit  Strahlenkrone,  1  Divo  Claudto 
Rv.  comecratio  Altar , 3 

2)  Gr.  4—5.  Imp  C.  Val.  Lkin,  lAcituusp.f.  aiuf,  im  Palud.  u.  Strahlen- 
krone.   Rv.  Ion  consercatori       1^^^ 

^Ma 

3)  Gr.  4.     D,  n.  Vol.  Licin.  Licinius  fwb  c,  im  Kürass  n.  1.    Rv.  und 
Prägevermerk  wie  bei  2 

4)  Gr.  4.  ConstanU'wis  aug,  Kopf  mit  Lorbeerkranz.     Rv.  PmvidentiM 
augg  Thor  PTR// 

5)  Gr.  4.  Imp,  Cornttantinus  max  aug,  im  Kürass,   Rv.  Victoriae  laeUte 
princ  perp.  STR 

6)  Gr.  3.   Kopf  mit  Lorbeerkranz.     Rv.  Constan   timis  ang^  darüber 
Kranz  STR 


8)  Die  Angabe  der  Bonner  Jahrbttcher,   in  den  BeeiU  des  Xaniener  Vereines  seien 
SOOO  Stack  gekommen,  beruht  auf  einem  Druckfehler. 

9)  Kach  freundlicher  Mitteilung  Dr.  Siebourg's  muss  dies  Herr  Kaplan  Beyen  gewesen 
«ein-,  er  ist  mittlerweile  gestorben;  seine  Sammlung  wurde  in  London  versteigert. 


Digiti 


zedby  Google 


bomische  Münzschatzfande  in  den  itheinlanJen. 


125 


7)  Gr.  3.    Brostbild  im  Kurass  n.  1.  Rv.  Constan .  tmus  tun,  darfiber 
Kranz  PTR 1 

8)  Gr.  5.   Cotutantinus  aug^    Kopf   mit  Lorbeerkranz.    Rv.   Sarmatia 
deckta  STRu l 

IB 

b)  Die  vom  11.  Mai  330  bis  mindestens  25.  Dez.  333  geprägten 

Münzen: 


xm'xiYXV 


A.  Gloria  exercüm  mit  2 
Feldzeichen,  bei: 

1)  CoHsUnnimus  max  aug 

Palud 

2)  CanttanUnus  tun  fHd)  c 

Kurass 

ConsUmtmus  wn  n  c 
Kürass 

3)  Fl,    lul    Constantius 

noft  c  Kurass  .    .    . 

FL    lul    Consiantius 

fiob  c  Palud.  .    .    . 

B.  Urhs  Borna     .... 

C.  CondantinopoiiH  .     .     . 


Trier 


9$   Ip:; 


H   .H  .H 


^    J  tf 
4    £  A. 


«  J 


I3")i   8     1 

t 

11  liöia 


2    10     8 


17")  82  11 
9  123' 17 


&3  ,8816020 


191 


Lyon 

1    :~ 


3D  I  S;  I     IOC  :    |C0 


02; 


^1 
3  a^ 


4|   5  ,  1 
8!  13  11 


21Ö**)  6 
6117"/  4 


Arles 


^1     Pk  , 


-  — j  1")  1») 

i 


Sl"^  — 


! 
1'   7     2|-  ^  — 


—      1 
-i 2 

l"j  -      1 


111      1    10 


13 


Rom 


Tl:T2 

Qii- 

€1  €1 


AI 


ei 


:i 


75 


r\ 


B2  80 


34 


87 


6 

— .B17 


10)  In  der  EmiMiou  TB  •  P  ist  ConsUntia  AmaX  mit  Lorb««rkraas,  Imal  mit  Perl- 
•chnar,  8  mal  mit  Diadem  geschmfickt;  in  der  Sm.  TBP  *  4  mal  mit  Kranx  und  4  mal  mit 
Diadem,  Ton  der  Em.  TBP*  ab  nnr  mit  Diadem ;  in  der  Em.  PLG  1  mal  mit  Kranx,  sontt 
wie  in  allen  folgenden  Em.  nur  mit  Diadem. 

11)  Hierzu  sind  3  hybride  Srtgnagen  gestellt  mit  Av.  Urin  Sowto^  auf  deren  Bv.  die 
Victoria  dargestellt  ist,  wie  sie  der  Constantinopolismfluxe  eigen  i«t. 

12)  Unter  den  16  Stocken  Borna  befinden  sieh  6,  nntor  den  17  Stflcken  Con»imaif,opolia 
S  KleinstOcke,  die  letsteren  mit  der  Anfsehrlft  COKSTANTINOPOL-8 

18)  Das  erhaltene  Stflck  hat  nnr  G0N8T  ■  ohne  davorstehendes  OfSilnseichen,  ver- 
matlich  fehlt  dasselbe  Infolge  schlechter  Prtgnng. 

14)  Der  Bogen  steht  im  Felde  unten  awisohen  den  Feldseichen. 

16)  Der  Stern  steht  bei  Oloria  im  Felde  oben  «wischen  den  Feldseichen,  bei  0(M' 
^uMimfotU  im  Felde  links,  dagegen  bei  Homa  im  Abschnitt,  damit  sich  der  Prftgevermerk 
von  den  stets  Aber  der  WOlftn  befindlichen  Sternen  abhebt. 

16^.  Ans  den  Emissionen  BBA  und  BFA  sind  weder  bei  van  Werveke,  noch  bei 
äsackler,  noch  im  Berliner  Kabinet  XQnxen  des  Constans  oder  Delmatius  vorhanden. 


Digiti 


zedby  Google 


126 


Hettner 


c)  Die  nach  dem  25.  Dezember  333  bis  znm  18.  September  33ö 
geprägten  MünEen: 


Arles 


A.  Gloria  exereitus    mit  2 
Feldzeichen,  bei: 

1)  ConstanÜniis  vmix  auff, 

Palud 

2)  Constantinwt  mn  noh  c, 

Kürass 

Cangtüfitinus  mn  n  c 
Kürass 

3)  Fl.Iul.Canstaittmsfwbc 

Kürass 

Fl.  lid.  Cotistantiu^nobc 
Palud. ,  Vorderan- 
sicht   

4)  Fl.  lul.  Condam  noh 

caea,  Palud.,  Vorder- 
ansicht   

Fl.  lul.  Conslans  nolt  c 
Palud. ,  Rückenan- 
sicht   

B.  Vrhs  Borna 

C.  CoiiMtmiHnojxiliff    .     .     . 


Trier 

ih:    h 


f^'Cj'S 


3"),    4"J 
15      16 


')  3     — 


3        3 


34,    66 
341     34 


98    118142       1 
43 


216 


Lyon 


18     - 


21  - 

I 

^0  1")| 

7i  — 


r  I    a  ^«ar  ' 


t 


ß4 


'ß4 


I  I 

12»)|    4*0     7" 


-I     1;    - 

I       ! 
ul     li    -. 


71      2        l 


I         I 


8  9'      —  ;      1«) 

4       1      — ;    — 


42      18        2        1 


63 


Rom 


P  1 

S2 


?  1 


ei 


28 


64 


27 


1 


119 
81 


27 


17)  Kr»ns  und  Palmxweig  ttoh^n  bei  Gloria  «wischen  den  Feldxeichen  (der  Krsnz 
in  der  Mitte,  der  Palmsweig  oben),  bei  Roma  ttber  der  WOlfln,  bei  Oonttaniinopoli»  links  im 
Felde  vor  der  Victori». 

18)  Der  Kranx  steht  ttber  der  Wölfin,  zwisohei^  xwei  Zweigen;  die  MOnxe  ist  ein 
Quiiiar.  Rine  Mttnee  von  Constantin  II  mit  Oloria  nnd  2  Feldseichen  verzeichnet  Senckler 
6262,  sie  ist  gleichfalls  Quinar. 

19)  Der  Kranx  ist,  wie  in  der  gleichen  Trierer  Em.  angebracht,  steht  aber  zwischen 
den  Feldxeichen  etwas  höher. 

80)  Mttnxen  von  (.'onstans  aus  dieser  Em.  verxeichnen  Senckler  6884  und  van 
Wervoke  408. 

81)  Ein  einfacher  Zweig  steht  bei  Gloria  im  Felde  oben  zwischen  den  Feldzeichen, 
ein  ge&«telter  bei  Roma  über  der  Wölfin  und  bei  Oonstantinopolis  im  Felde  links. 

82)  Der  Zweig  steht  im  Felde,  unten  xwischen  den  Feldxeichen. 
88)  Das  Blatt  steht  ttber  der  Wölfin. 

24)  Eine  Mttnze  des  Constans  im  Berliner  Kabinet  mit  dem  Terstttmmeltea  A)>- 
schnitts vermerke  R'^  kann  nur  dieser  Em.  angehören. 


Digiti 


zedby  Google 


Röoii9che  Miinzschatzfunde  in  dea  Rheinlanden.  12T 

d)  Die  Münzen  der  auf  den  18.  Sept  335  folgenden  Emission. 


Trier  I  Lyon 

XVIII 

!     ^ 

^     ^      \     ^ 


Arle8|Rom|^^|^^'|si8cia 


Hl 


* 


A.  Glorki  exercitus  mit  2  Feldzeichen,  | 
bei: 

1)  Canstantmus  itin  nob  c,  Kürass  < 


|l 


B.  ^Joria  exerdtua  mit  1  Feldzeichen, 
bei: 

1)  Coiutafi^mtM  moo;  aug^  Palud. 

2)  (/Mfjstoti^ffttf^  nm  n.  c^  Körass 

3)  FL  lul  Corwtantitis  nob  c,  Kürass 

n  V  fi  im  Palud. 

4)  FLItUCoti8iansnobcae8f?9\nd. 

in  Rückenansicht    .... 

5)  Fl.  DdnuUius  tiob  caes,  Palud. 

in  Vorderansicht    .     .    .     . 


17  j  3") 
74  I     — 


36 


15 


C.  Urbs  Borna 


D.  CofutatOinojiolis ,    ...... 

E.  PteUu  Bomanuy  Av.  FL  max  Theo- 

dorae  aug 

F.  Fax  pMica,  Av.  FL  lul,  Hetettaeu 

aug ;i 


32 


40 


!«•) 


1       -    Ql'O 


-   €1«)) 


—  '  20 


1 


__   (Bl. 

in 


€1  !    - 


38 

15 

3 
4 
3 

32 


—     40 


217  '     10 

I 


2        2 


3   235 


85)  Der  Paluiweig  •t«ht  bei  Glona  unten  im  Abschnitt,  bei  Jtoma  Aber  der  Wölflu, 
bei  C'mutantinopolu  im  Felde  links. 

26)  Das  Monogramm  steht  bei  Gloria  s wischen  den  Feldzeichen,  bei  CoMtaiäinopolis 
im  Felde  Unke ;  in  derselben  gleicherweise  mit  dem  Monogramm  signierten  Em.  werden  sptter 
GUtria  mit  einem  Felds^ichen  darstellende  Manien  aoegegeben.  Einen  Constans  ans  dieser 
Kmission  mit  einem  Feldieichen  enthtlt  der  Bheinsabemer  Fund,  siehe  unten  S  198.  Gin 
Delmatius  mit  dem  Monogramm  und  einem  Feldaeichen  ist  abgeb.  Num.  chronicl.  XVII, 
Tat  Vni,  Fig.  10. 

87)  Über  diese  Em.  siehe  nnten  S.  186. 

88)  Ans  dieser  Em.  besitat  das  Berliner  MOuzkabiuet  Stticke  des  Delmatinti  und 
Conttantv,  &en  c  mit  8  Feldseichen. 


Digiti 


zedby  Google 


12S  Hettner 

e)   Verprägle  Münzen: 

a)  Aus  Trier. 

1)  (Gr.  3—1).  Cofvitantimts  tun  no  c  Kfirass  Rv.  Gloria  exercittts  2 
Feldzeichen,  Abschnitt  TRP 1 

2)  (Gr.  2-  8).   Constantinopolis  4  Stück :  3  Stück  mit  Cmistanthwpol 

im  Abschnitt  TRS;  1  St.  mit  Constafdinopdls  im  Abschn.  TRP      4 

3)  (Gr.  3).  Urbs  Borna,  Abschnitt  TRiS 1 

b)  Aus  Lyon. 

4)  (Gr.  2).  CanOanHwts  iu  nob  c,  im  Kürass.  Rv.  Crloria  exercitus  mit 

2  Feldzeichen  PLG 1 

6)  (Gr.  2).  Constantmm  i  nob  c,  im  Kürass.  Rv.  wie  bei  4.  Die  Um- 
schrift hat  auffallend  breite  Buchstaben,  die  Av-prägung  ist  aber 
nicht  schlecht,  die  des  Rv.  sehr  verwischt 1 

6)  (Gr.  2—8).  3  Stück.  Umschriften  zweimal  Constantimpolis,  einmal 
ConstanUnops  PL  •  G 3 

7)  (Gr.  3).  Constantinopolis  mit  Umschrift  Canstantin.  Die  Victoria 
des  Reverses  ist  etwas  roh.   PLG      1 

12 

f)  Verschiedenes. 

1)  Aus  der  Trierer  Präge  mit  ankenntlichem  Emissionsvermerk 
Rv.  Gloria  exerciim  Constantin  I  5,  Constantin  II  ö,  Gonstantius  6; 
Urbs  Botna  9,  Constantinopolis  9 33 

2)  Aus  Lyon  mit  unkenntlichem  Emissionsvermerk  Gloria  exercitus 
mit  2  Feldzeichen  von  Constantin  II  3,  Urbs  Borna  4,  Cwiatanti- 
nopdis  6 13 

8)  Aus  Rom:  CTf 6«  Itoma  »PRT,  //RP, 2 

4)  Aus  Karthago:  Urbs  Borna  SMKT* 1 

5)  Aus  Thessalonica:  FL  Itä,  Constantius  nob  c.  im  Kürass  von 
vom,  Rv.  Gloria  exercitus  mit  2  Feldzeichen  SMTS/' 1 

6)  Aus  Heraclea:   Gloria  exercitus  mit  2  Feldzeichen  von  Constan- 
tinus  max  aug  im  Paludament  n.  r.,   ///SMH6,  *  SMHA  * ,  *  SMHB      3 
u.  Constantinus  mn  nob  c.  Kürass  n.  r.   *SMHr/, 1 

7)  Aus  Constantinopel:  Fl.  M.  Constantius  nob  c  im  Paludament 

n.  r,    CONS€ 1 

Pop.  Bomamis  Genius  mit  Füllhorn  n.  1.,  Rv.  Brücke  mit  2  Türmen 
CONS  1 

A       — :— : — i 

56 

g)  Münzen  mit  vollständig  zerstörten  Abschnittsvermerken. 

1)  Gloria  exercitus  mit  2  Feldzeichen,  von  Constantin  I  10,  Constan- 
tin 11  24,  Constantius  7,  ConsUns  2 43 

2)  Gloria  exercitus  mit  1  Feldzeichen,  von  Constantin  I  4,  Constantin  11 

38,  Constantius  23,  Constans  5,  Delmatius  2 72 

.S)   Urbs  Botna  33,  4)  Constantinopolis  36 ^ 

5)  Tkeodorae  14,  6)  Hclenae  12 26 

7)  Vollständig  zerstörte  Münzen »      5 

215 


Digiti 


zedby  Google 


Kumische  Münzschatzfiinde  iu  den  Rheinlauden.  1^9 

h)  Barbarische  Nachprägungen 26 

Diese  im  Einzelnen  aufzufAhren  scheint  zwecklos,  da  mit  Worten  und 
Typen  ein  genaues  Bild  derselben  doch  nicht  gegeben  werden  kann  und 
Abbildungen  nur  dann  angezeigt  wären,  wollte  man,  was  vielleicht  nützlich 
wäre,  die  Frage  nach  der  Entstehung  dieser  MQnzen  im  grösseren  Zusam- 
menhange behandeln.  Die  grusste  Zahl  bezieht  sich  auf  Constantinus  nob. 
caes.  Nur  eine  Münze  soll  hervorgehoben  werden.  Sie  hat  (Gr.  2—3)  auf  dem 
Avers  CONSTANTIVS  AVO  Brustbild  im  Kürass;  liv.  Gloria  exerdtaa  mit 
2  Feldzeichen,  rohe  Umschrift,  Absch.  P.  '  Ware  sie  eine  offizielle  Prägung, 
90  würde  sie  für  die  Datierung  des  Fundes  von  grösster  Wichtigkeit  sein; 
aber  abgesehen  von  dem  rohen  Aussehen,  ist  das  Vorhandensein  von  zwei 
Feldzeichen  auf  einer  Prägung  von  Constantius  11  als  Augustus  eine  Unmug- 
lickheit;  vermutlich  misslang  dem  barbarischen  Urheber  nur  die  Schreibung 
des  Namens,  man  kann  die  Umschrift  auch  Con^tatünas  lesen. 
Zusammenstellung, 
nach  Aversen:  nach  den  Prägestätten: 

1)  Divus  Claudius  u.  ahn).  ...      3        1)  ohne  Prägevermerke 8 

2)  Liciniu«  aug  I 1        2)  Trier 668 

3)  Licinina  caes.  II 1        3)  Lyon 173 

4)  ConsUntinus  aug  I 113        4)  Arles 7H 

5)  Constantinus  caes  II 294       5)  Rom 16 

6)  Constantius  caes 136        6)  Aquilcja 1 

7)  Constans  caes 30        7)  Siscia 8 

8)  Delmatins  caes 5        8)  Constantinopel 2 

9)  Theodorae 46        9)  Karthago 1 

10)  Helenae 52      10)  Thcssalonica 1 

11)  Roma 262      11)  Hcraclea 6 

12)  Constantinopolis 224  12)  Barbarische  Prägungen  ...    26 

13)  Populus  Romanus 1  13)  Zerstörte  Vermerke   .  .  .  .  .  215 

14)  Zerstörte 6  1198 

lo)  Barbarische .    26 

1198 
Schluttfolganingan  aiia  den  Funden  V«— <*  Wir  haben  zunächst  die  Reihen- 
folge zu  begründen,  in  welcher  wir  die  Trierer  Emissionen  aufgeführt 
haben.  Die  Ziffern  X,  XJ,  XII  beziehen  sich  auf  die  in  dieser  Zeitschrift  VI 
S.  147—148  gegebenen  Darlegungen.  Dass  sich  zwischen  die  dort  festge- 
stellten Emissionen  noch  andere  zwischenschieben  würden,  war  S.  149  voraus- 
gesehen. Die  vorliegenden  Münzfunde  zeigen  aber,  dass  dies  in  grösserem 
Umfang  stattfindet,  als  ich  vermutete.  Ausserdem  enthält  mein  obiges  Ver- 
zeichnis der  Reverse  der  Emission  X  einige  Irrtümer,  indem  ich  zu  derselben 
samtliche  Münzen  mit  dem  Vermerke  PTR  rechnete,  während  sich  heraus- 
stelh,  dass  dieser  einfache  Vermerk  mehrere  verschiedene  Emissionen 
bezeichnet  »•). 

29)  Nur  toweii  mioh  die  diesmail  bebaud«lt«u  Mfinzfonde  leiten,  gehe  ich  auf  dl« 
uitlichc  BichtigBtelinng  der  8.  147  yerzeiobneien  Beverse  ein.  Auch  die  Emitsiontn  VI 
bu  IX  haben  noch  manclie  Unterabteilungen.    Ich   laste  deAhalb  xur  Zeit  die  oben  fttr  die 


Digiti 


zedby  Google 


130  Hettuer 

In  den  Emissionen  X»— <i  (siehe  S.  119)  wird  ausschliesslich  der  Revers 
heata  tranquiRitas,  votis  XX  gepr&gt;  derselbe  wurde  sicher  emittiert  im  J.  321, 
wie  die  von  Senckler  (Bonn.  Jährt).  17  S.  84)  veröffentlichte  Münze  von  Cri»- 
ptis  n,  e.  008  II  zeigt,  vermutlich  aber,  schon  seit  8ä0,  weil  eine  freilich 
schlecht  erhaltene  Münze  des  Ermsdorfer  Fundes  (vgl.  van  Werveke,  p.  455) 
Can^aftHnus  um  cos  zu  bieten  scheint.  —  Constantius,  welcher  am  8.  Xovbr. 
323  Caesar  wurde,  fehlt  noch  in  diesen  Emissionen,  sie  werden  schwerlich  über 
das  Jahr  322  gredauert  haben  ans  Gründen,  die  ich  sogleich  beim  Revers 
Sarmatia  demcta  besprechen  werde.  Für  die  Bestimmung  der  Reihenfolge 
der  vier  Emissionen  fehlt  es  an  inneren  Anhaltspunkten,  da  aber  im  Allge- 
meinen die  complicierterea  Vermerke  den  einfachen  folgen,  scheint  die  in  der 
Tabelle  angenommene  Folge  die  wahrscheinlichste.  Am  unsichersten  ist  die 
Ansetzung  der  Emission  PTR;  es  ist  nicht  ausgeschlossen,  dass  sie  die  letzte 
jener  vier  und  identisch  ist  mit  der  als  XI»  bezeichneten;  in  diesem  Falle 
w&re  der  Revers  beata  tmnqmll^s  noch  eine  Zeit  lang  neben  den  neuen  Re- 
versen fortgeführt  worden. 

In  den  Emissionen  XI»  und  XI^  (siehe  S.  120)  wird  für  den  Augustus 
Providetttiae  augg  und  Sarmalia  devkta^  für  alle  Gaesaren  Providentüu  eaegg, 
für  die  zwei  älteren  ausserdem  Caesamm  nodrorum  vot  X,  für  Fausta  Salm 
und  Spes  rdpübHicM^  für  Helena  Securäas  reipublic9  geprägt.  Der  Sieg  über 
die  Sarmaten  wird  in  den  November  322  fallen;  sieher  vor  den  Kriegazujg 
gegen  Licinius  erfochten  (vgl.  Koehne,  die  auf  die  Gesch.  der  Deutschen  und 
Sannaten  bez.  Münzen  (1844)  S.  118  und  vau  Werveke  S.  464),  lassen  die 
nach  den  Kaiendarien  (vgl.  Mommsen  im  CIL.  I  p.  407)  Ende  November  ge- 
feierten luiU  Sarmatici  ein  anderes  Datum  nicht  wohl  zu. '  Die  erste  Emission 
dieser  Münzen. wird  deshalb  voraussichtlich  in  den  Anfang  des  J.  323  fallen. 
—  Jetzt  treten  auch  die  Münzen  der  Fausta  und  Helena  auf;  vermutlich  war 
die  Ernennung  des  Constantius  zum  Caesar  die  Veranlassung  auch  auf  Fausta, 
welche  Mutterstelle  vertrat,  zu  prägen  und  diese  Gelegenheit  ergriff  C'Onstantin 
auch  seine  Mutter  zu  ehren.  Das  Zeugnis  des  Theophanes  (siehe  Senckler, 
Bonn.  Jahrb.  17  S.  90  und  van  Weneke  S.  479),  Helena  habe  erst  325 
Prägerecht  empfangen,  muss  irrig  sein,  da  die  Münzen  der  Helena  mit 
denselben  Vermerken  auftreten  wie  Sarmatia  iJevicta,  —  Für  Crispus  und 
Constantinus  jun  Mird  der  Revers  Catsarum  iiostwrum  cot.  X  ausgegeben, 
der  auf  den  eben  erst  zum  Caesar  ernannten  Constantius  der. Natur  der  Sache 
nach  nicht  geprägt  werden  konnte;  die  gleichartigen  Münzen  mit  roi  V  sind 
in  Trier  nicht  geschlagen  worden.  Der  Revers  mit  cot.  X  empfangt  jetzt 
seine  Datierung;  gemeiniglich  hält  man  ihn  für  gleichzeitig  mit  dem  Revers 
vot  V  (vgl.  Soret,  Revue  num.  1843  p.  3)5,  van  Werveke  p.  448)  Aber  wie 
bei  Licinius  jun.  nur  V  nie  X  vorkommt,  so  wird  die  Aufeinanderfolge  dieser 
Reverse  auch  dadurch  bewiesen,  dass  fvt  V  in  den  Arier  Emissionen  PA, 
P---A,  Pvl^A,   vot  X  dagegen  erst  in  Emission  P  «  A   auftritt.    März  322 


KmiMionen  gewfthlten  Ziffern  beitt^hen,  bi«  unsere  Mn«euius»ainniluug  fQr  die  gause  Deaer 
«ler  Trierer  MttnzBtttte  so  reichliches  Materinl  gewfthrt,  dRS«>  ZwischenschlebuDgen  nicht 
mehr  su  befttrchten  sind.  Dank  dem  grossen  Entgegenkommen,  welche«  dies«  Be«tr^b> 
ungen  bei  der  Kommission  für  die  rheinischen  Provinislalniuseen  gefunden  haben,  hoffe  leb, 
dans  dieses  Ziel  bald  erreicht  sein  wird. 


Digiti 


zedby  Google 


Römische  MQnnchatsfunde  in  den  Rheinlanden.  131 

waren  die  vota  V  wirklich  YoUendet,  die  Prä^ng  der  vot  X  mit  Beginn  des 
J.  323  ist  also  darchaus  am  Platze.  —  Der  Revers  Promdetitiae  findet  sich 
auch  bei  den  beiden  Licinii,  aber  wie  es  scheint  nur  aus  orientalischen  Präge- 
Stätten,  in  Trier  ist  er  auf  diese  nicht  geschlagen.  Dieses  Verhältnis  passt 
auf  die  Stimmung  der  Kaiser  im  Anfange  des  Jahres  323.  Das  Ende  der 
Emission  PTRo  lässt  sich  nicht  genau  bestimmen;  vermutlich  wird  es  gegen 
325  fallen. 

Denn  die  folgende  Emission  PTRu  hat  noch  auf  Crispus  und  Fausta 
geprägt,  von  denen  der  erstere  326,  die  letztere  327*®)  ermordet  wurde.  Da 
die  MAnzen  des  Crispus  in  dieser  Emission  an  Zahl  bedeutend  hinter  denen 


80)  K«a«rdings  ist  darch  Rank«  (W«Ug«sch.  ni  8.  531)  die  Ansiebt  aufgestellt 
worden,  Faust*  habe  nocb  über  das  J.  840  gelebt  und  sowohl  Y.  Schultxe  (in  Briegers 
Ztachr.  far  Kirchengeschichte  VOl  H.  541),  wie  Fr.  GOrre»  (in  Ztsehr.  fttr  wissenschaftl. 
Theologie  XXX,  1886,  8.  87S)  sind  ihm  blind  gefolgt.  Der  Beweis  soll  in  Julian  orat  I 
p.  9  B  und  einer  anonymen  Monodie  liegen,  anf  welche  Zeugnisse  schon  Gibbon,  aber  mit 
aller  Vorsicht,  hingewiesen  hatte.  Julian  aber  erwähnt  der  Fausta  adeliges  Geschlecht, 
ihre  Schönheit,  ihre  Tugend,  aber  nicht,  wie  man  angiebt,  ihr  GlOck.  Die  Monodie  ist,  wie 
flbrigens  schon  langst  nachgewiesen  ist,  ohne  jede  Beweiskraft.  Die  Neueren  beschranken 
•ich  anf  die  Angabe:  ^amtnymi  oratio  /wndfri*  in  Ooiutantinum  jun,  in  Haverkamps  Eutrop*; 
ts  wird  nicht  unnati  sein  ihre  Litteratur  naher  au  Teraelchnen,  welche  ich  Dank  der  Unter- 
Btotsung  der  Herren  BQcheler  in  Bonn  und  Zangemeister  in  Heidelberg  zu  Qbersehen  glaube. 
Die  Monodie  ict  nach  einem  codex  Palat.  zuerst  Ton  Fr.  Morellius,  Lutetiae  [1616]  mit  dem 
Titel  *Avmr6fiov  (sie!)  fiovmdia  dg  Konvex avxivov  xhv  Kmvctnvrivov  tov  fitydXov 
vno  Tiav  Htpayimv  nctifu  KtDVffrnvrog  dÖtltpov  CzaXivTmv  Sinpd^itQfifvov  heraus- 
gegeben, dann  von  Hearne  1708  und  Harercamp  1789  in  ihren  Eutropansgaben  wieder 
Abgedruckt  worden.  Schliesslich  bat  sie,  ohne  abrigens  auf  die  Handschrift  suracksugehen, 
Karl  Heinrich  Frotscher,  (aaoMjfmt  Cfrtuei  oratio  Junehrit  nunc  primum  in  Otrmtania 
mvito^ue  aeatratius  quam  usquam  amtthae  factum  eH  ediia,  Freiberger  Gymnasialprogr  1855)  mit 
Commentar  behendelt.  Der  Codex  wird  in  Cbdice*  mm.  PbU.  Gr.  MM.  Vat,  von  H  Stevenson 
Ben.  (Bomae  1885)  p.  56  erwähnt  nU  Cod.  Pal.  Gr.  117,  Chart,  in  4  saec.  XV,  et  bombyo 
ssec.  XIV,  fol.  817.  —  Fol.  813  ff.  enth'ilt  derselbe  ^(/o  ConHantinum  H,  ContUuUini  ßfagni 
fSKuM  a  frairt  Conttantt  interfeetum  oratio  funebris)  imper/eeta'*.  —  Hieran  bemerkt  mir  mein 
Freand  Heylbut,  cur  Zeit  in  Rom:  „In  dem  Miscellanoodex  Pal.  gr.  117  ist  der  Schluss 
S.  218—817  auf  Papier,  nicht  auf  bombye.  geschrieben;  der  ungeschickte  Schreiber  ist  in*s 
XVI.  Jahrh  xn  setzen.  Dieses  Stack  ist  offenbar  eus  einem  anderen  Codnx,  der  mehrere 
rerwandte  Reden  enthielt,  herausgenommen;  es  fehlt  Jede  Überschrift;  der  Text  beginnt 
ganz  oben  auf  der  Seite,  nur  das  A  von  uVÖQtg  ist  mit  rot  geschrieben  und  ausgeraokt, 
sowie  die  erste  Zeile  CAvdQtq  —  ^mfiaiov)  rot  unterstrichen  ist.  Am  Rande  oben  rechts 
(f.  913)  hat  die  mir  wohlbekannte  Hand  Angelo  Mai's  angemerkt :  In  Ootulantinum  Conatantini 
moffniJUium,  a  frairt  Constante  summiMi*  percuMoribtu  interfeclum.  Derselbe  hat  gelegentlich 
einige  Textverbesserungen  au  den  Rand  gesetat  und  zu  den  Worten  gegen  Schluss  GVVfÖtiv 
txfi  TO)  TtaTQi  r  adeXtpüi :  patri  Con»tantino ;  tt  fralri  Crispo  am  äusseren  Rande  hinauge- 
schrieben.'*  —  «Auf  Constantin  II  ist  die  Rede",  wie  mir  Zaugemeister  nachweist,  „nicht  zuerst 
von  Morell,  sondern  schon  von  Sylburg  bezogen  worden,  wie  desoen  1594  und  in  den 
nicbstfolgenden  Jahren  (etwa  1584—90)  verfasster  [1701  von  Mleg  in  den  Monnmenta  pie< 
Utis  edierter]  Katalog  der  Palatini  graeci  beweist,  wo  8ich  derselbe  lateinische  Titel  findet. 
Morell  bat  den  Titel  dann  offenbar  proprio  Marte  ins  Grieclubche  übersetzt "  —  Tilleraont 
(IV  p.  8i9  tt.  669),  benutzt  zwar  die  Monodie  als  hiotorische  Quelle,  maclit  aber  doch  schon 
auf  verschiedene  Abweichungen  derselben  von  der  beglaubigten  Überlieferung  aufmerksam. 
Sehr  klar  hat  aber  Wesseliug  (observat.  var.  I  cap.  27y  die  vielen  in  die  Augen  springenden 
Reweisstellen  ausammengestellt,  aus  denen  hervorgeht,  das»  die  Monodie  sicher  nicht  auf 
den  Jüngeren  Constantin  sich  besieht  (abgedruckt  bei  Frotscher  S.  73  f.);  Wcf«üeling  vor- 
mntet,  dass  sie  auf  Theodonis  Palacologus  (c  1450)  gehalten  sei  und  Frotschrr  hält  den 
Ueorgias  Uemistus  Pletho  für  den  Verfasser. 
Westd.  ZciUchr.  f.  Gesch.  u.  Kunst.    VII,   II.  10 


Digiti 


zedby  Google 


J32  Hettner 

des  Constantinus  iun.  und  Constantius  zurückstehen,  so  wird  sein  Tod  in  den 
Anfang  derselben  fallen.  Die  Reverse  SarmcUia  deoicta  und  Caesarum 
noür&mm  werden  von  nun  ab  nicht  mehr  geschlagen. 

In  den  beiden  folgenden  Emissionen  PTRE  und  •  PTRE  wird  aus- 
schliesslich Pmvidentiae  für  Constantin  und  die  beiden  Caesarcn,  Securäas  rei- 
publice  für  Helena  geprägt.  Steht  der  Tod  der  Helena  für  August  328  wirk- 
lich fest,  so  ergäbe  sich  daraus,  dass  die  Emission  mit  Punkt  noch  vor  diesem 
Termin  begonnen  habe,  und  da  die  Münzen  aus  dieser  Emission  überhaupt 
nicht  zahlreich  sind,  wird  man  für  329  einen  Stillstand  der  Prägung  anzu- 
nehmen haben. 

Für  die  nun  folgende  Zeit  liegt  uns  ein  sehr  reiches  Material  vor,  in- 
dem von  nun  ab  nicht  nur  die  Funde  von  Ermsdorf  und  Dhron,  sondern 
auch  der  von  Ollmuth  und  namentlich  der  von  Weeze  in  Betracht  kommen. 
Gleich  im  Beginn  dieser  neuen  Münzprägung  erscheinen  die  Denkmünzen  auf 
die  am  11.  Mai  330  erfolgte  Einweihung  von  ('onstantinopel ;  das  Auftreten 
der  Münzen  des  Constans,  dann  der  des  Delmatius  geben  der  Emissionsge- 
schichte einen  festen  Untergrund. 

Während  die  Ermsdorf- Dhroner  Tabelle  (S.  121)  auf  die  Trierer 
Prägungen  beschränkt  ist,  berücksichtigen  die  des  Ollmuther  (S.  123)  und 
Weezer  (S.  125  fg.)  Fundes  auch  die  übrigen  Münzstätten.  Als  Hauptresultat 
springt  in  die  Augen,  dass  vom  J.  330  bis  zum  Septbr.  335  in  allen  Münz- 
stätten mit  den  Kaiserbildern  nur  der  Revers  Gloria  exercitus  mit  2  Feld- 
zeichen und  ausserdem  die  Münzen  auf  Roma  und  Constantinopolis  ge- 
schlagen wurden.  Von  da  ab  begannen  Trier  und  Lyon  eine  neue  Emission, 
in  der  Oloria  mit  nur  einem  Feldzeichen  gebildet  wird,  während  bei  Arles, 
Rom  und  Siscia  dieser  Wechsel  vor  sich  geht,  ohne  dass  neue  Emissiousver- 
merke  auftreten.  Auch  in  dieser  Emission  werden  die  Münzen  auf  Rom 
und  Constantinopel  weiter  emittiert;  eine  Ausnahme  machen  nur  Trier, 
welches  an  Stelle  dieser  Münzen  die  Restitutionsmünzen  auf  Theodora  und 
Helena  ausgiebt  und  vielleicht  Constantinopel;  letzteres  prägte  sicher  auch 
diese  Restitutionsmünzen,  fraglich  ist  nur,  ob  diese  Prägung  schon  33ö  begann. 

Die  in  Trier  und  Lyon  seit  335  geprägten  Münzen  zeigen  gegen  die 
vorhergehenden  reduzierte  Grösse  und  reduziertes  Gewicht.  Während  die 
Münzen  der  5  ersten  Emissionen  mit  wenigen  Ausnahmen  die  Grösse  4 
der  Mionnetschen  Skala  haben,  haben  die  der  Emission  *  TRP  *  und  \  PLG 
nur  die  Grösse  3*/« — 3  und  während  je  5  Stück  der  erstgenannten  p]missionen 
11—11,  70  Gramm  wiegen,  haben   die  letzteren  ein  Gewicht  von  7,50—9,80. 

Aus  der  Trierer  Präge  ist  in  den  Funden  eine  so  grosse  Masse  von 
Münzen  vorhanden,  dass  für  die  Emissionen  XHI— XVin  ein  vollständiges 
Bild  gewonnen  wird.  In  den  Emissionen  TR*P,  TRP',  TRP»  wird  noch 
nicht  auf  Constans  geprägt,  demnach  liegen  diese  zwischen  dem  1 1  Mai  330 
und  dem  25.  Dezbr.  333.  Die  Emissionen  TRP  mit  Kranz  und  Palme  ent- 
halten Münzen  des  Constans,  nicht  des  Delmatius ;  auch  anderwärts  sind  mir 
Münzen  des  Delmatius  mit  diesen  Marken  nicht  bekannt  geworden;  diese 
Emissionen  werden  also  vor  dem  18.  Septbr.  335,  wo  Delmatius  Caesar  ward, 
geschlossen  worden  sein.    In  der  Emission  *  TRP  *  tritt  auch  Delmatius  auf 

Die  Reihenfolge  der  Emissionen  TR  •  P,  TRP  •,  TRP«    wage  ich  nicht 


Digiti 


zedby  Google 


Römische  Müuzschatzfunde  in  den  Rheinlanden.  133 

zu  entscheiden;  sicher  folgte  —  dies  kann  man  der  Gleichartigkeit  der 
Zeichen  entnehmen  —  die  Emission  mit  dem  Stern  der  mit  dem  Pankt ;  aber 
ob  TR'P  die  erste  oder  die  letzte  dieser  drei  Emissionen  sei,  ist  fraglich. 
Für  die  letztere  Ansicht  k^nn  man,  worauf  mich  Hr.  van  Vleuten  aufmerk- 
sam machte,  den  Kopfschmuck  Constantins  geltend  machen;  bis  827  besteht 
dieser  ausschliesslich  aus  dem  Kranz,  in  den  Emissionen  PTRE  und  '  PTRE 
bisweilen,  von  333  ausschliesslich  aus  dem  Diadem.  Da  nun  sämtliche  obige 
Funde  und  auch  der  von  Kirc^henboUenbach  (vgl.  unten  VI,  44)  zahl- 
reichere Diadem-Darstellungen  in  TR  •  P  als  in  TRP  •  aufweisen,  so  spräche 
dies  dafür,  dass  TR  *  P  später  ausgegeben  sei.  Dass  Laune  der  Stempel- 
schneider im  iSpiele  sein  könnte,  halte  ich  indes  nicht  für  ausgeschlossen. 
Der  Fund  von  Kirchenbollenbach  enthält  vennutlich  die  Emission  TRP«  nicht, 
wohl  aber  TR  •  P  und  TRP ',  der  von  Dhron  zahlreiche  Stücke  von  TR  •  P 
und  TRP  %  wenige  von  TRP* ;  diese  Erscheinungen  werden  am  besten  durch 
die  Annahme  erklärt,  der  Fund  von  Kirchenbollenbach  sei  unmittelbar  vor 
der  Emission  TRP*,  der  von  Dhron  während  dieser  Emission  vergraben ;  dann 
müsste  diese  aber  zuletzt  gestellt  werden. 

Dass  die  Emission  mit  dem  Kranze  der  mit  der  Palme  vorausgeht, 
schliesse  ich  daraus,  dass  diese  Aufeinanderfolge  für  Lyon  gesichert  ist. 

Die  Zeit  der  Restitutionsmünzen  auf  Theodora  und  Helena  wird 
durch  die  Funde  genau  bestimmt;  sie  sind  gleichzeitig  mit  den  Delmatius- 
mänzen  nach  Septbr.  335  zuerst  ausgegeben,  dauern  aber  durch  weitere 
Emissionen,  von  denen  im  Ollmuther  Funde  eine  mit  Kreuz  im  Felde  auf- 
tritt.   Ob  diese  schon  nach  Constantins  Tod  fällt,  ist  unsicher"). 

Soweit  sich  nach  dem  Bestände  des  Berliner  Münzkabinettes,  der 
Trierer  Sammlung,  der  Kataloge  von  Ramus,  Wellenheim,  Senckler  und  van 
AYerveke's  Aufstellung  urteilen  lässt,  sind  diese  Münzen  nur  in  Trier  und 
Constantinopel  '*)  geprägt,  in  Trier  mindestens  in  3  Em.  •  TRP  • "),  ^|fp , 
TIIP  4  4,  in  Constantinopel,  wie  es  scheint,  in  2  Em.,  von  denen  die  eine  CONSG, 
die  andere  mit  nachgestelltem  Punkt  CONSS  * '^)  signierte.  Senckler  findet 
Marchant  folgend,  (B.  J.  17  S.  94)  die  Veranlassung  für  die  Gedächtnis- 
möuzen  auf  Theodora  in  der  Erhebung  der  Enkel  Delmatius  und  Hanniballia- 
nus,  und  sieht  die  Gedächtnismünzen  auf  Helena  als  eine  Folge  derer  auf 
Theodora  an.  Aus  der  obigen  Aufsteilung,  welche  das  gleichzeitige  Auftreten 
der  Münzen  des  Delmatius,  der  Theodora  und  der  Helena  bestätigt,  folgere 
auch  ich  auf  einen  inneren  Zusammenhang,  wie  ihn  Senckler  und  Marchant 
annehmen;   als  Constantin   sich   entschloss    zur  Regierung   auch   seine  Stief- 

81)  Schiller  II  S.  168,  Aum.  4  ist  nicht  gaux  korrekt,  ebeuda  ist  Kausta  zu  streichen. 

32)  In  SfAdden's  Handbook  ist  auf  der  Tafel  zu  S.  166  auch  Rom  unter  die  Fr&ge- 
Stätten  der  Theödoramttnzen  gestellt;  es  scheint  aber  nur  ein  fehlerhaftes  Arrangement  der 
Tafel  Torzaliegen  nnd  irrtttmlich  die  Zeile  der  Theodora  anstatt  die  dar  Helena  ausge- 
fällt zu  sein 

3't)  Wenn  in  den  Katalogen  vielfach  TKP  angegeben  wird,  so  sind  vielleicht  die 
Pankte  nnr  fibersehen,  vielleicht  aber  die  Em.  XX  oder  XXI  gemeint,  vgl.  unten  8.  1S9. 
Seuckler's  Angabe,  die  Mflnzen  der  Theodora  Nr.  5142—48  seien  PTR  signiert,  beruht  auf 
Druckfehler  fOr  TRP. 

34)  COXSö '  zeigeu  die  Kiitaloge  uud  Abbildungen,  mau  wird  aber  unbedenklich 
(lau  letzte  Zeichen  für  ein  Stigma  halten  dürfen. 

in* 

Digitized  by  VjOOQ IC 


134  Hettner 

neffen  heranzuziehen,  ehrte  er  auch  seine  Stiefmutter,  auf  die  im  Leben  nie 
geprägt  war,  durch  eine  Gedächtnismünze,  Hess  aber  die  gleiche  Ehre  auch 
seiner  Mutter  zu  Teil  werden.  Auffallend  ist  nur,  dass  diese  Gedächtnis- 
münzen ausschliesslich  in  Trier  und  Constantinopel  geprägt  wurden,  während 
z.  B.  wenige  Jahre  später  die  Gedächtnismünzen  auf  Constantin  von  allen 
Prägen  emittiert  wurden.  Wollte  man  die  Emission  beschränken,  so  lag  frei- 
lich die  Wahl  gerade  dieser  beiden  Prägen  am  nächsten,  Constantinopel  als 
Regierungssitz,  Trier  als  Residenz  des  Constantius  Chlorus,  des  Ehegemals 
der  zu  Ehrenden. 

Die  Emissionen  der  Lyoner  Präge  haben  in  den  Jahren  330 — 336  mit 
den  Trierern  die  grüsste  Verwandtschaft;  auch  hier  6  Emissionen,  in  deren 
4ter  Constans,  in  deren  6^«^^  Delmatius  auftritt.  In  der  6.  Emission  Reduction 
des  Gewichtes  und  Darstellung  des  (r/ortareverses  mit  einem  Feldzeichen; 
auch  sind  meist  dieselben  Marken,  als  Stern,  Kranz,  Palme  gewählt;  da  aber 
nach  der  Emission  mit  Punkt  eine  solche  mit  dem  Zeichen  vy  auftritt,  so 
bezeichnen  Stern,  Kranz  und  Palme  in  Lyon  ein  späteres  Jahr  als  in  Trier. 

Die  Arier  Münzen  dieser  Periode  sind  ausschliesslich  mit  den  Buch- 
staben PCONST  signiert;  man  bezog  diese  früher  immer  auf  Constantinopel ; 
noch  heute  ist  der  Streit,  ob  sie  Arles,  welches  in  einer  bekannten  Consti- 
tution des  Uonorius  (vgl.  Böcking  zur  Not.  dign.  II  p.  162*)  Consta^Uina  urbs 
genannt  wird,  oder  Constantinopel  bedeuten,  nicht  beendet.  Er  spielt  besonders 
in  den  Besprechungen  über  das  erste  Vorkommen  christlicher  Monogramme 
auf  den  Münzen  eine  Rolle;  von  Garruci  (storia  delParte  christiana  VI  p.  131) 
auf  Constantinopel,  von  Madden  (num.  chron.  N.  S.  I  (1861)  p.  120  u.  XVII 
p.  263)  wie  von  Ktaus  (Realencyclopädie  der  christl.  Altert.  II  S,  437)  auf 
Arles  bezogen,  fehlt  es  an  einer  eingehenderen  Untersuchung;  Laugier  in 
seiner  Zusammenstellung  der  Arier  Münzen  (Congres  archäol.  von  1876)  hat 
diese  auffallender  Weise  nicht  geliefert. 

Der  erste,  welcher  diesen  Vermerk  der  Präge  von  Constantinopel  ab- 
sprach, war  Boreil;  er  besass  eine  Münze  der  Fausta  mit  CONS[T?]  und 
folgerte,  dass  in  dem  erst  im  J.  3H0  geweihten  C*onstantinopel  nicht  auf  die 
vier  Jahre  früher  getötete  Fausta  Münzen  geprägt  worden  sein  konnten  (vgl. 
numism.  chronicl.  1861  p.  121).  Durch  Madden  wurde  ein  weiterer  Grund 
hinzugefügt:  bei  CONST  seien  die  Ofßzinnummeni  immer  lateinische,  wäh- 
rend sie  bei  einer  orientalischen  Prägestätte  griechische  sein  müssten.  Madden^s 
Behauptung  ist  vielleicht  nicht  ganz  einwandsfrei.  Soweit  es  nachweisbar  ist 
bedienen  sich  allerdings  sämtliche  Prägestätten  des  Orientes  und  ausserdem 
Siscia  und  Karthago  zur  Bezeichnung  der  Offizinen  ausschliesslich  der  griechi- 
schen Buchstaben  ^,  B,  r,  j,  €  u.  s.  w.,  während  Rom,  Tarrägona,  Trier, 
Ijyon,  Arles  immer  die  Zeichen  P(rima),  S(ecunda),  T(ertia),  Q(uarta)  und  E, 
(weil  ein  zweites  Q  für  Quinta  ausgeschlossen  war)  zu  diesem  Zwecke  benutzten. 
Aber  wie  Aquilejas  3te  Offizin  durch  F,  Triers  3te  Emission  seit  der  dio- 
cletianischen  Münzordnung  (siehe  Wd.  Zs.  VI  S.  143)  gleichfalls  mit  r  mar- 
kiert ist,  so  wäre  es  auch  denkbar,  dass  der  Münzmeister  von  Constantinopel, 
um  seine  verschiedenen  Emissionen  zu  unterscheiden,  einige  mit  lateinischen 
Buchstaben  bezeichnet  hätte.  Als  wahrscheinlich  will  ich  indes  diesen  Einwurf 
keineswegs  hinstellen. 


Digiti 


zedby  Google 


Ermsdorf  2693 

160 

9 

119 

41 

2 

Dhron         231 

44 

10 

3 

10 

6 

W66K6             uDO 

173 

— 

78 

— 

— 

Ollmuth         66 

15 

1 

8 

— 

— 

Ilumischc  ^tüazschat^fllnde  in  den  UlicinlandeU.  l3o 

Zunächst  muss  dos  Zahlcnrerhältnis  betont  werden,  in  welchem  in 
den  uns  beschäftigenden  Funden  die  Münzen  mit  dem  Vermerk  CONST 
im  Verhältnis  zu  den  anderen  europäischen  Münzstätten  auftreten: 

Trier  Lyon  Arles  Constantina  London  Tarragona  Rom  Aquil.  Siscia 

10       —        23 

6—4 

16         1  8 

1       —        — 

Im  Dhroner  Fund  sind  allerdings  die  Münzen  aus  Constantina  nicht 
häufig,  in  den  anderen  aber  treten  sie  in  einer  so  gewaltigen  Menge  auf, 
dass  Constantina  von  Weeze,  Ermsdorf  und  Ollmuth  nur  wenig  weiter  ent- 
fernt li^en  kann,  als  Lyon;  dies  trifft  auf  Arles. 

Eine  Entscheidung  giebt  meines  Erachtens  der  Revers  Virtus  aitgg, 
hez.  caesSy  ein  Lagerthor  mit  geöffneten  Thoren.  Dieser  in  Rom  spärlich, 
sonst  nur  in  Arles  emittiert,  kommt  mit  der  Marke  S  |  F  im  Felde  sowohl  mit 
der  Unterschrift  ARLP,  wie  mit  P  CONST  vor,  während  sonst  in  dieser  Zeit 
keine  andere  Münzstätte  Marken  im  Felde  führt.  Eine  kurze  Cbersicht  über 
die  Arier  Emissionen  —  freilich  auf  sehr  unzulängliches  Matenal  gegründet, 
soll  hier  folgen;  sie  soll  zweierlei  fiir  unsere  Frage  lehren  und  wird  über- 
haupt erwünscht  sein. 

Von  etwa  313  bis  etwa  317.     Im   Abschnitt   immer  PARL,   im  Felde 
rechts  immer  F,  im  Felde  links  1)  A,  2)  T,  3)  T,  4)  M,  5)  S.    Con- 

stantinus  I,  Licinius  I ;  Soli  inricio  comüi,  Genio  pop.  Born,  Marti  con- 

servatori,  ^ 

Von  317  bis  etwa  319.     Im  Abschnitt   immer  PARL,   im  Felde  rechts 

immer  S,  im  Felde  links  6)  C,  7)  A,  8)  R.    Die  Augusti  und  Caesaren ; 

Soli  invicto  comitiy  lovi  copiservatori,  Principia  iuventutiSy  Clanias  reipub, 
31^7  9)  PARL  Constantinus  I,  Licinius  I;  Soli  invicto  comüi,  Genio  pop,  Bom, 

loci  cotiservatari,   Marti  conservatori^  Victoriae  laetae,  Virtus  exercitus. 
Von  etwa  320—322.     10)  PAR,  11)  PA,  12)  PuA,  13)  Pi:/A,  14)    P- A- 

15)  P  »A  Licinius  1  u.  II,  Constantinus  I  u.  II,  Crispus;  D.  n,  Con- 

staiitini  mar  aug  vot.  XX,  Caemrum  nostrorum  rot,  V,    (In  15.  vot  X). 
323  16)  P  *  AR  Constantinus  I  u.  II,  Crispus,  Constantius,  Helena,  Fausta. 
Zu   den  vorigen  Reversen  noch  SarmaÜn,  PwrUlentiae,  Secun'tas, 
Salua. 

17)  ARLP  D  n  Constantiiii  max  aug,  wt  XX,  ViHus  augg. 

\S)  PARL  Proridentiae,   Virtua  augg. 

19)  PAuRL  Constant.  I  u.  II,  Crispus,   Constantius,   Helena,   Fausta: 
Proridentiae,   Virttis  augg  u.  caess,  Securitas,  Spes. 
327  20)  -^1^  Constant.  I  u.  II,  Constantius,  Helena,  Rev.  wie  oben  ohne  Sjm. 

8  I  F 

ebenso;  ausserdem  Fausta. 


p  CoxsT  ®^®''^*^»  ^^"®  Fausta  und  Helena. 
Uns  interessieren  hier  am  meisten  die  Emissionen  20  und  21,  zwischen 
welche  der  Wechsel  des  Namens   fällt.     Crispus   erscheint   nicht   mehr;    fiu* 


Digiti 


zedby  Google 


iSÖ  tiettnef 

Fausta  ist  in  der  21.  Emission,  wie  die  oben  erwähnte  BorelPschen  Mi'inze 
zeigt,  noch  geprägt  worden  (vermutlich  also  auch  im  Em.  20).  Der  Wechsel 
des  Namens  fällt  demnach  in  das  J.  327. 

Zweitens  aber  lehrt  diese  Emissionsübersicht,  dass  die  Namen  Arelate 
und  Constantina  auf  den  Münzen  nicht  gleichzeitig  erscheinen  und  damit  fällt 
ein  Bedenken  Garruci's  Gemeiniglich  bringt  man  den  neu^n  Namen  mit 
Constantin  den  Grossen,  welcher  der  Stadt  viele  Wohlthaten  erwies  (vgl. 
Estrangin,  Etudes  sur  Arles  p.  II,  Madden,  num.  chron.  XYII  S.  263)  in  Ver- 
bindung. Aber  sowohl  die  Zeit  seines  Auftretens,  wie  die  seines  zeitweiligen 
Yerschwindens  spricht  gegen  diese  Annahme.  Im  J.  327  feierte  der  316  in 
Arles  geborene  Constantin us  iun.  (Zosim.  II,  20;  Chronogr.  zum  Cod. 
Theod.})  seine  Decennalien  als  Caesar.  Der  Name  verschwindet  wieder  im 
J.  340,  als  Conqtantin  II,  von  seinem  Bruder  Constans  bekämpft,  sein  Leben 
verlor ;  die  Emission  jenes  Jahres,  welche  im  Felde  ein  X  fuhrt,  hat  im  Ab- 
schnitt anfänglich  PCON,  später  P  ARL,  vgl.  unten  $.  139.  Bezog  sich  der 
Name  auf  Constantin  den  Vater,  so  lag  zu  einer  Namensveränderung  im  J. 
340  kein  Grund  vor;  auf  den  Sohn  bezogen,  ergiebt  er  sich  als  ein  Akt 
seiner  Decennalienfeier,  wie  das  Verschwinden  als  ein  Akt  der  Rache.  Als 
Constantius  II,  nach  Besiegung  des  Magnentius  wieder  Besitz  von  Gallieu 
ergriff,  wird  der  Name  Constantina  wieder  aufgenommen  und  bis  auf  Theo- 
dosius  festgehalten ''^)  (vgl.  die  Tafel  zu  S.  156  in  Madden's  Handbook  und 
Senckler,  Catal.  64ö6  und  6457). 

Von  den  in  Arles  seit  330  geprägten  Münzen  sind  aus  den  ersten 
Emissionen  auf&llend  wenige  Stücke  im  Funde  erhalten,  so  dass  ihre  Zuord- 
nung in  die  Zeit  vor  Constans,  namentlich  für  die  letzte  ( p  (^^kpt  )  2^'^>^*^^' 
haft  bleibt  Für  die  Zeit  vom  Dez.  333  bis  Septbr.  335  sind  in  die  Tabelle 
des  Weezer  Fundes  4  Emissionen  eingestellt,  aber  diejenige  mit  dem  Palm- 
zweig im .  untern  Teile  des  Feldes  wie  die  mit  dem  Blatte ,  von  denen 
sich  auch  anderweitig  nur  wenig  Exemplare  nachweisen  lassen,  scheinen  in 
sehr  unbedeutenden  Auflagen  emittiert  und  von  sehr  kurzer  Dauer  gewesen 
zu  sein.  Warum  die  Emission  mit  dem  Monogramm  nicht  vor  des  Delmatius 
Caesaremennung  gesetzt  ist,  ist  auf  8.  127  in  der  Anmerkung  angegeben. 
Sie  hat  freilich  nicht  reduziertes  Gewicht  und  prägt  den  Revers  Glaiia 
zunächst  noch  mit  2  Feldzeichen,  aber  auch  Rom  und  Siscia  sind  hierin  von 
den  Prägen   von  Trier  und  Lyon  abgewichen. 

Rom  arbeitete  mit  5  Werkstätten:  und  zwar  war  die  Thätigkeit  so 
geteilt,  dass  die  1.  (P)  für  Constantin  I,  die  2.  (S)  für  Constantin  II,  die 
3.  (T)  für  Constantius,  die  4.  (Q)  für  Rom,  die  5.  (£)  für  Constantinopel 
pi*ägten.  Für  die  später  eintretenden  Caesaren  Constans  und  Delmatius  wird 
in  verschiedenen  Offizinen  geprägt,  so  für  ('onstans  in  P  (vgl.  van  Werveke 
Nr.  402),  für  Delmatius  in  S  (vgl.  unten  S.  187)  und  in  Q  (vgl  Senckler 
Nr.  6221).  Die  Umwandlung  des  Reverses  Gloria  exerdius  zum  Bilde  mit 
einem  Feldzeichen  aus   dem   mit   2  Feldzeichen  vollzog  sich  im  Laufe  der 


86)  Et  erledigt  sich  »Iso  das  von  mir  (Wil.  Zs.  VI  S.  154)  aufgesprocheno  Staunen 
Ober  die  grosse  Anzahl  constantinopolitanischer  Prägungen  in  den  spftttrierischen  Funden; 
die  Münzen  etammen  vieiraehr  ans  Arie«. 


Digiti 


zedby  Google 


iiomische  Münzscliatztundc  iu  den  Uhcinlanaen.  137 

Emission  R  « P,  ohne  dass  eine  neue  Emission  begonnen  hätte,  denn  es 
finden  sich  zwei  Feldzeichen  mit  R  » S  bei  einem  Delmatius  des  Berliner 
Kabinettes  und  einem  Constantin  II  (bei  van  Werveke  Nr.  363)  und  R  «  P  bei 
Constans  (van  Werveke  402),  dagegen  ein  Feldzeichen  mit  R  »  Q  bei  Del- 
matius (Senckler  6221  und  van  Werveke  311). 

Für  die  anderen  Prägestätten  giebt  der  Fund  wenig  Material. 

Mit  dem  Jahre  330  traten  in  den  gallischen  Münzstätten  mannigfache 
Veränderungen  ein.  Trier  zwar  behält  seine  2  Offizinen,  auf  die  es  seit  Mai 
305  beschränkt  ist.  Arles  hingegen,  welches  seit  seiner  Begründung,  ver- 
mutlich kurz  nach  313,  mit  4  Ofßzinen  arbeitete,  büsste  deren  2  ein.  Lyon 
wird  um  eine  erhöht,  auffallender  Weise  hatte  es  in  der  früheren  Zeit 
Constantins  nur  eine  Offizin.  Gänzlich  aufgehoben  werden  London  und 
T&rragona,  von  denen  ersteres  mit  einer,  letzteres  mit  4  Offizinen  prägte. 
Für  London  ergiebt  sich  dies  aus  dem  Verzeichnis  der  Londoner  Münzen, 
welches  jungst  Mommsen  (v.  Sallet's  numis.  Ztschr.  XV  S.  248)  mitgeteilt  hat, 
und  das  gleiche  Datum  ist  für  Tarragona  anzunehmen,  da  dieses  zwar  noch 
PrüvidenHae  und  auf  Helena,  aber  nicht  mehr  Gfloria  exercituSy  Borna  und 
Ckmstafitinopolis  prägt'*).  Die  bis  dahin  bestehenden  12  Offizinen  der  west- 
lichen Provinzen  werden  also  in  diesem  Jahre  auf  die  Hälfte  reduziert. 

Der  Weezer  Fund  enthält  294  Münzen  des  Constantinus  II,  aber  nur 
113  des  Constantinus  I  und  136  des  Constantins  II;  da  auch  die  übrigen 
Funde  besonders  seit  333  ein  ähnliches  Zahlen  Verhältnis  aufweisen,  so  scheint 
es,  dass  seit  dieser  Zeit  in  Gallien  für  den  Gallien  verwaltenden  Caesar 
starker  geprägt  wurde  als  für  den  Augustns. 

Die  Vergrabungszeit  des  Ermsdorfer  Schatzes  fällt  nach  342,  in 
welchem  Jahre  die  letzte  in  ihm  vertretene  Emission  TRPu  mit  M  im  Felde 
(vgl.  unten  S.  140  u.  143)  ausgegeben  wurde.  In  den  Schätzen  von  Weeze 
und  Ollmuth  kommen  die  Constantinssöhne  noch  nicht  als  Augusti  vor;  in 
beiden  ist  die  letzte  reichlich  vertretene  Emission  die  mit  'TRP*,  der  0\U 
muther  Schatz  enthält  ausserdem  ein  Stück  mit  +  im  Felde ;  beide  werden 
deshalb  im  Jahre  337  oder  kurz  nachher  vergraben  sein.  Die  Bergung  der 
Dhroner  Münzen  fällt  vor  des  Constans'  Caesarernennung,  also  vor  Dez.  333. 
Die  historischen  Ereignisse,  welche  zu  diesen  Vergrabungen  führten,  sollen 
.  im  letzten  Abschnitte  dieser  Aufsätze  behandelt  werden ;  hier  sei  nur  noch 
der  auffälligen  Erscheinung  gedacht,  dass  die  Schätze  von  Ermsdorf  und 
Dhron  eine  so  grosse  Masse  vor  330  geprägter  Münzen  enthielten,  welche  in 
denen  von  Ollmuth  und  Weeze  vollständig  fehlten.  Das  alte  Geld  muss  also 
noch  nach  dem  J.  342  im  Kurs  gewesen  sein  und  es  scheint  lediglich  Zufall 
zu  sein,  dass  die  Vergrabe r  der  Ollmuther  und  Weezer  Masse  solches  nicht  , 
zur  Verfügimg  hatten. 

V  «.  MUnzlund  von  Rheinzabern.  Die  nachstehend  behandelte  Münzmasse, 
aufbewahrt  in  der  Altertumssammlung  zu  Karlsruhe,  wurde  1852  in  einem 
Steinsarge  in  Rheinzabern  entdeckt.  Hrn.  Prof.  Bissinger  verdankt  man  die 
Ermittelung  des  Fundortes,  indem  derselbe  die  auf  der  Papierumhüllung  der 


36}  Zu  ungefähr  demselben  Resultat   kam  schon  Madden,   vgl.  Handbook,    Tafel  zu 
156. 


Digiti 


zedby  Google 


138  Hettnei' 

Münzen  geschriebene  Notiz  „660  St.  spätrömischer  Bronzemünzen,  gefunden 
in  einem  ledernen  Beutel  in  der  Urne  379  des  Inventars**  kombinierte  mit 
einer  Stelle  des  „Generalberichtes**  des  Conservators  A.  von  Bayer  (Karls- 
ruhe 1858)  S.  68:  „Ausserdem  befand  sich  dort  (d.  h.  bei  einer  vorher  be- 
schriebenen in  einem  Steinsarg  beigesetzten  Leiche,  die  1852  bei  Rheinzabern 
gefunden  wurde)  ein  thönemer  Topf  mittelmässiger  Grösse  mit  Henkeln,  in 
welchem  sich  ein  lederner  mit  eherner  Schnalle  verschlossener,  gegen  700 
kleine  Bronzemünzen  aus  der  Zeit  der  Kaiser  der  constantinischen  Dynastie 
enthaltender  Beutel  befand**. 

Der  jetzige  Conservator  der  Karlsruher  Sammlung,  Herr  Geh.  Rat 
Wagner,  hatte  die  grosse  Güte,  mir  den  Fund  zum  Studium  zu  übermitteln; 
Hr.  Professor  Bissinger  übersandte  mir  ein  von  ihm  nach  Cohen  aufgestelltes 
Verzeichnis,  welches  er  in  der  Absicht  späterer  Veröffentlichung  verfasst 
hatte;  ihm  sei  deshalb  auch  an  dieser  Stelle  für  die  Zuvorkommenheit,  mit 
welcher  er  mir  die  Besprechung  des  Fundes  überliess,  gedabkt.  Mein  Wunsch 
über  die  sehr  dunkle  Geschichte  der  Trierer  Emissionen  aus  der  Z^it  der 
Constantinssöhne  durch  diesen  sehr  aparten  Fund  in  Klarheit  zu  kommen,  ist 
nicht  in  vollem  Umfange  befriedigt  worden,  aber  eine  Unterlage  für  weitere 
Forschung  wird  doch  gewonnen  sein. 

Der  Schatz  besteht  zum  bei  weitem  grössten  Teil  aus  Kleinerzen  meist 
von  schlechter  Erhaltung,  ausserdem  aus  einigen  Mittelerzen  der  letzten  Zeit 
des  Constans  und  des  Magnentius,  im  Ganzen  zur  Zeit  nach  meiner  Zählung 
aus  588  Stück.  In  der  nachfolgenden  Aufzählung  ist,  wo  es  förderlich  schien, 
der  Kopfschmuck  der  Kaiser  genau  verzeichnet  worden,  wobei  D  Diadem, 
K  Kranz,  P  Perlschnur  bedeutet. 

a)  Die  vor  330  geprägten  Münzen.    8  Stück. 

Claudius  U  Virtm  aug.    Constantinus  I  Soli  invicto  comüi   'j^^,    MarU  cofi- 

TIF  C  I  R 

iervatori  —^,   Virtus  exercit  wt  XX,   Fahne  -^^ ,  Victoriaelaetaeprinc 
perp  ST.    Constantinus  U  caes  Ciaritas  rei  piiblicae  .^^ ,     Constantius 

caes  Providentiae  caesa  STRE.    Fl  lul.  Helena  aug,  Rv.  incus. 

b)  Die  zwischen  330  und  335  geprägten  Münzen.    25  Stück. 
Oloria  exercitus  mit  2  Feldzeichen:   Constantinus  I  TR'P  2,   PLG,   'PLG; 

Constantinus  II  caes  'PLG,  RFT,  Pge?^«"*)  2;  Constantius  caes  TRP-  2, 
Constans  caes  Pge?  1.  —  Constantinus II  caes  vot  XV fd.  XX  r,  4— 5Gr 

Borna    PLG,  Pge?,     Constaniimpolis  TRP-,   ^r^,  PLG,    «^y^,   R  I  S, 
Pge?  6"). 

c)  Die  zwischen  335  u.  Sept.  337  geprägten  Münzen.    29  St 
Gloria  exercitus  mit  1  Feldzeichen  Constantinus  I  •TRP*,   »PLG,  Pge?  1; 

Constantinus  II  caes  -TRP-  3,   •►»^PLG  3,  R  »S,  Pge?  2;   ConsUntius 

caes  -TRP-  2,  R  »T,   SMKr,    SMALA,    Pge?  1;    Constans  caes   im 

Felde  ^,   im  Abschnitt  P  CONST;   Delmatius  caes   -TRP',   Pge?  3. 

Pietas  Bomana  Theodorae  -TRP'  2;  Fax  publica  Helenae  -TRP-  2,  CONSG, 

86a)  bedeutet:  Prägevermerk  unleserlich. 

37)  Die  aufgefOhrten  Em.  von  Cunatantlna  uud  Born  kOnntan  vielleii-bt  auch  nach 
835  fallen.  Unter  den  6  Stfleken  mit  nnleaerliohen  FrägeTermerken  befindet  sieh  einet  mit 
verttempeltem  Beyers,  ein  hybrides  mit  dorn  Bev.  Gloria. 


Digiti 


zedby  Google 


ftomisctie  Müuzschatzfunde  in  den  Ilheinlanden. 


lad 


Securitas  rei  jnth  Frau  an  Säule  stehend,  Rv.  Fl.  Constans  nob 
Palud.  und  Kranz  R  «Q>«). 

d)  zwischen  September  337  und  Frühjahr  340. 


Trierer  Emissionen 

jßu!  - 

5^ 

P  iON 

Im 

^ 

^ 

l 

< 

i* 

XX— XXII. 

VLG 

F.'M^' 

•     "* » 

AS!S|,j 

jC 
^ 

1  & 

J:ii^.i:i 

&± 

.N,    >L 

^^   '*' 

A 

3C 

^ 

A.  Oloria  exercitm  1  Feldz. 

1  i 

r 

ConsUmtinm  aug,       Pal.      D 

— !-.|l«) 



12**« 



— 

- 

- 

»         WQX    ^                 ^           Y, 

1 

-    4 

—   — 



— 

— 

T>        *"**      n                1»           » 

2^>^ 

—   — 

. 

— 

- 

— 

— 

Vic,  Con9tantinu8  aug,  Kur.  „ 

—  — 

— 



—1  — 

PI  - 

— 

— 

^ 

Dn.  Congtantiitusp.f.  aug.  Kpf.K 



— 



_„    _ 



— 



r) 

— 

FL  M.  ConstantiHsattg,  Kür.  K 

-1  2  7«) 



—   — 

,^  — 

-^ 

— 

n    Pal.  K 



—  ,„ 

1   ™ 



— 

- 

Dn-[Fl]       n             n       .     D 

H— ;  — 

^  ^ 

—   _ 

Sl  — 

— 

-^ 

— 

— 

Constantius  aug        Kürass  D 
FL  lul.  Congtam  aug.  Pal.  K 

j 

—   2 

1     —" 
-  1  2«y 

, 

^ 





Constam  aug                    „     D 

1 

—    2 

—   — 

~, " 

— 

— 

— 

Confitans  p.  f.  (mg           „     D 

i     1 

—  — 

1 

— '  — 

A3,B2^'/ 

— 

— 

Dn.  FL  Comtans  aug     „    D 

— 



1 

2*^  — 





— 

Dn.  ConsUim  p.  f.  aug  Kopf  D 

1     1 

— '— - 

— ,  — 



— 

— 

AI 

— 

B.  Fax  publica 

1 
1 

1 

1 

FL  IhL  Hdenae  aug.     .    .    . 

-;-  3 







— 

- 

— 

C.  Quadriga 

De.  C(mstantino[pt  augg]    .     . 

— :— - 



—   — 

— '  — 

— 

1 

— 

l 

D.  Securüas  reip. 

' 

Dn.  FL  Constam  aug  Pal.  D 
E.  Virtus  augustiy  Kaiser 

Ql  - 

stehend  in  Waffen 

Vk.  CotufUirUinus  aug,  Kür.  D 





— t  — 

->P2 

— 

— 

[FL  M.]  Constantius  aug.  „     K 

W 



— ;   — 

— ,  - 

— 

— 

— 

F.  Spes  rei  publice ") 

1 

1 

Avers  zerstört 

1 

--■- 

_i  _ 

—; 

— 

- 

1 

1       1 

1 

48 

SS)  Von  dem  Vermerk  iet  swar  aar  gans  rechts  eia  Q  aichtbar,  aber  schwerlich 
kann  dieses  auf  eine  andere  PrftgestAtte  und  eine  andere  £m.  besogen  werden,  vgl.  Senckler, 
Katalog  Mr.  6406.  —  89)  Der  chrunologische  Ansats  dieses  Beverses  ist  dnrehans  iweifel- 
baft.  —  40)  Der  Abschnittsvermerk  ist  nicht  gans  sicher.  —  41)  Der  Palmzweig  ist  auf  dem 
Exemplar  nicht  sichtbar.  Das  Stttck  könnte  also  auch  in  Bmissiun  XX  gehören.  —  42)  Bei 
awei  Exemplaren  ist  der  Palmsweig  nicht  sichtbar,  sie  können  also  auch  zu  Emission  XX 
gehören.  —  48)  Bei  eiueiu  Exemplar  ist  der  Palmsweig  nicht  sichtbar,  also  vielleicht 
Sm.  XX.  —  44)  Die  beiden  Lyoner  Emissionen  sind  dadurch  zu  scheiden,  dass  in  b  die 
Stange  des  Signum  einen  grossen  Qnergriff  hat,  der  in  a  fehlt.  —  45)  Auf  einem  Exemplar 
die  ATersumschrift  unleserlich.  —  45a)  Am  Ende  dieser  Emission  tritt  im  Abschnitt  wieder 
PABL  snf,  vgl.  die  Mttnice  von  Constans,  uum.  chron.  XVIII  p.  27.  —  46)  Eines  in  Offisin  8, 
eines  in  T.  —  47)  Münzen  ans  derselben  Em  von  Constantinns  mit  magnuM^  siehe  num. 
ohroBicle  XVIIl  (1S78)  p.  25.  —  48>  Die  Offizinangabe  zerstört. 


Digiti 


zedby  Google 


14Ö 


tiettnei' 


6)  zwischen  340  bis  etwa  342. 

Trierer  EmissioDcn  XXIII  u.  XXIV 

-1- 

M 

I    1  Y   1  ixi 
PLGPLGIPLG 

G 

TKPu 

TRPu 

PAUL 

Gloria  exercüus  mit  1  Feldzeichen. 

> 

Fl,  M.  Constantius  aug.  Klirass  K  .     . 

2 

— 

— 

—  '  — 

— 

Constam  p.  /.  atig.  Pal.  D 

3 

16 

1       7     1«) 

gar, 

Corifitantius  p.  /.  aug.  Pal.  K  .     .     . 

— 

— 

3  '    4     — 

— 

w                    n    '         V           „        1)    .       .      .       , 

— 

5 

—  :  —  :  — 

3 

26          1 

16 

5 

Derselbe  Revers  aus: 
Rom:  *   RS  l  ein  Dn.  Fl.  Constantius  aug,  Palud  u.  D;  R-^S  ein  Du. 
[Fl]  Constans  aug,  Palud  u.  I) 1 

Aquileja:    ^  ein  Constans  p.  f,  aug  Palud.  u.  D l 

Constantinopcl:  CONS»  ein  D.  n.  Constantius  p.  f,  aug,  Kopf  D     .     .    1 

Thessalonica:  SMTS^  ein  Constans  p.  /.  aug  Palud.  D 1 

Karthago:  SMKA  3  Stück   von   Bn.    Constans  p.  f.  aug,  Kopf,  Kranz, 

eines  mit  dem  Offizinzeichen  S,  zwei  mit  zerstörten  Offizinzeichen  .  3 
Mit  unbestimmbaren  Prägevermerken  von  Constans  4,   Constantius  6,  mit 

unbestimmbaren  Aversen  14 24 

79 
f)  von  342  bis  etwa  348? 

A)  Victoriae  dd,  augg.  q.  nn.  Die  Brustbilder  immer  im  Paludamcnt 
und  nach  r.  gebildet.'  Die  Umschrift  enthält  nur  den  Kaisernamen  und  da- 
hinter |>.  /.  Äug,  nur  einmal  kommt  d.  n.  vor. 

Trierer  Em.  XXV-XXXI       Im  Abschnitt  TRP 

. .        TRP  • 

III  I        I 

Im  Felde 

Constans  .  . 
Constantius  . 
Dn  Constans  . 


A\  ;  Ö 


D 


I 


2  D  I  5  D    21D  |14D,15P-')!  6P  4D,  22P 


1  D     2  D  I    —    I  2D,   2P 


2P 


2D,   43  P"^}  CT 
1  D,     6  P 
1  P 


I^yon 

Im  Abschnitte  immer  PLG 

im  Felde: 

3 
3 

S     1     T 
T           S 

0 
L 

PI-         iP. 

1 

r 

1^' 

Constans,  immer  D.     . 
Constantius     ^      K.     . 

11 

1 

3 

1 

1            1 

1 

10»») 
12») 

i 

4Ü)  Vermutlich  ist  diese  Mttnzo  nur  eine  barbarische  Nachprftgiiag. 

50)  !3ie  2  Münzen  des  Constaurt  sind  in  S,  die  de«  ConeUntins  In  P.  geprftgt 

51)  Hierzu  sind  3  Münzen  mit  undeutlichem  Kopfschmack  gestellt. 

52)  Auf  6  Mttnzen  ist  der  Tunkt  im  Abschnittsvermerk  nicht  sichtbar,  sie  sind  atier 
wegen  des  längeren  Palmzweiges  hierher  gestellt.  —  Von  den  43  Münzen  eind  aaf  7  die 
Drastbilder  schmal  und  langgezogen  dargestellt,  wie  auf  den  Münsen  mit  fei.  temp.  rrpamtio. 

58)  Hier  treten  wieder  die  Bpfttzeitlichen  langgezogenen  Bildungen  auf,  bei  Constans 
1  mal,  bei  Conatiintiuä  5  mal. 


Digiti 


zedby  Google 


Antoni 
Galba  f 
Vespai 
Titus  i 
Domitii 
Xerva  ? 
Traiaaf 
Hadrial 
Sabinai 
L.  Aeti 
Pias  11 
Faustiil 
M.  Auf 
Faustiil 
Ven 


Digiti 


zedby  Google 


14^  Öettuöt' 

2)   Gr.  5.   Vidoriae  dd.  nn.  aug.  et  caes.  2  Victorien  mit  Schild,  worauf  /70*  V 
midt  X.     Rv.  Bn  Decentim  fort,  caes.  Pal.  n.  r.     Im  Felde  A.    TRP 

i)  Barbarische  Prägungen. 

Urbs  Borna,  sehr  roh,  ausserdem  hybrid  insofern  als  der  eine  Rev.  Gloria 
exercitm  1  Feldz.,  der  andere  Pax  publica  darstellt 2 

Gloria  exercitus  mit  2  Feldz.:  7  Stück,  davon  3  Trier;  1  Lyon.     ...       7 

Gloria  exercitus  mit  1  Feldz  :  33,  darunter  mit  Lyon  7  (im  Felde  1  mal  X, 
1  mal  M,  1  mal  Y  im  Abschn.  PLGS) ;  Trier  20  (darunter  auf  sehr 
rohen  Münzen  1  mal  TRS  *  ,  1  mal  PTR,  2  mal  in  der  Fahne  als 
missverstandene  0  der  legalen  Münzen  3  und  C,  2  mal  M,  3  mal  N, 
3  mal  H,  2  mal  Y.)  Die  Stücke  mit  Y  sind  verhältnismässig  gut  ge- 
prägt und  kommen  auch  sonst  mehrfach  vor,  verraten  sich  aber 
durch  die  missgestalteten  Köpfe  des  Averses 33 

Vidoriae  dd.  augg.  q.  nn. :  3  Lyon  im  Felde  2  mal  ♦ ,  1  mal  C' ;  7  Trier 
1  mal  PTR,  im  Felde  1  mal  missverstandenes  Blatt,  4  mal  Zweig, 
1  mal  X,  1  mal  II 13 

Fei.  temp.  reparatio,  Kaiser  im  Schiff.  Im  cae  Magnentius  aug.  Bilder 
wie  Buchstaben  sehr  roh 1 

k)  Incuse  und  zerstörte  Münzen. 
2  Constantius  aug  und  3  sonstige ;  hervorzuheben  ist  ein  Stück  aus  einer 
noch   nicht  bekannten  Emission:  Rv.  Gloi*ia  exercitus  1  Feldz.,   auf 
di4»sem  S,   im  Abschnitt  \  P'/',  Av.  Constanti' 1 1 ! 1 1  und  Diadem    .     .      o 

61 
Unter  den  frühesten  Münzen  des  Fundes  bietet  ein  schlecht  erhaltenes, 
aber  in  Lesung  und  Ergänzung  vollkommen  sicheres  Kleinerz  mit  Seenritas 
reipub,  von  Constans  als  Caesar  (S.  139)  einiges  Interesse.  Der  Revers  ist 
von  Cohen  im  Nachtrag  unter  9  schon  bekannt  gemacht;  er  ward  auch  von 
Constantius  als  Caesar  und  von  diesem  und  Constans  als  Angusti  geprägt, 
dagegen  fehlt  er  bei  Constantin  dem  Vater;  er  erscheint  in  derjenigen  lang 
andauernden  Emission  der  Präge  Roms,  in  welcher  die  Constantinssöhne  zu- 
erst als  Caesaren,  nachher  als  Augusti  auftreten  *^ ;  die  Emission  muss  dem- 
nach nach  Constantius  I  Tod  in  der  Zeit  von  Mai  bis  September,  als  die 
Söhne  noch  nicht  den  August ustitel  führten,  begonnen  haben.  Zu  Augusti 
erhoben  prägen  sämtliche  3  Söhne  den  Revers  in  Gold,  nur  mit  dem  Unter- 
schied, dass  Securitas  wie  auf  den  zu  Lebzeiten  Constiintins  I  und  Crispus 
geprägten  Reversen  den  rechten  Arm  auf  den  Kopf  legt. 

Die  Tabelle  auf  S.  139  enthält  die  Münzen  aus  der  Zeit  der  drei 
Constantinssöhne  als  Augusti,  welche  durch  den  Tod  Constantinus  II  im  Früh- 
jahr 340  (vgl.  Schiller,  Rum.  Gesch.  II  S.  240)  begrenzt  wird ;  eine  erschöpfende 
Übersicht  über  die  Reihenfolge  und  den  Umfang  der  einzelnen  Emissionen 


57)  Seiickler  aetst  Bonn.  Jahrb.  17  9.  97  diesen  Beyera  nach  den  Tod  ConiUntina  II, 
weil  er  bei  ConaUutin  nicht  erecbeine.  Dadnrch  aber,  dass  ihn  Constans  nnd  Constantius 
schon  als  Caesarea  geprftgt  haben,  wird  dieser  Ansats  widerlegt.  Znr  Ersoheinnng,  dass 
manche  swischen  887— S40  von  diesen  beiden  BrQdern  geprägte  Beverse  bei  Constantin  II 
felileii,  vgl.  die  Ternmtaug  Schillerte,  BAin.  Gesdi.  II  S.  240  Anm.  A. 


Digiti 


zedby  Google 


Kömisclie  MüuzschatzfuDde  in  deu  Rheinlauden.  143 

bietet  sie  bei  der  geringen  Zahl  der  Münzen  keineswegs.  Für  die  Einstellung 
in  dieselbe  war  massgebend,  ob  von  den  einzelnen  Emissionen  Münzen  des 
Constantin  II,  sei  es  im  Funde,  sei  es  sonst,  nachweisbar  seien,  nur  für  die 
Trierer  Emissionen  TRP  und  •  TRP  beruht  der  Ansatz  auf  Combination. 

Die  Münze  des  Constantius  aug  mit  Virtus  augmti  ist  leider  so  knapp 
geschlagen,  dass  sich  nicht  angeben  lässt,  ob  hinter  den  Buchstaben  TRP 
noch  eine  Signatur  gestanden  hat.  Da  aber  dieselbe  Münze  auch  bei  Senckler 
im  Katalog  Nr.  6551^)  ohne  weitere  Signatur  aufgeführt  ist,  so  wurde  sie 
so  auch  in  die  Tabelle  eingestellt.  Sicher  sind  in  dieser  Emission  die  Con- 
secrationsmünzen  auf  (-onstantin  mit  Quadriga  geschlagen,  die  mit  dem 
Zeichen  TRP,  wenn  auch  nicht  im  Funde,  so  doch  sonst,  zahlreich  vorkommen ; 
voraussichtlich  sind  dieselben  unmittelbar  nach  der  Erhebung  der  Söhne  zu 
Augusti  gepnigt;  deshalb  ist  die  Emission  TRP  den  übrigen  vorangestellt. 

Die  Emission  *  TRP  scheint  von  sehr  geringem  Umfang  gewesen  zu 
sein :  in  der  Trierer  Sammlung  ist  sie  mit  keinem  Stücke  vertreten.  Sie  muss 
vor  des  Constantin  II  Tod,  vor  die  Besitzergreifung  Galliens  durch  Constans 
fallen,  weil  Constans  mit  dem  Kranz  geschmückt  ist  Dass  darin  ein  Anhalt 
fiir  die  Datierung  liegt,  wird  unten  gezeigt  werden.  Die  Emission  wurde  vor 
die  mit  Palmzweig  gestellt,  weil,  wie  schon  mehrfach  hervorgehoben  wurde, 
im  allgemeinen  das  einfache  Emissionszeichen  dem  komplizierteren  vorangeht. 

Bei  weitem  umfangreicher  war  die  Emission  mit  Palmzweig,  welche 
ausser  Gloria  exercäua  auf  die  Augusti  auch  die  in  der  Emission  *  TRP  *  auf- 
tretenden Restitutionsmünzen  auf  Helena  und  Theodora  prägt ;  von  Theodora 
fehlen  sie  im  Funde,  sind  aber  in  der  Trierer  Sammlung  vertreten. 

Hierdurch  gewinnen  wir  für  die  Trierer  Präge  die  Emissionen  XX 
(TRP),   XXI  (•  TRP),  XXÜ  (TRP  4*)  für  die  Jahre  337  bis  340.    Ob  die 

Emission  XIX  ("zirj"),  von  welch<»r  mir  nur  die  Restitutionsniünzen  auf  Theo- 
dora (vgl.  S.  123  Ollmuth)  und  Helena  bekannt  sind,  vor  oder  nach  den  Tod 
Constantins  I  fällt,  ist  zur  Zeit  eine  offene  Frage. 

Von  den  Münzen  der  übrigen  Prägestätten  seien  nur  die  von  Lyon, 
welche  den  jüngeren  ('onstantin  Max(imus)  benennen,  hervorgehoben;  da 
dieselbe  Emission  Münzen  auf  Constantius  und  Constans  als  Augusti  enthält, 
ist  diese  Beziehung  vollkommen  gesichert.  Überhaupt  geben  die  Emissions- 
vermerke eine  unbedingt  zuverlässige  Unterlage  für  die  Scheidung  der  Münzen 
unter  Kaisem  gleichen  Namens;  alle  anderen,  auch  noch  so  feinen  Beobach- 
tungen, wie  z.  B.  die  des  Grafen  Westphalen  (in  Schiller's  Rom.  Gesch.  II 
S.  239  Anm.  5)  bieten  geringere  Gewälir   und  werden  nie  erschöpfend  sein. 

Auf  S.  140  unter  e  sind  die  nach  Constantins  II  Tode  ausgegebenen 
Münzen  mit  dem  Revers  Gloria  exercitus  zusammengestellt.  Für  die  gallischen 
Emissionen  erscheint  das  Material  umfangreich  genug,  um  aus  dem  Fehlen 
der  Münzen  des  Constantin  auf  Nichtprägnng  schliessen  zu  dürfen,  zumal 
ja,  so  lange  Constantin  lebte,  seine  und  nicht  des  Constans  Münzen  in  dieser 
Gegend  in  grösster  Masse  emittiert  wurden.  Für  die  Emissionen  der  an- 
deren Prägestätten  ist  der  chronologische  Ansatz  minder  sicher,  sicher  wird 


58)  Boi  Cohen  ist  diese  Mttnze  nicht  aurgeTfibri 

Digitized  by  VjOOQ IC 


144  llettner 

man  nur  für  die  mit  zwei  Palmzweigen  markierten  Emissionen  von  Rom  und 
Aquileja  sagen  dürfen,  dass  sie  nach  denen  mit  einem  Palmzweig  folgten. 
Trier  gab  nach  Konstantins  Tode  noch  2  Em.  des  G/oruircverses  (XXni  und 
XXIV)  aus,  Lyon  vermutlich  die  gleiche  Zahl ;  hiernach  scheint  das  Aufgeben 
dieses  lleverses,  welcher  seit  dem  Jahre  330  fast  ausschliesslich  die  Rück- 
seite der  Kaiserköpfe  bildete,  in  die  Jahre  34t  oder  342  zu  fallen. 

An  dessen  Stelle  tritt  der  Revers  Victorüie  dd.  augg,  q.  nn.  Seine  Be- 
deutung wird  aus  der  Notiz  der  Fasti  Idatii  gerade  zum  J.  342  zu  entnehmen 
sein:  Cotifttantio  III  et  ConMante  II:  His  conss  vidi  Franci  a  Conxtatite 
Auffusto  seu  pacati.  Auf  keinen  Fall  ist  dieser  Revers  gleichzeitig  mit  dem 
der  Gloria  crercitus  ;?eprägt  worden,  wie  dies  die  Verschiedenheit  der  Emis- 
sionsvermerke zeigt*').  Diese  Münzen  sind  im  Funde  zahlreich  vertreten 
und  scheinen  über  die  Emissionen  der  gallischen  Münzstätten  eine  vollständige 
Übersicht  zu  gewähren,  aber  au  der  Art  der  Emissionszeichen  liegt  es,  dass 
die  Reihenfolge  der  Emissionen  schwer  festzustellen  ist.  Einigen  Anhalt  ge- 
währt der  Kopfschmuck  der  Kaiser  und  der  Stil  der  Münzen. 

Constantin  I  trägt  vom  J.  333  bis  zu  seinem  Tod  ausschliesslich  das 
Diadem  (siehe  oben  S.  133),  während  seine  Söhne  in  dieser  Zeit  immer  mit 
dem  Kranz  geschmückt  sind.  Augusti  geworden,  erscheinen  die  letzteren  nicht 
immer,  wie  sich  erwarten  Hesse,  mit  dem  Diadem,  sondern  auch  mit  dem 
Kranz,  später  mit  der  Perlschnur.  In  den  verschiedenen  Münzstätten  ist  das 
Verfahren  ein  verschiedenes  und  bei  dem  geringen  mir  vorliegenden  Material 
kann  ich  diese  Betrachtung,  die  vielleicht  nach  mancher  Richtung  Aufschlüsse 
geben  könnte,  nicht  auf  alle  Münzstätten  ausdehnen,  sondern  muss  mich  auf 
die  gallischen  beschränken.  Nur  eine  Regel  kann  als  ausnahmslos  und  für 
alle  Prägen  geltend  hingestellt  werden:  Der  Augustus  desjenigen  Länderbe- 
zirkes, in  welchem  die  betreffende  Präge  liegt,  wird  immer  mit  Diadem  ge- 
bildet; die  Augusti  der  anderen  Bezirke  dagegen  bald  mit  Diadem,  bald  mit 
Kranz.  Aus  diesem  Grunde  wurde  die  Trierer  Emission  TRP,  auf  welcher 
Constans  im  Kranz  erscheint,  in  die  Zeit  vor  dessen  Besitzergreifung  von 
Gallien  gestellt. 

Die  Trierer  Präge  bildet  von  337—340  Constantin  11  mit  Diadem, 
dagegen  die  zu  Rom  und  Constantinopel  residierenden  Brüder  mit  Kranz; 
dies  beweisen  ausser  den  Münzen  des  vorliegenden  Fundes  auch  sämtliche 
Exemplare  unserer  Sammlung.  In  der  Emission  TRPu  und  der  folgenden 
mit  M  im  Felde  führt  Constans  das  Diadem.  Constantius  erscheint  iu  TRPu 
bald  mit  Kranz  bald  mit  Diadem  (nach  Ausweis  unserer  Sammlung),  in  der 
folgenden  immer  mit  Diadem.  Von  hier  ab  wird  im  Kopfschmuck  der  beiden 
Augusti  kein  Unterschied  gemacht;   dagegen  tritt   nun  bei  beiden   in  einigen 


59)  Irre  leiten  kOunte,  diss  auf  den  Trierer  Mausen  beide  Reverse  mit  M  im  Felde 
vurkommen;  aber  das  eloe  mal  steht  im  Abechaitt  TRP,  das  andere  mal  TRP\#.  —  Die 
Ilemerkong  Cohens,  Constans  p.  270  „11  est  probable,  qu'eüe  doit  se  lire:  VictoriaedaminoruiH 
AugMtorum  (jaiwiue  noslrvruin.  Cos  cin<{  princcs,  Augastes  ua  Cöiars,  seraient  Constautin  II, 
Constance,  Conatant,  Delmace  et  Hanuibaliien,  et  toutes  le^  mödailles  oti  se  trouve  cette 
16gende  anraient  H&  frappöes  an  peu  avaut  U  fin  de  Tan  837  entre  1a  mort  de  Constantin 
et  Tassastiiiat  de  Delmace  et  d'Hanniballien"  ist  zn  drollig,  als  diss  sie  einer  Widerlegung 
bedurfte. 


Digiti 


zedby  Google 


Koinischo  Miinzschatzfunde  in  deu  Hheinlanden.  145 

Emissionen  des  Fictoi-toerevei'ses  neben  dem  Diadem  auch  der  Perlkranz  auf. 
Diejenigen  Emissionen,  in  welchen  nur  das  Diadem  erscheint,  werden  unbe- 
denklich als  die  früheren,  die  anderen  als  die  späteren  betrachtet  werden 
dürfen  und  dieser  Gesichtspunkt  ist  für  die  Anordnung  der  obigen  Tabelle 
massgebend  gewesen. 

In  Lyon  ist  das  Verhältnis  ein  anderes:  Während  hier  in  den  Emis- 
sionen bis  340  auch  Constantius  und  Constans  im  Diadem  gebildet  werden, 
zeigen  die  mir  vorliegenden  Exemplare  des  Constantius  aus  den  JJ.  340  bis 
42  und  -ebenso  auch  sämtliche  Münzen  mit  Victoriae  denselben  im  Kninz; 
letztere  scheinen,  nach  dem  vorliegenden  Funde  zu  urteilen,  für  Constantius 
ungleich  zahlreicher  als  für  den  Landesherrn  Constans.  ja  in  manchen  Emis- 
sionen ausschliesslich  geprägt  worden  zu  sein.  Vielleicht  lag  eine  Verordnung 
vor,  dass  in  Trier  mehr  auf  Constans,  in  Lyon  mehr  auf  (Constantius  gemünzt 
werden  solle.    Die  Perlschnur  scheint  in  Lyon  nicht  verwendet  zu  sein. 

Was  die  Präge  von  Arles  betrifft,  so  sind  im  Funde  aus  den  Emis- 
sionen bis  zu  Constantius  II  Tode  einige  Münzen  dieses  Kaisers  mit  Diadem 
erhalten,  ausserdem  nur  eine  des  Constantius,  welche  diesen  im  Kranz  zeigt. 
Die  folgenden  Emissionen  bilden  auch  Constantius  in  Diadem;  es  scheint 
demnach,  dass  die  Arier  Präge  l»ezüglich  des  kaiserlichen  Kopfschmuckes 
dieselben  Prinzipien  innehielt  wie  die  Trierer,  auch  iusofcrn  als  in  der  letzten 
Emission  des  Ftctomiereverses  der  Perlkranz  erscheint. 

Audi  der  Stil  der  Münzen  giebt  für  die  Anordnung  der  Emissionen 
einen  Anhaltspunkt.  Die  Münzen  mit  fd.  temp.  reparatiOj  welche  auf  den  Vic- 
toriaerevers  folgen,  beso.nders  die  mit  dem  Phönix,  zeigen  auffallend  langge- 
zogene Brustbilder  und  schmale  Köpfe.  Derselbe  Typus  tritt  in  allen  drei 
gallischen  Prägen  in  den  Emissionen  des  Vu^avt'aereverses  mit  Palmzweig  auf; 
es  kann  deshalb  nicht  zweifelhaft  sein,  dass  diese  an  den  Schluss  der  Reihe 
gehören.  Hierfür  spricht  ferner,  dass  in  denselben  Emissionen  die  Kaiser- 
köpfe in  Trier  massenhaft,  in  Arlcs  teilweise  mit  Perlschnur  gebildet  sind, 
wie  dass  in  Trier  jetzt  zum  ersten  Male  die  Bezeichnung  dominus  noster  er- 
scheint; Perlschnur  wie  dieser  Titel  werden  von  nun  ab  beibehalten. 

Unter  den  Lyoner  Emissiouszeichen  erscheinen  zweimal  dieselben  Buch- 
staben in  umgekehrter  Reihenfolge ;  vermutlich  sind  dadurch  aufeinander  fol- 
gende Emissionen  markiert. 

Weitere  Unterlagen  zur  Bestimmung  der  Reihenfolge  der  je  sieben 
Emissionen  von  Trier  (XXV— XXXI)  und  Lyon  und  der  sechs  Emissionen 
von  Arles  vermochte  ich  nicht  zu  gewinnen. 

Nach  den  bisherigen  Untersuchungen  ist  man  berechtigt,  die  Dauer 
einer  Emission,  falls  nicht  ein  politisches  Ereignis,  welches  durch  die  Münzen 
schnell  zur  allgemeinen  Kenntnis  gebracht  werden  sollte,  eintrat,  etwa  auf 
ein  Jahr  zu  bestimmen.  Hiernach  würde  der  Revers  Victoriae  bis  zum  J.  348 
emittiert  sein. 

Ausser  den  Kleinerzen,  welche,  soweit  sie  offiziellen  Prägen  entstam- 
men, nunmehr  sämtlich  aufgeführt  und  zeitlich  bestimmt  wurden,  enthält  unser 
Fund  von  Constans  und  Constantius  noch  eine  geringe  Zahl  Mittelerze  mit 
dem  Revers  fd.  temp.  reparatio,  sämtlich  mit  der  Umschrift  dominus  noster 
und  Perlschnur  versehen  und  in  dem  ungeschickten,   oben  gekennzeichneten 


Digiti 


zedby  Google 


146  Hettner 

Stil  geprägt.  Diese  Merkmale  sind  für  die  Feststellung  ihrer  Entstehongszeit 
entscheidend  und  müssen  hiernach  die  Ansichten  Soret^s  (Rev.  num.  1843 
p.  364),  Senckler's  (Bonner  Jahrb.  17  S.  97)  und  Mommsen's  (Münzwesen 
S.  801)  berichtigt  werden. 

Die  Umschrift  fd,  temp.  reparatio  ist  bekanntlich  mit  verschiedenen 
Bildern,  in  grossem^'«)  und  kleinern  Stücken,  ausgegeben  worden.  Die 
Trierer  Präge  scheint  sich  auf  folgende  beschränkt  zu  haben : 

a)  Gr.  4.    Phönix  auf  Fels  oder  Weltkugel  TRP '  oder  TRI*  * 

b)  Gr.  6.    Krieger  einen  Barbaren  aus  der  Hütte  wegführend  TRP 

c)  Gr.  B.    Kaiser  im  SchiiF  stehend  immer  TRP,  einen  PhOnix  oder 
eine  Victoria  haltend,  im  Felde  bisweilen  A. 

d)  Gr.  6.    Krieger  einen  Reiter  niedcrstossend  TRP 

e)  Gr.  4.  „  „         „  „  TRPu 

Von  diesen  Bildern  finden  sich  im  Funde  nur  b  und  c  vertreten;  d,  welches 
zwar  auch  schon  zu  Constans  Lebzeiten  ausgegeben  wurde  (Cohen,  Constans 
117),  scheint  doch  erst  nach  des  Magnentius  Sturz  in  grösseren  Massen  ge- 
prägt und  e  überhaupt  erst  nach  dieser  Zeit  emittiert  zu  sein,  so  dass  deren 
Fehlen  erklärlich  ist;  aber  auffällig  ist  das  Fehlen  der  Münzen  mit  dem 
Phönix,  die  sonst  massenhaft  mit  dem  Bildnis  des  Constans  vorhanden  sind. 
Diese  Erscheinung  wird  sich  nicht  anders  als  Spiel  des  Zufalls  auffassen 
lassen. 

Die  Münzen  mit  PhOnix  haben  andere  Emissionsvermerke  als  die 
unter  b  und  c  verzeichneten  Mittelerze,  weshalb  man  glauben  möchte,  diese 
Münzen  verteilten  sich  auf  verschiedene  Jahre.  Für  alle  derartige  Prägungen 
von  Constans  aber  bildet  der  im  Jan.  350  durch  den  Usurpator  Magnentius 
an  ihm  verübte  Mord  die  äussere  Grenze. 

Von  Münzen,  die  nach  diesem  Ereignis  geprägt  sind,  enthält  der  Schatz 
nur  zwei  Stück  des  Magnentius  und  eines  des  Decentius.  Hat,  was  hier  nicht 
untersucht  werden  soll,  Magnentius  erst  einige  Zeit  nach  seiner  Erhebung  seinen 
Bruder  Decentius  zum  Caesar  berufen  (vgl.  Schiller  Rom.  Gesch.  H  S.  :?öö), 
so  würde  die  Beisetzung  des  Schatzes  in  den  Sarkophag  nicht  schon  im  Jahr 
3d0,  aber  schwerlich  später  als  852  erfolgt  sein.  In  welcher  Absicht  der 
Beutel  mit  dem  Gelde  in  den  Sarg  gelegt  wurde,  ob  als  Grabesbeigabe,  oder 
nur  zur  zeitweiligen  Bergung,  wird  sich  nicht  bestimmt  entscheiden  lassen. 
Jedesfalls  lehrt  er  uns  die  Geldmasse,  wie  sie  um  die  Mitte  des  4.  Jh.  im 
Kui*s  war,  kennen. 

Hervorhebung  verdient  noch  die  sehr  grosse  Anzahl  barbarischer  Prä- 
gungen in  diesem  Funde.  Dieselbe  Erscheinung  zeigte  sich  in  dem  Funde 
von  Weeze,  während  in  den  Ermsdorfer,  Dhroner  und  Ollmuther  Funden  von 
derartigen  Prägungen  keine  oder  nur  wenige  Exemplare  vertreten  waren. 
Die  Lage  von  Weeze  und  Rheinzabem  in  der  Nähe  des  Rheines,  nahe  der 


59ft)  HoUt«  lieh  nicht  ftasBchliessIich  auf  diei«  GrossstQcke,  nicht  schon  aaf  die 
der  Diocletianischon  Zeit  die  Bezeichnung  ftecunia  majorina  beziehen  V  Sie  tritt,  soweit  ich 
sehe  (Mommsen,  Mflnzw ,  Register  S.  881),  zuerst  in  einer  MUuzTerordnung  om  J.  849  anf. 
Die  Verordnung  wird  um  so  erklärlicher,  wenn  die  Prägung  dieser  Sorte  erst  kurz  zuvor 
begann.  Unter  Diocletian  ist  seit  der  Münzordnung  vom  J.  296  die  Kraission  des  Klein- 
kupfers so  beschränkt,  dass  die  Bezeichnung  pecuitia  tnajuriaa  schwer  verständlich  wäre. 


J 


Digiti 


zedby  Google 


Bezel< 


G§Bm 

Titim  i 

Traian 

HadrJS 
SabioA 
L.  Aer 
PiüS  II 
Faust  jj3 
M.  Am 
Faiistio 


Digiti 


zedby  Google 


Digiti 


zedby  Google 


Kömische  Münzschatzfunde  in  den  Rheinlanden.  147 

Grenze  erklärt  die  Überflatung  dieser  Gegenden  mit  barbarischem  Geld,  welches 
seit  330,  seit  dem  Entstehen  des  (?/oriareverses  besonders  massenhaft  geprägt 
worden  zu  sein  scheint. 

VI. 

Übersicht  Aber  die  rheinischen  Schatzfande. 

(Hiorsu  TabeUe  A  und  B.) 

Wie  schon  im  Eingänge  dieser  Abhandlungen  (Wd.  Zs.  VI  S.  120) 
hervorgehoben  wurde,  macht  die  nachfolgende  Zusammenstellung  nicht  den 
Anspruch  auf  Vollständigkeit.  Für  die  Rheinprovinz,  Luxemburg,  Hessen, 
die  Pfalz,  Nassau,  Baden  hoffe  ich  zwar,  dass  die  Fachlitteratur  vollkommen 
verwertet  ist ;  aber  wie  viele  Nachrichten  über  Münzfunde  mögen  noch  in  den 
Tagesblftttem  und  an  Stelleu,  wo  man  sie  nicht  sucht,  verborgen  liegen! 
Manigfacher  Unterstützungen  hatte  ich  mich  zu  erfreuen,  so  von  den  Herren 
Dr.  Asbach  in  Bonn,  Dr.  Velke  in  Mainz,  Abel  in  Metz,  Dr.  Schricker  in 
Strassburg;  zu  ganz  besonderm  Danke  bin  ich  aber  Herrn  Prof.  Dr.  Harster 
in  Speyer  für  seine  ausfuhrlichen  Mitteilungen  über  die  pfälzer  Funde,  wie 
Herrn  Professor  Bissinger  für  die  grosse  Güte  verpflichtet,  mit  welcher  der- 
selbe mir  seine  sämtlichen  Materialien  über  badische  Müuzfunde  zur  Verfügung 
stellte,  der  Abschnitt  über  Baden  ist  durchaus  seine  Arbeit. 

Die  Übersicht  wird  für  die  historische  Forschung  um  so  wertvoller, 
einen  je  grösseren  Bezirk  sie  umfasst.  Deshalb  wurde  anfänglich  auch  die 
Sammlung  der  holländischen  und  belgischen  Funde  beabsichtigt,  aber  wegen 
äusserer  Schwierigkeiten  wurde  bald  von  diesem  Vorhaben  abgesehen;  indes 
schien  es  nicht  unnütz,  die  gesammelten  Notizen  zu  veröffentlichen;  möchten 
sie  recht  bald  ergänzt  werden ;  eine  Zusammenstellung  der  Münzfunde  gerade 
jener  Gegenden  verspricht  nach  mancher  Richtung  hin  Aufschluss*^). 

In  der  folgenden  Zusammenstellung  der  rheinischen  Schatzfunde  (mit 
Ausschluss  der  belgischen  und  holländischen)  ist  jeder  einzelnen  Fundnotiz 
eine  Angabe  über  Fundort,  Münzsorte  und  den  letzten  im  Funde  vertretenen 
Kaiser  vorangestellt.  Wo  nur  ungenügende  Untersuchungen  der  Funde  vor- 
liegen, auf  deren  Ergebnisse  wenig  Verlass  ist,  ist  dies  durch  ein  oder  zwei 
dem  Kaisemamen  beigestellte  Frage/eichen  angedeutet,  während  in  den  Fällen, 
wo  die  Zeit  der  Vergrabung  genauer  festgestellt  werden  konnte,  statt  des 
Kaisernamens  ein  Jahr  angegeben  ist.  Die  Grösse  der  Münzen  ist  auch  hier 
nach  Mionnets  Münzmesser  bestimmt,  wenn  nicht  ein  anderes  Verfahren 
ausdrücklich  hervorgehoben  ist. 

Von  den  genauer  beschriebenen  Münzfunden  ist  auf  den  Tabellen  A 
und  B  eine  Übersicht  ihrer  Zusammensetzung  gegeben;  in  derselben  sind 
die  Münzsorten  auf  folgende  Weise  bezeichnet :  mit  D  Denare,  A  Antoniniane, 
W  Weisskupfer,  Ge  Grosserze,  Ke  Kleinerze. 

Eine  eingehende  Würdigung  der  rheinischen  Schatzfunde  in  ihrer 
Bedeutung   für   die  Kursverhältnisse  wie    der  politischen  Geschichte  bleibt 

60)  W  fl  r  1 1  e  m  b  0  r  g  ist  in  der  Zuiammeait«llang  nicht  berOokaichtigt.  Ein  mir 
in  Ij«{|zmann'«  nnm.  Ztg.  1887  S.  208  aofgoatouener  Fund,  welcher  in  Unterdigis- 
heim  bei  Balingen  bei  Einaetinng  eineH  Grenzeteiiiea  gemacht  wurde,  sei  erwähnt-, 
er   beatebt  ans  148  römischen  MOnxen  uns  den  J.  161  bis  235. 

Weet<l.  Zeitsolir.  f.  Geseh.  a.  Kunst.  VII,    H.  ,  11 


Digiti 


zedby  Google 


148 


Uettiier 


eioer  späteren  Abhandlung  vorbeltalten,  hier  sei  nur,  gleichsam  als  Register, 
eine  chronologische  Übersicht  über  die  Funde  gegeben,  geordnet  nach  den 
je  letzten  in  denselben  vertretenen  Kaisern  oder  den  Vergrabungsjahren. 
Dabei  sind  dieselben  Abkürzungen  wie  in  den  Tabellen  A  und  B  angewandt, 
und  ausserdem  G  für  Gold,  E  für  Erz,  S  fiir  Silber,  B  für  Bilion ;  letztere 
beiden  Bezeichnungen  wurden  gewählt,  wenn  in  den  Fundangaben  nicht  zwi- 
schen Denar  und  Antoniniau,  oder  zwischen  Antoninian  und  Weisskupfer  ge- 
schieden war.  Den  Xummeni  der  in  den  Tabellen  aufgefi'ihrten  Schätzen 
ist  ein  Sternchen  beigesetzt. 


Allfllttut  16  V.  Chr.,  61  D. 

TIbtrius  6D. 
Trtlanus  76  0. 
Hadrianus  66. 

Plus  7  G,D. 
Fauttlna  j.  87?  i). 
L.  Varut  68?  D. 

18  G;  68-rU,D. 
7»D. 

Caraealla  75?  D. 
Elagabalut  74?  D. 
Alaxandar  80;78*Gj),A; 

80  ?ü. 
Maxliiilflius4*iM:- 
Qordianiia  12  ?s. 
PMlIppus  I  69  s. 
Tralanua  Dao  65  G,S ;  77  D,A. 
Voiuslanua  60*d,ä. 


Gallianut  3*D,A,  »*D,A; 
M*D,A,Gc;   49D,B; 
58  D,A. 
Pottumut  10*  D, A :   81  Ge ; 
46S,B;  52*  B,  67*D,A. 
Claudius  II  45  S,B,  (\c. 
I  25*  W,B. 

1  20 ?W;  88* W. 
Tatricut  IIW;  16  W; 
21*D,A,W;    89  W; 
40*  W;  48?  W;   50  W; 
54  \V;    55B,W;    56  W; 
57  W;  59A,W. 

15*  W,  18  W. 
1W,B;  14?  A, 
DIocMlanua  28 ?  Me ;  85 ?  Mp  ; 

42*  Me;  64  E. 
Nicht  vor  306:  70  Me. 

Belgien.  •') 


Um  308:  82  Me,  M*Me. 
Zwiaohan  313—317:  47«  Me 

u.  Ke. 
Zwltchaa  317—330:  86  Kr. 
Um  319:  24*  Ke. 
Im  J.  326:  17*Ke. 
Im  J.  333:  19*  Ko,  44  Ke. 
Im  J.  335:  48*  Ke. 
Um  337:  2*Ke,  83*  Ke. 
ContUntinitcha  Zait:  71. 
Nach  342:  51*  Ke. 
Um  350:  26vKe. 
Um  362:  73*Meu.Ke. 
Conataiia:  28?G,S. 
Nach  393:  27D,Ke;  29  Ke^ 

80 Ke;  62 Ke. 


Hingana  (Antwerpen),  1846  gefunden  250  Mflnsen;  45  untersuchte  Denare  boatanden  ans 
e.  g;  Familienmftnien  und  Mttnson  von  Caeeer,  Marc  Anton,  August,  Tiberius, 
Bonn.  Jahrb.  11  8.  88  und  Bull,  de  l'Ao.  de  Belg.  XIII  p.  756.  1 

Zwischen  Tlitolaa  und  Virginal  (HUdbrabant)  800  AutoninUne  von  Caraealla  bis  Gallien. 
Bev.  de  la  nnm.  beige  1862  p.  520.  2 

Sohaarback  bei  BrflMel,  1586  gefunden  ein  Scbats  von  Denaren  von  Yitellius  bis  Antoninas 
Pias,  Rev.  de  la  num.  beige  1869  p.  807.  3 

AndarlMht  bei  Brttssel,  1589  Urne  mit  Mausen  des  Gallleuus,  Valerian  und  Pottumus; 
ebenda  p.  808  4 

CalStra  bei  Brüssel,  1574  gef.  600  Silbermanxen  des  Gordian  und  der  Philippe;  ebenda 
p.  808.  5 

Nylan  bei  Lierre  (Antwerpen),  1770  gef.  ein  Topf  mit  GoldmOnsen  von  Caesar  bis  Domitian 
im  Werte  von  1700  Brabanter  Florins,  ebenda  p.  211.  6 

Matpalar  swischen  Alost  und  Dendermonde  im  J.  1607  1600  Goldmünzen,  darunter  einige 
von  Domitian  und  Hadrian,  die  meisten  von  Hadrian,  Plus,  Marcus  und  Verus,  von 
Conunodus  nur  eine  mit  (Joes  Aug  fü  Germ,  prinr,  jnv.^  also  vergraben  um  175.  Mommsen 
MOnxw.  S.  756  Anm.  54;  vgl.  Rev.  num.  beige  1869  p.  228.    .  7 

I  (Flandern),  KopfermUnzen  von  Nerva  bis  Alexander,  Mommsen,  MOnsw.  S.  816.  8 
(Westflendem),  1845  in  einer  Urne  10  Stück  ßeitr  de  coin,  8  Gordian,  1  Philipp  I. 
1  Postumus;  Rev.  de  la  num.  beige  1846  p.  428.  9 

61)  Viele  Notizen  über  belgiMcho  Funde  wurden  den  Abhandlungen  von  H.  Schurr- 
maus,  ro6d.  et  mou.  d^couvertes  dans  les  Pays-Bas  pendent  1e  XVIlIe  sidole  et  ant6rieare> 
ment,  Rev.  de  la  num.  beige  1869  p.  206  und  801,  1870  p.  410  entnommen.  Vgl.  auch  Schiller, 
Rom.  OeiiCh.  I  B.  831  Anm.  8.  Für  die  Provinz  Namur  liegt  eine  sorgf&ltige  Zusammen- 
Stellung  vor  von  Cajot,  les  tr^sors  de  monnaies  romaines  de  la  pruv.  de  Namur  in  Ann.  de 
Namur  XIV  p.  93,  aus  welcher  ich  die  Fundangabon  liier  nicht  wiederhole. 


Digiti 


zedby  Google 


Römische  Münzschat/fimde  in  den  Rhcinlanden.  149 

M«orttCll*to  (WMtaaudern),  1857  eine  Urne  mit  mindettena  16S  SilberstAoken  Ton  Septimina 

bie  Gftllien;  ebenda  1881  p.  488.  10 

WytSChatto  (Wesiflandern),  1345  Ober  1000  MQnien  bis  Postnmna;    ebenda  p.  496.  11 

Sweveghem  (Weatfl andern),   300  Httusen    von  Augnstna   bii  Gommodns,   Ann.   de  Kamnr  12 

p.  98  IS 

Toumty   im   Walde   von    Howarderie,    1846   gegen    9000   MOnsen  der  gallischen  Tyrannen; 

Rev.  de  la  num.  beige  1845  p.  410.  14 

Harchltt,  Kanton  Qn«vancampa,  102  Denare  von  Fanstiaa  bis  Gallien ;  ebenda  1868  p.  144.  15 
TiNlIn  bei  Mona,  1846  ein  grosser  Müusfuiid,  ana  dem  103  untersuchte  Silberatacke  herrOhrien 

von  Septimiua  bia  Philipp  I;  ebenda  1847  p.  94.  16 

Cattiaa  bei  Mona,  1784  6—700  Silbermttnsen ;  28  untersuchte  8tttoke  von  Antoninus  Pins  bis 

Gallien;  ebenda  1869  p.  816.  17 

Boillloux,  1863  in  8  Urnen  gegen  200  Eramttnsen  von  Domitian,  Uadrian,  Faustina,  Antoninus, 

Lucius  Aelius,  Gallien  und  Tetricns  ;  ebenda  1868  p.  828.  18 

Montreuil  Slir  Hainet  grosser  Bchats  in  vier  Gefäsaen:   im  1.  Grosserze  von  Traian  bis  lalla 

Domna,  im  2.  607,  im  3.  1490  Antoninlane  von  lulia  Domna   bis  Postumus,   im  4.  600 

Denare  von  Traian  bis  Gordian  III.    Mommsen,  MUnzw.  S.  810,  816.  19 

In  der  Nfthe  von  Montraull,  1877  700  SilbermUnzen  von  Alexander  bis  Postumus;  Rev.  belg. 

1880  p.  66.  20 

Bavay  (Hennegan),  1763  grosse  Ansah!  Hittelbronzen  von  Antoninus  bis  Septimius;  ebenda 

1869  p.  210.    Dass  es  sich  um  einen  Schatz  handele,  gebt  aus  dem  Bericht  nicht  mit 

Sicherheit  hervor,  aber   dioH   anrh   zugegeben,    ist   die  Vergrabung   unter  Septimius 

(wie  sie  Schiller,  ROm.  Gesch.  1  8.716  Anm.  3  annimmt)  mehr  als  zweifelhaft,  wie  die 

Vertretung  des  Kupfers  im  Schatz  von  Montreuil  lehrt,  siehe  unter  19.  81 

Vieevllle   (Hennegan),   1858   64   Bülon    von    Gordian   bis    Gallien;    Rev.   de   la  num.   beige 

1858  p.  206.  22 

Baadour  (Hennegan),  600  Münzen  von  Vespasian  bis  Gommodus,  Ann.  de  Namur  14  p.  98.  23 
Mftcon  bei  Chimay,  25936  Ballon  und  Kupfer  von  Valerlan  bis  Aurelian;  Mommsen,  MUnsw. 

S.  8U,  Anm.  876  24 

Moilave  (zwischen  Huy  n.  Ciney),  1800  von  Alexander  bis  Gallien;  Rev.  beige  1870  p.  411.  25 
Ellazolltt  1881  Schatsfund  von  PhUipp  I  bia  Postumns;  ebenda  1870  p.  416.  26 

Han-tur  Latae  (Luxemburg),    1861   7—8000  Kleinbronzen   der   Epoche   Galliens    und    seiner 

Nachfolger  bis  auf  Maxiraianus  Hereulens;  ebenda  1861  p.  811.  .    27 

Am  Harzanberg   bei  Arlou,   1860  300  Münzen;    18   untersuchte    von   Claudius  Gothicus  nnd 

Tetricns;  Publ.  de  la  soc.  de  Lnxembourg  XVI  p.  123.  28 

(Hirzeberg),   [wohl   derselbe  Ort  wie    bei  28]    bei*Arlon  1856   ein  GefiU«  mit  3000 

Kleiuerzen  von  Valcrian  bis  Aurelian;  Instit.  arehdol.,  Arlon  1867  V  S.  23  und  Publ. 

de  la  soc.  de  Luxbg.  XXII  p    105.  89 

Holland. 

I  (Ober-Yssel),  1869  ein  grösserer  Mflnzfund,  von  dem  2$  Stück  grösstenteils  Fa- 
milienmttnzen  und  einige  des  Augustus  gerettet  wurden.  Die  jttngste  gehOrt  dem 
J.  742/ JS        "  n  V.  Chr.  an.     Grotefend  in  Bonn.  Jahrb.  49  S.  179.  30 

Vechtan  (Utrecht),  1868  90  Denare  (meist  Familieumttnzen  und  Kaiser  bis  auf  Antoninus 
Pins)  nnd  183  schlecht  erhaltene  Bronzen  von  August  bis  Hadriau,  Rev.  belg.  num 
1872  p.  368.  81 

Haarlaa  (Limburg),  Kleinerze  von  Valeutinian  II  bis  Constantin  III.  Mommsen,  Münzw: 
S.  823.  32 

Ballttmi'r]  J83Ü  eine  bedeutende  Masse  römischer  Münzen,  sämtlich  dem  2.  Jhrb.,  namentlich 
der  SSeit  der  Autonine,  der  Fansta,  Aurellns,  Verus  nnd  Lncilla  angehörig.  Leitz- 
mann's  nnm.  Ztg.  1839  S.  189.  33 

Rlieinprovinz. 

Mehrhoog  (Kr.  Rees),  Weisskupfer  und  Billon.  Frobiis.  104  Münzen, 
meist  Weisskupfer,  einige  Billons,  ausgegraben  1882  in  einem  Sand- 
hügel, vnn  VIeuten  (Bonn.  Jahrb.  74  S.  190)  konstatierte  Philippus  I, 
(riillienus,  Claudius  II,   Victorinus,  Tetricus  I  u.  II.    Bei  einer  Prüfung 


Digitized  by  VjOOQ IC 


150  Ilettuer 

des  Fundes,  zu  der  mich  im  J.  1884  die  kgl.  Regierung  zu  Düsseldorf 
veranlasste,  notierte  ich  auch  Münzen  des  Probus.  Die  Yergrabung  fällt 
also  nach  276.  Ob  Grab-  oder  Schatzfund  vorliegt,  geht  aus  dem  Fand- 
bericht  nicht  sicher  hervor.  1. 

Weeie  (Kr.  Geldern),  Kleinerze,  um  337.  Siehe  Wd.  Zs.  VII  S.  124  fg. 
u.  Tab.  B.  2. 

Xanten,  Denare  und  Antoniniane,  Crallienus.  1848  entdeckt.  Der  Schatz 
enthielt  331  Stück,  174  Denare  u.  157  Antoniniane  von  Commodus  bis 
Gallienus.  Einzelauffuhrung  auf  Tab.  A.  Der  Schatz  kam  in  den  Be- 
sitz der  Frau  Mertens^Schaaffhausen,  nach  deren  Aufzeichnungen  ihn 
Mommsen,  Münzwesen  S.  809,  Anm.  252  aufführt.  Die  Münzen  von 
Valerian  dem  Vater  trugen  die  Aufschriften  vktoria  augg  und  vitius  aiigg. 
Zur  Vergrabungszeit  vgl.  Wd.  Zs.  VI  S.  126.  3. 

Wachtendonk  (Kr.  Geldern),  Denare  u.  einige  Erzmünzen,  Mcuciminm 
Thrax.  800  silberne  und  20  Kupfermünzen  Novbr.  1874  auf  Craenenhof 
zu  Gelinter  in  einem  Topfe  gefunden.  Von  den  ersteren  gehörten  763 
untersuchte  Stücke  der  Zeit  von  Antoninus  Pius  bis  Maximinus  (f  238) 
u.  Maximus  an.  Die  Angabe  des  Kempener  Blattes,  auch  Münzen  des 
Pertinax,  des  Didius  lulianus,  der  Didia  Clara  und  der  Cornelia  Paula  [?] 
hätten  dabei  gelegen,  ist  wahrscheinlich  irrig.  Die  Kupfermünzen  waren 
sehr  schlecht  erhalten,  die  10  untersuchten  gehurten  der  ersten  Kaiser- 
zeit an.  Einzelaufführung  auf  Tab.  A.  Kurze  Zusammenstellung  von 
Fr.  Nettenheim  in  Bonn.  Jahrb.  55  S.  252.  Die  Vergrabungszeit  bleibt 
zweifelhaft,  weil  das  Ende  der  Reihe  fast  mit  dem  Ende  der  Denar- 
prägnng  zusammen  fällt  und  deshalb  die  Vermutung  nahe  liegt,  dass  zu 
dem  Schatze  ein  entsprechender  Topf  mit  Antoninianen  gehurte.       4. 

Crefeld,  Denare,  TiberitM.  Etwa  450  Silbermünzen  —  bis  auf  einige  Quinare 
—  sämtlich  Denare  vom  letzten  Jahrh.  der  Republik  bis  auf  Tiberius  an 
der  Südwestseite  der  Stadt  1866  gefunden.  Etwa  150  Stück  ans  dem  J. 
15  n.  Chr.  haben  im  Av.  Ti  Caesar  cUci  Äug.  f.  ÄugustuSf  im  Rev.  pantif. 
maaim.  Fast  gleich  zahlreich  ist  der  Denar  des  Augustus  Av.  Caesar  Au- 
gustus  divi  f.  pater  patriae,  Rv.  Cl.  Caesares  —  Äugusti  /.  cos  desig.  priitc. 
juvent.  Einige  30  sind  Legionsdenare  des  Antonius.  Von  den  übrigen 
etwa  120  sind  nur  teilweise  Doubletten  vorhanden,  sie  zeigten  sehr  ver- 
schiedene Namen  der  Münzherren,  Wappen  ihrer  Gentes  und  öfter  den 
Kopf  und  die  Unterschrift  Borna,  Notiz  von  Rein  in  den  Bonn.  Jahrb. 
41  S.  184.  5. 

Guttorf,  (Kr.  Grevenbroich),  Gold,  Hadrianus.  Bedeutender  Schatz  römi- 
scher Goldmünzen,  1838  gefunden,  enthielt  nach  dem  zuverlässigen  Zeugnis 
Senckler's  (Catalogue  p.  II)  Münzen  von  Augustus  bis  Hadrian  (von  denen 
Senckler  22  Stück  erwarb  und  einzeln  aufführt).  W.  Krafit  giebt  Bonn. 
Jahrb.  11  (1847)  S.  55  die  Gesamtzahl  auf  200,  Schneider  Bonn.  Jahrb. 
36  (1864)  S.  89   auf  c.  800  an.    Kurz  notiert   in  Leitzmann's  num.  Ztg. 

1839  S.  119.  6. 
Dormagen  (Kr.  Neuss),  Silber  und  Gold,  Antoninus  Pius?.   Am  28.  Jan. 

1840  fand  man  Vii  Fuss  unter  der  Erde  eine  Urne  mit  823  (oder  833) 
silbernen  und  4   goldenen  röm.  Münzen,   meistens  aus  den  Zeiten  des 


Digiti 


zedby  Google 


Uömischc  Mim/schatzftmcie  in  cken  kheinlan<ien.  151 

Vespasiao,  Domitian,  Traiao,  Hadrian,  Antoninus  Pius.  Leitzmann's  nam. 
Ztg.  1840  S.  39  u.  87.  7. 

Keldenich  (Kr.  Schi  ei  den),  Denare,  Alexander.  Am  Tanzberg  wurden  März 
1849  2  Fu88  unter  der  Oberfläche  und  dicht  neben  einer  Mauer  in  einem 
gelben  Thongefäss  eine  grosse  Menge  Silbermünzen,  deren  Gewicht  an- 
nähernd  auf  20  Pfund  geschätzt  wurde,  gefunden.  Der  grösste  Teil  wan- 
derte sofort  in  den  Schmelztiegel.  Eick  sah  noch  1000  Stück  (die  viel- 
leicht in  die  ehemalige  Garthe'sche  Münzsammlung  gekommen  sind); 
nach  ihm  gehurten  die  Münzen  ausschliesslich  dem  Zeitraum  von  Yes- 
pasian  bis  Severus  Alexander  an ;  „die  Antonine  waren  am'  meisten  ver- 
treten, aber  auch  von  der  Faustina,  Lucilla,  Crispina,  lulia  Domna,  Julia 
Paula,  lulia  Soaemias,  lulia  Maesa  und  Julia  Mamaea  fand  sich  eine 
grosse  Anzahl;  die  Münzen  waren  alle  von  der  Grösse  eines  2Vs  Gro- 
schenstückes." Unter  den  Antoninen  £ick'8  sind  jedesfalls  hauptsächlich 
Caracalla  und  Elagabal  zu  verstehen.  Die  von  Eick  aufgeführte  Münze 
mit  Löwe  und  Adler  scheint  thatsächlich  ein  Unicnm  zu  sein,  gehörte  aber 
vermutlich  auch  dem  Elagabal,  nicht  dem  Antoninus  Pius  an,  wie  sicher 
die  mit  dem  Revers  Mars  \dUn\  Vgl.  Eick,  Wasserleitung  aus  der  Eifel 
nach  Köln,  (Bonn  1867)  S.  41  und  Bonner  Jahrb.  14  S.  184.  —  Vielleicht 
fällt  die  Vergrabung  des  Schatzes  nicht  unter  Alexander,  sondern  waren 
hier  wie  bei  dem  bekannten  Fund  von  Montroeul-sur-Haine  (Mommsen, 
Münzw.  S.  810)  die  Denare  und  die  Antoniniane  in  getrennten  Gefässen 
vergraben,  von  denen  das  eine  nicht  aufgefunden  wurde.  8. 

Flamertheim  (Kr.  Rheinbach),  Denare  und  Antoniniane,  Oaüienua,  Auf 
dem  Rittergute  Ringsheimer  Burg  bei  Flamersheim  wurden  1881  in  einem 
flachen  Erzgefäss  neben  einer  röm.  Mauer  mehrere  Hundert  Denare  und 
Antoniniane  von  Septimius  bis  Gallienus  gefunden;  die  weissgesottenen 
Antoniniane  der  späteren  Zeit  des  Gallien  fehlten.  Vor  gehöriger  Rei- 
nigung des  Fundes  untersucht  von  van  Vleuten  B.  J.  75  S.  51,  wo  das 
Vorkommen  der  Stücke  durch  h  =  häufig,  z.  h.  =  ziemlich  häufig, 
V  =  vertreten  angedeutet  ist.  Einzelaufführung  auf  Tab.  A.  Die  Ver- 
grabung ist  in  das  J.  258  gesetzt,  vgl.  jedoch  das  Westd.  Zs.  VJ  S.  126 
Bemerkte.  9. 

Poppeltdorf  (bei  Bonn),  1  Denar,  sonst  Antoniniane,  259.  April  1876 
wurden  in  der  Luisenstrasse  in  einem  schwarzen  Thontopf  mit  einge- 
ritzten Verzientngen  1  Denar  von  Alexander  und  211  Antoniniane  von 
Gordianus  IIJ  bis  Postumus  gefunden,  Weisskupfer  fehlte.  Einzelaufl'üh- 
rung  auf  der  Tab.  A.  Die  Reverse  Galliens  haben  sämtlich  augg^  fallen 
also  nicht  nach  260.  Postumus  erscheint  ganz  jugendlich;  die  Vergra- 
bung fand  vermutlich  259  oder  260  statt.  Die  geringe  Anzahl  von  Denaren 
ist  im  Vergleich  zu  den  verwandten  Funden  singulär  und  die  Vennutung, 
dass  ein  zweites,  Denare  enthaltendes,  Gefäss  ebenda  vergraben  war, 
naheliegend.  Der  ganze  Fund  behandelt  von  van  Vleuten,  Bonn.  Jahrb. 
58  S.  155.  10. 

Alirweiier,  Weisskupfer,  Tetricus.  In  der  Nähe  von  Ahrweiler  wurde  im 
Anfange  des  J.  1876  von  Hrn.  Garthe  ein  Münzfund  von  7000  Münzen 
erworben,  unter  denen  sich  hauptsächlich  Gallien,  Salonina,  (Claudius  Tl, 


Digiti 


zedby  Google 


152  Ücttncr 

Quintillus,  Victorinus  und  die  beiden  Tetricas  (von  letzteren  namentlich 
viel  barbarische  Prägungen)  vorfanden.  Erwähnt  von  van  Vleuten,  Bonn. 
Jahrb.  58  S.  161.  11. 

Uertfeld  (Kr.  Adenau),  Silber  resp.  Billon.  Gordiamis'^?.  Nicht  weit  von 
Uersfeld  wurde,  etwa  1824  ein  Topf  mit  römischen  Silbermünzen  gefunden; 
die  wenigen  untersuchten  waren  von  Gordian.  Hansen  in  Nöggerath's 
rheinischen  Provinzialbl&ttern  1834,  I.  S.  277.  12. 

Im  Noyember  1887  ging  daroh  die  Zeitungen  eine  an«  Neuwied  datierte  Notic  über 
einen  Fnnd  von  182  RömermQnsen,  darunter  26  goldene.  Der  GefftUigkeit  des  Hrn.  Prof. 
J.  Klein  in  Bonn  verdanke  ich  die  Mitteilung,  das«  es  eich  niclit  um  römische  Künsen, 
sondern  um  86  OolU-  und  06  Silbermünzea  mittelalterlichen  kölnischen  Gepräges 
handelte  und  diese  in  Oestrum  (Kr.  MOrs)  gefunden  seien,  nicht  in  Neuwied. 

Perscheid  (Kr.  St.  Goar),  Gold,  Cammodus.  Im  Jahre  1693  588  römische 
Goldmünzen  gefunden,  bestehend  ans  Münzen  Nero's  bis  Commodus  in 
fast  ununterbrochener  Reihenfolge.  Vgl.  Bonn.  Jahrb.  7  S.  166  u.  37  S. 
241.  Nach  Nunning  et  ('ohausen,  commercii  litterarii  dissertationes  epi- 
stolicae  II,  p.  297  wurden  485  Stück  vom  Kurfürsten  Joh.  Hugo  an 
goldenen  Gefössen  angebracht,  von  denen  sich  '^  Stück  mit  292  Münzen 
noch  jetzt  im  Besitz  des  Herzogs  von  Nassau  befinden.  13. 

Heinzenliach  (Kr.  Simmern),  Antoniniane,  ProhusY.  Am  4.  Juli  1868  wurde, 
nach  einer  Notiz  des  Coblenzer  Tageblattes  1868  Nr.  158,  „zu  l'nzen- 
berg  bei  Kirchberg  ein  Topf  mit  840  Silbermünzen,  sämtlich  etwas 
schwerer  wie  ein  2V's  Sgrstück  gefunden;  die  Münzen  tragen  ein  Bildnis 
mit  der  Inschrift  Probus  Marcus  Aurelius  [M.  Aur.  Probus]  und  sind  giit 
erhalten'^.  Dieselbe  Notiz  in  Leitzmann^s  num.  Ztg.  1868  No.  63.  —  Die 
kgl.  Regierung  zu  Coblenz  Hess  jüngst,  auf  meine  Bitte,  weitere  Ermit- 
telungen anstellen,  wodurch  es  gelang  von  Christoph  Steffen,  77  Jahr  alt. 
Altsitzers  zu  Heinzenbach,  Genaueres  zu  erfahren :  Der  Fund  wurde  gemacht 
auf  dem  Acker  des  Nikolaus  Schütz  von  Heinzenbach,  „am  Bruch '^  genannt, 
etwa  10—15  Min.  westlich  vom  Dorfe  Heinzenbach  [also  auch  von  ün- 
zenberg  nicht  weit  entfernt] :  man  grub  Steine,  die  anscheinend  ein  Fun- 
dament bildeten,  heraus  und  fand  dabei  einen  Topf  mit  etwas  iiber  700 
St.  Münzen.  Steifen  bewahrt  davon  noch  jetzt  5  Münzen,  die  mir  zur 
Ansicht  vorgelegt  wurden:  1)  (\  M,  CL  Tacitm  aug.  Kopf  mit  Strahlen- 
krone, Rv.  Provide  aug,,  im  Abschnitt  Q.  2—4)  Imp.  C.  M.  Aur.  Probun 
aug.,  Strahlenkrone,  Bnistb.  mit  Kürass  n.  r.;  Rv.  bei  2  Mars  Victor 
im  Abschnitt  lü,  bei  3  ViHus  aug.  im  Abschnitt  Q  XXT;  Rv.  bei  3  Fides 
mäitum,  im  Abschnitt  IIL  5)  Im^h  C.  Probus  p.  f.  aug.  mit  Strahlenkrone, 
im  Kürass  n.  r.,  Rv.  Teniporum  fdicitas  im  Abschnitt  I.  —  In  Verbindung 
mit  der  Zeitungsnotiz  wird  man  annehmen  dürfen,  dass  der  Fund  gröss- 
tenteils aus  Münzen  des  Probus  bestanden  hat.  U. 

Cattenet  (Kr.  Mayen),  Weisskupfer,. ^7.9.  12093  stark  oxydierte  rumische 
Billonmünzen  von  Valerian  bis  Aurelian  im  Sept.^1878  unweit  Cattenes 
in.  einer  mit  einer  Schieferplatte  bedeckten  Urne  gefunden.  Einzelauf- 
.  führung  auf  der  Tab.  A.  Aus  dem  Rv.  restitutor  orkntis  auf  einer  Münze 
Aurelians  ergiebt  sich,  dass  die  Vergrabung  nicht  vor  das  J.  2*3  fällt. 
Die  Tetricusmünzen  waren  zum  grussteu  Teil  frisch  geprägt  und  es  fehlen 
fast  gänzlich   die  barbarischen  Nachbildungen.    NDtizen  in  Bonn.  Jahrb. 


Digiti 


zedby  Google 


kömii^clic  Münzschat2uin(lc  in  den  RhetnlanJen.  153 

64  S.  202  und  75  S.  179;  genaue  Untersuchung  des  Fundes  von  Erman 
in  Sallet's  numismat.  Ztschr.  1880  VII  S.  315.  15. 

ANIeii  (Kr.  Kochern),  Weisskupfer,  Tetricus,  Im  J.  1844  fand  man  eine 
Urne  mit  Kleinerzmünzen  im  Gewicht  von  50  Pfund.  Die  Mehrzahl  wurde 
eingeschmolzen  oder  verschleudert;  einige  wenige  nach  Trier  geschickte 
waren  von  Yalerian,  Gallien,  Salonina,  Claudius  Gothicus,  Victorinus  und 
Tetricus.    Philanthrop  (Trier)  1845  Nr.  3.  16. 

Elter  (K  r.  K  0  c  h  e  m)»  K 1  e  i  n  e  r z  e ,  CowitatUimis  L  326 ?.  Im  April  1856  wurde 
4  Fuss  tief  ein  irdener  Topf  mit  957  Kleinerzcn  von  Constantin  u.  seinen 
Söhnen  (ausser  Constans)  als  Caesareu,  sowie  des  Licinius,  der  Fausta 
und  Helena,  und  drei  Löifelchen  aus  gutem  Silber  gefunden.  'Einzelauf- 
führung  auf  der  Tab.  B.  Kurze  Notiz  in  Bonn.  Jahrb.  25  S.  202,  Jahres- 
bericht d.  Gesellsch.  f.  nützl.  Forsch,  in  Trier  1856  S.  2t,  ausführliche 
Behandlung  von  739  untersuchten  Stücken  unter  genauer  Angabe  der 
Münzstätten,  aber  nicht  der  Prägevermerke  durch  Senckler  sen.  in  dem 
Jahresb.  d.  Gesellsch.  f.  nützl.  Forsch.  1858  S.  79.  Die  Vergrabung  fiUlt 
zwischen  32B  u.  327,  weil  Constantius,  Fausta  und  Helena  vertreten  sind, 
dagegen  Prägungen  aus  Constantina  fehlen,  vermutlich  um  326.        17. 

Beririch  (Kr.  Kochem),  Weisskupfer,  Anreiianus.  1876  wurde  auf  Flur 
Haumland,  20  Min.  vom  Ort,  in  einem  Sack  ein  grosser  Haufen  Münzen, 
der  bald  auf  200  ',  bald  auf  4000  Stück  geschätzt  wurde,  gefunden.  Von 
diesen  wurden  nur  181  Stück  von  van  Vleuten  untersucht,  welche  sich 
zusammensetzten  aus  Gallien  18,  Salonina  1,  Saloninus  1,  Claudius  II  11, 
Quintillus  1,  Postumus  1,  Victorinus  13,  Tetricus  I  88,  Tetricus  II  45, 
Aurelian  2.  Vgl.  Bonn.  Jahrb.  58  S.  159.  Einer  Notiz  von  Dr.  B(one) 
in  der  „Trier.  Ztg."  von  1876  No.  185  entnehme  ich:  „von  den  mir  zu- 
gesandten Münzen  und  so  auch  in  dem  ganzen  Funde  sind  weitaus  die 
meisten  von  Tetricus  dem  Älteren  und  Jüngeren."  Die  ungenügende 
Untersuchung  des  Fundes  gestattet  keinen  bündigen  Schluss  über  dessen 
Vergrabung,  vermutlich  fand  sie  um  272  statt.  18. 

Dhron  (Kr.  Bernkastei),  Kleinerze.  3S3,  Ausführlich  behandelt  Wd.  Zs. 
Vn  S.  118  fg.    Einzelauffiihrung  auf  Tab.  B.  19. 

Bautendorf  (Kr.  Wittlich),  Weisskupfer,  Victorimis?.  1843  entxleckte  man 
eine  Urne  mit  über  KXK)  noch  frischen  Kleinerzen;  die  untersuchten 
rührten  von  Licinius  [ob  Valerian .  oder  Gallien  wird  nicht  angegeben], 
Postumus,  Claudius  und  Victorinus  her.  Kurze  Erwähnung  im  Philan- 
throp (Trier)  1844  No.  2  und  völlig  gleichlautend  in  den  Bonn.  Jahrb. 
IV  S.  210.  20. 

Httrtchliausen  (Kr.  Daun),  Denare,  Antoniniane,  Weisskupfer,  nm  271. 
Bei  Anlegung  einer  Strasse  von  Hörschhausen  nach  Bembach  fand  man 
1851  im  Distrikt  HofFeld  innerhalb  eines  römischen  Gebäudes  in  einer 
Urne  1800  Denare,  Antoniniane  und  Kleinerze.  Untersucht  wurde  nur 
ein  Teil  der  Münzen,  welche  von  Septimius  bis  Tetricus  reichten ;  Einzel- 
aufzählung siehe  auf  Tab.  A.  Beschrieben  von  Schneemann,  Jahresber. 
der  Ges.  f.  nützl.  Forsch,  in  Trier  für  1852  S.  28,  wo  jedoch  nur  die 
Anzahl  der  Varietäten  angegeben  ist.  Kurze  Notiz  in  den  Bonner  Jahrb. 
18  S.  233.     Der-  Gesamtfund  wird  voraussichtlich   eine    grössere  Anzahl 


Digiti 


zedby  Google 


1 


154  Uettner 

Reverse  des  Victorinus  enthalten  haben,  als  die  von  Schneemann  unter- 
suchte Partie.  Die  Vergrabung  fällt  voraussichtlich  unter  Tetricus,  ge- 
gen 271.  21. 

Die  Angabe  der  Bonner  Jahrb.  25  B.  202  ttber  einen  Fand  römischer  Gold-  nnd 
Silbermttnaen  in  Strohn  (Kr.  Dann),  ist  irrtamlich;  nach  den  Jahresberichten  der  Ges.  fttr 
ntttsl.  Forsch,  in  Trier  far  1859—60  8.  48  war  dies  ein  Fund  mittelalterlicher  Müuxen. 

MDrlenbach  (Kr.  Prüm),  Denare,  Antoniniane,  Grosserze,  GaUiemis. 
Vgl.  die  ausführliche  Behandlung  in  Wd.  Zs.  VI  S.  120  fg.  und  S.  309 
und  die  Tab.  A.  22. 

Oberweit  (Kr.  Bitburg),  vermutlich  Mittelerze,  Dwdetianus?.  Um  1812 
fand  ein  Einwohner  von  Oberweis  in  der  dortigen  Gegend  einige  irdene 
Gefllsse  mit  einer  sehr  bedeutenden  Anzahl  römischer  Münzen,  gegen  80 
Pfund  schwer;  sie  wurden  eingeschmolzen;  die  wenigen  untersuchten 
stammten  von  Diocletian  und  Maximian.  Trier.  Ztg.  1842,  Nr.  133.     23. 

Erdorf  (Kr.  Bitburg),  Kleinerze,  um  319.  Zwischen  Erdorf  und  Badern, 
im  Xüsselberg,  ward  1859  eine  rote  Urne  mit  403  Kleinerzen  von  Maxi- 
minus Daza  bis  Constantinus  II  caes.  gefunden.  Einzelauffuhrung  auf  Tab. 
B.  Eingehend  behandelt  von  Namur  in  Revue  de  la  numism.  Beige,  3. 
ser.  III  tom  (1859)  S.  469,  danach  hei  Mommsen,  Münzw.  S.  862  Anm. 
822.  Der  Revers  beata  tranquillitas  fehlt  noch,  dagegen  ist  victonae  UuUte 
princ.  in  16  Exemplaren  vertreten,  wonach  die  Vergrabung  vermutlich 
kurz  vor  320  fällt.  24. 

Orenhoffen  (Landkreis  Trier,  Bürgerm.  Schieidweiler),  Billon  und 
Weisskupfer,  368.  Am  Wege  nach  Zemmer  wurde  1855  ein  Knig 
mit  mehr  als  886  Billon-  und  Weisskupfermünzen  von  lulia  Maesa  bis 
Claudius  Gothicus  gefunden.  Einzelauffuhrung  siehe  auf  der  Tab.  A. 
Die  Notiz  der  Bonn.  Jahrb.  23  S.  181  ist  nach  dem  detaillierten  Ver- 
zeichnis von  Schmitt  in  dem  Jahresb  d.  Ges.  f.  nützl.  Forsch.  1855  S.  67 
zu  berichtigen,  welcher  den  Fund  fast  unversehrt  sah.  Schneemann  bemerkt 
Jahresb.  1861/62  S.  35,  dass  einige  Münzen  durch  die  gar  zu  ungeschickte 
Ausföhruog  der  Typen  auf  Guss  und  ungesetzlichen  l^rspning  hindeuteten. 
Der  Schatz  enthält  Münzen  des  Marius,  aber  nicht  des  Victorinus,  wenige 
des  Claudius;  er  ist  deshalb  kurz  nach  der  Thronbesteigung  des  Clau- 
dius, also  vermutlich  noch  268  vergraben,  vgl.  auch  Westd.  Zs.  VI 
S.  131.  25. 

Ittei  (Landkreis  Trier,  Bürgerm.  Welschbillig),  Kleinerze,  Constans 
aug??  Innerhalb  römischen  Mauerwerkes  fand  man  1847  in  einem 
ausgehöhlten  Stein  Münzen,  von  denen  folgende  notiert  wurden :  Licinius 
Rv.  Gemo  pop.  Born.  Constantinus  I  Rv.  Sarmatia  devicta,  Providentiae 
angg.y  GHoria  exerdtua  mit  2  Feldzeichen.  Crispus  Rv.  Beata  tranquülüaft. 
Constantinus  iun.  nob.  c.  Rv.  Gloria  exei^cüm  mit  2  Feldzeichen.  Urhs 
Borna,  Constantinopolis.  Helenae  Fax  publica.  Dn.  Constans  p.  f.  aug. 
Rv.  Fd.  temp.  reparatio  (Phönix  auf  Kugel,  desgl.  auf  Scheiterhaufen). 
Wegen  der  letzterwähnten  Münzen  kann  die  Vergrabung  nicht  vor  348 
fallen.  Notiz  aus  dem  Manuskript  von  Schmitt,  der  Landkreis  Trier, 
Blatt.  192.  26. 

Euren  (bei  Trier),  1  Denar,  sonst  Kleinerze,  Ärcadius.  Im  Herbste 
1859  stiess  man  innerhalb  eines  römischen  Gebäudes  auf  ein  Krügelchen 


Digiti 


zedby  Google 


ftömische  Aiimzschatzfunde  in  den  {theinlaiiclcn.  15& 

mit  einem  Denar  Geta'e  und  114  sehr  verwitterten  Kleinerzen.  Von  diesen 
waren  noch  erkennbar:  1  Constantinus  I,  1  ConstantinopoHs,  1  ürbs 
Roma,  3  Constantius  If,  2  Constans,  1  Valens,  5  Gratian,  1  Magnus  Maxi- 
mus (Rv.  Spes  Eomanarum),  5  Arcadius  (Saim  rei  pMicae  und  Victoria 
auggg).  Die  Vergrabung  tUllt  jedesfalls  nach  Dezember  b93.  Notiz  in 
dem  Jahresb.  d.  Ges.  für  nützl.  Forsch.  1859/60  S.  49.  —  Die  Trierer 
Volksztg.  von  1860  Nr.  20  giebt,  vermutlich  irrtümlich,  als  Zahl  der  auf- 
gefundenen Münzen,  ca.  lOCO  an.  27. 

Trier,  Gold-  und  Silbermedaillons,  Comtam  augY,  In  Trier  wurde  1635 
in  einem  fränkischen  [?]  Vorbau  vor  dem  Neuthor  ein  Schatz  entdeckt, 
in  dem  Gold-  und  Silbermedaillons  der  constantinischen  Zeit  gefunden 
wurden.  Chiflet  (anastasis  Childerici,  Antwerp.  1655  p.  285)  bespricht 
und  bildet  ab  4  Silbermedaillons  1)  FL  lul,  Constans  p.  /.  Äug^  Rv.  Fdi- 
citas  perpeUin,  vot  V,  SIS,  Gr.  11,  entspricht  Cohen  3,  nur  dass  dieser 
für  den  Abschnitt  angiebt  'SIS  et  croissant  point^'.  2)  Av.  wie  bei  1, 
Rv.  triwmfator  gentium  barbararum  *SIS%  Gr.  11,  entspricht  dem  einen 
der  von  Cohen  unter  16  erwähnten  Stücke,  nur  dass  dieser  Gr.  10  angiebt. 
3)  M,  lul.  Constantius  pius  fdix  aug,  Büste  im  Diadem,  im  Kürass  und 
darüber  Palud.  nach  links,  in  der  Linken  den  Globus,  die  Rechte  er- 
hoben, Rv.  Triumfator  gentium  barbararum  TES,  Gr.  11,  ähnlich  Coheu 
41,  aber  namentlich  im  Av.  Abweichungen.  4)  FL  lul.  Constantius  pius 
fdix  aug,  Brustbild  im  Diadem,  im  Kürass,  darüber  Palud.  nach  rechts, 
Rv.  Gaudium  populi  Romani,  innerhalb  eines  Lorbeerkranzes  sie  V  Bic  X, 
TES,  Gr.  11,  fehlt  bei  Cohen.  —  Über  den  sonstigen  Inhalt  des  Fundes 
giebt  Chiflet  nichts  an  und  auch  Alexander  Wiltheim,  dem  Chiflet  die 
Mitteilungen  verdankte,  sagt  Luciliburgensia  (ed.  Neyen)  p.  120  nur: 
thesaurus  dives  aurea  argenteaque  Consta  ntim  Maximi^'usque  liberontm  majoris 
formae  moneta.  —  Kurz  erwähnt  bei  Mommsen,  Münzw.  S.  818.       28. 

Trier,  Kleinerze,  Arcadnis.  Ib86  auf  der  Pfützenstrasse  gefunden,  vergl. 
Wd.  Zs.  VI  S.  150.  29. 

Trier,  Kleinerze,  Arcadius.  1885  auf  der  Feldstrasse  gefunden,  vgl.  Wd. 
Zs.  VI  S.  153.  30. 

Trier,  Grosserze,  Postumus.  Im  Frül^abr  1882  bei  einem  Neubau  im  Vor- 
orte St.  Barbara  in  einem  Napfe  60  Grosserze  von  Vespasian  bis  Po- 
stumus gefunden;  aufgeführt  Wd.  Korr.  I,  110.  31. 

Trier,  Mittelerze,  Constantinus  I  aug,,  um  308.  Im  Juli  1887  wurde  auf  der 
Nicolausstrasse,  innerhalb  römischer  Fundamente  ein  Haufen  [schwerlich 
über  50  Stück]  Mittelerze  gefunden.  Untersucht  wurden  nur  20,  welche 
sämtlich  nach  die  diocletianische  Münzänderung  fallen  und  von  Diocletian 
bis  Constantinus  I  aug.  reichen.  Nach  den  Prägevermerken  fallt  die  Ver- 
grabung, soweit  die  geringe  Anzahl  einen  Schluss  gestattet,  um  308. 
Einzelauiführung  Wd.  Korr.  VI  (1887),  120.  32. 

Oiimuth  (Bürgerm.  Schöndorf,  Landkr.  Trier),  Kleinerze,  um  337, 
Behandelt  Wd.  Z.s.  VII  S.  128  und  Tab.  B.  33. 

Erwfthnt  «ei  ein  merkwürdiger  Fund  im  Kammerfortt  (bei  Miurg,  Landkr.  Trlar); 
hier  wurden  1857  in  einem  mit  einer  Platte  bedeckten  rOmisohen  ThongefäsR  8  Pfund  bron' 
sene  SchrOtlinge,  von  der  GrOase  und  Schwere  der  Srzmtlnzen  Ster  Grösse  (nach  Eckhel) 
•US  der  Dioolellanisch-ConBUntiniBchen  Zeit  gefunden,   welche   keine  Stempel  trugen  und 


Digiti 


zedby  Google 


156  Hettnei^ 

nnr  nnvoUkommen  abgerundet  wareu.  raferu  det  Orte«  befindet  sich  eine  jelst  vefUeee&e 
Kupfergrnbe.  Vgl.  Jahreeberiohte  der  Ciesellsch.  ftlr  nütslicbe  Fonchnngen  in  Trier  fflr 
1857    S.  81  und  1861  62  S.  30. 

Heddert  (Bürgerin.  Kell,  Landkr.  Trier),  Mittelerze,  307'8.  1862 
wurde  ein  Fund  von  547  Mittelerzen  von  Diocletian  bis  Constantiu  I  ang 
gemacht;  Einzelauifuhning  auf  der  Tab.  B.  Treffliche  Bearbeitung  von 
de  Musiel,  Jahresb.  d.  Ges.  für  nützl.  Forschg.  1863/64  S.  47.  Da  der 
Fund  nur  Prägungen  aus  den  Trierer  Emissionen  I — VII  (vgl.  Wd.  Z.  VI 
S.  142  fg.)  enthält,  so  fällt  die  Vergrabung  in  das  Jahr  307  oder  308.   34. 

Confeld  (Kr.  Merzig),  Mittelerze,  DiocJelianus ? ?,  Auf  dem  Banne  Zwalbach 
wurde  ein  mit  Grosserzmünzen  [besser  wohl  Mittelerze  zu  benennen] 
angeflUlter  Topf  ausgegraben,  von  welchen  zwei  nach  Trier  geschickte 
Stücke  dem  Diocletian  angehörten.  Jährest),  d.  Ges.  für  nützl.  Forsch. 
1863/64  S.  37.  36. 

Soest  (Kr.  Saai^burg),  Kleinerze,  i7<7we7iew  Hi7  u,  XiO?  In  der  Nähe  von 
Niedersöst,  im  Distrikte  auf  der  Hüll  fand  mau  1845  eine  Urne  mit  über 
2  Pfund  römischer  trefflich  erhaltener  Kupfermünzen;  sie  führten  die 
Brustbilder  von  Constantin  und  seinen  Söhnen  und  von  Licinius,  und 
stammten  grösstenteils  aus  der  Präge  von  Trier.  Kurze  Notiz  von  Dr. 
Hewer  im  Philanthrop  (Trier)  1845,  Nr.  8,  nhgedr.  Bonn.  Jahrb.  7  S.  157. 
Da  die  Münzen  mit  Constantinopolis  gefehlt  zu  haben  scheinen,  wird  der 
Fund  vor  330  vergraben  sein.  36. 

Ortcholz  (Kr.  Saarburg),  Silber,  FauKtina  jnn.'i'y.  Etwa  18H5  wurde 
bei  dem  Neubau  des  Weges  nach  dem  Brunnen  Neudorf  ein  Fund  von 
Silbermünzen  gemacht;  es  mochten  derer  einige  Hundert  gewesen  sein, 
unter  denen  besonders  die  beiden  Faustinen  vertreten  waren.  Kurze 
Notiz  von  Dr.  Hewer  im  Philanthrop  (Trier)  184.5,  Nr.  8,  abgedruckt  in 
den  Bonn.  Jahrb   7  S.  158.  37. 

Ortcholz,  Weisskupfer,  370.  Vgl.  die  ausfiihrliche  Behandlung  Wd.  Z.  VI 
S.  127 ;  Einzelauiführung  auf  Tab.  A.  38. 

HUttertdorf  (Kr.  Saarlouis),  Weinskupfcr,  Tetricm.  1856  wurden  auf 
*der  Hirtenwiese'  links  am  Wege  nach  Reimsbach  innerhalb  alter  Fun- 
damente in  einem  weitbauchigon,  enghalsigen  Topfe  2000  grösstenteils 
noch  gut  erhaltene  Krzmünzeu  aufgefunden ;  leider  wurden  nur  78  Stück 
untersucht,  welche  bestanden  aus  Gallienus  4,  Salonina  3,  Claudius  12, 
Victorinus  3,  Tetricus  l  35,  Tetricus  II  18.  Kurze  Notiz  in  den  Jahresb. 
der  Ges.  f.  nützl.  Forsch.  1856  S.  21.  39. 

Bupperich  (Kr. .Saarlouis),  Weisskupfer,  Teti-iats.  1857  wurde  zwischen 
•  Ziegelgemäuer  eine  Thonurne  mit  einer  grossen  Anzahl  —  vermutlich 
über  1000  —  Kleinerzc  teils  3ter,  teils  4ter  Grösse  (nach  Eckhel)  ohne 
jede  Spur  von  Weisskupferglanz  gefunden.  832  Stück  wurden  untersucht, 
sie  reichten  von  Gallien  bis  Tetricus.  Einzelaufl'ührung  auf  Tab.  A.  Zu 
den  Münzen  des  Claudius  sind  31  Vergötterungsmünzen  gestellt.  Behan- 
delt von  Schneemann  in  den  Jahresb.  d.  Ges.  f.  nützl.  Forsch,  in  Trier 
für  1857  S.  8t,  vgl.  ebenda  für  186162  S.  21)  Anm.  40. 

Pachten  (Kr.  Saarlouis),  Kupfermünzen,  if?'i'.  Im  J.  1858  wurden  in 
der  Nähe  des  Ortes  in  einem  Acker  gegen  4000  alte  römische  versil- 
berte Kupfermünzen  ausgegraben»  welche  gut  konserviert  waren.    Trier. 


Digiti 


zedby  Google 


Römische  Miuizschatzfuiuie  in  den  llheinlatulen.  157 

Yolksztg.  1858  Nr.  56,  9.  März.  Es  waren  entweder  Weisskupfer  aus 
der  Zeit  von  Claudius  II  oder  Mittelerze  mit  Silbersud  aus  der  Diocletia- 
nischen  Zeit.     Der  grösste  Teil  kam  in  die  Sammlung  Motte.  41. 

Emmersweiter  (Kr.  Saarbrücken),  Mittelerze,  ^.9^'.  Vgl.  die  ausführliche 
Behandlung  in  Wd.  Z.  VI  S.  181  und  Tab.  B.  42. 

Grumbach  (Kr.  St.  Wendel),  Kleinerze,  um  33ö.  Unweit  des  Ruther 
Hofes,  in  der  Richtung  nach  Sien  hin,  im  Walde  tiammelskopf,  wurde 
im  Mai  1851  am  Rande  eines  Grabhügels  ein  Topf  mit  1430  Kleincrzen 
gefunden,  von  denen  1200  St.  in  die  Hände  der  Frau  Mertens  Schaaff- 
hausen,  eine  kleine  Zahl  in  die  Sammlung  des  Saarbrücker  Vereins 
kamen.  Der  Fund  enthielt,  ausser  Konsekrationsmüuzen  des  Claudius 
Gothicns,  nur  Münzen  von  Licinius  bis  Constans  Caesar  (von  letzterem  nur 
1  Stück).  Unter  den  Münzen  der  Saarbrücker  Sammlung  befinden  sich 
Trierer  Prägungen  mit  Kranz  und  Palme.  Vgl.  Schröter,  Mitteil,  des 
Saarbr.  Vereins  III  (1859)  S.  75,  Bonn.  Jahrb.  17  S.  227  und  namentlich 
Mommsen,  Münzw.  S.  822  u.  821  Anm.  320,  wo  ein  genaues  Verzeichnis 
der  Mertens'schen  Münzen,  aber  mit  der  ungenauen  Fundangabe  Kirn 
veröffentlicht  ist.     Einzelauiführung  auf  Tab.  B.  43. 

kirchenbollenbach  (Kr.  St.  Wendel),  Kleinerzc,  .7.75.  van  Vleuten  ver- 
öffentlichte in  den  Bonn.  Jahrb.  70  S.  14  einen  Schatzfund,  der  im  J.  1880 
von  einem  Kölner  Händler  in  Kreuznach  gekauft  wurde;  über  den  Fund- 
ort Hess  sich  nur  feststellen,  dass  er  mit  grösster  Wahrscheinlichkeit  im 
Kreise  St.  Wendel  liege.  Nur  eine  geringe  Zahl  der  Münzen  konnte 
untersucht  werden,  unter  denen  Licinius  I,  Constantin  I,  Crispus,  Con- 
stantin  II,  Constantius,  Fausta,  Helena,  Constantinopolis  und  Roma  mit 
verschiedenen  von  van  Vleuten  aufgeführten  Rev.  konstatiert  wurden, 
v.  VI.  theilt  mir  mit,  dass,  soweit  der  Fund  ihm  jetzt  noch  zugänglich  sei, 
Münzen  der  Trierer  Emissionen  mit  Stern,  Kranz  und  Palme  fehlten,  wor- 
nach  die  Vergrabung  nicht  nach  333  fallen  würde.  —  Nun  berichtet  die 
Saar-  und  Moselzeitung  1878  Nr.  67  unter  dem  15.  März  von  Kirchen- 
bollenbach:  Auf  dem  Steuzhorrierhof  wurde  in  der  vorigen  Woche 
durch  den  Pflug  ein  alter  Topf  mit  einigen  Hundert  röm.  Münzen  heraus- 
gebracht. Die  Münzen  lagen  sämtlich  in  Rollen  da;  sie  haben  alle  fast 
gleiches,  nämlich  kleines  Format  und  gehören  dem  constantiniscben  Zeit- 
alter an;  die  meisten  tragen  den  Kopf  Constantius  des  Grossen,  andere 
das  Bildnis  seiner  Söhne,  verschiedene  einen  Frauenkopf.  Auf  der  Rück- 
seite zeigt  sich  bald  eine  antike  Figur  [Securüas],  bald  zwei  nackte  Kinder 
widereinandersitzend  [Roma],  bald  ein  Altar  [Beata  trancßiiüitas]^  bald  ein 
Kranz  [Caesarum  nostrorum]  oder  ein  tempelartiges  Gebäude  [Proridentiae?]. 
Die  Inschriften  der  Rückseite  lauten  auch  verschieden.  Man  liest  da 
Beaia  tranquälUas,  Salus  rei  publicae.^  Hiernach  ist  es  sehr  wahrschein- 
lich, dass  der  von  van  Vleuten  besprochene  Fund  eben  der  von  Kirchen- 
boUenbach  ist.  Bedenken  könnte  höchstens  erregen,  dass  der  Zeitungs- 
berichterstatter den  von  van  Vleuten  constatierten  Revers  Gloria  cxerdUis 
nicht  erwähnt;  dass  dieser  aber  thatsächlich  in  dem  Kirchenbollen- 
bacher  Funde  vorhanden  war,   folgt  aus  dem  Vorhandensein  der  Roma- 


Digiti 


zedby  Google 


ioÖ  ttcttnei* 

Luxeaburff. 

Alttrier,  Silber,  Billon,  Grosserze,  Claudius  Güthicm.  186L  wurden  als 
kompakte  Masse  zusammenhaftend  gefunden  an  Grosserzen  3  Hadrian, 
1  Aelius  Caesar;  an  Silber  und  Billon  2  Caracalla,  1  Elagabal,  1  Saoe- 
mias,  2  Alexander,  1  Pupienus,  1  Gordian  lU,  2  Philippus  I,  1  Ota- 
cilia  Severa,  1  Traianus  Decios,  1  Kleinbronze  von  Claudius  Gothicus. 
.Besprochen  von  Engling,  Publ.  de  la  soc.  de  Luxemb  XVII  p.  158.    45. 

Contern,  Silber  und  Billon,  Postumus.  Zwischen  Contern  und  Itzig  am 
Thielenoicht  wurden  in  den  Mauern  eines  rumischen  Gebäudes  im  Juli 
1860  K  7  (nicht  ia3)  Silber-  und  Billonmünzen  von  Gordian  IIl  bis  Postu- 
mus mit  68  Varietäten  gefunden.  Xotiz  in  Publ.  de  la  soc.  de  Luxem- 
bourg  XV  p.  228,  ausfuhrliche  Behandlung  von  Namur  in  Rev.  de  la 
num.  beige  1860  p.  285.  Eine  Münze  des  Postumus  mit  trib  pat  IUI 
lehrt,   dass  der  Fund  nicht  vor  262  vergraben  ist.  46. 

Dalheim,  meistens  Mittel-  und  Kleinerze,  zwisdien  313—317.  Den  17. 
April  1842  worden  3  Urnen  mit  30,000  St.  Miinzen  gefunden,  meist  2. 
und  3.  Grösse  (nach  Eckhel),  1  Stück  4.  Grösse  und  einige  Billon- 
münzen. Aus  diesem  Funde  wurden  14,305  Stück  von  Senckler  unter- 
sucht und  in  den  Publ.  de  la  societe  du  Luxembourg  III  p.  60  fg.  treff- 
lich besprochen.  Constantins  Münze  Boniae  aeter,  atigg.  bezieht  sich  auf 
die  Erobenmg  Roms  im  J.  312,  das  Fehlen  der  Münzen  der  Söhne  Con- 
stantins beweist,  dass  die  Vergrabung  vor  317  stattfand.  Einzelauffiib- 
rung  auf  Tab.  B.  Die  einzelnen  Münzstätten  lieferton :  Trier  6924  Stück, 
Lyon  14b8,  Arles  512,  London  2026,  Aquileja  279,  Rom  451»,  Thessa- 
lonica  (wozu  auch  irrtümlich  die  Stücke  von  Tarracona  gestellt  siod)  748, 
Niconiedia  67,  Antiochia  1(K),  Alexandria  388  Stück.  Vgl.  auch  Mommsen, 
Münzw.  S.  822  und  821  Anm.  316.  47. 

Echternach,  Weisskupfer,  Tetricus  II.  In  der  sog.  Schwarzacht  wurde  an- 
fangs der  40er  Jahre  eine  nicht  unbedeutende  Anzahl  von  Kupfermünzen 
des  Gallien  und  Tetricus  II  gefunden.  Engling,  Publ.  de  la  soc.  Lux. 
XV  p.  167,  48. 

Echternach,  Denare  und  Billon,  GcUliemis.  1844  wurden  sehr  viele  Denare 
von  Gordianus,  Philippus,  Otacilia,  Gallienus  und  der  Salonina  in  einem 
Topf  gefunden.    Philanthrop  (Trier)  1845  Nr.  6.  49. 

Ebner,  Weisskupfer,  Teb'icmY.  Bei  den  Simmerer  Hüttenwerken  wurde  imge- 
fähr  im  J.  1820  ein  Topf  mit  7000  Münzen  gefunde«,  unter  denen  von 
unkundiger  Seite  nur  3  Varietäten,  2  von  Tetricus  und  1  von  Claudius 
Gothicus  unterschieden  wurden.  Engling  in  Publ.  de  la  soc.  de  Luxbg. 
XV  p.  166.  50. 

Ermsdorf  bei  Medernach,  meist  Kleinerze,  nicht  mr  343  Im  Mai  1880 
wurde  ein  Thongeschirr  mit  gegen  10,000  Münzen  gefunden,  von  denen 
van  Wcrveke  5000  untersuchte.  Mit  Ausnahme  eines  Denars  von  Alexan- 
der, 6  Billons  von  Maximinus  Daza,  Licinius  I  und  Constantin  I,  eine 
Mittelbronze  von  Diocletian  waren  es  nur  Kleinerze.  Die  Angabe,  auch 
Goldmünzen  hätten  beigelegen,  konnte  nicht  festgestellt  werden.  Der 
Münzfund    ist   von  van  Wcrveke   in   den  Publ.   de  Tlnstit.  de  Luxemlig. 


Digiti 


zedby  Google 


Römische  MüD7.8chatzfundc  in  den  Hheinlanden.  159 

35  S.  440  fg.  sehr  eingehend  behandelt,  wozu  zu  vergleichen  Wd.  Zs.  VII 
S.  117  und  die  Aufzählung  der  Yanetäten  auf  Tab.  B.  51. 

EttelbHIefc,  Billon,  Postumm,  Am  20.  Februar  1856  wurden  beim  'Friedchen* 
unter  einem  Steinblock  600  Silbermunzen  von  Gordian  bis  Postumus  ge- 
funden; Einzelauffilhrung  auf  der  Tab.  A.  Ausfuhrlich  besprochen  von 
*  Namur  in  Publ.  de  la  soc.  de  Luxembg.  XI  p.  115.  Eine  Münze  des 
Postumus  mit  trib.  jxft.  IUI  co8  III  zeigt,  dass  die  Vergrabung  nicht  vor 
262  anzusetzen  ist.  52. 

Groasbous,  Denare  und  Antoniniane,  GaUienus.  Zwischen  Grossbous  und 
Vichteu  wurden  1843  einige  Hundert  Münzen  gefunden.  Engling,  Publ. 
de  la  soc.  de  Luxembg.  XIV  p.  173  u.  XV  p.  167  giebt  16  Jahre  nach 
der  Auffindung  eine  Zusammenstellung  des  Münzfundes,  nach  welcher  in 
demselben  sämtliche  Kaiser  und  Kaiserinnen  von  Caracalla  bis  Gal- 
lienus  complet  vertreten  gewesen  wären,  einschliesslich  der  in  rheinischen 
Münzfunden  nie  auftretenden  Uranius  Antoninus,  Gordianus  Africanus  I, 
Marinus,  Pacatianus,  Cornelia  Supera.  Die  Aufstellung  ist  demnach 
offenbar  nach  ungefähren  Angaben  arrangiert;  man  wird  aus  ihr  nicht 
mehr  entnehmen  dürfen,  als  dass  vermutlich  die  Reihe  mit  Gallienus 
abschloss.  53. 

Lenninfan,  Weisskupfer,  Tetrkus,  Im  J.  1865  wurden  131  Humermünzen 
ausgegraben;  unter  61  von  Hrn.  Namur  untersuchten  befanden  sich  49 
von  Claudius  II,  Victorinus,  Tetricus  I  u.  II;  unter  70  von  Herrn  de 
Musiel  imtersuchten  gehörten  die  meisten  den  Tetrici  an.  ~  Eine  Klein- 
bronze Constantins  und  2  Grossbronzen  antoninischer  Zeit  sind,  wenigstens 
die  erstere,  vermutlich  nur  irrtümlicii  zu  dem  Funde  gelegt  worden. 
Engliug  in  Publ.  de  la  soc.  de  Luxembourg  XXI  S.  28i.  54. 

Untgeii,  Billon  und  Weisskupfer,  Tetricus.  Im  Oktober  1849  fand  man 
ein  irdenes  Gefäss  mit  über  500  Halbsilbermünzcn  meistenteils  von  Postu- 
mus, Marius,  Victorinus;  ausserdem  wurden  konstatiert  Gordian  HI,  Tre- 
bonianus  Gallus,  Claudius  und  Tetncus.  Engling,  Publ.  de  la  soc.  de 
Luxembourg  XIV  p.  173  u.  XV  p.  167.  55. 

Schlindermamlertcheid,  Weisskupfer,  Tetricus  Am  22.  Mai  18'>9  fand  man 
'im  Kamp'  600  Kleinerze,  von  denen  160  untersucht  wurden ;  sie  bestan- 
den aus  13  Gallien,  1  Saloniaa,  18  Claudius  Gothicus,  2  Quintillus,  1 
Postumus,  2  Victorinus,  17  Tetricus.  Besprochen  von  Engliug,  Publ. 
de  la  societe  de  Luxembourg  XIV  p.  172.  56. 

8«^tfontainet,  Weissknpfer,  Tetricmt,  Am  'Gciss-Knepchcn'  wurden  1817  nahe 
an  6i00  Erzmünzen  gefunden,  welche  von  den  Kaisern  Gordianus,  Tetri- 
cus u.  a.  stammten.  Besprochen  von  Engling,  Publ.  de  la  soc.  de  Luxem- 
bourg XXI  S.  282.  57. 

(bei  Wilwerdingen),  1  Goldstück,  sonst  Silber,  Commodus??. 
1871  wurden  1  Goldmünze  und  378  ungewöhnlich  gut  erhaltene  Silber- 
münzen gefunden,  über  welche  dte  Trier.  Zeitung  von  1871  Nr.  120  u.  135 
und  Leitzmann^s  num.  Ztg.  1871  S.  96  sehr  ungenügende  Auskunft  geben; 
der  Fund  soll  bestehen  aus  1  Gold-  und  100  Silbermünzen  von  Antonius, 
Vespasian,  Domitian,  Nerva,  53  von  Traian,  50  von  Hadrian,  Antoninus, 
40  von    Diva  Faustina,    Aurelins  Venis,   12   von   Commodus,   Crispina, 


Digiti 


zedby  Google 


160  Hettuer 

Diocletian.  Eine  Münze  Diocletians  ist  schwerlich  mit  den  übrigen 
Münzen  zusammen  gefunden  worden,  es  wird  vermutlich  ein  Domitian 
gemeint  sein.  Bei  der  ungeschickten  Überlieferung  ist  ein  sicherer 
Schluss  über  die  Vergrabungszeit  nicht  möglich.  Der  Fund  kam  in 
die  noch  jetzt  bestehende  Sammlung  des  Tuchfabrikanten  Graff  in 
Kreuznach.  58. 

JLothrlnffen. 

Metz,  Antoniniane  und  Weisskupfer,  Tetricm,  Im  Hause  des  Herrn 
l/ollignon  (rue  des  (Mercs  Nr.  2)  fand  man  1848  unter  einer  Mauer  ein 
Gefäss  mit  Münzen  von  Gordianus  Pins,  Valeriaq,  Gallien,  ^»alonina, 
Postumus,  Victorinus,  (.'laudius  H,  Tetricus  I  u.  H  Kurz  erwähnt  von 
V.  Simon,  mem.  de  Facad.  de  Metz  1851'52  I  p.  218.  59. 

Sablon  (bei  Metz),  Denare  und  Antoniniane,  Volusianm.  Nahe  dem 
Xymphäum  wurden  November  1881  in  einem  Bronzegeföss  430  Siber- 
münzen  von  Domitian  bis  Yolusianus  und  2  silberne  Löffel  gefunden. 
Behandelt  von  Mocller,  Wd.  Zs.  H  S.  258  und  284;  Einzelauffuhrung 
auf  Tab.  A.  60. 

Sablon  (bei  Metz),  Denare,  /.>  v.  Chr.  Im  Anfang  des  J.  1881  wurde  ein 
bedeutender  Fund  römischer,  bis  auf  Augustus  reichender  Denare  ge- 
macht, von  denen  273  Stück  untersucht  wurden;  sie  bestanden  in  De- 
naren der  republikanischen  Zeit,  von  Caesar,  einigen  des  Antonius,  sowie 
des  Augustus.  Ein  kleiner  Teil  derer  des  Augustus  war  stempelfriscli. 
Die  Prägung  des  jüngsten  Stückes  und  somit  vermutlich  die  Vcrgrabung 
fällt  in  das  J.  739  ^  15  v.  ('hr.  Ausfuhrlich  behandelt  von  v.  Sallet, 
numism.  Zeitschr.  IX  S.  172,  vgl.  dazu  Mommsen  ebenda  XI  S.  75  und 
Möller,  Westd.  Zs.  HI,  S.  129.  61. 

Daspich  (bei  Diedenhofcn),  Kleinerze,  Honorius.  Im  Oktober  1842  grub 
('aumont  unmittelbar  neben  einer  bestatteten  Leiche  111  Kleinerze  aus, 
von  denen  kenntlich  waren  2  ('iaudius  Gothicus,  1  Tetricus,  2  Maximiau- 
Herculeus,  3  Constantius  Chlorus,  2  Constantin  I,  4  Valens,  1  Arcadius, 
3  Honorius.     Mem.  de  Tacad.  de  Metz  1843  44  p.  275.  62. 

Holvmgen  (Kreis  Forbach),  Gold-  und  ??  1842  oder  43  wurden  2G()  Mün- 
zen und  4  Goldmünzen  gefunden,  vermutlich  der  letzten  Kaiserzeit  an- 
gehörig.     Simon  in  Mdm.  de  Tacad.  de  Metz  1842 '43  p.  344.  63. 

Sllsaas. 

Stratsburg,  ErzmünzenV,  Diodetianua.  Innerhalb  oder  neben  den  Fundamenten 
eines  halbrunden  Turmes  der  römischen  Stadtmauer  fand  man  Juni  1773 
203  römische  Münzen  von  Probus,  Diocletian  und  Maximian.  Silbcrmann, 
Lokalgeschichte  der  Stadt  Strassburg  S.  ^1.  —  Vermutlich  vor  der  Münz- 
erneuerung vom  J.  296  vergraben.  64. 

Klngersheim,  1  Goldmünze«  Denare  und  Antoniniane,  Traianus  Decws. 
Im  J.  1830  wurde  innerhalb  römischer  Bautriimmer  an  der  Strasse  von 
Mülhauscn  nach  Kingersheim  ein  ßronzegefäss  mit  1003 — llOOSilbermün- 
zen,  l  Goldmünze  und  einem  Hing  gefunden.  806  untersuchte  Münzen  be- 
standen angeblich  nach  Koechlin,  bull,  de  la  soc.  Ind.  de  Mulhouse  IUI 
(1831)  p.  3i)l    in  Anton.  Pius  65,    Faustina  1,   M.  Aurel  1,    Sept.  Seve- 


Digiti 


zedby  Google 


Römische  Münzscliat/.fuude  in  den  Rlieinlnndcn.  Iß] 

rus  34,  lulia  Domaa  00,' Plautilla  1,  Geta  4,  Macrinus  5,  Alexander  70, 
Orbiana  1,  Maximinus  und  Maximus  31,  Gordianus  [IIIJ  21,  Pltilippns  11, 
Traianus  Decius  1.  Zweifellos  sind  hierbei  die  Münzen  des  Caracalla 
und  Elagabal  als  solche  des  Antoniuus,  vermutlich  unter  der  grossen  Zalil 
der  Münzen  der  lulia  Domna  auch  solche  der  lulia  Paula,  Soaemias  und 
Maesa  aufgeführt.  65. 

Messen. 

Niederingelhelm  (Kr.  Bingen),  VV?  Anfang  April  1844  fand  man  in  der  Nähe 
des  Ortes,  beim  Roden  eines  Weinberges,  einen  irdenen  Topf  mit  bei- 
nahe 3000  Stück  röm.  Munzeb.  Trier.  Ztg.  1844  Nr.  102  nach  Frankf. 
Journal,  Leitzmann's  num.  Ztg.  1844  8.  80.  66. 

•  Mainz,  Denare  und  Antoniniane,  ^60.  Im  August  1886  wurden  in  der 
Erthalstrasse  in  einem  irdenen  Topf  etwa  3220  Stück  Denare  und  An- 
toniniane gefunden,  von  denen  1871  Stück  und  zwar  539  Denare  und 
1382  Antoniniane  untersucht  wurden  und  von  Antoninus  Pius  bis  Postu- 
raus  reichen.  Einzelaufführung  auf  Tabelle  A.  Ausführlirhe  gute  Be- 
handlung .  von  Dr.  Körber  im  Mainzer  Gymnasialprogramm  von  1887. 
Die  Münze  des  Postumus  mit  tr.  p.  ctßs  IIJ  zeigt,  dass  die  Vergrabung 
nicht  vor  260  stattgefunden  hat,  sie  wird  aber  wegen  der  geringen 
Anzahl  der  Postumusmünzen  auch  schwerlich  später  zu  setzen  sein.    67. 

FOilz. 

Kleinradrichingen,  4  Stunden  von  Zweibrücken,  Silber,  L.  VentHif  In 
einem  Topf  von  samischer  Erde  fand  man  mehr  als  2(HX)  Stück  römi- 
scher Silbermünzen  von  Nero  bis  auf  Lucius  Verus,  fast  alle  ganz  vor- 
züglich gut  erhalten.  Ein  Sammler  kaufte  daraus  1  Nero,  1  Galba,  1 
Otho,  1  Vitellius,  3  Vespasianus,  4  Titus,  3  Domitianus,  3  Nerva,  4 
Traianus,  1  Matidia,  12  Hadrianus,  3  Sabina,  2  Aelius,  7  Antoninus  Pius, 
5  Faustina  sen.,  4  Marcus  Aurelius,  3  Faustina  jun.,  4  L.  Verus,  1  Lu- 
cilla.  Vgl.  Intelligenzblatt  des  bayr.  Rheinkreises  1822  S.  127  ui.  144- 
(Mitt.  von  Prof.  Hareter).  68. 

Landstuhi,  Silber,  Phüippus  AmbsY  Im  J.  1832  auf  einer  Anhöhe  mitten 
im  Torflager  genannt  Insel  Krimm  11  sehr  gut  erhaltene  Silbermünzen 
von  Caracalla  bis  Philippus  Arabs  gefunden,  verzeichnet  im  2ten  Jahres- 
bericht des  bist.  Vereins  der  Pfalz  (1847)  S.  22.  69. 

Imsbach,  Mittelerze,  nicht  cor  305.  Im  2ten  Jahresb.  des  bist.  Vereins 
der  Pfalz  (1847)  S.  3  wird  ein  grosser  Münzfund  erwähnt,  der  bei  Ims- 
bach  im  Frühling  1846  gemacht,  in  den  Besitz  des  Frcihr.  von  Gienanth 
auf  Hochsteia  gekommen  sei.  Eine  nähere  Auskunft  habe  man  nicht 
erlangt,  nur  erfaliren,  dass  60  in  andere  Hände  gekommene  Münzen 
sämtlich  den  letzten  Imperatoren  angehört  hätten.  —  Harster  schreibt 
mir:  „Diese  60  Münzen  scheinen  sämtlich  in  die  Speyerer  Sammlung  ge- 
kommen zu  sein  und  zwar  etwa  11  Münzen  von  Diocietian,  20  .Maximian, 
0  Constantius  Chlorus,  5  Sevcrus,  15  von  Constantin.  Es  sind  zum 
grössten  Teil  Grossbronzen,  zum  kleineren  Mittelbronzen,  von  ausser- 
ordentlich scharfer  Prägung,  die  vor  der  Vergrabung  nicht  lange  in  Ge- 
brauch waren."     Vergraben  also  nicht  vor  305.  70. 


Digiti 


zedby  Google 


162  Hettner 

DUrkhelm,  Kleiaerze,  Constantinisclhe  Zeil.  1880  wurden  8>/s  Pfd.,  ca.  2000 
kleine  rumische  Bronzemünzen  aus  der  Zeit  der  Conetantine  auf  einem 
Acker  des  Hr.  Eggolsheim  in  der  Nähe  von  Durkheim  gefunden.  (MiU. 
von  Prof.  Harster.)  71, 

Rheinzabern,  ?,  ?,  „1858  wurden  ca.  1000  Stück  römischer  Münzen  im  Bette 
des  Otterbaches*'  zusammen  mit  dem  im  Speierer  Museum  befindlichen 
Legionsadler  gefunden.    ^Mitt.  von  Prof.  Harster.)  72. 

Rheinzabern,  Mittel-  und  Kleinerze,  um  362.  Ausführlich  behandelt  AVd. 
Zs.  VII  S.  138  und  Tab.  B.  73. 

Mlttelrlieln  (reohtsrhelnlaoh). 

Miltenberg,  DenareV,  Elagahal??.  1825  wurde  am  Hainberge  ein  nach  ver- 
schiedenen Anzeichen  nicht  unbedeutender  Munzschatz  gemacht,  der 
leider  verschleppt  wurde.  14  untersuchte  Stücke  sind  Denare  von  Yes- 
pasian  bis  Elagabal.    Conrady  in  den  Nass.  Ann.  XIV  S.  391.         74. 

Miltenberg,  Denare,  Caracalla??,  Etwa  1845  wurden  in  den  Substructionen 
eines  mit  der  Altstadtniederlassung  zusammenhängenden  Anbaues  am  Ein- 
gänge des  Rüdenauer  Thaies  186  Silbermünzen  gefunden;  zwei  unter- 
suchte stammten  von  Septiroius  und  Caracalla.  Conrady  in  Nass.  Ann. 
XIV  S.  391.  7B. 

Die  augehlich  bei  der  HainmermOhle  btl  WlMbaden  im  J.  1884  uumittelbar  xasammen- 
liegend  gefundenen  90  Deuaro  (vgl.  Nas«.  Ann.  XVIII  8.  S26,  irrig  S.  298)  bestehend  ant 
10  Familioninttnzeu,  1  Augneius,  1  Tiberiu»,  1  (»alba,  8  Vitellius,  5  Vespatian,  1  TitnF, 
S  Domitian,  2  Anton.  Pius,  1  Fanatina,  1  Elagabal,  erregen  in  ihrer  «tarken  Yertretiuig  der 
republilcauischeu  Mttuzen,  wi#  der  frühen  römischen  Kaiser,  andererseits  in  dem  Fehleu 
der  Mttuaen  von  Traian,  Hadrian,  Septimius,  Caracalla  starke  Bedenken  gegen  eine  gleich- 
zeitige Tergrabung  und  Zusammengehörigkeit. 

tjber  den  angeblichen  Mttnzfnnd  von  BtrflM  (b*l  Frankhirt)  siehe  Snohier,  Kurrbl.  des 
Gesamtvoreius  1881,  Kr.  7  und  'Weitere  röm.  Manzen  aus  der  Kilhe  von  Hanau*  (1886)  9.  1 

Baden. 

Buchen  (Unterr  heia  kreis),  Gold,  Traian.  In  Buchen  wurden  in  dem 
Schutt  eines  1863  ausgegrabenen  röm.  Wohnhauses  15  Aurei  gefunden, 
nämlich  2  Nero,  1  Otho,  6  Yespasianus,  1  Titus,  3  Domitianus,  2  Tra- 
ianus  (llv,  a.  Tempel  mit  cos  V.  p.  p.  a  p  //.  r.  optiino  pritic.  b  Reiter 
8.  p.  q.  r.  optima  princiiti)  vgl.  „Bericht  des  Altertumsvereiiw  zu  Buchen 
über  die  Jahre  1884—186(5  **  76. 

Ladenburg  (Unterrheinkreis),  Denare  u.  Antoniniane,  Traiatws Decius. 
Im  Frühjahr  1846  fand  man  hinter  dem  Wirtshause  *zum  Lustgarten  64 
römische  Sibermünzcn,  welche  unter  einem  Stein  beisammen  lagen,  wie 
wenn  sie  ehemals  gerollt  gewesen  wären,  sie  reichen  von  den  Antoninen 
bis  auf  Traianus  Decius.  Aufgeführt  von  Rappeuegger,  kurz  Bonn.  Jahrb 
10  (1847)  S.  7,  sowie  darnach  bei  Mommsen,  Münzwesen  S.  809  Anm. 
250,  ausführlich  in  den  Schriften  der  Altertumsvoreine  von  Baden  und 
Donaueschingen  II  (1849)  S.  293,  aber  in  der  AufTührung  der  Antonine 
liegen  offenbar  Verwechslungen  der  früheren  und  späteren  vor.  Gesichert 
scheinen  1  Antoninus  Pius,  7  Septimius,  4  Caracalla,  2  Plautilla,  4  Ela- 
urabal,  1  Soaemias,  8  Maesa,  15  Alexander,  2  Mamaea,  8  Gordian,  7  Phi- 
lippus,  1  Traianus  Decius.  77. 


Digiti 


zedby  Google 


Rümiiche  Münzschatzfunde  in  den  Rheinlandeu.  163 

Sadcn,  1  Aureus,  Denare,  Antoniniane,  Alexander  Sevencs.  Im  Jahre 
]^24  wurde  auf  deni  sog.  Quettich  bei  Baden  ein  Münzschatz  gefunden, 
der  aus  eiuom  Aureus  von  Galba  und  mindestens  661  Sil  her  münzen  be- 
stand; ZeUtere  ^et^cu  sich  zusammen  aus  9  Antoninianen  von  CaracaSla 
und  Elagabal,  und  552  Denaren  von  Antonius  bis  Severus  Alexander. 
Aastuhrlich  behandelt  von  Bissinger,  Wd.  Koit.  VII  (1888),  30.       78. 

WaltfMrch  (Oberrheiukrcis),  Denare,  SepÜmiits.  Auf  einem  Acker^  ge- 
nannt 'das  Scliitiizlc'  wurden  1859  gefunden  18  Denare  von  Vespasian 
bis  Septimius^  und  zwar  3  Yespasian,  1  Domitian,  2  Traian,  2  lladrian, 
5  Antoninus  Pius,  2  Faustina  I,  1  M.  Aurelius,  1  Faustina  11,  1  äep- 
timius.     Vgl.  Bissinger,  Funde  röm.  Münzen  in  Baden,  Nr.  90.        79. 

Bohlingen  (Seekreis),  Silber,  Alexander ?.  K.  Walchner,  Geschichte  de r  Stad t 
Radolphzell.  (Freiburg  i.  B.  1825)  S.  4,  sagt:  „Auf  dem  Schleuer  Berg 
unfern  der  zerstörten  Schrotzbui*g  .  .  [bei  Bohlingen]  hat  man  vor  zwei 
Jahren  viele  römische  Silbermünzen  gefunden.^  Ein  Teil  dieses  Fun- 
des sind  offenbar  6  Denare  von  Septimius  bis  Alexander  des  Douau- 
eschinger  Kabinets,  über  welche  die  Akten  notieren:  „gefunden  im  Mai 
1821  auf  dem  Schlossberge  bei  Schrotzburg."  Vgl.  Bissinger,  l-'uude 
röm.  Münzen  in  Baden,  Nr.  26.  80. 

über  deu  angeblicheu  Sohatafuud  vom  Hegau  vgl.  Mommsen,  Mttnifweeieu  ^.  Mi 
Aum.  3*i7  aud  Bissinger,  Funde  röm.  MQnien  in  Baden  (Programm  von  Douaueachiogea 
1897;  S.  7. 

(Fortsetzung  folgt.) 
•♦^0€->^« 

Erwiderung 

auf  die  Receusion    meines  Urkuudenbuches    der  Stadt  Worm^s    I.  Band 
von  G.  FreiheiTü  Schenk  zu  Schweiusberg. 

Es  kann  einem  Autor  nur  erwünscht  sein,  wenn  seine  Arbeit  von  einem 
Fachmann  in  gründlicher  Weise  besprochen  wird  und  er  wird  es  gewiss  uichl 
allzu  empfindlich  aufnehmen,  wenn  der  Referent,  um  sein  Licht  heller  leuchten 
zu  lassen,  sein  Werk  etwas  in  Schatten  stellt.  Nur  darf  er  verlan^ren»  dass 
die  Kritik  gerecht  und  billig  sei  und  dass  der  Recensent  keine  Anforderungen 
an  den  Autor  stelle,  die  jen^r  nicht  erfüllen  wollte  noch  konnte. 

Herr  von  Schenk  hat  in  seiner  Recension  eine  Reihe  von  Ausstellungen 
gemacht,  die  ich  hier  nicht  weiter  berühren  will.  Es  liegt  ganz  ausser  meiner 
Absicht,  auf  die  einzelnen  Punkte  einzugehen,  denn  solche  Repliken  und 
Dupliken  laufen  gewöhnlich  auf  ein  ganz  unnützes  Hin-  und  Herfeü^i^lir^n  hiu- 
ans.  Ich  erkenne  unumwunden  an,  dass  manche  Fehler  in  meinem  Bache 
hätten  vormieden  werden  können  und  ich  bin  dem  Referenten  filr  manig- 
faltige  Belehrung  aufrichtig  dankbar. 

Den  mir  vom  Referenten  gemachten  Vorwurf,  „dass  der  Herausgeber 
seine  Arbeit  auf  unvollständige  Sammlung  und  Durcharbeitung  des  Materials 

Westd.  ZeiUchr.  f.  Oesoh.  u.  Kunst.  VII,    U.  12 

Digitized  by  VjOOQ IC 


164 

gegriLDfiet  hact^,  kann  ich  aber  nicht  gelten  lassen.  Der  Umfang  meines  Werkes 
war  vertragsgemäss  auf  eine  bestimmte  Anzahl  von  Bogen  festgesetzt,  ich 
musfite  ulso  mit  dem  Räume  haushalten,  ich  konnte  die  Auswahl  des  aufzu- 
Tiehmejiden  Stoffes  nicht  so  weitherzig  treffen,  wie  es  Ilerr  von  Schenk  im 
Sinne  hätte,  ich  musste  alle  Beigaben,  wie  Regest,  Stück-  und  Siegelbeschrei- 
bung etc.  80  knapp  als  möglich  fassen.  Ich  habe  nach  reiflicher  Überlegung 
weitaus  die  meisten  der  vom  Referenten  vermissten  Urkundennummem  weg- 
gclaseeu,  und  wenn  auch  gewiss  die  eine  und  andere  der  von  Schenk  ange- 
ftklirteu  Urkunden  hätte  aufgenommen  und  auidere  dagegen  weggelassen  werdeu 
so  Heu,  30  geht  Herr  von  Schenk  mit  seinem  Vorwurf  weit  über  seine  Com- 
peteuz  tkinaus.  In  einem  Nachtrag  zum  zweiten  Band  werde  ich  billigen 
W  ü  nsch  en  gerne  entgegenkommen. 

Femer  tadelt  der  Referent  meine  mangelhaften  Siegelbeschreibuugeu 
und  er  nennt  mein  Verfahren  auffällig.  Auch  andere  Herausgeber  vou 
Urkundenbüchern  haben  sich  denselben  Vorwurf  zugezogen.  Ich  unterschreibe 
vul]  imd  ganz  das,  was  A.  Schulte  in  der  Recension  meines  Buches  Gott 
geL  Anz.  1887  Nr.  24  S.  532  ff.  über  die  Besiegelung  sagt,  allein  es  lässt 
mch  nictit  immer  ausführen,  was  man  gerne  wünscht,  und  um  hier  auf  diesem 
Geliiet  Ausgiebiges  zu  leisten,  müsste  ich  die  Unterstützung  des  Vorstandes 
des  Darmstädter  Archivs  in  viel  weiterm  Masse  beanspruchen,  als  sie  mir 
zuteil  geworden  ist. 

Ganz  ungerecht  ist  zuletzt  der  Vorwurf,  ich  hätte  die  historische  und 
topographische  Litteratur  über  die  Umgegend  von  Worms  nicht  so  in  mich 
aufgenommen,  wie  es  zur  Herausgabe  eines  grundlegenden  Urkunden werkes 
uinimgäiiglich  notwendig  gewesen  wäre.  Die  Aussetzungen,  die  er  bezuglich 
raeitie!«  Registers  macht,  rechtfertigen  wenigstens  diesen  harten  Tadel  nicht. 
t>4ss  bei  einer  so  umfangreichen  Registerarbeit  Versehen  vorkommen,  ist 
unverm^'idlich  und  verzeihlich.  Ich  habe  mir  die  Arbeit  nicht  leicht  gemacht, 
soQilerLi  versucht  das  gesamte  im  Urkundenbuch  vorkommende  Material  zu 
verarKieiten  und  zu  zergliedern.  Dass  der  Vorstand  des  Hessischen  Landes- 
arehivs  in  den  topographischen  und  genealogischen  Fragen  der  mittelrheini- 
sclien  Geschichte  besser  zu  Hause  ist,  als  der  Herausgeber,  der  erst  seit 
kurzem  sich  mit  diesen  Dingen  beschäftigt,  wird  Niemanden  in  Verwunderung 
set/:eu.  Der  Herausgeber  der  Quellen  zur  Geschichte  der  Stadt  Worms  kann 
Bein  unternehmen,  das  einzig  und  allein  privater  Initiative  und  Unterstützung 
Bein  Entstehen  verdankt^  nur  dann  gedeihlich  zu  Ende  führen,  wenn  er  von 
iten  interessierten  Kreisen  unterstützt  wird. 

Basel,  Febr.  1888.  H.  Boos. 


Auf  Vorstehendes  habe  ich  zu  erwidern: 

Uh  glaube  meine  „Competenz"  zur  Erhebung  des  Vorwurfs,  dass  Herr 
Professor  Dr.  Boos  das  Material  zum  1.  Bande  seines  Wormser  Urkunden- 
buehes  unvollständig  gesammelt  hat,  durch   genügende  Belege  bewiesen 


Digiti 


zedby  Google 


165 

zu  haben;  ausserdem  aber  stützte  ich  mich  auf  die  eigene  Darleguug  des 
Herrn  Herausgebers  über  das  Ziel,  welches  er  sich  gesetzt  hat  ^). 

2.  Herr  Boos  sagt :  um  auf  dem  Gebiete  der  Siegelbeschreibaug  Ausgiebiges 
zu  leisten,  „müsste  ich  die  Unterstützung  des  Vorstandes  des  Darrnstädtcr 
Archivs  in  viel  weiterm  Masse  beanspruchen,  als  sie  mir  zu  teil  gewor- 
den  ist.''  Der  Wortlaut  dieses  Satzes,  sowie  der  Umstand^  daas  Herr 
Boos  sich  im  Vorworte  fiir  meine  Unterstützung  bedankt  hat,  gestatten 
die  Annahme,  dass  er  zwar  für  die  Zukunft  meine  Beibülfe  in  grünerem 
Masse  beanspmchen  will,  dass  aber  für  die  Vergangeuheit  damit  uiclit 
eine  Beschwerde  angedeutet  werden  soll,  deren  völlige  Grundlosigkeit 
nachzuweisen  auch  in  diesem  Falle  nicht  schwer  fallen  würde, 

3.  Das  Urteil  darüber,  ob  mein  Vorwurf  wegen  mangelhafter  Benutzung 
der  Litteratur  gerecht  ist,  müssen  wir  Beide  deigenigen  Fachleuten  über- 
lassen, die  sich  die  Mühe  nehmen,  meine  Kritik  zu  lesen.  ~  Ich  habe 
annehmen  müssen,  dass  Herr  Boos  keine  Beihülfe  in  dieser  Ilinaicbt  be- 
durfte, da  er  niemals  Fragen  an  mich  zu  stellen  hatte. 

Darmstadt  G.  Frhr.  Schenk  zu  Scbweinsberg. 


1)  Vorwort  8.  XII:  „Aufgenommen  worden  sind  alle  Urkandeu,  die  In  irgeml  einer 
Bexiehong  zar  Gefcbichte  der  8iadt  stehen,  indem  für  mich  die  im  UTlmnUcnbiicl)  der  Stadt 
Stnusbarg  von  Wiegand  geltend  gemachten  Gründe  massgebend  waren*".  ,  .  .  .  „Da  fUr  tlte 
ältere  Zeit  das  Material  ohnehin  siemlich  dOrftig  ist,  so  braachte  ich  auch  lu  der  AuiWA-lil 
des  anfsouehmenden  Stoffes  nicht  allsu  ängstlich  in  sein.  Aus  diesem  Grimde  <hid  auclj 
die  beiden  Briefsammlongen  im  Anhang  abgedruckt  worden.** 


12* 

Digitized  by  VjOOQ IC 


Bibliographie. 


Die  Bibliographie  umfasst  die  Erscheinungen  des  Kalenderjahrs  1887. 

Die  Anordnung  entspricht  der  des  Vorjahres.  Auf  die  Bibliographie  des 
Jahrgangs  VI  bzw.  V,  IV  . . .  ist  mit  VI  bzw.  V,  IV  .  .  .  No.  .  .  .  verwiesen. 

Mitarbeiter:  für  Elsass  -  Lothringen  Dr.  Marckwald  in  Strassburg;  für 
Baden  Dr.  Laroey  in  Karlsruhe;  für  den  Mittelrhein  Prof.  Dr.  Harster  iu 
Speyer  und  Prof.  Dr.  Otto  in  Wiesbaden;  für  die  Rheinproviuz  Dr.  llettuer 
in  Trier;  Dr.  von  der  Nahmer  in  Köln;  für  Westfalen  Dr.  Dettmer  in  Mun- 
ster i.  W.;  für  die  Schweiz  Dr.  Geering  in  Bern;  für  Luxemburg  und  Bel- 
gien Prof.  Dr.  Reusens  in  Löwen;  für  Holland  Reichsarchivar  Dr.  Muller  Fz. 
in  Utrecht. 

Verbesserungen  und  Ergänzungen  zu  den  früheren  wie  zur  die^ährigeu 
Bibliographie  sind  erbeten  und  werden  dankbar  Verwendung  finden. 

Für  die  Redaktion: 

Prof.  Dr.  Lamprecht. 


I.  Zeitschriften. 


SJlsass-Lothrinffen. 

1  Jahrbuch  fOr  Geschichte,  Sprache  und 
Litteratur  Elsass- Lothringens.     S.  V,  L 

1  m.  Jahrg.  1887.  1)  Ernst  Martin. 
Elsässische  Dichter  u.  Künstler.  1.  T. 
Schuler.   2.  G.  Zetter  (F.  Otte).   S.  l 

2  —23.  —  2)  Brutto  Stdüe,  Stadtordnung 
von  Wattweiler  im  Oberelsass.    S   57 

3  —64.  —  3)  Heinr.  Lempfrid.  Beamten- 
und  Bürgereide  des  St.-Amarinthales. 

4S.  65—76.  —  4)  Ä.  Herrenschneider, 
Aus  dem  Gemeindebuch  von  Dorf  Weier. 

bS.n— SO.  — b)FrÜJsJjemi)fried.  Färbe- 
zunftordnung der  Bistümer  Strassburg 
und  der  Grafschaft  Lichtenberg  vom  J. 

6  1651)— 60.  S.  81—90.  —  6)  Carl  Eber. 
Abschriften  einiger  Protokolle  aus  dem 
Protokoll-Buch  der  Strumpf-  u.  Hosen- 
stricker-Zunft von  Oberbronn.   S.  90— 

7  93.  —  7)  Alcuin  Höüaender.  Kleinere 
Mitteilungen :  1.  Elsässer  Landestracht 


im  16.  Jh.     2.  Kulturhistorisches   aus 
den  Jahren  1546  u.  1547.    S.  94—98. 
—  8)  Aug.  Schridcer.    Ordnungen  der  8 
Strassburger  Malerzunft.    1.  Über  das 
Malermeisterstück  1516   2.  Abgrenzung 
der  Befugnisse  der  Malerzunft  gegen 
andere  Zünfte  und  Bestimmungen  über 
das  Meisterstück  1630.  8.  Ordnung  der 
Malerzunft   1630.     S.   99-105.   —  9)9 
Volkstümliche  Feste,  Sitten  und  Ge- 
bräuche iu  Elsass-Lothringen.  S.  1 15 — 
145.  —  10)  E.  Marckiodd  u.  C  Mündd.  10 
Elsass  -  Lothringische       Bibliographie 
1886.     [758  Nummern]     S.  146—188. 

Mitteilungen  aus  dem  Vogesenclub.  S.  2 
V,  16.    Nr.  19  u.  20  enthalten  nicht« 
für  die  Zwecke  der  Zeitschrift.    [Auch 
in  französischer  Sprache:  Bulletin  du 
Club  Vosgieu,  Nr.  3,  4]. 

Annaies  de  la  Soci6t6  d'6mulation  du  3 
dipartement  des  Vosges.    Epinal,  Collot. 


Digiti 


zedby  Google 


Bibliographie. 


167 


11  [XXVI.]  1887.  1)  Chevreux.  Rapport 
de  la  commission  dliistoire  et  d'archäo- 

12  logie.  S.  LXXXIX— XCII,  —  2)  N. 
HaiUant,  Bibliographie  vosgienoe  de 
rannte  18(54  et  Supplement  k  rannte 

13  1883.  S.  144—229.  —  3)  Ch.  Gugot. 
Des  assembl^es  de  communautds  d'ha- 
bitants  en  Lorraine,  avant  1789.  S.  432 

14  — 466.  —  4)  A.  Benoit.  Note  sur  quel- 
ques collectioneurs  vosgiens  au  siöcle 

15  demier.  S.  465—475.  —  5)  F.  Voulot. 
Recherches  arch^ologiques  k  Martigny- 
les-Gerbonvaux  et  k  Autigny-la-Tour. 

16  S.  475—481  -^  6)  F.  VwUot.  Rapport 
officiel  annuel  du  conservateur  du  mus^e 
ä  M.  le  prüfet     S.  481—486. 

4  Bulletin  de  la  Soe\M  phllomatique 
Vosgienne.  12m«annee.  1886—87.  Saint- 

17  Die,  Humbert  1887.  1)  A.  Benoü.  De 
la  Tradition  du  Dragon  dans  les  an- 
ciennes  Eglises  Cath^drales  de  la  Lor- 
raine (avec  une  planchc).   S.  5  - 18.  — 

18  2)  P.  de  Boureulle,  L'Alsace  du  siede 
de  Louis  XIV,  dtude  historique.   S.  19 

19  —61.  —  3)  CK  Chapdier.    Epinal  et 

20  8aint  Goery.  S.  63—109.  —  4)  A. 
Benoü.  Note  compiementaire  sur  Dom 
Claude  Fleurand,  de  Moyenmoutier.  S. 

21 111—113.  —  5)  Gaston  Sai^e.  Walther 
de  Vosges  (IV«  si^cle)  [=  Walther  von 

22  Aquitanien].  S.  115—142.  —  6)  Gagton 
Save,  Nicolas  Wolff  et  la  Defense  de 

23  Rothau  en  1814.  S.  266—275.  —  7) 
J.  Itaxaite  et  G.  Save.     L'äglise  de 

24  Traize.  S.  277—298.  —  8)  Gaston  Save. 
Catalogue  des  Terres  cuites  gallo-ro- 
maines  du  Mus^e  de  Saint-Die.  S.  299 

25  325.  —  9)  Proc^s-Verbaux  des  S^ances. 
S.  327—373. 

5  La  Revue  nouvelle  d'Altace-Lorralne. 
S.  V,  43.  6me  ano^e,  7™e  volume  1886 

26  —87.  1)  A.  Benoit.  La  ville  de  Saint- 
Hippolyte  [=  St  Piet],  de  1555  k  1616. 
La  pierre  d'Olvy  de  Widranges.  S.  1—7. 

27  —  2)  ^.  Müntz.  Louis  XIV  et  les 
Fürstenberg  en  Alsace  (Suite).    S.  15 

28  —27, 48-  64.  —  3)  Baron  Ch.  de  Kloeck- 
ler.  Le  Dauphin  Louis  XI  en  Alsace 
en  1444.  Observations  sur  un  travail 
publik  par  M.  le  chanoine  L'Iysse  Che- 

29  valier.  S.  27-32.  —  4)  La  \Mt^  sur 
l'origine  de  la  Marseillaise.    S.  32—33. 

30—  5)  A.  Benoit.  Les  ouvriers  de  la 
falencerie  de  Niederwiller  en  1 787.    S. 

31  41—48.  —  6)  A.  Benoit.  Une  lettre 
de  Dom  Calmet  sur  le  prieuro  de  Thier- 

32  bach.  S.  81—82.  —  7)  A.  B[enoit]. 
Une  lettre  de  cachet  du  roi  Louis  XVI 


en  1785   [in  Metz].    S.  90—99.  —  8)33 
Ch.  de  Klloeckler].   Le  train  de  maison 
d'un  prince-abbä  de  Murbach  au  si^cle 
demier.  S.  121—140.  —  9)  A  Benoü.  34 
Quelques  inscriptions  lapidaires  dans 
la  vall^e  de  la  Haute-Seille.  S.  140— 
142,  167—168,  343-345,  370-377.  — 
10)  A.Benoä.  La  pierre  tombale  d'Anne,  35 
baronne  de  Crähange,  k  Hombourg  sur 
la  Caner  [Canton  Metzerwiese],  1577. 
S.  161—166.  —  11)  Extrait  de  la  Cor- 36 
respondance  de  Dom  F.  Clement  et  de 
Dom  Grappin,  relativement  k  l'histoire 
de  PAlsace,  1774—1784.  S.  168—171. 
—  12)  Baron  Ch.  de  Kloeckler.  Le  g^n^-  37 
ral  lorrain  comte  de  Lasalle  [geh  1775 
zu  Metz].  S.  183—187.  — 13)  A.  Benoit.  38 
Demier  mot  d'un  iconographe  poitevin, 
k  propos  de  son  article  sur  un  huste 
alsacien.    [Bü^te  des    Adelphus].    S. 
205—207.  —  14)  A.  Benoit.  Varia:  Uli 39 
proc^s- verbal  de  chasse  en  1590.  [Vom 
Kardinal  Karl  von  Lothringen].  —  Une 
sauvegarde  du  mar^chal  de  Schomberg 
en  1614.  —  Notes  sur  les  armoiries  de 
Sarreguimines.  —  Numismatique  reli- 
gieuse.  Les  m^dailles  du  Bienheureux 
Pere  Fourrier  de  Mattaincourt.   S.  212 
—217.  —  15)  A.  Benoü.    Le  dernier40 
Grand-Mattre  de  TOrdre  de  Malte,  Fer- 
dinand de  Horapesch,  Commandeur  de 
Dorlisheim  et  de  Saint-Jean  de  Bassel. 
S.  241—251.  —  16)  Les  Officiers  po^tes  41 
du   r^giment    de   Bretagne  -  Infanterie 
(Brian^on,  Thionville,  Strasbourg)  1786 
—1790.  S.  256-262.  —  17)  A.  Benoit.  42 
Le  Premier  couvent  de  la  Congr^gation 
de  Notre-Dame  k  Strasbourg  (1692— 
1792).   S.  281—289.  —  18)  A.  Benoit.  43 
Note  sur  les  reliques  des  ^v^ques  mes- 
sins  en  Alsace.  S.  289—290.  —  19)  Un  44 
duel  devant  Philippsbourg.  Le  prince 
de  Sixheim  et  le  marc^chal  de  Richelieu, 
1734.  S.  291—294.  —  20)  La  Seigneurie  45 
lorrraine  de  Tanwiller  en  Alsace.    S. 
321— 34L  —  21)  X  JBenoÄ.    Unmot46 
sur  le  IIoh-Koenigsburg.  [Betr.  die  Be- 
lagemng  von  1633].    S.  341—343.  — 
22)  A.  Betunt.  Procös  pour  une  maison  47 
de  care.   Le  roi  de  Su^de  et  les  habi- 
tants  du  Val  d'Holvingen,  1714    S.  345 
—348.  —  23)  A.  Benoit.  Le  droit  seig-  48 
neurial  de  Tournetuile  en  Lorraine.  S. 
377—382.  —  24)  A.  Benoü.  La  mon-  49 
naie  scandaleuse  de  Strasbourg,  1786 
[Betr.  den  Louisd'or  genannt  „Louis 
k  la  corae"].     S.  418—421.  —  25)  Le  50 
Pont  de  la  Blise  k  Sarreguemines.  S. 


Digiti 


zedby  Google 


168 


Bibliographie. 


61 422—426.  —  26)  Th.  NarU,  Les  pou- 
voirs  publics  et  les  communant^s  sons 
le  regime  f^odal.  [Im  Klsassl.  S.  441 

62—452.  —  27)  A.  Benoü.  Souvenirs 
alsaciens  k  Malte.  [Betr. :  Inscriptions 
mortuaires  des  Chevaliers  de  Pordre  de 

53  Saint- Jean].  S.  453-457.  —  28)  Les 
Juifs  k  la  maison  centrale  [de  d^ten- 
tion]  d'Ensisheim  (Hante-Alsace)  il  y 

54  a  60  ans.  S.  481-482.  —  29)  Biblio- 
graphie etc. 

6     Revue  alsadenne.  S.  VI,  6.  X.  ann^e. 

55  1886—1887.  1)  Gerspaeh.  Les  tapis- 
series  de  Saint -Jean- des -Choux  pr^ 
Saeme  [«  Zabem.  Stammen  ans  dem 

56 16.  Jh.].  S.  18—22.  —  2)  Ch.  Babany. 
Les  g^n^raux  de  brigade  alsaciens  sons 
le  Premier  empire.    S.  22 — 29,  249 — 

57  255,  389-396,  4o8--465.  —  3)  Lettre 
inddite  de  FredSric  de  bietrich,  maire 
de  Strasbourg,  [d.  d.  Basel,  1792.  — 
Veröffentlicht  von  X.  Mossmann].    S 

58  29—30.  —  4)  Ch.  M[ehl],  Ephdmö- 
rldes  alsaciennes.  S.  30—33,  74-79, 
120-123,  172—175,  219—222,  273— 
275,   317—319,   365—369,    420—422, 

59475-479,  620-523,  672—676.  —  6) 
Ä.  Burck,  Temporis  acti.  [Betr.  Strass- 
burger  Ortsgeschichte].  III.  Le  Christ- 
kindels-Märk.  IV.  S'  Beerhus.  S.  49— 
59a  56,  560—^68.  —  6)  X.  Mossmann.  Ros- 
heim et  le  grand  bailliage  d'Alsace 

60  S.  66—62,  165—172.  —  7)  C.  Mehl, 
Une  biblioth^que  alsacienne.  [Betr.  die 
Alsatica-Sammlung  von  Berger-Levranlt 

61  in  Nancy].  S.  104—110.  —  8)  G.  Mehl. 
Coiffiares  des  dames  de  Strasbourg  en 
1788  et  1799.    [Mit  Abbildungen].    S. 

62 123—126  —  9)  Ch.  M[M].  Ammersch- 
63wihr.  S.  365—369.  —  10)  Charies  Ba- 
bany   Les  gdndraux  alsaciens  de  1815 

64  i  1870.  S.  389—895,  468-465.  —  11) 
C.  M[ehl],  Une  Aventurc  romanesque 
ä  Strasbourg  en  1735.  [Aus  den  „Lett- 

65  res  Saxonnes«].  S.  405—313.  —  12) 
Ed.  Engdhardt.  La  Tribu  des  Bateliers 
de  Strasbourg  et  les  Colleges  de  Nantes 
Gallo-Bomains.  S.  442—448, 505—509, 

66568-572.  -^  13)  £müe  Maison.  ün 
DdputdduBas-Rhinenl792.  [Philibert 

67Simond].  S.  487—499.  —  14)  E.  de 
Neyremand.  Un  Prüfet  du  Haut-Rhin 
sous  la  Restauration.  [Alexandre  Bou- 
det,  comte  de  Puymaigre].    S.  600  — 

68505.  —  15)  Costumes  Strasbourgeois. 
[Aus  dem  17.  Jahrh.  Mit  Abbildungen]. 

69  S.  617-520.  —  16)  Ch.  Babany.    La 


famille  de  Wangen  de  Geroldseck.    S. 
637—541. 

Revue  catholique  d'Alsace.    S.  V,  51.7 
Nouvelle  särie.    VI«  annäe  1867.    1)  70 
Sckkkde,   Le  vienx  Strasbourg    S.  21 
—30,   114—123,  2U— 219,  284—200, 
426—431,  472—477,  624-531.  —  2)71 
N,  Jost.   Monsieur  Bernard  Bernhard, 
auteur    de    Thistoire    de  Ribeauwillä 
[»  Rappoltsweiler;  geb.  1809].   S.  31 
—42.  —  3)  Th.  NarU.    La  Franken-  72 
bürg    [Weilerthal]    aux  XU  et  XII« 
silJcles.  S.  140—148.  —  4)  N.  Pairfi«.73 
Le  S^minaire  de  Molsheim.  [Gegründet 
1680].    S.  175—182,  257—263.  —  5)74 
Hanauer.    Numismatlque  de  TAlsace. 
S.  368—373.   —  6)  Le  Val  de  Vill^  75 
[Weilerthal].    S.  434—443.  —  7)  A^.  76 
Ddsor.  Fragments  des  anciennes  Chro- 
niques  d'Alsace.    S.  608—504.  —  8)  77 
Jules  Gapp.  Jean  Vallastrr,  sculpteur 
k  la  Cath^drale  de  Strasbourg  (1818 
— 1M32).    S.  592—598. 

Bulletin    eclisiattical   de  StrubMirf.S 
Sixi^me  ann^e,  n«»  67—79.  Strasbourg, 
Le  Roux  1887.    1)  Synodes  dioc^sains.  78 
Synode  de  1345  sous  Tl^v^ue  Berthold 
de  Bucheck.  (Suite).  S.  11—25,  38— 
46,  66—71,  94—99,   123— 1«9,  147— 
161:   Synode  de   1423  sous  l'i^vdque 
Guillaume  II,  de  Diest.    S.  152— ln3. 
179—188, 211—214.  —  Synode  de  1482 
sous  ri^vdque  Albert  de  Baviöre.  S.  2l4 
216,  266—272,  292—287.  —  2)  Fran-79 
(ois-Joseph  Fritsch,  Cur^  de  Jetters- 
willer  (1819—1839).  S.  72—76.  —  3)80 
Le  R.  P.  Hinderer  de  la  Compagnie  de 
Jösus.   [Geb.  1688].   S.  134—186,  156 
—157.  —  4)  L,  Dfacheux],  Notes  pour81 
servir  k  Thistoire  de  TAbbaye  de  Mar- 
moutier  [-«  Maursmunster].  S.  153— 
156.  —  5)  J.  G[eny].    Die  Glossarien  82 
von  Koenigshofen  und  Closener.  S.  167 
—166. 

Caecilia.    Organ  des  els&ss.  Vereins  9 
für  Kirchenmusik.  (Organe  de  TAsso- 
ciation  alsacienne  de  musique  religi- 
euse).    Colmar,  Eglinsdörfer  u.  Wald- 
meyer.   4.  Jahrg.  (4*  ann^e)  1887, 

Für  die  Zwecke  der  Zeitschrift 
kommt  in  Betracht:  1)  De  SS.  Petro83 
et  Paulo  sequentia  Notkeri  Balbuli. 
[Mit  Noten.  Enthält  u.  A.  Bemerkun- 
gen über  das  Strassburger  Gradnale  von 
1501.  Druck  von  Johannes  Prüss].  S. 
100,  106.  —  2)  Le  Pape  alsacien  S.  84 
L^on  IV.  Sou  mc^rite  k  T^gard  de  la 
musique  sacr^e.    S.  101—103. 


Digiti 


zedby  Google 


Bibliographie. 


169 


10  B«iira§e  zur  Kirchengaschichte  des 
Eltasses  vom  16.— 19.  Jahrhundart.  (Bei- 
blatt zum  Monatsblatt  für  Christen 
Augsb.  Confession).  Hrsg.  von  Wühdm 
Harning.  S.  V,  66  f.  Neue  Folge.  I, 
1886'  II   1887 

85  I,  1886:  1)  Die  Gräfin  Claudia  von 
Rappoldstein  (Rappoldsweiler).   S.  1— 

86  15.  —  ij  Dannliauer  über  Erbauung 
u.  Entweihung  des  Strassburger  Müns- 

87  ters.  8.15— 17.— 3)  Jos t Hol  1er,  Pfarrer 
in  Boskenbeim  (Saar-Union).    8.  17— 

88  2S.  —  4)  Die  Pfarrei  Weitersweiler  im 
fe916.u.  17.  Jahrb.  S.  28-31.  —  5)  Der 

Wiedertäufer   Melchior  Hoffmann   in 

Strassburg  (16.  Jahrb.)  S.  31—32.  - 

d06)    Urteil    Walchs    über   Dannhauers 

91  ^.Katecliismus- Milcht  S.  32.  —  7) 
Zur  Strassburger  Bibliographie.  [Betr. 
Strassb.  Drucke  d.  16.  Jhs.].    S.  32.  — 

92  8)  Zur  Geschichte  der  Strassburger 
unter  Dr.  Marbach.  Vorrede  Verhält- 
uis  der  lutherischen  Kirche  zur  Strass- 
burger Universität  unter  Dr.  Marbach. 
A.  Die  Universität  nach  den  alten  Sta- 
tuten.   B.  Nach  den  neuen  Statuten. 

93  S.  33-  62,  81—89,  98— 111.  —  9)  Ein- 
zelne Data  aus  dem  Kirchenbuch  von 
Hirschland  (18  Jahrb.).   S.  62—65.  — 

94  10)  Wie  der  luth.  Pfarrer  von  Wolfs- 
ki rrhen  (bei  Saar-Union)  durch  Lud- 
wig XIV  vertrieben  ward.   S.  6.^-75. 

95  —  11)  Die  lutherische  Pfarrei  Finstin- 

96  gen.  S.  75—81.  —  12)  Noch  einmal 
das  Hirschländer  Kirchenbuch.    S.  93 

97 — 95.  —  13)  Lutherische  Schule  in 
98PoBtorf  (1723).     S.  95.    —    14)    Die 

Leichenpredigten  auf  Dr.  Dorsch  und 
99  Joachim  Stoll.   S.  5*5-97.  —  15)  Zur 

Kirchengeschichte   von   Reicheuweyer 

100  im  Jahre  1549.  S.  98.  —  16)  Zur 
Strassburger  und  Hagenauer  Biblio- 
graphie. [Betr.  Luther  u.  Melanchthon]. 
S.  111—112. 

101  II,  1887.  Nr.  1—9:  1)  Die  Pest  zu 
Strassburg  im  J.  1541.    S.  1—11.  — 

102  2)  Kampf  der  Strassburger  luth.  Kirche 
gegen  die  Sektirer  imter  Dr.  Job.  Mar- 

H3bach.  S.  11-24.  —  3)  Verhältnis  der 
evang.-luth.  Kirche  Strassbnrgs  zu  der 
französich-reformierten  Gemeinde  unter 

104  Dr.  Marbach.  S.  24—39.  —  4)  Ver- 
hältnis der  luth.  Kirche  Strassburgs  zu 
den  Rumisch-Päpstlichen  unter  Dr.  Mar- 

lOöbach.  S.  39—49.  —  5)  Das  Leichen- 
begängnis des  Reformators  M.  M.  Zell 
in  Strassburg  (11.  Januar  l.o48).  I. 
A.  Löschers  Erzählung  der  Leichen- 


feier;  Der   Schwortag  in  Strassburg, 
der  Todestag  Zell's;   Dr.  Hedio  zeigt 
auf  der  Münsterkanzel  den  Tod  ZeH's 
an ;  Die  Leichenfeier  nachmittags  1  Uhr ; 
Der  Gottesacker  St  Urban ;  Grabreden 
Butzer's.  —  II.  „Klagrede  und  Ermah- 
nung Katharina  Zellin  zum  Volk  bei 
dem  Grab  M.  Matheus  Zellen,  Pfarrer 
zum  Münster  zu  Strassburg,  des  from- 
men Mannes,  bei  und  über  seinem  toten 
Leib";  Einleitung,  Beschreibung  von 
Zell's  christlichen  Tugenden,  Hausstand 
und  reformatorischer  Thätigkeit;  ZelFs 
apostolisch-christliche  Lehre;  Grabrede 
der   Pfarrfrau   Zell;    Letzte    Predigt, 
letzte  Tage  und  Stunden  ZeiPs ;  Klage 
über  ihre  Wittwenschaft  und  Dank  für 
ZelPs  Heimgang ;  Kummer  und  Sorgen 
Zeirs  um  die  Kirche;  Verwerfung  des 
Papsttums;  Ihre  Hoffntmg  der  Aufer- 
stehung mit  ihrem  Mann  und  ihren  zwei 
auch  auf  diesem  Gottesacker  liegenden 
Kindern;   Ansprache  an  die  Jugend ; 
Bekenntnis  des  Glaubens  au  den  drei- 
einigen Gott ;  Vater-Unsergebet ;  Letzte 
kurze  Ermahnung  und  Trost ;  Vorlesung    ' 
eines  Grabgesangs  aus  dem  Gesang- 
büchlein der  Böhmischen  Brüder.    S. 
49—56,  75—79,  113—128.  —  6)  Ver- 106 
hältnis  der  Strassburger  Kirche  zu  den 
lutherischen  und  reformierten  Kirchen 
anderer  Länder  (unter  Dr.  Marbach). 
§  1.  Concil  zu  Trient  etc.;   §  2.  Bei- 
legung  der  Lehrstreitigkeiten;    §   3. 
Tilemann   Hesshusius    in   Strassburg; 
§  4.  Marbach^s  Organisationsarbeit  in 
der  Pfalz;  §  5.  Marbach's  Eingreifen 
in  die  Geschicke  der  Zweibrückischen 
Grafschaft;    §  6.   Marbach's  erneutes 
Eingreifen  in   der  Pfabs.    S.  58—65, 
66—76,  81—107.  —  7)  Gefangenschaft  107 
des  luther.  Pfarrers  Rosencrantz  von 
Drulingen  (und  das  Hirschländer  Kir- 
chenbuch [1724]).  S.  65.  —  8)  Ein  Aus- 108 
Spruch  Fagius',  Pfr.  von  Jung  St.  Peter, 
über  Luther  (1546).  S.  80—81.  —  9)  109 
Dr.  Johann  Marbach,  Münsterprediger, 
Professor  und  Präses  des  Kirchenkon- 
vents (t   1581).     Beiträge  zu   dessen 
Lebensbild  mit  Beziehung  auf  Strass- 
burg's    Reformatoren:    Zell,    Capito, 
Butzer  und  Hedio.    S.   107—111.   — 

10)  Butzer  in  Wittenberg.  S.  111.  —110 

11)  Dr.  Job.  Jak.  Ferber,  Theol.  Pro- 111 
fessor  Extraord.  [f  1717].  S.  111.  — 

12)  Zur  Strassburger  luth.  Bibliogra- 112 
phie:  Der  theologischen  Fakultät  in 
Strassburg  Bericht  von  Aug.  Günther 


Digiti 


zedby  Google 


170 


Bibliographie. 


Hellmund's  Schrift ;  M.  Leonhard  Frör- 
eissens  Richtige  Einteilung  und  deut- 
liehe  Erklärung  der  Psalmen  David's. 
113  8.  111—113.  —  13)  Bruchstücke  aus 
dem   Protokollbuch   des   Strassburger 
Eirchenkonvents  unter  der  Präsident- 
schaft des  Nachfolgers  Pappus,   Dr. 
Bechtold  (1611-1614).    S.  128-133. 
114 —  14J  Dr.  Joh.  Marbach  sendet  Pre- 
llö  diger  ins  Saarbrückische.  S.  133.  — 15) 
Zur  Strassburger  luth.  Bibliographie. 

116  S.  311—334.  —  16)  Orts-  u.  Namen- 
register. S.  134—139.  —  [Am  Schluss 
heisst  es :  ^Für  das  nächste  Jahr  wird 
diese  Vierteljahrsschrift  eingehen^]. 

1  f  Evangelisch-protestantisch.  Kirchenbote 
IDr  Elsass-Lothringen.   16.  Jahrg,  1887. 

117  Strassburg,  Heitz  u.  Mündel.  1)  Wiä. 
Oberlin,  derWohlthäterdes  Steinthals. 

118  S.  34—36.  —  2)  F.  Dietsch.  Johannes 
('astellanus,  der  erste  evangel.  Märty- 
rer Lothringens.  [Kam  1523  nach  Lo- 
thringen.] S.  98—99,  109—110,  117— 

119 118,  124—125.  —  3)  D.  Geschicht- 
liches über  die  reformierte  Kirche  in 

120  Metz.  S.  116—117.  —  ^)  Bad.  Beuss, 
Aus  der  Kirchen-  u.  Sittengeschichte 
des  Dorfes  Fürdenheim.  [Betr.  ein 
Memorial  des  Strassburger  Ammeisters 
Franciscus  Reisseissen  (1631—1710)]. 
S.  132—133,   140—141,  148—150.  — 

1215)  E.   Johannes  Sturm.    S.  145—147. 

122  —  6)  J.  Schneider.  Aus  der  Vergan- 
genheit des  Elsasses.  (Die  Gegenrefor- 
mation zu  Seltz  und  in  der  Umgegend.) 
S.  274—276,  283—285,  290—292,  298 

123  —299.  —  7)  E.  Lieblich.  Die  Leiden 
protestantischer  Frauen  aus  Metz  vor 

124  200  Jahren.  S.  323,  331— 332.  —  8) 
E.  Kü88.  Die  Verluste  der  evangel. 
Kirche  im  Elsass  vor  200  Jahren.    S. 

125  355—367.  —  9)  —  ss.  Eine  Pfarrwahl  im 
alten  Strassburg  [1790].   S.  380—382. 

12  Le  Progr^s  religieux.  Journal  des  ^gli- 
ses  protestantes.  Red.:  Th.  Gerold. 
Strasbourg,  Heitz  &  Mündel. 

126  20«  annä,  1887 : 1)  Bod.  Beim.  Notes 
pour  servir  ä  Thistoire  de  TEglise  pro- 
testante  de  Strasbourg  au  moment  de 
la  rävocation  de  T^dit  de  Nantes  (1685 
—1686)  (suite).  p.  2—5,  12—13,  17— 
21,  28-30,  33— J{5,  52—54,  59—62, 
76—77,  99—102,  105-108, 125—126, 
130—132,  139—141,  156—158,  162— 

127166,  171—174,  180—181.  —  2)  Ch. 
Zwilling.  Oberlin,  le  bienfaitcur  du 
Ban-de-la-Roche.  Conference  de  Neid- 

128  hardt  p.  46—52.  —  3)  C.  Etigel  Lüttes 


de  Jean  Sturm  contre  l'orthodoxie  lu- 
therienne.   p.   146—147.  —  4)  iT.  La  129 
driere  dans  les  classes  du  Gymnase 
de  Strasbourg  au  16«  siecle   p.  311 — 
311.  —  5)  Th,  Gferold],    L'^glise  St.-  180 
Nicolas  [in  Strassburg].    p.  322—324 
—  6)  C.  Engd.  Jean  Schwebel,  un  pro- 13 1 
fesseur  du  Gymnase  de  Strasbourg  au 
16«  siecle.  p.  307-358,  362—363,  370 
—371,  381—382,  389—391. 

Reichtländitche  Lehrzeitung.  (Hagen-  i3 
auer  Schulblatt.)  Im  Auftrage  der  Leh- 
rerschaft des  Kreises  Hagenau  und  un- 
ter Mitwirkung  von  Lehrern  und  Leh- 
rerinnen Elsass-Lothringens  hrsgt;  von 
J.  Bok.  IV.  Jg.  1887.  Hagenau,  Druck 
von  Gilardone.  1)  Über  die  Anfänge  des  1H2 
Strassburger  Elementar- Schulwesens. 
(Forts,  von  S.  294  d.  Jgs.  1886.)  (Ans 
dem  Vortrag  des  Hauptlehrers  Sorgius ) 

11.  Entstehung  und  Verfall  der  latei- 
nischen Klosterschule  der  Wilhelmiten. 

S.  57—60, 69-72,  93-94.  —  2)  Nessd.  133 
Über  Altertumskunde,  namentlich  über 
Altertumsfunde  mit  besonderer  Bezug- 
nahme auf  den  Kreis  Hagenau  u.  Um- 
gebung. S.  2C5— 213.  —  3)  Die  Sankt-  134 
Wilhelmsschule  zu  Strassburg.  IV.  Das 
Lehrhaus  zu  den  Wilhelmern  v.  1535 
wird  eine  Pfarrschule.  (Nach  einem 
Vortrag  geh.  durch  Sorgius.) 

Bulletin  du  Mus6e  historique  de  Mul- 14 
house.    S.  V,  67.   XI  annöe  1886.    1)  135 
Henri  Ehrismann.  Auguste  Stoeber,  sa 
vie  et  ses  oeuvres.  S.  6 — 35.  —  2)  X.  136 
Mossmann.    Seines  de  moeurs  coima- 
riennes  du  temps  de  la  guerre  de  trente 
ans.  S.  37—78.  —  3)  Faudd  d- Bleicher.  1.37 
Matäriaux  pour  une  ätnde  prdhistorique 
de  l'Alsace.    S.  79    88. 

Soci6t6  des  Sciences,  Agricultureet  Arts  15 
de  la  Basse-Alsace.  (Gesellschaft  .  .  .) 
S.  VI,  11.  1887. 

Für  die  Zwecke  der  Zeitschrift  kommt 
nur  mBetr&chi'.Patd  Midier  [-=  Müller].  138 
La  production  des  truffes  en  Alsace- 
Lorraine.  [Schon  im  17.  Jh.  war  die 
Trüffel  in  Orschweiher  bekannt]  S. 
262-268. 

M6moires  de  TAcad^mie  de  Metz.  S.  VI,  16 

12.  —  Seconde  Periode;  LXV«  annc^e; 
troisi^me  serie.     XI 11«  ann(^e,  1883 — 
1884.   1887.     1)  Ä.  Becard.    Compte- 139 
rendu  des  travaux  de  l'Acad^mie  pen- 
dant  rannte  1883—1884.  S.  3-16.  — 

2)  Ch.  Abel.  Rapport  sur  le  concours  140 
d'histoire.  S.  65—67.  —  3)  Ch.  Abel.  141 
Notice    biographique   sur   £mest    de 


Digiti 


zedby  Google 


Bibliographie. 


171 


Bouteiller,  ancieo  capitaine  d'artillerie 

142  [geb.  1826).  S.  125—165.  —  4)  Ch. 
ÄbeL  Les  testament  in^dit  de  Gabriel, 
doyen  de  l'ancien  barrcau  messio.  1 772 

§    2;-J^ 237. 

17  ■««•im  de  la  SociM  d'archtolo^ie 
et  d'histoire  de  la  Moselle.    S.  VI,  13. 

143  XVU«  Volume.  1887  1)  Ledain,  Sou- 
venirs de  Viliers-Brettnacb.  S.  1 — 22. 

144  —  2)  Ledam,  Les  Feux  et  la  Rone 
flamboyente  de  la  Saint  Jean,  k  Sierck, 
sur  la  Moselle.  S.  23—48.  —  3)  Le- 
dcdn.    Avertissement.  [Betr.  die  nach- 

145  folgenden  Artikel.]  S.  4i*— ö().  —  4) 
Ancienne  prävot^  de  Sierck.    [Veröff- 

146  entlicht  von  lÄiam.]  S  51—71.  —  5) 
Le  Comic  de  Villerg.  Le  Chäteau  de 
Calemburg  [bei  Sierck],  av.  pl.   S.  73 

147  —75.  —  ü)  £xtrait  d'une  lettre  adres- 
see  ä  M.  R . . .,  k  Sierck,  par  M.  Pab^e 
BeUingeTf  mort  au  commencement  de 

148 1837.  [Betr.  Sierck.]  S.  77—79.  —  7) 
Table  chronologique  des  Comtes  et 
Seigneurs  de  la  maison  de  Sierck. 
[V'erüffentl.  von  Ledam];  Ledain.  Ob- 
servation snr  la  Table  chronologique 
de  la  maison  de  Sierck.  S.  81—82.  — 

149  8}  Le  marquia  de  Villerg.  Ancienne  mai- 
son de  Sierck.  Notices  sur  la  Ville  et 
la  Maison  de  Sierrk,  extraites  de  T Ar- 
chive du  chätcau  de  Burgesch.    S.  83 

150-90.  —  9)  Lettre  de  M.  le  marquie 
de  Villers  k  M.  R.  [Betrifft  Sierck,  Sayn 

151  u.  8.  w.]  S.  90-104.  —  10)  CA.  Abel. 
Arrier(<  arch^ologique  Moseilan.  S.  105 

152—123.  —  II)  Ch.  Abel.  La  ('haire 
k  pr^cher  del  a  Cath^drale  de  Metz  et 

153  Boesuet  S.  125—170.  —  1 2)  Aug.  Frost. 
Les  denx  monments  de  Merten  [in  Lo- 
thringen] et  de  Heddernheim    S.  171 

154—195.  —  V6)  Ad  Bdlevoye.  Le  tom- 
beau  de  Louis-le-Debonnaire,  au  mu- 

155  8^0  de  Metz.  S.  197—203.  —  14)  Ad. 
Bdlevoye.  Achats  de  monnaies  et  de 
m^daillcs,  pour  le  mädaillier  de  la  ville 

15(5  de  Metz.  S.  205-220.  —  15)  Jjedain. 
Vue  g(^ndrale  de  IVglise  paroissiale  de 

157  Sierck.  S  121—258.  —  16)  Ledain. 
Quelques  reflexions  sur  Tutilitä  des 
archives.  [Betr.  Lothringen.]  S.  259— 

1:^264.  —  17)  Ad.  Bellcvoye.  Musoes  de 
la  ville  de  Metz.  Statues  et  Objets 
arch^ologiques .  au  Musee  Migettc,  k 
THötel  de  villo.    S.  265—295. 

18  Alemannia.  S.  IV,  26.  XIV.  1886. 

159  3)  [Elsass.]  A.  Birlinger.  Jjegenda 
Aurea  Elsaeszisch.     S.    113—181.  — 

160  1)  W.  Crecdius.  Ein  Brief  von  Johann 


Sturm.  S.  52—53.  —  2)  A.  BirUnger.  161 
Erionenrng  an  Geiler  von  Kaisersberg. 
S.  59-61.  —  3)  W.  Crecdius.  Fisch- 162 
artstudien.  S.  258—260. 

Mimolres  de  la  SocIM  d'arch6olo§le  19 
iorraine  et  du  Muste  historique  lorraln. 
S.  VI,  15.  3«  s^rie,  XV«  volume.  1^87. 
1)  Fourier  de  Bacourt.  Bartolomeo  Car- 163 
tel  San-Xazar,  medezin  du  duc  Antoine. 
S.  5-36.  —  2)  L.  Schaudd.  Une  villa  164 
gallo-romaine  entre  Breux  et  son  ^cart 
le  hameau  de  Fagny  (Meuse).    S.  36 
—54.  —  3)  Jules  (xoüy.    Notice   sur  165 
deux  anciens  fiefs  de  l'arrondissement 
de  Nancy.    S.  64—85.   —  4)  Edmond  166 
de  Martimprey  de  Bomecourt.  L'abbaye 
de  Haute -Seille.    S.  86-136.  —  5)167 
Henri  Lepage.  L'H6te]  de  la  Monnaie 
k  Nancy.  S.  137—186.  —  6)  X.  jBrtr- 168 
bier  de  Montault.    Le  surhum<^ral  des 
ev^ques  de  Toul.    S.  187—196.  —  7)  169 
Le  conUt  E.  de  Barthelemy.   Visite  de 
Dom  Guyton  dans   les  abbayes  de  la 
Lorraine  en  1746.  S.  197— v|9.  —  8)170 
C.  Schuler.  Portraits  in^dits  des  Char- 
les III,  Christino  de  Danemark  et  Ni- 
colas de  Vaudämont.  Fresque  au  cloitre 
de  Saint-Di^.   S.  220—227.  —  9)  i;u- 171 
gene  Martin.    Le  P.  Abram,  historien 
de  rUniversitd  de  Pont-ä-Mousson,  et 
ses  deux  traducteurs  Ragot  et  le  P. 
Carayon.    S.   228-353.   —   10)  I^n  172 
Germain.  Pjxcursions  «Epigraph iques.  — 
Baslieux.   S.  254—313.  —  11)  J.  Fa- 173 
vier.     Catalogue  des  manuscrits  de  la 
Societ(5  d'Archeolügie  Iorraine    [Pagi- 
nation  speciale.]   S    1  —82. 

Journal   de   la   Soci^ti    d'arch^ologle  20 
iorraine  et  du  Mutie  historique  lorraln. 
Trente-sixi(*me  ann^e.     1887.    Nancy, 
Cr^pin-Leblond.  1887.    1)  L.  Germain,  lli 
Le  calice  de  Saint-G^rard.    S.  7—17. 
—  2)Ch  Clmpdier.  Un  office  de  Sainte- 175 
Meunc.    S.    17—20    —  3)  P.  Guyot.\l& 
Analyses  de  deux  pioces  de  monnaies 
lliards  de  France  [1698]  et  de  Lor- 
raine [1708].  S.  20—21.  —  4)  Jl.  Be-lll 
noit    Les  plaids  annaux  de  Vergaville 
[1785].    S.  21-23.  —  5)  G.- Charles  IIS 
Bobert.  La  cath^dralc  de  Metz.  S.  29 
—34.  —  6)  Ix'opold  Quintard.    Un  bd-  179 
niticr  lorrain   du  17«  siecle     S.  34 — 
37.  —  7)  C.  G.   Une  gdndalogie  de  la  180 
famille  Maume.    S.  37—38.  —  8)  L.  181 
Gennain.   Epitaphe  de  Joseph-Nicolas 
Philbert.     S.  46—49.  —  9)  A  propos  182 
de  la  „Notice  sur  la  tombe  d'Isabelle 
de  Musset«.    S.  49-50.  —  10)  J.-B.  183 


Digiti 


zedby  Google 


172 


Bibliographie. 


Galant.  Uue  notc  sur  Tancien  College 

184  de  Treves,  k  Bar.  S.  50-52.  —  11) 
Ch.  Guyot.  Relation  d'un  voyage  fait 
par  un  Bourguignon  en  Lorraine  peii- 

I85dant  TaniM^e  l'J53  S.  62—65.  —  \2) 
A.  Didier-Ijaurent.  A  propos  du  comte 
Paul-Bemard  de  Fontaine.  S.  65—69. 

186—  13)  G.  de  Brauw,  Inscriptions  t'u- 
n^raires  de  TEglise  de  Boucq.  S.  69— 

187  74.  —  U)  Maxe-Werly.  Donation  de 
pi^ces  de  mobilier  au  couveut  des  mi- 
nimes  de  Nancy,  pour  fondation  de 

188me88e8.  S.  '14—75.  —  15)  U.[enri]  L. 
[epage],  Uno  ceMbritd  militaire  lorraine 
inconnue.   [Gr^goire  de  Montanlt.]   S. 

189  75—77.  —  16)  U.[enn]  L.fepage].  In- 
ventnire  de  Tartillerie  et  des  armes  du 
cli&teau  de  Void,  vers  1560.  S.  77.  — 

190  17)  X.  B.[arbier]  de  M.fontauH].  Über 
Frater  Dominicus  Peinetti,  Lotharin- 

191giuF,  tl656.  S.  77—78.  —  18)  Henri 
Ijepage,  Les  tapisseries  de  la  cour  sou- 

192  veraine  de  Nancy.  S.  92— lO:-5.  —  19) 
Paul  Pierre.  Les  Soeurs  grises  de  Ste. 
Elinabcth.  —  Pierre  commdmorative.  — 
£pitaplie  de  Dame  Claude  de  Heauvan. 

193  [Nancy.]  S.  108—112.  —  20)  Leon  Ger- 
main.     Un  Epitaphe  lorraine   k  Fun- 

194kerque  [175H]  S.  112-118.—  21)  X 
Barbier  de  Montault.  Ijes  artistes  lor- 
rains,  ä  Korne,  du  16«  au  18«  si^cle. 

195  8.  119—125.  —  22)  Emile  Duvernoy. 
Note  sur  le  fonds  „ Lorraine*'  aux  ar- 
chivcs  du  Minist^re  des  affaires  ^tran- 

196g^rcs.  S.133-1H7.  —  2Ü)  L.leon]  Ger- 
main   Lc  pape  Eugene  III  en  Lorraine. 

197  S.  138-14 1.  —  'M)X.  Barbier  de  Mon- 
tault. i«^pitaphc  de  Marquis  de  Contades 
[Commandant  im  RIsass  u.  s.  w.  f  1795], 
grav<^e  sur  marbre  noir,  dans  la  cha- 
pelledu  rhätean  dcMontjeoifroy  (Maine- 

198  et-Loire).  S.  142.  —  25)  E  B.  Le  fro- 
mage  de  Mantone  k  la  cour  de  Lorraine. 

199  S.  142-143.  -  26)  N.  HaiUatU.  Nou- 
vellcs  notes  pour  le  plan  d'une  biblio- 
grapbie  vosgienne,  suivies  d^m  tableau 

200d'en8cnible.  S.  149—164.  -  27)  Jjeon 
Germain  Un  portrait  en  miniature, 
du  16«  siecle.  —  Margu(?rite  de  Bran- 
denbourg,  femme  de  Nicolas  III  de  Heu. 

201  S.  164—167.  —  i8)  Jjouis  Ixaiemefit. 
Le  Palais  de  Justice  de  Nancy  cn  1751. 

202  S.  170—182.  —  29)  L.feon]  Germain 
Les  armoiries  du  Comie  de  Scrre  et 
des  diff^rentes  brancbes  de  sa  fatuilie. 

203  S.  183—188.  —  30)  L.feon]  Germain. 
Epitaphe  d'une  princesse  de  la  maison 
[lorraine]  du  ChateletjNaples.  [t  1754.] 


S.  193—195    —  Sl)  Hemi  JadaH.  Un204 
defenseur  du   Roi  Stanislas  au  siege 
de  Dantzick  en  1735.    Charles  -  Louis 
de  Fuchsamberif.  S.  204—20(1.  —  32)  205 
Chapellier.  Actes  de  naissance  de  qnatre 
fils  de  Charles  V,  duc  de  Lorraine,  d'a- 
pr^s  les  copies  originales  des  archives 
du  prince  de  Beauffremont-Courtenay, 
duc  d'Atrisco.   S.  206—209.  —  33)  -4.206 
Benoä.    La  pierre  tombale  du  marquis 
de  Gamaches,  tu^  en  Lorraine  en  1635 
S.  209-212.  —  34)  Trouvaille  faitc  ä207 
Clayeures   [Merkur8tatuette.]  S.  212— 
213.  —  Sb)E.  Badd.    Saint  Thi^baat207a 
en  Lorraine.     S.  213-215.  —  36)  C.208 
Nauroy.   L'H6tel  des  ducs  de  Lorraine 
(k  Paris).  S.  216.  —  37)  UonGermain  209 
La  date  de  la  mort  de  Nicolas  d'A^jou, 
duc  de  Lorraine.  S.  225-229.  —  38)  210 
X.  Barbier  de  Mantaidt,  Plombs  figu- 
r^s,  k  tA&in.  S.  230— 2:J3.  —  39)  L'Ety.  211 
mologie  du  nom  de  Nancy.    S.  233— 
284.  —  AQ)L[eon  Germain.]    Les  ou-212 
vriers  de  l'h6pital   Saint-Thi^baut  de 
Vaucouleurs  en  1100.  S.  234—236.  — 
41)  Trouvaille  faite  k  Ugny,  canton  de  213 
Longuyon.     S.  236—237.  —  42)  Tra.214 
vanx  de  la  Sociöt^. 

Annales  de  TEst.    Revue  triine8irielle2l 
publice  sous  la  direction  de  la  Facult^ 
des  lettres  de  Nancy.   1«  annäe.    1887. 
Articles  de  Fond :  1)  Ca.  Pfister.   Jean-  215 
Daniel   Schoepflin.    S.  34—68,   184— 
220,  349-368.  —  2)  E.  Kranit.   Pa-216 
lissot  et  son  cercle,  histoire  d'une  prc- 
mi6re  reprdsentation  sur  le  th^&trc  de 
Nancy  en  1755.  S.  160—183,  409-438. 
—  Vari^t^s:  3)  Albert  MarUn.  Les  nia-  217 
nuscrits  de  la  biblioth^quo  publique  de 
Nancy.  S.  221—233.  —  Comptes  ren- 
du8  critiques.  —  Recueils  p^riodiques 
et  Soci^t^s  savantes. 

Baden. 

Zeltschrift  für  die  Geschichte  des  Ober-  22 
rheins.  S.  VI,  198  f.    Nene  Folge.   IL 
Bd.    Freihurg  1887. 

Heft  1.  1)  H.  WüU.  Der  Zasam-21K 
menbruch  der  burgundischen  Herrschaft 
am  Oberrhein.  S.  1—58.  Hagenbuch 
beugt  zwar  einer  Vereinigung  des  Her- 
zogs Sigmund  von  Oesterreich  und  der 
Eidgenossen  vor,  unterschätzt  jedoch 
seine  Gegner  und  reizt  namentlich  die 
Eidgenossen  in  der  unbesonnensten 
Weise.  Die  Konflikte  im  Innern  wer- 
den heraufbeschworen  durch  die  un- 
gerechte Auflage  des  „bösen  Pfennigs*", 


Digiti 


zedby  Google 


Bibliographie. 


n:\ 


einer  för  jene  Zeit  ausserordentlich 
hohen  Besteuerung  des  Weines  in  den  an 
Karl  den  Kühnen  verpfikndeten  vorder- 
österreichischen Besitzungen  im  Breis- 
gau  und  Sundgau.  Die  gewaltsamen 
Massregeln  Hagenbuchs  gegen  Thann 
und  Breisach,  die  sich  der  Einführung 
der  neuen  Steuern  widersetzten,  die 
erfolglosen  Unternehmungen  Karls  des 
Kühnen  gegen  Basel  und  Mühlliausen 
und  in  den  vorderösterreichischen  Lan- 
den,  die  Gewalttbätigkeit  der  Führer 
und  ihrer  Truppen  erschüttern  das  An- 
sehen der  burgundischen  Macht  und 
erbittern  die  Oemüter  mehr  und  mehr. 

219  —  2)  B,  Simson,  Über  die  wahrschein- 
liche Identität  des  Fortsetzers  des  Bre- 
viarium  Erchanberti  und  des  Monaclius 
Sangallensis.  S.  59— ^<)8.  Zum  Beweise 
wird  geltend  gemacht:  l)  Beide  Schrif- 
ten sind  um  dieselbe  Zeit  verfasst,  2) 
bezeigen  grosse  Verehning  für  Karl  11 1, 
B)  legen  ein  sehr  lebendiges  Interesse 
für  die  Erhaltung  der  Karolingischen 
Dynastie  an  den  Tag,  4)  zeigen  da- 
bei doch  entschiedenes  Interesse  für 
Karl's  III  Neffen  Arnolf,  5)  weisen  eine 
Reihe  stilistischer  Übereinstimmungen 
auf.  Schliesslich  wird  im  Anschlüsse 
an  iL  Zeumer  verrouthet,  der  Monachus 
Sangallensis  sei  kein  anderer  als  Not- 

220  ker  der  Stammler.  —  3)  K.  Obser.  Die 
Mission  des  Freiherrn  Genrg  Ludwig 
von  Edelsheim  im  Jahre  1760.  S.  (o9— 
98.  Eine  Darstellung  der  geheimen 
Sendung  des  Freiherrn  von  Edelsheim 
durch  Friedrich  II  an  den  französischen 
üof,  um  einen  Sonderfrieden  Preussens 
und  Englands  mit  Frankreich  zu  unter- 
handeln, gestützt  auf  bisher  teils  gar 
nicht,  teils  nur  auszugsweise  bekannte 
eigenhändige  authentische  Aufzeichnun- 
gen FMelsheims,  welche  Friedrich  II 
bei  Abfassung  der  Histoire  de  la  guerre 
de  Sept  ans  als  Quelle  gedient  haben. 
Die   Dokumente  werden   als   Anhang 

?2l  mitgeteilt.  —  4)  W.  Wiegand,  Zwei 
wieder  aufgefundene  Handschriften  des 
Strassbnrger  Domkapitels.  S.  99—  1 10. 
Directorium  chori  un«I  Liber  regulae 
(ein  Sammelband,  XIII-  XVI  Jahrb.) 

222  aufgefunden  in  Melk.  —  5)  M.  B.  Bück. 
Zwei  neue  Richental'scbe  Codices.  S. 
111—117.     In  der  Hof-  und  Landes- 

223  bibliothek  zu  Karlsruhe.  —  6)  Mücdlcn: 
Cbr.  Roder,  Bericht  über  die  Nieder- 
lage der  Klettgauer  Bauern  bei  Lott- 
stetten  am  8.  Mai  1633.   S.  118—121. 


—  1)  LiUemtumotizen.  S.  121—128.  —224 
8)  Mitteilungen  der  badischen,  histor.  22d 
Kommission  1887.  Nr.  8:  Bericht  über 
die  V.  Plenarsitzung  am  5.  und  6.  Nov. 
1886,  erstattet  von  dem  Sekretär  der 
Kommission.  S.  m  1— m  18.  Beilage  A : 
Adresse  zum  90.  Geburtstage  Seiner 
Excelleuz  des  Herrn  Geheimrats  Dr. 
Leopold  von  Ranke.  S.  m  19.  Beilage 
B:  Disposition  zu  einer  Wirtschaftsge- 
schichte des  Schwarzwaldes  und  der 
angrenzenden  Gaue,  vorgelegt  von  Pro- 
fessor Dr.  Eberhard  Gothein.  S.  m  20 
-^m  26.  Beilage  0:  Begründung  des 
Antrags  des  Archivrats  Dr.  Schulte, 
betreffend  die  Bearbeitung  und  Heraus- 
gabe der  Tagebücher  und  Kriegsakten 
des  Markgrafen  Ludwig  Wilhelm  von 
Baden-Baden  in  den  Jahren  1693—1697. 
S.  m  27— m  29.  Beilage  D:  Verzeichnis 
der  Pfleger  der  bad.  bist.  Kommission. 
(Stand  vom  20.  November  1886.)  S.  m 
30  — m  32. 

Heft  2.  1)  E,  Heyck,  Brandenbur- 226 
gisch-deutsche  Kolonialpläne.  Aus  den 
Papieren  des  Markgrafen  Hermann  von 
Baden-Baden.  8.  129—200.  Erörtert 
zunächst  die  Beziehungen  Friedrich 
Wilhelms  v.  Brandenburg  u.  des  hol- 
ländischen AdmiralS  Gysels  van  Lier 
1647—1660.  Im  Jahre  1660  betrieb 
der  grosse  Kurfürst  die  Bildung  einer 
Deutschen  Handelsgesellschaft,  deren 
Teilhaber  Reichsstände  sein  sollten. 
Der  Kaiser  sollte  das  Unternehmen  mit 
seiner  Autorität  und  der  Flagge  des 
Reiches  decken,  der  König  von  Spanien 
der  Gesellschaft  beitreten.  Doch  sollte 
die  Teilnahme  des  Kaisers  und  des  ka- 
tholischen Königs  aus  politischen  Grün- 
den geheim  bleiben  und  ein  Reichs- 
fürst als  Vertreter  fi'ir  beide  aufgestellt 
werden.  Hiezu  wird  auf  die  Empfeh- 
lung des  Franziskanerpro vinzials,  Chri- 
stoph von  Rochas,  Markgraf  Hermann 
von  Baden-Baden  ansersehen.  Die  von 
Markgraf  Hermann  geleiteten  (erfolg- 
losen) Unterhandlungen  werden  auf 
Grund  bisher  unbenutzter  Dokumente 
des  General -Landesarchives  in  Karls- 
ruhe eingehend  dargestellt.  —  2)  U.  227 
Witte.  Der  Zusammenbruch  der  bur- 
gundischen Herrschaft  am  Oberrhein. 
[Schluss.]  S.  201—235.  Der  längst  er- 
sehnte Friede  zwischen  Herzog  Sigmund 
und  den  Eidgenossen  war  geschlossen 
worden,  das  Geld  zur  Auslösung  der  ver- 
pfändeten Lande  lag  bereit.    Dadurch 


Digiti 


zedby  Google 


.174 


Biblio]Q:rapliie. 


verschlimmert  sich  Hagenbiichs  Lage 
ganz  erheblich.  Thann  und  £nsisheim 
verschliessen  dem  Landvogt  die  Thore. 
In  dem  letzten  Stützpunkte  der  hur- 
frnndischen  Macht,  in  Breisach,  wird 
Hagenbuch  von  den  Bürgern  gefangen 
genommen  und  peinlich  verhört.  Der 
Prozess  wird  als  Bundessiiche  der  Nic- 
dern  Vereinigung  aufgefasst  und  ein  ei- 
gener Gerichtshof,  aus  den  Mitgliedern 
des  Bundes  gebildet,  verurteilt  üagen* 
buch  zum  Tode.  Die  Verurteilung  und 
Hinrichtung  des  burgundischen  Land- 
vogtes ist  trotz  mancher  bedenklichen 
Seite  des  Prozessverfahrens  gerecht  ge- 
wesen, die  Strafe  eine  wohlverdiente, 
denn  Hagenbuch  hatte  sein  Amt  schwer 

228  missbraucht.  —  S)  P.  Ladewig.  Eine 
Zauberin  zu  Todtnau,  S.  ü36— 240. 
Das  hier  geschilderte  Verfahren  des 
bischöflichen  Ordinariats  zu  Konstanz 
gegen  eine  der  Zauberei  beschuldigte  Be- 
wohnerin des  Todtnauer  Thaies  (1441) 

.    zeigt  sich  noch  völlig  frei  vou  den  Aus- 
wüchsen der  späteren  Hexenprozesse. 

229  —  4)  Mücdlen.  a)  K.  Müller,  Betrü- 
gereien u.  Fälschungen  im  Mittelalter. 
S.  241—242.  b)  W.  Falkenheiner,  Be- 
richt des  hessischen  Ritters  Sigmund 
von  Boyneburg  über  die  Schlacht  bei 
Böblingen  u.  Sindelfingen  1525.  S.  248 
— 244.  c)  K.  Wagner,  Vernichtung  eines 
Siegels  1407.  S.245-246.  d)  A.Schulte, 
Kirchheim  in  den  Urkunden  Karls  des 

280  Dicken.  S.  246—247.  —  6)  F.  Lamey. 
Badische  Geschichtslitteratur  des  Jah- 

231  res  1866.  S.  248—272.  —  6)  Mütei- 
luttgen  der  ba()ischen  historischen  Kom- 
mission 1887  Nr.  8.  I.  Das  Pfarrarchiv 
zu  St  Martin  in  Freiburg.  Aufgenom- 
mei)  von  Hauptmann  a.  D.  und  Stadt- 
archivar Poinsignon.   S.  m  38— m  64. 

232  Heft  3.  \)  E,  Qotfiein.  Briefe  Vol- 
taires an  den  kurpfälzischen  Minister 
Baron  von  Beckers.  S.  273—287.  13 
Briefe  Voltaires  (aus  den  Jahren  1757 
— 1769),  veranlasst  durch  sein  Gesuch 
an  Kurfürst  Karl  Theodor,  130000 
Livres  als  Leibrente  für  sich  und  seine 
Nichte  hei  der  Pfälzischen  Kammer 
anlegen  zu  dürfen.  Die  Briefe  zeigen 
Voltaire  lediglich  von  der  Seite  des  Gc- 

233  schäftmanncs.  —  2)  Both  von  Schrecken- 
stein.  Zur  rechtlichen  Bedeutung  des 
Wortes  „nobilis".  S.  288—302.  Das 
Prädikat  ^nohilis"  gewährt  nirgends 
und  niemals  eine  völlig  sichere  Fol- 
gerung  auf  die  Hochfreiheit   der   so 


benannten  Personen.  Vielmehr  weisen 
innerhalb  der  für  die  Zeitschrift  ge- 
zogenen territorialen  Grenzen  die  Ur- 
kunden auf,  dass  die  Bezeichnung  „no- 
bilis"  nicht  nur  den  freien  Vasallen  und 
in  ansehnlicher  Stellung  befindlichen, 
ritter hurtigen  Ministerialen,  sondern 
unter  gewissen  Umständen  auch  den 
kleinen  und  kleinsten  Leuten  einer 
Herrschaft  beigelegt  ward.  —  3)  X.  234 
Schulte,  hie  Pfeifer -Bruderschaft  zu 
Riegel  im  Breisgau.  S.  303—312.  Ent- 
stehung und  Organisation  derPfi^ifer- 
B ruderschaften  wird  erörtert  mit  spe- 
ziellem Bezug  auf  die  Bruderschaft  zu 
Iliegel,  deren  Vorhandensein  und  Ein- 
richtung aus  Urkunden  des  erzbischöf- 
lichen Archives  zu  Freiburg  (ans  den 
Jahren  1440— 1470)  erwiesen  wird.  — 
4)  G,  Wolfram.  Prozessakten  eines  an-  23.'> 
gehlich  durch  Juden  verübten  Christen- 
mords zu  Endingen.  S.  133-321.  Aus 
dem  Strassburger  Stadtarchiv.  Schrift 
aus  der  zweiten  Hälfte  des  15.  Jahrh. 

—  5)   A.  Poifisignon.     Ödungen   und  2.36 
Wüstungen  im  Breisgau.   S.  322—368. 

—  6)  Miscdlen:  a)  Witte,  Einladung  237 
zu  einem  Armbrustschiessen  und  ande- 
ren Volksbelustigungen  zu  Bergbieten- 
heimimElsass.  S.  369-371.  b)  Winkel- 
mann.  Annalistische  Notizen  aus  Waib- 
stadt.  S.  371-372.    c)  ßaumann,  Zwei 
Briefe  des  Generals  Gottfried  Heinrich 
von  Pappenheim.    S,  372—376.  —  7)238 
Litteraturnotüen.    S    376—384.  —  8)289 
Mitteilungen  der  bad.  bist.  Kommission. 

Nr.  8.  Das  Pfarrarchiv  zu  St.  Martin 
in  Freiburg.  Aufgenommen  von  Poin- 
signon. S.  m  65— m  73.  H.  Gemeinde- 
archiv zu  Waibstadt,  verzeichnet  von 
Geb.  Hofrat  Prof.  Dr.  Winkelmann. 
S.  m  74— m  77.  IH.  Das  städtische 
Archiv  zu  Meersburg,  aufgenommen  von 
Ratschreiber  Strass.  S.  m  78— m  90. 
IV.  Archivalien  aus  dem  Amtsbezirk 
Pforzheim,  verzeichnet  von  Prof.  Dr. 
Hartfelder.   S.  m  91— m  96. 

Heft 4.  l)E.GoUmn.  Beiträge  ztir240 
Geschichte  des  Bergbaus  im  Schwarz- 
wald. S.  885—448.  Der  Bergbau  im 
Schwarzwald  hat  niemals  diejenige 
volkswirtschaftliche  Bedeutung  gehabt, 
welche  dem  des  Harzes,  Freibergs,  Böh- 
mens, der  österreichischen  Alpen  schon 
im  Mittelalter  zukommt.  Dafür  mag 
man  ihm  in  der  Geschichte  der  Rechts- 
und Gesellschaftsverhältnisse  eine  eben- 
bürtige Stellung  einräumen.    Die  be- 


Digiti 


zedby  Google 


Bibliographie. 


175 


glaubigte  Geschichte  des  Bergbaues  im 
Schwarzwald  fangt  für  uns  mit  der  Ur- 
kunde au,  durch  welche  König  Kon- 
rad II  im  Jahre  1028  dem  Bistum  Basel 
einige  Siberadern  und  -Gruben  im  Breis- 
gau schenkt.  Der  König  hatte  also 
das  Bergregal  auf  Silber  im  Breisgau 
bisher  besessen.  Möglich,  dass  das  Re- 
gal schon  damals  nur  ein  Obereigentum 
war,  jedenfalls  stellt  es  sich  dadurch, 
dass  der  König  sein  Recht  unabhängig 
TOD  der  Zustimmung  der  Besitzer  des 
Grand  und  Bodens  ausübt,  als  Ab- 
schwächung  eines  ursprünglich  vollen 
Eigentums  dar.  Aus  der  Hand  der 
Basler  Bischöfe  geht  das  Bergregal  enge 
verbunden  mit  der  Forsthoheit  in  die 
ihrer  Lehensleute  über.  Die  Basler 
Verleihung  gerät  in  Vergessenheit.  Die 
Herzuge  von  Zähringen  haben  das  Berg- 
regal wie  ein  £ig»*utum  oder  wie  ein 
Reichslehen  innegehabt.  1233  macht 
zwar  Bischof  Heinrich  die  Rechte  sei- 
ner Kirche  wieder  geltend,  aber  das 
Bergregal  behält  in  der  Hand  der  Frei- 
burger den  Charakter  eines  Hoheits- 
rechtes. Im  Verlaufe  der  ersten  Hälfte 
des  15.  Jahrhunderts  jedoch  trägt  das 
Prinzip,  dass  die  Berghoheit  der  Grund- 
herrschaft zukomme,  im  wesentlichen 
den  Sieg  davon.  Diese  Verhältnisse 
bilden  nur  den  äusseren  Rahmen  für 
die  innere  Entwickelung  des  Regales, 
welche  davon  wesentlich  unbeeinHusst 
bleibt  Drei  Bestimmungen  sind  als 
Kern-  und  Ausgangspunkt  des  mate- 
riellen Bergrechtes  anzusehen :  der  Er- 
werb einer  Gewere,  eines  Eigentums, 
vom  Regalherren,  der  besondere  per- 
sönliche Schutz  durch  ebendenselben 
und  die  Aufnahme  in  die  Markrechte 
durch  ihn.  Im  Laufe  des  14.  und  15. 
Jahrhunderts  ruft  der  Wunsch,  sich 
allen  örtlichen  Eigentümlichkeiten  an- 
zupassen, auch  auf  dem  Gebiete  des 
Breisgauer  Bergbaues  mannich faltige 
Gestaltung  der  lokalen  Rechtsformen 
und  der  Hinzutritt  kapitalistischer  Un- 
ternehmer eine  völlige  Umwandlung 
der  socialen  Verhältnisse  hervor.  Zum 
Schlüsse  wird  die  Bedeutung  der  Refor- 
men Kaiser  Maximilians  für  den  Berg- 

241  bau  im  Breisgau  ausgeführt.  —  2)  A. 
Poinsig^notu  Ödungen  und  Wüstungen 
im  Breisgau.  [Schluss.]  S.  449—480.  — 

'^^42  3)  A,  Krieger.  Zur  Strassburger  Coad- 
jutorwahl  von  1598.  S.  481—489.  Nicht 
Maximilian,  der  jüngere  Bruder  Kaiser 


Rudolf  II,  sondern  der  1583  gcborne 
Bruder  Erzherzog  Ferdinands,  Maxi- 
milian Ernst,  ist  es  gewesen,  den  die 
Domherren  anfänglich  zu  erwählen  ge- 
dachten. —  4)  Chr.  Boder.  Meister  Ja-  243 
kob  Russ  aus  Ravensburg,  der  Verfer- 
tiger der  Holzschnitzerei  im  Rathaus- 
saale zu  Ueberlingen.    S.  490—4^7.  — 

5)  Fr.  v.  Weech.   Nachträge  zum  Ver-  244 
zeichnis  der  Kaiserurkunden  von  1200 

— 1378  im  Grosshrz.  General-Landes- 
archiv in  Karlsruhe.    S.  49-'— 502.  — 

6)  lUgisUr.   Bearb.  von  Obser.   S.  5('3  245 
—616.  —  7)  MiUeUunqen  der  badisch.  246 
histor.  Kommission  Nr.  8.     V.  Archi- 
valien aus  Orteu  des  .Amtsbezirks  Engen, 
verzeichnet  von  Pfarrer  Aug.  Dreher. 

S.  m  97— m  105.  VI.  Archivalien  aus 
dem  Amisbezirke  Waldshut  (Klettgau 
imd  Wutachthal),  verzeichnet  yon  Prof. 
Dr.  Roder.  S.  m  1  0-m  122.  VII.  Ar- 
chivalicn«der  Stadt  Baden,  verzeichnet 
von  Prof.  Val.  Stösser.  S.  m  1  .'3~m  128. 
N.  F.  Bd.  III.  Freiburg  i.  B.  1888. 
Heft  1.  1)  E.  Gothein.  Die  Land- 247 
stände  der  Kuqjfalz.  S  1—76.  Ent- 
gegen der  bisher  herrschenden  Ansicht, 
dass  die  rheinische  Kuri)falz  niemals 
eine  laudständische  Vertretung  gehabt 
habe,  ergab  sich  bei  der  Durchmuste- 
rung von  Pfälzer  Schuldakten  im  Ge- 
neral-Landesarchiv zu  Karlsruhe,  dass 
bereits  im  16.  Jahrhundert  die  Söhne 
Philipps,  Ludwig  und  Friedrich,  eine 
landständische  Verfassung  einzuführen 
versucht  haben.  Ihre  Pläne  scheiterten 
an  der  Abneigung  der  Unterthanen,  zu 
Gunsten  von  Majoritätsbeschlüssen  ir- 
gend etwas  von  ihren  Privilegion  zu 
opfern.  Doch  mit  dem  Beginne  des 
17.  Jahrhunderts  ist  unter  dem  Druck 
der  Weltereignisse  eine  landständische 
Verfassung  der  rheinischen  Pfalz  zu 
Stande  gekommen.  Sie  ruht  als  die 
einzige  aller  deutschen  laudständischen 
Verfassungen  auf  der  breiten  Grund- 
lage einer  Bewilligung  und  Autorisation 
des  ganzen  Volkes.  Um  aber  ihren 
schwierigen  Verwaltungsaufgaben  ge- 
recht zu  werden,  ist  sie  selber  ganz 
oligarchisch  eingerichtet.  Diese  Volks- 
vertretung hat  in  dem  folgeschweren 
Jahre  16:iO  ihre  kalvinistische  Gesin- 
nung durch  die  eifrige  Unterstützung 
der  Uniouspolitik  aufs  deutlichste  an 
den  Tag  gelegt,  denn  im  Sommer  des 
genannten  Jahres  hat  die  Pfalz  min- 
destens ''2  Million  Gulden  zur  Unter- 


Digiti 


zedby  Google 


176 


Bibliographie. 


stiitzung  (irr  Königskrone  ihres  Kur- 
fürsten aufgebracht  und  dadurch  je- 
denfalls bewiesen,  dass  die  waghalsige 
Politik  Friedrichs  V  einen  festen  Bo- 
den im  eigenen  Lande  hatte,  dass  sie 
eine  volkstümliche  war.  Die  Ereignisse 
der  nächsten  Jahre  bereiten  dem  pfäl- 
zischen Landesausschuss  ein  rasches 
£nd(\  Zum  letztenmale  erscheint  dt*r- 
selbe  im  Jahre  162ä,  um  gleich  darauf 
durch   Maximilian   von  Bayern   völlig 

248  unterdrückt  zu  werden.  —  2)  W.  Wie- 
gand.  Das  Melker  Seelbuch  aer  Strass- 
burger  Kirche.  S.  77—103.  Als  Ent- 
stehuugszeit  ist  sicher  anzunehmen: 
für  das  Secibuch  1223  März  bis  l'.^30 
bezw.  1232,  für  das  von  der  ersten 
Schreiberhand  des  Seelbuches  ange- 
schlossene Güter-  und  Zinsverzeichnis 
des  Domkapitels  1224—1232.  Die  zahl- 
reichen Nachträge  von  verschiedenen 
Händen  fallen  fast  alle  noch  in  das 
13.  Jalirhundert.  Der  Kern  des  Seel- 
buches enthält  aus  zwei  früheren  Strass- 
burger  Nekrologien  entlehnte  Bestand- 
teile. In  dem  Abdrucke  sind  dieselben 
typisch  kf^nntlich  gemacht.  Im  Übrigen 
folgt  die  Druckeinrichtung  dem  von 
Baumann  in  der  Monumentenausgabe 
der  Necrologia  Germaniae  gegebenen 

249  Beispiele.  —  3)  JB.  Fester,  Der  Teilungs- 
vertrag der  Markgrafen  Bernliards  I 
und  Rudolfs  VII  von  1388.  S.  104- 
111.  Die  zum  ersteumale  gedruckte 
Urkunde  giebt  über  den  Besitzstand 
der  Markgrafen  im  Jahre  1388  mit 
einer  Ausführlichkeit  Bericht,  wie  es  für 
die  ältere  Zeit  nur  noch  in  Markgraf 
Jakobs  1  Testament  von  1453  der  Fall 

2.Ö0  ist  -  4)  K,  Hartfdder.  Die  Berufung 
Melanchthons  nach  Heidelberg  1546. 
S.  1 12—  1 19.  Aus  drei  im  Anschluss  mit- 
geteilten, dem  Weimarer  Staatsarchive 
entnommenen  Briefen  (Friedrich  II  von 
der  Pfalz  au  Job.  Friedrich  von  Sach- 
sen, Antwort  darauf  und  Joh  Friedrich 
an  Melanchthou)  geht  hervor,  dass  die 
Berufung  Melanchthons  nach  Heidel- 
berg 1546  nur  eine  vorübergehende 
sein  sollte,  um  die  Universität  „wie- 
derumb  in  pessem  standt  vnnd  orde- 
ntmg  zu  bringen".    Die  Bitte  Fried- 

251  richs  11  ward  abgeschlagen.  —  5)  ^. 
Schulte.  Eine  unausgefertigte  Urkunde 
Kaiser  Friedrichs  I.  S.  120—125.  An 
einer  im  Kloster  St.  Blasien  zwischen 
1152  und  1164  bis  auf  Anfang  und 
Schluss   fertiggestellten,   der  Reichs- 


kanzlei präsentierten,  aber  nie  ausge- 
fertigten nnd  vollendeten  Urkunde  be- 
sitzt das  Karlsruher  Archiv  ein  Unicum 
im  ganzen  Bereiche  der  Kaiserdiplo- 
matik.  Die  Ausfertigung  ward  verwei- 
gert, weil  die  in  der  Urkunde  erho- 
beni»n  Ansprüche  St.  Blasiens  auf  den 
Besitz  des  Berges  Staufen  (zwischen 
Schwarza  und  Mettma)  im  Widerspruch 
standen  mit  dem  im  Jahre  1154  von 
Friedrich  I  für  das  Kloster  Allerhei- 
ligen in  Schaffhausen  gegebenen  allge- 
mein»'n  Privileg,  worin  diesem  Kloster 
der  Besitz  des  Berges  Staufen  bestätigt 
wird.  —  6)  Lüteraturnotuen.  S.  126—  252 
12M.  —  7)  MitteUungen  der  badischen  25» 
historischen  Kommission  1888  Nr.  9: 
Bericht  über  die  VI.  Plenarsitzung  am 

4.  u.  5.  November  1887  erstattet  von 
dem  Sekretär  der  Kommission.  S.  m  1 
— m  13,  Verzeichnis  der  Pfleger  der 
badischen  historischen  Kommission. 
(Stand  vom  20.  November  1887.)  S. 
m  14 — m  16.  I.  Archivalien  der  Stadt 
Weinheim,  verzeichnet  von  Stadtpfart-er 
Sievert.  S.  m  17— m  18.  II.  Archivalien 
aus  dem  Amtsbezirke  Mosbach,  ver- 
zeichnet von  Rentamtmann  Dr.  Weiss. 

5.  m  19-m30.  III.  Die  Urkunden  des 
Archivs  der  Stadt  Markdorf,  verzeich- 
net von  Oberamtsrichter  von  Woldeck. 
S.  m3l— m32. 

Freiburger  DidzMan-ArcMv.  S. VI,  236  f.  23 
XIX,  Bd.  Freiburg  im  Breisgau  1887. 
1)  Übersicht:  Vorwort,  Mitglieder ver- 255 
zeichnis,  Verzeichnis  der  Verstorbenen, 
Die  Vereine  des  Schriftenaustausches. 
S.  III— XXI.  —  2)  Schiüing,  A.    Die  256 
religiösen  und  kirchlichen  Zustände  der 
ehemaligen  Reichsstadt  Biberach  un> 
mittelbar  vor  Einführung  der  Refor- 
mation.   Geschildert  von   einem  Zeit- 
genossen. S.  1—191.  —  3)  Both,  F.  W,  257 
E.    Die  Grabinschriften  des   Speierer 
Doms   nach  dem  Syntagma  monumen- 
torum  des  Domvikar  Ilelwich.   S.  193 
—213.  —  4)  VanoUi,  Joh  Nep.    Bei-  258 
träge  zur  Geschichte  der  Orden  in  der 
Diözese  Rotteuburg  (Fortsetzung:  Ge- 
schichte der  Klöster  Wiblingen,  Zwie- 
falten,  Schönthal).    S,  215—263.    Zu- 
gabe der  Redaktion.    S.  248—254.  — 
5)  Stengele,  B.  Geschichtliches  über  den  259 
Ort  und  die  Pfarrei  Grossschönach  im 
Linzgau.    S.  265-295.  —  6)  Kleinere  260 
Mitteäungen:  a)  König,  Zur  Geschichte 
des  Städtchens  Aach  im  Hegau.  S.  297 
—299.  b)  Zell,  Urkunden  zur  Geschichte 


Digiti 


zedby  Google 


Bibliographie. 


177 


des  Münsters  und  der  MüuBterpfarrei  in 
Freiburg.  S.  299-302.  c;  Ruppert, 
Kirchliche  Urkundeo  aus  der  Mortenau. 
S.  303 — dOl.  d)  Litterarische  Anzeige: 
Holzherr,  Gesch.  der  Abtei  Zwiefalten; 
Stengele,  Liuzgovia  Sacra.  S.  H07— 308. 

24  Schatt-ins-Und.  S.  VI,  217  f.  Vi.  Jhrg. 

261  1885.  4.  Lfrg  1)  GereSy  C,  Sempach, 
mit  einem  Bildnis  vom  ehemal.  Kloster 
Königsfelden,  ans  Herzogs  Els&sser 
Chronik  von  lö92.    Zeichnung  von  J. 

262  Kuhn.  S.  83—90.  2)  Gag,  K.  r.,  Eini- 
ges aus  dem  Hexenthaie.  2.  Seiden, 
ehemal  Kloster  und  Probstei  (Schluss) 
Zeichnung  von   Lederle.    S.   91—98. 

263  3)  Aißhang:  Jahresbericht.  Mitglieder- 
verzeichnis.  Inhaltsverzeichnis. 

25  ZeitMkrift  der  Gesellschaft  für  BefOr- 
derwif  der  Geschichts-,  Altertums-  und 
Volkskunde  von  Froikurg,  dem  Broisgau 
und  den  angronzendon  Landschafton.  S.  V, 
134  f.  VI.  Bd.  (1883—87).  Freilmrg 
i.  B.  1887. 

264  3.  Heft:  1)  K.  Hartfddtr.  Breis- 
gauer  Regesten  und  Urkunden.  S.  397 

265  —448.  —  2)H.  Maurer,  Zur  Geschichte 
der  Grafen  von  Neuenbürg.    S.  449— 

266  465.  --  3)  F,  Pfaff.   Aus  der  Schlacht 

267  von  Pavia.  S.  467—473.  —  4)1,.  Riegä. 
Über  den  ältesten  Körperschmuck  des 

268  Menschen.  S.  474-476.  -  ö)  F.  X 
Kraus,   Aus  der  badischen  Litteratur. 

269  S.  477-484.  —  6)  Zur  Cf^nik  des  Ver- 

270  eins.  S.- 485— 487.  —  7)  Verzeichnis  dar 

271  Mitglieder.  S.  489—492.  —  8)  Perso- 
nen- 14.  Ortsverzeicknis,   S.  493—499. 

26  Mittoilangon  zur  Geschichte  des  Heldel- 
koffor  Scktosses.  Herausgegeben  vom 
Heidelberger  Schlossverein.  Band  2, 
Heft  1.  Heidelberg,  Karl  Gross,  1887, 
52  SS.   M.  3. 

272  1)  A  V.  Hom.  Untersuchungen  über 
die    Entwickeluog    der    Heidelberger 

273  Schlossbefestigung.  S.  1—49.  —  2)  Ä. 
Christ,  Der  Gelten-  oder  Jettenbühl. 
S   51—52. 

MittelrUetn. 

27  Pfllzisckos  Museum.  (Organ  des  Ver- 
eins pfalzischer  Schriftsteller.)  Monats- 
schrift für  heimatliche  Litteratur  und 
Kunst,  Geschichte  und  Volkskunde. 
Kaiserslautem  1887.  12  Nrn.  (4.  Jhrg.). 

Dasselbe  enthält  ausser  fortlaufenden 
Berichten   über  Pfälzische  Litteratur 

274  von  Dr.  J.  Schmitt  u.  ausser  kleineren 
archäologischen  Mitteilungen  von  Dr. 

276  c.  Mehlis  hauptsächlich  folgende  ein 


allgemeineres  Interesse  bietende  Auf- 
sätze: Der  Bnme-sienes  zu  Kirrweiler  276 
von  A'.  in  L.  —  Aus  dem  Protokollbuch  27  Z 
der  Xeustadter  Schützen-Gesellschaft, 
mitgeteilt  von  J.  H.  —  Neu  aufgefun-  278 
denes  Wandgemälde  in  der  kath.  Kirche 
zu  Dornbach,  von  Museumsdirektor  K. 
Spatz,  —  P]iu  verschwundenes  Schloss  279 
bei   Mannheim,  von  J  Hiäl,  —  Die 280 
Gründung  der  Ptälzer-Kolonie  Torzsa 
in   Ungarn,   von   Dr.  Leyser.   —  Der 281 
„Stumpfe  Gipfel",  eine  keltische  Opfer- 
stätte im  pfälzischen  Westrich,  von  L.  282 
Molitor.  —  Die  Ableitung  des  Namens 
Edenkoben,  von  Dr.  J.  Schmitt, .—  Be-  283 
merkungen  über  die  (pfälzischen)  Orts- 
namen,  von   Dr.  Scfdossstein,  —  Ein  284 
Plälzer  als  Minister  des  Königs  Jeröme 
von  Westfalen,   von  K.  Deppisch.   — 280 
Eine  alte  Steinsknlptur  zu  Dürkheim 
a.  H.,  von  Karl  Emich,  Graf  zu  Lei-  286 
ningen-Westerburg.  —  Eine  Eidesbe- 
lehrung aus  dem  Jalire  1574,  von  Käst,  287 
—  Über  März-  u.  Maifeld,  sowie  die 
Ortsnamen  Maikammer  u.  Diedenfeld, 
von  E.  Bloch.  —  Zur  deuisch-lothrin-288 
gischen  u  pfälzischen  Ortsnamenkunde, 
von  Dr.  Keiper,  —  Deutsche  Dialekt- 2^9 
•Dichtung,  insbesondere  pfälzische  Poe- 
sie, von  E.  Sabeü.  290 
Quartalblätter  dos  historischen  Vereins  28 
f.  d.  GrossherzoQtum  Hessen.  S.  VI,  258  f. 
Jahrgang   1886.    Heft  4.    Redakteur: 
E.  Würner.    Darmstadt  1886.    Selbst- 
verlag des  hist.  Vereins:   I.  Vereins- 
angelegenheiten f.  d.  Jahr  1886,  p.  166 
—203  (Vortrag  des  Grafen  Ernst  zu  291 
Erbach-Erbach  über  die  Geschichte  der 
Stadt  Erbach,  p.  168-195;   des  Dr. 
E.   Anthes  über   die  Geschichte   der  292 
Antikensammlung  im  Schloss  zu  Erbach, 
p.  195—202).  II.  Historische  u.  archäo- 
logische  Mitteilungen:    1)   F.   Kofler.2d'6 
Der  Pfahlgraben  im  Horloffthale  zwi- 
schen Bisses  u.  Staden,  p.  203—212; 
mit  einem  Plane.  —  2)  F.  W,  E,  Both.  294 
Beiträge  zur  Geschichte  des  St.  Peters- 
stiftes in  Wimpfen,  p.  213—221  (Fort- 
setzung). —  3)  Dersdbe.    Zur  Biblio-295 
graphie  der  hl.  Hildegardis,  Meisterin 
des  Kl.  Rupertsberg  bei  Bingen  0.  S. 
B.  p.  221—223.  —  4)  Regesten  zur  Ge-  296 
schichte  der  Mainzer  Erzbischöfe  und 
Erzkanzler  des  deutschen  Reiches  (Be- 
sprechung von  Wills  Regesten.  IL),  p. 
234—238.  —  5)  E.  v.  E.  K,  Kultur-  297 
geschichtliches,  p.  238.  —  6)  Derselbe,  298 
Curiosa,  p.   238-240.  —  7)  E,  Wr.29\9 


Digiti 


zedby  Google 


178 


Bibliographie. 


30() 
301 

H02 
803 
304 
305 


306 
307 
308 

:m 

310 
.311 

312 

313 

314 

315 

316 
317 


318 
319 


320 

321 
322 


323 
324 


KriegselPDil  im  17.  Jahrh ,  p.  240.  — 

8)  E.  Wr.  Aus  dem  Westhofener  Kir- 
chenbuch, p.  240-241.  —  9)  E.  Wönier. 
Brände  und  Gefecht  zu  Arheiligen,  p. 

241.  —   10)  Alte  Holzbildhauerei,   p. 

242.  —  11)  Gotliisches  Skulpturwerk 
zu  Leeheim,  p.  242—243.  —  12)  Funde 
zu  Woi-ms,  p.  243—244.  —  13)  Be- 
sprechung von  H.  Bergen,  kurze  Erklär 
rung  der  wichtigsten  Kunstausdrücke 
auf  dem  Gebiete  der  Archäologie  des 
Mittelalters. 

1887.  Nr.  1,  ausgegeben  im  Februar 
1887:  I.  Vereinsangelegenheiten,  p.  1. 
II  Historische  und  archäologische  Mit- 
teilungen: 1)  G.  Wolff.  Römerstrassen 
und  römische  Mainbrücke  bei  Hanau, 
p.  2—10.  —  2)  E.  Anthes.  Der  Schnel- 
lerts,  mit  einer  Tafel,  p.  10—18.  — 
3)  F,  W.  E.  Both.  Die  Codices  des 
Scivias  der  hl.  Hildegardis  0.  S.  B.  in 
Heidelberg,  Wiesbaden  und  Rom  in 
ihrem  Verhältnis  zu  einander  und  zu 
der  editio  princeps  1513,  p.  18—26. 
—  4)  Ders.  Beiträge  zur  Gescliichte 
des  St.  Petersstiftes  in  W  impfen  (Fort- 
setzung), p.  26 — 48.  —  5)  Aus  dem 
thesaurus  picturarum,  p.  48.  —  6)  Mü- 
teüungen  über  die  Vereinsbibl.,  p.  49 
—53  —  7)  E.  Wönver,  Nachricht  über 
Ankauf  einer  gothischcn  Monstranz, 
p.  54.  —  8)  Musterschiif  des  Land- 
grafen Moritz  von  Hessen,  p.  57.  — 

9)  A.  Aus  dem  Odenwald  (römisches 
Relief  mit  Darstellung  der  Minerva), 
p.  55.    —   10)  Litterarisches.    55  —  56. 

Nr.  2,  ausgeg.  im  Juni:  I.  Vereinsan- 
gelegenheiten (Monatsversammlungen). 
S.  67—62.  11.  Historische  und  archäo- 
logische Mitteilungen:  1)  F.  Kofler. 
Der  Pfahl  graben  in  der  Wetterau,  mit 
2  Tfln.  S.  63—78  (Forts,  von  Quartalbl. 
1886.  IV,  oben  Nr.  -^93).  —  ü)  F,  TT. 
E.  BoÜi.  Zur  Bibliographie  der  hl. 
Hildegardis.  S.  78-88  (Schluss).  — 
3)  Aus  der  Seligenstädter  Chronik.  S. 
88—94.  —  4)  E.  Wörner.  Mittelaltrige 
und  nachroittelaltrige  Grabmäler  und 
Grabschriften  im  Paulus- Museum  in 
Worms.  S.  94— KM.  —  l)  Römerstras- 
sen zwischen  Eich  und  Gernsheim.  S. 
106—107.  —  6)  Münze  (der  Faustina). 
S.  107.  —  7)  Z).  Z  Der  oberhessische 
Verein  für  Lokalgeschichte  xu  Giessen: 
Funde  bei  Butzbach.  S.  107-108.  — 
8)  Römerstrassen  in  Worms.  S.  108 — 
109.  —  9^)  LiUerarisches.   S.  109—112. 

Nr.  3,  ausgeg.  im  September:  I.  Ver- 


einsangelegenheiten (.\usflüge).  S.  113 
—120.     11.  Historische  und  archäolo- 
gische Mitteilungen :  1)  Fr.  Kofier.  Der  325 
Pfahlgraben  von  der  hessischen  Grenze 
bei  Marköbel  bis  Bisses,  mit  3  Tafeln 
(8.  oben  Nr.  293,  317).     S.  121— 13L 
—  2)  F.  W.  E-Botfi.   Die  Chronik  des  326 
St.  Petersstifts  bei  Wimpfen,  verf.  von 
Burcard  von  Hall  u.  Diether  von  Helm- 
statt.  S.  132—142.  —  3)  Decker.  Ge- 327 
reimte  Inschriften  auf  der  Ronneburg 
bei  Büdingen.    S.  143—144.  —  4)  E.  328 
Wörner.    Grabschriften  aus  Wormser 
Kirchen   S.  1-14—161.  —  5)  Fund  eines  32S) 
Bronzemeiseis.  S.  151.  —  6)  Nymphen-  330 
stein  zu  Worms.  S.  161.  —  7)  W,Z.  331 
Altertumsverein  zu  Worms.    S.  151 — 
152.  —  8)  Mitteilungen  des  Vorstandes  332 
des  Wormser  Altertums  Vereins.   S  152 
— 1.^4.  —  9)  Grab  des  Bischofs  Kon- 383 
rad  (t  1192).  S.  154—156.  —  10)  Z>.  334 
Z.  Palati  um  in  Seligenstadt.   S.  156— 
157.  —  n)G.B.  Münzfund  in  Fried- 335 
berg.   S.  157.  —  12)  E.  Wr.    Schloss336 
der  Grafen  von  Wartenberg  iu  Metten- 
heim. S.  157.  —  13)  E.  Wr.   Eppels-  337 
heimer   Gerichtsbücher.     S.  157  f.  — 
14)  Darmst.  Z.,  römische  Grabstätten  338 
bei  Hergershausen.  S.  158.  —  15)  Er-  339 
lass  des  Unterrichtsministers  in  Preus- 
sen.  S.  158.  —  16)  Über  Restaurationen  340 
im  Innern  von  Kirchen.    S.  159—160. 

Nr  4,  S.  161—184.    Mit  Titel  u.  In- 
haltsverzeichnis.   I.  Vereinsangelegen- 
heiten. S.  101-164.   II.  Historische  u. 
archäologische  Mitteilungen:  1)  G.  S.3i\ 
z.  S.    Die  Wüstung  Ursenheim  in  der 
Gemarkung  Wieseck.   S.  164.  —  2)>'.342 
W.  E.  Both.  Die  Chronik  des  St.  Pcter- 
stiftes  in  Wimpfen  (Schluss).   S.  164— 
179.  —  3)  E.  Wijrner.    Grabschriften  343 
aus  Wormser  Kirchen  (weitere  Folge). 
S.  180-183.   —   4)  Wandgemälde  in  344 
der  Kirche  von  Unter- Schönmattenweg. 
S.   184.  —  5)  Notä  über  die  für  Er- 345 
haltung  und   Restauration    staatlicher 
Bau-  und  Kunstdenkmäler  vorgesehe- 
nen Gelder. 

Zeltschrift  des  Vereins  zur  Erforschung  29 
der  rheinischen  Geschichte  und  Altertümer 
zu  Mainz.  III,  4.  Mit  7  Tafeln.  Im 
Auftrage  des  Vereins  hcrausgeg.  von 
Dr.  W.  Velke.  Mainz  18^7,  in  Kom- 
mission bei  Victor  v.  Zabern.  S.  385 
— 616,  auch  als  „Festgabe  der  Gene- 
ralversammlung des  Gesamtvereins  der 
deutschen  Geschieh ts-  u.  Altertums>'er- 
eine  zu  Mainz  am  13.  bis  16.  Septbr. 


Digiti 


zedby  Google 


Bibliographie. 


179 


1887  dargebracht  von  dem  Vereine  zur 
Erforschung  der  rheinischen  Geschichte 
und  Altertumer   zu  Mainz".    232  S. 

346  1)  E.  Zais.  Zur  mainzischen  Kultur-, 
Kunst-  und  Handwerkergeschichte.  S. 

347  385—390.  —  2)  E,  Zais.  Mainzisches 
Bauwesen  im  18  Jahrh.  S.  391—398. 

348  —  8)  Br.  Bruder.  Auszüge  aus  unge- 
druckteu  Urkunden  des  Klosters  Bup- 
pertsberg  (sie)  bei  Bingen  am  Rhein. 

349  S.  399-402,  —  4)  Fr.  Falk,  Mainz 
und  Xachbarstadte  im  15.  Jahrhundert 
nach  Munchener  Handschriften.  S.  403 

350  —406.  —  5)  Dr.  Bruder,  Das  Kapu- 
zinerkloster zu  Bingen  am  Rh.   S.  407 

351  —464.  —  6)  Br.  Schädd.  Zum  Kampf 
Adolfs  V.  Nassau  und  Diethers  v.  Isen- 
bürg  (nebst  zwei  historischen  Volkslie- 

352  dem).  S.  468—480.  —  7)  jBT.  G.  Bocken- 
heimer.  Einleitung  in  die  Geschichte 
der  zweiten  französischen  Herrschaft 

3o3  in  Mainz.  S.  481—498.  —  8)  /.  KeUer. 
Die  neueren  römischen  Inschriften  des 
Museums  zu  Mainz,  zweiter  Nachtrag 
zum  Beckerschen  Kataloge.    S.  499— 

354  552.  —  9)  Heim  u.  W,  Vdke.  Die  rö- 
mische Rheinbrucke  bei  Mainz.  S.  553 
— 616;  dazu  vgl.  Reinhardt,  zur  Rö- 
merbrücke in  Mainz,  Korr.-Bl.  des  Ge- 
samtvereins.  35.  S.  151—152. 

30  Mitteilungen  an  die  Mitglieder  des  Ver- 
eint fUr  Geschiclite  und  Altertumslcunde 
in  Franicfurt  a.  M.  S.  IV  Nr.  156.  Bd. 
VII.  Nr.  4 — 6  (verspätet  eingegangen) : 

355  1)  E,  Padjera.   Welchen  Wert  hat  der 

356  sog.  Kuhhirteuturm?  S.  92—98.  —  2) 
H.  Grotefend.  Über  Limburg  a.  d.  Lahn, 
insbesondere  den  dortigen  Dom,  Referat. 

357  S.  110—117.  123.  —  ^)  Derselbe.  Alte 
Wechselgebräuche  in  Messezeiten  zu 

358  Frankfurt  S  117—118.  —  4)  Ä  von 
SchroUenberger.  Der  Denkstein  des 
Reichshofrats  H.  Chr.  Freih,  v.  Senk- 
kenberg im  botanischen  Garten  dahier. 

359  S.  119—123.  —  5)  i.  Quidde.  Über 
das  Kurfiirstenkolleg  im  14.  Jahrh.  u. 
die  goldne  Bulle.    Referat  über  einen 

360  Vortrag,  S.  124—127.  —  6)  Dersdbe. 
Studien  zur  Geschichte  des  rheinischen 
Landfriedensbundes  von  1254.   S.  147 

361  —199.  —  7)  Ä,  Biese,  Unedierte  Hed- 
demheimer  Inschriften,  zweite  Folge. 

362  S.  199—218.  377.  —  8)  Euler.  Eine 
Friedberger  Rechtsbelehrung  für  Mün- 

363  den.  S.  218—226.  —  9)  L.  HdÜiof.  Zur 
Genealogie  der  Familie  Goethe.   S.  227 

364  -7243.  —  10)  H.  Dechent.  Zwei  Reli- 
gionsstreitigkeiten in  der  ersten  Hälfte 


des  18.  Jahrh.  S.  243—252.  —  ll)Ä365 
Grotefend.   Das  Frankfurter  Stadtwap- 
pen vor  dem  Richterstuhl  der  Heraldik. 
S.  253—276.  —  \2)  E.  Padjera.    Das  366 
mittelaltrige  Vorwerk  am  Eschenheimer 
Thore.  S.  275—283.  —  13)  J8.  Fr&nina.  367 
Die  Hochstapler  vor  300  Jahren.  S.  283 
—316.  —  14)  P.  Joseph.  Die  Folterung  368 
eines  Müuzverbrechers  in  Frankfurt  a. 
M.  1689.  S.  316-323.  —  15)  ÄGVo- 369 
tefend.  Emteberichte  aus  der  Mitte  des 
14.  Jahi-h.  S.  323.  —  16)  B.  Jung.   Der  370 
erste  Band  der  Quellen  zur  Frankfurter 
Geschichte.    S.  324—332.  —   17)  Ä  371 
Dechent.  Zwei  rheinische  (frankfurter?) 
Pilgerschriften  aus  dem  14.  Jahrh.   S. 
332—335.  —  18)  Neueste  Frankfurter  372 
historische  Litteratur.  S.  335—348.  — 
19)  L.  Quidde.    Über  die  Ermordimg  373 
Herzog  Friedrichs  von  Braunschweig 
auf  der  Heimreise  von  Frankfurt  im 
Jahr  1400,  Referat  eines  Vortrags.  S. 
360—361.  —  20)  H.  Wedewer.    Über  374 
den  Frankfurter  Dominikanerprior  Jo- 
hann Dietenberger.    S.  365—366. 

Annalen  des  Vereint  fflr  Nastauischeai 
Altertumskunde  und  Geschichtsforschung. 
S.  VI,  317  f.  XX,  1.  1887.  Wiesbaden. 
J.  Niedner.    1887:  1)  A.  v.  Cohausen.S15 
Der  cymbelnscblagende  Satyr  (mit  Ab- 
bildung).  S.  1—6.  —  2)  Ders.  Die  Hü-  376 
nerburg  (mit  Abbildung).   S.  6—8.  — 
3)  Ders.    Ausgrabungen  und  Arbeiten  377 
auf  der  Saalburg.   S.  8—9.  —  4)  Ders.  378 
Alte  Wälle  und  Gräben  (mit  Abbild.). 
S.  9—11.  —  6)  Ders.   Die  Burgen  in  379 
Rüdesheim  (mit  Abbildungen).  S  11— 
29.  —  6)  Ders.   Zur  Topographie  des  380 
alten  Wiesbaden.  S.  29—30.  —  7)  Ders.  381 
Die  kleine  Steinkammer  bei  Erdbach. 
S.  31—37.  —  8)  Fr.  Schneider.    Die  382 
Einhomlegeude  in  ihrem  Ursprung  und 
ihrer  Ausgestaltung  (mit  Abbildung). 
S.  31—37.  —  9)  Sauer    Zur  Schonauer  3a3 
Reimsage.  S.  37.  —  10)  /.  Bonn.   Die  384 
Ostgreuze    des    Schlossborner   Pfarr- 
sprengels.    S.   38-45.  —  11)  Sauer.  SSb 
Bemerkungen  zu  dem  Aufsatze:  die  Ost- 
grenze des  Schlossborner  Pfarrspren- 
gels.    S.  45—51.   —  12)  v.  Cohausen.SSß 
Die  Ruderskapelle  im  Cronb erger  Wald. 
S.  51—52.  —  13)  Sauer.  Archivalische  387 
Mitteilungen.  S.  52 — 87 :  Rechnung  des 
Zollschreibers  Paul  von  Geisenheim  zu 
Lahnstein  1344 — 45;  Zinsregister  des 
Klosters  Clusen  1394;   Weistum  der 
Vogtei  Weidenhan  1476;  Seelbuch  des 
Geschlechts  von  Langenau;   Regesten 


W«ttd.  Zeitschr.  f.  Gesch.  a.  Kamt.  VII,    U. 


Digiti 


13 

zedby  Google 


180 


Bibliographie. 


zur  Geschichte  des  Geschlechts  Hilchen  ' 
von  Lorch  vom  J.  1400  ab;  zur  Ge- 
schichte des  Klosters  Bleidenstatt,  ins- 
besondere Zusätze  zu  der  Beschreib- 
ung desselben  bei  Lotz  Baudenkmäler; 
Ordnung  des  Pfalzgrafen  Ruprecht  des 

388  älteren  für  Caub  1394.  —  14)  v.  Co- 
Musen.  Römische  Mainbrücken.   S.  87 

389  —88.  —  15)  Spiess.  Zur  Geschichte 
Johanns  des  älteren  von  Nassau -Dil- 

3901enburg.  S.  88—97.  —  16)  TT.  Kobeit 
Beiträge  zur  Geschichte  des  Kreises 

291  Höchst.  S.  97—107.  —  17)  H,  Forst 
Graf  Walrad  von  Nassau-Usingen  bei 
den  oberrheinischen  Kreistruppen  im 
Türkenkriege   1664.    S.  112-139.  — 

392  18)  V,  Cohausen,  Nekrolog  des  am  16. 
Oktober  1886  verstorbenen  H.  M.  Heck- 

393  mann.  S.  139—140.  —  Vereinsnachr 
ricJiten.  S.  141—150.  —  Bemerkung  zu 

393a  Nr.    12.   —  Römischer  Inschriftstein 
S.  150-151. 

32  Fünfter  Jahresbericht  des  oberhessischen 
Vereins  für  Lolcaigetchlchte.  Vereinsjahr 

394 1886—1887.  S.  VI,  376  f.  1)  Böschen. 
Beiträge  zur  Geschichte  des  sieben- 
jährigen Krieges  in  Oberhessen.    S.  3 

395  —37.  —  2)  jr.  B,  Body.  Geschichte 
der  Klöster  Schiffenberg-Cella.    S.  37 

396  —83.  —  3)  Böschen.  ürsenheim.  8.  83 

397  —96.  —  4)  F.  Kofier,  Der  Kindstein 
zu  Ünter-Widdersheim.  S.  86—90.  — 

398  5)  B  FUyrschütz,  Der  welle  Frä  Ge- 
stäuls  (Stuhl  der  wilden  Frau).  S.  90 

399  —92.  —  6)  F,  Kofler.  Prähistorische 
Wohnstätten  bei  dem  Kolnhäuser  Hofe 
unweit  Eich  in  Oberhessen.  S.  92 — 96. 

400  —  7)  F.  Kofler,    Das  Drachenloch  zu 
40lRainrod.    S.  96—100.  —  8)  Die  Feld- 

402  post  anno  1759.  S.  100.  —  9)  TT.  Koch. 
Giessener  Relegationsurkunae  vom  J. 

403  1775.  S.  101.  —  10)  H.  Haupt  Über 
die  Ilunenburg  bei  Butzbach.    S.  102 

AO-i —108.  —  11)  Vereinschronik.  VoHräge. 
S.  108-114. 

33  Jahrbücher  des  Vereins  von  Altertums" 
freunden  im  Rheinlande.   S.  VI,  435  f. 

405  Heft  82  (1886).  1)  J.  Naue.  Die 
figürlichen  Darstellungen  auf  Gürtel- 
blechen und  Situlen  von  Bronze  aus 

406  der  Hallstatt-Periode.  S.  1—15.  —  2)  S. 
Schwörbd.   Zur  Topographie  von  Köln. 

407  S.  15—30.  —  3)  Isphording.    Caesars 

408  Rheinbrucke.  S.  30—35.  —  4)  v.  Veith. 
Die  Römerstrasse  von  Trier  nach  Köln 

409  und  Bonn.  S.3b—S9.  —  b)H.Beuleaux. 


Weitere  Ausgrabungen  in  Remagen.  S. 
59—75.  —  6)  Voigtd.  Römische  Was-  410 
serleitung  im  Dome  zu  Köln.  S.  75 — 
—82.  —  7)  P.  Goerres.   Römische  Nie-  411 
derlassungen  an  der  Ahr.    S.  82—94. 

—  8)  G.  M.  Wolf.  Wie  gross  war  ein  412 
römisches  Winterlager  fiir  2  Legionen? 

S.  94—107.  —  9)  G.  Humann.    Die  413 
ältesten  Bauteile  der  Münsterkirche  zn 
Essen.   S.  107—122.    Über  die  Über- 
reste eines  Basilikenbaues  des  9.  Jhs. 
innerhalb   der  Münsterkirche.  —   10)414 
J.  B.  Nordhoff.  Studien  zur  altwestfal 
Malerei.    S.   122—136.     Über  neuer- 
dings  bekannt   gewordene   Malereien 
Gert's  van  Lon.  —  11)  J.  B.  Nordhoff.  415 
Meister  Eisenhuth  IV.  S.  136—143.  — 
Nachlese  zu  früheren  Artikeln.  —  12)  416 
W.  Tönnissen.   Alte  Wandmalereien  in 
der  Münsterkirche  zu  Essen.   S.  143 — 
151.   Über  Malereien  im  Westchor,  an- 
geblich aus  dem  11.,  wenn  nicht  10.  Jh. 

—  IS)  Litteratur.  S.  151—161.  —  14)417 
Berichte.  S.  170—173.  —  15)  MisceUen.  41S 
S.  184—215,  danmter  über  röm.  Gräber 

in  Bonn  und  Coblenz,  röm.  Hafeisen, 
röm.  Rheinstrasse  durch  Bonn,  röm. 
Gräber  in  Biwer,  röm.  Villa  bei  Brohl, 
das  alte  Campodunum,  Inschrift  aus 
Cannstadt,  Eifelkanal,  Funde  bei  Hamm 
(Westfalen),  röm.  Brücke  bei  Hanau, 
röm.  Befestigung  bei  Jünkerath,  eiserne 
Amorstatuette  in  Karlsruhe,  Mainalter- 
tümer, Inschrift  aus  Mainz,  Funde  bei 
Plittersdorf,  röm.  Inschriften  aus  Stock- 
stadt, Römerquelle  bei  Wiesbaden,  Iris- 
tempel in  der  Schweiz,  Mosaikperlen 
fränkischer  Gräber.  —  16)  BerichU.  S.419 
217—233.  —  17)  Mitgliederverseichm8.^^20 
S.  233  f. 

H  ef  t  83  (1887).  1)  M.  Ihm.  Der  Mut-  421 
ter-  oder  Matronenkultus  u.  seine  Denk- 
mäler. S.  1—201.  —  2)  Schnütgen  Eine  422 
neuentdeckte  eucharistische  Taube.  S. 
211—215.   In  Münstermaifeld,  Anfang 
13.  Jhs.,  Limousiner  Arbeit;  zugleich 
über  die  übrigen   bekannten   euchar. 
Tauben  (12—14.  Jh.)—  3)  itttcratiir.  423 
S.  215-224.  —  4)  Misceilen.  S.  224—424 
251.  Gräberfunde  in  Köln,  röm.  Funde 
in  Godesberg,  Müddesheim,  Castel  bei 
Mainz,  röm.  Kastell  in  Deutz,  Mainzer 
Trevererinschrift,  Vetera  Castra,  Klo- 
ster Lobenfeld  bei  Heidelberg. 

Heft  84  (1887).  1)  i7.  Veith.   Römi-42ö 
scher  Grenzwall  an  aer  Lippe.   S.  1 — 
28.  —  2)  H.  Schaaffhausen.  Hatten  die  426 
Römer  Hufeisen  für  ihre  Pferde   und 


Digiti 


zedby  Google 


Bibliographie. 


181 


427  Maulthiere?  S.  28—55.  —  3)  J.  Klein. 
Kleinere  Mitteilungen  aus  dem  Pro- 
vinzial-Museum  zu  Bonn    S.  55 — 88. 

428  —  4)  M.  Ihm.  Cursos  honorum  eines 
Legaten   der  22.  Legion  unter  Gor- 

429  dini  IM  S.  88-103.  —  5)  C,  MMis, 
Die  neuen  Ausgrabungen  bei  Obrig- 
heim in  der  Pfalz.    S.  103—108.  — 

430  6)  J.  Klein,  Verzierte  Thongeftsse  aus 

431  dem  Rheinland.  S.  108—120.  —  7)  F. 
van  Vleuten.  Ein  kleiner  Munzfund  aus 
Pesch.  S.  120—127.  Posch  bei  Mün- 
stermaifeld,  Fund  2  H.  15.  Jhs.,  54Sil- 
bermunzen  von  Jülich-Berg,  £B.  Köln, 
St  Köln,  St  Aachen,  EB.  Mainz,  Kf. 

432  Pfalz,  den  Niederlanden.  —  8)  Schnüt- 
gen.  Ein  silbernes  Messpult  des  13. 
Jbs.  S.  127—148.  Französisch,  13.  Jh. 
Mitte,  in  Köln,  Sammlung  des  Frhrn. 

433  Albert  t.  Oppenheim.  —  9)  Schwörbd. 
Das  Heribertsmünster  zu  Deutz.  S. 
148—169.  Baugeschichte  der  alten  und 

434  neuen  (17.  Jh.)  Kirche.  —  10)  J.  B. 
Nordhoff.  Meister  Eisenhuth  V  (vgl. 
oben  Nr.  11)  betr.  den  Artikel  im 
Kunstgewerbeblatt  III  Nr.  7  über  Ei- 

435  senhuth.  —  11)  LiUeratur.    S.  176— 

436  191.  —  12)  BeruMe.   S.  196-233.  — 

437  13)  MiscdUn.  S.  234-266;  u.  a.  Er- 
werbungen des  Bonner  Provinzialmu- 
senms  1886—87,  röm.  Inschriften  a.  d. 
Gegend  von  Köln,  Gondorf,  Monterberg 
bei  Calcar,  Mithrasinschriften,  Skulp- 
turen von  Neumageo,  Graburnen  von 
Troisdorf,  Römergräber  zu  Fischein, 
Gondorf,  Relief  aus  Rüdenau  im  Oden- 
wald, neues  Mithraeum  von  Heddern- 
heim,  Yicus,  castellum  und  civitas  von 
Novaesium,  fränkische  Gräber  zu  Gon- 

438  dorf.  —  14)  Bericht.   S.  266—277.  — 

439  15)  Mitgliederverzeichnis.    S.  277  f. 
34     Hiiteilttngen  aus  dem  Stadtarchiv  von 

Kdln.    S.  VI,  454  f. 

440  Heft  10.  1)  Ulridi.  Zur  älteren  Ge- 
schichte des  Kölner  Stadtarchivs.   Re- 

441  gistratur  der  Reichsstädte.  —  2)  Keua- 
sen.  Die  stadtkölnischen  Kopienbücher, 

442  Regesten  V.  1418—24.  —  '6)Hodübaum. 
Unkosten  einer  Kölner  Hansefahrt  von 
1399.  Zur  Geschichte  der  Werte  und 

44H  Preise.  —  4)  Nachrichten.  —  ö)  Korth. 

444  Das  Schreinsarchiv  der  Pfarrei  St.  Co- 

445  lumba  in  Köln.  —  6)  HoMhaum.  Die 

446  Hanse  zu  St  Goar.  —  7)  Ein  Kölner 
Bericht  über  den  Orient  (abgedruckt 
Zeitschr.  f.  deutsche  Philologie  Bd.  19). 

447  —  8)  Zur  Geschichte  der  Handelsge- 

448  Seilschaften  u.  Monopole.  —  9)  Keuseen. 


Verzeichnis  d.  Orts-  u.  Personennamen. 

Heft  11.  \)  (K.  Hoehlbaum.)  K5kier449 
Briefe  über  den  bairisch- pfälzischen 
Krieg  im  J.  1504.  S.  1—41.    11  Briefe 
des  Ratssekretairs  Slebusch  vom  Hofe 
König  Maxens.  --  2)  T.  Geenng.  Kölns  450 
Colonialwaarenhandei  vor  400  Jahren. 
S.  41—66.  —  3)  Nachrichten.  S.  66—  451 
72,  u.  a  :  Kölns  Stellung  zum  Schisma 
unter  K.  Wenzel.   Gesellschaft  von  der 
Windeck  in  Köln.  —  4)  Verz.  der  Orte- 452 
u.  Per8onennamen.    S.  79  f. 

Heft  12.    1)  H.  Keussen.    Das  Ur-453 
kundenarchiv  der  Stadt  Köln  seit  dem 
J.  1397  I  (1397—1400).  S.  1—38.  Nr. 
6926— 6669b.  —  2)  Nachträge  zu  den  454 
bisherigen  Urkk.-Inventarien,S.  38—40, 
scumeist  aus  einer  Überweisung  des  GR. 
G.  von  Mevissen.  —  3)  L.  Korth.  Ein  455 
Kopiar  des  Erzb.  Siegfried  von  Köln; 
mit  einem  Anhang  über  die  Güterer- 
werbungen des  Erzb.  Philipp  v.  Heins- 
berg S.  41—67.  Regesten  des  Kopiars 
Erzstift  A  des  Kölner    Stadtarchivs, 
enth.  108  Urkk.  von  1167—1295,  am 
Schlüsse  Parallelabdruck  des  in  die- 
sem Kopiar  enthaltenen  Verzeichnisses 
der  Gütererwerbungen  Erzb.  Philipps 
•neben  dem  bisher  bekannten  Münster- 
sehen  Text  —  4)  H.  Keussen.    Zwei  456 
Kölner  Gesandtschaften  nach  Rom  im 
14.  Jh.    S.  67—89.     Sie  ergingen  in 
den  JJ.  1393  u.  1394;  Publikation  der 
überbliebenen  Akten,  darunter  S.  72  f. 
Reiserechnungen.    —    5)  Nachrichten,  ^ol 
S.  89—101.    ü.  a.:  Nachtrag  zu  den 
Urkk.-Regesten  bis  z.  J>  1397;  über 
kölnische  Kolonisationen  in  Polen  (Aus- 
züge aus  dem  Totenbuch  des  Kl.  Lond). 
—  6)  Verzeichnis  der  Orts-  u.  Personen-  458 
nanien.   S.  101  f. 

Heft  13.  \)L.  Korth.  Die  ältesten  459 
Gutachten  über  die  Brüderschaft  des 
gemeinsamen  Lebens.  S.  1 — 29.  Publi- 
ziert das  empfehlende  Gutachten  des 
Abtes  Arnold  von  Dickeninghe  ,  v.  J. 
1397,  ferner  die  niederländische  Über- 
setzung 15.  Jhs.  eines  Bruchstückes 
einer  Denkschrift  dieses  Abtes  'contra 
spoliantes  monachos  iure  suo  heredi- 
tario',  endlich  2  Kölner  den  Konvent 
Weidenbach  betr.  Urkk.  von  1417  und 
1422  nebst  eingehender  Einleitung.  — 
2)  H.  Keussen.  Der  Dominikaner  Mat-  460 
thaeus  Grabow  und  die  Brüder  vom 
gemeinsamen  Leben.  S.  29—48.  Ab- 
druck des  Urteils  (vom  26.  Mai  1419) 
gegen  den  hitzigen  Dominikaner-Lector 


13* 


Digiti 


zedby  Google 


182 


Bibliographie. 


von  Groningen,  dessen  Thesen,  auf 
Grund  völliger  Gleichstellung  des  Chri- 
stentums und  des  Mönchtums,  die  Brü- 

461  der  bekämpften.  —  3)  X  Ulrich  und 
L.  Korth,  Regesten  der  stadtkölnischeu 
Kopieenbücher,  14->7— 1430.    S.  48— 

462  74.  —  4)  K.  Haehibaum,  Der  Fiirsten- 
u.  Städtetag  zu  Frankfurt  a.  M.  1397. 
S.  74—82.    Abdruck  der  Präsenzliste 

463  nebst  Einleitung.  —  5)  P.  Hasse,  Über 

464  Wipos  Kap.  I.  S.  83-87  —  6)  L. Koiih. 
Die  älteste  deutsche  Übersetzung  der 

465  Imitatio  Christi.  S.  88—92.  —  7)  Über 
das  Iter  Coloniense  des  Arnold  BucheU, 
eines  Niederländers,  der  seine  Reise 
von  Holland  nach  Köln  und  zurück 
(3.  Aug.  1599-29.  Mz.  1600)  beschrie- 
ben hat. 

35  Zeitschrift  des  Aachener  Geschichte- 
Vereins.    S.  VI,  462  f. 

466  H.  Keiissen.  Register  zu  Band  1—7, 
Aachen,  1887,  VI  u.  201  SS.  Ein  treff- 
liches Register,  das  u.  a.  auch  die  Re- 
gesten der  bisher  in  der  Zs.  veröffent- 
lichten Urkk.  enthält. 

36  Hitteilungen  des  Vereins  für  Kunde  der 
Aachener  Vorzeit,  hrsgg.  von  R.  Pick. 
Jahrg.  I,  Heft  I  mit  2  Tfln.  Aachen, 
Cremersche  Buchhandlung.  1887.    Vgl. 

467  Wd.  Zs.  Band  6,  S.  275.  1)  Pick.  Die 
kirchlichen  Zustände  Aachens  in  vor- 

468  karolingischer  Zeit.  —  2)  Fauls,  Für- 
stensagen in  Aachen  und  seiner  Um- 

469  gebung.  —  3)  WieOi,    Aachens  Wurf- 

470  geschosse  (mit  einer  Tafel).  —  4)  Drese- 
mann.   Die  Krönung  König  Wenzels  zu 

471  Aachen.  —  5)  Pauls.  Eine  verschollene 
Schrift  über  Aachen  aus  dem  J.  1701. 

472  —  6)  Macco.  Die  Mitglieder  der  St. 
Sebastianus-  Bogenschützen  -  Gesellsch. 

473  in  Burtscheid  (mit  1  Tafel).  —  7)  Mis- 
edlen  von  R.  Pick.  Eine  alte  Aachener 
Wachtordnung.  Zur  Gesch.  der  Aache- 
ner Stadtsoldaten.  4  Briefe  Friedrichs 
des  Grossen  an  die  Stadt  Aachen.  Der 
Eid  des  Aachener  Scharfrichters  im 

474  17.  Jh.  —  8)  Fragen. 

37  Annaien  des  historischen  Vereins  fUr 
den  Niederrhein.    S.  VI,  478  f. 

474a  Heft  40  Tbl.  1  u.  2,  1886  u.  1887; 
enthält  das  Register  zu  Heft  1—39, 
von  li.  Bone  bearbeitet,  bislang  A — 
Krickenbeck,  400  SS. 

475  Heft  46.  1)  Häffer.  Zum  Gedächt- 
nis an  Dr.  H.  J.  Mooren   und  Dr.  A. 

476  V.  Keumont.  S.  V— VI.  —  2)  W.  Har- 
less.  Zur  Geschichte  des  Siebengebir- 
ges und  der  Burgsitze  desselben.   S.  1 


—21.  Über  den  Drachenfels,  die  Wöl- 
kenburg,  die  Rosenau,  die  Löwenburg. 

3)  J.  J.  Jüerlo,  Nikolaus  Galich,477 
das  Haupt  der  Kölner  Revolution  von 
1680—1685.  S.  21—47.  Beiträge  zur 
Geschichte  G.s  namentlich  aus  älteren 
Drucken  und  den  Schreinsbüchem.  — 
4)  L.  Korth.  Der  heilige  Rock  zu  Köln.  478 
S.  48 — 71.  Abdruck  des  seltenen  Ren- 
chenschen  Druckes:  Historia  Transla- 
tionis  tunice  Jesu  Cristi  de  Hungaria 
ad  inclitam  civitatem  Coloniensem  etc., 
sowie  anderer  bezüglicher  Stücke  mit 
eingehender  Untersuchung  über  die  Le- 
gende. —  5)  R.  Hoeniger.  Urkunden  u.  479 
Akten  aus  dem  Amtleute  -  Archiv  des 
Kolumba-Kirchspiels  zu  Köln.  S.  72 — 
122.  Abdruck  sehr  wichtiger  Schreius- 
akten  von  c.  1170  bis  Ende  14.  Jhs.: 
Gebührentaxen  u.  Statuten  von  c.  1200, 
c.  1250—1286,  eine  Ratsverordnung  von 
1391,  einzelne  Rechtstitel  1274— 13lf, 
Städtebriefe  c.  1230—1304.  Ferner  Ak- 
ten zur  städtischen  Finanzpolitik  und 
Steuergeschichte,  darunter  eine  Grund- 
nutzungssteuer von  ca.  1270.  —  6)  H.  48() 
Hüffer,  Der  Denkstein  der  Burg  auf 
dem  Godesberg  und  das  Schisma  der 
kölnischen  Kirche  von  1205—1216.  S. 
123 —159.  Vergleichung  der  Denksteine 
der  Godesburg  vom  15.  Okt.  1210  und 
der  Quirinuskirche  in  Neuss  vom  9.  Okt. 
1209,  vornehmlich  in  ihrem  Zusammen- 
hange mit  dem  gleichzeitigen  kölnischen 
Schisma.  —  7)  E.  von  Oidtman.  Haus  481 
Kiffelberg  bei  Linnich.  S.  160—166.— 
8)  J.  J.  Merlo.  Ein  seltener  Holzschnitt-  481a 
Prospekt  der  Stadt  Köln  nebst  Lob- 
gedicht aus  der  2.  H.  d.  16.  Jhs.  S. 
167—174.  Aus  den  JJ.  c.  1555—1577. 

—  9)  LUteratur.    S.  175.  —  10)  Mis-ASi 
edlen,    S.  176—184:   Eine  Nachricht  483 
über  Jan  van  Werths  Gemahlin;  Zur 
Geschichte  der  Stadt  Andernach  (betr. 
Bittschreiben  der  Stadt  um  Aufnahme 

in  den  Laudfriedensbund  zw.  Maas  u. 
Rhein  v.  J.  1360) ;  Der  St.  Margareten- 
Konvent  im  Beguinenwinkel  zu  Aachen; 
Zu  dem  Raubzug  des  Grafen  Engelbert 
von  der  Mark  ins  Kölner  Erzstift  1396. 

—  11)  Berichte  und  Rechnungslage.  S.  484 
184—200.  —  12)  Nachtrag  zum  Mit- 485 
glieder- Verzeichnis.   S.  2^>2  f. 

Zeitschrift  des  bergitchen  Geschichte*  38 
Vereins.    S.  IH,  348  f. 

Band  18.     1)  M.  Lossen,   Zur  Ge-486 
schichte  des  Laienkelchs  am  Hofe  des 
Herzogs  Wilhelm  von  Julich-Cleve-ßerg 


Digiti 


zedby  Google 


Bibliographie. 


183 


487  1570—1679.  S.  1—30.  —  2)  F.  Zur- 
bansen.  Ein  Klosterbericht  aus  der  Re- 
fonnationszeit  S.31 — 44.  Betr.Hertze- 

488  brock.  --  3)  E,  Goecke.  He^utativ  für 
die  Yerwaltaag  der  SStadt  Düsseldorf 

489  V.  J.  1557.  S.  45—51.  —  4)  Urk.  betr. 
Land-  und  Fischereigerechtsame  in  und 
bei  Stammheim  und  Flittard,  1288.    S. 

489a  52.  —  5)  G.  Winter,    Zur  Geschichte 
des  General-GouTernements  Berg.    S. 

490  53-80.  —  6)  W.  Hariess  und  TT.  Cre- 
cdius.  Zwei  geographische  Beschrei- 
bungen des  Herzogtums  Berg  aus  dem 
1.  Drittel  des  18.  Jhs.  S.  81—170.  a) 
Topographia  ducatus  Montani  von  £. 
Ph.  Ploennies,  1715;  b)  Beschreibung 
der  vornehmen  Handelsstädte  u.  Flecken 
des  Bergischen  Landes,  vom  Hofkam- 

491  merrate  Joh.  Wülffing,  1729.  —  7)  H. 
V,  Eidcen.    Das  Rittergut  Tervoort  bei 

492  Mors.  S.  171—174.  —  8)  W.  HaHeas 
und  W,  Crecdhis  ürkk.  des  Klosters 
Dünwald,  1264-1360.   S.  175—186.  — 

4939)  K.  GUlert,  Lutherana.  S.  187—206. 

494  —  10)  Nekrolog  von  A.  Fahne.   S.  207 

495  —211.  —  11)  Bücher- Anzeigen.  S.  212 
-216. 

Supplement-Heft  zum  19.Band, 
enthält  14  Abbildungen  aus  der  Topo- 
graphie von  Ploennies,  s.  oben  Nr.  6. 

496  Band  20.  1)  M.  Bäter.  Zur  Ge- 
schichte deutscher  Finanzverwaltung  im 
16.  Jh.    S.  1—31.    Betrifft  Jülich.  — 

497  2)  Hiezu  S.  32  Nachtrag  von  G.  v.  Be- 
498 /OM».  —  3)Ä  Goedce.   Drei  Wiedertäu- 
ferurkunden. S.  33—40.   Von  1535.  — 

4994)  M.  Lassen.  Drei  Briefe  an  die  Ge- 
inahlin  des  Herzogs  Wilhelm  von  Jü- 
lich-Cleve- Berg,  Herzogin  Maria,  Toch- 
ter des  rum.  Königs  Ferdinand,   1557 

500  u.  1560.  S.  41—49.  —  5)  Urk,  des 
Grafen  Heinrich  von  Sayn,  betr.  (Über- 
tragung von  Waldland  zu  Witterschlick 
an  die  Abtei  Heisterbach,  1216.   S.  50. 

501—  6)  L.  Korth.  Zur  Geschichte  des 
Klosters  Dünwald  im  12.  n.  13.  Jh. 
S.  57 -aS.    Regesten   von  100  Urkk. 

502  d.  JJ.  1 118— 1300.  —  7)  Urk.  des  Gon- 
vent  Dunwald  betr.  Aufnahme  des  Adolf 
von  Bongart  in  dessen  Fraternität,  1816. 

503  S.  84.  —  8)  K  Aander  Heydefi.  Acta 
in  Sachen  Hardenbergs  Stael  von  Hol- 
stein wegen  dessen  Duells  mit  dem 

rj04von  Brempt,  1586.  S.  8)— 99.  —  9) 
Gräfin  Margaretha  von  Berg  und  deren 
Sohn  Adolf  entlassen  eine  Ministerialin, 

r>05  1263.  S.  100.  —  10)  B.  Endrulat.  Die 
Bheinischen   und  Westfälischen  Prak- 


tikanten des  Reichskammergerichts  zu 
Wetzlar.   S.  101—116.  —  11)  W.Har-bOG 
less    Die  Erkundigung  über  die  Ge- 
richtsverfassung im  Herzogtum   Berg 
V.   J.   1555.    S.   U7— 202.  —  12)  E.  507 
Goecke.    Gedruckte  Rheinische  Chro- 
niken.  S.  203—213.  —  13)  Urk.  betr.  508 
den  Anteil  des  Kölner  Domfabrikmei- 
sters Johann  an  einem  Hause  in  der 
Römergasse  zu  Köln.    1310.  S  214  — 
14)  Vereinsnachrichten  und  Nekrologe.  509 
S.  215—248. 

Band  21.  l)E.Bim.  Doctor  Johann  510 
Weyer,  ein  rheinischer  Arzt,  der  erste 
Bekämpfer  des  Hexenwahns.  S.  1 — 171. 

—  2)  Bronsten  von  Westrem,  erzb.  köl-  511 
nischer  Ministerialenrichter  zu  Reck- 
linghausen, vollzieht  einen  Ministeria- 
lentausch mit  dem  Grafen  Dietrich  von 
Cleve,  1282.  S.  172.  —  3)  G.  vonBdow.  512 
Die  landständische  Verfassung  in  Jülich 
und  Berg  bis  z.  J.  1511,  Kap.  1  u.  2. 

S    173—246. 

Band22.  V)G.v.Bdow.  DieIandstän-513 
dische  Verfassung  u.  s.  w.  Kap.  III.  S. 
1—79,.  vgl.  Band  21  Nr.  3.  —  2)  PlOn-  514 
derung  des  Klosters  Reichenstein  bei 
Montjoie   durch   kaiserliche   Truppen 
im  ireldrischen  Kriege,  1543.  S.  80.  — 
'S)  Weher.   Die  Quellen  North ofs.    S.  81  515 
—106.  —  4)  L.  Korih.  Zur  Geschichte  516 
des  Klosters  Dänwald.    Regesten  von 
1383-1515.    S.  107—147.    Vgl.  oben 
Bd.  20  Nr.  6.  —  5)  H.  Keussen.  Bei-  517 
trag   zur  Baugeschichte   des    Düssel- 
dorfer Schlosses.  S.  148.  —  b)  Ä'.  Bade-  518 
macher.    Alte   Sitten   und    Gebräuche 
(Maisitten)  am  Rhein.  S.  149—168.—      . 
7»  II.  Hecuer.  Regesten  des  Krzhischofs  519 
Philipp  I  von  Köln   und  un gedruckte 
Urkk.  desselben.  S.  169—256.  17  neue 
Urkk.  —   8)  Zur  Hälen.    Urkk.  betr.  520 
Güter  des  Cisterzienserklosters Hereben 
in   der  Pfarre  Ilonrath,   1330—1347. 
S.  257—258.  —  9)  Vereinsnachrichten.  521 
S.  259—283. 

Band  23.  1)  W.  Crecdim.  Urkund- 522 
liehe  Beiträge  zur  Krankheitsgeschichte 
der  Herzöge  Wilhelm  und  Johann  Wil- 
helm von  Jülich,  Cleve  u.  Berg.    S.  1 
—29.— 2)  TT.  Crecdius.  Zur  Geschichte  523 
des  Herzogs  Karl  von  Geldern.  S.  30 
—49.  —  3)  W.  Crecdius.  Der  geldrische  524 
Erbfolgestreit  zwischen  Kaiser  Karl  V 
und  Herzog  Wilhelm  von  Jülich-Berg 
und  Cleve   (1538—1543).    S.  50—155. 

—  4)  W.  Crecdius.  Hilmar  von  Münch-  525 
hausen  überfällt  zwei  Diener  des  Her- 


Digiti 


zedby  Google 


184 


Bibliographie. 


zogs  von  Cleve  und  führt  sie  gefangen 

526  weg,  1644.  S.  156—158.  —  5)  TT.  Cre^ 
cdius.  Aus  der  Korrespondenz  zwischen 
Herzog  Wilhelm  und  Landgraf  Philipp 
über  den  französischen  Krieg,  1557  i 

527  S.  159—165.  —  6)  TT.  Crecdim.  Letzte 
Tage  und  Begräbnis  des  Erbherzogs 
Karl  Friedrich  von  Jülich,  Berg  und 

528  Cleve  in  Rom.  S.  166—177.  —  7)  W, 
Crecdius.  Nachrichten  über  den  Einfall 
der  Spanier  in  den  niederrheinisch- 
westfälischen  Kreis,  1598, 1599.   S.  178 

529  —185.  —  8)  TT.  Crecdim,  Die  Kinder 
des  Herzogs  Wilhelm  (vgl.  oben  Nr.  1). 

530  S.  186—194.  —  9)  G.  v.  Bdoiv.  Zur 
Geschichte  der  Städte  in  Jülich  und 

531  Berg.  S.  192—202.  —  10)  J.  HöUmanna 
und  W,  Crecdius.  Grabschriften  und 
Wappen  der  infulierten  Äbte  von  AI- 

532tenberg.  S.  203—207.  —  11)  Vinzenz 
Graf  von  Mors   an  den  Herzog  von 

533  Cleve,  1467  19.  Juni.  S.  208.  —  12) 
E.  W.  Moes.  Beschreibung  der  seit  dem 
15.  Sept.  1795  erlebten  Kriegsfatali- 
täten, von  J.  F.  Moes.    S.  209—221. 

534  —  13)  H.  Forst.  Ein  Lied  auf  den  Tod 
des  Grafen  W^ilhelm  von  Blankenheim 

535  bei  Wichterich.  S.  222.  —  14)  W.  Har- 
les8.  Chronistisches  aus  Cle vischen  Hss. 

536  S.  223—236.  —  15)  Wächter.  Korre- 
spondenz des  Provinzialrats  Theremin 
über  die  Verwaltung  der  Stadt  Elber- 
feld,   1806  u.   1807.   S.  237—244.  — 

537  16)  Wächter.  Bericht  über  die  Geburts- 
und Namenstagsfeier  des  Grossherzogs 
Joachim  von  Berg  in  der  Stadt  Rons- 

538  dorf,  1807.  S.  245—247.  —  17)  Weis- 
tum  über  die  Dienste  der  freien  Höfe 
in  der  Bürgerschaft  Düsseldorf,  1494. 

539  S.  248.  —  18)  W.  Harless.  Zur  Ge- 
schichte des   Schlosses  Burg  an  der 

540  Wupper.  S.  249—259.  —  19)  Aus  dem 
Trauuugsritual  der  Herzöge  von  Jülich- 

541  Berg,  Ende   15.  Jhs.    S.  260.  —  20) 
b42  Bücheranzeigen.    S.  261—265.  —  21) 

Vereinsnachrichten.  S.  266—271. 
39     Beitrage  zur  Geschichte  von  Stadt  und 

Stift  Essen.   S.  VI,  504. 
543     Heft  10.  1)  J.  Karsch.    Geschichte 

der  evangelischen  Gemeinde  Relling- 
644  hausen.  S.  1—109.  —  2)  0.  Seemann. 

Über   einige  Hexenprozesse   im  Stift 

Essen  (1580  u.  1581).  S.  110—131. 

545  Heft  11.  1)  W.  Grewd,  Der  Reichs- 
tag zu  Steele  unter  Kaiser  Otto  d.  Gr., 

546  938.  S.  1—50.  —  2)  W.  Grewd.  Die 
Anfönge  der  Stadt  Steele.   S.  51—84. 

547  —  3)  W.  Baumann.   Der  Schtitzenzug 


nach  Welheim.  S.  85—116.  —  4)  JaÄ-  548 
resbericht.  S.  117—123. 

Jahresbericht  über  Stand  und  Wirksam-  40 
iceit  des  chrisiichen  Kunstvereins  der  Erz- 
diözese K5in  für  das  Jahr  1886.  S.  IV, 
282.  Enthält  ausser  Mitgliederverzeich- 
nis: (Schniitgen).  Über  die  euchari8-549 
tische  Taube  aus  MiinstermaifeM,  s. 
oben  Nr.  422. 

Beitrage  zur  Geschichte  des  Nlederrheins.  41 
Jahrbuch  des  OOsseldorfer  Geschichtsver- 
eins.   Vgl.  VI,  505  f.  Band  2. 

l)  Tönnies.    Die  alliirten  Truppen  550 
vor  und  in  Düsseldorf.  S.  1 — 40.   Be- 
handelt die  Kriegsereignisse  vom  SO. 
Mai  bis  10.  Aug.  1758.  Beigegeben  eine 
Ansicht  u.  ein  Plan  des  Bombardements 
auf  Düsseldorf.   —  2)  L.  Meeriänder.  551 
Düsseldorfs  älteste  Zeitung.  S.  41—47: 
Stadt  Düsseldorfer  Post-Zeitung,  1745 
ff.  —  3)  C.  Binz.   Wier  oder  Weyer?  5ö2 
Nachträgliches   über   den   ersten   Be- 
kämpfer  des  Hexenwahns  in  Deutsch- 
land \z\\  den  Forschungen  von  Binz 
über  Weyer  in  Berg.  Zs.  21,  vgl.  oben 
Nr.  510].  S.  48—58.  Betr.  den  Namen 
(Weyer  das  Richtige)  und  die  Stellung 
W.'s  zur  Reformation.  —  4)  H.  Fm-st.  553 
Das  Kloster  Reichenstein  [Kreis  Mont- 
joie]  von  seiner  Gründung  bis  zu  sei- 
nem Untergänge.   S,  59—67.  —  5)  H.  554 
Eschbach.   Die  St.  Sebastianas-Bnider- 
schaft  in  Ratingen.    S.  68—99     Vom 
zweiten  Viertel   15.  Jhs.  an.    Einge- 
reiht u.   a.   2  Rechnungen   1587—88, 
1591— 92.  — 6)HFer&er.  Urkundliche  555 
Beiträge  zur  Geschichte  des  Kranken - 
Wesens  in  der  Stadt  Düsseldorf.    S.  100 
— 103.    Sehr  interessante  Urkk.   von 
1492,  Stücke  von  1669.  —  7)  Mieck.  556 
Über  scherzhafte  liOkal-  u.  Familien- 
namen in  Düsseldorf  und  Umgegend. 
S.  104—110.  —  8)  Ä.  Weddl.  Erneuerte  557 
Geleits-Konzession  für  die  Jülich-  und 
bergische  Judenschaft  auf  fernere,  ul- 
timo Juli  1795  endigende   16  Jahre. 
S.  111—118.  —  9)  Miszellen.   S.  119—558 
132.    U.   A.   a)   Kirchenorgel   in  der 
St.  Lambertuskirche.    b)  Bienenzucht, 
Hopfenbau  und  Mineralwasser.  —  10)  558a 
Miede.   Zur  Düsseldoifer  Mundart.  S. 
133—139. 

Köiner  Bau-  u.  Kunstgewerhe-Zeitung.  42 
Redact.  A.  Reith,  Architekt,  Köln  a.  Rh., 
Salierring  71.  Verlag  M.  Niethe,  Berlin. 
Jahrg.  I.  (Wir  teilen  aus  der  Zeitschrift 
nur  die  dem  Charakter  unserer  Biblio- 
graphie entsprechenden  Artikel  mit). 


Digiti 


zedby  Google 


Bibliographie. 


185 


559  Heft  L  C,  M.  Köln  im  Laufe  der 
Zeiten.  Lichtdrucktafeln:  Haus  Sand- 
bahn 8  in  Köln,  erbaut  1696.  Das 
Treppenhaus  im  Schlosse  zu  BrühL 
Porzellan -Ofen  im  Schlosse  zu  Brühl. 

560  Heft  IL  Prof.  Mohr,  Die  Kirchen 
zu  Köln,  ihre  Geschichte  u.  ihre  Kunst« 
denkmäler.  L  St.  Jacob  u.  St.  Georg. 
St,  Johann  Baptist.  Mit  Abbildungen 
der  Kirchen.  Lichtdrucktafeln :  Portal 
des  Zeughauses  zu  Köln  1595— 160  L 
Humpenschrank  1560 — 70  ca.  Aufsatz- 
schrank 1620  ca.  Erdgeschoss  des  Trep- 
penhauses im  Schlosse  zu  Brühl  Trag- 
fignren  im  Erdgeschosse  des  Brühler 
Schlosses.  Die  Decke  des  Speise-  und 
Concertsaales  im  Schlosse  zu  Brühl 
(2  Tafeln). 

561  Heft  in.  Die  Kirchen  von  Köln  etc. 
IL  Abtei  St.  Pantaleon  mit  Abbildung. 
Lichtdrucktafeln  :  Der  Dachreiter  der 
Minoriteukirche  zu  Köln  1300  ca.  Der 
Dachreiter  der  Rathauskapelle  zu  Köln 
1300  ca.  Der  Dachreiter  der  Rathaus- 
kapelle zu  Köln  1425.  Die  Thüren 
des  Refectoriums  der  Abtei  Steinfeld. 
Uhren  im  Schlosse  zu  Brühl.  Trag- 
figuren im  Erdgeschosse  des  Treppen- 
hauses im  Schloss  Brühl. 

562  Heft  IV.  Die  Kirchen  von  Köln  etc. 
HI;  St.  Severin,  mit  Abbildung.  M(ohr). 
Das  Rathaus  zu  Köln.  Lichtdruck- 
tafelu :  Doxal  aus  St.  Pantaleon  in  Köln. 
Handtuchhalter  16.  Jhs.  Ital.  Hänge- 
lenchter  Cinquecento.  Deckendccora- 
tion  im  Treppenhause  des  Brühl  er 
Schlosses.  Holzschnitzwerk  aus  der 
Mitte  des  18.  Jhs. 

56.3  Heft  V.  Die  Kirchen  von  Köln  etc. 
IV.  St.  Aposteln  und  St.  Columba;  mit 
Abbildungen.  Lichtdruckabbildungen : 
Östliche  Ansicht  des  Rathauses  zu  Köln. 
Metall  -  Schmuckkästchen  um  1 600. 
Holz-Reliefbildchen  Himmelfahrt  Maria 
18.  Jahrh.  Architektur  -  Konsolen  im 
Schlosse  zu  Brühl  (2  Tafeln). 

W^esttalen. 

43  Z«itMhrift  ffOr  vaterländische  Geschichte 
und  Altertumskunde.  S.  VI,  510  f. 
Band  45.  A.  Münster'sche  Ab- 
564 1 e  i  1  u  n  g.  1)  F,  Beigent.  Der  Bocholt- 
Werther  Parochialstreit  u.  der  „schmale 
Zoll"  in  Bocholt  nebst  einigen  Vorbe- 
merkungen über  die  Herrschaft  Werth. 
S.  3—  59.  Der  Streit  spielte  von  1425 
— 1447  und  wurde  vom  Münsterschen 
Bischof  Heinrich  von  Mürs  endlich  ge- 


schlichtet durch  die  Bestimmung,  dass 
die  von  Werth  den  Pastor  zu  Bocholt 
als  ihren  rechten  Pfarrer  anerkennen 
müssten,  der  Pastor  zu  Bocholt  aber 
die  Kapelle  zu  Werth  mit  einem  für 
ihn  fungierenden  Kaplan  besetzen  solle. 
Die  Darstellung  beruht  auf  Stadtrech- 
nungen und  Urkunden  aus  dem  Bochol- 
ter Stadtarchiv,  6  Urkunden  sind  als 
Beilagen  abgedruckt.  —  2)  B.  Hölscher.  565 
Der  goldene  Rosenkranz,  deutsch  und 
lateinisch,  nach  alten  Manuskripten 
mitgeteilt.  S.  60—72.  Der  deutsche 
Text  ist  nach  einem  geschriebenen  Ge- 
betbuche des  15.  Jahrh.  auf  der  kaiserl. 
Bibliothek  in  Wien  gegeben,  der  la- 
teinische nach  einem  Manuskript  des 
15.  Jahrh.  im  Besitze  des  Herausgebers. 
—  3)  G.  TumbüH.  Ceroccnsualität  und  566 
Bürgerschaft.  S.  73—81.  Weist  nach 
einem  Prozess  in  Sachen  Schmeddiugs 
contra  Zurmühlen,  dessen  Akten  im 
Staatsarchiv  zu  Wetzlar  beruhen,  nach, 
dass  noch  1723  das  Reichskammerge- 
richt sich  dahin  entschied,  dass  die 
Eigenschaft  eines  Münsterschen  Bür- 
gers und  eines  Ceroccnsualen  einander 
ausschlössen.  —  4)  F.  Darjie.  Ein  567 
westfälischer  Klosterhaushalt  gegen 
Ausgang  des  Mittelalters.  S.  82—102. 
Aus  einem  Bande  im  Staatsarchiv  zu 
Münster  wird  eine  genaue  Übersicht 
der  Einnahmen  u.  Ausgaben  im  Frauen- 
kloster Uebcrwasser  zu  Münster  aus 
der  Zeit  vom  Juli  1472  bis  Juli  1473 
gegeben.  Die  Einnahme  stellt  sich 
auf  438  Mk.  7  ss.  8'/4  d.,  die  Ausgabe 
auf  649  Mk.  10  ss.  6V4  d.  Der  baro 
Erlös  aus  dem  Korn  (201  Mk.  1  s. 
8  d.)  zählt  nicht  zu  den  Einkünften. 
Durch  Kornverkauf  ergänzte  mau  die 
geringeren  Geldeinnahmen.  Im  Jahre 
1594/95  betrug  die  Gesamteinnahme 
5215  Mk.  10  SS.  4'/*  d.,  die  Gesamt- 
ausgabe 6562  Mk.  6  ss.  7  d.  —  5)  H.  568 
Finke.  Forschungen  zur  westfälischen 
Geschichte  in  römischen  Archiven  und 
Bibliotheken.  S.  103—181.  In  einem 
allgemeinen  Bericht  wird  zunächst  eine 
Übersicht  der  Ausbeute  gegeben.  Im 
vaticanischen  Archiv  fand  F.  für  das 
13.  Jahrh.  240  auf  Westfalen  bezüg- 
liche Urkunden,  davon  ca.  130  nocli 
ganz  unbekannt,  oder  nur  im  Regest 
wiedergegeben.  Eine  weitere  Samm- 
lung für  die  Zeit  1304  —  1342  ergab 
550  Nummern.  Für  Papsturkunden 
Westfalens    aus    den   Registerbändcu 


Digiti 


zedby  Google 


186 


Bibliographie. 


von  1342  bis  zum  Ende  des  15.  Jahrh. 
ist  die  Zahl  1000  nicht  zu  hoch  ge- 
griffen.     Von  den   Briefschaften   des 
16.  u.  17.  Jahrh.  Westfalen  betreffend 
ist  so   gut  wie  Nichts  bekannt.    Im 
römischen  Staatsarchiv  hat  F.  aus  den 
Annatenbänden   400  —  600   Nummern 
Westfalica  aufgezeichnet,  auch  die  an- 
deren Abteilungen  der  „materie  eccle- 
siastiche"   sind  für  die  deutsche  Bis- 
tumsgeschichte  sehr  wichtig.  Für  das 
Ende  des  17.  Jahrh.  bietet  die  Biblio- 
theca  Corsini  eine  Reihe  Kölner  Nun- 
ziaturberichte.     Aus   der  Bibliotheca 
Barberini  werden  die  Westfalica  auf- 
geführt.  —   Es   folgen  Bemerkungen 
zur  Geschichte   westfälischer   Schrift- 
steller des  Mittelalter,  über  1)  Her- 
mann von  Minden  und  dessen  wich- 
tigste Schrift    de  interdicto  ecclesia- 
stico;   2)  Hermannus  de  Schildis;   3) 
Hermann  Galigaen;   4)   Dietrich  von 
Niem,  der  auf  Grund  des  Cod.  Palat. 
595   der  vatican.   Bibl.   als  Verfasser 
der  drei  wichtigen  Reformschriften  de 
necessitate  reformationis  ecclesiae,  de 
modis  uniendi  et  reformandi  eccicsiam, 
de  difficultate    reformationis  nachge- 
wiesen wird ;  5)  Dietrich  von  Münster 
und  dessen  collatio   universitatis  Co- 
lonicnsis  facta  coram  rege ;  6)  Conrad 
von  Soest.  —  Weiter  werden  4  west- 
fälische Handschriften  in  Rom  beschrie- 
ben und  Auszüge  aus  ihnen  gegeben. 
Endlich  sind  7  Briefe  Ferdinands  von 
Fürstenberg  an  Lukas  Holstenius  und 
der  Bericht  des  Münsterschen  Bischofs 
Ernst  von  Baiem  über  den  Stand  der 
Diöcese  Münster  1599  abgedruckt.  — 
569  6)  Miscdlen.   S.  182—196.    a)  A.  Ti- 
bus.  Zusätze  zu   „die  Jacobipfarre  in 
Munster  von  1508—15^3«.    b)  F.  A. 
Borggrevc.  Der  keltische  Opferstein  in 
dem  Lennethale  beim  Störmiker  Eisen- 
r)69a  hammer.  Mit  1  Tafel.  —  7)  Chronik 
des  Vereins.     Abteilung  Münster.    S. 
196—204. 
B.   Paderborner  .Abteilung.   1) 
570 -F.   Brüning.    Historische    Femblicke 
vom  Astenberge.  S.  3—89.  Dieser  1884 
gehaltene  Vortrag  behandelt:  Wilzen- 
berg   und    Grafschaft   vor  1072,    dem 
Jahr    der     dortigen    Klosterstiftung; 
Schloss  Nordernau  und   seine   ersten 
Besitzer ;  Sagen  in  geschichtlicher  Be- 
gleitung ;  die  Entstammung  der  Grafen 
von  Dassel  aus  dem  westfälischen  Ge- 
biet der  Erzdiöcese  Köln  (eine  Stamm- 


tafel ist  beigegeben).  —  2)  X.  örüe.blt 
Geschichtliche  Nachrichten  über  Stadt 
und  Pfarre  Borgholz.  S.  90— 128. 
(Forts,  aus  Bd.  43  u.  44.)  Giebt  in 
4  weiteren  Paragraphen  archivalische 
Nachrichten  über  Bürgermeister  und 
Rat,  über  Freistuhl  und  Richterei, 
über  Armenstiftungen  und  über  die 
ans  Borgholz  gebürtigen  Prälaten  Pan- 
taleon  Bruns,  Abt  von  Abdinghof,  und 
Ludwig  von  Grona,  Abt  von  Grafschaft. 
—  8)  Fr.  X.  Schrader.  Regesten  und  672 
Urkunden  zur  Geschichte  der  ehema- 
ligen Benediktinerabtei  Marienmünster 
unter  Berücksichtigung  der  früher  in- 
corporierten  Pfarreien.  1.  Teil.  Von 
der  Gründung  bis  zum  Tode  des  Abtes 
Georg  I  (1128—1518.)  S.  129—168. 
Nach  geschichtlichen  Vorbemerkungen 
über  Gründung  und  Entwickelung  des 
Klosters  folgt  eine  eingehende  Über- 
sicht über  die  Schicksale  des  Kloster- 
archivs. An  Originalurkunden  sind  nur 
noch  sehr  wenige  vorhanden.  Die  Ko- 
pialbücher  befinden  sich  im  Münster- 
schen Staatsarchiv,  eines  im  fürstlichen' 
Archive  zu  Detmold,  eines  im  Besitze 
des  Barons  von  Oeynhausen.  Der 
älteste  Güterbesitz  des  Klosters  wird 
nach  einer  Abschrift  des  Jesuiten  Joh.  ^ 
Grothues  im  Staatsarchiv  zu  Münster 
mitgeteilt,  die  Äbte  werden  bis  zum 
Jahre  1518  namhaft  gemacht,  soweit 
es  die  Quellen  gestatten.  Fortsetzung 
soll  folgen.  —  4)  0.  Weeiih.  Löwen-  Ö73 
bürg  und  Sparrenburg.  S.  169—185. 
Sucht  auf  die  Berichte  des  Gobelinus 
Persona  und  des  B.  Wittius  gestützt, 
weiter  aus  Nachrichten  im  Archiv  zu 
Detmold  gegen  Ledebur  nachzuweisen, 
dass  beide  Burgen  nicht  identisch,  son- 
dern vielmehr  Gegenburgen  seien.  Die 
Luwenburg  habe  bei  Lämmershagen, 
2  Stunden  entfernt  vom  Sparenberge, 
gelegen.  —  5)  ('hronik  des  Vereins.  674 
Abteilung  Paderborn.  S.  186—194. 

Beiträge  zur  Geschichte  Dortmunds  und  44 
der  Grafschaft  Hark.  5.  Dortmund,  Kop- 
pen. 1887.  1)  J.  Hansen.  Nachträge  575 
zum  Dortmunder  Urkundenbuch.  S.  1 
—27.  Giebt  zunächst  6  die  Stein- 
brüche, den  Zehnten  und  einige  Güter 
im  Doife  Schüren,  sowie  das  Dortmun- 
der Minoritenkloster  und  das  Stift 
Ciarenberg  bei  Horde  betreffende  Ur- 
kunden, die  in  dem  im  Dortmunder 
Stadtarchiv  beruhenden  Autograph  der 
Chronik  Dietrich  Westhoffs  teils  wört . 


Digiti 


zedby  Google 


Bibliographie. 


187 


lieh,  teils  in  Aaszügen  nachgetragen 
sind.  Es  folgen  4  Urkunden  aus 
der  Crawinkel  -  Schnlz'schen  Chronik, 
aus  den  Jahren  1381,  1332,  1362,  die 
sich  auf  den  Streit  über  die  Ansiede- 
lung der  Dominikaner  in  Dortmund 
beziehen.  Daran  reihen  sich  Urkunden 
und  Notizen  über  Gründung,  Besitz- 
stand und  Ordnung  des  Neuen  Gast- 

576  baoses  zu  Dortmund.  —  2)  E.  Boese. 
Liehnsmannen- Verzeichnisse  der  Grafen 
Conrad  IV,  V  und  VI  von  Dortmund. 
S.  28 — 51.  Die  Verzeichnisse,  über 
deren  Abfassungszeit  ausführlich  ge- 
handelt wird,  befinden  sich  im  Staats- 
archiv zu  Münster.  Sie  weisen  200 
Lehen  auf  mit  einer  etwas  fireringeren 
Anzahl  von  Mannen.  Auf  Conrad  IV 
ent&llen  143,  auf  Conrad  V  37  auf 
Conrad  VI  20.  Die  geographische  Lage 
der  Lehen  reicht  weit  über  die  alten 

r>77  Grrafschaftsgrenzen  hinaus.  —  S)  K 
JRäbd.  Die  Dortmunder  Grafschaft  und 
die  Stadt  Dortmund  gegen  Ende  des 
14.  Jahrhunderts.  S.  52— 105.  Verbrei- 
tet sich  eingehend  über  die  Dortmun- 
der Grafschaftsgrenzen,  die  Festungs- 
werke und  Thore,  die  Entwickelung 
der  Stadt  und  über  die  Reichshufe. 
Als  Beilagen  folgen  drei  Urkunden  aus 
dem  Dortmimder  Stadtarchiv,  weiter 
Flurnamen  zum  Recess  von  1512  ge- 
hörig und  ein  Verzeichnis  der  grösse- 
ren Höfe  in  Dortmund,  welche  gegen 
1790  nachweisbar  waren. 
46  Wtteiliingen  des  Vereins  für  Geschichte 
und  Landeslcunde  von  OsnabrOcIc.  13.  Bd. 

578  1886.  1)  Hartmann,  Plaudereien  über 
Zustände  luid  Vorgänge  in  der  Stadt 
Osnabrück  bis  zum  Jahre  1808.  S.  1 
— 122.  Verbreitet  sich  in  grossen 
Zügen  über  die  Entwickelung  der  Bauer- 
schaft Osnabrück  zu  einer  Stadtge- 
meinde,  i'iber  die  politische  und  Ver- 
fassungsgeschichte, über  die  Befesti- 
gungen, Strassen,  öffentlichen  Plätze, 
Wohnungs-  und  Erwerbsverbältnisse 
in  der  Stadt  Die  Geschichte  der  be- 
wegten Jahre  1793—1808  ist  ausftihr- 

r»79  lieh  behandelt.  —  2)  G.  Hatike.  Beiträge 
zur  Geschichte  der  Stadt  Fürstenau. 

r>80  S.  123—183.  —  3)  Schricer.  Die  Lasten 
und  Abgaben  der  Niedergrafschaft 
Jjingen  am  Ausgange  des  Mittelalters. 
Ein  Beitrag  zur  Socialgeschichte  jener 
Zeit  S.  184—204.  Stellt  dar,  welche 
Lasten  bezi'iglich  des  Grafen  von  Lingen 
und  welche  bezüglich  der  übrigen  Guts- 


herren zu  tragen  waren.  —  4)  Urkun-  681 
den  aus  dem  16.  und  17.  Jahrhundert. 
Mitgeteilt  und  erläutert  von  G.  Stüve. 
S.  205—2^2.  Beziehen  sich  auf  1) 
die  St.  Bartholomäs-  und  St  Laurentii- 
Bruderschaft  in  Osnabrück;  2)  den 
Münzvertrag  Bischofs  Erich  II  von 
Grubenhagen  mit  seinem  Münzmeister 
Kerkmann,  1525;  3)  die  Belagerungs- 
münze des  Bischofs  Franz  Wilhelm 
von  Osnabrück,  1633;  4)  die  Wahl- 
kapitulation des  Bischofs  Franz  von 
Waldeck,  1532 ;  und  5)  auf  Bischof 
Franz  Bestätigung  der  Kirchenverbes- 
serung durch  Hermann  Bonnus,  1543. 

—  5)  Ceremoniell  bei  der  Wahl  des  582 
Osnabrückischen  Bischofs  Ernst  Au- 
gust II  am  2  März  1715.  Mitgeteilt 
von  C.  Stüre.  S.  233—241.  —  6)  H.b83 
Vdimann,  Das  Grabmal  des  Königs 
Surbold.  S.  242—262.  Dieses  sagen- 
hafte auf  dem  Hümling  gelegene  Grab- 
mal wird  nach  dem  auf  dem  Staats- 
archiv zu  Osnabrück  befindlichen  Be- 
richte des  Münsterschen  Domküsters 
Johann  von  Velen  aus  dem  Jahre  1613 
beschrieben.  Von  welchem  Volke,  wann 
und  für  wen  das  Grabmal  errichtet 
wurde,  ist  nicht  nachweisbar.  Die  Mo- 
numente bestehen  aus  Trümmern  von 
Granitbergen  Skandinaviens.  —  7)  J.  584 
B.  Harling.  Zwei  Steindenkmäler  in 
der  Nähe  von  Alfhansen.  S.  263—270. 

—  8)  H.  Vdtmann.  Funde  von  Rö-  585 
mermünzen  im  freien  Germanien  und 
die  Örtlichkeit  der  Varusschlacht.  S. 
271  —  399.  Richtet  sich  gegen  die 
Mommscnsche  Ansicht,  die  varianische 
Niederlage  habe  zwischen  dem  „grossen 
Moore ^  und  den  Engterachen  Bergen 
stattgefunden.  —  9)  Inhaltsverzeichnis  586 
zu  den  Bänden  1—12  der  Mitteilungen 
des  historischen  Vereins.  S.  400—404. 

Zeitschrilt  des  Vereins  fOr  dieGeschichte  46 
von  Soest  und  der  Börde.    Vereinsjahr 
1885/86.     S.  V,  H31  f. 

1)  Stute.  Beiträge  zur  Soester  Kul-  587 
turgeschichte.  S.  3—63.  Bespricht  die 
städtische  Münze,  S.  3—17,  und  das 
alte  Jagdgebiet  der  Stadt  Soest.  S.  18 
— 36.  Im  Anschluss  an  eine  mitge- 
teilte Urkunde  über  die  Funktionen 
der  Ratsherren,  Bürgermeister  etc.  fol- 
gen S.  37—63  Bemerkungen  über  den 
städtischen  Haushalt  in  alter  Zeit.  Eine 
Liste  der  Bürgermeister  von  1356 — 
1761  macht  den  Schluss.  —  2)  Kata- 588 
log  der  Bibliothek  des  Vereins  für  die 


Digiti 


zedby  Google 


188 


Öibliograpiiie. 


Geschichte  von  Soest  und  der  Borde. 

589  S.  65—71.  —  3)  Nachtrag  zu  dem 
Manuskripten- Verzeichnis  der  Soester 
Stadtbibliothek.  S.  72—74. 

Sobweiz. 

47  Hidber,  B.  Historiographitcher  Jahres- 
bericht über  die  Schweiz  in  den  „Jahres- 
berichten der  Geschichtswissenschaft"* 
im  Auftr.  der  Ilist.  Ges  zu  Berlin  hrsgg. 
von  J.  Hermann,  J.  Jastrow  u.  Edm. 
Meyer.  Jgg.  18^2.  Berlin,  Mittler  &  Sohn. 
S.  II,  249—264. 

48  Quellefi  zur  Schweiz.  Gesch.,  hrsgg.  von 
derAIlg.  geschtsforsch.  Ges.  der  Schweiz. 
Bd.VlII:  Ulrici  Campelli  Historia  raetica 
Tom.  I  ed.  Plac.  Platner.  gr.  8.  VI  u. 
724  S.    Basel,  Schneider,    frs.  16,80. 

49  Amtliche  Sammlung  der  älteren  eidg. 
Abschiede.  Bd.  IV  Abt.  1e.  4».  VIU, 
1430  u.  118  S.  frs.  22,50.  Enth.:Die 
eidg.  A  bschiede  aus  d.  Zeitraum  von  1549 
— 1555,  be.irb.  von  K.  Deschwanden. 

50  Amtliche  Sammlung  der  neueren  eidg. 
Abschiede,  hrsgg.  von  J.  Kaiser.  I.  Re- 
pertorium  der  Abschiede  eidg.  Tagsatz- 
ungen aus  d.  Jahren  1803—1818.  In 
2.  Aufl.  bearb.  von  J.  Kaiser.  4.  XIX, 
817  u.  12  S.  mit  Tabellen  Bern.  frs.  16,50. 

5 1  Jahrbuch  für  Schweiz.  Geschichte,  hrsgg. 
V.  d.  Allg.  geschichtsforschenden  Ge- 
sellschaft der  Schweb..  Bd.  XII.  gr.  8. 
XVI  u.  312  S.  Ziirich,  Iloelir.  frs.  7. 
S.  VI,  524  f.  Enth.:  A.  SUrn.  Ge- 
däcbtnisrede  auf  Leopold   von  Ranke 

590  und  Georg  Waiz.  Ferner :  1 )  Dr.  Friedr, 
Dintier,  Glarus.  Zur  eidg.  Grenzbe- 
setzung von  1792—1795,  mit  Beul.  — 

691  2)  Chr.  Kind,  Cur.  Beiträge  zur  räti- 
schen Geschichte:  a)  über  den  Haus- 
halt des  Bistums  Cur  im  15.  Jh.,  b) 
Stadt  und  Hof  Cur.  Der  letzte  Kon- 
flikt mit  dem  Hochstifte  1723—54.  — 

592  3)  A.  Stern,  Prof.  in  Bern.  Einige  Be- 
merkungen über  die  sogenannte  Brenn- 
waldsche  Chronik  und  ihre  Darstellung 
der  Sage  vom  Herkommen  der  Schwyzer, 
sowie  der  Entstehung  der  Eidgenossen- 
schaft, mit  Anhang  aus  Msc  A  56,  4t 

593  der  Stadtbibliothek  Zürich.  —  4)  L. 
Tobler,  Prof.  in  Zürich.  Ethnographische 
Gesichtspunkte  der  schweizerdeutschen 

594  Dialektforschung.  —  5)  Anton  Denier^ 
Pfr.  in  Attinhausen.  Die  Lazariter- 
häuser  und  das  Benedicterinnen-Kloster 
in  Seedorf,  mit  2  Anhängen :  a)  älteste 
Fassung  der  Sage  über  die  Gründung 


von  Seedorf,  b)  Schreiben  des  Generals 
Person  (18.  Apr.  18(  0), 

Anzeiger  für  Schweiz.  Geschichte.  S.  VI,  52 
528  f.  18S6. 

Nr.  4  u.  5  enth  :  1)  Comitatns  Bur-  595 
gundiae  in  der  Schweiz.  —  2)  Der  ür-  596 
Sprung  der  Häuser  Neuenburg  in  der 
Schweiz  und  im  Breisgau;  Bischof  Ber- 
thold I.  von  Basel;  Haus  Hasenburg. 

—  3)  Dr.  W.  Gisi.    Zu  den  Documenti  597 
Umbertini ;  die  Grafen  von  Waadt  und 
vom  Equestergau.  —  4)  Zur  Gesch.  der  598 
Westschweizer.  Cistercienserklöster.  — 

5)  Über  Mr.  Felix  Hämmerlins  Todes-  599 
zeit.  —  6)  Formelbuch  des  kais.  Notars  600 
Conrad  von  Diessenhofen.  —  7)  Ver-  601 
zieht  Guiscards  von  Raron  auf  die  Herr- 
schaft Räzüns.  —  8)  Dr,  Th,  r.  Liehenau,  602 
Deutschlands  u.  Frankreichs  Annexions- 
projekte. —  0)  Dr.  Rud.  Thommen.  Eine  603 
Bemerkung  z.  Sempacher  Schlachtlied. 

Jahrg.  1887  Nr.  1  enth.:  10)  Mei/ermi 
V.  Knonau.    Zum  Planctus  beati  Gallf. 
Vgl.  unten  Nr.  628.  —  11)  JA.  r.  Lf>-60ri 
henau.  Die  Burg  Baldern.—  12)  Th.  r.  60(> 
lAebenau.  Zum  grossen  Sempacherliede. 

—  13)  Dr.  G.  Tobler.  2  Tagsatzungsab- 607 
schiede  aus  der  Zeit  des  alten  Zürich- 
krieges. --  14)  Th.  V.  Liebenau.  Einftih-  608 
rung  der  Reformation  in  Brugg.  —  15)  609 
Th.  V.  JAebenau.  Landammann  Josef  Am- 
berg V.  Schwyz.  —  16)  Dr.  G.  Tobler.  61Ö 
Zum  Oberländeraufstand  von  1528.  — 

17)  Th.  V.  iMbetmu,  Eine  gestörte  Ba-  611 
adekur.    —  18)  Th.  r.  Liebenau,    Ein  612 
ehrenwerter  Landvogt.   —    19)  Th.  r.  613 
lÄebenau.      Ambassador  Le  Favre  u. 
Schul theiss  Fleckenstein. 

Nr.  2  u.  3  enth.  neu:   20)  Dr.   W.  (514 
Gisi.   Der  Ursprung  des  Hauses  Rhein- 
felden.   —   21)    G.  v.    Wyas.      König  tUf» 
Heinrichs  II.  Rückzug  aus  Italien  nach 
Deutschland  im  Sommer  1004.  ~  22)616 
//.  r.  K.  u.  B.'W.    Baldern.   —   23)617 
Bioesch.    Der  Prediger  Berthold  von 
Regensburg  in  Thun.  —  24)  L.  v.  Horch.  618 
Zum  Wechsel  des  Freienstandes.  —  25)  619 
A.  BernouUu    Zur  neuesten  Forschnng 
über  Winkehried.  —  26)  P.    V^aucJker.  ß20 
Encore  le  Sempacherlied.  —  27)  Pfr.  621 
J,  G.  Mayer.    Päpstliches  Taxenbuch 
aus  dem  15.  Jh.  —  28)  Bloesdi.    Ein  622 
Empfehlungsbrief  der  Eidgenossen  für 
Glarean.   —  29)  Lehrer  Aschwandtfu  623 
Nachtrag  zu  Joseph  Amberg  v.  Schwyz. 

—  30)   Th.  V.  Lieltenau.    Eine  Ober-  624 
Setzung  der  Mayenthaler  Statuten. 

Nr.  4  enth.  neu :  31)  Ch.  Le  Fort,  Ad-  625 


Digiti 


zedby  Google 


&ibliographie. 


m 


h^mar,  4r^ne  de  Oen^ve,  d'apr^s  de 
626nouTeaux  documento.  —  32)  Th,  v.  Ia&- 

benou.  Die  Grubersche  Fehde.  —  S8) 
627  B.  Thonmen.  Nachträge  eu  Thurst.  — 
()2884)  M.  V,  k.    Nachtrag  zum  Artikel: 

Planctus  beati  Galli.  S.  oben  Nr.  604. 
629—  35)  F,  F,  Totenschau  schweizer. 

Historiker  1886. 
630     Nr.  5  enth.  neu :  36)  Bob.  Dürrer. 

Tschudis  4  „Gemeinen''  in  Unterwaiden. 
631 37)  C.  V.  JecUin.  Urkk.  zu  der  Schlacht 

632  an  der  GaWen.  —  38)  Bloesdi,    Ein 

633  Brief  H  Bullingers.  ~  39)  Met^r  v 
Knonmt.    St.  Martins-  u.  St.  Michaels- 

634kircben.  —  40)  EmüHoefm.  Über  eine 

Handschrift  von  Justingers  Chronik  in 

6:)5New-Oriean8.  —  41)  AiU.  Küchler,  Bei- 

636  trag  zu  den  Hexenprozessen.  —  42)  P. 

Vaucher.    Qnestions  de  critique  hist. 

637  —  43)  A.  B.   Ein  deutscher  Reisender 

638  in  der  Schweiz.  —  44)  Dr.  H.  WaH- 
numn  Eine  neue  Deutung  des  Namens 

639  der  Alamannen.  —  45)  P.  Vaucher.  Sur 

640  le  „Kolbenspanner«  de  1450.  —  46)  G. 
TMer.    Schillings  «7  Zelte''  Karls  des 

641  Kühnen.  ~  47)  O.  TMer.  Kardinal 
Schinner  in  Zürich. 

642  Heft  6  enth.  neu:  48)  Dr.  W.  Gisi. 
Der  Ursprung  des  Hauses  Savoien.  — 

64349)  Dr.  E.  Egli.  Nachtrag  zu:  Über 
einige  in  der  Schweiz  sich  wiederho- 

644  lende  Gruppen  von  Ortsnamen.  —  50) 
E.  Motta.    Die  Mailänder  Korrespon- 
denz von.  1499. 
53     Anzeiger  fOr  Schweiz.  Altertumskunde. 
S.  VI,  552  f. 

r45  Nr.  4  enth. :  1)  S.  Voegdin  Bibliogr. 
Nachträge  zu  den  „Inscriptiones  Con- 

646  foederationis  helveticae  liatinae*'.  —  2) 
Chr.  Gg.  Keller.  Die  rom.  Ausgrabungen 
imLiblosenthal  bei  Beringen.  Kt.  Schaff- 

647  hausen  (ra.  Plan)  —  3)  Ä.  H.  S.  Die 
Westkr)'pta  der  Klosterkirche  zu  St. 

»'48  Gallen  (m.  1  Tfl.).  —  4)  A.  Godet.  Noms 
et  poin^ons  de  quelques  artistes  neu- 
chätelois  qui  se  distingu^rent  aux  X  VH« 
et  XVHI«  siecles  comme  ciseleurs  d'ar- 

649  gent  et  d'or.  —  5)  S,  Voegdin.  Fa^adcn- 
malerei   in  der  Schweiz  (SchUiss).  — 

(IV)  6)  Bah%i.  Zur  Statistik  schweizer.  Kunst- 
denkmäler (XI  Kt.  St.  Gallen  etc.).  — 

6517)  Miscellen  (Markenzeichnung,  Pfen- 
niglegen ;  die  Gätteri ;  B.  BodstedL  Ein 
Glasmaler  des  18.  Jhs.  in  ZQrich ;  Hans 

652  Herzog.  Ein  altes  Teilenbild).  —  8)  G. 
Brun.    Kleinere  Nachrichten. 

r«)3  Jg.  1887  Nr.  1  enth.  neu :  9)  B.  Beider. 
Vorhistor.  Funde  im   Kt.  Aargau.  -  -  j 


10)  J.  HeierH.   Eine  Gruppe  pr&histo-  654 
rischer  Gräber.  ^\\)Z.W.  Das  Siegel  655 
und   Wappen   Herzog   Heinrichs   von 
Schwaben,  des  spätem  Königs  Heinrich 
VII.  —  12)  /.  Ä  Bahn.  Christophorus-  656 
bild  an  der  Kirche  von  Rossura  (Tessin). 

—  18)  Z.  W.  Grabstein  des  obersten  6ö7 
Meisters  Hugo  II.  von  Werdenberg.  — 
14)  J.  B,  Bahn.  Die  Todesbilder  im  658 
Beinhaus  von  Lenk.  —  15)  P.  Dom.  659 
IVülij  Prior.  Schweiz.  Glasgemälde  in 
Lichtenthai.  —  Ih)  Th,  v.  lAeltemu.  660 
Meister  Nikolaus  von  Liizern,  Maler. 

—  \1)  B.  Wadcernagd.  Fensterschen- 661 
kung  nach  St.  Urban.  —  18)  Aus  dem  662 
Schulratsmanual  Bern  1758—59. 

No.  3J  enth.  neu:  19)  J.  Häerli.  Die 66:^ 
Anfänge  der  Weberei.   —  20)  Bahn.^i 
Wandgemälde  in  der  Kirche  zu  Hem- 
menthal.  —  21)  C.  A.  Bächtold.  Weihe-  6(i:> 
Irkunde  von  1492.  —  22)  L  GergUr.  666 
Fliesen  aus  Kappolen,  Kt.  Bern.  —  23)  667 
Vollziehungsverordnung  zum  Bundes- 
beschluss  vom  30.  Juni  1886.  betr.  die 
Beteiligung  des  Bundes  an  den  Bestre- 
bungen zur  Erhaltung  und  Erwerbung 
vateriändischer  Altertümer.  —  24)  P.  668 
Schweizer.  Die  Kunstgeschichte  betref- 
fende Auszüge  aus  den  Baurechnungen 
des  Grossmunsterstiftes. 

Nr.  3  enth.  neu:  25)  IL  Düln.   Eine 669 
wiedergefundene  rumische  Inschrift.  — 
26)  A'   Meaterham.    Ausgrabungen  in  670 
der  St.  Stephanskapelle  in  Solothum. 

—  27)  K.  Meislerhaus.    Inschriftliches  671 
aus  Solothurn.  -<  2^)  Burckliardt-Bie-^l^ 
deitnann.  Korrespondenz  aus  Basel.  — 
29)  O.  H.  Wirz.  Anciennes  sUlIes  dans673 
IVglise  paroissiale  d'Yverdon. 

Nr.  4  enth.  neu :  30)  J.  Heierli.  Vor-  674 
römische  Gräber  im  Kt.  Zürich  (m.  1  Tfl.). 

—  ;^1)  U.  Caviezd,  Grabfund  bei  Luvis,  675 
unfern  Ilanz.  —  32)  E.  La  Boche.   Die  676 
Wandmalereien  der  ehemaligen  Ulrichs- 
kirche in  Basel.  —  SS)  Bahn.  Die  Wand-  677 
gemälde  in  der  St.  Katharinenkapelle 

zu  Wiedlisbach.   —  34)   S.  Voegdin.  ßlS 
Fa^adenmalerei  XII.  Kantt.  Unterwai- 
den, Schwvz,  Aargau. 

Jahrg.  1884  Heft  1  enth.  neu:  35)679 
Chanoine  Grenat:  Fundbericht  aus  dem 
Kt.  Wallis.  —  36)  If  Zdler-WerdmüUer.  680 
Fliessen  aus  Strassberg.   —  87)  ^ii^681 
Küchler.    Aus  dem  Nachlass  des  sei. 
Nikiaus  v.  Flüe.  —  38)  Bob.  Durrer.  682 
Die  alten  Becher  im  ehemaligen  Staats- 
schatz des  Kt.  Obwalden.  —  39)  ^.683 
Tobler.  Zur  Burgunderbeute.  —  40;  B.  684 


Digiti 


zedby  Google 


190 


Bibliop[raphie. 


Bodsterli.  Verdingzedel,  den  Kirchturm 
bei  St.  Verena  (in  Magdenau)  betref- 
fendt;  Düchelta^,  Mchelmahl. 
54     Bibliothkque  univeriell«  et  Revue  tuiete. 
91«  anne.  Tome  XXXII   Nr.  95.  S.  VI, 

685  570  f.    Nov.  188(^.    Contenii:  1)  Paul 
d'Abrest    Auteur  et  ^diteur  au  XVIII« 
si^cle.    Schiller  et  Cotta. 
Nr.  96  [Dec.  1886]  enth. :  Forts,  zu  I. 

6^6  Ferner:  2)  Ed.  Faüiehet.  Eugene  Ram- 
bert.   In  roemoriam. 

687  Nr.  99  [Mars  i887]  enth.  u.  a.:  ^ 
de  Verdähac,  La  cuisine  chez  nos  p^res. 

92*  ann^e.    Tome  XXXVI  Nr.  100 

688  Octobre  1^87  enth.  u.  a. :  1)  Henn  War- 

689  nery.  Euft^ne  Rambert.  2)  A.  de  Verdä- 
hac.  La  broderie  chez  tous  les  peuples. 

98«  ann^e,  3«  Periode,  tome  XXXIII 
690f^vrier  1888  com.:  H)  Phüippe  Godet. 

L'esprit  de  Marc-Monnier. 
56  Bulletin  de  la  Social«  Suiste  de  Numis- 
matique.  Rdd.:  Alb.  Sattler,  Dr.  Alf. 
Gei^v  et  Rud.Brüderlin.  Vlanm^e.  1887. 
12  üfrot  in  8.  Bäle.  frs.  7. 
69 J  1887  Nr.  I  ii.  2  enth. :  1)  Alb.  Sattler. 
Die  Münzen  und  Medaillen  der  fi'irstl. 

692  Abtei  St  Gallen  (m.  2  Tfln.)  —  2)  Ad. 
GauUer.    LVcusson  de  Glaris. 

693  1887  Nr.  3  enth. :  1)  J.  Grellet.  M««- 
694daille  des  alldes  de  Colombier.  —  2) 

Th.  V.  JAehenau.     Das  Münzrecht  von 

695  Lugano.  —  3)  22.  v  Jloefken.  Nach- 
träge zu  A.  Sattlers  „Münzen  und  Me- 
daillen der  furstl.  Abtei  St.  Gallen"".  — 

696  4)  A.  Jmvyler.  Ist  der  Aargauer  Thaler 
von  1812  unter  die  eidg.  Schützenfest- 
Thaler  zu  rechnen? 

697  Nr.  4  u.  5  enth. :  5)  Th.  r.  Liebenau. 
Eine  Münzgenossenschaft  der  Urschweiz 

6981538—1552  (mit  1  Tfl.).  —  6)  Dr.  C. 
F.  Trachsel  Über  ßasierische  numis- 
matische Neujahrswünsche,  Sclmlprä- 
mien,  Weihnachts-  u.  Friedenspfennige. 

699  Nr.  6  enth. :  7)  Edm.  Piatel  Über 
falsche  Münzen  und  deren  Erkennung. 

7(X)  —  8)  L.  EocJmt.  Lc  plus  ancien  denier 

701  de  Lausanne.  —  9)  Th.  v.  Liebenau 
Luzemische  Münzwirren   im   J.  1622. 

702  Nr.  7  u.  8  enth. :  10)  Th.  r.  Liebenau. 
Zur  Mttnzgeschichte  von  Misocco  (mit 
1  Tfl ). 

56  Antiqua.  Unterhaltungsblatt  für  Freunde 
der  Altertumskunde.  Jg.  1887.  12  Nrn. 
8.  Hottingen-Zürich,  Forrer.  frs.  2, 
S.  VI,  579  f. 

703  Association  pro  Aventico.  Bulletin  Nr.  1 . 
8.   40  p.   Lausanne,  Bridel. 

57  Zeitschrift  für  Schweiz.  Recht,   hrsgg. 


von  A.  Heusler,  Bd.  XXVIII  [N.  F. 
Bd.  VI]  Heft  1.  gr.  8.  112  S.  Basel, 
Detloff.   cplt.  frs.  12. 

Schweiz.  Alpenzeitung.  1887.  Nr.  12  ent-  58 
hält  u.  a.:     1)  Th.  Bord.    Iwan  von  704 
Tschudi  f. 

Nr.  13  enth.  u  a. :  2)  JB.  Undt.  Prof.  705 
Bernhard  Studer  f. 

Monatsroten.    S.  VI,  584  f.    Jg.  31 59 
Heft  5  enth.  u.  a  :  B.  FleiaMin.  Zar  706 
4  Centenarfeier  des  sei.  Nicolaus  von 
der  Flüe.    Heft  6:  K.  Decurtins.    Die  707 
Dissentiser  Klosterchronik 

Jg.  3i  Heft  1  f.  enth.:  G.  Ddahye.  ^08 
Notice  sur  Matthieu  Schinner,  travail 
couronnö.    Heft  2 :  K.  iMoif.    Luzer-  709 
nische   Gothik,   gekrönte  Preisarbeit. 
Heft  8:  G,  Oggier.  Die  Reformation  im  710 
Lande  Wallis. 

Kathol.  Schweizerblättor.  S  VI,  f  86  f.  60 
2.  Jg.  HeftX.   1)  Pfr.  Stammler.  Hin- 711 
richtung  des  flandrischen  Priesters  Folk 
in  Vivis  im  Jahre  164H. 

8.  Jg.  Heft  1  enth.  u.  a. :  2)  Th.  r.  712 
Liebenau.    Alte  Briefe  über  Wilhelm 
Teil    —   Heft  2   enth.   neu:    3)   Pfr.  713 
Stammler.  Der  Humanist  und  (-horherr 
Heinrich  Woelflin,   gen.   Lupulus  von 
Bern  1470-1534.   —  4)  In  den  Mis-714 
cellen :  Berichte  über  Nikolaus  von  Flüe. 

—  Heft  3  enth.  neu:  b)B.  Brandstetter.  715 
Aus  den  neuesten  niederländ.  Forsch- 
ungen über  Insulinde.  —  Heft  4  u.  5 
enth.   neu:   6)  lli.  v.  lAehenau.    Zur 716 
Geschichte  des  Volksschulwesens  im  Kt. 
Luzern.  —  Heft  7  enth.  u.  a.:  Prof.  Joh.  717 
Schmid.    Die  „Geschichte  des  Kultur- 
kampfes" in  Deutschland  und  in  der 
Schweiz.  —  Heft  10  enth  u.  a. :  2)  Th  718 
V.   Liebenau.     Der   Zimmermann   von 
Hilferdingen.   —  4)    Th.  r.  Liebenau.  7 \^ 
Aus  Glasers  Briefwechsel  mit  Balthasar. 

—  Hefr  12  enth.  neu:  3i  Th.  r.  Lie- 720 
benau.  Briefe  des  Pfarrers  Rudolf  Schinz 
über  den  hingerichteten  Gelehrten  Hein- 
rich Waser. 

Theologische  Zeitschrift  ausder  Srhweiz.  61 
S.  VI,  692  f.     18ö7   Heft  1  enth. :  l)  721 
Lic.  E.  EfjfH.    Ursus  u.  Victor  in  So- 
Inthurn.     2)  B.  Stähelin.    Zwingli   als  722 
Prediger. 

1888  Heft  1  enth. :  1)  Dr.  E.  Bloesch.  72.^ 
Das  Ende  der  Reformation  im  Wallis. 

Chrttien  <vang«lique.  30  ann^e.  Nr.  4  62 
cont. :  E.  Jaccard.    Eugene  Rambcrt.  724 
Nr.  5  fl".  cont. :  C.  Monvert.    La  Cor-  72.Ö 
respondance  des  Rf^formateurs. 

Argovia.  Jahresschrift  der  histor.  Ge-  63 


Digiti 


zedby  Google 


Bibliographie. 


191 


sellschaa  des  Kt.  Aargau.  S.  VI,  609  f. 
Bd.XVm.   gr  8.   XVU.152S.   Aaraii, 

726  Sauerländer.  frs  3.  Entli:  1)  NB. 
Münch.  Regesten  der  Grafen  von  Habs- 

727  bürg,  Laufenburger  Linie.  —  2)  Boch- 
höh.    Herd  und  Ofen  oder  Feuerstatt- 

728  Schilling  oder  Rauchzinshuhn.  —  3) 
Bochholz.  Kindliche  Finanzwirtschaft 
des  aarg.  Frauenklosters  Hermetschwyl 

729  an  der  Reuss,  ob  Bremgarten.  —  4) 
BoMoU,  Slavische  Colonisten  im  Aar* 
gau^  seit  dem  J.  1000. 

54  F.  A.  Stocker.  Vom  Jura  zum  Schwarz- 
wald.   Bd.  III.    gr.  8.    Aarau,  Sauer- 

730  linder,  frs.  ft.  Heft  4  enth.  u.  a.:  1) 
G.  Linder.    St.  Crischona  bei  Basel. 

731  —  4)  J.  Facre.  Das  Juradorf  Ste.  Croix. 

732  ~  6)  F.  A.  Stodcer.  Die  Wasenburger 
Gesellschaft  xu  Laufenburg.  Ein  Bild 
aus  einer  Kleinstadt. 

733  Band  IV  Heft  1  enth.  u.  a.:  1)  J. 
Kdler '  Zschokke.  Beiträge  zur  politi- 
schen Thätigkeit  Heinrich  Zschokkes 
in  den  Revolutionsjahren  1798—1801. 

734  —  4)  A.  Boiler.  Das  Rathaus  zu  Basel 
(m.  Abbildungen)  —  Heft  2  enth.  u.  a. : 

735  G.  Limler.  Die  Kaiserlichen  anno  181h 

736  und  1814.  -  G.  Forrer.  Die  Pfahl- 
bautensammlung im  Bundespalast   zu 

737  Bern. cK  Kirchliche  Zustände  im 

Baselbiet  zu  Ende  des  17.  Jhs.    Heft  8 

738 enth.:  1)  Fr.  Wernli,    Die  Stadt  Lau- 
fenburg zur  Zeit  des  30j.  Krieges.  — 
739  2)  Dr.  Franz  Fäh.    Hans  Jacob  vom 
740StaaI  d.  j.  1589-1657.  —  8)  Weid  u. 
Wald  im  Kt.  Aargau  zu  Anfang  des  19. 

741  Jhs.  —  4)  Die  Geschichte  des  Birsecks 
in  chronologischen  Notizen.  —  Heft  4 

742  enth. :  1)  Aus  dem  Tagebuch  eines  franz. 
Offiziers  während  der  Belagerung  von 
Hi'mingen  vom  22.  Dec.  1813  bis  16. 

743  April  1814.  —  2)  Julius  Massinann. 
Grenchen,  ein  Schweizerdorf  und  seine 

744  Leute.   —  3)  P.  FiscJier.    Voltaire  in 

745  Femey.  —  4)  F.  A,  Stocker,  Die  Wirte 
in  der  Schweizergeschichte  als  Politiker. 

746—  5)  Dr.  Karl  Schroeter.  Die  Ein- 
führung der  Zunftverfassung  1331.  — 

747  6)  Zur  Geschichte  der  Hexenprozesse. 

748  Bd  V  1888  Heft  1  enth.:  1)  Dr. 
OUo  Schenker.    Aus  Alt-Rauracien.  — 

7492)  Dr.  C.  W.  Faber.  Histor.  Bilder  aus 
der  Armagnakenzeit  144  (—45. 

56  Basier  Chroniken,  hrsgg.  von  der  hist. 
und  antiq.  Gesellsch.  in  Basel.  Bd.  8, 
ed.  W.  Vischer  gr.  8.  X  u.  685  S. 
Leipzig,  Hirzel.  Fortsetzung  des  Tage- 


buchs des  Kaplans  Knelml  vom  VI  1476 
— Vn  1479  nebst  Beil. 

Beiträge  zur  vaterländisch.  Geschickte,  66 
hrsgg.  von  der  hist.  und  antiq.  Gesell- 
schaft zu  Basel.    N.  F.   Bd.  II  Heft  4 
[der  ganzen  Reihe  XII.  Bd.].  8.  XLH  u. 
357-530  S.  Basel,  Genf,  Lyon.  Georg, 
frs.  2,50.  Heft  4  enth.:  l)  Ach.  Burck- Toi) 
hardt.   Christian  Wurstisen.  —  2)  Bud.  751 
Wackernagd.  Beschreibung  des  Basler 
Munsters   und   seiner  Umgebung  von 
Chr.  Wurstisen.  —  3)  Ach.  Burckhardt.  752 
Worte  der  Erinnerung  an  Pfr.  Emanuel 
da  Roche. 

Mitteilungen  der  histor.  und  antlquar.67 
Gesellsch.  zu  Basel.    N.  F.  HI.    1)^.753 
Burdihardt  u.  B.  Wackernagd.    Gesch. 
u.  Beschreibung. des  Rathauses  zu  Basel, 
fol.    62  S.  mit  Abbild,  im  Text  u.  22 
Tfln.  Basel,  Detloff.  In  Mappe  frs.  12. 

Verhandlungen  der  Naturfortchenden  Ge-  68 
Seilschaft  zu  Basel.  VIII.  Teil.   Heft  2 
enth.  u.a.:  1)  J.  Kollmann.   Das  Grab- 754' 
feld  von  Elisried  und  die  Beziehungen 
der  Ethnologie  zu  den  Resultaten  der 
Anthropologie,  mit  5  Abbild.  —  2)  J.  755 
Kolhnann.    Schädel  aus  jenem  Hügel 
bei  Genf,  auf  dem  einst  der  Matronen- 
stein, Pierre  aux  Dam  es,  gestanden  hat. 

—  3)  J.  Kollmann.  Schädel  von  Gen-  756 
thod  und  Lully  bei  Genf.  —  4)  F.  757 
Güli^ron.   Sur  le  calcaire  d'ean  douce 

de  Montier   attribu^'   au    purbeckien. 
av.    1   pl.  —  5)  F.  Burckhardt.    Zur  758 
Erinnerung  an  U.  $tuder. 

Basler  Neujahrsblatt  Nr.  66,  hi-sgg.&9 
von  der  Gesellschaft  zur  Beförderung 
des  Guten  und  Gemeinnützigen.  1887. 
gr.  4».  36  S.  mit  1  Tfl.  in  Lichtdruck. 
Basel,  Baur.  frs.  1,50.  Enth.:  1)  r/*.759 
Burckhardt'Biedennann.  Helvetien  un- 
ter den  Römern. 

Basler  Neujahrsblatt  Nr.  66,  hrsgg.  60 
von  der  Gesellschaft  zur  Beförderung 
des  Guten  und  Gemeinnützigen.  1888. 
gr.  4*.  41  S.  mit  1  Lichtdruck  Basel, 
Baur.  frs.  1.  Enth.:  1)  Birmann.  Die 760 
Einrichtungen  deutscher  Stämme  auf 
dem  Boden  Helvetiens. 

Basler  Jahrbuch  1887,   hrsgg.  v.  Alb.  61 
Burckhardt  und  Rud.  Wackemagel.   8. 
VI  und  260  S.   mit  3  Illustrationen. 
Basel,  DetlofT.   frs.  4,50.    S.  VI,  604  f. 
Enth.:   l)  B.  Wackemagd,    Die  3.  Sä- 761 
kularfeier  der  Universität  Basel  176(1 

—  2)  Alb.  Burckhardt.  Eine  Charwoche  762 
im  alten  Basler  Münster  —  3)  Beitrag  763 
zur  Gesch.  der  Basler  Wirren  in  den 


Digiti 


zedby  Google 


id2 


Bibliographie. 


764  Jahren  1830—33.  —  4)  Eiid.  TJiommen.  1 
Basler  Studenteuleben  im   16.  Jahrh. 

765  mit  Abbild.  -^  5)  Patd  lieber.    Der  Tag 

766  bei  Sempach.  —  6)  /.  Probst.  Matthäus 
Merlan  der  ältere.     1Ö93—1650,   mit 

767  Portrait.  —  7)  B.  Wackernagd  Der 
oberrheinische  Antiquarins,  oder  der 
Traum  ein  Leben.  Festspiel  zum  Ju- 
biläum der  bist.  u.  ant.  Qes.  in  Basel 

768 16.  Sept.  1886,  mit  Abbild.  —  8)  Fdix 
Platters  Reiss  gen  Simringen  auf  Graf 
Christofe!  von  Zolleren  Hochzeith. 

62  Bemer  Taschenbuch  für  das  Jahr  1887. 
36.  Jg.,  ed.  (Lauterburg)  Dr.  Hans  Bal- 
mer.  kl.  8.  350  S.  mit  3  Abbild.  Bern, 
Nydegger  u.  Baumgart.   frs.  4.   S.  VI, 

769  629  f.  Enth.  haupts.:  1)  S  Jahrzehnte 
der   bern    Volksschule  (18Q0-183'J). 

770  —  2)  Bruhin,   Pflanzenkultur  u.  Kul- 

771  turpnanzen  im  Kanton  Bern.  —  3)  An- 
fang der  Kultur  in  unserm  Lande»  — 

772  4)  Diverse  Aufsätze  über  Jeremias  Gott- 
773helf,  mit  ausgez.  Portrait.  —  f>)  Oene- 

ralregister  der  ersten  35  Jgge.  (1852 
—1886)  des  bemischen  Taschenbuchs. 

63  Archiv  des  hlst.  Vereins  des  Kantons 
Bern.  Bd.  XII,  Heft  1.  8.  XVIÜ  u. 
1H2  S.    Bern,   Stämpfli  impr.     S.  VI, 

774  63rf  f.  Enth.:  1)  Dr.  H. Ziegler.  Adrian 
V.  Bubenberg  u  sein  Eingreifen  in  die 
wichtigsten  Verhältnisse  der  damaligen 

775  Zeit  ~  2)  Dr.  M.  p.  Stürkr.  Wunn 
und  Weid. 

64  Sammlung  bemischer  Biofiraphieen,  her- 
ausgegeben vom  bist.  Verein  des  Kan- 
tons Bern  Heft  7-8.  gr.  8.  160  S. 
Bern.  Schmid,  Francke  u.  Co.  frs.  3. 
Lf.  1— 8  =r  Bd.  I,  eleg.  geb.  frs.  14. 
Dasselbe  Lf.  9  u.  10  =  Bd.  11,  p.  1 
—160  ibid.  frs.  3. 

65  Schriften  des  Vereins  fUr  Gesch.  des 
Bodensee's  und  seiner  Umgebung.  Heft 
16.  gr.  8.  IV  u.  253  S.  Lindau,  Stett- 
uer.    frs.  6,70. 

66  Mitteilungen  zur  vaterländischen  Ge- 
schichte, hrsgg.  vom  bist.  Verein  in 
St.  Gallen.  XXH.  3.  Folge,  II.  gr.  8. 
398  u  CLIII  S.  mit  4  Stammtafeln. 
St.  Gallen,  Huber  u.  Co.  (Fehr).  frs.  12. 

776  S.  VI,  611  f.  Enth. :  1)  Dr.  Placid  But- 
ler,   Friedrich  VII,  der  letzte  Graf  v. 

777  Toggenburg.  —2)  E.  Krüger.  Die  Grafen 
v.  Werdenberg,  Heiligenberg  und  Wer-. 
denberg-Sargans. 

67  Der  Geschichtsfreund.  Mitteilungen  des 
bist  Vereins  der  5  Orte  Luzern,  üri, 
Schwyz,  Unterwaiden  u.  Zug.  Bd.  XLII. 
8.   XXXVI  u.  328  S.  mit  2  artist.  Beü. 


Einsied ehi,  Benziger  u.  Co,    frs.  7,dO. 
S.  VI,  619  f.    Enth.:  1)  A.  Denier,  ür-  778 
künden  aus  Uri.    2.  Abtlg.  —   2)  P.  779 
Odüo  Einghaiz.   Ansbelm  v.  Schwanden, 
Abt  des  Stiftes  U.  L.  F.  von  Einsiedeln. 
—  3)  J.  L.  Brandstetter.   BeitrÄge  zur  780 
Schweiz.    Ortsnamenkunde:   f.   Teger, 
n.  ür,   ni.   Sar.    IV.  Ron.    V.  Luss- 
VI.  Juschi,    VII.  Fronschunen.   —  4)781 
M.  Estermann,  Kitter  Jacob  von  Kien- 
berg, eine  Vogtgeschichte  aus  d.  Ende 
des  13.  Jhs.   —  ö)  ^   Odermatt.    St.  782 
Magnus-   oder  Winkelriedkapelle  auf 
Allweg  in  Nidwaiden.  —  B)  AL  Müäer,  783 
Das  Umerloch.  —1)F.J.  Schiffmann.  784 
Das  Luzerner  Portrait  des  Pariser  Pro- 
totypographen  Ulrich  Gering.  —  8)  J.  785 
L.  Brandketter.  Der  Grabfund  in  Hoch- 
dorf. --  9)  Benwd,  BrandstetUr.   Ren-  786 
ward  C-ysats  Vocabularium.  —  10)  J.  787 
L.  Brandstetter.   Urkundenlese. 

Jahrbuch  des  hisL  Vereins  des  Kantons   68 
Giarus.    Heft  2H.    Mit  1  Wappentafel. 
8.  XXVniu.  119S.   Giarus,  Bäschlin. 
frs.  3.    S.  VI,  610.    Enth  :    1)  Proto-788 
koile  des  bist  Vereins.  —  2)  Dr.  Dinner.  789 
„Über  die  Siegel  des  Kt.  Giarus."  — 
3)  Legier f  Linthingenieur.    Über  das  790 
Linthunternehmen   in    dem    Zeitraum 
von  1862—1886.   —  4)  Pfr.  <?.  Heer.  791 
Zur  Geschichte  der  glameri sehen  Ge- 
schlechter,   bes.    derjenigen   der   Ge- 
meinde Lintthal. 

XV.  Jahresbericht  der  hist.-aiit.  Ges.  in   69 
QraubOnden.  Jg.  1885.  8.   Chur,  Spre- 
cher u.  Piattner. 

XVI.  Jahresbericht  der  hist.-ant.  Ges.  in   70 
QraubOnden.   Jg.  188'i.   8.   Chur,  Spre- 
cher u.  Plattner. 

Thurgauische  Beiträge  zur  vaterltndl-   71 
sehen  Gesch.    Heft  26.    gr.  8.    169  S. 
Frauenfeld,  Huber.    frs.  2. 

Zugerisches  Neuiahrsblatt  für  die  Ju-  72 
gend  u.  Freunde  der  Geschichte  für  d. 
Jahr  1887.   4".  26  S.  n.  1  Karte  in  fol. 
Zug,  .\nderwert.    S.  VI,  624  f.    Enth.: 

1)  Ä.  Weber.    Eine   Lorxencorrection  792 
zu  An(.   des  18.  Jhs.  (mit  Karte).  — 

2)  Prof.  J.  L.  Brandstetter.   Der  Berg-  793 
name  „Guizen".  —  H)  Ä.  WickaH.  Zu-  794 
gerischer  Sagenkreis  Vi:  die  Ritter  am 
Morgarten.  —  4)  Die  Schlacht  am  Mor-  7?)5 
garten.    Bericht  aus  der  lat.  Chronik 
des  Job.  Vitoduranus. 

ZDrchtr  Taschenbuch  auf  d.  Jahr  1887.   73 

Hrsgg.  von   einer  Ges.  süreberischer 
Geschichtsfreunde.  N.  F.   10.  Jg.   Mit 


Digiti 


zedby  Google 


Bibliographie. 


193 


einer  Abbildg.  gr.  8.  287  S.  Zürich, 
Hoehr.   frs.  5.     S.  VI,  610  f. 

74  Mitteilungen  der  Antiquarlsclien  Geseii- 
sclwft  in  ZBricIi.  Bd.  XXI,  Heft  7 
(Schloss).  Mit  1  Plan  u.  10  Tafeln. 
Zürich,    Comm.   Orell   Füssli   u.   Co. 

7%  frs.  6.    S.  VI,  609  f.    1)  Dr.  Edtnund 

V.  Feüenberg.    Das  Gräberfeld  bei  Elis- 

ried,  über  dessen  und  analoge  Funde 

in  der  Westschweiz. 

Bd.  XXII,  Heft  H  (Neujalirsbl.  Nr.  LI). 

797£nth.:  \)Bdkn.  Geschichte  des  Schlos- 
ses Chillon.  4«.  24  S.  u.  5  lithogr. 
Tafeln.  Zürich,  Comm.  Grell.  Füssli 
u.  Co.    frs.  3,50. 

75  ZOrclier  Neujahrsblatt  der  Feuerwerlter- 
GeMlIsciiafft  fOr  1887.    S.  VI,  610  f. 

798  Enth. :  1)  Prof.  Meyer  v.  Knotuxu.  Die 
kritischen  Tage  des  Gebirgskampfes  im 
Koalitionskriege  von  1799.  Mit  einem 
Portrait  des  Gen.  Lacourt>e. 

76  Vierteljalirtchrifft  der  Naturforsciienden 
6etellschaft  in  ZOrlcli.    31.  Jg.   Heft  3 

799  0.  4.    Enth.  u.  a. :  1)  Wdf,    Zur  Bio- 
SuOgraphie   von   Joseph  Morstadt.  —  2) 

Wdf,  Notizen  zur  Schweiz.  Kulturge- 
schichte. Letztere  setzen  sich  von  Heft 
zu  Heft  fort 

77  WiRtertiiur:  Neujahrsblatt  der  Stadt- 
bibUotiiek  W.  auf  das  J.  1888.    gr.  4«. 

801  Winterthur,  Ziegler  impr.  Enth.:  1) 
Dr.  A,  Hafner  Ergänzungen  zur  Ge- 
schichte der  Stadtbibliothek  W.  (Forts, 
der  Njbll.  v.  1885.  1875  u.  1874). 

8()2  üömoires  et  documents,  publik»  par  la 
Sociötö  d'histoire  de  ia  Sulsso  romande. 
II«  s^rie.  Tome  I.  8.  305  S.  Lausanne, 

803BrideI.  frs.  5.  Cont:  1)  Emest  Cha- 
Cannes,  Extrait  des  manuaux  du  Con- 
seil  de  Lausanne  de  1536—1564.  — 

8042)  A.  Morel'Fatio.  Histoire  monetairo 
de  Lausanne.  Denier  in^dit  dmis  vers 

Woran  1000.  Fragment.  —  3)  Henri  Car- 
rard.  Le  combat  de  Chillon  a-t-il  eu  lieu 
et  &  quelle  date?  Nouvelles  recherches. 

78  H^oires  de  i'institut  national  gene- 
vois. Tome  XVI   18&3— 86.  4*.  Iu9  p. 

H06  6enfevc,  Georg.  Contenu:  1)  Vaudier, 
P.  Les  traditions  nationales  de  la  Suisse. 
*}7  —  2)  JTotsy,  Henri,  Le  proces  de  Jacques 
808Gruet.  1546—47.  —  3)  Fazi/,  Henn. 
Proces  et  d^meles  ä  propos  de  la  compe- 
tence  disciplinaire  du  Consistoire  (1516 
-47). 

79  üömoires  et  documents  publi^s  par  la 
SedM  d'histoire  et  d'arelitologie  de  Ge- 
Rive.  Tome  XXII  [2»*  s^rie  tome  II]. 
8.    424  p.    Geneve,   JuUien.    frs.  7. 


Contenu:  \) Kug. Demole.  L'atelier mo- 809 
n^taire  des  comtes  de  Genevois,  ä  .\n- 
necy  (1356—1391).  —  2)  Alb.  Jansen.  SiO 
Documents  sur  Jean  Jacques  de  Rous- 
seau (1762—1765)  recueillis  dans  les 
archives  de  Berlin.  —  3)  TJieopMe  Du- Sil 
four,   Un  opuscule  inädit  de  Farel.    Le 
r^sumä  des  actes  de  la  Dispute  de  Rive 
(lo3ö).  —  4)  Eug.  Bäter,    Chroniques8l2 
de  Geneve  ecrites  au  temps  du  roi 
Henri  IV.  -  ö)  Alb.  Bäliet.   Le  billet813 
d'adieu  d'un  i?v6que  de  Geneve  (1483). 
>-  6)  T/ieoph  Dufoury  President.  Am^-  814 
d^e  Roget.  Allocution.  —  7)  Derselbe.  81ö 
Albert  Rilliet.  Allocution.  —  8)  Maßet  816 
du  Pan.    Deux  lettres  in<?dites.  —  9)817 
Eug  UiUer    Jean  Jodin  (1713-176!) 
et  son  frere  Pierre  Jodin.   Lettres  de 
Diderot  k  M»«  Jodin  (1765—1769).  — 
10)  Derselbe.    Post  tenebras  spero  lu-  816 
cem.  —  11)  Tft.  Dufour.   B&le,  Zftrich  819 
et  Geneve  en  1558.    Fragment  de  la 
lettre  d'un  Anglais   —  12)  Ed,  Narille.  820 
La  momie  du  mus^e  de  Geneve. 

üdmoires  de  la  Socidtd  d'histoire  et  80 
d'arcbdologie  de  Genive.  S^rie  4.  Tome 
L  4«  et  denii^re  partie,  376  p.  et  9  pl., 
tirees  sur  papier  du  Japon.  Geneve, 
Jullien.  frs  20.  Cont.:  l)  Eugene  De- S2i 
mole,  Dr.  phil.  Histoire  monetaire  de 
Geneve  de  lö35  ä  1792.  Vergl.  das 
.,Tableau  des  monnaies  genevoises  frap- 
pees  de  1535  k  1792«  sub  Rechts-  u. 
Wirtschaftsgeschichte. 

Huste  neuchfttelois.    S.   VI,  642  f.  81 
XXHI«  ann^e.    1886.    (frs.  10.) 

Nr.  11  cont.:  \)  Jean  GreUet,  L*an-822 
cienne  ^glise  de  Colombier  av.  pl.  — 
2)  Ch,  CMtdain.  Quelques  documents  623 
concernant  Neuch&tel,  aux  archives  de 
Doubs.  —  H)  Juies  F-tf.  Jurgensen,  Les  824 
Ponts-de-Martel  (suite).  —  4)  A,  Godet,  825 
Martel  et  Soumartel  etc. 

Nr.  12  enth.   neu:    5)  A.  Bac/idin,S2ß 
Une  lettre  de  Louis  Bourget  (av.  pl.). 

—  6)  O.  Huguenin.   Abolition  des  te-  827 
nues  des  bourgeois  de  Boudry.  —  7)  828 
Mdmoyres  de  plusieurs  choses  remar- 
qu^es  par  moi  Abraham  ChailHet  dem- 
puis  l'an  1614. 

XXI Va  annc^e.  1887.  Nr.  1  enth.  neu: 
8)  Ph.  Godet,   Sebastien  Mercier,  mous-  829 
quetaire.  —  9)  Ad.  Bord.  Enlevement  830 
d'une  jeune  fille  originaire  de  Bevaix 
en  1782.  —  10)  A.  GodH.    Causerie831 
sur  les  gaufres  et  les  gaufriers,  av.  pl. 

—  11)  PÄ.  Godet.  A  propos  de  la  Tour  aS2 
des  Chavannes,  av.  pl. 


Digiti 


zedby  Google 


194 


Bibliographie. 


833  Nr.  2  eutb.   neu:    12)  P.  JacoUet. 

834  Georges-Auguste  Matile.  —  13)  Jean 
Greüet.  La  eure  de  Bevaix. 

835  Nr.  3  enth.  neu:  14)  Dr.  Gu^aume. 
L^alimentation    d'eau    de    Neuch&tel. 

886Xotice  historique  (1353—1863).  —  15) 
Ch  Chdtdain.   A  propos  du  messager 

837  boiteux  de  Neuchätel  de  1794.  —  Ih) 
A.  Bachdin.  Passage  couvert  ä  Saint- 
Biaise  av.  pl. 

838  Nr.  4  enth.  neu:  17)  A  BacMln.  Au 
val-de-Kuz.  Journal  d'Abram  Mauley, 
18™«  siecle. 

839  Nr.  5  enth.  neu:  18)  L.  Favre.  Henri 
840Ladame  lfc07— 70  av.  portr.  —  19)  0. 

Huguenin.    Une  vieille  histoire,  conte 

sagnard. 
831     Nr.  6  enth.  neu:  20)  Chatdain.  Vuil- 
84'ilerain8  et  Neuchätelois.  —  2\)  L.  Ja- 

nod,  Origines  des  maisons  de  Neuchätel 

843  en  Sutsse  et  dans  le  Breisgau.  —  22)  A. 
Godet.    Briquet  du  18me  si^cIe  av.  pl. 

844  Nr.  7  enth.  neu:  23)  A.Daguet.  Al- 
bert Stapf  er,  minist  re  des  arts  et  des 
sciences  de  la  R^publique  helvetique 
ä  propos  de  sa  biographie  par  M.  Lu- 

845  ginbühl.  —  24)  A,  Bachdin,  Porte  de 
la  rue  des  Moulins  ä  Neuchätel  1847 
av.  pL 

846  Nr.  8  enth   neu:  25)  Pä.  Godet.    La 

847  fete  de  Cresset,  av.  pl.  —  26)  Aug.  Jac- 
Card.  Pierre- Frederic  Droz,  horloger, 
voyageur  etm^tallurgiste  au  18»«  siecle. 

848  —  27)  Jean  Grdlet.  L'ancien  hötel-de- 
ville  de  Boudry. 

849  Nr.  9  enth.  neu:  28)  Baymoml  Vui- 
chard.    Le  Landeren  et  Cressier,  no- 

850  tice  historique.  —  29)  P/t.  Godet.  La 
Dame,  histoire  d'une  m^tairie  neuchä- 

851  teloise  (av.  pl).  —  30)  Alfred  Godet. 
Proces-verbal  de  Pexpertise  de  MM. 
Tabb^  Vuichard,  eure  de  Cressier  et 
Alfr.  Godet,  relatif  au  document  trouve 
dans  la  boule  qui  surmonte  la  vieille 
cglise  de  St.  -  Martin  de  Cressier.  .— 

852  31)  Ch.  CMtelain.    Note  sur  l'ancien 

853  vitrail  de  laColl^giale.  —  32)  TT.  Wavre. 
Deux  cippes  romains  a  Cressier,  av.  2  pl. 

854  Nr.  10  u.  11  enth.  neu:  33)  Daguet, 
A.    Mirabeau  et  ses  editeurs  neuchä- 

85ötelois  en  1782.  —  34)  Ph.  Godet.  Les 
intentions  de  la  Prusse  en  17ü7.  — 

856  35)  A.  Bachdin.  Artistes  neuchätelois: 
Edouard  dePourtales-Pury  1802—1885. 

857 —  36)  Jean  Grdlet,    Les  corv^es  des 

858  Sujets  de  Colombier.  —  37)  Ph.  GodH. 
La  scierie  des  charbonnieres  (av.  pl.) 

859  Nr.  12  enth.  neu:    38)  A.  Bachelin. 


R.-S.  de  Lentulus,  gouvemeur  de  Neu- 
chätel. —  39)  Jean  Grdiet.  Les  armes  860 
de  la  maison  de  Neuchätel.  —  4(0  Ph.S6i 
Godet.  Le  voyage  d'un  „proposant''  de 
Neuchätel  ä  Gen^ve  en  1769. 

Jahrg  XXV,  1888  Nr.  1  enth.  neu: 
41)   Victor  HumbeH,     Charles   Prince862 
18(y8— 69  (av.  portr.).    -  42)  Ph.  Godet.  863 
Echos  du  18  aoiU  1792.    Deux  lettres 
de  Mme  de  Charriere.  —  43)  0.  ä*-864 
gtienin.    Ged^on  de  Coutreleyu.  —  44)  865 
Alfr.  Godet.    A  propos  des  demi-bou- 
lets  sculptäs  sur  les  contreforts  de  nos 
vieilles  maisons 

Nr.  2  enth.  neu :  4o)Pä.  Godet.  Foires,  866 
march^s  et  fetes  du  Yal  de  Travers. 

Tripel,  M.  Archives  höraldiquet  et  si-  BZ 
gilloflraphiquet,  publiöt  k  Neuchfttel.  Vol. 

Nr.  7  et  8  cont.:  Les  armoires  des  867 
editices  publica  ä  Neuchätel 

Favey,  6.    Supplement  du  dictionnaire  83 
historique,  g^ographique  et  statistique  du 
canton  de  Vaud.    1'»  livr.    Lausanne, 
Corbaz. 

Bollettino  ttoHco  della  Svizzera  ita*84 
liana.    S.  VI,  678  f. 

Anno  VIU.   Nr.  11  enth.:   1)  Bene-SbS 
detto  da  Firenze.  —  2)  Notizie  luganese  869 
e  bellinzonese  della  seconda  metä  del 
secolo  scorso.   —  3)  La  battaglia  di870 
Arbedo.  —  4)  Memorie  biaschesi.  —871 
5)  Curiositä  di  storia  ital.  del  sec.  XV  872 
dagli  archivi  milanesi.  —  6)  L'antichitä  873 
di  Brissago  descritta  da  Giocanni  Bor- 
rani.  —  7)  Memorie  stör,  del  Comune  874 
e  delle  tcrre  d'Intragna,  Golino  e  Ver- 
dasio.  —  8)  Le  tipogi  aüe  del  cantone  875 
Ticino.  —  9)  Varietä  e   10)  Cronaca.876 

Nr.  12  enth.  neu :  10)  Adamo  d'Arogno.  877 

Jg.  1887  Nr.  1  u.  2  enth.  neu:  11)878 
La  famiglia  Orelli  (Nuore  fönte  genea- 
logiche).  —  12)  Privilegi  concessi  agii  879 
Architetti  e  Maestri  da  muro  luganesi 
negli  Stati  Savoja.  — 13)  Per  i  Leponzii.  880 
—  14)   Come  fu  sentita  la  morte  di88l 
Francesco   Fforza  a  Bellinxona  et  a 
Locamo.  —  15)  Documenti  per  la  fon-  882 
dazione  del  Convento  degli  Angioli  in 
Lugano.  —  16)  II  canonico  cav.  Sera-  883 
fino  ßalestra.  —  17)  A  proposito  di  un  884 
monumento  commemorativo  di  Giornico. 

Nr.  3  enth.  neu :  18)  La  cessione  di  885 
Bellinzona  a  Milano  per  parte  di  Como. 

Nr.  4  enth.  neu:   19)  La  tipografia 886 
Colombi  in  Bellinzona  1848—1887.  — 
20)  Dalla  storia  del  collegio  dei  Ge-887 
suiti  in  Bellinzona.  —  21)  L'oblato  Ge-  888 


Digiti 


zedby  Google 


Bibliographie. 


196 


rolamo  Guglielmetti.  —  22)  II  Dr.  Gall 

a  Brera  nel  1807. 
8Ö9     Nr.  6  u.  7:    23)   Informazioni   sulP 

attivitä  deir  architetto  pontificio  Fran- 
89()  cesco  Borromini  —  24)  Ancora  di  fra 
ft9l  Comelio  Siculo.  —  25)  Una  lettera  del 
892^nera]e  Dufour.   —  28}  La  famiglia 

Orelli  di  Locarno :  Tavola  genealogica 

in  folio 

893     Nr.  8  enth.:  27)  Le  zecche  di  Me- 

85)4  8occo  e  di  Roveredo.   —  28)  Omicidj 

^  e  ladronecci  in  valle  di  Blenio  nella 

H9Ö  seconda  metä  del  quattrocento.  —  29) 

Per  la  storia  dei  Casteili  die  Cannero 

e  dei  Mazzarditi.    Appunti  critici. 
«96     Nr.  9  u.  10  enth.  neu:  30)  L'archi- 

tetto  Pietro   Lombardo  e  di  Carona. 

897  —  31)  ün  docamento  pel  baroue  Gian 

898  Antonio  Marcacci.  —  32)  Le  relazioni 
dei  conti  di  Werdenberg-Sargans  coi 
duchi  di  Milano. 

Bellen  u.  Luxemburg. 

86  Bulletins  de  rAcad^mie  royaie  des 
Sciences  etc.  de  Belgique.    S.  VI,  714  f. 

899  3a  sdrie  Bd.  XII.  188G.  1)  Ch.  Tot- 
vin.   La  Charte  de  la  cour  d^amour  de 

900  rannte  1401  (S.  191-220).  —  2)  A. 
Wauters.  Sur  les  Su^ves  et  les  autres 
populations  de  la  Belgique  flamande 

901  (S.  289-313).  —  3)  IJ^  Kervyn  de 
LeUenhove,  Une  lettre  de  Requesens 
(aofit  157Ö)  (S.  595—599). 

902  Bd.  Xin.  1887.  4)  Bon  Kervyn  de 
Lettetihove.    Defi  du  duc  de  Lorraine 

903  (S.    147).   —   5)   M.  Booses.    Etudes 

904  Rnbenicnnes  (S.  369-382).  —  6)  A. 
Wcatters.     Los   Sufeves,   ou    quelques 

_  variations  sur  ce  th^me  (S.  869— -871). 
905 —  7)  Ch.  Piot.  La  correspondance 
du  baron  Godefroid  Van  Swieten  et 
du  comte  de  Cobenzl  au  point  de  vue 
de  la  musique  et  du  theatre  (S.  882 
—889). 

906  Bd.  XIV.  Heft  7  —  11.  1887.  8) 
B^n  Keroyn  de  Lettetdiove.  La  deniiere 
säance  du  Conseil  avant  le  supplice 
(S.  671-676). 

86  Memoires  couronn6s  et  autres  m6mol- 
res  publl6s  par  TAcad^inie  royale  des 
Sciences  etc.  de  Belgique.   (Coli,  in  8^). 

907  Bd.  39.  1886.  B.  Moncltamp.  His- 
toire  du  cart^sianisme  en  Belgique. 
643  S.    Bruxelles  1886. 

87  Compie  rendu  des  s^ances  de  la  com- 
mission  royale  d*histoire.    S.  VI. 

908  Bd.  XIII.  1886.  1)  Kermjn  de  Let- 
tenhove.   Campagne  du  prince  d' Orange 


I  en  France  en  1569  (S.  66—74).  —  2)909 
I A,  Wauters.  Analectes  de  diplomatique 
(S.  75-108, 144-206  et  250— 267).  — 

3)  Van  den  Bussche.    Une  complaincte  910 
eccl^siastique   au   duc  de  Brabant  et 
comte  de  Hainaut  (S.  109 — 125).  — 

4)  Pirenne.  La  formule  N. RexFran-911 
corum  V.  Inl.   (S.  126—138.   —  5) 

8t.  Bormans.  Les  Flores  utriusque912 
juris   de  Hocsem  (S.  207—224).  — 
6)  Ern.  Mathteu.    La  reconnaissance  913 
par  les  J^tats  de  Hainaut  de  Charles 
le  Täm^raire  comme  hdritier  du  comtd 
en  1465  (S.  225—242). 

Bd.  XIV.  1887.  Heft  1  et  2.  7)914 
Van  den  Bussche.  Boc-Amadour.  Les 
pelerinages  dans  notre  ancien  droit 
pdnal.  Collection  de  documents  inedits 
des  XIV«,  XVe  et  XVI«  siecles  (S.  18 
—74).  —  8)  A.  Wauters.  Les  ser-915 
ments  pr^tds  aux  principales  villes  du 
Brabant  par  les  ducs  lors  de  leur 
Inauguration  (S.  80—98). 

INessager  des  Sciences  historiques.  B.  88 
VI   730 

i886."Heft  4.    1)  P.  Qaeys.    Hi8-916 
toire  de  la  Gilde  Souveraine  et  chova- 
liere  des  Escrimeurs,  dite  chef-confr^- 
rie  de  Saint -Michel   k  Gand  (S.  377 
—410.  —  2)  A.  Delehaye.    Nouvelles917 
recherches  sur  Henri  de  Gand  (suite) 
(S.  438—455).  —  3)  L.  Decälers.  La  918 
naissance  et  les  pr oraleres  ann^es  de 
Jacqueline  de  Baviere   (S.  456—489). 

1887.    Heft  1—4.    4)  P.  Claeys  et 919 
J,  Geerts.    Les  ancieunes  fortificatious 
de  la  ville  de  Gand  (S.  1—30  et  152 
—160).   —  5)   A.  de    Vlamnck.    Le920 
veritable  emplacement  des  Aduatuques 
(S    31—58,    351—362   et  391—410). 

—  6)  H.  Ddehaye    Nou volles  recher-  921 
ches   sur  Henri    de    Gand    (S.    59 — 
85).  —  7)   F.   Van  der  Uaeghen.    Le  922 
pere  Costerius   ä  Gand  (XVI«  siecle). 

—  Les  Jesuites  k  Gand  au  XVI«  siecle 
(S.   86—105,  211—218,  331—350  et 
465-  470).  —  8)  P.  C.   Les  tribunaux  923 
iufi^rieurs  ä  Gand  „de  Smalle  Wetten", 
aux  siecles  derniers  (S.  106—112)    — 

9)  La  restauration  du  chäteau  descomtes  924 
a  Gand  (S.  137—151).  —  10)  L.  De-  925 
t^älers.    La  naissance  et  les  premieres 
annees  de  Jacqueline   de  Baviere  (S. 
185-210).  —  11)  P  Claeys.   Histoire  926 
de  la  Gilde  Souveraine  et  chevaliere 
des  Escrimeurs,  dite  chef-confr^rie  de 
Saint  Michel  k  Gand  (S.  257—277  et 
377—390).  —  12)  Ed.  Van  Even.  Dd-  927 


Westd.  Zeitiohr.  f.  Gesch.  a.  Kunst.  VII,    U. 


14 


Digiti 


zedby  Google 


196 


Bibliographie. 


vastatioDS  dans  Päglise  des  Cdlestins 
k  Heverld  lez  Louvain  (S.  278-292  et 

928  411—419).  —  13)  G.  Grützen.  Un 
memoire  contemporain  sur  la  question 
des  corporations  aux  Pays-Bas  h  la 
tin  du  si^cle  dernier  (S.  293—307  et 

929  420—439).  —  14)  H.  Van  den  Betnden. 
Notice  complömentaire  sur  le  „Tor- 
reken".  (S.  440—451). 

89  Analectes  pour  servir  k  Thistoire  eccle« 
siastique  de  la  Belgique.    S    VI,  740. 

930  2e8drieBd.  IV3-4.  1887.  1)  ^. 
Beiisens.  Documenta  relatifs  ä  l'his- 
loire  de  l'Universit^  de  Louvain  (1425 

931  —1497)  (S.  257—414).  —  2)  Dom  U. 
Berliere,  0.  8.  B.  Documenta  coucer- 
nant  l'abbaye  de  Saint-Laurent  de  Liege 

932  (S.  415—438).  —  3)  F.  Barhür.  In- 
ventaire  des  biens  de  Tabbaye  de 
Waulsort,  dressd  en  vertu  de  l'^dit  de 
Pempereur  Joseph  II,  en  date  du  22 

933  mai  1785  (8.  439—478).  —  4)  Dom  U. 
Berhere,  0.  S.  B.  Las  derniörs  moines 
de  l'abbaye  de  Lobbes.  Documents 
(S.  47-491). 

90  Annales  de  TAcad^mie  d'arch^ologie 
de  Belgique.    S.  VI,  745. 

934  4e  sörie  Bd.  I  Heft  4.  1886.  1) 
D.  A.  van  Bastdaer,  Les  trois  zeu- 
pires,  pierres  levdes  ou  menhirs,  k 
Goz^e,  prös   de  Thuin  (S.  367—382). 

935—  2)  Ern.  MaUhieu.  L'avouerie  de 
Mons.  fiiude  historique  (S.  383—435). 

936  Bd.  II  Heft  1  et  2.  1887.  3)  G. 
Hagemans.  Vie  domestique  d'un  seig- 
neur  chätelain  du  moyen  äge  (S.  5 — 

937  152).  —  4)  Eug.  Soil.  Un  inventaire 
de  1527,  ou  le  mobilier  d'un  bourgeois 
de  Tournai  au  commencement  du  XVI« 

938  siecle  (S.  153—227).  —  5)  Ä.  D^ar- 
din.  Deuxi^me  Supplement  k  la  de- 
scription  des  cartes  de  la  province 
d'Anvers  et  des  plans  de  la  ville  (S. 
229-252). 

91  Bulletin  des  commissions  royales  d'art 
et  d'arch^ologie.    S.  VI,  749. 

939  Bd.  25  Heft  5—12.  1886.  1)  J. 
Destree.    Jean  Van  der  Moerc,  enlu- 

940  mineur  (S.  277—296).  —  2)  V.  31.  G. 
Dendal.  La  chasuble,  Pdtole  et  le  ma- 
nipule  dits  de  Saint-Bernard,  conservc^s 
en  l'dglise  de  Saint-Donat  a  Arlon  (S. 

941  326-340).  —  3)  H,  Goffinet.  Des  grottes 
de  Saint -Reraacle  et  d'un  monast^re 
fondc,  vers  Tan  645,  par  Sigebert  U, 
roi  d'Austrasie,  k  Cugnon-sur-Semois 
(S   354-378). 

942  Bd.  26  Heft   1—8.     1887.    4)    G. 


Vande  Vyvere.    Les  pierres  tombales 
histori^es  et  les  inscriptions  tumulaires 
de  Phöpital  Notre-Dame  ä  Audenarde 
(S.  106—136).  —  5)  Edg.  Baes.  Notes  943 
et   remarques   sur   les    quatre   David 
Teniers  (S.  149—192).  —  6)  H.  Sdmer-dU 
mans.    6«  et  7«  lettres  sur  les  verres 
„fa^on  de  Venise"    ou  „d' Altare",  fa- 
briquäs  aux  Pays-Bas  (S.  193—161  et 
313—383).  —   7)  J.  Destree.    Potiers945 
et  faienciers  tournaisiens  par  Eug.  Soil 
(S.  276—284).  —  8)  Mph.  de  WitU.  946 
Note  sur  une  medaille  rappelant  Tddi- 
tication,   ä  Bruxelles,  de  P^glise   des 
Carmdlites  Thdr^siennes  (S.  305—312) 

Bulletin  de  la  soci6t6  royale  beige  de  92 
g^ographie. 

Bd.  X.    1886.     V)  A.  Harm.    Pro- 945 
menade  aux  environs  d'Anvers  (S.  123 
—139,   413—437  et  532-575).  —   2)94« 
E.  Ouverleaux.     Notice  historique  et 
topographique  sur  Leuze  (S.  247—293). 
—  3^   A.  Earou.      Wilryck  (S.   654  947 

Bd."x.  1887.   4.)  Ph.  Binchon.    G^o-948 
graphie  locale :  la  commune  de  Thulin 
(S.   39— 6U).   —  5)   A.  Harou.    G^o-949 
graphie  locale:  la  commune  de  Belle- 
court (S.  299—320).  —  6)  A.  Harou.  950 
Notice  sur  quelques  communes  du  Hai- 
naut   (S.  424—462,   566-584   et  636 
^688. 

F6d6ration  arch^ologique  et  historique  93 
de  Belgique.    S.  VI,  79. 

Compte  rendu  des  travaux  du  con- 
gres  tenu  ä  Namur  les  17 — 19  aoCit 
1886,  sous  la  direction  de  la  Societe 
archeologique  de  Namur.  406  S.  Namur, 
Lambert-de  Roisin,  1887.   8^    6  M 

Revue  de  l'art  chr^tien.    8.  VI,  753.  94 

Nouv.  Serie  Bd.  V.  1887.  l)Pau?951 
Allard.   Les  archives  et  la  bibliotheque 
poutiticales  avant  le  XIV»  siecle  (S.  1 
—10).  —  2)  Jides  Hdbig.    Histoire  de  952 
l'art   dans   la  Flandre,    TArtois   et  le 
Hainaut  avaut  le  XV«  siecle,  par  M.  le 
Chan.  Dehaisnes  (S.  11—17).  —  3)  L.  953 
Cloqtiet  et  A.  de  la  Grange.    Les  mo- 
numents    fun^raires    tournaisiens    au 
moyen  äge  (S.  18—40).  —  4)  X.  Bar-db^ 
hier  de  Montaidt.    La  graude  pancarte 
de  la  basilique  de  Latran,  2«  article 
(S.  41-62).   —  5)  F,  de  Mdy.    Les  955 
inventaires  de  Tabbaye  de  Saint-Pere- 
en-Vall(Je,  k  Chartres,   2«  article   (S. 
41—62).    —   6)    V.    Ambrosiam.     Le656 
chrisme  et  ses  varidtäs  (S.  73 — 82).  — 
7)  Jules  Hdbig.     Fr^ddric  Overbeck9ö7 


Digiti 


zedby  Google 


Bibliographie. 


197 


V)58(S.  Ul-152).  —  8)  L.  de  Farcy.  ün 
retable,  peint  sur  bois,  du  commence- 
uient  du  XIII«  siecle  (S.  153—157).  — 

959  9)  L.  de  Farcy.  L'autel  de  Saint-Louis 
dans  Tf^glise  de  Saint-Remi  de  Chäteau- 

960Gontier  (S.  158— 159).  —  10)  Jtües 
Heibig.  Les  peiatures  murales  de  la 
chapeile  des  religieuses  Dominicaines 
de  Bäthanie,  2t  Montferrand  (Doubs)  (S. 

961  160—162  et  448—449).  —  11)  F.  Am- 
brosiani.  Le  symbolisme  des  animaux 
au  moyen  äge  d'apres  un  auteur  italien 

962  du  XVe  siecle  (S.  163—171).  —  12)  X 
Barbier  de  Montatüt.    Le  Bestiaire  de 

963  Monza  (S.  172—182).  —  13)  L.  Cloquet. 
Elements  d'iconograpbie  chr^tienne  (S. 

964  183—188  et  308—315).  —  14)  Ch.  de 
Linas.  Un  bgou  de  Pdpoque  des  Hohen- 
staufen,   par  C.  D.  Fräd.  Schneider  ä 

965  Mayence  (S  269—275).  —  16)  A.  Ver- 
haegen.  Collier  en  or  emailld  dans  le 
tresor   de   T^glise   collf^giale    d'Essen 

966  (Prusse  rhenane)  (S.  276-278.)  —  17) 
X.  de  Farcy.  Un  triptyque  de  broderie 
au  musee  de  Chartrea   (S.  279—284). 

967  —  18)  X.  Barbier  de  Montaidt.  L'ap- 
parition  de  sainte  Cdcile  au  pape  saint 
Pascal  I,  et  ses  consdquences  pratiques 

968  (S.  285—307).  —  19)  Jules  Hdbig.  Ra- 
phael,  sa  vie,  son  oeuvre  et  son  temps, 

969  par  Eug.  Müntz  (S.  407—418).  —  20) 
Ch.  de  Linas.  Le  reliquaire  de  la  sainte 
Croix   au  tresor  de  la  cathcdrale  de 

970  Tournai  (S.  419—425).  —  21)  X  Bar- 
bier de  Montault.  Iconographie  de  sainte 
ereile,  d'apräs  les  monuments  de  Rome 
(S.  426—447). 

95  Antwerpsch  Archievenblad.     Bd.  XV. 

971  1887.  P.  Genard.  Verzameling  getitelt : 
Collegiale  actenboecken  van  1577—1583. 
(vervolg).  S.  470.  Antwerpen,  Wed.  De 
Becker.   8^. 

96  Bulletin  de  la  socl^t^  d'anthropologie 
de  Bruxelles. 

972  Bd.  IV.  1885—1886.  1)  A.  Butot. 
Sur  Tage  des  silex  recueillis  ä  Mesvin 

973  pres  Mons  (S.  1.S4— 151).  —  2)Delvaux. 
Excursion  de  la  societe  k  Mesvin,  ä 
Spiennes  et  k  Harmignies  (S  176—208). 

974  3)  Cels  et  Depauw.  Considärations  sur 
la  taille  du  silex,  teile  qu'elle  etait 
pratiquee  ä  Spienne  ä  Tage  de  la  pierre 

975  (S.  246—255).  —  4)  I)e  Munck.  Re- 
cherches  sur  les  silex  dclatds  sous  l'in- 
iluence  atmosphdrique  et  sur  ceux 
retouches  et  tailles  accidentellement 
(S.  259—  263). 

976  Bd.  V.  1886—1887.  5)  De  Puydt  et 


LoJiest.  Sur  les  statious  de  Page  de 
la  pierre  polie  et  sur  des  ddcouvertes 
d'objets  de  la  meme  dpoque  aux  envi- 
rons  de  Li6ge,  Namur  etc.  (S.  66 — 90). 

—  6)  Bucguoy.    Note  sur  des  fouille8  977 
faites  en  1879  dans  la  caverne  de  la 
B6che-aux  -  Roches,  pr^s   de    Spy   (S. 
318—326).  —  l)DeMimck.  Les  inscrip-  978 
tions  de  la  chapeile  de  Bon-Vouloir- 

en  Havrd  (S.  407-410). 

Annales  de  la  soci^t^  arch^ologique  de  97 
Tarrondissement  de  Nivelles.  S.  V,  587  f. 

Bd.  III  Heft  2  et  3.  1887.   1)  ^d  979 
Van  Even.    La  derniöre  abbesse  de 
Nivelles  (S.  119—175).  —  2)  C.  3fon- 980 
nier.    La  bataille  de  SenefTe,  11  aoüt 
1674  (S.  177—248).  —  3)  Dr.  Le  Bon.  981 
L'ancien   serment  des  arbaidtriers  de 
Nivelles  et  ses  Statuts  (S.  249—276). 

—  4)  F.  Hachez.  L'abbatialite  du  cha-  982 
pitre  de  Nivelles  promise  ä  Madame 

d' Antriebe  (S.  277—284).   —  5)  Em.  983 
Mattfueu.    Les  dcoles  de  Jodoigne  au 
Xlle  siecle  (S.  285—290).   —   6)   X.  984 
Galesloot  Une  excursion  arch^ologique 
ä  Court- Saint -Etienne  (S.  291—296). 

—  7)  J.  CoUin.    La  tombe  de  Marie- 985 
Magdelaine  de  Cupis  Camargo  ä  Baisy 

(S.  297-308).  —  8)  Em.  Pnid'homme.  986 
Le  refuge   de  Tabbaye  de  Gambron  h 
Nivelles  (S.  309-316).  —  9)  Em.Mat'987 
thieii.  Thomas  Tordeur,  fondeur  nivel- 
lois  (S.  317—321). 

Annaies  du  cercle  arch^ologique  du  pays  98 
de  Waas.    S.  VI,  792. 

Bd.  XI  Heft  1—2.  1887.  1)  L.  Cri-dSS 
quälion.    M(^moire  au  sujet  de  ddcou- 
vertes  faites,  b.  Ilaasdonck  et  ä  Tamise, 
d'urnes  cineraires  et  de  silex  ouvres 
(S.  33—37).  —  2)  Dr.  J,  Van  Baem-  989 
donck.    L'äge   de  la  pierre  k  Rupel- 
monde  (S.  39—68).  —  3)  Dr.  J.  Van  990 
Baemdonck.    Le  pays  de  Waas  peupl(3 
{l   i'c^poque   ueolithique   (S.    67 — 103). 
4)  Dr.  J.  Van  Baemdonck.  Ija  premiere  991 
reduction  de  la  grande  carte  de  Flandre 
de  Mercator  (S.  105—108).  —  6)  F.  99? 
V.  M,    Chronique  de  Frangois-Joseph 
de  Castro.     Suite.     (S.  109—207). 

Annales  du  cercle  arch^ologique  de  Mons.  99 
S    VI    782  f 

'  Bd.' XX.  1887.  1)  L.  Ddhaye.  Notice  993 
sur  Bavay,  ancienne  capitale  delaNervie 
(S.  1—18).  —  2)  A.  Jennepin.    Notice  994 
sur  une  vasque  de  fonts  baptismaux  de 
reglise  de  Cousolre  (S.  19—23).  —  3)  995 
F.  Hachez.  Voyage  du  comte  de  Calen- 
berg  de  Bruxelles  ä  Mariemont  et  ä 


14* 


Digiti 


zedby  Google 


198 


Bibliographie. 


996Beloeil  en  1743  (S.  25—48).  —  4)  Th. 
Bemier,  Notice  sur  des  antiquit^  pre- 
historiques  et  belgo-romaines,  trouvees 

997  ä  Angre  (S.  76—82).  —  5)  i.  DeoiUers. 
Quelques  titres  de  l'abbaye  du  Saulchoir 

998  (S.  83—88).  —  6)  F,  Hachez.  Cele- 
bration  &  Mons  des  fetes  patronales  de 
Marie -Th^rese  et  du  prince  Charles 

999(8.  90—92}.  —  7)  P.  De  Croos.  Ancien 
droit  civil  du  Hainaut  d'apr^s  les  chartes 

1000  de  1619  (S.  93—178).  —  8.  F.  Hachez. 
Note  pour  l'bistoire  ecclesiastique  du 

1001  Hainaut  (S.  179—182).  —  9)  F.  Hachez. 
Biographie  montoise  (S.  183—188).  — 

1002 10)  Ch.  Bau88ۆe.  Yues  de  Mons  et  de 

1003  ses  environs  (S.  199—202).  —  11)  L. 
DeviÜers.  La  seigneurie  du  Cul-du-Sae, 
du  Haut-Bois  et  de  Pont-de-Londres 

1004  (S.  203—213).  —  12)  L.  Deviüers.  Ex- 
cursions  arch^ologiques :  Binche  (S.  116 

1005  —222).  —  13)  J.  Monoyer.  Notice  sur 
le  village  de  Gottignies  (S.  229—256). 

1006  —  14)  Th.  Bemier.  Chronologie  his- 
torique  des    seigneurs    de  Qui^vrain. 

1007  (S.  257-283).  —  15)  F.  Hachez.  Adrien 
Du  Mont  de  Holdre,  et  son  histoire  du 
Hainaut  et  de  Mons  (S.  288—324).  — 

1008 16)  J.  Monoyer.    Armorial  officiel  du 

1009  Hainaut  (S.  325—348).  —  17)  J.  Mo- 
noyer, Notice  sur  le  village  de  Mignault 

1010  (S.  349-375).  —  18)  A.  de  Behault. 
Notice  sur  deux  anciennes  verrieres  de 
Sainte-Waudru  &  Mons  (S.  378—389). 

1011  —  19)  Em.  MaUhieu,  Les  Stalles  de 
Saint-Germain  ä  Mons  (S   390—398). 

1012  —  20j  Em.  Matthieu.  Statistique  des 
manufactures  et  fabriques  de  la  ville 
de  Mons  et  de  ses  environs  (S.  401— 

1013  410).  —  21)  BonA.  de  Loe.  Sur  une 
hachette    trouväe    ä    Harmignies    (S. 

1014  411  —  414).    —    22)  F.  Hachez.     Le 

1015  mayeur  de  Mons  (S.  415—433).  —  23) 
F.  Hacfiez.  Le  campement  de  Belmon- 

1016  cel  ä  Mons  (S.  434—444).  —  24)  G. 
Cumont.  Dicouverte  d'antiquitds  gallo- 
romaines  k  Casteau  en  1784  (S   445 

1017  —451).  —  25)  E.  de  Munck.  Antiqui- 
täs  decouvertes  ä  Havrö  (S.  452—456). 

1018—  26)  A.  de  Befiavlt    Numismatique 

1019  montoise  (S.  457—469).  —  27)  J.  Mo- 
noyer.   Notice  sur  levillage  ae  Thieu 

1020  (S.  470—503).  —  28)  A.  de  Behault. 
Paiticularites  sur  Fr.  Buisseret,  arche- 
veque  de  Cambrai  (S.  504—528.)  — 

1021  29)  L.  Devälers.  Sceaux  de  Merbes- 
le-Chäteau,  de  Gosselies  et  de  Leuze 

1022  (S.  529—542).  —  30)  Van  Bastdaer. 
Les  anciens  gr^s  artistiques  üamands 


dans  le  Nord  de  la  France  (S.  553— 
574).  —  31)  /.  Monoyer.  Notre-Dame  1023 
du  puits  ä  Thriviöres   (S.  581—586). 

—  32)  J.  Monoyer.    Ancien  droit  con- 10£4 
tumier  du  Hainaut  (S.  502 — 604).  — 
33)  -ßo»  A.  de  Loe.    Note  sur  des  an- 1026 
tiquites  franques  däcouvertes  ä  Har- 
mignies (S.  609—614).  —  34)  /.  Mo- 1026 
noyer.  Fac^ties  Nodales  (S.  615—629). 

—  25)  Em.  De  Munck.    Les  inscrip- 1027 
tions  de  la  chapelle  de  Bon-Youloir  a 
Havr^.  (S.  625—637). 

M^moires  et  publications  de  la  soci^t^  100 
des  sciences,  des  arts  et  des  lettres  da 
Hainaut.  Mons.    S.  V,  580  f. 

4e  s^rie  IX.  1885—1887.  l)  E.  Pru- 1028 
d'homme.  Les  signatures  dans  les  actes 
publics  et  priv^s  de  l'ancien  Hainaut 
(S.  5—18).  —  2)  ral}be  Petä.  Histoire  1029 
de  la  vUle  de  Leuze  (S.  29—466).  — 
3)  Em.  MaUhüu.    Maximilien  de  lalOdO 
Haize,  grammairien  montois  (S.  467— 
622).   —  4)  Th.  Berfuer.    Notice  sur  1031 
les  anciens    registres  paroissiaux   de 
bapt^me,  de  mariages  et  de  d^ces  de 
la  province  de  Hainaut  (S.  523 — 592). 

M^moires  de  la  Soci^t«  historique  et  101 
litt^raire  de  Tournal.    S.  V,  566  f. 

Bd.  20.    1887.    A.  de  la  Grange  etlCÖ2 
L.  Cloqtiet.   Etudes  sur  Part  ä  Toumai 
et  sur  les  anciens  artistes  de  cette  ville 
(XX  et  416  p ). 

Bulletins  de  la  soci^t«  historique  et  102 
litt^raire  de  Tournai. 

Bd.  21.  1886.    1)  A.  de  la  Grange.\^^ 
Les  tableaux  pour  les  prestations  de 
serment  (S.  10—11).  —  2)  Desmazieres.  1031 
Anciens   livres  de  liturgie  concemant 
le  diocöse  de  Toumai  (S.  13—17).  — 
3)  A.  de  la   Grange.    Fun^railles  deKVio 
Marie-Thärcse  d'Autriche  en  1683  (S. 
21—33).  —   4)  Huguet.    Coffret-ecrin  lOW 
du  XVe  siecle  (S.  35—38).   —  5)  A.  1037 
de  la  Grange.   Extraits  des  comptes  de 
la  recette  g^n^rale  de  Tancien  comte 
de  Hainaut  (S.  40-45).  —  6)  Eug.  Soä.  lim 
Notice  sur  Poutrain  (S.  48—72).  —  7)1(09 
A.  de  la  Grange.  Extraits  des  refdstres 
du  parlement  de  Paris  (S.  76—78).  — 
8)  Eug.  Soä.    D.  J.  Van  Oost  et  les  10*0 
peintres  de  Tournai  en  1720  (S.  80 — 
86).  --  9)  A.  de  la  Grange.    Le  puits  1041 
du  grand   marchd  (S.  93—98).  —  10)1042 
A.  de  la  Grange.    Travaux  ä  la  halle 
de  Saint-Brice  (S.  99—104).  —  11)  A.  1043 
de  la  Grange.  Une  canditature  officielle 
en  1488  (S.  106—114).  —  12)  ^.  cfc/al044 
Grange.  Mobilier  de  la  chapelle  Saint- 


Digiti 


zedby  Google 


äibliographiö. 


199 


Jacqued,  en  l'^^glise  Saint-Piat  (S.  119 

1045  —124).  —  13)  A.  de  la  Orange.  De- 
scription  sommaire  de  quelques  matrices 

1046  de  sceaux  (S.  131—144).  —  14)  Eug. 
Soil    La  peste  de  1668  k  Tournai  (S. 

1047 151—173).  —  15)  i.  aoguet.  Peintures 
murales   romanes  ä  la  cath^drale  de 

1048  Tournai  (S.  173—191).  -  16)  Goflin. 
Une  pierre  fun^raire  de  T^glise  de  Saint- 

1049  Nicolas  (S.  192—198).  —  17)  de  Ne- 
donehd.  Les  manuscrits  de  Pancien 
prieurd  de  Notre-Dame  de  Sion  (S.  205 

1050  —209).  —  lö)  A.  de  la  Orange.  La 
capitulation  de  Tournai  1667  (S  200— 

1051221).  —  19)  Etig,  Soä.  Tapisserie  du 
XV«  siecle  h  Saint-Brice  (S.  221—224). 

1052  —  20)  Hugitet.  Philippe- Auguste  Hen- 
nequin  (1763-1833)  (S.  225—254).  — 

1053  21)  Cocheteux,  Valeur  relative  de  Tar- 
t^sien   et  du  parisis  vers   la  fin  du 

1054  XIII«  sifecle  (S.  256—271).  —  22)  Eug, 
Soü,  Potiers  et  faienciers  Tournaisiens 

1055(S.2J73— 488).  — 23)^Ärte.  Recherches 
critiques  sur  la  biographie  de  Henri  de 
Gand,  dit  le  Docteur  solennel,  traduit 
de  Tallemand  par  J.  Raskop  (Supple- 
mentbd.  S.  1—51). 
103  Documenta  ei  rapports  de  la  soci^t^ 
paliontologique  de  Charleroi.  S.  Y  554  f. 

1056  Bd.  XIV.  1886.  1)  X.  Deüiüers,  Les 
chartes  de  Gerpinnes   (S.  67—86).  — 

1057  2)    Van  Spübeek.     Archives  de  Soleil- 

1058  mont  (S.  86—147).  —  3)  Van  Spübeek. 
Les  refuges  de  l'abbaye  de  Soleilmont 
ä  Namur  et  k  Chätelet  (S.  149—188). 

1059  —  4)  Van  Bastdaer.   Note  sur  un  ful- 
lOeOgurite  (S.  196—210).  —  5)  N.  Cloquet. 

Les  tumulus  en  pierre  dits  galsgals, 

1061  en  Belgique  (S.  211—218).  —  7)  N, 
Cloquet.    Des  pipes  arch^ologiques  (S. 

1062  219-229).  —  8)  Les  excavations  ro- 
maines  nomm^es  le  camp  de  Macque- 
noise  et  le  Chäteau-Fort  (S.  131—247). 

1063  —  9)  N.  Cloquet.   Excursion  k  Godar- 

1064  ville  (S.  249—263).  —  10)  H.  Sckuer- 
mam.  Cachet  d'oculiste  romain  trouve 
ä  Fontaine- Valmont  (S.  265—283).  — 

1065  11)  J.  Kaism.  Excursion  faite  k  Tr^ves 

1066  (S.  285-306).  —  12)  Van  Bastelaer. 
Emplacement  d'un  oppidum  belgo-gau- 

1067  lois  k  Gougnies  (S.  307—326).  —  13) 
Van  Spübeek.  Sceaux  et  armoiries  de 
l'abbaye  de  Soleilmont  (S.  3ii7— 334). 

1068 14)  Tk.  Bernier.   Le  besogne  de  Froid- 

1069  Chapelle  en  1608  (S.  335-430).  —  15) 
Van  Basteiaer.  Collection  des  actes  de 
franchises  etc.  de  Charleroi  (S.  441 — 

1070  720).  —  16)  J.  Fievet.    Quelques  mots 


d'histoire  et  de  numismatique  sur  les 
localit^s  de  l'arrondissement  de  Char- 
leroi (S.  721—761).  —  17)  F.  Tahon.  1071 
Les  origines  de  la  m^tallurgie  au  pays 
d'Entre-Sambre-et-Meuse  (S.763— 806). 
—  18)  Van  Bastdaer.    Les  armoiries  1072 
de  l'abbaye  d'Alne  (S.  807—808).  — 
19)  H.  Schuermans.    Verre  k  la  la^on  1073 
de  Venise,  fabriqu^  k  Chätelet  au  XYIII« 
sifecle  (S.  809—811). 

Annales  du  cercle  arch^ologique  d'En-104 
ghien.    S.  VI,  800  f. 

Bd.  m  Heft  1.  1887.    1)  J.  l^Van- 1074 
^/H8.    Cloftre  de  la  colMgiale  de  Saint- 
Vincent,  k  Soignies  (S.  1—15).  —  2)  1075 
Em.  Matthieu.   G^n^alogie  des  d'Eng- 
hien,  seigneurs  de  Blaton  et  de  Präaux 
(S.  16—22).  —  3)  /.  Petit.    Une  föte  1076 
dramatique  k  Horrues  (S.  23 — 37).  — 
4)  Em.  Matthieu.    L'ameublement  de  1077 
la  veuve  d'un  bailli  d'Enghien  en  1654 
(S.  38—44).  —  ö)  J.  Cfvquet.    tpita,- 1078 
phes  de  Braine-le-Comte  (S.  45—129). 
6)  Slingeneyer-De  Werchin.  Tableau  de  1079 
Notre-Dame  de  Messines  k  Enghien 
(S.  130-131). 

Bulletin    de    Tinstltut    arch^ologique  105 
li^geois.    S.  VI,  773. 

Bd.  19  Heft  2  (noch  nicht  erschie- 
nen). 

Bd.  20  Heft  1.  1887.  1)  0,Lefevre.  1080 
Rapport  sur  les  fouilles  arch^ologiques 
faites  dans  les  environs  de  Landen  (S. 
1—38).  —  2)  Albin  Body.    Les  actes  1081 
notariaux  passes  k  Spa  par  les  ^tran- 
gers  (1565-1826)  (S.  39-197). 

Annales  de  Tlnstltut  arch^ologique  du  106 
Luxembourg  (beige).    S.  VI,  804  f. 

Bd.   XIX.    1887.    1)  J.  FdsenhaH.  1(^2 
Relations   de  la  province  de  Luxem- 
bourg avec  le  gouvemement  g^n^ral 
des  Pays-Bas  autrichiens  1716—1744, 
3«  Partie  (S.  25—126).  —  2)  H.  Oof-  lOaS 
jinet.     Le   jans^nisme   dans   l'abbaye 
d'Orval  (S.  135—180).  —  3)  H.  Ooffinet.  1084 
Albert  de  Meuldre,  abbe  d'Orval   (S. 
181—230).  —  4)  Ch.  Laurent.    Houf- 1085 
falize  et  ses  seigneurs,  2«    partic  (S. 
231—265).   —  5)  Em.  Möüe.    Notice  1086 
historique  sur  l'^glise  paroissiale  de 
Melreux(S.267— 278).— 6)i;m.  Tandel.  1087 
ün  maKeur  au  XVIIIo  siecle  (S.  319— 
323).  —  7)   F.  M.  O.  Dendal.    Notice  1088 
sur  des  v^tements  liturgiques,  dits  de 
Saint-Bernard,  conservds  en  les  ^glises 
de  Saint-Donat  k  Arlon  et  de  Notre- 
Dame   k  Trfeves  (S.  325-383).   —   8)  1089 
J.  B.  Sibenaler.     Ddcouvertes  d'anti- 


Digiti 


zedby  Google 


200 


Bibliographie. 


quit^s  faites  recemment  ä  Arlon  (S.  335 
—336. 

107  Annales  de  la  soci^tö  arch^ologique  de 
Namur.    S.  VI,  795  f. 

1090  Bd.  Xni  1  et  2.  1887.  1)  P.  Van 
Caloen.    Ha8ti^re-Notre-Dame  oii  Has- 

1091  ti^re-par-delä  (S.  1--22).  —  2)  H.  B. 
Recherche  bibliograpliique  sur  Galliot 

1092  et  sa  famille  (S.  23—42).  —  3)  H. 
Schuennuns.  Inscriptions  romaines  troii- 
v^es  k  la  citadelle  de  Namur  (S,  45 — 

1093  74).  —  4)  Bdand.  Etüde  historique 
sur  le  village  et  le  dovenn^  de  Graide 

1094  (S.  75—120  et  143-234).  —  5)  Alf. 
Bequet.    Nos   fouilles   en   1885—1886 

1095  (S.  235—256).  —  6)  Mahieux.  öi^ge  de 

1096  Namur,  1792  (S  257—275).  —  7)  Eag. 
del  Marmöl.  La  rue  Godefroid  [ä Namur], 

1097  son  origine  (S.  276—282).  —  8)  Alf. 
Bequet.     Le  menhir  de  Velaine-sur- 

1098  Sambre  (S.  283—286).  —  9)  Alf  Henri. 
L^atelier  monetaire   de  Bouvignes  (S. 

1099  287—292).  —  10)  Atelier  moneitaire  de 

1100  Celles  (S.  293-294).  —  11)  E.  D.  M. 
Le  peintre  Noel  (S.  295—296). 

Stolland. 

108  Verslagen  en  mededeelingen  der  Ko- 
ninklijke  Akademie  van  Wetenschappen. 
Afdeeling  Letterkunde.  3  reeks  3  deel 
2e  en  3e  stuk  4«  deel  (133—369  en  1 
—104)  S.  VI,  835  f.  Amsterdam,  Joh. 
Müller.  1887.  gr.  8.  f.  2,40. 

1101  Inhoud:  1)  G.  de  Vi'ies'Az,    De  Rijn- 

1102  dijk  in  de  duincn  te  Petten.  —  2)  J. 
Haheis.  De  echtheid  van  den  stichtings- 

1103  brief  der  abdy  Thorn  in  992  —  3)  N. 

1104  Beets,  Vondel  en  llembrandt.  —  4)  J. 
Hahets.    Fragment  van  een  Registrum 

1105beneficiorum  uit  het  jaar  1430.  —  5) 
J.  P.  N.  Land.    Arnold  Guelincx   te 

1106  Leiden.  —  6)  J.  Verdam.  Bedorven 
plaatsen   en  weinig   bekende  woorden 

1107  uit  den  Mnl.  Limborch.  —  7)  S.  J. 
Focketna  Amlreae.  De  gezamende  band 
naar  de  oud-nederlandsche  rechten.  — 

1108  8)  B.  Fruin.  Over  twee  middelneder- 
landsche  woorden   (icovHten  u.  hevene), 

1109—9)  J.  llabets.  Overblijfsel  van  Ro- 
meinsche  gebouwen  met  bad  en  ver> 

lllOwarmingstoestelde  Hoensbroek.  —  10) 
J.  C.  G.  Boot,  Bibliographische  me- 
dedeeling  (Bellum  grammaticale). 

1111  —  11)  J,  G.  B.  Acquoy.  Kerstl lederen 
en  leisen. 

109  Verslagen  omtrent  's  Rijks  verzamelin- 
gen   van   geschiedenis   en   kunst.   VII  f. 


1885.    (228.)    '8  Hage,  Mart.  Nijhoff. 
1887.    Gr.  8.    0,25.  S.  VI,  838  f. 

Bijdragen  en  mededeelingen  van  het  His- 110 
torisch  Genootschap  gevestigd  te  Utrecht. 
10«  deel.  (460  en  2  uitsl.  staten).  Ttr., 
Kemink  en  Zoon.  1887.  Rov.  8.  f.  5,80. 
S.  VI,  839  f. 

Inhoud:  1)  A.  Buchdius.  Obscrvatio- 1112 
nes  ecclesiasticae  sub  presbyteratu  meo 
1622—1626.  (üitgcgeven  door  Mr.  S. 
Muller  Fz.)  —  2)  Onderhandelingen  1113 
tusschen  de  Staten  van  Utr.  en  de  hooge 
Regering,  over  het  aandeel  van  Utrecht 
in  de  buitengewone  bede.  1574 — 1576. 
(Medegedeeld  door  Dr.  P.  L.  Muller.) 

—  3)  De  verandering,  in  het  beheerlll4 
van  den  Lekdijk  bovendams  gemaakt 
door  Karel  V.  (Medegedeeld  door  M'. 

S.  Muller  Fz.)  —  4)  Stukken  betref-1115 
fende  de  zendiug  van  Dirk  van  Uille  naar 
Spanje  van  wege  de  Staten  van  Bra- 
baut.  1574 — 1575.  (Medegedeeld  door 
Dr.  P.  L  Muller.)  —  5)  Stukken  over  1116 
de  twisten  der  stad  Utrecht  met  de 
beeren  van  Ysselstein  in  1510  en  1511. 
(Medegedeeld  door  Mr.  S.  Muller  Fz.) 

—  6)  C.  Hop,    Journal  de  mon  voyage  1117 
par  TAllemagne    1707.    (Medegedeeld 
door  R.  W.  J.   Baron  van   Pabst  van 
Bingerden.)   —   7)  De  oprichting  van  1118 
het  College   van  Gedeputeerde  Staten 

van  Utrecht.     (Medegedeeld  door  M'. 
S.  Muller  Fz.)  —  8)  F.  Becker.   Eene  1119 
onbekende  kronijk  van  het  klooster  te 
Windesheim. 

Warande  (De  DIetsche).  Ti)dschrlft  voor  111 
kunst  en'zedegeschiedenis.  (Onder  hoofd- 
redactic  van  Paul  Alberdingk  Thijm.) 
Nieuwe  reeks.  lojaarg.  Nr.  1.  (1-140 
met  pl.)  Gent,   S.  Leliaert;   A.  Siffcr 
&  Co.;  's  Hage,  W.  Cremer.   1887.  gr. 
8.   per  jaargang  van  6  afl.    f.  6.   — 
1)  Steph.  Beisscl.  Kunst  en  wetenschap  1120 
in  de  friesche  kloosters  Roozendaal  en 
Bloemhof  te  AVittewierum,  in  de  der- 
tiende  eeuw.  —  2)  J.  B.  Nordhoff.  Joost  1121 
Cornelisz.  Drooch-Sloot.  —  3)  W.  H.  1122 
James  Weale.    De    eerste    Vlaamschc 
schilderschool.  —  4)  A.  ran  der  Liiide.  1123 
De  oudste  lofrede  op  den  uitvinder  der 
bockdrukkunst   (Gutenberg)    1427.  — 
5)  A.  van  der  Linde.  Deboekdnikkunst  1124 
voor  den  pauselijkcn  stoel.  —  6)  Edw,  1125 
ran  Even.    Drievoudig  doctoraat  aan 
de  hoogeschool  van  Lcuven,  1722. 

Fries  (De  vrlje).  Mengellngen  uilgegeven  112 
door  het  Friesch  Genootschap  van  ge- 
schied-, oudheid-  en  taatkunde.  16«  deel. 


Digiti 


zedby  Google 


Bibliographie. 


201 


(3«  reeks,  4«  deel.)  afl.  4   (479—602.) 
Leeuw.  A.  Meijer  firma  H.  Kuipers  & , 
J.  G.  Wester,    1887.     gr.  8.     f.  0,60.  ' 
S.  VI,  858. 
1126     Inhoiid:  1)  B.  Cannegieter.   Mercela, 

1127 —  2)  J.  Dirks,  De  vondst  van  Onna. 

1128—  3)  /.  Dirks.    De  vondst  te  Feins. 

1129—  4)  A.  J.  Afxdreae.  Het  verzet  der 
Friezen  tegen  de  Spaansche  dwinge- 

1 130  landy.  -  5)  J.  Tdting.  lets  over  het 
Sjaardema-lcen. 

113  Oud  Holland.  Nieuwe  bijdragen  voor 
de  geschied,  der  Nederlandsche  kunst, 
letterkunde,  nijverheid  enz  5®  jaarg. 
1_3.  (1—240.)  Amsterdam.  Gebr. 
Binger.    1887.    f.  10,—.    S.  VI,  859. 

1131  Inhoud:  \)  J.  Six.  Cornelis  van  der 
Voort  en  zijn  werk  als  portretschilder. 

1132  —  2)  E.  W.  Moes.  Joannes  Cabeljauw, 
de  eerste  hoogleeraar  in  de  recht sge- 

1133leerdheid  te  Amsterdam.  —  'S)Ä.Bre- 
1134  dius  en  G,  Veth.  Poulus  Leaire.  —  4) 

N.  de  Boever.  De  rariteitenkamer,  ver- 

bonden  aan't  Amsterdamscbe  gemeente- 
1135archief.  —  5)  A.  Bredius.    Het  sterf- 

jaar  van  den  beeldhouwer  Adriaen  de 
1126  Vries.  —  6)  N.  de  Boever.  Een  bezoek 

aan  den  ridder  Adriaen  van  der  Werf, 

1137  kunstschihier,  in  1710.  —  1)  D.  Fran- 
ken.   Albert  Jansz.  Vinckenbrinck.  — 

1 138  8)  J.  A.  Worp  Caspar  van  Baerle  (1631 
1139—1635).  —  9)  W.F.N.vanBootselaar. 

De  Onre  Lieve  Vrouwen  toren  te  Amers- 

1140foort  —  10)  G.  H.   Veth.    Aanteeke- 

nicgen  omtrent  eenige  Dordrechtsche 

1 141  schilders  (I).  —  11)  A.  Bredws  en  P. 
Haverkorn  van  Btjsewijk.  Hendrick  Ger- 

1 1 42  ritsz.  Pot.  —  12)  H.  C.  Bogge.  De  opera 
1143te  Amsterdam.  —  13)  G.  P.  Bouffaer. 

Vier  Kamper  schilders;  Ernst  Maeler, 
Mechtelt  Toe  Boecop,  Bernhard  Vollen- 

1144  bove,  Steven  van  Diiijven.  —  14)  A.  Bre- 
dius eti  N.  deBoever.  Rembrandt.  Nieuwe 
bijdragen  tot  zijne  levensgeschiedenis. 

114  Bijdragen  voor  Vaderlandsche  geschie- 
denis  en  Oadheidkunde.  3«  recks,  3«  deel. 
's  Hage;  Mart.  Nijhoff,  1887.  f.  1,25 
per  sink.    S.  VI,  874  f. 

1145  Inhoad:  1)  B.  Fruin.  Over  eenige 
ziekten  van  Prins  Willem  I,  uit  de 
aanteekeningen  van  zijn  lijfarts  Pieter 

1 146  van  Foreest.  —  2)  P.  J.  Blök.  De  finan- 

1 147  cien  van  het  graafschap  Holland.  —  3) 
F.  G.  Slothouwer.    „Paepse  Stoutiche- 

1148  den.**  — 4)  Brievcn  van  Leicester  aan 
den  Koning  van  Denemarkcn,  medeged. 

1149  door  Dr.  B.  Fruin.  —  6)  B.  Fruin.  Over 
zoenen  en  vreden  in  Holland,  Zeeland 


en  Utrecht.  —  6)  L.  P.  C.  v.  d.  Bergh.  1150 
De  kroniek  van  de  Zyp.  —   7)  J".  L.  1151 
G.  Gregorij.    De  Vice-Admiraal  Wem- 
berich  van  Berchem.  —  8)  J.  E.  Heeres.  1152 
lets   naar   aanleiding   van    contracten 
van  correspondentie.  —  9)  P.  L.  Mtdler.  1153 
De  partijstrijd  te  Utrecht  over  de  Na- 
dere  Unie.  1578.79.  —  10)  G.  M.  Slot- 1154 
hauwer.  De  vorming  van  Philips  Frei- 
herr von  Stosch  tot  diplomatiek  agent 
en  zvjne  betrekking   tot  den   griffier 
Francois  Fagel  I. 

Vereeniging  tot  uitgave  der  bronnen  van  115 
het  oude  vaderlandsche  recht.    Verslagen 
en  mededeelingen.   Tweede  deel,  Nr.  1 
(72  bl.)   's  Gravenhage.  Mart.  Ny hoff, 
1886.  Roij.  8^  f.  1,20.  S.  VI,  883  f. 

Inh.:  1)  De  Geer  van  JutpMas.   Die  1155 
bandveste  van  der  Ameyde.  —  2)  5.1156 
MuUer  Fz.   Der  scepene  boeck  van  Ut- 
recht. —  3)  S.  Midier  Fz.  Register  der  1157 
inkomsten  van  de  proosdij  van  St.  Pieter 
te  Utrecht  in  het  laatst  der  13<ie  eenw. 
(Bijdr.  tot  de  kennis  onzer  Drentsche, 
Twentsche  en  Zutphensche  hofrechten.) 
—  Landrecht  van  Buren  en  Beusichem 
ao  1383.  —  Overdracht  van  onroerend 
gocd  door  een  melaatschen. 

Volktalmanak  (Nieuwe  Drentsche)  voor  116 
het  Jaar  1887.  Orgaan  van  de  Com- 
missi e  van  bestuur  van  het  provinciaat 
museum  van  oudheden  in  Drenthe,  on- 
der  redactie  van  Dr.  II.  Hartogh  Ileijs 
van  Zouteveen.  5e  jaargang.  (263  bl. 
met  1  gelith.  plaatje  en  1  uitsl.  gelith. 
plaat.)  Assen.  Van  Gorcum  en  comp. 
1886.    Kl.  8.    f.  1,50.    S.  VI.  8^8  f. 

Tijdschrift  voor  Noordbrabandsche  ge- 
schledenis,  taal*  en  letterkunde.  Hel- 
mondt.    J.  de  Reijdt,    1887.    f.  3,—. 

Archleff.  Vroegere  en  latere  mededeelin- 
gen voornamelljk  In  betrekking  tot  Zeeland. 
Uitgegeven  door  het  Zceuwsch  genoot- 
schap  der  Wetenschappen.  Middel- 
burg.   J.  C.  en  W.  Altorffer.    1887. 

Inh. :  1)  J.  C.  de  Man.    De   wette- 1158 
lijke  bepalingen  op  het  vroegere  leve- 
ren  van  medicijnen   door  doctoren  te 
Middelburg.  —  2)  H.  M.  Kestdoo.  De  1159 
stadsrekeningen   van  Middelburg   (II) 
von  1450—1499.   -—   3)  J.  Broekema.  1160 
Borsele  als  ambachtsheerlijkheid  en  als 
polder  (voor  1795). 

Bijdragen  tot  de  geschiedenis  van  Over- 119 
ijssel,  uitgegeven  door  J.  J.  ran  Door- 
ninck  en  J.  Nanninga  Viterdijk.   Deel 
9  afl.  23,   (97—280.)    Zwolle.    Erven 
J.  J.  Tyl,  1887;  Post  8.   f.  0,90. 


117 


•118 


Digiti 


zedby  Google 


^ 


Bibliographie. 


1161     Inh.:  1)  Het  Zwolsche  schoolwezen. 
1162 —  2)  Bouwstoffen  voor  eene  handels- 

1163  geschiedenis  van  Over^ssel.  —  8)  Aan- 
teekeningen  betreffende  bet  brievenver- 

1164  voer  te  Kampen.  —  4)  Het  rechtzetten 
der  Buiten-en  Boventorens  te  Kampen. 

1165 —  5)  Aanteekeningen  betreffende  de 
geschiedenis  van  den  polder  van  Dron- 

1166  then.  —  6)  Winhoff's  „Landrecht  van 
Averissel". 

120  Publications  de  la  Soe\M  historique 
et  arch^ologique  dans  le  duch^  de  Lim- 
bourg.  Ruremonde.  J.  J.  liomen  et  fils, 
1887.    f.  6.     S.  VI,  880  f. 

1167  Inh.:  1)  ^.  J.  F/amen^.  Byzantijnsche 
kunstvoorwerpen  met  inschriften  van  de 

0.  L.  Vrouwe  kerk  te  Maastricht.  — 

1168  2)  J.  L.  MuUeneers.  De  scheepvaart  in 
Limburg  in  de  16«  en  17«  eeuw,  bene- 
vens  bgzonderheden  over  Maasschip- 
pers, handel,  zeden  en  rechtswezen.  — 

1169  3)  M,  Wiüemsen,  Oorkonden  aangaande 

1170  het  kapittel  van  St.  Odilienberg.  —  4) 
Jos.  Hahets.  Historische  beschrgving 
der  kerk  van  0.  L.  V.  te  Maastricht. 

1171  —  5)  Jo8.  Habeta.  De  legende  van  het 
wonderbaar  kruis  van  Riempst.  —  6) 

1172  G^.  Peeters.  Geschiedenis  van  de  Valken- 
burgsche  heerlgkheid  Wynandsrade. 

121  Archief  voor  Nederlandsche  Kerkge- 
schiedenis,  onder  redactie  van  J.  G.  11. 
Acquoy  en  H.  C.  Rogge.   2«  deel.   Afl. 

1,  2,  3  (1— aS6).  'sHage,  Mart.  Nijhoff, 
1887.   gr.  8.   ti.  1,25  per  afl. 

1173  Inh.:  V\J.  G.  B.  Acqmij.  Het  gees- 
telgk  liea  in  de  Nederlanden  voor  de 

1174Hervorming.  —  2)  J.  J.  Doedes.  Acht 
uitgaven  der  gemengde  tekstrecensie 
van  den  Heidelbergschen  Catechismus 

1175  in  het  Nederlandsch.  —  3)  H.  G.  Kleijn. 
De  catalogus  der  boeken  van  de  abdij 

1176  te  Egmond.  —  4)  A.  C.  Düker.  Brief- 
wisseling  tusschen  den  Utrechtschen 
kerkeraad  en  Anna  Maria  van  Schur- 

1177  man.  —  5)  S.  MuUer  Fz.  Collatierecht 

1178  en  incorporatie  van  kerken.  —  6)  J.  G. 
B.Acquo\ji  De  Friesche  zanger  Bernlef. 

1179  —  7)  TT.  F.  a  Knüttel.  De  verbanning 
van  den  laatsten  Apostolischen  Yicaris 
der  Hollandache  Missie. 

122  Archief  voor  de  geschiedenis  van  het 
Aartsbisdom  Utrecht.  Bijdragen,  verza- 
meld  en  uitgeg.  op  last  en  onder  toe- 
zicht  van  den  Aartsbisschop.  15«  deel. 
Afl.  1,  2.  Utrecht.  Wed.  J.  R.  van  Ros- 
sum  (160).  1887.  gr.  8.  f.  2,—.  S.  VI,  896  f. 

1180  Inh.:  1)  Dr.  L.  Eenige  brieven  en 
stukkeu  gevondcn  in  het  ^Museo  Bor- 


giano«  te  Rome.  —  2)  W.  F.  N'.  van  1181 
Bootsdaar.    Amersfoort,  godsdienst  en 
onderwijs.    1580—1680.   —  3)  Wäbr.  1182 
Hoeoenaars.  HetPremonstratensernon- 
nenklooster  van  Zennewijnen.  —  4)  A.  1188 
van  Lamtnel.    Bescheiden   betreffende 
het  voormalig  bisdom  Groningen.  1569 
—1603.  —  5)  A.  ran  Lommd.    Opvol- 1181 
ging  der  Jesuieten  als  missionarii  io 
het  Aartsbisdom  van  Utrecht.  —  6)  JB.  1185 
Geei'dink.   Calendarium  et  necrologium 
Ecclesiae  S.  Plechelmi  in  Oldenzalia. 

—  7)  W.  Hoevenaars.   Bijdrage  tot  de  1186 
geschiedenis    der  abdg    van    Marien- 
weerd.  —  8)  J.  H.  Hofinan.   Toestand  1187 
der  Hollandsche   Zending   tijdens   de 
eerste  helft  der  18«  eeuw.  —  9)  B.  1188 
F.  V.   Aanteekeningen  op  Lindebom's 
Historia  Episcopatus  Daventriensis.  — 

10^  TT.  Hoevenaars.  De  abdij  van  Or- 1189 
val  als  kweekschool  van  Jansenisten. 

—  11)  A.  van  Lommd.  Privati  ragguagli  1190 
che  aP  prefetto   della  Sac.  Gong»«  di 
Prop.  Fide  umilia  relativamente  alle 
Missioni  di  Oiiyandia  Luigi  Ciamberlani. 

Bijdragen  (Doopsgezinde)  verzameld123 
en  uitgeg.  door  J.  G.  de  Hoop  Scheffer 
(154).  Leiden,  E.  J.  Brill,  1887.  Post  8. 
f.  1,25. 

Bulletin  de  la  CommiMion  pour  Thittoire  124 
des  Egiises  Wallones.  Tome  II  (406  p.) 
La  Haye,  Mart.  Nghoff,  1887.    gr.  8, 
pro  iiv.  1—4.    f.  5. 

Inh.:  1)  M,  A.  Ferk.   La  revocation  1191 
de  r^dit  de  Nantes  et  ses  consequences. 

—  2)C  Landre.  Pierre  Albus,  ministre  1192 
a  Paramaribo  en  1683.  —  3)  Ch.  Bah- 1193 
lenbeck.    Jean  Taffln.  Un  r^formateur 
beige  du  XVI«  si^cle.  —  4j  C.  Landre.  1194 
Une   famiile    protestante   hollandaise, 
(Stabile  ä  la  Guadeloupe,  se  refngiant 

k  Surinam.  —  5)  F.  H.  Gagndnn.  L'ä- 1195 
glise  Wallonue  de  Harlem.  —  6)  H.  1196 
de  Jager,  L'^gliseWalionne  de  la  Brille. 

—  7)  C.  Landre.   Les  protestants  hol- 1197 
landais  k  Bordeaux.  —  8)  Margnerite  1198 
Psgon,  sa  conversion  forcee  et  son  Eva- 
sion du  couvent  de  Toumay.  —  9)  No- 1199 
tice  sur  les  r^fugi^s  ä  Alemaar,  16b7. 

Bibliograflsche   Advorsaria.      Tweede  125 
reeks.    1«  deel.   afl.  1   en  2  (1—66). 
'sHage,  Mart.  Nyhoff.  1887.  kl.  8.  per 
deel  van  10  afl.  f.  2,50,.   S.  VI,  911  L 

Inh.:  1)  H.  C.  Bogge.  Een  band  met  1200 
tractaten  van  David  Joris.  —  2)  F.  A.  ISUl 
Tide.    Een   boekverkoopers  -  rekening 
van  1584.  —  3)  J.  J.  Doedes,   Een  tot  1202 
heden  onbekend  nieuw   testament  in 


Digiti 


zedby  Google 


Bibliographie. 


M 


1203  het  Kederlandsch  van  1530.  —  4)  J. 
/.  JDoedes,    Over  de  ^Daytsche  Theo- 

laWlogij-  in  het  Nederlandsch.  —  6)  C. 
M.  Dozij  Veen's  „Napasser*^. 
126  Archiaf  voor  Nedertandsche  kunstge« 
sckMenif.  Yerzameling  van  meeren- 
deels  onultgegeven  berichten  en  me- 
dedeelingen  betreffende  Nederlandsche 
Bchilders,  plaatsnijders  enz.  Bgeeoge- 

1305  bracht  door  Fr,  D.  0.  Obrem,  b«  deel 
(880).  Rotterdam.  W.  J.  van  Hengel. 
1887.   4».    f.  9.    S.  VI,  913  f. 

1206  Inh. :  1)  J.  Soutendam,  Necrologium 
van  Delftsche  kanstenaars,  opgemaakt 
uit  de  begrafenisboeken  in  het  archief 

1207  van  Delft.  —  2)  Ch.  M.  Dozy,  Veilin- 
gen  van  schildergen  in  het  begin  van 

1206  de  zeventiende  eeuw.  —  3)  N,  Schd- 

tema.  lets  over  den  schilder  Christoffel 

1209  Pierson.  —  4)  J,  G.  Frederiks,    Oud 


tafereel  ter  gedachtenis  van  de  beeren 
van  Montfoort  —  5)  P.  Haverhom  van  1210 
Bijsewiß,    De  portretten  van  Erasmus 
door  Dürer.  —  6)  N,  ScheUema.   By- 1211 
zonderhedeu  anngaande  den  schilder 
en  dichter  Comelis  Ketel.  —  7)  A,  1212 
Bredius.    De  gildeboekeu  van  St.  Lu- 
cas te  Middelburg.  —  8)  J.  G,  Fre- 1213 
deriks,    Het  portret  der  weduwe  van 
den  admiraal  Zwartenhond  door  Rem- 
brandt.  —  9)  N.  Schdtema,  £en  laatste  1214 
woord   over   het  geschlacht  Crabeth. 
—  10)  W,  F.  N.  van  Bootadaar,   Het  1216 
naamboek  van   het  St.  Lucasgild   te 
Amersfoort.  — 11)  J.  Soutendatn,  Kunst- 1216 
historische  bgdragen  uit  het  Delftsch 
archief.  —  12)  Max  Booses,   Een  por- 1217 
tret  door  Herman  van  der  Myn.  — 
13)  P.  /.  Frederiks,  Arnold  Houbraken  1218 
en  zijne  kinderen. 


^^>^&^<^^- 


II.    BUcherschau. 


Zu  nnserm  Bedauern  ist  es  nicht 
möglich  gewesen,  der  folgenden  Bücher- 
schau  die  Erscheinungen  der  Els&ssisch- 
lothringischen  Litteratnr  einzuverlei- 
ben. Dieselben  werden  in  einem  späteren 
Hefte  nachfolgen.  Einstweilen  verglei- 
che man  für  Elsass-Lothringen  Miitd- 
alter  oben  Nr.  28,  51,  59a,  72,  74,  75, 
78,  81,  148,  165,  173,  207a,  211,  212, 
217,  218,  221,  227,  248;  Neuzeit  Nr.  18, 
20,  22,  26,  27,  29,  35,  39,  42,  44,  46, 
53,  56,  57,  63,  66,  67,  73,  80.  89,  99, 
lül,  102,  103,  104,  1U5,  106, 109,  HO, 
114,  117,  118,  121,  122,  124,  126,  127, 
128,  129,  169,  184,  188,  190,  195,  204, 
205,  215,  242;  LokaJgeschichte  Nr.  4, 
19,  31,  39,  45,  57,  59,  62,  69,  70,  72, 
88,  92,  93,  94,  95,  96,  97,  99,  107, 
113,  119,  120,  123,  125,  130,  143, 145, 
146,  147,  148,  149,  150, 166,  180,  186, 
202,  248;  B/echts-  und  Wirtschaftsge- 
sOuekU  Nr.  2,  3,  6,  7,  8,  13,  30,  39, 
47,  48,  49,  51,  74,  101,  117,  127,  138, 
142,  165,  167,  176,  177,  189, 198,  201, 
212,  235;  Kunstgeschichte  Nr.  8,  15,  16, 
17,  23,  30,  35,  38,  39,  55,  76,  86,  154, 
1Ö6,  168,  J70,  174,  178,  179,  186,  191, 
193,  194,  197,  200,  201,  203,  206,  208, 
210,  (960);  Kuitur-  und  LiUeraturge- 
sdüchte  Nr.  1,  6,   7,  8,  9,  14,  15,  17, 


20,  21,  32,  33, 
52,  53,  58.  60, 
80,  82,  83,  84, 
100,  lOn,  108, 
131,  132,  133, 
152,  159,  160, 
183,  ]84,  185, 
191,  192,  193, 
211,  215,  216, 


36,  37,  40,  41,  43,  50, 
61,  64,  68,  71,  73,  79, 
85,  87,  91,  92,  97,  98, 
111,112,116,  117,120, 
135,  136,  141,  142,  144, 
161, 162,  163,  171,  17H, 
186,  187,  188, 189,  190, 
197,  198,  202,  203,  206, 
235,  237a,  248. 


I.  VorrSmische  ü.  römische  Zeit. 

Allgemeines  und  Verschiedenes, 

Miller,   Konrad.    Die  Weltkarte  des  1219 
Castorius,  genannt  die  Peutingersche 
Tafel.    Ravensburg,  Maier.    Text  und 
Atlas.    6  M. 

Mommsen,  Th.    Die  römischen  Pro- 1220 
vinzialmilizen  (Hermes  XXU  S.  547— 
558;  vgl.  Wd.  Korr.  VI,  140  u.  197). 

Mommssn,  Th.    Die  fünfzehn  Münz- 1221 
statten  der  fünfzehn  diocletianischen 
Diözesen.  (In  v.  Sallet's  num.  Ztschr. 
V  S.  239—260.) 

Viollet,  les  citi^s  libres  et  f^d^rdes  et  1222 
les  principales  insurrections  des  Gaules 
contre  Rome.  (Ac.  des  inscript.  1887, 
15  Juli,  5  Aug.) 

Kämpen,  de,  Alb.   Tabulae  maximae:  1223 
Oallia  1 :  750,000  auf  9  Blätteni,  8  M., 
aufgezogen  13,  bzw.  16  M. 


Digiti 


zedby  Google 


204 


Bibliographie. 


1224  Ausonii  opuscula,  rec.  Peiper,  Rud. 
Lipsiae,  Teubner.    1886.    8.    6,60  M. 

1225  Schumacher,  Ludw.  De  Tacito  Ger- 
maniae  goographo.  Berlin,  Gymnasial- 
programm.    1887. 

1226  Seelmann,  W.  Ptolemäiis  u.  die  Sitze 
der  Semnonen.  Jahrb.  des  Vereins  fi'ir 
niederdeutsche  Sprachforschung.  XII. 
(1886)  p.  39-52. 

1227  Wimmer,  Ludw.  Die  Runenschrift. 
Vom  Verf.  umgearbeitete  u.  vermehrte 
Ausgabe.  Aus  dem  Dänischen  übers, 
von  F.  Holthausen.  Berlin,  Weidmann. 
1887.  14  M.    (Vgl.  Wd.  Korr.  VI,  139.) 

1228  MQIlenhoff,  Karl.  Deutsche  Altertums- 
kunde. II.  Band.  Berlin,  Weidmann. 
1887.  8.  14  M.  (Vgl.  W'd  Korr.  VI,  155.) 

1229  Much,  W.  Die  Verbreitung  der  Ger- 
manen vor  ihrem  Eintritt  in  die  Ge- 
schichte. Anthrop.  Korrbl.  XVIII  S.  154. 

1230  Dahn,  F.  Urgeschichte  der  germ.  u, 
romanischen  Völker.  3  B.  (S  641 — 
830.)    Berlin,  Grote.    3  M. 

1231  Dahn,  F.  Deutsche  Geschichte.  (Ge- 
schichte d.  deutsch.  Urzeit  I.  2  (bis  814). 

1232  Friedrichs,  Car.  Matronarum  monu- 
menta  collegit.  Bonner  Doctor-Disser- 
tation.  1886.  8.  (Vgl.  Wd.  Zs.  VI.  S  279.) 

1233  Cohausen,  von.  Mauerverbände  an 
alten  Bauwerken  des  Rheinlandes  (in 
Zeitschrift  für  Bauwesen,  redig.  von 
Sarazin,  37  Band.  1887.  S.  51—68, 
231—244,  587-  600).  Vgl.  Wd.  Korr. 
VII,  28.) 

1234  Keiler,  J.  1)  Sind  in  den  Rheinlan- 
dcn  in  zweifellos  röm.  Gräbern  Waf- 
fenfunde nachzuweisen?  2)  Ist  poly- 
chrome Behandlung  röm.  Inschriftsteiue 
und  Skulpturen  in  den  Rhcinlanden 
nachweisbar?  Korrbl.  d.  Gesamt ver. 
1887.  s.  i.m 

12.35  Schneider,  J.  Die  alten  Heer-  und 
Handelswego  der  Germanen,  Römer  u. 
Franken  im  deutschen  Reiche.   5.  Heft. 

1236  Chambalu,  A.  Die  alten  Heer-  u.  Han- 
delswege im  deutschen  Reiche.  Berliner 
phil.  Wochenschrift.  1887.  S.  1386  u. 
1416.  (Ausführl.  Anzeige  der  J.  Schnei- 
derschen  Arbeiten.) 

1237  Naeher,  J.  Die  römischen  Militair- 
strassen  und  Handelswege  in  Südwest- 
deutschland, besonders  in  Elsass- Lo- 
thringen und  der  Schweiz.  Strassburg, 
Noiricl.  4°.  3M.  (Vgl.Wd.  Korr.  VI,  190.) 

12.38  OMenschlager,  Fr.  Die  röm.  Grenz- 
mark in  Bayern.  Aus  den  Abhand- 
lungen der  bayr.  Akademie  XVIII.  B. 
1.  Abt.  München.  1887.  4.  (Vgl.  Wd. 
Korr.  VI,  105.) 


C.  Mehlis.  Hercynia,  Ardennen,  Harz,  1239 
Hart,  ein  Beitrag  zur  historischen  Geo- 
graphie  Mitteleuropa's.    (In  Zeitschr. 
für  wissenschaftl.  Geographie.    VI.  S. 
91—99.) 

Duncker  Albert.  Geschichte  der  Chat- 1240 
ten,   herausgegeben  von  Georg  Wolff. 
(Aus  Zeitschr.   des  Vereins  für   hess. 
Gesch.  N.  F.  XIH). 

Dewitz,  C.   Die  Externsteine  im  Teu- 1241 
toburger  Walde   Eine  archäol.-kritischc 
Untersuchung.  Breslau.   1886.  Text  n. 
Atlas.     (Vgl.  Wd.  Korr.  VI,  192). 

B9ckcr,  Fr.  Damme  als  der  mutmass- 1242 
liehe  Schauplatz  der  Varusschlacht 
sowie  der  Kämpfe  bei  den  Pontes  longi 
im  Jahre  15  und  der  Römer  mit  den 
Germanen  am  Angrivarierwalle  im  J. 
16.  72  S.  u  2  Tfln.  Köln,  Bachern. 
1887.    8.  M.  1,75. 

Christ,  Karl.     Idista-viso.     Anthrop.  1243 
Korrbl.  XVHI,  S.  70. 

Deppe,  Aug.   Kriegszüge  des  Tiberius  1244 
in  Deutschland  4  u.  5  n.  Chr.    Biele- 
feld.    1886.    8. 

Knoke,  Fr.    Die  Kriegszüge  des  Ger- 1245 
manicus  in  Deutschland.  Berlin,  Gärtner. 
1887.    8.     M.  15. 

Knoke,  Fr.    Die  Schlacht  im  Teuto-1246 
burger  Walde.  Grenzboten.  Nr.  25  u.  26. 

Neubourg,    H.      Die    Örtlichkeit   der  1247 
Varusschlacht,  mit  einem  vollständigen 
Verzeichnisse  der  im  Fürstentum  Lippe 
gefundenen  Römischen  Münzen.  VI.  70. 
Detmold,  Mayer.     1887.    M.  1,20. 

Schierenberg,  G.  Der  Kriegsschauplatz  1248 
des  J.  16  n.  Chr.  im  Cheruskerlande. 
Anthrop.  Korrbl.  XVHI  S.  70. 

Wagener,   R.     Der  Kriegsschauplatz  1249 
des  J.  16  n.  Chr    im  Chenisker lande. 
Anthrop.  Korrbl.  XVIH,  Nr.  4  und  5, 
vgl.  Nr.  8. 

ElsasS'Jjothringen. 

Wiegand,  Wil.  Die  Alamanncnschlacht  1250 
von  Strasshurg  357.  Eine  kriegsge- 
schichtliche Studie.  Beiträge  zur 
Landes-  und  Volkskunde  von  Elsass- 
Lothringen  III).  Stra,ssburg,  Heitz.  1887. 
8.   (Vgl.  Wd.  Zs.  VI,  S.  319  u.  VH  S  63). 

Vgl.  oben  Nr.  24,  34,  65,  133,  137, 
153,  158,164,  172,207,  211,  213. 

Württemberg. 

Kailee,  v.    Die  Bedeutung  der  röm  1251 
Niederlassung  auf  dem  kleinen  Heuberg. 
Röm.HeerstrasseRottenburg-Cannstadt. 
Röm.  Niederlassung  bei   Wachendorf. 
Württemb.  Viertel jahrahefte  X,  1. 

Drück.    Ausgrabung  des  Römerkas- 1252 


Digiti 


zedby  Google 


Bibliographie. 


205 


teils  in  Miirrhardt.     Württemb.  Vier- 
teljahrsheftc  X,  1. 

Baden. 

1253  Dubn,  F.  von.  Kui-zes  Verzeicbnis  der 
Abgüsse  nach  antiken  Bildwerken  im 
archäologischen  Institute  der  Univer- 
sität Heidelberg.  Heidelberg  1887.  8. 
M.  0,80.     (Vgl.  Wd.  Korr.  VI,  42). 

1254  [Winnefeld,  Herrn.]  Beschreibung  der 
Vasensammlung  der  grossh.  vereinigten 
Sammlung  zu  Karlsmhe.  Karlsnihe. 
1887.    8.     (Vgl   Wd.  Korr.  VI,    175). 

1255  Bissinger,  K.  Funde  römischer  Mün- 
zen im  Grossherzogtum  Baden.  I.  Bei- 
lage des  Programms  des  Progymn.  in 
Donaueschingen.  1887.  4.  (Vgl.  Wd. 
Korr.  VI,  122). 

1256  Leiner,  L.  Der  Rosengarten  in  Kon- 
stanz. Ein  Umblick  im  Konstanzer  Ge- 
biete, nebst  Erläuterungen.  Vortrag.  — 

.  Schriften  des  Ver.  f.  Gesch.  des  Boden- 
sees u.  s  Umgebung.  XVI.  S.  13—29. 

1257  Strass,  G.  Fundstücke  von  Ilaltnau, 
gesammelt  1887.  Beitrag  zur  Gesch. 
der  Pfahlbauten.  —  Schriften  des  Ver. 
f.  Gesch.  d.  Bodensees  u.  s.  Umgebung. 
XVI.  S.  78-84. 

Vgl.  oben  Nr.  418,  424. 

Mtttelrhein. 

1258  Schneider,  Fr.  Das  Parzenbild  zu 
Rüdenau  im  Odenwald.  Mainz.  1887. 
8.     (Vgl.  Wd.  Korr.  M,  189). 

1259  Wolff,  6.  Neue  Ausgrabungen  des 
Nassauer  Geschieh ts Vereins  im  röm. 
Grenzlande.  Berliner  Phil.  Wochen- 
schrift 1888  Nr.  10. 

1260  Römisches  im  östlichen  Odenwald. 
Korrbl.  d.  Gesammtvereins  1887  S.  107. 

1261  Loiz.  Altes  und  Neues  über  die  rö- 
mischen Mainbrücken.  Korrbl.  des 
Gesammtvereins  1887  S.  9. 

1262  Letz.  Zum  römischen  Vilbel.  Korrbl. 
des  Gesammtvereins  1887  S.  91. 

1263  Kofier.  Alte  Mainbrücke  bei  Seligen- 
stadt.  Korrbl.  des  Gesammtvereins 
1887  S.  138. 

1 2()4  FlorschOtz,  B.  Zwei  germanische  Opfer- 
steine (bei  Staden  an  der  Nidda  und 
auf  dem  grossen  Feldberg).  Anthrop. 
Korrbl.  XVIII,  Nr.  5. 

126.1  Reinhardt.  Zur  Kömerbrücke  bei  Mainz. 
Korrbl.  d.  Gesammtvereins  1887  S.  151. 

1*266  Harsier,  W.  Katalog  der  historischen 
Abteilung  des  Museums  in  Speyer.  (Vgl. 
Wd.  Korr.  VH,  26).   Speyer.  1888.  8. 

1267  Melilis,  C.  Zusammenstellung  der 
archäologischen  und  anthropologischen 


Litteratur  über  die  Pfalz.  (Aus  Jahres- 
bericht der  Pollichia  1888). 

Mehlit,  C.     Ausgrabungen   in  Obrig- 1268 
heim.    Berl.  Phil.  Wochenschrift  1887 
S.  772  u.  802. 

Mehlis,    C.     Ausgrabungen   auf  der  1269 
Heidenburg  bei  Kreimbach  in  der  Pfalz. 
Berl.  Phil.  Wochenschrift  1887  S.  1394 
und  1554. 

Weckerting,  Aug.    Die  römische  Ab- 1270 
teilung  des  Paulusmuseums  der  Stadt 
Worms  II.     Worms.    1887.    8.     (Vgl. 
Wd.  Korr.  VI,  86). 

Körber.  Römische  Münzen  des  Main- 1271 
zer   Centralmuseums ,   Programm    des 
Gymnasiums  in  Mainz.   1887    4.  (Vgl. 
Wd.  Korr.  VI,  123). 

Ihm,  M.    Neue  Inschriften  von  Köln  1272 
und  Mainz.    Rhein.  Museum  XLH,  3. 
S.  487-488. 

Keller,  J.    Neuer  römischer  Fund  in  1273 
Mainz   Allg.  Zeit.  1887.   Nr.  311    Bei- 
lage S.  4587. 

Vgl.  oben  Nr.  275,  281,  292,  293, 
304,  306,  314,  316,  320,  321,  322. 
323,  325,  338,  353,  354,  361,  375, 
376,  377,  378,  381,  388,  393a,  397, 
399,  400,  403,  418,  424,  429,  437. 

Rfieinprovifi^:. 

Arnotdi,  Rieh.  Katalog  der  Sammlung  1274 
röm.-germ.    Altertümer.    Bonn.    1887. 
8.     (Vgl.  Wd.  Korr.  VH,  27). 

BDcheler,  F.     Ala  classiana  in  Köln.  1275 
Rhein.  Mus.  für  Phil.  XLII,  p.  l.öl. 
Vgl.  oben  Nr.  (405),  406—412,  418, 
421,    424,    4^5  —  429,    430,    437, 
1065. 

ScJnpeiz. 

Andrea,  A.  Eine  theoretische  Reflexion  1276 
über  die  Richtung  der  Rheinthalspalte 
und  Versuch  einer  Erklärung,  warum 
die  Rheinthalebene  als  schmaler  Graben 
in  der  Mitte  des  Schwarzwald- Vogesen- 
horstes  einbrach.  Sep.-Abdr.  9S.  Hei- 
delberg, Winter,   gr.  8.   fr.  -—,55. 

Buchheister,  J.    Hannibals  Zug  über  1277 
die  Alpen.     28  S.    Hamburg,  Richter, 
gr.  8.    frs.  1.90.     Virchow  u.  Iloltzen- 
dorif,  Sammlung  gem.-verständl.  Vortr. 
N.  F.  2.  Serie.  Heft  17. 

Demole,  E.   Histoire  d'un  Aureus  in- 1278 
ddit  de  l'empereur  Quintille.    6  p.  Ge- 
n^ve,  Georg,    gr.  8.    frs.  l. 

Ducis,  chanolne.   Saint-Maurice  et  la  1279 
logion  Thcbdenne.  221  p.  Anriecy,  Ni«^- 
rat  impr.     8. 

Forrer,  R.  Berührungspunkte  von  Prä- 1280 


Digiti 


zedby  Google 


M 


Bibliographie. 


bistorie  u.  Ethnograpie,  in  den  „Geogr. 
Nachrichten«  II.  Jhg.  Basel  Nr.  13—16. 

1281  Forrer,  R.  Die  FrSrge  nach  einer 
Hörn-,  resp.  Knochenzeit,  insbesondere 
in  Bezug  auf  die  Schweiz.  In  den  ,,Mit- 
teilungen  der  Anthropolog.  Gesellsch. 
in  Wien.«  Sitzungsberichte  1886  S.  37. 

1282  Forrer,  R.  Die  Verbreitung  der  Pfahl- 
bauten in  Europa,  mit  2  Tafeln ;  in  der 
„Antiqua".    Zürich,  1887.   Nr.  7. 

1283  Forrer,  R.  Gebogene  Bronzenadeln 
von  Wallishofen,  in  den  „Verhandlungen 
der  Berliner  Ges.  für  Anthropologie, 
Ethnologie  u.  Urgeschichte  ''    1886. 

1284  Forrer,  R.  Iberisches  Hornvieh  in  den 
Tiroler  u.  Schweizer  Alpen.  In  den 
„Geogr.  Nachrichten"  1886.  Nr.  22. 

1285  Grenat,  Chorherr  in  Sitten.  Vorge- 
schichtliche Überreste  auf  dem  Mont- 
ä-Tchuai.  In  der  „AUg.  Swz.  Ztg."  v. 
1.  Okt.  1887.  Nr.  232. 

1286  Gross,  V.  Allgemeine  Betrachtungen 
über  die  La  Tene-Station.  Im  „Korr.-Bl. 
der  deutschen  Ges.  für  Anthropologie, 
Ethnol.  u.  Urgeschichte."    Juni  1886. 

1287  Gross,  V.  Über  die  eigentümlichen 
Knochenschnitzereien  aus  den  Schwei- 
zer Pfahlbauten.  In  den  „Mitteilungen 
der  Anthropolog.  Gesellsch.  in  Wien." 
Sitzungsberichte  1886.     S.  53. 

1288  Gross,  V.  Eine  doppelt  durchbohrte 
Knochenscheibe  aus  Concise  (Neuen- 
burger  See).  In  den  „Verhandlungen 
der  Berliner  Ges.  für  Anthropologie, 
Ethnologie  u.  Urgeschichte."    1886. 

1289  Heer,  Gottfried.  Das  altglarnerische 
Heidentum  in  seinen  noch  vorhandenen 
Überresten.  Vortrag  den  25.  Nov.  1886 
im  bist.  Verein  des  Kanton  Glarus  ge- 
halten. 45  S.  Zürich,  Schulthess.  45  S. 
gr.  8.    frs.  1,50. 

1210  Hoierli,  J.  Die  Säbelnadeln  aus  dem 
Pfahlbau  zu  Wollishofen.  In  der  „Zs. 
f.  Ethnologie".   XIX.    Verhandlucgen. 

1291  Heierli,  J.  Vortrag  über  die  ältesten 
Gräber  in  unserm  Lande  gehalten  vor 
der  Station  Wetzikon  der  Zürcher  anti- 
quarischen Gesellschaft,  in  der  „Neuen 
Zürcher  Zeitung"  1887  Nr.  317. 

1292  Lienhard,  A.  Antiquarische  Reminis- 
cenzen  aus  dem  Wehnthal.  In  der 
„Neuen  Zürcher  Ztg.«  Nr.  299    Bl.  2. 

1298     Messikomer,  Rob.   Antiquarisches  (in 

der  N.  Z.  Z.    1887.    Nr.  281  u.  :s93) 
1294     Messikomer,  Rob.    Kulturhistorische 

Notizen  aus  dem  Zürcher  Oberlande. 

In  der  „Neuen  Zürcher  Zeitung"  vom 

22.  XII.  1886. 


E.  L.  R.    Der  Sodbrunnen  der  Rö- 1295 
merstadt  Lorenz  zwischen  Beinwyl  u. 
Leutwyl.  In  den  „Seerosen".  Seengen, 
11.    VI.     1887. 

Reber.  B.   Römischer  Altarstein  mit  1296 
Inschrift,  von  Genf.   In  der  „Antiqua". 
Zürich,  1887.    Nr.  5  u.  6. 

Renevier,  prof.  E.  Histoire  g^ologique  1297 
de  nos  Alpes  suisses,  av.  2  pl.    In  den 
„Archives  des   sciences  physiques  et 
naturelles".  3™e  p^riode.  Tome  XVÜI. 
Nr.  9. 

Secretan,  Eug.  Les  fouilles  d'Avenches  1298 
et  les  origines  chr^tiennes  en  Helvätie. 

Sinner,  C.  de.    Un  groupe  de  blocs  1299 
erratiques  aux  portes  d'Yverdon.  11  p. 
av.  pl.  Lausanne,  Rouge.  8.  frs.  — ,90. 

Stoub,  L.  Zur  Ethnologie  der  Alpen.  1.300 
IV   u.   97  S.    Salzburg,   Kerber.    8. 
frs.  2,15. 
Vgl.  oben  Nr.  418,  593,  638,  645, 
646,  653,  654,  663,  669,  67ü,  671, 
674,  675,  679,  703,  736,  748,  754, 
7Ö5,  756,  757,  759,  760,  771,  785, 
796. 
Bdgien. 

Bamps ,  C.    Apercu  sur  les  d^cou- 1301 
vertes  d'antiquit^s  ant^rieures  k  la  do- 
miiiation  romaine  faites  dans  le  Lim- 
bourge  beige.  88  S.  Hasselt,  W.  Klock. 
1885.   8.  frs.  2,50. 
Vgl.  oben  Nr.  900,  904,  920,   934, 
972  —  978,  984,  988  —  991»,   993, 
996,  1016,  1017,  1025,  1027,  1059 
—1066,  1071,   1080,   1089,    1092, 
1094,  1097. 
HoUatid. 
Vgl.  Nr.  1109,  1127,  1128. 


II.  Hittelalter. 

Baden. 

Finice,  H.    Zur  Geschichte  des  Con- 1302 
Stanzer  Goncils.  —  Histor.  Jahrbuch  der 
Gurres-Gesellschaft.  8.  Jahrg.  Hefil. 

Finice,  H.  Kleinere  Quellenstudien  zur  1303 
Geschichte  des  Constanzer  Concils.  — 
Histor.  Jahrb.  der  Görres-Gesellsch&ft. 
8.  Jahrg.    Heft  3. 

Finice,  H.  Zwei  Tagebücher  über  das  1304 
Constanzer  Concii.  —  Römische  Quar- 
talschrift für  Christi.  Altertumskde  u. 
für  Kirchengesch.  hrsg.  v.  de  Waal.  1. 
Jahrg.    1.  Heft. 

Gümbel,  Th.    Die  Wappen  der  pßU- 1305 
zischen  Rittergeschlechter  VIII  (v.  Ven- 
ningen).  —  Pfalz.  Museum  1887.  Nr.  4. 
Vgl.  VI,  989. 


Digiti 


zedby  Google 


Bibliographie. 


207 


1306  Hermann  von  der  Hart,  der  Historiker 
des  Constanzer  Coiicils.  —  Histor-poUt. 
Blätter.    Bd.  99.  S.  848—863. 

1307  Koch  A.  und  Wille  J.  Regesten  der 
Pfaizgrafen  am  Rhein  1214 -- 1400. 
Uerausgg.  v.  d.  bad.  bist.  Commission. 
Unter  Leitung  von  Eduard  Winkehnann. 
Lfg.  1,  2.  Innsbruck,  Wagner.  1887. 
4.   S.  1—80,  81—160. 

1308  KrOger,  E.  Die  Grafen  von  Werden- 
berg-Ueiligenberg  und  von  Werdenberg- 
Sargans.  —  Mitteilungen  z.  vaterländ. 
Gesch.  b.  v.  bist.  Ver.  in  St.  Gallen. 
Bd.  22  (Dritte  Folge  2)  vgl.  Z.  G.  0. 
N.  F.  II.  [Bd.  41]  S.  502. 

1309  Deutsche  Reichstagsakten  unter  König 
Ruprecht.  Dritte  Abteil.  1406—1410, 
hrsgg.  v.  Julius  Weizsäcker.  Gotha, 
Perthes.  1888.  Ist  reich  an  Badensien, 
besonders  zur  Gesch.  der  Pfalz  u.  d. 
Markgrafschaft. 

1310  Schulte,  A.  Geschichte  der  Habsbur- 
ger in  den  ersten  drei  Jahrhunderten. 
Mit  1  Karte  u.  2  lUustr.  Innsbruck, 
Wagner.  1887.  8.  152  S.  Ergänzte 
Sonderausgabe  aus:  Mitteilungen  des 
Instit.  für  österr.  Geschichtsforschung. 
Bd.  VII,  VIII. 

1311  Simonsffeld,  H.  Zu  Heinrich  von  Dies- 
senhoven.  —  N.  Archiv  f.  alt.  d.  Ge- 
schichtskunde. XIU.   S.  223. 

1312  Stengole,  B.  Linzgovia  Sacra  Beiträge 
zur  Geschichte  der  ehemaligen  Klöster 
und  Wallfahrtsorte  des  jetzigen  Land- 
kapitels Linzgau.  Überlingen,  Ullcrs- 
berger.    1887.    8.    221  S. 

1313  Urkunde  Kaiser  Friedrich  I.  Privi- 
legium für  Bischof  Heremann  von  Con- 
stanz  1155.  Fcs.  in  Lichtdruck  (nicht 
im  Handel) 

1314  F.  V.  W.  Neue  Urkundenbücher  vom 
Oberrhein.  —  AUg.  Ztg.  Beil.  Nr.  1. 

1315  Wanner,  Dr.  M.  Forschungen  zur  äl- 
testen Gesch.  des  Kletgaues.  Fraueu- 
feld,  Huber.     1887.     8.    VI.    78  S. 

1316  Zeppelin,  Eberhard  Graf.  Der  Constan- 
zer Vertrag  Kaiser  Friedrichs  I.  Bar- 
barossa von  1153.  Vortrag.  —  Schriften 
d.  V.  f.  Gesch.  d.  Bodensees  u.  s.  Um- 
gebung.   XVI     S.  30-46. 

Vgl.  oben  Nr.  218,  219,  222,  227, 
228,  234,  244,  249,  251,  256,  264, 
842. 

1317  BOrkel,  Alfr.  Arnold  Walpod,  histo- 
rische Dichtung.    Mainz,  1887. 

1318  Bussen,  Arnold.  Beiträge  zur  Kritik 
der  steyrischen  Reimchronik  und  zur 


Reichsgeschichte  im  13.  u.  14.  Jahrh. 
IL  Die  Wahl  Adolfs  von  Nassau.  Sitz- 
ungsberichte der  kaiserl.  Akademie  der 
Wissenschaften  zu  Wien,  philos  -bist. 
Klasse.  Bd.  CXIX,  1.  Heft.  1887. 
S.  9-85. 

Falk,  F,   Bodmann.   Notizen  zu  sei- 1319 
nem  Exemplar  von  Scbannat,   episc. 
Wormat.    Forschungen  zur  deutschen 
Geschichte.  XXVL  S.  648—6.^0. 

V.  Httfler,  Const.  Bonifatius,  der  Apo- 1320 
stel  der  Deutschen,  und   die  Slaven- 
apostel  Konstantinos  Cyrillus  und  Me 
thodius.     Sep.-Abzug  aus  den  Mitteil, 
u   Studien  fi'ir  die  Geschichte  u.  s.  w. 
in  Böhmen.    XXV.    3   68  S.   8. 

K0ster,   A.    Die  Wormser  Annaleu,  1321 
eine  Quellen  -  Untersuchung.     Leipzig, 
Fock.     1887.     M.  1,80. 

Roth,  F.  W.  E.    Kleine  Mitteilungen  1322 
aus  Darmstädter  Handschriften,  in  der 
Germania  von  Bartsch  XXXII  (1887), 
S.  253-256... 

Peez,  AI.  Über  Wohnsitze,  Ansied- 1323 
lung  u.  Stammesart  des  fränkisch-deut- 
schen Stammes,  in  der  Zeitschr.  des 
Frankfurter  Vereins  f.  Geographie  u. 
Statistik.  Vgl.  Beil.  zur  Allgem.  Ztg. 
1887.   Nr.  191.   p.  2805. 

Sauer,  W.    Nassauisches  Urkunden- 1324 
buch.     I,  3.    400  S.  u.  12  S.  Berich- 
tigungen u.  Zusätze  zu  I,  1—3.    Wies- 
baden, Niedner  1887.  gr  8.  Vgl.  VI,  101 1. 

Schellhass,  K.  Das  Königslager  vor  1325 
Aachen  und  vor  Frankfurt  in  seiner 
rechtsgeschichtlichen  Bedeutung  (=  J. 
Jastrow,  histor.  Untersuchunsren  4). 
VIII  u.  207  S.  Beriin,  R.  Gärtner. 
1887.  8.  M.  6.  S.  auch  unten  Nr.  1615. 1326 

Seeliger,  Gerh.  Kanzleistudien.  I.  Die 
kurmainzische  Verwaltung  der  Reichs- 
kanzlei in  den  Jahren  1471->-1475,  in 
Mitteilungen  des  Instit.  fiir  österr.  Ge- 
schichtsforschung. VIII.  1887.  S.  1—65. 

Steinherz,  S.   Die  Verträge  Karls  IV 1327 
mit  den  Witteisbachern  zu  Eltville  im 
J.  1349,  in  Mitteilungen  des  Instit.  f. 
österr.  Gesch.  VIIL  1887.  S.  103—107 
tt.  302—306. 

Vgl.  oben  Nr.  294,  295,  308,  319, 
333,  334,  348,  349,  351,  360,  366, 
373,  379,  399,  395,  462. 

Bheinprovinjs. 

Algermissen,  J.  L.  Diözesankarte  der  1328 
Provinzen   Rheinland   und  Westfalen, 
sowie  der  angrenzenden  Landesteile. 
1 :  400,000.   2  Blatt.   Nebst  statistisch. 


Digiti 


zedby  Google 


208 


Bibliographie. 


Angaben.    12  S.    Köln,  Warnitz  u.  Co. 
1887.    fol.  II.  8.    M.  5. 

1329  Dresemann,  0.  Zur  Geschichte  der 
Reichsstadt  Aachen  im  14.  Jh.,  mit 
Bezug  auf  Kaiser  und  Reich.  Inaug.- 
Dissert.  Münster.  (»3  S.  Aachen,  L. 
Ruelle.    188Ö.   8. 

1330  Pustel  de  Coulanges.  De  1a  loi  dite 
des  Francs- Chamaves  (S<5ances  et  tra- 
veaux  de  PAcad.  des  sciences  morales 
et  politiques.    27.     1887). 

1331  Kelleter,  F.  J.  Die  Laudfrieilensbimde 
zwischen  Maas  und  Rhein  im  14.  Jh. 
Inaug.-Dissert.  100  S.  Paderborn,  F. 
Schöningh.  1888.  8.  S.  Korrbl.  1888 
Nr.  53. 

1332  Lamprechf,  K.  Skizzen  zur  rhein. 
Geschichte  III  u.  246  S.  Leipzig,  A. 
Dürr.    gr.  8. 

1333  de  Lorenzi.  Beiträge  zur  Geschichte 
sämtlicher  Pfarreieu  der  Diözese  Trier. 
2  Bde.  IV,  6^2  u.  568  S.  Trier,  Pau- 
linus- Druckerei,    gr.  8. 

1331  Sauerland.  Ein  Bamberger  Missale 
aus  dem  Anfange  des  11.  Jhs.  im  Trierer 
Domschatze.  (Hist.  Jahrbuch  8,  475 
—487). 

1335  Sehern,  Carl.  Eiflia  sacra  od.  Gesch. 
der  Klöster  u.  geistlichen  Stiftungen  etc. 
der  Eifel.  1.  Abth.  Lfg.  1—4.  256  S. 
Bonn,  Haustein,     gr.  8. 

1336  Uebinger.  Kardinallegat  Nik.  Cusanus 
in  Deutschland  1451—1452.  (liistor. 
Jahrbuch  8,  629—665). 

Vgl.  oben  Xr.  413,  416,  440—448, 
450,  451,  453—461,  464,  467,  470, 
476,  478,  479,  480,  483,  489,  492, 
500,  501,  502,  504,  508,  511,  515, 
516,  519,  520,  532,  534,  535,  5K), 
545,  568,  1825. 
Westfalen, 

1337  V.  Bocholtz- Asseburg,  Graf.  Assebur- 
ger  Urkundeuhuch,  Urkunden  und  Re- 
gesten zur  Geschichte  des  Geschlechts 
Wolfenbüttel- Asseburg  und  seiner  Be- 
sitzungen II.  Teil,  bis  zum  J.  1400. 
Mit  8  Stamm-  u.  Siegeltafeln,  1  Licht- 
druck, sowie  Glossar  und  Register  zu 
I  u.  II.  Hrsg.  von  J.  Graf  v.  Bocholtz- 
Asseburg.  450  S.  Hannover,  Hahn. 
1887.    8.    M.  12. 

1338  Von  dem  Bussche,  G.  Geschichte  der 
von  dem  Bussche.  Teil  I.  Regesten 
u.  Urkunden.  VIII.  242  S.  u.  Anhang 
21  S.     Selbstverlag.    1887.    8. 

1339  Von  dem  Bussche,  G.  Stammtafeln  der 
von  dem  Bussche.  20  Tafeln.  Hildes- 
heim, A.  Lax.     1887.    4. 


Erler,  G.   Dietrich  von  Xieheim.   Sein  1340 
Leben  und  seine  Schriften    XIV,  490 
S.  u.  Beilagen  XLV  S.   Leipzig,  Dürr. 
1887.     8.    M.  11. 

Fricke,  W.  Geschichte  der  Stadt  Bie-  VU\ 
lefeld  und  der  Grafschaft  Ravensbet^. 
IV  u.  338  S.    Bielefeld,  A.  Helmich. 
1887.    8.     M.  6. 

Holscher,  L.  A.  Th.    Die  ältere  DiO-  lH4*i 
zese  Paderborn  nach   ihren   Grenzen, 
Archidiakonateu,  Gauen  und  alten  Ge- 
richten.  484  S.    Munster,  Regensberg. 

1886.  8.     M.  4. 

Krimphove,  C.   Der  heilige  Ludgerus,  1313 
Apostel  des  Münsterlandes,  erster  Bi- 
schof der  Diözese  Münster.  XIV,  228  S. 
Münster,  II.  Schöningh.  1886.  8.  M.  1,80. 

Möller,  J.  C.  Geschichte  der  Weih- 
bischöfe von  Osnabrück.  XVIII,  241 S. 
Lingen,  van  Acken.  1887.  8.  M.  3. 

Phitippi,  F.  Siegcner  Urkundenbuch.  1341 
Im  Auftrage  des  Vereins  f«ir  ürgesch. 
u.  Altertumskunde  Siegen,  hrsgg.  von 
F.  Philippi.  I.  Abtlg.  bis  1350.  Mit 
einer  Siegeitafel  u.  einer  historischeu 
Karte.  XXXVI,  246  S.  Siegen,  Kegler. 

1887.  8.     Vgl.  VI  S.  252  f. 

Vgl.  oben  Nr.  564,  568,   570,  572, 
575,  576,  578. 
Schweiz. 

V.  Arx,  Ferd.    Illustrierte  Schweizer- 1345 
geschichte  für  Schule  u.  Haus.    Unter 
Mitwirkung  von  Dr.  J.  Strickler.  VIII 
u.  301  S.    Zürich,  Grell  Füssli  u.  Co. 
gr.  8.     frs.  5. 

Cattaneo,  Carlo.    Una  lettera  inedita  1346 
di  lui  nella  rivista  di  Savona,   Cuora 
e  critica".     Nr.  7.    Luglio  1887. 

Dändliker,  Karl.    Gesch.  der  Schweiz.  1347 
Mit  kulturhist.  Illustrat    und  Plänen. 
Bd.  III.   Lfg.  8.    S.  449—512.    Zürich, 
Schulthess.  gr.  8.  frs.  1,20.  Vgl.  VI,  1040. 

DIerauer,  J.    Gesch.  der  schw.  Eidge-131S 
nossenschaft.  Bd.  I  [in  Heeren,  Uckert 
u.  Giesebrecht:  Gesch  d.  Eur.  Staaten. 
48.  Lfg.  2.  Abt.]  XXI  u.  443  S.    Gotha, 
Perthes,    gr.  8.    frs.  12. 

Escher,  Hermann.  'Die  FeKlzüge  der  1349 
Schweizer  nach  Oberitalien  1500—1516. 
Besond.  Abdr.  von  Kapitel  I  u.  II  des 
ersten  Buches.     Frauenfeld. 

Folletete,  Casimir.  Lettres  sur  le  ceu- 1350 
tenaire  de  la  bataille  de  Sempach  [9. 
VII.  1386].    IV  u.  45  p.    Porrentruy, 
Pretre  impr.     8.     fr,  — ,85. 

Hartmann,  Otto.    Nochmals  zur  Sem- 1351 
pacher  Frage.    Hist.-krit.  Studie.  37  S. 
Frauenfeld,  Huber.    8.    frs.  1. 


Digiti 


zedby  Google 


Bibliographie. 


209 


1352 


1353 


1354 
1355 

1356 
1357 

1350 
1359 
1360 


1361 
1362 

1363 
1364 


Herzog,  E.  Bruder  Klaus.  Vortrag, 
gehalten  am  20.  März  1887  in  der  Vers, 
der  christkath.  Genossenschaft  in  Lu- 
zem.   48  S.   Bern,  Wyss.   8.  frs.  —,60. 

K0bier,  G.  Die  Schweizer  Schlachten 
von  Laupen  1339  imd  Sempach  1386. 
Enth.  in :  Köhler,  G. :  Die  Entwicklung 
des  Kriegswesens  u.  der  Kriegführung 
in  der  Ritterzeit  von  Mitte  des  11  Jhs. 
bis  zu  den  Hussitenkriegen,  in  3  Bdn. 
Bd.  II  (Breslau  1886)  p.  603—624  u. 
Tfl.  XIII. 

KQchler,  A.  Chronik  von  Kerns  Sep  - 
Abdr.  a.  d.  „Obwaldner  Volksfreund**. 
Sarnen,  Müller  impr. 

de  Lauriire.  Notice  sur  deux  inscri- 
ptions  relatives  ä  la  hataille  de  Ma- 
rignano,  restauräes  daus  IVglise  de  Fi- 
vido  (Lombardie).  Au  „Journal  de  la 
Soci<5t^  nationale  des  antiquaires  de 
France.**     1886  mars  24. 

Meyer  von  Knonau,  G.  Der  Irniscr 
Krieg  von  1478.  Bern.  8  Aus  dem 
Jahrbuch  des  S.  A.  C.     1887. 

Monumenta  Germaniae  historica  etc. 
etc.:  Necrologia  Germaniae  I:  dioeccses 
Augustensis,  Constantiensis,  Curiensis. 
ed.  F.  L.  Baumann  pars  II.  VIII  u. 
345—798  S.  mit  1  Tafel.  Berlin,  Weid- 
mann.   4.     frs.  18,70/26,70. 

MOIIer,  K.  Die  Waldenser  und  ihre 
einzelnen  Gruppen  bis  zum  Anfang  des 
14.  Jhs.  XII  u.  172  S.  Gotha,  Perthes, 
gr.  8.    frs.  4. 

MUller-Landsmann.  Die  Schweizcrge- 
schichte  in  Bildern.  48  TÜn.  Bern, 
Schmid,  Francke  u.  Co.  Qu.  fol.  cart. 
frs.  3,50.     Dasselbe  franz.  u.  ital.  do. 

Nover,  J.  Wilhelm  Teil  in  Poesie 
und  Wirklichkeit  Eine  poetische  Wan- 
derung durch  Tells-Erinnerungen.  34 
S.  Hamburg,  Richter,  gr.  8.  frs.  1,10. 
In  Virchow-Holtzendorff:  Sammlung 
fremeinverstdl.  Wissenschaft!,  Vorträge. 
X.  F.    2.  Serie.    Heft  1. 

Pometta,  E.  La  battaglia  di  Arbedo 
in  den  „Monat-Rosen",  Jßj.  31.   Heft  4. 

Preger,  W.  Über  das  Verhältnis  der 
Taboriten  zu  den  Waldesiern  des  14. 
Jhs.  (Sep. -Abdr.)  111  S.  München, 
Franz  (Roth).    4.    frs.  4,40. 

Ringholz,  0.  0.  S.  B.  Des  Benedik- 
tinerstifles  Einsiedeln  Thätigkeit  fiir 
die  Reform  deutscher  Klöster  vor  dem 
Abte  Wilhelm  von  Hirschau.  53  S. 
Freiburg  i.  B.,  Herder,   gr.  8.  frs.  1,35. 

Rochholz,  E.  L.  Wanderlegenden  aus 
der  oberdeutschen  Pestzeit  von  1348 


— 50.  Zum  erstenmal  hrsgg.  nach  der 
gleichzeitigen  Berner-Handschrift.  Ori- 
ginal-Übersetzung u.  Quellennachweis. 
(Sep.-Abdr.  a.  der  „Argovia".)  138  S. 
Aarau,  Sauerländer.  8.  frs.  3.  =  Ar- 
govia,  Jahresschrift  der  bist.  Ges.  des 
Kt.  Aargau.  Bd.  XVU.  XXIII  u.  138 
S.    Aarau,  Sauerländer,    gr.  8.    frs.  3. 

Schiller.  Wilhelm  Teil.  With  an  bis- 1365 
torial-introduction  and  notes  by  G.  E. 
Fasnacht.   309  p.   London,  Macmilhm. 
18.    2  sh. 

Schulte,  A.    Geschichte  der  Habsbur- 1366 
ger  in  den  ersten  drei  Jahrhunderten. 
Studien    152  S.  mit  1  Karte.  Innsbruck, 
Wagner  gr.8.  frs.  5,35.  S.  obenNr.1310. 

Volksschrift  auf  die  Sempacher  Ju- 1367 
belfeier  am  5.  VH.  1886.  2.  Afl.  71  S. 
Zürich,  Müller.    8.    frs    —,80. 

Über  Bau  u.  Reuovation  der  Schlacht- 1368 
kapelle  von  Sempach,  im  Vaterland  Nr. 
197  u.  198. 

Centarii.  1886.  Roma,  tip  Voghera.  1369 
44  p.   8.     Darin:  II  quinto  centenario 
della  battaglia   di  Sempach  (9  luglio 
1386).  —  Extr.  Rivista  militare  itali- 
ana.     1886. 

Simson,  B.    Über   die   wahrscheinl.  1370 
Identität  des  Fortsetzers  des  Brevia- 
rium  Erchanberti   und   des  Monachus 
Sangallensis.    In  der  „Zs.   für  Gesch. 
des  Oberrheins«.    N.  F.    Bd.  2. 

Sortes  Sangallentet,  ed.  H.  Winnefeld.  1371 
60  S.  Bonn,  Cohen,    gr. '8.    frs.  2,70. 

Totti  p.  Luigi.    Storia  del  CToncilio  di  1372 
Constauza.   Neue  Ausg.  Vol.  1.  Roma, 
Pasqualuni.    1887. 

Trog,  Hans.    Rudolf  I   u.  Rudolf  II  1373 
von  Hochburgund.  Diss.    87  S.    Basel, 
Detloff.    8.    frs.  2. 

Wanner,  Martin.   Forschungen  zur  äl-  1374 
testen  Geschichte  des  Ktetgaus.    IV  u. 
78  S.   Frauenfeld,  Huber.  gr.  8.  frs.  2. 

Die  Grafen  von  Werdenberg  (Heiligen- 1375 
berg   u.   Sargans),  hrsj^g.  vom  histor. 
Verein  in  St  Gallen.    52  S.  mit  einer 
Karte.     St.  Gallen,  Huber  &  Co.    fol. 
frs.  2,40. 

Witte,    Heinr,     Der   Zusammenbruch  1376 
der  burgund.  Herrschaft  am  Oberrhein. 
In  der  Zs.  für  Gesch.  des  Oberrheins. 
N.  F.     Bd.  2. 

Zelfweger,  J.  K.  Chronologische  Über-  1377 
sieht  der  Schweizergeschichte  für  hö- 
here Bildungsanstalten.    In  4  Aß.  neu 
bearb.  von  Dr.  Job.  Strickler.    VI  u.  87 
S.    Zürich,  Meyer  &  Zeller.  8.  frc.  1. 

Vgl.  oben  Nr.  219, 222,  227, 48  S.  188, 


Digiti 


zedby  Google 


210 


Bibliographie. 


691,  692,  695,  696,  697,  698,  599, 
600,  604,  614,  616,  617,  619,  625, 
628,  634,  638,  640,  642,  644,  655, 
665,  684,  691,  700,  707,  726,  729, 
749,  55  S.  191,  765,  778,  7Ö7,  789, 
804,  809,  813,  821,  842,  860,  872, 
894,  898. 
Bdgien, 

1378  Canel,  Vici  Clovis  et  les  origioes  de 
la  France  chretienne.  216  S.  Bruges, 
St.  Augustin.     1887.    8.    frs.  2,60. 

1379  Darit,  J.  Histoire  du  diocese  et  de 
1a  principaut^  de  Liege  pendant  le 
16«  si^cle.  712  S.  Liege,  Demarteau. 
1887.    8.    frs.  5. 

1880  D'Hoop.  Loi  Flandre  Orientale  et  ses 
anciennes  archives.  Manuel  de  ren- 
reignements.  236  p.  Gand,  Vander 
Meulen.  1887.  8.  frs.  5. 

1381  Do  Potior,  Fr.  Gent  van  den  vroeg- 
sten  t\jd  tot  heden.  7«  en  8«  Afl.  Bd. 
IV  S.  79—618,  Bd.  V  S.  1-56.  Gent, 
Annoot-Braeckman.  1886.  8.  frs.  5. 
Vgl.  VI,  1059. 

1382  Do  Potior,  Fr.  Second  cartulaire  de 
Gand.  418  S.  Gand,  Leliaert.  1887. 
8.   frs.  5.    Vgl.  VI,  1060. 

1383  DoSmot,  Van  Hoof  et  Do  Backor.  Acta 
Sanctorum  Noverabris.  Tom.  I.  1006  S. 
Bruxellis,  Polleunis.  1887.  fol.   frs.  75. 

1384  Dovillort,  L.  Cartulaire  des  comtes  de 
Hainaut.    Bd.  UI.    636  S.    Bruxelles, 

^  Hayez.    1887.    4. 

1385  Gonard,  Anvers  ä  travers  les  äges. 
Liv.  7—18  Bruxelles,  Bruylant-Chri- 
stophe.  1886  et  1887.  4.  frs.  2  la  livrais 
Vgl.  VI,  1061. 

1386  Goovaortt,  Alph.  Antwerpiana.  Irfasc 
30  p.  Bruxelles,  Hayez.  1886.  8.  frs.  1,60. 

1387  Foys  et  Noiis.  Les  cartulaires  de  la 
pr^v6td  de  Saint-Martin  k  Ypres.  Bd. 
IL  S.  1069— 1C92.  Bruges,  Plancke. 
1887.    4. 

1388  Hoymans,  H.  et  P.  Bruxelles  ä  travers 
les  äges.  Bd  III,  liv.  1  ä  4.  Bruxelles, 
Bruylant-Christophe.  1H87.  4.  frs.  2 
la  livraison. 

1389  Hoyois,  Jos.  Tournai  au  13«  siede. 
73  S.  Gand,  Leliaert.  1887.  8.  frs.  1,25. 

1390  Inscriptlons  funeraires  et  monumen- 
tales de  la  province  d' Anvers.  40«  livr. 
Anvers,  Buschmann.    1887.    fol.   fr.  1. 

1391  Lagyo,  V.-A.  Anvers  monumental  et 
pittoresque.  160  S.  Bruxelles,  Lebegue, 
1887.  4.  frs.  3,50. 

1392  Lo  Glay,  Edw.  Histoire  de  comtes  de 
Flandre.  letll.  416  et  420  p.  Bruges, 
St.  Augustin.  1886.  8.  frs.  8. 


Mailhard  do  laCoutyro,  G.  Charlemagne 
dans  l'histoire  et  dans  la  Idgende.  190  S. 
Bruges,  St.  Augustin.  1887.  8.  frs.  2,60. 

Mailhard  do  la  Coutyro,  G.  Godefroy  de 
Bouillon  et  la  premiere  croisade.  204  S. 
Bruges,  St  Augustin.  1887.  8.  frs.  2,60. 

Nam§cho,  A.  Les  Van  Artevelde  et 
leur  ^poque.  2-^3  S.  Louvain,  Ch.  Fon- 
teyn.  1887.  8.  frs.  2. 

Namftcho,  A.  Pierre  de  Coninck  et 
JeanBreydel.  156  S.  Louvain,  Ch.  Fon- 
teyn.  18ö7.  8.  frs.  1,50. 

Nulons,  Fr.  De  H.  Lambertus,  apostel 
der  Kempen.  121  p.  Antwerpen,  Van 
Os-De  Wolf  1886.  8.  frs.  -,80. 

Van  dor  Haoghon,  V.  Inventaire  des 
archives  de  la  ville  de  Gand.  U  livr. 
144  S.      Gand,    Annoot-Braeckman. 


1887.   frs.  2,50. 

Van  dor  Storro. 
tinum.  111  S. 
Douxfils.   1887. 

Wautort,  A.  J. 
ders  der  XV«  eeuw, 


Hagiolo|fium  Norber- 
Namurci,  Chameux- 
8.  frs.  2. 

De  vlaamsche  Schil- 
76  p.     Gent,  J. 


1393 
1394 
1395 
1396 
1397 
1398 

1399 
1400 


Vuyisteke.   1886.  8.  frs.  1. 

Vgl.  oben  Nr.  909,  911,  91.H,  918, 

926,  930,  931,  936,  941,  983,  997, 

1025, 1043, 1049, 1056, 1056,  1057. 

Hoüand. 

Gouw,  (J.  tor).  Geschiedenis  van  1401 
Amsterdam.  Deel  V.  Met  bijbehoorende 
groote  kaart  van  Amsterdam  in  1544, 
van  Cornelis  Aiitoniszoon,  in  12  bladen, 
naar  het  oorspronkelijke  gephotof^ra- 
pheerd  en  in  14  klenren  op  B[ollandsch 
papier  gedrukt  door  Tresling  en  Co. 
te  Amsterdam.  520  met  1  kaart  iu 
12  bladen  in  afz.  portefeuille.  Amster- 
dam, Tj.  van  Holkema.  1887.  Roy.  8. 
fl    12.     Vgl.  VI,  1069. 

Kromor,  A.  J.  C.  Hattuarie.  De  oor- 1402 
sprong  der  graven  van  Gelre  en  Cleve. 
12  en  202.    ^s  Hage,  Geneal.  Herald. 
Archief.    1887.   Post  8.    fl.  2. 

Klooster,  Het,  van  Diepenveen.  Hand-  1403 
Schrift  (derde  en  vierde  levensschets), 
uitgegeven  en  toegelicht  door  W.  R. 
Opzoomer.    57.    's.  Hage,  Gebr.  Belin- 
fante.    1887.    Hey.  8.     fl.  0,75. 

Pierson,  A.    Geestelijke  voorouders.  1404 
Studien  over  onze  beschaving.   Dl.  I. 
Israel.   8  en  428.    Haarl.,  H.  D.  Tjeenk 
Willink.  1887.  gr.  8.  fl.  3,90,  geb.  4,35. 

Vgl.  oben  Nr.  4.^9,  460,  1102,  1104, 
1159,  1169,  1173. 


Digiti 


zedby  Google 


Bibliographie. 


211 


HL  Neuzeit. 

Baden. 
J405      Baur,  A.    Ober  einen  Unions versuch 
zwischen  Kurpfalz  und  Württemberg. 
1,  2.  Protest.  Kirchenzeitg.  Nr.  50,  51. 

1406  Becko-KIDchtznor,  E.  v.  d.  Stamm- 
tafeln des  Adels  des  Qrossh.  Baden. 
Baden-Baden,  v.  Hagen.  1S87.  Fol. 
Lfg.  5,  6,  7,  8,  9,  10,  11,  12.  S.  161 
—480.    ü  5  M.  5. 

1407  Bloch,  H.  Die  Katastrophe  des  Her- 
zogs von  Enghien.  —  Allgem.  Zeitg. 
Beil.  Nr.  119. 

1408  K0lnor  Briefe  über  den  bayerisch- 
pfälzischen Krieg  im  Jahre  1504.  — 
Xitteilgn.  a.  d.  Stadtarchiv  von  Köln. 
H.  V.  Constantin  Höhlbaum.    11.  Heft 

1409  Claretta,  Gaudonzio.  Le  relazioni  po- 
litiche  e  dinastiche  dei  principi  di 
Savoia  coi  margravi  di  Baden  del  secolo 
XV  al  XVIU  narrate  su  documenti  in- 
editi.  Torino,  Fratelli  Bocca.  1887.  8. 
254  S. 

1410  Droysen,  6.  In  Sachen  Herzog  Bern- 
hards von  Weimar.  Eine  Erwiderung 
an  A.  V.  Gonzenbach.  —  Forschungen 
z.  d.  Gesch.   26  Bd.    S.  359-414. 

1411  Dnnckor,  Max.  Abhandinngen  aus  der 
Neueren  Geschichte.  Leipzig.  1887.  8. 
Vm.  Karl  Mathy.  (Aus:  v.  Weech, 
Bad.  Biographieen). 

1412  Grolmann,  L.  v.  Tagebuch  über  den 
Feldzug  des  Erbgrossherzogs  Karl  von 
Baden  1806—1807.  Bearb.  u.  herausg. 
von  Fr.  v.  d.  Wengen.  Freiburg  i.  Br., 
Herder.    1887.   8.   XIX.    114  S. 

1413  Hoigel,K.Th.  Neue  Denkwürdigkeiten 
vom  pfalzbayerischen  Hofe  unter  Karl 
Theodor.  1,  2.  —  Zeitschr.  f.  allgem. 
Gesch.  etc.  Hrsg.  v.  Zwiedineck- Süden- 
horst.   1887.   Nr.  6,  7. 

1414  Hoigol,  K.  Th.  Der  Rastatter  Gesand- 
tenmord. —  Gartenlaube  Nr.  9,  10. 

1415  Ladewig,  P.  Regesta  episcoporum 
Constantiensium.  Regesten  zur  Ge- 
schichte d.  Bischöfe  v.  Constanz  von 
Bubulcus  bis  Thomas  Berlower  517— 
1496.  Herausgg.  v.  d.  Bad.  Hist.  Kom- 
mission I.  Bd.  2.  Lfg.  Unter  Leitimg 
von  Dr.  Friedr.  v.  Weech.  Innsbruck, 
Wagner.  1887.  4.  S.  81-160.  Vgl.  VI, 
993. 

1416  Radlkofer,  M.  Johann  Eberlin  von 
Gänzburg  und  sein  Vetter  Hans  Jakob 
Wehe  von  Leipheim.  Zugleich  mit 
einem  Überblick  über  die  Bauembe- 
wegung  in  Oberschwaben  im  Februar 
und  März  1525  bis  zum  Ausbruch  des 

Westd.  Zeitschr.  f.  Gesoh.  n.  Kunst.    VII, 


Krieges  und  einer  Geschichte  des  Leip- 
heimer  Haufens.  Nördlingen,Beck.  1887. 
8.   XI    653  S. 

Rathgobor,  J.  Der  grosse  Markgraf  1417 
und  seine  elsässischen  Minister.  (Von 
Andlaw,  von  Berckheim,  von  Berstett, 
von  Gayling,  von  Altheim  und  von 
Türkheim).  Eine  elsäss.  Festgabe  zur 
Freiburg.  Gewerbe-Ausstellung.  Strass- 
burg  i.  E.,  Bull.    1887.   8.   48  S. 

Samboth.  Das  Landkapitel  Ailingen- 1418 
Thenningen  der  ehemaligen  Konstanzer 
und  das  Landkapitel  Tettnang  der 
jetzigen  Rottenburger  Diözese.  Ein 
monograph.  Vers.  —  Schriften  d.  Ver. 
f.  Gesch.  d.  Bodensees  n.  s.  Umgebg. 
XVL   S.  93-138. 

VogU^,  de.    Villars,  diplomate.    La  1419 
fin   de  la  guerre  de  la  successiou  d'- 
Espagne.     Les   traits   de  Rastatt   et 
de  Bade.  —  Revue  des  deux  mondes 
LVII«  annde.  3«  pdriode.  T.  83«  2«  livr. 

Wotzor,  L.    Der  Feldzug  am  Ober- 1420 
rhein   1638  und   die  Belagerung  von 
Breisach,  mit  2  Tfln.  —  Mitteilungen 
des  k.  k.  Kriegsarchivs.   Wien,  Seidel. 
1887. 

Zur  Erinnerung  an  den  Convertiten  1421 
Cardinal  u.  Fürst- Abt  Bernhard  Gustav 
von  Fulda  (Sohn  Markgraf  Friedrich  V. 
von  Baden-Durlach).  —  Histor.   polit. 
Blätter.   Bd.  98.    S.  723-728. 

Vgl.  oben  Nr.  220,  223,  225,  226, 
229b,  232,  237c,  247,  250,  272. 

Mittdrhein, 

Faickenholmor,  W.  Philipp  der  Gross-  1422 
mutige  im  Bauernkriege.  Mit  urkundL 
Beilagen.    142  S.    Marburg,  W.  G.  El- 
wert.    1887.    gr.  8.    M.  3,60. 

loachim,  Erich.  Die  Entwickelung  des  1423 
Rheinbundes  vom  J.  1658.   Acht  Jahre 
reichsständischer  Politik,  1651—1658. 
Leipzig,  Veit  u.  Co.    1886.   M.  13,25. 

Jungfer,  J.  Zur  Geschichte  Friedrichs  1424 
von  Homburg  1674  und  1675,  nach 
Quellen  des  k.  Geh.  Staatsarchivs  zu 
Berlin  u.  des  grossh.  Haus-  u.  Staats- 
archivs zu  Darmstadt.  Forschungen  zu 
derselben  Geschichte  XXVI.  S.  333 
—356. 

Kracauer.  Über  die  Konfiskation  der  1425 
hebräischen  Schriften  in  Frankfurt  a. 
M.  1509  u.  1510.    Geiger,  Zeitschrift 
für  die  Geschichte  der  Juden,  s.  diese 
Zeitschr.  VI.  144. 

Lenz,  INax.    Briefwechsel  Landgraf  1426 
Philipps  des  Grossmütigen  von  Hessen 
II.  15 


Digiti 


zedby  Google 


212 


Bibliographie. 


mit  Bucer.  Herausgg.  a.  erläutert  von 
M.  L.  Vgl.  Bd.  28  der  Publikationen 
aus  den  preuss.  Staatsarchiven  (1541 — 
1547).  X  u.  506  S.  Leipzig,  S.  Hirzel. 
1887.    gr.  8. 

1427  Menzel,  K.  Geschichte  von  Nassau 
von  der  Mitte  des  14.  Jhs.  bis  zur 
Gegenwart.  HI  u.  352  S.  Wiesbaden, 
Kreidel,    1887.   8. 

1428  Mornoweg,  K.  Job.  v.  Dalberg,  ein 
deutscher  Humanist  und  Bischof.  Hei- 
delberg, C.  Winter.  1887.  M.  8.  Vgl. 
F.  V.  B.  in  lit.  Centralbl.  1887.  Nr.  52. 

1429  Schott.  Frankfurt  als  Herberge  der 
fremden  Protestant.  Flüchtlinge.  Vor- 
trag im  Verein  f.  Reformationsge-sch. 
am  Schluss  seines  ersten  Trienniums. 
8.  1.  et  a.  (1884).    p.  25—49.    8. 

1430  StoitZy  6.  E.  Geschichte  der  von  Ant- 
werpen nach  Frankfurt  a.  M.  verpflanz- 
ten niederländ.  Gemeinde  Augsburgi- 
scher Konfession,  begonnen  von  G.  E. 
Steitz,  fortges.  u.  hrsgg.  zur  Feier  des 
300jähr.  Bestehens  der  Gemeinde  von 
H.  Dechent.  72  S.  Frankfurt  a.  M., 
Neumann.     1885.    4.    M.  2. 

1431  HUII,  F.  Franz  v.  Sickingens  Nach- 
kommen. Nach  älteren  und  neueren 
Quellen.  Mit  einem  Bild  der  Ebern- 
bürg  nach  einer  alten  Zeichnung.  Lud- 
wigshafen, A.  Lauterbom.    M.  1,50. 

Vgl.  oben  Nr.  285,  319,  352,  364, 
391,  394. 
Bheinprovinz, 

1432  Cuno,  Fr.  W.  Blätter  der  Erinnerung 
an  Dr.  Kaspar  Olevianus,  hrsg.  zu 
dessen  SOQjährigem  Todestage  15.  März 
1887.  XIV,  147  S.  Barmen,  Klein.  8. 

1433  Krafft,  Carl.  Geschichte  der  beiden 
Märtyrer  der  evangelischen  Kirche 
Adolf  Klarenbach  u.  Peter  Fliesteden, 
hingerichtet  zu  Köln  am  Rhein  den 
28.  Sept.  1529.  IH,  123  S.  Elberfeld, 
Buchhandl.  d.  evangel.  Gesellsch.  gr.  8. 

1434  Unkel.  Die  Goadjutorie  des  Herzogs 
Ferdinand  von  Baiem  im  Erzstift  Köln. 
(Hist.  Jahrbuch  8, 245—270,  583—608). 
Vgl.  dazu  die  Polemik  Stieve-Ünkel 
S.  497—501. 

Vgl.  oben  Nr.  449,  465,  471,  473, 
477,  483,  486,  487,  488,  489a,  490, 
493,  496,  497,  498,  499,  506,  510, 
512,  513,  514,  522—529,  533,  536, 
537,  543,  550,  552,  657,  568. 
Westfalen. 

1435  Briefwechsel  der  Königin  Katharina 
und  des  Königs  Jerome  von  Westfalen, 
sowie  des  Kaisers  Napoleon  I.  mit  dem 


Könige  Friedrich  von  Württemberg. 
Hersg.  von  A.  v.  Schlossberger.  H.  Bd. 
XLIV,  280  S.  HL  Bd.  XXIV,  214  S. 
Stuttgart,  Kohlhammer.  1887.  8.  M.  14. 

Falkmann,  A.  Beiträge  zur  Geschichte  1436 
des  Fürstentums  Lippe,  aus  archiva- 
lischen  Quellen.  5  Bd.  Graf  Simon  VI 
zur  Lippe  und  seine  Zeit.  2.  Periode. 
Fortsetzung  bis  ungefähr  1600.  XI. 
391  S.  Detmold,  Meyer.  1887.  8.  M.5. 

Qoecke,  R.  Das  Königreich  West- 1437 
falen.  7  Jahre  französischer  Fremd- 
herrschaft im  Herzen  Deutschlands 
1807—13.  Nach  den  Quellen  darge- 
stellt. Vollendet  und  herausg.  von  Th. 
Ilgen.  XIII,  272  S.  Düsseldorf,  Voss 
u.  Co.    1888.   8.    M.  6. 

Hochelmann,  A.    Westfalen  und  diel4o8 
französische  Emigration.    27  S.    (Pro- 
gramm des  Gymnasiums  zu  Paderborn 
1887).    4. 

Heuermann.  G.    Gräfin  Gertrad  von  1439 
Bentheim  und  Christoph  Bernhard  von 
Galen,  Bischof  von  Münster.    (Progr. 
des    Gymnasiums    von    Burgsteinfurt 
1887.   4). 

HUsln9,A.  Fürstbischof  Christoph  Bern-  1440 
hard  v.  Galen,  ein  katholischer  Refor- 
mator des  17.  Jahrhunderts.  Unter 
Benutzung  bisher  ungedruckter  arcM- 
valischer  Documente  dargestellt  Mit 
Bernhards  Portrait.  VIII,  298  S.  Pa- 
derborn, Schöningh.    1887.    8.    M.  3. 

MDIIer,  J.  P.    Die  Mennoniten  in  Ost- 1441 
friesland  vom  16.  bis  zum  18.  Jahrb. 
Aktenmässige,   kulturgeschichtl.   Dar- 
stellung.  I.  Teil.  VII,  231  S.  Emden, 
Haynel.    1887.   8.   M.  4. 

Oeynhausen,  J.  Graf  von.    Geschichte  1442 
des  Geschlechts  von  Oeynhausen.  ILTeil. 
Regesten  und  Urkunden  1606—1832. 
Mit  2  Siegeltafeln.  .XV,  318  S.  Frank- 
furt a.  M.,  Rommel.    1887.   8.    M.  6. 

Vgl.  oben  Nr.  568,  669a,  581,  682. 
ScJiweiz. 

Andrfl,  M.    Ein  Martyrium  in  Genf.  1443 
Kulturhist.  Zeitbild  aus  dem  16.  Jahrb. 
IV  u.  617  S.    8.   Berlin,  Wiegandt  u. 
Grieben,    frs.  6. 

Bortolotti,  A.  Carlo  Emanuele  H  e  11 1444 
Cantone  di  Bema.  Nel:  „Politecnico" 
di  Torino  1887  Nr.  V-VI.    p.  162. 

Bourgeois,  Emile.  Neuchätel  et  lal445 
politique  prussienne  en  Franche-Comt^ 
(1702—1713)  d'aprös  des  documents 
inddits  des  archives  de  Paris,  Berlin 
et  Neuchätel.  VUI  u.  267  p.  av.  carte. 
8.  Paris,  Emest  Leroux  impr.  [Biblio- 


Digiti 


zedby  Google 


Bibliographie. 


213 


th^quc   de   la  faculte   des  lettres  de 
Lyon.  Tome  1]. 

1446  Brückner,  W.  Anfänge  der  reform. 
Thfttigkeit  Zwingiis,  in  der  „Prot. 
Kirchenztg."  1887  Nr.  16. 

1447  de  Bud^,  E.  Lettres  inädites  adress^es 
ä  J.  A.  Turrettini  1686—1737.  1« 
Yolame.  404  p.  Gen^ve,  Carey.  12. 
prix  pour  les  3  vol.  frs.  12. 

1448  Burckhardt,  6.  E.  u.  Grundemami,  R.  Les 
missions  ^vang^liques  depuis  leur  ori- 
gine  jusqn'  k  nos  jours.  Traduit  de 
l'allemand  et  publik  sous  les  auspicees 
du  Comit^  Vaudois  de  l'Union  ävan- 
g^lique  suisse.  Tome  IV  (demier). 
Oc^ie,  avec  4  cartes  g^ographiques. 
512  p.    Lausanne,  Briedel.    8.    frs.  6. 

1449  Calvin,  J.  Christi.  Glaubenslehre,  nach 
der  ältesten  Ausgabe  vom  J.  1536  zum 
ersten  Mal  ins  Deutsche  übersetzt  von 
B.  Spiess.  XVI  u.  441  S.  Wiesbaden, 
Limbarth.   gr.  8.    frs.  8. 

1450  Calvin,  J.  27  S.  Barmen,  Klein.  12. 
„Für  die  Feste  und  Freunde  des  Gus- 
tav-Adolf-Vereins.«   Nr.  54. 

1451  Heiz«  Calvins  Verbannung  aus  Gen- 
im  J.  1538  in  der  „Prot.  Kirchenzeif 
tung«  1886  Nr.  52. 

1452  Dlmior.  Zur  Eidg.  Grenzbefestigung 
von  1792—95.  Vortrag  gehalten  am 
Jahresfest  der  Schweiz,  geschichtsforsch. 
Gesellsch.  am  6.  Aug.  1885  in  Glarus. 
Sep.-Abdr.  aus  dem  Jahresber.  12  der 
Gesellsch.   116  S.   8. 

1453  Dufour,  TMophlle.  Bale,  Zürich  et 
Geneve  en  1558.  Fragment  de  lettre 
d'un  lettre  d'un  Anglais  (John  ßale). 
!Extrait  des  M^moires  de  la  sociätä 
d'histoire,  tome  XXIL  Geneve,  Georg, 
frs.  1. 

1454  Egii,  Emil.  Die  St.  Gallischen  Täufer, 
geschildert  im  Rahmen  der  stadtischen 
Reformationsgesch.  Mit  Beitr.  zur  Vita 
Yadiani.  67  S.  Zürich,  Schulthess. 
8.    frs   1,60. 

1455  Egli  u.  Strickler.  Zürich  in  der  Pe- 
riode 1519—1531  nach  den  Urkunden- 
sammlnngen  der  Eidg.  Abschiede  und 
zürich.-kantonalen.  In  besonderer  Be- 
rücksichtigung der  Janssenschen  An- 
griffe. 67  S.  Zürich,  Hoehr.   8.  frs.  2. 

1456  Fah,  Frz.  Gustav  Adolf  und  die  Eid- 
genossen 1629—32  (Bericht  der  Real- 
schule zu  Basel  1886/87).  58  S.  mit 
1  Facsimile.  Basel,  Frehner  u.  Rudin 
impr.    8. 

1457  Fr«y,  Adolf.  Die  helvetische  Armee 
1799  und  ihr  Generalstabschef  Gaudenz 


V.  Salis-Seewis.   97  S.  Zürich,  Schult- 
hess.   gr.  8.    frs.  2. 

Gfoertr,  F.  A.  Geschichte  des  18.  Jhs.,  1458 
hrsg.   von  J.  B.  Weisz.    Neue  Ausg. 
Lfg.  1  (erscheint  in  10  Lfgn.).    Bd.  I 
Vin  u.  820  S.  Basel,  Schwabe,  8.  frs.  2. 

Hagonbach,  K.  R.  Geschichte  der  Re- 1459 
formation,  vorzüglich  in  Deutschland 
und  der  Schweiz.  Vorlesungen  5.  um- 
gearb.  Aufl.,  hrsg.  und  mit  lit.-krit. 
Anhang  versehen  von  Dr.  F.  Nippold. 
XXIV  u.  728  S.  Leipzig,  Hirzel.  gr.  8. 
frs.  8,80.  Auch  unter  dem  Titel :  Kir- 
chengesch.  von  der  ältesten  Zeit  bis 
zum  19.  Jh.  In  Vorlesungen  von  Dr. 
E.  R.  Hagenbach.    Bd.  lU. 

Gallerie  berühmter  Schweizer  der  1460 
Neuzeit.  In  Bildern  von  F.  u.  H.  Hasler. 
Mit  biogr.  Text  von  Alfred  Harbnann. 
1.  Lfg.  16  S.  u.  4  Portr.  Zürich,  Grell, 
Füssli  u.  Co.  fol.  frs.  2.  Enth. :  Ema- 
nuel  V.  Fellenberg,  Heinrich  Zschokke, 
Dr.  Jonas  Furrer,  J.  J.  Speiser. 

Hilty.  Politisches  Jahrbuch  d.  Schweiz.  1461 
Eidgenossenschaft.  2.  Jg.  1887.  882  S. 
Bern,  Wyss.  8.  frs.  8.  Enthält  u.  a. : 
1)  Eidgenössische  Geschichten:  Nr.  2 
„Die  lange  tagsatzung''  1814.  —  2) 
Dr.  P.  C.  V.  Planta.  Die  österr.  In- 
cameration  von  1803,  mit  besonderer 
Berücksichtigung  des  Kt.  Graubünden. 
—  3)  L.  Ribordy.  Le  Sonderbund  en 
Valais  1844—47.  —  Hilty.  Eidg.  Po- 
litik,  Gesetzgebung  und  polit.  Littera- 
tur  1887. 

Hotz.    Zürich  u.  Rom  1521.    In  der  1462 
„Züricher  Post«  1886  Nr.  86  flF. 

Humbert,  Aim^.  Alexis-Marie  Piaget  1463 
d'apres  sa  correspondance  et  la  rä- 
publique  neuchäteloise  de  1848  ä  1858. 
Histoire  documentaire  compläte  jus- 
qu'au  traltä  de  Paris  et  ä  la  Promul- 
gation de  la  seconde  Constitution  neu- 
chäteloise.  I'«  partie:  histoire  des 
cinq  premi^res  annäes  de  la  r^publique. 
638  p.  8.  Neuchätel,  Attinger.  8.  frs.  7 

von  Jenner,  Gottliob.     (1765— 1834).  1464 
Denkwürdigkeiten  meines  Lebens,  hrsg. 
und  mit  Anm.  versehen  von  Eugen  v. 
Jenner-Pigott,  Fürsprech.  VIII  u.  272  S. 
Bern,  Wyss.   gr.  8.   frs.  4. 

Aus  der  Geschichte  des  Mariadienstes  1465 
(der  Jetzer  -  Handel).    38  S.    Barmen, 
Klein,  frs.  0,15.   [=  für  die  Feste  und 
Freunde    des    Gustav  -  Adolf  -  Vereins 
Nr.  57]. 

Joachim,  Jos.  Adam  Zeltner,  eine  dra- 1466 
matische  Episode  aus  dem  schweizer. 


Digiti 


15* 

zedby  Google 


214 


Bibliographie. 


Bauernkrieg  (1653).  129  S.  BernjWyss.  I 
8.   frs.  2. 

1467  Jominl.  Pr^cis  politique  et  militaire 
des  campagnes  de  1812  k  1814.  Ex- 
traits  des  souveairs  in^dits  du  gdndral 
Jomini.  Avec  une  notice  biogr  et  des 
cartes,  plans  et  legendes  publiäs  par 
F.  Lecomte.  2  vol.  Lausanne,  Benda. 
gr.  8.    frs.  20. 

1468  Kern,  J.  C.  Politische  Erinnerungen 
1833—1883,  ed.  unter  Mitwirkung  von 
Karl  Dubois.  Deutsche  revidierte  Ausg. 
VIII  u.  343  S.  Frauenfeld,  Huber.  8. 
frs.  4. 

1469  Dasselbe  französisch.  2«  Edition.  V 
u.  383  p.  Bern,  Jent  u.  Reinert.  12. 
frs.  4. 

1470  LuginbUhl,  Rud.  Ph.  Alb.  Stapfer,  hel- 
vetischer Minister  der  Künste  u.  Wis- 
senschaften (1766—1840).  Ein  Lebens- 

'     u.  Kulturbild.    Mit  1  Portrait.    IX  u. 
689  S.   Basel,  Detloff.   8.   frs.  10. 

1471  Mettomich  über  die  Neuenburger 
Frage,  in  Sybels  bist  Zs.  N.  F.  Bd.  23 
Heft  1. 

1472  Motta,  Emillo.  La  bibliografia  della 
riforma  costitutionale  del  1830.  Nel 
„Dovere"  di  Locarno  1887  Nr.  101, 
102  u.  105. 

1473  V.  Planta,  P.  C.  Biographie  des  Prof. 
u.  Dekan  Georg  Sprecher.  22  S.  Chur, 
Rieh.    8.    frs.  0,80. 

1474  Repetti,  Aiets.  Luigi  Dottesio  da  Gomo 
e  la  tipografia  elvetica  di  Capolago 
1840—51.  Ricordi.  Roma,  Tipografia 
nazionale.   gr.  8. 

1475  Rocca,  M.  de.  M^moires  sur  la  guerre 
desFran^aisenEspagne.  404p.  Gen^ve, 
Cherbuliez.    8. 

1476  Die  Entwicklung  der  Schweiz,  polit. 
Zustände  seit  1830.  Basel,  Exp  d.  Basler 
Nachr.    frs.  0,10. 

1477  Segesser,  A.  Ph.  45  Jahre  im  luzer- 
nischen Staatsdienst  1841—1887.  XIV 
u.  703  S.   Bern,  Wyss.    gr  8.    frs.  10. 

1478  Stäheiin,  R.  Briefe  aus  der  Refor- 
mationszeit. Grösstenteils  nach  Ma- 
nuscripten  der  Zwingerscheu  Brief- 
samralung  veröffentlicht.  36  S.  Basel, 
F.  Schneider.    4.    frs.  2. 

1479  Stäheiin,  R.  Zwiugli  als  Prediger. 
Sep.-Abdr.  32  S.  Basel,  DetloflF.  gr.  8. 
frs.  0,80. 

1480  Stocicer,  Abraham  Vor  40  Jahren. 
Geschichtliches  über  die  Entstehung 
des  Sonderbundes  und  dessen  Bezieh- 
ungeu  zum  Auslande.  97  S.  Luzem, 
Bucher.   8.   frs.  1,20. 


Vaucher,  Pierre.  Professeurs  histo- 1481 
riens  et  magistrats  Suisses.  Notices 
biographiques.  Gen^ve  et  Bäle,  Georg. 
12.  frs.  2,50.  Contenu:  Ed.  Clapa- 
r6de,  J.-J.-C.  Chenevi^re,  L.  Vulliemin, 
M.  de  Sturler,  A.  Roget,  Hungerbühler, 
Et.  Chastel,  W.  Vischer,  Amiet,  Meyer 
von  Knonau. 

Weibei,  J.  L.    Abraham  Stocker,  ein  1482 
Lebensbild.  19  S.  m.  Portrait.  Luzem. 
Gebhardt.    frs.  0,60. 

Wiezels,  6.    Veltlinerkrieg.    Nach  2  1483 
Handschriften   aus  Böhmers  rhätoro- 
manischer  Bibliothek  mit  Yergleichung 
der  Ausgabe  Flugis,  hrsg.  von  G.  Hart- 
mann. 40  S.  Strassburg,  Trübner.  gr.  8. 
frs.  2. 
Vgl.  oben  Nr.  49  S.  188,  50  S.  188, 
590,  591,  608,  610,  613,  622,  623, 
632,  644,  691,  695,  697,  701,  707,       - 
709,  711,  713,  717,  721,  722,  723, 
725,  733,  735,  737,  745,  763,  774, 
776,  777,  792,  798,  803,  807,  808, 
811,  812,  854,  855,  859,  863,  869, 
881,  887,  891. 

Bdgien. 

Beetemi,  G.    Anvers   metropole  du  1484 
commerce  et  des  arts.  Liv.  6.  S.  491 — 
647.   Anvers,  Vanos  De  Wolf.  1887.  8. 

Biographie  nationale.   Bd.  IX.   2«  et  1485 
3«  fasc.  (Heuschling— Hyperius).    Bd. 
X.  V  fasc.  (Ida  — Jansenius).  Bruxelles, 
Bruylant-Christophe.  1887.  8.  frs.  4,50. 

Ciaessens,  P.  L'inquisition  et  le  rä- 1486 
gime  p^nal  pour  la  r^pression  de  l'he- 
r^sie  dans  les  Pays-Bas    300  S.  Tum- 
hout,  Splichal-Roosen.  1887.  8.  frs.  4. 

David,  J.  Yaderlandsche  historie.  2<ie  1487 
uitgave.   IL   X,  318  p.    Louvain,  Van 
Linthout.  1886.   8.  frs.  3. 

De  Blancicaert,  Cli.  Histoire  moderne.  1488 
1860—1880.  II.  Bd.  460  S.  Li^ge,  De- 
marteau.  1887.  8. 

Do  Granvelle,  Correspondauce  publice  1489 
par  Ch.  Piot.  Bd.  VI.  XLVIH  et  651  p. 
Bruxelles,  Hayez.  1887.  4. 

De  Viilermont.  Tilly  ou  la  guerre  de  1490 
trente  ans  de  1618  k  1632.    437  S. 
Bruges,  St.  Augustin.  1887.    frs.  4,60. 

Jacobs,  A.   Le  pr^lat  Simon  Wouters  1491 
et  la  premiere  suppression  de  l'abbaye 
de  Parc  sous  Joseph  II.    Documenta 
in^dits.  110  S.  Peeters-Ruelens.  1887. 
8.    frs.  1,50. 

Kervyn  de  Lottenhove.    Relations  po-  1492 
litiques  des  Pays  •  Bas   et  de  FAngle- 
terre  sous  \e   regne  de  Philippe  II. 


Digiti 


zedby  Google 


Bibliographie. 


215 


Bd.  V.   XXVIII  et  763  S.    Briixelles, 
Hayez.   1887.   4. 
149  ;      Korvyn  de  Volkaertbeke.  Sobieski  et  la 
mission  de  la  Pologoe.  218  S.  Bruges, 
St.  Augustin.    1887.    8.    frs.  2,60. 

1494  NamftchOy  A.  Le  regne  de  Philippe  II 
et  la  lutte  religieuse  dans  les  Pays-Bas. 
Tome  V  511  p ,  VI  4ö7  p.,  VII  489  p., 
VIII  476  p.     Louvain,   Cb.  Fonteyn. 

1886,  1887.   8.    frs.  4  le  vol. 

1495  Nameche.  A.  Cours  d'histoire  natio- 
nale. XVIII  S.  413,  XIX  S.  439,  XX 
S  418.  Louvain,  Ch.  Fonteyn.  1886 
et  1887.   8.  frs.  4. 

Vgl.  oben  Nr.  711,  901    901,  906, 
908,  909,  922,  933,  971,  979,  980, 
982,  992,  1020,  1035,  1047,  1050, 
1082,  1083,  1093,  1095,  1193. 
Holland. 

1496  Acta  visitationis  Dioecesis  Daventriensis, 
ab  Aegidio  de  Monte  factae  1571. 
(Uitgeg.  door  de  Vereeniging  tot  be- 
oefening  van  Overijsselsch  recht  en 
geschiedenis).  Zwolle,  De  Erven  J. 
J.  Tijl.  1887.  Post  8.  Vel  1—7  (112j 
fl.  1,40,  Vel  8-15  (113—232)  fl.  1,50. 

1497  Bat,  F.  de.  Prins  Frederik  der  Ne- 
derlanden  en  zijn  t^d.  Met  portretten, 
platen,  kaai-ten  en  plans.  Deei  I.  22 
en  682.   Schiedam,  H.  A.  M.  Roelants. 

1887.  Imp.  8.    fl.  13,.50. 

1498  Beaiifort,  W.  H.  de.  Feestrede  uit- 
gesproken  bij  gelegenheid  der  plechtige 
onthulling  van  het  standbeeld  van  Hugo 
de  Groot  te  Delft  op  den  25.  Septbr. 
1886.  32  bl.  Delft,  M.  J.  Couvde. 
1886.   gr.  8.    fl.  0,35. 

1499  Brooshooft,  P.  Geschiedenis  van  den 
Atjeh-oorlog.  1873—1886.  In  popu- 
lairen  vorm  verteld.  2  en  298  bl.  met 
5  gelith.  kaartjes.  Utrecht,  F.  B.  van 
Ditmar.  1886.  Post  8.  fl.  1,50,  in 
linnen  fl.  1,90. 

loOO  Brainvis,  C.  W.  Het  patriotisme  te 
Alkmaar.  1781—1791.  171  bl.  Alk- 
maar,  Herrn  Coster  en  Zoon.  1886. 
Roy.  8.    fl.  1,80. 

1501  BHrgli,  Mr.  A.  H.  H.  van  der.  Gezant- 
schappen  door  Zweden  cn  Nederland 
wederzijds  afgevaardigd  gcdurende  de 
jaren  1592—1795.  Chronologische  lös- 
ten opgemaakt  uit  de  stukken  in  het 
rijkaarchief  aan wezig,  met  eenige  aan- 
teekeningen.  VIII  en  85  bl.  's  Graven- 
hage,  Martinus  Nijhoif.  1886.  Roy.  8. 
fl.  1,60. 

1502  Cliijt,  Mr.  J.  A.  van  der.  De  vestiging 
van  het  Nederlandsche  gezag  over  de 


Banda-eilanden  1599—1621.  Met  eene 
kaart.  Uitgegeven  door  hetBataviaasch 
genootschap  van  kunsten  en  weten- 
schappen  8  en  184  bl.  met  1  uitsl. 
gelith.  kaart.  Batavia,  Albrecht  en 
Comp,  's  Hage,  Martinus  Nijhoff.  1886. 
Roy.  8.    fl.  11. 

Mr.  G.  de  Clercq.  Herdacht  (Levens- 1503 
bericht  door  J.  Heemskerk  Bz.  —  Louis 
Blanc.  —  De  Belgische  omwenteling. 
Belage:  Oordeel  over  De  Clercq  van 
R.  C.  Bakhuizen  van  den  Brink.)  380. 
Amsterdam,  P.  N.  van  Kampen  u.  Zu. 
1887.  Post  8.  fl.  2,50  by  inteek.,  fl.  3 
buiten  inteek. 

Dagh-register  gehouden  int  casteel  1504 
Batavia  vant  passerende  daer  ter  plaetse 
als  over  geheel  Nederlandts  -  India. 
Anno  1640  —  1641.  Uitgeg.  door  het 
Bataviaasch  Gen.  v.  K.  en  W.,  met 
medewerking  van  de  Nederlandsch- 
Indische  Regeering  en  onder  toezicht 
van  J.  A.  van  der  Chijs.  (1^  deel  van 
het  Bataviasche  dagregister  over  1624 
—1807).  8  en  511.  Batavia,  Lands- 
drukkerij.  's  Hage,  M.  Nijhoff.  1887. 
4.    fl.  5.  Vgl.  VI,  1163,  und  unten  1522. 

Deventer,  M.  L.  van.  Geschiedenis  der  1505 
Nederlanders  op  Java.  1»  deel.    7  en 
328  bl.    Compleet  in  2  deelen.    Haar- 
lern,    H.    D.   Tjeenk   Willink.    1886. 
Roy.  8.    fl.  3,25. 

Eeghen  jun.,  C.  P.  van.  Adriaan  van  1506 
Eeghem,  doopsgezind  leeraar  te  Mid- 
delburg.  1655—1709.  Eene  historische 
Studie.    (Niet  in  den  handel).    184  bl. 
Amsterdam,  A.  Rössing.  1886.  Post  8. 

Geestok,  W.  Calvinisten  in  Holland.  1507 
Franciscus  Juuius  (1545—1602).  Petrus 
Plancius  (1552—1622).  Cornelis  Gese- 
litts  (1583—1614).  De  doleerendekerk 
van  Rotterdam  (1611—1618).  Schets 
van  de  Gereformeerde  geloofsleer,  ten 
gebruike  bg  het  kort  begrip.  Rotter- 
dam, J.H.Dunk.  1887.  Post8.fl  1,95. 
kl.  8.   fl.  0,10,  25  en  fl.  2,  100  en  fl.  7. 

Geschiedvervalsching.  Eene  wederleg- 1508 
ging  der  mecst  in  omloop  zijnde  dwa- 
lingen  op  het  gebied  van  algemeene 
en  kerkeigke  geschiedenis,  door  drie 
vrienden  der  waarheid.  Voor  Neder- 
land bewerkt  door  drie  geigkgezinde. 
Met  een  brief  aan  de  vertalers  van  IL 
J.  A.  M.  Schaepman.  Afl.  1.  48.  Utr., 
W^ed.  J.  R.  van  Rossum.  1887.  Roy.  8. 
Compl.  in  10  afl.  a  fl.  —,40. 

Hogendorp,   Dirk  van.     M^moires  du  1509 
g^näral  Dirk  van  Hogendorp,   comte 


Digiti 


zedby  Google 


216 


Bibliographie. 


de  l'empire  etc.  Pubii^s  par  son  petit- 
Als  M.  le  comte  D.  C.  A.  van  Hogen- 
dorp.  14  en  416.  La  Hage,  Mart.  Nij- 
hoff.  1887.    gr.  8.     fl.  3,80. 

1510  Hogendorp,  6.  K.  van.  ßrieven  en  ge- 
denkschriften ,  uitgeg.  door  H.  graaf 
van  Hogendorp.  4«  deel.  12  en  422. 
'8  Hage,  Mart.  Nijhoff.  1887.  gr.  8. 
fl.  4,25. 

1511  Hogendorp,  G.  K.  van.  De  prinses  Wil- 
helmina van  Oranje  en  Oysbert  Karel 
van  Hogendorp  in  1787  en  volgende 
jaren.  Brieven  en  gedenkschriften  uit- 
gegeven  door  H.  graaf  van  Hogendorp. 
8  en  178.  's  Hage,  Mart.  Nijhoff.  1887. 
gr.  8.    fl.  1,76. 

1512  Hogendorp,  G.  K.  van.  November  1813. 
Brieven  en  gedenkschriften  van  Oys- 
bert Karel  van  Hogendorp,  uitgegeven 
door  H.  graaf  van  Hogendorp.  2  en 
244.  '8  Hage,  Mart.  Nijhoff.  1887. 
gr.  8.    fl.  2,80. 

1513  Ising,  Arnold.  Haagsche  schetsen.  3« 
bundel.  's  Hage,  W.  P.  van  Stockum 
u.  Zoon.     1887.    post.  8.    fl.  3,50. 

1514  Kopper,  G.  L.  De  regeering  van  Ko- 
ning  Willem  HI.  7«  afl.  157—180  en 
1  portr.  Gron.,  J.  B.  Wolters.  1887. 
gr.  fol.    fl.  3,75. 

1515  Koiiowlln  Nz.  A.  M.  Kleio.  Verbalen 
en  schetsen.  DI.  lY  (laatste  deel).  Ge- 
schiedenis  van  de  Fransche  omwente- 
ling  tot  op .  heden.  4  en  762  met  2 
kaarten  en  plaat.  Amersfoort,  A.  M. 
Slothouwer.    1887.   Post  8.    fl.  3. 

1516  Moorroot,  F.  D.  J.  Dirk  Yolckerts- 
zoon  Goomhert,  notaris  te  Haarlem, 
de  Libertyn,  bestrijder  der  Gerefor- 
meerde  predikanten  ten  t^de  van  Prins 
Willem  I.  Levens  en  harakterschets. 
6  en  228.  Schoonhoven,  S.  u.  W.  N. 
van  Nooten.   1887.   gr.  8.    fl.  2,25. 

1517  Muelen,  J.  C.  van  der.  De  registers 
der  graven  in  de  Kloosterkerk  te  's  Gra- 
venhage.  151  en  2  kol.  1  plaat  en  1 
plan.  (Afzonderl.  afdruk  uithet  Geneal. 
Herald.  Archief).  's  Hage,  Geneal. 
Herald.  Archief.    1887.    gr.  4.    fl.  3. 

1518  MUller,  J.  P.  Die  Menonniten  in  Ost- 
friesland vom  16.  bis  18.  Jahrhundert. 
Aktenmässige  kulturgeschichtliche  Dar- 
stellung. 1.  Teil.  5  en  231.  Amster- 
dam, Joh.  Müller.  Emden  u.  Berkum, 
W.  Haynel.    1887.    Roy.  8.    fl.  2,60. 

1519  Nagtglas,  F.  Voor  honderd  jaren.  Uit 
de  papieren  van  een  tijdgenoot.  YIH 
en  116  bl  Utrecht,  Gebr.  van  der 
Post.     1886.    Post  8.    fl.  1,25. 


Nuyens,  W.  J.  F.  Geschiedenis  der  1520 
kerkelijke  en  politiekc  geschillen  in 
de  republiek  der  Zeven  vereenigdc 
provincien,  voornamelijk  gedurende  het 
TwalQarig  bestand  (1598—1625).  1« 
deel.  XII  en  290  bl.  Amsterdam,  C. 
L.  van  Langenhuijsen.  1886.  gr.  8. 
fl.  2,37V«.  Dl.  II  (350)  fl.  2,77»/«,  com- 
pleet  2  din.  fl.  5,15,  geb.  fl.  6,05. 

Plakaatboek,  Nederlandsch  -  Indisch,  1521 
1602—1811,  door  Mr.  J.  A.  van  der 
Chijs.  3«  deel.  1678—1709.  Uitgegeven 
door  het  Bataviaasch  genootschap  van 
kunsten  en  wetenschappen,  met  mede- 
werking  van  de  Nederl.  Indische  re- 
gering. 2  en  681  bl.  Batavia,  Lands- 
drukkervj.    's  Hage,  Martinus  Nijhoff. 

1886.  gr.  8.    fl.  6.     Vgl.  oben  1605. 
Raabe,  A.  H.    M'  J.  J.  L.  van  der  1522 

Brugghen  herdacht.  Bg  gelegenheid 
van  de  innwding  der  herbonwde  school 
op  den  Klokkenberg  te  Nijmegen,  6  Mci 

1887.  292  en  portr.  Nijmegen,  Firma 
H.  ten  Hoet.  1887.  Post.  8.  fl.  2,50, 
geb.  3,25. 

Reaila.  Register  op  de  Generale  re- 1523 
solutien  van  het  kasteel  Batavia,  1632 
—1806.  Uitgeg.  door  het  Bataviaasch 
Genootschap  van  Kunsten  en  Weten- 
schappen. 3«  deel.  406  in  2  kol. 
's  Hage,  Mart.  Nyhoff.  Batavia,  W. 
Bruining.     1887.    gr.  4.    fl.  7,50. 

Roever,  Azn.  N.  do.  De  Gardes  d'hon- 1524 
neur  uit  het  Departement  der  Zuider- 
zee.  (Overgednikt  uit  het  Algemeen 
Nederlandsch  Familieblad.  1^86  Nov.). 
's  Hage,  Geneal.  -  heraldisch  Archief. 
1887.    4.    fl.  1,25. 

Roovor,  Mr.  N.  do.     De  kroniek  van  152'^ 
Staets.  Eene  bladzijde  uit  de  geschie- 
denis  van  het   fabriekambt   der  stad  ^ 
Amsterdam,  1694— 1620.  43bl.  Amster- 
dam,  Ten  Brink  en  de  Yries.    1886. 
4.    fl.  1,25. 

Do  Staats-courant  gedurende  den  Vrij- 1526 
heids-oorlog  van  1581.  Herdrukt  op 
gezag  der  Regeering  van  de  Zuid- 
Afrikaansche  Republiek.  16,  62  en  10 
in  2  en  3  kol.  in  linnen  bd.  Pretoria, 
J.  F.  Gelliers.  Haarlem,  Joh.  En- 
schede  en  Zonen.   1887.   fol.    fl.  6. 

Sypesteyn,  C.  A.  van.  Het  merkwaar- 1527 
dig  beleg  van  Ostende,  5  Juli  1601—22 
September  1604.  Met  een  kaart  van 
Ostende.  122  en  1  kaart.  's  Ha^e. 
W.  P.  van  Stockum  en  Zn.  1887. 
Post  8.    fl.  1,50. 

Vorttormann  van  Oyon,  A.  A.      Joostl528 


Digiti 


zedby  Google 


Bibliographie. 


217 


van  den  Yondel  en  zijn  geslacht.  22 
met  portr.  's  Hage.  Geneal.-Herald. 
archief.  1887.  Post  8.  fl.  1. 

Vgl.  oben  Nr.  465,  1105,  1112, 1113, 
1115, 1116, 1119, 1120,  1129,  1146, 
1148, 1153, 1154, 1174,  1179, 1188, 
1184, 1187, 1188, 1189, 1190, 1191. 


IV.  Lokalhistorisches. 

Baden, 

1529  Stark,  W.  Geschichtl.  Aufsätze  über 
die  Aemter  Achern  u.  Bdühl.  —  Acher- 
Bote  Nr.  1—142. 

Betrifft  die  Orte :  Achern,  Oberachern, 
Sasbach,  Ottersweier,  Alt-  u.  Neu- Win- 
deck, Hubbad,  Lauf,  Neusatz,  Neusatz- 
Eck,  Erlcnbad,  Sasbachwalden,  Ruine 
Hohenrode,  Ottenhöfen,  Allerheiligen, 
Euine  Rodeck,  Kappel-Rodeck,  Otten- 
höfen, Waldulm,  Renchen. 

1530  Die  Wallfahrtskapollo  Bniderthal  bei 
Kuhbach  A.Lahr.  —  Bad.Beob.Nr.219, 
239.  —  Lahrer  Anzeiger  Nr.  80. 

1531  Chronik  des  Kapuzinerklosters  (in 
Engen).  —  ünterhaltungsbl.  zur  Freien 

'   Stimme  Nr.  1—  16. 

1532  Broglie,  Duc  de.  Etudes  diploma- 
tiques.  La  seconde  lutte  de  Frdd^ric  II 
et  de  Maric-Thäröse.  I.  Siege  de  Fri- 
bourg  eu  Brisgau.  —  Revue  des  dcux 
mondes.  LYII«  ann^e.  3»  p(5riode. 
T.  80«.    4«  livr. 

1533  Freiburg  im  dreissigjährigen  Krieg. 
—  Freib.  Kirchenblatt  Nr.  29,  30. 

1534  Spoclit,  J.  Grünwettersbach.  Ein  Bei- 
trag zur  Heimatkunde.  Karlsruhe,  Reiff. 
1887.   8.   31  S. 

1535  Adam,  Pli.  L.,  Inclytae  litterarum  uni- 
versitati  Ruperto-Carolae  .  .  .  solemnia 
saecularia  quinta  .  .  .  celebranti  .  .  . 
gratulatur  .  .  .  (Rückseite.)  Accedunt 
fragmenta  quaedem  quae  ad  historiam 
uni?ersitati8  Heidelbergensis  pertinent. 
Cum  tabula  una.  Monachii,  Bischmöl- 
1er  u.  Meyer.   1886.   2  unbez.  Bl. 

Der  Beitrag  zur  Gesch.  der  Univ. 
Heidelberg  besteht  in  einem  Bilde  Leo- 
polds Graf  von  Hochberg,  nachmals 
Grossherzog  von  Baden  nach  dem 
Miniatur -Gemälde  von  Waltlier  repr. 
V.  F.  Hanfstaengel  aus  der  Studienzeit 
des  Grossh.  Leopold  in  Heidelberg. 

1536  Grosser,  J.  Heidelberger  Festtage 
und  andere.  Gesammelte  Feuilletons. 
Breslau,  Schottländer.  1887.  8.  XI. 
242  S. 

1537  H0flor.    Die  Heidelberger  Universi- 


täts-  Jubelfeier  im  Lichte  der  Geschichte. 
—  Historisches  Jahrbuch  der  Görres- 
Gesellschaft.   8  Jahrg.    1.  Heft. 

Lang.   Die  Heiliggeistkirche  in  ihrer  1538 
Beziehimg  zum  Jubiläum  der  Univer- 
sität. —  Kirchenkalender  der  ev.-prot. 
Gem.  in  Heidelberg  1887. 

Tli0ines.    Die  Geschichtswissenschaft  1539 
und  das  Heidelberger  Uni versitäts- Ju- 
biläum. -  Histor.-polit.  Blätter  Bd.  98 
S.  761—774.    Bd.  99  S.  39-52,   190 
-205,  361-364. 

Die  Wallfahrt  Hiorsberg,  Pfarrei  Kirch- 1540 
zarten.  —  Freib.  Kirchenbl.  Nr.  43. 

Aus  Karisruho's  Vergangenheit.     Der  1541 
Theaterbrand  vor  vierzig  Jahren.  — 
Karlsr.  Nachrichten  Nr.  26. 

Aus  Karlsrulio's  Vergangenheit.     Das  1542 
Durlacher  Thor  1772—1875.  —  Karlsr. 
Nachrichten  Nr.  76. 

Aus  Karlsruhers  Vergangenheit.    Eine  1543 
SchiflFstaufe    vor    fünfzig    Jahren.    — 
Karlsr.  Nachrichten  Nr.  91. 

Aus  Karlsruhers  Vergangenheit.     Zur  1544 
Geschichte  der  Bürgerwehr.    1848.    I, 
II,  III.  —  Karlsr.  Nachrichten  Nr.  121, 
123,  124. 

Brücicner,  W.  Festrede  bei  der  Gnmd- 1545 
steinlegung  der  neuen  Kirche  in  Karls- 
ruhe. —  Südd.  ev.-prot.  Wochenblatt. 
28.  Jg.  Nr.  19. 

Fecht,  K.  G.  Geschichte  der  Haupt- 1546 
u.  Residenzstadt  Karlsruhe.  Im  Auf- 
trag der  Städtischen  Archiv-Kommission 
bearbeitet.  (Mit  Illustrationen  u.  einem 
Situationsplan  der  Gegend).  Karlsruhe, 
Macklot.    8.   604.  XX.  VIII  S. 

Freudenthai,  M.  Katalog  zu  der  in  1547 
der  Zeit  vom  7.  bis  16.  Mai  1887  vom 
städtischen  Archiv  veranstalteten  Aus- 
stellung von  Plänen  und  Bildwerken 
aus  der  Vergangenheit  und  Gegenwart 
der  Residenzstadt  Karlsruhe.  Karlsruhe, 
Reiff.    1887.   8.   15  S. 

Grundsteinlegung  des  Ständehauses  in  1548 
Karlsruhe.  —  Bad.  Landeskalender  1888 
S.  56. 

Die  Ideine  Kirche  in  der  Kreuzstrasse.  1549 
Ihre  Bedeutung  im  Zusammenhang  mit 
der  baulichen  Entwicklung  von  Karls- 
ruhe.  —  Karlsr.  Nachrichten  Nr.  58. 

Verhandlungen  des  siebenten  deutschen  1550 
Geographentages  zu  Karlsruhe  am  14., 
15.  u.  16.  April  1887.  Unter  Mitver- 
antwortlichkeit von  Prof.  Dr.  H.  Wagner 
in  Göttingen  hrsg.  von  Dr.  0.  Kienitz. 
Mit  zwei  Karten.  Berlin,  Reimer.  1887. 
8.   IV.   214  S. 


Digiti 


zedby  Google 


218 


Bibliographie. 


1551  Suuann,  H.  Kenzingen  im  dreissig- 
jährigen  Krieg  (Schluss).  Nach  gröss- 
tenteils iingedr.  archival.  Urkunden. 
Kenzingen  1887.  8.  S.  67—128.  (Progr.- 
Beil.) 

1552  HDll,  J.  Ein  verschwundenes  Schloss 
bei  Mannheim  (Eichelstein).  —  Pfalz. 
Museum  1887  Nr.  4. 

1553  Kirchenkalender  der  kath.  Gemeinde 
Mannheim  für  1887,  hrsg.  v.  Winterroth 

Smit  vielen  Statist,  u.  histor.  Notizen  über 
lie  kirchl   Yerhältn.  zu  Mannheim].' 

1554  Die  Wallfahrt  Maria-Sand  bei  Herbolz- 
heim.  —  Freib.  Kirchenbl.  Nr.  23,  24. 

1555  Annotto  von  Droste-HOIshoff.  Ihr  Grab 
auf  dem  Friedhof  zu  Meersburg.  — 
Alte  und  Neue  Welt  1887  S.  29  (mit 
2  Ansichten  v.  Meersburg). 

1556  Die  Wallfahrt  zu  Ripoldsau.  —  Freib. 
Kirchenbl.  Nr.  30,  31. 

1557  Die  neue  kath.  Kirche  zu  Stein  a. 
Kocher.  —  Bad.  Beob.  Nr.  84,  87. 

1558  Soelingor.  Geschichtlicher  Beitrag 
zum  40Qjährigen  Jubiläum  der  kath. 
Pfarrei  Weissenbach  im  Murgthal. 
Karlsruhe,  Badenia.    1887. 

Vgl.  oben  Nr.  229d,  231,  236,  237b, 
239,  246,  253,  256,  258,  259,  260, 
261,  265. 

MiUdrhein, 

1559  Hillobrand,  J.  A.  Zur  Geschichte  der 
Stadt  u.  Herrschaft  Limburg  a.  d.  Lahn. 
IL  Abhandl.  zum  Oster-Programm  des 
Gymn.  zu  Hadamar.  26  S.  Limburg, 
Gebr.  Görlach.    1887.    4. 

1560  *  Grotefend,  H.  Verzeichnis  der  Ab- 
handlungen u.  Notizen  zur  Geschichte 
Frankfurts  aus  Zeitschriften  u.  Sammel- 
werken zusammengestellt.  Beilage  zu 
Bd.  Vn,  Hft.  6  der  Mitteilungen,  VIII 
u.  95  S.  Frankfurt,  K.  Th.  Völcker. 
1885.    8. 

1561  Schmitt,  J.  J.  Geschichte  der  Stadt 
Edenkoben  i.  d.  Pfalz.  Edenkoben  1887. 

1562  Schttler,  Th.  Geschiebte  der  Stadt 
Ilochbeim  a.  M.  Auf  Anregung  des 
Hrn.  Beruh.  Walch  zu  Ilochheim.  3  Bl. 
U.165S.  (Mit  2  Abbild.)  Hocheima.M., 
B.  Walch,  Kommission  von  F.  Frey. 
1887.    8. 

1563  WOrner,  E.  Miszellen  z.  Geschichte 
von  Darmstadt,  4te  Folge.  Sep.-Abdr. 
aus  d.  Adressbuch  f.  Darmstadt.  1887. 

Vgl.  oben  Nr.  257,  277,  291,  294, 
300,  301,  309,  318,  326,  342,  346, 
349,  350,  380,  383,  384,  385,  387, 
390,  395,  396. 


Bheinprovinz. 

Becker.  Das  königliche  Schloss  zn  1564 
Coblenz.  Ein  Beitrag  zur  Geschichte 
des  letzten  Kurfürsten  von  Trier  Cle- 
mens Wenceslaus  und  der  Stadt  Cob- 
lenz. Mit  4  Lichtdruck-Bildern.  V, 
223  S.    Coblenz,  Gross.     1886.    8. 

Drotomann,  Otto.  DieJuden  in  Aachen.  15B5 
Historische  Übersicht.    24  S.   Aachen, 
M.  Jacobi.     8. 

Ein  Gang  durchs  Wupperthal  in  diesem  1566 
Jahrhundert  von   A.  Sincerus.    34  S. 
Ileilbronn,  llenninger.    gr.  8. 

Hauptmann,   F.    Bilder  aus  der  Gc- 1567 
schichte   von  Bonn  und  seiner  Umge- 
bung. Geschichte  von  Adelheidis-Pütz- 
chen.    46  S.  m.  1  Bild.    Bonn,  Haupt- 
mann.   8. 

Scheins,  M.    Aachen  vor  100  Jahren.  1568 
95  S.     Aachen,  Cremer.    8. 

Vgl.  oben  Nr.  440  ff.,  467  ff.,  476, 
481,  481a,  491,  530,  531,  539, 
543  ff,  550  ff,  559  ff 

Westfalen. 

V.  Detton,  6.    Münster  i.  W.,   seine  1569 
Entstehung  und  das  Kulturbild  seiner 
lOOOjährigenEntwickelung.  V1II,209S. 
Münster,  Aschendorff,  1887.  8.  M.2,40. 

FIttggo,  W.  Chronik  der  Stadt  Werden.  1570 
Von  der  Gründung  bis  zur  Gegenwart. 
Mit  möglichster  Berücksichtigung  der 
nächsten  Umgegend.  Mit  3  Stadtan- 
sichten, 1  Stadtplan,  1  Spezialkarte 
von  Werden  und  Umgegend  und  30 
lUustr.  392  S.  Düsseldorf,  Schwann. 
1887.   8.   M.  7,50. 

FUhrer  durch  Arnsberg  an  der  Ruhr  1571 
und  Umgebung.  Mit  Plan  der  Stadt, 
des  Eichholzes  und  der  nächsten  Um- 
gegend. Hrsg.  v.  Verschönerungsver- 
ein.  16  S.  Arnsberg,  Stein.  1888.  8. 
M.  0,75. 

Gomolndoloxikon  für  die  Provinz  West- 1572 
faleu,  mit  einem  Anhange  betreffend 
die  Fürstentümer  W^aldeck  und  Pyr- 
mont. Auf  Grund  der  Materialien  der 
Volkszählung  vom  1.  Dezember  1885 
und  anderer  amtlicher  Quellen  bear- 
beitet vom  Königlichen  Statistischen 
Bureau.  X,  194  S.  Berlin,  Stat.  Bureau. 
1887.   8. 

Roigors,  Fr.  Beiträge  zur  Geschichte  1573 
der  Stadt  Bocholt  und  ihrer  Nachbar- 
schaft.   L  Lieferung.    96  S.    Bocholt, 
Tcmming.    1887.    8.     Vgl.  VI,  1251. 

Schuengol,  J.  Beiträge  zur  Geschichte  1574 
der  Stadt  Warburg.    I.  Warburg  im 


Digiti 


zedby  Google 


l)ibliographie. 


219 


siebeivj&hrigen  Kriege.    17  S.    (Progr. 
des  Gvmiiasiums  zu  Warburg).    4. 

1575  Thorbecke,  H.  Der  Teutoburger  Wald, 
Detmold,  Hermannsdenkmal,  Extern- 
stem und  das  Wesergebiet.  Mit  einem 
Bilde  des  Hermannsdenkmals,  1  Karte, 
3  Ansiebten  und  l  Eisenbahnskizze. 
5.  Autl.  VU,  80  S.  Detmold,  Hinrichs. 
1887.   8.   M.  1,25. 

1576  Totzke,  C.  A.  u.  Lomborg,  H.  Heimats- 
kunde  des  Stadt-  u.  Landkreises  Dort- 
mund und  des  Kreises  Horde.  Mit  2 
Holzschnitten  u.  1  Karte.  79  S.  Dort- 
mund, Garms.    1887.   8.    M.  0,60. 

VgL  oben  Nr.  570,  571,   572,   573, 
575  ff.,  579,  587  ff. 
Schweiz. 

1577  Comba,  E.  Histoire  des  Yaudois  d^I- 
talie.  Partie  I.  Turin,  Loescher.  H. 
frs.  6,50. 

1578  Louis  Oufour,  archiviste,  la  promenade 
de  la  Treille  k  Gen^ve.  21p.  Qeneve, 
Georg.    8.    frs.  —,50. 

l.')79  Fontaine  Borgel,  C.  Souvenirs  de 
Plainpalais  ä  partir  des  temps  anciens 
jusqu'au  18e  si^cle,  Conferences  popu- 
laires  donnees  k  Plainpalais  les  13.  et 
15.  oet.  1886.  99  p.  Geneve,  Georg. 
8.     frs.  1,50. 

1580  Gompeler,  D.  Sek.-Lehrer.  Sagen  u. 
Sagengeschichten  aus  d.  Simmenthai. 
2  Bdchn.  228  S.  Thun,  St&rapfli.  8.  frs.  2. 

1581  Lonttcchia,  A  Alcune  notizie  scien- 
tifiche  della  Val  Colla.  Bellinzona, 
tip    Bertolotti. 

1582  Marchioii,  Dan.  Storia  della  valle  di 
Poschiavo.  2  voll.  353  u.  273  p.  Son- 
drio,  Quadrio.    8.    frs.  5. 

1583  Perrin,  Andr^.  Histoire  de  la  val I de 
et  du  prieurd  de  Chamonix  du  10«  au 
18«  si^cle.  D'aprös  los  documents  re- 
cueillis  par  A.  Bonnefoy.  253  p.  av. 
2  pl.  et  1  carte  gr.  fol.  Paris,  Fisch- 
bacher.   8.    frs.  6. 

1584  Ramaau,  B.  Le  Yalais  historique. 
Chäteaux  et  Seigneuries.  Avcc  une 
prdfacc  de  J.  Gremaud.  126  p.  Sion, 
Galerini.    4.     frs.  3. 

1585  Schneider,  J.  J.  Das  alte  Basel.  Eine 
Sammlung  früherer  städt.  Ansichten, 
gez.  u.  hrsgg.  v.  J.  J.  S.  Heft  1—5. 
gr.  4.  je  4  Bl.  in  Lichtdruck.  Basel, 
Selbstverlag,    ä  Heft  frs.  1,25. 

1586  Tissot,  F.  Rdcits  St.  Gallois  avec 
une  vue  du  monastere  en  1741.  314  p. 
Lausanne,  Bride!.     12.     frs.  3,50. 

Vgl.  oben  Nr.  594,   601,  605,   691, 
695,  700,  702,  730-732,  734,  738, 


741,  742,  743,  55  S.  91,  753,  782, 
791,  823  ff.,  867,  874,  895. 
Bdgien, 

Degand  Emm.     Essai  historique  sur  1587 
la  commune  d'Ellezelles.  237  S.  Leuze, 
Wamy.  1887.  8.  frs   2. 

De  Saegher  et  Bartholeyns.  Histoire  po- 1588 
pulaire  de  Schaerbeek.  216  p.   Schaer- 
beek,  Mommens.    1887.    8.    frs.  2. 

Gootbals,   F.-V.    Archäologie  des  fa- 1589 
milles  de  Belgique.   128  S.   Bruxelles, 
Alliance  typograph.   1887.  4.   frs.  20. 

Du  Chastel  de  la  Howardrios.  Notices  1590 
gdnc^alogiques  tournaisiennes.  47« — 50« 
liv.    Peruwelz,  R.  Delmc^e.     1886.    8. 
frs.  2,50  la  livraison. 

Gobert,  Th.     Histoire  et  Souvenirs.  1591 
Les  rues  de  Liege.  6—8»  fasc.   S.  155 
>-186.  Li^gp,  L.  Demarteau.    1886.   4. 
frs.  — ,75  le  fasc. 

Leleune,  Th.  Histoire  de  la  ville  de  1592 
Binche.    1'  partie.    68  S.    Binche,  V. 
Winance.     1887.    8. 

Misson.  Le  chapitre  noble  de  Sainte- 1593 
Begge  k  Andenne.    481  S.    Braine-le- 
Comte,ZechetCornet.  1887.  8.  frs.  10. 

N^ve,  L.  Notice  g^n^alogique  sur  la  1594 
famille  Lammens.    40  p.     Gand,  Le- 
liaert.     1887.    8.    frs.  3,50. 

Renier,  G.-J.    Histoire  d*Andrimont  1595 
lez  Verviers  et  de  l'ancieune  commune 
des  Croisiers  y  annex^e.    550  S.   Ver- 
viers, A.  Remaele.     1887.    8. 

De  Stein  d' Altenstein.   Annuaire  de  la  159b 
noblesse  de  Belgique.  41«  ann^.    1887. 
430p.  Bruxelles,  Monnom.  1887. 8.  frs.  7. 

Toussaint,  A.   Histoire  civile  et  reli- 1597 
gicuse  de  Walcourt.  272  S.  1887. 8.  frs.  3. 

Van  Caster,  G.  Malines.   Guide  histo- 1598 
rique  et  description  des  monuments.  165 
S.  Bruges,  St.  Augustin.  1887.  8.  frs.  3. 

Van  der  Moorsch,  A.   L'abbaye  de  la  1599 
Nouvelle  Plante.    Notice  historique  ou 
histoire  du  couvent  des  Dames  de  Rons- 
brngge(  1136— 1886.  157  p.  Ypre8,De- 
mets-Vander  Ghinste.  1887.  8.  frs.  3,50. 

Vos,  J.  Le  clergc«  du  diocfese  de  Tour- 1600 
uai.   Bd.  1.   216  p.  Braine-le-Comtc, 
Zech  et  fils.   1887.  8.  frs.  3. 

Wautort,  A.   Histoire  de  la  commune  1601 
de  Ldau.    243  S.    Bruxelles,  Hayez. 
1887.     8.    frs.  7. 

Welvaarts,  Tli.-Ag.    Geschiedenis  der  1602 
vrijheid  Arendonck.    216  S.   Turnhout, 
Beersmans.    1887.   8. 

Vgl.  oben  Nr.  919,  933,  938,  945- 
950,  971,  978,  986,  1002,  1003, 
1005, 1006, 1009, 1023,  1029,  1031, 


Digiti 


zedby  Google 


220 


Bibliographie. 


1038,1041, 1058, 1068,  1070,  1074, 
1084—1086,  1090,  1097. 

V.   Rechts-  nnd  Wirtschafts- 
geschichte. 

Baden. 

1603  Buchenberger,  A.  Das  Verwaltungs- 
recht  und  die  Pflege  der  Landwirtschaft 
im  Orossh.  Baden.  Unter  Mitwirkung 
von  Fachmännern  bearbeitet  u.  brsgg. 
Tauberbischofsheim,  Lang.  1887.  8. 
XV.  845  S.  Vgl.  „Karlsr.  Ztg.«  Beil. 
Nr.  129-132. 

1604  Buchenborger,  A.  Die  praktischen  Er- 
gebnisse der  badischen  landwirtschaft- 
lichen Erhebungen.  2.  Aufsatz.  —  Jahr- 
buch für  Gesetzgebung  etc.  Hrsg.  v. 
Schmoller.     11.  Jahrg.     1.  Heft. 

1605  Erhobungen  i'iber  die  Lage  des  Klein- 
gewerbes im  Amtsbezirk  Adelsheim 
1885,  veranstaltet  durch  das  Grossh. 
Ministerium  des  Innern.  Karlsruhe, 
Braun.     1887.     S.    431  S. 

1606  Erhebungen  über  die  Lage  des  Klein- 
gewerbes im  Amtsbezirk  Mannheim 
1885,  veranstaltet  durch  das  Orossh. 
Ministerium  des  Innern.  Karlsruhe, 
Macklot.     1887.    8.    3H7  S. 

1607  Badischor  Landtags- AI manach  v.  Jahre 
1887.   Elberfeld,  Lucas,  o.  J.   8.  55S. 

1608  Reuts,  R.  1724—1805.  Charles  de 
Butr^  un  physiocrate  tourangeau  en 
Alsace  et  dans  Ic  margraviat  de  Bade 
d^apres  ses  papiers  inddits  avec  de 
nombreux   extraits  de   sa   correspon- 

.  dance  avec  le  marquis  de  Mirabeau, 
Bergasse,  Dupont  (de  Nemours)  La 
Tour  d' Auvergne,  Necker,  Baynal,  Tur- 
got,  le  margrave  de  Bade,  la  comtesse 
de  Hochberg,  le  baron  d'Edelsheim, 
Schlosser  etc.  etc.  Paris,  Fischbacher. 
1878.    8.     214  S. 

1609  Wiener.  Die  bauliche  Entwickelnng 
der  Städte  mit  besonderer  Berücksich- 
tigung der  Stadt  Freiburg  i.  B.  S.-A. 
aus  der  Zeitschrift  f.  bad.  Verwaltung 
u.  Verwalt.-Rechtspflege.  Heidelberg, 
Emmerling  u.  Sohn.    1887.   4.    16  S. 

Vgl.  oben  Nr.  225,   226,  228,  229a, 
228c,  238,  234,  235,  236,  239,  240, 
241,  247. 
Mittdrhein. 

1610  Bacher,  K.  Die  Bevölkerung  von 
Frankfurt  a.  M.  im  14.  u.  15.  Jahrh. 
Sozial-politische  Studien.  I.  XIX  und 
736  S.  Tübingen,  H.  Laupp'sche  Buch- 
,handlung.     1886.    8.    M.  15. 


Quetsch,  F.  N.    Das  Verkehrswesen  1611 
am   Mitt«lrhein   im  Altertum.    45  S. 
mit   einer   Karte.     Mainz,   Wilckene. 
1887.    8.     M.  1,50. 

Schellhass,  K.  Das  Königslager  vor  1612 
Aachen  und  vor  Frankfurt  in  seiner 
rechtsgeschichtlichen  Bedeutung  (Ja- 
strow,  historische  Untersuchungen  IV) 
Vniu.  207S.  Vgl.  Berl.  Lit..Z.  1887. 
Nov.  S.  1697.  G.  v.  Below.  Berlin, 
Gärtner.     1887.    gr.  8.    M.  6. 

Wllhelmi,  Ferd.  Kirchenrecht  im  Amts- 16 1 3 
bezirk  des  Konsistoriums  zu  Wiesbaden. 
II.    VI  u.   p.  245—727.    Wiesbaden, 
Feiler  u.  Gecks.    1887.    8.    M.  12. 

Der  Zoll-  u.  Binnenhafen  zu  Mainz.  1614 
Mit  7  Tafeln  u.  16  Abbild,   im  Text. 
Mainz   1887.    In   Kommission   bei   J. 
Diemer;  3  Bl.   und  98  S.  4.     Inhalt: 

1)  W.  Velke,  zur  Geschichte  von  Mainz 
mit  besonderer  Rücksicht  auf  Handel 
u.  Verkehr  im  Altertum  u.  Mittelalter; 
mit  1  Tafel  u.  ü  Abbild.    S  1—15.  — 

2)  K.  G.  Bockonhoimer,  Mainzer  Handel 
u.  Schifffahrt  in  der  Zeit  von  1648— 
1831.  S.  15—41.  —  3)  H.  Gassner  «. 
E.  Kreyssig,  die  Ufererweiterung  u.  die 
Entstehung  des  Hafens  in  Mainz,  S. 
41—61;  mit  1  Plane  u.   1  Abbild.  — 

4)  H.  Becker,  die  Gebäude  u.  Betriebs- 
einrichtungen des  Zollhafens  in  Mainz, 
mit  1  Tafel  u.  8  Abbild.  S.  6-85.  — 

5)  Statistische  Übersichten  über  die 
Entwickelung  des  Verkehrs  in  Mainz 
während  der  Jahre  1880—188»^,  zusam- 
mengestellt von  der  grossherz.  Handels- 
kammer, S.  85-98. 

Vgl.  oben  Nr.  280,  282,  283,  287, 
292,  293,  334,  335,  .337,  341,  346, 
357,  359,  360,  362,  868,  369,  387, 
401,  1325. 

Bheinprovmz, 

Lamprecht,  K.  Deutsches  Wirtschafts- 1615 
leben  im  Mittelalter.  Untersuchungen 
über  die  Entwickelung  der  materiellen 
Kultur  des  platten  Ijandes  auf  Grund 
der  Quellen  zunächst  des  Mosellaudes. 
3  Tl.  in  4  Bdn.   Leipzig,  Dürr.  Lex.  8. 

Quetsch,  Frz.  H.    Das  Verkehrswesen  1616 
am  Mittelrhein  im  Altertum.  45  S.  mit 
1  Tafel.    Mainz,  Wilckens.    gr.  8. 
Vgl.  oben  Nr.  431,  442,   445,  447, 
450,  455,  456,  457,  473,  479,  488, 
489,  490,  496,  497,  500,  504,  505, 
506,  511,  512,  513,  630,536,538, 
546,  554,  555,  557,  558b,  1325. 


Digiti 


zedby  Google 


Bibliographie. 


221 


Westfalen, 

1617  Codex  traditionum  Westfalicarum.  III. 
Die  Heberegister  des  Klosters  Ueber- 
wa^er  und  des  Stiftes  St.  Mauritz. 
Bearbeitet  von  Fr.  Darpe.  VI  u.  329 
S.  Münster,  Theissing.  1888.  8.  Vgl. 
VI,  1306. 

1618  Delins,  A.  Die  Grundbegriffe  der 
neuen  Verwaltungs- Organisation  in  der 
Provinz  Westfalen  zur  Orientierung 
für  Praktiker  und  Laien  an  der  Hand 
des  Gesetzestextes  zusammengestellt. 
Vill  u.  103  S.  Iserlohn  und  Leipzig, 
Baedecker.    1887.    12.    M.  1. 

1619  Die  Landgemelndeordnung  für  die  Pro- 
vinz Westfalen  vom  19.  März  1856 
in  der  durch  die  neuen  Verwaltungs- 
gesetze  abgeänderten  Gestalt.  Im  amt- 
lichen Auftrage  hcnrausgegcben.  29  S. 
Berlin,  Hey  mann.    1886.   8.    M.  0.50. 

1620  Lindner,  Th.  Die  Veme.  XXIV  und 
668  S.  Münster  u.  Paderborn,  Schö- 
ningh.    1888.   8. 

Vgl  oben  Nr.  564,  566,  567,  576, 
577,  578,  580,  5bl,  5«7. 
Schweiz. 

1621  Bessert,  6.  Unbekannter  Besitz  des 
Klosters  St  Gallen  in  Württemberg. 
In  „Würt.  Vierteljahrshefte".  Jg.  10. 
Heft  3.    (1887.) 

1622  Die  Einführung  der  Buchdruckerei 
in  Genf.  In  der  „Neuen  Zürcher  Ztg.*^ 
1887.  Nr.  255  (u.  vorhergehende  Num- 
mern) u.  Nr.  269. 

1628  Demole,  Eug.  Denier  au  nom  deFrd- 
d^ric,  dv^que  de  Gen^vc  [11«  si^clej. 
Gen^ve,  Georg.  (Extrait  de  la  ,,Revue 
nnmismatique**.  2.  trim.  T887.  Paris), 
frs.  1,80. 

1624  Oemole,  E.  Jetons  in^ditcs  de  Sa- 
voie,  de  Gen^ve,  de  Fdvöchd  de  Ge- 
nfeve  et  de  Vaud.  14  p.  Geneve,  Georg. 
«.    frs.  1. 

1625  Demole,  E.  Tableau  des  monnaies 
^cnevoises  frapp^es  de  1535  ä  1*192. 
35  p.  Genfeve  et  Bäle,  Georg.  16.  frs.  2. 
(Tird  ä  100  exemplaires.) 

Vgl.  die  Genfer  Münzgeschichte  von 
1535—1792  desselben  Verfassers  unter 
den  Zeitschriften  Nr, 

1626  Demole,  E.  Geneve  et  les  projets 
monätaires  du  gouvernement  de  Neu- 
chätel  en  \122,  45  p.  Geneve,  Georg, 
gr.  8.     frs.  1,50. 

1627  Manche  sehr  gute  u.  wertvolle  wirt- 
schaft^geschichtliche  Überblicke  ent- 
hält FurreKt  Volkswirtschafts]  exicon  der 
Schweiz  (bisher  17  Lfgg.   k  fr.  2,—), 


•besonders  die  Artikel  betreff,  die  22 
Kantone  und  die  Hauptindus trieen. 

Geering,  Traugott   Leben  u.  Treiben  1628 
auf  den  Basler  Zünften  im  Mittelalter. 
Sep.-Abdr.  aus  „Handel  und  Industrie 
der  Stadt  Basel."  IV  u.  94  8.    Basel, 
Schneider,    gr.  8.    frs.  1,25. 

Geicich,  Eug.  Gesch.  der  Uhrmacher- 1629 
kunst  von  den  ältesten  Zeiten  bis  auf 
unsere  Tage.  4.  Afl.  v.  Barfuss,  „Ge- 
schichte der  Uhrmacherkunst*^,  in  voll- 
ständiger Neubearbeitung  hrssgg.  XIII 
u.  208  S.  mit  einem  Atlas  v.  11  Fol.- 
Tafeln.    Weimar,  Voigt.   8.   frs.  8. 

Goetzinger,  Ernst   Die  Familie  Zolli- 1630 
kofer,  hrsgg.  vom  bist  Verein  in  St. 
Gallen.    58  S.  mit  1  Taf.  in  Farben- 
druck. St  Gallen.  Huber  &  C.  (Fehr). 
gr.  4.    frs.  2,40. 

Die  Geschichte  der  Gotthardbahn  in  1631 
den  „Grenzboten«.  1886.  Nr.  51  u.  52. 

V.  MUlinen,  W.  F.   Gesch.  d.  Schweizer  1632 
Söldner  bis  zur  Errichtung  der  ersten 
stehenden  Garde.  1497.  XI  u.  824  S. 
Bern,  Huber.     gr.  8.     frs.  5. 

Speiser,  W.  Mitteilungen  über  die  1633 
Anfänge  des  Schweiz.  Eisenbahnwesens 
und  iiber  die  ersten  Jahre  der  schw. 
('entralbahn.  2  Vorträge,  gehalten  in 
der  stat- Volks wschl.  Ges.  in  Basel  im 
Winter  1886.  118  S.  Basel,  Schneider, 
gr.  8.    frs.  2,60. 

Stehlin,  Karl.  Register  zur  Geech.  1634 
des  Buchdrucks  bis  zum  J.  1500.  Alis 
den  Büchern  des  Basler  Gerichtsarchivs. 
Im  ^Archiv  für  Gesch.  des  deutschen 
Buchhandels".  XI.  Publ.  des  Bursen- 
vereins.    N.  F.    p.  5—181. 

Rechtsquellen  des  Kt.  Graubünden,  1635 
hrsgg.  von  R.  Wagner  u.  L.  R.  v.  Salis. 
(Sep.-Abdr.)    XVI  u.  470  S.    Basel, 
DeUoff.    8.    frs.  12. 

St.  Gallische  Gemeinde-Archive,  her- 1636 
ausgeg.  vom  bist.  Verein  des  Kt.  St. 
Gallen.  Wartmann.  Der  Hof  Widnau- 
Haslach.  C  u.  316  S.  mit  1  Karte. 
St  Gallen,  Komm.  Huber  u.  Oo.  gr.  8. 
frs.  5. 

Wartmann,  H.    Industrie  und  Handel  1637 
des  Kt  St  Gallen  1867—1880,  hrsgg. 
vom  Kfm.  Directorium  St.  Gallen.  Mit 
Tabellen  u.  Karten.    H.  Teil.    278  S. 
St  Gallen,  Huber  u.  Co.    4.    frs.  8. 

Vgl.  oben  Nr.  591,  6C0,  618,  621, 
62?4,  630,  633,  643,  668,  691  «F., 
57  (S.  190),  727,  728,  729,  740, 
743,  746,  770,  771,  775,  780,  781, 
790,  792,  803,  804,  809,  821,  835 


Digiti 


zedby  Google 


222 


Bibliographie. 


847,  850,  857,  866,  874,  879,  893, 
1237. 

1688     Cerexhe,  Mich.  Les  monnaies  de  Char- 
lemagne.    2«  partie.    S.  133— -174. 
Gand,  Leliaert.    1887.    8.    frs.  7,50. 
Vgl.  oben   Nr.  914,  916,   923,  926, 
928,  932,  935,  936,  93i,  946—950, 
(9.o5),  971,  981,  99&,  1010,    1012, 
1014, 1018, 1024,  l'-26, 1028—1031, 
1033, 1037, 1053, 1069,  1070,  1077, 
1087,  1093,  1098,  1099. 

Hdland 

1639  Berns,  J.  L.  Rechtsbronnen  der  stad 
Harderw^k.  XI  en  168  bl.  's  Graven- 
hage,  Martiims  Nijhoff.  1886.  Roy.  8. 
fl.  3,25.  (Werken  der  Vereeniging  tot 
uitgave  der  brennen  van  het  oude  va- 
terlandsche  recht  gevestigd  te  Utrecht. 
1.  Reeks  Nr.  8.) 

1630  Buis,  F.  A.  De  beiden  en  weiden  van 
Gooiland.  Geschiedkundige  b^drage  tot 
het  vraagstuk  betreffende  de  verdeeling 
der  Gooische  markgronden.  44.  IUI- 
versum,  Job.  Geradts  u.  Comp.  1887. 
gr.  8.    fl.  0,45. 

1641  Hofstede,  Mr.  J.  P.  Het  Ommelander 
collatierecht.  8  en  126  bl.  Leeuwarden, 
W.  Eekhoff  en  Zoon.    Roy.  8.    li  1,50. 

1642  Notulen  van  de  Commissie  tot  her- 
ziening  der  grondwet,  benoemd  bij 
Koninklijk  Besluit  van  22  April  1815 
Nr  62,  met  daarbij  behoorende  stuk- 
ken.  Uitgeg.  van  wege  het  Depart. 
van  Binnenlanosche  Zaken.  190.  'sHage, 
Van  Weelden  en  Mingelen.  1887.  gr.  8. 
fl.  1,50. 

1643  Pleyte,  W.  A.  van  den  Bogert  en  H. 
Bouwheer.  Meerveld  en  Meervelder 
Bosch.  (Bijdrage  tot  de  geschiedenis 
van  Barneveld).  8.  XCIII  en  55  bl. 
met  3  gelith.  gekl.  kaarten  en  5  ge- 
lith.  platen.  Barneveld,  G  W.  Bonstra. 
Leiden,  A.  H.  Adriani.  1886.  gr.  8. 
h    1,80,  in  linnen  H.  2,25. 

1644  Quack,  H.  P.  6.  De  Socialisten.  Per- 
sonen  en  stelsels.  1^  en  2«  deel.  (Het 
socialisme  voor  de  19«  eeuw.)  '2«  druk. 
556,  552.  Amsterdam,  P.  N.  v.  Kampen 
u.  Zoon.     1887.    gr.  8.    fl.  4,80. 

1645  Telting,  A.  Stadrecht  van  Ommen. 
(Vereeniging  tot  beoefening  van  Over- 
Ysselsch  regt  en  geschiedenis.)  12  en  58. 
Zwolle,  Erven  J.  J.  Tijl.  1887.  post  8. 
fl.  0,90. 

1646  Telting,  A.  Stadboek  van  Groningen. 
(Werken  der  Vereeniging  tot  uitgave 


der  brennen  van  het  oude  vaderland- 
sche  recht,  gevestigd  te  Utrecht.  1 « 
reeks.  Nr.  9.)  XV  en  97  bl.  's  Graven- 
hage.  Martinus  Nyhoff.  1886.  Roy.  8. 
fl.  2. 

Vgl.  oben  Nr.  1101,  1104, 1107, 1114, 
1130, 11 3>,  1146, 1149,  1155,  1156, 
1157,  1159, 1160,1162,  1163,  1165, 
1166, 1168, 1177,  1201,  1211, 1276. 

VI.    Kunst. 

Baden. 
Bulkeley- Jones,   B.  and  Blakeloy,   H.  1647 

Account  of  the  minster  of  Freiburg 
in  Baden.  Partly  adapted  from  the 
Germau  of  the  latc  very  rev.  canon 
Marmon.    Freiburg  in  Baden,  Herder. 

1886.  9.    XVI.     127  S. 

Die  Fagadenmalerei  am  Rathause  zu  1648 
Breiburg  i   B.  —  Kunst-Chronik.    22. 
Jahrg.*  Nr.  43 — 45. 

Die  Heiligenberger  Handschrift  über  1649 
die  Egg.  (Lichtdruck-Reproduktion  von 
6  Zeichnungen  aus  einer  Hs.  des  16. 
Jhs.,  welche  Gründung  und  Dotation 
der  EinsieJelei  Egg  auf  halber  Höhe 
des  Heiligenberges  behandelt,  veröffent- 
licht V.  Grossh.  General-Landesarchiv.) 
Fol.    1  Bl.  Text.   6  Bl   Abbild. 

Koch,  J.  u.  Seitz,  F.  Das  Heidelbpr-  1650 
ger  Schloss.  Mit  Genehmigung  des 
Grossh.  Badischen  Ministeriums  der 
Finanzen  herausgg.  Darmstadt,  Berg- 
strässer.  Erste  Lfg.  Vorwort.  lOTfln. 
Lichtdruck,   fol. 

Kraus,  F.  X.  Die  Miniaturen  der  1651 
Manesse'scben  Liederhandschrift.  Im 
Auftr.  des  Grossh.  Bad.  Ministeriums 
der  Justiz,  des  Kultus  u.  Unterrichts 
nach  dem  Original  der  Pariser  Natio- 
nalbibliothek in  unveränderl.  Licht- 
druck herausgg.    Strassbnrg,  Trübner. 

1887.  fol.  16  S.  B1.A.B.C.D.  1-140. 

Die  KunstdenkmSier  des  Grossherzog- 1652 
tums  Baden.  Beschreibende  Statistik 
im  Auftrage  des  Grossh.  Ministeriums 
der  Justiz,  des  Kultus  u.  Unterrichts 
und  in  Verbindung  mit  Dr.  Jos.  Durm 
u.  Geh.  Hofrat  Dr.  K.  Wagner  hrsgs^. 
von  Dr.  Franz  Xaver  Kraus.  I.  Band. 
Die  Kunstdenkmälcr  des  Kreises  Kon- 
stanz. Freiburg  i.  B.,  Mohr.  1887.  8. 
Xll.  691  S.  mit  8  Tafeln  u.  zahlrei- 
chen Illustrationen. 

Die   bildenden  KUnsto  am  Bruhrain  1653 
und  im  Kraichgau  ehemals  und  jetzt 
Bad.  Bote  Nr.  151  flf. 


Digiti 


zedby  Google 


Bibliographie. 


223 


1654  Badische,  Schwäbische  u.  Pfölzische 
LaiMiskntchte.  Nach  den  Original -Holz- 
schnitten J.(akob)  K.(öbel8),  Buch- 
dmckers  u.  Holzschneiders  zu  Heidel- 
berg ca.  1535.  Im  Besitze  von  A. 
Bielefeld's  Hofbuchhandlung ,  Karls- 
rahe (Liebermann  u.  Co.)  Getreu  in 
unveränderlichem  Lichtdruck  wiederge- 
geben. 12  Bl.  Original-Grosse.  Karls- 
ruhe, Bielfeld.   1888.    fol. 

1(>55  LObke,  W.  Die  Holbeinbilder  in  Karls- 
ruhe. —  Repertorium  fiir  Kunstwissen- 
schafL    10.  Bd.    4.  Heft. 

165B  Mays,  A.  Das  Grabmal  des  deutschen 
Königs  (rumischen  Kaisers)  Ruprecht 
von  der  Pfalz,  u.  seiner  Gemahlin  Eli- 
sabeth von  Hohenzollem,  in  der  Hei- 
liggeistkirche zu  Heidelberg.  Fol.  2 
Bl.  Text.     1  Bl.  Photographie. 

1657  Oechelhaeuser,  A.  v.  Die  Miniaturen 
der  UniversiULts-Bibliothek  zu  Heidel- 
berg. Erster  Teil.  Mit  18  Tfln.  Hei- 
delberg,   Koester.    1887.    4.    108  S. 

Der   Text    auch    als    Heidelberger 
Habilitationsschrift. 

1658  Grossh.  Vereinigte  Sammlungen  zu 
Karlsuhe.  Beschreibung  der  Vasen- 
sammlung von  H.  Winnefeld.  Mit  1 
Tafel.  KaHsruhe,  Bielefeld.  1887.  8. 
X.     193  S. 

1659  Schlouning,  W.  Die  Michaels-Basilika 
auf  dem  heiligen  Berg  bei  Heidelberg. 
Eine  baugeschichtl.  Studie.  Auf  Grund 
der,  von  Grossh.  Bad.  Kultusministe- 
rium veranstalteten,  vom  Verfasser  ge- 
leiteten Ausgrabungen  im  Sommer  1886. 
Mit  29  Ulustrat.  im  Text  u.  9  Tafeln 
im  Anhang.  Heidelberg  1887.  Verlag 
Schleuning.  Hamburg,  Forberg.  Leip- 
zig.    4.    49  S. 

1660  Schneider,  Fr.  Die  Ausmalung  des 
Chores  von  St.  Martin  zu  Freiburg. 
—  Zeitschrift  f.  bild.  Kunst.  22.  Jhrg. 
7.  u.  8.  Heft. 

1661  Schober.  Über  die  Restauration  des 
Munsters  in  Konstanz.  Vortrag.  — 
Schriften  des  Verf.  f.  Gesch.  d.  Boden- 
sees u.  s.  Umgebung.   XVI.   S.  51—53. 

Vgl.  oben  Nr.  243,   260,  272,  1253, 
1685. 
MiMrhein. 

1662  Die  Baudenkmalo  In  der  Pfalz,  gesam- 
melt und  herausgegeben  von  der  Pfäl- 
zischen Kreisgesellschaft  des  bayer. 
Architecten-  n.  Ingenieur- Vereins.  5.. 
Lieferung.  Ludwigshafen  1887.  S  138 
—177  u.  Fig.  249—286  dieser  noch 
nicht  abgeschlossenen  Publikation. 


Fehr.  Grabfund  im  Dome  zu  Worms.      1663 
(Bischof  Conrad  II.  de  Sternberg  von 
Worms,  t  ll^2J).    Korresp.  -  Blatt  des 
Gesamt- Vereins  1887.   35.   S.  43  -44. 

Fehr,   Ph.  J.    Zur  Restauration  des     1664 
Domes  zu  Worms.  57  S.  Worms,  Selbst- 
Verlag  des  Dombau-Comites;  Druck  von 
E.  Kranzbühler.    1886.   8. 

Naeher,  J.  Die  Burgen  der  rheinischen  1665 
Pfalz.  £in  Beitrag  znr  Landeskunde 
und  mittelalterlichen  Kriegsbaukunst, 
enthaltend  14  Tafeln  mit  40  Burgen 
nach  der  Selbstaufhahme  des  Verfas- 
sers. Strassburg,  Selbstverlag  des  Ver- 
fassers.  48  S.  u.  14  Tfln.   gr.  8. 

Lebonsskizzen  von  Münchener  Kunst- 1666 
lern :  Michael  Emil  Sachs  (geb.  zu  Ha- 
damar)  in  der  Zeit  sehr. :  die  Wartburg 
von  Förster.  XIV.   1887.  S.  100—103. 

Schneider,  Fr.    Der  Dom  zu  Mainz.  1667 
Geschichte  u.  Beschreibung  des  Baues. 
Oktavausgabe  des  grösseren  Werkes. 
Beriin,  Ernst  u.  Korn.   1886.  8.  M.  6. 

W0rner,  E.  Kunstdenkmäler  im  Gross-  1668 
herz.  Hessen.  Inventarisierung  u.  be- 
schreibende Darstellung  der  Werke  der 
Architektur,  Plastik,  Malerei  und  des 
Kunstgewerbes  bis  zum  Schlüsse  des 
18  Jhs.  Hrsg.  durch  eine  im  Auftrage 
S  K.  H.  des  Grossherz,  bestellte  Kom- 
mission. Provinz  Rheinhessen,  Kreis 
Worms.  Mit  119  Textillustr.  und  22 
Tafeln,  ausgeführt  unter  Leitung  von 
Prof.  E.  Marx.  304  S.  Darmstadt, 
Kommiss.  von  A.  Bergsträsser.  1887. 
gr.  8.    M.  12. 

Vgl.  oben  Nr.  257,  278,   386,  302, 
303,  312,  319,  327,  328,  334,  336, 
340,  343,  344,  345,  346,  H47,  355, 
356,  366,  379,  382,  964,  1671. 
Bheinprovins. 

Bolssel,  Steph.    Gesch.  der  Trierer  1669 
Kirchen,   ihrer  Reliquien  und  Kunst- 
schätze. Mit  vielen  Abbildungen.  1  Tl. 
Gründungsgeschichte.    1.  Lfg.    64  S. 
Trier,  Paulinus-Druckerei.    gr  8. 

Beitsel,  Steph.  Geschichte  der  Aus- 1670 
stattung  der  Kirche  des  h.  Victor  zu 
Xanten.  Nach  den  Orig -Baurechnun- 
gen u.  andern  handschriftlichen  Quellen 
dargestellt.  II  il  148  S.  Freibucg  i  Br., 
Herder,  gr.  8.  Vgl.  Korrbl.  1888  Nr.  11. 

Härtet,  Aug.  Cöln  in  seinen  alten  und  1671 
neuen  Architekturen.  Orig.- Aufnahmen 
nach  der  Natur  von  G  Koppmann  u. 
Co.,  Photographen,  Hamburg,  1.  Lfg. 
16  Lichtdruck-Tafeln.  Leipzig,  Dorn 
u.  Merfeld.    Fol. 


Digiti 


zedby  Google 


224 


Bibliographie. 


1672  Heimcken,  Frz.  Theod.  Der  ])om  za 
Köln,  seine  Gesch.  u  Bauweise,  Bild- 
werke und  Kunstschätze.  IV,  156  S. 
Köln,  Boisscr^e.    8. 

1673  Lehfeldt,  Paul.  Bau-  und  Kunstdenk- 
mäler der  Rheinprovinz.  I.  Bd.  Reg.- 
Bez.  Coblenz.  X,  796  S.  Düsseldorf, 
Voss  u.  Co.  gr.  8.  Vgl.  Wd.  Zs.  6, 92  ff. 

1674  Wiefhase,  H.  Der  Dom  zu  Köln.  Hrsg. 
mit  hist.  beschreib.  Text.  Nach  den 
photogr.  Aufnahmen  v.  Anselm  Schmitz 
in  Köln  in  unveränderlichem  Lichtdr. 
hergestellt  von  Rimmler  u.  Jonas  in 
Dresden. 

Vgl.  oben  Nr.  413—416,  422,  (432), 
433,  434,  480,  481a,  508,  517,  549, 
558a,  559— ÖH3,  965,  1088. 

Schweiz. 

1675  Amberg,  Joh.  Der  Medailleur  Job. 
Karl  Hedlinger.  Sep.-Abdr.  aus  dem 
„Oeschichtsfreund'^,  mit  1  Portr.  und 
3  artist.  Tafeln.  288  S.  Einsiedeln, 
Benziger.    8.    frs.  4. 

1676  Wanderungen  durch  die  Altertums- 
sammlung des  Schlosses  in  Appenzell. 
Im  „Appenzeller  Volksfreund".  1887. 
Beilagen  zu  Nr.  69,  73,  79,  83  u.  85. 

1677  Bachelin,  L6op.  M^langes  d'histoire 
et  d'art.  447  p.  Neuchätel^  Berthoud. 
16.    frs.  6. 

1678  BSchtold,  Jak.  Zur  Geschichte  der 
Manessischen  Bilderhandschrift.  In  der 
Germania.  1886.  S.  437. 

1679  Das  MOnster  in  Bern.  In  der  „Schw. 
Bauztg."    Bd.  X.     1887.    Nr.  3. 

16S0  Lettres  autographes  composant  la  col- 
lection  de  M.  Alfred  Bovet,  d^crites 
par  Etienne  Charavay.  Ouvrage  im- 
primä  sons  la  direction  de  Fernand 
Calmettet.  Paris,  Charavay.  1887.  LVI 
u.  880  p.    gr.  8.    frs.  150. 

Für  den  Autographenhandel  unent- 
behrlich; Muster  eines  Autographen- 
Katalogs.    XIV  bis  XIX.  Jh. 

1681  Burckhardt,  Albert.  Kirchliche  Holz- 
schnitzwerke. 16  Tfln.  Abbild,  aus  d. 
mittelalt.  Sammlung  zu  Basel,  hrsj^g. 
u.  m.  e.  El.  versehen.  8  S.  u.  16  Tfln. 
in  Lichtdr.  Basel,  Detloff.  In  Mappe, 
fol.    frs.  7,fiO. 

1682  Burckhardt,  Albert.  Das  Altarwerk  von 
S**  Maria-Galanca  in  der  Mla.  Samm- 
lung zu  Basel.  In  den  „Basler  Nach- 
richten" u.  in  der  „Neuen  Zürcher  Ztg." 

1683  Butler,  S.  Holbeins  „Paur^".  In  der 
„Academy**.    London,  23.  Okt.  1886. 

1684  Caffi,  Mlchole.  Di  alcuni  architetti  e 


scultori  della  Svizzera  italiana.  Milano, 
tip.  Prato. 

Campi,  Carlo.  I  basso-rilicvi  di  S.  1685 
Lorenzo  (portina  laterale  al  completo) 
di  Garona  e  di  Vico-Morcote,  ecc.  Al- 
bum di  fotografie  delle  riproduzioue 
in  gesso  eseguite  dal  Campi  per  il  Po- 
litecnico  di  Zurigo.    Milano,  Campi. 

Eckardt,  H.  Matthäus  Merian.  Skizze  1686 
seines  Lebens  u.  ausführliche  Beschrei- 
bung seiner  Topographia  Germaniae, 
nebst  Verzeichnis  der  darin  enthalteneu 
Kupferstiche.  Eine  kulturhist.  Skizze. 
Mit  dem  Portrait  Merlans  in  Lichtdr. 
VII  u.  222  S.  Basel,  Genf,  Lyon, 
Georg.    8.    frs.  5. 

Fäh,  Ad.    Die  Kapelle  in  Tufer8will687 
bei  Lütisburg,  Kt.  St.  Gallen.  Ein  Bei-  * 
trag  zur  mla.  Kunstgesch.   44  S.    Gos* 
sau,  Cavelti.    8.    frs.   1. 

Gisi,  M.  Verzeichnis  der  Incunabeln  1688 
der  Kantonsbibliothek  Solothum  (HO 
von  Hain  nicht  aufgeführte  Drucke). 
2  Teile,  nebst  Nachtrag  u.  Registern. 
Beilage  zum  Jahresbericht  der  Kantons- 
schule. IV.  V  u.  180  S.  Solothurn,  in 
Komm   Jent    gr.  8.    frs.  8. 

Godot,  Phil.   Scripta  manent.  Cause- 1689 
des  k  propos  de  la  collection  d'auto- 
graphes  de  M.   Alfr.   Bovet.     120  S. 
Neuchätel,  Attinger.    pet.  8.    400  ex. 
numerot^s  sur  p.ipier  de  Hollande. 

(Urs  Graf?)   Titelblatt  aus  der  „Kro- 1690 
nica  von  der  loebl.  Eidgenossenschaft** 
von  Petermann   Etterlyn.    Basel  bey 
Michael  Furtter  1507.    Im  „Formen- 
schatz«.    München,    1887.    Heft  8, 

Hafner,  A.  Meisterwerke  schweizer.  1691 
Glasmalerei.  Hrsgg.  vom  historisch- 
antiquar.  Verein  in  Winterthur.  Nach 
den  Originalen  aufgenommen  Erklä- 
render Text  von  Dr.  A.  H.  Lfg.  V« 
12  Blätter  in  Lichtdruck,  z  T.  colo- 
rirt  u.  H  Blätter  Text.  Berlin,  Claesen. 
Imp.-fol.    In  Mappe  frs.  42,70 

Hirth,  G.    Die  Malweise   Hans  Hol- 1692 
beins,  in  der  n^^^l^in-  Kunst-Chronik*'. 
Wien,  1877.     Nr.  44. 

Hans  Holbein  d.  j.  (?).    Entwurf  zu  1693 
einer  Fa^ademalerei.    Nach  einer  ge- 
tuschten Federzeichnung   im  Lonvre. 
In  G.   Hirth   „Formenschatz".     1887. 
Heft  3. 

Jamin«  P.    Temples  illustres  des  an- 1694 
ciennes  communes  genevoises.    Uö  S. 
Gen^ve,  chez  tous  les  libraires.  12.  frs.  4. 

Imhof,  J.  J.    Der  Historienmaler  Hie- 1695 
rouymus  Hess  von  Basel.    Geschichte 


Digiti 


zedby  Google 


Bibliographie. 


225 


seines  Lebens  und  Verzeicbnis  seiner 
Werke,  m  S.  mit  32  Tfln.  in  Lichtdr. 
und  zahlreichen  Text-  Illustrationen. 
Basel,  Detloff.    4     gbd.  frs.  12'). 

1696  Alpine  Kartographie  im  16.  Jh.  Beil. 
zur  „Allg.  Ztg."   1887.  Nr.  203—218, 

1697  Keltarbom  u.  Reese.  Die  Restauration 
des  Münsters  in  Basel.  In  der  „schwz. 
Bauztg."    1887.  Nr.  13. 

1698  Collection  du  chäteau  de  Kybourg; 
provenant  de  feu  M'  le  Lt  -Col.  Pfau. 
Yente  le  12  et  13  sept.  1887  au  Ca- 
sino  de  ville  de  Bäle  sous  la  direction 
de  M.  Elie  Wolf     • 

1699  Versteigerung  der  Sammlung  aus 
Schloss  Kyburg.  In  der  N.  Z.  Z.  1887. 
Nr.  259. 

1700  Lttdatsy:  „Der  Bizarrisf*  (Arnold 
Boecklin)  in  der  „Allg.  Kunstchronik'*. 
Wien,  1887.    Nr.  40. 

170  t  La  Chiftsa  degli  Angioli  in  Lugano 
nel  „Patria  e  Progresso**  di  Bellinzona, 
1866.    Nr.  6. 

1702  Melani,  A.  Lettera  da  Lugano  su  la 
Crocifissione  del  Luini.  neir  „Arte  e 
Storia  di  Firenze".   1886.   Nr.  29. 

1703  MDIier-Sommor,  C.  Die  Chorstuhle  des 
Munsters  zu  Bern.  In  Ortwein-Scheffers 
„Deutsche  Renaissance''.  Leipzig,  See- 
mann.   Abteil.  LY. 

1704  Naher,  J.  Le  chäteau  et  la  ville  de 
Gruy^res,  Tancienne  Chartreuse,  la 
Part-Dieu  et  la  Tour  de  Fr^me.  Etüde 
sur  Tarchitecture  militaire  au  moyen- 
äge.    Lausanne,  Corbaz  Sc  Co. 

1705  Rahn.  Kunst-  u.  Wanderstudien  in 
der  Schweiz.  Neue  Ausg.  YI  u.  399  S. 
Zürich,  Schultbess.   8.    frs.  4. 

1706  Rahn.  Schloss  Chillon.  Ein  Umbau- 
projekt  aus  dem  18.  Jh.  In  der  „schwz. 
Bauz^.'»   Bd.  X.    1887.   Nr.  1. 

1707  V.  Rodt,  E.  Kunstgeschichtl.  Denk- 
mäler der  Schweiz.  4.  Serie.  25  Bl. 
gr.  fol.  Mit  den  Erl.  zu  Serie  I— IV. 
8  S.  gr.  fol.  Bern,  Huber  &  Co.,  in 
eleg.  Mappe  frs.  26,20. 

1708  Das  Wohnhaus  zum  Ritter  in  Schaff- 
hausen,  bemalt  von  Tobias  Stimmer. 
In  der  Zs.  d.  Gew.-Yer.  in  München. 
1887.   Nr.  1—3. 

1709  Stammler,  Jak.  Der  sog.  Feldaltar 
Karls  d.  Kiihnen  von  Burgund  im  bist. 
Museum  zu  Bern,  eine  alt  venezianische 
Altartafel  (Diptychon)  aus  dem  Nach- 
lass  der  Königin  Agnes  von  Ungarn 
und  ihr  Wert  för  Kunst  und  Kunstge- 
schichte.  Sep.-Abdr.  aus  dem  Berner 
Taschenbuch.  1888.  IY.U.232S.  Bern, 
Nydegger  u.  Baumgart   kl.  8.   frs.  3. 


Voegelin,  S.    Wer  hat  Holbein  die  1710 
Kenntnis  des  klass.  Altertums  vermit- 
telt? Im  „Repertorium  fiir  Kunst wis- 
senschaft".    1887.   Heft  lY. 

Voegelin,  S.  Der  St  UrsnsKirchen- 1711 
schätz  in  Solothum.   In  der  „Züricher 
Post-.   1886.  Nr.  290,  291,  Jf94. 

Wiedemann,  F.    Der  Katzonraphael  1712 
(Gottfr.  Mind).   Lebensbild  eines  selt- 
samen Künstlers.  2.  Afl.  106  S.  Leipzig, 
Oehmigke.    12.    frs.  1. 

Wolf-Südhausen,  J.  Studien  über  We- 1713 
sen  u.  Geschichte  der  Malerei.   319  S. 
Zürich,  Yerlagsmagaz.   gr.  8.  frs.  6.25. 

Gedenkblätter  zur  Feier  des  100-1714 
jährigen  Bestandes   der  ZOrcherischen 
Künstlergesellschaft.  27  S.  mit  6  Text- 
vignetten u.  12  Kunstbeilagen.    1887. 
Zürich,  Hoehr.     4.    cart  frs.  6. 

Enthält  die  Geschichte  der  Gesell- 
Schaft.  (Gestiftet  von  Sal.  Gcssner, 
Usteri,  Hess  ü.  a.  m.) 

Ygl.  oben  Nr.  647,  648,  649,  650, 
651,  656,  657—662,  664—668, 670, 
673,  676—678,  680—684, 691, 698, 
709,  734,  751,  753,  784,  797,  822, 
837,  845,  85 ',  853,  856,  865,  873, 
879,  889,  896,  (960). 
Bdgien. 

De  Fisenne,  L.  L'art  mosan  du  12«  au  1715 
16«  siecle.   2«  et  3«  livr.   Tilleur,  chez 
l'auteur.   4. 

Gregoir,  Ed.  Supplement  et  compläment  1716 
au  volume :  Les  artistes  musicicns  beiges 
au  18«  et  au  19«  siecle.  S.  320.  Anvers, 
Jos.  Dirix.    1887.   8.   frs.  5. 

Rooses,  Max.    L'oeuvre  de  P.  P.  llu- 1717 
bens.    3 — 8  fasc.    Anvers,  Jos.  Maes 
1886.    4.    frs.  2,5     le  fasc.     Ygl.  YI, 
1425. 

Ygl.  oben  Nr.  903,  905,  915,  924, 
927,  939,  940,  942—946,  93  S.  196, 
952, 953  (955),  958—959,  969,  984, 
985,  987,  994,  1004,  1010,  1011, 
1022, 1032, 1036, 1040, 1042, 1044, 
1045, 1047, 1048, 1051,  1054,  1073, 
1079,  1088,  1098—1100. 
Holland. 

Catalogus  derarcheologische  verzame- 1 718 
ling  van  het  Bataviaasch  Genootschap 
van  Künsten  en  Wetenschappen,  door 
W.  P.  Groenenveldt.  Met  aanteeke- 
ningen  omtrent  de  op  verschillende 
voorwerpen  voorkomende  inscripties 
en  een  voorloopigen  inventaris  der 
beschreven  steenen  door  J.  L.  A. 
Brandes.  16  en  39.  Batavia,  Ernst  u. 
Co.  's  Hage,  Martinus  N^hoff.  1887. 
Roy.  8.    fl.  2. 


Digiti 


zedby  Google 


226 


Bibliographie. 


1719  Citalogus  der  numismatische  verzame- 
ling  van  het  Bataviaasch  Qenootschap 
vau  Künsten  en  Wctenschappen,  door 
J.  A.  van  der  Chijs.  H«  dr.  6  en  229. 
Batavia,  Albrecht  u.  Co.  's  Hage,  Mart. 
Nijhoflf.    1887.    gr.  8.    fl.  1. 

1720  Dozy,  Ch.  M.  Nalezing  op  F.  Muller's 
Catalogus  van  Nederlandsche  historie- 
prenten.  (Overgedrukt  uit  het  Archief 
voor  Nederl.  Kunstgeschiedenis.  dl.  VII). 
46.  Rotterdam,  W.  J.  van  Hengel.  1887. 
gr.  8.     fl.  l. 

1721  Jonge  van  Elemeet  W.  C.  M.  de.  Mu- 
seum Catsianum.  1837 — 1887.  2«  verm. 
uitgave.  8  en  118  in  2  kol.  (Niet  in 
den  handel)  's.  Hage,  Mart.  Nijhoff. 
1887.    Roy.  8. 

1722  Kumt,  de  Christelgke,  in  Holland  en 
Ylaanderen,  van  de  Gebrocders  van 
Eyck  tot  aan  Otto  Yenius  en  Pourbus, 
voorgesteld  in  Hl  staal  plaaten,  ge- 
graveerd  door  C.  Ed.  Taurel.  Eene 
reeks  monographien,  door  P.  Genard, 
W.  Moll,  Ad.  Siret,  Sleeckx,  C.  Ed. 
Taurel,  J.  A.  Alherdingk  Thgm  en  A. 
D.  de  Vries  Az.  2«  verb.  en  verm.  druk. 
Ad.  2  en  3.  13-^34  in  2  kol.  b  pl.  en 
houtgr.  in  den  tekst.  Amsterdam,  0. 
L.  van  Langenhuijsen.  18'<7.  gr.  4. 
fl   1,Ö0  per  afl. 

1723  Mtyer,  k,  Het  huis  Nienoord  en  de 
graftombe  te  Midwolde.  33  en  1  pl. 
Gron.  J.  B.  Wolters.  1887.  gr.  fol. 
fl.  2,60. 

Vgl.  oben  Nr.  1104,  109  S.  200,  1120 
—1122,  1131,  1134,  113Ö,  1136, 
1139, 1140, 1142, 1143,  1144,  1167, 
1170,  1205—1217. 


VII.  Kultnr-  n.  Litteratnr- 
geschichte. 

Baden. 

1724  Ammon,  0.  Anthropologisches  aus 
Baden.  —  Korrespondenz  -  Blatt  d.  d. 
Ges.  für  Anthropologie.  XVIII.  Nr.  6. 

1725  Aus  Karlsruhers  Vergangenheit.  Ein 
Alt-Karlsruher  Volksdichter.  —  Karlsr. 
Nachrichten.    Nr.  147. 

1726  Bartseh,  K.  Der  Müttinger.  —  Ger- 
mania, 32.  Jhrg.    S.  246—253. 

1727  Behaghel,  0.  Der  Dichter  des  Schatz- 
kästleins und  seine  Heimat.  —  Vom 
Fels  zum  Meer.    Heft  5. 

1728  Bernays,M.  Die  Urschriften  der  Briefe 
Schillers  an  Dalberg.  —  Allg.  Zeitg. 
Beil.  Nr.  226,  227,  230,  231. 


Bolte,  J.    Der  Jude  von   Venetien,  1729 
die  älteste  deutsche  Bearbeitung  des 
Merchant  of  Venice.  —  Jahrb.  d.  d. 
Shakespeare-Ges.  XII.     189—201. 

Zum  Theaterwesen  am  markgräflich 
bad.  Hofe  im  17.  Jahrh. 

Creeelius,  W.    Joh.  Leonh.  Weidner,  1730 
Rektor  der  Lateinschule  zu  Elberfeld, 
Fortsetzer   von  Zincgrefs  Apophtheg- 
mata.    (Progr.-Beil.  des  Gymn.  zu  El- 
berfeld 188«,  Progr.  Nr.  401.) 

ün  duel  devant  Philippsbourg.  —  La  1731 
Revue  uouv.  d'Alsace-Lorraine.  6«  an- 
näe  Nr.  8. 

Franke,  F.    Neue  Briefe  aus  Baden- 1732 
Baden.    Karlsruhe,   Pollmann.     1888. 
8.    53  S. 

Frommel,  E.  Aus  Alt-Karlsnihe.   Ge- 1733 
danken   eines   Karlsruhers   beim  Ab- 
schied einer  Karlsruherin  1857.  Karls- 
ruhe, Reuther  (1887).   11  S.    Gedicht 
in  Karlsruher  Mundart. 

Gessler,  F.    Hohengeroldseck.    Sage  1734 
u.  Dichtung.  Lahr,  Schauenburg  ( 188^. 
8.    111  S. 

Gestner,  L.    Erinnerungen  au  Robert  1735 
Mohl.  —  Die  Gegenwart.  31.  Bd.  Nr.  29. 

Gothein,  E.     Die  Naturbedingungen  1736 
der   kulturgeschichtl.  Entwicklung   in 
der  Rheinebene  u.  im  Schwarzwald.  — 
Verhandlungen  des  7.  d.  Geographen- 
tages.    Berlin.  1887.     S.  53—73. 

GrOneberger,  Ph.    DV  Schorch  un  die  1737 
Karline.   Ein  pfälzisches  Familienbild. 
Illustr.  V.  Schreiber.  Speier.  1887.  8. 

Gutmann,  G.  Hoch  die  Palz!  Gedichte  1738 
in  Pfälzer  u.  Hochdeutscher  Mundart 
Heidelberg,  Petters.     1887.    8. 

Heimburger,  K.  Grammatische  Dar- 1739 
Stellung  der  Mundart  des  Dorfes  Otten- 
heim.  Lautlehre.  Halle  a.  S.  Karras, 
1887.  8.  37  S.  (Freiburger  Diss.)  S.-A. 
aus  den  Beiträgen  zur  Gesch.  der  D. 
Sprache  u.  Lit.  XIII,  2. 

Hertling,   v.    Joh.  Friedr.  Ilertling,  1740 
Prof.  in  Heidelberg  (f  1749),  nicht  Je- 
suit. —  Histor.  Taschenbuch  der  Görres- 
Ges.     8.  Jhrg.    Heft  3. 

Koch,  A.  Thorbecke's  Geschichte  der  1741 
Universität  Heidelberg.  —  Allg.  Ztg. 
Beil.  Nr.  79-85. 

Krantz,  E.   Alfred  de  Musset  ä  Bade.  1742 
(Lettres  in^dites  )  —  Annales  de  TEIst. 
Annee  I,  487—495. 

Längin,  G.    Rede  bei  der  Einweihung  1743 
des   Scheffeldenkmals    in  Rippoldsau. 
Wolfach,  Sandfuchs.    1887.   8.   8  S. 

Lenz,   Ph.    Der   Handschuhsheimer  1744 


Digiti 


zedby  Google 


Bibliographie. 


227 


Dialekt.  I.  Teil  Wörterverzeichnis. 
Konstanz,  Stadler.  1887.  4.  55  S. 
(Projrramm-Beil) 

1745  Loeper-Housselle,  M.  Die  geschieht!. 
Entwickelune  des  badischen  Frauen- 
Yereins.  —  Die  Frau  im  gemeinnützigen 
Leben.  Heraasgg.  von  Marie  Loeper- 
Honsselle  und  Amelie  Sohr.  If.  Jhrg. 
I.  Heft.    S.  1—3?». 

1746  Meyer,  J.  Briefwechsel  zwischen  J. 
V.  Lassberg  und  Joh.  Adam  Pupikofer. 

—  Alemannia  XV.    S.  281—288. 

1747  „Meister  Jotephus''  als  Reiseschrift- 
steller. —  Allg.  Ztg.  Beil.  Nr.  173. 

1748  Moll.  Erinnerungen  an  Joseph  Victor 
V  Scheffel.  Vortrag.  —  Schriften  des 
Ver.  ftir  Gesch.  d.  Bodensees  u.  seiner 
Umeebung.  XVI   S.  7—12. 

1749  Morneweg,  K.  Johann  v.  Datberg, 
vgl.  oben  Nr.  1429.  (Berührt  mehrfach 
die  Gesch.  der  jetzt  bad.  Pfalz  und 
der  bad.  Markgrafen  Friedrich,  Chris- 
toph II.  Jakob). 

1750  Die  Namen  der  alten  Eonsfanzer  Häu- 
ser. —  Freie  Stimme.  Nr.  87,  89. 

1751  Pflster,  Ch.    Jean -Daniel  Schupilin. 

—  Annales  de  TEst.  Nancy.  Berpcer- 
Levrault.  !'•  annee,  p.  34—63,  184— 
220,  349-368  (k  suivre). 

1752  Proelss,  J.  Scheffel  und  die  badisohe 
Revolution.  —  Berichte  des  Freien  D. 
Hochstiftes  zu  Frankfurt  a.  M.  1886/7. 
Heft  1. 

175')  Proelss,  J.  Scheffels  Leben  u  Dichten. 
Mit  vielen  Originalbriefen  d<»s  Dichters 
u.  10  Abbild.  Berlin,  Freund  u  Jeckel. 
1887.    8.   Vin.  678  S. 

1754  R0tbe,  G.  Die  Gedichte  Heinmars 
von  Zweter.  Leipzig  1887.  8.  Sucht 
als  Heimat  R.  Zeuthern  bei  Bruchsal 
nachzuweisen. 

1755  Roth6,R.  Stille  Stunden.  Aus  Richard 
Rothes  handschriftl.  Nachlass.  Neue 
Folge.  Bremen,  Heinsius.  1888.  8. 
120  S.  Hierher  gehörend  namentlich: 
I  Aus  dem  Briefwechsel  S.  K.  H  des 
Grossherzogs  Friedrich  von  Baden  mit 
und  über  Rothe.    S.  1 — 15. 

1756  Schedler.  Die  Schutzmantelbruder- 
schaft in  Markdorf  und  deren  Kirche. 
Die  Pest  in  der  Seegegend  nebst  einer 
Urkunde  Ober  die  Zustände  am  Boden- 
see zu  Anfang:  des  30jähr.  Krieges.  — 
Schriften  d  Ver.  f.  Gesch.  des  Boden- 
sees u.  s.  ümgebg.    XVI.    S.  57—67. 

1757  Scheffel,  J.  V.  v.  Eine  Erinnerung 
an  den  badischen  Aufstand  von  1849 
und  ein  Bericht  darüber.    Mit  Erläu- 


terungen von  Gebh.  Zemin.  —  Deut- 
sche Revue.  Hrsg.  v.  Fleischer.  12. 
g.    12.  Heft 

Treutier,  M.  Sang  von  der  Bergstrasse.  1758 
Frankfurt  a.  M.,  Koenitzer.    1888.   8. 

F.  V.  W.  Zu  Mittermaiers  hundert- 
stem Geburtstag.  —  Allg.  Zeitg.  Beil. 
Nr   215. 

Wartmann,  H.   Eine  neue  Deutung  des  1759 
Namens  der  Alamannen.  —  Anzeiger 
f.  schweizer.  Gesch.  N.  F.  18.  Jg.  Nr.  5. 

Weber,  G.   Jugendeindriicke  und  Er- 1760 
lebnisse.  Ein  histor.  Zeitbild.  Leipzig, 
Eneelmann.    1887.    8.   VIII.   295  S. 

Weber,  G.  Die  moralische  Bedeutung  1761 
des  Heidelberger  Jubelfestes  1,  2,  3.  — 
Deutsche  Revue.    Hrsg*,  v.  Fleischer. 
12.  Jg.  Heft  1,  2,  3. 

Wechsler.  Neues  von  und  über  Scheffel.  1762 

—  Blätter  für  litterar.  Unterhaltung. 
Nr.  41,  42. 

Wehrle.    Erinnerungen  eines  Reichs- 1763 
tagskandidaten  für  das  Centrum  aus 
dem  Drang  -  Zwang  -  Qual  -  Wahl  -  Jahre 
1887.   Konstanz,  Mayr.    8.    110  S. 

Zolling,  Th.  Scheffel  als  Feuilletonist.  1764 

—  Die  Gegenwart.   31.  Bd.  Nr.  27. 
Vgl.  oben  Nr.  228,  229a,  234,  235, 

250,  261,  262,  267,  273. 
Mittdrhein. 

B0ckel,   0.    Segen  aus  dem   Oden- 1765 
walde.   Germania.  XXXI  (N.  F.  XIX) 
S.  345-346. 

Drathschmidt,  P.   Königstein  am  Tau- 1766 
nus,   seine  Geschichte  und  seine  Be- 
deutung als  hydriatischer  Kurort. 

Falk.     Mainzer    Brevier  -  Ausgaben.  1767 
Centralbl.  f.  Bibl.    IV.    S.  377—393. 

Fischer,  K.  Zur  Geschichte  des  Gym- 
nasiums zu  Dillenburg.  Programm  des 
Gymn.  daselbst.  Dillenburg,  E.  Wei- 
denbach.    1887.    4. 

Gedenkblätter  zur  Gutenbergfeier  am  1768 
50.  Jahrestag  der  Errichtung  des  Guten- 
bergdenkmals  zu  Mainz  14.  Aug.  1837, 
herausgeg.  von  den  vereinigten  Main- 
zer Buchdruckern  und  Buchhändlern 
M.D.CCC.LXXXVII  (nebst  vielen  Kup- 
fern u.  Holzschnitten). 

1.  Vorwort  von  F.  Schneider,  1  S. 

—  2.  Widmung  von  Dr.  L.  Noir^,  3  S. 

—  3.  (I)  Zur  Geschichte  des  Gutenberg- 
denkmals  zu  Mainz  von  Dr.  W.  Velke, 
16  S.  -  4.  (II)  Das  Gutenbergfest  im 
Jahre  1837  von  Dr.  li  Gassner,  12  S. 

—  5.  (III)  Die  Buchdnickerei  im  St. 
Rochus-Hospital  zu  Mainz  von  Dr.  K.  G. 
Bockenheimer,  16  S.  —  6.  (IV)  Guten- 


Weitd.  Zsittchr.  f.  Gesch.  u.  Kuust.  VII,    II. 


Digiti 


16 

zedby  Google 


228 


Bibliographie. 


berg,  Festpiel  von  Alfred  Boerkel,  8  S. 

—  7.  (IV«)  Die  Schlussschrifk  des  Ca- 
tholicon  von  1460  von  Dr.  Franz  Falk, 
8  S.  —  8.  (V)  Gutenberg  und  die  Künste, 
Gedicht  von  Friedrich  Goedecker,  8  S. 

—  9.  (VI)  Zur  fünfzigjährigen  Feier  der 
Erriciktung  des  Gutenberg -Denkmals 
von  Gustav  Hirsch,  4  S.  —  10.  (VII) 
Prolog  zur  Feier  des  Johannis-Festes 
von  W.  Jacoby,  4  S.  —  11.  (VIII)  Aus 
„Frauenlob**,  Operndichtung  von  W. 
Jacoby,  in  Musik  gesetzt  von  R.  Schwalm, 
12  S.  —  12.  (IX)  Eine  römische  Ur- 
kunde des  Mainzer  Museums  aus  dem 
Jahre  90  n.  Chr.,  ein  Beitrag  Schriftum 
der  Alten  von  Jacob  Keller,  16  S.  — 
13.  (IX»)  Dr.  Ludwig  Lindenschmitt, 
4  S.  —  14.  (X)  Geschichte  des  Main- 
zer Liederkranz  von  Carl  Nentwig,  16  S. 

—  16.  (XI)  Volkslied  am  Schlüsse  der 
Inaugurationsfeier  des  Monuments  für 
Johannes  Gutenberg  am  14.  Aug.  1837 
von  J.  Neus,  4  S.  --  16.  (XII)  Das 
Gutenbergfest  in  Mainz  von  Dr.  L. 
Noir^,  4  S.  —  17.  (XIH)  Das  goldne 
Mainz,  eine  kulturgeschichtliche  Skizze 
von  Dr.  J.  Nover,  24  S.  —  18.  (XIV) 
Ein  Blick  des  Naturforschers  in  die 
mittelrheinische  Tiefebene  von  Wilhelm 
von  Reichenau,  8  S.  —  19.  (XV)  Mainz 
und  seine  Drucker  von  Dr.  Friedrich 
Schneider,  12  S.  —  20.  (XV*)  Die 
Chronique  de  Savoye  über  Gutenberg 
und  seine  Erfindung  von  Dr.  Friedrich 
Schneider,  4  S.  —  21.  (XVI)  Zum  Jo- 
hannistage 1887  von  Paul  Schumacher, 
4  S.  —  22.  (XVII)  Gutenberg,  Hymnus 
für  vierstimmigen  gemischten  Chor, 
componiert  von  Paul  Schumacher,  4  S. 

—  28.  (XVIII)  Die  ersten  Druckhäuser 
und  Druckwerke  von  Mainz  von  Theo- 
dor Winkler,  18  S.  —  24.  (XIX)  Die 
Mainzer  Buchdruckereien  und  Buch- 
handlungen nebst  ihrem  Personal,  16  S. 

1769  Grandhomme.  Der  Kreis  Höchst  a.  M. 
in  gesundheitlicher  und  gesundheits- 
polizeicher  Beziehung  einschliesslich 
einer  geschichtlichen  und  geologischen 
Beschreibung  desselben.  Der  Erinne- 
rung an  D.  A.  v.  Brüning  gewidmet.  VII 
u.  193  u.  XXXI  S.  Frankfurt  a.  M. 
In  Commiss.   bei  Joh.  Alt.    1887.    8. 

1770  Qrossmann,  (F.)  Die  Heilquellen  des 
Taunus:  Wiesbaden,  Weilbach,  So- 
den, Homburg,  Ems,  Assmannshausen, 
Schwalbach ,  Schlangenbad ,  Selters, 
Fachingen,  Geilnau,  Cronthal.  X  und 
448  (mit  kurzen  historischen  Notizen). 
Wiesbaden,  J.  Bergmann.  1887.  gr.  8. 


Heiniel,  R.  Über  die  Nibelungensage.  1771 
Sitzungsberichte  der  kaiserl.  Akademie 
der  Wissenschaften  zu  Wien.    Philos.- . 
bist.  Klasf^e.    Bd.  109,  lieft  2.     1885. 
p.  671—718. 

Hennen.    Unbekannte  und  unzuläng- 1772 
lieh  gewürdigte  Marienthaler  Drucke 
nebst  Beiträgen     zur    Zeitfolge    der 
Marienthaler  Presserzeugnisse.  Central- 
blatt  f.  Biblioth.  IV.    S.  342—360. 

Herti  über  den  Namen  Lorelei.   Sitz- 1773 
ungsberichteder  philos.-philol.  u.  histor. 
Klasse  der  k.  bair.  Akademie  der  Wis- 
senschaften.  München,  1886.  Heft  II. 
217-251. 

V.  d.  Linde.  Geschichte  der  Erfindung  1774 
d.  Buchdruckerkunst.   IL  S.  369—672. 
III.   S.  673-1048.    (Rec.  von  Hesseis.) 
Beriin,  Asher.    1886.    4.    M.  60. 

Nathusius-Neinstedt.  Vortrag  üb.  Böh- 1775 
mers  Leben.   Korresp.-Bl.  des  Gesamt- 
vereins, 35  S.  52—53. 

Ortner,  M.  Reinmar  der  Alte,  die  1776 
Nibelungen,  Österreichs  Anteil  an  der 
deutschen  Nationall itteratur.  VIII  u. 
356  S.  Cf.  Lit.  Centr.  1887.  S.  632 
—633.  (Jer.  Seemüller.)  Wien,  Kor- 
negen.    1887.    8.    M.  6. 

Roth,  F.  W.  E.  Die  Schriften  Wolf- 1777 
gang  Trefiers  zu  Mainz.  0.  S.  B.  — 
Hist.-pol.  Blätter,  1887.  Bd.  99.  S.  925 
—936.  Cf.  ib.  1876.  Bd.  77.  S.  923 
—933  u.  Forschungen  zur  deutschen 
Gesch.    XX.    S.  39—48. 

Roth,  F.  W.  E.    Die  Druckerei   des  1778 
P.  Friedberg  in  Mainz   (1491—1499) 
und  ihre  Erzeugnisse.    Centralbl.  für 
Bibl.    IV.    S.  394—404. 

Frhr.  Schenk  V.  Schweinsberg.  Zur  Frage  1779 
nach  dem  Wohnsitz  Friedrichs  v.  Hausen. 
Zeitschr.  f.  deutsches  Altertum.  XXXII. 
S.  41-44. 

Strack,   K.    Prälat  D.   K.  Zimmer- 17H0 
mann   zu   Darmstadt,    dessen   Leben 
und  Verdienste  um  den  Gustav- Adolf- 
Verein.  36  S.  Barmen,  K.  Klein.  1886. 
16.    10  Pf. 

Velke,  W.  Die  Gutenbergfeier  in  Mainz  1 781 
(14.  August).    Centralbl.  für  Bibl.    IV. 
S.  463—465. 

Widmann.    Die  Eberbacher  Chronik  1782 
der  Mainzer  Erzbischöfe.  Neues  Arch. 
Xm.  (1887.)  p.  121—143. 

Ludw.  E.  A.  Wimmer.  Die  Runenschrift.  1783 
Berlin,  Weidmann.  1887.  Vgl.  oben  Nr. 
1227.  Runen  am  Mittelrhein,  S.  59: 
Osthofer  Spange  (Rheinbessenh  Frei- 
laubersheimer  Spange  (Rheinnessen); 
Friedberger  Spange  (Oberhessen);  £m- 


Digiti 


zedby  Google 


Bibliographie. 


22d 


der  Spange  (Nassau) ;  Spange  von  En- 
gers (Rheinprovinz). 

1784  Zais,  E.  DiekurmainzischePorzellan- 
Maonfaktur  zu  Höchst.  Mit  3  Tafeln 
u.  18  Abbild,  im  Text.  IX  n.  185  S. 
Mainz,  J.  Diemer.     1887.    4. 

Vgl.  oben  Nr.  257,  276,  277,  279, 
281,  282,  2ö3,  288,  293,  294,  295, 
297,  298,  299,  307,  308,  313,  327, 
330,  333,  33Ö,  349,  351,  358,  363, 
365,  367,  368,  369,  371,  373,  374, 
382,  383,  386,  387,  398,  401,  402. 
Bheinpwvim, 

1785  Jaumart  de  Brouillant.  Uistoire  de 
Pierre  de  Marteau.  (Le  Livre  1886, 
October  10),  Enth  Bibliographie  der 
Bücher  des  17.  u.  18.  Jhs.,  welche  die 
Verlagsfirma,  ä  Cologne,  chez  Pierre 
de  Marteau,  trafen. 

1786  Hennen.  Das  Missale  der  Trierischen 
Erzdiöcese  im  15.  u.  16.  Jahrh.  nebst 
Beiträgen  zur  Gesch.  des  Buchdrucks 
und  Buchhandels  im  damaligen  Trier. 
12  S.    gr.  8. 

1787  Hennen.  Triers  Wiegendrucke  nebst 
Beiträgen  zur  Kölnischen  Buchdrucker- 
geschichte im  15.  Jalirh.  2.  Ausgabe. 
16  S.    gr.  8. 

1788  Hennen.  Urkundliches  zur  Buch- 
druckergeschichte Triers  im  16.  Jahrh. 
4  S.    8. 

1789  HOller,  H.  Sulpiz  Boisser^e  und  der 
Kölner  Dom.  (Kölnische  Ztg.  1887, 
Nr.  358,  Erstes  Blatt). 

Vgl.  oben   Nr.  422,  431,  464,   465, 

468,  469,  472,  475,  478,  481a,  503, 

510,  215,  518,  531,  534,  537,  540, 

544, 547,  551, 555,  o56,  5ö8a,  1088. 

Westfalen. 

1790  Frlcke,  W.  Der  Teutoburger  Wald, 
das  Wesergebirge,  Detmold  und  das 
Hermausdenkmal.  4.  Aufl.  132  S.  Biele- 
feld, Helmich.    1887.    12.   M.  1. 

1791  Grimme,  F.  W.  Das  Sauerland  und 
seine  Bewohner.  2.  gänzlich  umgear- 
beitete und  vermehrte  Auflage.  173  S. 
Münster  u.  Paderborn,  F.  Schöningh. 
1886.    8.    M.  1,80. 

1792  HUfler,  H.  Annette  von  Droste-Hüls- 
hoff  und  ihre  Werke.  Vormehmlich 
nach  dem  litterarischen  Nachlass  und 
ungedruckten  Briefen  der  Dichterin. 
Mit  3  bildlichen  Beilagen.  XX  u.  368  S. 
Gotha,  Perthes.    1887.   8.    M.  7. 

1793  Krimphove,  C.  Die  Heiligen  und  Se- 
ligen des  Westfalenlandes.  450  S. 
Oelde,  Holterdorf.    18»6.   8.    JVI.  2^0. 

1794  Leppla,  k.     Die  westfälische  Moor- 


niederung und  das  Diluvium.  München 
1886.  Mit  2  Karten.  Separatabdruck 
aus  den  Abhandlungen  der  bayerisdien 
Akademie  der  Wissenschaften.  S.  Id7 
bis  182. 

Poppe,  F.  Zwischen  Ems  und  Weser.  1795 
Land   und   Leute   in   Oldenburg  und 
Ostfriesland.     VII  u.  472  S.     Olden- 
burg, Schulze.   1888.    8.    M.  6. 

Quellen  und  Untersuchungen  zur  Ge-1796 
schichte,  Kultur  und  Litteratur  West- 
falens. Herausgegeben  vom  Verein 
für  Geschichte  und  Altertumskunde 
Westfalens.  I.  Bd.  Daniel  von  Soest ; 
ein  westfälischer  Satiriker  des  16.  Jahr- 
hunderts. Herausgegeben  und  erklärt 
von  Franz  Jostes.  IX  u.  400  S.  Pa- 
derborn, Schöningh.  1888.  8.   M.  8. 

Strohe,  J.  J.  A.  Karte  des  Kegierungs- 1797 
bezirks  Arnsberg  in  19  Sektionen.  Nach 
amtlichen  Materialien  bearbeitet  Mass- 
stab 1 :  50000.  Nr.  1  Sektion  Castrop, 
Nr.  2  Sektion  Camen,  Nr.  5  Sektion 
Bochum,  Nr.  6  Sektion  Dortmund, 
Nr.  15  Sektion  Meinertshagen.  Werl, 
Stein.   1887.   Fol.    M.  14. 

Vogeler,  E.    Geschichte  des  Soester  1798 
Archigymnasiums.     HI.   Teil.     30    S. 
(Programm  des  Archigymnasiums  zu 
Soest).   4. 

Weerth  0.  u.  AnemUller,  E.  Bibhotheca  1799 
Lippiaca.    Übersicht  über  die  landes- 
kundliche und  geschichtliche  Littera- 
tur des  Fürstentums  Lippe.  88  S.  Det- 
mold, Meyer.    1886.   8.    M.  1,60. 

Vgl.  oben  Nr.  565,  670,  öaS. 
Schtoeijs. 

Ägaisli,  Mm«  Elisabeth  C.  Louis  Agas- 1800 
siz.     Sa   vie    et    sa    correspondance. 
Tradttit  de  Panglais  par  Auguste  Mayor, 
ornä  d'un  portrait  d'Agassiz.    618  p. 
Neuchätel,  Berthoud.   8.   frs.  7,50. 

Mämoires  de  deux  voyages  et  sdjours 
en  Alsace  1674—76  et  1681.  Avec  un  1801 
itin^raire  descriptif  de  Paris  ä  Basle 
et  les  vues  d^ Altkirch  et  de  Beifort 
dessinäes  par  Fauteur  LDLSDL'HP. 
Publik  pour  la  premi6re  fois  d'apres 
le  msc.  original  par  LBJCM.  264  p. 
Mulhouse,  Bader,   gr.  8.    frs.  7,50. 

T.,  B.    Ivan  v.  Tschudi  f.    Nekrolog  1802 
in  den  Mitteilungen  des  deutschen  u. 
österr.  Alpenvereins  1887  Juni  1. 

Bachmann,  A.  Een  middelnederlandsch  1803 
gedieht  uit  een  handschrift  te  Zürich. 
4  p.    8.   In:  ^Tijdschrift  voor  Neder- 
landsche  Taal-    en   Letterkunde"    VI 
p.  317—320. 


Digiti 


zedby  Google 


230 


äifaliograplite% 


1804  Bachmann,  Alb.  Brachstücke  eines 
Frauengebets  [Rheinauer  cod.  perg  176] 
in  Zs.  für  deutsches  Altertum  XXKII 
p.  50—57  und  Bruchstücke  eines  mhd. 
Cligäs  ebenda  p.  123—128. 

1805  Bichteld,  J.  Geschichte  der  deutschen 
Litteratur  in  der  Schweiz.  Lfg.  2  S.  81 
— 168  und  Anmerkungen  S.  25—44. 
Frauenfeld,  Huber.    8.    frs.  1,60. 

1806  BäcMold  u.  Vetter.  Bibliothek  älterer 
Schriftwerke  der  deutschen  Schweiz. 
2.  Serie.  Heft  1 :  Chronik  der  Ges.  def 
Mahler  1721—22.  Nach  dem  Manuscr. 
der  Zürcher  Stadtbibliothek,  ed.  Th. 
Vetter.  117  S.  Frauenfeld,  Huber.  8. 
frs.  3. 

1807  Bftchtold,  Jac.  Beiträge  zur  St.  Gal- 
lischen Litteraturgesch.  in  der  Zs.  für 
deutsches  Altertum.    N.  F.  Bd.  XIX. 

1808  Bartsch.  Les  Minnesänger  suisses 
dans  la  „Revue  critique**  1887  Nr.  35. 

Aus  d.  Universitätsbibliothek  zu  Basel 
in  der  „ AUg.  Schweiz.  Ztg. « 1886  Nr.  260. 

1809  Baumgartner,  P.  0.  Die  Yolksschul- 
bestrebungen  in  der  Schweiz  und  ins- 
besondere in  Graubunden  von  1760 — 
1837,  in:  „Pädagog.  Blätter«*  Bd.  16 
Heft  5  (1887). 

1810  Betart  Richard  Wagner  in  Zürich 
1849—58  in  der  „Allg.  Musikzeitung*" 

1886  Nr.  43. 

1811  Bertolottl,  A.  Compere  di  libri  a 
Basilea  per  la  Biblioteca  ducale  di 
Mantova.    Nel  „Bibliofilo«"  di  Firenze 

1887  Nr.  7/8  p.  112. 

181 2  Andenken  an  die  Sempacher  Schlacht- 
feier den  5.  Juni  1886.  Alte  Eidgen. 
Pfeifer-  und  Tambour- Ordonnanz,  in 
Noten  gesetzt  von  Franz  Bettschart, 
Trompeter-Korporal  vom  Bat.  72.  Mit 
Abbildung.  4  Quartseiten.  Einsiedeln, 
Benziger.    frs.  1. 

1813  Blondel,  A.  u.  Mirabaud,  P.  Rodolphe 
Toepffer.  L'^crivain,  Tartiste  et  Thom- 
me.  416  p  illustre  de  25  photogra- 
vures  et  suivi  d'une  bibliographie  com- 
pl^te  des  Oeuvres  de  Rodolphe  Toepffer. 
Paris,  Hachette  u.  Co.    gr.  8.    frs.  30. 

1814  Brandstetter,  R.  Blasphemiae  accusatae 
1381—1420.  Aus  den  Luzerner  Rats- 
protokollen in  der  Zs.  för  deutsches 
Altertum  Bd.  XVUI  S.  399-414. 

1815  Brun,  Carl.  Johannes  (Hanns)  von 
Nussdorff.  In  der  Allg.  D.  Biogr.  Bd. 
XXIV  p.  59  f. 

1816  Burckhardt,  Fr.  Aus  Tycho  Brahes 
Briefwechsel.  28  S.  Basel,  Georg,  gr.  4. 
frs.  2. 


Doblhoff,  \.    Der  Heiny  von  ttealp.  181 7 
Ein  Yolksdrama  aus  dem   16.  Jh.  in 

5  Aufzügen.  Nach  seiner  gleichnamigen 
Erzählung  für  die  Bühne  bearbeitet 
60  S.   München,  Callwey.  12.  frs.  1,35. 

Dufour,  Th^ophlte.  Am^d^eRoget(Bio- 1818 
graphie  et  bibliographie).    Allocution 
ä  la  Sociale  d'histoire.    Extrait  des 
M^moires  de  la  Sociale  d'histoire,  tome 
XXII.    Genfeve,  Georg,    frs.  1. 

Dufour,Th6ophile.  Albert  Rilliet  (Bio- 1819 
graphie  et  Bibliographie).    Allocution 
ä  la  Sociät^  d^histoire.    Extrait  des 
Mdmoires  de  la  Soci^tä  d'histoire,  tome 
XXII.     Gen^ve,  Georg,    frs.  I. 

Egii,  J.  J.    Geschichte  der  geogra- 1820 
phischen  Namenkunde.  Mit  Probe  einer 
toponomastischen  Karte.   IV  u.  430  S. 
Leipzig,  Brandstetter.    1886.    gr.  8. 

Eppler,  C.  F.  Karl  Gottlieb  Pfander.  1^21 
Ein  Zeuge  der  Wahrheit  unter  den 
Bekennem  des  Islams.  Mit  Blicken  in 
die  Vergangenheit  und  Gegenwart  des 
Muhamedanismus.  192  S.  Basel,  Mis- 
sionsbuclihaiidl.    kl.  8.    frs.  1,75. 

Favaro,  Antonio.  Ricerche  ulteriori  1822 
intorno  alla  vita  ed  alle  opere  di  Bar- 
tolomeo  Sovero,  matematico  svizzero 
(di  Friburgo)  del  secolo  XVI.  Im  „Bol- 
lettino  di  bibliografia  e  di  storia  ma- 
tematica"  di  Roma,  tom  XIX  Marzo  1886. 

Fournel,  V.    De  J.  J.  Rousseau  ä  A.  1823 
Chdnier.  Etudes  litt^raires  et  morales 
sur  le  18«  siecle.   Paiis,  Firmin,  Didot 

6  Co.     frs.  3. 

QrDnfeld.    Las  Leben  des  Pädagogen  1824 
Heinrich  Pestalozzi.   63  S.    Schleswig, 
Julius  Bergas.    gr.  8.    frs.  1,35. 

Gulllot,  Alexandre.    Un  poete  de  la  1825 
Suisse  romande  au  18.  s.    Etienne-Sa- 
lomon  Reybaz  (1739—1804)  d'apr^s  des 
documents  inedits.  78  p.  Gen^ve,  Carey. 
12.    frs.  1. 

Hartmann,  J.   Alchemie  und  Arkano- 1826 
logie  im  Gegensatz  zur  Schulmedicin. 
Die  Arkana,  die  Remedia  divina  der 
alten  Alcbemisten.  32  S.  Zürich,  Schmidt 
8.    fi-s.  1,25. 

Dr.  Carl  Schroeder,  Gust.  Stierlin  1827 
und  Gottfr.  Heer:  Oswald  Heer.  Lebens- 
bild eines  Schweiz.  Naturforschers. 
Bd.  II  u.  lil :  0.  Heers  Forscherarbeit 
und  dessen  Persönlichkeit  Zürich, 
Schulthess. 

Heer,  Gottfr. :    Oswald  Heer.   Lehens- 1828 
bild  eines  Schweiz.  Naturforschers.   O. 
Heer  als  Mensch  u.  Bürger  in  seiner 


Digiti 


zedby  Google 


^Bibliographie. 


23l 


spätem  liebensperiode.  125  S.  Zürich, 
Schulthess.    gr.  8.    fre.  2,60. 

1829  Herzeg,  H.  Schweizersagen  für  Jung 
und  Alt  dargestellt  Erste  Sammlung. 
2.  Aufl.  224  S.  Aarau,  Sauerländer. 
8.    frs.  3. 

1880  Hüter,  Ed.  Bemerkungen  zu  „Omont's 
Catalogue  des  Manuscrits  grees  des 
Bibliotheques  de  la  Suisse".  In  der 
Berliner  philolog.  Wochenschrift  1886 
Nr.  51. 

1H31  Huniiker,  0.  Geschichte  der  Schweiz. 
Volksschule  in  gedrängter  Darstellung, 
mit  Lebensabrissen  der  bedeutenderen 
Schulmänner  bis  zur  Gegenwart.  2  Bde. 
296  u.  396  S.  gr.  8.  frs.  20.  Dasselbe 
2.  Ausg.  Lfg  6  u.  7.  Bd.  111  S.  1—256. 
Zürich,  Schulthess.  gr.  H.  frs.  l,f^O. 
Dasselbe.  Neue  Subscriptions-Ausgabe 
mit  einem  Nachtrag.  Zürich,  Schult- 
hess.   gr.  8. 

18B2  Hümer,  L.  Hieronymus  Ringier,  gew. 
Pfarrer  und  Dekan  in  Kirchdorf  und 
sein  Einfluss  auf  die  Neugestaltung 
der  bemischen  Kirche.  Ein  kirchl. 
Charakterbild  aus  den  letzten  2  Jahr- 
zehnten. 82  S.  Bern,  Wyss.  kl.  8. 
frs.  1,20. 

1833  Idiotikon.  12.  Heft  Bd.  U  p.  369—528. 
Frauenfeld,  Huber.    frs.  2, 

1834  Oora  d'litria.  Bousseau  all'  isola  di 
St.  Pierre.    Nella  „Rivista  contempo- 

^  ranea*"  di  Firenze  1888  fasc.  I. 

1835  Kelle,  J.  Die  philosophischen  Kunst- 
ausdrucke in  Notkers  Werken.  Sep.- 
Abdr.  58  S.  München,  Franz.  4.  frs.  2,30. 

1836  Keller,  J.  Beitr.  zur  polit.  Thätigkeit 
Heinrich  Zschokkes  in  den  Revolutions- 
jahren 1798—1801.  74  S.  mit  Silhouette 
u.  Facsimile.  Aarau,  Sauerländer,  gr.  8. 
frs.  I,o0. 

1837  Kinkel,  Gottfr.  |r.  Zur  Erinnerung  an 
G.  Kinkels  Thätigkeit  in  Zürich.  In 
der  „DeuUchen  Ztg."  Wien  28.  Dez. 
1886. 

1838  Marlmni,  Mario.  Una  tipoprafia  storica 
(quella  di  Capolago).  Nella  ^Gazzetta 
Ifctteraria"  di  Torino  1887  Nr.  84. 

la^  Mauihner,  F.  Von  Keller  zu  Zola 
Kritische  Aufsätze.  153  S.  Berlin,  Heine. 
8.    frs.  2,70. 

1840  Meitiier,  R.  Berthold  Steinmar  von 
Klingnau  u.  seine  Lieder.  104  S.  Pader- 
born und  Münster,  Schöningh.  gr.  8. 
fr.  2,15.  In  „Göttinger  Beiträge  zur 
deutschen  Philologie"  Heft  1. 

\H\  Meyer,  P.  Gabriel,  0.  S.  B.  Verzeich- 
nis   der    Handschriftenkatalogo     der 


Schweiz.  Bibliotheken.  19  S.  gr.  8.  Im 
„Centralbl.  für  Bibliothekswesen"  Jg.  IV 
1887  Heft  I. 

Meyer,  P.  Gabriel.  Die  7  freien  Künste  1842 
im  Mittelalter.  Schluss.  Programm  des 
Jahresbericht  über  die  Lehr-  und  Er- 
ziehungsanstalt von  Maria  -  Einsiedeln 
im  Studienjahre  1886/87.  48  S.  Ein- 
siedeln, Benziger.    gr.  4.    frs.  2,50. 

Mdrike,  K.  E.  G.    Ein  Lebensbild  aus  1843 
der  Basler  Mission.   104  S.  Basel,  Mis- 
sionsbuchhandl.   8.    frs.  0,60. 

Monnler,  Marc.  (Biographie  von  Prof.  1844 
de  Gubernatis  in  Florenz).  In  der  „Revue 
internationale"  10.  Oct  1886. 

Montet,  Ed.  La  noble  le^on.  Texte  1845 
original  d'apres  le  manuscrit  de  Cam- 
bridge, avec  les  variantes  des  manu- 
scrits de  Geneve  et  de  Dublin,  suivi 
d'une  traduction  frangaise  et  de  tra- 
ductions  en  vaudois  moderne.  93  S. 
av.  1  planche  fac-simile.  Geneve,  Georg. 

4.  frs.  12. 

Morff,  H.    Einige  Blätter  aus  Pesta- 1846 
lozzis  Lebens-  und  Leidensgeschichte. 
136  S.    Ijangensaiza,  Beyer,     gr.  8. 
frs.  6. 

Morf,  H.    Trois  chansons  populaires  1847 
de  la  Surselva  (Suisse).  Dans  la  „Revue 
des  patois  gallo  -  romans**.    Paris  und 
Neuchätel.    I  annäe  Nr.  1  und  2.     p. 
115-123. 

Moita,  Emilio.  Due  inventari  di  libri  1848 
del  secolo  decimo  quinto.    [Per  nozze 
Renier-Campostrini].    Bellinzoua,  Sal- 
vioni.     [Nur  100  Ex  ].    8. 

Motta,   Emilio.     Bibliografia  medical849 
della  Svizzera  italiana.   Estratto   dal 
Bollettino    medico    della    Svizz-ital. 
188(5/87.   56  p.   Bellinzöna,  tipografia 
Bertolotti.   gr.  8. 

MUnster,  Sebastian.  Biographie  in  der  1850 
„Deutschen  Buchhändler- Akademie*". 
Weimar.     1887.   Bd.  IV.   Heft  9. 

Murner,  Th.    Badenfahrt.    Neudruck  1851 
nach    der  Ausgabe   Strassburg    1514, 
mit  Eri.  von  E.  Martin.    XXII  u.  44 

5.  mit  6  Zinkätzungen.  Strassburg, 
Heitz.  8.  frs.  2,70.  In  den  Beitr.  zur 
Landes-  und  Volkeskunde  von  Elsass- 
Lothringen,  Heft  2. 

Neister,  Karl.    Johannes  Scherr.    In  1852 
der  „Deutschen  Wochenschrift".  Wien, 
1886,  Nr.  48. 

Paasche.    Die  Volkserziehung  nach  1853 
Pestalozzis    erster   Erziehungsschrift. 
29  S.   Neuwied,  Heuser.  8.   frs.— ,40. 

Notes    sur    Thistoire    nationale   et  1854 


Digiti 


zedby  Google 


23ä 


bibliographiö. 


p^dagoglque  de  1a  Suisse.  In  der  Revue 
Internat,  de  Penseignement  1886,  Nr.  12, 
6.  avril. 

1855  PerleSy  J.  Die  Bemer  Handschrift 
des  kleinen  Aruch.  In  der  „Jubel- 
schrift zum  70.  Geburtstage  des  Prof. 
Dr.  H.  Greitz".  Breslau,  Schottländer. 

1856  Rambert,  E.  Demi^res  poösies.  Les 
Gruyäriennes.  Poösies  divers .-s.  Format 
elzevir.    Lausanne,  Rouge,   frs.  5. 

1857  Riggenbach,  B.  Untergegangene  deut- 
sche Universitäten.  Vortrag.  26  S. 
Basel,  Detloff.   8.   frs.  — ,50. 

1858  Ritter,  Eugene.  Recherches  sur  le 
po^te  Claude  de  Buttet  et  son  Amal- 
thee.   30  p,   Genäve,  Georg.  8.  frs.  1. 

185'!9  Schäfer,  F.  E.  Die  Pädagogik  des 
Jeremias  Gotthelf.  IV  u.  192  S.  Leip- 
zig, Brandstetter.   gr.  8.    frs.  8,20. 

1860  Schumann,  Alb.  Aargauische  Schrift- 
steller, aus  den  Quellen  dargestellt. 
Lfg.  1.  S.  1 — 126,  Aarau,  Sauerlän- 
der,  gr.  8.    frs.  4. 

1861  Sanft,  E.  A.  L'Eglise  de  l'Unit^  des 
freres  (moraves).  Esquisses  historiques. 
277  p.  Neuchätel,  Delachaux  u.  Niestlö. 
12.    frs.  3,50. 

1862  Servaes,  F.  Die  Poetik  Gottscheds 
und  der  Schweizer.  Literarhistorisch 
untersucht.  IX  u.  178  S.  Strassburg, 
Trübner.  gr.  8.  frs.  4,70.  In  den 
„Quellen  u.  Forschungen  zur  Sprach- 
und  Kulturgesch.  der  german.  Völker**. 
Hrsgg.  von  B.  ten  Brink,  £.  Martin, 
E.  ächmidt.   Ueft  60. 

18f)3  Spreng,  J.  J.  Idiotikon  rauracum,  be- 
arbeitet von  A.  So  ein.  (Sep.-Abdr.). 
45  S.    Bonn,  üanstein.    8.    frs.  2,70. 

1864  Steiner,  H.  Der  Zürcher  Professor 
Job.  Heinr.  Hottinger  in  Heidelberg. 
1656-61.  61  S.  Zürich,  Schulthess. 
fol.    frs.  3. 

1865  Studer,  Julius.  Walliser  und  Walser. 
Eine  deutsche  Sprachverschiebung  in 
den  Alpen.  56  S.  Zürich,  Schulthess. 
kl.  8.    frs.  1,20. 

1866  Suter,  14.  Die  Mathematik  auf  den 
Universitäten  des  Mittelalters.  In  der 
Festschrift  der  Kantousschule  in  Zü- 
rich zur  Beginissung  der  Philologen- 
Versammlung  vom  28.  Sept.  bis  1.  Okt. 
1887  in  Zürich.  119  S.  Zürich,  Hoehr. 
4.     frs.  1,50. 

1867  H.  W.  J.  Thierscht  Leben,  z.  T.  von 
ihm  selbst  erzählt,  ed.  Dr.  Paul  Wie- 
gand.  XX  u.  484  S.  mit  Portrait  in  Stahl- 
stich.  Basel,  Schneider,   gr.  8.  frs.  8. 

1868  Tritten,  E.   Geschichte  des  schweizer. 


Schützenvereins  von  Gründung  dessel- 
ben im  J.  1824  bis  u.  mit  1.  Mai  1886. 
114  S.   Bern,  Jenni.   8.   frs.  1,50. 

Ulrich ,  Jakob.    Susanna ,   ein   ober- 1869 
engadinisches  Drama  des  16.  Jhs.  mit 
Anmerkungen,  Grammatik  u.  Glossar. 
VI  u.  140  S.    Frauenfeld,  Huber.    8. 
frs.  3,6  . 

Vetter,  Theodor.    Der  Spectator  als  1870 
Quelle  der  „Discurse  des  Maler".  34  S. 
Frauenfeld,  Huber.    4.     frs.  2. 

Weber,  Rob.  Schweiz.  Nationalbiblio- 1871 
thek.  17.  Bdchn.:  Heinr.  Zschokke, 
aus  der  Schweizergeschichte.  84  S. 
Aarau,  Sauerländer,  kl.  8.  frs.  —,60. 
18.  Bdchn.:  Heinr.  Zschokke,  aus 
Stunden  der  Andacht  und  Selbstschau. 
80  S.    do.  do.    frs.  — ,6ü. 

19-21.   Bdchn.:   Heinr.   Zzchokke,  1872 
aus  den  Novellen,    do.  do.    frs.  1,*^0. 
Weber,  Rob.    Heinrich  Zchokke.    In 
der  „Helvetia'',   illustr.  Monatsschrift. 
Jg.  10.    Heft  6.^ 

Weibel,  J.  L.  Über  die  Luzemer  Mai- 1873 
gesetze.    Vortrag.    Luzern,  Gebhardt. 
frs.  0,50. 

Woeste,  Charles.   Histoire  du  Kultur- 1874 
kämpf  eu  Suisse  1871 — 86.  Bruxelles, 
Vandenbroek.     frs.  H,50. 

Wolfermann,  0.  Die  Flexionslehre  in  1875 
Notkers  althochdeutscher  Übersetzung 
von  Boethius:   de  consolatione  phiio- 
sophiae.    74    S.    Altenburg,    Comm. 
Bonde     gr.  8.    frs.  1,60. 

ZOndel,  Fr.    Pfarrer  Job.  Christoph  1876 

Blumhardt.    5.  vermehrte  Afl.   VUl  u. 

552  S.  Zürich,  Hoehr.  gr.  8.  frs.  5,80. 

Vgl.  oben  Nr.  219,  592,  593,  594, 

603,  606,  609,  617,  619,  620,  633, 

635,  637,  639,  643,  6:)1,  655,  656, 

665, 684,  (685),  686, 687,  688,  (689), 

690,  698,  7t'4,  705,  706,  708,  712, 

713,  715,  716,  718-720,  724,  739, 

744,  745,  747,  750,  752,  758,  761, 

762,   764,    766,  768,  769,  772,  64 

S.  19;^,   779,   780,   786,  789,  793, 

794,  795,  799,  800,  801,  805,  806, 

810,  814,  817,  819,  838,  839,  844, 

847,  861,  866,  872,  875,  878,  8b6, 

892,  89  A. 

Belgien, 

Iwelns,  H.-M.  Notre-Dame  De  Tuine,  1877 
patronne  de  la  ville  d'Ypres.  62  p.  Lou- 
vain,  Ch.  Peeters.  1886   8.  frs.  1,50. 

Lambrechts,  J.  Het  oud  begijnhof  van  1878 
Hasselt.  248  p.  Hasselt,  Ceysens.  1886. 
12.    frs.  2. 
I     Lecoy  de  La  Marche.    Le  13«  siecle  1879 


Digiti 


zedby  Google 


Bibliographie. 


233 


litt^raire  et  scientiüqne.  358  8.  Bruges, 
St  Augustin.    1887.   8.    frs.  2,60. 

1880  M«Nioy«r.  La  sorcellerie  en  Hainaut, 
et  plus  specialem ent  aux  environs  du 
Roeuix.  46  p.  Moos,  H.  Manceaux. 
1886.    8.    fre.  1,50. 

1881  Reusent,  Edm.  Documents  relatifs  k 
lliistoire  de  riJniversitö  de  Louvaiu 
(1425-1797).  Bd  UI.  ^58  p.  Lou- 
vain,  chez  Tauteur.    18^6.    8.   frs.  10. 

Vgl.  oben  Nr.  899,  VK)7,  912,  914, 
917,  921,  930,  932,  936,  937,  942, 
983, 990, 99.0, 798, 1000, 1 001 ,  1007, 
1008, 1018, 1021, 1030,  1034,  1035, 
1045, 1048,  1052,  10t>7,  1072,  1075 
—1078,  1081,  1088,  1091. 
Hoaand. 

1882  d'Ablaing  van  Giessenburg,  W.  J.  Ne- 
derlandsche  gemeentewapens  of  wapen- 
boek  der  gemeenten,  beerlijkhedeu, 
waterschappen  en  corporatien  van  het 
koninkrijk  der  Nederlanden.  Getrok- 
ken  uit  het  officieele  register  bij  het 
Ministerie  van  Justitie  te  's  Gravenhage 
bewaard,  voorafgegaan  door  eene  ge- 
scbiedkundige  inleiding,  waarin  een 
overzicbt  gegeven  wordt  van  al  de  ko- 
ninklijke  besluiten,  betreffende  dit  on- 
derwerp  uitgevaardigd,  en  eene  alpha- 
betische naamlgst  van  alle  in  het  werk 
voorkomende  wapens.  Met  tot  heden 
bijgewerkt  vervolg  door  J.  M.  Lion. 
(71  platen  met  961  wapens  en  titel- 
plaat,  benevenz  28  biz.  tekst.)  1887. 
Amh ,  P.  Gouda-Quint.    gr.  4.    tl.  9. 

1883  de  Baiel,  N.  C.  K.  Een  verloren  geacht 
werkje  van  Hendrik  Mande  gedeeltelijk 
teruggevonden  en  thans  uitgegeven  en 
toe^reliecht.  Met  een  bibliographie  van 
H.  Mande.  36  bl.  Leiden,  J.  W.  van 
Leeuwen   1886.  Roy.  8.  fl.  —,50. 

1884  ton  Brink,  Jan.  Geschiedenis  der  Xe- 
derlandsche  letteren  in  de  XIX«  eeuw. 
In  biographien  en  bibliographien.  1830 
—1880.  Afl.  1.  (1—96.)  Amst ,  Tj.  van 
Holkema.  Gent,  J.  Vuylsteke.  1887. 
gr.  8.   Compl.  in  16  afl.  a  fl.  —,80. 

1^85  Catalogus  codicum  manuscriptorum 
Bibliothecae  Universität is  Uheno-Tra- 
jectinae  (auctore  P.  A.  Tiele).  6  en 
414.  Traj.  ad  Rhen.,  Kemink  et  fil.  — 
Hag,  Mart.  Nijhoff.   18h7.  gr.  8   fl.  5. 

1 886  CaUilogus  der  Bibliotheek  van  de  Maat- 
scbappij  derNederlandsche  letterkunde 
te  Leiden.  Slot-afl.  (bewerkt  door  Louis 
D.  Petit.)  Kolom  685—1068  met  om- 
slagen,  titeis  en  inhoud  van  DI.  I—  H. 
Leiden,  E.  J.  Brill.  1887.  Imp.  8.  fl.  3,65. 


Catilogus  van  de  openbare  bibliotheek  1887 
te  Amhem.  Supplement,  Algemeen  Re- 
gister. 2  en  117.  (Gratis  voor  de  koo- 
pers  van  den  catalogus )  Arnh. ,  K. 
van  der  Zande,  flrma  Stenfert  Kroese 
&  van  der  Zande.  1887.  gr.  8. 

Duyl,  C.  F.  V.  Overzirht  der  bescha- 1888 
vingsgeschiedenis  van  het  Nderland- 
sche  volk  (408).  Gron.,  J.  B.  Wolters. 
18-7.    Post  8.    fl.  2,25. 

Hartog,  J.   Geschiedenis  van  de  pre- 1889 
dikkunrle  in  de  Protestantsche  kerk, 
2«  ve»-b.   en   verm.   druk.    8  en  422. 
ütr ,  Kemink  en  Zoon.   1887.   Roy.  8. 
fl.  4,50. 

Herauf,  de  Nedertandsche.  Tijdschrift  1890 
op  Het  gebied  van  geslacht-,  wapen- 
en  zegclkunde.  IV«  .jaarg.  1«  afl.  s'Hage 
C.  van   Doorn  &  Zoon.    1887.    gr.  8. 
per  jaarg.  van  4  afl.  fl.  6. 

Hoefer,  F.  A.   Geschiedenis  der  open- 1891 
bare  tijdsaanwijzinsc.  Met  een  voorrede 
van  P.  J.  Kaiser.    8,  4  en  136  en  8  pl. 
Leiden,  E.  J  Brill.  1887.  gr.  4.   fl.  6. 

Houtsma,  M.  Tu.  Uit  de  oostersche  1892 
correspondentie  van  Th.  Erpenius,  Jac. 
Golius  en  Lev.  Warner.  Eene  bijdrage 
tot  de  geschiedenis  van  de  heoefening 
der  oostersche  letteren  in  Nederland. 
Uitgee;.  door  de  Koninklijke  Akademie 
van  Wetenschappente  Amsterdam.  116. 
Amsterdam,  Job.  Muller.  1887.  4.  fl  2. 

Jonckbloet,  W.  J.  A.  Geschiedenis  der  1893 
Nederlandsche  letterkunde.  Deel  6. 
3«  gcheel  omgew.  uitgave.  XVI II« 
XIX«  reuw.  2«  deel.  556.  Grons,  J  B. 
Wolters.  1^87.  gr.  8.  fl.  2,80  in  lin- 
nenband. 

Jonckbloet,  W.  J.  A.  Geschiedenis  der  1894 
Nederlandsche  letterkunde.  4«  druk. 
Herzien  en  tot  den  tegenwoordigen  tijd 
bijgewerkt  door  C.  Honigh.  Afl.  1.  (4 
en  80 )  Gron ,  J.  B.  Wolters  1887. 
post  8.    Compl.  in  50  afl.  ä  fl.  0,30. 

Krusemann,  A.  C.  Bouwstoffen  voor  1895 
een  geschiedenis  van  den  Nederland- 
scheu  boekhandel,  gedurende  de  halve 
eeuw  1830—1880.  Uitgegeven  door  de 
Vereeniging  ter  bevordering  van  de 
belangen  des  bnekhandels.  Ten  voor- 
deele  van  het  „Onderstenningsfonds*'. 
1«  deel.  1«  en  2«  stuk.  XXXVIII  en 
302  bl.  2«  dl.  1«  en  2«  st  IL  1—342, 
343—880,  485-864.  Compleet  in  4 
stukken  of  2  deelen.  Amsterdam,  P. 
N.  van  Kampen  en  Zoon.  1886.  1887. 
Roy.  8.    fl.  1,50. 

Kwartierstaten.    Genealogische,    van  1896 


Digiti 


zedby  Google 


234 


Bibliographie. 


Xederlandsche  geslachten  onder  redac- 
tie  van  M.  A.  van  Rhede  van  der  Kloot 
en  Raimond  Bär.  Afi.  1  en  2.  's  Ha^e, 
W.  P.  van  Stockum  en  Zoon.  1887. 
br.  fol.    Gompl.  in  24  afl.  ä  fl.  1. 

1897  De  Librye.  Curiosa  rariora.  Nr.  1.  8. 
Rotterdam,  A.  Eeltjes.  1887.  4.  per 
jaarg.  von  12  Nrs.  fr    per  Post  fl.  1. 

1898  Register  (Alphabetisch)  op  den  syste- 
matischen catalogus  der  Provinciale 
bibliotheek  van  Friesland.  Bewerkt 
en  uitgeg.  op  last  van  de  Provinciale 
Staten  van  dit  ^ewest.  254.  Leeuw., 
W.  Eekhoff  u  Za.  1887  gr.  8.  fl.  1, 
de  catal.  met  reg.  in  6  dln.  compleet 
fl.  6,50. 

1899  Rietttap,  J.  B.  Armorial  gendral,  pro- 
cedd  d'un  dictionnaire  des  termes  du 
blason.  2«  Edition  refondue  et  aug- 
ment(^e.  2  deelen.  XLII  pn  1149  bl. 
in  2  kolommen  met  7  gelith.  wapen- 
kaarten;  VIII  en  1316  bl.  in  2  ko- 
lommen. Gouda,  6.  B.  van  Goorn,  Zo- 
nen. 1886.  Roy.  8.  fl.  47,70,  in  leer 
fl.  52,70. 

1900  Sloef,  L.  k  J.  W.  De  dieren  in  het 
Germaansche  volksgeloof  en  volksge- 
bruik.  1«  gedeelte.  185.  's  Hage,  Mart. 
Nijhoif.     1878.    8.    fl.  190. 

1901  Veen,  S.  D.  van.  Uit  de  vorige  eeuw. 
Vier  voorlezingen  ter  kenschetsing  vpn 
het  kerkelijk  en  godsdienstig  leven  in 
de  18«  eeuw  188.  Utrecht,  C.  H.  E. 
Breijer.    1887.    Post  8.    fl.  1,50. 

1902  Vortterman  van  Oyen,  A.  k.  en  Honig, 
Q.  J.  Genealogie  van  het  gcslacht  Ver 
Huell.  34.  's  Hage,  Geueal.  -  Herald. 
Archief.    1H87.    Post  8.     fl.  1,50. 

1903  Winicel,  Jan  te.  Geschiedenis  der  Ne- 


derlandsche  letterkunde.  Deel  I.  8  en 
583.  (Compleet  in  3  deelen.)  Haarlem, 
Erven  F.  Bohn.  1887.   Roy.  a  fl.  6^. 

Wo«rdenboek  (Biographisch)  derl9()4 
Noord-  en  Zuid-Nederlandsche  letter- 
kunde, door  W.  J.  A.  Huberts,  W.  A. 
Elberts  en  F.  Joz.  P.  van  den  Bran- 
den. Äff.  L  2e  verm.  dr.  C4  in  2  kol. 
Compleet  in  ongeveer  15  afl.  Deventer, 
A.  J.  van  den  Sigtenhorst.  1887.  Roy.  8. 
fl.  0,95 

Wunderlich,   W.   F.   H.    Geschiedenis  19(t5 
der  oude  en  middeleeuwsche  bescha- 
ving.  6en821.  Zutphen,  W.  J.  Thieme 
u.  Cie.    1887.    Post  8.    fl.  2,25,  geb. 
fl.  285. 
Vgl.  oben  Nr.  4f^5,  715,  1104,  1106, 
1018,  IUI,  1117, 1123.  1124, 1125, 
1132, 1134,  1137,1138,  1151,  1158, 
1161, 1163, 1171, 1173,  1174, 1175, 
1175,  1178,  1185,  1200—1204. 


Zur  Geschichte  der  Vereine  etc.  vgl. 
Nr.  25,  1H9,  155,  158,  214,  217,  225, 
239,  246,  253,  255,  263,  369,  270,  290 
—291,  305.-306,  311,  315-316,  324 
—325,  331,  332,  340—341,  393,  404, 
420,  439,  485,  509,  521,  542,  548,  549, 
569c,  574  (629),  788,  876,   93  S.  196. 

Zur  Bibliographie  vgl.  auch  oben 
Nr.  10,  11,  12,  54,  60,  91,  100,  112, 
116,  140,  (173),  (195),  199,  (217),  2Ä4, 
230,  (231),  2H8,  (289),  (246),  252,  (253), 
(264),  268,  274,  (295),  (808),  311,  315, 
(317  s  324,  372,  417,  423,  435,  (466), 
(474a),  482,  495,  507,  541,  (586),  588, 
(589),  47  S.  188,  (773),  (801),  9:^5,  (1049), 
(1110),  (1175). 


Digiti 


zedby  Google 


Der  kölner  Domscholaster  Oliver  als  Kreuzprediger 

1214—1217. 

Von  Dr.  1{.  Uos^eweg  in  Düsseldorf. 


Zwei  Krenzzüge  waren  schon,  solange  Innocenz  III.  auf  dem 
Stnbl  Petri  sass,  zastande  gekommen,  ungeheuere  Opfer  an  Menschen 
and  Geld  waren  bereits  dargebracht  worden,  ohne  dass  der  Papst  da- 
durch auch  nur  einen  Schritt  seinem  idealen  Ziele,  der  Befreiung 
Jerusalems  aus  den  Hinden  der  Ungläubigen,  näher  gekommen  wÄre. 
In  ganz^  andere  Bahnen  war  der  erste  dieser  Züge  gelenkt  worden, 
wirkungslos  war  der  Bannstrahl  des  pat^r  urhis  et  orhis  an  dem  ent- 
schiedenen Willen  des  greisen  Dogen  Venedigs  und  des  Herrscherge- 
schlechtes der  Hobenstaufen  abgeprallt;  aus  einem  Kreuzzug  war  ein 
Krieg  gegen  ein  christliches  Volk  geworden.  Und  wenn  der  Unmut 
des  Papstes  über  dieses  Ereignis  vielleicht  auch  dadurch  h&tte  gemildert 
werden  können,  dass  er  selbst  bereits  von  der  Unterwerfung  der  griechi- 
schen Kirche  unter  die  römische  Tiara  träumte,  so  hatte  der  Zug  doch 
sein  eigentliches  Ziel,  Palästina,  gänzlich  verfehlt.  —  Gamichts  konnte 
erreicht  werden  durch  den  Kinderkreuzzug,  der  Tausende  der  Kleinen 
dem  Untergang  und  der  Schande  preisgab.  So  traurig  das  Ereignis 
an  sich  war,  so  wenig  konnte  man  dem  Papste  oder  der  Geistlichkeit 
and  den  Eltern  einen  Vorwurf  daraus  machen,  dass  sie  es  nicht  ver- 
hinderten. Was  uns  als  Wahnsinn  ei-scheinen  möchte,  war  nichts  als 
bis  zum  Wahnsinn  gesteigerte  Begeisterung  bei  den  Grossen  und  der 
Trieb  zur  Nachahmung  bei  den  Kleinen.  Deswegen  ist  es  erklärlich, 
wenn  ein  Mann  wie  Innocenz  III.  weit  entfernt  von  jedem  Mitgefühl 
für  jene  den  Ausspruch  gethan  haben  soll:  „Diese  Kinder  beschämen 
ans,  indem  sie  zur  Eroberung  des   heiligen  Landes  ausziehen,   während 

Wwld.  Zeitichr.  f.  Gesch.  u.  Kunst.    VII,  III.  17 

Digitized  by  VjOOQ IC 


236  H.  Hoogcweg 

wir  schlafen  *)".  Er,  der  nie  ruhte,  der  rastlos  an  seinem  Plane  bis- 
her gearbeitet  hatte,  er  fühlte  angesichts  dieses  Elendes  nur,  dass  sein 
Thun  bisher  ein  Traum,  ein  Nichts  gewesen. 

Noch  lagen  die  Leichen  der  Unglücklichen  teilweise  unbegraben 
an  den  Wegen,  als  Innocenz  mit  erneutem  Eifer  das  Werk  der  Erobe- 
rung Jerusalems  wiederaufnahm  und  mit  der  ihm  eigenen  Thatki-aft 
betrieb.  Trotzdem  noch  grossartige  Ereignisse  in  Europa,  siiezieli  in 
Deutschland  zu  erledigen  waren,  vergass  Innocenz  doch  nicht  die  sich 
selbst  auferlegten  grösseren  Pflichten.  Noch  war  der  Kampf  im  hei- 
ligen römischen  Reiche  um  den  Besitz  der  Krone  unentschieden ;  eben 
noch  war  Otto  als  wortbrüchig  gegen  Kirche  und  Papst  erkannt  und  in 
den  Bann  gethan,  da  schweiften  die  Blicke  des  Papstes  bereits  in  die 
Ferne,  hinüber  über  das  Meer  nach  jenem  Lande,  das,  wie  es  hiess, 
durch  die  Ungläubigen  bedroht  war,  wo  aber  in  Wahrheit  durch  die 
Uneinigkeit  und  moralische  Gesunkenheit  der  dort  weilenden  Christen 
deren  Macht  der  Verachtung  preisgegeben  war  und  die  Feinde  nur  die 
Gelegenheit  erwarteten,  hier  mit  leichter  Mühe  einen  reichen  Fang  zu 
thun.  Hülfe  war  in  der  That  nötig,  Hülfe  nicht  nur,  welche  die  Waffen 
schaffen  konnten,  sondern  Hülfe  auch  durch  Wort  und  Beispiel,  welche 
der  Überhand  nehmenden  Demoralisation  der  Christen  im  heiligen 
Lande  steuerte. 

Wie  sehr  gegenüber  den  politischen  und  weltlichen  Interessen  aber 
auch  im  Abendlande  der  rein  kirchliche  und  religiöse  Charakter  den 
Bemühungen  für  das  heilige  Land  verloren  gegangen  war,  hatte  der 
Kreuzzug  vom  Jahre  1204  deutlich  gezeigt.  Mit  scharfem  politischem 
Blick  bemerkte  dies  Innocenz  wohl,  und  war  bemüht,  die  alten  Ideen 
wieder  zu  wecken  und  einen  Kreuzzug  in  streng  kirchlichem  Sinne  zu 
organisieren.  Nicht  nur  galt  es,  das  Volk  wieder  zu  begeistern,  sondern 
vor  allem  die  Grossen  von  den  eigennützigen  Plänen  abzuwenden  und 
dem  Plane  der  Kirche  dienstbar  zu  machen. 

Es  nimmt  nicht  Wunder,  wenn  ein  Mann  wie  Innocenz  III.  nicht 
nur  die  richtigen  Mittel  fand  sein  Vorhaben  zu  realisieren,  sondern 
diese  auch  in  der  richtigen  Weise  anfasste  und  benutzte. 

Nach  allen  Teilen  Europas  begannen  mit  dem  Jahre  1213  die 
Briefe  des  Papstes  auszugehen,  welche  zur  Unterstützung  des  neuen 
Kreuzzuges   ermahnten.      Ein    grosses    Lateranconzil ,    welches    im   No- 

*)  Alb.  Stad,  in  Mon.  Germ.  SS.  16,  S.  355:  Hü  pueri  nobis  impro- 
perant  [i.  e.  improbrant],  quod  ad  recuperationem  terrae  sanctae  üs  curren- 
tibuB  nos  dormimus. 


Digiti 


zedby  Google 


Der  kölner  Domscholaster  Oliver  als  Kreuzprediger  1214—1217.      237 

vember  1215  zasammentreten  und  neben  den  Beratungen  über  die  zu- 
nehmende OpiK)sition  gegen  die  römische  Kirche  vor  allem  die  Kreuz- 
zugsangelegenheiten zu  seinem  Gegenstande  haben  sollte,  wurde  bereits 
am  19.  April  1213  angekündigt^).  Fast  an  jede  Kirchenprovinz  gingen 
s|)ezielle  Briefe  des  Pai)stes  ab,  nicht  allein  um  den  Eifer  zu  schüren, 
sondern  auch  um  zugleich  die  Männer  namhaft  zu  machen,  von  welchen 
er  wünschte,  dass  sie  in  seinem  Namen  die  heilige  Sache  in  die  Hand 
nähmen. 

Von  den  Kreuzpredigern,  welche  durch  Innocenz  selbst  bestellt 
wurden'),  waren  es  der  kölner  Domscholaster  Magister  Oliver  und  der 
bonner  Dechant  Magister  Hermann,  welchen  die  Provinz  Köln  zutieH). 
Bei  weitem  der  hervorragendere  dieser  beiden  war  der  Erstgenannte, 
obwohl  auch  jener  Hermann  in  dem  begründeten  Rufe  grosser  Gelehr- 
samkeit stand  ^). 

Die  Wahl  Olivers  als  Kreuzprediger  für  die  Erzdiözese  Köln  war 
für  das,  was  Innocenz  beabsichtigte,  ebenso  geschickt,  wie  sie  für 
Oliver  ehrenvoll  sein  musste.  Kaum  wird  unter  der  Reihe  hochgestellter 
Würdenträger  des  kölner  Domkapitels,  deren  Namen  uns  in  grosser 
Anzahl  gerade  aus  dieser  Zeit  dank  den  Quellen  und  besonders  dem 
Cäsarius  von  Heisterbach  erhalten  sind,  ein  Mann  gefunden  werden, 
der  nicht  nur  ganz  dem  Auftrage  gewachsen  war,  sondern  auch  mit 
einem  solchen  Eifer  an  der  Ausführung  desselben  heranging,  wie  der 
Scholaster.  Gewachsen  aber  war  er  dem  Auftrage  durch  seine  wissen- 
schaftliche Bildung,  und  geistige  Begabung  wie  durch  die  Schule  des 
Lebens.  Es  ist  bisher  nicht  gelungen,  mit  Gewissheit  darzuthun,  wer 
dieser  Oliver  eigentlich  ist,  über  sein  Vaterland  kann  man  nur  eine 
Vermutung  äussern^),  aber  seine  Stellung  als  Domscholaster  in  Köln, 
welche  ihn  würdigte,  jenen  Lehrstuhl  zu  besteigen,  den  vor  ihm  jener 
bedeutende  Rudolf  innehielt,  welcher  selbst  an  der  Hochschule  in  Paris 


2)  Potthast  Reg.  pont.  Nr.  4706. 

^)  Die  für  die  meisten  anderen  Provinzen  sind  genannt  bei  Potthast  4727. 

*)  Die  Urkunde  ist  gedruckt  bei  Ennrn  und  Eckertz  Quellen  II, 
Nr.  42,  S.  47. 

*)  Vgl.  Caesarius  Heisterb.  Dial.  inirac.  rec.  Strange  VII,  41. 

•)  Vgl.  den  Art.  Ol.  in  der  Allg.  d.  Biogr.  Band  24  S.  305  ff.  Ich 
will  hier  die  mir  sich  bietende  erste  Gelegenheit  benutzen,  um  ein  unange- 
nehmes Versehen  in  diesem  Artikel  zu  berichtigen.  S.  306  heisst  es,  dass 
Ol.  die  Reise  nach  dem  Lateranconzil  mit  Engelbert  machte;  Engelbert  war 
nicht  zugegen  und  auch  noch  nicht  Erzbischof 

17* 


Digiti 


zedby  Google 


238  H.  Hoogeweg 

gelehrt  hatte  ^),  lassen  mit  Hecht  den  Schluss  zu,  dass  Olivers  geistige 
Begabung  anerkannt  war  und  dass  man  in  ihm  nicht  nur  einen  Nach* 
folger,  sondern  auch  einen  wüirdigen  Ersatz  für  Rudolf  gefunden  hatte. 

—  Mit  einer  vortrefflichen  Beredsamkeit^),  dem  Haupterfordemis  für 
einen  Kreuzzugsprediger,  ausgestattet,  wird  er  uns  bei  seiner  ThäUgkeit 
als  ein  streng  sittlicher  Mensch,  ein  ebenso  gläubiger  Christ  wie  uner- 
schrockener und  vor  keiner  Gefahr  sich  scheuender  Mann  entgegentreten. 

—  Und  werfen  wir  einen  Blick  auf  sein  früheres  Leben,  so  tritt  aus 
dem  allgemeinen  Dunkel  doch  Ein  Beweis  seines  regen  Eifers  für  die 
Sache  der  Kirche  hervor.  Im  Jahre  1207  linden  wir  ihn  in  Paris  ^). 
Wie  lange  er  hier  weilte  und  was  ihn  hierher  geführt,  kann  nicht  mit 
Bestimmtheit  gesagt  werden.  Doch  darf  man  wohl  annehmen,  dass  der 
Wunsch,  seinem  Olaubenseifer  durch  Predigten  gegen  die  Albigenser 
Luft  zu  machen,  ihn  nach  Frankreich  trieb,  und  er  auf  seiner  Reise 
gern  die  Gelegenheit  benutzte,  in  der  Hauptstadt  des  Landes  mit  den 
geistvollen  Lehrern  der  Hochschule  in  Verbindung  zu  treten.  Bewiesen 
ist  sein  Predigen  gegen  die  Albigenser  nicht,  aber  wenigstens  Grund 
vorhanden,   es   anzunehmen  '^).     Vielleicht   lenkte   er   schon  damals  die 


^  Caes.  Dial.  I,  38.  Cäsarius  war  ein  Schüler  Rudolfs  I,  32 ;  IV,  26 ; 
er  nennt  ihn  IX  22  vir  magni  nominis. 

^)  Alb.  Stad  a.  a.  0.  S.  356 :  predicator  famosissimus.  Aus  seiner  ge- 
schraubten Redeweise,  wie  sie  uns  in  dem  Passus  seiner  Historia  Damiatiua 
cap.  19  (bei  Eccard  Corpus  bist.  med.  aevi  Tom.  2,  S.  1416):  Tu  autem 
Colonia  etc.  und  in  dem  Briefe  an  die  Prälaten  Frieslands  (bei  Emo  Ghron. 
Mon.  Germ.  SS.  23  S.  499  zum  Jahre  1224) :  Laudans  deum  landabe  etc.  ent- 
gegentritt, will  Wybrands  in  seiner  Abhandlung  über  den  Dial.  Caes.  Heist.  in 
Moll  en  de  Hoop-Scheffer,  Studien  en  Bydragen  2  (1871)  S.  29  auf  eine  ähn- 
liche Attsdrucksweise  in  seinen  Predigten  schliessen;  indes  anders  ist  doch 
das  geschriebene,  anders  das  gesprochene  Wort,  sodann  sprach  Oliver  meistens 
zum  gewöhnlichen  Volke,  dem  gegenüber  eine  solche  Sprache  kaum  ange- 
bracht war,  und  musste  sich  öfter  auch,  wie  wir  sehen  werden,  des  Dol- 
metschers bedienen.  Bei  der  Stelle  im  Briefe  aber  schwebten  ihm  entschieden 
Stellen  aus  der  Bibel  vor,  vgl.  Ps.  17,  4  und  Jesaias  61,  1^. 

»)  Potthast  Nr.  3063. 

>^)  Seinen  Aufenthalt  im  südlichen  Frankreich  beweist  die  Urkunde  des 
Papstes  Innocenz  III.  von  1208  Januar  30,  worin  er  den  Bischof  von  Genf 
und  den  Abt  von  Bonnevaux  in  der  Diözese  Vienne  aufiordert  dahin  zu 
wirken,  dass  der  Bischof  von  Grenoble  dem  Magister  0.  die  Kirche  in  Epemay 
mit  ihren  Einkünften  nicht  länger  vorenthalte.  Potthast  3286.  Eine  Andeu- 
tung von  0.  selbst  finden  wir  nicht ;  vgl.  Junkmann  in  der  Katholischen  Zeit- 
schrift Münster  1851,  S.  107  seines  Aufsatzes:  Magister  0.  Scholastikus, 
Bischof  von  Paderborn  etc. 


Digiti 


zedby  Google 


Der  kölner  Domscliolaster  Oliver  als  Kreuzprediger  1214—1217.      239 

Aufmerksamkeit  des  Papstes  auf  sieb.  Die  Schule  eines  Kreuzpredigers 
hatte  er  also  schon  durchgemacht ;  und  galt  es  damals  auch  dem  Kampf 
g^en  eine  von  der  römischen  Kirche  abgefallenen  Partei  und  jetzt  dem 
gegen  NichtChristen,  so  war  der  Unterschied  doch  kein  wesentlicher; 
in  beiden  Fällen  war  es  sein  Glaube,  den  Oliver  verteidigte,  und  die 
grössere  Sache,  die  er  jetzt  vertreten  sollte,  war  sicher  kein  Hemmnis 
für  ihn.  So  hatte  Oliver  bereits  in  früheren  Jahren  ans  freien  Stücken 
gleichsam  als  ein  Kreuzprediger  von  Gottes  Gnaden  sich  seine  Lebens- 
aufgabe gestellt,  bevor  das  Wort  aus  Bom  kam'').  „Er  war  einer 
der  aussergewöhnlichen  und  beneidenswerten  Menschen,  die  all  ihre 
Kräfte  nnd  Gaben  erweitem  konnten  und  woUten  an  einer  grossen  und 
wichtigen  Lebensaufgabe,  deren  Erfüllung  sein  Ideal  ist.  Servus  nnj)- 
ticius  enteis  nennt  er  sich  ^em  und  bemüht  sich  dieses  Namens  würdig 
zu  werden",   sagt  ein  guter  Kenner  dieser  Zeit  und  ihrer  Personen  "). 

Nach  der  Bestimmung  des  Papstes  sollte  mit  Oliver  der  Dechant 
Hermann  von  Bonn  die  Aufgabe  des  Kreuzpredigens  im  Erzstift  Köln 
teilen.  Dieser  Mann,  der  früher  Pfarrer  und  Beichtvater  an  der 
Martins  -  Kapelle  in  Köln  gewesen  war'^,  und  dessen  Gelehrsamkeit 
gerühmt  wird  '^),  gehört  ebenfalls  zu  den  eifrigsten  Kreuzpredigem  der 
Zeit.  Doch  verfolgte  er  unabhängig  von  Oliver  seine  eigenen  Wege, 
und  von  seiner  Wirksamkeit  ist  uns  nur  wenig  überliefert. 

Es  stand  nun  einem  jeden  der  vom  Papste  verordneten  Prediger 
frei,  sich  freiwillig  und  unabhängig  vom  Papste  Begleiter  für  sein  Vor- 
haben zu  wählen,  welche  allerdings  nicht  auf  eigene  Hand,  sondern  nur 
im  Auftrage  jenes  handeln  durften.  Innocenz  selbst  sab  es  gern,  dass 
seine  Sendlinge  solche  Begleiter  annahmen  und  ihren  Rat  und  Beistand 
in  schwierigen  Fällen  einholten,  und  Beispiele  aus  dieser  und  früherer 
Zeit  zeigen,  dass  die  Kreuzprediger  auch  gern  dem  Wunsche  des  Papstes 
nachkamen  '^).       Als    ein    beständiger   Begleiter    des   Oliver   wird    uns 


")  Er  erinnert  hierdurch  an  den  Eremiten  Peter,  Bernhard  von  Clair- 
vaox  und  andere  früherer  Zeit,  welche  ebenfalls  rein  aus  religiöser  Begeiste- 
rung die  Kreuzpredigt  übernahmen  und  gehörte  mit  der  Übernahme  des  Auf- 
trages des  Papstes  zugleich  zu  der  späteren  Generation. 

")  Wybrands  a.  a.  0.  S.  27. 

'»)  Caes.  Dial.  III,  31,  46,  52. 

^*)  ibid.  Vn,  41.  Er  ist  derselbe,  den  der  Erzb.  Engelbert  später 
nach  Rom  sandte,  um  vom  Papste  die  Absolution  vom  Kreuzzugsgelflbde  zu 
erbitten,  ibid.,  III  38. 

**)  Vgl.  das  genauere  bei  Matzner,  De  Jacobi  Vitriacensis  vita  et 
rebus  gestis.    Diss.  inang.  Monasterii  1863,  S.  26—27, 


Digiti 


zedby  Google 


240  H.  Hoogpweg 

Bernhard,  ein  Mönch  der  Cistercienser- Abtei  Heisterbach  genannt  ^^. 
Andere  Persönlichkeiten,  welche  wir  hier  und  da  bei  Oliver  antreffen, 
ohne  genauer  angeben  zu  können,  wie  lange  sie  ihn  begleiteten,  nnd 
welche  vielleicht  nnr  ans  Anhänglichkeit  oder  Interesse  fflr  die  Sache 
die  Reise  mitmachten,  waren  Johann  der  Scholaster  von  Xanten  '^),  der 
sich  ebenfalls  schon  Lorbeeren  errangen  hatte  im  Predigen  des  Kreuzes 
gegen  die  Albigenser '^),  femer  Abt  Heinrich  von  Heisterbach,  Abte 
des  Prämonstratenser-  und  Cluniacenser-Ordens  ^®),  welche  viele  Klöster 
im  nordwestlichen  Deutschland  hatten,  und  ein  Winand,  der  sonst  nicht 
weiter  bekannt  ist  *•).  Ein  Arnold,  welcher,  später  Pastor  in  Burgende 
in  Twente  *^),  als  ein  Schaler  Olivers  genannt  wird,  war  ebenfalls  dessen 
Begleiter,  docli  steht  nichts  näheres  darüber  fest.  Einige  andere  Per- 
sonen, welche  auch  sonst  bekannt  sind  und  mit  Oliver  zusammentrafen, 
aber  keineswegs  als  seine  Begleiter  bezeichnet  werden  können,  werden 
wir  im  weiteren  Verlaufe  zu  erwähnen  haben. 

Wie  andere  Kreuzprediger  legte  auch  Oliver  seinen  Weg  nicht 
immer  zu  Fuss  zurück,  sondern  oft  reitend,  und  nicht  allein,  sondern 
in  Begleitung  jener  Diener  und  Gehalfen,  die,  von  ihm  selbst  gewälilt, 
das  durch  ihn  begonnene  Werk  an  den  einzelnen  Orten  weiterführten, 
und  des  Volkes,  das  auf  die  Kunde  von  der  Ankunft  des  Gesandten 
des  Papstes  herbeigeeilt  war**).  Stationen  machte  Oliver  an  Orten, 
welche  entweder  an  sich  volkreicher  waren  oder  durch  einen  Markt, 
durch  den  Handel  oder  durch  den  Besitz  des  Heiligtums  eines  beson- 
deren I^kalpatrones  die  Sicherheit  gewährten,  dass  dort  überhaupt  viele 
Menschen  anzutreffen  oder  wenigstens  an  einem  bestimmten  Tage  sicher 
zu  erwarten  wären*').     Da  nun  gerade  die  Gegend,   welche  Oliver  zu- 

")  Er  wird  öfters  ein  collega  Oliveri  et  cooperator  in  praedicatione 
genannt,  Caes.  Dial.  II,  7;  III.  6;  IV,  10. 

«»)  Caes.  Dial.  II,  7,  XIl,  23;  nach  III,  21  war  er  getrennt  von  Oliver. 
—  Jobann  wurde  später  Abt  von  St.  Trond  in  der  Diözese  Lüttich,  ibid.  VI,  31. 

w)  ibid.  VII,  23. 

**)  ibid.  X,  39  und  der  Brief  Olivers  an  den  Grafen  von  Namur,  bei- 
gegeben in  der  Anm.  29  S.  473  der  Chronik  des  Emo  a  a.  0.,  vgl.  weiter  unten. 

»0)  ibid.  X,  39. 

*»)  Burgende  quae  est  villa  Duentae  ibid.  IV,  11.  —  Wybrands  a.  a.  O. 
S.  33  ist  wohl  ein  Irrtum,  wenn  er  annimmt,  Eccard  in  seiner  Einleitung 
zum  2.  Bande  des  Corp.  bist.  cap.  VI,  VII  habe  Arnold  fälschlich  zu  einem 
Begleiter  Olivers  gemacht,  da  er  nur  dessen  Schüler  gewesen.  Caes.  Dial. 
IV,  10  extr.  wird  er  doch  als  praedicans  bezeichnet. 

2>)  Vgl.  die  treffliche  Schilderung  von  Matzner  a.  a.  0.  S.  18  ff. 

^)  So  war  Ol.  am  Todestage  des  Bonifacius  in  Dokkum,  dem  Orte 
seines  Martyriums,  vgl.  unten. 


Digiti 


zedby  Google 


Der  kölner  Domscliolastcr  Oliver  als  Kreuzprediger  1214—1217.      241 

gefallen,  arm  war  an  grösseren  Städten,  und  das  Amt  eines  Krenz- 
predigers  überhaupt  mehr  far  die  entlegeneren  Ortschaften  und  das 
Ijand  als  für  grosse  mit  Kirchen  reichlich  versehene  Städte  gescliaffen 
war,  so  fand  Oliver  nur  selten  Gelegenheit,  in  geräumigen  Kirchen, 
weh!he  die  Menschenmenge  fassten,  seine  Stimme  erschallen  zu  lassen. 
Gewöhnlich  begann  der  Dienst  Olivers  schon  früh  morgens.  Vor 
der  eigentlichen  Predigt  wurde  eine  Messe  gelesen  und  nach  dem  Frie- 
denskuss  der  (79.)  Psalm  gesungen:  „Herr,  es  kommen  die  Heiden 
zu  deinem  £rbe"  ^*),  Nach  dessen  Beendigung  sprach  der  Priester, 
der  die  Messe  celebriert  hatte,  vom  Altare  herab  ein  lautes  Gebet  für 
die  Befreiung  des  heiligen  Landes.  Hieran  schloss  sich  die  eigentliche 
Predigt,  welche  gewöhnlich  im  Freien  gehalten  wurde,  auf  dem  Markt, 
dem  freien  Platze  vor  der  Kirche  oder  ganz  ausserhalb  der  Stadt,  wo 
der  Geistliche  von  einer  erhabenen  Stellung  aus  der  rings  auf  dem 
Felde  oder  den  Wiesen  lagernden  öder  stehenden  Menge  das  Kreuz 
predigte.  Nicht  immer  war  die  Zahl  der  Anwesenden  dieselbe,  doch 
der  Ruf,  der  Oliver  bald  vorauseilte,  führte  an  manchen  Orten  mehrere 
Tausende  herbei,  die  jedes  Alter  und  Geschlecht  aufweisen  konnten. 
Klar  und  durchdringend  muss  also  die  Stimme  gewesen  sein,  welche 
eine  solche  Menge  übertönen  konnte,  zumal  nicht  immer  lautlose  Stille 
herrschte,  sondern  auch  Spott-  und  Hohnrufe  die  Andacht  störten.  So 
verschieden  die  Anzahl  und  die  Charaktere  und  Ansichten  der  Herbei- 
kommenden, so  verschieden  war  auch  die  Wirkung,  welche  Olivers 
Worte  hervorriefen.  Tausende  nahmen  hier  das  Kreuz,  dort  vielleicht 
kaum  einige.  Und  auch  unter  denen,  welche  sich  im  ersten  Eifer  zur 
Annahme  des  Kreuzes  bereit  erklärt  hatten,  war  noch  mancher,  der 
beim  besten  Willen  doch  als  unbrauchbar  und  nur  hinderlich  eine  Zu- 
rückweisung erfahren  musste;  nicht  als  ob  dieser  des  Heiles  nun  un- 
teilbaftig  bleiben  sollte,  das  der  Kreuzprediger  nur  eben  ihm  geschildert 
—  denn  nach  der  ausdrücklichen  Bestimmung  des  Papstes  sollte  jeder 
das  Kreuz  nehmen  können  '^)  —  nur  auf  die  i^ersönliche  Anwesenheit 
beim  Kreuzzuge  musste  er  verzichten;  denn  wer  nicht  in  Person  Teil 
nahm,    dem  stand  es  frei  auf  eigene  Kosten  je  nach  seinem  Vermögen 


**)  Vgl.  hierfür  bes.  den  Brief  Ol.  an  den  Grafen  von  Namiir  und  die 
Bulle  Innocenz'  III.  bei  Ennen  und  Eckertz,  Quellen  II,  S.  47  Nr.  42.  —  Ein 
Beispiel  einer  solchen  Predigt,  von  denen  leider  fast  nichts  erhalten  ist,  giebt 
nns  Röhricht,  Quinti  belli  sacri  Script,  minor,  zu  Anfang. 

»•'*)  Ennen  u.  Eckertz  a.  a.  O.  S.  50:  snscipiant  qiiicunque  volnerint 
Signum  cniris. 


Digiti 


zedby  Google 


242  M-  ßoogewög 

geeignete  Leute  zu  stellen.  Diesen  wurde  ebenso  wie  denjenigen,  die 
selbst  auf  eigene  Kosten  auszogen  und  denen,  die  in  Person  auf  anderer 
Kosten  auszogen,  volle  Indnlgenz  erteilt.  Gerade  hier  aber  war  ein 
Gebiet  geschaffen,  dessen  Grenzen  nur  zu  unbestimmt  waren;  and  in 
der  That  werden  wir  sehen,  wie  Laien  und  Geistliche  gerade  diese 
Bestimmungen  in  unwürdiger  Weise  ausnutzten. 

War  der  Ort  bearbeitet,  was  gewöhnlich  in  einem  oder  wenigen 
Tagen  geschah,  so  zog  Oliver  weiter,  Vertrauensmänner  zuracklassend. 
In  den  grösseren  Orten  wahrscheinlich,  wo  ein  Klerus,  wohl  auch  eine 
grössere  Kirche  vorhanden  war,  hielt  er  die  von  Innocenz  vorgeschrie- 
benen monatlichen  Prozessionen,  getrennt  von  M&nnern  und  Frauen, 
ab^^,  bei  denen  man  zum  Volke  predigte  und  dieselben  zu  Gebeten 
und  Fasten  ermahnte.  An  den  Orten,  wo  die  Prozession  voraberkam, 
wurden  Opferstöcke  aufgestellt,  welche  mit  drei  Schlüsseln  verschlossen 
sein  müssen,  von  denen  den  einen  ein  Priester,  den  andern  ein  Laie, 
den  dritten  ein  Mönch  aufbewahren  sollte  ^^). 

Versuchen  wir  es  nun  im  Folgenden,  Oliver  auf  seiner  Reise 
durch  die  ihm  anvertraute  Erzdiözese  nachzugehen.  Das  Erzstift  Köln 
umfasste  im  Wesentlichen  den  nördlichen  Teil  der  heutigen  Rheinpro- 
vinz, Belgien,  die  Niederlande  und  einen  Teil  von  Westfalen.  Das  war 
das  Gebiet,  welches  dieser  Mann  für  das  grossartig  angelegte  Unter- 
nehmen des  Papstes  gewinnen  sollte.  Die  lütticher  und  utrechter  Diö- 
zese, Brabant,  Flandern  (und  das  Land  der  Friesen  sind  die  Länder, 
welche  er  nach  den  Berichten  der  Zeitgenossen  berührte.  Doch  sind 
uns  nur  drei  sichere  Daten  überliefert,  welche  einen  genauei-en  Anhalte 
punkt  liefern:  wir  finden  ihn  im  Februar  1214  in  Lüttich,  im  Mai 
und  Juni  desselben  Jahres  im  Lande  der  Friesen,  und  im  Mai  1215 
wiederum  in  Lüttich.  Doch  hoffen  wir  besonders  in  Erwägung  der 
grossen  politischen  Ereignisse  sein  Itinerar  genauer  —  allerdings  auch 
so  noch  sehr  allgemein  und  summarisch  —  bestimmen  zu  können. 

Es  lässt  sich  nicht  einmal  vermuten,  wann  Oliver  seinen  eigent- 
lichen Aufenthaltsort,  Köln,  verlassen  hat,  um  seine  neue  Thätigkeit  zu 
beginnen.  Die  letzte  Notiz  seines  Vorlebens  giebt  uns  die  Urkunde 
vom  Jahre  1213,  Februar  6,  in  welcher  er  Zeuge  ist  bei  der  Schlich- 
tung  eines   Streites   zwischen   der   Abtei  von   St.  Martin   in  Köln   und 


'*)  a.  a.  0.  S.  51.  t  Reiner  in  seinen  Annales  (Mon.  Germ.  SS.  XVI, 
S.  671)  sagt  von  Oliver  und  Hermann  von  Bonn:  processiones  omni  prima 
sexta  feria  mensis  ordinant.  Innocenz  hatte  keinen  bestinunten  Tag  angesetzt. 

")  Ennen  etc.  a.  a.  0.    Vgl,  Emo  a.  a.  0.  S.  473—474. 


Digiti 


zedby  Google 


I>er  kölner  Üomscholaster  Oliver  als  Kreuzprediger  1214—121?.      243 

dem  Marienstift  in  Aachen  über  den  Zehnten  zu  Winiiingen  ^^).  Wahr- 
schetnUch  hat  er  den  Auftrag  des  Pa])stes  noch  in  Köln  erhalten  und 
wird  noch  ziemlich  im  Winter  von  hier  aufgebrochen  sein,  um  sich 
nach  LOUich  zu  begeben.  Am  26.  Februar  1214^)  kam  er  mit  seinem 
Kollegen,  dem  bonner  Dechanten  Hermann,  in  Lttttich  an.  Hier  begann 
er  sogleich  seines  Amtes  zu  walten.  Er  predigte  und  versprach  Ver- 
gebung der  Sünden  denen,  welche  das  Kreuz  nahmen.  Wenn  wir  den 
Worten  unseres  Gewährsmannes  Reiner  folgen  dürfen,  dass  beide  „von 
Lattich  aus  durch  das  ganze  Bistum  predigend  zogen^  '^),  so  können 
wir  wohl  annehmen,  dass  wenigstens  Oliver  seinen  Weg  zunächst  nach 
Westen  wandte  und  das  Land  des  Grafen  von  Namur  betrat.  Der 
Regent  dieses  Landes,  Peter  von  Coui  tenay,  war  damals  in  einen  Krieg 
mit  Luxemburg  verwickelt,  dessen  Yorwand  die  Abtretung  der  Graf- 
schaft Namur  an  jenen  Peter  lieferte.  Philipp  der  £dle  nämlich  hatte 
zar  Gemahlin  Maria,  eine  Tochter  des  Königs  Philipp  August  von  Frank- 
reich, von  der  er  keine  Kinder  erzielte.  Der  Bruder  dieses  Philipp 
war  Balduin,  der  Graf  von  Hennegau  und  spätem  Kaiser  von  Konstan- 
tinopel.  Von  dessen  Töchtern  heiratete  die  ältere,  Johanna,  den  Sohn 
des  Königs  von  Portugal,  Ferrand,  jetzt  Graf  von  Flandern,  während 
die  jüngere  durch  ihre  Ehe  mit  Burchard  von  Avesnes  ihrer  Erban- 
sprUche  verlustig  ging.  Da  nun  Philipps  des  Edlen  jflngerer  Bruder 
Heinrich  seinem  Bruder  Balduin  in  der  kaiserlichen  Würde  von  Kon- 
stantinopel  folgen  sollte  und  sich  mit  dieser  Würde  begnügend  bei  dem 
1212  erfolgten  Tode  Philipps  des  Edeln  als  Erbe  nicht  in  Frage  kam, 
so  trat  des  letzteren  Schwester  Jolanta,  welche  mit  Peter  von  Courtenay 
vermählt  war,  als  Erbin  auf  und  brachte  auch  die  Grafschaft  Namur 
an  das  Haus  Courtenay.  Nun  machte  aber  auch  Walram  von  Limburg 
und  Luxemburg  das  Erbrecht  seiner  Gemahlin  Irmenside  (11)  geltend, 
welche  eine  Enkelin  des  1139  verstorbenen  Grafen  Gottfried  von  Namur 
war.  Er  stützte  sich  hierbei  besonders  auf  einen  1199  zwischen  Thi- 
baut  von  Bar,  Balduin  von  Flandern  und  Philipp  von  Namur  geschlosse- 
nen Vertrag,  in  welchem  nur  auf  Philipp  und  dessen  Kinder  Rücksicht 
genommen  sei.  Da  letztere  aber  nicht  vorhanden  waren,  so  anerkannte 
er  Peters  von  Courtenay  Erbansprüche  nicht  und  machte  die  seiner 
Gemahlin   Irmenside  geltend.      So   kam   es  zu  jenem  Kriege  zwischen 


»»)  Ennen  a.  a.  0.  S.  44  Nr.  39. 

*^)  Reineri  annales  a.  a.  0. :  in  capite  j(>junii. 

'^)  Reiner  a.  a.  0.  671,  per  totum  episcopatum  predicando  vadmit. 


Digiti 


zedby  Google 


244  11-  Hoogewög 

Walram  und  Peter,  welcher  ihn  sterbend  seinem  Sohne  Philipp  (li) 
liinterliess  (1217).  Erst  1222  kam  zwischen  diesen  beiden  ein  Ver- 
trag zustande  •**'). 

In  Namur  trat  Oliver  in  persönlichen  Verkehr  mit  dem  Grafen 
und  seiner  Gemahlin,  ohne  dass  es  ihm  indes  gelungen  wäre,  den  ersteigen 
zur  Annahme  des  Kreuzes  zu  bewegen.  Es  geht  die^  hervor  aus  dem 
Briefe,  den  Oliver  an  dieses  Ehepaar  aus  dem  Lande  der  Friesen 
schrieb  ^^),   in  welchem  er  die  Hoffnung  ausspricht,   dass  der  Graf  sich 


3')  Bertholet,  histoire  du  duch^  de  Luxembourg  Band  4,  S.  306  ff. 
Ich  habe  diese  verwandtschaftlichen  Verhältnisse  deshalb  länger  als  es  viel- 
leicht nötig  erscheint  ausgeführt,  um  zu  zeigen,  dass  der  Brief  Olivers,  von 
dem  gleich  die  Rede  ist,  nicht  an  Philipp,  weder  deo  Edlen  noch  an  Peters 
Sohn,  geschrieben  sein  kann  (wie  dies  Röhricht,  testimonia  minora  de  qiiinto 
hello  sacro  Einl.  S.  XIX  und  XLIX  anzunehmen  scheint),  sondern  nur  an 
Peter  von  Courtenay  und  dessen  Gemahlin  Jolantha.  Auch  ist  es  wohl  nicht 
richtig,  dass  Oliver  diesen  Brief  erst  bei  seinem  zweiten  Aufenthalt  in  LiUtich 
an  den  Grafen  schrieb,  wie  dies  Bock  (in  Lersch,  Niederrhein.  Jahrb.  etc.  I 
Bonn  1813,  S.  96)  geneigt  ist  anzunehmen.  Vielmehr  trägt  der  Brief  so  sehr 
das  Gepräge  au  sich,  dass  er  unmittelbar  nach  den  darin  berichteten  Ereig- 
nissen und  noch  von  Friesland  aus  geschrieben  ist,  dass  diese  Annahme  hin- 
fällig wird.  Ganz  unrichtig  ist  sodann  Bocks  Annahme,  „dass  PeCer,  um  dem 
Ungewitter  zu  entgehen,  das  über  seinem  Haupte  sich  zusammenzog,  zu  der- 
selben Zeit  den  Zug  ins  heilige  Land  angelobte".  Vielmehr  sagt  Oliver  in 
seinem  Briefe :  Haec  autem  scripsimus  vobis,  quoniam  ad  militiam  Jesu  Christi 
vobis  salubriter  et  terre  sancte  ut  speramus  utiliter  signati  estis,  woraus 
deutlich  erhellt,  dass  zur  Abfassungszeit  des  Briefes  Oliver  noch  nichts  von 
einer  Annahme  des  Kreuzes  durch  Peter  wusste.  —  Auch  der  Ausdruck 
judiccs  in  dem  Briefe  ist  von  Bock  falsch  verstanden.  —  Übrigens  wird  unter 
den  Teilnehmern  an  dem  Kreuzzug  nach  Damiette  von  den  Grafen  von 
Namur  nur  Heinrich  genannt  und  zwar  in  einer  verhältnismässig  späten  Quelle, 
der  Cronica  de  comitum  et  principum  de  Clivis  et  Marca  etc.  bei  Seibertz, 
Quellen  der  westfäl.  Geschichte  II,  S.  159;  vgl.  Röhricht  Beiträge  zur  Gesch. 
der  Kreuzziige  H,  S.  371. 

'*)  Gedruckt  bei  Martene  et  Durand,  Ampliss.  Collect.  I,  1115—1116, 
woraus  ihn  Wybrands  a.  a.  0.  S.  106—7  übernahm,  dann  durch  Bock  a.  a.  0. 
S.  98  ff.  mit  Gegenüberstellung  der  Parallel  stellen  aus  der  Historia  Damiat. 
cap.  VI.  Bock  fand  den  Brief  auf  dem  Vorsetzblatt  eines  Passionales,  das 
früher  dem  Kloster  des  hl.  Lorenz  in  Lüttich  gehörte  und  in  der  Kgl.  Hand- 
srhriftenbibliothek  in  Lüttich  Hufbewahrt  wird  (Cod.  Nr.  9290).  Übrigens 
scheint  diesen  Druck  der  Herausgeber  der  Chronik  des  Emo,  Weiland,  nicht 
gekannt  zu  haben,  da  er  in  der  Anmerkung  S.  473  zum  Jahre  1214  ihn  noch 
einmal  abdruckt  und  hinzufügt:  repperi  in  codice  \itas  sanctornm  continenti 
saec.  XII,  scripto  in  Monastcrio  S.  Laurentii  prope  Leodium,  nunc  Bruxell. 
9290,   —   also  dieselbe  lIs.   —    Dass  noch  weitere  Briefe  über  dieses  Wun- 


Digiti 


zedby  Google 


Der  kulaer  Domscholaster  Oliver  als  Kreuzpredip^er  1214 — 1217.      245 

doch  noch  znr  Annahme  des  Kreuzes  entschliessen  werde.  Diese  Hoff- 
nung täuschte  ihn  aber,  da  der  Graf  bereits  1217  starb.  Doch  war 
Olivers  Aufnahme  in  Namur  gewiss  eine  freundliche  und  der  Graf  den 
BemQhungeR  des  Scholasters  nicht  abgeneigt.  Wir  wissen  es  von  Oliver 
selbst,  dass  er  hier  Vertrauensmänner  zurückliess  zur  weiteren  Agitation 
far  den  Kreuzzug  und  zur  Beaufsichtigung  qnd  zum  Schutz  derer,  die 
das  Kreuz  genommen  hatten  oder  noch  nahmen,  und  dass  er  diese  wie 
die  zukünftigen  Kreuzfahrer  dem  Schutze  des  Grafen  empfahl. 

Ein  weiterer  Beweis  für  Olivers  Anwesenheit  in  der  Grafschaft 
Namur  kann  nicht  erbracht  werden.  Schon  die  Lage  des  Landes, 
welches  eingekeilt  war  zwischen  dem  Gebiet  des  Bischofs  von  Lüttich, 
würde  den  Schluss  rechtfertigen,  dass  er  auch  in  Namur  gewirkt  hat. 
Oliver  musste  das  Land  durchziehen,  wenn  er  von  Lüttich  westwärts 
das  Bistum  weiter  durchwandern  wollte.  Und  da  wir  sichere  Kunde 
haben,  dass  er  auch  in  Brabant  gewesen  ist,  so  werden  wir  wohl  nicht 
unrichtig  vermuten,  dass  er  über  Namur  nach  dem  Herzogtum  Brabant 
gezogen  ist. 

Sein  Wirken  in  Brabant  ist  aber  nicht  minder  dunkel  als  das  in 
der  Grafschaft  Namur.  Nicht  ein  sicherer  Anhaltspunkt  für  seine  An- 
wesenheit in  einer  bestimmten  Stadt  oder  einem  bekannten  Kloster  ist 
uns  überliefert.  Nur  seinen  Aufenthalt  im  Herzogtum  überhaupt  er- 
wähnt Cäsarius  von  Heisterbach. 

Doch  bevor  wir  auf  diese  Nachricht  näher  eingehen,  wollen  wir 
eines  besonderen  Umstandes  erwähnen.  Es  wird  berichtet,  dass  in  dem- 
selben Jahre  1214  Aegidius  von  Lewes  bei  Brüssel  das  Kreuz  ge- 
predigt und  viele  tansende  von  Menschen  für  die  heilige  Sache  gewonnen 
hat^^).  Dieser  in  mancher  Beziehung  merkwürdige  Mensch  muss  ent- 
schieden zu  den  bedeutendsten  Predigern  dieser  Zeit  gezählt  werden. 
Auch  Aegidius  machte  wie  Oliver  den  Kreuzzug  nach  Damiette  mit  und 
warde  sogar  der  Pönitentiar  des  päpstlichen  Legaten  Pelagius  Galvani, 
in    dessen  Händen   zuletzt  die   Leitung   der  ganzen  Expedition   lag^*). 

der  geschrieben  wurden,  sagt  Matth.  Far.  hist.  Angl.  in  Mon.  Germ.  SS.  29, 
S.  402 :  unde  littere  sigillate  plurium  prelatorum  sigillis  misseque  fuerimt  uni- 
Tcrsitati  Parisiace  et  in  propatulo  electe.  Man  kann  daraus  wohl  schliessen, 
dass  Oliver  Paris  nicht  ohne  Freunde  verlassen  hatte. 

")  Chron.  Balduini  bei  Hugo,  Sacr.  Antiq.  Monum.  II,  S.  182.  Hoc 
tempore  coepit  praedicare  Aegidius  de  Lewes  plebanns  iiixta  Bnixellam,  qui 
signavit  signo  criicis  multa  milia  hominum. 

»*}  Über  des  Aegidius  Thätigkeit  vor  Damiette  vgl.  Chron.  Vicon., 
Mon.  Germ.  SS.  24,  S.  308-9. 


Digiti 


zedby  Google 


246  Ö-  floogeweg 

Obwohl  nun  Oliver  sowohl  wie  Aegidius  in  derselben  Gegend  derselben 
Pflicht  wenn  auch  vielleicht  nicht  derartig  gleichzeitig  oblagen,  dass  sie 
persönlich  zusammenkamen  oder  ihre  Wege  sich  kreuzten  und  dann 
jahrelang  in  Aegypten  Freude  und  Leid  teilten,  so  wird  dennoch  weder 
Aegidius  von  Oliver  bei  irgend  einer  Grelegenheit  auch  nur  namentlich 
erwähnt,  noch  nennt  irgend  eine  Quelle,  der  wir  genauere  Details  Aber 
die  Wirksamkeit  des  Pönitentiars  verdanken,  unseren  Scholaster.  Ge- 
wiss hätte  es  fflr  Oliver  in  seiner  Historia  Damiatina  nicht  femgel^en, 
dieses  Mannes  zu  erwähnen,  der  als  Vertrauter  des  Pelagius  doch  nicht 
ohne  Einfluss  auf  die  Entscheidungen  und  Beschlösse  dieses  massgebend 
den  Fahrers  des  Kreuzzuges  nach  Damiette  gewesen  ist.  Es  wird  schwer 
halten,  einen  stichhaltigen  Grund  für  dieses  Schweigen  anzugeben.  Von 
einer  Abneigung  des  Oliver  gegen  den  i)äpstlichen  Legaten  —  wenn 
eine  solche  vorhanden  war'^j  —  auch  auf  eine  solche  g^en  dessen 
Pönitentiar  schliessen  zu  wollen,  halte  ich  nicht  für  richtig  und  dem 
Charakter  Olivers  durchaus  nicht  entsprechend.  Immerhin  muss  der 
Umstand  befremdend  sein,  zu  erklären  aber  ist  er  wohl  allein  aus  dem 
Mangel  an  Quellen. 

Olivers  beständiger  Begleiter  auch  auf  seiner  Wanderung  durch 
Brabant  war  der  Mönch  von  Heisterbach,  Bernhard'*),  dessen  wir  be- 
reits oben  gedachten.  Der  Aufenthalt  Olivers  in  Brabant  wurde  unter- 
brochen durch  dessen  Anwesenheit  in  Flandern.  Was  wir  von  seiner 
Thätigkeit  in  diesem  Lande  wissen,  berichtet  uns  ebenfalls  wieder  Cä- 
sarius  von  Heisterbach.  Hier,  so  berichtet  dieser  *^),  war  es  Oliver  ge- 
lungen, einen  reichen  Ritter  zur  Annahme  des  Kreuzes  zu  bewegen. 
Als  aber  dessen  Gemahlin,  welche  ihrer  Niederkunft  in  nächster  Zeit 
entgegensah,  davon  hörte,  erschrak  sie  fast  zu  Tode.  Auf  Bitten  des 
Ritters  begab  sich  Oliver  zu  der  Frau,  suchte  sie  zu  trösten  und  sagte, 
wenn  sie  seinem  Rate  folgen  wollte  und  gestatten,  dass  ihr  Mann 
Christus  seine  Dienste  weihe,  so  werde  sie  bei  der  bevorstehenden  Nie- 
derkunft von  den  Schmerzen  befreit  werden.  Als  die  Frau  sich  bei 
seinen  Worten  beruhigte,  fügte  Oliver  den  Rat  hinzu,  sie  solle  sich  nur 
zur  Zeit  der  Geburt  in  das  mit  dem  Kreuze  geschmflckte  Gewand  ihres 
Mannes   hüllen   und   werde  dann   die  Kraft   des   Kreuzes   spüren.     Sie 


^)  Aus  Olivers  Hist.  Dam.  lässt  sich  wenigstens  nichts  ersehen,  wie 
Wilken,  Gesch.  der  Kreuzzüge  Bd.  6,  8.  221  annimmt;  vgl.  Hoogeweg,  der 
Kreuzzug  von  Damiette  in  den  Mitteil,  des  Instituts  Bd.  8,  S.  212. 

»«)  Caes.  Dial.  III,  6. 

")  Dial.  X,  22. 


Digiti 


zedby  Google 


Der  kölner  Domscholaster  Oliver  als  Kreuzprediger  1214  - 1217.      247 

that,  wie  ilir  Oliver  geraten  uud  —  o  Wunder  —  die  Frau,  welche 
bei  den  früheren  Geburten  so  sehr  gelitten,  überstand  sie  leicht  und 
(Ane  Schmei-zen.  n^^)  ^^^  Cäsarius  hinzu,  hat  mir  Oliver  selbst 
erzählt''. 

Nun  müssen  wir  vorausschicken,  dass  nirgends  auch  nur  eine 
Spur  davon  berichtet  wird,  dass  Oliver  jemals  für  sich  die  Fähigkeit 
in  Anspruch  genommen  hat,  selbst  Wunder  zu  thun.  Er  tritt  damit 
in  einen  bemerkenswerten  Gegensatz  zu  seinen  früheren  Kollegen,  be- 
sonders dem  Eremiten  Peter,  Fulko  von  Neuilly .  und  Bernhard  von 
Clairvaux.  Wir  werden  allerdings  sehen,  dass  er  fest  daran  glaubte, 
dass  Gott  selbst  seine  Bemühungen  für  die  heilige  Sache  unterstütze, 
aber  nie  hat  er  für  sich  die  Kraft  der  Wunderthätigkeit  vindiziert;  ein 
Mann  wie  Oliver,  der  uns  im  späteren  Leben  mit  solcher  Bescheiden- 
heit entg^entritt,  konnte  dergleichen  nur  von  sich  weisen.  Nichts  lag 
ihm  ferner,  als  durch  eine  Prophezeiung  sich  den  Anschein  eines  Wun- 
derthäters  zu  geben.  Es  war  damals  überhaupt  die  Ansicht  herrschend, 
dass  Grott  selbst  wie  Christus  und  Maria  sichtbar  eingriffen  in  Ange- 
legenheiten, die  ihnen  genehm,  wie  man  andererseits  überall  die  per- 
sönliche Gegenwart  des  Teufels  zu  spüren  glaubte,  der  ein  gutes  Werk 
zu  hindern  oder  zu  vernichten  sich  bemüht.  Nichts  ist  daher  natür- 
licher, als  dass  auch  Oliver  diese  Ansicht  teilte;  er  war  davon  über- 
zeugt, und  Tausende  wären  es  mit  ihm  gewesen,  dass  das  mit  dem 
Kreuz  geschmückte  Kleid  des  Ritters  Heilung  bringen  werde.  Er  hatte 
das  feste  Vertrauen,  dass  es  eine  wunderthätige  Kraft  habe  und  diese 
ausüben  werde,  wenn  es  nötig  ist,  dass  dem  Christus  geweihten  Ge- 
wände die  Kraft  det  Reliquien  innewohne  und  dieses  sie  äussern  können 
und  äussern  werde,  um  gleichsam  den  Beweis  zu  liefern,  dass  es  ein 
Gott  wohlgef)Uliges  Werk  sei,  das  der  Ritter  übernommen'®). 

Die  zweite  Erzählung  des  Cäsarius,  welche  uns  von  Olivers  Auf- 
enthalt in  Flandern  Kunde  giebt,  führt  uns  in  die  Gegend  zwischen 
Brügge  und  Gent*').  Als  Oliver  hier  das  Kreuz  predigte,  kam  zu 
seinem  Begleiter,  dem  Mönch  Bernhard  von  Heisterbach,  ein  Priester 
mit  Namen  Sigerus.  Der  Mann  war  von  äusserlich  schöner  Erscheinung, 
nach  Art  der  Templer  gekleidet  und  in  seiner  Sprache  wohl  beredt. 
Dieser  zeigte  dem  Bernhard  einen  Edelstein,  der  in  den  verschiedensten 
Farben  schillerte  und  von  dem  er  erzählte,  er  habe  ihn  aus  Ceuta  mit- 


"*)  Vgl.  Wybrands  a.  a.  0.  S.  43  ff. 

»•)  Dial.  IV,  10;  Wybrands  a.  a.  0.  S.  55. 


Digiti 


zedby  Google 


248  H.  Hoogeweg 

gebracht,  der  Stein  besitze  die  Kraft  denjenigen,  der  ihn  gebraucht, 
unbesiegbar  zu  machen.  Er  bot  den  Stein  dem  Bernhard  zum  Ge- 
schenke an«  wenn  er  es  durchsetzen  wollte,  dass  Oliver  ihm  auch  ein- 
mal zu  predigen  erlaubte.  Als  aber  am  folgenden  Tage  bei  der  nächsten 
Station  Bernhard  zum  Volke  gesprochen  und  seine  Predigt  beendet 
hatte,  stürzte  Sigerus  zu  Boden  und  schlug  wie  ein  Besessener  —  was 
er  in  der  That  war  —  um  sich.  Oliver  kam  herbei  und  Hess  den 
Mann  *  in  einer  Kirche  vor  den  Altar  legen,  wo  jener  schmutzige  und 
schaudererregende  Worte  und  Beschimpfungen  gegen  Gott  und  Oliirer 
ausstiess.  £r  wurde  darauf  gebunden,  auf  einen  Wagen  gelegt  and  zu 
seinen  Freunden  gebracht.  Am  fQnften  Tage  holte  ihn  der  Teufel, 
„wie  er  es  ihm  verheissen  hatte". 

Cäsarius  ist  geneigt,  hierin  den  klaren  Beweis  dafflr  zu  finden, 
dass  und  wie  Christus  die  ihm  in  seiner  Predigt  angethane  Beleidigung 
rächt.  Denn  Sigerus  stand  in  dem  Verdacht,  ein  Apostat  zu  sein,  und 
einige  wollten  sogar  wissen,  dass  er  sich  einst  in  einem  Schiffe  befunden 
habe,  welches  Kriegswaffen  den  Sarazenen  in  Geuta  verkaufte,  und  dafür 
mit  dem  Kirchenbanne  belegt  worden  sei.  —  Gewiss  haben  wir  es  hier 
mit  einer  schon  älteren  Sage  zu  thun,  deren  Zusammenhang  mit  dem 
fabelreichen  Morgenlande  ja  deutlich  aus  der  Erwähnung  des  sarazeni- 
schen Genta  erscheint.  Wem  fallen  nicht  die  Erzählungen  von  Steinen 
mit  solchen  und  ähnlichen  Wunderkräften  aus  Tausend  und  eine  Nacht 
ein?***)  Vielleicht  trug  der  Name  des  Priesters  Siger  auch  dazu  bei. 
ihn  selbst  mit  einem  solchen  ;Si&gerstein",  qui  victoriosos  efficüy  in 
Verbindung  zu  bringen.  Bei  aller  Achtung  vor  der  Wahrheitsliebe  des 
Cäsarius,  fQr  die  er  Gott  selbst  zum  Zeugen  anruft^'),  konnte  es  doch 
auch  diesem  Ehrenmanne  einmal  passieren,  dass  er  etwas  niederschrieb, 
was  das  Gerücht  bereits  entstellt  zu  ihm  gebracht  hatte;  denn  für  diese 
Erzählung  führt  er  nicht,  wie  in  der  vorigen,  einen  Augenzeugen  als 
seine  Quelle  an;  er  hatte  sie  vielmehr  vom  Hörensagen. 

Nach  diesem  kurzen  Aufenthalt  in  Flandern,  welcher  hauptsäch- 
lich wohl  durch  den  Keiseplan  Olivers  bedingt  wurde  und  auch  wohl 
nur  ein  vorübergehender  war,  weil  diese  Grafschaft  zur  Provinz  Reims 
gehörig  schon  ausserhalb  des  Gebietes  seiner  eigentlichen  Thätigkeit  lag, 
wird  er  wieder  nach  dem  Herzogtum  Brabant  zurückgekehrt  sein.  Wir 
können  wohl   annehmen,    dass  Oliver   nur   noch    wenige  Wochen  seines 

*")  Vgl.  über  ähnliche  Erzähhmgen  Kaufmann,  Gas  v.  H  ,  2.  Aufl.  S.  153. 
**)  Dial.  Prolog,  S.  2:  Testis  est  mihi  Dominus  nee  unum  quidem  ca- 
pitulum  in  hoc  Dialogo  me  finxissc. 


Digiti 


zedby  Google 


Der  kölner  Domscholasicv  Oliver  als  Kreiizprcdij^cr  1214  —  1217.       249 

Amtes  in  diesem  Lande  waltete  und  dann,  durch  die  politischen  Ereig- 
nisse von  hier  verdrängt  oder  diesen  ausweichend  sich  in  einen  anderen 
Teil  des  Erzstifts  zurückgezogen  habe,  der  weniger  berührt  war  von 
dem  Kriegsgetümmel  und  für  seine  friedebedürfiige  Thatigkeit  mehr  ge- 
eignet erschien  als  Bn^bant  und  das  ganze  Bistum  Lüttich.  Gerade  die 
Gegend,  welche  Oliver  bisher  durchzogen  hatte,  sollte  besonders  in  Mit- 
leidenschaft gezogen  werden  bei  dem  grossen  Entscheidungskampf  zwischen 
der  staufisdien  und  weifischen  Partei  um  den  Besitz  der  deutschen 
Königskrone.  Nichts  war  natürlicher,  als  dass  von  den  Kreuzpredigern 
trotz  des  hauptsächlich  religiösen  Charakters  ihrer  Predigten  iloch,  da 
sie  im  letzten  Grunde  ja  einem  iK)litischen  Zweck  dienten,  auch  die 
„Tagesfragen**  mit  hineingezogen  wurden,  umsomehr,  als  der  gebannte 
Kaiser  Otto  gerade  am  Niederrhein  noch  seine  Hauptstütze  in  Deutsch- 
land hatte. 

Nun  wissen  wir,  dnss  Oliver  ein  entschiedener  Gegner  des  weifischen 
Kaisers  war  und  es  nicht  unterliess,  diesen  auch  in  seinen  Predigteu 
anzugreifen.  ^Innocenz,  lässt  Emo^*)  ihn  sagen,  hat  Otto  mit  seiner 
Ganst  überhäuft  uad  in  Uom  zum  Kaiser  gekrönt.  Der  aber  hat  mit 
Undank  gelohnt,  ist  sofort  nach  Empfang  der  Kaiserkrone  in  das  Pa- 
trimonium des  h.  Petrus  eingefallen  und  hat  selbst  den  Knaben  Fried- 
rieb nicht  geschont,  sondern  drang  feindlich  in  Apulien  ein  und  brachte 
Gott  und  Menschen  gegen  sich  auf,  so  dass  der  Papst  nach  mehreren 
Ermahnungen  ihn  endlich  excommunicierte  und  die  Grossen  vom  Treu- 
eid gegen  ihn  entband".  Es  lässt  sich  denken,  wie  besonders  der 
Bann,  der  auf  Otto  lastete,  einen  ausgiebigen  Stoff  hergab,  die  Gemüter 
gegen  ihn  zu  kehren  und  auf  die  Seite  des  jungen  Friedrich  zu  ziehen. 

Ottos  Macht  war  allerdings  schon  im  Sinken,  bereits  hatte  sein 
Gegner  den  Fuss  auf  deutschen  Boden  gesetzt  und  manchen  Verbündeten 
von  ihm  abtrünnig  gemacht,  als  er  das  Gebiet  des  Erzstifts  Köln  betrat. 
Der  Bischof  von  Münster  sass  gefangen  in  Kaiserswerth,  durch  Verrat 
dem  Weifen  überliefert,  Otto  hatte  den  Winter  über  gerüstet  und  war 
bereit  den  Kampf  mit  P'rankreich,  dem  Verbündeten  des  jungen  Staufer, 
aufzunehmen.  Am  Palmsonntage,  den  28.  März  1214  erschien  er  in 
Aachen.  Herzog  Heinrich  von  Brabant,  in  dessen  Lande  Oliver  da- 
mals vielleicht  weilte,  war  ein  wenig  gewissenhafter  Regent,  der  es  mit 
den  Verträgen  nicht  allzu  genau  nahm.  Er  war  einer  der  ersten, 
welcher  sich  dem  heranziehenden  Weifen  anschloss,  und  Otto,  der  dieseu 


")  Emo  a.  a.  0.  S.  473. 

tizedby  Google 


Digitiz 


250  H.  Hoogeweg 

als  einen  alten  Feind  des  Bischofs  von  Lattich,  dem  der  n&chste  Sturm 
gelten  sollte,  kannte,  verband  sich  mit  Heinrich  nun  um  so  näher,  und 
am  19.  Mai  wurde  in  Mastricht  die  Verlobung  des  Kaisers  mit  Maria, 
der  Tochter  Heinrichs,  mit  der  er  bereits  1198  einmal  verlobt  worden 
war,  aufs  Neue  besiegelt^').  Otto  war  von  Aachen  auch  gegen  das 
Gebiet  des  Grafen  von  Geldern  gerflckt  und  verbrannte  die  Stadt 
Roermond. 

Unter  den  obwaltenden  Umstanden  gebot  unserem  Scholaster  die 
eigene  Sicherheit  und  der  Wunsch  weiteren  Erfolges  das  Verlassen 
des  Herzogtums  Brabant.  Wahrscheinlich  wandte  sich  Oliver  bald  nach 
Ottos  Ankunft  nach  Norden  und  gelangte  in  das  Gebiet  der  Diözese 
Utrecht,  nach  Geldern.  Wie  die  Verhältnisse  lagen  und  die  Ereignisse 
sich  an  einander  reihen,  werden  wir  wohl  nicht  irre  gehen  in  der  An- 
nahme, dass  gerade  Olivers  Predigten  und  Agitationen  zu  Gunsten  des 
Staufers  jetzt  den  Kaiser  nach  dem  Norden  riefen,  um  hier  durch  einen 
Gewaltstreich  die  Opposition  zu  vernichten,  und  Otto  schnell  den 
Plan  zur  Ausführung  brachte,  Roermond  zu  zerstören.  Und  ganz  un- 
berechtigt wird  der  Schluss  nicht  sein,  dass  gerade  auch  in  Roermond 
Oliver  grossen  Erfolg  erzielt  hat.  Denn  wenn  es  auch  des  Grafen 
„beste  Stadt "^  gewesen  und  diese  leicht  durch  die  Bedeutung  und  den 
Reichtum  zunächst  als  Ziel  von  Otto  ins  Auge  gefasst  wurde,  so  ist 
es  doch  auch  nicht  unmöglich,  dass  neben  diesen  Gründen  auch  der  in 
die  Wagschale  fiel,  die  Hauptburg  der  religiösen  Opposition  zu  unterdrücken. 

Die  Grafschaft  Geldern  wurde  von  beiden  Seiten  von  dem  Gebiet 
des  Bistums  Utrecht  eingeschlossen  und  stand  selbst  unter  dessen. Krumm- 
stab. Wir  können  demnach  annehmen,  dass  Oliver  von  Süden  kommend 
die  Grafschaft  wie  die  speziellen  Gebiete  der  Diöcese  durchzog.  Eine 
Hinweisung  hierfür  giebt  Cäsarius  von  Heisterbach  ^'),  dessen  Erzählung, 
ohne  Angabe  eines  bestimmten  Oi*tes,  uns  doch  wohl  in  die  Nähe  von 
Utrecht  selbst  führt.  Auch  Johann  von  Xanten  scheint  sich  hier  auf- 
gehalten und  mit  Oliver  vereint  das  Kreuz  gepredigt  zu  haben  ^^).  Von 
den  Erfolgen  seiner  Wirksamkeit  erfaliren  wir  nichts,  doch  hat  uns 
Cäsarius  eine  Geschichte  überliefert,  welche  uns  eineu  Blick  gewährt 
auf  die  Unannehmlichkeiten  und  Gefahren,  die  das  Amt  des  Kreuz- 
predigers mit  sich  brachte. 


*')  Winkelmann,  Phil.  v.  Schwaben  u.  Otto  v.  Brauuschweig  2,  S.  368. 

**)  Dial.  XII,  2.S. 

**)  Die  gleichzeitige  Anwesenheit  beider  bezeugt  auch  Caes.  Dial.  11,  7. 


Digiti 


zedby  Google 


Der  kölner  Domscholaster  Oliver  als  Kreuzprediger  1214—1217.      251 

Der  Bischof  von  Utrecht,  Dietrich  von  Are,  hatte  einen  Bedienten 
Everwach,  durch  den  er  seine  Finanzangelegenheiten  regeln  liess  und 
dem  er  sein  volles  Vertrauen  schenkte.  Dies  erregte  ihm  Neider,  welche 
sich  bemühten,  ihn  bei  Dietrich  in  den  Verdacht  der  Unehrlichkeit  zu 
bringen.  Die  Probe  aber,  welche  Dietrich  mit  Everwach*s  Buchführung 
vornehmen  liess,  fiel  vollständig  zu  dessen  Gunsten  aus;  kein  Fehler 
konnte  ihm  nachgewiesen  werden.  Doch  seine  Gegner  ruhten  nicht  und 
verlangten  eine  zweite  Untersuchung  in  ihrer  Gegenwart.  Nun  war 
aber  unterdes  dem  Everwach  seine  Rechnung  abhanden  gekommen,  und 
in  seiner  Not  und  Angst  vor  der  sicher  bevorstehenden  Geisselung  und 
GeflUignisstrafe  setzte  er  sich  mit  dem  Teufel  in  Verbindung,  verleug- 
nete Gott,  Christus  und  Maria  und  stellte  sich  in  jenes  Dienste.  Der 
Teufel  rechtfertigte  ihn  denn  auch  vor  dem  Bischof.  Seitdem  begann 
Everwach  Christus  zu  lästern  und  die  Kraft  des  Teufels  zu  rühmen.  — 
Elf  Jahre  waren  seit  jenem  Ereignis  vergangen,  als  Oliver  in  die  Diö- 
zese Utrecht  kam.  Während  seiner  Predigt  benahm  sich  nun  Ever- 
wach so  auffallend,  dass  ihn  Oliver  mit  den  Worten  zur  Ruhe  wies: 
Schweig,  Unglückseliger,  du  bist  ein  Geföss  des  Teufels,  der  Böse  spricht 
aus  dir.  —  Everwach  glaubte  nun  seinem  Gebieter  keinen  grösseren 
Gefallen  erweisen  zu  können,  als  dass  er  Oliver  umbrächte.  Drei  Tage 
lang  schlich  er  mit  einem  versteckten  Dolch  hinter  ihm  her,  eine  günstige 
Gelegenheit  zu  seinem  Vorhaben  erspähend.  Am  dritten  Tage  aber 
verfiel  er  in  eine  schwere  Krankheit,  starb  und  wurde  vom  Teufel  nach 
verschiedenen  Orten  der  Folter  und  Qual  geschleppt.  Dann  aber  er- 
barmte sich  Gott  seiner,  vergab  ihm  und  schenkte  ihm  das  Leben 
wieder.  Er  nahm  das  Kreuz  und  machte  mit  nackten  Füssen  und 
unter  Selbstpeinigung  aller  Art  den  Kreuzzug  mit  Bischof  Otto  von 
Utrecht  mit*^). 

An  das  Bistum  Utrecht  nördlich  schloss  sich,  der  Diözese  Münster 
teilweise  unterstellt,  das  Land  der  Friessn  an.  Dieses  sollte  das  nächste 
Ziel  Olivers  sein.  •   Er  gelangte  damit  zu  einem  Volksstamme,  der,  bis- 


**)  Wybrands  a.  a.  0.  S.  54  ff.  sucht  diese  Erzählung  auf  natürliche 
Weise  zu  erklären.  Über  den  nur  scheinbaren  Fehler  des  Cäsarius,  Dietrichs 
Nachfolger  Otto  I.  und  nicht  Otto  II.  den  Kreuzzug  machen  zu  lassen,  vgl 
ebenda  S.  53^  Anm.  t'ber  E verwachs  Ende  sagt  Caes.  a.  a.  0.:  Qui  cum 
reversus  fuisset  ad  uxorem  suam.  sacro  igne  tactus  est.  Johann  von  Leydeu, 
der  die  Geschichte  in  sein  Chron.  Belgicum  (Ausgabe  von  Swertius,  Franko- 
furti  1620)  lib.  XXI  cp.  ö  übernahm,  weicht  ab:  Qui  cum  reversus  fuisset 
et  in  bono  proposito  perseverasset,  tandem  obdormivit  in  domino. 

Weitd.  Zeitiohr.  f.  Oeach.  o.  Knnit.  VII,    II.  18 


Digiti 


zedby  Google 


252  H.  Hoogeweg 

her  wenig  berührt  von  den  grossen  Ereignissen  des  deatscben  Reiches 
and  den  Kreuzzugsbestrebungen  sich  darch  Jahrhunderte  hiodarch 
seine  Eigentamlichkeiten  bewahrt  hatte.  Als  freie  Bauern  lebten  die 
Friesen  hinter  ihren  D&mmen  und  Deichen,  ein  einfaches  Volk, 
das  starr  und  fest  an  den  hergebrachten  Gewohnheiten  hing.  Ein 
gutes  Stück  Roheit  und  auch  Heidentum  konnte  man  bei  ihnen 
finden,  welches  letztere,  wenn  auch  oft  verdunkelt  und  dem  Christen- 
tum angepasst,  sich  bei  ihnen  bis  in  diese  Zeit  hinein  erhalten 
hatte  *^). 

Schon  als  den  Friesen  das  Christentum  gebracht  wurde,  im  7.  und 
8.  Jahrhundert,  war  der  Zustand,  in  welchem  sie  lebten,  ein  ganz 
anderer  als  der  der  anderen  deutschen  Stämme  im  fünften  und  sechsten. 
Die  Völkerwanderung  hatte  ihre  Wohnsitze  kaum  berührt,  Ansiedelungen 
fremder  Nationen  oder  anderer  deutscher  St&mme  kamen  auch  in  der 
Folgezeit  noch  nicht  vor.  Durch  die  Einfälle  der  Normannen  hatten 
sie  viel  zu  leiden;  doch  siedelten  sich  diese  nicht  an,  ihr  Aufenthalt 
war  nur  ein  vorübergehender,  der  wohl  Einbusse  an  Menschen  und  Gut 
mit  sich  brachte,  nichts  aber  an  den  bestehenden  Verhältnissen  änderte. 
So  konnten  die  Friesen  die  Selbständigkeit  ihres  Charakters,  der  Sitten 
und  Anschauungen  unbeeinflusst  von  anderen  Nationen  länger  erhalten, 
als  irgend  ein  germanischer  Stamm.  Allerdings  auf  die  Annehmlich- 
keiten, welche  die  anderen  deutschen  Stämme  bei  ihrer  Ansiedelung  von 
den  romanischen  kennen  lernten,  mussten  sie  verzichten;  sie  blieben 
einfach,  ja  roh  und  rauh^^),  aber  doch  fem  von  den  Ansteckungen  der 
civilisierten  und  übercivilisierten  Völkern,  denen  die  Deutschen  bei  ihrer 
Niederlassung   sofort   ausgesetzt   waren    und   denen   ihr   CharaRter   nur 


*^  Eine  Erzählung,  die  ich  weder  der  Zeit  noch  der  Gegend  nach 
fixieren  kann,  die  aber  wohl  nach  Brabant,  Geldern  oder  Friesland  gehört, 
ist  die  von  Cäsarius  erhaltene  (in  dem  Bruchstück  aus  dem  VIII.  üb.  mirac 
gedruckt  bei  Kaufmann  Cäs.  v.  Heisterbach  2.  Aufl.  S.  189) .  Oliver  kam  auf 
seiner  Reise  durch  ein  Dorf  und  sah  daselbst,  wie  die  Einwohner  bei  Gesang 
und  Musik  um  einen  Widder  tanzten  und,  so  oft  sie  an  seinem  vorderen 
Teile  vorüberkamen,  sich  tief  verneigten,  als  wollten  sie  ihn  anbeten.  „Wegen 
dieser  verabscheuenswerthen  That  wollte  Oliver  niemals  zu  diesem  Dorf  zu- 
rückkehren*'. Vgl.  auch  Dial.  III,  6,  woraus  Alber.  trium  fönt  (Mon.  Germ.  SS. 
23  S.  902)  schupfte,  und  IV,  9,  und  überhaupt  Kaufmann  a.  a.  0.  8.  122  ff. 
—  Es  ist  sehr  wohl  möglich  und  kann  kaum  auffallen,  dass  Oliver  einen  so 
grossen  Widerwillen  gegen  dieses  an  sich  unschuldige  Volksfest  äusserte. 

**)  Vgl.  Thomas  Cantiprat,  bon.  univers.  de  apibus  lib.  II,  cp.  I  Nr.  15, 
S.  120  in  der  Ausgabe  Duaci  1627. 


Digiti 


zedby  Google 


Der  kölner  Domscholaster  Oliver  als  Kreuzprediger  1214—1217,      253 

za  schnell  unterlag.  Unter  Kämpfen  mit  dem  Meere,  in  Morä.sten  und 
wenig  einladenden  Gegenden  wohnend,  dem  Fischfang  und  der  Vieluucht 
nachgehend,  nur  eine  dürftige  Existenz  auch  aus  dem  Landbau  fi-iätünd, 
aber  beseelt  von  einem  unauslöschlichen  Freiheitsdrange  lebten  ^ie  von 
Jahrhundert  zu  Jahrhundert.  Im  Laufe  der  Zeit  konnte  es  aber  denn 
doch  nicht  ausbleiben,  dass  ein  Einfluss  von  aussen  her  stattfanil,  vol' 
allem  durch  die  Fehden  mit  der  Nachbarschaft,  welche  eine  d«^m<jrali- 
sierende  Wirkung  auf  sie  ausüben  musste.  Bruderkriege  waren  bei  ilinen 
nichts  seltenes  und  forderten  ebenso  ibre  Opfer  an  Menschenleben  wie 
bei  den  anderen  deutschen  Stämmen,  und  Seeräuberei  war  eine  beliebte 
Untugend.  Aber  eine  grosse  Ursprünglichkeit  war  ihnen  trotzdem  ge- 
blieben bis  in  die  Zeit,  in  welcher  Oliver  unter  ihnen  anfing  das  Ktbui 
zu  predigen  **j. 

Oliver  war  der  erste,  der  die  Aufforderung  des  Papstes  zum  Kreuz- 
zage persönlich  in  diese  abgelegenen  Gegenden  trug.  Kein  Land  des 
deutschen  Reiches  war  so  wenig  von  den  ganzen  KreuzzugsbeweptngBTi 
beröhrt  worden  als  dieses  im  äussersten  Winkel  gelegene.  Die  ersten 
Anstrengungen  Europas  gingen  so  gut  wie  spurlos  an  ihnen  vorüber, 
und  erst  die  Kunde  glücklicher  Ereignisse,  von  der  Eroberung  des  hei- 
ligen Landes  und  Jerusalems,  fingen  auch  hier  an  Interesse  für  die  ent- 
legenen Unternehmungen  zu  wecken.  Die  Scharen,  welche  sie  stellten, 
hielten  wohl  einen  Vergleich  aus  mit  denen  der  südlicheren  Länder  dieser 
Gegend  wie  Geldern,  Flandern  und  das  Bistum  Lüttich  ^").  In  letzterem 
hatten  schon  Bernhard  von  Clairvaux  und  Fulko  von  Neuilly  gepredigt '^^ 
aber  bis  in  jene  unwirtsamen  Gegenden,  die  die  Nordsee  be>pUli,  war 
noch  keiner  der  Kreuzprediger  vorgedrungen^*). 

In  einem  Lande,  in  welchem  ein  päpstlicher  Legat  zum  ersten 
Male  als  Kreuzprediger  erscheint,  war  es  natürlich,  dass  neben  der  all- 
gemeinen Erwartung  auch  eine  leicht  erklärliche  Neugierde  die  Leute 
von  fernher  herbeilockte.  Gewiss  war  schon  längst  die  Kumle  von 
Olivers  Erscheinen  die:}Cm  selbst  vorausgeeilt  und  man  hatte  dcb  auf 
seinen  Empfang  vorbereitet.     Das   schlichte  Volk    kam   herbei,    um  ihn 


••)  Moll,  Kerkgeschiedenis  vau  Nederlaud  I,  S.  185  fi". 

»*>)  Vgl.  Röhricht,  Beiträge  11,  301,  309. 

*•)  Caes.  Dial.  I,  6;  vgl.  VVilkeii,  Gesch.  der  Kreuzzüge  Bd.  lll,  S.W, 
Anm.  f?a  und  V,  S.  98  ff. 

*■)  Moll  a.  a.  0.  II*,  S.  9  und  Dirks,  Noord-Xedcrland  en  de  Ivrmg* 
to^n  in  De  vrije  Fries  II  (1842)  S  135  ff.  und  221  ff.  —  Fulko  war  am 
19.  März  1200  in  Lüilich  gewesen,  s.  Reiuer  a.  a.  0.  S.  GJ5. 

16* 


Digiti 


zedby  Google 


254  H.  Hoogeweg 

zu  hören,  seinen  Worten  zu  lauschen.  Aber  wie,  will  ich  hier  fragen, 
machte  sich  Oliver  ihnen  verständlich  V  Neben  vielen  anderen  nationalen 
Eigentümlichkeiten  hatten  die  Friesen  sich  auch  eine  besondere  Sprache 
erhalten,  die  mit  den  Jahrhunderten,  unberührt  von  dem  Einfluss  an- 
derer, wohl  in  sich  kleine  ümwandelungen  erfahren  hatte,  aber  doch 
noch  klang  wie  eine  Erinnerung  längst  verschwundener  Zeiten.  Es 
fragt  sich  nun,  welcher  Sprache  sich  Oliver  bediente.  Das  Deutsche, 
welches  in  den  südlicheren  Gegenden  gesprochen  wurde,  war  ihm 
wohl  geläufig.  Noch  südlicher  half  ihm  das  Französische,  dessen 
Kenntnis  er  sich  zweifellos  während  seines  Aufenthaltes  in  P'rank- 
reich  angeeignet  hatte.  Doch  werfen  wir  einen  Blick  auf  die  friesischen 
Rechte,  die  uns  in  der  Sprache  dieser  Zeit  erhalten  sind,  so  werden 
wir  überzeugt  sein,  dass  mit  dem  blossen  Deutschen  es  unmöglich 
war,  sich  den  Friesen  verständlich  zu  machen.  Mit  dem  Lateinischen 
konnte  er  wohl  den  Gelehrten  predigen,  nicht  aber  den  ungebildeten 
Friesen.  Der  Beweis,  dass  Oliver  der  Sprache  der  Friesen  mächtig 
war,  kann  nicht  gebracht  werden,  doch  ist  es  immerhin  denkbar,  da 
fast  seine  ganze  frühere  Thätigkeit  in  der  kölner  Diözese  lag  und  er 
leicht  schon  früher  einmal  hätte  Gelegenheit  gehabt  haben  können,  mit 
diesem  Volke  zusammenzukommen.  Wie  viele  vor  ihm  und  viele  nach 
ihm,  so  hat  auch  ^Oliver  durch  Dolmetscher  und  andere  Mittel 
erreicht,  was  er  wollte;  er  wird  sich  der  deutschen  Sprache  bedient 
und  in  dieser  so  gut  wie  es  ging  sich  den  Zuhöreiii  verständlich  zu 
machen  versucht  haben,  indem  er  das  weitere  den  Priestern  des 
Landes  überlassen  musste,  die  seine  Reden  dolmetschten  und  bei 
dem  regelmässigen  Gottesdienst  nachholten  und  auffrischten,  was  und 
wo  es  notthat.  Seine  Begleiter,  wie  z.  B.  der  Abt  Heinrich  von 
Heisterbach,  den  die  Visitationen  der  Klöster  seines  Ordens  öfter  in 
diese  Gegend  führten  *^),  war  gewiss  auch  wenigstens  zum  Teil  der 
Sprache  kundig. 

Wir  kennen  zwei  sichere  Daten  aus  der  Zeit  des  Aufenthaltes 
Olivers  im  Lande  der  Friesen  und  zwar  durch  Oliver  selbst.  Leider 
lässt  uns  die  Hauptquelle  für  diese  Zeit  und  Gegend,  die  Chronik  des 
Emo,  hier  ganz  im  Stich.  So  ausführlich,  detailliert  die  Schilderung 
Emos  von  dem  Aufenthalt  Olivers  im  Friesenlande  vom  Jahre  1223 
ist**),   so  kurz  berichtet  er  hier.     Nur  wenige  Worte  widmet   er  ihm. 


")  Vgl.  Caes.  Dial.  XII,  26. 
5*)  Emo  Chron.  a.  a.  0.  S.  499. 


Digiti 


zedby  Google 


t)er  kölner  Domscholaster  Oliver  als  Kreuzprediger  1214 — 1217.      255 

ohne  der  Wunder  auch  nur  zu  gedenken  ^^);  und  doch  muss  Oliver  in 
die  Gegend  seines  Klosters  gekommen  sein.  Die  einzigen  aber  um  so 
besseren  Berichte  über  Olivers  Thätigkeit  haben  wir  von  ihm  selli^r  um! 
zwar  einmal  in  dem  Briefe,  den  er  an  den  Grafen  von  Namiir  und 
dessen  Gemahlin  schrieb,  den  bedeutend  vollständigeren,  und  ein^^n 
kflrzeren  aber  jenen  doch  in  manchen  Punkten  ergänzenden  im  6.  Ka- 
pitel der  Historia  Damiatina •^*').  Diesen  entnehmen  wir  folgendes:  Oliver 
durchzog  das  nördliche  Friesland  von  Osten  nach  Westen.  Am  Freitag 
vor  Pfingsten,  den  16.  Mai,  kam  er  nach  dem  friesischen  Dorfe  Ikdum^ 
das  noch  zum  Bistum  Münster  gehörte.  Ihn  begleitete  hierbei  der  Abt 
Heinrich  von  Heisterbach  ■^^),  sowie  die  Äbte  des  Cistercienser-,  Claiiia- 
censer-  und  Prämonstratenserordens,  und  eine  Reihe  von  Mönchen.  Viele 
Tausende  beiderlei  Geschlechts  hatten  sich  hier  eingefunden,  um  den 
Predigten  zuzuhören.  Sie  sassen  auf  einer  Wiese,  weil  das  Gotteshaus 
sie  nicht  fasste.  Es  war  gutes  Wetter.  Oliver  begann  feierlich  die 
Messe  zu  halten  und  predigte  dann  über  die  Textesworte  der  Bi[»e]: 
AbsU  mihi  ghria  (Galat.  VI,  14).  Da  zeigte  sich  am  Himmel  eine 
weisse  Wolke,  in  der  die  Gestalt  eines  weissen  Kreuzes  an  der  Kord- 
seite und  bald  darauf  auch  an  der  Südseite  sichtbar  wurde.  Darauf 
erschien  zwischen  diesen  beiden  ein  grosses  Kreuz,  höher  als  die  andern, 
von  grauer  Farbe,  an  welchem  man  die  Gestalt  eines  nackten  mensch- 
lichen Körpers  bemerken  konnte,  das  Haupt  zur  Brust  geneigt,  die  Arme 


**)  Emo  a.  a.  0.  S.  473:  Oliverius  .  .  .  ingressus  est  Frisiain,  ad 
cuias  exhcrtationem  multitudo  hominum  utriusque  sexus  cruce  signuta  CHt 
per  singulas  Frisiae  maritimas  et  trunci  in  ecclesiis  erecti  causa  pecnniae  nd 
snbsidium  terrae  sanetae. 

*•)  Bei  Eccard  Corp.  bist.  11,  p.  1401.  Aus  der  Hist.  Dam.  entnahm 
ihn  Caes.  Dial.  X,  37—39  mit  einem  nicht  unwesentlichen  Zusatz  iiher  dio 
Anwesenheit  des  Abts  Heinrich  von  Heisterbach,  den  Oliver  nur  andßuteL  — 
In  vielen  der  gleichzeitigen  Quellen  finden  wir  ebenfalls  kurze  NotbcHi  wiQ 
in  der  Chron.  reg.  Col.  ed.  Waitz  S.  193,  aus  denen  sie  in  die  späteren  liber- 
gingen.    Wybraiids  a.  a.  0.  107  Anm. 

^^  Dieser  befand  sich  damals  wohl  auf  einer  Visitationsreise,  was  aber 
nicht,  wie  Wybrands  a.  a.  0.  S.  41  will,  mit  Caes.  Dial.  XII,  37  hebji:! 
werden  kann;  vielmehr  verweisen  die  Anfangsworte  des  Kapitels  anto  has 
duodecim  annos  doch  auf  1210,  da  der  Dial.  mir.  1222  geschrieben  ist.  Doch 
sagen  die  Gest.  Fris.  a.  a.  0.  S.  13:  dese  hebbent  ghesecht,  doe  sie  nnseu 
cloester  toe  Claercamp  visitierden  in  Vrieslant.  —  Von  Mönchen  wird  DiaL 
X,  39  nur  Winand  aus  Heisterbach  genannt.  Vielleicht  waren  auch  einige 
aus  dem  nahen  Kloster  Emos,  Wirum,  zugegen,  das  ca.  1209  entstand,  aber 
erst  1217  dem  Orden  des  Norbert  einverleibt  wurde.     Moll  a.  a.  O.  11'^  S.  35. 


Digiti 


zedby  Google 


256  U.  lloogeweg 

Dicht  gerade  ausgestreckt,  sondern  mehr  erhoben.  Auch  die  N&gel^ 
welche  durch  die  Hände  und  Füsse  geschlagen  waren,  konnte  man  deut- 
lich erkennen.  Viele  wurden  durch  diese  Erscheinung  zur  Annahme 
des  Kreuzes  bewogen,  darunter  auch  ein  Ritter,  der  sich  bis  dahin  ge- 
weigert hatte.  Einer  der  Friesen,  der  die  Erscheinung  sah,  lief  schnell 
zu  Oliver  hin  und  rief  in  prophetischer  Gewissheit :  Nun  ist  das  heilige 
Land  erobert.  Ein  Mädchen  reicher  Eltern  von  11  Jahren^®)  sprang 
auf,  um  zu  beten,  wurde  aber  von  den  anderen  gezwungen,  sich  nieder- 
zusetzen ;  sie  zeigte  die  Erscheinung  ihren  Angehörigen,  welche  in  Ehr- 
furcht anbeteten.  Diese  Wundererscheinung  blieb  während  der  Zeit  der 
ganzen  Messe  sichtbar ;  nicht  allen  aber  schien  es  vergönnt  gewesen  zu 
sein,  dieselbe  zu  beobachten,  denn  „mehr  als  Hundert**  nur  nahmen  sie 
wahr  von  den  vielen  Tausenden,  welche  vorsammelt  waren. 

Von  Bedum  westwärts  ziehend  kam  Oliver  wieder  in  das  bereits 
zur  Diözese  Utrecht  gehörige  Dorf  Surhuizen  **).  Hier  wiederholte  sich 
die  Kreuzerscheinung,  doch  war  es  diesmal  nur  ein  Kreuz  von  blauer 
Farbe  ohne  einen  menschlichen  Körper.  Dieses  Wunder  bemerkten 
schon  mehr  Anwesende  als  in  Bedum,  unter  ihnen  der  Abt  Heinrich 
und  Mönch  Winand  von  Heisterbach.  ' 

Anfang  Juni  erreichte  Oliver  Dokkum,  jenen  Ort,  an  welchem  der 
Apostel  der  Friesen,  Bonifaz,  mit  dem  Märtyrertod  gekrönt  worden 
war.  Zog  wahrscheinlich  schon  der  Tag,  welcher  nach  diesem  Heiligen, 
als  dessen  Todestag,  genannt  wird,  der  5.  Juni,  durch  seine  Feierlich- 
keit mehr  Menschen  als  gewöhnlich  nach  Dokkum,  so  wird  die  Kunde 
von  den  Erscheinungen  am  Himmel  vollends  dazu  beigetragen  haben, 
die  Umwohner  von  überallher  herbeiströmen  zu  lassen.  So  waren  denn 
auch  mehr  als  zehntausend  Menschen  anwesend,  als  Oliver  am  Tage  des 
heiligen  Bonifaz  in  Dokkum  seines  Amtes  waltete.  Da  erschien  ein 
grosses  Kreuz  von  weisser  Farbe  am  Himmel*®),  welches  sich  wie  von 
Stricken  gezogen,  in  der  Luft  von  Norden  nach  Süden  weiter  bewegte, 
gleichsam  als  wollte  es  den  Pilgern  den  Weg  zum  heiligen  Grabe  an- 
zeigen. Diese  Erscheinung  wurde  von  allen  Anwesenden  wahrgenommen, 
setzt  Oliver**)   ausdrücklich  hinzu.  —  Der  Erfolg  war   denn   auch  ein 

^^  Die  Leseart  Bocks  a.  a.  0.  puella  XI  annorum,  wie  sie  auch  Mart. 
et  Dur.  a.  a.  0.  geben,  ist  der  Weilands  puella  christianorum,  die  keinen 
rechten  Sinn  giebt,  wohl  vorzuziehen. 

*»)  Sucherhusen  in  der  bist.  Dam.;  im  Briefe  findet  sich  kein  Name. 

••)  Über  die  Form  dieses  Kreuzes  s.  bist.  Dam.  a.  a.  0 

«')  In  der  hist.  Dam.  a.  a.  0.  Caes.  Dial.  X,  39  bekundet  auch  hier 
die  Anwesenheit  des  Abts  und  Mönchs  von  Heisterbach. 


Digiti 


zedby  Google 


l)er  kölner  boinscliolaster  Oliver  als  Kreuzprediger  1214—1217.      25? 

enormer  und  ein  um  so  wichtigerer,  wenn  man  bedenkt,  dass  Papst 
Innocenz  in  seiner  Bulle  gerade  von  den  seetachtigen  und  meergewohnten 
Nationen  Hülfe  erwartete.  50,000  nahmen  das  Kreuz,  darunter  8000 
mit  Schilden  und  mehrere  Tausend  mit  Panzern  Bewaffnete^*).  „Und 
wisset**,  schreibt  Oliver  dem  Grafen,  „dass  soviel  Schiffe  sich  rüsten 
zum  Zuge  Jesu  Christi,  dass  ich  glaube,  allein  aus  dem  Erzstift  Köln 
werden  mehr  als  dreihundert  Lastschiffe,  angefüllt  mit  Kriegern,  Waffen, 
Lebensmitteln  und  Kriegsinstrumenten  die  Fahrt  antreten''. 

Soweit  Oliver  in  seinem  Briefe**).  Es  liegt  auf  der  Hand,  dass 
wir  es  hier  mit  einem  Naturereignis  zu  thun  haben,  einem  Wolkenge- 
bilde, einer  Luftspiegelung  oder  Nebensonne,  wie  sie  besonders  an  der 
Meeresküste  nicht  gerade  selten  sind***).  Es  ist  schon  oben  bemerkt 
worden,  dass  weder  Oliver  selbst  sich  jemals  als  Wunderthäter  hinge- 
stellt, noch  dass  eine  der  Quellen  ihn  zu  einem  solchen  zu  machen  ver- 
sucht hat.  Die  Wunder,  welche  während  seiner  Kreuzpredigten  ge- 
schahen, wurden  von   ihm  lediglich   als  von  Gott   selbst  veranlasst  an- 

**)  Es  liegt  kein  Grund  vor  mit  Moll,  Kerkgesch.  H^  13  anzunehmen, 
dass  die  Zahlenangaben  übertrieben  sind  und  dat  de  verheelding  des  kruis- 
predikers  of  sijne  ijdelheid  sich  aan  deze  opgaven  heeft  laten  gelden.  Vgl. 
das  Schreiben  des  Papstes  Honorius  HI.  an  die  Kreuzfahrer  der  kölner 
Piuzese  bei  Ennen,  Quellen  11  Nr.  56,  S.  65. 

"^)  Diesem  klaren  Berichte,  der  als  Quelle  ersten  Ranges  hier  gelten 
muss,  stehen  gegenüber  die  Berichte  der  Gesta  Frisiorum  (bei  Röhricht, 
testimonia  minora  S.  12  nach  der  Ausgabe  in  den  Werken  uitgeg.  door  het 
friesche  Genootschap  S.  302  fl.)  nach  denen  es  heisst :  sie  (die  Friesen)  waren 
seer  traech  ende  hardneckich,  dat  heilighe  crues  te  eren,  alsoe  dat  Oliverus 
weder  toe  hnes  soech  in  wanhope,  eine  Nachricht,  der  vielleicht  die  in  des 
Caes.  Homiliae  (s.  Röhricht  a.  a.  0.  S.  175)  zu  Grunde  liegt.  Ebensowenig 
können  die  rebellia  corda  der  Friesen,  von  denen  Reimer  (a.  a.  S.  673)  spricht, 
in  Betracht  kommen,  da  dieser  Ausdruck  doch  wohl  nur  in  Vergleichung  mit 
den  civilisierteren  Lüttichem  gebraucht  ist  und  sich  mehr  auf  die  rauhen 
Sitten  der  Friesen  im  Allgemeinen  als  speziell  auf  ihren  Widerstand  gegen 
die  Bestrebungen  Olivers  beziehen  soll.  Die  Wunder,  welche  die  Gesta  Fris. 
erwähnen,  scheinen  auch  eine  Entstellung  der  im  Briefe  erzählten  zu  sein, 
Die  von  Caes.  in  den  Hom.  gegebene  Nachricht  (Röhricht  a.  a.  0.  S.  178) 
Olivero  .  .  .  predicaute  crucem  in  Frisia,  in  ipsa  statione  nobilis  quidam 
Friso  et  ditissimus  omnium  occisus  est,  propter  quem  negotium  crucis  tunc 
temporis  in  iila  terra  satis  impeditum  est  —  gehört  in  die  Zeit  des  zweiten 
Aufenthaltes  Olivers  in  Friesland.  —  Es  sei  noch  bemerkt,  dass  nach  Chron. 
reg.  Colon,  a.  a.  0.  S.  192  auch  Johann  von  Xanten  in  Kuik  an  der  Maas 
1214  circa  nativitatem  sancte  Marie  einer  Kreuzcserscheinnng  am  Himmel 
gewürdigt  wurde. 

•*)  Vgl.  Wybrands  a.  a.  O.  S.  49. 


Digiti 


zedby  Google 


258  H.  Hoogeweg 

gesehen,  um  ein  sichtbares  Zeichen  zu  geben  denen,  welche  noch  daran 
zweifeln  sollten,  dass  die  Bemühungen  um  die  Befreiung  des  heiligen 
Grabes  ein  Gott  wohlgefälliges  Werk  seien  ^^).  Werden  wir  Oliver  einen 
Vorwurf  daraus  machen  können,  dass  er  in  der  That  an  diese  Erschei- 
nungen glaubte  ?  Keineswegs !  Man  muss  bei  derartiger  Glaubensseligkeit 
die  Zeit  selbst  berücksichtigen  und  den  Umstand,  dass  die  Leute  dar- 
nach handelten  und  das  glaubten,  was  sie  wirklich  wussten,  nicht  dar- 
nach, was  sie  vielleicht  hätten  wissen  können  oder,  nach  dem  Massstabe 
unserer  Zeit  gemessen,  hätten  wissen  sollen. 

Es  war  dies  die  Zeit,  wo  der  schwärmerische  Franz  von  Assissi 
mit  seiner  Ordensregel  hervortrat,  Domingo  von  Osma  umherzog  und 
bald  die  Schaaren  der  Bettelmönche  folgten,  welche  jenen  ascetischen 
Sinn  mit  sich  trugen,  von  dem  selbst  der  grosse  Innocenz  nicht  frei 
war,  und  dem  eine  religiöse  Begeisterung  und  Schwärmerei  folgte,  die 
so  bezaubernd  auf  Gemüt  und  Gefühl,  und  so  lähmend  auf  den  Ver- 
stand und  die  Überlegung  wirkte.  —  Kam  nun  zu  dieser  ekstatischen 
Stimmung  die  begeisterte  Stimme  eines  Predigers,  der  durch  vollendet« 
Perioden  fesselte  oder  durch  Einfachheit  und  Klarheit  zum  Herzen  drang, 
dann  konnte  es  nicht  felilen,  dass  man  bald  die  Nähe  Gottes  fühlte 
und  Wunder  sah  oder  für  Wunder  hielt,  was  man  früher  vielleicht 
staunend  betrachtet,  ohne  ihm  eine  tiefere  Bedeutung  unterzulegen  und 
einen  Akt  göttlicher  Gnade  jetzt  wiedererkannte  in  Erscheinungen,  in 
denen  "man  bisher  im  Aufflackern  des  alten  heidnischen  Geistes  ein  böses 
Omen  entdeckt  hatte. 

Wie  dem  Volke  ging  es  Oliver  selbst.  Wenn  jenes  durch  seine 
Worte  begeistert  wurde,  so  wurde  er  es  durch  seinen  Eifer,  welcher 
mit  der  Rede  wuchs  und  ihn  selbst  allmählich  in  jene  Ekstase  brachte, 
in  welche  seine  Worte  die  Zuhörer  versetzten.  So  glaubte  er  denn  auch 
daran,  und  war  fest  davon  überzeugt,  dass  die  Kreuzeserscheinung  wirk- 
lich geschehen  sei,  sonst  hätte  er  sie  nicht  in  dieser  Umständlichkeit 
dem  Grafen  von  Namur  berichtet.  Und  wenn  er  selbst  in  einer  „naiven** 
Art  andeutet,  dass  die  Wunderzeichen  am  Himmel  zunächst  nur  von 
wenigen,  dann  von  mehr  und  zuletzt  von  allen  gesehen  wurden,  so  ist 
das  sehr  leicht  erklärlicl).  Hatte  die  erregte  Phantasie  überhaupt  erst 
einmal  ein  Wunder  zu  Gunsten  des  Scholasters  gesehen,  und  waren  es 
auch  nur  wenige,  denen  es  vorkam,  als  habe  ein  Kreuz  am  Himmel 
gestanden,    dann  war  es  natürlich, ,  dass   sich   die  Erzählung  davon  wie 


^^)  Vgl.  seine  Bemerkung  am  Schluss  des  6.  Kapitels  der  bist.  Dam. 

tizedby  Google 


Digitiz 


Der  kölner  Üomscholaster  Oliver  als  Kreuzprediger  1214—1211      2o9 

ein  Lauffeuer  weiter  verbreitete  und  bei  den  meisten,  zu  denen  die 
Kunde  kam,  den  Wunsch  erregte,  auch  einer  solchen  Himmelsgabe  teil- 
liaftig  zu  werden.  War  aber  dieser  Wunsch  erst  einmal  rege,  so  be- 
durfte es  bei  dem  bestehenden  Taumel  der  Begeisterung  nur  eines 
kleinen  Anstosses,  um  aberall  der  erregten  Phantasie  Dinge  vorzuzaubern, 
die  entweder  in  Wahrheit  gar  nicht  vorhanden  waren,  oder  von  denen 
das  ursprangliche  Bild,  das  den  Eindruck  hervorbrachte,  weit  entfernt 
war  von  demjenigen,  das  das  befangene  Auge  wahrzunehmen  glaubte. 
So  erklärt  es  sich  auch,  dass  die  zweite  und  dritte  Erscheinung,  welche 
doch  weder  so  klar  noch  so  grossartig  waren  wie  die  erste,  dennoch 
von  mehr  Menschen  wahrgenommen  wurden  als  jene.  Die  erste  Erschei- 
nung oder  die  Kunde  davon  hatte  GemQt  und  Auge  schon  empfänglicher 
gemacht.  —  Und  wenn  berichtet  wird,  dass  gerade  ein  Mädchen  von 
elf  Jahren  voll  VerzQckung  in  die  Höhe  fährt  und  die  Arme  empor- 
streckt, wer  denkt  dabei  dann  nicht  an  die  auf  den  ersten  Blick  uner- 
klärliche, thatsächlich  aber  doch  so  menschliche  Begeisterung  jener 
Kinder,  welcher  diese  vor  erst  zwei  Jahren  zum  Opfer  fielen !  Es  lag 
einmal  in  der  Zeit,  dieser  Zug  zum  Ekstatischen,  Phantastischen,  und 
ergriff  Alt  wie  Jung,  Hoch  wie  Niedrig  Sollte  man  deshalb  also  ein 
Reöht  haben,  unsern  Oliver  einer  allzugrossen  liCichtgläubigkeit  oder  des 
Aberglaubens  zu  zeihen  ^^)V  Es  lässt  sich  aus  der  Zeit  heraus  genug- 
sam erklären,  wie  Oliver  als  ein  Mann  von  strengkirchlicher  Richtung 
und  von  einem  solchen  Feuereifer  für  seine  Aufgabe  beseelt,  auch  ohne 
ein  Fantast  zu  sein,  wie  der  Eremit  Peter,  doch  soweit  Oberwältigt  und 
vom  Eifer  der  Worte  hingerissen  werden  konnte,  dass  auch  er  wie  seine 
Zuhörer,  flbermannt  von  dem  Drucke  der  Stimmung  seine  Hände  aus- 
streckte nach  jener  Kreuzeserscheinung,  die  ihm  die  erregte  Phantasie 
vorzauberte,  und  dankerfQllt  und  gläubig  seine  Kniee  beugte  vor  Dem 
am  Kreuze,  der  seine  Mühe  so  sichtbar  unterstützte  und  segnete. 

Es  geschah  nicht  selten,  dass  Menschen,  denen  Gott  selbst  seinen 
Beistand  so  handgreiflich  erwies,  wenn  nicht  schon  bei  Lebzeiten,  wie 
Bernhard  von  Clairvaux  u  a.,  als  Heilige  verehrt,  so  doch  sicher  nach 
ihrem  Tode  dem  Kataloge  der  Heiligen  zugeschrieben  wurden.  Gerade 
unsere  Zeit  ist  es,  in  welcher  vermöge  oder  infolge  der  herrschenden 
Ekstase   die  Heiligenbildung   reiche  Früchte  tnig.     An  Oliver  ist  diese 


**)  Es  ist  dies  geschehen  durch  Busken-Huet,  Rembrands  Heimath 
1.  Band,  (iihers.  von  Marie  Mohr,  herausg.  v.  G.  von  der  Ropp,  Leipzig  1886), 
der  in  seiner  Abhandlung  über  Oliver  S.  8— 4()  fast  auf  jeder  Seite  die  voll" 
ständige  Unkenntnis  mit  dieser  Zeit  und  ihren  Menschen  zeigt. 


Digiti 


zedby  Google 


260  H.  Hoogeweg 

Würde  vorAbergegangeo.  Ja,  man  könnte  sich  fast  wandern,  dass  er 
und  seine  ganze  Wirksamkeit  nicht  einmal  der  Bildung  von  legenden 
ausgesetzt  gewesen  ist.  Allerdings,  die  Erzählungen  der  Gesta  Frisio- 
rum,  deren  wir  oben  gedachten,  stellen  die  Wunderzeichen  am  Himmel 
schon  viel  grossartiger  dar,  als  sie  uns  Oliver  selbst  schildert,  aber  bei 
diesen  kleinen  Ansätzen  ist  es  geblieben,  und  auch  Olivers  Aufenthalt 
in  dem  fabelreichen  Morgenlande  hat  sie  nicht  fördern  können  — 
Jedenfalls  aber  hat  die  Anwesenheit  Olivers  in  Friesland  einen  tiefen 
Eindruck  hinterlassen,  und  sein  Gedächtnis  hat  noch  Unge  im  Volke 
fortgelebt«^). 

Der  Aufenthalt  Olivers  im  Friesenlande  macht  den  Glanzpunkt 
seiner  Thätigkeit  als  Kreuzprediger  aus.  Wohl  kaum  annähernd  so 
gross  wird  der  Erfolg  in  den  anderen  Gegenden,  die  er  durchzogen 
hatte,  gewesen  sein.  Es  lag  der  geringere  Erfolg  dort  abgesehen  davon, 
dass  das  Volk  der  Abgaben  und  Kosten  fttr  den  heiligen  Krieg  anfing 
mäde  zu  werden,  in  den  politischen  Verhältnissen  begründet,  welche 
besonders  die  Aufmerksamkeit  des  Volkes  auf  sich  zogen,  aber  auch 
hinter  die  Mauern  der  Klöster  drangen  und  beim  Volk  mehr  Interesse 
erregen  mussten  als  der  Ruhm  eines  fernliegenden  Krieges.  Im  Friesen- 
lande war  dies  noch  nicht  der  Fall  Das  unausgesetzte  Gelderheben, 
die  fortwährenden  Mahnungen  der  Prediger  waren  bei  den  Einwohnern 
noch  nicht  etwas  so  gewohntes,  alltägliches.  In  stattlicher  Anzahl  und 
mit  einem  Eifer,  welcher  den  der  anderen  deutschen  Stämme,  den  der 
anderen  Nationen  bedeutend  übertraf,  sind  die  Friesen  ausgezogen,  und 
ihre  Thaten  in  Spanien  ^^)  und,  besonders  in  Aegypten«')  geben  uns 
den  Beweis,  dass  ihre  Begeisterung  keinem  Strohfeuer  glich,  sondern  in 
der  That  die  reinste,  uneigennützigste  war.  — 

Es  tritt  nun  an  uns  die  Frage  heran,  welches  die  Thätigkeit  und 
wo  der  Aufenthalt  Olivers  während  des  Restes  des  Sommers  war.  Das 
letzte  sichere  Datum,  das  uns  erhalten,  ist  der  5.  Juni,  an  welchem 
Tage  wir   ihn   noch   im  Lande  der  Friesen  finden.     Es  ist  nicht  nötig 


*^  Charakteristisch  hierfür  ist,  dass  Emo  wie  sein  Nachfolger  Menko 
hei  den  Zeitangaben  vielfach  die  Anzahl  der  Jahre  seitdem  Oliver  das  Kreuz 
predigte,  mitaui^uhren.  Vgl.  Mon.  Germ.  SS.  23,  S.  5()B,  512  (Emo),  5:^8 
(Menko),  auch  Gesta  abbat,  orti  S.  Marie  ed.  Wybrands  S.  70  und  189  (Mon. 
Germ.  a.  a.  0.  S   588). 

^)  Vgl.  das  nähere  hierüber  Röhricht  in  den  Forscliungen  zur  deut- 
schen Gesch.  IH,  148—156. 

••)  Hoogeweg,  der  Kreuzz.  v.  Dam,  a.  a.  0.  S.  199  f. 


Digiti 


zedby  Google 


I)er  kölner  Dorascholaster  Oliver  als  Kreuzprediger  1214—1217.      261 

anzuaehmen,  dass  Oliver  nach  den  zuletzt  berichteten  Ereignissen  Fries- 
land sofort  verlassen  habe.  Zunächst  scheint  er  vielmehr  seinen  Weg 
nach  Westen  fortgesetzt  zu  haben  '*),  ja,  wenn  wir  eine  Bemerkung  des 
Chronisten  Reiner'*)  wörtlich  nehmen,  welcher  sagt,  dass  Oliver  von 
den  Friesen  zurückkehrend  nach  Lüttich  kam,  so  können  wir  daraus 
den  Schluss  ziehen,  dass  Oliver  in  der  That  seine  letzte  Station  bei 
diesem  Volke  gemacht  hat  und  dort  den  ganzen  Winter  über  geblieben 
ist.  Die  zahlreichen  Klöster  der  verschiedensten  Orden,  welche  diese 
Gegend  schon  damals  aufzuweisen  hatte '*),  gaben  ihm  gewiss  gerne 
Unterkunft.  Auch  fand  Oliver  in  Friesland  Beschäftigung  genug.  Die 
Predigten  musste  er  allerdings,  wenigstens  im  Winter  —  der  ausserdem 
noch  besonders  streng  war  bis  in  den  Februar  hinein'^)  —  einstellen, 
da  die  Kirchen  nur  klein  waren  und  die  Jahreszeit  das  Predigen  im 
Freien  verbot.  Wahrscheinlich  aber  hat  Oliver  als  Gesandter  das  Papstes 
die  Gelegenheit  öfter  benatzt,  beim  regelmässigen  Gottesdienst  und  be- 
sonders an  den  hohen  Festtagen  seine  Beredsamkeit  zu  entfalten  und 
noch  manchen  Renitenden  zur  Annahme  des  Kreuzes  zu  bewegen. 

Erst  im  kommenden  Frühling  finden  wir  Olivers  Spur  wieder.  Im 
Mai  langte  er  in  Lüttich,  dem  Ausgangspunkte  seiner  Missionsreise,  an. 
Hier  aber  fand  er  nicht  alles  so  wie  er  es  wünschte.  Die  von  ihm 
bestellten  Ki  euzzugsagcnten  hatten  zwar  auch,  wie  ihr  Meister,  einen 
regen  Eifer  entfaltet,  aber  doch  nach  einer  anderen  Seite  hin,  als  es 
Oliver  gern  sah.     Schon  früher  war  es  Reiner  '*)  aufgefallen,  dass  jene 


'*)  Nach  der  Angabe  der  Gesta  orti  S.  Marie  Mon.  Germ.  a.  a.  0. 
S.  588  (Wybrands  S.  189)  scheint  Oliver  wirklich  in  die  Nähe  dieses  Klosters, 
welches  westlich  von  Dokkum  lag,  gekommen  zu  sein. 

")  Mon.  Germ.  SS.  16,  S.  673  druckt  Tertz  in  den  Text:  (Oliverius) 
^dieos  a  Frisonibus  et  Britonibus  und  sagt  unter  den  Varianten,  dass  die 
eine  Us.  Dritonibus  statt  Britonibus  habe.  Sicher  hätte  der  Herausgeber  der 
Chronik  des  Reiner  besser  gethan,  das  Dritonibus  in  den  Text  zu  setzen, 
was,  wenn  es  richtig  gelesen  ist,  nur  eine  Verstümmelung  sein  kann  von 
Drentonibas  oder  Trentonibus;  vgl.  Gesta  abb.  orti  S.  Mar.  a.  a.  0.  S.  578 
(Wybrands  S.  156) :  Terra  Trentonum  immcdiate  ex  duabus  partibus  iungitur 
terre  Fresonnm  Tngectensis  dyocesis  (denn  der  östliche  Teil  des  Friesen- 
landes gehörte  zum  Bistum  Münster)  d.  h.  also  das  heutige  Drente  Wahr- 
scheinlich war  es  dies  Versehen  Pertz',  das  Bock  a  a.  0.  S.  96  dazu  veran- 
lasste, Oliver  von  Friesland  auch  nach  England  hinübergehen  und  dort  das 
Krenz  predigen  zu  lassen.    Davon  kann  nicht  die  Rede  sein. 

'»)  Gesta  a.  a.  0.  quidam  Premonstratenses,  quidam  Cystercienses,  alii 
Augustiniani  fuerunt. 

7>)  Reiner  a.  a.  0.  S.  672. 

^*)  Ä.  a.  0:  Anno  1215  mirabiliter  augetur  signatorum  numerus  et  in- 


Digiti 


zedby  Google 


262  H.  Hoogeweg 

Magistri  nicht  allein  in  Lttttich,  wo  unser  Gewährsmann  im  St.  Jakohs- 
stifte  lebte,  sondern  an  verschiedenen  Orten  durch  „unbegreni^te  Wr- 
sprechungen"  einen  ganz  enormen  Zulauf  von  Menschen  beiderlei  Ge- 
schlechts zwar .  veranlasst  hatten,  aber  doch  mit  diesen  Versprechungen 
über  das  Mass  des  Erlaubten  hinausgegangen  waren.  Dieses  wohl  er- 
folgreiche, indes  doch  nicht  zu  billigende  Verfahren  hatte  sich  mit  der 
Zeit  noch  gesteigert.  Leider  waren  ja  die  Bestimmungen,  welche  Innocenz 
erlassen  hatte,  der  Art,  dass  sie  leicht  zu  Missbräuchen  Veranlassung 
geben  konnten.  Es  durften  nach  ihnen,  wie  wir  bereits  oben  gesehen "'% 
auch  Kranke  und  Schwache  das  Kreuz  nehmen.  Von  diesen  aber  konnte 
man  schlechterdings  nicht  verlangen,  dass  sie  einen  Weg  von  Holland 
nach  Jerusalem  mitmachten,  und  man  verlangte  es  in  der  That  auch 
nicht,  denn  Nutzen  konnten  sie  nicht  stiften,  wohl  aber  einem  geord- 
neten Heere  zur  Last  fallen.  Hatten  sie  das  Kreuz  genommen,  dann 
stand  es  ihnen  frei,  sich  für  eine  Summe,  die  ihren  Vermögensverhält- 
nissen entsprach,  loszukaufen  und  so  statt  mit  Körper-  und  Geistes- 
kräften mit  Geld  dem  Kreuzzuge  beizuspringen.  Es  lag  nahe,  dass 
diese  Massregeln  von  beiden  Teilen  ausgenützt  wurden.  Nun  wäre  es 
an  sich  nichts  Strafwürdiges  gewesen,  wenn  der  Krüppel  seine  Steuer 
erlegte,  wo  der  gesunde  Mensch  seiner  „Militärpflicht"  genügte.  Nur 
hätte  man  eben  dabei  die  Versprechungen  der  Güter  des  Jenseits  und 
der  vollständigen  Sündenvergebung  aus  dem  Spiel  lassen  sollen.  Hier- 
durch aber  wurde  die  Sache  verwerflich  und  unlauter.  Der  Geistliche, 
der  das  Kreuz  predigte  und  dem  es  bei  seiner  Stellung  darauf  ankommen 
musste,  viele  Leute  zu  werben  und  viel  Geld  beizutreiben,  konnte  nicht 
wissen,  mit  welcher  Gesinnung  der  einzelne  Mann  das  Kreuz  nahm; 
darauf  wurde  aber  auch  leider  gar  kein  Gewicht  gelegt.  Man  fragte 
nicht,  mit  welcher  Gesinnung  der  Bauer  oder  Ritter  das  Kreuz  nahm, 
sondern  ob  er  es  überhaupt  nahm  und  was  er  zahlte'*).  Der  ideale 
Zug  also,  der  der  Sache  zu  Grunde  liegen  sollte,  ging  verloren.  Der 
Kreuzfahrer  aber  oder  derjenige,  welcher  es  werden  sollte,  langte  gerne 
zu,  wo  die  Kirche  so  grosses  versprach  und  leistete  seinen  Tribut  an 
die  Kasse,  um  mit  dem  Kreuze  geschmückt  heimzukehren,  ohne  sich  je 
mit   dem  Gedanken    vertraut  zu  machen,    dass  er  nun  auch  Weib  und 


dulgentiae  a  magistris  augentur  utique  .  .  .  Magister  Oliverus  pracdicatorea 
constitiitos  arguit  de  immoderatis  remissionihus  et  falsis  promissis. 

")  S.  S.  241. 

'")  Caes.  Hom.  U,  46  (Ausgabe  von  Coppenstein  1615,  Köln)  wendet 
sich  auch  gegen  dieses  Treiben. 


Digiti 


zedby  Google 


Der  kölner  Domschobster  Oliver  ah  Kreuzprediger  1^1 4— 1217,      263 

Kind  verlassen  und  sein  Iiebün  wagen  müsse;  er  hatte  1,'ellian,  viRn  man 
von  ihm  verlangt,  er  hatte  gezahlt.  Ein  Grund  für  die  Unfähigkeit, 
iyolche  StrapazeD  atif  sich  nehmen  zu  können,  wie  sie  ein  Kimiz7.ug  mit 
fcich  brachte,  war  leiuhl  f^efnnden  —  um  so  leichter,  als  bei  maiii-liem 
reidien  Manne,  der  ^t  ^hlen  konnte  und  auch  wollte,  wahrscheinlich 
nicht  selten  der  Priester  ein  Auge  zudrückte.  Und  wie  mancher  wussle 
auch  hieraoä  noch  seinen  ^''ortoil  zu  ziehen,  indem  er  bei  Weitem  nicht 
das  zahlte,  was  er  nach  seinem  Vermögen  hätte  zahlen  können«  sondern 
seinen  AYert  selbst  taxierte,  der  zwar  nicht  zu  seinen,  aber  doch  in 
Gunsten  seiner  Kasse  austiel^').  —  Doch  scheint  noch  Schlimmcrcü 
}i'&^iert,  und  geradezu  Untersclilagungen  der  zum  Kreuzzuge  gesammelten 
Gelder  vorgekommen  zu  sein,  sodass  sich  Innocenz  IIl.  veranJa^i^t  .sab^ 
im  nächsten  Jahre  besonders  die  Bestrafung  dieser  Diebe  an  ;£  übe  fehlen  ^^). 
So  hatte  sich  in  Lattich  während  der  Abwesenheit  Olivers  ein  ganz 
trefflicher  Ablasshandel  etabliert  und  die  von  ihm  eingesetzten  Magistri 
waren  weit  über  ihre  Machtbefugnis  hinausgegangen.  Oliver  stellte  sie 
ernsthaft  zur  Rede  und  machte  diesem  Handel  ein  Entie.  Oh  es  die 
Kunde  von  diesen  für  ihn  unangenehmen  Vorgängen  war,  welche  ihn 
zum  zweiten  Male  nach  Lüttich  rief'^),  kann  nicht  gesagt  werden* 
Jedenfalls  war  es  sein  guter  Stern,  der  ihn  hierher  führte.  Drei  Tage 
war  er  in  Lüttich  mit  dem  Chronisten  Reiner  im  Kloster  St.  Jakob 
zusammen,  und  predigte  auch  am  Sonntag  Exaudi  (31.  Mai)  das  Kreu^ 
in  der  Klosterkirche. 

Für  die  nächste  Woche  stand  den  Lüttichern  ein  grosses  Schau- 
spiel in  Aussicht,  ein  Turnier  sollte  abgehalten  werden.  Es  st^nd  zu 
erwarten,  dass  zu  diesem  Feste  nicht  nur  der  Adel  des  Landes,  sondern 
auch  eine  riesige  Menge  schaulustigen  Pöbels  aus  Stadt  und  Umgegend 
zusammenkommen  würde. 


'^  Einen  solchen  Fall  einer  erheuchelten  Armut  berichtet  uns  Caes. 
Dial.  II,  7  von  einem  Gottschalk,  der  Oliver  und  den  Johami  von  Xsinron  tu 
der  Diusese  Utrecht  über  seinen  Reichtum  täuschte,  dafür  aber  auth  liart 
bestraft  wurde,  indem  er  von  dem  Teufel  in  die  Schrecknisse  der  Hölle  ge- 
führt wurde  und  am  dritten  Tage  sine  contritione,  sine  confessiooi? ,  sioe 
viatico  et  sacra  unctione  starb.  Diese  Erzählung  übernahm  ans  t^aes.  ,rohanii 
von  Leyden  in  s.  Chron.  Belg.  lib.  XXI,  cp.  8.  —  Auch  Thomas  Caniijirat. 
a.  a.  0.  lib.  II  cap.  3,  Nr.  11  (S.  138)  wendet  sich  gegen  diese  Betrügereieu, 

'')  Ennen  u.  Eckertz  Quellen  etc.  II,  S.  60  (unrichtig:  zum  Jahre  1215 
statt  1216  gesetzt,  s.  Potthast  Reg.  5048):  mandantes,  ut  .  .  ,  ad  restitutio- 
nem  censura  compellant  eos,  qui  pecuniam  retinere  presuinfiscriiit  pro  suli- 
sidio  terre  sancte  promissam  vel  in  trimcis  collectam  seu  etiam  colügendam. 

'•)  Wie  Wybrands  a.  a.  S.  42  vermutet. 


Digiti 


zedby  Google 


264  H.  Hoogeweg 

Schon  längst  aber  war  die  Kirche  eine  Gegnerin  der  Turniere 
gewesen,  welche  nicht  mir  mit  grosser  Schwelgerei  begangen  worden, 
sondern  auch  vor  allem  nur  zu  oft  Menschenleben  vernichteten.  Alexan- 
der III.  ®^)  hatte  bereits  „nach  dem  Beispiel  seiner  Vorgänger  Innocenz 
und  Eugen**  den  im  Turnier  Getöteten  das  kirchliche  Begräbnis  zu  ver- 
weigern angeordnet.  Trotzdem  war  die  Sache  zu  sehr  festgewurzelt  in 
dem  hötischen  Leben  der  Ritter,  als  dass  sie  damit  hätte  aus  der  Welt 
geschafft  werden  können.  Die  Kirche  und  ihre  Organe  erklärten  sich 
vergebens  dagegen,  und  noch  in  diesem  Jahre  hat  Innocenz  das  Verbot 
der  Turniere  auf  drei  Jahre  bei  Strafe  des  Bannes  erneuert^'). 

Oliver  musste  demnach  als  Gesandter  des  Papstes  alles  daran 
setzen  das  Schauspiel  zu  verhindern.  £r  rief  die  Priester  der  Diöcesen 
Köln  und  Lflttich,  soweit  dieses  möglich  war,  zusammen  ^^),  und  es  ge- 
lang ihm  wirklich  das  Turnier  zu  hintertreiben.  Sechs  Prediger  setzte 
er  am  Festplatz  ein,  welche  den  Konflux  der  herbeiströmenden  Menge 
wahrnahmen  und  die  Not  des  heiligen  Landes  und  die  Notwendigkeit 
dorthin  Holfe  zu  bringen,  ihr  vorhielten.  Die  Gemüter  stimmten  sich 
dann  wirklich  um.  Man  vergass  den  Zweck,  weshalb  man  sich  nach 
Ltittich  begeben,  und  viele  kehrten  mit  dem  Kreuze  geschmflckt  und 
voll  des  Bewusstseins  heim,  ein  heiliges,  Gott  gefälliges  GelQbde  gegen 
ein  weltliches  Vergnügen  eingetauscht  zu  haben.  Der  Erfolg,  den  Oliver 
erzielte,  war  nicht  unbedeutend®'). 

Unterdes  hatten  sich  jene  grossen  politischen  Änderungen  voll- 
zogen, welche  dem  Königtum  der  Weifen  ein  Ende  bereiteten.     Kaiser 


^)  Vgl.  Surius  Concil.  omn.  tom.  III,  S.  631. 

^')  Potthast,  Reg.  5012,  allerdings  erst  am  14.  December.  Vgl.  Maosi 
Coucilia  XXII,  1066:  Licet  auteni  torneamenta  eint  in  diversis  concihis  sub 
certa  poena  generalitcr  interdieta,  quia  tarnen  hoc  tempore  crucis  negotium 
per  ea  plurimum  impeditur,  nos  illa  sub  poena  excommunicatiouis  firmiter 
probibemus  iisquo  ad  triennium  cxcrceri.  —  Nach  Chron.  Montis  Sereni  Mou. 
Germ.  28,  S.  155  wurden  in  einem  Jahre  dort  16  Ritter  im  Turnier  getutet 
Caes.  Dial.  VII,  8<<,  XII,  16  (auch  Hora.  II,  99)  sowie  Thomas  Cantipr.  a.  a. 
0.  IIb  II  cp.  49  Nr.  3—4  (S.  443—4)  sprechen  sich  über  die  Verwerflichkeit 
der  Turniere  aus. 

**)  Das  ist  wohl  der  Sinu  der  Worte  Heiners  a.  a.  ü.  Ö.  673,  welche 
wohl  nicht  recht  sind:  vocalis  provintiis  Coloniensis  et  Leodiensis  dioc«sis  et 
omnes  sacerdotcs  torueameiitum  .  .  .  annichillavit. 

•*)  Reiner  a.  a.  0.  plurimos  signaverunt  (seil,  cruce);  tantaquc  fuit 
ibi  turba  sexus  utriusque,  quod  vix  legenti  vidcretur  credibile.  Es  ist  nicht 
zweifelhaft,  dass  R.  mit  den  letzten  Worten  die  anwesende  Menge  überhaupt 
gemeint  hat,  und  nicht  die,  welche  das  Kreuz  nahmen. 


Digiti 


zedby  Google 


Der  kölner  Domsiho'aster  OH?er  als  Kreuz preiliger  1214—1217.      265 

Otto  war  bei  Boavines  geschlagen  worden,  und  ein  Jahr  später  setzte 
Erzbischof  Siegfried  von  Mainz  dem  einundzwanzigjäfarigen  Friedrich 
von  Stanfen  am  St.  Jakobstage  (25.  Jali)  in  der  Marienkirche  in  Aachen 
die  deutsche  Krone  aufs  Haupt.  Begeistert  von  der  Predigt  des  Ma- 
gister Johann  von  Xanten  legte  Friedrich  zur  Verwunderung  aller  das 
Gelübde  des  Kreuzzuges  ab.  Eine  Reihe  von  geistlichen  und  weltlichen 
Würdenträgem  folgte  seinem  Beispiel.  Mit  der  Annahme  des  Kreuzes 
von  Seiten  des  Königs  war  der  Sache  des  Papstes,  soweit  sie  den  Kreuz- 
zng  betraf,  ein  bedeutender  Vorschub  geleistet.  Bei  dem  Eindruck,  den 
dieses  Ereignis  allerorts  machen  musste,  h&tte  ein  emeutes  Predigen 
des  Kreuzes  mit  dem  besten  Erfolge  gekrönt  sein  müssen.  Dennoch 
erfahren  wir  nicht,  dass  Oliver  im  Sommer  1215  seine  Predigten  über- 
haupt wieder  aufgenommen  hat.  Bald  entzog  ihn  denn  auch  ein  anderes 
Ereignis  ganz  dieser  Gegend  und  Ik^schäftigung.  Die  Zeit  rückte  heran, 
auf  welche  Papst  Innocenz  das  grosse  Lateranconzil  bei-nfen  hatte,  jenes 
Gonzil,  das,  durch  die  Bulle  vom  19.  April  1213  bereits  anberaumt, 
die  Fürsten  und  Völker  zum  Schutze  des  heiligen  Landes  anfeuern  und 
die  Einheit  und  Reinheit  der  Kirche  herstellen  sollte^*). 

Als  offizieller  Vertreter  von  Köln  beim  Lateranconzil  muss  der 
Scliolaster  Oliver  angesehen  werden.  Von  seiner  ^Yahl  zu  dieser  Würde 
ist  uns  nichts  überliefert;  doch  ersehen  wir  aus  dem  Faktum,  das  vor- 
liegt, ein  wie  grosses  Vertrauen  man  in  ihn  setzte  und  wie  man  in 
Angelegenheiten^  bei  denen  man  eines  geschickten  und  begabten  Mannes 
bedurfte,  immer  wieder  gern  auf  Oliver  zurückgriff. 

Im  November  sollte  das  Conzil  eröffnet  werden,  und  wenn  Oliver 
das  Erzstift  in  Rom  vertreten  wollte,  gab  es  genug  zu  thun.  Es  sollte, 
wie  es  in  dem  päpstlichen  Schreiben  heisst,  während  der  Zeit  bis  zum 
Conzil  alles  das,  was  in  den  einzelnen  Diözesen  der  Korrektion  und 
Reformation  bedürfe,  genau  erforscht  und  niedergeschrieben  werden,  um 
dem  Gonzil  vorgelegt  werden  zu  können.  Mit  der  Herstellung  dieses 
Memorandum  für  das  Erzstift  Köln,  sowie  mit  der  Reise  nach  Rom 
wird  der  grösste  Teil  des  Sommers  und  Spätsommers  dahingegangen  sein^*^). 

»*)  Potthast  Reg.  4706.  Hartzheim  Conc.  Germ.  II,  S.  494 :  inter  omnia 
desiderabilia  cordis  nostri  duo  in  hoc  seculo  principalitcr  affectamus,  ut  ad 
recuperationem  vidclicet  lerre  saucte  ac  reformationem  universalis  ecclcsie 
valeamus  intendere  cum  affectu 

^)  Über  Olivers  Reise  steht  nichts  fest.  Wie  lange  er  etwa  unterwegs 
war  und  in  welcher  Zeit  ungefähr  er  aufgebrochen  ist,  können  wir  wohl  ent- 
nehmen aus  dem  Berichte  Reiners  (a.  a.  0.  S.  673),  der  auch  nach  Rom 
reiste  und  also  schreibt:  Feria  sexta  post  festum  sancti  Lambert!  (18.  Sept.) 


Digiti 


zedby  Google 


266  H.  Hoogeweg 

Am  30.  November  wurde  das  Ck)nzil  geschlossen,  und  wie  die 
meisten  andern  wird  auch  Oliver  bald  darauf  seine  Rückreise  angetreten 
haben.  Doch  traf  er  erst,  wie  es  scheint,  nach  Ostern  ^^)  in  jenen 
Gegenden  ein,  welche  er  als  Kreazprediger  durchzogen  hatte.  Sicher 
aber  ist  er  schon  viel  früher  in  Köln  anwesend  gewesen  und  hat  be- 
reits an  der  Wahl  Engelberts,  den  man  spater  den  Heiligen  nannte, 
zum  Erzbischof  am  29.  Februar  1216  teilgenommen.  Da  der  Neuer- 
wählte an  diesem  Tage  noch  sehr  schwach  von  einer  eben  überstandenen 
Krankheit  war^^),  wird  Oliver  vorerst  wohl  noch  in  Köln  geblieben 
sein  und  erst,  als  Engelbeit  sich  nach  Osten  wandte,  um  vom  Könige 
die  Belehnung  mit  den  Regalien  zu  empfangen,  seinerseits  nach  Westen 
gegangen  sein.  Sehnsüchtig  erwarteten  ihn  schon  seine  Gretreuen,  denen 
er  das  Kreuz  angeheftet  hatte  ^^),  um  zu  erfahren,  was  das  Conzil  über 
den  weiteren  Fortgang  der  Kreuzzugsbewegungen  beschlossen  hätte. 

Die  Botschaft,  welche  Oliver  den  Harrenden  brachte,  hatte  jeden- 
falls denselben  Inhalt  wie  jene  Bulle,  welche  Innocenz  nach  dem  Rate 
der  in  Rom  versammelten  Kirchenfürsten  neuerdings  erliess.  Sie  ist 
datiert  vom  14.  Dezember  1215^^),  und  enthält  die  folgenden  Bestim- 
mungen. Am  ersten  Juni  des  folgenden  Jahres  sollen  sich  die  Kreuz- 
fahrer, die  den  Weg  zur  See  einschlagen,  im  Königreiche  Siciiien,  in 
Brindisi,  Messina  und  den  benachbarten  Orten  sammeln,  an  dem  einen 
wird  Innocenz  selbst  zugegen  sein  und  die  nötigen  Anordnungen  treffen. 
Denjenigen,  welche  den  Weg  zu  Lande  machen  wollen,  wird  der  Papst 
einen  Legaten  schicken.  Den  Geistlichen  wird  ans  Herz  gelegt,  die 
Kreuzfahrer  bis  zu  ihrem  Aufbruche  zu  ermahnen,  den  Gelübden,  die 
sie  Gott  gethan,  nicht  untreu  zu  werdeu,  andere  noch  zur  Annahme  des 
Kreuzes    zu    bewegen,    und   besonders   die    Grossen,    die  Behörden   der 

exivit  a  nobis  Renerus,  .  .  .  intravit  Romam  Simouis  et  Jude  (28.  Octbr.) 
mansitque  ibi  usque  Prisce  (18.  Jan.  1216)  rediitque  in  feste  Mathie  (24.  Febr.). 
Reiner  scheint  nicht  Oliver  begleitet  zu  haben,  denn  ich  glaube,  dies  hätte 
er  nicht  unerwähnt  gelassen. 

^)  Dies  folgt  daraus,  dass  Heiner  die  Ankunft  Olivers  in  der  lütticher 
Diözese  in  das  Jahr  1216  setzt,  dieses  aber  nach  der  dort  üblichen  Rechnung 
Ostern  seinen  Anfang  nahm. 

*^)  Ficker,  Engelbert  der  Heilige  S.  54. 

•**)  Reimer  a.  a.  0. 

'**)  Potthast  Heg.  5012;  die  Bulle  ist  übrigens  auch  gcdnickt  iu  den 
Beilagen  des  6.  Bandes  von  Wilken,  Gesch.  der  Kreuzzüge,  S.  7.  in  ihr 
„sind  die  Privilegien  der  Kreuzfahrer  am  vollständigsten  enthalten,  und  auf 
diesen  Beschlüssen  beruhen  alle  späteren  Verordnungen,  welche  in  Be> 
Ziehung  auf  die  Kreuzfahrten  erlassen  wurden*^ 


Digiti 


zedby  Google 


Der  kölner  Donis€hola8ter  Oliver  als  Kreuzprediger  1214—1217.      267 

Städte  tüid  Dörfer  aazuhalten,  wenn  sie  nicht  persönlich  den  Kreuzzug 
mitniacheu  köDnten,  eine  angemessene  Zahl  Krieger  mit  dem  nötigen 
Bedarf  für  drei  Jahre  zu  stellen  oder  Schiffe  selbst '  herzugeben  oder 
deren  Bau  durch  Unterstatzungen  zu  fördern.  Innocenz  selbst  gab,  um 
nidit  das  Gerede  zu  erwecken,  als  spreche  er  viel,  handele  aber  iiicht, 
30,000  Pfund  und  ein  Schiff  für  die  Kreuzfahrer  der  Stadt  Rom  und 
Umgegend,  und  noch  3000  Mark  Silber,  welche  aus  den  Almosen  der 
Gläubigen  noch  übrig  waren.  Sämtliche  Kleriker  sollten  den  zwanzigsten 
Teil,  der  Papst  und  die  Kardinäle  den  zehnten  Teil  ihrer  kirchlichen 
Einkünfte  drei  Jahre  hindurch  hergeben,  wogegen  alle  am  Kreuzzug 
teilnehmenden  Laien  von  allen  Steuern  und  Abgaben  frei  sein  sollten. 
Ihre  Güter  wurden  insgesamt  nnter  den  Schutz  des  heiligen  Stuhles  ge- 
stellt und  speziell  hierzu  verordneten  kirchlichen  Obern  empfohlen  und 
zwar  so  lange,  bis  jene  zurückgekehrt  sind  oder  sichere  Kunde  von 
ihrem  Tode  vorhanden  ist.  Die  Gläubiger  sollen  ihren  Schuldnern  die 
Zinsen,  und  falls  letztere  einen  Eid  geschworen,  auch  diesen  erlassen, 
die  Juden  aber  mit  weltlichen  Strafen  gezwungen  werden,  die  Zinsen 
abzulassen,  und  durch  weltliche  Gewalt  angehalteq  werden,  die  Abwesen- 
den nicht  durch  Wucherei  zu  drücken  und  Rechnungen  über  die  Ein- 
künfte der  Pfandschaften  vorzulegen.  Alle  Zuwiderhandlungen  werden 
mit  dem  Banne  bedroht,  der  auch  die  Prälaten  treffen  solle,  welche  bei 
AnsObung  der  Gerechtigkeit  für  die  Kreuzfahrer  und  deren  Familien 
nachlässig  befunden  werden  sollten.  —  Die  Korsaren  und  Piraten, 
welche  durch  Gefangennahme  und  Ausplünderung  die  übersetzenden 
Kreuzfahrer  schädigen,  trifft  ebenso  der  Fluch,  wie  diejenigen,  welche 
diesem  Handwerk  durch  Handel  mit  jenen  Vorschub  leisten;  hierbei 
sollen  die  Behörden  der  Städte  besonders  hindernd  eingreifen.  —  Exkom- 
muniziert und  für  vogelfrei  erklärt  werden  diejenigen,  welche  den  Sara- 
zenen Waffen  und  Schiffswerkzeug  aus  Holz  und  Eisen  liefern,  ihnen 
Fahrzeuge  verkaufen,  in  ihren  Dienst  als  Steuermänner  treten  oder 
sonst  mit  Rat  beistehen;  ihre  Güter  sollen  eingezogen  werden  und  sie 
selbst  Sklaven  dessen  sein,  der  sie  fängt.  Diese  Verordnungen  sollen 
an  allen  Sonn-  und  Feiertagen  in  den  Seestädten  vorgelesen  werden 
und  Zuwiderhandelnden  der  Eintritt  in  die  Kirche  verboten  werden,  es 
sei  denn,  dass  sie  den  aus  dem  schändlichen  Gewerbe  gezogenen  Lohn 
zur  Hälfte  für  das  heilige  Land  hergäben.  Vier  Jahre  lang  sollen 
keine  Schiffe  zu  den  im  Osten  lebenden  Sarazenen  fahren,  damit  einer- 
seits eine  Anzahl  Fahrzeuge  stets  bereit  sei  für  diejenigen,  welche  zum 
heiligen  Lande  übersetzen  wollen,  andererseits  den  Sarazenen  hierdurch 

Westd.  ZeiUchr.  f.  Oosoh.  u.  Kunst.       VH,    UI.  19 

Digitized  by  VjOOQ IC 


268  H.  Hoogewcg 

die  Unterstützungen  entzogen  werden.  —  Damit  aber  vor  allem  auch 
die  Grossen  sich  an  dem  Kreozzug  beteiligen  könnten,  werden  bei  Strafe 
des  Bannes  die  Turniere  auf  drei  Jahre  untersagt  und  auf  vier  Jahre 
in  der  ganzen  Christenheit  ein  allgemeiner  Friede  angektludigt  und  gegen 
diejenigen,  welche  die  kirchlichen  Strafen  gering  achteten,  die  weltliche 
Macht  zu  Hülfe  angerufen. 

Am  8.  Januar  1216*^)  wurde  von  Innocenz  noch  einmal  ein 
Schreiben  speziell  an  die  kölner  Diözese  erlassen,  in  welchem  im  wesent- 
lichen die  Bestimmungen  des  Vorhergenannten  wiederholt  werden.  Doch 
wird  hier  auch  wieder  Genaueres  angegeben  inbetreff  derjenigen,  welche 
nicht  imstande  waren,  den  Kreuzzug  persönlich  mitzumachen.  Es  wurde 
den  Schwächlichen  ^^)  und  weniger  Brauchbaren  gestattet,  zu  Hanse  zu 
bleiben  und  ihr  Gelübde  durch  Loskauf  oder  Aufschub  zu  verändern, 
doch  so,  dass  diese  derselben  Indulgenz  sich  erfreuen  und  für  sie  die- 
selben Privilegien  gelten  sollten  wie  für  diejenigen,  welche  den  Zug 
wirklich  mitmachten;  „denn  die  Menge  der  Kreuzfahrer  an  Klerikern 
und  Laien,  Männern  wie  Frauen,  Greisen  wie  Jünglingen  ist  durch 
Gottes  Gnade  eine  sehr  zahlreiche  **. 

Als  Exekutoren  dieser  Beschlüsse  des  Conzils  ernannte  Innocenz 
noch  einmal  den  Magister  Oliver,  Johann  von  Xanten  und  Hermann 
von  Bonn,  gesellte  ihnen  aber  auch  noch  den  Kanonikus  Johann  von 
Nivelles  und  den  münsterischen  Presbyter  Arnold  bei.  Zugleich  wurde 
diesen  auch  aufgetragen  das  Kreuz  zu  predigen,  die  Gelder  einzusammeln 
und  bis  zu  ihrer  Bestimmung  aufzuheben,  sowie  dafür  zu  sorgen,  dass 
Unterschlagungen  verhütet  und  die  Diebe  bestraft  würden.  Da  nun 
einerseits  in  diesem  Punkte  schlechte  Erfahrungen  gemacht  waren,  an- 
dererseits aber,  weil  nach  den  Bestimmungen  des  Conzils  auch  der  Klerus 
zu  beträchtlichen  Geldbeiträgen  verpflichtet  war,  zu  erwarten  stand,  dass 
jetzt  grössere  Summen  zusammenkommen,  so  hielt  es  Innocenz  für  ge- 
raten, hierbei  eine  Teilung  der  Arbeit  vorzunehmen  und  das  Personal 
zu  vermehren.  So  ernannte  er  denn  noch  speziell  für  die  Lütücher 
Diöcese^*)  zu  demselben  Zwecke  den  Abt  des  Prämonstratenserklosters 
Floreffe  bei  Namur,  den  Probst  von  Löwen,  den  Pleban  von  St.  Christofer 


»«)  Potthast  Reg.  Nr.  5048;  Ennen  Quellen  II,  S.  58  Nr.  50.  Das 
gleiche  Schreiben  wurde  auch  für  Trier,  Bremen  und  Mainz  erlassen. 

•*)  Reiner  a.  a.  0.  S.  674,  der  sonst  die  Worte  des  päpstlichen 
Schreibens  gebraucht,  erwähnt  hier  auch  noch  die  Frauen. 

•')  Von  demselben  Datum,  nicht  bei  Potthast  angeführt;  gedr.  bei 
Böhmer  Acta  imp.  sei.  I,  Nr.  929. 


Digiti 


zedby  Google 


Der  kölner  Domscholaster  Oliver  als  Ereuzprediger  1214—1217       269 

in  LOtUch  und  die  beiden  Kanoniker  von  St.  Lambert,  Magister  Peter 
nnd  Adam.  Wahrscheinlich  war  das  Verhältnis  ein  solches,  dass  jenen 
Erstgenannten  als  für  das  ganze  Erzstift  Köln  Bestellten  zugleich  die 
Kontrolle  über  diese  anvertraut  war  und  letzteren  es  oblag,  die  einge- 
gangenen Gelder  au  jene  zur  weiteren  Ablieferung  und  Verteilung  zu 
übergeben. 

So  verstrich  denn  ein  Jahr,  ohne  doss  uns  eine  Kunde  von  Olivers 
weiterer  Thätigkeit  überliefert  wäre.  Doch  ist  wohl  die  Annahme  be- 
rechtigt, dass  er  während  dieses  Zeitraumes  nicht  unthätig  gewesen  ist. 
Aus  anderen  Gegenden  Deutschlands  kommt  ans  sichere  Kunde,  dass 
die  Kreuzprediger  ihre  Stimme  auch  in  diesem  Jahre  noch  einmal  er- 
hoben'^)9  und  so  können  wir  wohl  behaupten,  dass  auch  Oliver  und 
seine  Kollegen  dem  Wunsche  des  Papstes  gemäss  ihr  Amt  wieder  auf- 
genommen haben. 

So  kam  denn  allmählich  der  festgesetzte  Zeitpunkt  heran  und 
Scbaaren  bewaffneter  Kreuzfahrer  begannen  den  Landungsplätzen  des 
mittelländischen  Meeres  zuzuziehen.  —  Doch  war  es  Innocenz  nicht 
mehr  vergönnt,  das  grosse  Werk,  das  er  begonnen,  zum  Ende  zu 
fahren.  Am  16.  Juli  1216  bereits  erlag  er  in  Perugia  einer  Krank- 
heit. Sein  Nachfolger  Honorius  UL  machte  die  Pläne  seines  Vorgängers 
zu  den  seinigen  und  erliess  gleich  nach  der  Wahl  an  den  König  Johann 
von  Jerusalem  und  viele  gekrönte  Häupter  Europas  ^)  die  Aufforderung, 
ihn  in  seinen  Bestrebungen  zu  unterstützen.  Am  5.  Dezember  ^^)  wurden 
noch  einmal  sämtliche  Kreuzfahrer  ermahnt  sich  zu  sammeln,  da  Schiffe, 
Waffen  und  alles  Notwendige  grösstenteils  vorhanden  sei  und  der  auf 
dem  Konzil  festgesetzte  Termin  nicht  aufgeschoben  werden  könne.  Am 
27.  Januar  des  nächsten  Jahres  erfolgte  dann  noch  eine  spezielle  Er- 
mahnung an  die  Kreuzfahrer  der  kölner  Provinz  ^^),  dem  gegebenen 
Gelübde  treu  zu  bleiben  und  nicht  wie  jene,  welche  sich  nach  den 
Fleischtöpfen  Aegyptens  sehnten,  gleich  Loths  Weib  sich  umwendend 
abtrünnig  zu  werden  und  sich  die  fast  schon  erlangte  Ej'onc  mit  dem 
Ruhme  entreissen  zu  lassen;  viele  reisten  auch  schon  zu  dem  festge- 
setzten Termine,  und  seien  bereit  zu  Wasser  und  Land  zu  kämpfen, 
wie  der  König  Andreas  von  Ungara,  welcher  dieses  dem  Papste  selbst 
schriftlich  angezeigt  hätte. 


")  Vgl.  Chrori.  ürsperg.  in  Mon.  Germ.  SS.  XXIII  S.  378. 

«)  Potthast  5317,  5325. 

•*)  Ibid.  5380. 

••)  Ibid.  5435,  Ennen  Quellen  II  Nr.  56  S.  65. 

19* 


Digiti 


zedby  Google 


270  H.  Hoogeweg. 

Indes  so  gross  der  Eifer  Honorius'  auch  war,  so  hatte  er  doch 
mit  zu  vielen  Schwierigkeiten  zu  kämpfen,  als  dass  der  Erfolg  seinen 
Bemflhangen  entsprochen  hätte.  Schon  die  Kande  vom  Tode  des  Inno- 
cenz  hatte  einen  bedentenden  Rückschlag  auf  die  Begeisterung  derer, 
welche  das  Kreuz  bereits  genommen  hatten,  ausgeübt;  die  Thatkraft  des 
Innocenz  konnte  nicht  durch  des  Honorius  Milde  und  Nachgiebigkeit 
aufgewogen  werden.  Viele  verschoben  den  Termin  ihrer  Abreise,  und 
die  Geistlichen  weigerten  sich  vielfach,  trotz  öfteren  Ermahnens,  den 
Zwanzigsten  zu  entrichten,  indem  sie  das  Gerücht  ausstreuten,  die  Gelder 
würden  zu  anderen  Zwecken  als  zum  Kreuzzuge  verwendet^^). 

Doch  gerade  in  der  Gegend,  welche  Oliver  als  Kreuzprediger 
durchwandert  hatte,  scheint  der  Tod  Innocenz'  III.  fast  ohne  nachteilige 
Wirkung  auf  die  EntschliessuDgen  der  ^Pilger  geblieben  zu  sein.  In 
stattlicher  Anzahl  rüstete  man  sich  um  Ostern  und  Anfang  Mai*^  in 
der  Diözese  Lüttich  und  wohl  auch  den  benachbarten  Ländern  zum 
Aufbruch,  Unter  ihnen  befand  sich  auch  der  Magister  Oliver.  Doch 
nicht  mit  den  Leuten,  w^elche  er  selbst  für  den  heiligen  Krieg  gewonnen 
hatte,  machte  er  den  Weg.  Diese  zogen  unter  der  Führung  der  Grafen 
Wilhelm  von  Holland  und  Georg  von  Wied  teils  von  Vlardingen  und 
teils  vom  Lauwerzee*  aus  Ende  Mai  durch  den  atlantischen  Ocean,  ver- 
richteten noch  manche  Heldenthaten  in  Spanien  und  kamen  erst  im 
folgenden  Jahre,  als  ihr  Meister  längst  im  heiligen  Lande  anwesend  war, 
dort  an  ^^).  Oliver  aber  schlag  den  Landweg  ein  und  zog,  wahrschein- 
lich den  Rhein  hinauf  und  dem  Laufe  der  Rhone  folgend  nach  Mar- 
seille *®^).  Hier  wird  er  sich  dem  Meere  anvertraut  und  im  Juli  oder 
August  das  heilige  Land  erreicht  haben.  Seine  weiteren  Schicksale 
während  des  Kreuzzuges  des  Königs  Andreas  von  Ungarn  und  des  gegen 
Damiette  hat  er  selbst  uns  hinterlassen  in  den  Briefen,  welche  er  vom 
heiligen  Lande  und  von  Aegypten  aus  an  den  Erzbischof  Engelbert  von 
Köln  geschrieben  hat.  Erst  1222  kehrte  er  heim,  nachdem  er  das 
ganze  tragische  Ende  der  Expedition  in  Aegypten  mit  durchgemacht  hatte. 

•')  Vgl.  Wilken,  Gesch.  der  Kreuzzüge  VI,  S.  122  ff. 

**)  Reiner  a.  a.  0.  S.  675.  Signati  passim  preparant  se  profecturi  in 
Pasca  (26.  März)  vel  in  kalend.  Mail. 

*")  Das  Nähere  über  diesen  Zug  s.  bei  Röhricht,  Beiträge  U,  S.  239 
—246  und  Forschungen  16,  S.  142—156. 

*o°)  Albert.  Stad.  in  Mon.  Germ.  S8.  16,  S.  356  multi  peregrini  versus 
Jherusalem  sunt  profecti,  petentes  de  Marsilia  terram  sanctam.  In  quorum 
comitatu  erat  magister  Oliverus,  predicator  famosissimus,  postea  Paderbor- 
nensis  electus  et  tandem  sancte  Sabine  presbyter  cardinalis. 

»«^o^<^<^— 


Digiti 


zedby  Google 


271 

J.  P.  A.  Madden  und  die  Druckerei  im  Kloster 
Weidenbaoh  zu  Köln. 

Von  Arthur  Wjss  in  Darmstadt. 

Madden  hat  in  seinen  Briefen  eines  Bibliographen^)  die  Behaap- 
tung  aufgestellt  und,  seiner  Ansicht  nach,  auch  den  Beweis  dafar  ge- 
liefert, dass  das  Kloster  Weidenbach  in  Köln  für  diese  Stadt  die  Wiege 
der  jungen  Kunst  der  Typographie  gewesen  sei.  Ulrich  Zell,  der  erste 
Buchdrucker  Kölns,  habe  in  Weidenbach  Unterkunft  gefunden  und  da- 
selbst bei  den  Brüdern  vom  gemeinsamen  Leben  seine  Werkstättc  auf- 
geschlagen. Ebenso  später  Johann  Guldenschaff.  Zwei  Konventualen, 
Johann  Alen  und  Johann  Vrechen,  hätten  den  Druckern  als  Faktoren 
gedient.  £r  vertiefte  sich  immer  mehr  in  diese  Idee  und  erblickte  in 
dem  Konvent  zu  Weidenbach  eine  förmliche  Schule  zur  Ausbildung  von 
Typographen,  aus  welcher  er  zuletzt  sogar  den  berühmten  Englischen 
Buchdrucker  William  Gaxton  hervorgehen  liess. 

Madden  machte  seine  Entdeckung  im  Jahr  1850  beim  Studium 
der  Inkunabeln  der  Kölner  Stadtbibliothek.  Er  fand  daselbst  ver- 
schiedene, einst  dem  Kloster  Weidenbach  gehörige  Bücher,  teils  Einzel- 
drucke, teils  Sammelbände,  mit  handschriftlichen  Einträgen  Alens  und 
Yrecheiis,  in  welchen  diese  sich  das  disponere  oder  das  procurare 
oder  das  disponere  et  procurare  jener  Inkunabeln  beilegen.  Diese 
Wendungen  erklärt  er  für  gleichbedeutend  und  findet  darin  den  Aus- 
druck für  .die  Thätigkeit  des  Faktors  oder  Korrektors  in  der  Druckerei. 

Seine  Ausführungen  stiessen  nicht  auf  Widerspruch,  im  Gegenteil, 
sie  hatten  sich  des  allgemeinen  Beifalls  der  Bibliologen  zu  erfreuen, 
und  das  Kloster  Weidenbach  erlangte  einen  ehrenvollen  Platz  unter  den 
ersten  Stätten  der  Typographie.  So  sagt  A.  van  der  Linde:  „Diese, 
erst  nach  vier  Jahrhunderten  vermittelst  scharfsinniger  typographisch- 
bibliologischer  Analyse  erschlossene  Offizin  nimmt  eine  bedeutende  Stelle 
in  der  Geschichte  der  Verbreitung  der  Typographie  ein"  *).  Mit  Un- 
recht! Die  folgende  Untersuchung  soll  zeigen,  dass  die  Aufstellungen 
Maddens  nicht  nur  unbewiesen,  nicht  nur  unwahrscheinlich,  dass 
sie  unmöglich  sind.  Ich  folge  dabei  thunlichst  dem  Gang  seiner  Dar- 
legung und  gestatte  mir  nur,  die  einzelnen  von  ihm  beigebrachten  Ein- 
träge zu  numerieren,  um  sie  später  bequemer  eitleren  zu  können. 


*)  Lettres  d'un  Bibliographe.    Särie  III,  Lettre  1—4. 
«)  Gutenberg  S.  260. 


Digiti 


zedby  Google 


272  A.  Wyss 

1)  In  einem  Exemplar  der  Sermones  aurei  dB  Sanctis  des  Leonardas 
de  ütino,  1473,  Fol,  940  SS.  in  zwei  Spalten  zu  3ß  Zeilen,  gedruckt  mit 
den  Ulrich  Zell  zugeschriebenen  Typen,  fand  sich  auf  der  Rückseite  des 
Blattes  138,  am  Fuss  der  zweiten  Spalte,  wo  ein  typographischer  Abschnitt 
ist,  folgender  handschriftliche  Vermerk:  'Istum  librum  disposuit  Johannes 
Alen  confrater  in  Wydenbach  pro  se  suisque  fratribus'. 

2)  S.  Ambrosii  tres  libri  de  officiis,  dem  Ulrich  Zell  zugeschrieben. 
Barin  der  Eintrag:  'Istum  librum  procuravit  Johannes  Alen  frater  receptus 
in  Wydenbach  pro  eo*'). 

3)  Quadragesimale  opus,  gedruckt  von  Ulrich  Zell.  'Liber  presbitero- 
nun  et  clericorum  in  Wydenbach  Colonie,  quem  procuravit  Johannes  de 
Alen  frater  eiusdem  domus,  et  non  alienetur  ab  ea,  sed  maneat  in  usum 
fratrum  suorum.    Hec  est  enim  ultima  voluntas  eins'. 

4)  Rationale  divinorum  of&ciorum.  *Liber  presbiterorum  et  clericorum 
in  Wydenbach  in  Colonia,  quem  procuravit  Johannes  de  Alen  eiusdem 
domus  frater.  Qui  utitur  eo,  sit  memor  eius  et  magistri  Ulrici  eiusdem  libri 
impressoris  una  breviuscula  (?  doch  wohl  brevicula)  oratione'. 

5)  Sammelband,  enthaltend  1)  Pastorale  beati  Gregorii  pape;  2)  Spe- 
culum  humanae  vitae.  Darin  finden  sich  zwei  Einträge.  Der  erste  auf  der 
Vorderseite  des  ersten  Schutzblattes  ("feuille  de  garde') :  *Liber  presbiterorum 
et  clericorum  in  Wydenbach  .  .  .  Hunc  vero  librum  procuravit  Johannes 
Alen  frater  huius  domus  predicte  ad  sui  memoriam.  Qoicunque  igitur  utitur 
eo,  dicat  unum  Ave  Maria  in  salvationem  anime  sue  propter  deum.  Anno 
domini  1472  fuit  Über  iste  impressus  et  totaliter  preparatus  ut  cemitur.  Im- 
pressus  vero  ab  honorabili  viro  magistro  Ulrico  natione  Maguntinensi,  questu 
Coloniensi' *).  Der  zweite  am  Schluss  ('sur  le  recto  du  demicr  plat*'):  'Liber 
iste  ut  cemitur  impressus  est  Colonie  ab  honorabili  viro  magistro  Ulrico 
natione  Maguntinensi  et  insuper  procuratus  a  fratre  huius  domus  nomine 
Johannes  de  Alen  anno  domini  1472.  Qui  utitur  eo,  oret  pro  ipsis,  ut  gratiam 
coram  deo  invenire  valeant'. 

6)  Ein  Sammelband,  Nr.  239  des  alten  Katalogs,  enthaltend  einen 
Druck  des  Strassburger  Typographen  Eggestein,  zwei  dem  Ulrich  Zell  zuge- 
schriebene Inkunabeln  und  ehicn  Druck  des  Kölner  Typographen  Johann 
Ouldenschaff,  trägt  an  der  Spitze  (^cn  tdte')  den  Vermerk :  'Liber  presbyte- 
rorum  et  clericorum  in  Wydenbach,  quem  procuravit  et  ligavit  frater  Jo- 
hannes Alen  eiusdem  domus  sacerdos  dei  misericordia  digne  (?  man  erwartet 
indigne)   ordinatus.     Quique  utitur  eo,   sit  memor  eius  uno  Ave  Maria'. 


S)  Hadden  setxt  hinter  'Wydenbach'  einen  Punkt  und  will  %n  'pro  eo'  ergftnxen 
'oretnr'.  Einfacher  scheint  es  ansunehmen,  dass  'pro  eo'  fOr  pro  se  steht  oder  sieh  auf 
•den  conTentns  in  Wydenbach  besieht. 

4)  Questns  erklärt  Madden  (8.  13  Anm.  2)  als  'qnae Situs,  l'opposö  de  heredi- 
tarius.  Ain&i  ce  mot  yeut  dire  ici  qne  Zel  avait  acquis,  achet6  le  droit  de  bonrgeoisie  i 
Cologne,  tandis  qu'il  avait  MtM  de  celui  de  bourgeois  de  Mayenoe.  Y.  Du  Gange  snb 
Quaestus'.  Das  Wort  hat  seine  gewöhnliche  Bedeutung:  Erwerb.  Zell  war  der  (lebnrt 
nach  Mainser,  dem  Erwerb  nach  Kölner,  d.  h.  Geschäftsmann  in  Köln. 

5)  Ich  finde  dieses  Wort  uor  in  der  Bedeutung  Platte,  Fliehe.  Ist  es  hier 
einfach  das  deutsche  Blatt? 


Digiti 


zedby  Google 


J.  P.  A.  Madden  u.  die  Druckerei  im  Kloster  Weidenbach  zu  Köln.     273 

Femer  am  Schlüsse  des  dritten  Stückes  (also  des  zweiten  der  beiden  Ulrich 
Zell  zugewiesenen  Drucke):  In  Wydenbach  pertinet  über  iste,  quem  pro- 
curavit  Johannes  Alen  eiusdem  domus  frater  et  presbyter  ordinatus'. 

Die  Ausdrucke  disponere  und  procurare  finden  sich  auch  vereinigt . 

7)  So  in  einem  Exemplar  des  ersten  Bandes  der  Ulrich  Zell  zuge- 
schriebenen Bibel,  wo  auf  der  Vorderseite  des  Schutzblattes  oben  steht :  'Liber 
domus  presbyterorum  et  clericorum  in  Wydenbach  .  .  .  quem  disposuit  et 
procuravit  frater  Johannes  Vrechen'.  Später  ist  Madden  allerdings  zu  der 
Einsicht  gekommen"),  dass  diese  Bibel  nicht  dem  Ulrich  Zell,  sondern  dem 
Konrad  Winter  von  Homburg  angehöre,  ohne  dass  dies  jedoch  seinen  Glauben 
an  die  Druckerei  in  Weidenbach  erschüttert  hätte. 

8)  Femer  im  Eingang  fau  verso  du  premier  plaf)  eines  acht  ver- 
schiedene Werkchen  umschliessenden  Sammelbandes  in  Quart,  Nr.  1059  des 
alten  Katalogs:  'Liber  presbyterorum  et  clericorum  tzo  Wydenbach  Colonie, 
quem  procuravit  disposuitque  Johannes  Alen  frater  receptus  eiusdem 
domus'.  Auffallender  Weise  hat  Madden  sich  über  den  Inhalt  dieses  Bandes 
gar  nicht  geäussert.  Enthielt  er  Drucke  oder  daneben  auch  Handschriften, 
oder  bestand  er  etwa  gar  ausschliesslich  aus  Handschriften?  Und  wenn  er 
Drucke  enthielt,  welchen  Typographen  gehörten  sie  an  ?  Waren  es  Zell'sche, 
waren  es  überhaupt  Kölner  Drucke  ?  Ich  wandte  mich  um  Aufklärung  an  den 
Bibliothekar  der  Stadt  Köln,  Herrn  Dr.  Keysser,  und  erhielt  von  demselben 
in  dankenswerter  Weise  die  Auskunft,  eine  Nr.  1059  des  alten  Katalogs 
existiere  nicht,  nnd  die  alten  Sammelbände  seien  durch  den  Dienstvorgänger 
des  Herm  Dr.  Keysser  zerlegt  worden.  In  Fällen,  wie  die  vorliegenden,  ein 
geradezu  barbarisches  Yerfahreq,  durch  welches  ein  Teil  der  Beweise  für  die 
Drackerei  zu  Weidenbach  —  falls  Madden  damit  Recht  hätte  —  dem  Messer 
des  Buchbinders  überliefert  worden  ist  1  Auch  im  Kölner  Stadtarchiv  hat  sich 
nach  gütiger  Mitteilung  des  Herm  Stadtarchivars  Prof.  Dr.  Höhlbaum  jeuer 
Sammelband  nicht  vorgefunden. 

9)  Endlich  in  einem  Sammelband,  Nr.  161  des  alten  Katalogs,  welcher 
enthielt:  1)  Modus  legendi  abreviaturas,  38  Bl.  mit  Signaturen,  von  Johann 
Guldenschaff  gedruckt;  2)  Lis  Christi  et  Belial,  von  Madden  dem  G.  Gops 
von  Euskirchen  zugeschrieben;  3)  einen  Strassburger  Druck  von  Eggestein. 
Der  Eintrag  ^sur  le  revere  du  premier  plat*)  lautet  (die  vier  ersten  Worte 
stark  verwischt) :  'Librum  istum  procuravit  et  disposuit  Johannes  de 
Alen  pro  se  suisque  fratribus,  ut  qui  utitur  eo,  sit  memor  eins  uno  Ave 
Maria  .  .  .*  Madden  will  ihn  nur  auf  den  Druck  Guldenschaffs  bezogen  wissen 
nnd  findet  in  ihm  den  Beweis,  dass  auch  für  diesen  Alen  Faktoreudienste 
gethan,  dass  auch  Guldenschaff  im  Kloster  Weidenbach  gedruckt  habe.  Die 
Geltung  der  Notiz  beschränkt  sich  aber  nur  dann  auf  den  Druck  Gulden- 
schaffs, wenn  *ie  premier  plat',  worauf  sie  steht,  diesem  Drucke  angehört  und 
nicht  etwa  ein  Vorsatzblatt  für  den  ganzen  Band  ist. 

Madden  wendet  sich  nun  zur  Deutung  der  Ausdrücke  disponere 
und  procurare. 


6)  S«rie  IV  Lettre  11  (S.  183  ff.). 

Digitized  by  VjOOQ IC 


274  A.  Wyss 

Disponere  (Nr.  1),  meint  er,  könne  nicht  heissen  vermachen 
(^löguer*),  denn  ein  Mitglied  der  Brüderschaft  vom  gemeinsamen  Leben 
durfte  kein  Vermögen  besitzen,  hatte  also  nichts  za  vermachen.  Das 
Wort  bezeichne  die  Th&tigkeit  des  Faktors  in  der  Druckerei  (les 
fonctions  de  prote  ä  Timpression*).  Diese  Thätigkeit  habe  Bruder  Jo- 
hann Alen  ausgeflbt;   man  habe  also  im  Kloster  Weidenbach  gedruckt. 

Zur  Feststellung  des  in  disponere  liegenden  Begriffs  zieht  er 
folgende  Stellen  heran: 

Am  Schlüsse  einer  im  Serapeum  1850  S.  148  f.  beschriebenen 
Handschrift  steht:  'Haec  sic^)  collecta  de  dictis  Francisci  Petrarchae 
disposuit  frater  Emelricus  de  Eerpena  ad  usum  librariae  conventus 
(der  Minoriten)  Goloniae,  cuius  conventus  et  custodiae  tunc  erat  custos. 
Anno  domini  MCCCCIir.  Hier  bezeichne  disponere  1e  travail  par 
lequel  on  surveillait  la  transcription  des  manuscrits\  Man  fragt  sich 
aber  vergeblich,  wie  der  Begriff  des  Überwachens  in  das  Wort  dis- 
ponere hineinkommen  soll,  und  übersetzt  es  ganz  einfach  mit  bestim- 
men: Emelrich  bestimmte  die  Handschrift  zum  Gebrauch  in  der 
Bibliothek  seines  Klosters. 

Hinter  der  Nova  compilatio  decretalium  Gregorii  IX.,  Mainz, 
Peter  Schöffer  1473,  befinden  sich  Verse  zum  Preise  der  Buchdrucker- 
kunst, in  welchen  ein  Korrektor  Schöffers  sage: 

*Scribi  scripturas  disponere  si  volo  sacras 
Est  labor  et  falsos  accomodare  libros\ 

Hier  soll  disponere  bedeuten  ^e  travail  que  le  maitre-imprimeur 
confie  an  prote*.  Aber  die  Sache  steht  ganz  anders.  Nicht  der  Kor- 
rektor Schöffers  spricht  hier,  sondern  der  Verfasser  der  Verse  lässt 
einen  Geistlichen  so  reden  zur  Entschuldigung  dafür,  dass  er  keine 
Bücher  besitze  oder  erwerben  wolle,  und  nicht  um  gedruckte  oder  zu 
druckende  Bücher  handelt  es  sich,  sondern  um  Handschriften.  Die 
Verse  sollen  gerade  die  Schwierigkeiten  der  handschriftlichen  Bücher- 
herstellung hervorheben,  im  Gegensatz  zu  den  später  geschilderten  Vor- 
teilen der  typographischen.  Der  Geistliche  sagt  nur:  Will  ich  die 
heiligen  Schriften  schreiben  (d.  h.  abschreiben)  lassen  ^),  und  die  Fehler 
verbessern,  so  ist  das  eine  mühsame  Sache. 

Im  hebräischen  Text  des  Pentateuch,  gedruckt  zu  Neapel  1491, 
heisse  es:  ^Interroganti  cuius  sit  hoc  opus,  respondete  iUi:  filii  Soncini 

^}  sit,  offenbar  fälschlich,  im  Serapeum,  wo  auch  hinter  Petrarchae 
irrig  ein  Punkt  gesetzt  ist. 

')  Wörtlich:  anordnen,  dass  sie  geschrieben  werden. 


Digiti 


zedby  Google 


J.  P.  A.  Madden  u.  die  Druckerei  im  Kloster  Weidenbach  zu  Köln.     275 

disposuernnt  me'.  Hier  wird  disponere  allerdings  von  einem  ge- 
dmckten  Bache  and  von  der  Thätigkeit  des  Druckereibesitzers  gebraacht. 
Aber  es  liegt  nicht  die  mindeste  Veranlassung  vor,  eine  besondere  tech- 
nische Bedeatang  dahinter  zu  suchen.  Wir  übersetzen :  Die  Söhne  Soncins 
haben  mich  angeordnet,  d.  h.  haben  mich  herstellen  lassen. 

Diefenbach  Glossar,  latino-teut.  hat  für  disponere  folgende  alte 
Übersetzungen:  bestellen,  ordenen,  ordenyren,  uszrichten.  Die 
von  Madden  beigebrachten  Stellen  besagen  nichts  anderes. 

Procurare,  fährt  Madden  fort,  habe  die  gleiche  typographische 
Bedeutung  wie  disponere,  was  er  in  folgender  Weise  auszuführen  sucht. 

Zunächst  bringt  er  aus  Du  Gange  die  Schlussschrift  einer  ge- 
schriebenen zweibändigen  Bibel  bei:  ^Hi  Codices  in  omni  sua  procn- 
ratione,  hoc  est  scriptura  illuminatione  ligatura,  uno  eodemque  anno 
perfecti  sunt  ambo'^).  'In  omni  procuratione  sua'  heisst  hier  einfach: 
mit   allem  was  daran   zu   besorgen,    zu  thun  war. 

Ich  füge  hierzu  folgende  Stelle  aus  dem  Heidelberger  Codex 
Salem.  IX,  66*®):  Istum  librum  procuravit  frater  Jacobus  de  Lin- 
daudia ad  honorem  S.  Marie  virginis  et  eins  filio  (?  filii)  et  ordinavit 
enndem  in  chorum  prioris  ...  et  scriptus  est  a  venerabili  sorore  Kathe- 
rina de  Brugg  moniali  in  Kubeo  monasterio  sub.  a.  d.  1366\  Pro- 
curare heisst  hier  besorgen,  beschaffen. 

1477  druckte  Michael  Manzolinus  zu  Treviso  des  Johannes  Tor- 
tellius  commentariorum  grammaticorum  opus,  'procurante  Hieronymo 
Bononio  Tarvisano'  (Hain  15565).  Bononius,  behauptet  Madden,  sei 
der  Faktor  des  Druckers  gewesen.  Allein  das  ist  irrig;  Bologni  (1454 
bis  1517)  war  Jurist,  Dichter  und  Altertumsforscher^^),  nicht  aber 
Faktor  in  einer  Druckerei.  Er  hat  die  Ausgabe  des  Tortellius  be- 
sorgt, ihr  auch  einen  Brief  an  Constantinus  Robeganus  und  ein  Ge- 
dicht zum  Preise  des  ersten  Druckers  angehängt.  Seine  Leistung  war 
die  des  gelehrten  Herausgebers,  nicht  die  des  Faktors. 

Endlich  führt  Madden  zwei  Drucke  Anton  Kobergers  zu  Nürnberg 
von  1478  an,  worin  es  heisse:  'procurante  expendenteque  Antonio 
Koburger\  Aber  das  besagt  nichts  anderes  als  cura  et  expensis  und 
bezeichnet  die  besorgte  Arbeit  des  Druckers  und  den  Kostenaufwand. 


•)  Neuere  Nachweisung  bei  Wattenbach,   Das  Schriftwesen  im  Mittel- 
alter.   2.  Aufl.    S.  304. 

•0)  Wattenbach  a.  a.  0.  S.  376. 

**)  S.  die  Litteratur  über  ihn  bei  Chevalier. 


Digiti 


zedby  Google 


276  A.  Wyss 

Man  sieht,  keine  dieser  Stellen  geht  anf  die  Thätigkeit  des  Faktors. 
Disponere  sowohl  wie  procurare  heisst  einfach  beschaffen,  be- 
sorgen; darin  kann  auch  die  Arbeit  eingeschlossen  sein,  die  an 
dem  gedruckten  Buche  noch  zu  verrichten  war,  das  Fertigstellen  zam 
Gebrauch,  wozu  namentlich  das  Rubricieren  gehört.  Die  neben  im- 
pressus  gebrauchten  Worte  'et  totaliter  preparatus  ut  cernitur'  (Nr.  5) 
scheinen  mir  hier  einen  deutlichen  Wink  zu  geben. 

Wohl  zu  beachten  ist  es  auch,  dass  Alen  die  Thätigkeit  des  dis- 
ponere und  des  procurare  als  eine  fdr  sich  und  seinen  Konvent 
('pro  se  suisque  fratribus')  geübte  bezeichnet  (Nr.  1.  9,  vgl.  Nr.  2). 
Sie  bezog  sich  also  nur  auf  das  für  den  Konvent  erworbene  Exemplar 
('istum  librum*,  'hunc  librum' etc.),  nicht  auf  die  ganze  Auflage,  hatte 
also  mit  der  Herstellung  dieser  letzteren  nichts  gemein ''). 

Aber  die  Bedenken  häufen  sich.  Sehen  wir  von  dem  verdächtigen 
Sammelband  unbekannten  Inhalts  (Nr.  8)  ganz  ab  und  nehmen  wir  ein- 
mal den  von  Madden  fQr  die  Bedeutung  von  disponere  und  procu- 
rare nicht  erbrachten  Beweis  als  erbracht  an,  so  würden  wir  nicht 
nur  Ulrich  Zell  im  Kloster  Weidenbach  installieren  müssen,  sondern 
nach  Nr.  6  und  9  auch  Johann  Guldenschaff,  nach  Nr.  7  auch  Konrad 
Winter  von  Homburg!  Wollten  die  BrQder  vom  Bücherabschreiben,  das 
sie  ja  gewerbsmässig  betrieben,  zum  Bücherdrucken  übergehen,  so  be- 
durften sie  wohl  eines  Typographen,  um  von  diesem  die  Kunst  zu 
lernen,  nicht  aber  eines  zweiten  und  eines  dritten.  Oder  hätten  Alen 
und  Yrechen  nur  Korrektorendienste  für  verschiedene  Kölner  Buchdrucker 
gethan?  Dann  könnte  man  von  einer  Druckerei  im  Kloster  Weiden- 
bach nicht  reden. 

Und  damit  nicht  genug:  Man  vergesse  nicht,  der  erste  Vermerk 
unter  Nr.  6  steht  an  der  Spitze  des  Sammelbandes  und  Johann  Alen 
schreibt  sich  darin  neben  dem  procurare  auch  das  ligare  des  Bandes 
zu.  Das  procurare  bezieht  sich  also  zweifellos  auf  die  ganze  Samm- 
lung, für  welche  Alen  auch  den  Einband  angefertigt  hat,  nicht  blos 
auf  einzelne  Teile  derselben.  Es  gilt  also  nicht  nur  für  die  Drucke 
Zells  und  Guldenschaffs,  sondern  auch  für  den  die  Sammlung  eröffnenden 


**)  Vielleicht  geben  die  Regiilae  et  constitutiones  clericorum  in  con- 
gregatione  viventiam  studio  Alberti  Miraei  collectae  (Antw.  1638  fol.),  die 
ich  nur  in  den  Auszügen  Rulands  im  Serapeum  XXI  (1850)  S.  183  ff  kenne, 
näheren  Aufschluss.  Unter  den  Ämtern  des  Ordens  befand  sich  danach  auch 
das  eines  Procurators. 


Digiti 


zedby  Google 


J.  P.  A.  Madden  u.  die  Druckerei  im  Kloster  Weidenbach  zu  Köln.     277 

Brack  Eggesteins  *'}.  Eggestein  aber  druckte  in  Strassburg  und  nicht 
in  Köln,  geschweige  denn  im  Kloster  Weidenbach,  und  seine  typo- 
grapliische  Wirksamkeit  lässt  sich  mit  Johann  Alen  absolut  nicht  zu- 
sammenbringen.    Damit  fällt  die  Hypothese  Maddens. 

Vielleicht  kann  noch  ein  weiterer  Beweis  gegen  dieselbe  beige- 
bracht werden:  Wenn  man  in  Handschriften  aus  dem  Besitze  des 
Klosters  Weidenbach  —  das  Kölner  Stadtarchiv  besitzt  solche  —  Ein- 
träge Alens  oder  Yrechens  findet,  in  welchen  diese  sich  das  disponere 
oder  das  pro  curare  der  betreffenden  Codices  zuschreiben. 


■')  Aach  bei  Nr.  9  muss  man  vielleicht  den  Eintrag  auf  den  ganzen 
Band^  also  nicht  nur  auf  Guldenschaff,  sondern  auch  auf  Gops  und  Eggestein 
beziehen. 


Digiti 


zedby  Google 


Museographie  über  das  Jahr  1887. 


1.    Schweiz,  Westdeutschland,   Holland. 


Redigiert  von  Dr.  F.  Hettner. 


Schweiz. 

4  Luzern,  bist.  Verein  der  5  Orte  Luzern, 
Uri  u.  s.  w.  Am  31.  Januar  1887  fand 
man  zu  Hochdorf  dicht  an  der  west- 
lichen Seite  des  Bahnhofes  bei  Erd- 
aushebungen zum  Bau  einer  Sennerei 
ein  Skelett,  bei  dem  sich  mehrere 
Bronze-Gegenstände  vorfanden. 

Das  Skelett  lag  auf  dem  kiesigen 
Grunde.  Neben  dem  Schädel  befand 
sich  ein  etwas  grösserer  Stein.  Das 
Skelett  war  der  Länge  nach  auf  dem 
Rücken  ausgestreckt,  die  Arme  neben 
dem  Körper,  das  Haupt  nach  Norden 
gewendet.  Der  Schädel  scheint  männ- 
lich und  gehört  einer  europäischen 
Rasse  mit  kurzem  und  hohem  Kopf  an. . 

In  der  Gegend  des  Brustkorbes  be- 
fanden sich  neun  Fibeln  der  frühen 
La  Tenezeit,  entsprechend  der  Wd. 
Korr.  V,  23  unter  1  abgebildeten. 

In  der  Gegend  der  Extremitäten  lag 
ein  Doppel  ring.  Die  beiden  Ringe  liegen 
jedoch  nicht  genau,  sondern  schief 
übereinander.  Es  lässt  sich  übrigens 
nicht  mehr  erkennen,  ob  die  beiden 
Ringe  ursprünglich  getrennt  waren 
oder  nicht,  so  dass  die  beiden  Ringe 
nur  durch  das  Kupferoxyd  aneinander 
gelötet  sind.  Das  erstere  erseheint 
wahrscheinlich.  Der  Ring  ist  gebuckelt, 
hat  eine  Weite  von  ca.  10,3  cm  und 
eine  Dicke  von  1  cm. 

Ferner  fand  sich  ein  einfacher  Arm- 
ring von  6,6  cm  Weite,  nur  zur  Hälfte 
erhalten.    Man  denke  sich  ein  22  cm 


langes  und  3  cm  breites  glattes  Bronze- 
blech der  Länge  nach  zu  einer  Röhre 
aufgerollt,  so  dass  die  Längsränder 
aneinander  stossen,  und  diese  Röhre 
zu  einem  kreisrunden  Ringe  zusam- 
mengebogen, so  hat  man  den  Armring. 
In  der  Höhlung  liegt  der  Rest  eines 
Bandes  aus  Bast  oder  ein  Weiden« 
zweigchen. 

[Nach  ausführlichem  Bericht  von 
Brandstetter  u.  Kollmann  im  Ge- 
schichtsfreund 42  B.  S.  261  fg.] 

ZOrich,  Sammlung  der  Antiquarischen  6 
Gesellschafft.  Im  Jahre  1887,  Der  am 
23.  Oktober  1886  für  die  Jahre  1886 
bis  1889  neu  bestellte  Vorstand  erfuhr 
in  seiner  Zusammensetzung  eine  wich- 
tige Veränderung.  An  Stelle  des  Ak- 
tuars Hr.  Dr.  W.  Meyer  trat  der  soeben 
an  den  neu  gescha£fenen  Lehrstuhl  der 
Geschichte  der  Schweiz  am  Polytech- 
nikum berufene  Herr  Professor  Dr. 
Wilhelm  Oechsli. 

Die  Gesellschaft  zählt  236  Mitglieder. 
Die  in  Wetzikon  und  Umgebung  woh- 
nenden Mitglieder  haben  sich  als  Section 
constituiert.  Der  Vorstand  hofft,  in  den 
nächsten  Jahren  noch  weitere  derartige 
Gruppen  auswärts  wohnender  Mitglie- 
der gewinnen  und  gestalten  zu  können. 

Unternehmungen.  Von  Band  XXII  der 
Mitteilungen  ist  das  zweite  Heft,  Hrn. 
Heierli's  „Pfahlbauten:  IX.  Bericht«, 
mit  21  Tafeln,  schon  im  letzten  Jahres- 
berichte genannt  worden,  ebenso  das 
dritte  Heft,  das  als  Neujahrsblatt  für 


Digiti 


zedby  Google 


Ulttseographie. 


279 


1887  ei«chien,  Herrn  Professor  Rahn's 
„Geschichte  des  Schlosses  Chillon,  mit 
5  Tafeln.  Doch  wird  der  Pfahlbauten- 
Bericht  erst  jetzt,  auf  1888,  ausgegeben 
werden ;  die  längere  Zurücklegung  hat 
es  in  erwünschter  Weise  noch  möglich 
gemacht,  auch  die  Resultate  der  Forsch- 
ungen Ton  1887  hineinzuziehen.  Als 
Neojahrsblatt  für  18b8  wird  soeben  das 
wieder  durch  Herrn  Professor  Rahn 
Ter&sste  und  auch  nach  eigenen  Auf- 
nahmen reich  illustrierte  vierte  Heft 
Band  XXII  ausgegeben :  „Beschreibung 
des  Schlosses  Chillon  I'',  mit  4  Tafeln. 
Ausserdem  ist  aber  auch  schon  Band 
XXUI  begonnen.  Dessen  erstes  Heft 
enthalt  Herrn  Professor  Yögolin's  „Ae- 
gidius  Tschudi's  epigraphischc  Studien 
in  Süd-Frankreich  und  Italien,  ein  Bei- 
trag zur  Geschichte  des  deutschen  Hu- 
manismus^. Diese  kritische  Untersuch- 
ung bildet  eine  Gabe  der  Gesellschaft 
an  die  39.  Versammlung  deutscher  Phi- 
lologen nnd  Schulmänner,  welche  vom 
26.  September  bis  1.  Oktober  d.  J.  in 
Zürich  gehalten  wurde. 

Mit  dem  1.  Januar  1888  beginnt  nun 
die  Gültigkeit  des  Kommissionsverlags- 
Vertrags,  der  mit  Herrn  Buchhändler 
Karl  W.  Hiersemann  in  Lieipzig  vom 
Vorstande,  Namens  der  Gesellschaft, 
abgeschlossen  wurde.  N»ch  dessen  In- 
halt wird  der  Vertrieb  sämtlicher  Ver- 
öffentlichungen,  mit  Ausschluss  des 
„Anzeiger^,  sowohl  in  der  Schweiz  als 
im  Auslande,  von  dieser  Firma  aus- 
schliesslich besorgt  Dagegen  sind,  laut 
§  16  der  Statuten,  die  Gesellschafts- 
mitglieder fortgesetzt  zum  direkten  Be- 
züge der  Vereinspublikationen  berech- 
tigt, und  zwar  werden  dieselben  vom 
1.  Januar  1888  an  im  Bureau  auf  dem 
Helmhause  abgegeben. 

Vom  „Anzeiger  für  schweizerische 
Altertumskunde  erschien  1887  der  20. 
Jahrg.  unter  der  sorgfältigen  Redaction 
des  Herrn  Professor  Rahn,  welchem 
die  Herren  Besorger  der  Sammlungen 
und  Herr  Brun  fortwährend  treue  Bei- 
hülfe leisten.  £s  wäre  sehr  zu  wün- 
schen, wenn  durch  recht  allgemeine 
Beteiligung  aus  allen  Teilen  der  Schweiz 
die  Zeitschrift  immer  mehr  den  Cha- 
rakter eines  Notizblattes  über  alle 
Epochen  schweizerischer  Altertümer 
erhielte. 

Das  schweizerische  Idiotikon  erhielt 
den  üblichen  jährlichen  Beitrag  von 
400  Franken. 


Aus  dem  Zuwachs  sei  hervorgehoben : 
a)  Praehistorisches,  Pfahlbau- 
ten, Keltisches.  1  bronzene  Speer- 
spitze mit  langer  Dülle  und  hohler 
Rippe,  aus  der  Glatt  bei  Rümlang;  1 
Schwert  mit  Scheide  von  Eisen  aus 
dem  Murtner-See,  3  gebogene  bronzene 
Schienen  zu  einem  Brustpanzer,  Bruch- 
stück eines  Gusskuchens  von  Kupfer 
(Pfahlbau  Tscbug«),  Schiefern  von  Eu- 
photid ;  Fundstücke  aus  dem  Pfahlbau 
Obermeilen  und  vom  kl.  Hafner  und 
Wollishofen. 

b)  Römisches.  Eine  Eisenschiene 
aus  dem  Heini-Mürli,  nebst  Plan  der 
dortigen  Ausgrabungen  im  November 
und  Dezember  1886. 

[Nach  gedrucktem  35.  Bericht] 

Basel,   Museum  (Antiquarium.)    Kein 8 
Zuwachs.  [Bernoulli.] 

^^irteInberff. 

Riedlingen,  Altertums  -  Verein.  Beim  28 
Graben  eines  Kellers  inWülfl Ingen 
(O.-A.  Riedlingen)  stiess  man  auf  Reihen- 
gräber, welchen  folgende  Gegenstände 
entnommen  wurden:  ein  eisernes  ein- 
schneidiges Schwert  (lang  von  der 
Spitze  bis  zum  Griff  57  cm,  in  seiner 
ganzen  Länge  71  cm);  ein  eiserner 
Speer  mit  Hülse,  31  cm  lang;  ein 
Pferdegebiss  aus  Eisen  mit  similierten 
Eberzähnen;  zwei  eiserne  Steigbügel; 
zwei  eiserne  feststehende  Messerchen; 
vier  Gegenstände  aus  Eisen  und  Bein, 
deren  ehemalige  Verwendung  vorder- 
hand nicht  bezeichnet  werden  kann; 
eine  eiserne  Gürtelzunge  mit  silberner 
Ornamentik  und  ebensolche  Gürtelver- 
zierungen in  Schildform  mit  eingelegten 
goldenen  und  silbernen  Zierraten;  end- 
lich 3  vormals  vergoldete  Knöpifchen. 
Prof.  Lindenschmit,  welchem  sämtliche 
Gegenstände  behufs  Reinigung  über- 
sandt  wurden,  setzt  die  Gegenstände 
in  das  8.  Jahrh ,  mit  Ausnahme  der 
Waffen  und  Steigbügel,  welche  er  ei- 
ner früheren  Zeit  zuweist. 

Weitere  Nachgrabungen,  die  der 
Verein  daselbst  vornahm,  haben  kein 
weiteres  Resultat  ergeben.  Es  scheint 
auch,  dass  ein  Erfolg  ausgeschlossen 
ist  und  es  nur  dem  Zufall  zu  danken 
war,  dass  diese  wirklich  interessanten 
Funde  zu  Tage  gefördert  wurden.  — 
Auch  habe  ich  von  befreundeter  Seite 
in  Erfahrung  gebracht,  dass  an  Ort 
und  Stelle  von  einem  gewissen  Herrn 


Digiti 


zedby  Google 


280 


Museograqhic. 


V.  Jitaienfisch  aus  Sigmaringen  dieser 
Platz  schon  einmal  durchwühlt  wurde. 
[A.  Miller.] 
30  Rottweil,  Stadtitche  Sammlung.  Aus- 
grdbungen  der  rönu  Niederlassung  bei 
Hochmctuern  betreffend.  Im  letzten 
Jahre  sind  die  Grundmauern  zweier 
Gebäude  blossgelegt  worden,  von  wel- 
chen das  eine  55  m  Tiefe  und  48  m 
Breite  aufweist.  Der  Grundriss  dieses 
Hauses  ergiebt  25  Einzelrätime,  dar- 
unter 3  heizbare  und  jedes  der  letz- 
teren mit  etwas  anderer  Heizvorrich- 
tung. In  dem  einen  Falle  hnndelte  es 
sich  um  ein  Hypokaustum  mit  daran 
anstossendem  Heizwinkel,  bei  dem 
zweiten  ging  die  Feuerung  von  einem 
kreisrunden  solid  aus  Backsteinen  auf- 
gemauertem  Kaum  mit  gleichem  Bo- 
denbelag aus.  Von  diesem  Punkt 
führte  ein  niederer  Kanal  nach  dem 
zu  heizenden  Räume,  auf  dessen  Boden 
ein  Strang  einfacher  Hohlziegel  lag, 
der  sich  in  4  Arme  teilte,  welche  nach 
den  4  Ecken  des  Zimmers  hinzogen. 
Bei  der  dritten  Art  lagen  die  gewöhn- 
lichen Heizziegel  direkt  unter  dem  Zim- 
merboden. Die  Zuführung  des  Feuers 
war  hier  nicht  mehr  verfolgbar. 

Der  Bodenbelag  der  25  Räume  be- 
stand entweder  aus  Polygon-  oder  aus 
Kieselpflaster,  aus  gebranntem  Thon, 
eingestampftem  Lehm  oder  aus  Estrich. 

Die  Wirtschaftsräume  lagen  auch 
hier  wie  bei  den  früher  aufgedeckten 
Gebäuden  0,60—80  m  tiefer  als  die 
Wohnräume.  Die  Mauern  waren  meist 
solid  und  von  der  Stärke  von  0,65  bis 
1,20  m.  Zur  Vermeidung  von  Treppen 
fand  sich  mehrfach  eine  schiefe  Ebene 
hergestellt,  die  den  höher  liegenden 
Teil  mit  dem  tiefer  liegenden  verband, 
meist  aus  Thon  bestehend  oder  auch 
aus  Estrich.  Dann  sind  dreierlei  Heerd- 
anlagen zu  verzeichnen. 

Die  Ausbeute  war  eine  gute,  so  dass 
das  Museum  sehr  bereichert  wurde. 
Es  sind  gefunden  worden:  31  Silber- 
münzen —  Philippus  I,  Augustus,  Otho, 
Ant.  Pius;  die  übrigen  von  Domitian. 
Dann  eine  Reihe  Bronzumünzen,  wor- 
unter einige  von  sehr  schönem  Ge- 
präge. An  Schmuck  fanden  sich  Fi- 
beln,  Anhänger,  Schnallen.  An  Geräten 
und  Werkzeugen:  Messer,  Schlüssel, 
Beil,  Meisel,  2  Thürbänder;  an  Ge- 
lassen in  Siegelerde  und  gewöhnlichem 
Thon  40  Stück,  darunter  ein  Becher 


voA  grosser  Schönheit  in  der  Deco- 
ration. Als  Hanptfund  ist  ein  voll- 
ständig erhaltener  reich  profilierter 
Tisch  zu  nennen  aus  Sandstein,  auf 
Dreh-  und  Schleifbank  hergestellt. 

Dass  die  Niederlassung  zweimal  zer- 
stört wurde,  und  zwar  durch  Feuer, 
haben  auch  die  neuesten  Funde  be- 
stätigt. Die  Ausdehnung  der  Civil- 
niederlassung  erweist  sich  mit  jedem 
Tage  bedeutender.  Die  Ausgrabungen 
werden  fortgesetzt. 

fProf.  Holder.] 

StuHgart,  Kgl.  Stuttstmmlunf  mtif  SS 
ländischer  AltortUmer.  Ausgrabungen,  Ja 
der  Nähe  des  „Kleinaspergle",  jenes 
riesigen  Tumulus  auf  der  Ludwigs- 
burger Ebene,  dem  die  erfolgreichen 
Grabungen  von  1879  die  brannten 
Funde  abgewannen,  befinden  sich  im 
sg.  Oster  holze  einige  kleinere,  ver- 
flachte, immerhin  noch  wohl  erkenn- 
bare Hügelgräber;  bei  ihrem  Anblick 
stellt  sich  der  Gedanke  von  selbst  ein, 
dass  an  diesen  Stellen  die  Gefolgschaft 
jener  so  imposant  beigesetzten  fürst- 
lichen Familie  ihre  Ruhestätte  gefun- 
den haben  werde.  Im  vorigen  Sommer 
öffnete  Oberförster  Fribolin  von  Bietig- 
heim  2  dieser  Hügel  im  Auftrag  ond 
mit  den  Mitteln  der  Staatssamminng. 
In  beiden  ergaben  sich  Steinsätze,  für 
welche  das  Material  zum  Teil  stun- 
denweit beigeführt  werden  musste.  Die 
Skelette  waren  vergangen,  dagegen  sind 
die  Bronzefunde  meist  wohl  erhalten 
und  ein  kleiner  aber  guter  Zuwachs 
für  die  vorrömische  Sammlung.  Zu 
erwähnen  sind  eine  grosse  Nadel  mit 
radförmiger  Scheibe,  ein  Armband  von 
spitz  ovalem  Querschnitt,  ein  zweites 
mit  Schlangenkopf,  eine  Dolchklinge 
mit  zwei  Stiften,  drei  ansehnliche  glatte 
Torques.  —  Ebenfalls  im  Oberamt  Lad- 
wigsburg,  bei  Bis  singen  an  derEnz, 
hatte  Fribolin  auf  Spuren  einer  rö- 
mischen Niederlassung  hingewiesen; 
die  Bloslegung  derselben  ergab  einen 
grossem  Gebäudekomplez,  der  indes 
seines  Steinmaterials  grossenteils  schon 
vor  alters  beraubt  erschien.  Die  Hypo- 
kausten  waren  noch  erhalten;  zwei 
hübsch  ausgeführte  halbkreisförmige 
Exedren  stellen  sich  nach  beiden  Sei- 
ten des  einen  Gebäudeflügels  dar ;  den 
bedeutendsten  Teil  bildet  aber  die 
wohlerhaltene,  mit  Quaderbemalnng 
ausgestattete  Gella,  deren  Lichtoffinun* 


Digiti 


zedby  Google 


Moseographie. 


281 


gen,  am  untern  Teil  abgeschrägt,  noch 
erhalten  sind.  In  diesem  Raum  fand 
sich  ein  runder  Steintisch  mit  reich 
profiliertem,  gedrehtem  Fusse,  der  nun- 
mehr im  Lapidarium  aufgestellt  ist 
Ausserdem  ein  eiserner  Lampenbehäl- 
ter an  einer  Kette,  eiserne  Bänder  von 
einem  Kasten  mit  lindenblattfurmigen 
Aasladungen,  ein  Kastenschloss  u.  s  w. 
Die  Ceila  und  einige  andere  Bauteile 
sollen  in  ihrem  dermaligen  Zustande 
erhalten  werden. 

Auf  einem  Bergvorsprung  über  dem 
Glattthale,  das  sich  von  der  hoch  ge- 
legenen Ebene  bei  Freudenstadt  in  zahl- 
reichen Windungen  gegen  den  Neckar 
unterhalb  Sulx  hinzieht,  auf  dem  „Rok- 
kensberg**  oder  der  „Altstadt"  bei 
Unteriflingen  hat  eine  den  Gipfel 
umziehende  erkennbare  Umfassungs- 
mauer, die  eine  Area  von  300  m  Länge 
and  löO  m  Breite  mit  Spuren  ehema- 
liger Gebäude  einschliesst,  von  Alters 
her  die  Umwohner  in  der  Überzeugung 
erhalten,  dass  dort  ehemals  eine  Stadt 
oder  Festung  gestanden.  Eine  ge- 
pflasterte Stelle  innerhalb  des  Um- 
schlossenen Raumes  heisst  bei  ihnen 
der  Markt  £.  v.  Paulus  (der  ältere) 
wollte  schon  vor  manchen  Jahrzehnten 
die  Arae  Flaviae  hier  gesetzt  wissen, 
im  Hinblick  auf  den  Zug  der  an  diesem 
Ort  e  zusammentreffendenRömerstrassen 
und  auf  die  Entfernungen  von  Rottweil 
und  von  Rottenburg.  Sein  Sohn,  unser 
dermaliger  Landeskonservator,  hat  bis 
jetzt  noch  keinen  Anlass  finden  können, 
dieser  Hypothese  den  Abschied  zu  ge- 
ben. Jedenfalls  erschien  es  geboten, 
der  merkwürdigen  Waldstelle  mit  dem 
Spaten  näher  zu  treten.  Diese  Arbeit 
leiteten  im  letzten  Herbste  der  Unter- 
zeichnete und  nach  ihm  Finanzrat  Dr. 
Paulus,  bis  der  vorzeitige  Eintritt  des 
Winters  einstweiligen  Stillstand  gebot. 
Ein  endgiltiges  Ergebnis  erhoffen  wir 
von  der  Fortsetzung  im  laufenden  Som- 
mer. Heute  kann  nur  soviel  gesagt 
werden,  dass  die  grossartige  Anlage 
mit  Thor,  Ringmauer,  Graben  und  stel- 
lenweise doppeltem  Wall  im  früheren 
Mittelalter  noch  besetzt  war;  Zeuge 
des  eine  grosse  Anzahl  Thonscherben 
und  eiserner  Lanzenspitzen.  Aber  wir 
sagen  besetzt,  nicht  angelegt  und  auf- 
gebaut; der  gewaltig  entworfene  und 
ausgeführte  Plan  lässt  mehr  an  römi- 
schen Ursprung  denken.  Wäre  es  aber 


eine  Schöpfung  des  Mittelalters,  so 
müsste  doch  wenigstens  eine  Urkunde 
davon  reden,  während  wir  einem  voll- 
ständigen  Schweigen  begegnen. 

Erwerbungen,  Unmittelbar  anschlies- 
send au  den  Bericht  über  Ausgrabun- 
gen erwähnen  wir  einen  wichtigen  Zu- 
wachs unserer  praehist.  Sammlung,  der 
mit  jenem  Gebiet  im  engsten  Zusam- 
menhange steht.  Der  soeben  verstor- 
bene Senatspräsident  a.  D.  v.  Föhr 
entschloss  sich  vor  zwei  Monaten  die 
grossartige  Sammlung  von  Funden,  die 
er  alle  selbst  mit  sorgsamer  Hand  aus 
den  von  ihm  geöffneten  Grabhügeln 
auf  der  schwäbischen  Alb,  z.  T.  auch  in 
Oberschwaben  zusammengelesen  hatte, 
der  vaterländischen  Sammlung  um  ei- 
nen massigen  Preis,  der  nur  seine 
Unkosten  deckte,  abzutreten.  Es  sind 
schöne  Bronzegegenstände,  den  land- 
läufigen Typen  entsprechend,  ausser- 
dem auch  Eisenschwerter,  darunter 
eines  mit  derbem  Griff,  der  von  linear 
verziertem  Goldblech  bedeckt  ist.  Dazu 
vier  Nabenbuchsen  eines  Prachtwagens 
in  Bronze  und  Eisen,  die  eisernen 
Wülste  tauschiert  mit  goldigen  Quer- 
streifen. Den  Schwerpunkt  der  Samm- 
lung bilden  aber  doch  die  wieder  zu- 
sammengesetzten Thongefasse,  172  an 
der  Zahl,  Urnen,  Schüsseln,  Schalen 
und  Platten.  Gerade  die  mühselige, 
unverdrossen  verrichtete  Arbeit  des 
Zusammeusetzens  aus  den  vielen  tau- 
send Scherben,  die  pünktlich  am  Fund- 
ort selbst  sortiert  wurden,  eine  Arbeit, 
die  sich  schliesslich  durch  einen  greif- 
baren Erfolg  belohnt  sah,  macht  diese 
Sammlung  zu  einem  so  kostbaren  Be- 
sitz, durch  den  das  hiesige  Museum 
auf  dem  Felde  vorrömischer  Keramik 
—  germanischer  oder  keltischer,  wird 
sich  kaum  unterscheiden  lassen  ->-  in 
die  vorderste  Reihe  gerückt  ist.  Die 
technische  Behandlung  schreitet  von 
sehr  rohen  Erzeugnissen  aus  schlecht 
gebranntem  Thon  mit  primitiven  Ein- 
ritzungen stufenweise  vor  zu  den  grossen, 
schön  konstruierten,  mit  mehreren  Far- 
ben (Schwarz,  Purpur,  Weiss)  bedeck- 
ten und  mit  geometrischem  Ornament 
geschmückten  Gefässen,  in  denen  eine 
relative  Stilhöhe  wirklich  erreicht  ist 
Im  ganzen  und  grossen  fanden  sich  die 
primitiven,  älteren  Beigaben  in  den 
Hügeln  der  südlichen  Alb,  in  der  Do* 
naugegend;  weiter  nach  Nordwest  ent- 


Digiti 


zedby  Google 


282 


Museographie. 


wickeln  sieb  allmählich  Metallurgie  und 
Keramik  zu  höherer  Vollendung,  so 
dass  Föhr  auf  den  Gedanken  kam,  es 
müssen  jene  nördlicheren  Gegenden 
erst  im  Laufe  der  Zeiten  und  der  Kul- 
turentwickeluug  von  Süden  her  bevöl- 
kert worden  sein.  Immerhin  sind  die 
Prachtstücke  vom  Sternberg  auf  der 
Münsinger  •  Uracher  Alb  derart,  dass 
sie  von  der  im  Anfang  unserer  Zeit- 
rechnung dort  ansässigen  Bevölkerung 
schwerlich  vollkommener  hätten  her- 
gestellt werden  können,  abgeb.  Taf.  6 
Fig.  1  u.  2.  Eine  besonders  wertvolle 
Arbeit  romanischer  Zeit  (um  1200)  ist 
der  Bronzelcuchter,  der  in  den  Ruinen 
des  Alten  Schlosses  oberhalb  Neuen- 
bürg im  vorigen  Sommer  gefunden 
wurde  und  den  das  Museum  von  der 
Gemeinde  erwarb,  abgeb.  Taf.  6  Flg.  3. 
Zu  dem  öfters  vorkommenden  Thema 
mit  dem  Greifen  tritt  hier  die  Varia- 
tion, dass  das  Ungeheuer  einen  Ritter 
mit  Kegelhelm  und  Panzerhemd  im 
Rachen  hat,  der  in  seiner  Not  die 
Hände  zum  Gebete  faltet.  —  Aber  auch 
von  Denkmalen  deutscher  Renaissance 
ist  zu  melden.  Aus  der  alten  Prälatur 
der  ehemaligen  Benediktiner  -  Abtei 
Ochsenhausen  in  Oberschwaben  er- 
hielten wir  von  der  k.  B'inanz Verwal- 
tung ein  3,4  m  hohes,  3  ra  breites 
Holzportal  in  Eichen-,  Liudenholz  und 
Ungar.  Esche  aus  der  Zeit  von  1570 
bis  1580  zugesprochen.  Was  die  ge- 
fUllige  Pracht  des  Aufbaues  und  die 
Ausführung  des  herrlichen,  fein  ver- 
teilten Ornaments  anbelangt,  so  giebt 
es  nichts  schöneres  derart  im  Ijande. 
—  Auf  Schloss  Lichtenstein  befinden 
sich  derzeit  etwa  fünfzig  von  den  65 
polichromcn  Portraitfiguren  (Hüftbil- 
dern auf  reich  skulpierten  Kragsteinen 
nebst  Inschrifttaf eln),welche  den  äussern 
Säulenumgang  des  ehemaligen  hiesigen 
Lusthauses  bis  zu  dessen  Abbruch 
in  den  vierziger  Jahren  geziert  haben. 
Gelegentlich  einer  Restauration  dieser 
Steinbildnisse  wurden  von  3  Figuren 
nebst  Beiwerk  für  die  Staatssammlung 
Abgüsse  genommen;  es  sind  die  Por- 
traits  des  Erbauers,  Herzog  Ludwig 
von  Wirtemberg  f  lo93  und  seiner 
beiden  Gemahlinnen.  Für  diesen  Som- 
mer ist  eine  weitere  Suite  ausgewählt 
worden.  Die  Abgüsse  sind  hier  im 
Hause  polychromiert  worden  und  er- 
füllen infolge  dessen  die  Aufgabe  der 
Urbilder,  dekorativ  zu  wirken. 


Erworben  wurden  ausserdem  einige 
schön  stilisierte  Stickereien  und  Seiden- 
tapeten, geschnittenes  Leder ,  Zinn- 
sachen, Fayencen,  darunter  eine  von 
Dr.  Franz  Bock  zusammengebrachte 
Kollektion  armenischer  Töpferwaren 
von  K  u  t  a  h  i  a  bei  Brussa.  Eine  ganz 
erhebliche  Gesamterwerbung  möge  hier 
zum  Schlüsse  angeführt  werden. 

Im  vorigen  Jahre  ging  die  bekannte 
Altertümersammlung  von  Prof.  Dr.  Otto 
Seyffer  in  den  Besitz  der  Kunst- 
handlung von  H.  G.  Gutekunst  über 
und  wurde  dann  hier  in  2  Auktions- 
verhandlungen im  Nov.  V.  J.  und  im 
März  d.  J.  versteigert.  In  liberalster 
Weise  ist  die  Sammlungsverwaltung 
durch  die  K.  Staatsregierung,  welche 
ihr  einen  Kredit  von  25  000  Mk.  zu 
diesem  Behufe  gewährte,  in  den  Stand 
gesetzt  worden,  eine  stattliche  Anzahl 
von  Stücken  aus  jenem  Privatbesitz, 
180  Nummern,  in  die  Hand  zu  be- 
kommen. Angeführt  sei  davon  ein 
gothischer  Tisch  aus  dem  Rathause  zu 
Wimpfen,  datiert  1493,  reich  geschnitzt 
und  ausnehmend  wohl  erhalten.  Eine 
kleine  gothische  Truhe,  60  cm  lang, 
aus  deren  vollem  Hartholz  die  Orna- 
mentik, den  Kasten  allseitig  bedeckend, 
herausgearbeitet  ist.  Eine  kleinere 
Truhe,  14.  Jh.,  ist  mit  phantastischen 
Tieren  belebt.  Femer  konnten  die 
Schränke  mit  rheinischen  und  Creusse- 
ner  Krügen,  mit  Fayencen  und  Gläsern, 
vordem  manche  Lücken  aufweisend, 
durch  wertvolle  Ergänzungen  gefüllt 
werden.  Das  gleiche  war  der  Fall  bei 
dem  Silbergeräte,  dem  mehrere  kost- 
bare Augsburger  und  Nürnberger  Ar- 
beiten beigefügt  wurden  und  ebenso 
bei  den  silbernen  Nippsachen,  Dosen, 
dem  goldenen  u.  emaillierten  Schmuck, 
lauter  Spezialitäten,  in  welchen  die 
SeyiFer'sche  Sammlung  einen  auser- 
lesenen Reichtum  entfaltete.  Ein  rei- 
zendes Werk  ist  ausserdem  noch  die 
Augsburger  Mohrenuhr,  Renaissance 
von  1600. 

Unter  den  Schenkungen  nennen  wir 
zwei  kostbare,  reich  figurierte,  in  Far- 
ben gefasste  und  vergoldete  Schlitten 
aus  der  Rococozeit  des  Herzogs  Karl 
Eugen,  welche  S.  M.  der  König  dem 
Museum  zugehen  Hess. 

[L.  Mayer.] 

HohenzoUern. 

Sigmaringen,  FQrstl.  Hohenzollemsches  ^^^ 


Digiti 


zedby  Google 


/. 


WeeSd  %eUachrM7a£%. 


ytl^dernafärL   Grösse.  Jr9.u3.aat. Grosse 
fmlus -Museum  -  Worms.  n  RSoidan. 


Digitized  t 


Wesld.%eitschrJü.TaÜ. 


Digitized  by  VjOOQIC 

Paulus  -  Museum .    Worm  s,  FSo  Ida  m 


Wesld.%eit3chpMTafit. 


-^/.  ii,  2.naiSr{icks  Grosse 
Jf^iuM  f  der  n  a  täpL  Gr  ö> j  ö  . 

Paulas  -Museum  -Warms. 


Digitized 


by  GooWle  f.Soldan . 


rresta.AeitscJip.  mAatj 


'us  'Museum-  Worms. 


nafärl.  Grösse 


Digitized  t 


b^Goo^^F.SoIdan. 


HeM  leitficfiirVi/. 
Tal-'M 


4^0  cm  B(/Pchtn 


'70  vm  l) li Feh tti 


Digiti 


zedby  Google 


WesM.  ZeihchM 
Tan 


Römische p  -   Ziohbpannen 
van    der    Saal  barg. 

X.        ^ 


rT   I    I    I  -h-f   I    I    1^  ^ 

fO      ep      J0      4£9     JC!    K?       ?0      30      BO      f09Jmi^ 


I     I   I  I 


liimi^iil  i 


I  I 


I  I 


tO  90  49  JOm  90  70 


ao  90         100  jotm^. 


Vestd.  Zeitschn  VJI.  TaF.8. 

Sammlung  BefstaH-. 


Digiti 


zedby  Google 


^Yestd ZvilschrMlhr.  ff. 


TigJ.        Fuf.2. 


Fig.7.  Fi(ß-S.    Py.i'9  f^pnstunx, 

(^^J      tärlichen  Qrösise, 

J-pi/i  naiür- 

scliderdunribohrter       •'^^''"'"-'''^  bhioM^JU      UeherCvö^se. 
Calcücylmäa:  P"^''"  ■      ^f<^-V>^'^- 

mUiirUche  Grosse. 


f'g't 


Fig.  MSammlg.  Merken^. 


Fig/S       ~ 

Fi  (f.  Pf- 15. 
Trier. 


Digiti 


zedby  Google 


\ 


Ues/d.  Zeitsehn  Yff. 
Tat  10. 


Digiti 


zedby  Google 


-,«.  ^, ^^.,,t  I, nnn,^MM>'.t?-V  ui J<W. "I 


Digiti 


zedby  Google 


X 


Museograpbie. 


283 


HaupUäcMichgter  Zuwachs  im 
J.  1887.  Ä.  Gemälde:  1)  u.  2)  Zwei  Land- 
Schäften  aus  der  Schule  des  P.  Breughel 
des  Alten,  je  0,65  m  1.,  0,45  m  br.; 
3)  S.  Vouet,  Venus  über  einen  Satyr 
wegschreitend,  in  Waldlandschaft,  1,02 
m  hoch,  0,84  m  br. ;  4)  Hans  Wertin- 
prer,  Portrait  des  Herzogs  Philipp  von 
Baiem,  Bischofs  v.  Freysing,  dat  1518, 
0^2  m  h.,  0,36  m  br.;  5)  Previtali, 
Madonna  mit  Kind  zwischen  3  Heili- 
gen (Santa  conversatione),  1,04  m  br., 
(1,64  m  h. ;  6)  Correggio,  Maria  mit  Kind 
und  Elisabeth  mit  Johannes.  Jugend- 
werk des  Meisters,  0,61  m  h.,  0,48  m  br. 
—  B.  Skulptur:  Zwei  altitalienische  be- 
malte Stuckreliefs,  beide  die  Madonna 
mit  dem  Kinde  darstellend;  das  eine 
nach  dem  Marmororiginal  des  Desiderio- 
da  Settignano  im  Museum  zu  Turin; 
das  eine  0,48  m  h.,  0,35  m  br.,  das 
andere  0,55  m  h.,  0,35  m  br.,  beides 
ohne  Rahmen.  —  C  Silber saxhen:  1) 
StoIIenbecher,  cylindrisch  mit  3  Me- 
daillons, H.  0,09  m.;  2)  Ananaspokal, 
die  Hälfte  eines  „Schleiern"  (Doppel- 
becher), H.  0,16  m.;  3)  Marienkrone 
mit  sechs  Kugeln  und  Kreuzchen,  H. 
0,255,  Dm.  der  Öffnung  0,095  m  — 
B.  Bronzen:  1)  Plakette  von  Moderne, 
Phaetons  Sturz  darstellend.  Dm.  0,116 
m;  2)  dito  von  Moderne,  Pietä,  H. 
0,076  m;  3)  dito  aus  Donatello's  Schule, 
Madonna  mit  Kind,  Dm.  0,092  m.;  4) 
dito  antikes  Opfer  ?on  Riccio,  L.  0,091, 
Br.  0,076  m. ;  5)  Fischer  von  Caradosso, 
Dm.  0,059  m.  ~  E,  Einige  Gläser,  da- 
runter ein  Passglas  mit  farbig  einge- 
branntem Hohenzollemscben  Wappen, 
H.  0,19  m.  —  F,  Mehrere  Krüge  unter- 
geordneter Art.      [Dr.  v.  L e h n e r. ] 

Baden. 

37  Constanz,  Rosgarten-Museum.  Westd. 
Zeitschr.  I,  S.  255 ;  II,  S.  206 ;  HI,  S.  169 ; 
IV,  S.  196;  V,  S.  207;  VI,  S.  291. 

Der  Boden  der  Constanzer  Ge- 
gend, dieser  althistorische,  giebt  all- 
jahr  wieder  Neues,  was  die  Geschichte 
der  Heimat  uns  mehr  aufzuklären  ge- 
eignet ist.  Aus  Berg  und  Thal  sind 
neue  Schaustücke  hinzugekommen. 

Geologisches.  Glaciale  Schliffe 
und  Ritzungen  an  Gestein  aus  dem 
Schwarzwald;  Eruptives  aus  dem 
badischen  Unterland  und  Hegau, 
Bchleifwurdige  Gesteine  von  der  Rosen- 
egg;  ein  ähnlich  geschliffenes  Mineral- 


stück fand  sich  zu  Stein  a.  Rh.  Dann 
wurde  beilmmenstaadin  einer  Kies- 
grube wieder  ein  Renntier-Geweih  auf- 
gefunden. 

Pfahlbauten -Zeit.  Bodmann 
steht  auch  dieses  Jahr  wieder  als  Fund- 
stätte voran.  Eine  ganze  Kollektion  von 
Feuersteingeräten  mit  ihren  Handhaben 
aus  Hirschgeweih ;  Geräte  aus  Nephrit, 
Jadeit,  Eklogit,  in  ihrer  Fassung  von 
Hom;  schöne  Hirschhomhacken,  eine 
derselben  mit  Verkeilung  des  Holz- 
schaftes mittf  Ist  Hirschhomstiften ; 
Schaber  aus  Ehlen-Knochen  u.  Ehlen- 
Knochen,  die  eine  angefangene  Teilung 
in  2  Schaben  zeigen ;  Steinbeile,  in  deren 
Hom-Dülle  (abgeb.  Taf.  9  Fig.  1)  noch 
ein  Holzstück  Stack,  das  offenbar  zum 
weitern  Befestigen  an  die  Axthalme 
diente.  In  einem  der  bisher  nur  alsKlon- 
ker  gehaltenen  Hängschmucksachen  aus 
Hirschhorn  (abgeb.  Taf.  9  Fig.  2)  fand 
ich  daselbst  noch  ein  unten  darin  stek- 
kendes  Fragment  von  Feuerstein.  Diese 
öfters  mit  Rauten-  u.  Kreiselornament- 
gravur gezierten  Anhänger  müssen  also 
wohl  auch  als  Schneidwerkzeuge  gedient 
haben.  Nett  war  auch  der  Fund  eines 
alt  versprungen  gewesenen  Thonkruges, 
an  dem  ich  noch  die  Reste  der  alten 
Kittung  gewahren  konnte.  Nicht  minder 
einzeln  erwähnenswert  scheint  mir  ein 
Topffragment  mit  einem  cylindrischen 
Handstein,  welche  beide  die  Reste  an- 
haftenden Pechs  (abgeb.  Taf.  9  Fig.  3) 
zeigen.  Man  glaubt  noch  gewahren  zu 
können,  wie  man  mit  dem  Steine  die 
Innenwand  des  Topfes  bestrich.  Neu 
waren  mir  schäpfchenähnliche  Thonge- 
fässe.  Dabei  fand  sich  ein  Teller  aus 
Thon,  der  augenscheinlich  während  der 
Arbeit  sich  nass  plattausbreitend  vor 
dem  Trockenwerden  in  sich  abgesunken 
war.  Dann  sah  ich  zum  erstenmale  reib- 
steinähnliche  Kugeln,  eine  aus  Jadeit 
(spez.  Gew.  3,393),  die  andere  aus  Ne- 
phrit (spez.  Gew.  2,986).  Alte  Schleif- 
steine mit  formsteinähnlichen  Furchen ; 
Häckelnadeln  von  besonderer  Zierheit, 
wie  sie  meines  Wissens  noch  nirgends 
gefunden  sind  (abgeb.  Taf.  9  Flg.  4),  die 
ich  wieder,  wie  die  Abbildung  zeigt, 
zusammenleimen  konnte,  glaub'  ich  an- 
fuhren zu  sollen.  In  grosser  Menge  fand 
sich  dort  Schmuck  in  Form  länglicher 
Cylinderchen  mit  marmorähnlichem  Cal- 
cit;  einzelne  solid,  fast  alle  aber  längs- 
durchbohrt;  dabei  schwarze  Früchte, 


Wntd.  Zeittohr.  f.  Getoh.  xu  Kunit.    VH,  HL 


20 


Digiti 


zedby  Google 


284 


Museographie. 


durchbohrt,  innen  hohl,  unten  noch  teils 
die  Insertion  des  Fruchtstiels  zeigend ; 
dann  kleine  Glasperlen  u.  Bronzering- 
chen,  abgeb.  Taf.  9  Fig.  5—8.  Mehrere 
Fischangeln  aus  Hörn,  wie  wir  auch 
eine  früher  ?on  Wangen  bekamen; 
hübsche  Gespinnste  und  Gewebe,  ver- 
kohlte Äpfel,  Samen,  Koniferen-Zapfen, 
über  das  ich  später  speziell  berichten 
werde,  ergab  neben  vielem  oft  schon 
Gefundenen  Bodmann.  Nun  ist  auch 
bei  Staad,  unweit  Constanz  eine  neue 
Bronze-Fundstätte  entdeckt.  Von  Un- 
teruhldingen  erhielt  ich  wieder 
mächtige  Homzapfen  vom  Wisent.  Aus 
dem  Bussenseewied  zogen  wir  aus 
der  untersten  Torfschicht  einen  wohler- 
haltenen Schädel  vom  Bos  brachyceros. 

Aus  späterer  Zeit,  Hallstatt-Pe- 
riode möglicherweise,  stammen  Bronze- 
sachen, die  ich  vonLangenargen  be- 
kam. Neben  Bronzenadeln  befand  sich 
ein  aus  Bronze  gefertigtes  Pferdchen 
mit  Anhänghänkel,  abgeb.  Taf.  9  Fig.  9. 
Ein  fast  gleiches  wurde  aus  dem  Ufer- 
schlamm bei  Kargegg  gehoben,  wo  wir 
früher  (Westd.  Zeitschr.  VI,  S.  292)  nett 
ornamentierte  Gläser  fanden.  Dabei  lag 
auch  ein  Fingerling  aus  Bronze  mit 
angegossenem  Schlüsselchen. 

Aus  der  römischen  Zeit  nenne  ich 
als  neue  Fundorte  Nussdorf  unweit 
Überlingen,  wo  eine  schöne  Thonilasche 
gehoben  wurde ;  über  eine  Münze  aus 
dem  Pfahlbau  Seh a eben  bei  Bodmann, 
Münzen  aus  dem  Boden  der  alten  bür- 
gerlichen Ansiedelung  in  Constanz  aus 
der  Römerzeit,  werde  ich  erst  nach  ge- 
nauerer Bestimmung,  die  wegen  Cor- 
rosion  Schwierigkeiten  bietet,  Näheres 
brijngen. 

Übrigens  haben  alle  Teile  der  Eos- 
garten-Sammlung mehrseitige  Bereiche- 
rungen erhalten. 

[Ludwig  Leiner.] 
38  Überlingen,  Kulturhistorisches  Kabinet. 
Zuwachs:  Pfahlbaugegenstände 
von  Sipplingen, '  Bodmann  und  Well- 
hausen, insbesondere  einige  Beilchen 
aus  Nephrit,  Jadeit  u.  Chloromelanit, 
sowie  kleinere  Bronzegeräte;  Archi- 
tektonische Gegenstände  vom 
Abbruch  städtischer  Gebäude,  so  Stein- 
säulen, Fensterrahmen,  ein  Grenz- 
stein des  reichsstädtischen  Jurisdik- 
tionsbezirks mit  dem  Überlinjrer  und 
Heiligenberger  Wappen;  das  Ziffer- 
blatt der  Münsteruhr  mit  den  kupfer- 


vergoldeten Zeigern  und  Ziffern ;  einige 
steinerne  Ofenfüsse  mit  Wappen; 
gusseiseme  Ofenplatten  mit  Wap- 
pen oder  Ornamenten ;  eine  Kollektion 
Zinngeschirrs  aus  dem  reichsstädt. 
Zunfthaus  der  Küfer  („zum  Mohren**). 
Altertümliche  Trachten,  Jacken, 
Mieder,  Schuhe  etc.  Verschiedene 
Münzen  u  Medaillen,  Schmuck- 
sachen; ein  Jagdbesteck;  ein  alter- 
tümliches Mikroskop  in  Holzgestell. 
Einzelne  Kupferstiche,  Aquarelle 
der  alten  Stadt  etc.  Zu  erwähnen  ist 
noch,  dass  mit  Aufstellung  eines  voll- 
ständigen Katalogs  der  Sammlung 
dieses  Frühjahr  begonnen  wurde. 
[Lachmann.] 
DonauetchIngen,  FQrstl.  FOrttenbergtch«  9 
Sammlungen.  A.  hieriändischen  Ur- 
sprwigs:  1)  Speerspitze  aus  Bronze, 
gef.  in  einem  Ackerfelde  bei  Dürr- 
heim. 2)  Zwei  Gewandnadeln  und 
3)  zwei  Ringe  aus  Bronze,  aus  einem 
Grabe  bei  Emmingen  ab  Egg.  4)  Eine 
Gewandnadel  aus  Bronze,  gef.  am  War- 
tenberg. 5)  Verschiedene  Utensilien 
aus  Hirschgeweih  und  6)  eiserne  Lan- 
zen und  Pfeilspitzen  aus  Hohenkr&hen. 
7)  Eine  gut  erhaltene  Thonurne  aus 
einem  Grabe  in  der  Sandgrube  nächst 
dem  Bahnhof  in  Möhringen.  8)  Thon- 
gefässscherben  aus  den  Pfahlbauten 
Süssenmühle  bei  Überlingen.  9)  Eine 
eiserne  Sichel  aus  den  Pfahlbauten  bei 
Bodmann.  10)  Pfeilspitze  aus  Feuer- 
stein, 11)  Steinmeissel  und  Stein- 
beile, 12)  Pfriemcn-Spatel  aus  Hörn, 
10—12  aus  Pfahlbauten  Markelfingen. 
13)  Steinbeil  und  Steingeräte,  Pfahlbau 
bei  Maurach.  14)  Feuerstein  -  Pfeil- 
spitze, ungewöhnlich  schön  gear- 
beitet, aus  dem  fürstl.  Walde  Feld- 
berg-Seehalde. 15)  Stücke  von  Bronze- 
ringen und  Bronzeschnallen  und  16)  ein 
Scramasax,  aus  einem  Reihengrabe  am 
Ottilienberg  bei  Braunlingen.  17)  Or- 
namentierter Mörtelbewurf,  Mörtel- 
stuck, bemalt  mit  grünen  und  roten 
Farbstreifen,  18)  Diverse  Thongefäss- 
Bcherben,  19)  Glasscherben,  teils  von 
gegossenem,  teils  von  geblasenem  Glase, 
20)  Grosse  Zierscheibe  aus  Bronze 
(7  cm  Dm.)  auf  einem  eisernen  Nagel 
befestigt,  21)  Riemenknopf  aus  Bronze, 
22)  Stück  eines  Bronzeringes,  23)  Schlüs- 
sel- und  Schlossbestandteile,  24)  Di- 
verse eiserne  Nägel,  Thürangeln  und 
Haken,     25)   Stücke    von    römischen* 


Digiti 


zedby  Google 


Museographie. 


285 


Bau-  uad  Dachziegeln.  Auf  einem  der 
Baoziegel  ein  Bruchstück  einer  In- 
schrift, 26)  Eine  runde  Säule  aus 
Kalkstein,  17—26  ans  dem  aufgedeck- 
ten römischen  Hause  im  sg.  Schatz- 
looh  in  Wiedliswies  bei  Aulfingen. 
B,  atMiändiscJien  Ursprungs:  eine 
.  grössere  Zahl  Altertümer  aus  Mexico, 
die  hier  nicht  einzeln  aufgeführt  wer- 
den können  [tiopfgartner.] 
41  Freiburg  i.  Br.,  Städtische  Altertümer- 
Sammlung.  Kai' Jahr  1887.  Der  Decken- 
fries im  zweiten  Saale  wurde  mit  den 
gemalten  Wappenschildern  der  rats- 
fähigen Geschlechter  aus  dem  XIII.  u. 
XIV.  Jahrh.  geschmückt. 

Enoerbungen:  Zwei  gothische  Ofen- 
platten, Eisenguss,  die  eine  den  zelten- 
den Aristoteles,  die  andere  das  Wappen 
der  Herren  von  Blumeneck  darstellend. 
XVI.  Jahrh.  —  Acht  Stück  römische 
Salbcnfläschcheu,  angeblich  von  Baden- 
weiler. —  Eine  grosse  Sedis-Vacanz- 
Miinze  des  Domkapitels  Eichstädt  von 
1790  und  verschiedene  mittelalterliche 
Münzen.  [Poinsignon.] 

-1 2  Karltruhe,  Grossherz.  Sammlung  vater- 
ländischer Altertümer.  Unternehmungen: 
a)  Untersuchung  einer  römischen  Be- 
festigung (Brückenkopf?)  am  Oberrhein 
bei  Herthen,  A.  Lörrach,  gegenüber 
Kaiser- Äugst,  und  eines  in  der  Nähe  sich 
erstreckenden  alemannisch.  Friedhofs; 
eines  Grabhügels  bei  Bretten ;  teilweise 
Untersuchung  eines  solchen  bei  Mer- 
dingen,  A.  Freiburg  (Berichte  vorbe- 
halten), b)  Untersuchung  römischer 
Strassen  in  der  Baar-  und  Bodensee- 
gegend durch  Herrn  Prof.  Miller  in 
Stuttgart,  und  im  Rheinthai  durch 
Herrn  Otto  Ammon  in  Karlsruhe. 

Zuwachs:  löO  Nummern,  darunter 
alemannische  Grabfunde  von  Herthen, 
Bronzegefässe,  ausgegraben  in  Baden- 
Baden  aus  dem  14.  Jh.,  ein  grosser 
gemalter  Kachelofen  18.  Jhs.  aus  dem 
Kloster  Berau. 

Die  Antiken- Sammlung  wurde 
durch  eine  Kollektion  von  Thon-  und 
Steinfiguren  vom  Heiligtum  zu  Dali  auf 
Cypem  ( 100  Nummern),  einige  griechi- 
sche und  italische  Vasen,  Bronzen  und 
englische  Nachbildungen  von  skythi- 
schen  Goldgegenständen  aus  der  Krimm 
(Originale  in  der  Eremitage  in  St. 
Petersburg)  vermehrt.  Die  Vasensamm- 
Inng  erfuhr  nach  dem  neuen  Katalog 
von  Dr.  H  Winnefeld  eine  durchgängige 


Neuordnung.  Der  Katalog  der  Bronzen- 
Sammlung  ist  in  Arbeit. 

Die  ethnographische  Samm- 
lung (Zuwachs  330  Nummern)  zählt 
3600  Nummern. 

[E.  Wagner.] 

Heidelberg,  Städtische  Kunst-  u.  Alter-  43 
tOmersammlung  auf  dem  Schloss.  Die 
bedeutendsten  Gegenstände  des  Zu- 
wachses bestehen  in:  1)  Drei  Urkun- 
den Kurfürst  Friedrichs  des  Siegrei- 
chen, mit  Siegeln  von  1450,  1454  und 
1466  Eigenhändiger  Brief  Kurfürst 
Friedrichs  des  Frommen,  d.  d.  Hei- 
delberg, 5.  Juli  1564  2)  Birnförmiger 
Krug  aus  braunem  Thon,  mit  Portrait 
Kurfürst  Friedrichs  IV,  dessen  Wap- 
pen und  Inschrift  1604 ;  aus  der  Seyffer- 
schen  Sammlung  in  Stuttgart.  3)  Por- 
trait Kurfürst  Ludwigs  VI  (1576—1583) 
in  Öl,  halbe  Lebensgrösse.  4)  Kupfer- 
stiche etc. :  a.  Achtzehn  Portraits  pfälz. 
Fürsten,  ganze  Gestalten,  von  Jost  Am- 
mann, b.  Caspar  Netscher,  Maler  aus 
Heidelberg,  Schwarzkunstblatt  von  Wal- 
leraut  Vaillant,  gross  folio.  c.  Kurfurstin 
Wilhelmine  Ernestine,  dänische  Prin- 
zessin, 1680  -1685,  gr.  folio.  d.  Zwei 
lebensgrösse  Kupferstichportraits  der 
pfälzischen  Prinzessin  Eleonore  Mag- 
dalene,  Gemahlin  Kaisers  Leopolds  I. 
e.  Üinblattd rucke :  tt)  Einzug  Kurfürst 
Friedrichs  IV.  in  Neustadt  a.  d.  H. 
1588.  |3)  Kurfürst  Friedrich  V  als 
König  von  Böhmen,  mit  Prag;  Variante. 

Aus  den  bisher  noch  nicht  katalogi- 
sierten Beständen:  Zwei  messingene 
Taufschüsseln  (1500—1700),  mit  ge- 
triebenen Darstellungen,  die  eine  des 
Sündenfalls,  50  cm  Dm.,  ohne  Schrift, 
die  andere  die  Verkündigung,  29  cm 
Dm ,  mit  doppelter  Schrift.  Näheres 
darüber  in  Otte's  kirchlicher  Kunst- 
archäologie Bd.  I  S.  419. 

Ausserdem  wurde  hauptsächlich  die 
Portraitsammlung  in  Kupferstich  etc., 
Persönlichkeiten,  welche  in  der  Ge- 
schichte Heidelbergs  oder  der  Pfalz 
eine  Rolle  gespielt  haben,  darstellend, 
fortgesetzt  vermehrt. 

Die  Zahl  der  Besucher  ist  auf  un- 
gefähr 12,0(X)  Personen  pro  Jahr  ge- 
stiegen. —  Auch  hat  die  Gemeinde- 
verwaltung die  Summe  fiir  neue  An- 
schaffungen von  300  auf  jährliche  1000 
Mark  erhöht. 

[Commission  für  die  Geschichte  der 
Stadt,  A.  Mays.] 


20* 


Digiti 


zedby  Google 


286 


Museographie 


45  Mannheim,  Vereinigte  Sammiungen  des 
Groeeiierz.  Antlquariumt  und  des  Alter* 
tumt-Verelns.  Juni  1887—88.  Prae- 
bistorischer  Fond  bei  Mannheim. 
Hart  am  Band  des  Hochufers  beim 
Exerzierplatz  (rechtes  Neckarufer)  ne- 
ben dem  Isolierspital  wurde  beim  Ab- 
heben der  Erde  zu  baulichen  Zwecken 
in  kaum  1  m  Tiefe  ein  Flachgrab  ent- 
deckt. Am  Fussende  des  Skeletts  3 
glatte  Hinge  von  massivem  6 — 9  mm 
dickem  Bronzedraht.  Der  grösste,  ge- 
schlossen, hat  11  cm  Weite ;  die  beiden 
kleineren  wurden  von  den  Arbeitern 
leider  zerbrochen  und  sind  nicht  voll- 
ständig erhalten;  sie  waren  wahrschein- 
lich ebenfalls  geschlossen  und  hatten 
5 Vi  und  7V>  cm  Weite.  Ausser  einem 
Einzelfund  (Steinbeil)  der  60er  Jahre 
war  bisher  noch  kein  praehistorischer 
Fund  auf  Mannheimer  Gemarkung  nach- 
weisbar. 

Römische  Münzen  von  Neuenheim, 
Geschenk  des  Herrn  K.  Christ:  18 
Stück,  Silber-  und  Bronzemünzen,  von 
A.  Licinius  Nerva,  Vitellius,  Vespasian, 
Domitian,  Nerva,  Trigan,  Hadrian,  An- 
toninus  Plus  und  Elagabal. 

Keihengräber  zu  Schwetzingen: 
Auf  dem  Grundstück  der  Aktienbrauerei 
wurde  1884  ein  Gräberfeld  entdeckt, 
das  ziemlich  reiche  Ausbeute  ergab.  Vgl. 
Korr.  m,  98  und  Westd.  Zs.  IV  S.  198 
45.  Seit  jener  Zeit  wurden  wieder- 
holt Skelette  gefunden,  angeblich  ohne 
Beigaben.  Im  April  d.  J.  stiess  man 
im  Hof  der  Brauerei  beim  Sandgraben 
in  VU  m  Tiefe  auf  ein  Männergrab 
mit  Schildbuckel,  Speereisen  und  glat- 
tem Topf.  Die  Direktion  der  Brauerei 
Hess  in  dankenswertester  Weise  nach 
unsem  Anweisungen  weitergraben  und 
tiberliess  auch  diesmal  wieder  sämtliche 
Fundstücke  unserer  Sammlung  Es  fand 
sich  in  etwa  8  Schritt  Entfernung  vom 
ersten  ein  zweites  Grab  mit  wohler- 
haltenem Schädel,  Topf,  Kammresten 
und  Messer  und  4  Schritte  weiter  ein 
drittes  in  nur  70  cm  Tiefe  mit  einem 
Topf.  Alle  drei  lagen  von  West  nach 
Ost,  aber  verhältnismässig  weit  aus- 
einander. Eine  systematische  Aus- 
grabung wäre  daher  ziemlich  kostspie- 
lig und  erscheint  auch  mit  Rücksicht 
auf  Bauten  und  Betrieb  der  Brauerei 
unthunlich. 

Mittelalterliches:  Terracotta- 
Statuctte,    Christus    mit    Rosenkranz, 


gef.  im  Rhein  bei  Bingen.  Siegelab- 
gttss  in  Zinn  von  der  Goldenen  Bulie 
vom  Originalstock  in  der  Karlsruher 
Münze.  Thonabdruck  des  Wappens 
der  Rüdt  v.  Collenberg  von  der  Minne- 
burg bei  Neckargerach.  Eiserne  Ofen- 
platte und  Kassette.  Pfähser  Münzen 
und  Stiche,  darunter  grosses  Brustbild 
der  Elisabeth-Charlotte,  femer  Karri- 
katuren,  alte  Mannheimer  Stadtpläne 
(Plan  der  Belagerung  von  1622,  Hand- 
zeichnung). Anschaffungen  für  die 
Bibliothek. 

Für  das  Antiquarium  (Städtischer 
Besitz):  Griechische  und  römische 
Münzen.  Grabfund  von  Petrignano 
(Etnirien),  bestehend  in:  Roägnr, 
attische  Vase  mit  Asche  und  Knochen- 
resten, Basis  aus  Kalkstein,  Kohlen- 
pfanne, Feuerschürer  und  Feuerzange, 
Schüssel  und  Bruchstücke  von  ein^n 
Möbel,  letzteres  von  Bronze  mit  Orna- 
menten. [K.  Baumann.] 

Mittelrhein. 

üiltenlierg ,    AltertOmertammliiiig    der  46 
Stadt.    Kein  nennenswerter  Zuwachs. 
[Conrady.] 

Miltenberg,    Privatsammiung   auf  der 47 
Burg.    Kein  nennenswerter  Zuwachs. 
y  [Conrady.] 

Darmttadty  GrotslierzogiicIiM  üusewn.  50 
Zugang  von  1887188,  I.  Die  archäo- 
logischen Sammlungen.  1.  Rö- 
mische (griech.  u.  egypt)  Alter- 
tümer, a.  Ankäufe  und  Funde:  1  röm. 
Flasche  aus  Glas,  gef.  in  Köln  (Luxem- 
burgerstr.) ;  1  desgl.,  gef.  ebds. ;  1  Be- 
cher, gef.  ebds. ;  1  kleiner  Becher,  gef. 
in  Andernach;  2  Thräneniläschchen, 
gef.  in  Andernach;  3  desgl.,  gef.  in 
Kreuznach ;  1  Spiegel  aus  Bronze ;  25 
römische  Zimmermannswerkzeuge,  gef. 
im  Rhein  bei  Mainz  und  im  Main  bei 
Offenbach;   Gesamtfund  vom  Zimmer- 

Slatze  des  Hm.  Job.  Wewzky  in  Mainz : 
Urnen,  6  Krüge,  2  Schalen,  6  Lämp- 
chen,  ein  Löwenköpfchen,  Maske,  sämt- 
lich aus  gebranntem  Thon,  1  grössere, 
1  kleinere  Schale  und  Bruchstücke  mit 
Reliefs  aus  terra  sig.;  1  grosse  Flasche, 
4  kleine,  1  Hals  einer  Flasche,  IThrä- 
nenfläschchen,  48  grüne  und  weisse 
Spielsteine,  Scherben,  sämtlich  aas 
Glas,  1  Ring  aus  Knochen,  2  Werk- 
zeuge desgl.,  Stilus  aus  Eisen,  Bruch- 
stücke aus  Bronze  und  Eisen.  —  1  rö- 
mische Vase  mit   rötlich-grauen  Dar- 


Digiti 


zedby  Google 


Museographie. 


287 


atelhmgen  auf  schwariem  Grande,  1 
desgl.  mit  rötlichen  Darstellungen, 
Lampe  mit  Maske  and  Bemalang,  alle 
drei  Gegenstände  angeblich  in  Marien- 
bont  gefunden.  —  Funde  aus  dem 
römischen  Heiligtum  (Mithraeum)  bei 
Ober-FlorsUdt,  vgl.  Wd.  Korr.  VII,  48. 
Tierfabei  der  alten  Aegypter,  Kopie 
nach  einem  Original  im  Turiner  Mu- 
seum, b.  Geschenke :  Mehrere  antike 
Gemmen,  von  den  Erben  des  verstor- 
benen Geheimrats  Herrn  Walther  in 
Darmstadt;  Gesamtfnnd  aus  Ober-Flor- 
stadt, vom  Grossh.  Hofmarschallamt 
überwiesen,  von  Herrn  W.  Stoffel  in 
Ober-Florstadt  gefunden :  verschiedene 
Bruchstücke  aus  Eisen  und  Bronze, 
eine  Anzahl  Ziegelsteine  mit  Stempeln 
der  XXn.  Legion,  Stücke  eines  Ge- 
ftsses  aus  Thon  mit  Inschrift,  Brach- 
st&ck  eines  Geftsses  aus  Marmor,  2 
Stücke  Verputz,  Bruchstücke  von  Ge- 
fitosen  aus  Thon,  5  profilierte  Steine, 
Bruchstücke  von  Wandungen  eines 
Gastellthores ,  1  Kupfermünze  der 
Faustina,  1  Silbermünze  des  Severas, 
mehrere  Brachstücke  aus  Glas. 

2.  Germanische  Altertümer, 
a.  Ankäufe  und  Funde:  1  fr&nkische 
Fibula,  1  Fragment  einer  solchen,  1 
Glied  einer  Kette  mit  Filigranarbeit, 
sämtlich  aus  Silber,  gef.  in  Kraft  bei 
Andernach ;  1  fränkischer  Anhänger  aus 
Silber  in  Gestalt  einer  Eichel  mit  Fili- 
granarbeit, ge£  in  Mainz ;  3  fränkische 
Gläser,  b.  Geschenke:  ein  Brachstück 
einer  Steinaxt,  gef.  bei  Darmstadt,  von 
Herrn  Gymnasiallehrer  Dr.  Fritz;  1 
Bronzering  mit  Oraamenten,  gef.  in 
der  Speyrer  Schneise,  von  Henm  Gym- 
nasialschüler Glaser  in  Darmstadt; 
2  Spiralarmbänder  aus  Bronze,  gef.  bei 
Gross-Gerau,  von  Herra  Lohr  das. ;  3 
Gemmen  nach  Art  der  sog.  Alsener 
Gemme,  1  desgl.  mit  einem  Fisch  (?), 
von  den  Erben  des  verstorbenen  Ge- 
heimrats Henm  Walther  in  Darmstadt ; 
1  Urae  aus  gebranntem  Thon  und  1 
desgl.,  zerbrochen,  gef.  bei  Erdarbeiten 
der  Nebenbahn  Osthofen  -  Westhofen 
1887,  vom  Grossh.  Ministerium  der 
Finanzen  überwiesen. 

n.  Kunstgewerbliche  Samm- 
lungen, a.  Ankäufe:  1  Gewürzstein 
aus  dem  15.  Jahrb.,  gef.  in  Frohen- 
haosen  in  der  Prov.  Hessen  -  Nassau ; 
1  mittelalterliche  Plombe  mit  der  In- 
schrift: Z.  Geilnhusen,  gef.  in  Mainz; 


1  eiserae  Ofenplatte  mit  der  Darstel- 
lung des  Gebets  am  Oelberge;  1  sil- 
beraer  Damengürtel  des  16.  Jahrb. ; 
1  Reliefplatte  aus  Thon  mit  der  Dar- 
stellung eines  röm.  Kaisers  zu  Pferde 
aus  dem  17.  Jahrb.;  1  kleiner  Sieg- 
burger Krag  mit  Medaillons,  b.  Ge- 
schenke :  1  Stück  eines  Kirchenfensters 
mit  Glasmalerei  in  Bleifassung  aus 
dem  Jahre  1617 ;  1  Terentius,  Franco- 
furti  MDLXXXV,  Pergamentband  mit 
flachen  Reliefs,  von  Herra  Baurat 
Braden  in  Darmstadt;  1  Fliese  aus 
Thon  aus  der  Andreaskirche  in  Worms, 
von  Herrn  Architekt  Schnabel ;  mehrere 
galvanische  Abdrücke  von  Originalen 
des  Grossh.  Museums  in  Silber. 

III.  Münzsammlung,  a.  Ankäufe 
und  Funde:  eine  grosse  Anzahl  römi- 
scher, mittelalterlicher  und  anderer 
Münzen,  b.  Geschenke:  97  Vorschläge 
aus  der  ehemaligen  Grossherzoglichen 
Münze  in  Darmstadt,  überwiesen  von 
dem  Grossh.  Ministerium  der  Finanzen. 

IV. Ethnologische  Sammlungen. 
Geschenke :  Sammlung  des  Kaufmanns 
Herra  Gustav  Volz  in  Darmstadt  aus 
dem  Bismarck- Archipel ;  mehrere  Stein- 
werkzeuge aus  Texas  und  Kentucky, 
von  Hra.  Dr.  von  Le  Coq  in  Darmstadt. 

Ausserdem:  Die  etwa  2000  Nummera 
umfassende  Sammlung  des  historischen 
Vereins  für  das  Grossh.  Hessen,  deren 
Katalog  im  nächsten  Jahre  mitgeteilt 
weiden  wird. 

Sonderausstellung  von  Goldschmiede- 
arbeiten im  Juli  1888:  Die  bedeu- 
tendsten Schätze  der  Grossherzogl. 
Silberkammer  und  des  Palais  und 
Goldschmiedearbeiten  der  Herren  Ph. 
Bocker,  Gebrüder  Wondra,  Dr.  E.  A. 
Merck  und  Consul  Stein,  sämtlich  in 
Darmstadt.  [Prof.  Adamy] 

Darmstadt,  Sammlung  des  historischen  51 
Vereins.    Unsere  Sammlung  ist  in  die 
Verwaltung  des   Staatsmuseums ,   wie 
unsere  Bibliothek  in  den  Besitz  der 
staatlichen  Bibliothek  übergegangen. 
[E.  Wörner.] 

Hanau,  Bezirksverein  für  Hess.  Gesch.  52 
und  Landeskunde.    J.  Unternehmungen: 

S  Untersuchung  einer  neu  entdeckten 
ruppe  von  Hügelgräbern  im  Enk- 
heimerWald  südlich  von  Bergen  im 
April  und  Oktober  1887.  Drei  von 
12  Hügeln  wurden  durchforscht.  Sic 
enthielten  je  eine  grosse  Urae  (40  cm 
Höhe,  46  resp.  48  cm  Dm.),  und  teils 


Digiti 


zedby  Google 


288 


Museographie. 


zerbrochene,  teils  noch  ganz  erhaltene 
Thongefässe.  Ausserdem  fanden  sich 
in  den  beiden  kleineren,  nahe  bei  ein- 
ander gelegenen  Hageln  mehrere  mas- 
sive und  hohle  Bronzeringe,  in  dem 
grössten,  isoliert  gelegenen,  ein  eiser- 
nes Langschwert  mit  Resten  der  höl- 
zernen Scheide  (?gl.  Mitteilungen  an 
die  Mitglieder  des  Vereins  für  hess. 
Geschichte  und  Landeskunde,  1887, 
I— IV,  S.  LXIII  ff.  und  LXXX  ff.) 

2)  Untersuchung  eines  gepflasterten, 
wahrscheinlich  römischen  Weges 
durch  das  EnkheimerMoor  im 
April  1887. 

8)  Ausgrabungen  in  Eesselstadt 
im  Herbst  1887.  Das  römische 
Gas  teil,  von  welchem  im  Herbst  1886 
Spuren  entdeckt  worden  waren  (vgl. 
Wd.  Zs.  VI,  S.  295)  wurde  in  der  für  das 
rechtsrheinische  Gebiet  bisher  beispiel- 
losen Grösse  von  374  m  Länge  und 
Breite  mit  Eck-  und  Zwischentürmen 
und  doppelten  Spitzgräben  aufgefun- 
den (vgl.  Borl.  philologische  Wochen- 
schrift, 1888,  Nr.  10  u.  11).  Aussei 
dem  wurde  die  vom  Mainquai  bei  Ha- 
nau in  der  Richtung  auf  Friedberg 
verlaufende  römische  Strasse  bis  in 
die  Nähe  der  Kinzig  verfolgt  und  ihr 
Zusammenhang  mit  der  im  November 
1886  bei  Hanau  entdeckten  Mainbrücke 
nachgewiesen.  Auf  dem  „Salisberge" 
zwischen  Hanau  und  Kesselstadt  wur- 
den zu  beiden  Seiten  der  genannten 
Strasse  zwei  Villenanlagen  mit  zer- 
störten Kellern  und  Hypokausten  teils 
neu  entdeckt,  teils  weiter  verfolgt. 

4)  Untersuchung  einer  römischen  Was- 
serleitung beim  Kastell  Marköbel  im 
Juni  1887. 

ö)  Untersuchung  eines  hinter  dem 
Pfahlgraben  verlaufenden  und  diesen 
teilweise  ersetzenden  Bohlwegs  mit 
Palisadenwand  im  Doppelbiersumpfe 
in  der  Bulau  östlich  von  Hanau  (vgl. 
Mitteilungen  des  V.  f.  h.  G.  u.  L.  1887, 
I-IV,  S.  4  XXV  ff.  und  Westd.  Zs. 
VII  S.  61). 

Zuwachs  des  Museums :  Germanische 
Urnen  und  sonstige  Gefässe  aus  dem 
Enkheimer  Wald  und  von  Langendie- 
bach,  Bronzeringe  und  Eisenschwert 
aus  dem  Enkheimer  Walde.  Römische 
Ziegel  mit  Trappenstempel  (Coh.  I.  C.  R. 
und  Leg.  XXII  pr.  p.  f.  vom  Salisberg, 
Leg.  XXn,  pr.  p.  f.  und  Coh.  IV  Vind. 
von  Grosskrotzcnburg),  Sigillatagcfässo 


und  Fragmente  mit  Töpfersterapel, 
Lämpchen,  Bronzegeräte  und  Münzen 
von  Kesselstadt  und  Grosskrotzenburg. 
Thonröhren  nebst  Schlammkasten  and 
gestempelte  Sigillata  von  Marköbel. 
Pfahlstümpfe  aus  dem  Doppelbiersumpf. 
[Georg  Wolf£] 

Frankfurt,  Hittorischat  Mutettm.  Gross-  53 
artiger  Fund  eines  Mithraeums  bei 
Heddemheim,  bespr.  Wd.  Korr.  VI,  2Sj 
50— '2.  Durch  Einzelfunde  in  Hed- 
demheim hat  sich  auch  unsere  Samm- 
lung an  Gefässen  u.  Eisenger&tschaften 
wesentlich  vermehrt  Unter  diesen  Fun- 
den ist  die  Rollenvorrichtung  und  das 
eiserne  Beschl&g  einer  Schiebthüre  ganz 
besonders  hervorzuheben.  Reiche  Samm- 
lung von  50  Stücken  fränkisch-raero- 
vingischer  Zierrate,  meist  Schnallen  n. 
Gürtelenden,  Ohr-  und  Armringe  in 
Bronze,  dabei  jedoch  auch  eine  graziös 
gearbeitete  Scheibenagraffe  in  Silber, 
mit  Granaten  und  Filigran-Omamenten 
geschmückt.  Schöner  romanischer  Bron- 
zelöwe als  Wassergefäss  gebildet,  ein 
sog.  Aquamanile.  Ausgezeichnet  schön 
bemaltes  Holzrelief  aus  dem  Ende  des 
15.  Jhs.  oder  Anfang  des  16.,  welches 
in  halben  Figuren  die  heilige  Anna  mit 
Maria  u.  dem  Christuskinde  vorstellt^ 
umgeben  von  vier  singenden  Engeln.  Es 
ist  die  Arbeit  eines  ganz  vorzüglichen 
Künstlers  u.  dabei  von  fast  tadelloser 
Erhaltung. 

[Nach  dem  11.  Jahresber.  des  Ver- 
eins f.  d   h.  Mus.]. 

Homburg,  Saalburgmuteum.  In  dem  55 
Wd.  Korr.  IV,  66  wurde  bereits  auf 
einen  an  der  Saalburg  au^efundencn 
Brunnen  mit  viereckigem  Querschnitt, 
der  mit  eichenen  Bohlen  ausgeschach- 
tet war,  hingewiesen  und  über  allerlei 
Funde  aus  Leder,  Holz  etc.  berichtet. 
Seit  dieser  Zeit  entdeckte  man  an  der 
Saalburg  bezw.  in  der  unmittelbar  am 
dieselbe  liegenden  römischen  bürger- 
lichen Niederlassung  noch  14  solcher 
Holzbrunnen,  die  nach  verschiedenen 
Umständen  und  den  gemachten  Fan- 
den zu  schliessen,  aus  der  ältesten  Zeit 
der  römischen  Ansiedelung  stammen. 
In  den  Brunnen,  welche  eine  Tiefe  von 
8—12  m  haben,  fanden  sich  in  der 
Regel  auf  der  Sohle  Gegenstände  von 
Leder  (Schuhwerk),  Holz  und  Stoff; 
die  durch  den  nassen  moorigen  Schlamm 
gut  erhalten  waren  und  das  Saalbarg- 
Museum  mit  geradezu  ausserordentlich 


Digiti 


zedby  Google 


Museographie. 


289 


seltenen    rumischen   Altertümern    be- 
reicherten. 

F&r  dies  Mal  bringen  wir  aus 
einem  an  der  nach  dem  römischen 
Heddernheim  (Nidomagas)  fuhrenden, 
südlich  ded  Castells  liegenden  Haupt- 
strasse gelegenen  Brunnen  eine  Ab- 
bildung der  Ziehbrunnen -Einrichtung, 
wie  sie  bis  jetzt  wohl  kaum  ander- 
wärts aus  einer  so  fern  gelegenen  Zeit 
ausgegraben  wurde. 

Taf.  7  Fig.  1  stellt  den  Brunnen, 
wie  er  sich  ohne  Mühe  aus  dem  teils 
verkohlten  Holz  hat  zusammensetzen 
lassen,  in  perspektivischer  Ansicht  dar. 
Die  lichte  Weite  des  Brunnens  beträgt 
1,^  m,  die  Bohlen  sind  gespalten, 
haben  eine  Stärke  von  5—6  cm  und 
eine  Breite  von  25— 30  cm;  an  den 
Enden  befindet  sich  zu  besserem  Zu- 
sammenhalt eine  Verzapfung  bezw. 
Obersetzung.  Der  Querbalken  bezw. 
der  Gialgen,  an  welchem  die  Rolle 
hängt,  war  durch  Überplattung  mit  den 
Stützen  verbunden.  An  der  stark  ver- 
kohlten Rolle  Flg.  4  u.  5  sieht  man 
noch  deutlich  die  Dreherarbeit,  das 
Eisenwerk  an  derselben  ist  gut  erhal- 
ten und  in  ähnlicher  Weise,  wie  es 
jetzt  noch  bei  Flaschenzügen  gebräuch- 
lich ist,  hergestellt. 

Die  Eimer  (Flg.  2  u.  3),  welche  nach 
beiden  Enden  konisch  zulaufen,  sind 
mit  eisernen  Reifen  und  Haften,  an 
welchen  sich  die  Henkel  befestigt  fin- 
den, beschlagen.  Das  Brunnenwerk  und 
die  Eimer  sind  aus  Eichenholz,  die 
Rolle  dagegen  aus  Rüstemholz  gefer- 
tigt. Der  grössere  Teil  des  Rollseiles 
lag,  wenn  auch  schlecht  erhalten,  im 
Schlammboden,  und  gelang  es,  Stücke 
davon  zu  konservieren.  Das  Seil  ist 
aus  Hanf  und  zwar  in  ähnlicher  Weise 
wie  die  unsrigen  hergestellt.  S. 
56  Wiesbaden,  Muteuin  fOr  AltertQiner. 
Die  Rheinkorrekturen,  welche  in 
der  „grossen  und  kleinen  Gies*'  aus< 
geführt  worden  sind,  haben  uns  man- 
cherlei Waffen  und  sonstiges  Geräte 
gebracht:  ich  nenne  einen  trefflich 
erhaltenen,  vielleicht  nie  gebrauchten 
Getreide-Reibstein  von  Mendiger  Lava, 
einen  sog.  Bonapartshut  von  auffallend 
flacher  Form,  einen  durchbohrten  Stein- 
hammer und  ebensolchen  Hirschzinken, 
wohl  ein  urtümliches  Korbflechtewerk- 
zeug)  ein  Schwert,  einen  Hirschfänger, 
eine  Lanzenspitzc.    Auch  ein  Schwert 


mit  Messingknauf  und  der  Goldinschrift 
„min  Swert",  ein  anderes  mit  Holzgriff, 
eines  mit  Korb,  sowie  ein  Dolch  mit 
Besteck  in  silberner  Scheide  kamen 
aus  dem  Rhein.  Dazu  eine  Anzahl  un- 
vergänglicher Siegburger  Weinkrüge 
und  eine  Terra  sigillata-Schale,  in  der 
sich  der  Töpfer  COSTNIVS  wohl  etwas 
unorthographisch  für  Constantius  ver- 
ewigt hat. 

Aus  Wiesbaden  gingen  uns  aus  den 
Fundamenten  des  Rathauses  ein  schö- 
nes mittelalterliches  Passglas  (Dom- 
becher), eine  ausgezeichnete  fränkische 
Perle,  ein  Kesselhaken  und  ein  römi< 
scher  Bronzewagebalken  zu.  Sehr  er- 
wähnenswert ist  hier,  dass  ein  Teil 
des  Rathauses  in  einer  10— 30  cm  star- 
ken Sinterschicht  steht,  welche  4  m 
unter  dem  Bürgersteig  auf  einer  Kies- 
schicht lagert.  Sie  lässt  uns  einen  in 
der  Urzeit  ungezählte  Jahre  lang  hier 
ruhig  stehenden  See  vonThermal- 
wasser  sehen. 

Wir  danken  der  Aufmerksamkeit  des 
Herrn  Gottwald  während  der  Funda- 
mentimng  seines  Hinterbaues  an  der 
Schwalbacher  Strasse  verschiedene  Tö- 
pfereien, welche  in  dem  hier  durch- 
ziehenden ältesten  Stadtgraben 
liegen,  namentlich  einen  wohlerhalte- 
nen gefältelten  schwarzen  Salbenbecher, 
zahlreiche  Bruchstücke  von  Terra  sigil- 
lata-Gefässen,  die  unser  Firmenregister 
röm.  Töpfer  um  einen  CINNAMVSF, 
ALBVSFE,  CELADIMAN,  LMIA,  HE- 
LENVSF,  (?  OCENVSF  ?)  vermehrt 
haben.  SECVNF  fand  sich  hinter  der 
letzten  Stadtumschliessung  in  der  Saal- 
gasse Nr.  H2.  Aus  dem  alten  Graben 
vor  der  Heidenmauer  und  aus  dem 
Trudenbach,  zwischen  der  Lang-  und 
Metzgergasse,  empfingen  wir  Töpfer- 
stempel FAVNOF,  IVTINVSF.  (Von 
Andernach  erhielten  wir  ein  SVAVIM.) 

Femer  erhielten  wir  drei  Thonkrügel- 
chen  mit  XXVI,  LVHI  und  LXXXVI 
wohl  zum  Zwecke  des  Rechnens  oder 
eines  Spieles  bezeichnet ;  es  fand  sich 
eine  grosse  Zahl  derselben  in  Hed- 
dernheim beisammen.  Von  eben  da- 
her empfingen  wir  ein  gefälteltes  Salb- 
gefäss  mit  einem  Untersatzring,  das 
im  Töpferofen  zu  hartem  Steingeschirr 
gebrannt  war,  eine  kräftige  eiserne 
Lanzenspitze,  die  am  Fusse  des  Düns- 
bergs gefunden  worden  war.  Als  Ge- 
schenk erhielten  wir  den  interessanten 


Digiti 


zedby  Google 


290 


Museographie. 


Inscbriftetein  der  hastiferi  sive  pagtores 
(vgl.  Wd.  Korr.  VI,  119),  als  Deposi- 
tum die  Marmorbüste  der  Herzogin 
Pauline  von  Nassau;  femer  eine 
Anzahl  hübscher,  aus  einer  Porzellan- 
masse  angefertigter  Cameen.  Aus  der 
Untersuchung  eines  Grabhügels  bei  Rod- 
heim am  Fusse  des  Dünsberg  brachten 
wir  einige  anders  wie  die  im  Taunus- 
lande gestaltete  Urnen  mit.  D  i  e  H  ö  h  - 
len  von  8teeten  besch&ftigten  uns 
auch  in  diesem  Jahre  mehrere  Tage. 
Die  Untersuchungen  betrafen  die  Yer^ 
tiefung  des  früher  schon  entdeckten 
Gletschertopfes  (er  hat  bis  auf  den 
Felsgrund  7,30  m  Tiefe  bei  einem 
Durchm.  von  1,10  m)  u.  zweier  bis  da- 
hin unbekannter  Hohlen:  des  Wildkel- 
ler und  des  Hasenbackofen.  Die  Aus- 
beute an  menschlichen,  an  Mammuts-  u 
sonstigen  Gebeinen  wird  im  nilchsten  An- 
nalenhefte  von  Hm.  Prof.  Dr.Schaaf- 
hausen  und  uns  beschrieben  werden. 

Erwerbungen:  Drei  angeblich  aus 
Rheinhessen  stammende  schwergoldene 
Schnallen;  die  grössere  mit  vier  Hya- 
zinthen u.  etwas  verwittertem  Schmelz, 
eine  kleiner^  mit  sechs  Hyazinthen  und 
die  kleinste  unverziert.  Der  Fund  ist 
einigermassen  datiert  durch  eine  Gold- 
münze von  Valens. 

Ferner  noch  folgende  röm.  Dinge: 
Von  Glas  ein  Ring,  zwei  Schalen^ 
eine  kleine  Amphore,  ein  Trink- 
becher und  eine  Vase.  Eine  Mille« 
fiore  und  eine  Calcedon-Perle. 
Ein,  Andemach  eigenes,  halbrot  halb- 
schwarzes Terra  sigillata-Gef&ss,  einige 
Lampen,  Kinderrasseln  von  Thon  mit 
Hirschkopf  und  ähnlichem  Allerlei 
kleine  Spielereien  von  Bronze,  näm- 
lich drei  Beile,  eine  Flasche,  ein  Texel, 
eine  Leiter,  eine  Heugabel,  Hund  und 
Hase,  eine  Kröte,  femer  einen  Schröpf- 
kopf von  Bronze.  —  Aus  fränkischer 
Zeit  ein  schönes  Nektarienglas  u.  andere 
Weingläser.  Verschiedene  römisch- 
fränkische Schmucksachen:  Silber^ 
ring  mit  Stein,  ein  Anhänger,  eine 
kleine  runde  Fibula  mit  blauem  Stein 
u.  s.  w.,  eine  fränkische  Lanze  und 
ein  Einschlagkamm  von  Erb  ach.  Ans 
der  Wetterau  erhielten  wir  zwei 
Steinbeile  aus  kostbarem  Stoffe:  Ne* 
phrit  und  Chloromelanit. 

Es  haben  sich  in  unserem  Museum 
allmählich  mancherlei  emaillirte  Stücke 
angesammelt,  welche  wir  als  Belege 


zu  einer  Geschichte  des  Emailles 
zusammengestellt  haben,  indem  daria 
sowohl  die  nbarbariscbe**  (vorrdmische), 
als  die  römische,  dann  die  romanisch- 
rheinische, aus  der  sich  die  Emaille 
von  Limoges  entwickelt  hat,  vertreten 
sind;  wir  waren  daher  veranlasst,  die 
Reihe  durch  die  japanische  und  chi- 
nesische Zellenschmelze  auf  Metall  und 
auf  Porzellan  zu  ergänzen.  Wir  machen 
besonders  auf  sechs  Teller  in  japa- 
nischem Zellenschmelz  aufmeric- 
sam,  in  welchen  die  Fabrikation  Schritt 
für  Schritt  verfolgt  werden  kann.  Eine 
chinesische  ThonschOssel  ist  deshalb 
interessant,  weil  gewisse  Fabrikationa- 
fehler  an  ihr  sehr  sinnreich  zu  neuem 
Schmucke  benutzt  sind. 

[Nach  einem  Bericht  des  Konserva- 
tors Oberst  v.  Cohausen  im  Rhein. 
Kurier.] 

.  Später,  Museuni  des  hitteritclieii  Ver-  58 
eins  der  Pfalz.  PublikaHonen:  (Neuer) 
Katalog  der  historischen  Abteilung  des 
■Museums  in  Speier.  Zur  sechzigjäb- 
rigen  Gedenkfeier  der  Gründung  des 
historischen  Vereines  der  Pfalz  (1827 
bis  t887).  Von  dem  Unterzeichneten. 
XIV  u.  116  Seiten  mit  der  photo-litho- 
graphischen  Abbildung  eines  als  Ge- 
wichtstein dienenden  Tritonskopfes  aus 
Bronze. 

Untem^mungen:  Fortführung  u.  Be- 
endigung der  Ausgrabungen  in  Altrip 
(ausgedehnte  römisch.  Gebäudeanlacen) 
u.  Obrigheim  (fränkisches  Leichenfeld) 
und  vorläufige  Untersuchung  der  Hei- 
denburg bei  Kreimbach  (spätrOmisches 
Refugium).  Über  die  beiden  letzteren 
Unternehmungen  hat  Dr.  C.  Mehlis 
wiederholt  im  nKorrespondenzblatt  der 
Westdeutschen  Zeitschrift*  referiert; 
über  AUdp  wird  das  im  Druck  be- 
findliche XIIL  Heft  der  „Mitteilungen 
d.  histor.  Ver.  d.  Pfalz**  weitere,  von 
einem  neuen  Grundriss  begleitete  An- 
gaben bringen. 

Erwerbungen:  Von  praehis tori- 
schen Gegenständen  erwähnen  wir  zu- 
nächst Steinartefakte  aus  Speier,  Jock- 
ffrim,  Kleinkarlbach  u.  Schwegenheim, 
ferner  eine  Urne  von  82  cm  Umfang, 
gleichfalls  aus  Kleinkarlbach,  und  eine 
besonders  wohl  erhaltene  Urne  nebst 
einem  Napfe  oder  einer  kleinen  Schüssel 
aus  dem  la-T^ne  Grabfeld  bei  Ofitstein. 

Von  den  Zugängen  der  römischen 
Abteilung  verdienen  Erwähnung :  Zwei 


Digiti 


zedby  Google 


Museograpbie. 


291 


Staindenkmäler  Ton  der  Heidenborg 
bei  OberBtaufenbacb,  das  eine  ein  In- 
Bchriftstein,  das  andere  in  einer  niscben- 
artigen  Yertiefang  eine  reicbgewandete 
mftuiliche  Figur  von  der  Mitte  des  Lei- 
bes abwärts  zeigend,  besonders  aber  eine 
Steinplatte  aus  AJtrip  von  gegenwärtig 
nocb  113  cm  Höhe  u.  86  cm  Breite  mit 
der  nahezu  rund  gearbeiteten  figürli- 
chen Darstellung  eines  jugendlichen 
Kriegers  im  enganscbliessenden  Waf- 
fenroek  mit  Gürtel  u.  in  Halbstiefeln. 
In  Nr.  1  des  Korrespondenzblattes  der 
Westd.  Zs.  vom  Yoijahre  bereits  be- 
schrieben ist  ein  woblerbaltenes  sa- 
misches  Gefäss  mit  weisser  Bemalung, 
welchem  wir  mit  Übergehung  der  ge- 
wöhnlicheren Terrakotten  eine  wohl- 
eriialtene  Formschüssel,  die  Hälfte  einer 
zweiten  u.  zwei  grössere  Bruchstücke 
einer  dritten  u.  vierten,  sämtlich  aus 
Rheinzabem,  anreihen.  Die  wertvollste 
Bereidierung  aber  erhielt  diese  Abtei- 
lang durch  5  wohlerhaltene  römische 
Glasgefässe  aus  Speier,  wovon  4  in 
einem  Steinsargbegräbnis,  das  öte  frei 
im  Boden  stehend  aufgefunden  wurden. 
Das  fränkische  Totenfeld  bei  Ob- 
righeim lieferte  an  weiterer  Ausbeute: 
2  Schildbuckel,  1  Spatha,  3  Scrama- 
•aze,  4  Lanzen,  7  Pfeilspitzen,  1  Messer, 
2  Pferdegebisse,  1  Eimerbeschläg,  zahl- 
reiche kleinere  Beschläge,  Knöpfe  und 
Ringe  ans  Bronze,  1  Bronzefibel,  1  Sie- 

Slnng  mit  schriftähnlichen  Zeichen, 
rbige  Perlen,  Thonwirtel,   kleinere 
Thongefässe  u.  s.  w. 

Was  die  neuere  Zeit  betrifft,  so 
kommen  hier  besonders  alte  Landkar- 
ten, Städteansichten,  Münzen  u.  dgl. 
in  betracht,  wofür  zum  teil  sehr  ansehn- 
liche Aufwendungen  gemacht  wurden. 
Wir  nennen  in  ersterer  Hinsicht  eine 
Karte  der  Rheinpfalz  von  1592,  die 
Darstellung  des  Rheinüberganges  der 
Russen  bei  Mannheim  am  1.  Januar 
1814,  diejenige  der  gleichen  Operation 
seitens  der  Franzosen  bei  Speier  am 
29.  Juni  1645,  der  Einnahme  Speiers 
durch  Custine  am  29.  September  1792, 
des  Feldlagers  des  Prinzen  Eugen  von 
Savoyen  bei  Speier  im  September  1711, 
drei  seltene  Flugblätter  auf  die  zwei- 
malige Belagerung  u.  Eroberung  Lan- 
daus durch  die  Kaiserlichen  1702  u. 
1704  u.  s.  w.  Von  Münzen  mögen  nur 
die  seltensten  Stücke  hier  namhaft  ge- 
macht werden  wie  die  gemeinschaftliche 


Vikariatsmedaille  Karl  Alberts  und 
Karl  Philipps  von  1742,  die  Contrefait- 
Medaille  des  Kurfürsten  Johann  Kasi- 
mir von  1578,  diejenige  Wolfgang 
Wilhelms  von  1615,  der  Vikariatsthaler 
Kari  Theodors  von  1745,  der  Thaler 
Friedrichs  IV.  von  der  Pfalz  von  1610, 
die  Medaille  der  Sophie  von  der  Pfalz, 
der  Gemahlin  Ernst  Augusts  von  Braun- 
Bchweig,  von  1693,  diejenige  auf  die 
Vermählung  der  Anna  Christina  Louise 
mit  Karl  Emanuel  von  Sardinien  1722, 
eine  besonders  seltene  Medaille  auf 
die  Einnahme  Landaus  durch  die 
Kaiserlichen  1704  (RS.  Herkules  den 
Riesen  Cacus  verfolgend),  das  84  mm 
grosse  Prachtmedaillon  der  Anna  Maria 
Louise,  der  zweiten  Gemahlin  des  Kur- 
fürsten Jobann  Wilhelm,  die  von  St. 
Urbain  verfertigte  Portraitmedaille  der 
Elisabetha  Charlotte  von  der  Pfalz, 
Herzogin  von  Orleans,  u.  s.  w.  Erwäh- 
nung verdient  auch  eine  Sammlung  vor- 
züglich ausgeführter  Gipsabgüsse  zum 
teil  sehr  seltener  Siegel  der  gräflichen 
und  fürstlichen  Häuser  Westerburg, 
Leiningen,  Leiningen- Westerburg  und 
Leiningen -Hartenburg,  ein  Geschenk 
des  Herrn  Grafen  Karl  Emich  zu  Lei- 
ningeh-Westerburg,  z.  Z.  Brigade-Ad- 
jutant in  Breslau. 

[Prof.  Harster.] 
Worms,  Paulus -Museum.  Von  Mitte  67 
1887  bis  Mitte  1888.  I.  Untern^- 
nmngen:  a)  Ausgrabung  fränkischer 
Grabfelder  in  Gundersheim, 
Harxheim,  Gundheim  u.  Eims- 
heim.  In  Gundersheim,  wo  im  ver- 
gangenen Jahre  12  Gräber  geöffnet 
worden  waren,  darunter  4  unversehrte, 
wurden  im  Herbst  1887  die  Unter- 
suchungen weiter  fortgesetzt  und  dabei 
62  erhaltene  und  91  zerstörte  Gräber 
aufgedeckt.  Die  Ausbeute  bestand  in 
25  Gefässen,  6  Glasbechem,  darunter 

1  Glas  von  besonderer  Form,  abgeb. 
Taf.  2  Fig.  3,  21  Perlenschnüren,  7 
Alroandintibeln,  worunter  eine  in  der 
Mitte  mit  einem  in  Filigran  verzierten 
buckelförmigen  Plättchen  belegt  ist, 
ausserdem  sind  fünf  verzierte  Silber- 
plättchen  in  regelmässigen  Abständen 
in  den  Kranz  der  Almandine  eingefügt, 
abgeb.  Taf.  2   Fig.  2.    Femer  wurden 

2  Scheibenfibein  aus  Bronze  gefunden 
und  1  silberne  mit  Niello  verzierte 
Spangenfibel,  auf  deren  Rückseite  ru- 
nenartige Zeichen  eingeritzt  sind.  Zwei 


Digiti 


zedby  Google 


292 


Maseograpbie. 


Frauenleicben  waren  mit  Zierscheiben 
geschmückt.  Die  eine  der  ^clieiben 
war  ohne  Ring,  um  die  andere  war 
ein  King  von  Elfenbein  gelegt,  der  mit 
kleinen  Bronzebändem  an  der  Scheibe 
befestigt  war.  Der  Ring,  von  welchem 
sich  noch  mehrere  Stücke  erhalten  hat- 
ten, wurde  im  röm.-germ.  Central-Mu- 
seum  in  Mainz  in  vorzüglicher  Weise  er- 
gänzt, so  dass  dadurch  in  anschaulicher 
Weise  die  ursprüngliche  Form  und  der 
Gebrauch  des  Schmuckstückes  vor  Au- 
gen geführt  wird,  abgeb.  Taf.  5  Flg.  5. 
Spathen  wurden  3,  darunter  1  mit  einem 
eigenartig  verzierten  Bronzeknauf,  ab- 
gab. Taf.  1  Flg.  4  und  Schildbuckel  2  ge- 
funden, ausserdem  1  Franziska.  Ausser 
vielen  anderen  Fundstücken  verdienen 
erwähnt  zu  werden  eine  Bronzeschüssel, 
1  kleine  Silbermünze  des  Justinian  mit 
dem  Revers:  DN  BADVILA  REX. und 
1  als  Anhänger  getragene  kleine  gal- 
lische Silbermünze.  Nach  Vollendung 
der  Ausgrabung  soll  eingehender  über 
dieselbe  berichtet  werden.  In  Harx- 
heim  wurden  19  Gräber  aufgedeckt, 
darunter  5  unversehrte.  In  Gund- 
h  eim  wurde  nur  auf  einem  kleinen  Teil 
des  Grab feldes  gegraben  und  dort  nur 
Leichen  ohne  Beigaben  entdeckt  In 
E  i  m  s  h  e  i  m  erwies  sich  das  ganze  Grab- 
feld teils  durch  Beraubung,  teils  durch 
den  Ackerbau  zerstört. 

b)  Untersuchung  rum.  Strassen- 
Züge  in  Worms.  Bei  den  Erdar- 
beiten für  die  Kanalisation  und  die 
Wasserleitung  wurde  innerhalb  der  Stadt 
an  24  Stellen  römische  Strassenkörper 
blosgelegt.  Jede  einzelne  Stelle  wurde 
alsdann  genau  untersucht,  ausgemessen 
und  eingezeichnet.  Auf  diese  Weise 
gelang  es  bis  jetzt,  ausser  den  im  vor- 
jährigen Bericht  erwähnten  4  Römer- 
strassen noch  7,  vielleicht  auch  9  neue 
Strassenzüge  aufzufinden  und  einzu- 
zeichnen. Die  meisten  derselben  liegen 
genau  in  der  Flucht  der  ausserhalb  der 
Stadt  sich  noch  durch  verschiedene 
Merkmale  als  Römerstrassen  kennzeich- 
nenden Feldwege.  Manchmal  ist  der 
Strassenkörper  auf  grössere  Strecken 
noch  vollständig  intakt  erhalten.  So 
gelang  es  in  der  Pankratiusgasse  und 
Mathildenstrasse  den  Strassenkörper 
der  Hauptrömerstrasse  Mainz- Speier 
über  300  Schritt  ununterbrochen  zu 
verfolgen.  Derselbe  liegt  an  manchen 
Stellen    direkt   unter    dem    heutigen 


Pflaster.  Wenn  aoch  bei  diesen  Unter- 
suchungen keine  besonders  bemerkens 
werten  Funde  gemacht  worden  sind,  so 
ist  doch  durch  sie  die  Topographie  der 
Römerstadt  in  einem  wichtigen  Teile 
besonders  bereichert  worden.  Bei  den 
auf  die  Wasserleitung  folgenden  Kana- 
lisierungsarbeiten  werden  die  Unter- 
suchungen noch  weiter  fortgesetzt  und 
es  werden  dann  die  sich  voraussicht- 
lich neu  ergebenden  Resultate  mit  den 
bereits  gewonnenen  verglichen  werden 
können. 

c)  Untersuchung  römischer  Ge- 
bäudereste in  Worms.  Bei  den 
vorhin  erwähnten  Arbeiten  wurden  auch 
alle  römischen  Grebäudesubstniktionen 
sorgfältig  vermessen  und  eingezeichnet 
Besondere  Funde  wurden  auch  dabei 
nicht  gemacht 

IL  Zuwachs:  a)  An  prähistor. 
Altertümern:  1)  Steinzeit:  Aus 
FlombornS  Stein  Werkzeuge :  t  grosser 
durchbohrter  Steinhammer,  die  Hälfte 
eines  Hammers  und  die  Korr.  YII,  70 
beschriebene  sogonannte  „Hacke**.  Die 
ebendaselbst  beschriebene  Bodenhacke 
aus  Mölsheim,  abgsb.  Taf.  3  Flg.  1, 
sowie  die  übrigen  dort  angeführten 
Steinartefakte ;  aus  Albisheiml  kahn- 
förmiger  Feuersteinschaber  sowie  das 
Bruchstück  eines  solchen ;  aus  Odern- 
heim ein  Steinkeil  aus  grünlicher  Ge- 
steinart; aus  Wörrstadt  ein  grosser 
durchbohrter  Hammer  von  2  Kilo  Ge- 
wicht und  ein  Meisel  aus  schwarzem 
Kieseischiefer ;  vom  Weinsheimer 
Zollhaus  ein  Wetzstein;  aus  Worms 
ein  in  der  Augustinerstrasse  vor  langer 
Zeit  gefundener,  ovaler,  schwarzer 
Stein  (Kieselschiefer)  mit  einer  schar- 
fen Rille  versehen  zum  Tragen  an 
einer  Schnur  als  Amulet  und  ein 
in  der  Spiegelgasse  bei  der  Wasser- 
leitung gefundenes  Steinbeilchen;  aus 
Langenbergheim  (Oberhessen)  ein 
ebensolches;  ausEimsheim  ein  Hand- 
mühlstein (Napoleonshut);  aus  Eul- 
au  (Prov.  Sachsen)  ein  halber  Stein- 
hammer; aus  der  Schweiz  (Spiennes) 
eine  Kollektion  geschlagener  Steinwerk- 
zeuge, sowie  aus  Pfahlbauten  eine  Kol- 
lektion Steinwerkzeuge,  Knocheninstru- 
mente, Spinddn  und  Früchte. 

2)  Bronzezeit:  Gräberfunde  ans 
Leiselheim  von  jener  Anhöhe,  auf 
welcher  schon  mehrmals  Gräber  mit 
Radnadeln  und  Spiralarmringen,  sowie 


Digiti 


zedby  Google 


Museographie. 


293 


vidle  Tricbtergniben  mit  charakteris- 
tischen ScherbMi  gefunden  worden  sind. 
£8  fanden  sich  beim  Abfahren  von  Erde 
mehrere  von  NO.  nach  SW.  orientierte 
Skelette  in  hockender  Stellung  Die 
Knochen  wurden  von  den  Findern  leider 
nicht  beachtet.  Die  Beigaben  bestanden 
in  meist  zerbrochenen  GefiUsen,  auch 
einigen  zerbrochenen  Steinartefakten. 
Ein  Gefäss  ist  wegen  seiner  eigenar- 
tigen Verzierung  interessant.  Es  trägt 
um  den  Hals  einen  Kranz  von  9  kleinen 
Näpfchen,  abgeb.  Taf.  2  Fig.  1.  Ein 
anderes  trägt  das  Pseudoschnuroma- 
ment»  In  Osthofen  wurden  aus  einem 
bereits  zerstörten  Grabe  mehrere  Stücke 
des  aus  gestampftem  Letten  bestehenden 
Estrichs  entnommen.  Ebendaher  vom 
Neuberg  ein  Miniaturgefäss  mit  doppelt 
durchbohrtem  Rande,  femer  ein  grosser 
Zettelstrecker  aus  Thon;  ein  eben- 
solcher aus  der  Kiesgrube  bei  Neu- 
hausen;  aus  Albisheim  ein  kleines 
gehenkeltes  Gefässchen;  aus  Essel- 
born 4  Bronzearmringe  mit  kleinen 
Stollen;  aus  PI  an  ig  ein  gewundener 
Armring  sowie  ein  Stuck  eines  Bronze- 
schwertes; aus  Worms  (Rheinge- 
wann) ein  kleiner  Armring  aus  Bronze. 
3)Hall8tätter  Periode:  Ein  Stück 
einer  inwendig  mit  Graphit  und  weiss- 
liehen  Strichen  und  aussen  mit  einer 
breiten  Graphitborde  verzierten  Schale 
von  der  städtischen  Kiesgrube  bei  N  e  u  - 
hausen  (ähnliche  wurden  in  Pfedders- 
heim  gefunden);  aus  Albsheim  Inhalt 
eines  Grabhügels,  bestehend  aus  zwei 
grossen  Fussringen,  2  kleinen  geschlos- 
senen Kinderarmringen  sowie  einem 
hohlen  durch  Jneinanderstecken  der 
Enden  verschliessbaren  Ohrring,  in  wel- 
chem als  Zierrat  2  kleine  Ringchen 
hängen,  alle  aus  Bronze;  aus  Essel- 
born 2  massive  auf  ebensolche  Weise 
verschliessbare  Armringe  aus  Bronze; 
aus  Breitenheim  bei  Meisenheim  ein 
runder  und  ein  ovaler  Fussring,  sowie 
das  Stück  eines  mit  Strichen  verzierten 
Armringes  ans  Bronze;  aus  Des  loch 
(Gemeindewald)  ein  mit  Strichen  und 
Einkerbungen  versehener  Bronzearm- 
ring; ebendaher  (Sandgrube)  ein  Bronze- 
fund, bestehend  aus  2  schweren  Fuss- 
ringen, einem  geschlossenen  Halsring, 
2  mit  Strichen  verzierten  Armringen 
und  1  jener  interessanten,  gewundenen, 
scharfkantigen  Halsringe  (Wendelringe) 
in  Stücken,  wie  bei  Lindenschmit  A. 


u.  h.  V.  Bd.  I,  .\r,  Taf.  3  Fig.  1—4, 
ferner  Bruchstücke  eines  ebendaselbst 
abgebildeten  (Fig.  5)  Ringes  mit  wech- 
selnder Torsion.  Dabei  fanden  sich 
noch  Stückchen  von  Leder.  —  Ein 
Bronzeschwert  vom  Hallstatt- Typus, 
eine  Bronzelanze  mit  verziertem  Blatt, 
mit\  Tülle  und  Nagelloch,  ein  kleiner 
Hohlkeit  mit  breiter  Schneide  u.  Oese, 
sowie  eine  Schnabel kanne  sind  von  Hrn. 
Major  V.  Heyl  angekauft  und  dem  Mu- 
seum übergeben  worden.  Sie  sollen  aus 
einem  westdeutschen  Grabhügel  stam- 
men. (Für  die  Bronzelanze  sehr  zwei- 
felhaft!). 

4)  La  T^ne-Periode:  Aus  Hamm 
ein  Bronzefund,  bestehend  aus  zwei 
Oberarmringen,  3  Vorderarmringen,  1 
Armring  mit  kolbigen  Anschwellungen 
und  1  halben  Halsring,  femer  einer  ein- 
gliedrigen Bronzedrahtfibel  mit  freiem 
Schiassstück  (Früb-la  T^ne)  Die  Funde 
von  Eich  im  voijährigen  Bericht  (soll 
heissen  „Hamm**)  sind  auch  von  dieser 
Stelle.  Sie  soll  noch  genauer  unter- 
sucht werdeq ;  aus  V  i  r  n  h  e  i  m  2  Früh- 
la  Täne- Fibeln  mit  in  einer  Platte 
endigendem  freien  Schlussstück.  Auf 
dieselbe  sind  mit  Bronzescheibchen 
bedeckte  Knöpfe  ausBlu  temailglas  durch 
Kitt  aufgeheftet.  Dabei  gefunden  ein  . 
schöner  geperlter  Armring  mit  petschaft- 
ähnlichen Schlussknöpfen  aus  Bronze 
und  ein  Gürtelhaken  aus  Eisen;  aus 
Bürstadt  mehrere  dünne  eiseme  Ringe 
mit  eigenartigen  Knöpfen,  kleine  Be- 
schläge und  1  Gürtelhaken  aus  Eisen ; 
aus  Lorsch  ein  in  einem  Hügel  ge- 
fundenes, leicht  gebogenes  Eisenschwert 
ohne  Scheide.  Länge  der  Klinge  76,5, 
des  Griffes  mit  Knopf  lö,ö,  Breite 
4,7  cm. 

b)  An  rumischen  Altertümern: 
Aus  Worms  Fund  bei  einem  Neubau 
in  der  Heyl'schen  Fabrik  in  Maria- 
münster, bestehend  aus  mehreren  Urnen, 
Tellern,  Krügen  und  Lämpchen ;  Fund 
von  der  Malzfabrik  von  Hirschler  an 
der  Alzeierstrasse:  mehrere  kleine  Ge- 
fässe,  eine  Schüssel,  1  der  für  Worms 
chariikteristischen  Gesichtskrüge  und  2 
Nadeln.  Von  früher  gemachten  Funden 
wurden  dem  Museum  noch  übergeben: 
1  ebensolcher  Gesichtskmg,  eine  Ge- 
sichtsurne mit  von  den  übrigen  abwei- 
chendem Halse  und  ein  Tintenfass  aus 
Sigillataerde ;  ferner  12  kleine  Gefässe 
(Kindergefässe)  von  der  Ausgrabung  am 


Digiti 


zedby  Google 


294 


Mnseographie. 


Schildwe^  1885;  too  ebendaher  ein 
SigillAtabecher  mit  AnÜKbrift  n.  einige 
andere  Gefibsie,  dann  eine  fchone  Glas- 
fliacbe;  roa  der  Ansgralmi^  in  der 
Knnttwollfabrik  ftammend  mehrere  Ge- 
fitete  und  vom  Tafelacker  der  Firma 
Dörr  n.  Reinhart  ein  Krfigelehen.  Von 
den  bei  der  Kanaliaation  und  der  Roh- 
renlegnng  der  Wasserleitang  gemachten 
Fanden  sind  ausser  dem  Korr.  VI,  186 
beschriebenen  Meilensteine  noch  meh- 
rere S&ulentrommeln,  Säalenbuien  nnd 
Kapitale,  alle  einfach  gearbeitet,  ge- 
fanden worden,  Nor  ein  Mal  fand  sich 
ein  verziertes  Kapital  and  zwar  eines 
jener  CompositkapiUle  mit  4  Franen- 
köpfen,  dann  wnrden  viele  würfelför- 
mige Qnader,  mehrere  Mahlsteine  und 
viele  Stücke  von  solchen,  viele  Ziegel, 
hingegen  nur  einmal  ein  Legionsziegel 
der  22.  Legion,  aber  ohne  Beinamen, 
Heizröhren,  Spielsteine,  viele  Sigillata- 
stempel,  Gefasse,  2  Gläser,  mehrere 
Schlüssel,  Pferdebeschläge,  Fibeln,  Na- 
deln aus  Bronze  und  Bein,  einige  Arm- 
ringe, Pincetten,  Löffel,  Hammer  und 
Meisel  and  viele  Münzen  gefunden.  Bei 
dem  Bau  des  Wasserwerks  in  der  Klos- 
tergasse wurde  eine  grössere  Zahl  in- 
teressanter Funde  gemacht  Ausser  den 
Korr.  VH,  50  beschriebenen  Gegen- 
ständen (der  Löwe  ist  abgsb.  Taf.  4 
Fig.  1)  wurde  noch  gefunden :  1  Figur 
aus  weissem  Thon,  einen  Löwen  dar- 
stellend, abgtb.  Taf.  4  Fig.  2 ;  der  Torso 
einer  Figur  aus  weissem  Thon,  wahr- 
scheinlich einen  Merkur  vorstellend, 
abgeb.  Taf.  5  Fig.  1;  der  Griff  eines 
Einschlagmessers  aus  Bein,  einen  mit 
einer  Toga  bekleideten  Mann  wieder- 
gebend; eine  Skulptur  aus  Sandstein, 
den  Kopf  eines  Kindes  darstellend ;  den 
Korr.  VII,  76  beschriebenen  Mars  Lou- 
cetius ;  den  Hals  eines  Doliums  mit  einer 
Pinselschrift,  von  welcher  nocli  erhalten 
sind  die  Worte: 

VIN  •  PRIM 

MMARIDI(I)  THALASSI 
in  Cursivschrift,  dann  viele  Sigillata- 
stempel,  Stücke  von  Millefiori^Ias,  eine 
kleine  Kugel  aus  gebranntem  Thon,  wie 
ein  modemer  Klicker,  ein  eichelartig 
geformter,  mit  Strichen  und  Kreisen 
verzierter  Knopf  aus  Bein  von  5  cm 
Länge,  der  auf  einer  33  mm  langen 
mitstrichen  verzierten  Hülse  aus  Bronze 
steckt.  Besondere  Erwähnung  verdie- 
nen noch  die  an  dieser  Stelle  gefun- 


denen Gefasse.  Ausser  mehreren  ümea, 
die  anf  Ascheobestattangen  scfaJiessen 
lassen,  kamen  haoptsicUich  Krüge  znm 
Vorschein.  Es  sind  dies  meist  doppel» 
henklige  grössere  und  kleinere,  durch- 
schnittiich  2a  cm  hohe  Krage,  die  alle 
mit  weisser  Farbe  überstrichen  sind 
und  beinahe  alle  dieselbe  Profilierang 
zeigen.  Es  wurden  deren  wohl  über 
lÜO,  oft  10—12  o.  mehr  nebeneinander- 
stehend 3  m  tief  anter  der  Oberfläche 
§efhnden.  Da  keine  Leichen,  auch  keine 
pnr  von  gebrannten  Knochen  oder 
Aschenamen,  nur  Thierknochen  dabei 
gefunden  wnrden,  also  alle  Merkmale 
von  Bestattungen  fehlten,  und  sie  sich 
in  solcher  Menge  beisammen  nur  in  der 
Nähe  des  oben  erwähnten  Altars  des 
Mars  Loncetius  fanden,  ein  Krug  über- 
dies noch  die  eingeritzte  Aufschrift 
„Martis**  anf  beiden  Seiten  des  Halses 
tmg  (nicht  amatis,  wie  es  in  Korr.  VU, 
50  Anmerk.  heist)  so  lässt  sich  ver- 
muten, dass  diese  Kruge  Weihegaben 
darstellten,  die  neben  dem  Altar  des 
Mars  niedergestellt  wurden. 

Leider  war  die  Mehrzahl  derselben 
total  zerdrückt,  so  dass  ausser  einem 
Dutzend  erhaltener  etwa,  nur  wenige 
noch  vollständig  zusammengesetzt  wer- 
den können.  Die  wertvollsten  Stucke 
des  diesjährigen  Zuwachses  bilden 
zwei  von  Herrn  Migor  v.  Heyl  dem 
Museum  übergebene  römische  Alter- 
tümer. Es  ist  der  Lindenschmit  A.  n. 
h.  V.  Bd.  IV  Taf.  21  Fig.  l  abgebil- 
dete  und  beschriebene  Schlichthobel  ans 
Eisen,  der  vor  mehreren  Jahren  unter 
röm.  Bauresten  in  K  ö  1  n  gefunden  wurde 
und  das  obere  Stück  eines  Gladius  mit 
Elfenbeingriff  in  Form  eines  Adler- 
kopfes. Die  Griffangei  trägt  einen  Stem- 
pel und  der  Elfenbeingriff  besteht  ge- 
genwärtig noch  aus  2  Stücken;  ein  sich 
unten  anschliessendes  3.  Stück  fehlt, 
ebenso  der  Schnabel  des  Adlers.  Ge- 
funden wurde  die  Waffe  seiner  Zeit 
in  Heddernheim,  abgab.  Taf.  5  Fig. 4. 
Aus  Mainz  wurde  erworben  ein  im 
Rheine  gefundener  röm.  Dolch  mit  schilf- 
blattförmiger Klinge  u.  verstärkendem 
Grat  ohne  Scheide.  Vom  Griff  sind  noch 
Reste  der  Holzbekleidung  u.  der  Knopf 
am  oberen  Ende  erhalten,  abgab.  Taf.  4 
Fig.  3.  Aus  Alzey  wurde  von  Herrn 
Major  V.  Heyl  der  bekannte  Altar  der 
Vicani  Altiaienses  erworben,  s.  Korr. 
VF,  157;  aus  PI  an  ig  mehrere  Klein- 


Digiti 


zedby  Google 


Museographie. 


295 


altertumer :  einStataettchen  aus  Bronze, 
mehrere  Fibeln,  Armbänder  und  Be- 
schläge au8  Hom  u.  Bronze,  aus  Hep- 
penheim a.d.  W.  ein  Thonbecher,  der 
mit  2  Krugelchen  in  einem  Skelettgrabe 
auf  der  wesU.  Seite  des  Ortes  gefunden 
wurde;  vom  Müncbbischheimer- 
hofe  mehrere  Aschenumen  mit  darin 
liegenden  Nägeln ;  aus  £  i  m  s  h  e  i  m  ein 
kleiner  Mühlstein;  aus  Mettenheim 
Stücke  von  2  Alühlsteinen,  ein  grosses 
Stuck  vielfarbigen  Stuckes  und  einige 
Sigillatastempel ;  aus  Herrnsheimvon 
der  südöstl.  Grenze  der  Gemarkung  eine 
Aschenbestattung,  bestehend,  in  einer 
grossen  Glasflasche  mit  Doppelhenkeln 
jederseits,  welche  in  einer  aus  ö  flachen 
Ziegeln  und  einer  grossen  Deckplatte 
zusammengesetzten  Kiste  stand.  Leider 
ist  der  untere  Teil  der  Flasche  zer- 
brochen und  verloren  gegangen;  aus 
Köln  eine  Glasphiole,  ein  grosser  Bron- 
zenagel mitLuwenkopf,  1  Fibel,  3  kleine 
Bronzeinstrumente,  1  Angelhaken  und 
2  nur  zum  Teil  erhaltene  Metallspiegel. 
c)An  fränkischenAltertumern: 
Der  Inhalt  eines  Grabes  gef.  beim  Biüin- 
bau  zwischen  Osthofen  und  West- 
hofen,  bestehend  in  1  Gefäss,  einer 
Glasspindel,  mehreren  Perlen  und  1 
Messer;  aus  Worms  aus  einem  zer- 
störten Plattengrab  an  der  Ecke  der 
Gymnasiums-  und  Göthestrasse  eine 
Schnalle  u.  1  Messer,  aus  einem  eben- 
solchen von  der  Ecke  der  Humboldt- 
und  Gymnasiumsstrasse  2  Stücke  des 
Elfenbeinringes  einer  Zierscheibe,  die 
mit  aufgelegten  Bronzeplättchen  ver- 
ziert sind ;  aus  B  ö  r  r  s  t  a  d  t  ein  grosser 
weisser  Krug  mit  Wellenlinien  und  1 
kleines  Gefäs,  sowie  mehrere  Perlen 
nnd  Bronzebeschläge;  aus  Duden- 
hofen  ein  schön  geformter  Glasbecher 
mit  umsponnenen  Fäden,  abgeb.  Taf.  3 
Fig.  2,  1  schöne  Glasspindel  u.  1  Per- 
lenschnur; aus  Mainz  2  Bronzeschnal- 
len; aus  Naunheim  bei  Münstermai- 
feld ein  Frauenschmuck,  bestehend  aus 
2  prächtig  erhaltenen  goldenen  Ohr- 
ringen von  Würfelform  mit  abgeschräg- 
ten Ecken  u.  mit  Almandinen  u.  blauen 
Glasflüssen  besetzt,  abgeb.  Taf.  5  Fig.  3, 
femer  ein  goldener  Fingerring  von  sel- 
tener Form  mit  grossem  kastenförmigen 
Aufsatz,  in  welchen  eine  weissliche  Pasta 
nnd  4  Almandine  eingesetzt  sind,  abgeb. 
Taf.  5  Fig.  2;  aus  Heddesdorf  bei 
Neuwied  2  selten  geformte  fränk.  Fi- 


beln aus  Bronze  und  3  Bronzearm- 
ringe, darunter  der  eines  Kindes ;  von 
einem  Dorfe  in  der  Nähe  von  Karls- 
ruhe einige  Perlen  und  kleine  Bronze- 
beschläge. Ein  noch  selten  gefundenes 
Einschlagmesser  (vielleicht  Rasiermes- 
ser) mit  Oese,  ganz  aus  Eisen,  aus  einem 
Grabe  von  Rudelsheim,  ist  abgeb. 
Taf.  3  Fig.  3. 

[Dr.  Koehl.] 

Mainz,  Originaltammiung  des  Veriint6 
zur  Erfertchung  der  rhein.  Geschichte  und 
AitertOmer.  l.  Vorrömische  Funde.  IGüx- 
telhaken  aus  Erz  mit  Resten  von 
Email,  gefunden  zu  Dienheim  (Rhein- 
hessen). 2  Gefässe  mit  Strichorna- 
menten und  2  kleine  Näpfchen  (Kin- 
derspielzeug)^  zwei  Fussringe  aus  Erz 
und  2  Armringe,  sämtlich  gefunden  in 
einem  Grabhügel  bei  Nierstein  (Rhein- 
hessen). 2  kleine  Näpfchen  (Spiel- 
zeug), gef.  zu  Mommenheim  (Rhein- 
hessen).  Eine  grössere  Pfeilspitze  aus 
Erz,  gef.  im  Rhein  bei  Mainz.  Ein 
Schwert,  Erz,  ebendaher.  1  Instrument 
aus  Stein  und  2  durchbohrte  Stein- 
hämmer ans  dem  Rhein  bei  Mainz. 
2  durchbohrte  Steinäxte  und  6  Stein- 
keile aus  verschiedenen  Orten  Rhein- 
hessens. Ein  Grabhügelfund,  bestehend 
aus  3  verzierten  Armreifen  aus  Erz 
und  3  glatten  dünnen  Halsringen  nebst 
Gefässfragmenten,  gef.  zu  Boppai'd. 
1  Bronzefibula  aus  dem  Rhein  bei 
Mainz.  2  verzierte  Fingerringe  aus 
Erz,  gef.  zu  Gonsenheim  bei  Mainz. 

Bömische  Funde,  Eine  grosse  Am- 
phora, gef.  bei  Bingen.  4  eiserne  Äxte 
I  aus  dem  Rhein  gebaggert.  7  Urnen 
aus  Thon,  davon  4  elegant  verziert ; 
vieles  Kleingerät,  teils  in  Bruchstücken, 
teils  gut  erhalten,  wie  Nadeln  aus  Erz 
und  Bein,  Schreibgriffel,  Lämpchen  aus 
Thon  etc.  Besonders  zu  erwähnen 
sind  eine  Statuette  des  Mars  von  nicht 
gewöhnlicher  Ausfuhrung,  gut  in  den 
Verhältnissen  und  in  der  Bewegung 
des  Körpers,  sie  besteht  aus  Erz  mit 
Einlagen  von  Kupfer,  gef.  bei  einem 
Kanalbau  innerhalb  der  Stadt.  Eine 
Glasflasche,  deren  unterer  Teil  durch 
einen  menschlichen  Kopf  gebildet  wird, 
ähnlich  dem  Wd.  Zs.  VI  Taf.  VII  ab- 
gebildeten Glas  aus  dem  Paulus-Mus. 
in  Worms,  gefunden  angebl.  in  Rhein- 
hessen. 

Von  Inschrift-  u.  Skulpturdenkmalen 
sind  anzuführen :  Bruchstück  eines  Sol- 


Digiti 


zedby  Google 


296 


Museographie 


daten-GrabBteins.  Verschieden«  Ziegel 
mit  Stempeln  der  22.  Legion.  Ein  Skalp- 
pturfragment  mit  Darstellung  eines  Del- 
phin u.  Bruchstücke  verschiedener  noch 
nicht  näher  untersuchter  Inschriftsteme 
aus  Mainz  und  dessen  Umgebung. 

Die  aus  dem  Soherr'schen  Vermächt- 
tnis  stammenden  Gläser,  Thongefässe 
u.  Lampen,  zum  weitaus  grössten  Teile 
röm.  Ursprungs,  die  sich  auf  etwa  100 
Stück  belaufen  mögen,  werden  einer 
näheren  Besprechung  unterzogen  wer- 
den, sobald  ihre,  durch  Raummangel 
verzögerte,  Aufstellung  bewerkstelligt 
sein  wird. 

Ebenso  müssen  wir  einen  genaueren 
Bericht  über  die  Ausbeute  bei  Fort- 
setzung der  Ausgrabung  des  Gräber- 
feldes am  Neuthore  bis  zur  Vollendung 
der  Arbeit  verschieben.  Bis  jetzt  wur- 
den 18  Steinsärge  aufgedeckt,  welche 
zusammen  etwa  30  teils  wohlerhaltene, 
teils  mehr  oder  weniger  zerbrochene 
Glitoer  enthielten.  Einige  davon  sind 
von  sehr  elezanter  Form  mit  schön 
gewundenen  Henkeln;  ein  Glasbecher 
mit  deutlichen  Spuren  einer  mit  Gold 
aufgemalten  Verzierung  und  Inschrift 
dürfte  besonders  zu  erwähnen  sein, 
wie  auch  ein  Gefäss  mit  eingeritzten 
Brustbildern  von  Göttern  und  einer 
nur  teilweise  erhaltenen  Inschrift. 
An  Schmucksachen  wurde  in  diesen 
Särgen  nur  Weniges  gefunden.  Die 
Skelette  sind   zum  Teil  wohlerhalten. 

B.  Fränkische  Funde.  Im  Lauf  des 
verflossenen  Herbstes  wurde  ein  fränk. 
Gräberfeld  bei  Schwabsburg  in  Rhein- 
hessen aufgedeckt.  Dasselbe  ist  ein 
z.  T.  schon  früher  durchwühl ter  Reihen- 
gräberfriedhof. Die  meisten  Gräber 
zeigten  ausser  der  80  cm  hohen  Lehm- 
stampfung  keinen  Leichenschutz,  einige 
waren  Plattengräber.  Die  Lage  der 
Körper  war  genau  in  westöstlicher 
Richtung.  Das  Gräberfeld  gehörte  zu 
den  ärmeren  dieser  Gattung.  In  den 
Frauengräbem  fanden  sich  einige  Perl- 
schnüre, meist  Thonperlen,  kleine 
Schnällchen  aus  Eisen  und  Erz,  Be- 
schläge aus  Erz  u.  ein  Spinn wirtel.  Das 
am  kostbarsten  ausgestattete  Frauen- 
grab  enthielt  eine  Scheibenfibula  mit 
goldener  Platte  mit  Darstellung  eines 
Vogels,  umgeben  von  einem. Punkt- 
kreise, und  einem  Anhänger  aus  Kristall 
in  Bronzeblechspangen.  In  den  Män- 
nergräbem  herrschte  der  Sachs,  das 


einschneidige  Schwert,  vor;  ein  Lang- 
schwert fand  sich  nicht  Die  Lanze 
war  nur  einmal  vertreten.  Von  Teilen 
der  Schutzwaifen  wurden  3  Schild- 
buckel und  Reste  des  Schildgriffs  auf- 
gefunden. Tauschiorte  Eisenbeschläge 
und  Schnallen  kamen  nicht  vor.  Auch 
an  Gläsern  war  das  Grabfeld  arm;  es 
wurden  nur  8  Becher  erhoben,  von 
welchen  der  eine  tadellos  erhalten  ist. 
Von  Thongefässen  fanden  sich  15  Stück. 
Erwähnenswert  ist  hier  eine  kleine 
Doppelume  (zwei  Urnen  auf  einander). 
Die  Zahl  der  aufgedeckten  Gräber  be- 
läuft sich  auf  43.  Die  Schädel  sind 
nur  zum  Teil  ausgesprochene  Langschä- 
del, es  zeigten  sich  auch  mesocephale 
Köpfe  darunter. 

Durch  Ankauf  gelangte  ausserdem 
in  die  Sammlung  ein  Grabfund  von 
Vendersheim  (Rheinhessen),  bestehend 
aus  Langschwert  mit  Resten  des 
Scheidebeschlägs  u.  des  Griffes,  Sachs, 
Lanze  und  SchildbuckeL 

[Lindenschmit.] 

Mainz,  Rdmisch-germanitchet  Central-  70 
Museum.  Geschäft^ahr.  1887/88.  Die 
Zahl  der  im  röm.-germ.  Museum  ver- 
einigten Nachbildungen  belauft  sich  auf 
10,430  Nummern.  Es  ergiebt  sich  also 
gegenüber  dem  Voijahre  ein  Zuwachs 
von  370  Gegenständen.  Ausserdem  war 
die  Thätigkeit  des  Museums  in  An- 
spruch genommen,  die  ihm  leihweise 
zur  Nachbildung  übersandten  Gegen- 
stände nach  den  seit  Jahren  gesammel- 
ten Erfahrungen  zu  reinigen  und  zu 
konservieren,  bez.  wieder  herzustellen. 
An  auswärtige  Museen  und  Privatsamm- 
lungen wurde  auf  Bestellung  eine  be- 
deutende Anzahl  von  Nachbildungen 
geliefert.  Nachfolgend  eine  kurze  Über- 
sicht des  Zuwachses  der  Sammlung. 

1)  Unter  den  löl  Nummern  von  Nach- 
bildungen aus  vorrömischer  Zeit  sind 
besonders  hervorzuheben:  2  goldene 
getriebene  Schalen,  verziert  mit  con- 
centrischen  Kreisen,  gefunden  zu  Ha- 
dersleben, Orig.  im  Mus.  zu  Kiel.  —  Eine 
Anzahl  gemalter  Gefässe,  deren  Nach- 
bildung dem  Museum  trotz  ihrer  grossen 
Zerbrechlichkeit,  durch  Herrn  v.  Föhr 
in  Stuttgart,  den  Besitzer  einer  be- 
deutenden Sammlung  prähist  Alter- 
tümer, in  liberalster  Weise  gesuttet 
wurde.  Diese  Gefässe  stammen  sämt- 
lich aus  Grabhügeln  auf  der  rauhen 
Alb   in  Württemberg    und    erfordern 


Digiti 


zedby  Google 


Museographie. 


297 


eine  besondere  Beachtung,  weil  ähn- 
liche in  ihrer  eigenartigen  Ornamentik 
und  ihrem  reichen  Farbenschmuck  nur 
in  ganz  bestimmt  zn  begränzenden  Di- 
Straten  Sud>  und  Sudwestdeutschlands 
and  der  Schweiz  gefunden  wurden.  Es 
befinden  sich  darunter  Exemplare  bis 
zu  70  cm  Dm.  und  50  cm  Hohe.  Mit 
diesen  Gefässen  zusammen  gefunden 
und  im  Mus.  nachgebildet  zwei  Gfirtel- 
bleche,  ein  geripptes  breites  Armband 
aus  Erz,  zwei  grosse  Spiralarmbänder, 
ein  Fingerring,  zwei  schmale  Armbän- 
der mit  Verzierung  und  zwei  Fibulae.  — 
Ein  Grabhügelfund  von  Beckerslohe 
auf  dem  Juraplateau,  im  Besitz  des 
Um.  Hagen  in  Nürnberg,  bestehend 
aus  zwei  schön  verzierten  Armringen, 
einem  Fingerring  und  zwei  Schmuck- 
platten, alles  aus  Erz.  Die  letzteren 
namentlich  gehören  zum  Interessan- 
testen, was  die  Sammlung  in  dieser 
Art  aufzuweisen  hat  —  Ein  reich  ver- 
zierter schwerer  Halsring  aus  Erz  und 
ein  Armring,  gefunden  zu  Leimbach 
unter  Salzungen,  im  Besitz  des  histor. 
Vereins  f.  d.  Grafschaft  Henneberg.  — 
Ji^in  italisches  Schöpfgefäss  aus  getrie- 
benem Erz  mit  einem  in  einen  Tier- 
kopf auslaufenden  Henkel,  gefunden  zu 
Mergelstätten,  Amt  Heidenheim,  Orig. 
im  Mus.  zu  Stuttgart.  —  2  Dolche  aus 
Erz,  gefunden  zu  Gächingen,  Amt  Urach, 
eine  prachtvoll  in  ihrer  ganzen  Länge 
verzierte  Lanze  aus  Erz,  gefunden  zu 
Hundersingen,  Amt  Riedlingen;  ein 
schöner,  reich  verzierter  Armring  aus 
Erz,  gefunden  bei  Blaubeuren.  Orig. 
sämtlich  im  Mus.  zu  Stuttgart.  —  Ein 
Hängezierrat,  wahrscheinlich  von  einem 
Pferdegeschirr,  und  ein  Armband,  zu- 
sammengesetzt aus  13  einzelnen  ge- 
rippten Reifen,  beide  aus  Erz,  gefun- 
den in  einem  Grabhügel  bei  Erdöti, 
unfern  Vukowa  in  Slavonien,  Orig.  im 
Besitz  des  Herrn  Grafen  Eltz.  —  Eine 
alt  italische  Schnabelkanne  aus  einem 
Grabhügel  in  Hessen,  Orig.  im  Mus. 
zu  Worms.  —  Eine  vollständige,  grosse 
Gürtelkette  aus  Erz  mit  eniaillierten 
Krappen  in  der  Form  von  Pferdeköpfen. 
2)  Nachbildungen  römischer  Funde: 
Ein  Helm  aus  Eisen  mit  Erz  beschla- 
gen und  verziert,  aus  dem  Rhein  bei 
Mainz,  Orig.  im  Besitz  des  Herrn  von 
Heyl  in  Worms.  —  Ein  Becher  aus  Thon 
mit  Gestalten  tanzender  Bacchanten  in 
leicht  erhabener  Arbeit,   3  reichver- 


zierte Schüsseln  und  mehrere  kleine 
Näpfchen  aus  terra  sigillata,  gefunden 
bei  Rottweil,  Orig.  im  Mus.  daselbst.  — 
Ein  Seihegefass  aus  Erz,  gefunden  bei 
einer  röm.  Villa  am  Ammersee,  Orig. 
im  Besitz  des  Hm.  Hauptmann  Arnold 
in  München.  —  Eine  Kapsel,  14  cm  Dm., 
Eisen  mit  Erz  beschlagen,  in  Bezug 
auf  den  eigentümlichen  Verschluss  be- 
merkenswert, gef.  zu  Heddernheim, 
Orig.  im  Mus.  zu  Frankfurt  a.  M.  — 
Ein  Dolch  aus  Eisen,  gefunden  im  Rhein 
bei  Mainz,  Orig.  im  Mus.  zu  Worms.  — 
Eine  reich  mit  Epheuranken  verzierte 
Urne  aus  grauem  Thon,  gefunden  zu 
Wörrstadt,  Orig.  im  Mus.  zu  Mainz; 
ein  Seihegefass  aus  Thon,  ebendaher.  — 
Eine  schöne  Statuette  des  Mercur,  Erz, 
gefunden  zu  Heddernheim,  Orig.  im 
Besitz  des  Herrn  Or.  Hammoran  in 
Frankfurt  a.  M.  ~  Eine  Statuette  des 
Mars,  gef.  zu  Mainz,  Orig.  im  Mus. 
zu  Mainz.  —  Ein  Deichselbeschläge  aus 
Erz,  gefunden  bei  Kreuznach,  Orig.  im 
Mus.  zu  Kreuznach.  —  Eine  Spangen- 
fibula aus  Erz,  gefunden  zu  Wansen, 
Kreis  Ohlan,  Orig.  im  Mus.  zu  Bres- 
lau. —  Eine  emaillirte  Rundfibula,  gef. 
zu  Butzbach  in  der  Prov.  Starkenburg. 
—  Eine  Wage  aus  Erz,  gefunden  zu 
Striegau,  Orig.  im  Mus.  zu  Breslau.  — 
Der  Henkel  eines  Gefässes,  Erz,  ge- 
funden zu  Sulau,  Orig.  im  Mus.  zu 
Breslau. 

3)  Nachbildungen  von  Funden  der 
fränk.'älamannischen  Zeit:  Aus  den  ca. 
150  Nummern  führen  wir  die  für  diese 
ganze  Gruppe  charakteristischen  Gegen- 
stände an.  Eine  Anzahl  von  36  präch- 
tig in  Erz  und  Silber  tauschierten 
eisernen  Schnallen  und  Beschlägen,  ge- 
funden teils  in  Rheinhessen  bei  Die- 
tersheim, und  teils  bei  Neuwied,  die 
Orig.  befinden  sich  im  Mus.  zu  Mainz 
resp.  im  Privatbesitz  in  Neuwied.  — 
Eine  an  die  Form  des  Hackenkreuzes  er- 
innernde Fibula  aus  vergoldetem  Erz, 
doch  sind  die  4  Hacken  des  Kreuzes 
hier  in  krumm  schnäbelige  Vogelköpfe 
umgestaltet,  gefunden  zu  Sigmaringen. 
Zwei  reich  mit  Tierkopfmotiven  ver- 
zierte Beschläge  aus  vergoldetem  Erz, 
gef.  zu  Sigmaringen,  Orig.  in  der  Fürstl. 
Sammlung  daselbst  —  Eine  Gruppe 
von  kleineren  tauschierten  Beschlägen, 
anscheinend  vom  Pferdegeschirr;  ein 
wohlerhaltenes  Pferdegebiss,  die  Stan- 
gen aus  Elfenbein ;  zwei  eiserne  Steig- 


Digiti 


zedby  Google 


298 


Museographie. 


bugel,  alles  gefanden  zu  Wilflingen, 
Orig.  in  der  Sammlung  zu  Riedlingen. 
—  Ein  paar  silberne  Ohrringe  aus  dem 
Grabfeld  Ton  Dietersheim;  an  dem 
Reif  ist  eine  Verzierung  befestigt,  die 
man  mit  einem  aus  Filigran  gefertigten 
Körbchen  vergleichen  könnte.  Diese 
Art  von  Ohrringen  fand  sich  bisher  in 
den  Rheinlanden,  unseres  Wissens, 
nicht,  und  ist  ausser  in  dem  Gräber- 
feld von  Kesthely  nur  noch  in  den 
Gräbern  von  Reichenhall  angetroffen 
worden.  —  Besondere  Erwähnung  ver- 
dient auch  die  Nachbildung  eines  grossen 
Ohrrings  aus  Gold,  von  wahrscheinlich 
orientalischer  Arbeit;  er  hat  einen 
Durchmesser  von  105  mm  und  ein  Ge- 
wicht von  41  gr.;  er  ist  reich  mit 
Filigran  und  traubenförmig  zusammen- 
gesetzten Goldperlen  verziert,  gefunden 
in  Bayern,  Orig.  im  Germ.  Mus.  in 
Nürnberg.  —  Zwei  schöne  Zellenfibulae, 
die  eine  scheibenförmig,  die  andere 
rosettenförmig,  aus  Silber  mit  Einlasen 
von  rotem  und  blauem  Glas,  gefunden 
zu  Gundersheim  bei  Worms,  Orig.  im 
Mus.  zu  Worms.  —  2  Scheibenfibulae 
aus  Gold,  deren  eine  reich  mit  Fili- 
gran verziert,  die  andere  eine  Zellen- 
fibula mit  rothem  Glas  auf  Goldfolie 
belegt,  erstere  aus  Ingersheim,  Amt 
Crailsheim,  letztere  aus  Heidenheim; 
beide  Orig.  im  Mus.  zu  Stuttgart  —  4 
Beschläge  aus  Erz  in  phantastischer 
Tiergestalt,  aus  dem  Maifeld,  Orig.  im 
Museum  zu  Wiesbai^eu ;  eine  Schnalle 
und  zwei  Beschläge  aus  Erz,  verziert 
und  mit  grossen  Nietknöpfen.  —  Zwei 
Zierscheiben  aus  Erz,  gefunden  zu 
Gundersheim,  Orig.  im  Mus.  zu  Worms; 
die  eine  reich  verziert  mit  Zickzack 
und  concentrischen  Kreisen,  die  andere 
durch  4  Erzbänder  innerhalb  eines 
Elfenbeinringes  befestigt.  Ein  Anhän- 
ger aus  Krystall  in  Erzfassung,  aus 
Schwabsburg  in  Rheinhessen,  Orig.  im 
Mus.  zu  Mainz.  —  Ein  paar  Ohrringe, 
die  Reifen  Erz,  die  Perlen  aus  acht- 
eckigen Goldplättchen  zusammengesetzt 
mit  Einlagen  von  Granat-  und  blauen 
Glasperlen,  aus  Naunheim  bei  Mönster- 
maifeld,  Orig.  im  Mus.  zu  Worms.  — 
Ein  Ohrring,  dessen  Goldperle  eine 
tonnenförmige  Gestalt  zeigt  und  mit  8 
in  dreieckigen  Kästen  sitzenden  Gra- 
naten, sowie  mit  Filigrangeschlinge  ver- 
ziert ist,  aus  Engers,  Orig.  im  Mus. 
zu  Worms.  —  Ein  prächtiges  Gürtelge- 


hänge aus  Pfahlheim,  Amt  Ellwangen, 
Orig.  im  Mus.  zu  Stuttgart.  —  Zwei 
Teile  solchen  Zierrats  von  variierender 
Form,  eine  Riemenzunge  von  Erz,  von 
unffewöhnlicher  Grösse  (20  cm  lang), 
bedeckt  mit  Verzierungen  in  Gestalt 
von  Vogel-  oder  Drachenköpfen,  deren 
Augen  durch  kleme  Granateinlagen 
gebildet  werden,  ebendaher.  4  Messer 
aus  dem  Grabfelde  von  Reichenhall, 
Orig.  im  Besitz  des  Herrn  v.  Chling^is- 
perg,  Reichenhall.  Diese  Messer  sind 
deshalb  bemerkenswert,  weil  die  einem 
Rasiermesser  nicht  unähnliche  Klinge 
sich  zwischen  den  zwei  Schalen  des 
Griffs  nach  vor-  und  rückwärts  durch- 
drücken lässt;  ein  ähnliches  Messer 
aus  dem  Grabfeld  zu  Gundersheim, 
Orig.  im  Mus.  zu  Worms. 

Im  Laufe  des  verflossenen  Jahres 
kam  das  lebensgrosse  Standbild  eines 
fränkischen  Kriegers  in  voller  Rüstong 
in  den  Räumen  des  Museums  zur  Auf- 
stellung. Wir  hoffen  dadurch  einem 
der  Ziele,  die  sich  unsere  Anstalt  ge- 
steckt, wesentlich  näher  gekommen  zq 
sein,  nämlich,  mit  gewissenhafter  Be- 
nutzung der  uns  überkommenen  Reste 
der  Vergangenheit,  ein  möglichst  an- 
schauliches Bild  von  der  Gestalt  der 
Waffen  imd  Geräte  der  Vorzeit  zu 
geben.        [Dr.  L.  Lindenschmit] 

Hbeinproirinx^ 

Saarbracken,   historischer  VcreiR  »77 
die  Saargegend.    Kein  Zuwachs. 

Trier.  Provinzialmuseum.  Vom  I.April 80 
1887bi83i.März  1888.  ünUmehmungen. 

a)  Zur  umfangreichsten  und  lohnend- 
sten Ausgrabung  gestaltete  sich  die  von 
April  bis  Juli  1880  geführte  Untersuch- 
ung des  schon  Wd.  Zs.  VI,  309  erwähn- 
ten Ruinencomplexes  bei  Moehn;  es 
wurde  in  demselben  eine  Kultstätte 
festgestellt.  Deutlich  erkennbar  waren 
zwei  Tempel ;  beide  mit  Säulengängen 
umgeben,  hatte  der  eine  eine  quadra- 
tische Form,  der  andere  war  recht- 
eckig und  mit  einer  Apsis  versehen. 
In  der  Nähe  dieser  lagen  zwei  grossere 
Wohn-  oder  Vorratsräume.  Eine  90  cm 
starke  Mauer,  in  einem  Halbkreis  Ton 
21  m  Radius  laufend,  war  Gegenstand 
besonders  eifriger,  aber  bei  dem  zer- 
störten Zustand  gerade  dieses  Teiles 
nicht  vollständig  befriedigender  Nach- 
forschung; die  Form  der  Mauer  Iftsst 
an  ein  Theater  denken.  In  einem  Tem- 


Digiti 


zedby  Google 


Museographie. 


299 


pel  wurde  ein  )aot  Inschrift  dem  Mars 
geweihtes  Altftrchen  gefunden.  Das 
ganze  Terrain  war  mit  Münzen  gera- 
dezu übersät,  sehr  zahlreich  waren 
auch  Fibeln,  Armbänder,  Terracotten 
u.  dg).,  unter  denen  sich  einige  sehr 
gute  Stücke  befinden.  Die  Zahl  der 
Einzelfonde  beläuft  sich  anf  1257  St., 
eine  ganz  ungewöhnlich  reiche  Aus- 
beute, deren  Wert  für  die  Wissenschaft 
dadurch  bedeutend  erhöht  wird,  dass 
sie  in  zwei  ziemlich  scharf  geschiede- 
nen Fundschichten  zum  Vorschein  kam ; 
die  eine  enthielt  keltische,  republika- 
nische und  frühkaiserliche  Münzen,  die 
andere  Münzen  bis  auf  Theodosius, 
besonders  zahlreich  solche  der  constan- 
tinischen  und  valentinianischen  Zeit 

b)  In  der  römischen  Befestigung  zu 
Junkcrath  (vgl.  Wd.  Zs.  VI,  S.  309) 
wurde  vom  16.  Juni  bis  2.  Juli  zur 
genaueren  Feststellung  der  Form  des 
Eingangsthores  und  zur  Ausbeutung 
eines  Brunnens  eine  nachträgliche  Aus- 
grabung geführt,  welche  die  gewünsch- 
ten Resultate  ergab. 

c)  Bei  Laufeld  (Er.  Wittlich)  wurden 
Tom  5. — 10.  August  zwei,  bei  Mehren 
(Kr.  Dann)  vom  19.— 22.  Sept.  gleich- 
falls zwei  Grabhügel  geöffnet,  welche 
Urnen  und  Waffen  enthielten  und  nach 
den  Ornamenten  der  aufgefundenen 
Gegenstände  mit  Bestimmtheit  der  vor- 
römischen, der  eine  Hügel  sogar  sehr 
früher  Zeit  zugewiesen  werden  konnten. 

d)  Von  der  sogen.  Gtoisenburg  bei 
Brockscheid  (Kr.  Daun),  welche  für 
eine  praehistorische  Zufluchtsstätte  gilt, 
wurde  im  Oktober  eine  genaue  Auf- 
nahme bewerkstelligt;  gleichzeitig  wur- 
den daselbst  einige  Versuchsgräben  ge- 
führt Die  Befestigung  besteht  aus 
gewaltigen  Erdwällen,  in  den  Felsen 
geschnittenen  Gräben  und  einer  am 
Bergabhang  entlang  geführten  Mauer. 
Da  die  Ausgrabungen  ausschliesslich 
und  in  grosser  Masse  mittelalterliche 
Scherben  zu  Tage  förderten,  wird  an 
dem  mittelalterlichen  Ursprung  der  An- 
lage nicht  gezweifelt  werden  können. 

e)  Zufällig  wurden  in  Pölich  an 
der  Mosel  ein  römisches  Bad  (vgl. 
Wd.  Korr.  VI,  146),  bei  Schweich 
eine  gemauerte  röm.  Grabkammer,  un- 
weit der  Victoriaquelle  bei  Hetze- 
rat h  ein  röm.  Wohngebäude  aufge- 
funden.   Das  Museum  Hess  an  diesen 


Stellen  nur  in  sehr  beschränktem  Um- 
fange graben  und  begnügte  sich  mit 
der  Aufnahme  der  freigelegten  Teile. 
An  der  römischen  Ruine  in  Gonz  wur- 
den zur  Ergänzung  einer  Aufiiahme 
des  Geh.  Rath  Seyffarth  eine  kurze 
Untersuchung  gefuhrt. 

f)  In  sehr  erfreulicher  Weise  er- 
weiterte sich  unsere  Kenntnis  der  rö- 
mischen Wasserleitung,  welche  aus  dem 
Ruwerthale  nach  Trier  führt.  Die- 
selbe wurde  im  Ruwerthale  durch  den 
Eisenbahnbau  an  vielen  Stellen  auf 
langen  Strecken  freigelegt,  und  das 
Ergebnis  von  den  Baubeamten  in  ge- 
nauen Au&ahmen  und  Photographieen, 
welche  dem  Museum  übermittelt  wur- 
den, festgelegt.  Gleichzeitig  wurde  die- 
selbe Leitung  in  Trier  unterhalb  des 
Petersberges  in  dem  Neubau  der  Ge- 
schwister Meyer,  wie  vor  der  Götschel- 
schen  Brauerei  von  Seiten  des  Museums 
untersucht  Es  ergab  sich,  dass  Ruwer- 
flusswasser  in  einem  flüchtiggemauerten 
Kanal  in  sehr  geringem  GefiUle  auf  eine 
Länge  von  12  Kilometer  nach  Trier 
geführt  ist  Die  Erbauung  fiUlt  ver- 
mutlich nicht  vor  Constantin,  wie  aus 
der  Technik  und  der  Verwendung  von 
Sculpturen  als  Baumaterial  zu  schliessen 
ist.  Die  sehr  wichtige  Entscheidung,  ob 
die  Leitung  zur  Speisung  des  Amphi- 
theaters diente  oder  der  Stadt  das 
Wasser  zuführte,  scheint  zu  Gunsten  der 
letzteren  Annahme  auszufallen,  kann 
aber  nur  durch  weitere  Ausgrabungen 
sicher  getroffen  werden. 

g)  In  Trier  wurde  der  schon  Wd. 
Korr.  VI,  147  erwähnte  Römerbau,  wel- 
cher auf  der  Dietrichstrasse  hinter 
dem  fränkischen  Thurm  bei  Gelegenheit 
eines  Neubaues  freigelegt  wurde,  wei- 
ter beobachtet  und  eine  grosse  Zahl 
daselbst  gefundener  wertvoller  Terra- 
cotten angekauft  —  Andere  römische 
Gebäude  iconnten  bei  Neubauten  auf 
der  Nikolaus-  und  Saarstrasse  festge- 
stellt werden ;  der  der  Nikolausstrasse 
enthielt  einen  kleinen  Münzfund  aus 
den  ersten  Jahren  Gonstantins  (vgl. 
Wd.  Korr.  VI,  120),  der  eine  der  Saar- 
strasse Heizkacheln  mit  Stempeln,  der 
andere  wertvolle  Bronzegegenstände.  — 
Neubauten  auf  dem  nördlichen  Gräber- 
feld Triers  führten  auf  der  Petrusstrasse 
und  Maximiner  Allee  zur  Auffindung 
römischer  Gräber,  aber  nicht  in  der 
Anzahl,  wie  sie  weiter  westlich  an  der 


WMtd.  ZeitMhr.  t  OMoh.  a.  Konit  VII,    ni. 


Digiti 


21 

zedby  Google 


300 


Museographie. 


Paulinstrasse  in  früheren  Jahren  zum 
Vorschein  gekommen  sind. 

Die  Sammdihätigkeä  war  in  diesem 
Jahre  in  erster  Linie  auf  die  in  Trier 
seit  Garinus  (283 — 285)  geschlagenen 
rumischen  Münzen  gerichtet;  in  der 
Erlangung  einer  möglichst  vollständigen 
Sammlung  dieser  Münzen  erkennt  das 
Museum  eine  ihm  pflichtmässige  und 
für  die  Gesamtwissenschaft  sehr .  nütz- 
liche Aufgabe;  denn  diese  in  der  Trierer 
Umgegend  häufigen  Münzen  geben,  zu 
einer  zuverlässigen  £missionsfolge  zu- 
sammengestellt, für  eine  ganze  Reihe 
histor.  Forschungen  die  gesichertste 
Unterlage.  Die  Sammlung  wurde  von 
380  Prägvermerks-Varietäten  auf  716 
gebracht  und  zu  Exemplaren  schlechter 
Erhaltung  in  sehr  vielen  Fällen  gute 
gefügt.  Diese  rascheYermehrung wurde 
ermöglicht  durch  eine  grossartige,  dem 
Hm.  Gusav  Adt  in  Forbach  zu  ver* 
dankende  Schenkung  ausgezeichnet  er- 
haltener Mittel  erzmünzen  der  diocle- 
tianischen  Zeit  (vgl.  Wd.  Zs.  VI,  S.  131), 
ferner  grössere  Erwerbungen  aus  einem 
Luxemburger  (vgl.  Wd.  Zs.  VII,  S.  117) 
und  einem  niederrheinischen  (vgl.  Wd. 
Zs.  VII,  S.  124)  Münzfund  und  vielen 
Einzelankänfen.  Aus  diesen  sind  her- 
voi-zuheben  ein  Mittelerz  mit  den  Brust- 
bildern der  beiden  Caesaren  Constantius 
und  Galerius  (16775),  ein  Silberme- 
daillon von  Valens  (14362),  zwei  Aurei 
von  Valentinianus  (14360/61)  u.  Magnus 
Maximus  (14844). 

Was  die  anderen  Teile  der  Münz- 
sammlung anlangt,  so  konnte  der  grosse 
Denar-  u.  Antoninianfund  aus  Mürlen- 
bach  (vgl.  Wd.  Zs.  VI,  S.  121),  welcher 
schon  im  vergangenen  Jahre  vorbehalt- 
lich der  Genehmigung  der  Kommission 
erworben  war,  in  diesem  als  gesicherter 
Zuwachs  inventarisiert  werden  und  ein 
Gesamtfund  trefflich  erhaltener  Con- 
stantinischer  Kleinerze  aus*Dhrou  von 
der  Mosel  (vgl.  Wd.  Zs.  VII,  S.  118)  neu 
erworben  werden.  —  Auch  die  Samm- 
lung Kurtrierischer  Münzen  wurde  um 
zwei  sehr  gute  Stücke,  einen  Goldgulden 
Johanns  von  Baden  (16578)  und  einen 
scharf  erhaltenen  Thaler  von  Philipp 
Christoph  v.  Soetern  (16579)  erweitert. 

Aus  den  übrigen  Teilen  der  Samm- 
lung seien  noch  erwähnt:  Marmorköpf- 
chen eines  Satyr  aus  Langsur  (16568) ; 
Ksüksteinkapitäl  mit  vier  Köpfen  aus 
Trier  (15879);  eine  Anzahl  Skulpturen 


aus  Nenmagen  (14570/73)  als  Geschenk 
des  Hm.  Lehrer  Seibert  daselbst  Sil- 
berner Löffel  mit  römischer  Inschrift, 
Geschenk  des  Ober-Regierungsrat  von 
Guerard  in  Strassburg  (16596,  vgl.  Wd. 
Korr.  VII,  S.  184);  hübscher  Arm  einer 
Bronzestatuette  gef.  in  Trier  (16120); 
sehr  gut  erhaltene  emaillierte  Fibeln 
aus  Dalheim  (15736—87),  tausch  ierler 
Bronzegriff  aus  Trier  (16583),  abgeb. 
Taf .  10  Fig.  1  -  3 ;  obscöne  Terracotten- 
gruppe  aus  einem  Grabe  in  Trier  (13668) ; 
Thonlampe  mit  Pferdekopf  am  Henkel, 
gef.  auf  der  Dietrichsstrasse  (14616), 
abgeb.  Taf.  9  Fig.  14;  Homscheibe  mit 
Darstellung  einer  Quadriga  (13628),  gef. 
in  Trier,  abgeb.  Taf.  9  Fig.  15;  sehr 
fein  gearbeitete  grüne  Glaspaste,  Brust- 
bild eines  Juppiter  darstellend  (16569), 
gef.  beim  Bau  des  neuen  Gasometers 
in  Trier,  abgeb.  Taf.  9  Fig.  16;  Instruk- 
tives Modell  des  Amphitheaters  zu 
Trier,  angef.  von  Oberinsp.  Lohmeyer 
(15768).  Der  Gesamtzuwachs  der  Samm- 
lung beträgt  3163  St 

Eine  sehr  nützliche  Arbeit  hofft  der 
Director  in  diesem  Jahre  begonnen  zu 
haben,  indem  er  sämtliche  auf  Alter- 
tümer des  Bezirkes  bezügliche  Fund- 
notizen auf  Zetteln  zu  vereinigen  be- 
schloss;  es  wurde  zu  diesem  Zweck 
ein  Schrank  angefertigt,  welcher  für 
jeden  Kreis  ein  besonderes  Fach  ent- 
hält. Bis  jetzt  wurden  die  Berichte 
der  Trierer  Gesellschaft,  die  Bonner 
Jahrbücher  und  die  sämtlichen  sehr 
zahlreich  in  Trier  erschienenen  Tagoa- 
blätter  excerpiert;  namentlich  die  zu- 
letzt erwähnten  gaben  eine  überraschend 
reiche  Ausbeute. 

Auf  dem  Ruinenterrain  in  St.  Bar- 
bara wurde  das  neue  Wärterhaus  im 
Frühjahr  bezogen,  das  alte  abgerissen 
und  veräussert.  [Hettner.] 

K01n,  Sammlung  des  Hm.  E.  Herstett86 
ZuuHichs.  1)  Lampe,  Minerva  im  Be- 
griffe eine  Oelpflanze  in  eine  Vase  zu 
zerdrücken.  2)  Lampe  mit  Mercurins, 
sehr  schön.  3)  Lampe,  Hercnles  den 
kerynitischen  Hirsch  im  Laufe  aufhal- 
tend, gutes  Exemplar.  4)  Lampe  von 
länglicher  Form  mit  Amor,  abgeb.  Taf. 
8  Fig.  1—4.  5)  Grospe  Urne  von  hell- 
brauner Farbe  mit  Spuren  des  Brandea, 
sehr  gut  erhalten,  zeigt  auf  der  Run- 
dung 8  Reihen  Lotos-Blätter,  Höhe  98 
cm,  Diam.  26  cm.  6)  ThonJfigur  0,21 
hoch,  Juno  mit  Patera.    Der  Kopf  ist 


Digiti 


zedby  Google 


Mttseographie. 


301 


verschwommeD,  die  Gewandaog  dagegen 
noch  gut.  Abgeb.  Taf.  8  Fig.  5.  7) 
Grosser  silberner  Ring,  vor  dem  Weyer- 
tiior  gefunden,  mit  geschnittenem  Stein, 
woranf  Hercules  mit  dem  nemeischen 
Löwen.  Der  Stein  ist  in  goldener  Fas- 
sung über  den  Ring  erhöht  8)  26  cm 
hohe  cylindrische  Flasche  mit  engem 
langen  Halse,  an  dessen  Seite  3  flugel- 
formige  Ansätze,  mit  gravierten  Ringen, 
in  einem  röm.  Sarg  gefunden.  9)  Ein 
Tigerkopf  von  Bronze ,  sehr  gutes  schar- 
fes Exemplar  mit  dunkelbrauner  Patina. 
[E.  Herstatt] 
87  Kdfai,  Sammlung  Msrkens.  1)  Zwei- 
benkelige  Gesichtsume  mit  Gesichts- 
darstellnng  auf  beiden  Seiten;  gran- 
f^elber  Thon  von  etwas  roher  Arbeit 
Höhe  der  Yase  11  cm,  Breite  einschliess- 
lich der  Henkelausladung  12  cm.  Abgeb. 
Taf.  9  Flg.  10.  2)  Terrasigillata- 
Schaale  feiner  Qualit&t,  mit  Delphinen 
verziert,  19  cm  Dm.,  Höhe  9  cm.  3) 
Eine  gleiche  Schaale,  Dm.  21  cm,  Höhe 
9  cm.,  verziert  mit  Vögeln  und  einem 
Adler.  4)  iS50  Stück  Denare  der  röm. 
Republik;  1  goldener  Caesar,  Familie 
Hirtia,    darunter   3   Silbermedaillons. 

5)  77  Stack  Gross-  und  Mittelerze  der 
röm.  Republik  Monetarier  des  Augustus. 

6)  17  Stück  römische  As. 

[Merkens.] 
88a  Kdln,  SammlungW.  Forst  Römische 
Altertümer.  Die  Sammlung  wurde, 
als  vor  einigen  Jahren  infolge  der  Stadt- 
erweitemng  zahlreiche  röm.  FundQ  zu 
Tage  gefordert  wurden,  zu  dem  Zwecke 
angelegt,  die  besseren  der  gefundenen 
G^enst&nde,  soweit  dieselben  zugäng- 
lich waren  und  die  Mittel  reichten, 
zusammenzustellen  und  insbesondere 
Tor  der  Verschleppung  ins  Ausland, 
die  leider  schon  so  vieles  entführt  hat 
und  auch  zur  Zeit  noch  schwunghaft 
betrieben  wird,  thunlichst  zu  bewahren. 
Die  Sammlung  besteht  daher  fast  aus- 
aahmslos  aus  Kölner  Funden  und  um- 
fasst  zur  Zeit  etwa  300  Nummern,  von 
denen  die  bemerkenswerteren  nach- 
folgend zusammengestellt  sind. 

I.  Stein:  Kopf  eines  Imperators,  Tuff- 
stein, '/«  Lebensgrösse,  spätrömisch.  — 
Hockender  Affe,  Kalkstein,  9  cm  hoch, 
siemlich  roh,  aber  sehr  bezeichnend. 

Oestkmttene  Steine:  Flacher,  ovaler 
rötlicher  Stein,  7  cm  hoch,  3Vt  cm  breit, 
dfinn,  darauf  vertieft  ein  männlicher 
Kopf  mit   langem  Barte    und    Haare 


nebst  Kopfbinde,  darunter  Buchstaben, 
davor  ein  blankes  Schwert.  (Frühchrist- 
lich ?)  —  Ähnliche  Scheibe  von  gelbem, 
rot  gesprenkeltem  Stein,  5  ä  4  cm, 
darauf  erhaben  der  Kopf  eines  Mannes 
von  semitischen  Zügen  und  mit  schup- 
piger Kopfbedeckung.  —  Brustbild  des 
Kaisers  Tiberius,  flacher  Cameo,  5  cm 
hoch,  3  cm  breit,  sehr  schönes  Portrait. 

—  Rötlichgelbe  transparente  Gemme, 
2V>  ä  2  cm.  Darauf  vertieft  das  Dop- 
pelportrait  zweier  Männer  (Griechen), 
der  vordere  bekränzt.  —  Bläulich  trans- 
parente Gemme,  darauf  vertieft :  Her- 
cules im  Kampfe  mit  der  Hydra.  —  Onyx, 
schwarz  und  blau,  viereckig,  1  ä  2  cm. 
Ein  nackter  geflügelter  Knabe,  einen 
Schmetterling  haschend.  —  Onyx,  bläu- 
lich transparent,  oval,  2  k  V/t  cm, 
Portrait  einer  bekränzten  Dame.  — 
Onyx,  braun  u.  blau,  3  ä  l'/i  cm,  oval. 
Eine  Jungfrau,  die  Zither  schlagend, 
an  die  Säule  eines  Götterbildes  ge- 
lehnt —  Cameo,  weiss,  schwarz  u.  gelb, 
2  ä  IV*  cm,  eine  K ubierin  mit  gelbem 
Kopf-  und  Brusttuch  darstellend. 

IL  Terracotten.  Zwei  flache  Schalen 
von  Sigillata  mit  Lotosblättem  auf  dem 
Rande,  25  resp.  19  cm  Dm.  Stempel 
Victorin  f.  —  Zwei  do.,  20  resp.  18  cm 
Durchm.   Stempel  Atta  /.  u.  Biga  fec. 

—  Eine  do.  mit  Lotosblättem  und  zwei 
Henkeln,  13  cm  Durchm,  zierliches 
Stück.  —  Grosse  kumpenförmige  Urne 
von  Sigillata,  25  cm  Durchm.,  16  cm 
hoch.  Aussen  elegant  verziert  mit 
Eierstab  und  Arkfuien,  dazwischen 
Hunde  und  Eber.  —  Grosse  glänzend 
schwarze  Aschenurne,  23  cm  hoch, 
22  cm  Durchm.,  aussen  mit  einem 
System  von  horizontalen  Ringen,  ver- 
tikalen und  gekreuzten  Linien  verziert. 
•^  Noch  grössere  Urnen  aus  grauem 
rauhen  Thone,  30  cm  h.,  26  cm  Dm., 
mit  schönen  langstieligen  Kleeblättern 
ringsum  verziert.  —  Ein  Speisenapf  mit 
einem  Henkel,  inwendig  mit  grüner, 
schwarz  gesprenkelter  Glasur  über- 
zogen. Mehrere  Trinkbecher  von 
schlanker  Form,  schwarz  mit  kumpi- 
gen  vertikalen  Eindrücken,  9  bis  19  cm 
hoch.  —  Kleinere  Trinkbecher  mit  den 
Umschriften :  Copo,  Lude,  Arno,  Vivas, 
Bene  te,  Vita,  Dami  und  Btbe,  durch- 
schnittlich 10  cm  h.  —  Vier  grössere 
Trinkbecher  mit  weissen  gemalten  Blatt- 
verzierungen   und    den  Umschriften: 

I  Viüos,  Vitula  und  8i  potes  tu»  —  Ei- 


Digiti 


zedby  Google 


302 


Museographie. 


förmiger  Topf  von  Sigillata,  17  cm 
hoch,  mit  Lotosblättem  und  der  Um- 
schrift Copo,  —  Ähnlicher  schwarzer 
Topf,  15  cm  h.,  ohne;Schrift.  —  Schö- 
ner schwarzer  Topf  mit  griechischem 
Stempel  (unleserlich),  von  auffeilend 
dünner  Wandstärke  und  ganz  geringem 
Gewichte,  14  cm  hoch.  Kugelförmiger 
schwarzer  Topf,  10  cm  hoch,  mit  auf- 
gemaltem netzförmigem  Ornament  aus 
geometrischen  Figuren.  —  Barbotine- 
topf, 11  cm  hoch,  9Vi  cm  Dm.,  mit  ge- 
panzertem Jäger,  Bären  und  Hunden, 
sehr  schön.  —  Drei  kleinere  Barbotine- 
töpfe, 7-— 8  cm  hoch,  mit  Reh,  Hase 
u.  Hund.  —  Einige  zwanzig  Lampen  mit 
verschiedenen  Darstellungen,  darunter 
mehrere  erotische.  —  Sodann  Lampe 
in  Form  eines  Adlerkopfes ;  Lampe  in 
Form  eines  Fisches  (christlich  ?) ;  Lampe 
in  Form  eines  menschlichen  Kopfes 
mit  Bockshörnern;  Lampe  in  Form 
einer  Lade  auf  drei  Füsschen,  darauf 
ein  weiblicher  Kopf  mit  Schleier; 
Lampe  in  Form  eines  Fusses  mit  rei- 
cher Sandale  bekleidet,  darauf  eine 
schreiende  Furie  von  einer  Schlange 
gebissen,  schöne  griechische  Arbeit; 
Lampe  in  Form  eines  hockenden  Affen, 
mit  Mantel  bekleidet,  Eiuffuss  im 
Nacken,  der  mächtige  Phallus  als 
Dochtröhre  benutzt,  Stempel  Capia  f. 
Merkwürdiges  und  gut  erhaltenes  Stück, 
8  cm  hoch.  --  Zwölf  weibliche  hübsch 
behandelte  Frauenköpfe,  Bruchstücke 
von  Statuetten,  welche  8  bis  30  cm 
hoch  gewesen  zu  sein  scheinen.  —  Kopf 
eines  bärtigen  Mannes  (Priesters  ?)  mit 
Kopfbinde,  5  cm  hoch,  Bruchstück  ei- 
ner Statuette.  —  Männlicher  Kopf,  an- 
scheinend Portrait,  incU  Hals  9  cm 
hoch,  kein  Bruchstück,  sondern  busten- 
artig  zum  Aufstellen  bestimmt  —  Le- 
bensgrosse Portraitbüste  der  Sencca,  be- 
schrieben im  Heft  LXXXV  der  Bonner 
Jahrbücher  1888.  —  Kopf  einer  V«  le- 
bensgrossen  Statue  aus  Terracotta, 
Bruchstück.  —  Statuette  eines  geflügel- 
ten Genius,  12  cm  hoch ;  Statuette  ei- 
ner römischen  Dame,  15  cm  hoch; 
desgl.  ebenso  hoch;  Statuette  der 
Daphne,  welche  sich  in  einen  Baum 
verwandelt,  12  cm  hoch ;  Statuette  ei- 
ner Priesterin,  zwei  Tauben  haltend, 
polychromiert,  16  cm  hoch;  Statuette 
eines  nackten  Knaben,  coloriert,  14  cm 
hoch.  Noch  einige  kleinere,  zum  Teil 
colorierte  Figürchen.    Eine  Taube,  ein 


Hase  und  ein  Schwein  in  gebranntem 
Thon,  6  bis  8  cm  hoch. 

IlL  Mäda,  a)  GM:  Ein  zierliches 
goldenes  Löffelchen,  6  cm  lang.  Drei 
Siegelringe  mit  Gemmen,  einer  davon 
mit  den  eingravierten  Buchstaben  D  M  S, 
Q 1 S,  u.  L.  —  Sieben  Goldmünzen  von 
875  bis  610  n.  Chr.  Ein  goldenes 
sog.  Regenbogenschüsselchen  (keltische 
Münze.) 

h)  Süher:  Zierrat,  anscheinend  von 
einem  Pferdegeschirr,  13  cm  lang.  — 
Zierlicher  durchbrochener  Schaum- 
löffel, der  Stiel  mit  Löwenköpfchen  und 
Blättern  verziert.  —  Schreibgriffel,  13 
cm  lang,  hübsch  geschnitten.  —  Zwei 
grosse  Armbrustfibeln,  vergoldet,  9  u. 
12  cm  lang.  —  Runde  fränkische  Fibel, 
öV<  cm  Dm.,  mittauschierten  Arabesken 
u.  fünf  vergoldeten  Buckeln  verziert.  — 
Fränkisches  Armband,  6  cm  Durchm., 
mit  Gravierungen  und  Almandinen  reich 
verziert,  dazu  2  Fibeln  vom  nämlichen 
Charakter,  mit  kleinen  Glasflüssen.  -- 
Eine  emaillierte  Kupferplatte,  8  cm 
lang,  4  cm  breit.  —  Ein  in  Drahtnetz 
gefasster  kugelförmiger  Erzknollen,  viel- 
leicht als  Gewicht  benutzt 

e)  Bronze:  Sieben  ärztliche  Instru- 
mente, zierlich  in  Silber  tauschiert, 
dazu  das  Bruchstück  des  Etuis,  in 
welchem  dieselben  steckten.  —Vierecki- 
ger Spiegel,  14  cm  lang,  6  cm  breit, 
darunter  ein  kleiner  Reibstein  zum  Her- 
ausziehen. —  Drei  emaillierte  Fibeln 
verschiedener  Form.  Fibel,  einen  Mann 
.und  eine  Frau  darstellend,  welche  sich 
die  Hand  reichen.  Eiförmiges  sog. 
Giftfläschchen,  3  cm  lang  und  hoch. 
Wasserkrähnchen,  11  cm  lang.  Läng- 
licher Griff  in  Gestalt  eines  Eberkopfes, 
6  cm  lang.  Kopf  eines  langschnäbe- 
ligen  Vogels,  10  cm  lang,  6  cm  hoch. 
Schön  geschnittener  Architektenzirkel 
mit  Keilvorrichtung  zum  Stellen,  12  cm 
lang.  Packnadel,  17  cm  lang.  Noch 
verschiedene  Löffel,  Pincelten  etc.  — 
Ein  Grabfund,  enthaltend  eine  Anzahl 
von  landwirtschaftlichen  Geräten  en 
miniature:  Hacke,  Spaten,  Leiter,  Re- 
chen, Sense,  Wage,  Pflug  nebst  Schlit- 
ten davor,  Egge,  Sieb,  Mulde,  Löffel, 
ferner  Schlange,  Eidechse  und  Haua- 
hahn.  —  Schön  geschnittenes  Kastenge- 
hänge von  zwei  Löwenköpfen  gehalten, 
15  cm  lang,  6  cm  hoch.  Kleine  schwim- 
mende Ente,  5^/s  cm  lang,  3  cm  hoch. 
Kleine  Lampe  mit  zwei  Brennlöchem. 


Digiti 


zedby  Google 


Museographie. 


303 


—  Stierkopf,  za  den  Seiten  desselben 
Phallns  and  menschlicher  Arm,  zum 
Aafhftngen,  10  cm  lang,  3  cm  hoch.  — 
Kriechende  Schlange,  12  cm  lang.  — 
Flacher  runder  Spiegel,  10  cm  Dm.  — 
Kästchen  zum  Ausziehen,  14  cm  lang, 
8  cm  br.,  2  cm  hoch,  der  Auszug  mit 
6  durch  noch  gangbare  Deckel  ver- 
schlossenen F&chem.  —  Ovale  Arm- 
spange, 6  ä  8  cm  Dm.,  nebst  10  cm  langer 
Fibel,  reich  graviert  (fr&nkisch).  —  Be- 
schlagteile Bebst  Schloss  von  einem 
ehemaligen  Holzkasten,  19  cm  h.,  13 
cm  br.  —  Beschlag  zu  einem  konischen 
(rekonstruierten)  Holzgef&sse :  drei 
horizontale  Reifen,  die  oberen  durch 
zierliche  Griffe  verbunden,  der  untere 
mit  3  Fässchen,  17  cm  hoch,  oben  18, 
unten  12  cm  Durchm.  —  Brustbild  eines 
jagendlichen  Bacchus,  6  cm  h.,  4  cm  vor- 
springend, anscheinend  zum  Fond  einer 
Schale  gehörig.  —  Komische  nackte 
Figur  mit  schmaler  Leibbinde  und  über- 
mässigem Phallus,  H  cm  h.  —  Schön 
modellierte  und  patinierte  Frauenhand, 
8  cm  lang,  kein  Bruchstück,  anschei- 
nend zum  Beschweren  bestimmt.  —  Ei- 
förmiges Essenz-  oder  Räucherfläsch- 
cben  mit  dünnem  Halse  und  Fusse, 
zum  Öfihen  eingerichtet,  aussen  ganz 
emailliert,  8  cm  h.  —  Sitzender,  aus« 
ruhender  Faun,  7  cm  h.  >-  Statuette 
des  Neptun,  11  cm  hoch,  ganz  nackt, 
von  vollendeter  Arbeit.  —  Ein  Apis,  6 
cm  hoch,  ebenso  vorzüglich.  Tiger, 
mit  Spuren  von  Vergoldung,  6  cm  hoch 
(sp&trömisch).  —  Hahnchen  u.  Käuzchen, 

3  resp.  2  cm  hoch,  hübsch  geschnitten. 

—  Sitzendes  Männchen  mit  gefaltenen 
Händen,  4  cm  h.  —  Springendes  Pferd, 

4  cm  hoch.  —  Ein  Jupiter,  Statuette 
von  schwungvoller  Haltung  mit  beson- 
dersschönem Kopfe,  12cm  h.  —  Pferde- 
kopf, 4  cm  hoch.  Schale,  9  cm  Durchm., 
3  cm  hoch,  aussen  mit  eingravierten 
Laubomamenten,  darunter  Reiter  und 
Tiere  mit  einander  kämpfend.  —  Sta- 
tuette eines  geflügelten  laufenden  Kna- 
ben (Amor),  7Vs  cm  h.,  sehr  zierlich.  — 
Statuette  eines  Mercur  mit  Geldbeutel 
in  der  Rechten,  9'/2cmh.  —  Statuette 
eines  Mannes  von  geringem  Stande 
(Landmann  oder  Handwerker),  bar- 
häuptig, im  Kittel  und  mit  Schuhen 
bekleidet,  13  cm  hoch.  —  Runder  con- 
caver  Bronzespiegel,  10  cm  Durchm., 
mit  Bruchstück  des  Stieles,  auf  der 
Rückseite    mit    einer    schönen    noch 


nicht  festgestellten  mythologischen  Dar- 
stellung geschmückt.  —  Drei  sitzende 
ägyptische  Statuetten,  ca.  12  cm  hoch, 
Osiris,  Isis  den  Horus  nährend,  und 
der  erwachsene  Horus,  letzterer  sehr 
hübsch. 

d)  Eisen:  Die  Beschlagteile  der  Aus- 
rüstung eines  Soldaten:  zwei  Speer- 
und  zwei  Lanzenspitzen,  Schildbuckel, 
Schwert,  Dolch,  Schnalle,  Scheere, 
Feuerstein  mit  Stahl  etc.  Messer  mit 
Griff  von  Knochen,  Beil  und  langer 
Nagel  mit  schwerem  Kopf,  zusammen 
gefunden. 

IV.  Elfenbein:  Messergriff,  Yenus 
und  Amor  darstellend,  6  cm  lang.  — 
Messergriff,  ein  Satyr  die  Flöte  blasend, 
7'/'icm  lang.  —  Messer  mit  geschnitz- 
tem Elfenbcingriff  und  eiserner  Klinge, 
16  cm  lang.  —  Würfel  nebst  einer 
Anzahl  von  Spielmarken. 

F.  Oku:  Kleiner  Fingerring  von 
braunem  Glas.  —  Grösserer  von  violet- 
tem Glase  mit  spiral  umlaufendem  hel- 
lem Glasfaden.  —  Sechseckige  Flasche 
mit  delphinartigen  Ansätzen  am  Halse, 
auf  der  Standfläche  die  Umschrift  in 
erhabenen  Buchstaben:  FatÜamus,  27 
cm  h.  ^  Runde  Flasche  ohne  Schrift, 
24  cm  h.  —  Vier  gehenkelte  Flaschen 
verschiedener  Form,  14  bis  18  cm  hoch. 
—  Flasche  in  Form  eines  weiblichen 
Kopfes  (Larvenglas),  wie  Westd.  Zs. 
VI,  Taf.  7  abgebildet,  jedoch  mit  Hen- 
kel, 15  cm  hoch.  —  Eiförmige  Flasche 
mit  hohem  Halse  und  mit  blauen,  gel- 
ben, weissen  und  vergoldeten  Filigran- 
fäden verziert,  17  cm  hoch.  —  Flacon- 
artiges  Henkelfläschchen  mit  blauem 
und  vergoldetem  Filigran  verziert,  13 
cm  hoch.  —  Flache  Schale,  aussen 
reich  mit  geschliffenen  geometrischen 
Figuren  verziert,  16  cm  Dm.,  5  cm 
hoch.  -—  Bläulich  -  grüne  Schale  mit 
vertikalen  Rippen  verziert,  10  cm  Dm., 
3V<  cm  hoch.  —  Grosse  Henkelkanne, 
22  cm  h.  —  Mehrere  Trinkbecher  mit 
kumpigen  Eindrücken,  bis  10  cm  h.  — 
Zwei  aussen  geschliffene  Trinkbecher, 
3  und  5  cm  hoch.  Viereckiges  Flacon 
mit  hohem  Halse,  auf  den  Seiten  Pal- 
metten, unten  mit  dem  Stempel  F,B. 
L  M.,  14  cm  h.  —  Noch  ca.  30  wei- 
tere Flaschen  und  Becher  von  ver- 
schiedener Form  und  Grösse  j  aber 
minderer  Bedeutung. 
Köln,  im  Juli  1888.       [W.  Forst.] 


Digiti 


zedby  Google 


304 


Maseographie. 


89  Aachen,  SuermondMIuseum.  Zuwadis. 
Erwerbungen  des  Museums- Vereins.  1. 
Sta.  Anna  Selbdritr,  Figur  von  Eichen- 
holz, 15.  Jahrh.  2.  Engel  mit  DorneO' 
kröne,  Eichenholz,  3.  Engel  mit  Lanze, 
Eichenholz,  beide  um  1500.  4.  Sta. 
Anna  Selbdritt,  Lindenholz,  um  1500. 

5.  St.  Sebastian,  Birnbaumholz,  um  1700. 

6.  Nachbildung  des  Borghesischen  Fech- 
ters, Bronzefigur,  17.  Jahrh.  7.  Gips- 
abguss  zweier  Bronzetafeln  von  den 
Thüren  des  Domes  zu  Hildesheim.  8. 
Gipsabguss  des  ehernen  Taufbeckens 
aus  dem  Dom  zu  Hildesheim.  9.  Gips- 
abguss einer  männlichen  Figur  im 
Harnisch  vom  Grabdenkmal  des  Gra- 
fen von  Nassau  in  der  Kathedrale  zu 
Breda.  10.  Gipsabgüsse  nach  ge- 
schnitzten Holzverziernngen  vom  Ge- 
stühl der  Kathedrale  zu  Dordrecht.  11. 
Alte  kunstgewerbliche  Gegenstände  von 
Schmiedeeisen :  Fenstervergitterungen, 
Kunstschlösser,  Schlossbleche,  Kasten- 
griffe, Thürklopfer.  —  Geschenke  ein- 
zelner Gönner:  1.  Reich  verziertes, 
schmiedeeisernes  Gitter,  Mitte  des  18. 
Jhs.,  Geschenk  Richard  Croon.  2.  Gips- 
büsten des  (damaligen^  Kronprinzen 
(Kaisers  Friedrich)  und  des  Fürsten 
Bismarck  von  R.  Begas ,  Geschenk 
Berthold  Suermondt.  3.  Gipsreliefs  von 
V.  Reth,  Verstossung  der  Hagar,  An- 
betung der  h.  drei  Könige,  Alexander 
an  der  Leiche  des  Darius,  Gesch.  des 
Künstlers.  4.  Gipsrelief  in  1 :  100  der 
bei  Stolberg  im  Propsteiwalde  1880/81 
aufgedeckten  Römischen  Villa,  Gesch. 
Fr.  Berndt.  [Fr.  Berndt] 

90  Neuss,  städtische  Sammlung.  Mehrere 
Goldgulden  und  Silbermünzen  derje- 
gen  Fürsten,  welche  an  der  Neusser 
Belagerung  durch  Karl  den  Kühnen  von 
Burguud  (1474)  beteiligt  waren,  näm- 
lich Herrmann  von  Hessen,  Ruprecht 
von  der  Pfalz  und  Karl  dem  Kühnen 
selbst,  sowie  von  Friedrich  HI,  dem 
deutschen  Kaiser,  welcher  Neuss  be- 
freite. [Dr.  Sei 8.] 

94a  Crefeld,  Sammlung  des  Museumsvereins. 
Hierselbst  befinden  sich  folgende  ein- 
heimische Altertümer:  1 — 4)  Votiv- 
steine  aus  Gripswald  CIRh.  253,  254, 
258  und  Fragment  MA.  5)  Stein  an 
'matf^ibtts  meis  Germanis  Suehis*  aus 
Köln,  bespr.  Bonn.  Jahrb.  83  S.  145 
Nr.  273.  6)  Altar  an  lun.  et  Genio  loci 


ans  Asberg'),  bespr.  Wd.  Korr.  VII, 
67.  7)  Juppiterstatue  aus  Sandstein, 
52  cm  hoch,  gef.  1877  an  der  Fischei- 
ner Landstrasse ;  der  Gott  sitzt,  unter- 
wärts bekleidet,  die  rechte  hielt  ver- 
mutlich den  Blitz,  die  linke  erhobene 
Hand  das  Scepter.  8)  Handmühle  aus 
Tuf,  gef.  zu  Xanten.  9)  Grosse  An- 
zahl Thongeschirre,  meist  in  Gelb  ge- 
funden, aus  den  Sammlungen  Rein- 
Grefeld  und  StoUwerk-Uerduigen,  und 
aus  den  1885  vom  Museumsverein  in 
Asberg  geführten  Ausgrabungen.  10) 
einige  Glassachen.  11)  Steinwerkzenge. 
12)  Einige  Münzen. 

[Nach  den  Angaben  Wollseifen's 
im  3.  Bericht  des  Museumsvereins  für 
1887]. 

Xanten,  Sammlung  des  niederrheiii.  Alter-  95 
tumsverelns.  Gesehäfb^ahr  1887  — 6S, 
A.  Unternehmungen:  Im  Spätsommer 
wurde  in  der  NUie  der  östl.  Ecke  der 
in  unseren  früheren  Berichten  beschrie- 
benen Umfassungsmauer  vor  dem  Cle- 
ver Thore  Fundamente  eines  Gebäudes 
aufgedeckt,  welches  in  elliptischer  Form 
85  m  Längendurchmesser  hat.  Die  Be- 
schaffenheit und  Stärke  der  Grund- 
mauern lässt  annehmen,  dass  dort  ein 
Hyppodrom  sich  befunden  hat  Im 
Winter  wurde  die  Aufdeckung  oben 
genannter  Umfassungsmauer  vervoll- 
ständigt und  zwar  wurde  zunächst  die 
südöstl.  Mauer  soweit,  wie  die  Ortsbe- 
schaffcnheit  es  zuliess,  blosgelegt,  um 
die  südliche  Ecke  aufzufinden.  Dies  ge- 
lang aber  nichr,  weil  gerade  an  der 
Stelle  heute  Gebäude  stehen.  Dann 
wurde  bei  weiterem  Nachgraben  der 
NO-Mauer  an  einer  Stelle,  die  ca.  100  m 
von  der  Pisley  entfernt  ist,  früher  also 
wohl  diesem  jedenfalls  breiter  ausge- 
dehnt gewesenen  Wasserlauf  näher  ge- 
legen hat,  die  unterste  Fundamentli^e 
aus  grossen  Grauwackenstucken  auf 
eingerammten  Pfählen  aufgebaut  ge- 
funden. Es  wurden  6  dieser  Pfähle, 
welche  ca.  80  cm  von  einander  ent- 
fernt  standen,    herausgezogen.     Die 


1)  WollBeifen  lOst  auf  Ivn(ani)  tl  Otnio  loeL 
Fall!  der  *iftulenf Ormig«'  AlUr  nicht 
etwa  Terttttmmelt  ist  und  eingangs  die  Dedi- 
kation  an  Jnppiter  eathalten  hat,  scheint  mir 
eine  Besiehnag  aaf  die  rOmisohe  Inno  Qn> 
wahrscheinlich,  weil  diese  immer  mit  anderen 
olympischen  Gottheiten  aaftritL  Ich  wArde 
dann  glanben,  dass  lunonibus  anfzalOsen  sei, 
womit  die  Inschriften  bei  Ihm,  Bonn.  Jahrb. 
83  Nr.  195,  333,  384  su  vergleichen  sind.    (Hr.) 


Digiti 


zedby  Google 


Museographie. 


305 


Länge  derselben  wechselt  zwischen 
2,30  und  1,90  m,  der  Dnrchm.  zwischen 
19  und  27  mm.  Die  aus  rohem  Eichen- 
nindholz  behufs  Herstellung  der  Spitzen 
erst  abgekanteten  Pfähle  gehen  in 
sorgfältig  gerundete  Spitzen  über, 
welche  70  cm  bis  1  m  lang  sind.  — 
An  derselben  Stelle  entdeckten  wir 
nach  der  inneren  Mauerkante  hin  die 
Fundamente  eines  Anbaues  von  7  m 
Breite  und  3,öO  m  Dicke.  Von  dem- 
selben aus  zieht  sich  eine  zweite  Mauer 
von  1,30  m  Dur  ehm.  in  schräger  Rich- 
tung durch  das  betreffende  Ackerstück, 
deren  weiterer  Verlauf  verfolgt  wird, 
wenn  uns  die  benachbarten  Grundstücke 
zur  Verfügung  stehen.  —  Gefunden 
wurde  bei  diesen  Arbeiten  eine  sehr 
gut  erhaltene  Gewandnadel  von  Bronze 
in  einer  Tiefe  von  3  m  im  Grundwas- 
ser^  was  vielleicht  die  Ursache  ist,  dass 
dieselbe  gar  keine  Oxydation  zeigt. 
Eine  ebensolche  Nadel  mit  Patina, 
eine  Lampe  von  Bronze.  Ein  Henkel 
in  Gestalt  eines  springenden  Löwen. 
Die  aufgefundenen  Münzen  sind  alle 
von  schlechter  Erhaltung.  Ein  Ziegel- 
bruchstück mit  Stempel  LEXV  (mit 
fehlendem  G),  ein  ebensolches  mit  Vex 
Ex  Ger.  Zwei  Dachziegel,  welche  als 
Stempel  ein  Hakenkreuz  inmitten  eines 
Kreises  zeigen.  Eine  Schaale  von  terra 
sigillata  mit:  lANVARIVSF,  mehrere 
Bruchstücke  von  demselben  Thon  mit: 
OFPRM  —  MANDVIMA  —  CAIDACI 
—  CuRISSOF.  Eine  Schale  mit  Stem- 
pel: 0  Femer  mehrere  Spinnwirtel, 
eine  Anzahl  eiserner  Nägel  in  verschie- 
dener Grosse.  Ein  Schlüssel  von  Eisen, 
10  cm  lang,  der  flache  Griff  hat  oben 
eine  runde  Öffnung,  läuft  nach  unten 
konisch  zu;  der  Bart  ist  durch  Oxy- 
dation unkenntlich. 

B.  Zuwachs.  Durch  Ankauf :  5  Gem- 
men. Mehrere  Thonkrüge.  Urnen,  ei- 
nige Sigillatagefässe  ohne  Stempel, 
L&mpchen,  gef.  auf  dem  Friedhof  vor 
dem  Marsthor.  Ein  Gefäss  von  terra 
sigillata  mit  eingedrückten  Seitenwän- 
den, sowie  ein  Napf  von  weisslichem 
Thon,  gef.  zu  Vynnen. 

Durch  Geschenk:  Mehrere  römische 
Münzen,  eine  Anzahl  Silber-  u.  Kupfer- 
münzen der  neueren  Zeit,  verschiedene 
Assignaten  der  ersten  französischen  Re- 
publik. Ein  Thonlämpchen  mit  Stempel 
SATTONS,  gef.  vor  dem  Marsthor. 
[Dr.  Steiner.] 


Holland. 

Nimwegen,  Städtische  Sammlung.  Prae-  97 
historisches:  Radnadel  aus  Bronze  und 
Thonurnen  vom  Hunerberg.  Eamisches: 
Gemmen :  4  Cornaline,  darstellend  Amor 
ein  brennendes  Herz  auslöschend-,  ein 
Schreiber  mit  einem  Buch  u.  Schreib- 
zeug; ein  Kaiserkopf ;  eine  undeutliche 
Figur.  —  Ein  Fraüenring  mit  grau- 
farbigem Stein,  worauf  eine  Oellampe 
mit  der  Umschrift  VIVAM  ZIVIZ  ein- 
graviert ist,  sämtlich  vom  Hunerberg. 
Ebendaher  viele  Thongeschirre  u.  Bron- 
zegegenstände. Eine  grössere  Anzahl 
Münzen  von  257  v.  Chr.  bis  Constan- 
tinus  II.  (darunter  viele  Familienmün- 
zen), fast  sämtlich  aus  der  Umgegend 
von  Nymwegen. 

[Nach  einem  gedruckten  Bericht  von 
Abeleven  und  van  Voorthuijsen.] 

Utrecht,  Provinziaimuseum.  Vonl8d6l7. 98 
Eine  schöne  reich  verzierte  Sigillata- 
schüssel  mit  dem  Stempel  CORNELIVS, 
gefunden  in  dem  Hydepark  unterhalb 
Doom. 

[Nach  gedrucktem  Bericht  von 

Hulsebos.] 

Leyden,  Ktfnigiich  Niederländ.  Reichs- 99 
museum  der  AtiertOmer.     Zuwachs  an 
einheimischen  Altertümern  im  J.  1887. 

Provinz  Gdderland,  aus  Millingen 
an  der  Scheidung  von  Rhein  und  Waal, 
woher  im  J.  1837  der  Altar  deae  do- 
minae  Bufiae  Matemae  für  das  Reichs- 
museum erworben  wurde,  und  seitdem 
bei  verschiedenen  Gelegenheiten  zahl- 
reiche römische  Altertümer 'dem  Mu- 
seum zugekommen  sind,  erhielten  wir 
wiederum  viele  kleinere  Gegenstände, 
darunter :  2  kleinere  Tassen  von  terra 
sigillata ;  ein  Topf  oder  Urne  von  grö- 
berer Arbeit,  H.  16,  Dm.  25  cm;  ein 
gläsernes  Becherchen,  H.  10,4,  Offn. 
9  cm;  viele  Fragmente  von  Ziegeln, 
Dachziegeln,  Wärmeröhren  u.  s.  w.; 
eine  eiserne  Lanzenspitze  von  17,2  cm; 
Messer,  Nägel  und  sonstige  Geräte. 
Seltener  ist  ein  Zierrat  (vielleicht  eine 
Phalera?)  von  Bronze :  vier  runde  dünne 
Platten,  zwei  grössere  und  zwei  klei- 
nere, 3  und  2  cm,  die  auf  drei  schma- 
len, dünnen  Streifen  gelötet  sind.  Auf 
jedem  dieser  Plättchen  ist,  wie  mit 
einem  Stempel,  die  Büste  des  Kaisers 
Postumus  ausgeschlagen,  auf  V«  von 
vorne  gesehen,  mit  Strahlenkrone  und 
Umschrift:  PostumiM  Aug.  Abgeb.  Taf. 
9    Flg.   11.     —     Aus    Beehbergen: 


Digiti 


zedby  Google 


306 


Museographie. 


eine  Urne  mit  Menscbengebeinen,  H. 
23,5,  Dm.  29,  öflfh.  10  cm.  —  Aus 
Dieren:  eine  Urne  mit  Asche  und 
Gebeinen,  24  u.  23  cm;  ein  kleines 
Töpfchen,  3,5  u.  6,5  cm ;  einige  platt- 
runde Koralien  von  Bernstein  und  zwei 
einfache  Fibeln.  —  Aus  Velp:  zwei 
Urnen  mit  Menschengebeinen,  18,9  u. 
22,6;  10,5  u.  17  cm.  —  Aus  Voort- 
huizen:  eine  Urne  mit  Menschenge- 
beinen, 17  u.  13  cm.  —  Aus  Keste- 
ren:  ein  Spindelsteinchen  und  eine 
bronzene  Schnalle.  —  Aus  Nymegen: 
ein  sehr  schön  bearbeitetes  silbernes 
Näpfchen,  an  der  Unterseite  ein  wenig 
verletzt,  sonst  gut  erhalten.  Der  iiber- 
gebeugte  Oberrand  ist  mit  einer  ein- 
gravierten Wellenlinie  verziert.  Auf 
dem  Bauche  in  erhabener  Arbeit  zwei 
Satyrmasken  mit  langem  Barte,  und 
von  jeder  Maske  nach  beiden  Seiten 
auslaufende  Blumen-  u.  Blätterrauken, 
H.  3,1,  Dm.  6,6  cm,  schwer  8  gr.  Abgeb, 
Taf.  9  Fi(|.  12.  Eine  reichet  Samm- 
lung römischer  Münzen:  viele  Familien- 
munzen,  Kupfermünzen  bis  auf  Arca- 
dius,  1  gallische  Münze,  in  Tongern 
geprägt. 

Provinz  Süd-HdUand,  ans  W  o  e  r  d  e  n : 
Bei  dem  Abtragen  der  alten  Festungs- 
werke dieser  Stadt,  deren  Lage  mit 
der  der  Manm  Niger  ptiÜfM  auf  der 
Peutingerschen  Tabula  ziemlich  wohl 
übereinstimmt,  wurden  unter  den  stei- 
nernen Fundamenten  der  in  den  Wällen 
anwesenden  alten  Festungsmauern,  und 
unter  den  Fundamenten  eines  alten 
Thores,  eine  ganze  Meuge  römischer  i 
Überreste  gefunden:  Bruchstücke  von 
Dachziegeln,  Schutt,  Schüsseln,  Schalen, 
Kniffe,  Ziegel  mit  Marke  der  Legio 
XXX  •  V  •  V,  Fragmente  von  terra  si- 
gillata  u.  s.  w.  Das  Museum  erhielt 
einen  silbernen  Denarius  von  Antoninus 
Pius,  und  einige  Bronzemünzen  von 
CaligulajVespasianus,  Domitianus,  Tra- 
janus,  Aelius,  Antoninus  Pius,  Marcus 
Aurelius  und  einige  unlesbare. 

Provinz  Zedand:  Ein  Abguss  eines 
bei  Domburg  im  J.  1647  entdeckten, 
jetzt  in  dem  Mus^e  royal  d'antiquit^s 
et  d^armures  in  Brüssel  befindlichen 
Nehalennia  -  Altars  mit  der  Inschrift : 
deae  nehaHenmcte\\t.  Cdlümua  \\  Secun- 
dinu8\\o(b)  mdiorts  actus, 

Provinz  Utrecht,  aus  W y  k  b  e  i  D  u  u  r  - 
stede:  ein  golaener  Fingerring  mit 
gläsernem  Stein,  der  Reif  neben  dem 


Kästchen  mit  einem  eingeschnittenen 
Palmzweige  verziert,  Dm.  2,2,  Br.  0,4 
cm.  Ein  silberner  Siegelring,  mit  sechs- 
seitigem Knopfe  und  eisernem  Plätt- 
chen mit  eingeschnittenen  Zeichen, 
Dm.  2,6  cm. 

Froy'inz  Frieaiandj  ans  Stiens:  (Ab- 
guss). Stück  einer  menschlichen  Hirn- 
schale, in  der  Form  eines  platten 
Scbüsselchens,  mit  einer  Öffnung  bei 
dem  Rande,  um  es  an  einem  Faden  zu 
befestigen.  Dm.  10,4  cm,  aus  einer 
Terp.  —  Aus  Hartwerd:  ans  einer 
Terp :  ein  Töpfchen.  U.  2,4,  Dm.  4  cm. 
—  Aus  Idaard:  eine  Glaspaste,  blau 
mit  schwarzem  Rande,  dann  sehr  roh 
eingeschnitten  drei  Personen,  die  ein- 
ander bei  den  Händen  halten.  Siehe 
über  solche  Gemmen:  Bartels,  die 
Gemme  von  Alsen  und  ihre  Verwandte. 
Zeitechr.  für  Ethnologie  u.  Berl.  B.  lU 
1871,  und  jetzt  neuerdings  ebenda 
Olshansen,  ebenda,  Verhandlung  vom 
10.  Dezbr.  1887. 

Provinz  Overyssd,  ans  Oldenzaal: 
grosse  Urne  mit  verbrannten  mensch- 
lichen Gebeinen,  H.  29,  Dm.  2,7  cm, 
und  ein  Axthammer  von  Diorit,  L. 
12,8,  Br.  5,5,  Dicke  6  cm. 

FroYinz  Drenthe,  ausEmmen:  zwei 

grosse  Urnen  mit  verbraunten  mensch- 
chen Gebeinen,  H.  83,5  u.  30,  Dm. 
30,5  u.  28,7,  und  eine  kleinere,  H.  9,5, 
Dm.  13,5  cm.  •—  Aus  Val  the:  ein  klei- 
nes Töpfchen,  H.  4,4,  Dm.  8,5  cm,  aas 
einer  grossen  Urne. 

Provinz  Limburg:  aus  der  Maas  zwi- 
schen Tegelen  und  Blerik,  ein  prächtig 
erhaltenes  germanisches  Bronzeschwert, 
mit  dem  Griff'e  aus  einem  Stucke.  Cber 
der  ganzen  Länge  der  spitz  zulaufen- 
den Klinge  zwei  schmale  Bänder,  die 
an  der  Spitze  sich  vereinen.  Die  obere 
Fläche  des  Griffes  ist  mit  punktierten 
Zickzackfiguren  verziert,  L.  63,8  cm,  die 
Klinge  breit  3,5  cm.  Abgeb.  Taf.  9  Fi«.  13 
u.  13«.  -— Aus  Heer len:  Ein  in  Sand- 
stein ziemlich  roh  bearbeitetes  Manns- 
bild auf  einem  Sessel  mit  Rückenlehne, 
das  Haupt  teils  mit  einem  Gewände 
bedeckt,  in  einem  Kleide  mit  langen 
Ärmeln,  darüber  ein  Mantel,  Schabe 
an  den  Füssen.  Der  rechte  Ann  ruht 
ausgestreckt  auf  einem  runden  Schilde. 
Die  Seiten  des  Sessels  sind  mit  grossen 
Eichenblättern,  die  Rückenlehne  in 
gleicher  Weise  und  mit  einem  runden 
Schilde,  mit  zwei  darunter  sich  kreuxen- 


Digiti 


zedby  Google 


Museographie. 


307 


den  Stäben  verziert,  H.  43,  Br.  24  cm. 
Wohl  ein  topischer  Gott.  —  Oberh&lfte 
einer  Grabstele  von  Sandstein.  Unter 
einem  Fronton  mit  einer  Rosette  und 
Acanthusblättern,  in  hoch  erhabener 
Arbeit,  zwei  Männer  neben  einander; 
der  eine  im  Unterkleide  mit  Ärmeln 
und  Mantel  hält  die  linke  Hand  auf 
dem  Knopfe  seines  Schwertes,  die  rechte 
streckt  er  aus  nach  der  Schulter  des 
anderen.  Dieser  ist  ebenso  gekleidet, 
hat  jedoch  das  Haupt  mit  einer  runden 
turbanartigen  Mütze  bedeckt.  Die 
rechte  Hand  hält  er  auf  der  Brust, 
H.  69,  Br.  72  cm.  Vier  Gefässe  oder 
Töpfe  von  weisser  Pfeifenerde,  10  bis 
20  cm.  Zwei  kleinere,  die  Oberfläche 
schwarz  gefärbt  mit  kleinen  weissen 
Tüpfelchen,  12  cm;  Töpfchen  mit 
Deckel,  H.  8  cm ;  zwei  tiefe  Schüsseln 
mit  Gussröhre  in  dem  Rande,  H.  7  u. 
3,  Dm.  18  cm:  Schale,  Dm.  18  cm; 
Schüsselchen  von  terra  sigillata  mit 
nnlesbarer  Marke;  drei  Krüge  oder 
Kannen  von  weisser  Pfeifenerde,  H. 
19 — 12  cm;  eine  Lampe;  drei  vier- 
eckige gläserne  Flaschen  mit  Henkel, 
H.  12  cm;  ein  gläserner  Becher  mit 
Heliefverzierung ,  H.  13,5  cm;  zwei 
gläserne  Schüsseichen  und  viele  Frag- 
mente. Ein  Bronzelöffelchen  mit  langem 
Stiele,  H.  6  cm;  eine  Fibel  und  zwei 
Kaisermünzen.  —  Aus  Maasniel:  aus 
Gräbern  bei  Thüserhof:  sechs  tiefe 
Schüsseln,  darunter  drei  mit  umge- 
bogenem Rande  und  Gussröhre,  Dm. 
17 — 24  cm,  und  eine  von  terra  sigil- 
lata mit  unlesbarer  Fabrikmarke;  zwei 
Töpfe  von  feinerer  Thonerde,  schwarz 
ge&rbt,  der  eine  mit  eingedrückten 
Streifchen,  9  cm.  Dm.  9  und  11  cm. 
Krug  mit  Henkel,  19  cm.  Ein  Gefäss 
von   weisser   Erde,   aber   dunkelgrau 

fefarbt,  der  untere  Teil  auf  der  Ober- 
äche  mit  Sandkörnchen  besetzt,  H. 
14,  Dm.  14  cm.  Eine  Tasse  von  terra 
sigillata  mit  Marke  in  dem  Boden 
CIAlMAT  •  F,  H.  6,  Dm,  10,7  cm.  Eine 
Kaisermünze  von  Antoninus  P.,  und 
eine  Menge  eiserner  Nägel.  —  Aus 
Grubbenvorst:  grosse  Urne  mit 
menschlichen  Gebeinen,  H.  27,5,  Dm. 
29,6  cm,  darin  ein  kleines  Näpfchen, 
H.  2,6,  Dm.  5,7  cm.  —  Aus  Lusseike 


bei  Yenlo :  sechs  römische  Kaisermün- 
zen, vier  unkennbar,  zwei  von  Domi- 
tianus.  —  Aus  Assenraij:  grosses 
Beil  oder  Keil  von  Serpentin,  sorgfältig 
poliert  und  gut  erhalten,  L.  23,5,  Br. 

9.4,  Dicke  2,8  cm.  Zwei  kleine  Beile 
von  Grünstein,  8  u.  11  cm.  —  Aus 
M  0  n  t  f  0  r t ;  grössere  Hälfte  eines  Bei- 
les von  Feuerstein,  L.  11,5,  Br.  7,5, 
Dicke  5,8  cm;  zwei  Beile  von  Feuer- 
stein, das  eine  L.  8,  Br.  4,6,  Dicke 
1,7  cm,  das  andere  länglich  und  schmal, 
L.  11,  Br.  4,6,  Dicke  1,6  cm.  —  Aus 
Blerik  erb  rock:  ein  Beil  von  oliven- 
farbigem Feuerstein,  L.  8,5,  Br.  5,5, 
Dicke  2,1  cm.  —  Aus  Nie r:  26  Stück- 
chen oder  Splitter  von  Feuerstein, 
durch  Menschenhände  bearbeitet  und 
vielleicht  als  Pfeilspitze  benätzt.  — 
Aus  Rijckholt:  in  einer  angeblich 
praehistorischen  Werkstätte  ein  Nu- 
cleus  und  43  verschiedene  Stücke  von 
Feuerstein,  für  Messer,  Krätzer,  Lan- 
zen oder  Pfeilspitzen  oder  sonstiges 
Geräte. 

ÄusserJudb  der  Niederlande  gefunden. 
Aus  C 1  e  V  e :  bronzene  Kaisermünze  von 
Yespasianus,  in  dem  Stadtwalde  ge- 
funden. —  Vom  Monterberg  bei 
Calcar :  ein  gläsernes  Balsamfläschchen 
mit  dickem  Bauche,  kurzem  Halse  und 
zwei  Henkeln,  H.  7,9,  Dm.  7,2  cm. 
—  Aus  Trier:  ein  Topf  eben,  H.  9,5, 
Dm.  12,3  cm.  —  Aus  Diekirch 
(Grossh.  Luxemburg) :  zwei  Köpfe  von 
Frauenbildchen  in  Pfeifenerde,  das 
eine  teils  mit  einem  Tuche  bedeckt, 
das  andere  mit  einer  Stimkrone  (Ste- 
phane). —  Aus  het  Meir  (Belgien), 
in  der  Nähe  von  Groot-Zunderd  fNort 
Brabant):  ein  sogenannter  Kelt,  Paal- 
stab  oder  Cateja,  von  Bronze,  L.  12,7, 
Br.  5,1,  Dicke  2,4  cm.  -—  Aus  Ton- 
gern: ein  gläsernes  Trinknäpfchen,  H. 

6.5,  Dm.  8,2  cm. 

In  Amsterdam  wurde  bei  einer  öffent- 
lichen Versteigerung  eine  Sammlung 
angekauft  von  35  Thongefässen  von 
verschiedenen  Formen  und  Dimensio- 
nen: Schüsseln,  Schalen,  Krügen, 
Kannen  u.  s.  w.,  auch  eine  Lampe  und 
ein  gläsernes  Näpfchen;  alles  vor 
einigen  Jahren  bei  Neuwied  a.  R.  aus- 
gegraben. [C.  Leemans.] 


Weatd.  Zeltvohr.  L  Oeaob.  u.  Knnit.  VII,    ni. 


Digiti 


zedby  Google 


308 


Museographio. 


2.   Decouvertes  d'antiquites  en 

Par  H.  Sehuermans. 


ue. 


Les  Stades  dites  „pr^historiques** 
continuent  ä  avoir  do  norobreux  pro- 
sälytes  en  Belgique:  M.  Marcel  de 
Paydt  a  fait  de  belles  decouvertes  ä 
S.  Gertrude,  pr^s  de  Maestricht,  et  en 
beaucoup  d'autres  endroits.  Des  Haches 
de  pierre  aiguis^e  ont  dtä  trouv^es  k 
Lokeren  (Flandre  Orientale),  Modave 
(Li^ge),  Diepenbeek  (Limbourg),  Har- 
mignies  (Hainaut),  Assche  (Brabant,  et 
ä  Tamise  (Flandre)  on  a  däcouvert 
des  silex  tailläs  en  pointes  de  flache. 

A  Solwaster  (Sart,  province  de  Lidge) 
on  a  d^couvert,  dans  le  bois  de  Iloussd, 
une  pierre  de  3,70  m  de  long  sur  2,56  m 
de  large  et  0,70  d^^paisseur;  son 
poids  est  de  14  ä  15  mille  kilogrammes. 
Cette  pierre  ätait  en  dessous  du  ni- 
veau;  ses  fortes  dimensions  attirerent 
Tattention  et  suscit^rent  des  commen- 
taires :  bientöt  on  y  vit  un  dolmen  que 
le  christianisme  aurait  renversö  et  en- 
seveli  dans  le  sol.  Les  premi^res  de- 
scriptions  indiquaient  la  pierre  comme 
„pos^e  sur  cinq  pivots,  et  comme  un 
„peu  inclinde  vers  P^toile  polaire." 

On  se  mit  ä  fouiller  en  dessous  et 
Ton  ne  trouva  pas  du  tout  les  cinq 
piliers;  seulement  une  seconde  pierre 
de  0,öO  m  de  face  gisait  en  dessous  de 
la  premiöre ;  mais  le  sol  n'y  avait  pas 
M  remud,  et  tout  porte  k  croire  quUl 
s'agit  d'un  bloc  erratique,  comme  il  y 
en  a  beaucoup  (de  gres  quartzeux), 
dans  cette  partie  des  Fagnes. 

Pour  qu'il  ne  prenne  envie  k  per- 
sonne d'attirer  les  dtrangers  en  cet 
endroit,  par  un  pseudo-dolmen,  auquel 
on  ajouterait  les  pivots  qu'on  decri- 
vait  dans  le  principe  et  qui  manquent 
encore  aujourdhui,  je  fais  surveiller  ce 
prdtendu  monument  „mögalolithique'', 
par  un  voisin  intelligent  qui  me  tien- 
dra  au  courant  de  tout  changement. 

Le  marquis  de  Wavrin  a  ddcouvert 
rdcemment  k  Bruyäre-Saint- Job  (Basse- 
Wavre,  Brabant)  un  cimeti^re  que 
M.  le  D'  Cloquet  rapporte  k  l'dpoque 
dite  „Premier  äge  du  fer".  On  y  a 
trouvd  une  centaine  de  vases  grossiers, 
et  dans  un  petit  tumulus  „une  pierre 
polie  „sur  toutes  ses  faces;  eile  dtait 
„brisde  en  petits  morceaux  placds  en 
„cercle  autour  des  cendres".  Cette  dd- 


couverte  rappelle  celle  de  plusieurs 
hachettes  de  pierre  rangdes  circulaire- 
ment  dans  une  sdpulture  sous  un  tu- 
mulus, ddcrite,  dans  le  temps,  par  M. 
Joly,  de  Renaix.  M.  Stassin  a  ddcoa- 
vert  dgalement  dans  un  petit  tumulus 
k  Basse- Wa vre,  un  fragment  d'dpt^ 
en  bronze,  avec  soie  et  cinq  trous  de 
rivure,  plus  un  de  ces  Instruments 
qu'on  appelle  rasoirs  en  bronze,  et 
ayant  une  grande  ressemblance  avec 
ceux  de  Magny  -  Lambert  et  du  Pay- 
de-D6me,  citds  par  M.  Cartailhac,  dans 
ses  Matcriaux  pour  Vhistoire  de  Vhamme 
(XIV,  p.  489).  Ou  se  rappelle  qu'un 
rasoir  en  bronze,  du  m^me  genre,  a  dt6 
ddcouvert  k  Sinsin  (Westdeutsche  Zeit- 
schrift 1885,  p.  229). 

WA,  Bamps  et  Van  Neuss,  de  Has- 
selt, ont  continud  leurs  fouilles  k  Necr- 
haeren;  ils  ont  rassembid  les  ddbris 
au  chef-lieu  de  la  province,  entre  au- 
tres  des  briques  qui  superposdes  for- 
maient  des  piliers  d'hypocauste ,  des 
spdcimens  de  ciment  et  de  dallages, 
avec  quantitd  d'ossements. 

Aijgourd'hui  les  fouilles  sont  termi- 
ndes;  elles  ont  fait  ddcouvrir  un  second 
bätiment  sur  le  territoire  de  Reckbeim, 
k  Cent  m^tres  des  premieres  substnic- 
tions  prdcddemment  signaldes. 

Les  monnaies  ddterrdes  k  Necrhae- 
ren  commencent  k  Antonin  Pie  pour 
finir  k  Honorius;  elles  sont  au  nombre 
de  treize. 

Dix  monnaies  ont  dtd  ramassdes  dans 
les  fouilles  de  Reckheim;  elles  vont 
de  Hadrien  k  Yalentinien,  plus  un  petit 
bronze  fruste  de  temps  d'Honorius  et 
Arcadius. 

11  y  a  lacune  de  part  et  d'autre  de- 
puis  Marc-Aurele  jusqu'ä  Constantin. 

On  y  a  trouvd  un  cachet  avec  une 
intaille  qui  reprdsente  un  dcureuil  man- 
geant  un  fruit,  une  bague  aussi  avec 
une  intaille  oü  l'on  voit  un  capricome 
placd  au-dessus  d'un  dauphin;  de  nom- 
breux  objets  en  bronze  et  en  fer,  de 
beaux  morceaux  de  stuc  peint  etenfin, 
perdus  dans  la  masse  de  tessons  ro- 
mains,  quelques  ddbris  de  potenes 
qui  paraissent  frankes. 

Sur  des  tuiles,  on  a  trouvd  les  marqoes 
AAF,   C(TE)C;    sur   des   rebords  de 


Digiti 


zedby  Google 


Mttseographie« 


309 


«tMes«:  MA...,  MADVIO  et  ...DV- 
RIO,  que  mes  correspondants  rappor- 
teot  k  MADVRI  Offficma) ;  M ARTIAL'; 
VIRG...,  1CVR(MA)ISSIVSI  (?),  sur 
une  anse:  MIP;  au  fond  d'nn  vase  en 
poterie  dite  samienne,  quatre  fois  r^- 
p^t^  MILEDVO  (?). 

M.  Donny,  Ingenieur  ä  Gand,  qui  a 
soomis  &  rAcad^mie  royale  de  Bei- 
gique  (Buüain,  1886,  2«,  p.  442)  quel- 
ques notes  sur  ses  fouilles  i  La  Panne 
(commune  d'Adinkerque,  Flandre  occi- 
dentale),  a  continu^  ses  explorations  et 
il  est  venu  m'en  montrer  les  principaux 
r^sultats.  Jusqu'ici  les  däcouvertes  ont 
dtä  seulement  de  d^bris  ^pars,  comrae 
provenant  de  terrains  rapport^s  d'ail- 
leurs;  cependant  quatre  vases  de  T^- 
poque  romaine,  trouväs  ensemble  k  un 
endroit  voisin  du  Heu  oü  ^taient  les 
däbris,  se  rapporteot  sans  doute  ä  une 
säpulture,  et  indiquent  par  lä  le  voi- 
sinage  d'habiutions  et  m^me  la  proxi- 
mit^  d'une  route  ou  au  moins  d'une 
voie  de  communication.  II  y  a  ä  Stu- 
dier ä  ce  8i:get  les  itin^raires  dont  il 
est  parl^  &  propos  des  vies  des  Saints 
ou  du  transport  de  leurs  reliques:  nous 
avons  entre  autres  un  itin^raire  de 
Tan  944  pour  la  translation  des  chässes 
de  SS.  Wandrille,  Ansbert  et  Wulfran 
depuis  Boulogne  jusqu'ä  Gand,  en  pas- 
sant  par  Bergues,  Dixmude,  Bruges 
(Ann.  Acad.  d'archiol,  de  Bdg.  1872, 
p.  '268).  EUes  sont  du  reste  tr^s  nom- 
breuses,  les  localit^s  de  la  Flandre 
occidentale,  oü  sous  des  couches  de 
tourbe  (indiquant  un  envahissement  de 
le  mer  depuis  T^poque  romaine),  on 
a  d^couvert  des  objet«  belgo-romains : 
la  collection  van  Hueime,  de  Bruges, 
en  avant  recueilli  provenant  de  loca- 
litäs  voisines  de  la  Panne,  comme  de 
Oostduynkerke,  et  encore  de  Manne- 
kensvere,  Schoore,  Slype,  Zevecoote, 
etc.  (antiquit^s  pass^es  depuis  dans 
d'autres  coUections,  comme  la  collec- 
tion B.  Verhelst,  BüU.  des  Comm.  roy. 
d^art  et  d'archeol.,  XI,  p.  35). 

On  a  d^couvert  ä  Charleroy  un  ci- 
metiere  belgo-romain  dans  les  terras- 
sements  näcessit^s  par  la  construction 
d'une  caserne  de  cavalerie,  derri^re 
la  caserne  d'infanterie.  Les  tombes  sont 
signal^es  comme  nombreuses  et  leur 
mobilier  se  retrouve  avec  la  disposition 
d^jä  signal^e  dans  les  fouilles  de  cette 
partie  du  pays:  au  centre,   une  ume 


basse  k  pause  rebondie,  et  aux  coins 
des  soucoupes  plates  en  terre  grise  ou 
samienne,  contenant  de  petites  cruches 
coach^es.  Aucune  marque  de  potior  n'a 
^t^  d^couverte,  et  les  monnaies,  tr^s 
frustes,  n^ont  pas  ^t^  d^ciffr^es  jusqu'ici. 

La  Sambre  coule  au  bas  du  plateau 
qui  semble  avoir  ^t^  le  cimeti^re  de 
plusieurs  villas  plac^es  aux  environs. 

Cette  hypothlse  est  plus  vraisem- 
blable  que  celle  des  premiers  explora- 
teurs  (Gazette  de  Charleroy,  du  l«r  Qc- 
tobre  1887);  leur  imagination  leur  a 
fait  voir  en  cet  endroit  la  n^cropole 
du  camp  de  Quintus  Cic^ron ,  et  Tune 
des  preuves  foumies  est  la  suivante: 
„Un  Episode  du  si^ge  montre  que  c^^- 
tait  en  pays  bouiller  que  se  trouvait 
le  camp  »ttaquä  par  les  allids  beiges; 
ceux-ci  ne  pouvant  pas  Temporter,  es- 
say^rent  d^un  moyen  que  permettait 
le  pays.  Le  septi^me  jour  du  siäge, 
ils  m^langärent  du  charbon  et  de  la 
terre  glaise;  ils  firent  de  veritables 
boulets  de  foyer  et  pendant  un  assaut, 
k  Taide  de  frondes  de  fer,  les  lancerent 
sur  le  camp  romain,  bientöt  incendi^. 
II  est  Evident  qu^l  y  avait  du  charbon 
de  terre  sur  les  lieux.  Les  Beiges  ve- 
nant  de  loin  n'avaient  pas  pr^parä  d'a- 
vance  ces  boulets.  Chaque  soir  ils  es- 
p^raient  prendre  le  camp  romain.  Si  les 
d^couvertes  ult^rieures  moutrent,  soit 
par  les  sigles,  soit  par  les  monnaies 
que  le  cimetiäre  date  de  l'an  54  avant 
notre  äre,  il  n'y  aura  plus  de  doute. 
Lä  ou  pr^s  de  lä,  se  trouvait  le  camp 
de  Quintus  Cic^ron." 

Cet  espoir  ne  se  rdalisera  pas:  par 
ce  que  je  connais  des  fouilles,  il  s'agit 
seulement  d'un  cimeti^re  assez  secon- 
daire  du  II«  ou  peut-^tre  duIV«  si^cle. 

Nous  laisserons  cette  question  du 
camp  de  Cic^ron  se  d^battre  entre  les 
archäologues  de  Charleroy  et  deNamur; 
car  ceux-ci  ägalement  (Ann,  de  la  so- 
ciäe  archeol.  de  Namur,  1888,  p.  471) 
revendiquent  pour  leur  territoire,  Pem- 
placement  de  ce  camp. 

Une  autre  fouille,  qui  est  aussi  däcrite 
avec  plus  d'imagination  que  de  critique, 
a  ^t^  rattach^e  encore  aux  ^pisodes 
de  la  guerre  des  Gaules  sous  C^sar: 
ä  Hontem  (Limbourg  hollandaise),  une 
fosse  nomm^e  Henkeput,  contenait 
beaucoup  de  restes  humains,  de  che- 
vaux,  decerfs,  derenards,  demoutons 
et  de  chiens,  ainsi  que  beaucoup  de 


Digiti 


zedby  Google 


SlO 


Museographie. 


poterie  romaine  et  franke  (ce  qui 
nou8  ramöne  k  une  ^poqae  de  beau- 
coup  post^rieure  k  Cdsar). 

Les  ossements  se  rapportant  au  moins 
k  Cent  individas  diff^rents,  sont  consi- 
d^r^s  comme  ^tant  ceux  de  soldats  tu^s 
apr^s  une  batailie,  et  cela  est  plus 
iogique  qne  Venterrement  individuel 
dont  on  parle  k  Charleroy,  pour  lee 
morts  du  „camp  de  Cic^ron**. 

Mais  k  tirer  de  cette  d^couverte  d*08- 
sements  m^Us  k  des  poteries  frankes, 
la  conclusion  qu'on  est  sur  Pemplace- 
ment  d'nne  batailie  livräe  par  Ambio- 
rix  aux  Romains,  il  y  a  loin  et  je 
n'ai  pas  vu  jusqu'ä  präsent,  quoique 
je  sois  aux  af^ets,  se  räaliser  cette 
annonce  que  je  lis  dans  un  Journal 
(Meuse,  18  aoüt  1887)  et  qui  indique 
enfin  la  Solution  d^une  question  topo- 
grapbique  des  Commentaires  de  Cäsar, 
tont  aussi  interessante  que  celle  da 
camp  de  Quintus  Cicäron:  „Sous  peu, 
le  monde  savant  connaftra  le  vateur 
des  decouvertes  qui  viennent  d'ätre 
faites  k  S.  Gertrude  et  k  Ryckholt. 

Des  fouilles  sur  le  plateau  de  Mon- 
taigle  (Falaen,  Namur),  oü  s'est  älevä 
un  chäteau  fäodal,  y  ont  fait  däcouvrir 
difFärents  objets  dämontrant  que  lä 
avait  ätä  un  refuge  belgo-roman:  £päe 
de  0,75  m  du  longueur,  y  compris  la 
poignäe ;  hache ;  hone  tres  lourde;  grand 
hame^on  k  loup,  avec  chaine;  poids  en 
pierre;  clefs  en  fer.  lames  de  couteau, 
nbules,  äpingles  ä  cheveux  en  bronze, 
etc.  On  y  a  däcouvert  150  pi^ces  de 
monnaies  romaines  allant  de  Yictorin 
k  Gratien  (265  k  883)  sans  Interrup- 
tion ;  un  lot  de  80  de  ces  pi^ces  trouväes 
ensemble,  contenait  des  monnaies  de 
Magnence  et  de  Gratien,  ä  fleur  de  coin ; 
le  däp6t  du  träsor  doit  donc  avoir  ef- 
fectuä  ä  la  fin  du  lY«  si^cle  au  plus  tard. 

Un  autre  camp  de  refuge  k  Pry 
(prfes  de  Walcourt,  Namur)  a  foumi 
^90  pi^ces  de  monnaie;  celles  qui  ont 
pu  ätre  dächiffräes  appartiennent  k  la 
deuxieme  moitiä  du  lU«  si^cle.  Ce  camp 
servit  de  cimeti^re  aux  Franks,  dans 
le  VI«  si^cle  et  peut-ätre  jusqu'a  VII«. 

M.  Soil,  de  Toumay,  auteur  dUmpor- 
tants  travaux  sur  la  cäramique  de  sa 
ville  natale,  m'a  soumis  denx  lampes 
de  forme  romaine,  en  terre  blanche 
portant  au  centre  un  mädaillon  reprä- 
sentant  un  guerrier  en  buste,  et  au 
centre  le  mot  tornaco. 


Malgrä  toute,  ma  bonne  volontä,  je 
n*ai  pu  me  resoudre  k  accepter  ces 
objets  comme  authentiques,  et  je  pense 
qu'ils  pourraient  bien  devoir  rejoindre 
parmi  les  tnncriptiones  spuriae,  celle  da 
genio  tornaeesiu  du  LouYre, graffitto 
d'apres  moi  moderne  et  dont  j'ai  k 
peu  pr^s  indiqnä  la  date.  (Buü,  des 
Camm,  roy.  cPart  et  tPardteol.,  X,  p. 
70;  XV,  p.  140). 

D'apr^s  M.  Soil,  ces  deux  lampes 
avaient  ätä  achetäes  k  Gand,  il  y  a 
20  ou  30  ans,  dans  une  vente  publique, 
et  elles  furent  payäes  50  francs.  A 
cette  äpoque,  on  späculait  beauconp 
sur  la  crädulitä  d'un  Toumaisien  trös 
äclairä,  mais  fermant  les  yeux  pour 
tout  ce  qui  concemant  sa  ville  natale, 
et  pour  lequel  on  a  fabriquä  entre  autres 
des  monnaies  des  „rois  de  Toumay"; 
c'ätait  peut-^tre  lui  que  visait  l'auteur 
des  lampes  tornaco:  celui-ci  aura  atteint 
le  but  jusqu'k  un  certain  point,  puisque 
les  objets  sont  arriv^s  ä  Toumay. 

M.  Soil  me  Signale  en  mime  temps 
une  Statuette  ^gyptienne  de  0,15  m  iL 
16  de  hauteur,  qui  aurait  dt^  trouvto 
ä  Toumay.  Cela  n^est  nullement  im- 
possible,  et  Ton  a  däcouvertdes  objets 
^gyptiens  dans  des  sdpultures  romai- 
nes; mais  il  faudrait  que  les  circon- 
stances  de  la  trouvaille,  exceptionnelle 
en  soi,  fussent  articuMes  avec  plus  de 
präcision. 

A  Foy-Marteau  (Falaen,  Namur)  on 
a  ddcouvert  dans  une  sablonniäre,  une 
rdunion  de  treize  sdpultures  de  femmes 
et  d'enfants:  une  urae  noire  avec  orne- 
ments  k  la  roulette  dtait  ddposde  au  pied 
d'un  cadavre.  Ces  sdpultures  ont  6t6 
rapportdes  k  Fdpoque  mdrovingienne. 

Au  Tombois  (Waroant,  Namur)  on 
a  ddcouvert  32  tombes  fruikes  dont 
le  mobilier  dtait  pauvre:  des  boucles 
de  fer,  de  petits  couteaux,  un  collier 
de  perles  en  verre  et  en  päte  cdra- 
mique,  deux  bracelets  en  bronze,  des 
anneaux,  etc. 

A  Jusaine  (Rosde,  Namur)  65  sdpul- 
tures frankes  ont  foumi  des  scrama- 
saxes,  une  lance,  de  petits  couteaux, 
des  boucles  en  fer  et  en  bronze  avec 
Plaques  et  contreplaques,  des  colliers 
formdes  de  verroteries  et  de  quelques 
perles  d'ambre,  des  bracelets  en  bronze, 
un  briquet.  Lä,  ont  dtd  trouvdes  les 
deux  fibules  d'or  circulaires,  dont  il  a 


Digiti 


zedby  Google 


Museographie. 


311 


et6  question  dans  le  Westd,  Zeäschr. 
de  1887,  p.  316  et  pl.  X,  fig.  6. 

Les  Annales  de  la  societe  archedo- 
gique  de  Namur,  1888,  p.  479,  pr^sen- 
tent  le  dessin  barbare  d'une  autre  fibale 
circulaire  d'or,  mais  sang  inscription, 
trouY^e  au  m^me  endroit. 

Des  vases  funäraires  de  IVpoque 
franke  ont  ^t^  däcouverts  r^cemment 
ä  Waesmunster  (Flandre  Orientale)  et 
cette  ^poque  a  particuliärement  attir^ 
PattentioD  du  comte  Alfred  de  Loe,  ä 
Harmignies  (Hainaut),  qui  a  d^jä  op^rä 
dans  des  cimetiäres  franks,  des  fouilles 
dont  il  est  rendu  compte  dans  les  pu- 
blications  relatives  k  des  Congr^s  d'bis- 
toire  et  d'archdologie  qui  se  sont  tenus 
depuis  quelques  anndes  k  Anvers,  Na- 
mur^  Bruges  (en  1888  k  Charleroy). 

Puisque  j'en  suis  k  l'^poque  franke, 
je  veux  ne  pas  omettre  la  d^couverte 
faite  il  y  a  quelque  temps  d^jä,  k 
Amay  (Liäge),  dans  un  terrain  longeant 
la  Chaussee  romaine,  de  quelques  bou- 
tons  de  bronze  et  de  deux  scrama- 
saxes,  trouv^s  k  1,20  m  de  profon- 
deur,  k  c6td  de  deux  squelettes  dont 
la  t^te  reposait  de  petites  dal! es.  L'un 


des  squelettes  se  trouvait  aux  pieds  de 
Tautre  horizontalement.  Les  scrama- 
saxes  avaient  0,485  m  de  long,  sur 
environ  0,055  m  de  large  et  0,008  m 
d'^paisseur  au  dos;  la  soie  destin^e  a 
entrer  dans  le  mancbe,  augmentait  la 
longueur  de  0,187  m.  Cette  d^couverte 
a  4i6  signal^e  par  M.  Ed.  Gu^rette, 
ing^nieur  ä  Hermalle  sous  Huy. 

M.  Alf.  Bäqnet,  de  Namur,  a  sp^- 
cialement  ^tudi^  l'^poque  franke  en 
Belgique  et  il  a  fait  paraftre  ä  ce  sujet, 
dans  le  tome  XVn  des  Ännales  de  la 
Societe  archedogique  deNamur,  un  travail 
important  intitul^  „La  Belgique  avant 
et  pendant  les  invasions  des  Franks". 
Je  sais  de  plus  que  la  question  a  ^t^ 
mise  au  concours  par  TAcadäraie  d'ar- 
ch^ologie  de  Belgique,  qui  se  rdunit 
ä  Anvers,  et  que  deux  m^moires  sont 
en  ce  moment  entre  les  mains  des 
commissaires-rapporteurs,  dont  M.  le 
cbanoine  Reusens,  de  Louvain. 

Enfln,  la  question  des  origines  frankes 
a  4t4  discut^e,  il  y  a  quelques  jours, 
au  Congr^s  arch^ologique  de  Cbarle- 
roy,  oü  eile  a  donn^  Heu  ä  des  Solu- 
tions contradictoires. 


Weittd.  ZeiUohr.  f.  Oevoh.  u.  fCuuti.   Yll,     UI. 


Digitized 


byCooQle 


Digiti 


zedby  Google 


Westd,ZtitschrV7l 
Taf.ff- 


Her  RingH^cM  ffennebtirQ  im  Domanialmiid 
Bistrict  Kernbach  beiLiditenderj^, 


^i^aassstad 


iery  vMa/or  jt.JO.i^.  Fried.  Äof/er. 


Digiti 


zedby  Google 


Der  Ringwall  „Heuneburg^^  bei  Lichtenberg  im 
Grossherzogtum  Hessen. 


Von  Friedrieh  Kofler. 

(Hierzu  Tafel  11). 


Im  Grosiilierzogtum  Hessen  linden  sich  zalilreiche  Zufluchtstätten 
fler  \ eisjchieJüiisten  Art,  aus  vorgeschichtlicher  wie  aus  späterer  Zeit. 
Teils  äißJ  es  jingförmige  Wälle  aus  Erde  oder  aus  Stein,  teils  sind  es 
hügel artige  Erhebungen  mitten  in  sumpfigem  Gelände  ohne  Spuren  fester 
aiki  Holz  oder  aus  Stein  erbauter  Wohnungen. 

Die  meisten  enthält  die  Provinz  Oberhessen  und  wir  finden  darunter 
die  mii€htigstyii  Bollwerke  der  Taunusgegend:  die  Wälle  des  Altkönigs, 
die  GickeLsburg  iu  der  Nähe  der  Saalburg,  das  Bollwerk  auf  dem  Brtt- 
lerberg  und  tlie  vierfachen  Wälle  des  Hausbergs.  Weiter  im  Osten  ragt, 
at^  Ausläufer  des  Vogelsbergs,  die  Glauburg  direkt  über  die  Ebene  em- 
por mit  ihren  doppelten  Wällen,  welche  später  die  kaiserliche  Reichsburg 
gleichen  Namt^ns  umschlossen  und  zu  diesem  Zwecke  teilweise  umgebaut 
w  urden ;  noch  weiter  nördlich  in  der  Nähe  von  Schotten  erhebt  sich  der  land- 
schaftlich Hcböne  Alteburgskopf  mit  seinem  mächtigen  Steinwalle  u.  a.  m. 

Die  Pi-ovinz  Starkenburg  ist  mit  Ringwällen  weniger  gut  bedacht, 
besitzt  aber  in  der  Heuneburg  bei  Lichtenberg  einen  Ringwall  höchst 
intarebsauter  Art.  den  ich  hier  zum  Gegenstand  einer  Mitteilung  mache. 

Im  mittleren  Odenwald,  in  der  Nähe  des  Marktfleckens  Gross- 
Bieberau  erhebt  sich  eine  prachtvoll  bewaldete  Kuppe,  welche  den  Namen 
die  Kftmbach  oder  Kembach  führt.  An  ihrem  nach  dem  Thale  vor- 
^ilinogenden  Hände  Hegen  die  stolzen  Reste  des  hessen-darmstädtischen 
Schlosses  Lielitenberg,  das  in  den  Jahren  1570 — 1580  an  Stelle  einer 
alten   Katzenollenbogenschen  Burg  gleichen  Namens  errichtet  ward.     Die 

Wettd*  /ifiiUciir.  f.  Gesch.  u.  Kunst.    VII,    IV.  24 

Digitized  by  VjOOQ IC 


314  F.  Kofler 

Spitze  der  Höhe  umgürtet  ein  Ringwall,  der  die  „Heuneburg**  (im  Volks- 
mund „Haineburg")  oder  auch  das  alte  Schloss  genannt  wird.  Das  Boll- 
werk zeigt  eine  länglich  ovale  Form  und  besitzt  auf  der  nach  Süden  und 
Südosten  liegenden  Angriffsseite  zwei  Vorwälle,  welche,  wie  ein  Teil  des 
Hauptwalles,  aus  Erde  und  Steinen  bestehen.  Der  erste  dieser  Vorwille 
schmiegt  sich  an  der  Ostseite  des  Hauptwalles  an  diesen  an  und  zieht 
in  einem  grossen  Bogen  nach  Südwesten,  wo  er  sich  am  steilen  Berg- 
hange verliert.  Der  zweite  Vorwall  beginnt  ebenfalls  auf  der  Ostseite 
des  Hauptwalles,  lehnt  sich  aber  nicht  an  diesen,  sondern  an  die  steile 
Bergseite  an.  Er  beschreibt  erst  einen  kurzen,  schwachen  Bogen,  ver- 
folgt dann  eine  gerade  Richtung  und  wendet  sich  einen  rechten  Winkel 
bildend  plötzlich  nach  S.-S.-W.,  wo  er  sich  mit  dem  ersten  Vorwalle 
vereinigt.  Der  letzten  Richtung  entlang  zeigt  er  einen  vorliegenden 
breiten  und  tiefen  Graben,  der  auch  den  ersten  Teil  desselben  begleitet 
haben  mag,  aber  jetzt  verschwunden  ist,  weil  man  den  nach  dem  Forst- 
hause „Kernbachhütte"  führenden  Weg  eine  grosse  Strecke  weit  hin- 
eingelegt hat.  Das  Bollwerk  hat  zwei  Thore,  von  denen  jedes  durch 
einen  Vorwall  mit  vorliegendem  Graben  in  Gestalt  eines  kleinen  Hofes 
geschützt  ist.  Im  südlichen  Teile  wird  der  Ringwall  von  einem  Wege 
durchschnitten,  der  auch  durch  beide  Vorwalle  führt,  und  in  neuerer  Zeit 
angelegt  ward.  Spuren  von  festem  Mauerwerk  in  Mörtelverband  finden, 
sich  nicht  vor.  Innerhalb  des  Walles  machen  sich  zwei  grössere  trichter- 
förmige Vertiefungen  bemerkbar,  die  vielleicht  zum  Auffangen  des  Regen- 
wassers dienten,  da  die  nächste  Quelle  etwa  8 — 10  Minuten  weit  von 
dem  Bollwerk  entfernt  ist.  Die  aus  den  Thoren  kommenden  W^e 
führen  abwärts  nach  Rodau,  also  in  das  Fischbach-  und  Gersprenztbal. 
Herr  Forstinspektor  Morneweg,  der  mit  seinem  Sohne,  Herrn  Karl  Mome- 
weg  uns  bei  der  Aufnahme  des  Ringwalles  behülflich  war,  machte  uns 
auf  ähnliche  Gruben  aufmerksam,  welche  sich  auf  der  Aussenseite  des 
Walles  zwischen  den  beiden  Schutzwällen  der  Thore  befinden.  Er  glaubte 
in  ihnen  Wolfsgruben  zu  erkennen,  die  man  zum  Zwecke  der  Vertei- 
digung angelegt  habe,  wir  konnten  jedoch  in  diesen  Gruben  keine  Wehr 
erkennen. 

Die  Heuneburg,  welche  früher  auch  Quembergk  oder  Quernburg 
genannt  wurde,  ist  zweimal  Gegenstand  der  Untersuchung  gewesen. 
Bei  der  ersten  Untersuchung  fand  man  nach  den  Notizen  im  Archiv 
für  hessische  Geschichte  und  Altertumskunde  (Bd.  IE.  n.  IX  S.  6  u.  7) 
Fragmente  von  rohen  tellerartigen  Thongefässen  und  die  Bruchstücke 
einer  Handmühle   aus   Sandstein.     Der  Einschnitt   in   den  Wall   zeigte 


Digiti 


zedby  Google 


Der  Ringwall  „Heunebarg"  bei  Lichtenberg.  316 

auf  der  inneren  Seite  nur  Erde  ohne  Steine,  an  der  äusseren  Seite 
aber  wurden  „unter  wenig  Erde  viele  Steine  von  der  Grösse  Avie  sie 
ein  Mann  heben  und  aufwerfen  kann,  so  liegend  vorgefunden,  dass  sie 
mehr  nur  auf  einander  geworfen,  als  gelegt  zu  sein  schienen^.  Bei 
einer  zweiten  Untersuchung  des  Walles,  (vgl.  Archiv  III.  m.  XVI, 
Chronik  des  Vereins  S.  15  ff.)  „fand  man  die  an  der  Aussenseite  des 
Walles  auf  einander  gewälzten  Steine  etwas  mehr  in  der  Ordnung 
liegend,  als  an  der  bei  der  ersten  Nachgrabung  eröffneten  Stelle;  auch 
an  der  inneren  Seite  des  Walles  lagen  einige  Steine.  Das  SteingeröUe 
war  etwa  einen  Fuss  tief  mit  Erde  überlagert**. 

Bei  einer  Besichtigung  des  Walles  lässt  sich  jetzt  nirgends  eine 
horizontale  Lagerung  oder  Schichtung  der  Steine  erkennen,  doch  hege 
ich  keinen  Zweifel,  dass  einst  hier,  wie  an  vielen  anderen  ähnlichen 
Orten  die  Steine  des  Bollwerks  zu  regelrechten  Mauern  ohne  Mörtel- 
verband aufgeschichtet  waren.  Vor  etwa  25  Jahren  zeigten  die  Wälle 
der  Goldgrube  im  Taunus  in  dem  unteren  oder  südwestlichen  Teile,  in 
der  Nähe  des  Heidtränkbaches,  gewaltige  auf  einander  geschichtete  Fels- 
blocke,  die  durch  eingekeilte  Steine  in  horizontaler  Lage  gehalten  wur- 
den. Sie  mögen  vielleicht  heute  noch  zu  sehen  sein.  Dieselbe  Beobach- 
tung machte  ich,  als  ich  1883  in  Gesellschaft  des  Herrn  Oberlehrer 
Fritz  Möller  in  Metz  den  interessanten  Ringwall  „das  Schloss"  im  Huns- 
rück  besuchte.  Ganz  ähnlich  verhielt  es  sich  an  der  Nordseite  des 
Ringwalles  auf  dem  Wildfraukippel  bei  Eschenrod  im  Vogelsberg,  der 
während  der  letzten  Jahre  abgefahren  wurde,  und  auch  der  zweite  Wall 
des  Hausbergs  zeigte,  als  man  ihn  bei  einer  Weganlage  anschnitt,  eine 
horizontale  Schichtung  seiner  Gesteine,  die  man  bei  den  Wällen  der 
Glauburg  in  Oberhessen  ebenfalls  wahrgenommen  hat.  Nur  ist  es  mir 
bis  jetzt  noch  nicht  geglückt  Holzeinlagen,  wie  sie  Herr  v.  Cohausen 
bei  den  Wällen  des  Altkönigs  nachgewiesen  hat,  an  anderen  Wällen 
zu  finden,  denn  man  müsste  zu  diesem  Zwecke  die  Mauern  auf  grosse 
Strecken  freilegen,  was  seither  nicht  durch  mich  geschehen  konnte.  Wenn 
aber  auch  bei  Untersuchungen  der  eine  o4er  der  andere  Wall  ebenfalls 
Holzeinlagen  ergeben  mag,  (an  dem  grossen  Ringwalle  bei  Otzenhausen, 
den  der  anthi'opologische  Verein  von  Trier  aus  1883  besuchte,  war 
nichts  der  Art  wahrzunehmen),  so  halte  ich  die  senkrecht  im  Walle 
stehenden  Pfosten  nicht  für  künstliche,  sondern  durch  die  Natur  ge- 
gebene Anlagen. 

Man  nimmt  im  Allgemeinen  an,  dass  die  Ringwälle  unserer  Gegend, 
obschon  sie  zur  Verteidigung   eingerichtet,    nicht  dazu  bestimmt  waren, 

Digitized  by  VjOOQ IC 


316  F.  Kofler 

lange  Belagerungen  anszuhalten;  man  bält  sie  vielmehr  für  Zuflucht- 
stätten, die  der  Bewohner  des  flachen  Landes  zur  Zeit  der  Gefahr  für 
kürzere  Zeit  aufsuchte  und  nennt  sie  hin  und  wieder  auch  Verstecke. 
Verstecke  sind  aber  gewiss  nicht  auf  kahler,  weithin  sichtbarer  Höbe, 
sondern  im  Waldesschatten  angelegt  worden.  Dass  man  bei  der  Wahl 
hauptsächlich  solche  Orte  ins  Auge  fasste,  die  durch  ihre  steile  Lage  eine 
etwa  notwendig  werdende  Verteidigung  erleichterten,  brauche  ich  hier 
nicht  näher  zu  erörtern.  Bei  der  Anlage  des  Werkes  wird  man  wohl 
alle  Bäume,  welche  hinderlich  warea,  entfernt  haben ;  dass  man  aber  die 
Stämme,  welche  in  die  Linie  der  Umwallung  fielen,  ebenfalls  beseitigte 
und  sie  durch  Pfosten  ersetzte,  das  will  mir  doch  nicht  einleuchten.  Ein 
junger  kräftiger  Baum,  der  mit  seinen  Wurzeln  das  zerbröckelte  und 
zerklüftete  Gestein  des  Berges  umklammert  und  umspannt  und  mit 
den  Felsen  gleichsam  zu  einer  Masse  zusammengewachsen  ist,  muss  na- 
türlicherweise der  an  ihn  sich  anlehnenden  Mauer  oder  nach  innen 
laufenden  Holzeinlagen  mehr  Halt  geben,  als  ein  Pfahl  oder  Pfosten, 
den  man  auf  unseren  steinigen  Bergkuppen  wohl  nicht  einmal  ein- 
schlagen,^ sondern  nur  aufstellen  könnte. 

Es  scheint  mir  mehr  der  Sache  entsprechend,  dass  man  den 
kräftigen,  gesunden  Baum  stehen  liess  und  ihn  auf  einer  Höhe,  wo  er 
die  freie  Bewegung  der  Verteidigung  zu  hindern  begann,  abkippte.  Hier- 
durch wurde  er,  denken  wir  uns  den  Fall,  dass  es  z.  B.  eine  Hain- 
buche war,  nicht  einmal  viel  in  seinen  Lebensverrichtungen  gestört,  er 
konnte  vielmehr  weiter  wachsen  und  gedeihen  und  dem  hinter  den 
Wällen  befindlichen  Flüchtling  auch  noch  anderen  Nutzen  gewähren, 
denn  die  Äste  mussten  jedenfalls  über  der  Mauer  wieder  ausschhigeQ 
und  konnten  bei  richtiger  Behandlung  als  lebende  Hecke  dem  Ver- 
teidiger eine  Brustwehr  abgeben,  wie  er  sich  eine  solche  aus  Stein  oder 
Reisig  nicht  herstellen  konnte.  Der  Gebrauch  Hainbuchen  zur  Wehr 
zu  benützen  datiert  aus  der  frühesten  Zeit  und  es  ist  gewiss  kein  Zufall, 
dass  noch  heute  vor  und  innerhalb  vieler  dieser  Bollwerke  aus  Stein 
die  Hainbuche  den  Hauptbestand  des  Walles  bildet.  Unter  vielen  Bei- 
spielen will  ich  nur  den  Altkönig  erwähnen,  der  als  ich  ihn  vor  etwa 
40  Jahren  zum  ersten  Male  besuchte,  vor  und  zwischen  seinen  Wällen 
einen  breiten  Gürtel  von  sehr  alten  knorzigen  Hainbuchen  zeigte  (Herr 
Forstmeister  Dr.  Heyer  in  Lorsch  wird  das  bestätigen  können),  nicht 
unähnlich  den  Hainbuchen  des  Rbeingauer  Gebücks. 

Der  Bingwall  auf  der  Kernbach  ist  besonders  ausgesteint  und 
Domanialeigentum.      Innerhalb    seiner  Wälle   wurden,    wie    mir   Herr 


Digiti 


zedby  Google 


Der  Ringwall  „Henneburg**  bei  Lichtenberg.  317 

Forstinspektor  Morneweg  mitteilte,  seit  alter  Zeit  von  den  Bewohnern 
der  Umgegend  grosse  Frühlingsfeste  gefeiert.  Da  die  Kuppe  mit  Unter- 
holz bewachsen  ist,  so  werden  die  Feste  zur  Zeit  auf  halber  Berges- 
höhe in  schattigem  Buchenhochwald  abgehalten.  Sobald  es  aber  die 
Umstände  gestatten,  soll  der  Festplatz  wieder  nach  der  Heuneburg  ver- 
legt werden. 


Das   Kirchlein  zu  Hiltrup. 

Von  J.  B.  Nordhoff  in  Miinster  i.  W. 

(Hierzn  Tafel  12.) 

Die  kleine  Kirche  zu  Hiltrup  bei  Münster  i.  W.  verrät  mit  ihrem 
schlichten  Äussern  wohl  Niemanden,  dass  sie  zu  den  ältesten  und  merk- 
würdigsten Denkmälern  der  Landesarchitektur  gehört.  Vorab  gebahrt 
dieser  Ruhm  dem  Westwerke,  doch  auch  das  Langhaus  trägt  einen  gaton 
Teil  zur  archäologischen  Bedeutung  des  Gesamtbaues  bei,  insofern  das 
Einschiff  bei  einer  Länge  von  zwei  Gewölben  und  einer  ansehnlieben 
Breite  eine  hohe  Altersstufe  bekundet  und  der  allerdings  weit  jünger*? 
Chorbau  nur  ungelenk  an  das  Schiff  lehnt  und  aus  dessen  Achse  merk- 
lich nach  Süden  abweicht.  Daher  stösst  auch  das  ihm  zeitverwandte 
Dach,  welches  Chor  und  Schiff  in  gleicher  Höhe  und  Firstlinie  befasst, 
im  Westen  nicht  auf  das  Mittel,  sondern  auf  die  Südhälfte  des  Turmes, 
Der  letzte  Vorgänger  war,  wie  eine  Kalkleiste  zeigt,  regelmässig  ange* 
schlössen  und  zufolge  seines  Firstwinkels  noch  in  gothischer  Zeit. 

Der  Chor  endigt  mit  fünf  Seiten  eines  Achtecks  und  den  Scliliiss- 
stein  belebt  das  Flachbild  des  Patrons,  Clemens  mit  dem  Anker;  die 
Wölbung  und  Rippenlage  sind  der  Münsterischen  Gothik  entsprungen, 
welche  Maasse  und  Konstruktion  so  zu  beherrschen  verstand,  dass  i]h^ 
Gewölbe  sich  sogar  über  kleinen  Räumen  frei,  elastisch  und  erhaben 
aufspannten.  An  diesem  Vorzuge  nimmt  in  ihrer  Art  auch  die  ob- 
longe, senkrecht  auf  die  Längsachse  gesetzte  Chorvorlage  Teil,  die 
Trägerin  eines  hochbusigen  Kreuzgewölbes  und  das  Mittel  des  Clior- 
schlusses  und  Schiffes.  Die  Mauern  des  Chorbaues  sind  dünn  mit  Fuss-^ 
Kaff-  und  Decksimse  von  schlichtem  oder  flachem  Schnitte  versehen, 
die  Aussenstreben  nach  ihren  Etagen  verjüngt  und  in  Giebelchen  auf- 
gelöst, die  schmalen  zweiteiligen  Fenster  oben  mit  Fischblasen  und  rei- 
nerem Maasswerk   gefüllt,    die  Profile  schwach,    die  Rippen    beiderseits 


Digiti 


zedby  Google 


318  H.  Nordhoff 

bloss  noch  gekehlt  und  schon  ohne  die  geringste  Unterlage  ans  der 
Wand  emporgezogen,  mit  andern  Worten :  der  schöne  Gesamtplan  offen- 
bart im  Einzelnen  so  viele  Anzeichen  des  hinsiechenden  Stiles,  dass  der 
eigentliche  Ostban  sicher  dem  16.  Jahrhunderte  und  schon  eher  den 
zwanziger,  als  den  früheren  Jahren  desselben  entstammen  möchte.  Es 
steht  auch  an  den  ungeföhr  gleichzeitigen  Thürge wänden  des  Schiffes 
die  Zahl  1519,  auf  einer  Glocke ')  1521,  wie  denn  der  zierliche 
Schrank  an  der  Nordwand  des  Chores  in  den  Blenden  des  Aufsatzes, 
der  wagerecht  mit  Blumenkämmen  abschliesst,  der  gothischen  Spätzeit 
nicht  enträt.  Wer  dafür  übermüthigere  Konstruktionen  und  ausschwei- 
fendere Stilzierden  verlangt,  bedenkt  nicht,  dass  Derlei  sich  wohl  kaum 
mit  dem  Baufonds  einer  Dorfkirche  vertrug  und  hier  zu  Lande  oft  nicht 
einmal  monumentalen  Gebäuden  angedieh. 

Mit  dem  Chorbau  wurde  eine  wesentliche  Vergrösserung  des  Alt- 
baues bezweckt  und  erreicht;  der  frühere  Chor  beschränkte  sich  nach 
landesüblichem  Brauche  der  romanischen  Bauweise,  welche  das  Schiff 
vertritt,  nur  auf  eine  halbrunde  oder  viereckige  Apsis,  die  keinenfalls 
die  ganze  Weite  des  Schiffes  bespannte;  jedenfalls  sprang  sie  beiderseits 
nur  so  viel  gegen  dasselbe  ein,  als  dessen  schmale  Ostmauer  bis  heute 
noch  von  Norden  gegen  Süden  ausweichet,  um  an  die  Chorvorlage  zu 
greifen  und  mit  ihr  einen  Winkel  für  den  Sakristeibau  zu  bilden. 
Thatsächlich  reichte  im  Norden  die  alte  Chorwand,  deren  Mauer  hier 
im  Neubaue  benutzt  ist,  ungefähr  bis  an  den  Anfang  des  heutigen 
Chorschlusses,  und  wenn  ihr  südliches  Gegenstück  gleich  weit  gegen 
das  Schiff  einsprang,  so  verhielt  sich  die  Länge  zur  Breite  der  Apsis 
ungefähr  wie  7  zu  9.  Dass  die  alte,  jedenfalls  nicht  geräumige,  Sakristei 
(aussen)  in  jenem  Winkel  lag,  ersieht  man  an  der  Ostmauer  des 
Schiffes,  oder  vielmehr  an  ihrer  rundbogigen  Aussennische,  die  in  die 
Kirche,  zur  Kanzel,  emporleitete  und  sehr  enge  ist,  wie  die  vermauerte 
Kanzeltreppe  in  einem  Pfeiler  der  Ludgerikirche  zu  Münster.  Die  ge- 
genwärtige Sakristei  richtet  sich  mit  dem  Giebel  nach  Norden  und  zwar 
im  unschönen  Aufputze  moderner  Romanik. 

Nur  um  das  Maass  jener  östlichen  Quermauer  verengt  sich  also 
auch    der   spätgothische   Chorbau  gegen   das   Schiff,    also   bloss    im 


^)  Ihr  von  Lilienblumen  unterbrochenes  Spruchband  lautet: 
Sancta  Anna  hedt  ick 
De  levendigen  rop  ick 
De  doden  beschrei  ick. 
Anno  Domini  m  d  XXI. 


Digiti 


zedby  Google 


I)as  Kirchlein  zu  Hiltrup.  319 

Norden,  während  er  im  Süden  aussen  die  Flucht  der  alten  Schiffsmauer 
innehält,  die  an  Stärke  jene  des  Chores  wobl  um  das  Doppelte  über- 
trifft. Warum  dieser  zu  Ungunsten  der  Nordseite  geschmälert  oder  viel- 
mehr nach  Süden  verschoben,  hier  also  auch  die  Ostmauer  des  Schiffes 
getilgt  wai*d,  ob  mit  Rücksicht  auf  den  Baugrund  oder  den  Verhalt  des 
früheren  Gemäuers  oder  aus  anderen  Beweggründen,  das  sei  vorerst 
dahingestellt. 

Genug,  Chorvorlage  und  Langhaus  verbindet  ein  breit-runder  Quer- 
gurt, im  Norden  getragen  von  der  erwähnten  Ostmauer  des  Schiffes, 
im  Süden,  wo  ihr  Gegenstück  fiel,  von  der  Langmauer  und  zwar  von 
ihrem  östlichen  unverletzten  Stirnstücke.  An  diesem  haftet,  obgleich  unten 
abgeschlagen,  noch  der  alte  Eckpilaster  mit  einem  einfachen  Kämpfer 
von  Platt«  und  Schräge,  welch  letztere  indes  ihr  Schachbrettmuster 
bewahrt  hat.  Eckpilaster  von  kühnem  Yorsprunge,  soweit  sie  sichtbar 
sind,  der  Kämpfer  baar^),  füllen  auch  die  drei  übrigen  Winkel  des 
Schiffes^  um  die  beiden  Gewölbe  zu  stützen,  welche  quer  zur  Längsachse 
liegen  und  ihre  Kreuzkappen  durch  Gräten  anzeigen;  ihr  breiter  Mittel- 
gurt ruht  auf  einem  Paare  von  starken  Wandpilastem.  Dafür,  dass 
die  Wölbung  ursprünglich  ist,  sprechen  die  Stärke  der  Stützen  und  die 
Dicke  der  Langmauern;  beide  sind  so  reichlich  bemessen,  als  hätte  der 
Baumeister  von  vornherein  jede  Besorgnis  bezüglich  der  wohl  noch  selten 
einer  Kirche  gewährten  Wölbung  verscheuchen  wollen.  Dass  das  Schiff 
selbst  im  Planendes  Turmbaues  lag,  bezeugt  in  dessen  Südflanke  die 
Treppenlage,  insofern  diese  sich  in  ihrer  unteren  Windung  nach  dem 
sadwestlichen  Eckpilaster  des  Schiffes  richtet;  der  Aussenbau  verzichtet 
auf  jedwede  Gesimsanlage  oder  ursprüngliche  Zier.  Doch  nur  im  Kerne 
erstrebt  dasselbe  das  hohe  Alter  des  Turmes;  in  den  edleren  Einzeln- 
heiten kommen  allerlei  Neuerungen  und  Umbildungen  zum  Vorscheine. 
Die  beiderseitigen  Fensterpaare,  welche  jedes  Mal  in  eine  Gewölbeblase 
münden,  sind  mit  spätgothischem  Stab-  und  Maasswerk  ausgesetzt  und 
gleichviel,  ob  mit  rund-  oder  spitzbogigem  Schlüsse  nachträglich  ausge- 
weitet, die  einzige  Thüröffnung,  am  Westende  der  Südwand,  ist  spitzbogig 
geschlossen  —  offenbar  im  Zusammenhange  mit  dem  Chorbaue.  Allein 
das  Rundbogenfester  hierüber,  welches  auch  der  Verstabung  entgangen 
ist,  macht  den  Eindruck  des  ursprünglichen  Entwurfs,  —  die  Halbsäulen 
sind  den  beiden  Wandpilastem  wohl  noch  später  vorgelegt,  und  anschei- 
nend nur  als  Stützen  der  Orgelbühne ;  ihnen  mangelt  eine  entsprechende 

^)  In  der  nordöstlichen  Ecke  verlor  er  sich  unzweifelhaft  bei  der  An- 
lage oder  Beseitigimg  der  früheren  Kanzel. 


Digiti 


zedby  Google 


320  H.  Nordhoif 

Vorlage  des  Quergurtes,  und  ihren  Würfelkapitälen  der  Ausdruck  alter 
Formtreue,  ihrem  Material  die  Härte,  deren  selbst  die  Keilsteine  der 
Bögen  nicht  entbehren. 

Eine  höhere  Bedeutung  hat  der  Turmbau,  indem  er  dem  acht- 
samen Auge  schon  von  aussen  halbwegs  bemerkbar  fortifikatorische, 
liturgische  und  ästhetische  Zwecke  zusammenfasst.  In  dem  Gesamtplane 
klingen  Erinnerungen  an  die  ersten  Westtürme  des  liandes  wieder,  nur 
dass  hier,  was  längst  bei  Stiftskirchen  und  Basiliken  entwickelt  und  fest- 
gestellt war,  in  sinnvoller  und  geschickter  Vereinfachung  einem  kleinen 
Pfarrgotteshause  angepasst  wurde.  Wenn  dort  ein  massiges  Westwerk 
mit  allerhand  Gelassen  und  Aufgaben  ein  Paar  Türme  auf  den  Ecken 
trug,  oder  der  Einturm  von  Grund  ans  zwischen  zwei  Trabanten  aufstieg, 
so  nimmt  der  Turmbau  zu  Hiltrup  dem  gegenüber  in  der  Raumbedeutung 
wie  in  der  Einrichtung  eine  Mittelstellung  ein,  der  Form  nach  zu  ver- 
gleichen den  Westwerken  zu  Fischbeck,  Soest  und  zu  Wildesbausen. 
Nicht  wie  ein  schmales  Prisma  rückt  er  vor  ein  breites  Schiff,  sondern  er 
erhebt  sich  erst  auf  dessen  Höhe,  nämlich  über  einem  oblongen  Unter- 
baue, welcher  die  ganze  Fronte  des  Langhauses  deckt,  als  Viereck  in 
massiger  Entwickelung ,  jederseits  von  einem  Lichtloche  durchbrochen, 
oben  mit  einem  klaren  Gesimse  bekränzt  und  einer  niedrigen  Pyramide 
bedacht. 

Der  für  sein  Gewähr  wuchtige  Unterbau  kehrt  das  Starke  und 
Fortifikatorische,  das  die  alten  Dorftürroe  überall  vertreten,  im  Maaer- 
werke  klar  hervor,  duldete  daher  als  Lichter  der  Innengelasse  nur 
schmale  Schlitze,  und  höchstens  eine  oder  zwei  weitere  Öffnungen,  ein 
kleines  Fenster  für  eine  Kapelle  der  Nordseite  und  in  der  Westmauer 
eine  später  bis  auf  ein  Rundloch  vermauerte  Thüre  mit  Rundbogensturz; 
in  ihr  verkündigt  sich  zugleich  deutlich  der  Übergang  zu  den  späteren 
Tnrmanlagen.  Im  Inneren  erweist  sich  das  Mittel,  worin  das  Oblonge 
der  Kirchenräume  schwach  wiederkehrt,  als  Grundlage  des  Hochbaues, 
doch  besitzt  es  ausser  einem  Gewölbe  aus  Kreuzgräten  keine  Bauzierden, 
nicht  einmal  Kämpfer  unter  den  grösseren  und  kleineren  Gurten,  oder 
ein  bemerkbares  Profil  am  Westeingange.  Zu  dem  Mittel  thut  sich  im 
Süden  eine  hohe  Nische  auf,  erweitert  den  Unterraum,  bricht  und  ver- 
ringert die  Mauermasse.  Nischen  dieser  Art  begleiten  fortab  den  ro- 
manischen Turmbau  und  reichen  bekanntlich  in  der  Mehrzahl  auch  am 
Langhause  angebracht  in  die  Frühbauten  des  Stiles  zurück. 

Die  Nordflanke  wurde  als  Kapellchen  ausgebaut,  mit  einem  Tonnen- 
gewölbe bedeckt  und  in  dessen  Achse  dem  Thurminnern,  also  nach  Süden, 


Digiti 


zedby  Google 


Das  Kirchlein  zu  Hiltnip.  321 

aof  ganzer  Breite  erschlossen;  in  der  Nordwand  findet  sich  das  kleine 
Fenster,  von  dem  oben  die  Rede  war.  Was  sollte  das  Kapellchen? 
Das  sagt  nns  der  teilweise  hineingerQckte  Taufstein,  ein  ausgehöhlter 
nach  unten  verjüngter  Gylinder,  dessen  kräftiger  Blattfries  am  Oberrande 
auf  eine  Entstehung  hinweist,  die  nur  um  wenige  Jahrzehnte  dem  Turm- 
bau nachgab.  Die  Base  ist  unsichtbar  weil  tief  im  Boden  eingesenkt, 
oder  vielmehr  von  ihm  umwachsen,  —  ein  Zeichen,  dass  er  stets  an 
dieser  Stelle  gestanden  hat.  Taufe  und  Taufraum  fanden  hier  also  bau- 
lich eine  ebenso  zweckmässige  a)i  liturgisch  passende  Stätte  —  nämlich 
an  der  Nordseite  des  (Turm-)Einganges ,  wie  es  der  Brauch  und  die 
kirchlichen  Satzungen  vorschrieben^).  Die  Baugeschichte  des  Landes 
kennt  gesonderte  Taufhäuser  gar  nicht '^)  und  nur  noch  ein  jüngeres 
Beispiel  einer  erklärten  Taufkai)elle,  die  ähnlich  an  den  Turm  schliesst 
wie  hier,  nämlich  das  zum  Pianghause  durch  eine  Säulenstellung  geöff- 
nete Chörlein  der  Hohnekirche  zu  Soest '').  Denn  je  mehr  die  Kirchtürme 
als  schlichte  Prismen  behandelt  wurden,  verlor  sich  dafür  der  äussere 
Anlass,  welcher  zu  Hiltrup  im  Unterbau  gegeben  und  so  weise  benutzt 
wurde.  Das  regt  schon  nicht  wenig  unsere  Wissbegierde  bezüglich  der 
Bauzeit  an. 

Fügte  sich  die  Nordflanke  des  Turmes  so  der  kirchlichen  Ver- 
richtung, so  diente  die  Südfianke  mehr  einem  profanen,  nämlich  einem 
militärischen  Bedürfnisse  der  Umwohner.  Ihre  dicke  Mauermasse  enthält 
vom  Kircbeninnern  aus,  wie  gesagt,  zugänglich  die  Treppe  zum  Gewölbe, 
eine  ummauerte  und  gewölbte  Gangröhre,  nicht  von  der  Schmalheit  des 
späten,  immerhin  schon  ohne  die  Bequemlichkeit  frühen  Romanismus, 
kurzum  hier  von  einer  solchen  Weite,  dass  man  sie  ungestört  nur 
einzeln  besteigen  und  leicht  mit  Steinen  gegen  einen  Feind  sperren 
konnte,  wenn  die  Umwohner  ihre  Zuflucht  nach  oben  genommen  hatten. 

*)  Vgl.  das  Nähere  bei  Brenner,  Geschichtliche  Darstellung  der  Sakra- 
mente;^ 1818  I,  299;  Münster.  Pastoral-Blatt  VII,  43—45. 

*)  Von  den  Pfarrkirchen  getrennt  kommen  solche  nur  auf  vormals  rö- 
mischem Boden  in  Deutschland  vor  (F.  v.  Quast  in  der  Zeitschrift  fi'ir  christl. 
Archäologie  und  Kunst  I,  30)  und  daher  schon  konnte  nur  die  Flüchtigkeit 
in  der  sogen.  Johanneskirche  zu  Essen  eine  Taufkapelle  finden  (F.  v.  Quast 
das.  I,  32  und  darnach  H.  Otte,  Kunst  -  Archäologie  A*  I,  22,  83),  die  viel- 
mehr von  Haus  aus  der  h.  Walburgis  geweiht  und  im  13.  Jahrhundert,  als  sie 
dem  h.  Johannes  das  Patronat  einräumte,  vollkommene  Pfarrkirche  war.  Vgl. 
J.  Evelt  in   der  Zeitschrift  für  Geschichte  und  Altertumskunde  31,  II.   115. 

^)  Vgl.  Jahrbücher  des  Vereins  von  Altertumsfreunden  im  Rheinlande 
H.  LXVII  109,  und  W.  Liibkc,  Mittelalter!.  Kunst  in  Westfalen  1853  S.  162 
Taf.  XVU,  6.  Nr.  5. 


Digiti 


zedby  Google 


3ä2  M.  Nordhoff 

Wieder  and  wieder  brandeten  Kriege  und  Fehden  um  die  bewehrten 
Kirchhöfe,  um  die  Türme  und  die  Mauern  der  Kirche.  Die  Schiess- 
scharten des  romanischen  Kirchleins  zu  Weslarn  bei  Soest  sind  heute 
aussen  vom  Erdboden  verdeckt,  nach  innen  aber  noch  so  unverletzt, 
als  wären  sie  gestern  erst  gemacht.  Im  zweiten  Geschosse  hat  der 
Hiltruper  Turm  noch  kein  zweites  Gewölbe,  womit  gerade  der  MOns- 
terische  Romanismus  die  Wehrhaftigkeit  zu  steigern  liebte,  dafür  im 
Norden  über  der  Taufkapelle,  gleichsam  als  zweites  Geschoss  derselben, 
eine  rundbogige  Tiefnische,  im  Westen  eine  Flachnische,  im  Osten  ein 
Paar  davon.  Stand  hier  einst,  wie  zu  Balve  und  Idensen  ein  Altar, 
oder  eröffneten  sich  die  Ostnischen  dem  Schiffe  für  einen  kleinen 
Sangerchor,  wie  noch  heute  die  Westemporen  in  Böhmen  und  Oester- 
reich?  Oder  bildeten  die  Nischen  nach  altromanischer  Bauart  blos  eine 
Belebung  und  Erleichterung  der  Mauermasse?  Aufklärung  hierüber  lässt 
sich  erst  dann  erhoffen,  wenn  eine  völlige  Entblössung  der  Wände  die 
nähere  Untersuchung  des  Mauerwerks  erlaubt. 

Vom  Gewölbe  führen  nach  einander  mehrere  Leitern  im  innem 
Turmraume  zum  vierten  und  höchsten  Geschosse  mit  einem  Deckgesimse, 
dessen  entwickelte  Gliederung  mir  eher  auf  eine  Zeichnung  der  neueren, 
als  auf  einen  Meissel  der  romanischen  Zeit  zurückzugehen  scheint.  Da- 
gegen atmen  die  vier  Schallöcher  in  ihren  vornehmsten  Ziergliedem 
Ursprünglichkeit  und  naiven  Formensinn:  die  Mittelsäulchen  sind  die 
beredsten  Zeugen  bezüglich  der  Bauzeit.  Unter  einem  verhältnismässig 
weit  ausladenden  Kämpfer,  welcher  die  beiden  freien  Bogenschenkel 
aufnimmt,  steht  durch  ein  Plättlein  geschieden  die  Säule,  nach  oben 
verjüngt  und  hier  mit  einem  Ringe  gegürtet,  sonst  ausgezeichnet  durch 
das  Würfelkapitäl  und  die  Base.  Das  Würfelkapitäl,  welches  die  deutsche 
Architektur  zuerst  um  1000  zu  Essen,  also  auf  westfälischem  Boden 
hervorbrachte^),  zeigt  bereits  zwischen  den  Wangen  eine  Rippe  und 
damit  jedenfalls  eine  weitere  Stufe  der  Entwickelung. 

Das  attische  Profil,  welches  der  Base  zu  Grunde  liegt,  ist  so  ver- 
zogen, dass  der  untere  Pfühl,  welcher  längst  im  11.  Jahrhunderte,  viel- 
leicht der  Fernwirkung  halber,  das  Übergewicht  erlangt  hatte,  hier  un- 
geföhr  zu  einer  Halbkugel  anschwillt,  Kehle  und  Oberpfühl  dagegen 
förmlich  verschrumpfen,  letzterer  wie  ein  Ring,  doch  immer  noch  von 
erheblicherer  Masse,  als  jener  am  Säulenhalse.    Auch  kleine  Eckblätter  *) 


•)  G.  Humann  in  den  Bonner  Jahrbüchern  LXXXII,  85. 
')  f'ber  das  gegen  P^nde  des  11.  Jahrhunderts  aufkeimende  „Eckblatt** 
vgl.  F.   V.   Quast   im   Correspondenzblatte   des   Gesammtvereins   (1872)  XX, 


Digiti 


zedby  Google 


Das  Kirchlein  zu  Hiltnip.  323 

entwachsen  der  Base  und  zwar  in  Zapfenform,  also  noch  abhold  jener 
Gestaltung,  der  sie  im  12.  Jahrhunderte  entgegengingen,  als  die  Base 
wieder  ein  regelrechtes  Profil  annahm.  Also  bleibt  als  Mittel  nur  die 
Zeit  von  1100  übrig  und  ihr  entsprechen  die  Armut  an  Profilen  und 
Stilzierden  im  Tunne  und  Schiffe,  sowie  die  strenge  und  sorgliche  Aus- 
bildung aller  Glieder  im  Dienste  der  Wölbung:  ähnliche  Behandlang 
and  Bauzeit  verrät  die  Kirche  zu  Hellefeld®)  bei  Arnsberg  —  und  ein 
Bauwerk  mit  gleichartigen  Stilcharakteren,  der  mächtige  Kirchturm  zu 
Liesbom,  entstand  beglaubigten  Zeugnissen  zufolge  gerade  auf  der  Wende 
der  beiden  Jahrhunderte*).  Auch  hier  ein  Kreuzgewölbe  mit  Mauer- 
nischen, Schallöcher  mit  Teilangssäulchen,  deren  Basen  zwar  schon 
stilgerechte  Umrisse,  obgleich  einen  geschwollenen  ünterpffthl  und  keil- 
förmige Eckblätter  besitzen.  Der  etwaige  £inwand,  dass  dasselbe  be- 
reits in  allen  Teilen  gereckter,  schlicht  ohne  Flanken,  ferner  mit 
mehreren  ziervoll  gruppierten  Schallöchern  eine  jüngere  Turmgestalt, 
also  einen  Fortschritt  gegen  das  Hiltruper  Seitenstück,  dies  also  ein 
höheres  Alter  darstelle,  verliert  seine  Kraft,  sobald  man  bedenkt,  dass 
der  Liesborner  Bau  unstreitig  der  Soester  Bauschule  angehört  und  der 
Westen  des  Landes,  dem  Hiltrup  zugeteilt  ist,  überhaupt  die  Keime 
des  Kunstbaues  von  Osten  erwartete. 

£s  ist,  als  hätte  die  Münsterische  Bauschule  im  Westwerke  zu 
Hiltrup  noch  zu  guterletzt  wenigstens  eine  Probe  von  den  ältesten 
Turmformen  des  Ostens  und  von  dem  reicheren  Grundplane  der  alten 
Zeit  überhaupt  geben  wollen,  eben  als  das  Grundschema  der  grossen, 
geschweige  der  kleinen  Gotteshäuser  sich  gemesseneren  Formen  und 
schlichteren  Linien  fügte. 

Was  den  Baustoff  anbetrifft,  so  ist  erst  das  eine  oder  andere 
Glied,  z.  B.  ein  Kämpfer  der  Wandpilaster  aus  den  Baumbergen  be- 
schafft, das  sonstige  Material,  sogar  in  den  Bögen,  besteht  wahrschein- 
lich diirchgehends  aus  dem  grauen  harten  Plener  ^%  welcher  schon  auf 


2t),  das.  (1865)  XIII,  51  und  F.  Kraus,  Kunstdenkmäler  des  Grossherzog- 
tums  Baden  (1887)  I,  107,  108. 

*)  Vgl.  B.  Grueber  in  der  Westfäl.  Zeitschrift  für  Geschichte  und  Alter- 
tumskunde (1866)  XXVI,  273  ff.  mit  2  Tafeln. 

*)  Oderadis  penultima  abbatissa  fuisse  reperitur  und  zwar  (nach  der 
durchschnittlichen  Regierungszeit  ihrer  Vorgängerinnen  und  Nachfolgerin) 
1099—1115,  quae  et  turrim  grandem  ecclesiae  contiguam  polito  lapide 
construxit,  cuius  turris  pars  inferior  sancto  Severino  dedicata  est .  .  . 
De  abbatia  Liesbornensi  apud  B.  Wittium,  Historia  Westphaliae  1778  p.  753. 

*<*/  Über  dessen  Lager  und  Gebrauch  vgl.  meinen  Holz-  und  Steinbau 


Digiti 


zedby  Google 


324  H.  Nordhoff 

der  Nordseite  der  Stadt  Münster  gebrochen  wurde  und  gerade  den 
älteren  Kirchen  ihrer  Umgebung  zugute  kam,  bis  die  Bauentwickelung 
einen  bildsameren  und  farbenschöneren  Stein  verlangte. 

Wie  uns  der  Stilvergleich  überzeugt  hat,  ist  also  das  Baudenkmal 
zu  Hiltrup  eine  Gründung  des  Bischofs  Burchard  (1098 — 1118)  und 
dann  wahrscheinlich  verknüpft  mit  seinem  Vorhaben,  in  Münster  die 
Ludgerikirche  zu  errichten,  in  deren  Verwaltungsbereich  die  Pfarre 
Hiltrup  dauernd  übergehen  sollte  ^^). 

Lassen  wir  schliesslich  die  Frühblüten  des  Münsterländischen 
Kirchenbaues  an  uns  vorüberziehen,  so  giebt  es  ausser  ganz  vereinzelten 
Mauerresten  nur  ein  etwas  älteres  Werk,  welches,  wie  man  annehmen 
sollte,  schon  eine  Leistung  der  Münsterischen  Bauleute  ist,  die  Drei- 
zahl der  Türme  von  St.  Mauriz.  Die  frühern  Bauten  oder  vielmehr 
Bauteile  weisen  entweder,  wie  der  Turm  zu  Liesborn,  auf  Soest  oder 
noch  fernere  Bauschulen  zurück  und  selbst  die  grosse  Stiftskirche  zu 
Freckenhorst  folgt,  bereits  1129,  im  Turmbaue  einer  ausw&rtigen  Vorlage. 

Wie  so  oft  in  der  Baugeschichte  halten  die  Höbe  der  Lage  und 
die  Höhe  des  Alters  in  dem  Hiltruper  Heiligtum  einander  die  Wage; 
was  ihm  ausserdem  zu  vorzüglicher  Ehre  gereicht,  ist  die  unver- 
letzte Erhaltung  bis  auf  den  (alten)  Chor.  Gott  erhalte  es  und  be- 
schütze es  vor  dem  Zahne  der  Zeit,  der  Wut  der  Elemente  und  jeder 
Unbill  von  Menschenhand.  Schöner  und  ursprünglicher  wird  die  Kirche 
auf  uns  wirken,  wenn  das  Bodenniveau  im  Innern  und  Äussern  ernie- 
drigt, dort  die  weisse  Tünche,  hier  der  Kalküberzug  und  Thürvorbau 
entfernt  und  der  Turmeingang  wieder  freigelegt  ist.  Die  Restauration 
bedeute  im  Ganzen,  wie  sich  eigentlich  von  selbst  versteht,  die  sorg- 
liche  Erhaltung*^)    und  Wiedergabe   des   Vorfindlichen   und   bei 

Westfalens  1873  S.  429.  Von  der  von  Bischof  Friedrich  (1064—1084)  also, 
etwas  früher  erbauten  Maurizkirche  zu  Münster  sagt  die  Chronik:  Und  die 
steine,  darvan  he  de  kercken  hefft  bawen  laten,  de  seindt  thor  Einckingh- 
möhllen  (beim  jetzigen  Schlachthause)  gebracken  an  der  siedt  na  Münster, 
dar  de  windemohlle  steit.  Und  in  einem  Epigramme  wird  dem  Erbauer  be- 
sonders nachgerühmt: 

Hie  extra  muros,  Mauritie,  levibus  urbis 
Struxerat  e  saxis  splendida  templa  tibi. 
Geschichtsquellen  des  Bistums  Münster  (1866)  III,  196. 

")  Vgl.  A.  Tibus,  Gründungsgescbichte  der  Stifter,  Pfarrkirchen  .  .  . 
im  Bereiche  des  alten  Bistums  Münster  1885  I,  der  S.  413  den  Kirchenbau  auf 
Bischof  Hermann  H  (etwa  1180)  und  B.  416  auf  denselben  „oder  einen  seiner 
unmittelbaren  Vorgänger"  zurückführt. 

*2)  Daher  erachtete  der  kunstwissenschaftliche  Kongress  in  Wien  1873 


Digiti 


zedby  Google 


Das  Kirchlein  zu  Hiltrup.  325 

etwaigen  Ergänzungen  und  Neuerungen   strengste  und  willfährigste 
Befolgung  der  Orts-  und  Landesformen  *^j  —  wie   für  die  Bauteile, 
so  fOr  alles  Bild-  und  Zierwerk  künstlerischen  Charakters ;  dann  werden 
Fehler,  Verflachungen  und  Vandalismen  sicher  verhütet. 


-^♦^©€^« 


Zur  Geschichte  der  grossen  Heidelberger,  sog.  {Manes- 
sischen Liederhandschrift. 

Von  Prof.  Karl  Zangemeister  in  Heidelberg. 

Die  berühmte  sog.  Manessische  Minnesänger  -  Handschrift  ist  am 
10.  April  dieses  Jahres  nach  etwa  250jähriger  Verbannung  in  ihre 
alte  Heimat,  nach  Heidelberg  zurückgekehrt  und  in  der  hiesigen  Uni- 
versitäts-Bibliothek den  übrigen  892  uns  wiedererstatteten  Codices  Pa- 
latini  eingereiht  worden.  Sie  bildet  hier  jetzt  den  Schluss  unserer 
deutschen  pfälzer  Handschriften  und  trägt  als  deren  letzte  die  Nummer  848. 

Ich  habe  als  Hüter  dieses  litterarischen  Kleinods  es  für  meine 
Pflicht  gehalten,  seiner  Geschichte  nachzuforschen,  uud  bei  Prüfung  der 
bisherigen  Arbeiten  gefunden,  dass  neben  vielen  sehr  verdienstlichen 
Xachweisungen  und  scharfsinnigen  Kombinationen  doch  auch  manche 
Annahmen  jetzt  als  feststehend  betrachtet  werden,  welche  unzulässig 
oder  mindestens  unbewiesen  sind,  und  dass  umgekehrt  Anderes  als  un- 
möglich hingestellt  worden  ist,  was  grosse  Wahrscheinlichkeit  besitzt. 

Ich  beabsichtige  im  Folgenden  aus  den  Ergebnissen  meiner  Unter- 
suchung Mitteilungen  zu  machen  und  einige  der  wichtigsten  Punkte, 
welche  sich  auf  die  Entstehung  der  Handschrift  und  ihre  späteren  Schick- 
sale beziehen,  zu  erörtern.  Eine  Besprechung  der  Zusammensetzung 
des  Codex  möge  einem  späteren  Artikel  vorbehalten  bleiben. 

Über  die  Zeit,  in  welcher  die  Handschrift  geschrieben  und  gemalt 
ist,  besteht  kein  Zweifel;    wegen  des  Zusammenhangs  dieser  Frage  mit 


„es  für  geboten,  auszusprechen,  dass  den  Denkmalen  der  Kunst  gegenüber  als 
erste  Pflicht  bei  der  Restauration  Konservierung  bezeichnet  werde". 
Mitteilungen  des  k.  k.  Oesterreicb.  Museums  für  Kunst  u.  Industrie  VIII,  493. 
>»}  Vgl.  Otte  a.  a.  0.  I,  127,  128  und  P.  Beissel  in  den  Stimmen  aus 
Maria-Laacb  XXI,  ö8  f.,  63,59:  „Jeder  Stein,  den  er  (der  Architekt)  ergänzt, 
jedes  Profil,  jede^  Blume,  jede  Statue  muss  zu  der  Kirche  passen,  die  er 
wiederherstellt,  muss  dem  Charakter  der  Provinzialschule  entsprechen, 
die  in  dieser  bestimmten  Zeit  diese  bestimmte  Kirche  baute." 


Digiti 


zedby  Google 


326  K.  Zangemeister 

der  weiteren,  der  nach  dem  Ort  ihrer  Entstehung,  ist  es  aber  erforder- 
.lich,  das  Wesentlichste  hier  zu  erwähnen. 

Die  Schriftzüge  weisen  den  Codex  der  ersten  Hälfte  des  14.  Jahr- 
hunderts an;  damit  stimmt  das,  was  wir  Ober  die  Lebenszeit  der  in 
dieser  Sammlung  enthaltenen  Dichter  wissen,  und  wir  gewinnen  aus  den 
hierauf  bezüglichen  Daten  noch  eine  genauere  Zeitbestimmung.  Za 
unterscheiden  ist  hierbei  zwischen  dem  Grundstock  von  etwa  110  Dichtem 
und  den  allmählich  eingefügten  Nachträgen  der  Werke  von  weiteren 
30  Sängern  und  Bildern.  Unter  jenen  Dichtern  nun  reichen  einige 
mit  ihrer  poetischen  Thätigkeit  oder  (da  sich  diese  oft  nicht  genau 
datieren  lässt)  mit  ihrer  Lebenszeit  in  den  Anfang  des  14.  Jahrhunderts 
hinüber:  Konrad  von  Kilchberg  (1286—1315),  Konrad  der 
Schenk  von  Landegg  (1271  —  1306)^)  und  Johannes  Hadlaub. 
Über  den  Letzteren  sind  wir  besonders  gut  unterrichtet,  und,  wie  unten 
erwähnt  werden  wird,  ist  derselbe  für  diese  unsere  Liedersammlung  von 
ganz  besonderem  Interesse.  Nach  seinen  eigenen  Gedichten,  welche  uns 
nur  dieser  Codex  aufbewahrt  hat,  verkehrte  er  in  Zürich  am  „Hofe"  des 
Rüdiger  Manesse  IL,  welcher  am  5.  September  1304  starb  (s.  G.  Wyss 
in  dem  später  zu  erwähnenden*  Werke).  In  einem  seiner  Lieder  spricht 
Hadlaub  von  dem  Sohne  dieses  Rüdiger  „dem  Küster^  als  einem  be- 
reits Verstorbenen.  Damit  ist  Johannes  Manesse  gemeint,  welcher  nach 
Wyss  S.  11  am  20.  Mai  1297  als  custos  oder  thesaurariusy  d.  h.  Be- 
wahrer des  Kirchenschatzes  des  Chorherrenstifts  zu  Zürich,  gestorben 
ist.  —  Unter  den  Persönlichkeiten,  welche  Hadlaub  bei  Erzählung  seiner 
Liebesgeschichte  erwähnt  und  deren  Unterstützung  er  sich  in  Zürich 
bei  dem  Werben  um  die  Huld  einer  hochgeborenen  Dame  zu  erfreuen 
hatte,  kommen  ausser  jenem  Rüdiger  Manesse  selbst  u.  A.  vor:  1)  Leut- 
hold  von  Regensbet-g,  welcher  noch  1325  lebte;  2)  Rudolf  von 
Landenberg  (1297  und  1314  in  Urkk.  nachweisbar;  f  1318); 
3)  der  Fürstbischof  von  Konstanz,  Heinrich  von  Klingenberg.  Dieser 
bedeutende  Mann  war  früher  Kanzler  Rudolfs  von  Habsburg  gewesen 
und  hatte  eine,  leider  verloren  gegangene,  Geschichte  der  Grafen  von 
Habsburg  geschrieben.  (Lorenz,  Geschichtsquellen  3.  A.  I  S.  74).  Fürst- 
bischof von  Konstanz  war  er  von  1293 — 1306;  4)  desseu  Bruder 
Albrecht  (in  Urkk.  1300  —  1321,  f  ^324).  Vgl.  Bartsch  SM. 
S.  CLXXXV  ff.  Die  betreffenden  Gedichte  Hadlaubs  fallen  also  in 
diese  Jahre  1293—1306,  bezw.  nach  1297. 

^)  Bartsch,  Licderd.  2.  A.  1879  S.  LXX  ;  Schweizer  Minnas.  1886 
S.  CXXVIII  ff. 


Digiti 


zedby  Google 


Zar  Geschichte  d.  gross.  Heidelberger,  sog.  Maness.  Liederhandschrift.  327 

Zu  diesem  Grundstock  unseres  Codex  sind  dann,  aber  nur  wenig 
später,  von  vei-schiedenen  Händen  Nachtr&ge  gefügt  worden  und  zwar 
nicht  am  £nde.  sondern  an  verschiedenen  Stellen  inmitten  der  Samm- 
lung gemäss  der  ursprünglichen  Anordnung  der  Dichter  nach  deren  I^ebens- 
stellnng.  Nach  den  bisherigen  Untersuchungen  über  die  Lebenszeit  gehören 
die  frühesten  dieser  Dichter  der  zweiten  Hälfte  des  13.  Jahrhunderts 
an,  während  die  spätesten  bis  in  das  4.  und  5.  Jahrzehnt  des  14.  Jahr- 
hunderts hinabreichen.     Die  letzten  sind  folgende: 

1)  Meister  Heinrich  von  Meissen,  mit  dem  Beinamen  Frauen- 
lob, welchen  er  in  Folge  eines  mit  Regenbogen  in  Mainz  ausge- 
fochtenen  Wettgesanges  über  die  Bezeichnung  ^Frau"  und  „Weib"  er- 
halten haben  soll.     £r   lebte   in  Mainz  von  1312  an  und  starb  1318, 

2)  Der  eben  genannte  Regenbogen,  von  Hause  aus  ein  Schmied, 
welcher  den  Frauenlob  überlebte  und  sein  Gedächtnis  feierte. 

3)  Herr  Otto  von  Turne,  in  Urkunden  1312—1331  erwähnt, 
wahrscheinlich  zwischen  1331  und  1339  gestorben  (Bailsch,  Schweizer 
Minnes.  1886  S.  CCX  ff.).  ' 

4)  Herr  Heinrich  Hetzbold  von  Weissensee,  in  Urkunden 
1312  bis  1345  erwähnt. 

5)  Graf  Wernher  von  Honberg.  Er  starb  1320  (Bartsch 
S.  CLXI  ff.). 

6)  Herr  Heinrich  der  Rost  Kirchherr  zu  Samen,  wahr- 
scheinlich identisch  mit  dem,  Ende  1329  verstorbenen  Heinrich  (Bartsch 
S.  CCXVI  fg.). 

7)  Johannes  von  Rinkenberg.  Er  lebte  noch  im  Jahre 
1349.  Vielleicht  gehen  aber  die  Gedichte  auf  seinen  Sohn  zurück, 
welcher  um  1347  starb  (Bartsch  S.  CG  ff.).  [Einen  Freih.  Johann 
von  Ringgenberg  weist  aus  einer  Urkunde  vom  5.  Juni  1308  nach: 
Baechtold,  Gesch.  d.  d.  Lit.,  Anm.  S.  43.] 

Es  verdient  hierzu  bemerkt  zu  werden,  dass  die  Gedichte  von 
8.  4.  5.  6.  7  nur  im  Manesse-Codex  stehen  und  3.  5.  6.  7  Schwei- 
zer sind. 

Ohne  Zweifel  nahm  nun  das  Zusammenbringen  der  Dichterwerke, 
welche  den  Grundstock  dieses  Codex  bilden,  die  Erwerbung  von 
dnzelnen  Liedern  oder  Liederbüchern  einzelner  Dichter,  sowie  von 
Sammlungen  verschiedener  Dichter,  eine  geraume  Zeit,  wohl  eine  Reihe 
von  Jahren  in  Anspruch,  und  diese  ursprüngliche  Sammlung  mag  etwa 
bis  zum  7etzten  Jahrzehnt  des  13.  Jahrhunderts  zu  Stande  gebracht  ge- 
wesen sein.     Auf  Grund    dieses  Materials  wurde   dann    dieser  Sammel- 


Digiti 


zedby  Google 


328  K-  Zangemeister 

codex  mit  seinen  Gemälden  hergestellt,  —  eine  Ai'beit,  welche  gewiss 
wieder  mehrere  Jahre  erfordert  hat.  Wir  werden  nicht  sehr  fehlgreifen, 
wenn  wir  dieselbe  in  die  10  oder  15  ersten  Jahre  des  14.  Jahrhunderts 
setzen.  Nach  Beendigung  dieser  Handschnft  erhielt  sich  aber  das  In- 
teresse ftlr  diese  Aufgabe,  und  man  war  darauf  bedacht,  die  Sammlang 
noch  zu  ergänzen ;  es  geschah  dies,  wie  der  Augenschein,  besonders  auch 
das  Inhaltsverzeichnis,  lehrt,  allmählich,  und  die  verschiedenen  Hände, 
welche  in  diesen  Nachträgen,  sowohl  in  den  Texten  als  in  den  Bil- 
dern, sich  unterscheiden  lassen,  weisen  darauf  hin,  dass  eine  grössere 
Reihe  von  Jahren  auf  diese  Ergänzung  des  Liederschatzes  verwendet 
worden  ist.  Andererseits  entsprechen  diese  Nachträge  ganz  dem  ur- 
sprünglichen Plane :  sie  sind  auch  der  urspranglichen  Anlage  der  Hand- 
schrift gemäss  hergestellt  und  an  den  geeigneten  Stellen  eingeschaltet. 
Die  Fürsorge,  welche  wir  hier  für  dies  grosse  Liederkorpus  dauernd 
bethätigt  finden,  erklärt  sich  nun  am  einfachsten  durch  die  Annahme, 
dass  sich  in  der  reichen  Familie,  welche  die  jedenfalls  recht  kostspielige 
Handschrift  auf  Grund  von  mühsam  gesammeltem  Material  hatte  her- 
stellen lassen,  mit  diesem  Kleinod  auch  die  Liebe  zur  Sache  vererbte, 
dass  uns  also  hier  höchst  wahrscheinlich  die  Frucht  eines  Jahrzehnte 
lang  in  einer  Familie  fortgesetzten  Sammeleifers  vorliegt 

Wenn,  wie  wir  gesehen  haben,  die  spätesten  Dichter  dieser  Nach- 
träge noch  bis  in  die  vierziger  Jahre  des  14.  Jahrhunderts  lebten  and 
ihre  dichterische  Thätigkeit  möglicherweise ,  ja  wahrscheinlich  etwas 
früher  fiel,  so  werden  wir  schwerlich  fehlgehen,  wenn  wir  die  Nach- 
träge etwa  in  die  Zeit  von  1315  bis  1330  oder  auch  bis 
1340  setzen.  Weiter  lierabzugehen  verbietet  auch  die  paläographische 
Betrachtung  dieser  Texte.  Wenn  daher  F.  X.  Kraus  S.  13  der  Licht- 
druckausgabe (Strassburg,  Trübner,  1887)  sagt,  dass  „unser  Pariser 
Codex  sicher  vor  1330  seine  Zusammenstellung  nicht  erfuhr^,  so  kann 
diese  Behauptung  höchstens  für  die  Nachträge,  nicht  aber  für  den  Haupt- 
stock als  annähernd  richtig  angesehen  werden. 

Wir  gehen  über  zur  Besprechung  der  Frage:  Wo  ist  dieHand- 
schrift  entstanden  und  mit  welchem  Recht  heisst  sie  Manesse- 
Handschrift? 

Alle  Forscher  sind  darüber  einig,  dass  dieselbe,  wie  die  ältere 
Heidelberger  (Pal.  Germ.  357)  und  die  Konstanzer  (zeitweilig  Wein- 
gartner,  jetzt  Stuttgarter)  Sammlung,  im  südlichen  Schwaben,  etwa  zwischen 
Bodensee,  Zürichsee  und  Oberrhein  ihre  Heimat  hat.  Franz  Pfeiffer  sagt 
in  seiner  Ausgabe  des  Cod.  357  (Stuttg.  1844)  S.  VH:   „An  den  Ufern 


Digiti 


zedby  Google 


Zur  Geschichte  d.  gross.  Heidelberger,  sog.  M&ness.  Liederhaudschrift.  3'^V^ 

des  ^schwäbischen  Meeres',  im  Thurgau,  St.  Gallen  und  in  jenem  trau- 
lichen, versteckten  Winkel,  den  der  jugendliche  Rhein  vor  seiner  Mün- 
dung in  den  Bodensee  bildet,  waren  im  13.  Jahrhundert  nur  wenige 
Bargen  von  einiger  Bedeutung,  die  nicht  in  die  Reihen  deutscher  Sänger 
ihre  Stellvertreter  gesandt  hätten.  ...  Es  giebt  in  ganz  Deutschland 
keinen  Landesstrich,  der  verhältnismässig  so  viele  Dichter  erzeugt 
hat.  .  .  .  Wo  aber  eine  geraume  Zeit  hindurch  eine  so  lebendige 
Liederlust  herrschte,  da  muss  sich  auch  die  Lust,  diese  fröhlichen  Kinder 
des  Augenblicks  zu  sammeln,  schon  frühe  eingefunden  haben  Es  kann 
daher  nicht  auffallen,  wenn  der  Ruhm,  die  drei  ältesten,  wichtigsten 
Liedersammlungen  iiervorgebracht  zu  haben,  dieser  Gegend  zugesprochen 
wird."  —  Soweit  Pfeiffer.  Was  speziell  die  uns  hier  beschäftigende, 
bei  Weitem  umfangreichste  und  prachtvollste  dieser  drei  Sammlungen 
betrifft,  so  genügt  es  hervorzuheben,  dass  die  Schweiz  mehr  als  irgend 
ein  anderes  Land  hier  vertreten  ist:  von  den  Dichtern,  deren  Heimat 
sich  nachweisen  lässt,  gehören  32  diesen  Territorien  an^,  und 
darunter  sind  manche,  deren  Werke  nur  in  diesem  Codex  enthalten  sind, 
wie  z.  B.  der  schon  erwähnte  Züricher  Hadlaub.  Besonders  charak- 
teristisch ist  ferner,  dass  gerade  in  den  Nachträgen  sich  9,  vielleicht 
10  Dichter  finden  (19.  20.  21.  62.  63  64.  76.  93.  94.  120?),  welche 
der  Schweiz  angehören  und  nur  aus  dieser  Handschrift  bekannt  sind. 
Dazu  kommt,  dass  auch  der  Dialekt  der  Handschrift  bestimmt  auf  die 
Schweiz  hinweist  (Bartsch  S.  CLXXXIX). 

Was  ist  nun  von  Bodmer's  Vermutung  zu  halten,  die  Handschrift 
sei  zu  Zürich  in  der  Familie  Manesse  entstanden?  Bodmer  hat  diese 
Hypothese  zuerst  1748  ausgesprochen  und  auf  dem  Titel  seiner  „Proben 
der  alten  schwäbischen  Poesie",  welche  in  jenem  Jahre  erschienen,  dem 
Codex  den  Namen  „Manessische  Sammlung"  beigelegt.  Er  bezog  näm- 
lich die  Stelle  des  Züricher  Dichters  Hadlaub,  welchen  wir  (wie  bereits 
bemerkt  worden  ist)  nur  aus  unserer  Handschrift  kennen,  auf  diesen 
Ck)dex.  Hadlaub  sagt  nun  aber  (v.  d.  Hagen,  Minnesinger  H  S.  280; 
Bartsch  SM.  S.  .296):  Wo  fände  man  zusammen  so  viele  Lieder? 
Man  fände  ihrer  nicht  im  Königreiche  (d.  h.  im  deutschen  Keiche)*"^) 
so  viele,  als  zu  Zürich  in  Büchern  stehen.    Deshalb  kann  man  da  viele 


')  Bartsch,  Schw.  Minnes.  1887  [und  Baechtold,  Geschichte  d.  Lit., 
Anm.  S.  41].  Für  ein  paar  Dichter  ist  dieser  Nachweis  noch  nicht  ganz 
sicher  erbracht. 

')  Bartsch  S.  CLXXXIX  nimmt  hiernach  an,  dass  das  Lied  vor  die 
KaiserkröDung  Heinrichs  VII.  (1309)  fallen  wird. 

We»td.  ZeiUchT.  f.  Gesoh.  u.  Kumt.  VH,     IV.  25 

Digitized  by  VjOOQ IC 


330  K.  Zangemeister 

„Meistersänge^  (kunstreiche  Gresänge)  kennen  lernen.  Der  Manesse  be- 
bemühte sich  danach  eifrig  und  daher  besitzt  er  jetzt  die  Liederbfleher. 
Gegen  seinen  Hof  sollten  die  Sänger  sich  verneigen,  sie  sollten  ihn 
preisen  hier  und  anderswo,  denn  Sang  hat  Stamm  und  Wurzeln  dort 
(in  Zürich),  und  erführe  er,  wo  sonst  noch  gute  Lieder  vorhanden 
wären,  Manesse  würde  sich  eifrigst  bemühen,  sie  zu  erwerben.  —  Sein 
Sohn,  der  Küster,  trieb's  auch  so  (d.  h.  war  auch  darauf  bedacht); 
deshalb  haben  sie  gar  viele  edle  Gesänge  zusammengebracht.  —  Am 
£nde  der  Strophe  heisst  es:  Einen  Gesang,  mit  dem  man  schöner 
Frauen  Lob  mehren  kann,   den  wollten   sie    nicht   untergehen  lassen*). 

Über  die  Familie  Manesse  sind  wir  durch  die  Monographie  von 
Georg  Wyss,  Beiträge  zur  Geschichte  der  Familie  Maness  (Zürich  1850), 
genau  unterichtet  und  es  steht  fest,  dass,  wie  schon  oben  bemerkt  wurde, 
der  hier  genannte  Rüdiger  der  IL  dieses  Namens  ist,  welcher  zuerst 
1252  bezeugt  ist  und  seit  1264  im  Züricher  Rate  vorkommt;  er  starb 
am  5.  September  1304.  Sein  Sohn,  der  Küster,  ist  Johannes,  und 
dieser  war  bereits  am  20.  Mai  1297  gestorben. 

Nun  ist  die  Schlussfolgerung  ohne  Zweifel  unrichtig,  dass  dieser 
Codex  selbst  von  Hadlaub  erwähnt  werde.  Denn  H.  spricht  von  „Lie- 
derbüchern^, überhaupt  einer  ungemein  reichen  Sammlung  von  Liedern, 
keineswegs  aber  von  einer  Handschrift,  in  welcher  diese  Liederbücher 
zusammengeschrieben  gewesen  seien.  Ganz  abzuweisen  ist  natürlich  auch 
die  Annahme,  dass  wir  hier  Hadlaubs  Autograph  besässen:  für  dieselbe  liegt 
kein  Anhaltspunkt  vor  und  gegen  sie  sprechen  „die  kleinen  Auslassungen. 
Versetzungen,  überhaupt  Verstösse  gegen  Versmass,  Sinn  und  Sprache 
und  vielfältige  Schreibfehler«  (v.  d.  Hagen  IV  632;  vgl.  Pfeiffer, 
Weing.  Hs.  S.  XI);  höchstens  liesse  sich  daher  vermuten,  dass  Had- 
laub durch  einen  Schreiber  die  Arbeit  hätte  ausführen  lassen.  Be- 
merkenswert ist  jedenfalls,  dass  Hadlaubs  Werke  nicht  allein  in 
keiner  anderen  Handschrift  enthalten  sind,  sondern  auch  in  dem  von 
der  ältesten  Hand  (A)  geschriebenen  Grundstock  am  Ende  der  Schweizer 
Dichter  stehen  und  Hadlaub  der  einzige  Dichter  ist,  welchen  wir  hier 
durch  ein  Doppelbild    (mit  zwei  Scenen)  ausgezeichnet    sehen  ^).     Jene 


*)  Für  die  Erklärung  dieser  Stelle  hat  mir  Prof.  Braune  seinen  sach- 
kundigen Rat  angedeihen  lassen.  Vgl.  Bartsch  S.  CLXXXIX  [und  Baecbtold 
S.  144]. 

^)  Das  andere  Doppelbild  (f.  219)  bezieht  sich  auf  den  Sängerkriege 
also  nicht  auf  einen  einzelnen  Dichter,  —  wenngleich  es  unter  der  Überschrift 
„Klingesor  von  üngerlant"  steht. 


Digiti 


zedby  Google 


Zur  Geschichte  d.  gross.  Heidelberger,  sog.  Maness.  Liederhaudschrift.  331 

relativ  mangelhafte  Textüberlieferung  wird  aber  meines  Erachtens  niclit 
gegen  einen  solchen  Zusammenhang,  überhaupt  nicht  gegen  die  Ent- 
stehung unserer  Handschrift  in  Zürich  selbst  und  ihre  Herstellung  nach 
dem  Original-Manuskript  oder  einer  diesem  sehr  nahe  stehenden  Ab- 
schrift von  Hadlanbs  Liedern  geltend  gemacht  werden  dürfen.  Denn  es 
ist  eine  feststehende  Thatsache,  dass  die  Hauptverderbnisse  der  Texte  in 
antiker  wie  moderner  Zeit  sehr  häu%  gerade  in  dem  ihrem  Ursprung 
zunächst  liegenden  Zeitraum  entstanden  sind,  in  welchem  man  die  Schriften 
mehr  im  Ganzen  geniesst  als  Einzelheiten  mit  kritischem  Auge  prüft, 
wozu  noch  kommt,  dass  manche  Dichter  sich  um  die  Korrektur  ihrer 
Werke  wenig  gekümmert  haben.  Dies  lehren  z.  B.  noch  die  Ausgaben 
von  Goethe,  Schiller  und  Uhland.  Aus  des  Letzteren  Gedichten  und  zwar 
ans  der  noch  zu  seinen  Lebzeiten  erschienenen  45.  Auflage  weist 
Holland  einige  interessante  Fehler  nach  bei  A.  Merx,  Hiob  (1871) 
S.  LVIII,  welcher  auch  selbst  noch  charakteristische  Belege  bei- 
bringt. 

Dagegen  ist  die  andere  Annahme  keinesw^egs  unwahrschein- 
lich, dass  "auf  Grund  einer  mit  so  grossem  Eifer  Jahre  hindurch  zusam- 
mengebrachten und  einzig  dastehenden  Sammlung  von  Liederbüchern 
ein  solches  zusammenfassendes  Corpus  und  eben  dieser  Codex  hergestellt 
wurde,  und  es  liegt  dann  allerdings  am  nächsten,  die  Initiative  dazu 
diesem  Rüdiger  II.  selbst  zuzuschreiben,  der  jedenfaUs  auch  bei  seinem 
Reichtum  die  sehr  bedeutenden  Kosten  leicht  bestreiten  konnte.  Nach 
seinem  Tode  würde  dann  sein  Sohn  Rüdiger  IV.,  der  einzige,  welcher 
ihn  überlebte,  und,  als  dieser  1309  gestorben  war,  dessen  Söhne  Rü- 
diger V.  (t  1331)  und  Ulrich  I.  (t  1344/45)  und  dessen  Sohn  Rüdiger  VII. 
(seit  1336  im  Rat,  f  1383)  das  Werk  haben  ausführen  können. 

Ort  und  Zeit  stimmen  vortrefflich  zu  dieser  Annahme;  denn  der 
Codex  muss  in  jener  Gegend  geschrieben  sein,  und  dass  seine  Herstel- 
lung dem  Anfang  des  14.  Jahrhunderts  angehört,  beweisen  die  Schrift- 
züge, beweist  ferner  die  Lebenszeit  der  in  dem  Grundstock  des  Codex 
enthaltenen  spätesten  Dichter. 

Dazu  kommt  folgende  Erwägung:  Hadlaub  sagt,  dass  im  (ganzen 
deutschen)  Reiche  sich  keine  zweite  solche  Liedersammlung  fände  als 
in  Zürich  bei  den  Manesse,  und  in  der  That  haben  wir  auch  sonst  nicht 
den  mindesten  Anhalt  dafür,  dass  ein  gleich  reicher  Schatz  von  mittel- 
hochdeutschen Miniiegesängen  irgendwo  existiert  hätte.  Nun  ist  es  eine 
Thatsache,  dass  unser  Codex  an  Grossartigkeit  der  Anlage,  an  Pracht 
der  Ausführung    und    Ausstattung    und    vor  Allem    an    Reichhaltigkeit 

25* 


Digiti 


zedby  Google 


332  K.  Zangemeister. 

des  Inhalts  vollständig  als  ein  Uni  cum  dasteht,  ja  wir  besitzen  auch 
keine  Nachricht  über  eine  verlorene  Hs.,  welche  dieser  gleichgestellt 
werden  könnte.  Hat  da  die  Schlnssfolgemng  „eher  etwas  Unwahrschein- 
liches" (wie  Wyss,  Allg.  Biogr.  unter  „Manesse"  sagt),  dass  uns  hier 
eben  das  Corpus  vorliegt,  welches  aus  jenem  unvergleichlichen  Schatze 
von  Liederbüchern  von  einzelnen,  sowie  Anthologieen  aus  verschiedenen 
Dichtern  zusammengestellt  worden  ist  und  zwar  auf  Veranlassung  des 
Mannes  oder  der  Männer,  deren  Eifer  für  diesen  Zweck  ausdrücklich 
überliefert  ist  und  über  deren  Reichtum  ebenfalls  kein  Zweifel  obwaltet? 
Im  Gegenteil:  dieser  Schlass  darf  Anspruch  auf  grosse  Wahrschein- 
lichkeit erheben^).  —  Schon  Jacob  Grimm  hat  sich  im  Jahre  1817 
in  demselben  Sinne  ausgesprochen  in  seiner  Rezension  von  W.  Maliers 
Blnmenlese  aus  den  Minnesingern  (Berlin  1816),  und  es  scheint  geboten 
die  betreffende  Stelle,  welche  in  den  neueren  Behandlungen  dieser  Frage 
nicht  erwähnt  wird  und  von  mir  selbst  erst  nach  dem  Abschluss  meiner 
Untersuchung  gefunden  worden  ist,  hier  mitzuteilen.  Jac.  Grimm  (Leipz. 
Litt-Zeitung  1817  I  S.  208  =  kl.  Sehr.  VI,  1882,  S.  239  fg.)  spricht 
sich  gegen  Müller,  welcher  „die  bisher  sogenannte  Manessische  Samm- 
lung, d.  h.  die  noch  zu  Paris  aufbewahrte  und  von  Bodmer  herausge- 
gebene Handschrift,  nicht  für  die  wahre  Sammlung  hält^,  folgender- 
massen  aus:  „Rec.  im  Gegenteil  nimmt  gar  keinen  Anstand,  die  Sache 
„bei  der  bisherigen  Meinung  und  Benennung  bleiben  zu  lassen,  welches 
„ihm  folgende  Gründe  höchstwahrscheinlich  machen.  Einmal  das  nn- 
„  verdächtige,  gerade  in  dieser  und  keiner  andern  Handschrift  stehende 
„Zeugnis  Hadloubs  von  der  Manessischen  Liedersammlung;  keine  andere 
„enthält  überhaupt  Lieder  von  Hadloub,  noch  von  so  vielen  Schwei- 
„zern '^).     Endlich   stimmen  die   Schriftzüge  und  sorgfältige  Be- 


•)  Die  kleine  Weiugartener  Handschrift  in  Stuttgart  (B),  welche  nur 
31  Minnesänger  nebst  25  unbedeutendeD  Bilderchen  enthält,  geht  ohne  Zweifel 
auf  dieselbe  Sammlung  von  Liederbüchern  zurück,  und  man  könnte  daher 
vielleicht  auch  diese  Handschrift  nach  Manesse  benennen.  Wenn  aber  diese 
Benennung  seit  längerer  Zeit  ausschliesslich  der  grossen  Heidelberger  Lieder- 
sammlung beigelegt  wird,  so  hat  dies  seine  natürliche  Berechtigung  in  der 
zweifellos  viel  grösseren  Bedeutung  und  Reichhaltigkeit  derselben. 

^  Der  zweite  von  J.  Grimm  angeführte  Grund  ist,  dass  unsere  „Hand- 
schrift, ehe  sie  im  Anfang  des  17.  Jalirh.  der  Kurfürst  zu  Pfalz  erwarb,  von 
dem  freiher liehen,  mit  der  Stadt  Zürch  in  Burgrecht  und  vielfacher  Freund- 
schaft stehenden  Hause  Hohensax  besessen  wurde".  Grimm  konnte  damals  noch 
nicht  wissen,  dass  diese  Hs.  kein  Familienerbstück  derer  von  Hohensax  gewesen 
ist.    S.  S.  340  u.  355.    ~   Ebenso  ist  das  weiterhin  von  Grimm  geltend  gc- 


Digiti 


zedby  Google 


Zur  Gescliichte  A.  gross.  Heidelberger,  sog.  Maness.  Liederhandschrift.  3B3 

„handlung  des  Buchs  vollkommen  zu  der  Zeit  der  beiden  Manessen  und 
„dem  Eifer,  den  sie  darauf  verwendet  hatten.  Oder  man  müsste  au- 
fnehmen, dass  in  der  Schweiz,  vielmehr  in  dem  blossen  Zürcherischen, 
„zwei  vollständige,  kostspielige  Minneliedersammlungen  gleichzeitig  ge- 
M macht  worden  wären;  ja  dass  gerade  die  berühmtere  darunter,  die 
„sogar  in  der  andern  den  Namen  ihrer  Urheber  verewigt  gesehen  hätte, 
„selbst  zu  Grunde  gegangen  wäre,  und  das  in  einer  Stadt,  wo  Häus- 
,lichkeit  und  Ordnung  herrschten.  Jiauter  sehr  unvermutliche  und  un- 
„nötige  Annahmen.'' 

Es  erübrigt  hier  noch  eines  Einwandes  von  F.  X.  Kraus  zu  ge- 
denken. Dieser  Gelehrte  hält  die  Zurückführung  der  Handschrift  auf 
die  Manesse  nicht  allein  für  unwahrscheinlich,  sondern  geradezu  für  un- 
möglich. Seine  Worte  lauten  (S.  13  der  Lichtdruckausgabe  vom  Jahre 
1887):  „Der  Umstand,  dass  der  jüngere  Manesse  [Johannes]  zur  Zeit, 
„wo  Hadlaub  sang  und  das  'Liederbuch'  bereits  'gewonnen  war',  noch 
„lebte  (bis  1297),  unser  Pariser  Codex  aber  sicher  vor  1330  seine 
„Zusammenstellung  nicht  erfuhr,  macht  in  meinen  Augen  Bodmers 
„Hypothese  geradezu  unmöglich".  —  Gegenüber  dieser  Auseinander- 
setzung ist  zunächst  an  das  oben  S.  328  Bemerkte  zu  erinnern,  wonach 
sich  die  Jahreszahl  1330  höchstens  auf  den  letzten  Abschluss  des  Codex 
nach  Einfügung  der  spätesten  Nachträge  beziehen  kann,  jedoch  eine  so 
bestimmte  Ansetzung  dieses  Abschlusses  auf  die  Zeit  von  1330  an  nicht 
möglich  ist.  Völlig  unberechtigt  aber  ist  es,  auch  den  Grundstock  des 
Codex  erst  der  Zeit  nach  1330  zuzuweisen.  —  Hiervon  aber  abge- 
sehen ist  die  Schlussfolgerung  aus  dem  Grunde  unhaltbar,  weil  sie 
auf  unrichtiger  Erklärung  von  Hadlaubs  Worten  beruht.  Der  Züricher 
Dichter  sagt'  nämlich  dm  liederbuock,  dies  heisst  aber  „die  Lieder- 
bücher" und  nicht,  wie  Wyss  S.  7  übersetzt  und  Kraus^)  an  mehreren 
Stellen  auf  S.  13  angiebt,  „das  Liederbuch".  Es  lag  also  eine  Samm- 
lung von  Liederbüchern  vor:  aus  einer  solchen  aber  ist  ohne  Zweifel 
unser  Codex  dann  zusammengestellt  worden.  —  Ferner  lebte  der  jüngere 


machte  Argument  nicht  stichhaltig:  der  Zürcher  Geschichtschreiber  J.  Stumpf 
sei  der  erste,  der  in  seinem  1548  erschienenen  Buch  derselben  Handschrift 
erwähnte.  Wie  wir  S.  352  sehen  werden,  steht  die  betreffende  Stelle  zuerst 
in  der  von  Waser  und  Widler  besorgten  3.  Aasgabe  der  Stumpfschen  Chronik, 
welche  1603  erschien. 

«)  Ihm  folgt  hierin  Springer,  Eepertor.  für  Konstwiss.  XI  (1888)  S.  329, 
indem  er  sagt:  „Dass  die  Handschrift  nicht  mit  dem  Liederbuche  des 
Herrn  Rüdiger  von  Manesse  in  Zürich  identisch  sei,  wird  gegenwärtig  allge* 
mein  anerkannt.^  c 


Digiti 


zedby  Google 


334  ^-  Zangemeister 

Manesse  (Johannes)  zur  Zeit  als  Hadlaub  dieses  sang,  nicht  mehr. 
Denn  bei  Hadlaub  steht:  treü)s  (=  treibz)  d.  h.  nicht  „treibt's**,  son- 
dern „trieb's",  wie  z.  B.  schon  Hagen  MS.  IV  627  und  bei  Mathieu 
S.  VI  es  richtig  erklärt  hat.  Auch  zu  diesem  Missverständnis  ist  Kraus 
offenbar  durch  Wyss  verführt  worden,  welcher  S.  7  jenes  Wort  mit 
dem  Praesens  „nimmt  wahr"  übei-setzt.  —  Damit  verliert  aber  die  ganze 
Argumentation  ihren  Boden. 

Derselbe  Gelehrte  stellt  jedoch  zugleich  noch  seinerseits  eine  Hypo- 
these über  die  Heimat  des  Codex  auf,  welche,  wenn  sie  richtig  wäre, 
unser  Baden  mit  besonderer  Genugthuung  erfüllen  müsste.  Er  vermatet 
nämlich,  dass  die  Handschrift  in  Konstanz  entstanden  sei.  Am  Ende 
seiner  Auseinandersetzung  verwahrt  er  sich  zwar  „gegen  die  Unterstel- 
lung, als  glaubte  er  damit  den  Konstanzer  Ursprung  der  Liederhand- 
schrift erwiesen  zu  haben"  ;  er  schliesst  jedoch  mit  den  Worten:  „Immer- 
hin aber  dürfte ^das  Beigebrachte  genügen,  um  die  Ansprüche  der  alten 
'Constantia'  und  des  'schwäbischen  Meeres'  an  die  Herstellung  unserer 
Liederhandschrift  über  diejenigen  Zürichs  und  der  Manesse  zu  stellen^. 
Diese  Hypothese  entbehrt  aber,  wie  sich  ergeben  wird,  jeder  sicheren 
Grundlage.  Auf  Konstanz  weist  nach  Kraus  zunächst  hin,  dass  „die 
Geschlechter,  aus  denen  Dichter  erwähnt  werden,  ebenso,  ja  mehr  noch 
die  Gegend  des  Bodensees  und  Höhgaus  als  Zürich  angehen  **.  Diese 
Behauptung  ist  aber  von  K.  nicht  durch  namentliche  Aufführung  der  be- 
treffenden Geschlechter  erwiesen,  was  um  so  mehr  erforderlich  gewesen 
wäre,  als  bekanntlich  die  Herkunft  mancher  Dichter  noch  bestritten  ist. 
Nach  meiner  Zusammenstellung  ist  es  obendrein  sehr  fraglich,  ob  die  Yer- 
gleichung  zu  Ungunsten  Zürich's  ausfallen  würde.  Selbst  wenn  aber  das 
Gegenteil  der  Fall  wäre,  führt  wohl  die  in  solcher  Weise  aufgestellte  These 
zu  einem  unrichtigen  Resultat.  Mit  Zürich  wäre  nicht  der  Bodensee  und 
Höhgau,  sondern  Konstanz  zu  vergleichen:  aus  Konstanz  stammt  aber 
kein  einziges  dieser  Dichtergeschlechter.  Oder  es  wäi*e  dem  Bodensee 
nebst  Höhgau  das  ganze  nach  Zürich  gravitierende  Gebiet  gegenüberzu- 
stellen: aber  auch  in  diesem  Falle  würde  die  von  Kraus  behauptete 
Thatsache  sich  als  unzutreffend  erweisen;  und  im  günstigsten  Falle 
weist  dieselbe  ja  nicht  speziell  auf  Konstanz  selbst  hin.  —  Das  weitere 
Argument,  welches  K.  anführt,  die  stilistische  Übereinstimmung  der 
Miniaturen  von  C  mit  Kunstwerken  in  Konstanz,  bezeichnet  der  Verf. 
selbst  als  „kein  entscheidendes".  Auch  Springer,  Repertor.  für  Kunst- 
wissenschaft XI  S.  329  spricht  sich  gegen  dasselbe  aus.  —  Der  einzige 
bestimmt    auf  Konstanz  hinweisende   Anhaltspunkt,    welchen  Kraus  an- 


Digiti 


zedby  Google 


Zur  Geschichte  d.  gross.  Heidelberger,  sog.  Manese.  Liederhandschrift.  335 

fahrt,  ist  ein  Zeugnis  über  Heinrich  von  Klingenberg,  Bischof  von  Kon- 
stanz, 1293 — 1306,  von  welchem  oben  S.  326  bereits  die  Rede  war. 
Kraus  sucht  diesem  Mann  die  Urheberschaft  zuzuschreiben,  übrigens  ohne 
sich  darüber  auszusprechen,  ob  er  diese  auf  unsern  Codex  oder  nur  auf 
die  Liedersammlung  bezieht,  aus  welcher  der  Codex  zusammengestellt  ist. 
Durch  erstere  Annahme  würde  Kraus  mit  sich  selbst  in  Widerspruch 
kommen,  da  nach  ihm  der  Codex  „sicher  vor  1330  seine  Zusammen- 
stellung nicht  erfuhr"  (S.  13),  Klingenberg  aber  schon  1306  starb. 
Aber  auch,  wenn  wir  die  Entstehung  des  Codex  früher  ansetzen  (s.  S.  328), 
und  selbst,  wenn  wir  die  Urheberschaft  des  Kl.  nur  auf  die  ursprüng- 
liche Liedersammlung  erstrecken,  so  ergiebt  sich  die  Hypothese  von 
Kraus  als  völlig  unsicher,  denn  die  ganze  Bezugnahme  auf  den 
Klingenberger  entbehrt  jedes  sicheren  Anhalts.  Dass  Heinrich  von 
Klingenberg  ein  feingebildeter  Mann,  Geschichtschreiber  und  nach  Had- 
laub's  (2,  87),  sowie  Eisengrein's  Zeugnis  auch  Dichter  war,  ist  bekannt^). 
Die  einzigen  neuen  Citate,  welche  Kraus  für  seine  Ansicht  beibringt, 
sind  die  folgenden  zwei: 

1)  Merck,  Chronik  des  Bisthums  Konstanz,  1627  S.  186,  wo  es 
heisst,  dieser  Bischof  habe  „ein  besondere  lust  unnd  naigung  gehabt; 
„sich  in  Historiis  unnd  alten  Geschichten  zu  ergötzen,  unnd  Kurtzweil 
„zu  suchen^.  Aber  dieses  Zeugnis  enthält  nichts,  was  nicht  schon  an- 
derweitig bekannt  wäre,  und  obendrein  gar  keine  Andeutung  einer  solchen 
Liedersammlung.  Dazu  kommt,  dass  ein  solches  Büchlein  aus  dem  Jahre 
1627  überhaupt  nicht  als  eine  Quelle  für  jene  Zeit  (um  1300)  be- 
nutzt werden  darf. 

2)  Josua  Eiselein,  Geschichte  und  Beschreibung  der  Stadt 
Konstanz  (Konst.  1851)  S.  235.  Ich  habe  das  Buch,  eine  populäre, 
oberflächliche  Arbeit,  eingesehen;  die  betreffende  Stelle  steht  S.  236 
(nicht  235)  in  einer  Übersicht  der  Geschichte  der  Konstanzer  Bischöfe 
und  lautet  also:  „1293.  Heinrich  der  H.,  Freiherr  von  Klingenberg, 
^Sohn  des  Ritters  Uodalrich  v.  Klingenberg  und  der  Erentrude 
„von  Castel,  Abt  in  der  Reicbenau,  Kanzler  des  Kaisers  Ruodolf 
„und  Adalbrecht,  Bischof  von  Freisingen.  Er  schreibt  eine  Geschichte 
„des  Hauses  Habsburg,  sammelt  vor  Maness  die  Gesänge  der 
„deutschen  Dichter;  restauriert  die  Kirche  sanct  Laurenz  in 
„Konstanz"  u.  s.  w.  —  Nun  giebt  aber  Eiselein  diese,  hier  gesperrt 
gedruckte   Behauptung    ohne   jeden  Beleg   und  Kraus  hat   diese  Lücke 


V.  d.  Hagen  MS.  IV  625  u.  Neugart,  ep.  Const.  U  (1862)  478  ff.  u.  498. 

tizedby  Google 


Digitiz 


336  ^-  2angemei8tci' 

auch  Dicht  etwa  ergänzt.  Es  ist  danach  durchaus  unberechtigt,  eine 
solche  Angabe  eines  modernen  Buches,  welches  auf  Wissenschaftlich- 
keit kaum  Anspruch  erheben  kann,  als  Zeugnis  zu  verwerten.  — 
Ob  es  gelingt,  die  Genesis  dieser  Notiz  nachzuweisen  oder  nicht,  ist 
zwar  gleichgültig;  es  möge  aber  doch  in  dieser  Beziehung  auf  Folgendes 
hingewiesen  werden.  Es  lässt  sich  nämlich  vermuten,  dass  Eiselein's 
Angabe  auf  den  folgenden  Annahmen  Lassberg's  u.  A.  beruht,  nämlich 
1)  der  letzte  Dichter  der  Manessischen  Sammlung  ^Der  Kanzler*  sei 
identisch  mit  diesem  Freiherm  von  Klingenberg,  früherem  Kanzler  Ru- 
dolfs won  Habsburg,  und  2)  derselbe  habe  die  sog.  Manessische  Samm- 
lung veranstaltet.  Beide,  längst  aufgegebene,  Vermtitungen  beruhen  aber 
lediglich  auf  Verwechselung  und  Missverständnis,  wie  bereits  von  der 
Hagen  MS.  IV  701  und  808,  sowie  bei  Mathieu  (1852)  S.  VII  gezeigt 
hat.  Jener  Dichter  „Der  Kanzler^  war  vielmehr  ein  Bürgerlicher,  wie 
sich  aus  seinen  eigenen  Gedichten  ergiebt  (vgl.  Bartsch.  Liederdichter 
2.  A.  1879  S.  LXVII).  Obiger  Vermutung  liegt  nach  v.  d.  Hagen 
(zu  Mathieu  S.  VII;  vgl.  MS.  IV  883)  vielleicht  noch  zu  Grande  eine 
Verwechselung  mit  dem  in  der  Zimmernschen  Chronik^®)  erwähnten 
„Herrn  Hainrich",  Sekretär  des  Bischofs  Nikolaus  von  Konstanz  **),  wel- 
cher danach  „gleichfalls  mit  den  deutschen  Liedern  und  gerüempten  **) 
Gedichten  umbgangen"  ist.  Es  bedarf  übrigens  kaum  der  Erwähnung,  dass 
aus  diesen  Worten  nicht  auf  die  Anlage  einer  Sammlung  geschlossen 
werden  darf.  —  Die  von  Eiselein  noch  beigefügte  Behauptung,  „vor  Ma- 
tt esse"  habe  Klingenberg  Lieder  gesammelt,  ist  ebenfalls  unbewiesen 
und  unbeweisbar  '^),  sie  beruht  offenbar  nur  auf  eigener  Erfindung,  zu 
der  Eiselein  vielleicht  auch  durch  jene  unrichtige  Identifizierung  ver- 
anlasst wurde;  denn  Kanzler  Rudolfs  von  Habsburg  (f  1291)  war 
Klingenberg  in  früherer  Zeit  gewesen.  Kraus  lässt  beim  Anführen  der 
Eiseleinschen  Stelle  diese  Worte  („vor  Manesse*)  stillschweigend  weg. 
Und  allerdings  waren  sie  für  seine  Hypothese  gänzlich  unbrauchbar,  da 
ja  Kraus  den  Konstanzer  Ursprung  der  Sammlung  nachweisen  wollte.  — 
Diese  Notiz  Eiselein 's  i^t  nun  aber  durchaus  das  einzige  Zeugnis,  wel- 
ches Kraus  für  den  Klingenberger  als  Urheber  einer,  bezw.  dieser  Lie- 
dersammlung anführt.    Seine  Hypothese  entbehrt  mithin  jeder  Grundlage. 


»0)  hgg.  von  Barack,  2.  A.,  II  S.  194. 

")  Nicolaus  I,  1333—1344. 

^*)  d.  h.  gereimten. 

>»)  Jacob  Grimm  schrieb  schon  im  J.  1817  (kl.  Sehr.  VI  239):  „Ob 
eine  umfassende  Sammlung  vor  der  Manessischen  versucht  worden  sei,  darüber 
gehen  uns  Zeugnisse  ab."    Und  so  steht  es  damit  noch  heute. 


Digiti 


zedby  Google 


Zur  Geschichte  d.  gross.  Heidelberger,  sog.  Maness.  Liederhandechrift.  337 

Eher  Hesse  sich  vermuten,  dass  der  Stuttgarter  Codex  in  Kon- 
stanz oder  auf  Veranlassung  eines  Konstanzer  hergestellt  wäre.  Diese 
Handschrift  war  vor  1613  nachweislich  in  Konstanz;  sie  basiert  auf 
denselben  Sammlungen  wie  die  Manessische;  das  Einzige  aber,  was  sie 
allein  enthält,  ist  die  (von  anderer  Hand  wenig  später  angefügte)  Minne- 
lehre des  Heinzelin  von  Konstanz.  Mag  dieser  Heinzelin  nun  der 
Züricher  Adelsfamilie  „von  Konstanz"  angehört  haben  oder  nicht  (s^ 
Pfeiffer  in  der  Vorrede  zu  seiner  Ausgabe,  L.  1852),  in  jedem  Falle 
wäre  es  leicht  begreiflich,  dass  der  Konstanzer  Besitzer  der  Handschrift 
sich  für  jenen  Dichter,  welcher  den  Namen  dieser  Stadt  trägt,  inter- 
essierte und  dessen  Werk  nachträglich  einfügen  Hess.  Es  liegt  mir  fern, 
diese  Vermutung  weiter  zu  verfolgen  oder  an  derselben  festhalten  zu 
wollen,  —  unwahrscheinlicher  als  jene  andere  ist  sie  gewiss  nicht. 

Fassen  wir  kurz  die  Ergebnisse  der  vorstehenden  Erörterung  zu- 
sammen : 

1)  für  Konstanz  als  Heimat  unserer  grossen  Liederhandschrift  liegt 
nicht  der  mindeste  Anhalt  vor; 

2)  dassHadlaub  diesen  Codex  erwähne,  beruht  auf  Missverständnis ; 

3)  es  ist  allerdings  nicht  überliefert  und  nicht  sicher  erwiesen, 
dass  dieser  Codex  auf  dem  durch  die  Manesse  gesammelten  Material 
beruht  oder  auf  Veranlassung  der  Manesse  geschrieben  und  gemalt  ist. 
Diese  Annahme  ist  aber  sehr  wahrscheinlich.  Denn  es  stimmen  zu 
derselben  Zeit  und  Ort  sehr  wohl,  ferner  das  Interesse  der  Manesse  für 
solchen  Zweck  und  ihr  Reichtum.  Die  Reichhaltigkeit  der  Manessischen 
Sammlung  von  Liedern,  bezw.  Liederbüchern  wird  ausdrücklich  als  einzig 
dastehend  von  einem  Zeitgenossen  bezeugt,  und  andererseits  ist  die  in 
unserem  Codex  niedergelegte  Sammlung  nicht  allein  jetzt  ein  Unicum, 
sondern  sie  war  dies,  soviel  wir  wissen,  auch  ehedem.  [Vorstehendes 
war  bereits  geschrieben,  als  mir  J.  Baechtold 's  Auseinandersetzung  in 
seiner  „Geschichte  der  Deutschen  Litteratur  in  der  Schweiz",  Heft  2 
(Frauenfeld  1887)  bekannt  wurde.  Es  hat  mich  gefreut,  bei  diesem 
Forscher  dieselbe  Ansicht  vertreten  zu  finden.  B.  sagt  S.  146:  ^Immer- 
hin ist  der  Widerstand  gegen  die  Benennung  "Manessesclie  Handschrift' 
ein  übertrieben  hartnäckiger.  Erwiesen  ist  ihre  schweizerische  Herkunft, 
wahrscheinlich  ist,  dass  sie  sich  im  sechszehnten  Jahrhundert  in  Zürich 
befand  ^^).     Wo   anders   in   der  Ostschweiz  hätte  damals  ein   derartiges 


'*)  Für  diese  Annahme  aber  gewährt  die  Uberliefenrng,  wie  wir  sehen 
werden,  nicht  den  mindesten  Anhalt. 


Digiti 


zedby  Google 


j)38  K.  2angcraeistci* 

Werk  überhaupt  seinen  Ursprung  nehmen  können?  Was  liegt  somit 
naher,  als  die  Annahme,  dass  der  Codex  aus  jenen  Manesseschen  Lie- 
derbüchern hervorgegangen  ist?  Ware  nur  jede  Hypothese  in  der 
Litteraturgeschichte  in  einem  so  hohen  Grade  der  Gewissheit 
nahe  gebracht!"] 


Ich  gehe  über  zur  Besprechung  der  Schicksale  des  Codex  in 
der  späteren  Zeit.  Über  drittehalbhundert  Jahre  vergehen  seit  der  Her- 
stellung der  Handschrift,  ehe  wir  von  ihrer  Existenz  erfahren.  Sie 
taucht  zum  ersten  Male  auf  nach  dem  im  Jahre  1596  erfolgten  Tode 
des  Freiherrn  Johann  Philipp  von  Hohensax  auf  Forst^ck  ^^)  und 
findet  sich  in  dessen  Nachlass  vor.  Die  Lebensgeschichte  dieses  Mannes, 
welcher  für  uns  wegen  der  Handschrift  und  seiner  Beziehungen  zum 
Heidelberger  Hofe  von  besonderem  Interesse  ist,  hat  Heinr.  Zeller- 
Werdmüller  im  Jahrbuch  für  Schweizerische  Geschichte,  Bd.  III  (Zürich 
1878)  S.  51  ff.  auf  Grund  von  Quellenforschungen  geschildert.  Aus 
dieser  vortrefflichen  Arbeit  hebe  ich  hier  das  Wesentliche  aus. 

Geboren  wurde  Johann  Philipp  Freiherr  von  Hohensax,  Herr  zu 
Sax  und  Forstegk  am  1.  April  1550  auf  der  vaterlichen  Burg  Forstegk. 
Zum  kurpf^lzischen  Hofe  trat  er  schon  im  Jahre  1567  in  Beziehung, 
in  welchem  der  damals  in  Genf  weilende  Pfalzgraf  Christoph,  Sohn  des 
Kurfürsten  Friedrich  III  (1559 — 1576),  ihn  in  sein  Gefolge  aufnahm. 
Im  folgenden  Jahre  begleitete  der  junge  Freiherr  den  Pfalzgi*afen  nach 
Heidelberg  und  blieb  dort  längere  Zeit  am  Hofe.  Dann  bezog  er, 
um  sich  ungestörter  seinen  Studien  widmen  zu  können,  eine  Privatwoh- 
nung und  zwar  bei  dem  berühmten  Arzt  Thomas  Erast  (eigentlich  Liebler), 
ebenfalls  einem  Schweizer.  Er  hörte  Vorlesungen  an  der  Universität, 
immatrikuliert  wurde  er  aber  (wie  ich  Zeller's  Bericht  nachtragen 
kann)  erst  am  2.  Januar  1570,  denn  unter  diesem  Datum  wird  er  in 
unserer  Matrikel  (bei  Töpke  II  S.  54  Nr.  8)  aufgeführt  mit  den  Worten: 
„Johannes  Philippus  baro  ab  Hohen  Sax."  Im  Herbst  1571  verliess  er 
Heidelberg   und    reiste   gegen  Ende  des  Jahres,   mit  Empfehlungen  des 


*'>)  Die  Burg  Forsteck  (Forstegk)  liegt  am  1.  Rheinufer  bei  Saletz  [jetzt 
Eisenbahnstation  zwischen  Rorächach  und  Sargans] ,  südwestlich  davon  das 
Dorf  Sax  und  westlich  über  diesem  auf  der  Höhe  die  Ruine  Hohensax.  — 
Die  Herrschaft  Forsteck  war  reichsfrei,  der  Freiherr  nur  durch  Burgrecht 
mir  Zürich  der  Eidgenossenschaft  verwandt  (Zeller  S.  53  u.  93;  vgl  Henne 
in  dem  Werke:  Die  Schweiz  in  ihren  Ritterburgen  von  G,  Schwab  u.  J.  Dalp 
I  [Chur  1828]  S.  143). 


Digiti 


zedby  Google 


Zur  Gescliichte  d.  gross.  Heidelberger,  sog.  Mauess.  Liederhandschrift  3.49 

Kurfürsten  ausgestattet,  nach  Paris,  um  dort  seine  llniversitätsstudien 
fortzusetzen,  zugleich  aber  auch,  um  woraögJich  einen  Hof-  oder  Kriegs- 
dienst zu  erlangen.  Hohensax  war  Reformierter;  er  trat  dort  u.  A. 
mit  Coiigny  und  dem  jungen  Heinrich  von  Navarra  in  Verbindung. 
In  der  Bartholomäusnacht  (24.  August  1573)  entging  er  „auf  wunder- 
bare Weise"  dem  Tode,  die  näheren  Umstände  der  Rettung  giebt  aber, 
wie  Zeller-W.  bezeugt,  keine  Quelle  an^®). 

Noch  in  demselben  Jahre  (1573)  reiste  H.,  wieder  vom  Kurfürsten 
empfohlen,  nach  England  an  den  Hof  der  Elisabeth.  1574  erwarb  er 
in  Oxford  den  Titel  eines  Magister  artinm.  —  Am  13.  September  des- 
selben Jahres  linden  wir  ihn  wieder  in  Heidelberg.  Hier  wurde  er 
von  Friedrich  HI.  zum  Eintritt  in  den  pfälzischen  Staatsdienst  bewogen 
und  zum  pfälzischen  Rat  ernannt.  Nach  kurzer  Abwesenheit,  von  Hei- 
delberg (seit  Ende  1574)  kehrte  er  im  Frühjahr  1575  dahin  zurück  und 
trat  seine  Stelle  als  Pfalzrat  an.  Das  Vertrauen,  welches  Friedrich  HI. 
ihm  schenkte,  kam  z.  B.  dadurch  zum  Ausdruck,  dass  der  Freilierr 
1576  als  Vertreter  des  Kurfürsten  an  den  Regensburger  Reichstag  ab- 
gesandt wurde.  Nach  dem  Tode  Maximilians  II.  (am  12.  Okt.  1576) 
reiste  er  nach  Heidelberg  zurück,  fand  doit  aber  Friedrich  III.  tot- 
krank.    Sein  hoher  Gönner  verschied  bereits  am  26.  Oktober. 

Dessen -Nachfolger  Ludwig  VI.  (1576—1583)  war  strenger  I^uthe- 
raner.  Dieser  Umstand  veranlasste  den  Freiherrn,  seine  Stellung  auf- 
zugeben. Von  da  an  bis  1587  hielt  er  sich  in  den  Niederlanden  auf 
und  zeichnete  sich  bei  verschiedenen  Kommandos  im  Dienste  Oraniens 
gegen  Spanien  als  Kriegsmann  aus.  In  diesem  Jahre  (1587)  vermählte 
er  sich  mit  Adriana  Francisca,  Fräulein  von  Brederode  u.  s.  w.,  einer 
Dame  aus  einer  der  ältesten  Adelsfamilien  Hollands.  1588  reiste 
Hohensax  nach  Heidelberg  zurück  und  besuchte  Johann  Casimir,  welcher 
als  Vormund  von  Friedrich  IV.  Administrator  der  Pfalz  war  (1583 — 1592) 
und  der  reformierten  Konfession  anhing.  Bei  diesem  Fürsten  trat  Johann 
Philipp  wieder  in  den  Dienst :  er  erhielt  den  Titel  eines  Rates  und  wurde 
als  Vogt  (Fauth)  und  Oberamtmann  von  Mosbach  angestellt.  Hier 
in  Mosbach  finden  wir  nun  den  Freiherrn  mit  kurzen  Unterbrechungen 
von  1590 — 1593.  Neben  seinen  amtlichen  Arbeiten  beschäftigte  er 
sich  „sehr  eifrig  mit  wissenschaftlichen  Studien,  die  er  auch  im  Kriegs- 
getümmel in  Holland  so  weit  als  möglich  betrieben  hatte '^.    Die  folgende 


")  Naef,   St.  Gallen,   1867   S.  108  sagt,   dass  H.  dem  Blutbad  jener 
Xacht  „nur  durch  besondere  Verwendung  König  Karls  IX.  entronnen  ist." 


Digiti 


zedby  Google 


;-)4()  1^.  i^angemeistei' 

Stelle  der  urkundlichen  Darstellung  Zeller-Werdmüllers  (S.  79  fg.)  ist 
für  unsern  Zweck  von  ganz  besonderem  Interesse  und  verdient  hier 
vollständig  mitgeteilt  zu  werden,  zumal  das  Jahrbuch  vielen  Lesern  der 
Westd.  Zeitschr.  nicht  zugänglich  sein  dürfte.  „Er  verkehrte  geläufig 
„in  deutscher,  lateinischer  und  französischer  Sprache  mit  in-  und  aus- 
„ ländischen  Gelehrten  über  profane  und  heilige  Geschichte  und  Litteratur 
„und  suchte  sich  nun  neuerdings  eine  Büchersammlung  zusammenzu- 
„stellen,  nachdem  er  eine  reiche  in  Holland  mit  einem  Aufwand  von 
„über  fl.  2000  angelegte  Bibliothek  auf  dem  Heimweg  auf  räuberische 
„Weise  verloren.  Laut  neuerer  Angabe,  deren  Richtigkeit  ich  nicht 
„konstatieren  konnte,  soll  er  schon  1590  gegenüber  befreundeten  Ge- 
„lehrten  darauf  hingewiesen  haben,  es  sei  notwendig,  die  deutsche 
„Sprache  grammatikalisch  in  ganz  gleicher  Weise  zu  behandeln,  wie  das 
„Lateinische  und  Griechische.  Wir  lassen  dies  dahingestellt;  —  jeden- 
„ falls  zeugt  für  sein  Interesse  auch  für  deutsche  Vorzeit  der  Umstand, 
„dass  seine  Bibliothek  die  berühmte  Miunesängerhandschrift,  den  später 
„sogenannten  Codex  M anesse,  enthielt.  Es  wird  vielfach  angenommen, 
„der  Freiherr  habe  den  Codex  als  ein  altes  Familienerbstück  besessen. 
„Diess  ist  indessen  sehr  fraglich ;  denn  im  Jahre  1575  [vielmehr  1574] 
„er wieder te  er  auf  eine  Anfrage  von  Josias  Simmler  [oder  Simler]  in  Be- 
„treff  derer  von  Hohensax'^),  dass  die  Familienpapiere  und  Dokumente 
„zum  grössten  Teile  von  Luitfried  Mötteli,  Vormund  der  Kinder  von 
„Hohensax  und  Pfandherr  von  Forstegk,  nach  Mitte  des  15.  Jahr- 
„hunderts  entfremdet  und  beseitigt  worden.  Johann  Philipp  kannte  nur 
„die  Stammfolge  von  1390  an,  sowie  einige  frühere  Namen  aus  Rüxner's 
„Turnierbuch,  die  er  Simmler  mitteilt.  Wäre  ihm  der  Codex  damals 
^ schon  bekannt  gewesen,  sicher  würde  er  nicht  ermangelt  haben,  von 
„den  in  der  Sammlung  eingereihten  zwei  Minnesängern,  Albrecht  und 
„Bruder  Eberhard  von  Sax,  dem  befreundeten  Gelehrten  Kenntnis  zu 
„geben.  Auf  welche  Weise  und  wo  er  das  Manuskript  erworben,  wird 
.jkaum  mehr  zu  ermitteln  sein.  Kurfürst  Friedrich  IV.,  Marquard 
„Freher  und  andere  Gelehrte  haben  dasselbe  erst  durch  ihn  in  Mosbach 
„oder  Heidelberg  kennen  gelernt;  daher  glaubten  sie  später  nicht  an 
„das  Mährchen  Schobinger's  vom  Untergang  der  Handschrift  beim  Brande 
„Forstegk 's,  wobei  in  Wirklichkeit  z.  B.  das  Landbuch  der  HeiTschaft 
„zerstört  wurde"  '*). 

")  Seine  zwei  Schreiben  vom  18.  Nov.  und  30.  Dec.  1574  sind  abge- 
druckt bei  Zeller-Werdin.  S.  110  und  112,  Beilage  VI  und  VII. 

^'^)  Jener  Brand  hatte  im  J.  1586  stattgefunden;  s.  Tbomanus  im  Mu- 
seum Helv.  part.  18  (Turici  1751)  p.  287    und  Henne   in  Schwab  und  Dalp, 


Digiti 


zedby  Google 


Zur  Geschichte  d.  gross.  Heidelberger,  sog.  Maness.  Liederhandschrift.  341 

Im  Jahre  1592  wurde  Johann  Philipp  alleiniger  Besitzer  von 
Forstegk.  Nach  längerer  Abwesenheit  kehrte  er  Mai  1593  in  die  Pfalz 
zurück;  die  Oberaufsicht  über  seine  Besitzungen  und  die  Verwaltung 
seiner  Grelder  übertrug  er  dem  Dr.  iuris  Bartholomäus  Schobinger 
in  St.  Gallen,  von  dem  noch  öfter  die  Rede  sein  wird.  Aber  noch  in 
demselben  Jahre  entschloss  er  sich,  seine  Güter  selbst  zu  verwalten,  und 
legte  daher  seine  Stellung  im  Dienste  des  Kurfürsten  Friedrichs  IV. 
(1592—1610)  nieder.  1594  zog  er  auf  dem  (nach  Goldast  AI.  scr.  I 
p.  221  noch  nicht  wieder  restaurierten)  Schlosse  Forstegk  ein,  von  Scho- 
binger und  seinen  Unterthanen  festlich  empfangen.  —  Von  einer  schweren 
Krankheit,  an  welcher  er  im  März  1595  litt,  glücklich  genesen,  legte 
er  in  einem  ausführlichen  Testament  seinen  letzten  Willen  nieder.  Zeller- 
Werdmüller  (s.  S.  88)  hat  dasselbe  nicht  abgedruckt,  mir  jedoch  auf 
Anfrage  gütigst  mitgeteilt,  dass  sich  in  ihm  in  Bezug  auf  den  Manesse- 
Codex  nichts  findet.  —  Schon  im  nächsten  Jahre  aber  wurde  dem  thä- 
tigen  Leben  des  Freiherm  ein  jähes  Ende  bereitet.  Im  April  1596 
•  kehrte  plötzlich  sein  katholischer,  verschollen  gewesener,  Stiefbruder 
Jobann  Albrecht  aus  Spanien  zurück  und  beanspruchte  als  der  älteste 
des  Geschlechtes  die  Regierung.  Während  des  Maiengerichtes  in  Saletz 
am  4.  Mai  machte  dessen  Sohn  Ulrich  Georg  einen  meuchelmör- 
derischen Anfall  auf  seinen  Onkel ;  schon  am  7.  Mai  erlag  Johann  Philipp 
seinen  Wunden.  Der  Mörder  floh  und  er  soll  1601  wegen  neuer 
Schandthaten  in  Wien  enthauptet  worden  sein  ***) ;  sein  Vater  und  seine 
Mutter  sind  wenige  Jahre  darauf  verdorben  und  verstorben. 

Nach  dem  Wunsche  des  Ermordeten  bestellte  der  Rat  von  Zürich 
eine  Vormundschaftsbehörde;  dieser  gehörten  an  als  Vormünder:  Hein- 
rich Bräm,  Pannerherr,  und  Junker  Jost  von  Bonstetten,  als  Bei- 
stände: Wolfgang  Wambolt  von  Umbstatt  und  Dr.  Bartholomäus 
Schobinger,  zwei  alte  Freunde  des  Verstorbenen.  Die  Angelegenhei- 
ten   auf  Forstegk   hatte    zunächst   Schobinger   zu    besorgen.       Der  An- 


Ritterburgen I  S.  132.  —  Naef,  St.  Gallen,  S.  792  giebt,  offenbar  unrichtig, 
dafür  das  Jahr  1585  an.  —  Goldast,  Alam.  rer.  scr.  I  (1606)  p.  221  sagt  un- 
genau: annis  abhdnc  quasi  decem.  —  Zeller- W.  behauptet  ebenso,  wie  v.  d. 
Hagen  MS.  IV  S.  99,  nach  Schobiuger^s  Angabe  sei  der  Codex  bei  dem  Schloss- 
brande 1586  untergegangen.  Davon  ist  aber  nichts  überliefert.  Freher  sagt 
nur,  nach  Schobinger's  Mitteilung  sei  der  Codex  verbrannt,  über  Zeit  und 
Ort  aber  findet  sich  kein  Wort  (s.  S.  .S47).  Dies  rauss  hier  hervorgeho- 
ben werden,  da  man  aus  dieser  ganz  unbegründeten  Deutung  schliessen  konnte, 
der  Codex  sei  in  jener  Zeit  (1586)  schon  in  der  Schweiz  gewesen. 
»»»)  Zeller- W.  S.  93  u.  137;  vgl.  Goldast  am  a.  0. 


Digiti 


zedby  Google 


342  K.  Zaiigemeister 

teil,  welchen  Kurfürst  Friedrich  IV.  an  dem  tragischen  Schicksal  des 
Freiherrn  nahm,  wird  bezeugt  durch  sein  Schreiben  an  den  Bürgermeister 
und  Rat  von  Zürich  vom  13.  Sept.  1596'*);  in  demselben  bittet  Fr. 
zugleich  den  Rat  von  Zürich,  er  möge  der  Witwe  und  deren  Kindern 
seinen  Schutz  angedeihen  lassen.  Hiezu  sei  bemerkt,  dass  Friedrich  IV. 
bei  der  Taufe  des  jungen  Freiherrn  Friedrich  Ludwig  im  Jahre  1592 
Gevatterstelle  vertreten  hatte  (Naef,  St.  Gallen  S.  109).  —  Der  Züricher 
Chorherr  Wilhelm  Stuck i,  von  welchem  auch  weiterhin  noch  die  Rede 
sein  wird,  Hess  1597  in  Basel  eine  demselben  Kurfürsten  gewidmete 
„Narratio  de  vita  et  obitu  Johannis  Philippi,  lib.  Baronis  ab  Alto  Saxo" 
u.  s.  w.  erscheinen,  welche  als  eine  Hauptquelle  von  Zeller- Werdmüller 
benutzt  worden  ist. 

Die  Vormundschaftsbehörde  wurde  bald  in  eine  schwierige  Lage 
versetzt  durch  den  Hang  nach  Verschwendung,  welcher  sich  bei  der 
Witwe  Adriana  Francisca  zeigte;  „sie  und  ihre  Amtleute  liintergiogen 
die  arglosen  Vormünder  auf  alle  mögliche  Weise"  (Z. -W.  S.  97). 
Schliesslich  verkaufte  sie  i.  J.  1615  die  Herrschaften  Forstegk,  Sax 
und  Frischenberg  an  die  Stadt  Zürich  (S.  99).  Wenn  Zeller -Werd- 
müller in  diesem  Zusammenhang  S.  97  bemerkt:  „sie  (die  Witwe)  ist 
„wohl  schuld,  dass  der  Minnesänger  -  Codex  insgeheim  in  Besitz  des 
„Kurfürsten  von  der  Pfalz  überging,  welcher  sodann  das  Werk  in  ZQrich 
„abfordern  liess^.  so  unterliegt  diese  Behauptung  mehrfachen  Bedenken. 
Zunächst  liegt  kein  Zeugnis  dafür  vor,  dass  die  Witwe  das  Manuskript 
aus  eigener  Initiative  und  nicht  auf  Grund  einer  von  Johann  Philipp 
dem  Kurfürsten  gemachten  Zusage  an  Letzteren  abgegeben  hat,  auch 
ist  nirgends  von  Verkaufen  oder  Verschenken  an  den  Kurfürsten  die  Rede, 
vor  Allem  aber  fehlt  jede  Spur  einer  Überlieferung  dafür,  dass  der 
Codex  Eigentum  des  Freiherrn  von  Hohensax  war.  Was  endlich  die 
Behauptung  betrifft,  die  Abgabe  sei  „insgeheim^^  vollzogen  worden,  eine 
Behauptung,  welche  Kraus  S.  4  (Sp.  2  Z.  5)  annimmt,  so  widerspricht 
dieselbe  den  ausdrücklichen  positiven  Angaben  in  dem  Briefwechsel 
Goldast's,  aus  welchen  gerade  das  Gegenteil  hervorgeht.  Denn,  wie 
wir  unten  sehen  werden,  schreibt  der  Kurfürst  Friedrich  IV.  im  Jahre 
1607  nicht  allein  an  die  Baronin,  sondern  auch  an  den  Züricher  Dom- 
herrn Wilh.  Stucki  (Zeugn.  XII,  vgl.  XVI)  und  Freher  korrespondiert 
über  die  Rückgabe  der  Handschrift  mehrere  Jahre  hindurch  offen  mit 
Goldast,  dem  nahen  Vertrauten  Schobinger's.  Der  Codex  wird  bei  der 
Zürcher  Stadtbehörde  deponiert,    auch  Holzhalb  und  Waser  wissen   um 

")  Abgedruckt  bei  Zeller-Werdmüller  S.  133. 


Digiti 


zedby  Google 


Zur  Geschichte  d.  gross.  Heidelberger,  sog.  Maness.  Liederhandschrift.  343 

die  Angelegenheit  (XIII.  XIX).  Den  Dr.  Schobinger  trifft  vielmehr  der 
Vorwurf,  dass  er  versuchte,  den  Codex,  auf  welchen  Friedrich  ein  An- 
recht hatte,  insgeheim  für  sich  zu  erwerben.  Denn  schon  1601  machte 
er  Goldast  Vorwürfe,  dass  er  in  einer  Publikation  den  Aufbewahrungs- 
ort des  Codex  so:  apud  Baronein  etc.  (also  immer  noch  in  recht  ver- 
schleiernder Weise)  bezeichnet  hatte;  und  Freher  gegenüber  äusserte 
Schobinger  damals,  die  Handschrift,  welche  nach  seinem  gleichzeitigen 
Briefe  sich  in  seinen,  d.  h.  Schobinger 's,  Händen  befand,  sei  verbrannt. 

Wir  sind  damit  schon  eingetreten  in  die  Erörterung  der  Frage: 
Ist  der  Manesse-Codex  je  im  Besitze  der  Heidelberger  Biblio- 
theca  Palatina  gewesen  oder  nicht? 

Anton  Springer  hat  in  der  „Kunstchronik"  vom  12.  April  1888 
bei  der  Besprechung  der  Wiedergewinnung  dieses  litterarischen  Schatzes 
der  Freude  darüber  Ausdruck  gegeben,  „dass  wir  die  Handschrift  wie- 
der besitzen  und  dass  sie  fortan  unter  den  Kostbarkeiten  der  Heidel- 
berger Bibliothek  in  erster  Reihe  prangen  soll";  der  berühmte  Kunst- 
historiker betont  zugleich,  dass  es  „doch  als  selbstverständlich  gilt,  dass 
das  sangesreiche  Heidelberg,  welches  an  der  Wiege  unserer  romantischen 
Kunst  und  Dichtung  stand,  die  würdigste  Stätte  bildet,  wo  das  wieder- 
gewonnene schönste  Denkmal  der  Minnesängerpoesie  niedergelegt  werden 
kann.'^  Es  sei  Niemand  eingefallen,  das  seit  Menschengedenken  aner- 
kannte Anrecht  Heidelbergs  in  Zweifel  zu  ziehen.  Aber  andererseits 
erklärt  Springer  dieses  Anrecht  für  ein  „man  möchte  sagen  moralisches". 
Denn  dass  die  Handschrift  bereits  früher  Eigentum  der  Heidelberger 
Bibliothek  gewesen  sei,  stehe  kaum  fester,  als  das  Anrecht  des  Züricher 
Ritters  und  Ratsherrn  Rüdiger  Manesse  auf  die  Sammlung  der  Ijieder. 
„Wir  wissen  nur  (fährt  Springer  fort),  dass  die  in  der  ersten  Hälfte 
des  14.  Jahrhunderts  auf  alemannischem  Boden  (Zürich?  Konstanz?) 
geschriebene  und  mit  Bildern  geschmückte  Handschrift  seit  dem  Ende 
des  16.  Jahrhunderts  vielfach  wanderte,  zuletzt  (1607)  in  Heidelberg 
gesehen  wurde  und  ein  Menschenalter  später  in  Paris  auftauchte.^ 

Noch  weiter  geht  derselbe  Gelehrte  in  seiner  kürzlich  erschienenen 
Anzeige  der  von  Kraus  im  Auftrag  des  Badischen  Ministeriums  besorgten 
Lichtdruckausgabe  (im  Repertorium  f.  Kunstwiss.  XI  S.  328).  Hier 
halt  es  Springer  sogar  für  zweifelhaft,  ob  die  Handschrift  im  J.  1607 
in  Heidelberg  gewesen  sei,  denn  er  sagt:  „Ist  doch  selbst  die  Nachricht, 
sie  hätte  sich  einmal  in  Heidelberg  befunden,  nicht  völlig  zureichend 
begründet."     Darauf   citiert   er   die   Bemerkung   von    Kraus  ^°):    „Der 

*°)  Die  Stelle  steht  (fast  wörtlich  wie  von  Springer  angeführt)  bei 
Krans  S.  4  f.  r"  T 

Digitized  by  VjOOQ IC 


344  K.  Zangemeister 

Kurfftrst  Friedrich  IV.  von  der  Pfalz  hatte  seit  dem  Sommer  1609  die 
(aus  der  Schweiz  stammende)  Origiuaihandschrift  in  seine  persönliche 
Verwahrung  genommen  und  den  Blicken  Aller  entzogen.  Ein  halbes 
Jahrhundert  (1657)  später  erscheint  die  Liederhandschrift  bereits  der 
königlichen  Bibliothek  in  Paris  einverleibt."  Diesen  Worten  von  Kraus 
fügt  Springer  nur  noch  hinzu  die  Bemerkung:  „So  lautet  die  offizielle 
Erzählung,  welche,  wie  man  sieht,  recht  dunkel  und  lückenhaft  ist." 

Dem  gegenüber  wird  die  nachstehende  Erörterung,  wie  ich  über- 
zeugt bin,  ergeben,  dass  diese  ganze  Darstellung  und  Schlussfolgerung 
auf  Irrtum  und  mangelhafter  Benutzung  der  Quellen  beruht.  Es  wird 
sich  ergeben,  dass  das  Anrecht  Heidelbergs  vielmehr  ausser  Zweifel  steht. 
Heidelberg  ist  der  einzige  Ort  unseres  deutschen  Reiches,  wo 
sich  diese  Handschrift  früher  in  festem  Besitz  befunden  hat. 
Es  liegen  dafür  ganz  unzweideutige  und  beweiskräftige  Zeugnisse  vor, 
besonders  in  den  1688  veröffentlichten  Briefen  an  Goldast  Diese 
sind  auch  bereits  grossenteils  von  anderen  Gelehrten,  namentlich  von 
Bodmer  in  seinen  „Proben  der  alten  schwäbischen  Poesie"  (Zürich 
1748)  S.  VI  ff.  für  die  Schicksale  unserer  Handschrift  verwertet 
worden.  Kraus  hat  allerdings  die  Ausgabe  der  Goldast  -  Briefe 
nirgends  citiert,  auch  gerade  diese  für  Heidelberg  wichtige  Frage  nur 
wenig  eingehend  behandelt,  und  Springer  hatte  ja  keine  Veranlassung, 
für  sein  Referat  über  die  Publikation  von  Kraus  selbst  in  den  Quellen 
und  nach  den  Quellen  nachzuforschen,  seine  Schlussfolgerung  beruht  daher 
wesentlich  nur  auf  Kraus'  in  dieser  Beziehung  allerdings  „dunklen  und 
lückenhaften'*  Darlegung. 

Was  Springers  Ausdruck  betrifft:  „So  lautet  die  offizielle  Er- 
zählung, welche  recht  dunkel  und  lückenhaft  ist",  so  unterliegt  derselbe 
einem  doppelten  Bedenken.  Eine  „offizielle^  Darstellung  kanu  als  solche 
in  wissenschaftlichen  Fragen  nur  da  Wert  besitzen,  wo  es  sich  um  Mit- 
teilung von  sonst  unbekannten  amtlichen  Akten  handelt.  Dies  ist  aber 
hier  nicht  der  Fall:  solche  Akten  existieren  nicht;  die  Bemerkung  von 
Kraus  beruht  lediglich  auf  jenen  Briefen,  und  diese  liegen  seit  1688 
gedruckt  vor.  Zweitens  kann  die  Erzählung  überhaupt  nicht  als  eine 
„offizielle^  bezeichnet  werden.  Es  ist  hier  von  Bibliotheksgeschichte 
die  Rede;  amtlich  wäre  daher  die  Darstellung  nur,  wenn  sie  von  der 
Direktion  einer  der  betreffenden  Bibliotheken  ausginge,  der  Heidelberger, 
der  Vatikanischen  oder  der  Pariser  Dazu  kommt,  dass  diese  „offizielle 
Erzählung**  sogar  inkorrekt  ist  und  auf  Missverständnis  eines  Briefes  von 
Marquard  Freher  beruht,  wie  sich  unten  S.  362  ergeben  wird.    Das,  womit 


Digiti 


zedby  Google 


Zur  Geschichte  d.  gross.  Heidelberger,  sog.  Maness.  Liederhandschrift.  345 

Freher  droht,  um  Goldast  zum  baldigen  Abschreiben  der  Handschrift 
za  bestimmen,  gibt  Kraus  als  etwas  Erfolgtes;  aber  Futurum  und  Per- 
fectum  sind  doch  verschiedene  Zeiten. 

Zur  Aufklarung  der  Schicksale  des  Codex  in  den  Jahren  seines 
ersten  Auftauchens  ist  es  erforderlich,  alle  vorhandenen  Zeugnisse  zu- 
sammenzustellen und  dem  Leser  zu  eigener  Prüfung  vorzulegen;  ich  habe 
mich  dieser  Mühe  unterzogen  und  will  hoffen,  dass  mir  nichts  Wesent- 
liches entgangen  ist  Ehe  ich  zu  der  Mitteilung  und  Besprechung  dieser 
Zeugnisse  übergehe,  sei  über  die  Goldast -Briefe,  welche  hierfür  die 
meiste  Ausbeute  bieten,  Folgendes  bemerkt.  Sie  sind  veröffentlicht  unter 
dem  Titel:  „Virorum  eil.  et  doctorum  ad  Melchiorem  Goldastum,  ICtum 
et  Polyhistorem  celebratissimum,  epistolae.  Francofurti  et  Spirae  1688  4®. 
Ein  günstiges  Geschick  hat  uns  aber  auch  die  Originale  dieser  Briefe 
erhalten.  Nach  einigem  vergeblichen  Suchen  an  anderen  Orten  ist  es 
mir  gelungen,  dieselben  in  der  Frankfurter  Stadtbibliothek  zu 
ünden,  und  die  Verwaltung  der  letzteren  hat  die  Güte  gehabt,  mir 
die  Benutzung  dieses  Manuskriptes  in  Heidelberg  zu  ermöglichen.  Der 
Band  besitzt  deshalb  noch  ganz  besonderen  Wert,  weil  er  auch  einige 
Briefe  von  Goldast  enthält  und  hierin  sich  noch  wichtiges  Material  für 
uns  findet^').     Ich  bezeichne  ihn  mit  F. 

Wir  haben  gesehen,  dass  der  St.  Gallener  Rechtsgelehrte  Dr.  Scho- 
binger  zu  Johann  Philipp  von  Hohensax  in  naher  Beziehung  stand,  nach 
dessen  Tode  der  Vormundschaftsbehörde  angehörte  und  in  erster  Linie 
die  Geschäfte  auf  Forstegk  besorgte.  Er  hatte  nun  für  die  im  Nachlass 
von  ihm  gefundene**)  Lieder-  und  Bilderhandschrift  ein  lebhaftes 
Interesse  gewonnen,  und  daher  finden  wir  dieselbe  in  der  ersten  Zeit 
nach  ihrem  Auftauchen  teils  in  Forstegk  selbst,  teils  in  St.  Gallen 
bei  Schobinger.  Letzterer  sandte  sie  auch  an  verschiedene  Freunde,  so 
dass  der  Prachtcodex  im  Anfang  des  17.  Jahrhunderts  mannigfach 
herumgeschleppt  worden  ist,  —  übrigens  mehr  zur  Befriedigung  der 
Neugierde  und  aus  Begehrlichkeit  von  Sammlern  als  zum  Nutzen  der 
Wissenschaft 


-•)  Der  Folioband  ist  bezeichnet  Ms.  VI,  9  und  besteht  aus  339  Blättern 
mit  Originalbriefeu  an  Goldast  und  eigenhändigen  Entwürfen  von  Briefen 
Ooldast's.  Die  alte  Aufschrift  lautet:  Epistolae  clarorum  virorum  ad  Mel- 
chiorem Goldastum  Haiminsfeldium,  nee  non  quaedam  ab  hoc  ad  alios  scriptae. 
Die  Frankfurter  Bibliothek  hat  den  Codex  anii  3.  August  1771  von  ihrem 
Bibliothekar  Jo.  Simon  Franz  von  Liechtenstein  geschenkt  erhalten. 

22)  Goldast  schreibt  26.  Nov.  1603  an  M.  Welser,  cod.  F  fol.  332^: 
repeHus  a  Schobingero  tJiesaurm  ingem  (s.  unten  Nr.  IV). 

Westd.  Zeitsohr.  f.  Gesch.  u.  Kunst.    VII,    IV.  26 

Digitized  by  VjOOQ IC 


346  K-  Zaugemeister 

Die  ernte  Erwähnung  des  Codex  findet  sich  in  einem  Werke  jenes 
Schweizer  Gelehrten  Melchior  Goldast,  betitelt:  „S.  Valeriani  Cimeliensis 
episcopi  De  Bono  Disciplinae  Sermo.  S.  Isidori  Hisp.  ep.  De  Praelatis 
Fragmentum.  Melior  Hamenvelto  Goldastos  dedit  cum  coUectaneis.  £x- 
cudebat  Petrus  de  la  Rouiere".  1601.  8®.  In  den  Anmerkungen  p.  120. 
151.  153.  154.  155  hat  Goldast  zum  ersten  Male  Stellen  aus  dem 
Manesse-Codex  ediert,  und  zwar  sind  es  Strophen  des  Königs  der  mit- 
telalterlichen Lyriker,  Walther's  von  der  Vogelweide. 

Am  Schlüsse  des  Buches  p.  157  steht:  „Dictum  et  descriptum 
S.  Galli,  in  aedi&us  Schobingeri,  prid.  Nonas  Aprilis,  ipso  Isidori 
nostri  feste  die,  A.  1599"  *').  Hier  giebt  er  nun  p.  151  eine  Strophe 
Walther's**)  und  bemerkt  über  das  Manuskript: 

I.  Exstat  apud  generosum  Baronem  etc.  monumentum  Poeticum 
antiquum  et  venerandnm  a  Germanis  nobilibus  conscriptnm  in 
anla  Henrici  lY  [sie].     In  eo  multa  sunt  carmina  .... 

Obiges  Werk  schickte  Goldast  nach  dessen  Erscheinen  i.  J. 
1601  von  Grenf  aus,  wo  er  sich  damals  aufhielt,  an  seinen  Freund 
Schobinger.  Dieser  hatte  aber  inzwischen  das  Ms.  von  Forstegk  mit 
nach  St.  Gallen  genommen  und  gedachte  es  zu  behalten,  per  fas  oder 
nefas,  obgleich  es  von  pfälzischer  Seite  reklamiert  wurde.  Sehr  un- 
gelegen kam  es  ihm  daher,  dass  Goldast  hier  den  Codex  als  bei  einem 
Baron  befindlich  angab,  —  wenn  auch  ohne  Beiftlgung  des  Namens,  denn 
er  sagte  „apud  generosum  Baronem  etc."  Schobinger  schrieb  daher  am 
28.  Juli  1601  an  Goldast  (ed.  p.   55;  fehlt  in  F): 

II.  Temas  brevi  intervallo  a  te  accepi  et,  quae  iis  adiuncta  eraut. 
Dosithei  *^)  et  Valeriani,  valde  mihi  grata,  longe  vero  gratiora, 
si  integra  mitteres:  rithmos  germanicos  ex  monumento  veteri 
concinne  insertos  cum  voluptate  legi;  verum  enim  vero  quod 
apud  Baronem  etc.  ^^  exstare  illud  notasti,  apud  me  vidisse 
te  scribtum  mavelim,   idque  non   sine  ratione   aliqua;    est 


«*)  Dass  Goldast  sich  vom  August  bis  September  1599  in  St.  Gallen  bei 
Schobinger  aufhielt ,  erhellt  aus  ihrem  Briefwechsel  p.  8,  9,  10,  19,  20 
(ed.  1688).  An  den  beiden  letzten  Stelleu  heisst  es  ausdrücklich:  „apud  D. 
Barthol.  Schobingerum",  bezw.  „in  aedibus  D.  Barthol.  Schobingeri", 

^^)  Sie  steht  in  dem  Manessecodex  fol.  125o,  in  der  Ausgabe  von  Wil- 
manns  1883  S.  122,  17—24. 

**)  Gemeint  ist  das  Werk :  Dosithei  Magistri  über  III.  Melior  Hamen- 
velto Goldastus  maximam  partem  auxit,  emendavit,  illustravit.  Excudebat 
Petrus  de  la  Rouiere.   1601.   8^ 

»•)  In  der  Ausgabe  ist  irrtümlich  ft  gedruckt. 


Digiti 


zedby  Google 


Zur  Geschichte  d.  gross.  Heidelberger,  sog.  Maness.  Liederhaudschrift.  347 

enim  über  ille,   quem  Dux  Biponjinus*'),   Frehenis**)  et  alii 
necqaiquam  ambierant,  in  mea  nunc  mann,  et  huius  quidem 
generis  plnra  habet,  Historica  quoque  multa  et  politica,  quae 
notis  tuis  non  absque  lepore  et  venustate  magna  passim  aspergi 
possint. 
Dagegen  machte  derselbe   Schobinger  den  Heidelbergern  die  Mit- 
teilung sei  es  brieflich  oder  mündlich  (er  war  gerade  1601,  einige  Mo- 
nate vor  dem  November,  in  Heidelberg  bei  Hof:  s.  p.  60),  die  Hand- 
schrift sei  verbrannt.     Dies  erfahren  wir  aas  einem  Briefe  Freher's, 
einem  „vetus  amicus^  von  Schobinger  (p.  50),  an  Goldast  vom  26.  Sep- 
tember 1601.     Die  Worte  lauten  (F  fol.  38  =  ed.  p.  58): 

Quam  placuerunt  versus  illi  Teutonici  veteres,  quos  ex  ms.  ui. 
libro  Cantilenarum  Aulicarum  vel  Torneariarum ,  sub  Henrico 
yjl.  *  Imp.  conscriptarum  (quem  apud  Baronem  Hohensaxicum 
et  ipse  vidi,  et  exscripta  nomina  canentium  habeo,  cum  duabus 
primis  cantilenis  Imp.  Henrici  et  Conrad!  Regis)  excerpsisti,  et 
servasti.  Audio  enim,  tide  Schobingeri,  librum  incendio  peri- 
isse;  quod  serio  animo  excrucior.  Tu  quae  spes  sit  de  eo*'"*) 
videndo,  quaeso  signitica.  Yel  si  quas  cantiones  integras  ex- 
scriptas  habes,  communica:  gratissimum  super  omnia  officium 
facturus. 

*  Id"^)   liquido  mihi  constat,   indicio  Marchionis   Ottonis   Don 
iJubcnburg '*)  mitt  bcm  p^tjlt  (qui  sextus  aumero  est)  de  quo 
videsis  Bucholzer  in  indice  chrono!,  sub  a^.  1308. 
Die  letzten  Worte  „Tu,  quae  spes  sit  de  eo  videndo"  u.  s.  w.   zeigen, 
dass  Freher  an  Schobingers  Angabe  nicht  glaubte. 

Bis  gegen  Ende  des  J.  1603  blieb  der  Codex  noch  bei  Schobinger 
in  St.  Gallen.  Wir  erfahren  dies  aus  folgenden  zwei  Zeugnissen.  Goldast 
hatte  den  Plan .  gefasst,    die  Handschrift  zu  veröffentlichen,  und  wandte 

*^  Ohne  Zweifel  Pfalzgraf  und  Herzog  Johann  I.  von  Zweibrückeu, 
geb.  8.  Mai  1550,  f  12.  Aug.  1604.  (J.  G.  Lehmann,  Gesch.  des  Herz.  Zwei- 
brücken,  1867,  S.  370  ff).  Johann  stand  zu  diesem  schweizerischen  Gelehr- 
tenkreise in  Beziehung.  Der  Sohn  des  Züricher  Domherrn  Wilh.  Stucki  war 
1602  am  Hofe  des  Herzogs,  s.  Goldast  epp.  p.  91. 

-^)  Schobinger  verschweigt  den  Kurfürsten  selbst  und  erwähnt  nur  seiner 
Mandatare.  Dass  Freher  im  Auftrag  des  Kurfürsten  reklamirte,  steht  fest ;  von 
Johann  lässt  sich  dasselbe  mit  grösster  Wahrscheinlichkeit  annehmen. 

***)  Die  Worte  de  eo  sind  in  der  Hs.  mit  einer  Ecke  des  Blattes  ver- 
loren gegangen. 

^°)  Diese  Bemerkung  steht  im  Original  am  Bande. 

'^)  So  statt  „Brandenburg". 

26* 


Digiti 


zedby  Google 


348  K.  Zaugeineister 

sich  an  Marquard  Welser  in  Augsburg,  um  diesen  für  den  Liederschatz 

zu  interessieren,    in  der  Hoffnung  auf  seine  Unterstfltzung.     Der  Brief. 

dessen  eigenhändigen  Entwurf  die  Frankfurter  Hs.  f.  329 — 333  enthält, 

ist  in  St.  Gallen   am  26.  Nov.  1603    geschrieben  (s.  u.).     Er  enthält 

nun  folgende  interessante  Stellen  über  unsern  Codex  (fol  332^): 

IV.  Nunc  quod   nobis   Reique  Germanae  bene   vertat,   repertus  a 

Schobingero   thesaurus  ingens,   quive  omnes  Groesi  Phrj-xique. 

quae  memorari  solent,  divitias  solus  anteeat.    Monumentum  est 

aeque  vetustum  atque  venustum,  scriptum  in  aulis  Impp.  Hen- 

rici  V.,   Cunradi  111.,   Friderici  I.,   Henrici  VI.,  denique  Phi- 

lippi,  ad  exemplum  priscorum.  •  Auetores  numeravi  CXLV,  Cae- 

sarem,  Reges,  Principes,  Duces,  Marchiones,  Lantgravios,  Ck)- 

mites,   Barones,   Nobües.     Quo   de  quin   ab   Schellenbergio  **) 

iam  inaudieris,  nullus  addubito.     Yidit  is  et  penes  se  habuit: 

videbis   et   ipse,    el  ^£Ö;  ßouXi^aet.     Nunc   syllabum  virorum 

principum  habe. 

Kaiser  Heinrich. 

Künig  Chftnrad  der  Junge 

[«.  s.  w.  bis:] 
Her  Heinrich  von  Morungen 
Der  Schinke  von  Linpurg  [sie]. 
Qui  sequuntur  homines  nobiles  ordinis  sunt  equestris.    De  quibus 
plerisque  omnibus  res  clara  est  et  expedita.     In  Tyrone,  sioe, 
ut  in  textu  legitur,  Tyrole,  Scotorum  Hege,  inque  Fridebrando 
haeret  aqua. 
Er    bittet    dann   Welser    um  Aufklarung    verschiedener   Fragen, 
namentlich  auch   über   die  Familie  der  Winsbek,    von  denen  er  gehört 
habe,   dass   sie  bayerische  Adliche   seien.      Die  Gedichte   des  Wmsbek 
und  der  Winsbekin  wolle  er  zunächst  edieren  mit  denen  des  Tyrol. 

Ex  omnibus  enim  istos  tres  elegi,   quos  in  antecessum  darem. 
Weiterhin  bittet  er  Welser,  seine  Publikation,  die  er  ihm  widmen 
wolle,  zu  unterstützen.     Fol.  333  sagt  er: 

Fac  quaeso  mihi  uti  subvenias.  Memorem  dices  beneficii. 
Yolo  autem  hos  libellos  illustri  nomine  tno  commendatioreb 
prodi.  Gerte  me  numquam  minus  olei  atque  operae  iioenitet, 
quam  cum  in  indagandis  illustrandisque  Germaniae  antiqui- 
tatibus    cum   paucis    pono.      Et   est    fortean,    nt   illos  ipsos 


")  S.  unten  S.  349  u.  351. 

tizedby  Google 


Digitiz 


Zur  Creschichte  d.  gross.  Heidelberger,  sog.  Maness.  Liederhandschrift.  349 

paucos  docere  queam.     Rem  auctorem  dabo.     Nee  editionem 

nunc   quicqnam,    quam   rescripti  tui,    quod   Interim    exspecto, 

mora  tardabit.  .  .  . 
Die  Unterschrift  lautet: 

Script,  in  aedibns  Barthol.  Schobingeri,  qui  tibi  salutem  pluri- 

mam  impertit,  a.  d.  VI.  KL.    Xbr.    A.  N.  D.    MDCIII.   stilo 

Gregoriano.  S.  Galli. 
Aber  Goldast's  Hoffnung,  Welser's  Unterstatzung  zu  gewinnen,  ging 
nicht  in  Erfftllung;  dies  zeigt  Welser's  Antwort  vom  4.  Febr.  1604  (p.  111) 
und  der  weitere,  unten  S.  350  zu  erwähnende  Brief  vom  8.  Sept.  (p.  119)  *^), 
Das  zweite  Zeugnis  vom  J.  1603  enthält  das  von  Goldast  in  dem 
obigen  Briefe  angedeutete  Werk,  seine  Paraenetici  veteres,  pars  I,  mit 
dem  Erscheinungsjahr  1604.  In  diesem  wurden  zum  ersten  Male  grössere 
Stücke  aus  dem  Minnesänger- Codex  veröffentlicht,  nämlich  „Tyrolis  regis 
Scotorum,  Winsbekii  .  .  ,  Winsbekiae  .  .  paraeneses^  .  .  .  Diese 
Abteilung,  welche  p.  257—458  umfasst,  erschien  mit  einem  besonderen 
Titel,  und  auf  diesem  wird  ausdrücklich  angegeben,  dass  sich  die  Hs. 
bei  Schobinger  befinde,  denn  es  heisst  da:  ^Ex  bibliotheca  Bartholomaei 
Schobingeri  IC."  Das  Schlusswort  (p.  458)  ist  datiert:  „1603  mense 
Novembri".  Ferner  findet  sich  in  dieser  Ausgabe  p.  259 — 268  ein 
von  St.  Gallen  1603  datiertes  Widmungsschreiben  Goldast's  an  Junckher 
Hans  von  Schellenberg  (Herrn  von  Hüfingen,  Staufen,  Randegg  u.  s.  w.), 
worin  er  p.  266  ausdrücklich  sagt: 

Vidisti  cum  alia,  tum   illa  aurei,   quod  Schobinger   noster  V. 

possidet,    monumenti.      Inde  has    iuvit  in   antecessum  dare 

Paraeneses,  dum  ceterorum  deproperarentur. 
Dass  dieser  Herr  von  Schellenberg  die  Handschrift  eine  Zeit  lang 
bei  sich  hatte,  wissen  wir  bereits  aus  dem  obigen  Briefe  an  Welser 
(S.  348).  Aus  dem  in  Goldast's  Paraenetici  p.  271  abgedruckten  „lu- 
dicium"  dieses  Seh.  „de  hoc  Aulicorum  libro",  „ex  epist.  ad  Schobingerum^ 
lässt  sich  diese  Thatsache  dagegen  nicht  mit  Sicherheit  entnehmen. 

Die  Mähr  von  dem  Untergang  des  Codex  war  also  aufgegeben 
worden;  Schobinger  wurde  jetzt,  zwar  nicht  als  Eigentümer,  aber  doch 
als  Besitzer  der  Handschrift  bezeichnet.  Lange  jedoch  sollte  er  sich  dieses 
Besitzes  nicht  mehr  erfreuen.  Er  starb,  'erst  38  Jahre  alt,  am  27.  Juni 
1604^*).    Damals  (wenn  nicht  schon  etwas  früher)  scheint  die  Hand- 

*^)  Beide  Briefe  stehen  auch  in  Velseri  opera,  Norimb.  1682  p.  856 
und  857.    Im  PVankfurter  Codex  fehlen  sie. 

«)  Vgl.  Epp.  ad  Goldast.  p.  113  u.  119. 


Digiti 


zedby  Google 


350  K.  ifiangeraelstci' 

Schrift  nach  Forstegk  zurückgebracht  worden  zu  sein,  denn  hier  wurde 
sie  vermutlich  von  Goldast  benutzt,  welcher  dort  als  Hofmeister  des 
jungen  Baron  Friedrich  Ludwig  von  Hohensax  fungierte  ^'') ;  nach  den 
Briefadressen  hielt  er  sich  dort  sicher  vom  Dezember  1603  (p.  107) 
bis  März  1604  (p.  113)  auf.  Er  hätte  dort  also  die  beste  Gelegenheit 
gehabt,  seine  Beschäftigung  mit  der  Liedersammlung  fortzusetzen. 

An  dieser  Stelle  sei  eine  Erwähnung  des  Codex,  welche  auf 
Schobinger  selbst  zurückgeht,  eingefügt.  Dieser  Gelehrte  sagt  in  seinen 
„Additiones  ad  Joach.  Vadiani  Farraginem  antiquitatum*',  welche  nach 
dessen  Tode  von  Goldast  in  seinen  ^Alamann.  renim  scriptores"  III 
(1606)  p.  113  if.  veröffentlicht  wurden,  auf  p.  145  Folgendes: 
VI.  Exstat  et    apud  Baronem  de  Hohensaxium  in  arce  Forsteckia 

venerandum   antiquitatis  raonumentum ,    et    quod  vere  aureum 
rerum  Germanicarum  thesaurum  continet,  abhinc  annos  CCCGL 
et    amplius    scriptum    ab  Impera^tore  Henrico,    Guonrado    rege 
luniore,    aliisque  Imperii  Principibus,    Ducibus,    Marchionibus, 
Comitibus,  Barouibus,  Nobilibns,  &c,  in  certamine,  ut  Goldastns 
arbitratur,  Musico:  qui  mos  ab  Aulis  nostris  desuerit. 
In  welchem  Jahre  Schobinger  dieses  schrieb,  ist  unbekannt;  mög- 
lich ist  aber,  dass  Goldast  selbst  der  Stelle  über  den  Aufbewahrungsort 
bei  der  Ausgabe  diese  Fassung  gab. 

Schobinger's  Beschäftigung  mit  dieser  Handschrift  erwähnt  Gold- 
ast ^^)  in  dem  kurzen  liebensabriss,  den  er  jenem  III.  Bande  der  AI. 
rer.  scr.  vorausschickt.  Auf  dem  sechsten  Blatte  dieses  Bandes  sagt 
Goldast  von  Seh. :  j^Moritur  .  .  anno  MDCIY  summis  vigiliis  fati- 
gatus,  quas  .  .  et  tandem  exscribendis  ac  illustrandis  Principum,  Comi- 
tum,  Baronum,  Nobilium  quorundam  vetustis  carminibus  lucubratns  fuit^. 
Der  Wunsch,  die  ganze  Handschrift  möge  veröffentlicht  werden, 
wurde  damals  von  keinem  Geringeren  als  Welser  ausgesprochen.  In 
einer  Antwort  auf  einen  nach  Schobinger's  Tod  geschriebenen  Brief 
Goldast's  spricht  er  sich  folgendermassen  aus  (8.  Sept.  1604,  p.  120): 
VII.  Tyrole  et  Winsbekio  imprimis  delectatus  sum,  et  quam  vellem 

totum  illud  carminum  volumen   ab  homine   docto  et  diligente. 


**)  Kurfürst  Friedrich  IV.,  Pathe  des  Baron,  hatte  über  die  Emennang 
des  Hofmeisters  zu  verfügen.  Ursprünglich  war  beabsichtigt,  den  Friedrich 
Ludwig  in  Heidelberg  ausbilden  zu  lassen,  und  Goldast  war  1603  zu  diesem 
Zwecke  hierher  gereist     Vgl.  epp.  p.  74,  350,  101,  102. 

»»)  V.  d.  Hagen  MS.  IV  896  und  zu  Mathieu  S.  VIII  hält  in  Folge 
einer  seltsamen  Verwechselung  den  Vadianus  (f  1551!)  fiir  den  Verfasser 
dieses  Lebensabrisses. 


Digiti 


zedby  Google 


Zur  Geschichte  d.  gross.  Heidelberger,  sog.  Maness.  Liederhaudschrift.  351 

qai  tua  vestigia  secutus  eruditas  notas  adderet,  in  vulgus  dari  ? 
Principe  aliquo  Viro  ea  cogitatio  digna  sit,  aut  certe  homine, 
qni  animum  Principe  dignum  gerat. 
Auch   der   grosse  Joseph  Seal  ig  er  sprach   sich   für  Fortsetzung 
der  Veröffentlichung  aus.     Er  schrieb  am  25.  Febr.   1608   an  Goldast 
(eplst.  ed.  Lugd.-Bat.   1627  p.  862  =  epp.  ad  Gold.  1688  p.  239): 
In  illis'^)    igitur   gratias    tibi    agebam    de   Paraeneticis    tuis. 
Quod  opus  valde  me  oblectavit :  atque  utinam  plura  huinsmodi 
a  te  impetrare  possimus. 
Ob  aber   der  CJodex   nach   Schobinger^s  Tod   in   der  That   nach 
Forstegk   gebracht  wurde,    l&sst   sich   nicht   mit  voller  Sicherheit  fest- 
stellen.   Vielleicht  kam  er  gleich  nach  ZOrich,  wo  wir  ihn  später  finden, 
vielleicht  auch  wanderte  er  noch  bei  Liebhabern  umher.     Ebenso  wissen 
wir   nicht  genau,    in  welchem  Jahre   die   folgenden  Zeugen    die  Hand- 
schrift sahen;  sicher  geschah  dies  aber  1606  oder  in  einem  der  nächst 
vorhergehenden  Jahre. 

Johann  Jakob  Rüeger  sagt   in   seiner  1606  verfassten  oder  be- 
endigten ^^)  Chronik  der  Stadt  und  Landschaft  Schaffhausen  ^^)  II  S.  633 : 

So  hab  ich  bi  iunkherr  Hansen  von  ScheDenberg*®)  zu  Randegk*^)  vill. 
ein  uraltes  geschribenes  permentin  Buch  gesehn,  ouch  selbs 
in  miner  Herberig  alhie  ghan,  so  under  keiser  Heinrichen 
dem  ersten  difz  nammens  zngenant  Vogler,  so  im  920.  iar 
des  Herrn  angefangen  regieren,  geschriben  und  gemalet  ist 
worden ;  darin  sind  ob  hundert  alter  helmen  fflrsten  und  herren 
und  vom  adel,  die  all  beschlossen  sind.  Unter  diesen  helmen 
sind  unserer  landsart  gewesen:  Toggenburg,  Kilchberg,  Wart, 
Klingen,  Hohen  Sax,  von  Ast,  Tuffen,  Strettlingen,  Gutenburg, 
Lirapurg,  Winterstetten,  Rinach ,  Eschenbach,  Raperschwil, 
Stamheim,  Samen  und  Tettingen. 
Auf  S.  636  erwähnt  Raeger  den  Codex  noch  einmal: 

Sonst  würt  ouch    deren  von  Ast   gedacht  in    keiser  Heinrichs  ix. 
des  ersten  difz  nammens  gedieht-  und  liederbuch,  dessen  daoben 
in  der  vorred  difz  sibenten  buches  gedacht  worden. 


**^)  In  einem  früheren,  verloren  gegangenen  Briefe. 
«)  Siehe  I  S.  1. 

'«)  Herausgegeben  ist  bis  jetzt  Hälfte  I  (Schaffh.  1880)  und  Hälfte  II 
Teil  1  (Seh.  1884). 

*o)  S.  oben  S.  348. 
**)  Im  Hegau. 


Digiti 


zedby  Google 


352  ^'  Zangemeister 

Mit  vollem  Recht  wird  von  J.  Meyer  in  der  Anm.  zu  S.  633 
angenommen,  dass  hiermit  der  Manesse  -  Codex  gemeint  ist,  und  ihm 
treten  auch  darin  Baechtold  (Germania  XXXI,  1886,  S.  437)  und 
Kraus  S.  4  hei. 

Ein  weiteres  Zeugnis  bietet  Joh.  Kasp.  Was  er  oder  Max  Wid- 
1er,  welche  zusammen  1606^*)  zu  Zürich  die  Schweizer  Chronik  von 
Joh.  Stumpf  neu  herausgaben.  In  dieser  wird  auf  Bl.  373v**)  bei 
Gelegenheit  der  Besprechung  des  Wappens  der  Familie  Vogelweyde  der 
Manesse-Codex  mit  folgenden  Worten  erwähnt : 
X.  Walther  von  der  Vogelweid  war  ein  frommer  biderber  nothafter 

Ritter,  an  Keysers  Philippi  Hof :  wie  sölchs  bezeuget  sein  selbst 
eigen  Lied  in  einem  uralten  Buch  under  Keyser  Heinrich  und 
König  Cunraden    dem  jungen  geschriben :    dannnen  auch  sein 
Waapen  abgemaalet,  hat  aber  nichts  mit  disem  gleychs. 
Wo  Waser  oder  Widler  den  Manesse-Codex  sah,  wissen  wir  nicht. 
Dass  die  Handschrift  damals  schon  (1606  oder  kurz  vorher)  in  Zürich  bei  dem 
Bannerherrn  Holzhalb  sich  befand,  wie  Kraus  S.  4  annimmt,  ist  möglich, 
aber  nicht  bezeugt;  wir  wissen  nur,  dass  Holzhalb  ihn  im  Jahre  1607 
hatte  und  einige  Monate  vor  dem  30.  August  1607   dem  Waser  zeigte 
(epp.  Gold.  p.   193).     Wenn  Kraus  S.  4  ausserdem  angiebt,  der  Codex 
sei  nach  Zürich  „in  Folge  des  Ablebens  des  Freiherrn  von  Sax  an  den 
Bannerherrn  Holzhalb  gekommen,  der  die  Vormundschaft  über  die  Erben 
des  Freiherrn    führte",    so   kennen  wir   vielmehr   erst   seit   dem  Jahre 
1599  den  Aufbewahrungsort  der  Handschrift,  und  dieser  war  St.  Gallen. 
Auch  haben  wir  gesehen,  dass  der  in  Folge  des  Ablebens  des  Freiherrn 
(1596)  ernannten    Vormundschaftsbehörde   ein  Bannerherr  Bräm   ange- 
hörte (Zeller-Werdm.  S.  95),    nicht   aber  Holzhalb.     Dafür  dass  Holz- 
halb  später  etwa  zum  Vormund  ernannt  war  oder,  wie  Kraus  angiebt, 
„die  Vormundschaft  führte*,  finde  ich  keinen  Belegt). 


**)  Das  Vorwort  des  Verlegers  Johann  Wolff  (in  welchem  er  diese 
Beiden  als  Bearbeiter  bezeichnet)  ist  datiert  „Zürich  1.  Juni  1606 ''. 

*^)  Bodmer  1748  S.  XII  giebt  unrichtig  „473"  an,  Kraus  gar  keine 
Blattzahl.  —  Die  1.  Ausgabe  Stumpfs  (f  1566)  erschien  Zur.  1548,  die 
zweite  Zürich  1586.  In  beiden  fehlt  obige  Stelle  noch;  s.  1.  Ausg.:  Buch  V 
Bl.  31v,  2.  Ausg. :  Bl.  314v. 

**)  Goldast  selbst  gedenkt  des  Codex  an  drei  Stellen  seiner  1606  er- 
schienenen Alamannicarum  rerum  scriptores,  tom.  I,  ohne  aber  anzugeben,  wo 
das  Ms.  damals  existierte :  1)  p.  198  (das  Wort  ser  kommt  vor :)  „ ...  et 
apud  CLIV  illos  veteres  Poetas,  quorum  volumen  soleo  Anlicum  et  antiqni- 
tatis  Germanicae  thesaunim  appellare".     Bei  einer  vorher  in  demselben  Zu- 


Digiti 


zedby  Google 


i^ur  Oeschichte  d.  gross.  Heidelberger,  sog.  Maness.  Liederliandschrift.  )ioA 

Wir  kommen  jetzt  in  die  Zeit,  iu  welcher  von  Heidelberg  aus 
die  Handschrift  energischer  reklamiert  wurde,  so  dass  sie  endlich  dahin 
abgeliefert  oder  vielmehr  zurückgegeben  wurde.  Der  Kurfürst  Fried- 
rich IV.  wurde  ungeduldig  darüber,  dass  ihm  das  wertvolle  Manuskript 
noch  immer  nicht  zugegangen  war,  dies  Manuskript,  auf  welches  er, 
wie  wir  sehen  werden,  ein  bestimmtes  Anrecht  besass.  —  Die  folgenden 
Stellen  stammen  sämtlich  aus  Briefen  Frehers  an  Goldast.  welcher  da- 
mals in  Frankfurt  wohnte. 

15.  Mai  1606  (F  fol.  43  r=  ed.  p.   144): 

De    libro    ms.    ad    Baronissam    Hohensax.    scribet    Princeps.  XI. 
NoUem  perire. 
30.  März  1607  (F  fol.  61  =  ed.  p.   176): 

Sed  heus,  quod  primum  volo,  scripsit  Sereniss.  meus  super  XII. 
libro  isto  ad  viduam  Hohensaxiam  et  Stuckium  ut  vides  ^^) : 
et  non  desinit  nie  urgere,  ubi  responsumV  ubi  liberV  missurus  erat 
peculiarem  cursorem  (laqua*f)'^%  sed  suasi,  ut  expectarentur 
nundinae,  in  <|uis  forte  per  Bibliopolas  Tigurinos  acciperemus, 
quod  desideratur.  Insta  etianu  si  opus,  apud  ipsum  Stuckium  ^^). 
Inquire  sodes  cum  studio  et  rem  age  qua  et  Piincipi  gratum 
fiat,  et  nobis  commodum  inde  proveniat.  Nam  si  recipia- 
mus*®),  faciam,  ut  reliqua  exscribere  possis,  et  totum  publicare. 
10.  April  1607  (F  62  =  ed.  177): 

Narro  tibi,  heri  iri  liortis  Princeps  coenavit,  cuius  epulis  mihi  XIII. 
accumbere  contigit:   aderat  legatus  Caesaris  Baro  Wolckenste- 


<ammenhang  erwähnten  Hs.  sagt  Goldast:  „ab  heredibus  Schobingeri  possi- 
detor'^ ;  den  Manessecodex  besassen  diese  also  nicht.  —  2)  p.  205  (zu  einem 
Citat  aus  Dietmar  dem  Se/zer):  „carmine,  quod  extat  in  multotiens  laudato 
a  me  Mnsico  Aulicorum  libro''.  —  3)  p.  219  (indem  er  den  Landgraf  von 
Thüringen  erwähnt):  „Ilermanunm  sc,  de  quo  miranda  canunt  Poctae  illi 
Xobiles  in  aureo  illo  Musico  Aulicorum  libro''. 

*^)  Dies  bezieht  sich  offenbar  auf  die  beigelegten  Schreiben  Friedrichs  IV., 
welche  aber  leider  sowohl  in  dem  Frankfurter  Codex  als  auch  in  der  Aus- 
gabe fehlen,  ebenso  wie  die  unten  in  den  Briefen  Nr.  XVI  u.  XX  erwähnten 
Beilagen.  Vielleicht  finden  sie  sich  noch  in  einem  Archiv  oder  einer  Auto- 
^aphensammlung. 

*^)  Dies  Wort  ist  von  Freher  über  „cursorem"  gesetzt.  In  der  Ans- 
uche ist  es  weggelassen. 

*')  Die  Worte  „Insta  —  Stuckium"  stehen  im  Ms.  am  Kande;  der 
Herausgeber  hat  sie  weggelassen. 

**)  Die  hier  und  iu  den  folgenden  Texten  von  mir  in  gesperrter  Schrift 
{gegebenen  Worte  sind  im  Ms.  und  in  der  Ausgabe  nicht  henorgehoben. 


Digiti 


zedby  Google 


;{r>4  1^-  Zaiipremc ister* 

nius,  Bipontioi,  Hanovici,  alii.    Statim  ad  me  de  libro  illo,  ubi 

moreturV    Adfuisse   sibi   bis  diebus   nobilem   ex   Ulis  partibos 

oriundum.   ei   se  dedisse   negotium   apud  Baronissam  instandi. 

Imo  res  in  vado  est,  inquam,  über  extat  in  manibns  Cos.  Ti- 

gurini,    mittendus   propediem   buc.  —  Fiat,  inquit:  ego  enim 

illum  desidero.     Quare   pro  primo   et  sommo  capite  mandato- 

mm  te  rogo,  ut  hocce  negotium  confectum  nobis  duis. 

17.  April *^)  1607  (F  65  =  ed.   180)  in  einem  Postscriptum: 

XIV.  Princeps   in   curru   nuper  ad  me,    So  tücrbcn  tü'xt  baS  S5iic4 

mibcr  balb  bef  ömmcu.   Fr.  ^a,  ©näbigftcr  ©crr  et  quae  plura 

ex  tuis  litteris  etc.  lUe.     ®iict,  34  ff ero  ntic^  fcfton  baruff  ^). 

—  Yides  desiderium,  et  bene  merebere,  si  te  etiam  sollicitante 

faces(|ue  submittente  über  redeat.     Cum  habuerimus,    venire, 

si  libeat,  et  quae  desideras,  describere  potens.     Eabebis  apud 

me  focum,  et  locum,  unb  bcn  SBciu  im  ffülmaffcr. 

Doch  die  Züricher  versuchten  abermalige  Weiterungen.    Sie  wollten  das 

Ms.  wenigstens  noch  so  lange  behalten,    bis  sie  den  ganzen  Inhalt  (fOr 

die  von  Goldast  beabsichtigte  Gesamtausgabe?)  hätten  abschreiben  lassen. 

Darauf  mahnt  Freher  in   einem   Briefe   an  Goldast   in  Frankfurt  vom 

19.  April  1607  (ed.  p.   181;  fehlt  in  F): 

XV.  Non  placet,  librum  apud  Tigurinos  describi,  non  quod  ini?i- 
deam,  sed  quod  ea  re  restitutio  longius  tempus  extrahatur, 
non  enim  tam  cito  über  spissus  describetur:  adde  quod  inter 
scribarum  manus  magis  magisque  teretur  liber,  maculabitor, 
corrumpetur.  Utroque  nomine  gratia  apud  Principem  Sereniss. 
peribit,  mihi  tibique  et  illis. 

Quare  averte  (si  potes)  hortor,  et  significa^^),  iam  potissimam 
partem  apud  te  descriptam  manu  Schobingeri  extare,  descriptnm 
iri  et  reliqua,  omnia  ctjv  Oe^  edenda.  Cuius  rei  copiam  po- 
testatemque  tibi  procurabo  si  velis.  Et  haec  res  me  anxium 
habet,  (lui  ingenium  morae  impatiens  Principis  novi,  et  is  bir 
quid  nisi  suum  suo  iure  repetit. 
20,  Mai  1607  (ed.  p.   185;  fehlt  in  F): 

XVI.  Quid  Stukius  ad  Sereniss.  scribat,  vides"*):  quod  ipse  Sere- 
nissimus mihi  dedit,    vix  se  amplius  desiderium  ferre  testatus. 


■•»)  In  der  Ausgabe  steht  unrichtig:  7.  April. 

"*')  So  und  nicht  „drauff'*  (wie  die  Ausg.)   scheint  in  der  Handschrift 
zu  stehen. 

'■')  „significo"  irrig  die  Ausg.;  ebenso  nachher  ^dcscripta  iri". 
*-)  Dieses  Schreiben  fehlt. 


Digiti 


zedby  Google 


Zur  Geschichte  il.  uross.  tteidclherjifer,  »ojr.  Maiicss.  Liederhandschrift.  ;-{;■);") 

Urge  quaeso,    quafntum]  potes,    ut    über  quantocyns  redeat, 

asni  et  nobis  privatim  futunts. 
12.  Juni  1607  (F  66   ^  ed.   186): 

Stuckio   ipse   scribam   bis  diebas.     Princeps  quoties  me  videt,  XVII. 

de   libro   quaeiit.     Et  inique  carte   ab  illis  agitnr,   qui  rem 

suam    tanto   Principi   detineot.     Intercede,    ur^e,    mone, 

soUicita  ((aantum  potes. 
1.  Juli  1607  (ed.  189  Z.   1;  fehlt  in  F): 

. .  .  Quid  a  Stuckio  (liabesV:*  piget  iniquissimae^morae  in  libro  illo.  XVIII. 
Wir  ersehen  hieraus,  dass  der  Kurfürst  und  Freher  nicht  heim- 
lich, wie  Zeller -Werdmüller  S.  97,  Kraus  S.  4  Sp.  2  Z.  9  [und 
Baechtold,  Gesch.  d.  Lit.  1887  8.  148J  annehmen,  zu  der  Handschrift 
zu  gelangen  suchten,  sondern  ^anz  oifen  darüber  verhandelten.  —  Ferner 
ergiebt  sich,  dasi^  der  Kurfürst  vollen  rechtlichen  Anspruch  auf  die 
Handschrift  l)esass.     Freher  sagt  dies  ganz  ausdrücklich: 

„quid  nisi  suum  suo  iure  repetit"  und 

„qui  rem  suam  tanto  Principi  detinent**. 
Worauf  dies  Recht  beruhte,  wissen  wir  nicht.  I 'nsere  Quellen  schweigen 
darüber  und  die  Schreiben  des  Kurfürsten  an  die  Witwe  von  Hohensax 
und  an  W.  Stucki,  sowie  deren  Antworten,  aus  welchen  wahrscheinlich 
eine  Aufklärung  über  diesen  Punkt  zu  gewinnen  wäre,  sind  verloren 
oder  verschollen  (s.  Zeugnis  XII.  XVI.  XX).  Man  hat  vermutet,  der 
Baron  Job.  Phil.  v.  Hohensax  habe  die  Hs.  dem  Kurfürst  zugesagt  oder 
aber  die  Witwe  sie  diesem  verkauft.  Für  beide  Annahmen  liegt  aber  gar 
kein  Anhalt  in  der  Überlieferung  vor.  Und  steht  überhaupt  fest,  dass  der 
Codex  Eigentum  des  Hohensax  warV  Ich  glaube,  die  Zeugnisse  führen 
mit  Bestimmtheit  zu  einem  ganz  anderen  Schlüsse:  Die  Handschrift 
war  früher  schon,  ehe  sie  auf  Forstegk  im  Nachlasse  des 
Hohensax  auftauchte,  in  Heidelberg  als  Eigentum  des  Kur- 
fürsten gewesen;  sie  gehörte  ihm,  nicht  Hohensax.  Dies  geht 
mit  Sicherheit  hervor  aus  den  folgenden  von  Freher  und  dem  Kurfürst 
selbst  gebrauchten  Ausdrücken:  recipiamus  XII,  rfdeat  XIV  und  XVI, 
restitutio  XV,  repetit  XV,  retnissum  XX  (s.  unten),  retuW  XX,  micber 
betommen  XIV.  Alle  diese  Worte  beziehen  sich  auf  den  Codex  und 
dessen  Zurückerstattung.  Dieses  achtmalige  re-,  bezw.  teieder  lässt 
schlechterdings  gar  keine  andere  Erklärung  zu.  Die  Handschrift  wird 
zurückgefordert  wie  ein  nur  verliehenes  Eigentum.  An  die  Verwen- 
dung unzutreffender  Worte  ist  bei  einem  Manne  wie  Freher  nicht  zu 
denken:  Freher  war  nicht  allein  einer  der  bedeutendsten  damaligen  Ge- 


Digiti 


zedby  Google 


;l5()  ^'  i^angcmelstei" 

lehrten,  sondern  auch  ein  hervorragender  lateinischer  Stilist.  Auch  sagt 
ja  der  Kurftlrst  selbst:   „wieder  bekommen". 

Ferner  findet  sich  nirgends  in  den  vielen  Briefen  auch  nur  die 
Spur  einer  Einrede  gegen  einen  dieser  Ausdrucke  oder  gegen  den  durch 
dieselben  geltend  gemachten  Rechtsanspruch.  Hätte  Schobinger  dieses 
Recht  des  Kurfürsten  bestreiten  können,  so  hätte  er  nicht  seine  Zuflucht 
zu  der  —  Erfindung  genommen,  die  Handschrift  sei  verbrannt  (Zeugnis 
Nr.  ni). 

Es  dürfen  auch  nicht  etwa  gegen  diese  meine  Feststellung  des 
Sachverhältnisses  die  Worte  Freher's  (HI)  eingewendet  werden,  er  habe 
den  Codex  bei  Hohensax  gesehen  und  die  Dichterliste  sowie  die  zwei 
ersten  liieder  der  zwei  ersten  Dichter  kopiert.  Dass  er  die  Handschrift 
dort  gesehen  hat,  erwähnt  er  in  jenem  Briefe,  um  damit  zu  konstatieren, 
dass  dieselbe  bei  dem  Baron  existierte.  Jene  Stücke  aber  schrieb  er  sich 
ab,  sei  es  um  eine  Unterlage  zur  Identifizierung  zu  besitzen  oder  weil  er 
den  Codex  früher  in  Heidelberg  selbst  nicht  studiert  hatte.  Letzteres  ist 
leicht  erklärlich:  in  Heidelberg  gab  es  damals  Tausende  von  Hand- 
schriften, und  dazu  kommt,  dass  Freher  sich  vermutlich  früher  für  alte 
deutsche  Litteratur  nicht  in  dem  Grade  interessiert  hatte.  Seine  betref- 
fenden Werke  fallen  ja  erst  in  die  Jahre  nach  Hohensax'  Tod.  —  Die 
Handschrift  hatte  also  früher  schon  dem  Kurfürst  gehört  und  war  dem 
Hohensax  nur  leihweise  überlassen  worden.  Nun  wissen  wir,  dass  sich 
der  Freiherr  gerade  auch  während  seiner  letzten  Heidelberg-Mosbacher 
Zeit  gelehrten  Studien  widmete  und  der  Erforschung  des  Deutschen 
sein  Augenmerk  schenkte.  Diese  Minnesänger-Sammlung  besass  aber 
für  ihn  persönlich  noch  eine  ganz  besondere  Anziehungskraft.  Denn 
unter  den  Dichtern  sind  auch  zwei  seiner  Vorfahren  vertreten,  "Bruder 
Eberhart  von  Sax'  (f.  48^)  und  'Her  Heinrich  von  Sax'  (f.  59^),  die 
ihm  nach  seinen  Briefen  an  Simmler  ganz  unbekannt  gewesen  waren 
(s.  oben  S.  340).  Es  liegt  also  ausserordentlich  nahe  zu  vermuten,  dass 
der  Freiherr,  als  er  durch  Familienverhältnisse  unvermutet  bald  seine 
pfälzische  Stellung  niederzulegen  veranlasst  wurde,  seinen  hohen  Gönner 
und  Freund,  Friedrich  IV.,  bat,  die  Handschrift  mit  nach  Forstegk  neh- 
men zu  dürfen,  um  sie  dort  mit  Müsse  zu  studieren,  wohl  auch  die 
betreifenden  zwei  Bilder  kopieren  zu  lassen. 

Kehren  wir  zu  der  Reklamation  des  Codex  zurück.  Der  Kurfürst 
verlor  endlich  die  Geduld  und  Hess  durch  einen  eigenen  Boten,  einen 
geborenen  Schweizer,  das  Ms.  von  der  Witwe  H.  auf  Forstegk  abholen. 
Kurz  vorher  war  es  noch    zu  Zürich    in  Holzhalb 's  Händen  gewesen. 


Digiti 


zedby  Google 


Zui*  Geschichte  d.  gross.  Heidelberger,  sog.  Mancss.  Liederhaudschrift.  B57 

und,  wie  es  scheint,  hatte  vor  diesem  den  Codex  Stucki  in  Verwahrung 
gehabt.  Kaspar  Waser  in  Zürich  schreibt  am  30.  August  1607  an 
Goldast  in  Frankfurt  (ed.  p.  192  sq.;  im  Ms.  fehlt  der  Brief): 

Libmm    antiquitatum    Germanicarum ,    (luem   tantopere   a  Dn.  XIX. 
Stuccio    et    aliis    tu    dominusque  Freherus  flagitabatis.    spero 
iam   accepistis.     Nam   aliquot   ante   menses  ilium  mihi  inspi- 
ciendum   dederat   Dn.    Signifer    Holzhai bius   noster   in  aedibns 
suis,  eo  ipso  momento,  quo  illum  Altosaxum  missurus  erat  per 
proprium  nuntium.    Gerte  insignis  über  est  et  te  dignus  aliisque 
viris  summis. 
Endlich  am  31.  Dezember  1607  konnte  Freher   seinem  Freunde 
Goldast   die  Mitteilung   machen,    dass   der  Codex   in  Heidelberg  wieder 
eingetroffen  wäre  (F  fol.  69  =  ed.  p.  205)^*): 

Scias  etiam  nobilem  et  desideratum  illum  liibrum  a  Baronissa  XX. 
Saxia  Principi   remissum,    per   s^itellitem    ({uendam    nostrae 
aulae^)  Helvetium,   qui   istuc  ob  res  suas  profectus,   retulit 
librum  et  epistolam,  cuius  apographum  vides-^*).    Eum  Princeps 
aliquot   diebus   oblectationis  ergo  pervolutatum  meae  iam  lidei 
et  usui  concredidit:   e   quo   certe  spero  me  segetem  non  con- 
temnendam  rerum  optimarum  et  verborum  collecturum.     Scire 
cupio   quas  quorum^®)  cantiones  iam  descriptas  habeas,    ut  et 
reliquas  paulatim  et  successive  ^'^)   describere    eurem ;    si  forte 
editio    integra    aliquando    possit''*)    institui:    cui*^)    adderem 
Glossarium  vocum  rariorum,  et  notas  aliquas,  non  supervacuas. 
Wir  haben  hier  also  ein  durchaus  bestimmtes  Zeugnis  dafür,  dass 
der  Manessecodex  1607  nach  Heidelberg  zurückgebracht  und  dem  Kur- 
fürsten  auf  dem  Schlosse  wieder  übergeben  wurde,  —  es  gescliah  dies 
gerade  in  demselben   Jahre,   in  welchem  sein  grossartiger  Neubau,    der 
sog.  Friedrichsbau,  zum  Abschluss  gelangte  *°). 


*•)  Durch  Druckfehler  steht  in.  der  Ausgabe  oben  die  Ziffer  „200**; 
danach  findet  man  hin  und  wieder  diese  sehr  wichtige  Stelle  in  irreführender 
Weise  von  p.  200  citiert. 

**)  Die  Worte  nostrae  atdae  sind  in  F  über  der  Zeile  nachgetragen. 

^^)  Dies  Schreiben  fehlt  leider  in  dem  Ms.  und  in  der  Ausgabe. 

^*^)  quorum  hat  Freher  über  der  Zeile  eingefügt.  Die  Ausgabe  lässt 
dies  Wort  weg. 

*')  sucdsive  hat  Freher  geschrieben. 

^)  possei  die  Ausgabe. 

^)  cum  die  Ausgabe. 

•«)  8.  Cod.  Pal.  Lat.  1854  fol.  SQv. 


Digiti 


zedby  Google 


358  K-  Zangemeister 

Diesen  authentischen  Nachrichten  gegenüber  ist  es  völlig  unbe- 
rechtigt zu  leugnen,  wie  dies  geschehen  ist,  dass  die  Handschrift  einst 
in  der  kurfarstlichen  Bibliothek  in  Heidelberg  sich  befunden  hat;  wir 
haben  gesehen,  dass  sie  sogar  schon  vorher  dieser  Bibliothek  angehört  hatte. 

Durch  Gustav  Freytag's  gesammelte  Werke  XIV  108  ist  erst  jOngst 
bekannt  geworden,  dass  Moriz  Haupt  1870  ein  Gutachten  hierüber 
behufs  etwaiger  Rückforderung  der  Handschrift  abgegeben  hat.  Er 
wurde  zu  demselben  veranlasst,  als  im  Hauptquartier  des  Kronprinzen 
diese  Frage  sorgfältig  erwogen  und  von  diesem  eine  Anfrage  an  hervor- 
ragende Gelehrte  gerichtet  wurde.  In  seiner  Antwort  sagte  nun  der 
Berliner  Gelehrte  u.  A. :  „Es  ist  ein  von  dem  konfusen  von  der  Hagen 
unermüdlich  wiederholter  Irrtum,  dass  diese  Handschrift  jemals  in  der 
Heidelberger  Bibliothek  gewesen  sei."  Haupt  war  über  die  Geschichte 
der  Bibliotheca  Palatina  wenig  unterrichtet  und  konnte  damals  auch 
schwerlich  viel  mehr  unterrichtet  sein.  Um  so  vorsichtiger  hätte  er 
aber  in  einem  solchen  Gutachten  auftreten  müssen,  bei  welchem  es  sich 
um  dieses  deutsch-nationale  Interesse  handelte.^  Indessen  ist  dieses  Gut- 
achten, so  viel  ich  weiss,  nicht  daran  Schuld  gewesen,  dass  man  die 
Wiedererlangung  nicht  sehr  ernstlich  betrieben  hat. 

Der  damalige  Kronprinz,  der  jetzt  heimgegangene  Kaiser  Fried- 
rich hat  in  dem  (unten  abgedruckten)  Schreiben  an  Se.  Königl.  Hoheit 
den  Grossherzog  von  Baden  vom  6.  April  d.  J.  die  sog.  Manesse- 
handschrift  „der  Bibliotheca  Palatina  wieder  zuführen^  lassen. 
Dieser  Ausdruck  ist  vollkommen  korrekt,  er  entspricht  durchaus  den 
historischen  Thatsachen  und  Verhältnissen.  „Kurfürstliche"  oder  „Pfäl- 
zische Bibliothek*',  „Bibliotheca  Palatina"*  hiess  sowohl  die  Bibliothek 
in  der  Heiliggeistkirche  als  die  auf  dem  Schlosse.  Otto  Heinrich  (reg. 
1556 — 1559)  hatte  1553  seine  bis  dahin  im  Schloss  aufbewahrte 
Bibliothek  mit  Erlaubnis  der  Universität  ^^)  in  die  Heiliggeistkirche 
transferiert  und  sie  dort  mit  der  Stiftsbibliothek  vereinigt.  Dadurch 
kam  der  Name  „Stiftsbibliothek"  ausser  Gebrauch.  Sie  hiess  jetzt  „Land- 
bibliothek"'^*),  „Kurfürstl.  Landbibliothek"  oder  „Kurfürstliche  Biblio- 
thek", ^Seiner  Durchlaucht  Bibliothek",  und  „Bibliotheca  Palatina*. 
Jeder  der  Nachfolger  Otto  Heinrich's  besass  aber  wieder  eine  eigene 
Privatbibliothek  auf  dem  Schlosse,  die  dann  ebenfalls  Bibliotheca  Pala- 


•')  Wilken,  Gesch.  der  Heidelb.  BüchersanimluDgen,  Heid.  1817,  S.  109. 

»»)  Wilken  S.  127.   182.  184;   Cod.   Pal.   Germ.   n.   481   (bei  Wilken 

S.  489).    Der  Ausdruck  „Pfalzbücher"  kommt  i.  J.  1617  vor;  s.  Wilken  S.  183. 


Digiti 


zedby  Google 


Zur  Geschichte  d.  {^ross.  Heidelberger,  sog.  Maiiess.  Liederhandsclirift.  359 

tina  oder  principis  Palatini  oder  principam  Pall.  genannt  wurde*'). 
Diese  Privatbibliothek  wurde  aber  gewöhnlich  nach  denoi  Tode  des  betr. 
Kurfarsten,  da  der  beabsichtigte  Bibliotheksbau  auf  dem  Schlosse  nicht 
zur  Ausführung  gelangt  war,  ganz  oder  teilweise  in  die  Heiliggeistkircbe 
übertragen  und  dort  mit  der  grossen  Centralbibliothek  vereinigt.  So 
erhielt  z.  B.  Melissus,  Vorstand  dieser  grossen  Bibliothek  1586 — 1602, 
die  Privatbibliothek  Friedrichs  III.  (1559  — 1576),  von  welcher  im 
Vatikan  noch  der  Katalog  aus  dem  Jahre  1589  existiert  und  zwar 
1)  das  Original  (Cod.  Pal.  Lat.  1917)  und  2)  eine  Abschrift  (Nr. 
1918)^*).  —  Ob  die  Bibliothek  Friedrichs  IV.,  in  welcher  sich  also 
der  Manessecodex  befand,  nach  seinem  Tode  (1610)  im  Schlosse  blieb 
oder  auch  in  die  Heiliggeistkirche  kam,  ist  nicht  bekannt  ^^). 

Wie  weit  die  Eigentumsrechte  für  die  verschiedenen  Bestände  der 
Universitäts-,  Landes-  und  Hofbibliothek  vorbehalten  waren,  lasst  sich 
nicht  mehr  genau  feststellen.  Es  scheint  aber  in  jenen  Zeiten  eine 
strenge  privat-  und  staatsrechtliche  Scheidung  in  dieser  Beziehung  nicht 
durchgeführt  gewesen  zu  sein.  In  manchen  Fällen  ist  es  bei  gleich- 
zeitigen Erwähnungen  daher  oft  schwer  zu  unterscheiden,  welche  Biblio- 
thek gemeint  ist,  z.  B.  in  den  Schreiben,  welche  Ruland,  Serapeum  XVII 
S.  188.  190.  191.  195  aus  Gruter'scheri  Papieren  mitgeteilt  hat.  Hier 
ist  die  Rede  von  der  Bibliotheca  Palatina,  libraria  Celsitudinis  Vestrae, 
Bibliotheca  Principis,  Bibliotheque  de  Tlllustre  Prince  Palatin. 

Der  päpstliche  Abgesandte  Leo  Allatins  hat  denn  auch  im  J.  1622 
diesen  Umstand  verwertet.  Maximilian  von  Bayern  wollte  die  Privatbib- 
liothek des  Kurfürsten,  also  die  Schlossbibliothek,  für  sich  behalten  und 
hatte  bereits   vor  Allatius'  Ankunft  vier  Fuhren  mit  Handschriften  von 


•*)  Über  die  Schlossbibliothek  in  früherer  Zeit  s.  Wilkeii  S.  HO  ff. 

**)  Bethmann  in  Pertz'  Archiv  XII  35H  und  Rockingcr,  Pflege  der 
Geschichte  durch  die  Witteisbacher,  1880  S.  (4G). 

^)  Der  jetzt  wieder  in  Heidelberg  befindliche  Codex  Pal.  Germ.  801) 
(nicht  DCCCIII,  wie  Bahr,  Heidelberger  Jahrbücher  1872  S.  506  angiebt), 
enthält  f.  74  ff.  ein  Inventar  der  Bücher  Friedrich  IV. ;  in  diesem  steht  der 
Manessecodex  nicht,  daraus  darf  aber  keineswegs  geschlossen  werden,  dass 
diese  Hs.  damals  nicht  im  Schlosse  war.  Denn  f.  151  ▼  wird  ausdrücklich 
gesagt,  das  Inventar  sei  nach  Friedrichs  Absterben  in  grosser  Eile,  wie 
die  Bücher  da  haufenweise  im  Saal  (der  alten  Ratstnbc)  gelegen  hätten,  an- 
gefangen worden.  Handschriften  sind  hier  überhaupt  nur  wenige  aufgeführt, 
und  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  lag  dieser  Prachtcodex  nicht  so  im  Saale 
in  dem  Haufen,  sondern  war,  wie  die  meisten  Handschriften  überhaupt,  sorg- 
faltiger aufbewahrt.  —  Vielleicht  existiert  im  Vatikan  ein  besserer  Katalog. 


Digiti 


zedby  Google 


360  K-  Zaiigemeister 

Heidelberg  nach  Manchen  bringen  lassen  ^^).  Rockinger  (Pflege  der 
Gesch.  S.  19)  weist  aus  den  Aufzeichnungen  des  Allatius  nach,  das« 
in  der  Oession  Maximilians  an  den  Papst  die  kurf.  Pri?atbibliothek 
wirklich  nicht  einbegriffen  war,  —  eine  Stelle,  welche  Theiner  S.  33  fg. 
stillschweigend  weggelassen  hat!  Aber  die  Instruktion  an  AUatios  ent- 
hielt die  Bestimmung  (Theiner  S.  55),  er  solle  auch  die  Werke  mit- 
nehmen, welche  aus  der  (grossen)  Bibliotheca  Palatina  in  das  Arbeitszimmer 
oder  andere  Räume  des  vertriebenen  Kurfürsten  („del  giä  Conte  Pala- 
tino") oder  seiner  Minister  transferiert  wären.  Dieser  Auftrag  bot  ihm 
Anhalt,  auch  die  Schlossbibliothek  zu  entführen :  er  Hess  sich  dazu  durch 
den  anwesenden  Tilly  ermächtigen,  und  schliesslich  musste  Maximilian, 
als  Allatius  nach  München  kam,  seine  Genehmigung  erteilen,  ja  er  sagte 
sogar  die  Zurückgabe  der  früher  nach  München  gebrachten  Codices  za. 
Aber  die  Münchener  behielten  trotzdem,  wie  sich  allmählich  herausge- 
stellt hat,  einige  kostbare  Miniaturhandschriften  zurück,  z.  B.  die  für 
Otto  Heinnch  zwischen  1542  und  1551  hergestellte  Kopie  des  ungemein 
wichtigen  und  leider  (1552?)  verloren  gegangenen  Speierer  Codex  mit  vielen 
Gemälden  ^^),  Monac.  10291  =  Pal.  cum  picturis  n.  41*;  die  durch  Bern- 
hard von  Weimar  1632  von  München  entfühite  und  jetzt  in  Gotha  be- 
findliche Prachthandschrift  (I  n.  10)  mit  Bildern  des  Math.  Gerung"). 
welche  derselbe  für  Otto  Heinrich  gemalt  hat;  das  Autograph  der  (Hirsauer) 
Chronik  des  Abts  Tritheim  (Wilken  S.  216;  jetzt  cod.  Mon.  Lat.  703—704). 
Der  Schlossbibliothek  rühmt  Leo  Allatius  selbst  in  seinem  Rechenschafts- 
berichte nach,  sie  enthalte  assai  lihri  msa,,  belli  et  atüichi  ^*).  Er  war 
ferner  darauf  stolz,  dass,  während  er  nach  Heidelberg  gekommen  wäre,  um 
eine  Bibliothek  abzuholen,  er  drei  mitgenommen  hätte:  1.  la  bibl.  pubblka. 
2.  quella  dd  Palatino  e  3.  clel  Collcyio  della  Sapienza'^^).     Sehr  viele, 


••)  Theiner,  Schenkung  der  Heid.  Bibliothek,  1844  S.  17.  81-87;  Bahr, 
Serapeum  1845  S.  147;  Ruiand,  Serapeiim  1856  S.  239. 

•')  Itin.  Anton,  ed.  Parthey  et  Pinder  p.  XXHI ;  Seeck  im  Hermes  IX 
218  und  Not.  dign.  p.  IX. 

•«)  Jacobs,  Beiträge  z.  alt.  Litt.  II  (1836)  S.  41  Nr.  45.  Herrn  Direktor 
Saltzer,  welcher  eine  Notiz  über  ein  von  Gerung  für  Otto  Heinrich  figuriertes 
Bibelbuch  gefunden  hatte,  machte  ich  auf  die  mir  wohlbekannte  Hs.  iu  Goth« 
aufmerksam,  und  nach  der  durch  die  dortige  Bibliothek  gl\tigst  bewilligten 
Zusendung  ergab  sich  die  Riclitigkeitder  von  mir  vermuteten  Identität  Vgl. 
S(altzer)  in  der  Heidelb.  Zeitung  24.  März  1886  (danach  in  der  Allg.  Zeitung 
1886  S.  1262);  Lübke  in  der  Allg.  Zeitung  1886  S.  1818. 

«»)  Bahr,  Heidelb.  Jahrb.  1872  S.  493  (vgl.  S.  506). 

'0)  Theiner  S.  44. 


Digiti 


zedby  Google 


Zur  Geschichte  d.  gross.  Heidelberger,  sog.  Maness.  Liederhandschrift.  361 

besonders  gerade  deutsche  Codices  Palatini,  welche  uns  1816  vom  Vatikan 
zurückgegeben  worden  sind,  gehörten  nachweisslich  der  Schlossbibliothek 
an,  z.  B.  Gebetbücher,  Stammbücher  und  Tagebücher  von  Mitgliedern  - 
der  kurfürstlichen  Familie,  ferner  die  Handschrift  des  Mich.  Beheim, 
Codex  Palatinus  Germ.  335  '^*).  Es  ist  aber  bisher  noch  für  keinen 
dieser  Codices  geleugnet  worden,  dass  er  ein  Palatinus  sei. 

Mit  den  vorstehenden  Erörterungen  hoffe  ich  den  Leser  überzeugt 
zu  haben,  dass  der  Manessecodex  unbestreitbar  in  der  hiesigen  Biblio- 
tbeca  Palatina  gewesen  ist,  dass  also  Heidelberg,  wie  ich  S.  344  sagte, 
in  der  That  der  einzige  Ort  unseres  deutschen  Reiches  ist,  wo  sich 
diese  Handschrift  früher   in  festem  Besitze  befunden  hat. 

Die  letzten  Erwähnungen  unserer  Hs.  aus  dem  Anfang  des  17. 
Jahrhunderts  sind  die  folgenden. 

Freher  liatte  mit  Goldast  den  Plan  gefasst,  die  ganze  Lieder- 
samuilung  zu  veröffentlichen.  Das  Kopieren  des  noch  fehlenden  grösseren 
Teiles  hatte  er  selbst  besorgen  wollen  und  zu  diesem  Zwecke  sich  von 
dem  Kurfürsten  die  Handschrift  im  Jahi*e  1607  geben  lassen  (s.  Zeugn. 
Nr.  XX).  Es  handelte  sich  nun  vor  Allem  um  Beendigung  der  Kopie ; 
denn  Schobinger  und  Goldast  hatten  erst  einen  kleinen  Teil  abgeschrieben. 
Freher  schreibt  am  23.  Januar  1608  an  Goldast  in  Frankfurt  (cod. 
F  f.  70  =  ed.  p.  226) : 

Descripta  Cantilenarum  allata  sunt  domum  raeam,  me  absente:  xXL 
ubi  ille  me  reviserit,  faciam  quod  vis.     Agnosco  tuam  manum 
et  Schobiogeri :   alicubi  aliam  iuniorem,  quae  '*)  depravatissime 
scripsit.    lam  quis  continuabitV  Circumspiciendus  mihi  idoneus 
scriba,  quali  iam  careo. 

Freher  kam  aber  nicht  dazu  die  Abschrift  herzustellen  oder  durch 
cineu  Schreiber  besorgen  zu  lassen.  Im  nächsten  Jahre  ersuchte  er  daher 
üoldast,  er  möge  selbst  nach  Heidelberg  kommen  und  diese  Arbeit 
ausführen.  Die  aus  früheren  Jahren  bereits  vorliegenden  Abschriften 
liatte  er  unterdessen  offenbar  wieder  an  Goldast  gesandt.  Freher  schreibt 
nämlich  an  Letzteren  nach  Frankfurt  am  16.  Juni  1609  (cod.  F  f.  89 
=  ed.  p.  327),  er  könne  nächsten  Montag  einen  von  Mainz  zurück- 
fahrenden AVa^en  des  Kurfürsten  benutzen,    „qui  te  commodissime  cum 


^')  Melissas  bei  Freher,   origg.  Pal.  ed.  1599  p.  (58  ---  ed.  2,  I  (1613) 
p  12  sagt,  dass  derselbe  „in  Bibliotheca  Principum  Palatinorum"  «ich  befinde. 
'*)  Das  Wort  quae  fehlt  in  der  Ausgabe. 

W«ttd.  Zeitaehr.  f.  Goioh.  u.  Knint.  VlI,    IV.  27 

Digitized  by  VjOOQ IC 


362  K.  Zangemeister 

reculis,  quascuraque  babes,  buc  adducet"  (d.  h.  nacb  Heidelberg)").   Hier 
könne  er  wabrscheinlich  im  SapienzcoUeg  wobnen.  Dann  fäbrt  Freber  fort : 
XXn.  Cuperem    te   descriptionem    libri  Suevici  absolvere,    nam  (ne 

nescias)  Princeps  peremtorium  terminum  mibi  praefixit,   unius 
mensis,    intra    quem    Codicem    ipsam    reddam;    qui    si   semel 
scriniis  eins  privatis  inseratur,    non  facile  sub  ullins  aspectam 
redibit.     Itaque  velim    te   descripta   priora   per  Scbobingenim 
et  te  buc  afferre  tecum,  ut  conferamus  cum  ipso  MS. 
Die  Worte    „qui   si  semel    —    redibit"    erklärt  Kraus  S.  4  (zu 
Ende)  also :   „Der  Kurftlrst  Friedrieb  IV.  batte  seit  dem  Sommer  1609 
die  Originalbandschrift  in  seine  persönlicbe  Yerwabrung  genommen  und 
den  Blicken  Aller  entzogen",  und  Springer  (Repert.  f.  K.  1888  S.  328) 
bat,    wie  wir   oben  S.  344    saben,    diese   Erklärung  wiederbolt.     Aber 
davon  sagt  Freber  nichts.   Er  drängt  Goldast,  sofort  und  energisch  die  Ar- 
beit wieder  aufzunehmen ;  jetzt  sei  die  Handschrift  noch  in  seinen  (Freber 's) 
Händen,    wäre   sie    erst  wieder   an  die  Privatbibliothek  des  Kurfürsten 
zurückgeliefert,  so  würde  sie  nicht  leicht  wieder  zugänglich  sein.     Dass 
der  Kurfürst  die  Drohung,    den  Codex  „den  Blicken  Aller  entziehen"  zu 
wollen,   überhaupt  ausgesprochen  hat,    ist  gar  nicht  überliefert.     Kraus 
nimmt  aber  sogar  die  Ausführung  einer  solchen  Drohung  als  erfolgt  an. 
Übrigens  starb  der  Kurfürst  schon  im  folgenden  Jahre,  9.  Sept.  1610. 
Goldast  kam  indessen  damals  nicht  nach  Heidelberg,  und  in  dem 
weiteren  Briefwechsel   wird  weder   von  Freber'*)    noch  anderen  Korre- 
spondenten die  Angelegenheit  weiter  erwähnt.    Offenbar  war  der  Plan  der 
Ausgabe  aufgegeben:  Goldast  sehen  wir  mit  ganz  anderen  Arbeiten  be- 
schäftigt ;  das  Abschreiben  der  Hs.  wurde  .nicht  weiter,  sicherlich  nicht 
weit  gefördert ;   jene  Kopie  ist   in  Goldast's  Nachlass   in  der  Stadtbib- 
liothek  zu   Bremen   noch  erhalten:  sie  enthält  nur    59  Dichter  dieser 
grossen  Liedersammlung  (v.  d.  Hagen  IV  896). 

Den  Codex  selbst  erwähnt  Goldast  noch  einmal  und  zwar  in 
seiner  grossen  Streitschrift  gegen  den  Jesuiten  Jac.  Gretser  in  Ingol- 
stadt, Replicatio  pro  sac.  Caesarea  et  Regia  Francorum  raaiestate, 
Hanoviae  1611,  4®.'^).     Gretser  hatte  aus  Goldast's  ^Paraenetici"  den 


^')  Reuter  in  Heidelberg  schreibt  unter  demselben  Datum  an  Goldas^t, 
dass  Freher  ihn  zu  sehen  wünsche  (ed.  p.  326). 

'*)  Freher  starb  12.  Mai  1614  (s.  Cod.  Pal.  Lat.  1854  F.  103v). 

")  Die  Widmung  an  Moriz  von  Hessen  ist  von  Frankfurt  a.  M.  28.  Febr 
1611  datiert.  — •  Der  Columnentitel  lautet:  Beplicatio  [Beplica  Hagen  zn 
Matbieu  S.  IX!]  pro  imperio. 


Digiti 


zedby  Google 


Ziir  Geschiebte  d.  gross.  Heidelberger,  sog.  Maness.  Liederhandscbrift.  363 

Winsbeke  citiert  gegen  Goldast's  Ansicht  über  die  Absetzung  des  Papstes 
Johann  XII.  Dafür  straft  Letzterer  nun  den  Gretser,  indem  er  hier 
(p.  281  —  293)  ans  derselben  Hs.  eine  ganze  Reihe  von  Versen  Walther's 
von  der  Vogelweide  und  anderer  Dichter  anführt,  welche  gegen  den 
Papst  gerichtet  sind.  Der  Handschrift  gedenkt  er  dabei  mit  folgenden 
Worten.     Erstens  p.  281: 

£ae  (paraeneses  Winsbekii)  descriptae  a  nobis  sunt  ex  pretio- XXIU. 
sissimo  aureae  antiquitatis  cimelio,  quod  in  Serenissimi  Electoris 
Palatini  palatio  Heidelbergensi  adservatur. 
Am  Schlüsse  (p.   293): 

Haec  et  alia  id  genns  multo  plurima  in  nobilissimo  illo  Pala- 
tini palatii   cimelio   a  Principibus,    Comitibus,    Baronibus    et 
Equitibus  Imperii   memorantur;    cuius   autographum   originale 
anreis  picturis  illustratum  olim  ipse  Parricida,  potente  id  a  me 
Reverendo   et   lUustri  Principe  Bernhardo  Abbate  S.  Galli^*), 
inspiciandum  et  legendum  äccepit,  et  haec  ipsa,  quae  hactenns 
a   me  adscripta  sunt,    thematia  diligenter  consideravit,    ut  de 
veritate  eorum  et  simol  fide  mea  dubitare  nemo  debeat. 
Schon  diese  beiden  Zeugnisse  hätten  von  der  Behauptung  abhalten 
sollen,  die  Liederhandschrift  sei  nie  in  der  kurfürstlichen  Bibliothek  zu 
Heidelberg   oder  gar  überhaupt  nicht  in  Heidelberg  gewesen.  —  Dem 
ungemein  fleissigen  von  der  Hagen  ist  übrigens.bei  Erwähnung  dieser 
Stelle  ein  sehr  sonderbares  Missverständnis  begegnet.  Er  sagt  (MS.  IV  896 
Anra.  5) :   y^Dieser  parricida  war  der  Oheimsmörder  im  bald  darauf  ausge- 
storbenen Hause  Hohensax."     Vgl.    zu  Mathieu  S.  VIII  u.  IX  Anm.  ** 
—  Natürlich  konnte  Georg  Ulrich  so  genannt  werden,  und  z.  B.  braucht 
Goldast  (Alam.  rer.  scr.  I,  1606,   p.  221)    für  jenen  Mord    den  Aus- 
druck   „parricidium" ;     man    könnte    dann    aus    der    Notiz    schliessen. 
dass  der  Codex  schon  ehe  Schobinger  denselben  nach  dem  Tode  Johann 
Philipp's  (1596)  von  Forstegk  mit  nach  St.  Gallen  nahm,  hier  gewesen 
>vaLre,  nämlich  zwischen  1594  und  1596^').     Aber  ein  Blick  in  Gold- 
ast's  Streitschrift   genügt,    um   zu   erkennen,    dass   vielmehr   Gretser 
gemeint   ist.     Goldast    widmet   die  ersten  drei  Kapitel  dem  Nachweise, 
dass   Gretser    ein    „parricida"    sei,    und   bezeichnet  ihn   dann    in    dem 
ganzen  Werke  unzählige  Male  mit  diesem  Worte.     An  der  obigen  Stelle 
erwähnt   er    also    zur   Beglaubigung   seiner    antipäpstlichen   Citate    aus 

'•)  Bernhard  war  Fürstabt  von  St.  Gallen  1594 — 1630. 
•')  Der  Mörder   floh   nach  Verübung   seiner  Frevelthat   hinweg   nach 
Ungarn  und  fand  bald  sein  verdientes  Ende;  s.  R.  341. 

27* 

Digitized  by  VjOOQ IC 


364  ^'  Zangemeister 

dem  Codex  die  Thatsache,  dass  Greiser  selbst  seiner  Zeit  diese  Stellen  zu  St. 
Gallen  im  Original  eingesehen  habe  und  dass  der  Codex  jetzt  in  Heidelberg  sei. 
Als  die  letzte  Spur  unserer  Handschrift  aus  der  Zeit  vor  der 
Pleidelberger  Katastrophe  des  Jahres  1622  darf  vielleicht  angesehen 
werden  eine  Stelle  des  zweiten  Teiles  der  2.  Auflage  von  Fr  eher 's 
Orig'mes  Falatinae^  welcher  1612  erschien'®).  Hier  p.  88  sq.  druckt 
Fr.  zuerst  Verse  des  Marner  ab: 
XXIV.  Poetae  Germani  nomine  Marner  locus,  in  cantilenis  Teutoni- 

cis  circa  aetatem  Friderici  Imp.  II.  conditis,  versiculo  XXXVH, 
ubi  Rhenenses  populos  perstringit,  inter  alia  cautillantis : 
Stad  vf  stad  abe  in  wechset  win, 

In  dienet  ouch  des  Rines  grünt.  Et  mox : 

Der  Ymelunge  hört  lit  in  dem  Lurlenberge  in  bi. 
Ohne  Zweifel  entnahm  Freher  die  Steile  aus  dem  Manessecodex, 
welcher  in  der  That  diesen  Schreibfehler  „Ymelunge"  statt  „Niuelunge" 
(=  Nibelunge)  aufweist;  ob  Freher  aber  diese  Worte  gerade  kurz 
vorher  excerpiert  hatte,  muss  natürlich  dahin  gestellt  bleiben.  Jeden- 
falls stehen  sie  in  der  1599  erschienenen  ersten  Auflage  der  „Origines" 
noch  nicht. 

Wir  sind  am  Ende  der  Zeugnisse  aus  jener  Zeit  angelangt.  An 
dieser  Stelle  verdient  noch  hervorgehoben  zu  werden,  dass  aus  der  Zeit 
vor  dem  30jährigen  Kriege  für  keinen  codex  Palatinus,  selbst  nicht  fQr 
die  allerwertvoUsten,  wie  z.  B.  die  Anthologia  Graeca  (Gr.  23),  die 
Paradoxographi  (Gr.  398),  den  alten  Virgil  (Lat.  1631)'«)  so  viele  Er- 
wähnungen vorliegen  als  für  den  Manessischen,  viele,  auch  sehr  wichtige 
Handschriften    erst   erheblich    später  überhaupt  bekannt  geworden  sind. 


Seit  dieser  Zeit  erfahren  wir  nichts  mehr  von  unserem  Codex  bis 
einige  Jahre  nach  dem  dreissigjährigen  Kriege.     Der  am  17.  November 


'*)  V.  d.  Hagen  (zu  Mathieu  S.  IX)  und  Kraus  S.  4  citieren  nur  die  ed.  3  v. 
J.  1686  [H  p.  83].  Diese  wurde  aber  nicht  mehr  von  Freher  besorgt,  der  ja  12. 
Mai  1614  starb ;  sie  kann  also  für  unseren  Zweck  nicht  in  Betracht  kommen. 

'')  Es  sei  hier  beiläufig  erwähnt,  dass  dieser  wichtige  Codex  18 lö  nur 
durch  ein  Versehen  von  Paris  nach  Rom  statt  nach  Heidelberg  zurückgekehrt 
ist  Der  Papst  hatte  die  Zurückgabe  aller  von  Napoleon  1797  aus  dem 
Vatikan  nach  Paris  entführten  Codices  Palatini  an  uns  angeordnet.  Bei  der 
schliesslichen  Ablieferung  aber  wurde  jener  Virgil  übersehen,  da  er  in  dem 
gedruckten  Verzeichnis  jener  Hss.  (Recensio,  Lipsiae  1803)  nicht  bei  den 
übrigen  Palatini  latini  (p.  120)  verzeichnet  steht,  sondern  unter  den  wert- 
vollsten Stücken  auf  p.  146. 


Digiti 


zedby  Google 


55ur  Geschichte  d.  gross,  rieidelberger,  sog.  Maness.  Ijiederhandschrift.  365 

1656*  verstorbene  Gelehrte  und  Gustos  der  Königlichen  Bibliothek  zu 
Paris,  Jacques  Dupuy  (=  Puteanus)  hatte  die  von  seinem  Vater  Claude, 
von  seinem  Bruder  Pierre  ^°)  und  ihm  selbst  gesammelte  Bibliothek  ein- 
schliesslich der  Handschriften  und  eines  zweibändigen  Katalogs  der  ganzen 
Sammlung®*)  dem  Könige  von  Frankreich  geschenkt.  Die  Bibliothek 
des  Königs  ergriff  von  dieser  Schenkung  Besitz  am  4.  Juli  1657,  und 
über  diesen  Akt  wurde  ein  Protokoll  aufgesetzt,  welches  noch  vorhanden 
ist.  Unter  jenen  Handschriften  befand  sich  nun  unsere  Liedersammlung ; 
denn  der  Katalogband  10373  enthält  auf  fol.  679  von  der  Hand  des 
Jacques  Dupuy  folgenden  Eintrag,  in  welchem  sich  mit  Sicherheit  der 
Titel  unserer  Handschrift  wiedererkennen  lässt: 

Paraeneses  variorum  et  cantilenae  amatoriae  scriptae  ante  CCCC 
annos,  lingua  theutonica,  cum  variis  figuris,  folio. 

Diese  Thatsachen  hat  der  Pariser  Generaladministrator  Leopold 
Deiisle  in  einer  Zuschrift  an  Alb.  Duncker^*)  constatiert,  und  es  ist 
durchaus  unzulässig,  an  der  Richtigkeit  dieser  Angaben  zu  zweifeln®^). 
—  Auf  welchem  Wege  die  Dupuy  in  den  Besitz  dieser  Handschrift 
gelangt  waren,  ist  unbekannt.  Vielleicht  findet  sich  darüber  noch  einmal 
eine  Andeutung  in  den  Korrespondenzen  der  Dupuy.  In  dem  soeben 
erschienenen  1.  Bande  des  Briefwechsels  mit  Peiresc  (Paris  1888, 
914  pp.,  4^)  habe  ich  bis  jetzt  vergebens  nach  einer  Spur  gesucht. 
Dann  kämen  besonders  noch  in  Betracht  die  unedierten  Papiere  der  D. 
in  Paris  und  der  in  der  Barberinischen  Bibliothek  zu  Rom  aufbewahrte, 
grossenteils  noch  ungedruckte  Briefwechsel  mit  dem  vatikanischen  Biblio- 
thekar Holstenius,  auf  welchen  Kraus  im  Repert.  f.  Kunstw.  VI 
(1888)  S.  299  mit  Recht  aufmerksam  macht. 

Ob  die  Handschrift  1622/23  bei  der  grossen  Heidelberger  Biblio- 
thek.skatastrophe  mit  nach  Rom  entführt  wurde  oder  nicht,  dafür  be- 
sitzen wir  keine  Nachricht;  aber  andrerseits  ist  es  unberechtigt  zu 
behaupten,  dass  sie  damals  nicht  nach  Rom  gebracht  worden  sei.    Jeden- 


®®)  Pierre  Dupuy  starb  14.  Dez.  1651.  Er  war,  wie  sein  Bruder 
Jacques,  seit  1645  „garde  de  la  Bibliotheque  du  Roi**  gewesen. 

«»)  Ms.  Lat.  Nr.  10372  und  10373  der  jetzigen  National bibliothek. 

«-)  Centralbl.  für  Bibl  I  (1884)  S.  55  fg. ;  auch  bei  Kraus  S.  5  abge- 
druckt. —  Vgl.  Deiisle,  Cabinet  des  mss.  I  (1868)  p.  261  ff. 

^)  Baechtold,  Gesch.  der  deutschen  Lit.  in  der  Schweiz,  2.  Lieferung 
(Frauenfeld  1887)  S.  143  hat  wohl  Delisle's  Mitteilung  nicht  gekannt;  er 
sagt  nämlich,  die  Handschrift  „sei  dort  (in  Paris)  —  nach  der  mit  Vor- 
sicht aufzunehmenden  französischen  Tradition  —  in  der  Privat- 
bibliothek der  Brüder  Dupuy  aufgetaucht". 


Digiti 


zedby  Google 


3ß6  ^-  ^angemeistet' 

falls  muss  bis  zum  Beweise  des  Gegenteils  als  die  wahrscheiiilicbste 
Annahme  die  angesehen  werden,  dass  der  Codex  in  jenem  Jahre  von 
Heidelberg  fortgekommen  ist,  sei  es  nun  nach  Rom  oder  sonstwohin. 
Es  liegt  nicht  der  mindeste  Anhalt  dafür  vor,  dass  dieser  eine  Codex 
bei  anderer  Gelegenheit  von  hier  entführt  worden  ist  wie  sämtliche 
übrige  Palatini. 

Nähme  man  an,  die  Handschrift  sei  nicht  nach  Rom  gebracht 
worden,  so  Hessen  sich  natürlich  sehr  viele  andere  Möglichkeiten  denken. 
Es  sei  hier  aber  doch  auf  folgendes  hingewiesen.  Am  16.  September 
(n.  St.)  1622  wurde  die  Stadt  Heidelberg  und  am  19.  September 
das  Schloss  eingenommen.  Schon  am  18.  Sept.  lasen  die  Jesuiten  Messe 
in  der  Heiliggeistkirche®*),  in  welcher  ja  die  grosse  Bibliothek  aufge- 
stellt war.  Nach  Rockinger,  Pflege  der  Gesch.  1880  S.  18,  sollen  in 
der  That  die  Jesuiten  in  Ingolstadt  dann  Handschriften  aus  Heidelberg 
besessen  haben  und  zwar  „les  plus  pretieux'',  welche  sie  angeblich  von 
Tilly  geschenkt  erhalten  hatten.  Darunter  konnte  die  Manessehs.  sein, 
mag  sie  nun  damals  noch  auf  dem  Schloss  oder  unten  in  jener  Biblio- 
thek sich  befunden  haben.  Leo  Allatius  traf  erst  am  13.  Dezember 
in  Heidelberg  ein:  in  der  Zwischenzeit  konnten  natürlich  manche  Hss. 
und  sonstige  Wertstücke  entfremdet  werden;  z.  B.  hatten  „Liebhaber" 
Gemälde  aus  der  Gallerte  des  Schlosses  mitgenommen  (Theiner  S.  34). 
Ein  Codex  des  Nonius  in  Leiden  enthält  die  Notiz :  „Hie  über  Ms. 
Nonii  Marcelli  in  expugnatione  urbis  Heidelbergae  ex  bibliotheca  Archi- 
Palatina  direptus  fuit  a  milite  quodam  a.  1622  a.  d.  20  Septemb., 
a  quo  ego  illum  redemi  dimidio  floreno  et  quatuor  integris  panibus. 
Factum  bene!  Job.  Philippus  Pareus,  Dav.  filius  m.  propr."  ®®).  — 
Im  Jahre  1798  wurde  in  Nürnberg  eine  Handschrift:  „Expositio  in 
Cantica  canticorum^  ausgeboten,  welche  auf  dem  Einband  das  Portrait 
Otto  Heinrichs  zeigte,  also  sicherlich  aus  der  Palatina  stammte®^). 
Möglich  ist  auch,  dass  sich  der  Minnesängercodex  wie  das  Gothaer^ 
von  Gerung  illustrierte  Neue  Testament  (s.  oben  S.  360)  unter  den  nach 
München  transportierten  Prachtstücken  befand,  von  dort  aber  später 
entführt  wurde. 

Doch  waren  dies  Ausnahmen,  und  die  Zahl  der  nicht  nach  Rom 
entführten  Palatini  ist  offenbar  eine  sehr  kleine  gewesen.     Wir  können 


8*)  Wüken  S.  196. 

«*)  Wilken  S.  198;   Geel,  Cat.  mss.  Leid.  p.  151  Nr.  479;   L.  Müller. 
Jahrb.  für  Philol.  95  (1867)  S.  501;  Bahr,  Heid.  Jahrb.  1872  S.  516. 
«•)  Ruland  im  Serapeum  1856  S.  231  A.  1. 


Digiti 


zedby  Google 


Üur  Geschichte  d.  gross.  Heidelberger,  sog.  Maness.  Liederhandschrift.  367 

L,  B.  fOr  die  432  griechischeD  Palatini  aus  Stevenson's  Katalog  p.  305 
ersehen,  dass  nur  9  derselben  im  Jahre  1623  nicht  dem  Vatikan  über- 
geben wurden:  drei  davon  waren  1620  nach  Wittenberg  verliehen  worden 
und  sind  1881  über  Halle  hierher  zurückgelangt.  —  So  lange  also  kein 
Anhalt  für  das  Gegenteil  vorliegt,  dürfen  wir  es  1.  als  höchst  wahrschein- 
lich betrachten,  dass  der  Minnesängercodex  im  Jahre  1622/23  von  Hei- 
delberg weggekommen  ist,  und  2.  es  für  nicht  unwahrscheinlich  erklaren, 
dass  ihn  1623  AUatius®^)  mit  nach  Rom  entführt  hat.  Man  wird  also 
demgemäss  Nachforschungen  anstellen  müssen.  Vorläufig  sei  in  dieser 
Beziehung  auf  Folgendes  hingewiesen:  dass  Maximilian  dem  Gardinal- 
Staatssekretär  Ludovisi  Bestandteile  der  Heidelberger  Bibliothek  geschenkt 
habe,  versichert  der  sehr  gut  unterrichtete  und  völlig  glaubwürdige  Ez. 
Spanheim  (Wilken  S.  216);  derartige  Schenkungen  mögen  dann  auch 
in  Rom  noch  vorgekommen  sein.  Es  ging  nach  der  Ankunft  der 
Palatina  das  Gerücht,  manche  Gardinäle  hätten  Werke  aus  derselben 
erhalten  ^^),  und  namentlich  sollte  die  Barberinische  Bibliothek  mit 
p^zer  Manuskripten  bereichert  worden  sein.  Das  Gerücht  mag  über- 
trieben haben,  und  welcher  Kern  von  Wahrheit  den  bestimmt  auftreten- 
den Behauptungen  zu  Grunde  lag,  wird  sich  jetzt  schwerlich  feststellen 
lassen.  Man  erinnere  sich  aber,  dass  Urban  Vni.  (1623 — 1644)  ein 
Barbenni  war,  sein  Neffe  Francesco  Barberini  1623  Cardinal  wurde, 
päpstlicher  Legat  in  Paris  war  und  mit  französischen  Gelehrten  wie 
Peiresc  und  den  Dupuy  in  Verbindung  stand  ®^).  Wäre  es  da  so  bei- 
spiellos gewesen,  wenn  damals  der  Cardinal  im  Einverständnis  mit  dem 
Papst  einem  einflussreichen  Franzosen  ein  solches  Manuskript  zum  Ge- 
schenk gemacht  hätte?  Eine  derartige  Veräusserung  konnte  um  so 
gerechtfertigter  erscheinen,  wenn  durch  sie  als  Gegengabe  ein  wichtiges 
politisches  Zugeständnis  von  dem  mächtigen  Frankreich,  bezw.  von  dem 
1622  Cardinal  gewordenen  und  1624  in  den  Staatsrat  eingetretenen 
Richelieu  erreicht  werden  konnte.  Natürlich  soll  damit  nur  eine  der  ver- 
schiedenen nahe  liegenden  Vermutungen  ausgesprochen  werden,  welche  das 
Auftauchen  der  Hs.  in  Paris  erklären  können. 

Woher    Moscherosch    in    seinem     zuerst     1643     erschienenen 
Weiberlob  (Philander,  Th.  U  Ges.  3)    das  Gedicht   von  Leiningen   und 


*')  All.  verliess  Heidelberg  mit  seiner  Beute  am  14.  Febr.  (n.  St.)  1623. 

"*)  AUatius  wurde  beschuldigt,  Palatini  verkauft  zu  haben,  konnte  sich 
aber  von  dieser  Anklage  vollkommen  reinigen;  s.  Wilken  S.  215. 

*•)  Man  vgl.  die  oben  erwähnte  Korrespondenz  der  Dupuy  mit  Peiresc 
z.  ß.  p.  23.  59.  124.  128.  138.  846.  —  Der  Cardinal  starb  1679. 


Digiti 


zedby  Google 


3g^  K,  Zangemeister 

die  Strophe  des  ^Rottenburg«  entlehnt  hat  (S.  201  u.  229  in  Bobertag's 
Ausg.),  ist  noch  nicht  nachgewiesen.  Goldast,  aus  dessen  Paraenet.  p.  293. 
11-15  und  p.  452  fg.  Moscherosch  Anderes  entnommen  hat,  bringt  diese, 
übrigens  nur  in  unserem  Codex  enthaltenen,  Gedichte  nicht. 

Von  1657  an  gehörte  die  deutsche  Liedersammlung  ununterbrochen 
der  grossen  Pariser  Bibliothek  an.  Über  die  Gelehrten,  denen  wir  Kondo 
über  die  Handschrift  aus  dieser  Pariser  Zeit  im  17.  und  18.  Jahrhun- 
dert verdanken,  findet  man  das  Nähere  bei  von  der  Hagen  MS.  IV  S. 
896  und  zu  Mathieu  S.  X;  ferner  bei  Jac.  Grimm,  Berl.  Monatsber. 
1845  S.   111   =  kl.  Schriften  V  S.  360  fg. 

Im  Jahre  1815  Hess  Jacob  Grimm,  welcher  den  Codex  1805 
das  erstemal  gesehen  hatte,  „nichts  unversucht,  um  ihn  für  das  Vater- 
land wieder  zu  gewinnen.  Die  preussische  Behörde  .  .  .  that  .  .  bei 
dem  französischen  Ministerium  alle  geeigneten  Schritte  und  suchte  dringend 
wenigstens  als  £rsatz  für  andere  von  den  Franzosen  in  Deutschland 
mitgenommenen  Denkmäler  der  Wissenschaft  und  Kunst  die  Handschrift 
der  Minnesinger  und  Originale  Winkelmanns  zu  erlangen.  Aber  die 
Verhandlung  scheiterte".  So  berichtet  J.  Grimm  selbst^®)  und  druckt 
zugleich  als  Beleg  den  Auszug  aus  einem  interessanten  Aktenstück  ab, 
nämlich  einem  unterm  24.  Nov.  1815  vom  Minister  von  Altenstein 
an  den  Herzog  von  Richelieu  gerichteten  Schreiben^*).  Von  der  Hagen 
(zu  Mathieu  S.  XI)  theilt  mit,  die  Hs.  sei  damals  bereits  an  den  General 
von  Gneisenau  abgeliefert  gewesen,  dann  aber  zurückgegeben  worden, 
u.  A.  aus  dem  Grunde,  weil  nachgewiesen  wurde,  dass  er  nicht  (wie 
jene  39  Palatini)  vou  Napoleon  1797  aus  dem  Vatikan  nach  Paris 
entführt  worden  sei.  Wie  weit  diese  Angabe  richtig  ist,  kann  ich 
nicht  feststellen. 

Dann  hat  im  Jahre  1823  von  der  Hagen  noch  einen  Versach 
gemacht,  die  Handschrift  nach  Deutschland  zurück  zu  führen  und  zwar 
für  die  Stadt  Breslau  durch  Austausch  gegen  altfranzösische  Handschriften 
der  dortigen  Stadtbibliothek.  Aber  auch  diesmal  waren  die  Verhand- 
lungen erfolglos;   s.  v.  d.  Hagen,  MS.  I  S  XV  und  zu  Mathieu  8.  XI. 

In  diesem  Jahre  (1888)  ist  es  nun  dem  Buchhändler  Karl  J. 
Trübner  in  Strassburg  gelungen,  das  nationale  Kleinod  für  Deutschland 


^)  Monatsber.  der  Bed.  Akad.  1846  S.  111  =-  kl.  Sehr.  V  (1871)  S.  3ßl. 
•*)  Monatsber.  1845  S.  113.    In  Grimms  kl.  Schriften  is  t  dies  Schreiben 
seltsamer  Weise  nicht  mit  abgedruckt. 


Digiti 


zedby  Google 


i?ur  Oeschichte  d.  pross.  Heidelberger,  soff.  Maneas.  Liederhandschrift.  3H0 

durch  seine  eigene  Initiative  wieder  zu  gewinnen.  Nach  Ermächtigung 
und  Bewilligung  der  erforderlichen,  ausserordentlich  hohen  Mittel  seitens 
des  Kaisers  Wilhelm  I.  hat  Trübner  diese  Erwerbung  ermöglicht  durch 
eine  glückliche  Kombination  und  durch  lange  sehr  geschickt  geführte 
Unterhandlungen.  Er  kaufte  dem  Lord  Ashburnham  ^^)  166  Hand- 
schriften ab,  welche  von  den  französischen  Beamten  Libri  und  Barrois 
aus  öffentlichen  französischen  Bibliotheken  entwendet  worden  waren,  und 
bot  dieselben  der  pariser  Bibliothek  zum  Tausch  gegen  den  Manesse- 
Codex  und  eine  noch  darauf  zu  zahlende  Summe  an.  Dort  legte  man  den 
grössten  Wert  darauf,  diese  für  P>ankreich  wichtigen  Manuskripte  wieder 
zu  gewinnen,  und  acceptierte  den  angebotenen  Austausch.  Am  23.  Februar 
1888  wurden  die  166  Handschriften  in  London  von  K.  J.  Trübner 
an  L.  Delisle  übergeben  und  gleichzeitig  in  Paris  die  Manessehand- 
schrift  auf  der  deutschen  Botschaft  deponiert  ^^).  Von  hier  wurde 
der  wertvolle  Band  am  10.  April  durch  einen  Abgesandten  des  Bot- 
schafters Grafen  zu  Münster.  Lieutenant  Walter  Stumpff,  in  wohl- 
versiegelter Kiste  nach  Heidelberg  gebracht  und  der  Universitäts-Biblio- 
thek übergeben.  Einige  Tage  später  gelangten  zur  allgemeinen  Kenntnis 
die  zwei  Schriftstücke,  kraft  deren  diese  Überweisung  erfolgte,  nämlich 
ein  Schreiben  Sr.  Majestät  des  Kaisers  Friedrich  an  Se.  Königl.  Hoheit 
den  Grossherzog  Friedrich  von  Baden  und  die  Antwort  des  Gross- 
herzogs.    Der  Wortlaut   dieser  Handschreiben  ist  der  folgende  ^^) : 

L  Durchlauchtigster  Fürst,  freundlich  geliebter  Vetter,  Bruder  und 
Schwager!  Euerer  Königlichen  Hoheit  bin  Ich  in  der  angenehmen 
liage  mittheilen  zu  können,  dass  sich  der  von  Eurer  König- 
lichen Hoheit  befürwortete  Erwerb  der  bisher  im  Besitze  der 
Nationalbibliothek  in  Paris  gewesenen  sogenannten  Manesse 'sehen 
Handschrift  in  der  geplanten  Weise  vollzogen  hat.  In  Erfül- 
lung   der    Eurer    Königlichen    Hoheit    von    Meinem    in    Gott 


^^)  Sein  Schloss  Ashbumham  Place  liegt  bei  Battle  (in  Sussex  auf 
dem  Schlachtfelde  bei  Hastings). 

»*)  Über  die  Verhandlungen,  welche  zu  diesem  beide  Teile  befriedigenden 
Ziele  führten,  haben  die  zwei  zunächst  Beteiligten  Berichte  veröffentlicht; 
1)  Der  Administrateur  geu(^ral  der  Pariser  Bibliothek  Leopold  Delisle  im 
Journal  officiel  vom  2ö.  Februar  p.  840  fg.,  wieder  abgedruckt  in  der  Biblio- 
thäque  de  Tficole  des  chartes  1888  p.  41—46  (Bericht  an  den  französischen 
Unterrichtsminister,  datiert  London  23.  Febr.)  und  2)  K.  .1.  Trübner  im 
Centralblatt  für  Bibliothekswesen  V  (1888)  S.  225  ff. 

»*)  Karlsruher  Zeitung  vom  12.  und  13.  April  1888. 


Digiti 


zedby  Google 


;17()  ^'  Jlaußeroeistei' 

ruhenden  Herrn  Vater  gemachten  Zusage  habe  Ich  bestimmt, 
dass  die  gedachte  Handschrift,  welche  sich  vorläufig  in  der 
Verwahrung  des  Botschafters  Grafen  zu  Münster  befindet,  der 
Bibliotheca  PaMina  in  Heidelberg,  welche  sich  bisher  mit  einer 
Kopie   der  Handschrift  begnügt  hat,   wieder  zugeführt  werde. 

Indem  Ich  Meiner  Freude  über  die  Wiedererlangung  des 
literarischen  Kleinods  hiermit  Ausdruck  gebe,  verbleibe  Ich  mit 
herzlicher  Liebe  und  unveränderlicher  aufrichtiger  Freundschaft 
Euerer  Königlichen  Hoheit  freundwilliger  Vetter,  Bruder  und 
Schwager 

Charlottenburg,  den  6.  April  1888. 

Friedrich. 
An  des  Grossherzogs  von  Baden  Königliche  Hoheit. 


II.  Durchlauchtigster,  Grossmächtigster  Kaiser  und  König,  Hoch- 
geehrtester Herr  Vetter  und  Schwager !  Euere  Kaiserliche  und 
Königliche  Majestät  haben  die  Gewogenheit  gehabt,  Mir  die 
erfreuliche  Mittheilung  zu  machen,  dass  die  auf  Meine  Befür- 
wortung erworbene,  bisher  im  Besitze  der  Nationalbibliothek  in 
Paris  gewesene  Manesse'sche  Handschrift  der  Bibliotheca  PaJa- 
tina  in  Heidelberg  wieder  zugeführt  werden  soll.  Indem  Euere 
Kaiserliche  und  Königliche  Majestät  hierdurch  eine  Zusage 
Allerhöchst  Ihres  in  Gott  ruhenden  Herrn  Vaters ,  Seiner 
Majestät  des  Kaisers  Wilhelm  zu  erfüllen  geruhen,  erweisen 
Allerhöchstdiesel  ben  der  Ruperto-Carola  eine  hohe  Auszeich- 
nung, welche  die  altehrwürdige  Hochschule  hochschätzen  wird 
und  für  welche  Ich  als  ihr  Rector  Magnificentissimus  den  tief- 
gefühlten Dank  darzubringen  Mich  beehre.  Euere  Kaiserliche 
und  Königliche  Majestät  waren  Zeuge  von  der  Übergabe  einer 
Kopie  dieser  werthvoUen  Handschrift  an  die  Universität  Hei- 
delberg bei  Gelegenheit  ihres  öOOj.  Jubiläums.  Dass  diese 
werthvoUe  Handschrift  selbst  nunmehr  durch  Euerer  Kaiser- 
lichen Majestät  hochherzige  Entschllessung  dieser  Hochschule 
anvertraut  wird,  begrüsse  Ich  mit  besonderer  Freude.  Em- 
pfangen Euere  Kaiserliche  Majestät  geneigtest  den  wiederholten 
Ausdruck  Meines  wärmsten  Dankes  für  die  Mir  zu  Theil  ge- 
wordene   so    überaus    erfreuliche    Botschaft    und    zugleich    die 


Digiti 


zedby  Google 


Zur  Geschichte  d.  gross.  Heklelberger,  sog.  Maness.  1  jederhandschrift.  37 1 

Versicherung  jener  höchsten  Verehrung,  womit  Ich  unwandelbar 
zu  verhaiTen  die  Ehre  habe 

Euerer  Kaiserlichen  und  Königlichen  Majestät  gehorsam- 
willigster Vetter,  Bruder  und  Schwager 

Berlin,  9.  April  1888.  Friedrich. 


Möge  dieses  berühmte  Manuskript  aus  den  ersten  Jahrzehnten  des 
14.  Jahrhunderts,  welches  den  Wert  einer  ganzen  mittelhochdeutschen 
Bibliothek  von  140  einzelnen  Handschriften  repräsentiert  und  für  die 
deutsche  Nation  von  unschätzhaiem  Werte  ist,  nun  vor  weiterer  Ent- 
fremdung bewahrt  werden  und  für  alle  Zukunft  ^die  grosse  Heidel- 
berger Liederhandschrift**  sein  und  bleiben  ! 


-•-»^O*^«^ 


Recensionen. 

Die  Chroniken  der  deutschen  Städte  vom  14.  bis  ins  16.  Jahrhundert. 

Zwanzigster  Band:  Die  Chroniken  der  westfälischen  und  nieder- 
rheinischen Städte.  Erster  Band.  Dortmund,  Neuss.  Leipzig, 
1887.  XXXIV  S.  Vorrede,  640  S.  —  Beiträge  zur  Geschichte 
Dortmunds  und  der  Grafschaft  Mark.  IV:  Die  grosse  Dortmunder 
Fehde  von  1388  und  1389;  von  Alexander  Mette.  296  S.  — 
Angezeigt  von  Dr.  Rubel  in  Dortmund. 

Erst  in  den  beiden  letzten  Jahrzehnten  ist  den  reichen  Geschichts- 
quellen der  Stadt  Dortmund  diejenige  Beachtung  zu  Teil  geworden,  welche 
dieselben  verdienen.  Die  Gründung  des  historischen  Vereins  für  Dortmund 
und  die  Grafschaft  Mark  durch  den  damaligen  Oberbürgermeister  von  Dort- 
mund, späteren  von  Köln,  Dr.  Becker,  gab  den  Anstoss,  das  vorhandene  Mate- 
rial zu  sammeln,  vor  weiterer  Verschleuderung  zu  schützen  und  in  wissenschaft- 
licher Weise  zu  veröffentlichen.  Zunächst  wurde  die  Ordnung  und  Repertorisie- 
mng  des  sehr  reichhaltigen  Archivs  durch  den  Unterzeichneten  vorgenommen 
und  sodann  in  einem  orientierenden  Aufsatze  von  mir  in  den  Beiträgen  zur  Ge- 
schichte Dortmunds  und  der  Grafschaft  Mark  I  (1875)  über  den  Bestand  des 
Archivs  berichtet,  sowie  die  Forderung  erhoben  und  näher  begründet,  dass 
in  Angriff  zu  nehmen  sei  die  Herausgabe  1)  eines  Dortmunder  Urkunden- 
buches,  2)  der  Dortmunder  (-hronikcn,  3)  des  Doi*tmunder  Hechtes.  Bei  dem 
Mangel  an  Arbeitskräften  rückten  die  Arbeiten  langsam  vor.  Einen  ersten 
Halbband  des  Dortmunder  ürkundenbuches  (Nr.  1—547,  Ann.  899  —  1340) 
konnte  ich  1881  herausgeben*,  den  zweiten  Halbband  (Nr.  548  —  873  Ann. 
1341—1372)  1885.  Sodann  wurde  von  den  lateinischen  Chroniken  die  des 
Dominikaners  Johann  Nederhoft  von  Hoese  188()   herausgegeben,   im  übrigen 

1)  Besprochen  in  von  Diekamp  iu  Weütd.  Zs.  2,  05—75. 

Digitized  by  VjOOQ IC 


•i72  hecensioneil. 

war  es^  jedoch  nicht  möglicli  ausser  den  Beiträgen  zur  Geschichte  Dortmunds 
und  der  Grafschaft  Mark,  von  denen  bis  jetzt  5  Hefte  vorliegen,  auch  die 
Bearbeitung  des  Dortmunder  Rechtes  und  der  Dortmunder  Chroniken  in  An- 
griff zu  nehmen.  Um  so  erfreulicher  war  es,  dass  von  dem  Hansischen  Ge- 
schichtsverein zunächst  die  „Dortmunder  Statuten  und  Urteile"  von  Ferdinand 
Frensdorff,  Halle  1882,  herausgegeben  wurden.  Dieses  Werk  entliält  mehr 
als  der  Titel  andeutet.  Die  Einleitung  zur  Geschichte  und  Verfassung  der 
Stadt  Dortmund  8.  I— CLVHI  giebt  eine  gedrängte  Übersicht  der  Geschichte 
der  Stadt  Dortmund  überhaupt,  die  eine  vortreffliche  Sammlung  und  Znsam- 
menfassung des  gesamteu  einschlägigen  Materials  bietet 

Jetzt  folgt  nun  seitens  der  Historischen  Kommission  die  Herausgabe 
der  Dortmunder  Chroniken  unter  dem  obigen  Titel;  ich  stehe  nicht  an,  die- 
selbe als  eine  durchaus  wohlgeluugene,  allen  berechtigten  Anforderungen  ent- 
sprechende Arbeit  zu  bezeichnen.  Sowohl  die  Auswahl  des  Textes  und  die 
Art  der  Behandlung  desselben,  wie  die  Behandlung  des  Kommentars  ist  mit 
genauer  litterarischer  Kenntnis  umsichtig  und  verständig  angelegt,  so  dass 
die  Ausgabe  vollstes  Lob  verdient.  Es  ist  nicht  nur  das  gedruckte  Material 
fast  vollständig  verwertet,  sondern  auch  die  zahlreichen  Urkunden  des  Dort- 
munder Archivs,  datierte  und  undatierte,  sind  in  durchaus  zweckentsprechen- 
der Weise  herangezogen.  Selbstvei*ständlich  sind  im  Einzelnen  manche  Nach- 
träge und  Zusätze  zu  machen,  auch  hätten  Einzelheiten  wie  beispielsweise 
die  Verwendung  der  Dominikanerchronik  des  ('rawinkel  (p.  196  ff.)  vielleicht 
in  ftbersichtlicherer  Form  gebracht  werden  können,  aber  es  ist  ein  vortreff- 
liches Zeichen  für  die  Edition,  dass  die  Nachträge  nicht  sehr  zahlreich  aus- 
fallen. Manche  Angaben  der  Chroniken  werden  erst  durch  die  weitere  Her- 
ausgabe der  Dortmunder  Urkunden  in  das  richtige  laicht  gesetzt  werden, 
aber  soweit  die  Urkunden  zur  p]rläuterung  in  kurzer  Zusammenziehung  ge- 
bracht werden  konnten,  ist  es  fast  durchgängig  in  zweckentsprechender  Weise 
geschehen.  Nicht  allein  die  von  mir  in  das  Repertorium  der  datierten  Ur- 
kunden eingetragenen  Urkunden,  sondern  auch  die  zahlreichen  undatierten 
nur  mit  Regest  versehenen  Urkunden  sind  fast  durchweg  von  dem  Heraus- 
geber mit  Umsicht  an  richtiger  Stelle  benutzt.  Nur  den  Rechnungsbucheni 
hiitte  au  manchen  Stellen  eine  eingehendere  Beachtung  zu  Teil  werden  könneu. 

Nach  einem  Vorwort  von  Herrn  Prof.  Hegel  über  den  Plan  der  Her- 
ausgabe der  Chroniken  der  westfälischen  und  niederrheinischen  Städte  be- 
spricht Herr  Prof.  Lamprecht  kurz  die  Vorarbeiten  für  die  Herausgabe  der 
Quellen  städtischer  Herkunft  am  Niederrhein  und  in  Westfalen,  um  deren 
Sammlung  er  sich  bemüht  hat.  An  der  vorliegenden  Edition  hat  er  speciellerea 
Anteil,  nachdem  er  den  Arbeitsplan  festgestellt,  nicht  weiter  genommen.  Die 
Absicht,  eine  kurze  l Übersicht  der  geschichtlichen  sowie  verfassungsgeschicht- 
licheu  Entwicklung  Dortmunds  zu  geben,  hat  L.  aufgegeben,  teils  wegen 
Mangel  un  Raum,  teils  weil  er  nicht  sah  „wie  er  in  seinen  Untersuchungen 
wesentlich  fiber  die  Ergebnisse  der  neuesten  ebenso  eindringlichen  wie  vor- 
sichtigen Forschungen  Frensdorffs  hätte  hinausgelangen  können."  Ich  bedauere 
das  Fehlen  einer  solchen  wenn  auch  kurzen  Einleitung.  Nach  dem  Erscheinen 
des  Frensdorffschen  Buches  ist  manches  neue  Material  erschienen.  Das  all- 
mähliche Anwachsen  des  Dortmunder  Handels  lässt  sich  urkundlich  verfolgen 


Digiti 


zedby  Google 


Keceusioneu.  3t3 

(vgl.  Hans.  ÜB.  3  Xr.  601),  vor  allem  aber  giebt  Haus,  ÜB.  3  p.  405»  er- 
wünschten Aufschluss  über  die  zunehmende  Bedeutung  des  Dortmunder  Han- 
dels nach  London  bin,  sodann  ist  für  das  14.  Jahrhundert  von  hervorragender 
Bedeutung  das  Lehnsleute-Verzeichnis  der  Grafen  von  Dortmund  (veröffentlicht 
in  den  Beiträgen  zur  Geschichte  Dortmunds  5  p.  28),  endlich  hätte  die  Ver- 
teilung des  Grundbesitzes  in  Dortmund ',  der  sich  nach  den  Hechnungsbüchern 
jrut  verfolgen  lässt  (vgl.  Beiträge  5  p.  65  ff.)  wohl  Stoff  geboten,  die  wirtschaft- 
lichen Vorgänge  in  Dortmund  näher  zu  untersuchen.  Überhaupt  erscheint  die 
ganze  Entwicklung  Dortmunds  bedingt  durch  die  wirtschaftliche  Position  der 
Grossgrundbesitzer.  Die  ländlichen  Verhältnisse,  aus  denen  heraus  der  Reichs- 
hof Dortmund  sich  zur  Stadt  entwickelt  hat,  dauerten  auch  noch  fort,  als  die 
Stadt  sich  längst  zur  freien  Keichsstadt  entwickelt  hatte,  ja  sie  bildeten  die 
Grundlage  für  die  entscheidende,  wirtschaftliche  Machtposition  der  Dortmunder 
Patrizier.  Die  Verteilung  des  Grundbesitzes  lässt  sich  an  den  Schossböchern 
nun  ziemlich  genau  darlegen,  und  die  wirtschaftliche  Leistungsfähigkeit  der 
Stadt  daraus  erschliessen.  Für  die  Zeit  aber,  über  die  die  beiden  vorliegen- 
den Chroniken  handelten,  hätten  diese  Verhältnisse  eine  eingehende  Berück- 
sichtigung wohl  verdient.  Beispielsweise  muss  man  meines  Krachtens  die 
grosse  Fehde  von  1388/1389,  die  in  der  Westhoffschen  Chronik  so  eingehend 
behandelt  ist,  unter  wirtschaftlichen  Gesichtspunkten  auffassen.  Wenn  man 
liest,  wie  in  dieser  Fehde,  sowie  in  der  Soestischen  Fehde  die  Gegner 
einander  nicht  aufsuchten,  sondern  vielmehr  aus  dem  Wege  gin- 
gen, so  kann  man  diese  ganzen  Fehden  nicht  anders  betrachten,  als  dass  es 
eine  gegenseitige  wirtschaftliche  Exploiticrung  war.  Es  handelte 
sich  1388  gar  nicht  ernstlich  um  die  Eroberung  der  Stadt  Dortmund  durch 
den  Grafen  von  der  Mark  und  den  Erzbischof  von  Köln,  sondern  es  handelte 
sich  darum,  die  Stadt  durch  Plünderung  und  Verwüstung  so  zu  ermüden, 
dass  sie  sich  zu  Geldzahlungen  bis  an  die  Grenze  ihrer  Leistungsfähigkeit  ver- 
stand. Es  war  in  derartigen  Fehden  also  eine  Ausnahme  und  nicht  die  Kegel, 
wenn  wirklich  einmal,  wie  bei  Soest  und  Xcuss,  eine  ernsthafte  Belagerung 
versucht  wurde.  Diese  uns  Modernen  ganz  unverständliche  Kriegsführung, 
weiche  anstatt  militärischer  Erfolge  nur  Beutemachen  und  Verwüstung  im 
Auge  hatte,  findet  in  den  vorliegenden  Chroniken  sowohl  für  1388  Sd  als  auch 
für  1444/49  die  eingehendste  Beleuchtung.  Ja,  man  kann  sogar  sagen,  duss 
die  Feinde  Dortmunds  ihre  Absicht,  die  wirtschaftliche  Exploitierung  der 
Stadt,  durchgesetzt  haben.  Wie  sehr  die  Stadt  durch  die  Fehde  zurückge- 
gangen ist,  und  welches  die  Folge  der  Fehde  war,  wird  weiter  unten  noch 
berichtet  werden. 

Die  beiden  Herausgeber  der  Dortmunder  Chroniken,  die  Herren  Dr. 
Hansen,  jetzt  in  Münster,  und  Professor  Dr.  Franck  in  Bonn  haben  die  Ar- 
beit so  untereinander  geteilt,  dass  Hansen  den  Kommentar  und  die  Ein- 
leitung  geschrieben   sowie    die   Feststellung   des  Textes   der  Westhoffschen 


2)  Nebenbei  bemerkt  ist  der  dort  auf  p.  404  Zeile  !)  genannte  (fudekiu  de  Kuyveld 
jedenfalls  identisch  mit  Gotfridus  de  Custveldia.     D.  UH.  1.  Nr.  176. 

3)  Auch  Hegel  hatte  bei  der  Besprechnug  des  FrensdorffHchen  Baches  iu  der  His- 
torischen Zeitschrift  XlII  p.  882  f.  auf  diese  Verhältnisse  noch  ansdrttcklich  anfmerksam 
gemacht. 


Digiti 


zedby  Google 


374  äeceusionen. 

Ghrouik  übernommen  hat,  während  Professor  Franck  die  Textrevision  der 
Kerkhördeschen  Chronik  und  die  Begründung  für  seine  Herstellung  des  Texten 
übernommen  hat.  In  einer  Einleitung  p.  XII— XXX IV  giebt  Hansen  eine 
„Übersicht  über  die  Dortmunder  Geschichtsschreibung  bis  zur  Mitte  des  16. 
Jahrhunderts.^  Über  diese  Einleitung  kann  ich  das  Urteil  nur  wiederholen, 
dass  die  Hansensche  Arbeit  durchaus  korrekt  und  zutreffend  ist.  Über  die 
Dortmunder  Chroniken  hatte  ich  in  den  Beiträgen  zur  Geschichte  Dortmunds 
und  der  Grafschaft  Mark  I  p.  30  ff.  berichtet.  Seitdem  ist  zwar  wesentlich 
neues  Material  nicht  gefunden,  aber  in  vielen  Punkten  Hessen  sich  die  Re- 
sultate erweitern,  namentlich  auch  liess  sich  aus  den  inzwischen  repertori- 
sierten  Urkunden  zahlreiches  Material  über  die  Lebensverhältnisse  der  Chro- 
nisten bringen.  Als  vorbereitende  Arbeit  hat  Hansen  die  Ileiuoldisage  in 
den  Forschungen  XXVI  p.  103  ff.  behandelt  und  nachgewiesen,  dass  in  der 
Dortmunder  Keinoldisage  zwei  verschiedene  Sagen  zusammengeflossen  sind, 
eine  altfranzösische  und  eine  zweite,  enthaltend  die  Übertragung  eines  Gel- 
legiatstiftes  aus  Dortmund  nach  Köln  und  die  Gründung  der  Reinoldikirche. 
Das  Resultat  wird  hier  kurz  wiederholt.  Sodann  rekapituliert  Hansen  die 
Resultate  seiner  Herausgabe  der  Chronik  der  Pseudorektoren  der  Bene- 
diktskapelle zu  Dortmund  in  dem  Neuen  Archiv  für  ältere  deutsche 
Geschichtskunde  XI  493  ff.  Schon  1875  war  ich  zu  dem  Resultate  gekommen, 
dass  diese  Pseudorektoren  eine  absichtliche  Fälschung  des  Rektors  Heinrich 
von  Broke  seien,  der  dieselbe  anlässlich  ein^  Prozesses,  den  er  1382  gegen 
die  Stadt  anstrengte,  produzierte.  Dieses  Resultat  ist  zwar  von  Koppmaun 
angefochten  worden,  aber  auch  Hansen  ist  in  dem  Hauptpunkte  zum  gleichen 
Ergebnis  gekommen;  der  Zusammenhang  zwischen  dem  Prozesse  und  der 
Fälschung  ist  derartig  evident,  dass  die  Frage  nach  Entstehung  der  Chroniken 
damit  wohl  erledigt  ist.  In  Bezug  auf  die  Einzelheiten  des  Prozesses  ist 
Hansen  zu  manchen  abweichenden  Aufstellungen  gekommen.  Der  historische 
Wert  der  Arbeit  Brokes  ist  ausserordentlich  gering,  die  kritische  Ausschei- 
dung der  von  Broke  fabrizierten  Chroniken  war  aber  um  so  wichtiger,  als 
•  bis  in  die  neueste  Zeit  hinein,  so  noch  in  der  ersten  Auflage  von  Lorenz, 
Geschichtsquellen,  Nachrichten  in  den  verschiedensten  Büchern  auftauchten, 
die  auf  die  Pseudorektoren  zurückgehen. 

Sodann  berichtet  Hansen  über  eine  Reihe  von  Denkversen,  die  sich 
in  den  verschiedenen  Chroniken  vei'streut  linden.  Er  schreibt  sie  mit  Recht 
einem  Verfasser  zu,  der  Fran/iskancrmönch  gewesen  sein  muss.  Was  von 
diesen  Denkversen  erhalten  ist,  —  es  sind  im  ganzen  18  verschiedene  von 
ihm  zusammengestellt,  —  ist  abgedruckt  in  den  Beilagen  p.  463— 466. 

Dass  für  das  Ende  des  14.  Jahrhunderts  officielle,  städtische  Auf- 
zeichnungen vorgelegen  haben  und  von  städtischen  Chronisten  benutzt  sind, 
ist  wohl  sicher.  Westhoff  p.  267,io  berichtet  bei  «1er  grossen  Fehde  1389, 
dass  in  seiner  Vorlage,  dem  Buche,  welches  ihm  als  t^Xielle  diente,  die  Blätter, 
welche  die  Ereignisse  von  Januar  8  bis  Februar  15  behandelten,  ausgerissen 
waren.  Von  diesen  offiziellen  Aufzeichnungen  hat  sich  ein  kleines  Blättchen 
in  die  Prozessakten  Heinrichs  von  Broke  verirrt  und  ist  von  Hansen  in  den 
Beilagen  p.  466—468  sowie  von  Mette  in  den  Beiträgen  zur  Geschichte  Dort- 
munds IV  p.  265,  (>6  abgedruckt.    Diese  Aufzeichnungen  sind  sonst  nur  noch 


Digiti 


zedby  Google 


Recensionen.  375 

in  der  Westhoifschen  Chronik  und  teilweise  iu  Nederhoff  erhalteu.  Die  beiden 
ausführlichsten  Chronisten  des  15.  Jahrhunderts  sind  Johann  Kerkhörde, 
auf  den  ich  weiter  unten  zurückkomme,  und  der  Dominikaner  Johann  Ne- 
derhoff. Des  letzteren  Chronik  liegt  in  der  Ausgabe  von  Roese  vor,  wo- 
selbst das  Einzelne  über  (Quellen  und  Abfassung  zu  lesen  ist.  Grossen  ge- 
schichtlichen Wert  hat  die  Chronik  nicht,  Hansen  schlägt  ihre  Bedeutung 
noch  geringer  an  als  Roese. 

In  das  letzte  Viertel  des  15ten  Jahrhunderts  und  zum  Teil  auch  noch 
in  den  Anfang  des  16ten  Jahrhunderts  hinein  fallen  die  Chroniken  des 
Reinold  Kerkhörde  und  die  der  Dorstelmanns.  Keinold  Kerkhürde 
schrieb  eine  deutsche  Ueimchronik  von  897  Versen,  die  3mal  ediert  ist, 
zuletzt  von  Woeste  in  der  Zs.  des  Bergischen  Geschichtsvereins  X  1  ff . 
Der  Inhalt  ist  unbedeutend;  da  indessen  in  der  Woesteschen  Ausgabe  nicht 
der  ganze  handschriftliche  Apparat  benutzt  ist,  hätte  sich  eine  nochmalige 
Herausgabe  dieser  kurzen  Reimchronik,  welche  die  Zeit  von  1491 — 1500  be- 
handelt, der  Vollständigkeit  wegen  wohl  gelohnt.  Eine  die  Jahre  1491—1508 
behandelnde  Prosaaufzeichnung,  welche  wohl  als  Vorarbeit  für  die  Ueim- 
chronik aufzufassen  ist,  hat  in  Westholf  Aufnahme  gefunden,  verdiente  also 
den  Wiederabdruck  nicht.  Endlich  bringt  Hansen  eine  kurze  lateinische 
Reimchronik  des  Reinold  Kerkhörde,  die  Belagerung  von  Neuss  behandelnd, 
auf  p.  XXI  zum  Abdruck. 

Sodann  behandelt  er  kurz  die  Aufzeichnungen  der  Dorstelmanns 
und  des  Johannes  Voss,  die  in  dieselbe  Zeit  fallen;  bei  ihrem  fragmenta- 
rischen Charakter  ist  eine  Edition  derselben  überflüssig.  Es  folgen  Ausfüh- 
rungen über  die  geistlichen  Chroniken,  von  denen  das  Chroniken  Dominica- 
norum  1221-1543  (ca.  1550)  in  lateinischer  Sprache  eine  Edition  wohl  ver- 
diente *),  und  von  denen  die  Schultz-Crawinkciche  Chronik  *)  von  Hansen  im 
Auszuge  mitgeteilt  ist  (p.  206—209),  sodann  bespricht  Hansen  kurz  die 
(Chronik  Westhoffs. 

Zur  Heransgabe  gelangen  nun  und  zwar  mit  Recht  die  Chronik  des  Jo- 
hann Kerkhörde  ganz  und  die  des  Dietrich  Westhoff  im  Auszuge. 

Über  Johann  Kerkhördes  Leben  und  Familie  besitzen  wir  ziem- 
lich ausgiebige  Nachrichten.  Sowohl  in  den  iTkunden  als  auch  in  Rechnungs- 
büchern tritt  uns  seine  Thätigkeit  und  die  seiner  Familie  entgegen,  und  die 
von  Hansen  gebrachten  Nachrichten  aus  dem  Vrkundenbestande  Massen  sich 
noch  vermehren.  So  wird  beispielsweise  der  älteste  Sohn  Johanns,  der 
Priester  Reinhold,  1438  als  Priester  der  Marienkirche  genannt  (Nr.  2059), 
Albert  wird  nicht  allein  in  den  Rechnungen  über  Reichsgut  1448  (Nr.  2158 b) 
als  Schenker  bezeichnet,  sondern  er  tritt  uns  auch  noch  als  Grundbesitzer 
1475  entgegen  (Fahne  ÜB.  2  p.  334  Anni.).  Der  Reichtum  des  vorletzten 
Sohnes  Johanns,  Lambert,  zeigt  sich  in  den  bedeutenden  Weinkäufen  des 
Jahres  1447  (Nr.  2143 »»).  wonach  er  2  Stück  Wein  zu  13  Ohm  und  1  Stück 

4)  Ich  werde  veraulaoscu,  daüs  der  liisturiäche  Verciu  für  Dortmund  die  Edition  uls 
zweites  Heft  der  Dortmunder  Ciironikeu  besorgt. 

5)  Die  p.  XXXI  Ann.  2  gegebeneu  Nachrichten  Ober  die  FamiHo  Crawinkel  lassen 
■ich  noch  durch  eine  Deleke  Crawinkel  144S  (Nr.  2098h)  vermehren. 


Digiti 


zedby  Google 


376  Recensionen. 

zu  4  Ohm  kauft,  und  über  Johann  selbst  ist  noch  nachzutragen,  dass  er  in 
den  Westerbauerschafts  rech  nungen  von  1448  (Nr.  2158^)  als  mit  der  Ausloh- 
nung  der  Fussgänger  betraut  erscheint.  Kerkhörde  war,  wie  aus  den  Ur- 
kunden, der  Katslinie  und  den  von  ihm  gebrachten  Nachrichten  hervorgeht, 
vielfach  in  städtischen  Diensten  beschäftigt.  In  den  Feldzügen  von  1427,  wie 
in  der  Soester  Fehde  1446—1448  war  er  nicht  allein  persönlich  thätig,  sondern 
wurde  auch  in  der  letzteren  gefangen  genomiuen,  15  Jahre  lang  gehurte  er 
dem  Dortmunder  Rate  an  und  zwar  wird  er  regelmässig  an  vorletzter  Stelle 
angeführt,  was  bei  der  meist  streng  eingehaltenen  Reihenfolge  der  6  Gilden 
(Frensdorft*  LH)  wahrscheinlich  macht,  dass  er  der  Gilde  der  Butterleute  an- 
gehörte. An  den  Hatsgeschäfton  nahm  Kerkhörde  vielfachen  Anteil,  seine 
Sympathieen  sind  auf  Seiten  der  Gilden,  und  ein  besonderer  Abschnitt  seiner 
Chronik  ist  der  Gildenerhebung  von  1400  gewidmet.  Seine  Darstellung  ist 
schlicht,  einfach  und,  so  weit  sein  Gesichtskreis  reicht,  zuverlässig.  Hansen 
sucht  die  Abfassung  der  Chronik  so  zu  erklären,  dass  dieselbe  ursprünglich 
nur  für  die  Familienmitglieder  bestimmt  gewesen  sei,  eine  Ansicht,  die  sich 
durch  manche  Gründe  stützen  lässt.  Die  Abschreiber  Kerkhördes  haben  eine 
Reihe  von  Familiennachrichten  als  überflüssig  unterdrückt:  wie  gross  der 
ausgefallene  Teil  ist,  lässt  sich  jedoch  nicht  aus  der  Paginierinig  schliessen. 
Die  Herausgeber  meinen  nämlich  (p.  14),  es  müsste  über  die  Hälfte  der  Kerk- 
hördeschen  Chronik  nicht  überliefert  sein.  Dieser  Schluss  rechtfertigt  sich 
jedoch  nur  unter  der  Voraussetzung,  dass  die  Urhandschrifc  alle  Seiten  gleich- 
massig  beschrieben  hatte.  Die  meisten  Handschriften  derartiger  Natur  zeigen 
aber  durchaus  nicht  diesen  Charakter.  Manche  haben  leere  Seiten  neben 
anderen  durch  Nachträge  überfüllten. 

Was  die  Herausgabe  Kerkhördes  so  schwierig  machte  und  die 
Mitglieder  des  historischen  Vereins  in  Dortmund,  welche  den  Versuch  hierzu 
machten,  immer  wieder  abgeschreckt  hat,  ist  der  schlimme  Zustand  des  Textes. 
Von  Kerkhörde  haben  wir  nur  zvei  Handschriften.  A.  in  Berlin  rührt  von 
Detmar  Müller  her:  „De  superfluis  a  me  castratum."  „Ex  autographo  ego 
Dethmarus  Mulherus  propria  manu  descripsi  1612  et  tinivi  primo  Miyi. 
Hung  ego  Joannes  Ursinus  sequutus  eodem  anno  atque  tinivi  17,  Julii."  Von 
dieser  Abschrift  hat  im  vorigen  Jahrhundert  J.  C.  Beuerhaus  eine  Abschrift 
B.  genommen,  welche  im  Dortmunder  Archive  aufbewahrt  wird.  Dazu  kouimeu 
einzelne  Nachirä.^e  am  Rande  der  Westhoffschcn  Chronik.  Nun  ist  Müller 
als  durchaus  nachlässig,  sowie  als  bewusster  Fälscher  bekannt,  (er  ist  bei- 
spielsweise der  Fabrikant  des  gefälschten  Praeceptum  Karoli  Magni),  ferner 
hat  er  offenbar  seinen  Text  nicht  immer  verstanden,  es  liegt  also  hierin  für 
die  Herstellung  des  Textes  eine  gmsse  Schwierigkeit.  Der  Heransgeber  des 
Textes,  Herr  Professor  Dr.  Franck,  ist  hier  nun  radikaler  vorgegangen  als 
irgend  einer  seiner  sonstigen  Vorgänger  in  der  Heraus;^ahe  der  Städtechroniken 
Während  Hänselmann  beispielweise  für  seine  niederdeutschen,  braunschweigi- 
sehen  Chroniken  (VI  p.  XXXIX)  sich  genau  dem  bei  den  nürnberger  Chroniken 
gewählten  Verfahren  anschloss,  einen  urkundlich  treuen  Abdruck  zu  geben, 
haben  andere  wie  Lexer  fiir  Augsburg  und  namentlich  Janicke  für  Magde- 
burg (VII)  sehr  wesentliche  l'mgestaltungen  der  Ortiiographie  vorgenommen. 
So  radikal  wie  Franck  mit  der  Tcxtesgestaltung  vorgegangen  ist,  ist  indessen 


Digiti 


zedby  Google 


Recensioncn.  377 

bis  jetzt  uoch  keiner  verfahrcu.    Die  besondere  Lage,  in  der  der  Herausgeber 
war,  rechtfertigt  dies  nicht  allein,  sondern  machte  unbedingt  eine  durchgängige 
Kevision  des  Textes  nötig.    Wir  sind  gar  nicht   in   der  Lage,  die  ursprüng- 
liche Handschrift  herzustellen.    In  A.  ist  die  Ortliographie  der  absoluten  Will- 
kiir  unterworfen,    und   es   ist  gar  nicht  zu  sagen,   welche  dieser  Willkürlich- 
keiteu  auf  Rechnung  Kcrkhördes  und  welche  auf  Rechnung  der  späteren  Ab- 
schreiber zu  setzen  sind.    Ich   bringe  zur  Erläuterung  eine  beliebige  Stelle 
aus  A.,  welche  Handschrift  mir  allerdings  nur  in  einer  nicht  ganz  korrekten 
Abschrift  von  Dr.  Sauerland  vorliegt:  1434  „Gerconis  und  Victoris  dagh  war 
op  encn  Sondagh.    defs  Donnerstages  darvore  in  dem  avcute  tho  7  Uhrenn 
do  begande   datt  wedder  to   blixenn;   en  klene  an  XI  uhren   quam  so  grot 
wiudt  alfs  jw   mensche  .gclevet  hadde,   dar  woll  VI  c  boeme  in  der  Stadt 
umme  veelleD,  veele  paerten,  veele  gelinde  veelen,  velle  huse  worden  daeck 
lofg,  grot  schaden  schach  in  den  weiden  an  boemen^  dat  men  de  buren  moste 
laten  de  wege  ruemen  doer  de  gewelde,  in  veel  hoven  vellen  12  oif  20  boeme 
uedder  etc.".    Diesen  Text  giebt  Franck  in  folgender  Weise  wieder:    „Gereo- 
uis  et  Victoris  dach  was  op  eneu  sondach ;  des  donnerstages  daervore  in  dem 
avende  to  7  uren  do   begande  dat  wedder  to  blixen;  en  klene  an  11  uren 
quam  so  groet  wint,   als  ju  mensche    gelevet  hadde,  daer  wol  600  bome  in 
der  stat  umme  velcn;   velc  paerten,    vele  gelinde  velen,   velc  huse  worden 
dacklos.     Groet  schade  schach  in  den  weiden  an  bomen,  dat  men  de  buren 
moste  laten  de  wege   rumen  doer  de  gewelde.    In  veel  hoven  vcllcn  12  oft 
20  lH>me  neddcr."  etc.     Der  Herausgeber   hat  also,   wie  man  sieht,   aufge- 
räumt mit   der  Verdoppelung  von  Cousonanten  nach   langen  Silben,   oder  im 
Auslaute  nach  kurzen  Silben  u.  s.  w.     Über   die  Grundsätze,   nach  denen  er 
verfahren  ist,  giebt  die  Vorrede  p.  15—23  genaue  Auskunft.     Ich  finde,  dass 
über  alle  abweichende   Schreibungen   hier  Rechenschaft  abgelegt  ist.     Über 
die  Einzelheiten  lässt  sich  natürlich  streiten.     Wenn  Franck,  um  einige  Bei- 
spiele herauszugreifen,   „sccppel",  „mollen"  auf  Grund  von  Erscheinungen  in 
rheinischen  Dialekten  schreibt,  so  stimmt  dieses  mit  dem  heutigen  Dortmun- 
der Dialekte  nberein.     Fraglich  kann  eine  Schreibung  wie  33,i5,  99,i4,  I01,r,, 
104,31  „Diikmollen"  sein.    Die  Handschriften  haben  „Dyck,  Dyk,  Dyck-mollen", 
die  Urkunden  des  15.  Jahrhunderts  (56  Anm.  1)  Dikmoler  boem,  was  weder 
fiir  noch  gegen  ^Diikmolle"  beweisst.  Die  Ge;rend  heist  heute  „Dickmüllerbaum" 
Imt  aber  diese  Bezeichnung  erst   in   den  letzten  Jahrzehnten    durch  falsche 
Ktyniologie  erhalten,    sie  hiess  friiher  Diekmühle,   also  ist  dem  entsprechend 
richtig  „Diikmollcn'*  geschrieben  worden.     Sicher  ist  durch  die  Tcxtbehand- 
lung  erreicht,  dass  ein  lesbarer,  verständlicher  Text  hergestellt  ist,  der  aller- 
dings von  dem  Archetypus  sicher  mehr  abweicht,  als  die  Mnllcr'sche  Abschrift. 
Kein  Schriftsteller  des  lo.  Jahrhunderts  hat  so  geschrieben,  wie  es  die  Edition 
bringt ;  da  indessen  •nicht  allein  die  Grundsätze,  nach  denen  Franck  verfiihren 
ist,  genau  auseinandergesetzt  sind,  fondem  auch  die  ursprüngliche  Schreibung 
der  einzelnen  Wörter  aus  der  Einleitung   zu  erkennen  ist,   lassen  sich  gegen 
die  Art  der  Textesgestaltung  erhebliche  Einwendungen  nicht  machen,   es  ist 
vielmehr  anzuerkennen,  dass  der  Text  an  Lesbarkeit  und  Deutlichkeit  gewon- 
nen hat.    Wenn  man  die  Chronik  in  den  Handschriften  mit  ihren  unleidlichen 
Curiosis  wie  „Basellt,  Collenn"  etc.,  namentlich  in  B.  gelesen  hat,   empfindet 

WeBld.  ZeitBchr.  f.  Geich.  u.  Kumt.'   VII,    IV.  28 


Digiti 


zedby  Google 


378  Kecensionen. 

maii  die  Regelung  der  Orthographie  in  der  Edition  als  einen  grossen  Vorzug 
der  Ausgabe.  Sehr  zu  bedauern  ist  es,  dass  das  Glossar  mit  diesem  Bande 
nicht  zur  Ausgabe  gekommen  ist,  und  ich  hoffe,  dass  die  Verlagsbuchhand- 
lung sich  wird  bereit  finden  lassen,  den  Besitzern  dieses  Bandes  das  im 
nächsten  Bande  nachzuliefernde  Glossar  separat  nachzuliefern.  Es  ist  eine 
grosse  Reihe  von  Stellen  da,  deren  Aufklärung  von  einem  Glossar  zu  erwarten 
ist.  An  einzelnen  Stellen  findet  man  in  den  kritischen  Anmerkungen  die 
Bemerkung,  dass  die  Stelle  unverständlich  ist,  aber  auch  bei  andern  Stellen 
wäre  Aufklärung  darüber,  wie  der  Herausgeber  die  Stelle  auffasst,  wünschens- 
wert. Was  heisst  z.  B.  41,i8  „mit  nonvem  gesiebte'^  V  Sollte  es  nicht  etwa 
verschrieben  sein  für  „mit  rouwem  gesiebte"  =«  mit  blossen  Augen,  oder  20,^ 
„si  scbumeden  den  kerkhof''.  Die  Handschriften  haben  allerdings  „schumcden^, 
doch  ist  das  jedenfalls  verschrieben  füc  „schinneden'^.  An  einer  andereu 
Stelle  71,12  haben  die  Handschriften  „Ovenakkenschem",  doch  waren  die  Ab- 
schreiber schon  unsicher.  Gemeint  ist  offenbar  „Evcnackenschemm*'.  Evenackc 
ist  eine  ganz  gebräuchliche  Form  für  Eving,  ein  „schemm",  eine  schmale 
Brücke  hinter  dem  Burgholze  nach  Eving  hin,  die  auf  die  Lokalität  passt, 
ist  heute  noch  vorhanden.  Wie  erklärt  der  Herausgeber  42,38-so?  An  man- 
chen andern  Stellen,  wo  der  Text  durch  die  Abschreiber  bis  zur  Unkenntlich- 
keit entstellt  ist,  hätte  das  noch  mehr  hervorgehoben  werden  können.  Andere 
Verschreibuugen ,  welche  den  Abschreibern  sicher  zur  Last  gelegt  werden 
müssen,  wie  beispielsweise  57,8i  „swine,  de  he  op  dem  hove  vodet*'  ftir 
„vodert"  hätten  im  Texte  oder  in  den  kritischen  Anmerkungen  verbessert 
werden  können. 

Der  Text  ist  also,  so  weit  nicht  ziemlich  zahlreiche  Lücken  oder 
Missverständnisse  der  Abschreiber  ihn  überhaupt  unentzifi'erbar  machen,  mit 
Geschick  wieder  hergestellt  Gleiche  Anerkennung  verdient  der  Kommen- 
tar. Kerkhörde  behandelt  die  innere  wie  äussere  Geschichte  der  Stadt.  Die 
vielfachen  Fehden  der  Stadt,  vor  allem  die  Soester  Fehde  mit  ihren  wechseln- 
den Schicksalen,  die  mancherlei  Bündnisse  und  Aufsagungen  erzählt  Kerk- 
hörde als  zuverlässiger  Augenzeuge  ohne  Voreingenommenheit.  Über  allge- 
meinere Angelegenheiten  sind  seine  Mitteilungen  dürftig.  Sehr  schätzbar  ist 
die  Chronik  für  die  Soester  Fehde  auch  in  sofern,  als  Dortmund  auf  der 
Seite  des  Kölner  Erzbischofs  stand,  die  Chronik  also  somit  ein  Gegenstück 
zu  dem  angeblichen  Tagebuch  des  Bartolomäus  von  Lake  bildet.  In  Einzel- 
heiten ist  sie  oft  viel  ausführlicher  als  die  genannte  Chronik.  Über  alle  diese 
auswärtigen  Beziehungen  bringt  der  Hansensche  Kommentar  sehr  eingehenden 
und  sachlichen  Aufschluss.  Zu  der  dort  verwendeten  Litteratur  werden  sich 
wohl  kaum  noch  erhebliche  Ergänzungen  bringen  lassen.  Auch  die  Urkunden 
des  Dortmunder  Archivs  sind  durchaus  in  richtiger  und  vollständiger  Weise 
herangezogen  und  die  Ortsnamen  richtig  gedeutet.  Für  die  Soester  Fehde  war 
ja  Hansen  durch  seine  Vorarbeiten  mit  dem  ganzen  einschlägigen  Material 
genau  bekannt,  so  ist  also  der  Kommentar  dementsprechend  ausgefallen.  Auch 
für  die  innere  Geschichte  ist  aus  den  Urkunden  und  Rechnuugsbüchern  durch- 
weg das  betreffende  Material  entweder  in  kurzen  Auszügen  gegeben,  oder  es 
ist  wenigstens  angeführt,  wo  wir  im  Dortmunder  Archiv  weitere  Quellen  finden. 
Nur  an  einer  allerdings  für  die  Beurteilung  Kerkhördes  wichtigen  Stelle  finde 


Digiti 


zedby  Google 


Recensionen.  370 

ich  den  Koinmeutar  nicht  ausreichend:  p.  41 — 4B  greift  Kerkhörde  von  den 
Kreiguissen  des  Jahres  1433  auf  die  Gildeurevolution  des  Jahres  14(M)  zurück 
iu  der  die  G  Gilden  sich  von  den  Id  Sitzen  im  Rate  die  untersten  6  erstritten. 
Veranlassung,  Entwicklung  und  Verlauf  der  Bewegung  werden  von  Kerkhörde 
eingehend  behandelt.  Diese  Darstellung  ist  indessen  vom  Standpunkte  eines 
Gildegenossen  geschrieben  und  bedarf  erheblicher  Berichtigungen  an  der 
Hand  der  Urkunden  und  Rechnungsbücher.  Gerade  hier  geht  alter  der 
liansensche  Kommentar  nicht  ilber  die  Darstellung  bei  Frensdorft*  GVIII— 
GXII  hinaus,  welcher  seinerseits  wiederum  sich  durchweg  an  Kerkhörde 
anschliesst.  Die  Kerkhördeschc  Darstellung  der  Angelegenheit  läuft  aber 
nun  darauf  heraus,  dass  die  grossen  Geldverlegenheiten,  in  die  die  Stadt 
durch  die  prrosse  Fehde  1388  89  geraten  war,  durch  die  Gilderevolution  von 
1400,  welche  die  untersten  6  der  18  Ratsstellen  den  Gildegenossen  verschaff- 
ten, beigelegt  seien.  Diese  Darstellung  ist  nur  in  sehr  beschränktem  Sinne 
richtig,  bedarf  vielmehr  im  Einzelnen  sehr  eingehender  Kontrole,  und  diese 
Kontrole  hätte  zur  Charakterisierung  Kerkhördes  sowohl  wie  der  ganzen 
Gildenbewegung  von  1400  nicht  fehlen  dürfen.  Die  Hauptpunkte,  welche 
demgcmäss  als  Ergänzung  zu  Kerkhörde  und  zu  dem  Kommentar  zu  dienen 
haben,  seien  hier  kurz   hervorgehoben: 

Die  Finanzverhältnisse  Dortmunds  sind  bei  Freussdorif  nach  den  ge- 
druckten Quellen  in  sehr  übersichtlicher  Weise  zusammengestellt.  Zu  der 
dortigen  Zusammenstellung  ist  Folgendes  nachzutragen:  zu  den  regelmässigen 
Aussahen  der  Stadt  kamen  im  Jahre  1376  ausserordentliche  dadurch  hinzu, 
dass  der  Reichshof  in  und  ausserhalb  der  Stadt  Dortmund,  zu  dem  19  grös- 
sere Königshöfe,  6  kleinere  Königshöfe,  reiches  Ackerland,  Weide,  Wieso 
und  Wald  gehörten,  von  dem  Grafen  von  der  Mark  an  die  Stadt  Dortmund 
für  6700  Gulden  verkauft  wurde.  Die  Summe  wurde  teils  von  dem  Ueichs- 
schultlißissen  Johannes  von  Wickede  vorgestreckt,  teils  dadurch  aufgebracht, 
dass  man  in  den  Jahren  1376—1382  Leibrenten  verkaufte,  welche  der  Stadt 
die  jährliche  Zahlung  von  524  Gulden  und  von  260  Schilden  und  41  Mark 
auferlegten.  Zu  diesen  Veqitlichtungen  kamen  die  Kosten  aus  der  grossen 
Fehde  138^89.  Die  Stadt  zahlte  hier  an  Sold,  wie  das  jetzt  gedruckte 
Mandsoldhuch  (Mette  p.  125—215)  ausweist,  36  018  Gulden  3  Denare.  Dazu 
kamen  ]40(K)  Gulden  Entschädigungssumme  und  3256  Gulden  an  sonstigen 
Ausgaben  Die  Zahlung  dieser  53  274  Gulden,  deren  Goldwert  allein  auf 
etwa  eine  halbe  Million  Mark  heutiger  Goldwährung  zu  veranschlagen  ist, 
ging  weit  über  die  Kräfte  der  Stadt.  Teilweise  wurde  die  Summe  aufge- 
bracht durch  Darlehen  befreundeter  Städte,  von  denen  Lübeck  UKX),  Stral- 
sund 500  Mark  sundisch,  Zwolle  5(X),  Deventer  1000  Gulden  lieh.  Dazu  kamen 
sehr  bedeutende  Anleihen  bei  Privatleuten,  Bernd  der  Droste  lieh  1389  500 
Schilde  und  1000  Gulden,  Sander  Droste  1000  Gulden,  Heinrich  Buyck  1390 
4000  rh.  Guldrn,  Heinrich  Düker  300  Gulden,  Elisabeth  von  Kerpeu  für  sich 
und  iliren  Sohn  Johann  Sobbe  6'JOO  Gulden,  Johann  Sobhe  2000  Schilde, 
Bernd  von  Strunckede  6000  Gulden.  Für  alle  diese  Summen  musste  eine  jähr- 
liche Prolongation  von  10  Prozent  gezahlt  werden.  Sodann  wurden  1390  bei 
Kölner  Juden  800  Gulden  zu  15  Prozent  anfgenommcn,  ferner  erfolgte  die 
Aufnahme  einer  grossen  Zahl  von  Erbrenten  und  Leibreuten.    Sodann  schrieb 

28* 


Digiti 


zedby  Google 


380  llecensionen. 

man  eine  aussergewöluiliche  Steuer,  die  Puntiugsteuer ,  aus,  in  welcher  von 
dem  Gesamtvermugen  der  Burger  5  Prozent  erhoben  wurden.  Die  Puuting 
wurde  3  Mal  erhoben  und  ergab  (Mette  p.  227): 

1393  =  12636  Gulden. 

1394  =  15802        „  / 
1396  =  13025        „        5  Sh.  8  Den.  1  Qu. 

Summa  41463  Gulden    5  Sh.  8  Den.  1  Qu. 

Der  Schreiber  des  Puntingsbuches  rechnet  heraus  41,414  Gulden  minus 
17  Verlinge.  Aber  auch  diese  Summen  deckten  die  Verpflichtungen  der  Stadt 
nicht,  ebensowenig  wie  die  neu  erhobene  Wein-  und  Mahl-Accise.  Die  Leib- 
rentenzahlungen, die  Zahlungen  für  Prolongationen  der  Schulden  verschlangen 
auch  diese  Summen  und  die  Abrechnungen  von  1399  Sept.  16,  die  der  Rat 
erstattete,  zeigte,  dass  man  vor  dem  Bankerott  stand.  Diese  Verhältnisse 
führten  zu  der  Gildenbewegung  von  1400. 

Die  ersten  Leibrentenaufnahmen  waren,  wie  gesagt,  vor  der  grossen 
Fehde  geschehen,  über  diese  existiert  noch  das  älteste  Leibrentenbuch  im 
D.  Archiv,  welches  allerdings  unvollstiLndig  erhalten  ist:  „Dyt  sind  dey  gene, 
den  men  liftucht  schuldich  is  van  des  rykes  gude  wegen  und  van  der  uygeu 
win  assyse**.  Das  „rykes  gude"  ist  der  1376  von  der  Stadt  angekaufte  Kö- 
nigshof,  dessen  Einkünfte  also  neben  der  Accise  zu  Leibrenten  verwandt 
wurden.  Die  Klage  Kerkhördes  p.  43,6  „dat  dat  rike  unredelichcn  besweert 
was  met  groter  erfreute  und  dat  man  verkoft  hadde  to  veer  liven  rente  vor 
10  den."  bezieht  sich  auf  dieses  Buch.  Dann  fährt  Kerkhörde  fort:  „Dat  was 
gescheen  Gerwiu  Breckerfelde  sinen  kinderen,  daer  Gerwin  die  stat  umme 
geladen  hadde  vor  den  koning,  dat  der  stat  to  groter  kost  quam ;  vaert  hedde 
Geerwin  die  stat  toe  banne ;  dat  men  hier  sweech  lange  tiit".  Diese  Darstel- 
lung Kerkhördes  ist,  ob  absichtlich  oder  unabsichtlich,  ganz  falsch.  Nach 
Kerkhörde  fallen  obige  Ereignisse  vor  das  Jahr  1400,  und  sind  durch  das 
Eintreten  der  6  Gildengenossen  in  den  Rat  1400  alle  finanziellen  Schwierig- 
keiten beseitigt.  In  Wirklichkeit  haben  aber  die  Vorladungen  vor  den  König 
und  die  Belegung  mit  dem  Banne  in  Sachen  Gerwins  von  Aldcnbreckerfelde 
erst  1404  begonnen,  und  die  Widerwärtigkeiten,  die  die  Stadt  wegen  nicht 
gezahlter  Leibrenten  zu  erdulden  hatte,  dauerten  noch  Jahrzehnte.  Ebenso 
ist  die  folgende  Darstelluug  Kerkhördes  durchaus  ungenau:  „Item  do  men 
do  dedingde  met  Geerwin  und  andren  luden  to  Collen  to  Duesburch  und 
vaert  waer  se  weren,  to  jaren  juweliken  siin  liiftucht  to  betalen  und  sin 
versat".  Auch  diese  Verhandlungen  erscheinen  nach  Kerkhördes  Darstellung 
als  vor  dem  Konflikte  im  Jahre  1400  gefuhrt.  In  Wirklichkeit  fallen  sie, 
wie  der  zweite  Band  des  Leibrentenbuches  zeigt,  in  das  Jahr  1402,  und  wer- 
den später  noch  fortgesetzt.  Wir  sehen  also  auch  hier  das  Bestreben  Kerk- 
hördes hervortreten,  die  ganze  Sache  so  darzustellen,  als  sei  die  Gildenbe- 
wegung von  1400  stark  genug  gewesen,  alle  Schw^ierigkciten  zu  beseitigen. 
Er  beruft  sich  für  seine  Darstellung  auf  das  „dicke  boke  op  dem  Lohuse 
beschreven,  in  dem  vinster  nicht  in  dem  blöke".  Das  wird  das  grosse  Kopier- 
buch sein,  in  das  die  Leibrentenbriefe  eingetragen  sind.  Da  Kerkhörde  also 
hier  die  betreffenden  Bücher  vorlagen,  ist  er  nicht  gerade   mit  urkundlicher 


Digiti 


zedby  Google 


liecensioüert.  3g  1 

Treue  verfaliren.  In  Wirklichkeit  hat  äie  Bewegung  von  1400  zwar  bewirkt, 
dass  die  einheimischen  Gläubiger  ihre  Forderungen  fallen  Hessen,  hat  aber 
auch  zahlreiche  Bürgerschaftsaufsagen  gerade  der  Leute  zur  Folge  gehabt,  in 
deren  Besitze  die  grössten  Keichtümer  waren  und  die  den  auswärtigen  Handel 
beherrschten.  Thatsächlich  hat  also  die  Fehde  von  1388  die  wirtschaftliche 
Exploitierung  Dortmunds  zur  Folge  gehabt,  und  ich  habe  schon  früher  be- 
merkt, dass  vor  allem  der  Welthandel  Dortmunds  durch  diese  Fehde  schwer 
getroffen  ist. 

Die  genauere  Darstellung  dieser  Verhältnisse  gehört  in  das  Urkunden- 
buch,  welches  diese  finanziellen  Verhältnisse  klar  stellen  wird.  Im  Übrigen 
verdient  der  Uansensche  Kommentar  nur  volles  Lob.  Auf  den  reichen  Inhalt 
der  Kerkhurdeschen  Chronik  näher  einzugehen,  verbietet  mir  der  Kaum,  doch 
mögen  hier  noch  die  Notierungen  über  die  Getreidepreise  und  deren  Schwan- 
kungen hervorgehoben  werden.  Das  Hauptinteresse  wird  durch  die  Darstel- 
lung der  Soester  Fehde  in  Anspruch  genommen. 

Der  zweite  Autor,  dessen  viel  umfangreicheres  Werk  ebenfalls  Hansen 
teilweise  zum  Abdruck  bringt,  ist  Diedrich  West  hoff. 

Von  der  sehr  umfangreichen  Chronik  des  Stadtschreibers  Diedrich 
Westhoff,  der  in  den  Jahren  1548—1551  seine  Chronik  schrieb,  liegen  drei 
Handschriften  vor.  A  beruht  im  Dortmunder  Archive.  Es  ist  die  Original- 
handschrift Westhoffs  und  könnte  somit  dem  Drucke  allein  zu  Grunde  gelegt 
werden,  wenn  sie  vollständig  wäre.  Nun  fehlen  aber  von  der  Handschrift 
die  wichtigsten  Particcn.  Dieselbe  reicht  mit  518  paginierten  Seiten  nur  bis 
zum  Jahre  1437,  und  von  den  518  Seiten  sind  ausserdem  noch  74  Blätter 
verloren  gegangen.  In  diesem  Zustande  war  die  Handschrift  bereit«  im  Jahre 
1775,  wo  sie  von  Job.  Christoff  Beurhaus  vor  gänzlichem  Verderben  gerettet 
wurde.  Die  Handschrift  zeigt  deutlich,  wie  Westhoff  gearbeitet  hat.  Er  hat 
ursprünglich  nur  die  eine  Hälfte  vollständig  beschrieben  und  folgt  dabei  eini- 
gen wenigen  Quellen.  Dann  sind  auf  der  andern  Hälfte  Nachträge  und  wei- 
tere Ausführungen  vorgenommen,  welche  die  Sorgfalt  und  den  Fleiss  West- 
hoffs zeigen.  Sie  sind  zum  Teil  viel  umfangreicher  als  der  ursprüngliche 
Text,  enthalten  den  Tenor  von  Originalurkunden  oder  sonstige  Nachträge. 
„Text  und  Nachträge  stammen  durchweg  von  Westhoffä  Hand'^  sagt  Hansen. 
Im  Ganzen  ist  das  zweifellos  richtig,  doch  erkenne  ich  eine  zweite  Hand, 
welche  von  der  Westhoffschen  aber  nicht  wesentlich  abweicht,  in  einzelnen 
Nachträgen.  Diese  Nachträge  sind  einem  verloren  gegangenen  „Schützen- 
bnche"^  entnommen,  sie  enthalten  die  Ordnung  der  Schützengesellschaft  aus 
dem  Jahre  1378,  und  zu  den  einzelnen  Jahren  die  Namen  der  Hauptleute 
und  Scheffer  der  Schützen.  Diese  Nachträge  rühren  von  einer  zweiten  Hand 
her.  Hansen  hat  die  Nachträge  überall  mit  einem  o  bezeichnet,  sie  lassen 
sich  also  leicht  herauslösen.  An  einer  Stelle  ist  die  Setzung  des  o  unter- 
blieben, und  zwar  an  einer  Stelle,  wo  möglicherweise  noch  eine  dritte  Hand 
zu  konstatieren  ist.  In  einzelnen  Jahren  wie  139i)  und  1399  sind  nämlich  zwei 
Richter  genannt.  Der  zweite  Richter  ist  jedesmal  am  Rande  nachgetragen 
und  zwar,  wie  ich  für  möglich  halte,  nicht  von  Westhoft*.  Das  hätte  bei 
1399  p.  290  Zeile  20 '21  hervorgehoben  werden  müssen,  indem  zu  „ouch 
Christian   Schulte   richter*^    das   o   gesetzt  werden   müsste.      Abgesehen    von 


Digiti 


zedby  Google 


;-iS2  Ixccensioncu. 

diesen  beiden  Nachträgen  der  Hauptleute  der  Schützen  und  der  der  Richter 
trete  ich  der  Hansenschen  Ansiclit  voll  bei,  dass  wir  es  nur  mit  Wcsthoffs 
eignen  Aufzeichnungen  in  A  zu  thun  haben. 

Ausser  A  existieren  noch  zwei  Handschriften,  eine  vollständige  B,  dem 
Gymnasium  zu  Pa<lerbom  gehörig,  aus  dem  Ende  des  16.  oder  dem  Anfange 
des  17.  Jahrhunderts,  und  eine  dritte  (",  welche  teilweise  dem  Staatsarchive 
zu  Münster  gehurt,  teilweise  sich  in  Privatbesitz  befindet.  Beide  Hand- 
schriften gehen,  wie  Hansen  richtig  nachweist,  auf  eine  gemeinsame  Abschrift 
von  A  zurück,  die  bereits  verschiedene  Fehler  enthielt,  welche  sich  in  B 
und  C  gleichmässig  vorfinden. 

Die  Textesbehandlung  war  somit  eine  sehr  einfache.  A  diente  überall 
als  Grundlage ;  wo  A  nicht  erhalten  ist,  tritt  B  unter  Hinzuziehung  von  f '  ein. 

Die  Behandlung  des  Textes  ist  nach  ähnlichen  Grundsätzen  vor- 
genommen wie  die  Textesbearbeitung  des  Kerkhurde.  Der  absoluten  Regel- 
losigkeit der  Orthographie  des  WesthofT  gegenüber  ist  ein^  Vereinfachung  der 
Orthographie  vorgenommen,  die  durchaus  ;'u  billigen  ist.  Dafür  ein  Beispiel. 
Der  Westhoffsche  Satz  aus  der  Fehde  von  1388 '89:  „In  eynem  idem  nycn 
wercke  hüten  der  Stadt  unnd  tusschen  den  portcn  weren  alle  nacht  dric  wer- 
hefftige  wachende  mans,  die  ouch  ihr  sunderlingg  gelt  ther  mandt  dar  van 
hadden"  lautet  bei  Hansen:  „In  einem  idem  nijen  werke  hüten  der  stat  und 
tuschen  den  poerten  weren  alle  nacht  drie  weerheftige  wachende  mans,  die 
ouch  ir  sunderlings  gelt  ter  maent  dar  van  hadden.^  Es  ist  also  von  Hansen 
die  Orthographie  durchweg  nach  bestimmten  genau  motivierten  Grundsätzen 
vereinfacht. 

Die  Untersuchung  über  die  Quellen  AVcsthoffs  wird  wohl  als  abschlies- 
send zu  gelten  haben.  Westholf  benutzte  Koelhofs  Chronik  van  der  hil- 
ligen staet  van  Coellen,  Sebastian  Francks  Chronika,  Werners  Bolevinks  Fas- 
oicnlus  temporum  und  die  Chronik  des  Martin  von  Troppau  für  die  allge- 
meine Geschichte.  Ausserdem  hat  er  noch  andere  Nachrichten  geschichtlichen 
Inhalts,  die  wohl  auf  einen  nicht  zu  konstatierenden  mittelalterlichen  Schrift- 
steller zurückgehen,  denn  selbständige  philologische  Studien  sind  bei  ihm 
nicht  anzunehmen.  Für  die  westfälische  Provinzialgeschichte  dienten 
Westhoff  als  Quellen  Albert  Krantz  Saxonia,  Johann  von  Essen,  Bernarcl 
Wittius,  Leuvold  von  Nordhoff,  das  „Anonymi  Chronikon  de  genealogia  suc- 
cessione  ac  rebus  gestis  comitum  ac  postea  ducum  Clivensium,  die  „wahrhafte 
historie"  etc.  von  Henricus  Dorpius,  der  „wahrhafftige  Bericht"*  etc.  gedruckt 
in  der  „Zeitschrift  für  vaterländische  Geschichte  und  Altertumskunde*'  XXX 
p.  1  ff.  Nicht  ganz  klar  ist  das  Verhältnis  zu  Georg  Spormacher.  Hansen 
weist  darauf  hin,  dass  zwischen  Spormacher  und  Westhoff  persönlicher  Ver- 
kehr stattgefunden  hat.  In  der  Ausgabe  von  Spormacher  haben  wir  nun  aber 
offenbar  wie  in  dem  Codex  Bersword.  B.  des  Nederhoff  eine  Sammlimg  vor 
uns,  die  nicht  auf  Spormacher  allein  zurückgeht.  Wie  hier  demnach  das 
gegenseitige  Verhältnis  der  heute  als  Spormachersche  Chronik  bezeichneten 
Edition  und  des  Westhoff  zu  denken  ist,  bedarf  einer  besondern  Untersuchung. 
Ob  die  vita  Meinwerci  und  die  Nachrichten  i'iber  Kappenberg  in  den  Mon. 
G.  Ss.  XII  513  ff.  direkt  benutzt  sind,  ist  nicht  sicher  zu  entscheiden. 

An  Quellen   für  die   Dortmunder   Lokalgeschichte   hat  Westboff 


Digiti 


zedby  Google 


liccensioncu.  ;^8J] 

benutzt  die  Pseudorektoren,  sodauD,  wie  ich  schon  früher  hervorgehoben 
habe,  offizielle  städtische  Aufzeichnungen,  namentlich  aber  die  Fehde  von 
1388  89  und  über  die  Anwesenheit  Karls  IV  und  seiner  Gemahlin  in 
Dortmund.  Zu  diesen  offiziellen  Aufzeichnungen,  die  verloren  gegangen  sind, 
sind  noch  andere  offizielle  Verzeichnisse  hinzuzusetzen,  die  bei  Hansen  nicht 
erwähnt  sind.  Es  sind  das  die  Notierungen  über  den  Wert  der  Geldmünzen 
wie  eine  aus  1418,  und  vor  allem  des  Gulden  in  den  einzelnen  Jahren,  und 
die  höchst  bemerkenswerten  Notierungen  der  Getreidepreise  und  der  Preise 
für  Lebensmittel.  Stellt  man  diese  Preise  zusammen,  so  sieht  man,  dass  die 
Schwankungen  des  Getreidepreises  von  3  Sh.  4  Den.  bis  zu  26  Sh.  8  Den. 
innerhalb  zweier  Jahrzehnte,  wie  sie  für  England  aus  den  von  Adam  Smith 
zusammengestellten  Tabellen  hervorgehen  (Adam  Smith,  Untersuchung  über 
das  Wesen  und  die  Ursachen  des  Volkswohlstandes,  deutsch  von  Stöpel  1878 
p.  849  f.),  in  noch  höherem  Masse  für  Dortmund  hervortreten.  Die  Getreide- 
preise variieren  von  8  Denare  pro  Scheffel  Roggen  (1418)  bis  zu  48  oder  72 
Denare  (1482)  und  in  einem  Jahre  1493  wechselte  der  Octreidepreis  von  84 
und  96  Denaren  bis  zu  20—16  Denaren.  Diesem  Wechsel  gegenüber  ist  es 
ganz  unmöglich,  wie  Adam  Smith  es  gethan  hat,  und  wie  es  viele  andere 
nach  ihm  gethan  haben,  einen  Durchschnittspreis  für  das  Getreide  zu  kon- 
stniiercn  und  diesen  Durchschnittspreis  zum  Wertmesser  der  übrigen  Gegen- 
stünde zu  machen.  Die  Erklänmg  dieser  Schwankungen  liegt,  wie  ich  in  den 
Beiträgen  V  p.  73  hervorgehoben  habe,  in  dem  weittragenden  Dühringschen 
Gesetze  der  Konkurrenz,  das  auch  fi'ir  die  heutige  Lage  des  Getreidemarktes 
•den  Schlüssel  giebt*^. 

Als  eine  Quelle  für  Westhoff,  die  grössere  Beachtung  verdient,  als  ihr 
bis  jetzt  zu  Teil  geworden  ist,  hebt  Hansen  die  Chroniken  der  beiden  Rei- 
nolt  Dorstelmann  hervor.  Es  gelingt  ihm  nämlich  der  Nachweis,  dass  wir 
zwei  lieinolt  Dorstelmann  in  Dortmund  haben,  Vater  und  Sohn,  von  denen 
wohl  schon  der  ältere  die  Chronik  begonnen  hat,  während  der  jüngere,  ein 
Mitglied  des  Minoritenklosters,  dieselbe  fortsetzte.  Die  von  Hansen  über  das 
Leben  des  älteren  Dorstelmann  gebrachten  Nachrichten  lassen  sich  dahin 
vermehren,  dass  er  1452,  Juli  15,  auf  dem  Krankenbette  ein  ausführliches 
Testament  aufsetzen  Hess,  (die  Notiz  Hansens  p.  170  Anm.  3  über  das  Tes- 
tament ist  dem  entsprechend  zu  korrigieren)  und  dass  bei  der  Testaments- 
aufnähme  unter  den  4  Zeugen  auch  Reinhold  Kerkhörde  der  ältere  erscheint ; 
die  persönliche  Freundschaft  dieser  beiden  Familien  mag  also  auch  bei 
der  Abfassung  der  Dorstelmannschen  Chronik  von  Eintiiiss  gewesen  sein  '). 


fi)  (iewiss  läBBi  sich  der  Darchschnittspraiii  des  (ietreidds  nicht  als  allein  massRehen- 
der  Wertmesser  für  alle  Kntwickluugsperinden  der  Volkswirtschaft  ansehen.  Das  ist  jetr.t 
aach  nahezu  allKemein  anerkannt;  frafflioh  bleibt  uns  daf^e^eu,  ob  man  die  allf^emein  aner- 
kannte Thateaohe  mit  dem  vom  Verf.  erwähnten  DUhrin^scheu  „(Jesetze**  in  Verbindung  bringen 
darf.  Vgl.  zur  ganzen  Frage  Lamprecht,  Deutsches  Wirtschaftsleben  Bd.  2  S.  601  IT.  D.  Red. 
7)  Neuerdings  hat  Prof.  HOhlbaum  bei  seiner  Besprechung  der  Hansenschen  Edition 
in  der  Berliner  Litteraturzeitung  LX  p.  474  die  Vermutung  aufgestellt,  dass  Kerkhörde  einen 
Mitarbeiter  von  geistlicher  Bildung  gehabt  habe;  das  ist  mir  wenig  wahrscheinlich,  aber 
sein  ältester  Sohn  (Reinold)  war  ja  Priester,  und  der  enge  Verkehr  zwischen  den  beiden  Fa- 
milien der  Dorstelmanus  und  KerkhArdes,  die  ja  beide  geistliche  Mitglieder  hatten,  tritt  aus 
der  obigen  Urkunde  genügend  hervor. 


Digiti 


zedby  Google 


3^4  Kecensioneri. 

1453,  August  15,  vergleichen  sich  die  Söhne  Reinolt  Dorstelmanns  über  itas 
Testament.  Der  jüngere  Reinolt  Dorstelmann  scheint  die  Chronik  bis  ca.  1494 
fortgeführt  zu  haben.  Der  Nachweis,  dass  diese  Chronik  im  Auszuge  in  der 
Huningscheu  Sammlung  uns  vorliegt,  ist  als  erbracht  zu  gelten  und  somit  von 
Hansen  eine  weitere  Klarstellung  der  Quellen  Westhoflfs  geliefert..  Ausserlem 
sind  noch  von  Westhoff  benutzt  die  Aufzeichnungen  des  Reinold  Kerkhörde, 
des  Johann  Voss  und  das  Chronikon  Dominicanorum.  Letzteres  ler- 
dient,  wie  oben  gesagt,  wohl  eine  besondere  Herausgabe. 

Die  urkundlichen  Quellen  Westhoffs,  die  fast  durchweg. noch  exis- 
tieren, sind  sodann  angegeben,  es  folgt  eine  Betrachtung  über  den  Ver- 
fasser und  den  Wert  der  Chronik.  Die  Bedeutung  Westhoffs  als  Schril- 
steller  ist  keine  hohe.  Er  besitzt  Wert  hauptsächlich,  weil  er  viele  uns  vci- 
lorcn  gegangene  Quellen  benutzen  konnte.  Seine  Darstellungsweise  ist  schwer- 
fallig und  von  ermüdender  Breite,  was  vor  allem  da  hervortritt,  wo  wir  seine 
lateinischen  Vorlagen  vergleichen  können.  Für  seine  Zeit  berichtet  er  eint 
Menge  unwesentlicher  Dinge.  Die  grossen  Ereignisse  seiner  Zeit,  wie  die 
Reformation  u.  dergl.  behandelt  er  ganz  oberflächlich.  Seines  Zeichens  wai 
er  ursprünglich  Schmied,  bis  er  wegen  seines  Fleisses  zum  Stadtsrhrciber 
ernannt  wurde.    Er  scheint  seine  Chronik  für  den  Druck  bestimmt  zu  habe«. 

Was  nun  den  Text  selbst  betrifft,  so  habe  ich  schon  oben  hervorge- 
hoben, dass  durch  die  Behandlung  der  Orthographie  grössere  Deutlichkeit 
und  Lesbarkeit  des  Textes  erreicht  ist,  ohne  dass  der  Charakter  der  llan.1- 
schrift  verwischt  wäre.  Wo  ich  den  Text  mit  der  Vorlage  verglichen  habe 
—  und  das  ist  an  sehr  vielen  Stellen  geschehen  —  kann  ich  nur  sehr  sorg- 
same Textesbehandlung  konstatieren.  Ebenso  kann  ich  mich  mit  der  Aus- 
wahl des  abgedruckten  Textes  durchaus  einverstanden  erklären.  Vielleicht 
hätten  die  Nachrichten,  welche  auf  die  Pseudorektoren  zurückgehen,  ganz 
wegbleiben  können.  Da  dieselben  indessen  durch  Spätere  in  eine  Reibe  ge- 
druckter Bücher,  vor  allem  in  viele  Städtegeschichten  übergegangen  sind,  so  ist 
eine  Kontrole  dieser  Nachrichten  durch  den  Wiederabdruck  hier  leicht  mög- 
lich, zumal  Vielen  der  Druck  der  Pseudorektoren  nicht  zur  Hand  sein  winl 
Vollständig  zu  billigen  ist  es,  dass  Alles,  was  Westhoff  über  die  allgemeine 
Geschichte  ohne  Quellenangabe  bringt,  nicht  wieder  mit  abgedruckt  ist.  Sehr 
erleichtert  die  Übersicht  die  Art  des  Druckes,  wonach  Nachrichten  aus  be- 
kannten Quellen  in  kleinem  Drucke  gegeben  sind.  Durch  diese  Zusammeii- 
ziehung  füllen  die  Nachrichten  bis  zum  Jahre  1300,  die  in  A.  ^^00  Seilen 
einnehmen,  einen  einzigen  Druckbogen,  und  sind  dieselben  durch  den  Kom- 
mentar unter  dem  Texte  durchweg  auf  ihre  Richtigkeit  kontroliert.  Zum 
Jahre  1254  bringt  Westhoff  eine  Nachricht  über  die  Schlacht  bei  Brechten. 
Die  Westhoffschen  und  Huningschen  Nachrichten  haben  Grauert  in  seiner 
Arbeit:  Die  Herzogsgewalt  in  Westfalen  veranlasst,  eine  ausführliche  Unter- 
suchung über  die  Quellen  dieser  Berichte  anzustellen  und  auf  diese  Quellen 
hin  seine  Hypothese  über  den  Verlauf  der  Gelnhausener  Teilung  von  llHOnnd 
deren  Modifikation  infolge  der  Schlacht  von  Brechten  aufzustellen.  Die 
Grauertschen  Untersuchungen  über  Landfrieden  sind  neuerdings  von  Lindner 
in  der  „Veme**  p.  471  ff.  genauer  gepri'ift,  es  hätte  an  dieser  Stelle  vielleicht 
auch  von  Hansen  eine  nochmalige  Aufnahme   der  Untersuchung  des  Quollcn- 


Digiti 


zedby  Google 


ftecensioneü.  38o 

Bestandes  über  die  Schlacht  von  Brechten  gelohnt.  Die  Nachrichten  aus  der 
ersten  Hälfte  des  14.  Jahrhunderts  betreffen  meist  die  Gründung  der  Petri- 
kirche  und  des  Dominikanerklosters.  Letzteren  ist  ein  Auszug  aus  der 
Schulz- Crawinkelschen  Chronik  beigefügt.  Die  Gründung  des  Klosters  mit 
den  begleitenden  Nebenumständen  bilden  einen  sehr  wertvollen  Beitrag  zur 
Geschichte  Ludwigs  IV.  und  seiner  schwankenden  Politik,  die  durch  die 
zahlreichen  Urkunden  Ludwigs  (D.  ÜB.  1  Nr.  462  ff.)  vortrefflich  charakteri- 
siert wird.  Ich  finde  nicht,  dass  dieses  Material  in  der  neueren  ziemlich 
umfangreichen  Tiitteratur  über  Ludwig  IV.  verwertet  ist.  Ebenso  bringt  das 
Dortmunder  Urkundenbucfa  eine  Reihe  bisher  ungedruckter  Urkunden  (679— 
697)  über  eine  Fehde,  in  welcher  Dortmund  mit  dem  Grafen  von  Arnsberg 
gegen  den  Grafen  von  der  Mark  verbündet  war.  Diese  bei  Nederhoff  eben- 
falls behandelte  Fehde  findet  bei  Westhoff  eine  ausführlichere  Behandlung, 
die  wunderbare  Errettung  der  Stadt  bei  Westhoff  ist  wohl  nach  einer  mund- 
lichen Legende  er/ählt.  In  der  Folgezeit  begegnen  bei  W^esthoff  dann  Auf- 
zeichnungen über  Münzwerte  und  Getreidepreise,  die  wohl  auf  offizielle  Auf- 
zeichnungen zurückgehen.  Auf  solchen  offiziellen  Aufzeichnungen  beruht  auch 
wohl  die  Schilderung  des  Konfliktes  mit  Engelbert  von  der  Mark  1376 '7  7  — 
das  Dortmunder  Stadtarcliiv  bewahrt  einen  Holzkasten  mit  der  Aufschrift 
„Arcana'',  in  dem  ursprünglicli  alle  Streitsachen  mit  dem  Grafen  von  der 
Mark  aufbewahrt  waren  ~,  die  Schilderung  des  Aufenthaltes  Karls  IV.  1877, 
seiner  Gemahlin  Elisabeth  1378  und  die  der  Fehde  1388 '1389.  Zum  Jahre 
1378  ist  eine  Neuordnung  der  Schützengesellschaft  wohl  aus  dem  verloren 
gegangenen  Schützenbuche  mitgeteilt.  An  der  Westhoffschen  Urhandschrift 
ist  hier  an  einem  Worte  (236  Z.  30)  korrigiert,  es  sieht  aus,  als  ob  hier  ur- 
sprünglich ^synden'^  gestanden  hat,  die  Mutmassung  Hansens,  als  hiesse  es 
„sniden''  ist  durch  die  Handschrift  nicht  gerechtfertigt.  Gleich  darauf  findet 
sich  die  Bestimmung,  dass  das  „voder  des  piils^  nicht  breiter  wie  ein  Pfennig 
sein  darf.  Hansen  bezeichnet  „voder"  als  unverständlich ,  es  wird  das 
„Vordere**  die  Pfeilspitze  gemeint  sein. 

Das  grösste  Interesse  nimmt  aus  dem  14.  Jahrhundert  die  Schildenmg 
der  Fehde  in  Anspruch.  Die  Westhoffsche  Darstellung  hat  Mette  bei  seiner 
für  das  grössere  Publikum  bestimmten  und  daher  popularisierten  Darstellung 
in  den  Beiträgen  zur  Geschichte  Dortmunds  und  der  Grafschaft 
Mark  lY  gedient.  Dieses  Werk  ist  um  so  mehr  bei  der  Benutzung  der  West- 
hoffschen (.*hronik  heranzuziehen,  da  dasselbe  eine  sehr  wesentliche  Ergän- 
zung Westhofis  in  seinen  urkundlichf^n  Beilagen  enthält.  Das  Mettesche 
Werk  bringt  nämlich  in  deu  Beilagen  p.  66—124  das  Fehdebuch,  die  Auf- 
sagungen der  Kölnischen,  Märkischen,  Limburgschen,  Münsterschen  Ritter- 
schaft, p.  125—225  das  Mannsoldbuch,  in  dem  eine  vollständige  Abrechnung 
über  den  gezahlten  Sold  enthalten  ist,  p.  226—264  Auszüge  aus  dem  Rech- 
nungsbuche und  p.  265—271  einzelne  Urkunden.  In  Verbindung  mit  der 
Westhoffschen  Darstellimg  ermöglichen  diese  Publikationen  einen  so  voll- 
ständigen Überblick  über  alle  Einzelheiten  der  Fehde,  wie  er  in  gleicher 
Vollständigkeit  wohl  kaum  über  eine  andere  mittelalterliche  Fehde  existiert. 
Die  Zahlen  über  die  Höhe  des  Soldes,  die  Bezahlung  der  Englischen 
Schützen,  die  der  Piekenmänner,  die  sonstigen  Urkunden  sind  vollständig  er- 

Digitized  by  VjOOQ IC 


HAf)  liCrcMisloncn. 

halten  und  bieten  für  die  wirtschaftliche  Auffassung  der  Fehde  und  die  Er- 
gänzung und  genauere  Erklärung  des  Westhoffschen  Textes  vielseitiges  Ma- 
terial. Beispielsweise  glaubt  Hansen  p.  256  Anm.  4  f.  annehmen  zu  müssen, 
„dass  Westhoif  die  Angaben  seiner  Vorlage  vermutlich  miss verstand! ich  auf 
Pulvergeschiitze  deutet".  Nun  sind  aber  in  den  Rechnungen  nicht  allein  die 
verschiedenen  „dunüerbussen"  erwähnt  und  zwar  zum  Preise  von  165  Gulden 
15  denare  das  Stück  (p.  SiöO),  sowie  Holz  und  Bänder  für  eine  solche  (p.  264) 
(255),  ferner  der  Preis  für  eine  donnerhusse  und  1300  pfeile  p.  220  =  9  gld. 
angegeben,  sowie  der  Preis  für  3  dunnerbussen,  2  libr.  „crudes"  (Pulver)  300 
Pfeile  p  260  =  4  mark  12  den,  (p.  261)  der  Preis  für  5  neue  „dunerbussen 
unde  vor  ene  clene  stenbussen  unde  nyge  arnborste  unde  aide  amborste  wider 
to  makene"  -=  22  mark  20  den.,  sondern  es  sind  auch  die  Preise  für  Sal- 
peter --  37  Gulden  p.  220  und  ]».  237  und  --  4  Gulden  p.  243  erhalten. 
Es  sind  also  nicht  allein  grosse  Geschütze  zur  Anwendung  gekommen,  son- 
dern auch  kleinere  Handfeuerwaffen,  vgl.  Westhoff  p.  263,i. 

Aus  dem  Ende  des  14.  und  dem  Anfange  des  15.  Jahrhunderts  ver- 
dienen auch  hohe  Beachtung  die  Preise  der  Arbeitslöhne.  Eine  genaue  Be- 
trachtung zeigt,  dass  dieselben  im  Vergleich  zum  heutigen  Geldwerte  durch- 
aus über  dem  heutigen  Niveau  standen.  Die  Gildenbewegung  von  1400, 
sowie  die  politischen  Verwicklungen  des  15.  Jahrhunderts  sind  hei  Westhoff 
weniger  genau  als  bei  Kerkhurde  erzählt,  auch  die  Soester  Fehde  findet  bei 
weitem  nicht  die  Berücksichtigung,  wie  bei  Kerkhorde,  dagegen  sind  über 
Baulichkeiten  in  der  Stadt,  Raufereien  in  dem  benachbarten  Bracke!,  Bewegim- 
gen  in  den  Ämtern  und  Gilden,  Bestimmungen  über  das  Bierbrauen,  Schick- 
sale der  Schützengesellschaft,  Veränderungen  in  den  Steinbrüchen  vor  der 
Stadt,  Änderungen  an  den  Befestigungen,  Durchlegung  von  Strassen  und  der- 
gleichen Dingen,  die  für  den  Lokalhistoriker  Wert  haben,  reiche  Notizen  bei 
Westhoff  zu  finden.  Die  Einzelheiten  hier  hervorzulieben  fehlt  der  Raum, 
ich  will  aber  auch  hier  konstatieren,  dass  der  Kommentar  so  sorgsam  ist, 
dass  der  ortskundige,  ansässige  Dortmunder  wenig  nachzutragen  finden  wird. 
Einzelne  Strassen-  und  Flurnamen  sind  natürlich  aus  den  Katasterkarten 
und  aus  nur  Lokalkundigen  bekannten  Bezeichnungen  genauer  zu  konstatieren, 
doch  liat  eine  solche  nähere  Bezeichnung  ohne  Karte  hier  keinen  Wert.  Um 
nur  ein  derartiges  Beispiel  hervorznh(*ben,  ist  p.  372  „dat  kleine  strateken 
van  der  Wistrate  na  dem  Gruethus"  die  heutige  Brauhausstrasse.  Der 
„Villeplasse**  109,2,  434,i2  ist  kein  Eigenname,  es  ist  =  „Schindanger*, 
Viller  =--  Abdecker.  Manclimal  hätten  einzelne  Bezeichnungen  wolil  als 
Eigennamen  gefasst  und  so  Aufnahme  in  die  Register  finden  können.  So 
hätte  p.  369  der  „oester  rennebom"  und  der  „reichstorn**  p.  4l7,io  „der 
kaek^  (Pranger)  u.  m.  andere  als  Eigennamen  gross  gedruckt  werden  sollen, 
liitterarisches  Interesse  erregen  die  Notizen  über  die  Auffülirung  von  bürger- 
liclien  Schauspielen  in  Dortmund ;  dieselben  haben  eine  besondere  Behandlung 
in  Picks  Monatsschrift  VII  301  ff.  durch  Kinkel  gefunden.  Zu  beachten  ist 
bei  dem  Durchlesen  des  Textes  ab  1421,  dass  hier  A.  nicht  mehr  vorhanden 
ist,  der  Text  ist  hier  nicht  mehr  so  gesichert,  auch  lassen  sich  die  Xarh- 
tragungen,  die  Westhoff'  später  gemacht  hat,  und  die  bei  Hansen  durch  ein 
o  0  hervorgehoben  sind,  nicht  mehr  erkennen.  Sicher  gehören  hierher  die 
Nachträge  aus  dem  Schützenbuche 

Digitized  by  VjOOQ IC 


Iicrciisioncii.  3H7 

Am  austülirlichsten  hat  Westboff  sein  Zeitalter,  das  16.  Jahrhundert, 
behandelt,  ohne  dass  er  indessen  den  entscheidenden  Bewegungen  der  da- 
maligen Zeit  grosses  Interesse  entgegenbringt,  «er  ist  Lokalhistoriker,  der 
treuherzig  fabelhafte  Wundererscheinungen  berichtet,  im  übrigen  aber  durch- 
weg auf  Glaubwürdigkeit  Anspruch  macht.  Seine  Ausführungen  zeigen,  was 
dazumal  in  erster  liinie  das  Interesse  des  Bürgers  einer  mittelgrossen  Stadt 
in  Anspruch  nahm.  Man  muss  sich  billig  wundern,  wenn  man  liest,  wie  in 
den  Jaliren  des  Schmalkaldener  Kriegs  Westhoft'  desselben  mit  keiner  Zeile 
Erwähnung  thut,  dagegen  ausführlich  die  Vorstellungen  von  Gauklern  und 
Jongleurs  auf  dem  Markte  beschreibt.  Im  übrigen  ist  auf  das  Buch  selbst 
zu  verweisen. 

Als  Anlagen  hat  Hansen  beigegeben  1)  18  lateinische  Denkverse 
des  14.  Jahrhunderts  aus  dem  Minoritcnkloster,  2)  Fragmeut  einer  Dort- 
munder offiziellen  historischen  Aufzeichnung  aus  dem  Ende  des  14.  Jahr- 
hunderts (gedruckt  aucli  bei  Mette  p.  285  f.),  3)  Zusätze  zu  dem  Sechsgilden- 
recht, 4)  eine  Nottel  den  wyntappen  belangende  und  des  einigen  wynstappen 
upkomst  1476  Sept.  27,  5)  ein  Münzabschied  der  clevischen,  kölnischen, 
münsterschen  und  osnabrückschen  Käthe  und  eines  Teils  der  zu  den  genann- 
ten Gebieten  gehörigen  Städte  zu  Dortmund  1488  März  10  aus  dem  Staats- 
archive zu  Münster.  Letzterer  Abdruck  beruht  wahrscheinlich  auf  dem  Um- 
stände, dass  die  Urkunde  in  Münster  beruht.  Die  Münz-  und  Geld  Verhältnisse 
Dortmunds  bedürfen  noch  einer  genaueren  Erörterung.  Das  Buch  von  Adolf 
Meyer:  Die  Münzen  der  Stadt  Dortmund.  Wien,  122  p.  (ohne  Jahr)  genügt 
keineswegs.   Einzelne  Ausführungen  finden  sich  in  den  Beiträgen  V  p.  71  ff. 

Ausser  den  Dortmunder  Chroniken  enthält  der  Band  Christianus 
Wierstrat  Histori  des  belecgs  von  Nuis,  herausgegeben  von  Dr.  Nör- 
renberg  in  Marburg  und  Dr.  Ulrich  in  Hannover.  Über  diese  Herausgabc 
kann  ich  mich  nur  referierend  verhalten,  da  die  Vorlagen  mir  nicht  zur  Hand 
sind.  Der  historische  Teil  ist  übernommen  von  Dr.  Ulrich.  Der  kaiser- 
liche Notar  Christian  Wicrstraat  —  diese  Schreibung  seines  Namens  ergiebt 
sich  aus  dem  Akrostichon  seiner  Reimchronik  —  erlebte  die  denkwürdige 
Belagenmg   der  Stadt  Neuss   durch   den  Burgunderherzog  Karl   den  Kühnen 

1474  Juli  29—1475  Juni  26  als  Sekretär  der  Stadt  und  schilderte  diese 
Belagerung  kaum   ein  viertel  Jahr   später   in   einer  Reimchronik,    welche  er 

1475  Dez.  20  abschloss  und  bereits  1476  in  den  Druck  gab.  Die  Darstel- 
lung des  Wierstraat  lässt  sich  durch  zahlreiche  urkundliche  Quellen,  Briefe 
der  kölner,  der  italienischen  Gesandten  und  andere  Schriftsteller  kontrolieren. 
Diese  Kontrole  ergiebt  durchweg  gewissenhafte  und  eingehende  Berichter- 
stattung durch  Wierstraat.  Ausser  dem  Berichte  des  Wierstraat  sind  noch 
die  von  5  anderen  Augenzeugen  erhalten,  der  eines  Mönches  Obcrkloster  bei 
Neuss,  die  KoelboiTsche  Chronik,  der  Bericht  des  Baseler  Kaplans  Johannes 
Knebel,  die  Memoiren  des  Franzosen  Olivier  de  la  Marche  und  die  chroniques 
des  Jean  Molinet.  Erst  diese  Berichte  zusammen  ergeben  ein  vollständiges 
Bild  der  Belagerung,  indessen  steht  die  Reimchronik  an  Bedeutung  oben  an. 

Nach  einer  Darstellung  der  Vorgeschichte  der  Neusscr  Belagerung  gicbt 
Ulrich  einen  knappen  Ahriss  der  Geschichte  der  Stadt  Neuss  (p.  482—495). 
Denselben  wird  wohl  noch  Mancher  mit  mir  vollständiger  und  umfangreicher 


Digiti 


zedby  Google 


388  iiccensionea. 

wünschen.  So  dunkel  auch  die  allererste  Geschichte  dieses  alten  Reichshofes 
ist,  so  hätte  doch  mancher  kleine  Zug  über  die  Geschichte  der  Stadt  Neos« 
aus  den  niederrheinischen  Urkundcnbüchern,  Lacomblets  Archiv  u.  dergl.  mit 
hineinverwoben  werden  können.  Erreicht  ist  allerdings  durch  die  Behand- 
hingsweise  Ulrichs,  dass  der  einleitende  Text  sehr  übersichtlich  ist,  zudem  er 
für  fast  alle  litterarischen  Nachweise  ein  besonderes  Verzeichnis  zum  Schlüsse 
des  Buches  p.  615  angefertigt  hat. 

Die  Textesgestaltung  und  Behandlung  der  Orthographie  hat  Dr.  Nören- 
berg  übernommen.  Mit  dem  Texte  des  Wierstraat  steht  es  so,  dass  ein  Druck 
von  ihm  im  Jahre  1476  erschien.  Dieser,  von  Nörenberg  als  T  bezeichnet, 
ist  jedoch  nur  teilweise  in  Düsseldorf  erhalten ;  von  den  69  bedruckten  Blät- 
tern fehlt  Blatt  1.  '2,  8.  2S.  29.  Ein  Nachdruck  dieses  Werkes,  welcher  1497 
erschien,  (K),  hat  dem  Neudruck  des  Evcrhard  von  Groote,  Köln  1855,  als 
Vorlage  gedient;  eine  hochdeutsche  Übersetzung  erschien  1564  zu  Köln, 
wahrscheinlich  von  Hans  Wilhelm  Kirchhof.  Nun  sollte  man  denken,  in  der 
vorliegenden  Ausgabe  würde  T,  als  von  Wierstraat  herrührend,  zu  Grunde 
gelegt  werden.  Indessen  liegt  es  mit  dem  Drucke  nicht  anders  als  mit  der 
Handschrift  des  Kerkhörde  und  des  Westhoff.  Dieselbe  absolute  Gleichgül- 
tigkftit  gegen  eine  geregelte  Orthographie,  wie  sie  bei  Kerkhörde  hervorzu- 
heben war,  findet  sich  bei  Wierstraat  und  erfordert  eine  gleiche  Vereinfachung. 
Nörrenberg  hat  nun  den  Beweis  erbracht,  dass  bei  dem  Drucke  T  die  Ein- 
flüsse sowohl  der  (levis  eben  wie  der  Kölnischen  Schreibtradition  sich 
zeigen.  Möglicherweise  hat  der  Setzer  von  T  mit  einer  gewissen  Willkür 
gehandelt  und,  da  kurz  vorher  die  clevische  Chronik  von  Schüren  in  derselben 
Druckerei  wie  T  erschienen  war,  hat  der  Setzer  hier  sich  durch  dieselbe  zn 
Eigenmächtigkeiten  bestimmen  lassen.  So  auffallend  uns  dies  erscheint,  so 
ist  doch  zu  bemerken,  dass  K,  welches  eine  Wiedergabe  von  T  sein  soll, 
mehrere  tausende  graphischer  Abweichungen  von  T  enthält.  Vielleicht  ist 
aber  auch  der  Grund  dafür,  dass  beispielsweise  für  o  bald  a,  bald  ae,  bald  ai, 
bald  ay  gesetzt  ist,  meiner  Ansicht  nach  einfach  darin  zu  suchen,  dass  die 
Typen  einer  Druckerei  von  1475  sicher  sehr  wenig  zahlreich  waren,  und  der 
Drucker  sich  vielleicht  durch  Wi^lkürlichkeiten  im  Vokalismus  geholfen  hat, 
wie  es  eben  ging.  Ich  habe  den  Druck  nicht  zur  Hand,  vermag  also  nicht 
zu  verfolgen,  ob  diese  meine  Vermutung  sich,  wenn  man  die  Bogen  einzeln 
durchsieht,  halten  lässt. 

Im  Allgemeinen  ist  der  Kölnische  Schreibgebrauch  massgebend  ge- 
wesen. Cber  denselben  giebt  Nörrenberg  den  eingehendsten  Aufschluss.  Ich 
muss  hierfür  auf  die  Vorrede  selbst  hinweisen,  wo  auch  ausgeführt  ist,  wie 
der  niederrheinische  Dialekt  im  Einzelnen  sich  geltend  gemacht  hat.  Ebenso 
ausführlich  wie  Franck  für  Kerkhörde  die  orthographische  Regelung  motiviert 
hat,  ebenso  eingehend  ist  es  hier  bei  Wierstraat  durch  Nörrenberg  geschehen. 
Eigentümlichkeiten  Wierstraats  in  Flexion  und  Syntax  sind  besonders  her- 
vorgehoben. 

Die  3165  Verse,  die  die  Reimchronik  enthält,  sind  meistens  sehr  kunstlos 
gebaut.    Es  wiegt  eine  einfache  aus  8  Silben  bestehende  Kurzzeile  vor,  meist 
mit  männlichem  Keim.    Dabei  kommen  Keime  vor  wie 
2655:  wie  die  arm  havelose  Nuisser 

sich  enthieldcn  mit  wuester  wer. 


Digiti 


zedby  Google 


KccensioncB.  389 

Daneben  erscheinen  Tsilbige  Kurzzeilen  mit  weiblichen  Reimen,  15silbige 
Langweilen  gelegentlich  mit  Binnenreimen  und  andere.  Die  Sprache  ist  ge- 
reimte Prosa.  Der  Kommentar  gewinnt  an  Übersichtlichkeit  sehr  dadurch, 
dasB  der  Inhalt  der  einzelnen  Abschnitte  summarisch  in  demselben  verzeichnet 
ist,  die  aufgelösten  Daten  des  Textes  sind  durchweg  in  den  Kommentar  ge- 
setzt; man  sieht  nicht  recht  ein,  waram  die  herkömmliche  >Veise  das  moderne 
Datum  an  den  Rand  des  Textes  zu  setzen,  nicht  beibehalten  ist.  Der  Her- 
ausgeber des  Kommentars  Ulrich  liatte  als  Vorarbeit  für  die  Edition  in  den 
Mitteilungen  des  Kölner  Stadtarchivs  Heft  8  p.  1—37  die  Regesten  zur  Be- 
lagerung der  Stadt  Neuss  herausgegeben*,  in  den  Anmerkungen  zeigt  sich 
dementsprechend  durchweg  die  genaue  Vertrautheit  mit  dem  urkundlichen 
Material  **).  Etwaige  Nachträge  zu  demselben  zu  geben,  bin  ich  bei  dem  mir 
zu  Gebote  stehenden  Material  nicht  in  der  Lage.  Ein  Glossar  vermisst  man 
weniger  als  bei  Kerkhörde,  da  der  sprachliche  Ausdruck  Unklarheiten  wenig 
enthält,  auch  der  Kommentar  an  den  entsprechenden  Stellen  den  Sinn  richtig 
erläutert.  Von  Interesse  ist  es,  dass  die  Steinkohlen,  welche  in  Dortmund 
schon  1388/89  nötig  waren,  auch  in  Neuss  unter  den  Dingen  aufgezählt  werden 
(3154),  welche  bei  eüier  erfolgreichen  Verteidigung  unentbehrlich  sind.  Kr- 
staunlich  hoch  sind  die  Kosten  für  die  Verteidigung,  nämlich  24000  Gulden 
für  Sold,  die  Gesamtkosteu  veranschlagt  Wierstraat  auf  150000  Gulden. 

Das  Personen-  und  Ortsverzeichnis  zu  den  Dortmunder  und 
Neusser  Chroniken  ist  von  Hansen  zusammengestellt  und  durchweg  korrekt, 
die  Ausstattung  des  Werkes  ist  entsprechend  den  früheren  Bänden  der  Chro- 
niken der  deutschen  Städte  solide  und  elegant. 

Mitteilungen  des  Vereins  fUr  Kunde  der  Aachener  Vorzeit,  im  Auftrag 
des  Vorstands  herausgegeben  von  Richard  Pick,  Archivar  der  Stadt 
Aachen.  Erster  Jahrgang,  zweites  lieft.  Aachen,  Kommissions- 
verlag der  Cremer'schen  Buchhandlung  (C.  Cazin) ,  1888,  IV 
u.  100  S.  8.  —  Angezeigt  von  Professor  Dr.  Hugo  Loersch 
in  Bonn. 

Dem  ei-sten,  von  mir  im  Jahrgang  VI  dieser  Zeitschrift,  S.  275  ff.  an- 
gezeigten Hefte  der  Mitteilungen  reiht  sich  das  zweite,  den  ersten  Jahrgang 
abschliessende  nach  Form  und  Inhalt  würdig  an.  Es  wird  eröffnet  durch 
zwei  als  kleinere  Beiträge  zur  Aachener  Geschichte  und  Topographie  be- 
zeichnete Abhandlungen  des  Herausgebers  R.  Pick.  In  der  ersten  derselben 
(S.  98—104)  wirft  der  Verf.  die  Frage  auf:  Wann  erhielt  Aachen  seine  erste 
Befestigung?  Die  Frage  klingt  fast  wunderbar,  denn  wer  kann  sich  die  erste 
römische  Niederlassung,  die  Aachen  den  Namen  gab,  die  Pfalz,  welche  viel- 
leicht schon  die  Merovinger  hier  besassen,  die  dann  Karls  des  Grossen  Lieb- 
lingsaufenthalt war,  den  Ort,  der  sich  um  sie  herum  bildete,  im  Ernst  zu 
irgend  einer  Zeit  ohne  Befestigung  denken,  wenn  er  sich  nur  vergegenwärtigt, 

8)  Vom  selben  Verfasser  wird  demn&cbst  eine  ebeufallM  noch  mit  den  Vorstudien 
zur  Herausgabe  Wierstniats  xnsammeuh&ugende ,  von  Prof.  Lamprecht  revidierte  Edition 
von  Urkunden  erscheinen:  Akten  «um  Nousscr  Kriege  1472— 147f>,  Aunalon  des  Historischen 
Vereins  fttr  den  Niederrhein,  Heft  48.  Die  Red. 


Digiti 


zedby  Google 


390  Recensionen. 

unter  welchen  Verhältiüsseu  Ilömci*  und  Frauken  hier  ihre  Sitze  auf^hlugen. 
Aber  iu  dieser  Frage  hat  eine  ebenso  wertvolle  wie  lakonische  Nachricht  der 
Annales  Aquenses  Unheil  angerichtet.  Sie  sagen  zum  Jahr  1172:  Äquenses  ab 
imperatore  commonäi  iuraverunt,  in  4  annis  muro  et  moenihm  cipUaUm  nuudre; 
et  mum'tus  est  vions  Berenstein.  Dieser,  in  die  Zeit  von  August  bis  Oktober 
1171  zu  verlegende  Vorgang  (vgl.  nun  auch  Giesebrecht,  Geschichte  der  deut- 
schen Kaiserzeit,  Bd.  V,  S.  692)  hat  einige  auf  dem  Gebiete  der  Aachener 
Lokalgeschichte  th&tige  Forscher  zu  der  Annahme  verleitet,  Aachen  sei  vor 
dem  Zeitpunkte,  in  welchem  seine  Einwohner  die  Ausfuhrung  des  eben  er- 
wähnten Versprechens  unternahmen,  ein  völlig  offener,  gänzlich  unbefestigter 
Ort  gewesen.  Sie  haben  dabei  die  Zustände,  welche  vom  8.  bis  zum  12.  Jahr- 
hundert herrschten,  offenbar  nicht  genügend  gewürdigt  und  übersehen,  dass 
es  in  jener  Zeit  eigentlich  überhaupt  keine  menschliche  Wohnstätte  gab, 
welche  nicht  in  einem  gewissen  Sinne  befestigt  gewesen  wäre.  Der  kleinste 
bäuerliche  Hof  und  der  stattlichste  Edelsitz,  das  geringste  Dorf  so  gut  wie 
die  Künigspfalz,  die  Klöster  und  Abteien,  die  oft  im  freien  Felde  liegenden 
Volkskirchen  (man  betrachte  die  Lage  von  Dietkirchen  an  der  Lahn) ,  die 
Handelsplätze  an  den  grossen  Verkehrsstrassen,  die  alten  Römerstädte  wie 
die  neueren  aus  Dörfern  erwachsenden  Flecken,  sie  alle  mussten  in  jener  Zeit 
wildesten  Kampfgetümmels  und  rnhester  Vergewaltigung  des  Schwachen  durch 
den  Starken  Sicherheit  für  ihre  Insassen  zu  schaffen  suchen,  Vorkehrungen 
treffen  gegen  Angriffe  von  Aussen.  Das  ist  den  Zeitgenossen  so  selbstver- 
ständlich, so  natürlich  erschienen,  dass  sie  gar  nicht  daran  denken  davon  zu 
reden,  dass  sie  nur  hervorheben,  wenn  ausnahmsweise  die  Schutzwehr  fehlt, 
dass  letztere  daher  nur  beiläufig,  zufällig  genannt  wird,  wenn  irgend  ein  Zu- 
sammenhang dies  mit  sich  bringt.  So  kann  eigentlich  bei  einem  Wohnsitz, 
einer  Ansiedlung  nie  die  Frage  aufgeworfen  werden,  ob  eine  Befestigung  vor- 
handen, es  kann  sich  nur  darum  handeln,  welcher  Art  und  von  welcher  Stärke 
sie  war.  Und  da  entscheiden  die  natürliche  Lage  einer-,  die  Macht  und  die 
Mittel  der  Bewohner  andererseits.  Dass  es  in  Aachen  bis  zum  Jahre  1171 
an  einer  den  nun  nicht  mehr  ganz  unbedeutenden  Ort  umgebenden  Mauer 
fehlte,  das  lehren  die  Annales  Aqueutes,  über  das,  was  bis  dahin  an  Vertei- 
digungs-  und  Schutzvorrichtungen  vorhanden  war,  schweigen  die  Quellen  so 
gut  wie  ganz.  Die  Pfalz  hat  selbstverständlich  von  Anfang  an  schon  in  der 
Festigkeit  ihres  Baues,  in  ihren  steinernen  Mauern  mit  Thoren  und  Türmen 
einen  gewissen  Schutz  gefunden;  davon  mochte  manches  seit  Karls  des  Grossen 
Tagen  vernachlässigt,  zerfallen,  verschwunden  sein.  Im  11.  und  12.  Jahrh. 
konnte  sie  jedoch  immer  noch  als  eine  Art  von  Zitadelle,  als  eine  Zutlucht 
für  den  Notfall  dienen.  Um  so  mehr  aber  bedurfte  der  um  diesen  Kern  sich 
lagernde  Ort  einer  Wehr  nach  aussen  und  diese  hat  naturgemäss  aus  Erdwall 
und  Graben  bestanden.  Von  letzterm  spricht,  ganz  zufällig,  nebenbei  eine 
Urkunde  K.  Lothars  III  von  1137,  September  22,  indem  sie  ihn  zu  einer 
Grenzbestimmung  verwendet.  Dass  es  sich  nur  um  einen  Befestigungsgraben 
handeln  kann,  zeigt  der  Verf.  mit  einem  fast  überflüssigen  Aufwand  von  Be- 
weismitteln. Dass  es  neben  dem  Graben,  dessen  Füllung  in  einer  von  drei 
starken  Bächen  durchflossenen  Gegend  sehr  leicht  war,  und  dem  Wall  nicht 
an  ergänzenden  mehr  oder  weniger  vollkommenen  Verteidigungseinrichtimgen 


Digiti 


zedby  Google 


Recensioncn.  391 

fehlte,  iet  8elbstvei*8tätidlich  und  in  einer  so  waMreichen  Qegeud  auch  das 
uötige  Material  für  „ein  aus  massiven  Baumstämmen  und  Holzbohlen  gezim- 
mertes Plankenwerk^,  welches  überall  in  Deutschland  als  frühester  Behelf 
erscheint  (Gengier,  deutsche  Stadtrechts- Altertümer,  S.  5),  niemals  ausgegangen. 
Dass  das  alles  sehr  ungenügend  war,  Erneuerung  und  Arbeit  häuüg  nötig 
machte,  ist  selbstverständlich,  und  das  hat  eben  den  Anlass  zu  Kaiser  Fried- 
richs Vorgehen  geboten.  P.  C.  Bock  hat  darauf  hingewiesen,  dass  die  Nor- 
mannen in  deiv  achtziger  Jahren  des  neunten  Jahrhunderts  die  Pfalz  mit 
Leichtigkeit  einnahmen,  es  lassen  sich  auch  noch  bis  1171  einige  andere 
Fälle  anführen,  in  denen  Aachen  ohne  grosse  Mühe  eingenommen  worden  ist. 
Das  alles  beweist  jedoch  nichts  gegen  das  Vorhandensein  einer  Befestigung, 
sondern  nur,  dass  dieser  die  nötigen  Verteidiger  fehlten.  Das  gleiche  Loos 
der  Einnahme  und  Plünderung  durch  die  Normannen  hat  eine  Anzahl  von 
Plätzen  getroffen,  über  deren  verhält nismässij;  starke  Befestigung  durch 
Mauern  gar  kein  Zweifel  herrscht.  Ich  nenne  Köln  und  die  Pfalz  Nimwegen 
(Dümmler,  Geschichte  des  ostfränkischen  Reichs,  Bd.  II,  S.  157,  148).  Aber 
in  Bezug  auf  Besatzung  und  Verteidigung  war  es  gerade  in  Aachen  seit  der 
zweiten  Hälfte  des  neunten  Jahrhunderts  bis  zur  Mitte  des  zwölften  meist 
recht  schlecht  bestellt.  Immer  seltener  wurden  seit  Lothar  I,  der  noch  fast  alle 
Winter,  soweit  dies  verfolgt  werden  kann,  dort  verlebte  (Dümmler  a.  a.  0. 
S.  625,  Anm.  9),  die  Besuche  der  Herrscher,  und  damit  verfiel  nicht  bloss 
die  Pfalz,  sondern  auch  die  Organisation  ihrer  Verwaltung,  auf  welcher  die 
Verteidigimg  des  Ortes  allein  beruhte,  denn  diese  musste  im  Wesentlichen 
von  dem  Vorsteher  der  Pfalz  mit  seinen  Unterbeamteu  und  den  in  Aachen 
und  der  Umgegend  angesiedelten  Ministerialen  und  fiskalischen  Leuten  ge- 
leistet werden ;  die  übrige  Bevölkerung  des  Ortes  kam  noch  wenig  in  Betracht. 
Vom  10.  bis  12.  Jahrhundert  ist  sicherlich  an  dieser  entlegenen  Stelle  des 
Ueiches  die  Pfalzverwaltung  sehr  oft  in  ungeeigneten  Händen,  ja  wahrschein- 
lich oft  förmlich  unterbrochen  gewesen.  Mit  richtigem  Blick  hat  Friedrich  I 
aber  erkannt,  dass  die  Verhältnisse  sich  geändert  hatten,  dass  er  für  die  Ver- 
teidigung der  neu  7u  errichtenden  Mauern  a\if  eine  zur  sclbstbewussten  Bür- 
gerschaft heranreifende,  auch  der  Zahl  nach  nicht  mehr  ganz  kleine  Bevöl- 
kerung zählen  dürfe,  und  in  der  That  hat  diese  dann  auch  schon,  unterstützt 
von  einer  waffenkundigen  Besatzung,  im  Jahre  1198  hinter  ihren  neuen  Mauern 
eine  mehrwöchentliche  Belagerung  ausgehalten. 

Der  um  Aachens  Geschichte  und  Topogi'aphie  verdiente  Christian  Quix 
hat  an  verschiedenen  Stellen  die  Ansicht  aufgestellt,  dass  der  heutige  Fisch- 
markt im  Mittelalter  Eisenmarkt  genannt  worden  sei.  In  seinem  zweiten 
„Beitrage"  (S.  104—111  nebst  Nachtrag  S.  180)  liefert  Pick  den  Nachweis, 
dass  jener  Platz  diesen  Namen  nie  geführt  hat  und  dass  die  gelegentlich  vor- 
kommende Bezeichnung  „up't  Iseren'^  sich  auf  Sperrvorrichtungen,  in  Form 
von  stehenden  oder  liegenden  Eisengittern  bezieht,  welche  an  verschiedenen 
Stellen  der  Stadt  vorkamen,  auch  anderwärts  vielfach  nachgewiesen  sind 
(vgl.  das  Korrespondenzblatt  zu  dieser  Zeitschrift,  Jahrg.  VII,  1888,  Sp.  96) 
und  jn  Aachen  wie  an  zahlreichen  Orten  des  Rheinlandes  zur  Bildung  von 
Familiennamen  den  Anlass  gegeben  haben. 

Zwei  Aufsätze   dieses  Heftes   beschäftigen  sich   mit   der  Pfarrkirche 


Digiti 


zedby  Google 


392  Recensionen. 

von  St.  Peter.  S.  Planker  schildert  (S.  112—115)  ein  im  Jahre  1718  voll- 
endetes Deckengemälde  des  Aachener  Malers  Chrysanth  Bollenrath,  das  die 
Heizdecke  schmückt,  welche  die  Vierung  der  1717  neu  errichteten  Kirche 
überspannt.  Es  stellt  den  Triumf  des  Apostelfürsten  dar.  Ein  auf  ihm  an- 
gebrachtes Distichon  kann,  wie  der  Verf.  zutreffend  ausfuhrt,  als  Bestätigung 
der  Überlieferung  gelten,  wonach,  statt  der  bemalten  Holzdecke,  eine  Kuppel 
sich  über  der  Vierung  erheben  sollte,  wegen  Mangels  an  Mitteln  aber  nicht  er- 
richtet wurde.  K.  Wacker  bespricht  (S.  143—152)  die  in  der  Kirche  150-1 
durch  den  schon  1465  fungierenden  Pfarrer  Wilhelm  Lenz  errichtete  Bruder- 
schaft vom  Leiden  Jesu  auf  Gnind  von  Aufzeichnungen,  welche  im  Jahre 
1630  der  damalige  Pfarrer  Gerhard  Breuer  sammelte  und  die  dann  bis  zum 
Jahre  1722  fortgesetzt  worden  sind.  Sie  werden  vom  Verf  namentlich  für  die 
Kunde  der  Aachener  Personennamen  verwertet. 

Emil  Pauls  bringt  die  im  ersten  Hefte  begonnene  Sammlung  von  Für- 
stensagen in  Aachen  und  seiner  Umgebung  zum  Abschluss  (S.  116—142). 
Auch  diesmal  wird  eine  Reihe  von  eigentümlichen  und  interessanten  Erzäh- 
lungen zur  Sprache  gebracht,  welche  an  Granus,  Papst  Leo  IH  und  die  Weihe 
der  Münsterkirche,  Ludwig  den  Frommen  und  die  späteren  Kaiser,  an  Na- 
poleon I  und  ihre  vielfachen  Beziehungen  zu  Aachen  anknüpfen.  Dass  Kaiser 
Friedrich  III  am  1.  September  1475  bei  der  Ausstellung  des  Hauptes  des 
hl.  Adalbert  zugegen  war,  bestätigt  Wierstraat  in  seiner  Histori  des  beleegs 
van  Nuis,  Vers  2967  ff.  (Vgl.  Hansens  Ausgabe,  Chroniken  der  deutschen 
Städte  Bd.  XX,  S.  608.) 

Pauls  giebt  (S.  153—162)  ebenfalls  Auszüge  aus  dem  in  seinem  Besitz 
behndlichen  Tagebuch  des  1729  geborenen,  1795  verstorbenen  letzten  Stadt- 
syndikus Peter  Fell,  welcher  1752  zu  Trier  als  Dr.  juris  promoviert  wurde. 
Sie  bieten  mancherlei  charakteristische  Einzelheiten  über  dessen  Thätigkeit 
als  Rechtsanwalt,  llatsmitglied  und  Syndikus  wie  i'iber  die  im  Familienleben 
beobachteten  Gebräuche.  Fell  erteilte  auch  Privatunterricht  in  der  Juris- 
prudenz an  junge  Leute,  welche  Aussicht  auf  eine  Stelle  im  Schölfcnstuhl 
hatten  oder  Rechtsanwälte  werden  wollten.  Er  „las"  mit  ihnen  „den  Ueinec- 
cium  ad  instituta";  gemeint  sind  offenbar  die  viel  benutzten  ElcmenUi  juritt 
civilis  aecundum  ordinem  inMiUionum  von  Johann  Gottlieb  Heineccius,  welche 
1725  zu  Amsterdam  erschienen. 

Anknüpfend  an  den  feierlichen  Abschiedstrunk,  der  einer  im  Jahre 
1385  zur  Belagerung  des  Raubnestes  Reifferscheid  ausrückenden  Aachener 
Abteilung  gereicht  wurde  und  über  den  die  Stadtrechnung  gewissenhaft  lie- 
richtet,  behandelt  K.  Wictli  (S.  163—173)  in  frischer  Darstellung  St  Ger- 
truden Minne. 

Drei  kleinere  Miscellen,  Antworten  auf  einige  der  im  ersten  Hefte  ge- 
stellten Fragen,  die  Chronik  des  Vereins  für  die  Jahre  1885— 18ö7,  Statuten 
und  Mitgliederverzeichnis  schliessen  das  Heft. 


»-o^Q€^^ 


Digiti 


zedby  Google 


▼OB  Dr.  Htttiür  in  Tritr 

aad 
PrtiMMr  Dr.  Lamprtolit 
in 


der 


VtrUf 
dw 

FR.  LiNTZ'telitn 

BoohhMidliuic 

in  Tritr. 


Westdeutschen  Zeitschrift  für  Geschichte  und  Kunst, 

M^eielL  OrgUL  der  kistoriseli-Mitiqaariseliem  Yereise  zu  B«ekiftiig,  Birkemfeld,  Dttrk- 
Mh,  Difisddorf ,  Fnnklfkrt  a.  M.,  Karlsriih«,  Maims,  MAnnlLeiH,  Neuss,  Speyer, 
Strassburg,  Stuttgart  and  Worms,  sowie  des  aithropolegiseliem  Vereins  la  Stnttfpwt. 

♦ 

Janar.  Jahrgang  Vn,  Nr.  1.  1888. 


Dm  KoiTMpondensblatt  '«rtchefiit  in  einer  Auflage  ron  S0OO  Exemplaren.    Inserat«  k  85  Pfg.  f&r  die 

feepaltene  Zeile  werden  von  der  Veriagthandioug  und  allen  Interaten-Burj^ant  angenommen,  Beilagen 

naeb  Uebereinknnft.  —  Di»  9!eiftaokrift  ertoheint  vierteljihrlioh,  dai  Korreapondenablatl  monatlioh.  — 

Abonnementepreie  15  Mark  fAr  die  Zeitschrift  mit  Korrespondensblatt,  fOr  letsteres  allein  5  Mark. 


Neue  Funde. 

t.  Rottweil.  Auf  Onind  eines  Besuches  in 
Rottweil  am  3.  Sept.  v.  J.  kann  ich  fol- 
gendes l>erichten:  Seit  1884  leitet  Professor 
Holder,  unterstützt  von  einem  Fabrikanten 
der  Stadt,  Ausgrabungen  auf  „Hoch- 
mauern,"  zwischen  Neckar  und  Prim, 
östlich  von  dem  römischen  Lager. 
Letzteres,  westlich  vom  Neckar  auf  einem 
ziemlich  hohen  Plateau  gelegen,  besteht 
aus  einem  sehr  ausgedehnten  viereckigen 
Erdwerk,  dessen  Wall  und  Graben  sich 
zum  Teil  noch  verfolgen  lassen.  Im  süd- 
lichen Teil  desselben  hat  mir  Holder  eine 
etwa  4  m  über  den  jetzigen  Boden  empor- 
ragende Mauer  gezeigt,  welche  er,  wie  es 
scheint  mit  Recht,  für  römisch  hält;  sie  blieb 
erhalten,  weil  sie  l>eim  Bau  eines  Hauses 
benutzt  wurde.  Auf  Hochmauem  da^^cgen 
befand  sich  eine  bürgerliche  Niederlassung, 
ohne  Zweifel  eine  reich  ausgestattete  Villa 
mit  Wirtschaftsgebäuden,  deren  Grundriss 
den  von  Näher  veröffentlichten  (Altstadt 
bei  Messkirch  u.  a)  ähnlich  ist.  Hier 
wurde  1834  der  Mosaikboden  mit  der  be- 
rühmten Orpheus-Darstellung  ausgegraben, 
ferner  eine  grosse  Zahl  von  Töpferstempeln 
auf  terra  sigillata,  auch  Stempel  der  11. 
Legion :  LEG  •  XI  •  C  *  P  •  F  und  eine  Stein- 
inschrift mit  [toh.  ?]  1  Flav.  .  .  .  Vergl. 
Bramb.  1645  f.  und  Königreich  Württ.  I 
S.  148. 

unter  den  neueren  Funden  Hölders  hebe 
ich  hervor:  1.  Tausende  von  Münzen, 
unter  welchen  die  aus  der  Zeit  der  Flavicr 
am    zahlreichsteu    zu    sein    scheinen.     2. 


Unzählbare  Scherben  von  terra  sigillata, 
aus  denen  von  Prof.  Holder  und  seiner 
Gattin  mit  grosser  Kunst  und  Geduld 
manche  ganze  Gefässe  wieder  zusammen- 
gefügt sind.  Über  die  Art  der  Fabrikation 
der  verschiedenen  Gattungen  dürfen  wir 
hoffentlich  von  Holder,  der  hierin  sehr 
kompetent  ist,  eine  Abhandlung  erwarten. 
Zahlreich  sind  auch  die  Töpferstempel, 
unter  welchen  sich  einige  ganz  neue  be- 
finden sollen.  3;  Ausser  dem  Stempel  der 
11.  Legion,  welcher  sich  in  zwei  weiteren 
Formen  fand  —  die  eine  "[ohne  Interpunk- 
tion, die  andere  in  rückläufiger  Schrift  mit 
Punkten  —  habe  ich  als  neu  entziffert  den 
Stempel  CO///'ITVU,  d.  h.  eohors  I  Itu- 
raeorum.  Von  den  mittleren  Buchstaben 
HI-  sind  Reste  vorhanden,  VR  ist  ligiert. 
IHiss  diese  Kohorte  in  Ober  -  Germanien 
stand,  war  aus  den  Mainzer  Grabschriften 
Bramb.  1233,  1234,  1289  bekannt;  ein 
Stempel  von  ihr  ist  meines  Wissens  in 
unserer  Provinz  noch  nirgends  entdeckt 
worden.  4.  Ein  Gefässscherben  von  gepress- 
tem  blaugrünem  Glas,  darauf  ein  Mann,  der 
auf  vierspännigem  Wagen  fährt,  über  ihm 
die  Inschrift  lERAX  VA,  vielleicht  lerax, 
vide!  ilierax  ist  als  griechischer  Name 
bekannt ;  hier  scheint  jedoch  das  H  gefehlt 
zu  haben,  wie  oft  im  Anlaut.  5.  Ein  kleiner 
Bronzering  mit  der  Inschrift  AVII,  d.  h. 
ave^  sei  gegrüsst.  6.  Eine  Gemme  von 
Karneol:  emporspringende  Ziege,  die  an 
einem  Baum  frisst.  7.  Eine  Gemme  von 
Jaspis :  Äskulapskopf  mit  Binde,  vor  dem- 
selben ein  Stab   von  einer  Seh 

Digitized  by' 


^    3    - 

wanden.  8.  Eine  Bronze  •  Statuette  dos 
Juppiter,  6  cm  hoch;  Darstellung  wie  ge- 
wöhnlich: b&rtig,  langgelockt,  in  der  aus- 
gestreckten Bechten  der  Donnerkeil,  in  der 
erhobenen  Linken  das  (verlorene)  Scepter. 

9.  Ein  Becher  von  gewöhnlichem  Thon, 
10  cm  hoch,  aber  mit  Kupferbronze  über- 
zogen und  reich  mit  Figuren  geschmückt. 

10.  Ein  schöner  steinerner  Tisch  mit  Fuss. 
Andere  Fundgegenstände,  welche  sich  ge- 
wöhnlich in  römischen  Niederlassungen 
finden,  wie  eiserne  und  bronzene  Werk- 
zeuge und  Geräte,  Nadeln,  Fibeln  u.  dgl. 
übergehe  ich  (Vgl.  die  Berichte  in  der 
Schwab.  Kronik  vom  23.  Nov.  1886,  7. 
Juli  und  9.  Okt.  1887). 

Bemerkenswert  ist,  dass  nach  Ilölders 
Beobachtung  zwei  Brandschichten  über  ein- 
ander sich  finden.  Eine  sorgfältige  Schei- 
dung der  Münzen  der  unteren  Schicht 
dürfte  zeigen,  in  welche  Zeit  die  erste 
Zerstörung  fällt 

Die  bekannte  Frage,  ob  bei  Rottweil 
wirklich,  wie  die  meisten  annehmen,  Arae 
Flaviae  zu  suchen  ist,  wird  ihrer  Lösung 
vielleicht  näher  gebracht  werden,  wenn 
über  die  Ausgrabungen  bei  Unter-Iff- 
lingen  (c.  28  Km  nördlich  von  Rottweil) 
Näheres  verlautet.  Hier  hat  der  ältere 
Paulus  bekanntlich  Arae  Flaviae  gesucht, 
und  nun  soll  im  letzten  Herbst,  nach 
schriftlicher  Mitteilung  Hölders,  der  jüngere 
Paulus  eine  bedeutende  römische  Befestig- 
ungsanlage daselbst  aufgedeckt  haben. 
(F.  Hang.) 
2.  Varmttadt.  [Das  Beerfurttr  8chl0sschen.] 
Im  Auftrag  des  Historischen  Vereins  wurde 
durch  Dr.  Anthes  das  sog.  „Beerfurter 
Schlösschen"  einer  genauen  Untersuchung 
imterzogen.  Die  Ruine  liegt  im  Gersprenz- 
thal,  einem  breiten  Thal  des  nördlichen 
Odenwalds,  etwas  über  1  Stunde  südl.  vom 
Schnellerts  (vgl.  Korr.-Bl.  1886,  S.  246). 
Die  Ausgrabungen  ergaben,  dass  die  über- 
aus stark  zerstörte  Anlage  auf  einen  mit- 
telalterlichen Burgbau  zurückzufuhren  ist. 
Festgestellt  wurde* in  der  Mitte  des  nach 
B  Seiten  steil  abfallenden  Bergs  (c.  325  m 
beträgt  die  Höhe  des  Bergs)  der  Rest  eines 
starken  Turmes  von  14  m  im  Geviert, 
dessen  Aussenseiten  mit  sehr  sorgfaltig 
bearbeiteten   Sandsteinquadern    verkleidet 


—    4    ^ 

waren.  Bemerkenswert  erscheint,  dass  diese 
Sandsteine  aus  ziemlicher  Entfernung  her- 
beigeholt werden  mussten;  denn  erst  1 
Stunde  weiter  südl.  überschreitet  man  die 
Sandsteingrenze,  während  die  Gemarkung 
Kirch-Beerfurt  und  das  Schlösschen  selbst 
auf  Gneiss  liegen,  der  überall  in  mächtigen 
Massen  zu  Tage  tritt.  Um  den  Hauptbau. 
der  Gestalt  und  Zweck  eines  Wohnturmes 
gehabt  haben  mag,  zog  sich  in  unregel- 
mässigem Abstand  eine  Art  Zwinger,  für 
den  der  Raum  durch  umfängliche  .\uf- 
schüttungen  an  den  Steil  Seiten  des  Bcr^ 
gewonnen  werden  musste.  Gerade  dieser 
Teil  der  Anlage  ist  sehr  zerstört,  da  die 
Einwohner  von  Beerfurt  bis  in  unser  Jahr- 
hundert hinein  die  Ruinen  als  billiiren 
Steinbruch  benutzten.  — '  Nach  der  siidl.. 
der  Angriffsseite  zu  erweitert  sich  der 
Zwinger  zu  einem  ca.  20  m  breiten  ood 
35  m  langen  Hof,  an  den  sich  der  6  m 
tiefe  zum  Teil  in  den  harten  Fels  gescliro- 
tene  Graben  anschliesst.  Jenseits  des 
Grabens  scheint  eine  Verbürg  gestanden 
zu  haben;  doch  sind  hier  die  Mauern  voll- 
ständig ausgebrochen,  sodass  etwas  Sicherem 
über  Gestalt  und  Aussehen  der  hier  vor- 
auszusetzenden Gebäude  nicht  mehr  zu 
sagen  ist.  Ausser  geringen  Eisenresteu 
wurden  keine  Funde  gemacht.  ArchiMi- 
lische  Nachrichten  fehlen  fast  jranz:  die 
Kunde  von  dieser  festen  Niederlassung 
scheint  schon  frühe  verschollen  zu  sein. 
Eine  einzige  Urkunde  von  1551  nennt  es 
„das  steinerne  Haus.^  Eine  genaue  Auf- 
nahme des  „Schlösschens^  wird  in  den 
Quartalblättern  des  Vereins  veröfFentlicht 
werden. 

Pfalz.    [Die  Ausgrabungen  auf  der  Heiden- 3. 
bürg  bei  Krelmbach.   Vgl.  Korr.  VI.  165] 

Die  Ausgrabimgen  wurden  Mitte  Ok- 
tober wieder  aufgenommen  und  ergaben 
günstige  Resultate.  Alle  Fundstucke  ;;p- 
langten  in  das  Kreismuseum  zu  Speyer. 

Man  zog  zuerst  von  dem  an  der  westli- 
chen Umwallung  gelegenen  Ausgangspunkte 
einen  Graben  quer  über  das  Plateau.  Der- 
selbe traf  in  30— 40  cm  Tiefe  auf  das  Ur- 
gestein, verwitterten  Melaphyr,  und  lieferte 
besonders  viele  römische  Münzen  {Gral»eii 
1  und  2).  Weiter  nach  Südwesten  zu  m-: 
man  von  der  UmvattuPSL  AWS^  die  sich  ini 

Digitized  by 


r 


—  fe- 
iner mehr  als  die  Rndera  einer  mit  Mörtel 
hergestellten  Mauer  herausstellte,  nach  Os- 
ten zu  einen  1  m  tiefen  Einschnitt  (Gra- 
ben 3),  der  ansehnliche  Funde  an  Eisen- 
s^hen  und  Thongeräten  ergab.  Südlich 
vom  Brunnenschacht  wurde  schliesslich  ge- 
gen die  Umwallnng  zu  ein  70  cm  tiefer 
(iraben  gezogen  (Graben  4),  der  ähnliche 
Resultate  wie  Graben  3  an  den  Tag  brachte. 
Überall  traf  man  auf  rö mische  Gefäss- 
scherben,  Knochen,  Schlacken,Mürtelstöcke, 
Münzen,  Eisenteile  und  andere  Altsachen. 
£s  kann  besonders  nach  den  Münzen 
keinem  Zweifel  unterliegen,  dass  diese  Burg 
als  Zufluchtstatte  in  der  zweiten  Hälfte 
des  4.  Jahrb.  für  die  umwohnende  Bevül- 
kenmg  gedient  hat.  Es  fanden  sich  20 
Münzen;  davon  sind  2  gallisch,  die  andern 
römisch,  8  Mittelerze  des  Magnentius,  «o 
Constantinus  1.,  1  Crispus,  4Constantius  II. 
Die  einzige  Silbermünze,  noch  nicht  ent- 
ziflert,  trägt  auf  dem  Avers  das  nach  links 
schattende  Bildnis  eines  Kaisers,  auf  dem 
llevers  ist  die  Wöltin  mit  Romulus  und 
Uenms  dargestellt  mit  dem  Prägevermerk  P. 
CoH.  Der  grössere  Teil  der  Münzen  fällt 
ia  die  Regierung  der  beiden  Gegner  Mag- 
nentius und  Constantius  II.  Es  kann  dem- 
nach die  letzte  Hauptbenutzung  der  Hei- 
denburg nur  in  diese  Zeitepoche  fallen 
oder  kurz  darnach.  —  Die  andern  Funde 
bestehen  aus  Architekturfragmenten,  zwei 
silbernen  Anhängern,  einigen  Waifenresten 
und  Hausgeräten.  —  Aus  einem  ebenda 
aufgefundenen  Bronzemesser  wie  den  2 
gallischen  Münzen  ersieht  man,  dass  die 
Stätte  schon  in  prähistorischer  Zeit  als 
Refugium  benutzt  wurde. 

(Nach  G.  Mehlis  in  Berl.  phil. 
Wochenschrift.) 

4,  Kdtn,  7.  Dez.  [Rtfmischtt  Lager].  In  den 
letzten  Wochen  sind  auf  dem  Gebiete 
der  Alteburg  unter  Leitung  des  Herrn 
Generalmajors  Wolf  Nachgrabungen  vor- 
genommen worden.  Man  soll  daselbst  ein 
vollständiges  römisches  Lager  biosgelegt 
haben,  dessen  Breite  etwa  400  m  beträgt. 
Die  Ausgrabungen  werden  fortgesetzt.  Die- 
selben geschehen  zum  Teil  auf  Kosten  des 
Staates. 

5.  Aachen.  Bei  Erdarbeiten  in  dem  s.  g. 
(iras,  dem  vormaligen   Rathaus,    spätem 


—    6    — 

Gefängnis  der  Stadt,  an  dessen  Stelle  mit 
Beibehaltung  der  altehrwürdigen  Fa^ade 
gegenwärtig  das  neue  Stadtarchiv  errichtet 
wird,  fand  man  ausser  mehrem  mit  Jahres- 
zahlen versehenen  Scherben  von  Siegburger 
oder  Raerener  Thonfabrikaten  des  16.  Jahr- 
hunderts in  der  Tiefe  von  2,80  m  unter 
dem  Zellen-Fussboden,  der  mit  der  Strasse 
ungefähr  in  gleichem  Niveau  liegt,  den 
untern  Teil  einer  Terra  sigillatä- Schale, 
welcher  im  Innern  auf  dem  Boden  den  von 
einer  Kreislinie  eingefassten  Töpferstempel 
EVPITVS  trug.  Mehr  einwärts  nach  dem 
Hofe  hin  wurde  beim  Auswerfen  der  Fun- 
damente in  der  Tiefe  von  3  m  unter  dem 
Strassenpflaster  eine  Anzahl  senkrecht  iü 
die  Erde  eingetriebener  Pfähle  aufgefun- 
den, die  im  obern  Teile  abgefault  und 
unten  zugespitzt  waren,  ö  dieser  Pfähle, 
etwa  90  cm  lang  und  30  cm  dick,  wurden 
herausgezogen,  die  übrigen  Hess  man,  da 
sie  dem  Neubau  nicht  hinderlich  waren, 
im  Boden  stecken.  In  der  über  den  Pfählen 
zunächst  liegenden  Erdschichte  kamen  zwei 
Bruchstücke  (Hälse)  von  römischen  Thon- 
krügen  zum  Vorschein,  höher  hinauf  einige 
dem  Mittelalter  und  der  neuem  Zeit  ange- 
hörige  Altertümer,  darunter  ein  dem  von 
Kindern  zum  Spielen  benutzten  Klicker 
ähnliches  Steinkügelchen,  eine  Mosaikpaste, 
(grünes  Glas  mit  Gold),  ein  glasiertes 
Töpfchen,  verrostete  Eisenketten  und  ein 
fragmentarisches  Relief  in  Blaustein:  der 
untere  Körperteil  eines  Kriegers  in  Stiefeln, 
der  den  Fuss  auf  seinen  hingestreckten 
Feind  setzt.  Leider  gestattete  die  Bau- 
fälligkeit  der  Fa^ade  nicht,  weitere  Unter- 
suchungen über  die  Ausdehnung  des  wohl 
spätestens  der  Römerzeit  angehörigen  Pfahl- 
baus vorzunehmen.  Die  Fundstelle  liegt 
ziemlich  tief  und  es  ist  unzweifelhaft,  dass 
in  ältester  Zeit  dorthin  das  Wasser  von 
der  Höhe  der  Jakobstrasse  her  abgeflossea 
ist.  Hierauf  deutet  auch  der  Knüppel- 
damm, den  man  1879  bei  Legung  der 
Röhren  der  städtischen  Wasserleitung  in 
der  benachbarten  Klappergasse  entdeckte. 

(R.  Pick.)  • 
HUnstorff  in  Luxemburg.   [Praehitt.  Grab.]  6. 
Am  Anfang  Dezember,  zu  Hünstorf  gegen 
Lorenzweiler,  auf  einer  das  Thal  domi- 
nierenden   Anhöhe,    Fund   eines   Frauen- 


--    7    - 

grabes  aus  germanischer  Zeit ;  an  dem  einen 
Arme  waren  6,  an  dem  andern  7  Bronze- 
Armbänder,  an  der  einen  Hand  ein  kleiner 
Fingerring  aus  Bronze,  ähnlich  unsern 
jetzigen  Schlangenringen.  Die  Armbänder, 
mit  prachtvoller  Patina,  siild  etwa6miUim. 
dick  und  breit,  und  nur  wenig  verziert. 
Von  dem  Körper  war  weiter  nichts  erhalten, 
als  nur  ein  Schenkelknochen;  die  beiden 
untern  Armknochen,  an  denen  die  Arm- 
bänder staken  und  einige  Fragmente  vom 
Schädel.  Die  Grösse  der  Knochen  und 
des  Fingerringes  zeigen  hin  auf  einen  erst 
halb  erwachsenen  Menschen.  Der  Finger- 
ring geht  mir  nicht  einmal  in  den  halben 
kleinen  Finger  hinein,  wiewohl  ich  eine 
sehr  dünne  Hand  habe.  —  Trotz  späteren 
Nachsuchens  ist  weiter  nichts  mehr  gefun- 
den worden.  (van  Werveke.) 
7.  Fentingen  in  Luxemburg.  [R0m.  Mauer- 
werk.] In  Fentingen,  Ende  November, 
stiess  der  Ackerer  Scholer  auf  römische 
Substructionen,  und  zwar  auf  einen  halb 
kreisförmigen  Ausbau,  etwa'  2'/2  m  tief 
und  ebenso  breit;  und  herum  ist  eine 
Ziegelmauer,  etwa  0,70  m  hoch  und  0,08 — 
0,10  m  dick;  vorne  eine  etwas  dickere 
Mauer  von  grösseren,  platten  Ziegeln,  von 
derselben  Höhe.  Zwischen  dieser  und  einer 
Yordermauer  ein  schmaler  Gang,  zu  dem 
der  Ein-  und  Ausgang  erst  später  ausge- 
brochen worden  war;  die  Yordermauer  geht 
noch  nach  beiden  Seiten  weiter,  und  wird 
noch  aufgedeckt  werden.  —  Der  Boden  ist 
mit  einer  schweren  Schicht  Estrich  bedeckt. 
—  Yon  Münzen,  Gefässen  etc.  keine  Spur, 
(van  Werveke.) 


Chronik. 

3^  Eine  vornehmlich  nach  Urkk.  u.  Akten 
des  Koblenzer  St-Archivs  gearbeitete  Bio- 
graphie des  Trierer  Kurf Orsten  Philipp  Christoph 
V.  Soetom  (1567—1652)  verdanken  wir  P. 
Wagner  (im  neuesten  Bande  der  Allg.  D. 
Biographie).  Bei  der  geringen  Yertiefung 
der  Bearbeitungen,  welche  die  rheinische 
Territorialgeschichte  vom  16.  Jh.  ab  neuer- 
dings erfahren  hat,  ist  ein  Beitrag  wie  der 
vorliegende  ganz  besonderer  Beachtung 
wert.    Möchte  endlich  auch  der  Geschichte 


-    8    - 

der  Territorialverwaltung  dieeer  Zeit  ein 
grösseres  Interesse  entgegengebracht  wer- 
den. 

Einen  interessanten  Beitrag  zur  Gesch.  9. 
der  Frankfurter  Juden  bietet  G.  Schnap- 
per-Arndt in  seinem  Aufsatz  Jüdische 
Intorleurt  zu  Ende  des  17.  Ibe.  (Zs.  f.  d. 
Gesch.  d.  Juden  in  Deutschland  1887),  in 
welchem  er  eine  Reihe  jüdischer  Inven- 
tarien  aus  der  genannten  Zeit  publiziert 
und  verwertet. 

SchntidttTr   F.    Deatsohe  pSlfanbelnskalptiiren  deil( 
früheren  MitteUltert.  Leipsig.  A.  SeenumiL 
1887.    Klfol.    12  S.,   2  Abb.    (Sonderabi.  a. 
d.  Kanstgewerbebl   Bd.  8.) 

Lpt.  Der  Yerf.  publiziert  in  diesem  Hefte 
2  Skulpturen,  deren  eine  bestimmt  aas 
Mettlach  stammt  und  sich  jetzt  im  Besitz 
von  Geh.  R.  Boch  befindet,  und  deren  andere, 
jetzt  Eigentum  des  Yerf,  einst  in  der  Samm- 
lung des  Mainzer  Domherrn  Gr.  Kesselstadt 
vermutungsweise  der  Mainzer  Gegend  zu- 
geschrieben wird.  Die  erste  grössere  uod 
besser  erhaltene  Tafel  stellt  den  h.  Petras 
dar,  die  zweite  das  Abendmahl  und  die 
Fusswaschung.  Gemeinsam  ist  beiden  £ot- 
stehungszeit  und  Charakter :  beide  sind  Er- 
zeugnisse der  Karolingisch  -  Ottonischen 
Renaissance,  wohl  aus  der  1.  H.  des  10. 
Jhs.,  beide  beweisen  wieder  einmal  von 
Neuem  die  in  der  Kunstgeschichte  von  A. 
Springer,  in  der  politischen  Geschichte  von 
L.  von  Kanke  mit  so  viel  Gluck  betonte 
und  auch  für  die  Litteraturgeschichte  von 
W.  Scherer  nachgewiesene  Continuität  der 
Kulturentwicklung  vom  8.  bis  11.  Jh.  In- 
nerhalb dieser  Kulturentwicklung  geboren 
sie  der  besondern  wichtigen  Klasse  kunst- 
geschichtlicher  Denkmäler  an,  in  welcher 
sich  der  Geist  germanischer  Anschammg 
aus  den  hergebrachten  Formen  altklas- 
sischer Überlieferung  losreisst,  und  bilden 
grade  auf  dem  Gebiete  der  Elfenbein- 
skulptur  eine  wichtige  Ergänzung  des  bisher 
bekannten  Materials,  wie  es  zum  ersten 
Male  Bode  in  s.  Gesch.  der  Plastik  in 
wahrer  Anschaulichkeit  und  im  Sinne  grösse- 
ren geschichtlichen  Znsammenhangs  vor- 
geführt hat.  —  Der  Verf.  zeigt  diesen  be- 
sondern Charakter  der  beiden  Skulpturen 
unter  Heranziehung  der  besten  Autoritäten, 
wie  Gh.  de  Linas,  Springer^  Bodes,  die  er 


-    9    - 

um  ihre  Meinung  vorher  befragt  hdt,  uuJ 
trägt  fremde  und  eigene  Ansicht  mit  seiner 
bekannten  Geschicklichkeit  in  sorgsamen 
Abwägungen  vor. 

11. St 


8.  J.  Gesohioht«  der  Aaavtattung  der 
Kiroha  des  heU.  Victor  zu.  Xanten.  Mit  6 
Ulnstrfttionen.  Freiburg  i.  B.  Herder.  1887. 
148  S. 

Der   Verfasser   der   Baugeschichte    der 
Kirche  des  h.   Victor  zu  Xanten   (1883) 
und  der  auf  Xantener  Archivalien  beruhen- 
den Arbeit  über  Geldwert  und  Arbeitslohn 
im  Mittelalter  bietet  hier  den  Abschluss 
der  Studien,   welche  er  lange  Jahre  hin- 
durch den  in  seltenem  Reichtum  erhaltenen 
Litteralien  und  Monumenten  des  ehrwür- 
digen St.  Victorstifts  gewidmet  hat.    Das 
neue  Heft  umfasst  fünf  Kapitel,  in  welchen 
die  Geschichte  des  Hochaltars  und  seiner 
nächsten  Umgebung,  die  Steinbilder,  die 
Nebenaltäre  und  die  Maler  der  Victors- 
kirche in  ihrem   Verhältnis  zur  Galcarer 
'Schule'   behandelt  werden.    Die  Art  der 
Verarbeitung  des  Materials  ist  dieselbe  wie 
in  den  früheren  Heften;  der  archivalische 
Stofi^  namentlich  der  Rechnungen,  wird  in 
hochdeutscher  Übertragung  lebhaft  vorge- 
führt, und  die  Beschreibung  der  Denkmäler, 
auf  welche  er  sich  bezielit,  ihm  angeschlos- 
sen.   Finden  sich  auch  in   diesem  Hefte 
nicht  so  grobe  Fehler,  wie  in  der  Studie 
über  Geldwert   und  Arbeitslohn,   welche 
namentlich  durch  eine  völlig  verungliickte 
Reduktionstabelle     der     mittelalterlichen 
Geld-  und  Miinz werte  auf  die  uns  geläufi- 
gen modernen  Begriffe  entstellt  ist,  so  ist 
andrerseits  der  Gegenstand  selbst  diesmal 
von  geringerem  Interesse,  wie  in  den  frü- 
heren Heften.    Von  allgemeiner  Bedeutung 
sind  fast  nur  die  Untersuchungen  über  das 
Verhältnis   der   Xantener   Kunstthätigkeit 
zu  deijenigen  von  Galcar.    Ihr  Ergebnis 
ist,  dass  es  nie  eine  Malerschule,  und  eben- 
sowenig eine  wirklich  so  zu  nennende  Holz- 
schnitzerschulc  von  Calcar  gegeben  hat. 
12.       Die    treffliche   Biographie  Alfreds  von 
Reumoitt,    von  H.  Hü  ff  er,  welche  zuerst 
in   einigen  Artikeln    in    der   Beilage   zur 
Münchener    Allgemeinen  Ztg.    1887,    Nr. 
235  ff,   erschien,    ist   nunmehr   auch   im 
Sonderabdruek  veröffentlicht  worden.  Dem- 
nik^t  wird   eine   Erweiterung  derselben 


-    lö    - 

erscheiucn,  verbunden  mit  einer  Biblio« 
graphie  de*  vielen  Studien  des  verewigten 
Gelehrten,  welcher  trotz  langer  Abwesen- 
heit vom  heimischen  Boden  der  rheini- 
schen Geschichtsforschung  im  Herzen  stets 
treu  blieb. 

Die  HandtchrlttefiMinmlung   der  SociM  13. 
d'ArcbMegie  iorraine  ist  neuerdings  bear- 
beitet worden  von  Favier,  Catalogue  des 
Mss.  de  la  Soc.  d'Arch.  Iorraine.    Nancy. 
Wiener,  1887. 

.    Von  den  JahrMbericktoii  der  Qotehicbtt- 14. 
Wissenschaft,   im  Auftrage  der  Histor.  Ge- 
sellschaft zu  Berlin  herausg.  von  J.  Her- 
mann u.  J.  Jastrow,  ist  der  sechste  Jahr- 
gang, die  Besprechung  der  Litteratur  des 
Jahres  1883  enthaltend,  erschienen.  Berlin, 
R.  Gaertner,  XVI  u.  8ö8  S.,  22  M.   Über 
die  Bedeutung  des  bekannteQ  Unternehmens 
bedarf  es  weiter  keiner  Auseinandersetzung. 
In  der  mittelalterlichen  Abteilung  werden 
unsere  Leser  die  allgemeinen  Abschnitte, 
wie  die  westdeutschen  Abschnitte  auf  S.  87, 
118  und  372  besonders  interessieren.  Auf 
S.  87b  ff.  behandelt  J.  Jastrow  mit  glück- 
licher Auswahl  die  Studien  zur  deutschen 
Verfassungsgeschichte  schon  bis  z.  J.  1886. 
LKnard,  Fillx,  ArcMologi«  d«  la  MtUM,  description  16. 
des  voieii  ancienues   et  des  mouamento  aux 
«poques  celtiqae   et  gmUo  -  romaine.    Pabli- 
cation  de  la  sooi^tä  philomathiqne  de  Verdan. 
Verdau,  (Gh.  Laurent,  qaai  de  la  r^publique 
18)  1881— 18iS5.    8  Binde   und  8  Atlanten  iu 
gr  4.     1.  Band  Partie  sud  du  d^partement 
Itb  8.,   Atlae  41  Tfln.;    2.  Band  Partie  cen- 
trale  S.  191,    Tfl.  48;   8.  Band   Partie   nord 
S   144,  Tfl.  40.  —  96  Mark. 

Hr.]  Wer  eine  sorgfältige  Fundstatistik 
eines  grösseren  Distriktes  giebt,  liefert 
unter  allen  Umst&nden  ein  sehr  nützliches 
Werk  von  bleibendem  Wert.  Die  vor- 
liegende ist  der  Erfolg  SOjähriger  Be- 
mühungen des  Sekretärs  der  Verduner  ge- 
lehrten Gesellschaft;  sie  ist  sehr  umfang- 
reich, macht  den  Eindruck  peinlicher  Auf- 
sammlung des  Stoffes  durch  Nachforschung 
an  Ort  und  Stelle  wie  Durcharbeitung  der 
Litteratur,  ist  luxuriös  ausgestattet  und  mit 
zahlreichen  Abbildungen  versehen. 

Die  Benutzung  des  Werkes  wird  indes 
sehr  dadurch  erschwert,  dass  ein  Sachregister 
fehlt,  ein  bei  einem  Repertorium  geradezu 
unbegreifliches  Unterlassen.  Auch  ist  nicht 
der  Vei^uch  gemacht,  durch  Unterschiede 


^  li  - 


12    - 


im  Dnick  Wichtiges  von  Unwichtigem  ab- 
zuheben und  durch  Stichwortc  'die  Über- 
sicht zu  erleichtern.  Auf  den  Abbildungs- 
tafeln  sind  die  Gegenstände  nach  den  Gat- 
tungen, sogar  Praehistorisciies,  Komisches 
und  Fränkisches  gemischt,  zusammenge- 
stellt, wodnrch  die  Gesamtfunde  ausein- 
andergerissen und  Studien  sehr  erschwert 
werden.  Man  vermisst  für  die  interessanten 
Befestigungswerke  Durchschnitte,  welche 
über  deren  Höhenlagen  und  Bauart  Auf- 
schlusB  gäben.  Auch  die  topographischen 
Karten  sind  nicht  recht  instruktiv. 

DasDepart.  de  laMeose  umfasst  1 130  M. 
Vergleicht  man  dasselbe  beispielsweise  mit 
dem  ISO  O  M  umfassenden  Reg.-Bez.  Trier, 
so  erscheinen  die  aus  dem  französischen 
D^part.  bekannten  Funde  ausserordentlich 
gering  an  Zahl,  selbst  dann,  wenn  man  die 
an  Altertümern  besonders  reiche  Stadt 
Trier  ausser  Rechnung  lässt.  Ein  Rück- 
schluss  auf  geringere  Besiedelung  scheint 
deshalb  noch  nicht  gestattet,  die  archäo- 
logische Forschung  wird  vielmehr  in  jenen 
Gegenden  nicht  sehr  intensiv  gewesen  sein. 

Besonderes  Interesse  bieten  die  auf 
Anhöhen  liegenden  Befestigungen,  die 
meist  schon  in  praehistorischer  Zeit  ange- 
legt durch  die  Römerzeit  dauerten,  so  die 
von  Boviolles  bei  Nasium,  wo  gallische 
Münzen  und  die  bekannten  Rädchen  und 
in  einem  Thore  römische  Skulpturen  ge- 
funden wurden ;  der  mit  doppelten  Mauern 
versehene  Bering  von  Fontaiues,  sicher  in 
vorrömischer  Zeit  schon  benutzt,  von  den 
Römern  aber  mit  einem  Tempel,  Thermen 
und  einem  Aquädukt  versehen;  so  die 
Befestigung  bei  der  Comune  Chätilion  en 
Woevre,  in  welcher  vermutlich  das  von 
Gregor  von  Tours  erwähnte  Castrum 
Vabrense  zu  suchen  ist. 

Unter  den  vorgeschichtlichen  Denk- 
mälern zeichnen  sich  ferner  folgende  aus : 
der  Cromlech  bei  Montplonne  (ö  oder  7 
Steine  umgrenzen  einen  Kreis  von  30  m, 
in  der  Mitte  ein  1,80  m  hoher  Stein),  so- 
wie der  'la  röche  des  Poirons'  genannte, 
der  Monolith  von  Brau vil Hers,  der  6,50  m 
hohe  Stein  von  Montplonne  mit  der  der 
römischen  Zeit  angehörigen  Inschrift  Vtro- 
marus  litatäi  /.  —  In  einer  Höhle  des 
8.  g.   Teufelstisches  von  St.  Mihiel,   wel- 


chen der  Volksmund  för  eine  Opferstitte 
der  Dniidcn  erklärt,  wurden  menschlicfaf 
Skelette  gefunden,  der  Typus  der  Schädel 
glich  jenen  von  Engis;  unweit  davon  am 
Bar,  auf  den  Feldern  und  in  einer  Grotte 
finden  sich  jederzeit  unzählige  SilexgenUe 
wie  Splitter. 

Die  römischen  Steinskulpturen  sind 
nicht  zahlreich,  aber  teilweise  sehr  inter- 
essant, so  namentlich  der  Fund  von'Roncher' 
bei  Malmaison,  wo  der  viel  behandelte 
Magounusstein,  die  aussergewöhnliche  De* 
dikation  des  Catullinus  (Oberkörper  mit 
Inschrifttäfelchen)  u.  A.  zum  Vorschein 
kamen ').  Aus  Yerdun  stammen  die  Reste 
zweier  Yiergötteraltäre ;  ans  Stenay  und 
Baälon  einige  freilicli  meist  schlecht  er- 
haltene Skulpturen  vom  bekannten  gallo- 
belgischen  Typus.  Li^nard  geht  über  deren 
Erklärung  schnell  hinweg.  VI,  2  wird 
schwerlich  ein  Opfer,  was  an  Grabmona- 
menten  sonst  nicht  entgegentritt,  bedeuten. 
VI,  3  von  L.  sicher  verkannt,  scheint  die 
häufige  Scene  des  Mahles:  liegender  Mann, 
sitzende  Frau,  dahinter  stehende  Dienerin 
darzustellen.  VI,  4  und  VII,  2  vergegen- 
wärtigen ähnliche  Situationen:  beide  zwei 
Männer  im  Sagum,  die  einen  prüfen  ein 
Sagum,  die  anderen  ein  Tuch  (bei  letzterem 
stimmt  die  Besprechung  L.  nicht  zur  Ab- 
bildung). VIII,  2  stellt  eine  nach  rechu 
reitende  Frau  dar,  die  zur  Gattung  der  s.  g. 
reitenden  Matronen  gehört*).  VUI,  4  Rei- 
ter mit  Gigant.  Die  X,  4  abgebildete 
tempclartige  kleine  Stele  wird  als  Grab- 
monument aufzufassen  sein,  wie  die  mit 
wallendem  Schleier  tanzenden  Figuren  und 
die  Öffnung  am  Boden  nabelten. 

Unter  den  abgebildeten  Thon-  und  Glas- 
Sachen  sehe  ich  nichts  von  Bedeutung. 
Dagegen  ündet  sich  unter  den  Bronzen 
manches  sehr  gute  Stück.    Eine  Fälschung 

1}  Es  wttre  vuu  hohem  Intereue  tOTtinstvIIen. 
ob  der  PI.  XIII,  S  abRebildet«  rechte  Arm,  ««Ithtf 
ein  Kad  h&lt,  asu  dem  in  demselben  Bmnoen  gl«ith- 
xeitig  (I  p.  64)  geraudeoeii  'd^bris  tr^  fmtte» 
d*ane  statae  ^qaestre  de  petite  dimeotioii,  tro|> 
incomplet«  pour  puavoir  *tre  rapproch^s  et  da«- 
ainöii'  gehört';  die  Frage  ttber  die  Bedentnng  der 
Jnppitersftuleugrappe  könnte  damit  mit  nii*^ 
SCale  endgültig  entschieden  sein. 

2)  Ihm'i  (B.  J.  8^  S.  b4)  ROckkehr  tnx  alt«i> 
Erklimng  anf  Epoua^^-encheint  jmir  all  Mdrk- 
schritt.  Digitized  by  V^OOg IC 


^    13    - 


-    14    — 


ist  zweifellos  die  Minerva  von  Nasium 
I,  XXVI,  3;  die  Schnallen  I,  XXIX,  15, 
20,  21  gehören  wie  vermutlich  auch  die 
Löffel  II,  XXXm,  5,  7, 10  der  Renaissance- 
zeit  an.  Anf  Taf.  38  u.  39  des  1.  Bandes 
ist  der  herrliche  Schatz-  und  Schmuck- 
fund von  Nasium  (jetzt  im  Louvre)  abge- 
bildet, der  1809  in  einem  Holzkästchen 
liegend  gehoben  wurde :  1450  Stück  darin- 
li^ende  Antoniniane  und  Denare  bestimm- 
ten die  Yergrabungszeit  auf  das  3te  Vier- 
tel des  8.  Jahrb.  Dabei  lagen  8  Colliers, 
eins  von  sehr  aparter  Form:  ö  proldene, 
mit  Filigran  gezierte  Cylinder  wechseln 
mit  6  Medaillons,  die  in  darchbmchener 
Fassung  vier  Goldmünzen  des  Hadrian, 
Septimius,  Caracalla  und  Geta  und  2  Ca- 
nieen  der  Julia  Domna  und  Minerva  ent- 
halten. Die  anderen  bestehen  aus  Gold- 
perlen und  Gliedern  verschiedener  Form; 
das  Ganze  gewährt  einen  guten  t'berblick 
über  den  Damenschmuck  des  3.  Jahrb. 


Vereinsiiaohrichten 

unter  Redaction  der  Vereins  vorstände. 
'^-  Backnang,  Altertumsverein.  Am  Mitt- 
woch den  28.  Dez.  hielt  der  Altertumsverein 
seine  Winterversanimlung  zu  Murrhardt  im 
Gasthof  z.  Stern.  Dieselbe  war  zahlreich 
besucht.  Aus  den  geschäftlichen  Mittei- 
lungen des  Vorstandes,  Herrn  Obcramts- 
banmeister  Hämmerle,  war  zu  entnehmen, 
dass  der  Verein  gegenwärtig  204  Mitglieder 
zählt  Einem  Antrag  des  Ausschusses  ent- 
sprechend, wurde  eine  namhafte  Summe 
für  Anschaffung  der,  speziell  für  rumische 
Funde,  notwendigsten  littcrarischen  Hilfs- 
mittel bewilligt. 

Vorträge  wurden  zwei  gehalten,  einer 
von  Herrn  Lehrer  Kniescr  von  Backnang 
über  das  deutsche  Bürgertum  im  Mittel- 
alter. Derselbe  gab  für  diesmal  eine  Über- 
sicht über  die  allgemeine  innere  und  äussere 
Entwickhing  der  deutschen  Städte  im  Mit- 
telalter und  stellte  dazugehörende  kultur- 
geschichtliche Bilder  für  ciu  anderes  Mal 
in  Aussicht. 

Der  zweite  Redner,  Herr  Helfer  Lumpp 
von  Murrhardt,  behandelte  in  einem  länge- 
ren Vortrag  die  Katakomben.  Von  einem 
Teil  der  Katakomben  Roms   wusste   der 


Redner  aus  eigener  A  nschauung  zu  berichten. 
Zunächst  fl\hrtc  er  aber  in  einer  histo- 
rischen Einleitung  den  Ursprung  dieser 
unterirdischen  Begräbnisstätten  auf  alt- 
römische  Sitte  bei  der  Totenbestattung 
zurück.  Es  wurde  dann  von  den  Namen 
der  Katakomben  gesprochen  und  sehr  ein- 
gehend über  die  Anlage  und  den  Schmuck 
derselben.  Letztere  Ausführungen  waren 
unterstützt  durch  treffliche  Zeichnungen, 
die  dem  Vortragenden  durch  Präzeptorats- 
kandidat  Veitinger  geliefert  worden  waren. 

Frankfurt a.M.  Verein  für  Geschichte  ^7* 
und  Altertumskunde.  Am  27.  No- 
vember machte  der  Verein  einen  Ausflug 
nach  Darmstadt,  um  im  dortigen  Mu- 
seum die  neuhergestellte  Madonna 
Hol b eins  zu  besichtigen.  Vor  dem  in 
herrlichem  Farbenglanze  erstrahlenden 
Kimstwerkc  gab  Herr  Geh.  Hofrat  Prof. 
Dr.  Schacfer  einen  kurzen  Überblick 
über  die  bisherigen  Schicksale  des  Bildes, 
während  Herr  Gallerie -  Inspektor  Hof- 
mann  die  Art  und  Weise  der  Restau- 
rierung einp^ehend  darlegte.  Der  Verein 
darf  nicht  verfehlen,  den  gen.  Herren  auch 
an  dieser  Stelle  seinen  verbindlichsten 
Dank  für  die  so  bereitwillig  gebotenen  Er- 
läuterungen auszusprechen. 

Am  5.  Dez.  hielt  Herr  Konsistorial-  ^•* 
rat  Pfarrer  Dr.  \V.  Basse  einen  Vortrag 
über  die  Frankfurter  Wohlthätig- 
keitsanstalten  im  Mittelalter.  Nach- 
dem der  Redner  nachgewiesen,  dass  die 
antike  Welt  die  Pflicht  der  Liobesthätig- 
keit  nicht  kannte,  sondern  dass  erst  mit 
dem  Christentum  die  Notwendigkeit  und  die 
Übung  derselben  erwachte,  zeigte  er  an 
der  Hand  der  Geschichte,  wie  dieselbe,  mit 
der  Zunahme  der  Gemeinden  äusserlich 
wachsend,  bald  in  die  Hände  der  Bjschöfe 
kam,  dort  büreaukratisch  und  durch  den 
Glauben  an  die  süudcntilgendo  Macht  des 
Almosens  auf  falsche  Fährte  kam.  Auf 
Grund  der  Lehre  des  Thomas  von  Aquino, 
nach  welcher  Eigentum  und  Erwerh  nur 
insofern  berechtigt  seien,  als  zum  persön- 
lichen Bedarf  notwendig,  aller  Überfluss 
aber  der  Gemeinschaft  gehöre,  welche  ihn 
durch  die  Kirche  den  Armen  verteile  und 
dem  Gebenden  ewige  Güter  Ermittle,  er- 

jitized  by  V:i' 


--    16    - 

wuchs  eine  grossartige  Liebestbätigkeit  in 
KlOdtem  und  Stiftern  und  den  geistlichen 
Ritterorden.     Nach  Verlust   des   heiligen 
Landes  wurde  deren  Liebesai^beit  durch  die 
Bettelmunche  ins  Volkstümliche  übersetzt, 
und  es  entstanden  die  zahlreichen  Orden 
mit  ihrer  Armenpflege  in  den  Spitälern  und 
auf  den  Strassen.    Doch  wurden  alle  diese 
Anstalten  mit  der  Armut  darum  nicht  fer- 
tig, weil    sie  sich   nicht  um    die  Armen, 
sondern  um  die  Armut  bemühten  und  darum 
den  Bettel  in  erschreckender  Weise  gross- 
zogen.  Infolge  dessen  nahmen  die  Magistrate 
die  Wohlthätigkeit  in  die  Hand,  und  seit 
der  Reformation  bemüht  sich  die  bürger- 
liche  Gesellschaft   um    die   Losung    der 
Armenfrage.      Darauf   sprach    der   Vor- 
tragende  über  das  Hospital  zum  hei- 
ligen Geist,   ein  Glied  des  grossen  von 
Guido  von  Montpelliers   1197  gestifteten 
Ordens  zum  heiligen  Geiste;  der  Ursprung 
ist  unbekannt,  von  1278  ist  die  erste  Ur- 
kunde, 1461  wurde  Kirche  und  Halle  ge- 
baut, die  1840  nach  der  Übersiedelung  in 
das    neue   Geb&ude   abgebrochen  wurde. 
Der  Antoniterhof  —  123  5  von  Ross- 
dorf aus  erbaut,  beherbergte  die  Tönies- 
Herren,  welche  die  vom  Feuer  des  hl.  An- 
tonius Befallenen  pflegen  sollten.  Der  Orden 
kam  zu  Ansehen  und  Wohlstand,  entartete 
rasch,    stellte   seine   Thätigkeit   ein    und 
kam  in  die  Hände  der  Kapuziner,  welche, 
1633  vertrieben,  1725  zurückkehrten,  aber 
1802  säkularisiert  wurden.    Die  Beginen 
wohnten    hier    in   59   Häusern,    pflegten 
Arme,    ernährten   sich    als  halb  klöster- 
liche Genossenschaft  von  ihrer  Hände  Ar- 
beit.    Die  Rosenberger  Einigung  ist  1452 
von   der  Witwe   des   Heinrich   Rosenberg 
als  Beginenhaus  gestiftet  worden.      Zum 
Sehluss  wurden  noch  die  B  e  c  k  a  r  d  e  n  er- 
wähnt,  die  ihr  Haus  am  Eck  der  Wilden 
Manns -Gasse  und  des  Trierischon  Hofes 
hatten,   bei  Beerdigungen  mitgingen.  Tote 
bestatteten   und   Kranke    pflegten.     1587 
sind  sie  verschwunden. 
19.       Am   18.  Dezember  wurde   in  Gemein- 
schaft mit  dem  Freien  Deutschen  Hochstift 
und  dem  Verein  für  das  Hlstorisrhe  Museum 
die  alljährlich  stattfindende  W  i  n  c  k  e  1  - 
mannsfeier begangen ;  das  Arrangement 
hatte  das  Hochstift  übernommen.  Hr.  Prof. 


-     16    - 

Dr.  A.  Schmarsow  aus  Breslau  hielt  die 
Festrede  üherDonatello;  dieselbe  wird  in 
dem  bald  erscheinenden  zweiten  Hefte  der 
Berichte  des  Freien  Deutschen  Hocfastiftes 
1888  veröffentlicht  werden,  weshalb  ein 
ausführlicherer  Bericht  über  den  trcfliichen 
Vortrag  an  dieser  Stelle  unterbleiben  mag. 


REVUE  HISTORiaUE 

DIRIGfiE 

PAB 

G.  MONOD, 

Maltre  de  Conferences  k  T^ole  normale  sap^rieare, 
Directeur-adjolnt  k  r£oole  des  Haute«  «indes. 

(XIII  ANN£e,  1888.) 


La  BBVÜK  H18T0BIQÜE  paralt  ton«  le»  deax 
moi«,  par  lirraisons  «rrand  in-S  de  15  k  16  fenUles. 
de  mani^re  k  former  &  la  fin  de  rann6e  trois  besux 
volnmes  de  500  pages  chacnn. 

CHAQÜE  LIVRAISON  CONTIENT. 

I.  Plusienre  artieiUs  de/ond»,  comprenaat  ohacun. 
s'il  e«t  possible,  nn  travall  eomplet  —  II  Des 
Milanges  et  Variä'^s,  compoe^s  de  doenment«  inMH; 
d'une  «tendue  restreinte  et  de  conrtes  notices  «qt 
des  point«  d*h{«tolre  curienz  ou  mal  connu.  — 
IIL  Un  BuUetin  kistorique  de  la  France  etder^traager. 
foumissai»t  des  rensetgnement«  aosst  eomplete  qn« 
possible  snr  tont  co  qni  tonohe  aux  «indes  histo- 
riqnes.  —  IV.  Une  anal»»«  de»  pMieaiums  pinaüqmeM 
de  ]a  France  et  de  l'Mrsnger,  au  point  de  Tne  de? 
«indes  hfstoriqnes.  —  V.  Des  eoMpUe  rendw  criü^ita 
des  livres  d^histoire  noureanx. 

Abonnements:  Un  an,  FarU,  30  fr. 

Departements  et  «tranir«'«  ^  ^• 

La  Uvralson  6  fr. 

Les  anuöes  6conl6ee  se  vendent  8«par«meiit  9ß 
francs,  ei  par  fascicules  de  6  franos  lies  fascicnlw 
de  la  preml^re  ann«e  se  vendent  9  franos. 

La  RKVUE  HI8TORIQUK,  fond««  en  187S. 
a  acqnis,  par  la  solidit«  de  ses  iravaux,  par  l'aboa- 
dance  de  ses  informations  et  par  rimpartialit^  d« 
ses  jugemenis,  nne  auioriti:'  incontestve  dans  le 
monde  savant.  Ind«pendamment  de«  mimolrw 
origiuanx  inscr^s  dans  cfaaqne  livrabon,  et  qni 
sont  signöB  des  noms  le«  plus  antori««»  de  U 
«cience,  par  ses  bulleiin«,  «es  compies  rendos.  m 
chronique  et  son  analyse  des  recneils  p#riodiqne*. 
eile  fournit  snr  le  monvement  historiqne  en  France 
et  k  rötrantrer  nn  ensemble  de  ren««ign«in«it> 
qn'on  ne  pcnt  trouver  dan«  ancune  pnblicatton 
aualogue.  Interessante  pour  tont««  les  cUsses  df 
lectenr«,  la  REWK  HISTOKIQUE  est  un  T*per- 
tolre  et  un  gnide  indispensable  ponr  le«  histoneof 
de  profeesion,  en  particnlier  pour  les  archiviite» 
et  les  professeurs,  et  pour  cenx  qni  »e  destinenl 
k  reuseignement  de  Thisioire. 

A  Paris,  chez  MlTx  ÄLCäN,  10,\ 

bouleoard  SaitU-Germam. 

Chez  tou8  les  Ubraires  et  dans  Um  ie$ 

bureaux  de  poste, 

Verlag  der  Fr.  LlllU*«cben  Bnehhaudlnng  in  Trier: 

Lahneck  und  ÖberJahnstein. 

Bin  Beitrair  ««'  SpemtalseseUehte  <•' 


von  Dr.  luL  Wtgeler. 
Preis  80  Pfg. 


m.   LINTZ-aCHC  BUCMDRUCKCRCt  IN  TRlI 


Z-aCHC  BU 


iß^pitized  c 


Kedigirt 
Ton  Dr.  Htttiitr  In  Trier 

und 
ProfMStr  Dr.  Lam^rtcht 

In  Bonn. 


der 


der 
FR.    LINTZ'lcDfln 

In  TrL«r. 


Westdeutschen  Zeitschrift  für  Geschichte  und  Kunst, 

zngleieh  Organ  der  historieelL-aiitiqaarischen  Vereine  zn  Backnang,  Birkenfeld,  Diirk- 
hein,  Dfisseldorf,  Frankfart  a.  M.,  Karlsruhe,  Mainz,  Mannheim,  Neuss,  Speyer, 
Strassbnrg,  Stuttgart  und  Worms,  sowie  des  anthropologischen  Vereins  zu  Stuttgart. 

♦ 


Februar. 


Jahrgang  TU,  Nr.  2. 


1888. 


Dm  Korrespondensblatt  erscheint  in  einer  Auflage  von  3600  Bxemplaren.    Inserat«  k  26  Pfg.  für  die 

gespaltene  Zeile  werden  von  der  Verlagshandlang  und  allen  Inseraten -Bnreans  angenommen,  Beilagen 

nach  Uebereinkonft.  —  Die  Zeitschrift  erscheint  riertelj&hrlichf   das  Korrespondenzblatt  monatlich.  — 

Abonnementepreis  15  Mark  für  die  Zeitschrift  mit  Korrespondensblatt,  für  letsteres  allein  5  Mark. 


Neue  Funde. 

0.  Saalburg.  [Oculiftenfttmpel].  Auf  der  Saal- 
Inirg,  dieser  reichen  Fundstätte  fiirj  römi- 
sches Gerät,  haben  die  durch  Baurat  Ja- 
oobi  mit  dankenswertester  Energie  und 
Sorgfalt  geleiteten  Ausgrabungen  nun  auch 
einen  Oculistenstempel  zu  Tage  gefördert. 

Das  Steinchen  wurde  „am  13.  August 
1887  etwa  80  Meter  vor  dem  Kastell 
Saalbnrg  neben  der  Hauptstrasse  im  Brand- 
schutt hinter  einem  Keller  in  Gemeinschaft 
mit  Terra  Sigillata-Scherben  u.  A.  gefun- 
den^. Es  ist  jetzt  dem  Saalburg-Museum 
iu  Homburg  überwiesen. 

Das  Plättchen  hat  die  gewöhnliche,  bei- 
nahe quadratische  Form  (es  ist  42  mm. 
lang,  35—36  breit  und  10  dick),  besteht 
aber  nicht  wie  die  meisten  der  Übrigen 
derartigen  Petschafte  aus  Serpentin,  son- 
dern aus  feinem  Steine,  welcher  von  einem 
Sachverständigen ,  vorbehaltlich  näherer 
Untersuchung,  für  sandigen  Thonschiefer 
erklärt  wird*).  Von  der  oberen  und  un- 
teren Fläche  sind  Teilchen  abgebrochen 
und  dadurch  die  vier  Kanten  mehr  oder 
weniger  defect  geworden.  Dieser  Stein 
eignet  sich  (wenigstens  jetzt)  nicht  gut 
zum  Siegeln,  da  er  Feuchtigkeit  absor- 
biert und  die  zu  bestempelnde  Masse 
leicht  an  ihm  haften  bleibt.  —  Was  von 
Aufschriften  noch  sichtbar  ist,  habe  ich 
nachstehend  abgebildet.  Die  4  Kanten- 
äächen  sind  auf  diesem  Facsimile  in  der 

1)  Orotefeud,  Die  Stempel  der  röm.  Augen- 
ärzte, Hannover  1867,  S.  3  erwähnt  das  Vorkom- 
men von  Ocalistenstempeln  ans  Schiefer. 


Reihenfolge  imter  einander  gesetzt,  wie  sie 
auf  dem  Original  hintereinander  stehen 
(also  2  hinter  1,  3  hinter  2,  4  hinter  3 
und  vor  1). 


Auf  Seite  1  ist  deutlich  zu  lesen: 
LEPIDIP 

Der  letzte  Buchstabe  (P  oder  vielleicht 
defectes  R)  ist  nicht  wie  die  vorhergehen- 
den eingeschnitten,  sondern  besteht  nur 
aus  fein  eingeritzten  Linien.  Die  Ober- 
fläche ist  hinter  Lepidi  und  unten  abge- 
rieben; ob  eine  2.  Zeile  dagestanden  hat, 
lässt  sich  natürlich  nicht  feststellen.  — 
Der  Augenarzt  Lepidus  hat  sich,  soviel  ich 
weiss,  bisher  noch  auf  keinem  Stempel 
gefunden*).  Das  P  würde  dann  der  An- 
fang des  Medicaments  sein,  z.  B.  peniciUum 
oder  dgl.    Die  Erklärung  L.  Epidi(i)   mit 

1)  Es  sind  deren  bis  Jetzt  weit  über  100  be- 
kannt. Grotefend  a.  a.  O.  fahrt  112  StUck  auf; 
sp&ter  zu  Tage  gekommene  findet  man  bei  ViUe- 
fosse  und  Thödenat  (im  Bull.  Monum.  t.  47-49). 
in  den  Bonner  Jahrbüchern  und  in  anderen  Zeit- 
schriften. Eine  vollständige  Sammlung  wird  dar 
Xin.  Band  des  Corpus  Inscr.  Lat.  geberQOö[^ 


—     19     — 


—    20 


folgendem  Cognomen  wäre  ebenfalls  mög- 
lich, sie  ist  aber  deshalb  weniger  wahr- 
scheinlich, weil  nach  L  kein  Punkt  dasteht, 
die  betr.  Stelle  aber  gut  erhalten  ist. 
Übrigens  kommt  auch  ein  L.  Epidius  auf 
keinem  dieser  Stempel  vor.  —  Auf  der  2. 
Kante  sind  nur  ein  paar  ganz  dünne  Striche 
zu  sehen,  welche  zufällige  Verletzungen  oder 
Gekritzel  zu  sein  scheinen.  —  Die  3.  Fläche 
zeigt  oben  in  der  Mitte  Reste  von  ein- 
gravierten Buchstaben,  welche  unlesbarsind. 
Nach  dem  Ende  dieser  Zeile  zu  kann  noch 
etwas  gestanden  haben  und  abgebrochen 
sein,  sonst  ist  aber  diese  Seite  nicht  be- 
schrieben gewesen.  Denn  die  Oberfläche 
ist  ziemlich  intakt  erhalten,  wie  die  vor- 
gezogenen Linien  beweisen.  Derartige  kurze 
Aufschriften  finden  sich  auch  sonst;  so 
enthält  der  Stempel  von  Poitiers  (Villefosse 
u.  The'd.  n.  IX,  Bull.  xMon.  47  p.  599)  auf 
Seite  1:  diu  zmi/r(nes),  2:  dia  gla(uceu)j 
3 :  phoSj  ohne  jede  Angabe  des  Arztes.  — 
Auf  der  4.  Seite  steht  nur  PO  und  zwar 
ganz  fein  eingeritzt;  wahrscheinlich  sind 
ausserdem  noch  Spuren  vorgezogener  Linien 
zu  erkennen.  Wir  dürfen  daher  annehmen, 
dass  auf  dieser  und  vermutlich  auch  auf 
der  anderen  Schmalseite  (2)  überhaupt  keine 
Inschrift  eingraviert  war. 

Auf  der  oberen  und  unteren  Fläche  ist 
keine  Schrift  oderZcichnung  zu  sehen.  Jene 
ist  grösstenteils,  diese  zu  einem  Drittel  ab- 
geblättert; der  Rest  beider  aber  abgerieben, 
und  zwar  ist  das  Steinchen  hier  offenbar 
zum  Wetzen  verwendet  worden. 

Grotefend  S.  8  Anm.  7  erwähnt  ohne 
Beleg,  dass  in  römischen  Lagern  dergleichen 
Stempel  gefunden  worden  sind;  wahrschein- 
lich gehört  dahin  das  auf  dem  Glacis  von 
Karlsburg  (Apulum)  zu  Tage  gekommene 
Stück  iGrotcf.   S.  22;   Corp.  III  n.  1636). 

Dass  die  römischen  Truppen  ihre  Ärzte 
und  die  Lager  ihre  I^azarette  hatten,  ist 
bekannt  genug.  Auch  ein  Specialist  für 
Augen  hat  sich  im  römischen  Heere  schon 
gefunden,  nämlich  bei  der  britannischen 
P^lotte:  "A^Log,  6q>%ctliny.bq  czcXov  Bgerccv- 
vixoi',  wie  Grotefend  S.  66  aus  Galenus 
(XII  786  ed.  Kühn)  richtig  nachgewiesen 
hat.  (K.  Zangemeistcr.) 

21.       Steinwerkzeuge    von    Offstein    in    Rhetn- 
Hesten.    Gelegentlich  meines  Aufenthaltes 


in  Obrigheim  im  Jahre  1886  zum  Zwecke 
von  ^Ausgrabungen  brachten  mir  die  Ar- 
beiter 3  Steinwerkzeuge.  Dieselben  wur- 
den beim  Bahnbau  der  Linie  Ofistein- 
Worms  ganz  nahe  dem  Bahnkörper  in  der 
Tiefe  von  ca.  1  m  gefunden  in  Vergesell- 
schaftung mit  Knochen  und  irdenen  Scher- 
ben. Dass  die  Knochen  von  einer  mensch- 
lichen Bestattung  herrührten,  liess  sich 
noch  konstatieren.  Die  Leichenreste  lageo 
darnach  wie  die  Skelette  von  Monsheim 
und  Kirchheim  a.  d.  Eck  (vgl.  d.  V.'s 
„Studien"  V.  Abt.)  von  Korden  nach  Sü- 
den im  blossen  Lehm.  Offenbar  haben  wir 
es  hier  demnach,  sowie  nach  dem  Typus 
der  dabei  vorgefundenen  3  Steinwerkzeuge 
mit  einer  Bestattung  aus  neolithischer 
Zeit  zu  thun.  Die  3  Stein  Werkzeuge,  welche 
bei  den  Leichenresten  lagen,  repräsentieren 
drei  vcrechiedene  T}T)en  von  Werkzeugen. 
Alle  drei  bestehen  nach  ihrer  Struktur 
aus  einem  entweder  vom  Taunus  oder 
vom  Hunsrück  stammenden  Schieferge- 
steiue  (Hornblendegneis?).  Das  1.  Instru- 
ment ist  ein  durchbohrter  Hammer  von 
1(\8  cm  Länge,  6,8  cm  gröSBter  Breite, 
3  cm  Höhe.  Das  central  gebohrte  Loch 
von  2,8  cm  Durchmesser  liegt  mehr  dem 
Barte  des  Hammers  als  der  Schneide  zn. 
Das  2.  Instrument  besteht  aus  einem  zom 
Teil  abgebrochenen  M  e  i  s  s  e  1.  Erhalten  ist 
er  noch  auf  eine  Länge  von  10  cm.  Das 
Werkzeug  hat  eine  Höhe  von  3,8  cm,  eine 
Breite  von  2,8  cm.  Die  untere  Seite  zeigt 
sich  glatt  abgeschliffen.  Das  interessan- 
teste Stück  ist  das  dritte.  Es  ist  eine 
kleine  Hacke,  wohl  erhalten,  während  die 
übrigen  2  Stücke  stark  lädiert  sind.  Sie 
hat  eine  Länge  von  6,8  cm,  eine  Schneiden- 
breite von  3,8  cm,  eine  Dicke  von  3—5  mm. 
Diese  kleine  Hacke  zeigt  zugleich  oben 
eine  nach  den  Seiten  zulaufende  gleich- 
förmige Abdachung,  während  sie  unten 
flach  zugeschliffen  und  an  der  Schneide 
sich  bis  auf  eine  Breite  von  1,2  cm 
abgeschliffen  zeigt  —  Auch  zu  Mons- 
heim und  Kirchheim  a.  d.  Eck  wurden 
solche  Bodenhacken,  aber  von  grösseren 
Dimensionen  vorgefunden,  während  2  klei- 
nere, entsprechend  der  von  Offstein,  von 
Kirchheim  a.  d.  Eck  herrühren  und  vom 
Verfasser    in    den^-^nStudi^**   VII.  Abt 

Digitized  by  VjOOQIC 


—    21     — 


-    22    — 


S.  36 — 37  besprochen  resp.  abgebildet  sind. 
Ob  diese  kleine  Hacken  mit  horizontal 
wirkender  Schneide  auch  zum  Bodenauf- 
hacken gedient  haben,  ist  eine  offene 
Frage.  Jedenfalls  benützte  man  diese 
Werkzeuge  zu  Geschäften  des  Friedens, 
und  es  unterscheiden  sich  diese  Typen 
von  mittelrheinischen  Steinwerkzeugen  sehr 
scharf  von  den  zahlreichen  Beilen  aus 
derselben  Gegend  mit  vertikal  wirken- 
der Schneide  und  doppelter  Abschlei- 
fimg an  der  Schneide.  Letztere  mögen 
immo  laco  als  Waffen  benutzt  worden 
sein,  ähnlich  den  späteren  Eisenbeilen. 

—  Aus  der  Yergleichung  der  Steinwerk- 
zeuge  vom  Ostabhang  der  Hart,  insbeson- 
dere von  Monsheim,  Offstein,  Kirchheim 
2l.  d.  Eck,  sowie  von  Mussbach  mit  solchen 
von  der  Dürkheimer  Ringmauer  und 
dem  Drachen fcls  geht  offenbar  eine  be- 
deutende Differenz  hervor.  Wir  müssen 
in  Zukunft  Ackerwerkzeuge  u.  Kriegs- 
waffen scharf  scheiden.  Ob  diese  beiden 
Arten  von  Artefakten  denselben  Stämmen 
oder  verschiedenen,  ob  einer  und  der- 
selben Epoche  oder  mehreren  angehörten, 
ist  eiije  offene  Frage.  —  Auch  Prof.  Fraas 
hob  jüngst  bei  Besprechung  der  neolithi- 
schen  Gräber  von  Cannstatt  in  der  Bei- 
lage zur  Allgem.  Zeitung  1886  Nr.  208  diese 
Differenz  der  deutschen  Steinwerkzeuge 
hervor.  (Dr.  C.  Mehlis.) 

22.  Miwsbach.  Auch  von  Mussbach  bei 
Neustadt  a.  d.  Hardt  ist  d.  V.  dieser  Zeilen 
eine  der  oben  geschilderten  kleinen  Hacken 
jüngst  bekannt  geworden  und  zwar  aus  dem 
Nachlass  des  f  Lehrers  Philipp  Schneider. 
Dieselbe  besteht  aus  [demselben  Gestein 
wie  die  Offsteiner,  ist  aber  etwas-  kleiner 
6  cm  L.  gegen  6,8  cm,  4  cm  Schneidenbreite 
5^7  mm  Dicke  —  und  plumper  gearbeitet- 

—  Mögen  die  HH.  Kollegen  Ihre  Beobach- 
tungen über  diese  Hacken  in  ihren  Samm- 
lungen mit  diesen  Bemerkungen  gef.  ver- 
flrleichen!  (Dr.  G.  Mehlis.) 

23.  DOrfcheim,  26.  Dez.  Die  romanische  Chor- 
kirche des  Klosters  Seebach,  für  dessen 
Herstellung  Hr.  Regierungspräsident  von 
Braun  ausserordentlich  viel  gethan  hat, 
soll  mit  einem  Abzugskanal  versehen  wer- 
den. Bei  der  Entfernung  alter  Schutthaufen 
wurden  vor  Weihnachten  viele  Architektur- 


stücke gefunden,  welche  für  die  Entwick- 
lung der  mittelrheinischen  Baukunst  von 
Belang  sein  dürften.  Bei  der  Freiräumung 
des  nördlichen  Seitenchores  stiess  man  auf 
einige  Hunderte  von  menschlichen  Schädeln 
und  Beinknochen.  Dieselben  rühren  von  dem 
früheren,  in  der  kleinen  Krypta  (viereckigen 
Raum  mit  vier  starken,  in  einem  Mittel- 
stücke sich  schneidenden  rechteckig  ge- 
formten Rippen)  befindlichen  Beinhause  her. 
Auf  der  Westseite  fanden  sich,  etwa  8  m 
von  der  Nordwestecke  des  n.  Seitenchores, 
im  Schutte  die  Rudera  eines  reichgeglie- 
derten Portales,  welches  an  der  Nordfagade 
den  Haupteingang  zur  Kirche  bildete.  Er- 
wähnt seien  davon  die  hübsch  kannelierten 
Bogenstücke,  ferner  eine  ganze  Reihe  von 
Kapitalen,  geziert  mit  elegantem  Blätter- 
werke in  der  Art  des  spätkorinthischen 
Akanthusblattes  (vgl.  ähnliche  Kapitale  von 
Heiligenkreuz  und  vom  Portal  zu  Heils- 
bronn bei  W.  Lübke:  „Grundriss  der 
Kunstgeschichte"  I  F.  234  und  235).  Eine 
besonders  schöne  Kämpferplatte  ist  for- 
miert aus  3  Kapitalen  und  hat  eine  Länge 
von  1  m,  Breite  von  60  cm,  Höhe  40  cm. 
Erhalten  ist  ferner  das  Tympanon  von 
1,1*^  m  Länge,  60  cm  Höhe  und  40  cm 
Breite.  Die  Mitte  desselben  nimmt  ein 
byzanthinisches  Kreuz  mit  verdickten  Bal- 
kenenden ein.  Das  Portal  ist  vermutlich 
dem  ersten  Dritteil  des  13.  Jhrh.  zuzu- 
weisen, wie  auch  Hr.  Otte  nach  den  spitzen 
Scheidbögen  des  Hauptchores  annimmt. 
(Dr.  C.  Mehlis.) 
Fels  in  Luxemburg  [R0m.  Gräber].  Am  24. 
5.  Januar  fanden  Steinbrecher  bei  Fels, 
am  s.  g  Hasenley,  ein  oder  vielleicht  auch 
zwei  röm.  Gräber  (Genaues  zu  erfahren 
war  mir  nicht  möglich).  Erhalten  sind :  2 
doppelhenklige  Urnen  aus  weisser,  etwas 
gelblicher  Erde,  c.  0,35  m  h.,  von  denen 
jede  etwa  8 — 10  Liter  halten  mag,  in  der 
einen  waren  die  Asche  und  einige  Knochen- 
fragmente; eine  einhenklige  Urne,  etwas 
kleiner  als  die  andern,  von  derselben  Ge- 
stalt und  aus  demselben  Stoff;  eine  Urne 
aus  demselben  Stoff,  etwa  0,20  m  hoch ; 
eine  Urne  aus  hellgrauer  Erde,  mit  einer  . 
etwa  10  cm  h.  Verzierung  aus  kleinen  neben 
einander  liegenden  Quadraten  wurde  zer- 
brochen;   ein  Teller  von  0,26  m.  Dchm., 


schwarz,  im  Bruche  weiss,  mit  dem  Tupfer- 
siegel ilVHÖFF',  das  sich  dreimal  wieder- 
holt. Andere  kleinere  Gefässe  wurden  ganz 
zerschlagen. 

Von  Beigaben  wurden  gefunden :  2  Paar 
grosse  Scheibenilbein,  mit  erhabenem  Bug, 
der  ebenso  wie  der  hinterste  Teil  mit  Schmelz 
ausgelegt  war;  beide  schön  verziert.  An 
dem  einen  Paar  befindet  sich,  auf  dem 
Rucken,  das  Siegel  (CON),  das  andere  Paar, 
ein  wenig  kleiner,  hat  keine  Siegel.  —  Ein 
Metallspiegel,  ohne  jede  Verzienmg,  wurde 
in  mindestens  20  Stücke  zerbrochen  und  an 
vielleicht  8 — 10  Personen  verteilt. 

Die  auf  diese  Funde  hin  von  der  histori- 
schen Gesellschaft  veranstalteten  Nach- 
grabungen haben  kein  Resultat  ergeben. 
Ein  in  der  Nähe  befindlicher  Mauerkom- 
plex wird  im  Frühjahr  ausgegraben  werden. 
(N.  van  Werveke.) 
25  Cleve,  13.  Dez.  1887.  [ROm.  Sarg  in  Qual- 
burg]. Im  vorigen  Jahre  wurde  in  Qualburg 
im  Bruchkamp  immittelbar  an  der  jetzigen 
Chaussee  von  Cleve  nach  Calcar,  etwa  7 
Min.  von  dem  Abweg  dieser  Chausee  nach 
Berg  und  Thal,  bei  der  Fundamentierung 
eines  Schuppens  ein  tufsteinerner  roher 
Sarg  gefunden.  Er  ward  zerschlagen.  Neben 
demselben  standen  3  einhenklige  und  1 
zweihenkliger  Krug  und  lagen  mehrere 
Brachstücke  eines  dünnen  Bronzebleches. 
Die  beiden  grössten  derselben  weisen  auf 
eine  ehemalige  Länge  von  Wlt,  eine  Breite 
von  13  cm;  das  Blech  ist  mit  Rosetten,  die 
mit  concentrischen  Kreisen  ornamentiert 
sind,  geziert  und  ist  auf  der  Oberfläche 
hellglänzend;  vermutlich  bildete  es  den 
Beschlag  eines  Kästchens;  es  befindet  sich 
in  meinem  Besitze.        (Dr.  Schölten.) 


Chronik. 

Mg  [Harster],  Katalog  der  historischeu  Ab- 
teilung desMuseums  in  Speier,  Speier 
1888.    8«.     116  S.  mit  1  Tfl.  in  Lichtdruck. 

Hr.]  Die  Schrift  ist  herausgegeben  zur 
sechzigjäh rigeu  Gedenkfeier  der  Gründung 
des  historischen  Vereines  der  Pfalz.  Wie  uns 
die  Einleitung  belehrt,  ist  der  Verein,  wie 
viele  bayerische  Vereine,  auf  eine  im  Mai 
1827  gegebene  Anregung  König  Ludwigs  I 
entstanden  und  trieb  unter  seinem  Präsi- 


—    24    — 

deuten,  dem  kgl.  Regierungspräsidentes 
J.  von  Stichaner,  einem  um  die  historische 
Wissenschaft  eminent  verdienten  Manne. 
sofort  eine  kräftige  Blüte.  Aber  sie  faieh 
unglücklichen  Einflüssen  nicht  stand.  £r5t 
1839  erwachte  der  Verein  wieder  und  die 
von  Prof.  Rupert  Jäger  1842  und  1847 
herausgegebenen  Jahresberichte  legenZetig- 
nis  davon  ab,  welcher  Rührigkeit  sich  der 
Verein  damals  befleissigte,  welcher  intel- 
ligenten Leitung  er  sich  erfreute.  hW 
Jahre  1^8  und  1849  aber  gaben  den 
Pfälzer  Patrioten  eine  ganz  andere  RichtunL^ 
ihrer  Interessen ;  20  Jahre  schlummerte  der 
Verein;  erst  1869  wurde  er  von  neuem 
begründet  und  hat  von  nun  ab  durch  re?el- 
massiges  Erscheinen  seiner  Publikatione:. 
von  seiner  ununterbrochenen  Thätigken 
Zeugnis  abgelegt. 

Er  hat  im  Laufe  der  Zeit  eine  der 
interessantesten  rheinischen  Altertüms- 
sammlungen zusammengebracht.  Sie  über- 
ragt an  Sigillatagefössen  sowohl  durch  Zahl 
wie  Güte  alle  andern  Sammlungen ;  in  an- 
deren Kategonen  weniger  zahlreich,  ent- 
hält sie  aus  allen  eine  Anzahl  ganz  her- 
vorragend guter  Stücke,  welche  für  die 
Wohlhabenheit  der  fröhlichen  Pfalz  auch 
in  praehistorischer  und  fränkischer  Zeit 
sicheres  Zeugnis  ablegen ;  ich  brauche  un- 
ter den  praehistorischen  Stücken  nur  an 
das  Otterstadt  er  Nephritbeil ,  an  die 
Meckenheimer  Gussformen,  die  Leimers- 
heimer  Halsreife,  an  den  Rodenbacber 
Grabhügelfund,  die  goldenen  Armspangen 
von  Bohl,  den  Dürkheimer  Goldschmuck, 
die  Hasslocher  Bronzeräder  und  den  Drei- 
fuss  von  Dürkheim  zu  erinnern.  Unter 
den  römischen  Anticaglien  ist  es  die  Statuette 
des  Apollo  von  Speyer,  der  reiche  Fund 
von  Bronzegef&ssen  aus  Rheinzabem,  das 
Pferdegeschirr  samt  dem  rcichemaOiierten 
Gehänge  von  Geinsheim,  der  Gladius  mit 
silberbelegtem  Griff  :^aus  Rheingünnheim, 
der  Bronzekopf  eines  Tritons  angeblich  ans 
Schwarzenacker,  das  Bronzemedaillon  mit 
Ganymed,  die  selbst  der  grössten  Samm- 
lung zur  Zierde  gereichen  würden.  Die 
fränkische  Abteilung  ist  namentlich  durch 
die  neuerdings  in  Obrigheim  geführten 
Nachgrabungen  bereichert  worden. 

Seit  sieben  Jahren  verwaltete  Barster 


—    25    — 


-    26    - 


das  Amt  des  Sekretärs  und  des  Konser- 
vators; jetzt  wo  er  im  Begriff  ist,  das 
letztere  in  andere  Hände  zu  geben,  hielt 
«r  es  für  seine  PRicht,  nachdem  er  die 
Aufstellung  fast  der  gesamten  historischen 
Abteilung  von  Grund  aus  veränderte  und 
der  frühere  von  Dr.  Maverhofer  1880  ver- 
fasstc  Katalog  dadurch  unbrauchbar  wurde, 
seinem  Nachfolger  eine  raschere  und  sichere 
Orientierung  zu  ermöglichen,  als  sie  aus 
Sttjsseii  von  Inventarien  und  Aktenfasziklen 
zu  gewinnen  ist.  Dieser  Katalog  ist  er- 
treulicher Weise  auch  zum  Nutzen  des 
Publikums  und  der  Gelehrten  veröffent- 
licht worden.  Er  umfasst  die  ganze  Samm- 
lunsf,  ausser  den  Antiken  auch  die  zahl- 
reichen historischen  Ansichten,  Münzen, 
kunstgewerblichen  Altertümer  und  den 
Waffensaal ;  nur  das  Lapidarium  wurde 
ausgeschlossen,  weil  dessen  'jetzige  Auf- 
stellung allzu  ungünstig  ist. 

Der  Katalog  bezeichnet  gegenüber  dem 
Ma\  erhofer'schen  einen  grossen  Fortschritt ; 
die  zahlreichen  neuen  Erwerbungen  sind 
nachgetragen,  die  Beschreibungen  sind  ge- 
nauer, die  Erkläruugen  richtiger,  die  Fund- 
angaben mit  musterhafter  Sorgfalt  aus  den 
Inventarien  zusammengetragen.  —  Die  Be- 
schreibung folgt,  mit  wenigen  Ausnahmen, 
der  Aufstellung ;  diese  konnte  aber  wegen 
der  Art  der  Räume  nicht  eine  historische 
Folge  einhalten.  Hierdurch  ist  für  den 
Benutzer  in  der  Ferne  der  Katalog  nicht 
ganz  übersichtlich  und  Überschriften  mit 
fetten  Typen  und  ein,  wenn  auch  kurzes 
Register,  wäre  sehr  erwünscht  gewesen. 

Dem  scheidenden  Konservator  aber  wird 
man  für  die  vielen  Verdienste,  die  er  trotz 
seiner  amtlichen  Thätigkeit  und  der  vielen 
Arbeiten  auf  anderen  Gebieten,  um  die 
Speyerer  Sammlung  sich  erworben  hat, 
einen  herzlichen  Dank  nachrufen  dürfen. 
n,  Dr.  Rieh.  Arnoldi  in  Winningen  a.  d.  Mosel 
veröffentlichte  vor  kurzem  einen  geschickt 
abgefassten  Katalog  (8",  38  S.,  Bonn,  Buch- 
druckerei Georgi  188 7)  .seiner  Sammlung  von 
Altertümern,  die  zum  grössten  Teil  aus  vor- 
rOmischeu,  römischen  und  fränkischen  Grab- 
funden von  Cobem  und  Gondorf  bestehen. 
Darunter  befindet  sich  anscheinend  manches 
sehr  gute  Stück.  Auffallend  ist  die  Inschrift 
DE(ae)  DIANAE  •  V"  S'L- M  auf  einem 
schwarzen  Trinkbecher. 


Im  37.  Jahrgang  (1887)  der  Zeit- 23. 
Schrift  für  Bauwesen  (red.  von  Sar- 
razin u.  Schäfer)  hat  Oberst  von  Cohauton 
eine  Reihe  von  Abhandlungen  (S.  51 — 68, 
2)1-t2U, 587—600)  über  die  Mauerverblndo 
an  alten  Bauwtrken  d<s  Rheinlandet  veröffent- 
licht, welche  folgende  Untertitel  enthalten: 
Quaderbau  der  Römer,  Bearbeitung  harten 
Gesteines  bei  den  Römern,  Quaderbau  zur 
Zeit  der  Völkerwanderung,  der  karolingi- 
schen,  der  höh enst aufischen  Zeit.  Mörtel - 
mauerverband.  Handquaderverband.  Der 
Netzverband.  Mauermosaik.  Rauhmauer- 
Werk.  Fischgräten -Verband.  Ziegelbau. 
Verbindungsmittel.  Der  Lehm.  Der  Kalk. 
Der  Gips. 

Den  Catalogut  quartut  abbatu*n  Epterna-  29. 
censlum  von  Wiillbrord  Schräm  hat  H.  v. 
Werveke  neuerdings  in  sorgsamer  Be- 
arbeitung im  Organ  f.  christl.  Kunst  ver- 
öffentlicht. Entnommen  ist  derselbe  der 
Hs.  81  der  Sammlungen  derHist.  Gesellsch. 
von  Luxemburg,  vermutlich  dem  Gr.,  oder 
wenigstens  einer  besseren  Hs.,  als  sie 
Martene  et  Durand  (IV,  510—517)  bei  der 
ersten  Publikation  (Abdruck  nach  ihnen 
MG.  S.  XXIII)  benutzen  konnten. 


Misoellanea. 

Römischer  NHUizfund   von   Badtn  •  Baden.  30. 

Im  J.  1824  wurden  auf  dem  sog.  „Quettich" 
bei  Baden  in  einem  Acker  eine  grössere 
Anzahl  röm.  Silbermünzen  (und  1  Gold- 
münze) gefunden.  „Die  Münzen  lagen  zer- 
streut, mit  Grünspan  und  Kost  überzogen 
ziemlich  auf  der  Oberfläche  des  Ackers. 
Schon  seit  längerer  Zeit  hatte  der  Eigen- 
tümer des  Ackers  seiner  Aussage  nach 
dergleichen  Münzen  gefunden  und  sie  je- 
weils als  altes  Silber  verkauft.*' 

Obgleich  die  Münzen  zerstreut  lagen, 
ist  doch  kein  Zweifel,  dass  sie  einem  ver- 
grabenen Schatze  angehören.  Wahrschein- 
lich wurde  das  Gefäss,  in  dem  sie  vergra- 
ben waren,  da  es  nicht  tief  in  der  Erde 
stand,  beim  Ackern  durch  den  Pflug  zer- 
brochen und  die  darin  enthaltenen  Münzen 
zugleich  über  einen  etwas  weiteren  Raum 
verbreitet. 

Von  den  gefundenen  Münzen  wurde  eine 
Anzahl  „an  des  Königs  von  Bayern  Iftfje- 
stät  abgegeben'',  andere  kamen  in  die  Hände 


—    27    — 

von  Händlern.    Den  grössten  Teil   aber, 
ungefähr  öOO  Stück,  erwarb  Se.  Hoheit  der 
Markgraf  (der  spätere  Grossherzog)  Leo- 
pold von  Baden  für  seine  Privatsammlung. 
In  den  Akten  des  grossh.  Münzkabinets 
befindet  sich  noch  ein  (nicht  allzu  genaues) 
Verzeichnis  dieser  Münzen,  dem  auch  die 
Angaben  über  die  Auffindung  entnommen 
sind.  Danach  waren  es  folgende  Stücke: 
Antonius  Legionsden.  2  (darunter  leg.  XIX). 
Galba  1  aur.  Coh.  2.  Aufl.327, 1  den.  Coh.öl. 
Yespasian  3  den.,  darunter  G.  365. 
Titus   3  den.,  C.  309.  318.  224. 
Domitian  8  den.,  darunter  C.51.  217.  234. 

280.  286.  397. 
Traian  17  den.,  darunter  C.  63.  77.  83.  98. 

118.  152.  196.  213.  227.  242.  270.  400. 

402.  502. 
Hadrian  18  den.,  darunter  C.  99.  137.  263. 

464.  601.  716.    74Ö.  963.   1360.    1467. 

1460.  1477. 
Sabina  3  den.,  darunter  C.  43.  73.  94. 
Antoninus  Pius  20  den.,  darunter  C.  167. 

242.  357.  437.  682.  736.  804.  831.  1023. 
Faustina  I.  6  den.,  darunter  C.  96. 111. 175. 
M.  Aurelius  21  den.,  darunter  C.  102.  178. 

208.  279.  283.  296.  321.  326.  412.  507. 

618.  880.  938.  949.  954. 
Faustina  II.  9  den.,  darunter  C.  31.  64.  95. 

99.  120.  139.  266.  286. 
L.  Verus  3  den.,  C.  6.  127.  206. 
Lucilla  3  den.,  C.  6.  36.  89. 
Commodus  19  den.,  darunter  C.  45.  63.  216. 

279.  346.  365.  382.  408.  662.  664.  746. 

803.  830.  833.  878. 
Crispina  1  den.,  C.  16. 
Pertinax  2  den.,  darunter  C.  48. 
Severus  63  den.,  darunter  C.  31.  39.  109. 

136.  186.  206.  212.  219.  236.  261.  301. 

330.  342.  359.  361.  386.  396.  404.  442. 

464.  464.  472.  476.  476.  501.  614.  526. 

531.  643.  686.  692.  606.  612.  628.  642- 

669.  660.  697.  741.  744.  764.  794. 
Julia  Severi  uxor  18  den.,  darunter  C.  14. 

32.  47.  58.  79.  82.  123.  150.  156.  168. 

174.  205.  215.  218.  230.  246. 
Caracalla  56  den.,  darunter  G.  26.  61.  64. 

71.  76.  80.  84.  89.  97.  108.  143.  160 

165.  175.  178.  205.  208.  281.  302.  SU! 

315.  413.  416.  420.  422.  431.  466.  608. 

509.  642.  562.  504.  599.  60(K  658.  664. 

688. 


—    28    — 

Derselbe  7  antoniniane,  darunter  G.  282. 

338.  365.  569.  612. 
Plautilla  6  den.,  darunter  G.  10.  16. 21. 25. 
Geta  20  den.,  darunter  G.  36.  38.  44.  7(i. 

83.  90.   101.   104.   114.  149.  157.  170. 

183.  188.  198.  206. 
Macrinus  6  den.,  G.  33.  64.  106.  114. 123. 
Diadumenianus  2  den.,  G.  14.  21. 
Elagabal   1  den.  G.  32. 

„        2  ant.  G.  31.  138. 
Julia  Aquilia   1  den.,  G.  2. 
Julia  Soaemias  1  den.,  G.  14. 
Julia  Maesa  1  den.,  G.  36. 
Severus  Alexander  2  den.,  G.  270.  512. 
Julia  Mamaea  1  den.,  G.  35. 

zusammen  1  aureus,  305  denare  und 
9  antoniniane. 

Der  Schatz  ist  jedenfalls  unter  der  He- 
gierung  des  Severus  Alexander  vergraben 
worden  während  der  Kriegsunruhen,  die 
damals  die  Decumatlande  heimsuchten. 

Nach  einer  dem  Verzeichnis  beiliegen- 
den Notiz  waren  nun  aber  unter  den  von 
Grossherzog  Leopold  angekauften  MönzeD 
ausser  den  obigen  noch  180  Stück  Dnbletten. 
welche,  wie  es  scheint,  von  dem  hohen  Be- 
sitzer zu  Geschenken  verwendet  wurden.  Ein 
Teil  derselben  befindet  sich  höchst  wahr- 
scheinlich in  dem  fürstl.  FürstenbergischeD 
Münzkabinet  in  Donaueschingen.  In  dea 
Akten  desselben  findet  sich  nämlich  ein  leider 
nur  summarisches  „Verzeichnis  über  die  ro- 
mischen Silbermünzen  von  Baden,  welche  im 
Jahr  1824  daselbst  gefunden  worden^  mit 
dem  Vermerk  „die  20  Stücke  sind  ein  Ge- 
schenk Seiner  Hoheit  des  Markgrafen  Leo- 
pold. **  Dass  die  Donaueschinger  Stücke 
aus  den  Dubletten  dieses  Fundes  vom 
Quettich  stammen,  wird  eine  Zasammeo- 
Stellung  der  Verzeichnisse  ergeben: 

Karlsr.       F.Farswnb. 
Dabletten-         Mfiiiz- 
Varzeichai«.    Miunliiug. 

Vespasian 1  1 

Titus 1  1 

Domitian 1  1 

Traian 4  1 

Hadrian 10  l 

Sabina 2  1 

Antoninus  Pius   ...  6  1 

Faustina  I      ....  5  1 

M.  Aurel 2  1 

Faustina  II     .    .   f^r^JL]^       ^ 

Digitized  by  VjOOJjIC 


—    29    — 

Karl».       F.  Fttrstenb. 
Dubletten-         Mttnx- 
Verzeiohnis.    sammlang. 

Lucilla —  1 

Commodus 2  1 

Sept.  Severus  ....  57  1 

Julia  Domna  ....  29  1 

Caracalla 28  B 

Plautilla 10  1 

Geta       19  1 

Macrinus     .    ,    .    .    .  1  1 

isöst.    ~  2o"st, 

(Denare  ■.  Antonio iane  nicht  unterschieden). 

Die  kleine  Disharmonie  bei  Lucilla 
dürfte  sich  wohl  aus  einer  Ungenauigkeit 
des  sehr  fluchtigen  Karlsruher  Dubletten- 
Verzeichnisses  erklären. 

Die  F.  Fürstenbergische  Sammlung  hat 
aber  auch  nach  derselben  Notiz  in  den  Ak- 
ten ans  dem  gleichen  Funde  aus  Baden  durch 
Yermittelung  des  Munzhändlers  Ecke!  in 
Strassborg  66  weitere  Stück  angekauft.  Da- 
nach würde  der  Fund  also  mindestens  be- 
stehen aus: 

Sammig.  t^,  . ,..    F.  Fttrs- 

Sr.  k.  ^'^^^-   tenberg. 

Höh.  des  .^„.,      Samm-       kus. 

Groseh.  **J'"*-       lung 
Leopold       ^^^-       (gekft.) 

Antonius  m  vir.  2  —  —  2 

Galba    laur.  Iden.   —  —  laur.  l 

Yespasian  3  1  1            5 

Titus  3  115 

Domitian  8  1  —            9 

Nerva  —  —  1            1 

Traian  17  4  6          27 

Hadrian  18  10  2          30 

Sabina  3  2  16 

L.  Aelius  —  —  1            1 

Antoninus  Pius  20  6  14          40 

Faustina  I  5  5  4          14  . 

M.  Aurelius  21  2  7          30 

Faustina  11  9  2  4          15 

L.  Verus  3  —  —            3 

Lucilla  3  1—4 

Commodus  19  2  1          22 

Crispina               1  —  —  1 

Pertinax  2  —  —           2 

ClodiusAlbinus  —  —  1            1 

Sept.  Severus  63  57  10        120 

Julia  Domna  18  29  3          50 

Caracälla  63')  28  5          96 

PlautUla  6  10  —          16 


—    30     — 


1)  darunter  7  ant. 


Sammig. 

Sr   k. 
Höh.  des 
Grossh. 
Leopold 

Dublet- 
ten 

dersel- 
ben. 

F.  Fürs- 
tenberg. 

Samm- 
lung 

(gekft.) 

aus. 

Geta 

20 

19 

3 

42 

Macrinus 

5 

1 

— 

6 

Diadumenian 

2 

— 

— 

2 

Elagabal 

3  0 

— 

— 

3 

Maesa 

1 

— 

1 

2 

Soaemias 

1 

— 

— 

1 

Aquilia 

1 

— 

— 

1 

Sever.  Alexand.    2 

— 

— 

2 

Mamaea 

1 
.  314 

— 

66  1+ 

1 

1  aur 

181 

561 

Der  ganze  Fund,  soweit  er  sich  noch 
konstatieren  lasst,  bestand  also  aus  1  au- 
reus von  Galba  und  561  Silbermünzen, 
unter  denen  mindestens  9  Antoninianc,  der 
Rest  Denare  waren. 

Der  Münzfund  als  solcher  ist  jetzt  nicht 
mehr  vorhanden.  Die  Stücke  der  Fürsten- 
bergischen  Sammlung  wurden  ohne  weitere 
Bezeichnung  eingereiht,  so  dass  sie  sich 
jetzt  nicht  mehr  auffinden  lassen.  Was  aus 
den  im  Besitz  Seiner  königl.  Hoheit  des 
Grossherzogs  Leopold  gewesenen  Stücken 
geworden,  konnte  ich  nicht  erfahren;  in 
das  Grossh.  Münzcabinet  zu  Karlsruhe  sind 
sie  jedenfalls  nicht  gekommen. 

(K.  Bissinger) 

Wiesbaden.  [Römisches  Gebäude  auf  dem  31^ 
Kranzplatze].  Der  frühere  Konservator  des 
Museums  und  Sekretär  des  nass.  Alter- 
turosvereins,  der  um  die  Erforschung  der 
nassauischen  Vorzeit  hochverdiente  Archi- 
var Habel  berichtet  in  den  Annalen  des 
genannten  Vereins  III,  2  S.  235  ff.  und  3 
S.  207  ff.  von  einem  merkwürdigen  Funde 
römischer  Grabsteine,  welcher  im  März  1841 
und  im  Frühjahr  des  folgenden  Jahres  auf 
dem  Kranzplatze  gemacht  wurde.  Als  man 
beim  Umbau  des  Eckhauses  von  Langgasse 
und  Kranzplatz,  gegenüber  dem  Badhause 
zum  Bock,  die  Fundamente  grub,  kam  man 
einen  Fuss  unter  dem  Strassenpflaster  auf 
eine,  die  Ecke  des  Hauses  berührende 
römische  Mauer  von  2^]%  Fuss  Dicke, 
welche  in  der  Richtung  nach  dem  Bad- 
hause zum  Engel,  also  nach  Osten  verlief. 
Dieselbe  ruhte  auf  grossen  Sandsteinplat- 
ten, welche  ihrerseits  auf  einem  Pfahlroste 


1)  daroater  2  ant 


Digiti 


zedby  Google 


-    31 


—    82    — 


lagen,  offenbar  wegen  der  früher  sumpfigen 
iieschaffenheit  dieser  Örtlichkeit,  gerade 
wie  auch  die  Ueidenmauer  in  der  Tiefe 
der  Langgasse  auf  Pfählen  geruht  hatte. 
Die  Sandsteinplatten  erwiesen  sich  später 
als  Grabsteine  mit  Inschriften;  dieselben 
hat  Habel  mit  den  später  gefundenen  an 
den  angeführten  Stellen  der  Annalen  ver- 
öffentlicht, nach  ihm  sind  sie  dann  in  den 
Inscript.  Nassoicae  und  nach  diesen  bei 
Brambach  abgedruckt  worden.  Weitere 
Nachforschungen  ergaben,  dass  die  ge- 
nannte Mauer  sich  noch  weiter  erstreckte 
und  die  eine  (nördliche)  Seite  eines  rö- 
mischen Gebäudes  bildete,  dessen  andere 
Seiten  alsbald  ebenfalls  in  den  Fundamen- 
ten zum  Vorschein  kamen.  18  Fuss  näm- 
lich von  dem  genannten  £ckhause  zweigte 
sich  eine  Mauer  rechtwinklig  nach  dem 
Badhaus  zum  Bock  zu  ab,  von  welcher 
ebenso  eine  der  ersten  parallele  Mauer 
nach  Osten  ausging;  zuletzt  schloss  eine 
vierte  Mauer  im  Osten  das  Ganze.  Der 
Baumeister  Kihm  nahm  damals  sofort  ei- 
nen Grundriss  des  unzweifelhaft  römischen 
Bauwerkes  auf,  sowie  der  nachher  gefun- 
denen Mauern  und  legte  denselben  der 
Generalversammlung  des  Vereins  vor ;  doch 
weder  er  noch  Habe!  fanden  nachher  die 
Zeit  den  Riss  mit  einer  Beschreibung  'zu 
veröffentlichen,  ja  er  scheint  ganz  verloren 
gegangen  zu  sein.  Das  Verdienst,  nähere 
Angaben  über  den  Befund  gerettet  zu  ha- 
ben, gebührt  dem  Ober  -  Med.  -  Rat  Dr. 
Reuter,  welchem  Kihm  in  seiner  letzten 
Krankheit  auf  Ersuchen  seine  Notizen  in 
die  Feder  diktierte.  Dochj  auch  Reuter 
kam  mit  der  beabsichtigten  Bearbeitung 
nicht  zu  Ende;  er  scheiterte  an  der  Zeich- 
nung, da  nicht  alle  Angaben  mit  einander 
oder  mit  der  Örtlichkeit  selbst  stimmten. 
Da  Reuter  dem  Unterzeichneten  schliess- 
lich die  Kihm'schcn  Notizen  übergab,  so 
erachtet  derselbe  sich  für  verpflichtet,  die- 
selben nicht  länger  zurückzuhalten,  zumal 
es  gelungen  zu  sein  scheint,  durch  Ände- 
rung einer  Angabe  die  Lage  des  Gebäudes 
festgestellt  zu  haben,  welches  sich  nunmehr 
mit  ziemlicher  Wahrscheinlichkeit  rekon- 
struieren lässt.  Wir  haben  den  Versuch 
gemacht  und  legen  ihn  unter  Vorbehalt 
etwaiger  Verbesserungen  hier  vor. 


«9 

'S 


l",. 


Das  römische  Gebäude  auf  dem  Eranz- 
platz  bildete  nach  den  Mitteilungen  Kihms 
ein  verschobenes  Oblongum  mit  ungleichen 
Seiten : 

die  uördl.  Langseite  war  101'  9"  rh.  lang; 
die  südl.  „  „      99^  6"  „      „ 

die  östl.  Schmalseite    „      44'  8"  „      „ 
die  westl.  „  „      43'  6"  „      „ 

Es  war  durch  drei  Quermauem  in  vier 
Räume  von  ungleicher  Grösse  abgeteilt; 
diese  Mauern  waren  21"  breit  und  18" 
hoch.  Der  erste  Raum  von  der  Langgasse 
aus  gerechnet  war  31'  6"  breit,  40'  lang^: 
der  zweite  war  21'  8"  breit,  40'  laag: 
der  dritte  „  11'  3"  „  40'  8"  lang: 
der  vierte     „    23'  8"      „      40'  8"    ^ 

Da,  wo  die  westliche  Mauer  nach  dem 
Badhaus  zum  Bock  sich  abzweigte,  war  sie 
im  Fundament  3'  1 1"  breit,  4'  5"  hocb 
und  1'  unter  dem  Pflaster*). 

1)  DieM  Zahl  ist  —  wio  bei  den  folgeadeo 
Bäumlichkeitea  —  xu  grosi;  di«  Lftage  betrag 
43<  5"  —  2  X  (8'  11")    ^  c.  86'. 

2)  Man  bat  offenbar  die  Kaner  an  den  vaden 
Stellen  zu  messen  niclifr-far  nötigr gehalten. 

Digitized  by  VjOOQ IC 


-   m  — 


^    M     — 


Der  AüfanjEf  der  Mauer  an  dem  erwähn- 
ten Eckliüuse  mhte  auf  einem  Grabstein 
von  Sandstein,  welcher  7  9"  lang  und  3' 
breit,  1'  dick  war*).  Seine  glatte  Ober- 
däcbe  zeigte  eine  rumische  Inschrift;  der 
Stein  lag  auf  einem  Fundament  von  rohen 
Bruchsteinen  mit  einem  Mörtel  von  Kalk 
und  zerstossenen  Ziegelsteinen.  Der  obere 
Teil  zeigte  Verzierungen,  der  untere  war 
bis  auf  2"  Länge  roh  behauen.  An  diesen 
Stein  stiess  ein  zweiter,  lang  6'  9",  breit 
2'  9",  dick  9", 

ein  dritter        6'      lang,  2'  10"  breit, 
ein  vierter        8'        „      3'  „ 

ein  fünfter        7'        „      2'    9"     „ 
ein  sechster     6'  9"  „      3'    4"      „ 
ein  siebenter    7'  4"  „      2'    9"      „ 
Die  beiden  folgenden  (Nr.  8  und  9)  waren 
in  Hinsicht  auf  Grösse   und   Bearbeitung 
den  genannten  ähnlich,  aber  i  noch  ?)  ohne 
Inschrift  und  Verzierung,  4'  4"  lang, 
der  zehnte  Stein  war  8'      lang,  2'  9"  breit, 
der  elfte        „        „  6'        „     3'  3"    „ 
der  zwölfte    „        „   5'        „      2'  9"    „ 
der  dreizehnte        „   5'  4"   „      2'  9"    „ 

Es  folgten  wieder  vier  kleinere  roh 
behauene,  zu  Grabsteinen  bestimmte  Plat- 
ten, dann  ein  grösserer,  6'  5"  lang,  2'  10" 
breit,  ohne  Inschriften;  der  letzte  bildete 
das  Fundament  der  nordöstlichen  Ecke; 
auf  einem  gleichen  Steine  ruhte  auch  die 
südöstliche  Ecke. 

Die  Schriftseite  der  zwei  ersten  Grab- 
steine war  nach  oben,  die  der  anderen 
nach  unten  gekehrt;  sie  alle  ruhten,  wie 
oben  bemerkt,  auf  einer  Lage  von  acht 
römischem  Mörtel  von  6"  bis  10"  Höhe; 
ein  gleicher  Mörtel  bildete  die  Unterlage 
der  auf  ihnen  aufgf'führten  Mauer,  welche 
aljcr  nur  mit  gewöhnlichem  Speis  von  Kalk 
und  Sand  errichtet  war.  —  Die  Pfähle, 
auf  denen  das  Ganze  ruhte,  waren  6"  dick 
und  standen  3'  tief  in  der  Erde,  doch  wa- 
ren sie  zum  Teil  ganz  verfault." 

In  der  Mitte  der  Umfassungsmauer  [auf 
welcher  Seite  ?]  war  ein  Eingang,  4*  4"  im 
Lichten  breit;  Schwelle  und  Seitenmauem 
bestanden  aus  behauenen  Steinen,  diese  in 
^rei  Lagen,  3'  hoch,  jene  1'  hoch.  —  An 

1)  Wir  fahren  die  Kihmischen  Mause  an, 
aacU  wenn  sie  mit  den  von  Habet  angegebenen 
nicht  aberall  itiiBmen. 


die  südliflic  Lau^eitc  sticsa  ein  gewölb- 
ter Keller*  dessen  eine  ij?eiie  durch  die 
Umfas  8  nng^  m  lui  e  r  ge  bild  et  w  u  rde ;  mau  1 1  o  - 
merkte  uebeu  derselben  den  Ansatz  zu 
einem  Gewölbe.  Der  Keller  war  l(i'  9" 
lang,  12'  2"  iin  Liebten  breit.  Die  Trepi>e, 
welche  hinab  fuhrt e,  war  4'  4"  breit  und 
hatte  vier  aus  Bruchs t einen  gemauerte 
Tritte;  die  Tiefe  betrug  4'. 

Die  erste  Äbteilungsmauer  setzte  sich 
bis  'iw  diin  Häusern  nach  N.  fort  und 
konnte  deshalb  nicht  weiter  verfolgt  wer- 
den.  Die  östliche  lief  nach  beiden  Seiten 
weiter,  und  7war  traf  sie  im  N\  in  einer 
Entfernung  von  12'  *),  im  S.  in  einer  Knt- 
fernung  vc^u  IC  *)  auf  die  Häuser  (im  S, 
auf  den  englischen  Hof). 

In  dorn  Keller  und  den  oberen  Räumlii-h- 
keiten  wurden  u.  a,  gefunden  ein  Kraluiea 
von  Broiwc,  oVs'  lang,  5"  dick,  ein  massi- 
ver Kno]>f  von  Bronze,  prünsclich  unkennt- 
liche iliinüen,  anscheinend  Kleiuerz,  Bnicli- 
stücke  einer  Fibula  und  von  terra  sigillata: 
in  dem  Hofe  des  Eckhauses,  zwölf  Schritte 
von  dem  Gebäude,  eine  Mlinze  von  Cnn- 
stantin  (Klcinerz),  ein  Stück  eines  oberen 
Säulcnschaftes;  unter  dem  ersten  Ontb- 
stein  lag  ein  dorisches  und  ein  jonisches 
Kran^gesinis. 

"  ParallH  mit  den  Ostlichen  Mauern,  iF 
!• ''  davon  entfernt,  zog  eine  andre  Mauer, 
mit  dieser  iu  einer  Entfernnnt?  von  IV 
3"  ebenso  oine  zweite,  beide  Itis  ku  Hanseru 
hin.  Der  umscbloasene  llanm  wurde  dtircU 
drei  Mauern  in  tvrel  geschlossene  Zimmer 
abgeteilt;  das  südliche  war  VA*  2**  lanj?, 
11'  4''  hreii(?)  und  hatte  in  der  tist Heben 
Ecke  einen  W  9"  weiten  Eingang:  die 
Schwelle  war  von  rauhem  Sandstein  ge- 
bildet, das  Zimmer  selbst  mit  Estrich 
belegt,  [Jas  aweite  Zimmer  war  ebensa 
breit  und  lang  und  hatte  zwei  ThüröflT- 
nungen,   die   eine   gleichfalls   in  der  süd- 

1)  Dift»  beid«n  ZahLiiD  aitid  fal»cfa^  wArAn 
•I«  rictitltr,  Bu  wUrd«  die  Kutf^mung  vom  Kord^ 
puakCfl  Uii  Eiim  S(li]pDtikt4  li'  -f  44'  S'  -|-  1B' 
7i'  8"  liGtmg«[i,  wahre u4  uxei  io  Wahrheit  o  Vhä' 
betrigt.  mlir»  c,  4(1'  iiifl>ir,  wulc?lifl  fn  deti  inbrniste- 
nftDDteD  ZaIiIaq  ztigAfltfit  werdau  iiiliiBDn,  Sstzflu 
wir  ^i  HtAtt  lä  und  Sß  Btatt  l&,  »o  ar^l«bt  alolk 
danftcli  aina  Kichtna^  dsi  Qftbaiitlvfii  wAlehe  intt 
den  ADflulian  eiii[g«r  nuch  lebaadca  Feriuneti 
stimmt,    ilk   bei   der  Aaignbiihg   ftiiffBgaii    w»f«a 


und  geu4Q  AufdiarlttAa. 


Digitized  by 


Google 


—    3.J     — 


—    3)    — 


liehen  Ecke,  3'  9"  weit,  mit  einer  Schwelle 
von  Sandstein  und  in  gleicher  Höhe  mit 
dem  Estrich  des  Zimmers ;  die  andere  war 
in  der  Abteil ungsmauer,  von  gleicher  >yeite 
und  mit  gleicher  Schwelle. 
.  Parallel  mit  diesen  flauem  verlief  eine 
dritte,  welche  gleichfalls  unter  den  Häusern 
verschwand.  Der  Zwischenraum  —  W  G"  — 
war  ebenfalls  durch  Zwischenmauern  in 
kleinere  Räume  abgeteilt.  In  der  äusseren 
Mauer  befand  sich  [wo  ?]  eine  Nische,  1'  4" 
breit,  1'  2"  tief;  nach  oben  waren  Ziegel- 
steine gegeneinander  gestellt  und  bildeten 
eine  dachförmige  Decke ;  ein  Ziegel  zeigte 
noch  den  Rest  eines  Stempels  der  22ten 
Legion.  Neben  den  kleinen  Räumen  war 
[wo?]  ein  viereckiges  Postament  von  1'  4" 
im  Quadrat  aus  rotem  Sandstein,  in  der 
Mitte  ein  Loch.  Man  fand  hier  einen 
sehr  verschliffenen  Schleifstein  von  rotem 
Sandstein. 

An  dieses  Gebäude  schien  sich  ein 
anderes  anzuschliessen,  wenigstens  stiess 
man  in  einer  Entfernung  von  1'  6''  auf  eine 
weitere  Mauer,  2'  dick,  2'  4"  hoch;  doch 
konnte  sie  nicht  weiter  verfolgt  werden. 

Soweit  Kilim.  Es  erhellt,  dass  nament- 
lich die  letzten  Angaben  unzulänglich  sind 
und  ein  genaues,  klares  Bild  nicht  geben. 
Wir  enthalten  uns  auch  aller  Vermutungen 
und  fügen  nur  soviel  hinzu,  dass,  wenn,  wie 
versichert  wird,  der  ganze  Charakter  der 
Mauern  ein  ächtrumischer  war,  das  grosse 
Gebäude  erst  in  der  letzten  Zeit  der  An- 
wesenheit der  Römer  kann  gebaut  sein, 
da  man  die  Grabsteine  zum  Unterbau 
zu  verwenden  sich  erlaubte.  (Otto.) 
32.  Zu  dem  Hetfdemheimer  Militärdiptom.  Der 
auf  dieser  Urkunde  (Wd.  Korr.  III,  74  und 
IV,  11)  genannte  Konsularlegat,  von 
dessen  Namen  nur  der  Schluss  des  Cog- 
nomen  erhalten  ist,  kann,  wie  ich  glaube, 
mit  ziemlicher  Sicherheit  bestimmt  werden. 
Hammeran  las  ALBINO  oder  VLLINO 
und  riet  auf  Clodius  Albinus,  von  dem 
bezeugt  ist,  dass  er  unter  Commodus  gegen 
die  uberrheinisclien  Germanen  kämpfte. 
Mommsen  las  VILINO  oder  ebenfalls 
VLLINO  und  dachte  an  Beinamen  wie 
Aquilinus,  Paullinus,  Catullinus,  Nenxllinus 
(Eph.  epigr.  V  p.  617).  Nun  steht  aber 
auf  der  Öhringer  Inschrift  Brambach  1559 


nach  genauer  Lesung  P  *  COR  •  A  . .  . 
. . .  0  •  LEG  ■  AVG  •  PR . .  . ,  wie  ich  schon 
in  meinen  „Rom.  Inschr.  im  Wirt.  Franken" 
(1870)  nachgewiesen  habe,  und  zwar  so^ 
dass  die  senkrecht  stehende  erste  Hasta 
von  A  auf  die  Ligatur  AN  hinweist  Die 
von  E.  Hübner  (ohne  Kenntnis  der  Beste 
des  Cognomen)  ausgesprochene  Vermutung, 
dass  hier  an  P.  Cornelius  Anullinus, 
COS.  216  (Wilmanns  2317.  2868),  zu  denken 
sei,  ist  daher  so  gut  als  sicher.  Wenn 
wir  nun  sehen,  dass  auf  dem  Militärdiplom 
von  Heddernheim  VLLINO  nicht  blos  mög- 
lich, sondern  durch  die  Übereinstimmung 
Hammerans  und  Mommsens  wahrscheinlich 
ist,  so  wird  wohl  hier  derselbe  Mann  ge- 
nannt sein.  Allerdings  kommt  noch  ein 
zweiter  AnuUinus  im  Jahr  199  als  Konsul 
vor  (Wilmanns  1488.  1500),  aber  dessen 
andere  Namen  sind  nicht  bekannt,  und  so 
bleibt  die  grössere  Wahrscheinlichkeit  iur 
den  ersteren.  Die  Statthalterschaft  des- 
selben in  Obergermanien  fällt  in  die  Zeit 
nach  216,  also  unter  Elagabal  oder  Alexan- 
der Severus.  (F.  Haug.) 

Rottenbttrg.  Beim  Bau  des  Kreisgefang*  33L 
nisses  sind  hier  1842/43  gefunden  worden 
zwei  grosse  Viergötteraltäre,  ein  Wochen- 
götteraltar,  eine  sog.  Gigantengruppe  und 
ein  Inschrift-Fragment  (Jaumann,  Bonner 
Jahrb.  IV,  144  ff.  und  Col.  Sumlocenne, 
Nachtrag  S.  24  ff.  m.  Abb.;  Königr.  Württ 
I  151,  n.  11  ff.).  Nach  dem  Vorgang  Hett- 
ners  (Juppitersäulen,  Westd.  Zs.  IV  36ö  ff.) 
und  Donner-  v.  Richters  (Heddemheimer 
Ausgrabungen,  Frankf.  1885)  können  mr 
einen  der  Viergötteraltäre  mit  dem  Wochen- 
götteraltar  und  der  Gigantengruppe  zu  ei- 
nem Juppitermonument  verbinden.  Die 
Massverhältnisse,  die  Gleichheit  des  Fund- 
ortes und  des  Materials  (grobköniiger  Sand- 
stein) geben  dazu  ein  Recht.  Es  fehlt  dann 
von  den  Hauptteilen  des  Denkmals  nur  noch 
die  Säule,  auf  welcher  die  Gigantengnippe 
stand.  —  Mit  der  anderen  Viergötter-Ara 
aber  können  wir  das  bisher  nicht  verstan- 
dene Inschrift-Fragment  (Brambach  1630) 
zusammennehmen.    Dasselbe  lautet: 

COL 

MCY 

L  lYLl 

Digitized  by  VjOOQ IC 


—    37    — 

Eine  senkrechte  Randleiste  links  bezeich- 
net den  Anfimg  der  vier  Inschriftzeilen, 
auf  den  drei  andern  Zeilen  ist  der  Stein 
verstümmelt.  Die  einzelnen  Buchstaben  sind 
ca.  10  cm  hoch.  Jaumann  hat  bei  COL  an 
seine  ^colonia  Sumlocenne**  gedacht,  wäh- 
rend bekanntlich  nur  ein  saltus  Sumelo- 
cennensis  and  eine  civi(ta8)  Suma(loceno 
nensis)  nachweisbar  ist  (vgl.  Königr.  Württ. 
I  138.  149  ff.  154).  Brambach  hat  die  In- 
schrift mangelhaft  abgeschrieben  und  un* 
erklärt  gelassen.  Ich  ergänze  nach  Ana- 
logie der  Udelfanger  Inschrift  (Hcttner  a. 
a.  O.)  so: 

i.  o.  m 

Signum   et 

CO  Lumna 

M  CM  mar a 

l\yi\U8  86 

C}f  ndinus 
posuit 
Anfang  und  Ende  sind  natürlich  nicht  ganz 
sicher.  Die  Grösse  der  Buchstaben  weist 
auf  ein  ansehnliches  Denkmal  hin,  und  die 
Grösse  des  Steins  lässt  es  nicht  zu,  die 
Inschrift  auf  einem  Zwischenglied  ange- 
bracht zu  denken.  Der  Würfel,  auf  dem 
sie  stand,  mnss  die  Stelle  vertreten  haben, 
welche  sonst  häufig  ein  achteckiger  Wochen- 
götteraltar  oder  ein  anderer  Aufsatz  ein- 
nahm. So  hätten  wir  also  auch  hier  die 
zwei  unteren  Hauptglieder  eines  Juppiter- 
monuments;  darüber  ist  die  in  der  Inschrift 
genannte  Säule  zu  denken  und  darauf  wie- 
der die  Gigantengruppe  oder  eine  eigent- 
liche Jnppiter-Statue. 

Da  die  Jaumann'schen  Legionsstem- 
pel alle  unecht  sind  und  die  Herzog- 
Kall^e'sche  Ausgrabung  auf  der  'Altstadt', 
dem  Orte  des  römischen  Kastells,  befremd- 
licherweise keine  Inschriften  geliefert  hat 
(vgl.  den  Bericht  in  der  Wd.  Zs.  III 326  ff-), 
sind  biflf  jetzt  als  inschriftliche  Belege  för 
die  Anwesenheit  römischer  Truppen  in  Su- 
melocenna  nur  der  Votivstein  der  ala  Val- 
leusinm  und  der  eines  Soldaten  der  22. 
Legion  bekannt  geworden  (Kgr.  Württ.  I 
löO,  n.  4.  d).  Bei  einem  Besuch  in  Rot- 
tenbarg am  1.  Sept.  v.  J.  sah  ich  jedoch 
bei  Stadtbaumeister  Pfletschinger  zwei 
unzweifelhaft  echte  Stempel  der  LEG  -  VIII« 
AVG,  welche  1886  im  heutigen  Rottenburg 


—    38    — 

selbst  zufällig  ausgegraben  und  von  dem 
genannten  treuen  Hüter  der  dortigen  Al- 
tertümer gerettet  worden  sind. 

(F.  Haug.) 
Zu  der  Gruppe  „Reiter  und  Schlangen-  34. 
mensch''.  Alle  bisher  bekannten  Denkmäler 
des  „Reiters  und  Schlangenmenschen"  — 
einige  vierzig  an  Zahl  —  sind  mit  Aus- 
nahme des  einen  Stückes  aus  La  Jouchere 
(Auverge)  in  den  gallisch  -  germanischen 
Grenzprovinzen  aufgefunden  worden.  Ei- 
nen sehr  beachtenswerten  Beitrag  über 
die  Verbreitung  dieser  merkwürdigen  Rei- 
tergruppe liefert  A.  Prost  in  den  Memoi- 
res  de  la  soc.  d^arcli.  et  d'hist.  de  la 
Moselle.  XVII.  1887.  Hier  berichtet  er 
p.  193  in  dem  Aufsatz  „Les  deux  monii- 
ments  de  Herten  et  de  Heddernheim''  über 
drei  Stücke  aus  der  Bretagne,  auf  die- 
zuerst  Tr^v^dy  in  dem  Bull,  de  la  soc.  arch.. 
du  Finistere  1886  aufmerksam  gemacht  hat.. 
Von  der  einen  Gruppe,  die  zu  Guälen  (Kom- 
mune Briec)  gefunden  ist  und  sich  jetzt  m 
dem  Museum  von  Quimper  befindet,  sind 
nur  die  Schlangenleiber,  die  Beine  des  Rei- 
ters, der  Kopf,  der  Hals,  die  Beine  und 
der  Schwanz  des  Pferdes  erhalten.  Der  Rei- 
ter war  bis  zum  Jahr  1825  unversehrt  und 
ist  von  vielen  noch  jetzt  lebenden  Personen, 
in  Augenschein  genommen  worden  Nach 
sichern  Zeugnissen  war  er  nackt,  nur  ein 
kleiner  Mantel  flatterte  auf  seinen  Schultei*n,. 
der  Kopf  war  unbedeckt  und  bärtig.  Die 
gegenwärtige  Höhe  des  Denkmals  beträgt 
1,35  m,  die  Länge  1,25  m,  das  Gewicht 
],200  kil.  Ergänzt  würde  es  eine  Höhe- 
von  2  m  und  eine  Länge  von  1,65  m 
haben.  —  Die  zweite  Gruppe,  zu  Kerlot 
(Kommune  Plomelin)  gefunden  und  vooi 
roher  Ausführung,  hat  den  Kopf  und  dea 
rechten  Arm  des  Reiters,  den  Kopf,  die- 
Beine  und  den  Schwanz  des  Pferdes,  den 
Kopif  und  die  Hände  des  Schlangenmen- 
schen und  die  Schlangenleiber  zum  grössten. 
Teil  eingebüsst.  Der  Reiter  scheint  nackt 
zu  sein.  Die  Masse  sind:  1,40  m  H  ,  1,20  m. 
L.  —  Die  dritte  zu  Saint-Mathieu  (Kom- 
mune Plouaret)  gefundene  Gruppe  ist  un- 
förmlich. Der  Reiter  scheint  nackt,  die- 
schlangenfussige  Person  eine  Frau  zu  sein. 
Die  eine  Hand  der  letzteren  hält  den  linken« 
Fuss  des  Reiters,  die  anderi^die^rechte- 

Digitized  by  VjXJO^ 


—    :iO 


—    40    — 


Schulter  des  Pferdes.  Wegen  der  Masse 
und  des  Gewichts  ist  es  Prost  zweifelhaft, 
ob  diese  Gruppen,  namentlich  die  erste, 
ui-sprünglich  auf  Säulen  Aufstellungen  ge- 
funden hätten.  Dieser  Ansicht  trete  ich 
ohne  weitere  Beweise  nicht  bei.  £s  ist  zu 
bedauern,  dass  aus  Prost's  Bericht  nicht 
mit  Sicherheit  hervorgeht,  ob  die  lleiter- 
gestalten  wirklich  unbekleidet  gewesen  seien. 
(Fritz  Möller  in  Metz.) 


35.  Gesellschaft  für  Rheinische  Ge- 
schichtskunde. 

Die  7.  Jahresversammlung  ist  am 
28.  Dezember  1887  in  Köln  gehalten  worden. 

Der  Vorsitzende  berichtete  über  den 
Stand  der  Arbeiten  der  Gesellschaft  und 
über  eine  Erweiterung  ihres  Arbeitsplanes. 

Seit  der  6.  Jahresversammlung  gelangte 
die  vierte  Gesellschafts  -  Publikation  zur 
Ausgabe : 

Das  Buch  Weinsberg,  Kölner 
Denkwürdigkeiten  aus  dem  16.  Jahr- 
hundert, bearbeitet  von  Konstantin 
Höhlbaum.     Bd.  11.     1552  —  1577. 

Von  den  Kölner  Schreinsurkun- 
<len  des  12.  Jahrb.  befindet  sich  die 
dritte  und  Schi uss  -  Lieferung  vom  ersten 
Bande  unter  der  Presse.  Der  Bearbeiter 
Herr  Dr.  Hoeniger  in  Berlin  hat  das 
Manuskript  für  den  Band  vollendet.  Die 
Lieferung  wird  die  Schreinsurkunden  aus 
der  S.  Laurenz-,  der  S.  Kolumba-  und 
S.  Brigiden  -  Pfarre  der  Stadt  umfassen, 
in  der  erste ren  besonders  das  jüdische 
Element  in  der  städtischen  Bevölkerung 
des  12.  Jahrh.  vorführen.  Eine  Ergän- 
zung findet  dieses  Werk  durch  die  Heraus- 
gabe des  Kölner  Judenschreinsbuches  aus 
dem  13.  und  14.  Jahrh.  im  Kölner  Stadt- 
.archiv,  im  Auftrage  der  Historischen  Kom- 
mission für  die  Geschichte  des  Judentums 
gleichfalls  von  Herrn  Dr.  Hoeniger  besorgt. 
Der  erste  Band  der  Schreinsurkunden, 
welche  die  Gesellschaft  für  Rh.  G.  K.  ver- 
•i>flFentlicht ,  wird  im  Frülyahr  n.  J.  im 
Drucke  abgeschlossen  sein. 

Der  Druck  des  in  dem  vorigen  Berichte 
seinem  Inhalte  nach  näher  bezeichneten 
•ersten  Bandes  der  Rheinischen  Weis- 
tümer,  von  Prof.  Dr.  Loersch  vorbe- 
reitet, hat  durch   die   philologische  Bear- 


beitung der  Texte,  welche  Hj*.  Dr.  Kon- 
stantin Nörrenberg  in  Marburg  erst 
im  November  d.  J.  übernehmen  konnte, 
eine  Verzögerung  erfahren,  wird  aber  nun- 
mehr i.  J.  1888  begonnen  werden  können. 
Im  Staatsarchiv  zu  Koblenz  hat  der  Kgl. 
Archivar  Dr.  Max  Baer  die  Durchmuste- 
rung der  Bestände  und  die  Eintragung  der 
ermittelten  Weistümer  in  den  Zettelkatalog 
abgeschlossen.  Herr  Gymnasiallehrer  Ros- 
bach hat  die  Durchforschung  der  Hand- 
schriften der  Trierer  Stadtbibliothek  be- 
hufs Verzeichnung  von  Weistümem  begon- 
nen, jedoch  aus  Mangel  an  freier  Zeit  nur 
langsam  fördern  können.  In  jüngster  Zeit 
ist  auch  ein  Zettelverzeichnis  der  Weis- 
tümer des  nördlichen  Teils  der  Proviuz 
angelegt  worden,  indem  Herr  Dr.  Herrn. 
Forst,  Hülfsarbeiter  am  Staatsarchiv  zu 
Düsseldorf,  die  systematische  Durcharbei- 
tung der  in  diesem  Archiv  beruhenden 
Akten  der  einzelnen  Ämter  des  Erzstifteä 
Köln  übernommen  hat. 

Die  Ausgabe  der  Aachener  Stadt- 
rechnungen  von  Professor  Dr.  Loersch 
konnte  aus  den  schon  im  letzten  Jahres - 
bericlit  dargelegten  Gründen  nur  geringe 
Förderimg  erfahren;  dieselbe  wird  aus- 
schliesslich den  Bemühungen  des  Aachener 
Stadtarchivars  Herrn  R.  Pick  verdankt. 

Für  die  Bearbeitung  der  Urbare  der 
Erzdiözese  Köln,  welche  Professor  Dr. 
Creceiius  besorgt,  sind  Hilfskräfte  ge- 
wonnen worden.  Die  in  Köln  befindlichen 
Urbare  wird  Herr  Leonard  Korth  in 
Köln,  die  im  Düsseldorfer  Staatsarchiv 
liegenden  Herr  Dr.  Wächter  daselbst  für 
die  Ausgabe  vorbereiten.  Inzwischen  wird 
die  Karte,  welche  zunächst  die  Orte  ans 
den  schon  bearbeiteten  Werdener  Urbaren 
aufzunehmen  hat,  unter  Leitung  des  Pro- 
f4;ssors  Creceiius  hergestellt  sein ;  in  sie 
werden  die  der  anderen  Gebiete  eingetra- 
gen werden  können. 

Die  Herausgabe  des  Buches  Weins- 
berg ist,  insoforn  die  Gesellschaft  die- 
selbe übernommen  hatte,  abgeschlossen. 
Der  Erläuterungsband,  welciier  als  dritter 
Band  hinzutritt,  wird  von  Professor  Pr. 
Höhl  bäum  bald  in  Angriff  genommen 
und  vielleicht  im  nächsten  Jahre  im  Ma- 
nuskript beendet  werden.       t 

Digitized  by  VjOOQ IC 


41     — 


—     42     — 


Die  Erwartung,  dass  noch  gegen  Ende 
d.  J.  1887  der  Dnick  der  Landtagsak- 
ten der  Herzogtümer  Jülich-Berg, 
von  Herrn  Dr.  vonBelow  in  Marburg 
unter  der  Leitung  von  Professor  Dr.  Ritter 
bearbeitet,  werde  beginnen  können,  hat 
sich  nicht  verwirklicht.  Indes  ist  doch 
das  im  Düsseldorfer  Staatsarchiv  befind- 
liche Material  für  die  Zeit  des  16.  Jahrb. 
im  wesentlichen  aufgearbeitet,  und  seit 
einiger  Zeit  hat  Herr  Dr.  von  Bei ow  be- 
gonnen, den  höchst  umfangreichen  Stoff 
zum  Zweck  der  Herausgabe  zu  sichten. 
Wenn  seine  Forschungen  über  die  Auffinge 
der  jalich-bergischen  landständischen  Ver- 
fassung nicht  zu  weit  in  die  älteren  Zeiten 
und  auf  verwandte  Gebiete  ausgedehnt  wer- 
den, so  kann  im  Laufe  des  nächsten  Jahres 
die  Redaktionsarbeit  und  eine  in  den  Ar- 
chiven von  Berlin  und  München  für  die 
Zeit  von  1589  ab  zu  haltende  Nachlese  so 
weit  gefördert  werden,  dass  vor  Schluss 
d.  J.  1888  der  Druck  beginnen  darf. 

Die  von  den  Herren  Dr.  Hermann 
Keussen  und  Direktor  Dr.  Wilhelm 
Schmitz  vorbereitete  Ausgabe  der  älte- 
ren Matrikeln  der  Universität  Köln 
hat  im  verflossenen  Jahre  sehr  wesentliche 
Fortschritte  gemacht.  Der  erste  hand- 
schriftliche Band  ist  bearbeitet  und  mit 
zahlreichen  Anmerkungen,  welche  die  ein- 
gezeichneten Namen  erläutern  und  den 
Znsammenhang  der  Universitäten  unter 
einander  nachweisen  wollen,  versehen  wor- 
den ;  der  zweite  liegt  in  Abschrift  vor  und 
ist  eifrig  in  Angriff  genommen.  Ergän- 
zungen aus  Löwen  und  aus  den  handschrift- 
lichen Sammlungen  von  Paris  sind  in 
nächster  Zeit  zu  erwarten.  Übersichts- 
tabellen  werden  die  ursprünglichen  Ein- 
tragungen statistisch  verwerten  (Besuch  der 
Universität,  Herkunft  der  Lehrer  und  Stu- 
denten, Studium  derselben  auf  anderen 
Universitäten  u.  dgl.).  Das  Manuskript 
geht  seinem  Abschluss  entgegen. 

Für  die  Regesten  der  Erzbischöfe 
von  Köln  bis  z.  J.  1500,  deren  Ausarbei- 
tung Prof.  Dr.  Menzel  leitet,  ist  der  grösste 
Teil  der  gedruckten  Urkunden  der  Erz- 
bischöfe bis  zum  Jahre  1300  jetzt  ver- 
zeichnet. Die  Drucke  sind  weiter  mit  den 
Originalen  oder  guten  Kopieen  verglichen 


und  das  Urkundenwesen  der  Erzbischöfe 
überhaupt  ist  näher  untersucht  worden. 
Der  Leiter  des  Unternehmens  wird  i.  J. 
1888  diesem  voraussichtlich  noch  mehr 
Zeit  und  Kräfte  widmen  können  als  bisher. 

Für  die  Ausgabe  der  ältesten  Ur- 
kunden der  Rheinlande  bis  zum. 
Jahre  1000,  gleichfalls  von  Professor  Dr. 
Menzel  übernommen,  sind  alle  die  preussi- 
schen  Rheinlaude  betreffenden  Urkundeni 
abgeschrieben;  dieses  Material  wird  noch 
durch  Urkunden  aus  deu  Nachbarlanden ^ 
die  mit  jenen  zusammenhängen,  zu  ver- 
mehren sein.  Im  Frühjahr  und  Herbst 
d.  J.  wurde  das  Prümer  Chartular  in  Trier 
einer  eingehenden  Untersuchung  unterzo- 
gen, die  darin  befindlichen  Urkunden  sind 
verglichen  und  zum  Druck  vorbereitet.  Der 
erste  Teil  des  Werkes  wird  etwa  bis  z.  J. 
900  hei-ab  reichen. 

Für  die  Bearbeitung  der  sog.  Ada* 
Handschrift  in  det*  Stadtbibliothek  voi> 
Trier  sind  die  verschiedenen  Mitarbeiter, 
auch  auf  wiederholten  Reisen,  thätig  ge- 
wesen. Die  technischen  Vorarbeiten,  bei 
denen  es  sich  im  wesentlichen  um  Repro- 
duktionen hervorragender  Denkmäler  der 
karolingischen  Buchmalerei  sowohl  in  der 
Ada-Handschrift  selbst  als  ausserhalb  der- 
selben handelte,  sind  unter  der  Fürsorge- 
von  Professor  Dr.  Lamprecht  um  Pfing- 
sten d.  J.  beendet  worden.  Um  dieselbe 
Zeit  hat  Herr  Dr.  Corssen  seine  Bear* 
beitung  des  Yulgata  -  Textes  der  Hand- 
schrift für  den  Druck  hergerichtet.  Die 
paläographischen  Untersuchungen  von  Pro- 
fessor Dr.  Menzel  sind  nahezu  beendet. 
Die  kunstgeschichtliche  Abhandlung  von 
Herrn  Professor  Dr.  Janitschekin  Strass- 
bürg  i.  E.  steht  noch  aus.  Der  Beitrag  voa 
Herrn  Domkapitular  Schnütgen  in  KöIdi 
wird  ohne  Verzug  geliefert  werden.  Der 
Beginn  des  Abdrucks  wird  hoffentlich  in 
nächster  Zeit  vor  sich  gehen  können. 

Auf  Antrag  des  Mitgliedes  Herrn  Dr.. 
Max  Baer,  Kgl.  Archivar  in  Koblenz,, 
hat  die  Gesellschaft  die  Herausgabe  der 
Rechnungen  über  den  Bau  derStadt- 
mauer  von  Koblenz  aus  dem  13.  Jahr- 
hundert ihren  Aufgaben  eingereiht.  Das 
von  dem  Herrn  Antragsteller  bearbeitete 
Manuskript  lag  vollständig  druckreif  vor. 


4:l    — 


—    44    — 


Der  Text  der  Kechnungen  wird  gekürzt 
wiedergegeben;  eine  Einleitung  ist  voraus- 
4;esandt,  in  welcher  über  die  Erhebung, 
Verwaltung  und  Verwendung  des  für  den 
Bau  bestimmten  Ungelds,  über  das  Ver- 
hältnis zwischen  der  Stadt  und  dem  Erz- 
i)isc]iof  von  Trier  in  den  Steuerfragen,  zu- 
gleich auch  über  ihr  Verhältnis  in  den 
Fragen  der  städtischen  Verfassung  und 
iiber  die  Entwicklung  des  Stadtrates  ge- 
handelt, ferner  die  Art  der  Baubeamten- 
«chaften,  der  Löhne  und  der  Preise  unter- 
sucht wird;  Übersichtstabellen,  welche  die 
Ergebnisse  des  Textes  in  Kürze  vorführen, 
l'rkunden  als  Beilagen  und  ein  Situationsplan 
beschliessen  das  Manuskript.  Der  Abdruck 
kann  sogleich  beginnen,  wenn  die  buchhänd- 
ierischen  Verabredungen  getroffen  sind. 

Zwei  weitere  neue  Werke  der  Gesell- 
schaft verdanken  ihre  Entstehung  der  An- 
regung durch  den  Provinzial-Verwaltungs- 
rat  und  den  Landesdirektor  der  Rhein- 
provinz Herrn  Klein  in  Di'isseldorf:  die 
Bearbeitung  eines  Geschichtlichen  At- 
las der  Rheinprovinz  und  die  Heraus- 
frabe einer  Denkmäler  -  Statistik  der 
Rheinprovinz. 

Der  Geschichtliche  Atlas  der 
Rheinprovinz,  für  welchen  besondere 
Mittel  von  Seiten  der  Provinzial  -  Verwal- 
tung zur  Verfügimg  gestellt  wurden,  wird 
von  dem  Plane  ausgehen,  welchen  das  Vor- 
standsmitglied Professor  Dr.  Loersch, 
zugleich  Mitglied  der  provinzial en  Museums- 
Kommission,  entworfen  hat.  Diese  Denk- 
schrift, die  durch  den  Vorstand  eben  ver- 
vielfältigt worden  ist,  betont  die  Bedürf- 
nisfrage  im  Interesse  der  Praxis  und  der 
AVissenschaft,  der  gelehrten  Forschung  und 
der  Verwaltung;  sie  zeichnet  die  Art  der 
Bearbeitung  und  verteilt  den  Stoff  von  der 
prähistorischen  Zeit  bis  in  das  19.  Jahrb. 
Auf  12  Kartenblätter  mit  Nebenkarten.  Ein 
besonderer  Ausschuss  des  Vorstandes  für 
dieses  Werk  hat  den  Beistand  des  Ver- 
treters der  geographischen  Wissenschaft 
an  der  Universität  Bonn,  des  Herrn  Pro- 
fessor Dr.  Johannes  Rein  gewonnen; 
Professor  Dr.  Lamprecht  leitet  die 
Vorarbeiten;  Herr  Cand.  des  höheren 
Schiilamts  Konstantin  Schnlteis,  z.  Z. 
in  Köln,  stellt   die  Urkarte  her,   welche 


allen  Blättern  zugrunde  gelegt  werden 
soll.  Der  letztere  hat  zugleich  den  Auf- 
trag, ein  wissenschaftliches  Repertorium 
über  alle  kartographischen  Darstellnngen 
des  Rheinlandes  und  seiner  Teile  ans 
älterer  und  jüngerer  Zeit  auszuarbeiteo : 
er  hat  für  diesen  Zweck  bereits  die  Plan- 
kammer des  Stadtarchivs  und  die  Samm- 
lungen der  Stadtbibliothek  von  Köln  durch- 
gearbeitet und  die  Materialien  des  Stadt- 
archivs von  Frankfurt  a.  M.  und  der  Stadt- 
bibliothek von  Mainz,  deren  Verwaltungen 
in  dankenswerter  Weise  den  Wünschen 
des  Vorstandes  entsprochen  haben,  her- 
angezogen. Zu  Beginn  des  neuen  Jahres 
wird  die  Urkarte  vollendet  werden. 

Die  gleichfalls  von  dem  Herrn  Landes- 
direktor der  Rheinprovinz  angeregte  Be- 
arbeitung einer  Denkmäler- Statistik 
der  Rheinprovinz  ist  von  dem  Vor- 
stande der  Gesellschaft  in  jüngster  Zeit 
unter  die  Werke  der  Gesellschaft  aufge- 
nommen worden.  Einen  Plan  für  die 
Bewältigung  der  grossen  Aufgabe  wird  eine 
für  dieses  Unternehmen  eingesetzte  Kom- 
mission entwerfen ;  da  aber  die  sehr  be- 
trächtlichen Mittel,  welche  für  die  Aus- 
führung erforderlich  sind,  aus  den  allge- 
meinen Mitteln  der  Gesellschaft  nicht  ent- 
nommen werden  können,  so  dürften  di^ 
selben  durch  die  Provinzial  -  Verwaltung 
und  diejenigen  grossen  Städte,  die  durch 
den  Reichtum  ihrer  Denkmäler  an  dem 
Zustandekommen  des  Werkes  besonders 
interessiert  sein  müssen  (Köln,  Aachen, 
Trier),  dargeboten  werden;  eine  Beisteuer 
ist  von  der  ersteren  der  Gesellschaft  b^ 
reits  zugewiesen  worden.  Durch  dieses 
Unternehmen,  welches  jedoch  noch  ganz  in 
seinen  Anföngen  steht,  hofft  die  Gesellschaft 
mit  der  Provinz,  welcher  sie  sich  widmet, 
noch  fester  zusammen  zu  wachsen  als  bisher. 

Ein  Werk  zur  neuesten  Geschichte  der 
Rheinlande,  welches  geplant  worden  var, 
die  Bearbeitung  der  hinterlassenen  Pa- 
piere desGrafenFriedrich  zuSolms- 
Laubach,  des  ersten  preussischen  Ober- 
Präsidenten  für  Jülich  -  Kleve  -  Berg  za 
Köln,  wurde  vorläufig  zurückgestellt.  Se. 
Erlaucht  der  reg.  Herr  Graf  Friedrich 
zu  Solms -Laubach  hatte  die  Durch- 
sicht der  Papiere  ^^stattet;  Professor  Dr. 

Digitized  by  "LjOOQIC 


—    45    — 

Dove  und  Professor  Dr.  Höhlbaum 
nahmen  die  Prüfung  vor,  glaubten  aber  die 
Benutzung  der  reichhaltigen  Papiere  erst 
für  eine  sp&tere  Zeit  empfehlen  zu  sollen. 

Zu  froheren  Notizen. 

36.  Zu  Korr.  VI,  148.  Das  ,,Sycken  Hylss"* 
(wohl  Huyss)  bei  Neuss  hat  mit  „Seuchen^ 
nichts  zu  thun,  sondern  ist  ein  Siechen- 
o4er  Leprosenhaus  (im  südlichen  Deutsch- 
land Gutleuthaus) ,  von  siech,  mnd.  s6k 
=  siech,  krank,  besonders  aussätzig.  Sol- 
cher Hospitäler  gab  es  im  Mittelalter 
fast  bei  allen  grossem  Niederlassungen; 
überall  befanden  sie  sich  ausserhalb  des 
Orts,  oft  V<  Stunde  davon  entfernt  (Me- 
laten  bei  Köln  und  Aachen,  Lazarushaus 
auf  der  Höhe  bei  Bonn,  Melatenhaus 
bei  Cleve  und  Ginderich,  Siechhaus  bei 
Düren,  Leprosenhaus  an  der  Mündung 
des  Bruckbachthals  bei  Koblenz  u.  s.  w.). 
Die  Lage  der  Siechenhäuser  ist  in  zwei- 
facher Hinsicht  von  Bedeutung:  einmal 
findet  man  sie  da,  wo  es  römische  Strassen 
giebt,  regelmässig  an  oder  nahe  bei  einer 
solchen,  so  dass  hierdurch  ein  neuer  An- 
haltspunkt für  die  Bestimmung  des  Alters 
der  Strasse  gewonnen  wird,  dann  aber 
liegen  sie  auch  vielfach  in  der  Nähe  der 
Richtstätte  (Galgen).  Letzteres  ist  z.  B. 
in  Köln,  Aachen,  Bonn  und  gewiss  noch 
an  manchen  andern  Orten  der  Fall.  Wo- 
mit es  zusammenhängt,  ist  mir  nicht  klar. 
Möglicherweise  lag  der  Grund  darin,  dass 
man  die  mit  dem  Aussatz  Behafteten  schon 
zu  fränkischer  Zeit  gleich  den  zum  Tode 
Verurteilten  aus  der  menschlichen  Gesell- 
schaft ausstiess  und  sie  behandelte,  als 
wären  sie  nicht  mehr  unter  den  Lebenden. 
Die  erstere  Beobachtung,  dass  nämlich  die 
Siechen häuser  in  der  Regel  an  römischen 
Heerstrassen  gelegen  sind,  hat  für  die 
Wormser  Gegend  auch  Dr.  Kohl  gemacht 
(vgl.  Weckerling,  Die  römische  Abteilung 
des  Paulus -Museums  der  Stadt  Worms  II 
S.  29).  Über  das  Leprosenhaus  von  Giesscn, 
das  rechts  von  der  sehr  bedeutenden  Ver- 
kehrsstrasse von  dort  nach  Selters,  jetzt 
Frankfurter  Strasse^  lag,  vgl.  Rady  im 
5.  Jahresbericht  des  Oberhessischen  Ver- 
eins für  Lokalgeschichte  (1886/87)  S.  110. 
Die  hiergegen  vorgebrachten  Bemerkungen 


—    46    — 

des  Prof.   Gar  eis    (ebendas.)    entbehren 
nach  dem  Vorstehenden  der  Begründung. 
_  (R.  Pick.) 

Vereinsnachrichten 

unter  Redaction  der  Vereinsvorstände. 
DOrkheim,  Altertumsverein.  Inder37. 
letzten  Ausschusssitzung  vom  3.  Januar 
wurden  folgende  Beschlüsse  gefasst:  1)  Der 
Vorstand  des  Vereins  wurde  ermächtigt,  eine 
ueuePublication  des  Vereins  herauszu- 
geben, welche  ausser  einem  Berichte  über 
den  Stand  der  Sammlung,  der  Mitglieder, 
der  Kasse  eine  Reihe  von  Abhandlungen 
enthalten  soll,  welche  sich  mit  unserer 
ältesten  einheimischen  Geschichte 
beschäftigen.  Auch  mehrere  Tafeln  sollen 
dieser  Vereinsschrift  beigegeben  werden. 
2)  Für  weitere  Ausgrabungen  im  W^inter- 
refectorium  der  Abtei  Limburg  wur- 
den 50  JL  bewilligt.  3)  Für  Bergung  und 
Aufstellung  der  jüngst  an  der  Seebacher 
Kirche  gefundenen,  wohlerhaltenen  Reste 
eines  reichgegliederten  Portales  aus 
dem  Beginn  des  13.  Jahrhunderts  (vgl. 
Wd.  Korr.  VU,  23)  wurden  30  JL  zur 
Verfügung  gestellt.  Ein  Ausflug  zur  See - 
bacher  Kirche  fand  am  6.  Januar  statt. 
4)  Es  wurden  mehrere  neue  Mitglieder 
von  hier  und  Weiseuheim  a.  B.  aufgenom- 
men. 5)  Stadtdiener  Bergner  wurde  mit 
der  Reinhaltung  des  im  Stadthause  aufge- 
stellten Museums  betraut.  —  lieber  ein 
vom  Leipziger  Museum  zur  Begutachtung  ge- 
sandtes kupfernes  Hufeisen  mit  Eisen- 
kern entspann  sich  eine  längere  lebhafte 
Debatte.  Dasselbe  rührt  von  der  Heiden- 
mauer zu  Kreuznach  her,  es  fand  sich 
dort  mit  römischen  Altsachen.  Man  erklärt 
den  kupfernen  Ueberzug  als  herrührend 
von  einem  zufalligen  galvanischen  Pro- 
zesse. Dieselbe  Ansicht  ausseiet  Ingenieur 
Gurlt  in  den  Bonner  Jahrbüchern  Heft  84, 
S.  43.  —  Ob  das  Hufeisen  nicht  als 
Wahrzeichen  eines  Schmiedes  zu 
gelten  hat,  rauss  dahingestellt  bleiben,  eben- 
so das  Zeitalter  des  Objectes. 

Frankfurt  a. M.  Verein  für  Geschichte  38. 
und  Altertumskunde.     In  der  Sitzung 
vom  9.  Jan.  1888  sprach  Hr.  Dr.  H.  Pall- 
maun  über  die  Frankfurter  Gold- 
schmiede im  16.  u.  17.  Jahrhundert. 

....    ^      -  .    Digitized '         ,_ 

Anknüpfend  an  semen  ersten  \  ortrag  am 


—    47    — 

^1.  Nov.  1887  (vgl.  Korbl.  VI,  206)  berich- 
tete der  Vortragende,  da88  die  Ordnung  des 
Handwerks  vom  Jahre  1613  nur  kurzen 
Bestand  hatte,  weil  durch  das  sogenannte 
Transfix  vom  27.  Febr.  1616  alle  Zttnfte 
und  Gesellschaften  aufgehoben  wurden. 
An  Stelle  derselben  traten  reine  Gewerbe- 
vereine mit  ziemlich  gleichlautenden  Satz- 
ungen, die  eine  vollständige  Abhängigkeit 
vom  Rate  bedingten.  Es  durften  die  Ge- 
schworenen oder  Schaumeister  keine  Strafen 
mehr  aussprechen,  ja  nicht  einmal  die  an 
sie  gerichteten  Briefe  öffnen;  alles  hatte 
diuxh  die  dazu  verordneten  Ratsherren  in 
Gemeinschaft  mit  dem  älteren  Herrn  Bür- 
germeister zu  geschehen.  Diese  schärfere 
Beaufsichtigung  trug  aber  nichts  zur  Hebung 
der  Rechtschaffenheit  innerhalb  des  Hand- 
werks bei,  denn  viel  mehr  als  früher  wer- 
den uns  grössere  und  kleinere  Schelmen- 
stücke von  Seiten  der  Handwerksgenossen 
berichtet.  Um  so  engherziger  verfuhr  man 
bei  der  Aufnahme  neuer  Meister,  wenn  sie 
nicht  Meistersöhne  waren  oder  Witwen  oder 
Töchter  von  Meistern  zur  Ehe  nahmen. 
Im  Gegensatz  zu  den  Meistern,  die  gänz- 
lich abhängig  von\  Rate  der  Stadt  waren, 
behaupteten  die  Gesellen  der  Behörde 
gegenüber  eine  gewisse  Unabhängigkeit. 
Trotz  mehrfacher  Aufforderung,  gleich  den 
übrigen  Handwerksgesellen  einen  Eid  auf 
dem  Rathause  zu  leisten,  Hessen  sie  sich 
nicht  dazu  bewegen,  indem  sie  erklärten, 
sie  hätten  eine  Kunst  erlernt  und  wollten 
nicht  wie  die  andern  gemeinen  Handwerker, 
sondern  wie  Kaufmanns-  und  Krambediente 
gehalten  sein.  An  zahlreichen  Beispielen, 
geschöpft  aus  der  Chronik  und  aus  Akten 
des  Goldschmiedehandwerks  im  Frankfurter 
Stadtarchiv,  schilderte  der  Vortragende  das 
Leben  und  Treiben  des  Handwerks  wäh- 
rend des  17.  Jahrhunderts  und  suchte 
damit  ein  Bild  jener  einseitigen  Kultur- 
bestrebungen zu  geben,  welche  nur  in 
den  Rahmen  ihrer  Zeit  passen. 

Am  30.  Januar  1888  fand  die  G en e ral - 
Versammlung  statt.  Aus  dem  vom  Vor- 
stande erstatteten  Jahresberichte  über  die 
Thätigkeit  des  Vereins  im  Jahre  1887  sei 
hier  mitgeteilt,  dass  der  erste  Band  der 
dritten  Folge  des  Archivs  für  Frank- 
furts Geschichte  und  Kunst  (fortan 


—    48    — 

die  einzige  periodische  Publikation  des 
Vereins),  sowie  die  erste  Lieferung  der  mir 
städtischer  Subvention  vom  Vereine  ver- 
öffentlichten Inventar! en  des  Stadt- 
Archivs  I  bereits  beinahe  fertig  gestellt 
sind  und  demnächst  ausgegeben  werden. 
—  Nach  Erledigung  des  geschäftlichem 
Teils  spraclr-  Herr  Stadtarchivar  Dr.  R. 
Jung  über  die  Verhaftung  Voltaires 
in  Frankfurt  auf  Veranlassuu? 
Friedrichs  des  Grossen  (1753).  Der 
Vortragende  leitete  seine  Ausführungen  mit 
der  Bemerkung  ein,  dass  die  bisherigen 
Darstellungen  dieser  Angelegenheit  (Vam- 
hagen  von  Ense,  Frau  BelU-Gontard  n.  a.^ 
die  im  Stadtarchive  vorhandenen  Akten  ver- 
nachlässigt hätten,  und  stellte  sich  die 
Aufgabe,  auf  Grund  derselben  das  Ver< 
halten  des  Frankfurter  Rates  gegenülier 
dem  König  von  Preussen  und  dessen  Ver- 
tretern, sowie  gegenüber  dem  Dichter  ?ii 
schildern.  Der  Verlauf  dieser  Inhaftieruu;: 
Voltaires  —  sie  darf  in  ihren  äusseren 
Vorgängen  hier  als  bekannt  vorausgesetzt 
werden  —  ist  darum  auch  von  einem  po- 
litischen Interesse,  weil  die  preussiscbeu 
Agenten  sich  in  ihrem  Vorgehen  gegeu 
Voltaire  mehrfache  Eingriffe  in  die  Juris- 
diktion der  Stadt  zu  Schulden  kommen 
Hessen:  auf  die  Beschwerden  der  Stadt 
gab  König  Friedrich  ziemlich  nichtssagende 
Beschwichtigungen  zur  Antwort,  in  denen 
er  sich  auf  eine  Widerlegung  der  von  der 
Stadt  gegen  seine  Vertreter  erhobenem 
Vorwürfe,  geschweige  denn  auf  eine  Ent- 
schuldigung für  deren  üebergriffe  nicht 
einliess.  Bemerkenswert  ist  weiter,  dass 
der  König  in  seinem  Schreiben  an  die 
Stadt  für  alle  Massregehi  seiner  Agenten 
voll  und  ganz  eintritt,  obwohl  er  sicherlich 
die  bei  der  Verhaftung  des  Dichters  vor- 
gekommenen Brutalitäten  missbilligte:  er 
entschuldigt  sie  mit  dem  Verhalten  Vol- 
taires, für  dessen  Charakter  die  Schreiben 
des  früheren  königlichen  Freundes  sehr 
wenig  schmeichelhaft  lauten.  Die  in  den 
Frankfurter  Akten  sehr  zahlreich  vorhan- 
denen Briefe  Voltaires,  welche  er  in  dieser 
Angelegenheit  an  den  Rat  der  Stadt  rieh« 
tete,  sind  nicht  weniger  charakteristisdi 
für  die  Persönlichkeit  des  Dichters,  wie  die 
erwähnten  Schreiben  Friedrichs  des  Grossen. 


FR.   LlNTrSCHC  8UCHDRU0KERCI  IN  TRICR. 


Uiigltt 
Bf«  IntlMf  n  Tftof 


kl  r 


der 


VerUf 

fl.  LINTI'stkeii 

BaoUMBdloBff 

In  Tritr. 


Westdeutschen  Zeitschrift  für  Geschichte  und  Kunst, 

n^eiek  Orgu  4er  Usterbeli-uiti^nftrisckeB  Yereiie  in  Btckmf ,  Birkeifeld,  Mrk- 
heiM,  DiaseUorf ,  Fraikfkrt  a.  M.,  Karlsmke,  Maiiix,  Mauikeim,  Nenss,  Speyer, 
StriMkirg,  8tnttc»rt  mnd  Wems,  Bowie  deB  Mtkropolo^scken  VereinB  zu  Statt^^. 

♦ 


Min. 


Jabriranir  VII,  Nr.  8. 


1888. 


Du  KDiT«8poud«nBbUtt  erscheint  iu  einer  Auflage  von  S600  Exemplaren.    Interat«  k  96  Pfg.  fttr  die 

getpaltene  Zeile  werden  von  der  Verlagehandlung  und  allen  InMraien-Bnreaas  angenoaun«»,  Beilagen 

aaeh  Uebareiaknaft.  ->  Die  Selliehrift  arecheint  riertaUAltfUeh,  da«  Korraepondeaablatt  monattioh.  — 

AboauBantapreit  16  Mark  Ar  die  Zeiteehrift  mit  KorreepondenabUtt,  (Ar  latalara«  allein  6  Mark. 


Neue  Funde. 

10.  Ur.  Trier.  [Rlm.  OeuüsteesteiiiHl  ah* 
Kr.  BHNff].  Im  Kreise  Bitburg  wurde 
kürzlich,  wie  ich  höre  in  einem  Grabe,  ein 
Oculistenstempel  gefunden,  er  kam  in  Pri- 
vatbesitz. Ich  Teröffentiiehe  denselben  nach 
Siegeiabdrücken  und  einer  Skizze ;  er  soll 
aus  Marmor  bestehen,  ist  4  cm  breit,  et- 
was über  2  cm  hoch  und  14  mm  tief.  Auf 
den  beiden  längsten  Schmalseiten  steht: 

1)  CR0C0DADA8P, 
8ECVNDANT0N 

2)  CRODIAUPIDO 
ANTONIMEDICI 

1)  Crocod(e8)  ad  aspOUHdinem)  Se- 
vmuUü)  Antom(i). 

2)  Cro(code8)  diaiapido(»)  Antoni(i)  medici. 
Fehlerhaft  ist  das  a  iu  dialepidos  {Ötu 
/.»riAos). 

Chronik. 

^1>  In  ilcr  Kuglish  historial  review  (liondou, 
LoDgmans)  giebt  1887  S.  625-606  E.  G. 
Hardy  auf  Gruud  der  Quellen  eine  Ge- 
!«<'hichte  der  Bewegungen  der  römischen 
JiCjrionen  von  Augustus  bis  Severus  (W. 
f.  kl.  Phil.). 

^2.  Das  Bruchstück  der  Lebenserinnerungen 
Ernst  FBrtlers,  des  bekannten  Kunsthisto- 
rikers und  Malers,  welches  unter  dem  Ti- 
tel 'Aus  der  Jugendzeit'  bei  W.  Spemann 
(Berlin  u.  Stuttgait)  erschienen  ist,  enthält 
u.  a.  auch  interessante  rheinische  Krinne- 
ruügcn  a.  d.  JJ.  1823  u.  1824.  Förster 
verbrachte  diese  Jahre  teils  in  Düsseldorf 
nuter  den  Augen  von  Cornelius,  teils  in 


Bonn,  wo  er  mit  Hermann  zusammen  die 
allegorische  Darstellung  der  Theologie,  ei- 
nes der  vier  Freskobilder  der  Universitäts- 
aula, ausführte.  Allerliebst  geschildert  ist 
späterhin  auch  die  Beurteilung,  welche 
Goethe  diesem  Bilde  wie  den  damaligen 
Bestrebungen  von  Cornelius  zu  Teil  wer- 
den Hess. 

Misceiianea. 

Zur  Qeteliiolile  der  eivifat  Treverorum.  43. 

Die  Erklärung  der  1886  in  Mainz  gefun- 
denen und  zuerst  von  J.  Keller  in  diesem 
Blatt  1886  Sp.  140  veröffentlichten ')  In- 
schrift macht  Schwierigkeit  in  dem  Haupt- 
punkte, nämlich  in  Bezug  auf  die  in  dersel- 
ben erwähnte  Belagerimg.  Ehe  ich  diese 
bespreche,  sei  über  den  Stein  selbst,  wel- 
chen ich  kürzlich  im  Mainzer  Museum  un- 
tersucht habe.  Folgendes  vorausgeschickt. 
Die  Lesung  der  Inschrift,  deren  Buchsta- 
ben in  der  1.  Zeile  48  mm,  von  Z.  2  an 
38  mm  hoch  und  fast  durchgängig  wohl- 
erhalten sind,  unterliegt  überall  keinem 
Zweifel.  Namentlich  lauten  also  in  Z.  6, 
wie  Keller  Korr.-Bi.  1886  Sp.  187  bereits 
nachgetragen  hat,  die  Beinamen  der  Ijegion 
FR  ■  P  •  F,  nur  sind  von  dem  F  die  untere 
Hälfte  der  Hasta  und  der  untere  Quer- 
strich zerstört.  Zu  dem  von  Keller  zuletzt 
in  der  Maijizer  Zeitschrift  1887  S.  142 
(=  2.  Nachtrag  des  Becker'schen  Katalogs 


1)  Danach  in  der  KOlnisohen  Zeitung  vum  34. 
Mai  1886,  Bl  III  and  von  Uftfner  in  den  Bonner 
Jahrbb.  62  S.  805  ohne  Angabe  der  U|ielle ;  tsI. 
B.  J.  83  8.  289  n.  S.  841  Anm.  1.  ovCjOOQIC 


>gl 


—    51    - 


-    62    - 


n.  184«)  gegebenen  Text  ist  (abgesehen  von 
dem  Druckfehler  in  Z.  2  PEPTINA)  nur 
sehr  wenig  nachzutragen:  1)  Z.  6  ist  das 
0  jezt  verschwunden;  2)  Z.  7  ist  hinter  Q 
(von  welchem  nur  noch  das  vordere  Halb- 
ruud  existiert)  kaum  Platz  vorhanden  für 
ein  kleines  vk,  und  Qv  (wie  Keller  S.  143 
annimmt)  wäre  eine  abnorme  Abkürzung, 
eher  wäre  au  Q^  zu  denken;  wahrschein- 
licher ist  aber,  dass  nur  Q  dastand;  3)  Z. 
8  ist  ClVITAS  mit  langem  t  der  ersten 
Silbe  zu  lesen ;  4)  von  TRE  fehlen  jetzt 
die  obersten  Teile;  5)  Z.  10  sind  die  Buch- 
staben N  und  E,  hinter  welchen  übrigens 
die  Interpunktion  erhalten  ist,  sicher  li- 
giert,  es  fehlt  aber  jetzt  der  mittlere  Quer- 
strich des  E.  —  Die  P  haben  sämtlich  of- 
fene Rundung.  —  Bei  der  Wichtigkeit  des 
Denkmals  ist  es  zweckmässig,  hier  den 
berichtigten  Text  wiederzugeben. 


In  h(onorem)  L.  Septimi  Severi  Pa  Per- 
tinacis  Äug(u8ti)  invicti  imp(eratoris)  et  M. 
Aurdi  Äntmuni  Cae8(an8)  legioni  XXII 
pr(imigemae)  p(iae)  f(iddi)  honoris  virtutis- 
[que]  causa  civüas  Treverorum  in  öbsidione 
ab  ea  defensa. 

Die  Inschrift  ist  nach  Mommsen's  un- 
zweifelhaft richtiger  Kombination  (Korr.- 
Blatt  1886  Sp.  185)  in  der  Zeit  nach  der, 
am  19.  Febr.  197  bei  Lyon  erfolgten,  Be- 
siegung des  Albinus  gesetzt.  Der  terminus 
ad  quem  ist,  wie  Jeder  sieht,  durch  das 
„Caes.*'  in  Z.  5  gegeben.  Die  Erhebung 
Caracalla's  zum  Augustus  erfolgte  sicher- 


lich vor  dem  8.  Mai  198  (Corp.  Vm  n.  24ß^ 
vgl.  n.  4583  vom  lo.  Mai),  wahrscheinlich 
Ende  197  oder  Anfang  198. 

Es  liegt  nun  nahe  den  Ausdruck  deiifu 
Treverorum  y  da  von  einer  Belagerung  die 
Rede  ist,  auf  die  Stadt  Trier  zu  beziehen, 
und  so  ist  die  Inschrift  bisher  allgemein 
erklärt  worden,  ohne  daes  eine  andere  Deu- 
tung auch  nur  erwähnt  worden  wäre.  Meiner 
Ansicht  nach  ist  aber  diese  Erklärung  un- 
möglich. Denn  es  müsste  dann  'colonia  Au- 
g\i8ta  Treverorum'  oder  'cd.  Aug!  dastehen . 
da  das  Wort  'civitas*  damals  in  Gallien  noch 
nicht  die  Bedeutung  von  Ortschaft  besass. 
sondern  stets  die  Landschaft  eines  Volks- 
stammes, die  Volksgemeinde  oder  (wie  mtn 
vielleicht  sagen  könnte)  „ Volkscbaft*  *)  be- 
zeichnete. Jene  intramuranc  Bedeutung  bat 
das  Wort  in  den  tres  GaRiae  erst  viel,  über 
ein  Jahrhundert  später  erhalten.  Wenn  z.  B. 
Tacitus  (Hist  IV,  72)  sagt:  * Cerialis positrfj 
die  coiotmm  Treceromm  ingressus  est,  arvh 
milüc  eruendae  civitatis',  so  spricht  er  mh 
proprie,  sondern  italischem  Gebrauche  ge- 
mäss; dieser  freiere  Ausdruck  ist  hier  aoch 
ganz  unverfänglich,  da  „eolonia  Trecerorm 
unmittelbar  vorhergeht  und  jedes  Missver- 
ständnis ausgeschlossen  ist.  Jedenfalls  dür- 
fen derartige  Stellen  nicht  gegen  den  fest- 
stehenden ofAciellen  Gebrauch  eingeveodet 
werden.    Die  Panegyrici  brauchen  cititn* 
auch  für  die  tres  GaUüte  synonym  mit  «W>< 
und  oppidmn,   z.  B.   heisst  Aug%t^od»im^ 
V,  21  (V.  J.  297)  an  anderen  Stellen  (Mll. 
4  u.  14;  311)  civitas  Aeduorum,  Trier  baid 
civit^  (VII,  1  u.  22  v.  J.  310)  bald  mW> 
(VIIl,  2  V.  J.  311).    Diese  Reden  gehören 
der  Übergangszeit   an,    während   welclier 
sich  in  diesen  Provinzen  allmählich  der  Be- 
deutungswechsel  vollzog,    aber  techoisch  j 
war  auch  damals  dieser  Ausdruck  für  'Stadt' 
noch  nicht;  jedenfalls  ist  er  für  die  Zeit.  | 
welcher  imsere  Inschrift  angehört,  in  tech- 
nischer Sprache,    also   in   dei*artigen  In- 
schriften, durchaus  nicht  nachweisbar.        , 

Bezeichnet  also  'civäcus  Trereronm  dir 
Volksgemeinde,  so  müssen  wir  an  die  Be- 
lagerung und  Verteidigung  des  Gemeinde- 
gebiets,  aber  nicht  des  Vorortes  Trier  den- 

1)  Vgl.  d«n  offtxleUen  »chweis«ritcbcii  .Vus- 
drook  „Thalsohaft"  für  eine  G^meindt,  welche 
aber  ein  ganses  Thal  bin  centraat  lieft 


-  &ä  - 

keu,  denn  in  tlieaem  Falle  würde  dastelicti ! 
quia  aohmani  AitguMam  (Treverorum)  in  ob- 
.<idione  defendtt  od.  ähnl. ;  vielmebr  liegt  es 
(knn  am  nächsten,  jenen  Vorgang  auf  die 
(irenze  und  zwar  die  Grossgermanien  zu- 
nächst liegende  Grenze  zu  beziehen.  Und 
hei  dieser  Annahme  lassen  sich  die  Worte 
m  obsidwne  ab  ea  defensa  ohne  alle  Schwie- 
rigkeit erklären,  denn  die  Treverer  konn- 
ten sich  bei  einem  Einfall  in  ihr  Gebiet  ver- 
schanzen, konnten  von  den  Feinden  belagert 
oder  blokirt  und  durch  die  22.  Legion  ver- 
teidigt werden.  Obendrein  erwähnt  Tacitus 
einen  ganz  analogen  Vorgang,  an  welchen 
mich  A.  von  Domaszewski  erinnert.  Tacitus 
erzahlt  nämlich  Uist.  IV,  37,  dass  zur  Zeit 
des  Civilis- Aufs tandes  germanische  Stämme, 
Hu.rtHs  ex  Chattis,  Umpts,  MaUiacis  exercititif\ 
den  Mittelrhein  überschritten  und  Mainz 
belagerten,  aber  vou  den  römischen  Trup- 
pen vertrieben  wurden.  Dann  fahrt  er  fort: 
tfitin  et  hricam  raliunique  per  fines  swos 
Treveri  struxere  magnisque  in  vüxm  dacU' 
bu8  cnm  Gtrmanis  certaba»U\  £s  ist  hier 
also  die  Rede  von  Verschanzungen,  welche 
die  Treverer  gegen  einen  Angriff  der  rechts- 
rheinischen Germanen  anlegten.  Derartige 
Anlagen  haben  sich  noch  bis  jetzt  erhalten 
z.  B.  von  Eich  (bei  Andernach)  gegen  Westen 
zu,  über  welche  Steininger,  Gesch.  d.  Trcv. 
i  (L845)  S.  191  handelt.  Andere,  welche 
siidl.  der  Mosel  liegen,  hat  von  Cohausen, 
Bonner  Jahrbb.  18  S.  27  und  26  S.  1  be- 
ücbrieben  und  auf  den  beigefügten  Karten 
eingezeichnet.  Diese  letzteren  liegen  aber 
nicht  innerhalb  des  damaligen  Treverer- 
gebietes,  vielmehr  auf  dem  Territorium  der 
Germania  superior.  Und  ob  die  von  Stei- 
ninger angegebenen  Linien  gerade  identisch 
sind  mit  denen  von  Tacitus  erwähnten,  ist 
äelbstverständlich  gänzlich  unsicher  und 
eine  blosse  Möglichkeit;  zweifelhaft  ist  auch 
die  Annahme  Steiningers  (S.  186)  u.  A., 
die  Tacitus  •  Stelle  beziehe  sich  auf  die 
sog.  „Langmauer^  in  der  Eifel,  vgl.  F.  W. 
Schmidt,  B.  J.  5  S.  386  fg.  und  7  S.  146; 
Düntzer,  B.  J.  9  S.  163;  von  Veith,  B.  J. 
78  Tai!  1  u.  S.  16.  Cbrigens  sind  bes.  die 
von  (.-ohausen  beschriebenen  Verschanzim- 
gen  sehr  geeignet,  uns  derartige  Landwehren 
anschaulich  zu  machen.  Sie  dienen,  wie  ein 
Blick  auf  die  Karten  lehrt,  zur  Sperrung 


Ä.    A4    -*■ 

der  Massage  und  sind  an  den  hierzu  ge^ 
eigneten  Stellen,  quer  über  die  Strassen 
und  namentlich  auf  den  Wasserscheiden 
angebracht.  —  Was  die  Worte  loricam  vai- 
lumgue  betrifft,  sei  beiläufig  bemerkt,  dass 
dieselben  wohl  mit  Unrecht  als  sog.  Hen- 
diadyoin  erklärt  werden,  so  dass  sie  f&r 
vaUum  cum  lorica  ständen.  Tacitus  würde 
dann  den  naturlicheb  und  unzweideutigen 
Ausdruck  in  seltsamer  Weise  verschmäht 
haben.  Die  Verwendung  der  Figur  bei  nicht 
abstrakten  Substantiven  ist  an  sich  schon 
nicht  die  gewöhnliche,  und  ausserdem  würde 
hier  der  Teil-Begriff  vorangesetzt  sein,  wie 
wenn  Jemand  sagte:  „N.  N.  baate  einen 
Balkon  und  ein  Haus".  Dazu  kommt,  dass 
Tacitus  selbst  Ann.  IV,  49  n.  51  eine  und 
dieselbe  Anlage  abwechsehid  2ortca^  und  wü- 
Iwn  nennt  Und  es  liegt  auch  gar  keine 
Nötigung  vor,  ein  Hendiadyoin  anzunehmen; 
denn  es  ist  völlig  zulässig,  die  Stelle  in  der 
Weise  zu  erklären,  dass  die  Treveri  an 
einzelnen  Stellen  statt  eines  Walles  nur 
eine  Brustwehr  anlegten,  nämlich  da  wo 
eine  solche  wegen  des  günstigen  Terrains 
genügte. 

Handelt  es  sich  also  in  unserer  In- 
schrift um  die  Blokade  und  Verteidigung  des 
Trevercr-Gebietes,  so  liegt  es  ohne  Zwei- 
fel am  nächsten,  dieselbe  auf  einen  Ger- 
manen-Einfall zu  beziehen.  Mommsen 
(Korr.-BI.  1886  Sp.  185)  hat  einen  solchen 
bereits  vermutet,  nimmt  aber  eine  Belage- 
rung der  Stadt  Trier  an.  Diese  Vermutimg 
gewinnt  jetzt,  wenn  wir  die  Worte  'dvitas 
Trereronm  in  der  angegebenen  und  meines 
Erachtens  einzig  möglichen  Weise  erklä- 
ren, eine  festere  Stütze  und  darf  als  eine 
sehr  wahrscheinliche  betrachtet  werden. 
Die  Beziehung  auf  den  Krieg  zwischen 
Albinus  und  Severus  ist,  selbst  wenn  cicüas 
Trev.  hier  die  Stadt  Trier  bezeichnen  könnte, 
sehr  bedenklich,  mag  man  nun  die  Treveri 
und  die  22.  Legion  als  Anhänger  des  Severus 
oder  des  Albinus  betrachten.  Im  ersteren 
Falle  ist  mit  Mommsen  einzuwenden,  dass 
„nichts  darauf  deutet,  dass  in  Gallien 
selbst  eine  derartige  Spaltung  ausgebrochen 
wäre-* ;  noch  weniger  ist  die  zweite  Alter- 
native zulässig,  weil  dann  diese  Inschrift 
schwerlich  dem  Severus  und  der  Legion  zu 
Ehren  gesetzt  worden  wäre.  —  Man  wende 


-    5A    - 

nicht  ein,  dass  unsere  Quellen  einen  Ger- 
maaen*£infftll  in  Jener  Zeit  nicht  erwähnen. 
Die  Lückenhaftigkeit  der  uns  vorliegenden 
Überlieferung  ist  ja  bekannt  genug.  Vor 
Allem  aber  liegt  über  eine  Belagerung  der 
Stadt  Trier  ebenfalls  gar  kein  Zeugnis  vor, 
wie  überhaupt  keines  über  die  Bekämpfung 
des  Albinus  innerhalb  der  Belgica. 

Wir  werden  nns  den  Vorgang,  dessen 
Kunde  wir  dieser  Inschrift  verdanken,  wohl 
in  der  Weise  vorstellen  dürfen,  dass  die 
Germanen  den  Bürgerkrieg  und  den  Abxug 
der  römischen  Truppen  aus  der  Germania 
nach  der  Rhone  benutzten,  um  über  den 
Rhein  vorzudringen.  Die  Treveri  vertei- 
digten ihr  Gebiet  und  verschanzten  sich 
wie  einst  im  Jahre  6970,  benutzten  auch 
vielleicht  dazu  die  damals  angelegten  Linien. 
Ihre  Yerschanzungen  wurden  angegriffen, 
sie  wurden  in  die  Lage  einer  Blokade  ver- 
setzt. In  dieser  Bedrängnis  kam  ihnen  die 
22.  Legion  zu  Hilfe,  welche  vermutlich 
nach  der  am  19.  Februar  197  erfolgten 
Niederwerfung  des  Albinus  nach  dem  Rhein 
zurückkehrte.  Für  diese  Hilfleistung  brachte 
die  Treverer- Gemeinde  ihre  Dankbarkeit 
zum  Ausdruck  durch  dies  in  dem  Haupt- 
quartier zu  Mainz  errichtete  Denkmal.  Die 
Einzelheiten  dieses  Kampfes  zu  bestimmen 
fehlt  uns  jeder  Anhalt. 

(K.  Zangemeister.) 
44.  ^  BfMzoteftln  von  Cremena.  Im  April  1887 
wurde  bei  Cremona  ein  Fimd  gemacht,  von 
dem  die  rheinische  Forschung  Kenntnis 
zu  nehmen  hat.  Nach  den  Mitteilungen  des 
Cremoneser  Professors  L.  Astegiano  berich- 
tet darüber  Prof.  Bamabei  in  den  Notizie 
degli  Scavi  1887  p.  209  fg. ;  ebendaselbst 
ist  das  wichtigste  Fundstück  photographisch 
abgebildet. 

Ausserhalb  Cremona,  etwa  50  Meter 
von  porta  Vmeeiay  fanden  sich  zusammen 
keinem  Grabe  angehörige  Reste  aus  rö- 
mischer Zeit,  mehrere  Schädel,  von  denen 
einer  in  der  Mitte  einen  Hieb  zeigte,  eine 
Amphora,  Ziegelbmchstücke ,  vor  allem 
aber  Trümmer  mehrerer  aus  Holz  (wovon 
deutliche  Spuren  sich  zeigten)  gearbeiteter 
mit  Eisen  umlegter  und  dann  mit  Kupfer- 
platten gedeckter  Kasten.  Zu  diesen  ge* 
hurten  wahrscheinlich  eine  mit  Kupfer  plat- 
tierte rechteckige  Tafel  von  Eisen,  eine  An- 


-    6ß    - 

zahl  Bronzestreifen,  Bronzenägel,  achl 
grosse  Bronzeringe  mit  zwei  Einschnitten 
auf  der  einen  Seite,  in  die  die  beiden 
Enden  eines  eisernen  Riegels  (ttpranghettn^ 
eingriffen ;  endlich  und  vor  allem  zwei  be- 
schriebene Bronzetafeln.  Von  der  einen 
ist  nur  ein  kleines  Fragment  übrig: 

^sTo^sXfv'i^i 


EIO   PA/LIIM 


Die  zweite  wenig  beschädigte,  31  cm.  lan^ 
22  hoch,  auf  aJlen  vier  Seiten  mit  einer 
zierlichen  Guirlande  von  IjorbeeiMittera 
eingefasst  und  in  dieser  Einfassung  mit 
Nägellöchem  versehen,  trägt  die  folgende 
Inschrift,  deren  letzte  Zeile,  nach  der 
Photographie  zu  schliessen,  von  anderer 
Hand  zugesetzt  ist: 

LEG  IUI    MAC 

Stierkopf  Bockkopf 

M   YINfCIO  TäVRO  STäT/tlt^O 

II  CORVmO/oo^S 

C    V»IO  RYF  INO  LE« 

CHOKATIO  //!/!  OPRIliC  ?[rad] 
Zwischen  den  Consnlnamen  befindet  si<  li 
ein   quadratischer  oben   mit  einem  Halb- 
kreis versehener  Einschnitt,  um  den  sieben 
Nagel löcher  sich  zeigen: 


Offenbar  war  einst  in  diese  Oifuunii 
ein  Schliessricgcl  eingelegt  und  mit  sieben 
Nägeln  befestigt»).  Späterhin  ist,  wahr- 
scheinlich in  Folge  der  Beschädigung  die- 
ser Vorrichtung,  unter  dem  ersten  Schlots 

1)  BMMb«i  verwirft  »it  Reeht  die  rawet  aef- 
gestellte  Vermatung,  dMs  hier  ein  KAiserbildoti 
befestigt  gewesen  tel,  und  hat  erkannt,  dsM  an 
dieser  Stelle  ein  Sehloss  angebraclrt  war.  Abtr 
•eineVermntuug,  dass  die  LÖcImt  gedieat  Utttn, 
am  bei  Anssergebranchsetznng  des  Sehlosus  dit 
Öffnung  durch  eine  aufgelegte  Platte  s«  scUle«««. 
trifft  schon  darum  nicht  su,  weil  auch  set^ 
dem  zweit  m  Sohloss  Ihnliche  LOoher  sieh  bafla- 
den.  Offenbarwar  daa  SeUose,  wie  Um««  '» 
Altertum  (Marqnardt,  Privmtalteit.  8.  SM),  «■ 
aussen  vorgelegter  Kiegel  und  dieser  nittAl^t 
N&geln  in  den  Deckel  oder  die  VorderpUtic  «in- 

Digitized  by  VjOOQIC 


^  hl  - 

ein  zweites  quadratisch  eingeschnitten  wor- 
den, wobei  das  Cognomen  des  Centurio  bis 
anf  den  letzten  Bachstaben  und  die  dar- 
unter befindliche  Blättergiiirlande  wegge- 
sehnitten  wurden;  auch  neben  diesem 
jtveiten  Schloss  befindet  sich  auf  jeder 
Seite  ein  Nagelloch. 

Es  ist  sofort  erkannt  worden,  dass  diese 
Trümmer  herstammen  aus  der  Niederlage, 
welche  die  germanischen  Armeen  im  Herbst 
des  .1.  69  unter  den  Mauern  von  Cremona 
erlitten  und  durch  die  die  Herrschaft 
Vespasians  entschieden  ward.  Die  vierte 
macedonische  Legion  wui-de  bekanntlicti 
im  J.  43  in  Folge  der  Besetzung  Britan- 
niens aus  Spanien  nach  Mainz  geschickt  und 
blieb  hier,  bis  Caecina  sie,  um  Vitellius 
auf  den  Thron  zu  setzen,  nach  Italien 
fährte;  siegreich  ia  dem  ersten  Treffen 
bei  Cremona  befand  sie  sich,  als  der  Kampf 
mit  den  Flavianem  begann,  in  Hostilia  bei 
dem  Gros  der  Viteüiaaer  und  gelangte  mit 
iliesem,  als  die  Flavianer  sich  gegen  Cre- 
mona wandten,  nach  einem  Gewaltmarsch 
dort  hin,  wo  sie  dann  in  jener  ent- 
scheidenden nächtlichen  Schlacht  in  die 
Stadt  zurückgeworfen  und  bei  deren  Ein- 
nahme und  Einftscherung  aufgerieben  zu 
Grunde  ging.  Der  Kasten  ist  für  diese 
Legion,  wie  die  Inschrift  zeigt,  im  J.  45 
n.  Chr.  angefertigt  worden  und  was  sich 
hieraus  ergiebt,  dass  er  24  Jahre  im  Ge- 
brauch geblieben  ist,  bestätigt  der  Augen- 
schein durch  die  an  ihm  vorgenommene 
Reparatur. 

MH  Hülfe  dieser  fast  vollständig  er- 
eihaltenen  Inschrift  hat  der  Herausgeber 
auch  das  Bruchstück  der  zweiten  in  be- 
friedigender Weise  so  weit  möglich  also 
ergänzt: 

p  '  cornelio    scipione 

cm 
qvohi$\0  SATVRn»no 
..  pompElO  PAYLINo  leg 
Die  Consuln  sind  die  des  J.  56. 

Von  weiterem  Interesse  sind,  abge- 
sehen von  dem  Doppelwappen  der  Legion, 
das  denen  auf  den  Legionsmünzen  Galliens 
und  der  Stadt  Yiminacinm  analog  ist,  die 
Namen  der  beiden  Legaten  und  die  Nen- 
nung des  Centurionen,  sowie  die  Bestim- 
mung des  Gerätes  selbst. 


-   68   - 

Die  Legaten  sind  beide  bekannt.  C. 
Vibius  Rufinus  kehrt  wieder  auf  einer  Yor 
wenigen  Jahren  in  Mainz  gefundenen  In- 
schrift, dem  Kaiser  Claudius  im  J.  43  ge- 
setzt von  den  eives  Bomani  ynanticulari 
negotiatores  C.  Vüm  JRufino  leg.  pro  pr.^); 
wir  sehen  jetzt,  dass  er  von  43  bis  45 
Legat  von  Obergermanien  war.  Er  hat 
einige  Zeit  vor  dem  J.  48  mit  dem  Vater 
des  Kaisers Nerva das  Consulat  verwaltet'). 
Der  Kasten,  der  unter  seiner  Statthalter- 
schaft für  die  vierte  macedonische  Legion 
angefertigt  ward,  ist  also  wahrscheinlich 
Mainzer  Arbeit.  —  Pompeins  Paulinus  war 
nach  Tacitus')  im  J.  58  Legat  von  Nieder- 
germanien;  das  cremoneser  Fragment  zeigt, 
dass  er  bereits  im .  J.  66  dieselbe  Stel- 
lung bekleidete.  —  Dass  zwei  wahrschein- 
lich gleichartige  Geräte,  das  eine  einer 
obergermanischen,  das  andere  einer  unter- 
germanischen  Legion,  bei  Cremona  sich  zu- 
sammen gefundenhaben ,  ist  wohl  merk- 
würdig, aber  nicht  weiter  aulfallend;  beide 
Heere,    deren  Hauptquartier  diese  Reste 


1)  J.  Klein,  rbein.  Mut.  1880  8.  154.  Barnabei, 
der  diese  Inschrift  nicht  gekannt  hat,  betrachtet 
ihn  anrichtig  als  Legat  der  Legion. 

2)  Die  beiden  stadtrümischen  Inschriften,  die 
Baninsohrift  des  Caroer  If amertinus :  G.  Vibmt 
0,  /.  Iti^ug  M.  Coeeeitu  M.  /.  Serva  cos.  ex  s,  c 
(C.  1.  L.  VI,  1539)  nnd  eine  Orabsohrift  mit  dem 
Datum  deeessit  Tum,  AugustU  J/.  Cocceio  Nerva  C.  Vibio 
ÜTH/Iiio  00«.  (C.  L  L.  VI,  9006)  setst  noch  Klein 
kars  vor  24,  weil  er  in  dem  Collegen  de«  Bnflnus 
den  Tor  diesem  Jahr  snm  Consulat  gelangten 
Grossrater  des  Kaisers  Merva  erkennt.  Aber  das 
Intervall  swiscben  Consulat  und  Legation  ist  dabei 
alliu  lang  angesetst  nnd  man  wird  in  dieeem 
Nerva  vielmehr  den  Vater  des  Kaisers  in  erkennen 
haben.  Dieser  ist  in  den  Kleinechen  Fasten 
im  Auschlnss  an  eine  beil&ufige  Äusserung  Heniens 
als  »uffectu»  des  J.  40  mit  Pnblioola  Teraelohnet. 
Aber  die  interpolierte  Consulaitafel  des  Prosperi 
auf  der  diese  Aufstellung  allein  beruht,  nennt 
keine  tv^ffeetiy  sondern  wiederholt  hier,  wie  sie 
pflegt,  an  unrichtiger  Stelle  das  in  das  J.  718 
gehörende  Consnlpaar  Publioo/la  ei  Nerva.  Das 
Jahr  der  Consnln  Nerva  und  Itnftnus  ist  nicht  ge- 
nau Bu  bestimmen,  aber  sie  mttssen  kura  vor 
dem  J.  48  die  Fasces  geführt  haben.  —  C,  Vibiu» 
C.  /,  Ru/m,  den  Dio  57,  15  als  Consnl  und  die  In- 
schrift C.  VI,  1237  als  ersten  der  fanf  eurat&rtM 
riparum  erw&bnt,  ist  wafatkcheinlieh  nicht  ver- 
schieden von  dem  in  den  sehr  fehlerhaften  Fasten 
von  Antinm  als  C.  Vibius  lAbo  unter  dem  J.  16 
n.  Chr.  aufgef&hrten  Consul  und  vermutlich  der 
Vater  unseres  Legaten.  ^->.  j 

3)  tnn.  13,  53.  DigitizedbyVjOOQlC 


-  M  - 

ahgchöreu  möj^cii,  waren  hei  jener  Nieder- 
lage vereinigt. 

Die  Nennung  des  Ceuturio  liängt  eng 
zusammen  mit  der  Bestimmung  der  Kasten. 
Da  dieselben  den  Legionen  als  solchen 
gedient  haben,  so  kann  nur  an  einen  der 
C/enturionen  der  ersten  Gehörte  gedacht 
werden.  Demnach  ist  es  kaum  zweifelhaft, 
dass  der  Kasten,  dessen  Schriftseite  sich 
erhalten  hat,  für  den  pHmeps  praetorii^ 
den  zweiten  der  Legion  gedientliat  *).  Die 
Annahme  Barnabeis,  dass  dies  der  Qeld- 
kästen  der  Legion  gewesen  sei,  ist  da- 
mit nicht  vereinbar.  Wir  wissen  sehr 
wenig  von  der  Modalität  der  Soldzah- 
lung in  der  Kaiserzeit;  aber  allem  An- 
schein nach  ist  dieselbe  nicht  durch  die 
der  Legion  angehurigen  Soldaten  oder 
Centurionen  effectuiert  worden.  Der  ß^ci 
citrator,  welcher  dabei  wohl  beteiligt  ge- 
wesen sein  mag,  kommt  nur  bei  den 
hauptstädtischen  Truppen  vor  und  die  ein- 
zigen mit  Sicherheit  bei  der  legionaren  Sold- 
bezahlung beschäftigten  Personen,  welche 
die  Inschriften  uns  nennen,  sind  kaiser- 
liche Sklaven').  Bei  dem  n^assenhaften 
Material,  das  uns  über  die  niederen  Mili- 
tärchargen vorliegt,  kann  es  als  gesichert 
gelten,  dass  der  princeps  praetorii  mit  der 
Soldzahlung  nichts  zu  thun  gehabt  hat. 
Andererseits  führt,  was  i'iber  denselben 
sonst  bekannt  ist,  auf  eine  andere  Spur. 
Ich  habe  schon  früher  darauf  hingewiesen, 
dass  die  Angabe  des  Vegetius')  über  die 
durcli  diesen  ('enturio  geführte  allgemeine 
Administration  der  Legion  durch  die  bei 
keinem  anderen  Centurio  in  dieser  An- 
zahl wiederkehrenden  Gehülfen  desselben, 

1)  Barnabeis  Krgftncang  firior]  oder  p[o9Urior] 
Ut  Dicht  Kvlässlg;  von  den  lewaniig  jnincipes  der 
Legion  heisst  der  erste  princept  pratiorii  oder  prin- 
eep*  schlechtweg ',  priwept  primus,  was  dasselbe  sein 
würde,  Bohelnt  nicht  anders  als  bei  Vegetins  2,  8 
▼orinkommen.  Die  nevnsehn  flbrigea  principe* 
beseichnen  sich  noch  den  Xnmmem  ihrer  Cohorte 
nud  daneben  als  prior  oder  poHerior^  können  also 
hier  schon  dämm  nicht  gemeint  sein,  well  die  Co- 
hortennummer  auf  der  Bronze  nicht  stand.  Vgl. 
Eph.  epigr.  4  p.  231. 

2)  Caaer,  Kph.  epigr.  4  p.  484.  437. 

8)  2,  8:  prineepa  autem  primae  eohwti*  crntnriam 
•emit .  .  .  ffubemabal,  ad  quem  in  leffiane  prope  omnia 
quae  ordinanda  sunt  pertinerU,  Das  nach  einer 
einzigen  Handschrift  von  Lang  eingesetste  m- 
cundue  ist  Interpolation. 


-   60    - 

insbesondere  durch  den  librarim  jtrimifi^ 
der  Strassburger  Inschrift  vollauf  bestätigt 
wird.  Also  werden  die  beiden  Kasten, 
deren  Trümmer  sich  bei  Cremona  fanden, 
einstmals  die  Listen  und  die  sonstigen 
Papiere  der  Legionen  enthalten  haben, 
welchen  sie  gehörten.         (Mommsen.) 

In   der    Bonner  Inschrift    von  J.  222  4S.   j 
(C.  I.  Rhen  Nr.  464)  pflegt  der  Name  des       1 
Legaten  Aufidiu^  Coresinus  3fiircöffiw*ge-       ü 
lesen   zu  werden.     Aber   auf  dem  Stein       } 
steht  CORESlIO,  nicht  CORESiJO ;  es  moss       * 
also  Coresnim  gelesen  •  werden.    Dies  be- 
stätigt die  Inschrift  desselben  aus  Pedne- 
lissos  in  Pisidien  (C.  L  Gr.  4379  d):  tw 
XnfiitifOZfttov  nQSößhvrfjv  Kcti  ilvziaTQthriYm 
Avtpiöiov    KoQtoviov    Mdg^sllov    ij  noli^ 
in  der  freilich  auf  Grund  des  oben  erwähn- 
ten  Lesefehlers  von  den  Herausgebern  ge- 
schlimmbessert  worden  ist  Ko^öivov. 
(Mommsen.) 

Mtttmafstichos  Umookastoll  M  Born.  k4(. 
seinem  Werke  über  den  römischen  Grenz- 
wall  in  Deutschland  S.  187  ff.  h&lt  es  Hr. 
v.  Co  hausen  für  möglich,  dass  in  dem  Ört- 
chen Born,  dessen  Entfernung  vom  Kastelle 
Zugmantel  8400  m,  und  vom  Kastelle  zu 
Kemel  6400  betrage,  ebenfalls  ein  Limes- 
kastell gelegen  habe,  etwa  700  Schritt  hin- 
ter der  als  Pfahlgraben  zu  vermutenden 
Linie.  Für  diese  Linie  fehlen  jedoch  fast 
alle  Anhaltspunkte  und  es  ist  der  Limes 
viel  weiter  nördlich  zu  suchen,  an  dem  nach 
dem  Pohlbache  abfallenden  Berghange,  wo 
ich  vor  beinahe  3  Jahren  Hügel  fand,  welche 
Turmfundamentc  zu  überdecken  erfaeinen. 
Nehmen  wir  hier  den  Pfahlgraben  an,  so 
stimmt  dies  so  ziemlich  mit  den  Mittei- 
lungen, welche  Hrn.  v.  Cohausen,  vgl.  S. 
166,  seiner  Zeit  gemacht  wurden  und  was 
man  auch  mir  schon  vor  langen  Jahren  er- 
zählte. Der  Zug  des  Pfahlgrabens,  welcher 
auf  der  Cohausen'schen  Karte  zwischen  der 
Jägerwiese  und  dem  Hundskippel  in  zick- 
zackartigen Linien  eingezeichnet  ist,  winl 
sich  hierdurch  in  eine  sanft  gebogene  Linie 
verwandeln. 

Was  nun  das  mutmassliche  Kastell  zu 
Born  betrifft,  so  bietet  der  Ort  selbst  da- 
für keinerlei  Anhaltspunkte.  Trotz  der  eif- 
rigsten Nachforschung  konnte  ich  nicht  in 
Erfahrung  bringen,  dass  dort  Je  eis  römi> 


-    61    - 


scher  Gegenstand  sei  gefunden  worden. 
Ist  ein  Kastell  in  der  Nähe,  so  müsste 
es  weiter  nördlich,  etwa  an  dem  nach 
Steckenroth  führenden  Wege  gelegen  sein. 
Merkwürdig  bliebe  es  dann  immerhin,  dass 
man  das  dicht  dabei  gelegene,  durch  die 
Ahr  gebildete  Thal,  das  jedenfalls  mit 
einem  Verkehrswege  versehen  war,  ohne 
Deckung,  ohne  eine  Sperre  gelassen  habe. 
Es  liefe  dies  allen  Erfahrungen  zuwider, 
die  ich  bei  meinen  Forschungen  in  Ober- 
hessen nnd  im  Taunus  gewonnen  habe. 
Auch  Herr  v.  Cohausen  (S.  190)  hält  es  für 
wahrscheinlich,  dass  im  Ahrthale,  ebenso 
wie  z.  B.  im  Kuppemer  Thale,  hinter  dem 
Pfahlgraben  ein  kleines  Kastell  gelegen 
habe,  das  aber  bis  jetzt  nicht  aufgefunden 
wurde.  Dass  die  dort  befindliche  „alte 
Schanze^  nicht  das  gesuchte  Kastell  und 
überhaupt  kein  Rumerwerk  ist,  wurde  von 
Hm.  V.  Cohausen  (S.  190)  genau  nachge* 
wiesen.  Zwischen  dieser  Schanze  und  dem 
Dörfchen  Linschied  aber^  auf  der  nach 
Xorden  sanft  abfallenden  Fläche  des  ,,Poh1- 
feldes**  möchte  der  geeignetste  Platz  fi'ir 
das  Kastell  zu  suchen  sein,  unbeschadet 
der  kurzen  Entfernung  von  Kemel  Hier 
wurden  aber  auch,  wie  mir  vor  19  oder 
20  Jahren  ein  alter  Mann  aus  Licnschied 
erzählte,  einst  bedeutende  Mauern  ausge- 
brochen und  Gegenstände  der  verschie- 
densten Art  gefunden. 

Da  die  Örtlichkeiten  weit  ausser  dem 
Bereiche  meiner  Wirksamkeit  liegen,  so 
nimmt  vielleicht  der  nassauische  Verein 
aus  diesen  Zeilen  Veranlassung,  die  bei- 
den Stellen  genau  zu  prüfen. 

(Fried.  Kqfler.) 

Vereinsnachrichten 

unter  Redaction  der  Vereinsvorstände. 
47.  Frankfurt  a.  M.  Verein  für  Geschichte 
und  Altertumskunde.  In  der  Sitzung 
vom  13.  Februar  sprach  Herr  Pfarrer  Dr. 
H.  Dechent  über  einen  Zensurprozess 
siegen  die  Frankfurter  Gelehrten 
Anzeigen,  in  welchem  er  die  Forschungen 
W.  Scherere  (in  der  Einleitung  zum  Neu- 
drucke des  berühmten  Jahrgangs  1772  die- 
ser Zeitschrift)  in  mannigfacher  Weise  er- 
gänzte.   Als  neues  Material  hatte  er  die 


bis  dahin  fUf  den  Gegenstand  noch  nicht 
eingesehenen  Zensurakten  des  Frankfurter 
Stadtarchivs  benutzt;  ferner  die  Ratspro- 
tokolle und  Bürgermeisterbücher  in  dem- 
selben, die  Protokolle  des  Predigerministe- 
riums und  andere  Urkunden.  Der  Vor- 
tragende verband  diese  Nachrichten  über 
den  vorliegenden  Prozess  mit  Notizen  aus 
Goethes  Briefwechsel  und  schilderte  auf 
Grund  dieses  Materials  eine  Episode  des 
geistigen  Lebens  in  Frankfurt  aus  der  Sturm- 
und Drangzeit,  an  welcher  der  damals  hier 
weilende  Dichter  in  hervorragender  Weise 
Anteil  nahm.  Er  sprach  zuerst  über  das  da- 
malige Predigerroinisterium,  besonders  über 
den  gelehrten  Senior  D.  Plitt,  welcher 
Wolfsche  Philosophie  mit  Lutherischer 
Rechtglaubigkeit  zu  verbinden  suchte  und 
besonders  den  Deismus  bekämpfte.  Er  war 
der  entschiedenste  Gegner  der  Frankfurter 
Gelehrten  Anzeigen,  welche  seit  1772  als 
Fortsetzung  der  bereits  1736  begründeten 
„Frankfurter  Gelehrten  Zeitung*^  von  dem 
Waldeckischen  Hofrat  Deinet  verlegt  und 
im  Anfange  von  Merck  in  Darmstadt,  in 
der  zweiten  Hälfte  des  Jahres  aber  von 
Goethes  künftigem  Schwager  J.  G.  Schlosser 
redigiert  wurden.  Die  neue  Zeitschrift,  von 
deren  keckem,  genialen  Ton  einige  Proben 
mitgeteilt  wurden,  erregte  schon  in  den 
ersten  Nummern  durch  scharfe  theologische 
Rezensionen  denUnwillen  der  durchweg  noch 
orthodox  gerichteten  lutherischen  Geistlich- 
keit, welche  die  kirchliche  Zensurbehörde, 
die  sogenannten  Deputati  ad  rem  librariam 
(eine  Abteilung  des  Konsistoriums),  anrief. 
Man  machte  den  Versuch,  Deinet  zur  Nen- 
nung der  Verfasser  jener  anstössigen  Ar- 
tikel zu  nötigen  und  ihm  die  Aufnahme^  ähn- 
licher Kritiken  zu  wehren;  allein  Schlosser 
verteidigte  als  dessen  Anwalt  in  einer  (noch 
ungedruckten)  mit  gewaltigem  Pathos  ab- 
gefassten  Vorstellung  den  Verleger,  so  dass 
trotz  der  Verstimmung  über  die  von  ihm 
gebrauchte  „unziemliche  Schreibart^  die 
Sache  vorläufig  ruhte.  Deinet  aber  brachte 
weiter  verletzende  Artikel,  und  besonders 
ein  Aufsatz  vom  21.  Juli  1772  beschwor 
einen  neuen  Sturm  herauf.  Der  nachmals 
so  berüchtigte  Giessener  Professor  Bahr  dt 
veröffentlichte  nämlich  eine  höchst  spöt- 
tische Kritik  über  eine  dem  Frankfurter 


-    64    - 


Rat  gewidmete  Schrift  des  durch  LeBsingB 
Oegnertchaft  bekannt  gewordenen  Hambur- 
ger Hauptpastors  Johann  Melchior  Goeze: 
„Erbauliche  Betrachtungen  über  das  Leben 
Jesu".  Da  der  Artikel  anonym  war  (man 
vermutete  Herder  als  Verfasser),  wurde 
Deinet  abermals  vor  die  Deputation  gela- 
den, um  den  Namen  des  Rezensenten  mit- 
zuteilen, und  als  er  sich  dessen  weigerte, 
wurde  er  mit  einer  Geldstrafe  von  20  Rthlr. 
belegt.  Deinet,  der  mit  Unrecht  Goeze 
allenthalben  als  den  Urheber  des  Prozesses 
gegen  ihn  verdächtigte,  protestierte,  weil 
er  reformiert  sei,  sowohl  gegen  die  Strafe 
als  auch  gegen  die  ihm  auferlegte  Ver- 
pflichtung, keine  Besprechungen  theologi- 
scher Schriften  zu  bringen,  welche  nicht 
die  Genehmigung  des  Predigerministeriums 
gefunden  hätten.  Inzwischen  trat  auch  das 
Ministerium  selbst  wieder  mit  einer  Anklage 
hervor,  welche  sich  besonders  auf  eine  von 
Goethe  (?)  verfasste  Anzeige  der  Münterschen 
Bekehruugsgeschichte  am  Struensee  bezog. 
Abermals  verteidigt  Schlosser,  der  indessen 
Redakteur  geworden  war,  den  Verleger  in 
höchst  geistreicher  Weise,  und  auch  Goethe 
selbst  trat  während  der  Abwesenheit  des 
Freundes  für  Deinet  ein  (in  einer  von  ihm 
entworfenen,  noch  nicht  bekannt  gemach- 
ten Vorstellung).  Nun  fasste  der  Rat  den 
Beschluss,  die  Akten  der  Leipziger  juristi- 
schen Fakultät  zur  FjUtscheidung  zu  über- 
geben. Es  geschah  dies  um  dieselbe  Zeit,  als 
Goethe  und  seine  Freunde  sich  (Ende  1772) 
von  der  Zeitschrift  zurückzogen,  die  nun 
ganz  in  die  Hände  von  Bahrdt  überging, 
der  sie  vielfach  zur  Führung  seiner  theo- 
logischen Streitigkeiten  gebrauchte.  Deiuet 
that  nun  am  Anfang  des  Jahres  1773  einen 
neuen  kühnen  Schritt,  indem  er  sich  an 
die  öffentliche  Meinung  wandte  und  sämt- 
liche gerichtliche  Akten  drucken  Hess.  Für 
dieses  Vorgehen  wurde  ihm  ausser  der  Kon- 
fiskation dieser  Schrift  eine  zweite  Geld- 
strafe von  100  Rthlr.  auferlegt,  gegen  wel- 
che er  aber  auch  sofort  Protest  erhob.  Ehe 
noch  das  Gutachten  von  Leipzig  einlief, 
starb  der  Uauptgegner  Pütt,  und  sein  Nach- 
folger, Senior  Mosche,  nahm  den  Streit  nicht 
weiter  auf,  an  dem,  wie  es  scheint,  überhaupt 
nicht  alle  Mitglieder  des  Ministeriums  sich 
gerne  beteiligt  hatten.  Doch  musste  Deinet, 


als  trotz  der  Bemühungen  von  Goethe  und 
Bahrdts  Vater  die  Strafe  von  20  Rthhr. 
durch  die  Leipziger  Juristenfakultät  bestä- 
tigt ward,  im  Februar  1774  zur  Entrich- 
tung des  Geldes  sich  entechliessen,  wäh- 
rend die  Strafe  von  100  Rthk.,  die  ihm 
1775  gelegentlich  eines  neuen  Streites  mit 
dem  Kasseler  Pfarrer  Piderit  noch  einmal 
eingefordert  wurde,  auf  dem  Gnadenwege 
erlassen  ward.  Aber  wenn  auch  der  Ver- 
leger der  Gelehrten  Anzeigen  eine  Nieder- 
lage erlitten  hatte,  so  hatte  doch  die  Geist- 
lichkeit insofern  nicht  gesiegt,  als  der  Ver- 
such der  theologischen  Zensur  dem  Blatte 
gegenüber  gescheitert  war.  Der  Redner 
bemerkte  zum  Schlüsse,  dass  die  Geistlich- 
keit damals  wohl  Grund  hatte,  den  m^st 
satirischen  Ton  der  von  ihr  beanstandeten 
Artikel  um  ihrer  Gemeinden  willen  ernst- 
lich zu  beklagen,  dass  es  aber  unmöglich 
war,  die  Gemeinden  gegen  die  von  allen 
Seiten  eindringenden  neuen  Ideen  herme- 
tisch abzuscliliessen. 


Verlag  der  Fr.  Lintz'schen  Buchhandlaug  in  Trier: 


Dte  Facskniles 

von  Originalplänen  dentseher  De«« 

auf  7S  cm  breitem  Pa|iier. 
Origiuftlplaa    des    Domes    tu    KSIn   9  Jl    1  UaU 

2,27  m  hoch. 
Originalplan  des  Dome«  xu  ■•fsiiifewf  9  JL  1  Blatt 

ir,S9  m  hoch. 
Originalplan   des    Domes    tu   Ulm   6  UH    1   Blatt 

1,72  m  hoch. 

3  Entwarfe  sum  Dome  au  Fnuikfurt  6  JL   1  Blatt 

1,10  m  hoch. 

4  Pläne  sum  Manster  au  SIraMblirg  21  Ji 


Gfsdilcite  jliii  fxoSM  Trier 

d.  i.  der  Htadt  Trier  und  de«  Trierischen  t^^aade^ 

aU    Clmrfttrstentoin    und    als    Diözese    rou     den 

ältesten  Zeiten  bis  aum  Jahre  ISIS. 

Ton  Domkapitular 

l^r.  J.  Marx. 

5  Bände.    18&S-64.    Preis  M  Sf.25. 


nehtfi  VN  Cniffeidii  n  Villnlli 

Erzbischef  und  KurfUrst  ven  Triwr  161 1— IUI . 

Ein  Beitrag  cur  Bpecialgoschichte  der  Bbainlande 
von 

Dr.  Jnl.  Wegeier. 

Mit  einer  Tafel.    Preis  X  1.50. 

Bai  luihKh  kt  fkknl  vra  Ini  AAn 

aus 

handschriftlichem  neugriechischem  Crtezt  aben»et24 

mit  Anmerkungen  von  OMrM  C  A.  Mi  «1 

Von  Dr.  Oo4«hard  Seha«f«r. 

1865.    Preis  9  M. 


FR.    LINTZSCHE  BUCHDRVCKeRCI   IN  TRICft 


TOB  Dr.  NitiMr  in  Tritr 

«Bd 

PfOlMMf  Dp«  LMipMCllt 

in  r 


der 


d«r 

Fl.  LINTZ'ttthtii 

BiiohliMidlnng 

In  Tritr. 


Westdeutschen  Zeitschrift  fUr  Geschichte  und  Kunst, 

n^eieb  Orgui  der  Usteriseli-MtiqiiMriselieB  Yereiie  zu  Baeknu^,  BirkenfeK,  Dirk- 
Iieiii,  DILweMorf ,  Fnuikfturt  t.  M.,  Karlgmke,  Miinx,  MauihelM,  Neuss,  Speyer, 
Strasslirg,  Stuttgart  ud  Woms,  sewie  des  utkrepelegiseheii  Vereins  zu  Stattgart. 


April. 


Jahrgang  YH,  Nr.  4. 


1888. 


Das  KonrMpondttnxbUtt  •nch«int  in  eintr  AofUge  toxi  3M0  Exemplaren.    Inserate  k  95  Pfg.  ffix  die 

gespaltene  Zeile  werden  Ton  der  Yerlagshandlnng  und  allen  Inseraten-Bnreans  angenommen,  Beilagen 

nach  Uebereinknnfk.  —  Die  Zeiteehrift  erscheint  Tierteljfthrlich,  das  Korrespondensblatt  monatiioh.  — 

Abonnementspreis  16  M^rk  fllr  die  Zeitsohrift  mit  Korrespondensblatt,  für  letsteres  allein  6  Mark. 


Neue  Funde. 

18.  Ober  -  Florstadt.  [Mitliraeum].  In  der  un- 
mittelbaren  Nähe  des  Kastelles  voa  Ober- 
Florstadt,  das  vor  zwei  Jahren  von  mir 
aufgefunden  und  im  Auftrage  des  histor. 
Vereins  für  das  Grossherz.  Hessen  von  mir 
aufgedeckt  ward,  wurden  im  Laufe  dieses 
Wmters  von  dem  Landwirte  Wilh.  Stoffel 
beim  Ausbrechen  von  Mauerresten  inmitten 
der  das  Kastell  umgebenden  bürgerlichen 
Niederlassung  verschiedene  Altare  und  eine 
65  cm  hohe  Steinfigur  gefunden,  welche 
zur  Annahme  berechtigten,  dass  diese 
Mauerreste  einem  Mithrasheiligtume  ange- 
hörten. 

Die  Grossherzogl.  Museumsdirection, 
welcher  ich  Mitteilung  von  dem  Funde 
machte,  beschloss  die  Fundstelle  näher  zu 
untersuchen  und  übertrug  mir  die  Leitung 
der  Ausgrabung,  die  zur  Aufdeckung  eines 
Mithräums  führte,  dessen  Grundriss  und 
Profile  auf  umstehender  Tafel  dargestellt 
sind. 

Zur  Erläuterung  des  Grundrisses  sei 
erwähnt,  dass  das  Kastell,  wie  das  etwa 
100  m  links  vor  ihm  liegende  Mithräum 
auf  einer  sanft  nach  Nordost  und  Ost, 
nach  der  Nidda,  abfallenden  Erhöhung 
liegen,  welche  die  Warte  genannt  wird. 
(Yergl.  Qnartalblätter  des  histor.  Vereins 
1886,  I,  42  und  1887,  H,  66).  Diesem 
Umstände  ist  es  zoziischreiben,  dass,  wie 
es  der  Plan  zeigt,  die  Mauer  der  West- 
seite des  Gebändes  in  einer  grösseren  Höhe 
erhalten  ist  als  die  der  Ostseite. 

Das  Ganze  bildet  ein  unregelmässiges 


Rechteck  von  13,90  resp.  13,40  m  Länge 
und  6,78  resp.  6,90  m  Breite.  Die  Mauern, 
welche  aus  unregelmässig  keilförmig  be- 
hauenen  Steinen  bestehen,  welche  in  Lagen 
übereinandergeschichtet  und  ziemlich  stark 
durch  Mörtel  miteinander  verbunden  sind, 
haben  eine  durchschnittliche  Stärke  von 
63  cm  und  wurden  22  cm  tief  unter  der 
Ackeroberfiäche  angetroffen.  Sie  zeigten 
zum  Teil  noch  einen  starken  Bewurf  (Ver- 
putz) von  braungelbem  Mörtel,  der  geglättet 
und  dann  mit  gelblicher  Farbe  übermalt 
war.  Hin  und  wieder  zeigten  sich  lineare 
Ornamente,  welche  die  Wand  in  einzelne 
Felder  abzuteilen  schienen,  in  denen  man 
häufig  blutrote  Spritzer  bemerkte.  Eine 
Treppe,  welche  einst  zu  diesem  Räume 
hinabführte,  wurde  nicht  vorgefunden  und 
es  ist  anzunehmen,  dass  dieselbe,  wie 
ich  später  noch  erörtern  werde,  auf  der 
Südseite  des  Gebäudes  gewesen  sein  muss, 
schon  vor  längerer  Zeit  gefunden  und  der 
schönen  Sandsteine  wegen  ausgebrochen 
ward. 

Dieser  Raum  zerfällt  in  2  Teile,  einen 
höher  gelegenen,  der  sich  an  der  Ost-, 
Süd-  and  Westseite  hinzieht,  und  einen  in 
der  Mitte  befindlichen,  um  1  m  tiefer  ge- 
legenen, der  3,83  m  von  der  Südseite  be- 
ginnt und  46  cm  vor  der  Nordseite  endet. 
Eine  Reihe  von  Sandsteinstufen,  von  denen 
noch  4  von  je  1,33  m  Breite,  30  cm  Tiefe 
und  15  cm  Stärke  erbalten  waren,  führten 
hinab  nach  demselben.  Da  bei  der  früher 
angestellten  Ausgrabung  noch  weitere  2 
bis  3  vollständig  verwitterte  Stufen  ange- 


—    67     — 


—     6!J 


SdinillB-C. 


troffen  wurden,  so  darf  man,  wenn  man 
die  Höhe  der  fehlenden  Stufen  ebenfalls 
zu  15  cm  berechnet,  im  Ganzen  7  Stufen 
annehmen.  Die  Treppen wandungen  endigen 
jedoch  bei  der  4.  Stufe.     Sie  sind  je  36  cm 


breit  und  schlies.sen  sich 
an  die  Mauern  des  un- 
teren Raumes  an,  auf 
jeder  Seite  eine  Koke 
oder  einen  Winkel  bil- 
dend. 

In  der  Ecke  links  von 
der  Treppe  fand  Stoffel 
eine   65  cm  hohe  Bild- 
säule aus  weissem  Sand- 
stein, einen  Jüngling  dar- 
stellend,   bekleidet  mit 
Leibrock,    Mantel   und 
phr>'gischer  Mütze,  der 
mit  Armen  und  Händen 
zwei  gesenkte  Fackeln 
hält,  auf  die  er  sich  zu 
stützen  scheint.  Das  Bild- 
werk samt  seinem  daran 
befindlichen  Sockel  stand 
auf    einem    Postament- 
clicn    von    gestampftem 
blauen  Letten,  der  ab- 
geschlagene Kopf  lai?  \or 
ihm  auf  dem  Boden.    In 
dem  Winkel  zur  Rechten 
wurde    eine   Hand  au«: 
weissem  Sandstein  gefun- 
den, die  einem  anderen 
Fackelträger     angehört 
haben  musste,  der  eben- 
falls auf  einem  noch  er- 
haltenen Postamentchen 
aus  blauem  Letten,  seioe 
mutmassliche     Aufstel- 
lung gefunden  hatte.  Die 
Bildung     dieser    Hand 
lässt  eine  aufwärts  gt- 
richtete  Fackel  anneh- 
men.   Der  Kopf  dieser 
Figur,  welcher  eine  auf- 
fallende Ähnlichkeit  mit 
dem    der    ersten  zei^ 
wurde  von  mir  im  oberen 
Räume  gefunden. 

Der  untere  Raum  misst 
dicht  bei  der  Treppe 
1,95  m,  verengt  sich  aber  bald  biszn  1,72  m 
und  erweitert  sich  gegen  das  Ende  hio 
bis  zu  2,10  m  Breite.  Diese  VerengerunÄ 
scheint  durch  den  Druck  des  Bauschuttes 
auf    die     schwachen    FutLermanem   er- 


Digitized  by  VjOOQ IC 


—    ß9 


—    70    — 


folj^  zu  sein,  welche  den  (Raum  nach 
Ost  und  West  abschliessen.  Der  Boden 
desselben  steigt  von  der  Treppe  ab  bis  zur 
Mitte  allmälich  um  30—35  cm.  Er  be- 
steht ans  einer  festgestampften  20  cm 
starlcen  Schicht  schön  hellblauen  Lettens, 
der  etwa  15  Minuten  von  dem  Orte  vor- 
kommen soll.  7,85  m  von  der  Treppe  ent- 
fernt zeigt  der  tiefere  Raum  auf  jeder 
Seite  eine  um  61  cm  einspringende  Nische 
von  42  cm  Breite  und  daran  anschliessend 
in  dem  oberen  Teile  des  Gebäudes  ein 
von  einer  22  cm  hohen,  35  cm  breiten  auf- 
gemauerten Wulst  umgebenen  Ranm,  der 
vielleicht  zur  Aufstellung  zweier  Altäre  von 
70  cm  Höhe  und  25  resp.  28  cm  Breite 
gedient  haben  mochte,  welche  Stoffel  an 
den  Stellen  Aa  und  Bb,  den  einen  liegend, 
den  andern  stehend  vorfand.  Diese  mit 
Wülsten  und  Hohlkehlen  versehenen  Altäre 
zeigen  weder  Bildwerk  noch  Inschriften; 
doch  trägt  der  eine  am  oberen  Teile  unter  der 

Opferschale  das  eingehauene  Zeichen  tß» 
das  in  älinlicher  Form  zuweilen  auf  Stem- 
peln der  22.  Legion  vorkommt. 

Von  Nische  zu  Nische  zieht  im  unteren 
Raum  (vergl.  den  Onindriss)  eine  an  die 
Nordwand  des  Gebäudes  sich  anschlies- 
sende Futtermauer,  die  bis  zur  Höhe  der 
Wulste  hinaufreicht  und  nach  vorne  zu 
schräg  abgedacht  ist.  Hier  waren  wohl 
die  an  anderen  Orten  aufgedeckten  Stein- 
tafeln zu  vermuten,  von  denen  jedoch 
Nichts  aufgefunden  ward.  Da  die  Wand 
durch  meinen  Vorgänger  in  der  Untersuch- 
ung stark  beschädigt  und  vom  Verputze 
befreit  worden  war,  so  konnte  nicht  ein- 
mal nachgewiesen  werden,  ob  sie  einst 
Malereien  trug,  oder  nicht.  Stoff^el  will 
hier  die  schönsten  und  feinsten  Stücke 
Wandbekleidung  gefimden  haben.  Der  Ver- 
putz der  übrigen  Wandteile  war  mit  bläu- 
lich rother  Farbe  übermalt. 

Über  dem  blauen  Letten  des  Bodens 
will  der  vorher  Genannte  eine  dicke  Schicht 
dunkler  Asche  gefunden  haben,  mit  der  auch 
der  ganze  Nischenraum  angefüllt  gewesen 
sein  soll.  Über  der  Aschenschicht  lagen 
die  Verputzstücke  der  Decke,  welche  auf 
weissem  Grunde  ockergelbe  und  braunrote 
von  Schwarz  eingefasste  lineare  Ornamente 


zeigen,  aus  denen  vielleicht  noch  einige 
Figuren  hergestellt  werden  können.  Eins 
der  vor  mir  liegenden,  in  der  Nähe  der 
Nordwaud  gefundenen  Stücke,  zeigt  einen 
sechsstrahligen  ockergelben  Stern,  ein  an- 
deres einen  brannroten  Stengel  mit  paar- 
weise stehenden  chromgrünen  Blättern. 

Die  Decke  des  höher  gelegenen  Teiles 
des  Baues  zeigt  weniger  feine  Bekleidung. 
Auch  hier  war  der  Boden  mit  einer  dünnen 
Schicht  jenes  blauen  Lettens  bedeckt,  unter 
dem  sich  durchweg  Mörtelspuren  zeigten. 
Dicht  darunter  stand  der  gewachsene  Boden, 
der,  wie  ich  schon  in  meinem  Berichte  über 
die  Ausgrabungen  des  Kastelles  betonte, 
fast  allerwärts  auf  der  Warte  aus  einem 
stark  verwitterten  porösen  Basalt  (Lung- 
stein) besteht,  der  im  Volksmunde  „Tauk  '^ 
genannt  wird.  Die  Fundamente  der  von 
mir  auf  der  Warte  untersuditen  römischen 
Gebäude,  ja  sogar  die  Abfallsgruben  sind 
in  diesen  Stein  eingehauen.  Bei  a,  b,  c 
d  und  e  befanden  sich  kleine  aufgemauerte 
Postamentchen,  aufweichen  allem  Anscheine 
nach  die  säulenförmigen  Träger  (?)  der  Decke 
ruhten,  wenn  man  nicht  etwa  annehmen 
will,  dass  sie  einem  anderen  Zwecke  dienten. 

Unter  den  Fundstücken,  welche  fast  alle 
vor  meiner  Ankunft  dem  Boden  waren  ent- 
nommen worden,  erwähne  ich:  1)  das 
Bruchstück  eines  kleinen  Altares  samt 
zwei  irdenen  Lämpchen,  die  bei  £  im 
oberen  Räume  vor  einem  aufgemauerten 
Postamentchen  liegend  (vgl.  den  Grund- 
riss)  waren  gefunden  worden;  2)  einen 
etwa  1  Fuss  hohen  cubischen  Stein  mit 
stark  beschädigtem  Bildwerk,  das  einen  mit 
einer  Lanze  bewaffneten  Mann  darzustellen 
scheint,  der  einem  anderen  gegenüber- 
stehenden Manne  die  Hand  reicht,  ähnlich 
wie  auf  dem  Mittelbild  ^w  linken  Seite 
des  Neuenheimer  Steines  (vgl.  Creuzer :  das 
Mithraeum  von  Neuenheim  bei  Heidelberg) ; 
3)  einen  starken  eisernen  Ring  und  meh- 
rere Glieder  einer  Kette,  welche  dicht  bei 
dem  Altare  £  in  der  Südwesteckc  des  Ge- 
bäudes lagen ;  4)  20—21  zum  Teil  verzierte 
Thonlämpchen,  von  denen  einige  auf  dem 
Boden  ein  SF  eingeritzt  zeigten,  und 
welche  in  dem  tiefen  Räume  zwischen  beiden 
Nischen  gelegen  hatten ;  5)  Überreste  eines 
ganz  dünnen,  reich  verzierten  Gefässes  aus 


—    71    — 

Bronzeblech,  das  in  der  Mitte  des  vertieften 
Raumes  gefunden  ward;  6)  ein  kleines 
Thongef)&88,  das  an  der  Nordwand  gelegen 
hatte ;  7)  ein  4  cm  breites  grosses  bandarti- 
ges StückEisen  mitLöchem  versehen,  in  de- 
nen  Nägel  mit  flachem  aber  breiten  rundem 
Kopf  staken,  welche  samt  dem  Eisen  einen 
bläulicheu  Überzug  zeigten,  der  sie  frei  von 
Rost  erhalten  hatte;  8)  Bruchstück  eines 
breiten  Messers,  in  der  Nähe  der  Kette  ge- 
funden; 9)  Elfenbeingriff  eines  schmalen 
Messers  oder  anderen  Instrumentes  mit  ge- 
schnitztem vogelkopfartigenEnde ;  10)Bruch- 
stück  eines  weissen  Terracotta-Figürchens, 
jugendlicher  Kopf  mit  turbanartiger  Be- 
deckung ;  11)  Bronzemünze  der  Julia  Domna, 
gefunden  in  der  Asche  der  Nische  zur  Rech- 
ten (Nord-Ost-Ecke);  12)  einige  kleinere 
Bronzebeschläge;  13)  allerlei  kleinere  Ge- 
genstände aus  demselben  Metall  und  aus 
Eisen,  Nägel,  Haken,  Maueranker,  Holzkoh- 
len u.  s.  w. ;  14)  zahlreiche  Scherben  von 
Thon-  und  terra  sigillata-Gefässen,  auf  de- 
nen häufig  Köpfe  und  Brustbilder  erkenn- 
bar waren;  15)  eine  grosse  Anzahl  von 
Knochen,  unter  denen  ich  Rinderknochen, 
Ziegenknochen  (vielleicht  auch  Schafkno- 
chen) unterscheiden  konnte,  Rehstangen 
u.  s.  w.  •);  16)  ein  Postamentchen  aus 
behauenem  roten  Sandstein ;  17)  das  Stück 
einer  Backsteinplatte,  mit  dem  Stempel 
LEG  Vni,  der  erste  dieser  Legion,  der 
in  Ober-Florstadt  gefunden  wurde.  In  un- 
mittelbarer Nähe  wurden  noch  folgende 
Stempel  gefunden: 


m 


SFM^EKOt 


3Ö 


1)  Dies«  Knochen  Bollen  noch  im  OroBBherz. 
Mnseum  einer  genauen  Untennchnng  ontersogen 
werden. 


—    72    — 

4—5  m  westlich  vom  Mithraemn  will 
Stoffel  einen  aus  zwei  rechtwinkelig  ao- 
einander  stossenden  Mauern  gebildeten 
Raum  gefunden  haben,  der  mit  weissem 
Sande  bestreut  war  und  zu  dem  ein  kurzer, 
gepflasterter  Weg  führte.  Da  die  Steine 
der  Mauer  ausgebrochen  und  der  ganze 
Raum  durchwühlt  war,  so  konnte  von  mir 
nicht  nachgewiesen  werden,  ob  derselbe 
früher  mit  dem  Mithraeum  zusammenge- 
hangen hatte.  Der  Finder  verneinte  dies, 
allein  es  könnte  das  fehlende  Stück  Mauer, 
das  seinen  Angaben  nach  rechtwmkelig  auf 
die  Mauer  des  Mithraeums  hätte  stosseo 
müssen,  schon  in  früherer  Zeit  ausgebrochen 
worden  sein,  da  die  Warte,  wie  wir  wissen, 
schon  manchen  Baustein  nach  Florstadt 
hatte  abgeben  müssen.  Bei  meinen  Nachgra- 
bungen fand  ich  nur  noch  einen  kleinen 
0,76  m  im  Quadrat  messenden  Mauerklnm- 
pen,  den  mein  Vorgänger  bei  der  Arbeit 
hatte  stehen  lassen. 

N  irgends  zeigten  die  Mauern  des  Mithrae- 
um Anschluss  an  andere  Gebäude.  Bei 
den  Versuchsgräben  aber,  die  gezogen 
wurden,  stiess  man  überall  auf  dunkle 
Asche,  mit  Ausnahme  der  Gräben  vor  der 
Südseite,  wo  ich  eine  3,50  m  breite  Strasse 
mit  10  cm  hoher  Wölbung  antraf,  welche 
nach  der  Mitte  dieser  Seite  zulief,  an  welcher 
sich,  der  erwähnten  Treppe  gegenüber,  eine 
Öfihung  oder  Thüre  befunden  haben  mnsste. 
Da  die  Strasse  etwas  höher  als  die  Mauer 
des  Gebäudes  lag,  so  musste  sie  heim 
Pflügen  hinderlich  gewesen  sein  und  man 
hatte  sie  4  m  von  dem  Baue  entfernt  aus- 
gebrochen. 

Bei  den  sorgfältigen  Arbeiten  utnd  Be- 
obachtungen, die  ich  anstellte,  hätten  sich 
vielleicht  noch  manche  interessante  Wahr- 
nehmungen machen  lassen,  wenn  nicht  vor 
meiner  Ankunft  durch  den  Finder  der  ganze 
Raum  wäre  durchwühlt  worden. 

Masse  und  Aufzeichnungen,  die  ich 
machte,  habe  ich  später  mit  Herrn  Mu- 
seumsinspektor Professor  Dr.  Adamj  ge- 
prüft. Den  hier  beigegebenen,  nach  meinen 
Notizen  gefertigten  Gnindriss  verdanke  ich 
der  Güte  des  Herrn  Gamison-Bauinspektor 
H.  Rettig  dahier. 

(Friedr.  Kofier.) 
Mainz,  lo^Febr.  l^^^rluk.  6nM«M49. 
bei  Schwabsbu^gf.^^^twa  eine  halbe  Stunde 


—    73    — 

von  dem  weinberuhmten  Nierstein  landein- 
wärts nach  Südwesten  liegt,  wie  Nierstein 
2om  rheinhessischen  Kreise  Oppenheim  ge- 
hörig, das  Dorf  Schwabsbnrg,  dessen  aus- 
gedehnte Gemarkung  einen  dem  Niersteiner 
SR  Güte  wenig  nachstehenden  Wein  liefert. 
Das  Bächlein  Schwabbach  oder  Schwabach, 
das,  bei  Harxheim  entspringend,  bei  Nier- 
stein in  den  Rhein  miindet,flies8t  an  Schwabs  - 
barg  vorüber.  Inmitten  bedeutenderer  Höhen 
erhebt  sich  auf  einer  flachen  rebenbepflanz- 
ten Kuppe  im  Süd- Westen  des  Ortes  (etwa 
''4  Stunde  entfernt)  der  gewaltige  vier- 
eckige Befestigungsturm  der  Schwabsburg ; 
\on  dem  Pallas  und  den  übrigen  Burgge- 
bäuden ist  nicht  der  geringste  Rest  mehr 
erhalten.  Auch  ist  keine  Spur  davon  zu 
bemerken,  dass  der  Turm  ursprünglich  in 
organischer  Verbindung  mit  weiteren  Burg- 
gebäuden angelegt  worden  sei.  Der  Turm 
ist  ofienbar  als  Wartturm  oder  Signalsta- 
lion, wahrscheinlich  gleichzeitig  mit  der 
Landskron  bei  Oppenheim,  im  11.  Jahrb. 
erbaut  worden;  erst  später  haben  sich  dann 
weitere  Barggebäude  an  den  Turm  ange- 
schlossen. Für  die  anfänglich  isolierte  An- 
Jage  des  Schwabsburger  Turmes  spricht 
die  Gleichartigkeit  ähnlicher  Anlagen,  die 
Stärke  und  Technik  des  Mauerwerks  (es 
sind  Buckelquader),  die  Lage  des  erhöhten 
Eingangs  und  die  strassenbeherrschesde 
ÖrtKchkeit.  Der  Schwabsburger  Turm  ist 
mit  ähnlichen  Bauten  der  Rhein-,  Main- 
uud  Donaulande,  wegen  der  Buckelquader- 
technik, früher  für  römisch  gehalten  worden. 
Urkundlich  erscheint  die  Schwabsburg  (auch 
Swabesberg,  Swabisberg,  Schwoberg,  Suabs- 
berg  genannt),  von  der  das  Dorf  offenbar 
seinen  Namen  hat,  zuerst  1257,  wo  König 
Richard,  kurz  nach  seiner  Erwählung,  den 
Rheingrafen  Werner  III  mit  dem  Schlosse 
Schwabsberg  und  demDorfe  Gross-Wintem- 
heim  belehnt  Die  Burg  war  Reichsdomäne 
und  hatte,  wie  die  Landskron  bei  Oppen- 
heim, eigene  Burgmänner  zu  ihrer  Vertei- 
digung und  Hut  Die  Belehnung  der  Rhein- 
grafen mit  Schwabsburg  kann  nicht  lange 
bestanden  haben;  denn  1274  stellt  Philipp 
von  Hohenfels  eine  Urkunde  zu  Swabes- 
berg aus.  Als  Ruprecht  III  von  der  Pfalz 
zum  Kaiser  gewählt  worden,  wurde  die 
Scbwabsburg  samt  den  Städten  und  Schlös- 


—    74    — 

sern  Oppenheim,  Odemheim,  Ober-  und 
Nieder- Ingelheim.  Nierstein,  (Gro8s)-Win- 
temheim,  die  von  den  Luxemburgern  den 
Pfalzgrafen  verpfändet  waren,  der  Kur-Pfalz 
einverleibt.  Seitdem  hörte  sie  auf,  eine 
Keichsburg  zu  sein.  Die  Zerstörung  er- 
folgte gleichzeitig  mit  der  Verwüstung  der 
Landskron  am  31.  Mai  1689.  Vergeblich 
suchten  die  Franzosen  die  mächtigen  Bos- 
senquader zu  sprengen;  nur  ein  Stück  un- 
ten an  dem  einen  Eck  ward  abgesprengt, 
während  die  übrigen  Gebäude  völlig  ver- 
schwanden, ein  weiterer  Beweis  für  die 
Annahme,  dass  der  Turm  der  Schwabsburg 
ursprünglich  allein  und  in  anderer  nnd 
festerer  Technik,  als  die  später  zugefügten 
Bauteile,  errichtet  worden  ist  Von  der 
Schwabsburg  durch  einen  Einschnitt  ge- 
trennt, zieht  sich  eine  flache  Erhebung  bis 
zu  dem  nach  Dexheim  führenden  Wege  hin. 
Hier  befindet  sich,  in  einer  die  Landschaft 
überschauenden  prächtigen  Lage,  ein  frän- 
kisches Grabfeld,  auf  das  der  Ehrenkon- 
servator des  Mainzer  Altertiunsvereins,  Hr. 
Georg  Werther  in  Mommenheim,  aufmerk- 
sam wurde.  Auf  seine  Veranlassung  und 
unter  seiner  sachkundigen  Leitung  wurde  im 
Anfang  dieses  Jahres  durch  kundige  Arbeiter , 
die  schon  bei  früheren  Ausgrabungen  des 
Vereins  sich  bewährt  hatten,  das  Grabfeld 
so  weit  aufgedeckt,  als  es  möglich  war, 
nämlich  bis  zur  Grenze  des  anstossenden 
Weinberges,  unter  dem  sich  die  Gräber- 
reihen zweifellos  noch  fortsetzen.  Herr 
Lehrer  Bastian  in  Schwabsburg,  der  dem 
Unternehmen  sein  lebhaftes  Interesse  zu- 
wandte, hatte  die  Güte,  die  Ausgrabung 
auf  jede  mögliche  Weise  zu  unterstützen 
und  zu  fördern;  die  Eigentümer  des  Ge- 
ländes, die  Herren  Job.  Bomgärsser  V  und 
F.  W.  Huf  in  Schwabsburg,  stellten  mit 
dankenswertester  Bereitwilligkeit  ihr  Ter- 
rain dem  Vereine  zur  Verfügung.  Das 
aufgedeckte  Grabfeld  ist  ein,  zum  Teil 
schon  früher  durchwühlter,  fränkischer  Rei- 
hengräberfriedhof aus  merovingischer  Zeit, 
an  den  einerseits  Spuren  frühgermanischer 
Wohnplätze  (kenntlich  durch  Aschenschich- 
ten und  Topfscherben  aus  schlechtgebrann- 
tem, porösem,  mit  Quarzsand  stark  durch- 
setztem Thone)  von  Gefässen,  die  ohne 
Hilfe  der  Scheibe  geformt  sind7>  anderseits 

jitized  by  vj 


—    75    — 


76    — 


Sparen  frühgeiinauischer  Gräber  anstiessen. 
Das  Grabfeld,  Männer-,  Frauen-  und  Kin- 
dergräber enthaltend,  wies  einige  Platten- 
gräber auf,  meist  von  Kindern ;  bei  einzel- 
nen war  der  Schädel  von  Steinen  umsetzt; 
in  einem  war  die  Steinsetzung  um  den  Schä- 
del ausserdem  von  einer  Platte  tiberdeckt. 
Die  meisten  ergaben,  ausser  einer  etwa 
20  cm  hohen  Lehmstampfung,  keinen  Lei- 
chenschutz ;  Holzreste  von  Särgen  oder  Bo- 
denbrettem  waren  nicht  nachzuweisen,  da- 
gegen erwiesen  sich  da,  wo  das  Gräberfeld 
am  unversehrtesten  erhalten  war,  die  Grä- 
ber durch  Steine  gezeichnet.  An  derselben 
Stelle  waren  die  Gräber  genau  in  west- 
östlicher Richtung  orientiert,  in  der  Längen- 
axe  so  geordnet,  dass  von  Schmalseite  zu 
Schmalseite  nur  ein  Zwischenraum  von  30 
cm  war;  die  Reihen  waren  durch  etwa  1  m 
breite  Gänge  geschieden.  In  anderen  Teilen 
des  Friedhofes  waren  die  Gräber  weniger 
dicht  geordnet,  die  Reihen  zuweilen  bis 
zu  3  m  von  einander  entfernt,  auch  die 
Entfernung  der  Stirnseiten  bedeutender. 
Die  Gräber  lagen  auf  0,70  bis  1,65 m  Tiefe; 
die  Länge  wechselt  von  1,90  bis  2,30  m; 
was  die  Breite  anlangt,  so  überwiegen,  wie 
auf  fränkischen  Friedhöfen  gewöhnlich,  die 
schmalen,  enggepackten  Begräbnisse;  es 
sind  solche  von  0,40  m  Breite  vorhanden ; 
doch  wechselt  sie  bis  zu  1  m.  Die  Kinder- 
gräber wechseln  in  der  Länge  von  1,10  bis 
1,45  m,  in  der  Breite  von  0,42  bis  0,47  m. 
Was  die  Ausstattung  der  Gräber  anbelangt, 
60  gehört  das  Grabfeld  zu  den  ärmeren 
dieser  Gattung.  16  Gräber  von  den  43, 
die  aufgedeckt  wurden,  waren  ganz  ohne 
Beigaben,  manche  davon  zeigten  allerdings 
die  deutlichen  Spuren  früherer  Durchwüh- 
lung. Die  Frauengräber  wiesen  einige  Per- 
lenschnüre  auf,  meist  kleinere  Thonperlen 
in  vielfarbigem  Schmucke,  auch  einige  Glas- 
perlen; ausserdem  fanden  sich  mannigfache 
Bronze-  und  Eisenschnällchen,  Riemenzun- 
gen- und  Schnallenbeschläge  aus  Bronze, 
ein  Spinnwirtel,  kleine  Messer  aus  Eisen, 
ein  Ohrring  aus  Bronzedraht.  Das  am  kost- 
barsten ausgestattete  Frauengrab  enthielt 
ausserdem  eine  Scheibenfibel  mit  goldner 
Platte,  darauf  die  für  jene  Kimstepoche 
typische  Darstellung  eines  grossscbnäbeli- 
gen  Vogels ,  umzogen  von  einem  Punkten- 


kreise, und  einen  grossen  Anhänger  aus 
Krystall,  in  Bronzeblecbspangen  gefasst. 
Beinerne  Kämme  fanden  sich  drei,  aller- 
dings nur  in  Bruchstücken.  Die  Männer- 
gräber  weisen  an  Waffen  fast  ausschliesslich 
den  Sachs,  das  einschneidige  Uiebschwert 
mit  breitem  Rücken  und  langem  Grifl^  aui; 
Die  Sachse  von  Schwabsburg  wechseln  in 
der  Länge  zwischen  0,50  und  0,60  m,  einer 
geht  noch  über  0,60m  hinaus;  sie  gehören 
also  zu  den  grösseren  Beispielen  dieser 
Waffe.  Eine  Spatha  (Langschwert)  fand  sich 
nicht.  Der  Sachs  lag  manchmal  quer  über 
den  Leib,  den  Griff  nach  rechts  gekehrt: 
zuweilen  fand  sich  der  Sachs  mit  einem 
kleinen  Messer  zusammen.  An  sonstigen 
schneidenden  Waffen  fand  sich  nur  eine 
Lanzenklinge  mittlerer  Grösse  und  eine 
Pfeilspitze  aus  Eisen  mit  eisernem  Dome 
zum  Einstecken  in  den  Pfeilschaft,  als»! 
ein  Beispiel  der  seltneren  und  älteren  Gat- 
tung der  Pfeile  der  fränkisch-alamannischen 
Epoche.  Von  der  Schutzbewaffnung  fanden 
sich  drei  Schildbuckel  nebst  Stücken  des 
Schildgrifies.  Von  Gegenstanden  der  männ- 
lichen Toilette  erwähnen  wir  eine  Bartzange 
aus  Erz.  Alle  Beschläge  der  Gürtel  nnd 
Riemen  sind  Erz;  tauschierte  Stucke  sind 
nicht  gefunden  worden.  Auch  die  Glasfunde 
sind  spärlich:  ausser  den  Scherben  zweiei' 
zerdrückter  Becher  wurde  ein  tadellos  er- 
haltener länglicher  Becher  aus  gelbschin- 
memdem  Glase  mit  kugeligem  Boden  nnd 
ein  flacher  Becher  in  weissem  Glase  mit 
schönem  Irisglanze  gefunden.  Die  gefun- 
dene Thonware  besteht  in  15  Gefiissen; 
meist  sind  es  die  bekannten  schwär/licheu 
umenartigen  Gefasse  mit  parallellaufenden) 
Strich-  oder  Punktomamcnt.  Merkwürdii^ 
ist  eine  kleine  Doppelume  (zwei  Unieu 
aufeinander)  und  ein  grosses  Gefl^s  aus 
rotem  Thon  mit  zwei  Henkeln  und  Au«- 
gussrohr.  Die  Schädel  des  Schwabsbu^er 
Gräberfeldes  sind  nur  zum  Teil  ausge 
sprochene  LangscLädel;  es  sind  auch  me- 
socephäle  Köpfe  darunter,  die  auf  eiQ& 
Mischbevölkerung  hinweisen,  wenn  wir  sie 
nicht  Hörigen  zuweisen  wollen.  Damit  auch 
das  Curiosum  nicht  fehle,  fand  sich  in  einem 
der  am  reichsten  ausgestatteten  Männer- 
gräber  zu  dem  wohlerhaltenen  Skelet  kein 


Schädel. 


Digitized  b; 


(Dn  Jakob  Keller.) 


—      n     — 


—     78     — 


SO.  Werms.  [Rümitchet  Grab  und  Bronzefi^urJ. 
Vor  Kurzem  wurde  beim  Ausheben  der 
Erde  tnr  das  Maschinenhans  der  städtisclien 
Wasserleitung  dicht  an  der  Klostergasse 
(aüso  nur  wenige  Schritte  östlich  der  Römer- 
slrasse  auf  dem  Tafelacker  der  Firma 
Dderr  u.  Reinhart)  ein  röm.  Grab  gefun- 
den; es  war  ein  mit  Ziegeln  umstelltes 
Brandgrab.  Darin  stand  eine  Aschenurne 
mit  den  verbrannten  Gebeinen,  welche  aber 
leider  von  den  Arbeitern  ohne  nähere  Un- 
tersuchung weggeschüttet  worden  waren, 
nnd  auf  denselben  sollen  6  Münzen  gelegen 
haben,  darunter  3  von  Trajan,  1  von  Marc 
Aurel,  1  von  Lucius  Verus  und  1  von 
Oordianus  III.  Das  Grab  ist  bis  jetzt  das 
am  weitesten  nach  Norden  und  Osten  ge- 
legene des  grossen  südlichen  Rümerfried- 
hofes,  vielleicht  aber  bildete  es  eine  ver- 
einzelte Bestattung  und  stand  mit  dem 
Gräberfeld  nicht  in  direktem  Zusammen- 
hang; wenige  Schritte  davon  au  der  Rö- 
merstrasse finden  sich  noch  Reste  römi- 
acber  Gebäude'). 

In  der  ausgehobenen  Erde  fanden  sich 
ausser  vielen  zerstreut  liegenden  Scherben 
römischer  Gefässe  und  Ziegelbruchstücken 
in  einiger  Entfernung  von  dem  Grabe  noch 
ein  Thonbecher,  ein  Lämpcben  aus  Thon, 
das  aber  verloren  ging,  mehrere  Münzen, 
die  verbrannten  Reste  einer  Strigilis  und 
ein  eigentümlicher  Gegenstand  aus  dünnem 
Bronzeblech.  Derselbe  besteht  aus  einem 
mit  ausgeschnittenen  Ornamenten  verzierten 
wagerechten  Streifen  von  22,3  cm  L.  und 
zwei  von  ihm  ausgehenden,  halbkreisförmi- 
gen^ 19  cm  1.  Armen,  deren  Enden  in  einan- 
der gesteckt  werden  können.  Wozu  derselbe 
gedient  hat,  ist  vorerst  nicht  zu  entscheiden. 
Mit  diesen  Gegenständen  wurde  zusammen- 
gefunden, kam  aber  erst  auf  Umwegen  ins 


1)  In  den  letzten  Tagen  wnrden.  nachdem 
diese  Notis  nicht  mehr  abgeftndert  werden  konnte, 
bei  derselben  Fnndamentiernng  60  m  östlich  von 
d«m  zuerst  gefundenen  Grabe,  noch  einige  Grä- 
ber entdeckt;  in  dem  ganzen  grosssn  Zwischen- 
raum fand  sich  nichts.  Dabei  standen  grössere 
nnd  kleinere  doppelhenklige  Krttge  mit  weisser 
Farbe  bestrichen;  auf  einem  steht  etwas  unterhalb 
dei  Halsee  auf  beiden  Selten  eine  Aufschrift,  die  das 
eine  mal  vermutlich  amalü,  das  andere  mal  amate 
zu  lesen  ist.  Femer  wurden  mehrere  schwarze 
Krttge  ohne  Henkel,  mehrere  Teller  und  eine 
Hcizkachel  gefundea. 


Museum:  eine  Löwin  aus  Bronze,  die  in  vol- 
lem Spi-uug,  mit  geöffnetem  Rachen,  vorge- 
streckten Tatzen  und  gekrümmtem  Schweif 
anscheinend  auf  ihre  Beute  losstürtzt;  sie 
steht  auf  einer  oval  gefonnten  8,7  cm  1.  und 
5  mm  d.  Platte,  deren  Rand  mit  Einkerb- 
ungen verziert  ist.  Die  beiden  Uinterfüsse 
stehen  auf  der  Platte  auf,  dagegen  ruht 
der  vordere  Teil  der  Figur  auf  einer  von 
der  Platte  aufragenden  Stütze  in  Form 
eines  Baumstammes.  Die  Figur  misst  in 
der  Länge  11,5  cm,  in  der  Höhe  8  cm  und 
ist  406  Gramm  schwer.  Die  Arbeit  ist 
gut,  namentlich  die  vorderen  Partieen  sind 
fein  modelliert  und  in  gutem  Verhältnisse, 
auch  sind  die  Sprungbewegungen  richtig 
wiedergegeben,  doch  ist  die  Arbeit  ande- 
rerseits etwas  fluchtig,  wie  meist  bei  den 
provinziellen  Denkmalen;  so  sind  die  Hin- 
terfüsse  und  besonders  die  Tatzen  plump 
und  die  beiden  von  der  Mitte  der  Hinter- 
füsse  auslaufenden  Stützen,  auf  welchen 
der  Schwanz  ruht,  wirken  geradezu  un- 
schön; auch  hat  die  Platte  verschiedene 
Gussfehler.  Die  Figur  ist  durch  Ciselie- 
rung  nachgearbeitet,  die  Haare  sind  durch 
Strichelung,  ihre  verschiedene  Färbung 
aber  durch  Pimktierung  angedeutet. 

Ein  anderer  derartiger  Löwe  wurde  schon 
1884  auf  dem  Terrain  au  der  Römerstrasse, 
wenige  Schritte  westlich  von  der  jetzigen 
Fundstelle  gefunden  (vgl.  Wd.  Korr.  IV,  23 
und  Wd.  Zs.  IV,  Taf.  X,  1) ;  beide  zeigen 
dieselbe  Art  der  Befestigung  an  einen  an- 
deren Gegenstand,  so  dass  die  Vermutung 
nahe  liegt,  beide  hätten  zur  Verzierung 
eines  und  desselben  Gegenstandes  gedient. 
Wie  dort  nämlich  die  untere  Fläche  der 
die  Figur  tragenden  Platte  eine  runde  Löth- 
stelle  zeigt,  so  ist  dasselbe  auch  genau  bei 
der  neu  gefundenen  der  Fall;  die  Löthstelle 
misst  hier  3,5  cm  im  Dm.  Ausserdem  ist 
die  Platte  bei  der  letzteren  noch  an  zwei 
gegenüberliegenden  Stelle  durchbohrt,  doch 
scheinen  dies  Fehler  im  Guss  zu  sein. 

Bei  der  früher  gefundenen  Figur  ver- 
muteten wir,  sie  sei  ein  römisches  Signum, 
jetzt  glauben  wir  annehmen  zu  müssen, 
dass  beide  Figuren  eher  zur  Verzierung 
eines  grösseren  Gegenstandes,  vielleicht 
eines  Wagens  gedient  haben  könnten. 
(Dr^KoehL) 

Digitized  by  VjOOQ IC 


—    79     — 

Chronik. 

51.  KtmfMtnkiiiiltr  Im  OraMhwzOftimi  Hmmii,  Provinz 
Bh«iahwfen,  Kreii  Worms,  Ton  Erost 
W  ö  r  a  e  r ,  BachUanwmlt  in  DarmsUdl.  Mit 
119  Textillnitrationeu  und  22  Tafeln,  anage- 
fUhrt  unter  Leitung  von  Professor  E  .Marx. 
Darmstadt  1867,  Kommissionsverlag  von  A. 
Bergstrieser. 

Von  den  18  Kreisen  des  Grossberzog- 
tums  Hessen,  deren  Kunstdenkmäler  nach 
einem  von  Prof.  Schafer  ausgearbeiteten 
Plane  beschrieben  werden  sollen,  hat  der 
Kreis  Offenbach  die  Reihe  eröffnet  durch 
die  grtindliche  Arbeit,  welche  im  Jahrg.  V 
(1886)  S.  373  ff.  unserer  Zeitschrift  be- 
sprochen worden  ist.  An  sie  schliesst  sich 
unmittelbar  die  Bearbeitung  des  Kreises 
Worms  an,  bei  der  die  leitenden  Gnmd- 
sätze,  Drucker  und  Illustrator  dieselben 
geblieben  sind,  nur  der  Verfasser  gewechselt 
hat.  Durch  diesen  Wechsel  hat  die  Be- 
geisterung für  die  Sache  und  die  Gründ- 
lichkeit der  Forschung  keine  Embusse  er- 
litten. Das  Verständnis  des  Verf.  für  die 
Werke  der  Architektur,  die  in  jeder  Mo- 
numentalstatistik weitaus  den  ersten  Platz 
einnehmen,  für  die  kirchlichen  wie  für  die 
profanen,  macht  sich  überall  geltend,  nicht 
minder  die  Sorgfolt,  mit  der  er  sich  in 
alle  Formen  derselben  vertieft  hat«  Aber 
auch  die  Schwesterkünste  der  Malerei  und 
der  Plastik  sind  ihm  sehr  geläufig  und  mit 
den  Kleinkünsten  lebt  er  gleichfalls  auf  ver- 
trautem Fusse.  Von  ihren  Erzeugnissen  hat 
sich  hier  leider  verhältnismässig  Weniges 
an  den  ursprünglichen  Stätten  erhalten. 
Allzu  Vieles  ist  verschleppt  worden,  Ein- 
zelnes in  die  Sammlungen,  denen  der  Verf. 
hinreichende  Beachtung  schenkt,  ohne  sie 
jedoch  als  etwas  ganz  Stabiles  zu  behan- 
deln. Die  Illustrationen,  unter  denen 
auch  die  erforderliche  Anzahl  von  Grund- 
rissen, beruhen  auf  vorzüglicher  Auswahl, 
an  der  sie  als  eine  wesentliche  Bereicherung 
des  kunstgeschichtlichen  Formenschatzes 
erscheinen  und  ihre  Ausführung  entspricht 
in  Grusse  und  Technik  allen  berechtigten 
Anforderungen. 

Den  Löwenanteil  an  diesem  Buche  be- 
hauptet die  Stadt  Worms,  der  mehr  als 
•  als  die  Hälfte  desselben  gewidmet  ist,  und 
von  dieser  nimmt  der  Dom  mehr  als  ein 
Drittel  in  Anspruch.  Ganz  mit  Recht;  denn 


—    80    — 

er  bildet  ja  den  Ausgangs-  und  Mittelpunkt 
der  architektonischen  Bewegung  nicht  nir 
in  diesem  Kreise.  Man  braucht  nur  de 
anderen  romanischen  Bauten  desselben 
zu  prüfen  und  ihre  Abhängigkeit  vom  Done, 
namentlich  in  Bezug  auf  die  noch  numdi- 
ÜEtch  erhaltenen  Turmanlagen  springt  sofort 
in  die  Augen,  besonders  in  deren  Steii- 
helmen  resp.  eigentümlichen  knppelartigei 
Bekrönungen.  Eine  ganz  eigenartige  Er- 
scheinung ist  die  romanische  Synagoge,  dei 
mit  Recht  sechs  Gruppen  von  Abbüdrngen 
gewidmet  sind.  —  Der  gothische  Stil  hat 
sich  in  diesem  Kreise  nicht  zu  einer  dem 
romanischen  ebenbürtigen  Bedeutung  zu 
erheben  vermocht,  dafür  aber  nm  so  länger 
sich  behauptet,  und  zwar  nicht  nur  in  den 
Kirchen,  sondern  auch  in  den  Profanbau- 
ten, die  er  noch  bis  in  das  17.  Jahrh.  be- 
herrscht, um  dann  einer  tüditigen  und 
fruchtbaren  Barock-  und  Rococoströ- 
mung  zu  weichen.  Auf  die  Durchforschung 
all  dieser  zum  Teil  im  Lauf  der  Zeit  unv 
gestalteten  Bauwerke  hat  der  Verf.  giosie 
Mühe  verwandt,  mit  grossem  Eifer  und 
Erfolg  die  geschichtlichen  Anhaltspuckte 
sammelnd  und  zusammenstellend.  Den 
Steinmetzzeichen  hat  er  eine  ganz  be- 
sondere Aufinerksamkeit  gewidmet  nad  da- 
durch für  den  Zusammenhang  der  Hau- 
hütten und  die  Gemeinschaftlichkeit  des 
Betriebes  dankbares  Material  gewonnea.  — 
Besondere  Beachtung  haben  die  zahlreichen 
und  teilweise  sehr  bedeutsamen  Überreste 
alter  Befestigungen  gefunden,  denen 
bislang  die  entsprechende  Aufmerksamkeit 
vorenthalten  geblieben  ist  An  sie  schliessen 
sich  die  Privathäuser  an,  deren  aus 
dem  XVI.  und  XVII  Jahrh.  eine  erhebliche 
j  Anzahl  erhalten  geblieben  ist.  —  Eine 
ganze  Geschichte  der  Skulptur  aus  der 
romanischen  Zeit  bis  in  die  des  Zopfes 
enthält  allein  schon  der  Dom,  der  an  dies- 
bezüglichem Reichtum  fast  nur  noch  von 
dem  Mainzer  und  Xantener  äbertroffen 
wird.  Sehr  zahlreich  und  hervorragend 
ist  gerade  nicht,  was  sich  ausserdem  er- 
halten hat,  aber  doch  in  manchfacher  Be- 
ziehung, namentlich  auf  dem  Gebiete  der 
Renaissance-Gralntttier,  recht  beachtens- 
wert Noch  spärlicher  ist  die  Ausbente 
auf  dem  Gebiete  der^and-  und  Tafel- 

Digitized  by  VjOOQ IC 


—    81     — 


—    82    — 


malerei;  dafür  hat  die  letztere  aber  den 
Vorzag,  in  zwei  höchst  merkwürdigen  Altar- 
flägehi  ane  dem  Dom  eine  Periode  zu  ver- 
aoBchaolichen,  welche  die  Tafelmalerei  erst 
in  die  Kunstgeschichte  eingeführt  hat  — 
Auffallend  gering  ist  die  Anzahl  von 
Kleinkunstgegenst&nden,  namentlich 
von  liturgischen  Gfrefikssen,  Gewändern, 
Büchern  u.  s.  w.,  die  der  Verf.  erwähnt. 
Da  ihn  aber  in  Bezug  auf  diese  sein 
Forschungstrieb  und  sein  Spürsinn  gewiss 
Dicht  im  Stich  gelassen  haben,  so  muss 
hier  leider  eine  gewisse  Armut  konstatiert 
werden. 

Auf  den  Versuch,  die  Monumental-Be- 
stande  dieses  Kreises  in  ihrer  Wechsel- 
wirkung mit  der  allgemeinen  Kunstbewe- 
gang  darzustellen,  hat  der  Verf.  mit  Recht 
verzichtet.  Eine  solche  Darstellung  gehört 
nicht  in  die  Beschreibung  der  einzelnen 
Kreise,  die  eine  Art  von  eingehendem  In- 
ventar sein  soll  und  deswegen  gegen  Re- 
flexionen möglichst  geschützt  sein  muss, 
sondern  in  eine  eigene  Kunstgeschichte 
einer  grösseren  Anzahl  zusammengehöriger 
Kreise,  also  für  das  ganze  Grossherzog- 
tum. Sie  muss  in  ihrem  Zusammenhange 
mit  der  allgemeiubi  Kunstgeschichte,  wie 
in  ihrer  Eigenart  aufgefasst  und  dargelegt 
werden,  was  natürlich  erst  möglich  ist, 
nachdem  die  Einzelforschung  ihren  Ab- 
schluss  gefunden  hat  Möge  dieser  sich 
nicht  alkulang  hinausschieben  und '  jeder 
folgende  Kreis  sich  in  seiner  Bearbeitung 
an  die  beiden  bereits  beschriebenen  wür- 
dig anschliessen! 

Köln.  (Scbnütgen.) 

BZ.  E.  Zaii.  Die  karmaina lache  Porsellaa-M«nafaktar 
ZQ  HOchBt.  Ein  Beitrag  sur  Geschichte  dea 
deutachen  KuDatgewerbea.  Mit  8  Tafeln  nnd 
18  Abb.  im  Text.  Malna,  J.  Diemer,  1887. 
Lex   8».   IX  n.  18S  BS.    H.  SO. 

L.  Das  ist  ein  vortrefflicher,  anch 
äusserlich  von  der  bekannten  Firma  Wal- 
lau in  Mainz  aufs  stattlichste  bedachter 
Beitrag  zur  Geschichte  der  westdeutschen 
Porzellanmanufaktur.  Solche  Studien,  wie 
die  hier  vorliegende,  welche  sich  nüchtern 
und  sachlich  über  Herstellungsart,  Ver- 
breitung, Stil  und  kunstgewerbliche  Ver- 
wandtschaft des  Porzellansr  einer  bestimm- 
ten Provenienz  auslassen,  sie  thun  vor 
allem  auf  dem  Gebiete  der  keramischen 


Geschichte  des  vorigen  Jhs.  Not,  wo  bis- 
lang noch  vielfach  die  unglaublichsten  Be- 
hauptungen und  Kombinationen  von  Lieb- 
habern und  Händlern  um  die  Wette  auf 
den  Markt  gebracht  werden.  Auch  der 
Wirtschaftshistoriker  wird  in  der  Schrift 
eine  Fülle  schönen  Materials  und  anregen- 
der Betrachtungen  finden:  über  Zahl,  Or- 
ganisation und  Lohnverhältnisse  der  Ar- 
beiter, über  Konjunkturen  des  Absatzes, 
monopolitische  Territorialpolitik  und  die 
im  vorigen  Jh.  so  beliebte  Form  des  Aus- 
spielens  zur  Aufrechterhaltung  schlecht 
gehender  Geschäfte,  vor  allem  über  den 
interessanten  Versuch  der  Umgründung  der 
Manufaktur  in  eine  Aktiengesellschaft.  — 
Die  Abbildungen  im  Text  sind  Zinkhoch- 
ätzungen, die  Tafeln  geben  drei  Arbeiten 
von  P.  P.  Melchior,  dem  Hauptplastiker 
der  Manufaktur,  wieder,  nämlich  die  Por- 
traitmedaillons  Goethes,  des  Kurfürsten 
Emmerich  Joseph  und  des  Fürsten  Kari 
Anselm  von  Thum  imd  Taxis. 

F.  J.  Ktlltttr.   Die  Landfriedenabilndaiaae  swiaehen  53. 
M aaa  und  Niederrheio  Im  14.  Jh.  (Manateriache 
Beiträge  aur  Oeeohichtaforachung ,   hagg.  von 
Th.  Lfndner,  Heft  11),   Paderborn,   F.  Schoe- 
ningh,  8.    100  SS.   M.  8. 

L.  Mit  Freude  machen  wir  auf  diese 
gewissenhafte  Arbeit  aus  der  Schule  Ltnd- 
ners  aufmerksam.  Sie  ergänzt  in  glück- 
licher Weise  das  im  J.  1883  erschienene 
Buch  Fischers  über  die  Landfriedens  Ver- 
fassung unter  Karl  IV,  und  sie  übertrifft 
sie  nach  zwei  Richtungen :  indem  der  Verf. 
in  die  Vergangenheit  des  12*  u.  13.  Jhs. 
zurück  gi*eift,  stellt  er  die  Bestrebungen 
des  14.  Jhs.  in  grösseren  Zusammenhang, 
und  indem  er  sein  Thema  auf  eine  lokal 
umschriebene  Entwicklung  begrenzt,  weiss 
er  der  blossen  schematischen  Darstellung 
der  Institution  durch  Schilderung  des  rei- 
chen Details  der  Wirkungen  des  Land- 
friedens Leben  und  Farbe  zu  verleihen. 
Im  Einzelnen  interessiert  in  diesen  Land- 
frieden des  14.  Jhs.  zwischen  Maas  und 
Rhein  besonders  die  schliessliche  Entwick- 
lung von  Präventivmassregeln  zur  Sicherung 
des  Rechtsschutzes  und  die  Ausnutzung  der 
neu  begründeten  territorialen  Verwaltungen 
im  Dienste  der  Landfriedensbestrebungen. 
Vor  allem  der  letztere  Punkt,  das  Hinein- 
ziehen der  fürstlichen  Lokalbeamten,  der 

Digitized  b 


—    83    — 


—    84 


Amtleute,  in  den  Organismus  dieser  inter- 
territorialen Bündnisse  scheint  mir  sehr 
bemerkenswert.  Es  hielt  freilich  auf  die 
Dauer  nicht  vor:  eben  die  kräftigere  Ent- 
wicklung der  Territorien  führte  zu  einem 
eigenen,  genügend  gesicherten  territorialen 
Kechtsschutze  und  damit  zu  einer  immer 
Starkeren  Abneigung  der  Landesfürsten  ge- 
gen bundesgem&sse  Verpflichtungen  auf 
einem  Gebiete,  das  nunmehr  als  der  in- 
neren Landesentwicklung  angehörig  betrach- 
tet ward. 
54.  Das  Bulletin  des  bibliotheques  et  ar- 
chives  (Champion)  enthält  in  Nr.  2  vom 
J.  1887  einen  Katalog  der  Collection  des 
Inventaires-Sommaires  des  archives  ddparte- 
mentales,  communales  et  hospitallkres  au- 
tdrieures  ä  1790,  der  bis  zum  31.  Juli 
1887  reicht. 
.M.  Der  Conservateur  des  belgischen  Pro- 
vinzialarchivs  zu  Gent,  U.  d'Hoop,  hat 
eine  Obersicht  der  flandrischen  Archive  her- 
ausgegeben, u.  d.  T.  „La  Flandre  Orientale 
et  ses  anciennes  Archives''.  Gent,  Van  der 
Scheiden,  236  SS. 


Miscellanea. 

S6.  Jagsthausen.  Als  Nachtrag  zu  den  in 
der  Wd.  Zs.  VI  S.  55—63,  71  —  79,  mit 
Tafel  2  und  3  von  Prof.  Miller  und  mir, 
sowie  in  Konbl.  VI,  136  von  Prof.  Hang 
gegebenen  Mitteilungen  möchte  ich  hier 
über  neue,  im  Lauf  des  vorigen  Jalires  [1887] 
in  Jagsthausen  und  Umgebung  gemachte 
Funde  berichten*). 

1)  Auf  Tafel  8  ist  in  der  Mitte  des  OrUpIaues 
f>tatt  j,Diana"'  zu  lesen:  „JHtcina'*  (Angabe  von 
Fest,  Miller  S.  60  unten.)  An  der  südlichen  Ecke 
der  im  Plan  angegebenen  Kastellnuifassung  gilt 
von  den  zur  sadlichen  Umfassungsmauer  parallel 
•ingeseichneten  Strichen  nor  der  oberste,  dicke 
Strich,  welcher  das  ausgegrabene  Stück  der  8  m 
starken  Tufl'steinmauer  (8.  57.  58)  bezeichnet.  Diese 
Fehler  rühren  daher,  dass  die  früheren  Kinzelch- 
nungen  von  Fest  erst  während  des  Drucks  zur 
Benutzung  kamen. 

Was  die  auch  von  Haug  besprochenen  In- 
schriften betrifft,  ko  wurde  Kr.  15  nicht  in  dem 
Gebäude  B,  sondern  in  dem  Gemach  ß  des  Ba- 
des A  gefunden,  gebOrt  also  dem  Fundort  nach 
der  1.  german.  Kohorte  an.  Dazu  bemerke  ich 
noch  auf  Grund  meiner  Abklatsche  uud  Zeich- 
nungen: die  auf  dem  Stein  links  von  OK  einge- 
rissenen Linien  weisen,  der  Hang*schen  Lesart 
•ntsprechend,   mehr  auf  ein  T  als  auf  ein  N  hin. 


Die  Überreste  des  Bades  wui-den  im 
verflossenen  Fri^hjahr  vollends  niederge- 
rissen und  zugedeckt,  obgleich  Versuche 
zu  ihrer  Erhaltung  gemacht  worden  waren, 
die  bleiernen  Abilussröhren  des  Bassins  C 
herausgenommen.  Dabei  ergab  sich,  dass 
der  Abzugskanal,  welcher  unter  dem  Kaum 
O  (Taf.  2,  Fig.  III)  an  dessen  sudöstlicher 
Mauer  hervortritt,  die  geradlinige  Fon- 
setzung  einer  grösseren,  von  Nordwestea 
herkommenden  und  an  der  Ostseite  de» 
Bades  verlaufenden  Kloake  ist,  zu  welcher 
der  Kanal  aus  C  eine  Seitenleitung  bildet. 
Nach  der  von  HeiTn  Schultheiss  Rausen- 
berger  gemachten  Aufnalime  ist  dieser 
Hauptkanal  eine  Deckeldohle  von  der  heute 
noch  üblichen  Konstruktion  und  hat  eioe 
II.  von  1  ra,  eine  Br.  von  60  cm.  Wände 
und  Decke  bestehen  aus  Backsteinen  imd 
sind  gut  erhalten. 

Die  Kastellmauer,  welche  bisher 
nirgends  sicher  nachgewiesen  war,  habe 
ich  im  Sept.  v.  J.  in  der  Nähe  des  Neuea 
Schlosses  gefunden.  Das  dem  Neuen  Schloss 
östlich  gegenüberstehende  Gebäude  (Taf.  3) 
ist  Waschküche  und  Stall.  Durch  einen 
am  südlichen  Teil  dieses  Gebäudes  vorge- 
nommenen Umbau  begünstigt,  fand  ich  hier 
folgendes :  Auf  der  Aussenseite  der  West- 
mauer der  Waschküche  steht  die  römische 
Mauer  ca.  V  t  m  unter  dem  Boden  an,  und 
zwar  liegen  die  östliche  Fläche  der  röm. 
und  die  westliche  Fläche  der  Waschküchen- 
mauer beinahe  in  einer  Ebene.  Die  rüm. 
Mauer  läuft  in  der  Richtung  gegen  Nord- 
westen etwas  mehr  nach  links  als  die  an- 
dere. Sie  ist  1,9  m  dick,  aas  kleinerem 
Kalksteinen  und  viel  Mörtel,  d.  h.  Kalk 
mit  Sand  und  Kies,  aufgefiihrt  und  geht 
bis  in  eine  Tiefe  von  1,6  m.  Die  West- 
seite deraelben  wurde  auf  eine  kurze  Strecke 
blossgelegt.  Sie  steht,  von  ihrem  unteren 
Ende  an  gemessen,  bis  zu  einer  Höhe  von 

Das  F  «wischen  B  uud  C  ist  sehr  undeutlich,  da- 
gegen ist  an  das  B  ein  wie  mir  scheint  vom  Steio- 
raetz  herrührender,  nach  links  laufender  h^irizon- 
taler  Mittelstrich  angehängt,  also  die  Ligatur  ß  fflr 
BF.  Bei  Nr.  16  sind  auf  dem  obersten  sUrk  be- 
sohftdigtcn  Absats  des  Sockels  linke  noch  Spnmi 
von  Schriftseichen  zu  finden,  wahrech«iulich  A(r)N, 
halb  so  gross  als  die  Buchstaben  der  oberen  Zeile, 
so  dass  an  lesen  ist  NORVM  *  A  • '  X  |  AN,  wodarcb 
die  Havg'sche  Lesart  (Alexandrina)  weitere  B«- 
stätignng  findet. 
Digitiz 


tizedby  Google 


—    85    — 


—    8<i    — 


^»8  cm  in  gestampftem,  gelbrotem  Saml  — 
iüs  künstlich  aufgetuhrter  und  nicht  als 
nirewachsener'*  Boden,  ist  dieser  Sand,  der 
auch  an  der  „südwestlichen  Kastellecke^ 
(Wd.  Zs.  VI,  S.  57)  vorkam,  zu  betrachten 
—  und  ist  bis  zu  dieser  Höhe  weniger 
sorgfältig  gemanert,  hat  aber  darüber  noch 
22  cm  hoch  ein  gut  erhaltenes,  zu  Tag 
gemauertes  Haupt.  Über  dem  Sandboden 
lag  Schutt.  Der  Boden  in  der  Wasch- 
küche, welcher  vor  den  neuesten  Verändc- 
mngen  1  m  höher  lag  als  der  Boden  west- 
lich ausserhalb  derselben,  wurde  nunmehr 
nm  60  cm  abgehoben,  und  man  di-ang  da- 
mit eben  noch  in  eine  Schicht  ein,  welche 
ziemlich  viele  Sigillata-  und  andere  röm. 
Scherben  föhrte.  Darunter  kam  an  der 
westlichen  Wand  wieder  der  gestampfte 
Sandboden,  und  erst  in  einer  Tiefe  von 
2  m,  bezw.  jetzt  nur  noch  1,4  m,  der  na- 
türliche Lettenboden.  Die  hier  gefundene 
Mauer  liegt  also  genau  an  der  von  Miller 
vermuteten  Stelle.  Dass  sie  Kastellmauer 
ist,  wird  durch  den  Befund  unzweifelhaft. 
Damit  ist  auch  die  Mauer  hinter  dem 
Pfarrhaus  (Miller  S.  59),  welche  ehemals 
ancli  von  Fest  gesehen  und  für  römisch 
erklärt  wurde,  als  Stück  der  Kastellmauer 
gesichert. 

Ein  weiterer  Beweis,  dass  die  Kastell- 
mauer auch  auf  der  Nordseite  den  von 
Miller  angenommenen  Verlauf  hat,  ist  der 
35  Schritt  lansre,  7  m  breite,  1,5  m  hohe 
Wall,  auf  welchem  die  sog.  Götzenruhe 
liegt.  Dieser  Wall  nimmt  die  Mitte  der 
in  Taf.  3  angegebenen  Nordfront  des  Kastells 
ein,  in  ihr  verlaufend.  Seine  nördliche 
Böschung  soll  früher,  ehe  der  Schlossgar- 
ten verändert  wurde,  allerdings  nicht  so 
bedeutend  gewesen  sein,  dagegen  hat  die 
südliche  durch  Gebüsch  versteckte  Bösch- 
ung noch  ihre  frühere  Form.  —  Der  künst- 
lich hergestellte  röm.  Sandboden  wurde  im 
verflossenen  Frühjahr  auch  im  östlichen 
Verlauf  der  Nordfront  beim  Graben  einer 
Dohle  gefunden. 

Der  Ostfront  dürfte  in  den  etwas  süd- 
lich von  ihrer  Mitte,  vor  oder  in  (?)  ihr 
gelegenen  Gärten  unschwer  beizukommen 
sein,  und  die  südliche  Kastellmäuer  wäre 
vielleicht  nicht  nur  in  der  Gegend  des 
Soniiengartens  (Miller  S.  61,  Hang,  Korrbl. 


VI,  186),  sondern  auch  in  den  etwa  40  m 
von  der  südöstlichen  Ecke  der  eingezeich^ 
neten  Umfassungslinie  abstehenden,  sich 
von  der  Ostfront  nach  Westen  zwischen 
die  Häuser  hereinziehenden  Gärten  zu  fin- 
den, denn  gerade  auch  in  diesen  Gärten 
hat  das  Terrain  einen  starken  Abfall  gegen 
Süden. 

Von  Funden  auf  dem  Boden  der  rv- 
mischen  Ansiedlung  sind  noch  zu  nennen: 
Ein  im  Jahr  1886  von  Miller  beim  Sträss- 
eben  G  gefundener  Stempel  auf  terra  sig.. 
DOMIT  * '  Der  Anfang  eines  Stempels  auf 
terra  sig.,  im  Besitz  von  Herrn  Pächter 
Klein,  in  der  nordöstlichen  Ecke  des 
Kastells  in  einer  Tiefe  von  2  m  gefunden. 
Eine  im  Boden  der  Waschküche  gefundene' 
Kritzelei,  aussen  auf  dem  Boden  eines 
Sigelerdescherbens  angebracht.  Eine  grös- 
sere Anzahl  römischer  Scherben,  welche 
der  junge  Freiherr  G.  v.  Berlichingen  im 
Langen  Garten,  westlich  vom  Neuen  Schloss. 
gefunden  hat,  darunter  schön  verzierte- 
Sigelerdescherben ,  zwei  mit  Stempeln: 
•  •  ^VS  •  Y(ecU),  und  in  rückläufiger  Schrift^ 
08^130,  d.  h.:  O(fficina)  Ciaso,  mit  ei- 
nem hineingeflickten  A.  Eine  in  der  Nähe 
der  Kirche  gefundene  Silbermünze  des 
Alexander  Severus,  Bild  und  Umschrift 
noch  sehr  deutlich,  Revers  SALVS.  Eine- 
Kupfermünze  des  Trajan,  nachträglich  im 
Gebäude  B  gefunden. 

Weitere  Forschungen  vorigen  Jahres 
erstreckten  sich  auf  die  Umgebung  von 
Jagsthausen.  Im  Oktober  habe  ich  bei 
sehr  niedrigem  Wasserstand  mit  einenv 
Nachen  die  mehrfach  genannte  ,,Furt^ 
(F  auf  Taf.  3,  Miller  S.  63)  untersucht. 
Ihre  Lage  ist  die  in  Tafel  3  angegebene,, 
dagegen  glaube  ich  sie  als  eine  natürliche^ 
Bodenerhebung  bezeichnen  zu  können, 
welche,  nach  beiden  Seiten  langsam  ab- 
fallend, dammartig,  in  einer  Breite  von 
etwa  6  m  und  einer  Höhe  von  1  m  über 
dem  umgebenden  Flussgrund,  sich  quer 
durch  die  Jagst  zieht.  Hier  wie  auch  an. 
anderen  Stellen  stehen  aus  dem  Flusskies^ 
ziemlich  viele  grosse  Steine  hervor,  nnd 
diese  mögen  die  Sage  veranlasst  haben,, 
dass  hier  im  Fluss  „die  alte  Stadtmauer^ 
sichtbar  sei.  Übrigens  bot  die  Jagst  wohl 
schon  zur  Römerzeit  unmittelbar  unterhalb 


—    87    — 

^er  alten  Brücke,  wo  sie  ganz  seicht  ist, 
den  bequemen  Übergang. 

Dass  in  alter  Zeit  auch  am  Limes  ein 
lilttssübergang  bestand  und  benutzt  wurde, 
entweder  in  der  Limeslinie  selbst  oder  an 
«iner  seichteren  Stelle  etwa  200  m  weiter 
finten,  darauf  scheint  der  Name  der  dor- 
tigen Flur  „Ebernau^  hinzudeuten,  welcher 
nach  der  Bemerkung  von  Hm.  Schultheiss 
Rausenberger  in  den  ältesten  Lagerbüchem 
^Obere  Nohe"  lautet,  also  die  Obere  Furt 
l)edeutet  (Xohe  fränkisch  gleich  Fähre  oder 
Furt »). 

Für  den  Limes  und  seinen  Verlauf  in 
dieser  Gegend  scheint  mir  bemerkenswert, 
dass  die  doch  ziemlich  zahlreichen  Anhalts- 
punkte, Gewandgreuzen  u.  s.  w.,  welche 
natürlicher  Weise  mit  ihm  in  Beziehung 
gebracht  werden  müssen,  zum  geringeren 
Teil  genau  in  der  hypothetischen  geraden 
Linie  liegen,  sondern,  sich  dem  Terrain 
einpassend,  in  ilachen  Bögen  in  einander 
laufen,  so  dass  eine  durch  sie  gezogene 
Verbindungslinie  manche  kleine  Ausbiegnu- 
gen  erhält,  dadurch  aber  gerade  diejenige 
Lage  bekommt,  welche  für  den  Limes  die 
günstigste  war. 

Von  Strassen  bei  Jagsthausen  möchte 
ich  als  wahrscheinlich  römisch  bezeichnen: 
Den  zum  Teil  im  Oberen  Weinbergweg 
laufenden  Fussweg  nach  dem  Leutersthaler 
Hof,  welcher,  mit  gutem  Bau  und  vorteil- 
hafter Führung,  die  direkteste  Linie  gegen 
Osterburcken  darstellt.  Gegraben  wurde 
hier  nicht.  —  Den  Oberen  Hofackerweg, 
«und  in  seiner  Verlängerung  die  Strasse 
und  eine  Strecke  des  Feldwegs  durch  den 
^roten  Grund".  Der  erste,  2  m  breit,  führt 
direkt  von  der  alten  Brücke  zum  Limes, 
oind  hat  eine  Strecke  weit  einen  auffallend 
regelmässigen  Bau  und  regelmässige  Steig- 
oing,  der  letztere  führt  dem  Limes  entlang 
in  der  lUchtung  gegen  Sindringen  allmäh- 
lich auf  die  Höhe,  während  der  auf  der 
archäologischen  Karte  von  Württemberg 
als  römisch  angegebene  Weg  über  den 
Stolzenhof  wegen  seiner  Steilheit  kaum 
S>efahrbar  ist.  In  ersterem  und  letzterem 
liess  ich  graben,  kam  auf  Sparen  von  äl- 

1)  Von  den  vermutlichen  t^berretten  des  LlmeB- 
•dammes  «n  der  Jagst  (8.  6S)  sind  die  genanen 
JfaeM :  Lftnge  8  «,  Breite  5  m. 


—    88    — 

terem  Pflaster,  aber  schon  in  der  Tiefe 
von  30  cm  auf  Felsboden. 

Sicherer  sind  folgende  Resultate:  Die 
zwischen  Kocher  und  Jagst  laufende,  bisher 
durch  mündliche  und  schriftliche  t-berlie- 
ferung ')  als  zweifellos  römisch  hezeichnete 
Hoch  Strasse  ist,  wenigstens  auf  der 
Strecke  vom  Seehaus  zum  Limes,  nicht 
römisch.  Dies  beweist  sowohl  die  schlechte 
Führung  als  das  Fehlen  jeglicher  älteren 
Pflasterung.  Vom  Seehaus  bis  Neuzweif- 
lingen  ist  sie  überhaupt  nicht  mit  Steinen 
beworfen,  der  Römerstab  fand  hier  nirgends 
harten  Widerstand.  Von  Neuzweiflingen 
an  läuft  sie  in  der  Leopoldshauser  Strasse, 
welche  im  Anfang  dieses  Jahrhunderts  in 
moderner  Weise  überbaut  wurde.  Am 
„Bazenhäusle*',  dem  östlichsten  Teil  der 
Pfitzhöfe,  ist  eine  Stelle,  wo  die  römische 
Strasse,  wenn  sie  überhaupt  vorhanden 
wäre,  ziemlich  genau  imter  der  heutigen 
Strasse  liegen  müsste.  Hier  liess  ich  meh- 
rere Probelöcher  graben  und  untersuchte 
ausserhalb  der  Strasse  mit  dem  Römerstab, 
fand  aber  sowohl  unter  dem  heutigen 
Strassenkörper  von  30  cm  Dicke,  der  aus 
schweren  Feldsteinen  und  kleinem  Beschlag 
darüber  besteht,  als  auch  seitlich  den  reinen 
Lehmboden.  Auch  auf  dem  Ortsweg,  der 
vom  Bazenhäusle  zum  Mittleren  Pfitzbof 
gerade  gegen  Westen  führt,  liess  ich  nach 
der  römischen  Strasse  graben,  olme  eine 
solche  zu  finden. 

Dagegen  fand  ich  im  „S  e  e  d  a  m  m^,  unmit- 
telbar beim  Unteren  Pfitzbof  zwei  alte,  über- 
einander gelegte,  unzweifelhaft  römische, 
Strassen.  Die  vom  Damm  an  westlich  sich 
muldenförmig  gegen  den  Berg  hinziehenden, 
eine  Quelle  enthaltenden  „Seewiesen*'  sollen 
früher  Seegrund  gewesen  sein,  allein  es 
zeigte  sich,  dass  der  Damm  jedenfalls  ur- 
sprünglich nichts ,  mit  einem  See  zu  thun 
hatte,  sondern  ein  über  sumpfigen  Grund 
gelegter  Strassendamm  ist.  Jetzt  fuhrt  die 
Strasse  von  Olnhausen  nach  Sindringeo 
über  denselben;  noch  vor  wenigen  Men- 
schenaltern war  an  ihrer  Statt  ein  moras- 
tiger Feldweg.  Durch  das  freundliche  Ent- 
gegenkommen des  Besitzers  vom  Unteren 
Pfitzhof,  Hm.  Anwalt  Härcher,  war  es  er- 


1)  Beschreibnng  des  Olt^nmU  Keek«rti 

Digitized  by  VjOOQIC 


tulmS.SM. 


—    90    — 


möglich t,  die  Grabungen  vorzunehmen. 
Einer  der  Arbeiter  war  als'Strassenwart 
Sachverständiger.  Zanächst  wurden  im 
Seedamm  in  einigem  Abstand  von  einander 
zwei  Schlitze  gemacht,  der  eine  von  rechts, 
der  andere  von  links  bis  gegen  die  Mitte. 
Das  Ergebnis  war:  Der  heutige  Strassen- 
kürper,  15 — 20  cm  stark.  Darunter  Lehm- 
boden. Dann  in  einer  Tiefe  von  70  cm 
eine  Fahrbahn  auf  feinerem  und  gröberem 
Beschlag.  Dieses  10  cm  stark.  Dann  dunk- 
lerer Boden  und  unter  diesem  in  einer 
Tiefe  von  1  m  ein  dritter  Strassenkörper, 
fest,  pilasterahnlich,  mit  Sandsteinen,*  10  cm 
dick.  Dieser  dritte  Strassenkörper  fehlte 
im  südlichen  Probeschlitz.  Dann  gewöhn- 
licher Boden.  Die  heutige  Strasse  ist  3  m 
breit,  die  Breite  der  älteren  Strassenkörper 
war  hier  nicht  festzustellen. 

Ein  dritter  Schlitz  wurde  in  der  Nähe, 
ausserhalb  des  Dammes,  22  Schritt  südöst- 
lich von  der  „Härchersgrenze",  über  die 
volle  Breite  der  Strasse  gemacht.  Das 
Ergebnis  war:  Die  heutige  Strasse  25  cm 
dick.  Aufgeschlämmter  Boden  bis  zu  55  cm. 
Zweiter  Strassenkörper  von  55  cm  bis  80  cm 
Tiefe,  3  m  breit,  gröbere  Steine  und  kleines 
Beschlag,  auf  der  westlichen  Seite  etwas 
höber  als  auf  der  anderen,  keine  Rand- 
steine; in  der  Oberfläche  zwischen  den 
Steinen  ein  viereckiger,  2,7  cm  breiter 
Nagelkopf  eingeklemmt.  Von  80  bis  90  cm 
Tiefe  aufgeschlämmte  feine  Erde.  Dann 
eine  Schicht  Brandschutt:  stark  verbrannte 
Backstein-,  Sandstein-,  Kalksteinbrocken, 
Kohle  und  Asche,  Gefässscherben  von  dem- 
selben rohen  schwarzen  Ton,  der  vielfach 
den  römischen  Gebäuden  in  Jagsthausen 
vorkam,  einige  derselben  mit  Verzierungen 
römischen  Charakters,  ein  Stückchen  Eisen, 
ein  zugerichtetes  Handstück  von  Toneisen- 
stein, das  zum  Polieren  gedient  haben  mag. 
Dann  in  1  m  Tiefe  eine  dritte  Fahrbahn 
auf  dem  naturlichen  Lettenboden.  Die 
Brandschicht  setzt  sich  nach  Westen  und 
Süden  fort.  Ich  hatte  entschieden  den 
Eindruck,  es  hier  nicht  etwa  mit  aufge- 
führtem Schutt,  sondern  mit  einer  verlas- 
senen Brandstätte  zu  thun  zu  haben. 

Die  grosse  Tiefe  und  die  Funde  be- 
weisen das  Römertum  dieses  Platzes.  Die 
Römer  mögen  hier,  an  einer  zuerst  weniger 


sorgfältig  angelegten  Strasse  und  nahe  bei 
der  in  den  Seewiesen  entspringenden  Quelle, 
eine  ihrer  früheren  Stationen  in  dieser 
Gegend  gehabt  haben.  Nach  Zerstörung 
derselben,  und  nach  Vertiuss  eines  Zeit- 
raums, in  welchem  sich  am  Damm  eine 
Humusschicht  von  20  cm,  an  der  Stelle 
des  dritten  Probelochs  eine  solche  voi> 
10  cm  bilden  konnte,  haben  die  Römer 
hier  zum  zweitenmal  eine  Strasse,  und  zwar 
jetzt  einen  Steinbau,  angelegt.  Dass  die- 
selbe im  Damm  weniger  gut  erhalten  ist,, 
als  vor  dem  Damm,  ist  durch  die  Wirkung 
des  Wassers  leicht  au  erklären.  Nach- 
römisch  kann  sie  nicht  wohl  sein.  Etwaige 
Überreste  römischer  Wohnungen  aus  der 
späteren  Zeit  wären  durch  weiteres  Grabe» 
zu  linden.  Der  römische  Name  der  Station 
ist  uns  im  Ortsnamen  Pfitzhöfe  erhalten  ^) ;. 
und  in  jenem  Kunrad  Phusecbe,  der  in 
Gesellschaft  des  Pfarrers  von  ( Jagst)hausen,. 
des  Diether  von  Berlichingen,  des  Diether 
Konrad  von  Rossach  u.  A.  im  J.  1294  in 
einer  Schenkungsurkunde  vorkommt')  ha- 
ben wir  auch  einen  Vertreter  des  Ge- 
schlechtes, das  im  Mittelalter  hier  seinen 
Wohnsitz  hatte.  Zur  Stütze  meiner  Deu- 
tung obiger  Funde  verweise  ich  auch  auf  die 
Untersuchungen,  welche  Miller  über  röm. 
Strassen  im  badischen  Oberland  in  ausge- 
dehntem Massstab  angestellt  hat. 

Eine  weitere  Verfolgung  der  römischen 
Strasse  war  mir  aus  Mangel  an  Zeit  nicht 
mehr  möglich.  Ich  nehme  an,  dass  sie  aus^ 
der  Gegend  des  Seehauses  her  über  den 
Unteren  Pfitzhof  nach  Sindringen  führt.  Am 
Unteren  Pfitzhof  dürfte  eine  röm.  Strasse 
nach  Jagsthausen  abzweigen,  „durch  die 
tiefe  Klinge"  (Oberamtsbeschreibung  S.  454) 
hinab,  und  in  der  „Altenau",  gleich  alte 
Nohe  oder  Furt,  die  Jagst  überschreitend. 

Noch  mag  bemerkt  werden,  dass  das- 
in  der  archäologischen  Karte  von  Würt- 
temberg im  Hardthäuser  Wald  am  Simons-  ' 
berg,  südlich  von  Olnhausen,  eingetragene 
römische  Gebäude  sich  entschieden  al» 
mittelalterlich  erweist:  ausser  den  Resten 
von  vier,  ein  längliches  Viereck  bildenden,. 


1)  „Pfits"  Tom  altd.  phuzi  und  1*1  puteu«.    Be- 
•chreibung  des  OberamU  Ifeckarinlm  S.  458. 

2)  Ebenda  S.  448.       pigitized  by  GoOglC 


vu 


ÜO      


Mauern  fand  und  findet  man  statt  römischer 
Gegenstände  nur  Hohlziegel. 

(W.  Gross.) 
57.  Dacianut  und  Rictiut  Varut.  F.  Görres 
sagt  in  seinem  verdienstlichen  Aufsatz  über 
Hictius  Yarus  in  der  Westd.  Zeitschrift 
VII  S.  34  Anm.  16:  „Die  Geschichtlich- 
keit des  dämonischen  Christen  Verfolgers 
Dacianus  ist  auch  durch  eine  echte,  von 
^Truterus  verüft'entlichte,  Inschrift  bezeugt, 
wonach  er  die  Grenzen  zwischen  dem  Ge- 
l3iete  von  Fax  lulia  und  jenem  von  Ebora 
(Städte  des  südlichen  Lusitanien!)  bestimmt 
hat,  vgl.  Gibbon"  u.  s.  w.  —  Wenn  aber 
<lie  Geschichtlichkeit  des  Dacianus  ledig- 
lich auf  diesem  Denkmale  beiiihte,  so  wäre 
•es  schlecht  um  sie  bestellt.  Denn  es  lian- 
delt  sich  um  die  Inschrift,  welche  bei 
Grnter  p.  199,  4  steht,  und  diese  ist  un- 
echt, ein  Machwerk  des  bekannten  Fälschers 
Resende;  sie  findet  sich  in  dem  (bereits 
1869)  von  Ilubner  veröffentlichten  2.  Bande 
-des  Corpus  Inscr.  Lat.  unter  den  spuriae 
ü\b  n.  17.*  Einen  Verteidiger  wird  diese 
Fiction  hoffentlich  nicht  mehr  finden.  Man 
3L)eachte  nur  die  beiden  archaisirenden  lietnc 
in  der  nicht  minder  singulären  Formel  fiehic 
Pacenses,  IteincEbaremes,  femer  das  termi- 
nis  im  Ablativ  und  ohne  Verbum.  Beson- 
ders verräterisch  ist  aber  die  in  Inschriften 
unerhörte  Einfügung  von  lovio  und  Ercuieo 
<sic!)  in  die  Nomenclatur  des  Diocletian 
und  Maximian,  zu  welcher  der  Fälscher 
durch  Münzen  (s.  Eckhel  VIII  p.  9)  ver- 
führt wurde.  Resende  hat  die  Stadt  Ebora 
und  den  ager  Pacensis  mit  Erinnerungen 
an  Viriatns,  Sertorius  und  lulius  Caesar 
ausgestattet  (s.  Hübner  n.  9*— 12*,  14*— 
16*)  und  ist  deshalb  schon  im  17.  Jahrhun- 
dert durch  einen  einheimischen  Gelehrten 
verspottet  worden  (s.  Hübner  p.  14).  Un- 
ter diesen  berühmten  Personen  durfte  na- 
türlich der  Datianus  (so  schreibt  Kesende) 
nicht  fehlen. 

WasdenRictius  Varus  oder  Rictiova- 
rus  betrifft,  so  sei  hier  erwähnt,  dass  dieser 
mythische  Wüterich  auch  bei  Tholej  in 
dem  auf  einem  Ausläufer  des  Schauenber- 
ges  gelegenen  „Varuswalde*^  sein  Wesen 
getrieben  haben  soll.  So  heisst  es  in  dem 
alten  Lagerbuch  der  Abtei  Tholey  in  einem 
Aktenstück  des  J.  1755:  „allwo  nach  dem 


gemeinen  Gespräch  eine  von  dem  llixiovaro 
her  erbawte  Statt  zur  Zeit  solle  gestanden 
haben"  (s.  Fitester,  Bonner  Jahrbb.  49  S. 
188  fg).  Aber  hier  lautet  der  Name  die- 
ses Gehölzes  noch  „Waresswäldtgea".  In 
dem  1.  Bericht  des  Vereins  von  St.  WendeU 
1838  S.  15  liest  man:  ^Die  Sage  des  Vol- 
kes meldet,  wie  gewöhnlich  übertreibend, 
von  einer  Stadt  'Warres',  die  sich  bis  zur 
Saar  erstreckt  habe;  sie  fügt  hinza,  ein 
goldner  Wagen  liege  doi-t  in  der  Erde  ver- 
borgen, dessen  Deichsel  so  nahe  an  die 
Oberfläche  reiche,  dass  ein  Hahn  sie  aus- 
scharren könne."  —  Die  Form  'Wareswald' 
werden  wir  weiter  unten  finden.  —  Die 
Beziehung  auf  Rictius  Varus  beruht  also 
offenbar  nur  auf  einer  falschen  Etymologie 
dieses  Namens,  und  infolge  derselben  ist 
dann  erst  in  neuester  Zeit  die  Schreibung 
'Varuswald'  eingefiihrt  worden.  Die  dor- 
tige römische  Ansiedelung  existierte  jeden- 
falls schon  in  bedeutend  älterer  Zeit,  wie 
die  Inschriften  und  namentlich  auch  (vfrl. 
F.  W.  Schmidt,  Bonner  Jahrbb.  31  S.  213) 
die  Münzen  lehren.  Zu  den  von  Brambach 
n.  751  fg.,  von  Eltester  a.  a.  0.  und  von 
Bergk,  B.  J.  55  S.  245  veröffentlichten  In- 
schriften ist  (wie  bei  dieser  Gelegenheit 
bemerkt  sei)  namentlich  noch  zu  fügen  die 
von  Robert,  epigraphie  de  la  Mosdle  I 
(1873)  p.  59  besprochene  und  abgebildete 
Bronzeplatte  von  einem  dem  (Mercurius) 
Visacius  geweihten  Denkmal.  Robert  hat 
irrtümlich  angenommen,  dass  dieselbe  in 
einer  Ortschaft  im  Departement  de  la  Mo- 
selle  gefunden  sei,  und  sie  deshalb  in  die- 
ser seiner  Sammlung  veröffentlicht,  denn 
er  sagt:  ypvuve  ä  Wareswäld  (MoseHef. 
Elinen  solchen  Ort  giebt  es  aber  in  dem 
Mosel-Departement  nicht,  und  ich  weiss 
aus  anderer  Quelle,  dass  die  Platte  aus 
Tholey  stammt.  Nach  einer  in  den  Cor- 
pus-Scheden  befindlichen 'Mitteilung  Julius 
Friedländer's  besitzt  nämlich  da«  (Berliner) 
Museum  eine  bei  Tholey  gefundene  nod 
mit  der  Böcking'schen  Sammlung  1858  er- 
worbene „Platte  von  ganz  dünnem  Silber- 
blech, welche  wohl  mit  einem  andern  Stoff 
gefuttert  war**.  Die  Inschrift  stimmt  voll- 
kommen mit  der  von  Robert  abgebildeten 
(nur  fehlt  auf  dem  Silberplättchen  der 
Rest  des  L  in  der^^etzten  Zeile),  desglei- 

Digitized  by  VjOO^ 


—  es- 
chen erscheinen  hier  aucli  die  vier  Löcher 
über  der  Inschrift,  es  ist  aber  in  der  oberen 
Reihe  das  linke  zu  '/«  und  das  rechte  (vom 
Feschaner)  ganz  erhalten,  während  die 
Bronze  hier  defekter  ist.  Andrerseits  fehlt 
rechts  der  Ansatz  der  tabella  ansata.  Offen- 
bar war  mit  diesem  Silber  das  Bronzetafel- 
eben  plattiert.  Bei  diesem  Silberplättchen 
befindet  sich  nach  Friedländer  noch  „der 
lironzene  Arm  einer  Statuette,  welcher  mit 
eben  solchem  Silberbleoh  überzogen  war*". 
—  Eine  nähere  Untersuchung  und  Beschrei- 
bung dieser  Fundstätte  wäre  sehr  zu  w an- 
sehen. Die  „ausführliche  Beschreibung^ 
der  Ausgrabungen  vom  J.  1836  hat  der 
Verein  von  St.  Wendel  1838  S.  17  seinem 
nächsten  Berichte  vorbehalten,  derselbe  ist 
aber  nicht  erschienen.  Die  jetzt  im  Trierer 
Museum  aufbewahrten  Akten  des  St.  Wen- 
deler Vereins  enthalten  (nach  Uettner's 
gütiger  Mitteilung)  einen  ausfuhrlichen  Be- 
richt des  Friedensrichters  Bach  aus  dem 
J.  1842  über  die  vom  Verein  seit  Novbr. 
1836  im  Varuswalde  ausgeführten  Ausgra- 
bimgen.  „Nur  der  Grundriss  eines  Hau- 
ses, wenig  vollständig,  wurde  ausgegraben; 
die  Einzelfunde  (unter  denen  alier  nichts 
Inschriftliches)  waren  ergiebiger."  —  Ei- 
nige Notizen  über  den  Varuswald  giebt 
Job.  Ant.  Jos.  Hansen  in  der  „Verhand- 
lung des  Vereins  zu  Ottweiler "  n.  2  (1850) 
S.  19  ff.  (E.  Zangemeister.) 

Vereinsnachrichten 

unter  Redaction  der  Vereinsvorstände. 
58.  Strattburg.  Gesellschaft  für  Erhal- 
tung der  histor.  Denkmäler.  Sitzung 
vom  8.  Juni  1887.  Herr  Schlosser  be- 
richtet über  die  Entdeckung  von  vier  viel- 
leicht römischen  Gräbern  bei  Burbach  im 
Kanton  Drulingen  (Lothringen).  Wälirend 
aus  kleinen  Steinen  errichtete  Mauern  die 
Langseiten  bilden,  sind  die  Schmalseiten 
und  die  Decken  aus  Kalksteinplatten  her- 
gestellt. In  den  Gräbern  fand  sich  nichts 
Bemerkenswertes.  —  Derselbe  spricht 
über  einen  beim  Forstbaus  Lntterbach 
(Kanton  Saarunion)  gemachten  Münzfund, 
der  vom  Pfarrer  Dahlet  in  Hambach  er- 
worben worden  ist.  In  einem  Topfe  be- 
fanden sich  mehr  als  500  römische  Bronze- 


—    94    — 

münzen  aus  dem  dritten  Jahrhundert,  von 
Valerian  bis  Aurelian  und  Tetricus  (dieser 
besonders  zahlreich  vertreten).  Vermutlich 
ward  der  Schatz  anlässlich  des  Einfalls  der 
Franken  und  Alamaimen  nach  Aurelians 
Ermordung  (Jan.  275)  vergraben.  Ausge- 
dehnte römische  Mauerreste  sind  in  der 
Nähe  des  Fundplatzes  zum  Vorschein  ge- 
kommen. —  Derselbe  erörtert  eine  Stelle 
in  einem  von  Lehmann  Gesch.  der  Graf- 
schaft Hanau  -  Lichtenberg  II ,  383  ver- 
öffentlichten Vertrage  von  1540,  wo  von 
einer  Strasse  „von  dem  Breitensteiu  bis 
auf  die  Bunde  bei  [Saar-]  Gemünden"  die 
Rede  ist.  Herr  Schlosser  erinnert  daran, 
das8  in  manchen  Gegenden  des  Elsass  das 
Wort  „Bunde"  eine  Fähre  bezeichne,  und 
vermutet  diese  Bedeutung  auch  an  jener 
Stelle. 

Generalversammlung  vom  22.  Juni.  Der  59. 
Vorsitzende  Herr  Straub  giebt  einen  kiu*- 
zen  Überblick  über  die  Funde  und  Aus- 
grabungen des  letzten  Jahres,  namentlich 
diejenigen  von  Lembach  (Wd.  Korr.  VI,  92. 
117).  Von  dem  Jahrbuch  (Bulletin)  der 
Gesellschaft  ist  kürzlich  die  erste  Hälfte 
des  13.  Bandes  ausgegeben  worden,  darin 
unter  Anderem  als  Beginn  einer  Sammlung 
kleiner  Strassburger  Chroniken  die  „kleine 
Münsterchronik"  (507—1530)  und  Sebald 
Bühelers  Strassburger  Chronik  (bis  1594), 
herausgegeben  von  L.  Dacheux,  sowie  der 
Anfang  von  Specklins  1870  untergegange- 
nen Collectanea  in  usum  Chrofiici  Argenti- 
liensis  (bis  1299),  nach  den  verschiedenen 
erhaltenen  Auszügen  zusammengestellt  und 
bearbeitet  von  R.  Reuss.  Von  Straubs 
Ausgabe  von  Herrads  Hortus  ddiciarum 
ist  das  fünfte  Heft  in  Vorbereitung.  Der 
Vorsitzende  erbittet  weitere  Beiträge  zu 
einem  von  ihm  entworfenen  und  kürzlich 
unter  die  Mitglieder  der  Gesellschaft  ver- 
teilten Verzeichnis  verachwundener  ehema- 
liger Ortschaften  im  Elsass,  das  in  mög- 
lichst vervollkommneter  Gestalt  im  Jahr- 
buch erscheinen  soll,  und  gedenkt  endlich 
der  verstorbenen  Ausschussmitglieder  Blank, 
Baumgartner  und  Dietsch.  —  Bei  den  Er- 
neuerungswahlen zum  Vorstand  werden  die 
Herren  Straub,  Sengenwald,  Euting,  R. 
v.  Türkheim  wiedergewählt,  dazu  die  HH. 
Schricker  und  Martin,  und  för  üplmar  Hr. 

Digitized  by  VjOO^ 


—    95    — 

Yoltz.  Herrn'  Straub  wird  aufs  neue  der 
Vorsitz  übertragen.  —  Herr  Wie gand  hält 
darauf  einen  Vortrag  über  die  Alamannen- 
Schlacht  vor  Strassburg  im  Anschluss  an 
die  von  ihm  darüber  verfasste  Schrift. 

60.  Sitzung  vom  20.  Juli  1887.  Auf  den 
Bericht  des  Herrn  S  a  1  o  m  o  n  über  den  repa- 
raturbedürftigen Zustand  der  dem  Herrn  R. 
V.  Türkheim  gehurigen  ansehnlichen  Lands- 
berger Schlossruine  bei  Barr  erklärt  sich 
der  Vorstand  bereit,  ihrerseits  einen  ersten 
Beitrag  von  1000  M.  unter  gewissen  Be- 
dingungen beizusteuern.  —  Herr  Schlosser 
beantragt  die  Aufnahme  eines  neuen  ge- 
naueren Planes  der  römischen  Bäder  bei 
Mackweiler  und  wünscht  grössere  Schonung 
der  dortigen  Römerstrasse  bei  Anlage  neue- 
rer Wege.  —  Herr  Euting  spricht  über 
die  von  Herrn  Winkler  aufgefundenen  Reste 
einer  Synagoge  in  Ruffach  aus  dem  13.  oder 
dem  Beginn  des  14.  Jahrhunderts.  —  Herr 
Stamm  legt  einen  fi\r  das  Jahrbuch  be- 
stimmten Aufsatz  über  die  alte  Gelehrten- 
schule in  Schlettstadt  vor. 

61.  Sitzung  vom  9.  November.  Herr  Salo- 
mon  legt  die  Pläne  zur  Einrichtung  des 
Kammerzellschen  Hauses  (vgl.  Jahrg.  1886 
Nr.  218)  vor.  —  Herr  Euting  giebt  die 
Übersetzung  einer  an  der  alten  Rufbcher 
Synagoge  gefundenen  Inschrift:  „Die  Steine 
der  Pforten  des  Gotteshauses  hat  gekauft 
David  der  Sohn  des  Rabbi  Israel^.  —  Herr 
Wiegand  verteidigt  seine  Ermittelungen 
über  die  Alamannenschlacht  gegen  die  von 
Nissen  (Wd.  Ztschr.  VI,  S.  319)  dagegen 
erhobenen  Einwürfe  (vgl.  Wd.  Ztschr.  VH, 
S.  63). 

62.  Sitzung  vom  14.  Dezember.  Hr.  Straub 
spricht  über  ein  rundbogiges  Giebelfeld  der 
alten  Kirche  in  Scharbach  (bei  Bitsch). 
Auf  dem  Bogen  steht  die  Inschrift  Anno 
ab  inc(amaikme)  d(omim)  MCXLIII  de- 
dk(<aa)  e(8t)  hec  ee(de$)ia  \  VllI  id(us) 
Sept(efnbre8)  a  venerabüi  Teotwitw  ap(asto)- 
lici  [so]  legoito.  Letzterer,  ein  Elsässer  von 
Geburt,  früher  Prior  von  Maursmünster, 
später  Kardinal  von  Porto  und  Silva  Can- 
dida, krönte  1138  als  apostolischer  Legat 
Kaiser  Konrad  HI  in  Aachen;  in  seinem 
Heimatlande  hat  er  auch  noch  andere  Kir- 
chen geweiht  (1137  Sindeisberg,  1143  Kreuz- 
feld bei  Zabern).  Im  Giebelfelde  sind  die 


—    96    — 

Heiligen  genannt,  denen  die  Kirche  gewidmet 
war,  darunter  an  letzter  Stelle  XeoFI/IZ^. 
—  Herr  Straub  weist  auf  einige  in  Garsch 
(beiDiedenhofen)  and  in  Simons  wald  (Baden) 
erhaltenen  Beispiele  einer  in  alten  Synodal- 
ordnungen als  crurifragae  erwähnten  Ein- 
richtung hin.  Vor  dem  Thor  ummauener 
Kirchhöfe  war  der  Graben  mit  einer  git- 
terartig durchbrochenen  Brücke  überdacht, 
die  den  Tieren,  besonders  den  Schweinen, 
den  Zugang  zum  Kirchhofe  wehrte.  Eine 
ausfuhrlichere  Mitteilung  über  diese  aoch 
in  alten  Abbildungen  nachweisliche  Ein- 
richtung ist  für  das  Jahrbuch  bestimmt.  — 
Derselbe  berichtet  über  ein  paar  in  der 
Kapelle  des  Strassbarger  „Raspelhanses- 
kürzlich  zum  Vorschein  gekommene  Wand- 
malereien aus  dem  18.  Jahrhundert  (E(te. 
hämo,  Mutter  Gottes).  —  Auf  Antrag  d» 
Herrn  Schlosser  werden  Massregein  zur 
besseren  Erhaltung  der  Überreste  des  rö- 
mischen Bades  bei  Mackweiler  beschlossen. 


Im  Verlage  von  l>«aok«r  Jb  HWBblot  in 
IiSlystiT  erschien  soeben  und  ist  darch  sll« 
Bnohhandlongeu  xn  bestehen: 

Stoiiti  zur  litistei  fietcbieUe 
ier  Rheiilaiie 

von  Dr«  €•  MeUls. 

tO.  Abteilung  mit  4  lithograph.  Tafeln. 

gr.  8».    Prtit  3  Mtrfc.  l 


Verlag  der  Fr.  Llntz'tchen  Bnohhandlvag  in  Tritr. 

Trier.  Zeitbuch 

T«B  Jikn  SS  T.  Ohr.  bii  ns  Jahr»  U21 

Ton 

Th.  TOM  Hampt. 

PreU  X  130. 


lirliuoilliclie  GescIiiciitB  der  Abtei  htUuli 

▼on 

Dr.  J.  C.  Uftr. 

Mit  8  Tafeln.    Preis  6  A 


Lahneck  und  OberiahnsMn. 

Bin  Bsitraff  *«  SpABtalc^aeUolit*  ä» 


Ton  Dr.  Jul.  mfHttor* 
Preis  80  Pfg. 


TU.  uNTrecMt  aucHDiiuoKiiia  IM  Tnita 


r*  ItotiMf  hl  TfMf 


IB  WRn» 


der 


FR.  LINTZ'tohtii 

BnobbAüdlung 

In  Tritr. 


Westdeutschen  Zeitschrift  für  Geschichte  und  Kunst, 

xs|:l6iek  Orgfti  ier  lüfftorisek-utitiArisekei  Verefai«  i«  Baekiug,  BirkeileM,  Dttrk- 
keha,  DiBMMorf ,  Frukfirt  a.  IL,  KirkrMk«,  Mftfa»,  IfauiMkeia,  N«im,  Speyer, 
Strankvg,  SUtt^rt  «li  Womg,  sowi«  iM  utkropologisekei  Tereiis  ra  Stitt^rt 


Mai. 


Jahr^iiiS  YII,  Nr.  5. 


1888. 


Dm  KonMp<md«ublatl  enoh«int  In  •iner  AnlUg«  toa  9600  Exemplaren.    Inserate  4  t6  Pfg.  fttr  die 

geepalteae  ZeU«  werden  ron  der  Yerlagehandlnng  und  allen  Ineeraten-Bnreane  angenommen,  Beilagen 

nach  ITebertinknnft.  ~  Die  Zeltaobiift  enebelnt  rierteljtbrlleb,  dai  Korreepondeniblatt  monatlicb.  — 

Abonnemanlepreit  15  Xarb  fttr  die  Zeiteebrift  mit  Korreepondenablatt,  Ittr  letateret  aUeiA  6  Mark. 


Neue  Funde. 

S3.  In  Nierttein  am  Kelterhaose  ist  eine 
römische  Grabinschrift  von  kleinen  Buch- 
staben eingemanert,  in  ziemlicher  Höhe 
und  Ton  wilden  Weinranken  überzogen. 
Soweit  ich  dieselbe  von  unten  habe  lesen 
können,  lantet  sie: 

D  -  FABRICIO  -  M 

ET  ACCEPTIO  DE 

CEMBRI  PATERNIA 

PRISCILLA  MATER  IL 

US  DE  SVO  FECIT 

D(is)  M(ambus).  Fabricio  et  Acceptio  De- 

cenhbri  Paternia  PrisdUa   mater  ißis^)  de 

siio  feciL 

Den  Schattengöttera.  Dem  Fabricius 
und  Acceptius  December.  Die  Mutter 
Paternia  Priscilla  hat  ihnen  (dies  Grab) 
auf  ihre  Kosten  bereiten  lassen. 

Manche  Anzeichen  weisen  darauf  hin, 
dass  die  Inschrift  der  späteren  römischen 
Kaiserzeit  angehört. 

(Dr.  J.  Keller  in  Mainzer  Ztg.) 
M.  Aas  der  Pfalz,  Ende  April.  Im  Westrich 
wurde  letzter  Tage  wiederum  ein  grösserer 
Bronzefund  gemacht  Ein  Schuhmacher, 
Namens  Holzhäuser  von  Nanzdiezweiler  am 
obem  Glan  (2  Stunden  nordöstlich  von 
Landstuhl),  fand  auf  einem  Bergplateau 
nordöstlich  des  genannten  Örtchens  beim 
Kartoffelsetzen  am  ,»alten  Schloss''  an  30 
Bronzeringe,  worunter  zwei  mit  kleinen 
Ringlein  gezierte  Halsringe,  drei  Fussringe, 
der  Rest  Armreifen,  letztere  der  Quere  nach 

1)  [Auf  dem  Stein  stebt  wobl  FILIS?  Ancb 
i»t  der  einnamige  Fabricias  bedenklieb.         Hr.] 


von  parallelen  Linien  geziert.  Bei  einer 
von  Unterzeichnetem  am  27.  April  an  Ort 
und  Stelle  gemachten  Nachgrabung  fand 
sich  der  Rest  eines  aus  kantigen,  rohzu- 
gehauenen Sandsteinen  bestehenden  Grab- 
gewölbes. Darin  lagen  noch  ein  glatter 
Fussring,  zwei  Stacke  des  einen  Halsringes, 
ein  halber  Armreif^  mehrere.  Scherben  ei- 
ner rötlichen,  flachen  Schale  und  ein  kal- 
zinierter Knochen  (?).  Die  Ringe  lagen 
ursprünglich  von  SOS.  nach  NWN.  verteilt, 
und  zwar  so,  dass  die  zwei  Halsringe  von 
14  bis  15  cm  Durchmesser  am  südost- 
südlichen Ende  lagen,  darauf  folgten  an 
den  beiden  Seiten  24  Armreife  von  5,5  cm 
Durchmesser,  von  denen  12  plattigen,  12 
runden  Querschnitt  aufzeigen;  ein  starker 
kantiger  Reif  von  dreieckigem  Querschnitt 
scheint  als  Brustschmuck  gedient  zu  haben. 
Am  nordwestnördlichen  Ende  fanden  sich 
die  vier  Fussringe,  von  denen  zwei  unver- 
ziert  8  cm  Durchmesser,  zwei  9,5  cm 
Durchmesser  mit  je  drei  Stollen  haben; 
beide  Typen  zeigen  runden  Querschnitt. 
Nach  allen  Anhaltspunkten  ist  in  diesem 
reichen  Bronzefund  der  Schmuck  einer  im 
Übergang  von  der  reinen  älteren  Bronze- 
zeit zur  älteren  Eisenzeit  (Hallstattperiode) 
in  einem  Tumulus  bestatteten  weiblichen 
Person  zu  sehen.  Tiefe  Rinnen  an  ein- 
zelnen Grabsteinen  scheinen  nämlich  den 
bereits  eingetretenen  Gebrauch  des  Eisens 
zu  verraten.  Die  Funde,  welche  zum  Teil 
vom  Besitzer,  der  in  ihnen  Gold  zu  sehen 
glaubte,  durch  Feuer,  Säge,  Hammer  ver- 
letzt sind,  wurden  vom  Unterzeichneten 


•-    99    — 


—    100    — 


für  das  Kreismuseum  zu  Speyer  erworben 
und  ergänzen  die  Bronzefünde  von  Asch- 
bach, Potzbach,  Odemheim  und  anderen 
Orten  des  Westrichs  wesentlich. 

(Dr.  C.  Mehlis.) 

65.  Aus  der  Pfalz,  Anfang  Mai.  Gelegentlich 
obiger  Ausgrabung  konstatierte  der  Unter- 
zeichnete in  den  Ortschaften  im  oberen  Glan- 
gebiete  auch  geschliffene  Steinwerk- 
zeuge. Und  zwar  fanden  sich  zu  Nanz- 
diezweiler  ein  sogenanntes  Donneraxt- 
Beil  und  ein  Donnerkeil,  zu  Glanmttnchweiler 
ein  Donnerkeil,  zu  Kirchmohr  ein  Donner- 
keil. Alle  4  Artefakte  sind  von  schwarzer 
Farbe  und  glatt  geschliffen.  Hoffentlich 
gelingt  es,  eines  oder  das  andere  Zeugnis 
der  Besiedlung  des  Glangebietes  zur  neo- 
lithischen  Zeit  für  das  Kreismuseum  zu 
erbringen.  Sie  werden  z.  Z.  noch  gegen 
das  Schwellen  der  Kuheuter  in  der  Volks- 
medizin gebraucht. 

(Dr.  C.  Mehlis.) 

66.  Dattenberg  bei  Linz,  3.  Mai.  [Frftnic. 
Grftberfeid.]  Vorigen  Freitag  stiess  man 
bei  den  Erdarbeiten  für  die  Förderbahn, 
welche  den  Basaltsteinbruch  Dattenberg 
mit  dem  Rheine  künftig  verbinden  wird, 
auf  eine  fränkische  Begräbnisstätte,  die 
nach  der  Art  des  bisher  Gefundenen  bei 
fachmännischer  Ausbeutung  grosse  Aus- 
dehnung und  Reichtum  zu  entwickeln  ver- 
spricht. 

Infolge  der  Umsicht  des  Ingenieurs 
Wagner  und  des  Geschäftsführers  Wolters 
von  der  Firma  D.  Zervas  Söhne  und  Gebr. 
Goedkoop  war  bald  ein  Platz  in  einer 
Tiefe  von  etwa  1  m  blossgelegt,  wo  an- 
scheinend drei  Reihen  Leichen  gelegen 
hatten.  Leider  war  nur  eine  Reihe  noch 
ziemlich  erhalten,  während  die  andern 
durch  den  schlecht  erhaltenden  Lehm  sich 
mit  dem  Erdreich  schon  derart  vermengt 
haben,  dass  nur  der  kalkige  Bestandteil 
des  Bodens  auf  menschliche  Gebeine 
schliessen  lässt 

Unter  den  Schädeln  sind  einige  mit  schar- 
fen Instrumenten,  wahrscheinlich  Streitäx- 
ten, gespalten,  andere  durch  irgend  einen 
starken  Druck  in  die  ungeheuerlichsten 
Formen  gebracht.  Der  besterhaltene  ist 
durchaus  brachycephal,  man  sollte  fast  ei- 
nen Hunnen  vermuten.  Dann  wurden  Streit- 


äxte, Lanzen,  Messer,  mehrere  Perlen- 
schnüre von  Thon  und  Bernstein,  weldbevon 
weiblichen  Leichen  herrühren  mögen,  Gür- 
telbeschläge von  WeissmetaU  ond  Schnal- 
len von  Bronze,  sowie  einige  Thongefasse 
mit  dem  charakteristischen  fränikischeii 
Viereck-Ornament  gefunden.  An  Qlis  er- 
gab die  Ausbeute  einige  sogenannte  Tnmm- 
ler,  d.  h.  Trinkgläser,  welche  wegen  ihres 
runden  Bodens  beim  Trunk  in  der  Hand 
gehalten,  nach  demselben  aber  amgelcehrt 
aufgestellt  werden.  (Köfat  Ztg.) 

An  der  Römerstrasse  bei  Atkerf  wurde  (7 
ein  säulenförmiger  Altar  von  Sandstein, 
0,44  h.,  0,27  dick  gefunden  und  von  Hm. 
Fabrikant  W.  Weyermanns  dem  Mnseams- 
verein  in  Orefeld  geschenkt  Die  Inscfarifi 
lautet : 

I  V   H   -  E    T 

QEHIO'LOCI 

IVH-VALEHS 

VS  •   L  •  M 
(Gymn.-Director  Dr.  M.  WoUseiffen 
im  Dritten  Bericht  des  Crefelder  Museans- 
Vereins  über  seine  Thätigkeit  im  J.  1887   j 
S.  9;  nach  Mitt  von  Zangemeister.) 


Chronik. 

RömlsdM  Mosaiken  aus  Trier  and  deeeen  U«fle|iiii6& 
gexeichnet  and  erUatert  Ton  DomkapituUr 
J.  N.  von  Wllmowelcy.  Nach  dest«n  Tode  h«^ 
•Qtgogebm  Ton  der  Qeaellechaft  Ar  >Qtt- 
licbe  Fortchnngtn  in  Trier.  9  Tafeln  in 
gr.  Folio  u.  Textheft  XVI  8.  n.  83  S.  in  <«. 
Trier,  Lints*goher  CommiMionsTerUg.  \fi^ 
20  Mark. 

Das  vorliegende  Werk  giefot  einen  Ein- 
blick in  den  Reichtum  und  die  Mannigfal- 
tigkeit der  Mosaiken  des  romischen  Trier. 
Auf  9  Foliotafeln  vereinigt  es  20  Fuss- 
bodenmosaiken,  1  Wandmosaik  und  3  Mar- 
morplattenbeläge, sämtlich  mustergültig  fein 
von  V.  Wilmowsky  gezeichnet  und  in  gan- 
zen Reichtum  der  Farben  der  Originale 
wiedergegeben.  Die  Mosaiken,  meist  nur 
omamental  decoriert,  werden  jedem  Kumt- 
freund  Grenuss  gewähren,  sind  aber  anch 
in  hohem  Grade  geeignet,  dem  modernen 
Kunstgewerbe  neue  Motive  znzuführeD  ond 
dem  Archäologen  Anhaltspunkte  ffir  die 
Geschichte  des  römischen  Mosaikes,  wie 
für  die  Datierung  von  Romerbauten  zu 
geben. 


Digiti 


zedby  Google 


-    IM    ^ 

Der  TttLt  stellt  die  allmähliche  Ent- 
wicklftpg  des  Mosaikes  in  der  letzten  Kaiser- 
zeit dat  und  bietet  ein  reiches  Material 
für  die  Topographie  des  römischen  Trier. 

Die .  Herausgabe  des  Werkes  ist  von 
mir  bfnorgt.  In  einem  Vorwort  habe  ich 
über:  die  Art  derselben  Rechenschaft  ge- 
gebeomnd  ausführlicher  über  die  Datierung 
der  gallischen  Mosaiken  gehandelt. 

(Hettner.) 

Au«  Hohenzollem.  Die  hohenzollemschen 
69.  Laqde  werden  nunmehr  auch  eine  Auf- 
nahme sämtlicher  Bau-  und  Kunstdenk- 
maler vornehmen.  Eine  Kommission,  wel- 
cher verschiedene  gereifte  Techniker  und 
Gelehrte,  Historiker  und  Archäologen  ange- 
hören, hat  unter  Vorsitz  des  Landgerichts- 
präsidenten Evelt,  des  Präsidenten  des 
hohenzollemschen  Landesausschusses,  die 
nötigen  Massnahmen  beraten  und  in  An- 
griff genommen.  Pfarrer  Baur  von  Ne- 
ringendorf  ist  mit  der  Aufnahme  keltischer, 
römischer  und  alemannischer  Bauüberreste 
beauftragt.  Mit  der  Beschreibung  und  bild- 
lichen Wiedergabe  der  sonstigen  Kunst-  u. 
Baudenkmäler  sind  der  fürstliche  Archiv- 
und  Hofrat  Dr.  Zingeler  und  der  Architekt 
Laur  von  Sigmaringen  betraut.   (Köln.  Ztg.) 


Misceiianea. 

70.  Stekiwer kzeiHie  mit  wtflerechter  Schneide. 
In  Wd.  Korr.  VII,  21  wird  eine  kleine  sg. 
„Hacke  mit  horizontal  wirkender  Schneide** 
aus  Ofifotein  erwähnt  Hier  seien  drei 
andere  derartige  Stücke  rheinhessischen 
Fundortes  nachgetragen.  Die  eine  ist  im 
vergangenen  Jahre  inFlomborn  gefunden 
und  ins  Paulus-Museum  gekommen;  sie  ist 
im  Vergleich  mit  den  anderen  bekannten 
von  bedeutenden  Dimensionen,  sie  wiegt 
beinahe  4  Pfd.  (genau  1,790  Kilo)  und 
besteht  aus  dunklem  Kieselschiefer.  Vom 
Rücken  bis  nach  der  Schneide  zu  veijüngen 
sich  beide  Flächen  ziemlich  gleichmässig. 
Sie  ist  mit  Ausnahme  eines  kleinen  von 
der  einen  Fläche  abgesplitterten  Stückchens 
völlig  erhalten.  Ihre  L.  beträgt  17,5,  ihre 
Schneidenbr.  13,5  und  ihre  Br.  am  Rücken 
10,5  cm.  Ihre  D.  misst  am  Rücken  5,5 
und  an  der  Durchbohrungsstelle  5  cm.  Der 
Dm.  des  StieUoches  beträgt  auf  der  einen 


—    102    — 

Seite  23,  auf  der  anderen  26  mm.  Es  ist 
unerklärlich  wie  bei  dieser  geringen  Stärke 
des  Stieles  das  schwere  Werkzeug  gehand- 
habt werden  konnte,  ohne  dass  der  Stiel 
abbrach.  Ob  sie  daher  eine  Hacke  zu 
nennen  ist,  dürfte  fraglich  sein. 

Eine  andere  von  der  Grösse  der  bis 
jetzt  schon  häufiger  gefundenen  „Hacken'^ 
stammt  aus  Monsheim.  Sie  besteht  aus 
hellerem  und  weicherem  Schiefer  als  die 
vorhin  erwähnte.  Ihre  obere  Seite  ist  ziem- 
lich gewölbt  und  fällt  stark  zur  Schneide 
ab,  die  untere  ist  eben  und  die  zur  Schneide 
abfallende  Fläche  weniger  geneigt.  Auch 
nach  dem  Rücken  zu  verläuft  eine  der- 
artig zugeschliffene  Fläche,  jedoch  ist  hier 
die  Schneide  stumpfer.  Ihre  L.  beträgt 
7,5,  die  Schneidenbr.  5,  die  Br.  am  Rücken 
3,5  und  die  D.  an  der  Durchbohrnngsstelle 
8  cm;  das  Gewicht  beträgt  115  Gramm. 
Das  Stielloch  hat  15  mm  auf  der  oberen 
und  16  mm  im  Dm  auf  der  unteren  Seite. 

Wie  das  vorhin  erwähnte  Werkzeug 
wegen  seiner  Grösse,  so  dürfte  das  eben 
beschriebene  wegen  seiner  Kleinheit  kaum 
als  „Bodenhacke^  Verwendung  gefunden 
haben.  Hingegen  kann  das  mit  grosser 
Bestimmtheit  von  dem  3.  behauptet  wer- 
den, wie  dessen  charakteristische  Form 
ipeigt.  Es  ist  das  Prototyp  einer  Boden- 
hacke. Noch  jetzt  nach  mehreren  tausend 
Jahren  ist  dieselbe  Form  als  Gartenhacke 
in  Verwendung. 

Die  Hacke  ist  abweichend  von  den  bis- 
her beschriebenen  von  dreieckiger  Form, 
sie  ist  im  Verhältnis  zu  ihrer  Grösse  von 
sehr  geringer  Dicke,  ist  an  der  Schneide 
am  breitesten  und  läuft  in  eine  scharfe 
Spitze  aus,  stellt  also  Hacke  und  Pickel 
zugleich  iror.  Sie  ist  aus  einer  dunklen, 
von  roten  Adern  durchsetzten  Gesteinart 
durch  Spaltung  und  Zuschlagen  hergerich- 
tet, ihre  ganze  Oberfläche  ist  rauh  und 
uneben  und  zeigt  nirgends  eine  zugeschliffene 
Fläche.  Mit  Ausnahme  eines  von  der  ei- 
nen  Fläche  bei  der  Auffindung  abgesplit- 
terten Stückes  und  zweier  kleineren  an 
der  Schneide  ist  sie  noch  vollständig  er- 
halten. Ihre  L.  von  der  Mitte  der  Schneide 
bis  zur  Spitze  beträgt  15,5,  ihre  gr.  Br. 
12,5,  die  Schneidenbr.  12,  die  Dicke  an  der 
Durchbohrungsstelle  wie  am  Rand  1,5  cm, 


—  Kö- 
der Dm.  des  StieUoches  16  mm  aaf  jeder 
Seite.  Dasselbe  ist  6  cm  von  der  Schneide 
und  7,5  cm  von  der  Spitze  entfernt  Das 
Gewicht  beträgt  890  Gramm.  Herr  Prof. 
Fraas,  der  die  Güte  gehabt  hat,  einen 
Splitter  davon  zu  untersuchen,  erklärte 
das  Gestein  für  Quarzit,  es  scheine  aus  dem 
Gebiete  der  Quecksilber-Erze  von  Moschel- 
landsberg  zu  stammen. 

Gefunden  wurde  das  interessante  Stück 
auf  der  Grenze  der  Gemarkungen  von  Mols- 
heim  und  Monsheim,  etwa  20  Min.  west- 
lich von  dem  auf  derselben  Anhöhe  ge- 
legenen und  durch  Lindenschmit  bekannt 
gewordenen  Grabfeld  am  Hinkelstein  bei 
Monsheim.  Es  wurde  dieser  Tage  dem 
Paulusmuseum  von  Herrn  Gutsbesitzer 
Möllinger  in  Mölsheim  zum  Geschenk  ge- 
macht, der  es  beim  Umroden  eines  Wein- 
berges mit  verschiedenen  anderen  Stein- 
artefakten gefunden  hat.  Unter  diesen  be- 
finden sich  grössere  und  kleinere  Bruch- 
stücke von  sechs  meiselartigen  Werkzeugen 
aus  grünlichem  Kieselschiefer  und  ein 
Feuersteinschaber,  ferner  Handmühlsteine 
und  ein  Schleifstein  zum  Zuschleifen  grös- 
serer Werkzeuge,  sowie  das  Bruchstück 
eines  kleineren  Schleifsteines  aus  hellem 
Sandstein  mit  einer  »Rille  in  der  Mitte, 
gerade  wie  die  aus  dem  Grabfeld  am  Hinr 
kelstein  stammenden  bei  Lindenschmit  A. 
u.  h.  Vorz.  n,  8,  1,  2.  Femer  viele  Ge- 
fiUsscherben,  Muschelschalen  und  ein  aus 
einer  fossilen  Muschel  dargestellter  An- 
hänger. 

Ob  die  Gegenstände  einem  Grabfelde 
oder  Wohnplätzen  der  neolithischen  Zeit 
entstammen,  konnte  bis  Jetzt  nicht  fest- 
gestellt werden. 

Das  Feld  ist  schon  lange  Weinberg 
und  durch  das  vielfache  Umroden  könn- 
ten die  Gegenstände  leicht  zerschlagen 
worden  sein.  Das  benachbarte  Feld  da* 
gegen  ist  noch  nie  umgerodet;  deshalb  wird 
seine  Untersuchung  vom  Altertumsverein 
im  Sommer  vorgenommen  werden  und  vor- 
aussichtlich Licht  in  die  Sache  bringen. 

Interessieren  würde  es  zu  erfahren, 
ob  sich  noch  mehr  derartiger  Bodenhacken 
in  anderen  Museen  befinden. 

(Dr.Koehl.) 


—    104    — 

Monumenta  Germaniae  1887—88.71 

Die  Plenarversammlung  der  Genenl- 
direktion  wurde  [vom  17. — 19.  März  in 
Berlin  abgehalten.  Erschienen  waren  alle 
Mitglieder,  mit  Ausnahme  des  Prof.  Huber, 
welcher  sich  entschuldigt  hatte.  Noch 
immer  dauert  der  provisorische  Zustand, 
doch  ist  ein  bedeutender  Fortschritt  zu 
verzeichnen,  indem  durch  Allerhöchsten 
Erlass  vom  14.  November  1887  der  erste 
Satz  des  §  3  des  StatuU  für  die  Fortfuh- 
rung der  ManumetUa  Germaniae  hiäorica 
folgende  Fassung  erhalten  hat :  „Der  Vor- 
sitzende der  Centraldirektion  wird,  nach 
erfolgter  Präsentation  mindestens  zweier 
von  der  Generaldirektion  für  geeignet  er- 
achteter Personen,  auf  Vorschlag  des  Bun- 
desrats vom  Kaiser  ernannt."  Der  Vor- 
sitzende .wird  also  künftig  die  Rechte  und 
Pflichten  eines  Reichsbeamten  haben. 

Die  Plenar- Versammlung  erwählte  zu 
neuen  Mitgliedern  der  Direktion  den  Herrn 
Prof.  H.  Bresslau  und  Herrn  Dr.  0.  Hol- 
der-Egger,  beide  in  Berlin. 

Vollendet  wurden  im  Laufe  des  Jahres 
1887/88 

in  der  Abteilung  der  Auäares  An- 
tiquissimi: 
Tomus  VIIL     Gai  Soüü  ApoUmam  Si- 
donii  epiäulae  et  carmiiML  recenwü  et 
ewiendavü  Christianus  Luetjohami.  Acce- 
dunt    Fausti    aliorumque    epistulae  ad 
Buridum  aüosque,  Buricä  epistuiaej  n- 
censuU  et  emendavä  Brwno  Krusdt, 
in  der  Abteilung  Scriptares: 
Scriptorum  Tomus  XKVIU. 

in  der  Abteilung  Epiatoiae: 
Tom  I  pars  I.    GregorH  L   papae  Bit- 

gistri  m.  I^IV,  ed.  P.  Ewald. 
Epistdae  saec.  XIII.  e  Begestis  pont^m 
Bomanarum  sdectae  Tarn  IL  ed.  C.  Bo- 
denberg. 
in  der  Abteiluqg  AnOguitates: 
Necrölogiae   Germaniae  II,  2  ed.  F.  L 
Baumann. 
von  dem  Neuen  Archiv  der  Ge- 
sellschaft: 
Band  XHL 

Der  Leiter  der  Abteilung  Auctart^ 
Antignissimi,  Herr  Prof.  Mommsen,  bat 
leider,  durch  andere  Arbeiten  verhindert, 


—    106    - 

die  Bearbeitnng  der  kleinen  Chroniken  aus 
der  Zeit  des  Übergangs  vom  Altertum  zum 
Mittelalter  noch  nicht,  wie  in  Aussiebt  ge- 
stellt war,  zum  Dnick  bringen  können; 
er  hofft  jedoch  jetzt,  nachdem  jene  abge- 
schlossen sind,  die  so  lange  ersehnte  Aus- 
gabe voHenden  zu  können.  Für  die  Variae 
des  Cassiodor  ist  der  vorhandene  kritische 
Apparat  geordnet,  es  bedarf  jedoch  noch 
einiger  Yergleichungen,  nach  deren  Besor- 
gung Herr  Mommsen  mit  Beihülfe  des 
Dr.  Kr u seh  die  Ausgabe  herstellen  wird. 
Die  Ausgabe  des  Claudian  von  Prof.  Birt 
ist  im  Druck,  der  Sidonius,  wie  oben  schon 
bemerkt,  vollendet.  Nachdem  Prof.  Luet- 
johann  durch  einen  frühen  Tod  am  8. 
April  abgerufen  war,  hat  Mommsen  selbst 
mit  Beihülfe  der  Prof.  F.  Leo,  Büche- 
ier und  V.  Wilamowitz  -  Möllendorff 
die  Ausgabe  zum  Schluss  geführt,  Dr. 
Krusch  die  Briefe  des  Faustus  und  Ru- 
ricius  bearbeitet;  die  Register  sind  von 
Eug.  Geis  1er  und  Ed.  Grupe  besorgt. 

Für  die  Abteilung  Scriptores  hat  Herr 
Dr.  Krusch  den  2.  Band  der  SS.  Mero- 
vingici  bearbeitet,  welcher  Fredegar  mit 
seineu  Fortsetzungen,  die  Gesta  Franco- 
rum,  und  von  den  Heiligenleben  diejenigen 
enthält,  welche  der  Königsfamilie  ange- 
hören. Der  Druck  des  Textes  ist  vollen- 
det und  nur  die  Register  fehlen  noch ;  für 
die  Heiligenleben,  welche  im  folgenden 
Bande  sich  anschliessen  werden,  ist  noch 
eine  Reise  zur  Durchforschung  französi- 
scher Bibliotheken  erforderlich. 

In  der  Hauptabteilung  der  alten  Reihe 
der  Scriptorea  in  Folio  fiel  wiederum  der 
bei  weitem  grösste  Teil  der  Arbeitslast 
auf  Herrn  Dr.  0.  Holder-Egger,  und 
bei  dem  Mangel  der  noch  immer  unersetz- 
ten  Arbeitskraft  vonWaitz  konnten  zwar 
die  begonnenen  Ausgaben  gefördert,  aber 
nicht  ausreichend  für  die  Zukunft  vorge- 
arbeitet werden.  Vollendet  ist  der  von 
Herrn  Dr.  Liebermann  bearbeitete  28. 
Band,  welcher  die  Auszüge  aus  Englischen 
Gescbichtsquellen,  für  die  Zeit  der  Staufer 
bekanntlich  von  ganz  besonderer  Wichtig- 
tigkeit,  zum  Abschluss  bringt.  Das  Register 
hat  Herr  Dr.  L.  v.  Heinemann  bear- 
Iteitet.  Begonnen  ist  der  Druck  des  29. 
Bandes  mit  den  noch  von  Waitz  bear- 


beiteten  Auszügen  aus  Dänischen  Geschichts- 
quellen, welchen  sich  die  von  Herrn  Dr. 
Finnur  Jönsson  schon  fertiggestellten 
Auszüge  Isländischer  Sagas  anschliessen 
werden.  Darauf  folgen  die  Polnischen  Ex- 
cerpte  von  Herrn  Dr.  Perlbach,  die  Un- 
garischen von  Dr.  L.  v.  Heinemann  schon 
fast  vollendet.  Für  den  noch  übrigen 
Raum  dieses  Bandes  sind  einige  neu  ans 
Licht  getretene  kleinere  Quellen  der  Stau- 
ferzoit  und  andere  Nachträge  bestimmt. 
Die  Italienischen  Quellen,  welche  wegen 
der  immer  noch  gewachsenen  Fülle  des 
Stoffes  in  den  vorhergehenden  Bänden  für 
den  30.  bestimmt  werden  mussten,  konnten 
nicht  wesentlich  gefördert  werden;  doch 
hat  Dr.  H.  Simonsfeld  auf  wiederholten 
Reisen  nach  Italien  vorgearbeitet  und  ist 
auch  jetzt  in  Oberitalien  dafür  thättg. 

Im  15.  Bande  sind  die  ursprünglich  für 
diesen  Band  bestimmten  Stücke  vollständig 
gedruckt,  es  bleiben  aber  noch  einige 
übrig,  welche  teils  früher  übergangen  waren, 
teils  erst  in  neuester  Zeit  aufgefunden  sind. 
Das  Carmen  de  hello  Saxonico,  an  dessen 
Ausgabe  Dr.  Pannenborg  durch  Krank- 
heit verhindert  wurde,  hat  Herr  Dr.  Hol- 
der-Egger  bearbeitet.  Sehr  erwünscht 
wäre  es,  wenn  auch  die  kürzlich  aufge- 
fundene Vita  Paulinae  von  Sigiboto  hier, 
wohin  sie  gehört,  noch  gebracht  werden 
könnte.  Die  Auffindung  der  noch  fast 
ganz  vollständig  erhaltenen  Denkschrift 
über  den  Bischof  Otto  von  Bamberg,  deren 
Existenz  einst  Dr.  G.  Haag  nachgewiesen 
hat,  verbunden  mit  der  sehr  veränderten 
Wertschätzung  der  verschiedenen  Lebens- 
beschreibungen des  Bischofs  und  dem  Nach- 
weis neuer  Hilfsquellen,  hat  zu 'dem  Be- 
schlüsse geführt,  diese  wichtige  und  lehr- 
reiche Gruppe  von  Denkmälern  in  einem 
Octavbande  zu  vereinigen. 

Auch  die  lange  und  dringend  erwünschte 
Separat- Ausgabe  des  Thietmar  von  Merse- 
burg ist  von  Herrn  Dr.  F.  Kurze  über- 
nommen und  der  Druck  wird  bald  begin- 
nen können. 

Für  die  Sammlung  der  Streitschriften 
aus  der  Zeit  des  Investiturstreites  hat  Herr 
Dr.  L.  V.  Heinemann  bedeutend  vorge- 
arbeitet, und  sobald  Herr  Prof.  Bern- 
heim  die  von  ihm  übernommene  Schrift 


—    107    — 


—    108    — 


Anselms  gegen  Wibert  fertig  gestellt  haben 
wird,  soll  mit  dem  Druck  des  Bandes  be- 
gonnen werden. 

Sehr  wenig  fortgeschritten  ist  leider  der 
Druck  der  von  Prof.  £.  Schroeder  be- 
arbeiteten Deutschen  Kaiserchronik,  und 
es  hat  deshalb  auch  mit  dem  Druck  des 
von  Prof.  Strauch  in  Tübingen  bearbei- 
teten Enenkel,  welcher  ihr  folgen  soll, 
noch  nicht  begonnen  werden  können.  Da- 
gegen ist  Herr  Dr.  Seemüller  in  Wien 
mit  Otackers  Steyerischer  Reimchronik 
rüstig  fortgeschritten,  und  es  ist  gute  Aus- 
sicht vorhanden,  dass  diese  so  überaus 
wichtige  Geschichtsquelle  in  nicht  zu  langer 
Zeit  druckfertig  sein  wird. 

Einzelne  Collationen  und  Abschriften 
wurden  für  diese  Abteilung  freundlichst 
besorgt  von  den  Herren  A.  Molinier  in 
Paris,  E.  Ouverleaux  in  Brüssel,  Dr.  A. 
Bauch,  Dr.  E.  Schaefer  und  Dr.  H. 
Simonsfeld  in  München,  Archivrat 
Becker  in  Koblenz,  Dr.  P.  Ladewig  in 
Karlsruhe,  Archivdirektor  W.  Wieg  and 
in  Strassburg,  Chorherr  Prof.  H.  Ammann 
in  Brixen,  P.  W.  Hauthaler  in  Salzburg, 
Dr.  Redlich  in  Innsbruck,  Wladimir  Wis- 
locki  in  Krakau,  Prof.  Pi renne  in  Gent, 
Braunschvig  in  Montpellier. 

Hss.  wurden  zur  Benutzung  zugesandt 
von  den  Bibliotheken  des  Stifts  Admont, 
zu  Bamberg,  Leiden,  München,  St.  Gallen, 
des  Gymnasiums  zu  Pomm.  Stargard,  Wien, 
Wolfenbüttel. 

In  der  Abteilung  Leges  ist  unter  der 
Leitung  des  Herrn  Prof.  Brunn  er  der 
Druck  der  neuen,  von  Prof.  E.  Lehmann 
besorgten  Ausgabe  der  Lex  Alamannorum 
dem  Abschluss  nahe;  ihr  wird  sich  die 
von  Herrn  Dr.  K.  Zeumer  bearbeitete 
Lex  Romana  Curiensis  anschliessen.  Über 
die  Zeit  und  Art  ihrer  Entstehung  hat 
derselbe  in  der  Zs.  der  Sa vigny -Stiftung, 
Germanist.  Abt.,  8.  Band,  eine  längere 
Abhandlung  veröffentlicht.  Demnächst  soll 
auch  die  Gapitulariensammlung  des  Bene- 
dictus  levita  in  Angriff  genommen  werden, 
für  welche  ein  Mitarbeiter  in  Aussicht 
steht. 

Für  die  Sammlung  der  Fränkischen 
Concilien- Akten  hat  unter  der  Leitung  des 
Herrn  Hofrat  Maassen  Herr  Dr.  Stoeber 


eine  Anzahl  von  Condlien  des  6.  Jbs*  be- 
arbeitet, und  durch  Yergleichung  der  sehr 
alten  Hss.  eine  sichere  Grundlage  der 
Textkritik  gewinnen  können ;  der  in  den 
vorhandenen  Ausgaben  zu  Grunde  gelegten 
zweiten  Klasse  steht  eine  ältere  gegen- 
über, welche  sich  noch  nicht  so  weit  wie 
jene  von  der  reineren  Latinität  eajtfemt. 
Bei  der  Entscheidung  über  die  hier  be- 
gegnenden schwierigen  Fragen  philol(>gi- 
scher  Art  hat  Herr  Hofrat  v.  Hartel  in 
Wien  ihm  freundlichst  mit  sachkundigem 
Rate  beigestanden.  —  Herr  Prof.  Weiland 
setzt  die  vorbereitenden  Arbeiten  für  die 
Sammlung  der  Reichsgesetze  fort  und  ist 
dabei  durch  Herrn  Dr.  Donabaum  in 
Wien  unterstützt  worden ;  es  werden  aber 
noch  mancherlei  Abschriften  und  Ver- 
gleichungen  beschafft  werden  müssen,  be- 
vor mit  dem  Druck  begonnen  werden  kann. 

In  der  Abteilung  Diplomata  ist  unter  Lei- 
tung des  Hofrats  v.  Sickel  der  Druck  der 
Diplome  Otto's  II.  bis  zum  36.  Bogen  fort- 
geschritten und  soll  bis  zum  Juli  beendet 
sein.  Auch  für  Otto  III.  ist  schon  viel 
vorgearbeitet,  aber  da  Herr  Dr.  Kehr  ab 
Mitarbeiter  ausscheidet,  bedarf  es  für  die 
Fortführung  eines  neuen  Mitarbeiters. 

Die  Abteilung  EpisUdae  erlitt  einen 
sehr  schmerzlichen  Verlust  durch  den  plötz- 
lichen Tod  des  Dr.  P.  Ewald  nach  kivzer 
Krankheit  Soeben  war  der  lange  unter- 
brochen gewesene  Druck  des  Registnim 
Gregorii  I.  mit  frischer  Kraft  in  Angriff 
genommen  und  bis  zum  Schlüsse  des  4. 
Buches  das  Manuskript  vollendet  Um  doch 
etwas  von  der  Frucht  seiner  Arbeit  bieten 
zu  können  und  zugleich  für  die  Fortführung 
eine  Vorlage  zu  geben ,  wurden  diese  4 
Bücher  herausgegeben.  Femer  erschien 
der  2.  Band  der  aus  den  pl^istlichen  Re- 
gesten entnommenen  Briefe^  bearbeitet  von 
Dr.  Rodenberg;  für  die  weitere  Fort- 
setzung liegt  nur  noch  ein  kleiner  Rest 
der  einst  von  Pertz  besorgten  Abschriften 
vor,  und  Herr  Dr.  Rodenberg  ist  gegen- 
wärtig in  Rom  mit  der  Gewinnung  weiterer 
Materialien  aus  dem  grossen  Schatze  der 
Regestenbände  beschäftigt 

Für  die  Briefe  der  Merowingerzeit  ist 
Herr  Dr.  Gundlach  unausgesetzt  thätig 
gewesen;  eine  Abhandlung  über  die  Austra- 


—  lae  — 


—    HO    — 


siscb«Q  Briefe  ist  im  N.  Archiv  gedruckt, 
und  ^ine  Untersuchung  über  den  Prima- 
tialstreit  zwischen  Arles  und  Vienne  ist 
zu  erwarten.  Darauf  nämlich  bezieht  sich 
eine  sehr  wichtige  und  noch  niemals  im 
Zusammenhang  kritisch  untersuchte  Samm- 
lung Ton  Briefen,  vorzüglich  päpstlichen 
Schreiben  und  Privilegien,  welche  unmit- 
telbar ans  der  Römischen  Kaiserzeit  in 
die  fränkische  Periode  hinüberführen.  Die 
Untersuchung  der  Handschriften  erwies  die 
Echtheit  der  Sammlung  von  Arles,  wäh- 
rend fär  Yienne  eine  handschrifUicbe  Be- 
glaubigung nicht  au&ufinden  ist,  innere 
Grunde  aber  eine  ausgedehnte  Fälschung 
zweifellos  machen.  Die  vorläufige  Mittei- 
lung des  Verzeichnisses  der  Briefe  bis  911 
im  Neuen  Archiv  hatte  ungemein  wertvolle 
MitteilungOü  von  Herrn  Bibliothekar  Du 
Rieu  in  Leiden  und  P.  Gabriel  Meyer 
im  Stift  Einsiedeln  zur  Folge,  worüber  im 
Neuen  Archiv  das  Nähere  zu  finden  ist 
Ungedruckte  Schriften  von  Hinkmar  aus 
einer  Leidener  Hs.,  welche  uns  bei  dieser 
Gelegenheit  bekannt  wurden,  giebt  Herr 
Dr.  Gundlach  in  Brieger's  Zs.  für 
Kirchengeschichte  heraus.  Einigen  Zu- 
wachs gewährte  auch  die  mühsame  Durch- 
sicht der  Acta  Sanctorum;  häufig  ist  die 
Vorrede  oder  Widmung  einer  Legende  in 
Briefform  gekleidet  und  darf  deshalb  nicht 
übersehen  werden,  während  vollständiger 
Abdruck  in  der  Sammlung  selbst  bei  der 
Fhrasenhaftigkeit  dieser  Schriftstücke  kaum 
ratsam  sein  möchte.  Auch  die  einst  von 
P.  Ewald  übernommenen  westgothischen 
Briefe  sind  nun  Dr.  Gundlach  zugefallen. 

In  der  Abteilung  Antiguüates,  unter 
Leitung  des  Prof  Du  mm  1er,  ist  der  erste, 
von  Herrn  Dr.  Bau  mann  bearbeitete  Teil 
der  Nekrologien  vollendet,  und  es  beginnt 
jetzt  der  Druck  des  zweiten  Bandes,  der 
Oesterreichischen  Nekrologien,  welche  Herr 
Dr.  Herzberg-Fränkel  in  Wien  bear- 
beitet Die  Arbeiten  für  den  Band  HI,  2 
der  Poetae  Latini  hat  Herr  Prof  Harster 
längere  Zeit  unterbrechen  müssen,  hat  sie 
aber  jetzt  wieder  aufgenommen  und  ver- 
spricht den  Abschluss  des  Manuskripts  bis 
Ostern  1889. 

Von  dem  von  Prof  Wattenbach  re- 
digierten Neuen  Archk  ist  in  regelmässiger 


Folge  der  13.  Band  erschienen.  Ein  gegen  . 
die  Methode  der  Führung  des  ganzen  Un- 
ternehmens durch  Waitz  gerichteter  An- 
griff musste  zurückgewiesen  werden,  was 
in  noch  ausführlicherer  Weise  durch  Herrn 
Dr.  O.  Holder-Egger  in  einer  eigenen 
Schrift  geschah.  Im  Neuen  Archiv  bot 
sich  dadurch  die  willkommene  Gelegenheit, 
den  im  Jahre  1884  von  G.  Waitz  an  das 
Reichsamt  des  Innern  erstatteten  meister- 
haften Bericht  zu  veröffentlichen. 


Vereinsnachrichten 

unter  Redaction  der  Vereinsvorstände. 
DHrkheim,  April.    In  der  letzten  Sitzung  72 
des  Altertums- Vereins  kamen  folgende 
Gegenstände  zur  Verhandlung: 

1)  Zur  Mitteilung  kam,  dass  der  vom 
Vorstande  verfasste  Bericht,  sowie 
„Studien  zur  ältesten  Geschichte 
der  Rheinlande"  X.  Abt.,  ca.  8  Bogen 
mit  4  lithographierten  Tafeln,  fertiggestellt 
ist  und  unter  die  Mitglieder  sowie  an  die 
mit  dem  hiesigen  Verein  in  Tausch  stehen- 
den Gesellschaften  verteilt  wurde.  Die- 
jenigen Personen,  welche  in  diesem  Jahre 
noch  eintreten,  erhalten  diese  Schrift  als 
Vereinsgabe. 

2)  Als  Geschenke  liefen  ein:  Mehrere 
Proklamationen  vom  Jahre  1848/49  und 
Streitschrift  von  Struve,  gegeben  von  den 
Erben  J.  S.  Jumiteino,  ein  hebelfurmiges 
Steinwerkzeug  (Kieselschiefer),  gegeben  von 
Chr.  von  Fritz  von  Friedeisheim.  Dafür 
wird  geziemenden  Dank  gesagt. 

3)  Im  Ankaufe  wurde  erworben  eine 
reiche  Sammlung  römischer  und  pompeja- 
nischer  Eunstgegenstände  aus  dem  Nach- 
lasse des  Herrn  Oberst  von  Genning  zu 
Nürnberg  (ca.  60  Stück). 

4)  Das  löbl.  Bürgermeisteramt  soll  ver- 
anlasst werden,  die  Bleiurkunde  über  die 
Grundlegung  des  Schlosses,  welche  jetzt 
im  Stadthaussaale  hängt,  in  die  Sammlung 
hinüberzugeben,  wo  jedenfalls  der  beste 
Platz  dafür  ist. 

5^  Die  Hügel  am  Ebniberge  sollen 
demnächst  der  Besichtigung  unterzogen 
und,  wenn  dieselben  Tumuli  sind,  unter- 
sucht werden.  (Dr.  C.  Mehl|3.) 


111 


—    112    — 


73.  Frankfurt  a.  M.  Verein  für  Geschichte 
und  Altertumskunde.  In  der  Sitzung 
vom  5.  März  teilte  Hr.  H.  v.  Nathusius- 
Neinstedtim  Anschluss  an  seinen  letzten 
Vortrag  (vgl.  Jahrg.  VI,  267-269)  weitere 
Nachrichten  über  die  Familie  von  Gl  au- 
bürg  am  Ende  des  16.  Jahrhunderts 
mit,  die  teilweise  dem  handschriftlichen 
Nachlasse  Fichards  entstammten,  meist  aber 
wiederum  aus  bisher  unbekannten  Quellen 
des  Archivs  des  Frhm.  von  Holzhausen 
geschöpft  waren.  Der  Vortragende  schil- 
derte zunächst  die  einzelnen  Mitglieder  der 
Familie  in  dieser  Zeit,  die  meist  im  Dienste 
der  Vaterstadt  standen  oder  auswärts 
Kriegsdienste  nahmen,  ohne  besonders  her- 
vorragende Persönlichkeiten  zu  sein,  und 
schloss  daran  einzelne  kulturhistorisch  be- 
sonders merkwürdige  Bemerkungen.  Be- 
sonders auffallen  muss,  dass  zweimal  in 
dieser  Zeit  Ehen  zwischen  Vater  und  Sohn 
einer-,  Mutter  und  Tochter  andererseits 
in  der  Familie  Glauburg  geschlossen  wur- 
den. Die  meisten  Nachrichten  sind  aber 
über  den  Verfasser  der  Chronik,  Joh.  Adolf 
V.  Glauburg,  erhalten,  der  über  alle  in  sei- 
ner Familie  vorkommenden  Feste  genau 
Buch  geführt  hat.  Nicht  nur  Zahl  und 
Namen  der  eingeladenen  Gäste  nebst  Be- 
merkungen über  ihr  Erscheinen  sind  er- 
halten, sondern  auch  die  Speisezettel,  Zu- 
sammenstellungen der  Unkosten  u.  s.  w., 
die  einen  reizvollen  Einblick  in  das  Leben 
einer  Patrizierfamilie  der  damaligen  Zeit 
thun  lassen.  Erhöht  wird  dieser  Reiz 
durch  zahlreiche  Briefe,  die  Joh.  Adolf 
meist  mit  der  Familie  seiner  zweiten  Frau, 
Ursula  Freher  aus  Nürnberg,  wechselte, 
und  die  sich  meist  auf  die  Vorbereitungen 
zur  Hochzeit  beziehen  (zum  Teil  schon  in 
Fichards  Archiv  und  daraus  in  Freytags 
Bildern  aus  der  deutschen  Vergangenheit 
abgedruckt).  Diese  wurde  sehr  glänzend 
in  Frankfurt  gefeiert,  wie  die  darüber  vor- 
handenen Aufzeichnungen  des  Bräutigams 
nachweisen.  Zum  Schluss  legte  der  Vor- 
tragende ein  gerichtlich  aufgenommenes 
Inventar  über  den  Nachlass  des  1611  ver- 
storbenen Joh.  Adolf  V.  Glauburg  vor,  das 
bis  auf  die  kleinsten  Einzelheiten  des  Be- 
sitzes dieses  reichen  Mannes  sich  erstreckt 
und   wegen   seines    kulturgeschichtlichen 


Wertes  im  nächsten  Bande  des  Frankfurter 
Archivs  zum  Abdruck  kommen  soll. 

Am  19.  März  hielt  Hr.  Dr.  K  Schwe-7i. 
mer  einen  Vortrag  über  die  Reform  der 
preussischen  Heeresverfassang 
nach  dem  Tilsiter  Frieden.  Er  anter- 
zog  dabei  unter  Darlegung  der  früheren 
Missstände  die  Gesetze  vom  Augast  1808 
einer  eingehenden  Würdigung  und  besprach 
sodann  die  Umgestaltungen,  welche  in  den 
Ausbildungsgrundsätzen  sowie  in  der  Ver- 
waltung der  Armee  vorgenommen  wurdeo. 
Er  beleuchtete  zugleich  die  Bestrebuogeo, 
die  auf  die  Einführung  der  allgemeinen 
Wehrpflicht  gerichtet  waren,  von  ihrem 
ersten  Auftreten  bis  zum  Wehrgesetze  vom 
Sept.  1814.  —  Hierauf  legte  Herr  Dr.  R. 
Jung  den  soeben  ausgegebenen  ersten 
Band  der  dritten  Folge  des  Archivs  für 
Frankfurts  Geschichte  and  Kunst 
sowie  als  Beilage  zu  demselben  den  ersten 
Band  der  mit  städtischer  Unterstützung 
vom  Vereine  veröffentlichten  Inventare 
des  Frankfurter  Stadtarchivs  vor 
und  gab  eine  kurze  Übersicht  über  den 
Inhalt  beider  Publikationen. 


Gefl.  Beachtung  empfehle  ich  den  reichhaltigen 
Katalog  meinet  antlqaarischen  Bacherlagen : 

MX.  ao 

AreUib|iii  Init,  biitinnrli. 

Architectur.  lilutt.  Werke  des  15.— 19.  Jabrh. 

Der  Katalog  steht  gratis  u.  franko  an  Dieastea. 
BllwaniTOB  (Warttemberg). 

J.  Hess, 

2  Buch-  <£*  An^uarhandluitg. 

Im  Verlag  der  Fr.  ZiiBts'tchen  Bnchhaadltmg 
in  Tri*r  ist  soeben  erschienen: 

Eriiinqtleft  iV  k  Wotititidtti  labckrili, 

herausgegeben  Ton 

Dr.  K.  I^ampreclit. 

Enthält: 
Krvse  E.  Dr.,  Kölnische  Oeldgeaohichte  bis  1386 
nebst   Beiträgen   sur  karrheiaiechen   Geldge- 
schichte bis  zum  Ende  des  Mittelalters. 
TflM  4  Hark, 
für  die  Abonnenton  der  Wtstd.  ZeltseMIt  3  HariL 

Buch-  und  Antiqnarhaodlnag  in 
SllwansOB  (WarttembcrgS 
sucht  stets  XU  fcamfieB  g»»* 
BIMIetlieken,  eowle  einielMMft- 
velle  Wefke  nnd  wissenschafU.  ZeitschriflcB  jeder 
Art.  Insbesondere  kaufe  ich  auch  au  guten  Preisen  : 
alte  Drucke,  alte  Bttdier  mit  Holzfldmltlem  alle  Or- 
namentkncher,  alte  Spftten*,  Stiekerai-  wd  «aber- 
bOdier,  Pergamentminiatoreii ,  faistorieche  Dok«- 
mente,  Autographen.  S 


J.  Hess, 


nt  LINTZ'BCHC  BUCHOnUOKCRei  IN  TfflCft 


K«41ffrt 

▼OD  Dr.  HettiMT  in  Trtor 

and 

rDr. 

in  BMin. 


der 


rerlftg 

der 

FR.  LINTZ'tchen 

Baohhandlung 

In  Trier. 


Westdeutschen  Zeitschrift  für  Geschichte  und  Kunst, 

xa^leiek  Orgfto  der  historigch-utiqiiiarigcbei  Tereia«  tu  Baeknug,  Birkeifeld,  Mrk- 
heia,  Disseldorf,  FraBkfnrt  a.  M.,  Karhrnbe,  Maine,  Maimbem,  Nenss,  Speyer, 
Strasskarg,  Stntt^rt  nid  Woras,  sowie  des  antkropelo^sckei  Tereins  n  Stntt^irt 

♦ 

Juni.  Jahrgang  YII,  Nr.  6.  1888. 


Dm  KoiTMpondensbUtt  erscheint  in  einer  Auflage  von  3900  Exemplaren.    Interate  k  85  Pfg.  far  die 

geepdUene  Zelle  werden  von  der  Verlagibandlong  and  allen  Ineeraten-Bareans  angenommen,  Beilagen 

nach  Uebereinknnfl.  —  Die  Zeitoohrift  ergebeint  rierteljfthrlich,  dai  Korretpondensblatt  monatlich.  — 

Abonnementflpreie  16  Mark  far  die  Zeitschrift  mit  Konrespondenablatt,  fftr  letsterei  allein  5  Hark. 


Neue  Funde. 

rs.  Heidelberg.  [Mercur  -  Intclirift).  Am  20. 
April  18S7  ist  auf  dem  oberen  Gipfel  des 
Ileiligenberges  bei  Heidelberg  in  den  Kui- 
uen  der  alten  Michaels-Basilika  von  neuem 
eine  römische  Inschrift  aufgefunden  wor- 
den*).   Dieselbe  lautet: 

MERCVbo 

MLVSIVSViCA 

RIV8ETME88,; 

RiVSPERPETV 

V8ET  VALMAR 

V8 

L  P 

Mercario    M(arais)    Lusius    Vicarius    et 

Mesit[o]nus  Perpetuus  et  Vcdmarus  l(iben- 

tes)  p(oguerunt). 

Die  Inschrift  steht  auf  einer  0,64  m 
hohen,  0,205  m  tiefen  und  0,29  m  breiten 
Basis  Ton  rotem  Sandstein  ohne  Verzie- 
raugen; in  der  oberen  Fl&che  ist  eine 
(^22  m  lauge,  0,085  m  in  der  Mitte  breite 
uiid  0,05  m  tiefe,  vom  grad-,  hinten  aber 
krummlinige  Vertiefung  eingehauen,  welche 
offenbar  zum  Einlassen  eines  mit  einem 
Zapfen  versehenen  Gegenstandes,  wohl  ei- 
ner Mercurstatuette  diente. 

Der  Stein  war  im  11.  Jahrhundert  bei 
dem  Bau  der  vorderen  Krypta  verwendet 

1)  Von  mir  zuerst  in  der  Heidelberger  Zeitnng 
vom  22.  April  1887  verOffenÜicht.  Über  die  frohe- 
ren Fände  s.  K.  Schnmacher,  Korrbl.  lY  Sp.  140, 
K.  Christ  ebendas.  V  Sp.  194  und  die  im  Korrbl. 
VI  8p.  110  besprochene  Monographie  von  W. 
ächleuning,  die  Michaels-Baeilika. 


worden  und  zwar  fand  er  sich  in  der 
Mauer  vor  dem  rechten  (südl.)  Durchgang 
aus  dieser  Krypta  nach  Osten  eingemauert, 
mit  der  oberen  Seite  nach  vom  gewendet. 
Jetzt  ist  das  Denkmal  dem  Lapidarinuseum 
der  Universität  einverleibt,  welches  sich 
mit  der  städtischen  Sammlung  im  Fried- 
richsbau des  Heidelberger  Schlosses  befindet. 

Die  Form  der  sorgfältig  eingemeisselten 
Buchstaben  weist  etwa  auf  die  Zeit  um 
200  n.  Chr.  hin.  Der  vordere  Teil  der  rech- 
ten Nebenseite  ist  abgehauen  und  infolge 
davon  ist  der  Endbuchstabe  von  Z.  1,  2, 4, 5 
halb,  der  von  Z.  3  aber  ganz  zerstört.  Die 
Lesung  bezw.  Ergänzung  unterliegt  je- 
doch nirgends  einem  Zweifel.  In  der  3.  Z. 
ist  der  Name  'Messorius'  einzusetzen,  wel- 
cher sich  auch  bei  Brambach  992  und  1331& 
findet  —  Die  Reste  am  Ende  der  5. 
Zeile  lassen  nur  R  zu,  keineswegs  N,  so 
dass  also  'Valmanus'  (Corp.  HI  n.  6150) 
unmöglich  ist.  Der  Name  Valmarus,  wel- 
cher vermutlich  germanisch  ist,  scheint 
sonst  nicht  vorzukommen,  aber  ich  wieder- 
hole, dass  die  Lesung  feststeht. 

Bemerkenswert  ist  noch,  dass  zufällig 
von-  den  drei  Widmenden  der  eine  3,  der 
zweite  2  und  der  dritte  als  Peregrinus  nur 
1  Namen  hat. 

Es  ist  dies  der  vierte  Mercurstein  vom 
Heiligenberg').     Diese  Höhe  erweist  sich 


1)  Bramb.  1703,  Bonner  Jahrb.  46  S.  179  (M. 
Cimbrins),  Korrbl.  IV  Sp.  140.  —  Vgl.  die  Inschrift 
des  Visucius  (Br.  1704),  welcher  anderswo  ausdrdck- 
lich   mit  dem  Merkar  identificiert  wird   (Br.  1581 


und  1696). 


Digiti 


zedby  Google 


^    115    — 


—    116    — 


also  immer  mehr  als  eine  Kultusstätte  des 
Mercur,  bezw.  des  Wodao. 

Heidelberg.  (Zangemeister.) 

76.  Worms.  [Mars  Loucetiut].  Nach  der 
Mitteilang  von  Dr.  Weckerling  wurden  am 
28.  April  1888  bei  Worms  am  Wasser- 
werk gegen  Mariamünster  zu  zwei  Sand- 
steinquadern  gefunden,  von  denen  der  eine 
nachstehende  Inschrift  trägt,  während  das 
zweite  aus  anderem  (grobkörnigerem  und 
etwas  anders  gefärbtem)  gelbem  Sandstein 
bestehende  Stück  den  Sockel,  vielleicht 
aber  auch  nur  das  Mittel  stück  desselben 
bildete.  Denn  vermutlich  war  links  und 
rechts  ursprünglich  noch  ein  Stein  ange- 
setzt; sonst  würde  die  Ausladung  des 
Sockels  gänzlich  gefehlt  haben.  Dieser 
Untersatz  ist  sogar  etwas  schmaler  als  der 
daraufstehende  Block  mit  der  Inschrift'). 
Letzterer  hat  auf  der  rechten  Seite  (vom 
Beschauer)  und  auch  auf  der  Rückseite  je 
zwei  grosse  Zapfenlöcher,  und  in  den  beiden 
oberen  Löchern  steckt  jetzt  noch  der  Teil 
eines  eisernen  Zapfens.  Leider  hat  sich 
der  Stein,  welcher  den  obersten  Teil  des 
Denkmals  (ob  es  eine  Ära  oder  Basis  war, 
lässt  sich  jetzt  nicht  entscheiden)  gebildet 
haben  muss,  noch  nicht  gefunden,  trotzdem, 
wie  ich  von  Dr.  Weckerling  höre,  am  6. 
Juni  diese  Stelle  noch  einmal  mittelst 
Nachgrabungen  genau  zu  diesem  Zwecke 
durchforscht  worden  ist.  —  Ich  habe  die 
Inschrift,  von  welcher  mir  Dr.  Weckerling 
eine  Abschrift  gesandt  hatte,  am  19.  Mai 
in  dem  Paulus-Museum  selbst  untersucht. 
Klar  und  deutlich  ist  zu  lesen: 


D  0  M  V  D  i  V  h  A  E 
MARTI  LOVCETd) 
8ACRVMAMAM>V8 
VELVGNIFDEVA8 

////// 


63  miu 
51 
48 
45 


Domu  könnte  der  Dativ  sein,  und  diese 
Form  findet  sich  auch  auf  Inschriften. 
Aber  die  gleichzeitige  Widmung  an  die 
domus  diüina  und  an  eine  Gottheit  ist  sinn- 
los, und  hier  fehlt  obendrein  ein  et.  Es 
muss  vielmehr  angenommen  werden,  dass 
der  Anfang  In  homrem  fehlt  und  auf 
dem  noch  nicht  gefundenen  Aufsatz   des 


1)  Der  obere  Quader  ist  83  cm  hoch,   65  br., 
32^  tief,  der  anter«  80  h.,  59,5  br.,  85,5  t. 


Denkmals  gestanden  hat.  Auffallend  ist 
dann  allerdings  donui  statt  domus ;  es  wäre 
dies  nur  durch  ein  Versehen  des  Stein- 
metzen zu  erklären.  Nicht  unmöghch  ist 
aber  auch,  dass  nach  DOMV  ein  kleines  s 
sehr  flach  eingehauen  gewesen  ist,  und 
vielleicht  sind  Reste  dieses  s  vorhanden. 
Die  betreffenden  Vertiefungen  sind  aber 
so  schwach,  dass  sie  auch  zufällig  sem 
können  und  also  die  Entscheidung  unsicher 
bleibt.  —  Am  Ende  ist  nichts  verloren  ge- 
gangen, weder  auf  diesem  "Stein  (dessen 
Oberfläche  bis  auf  ein  kleines  Stückchen 
am  unteren  Rande  unter  den  Buchstaben 
FDEV  wohlerhalten  ist)  noch  auf  dem 
Untersatz;  die  Schlussformel  v.  s.  1.  m. 
oder  dgl.  war  also  überhaupt  weggelassen 
oder  sie  stand  auf  fehlenden  Teilen  des 
Untersatzes.  —  Die  Inschrift  hat  demnücb 
gelautet : 

[In  honorem]  domu[s]  dicinae  Martt 
Loucetio  sacrum  Amandus  Vdugni  f(üms) 

Devas, 

Der  Mars  Loucetius  oder  Leucetios  ist 
bereits  aus  mehreren  anderen  rheinischen 
Inschriften  bekannt;  s.Bramb.  1510(Fniaen- 
stein  bei  Wiesbaden) :  Marti  LeucetiOy  Br.92^ 
und  930  (aus  Mariabo m  bei  Mainz) :  MarU 
Loucetio  und  Marti  Leucetio,  Br.  9iö  (Klein- 
wintemheim  bei  Mainz) :  [Marti  Lejwxtio^) 
Dazu  kommt  noch  die  dem  Götterpaare 
Loucetio  Marti  et  Nemetona(e)  in  Britannien 
aber  von  einem  civis  Trever  gesetzte  In- 
schrift Corp.  VII  n.  36,  wobei  daran  zu 
erinnern  ist,  dass  bei  Altripp  in  4er  Plalz^ 
also  bei  den  Nemetern,  ein  ebenlalls  dem 
Mars  und  der  Nemetona  geweihter  Stein 
gefunden  worden  ist  (Br.  1790)  und  dass 
bei  dem  soeben  genannten  Kleinwintern- 
heim  neben  dem  Leucetius  auch  die  Neme- 
tona  verehrt  wurde,  wie  uns  die  Votivtafel 
des  Veiento  gelehrt  hat'). 


1)  Zu  dieser  mteressaaten  Bmnaeuiiiechrift  lei 
hier  vorläufig  bemerkt,  dass  die  swet  etvM  fn^ 
montierten  Quadern,  auf  denen  sie  steht  (a  and  ^; 
bisher  fälschlich  untereinander  gesetst  worden  üad , 
b  gehört  aber,  wie  ich  gefunden  habe,  vielmebr 
h  i  u  t  e  r  a  und  Z.  2  tem  schliesst  sich  unmittelbsr  ao 
fon  an,  ebenso  Z.  3  das  m  an  «mo,  es  ist  sogar  dv 
untere  Ende  der  rechten  Hast«  des  A  snf  dw 
Steine  b  Tor  dem  M  noch  erhalten. 

2)  Keller,  Korrbl.  1884  Sp.  86  und  i.  XschtraB 
»r.,    ^^y   Mainser  Kat.  Nr.  82a.     Von   mir  in  Msini 

Jana  IN  T. 


zedby  Google 


117    — 


—    118    ^ 


Der  Name  des  Vaters  unseres  Dedi- 
canten  findet  sich  auch  in  einem  Töpfer- 
stenipel  von  Köln :  Vdugni  o(fficina),  siehe 
Hettner,  Kat.  des  Bonner  Museums  S.  63 
(=  Schuermans  5607). 

DevM  ist  offenbar  die  Heimatsbezeich- 
nung und  heisst  „aus  Deva^.  Deva  ist  das 
heutige  ehester  (s.  Hübner,  Corp.  VH 
p.  47),  falls  nicht  etwa  ein  uns  unbekann- 
ter gleichnamiger  Ort  Galliens  oder  Ger- 
maniens  gemeint  ist  (vgl.  das  Devüua  bei 
Ptol.  II  11  §  14).  Unserer  Inschrift  ver- 
danken wir  das  erste  epigraphische  Zeug- 
nis für  diesen  Ortsnamen. 

Heidelberg.  (Zange  meist  er.) 

r?.  Mainz,  5.  Juni.  Auf  dem  kitrzlich  hier 
aufgedeckten  römischen  Gräberfelde 
wurde  heute  ein  Frauensarg  mit  wert- 
vollem Inhalt  gehoben.  Bei  dem  gut  er- 
haltenen Knochengerüste  fanden  sich  sechs 
Gläser  der  bekannten  Form  und  zwei  Thon- 
gefasse,  femer  aber  sehr  hübsche  Be- 
schläge aus  Bronze  zu  einem  Kästchen, 
drei  Haarnadeln  und  ein  zierliches  Kett- 
chen mit  Bronzegliedem  und  Perlen.  Einige 
der  letzteren  sowie  ein  Anhänger  in  Huf- 
eisenform sind  wahrscheinlich  aus  dünn 
geschlagenem  Gold  angefertigt.     (M.  Ztg.) 

78.  Hr.]  Bonn.  [RSmitche  Inschriften].  Bei  den 
Erdarbeiten  an  der  Ecke  des  Rosenthaies 
und  des  Rheindorferwegs  stiess  man  auf 
die  äussere  Umfassungsmauer  des  Bonner 
Castrums.  In  der  Nähe  derselben  wurde 
an  der  Krone  des  vorliegenden  Wallgra- 
bens eine  Reihe  von  Inschriftsteinen  ge- 
funden, welche  durch  Mörtel  mit  einander 
verbunden  und  zum  Teil  damit  überdeckt 
als  Werksteine  für  ein,  wie  es  scheint, 
mittelalterliches  Gebäude  verwendet  wor- 
den waren.  Die  betreffenden  Inschriften 
sind  soeben  von  Prof.  J.  Klein  im  85. 
Bonner  Jahrbuch  behandelt  worden.  Im 
Wesentlichen  folgen  wir  seinen  Ausfüh- 
rungen : 

l)  Steinblock  von  Drachenfelsor  Trachyt, 
1,34  m  lang,  59  cm  h.  und  36  cm  t.  mit  der 
Orabschrift 

D(is)  m(ambu8)  Aurdi(i)  Armem  Turesi 
cä(erani)  ex  leg(ione)  1  M(inerim)  et  Au- 
rfli(i)  AviHan%fiti(i)  h '  h(eredes)  /(adendum) 
c(uraverunt)  et  sibi  Secundinia  Avüa  viva 


f(aciendum)  c(uravit)  et  su^  osd«  dfeätt) 
d(edicatü). 

In  Turesi  sieht  Klein  die  neimai«1>e* 
Zeichnung  und  denkt  an  Titruw^  welches 
nach  der  Angabe  des  Ilinerarium  d&s  An- 
toninus  in  Noricum  h^  Der  Sohn  fü]jil 
ein  Cognomen,  welches  aus  4kn>  derMtitfur 
gebildet  ist. 

2)  Gelber  Sandstein,  oben  87  cm  breit ^ 
ebenso  links  vom  Bescliüuer  Q2  cm  hocli, 
während  die  rechte  Seite  imtcn  ali^ehrrichen 
ist,  und  41  cm  tief. 

D 

LIBERALINIO  VlTALliC 

iMMATVRINAGh^T 
CONIVGlINCOKf^ARI 
SVBIToDESIDERA^ 

Die  Inschrift  ist  unten  tmd  an  der 
rechten  Seite  vom  Beschauer  iuivri11<^tiimli|^. 
Klein  liest: 

D(is)  [m(anibus)]  hUm'iümio  Vitali 
eqfuiti)  lleg(ionis)  primae  M{t»errme]}  Im- 
maturina  Ga!et[ana?]  etumtgi  hico^iMmi' 
[büi]  subito  desiderat[o] ,  .  , 

Fehlen,  wie  es  nach  der  Publikation 
scheint,  auf  dem  Steine  Intcrpanktionen 
und  Wortzwischenräume,  sn  sdielnf  es 
mir  wahrscheinlicher,  dass  die  Fvan  Ma- 
turin(i)a  gehiessen  und  die  ersten  Zeirhen 
dieser  Zeile  I  M(inervpte)  ku  tleuten  sind. 
Dafür  spricht  die  Länge  der  Ilaeta,  welche 
die  übrigen  überragt  und  der  UmstaiHl, 
dass  Maturus  u.  dgl.  em  gelüutiger  Nama 
ist,  dagegen  nicht  Immatums 

3)  Gelber  Sandstein,  an  der  r.  Belle 
58  cm  h.,  72  cm  br.  und  42  cm  tief. 

0  T  0  R    /. 

MILlt '  DVPLA  RIOlEG 

I-m-decvminiaverin;// 
c0nivgmnc0para7 /// 

IVA^F^C////// 

[Vilftorli?]  mihti  du- 

plario  leg(ioni8)  primae  Miin^rvinf.)  JM'u- 
minia  Verina  coniugi  incofnjparafhifi  ti  mhi 
vjiüa  /(aciundum)  c(uravit)* 

4)  Gelber  Sandstein,  oboii  noch  Beste 
von  ehemaliger  Verzierung,  ru  uLLeu  Steilen 
verstümmelt,  57  cm  h.,  77  cm  br.  und 
44»/2  cm  tief,  am  Schlj^^  |^^p^i^^ 


—    119    — 

Zeilen  'der  Inschrift  fehlen  mehrere  Buch- 
staben. 

HALJ^vVO  MI/;  0  V/ 
BF'L-LEG'lü'0//////ITO/ 
S  T  I  P  -  XXIII  *  G  E  N  I  A  L  I  N  I 
IV8TINA    CONIVX/ 

Trotz  der  Verstümmelung  der  ersten 
Zeile  kann  man  mit  Wahrscheinlichkeit 
den  Geschlechtsnaraen  des  Verstorbenen 
Haedavwmms  lesen.  Das  V  am  Schluss 
wird  der  Anfang  des  Gognomens  sein,  wel- 
ches ans  4 — 5  Bnchstaben  bestand. 

Haedawonto  V[ero  ?]  b(ene)f(iciario)  1(6- 
gaU)  leg(iom8)  primae  M(inerTiae)  obäo 
[an(norum)  XL?],  8tf'p(encUorum)  trium  et 
viginti  Crentalmi[a]  lustina  coniux  [/(acmn- 
dum)  c(uravü)\ 

5  u.  6)  Zwei  grosse  Blöcke  aus  Drachen- 
felser  Trachyt.  Der  erste  ist  55  cm  h., 
47  cm  br.  und  79  cm  tief,  der  zweite  51  cm 
h.,  67  cm  br.  u.  77  cm  tief.  Wenn  gleich 
die  Grössenverhältnisse  beider  Steine  eher 
gegen  als  für  ihre  Zusammengehörigkeit 
zu  sprechen  scheinen,  so  beweist  die  Über- 
einstimmung der  Grösse,  der  Form  und 
des  Charakters  der  Buchstaben,  dass  sie 
Teile  eines  Monnmentes  sind,  dessen  In- 
schrift sich  über  eine  Reihe  von  Steinen 
fortgesetzt  hat.  Auf  dem  ersten  Block  steht 
COS 
P  0  T  I 

co{n)8(ul)  ....  [tnb(umciae)]  pot(e8- 
taUa)  I 

Die  Buchstaben  der  1.  Zeile  sind  12  cm, 
die  der  2.  Zeile  11  cm  hoch.  Der  zweite 
Stein  enthält  das  einzige  Wort 

F  E  C  I  T 
in  11  cm  hohen  Buchstaben.  Wir  haben 
es  hier  also  mit  der  Inschrift  eines  grossen 
Gebäudes  zu  thun,  und  da  die  Steine  hart 
vor  der  Umfassungsmauer  des  Lagers  aus- 
gegraben worden  sind,  so  wird  die  In- 
schrift sich  auf  die  Erbauung  resp.  Wieder- 
herstellung eines  Teiles  desselben  beziehen. 
Die  Form  der  Buchstaben  weist  auf  das 
zweite  Jahrb.,  auf  die  Zeit  der  Antonine, 
welcher  auch  die  ebenfalls  aus  dem  Lager 
stammende,  Bonn.  Jahrb.  67  S.  65  ver- 
öffentlichte Ehreninschrift  angehört. 
79.  Köln,  28.  April.  [Rdmischer  Fund].  Bei 
den   Kanal  -  Arbeiten    an   der  Wollküche 


—    120    — 

stiess  man  am  Samstag  in  der  Tiefe  tod 
ungefähr  drei  Meter  auf  einen  20—25  cm 
dicken  Boden  aus  Ziegelguss,  zweifellos 
römischen  Ursprungs,  welcher  mit  Flieseo 
von  feinem  Sandstein  und  Marmor  belegt 
war.  Dieser  Boden  erstreckt  sich  unge- 
fähr 20  m  lang  von  Norden  nach  Sndeo; 
seine  Grösse  von  Westen  nach  Osten  ist 
einstweilen  nicht  zu  erkennen.  Nördlich 
wird  der  Boden  von  senkrechtem  Bnich- 
stein-Mauerwerk  begrenzt,  dessen  Steine 
mit  sehr  hartem  weissen  Mörtel  gebunden 
sind.  Südlich  stösst  er  an  Tnffistein-Maner- 
werk,  aus  grossen  Steinen  ohne  ersichtlicbr 
Mörtelbindung  bestehend.  An  dieses  Tiiflf- 
stein-Gemäuer  ist  nach  aussen  schwarzer 
Grund  gelagert.  In  demselben  fand  sich 
ein  Stück  Eisenmasse  in  Form  und  Grüsse 
eines  Uferbasalts.  Ausserdem  wurden  viele 
ninde  und  viereckige  Ziegclplatten  too 
etwa  10  cm  Dicke  und  30  cm  im  Geviert 
mit  russgeschwärzten  Rändern  und  anfg^e- 
pressten  Wellenlinien  ausgeworfen.  Das 
Ganze  macht  den  Eindnick  einer  Fetienin^- 
Anlage.  Der  Boden  ist  durch  die  Kanal- 
Arbeiten  schon  teilweise  zerstört. 

(Köln.  VoUßztg.) 

K«in,  18.  Mai.  An  der  alten  Römer  80. 
Strasse,  der  jetzt  erbreiterten  Luxembaii^er- 
strasse,  ist  man  bei  Ausscbachtnngsarbeiten 
auf  dem  Terrain  zwischen  dem  neuen  Snd- 
bahnliofe  auf  einen  römischen  Begräb- 
nis platz  gcstossen.  In  etwa  metergrossen 
Zwischenräumen  entdeckte  man  etwa  2  m 
tief  eine  ganze  Reihe  quadratisch  geform- 
ter Steinsärge,  welche  teils  in  runden, 
teils  viereckigen  Vertiefungen  Urnen  mit 
Asche,  Gläsern,  Krügen  und  Münzen  ent- 
hielten. Auffallend  ist,  dass  tun  diese 
Steingräber  mitten  in  einer  tiefen  Sand- 
schicht schwarzer  Mutterboden  gelagert 
ist.  (Rh.-W.  Ztg.) 

Hr.  Kdln.  [RSmlsche  Inschrfften].  Am  8t 
17.  Juni  wurde  dem  hiesigen  Museum  dnrf  h 
Herrn  Stadtbaumeister  Stcuemagel  ein  am 
Maria  -  Ablassplatz  bei  den  Kanalarbeiten 
gefundener  römischer  Grabstein  übeiireben. 
Seine  Höhe  beträgt  jetzt  75  cm,  die  Breite 
49  cm,  die  Dicke  14  cm,  nrsprihiglich  ist 
der  Stein  vielleicht  etwas  länger  gewesen, 
aber  sicherlich  nicht  viel.  Der  Stoff  ist 
ein  unreiner  weisser  Sandstein  mit  grossen 


121    — 


-    122    - 


eingesprengten  roten  Flecken.  Die  Erhal- 
tung ist  im  Ganzen  gut,  obgleich  der  Stein 
durch  einen  Sprung,  der  von  der  linken 
oberen  Ecke  anfangend  bis  zur  Mitte  der 
rechten  Seite  geht,  in  zwei  Stücke  zer- 
föllt;  nur  die  linke  Ecke  ist  dadurch  we- 
sentlich beschädigt.  Zu  oberst  befinden 
sich  Blattomamente  und  links  und  rechts 
davon  Stauden  die  Buchstaben  D  und  M,  von 
denen  aber  nur  der  zweite  noch  erhalten 
ist.  Die  folgenden  40  cm  verteilen  sich 
aaf  5  Zeilen  Schrift  so,  dass  zwischen  je 
zwei  Zeilen  3  cm  freier  Raum  sich  findet. 
Die  Inschrift  lautet: 

[D]  M 

CA8SIV8 
TAGITVS 
VERNACLO 

F-VIXIT 

DIEBV8  Villi 
Die  Buchstaben  sind  schön  und  klar 
und  ihre  Verteilung  über  die  Zeile  eine 
sehr  gleichmässige.  Ein  dreispitziger  Punkt 
findet  sich  nur  hinter  dem  F.  Bemerkens- 
wert ist  noch,  dass  die  linke  Seitenfläche 
mit  einem  Blattornament  versehen  ist, 
während  dies  auf  der  rechten  Seite  fehlt; 
sollte  sieh  hier  ursprünglich  ein  gleich- 
artiger Stein  daneben  befunden  haben? 
Zugleich  mit  diesem  Steine  wurde  ein 
aus  derselben  Fundstelle  herrührendes 
Bruchstück  abgeliefert;  dasselbe  hat  eine 
Breite  von  25  cm,  eine  Gesamthöhe  von 
80  cm  und  eine  Dicke  von  10  cm;  es  ist 
der  obere  Bruchteil  eines  kleinen  Yotiv- 
steines,  der  abgeschlossen  wird  durch  ei- 
nen ornamentierten  Wulst,  wie  er  sich 
häufig  findet.  Nur  2  Zeilen  sind  erhalten, 
deren  Inschrift  lautet: 

18  10  1 

I  N  V  I  P  [tae] 
Die  Schrift   ist  völlig  klar,  aber  nicht 
tief;   bei  D  ist  sogar   die  Verbindung  des 
Hakens  mit  dem  Vertikalstrich  nicht  voll- 
ständig. 

Dieser  uns  von  Hm.  Gymnasiallehrer 
Dr.  C Uppers  freundlichst  zur  Verfiigimg 
gestellten  Mitteilung  fügen  wir  nur  die 
Übersetzung  der  ersten  Inschrift  bei :  *Den 
(irabcsgeistern !  Cassius  Tacitus  errichtete 
seinem  kleinen  Haussklaven  den  Stein.  Er 
lebte  9  Tage'.     Die   Namensgebung   fand 


bei  Knaben  am  9.  Tage  statt,  so  dass  das 
Fehlen  des  Namens  bei  dem  gerade  an 
diesem  Tage  verstorbenen  Knäbchen  nicht 
aufiUlIig  ist. 


Chronik. 

8trattburg,  27.  April.  Am  8.  d.  M.  ist  82. 
hier  das  neugegründete  städtische  Kuntt- 
Uewerbemuteum  eröffnet  worden,  welches 
in  der  „Alten  Metzig'',  einem  früher 
als  Stadtbibliothek  verwendeten  Bauwerke 
des  alten  Speklin,  untergebracht  und  der 
Leitung  des  früheren  Senatssekretärs  an 
hiesiger  Universität,  Dr.  Schricker,  anver- 
traut ist,  dessen  Verdienst  es  ist,  die  An- 
stalt ins  Leben  gerufen  und  die  erste  Ord- 
nung der  Sammlung  mit  grosser  Sachkunde 
imd  Geschmack  durchgeführt  zu  haben. 
Das  Kunstgewerbemuseum  hat  es  sich  in 
erster  Linie  zur  Aufgabe  gesetzt,  Muster- 
vorlagen und  Mustersammlungen  für  die 
verschiedenen  Handwerkszweige  zu  schaffen ; 
unter  letztern  nimmt  die  erste  Stelle  die 
von  der  Stadt  ervorbene  Lippmannsche 
Sammlung  von  Schmiede-  und  Schlosserar- 
beiten ein,  welche  insbesondere  die  Ent- 
stehung und  Ausbildung  des  Schlosses  und 
des  Schlüssels  im  Lauf  der  Jahrhunderte 
in  seltener  Vollständigkeit  vorfiihrt.  Auch 
die  Mustersammlung  für  Holz-  und  Flach- 
schnitzerci  wie  f&r  Kunsttischlerei  ist  eine 
sehr  reichhaltige,  besonders  was  Bilder- 
rahmen betrifft.  Zu  den  Mustersammlun- 
gen sind  ferner  zu  rechnen  vollstän- 
dige Zimmereinrichtungen  im  Stile  der 
gothischen,  der  Renaissance-Zeit  und  des 
Rococomusters.  Zu  letzterm  sind  aus- 
schliesslich die  von  der  Stadt  Strassburg 
aus  dem  Nachlasse  Königs  Ludwig  II.  von 
Baiem  erworbenen  Stücke,  Wandfüllungen 
(spielende  Amoretten  nach  Boucher),  Zim- 
merdecke, Spiegel,  Bilder,  Lehnstühle, 
Tische  u.  s.  w.,  verwandt  worden.  Das 
Ganze  bildete  früher  das  Schlafzimmer  des 
Königs  in  Linderhof.  Aus  dem  Nachlasse 
des  kunstsinnigen  Königs  stammt  aber  noch 
eine  Reihe  anderer  Gegenstände  verschie- 
denster Art,  von  welchen  wir  nur  einige 
anführen  wollen,  wie  eine  Nachtlampe  in 
Gestalt  eines  gothischen  Erkers  von  St. 
Sobald  in  Nürnberg,  eine  Reihe  von  Thon- 

Digitized  by  VjOO*^ 


—    123    — 

nnd  PorzellaDarbeiten,  darunter  eine  soge- 
nannte Schlachtenvaae  Ludwigs  XIV.,  Gegen- 
stände mannigfachster  Art  aus  Bronze,  da- 
runter der  heilige  Georg  von  Halbreiter, 
Jeanne  d'Arc  von  Fr^nier,  das  von  Harrach 
u.  Sohn  in  München  gefertigte  Modell  einer 
Krönungskutscbe  des  Königs,  Elfenbein- 
schnitzereien, Glasarbeiten,  darunter  alte 
mit  dem  Diamantstichel  gearbeitete  aus 
Murano,  alte  Porzellanarbeiten  aus  S^vres, 
Meissen  u.  s.  w.,  Majoliken,  Limoges,  Nach- 
bildimgen  der  verschiedensten  Muster, 
Waschgeräte,  Schreibzeug  u.  s.  w.  Neben 
diesen  Prachtstücken  finden  wir  in  der 
Abteilung  für  Thonbildung  auch  Muster- 
werke aus  der  im  vorigen  Jahrhundert  von 
den  Marquis  de  Custines  gegründeten  Fa- 
brik von  Niederweiler  bei  Saarburg.  Die 
Sammlung  hat  auch  schon  verschiedene 
Gaben  aus  dem  Lande  zu  verzeichnen; 
auch  der  Statthalter  Fürst  von  Hohenlohe 
hat  der  Sammlung  Geschenke  zugewandt, 
insbesondere  die  in  Freiburg  erworbenen 
Porzellane  in  den  verlorengegangenen  Lus- 
treferben, deren  Wiedertindung  das  Ver- 
dienst von  Komhaas  in  Villingen  ist.  Ein 
von  Dr.  Schricker  verfesster  „Führer  durch 
das  Kunstgewerbemuseum  in  Strassburg" 
y.eigt,  dass  die  Leitung  ihre  besondere  Auf- 
merksamkeit der  Vorlagensammlung  zu- 
wendet ;  denn  auf  Benutzung  dieser  durch 
eine  gut  gewählte  Bibliothek  und  der  mass- 
gebenden Zeitschriften  unterstützten  Samm- 
lung ist  in  erster  Linie  der  Zweck  des 
Kunstgewerbemuseums  in  Strassburg  ge- 
richtet. (Köln.  Ztg.  1888,  Nr.  120). 
83.  OUsMldorf,  3.  Juni.  Am  14.  August  1288 
hat  Graf  Adolph  Y.  v.  Berg  unsere  Ort- 
schaft zur  Stadt  erhoben.  Das  sechs- 
hundertjährige Bestehen  der  Stadt 
Düsseldorf  soll  nun  in  diesem  Jahre 
feierlich  begangen  werden.  U.  A.  soll 
eine  geschichtliche  Ausstellung  veranstaltet 
werden,  welche  Gegenstände  aller  Art,  die 
sich  auf  die  Geschichte  Düsseldorfs  be- 
ziehen, enthalten  soll.  Darin  soll  eine 
Sonderausstelhmg  eingefügt  werden,  welche 
den  Entwickelungsgang  der  Düsseldorfer 
Kunstschule  in  der  ersten  Hälfte  des  19. 
Jahrhunderts  zur  Darstellung  bringt 

(Düsseid.  Ztg.) 


—     124    — 

Miscellanea. 

Der  Name  der  Rtfmerstadt  bei  Hedderfi-84. 
heim.  In  den  rechtsrheinischen  Gebieten 
von  Germania  superior  hat  sich  fast  kein 
einziger  römischer  Stadtname  durch  die 
Zeit  der  alamannischen Eroberung  im  dritten 
Jahrhundert  hindurch  erhalten,  bis  auf  die 
Namen  einiger  wenigen  Städte,  die  in 
nächster  Nähe  des  Rheins  gelegen  sinJ, 
wie  Castellum  (Mattiacorum)  Kastei,  Ln- 
podiuium  Ladenburg,  Tarodunum  Zarten 
In  den  anderen  Fällen  ist  es  nicht  der 
StÄdt-,  sondern  ein  die  Völker  überdancm- 
der  Flussname,  der  erhalten  blieb :  so  ha- 
ben die  vicani  Murrenses  (Bramb.  1595) 
und  das  jetzige  Murrhardt  beide  von  dem 
Flusse  Murra,  Murr,  ihren  Namen;  so  ist 
die  civitas  Alisinensis  (nur  aus  einer  In- 
schrift bei  Bonfeld,  Bramb.  1593,  bis  jetzt 
bekannt)  gewiss  wie  ich  vermute  von  dem 
Elsenzflusse  benannt,  der  im  Mittelaher 
dem  Elisanzgau  den  Namen  gab;  so  wird 
es  w^ohl  auch  mit  Snmelocenna  und  dem 
Sulichgau  und  der  Sulchenkapellc  sein. 
Über  den  vicus  Aurelius,  oder  richtiger 
vielleicht  über  Aurelianum  =  Öhringen 
und  die  Inschrift  Br.  1561  wohl  ein  ander- 
mal; die  Identificienmg  scheint  mir  zu  Be- 
denken Anlass  zu  geben.  Alle  andern 
Ortsnamen:  Aquae  Mattiacae,  Aquae,  da- 
renna,  Grinarione,  Arae  Flaviae,  Brigo- 
banne,  Juliomagus,  die  der  vici  der  Bivi- 
enses,  Nedienses*),  Confanesses  Armisses, 
Senotenses,  sind  mit  den  Orten  selbst  von 
der  Wut  der  Alamannen  vernichtet  worden. 

Eine  Ausnahme  hiervon  lässt  man  nun 
den  Namen  Nida  machen,  in  welchem  die 
allgemeine  Ansicht,  zuletzt  von  A.  Ham- 
meran  (Urgeschichte  v.  Frankf.  a.  M.  S.  91) 
besprochen,  den  Ort  Nied  nahe  der  Nidda- 
mündung  erblickt.  Doch,  wie  ich  glaube, 
mit  Unrecht.  Der  Name  ist  uns  bekannt 
durch  zwei  zu  gleicher  Zeit  in  Kastei  ge- 
fundene Inschriften  (Bramb.  1311.  1312), 
welche  einige  Römer  errichtet  haben  dem 
luppiter  bez.  der  Inno  PLAT  •  DEXT  •  E ' 
N  (1311)  oder  PLAT  •  DEX  \  EVNTNIP 
(1312).    Also  'plateä  dexträ  euntiNid../, 

1)  Wenn  in  dessen  Nähe  jetzt  '>'eideiutem' 
liegt,  so  ist  beides  wohl  nach  einem  Bache  Ne<ia 
(Nida)  benannt,  der  in  die  Eisens  mftndet;  rql 
Christ,  Bonner  Jahrb.  8S,  **?pk(jTp 


-^    125    — 

das  heisst  Vechts  an  der  Strasse  für 
den  Dach  N.  Gehendeu'.  Beide  Inschrifteu 
hält  Zange meister,  laut  freundlicher  brief- 
licher Mitteilung,  für  echt.  Nun  wissen 
wir  zwar  aus  Lehne's  Ges.  Sehr.  1 123  u.  200 
über  den  Fundort  nur,  dass  beide  Bronzen 
in  Kastei  'im  Jahre  1810  bei  den  Festungs- 
arbeiten unter  den  Trümmeni  eines  Hauses' 
gefunden  sind-,  dass  aber  die  genannte 
platea  nur  eine  sein  kann,  nämlich  die  in 
ihrer  Verlängerung  jetzt  unter  dem  Namen 
Elisabethenstrasse  nach  Heddernheim  füh- 
rende, teilweise  erhaltene^  Strasse,  zeigt 
ein  unbefangener  Blick  auf  die  Hamme- 
ran'sche  Karte.  Von  dieser  Ileerstrasse 
wird  nach  Nied,  wobei  ja  eine  kleine  rö- 
mische Sirdolung  war,  ein  kurzer  Seitenweg 
rechts  abgezweigt  sein;  dass  aber  von 
Kastei  aus  noch  ein  besonderer,  neben  der 
llauptstrasse  (die  kaum  eine  halbe  Stunde 
nördlicher  die  gleiche  Richtung  verfolgte) 
noch  dazu  unnötiger  Weg  oder  ein  Weg 
durch  die  Sümpfe  des  Mainthals  nach  Nied 
geführt  haben  sollte,  ist  eben  so  undenk- 
bar wie  unerwiesen. 

Die  genannte  Platea  in  Kastei  führte 
also  in  ihrer  Verlängerung  nach  Heddern- 
heim. Dass  nun  mit  Nid . .  etwa,  wie  Lehne 
es  auffasste,  der  Fluss  Nida,  dessen  Name 
uns  zuerst  bei  dem  Geographen  von  Ra- 
veuna  begegnet,  gemeint  sein  könnte,  wäre 
grammatisch  unmöglich:  es  müsste  'ad 
Nidam*  heissen ;  auch  würde  es  allen  sonsti- 
gen Beispielen  solcher  Strassenbestimmun- 
gen  widersprechen,  die  nie  einen  Fluss, 
sondern  immer  eine  Stadt  als  Endpunkt 
nennen;  man  vgl,  z.  B.  das  Itinerarium 
Antonini.  So  ist  also  mit  Nid  . .  eine  Stadt 
an  jener  Strasse  gemeint;  natürlich  ist  dies 
aber  weder  Hofheim  noch  Friedberg,  son- 
dern eine  an  der  Nied  gelegene  Stadt: 
eine  solche  ist  aber  nur  Heddernheim.  Wir 
hätten  somit  für  diese  Hauptstadt  der  Tau- 
uenser,  die  man  früher  gern  vicus  Hadriani, 
dann  seit  Habel  Novus  vicus,  zuletzt  Artau- 
num  nannte  (vgl.  Hammeran  S.  16.  66), 
alles  ohne  wirkliche  Bezeugung,  endlich 
einen  inschriftlich  bezeugten  Namen  ge- 
funden. —  Den  Namen  selbst?  Nein,  lei- 
der nur  seinen  Anfang.  Man  ergänzt  zwar 
frischweg  'eunti  Nidam' :  aber  wer  sagt,  ob 
die  Ergänzung  richtig  ist?    Sehr   selten 


—    126    — 

findet  sich  eine  Stadt,  die  einfach  einen 
Flussnamen  trägt,  wie  Mosa  auf  der  Peu- 
tinger'schen  Tafel ;  öfter,  wenngleich  nicht 
oft,  finden  sich  im  Kcltenlandc  Zusammen- 
setzungen wie  Samarobriva  (Samarabrücke), 
Mosomagus  (Maasfeld).  So  dürfte  wohl 
auch  hier  ein  keltischer  Name  wie  Nido- 
briga  (Niedburg),  Nidomagus  (Niedfeld) 
oder  dgl.  zu  ergänzen  sein.  Ob  dessen 
Entstehung  *der  römischen  Okkupation  vor- 
anging oder  nachfolgte,  soll  hier  nicht  be- 
sprochen werden:  möglich  ist  beides: 
sicher  aber  ist  nun,  dass  der  Vorort  der 
civitas  Taunensium  einen  Namen  trug,  der 
die  Lage  der  Stadt  an  der  Nida  bezeichnete. 
Auch  dieser  Name  Nid  . .  .  verschwand 
mit  der  Stadt  selbst,  als  die  Alamanneu 
in  der>.weiten  Hälfte  des  3.  Jahrhunderts 
einbrachen  und  rechts  vom  Rhein  das 
Römertum  vernichteten.  Jahrhunderte  spä- 
ter entstanden'^  westlich  und  östlich  von 
dem  Ruinenfelde  zwei  deutsche  Dörfer, 
Praimheim  und  Heddernheim.  Den  Namen 
des  letzteren,  früher  auf  Hadrian  gedeutet, 
leitet  man  jetzt  (Hammeran  S.  66)  von  den 
'Heiden'  ab,  obgleich  es  so  wenig  wie  Praun- 
heim  auf  dem  Boden  der  alten  Heiden- 
stadt steht.  Aber  diese  Ableitung  ist 
grammatisch  unhaltbar:  denn  von  'der 
beiden'  (so  heisst  der  Nominativ  im  mhd. ; 
ahd.  'der  heidan')  müsste  Heidenesheim 
oder  Heideneheim  gebildet  sein,  wie  es  in 
Heidenesdorp  (jetzt  Heddesdorf)  bei  Neu- 
wied wirklich  der  Fall  ist,  wohl  auch  in 
Heidesheim  bei  Grünstadt,  und  anderseits 
in  Heidenheim  (Franken,  Schwaben).  Aber 
woher  in  Heddernheim  das  r?  —  Ich  denke 
so:  bei  den  meisten  Orten  der  hiesigen 
Gegend  bezeichnet  der  Name  das  Heim 
des  ersten  alamannischen  oder  fränkischen 
Besitzers.  So  bedeuten  Bockenheim,  Ecken- 
heim, Sossenheim,  Massenheim,  Bom(en)- 
heim,  Epp(en)stein,  Seckbach  das  Heim 
des  Bokko,  des  Ekko  (Eggo),  des  Sasso, 
des  Masso,  des  Bomo,  des  Eppo,  des 
Sekko  —  die  Namen  sind  sämtlich  aus 
dem  8.  u.  9.  Jahrhundert  belegt  bei  Förste- 
mann.  Altdeutsches  Namenbuch  I  S.  273, 
10,  1065,  917,  276,  358,  1086  — ,  so  ist 
ferner,  um  zur  starken  Deklination  über- 
zugehen, Eschersheim,  Preungesheim,  Bom- 
mersheim  das  Heim  des  Aschar,  des  Bru- 


—     127    -^ 

QiDg,  des  Bodomar  (Förstemauu  S.  127, 
281,  1226),  ebenso  Hattersbeim  das  Heim 
des  Hadur  (ebd.  642).  So  wird  Heddern- 
heim  denn  einfach  das  Heim  des  Haitar, 
(Heiter,  Hetter,  vorher  Heituwar)  sein: 
diesen  Namen  bezeugt  in  diesen  sämtlichen 
Formen  Förstemann  S.  584  f.  ebenfalls 
aus  dem  8.  und  9.  Jahrhundert.  An  der 
schwachen  Abwandlung  auf  -n  darf  man 
nicht  Anstoss  nehmen,  da  sie  nicht  ur- 
sprünglich ist:  denn  in  den  ältesten  Ur- 
kunden von  1145  (in  Sauer' s  Nassauischem 
Urkundenbuch  I  Nr.  216)  und  von  1242 
und  1248  (in  Böhmer's  Frankf.  Urkunden- 
buch) heisst  der  Ort  (ähnlich  wie  Heiters- 
heim  im  fireisgau,  Heidersbach  bei  Buchen, 
Hedersdorf  bei  Hersbruck)  einmal  noch 
'Heideresheim'  und  zweimal  'Heidersheim', 
daneben  einmal  abgeschliffen  'Hedcrheim' 
(ähnlich  wie  Haiterbach  bei  Nagold,  Heiter- 
wang  in  Tirol),  und  aus  letzterer  Form 
ging  erst  durch  falsche  Analogie  mit 
Eckenheim  u.  a.  die  Form  Heddernheim 
(Nass.  Urk.  Nr.  944  von  1278,  vielleicht 
auch  schon  Nr.  188  von  1132  *j )  und  dar- 
aus auch  die  Bezeichnung  des  Trümmer- 
feldes als  „Heddernburg'^  hervor*),  für 
welche  bisher  Bezeugungen  von  1460  an 
bekannt  waren,  für  welche  mir  aber  Herr 
Dr.  H.  V.  Nathusius-Neinstedt  aus  einer 
Urkunde  des  Stuttgarter  Staatsarchivs 
(Deutschorden  -  Urkunden  Preussen  165) 
schon  aus  dem  Jahr  1307  eine  Erwähnung 
in  den  Worten  nachgewiesen  hat:  „duo 
jugera,  die  da  stoszen  üf  die  Hedemburg''. 
Dass  übrigens  in  dieser  Urkunde  als  von 
„Hedernheim^  ausgehend  die  „Menzer- 
strasze",  aber  der  „Frideberger  Weg" 
genannt  sind,  zeugt  wohl  dafür,  dass  die 
—  jetzt  verschwundene  —  Fortsetzung  der 
Römerstrasse  nach  Osten  schon  damals 
schlechter  erhalten  war,  als  die  Strasse 
von  Kastei  bis  Heddernheim. 
Frankfurt  a.  M. 

(Alexander  Riese.) 

1)  Die  im  Druck  vorliegende  Form  *Hetdern- 
heim'  erregt  allerdings  deu  Verdacht  falscher 
Lesung. 

2)  Der  Vollst&ndigkeit  wegen  möge  auch  an 
den  Namen  Hederammas,  Adoramnus,  Aderam 
(Förstemann  S.  134;  6i5)  erinnert  sein;  auch  an 
die  Dörfer  Heiteren  bei  Colmar  und  H&teru-ach 
in  Tirol. 


—     128     — 

Zu  Ausonius'  MoMlIa.  Ausonius  redet  in  85. 
der  Moseila  v.  418  ff.   den  Rhein  au  uud 
gebraucht  dabei  v.  434  f.  die  Worte: 

Äccedent  vires,  quas  Francia  quasque 
Chofnaves 

Oennanique  tremant:    tunc  verus  habe- 
bere  Umes. 

Diese  Stelle  des  in  den  Jahi'en  370— 
871  geschriebenen  Gedichtes  bezieht  sich 
darauf,  dass  im  Jahre  369,  wie  Ammianas 
XXVm  2,  1  sagt.  '  ValenUnianua  .  .  Ehe- 
num  omnem  a  Baetiarum  exordio  adusque 
fretalem  Oceanum  magnis  nwlibus  (»mmu- 
niebat,  castra  extdlena  altms  et  castdln  Uir- 
resque  .  .  qua  GdUiamm  extendäur  longi- 
tudo\  Tacitus  hatte  den  Rhein  ohne  Be- 
festigung bei  Untergermanien  selbst  scfaoD 
für  einen  genügenden  Schutz  des  Reiches 
iqai  termimis  esse  sufficiat,  Germ.  32J  ge- 
halten (so  erklärte  ich  Korrbl.  V  73  die 
Worte  und  fand  die  Zustimmung  J.  .Vs- 
bach's,  Wd.  Zs.  V,  371):  Ausonius  aber, 
der  es  hatte  erleben  müssen,  dass  die 
Franken  Köln  zerstörten  (Amm.  XVI,  H,  1), 
bei  Jülich  plünderten  (XVII  2,  1),  Toxi- 
andria  nahmen  (ib.  8,  3),  drei  Castelle  aii 
der  Maas  vernichteten  (XVII  9,  1)  uud 
viele  Städte  am  Rhein  von  Holland  bis 
nach  Bingen  ebenso  besetzt  hielten  (XVUl 
2,  ö)  wie  die  oflFenen  Gebiete  der  Stadt« 
von  Mainz  bis  Strassburg  (XVI,  2,  12): 
Ausonius,  sage  ich,  konnte  allerdings  uur 
einen  durch  neue  Befestigungen  geschütz- 
ten Khein  —  daher  das  bezeichnende  iunc 
habebere  Umes  —  für  einen  verus  Umes^  tTir 
eine  wirksam  schützende  Grenze  ansehen 
(A,  Riese.) 

Zu  froheren  Notizen. 

DOrkheim,  17.  Juni.   Im  letzten  Vereius- 86. 
berichte  Nr.   72    sind  folgende  Druck- 
fehler übersehen: 

1.  Erben  J.  G.  Zumsteiu  für  J.  S. 
Jumiteino. 

2.  Oberst  v.  Gemming  für  Genuiug. 

3.  am  Ebersberge  für  Ebniberge. 

(Dr.  C.  Mehlis.) 
Auf  dem  Grundriss  des  Mithreeum  von  87. 
Ober-Florttadt  in  Nr,  48  muss  das  Mass 
der  Nordseite  6.90  und  das  der  Südseite 
6.78  lauten,  anstatt  umgekehrt 

r^  (Kofier.) 


DigitizGd  by  ^ 


ra.  LINTZ'SCHE  BUCHORUCKERCI  IN  TRIER. 


U4igiTt 
TOB  Dr.  Hettner  In  Trttr 

und 

Profitsor  Dr.  Lamprocht 

in  B«nii. 


der 


FR.   LINlZ*iCh«n 

Btichbuidluug 
In  Triar. 


Westdeutschen  Zeitschrift  für  Geschichte  und  Kunst, 

SBgleieli  Or^n  der  historiseli-aBtiqurisebeii  Yereiie  xa  Backnang,  Birkfnfeld,  Dtirk-^ 
heim,  Düsseldorf ,  Frankfurt  a.  M.,  Karlsruhe,  Mains,  Mannheim,  S^üm,  Speyer, 
Strassbnrg,  Stntt^rt  nnd  Worms,  sowie  des  anthropologischen  Verein§  zu  Stattgart. 


Jnli. 


Jahrgang  YII,  Nr.  7. 


1S88. 


Dm  Korrespondenablatt  erscheint  in  einer  Auflage  von  3900  Exemplaren.    Inserat«  ^  36  Ffg.  (ar  die 

gespaltene  Zeile  werden  Ton  der  Verlagshandlnng  nnd  allen  Inseraten-Bureaas  angeac^mmen,  BflUa^en 

nach  Uebereinknnft.  —  Die  Zeitachrift  erscheint  yiertelj&hrlich,  das  KorrespondenEblaU  monaUifib.  -- 

Abonnementspreis  15  Mark  fflr  die  Zeitschrift  mit  Korrespondensblatt,  fdr  letatersfl  allein  fi  Marie 


Neue  Funde. 

$8.  Getbingen  bei  Schw.  Hall.  Beim  Graben 
eines  neuen  Eiskellers  stiess  Herr  Bier- 
brauereibesitzer Firnkom  Mitte  Juni  auf 
die  Überreste  eines  Mammuts,  die  als 
Beleg  fiir  das  einstige  Vorkommen  dieses 
Tieres  im  mittleren  Kocherthal  von  Wich- 
tif^keit  sind.  Gefunden  wurden  zwei  Backen- 
zähne (10  — 12  cm  lang,  7  cm  dick,  15 
bezw.  24  cm  breit) ,  ein  Schulterblatt 
(34x24  cm)  und  bedeutende  Reste  eines 
8  cm  im  Durchmesser  haltenden  Stoss- 
zahnes.  Ausserdem  fand  sich  vom  Geweih 
eines  Riesenhirsches  der  untere  Zinken 
(82  cm  von  der  Krone  bis  zur  Spitze). 
Sämtliche  Reste  lagen,  ziemlich  gut  er- 
halten (nur  wenig  versintert),  an  zwei  ver- 
schiedenen Stellen  in  einer  durch  den 
nahen  Bach  angeschwemmten  Geröllschicht, 
über  welcher  eine  Humusschicht  von  2  bis 
4  m  Mächtigkeit  lagert.  Die  Funde  wer- 
den wohl  in  die  in  Hall  befindliche  Samm- 
lung des  bist.  Vereins  für  württ.  Franken 
wandern.  Dieselben  erinnern  an  die  vor 
drei  Jahren  im  Murrthal  bei  Backnang 
and  bei  Murr  unter  ähnlichen  Verhältnissen 
gefundenen  Mammutreste  (Unterkiefer, 
Stosszahn,  Schenkelknochen),  welche  in 
der  Sammlung  des  Altertumsvereins  für 
das  Murrthal  und  Umgebung  zu  Backnang 
sich  befinden.  (Th.  Drück.) 

89.  Lembach  (Kreis  Weissenburg  i.  £.)  [Ver- 
schiedene Funde].  Schon  seit  einigen  Jahren 
hat  man  auf  einem  Berge  bei  Lembach  im 
Sauerthale,  zunächst  durch  Zufall,  sodann 
durch  absichtliche  Nachgrabungen  Spuren 


längst  vergangener  Zeiten  entdeckt.  Die- 
selben lassen  sich  in  drei  Grappen  unter- 
scheiden. Auf  dem  nicht  breiten  Cirndc 
des  Bergvorsprungs  befimlet  sich  in  einer 
Höhe  von  etwa  300  m  ein  ach  anzart  ige  a 
Erdwerk,  im  Volksmunde  Sdiwedeusclianze 
genannt.  Sie  liegt  da,  wo  die  niedrigste 
Stufe  des  von  N.  nach  S.  ziehenden  Berges 
aufhört  und  in^  eine  etwa  140  m  hühere 
Stufe  übergeht.  Sie  bildet  ein  etwa  120 
Schritt  br.,  150  Schritt  1.  Rechteck,  quer 
über  den  Berg  ziehend.  Durch  Querwülle 
zerfallt  ihre  ganze  Fläche  in  3  Felder. 
Eigentümlich  ist,  dass  die  eine  breite  Seite» 
und  zwar  die  nach  W.  gelegene,  bedeutend 
verlängert  ist.  Der  w.  Wnll  zieht  nilnilich 
ca.  500  Schritt  bis  zum  St  eil  ab  fall  des 
Berges,  von  wo  man  sämtliche  Thaler, 
welche  bei  Lembach  sich  vereinigeu,  liher- 
schauen  kann.  Die  Gestalt  des  Errlwerltea 
liesse  sich  somit  mit  derjenigen  einer  Fahne 
wobei  die  Stange  der  600  Schritt  langen 
Linie  und  die  eigentliche  Fahne  dem  Recht- 
eck des  Schanzwerkes  gleicht.  Bis  jetzt 
haben  Erhebungen  über  Bestimmung,  A[ter 
und  Zusammenhang  der  Schanze  mit,  römi- 
schen Vorarbeiten  nicht  statf^efunden,  wes- 
halb diese  Beschreibung  allein  vor  der 
Hand  geboten  werden  kann. 

Auf  dem  steilen  Ostabhangc  eben  des- 
selben Bergvorsprungs  hat  man  ferner  eine 
Anzahl  röm.  Altertümer  gefunden  (vgl.  Wd. 
Korr.  VI,  92  u.  117).  Diese  bilden  die 
zweite  Gruppe  der  Merkwürdigkeiten  des 
Berges.  In  der  Nähe  einer  im  Laube  eich 
verkriechenden   Quelle    fand    w.n    einen 

Digitized  by  CjOOQIC 


—    131    — 

Altar  aus  Sandstein  mit  je  4  Figuren  in 
Bas-Relief.  Offenbar  ist  dies  ein  Mercur- 
altar.  Bei  Nachgrabungen  stiess  man  auf 
Sandsteine,  teils  behauen,  teils  nicht,  welche 
dazu  dienten,  Fundament  für  Altar  und 
Statue  zu  sein,  oder  auch  eine  Einfriedigung 
um  den  Standort  des  Altars  zu  bilden. 
Auch  Stücke  eines  ziemlich  grossen  Sand- 
steins mit  einer  ausgehauenen  Rinne  waren 
unter  der  Erde  verborgen. 

Femer  fanden  sich  hier  in  geringer  Zahl 
stark  verrostete  Eisenteile  und  eine  An- 
zahl röm.  Münzen :  3  Denare  (wovon  2  im 
Privatbesitz),  1  Julia,  1  Antoninus  Pius, 
1  Faust ina.  Alle  übrigen  sind  Kupfermün- 
zen und  zwar  meistens  Doppelasse.  30 
Stück,  nicht  genau  zu  bestimmen,  gehören 
dem  1.  und  2.  Jahrh.  an,  7  Domitian,  6 
Trajan,  32  Hadrian,  3  Sabina,  5  Anton. 
Pius,  4  Faustina  maj.,  6  M.  Aurel,  l  Faus- 
tina jun.,  5  Lucilla,  2  Crispina,  1  Sept. 
Sev.,  1  kleine  wahrscheinlich  constanti- 
nische  Kupfermünze.  Im  Ganzen  sind  dies 
105  Münzen,  wovon  9  sich  im  Privatbesitz 
befinden.  Keine  Münze  reicht  über  die 
Kaiserzeit,  die  jüngste  ist  die  wahrschein- 
lich constantinische.  Das  Fehlen  der  Mün- 
zen zwischen  Septimius  und  Constantin 
legt  den  Schluss  nahe,  dass  die  Benutzung 
der  Kultusstätte  während  des  3.  Jahrh.  un- 
terbrochen war,  wenn  nicht  wegen  der  ver- 
vereinzelten Auffindung  der  constantinischen 
Münze  anzunehmen  ist,  dass  diese  nur  zu- 
fällig hier  verloren  wurde  und  der  Kult 
mit  Septimius  sein  Ende  nahm.  Von  wel- 
chem Umfang  die  Kultusstätte  gewesen, 
lässt  sich  bis  jetzt  nicht  bestimmen.  Man 
hat  kein  Fundament  gefunden,  also  schwebt 
auch  der  Mercurtempel,  den  man  hier  ge- 
funden haben  will,  noch  in  der  Luft.  Die 
spärlichen  Überreste  an  Ziegelsteinen  lassen 
ebenfalls  nicht  auf  ein  Dach  schliessen. 
Jedenfalls  war  hier  eine  römische  Opfer- 
stätte. Sie  stand  in  Verbindung  mit  der 
in  der  Nähe  befindlichen  Quelle. 

Eine  dritte  Gruppe  bilden  nicht-römische 
Altertümer.  Zunächst  eine  auf  dem  Boden 
anfliegende  Steinplatte,  welche  auf  der  ei- 
nen Seite  durch  lose  nebeneinander  ge- 
schichtete Steine  zu  einer  ovalen  Form 
ergänzt  ist.  Grösster  Durchmesser  beträgt 
ungefähr  2  m.     Auf  der  Platte  befanden 


—    132    — 

sich  eine  Menge,  wohl  über  200  Stück, 
von  mannigfaltig  geformten,  in  der  Gegend 
von  Lembach  auf  ,der  Oberfläche  häufig 
vorkommenden  grauen  Kalksteingebildeo. 
Man  könnte  meinen,  Kinder  hätten  hier 
einen  Spielplatz  gehabt  und  die  ihnen  auf- 
gefallenen sonderbaren  Steine  und  Stein- 
chen auf  der  Sandsteinplatte  zusammenge- 
tragen. Allein  bei  näherer  Betrachtung 
gewinnt  die  Sache  eine  ernste  Seite.  Man 
sieht  deutlich,  dass  die  Herz-  und  Fass- 
form vorherrschen.  Manche  sind  täuschend 
ähnlich.  Andere  wieder  haben  auffallende 
Aderzeichnungen  oder  eine  sonst  merk- 
würdige Oberfläche,  ein  durchbohrter  Stein 
in  Herzform  und  ein  bronzener  Ring  be- 
fanden sich  ebenfalls  darauf,  so  dass  die 
Vermutung  nahe  liegt,  es  sei  diese  ^and- 
steinplatte  eine  Art  Altar  gewesen  und  die 
Kalksteingebilde  Voti  vsteine.  Weitere  Nach- 
grabungen haben  zwei  vermutliche  Grab- 
stätten getroffen,  „vermutlich"  deshalb, 
weil  zwischen  den  in  Mannsbreite  entfernt 
nebeneinander  stehenden  mächtigen  Sand- 
steinplatten sich  keine  andern  Spuren  ge- 
funden haben,  welche  auf  Bestattung  hin- 
deuten. Sollten  indessen,  die  Frage  liegt 
nahe,  diese  Grabstätten  mit  dem  oben  be- 
schriebenen Votivaltar  zusammenhängen? 

Soviel  lässt  sich  indessen  sicher  an- 
nehmen, dass  diese  zuletzt  genannten  Er- 
gebnisse der  Nachforschungen  nicht-römi- 
scher Natur  sind. 

Die  Nachgrabungen  selbst  werden  fort- 
gesetzt. (Stromberg^r.) 

Florstadt.  [Rtfmerstrassen].  Neue  Erbe- 90. 
bungen,  die  ich  in  Florstadt  über  die  von 
dem  Kastelle  aus  nach  Westen  ziehenden 
Strassen  machte,  ergaben  in  der  Nähe  von 
Nieder-Florstadt  zwei  Übergänge  über  die 
Nidda.  Der  eine  liegt  oberhalb  des  Ortes, 
genau  an  der  von  mir  in  den  Quartal- 
blättem  d.  h.  Ver.  1887  Nr.  2,  S.  71  be- 
zeichneten Stelle,  in  der  Nähe  des  v.  Löw'- 
schen  Wohnsitzes  und  besteht  in  einer 
schmalen  Felsbarre,  welche  hier  durch  das 
Niddabett  zieht.  Denkt  man  sich  die 
Strasse  über  die  Barre  hin  verlängert,  so 
trifft  sie  auf  das  sog.  Höhlchen  und  laoft 
dann  als  Fusspfad  an  Banemheim  vorüber 
nach  Friedberg.  Der  andere  Übergang  be- 
findet sich  südwestlich  von  Nieder- Flor- 

Digitized  by  VjOOQ IC 


—    133    — 

Stadt,  also  unterhalb  des  Ortes,  dicht  an 
der  Stelle  (man  vergl.  die  hess.  General- 
stabskarte), wo  der  Teufelsgraben  auf  die 
Nidda  trifft;  er  soll,  wie  mir  von  glaub- 
würdiger Seite  versichert  wurde,  aus  ei- 
nigen Pfahlreihen  bestehen.  Der  Teufels- 
graben fuhrt  zu  einer  ausgedehnten  Römer- 
stätte (nicht  untersucht !)  genannt  die  AI  te- 
barg.  Denkt  man  sich  die  Achse  oder 
eine  der  Flankenseiten  des  Kastelles  zu 
Ober-Florstadt  verlängert,  so  würde  die 
Linie  etwa  auf  die  Übergangsstelle  treffen. 
(Fr.  Kofi  er.) 
I.  Geisenheim  im  Rheingau.  [Grabstätten  der 
Spftt-Ia  T^ne-Zeit  auf  dem  Muhlberge].  Ein 
Pfad,  welcher  westlich  vom  Marienthaler 
Weg  von  Geisenheim  aus  über  die  Haide 
nach  Marienthal  führt,  zieht  durch  eine 
Thalmulde,  deren  östlicher  Hang  der  Muhl- 
berg  genannt  wird.  Der  nördliche  Teil 
dieses  Hanges  ist  mit  Reben  bepflanzt,  der 
südliche  war  bis  vor  kurzem  mit  Gebüsch 
bewachsen.  Es  war  mir  seit  lauger  Zeit 
bekannt,  dass  sowohl  auf  dem  Hange  des 
Mnhlberges  wie  auf  der  im  Nord -Osten 
sich  anschliessenden  Ebene  Grabstätten 
mit  reichem  Inhalte  waren  aufgefunden 
worden,  ohne  dass  es  mir  möglich  gewesen 
wäre,  Fundstücke  daraus  zu  Gesichte  zu 
bekommen. 

Als  vor  mehr  denn  einem  Jahre  der 
südl.  Teil  des  Muhlberges  gerodet  ward, 
hatte  ich  den  Arbeitern  möglichste  Vor- 
sicht bei  dem  Roden  anempfohlen  und 
ihnen  den  Ankauf  etwaiger  Fundstücke  in 
Aussicht  gestellt.  Leider  wurden  nur  zwei 
Grabstätten  unberührt  aufgefunden. 

In  dem  ersten  Grabe  befanden  sich  vier 
rohe  Thongefässe  von  ungleicher  Grösse, 
die  so  aufgestellt  waren,  dass  die  Ränder 
sich  berührten ;  sie  waren  mit  einem  grossen 
flachen  Steine  überdeckt.  3  der  Gefässe 
waren  mit  der  Hand  geformt,  das  4.,  das 
einem  Milchtopfe  ohne  Ohr  nicht  unähn- 
lich sah,  war  mittelst  Drehscheibe  gefer- 
tigt. Der  Inhalt  dieser  Gefässe  soll  aus 
Asche  bestanden  haben.  Neben  den  Töp- 
fen lagen  die  Bruchstücke  eines  Armringes 
aus  kobaltblauem  Glase  mit  eingesprengten 
weissen  Pünktchen  oder  Spritzerchen*). 

1)  Ahnllohe  Fnndstücke  sind  nach  Herrn  Prof, 
Dr.  LindenBcfamit  ans  Gräbern  der  oimetitoes 
ganlois  erhoben  worden. 


—    134    — 

Die  Fundstücke  des  zweiten  Grabes 
bestanden  aus  einer  Anzahl  dunkelblauer, 
gelblich  geäderter  Glasperlen  von  unglei- 
cher Grösse,  die  wie  ein  dabei  gefundenes 
Stück  Bronzedraht  bewies,  Teile  einer 
Halskette  gebildet  hatten,  ferner  aus  einem 
Armring  aus  tief  blauem  Glase  und  einer 
runden  eisernen  Büchse,  die  einer  kleinen 
runden  Reiseuhr  sehr  ähnlich  ist  und  am 
Rande  einen  Ring  hat,  der  zum  Aufhängen 
oder  Tragen  bestimmt  sein  mochte.  Neben 
dem  Ringe  am  Rande  ist  ein  in  Chamier 
sich  bewegendes  Thürchen  oder  kleine 
Klappe,  durch  das  die  Büchse  geöffiiet  und 
geschlossen  werden  konnte.  Der  Inhalt 
derselben  bestand  aus  Asche  und  einer 
schön  erhaltenen  Nähnadel  aus  Bronze. 
(Fr.  Kofier.) 

Aachen,  29.  Juni.  Die  neulich  von  uns  92. 
Wd.  Korr.  VII,  6  berichteten  Ausgra- 
bungen von  rätselhaften,  pallisadenartigen 
Gehäusen  in  hiesiger  Stadt  haben  inzwischen 
insofern  eine  Ergänzung  erfahren,  als  bei  der 
Legung  der  Fundamente  des  neuen  Real- 
gymnasialgebäudes auf  dem  Terrain  der 
früheren  sog.  Prinzenhofkaserne  —  be- 
nannt nach  dem  belgischen  Adelsgeschlechte 
der  Prinzen  von  Ligne,  die  wie  viele  an- 
dere .  Adelsgeschlechter  hierselbst  einen 
Hof  hatten  —  ähnliche  viereckige  Eichen- 
pföhlungen  von  derselben  Art,  wie  in  die- 
sem Blatte  beschrieben,  aufgedeckt  worden 
sind  und  noch  aufgedeckt  werden.  Be- 
trachtet man  nun  einen  altern  Plan  des 
reichsstädtischen  Aachens,  wie  wir  sie  aus 
dem  17.  Jahrh.  besitzen,  so  fällt  auf,  dass 
die  Fundstätten  dieser  Gehäuse  an  drei 
verschiedenen  Punkten  hart  an  der  Innen- 
seite der  mittelstädtischen  Befestigung 
Aachens  liegen,  deren  Peripherie  noch 
heute  durch  den  Ring  der  sogenannten 
Grabenstrasse  bezeichnet  wird.  In  der 
letzten  Monatsversammlung  des  „Aachener 
Gv."  wurde  über  jene  Funde  Bericht  er- 
stattet, doch  konnte  über  den  Charakter 
dieser  Einfriedigungen  noch  nichts  Be- 
stimmtes aufgestellt  werden.  Die  Vermu- 
tung gewinnt  aber  immer  mehr  an  Wahr- 
scheinlichkeit, dass  dieselben  mit  der  alten 
Befestigung  Aachens  in  irgend  einem  Zu- 
sammenhange stehen.  Wenn  demnach  auf 
eine  sichere  Erklärung  jener  Ausgrabungen 
einstweilen  verzichtet  werden  muss,  so  ge- 


—    135    — 

winnt  im  Zasammenhange  damit  der  Vor- 
trag des  Herrn  Stadtarchivars  Pick  in  der 
letzten  Versammlung  des  Gv.  ein  um  so 
höheres  Interesse  auch  für  andere  Städte. 
Danach  ist  die  Stadt  Aachen,  wie  der  Vor- 
tragende unter  Heranziehung  bisher  zum 
Teil  unbeachtet  gebliebener  urkundlicher 
Belegstellen  nachwies,  nicht  erst  im  Jahre 
1172,  wie  man  annahm,  befestigt  worden, 
sondern  schon  1137  mit  Wall  und  Graben 
versehen  gewesen.  Bald  nach  1257  hat  man 
bereits  an  dem  äussern  Ring  zu  bauen  be- 
gonnen, so  dass  um  1320  die  ganze  Be- 
festigung als  abgeschlossen  zu  betrachten 
ist.  Das  Letztere  entspricht  auch  der  all- 
gemeinen Vermauerungswut,  wie  sie  sich 
im  13.  Jahrh.  bei  fast  allen  rheinischen 
Städten  zeigt,  auch  da,  wo  eine  ältere  Be- 
festigung schon  vorhanden  war. 
93.  Siegen,  6.  Juni.  In  dem  Nachbardorf e 
Afholderbach  ist  bei  der  Legung  der  Grund- 
mauern zu  einem  Neubau  ein  Schatz 
von  alten  Silbermünzen  gefunden  wor- 
den; es  sind  im  Ganzen  60  Stück,  40  spa- 
nische aus  den  Jahren  1562  — 1666,  von 
denen  einige  das  Bild  Philipps  H.  zeigen, 
8  französische  (1643—1652),  11  deutsche 
(1655 — 1666)  und  ein  aus  einer  Mischung 
von  Blei  und  Zinn  hergestelltes  Falsch- 
stück. Eine  der  deutschen  Münzen  trägt 
das  Bildnis  Karls  V.,  eine  andere  das  des 
Erzbischofs  Maximilian  von  Köln,  dessen 
Name  im  Geleit  von  13  Titeln  erscheint. 
Der  Fund  wird  zunächst  der  Verwaltung 
der  königl.  Museen  in  Berlin  vorgelegt 
werden,  bleibt  aber  der  Provinz  Westfalen 
erhalten.  (Köln.  Ztg.) 


Chronik. 

94.  Hr.]  In  der  Juni-Sitzung  der  archäo- 
logischen Gesellschaft  in  Berlin 
sprach  Hr.  Senz  über  das  römische  Felsen- 
Denkmai  bei  Schweinsciiied  (Kr.  Meisenheim), 
welches  mehrfach  in  den  Bonner  Jahr- 
büchern erwähnt,  nur  einmal  von P.  Engel- 
mann  im  9.  Bericht  des  Antiq.  Vereins 
für  Nahe  und  Hunsrücken  1867/68  genauer 
beschrieben  ist.  In  der  Deutung  scheint 
Hr.  Senz  (nach  den  Berichten  in  der  Wo- 
chenschrift für  klass.  Philologie  1888  Nr. 
29/30)  nicht  weiter  gekommen  zu  sein  als 


—    136    — 

Engelmann ;  aus  seinen  Angaben  über  das 
noch  Sichtbare  ergiebt  sich  leider,  dass 
die  Zerstörung  in  den  letzten  20  Jahren 
grosse  Fortschritte  gemacht  hat  Es  wäre 
deshalb  dringend  zu  wünschen,  dass  von 
dem  noch  jetzt  Vorhandenen  eine  möglichst 
genaue  Aufnahme  hergestellt  wurde. 

Ktfln,  16.  Juli.  Heute  ward  das  Kunst-  9 
gewerbe-Museum  in  dem  ehemaligen 
Gebäude  der  Taubstummenanstalt  eröfihet. 
Dasselbe  steht  unter  Direktion  des  Herrn 
Pabst,  bisher  Direktorialassistent  am  kgl. 
Kunstgewerbe-Museum  in  Berlin. 

Ktfln,  14.  Juli.  In  ihrer  gestrigen  Sitz-  9< 
ung  beschloss  die  Stadtverordneten -Ver- 
sammlung die  Errichung  eines  histo- 
rischen Museums  für  Köln  und 
Umgebung  in  der  Hahnenthorburg  und 
die  Überführung  der  im  Museum  Wallraf- 
Richartz,  im  städtischen  Archiv  und  in 
der  Stadtbibliothek  enthaltenen  betreffen- 
den Gegenstände  in  die  letztere.  Das  Mu- 
seum wird  Mittwochs  und  Sonntags  je  zwei 
Stunden  dem  Publikum  unentgeltlich  zu- 
gänglich sein.  Ein  zweiter  Beschluss  be- 
traf die  Übernahme  bezw.  Unterbringung 
der  Dom-Modelle  in  der  Eigelsteiner 
Thorburg,  sobald  diese  fertiggestellt  ist 
Bis  dahin  werden  die  Modelle  in  dem 
Pantaleousthor  untergebracht  werden. 
(Köln.  Ztg.) 

In  der  Dezember-Sitzung  der  Berliners! 
Anthropologischen  Gesellschaft  vom 
vergangenen  Jahre  (vgl.  Verhandlungen 
1887  S.  688)  sprach  Hr.  Olshausen  über 
neue  Gemmen  vom  Typus  der  Alsener  imd 
behandelte  dabei  das  ganze  einschlägige 
Material  und  die  sich  daran  knüpfenden 
Streitfragen.  Diese  Gemmen  bestehen  be- 
kanntlich aus  Glaspasten  von  zwei  Schich- 
ten, von  denen  die  obere  meist  ein  helle- 
res oder  dunkleres  Blau  ist  und  enthalten 
oberflächlich  eingeritzte  rohe  menschliche 
Figuren;  meist  stehen  mehrere  Figuren, 
vollkommen  nackt  neben  einander,  sich  die 
Hand  reichend.  Man  zählt  jetzt  35  Stück 
solcher  Gemmen,  die  vereinzelt  in  der  Erde 
gefunden  oder  zum  grösseren  Teil  an  alten 
Kirchenschätzen  befestigt  sich  finden.  Die 
Erdfunde  wurden  sämtlich  in  Küstengegen- 
den der  Niederlande  und  des  Jeverlandes 
gemacht.    Die  Kirclutnschätze   treffen  wir 

Digitized  by  VjOOQ IC 


—    137    — 

hauptsächlich  zwischen  dem  unteren  Laufe 
des  Rheines  und  der  Elbe.  In  diese  Ge- 
gend verlegt  daher  0.  auch  ihre  Fabrikation. 
Bezüglich  der  Entstehungszeit  stimmt  0. 
den  früheren  Ausfuhrungen  von  Sophus 
Müller  und  Karl  Friedrich,  welche  sie  in 
der  2.  Hälfte  des  8.  Jahrb.  und  in  der  1. 
Hälfte  des  9.  Jahrb.  entstanden  sein  lassen, 
—  sie  im  Einzelnen  bekämpfend  —  im  All- 
gemeinen bei.  Die  Yergrabung  der  Gemmen 
im  Küstengebiete  bringt  0.  mit  den  Raub- 
zügen der  Wikinger  in  Verbindung. 

96.  In  der  Gymnasialbibliothek  zu  Rinteln 
befindet  sich  nach  einer  Mitteilung  des 
Dr.  Pulch  in  dem  Osterprogramm  der  An- 
stalt 1888  S.  5—7  ein  Blatt,  welches,  an- 
scheinend aus  einem  Buche  des  Klosters 
zu  Fulda  stammend,  zum  Einbmden  be- 
nutzt war,  mit  einer  Aufzeichnung  aus  dem 
Ende  des  16.  Jahrb.  Dieselbe  enthält  eine 
historische  Notiz,  die  für  die  Geschichte 
des  Mittelrheins  nicht  ohne  Bedeutung  ist. 
Sie  berichtet  nämlich,  leider  ohne  den  Ort 
und  die  Zeit,  welche  sich  indes  als  etwa 
das  J.  1486  bestimmen  lässt,  und  auch  den 
Gegenstand  näher  zu  bezeichnen,  von  der 
Schlichtung  eines  Handelt  zwischen  den 
Qrafen  von  Sayn,  deren  drei  genannt  wer- 
den, Gerhard  der  ältere  (f  1493)  und  seine 
Sohne  Gerhard  (f  1506),  Sebastian  (f  1498), 
und  den  Pfandherren  durch  die  Abgesand- 
ten des  Erzbischois  von  Trier  und  der 
Landgrafen  von  Hessen.  Unter  diesen  Ab- 
gesandten befinden  sich  ausser  einigen 
Grafen  wie  Johann  von  Nassau  und  Diez, 
Heinrich  von  Nassau  -  Öeilstein,  Dietrich 
von  Manderscheid,  Friedrich  von  Wied- 
Runkel  (f  1487)  und  andern  Herren  die 
Namen  von  Räten  und  Beamten  sowohl 
der  streitenden  als  auch  der  vermitteln- 
den Parteien,  die  wir  hier  nicht  einzeln 
auffuhren  können.  Da  Graf  Friedrich  von 
Yfied  im  J.  1487  starb,  Sebastian  von  Sayn 
im  J.  1464  geboren  war,  so  wird  die  Ver- 
handlung, welcher  der  letztere  doch  als 
erwachsen  beiwohnte,  kurz  vor  1487  ge- 
fallen sein. 
Wiesbaden.  (Otto.) 

99.  Sammlung  von  Vortrigen,  g«hftlt«n  im  Mannheimer 
Altartumtvareln.  2.  Serie.  Mannheim  (LoefT- 
1er).    1888.    8».    181  S. 

Enthält:    1)   Karl   6  au  mann,    Urge- 
geschichte  von  Mannheim  und  Umgegend ; 


—    138    — 

eine  gut  geschriebene,  gut  orientierende 
Übersicht  über  die  Vorzeit  der  mannhei- 
mer  Gegend  bis  auf  die  Herrschaft  der 
Franken.  2)  Karl  Christ,  'römische  Feld- 
züge in  der  P&lz,  insbes.  die  Befestigungs- 
anlagen des  Kaisers  Yalentinian  gegen  die 
Alamannen',  stützt  sich  auf  eingehende 
Erklärung  der  betreffenden  Abschnitte  des 
Symmachus  und  behandelt  anhangsweise 
*Die  alten  Neckarläufe  in  ihrem  Bezüge 
zum  munimentum  Yalentiniani*.  3)  Seu- 
bert,  die  erste  Belagerung  und  Einnahme 
von  Mannheim  im  J.  1622.  4)  £.  Her- 
mann, die  Walpurgisnacht  in  Sage  und 
Dichtung. 

K.  BiMingar,  Fnnde  römischer  Manien  im  Gross-  100> 
hersogtam  Baden.    II,     Beilage   xnm  Pro« 
gnunm  des  Progymnatioms  in  Donanesch- 
ingen  18S8.    4».    S.  1»>8S. 

Wir  b^^ügen  uns  mit  einem  kurzen 
Hinweis  auf  den  rüstigen  Fortgang  des 
Westd.  Korr.  VI,  122  geschilderten  Unter- 
nehmens. Auch  die  jetzt  erschienenen 
Blätter,  welche  die  Funde  aus  Stadt  Baden 
und  Umgegend,  vom  Nordabhange  des 
Schwarzwaldes,  aus  der  unterbadischen 
Rheinebene  und  deren  Hügelrand,  vom 
Hügellande  zwischen  Schwarzwald  und 
Neckar  und  die  vom  Neckarufer  und  jen- 
seits des  Neckars  verzeichnen,  zeigen  gleiche 
Sorgfalt  und  Ausdauer.  Dem  Schluss  sieht 
man  mit  Erwartung  entgegen. 

Wtosmann,  Karl.    Die  Welssenbnrger  Linien.    Oe-  IQI. 
sohiohtl.  Beilagen  zvun  Programm  des  Ojmna* 
Bioms  an  Weissenburg  im  Bis.  1 1885,  II 1888. 

Die  vorliegende  Arbeit  ist  von  nicht  zu 
unterschätzendem  Verdienste.  Sie  giebt 
im  ersten  Teile  eine  eingehende  Beschrei- 
bung der  jetzigen  Überreste  der  Linien 
und  konstruiert  aus  denselben  ihren  voll- 
ständigen Lauf  und  ihre  Ausdehnung  auf 
beiden  Ufern  der  Lauter.  Hierin  liegt  der 
Hauptwert  der  Abhandlung,  welche  als 
Darstellung  eines  Augenzeugen  später  ein- 
mal die  Bedeutung  einer  Quellenschrift  be- 
sitzen wird.  Ganz  besonders  sei  auf  die 
hierzu  entworfene  Karte  aufmerksam  ge- 
macht. Sodann  folgt  die  Geschichte  der 
Linien  in  dem  spanischen  Erbfolgekrieg. 
Der  zweite  Teil  enthält  den  Schluss  der 
Schilderung  der  Linien  in  dem  Zeitraum 
von  1701 — 13,  beschäftigt  sich  femer  mit 
den  Kämpfen  um  die  LinienfWährend  des 

Digitized  by  VJ» 


—    139    — 

österreichischen  Erbfolgekrieges  und  des 
Revolutionskrieges  von  1793.  Gewiss  wird 
Jedermann  die  in  eigenartigem  Sprachko- 
lorit, mit  sachkundigem  Urteile,  umfang- 
reicher Quellenbenutzung  und  kritischer 
Sichtung  geschriebene  Einzeldarstellung  der 
allmählich  verschwindenden  Weissenburger 
Linien  nicht  ohne  Gewinn  aus  der  Hand 
legen. 

102.  Johann  von  Dalberg,  ein  deutscher  Humanist  und 
Bischof  (geb.  1455,  Bischof  von  Worms  1482, 
t  1508)  von  Karl  Momeweg.  Hit  Dalbergs 
Bildnis.  Heidelberg,  Karl  Wlnter's  Univer- 
sitfttsbuohhandlung  1S87.    VI,  875  B.  gr.  8». 

Eine  gründliche  und  umsichtige  Arbeit, 
die  einem  wiederholt  geäusserten  Bedörf- 
uisse  in  dankenswerter  Weise  gerecht  wird. 
Gestützt  auf  ein  reichhaltiges  handschr. 
Material  entwirft  der  Vf.,  unter  sorgfältiger 
Ausnutzung  der  zeitgenössischen  gedruckten 
Quellen,  ein  lehrreiches  Bild  von  dem 
Lebens-  und  Bildungsgange  des  Wormser 
Bischofs,  „des  grössten  der  Humanisten 
am  Mittelrhein,  des  freigebigen  Schirm- 
herm  aller  Gelehrten^,  und  seiner  Betei- 
ligung an  den  politischen  und  wissenschaft- 
lichen Bestrebungen  seiner  Zeit.  Aus  der 
Fülle  der  hier  gebotenen  bemerkenswerten 
Nachrichten  hebe  auf  als  neu  die  Fest- 
stellung des  Geburtsjahres  (14ö5.'statt  1445, 
wie  nach  Zapf  noch  in  der  A.  D.  B.  zu 
lesen  ist),  die  chronologische  Fixierung 
seines  wiederholten  Aufenthaltes  in  Italien 
und  damit  zusammenhängend  seine  Bezieh- 
ungen zu  Rudolf  Agricola  d.  Ä.,  sein  Wirken 
als  Bischof  wie  als  lüinzler  der  Universi- 
tät und  der  Eurpfalz  hervor;  auch  die 
Ausführungen  über  die  „allgemeine  deut- 
sche Sodalität"  und  ihr  Verhältnis  zur 
rheinischen  und  zur  Donau  -  Gesellschaft 
erscheinen  mir  beachtenswert.  —  Die  recht 
lesenswerte  Monographie  hätte  m.  E.  we- 
sentlich gewonnen,  wenn  der  Vf.  sich  kürzer 
gefasst  und  sich  namentlich  da,  wo  ihn 
die  Quellen  im  Stich  liessen,  nicht  in  weit- 
schweifigen Betrachtungen  und  Vermutun- 
gen ergangen  hätte,  wie  beispielsweise  S.  23, 
wo  er  sich  über  Jacob.  Publicius  Kufus 
ausspricht,  oder  S.  208  ff.,  wo  er  sich  über 
die  Feier  des  „Philosophenfestes"  verbreitet. 
(Man  vgl.  die  „vielleicht**  und  „wohl"  auf 
S.  24  Z.  5,  S.  54  Z.  16,  S.  84  Z.  2,  S.  176 
Z.  12,  S.  211  Z.  1  ff.,  S.  232  Z.  1  u.  s.  w.). 


—    140    — 

Dieses  Verfahren  des  Vf.  ist  um  so  auf- 
ialliger,  als  er  in  dem  Vorwort  S.  IV  sei- 
nem Vorgänger  Zapf  gegenüber  selbst  den 
Vorwurf  erhebt,  dass  er  da  am  „breitesten, 
wo  die  Quellen  schweigen".  —  Vielleicht 
hätte  auch  der  panegyrische  Ton  etwas 
herabgestimmt  werden  dürfen.  Die  schrift- 
stellerische Begabung  und  Thätigkeit  Dal- 
bergs, über  die  wir  doch  eigenUich  nur 
vom  Hörensagen  urteilen  können^  wird  m. 
E.  zu  hoch  angeschlagen ;  jedermann  weiss, 
dass  von  den  Berichten  der  lobhadelnden 
Zeitgenossen  stets  ein  gut  Teil  abzuziehen 
ist.  Auch  scheint  der  Vf.  selbst  hierbei 
seine  Skrupel  gehabt  zu  haben.  Mass  man 
nach  S.  95  ff.  und  S.  343  annehmen^  dass 
als  Verfasser  der  „Beglückwünschungsrede 
an  den  Papst  Innocenz  Vni"  selbstver- 
ständlich Dalberg  zu  betrachten  sei,  so  er- 
fährt man  S.  306,  dass  Dalberg  dieselbe 
„wohl  mit  Agricola  gemeinsam  verfasst*" 
habe.  Demgegenüber  braucht  nur  auf  die 
S.  95  a.  94  citierte  Ausg.  der  Schriften 
Agricolas  von  1511  verwiesen  zu  werden 
(auch  mir  war  wie  dem  Vf.  nur  <  ie  ge- 
nannte Ausg.,  nicht  Hain  No.  5909  u.  5910 
erreichbar),  wo  es  deutlich  heisst  (Bl.  55^): 
Eiusdem  Badolphi  Agricolae  Phrisü  Grata- 
latoria  oratio,  pro  Joanne  Camerario  Dal- 
burgio  Vormacten.  Episcopo,  ac  oratore 
lüustrissimi  PMippi  Cofnäis  PäUxUni  Bheni. 
Dicta  Innocentio  octam  PonUfid  maxüno. 
Auch  ist  nicht  recht  einzusehen,  wie  der 
Vf.  den  Satz  (S.  348):  „Zum  Präsidenten 
der  deutschen  Sodalitas  konnte  sich  denn 
auch  niemand  besser  eignen  als  Dalberg. 
Das  in  ihn  gesetzte  Vertrauen  hat  er  denn 
auch  auf  dem  Nürnberger  Reichstage  von 
1501,  bei  der  Herausgabe  der  Werke  der 
Roswitha,  aufs  beste  gerechtfertigt"  be- 
gründen will.  Einen  Hinweis  auf  Dalbergs  von 
Momeweg,  soviel  ich  sehe,  nicht  erwähnte 
etymologischen  Studien  finde  ich,  nebenbei 
bemerkt,  in  Sigm.  Gelenius'  Vorrede  zu 
8.  Lexicum  symphonum  Bas.  M.D.XXXVII. 
4.  —  Auch  über  andere  Männer,  die  za 
dem  Dalberg'schen  Kreise  gehörten  oder 
sonst  zu  dem  Bischof  in  Beziehungen  tra- 
ten, giebt  der  Vf.  gelegentlich  beachtens- 
werte Nachrichten.  Nur  was  er  über 
Wimpfeling  (der  Vf.  schreibt  stets  Wim- 
pheling)  berichtet  (S.  54,  55)  möchte  ich 

Digitized  by  VjOOQ IC 


—    141    — 

nicht  unterschreiben.  Wimpfeling  ist  um 
das  Jahr  1480  ebensowenig  ein  „Vertreter 
der  neuen  Richtimg"  an  der  Universität 
Heidelberg  als  ein  „bekannter  Schriftstel- 
ler" gewesen  (vgl.  darüber  meine  Ausfüh- 
rungenf  in  Zs.  f.  Gesch.  d.  Oberrh.  N.  F. 
I  317  fF.).  Dass  Publicius  Rufus  in  Erfurt 
Wimpfeling  humanistische  Anregungen  ge- 
geben, ist  eine  Vermutung,  die  ebenso 
wenig  für  sich  hat,  wie  diejenige,  welche 
der  Vf.  S.  24  ausgesprochen:  „Zu  seinen 
Füssen  mag  denn  auch  der  junge  Dalberg 
gesessen  haben"  u.  s.  w.  Was  die  zweite 
Behauptung  angeht,  so  ist  nur  richtig,  dass 
W.  damals  allerdings  schon  einige  poetische 
Kleinigkeiten  geliefert  hatte,  von  denen 
aber  um  das  J.  148  L  noch  nichts  gedruckt 
gewesen  zu  sein  scheint.  Dass  der  Stylpho 
nicht  1474  im  Druck  erschienen  (wie  S.  54 
steht),  wird  vom  Vf.  selbst  im  Nachwort 
S.  192  a.  329  richtig  gestellt.  Bei  Theo- 
dericus  Gresemundt  d.  J.  (S.  212  a.  371) 
wird  ein  Hinweis  auf  die  wertvollen  Mit- 
teilungen von  G.  Bauch  (Arch.  f.  Littera- 
turgesch.  XH  346—359)  vermisst.  Hier- 
nach war  auch  als  Geburt^ahr  Gr.  1477 
statt  1475  anzusetzen.  Dort  auch  eine 
Notiz  über  Dalbergs  Bibliothek  (S.  366). 
—  Bei  Jo.  Rynmann  (S.  224,  d.  Register 
schreibt  unrichtig  242)  konnte  der  Vf.  0. 
Schmidt,  Z.  Gesch.  d.  ältesten  Bibl.  S.  141 
eitleren,  der  nichts  davon  weiss,  dass  „teut- 
scher  Nation  fumehmster  Buchfuhrer"  eine 
eigene  Druckerei  besessen.  Sollte  der  S. 
181  a.  306  genannte  Risch,  den  Wimpfe- 
ling grüssen  lässt,  nicht  mit  dem  berühm- 
ten Vf.  der  Margarita  philosophica,  Gre- 
gorius  Reich,  identisch  sein  ?  Dieser  letzte 
war  wenigstens  um  jene  Zeit,  wie  Schmidt 
Eist,  litt^r.  II  89  wahrscheinlich  gemacht, 
in  Heidelberg.  Ich  bemerke,  dass  Wimpfe- 
ling diesen  letztern  auch  sonst  als  Rieschius 
bezeichnet  (vgl.  pro  re  publ.  Christ  Bl.  7^). 
Bei  Jac.  Spiegel  (S.  227)  hatte  der  Vf:  nicht 
auf  Aschbachs  höchst  oberflächliche  Zu- 
sammenstellung verweisen  dürfen.  Hätte  der 
Vf.  das  Schlettst  Progr.  1884  [u.  18B6] 
über  Spiegel  zu  Rate  gezogen,  so  hätte  er 
S.  156  zum  J.  1494  den  Joh.  Vigilius  nicht 
als  „Domherrn  von  Worms"  bezeichnet 
(vgl.  Progr.  1884  S.  14  a.  1  Trithem.  a. 
Celtes  (Würzb.  1.  Juli  1507):  vigüius  nost^r, 


—    142    — 

Maecenas  pTtüasophorum,  canonicatum  War- 
tnatiensem  obtinuit  .  .),  auch  hätte  er  dort 
noch  S.  15  a.  1  ein  weiteres  Epitaph  auf 
Dalberg  gefunden,  das  Spiegel  in  seiner 
Ausg.  der  scaenica  progymn.  Reuchlins 
fo.  LXXX  als  von  ihm  verfasst  mitteilt.  — 
S.  190  a.  326  Z.  7  muss  es  heissen  AnÜ^ 
logium  contra  Wigandum  Cauponis  (statt 
Campoms). 

Schlettstadt.  (Knod.) 

Vatentin-SniHh:  Foiiiltot  dane  la  valJ<«  du  Formwit  103. 
f:  an  1862.    Lyon,  Auguste  Brun.    1886. 

Unter  diesem  Titel  erschien  vor  kur- 
zem ein  sehr  sorgfältig  und  gewissen- 
haft zusammengestelltes  Werk,  das  der 
Beachtung  der  Geschichts-  und  Altertums- 
forscher zu  empfehlen  ist.  Der  jetzt  92- 
jährige  Verfasser  behandelt  eingehend  die 
Ausgrabungen,  die  im  Auftrag  des  Kaisers 
Napoleon  III  an  der  Saone  vorgenommen 
wurden,  um  den  Ort  festzustellen,  wo  Cäsar 
die  Tiguriner  besiegte.  Es  gewährt  schon 
hohes  Interesse,  die  Geschichte  dieser 
Forschungen  zu  verfolgen,  und  dazu  bieten 
zahlreiche  Briefe,  die  als  pieces  justifica- 
tives  abgedruckt  sind,  die  beste  Gelegen- 
heit. Man  erhält  einen  Einblick  in  die 
Art,  wie  Napoleon  verfuhr;  man  durch- 
schaut die  Intriguen,  die  sogar  seinen  wis- 
senschaftlichen Bestrebungen  entgegenwirk- 
ten, weil  gewisse  Leute  fürchteten,  er  Hesse 
sich  dadurch  zu  viel  von  wichtigeren  Din- 
gen abziehen.  Das  Interessanteste  aber 
sind  die  Ergebnisse,  in  Karten,  Verzeich- 
nissen der  Fundstücke  und  Abbildungen 
derselben  so  ausführlich  vorgelegt,  dass 
der  Leser  wohl  in  den  Stand  gesetzt  ist, 
genau  zu  prüfen  und  selbst  zu  urteilen. 
Das  Urteil  lautete  im  Anfang  allgemein 
zustimmend.  Napoleon  nahm  in  sein  Werk 
über  Cäsar  die  Angabe  auf,  die  Ausgra- 
bungen zwischen  Trdvoux  und  Riottiers 
auf  den  Hochflächen  von  La  Bruy^re  und 
Saint-Bamard'  Hessen  keinen  Zweifel  dar- 
über besteben,  dass  dort  die  Helvetier  ge- 
schlagen seien.  Einige  Jahre  später,  1868, 
wurden  aber  Einwendungen  erhoben ;  ein 
junger  Archäolog,  Adrian  Arcelin,  behaop«- 
tete,  die  gefundenen  Grabstätten  konnten 
nichts  beweisen,  sie  gehörten-  in  veraohie^ 
dene  Zeiten,  seien  Jahrhunderte  lang  vor 
Cäsar  angelegt.    Jeder,   der  mit  solchen 


Digiti 


zedby  Google 


—    148    — 

Dingen  etwas  vertraut  ist,  die  beschriebe- 
nen und  zum  Teil  auch  abgebildeten  Fund- 
gegenstftnde  aufmerksam  verfolgt  und  den 
Inhalt  der  Hügelgräber  an  der  Saone  mit 
dem  unserer  deutschen  vergleicht,  wird 
einräumen,  dass  Arcelin  im  allgemeinen 
das  nichtige  erkannt  hat;  nur  in  Betreff 
des  Alters  der  Gräber  geht  er  zu  weit; 
manche  derselben  scheinen  sogar  in  die 
Zeit  nach  Cäsar  zu  gehören.  Wenn  aber 
auch  auf  die  Gräber  zu  viel  Gewicht  ge- 
legt und  der  Umstand,  dass  eine  Anzahl 
davon  (mit  Schmucksachen  von  Bronze) 
Frauengräber  sind,  nicht  mit  in  Betracht 
gezogen  ist,  bleiben  doch  noch  genug  Gründe 
übrig  (z.  B.  ein  Massengrab),  die  es  wahr- 
scheinlich machen,  dass  das  Schlachtfeld 
wirklich  in  dortiger  Gegend  war.  Es  ist 
ein  grosses  Verdienst  des  Herrn  Valentin- 
Smith,  dass  er  mit  objektiver  Treue  ein 
reiches  Material,  das  zur  Aufklärung  dienen 
kann,  vorführt,  alle  Polemik  vermeidet  und 
es  den  Gelehrten  überlässt  zu  entscheiden, 
ob  die  Bemühungen,  jene  Ortlichkeit  siche- 
rer und  genauer  festzustellen,  als  es  dem 
Obersten  v.  Göler  (Cäsars  gallischer  Krieg, 
Stuttgart  1868,  Seite  16  und  16)  möglich 
war,  Erfolg  gehabt  haben. 
Hanau.  (R.  Suchier). 

104.  Mitteilungen  der  praehlttorleclien  Kommlselon  der 
kftleerl.  Akademie  der  Wleeenechaften.  Kr.  i. 
1887.  Heraatgegoben  Ton  der  Ak*d.  in  Wien. 
Wien  (Tempsky)  1888.    4«.    40  B. 

Diese  Veröffentlichung  verdankt  ihre 
Entstehung  einem  sehr  erfreulichen  Be- 
schlufis  der  philosophisch-historisch.  Klasse 
der  Akademie,  sich  fortan  auch  ihrerseits 
an  den  praehistorischen  Studien  beteiligen 
zu  woUen;  es  wurde  infolge  dessen  eine 
Commission  aus^  Mitgliedern  dieser  Klasse 
und  der  mathematisch  •  naturwissenschaft- 
lichen gewählt,  welche  letztere  unter  Hoch- 
stetters  Leitung  diesen  Arbeiten  sich  schon 
seit  dem  J.  1878  unterzogen  hatte. 

In  sauberer  Ausstattung  giebt  das  Heft 
einen  Bericht  von  Szombathy,  Ausgra- 
bungen am  Salzberg  bei  Haistatt  1886, 
welchem  eine  sehr  dankenswerte  über 
sämtliche  daselbst  geführte  Ausgrabungen 
orientierende  Karte  beigegeben  ist.  Hegner 
berichtet  über  erfolgreiche  ebenda  1877 
u.  1878  ausgeführte  Ausgrabungen;  Moser 


—    144    — 

über  eine  ganze  Reihe  Untersuchungen 
praehistorischer  und  römischer  Fundstätten 
im  Küstenlande  und  in  Krain. 

Die  Publikation  verspricht  für  die  prae- 
historischen Studien  von  hervorragendem 
Interesse  zu  werden. 

Im  März-Aprilheft  des  laufenden  Jahr-  1 0 
gangs  der  Revue  arch^ologique  ver- 
öffentlicht Salomon  Reinach  S.  254  bis 
268  eine  sehr  dankenswerte  'Liste  des 
oculistes  romalns  mentiomi^s  snr  les  cachets', 
welche  kurz  und  bündig  eine  Übersicht 
über  das  seit  Grotefend  und  Villefosse 
wieder  erheblich  angewachsene  Material 
giebt.  

Miscellanea. 

Zeitbestimmung  eines  HOgelgrabes  nit  1(N 
Bronzebeigaben.  In  diesem  KorrbL  Jahrg.  V, 
S.  165  u.  166  ist  die  Aufdeckung  eines 
Hügelgrabes  (VI)  im  Walde  bei  Waller- 
Städten,  Provinz  Starkenburg,  beschrie- 
ben worden,  in  welchem  sich  an  einem 
noch  erhaltenen  Skelette  eine  Halskette 
von  Bemsteinperlen,  2  Arm-,  1  Beinspirale, 
1  massives  Armband  aus  Bronze  und  eine 
über  der  Magengegend  liegende  20  cm 
lange  Radnadel  aus  Bronze  gefunden  hatten. 
Verschiedene  Teile  der  Leiche,  nament- 
lich der  Kopf  mit  dem  Halse,  waren  samt 
der  umgebenden  Erde  dem  Boden  entnom- 
men und  einzeln  in  kleine  Körbchen  ver- 
packt Herrn  Professor  Dr.  Lindenschmit 
zur  Untersuchung  übergeben  worden.  Als 
die  Gegenstände  zurück  nach  Darmstadt 
gelangten,  fand  Herr  Museumsinspektor 
Professor  Dr.  Adamy  bei  der  Halskette 
eine  römische  Münze  von  schlechtem  Ge- 
präge aber  mit  gut  erhaltener  Umschrift, 
die  durch  Herrn  Joseph  als  eine  Münze 
des  Kaisers  Augustus  bestimmt  wurde. 
Auf  eine  Anfrage,  wie  diese  Münze  zu  den 
Bronzegegenständen  komme ,  antwortete 
Herr  Lindenschmit,  sie  sei  mit  der  Kette 
aus  dem  Erdklumpen  entfernt  worden.  Da 
der  Hügel  eine  Höhe  von  1,85  m  hatte 
und  das  Grab  bei  2  m  Tiefe  gefunden 
ward  (man  vergL  den  Bericht),  so  ist  wohl 
denkbar,  dass  die  Münze  dem  Toten  mit- 
gegeben wurde,  aber  nicht,  dass  sie  durch 
Zufall  in  die  Tiefe  und  gerade  an  diese 
Stelle  gekommen  sei.^      (Fr.  Kofi  er.) 

Digitized  by  LjOOQ IC 


—    145    — 

1Qf7.  Die  rechttrheinitche  Rtfmerttrasse,  welche 
von  Mainz  aus  über  Ladenburg  nach  dem 
Süden  zog  (vgl.  Wd.  Zs.  1884  S.  246  ff.) 
und  auf  badischem  Gebiete  von  Herrn 
Ammon  festgelegt  ward,  bildet  schon  seit 
langer  Zeit  den  Gegenstand  meiner  Unter- 
suchungen. Sie  war  auf  der  von  Herrn 
Pfarrer  Fronhänser  (zur  Zeit  in  Mainz) 
nachgewiesenen  Strecke  im  Lorscher  Walde, 
wo  sie  Steinerstrasse  genannt  wird,  bereits 
im  Jahre  1881  von  mir  auf  ihre  Grund- 
lagen hin  untersucht  worden.  Das  Auf- 
finden der  grössten  aller  Rumerstatten  in 
der  Provinz  Starkenburg,  in  und  um  Gems- 
heim führte  auch  zur  Aufdeckung  der 
Trajansstrasse  in  der  Nähe  dieses  Städt- 
chens. Von  dort  ab  hielt  es  gerade  nicht 
schwer,  die  Kiesschüttung  der  Strasse  an 
Biebesheim,  Stockstadt  und  Erfelden  vor- 
über durch  „den  Forst",  zwischen  Wolfs- 
kehlen und  Leeheim  zu  verfolgen.  Der 
Zufall  führte  mich  dann  wieder  auf  die 
Strasse  westlich  von  Wallerstadten,  wo  sie 
bis  zum  Landgraben  (einer  mittelalter- 
lichen Entwässerungsanlage)  verfolgt  wer- 
den konnte.  Hier  verschwanden  alle  Spu- 
ren und  die  Einschnitte,  die  ich  jenseits 
des  Landgrabens  machte,  ergaben  nirgends 
das  von  mir  gewünschte  Resultat  Da  die 
Strasse  in  den  feuchten  Niederungen  mehr- 
mals ihre  im  Allgemeinen  gerade  Richtung 
verlassen  hatte,  so  vermutete  ich  ihre  Fort- 
setzung in  dem  sog.  hohen  Weg,  der  jen- 
seits des  Landgrabens  beginnend  immer 
der  höchsten  Bodenerhebung  folgend  nach 
l^ord-Osten  zieht  und  von  dem  ein  nach 
Norden  abzweigender  Weg  auf  „dem  Sand" 
die  höchste  Stelle  der  Gegend  erreicht. 
An  dem  Gedanken  festhaltend,  dass  die 
Strasse  nicht  nach  dem  Rheine  gezogen 
sein  konnte,  sondern  dass  sie  unter  günsti- 
gen Verhältnissen,  wenn  auch  nur  in  einer 
Fürth  den  Main  überschreiten  und  An- 
i^ehluss  an  die  Elisabethenstrasse  und  da- 
durch an  die  Kasteller  Brücke  gewinnen 
musste,  suchte  ich  den  Übergang  bei  dem 
ausgegangenen  Orte  Seilfurth  westlich  von 
Rüssdsheim  und  machte  im  vergangenen 
.Sommer  in  dieser  Richtung  verschiedene 
Einschnitte  in  den  Feldern,  ohne  dabei 
auf  Steine  oder  Kies  zu  stossen.  Wie  man 
jnir  schrieb,  fand  man  vor  kurzem,  in  der 


—    146    — 

Nähe  des  Schonauer  Hofes,  unweit  der 
Stelle,  da  ich  gesucht  hatte,  das  Pflaster 
der  Strasse  etwa  0,20  m  unter  dem  Acker- 
boden. Die  Entfernung  dieses  Punktes  vom 
Maine  beträgt  etwa  2*/t  km. 

Auch  im  Süden,  wo  man  die  Strasse 
nur  kannte,  soweit  sie  im  Lorscher  Walde 
Steinerstrasse  genannt  wird,  war  ich  so 
glücklich,  ihre  mutmassliche  Richtung  zu 
finden.  Eine  im  Grossherz.  Forstvermess- 
ungsbureau befindliche  alte  Karte  zeigt 
ihren  einstigen  Zug  von  der  Grenze  des 
Lorscher  bis  an  die  Grenze  des  Yiernheimer 
Waldes,  unweit  Viernheim.  Genaue  Mittei- 
lungen über  den  Lauf  und  die  Beschaffenheit 
der  Strasse  werde  ich  geben,  sobald  die 
Übergangsstelle  am  Maine  (?)  festgestellt  und 
die  Strasse  im  Viemheimer  Walde  durchEin- 
schnitte  nachgewiesen  ist     (Fr.  K o f  1  e r. ) 

Hr.]  Zu  den  Trierer  IntchrHten,  vgl.  Wd.  108. 
Korr.  n,  104  u   124. 

8)  Victor  Simon  schreibt  in  den  m^m. 
de  Tacad^m.  de  Metz  1854/56  in  Notice  ar- 
ch^ologique  sur  Metz  et  ses  environs  p. 
572  „tous  les  objets  provenant  de  cette 
s^pulture  sont  ä  Mettlach  pr^s  de  Sarre- 
louis,  dans  le  cabinet  de  M  Boch,  qui  re- 
cherche  avec  un  zMe  tr^s-^claire  les  an- 
tiquit^s  de  la  conträe,  quUl  habite.  Entr'- 
autres  choses  interessantes  ou  remarque 
dans  ce  cabinet  un  conduit  ou  tuyau  en 
terre  cuite,  sur  lequel  on  lit  Finscription 
suivante  LEG-  X-XXIIPP  Cette  inscrip- 
tion  est  un  monnment  de  plus  qui  atteste  la 
pr^ence,  dans  nos  contr^es,  de  la  dixiäme 
et  de  la  vingt-deuzi^me  l^gion*'. 

Durch  freundliche  Mitteilungen  des  Hm. 
Boch  bin  ich  in  der  Lage,  diese  Notiz  in 
2  Punkten  zu  berichtigen.  Einmal  hat  Si- 
mon eine  X  zu  ^'iel  wiedergegeben;  der 
Stempel  sieht  nach  Hm.  Boch's  Zeichnung 
so  aus:  LEGX'XllP^,  gehört  also  zu  der 
von  Becker  im  Mainzer  Katalog  unter  110 
vei'zeichneten  Sorte.  Zweitens  ist  das  Stück 
sicher  nicht  in  der  Umgegend  von  Mettlach 
gefunden,  sondern  wurde,  wie  sich  Herr 
Oberst  v.  Gehäusen,  der  die  Mettlacher 
Sammlung  eine  Zeitlang  verwaltete,  bestimmt 
erinnert,  vom  Mainzer  Museum  als  Tausch- 
objekt dahin  gegeben.  Der  Fundort  selbst 
kann  nicht  mehr  angegeben  werden,  ist 
aber  jedenfalls  am  Rhein  zu  suchen. 

Digitized  by^VjOOQlC 


—     147    — 


—    148    — 


9)  Von  dem  in  der  römischen  Villa  zu 
■Fliestem  (Kr.  Bitburg)  gefundenen  Bronze- 
täfelchen, welches  seit  Januar  1886  im 
Provinzialmuseum  aufbewahrt  wird,  er- 
scheint hier  eine  zinkographische  Nach- 
bildung, da  die  Wiedergaben  in  Typen 
(Barsch,  Bonn.  Jahrb.  1  S.  42;  ders.,  Eiflia 
ill.  3,  I,  2  S.  495;  Brunn,  B.  J.  2  S.  157; 
Becker,  B.  J.  27  S.  78;  Brambach,  CIRh. 
840;  Bergk,  B.  J.  56  S.  245)  sämtlich 
nicht  vollkommen  korrekt  sind. 


Becker  bezog  die  Inschrift  auf  den 
Lenus  Mars,  Bergk  erklärte  diese  Deutung 
für  unmöglich,  da  deutlich  Marü,  nicht 
Marti  stehe.  Diese  Thatsache  ist  zweifel- 
los richtig,  aber  erwägt  man,  wie  leicht 
der  Fehler  I  für  T  entstehen  kann,  und 
dass  in  Zeile  3  der  Anfertiger  nachweis- 
bar einen  ähnlichen  Fehler  beging,  indem 
er  IVIIA  für  IVLIA  schrieb,  so  wird  man 
an  diesen  Fehler  glauben  müssen  auf  einem 
Täfelchen,  welches  seiner  ganzen  Form 
nach  wie  durch  das  tussu  am  Ende  sich 
als  Votiv  zu  erkennen  giebt,  zumal  in  einer 
Verbindung  mit  Lern,  die  ebenso  auf  dem 
Leno  jlfarti-Stein  von  Virton  erscheint. 

Interpunktionen  sind  nicht  angebracht, 
wohl  aber  befinden  sich  nach  den  einzelnen 
Worten  grössere  Zwischenräume.  Im  An- 
fang von  Z.  1  sieht  man  unmittelbar  vor 
D  den  Rest  eines  Bogens,  der  nur  ein  D 
sein  kann,  da  er  für  ein  0  zu  voll  ist; 
zwei  D  aber  weisen  auf  In  h(onorem) 
d(omu8)  d(mnae).  Hiernach  fehlen  auf 
Z.  2  im  Anfang  zwei  Buchstaben,  auf  Z.  3 
fünf  bis  sechs ;  die  Inschrift  wird  also  ge- 
lautet haben: 

In.  h.  dj  d.  Leno  Marti  Arte- 
,  ,  CO     M,    ledussius     Mag- 
[nm?  et]  lulia  Iuti[ni]a[na] 
[coniux.  iu]88u  p[o8uerunt] 


Die  Ergänzung  des  männlichen  Cogno- 
men  ist  nicht  sicher.  Vom  weiblichen  Cog- 
nomen  lautete  der  Anfang  sicher  luti,  darauf 
folgt  eine  Lücke  von  2  Buchstaben,  dann 
der  Rest  eines  A  oder  M,  dann  wieder  der 
Kopf  einer  Hasta.  Trifft  die  übrigens  nur 
beispielsweise  vorgeschlagene  Ergänzung 
das  Richtige,  so  ist  wohl  vor  T  ein  S  nur 
durch  Unachtsamkeit  ausgefallen.  Vom 
letzten  Buchstaben  der  Inschrift  ist  nur 
eine  die  Zeile  überragende  Hasta  mit  einem 
Schwänzchen  erhalten;  dieses  ist  kleiner 
als  die  Schwänzchen  an  den  T.  Ein  P  zum 
Vergleich  enthält  die  Inschrift  nicht. 

In  dem  vermutlich  topischen  Beinamen 
des  Mars  fehlen  zwei  Buchstaben,  deren 
Ergänzung  ich  den  Kennern  des  Keltischen 
überlassen  muss. 

Vom  Lenus  Mars  kennen  wir  ausser 
der  schon  erwähnten  Inschrift  von  Maje- 
roux  bei  Virton,  die  nach  Zangemeisfers 
Angabe  bis  jetzt  nicht  wiedergefunden  ist, 
noch  eine  aus  Mersch  im  Luxemburgischen, 
die,  wie  mir  gleichfalls  Zangemeister  mit- 
teilt, von  Becker  a.  a,  0.  im  Wesentlichen 
richtig  wiedergegeben  ist.  Einen  Mars 
Lenus  auf  einer  Bitburger  Inschrift  zu 
finden,  hat  demnach  nichts  Auffalliges. 

10)  Zu  diesen  drei  schon  von  Becker  auf 
Lenus  Mars  bezogenen  Inschriften  kommt 
meines  Erachtens  noch  eine  vierte,  näm- 
lich der  1876  an  der  Maximinstrasse  bei 
Trier  gefundene  zweiseitig  beschriebene 
Stein,  welcher  von  Buch  der  in  den  Bonner 
Jahrb.  58  S.  175  veröffentlicht  ist  Auf 
der  einen  Seite  steht  der  Anfang  aus  dem 
7.  Buch  von  Lucan's  Pharsalia,  sinnlos  mit 
dem  Worte  aethera  endend,  auf  der  andern 
die  Inschrift 

LENOMAR 
8VLPICIVS 

I   I    Loch    I 

Bücheier  fasst  dieselbe  als  zwei  Namen 
auf,  Lenomar(u3)  Sidpicius,  Aber  es  wäre 
nicht  nur  die  Stellung  der  Nomina,)  für 
welche  man  die  Folge  Suipicius  Lenomar 
erwartete,  sehr  auffällig,  sondern  auch  die 
Verbindung  eines  so  gut  italischen  Namens 
mit  einem  celtischen  Namen  und  das  Fehlen 
der  Endung  -us  bei  dem  letzteren. 

Das  Lucancitat  kann  schwerlich  in 
irgend  einem  Zusammenhang  mit  der  an- 
deren Seite  der  Inschrift  stehen,  mag  man 


—    149    — 


—    150    — 


nun  I^momar  als  Namen  oder  als  Xeno 
Jfafti  auffassen.  Es  muss,  wie  auch  Büche- 
ier annimmt,  irgend  eine  Zufälligkeit  in 
der  Verbindung  der  beiden  Inschriften  vor- 
liegen, die  man  nicht  erforschen,  nur  vor- 
muten  kann.  Sicher  ist,  dass  der  Stein, 
als  das  Lucancitat  aufgeschrieben  wurde, 
nicht  breiter  war  als  heute,  ja  dass  auch 
das  Loch  schon  vorhanden  war.  Das  Loch 
aber  kann  schwerlich  beabsichtigt  sein,  und 
wer  auf  einem  derartig  zerlöcherten  Stein 
eine  Inschrift  auftrug,  that  es  zu  seinem 
Vergnügen  oder  zu  seiner  Übung.  Aus 
diesem  Grunde  komme  ich  also  zu  einer 
ganz  ähnlichen  Annahme  wie  Bücheler :  ein 
junger  Steinmetz  mag  auf  einem  verworfe- 
nen Stein  seine  Übung  gemacht  haben  und 
zwar  scheint  mir,  dass  der  Meister  auf 
jeder  Zeile  6 — 7  Buchstaben  vorgeschrie- 
ben und  der  Lehrling  die  Zeilenenden  ziem- 
lich stümperhaft  und  in  schlechten  Buch- 
stabenintervallen hinzugefügt  hat. 

Betrachtet  man  nun  die  andere  Seite 
wie  sie  vorliegt,  so  ist  das  I,  welches  die 
letzte  Zeile  beginnt,  sinnlos.  Da  es  gerade 
unmittelbar  vor  dem  Loche  steht,  scheint 
es  mir  zweifellos,  dass  der  Steinmetz  wider 
sein  Erwarten  auf  eine  schlechte  Stelle  im 
Stein  stiess,  welche  sich  zum  Loch  erwei- 
terte und  dass  er  infolge  dessen  den  Stein 
verwerfen  musste.  Ob  der  Stein  bei  der 
ersten  Verwendung  breiter  war  als  bei  der 
zweiten,  vermag  ich  nicht  sicher  zu  ent- 
scheiden; die  Buchstaben  treten  ziemlich 
nahe,  doch  nicht  zu  nahe  an  die  Ränder. 
Irre  ich  indes  mit  meiner  Beziehung  auf 
Xteno  Marti  nicht,  so  scheint  es  mir  wahr- 
scheinlich, dass  anfänglich  der  Stein  breiter 
und  MarÜ  ausgeschrieben  war. 

Ich  muss  noch  hervorheben,  dass  nach 
Ijeno  ein  Punkt  nicht  steht;  ein  solcher 
wäre  für  unsere  Deutung  erwünscht,  aber 
das  Fehlen  desselben  bietet  kein  Bedenken. 
Bachelor  hält  die  Inschrift  für  ziemlich 
später  Zeit  angehörig.  Die  trefflichen  Buch- 
staben der  Leno  MarfttJ-Seiie  wie  die  der 
Zeilenanfangen  der  Rückseite  erregen  mir 
starke  Bedenken  gegen  diese  Auffiissung; 
meines  Erachtens  fällt  die  Inschrift  nicht 
nach  dem  J.  100. 

Es  erübrigt  noch  die  Bemerkung,  dass 
schon  Dr.  Bone  in  einer  Notiz  der  Trier. 


Zeitung  von  1876  Nr.  90  die  Beziehung 
auf  Mars  Lenus  vortrug,  dieselbe  aber  als- 
bald wieder  fallen  Hess  (vgl.  Picks  Monats- 
schrift n  S.  117). 

Beiirttge  zur  Biographie  SIeidant.  Unser  109. 
erster  Kenner  Sleidans,  Professor  Baum- 
garten in  Strassburg,  sagt  in  seiner  Mono- 
graphie *Über  Sleidans  Leben  und  Brief- 
wechsel' S.  86  von  ihm :  'Nachdem  er  sich 
so  der  Stadt  mehrfach  nützlich  gemacht 
hatte,  konnten  seine  Gönner  vorschlagen, 
ihn  dauernd  in  den  Dienst  derselben  zu 
nehmen,  was  dann  im  Juni  (15ö2)  ge- 
schah*. Im  Anhang  seiner  Schrift  teilt  er 
uns  sodann  ein  Schreiben  Sleidans  vom 
24.  Juni  mit,  *aus  dem  wir  allein  über  dieses 
Verhältnis  Kunde  erhalten*. 

In  den  Strassburger  Ratsprotokollen, 
die  ich  neuerdings  behufs  einer  anderwei- 
tigen Untersuchung  eingehender  durchge- 
sehen habe,  fand  ich  nun  noch  verschie- 
dene Einträge,  die  neben  einer  kleinen 
chronologischen  Berichtigung  uns  in  die 
Verhandlungen,  welche  dem  Abschlüsse  des 
Vertrages  vorausgingen,  nähere  Einsicht 
gewähren,  andererseits  für  die  Gesichts- 
punkte, die  dabei  für  die  Verordneten 
des  Kriegs,  die  Herrn  XIII,  sowie  für 
Sleidan  selbst  massgebend  gewesen  sind, 
einen  Anhalt  bieten. 

Es  heisst  daselbst  Samstag  den  3.  Sep- 
tember 1552: 

'Pringen  mein  herrn  die  XIII:  Sie  ha- 
ben, meine  herrn,  Johann  Schledanum  uf 
das  concilium  gepraucht  und  denselben 
auch  vorirt.  (?)  Do  hab  er  nmb  dienst  an- 
gesucht, und  weil  derselb  bei  Gülich  und 
sonst  wol  dienst  haben  mocht,  und  aber 
sein  schweher  Dr.  Hans  von  Metz  und  er 
lieber  hie  weren,  haben  sie  mit  im  handien 
lassen,  ob  er  hundert  gülden  dienstgelt 
jars  nem,  in  ansehen,  das  der  Franzoss 
nunmehr  neher  genachpart  und  man  sein 
zu  schicken  bedürfen  wurde.  Do  hab  er 
wol  erstlich  uf  200  gülden  behart  und  letz 
dahin  gewilligt,  150  gülden  zu  nemen;  doch 
so  er  von  meiner  herren  wegen  reite,  das 
man  im  das  gewonlich  reitgelt  geben  solt 
und  einen  freyen  sitz  lasse.  Do  beten  sie, 
die  herrn  XIII,  gedacht,  das  im  die  an- 
derthalb hundert  gülden  und  das  reitgelt 
zu  geben  und  zu  willigen,  aber  des  freyen 


—    161    — 


—    152    — 


«itz  halben,  damit  es  sich  nit  soweit  ein- 
liss,  das  man  ine  der  zunft  hütens  und 
Wachens  erlassen  wurde,  aber  stall-,  zoll- 
und  ungelt  solt  er  wie  ein  burger  ent- 
richten. Dieweil  es  aber  nit  in  meiner 
hn.  dreizehn  gwalt,  haben  sie  es  hieher 
pringen  wollen.  —  Erkannt:  So  er  sich 
uf  die  mass  jetz  anzeigt  bestellen  lassen 
wolle,  soll  man  uf  ein  jaracht ')  mit  im 
handien,  wie  man  sich  darin  verglichen  mag*. 

Derselbe  Gegenstand  konunt  zur  Sprache 
am  3.  Oktober  1552: 

*Licentiat  Schiedanus  begert,  das  man 
sein  bestallung  uf  Johannis  soll  lassen 
anghop'.  Erkannt:  'Wo  er  doruf  beharrt, 
im  sollichs  bewilligen  und  der  jaracht  hal- 
ben auch  mit  ime  handien'. 

Femer  am  17.  Oktober:  *l6t  Licentiat 
Schledani  bestallung,  das  er  vier  jar  lang 
dienen,  und  dieselbigen  uf  Joannis  anno  52 
angangen  sein  sollen.  Ericannt :  lasst  mans 
darbey  pleiben'. 

Endlich  am'19.  Oktober:  'Johann  Schie- 
danus ^Licentiat  hat  sein  bestallung  ge- 
schworen'. 

Hiemach  war  für  die  Herrn  XHI  die 
Nachbarschaft  der  Franzosen,  die  1552 
das  Herzogtum  Lothringen  in  Besitz  ge- 
nommen hatten,  ausschlaggebend,  da  sie 
Sleidans  als  Gesandten  nicht  entbehren 
-zvL  können  glaubten,  für  letzteren  der  Auf- 
enthalt in  Strassburg,  das  Zusammensein 
mit  der  Familie  seiner  Frau,  höchst  wün- 
schenswert Femer  haben  die  Verhand- 
lungen nicht  im  Juni  stattgefunden,  son- 
dem  erst  im  September  begonnen  und  Mitte 
Oktober  ihren  Abschluss  gefunden,  die 
Bestallung  selbst  ist  aber  auf  Johanni  1552 
zurückdatiert  worden. 

Noch  einmal,  am  8.  September  1555, 
£nden  wir  das  Dienstverhältnis  erw&hnt: 
*Dweil  der  kosten  für  mein  herra  funf- 
zehen  gewisen,  sollt  man  Sleidani  dienst- 
gelt eingedenk  sein';  und  weiter  unten: 
^Uf  den  dritten  punkten  erkannt :  *Sleidani 
bestallung  suchen,  wiederherbringen  und 
alsdann  davon  reden'. 

Im  April  1555  war  das  bei  Rihel,  sei- 
nem Strassburger  Verleger,  gedruckte  Ge- 

1)  Jaraoht  -  -  namerns  certas  annornm  ex  pacto 
-val  lege  observandus  (Scherz,  Glossarlnm). 


Schichtswerk  Sleidans  im  Handel.  Dasselbe 
erregte  bekanntlich  in  ganz  Deutschland 
das  grösste  Aufsehen,  zog  aber  dem  Ver- 
fasser und  Strassburg  selbst  die  Ungnade 
des  Kaisers  zu.  Bereits  Ende  1555  wurde 
in  Basel  eine  deutsche  Übersetzung  der 
Kommentare  durch  Heinrich  Pantaleon 
veranstaltet,  von  der  Sleidan  die  übelsten 
Folgen  fär  sich  befürchten  musste. 

Auf  seine  Beschwerde  trag  im  Namen 
der  Herrn  XIH  Mathis  Pfarrer  bei  dem 
Strassburger  Rate  am  80.  Nov.  1555  vor: 

'Es  hab  inen  Schiedanus  berichtet,  das 
ein  doctor  zu  Basel,  der  sein  Cronik  zu 
verteutschen  willens  und  auch  im  werk, 
und  vieleicht  nit  wie  es  die  notturft  er- 
fordert; zudem  es,  wie  zu  besorgen,  noch 
mher  ungnad  geberen  würde,  und  vermeint, 
mein  herren  XHI  sollten  den  geheimen 
rhaten  zu  Basel  daram  zuschreiben,  damit 
es  mochte  abgestelt  werden,  so  woU  er 
auch  für  sich  selbs  schreiben.  Erkannt: 
Den  geheimen  rhaten  zu  Basel  darum,  wie 
er  begehrt,  zuschreiben  mit  vermeldung, 
was  es  Schledano  für  ungnad  bracht  und 
begeren,  man  wolt  es  einstellen'.  (Strass- 
burger Stadtarchiv  R.  u.  21.) 

Daraufhin  sandten  die  Verordneten  des 
Kriegs  am  19.  Dezember  den  bei  Baum- 
garten a.  a.  0.  p.  117  abgedrackten  Brief 
an  den  Rat  von  Basel,  in  welchem  sie  sich 
für  ihren  Bürger  verwendeten.  Schon  vor- 
her im  November  hatte  Sleidan  selbst  dem 
Züricher  Geschichtsschreiber  Joh.  Stumpf^ 
der  ebenfalls  eine  deutsche  Übersetjcung 
der  Kommentare  vorbereiten  sollte,  ge- 
schrieben'): *Si  vos  non  desistatis,  tum 
Rihelius,  quiLatina  dedit,  Germanica  quoque 
cogetur  edere,  quae  nunc  habet  parata, 
sed  in  mei  gratiam  supprimit.  Qaanto  an- 
tem  vendibilior  sit  illius  editio  futura, 
quam  cuiusvis  alterius,  id  vobis  aestiman- 
dum  relinquo.  Nee  enim'ei  sum  defaturus, 
si  vos  incoeptum  urgebitis\ 

Während  Sleidan  über  Stumpf  falsch 
berichtet  gewesen  war,  erschien  die  deutsche 
Übersetzung  Pantaleons  anfang  1556  unge- 
achtet der  Intervention  der  Herren  XIII. 
Dieser  Umstand  mochte  wohl  Sleidan  und 
seinen   Strassburger  Verleger  bestimmen. 


1)  Baumgarten,    SleiftaHs^Bcief Wechsel  p.  90A. 

Digitized  by  Vj(J(J^ 


—    153    — 

nunmehr  ihrerseits  mit  der  in  dem  Briefe 
an  Stumpf  erwähnten  deutschen  Übertragung 
hervorzutreten.  Ich  finde  nämlich  in  den 
Ratsprotokollen  vom  1.  Juni  1556  bemerkt : 

*Jo8ia8  Ruel  supliciertlime  zuzulassen, 
Schledani  chronik  in  teutscher  sprach  zu 
drucken,  us  ursach,  in  der  suplikation  ver- 
meldet'. 

Indessen  der  Rat  beschloss:  Ime  mit 
bestem  fug  abschlagen  und  sagen,  das  er 
noch  zur  zeit  mit  ruwig  stee.  Herr  Jabob 
Meier  altammeister  und  Pfarrer . 

In  einem  im  Strassburger  Stadtarchive 
vorhandenen  Auszug  aus  der  verloren  ge- 
gangenen Chronik  Daniel  Specklins  be- 
findet sich  über  dem  Tod  Sleidans  folgen- 
der Eintrag:  , 

*1556.  den  31.  October  starbe  der  hoch- 
gelert  und  weitberühmt  herr  Job.  Sleidanus 
zu  Strassburg.  Er  hatte  im  ein  fluss  am 
Schenkel  lassen  zuheilen,  daruff  er  darnach 
gar  kein  gesunde  stund  mehr,  und  hat 
solches  nit  geacht'. 

Endlich  dürfte  folgende  Mitteilung  in 
den  RatsprotokoUen  vom  18.  September 
1557  nicht  uninteressant  sein: 

'Melchior  Specker:  es  were  in  diser 
stund  ime  von  einem  treffenlichen  gelerten 
mann  und  pfarrern  zu  Pforzheim  zukom- 
men, darin  er  ime  zu  erkennen  gebe,  dass 
er  die  fiirtreffiich  histori  Schledani,  der- 
gleichen in  1500  jaren  keine  beschriben 
worden,  ins  teutsch  bracht,  damit  dieselbig 
auch  an  die  posteritet  gelangen  möchte 
verteutscht,  und  dieweil  der  autor  meiner 
herrn  burger  und  diener  gewesen,  mein 
herm  dedicieren  wellen,  praesentiert  ein 
exemplar  und  bittet  von  des  guten,  ehr- 
lichen mans  wegen,  der  sonst  hie  unbe- 
kannt, man  wolls  in  gnaden  ufnehmen. 
Erkannt:  Die  schulherren  sollen  ime  ein 
schillingthaler  geben*. 

Strassburg  i.  E. 

Dr.  A.  Hollaender. 


Zu  froheren  Notizen. 

110.  Zu  dem  Namen  „Turesus''.  In  der  von 
J.  Klein,  Bonner  Jahrb.  85  S.  85  und  von 
Hettner,  Korrbl.  1888  Sp.  117  besprochenen 
Kölner  Inschrift  heisst  ein  Veteran   der 


—    154    — 

leg.  L  Min.  Aurelius  Arusenus  Turesus- 
(es  steht  der  Genetiv  da:  „Aureli  Aruseni 
Turesi*^).  Schwerlich  ist  in  dem  letzten 
Worte  mit  Klein  die  Heimatsbezeichnung 
zu  suchen;  es  scheint  mir  vielmehr  un- 
zweifelhaft, dass  Turesus  identisch  ist  mit 
Thyresus,  dem  Namen  eines  „Celticus  prin» 
ceps**,  mit  welchem  Scipio  nach  der  Ein- 
nahme von  Numantia  sich  unterhielt  (Oro- 
sius  y  8  §  1  nach  einer  Epitome  aus 
Livius,  lib.  59).  In  allen  guten  Hand- 
schriften des  Orosius  ist  Thyresus  über- 
liefert, aber  offenbar  liegt  darin  nur  eine 
gräcisierende  Umbildung  des  keltischen 
Namens  vor,  dessen  korrekte  Form  wir 
jetzt  erst  durch  den  Kölner  Stein  kennen 
lernen.  Keltische  Eigennamen  auf  Tur- 
kommen  auch  sonst  vor.  —  Zwei  Cogno- 
mina  (ein  italisches  und  ein  ausländisches) 
bei  einer  Person  sind  gerade  in  Inschriften 
von  Soldaten  peregriner  Herkunft  und 
speziell  auch  in  der  Zeit,  welcher  unser 
Stein  wahrscheinlich  angehört,  der  ersten 
Hälftn  des  3.  Jahrhunderts,  nicht  auffällig. 
—  Nicht  ganz  ausgeschlossen  ist  auch  die 
Möglichkeit,  dass  einer  der  beiden  Namen 
Arusenus  oder  Turesus  der  des  Vater» 
wäre,  obwohl  allerdings  das  Auslassen  von 
„filius^  in  diesem  Falle  wegen  der  Zwei- 
deutigkeit sehr  sonderbar  sein  würde. 
Heidelberg.        (K.  Zangemeister). 

Vereinsnachrichten 

unter  Redaction  der  Vereinsvorstände. 

Frankfurt  a.ll.  Verein  für  Geschichte  m. 
und  Altertumskunde.  Am  9.  April 
sprach  Herr  Reallehrer  Dr.  J.  Kracauer 
über  das  Thema:  Ein  Versuch  Ferdi- 
nands IL,  die  Jesuiten  in  Frank- 
furt einzuführen.  In  seiner  Einlei- 
tung wies  der  Vortragende  darauf  hin,  dass 
schon  bei  Gelegenheit  des  Fettmilch'schen 
Aufstandes  (1614  ff.)  Papst  Paul  V.  den 
Erzbischof  Schweikhard  von  Mainz  aufge- 
fordert habe,  in  Frankfurt  für  die  Gründ- 
ung eines  Jesuiten-Collegiums  zu  wirken; 
doch  hielt  damals  der  Erzbischof  die  Zeit 
für  noch  nicht  dazu  angethan.  Erst  die 
Siege  der  kaiserlichen  Waffen  im  ersten 
Drittel  des  30jährigen  Krieges  gaben  der 
Gegenreformation   die    Möglichkeit,    von 

Digitized  by  VjOOQ IC 


—    156    — 

neuem  und  ernstlich  die  Einführung  der 
Gesellschaft  Jesu  in  die  altprotestantische 
Reichsstadt  zu  versuchen.   Nachdem  schon 
1628  die  Kapuziner  im  Antoniterhof  festen 
Fuss  gefasst  hatten,  erfuhr  die  Stadt  im 
folgenden  Jahre,    nach   dem  Erlass   des 
gegen   die  Reichsstädte    so    rücksichtslos 
durchgeführten   Restitutionsediktes,    dass 
die  Jesuiten   das   Weissfranenkloster  für 
sich  in  Anspruch  zu  nehmen  gedächten. 
Zur   Abwendung    der   drohenden    Gefahr 
suchte  der  Rat  den  Kurfürsten  Georg  von 
Sachsen  zu  gewinnen,  liess   alle  auf  das 
Kloster  bezüglichen  Schriftstücke  ordnen, 
um  mittelst  derselben  sein  gutes  Recht  auf 
das  schon  lange  vor  dem  Passauer  Ver- 
trage säkularisierte  Kloster  zu  erhärten, 
und   sicherte   durch    eine  Besatzung   das 
Kloster  vor  einem  Handstreich  der  Gegner. 
Im    Mai    1630    erschienen    die    Subdele- 
gierten  der  kaiserl.  Kommissarien,  des  Erz- 
bischofs  von  Mainz   und   des  Kurfürsten 
Maximilian  von  Baiem,  in  Frankfurt  und 
verlangten  die  Herausgabe  des  Weissfrauen- 
klosters.  Der  Rat  legte  den  Subdelegierten 
alle  möglichen  Hindemisse  in  den  Weg  und 
gewann  dadurch  wenigstens  Zeit.  Auch  auf 
dem  Kurfürstentage  zu  Regensburg  1630 
Hessen  die  Frankfurter   ihre  Sache  vor- 
tragen, jedoch  ohne  Erfolg.    Die  Jesuiten 
waren  mächtiger  als  je,  und  die  Stadt  zog 
sich   sogar    durch   ilire  Widersetzlichkeit 
die  höchste  Ungnade  des  Kaisers  zu.    Des- 
halb machte  der  Rat  eine  direkte  Eingabe 
an  den  Kaiser,  in  der  er  den  Rechtsfall 
klar  zu  legen  suchte  und  neuerdings  um 
Aufschub  bat.    Aber  auch  dieses  Gesuch 
fruchtete  nichts.    Bald  darauf  erschienen 
die  Subdelegierten  zum  zweiten  Male  in 
der  Stadt.   Der  Rat  wurde  angehalten,  bei 
Vermeidung  schwerer  Strafe  binnen  sechs 
Wochen  das  Kloster  auszuliefern.  Man  be- 
schloss,  a  Caesare  male  informato  ad  me- 
lius informandum  zu  appellieren  und  fügte 
dieser  Appellationsschrift  eine  durch  Ak- 
tenstücke beglaubigte  Geschichte  des  Klo- 
sters bei,  die  das  Recht  des  Rates  auf  das 
Kloster  klar  bewies.    Bald  kam  die  An- 
gele^^enheit  zu  einem  plötzlichen  und  für 
die  Stadt  glücklichen  Abschluss.    Am  17. 
November  1631   stand   Gustav  Adolf  vor 
Frankfurt,  das  ihm  bald  die  Thore  öffnete 


—    156    — 

und  huldigte.  Dadurch  war  die  Stadt  von 
den  Jesuiten  befreit,  und  sogar  die  Kapu- 
ziner mussten  bald  darauf  dieselbe  wieder 
verlassen.  Näheres  über  diesen  auch  reichs- 
geschichtlich interessan  ten  Streit  wird  der 
nächste  Band  des  Archivs  für  Frankfurts 
Geschichte  u.  Kunst  aus  der  Feder  des 
Vortragenden  bringen. 

Herr  E.  Padjera  erörterte  sodann  die 
Beschaffenheit  und  Bedeutung  der  gelegent- 
lich eines  Neubaues  aufgedeckten  Reste 
mehrerer  Bogen  des  Judenbrückchens, 
d.  h.  der  in  der  zweiten  Hälfte  des  16. 
Jahrb.  an  Stelle  eines  hölzernen  Stegs  er- 
richteten steinernen  Brücke,  welche,  den 
Graben  der  ersten  Stadterweiterung  (ca. 
1140)  überspannend,  das  Judenviertel  mit 
der  Altstadt  verband. 

In  der  Sitzung  vom  23.  April  sprach  || 2, 
anlässlich  des  Hütten- Jubiläums  Herr  Stadt- 
archivar Dr.  R.  Jung  über  die  Bezieh- 
ungen  Huttens   und  Sickingens   zu 
Frankfurt  a.  M.    Der  Vortrag  gab  we- 
niger eine  auf  neuer  Grundlage  beruhende 
Darstellung  des  schon  öfter  (besonders  von 
G.  E.  Steitz  im  Archiv  f.  Frankf.  Gesch. 
u.  Kunst.  N.  F.  IV)  behandelten   Thema, 
als  vielmehr  eine  knappe  Zusammenfassung 
der  Beziehungen  beider  Männer  zu  Frank- 
furt unter  besonderer  Berücksichtigung  des 
Verhältnisses,  in  welchem  die  gedachten 
Beziehungen  zur  Politik  Sickii^ens  im  Rei- 
che, bezw.  zu  Huttens  Kämpfen  stehen. 
Für  Sickingen  genügt  hier  darauf  hinzu- 
weisen, dass  sein  Vorgehen  gegen  Frank- 
furt 1518  u.  1519  seinem  ersten  Ursprünge 
nach  als  die  Rache  für  die  wohlwollende 
Neutralität  der  Stadt  gegenüber  Worms  und 
Hessen  in  deren  Kämpfen  mit  Sickingen 
betrachtet  werden  muss.   Bedeutsamer  hat 
Hütten  in  die  Politik  der  Reichsstadt  ein- 
gegriffen: ihm  gebührt  neben  den  kleineren 
Taunusrittem  das  Verdienst,  durch  sein 
energisches.Auftreten  gegen  den  verhassten 
Stadtpfarrer  Dr.  Meyer  die  reformatorische 
Bewegung  in  Frankfurt  in  Fluss  gebracht 
zu  haben;  als  sehr  interessant  für  Huttens 
phantastische  Pläne,  in  welchen  auch  Frank- 
furt eine  Rolle  zugedacht  war,  ist  ein  Brief 
an   Philipp   Fürstenberger   hervorzuheben 
(Böcking  II,  114).   —  Herr  Prof.   Dr.  A. 
Riese   besprach    sodann>die    bisherigen 

Digitized  by  VjOO^ 


—    157    — 

ForschHDgea  über  den  Namen  der  Körner* 
Stadt  Heddembeim  und  stellte  aaf  insclirift- 
licher  Grundlage  eine  neue  Vermutung  über 
denselben  auf:  Näheres  über  diesen  Vor- 
trag vergl.  Wd.  Korr.  VII  Nr.  84. 

13.  Am  14.  Mai  legte  Herr  Senator  Dr.  E. 
V.  Oven  einen  bisher  unbekannten  Stamm- 
baum der  Familie  Scholl  Yor,  welcher  in- 
teressante Aufschlüsse  über  die  Familie 
der  Friederike  Brion  von  Sesenheim 
giebt  und  die  Forschungen  des  Pfarrers 
Lucius  über  die  Familie  Brion  ergänzt  und 
berichtigt.  —  HerrE.  Padjera  berichtete 
über  einen  in  Sachsenhausen  gefundenen 
massiven  Mauerrest,  der  als  Rest  nicht 
emes  Befestigungsturmes,  sondern  eines  Pri- 
vatbaues,  der  mit  einem  Bergfried  versehen 
war,  zu  erklären  sei.  —  Sodann  wurde 
über  den  am  Himmelfahrtstage  unternom- 
menen Ausflug  nach  Burg  Münzenberg 
in  der  Wetterau  u.  nach  Fried berg  Be- 
richt erstattet  und  ein  Pfingstansflug  nach 
Rothenburg  ob  der  Tauber  beraten. 

14.  Karlsruher  Altertumsverein.  In  der  Sitzung 
am  24.  Nov.  1887  legte  Geh.  Hofrat  Wag-' 
ner  Erwerbungen  der  gr.  Altertumshalle 
vor,  bestehend  in  Nachbildungen  von  skyth- 
isch-griechischen  Goldfunden  der  Krim,  die 
er  mit  dem  reichen  von  der  russischen 
Regierung  publizierten  Material  von  der 
archäologischen  Seite  erläuterte.  Prof. 
Marc  Rosenberg  machte  Mitteilungen 
zur  Geschichte  des  Zahnstochers  unter  Vor- 
legung einer  interessanten  Sammlung.  — 
Am  12.  Jan.  1888  schilderte  Prof.  Lucken- 
bach in  einem  Vortrage  „Neue  Forschun- 
gen auf  der  Akropolis"  die  jüngsten  Aus- 
grabungen mit  ihren  grossen  Aufschlüssen 
für  die  Baugeschichte  der  Burg.  —  Dr. 
Wilser  referierte  am  16.  Febr.  über  „Die 
Stellung  der  germanischen  Runen  in  der 
Geschichte  der  Buchstabenschrift".  Nach 
seiner  Ansicht  ist  die  Runenschrift  nicht 
aas  der  lateinischen  entstanden,  sondern 
hat  eine  urarische  Schrift  zur  Grundlage, 
womit  Redner  seine  Theorie  von  der  Her- 
kunft der  Indogermanen  aus  Skandinavien 
verband.  —  In  der  darauf  folgenden  Gene- 
ralversammlung wurden  die  üblichen  Be- 
richte abgelegt,  und  es  erfolgte  die  Wieder- 
wahl des  Vorstandes.   —   In  der  Sitzung 


—    158    — 

am  8.  März  sprach  Dr.  Lad  ewig  als  Er- 
gänzung zu  der  von  Geheimrat  Wagner  ge- 
gebenen archäologischen  Analyse  der  helle- 
nischen Goldfunde  „Über  die  südrussischen 
und  verwandte  Goldfunde  in  historischer 
Beziehung".  Dr.  L.*  schilderte  Skythien 
und  seine  verschiedenen  Bewohner,  sowie 
die  Entwickelung  der  griechischen  Kolo- 
•nieen  am  Pontus.  Er  schloss  daran,  aus- 
gehend von  den  bekannten  Goldfunden  der 
Donaugebiete,  die  Darstellung  einer  resp. 
mehrerer  auf  Grundlage  der  skythisch- 
griechischen  Kultur  während  der  Völker- 
wanderung weit  verbreiteter  Stilrichtungen, 
in  welchen  Zusammenhang  auch  die  mero- 
wingische  Kunst  tritt.  Geh.  Hofrat  Wagner 
legte  Bronzegefässe  14.  und  15.  Jahrb.  vor. 
Den  letzten  Vortrag  des  Turnus  der 
Versanmilungen  hielt  am  26.  April  Prof. 
Bö  ekel  „Über  die  deutschen  Ausgrabungen 
auf  Pergamon".  Alle  Vorträge  fanden  leb- 
hafte Teilnahme,  auch  durch  meist  sich 
daran  knüpfende  Diskussion. 


HerderVhe  VerUji^sbanlloD:^,  Freibur^  (Breisgai). 


Soeben  ist  erochienen  nnd  dnroh  alle  Buch- 
handlangen  zu  beliehen: 

I  ifill    F    H    I     ^^^  Oarsteliungen  der  allenelig- 
LIGII|  I .  n.  J|    Bten  JnnKfrau  u.  Ootiefgebärerin 

Maria  auf  den  lunstdenkmälern  der 

VaffilMBkftH    I^ogmf n-  nnd  knnetgeachicht- 
MIIUMWH.  lieh  bearbeitet.     Mit  Appro- 
bation des   hochw.  Ordinariats  Regensburg. 
Mit  Titelbild,  6  Parbentafeln  und  67  Abbil- 
dungen im  Text.    gr.  8«.     (XX  und  410  S.) 
M.  8;    in  Original  -  Einband,   Leinwand  mit 
Lederrflcken  und  Rotschnitt  M.  10  50. 
Die  cahlreiohen  Abbildungen  dieses  Werkes 
sind  grossenteils  nach  Original-Aufnahmen  des 
Verfassers  oder  Photographieen  hergestellt.      7 


Wichtige  Biiclier- Kataloge: 

Soeben  sind  erschienen: 

XataloiT«  ftb«r  0«Bolilolit«,   Cl«n«a- 
loflTi«  V«  B«nadlk,  Thttoloffi«,  Mvalk, 
Xonat ,     0«heim«    WlM«aBohaft«a, 
Aütronoml«  v.  Utt«rar.  8elt«n]i«tt«ii. 
Interessenten  wollen  gefl.  yerlAngen. 
Aus   unserem    sehr    reichhaltigen    Lager    von 
BQchern,  AMichton,  Flugbiattorn  und  Fortritt  zur 
KuiturgeschichtO  deutscher  StSdte  senden  wir  Samm- 
lern auf  Verlangen  handschriftliche  Verseichnisse. 
München,  Juni  1888. 

liudwiip  Bosenthal'» 

6  Antiquariat»  t 

Digitized  by  VjOOQ IC 


—    169    — 


—    160    — 


Im- 


•  r 


z 
z 

$ 

X 
Q 
CA 


cc 


■    :^ 

.9     00     ^ 

X 

u 


ra 

u 


3 


;5 

H 

o 


O 

Q 

z 
o 

H 

Q 
U 

(4 


z 


•Sa 


ü  «  g 
I     .^> 

3    0)    hfl  :s 


SS  ^  J 

ß  i: 


2    3 


.-.  tß  a 

^  S  J  « 

-c  =  'S  *! 

2  s  'S 

S 


tO  G 


^Z« 


-3  2=» 


cn 


=f 


4   ö   fc   ^  ö 


I 


1^ 

£   Ch    >     (MO 


<§a 


*-  's 


*>  S  y 
:::  ß  -  ö 
^£^^ 

^    «    ?. 

«■5  &£ 
5  f.  I?  g  , 


2  ^3   :rt   .a 

.  —      CS      r*    •— « 


I, 


U3    > 


i  .a   fl  2 

13  'S  g 


:5  «  'S  ^ 


s 

CO 

CO 

o 

o 


CO 


ft  C 


•L. 


Neuer  Verlag  der  Fr.  X»lntz*0chen  Baohhand- 
lung  in  Tri«r.  Zu  beziehen  durch  •ämtliche 
Buchhandlungen : 

Besehreibendes  Verzeichnis 

der 

Handschriften  der  Stadtbibliothek 

EU  Trier« 

Heft  1  (BIbol-Toxte  und  Commmtare) 
von 

M.  KenflTer, 

Bealgymnasiallehrer  und  Stadt-Bibliothekar. 
Pr«lB  ff«b.  3  Xark. 


Römische  Mosaiken  aus  Trier 
und  Umgegend 

von  Domkapitular 

J.  X.  Ton  Wilmowsky. 

Nach  dessen  Tode  herausgegeben  von  der  Gesell- 
schaft fttr  ntttzliche  Forschungen 
durch  deren  Sekretlr  Museums-Olrektor  Dr.  Hettner. 
Neun  chromolithographierte  Tafeln  auf  Garton  in 
der  Grösse  you  58  auf  46  cm  und  ein  Textheft  in 
Quart.  Preis  In  Mappe  20  Mark. 
Das  Werk  ist  von  gleicher  Bedeutung  für  das 
moderne  Kunstgewerbe  wie  für  die  archäologische 
Forschung.  Das  römische  Trier  hatte  eine  Falle 
herrlicher  Mosaiken,  v.  Wilmowsky  hat  die  in 
den  Jahren  1840—1870  aufgefundenen  Fussboden- 
und  Wandmosaiken,  sowie  Marmortäfelungen  der 
Basilika,  vieler  Prachtgebäude  Trier's  und J  der 
Villen  des  Saar-  und  Moselgebietes  in  peinlidi 
ausgeführten  Zeichnungen  von  hervorragender 
Schönheit    zusammengestellt,    welche    In    diesem 


Werke  jetzt  im  ganzen  Reichtum  der  Farbenseala 
der  Originale,  in  trefflichen  Reproduktionen  der 
lithographischen  Anstalt  von  C.  Welabacher  in 
Darm  Stadt  vorliegen.  Die  Mosaiken,  teils  nur  mit 
Ornamenten,  teils  mit  Figuren  geziert,  eignen  sich 
in  hohem  Masse  fttr  moderne  Nachahmang  in 
Thonplatten,  Stickereien  und  Teppichen.  Der  Text 
giebt  Anfschluss  Ober  die  Auffindung  der  einzel- 
nen Mosaiken  und  einen  Überblick  Aber  die  Ge- 
schichte des  Mosaikes  Überhaupt. 

Im  Verlage  von  AlphOM  Dftrr  in  Letpsi« 

erschien  soeben: 

Der  Koblenzer  Manerban. 

Rechnungen  1276—1289, 
bearbeitet  von  Dr.  Hax  Bilr« 

Kgl.  Archivar. 

Hit  •lii«m  Plan«. 

(Publikationen  der  Gesellschaft  fQr  Rhelnfsdie 

Geschichtskunde  V.) 

Gr.  8».  Brosch.  3  UKl  60  ^.  Geb.  in  Leinw.  4  J(  50  ^A 

An  der  Hand  eines  reichen  urkundlichen 
Quellen-Materials  gewährt  die  vorliegende  Publi- 
kation nach  verschiedenen  Seiten  ein  in  gewissem 
Sinne  typisches  Bild.  In  einer  ausfahrlichen  Ein- 
leitung wird  die  Erhebung,  Verwaltung  und  Ver- 
wendung der  fttr  den  städtischen  Befestignngsbaa 
bestimmten  Mittel  eingehend  erörtert,  wobei  prin- 
zipielle Steuer-,  Geld-  und  Verfasanngsfragen  be- 
handelt werden.  Nicht  minder  unterwirft  der 
Verf.  wichtige  Finanz-  und  wirtachaftageschicht- 
liche  Fragen  seiner  Untersuchung,  indem  er  die 
Verwendung  der  Baugelder,  die  Art  der  Baube- 
amteaschaften,  der  Löhne,  Preiae  und  Arbeits- 
zeiten untersucht.  Auch  die  banteebnisohe  Seite 
findet  sorgfältige  Behandlung.  Übersichtstafehi, 
Urkunden  als  Beilagen  und  ein  Situationsplan 
dienen  dem  Buche  als  wertvolle  Beigaben.  i 


nt  LiNTracNi  auoMoauoicnii  in  tricr. 


jitized 


byC^OOgk 


Uilgtri 
Ton  Dr.  Ntttmr  Ir  Tritr 

imd 
ProfMtor  Dr.  LaaiprteM 

!■  Bonn. 


der 


Verlig 

An 

FR.  LINTZ'tehen 

BaohhAndlung 

in  TrItr. 


Westdeutschen  Zeitschrift  für  Geschichte  und  Kunst, 

ngleiek  Organ  der  historiseli-aiitiqiiarisclieii  Vereine  zn  Backnang,  Birkenfeld,  Därk- 
heini,  Düsseldorf ,  Frankfurt  a.  M.,  Karlsruhe,  Mainz,  Mannkeim,  Neuss,  Speyer, 
Strassknrg,  Stuttgart  und  Worms,  sowie  des  anthropologischen  Vereins  zu  Stuttgart. 

♦ 

Antust  Jahrgang  YII,  Nr.  8.  1888. 


Das  Korrespondeniblatt  erscheint  in  einer  Auflage  von  390O  Exemplaren.    Inserate  k  25  Pfg.  fOr  die 

gespaltene  Zeile  werden  von  der  Verlagshandlung  and  allen  Inseraten-Bnreaas  angenommen,  Beilagen 

nach  Uebereinknnft.  —  Die  Zeitschrift  erscheint  rierteljfthrlich,   das  Korrespondensblatt  monatlich.  — 

Abonnementspreis  15  Mark  ffir  die  Zeitschrift  mit  Korrespondensblatt,  fttr  letsteres  allein  5  Mark. 


Neue  Funde. 

5.  Kontbuiz.  [Mmerfunde].  Hier  wurden 
bei  den  Fandamentausgrabungen  zur  Her- 
stellung dea  vom  Vincentius verein  den 
barmherzigen  Schwestern  gewidmeten  Asyls 
Funde  aus  der  Römerzeit  gemacht,  beson- 
ders Bruchstücke  feiner  Vasen  und  Schalen 
aus  Terra  sigillata  mit  antiker  Ornamen- 
tierung, sowie  eine  Anzahl  von  Kupfer-, 
Erz-  und  Silbennunzen.  Das  Grundstück 
war  seit  Menschengedenken  ein  Gras-  und 
Baumgarten,  in  der  Nähe  des  früheren 
Schottenklosters  und  gehörte,  nach  den 
Fanden  zu  schliessen,  zu  einer  ausserhalb 
des  eigentlichen  Castrums  (jetzigen  Münster- 
platzes) gelegenen  römischen  Niederlassung 
(der  späteren  Niederburg).  Die  Funde 
wurden  dem  Rosgarten-Museum  übergeben. 

16.  Riedlingen.  [Nacligrabungen  am  Haldenrain- 
hDgel  bei  Riedlingen].  Auf  dem  linken  ziem- 
lich hohen  und  schroffen  Abhang  gegen 
die  Donau  —  dem  sogenannten  Halden- 
rain —  Markung  Daugendorf,  ist  ein 
grosser  künstlich  aufgeworfener  Hügel,  auf 
welchem  nach  der  Yolkssage  eine  Burg 
gestanden  haben  soll,  was  aber  nach  dem 
beschränkten  Raum  der  Scheitelfläche  und 
mehr  noch  aus  dem  Grunde  nicht  der  Fall 
gewesen  sein  kann,  weil  auch  nicht  die 
geringste  Spur  von  Mauerwerk  gefunden 
wird. 

Diesen  Hügel  umgab  ehemals  ein  Gra- 
ben, woraus  das  Material  zu  ersterem  ge- 
wonnen worden.  Der  Hügel  selbst  hat 
durch  Abrutschung  am  südöstlichen  Teil 
in  die  jähe  Tiefe   und  auf  der  entgegen- 


gesetzten Seite  durch  Abgrabung  zur  Ver- 
besserung eines  Ackers  an  Umfang  vieles 
eingebüsst. 

Sein  Durchmesser  betrug  dieses  Früh- 
jahr in  der  Länge  ca.  30  m  und  in  der 
Breite  10  m,  seine  Scheitelhöhe  5  m.  Da 
er  augenscheinlich  durch  Menschenhände 
entstanden,  so  beschloss  der  Altertumsver- 
ein denselben  zu  untersuchen,  umsomehr 
als  schon  in  den  vorigen  Herbstferien  durch 
die  hiesige  studierende  Jugend  ein  ziem- 
lich grosser  Einschnitt  gemacht  worden, 
wobei  aber  nur  einige  Knochen,  Kohlen 
Steine     zum    Vorschein 


und    verbrannte 
kamen. 

Im  Februar  i 
Verein  durch  4 
der  Südwestseite 


es  J.  87  liess  nun  der 
Arbeiter  die  Abgrabung 
unter  Aufsicht  und  An- 
leitung des  Vorstandes  und  einiger  Mitglie- 
der vornehmen.  Nachdem  man  etwa  lOFuss 
vorgedrungen  war,  kam  man  auf  eine 
1 — IV2  Fuss  mächtige  rotgebrannte  Lehm- 
schicht (wie  Ziegelerde),  welche  sich  über 
dem  gewachsenen  Lehmboden  durch  den 
Hügel  durchzog,  so  weit  er  abgehoben 
wurde  und  unmittelbar  unter  demselben 
war  ein  schwarzer  Streif,  bestehend  aus 
Kohlenstückchen,  Staub  und  Asche,  1 — 2 
Zoll  hoch.  Ein  Beweis,  dass  daselbst  ein 
mächtiges  Feuer  lange  andauernd  gebrannt 
haben  muss,  da  sogar  in  Kalk  verwandelte 
Steine  und  Eisenschlaken  sich  vorfanden. 
Über  der  gebrannten  Erde  lagen  sehr  grosse 
Steine  wie  zur  Bedeckung  und  in  der  Mitte 
viele  schieferartige  Steine  aufgehäuft,  die 
in  der  näheren  Umgebung  gar  nicht  vor* 


163    — 


—    164 


kommen.  Es  lag  nun  die  Vermutung  nahe, 
dass  darunter  sich  eine  Totenkammer  be- 
finden könnte.  Der  Platz  wurde  abge- 
räumt und  1^/2  m  lange  und  breite  und 
etwa  1  m  tiefe  Einschnitte  gegraben,  ohne 
ein  Resultat  zu  erzielen.  Die  Nachgra- 
bungen wurden  nun  sistiert  und  im  Herbst 
87  von  neuem  in  Angrifif  genommen.  Doch 
scheint  uns  auch  diesmal  der  rätselhafte 
Geselle  im  Unklaren  lassen  zu  wollen. 
Knochen  von  verschiedenen  Haustieren 
und  sogar  Geflügel,  Homer  von  jungen 
Stieren,  Eberzähno  von  verschiedener 
Grösse,  welche  sämtlich  von  Herrn  Prof. 
Dr.  Fraas  in  Stuttgart  als  solche  agnosciert 
wurden,  fanden  sich  wieder  in  Menge  vor. 
Ebenso  wieder  gebrannte  Steine  u.  Kohlen. 

Da  weder  Gefasse  noch  Scherben  zum 
Vorschein  kamen,  so  liegt  der  Gedanke 
nahe,  dass  dieser  Hügel  kein  Grabhügel 
war,  sondern  als  Opferhügel  gedient  haben 
mag,  woselbst  über  den  Resten  der  ge- 
opferten und  verbrannten  Tiere  ohne  Zwei- 
fel dieser  Hügel  aufgeworfen  wurde. 

Wir  gestatten  uns  nun  die  Anfrage, 
ob  ähnliche  Hügel  schon  aufgedeckt  wur- 
den und  in  welche  Zeit  sie  wohl  gerechnet 
werden  dürfen.  Umsomehr  sind  wir  zu 
dieser  Frage  berechtigt,  da  in  unserer 
Grabhügel  reichen  Gegend,  welche  so  ziem- 
lich alle  der  vorrömischcn  Zeit  angehören, 
dies  der  einzige  ist,  der  uns  so  eigentlich 
recht  Kopfzerbrechen  macht. 

(Miller  und  Setz). 
117.  .Darmttadt.  [Zwei  Gräber  der  la  T^ne- 
Periode  beim  SchSnauer  Hofe].  In  der  Nähe 
von  Gross-Gerau  befindet  sich  ein  ausge- 
dehntes la  T^ne-Totenfeld,  auf  dem  zwi- 
schen vielen  Gräbern  ohne  Beigaben  auch 
recht  reiche  Grabstätten  aufgeschlossen 
wurden.  Die  Fundstücke  bestanden  na- 
mentlich aus  zusammengebogenen  Eisen- 
Schwertern,  prachtvollen  Fibeln  und  Ringen 
aus  Bronze,  die  zum  Teil  in  die  Museen 
zu  Darmstadt  und  Mainz  gelangten. 

Etwa  '/«  Stunden  von  diesem  Toten- 
felde entfernt,  auf  einem  Sandhügel  in  der 
Nähe  des  Schönauer  Hofes  fand  ein 
Bauersmann  beim  Ernten  der  Karto£feln 
ein  grosses  Geföss,  das  angeblich  mit  Asche 
angefüllt  war').    Um  den  Inhalt  näher  zu 

1)  Nach  einer  früheren  Angabe  sollte  er  ein 
Skelett  gefunden  haben;  er  selbst  bestritt  dies. 


untersuchen,  hatte  er  es  zerschlagen  und 
zwischen  den  Scherben  eine  Anzahl  grüner 
Ringe  gefunden.    Da  er  sie  für  wertlose 
Sarggrifi^e  hielt,  hatte  er  sie  über  den  Acker 
hinweg  auf  die  Strasse  geschleudert,  wo 
sie  mehrere  Tage  liegen  blieben  und  teil- 
weise entzwei  gefahren  wurden,  bis  zwei 
vorübergehende  Bauersleute  den  Rest  mit 
nach  Hause  nahmen.    Und  auch  von  diesen 
wurden  nur  zwei  erhalten,  die  später  durch 
Kauf  in  meinen  Besitz  gelangten.  Der  eine 
ist  ein   reich  verzierter  massiver  Bronze- 
halsring,    der  beim   Anlegen   auseinander 
genommen  werden  konnte,  indem  man  das 
in  kleinen  Domen  sitzende  Mittelstück  des 
Ringes  öffnete  und  nachdem   er  um  deo 
Hals  gelegt  war,  wieder  schloss.    Dies  Mit- 
telstück besteht  aus  zwei  tellcrartigen  Flä- 
chen und  mehreren  reich  verzierten,  mit 
Einschnitten  versehenen  Knäufen;  Teller- 
chen  sowohl   wie  Einschnitte   waren  mit 
weissem   und    farbigem   Email    angefüllt. 
Unter  den  Ringen,  der  la  Tcne-Zeit  nimmt 
der  eben  beschriebene    sicher   die  erste 
Stelle  ein.     Der  Armring,  welcher  dabei 
gefunden  ward,  besteht  aus  45  aneinander 
gereihten  Bronzeperlen  mit  einem  schön 
verzierten  Knaufe  an  jedem  Ende  derReife^). 
Die  übrigen  Ringe,   Arm-  wie  Beinringe, 
sollen  teils  hohl,  teils  massiv  gewesen  sein. 
Bruchstücke  eines  Beinringes,  welche  mir 
vorliegen,  lassen  schliessen,  dass  derselbe 
aus  35  Perlen  bestand. 

100—160  Schritt  von  dem  Fundorte 
entfernt  wurde  vor  kurzem  ein  zweites 
Grab  der  la  Töne-Zeit  geöffnet  und  darin 
folgende  Gegenstände  gefunden:  1)  drei 
schön  verzierte  Fibeln  aus  Bronze,  von 
denen  die  grösste  an  dem  Schlussstöck 
eine  Vertiefung  zeigt,  die  zur  Aufnahme 
von  Schmelzwerk  oder  einer  Koralle  ge- 
dient haben  mochte;  2)  ein  ganz  kleines 
und  hohles,  übereinander  springendes  Arm- 
band aus  Bronze  in  stark  beschädigtem 
Zustande;  3)  ein  kleinerer  Ohrring  ans 
Bronzedraht  mit  kobaltblauer  Glasperle: 
4)  ein  Halsring  aus  dünnem  vierkantigen 
und  gewundenen  Bronzedraht  mit  mehre- 
ren kleinen  blauen  Glasperlen,  von  denen 
die  grössere  gelbliche  kreisförmige  Ver- 
zierungen trägt ;  5)  drei  Glieder  einer  gan? 

1)  Vom  Haie-  wie  Armring  bringt  du  3.  Haft 
dor  Wd.  Zaitsohr.  anf  Taf.  6  eine  Abbildang. 


—    165    — 

feinen  Bronzekette,  die  in  einer  der  Perlen 
staken ;  6)  ein  ganz  kleines  schwarzes  Thon- 
gefass,  das  zerschlagen  ward,  und  7)  ein 
Knochenrest  und  ein  Zahnsplitter,  dessen 
Glasur  durch  die  Bronze  grün  gefärbt  ist. 
Das  Grab,  ein  Kindergrab,  enthielt  weder 
Kohlen  noch  Asche  und  gehört  also  unter 
die  Skeletgräber ;  die  Fibeln  lassen  in  ihrer 
Form  die  frühe  la  Töne-Zeit  erkennen. 
(Fr.  Kofier.) 
Hr.  Trier.  [Christliche  Inschrift].  In  der 
ersten  Hälfte  des  Juni  wurde  in  Maximin 
bei  Trier  die  christliche  Inschrift,  welche 
hier  im  Massstabe  von  1  : 5  wiedergegeben 
ist,  aufgefunden;  sie  kam  auf  Umwegen 
in  das  hiesige  Museum.  Es  ist  eine  weisse 
Marmorplatte  von  17  mm  Dicke  und  nicht 
ganz  gleichmässiger  rechteckiger  Form  von 
etwa  36  cm  gr.  Länge  und  22  cm  gr.  Höhe. 
Die  Oberfläche  ist  stark  verwittert,  wo- 
durch die  Conturen  der  nicht  tief  gehaue- 
nen Buchstaben  etwas  verwischt  sind  und 
für  die  Erklärung  au  einigen  Stellen  Schwie- 
rigkeiten entstehen;  ein  Sprung  teilt  die 
Platte  in  zwei  Hälften. 


(ü8b  yi(f)iTai  iv  XQiat^  OvQöiyitvog  'Ava- 
Tohxog,  firjafv  8l  fitKQw  «A(f)i<»  hrj  x'-^', 
Qui  vixU  an(no8)  X  Villi.  Das  heisst: 
'Hier  liegt  in  Christo  UrsiKinos  aus  dem 
Morgcnlande.  Er  war  etwas  über  29  Jahre 
alt'.  —  Zu  dieser  griechischen  Angabe  ist 


—    166    — 

in  lateinischer  Sprache  hinzugefügt:   *Er 
war  etwas  über  19  Jahre  alt'. 

mos  in  der  dem  späteren  Griechisch 
üblichen  Bedeutung  für  *hier'  anstatt  des 
in  gallischen  Inschriften  sonst  gebräuch- 
lichen iv&K  oder  hd^aöf.  In  witcci  ist  i 
wie  in  den  gallischen  Inschriften  meist 
durch  Jotazismus  geschwunden,  vgl.  Le 
Blant  225,  267,  423,  621 ;  nüre  248.  Das 
vor  dem  Christusraonogramm  stehende  a 
ist  bis  auf  geringe,  aber  deutliche  Spuren 
zerstört.  Namen  wie  UfsuSy  Ursicinus, 
Ursinianus  u.  s.  w.  sind  auf  christlichen 
Inschriften  häufig.  'Avcetohyicg  bezeichnet 
bei  den  Klassikern  'aus  dem  Morgen- 
lande'; erst  bei  den  Byzantinern  ist  es 
nachweisbar  gleichbedeutend  mit  Klcin- 
Asien.  Constantinus  Porphyrogenitus  han 
delt  hierüber  im  Anfang  seiner  The- 
mata. Aber  eine  so  allgemeine  Bezeich- 
nung wie  *  Morgenländer'  ist  auf  einer  Grab- 
inschrift so  ungewöhnlich,  dass  man  glauben 
möchte,  die  speziellere  Bedeutung  des 
Wortes  habe  sich  damals  schon  angebahnt. 
Anstatt  des  n  in  nlim  steht  deutlich  TC, 
der  zweite  Strich  war  in  der  Vorlage  offen- 
bar geschwungen,  was  den  des  Griechischen 
unkundigen  Steinmetzen  irre  führte;  dass 
er  Griechisch  nicht  verstand,  beweisen  auch 
die  Interpunktionen  im  Worte  f^rjasv.  Ein 
Fehler  liegt  ferner  in  den  nicht  überein- 
stimmenden Altersangaben  vor;  entweder 
ist  im  griechischen  Text  K  für  I  verhauen, 
oder  es  ist  im  lateinischen  eine  X  weg- 
gelassen. 

Zwei  andere  christliche  griechische  In- 
schriften aus  Trier,  von  den  Syrern  Agripa 
(Le  Blant  225)  und  der  Eusebia  (248) 
stammen  aus  dem  Ende  des  4.  und  dem 
Beginn  des  5.  Jahrb.  Die  jüngst  gefundene 
scheint,  wenn  man  die  Schriftzüge  mit  der 
noch  erhaltenen  des  Agripa  vergleicht, 
etwas  früher  zu  fallen. 

Eine  kurze  Notiz,  gezeichnet  Kr.,  brachte 
über  diesen  jüngsten  Fund  die  Trier. 
Landesztg.  vom  21.  Juli. 

Hr.  Trier.  [ROmische  Inschrift].  Am  Gar- 119. 
tenhause  im  Bischöflichen  Garten  dienten 
bis  vor  kurzem  zur  rechten  Einfassung 
einer  Kellcrthür  zwei  Blöcke  aus  Metzer 
Kalk,  auf  denen  in  grossen  Buchstaben 
das  Wort  PRINCIPI8  zu  lesen  war.  Herr 


—    167    — 

Regierangsrat  Meydenbauer  machte  mich 
auf  diese  Steine,  die  meines  Wissens  in 
der  Litteratur  noch  niemals  erwähnt  wor- 
den sind,  aufmerksam;  bei  seinen  photo- 
graphischen Aufnahmen  des  Domes  war 
er  an  diese  sonst  Wenigen  zugängliche 
Stelle  geraten  und  hatte  scharfen  Auges 
sofort  den  rumischen  Ursprung  der  Buch- 
staben erkannt.  Der  Herr  Bischof  Dr. 
Korum,  dem  übrigens  die  Inschrift  gleich- 
falls bekannt  war,  gestattete  mit  liebens- 
würdigstem Entgegenkommen  die  die  Blöcke 
teilweise  deckende  Futtermauer  zu  ent- 
fernen und  als  sich  nun  noch  eine  zweite 
Inschnftzeile  fand,  welche  den  wissenschaft- 
lichen Wert  des  Steines  erhöhte,  gewährte 
er  die  Herausnahme  der  Steine  und  machte 
dieselben  dem  Museum  zum  Qeschenke. 

Es  sind  nur  wenige  Buchstaben,  welche 
die  Inschrift  enthält.  Aber  wenn  die  nach- 
folgend vorgetragene  Erklärung  nicht  irrig 
ist,  so  ist  die  Inschrift  die  älteste  nicht 
nur  aus  Trier,  sondern  aus  den  Rheinlanden 
überhaupt  und  für  die  Geschiclite  Triers 
von  hervorragender  Bedeutung. 

Das  Clichd,  d^m  eine  photographische 
Aufnahme  zu  Grunde  liegt  *),  zeigt  die  bei- 
den Blöcke  wie  sie  der  Inschrift  nach  an- 
einander gehören;  in  derselben  Folge 
waren  sie  aufrecht  gestellt  auch  ehedem 
als  Thnrpfosten  verwendet. 

Einige  Ausserlichkeiten,  die  nicht  ohne 
Wichtigkeit  sind,  seien  gleich  hier  erwähnt. 
Längen-  und  Breitenmasse  sind  dem  Clichd 
beigeschrieben;  die  Tiefe  der  Blöcke  be- 
trägt bei  dem  einen  (a)  56  cm,  bei  dem 


—    168    — 


1)  Die  Photographie,  welche  dem  Glich«  in 
Ornnde  liegt,  itt,  da  die  Steine  inr  Zeit  keine 
sehr  günstige  Anfitellnng  haben,  nicht  yollkom- 
men,  giebt  aber  doch  den  Charakter  der  Buch- 
staben darchans  richtig  wieder;  nicht  das  Gleiche 
gilt  von  dem  in  der  bekannten  Offisin  von  Angerer 
nnd  OOtschel  in  Wien  hergestellten  Cliohö.  Die 
Bachstaben  erscheinen  wie  gemalt  nnd  lassen  den 
scharf  keilförmigen  Querschnitt  in  keiner  Weise 
mehr  erkennen.  Der  Querstrich  des  ersten  L,  auf 
dem  Original  Tollkommen  deutlich,  ist  auf  dem 
Clioh6  fast  gans  geschwinden,  das  N  leigt  durch 
ein  merkwürdiges  Spiel  des  Zufalls  einen  gewun- 
denen Mittelstrich.  —  Es  wird  deshalb  später, 
wenn  der  Stein  eine  günstigere  Aufstellung  ge* 
funden  hat,  eine  bessere  Abbildung  in  Lichtdruck 
nachgeliefert  werden;  das  Angerer'sche  Verfahren 
scheint  für  derartige  Zwecke  prinsipiell  ausge- 
flohloBsen  werden  su  müssen. 


anderen  {b)  58  cm.  Auf  der  Oberfläche 
der  Blöcke  beflnden  sich  vier  Schwalben- 
schwanzlöcher; zwei  innere,  einander  zu- 
gekehrte und  zwei  äussere ;  letztere  zeigen, 
dass  zu  diesen  Blöcken  mindestens  noch 
zwei  andere  gehörten.  Nun  ist  das  Schwal- 
benschwanzloch an  der  linken  Kopfseite  des 
Blockes  a  um  5  cm  kürzer  als  alle  übrigen, 
welche  9V2  cm  lang  sind.  Dies,  im  Ver- 
ein mit  der  Thatsache,  dass  die  betreffende 
Kopfseite  vollkommen  glatt  gehauen  ist, 
während  die  3  übrigen  Kopfseiten  mit 
Stossfugen  in  der  bekannten  romischen 
Weise  verseheA  sind,  beweist,  dass  der 
Stein  ursprünglich  um  5  cm  länger  war, 
und  erst  bei  seiner  Verwendung  zum  Thür- 


—    169    — 


—    170    — 


pfosten  gekürzt  worden  ist;  bei  dieser  Ge- 
legenheit ist  das  erste  L  der  Länge  nach 
durchspalten  worden. 

Die  Unterkante  der  Vorderseite  der 
beiden  Blöcke  ist  mit  einem  Profil  ver- 
sehen; dasselbe  Profil  zeigen  nicht  nur 
der  andere  Thürpfosten  der  KoUerthür, 
sondern  eine  Anzahl  Steine,  welche  unweit 
davon  gleichfalls  im  bischöflichen  Garten, 
in  der  Futtermauer  gegenüber  der  Lieb- 
frauenkirche, eingemauert  sind;  sie  bestehen 
allesammt  aus  demselben  Material.  Zweifel- 
los entstammen  sie  demselben  Römerbau, 
aber  sie  haben  später  als  Material  für  eine 
mittelalterliche  Kirche  dienen  müssen  und 
erst  bei  dieser  Verwendung  das  besprochene 
Profil  erhalten.  Soweit  angängig^),  wurden 
alle  Steine  auf  allen  Seiten  auf  Reste  jener 
Inschrift  untersucht,  aber  vergeblich. 

Die  Buchstaben  S  A  am  Ende  der 
ersten  Zeile  sind  teilweise  ausgesprungen, 
in  dem  dadurch  entstandenen  Loche  wie 
auch  an  anderen  Eintiefungen  jener  Blöcke 
finden  sich  Reste  spätrömischen  Mörtels, 
wodurch  auch  noch  eine  spätrömische  Wie- 
derverwendung dieser  Steine  bewiesen 
wird.  Also  mindestens  vier  Verwendungen 
haben  diese  Blöcke  durchzumachen  gehabt, 
bis  sie  ihre  Ruhe  in  unserem  Museum  ge- 
funden! Eine  bemerkenswerte  Thatsache 
für  diejenigen,  welche  leichtsinnig  jeden 
Werkstein  zu  topographischen  Schlüssen 
verwerten. 

Die  Buchstaben  der  Inschrift  haben  in 
der  oberen  Zeile  eine  Höhe  von  21 V«  cm, 
in  der  unteren  von  19  cm.  Diese  unge- 
wöhnliche Grösse  der  Buchstaben  zeigt, 
dass  die  Inschrift  von  einem  öffentlichen 
Bau,  die  Art  der  Buchstaben,  dass  sie  aus 
guter  Zeit  herrührt  Die  Buchstaben  sind 
ungewöhnlich  exakt  und  monumental  aus- 
pro  Sälute  L  -  CAE8ARI8 
PRINCIPI8 

Da  wir  aber  bei  dem  Stande  unseres 
paläographischen  Wissens,  namentlich  bei 
provinziellen  Inschriften,  auf  die  Schrift- 
züge allein  einen  Beweis  nicht  aufbauen 
möchten,  versuchen  wir  die  obige  Annahme 
auf  anderm  Wege  zu  begründen;  nur  glau- 

1)  Unnntersucht  blieben  die  Steine  imlDmale 
jener  Fattermaaer,  weil  dies  za  grossen  Erd-  und 
MaurerM-beiten  geführt  hfttte. 


geführt.  Die  G  sind  weit  geschwungen,  die 
P  offen,  die  Querstrichelchen  am  E  nach 
oben  gerichtet,  die  R  fast  ohne  jeden 
Schwung.  Vor  allem  die  beiden  zuletzt 
hervorgehobenen  Punkte  bestimmen  mich 
neben  dem  Gesamteindruck  zu  dem  Glau- 
ben, dass  die  Inschrift  nicht  später  als  das 
erste  Jahrh.  n.  Chr.  fällt;  am  nächsten 
verwandt  scheint  sie  mir  den  Inschriften 
augustischer  Zeit.  Zwar  bezeichnet  man 
die  augustische  Schrift  in  der  Regel  als 
quadratisch,  aber  schmale  Formen  des  E, 
L,  N,  S  zeigen  ebenso  der  Bonner  Caelius- 
stein,  wie  die  Überschrift  des  Monumen- 
tum  Ancyranum  und  eine  ganze  Reihe  ähn- 
licher Erscheinungen  weisen  Hübner's 
Exempla  auf  (so  51,  62,  70,  193„  195, 
202).  Sicher  ist,  dass  unter  sämtlichen 
Inschriften  des  Trierer  Museums  —  und 
unter  den  in  Neumagen  gefundenen  be- 
finden sich  gewiss  solche,  aus  triyanischer 
Zeit  —  die  uns  beschäftigende  Inschrift 
den  weitaus  ältesten  Eindruck  macht. 

Hält  man  den  augustischen  Ursprung  für 
möglich,  so  drängt  die  Übereinstimmung 
zwischen  dieser  Inschrift  und  der  grossen 
Anzahl  Inschriften,  welche  dem  Adoptiv- 
sohn August's,  dem  Lucius  Caesar,  in  den 
verschiedensten  Teilen  des  römischen  Rei- 
ches gesetzt  (vgl.  CIL.  II  1063,  2109,  2157 
ni  323;  V  2067,  6416;  VI  898,  900,  901 
IX  727,  3914;  X  1622,  1623;  XH  146, 
3156 ;  XIV  2910a),  alle  ungef&hr  den  Wort- 
laut:  L,  Caesari  Äug,  f.  dim  'n.  aug(un) 
COS.  desig.  principi  juventu^  haben,  ge- 
radezu zu  der  Annahme,  dass  auch  dieser 
Stein  dem  Lucius  gewidmet  sei;  nur  be- 
dingen die  erhaltenen  Genetive  einen  Ein- 
gang wie  pro  Salute^  so  dass  die  Inschrift 
etwa  lautete: 

KMg,  /.  'auguri  cos.  desig, 

V  iuveniutis 
ben  wir  uns  der  Mühe  entheben  zu  dürfen» 
auch  die  Kaiser  des  3.  Jahrhunderts  mit 
in  den  Kreis  unserer  Combinatiou  ziehen 
zu  müssen;  soweit  sprechen  die  Buchsta- 
ben doch  deutlich,  dass  sie  dieser  Zeit 
nicht  mehr  angehören  können. 

Der  erste  erhaltene  Buchstabe  ist  sicher 
ein  L.  Steht  er  hier  in  der  Bedeutung 
von  Lucius,  dann  kann  die  Inschrift  nur 

Digitized  by  VjOOQ IC 


—    171    — 

auf  Lucius  Caesar,  Augusts  Adoptivsohu 
gehen,  denu  L.  Aelius,  L.  Verus,  L.  Aure- 
lius  Commodus,  die  das  gleiche  Praenomen 
führten,  haben  diesem  jederzeit  das  Gentile 
beigefügt. 

Aber  lassen  wir  die  Bedeutung  des  L 
zunächst  dahingestellt,  und  suchen  mit  Zu- 
hülfenahme  der  Worte  Caesaris  Au  eine 
Aufklärung  zu  erhalten. 

1)  Bei  sämtlichen  Kaisern  und  Prinzen 
von  Augustus  bis  Yitellius  steht  yor  dem 
Cognomen  Caesar  immer  das  Praenomen, 
bez.  ausserdem  das  Gentile.  Also  kann 
aus  dieser  Reihe  nur  L.  Caesar  in  Frage 
kommen.  Augustus  selbst  wird  zwar  auch 
Caesar  Augustus  genannt,  aber  auf  einer 
an  ihn  gerichteten  Inschrift  könnte  Imp(e- 
raior)  nicht  fehlen. 

2)  Alle  Kaiser  von  Vespasian  ab  be- 
ginnen ihre  Titulatur  mit  imp.  Nimmt  man 
an,  dieses  habe  auf  dem  verloreneu  Teil 
der  Inschrift  gestanden  und  das  L  bilde 
einen  Bestandteil  des  Kaisernamens,  so  ist 
dies  irrig,  denu  auf  die  in  Frage  kommen- 
den Namen  Ad(ms)  und  Aurel(iu8)  folgen 
immer  Namen  wie  Hadrianus,  Antouinus, 
Verus,  Commodus,  nie  unmittelbar  der 
Titel  Caesar. 

3)  Von  den  Prinzen  aus  der  Zeit  Ves- 
pasians  bis  ans  Ende  des  2.  Jahrh.  könn- 
ten in  unserer  Inschrift  nur  die  erwähnt 
sein,  \if eiche  prindpes  juüentutisYfüren,  also 
Titus,  Domitian,  M.  Aurel,  Commodus 
(Eckhel,  doct.  n.  VIÜ  p.  375).  Aber  nur 
die  Nomenclatur  Domitians  fügt  sich  in 
die  überlieferten  Reste;  in  mehreren  In- 
schriften (III,  318;  V,  7239;  X,  867;  VIÜ, 
10116)  und  den  besonders  beachtenswerten 
VI,  932c  und  VIU  10119,  wird  derselbe 
Caesar  Aug.  /.  Doinüianus  genannt.  Aug,f. 
anstatt  Vespasiani  f,  kann  derselbe  freilich 
uur  dann  heissen,  wenn  auf  demselben 
Monumente  Vespasian  schon  erwähnt  ist; 
dies  auch  für  das  uns  interessierende  Mo- 
nument vorauszusetzen,  erregt  Bedenken, 
wird  man  aber  nicht  geradezu  als  unstatt- 
haft bezeichnen  können. 

Das  Resultat  also  wäre,  dass  der  Stein 
entweder  Lucius  oder  Domitian  gesetzt 
sein  muss.  Letzterer  kommt  aber  nur  dann 
in  Frage;  wenn  das  L  als  Schlussbuch- 


—    172    — 

Stabe  eines  abgekürzten  Wortes  betrachtet 
wird  und  schwerlich  kann  an  etwas  anderes 
als  die  Formel  pro  sal{tUe)  gedacht  werden. 
Eine  derartige  Abkürzung  ist  aber  in  einer 
so  monumentalen  Inschrift  auch  in  der  Zeit 
Domitians  schlechterdings  ausgeschlossen 
und  hiermit  scheinen  mir  alle  Bedenken 
gehoben,  die  gegen  eine  Beziehung  unserer 
Inschrift  auf  Lucius  sprechen  können. 

Auf  allen  Inschriften,  welche  Lucius 
prmceps  juventutis  nennen,  fülirt  er  auch  die 
Bezeichnung  consul  designaius.  Es  wird 
infolge  dessen  anzunehmen  sein,  dass  er 
beide  Ehren  752  empfing  (vgl.  auch  Momm- 
sen,  res  gestae  divi  Augusti'  p.  52  fg.) 
und  auch  auf  dieser  Inschrift  cos.  desig. 
zu  ergänzen  ist.  Lucius  starb  noch  als 
Ritter  und  bevor  er  das  Consulat  antrat, 
im  August  755.  Die  Inschrift  könnte  aber 
auch  noch  kurz  nach  seinem  Tode,  dann 
freilich  nicht  pro  salute,  sondern  in  nie- 
numam  errichtet  sein. 

Die  Inschrift  scheint  wie  die  des  dem 
Gaius  und  Lucius  gewidmeten  Tempels  von 
Nemausus  auf  2  Zeilen  beschränkt  gewesen 
zu  sein.  Wie  dort  die  untere  Zeile  nur 
aus  den  Worten  principibus  iuventutis  be- 
steht, so  führt  auf  unserer  Inschrift  der 
freie  Raum  vor  prmcipis  wie  der  zwischen 
diesem  Worte  und  dem  Punkte  zu  der 
Annahme  eines  gleichen  Arrangements  und 
dieses  wiederum  zieht  auch  für  die  erste 
Zeile  eine  Buchstabenanordnung  nach  sich, 
wie  sie  schon  eingangs  als  Ergänzung  ge- 
geben wurde.  Hiernach  hätte  die  Inschrift 
eine  Länge  von  etwa  ß^/i  m. 

Eine  Inschrift  von  solcher  Länge  kann 
nur  an  einem  grossen  Bau  Platz  gefunden 
haben ;  leider  lässt  sich  dieser  nicht  näher 
bestimmen ;  an  ein  Tempelchen  zu  denken 
erschwert  die  Kürze  der  einzelnen  Steine^ 
die  98,  resp.  85  cm  lang  die  Intercolum- 
nien  nicht  überspannen  können;  nimmt 
man  aber  an,  die  erhaltenen  Blöcke  hätten 
nur  den  Fries  gebildet  und  ein  aus  längeren 
Steinen  zusammengesetzter  Architrav  habe 
unter  diesem  gelegen,  so  wird  das  Gebälk 
für  einen  nur  6V»  m  langen  Tempel  zo 
hoch.  Freilich  könnte  die  Front  auch 
länger  als  die  Inschrift  gewesen  sein.  Ebenso 
würde  diese  aber  auch  an  der  Attika  eines 
Triumphbogens  ihr^assende  Stelle  änden. 

jitized  by  V3 


173    — 


174    — 


Doch  alles  dies  gehört  in  das  Reich  der 
Vermutangen. 

Für  die  Geschichte  Triers  ist  der  Stein 
von  Wert.  Bekanntlich  ist  es  noch  nicht 
zur  Entscheidung  gehracht,  oh  an  der  Stelle 
der  heutigen  Stadt  schon  eine  vorrömische 
gestanden  und  wer  dies  verneint,  für  den 
entstand  die  Frage,  ob  die  römische  Neu- 
gründung unter  Augustus  oder  Claudius 
falle.  Der  neue  Fund  lehrt,  dass  um 
Christi  Geburt  die  Stadt  sicher  begründet 
war;  ob  dieser  aber  sofort  eine  Colonie 
zugeführt  wurde,  diese  viel  umstrittene 
Frage  muss  ein  späterer  Fund  entscheiden. 

120.  KSIn,  28.  Juli.  [Steinsarg].  Einen  Stein- 
sarg, vollständig  erhalten,  fand  man  bei 
den  in  dieser  Woche  auf  dem  Gereons- 
kloster begonnenen  Kanalarbeiten,  nahe 
der  Kirche.  Auf  dem  Deckel  lag  ein  sg. 
Memorienstein  von  rotem  Sandsteiu,  wel- 
cher in  romanischen  Grossbuchstaben  die 
Inschrift  trägt:  „XIIII '  KL  •  SEPB '  OB  • 
MATHELGOZ  •  PRB.«  In  den  weiter  west- 
lich auf  dem  Platze  gefundenen  mittel- 
alterlichen Grundmauern  der  ehemaligen 
Stiftsgebäude  von  St.  Gereon  sind  zahl- 
reiche Architekturreste  römischer  Bauten 
eingemauert.  (Kölo.  Yolksztg.) 

121.  Damme.  [Rtfmerlager].  Dieser  Tage  wur- 
den von  Reallehrer  Dr.  Böcker  und  Ober- 
Amtsrichter  Kreymborg  zwei  Römerlager 
in  der  Nähe  von  Damme  aufgefunden, 
deren  Echtheit  nicht  bezweifelt  wird,  da 
sie  alle  Merkmale  des  römischen  Feld- 
lagers (viereckige  Form  mit  abgerundeten 
Ecken,  Graben  an  der  Aussenseite  der 
hohen  Wälle,  Tränken,  bzw.  für  eine  Armee 
genügendes  Wasser,  innere  mit  Wall  um- 
gebene Abteilung  für  die  Heerführer,  sog. 
Prätorium)  aufweisen.  Beide  Lager  sind 
trotz  ihrer  1900  Jahre  gut  erhalten.  Sie 
haben  einen  Umfang  von  pl.  m.  1  Kilome- 
ter und  liegen  etwa  eine  halbe  Stunde  von 
einander  entfernt,  das  erste  in  Ossenbeck 
hinter  dem  Hause  des  Colons  Niebur,  das 
andere  in  der  Grapperhäuser  Mark  hinter 
Schiigen- Tannen  in  der  Nähe  der  Quelle 
der  sogenannten  Wimmelbäke.  Sie  liegen 
in  den  Bergen,  ungefähr  in  der  verlänger- 
ten Linie  des  römischen  Bohlweges  im 
Divenmoor  zwischen  Damme  und  Hunte- 
burg.    Durch   diese  Entdeckung  gewinnt 


die  Ansicht  an  Wahrscheinlichkeit,  dass 
die  Römer  auf  ihren  Kriegszügen  von  der 
Ems  (Dollart)  bis  zur  Weser  (Minden)  bis 
Meppen  beziehungsweise  bis  zum  Lager 
von  Bocelo  &uf  Schififen  vorgedrungen,  dann 
die  Hafen  -  Niederungen  umgehend,  über 
Löningen,  Essen  nach  Lohne  gezogen  und 
von  dort  teils  auf  den  Bohlwegen  bei  Brä- 
gel,  teils  nach  Steinfeld  und  Handorf  sich 
wendend  und  in  der  Grapperhäuser  Mark 
die  Berge  am  bequemsten  überschreitend, 
auf  den  Bohlwegen  bei  Damme  das  Moor 
überschritten  haben  und  regelmässig  auf 
diesem  Wege  nach  Minden  vorgedrungen 
sind.  Wahrscheinlich  werden  sich  auf  der 
Linie  Meppen^  Löningen,  Lohne,  Grapper- 
hausen  noch  andere  Lager  und  sonstige 
Spuren  der  Römer  auffinden  lassen,  da  sie 
die  Hauptheerstrasse  gewesen  zu  sein 
scheint  und  die  Römer  auf  dem  Marsche 
jeden  Abend  an  einem  Orte,  wo  hinrei- 
chendes Wasser  vorhanden  war,  ein  Lager 
aufzuschlagen  pflegten.  —  In  der  Nähe 
der  neuentdeckten  Lager  findet  sich  eine 
Reihe  von  Hünen  -  Steiugrabmälern  und 
Grabhügeln,  die  vielleicht  zu  einer  grösse- 
ren Schlacht  Beziehung  haben. 

(Nach  Köln.  Volksztg.  Nr.  207.) 


Chronik. 

A.  V.  Cohawon,  Autiquariach-tochniBoher  1 22. 
Führer  durohdasAltertums-Ma- 
aeum    su    Wieabftden.       Wiesbadon, 
Bechthold  u.  Comp.     8».    212  S.   mit   8  Ab- 
bildnugen. 

Hr.]  Als  Führer  bezeichnet  der  Ver- 
fasser das  vorliegende  Büchlein;  er  be- 
rechnet es  (vgl.  S.  2)  hauptsächlich  für 
den  Besucher  des  Museums,  [nicht  für 
den  Gelehrten,  der  in  der  Ferne  über  die 
Altertümer  des  Wiesbadener  Museums 
Kenntnis  sich  verschaffen  will.  Und  in 
diesem  Sinne  können  wir  dieser  neusten 
Erscheinung  in  den  meisten  Punkten  un- 
seren vollen  Beifall  spenden.  Das  be- 
suchende Laienpublikum  will  vor  Allem 
über  die  Zeiten  und  die  Völkerschaften 
denen  die  im  Museum  aufbewahrten  Gegen- 
stände angehörten,  unterrichtet  sein,  es 
will  kurz  erfahren,  mit  welchen  Hülfs- 
mitteln  und  Kombinationen  die  Wissen- 
schaft  zu    ihren   Feststellungen   gelangt, 

Digitizedby  VjOO*^ 


—    175    — 

will   den  Gebrauch   und   die  Namen   der 
Waffen,  Werkzeuge,  Schmuckgegenstände, 
wie  deren  Material  und  Herstellungsweise 
kennen  lernen.    Schon  E.  Wagner  hat  in 
seinem  'Führer  durch  das  Karlsruher  Mu- 
seum', nach  dieser  Richtung  ein  treffliches 
Muster  gegeben,    v.  Cohausen  behandelt 
diese   allgemeinen  Fragen  noch  ausführ- 
licher und  berücksichtigt  namentlich  auch 
die  Technik  in  grossem  ümfanee;  sicher 
zum  Nutzen  des  Publikums,  dem  das  Ver- 
ständnis der  Wiesbadener  Sammlung  und 
der  Zweck  der  Altertumssammlungen  über- 
haupt durch  diesen  Führer  wesentlich  näher 
gebracht  wird;   aber  auch    der  Gelehrte 
wird  sehr  anregende   und  lehrreiche  Be- 
merkimgen  und  Beobachtungen  in  grosser 
Menge  durch  das  ganze  Büchlein  zerstreut 
finden.    Ob  bei  dieser  ausschliesslichen  Be- 
rücksichtigung des  Besuchers  nicht  manche 
Aufzählungen  gekürzt  und  diese  vielmehr 
auf  den  Etiketten  angebracht  werden  konn- 
ten, lasse  ich  dahingestellt ;  dagegen  muss 
auf  die  nur  zu  Irrungen  Anlass  gebende 
Wiedergabe    der  lateinischen  Inschriften 
ausdrücklich  aufmerksam  gemacht  werden, 
welche   samt  Auflösungen   und   Interpre- 
tationen,  und  ohne  dass  diese  in  irgend 
einer  Weise  kenntlich  gemacht  würden,  in 
Msguskeln   gesetzt    sind;    Beispiele    wie 
STIPENDIORVM     VIGINTI     DVORVM, 
TITyS,  CA JVS  werden  genügen.    Die  bei- 
gegebenen Abbildungen   enthalten   ausser 
dem  Grundriss   der  röm.  Villa  von'  Ma- 
rienfels interessante  Altertümer  des  Mu- 
seums, unter  diesen  auch  eine  vor  einigen 
Jahren  erworbene  Bronzestatue  eines  Sa- 
tyrn, welche  angeblich  auf  dem  linken  Ufer 
des  Mittelrheins  gefunden  sein  soll ;  sie  ist 
eine  Nachbildung  des  das  Kroupezion  treten- 
den Satyrn,    der    aus   der  Marmorstatue 
der  Ufflzien  (Dütschke  546)  bekannt  und 
in  Repliken  von  Marbury  Hall  (Michaelis 
arch.  Ztg.  32  S.  47)   und   der  Sammlung 
Torlonia  (Matz-Duhn  416^)  vertreten  ist. 
Auf  mich  machte  bei  genauer  Betrachtung 
die  Bronzestatuette   sowohl  wegen  ihrer 
plumpen  Arbeit  wie  wegen  der  Art  ihrer 
Patina  entschieden  den  Eindruck  der  ün- 
ächtheit. 


1)  Der  aiofaer  dasa  gehörige  Kopf  zeigt  blek- 
kendo  Z&hne  und  einen  Pinienkranz. 


—    176    — 

Hoffen  wir,  dass  dem  'Führer'  recht 
bald  ein  'Katalog'  folgt,  welcher  sämt- 
liche Steinmonumente  und  (mit  Ausnahme 
der  gewöhnlichsten  Thon-,  Bronze-  und 
Eisenwaaren)  auch  alle  anderen  Altertumer 
einzeln  beschreibt  unter  Zufugong  der 
Masse,  der  Fundnotizen,  der  Litteratur 
und,  wenn  nötig,  auch  einer  Abbildung. 

J.  Heieril  giebt  im  Anzeiger  färi23 
schweizerische  Altertumskunde  eine 
sehr  dankenswerte  Zusammenstellung  der 
Vorrtfmitchen  Gräber  im' Kanton  ZOrich.  Sie 
beginnt  im  4.  Heft  1887  und  ist  zur  Zeil 
noch  nicht  beendet  Bis  jetzt  sind  behan- 
delt I.  Gräber  der  Stein-  und  Bronzezei; 
von  SchöfEisdorf-Oberweningen,  Gossaii^ 
Weiach,  Glattfelden,  Rafz  und  Egg.  IL 
Gräber  der  vorrömischen  Eisenzeit  von 
Affoltem  bei  Höngg,  Bülach,  Dintikm, 
Unter -Engstringen,  Hettlingen,  Höngg.  — 
Die  Arbeit  wird  fortgesetzt. 

Jacob  Heiartl,  Pfahlbauten,  Ster  BerichLl24. 
(Mitteilungen   der   antiquar.  GetelUcbaft  in 
Zttrioh).  Leipiig,  Hiertemann,  1888.  4«.  66  S. 
mit  21  Tfln.  meitt  Liohtdmok.    6  fn. 

Seit  dem  Erscheinen  des  8ten,  noch 
von  Ferdinand  Keller  herausgegebenen 
Pfahlbautenberichtes  haben  sich  die  Fmide 
der  Art  gemehrt,  dass  eine  neue  Pabli- 
kation  nötig  wurde.  Die  Züricher  Gesell- 
schaft legte  dieselbe  in  die  Hände  des 
durch  seine  anderen  Arbeiten  auf  diesem 
Gebiete  hochgeschätzten  Herrn  Jacob 
Heierli,  welcher  von  anderen  Pfahlbaa- 
tenforschern  unterstützt,  ein  Werk  von 
bleibendem  Werte  geschaffen  hat,  über 
dessen  Inhalt  wir  die  sehr  sachgemässe 
Anzeige  von  R.  Forrer  in  der  Antiqua 
1888,  Nr.  3  S.  28  reproduzieren:  „Der 
Bericht  setzt  sich  aus  den  Rapporten  zu- 
sammen, welche  die  verschiedenen  Lokal- 
forscher der  antiquarischen  Gesellschaft 
eingesandt  haben  und  Heierlis  Combination 
dieser  zu  einem  Ganzen  darf  als  eine  sehr 
gelungene  bezeichnet  werden.  Das  Werk 
wird  eröffiiet  durch  Mitteilungen  Leiners, 
Schenks  und  Messikommers  über  die  neuen 
Befundnisse  in  den  Pfahlbauten  des  Bo- 
denseegebietes. Entgegen  der  frohem 
Ansicht,  dass  die  Pfahlbauer  dieser  Region 
fast  ausschliesslich  nur  des  Steines  sieb 
bedient  haben,  beweisen  zahkeiche  Bron- 


—    177    — 


-    178    - 


zen,  welche  die  Aasfnrabuiigen  der  letzten 
Jahre  an  mehreren  Stellen  zu  Tage  geför- 
dert, das8  auch  hier  die  Bronze  eine  aus- 
gedehnte Verwendung  gefunden  hat.  Reines 
Kupfer  ist  in  diesen  Gebenden  mehreren- 
orts  konstatiert  worden.  Nephrite  sind  hier 
ausserordentlich  häufig,  ja  man  darf  dieses 
Gebiet  ohne  Weiteres  als  das  Nephrit 
reichste  Europas  bezeichnen.  Seltener 
sind  Jadeite  und  Ghloromelanite.  Zu  den 
neuentdeckten  Stationen  z&hlen  diejenigen 
von  Arbon,  Steckbom  n  etc.  Die  mittel- 
schweizerischen  Stationen  haben  seit 
dem  Erscheinen  des  Ylll.  Pfahlbautenbe- 
richtes wieder  eine  ungemein  reiche  Aus- 
beute ergeben.  Neben  mehreren  neuen 
Stein-,  Kupfer-  und  Bronzeansiedlnngen 
sind  es  besonders  auch  eine  Reihe  älterer 
Stationen,  die  wiederum  ein  reiches  Ma- 
terial geliefert  haben.  Von  besonderem 
Interesse  ist  ein  Kapitel,  das  wir  speziell 
der  Feder  des  Herrn  Heierli  verdanken 
und  das  uns  eine  endgültige  Erklärung 
über  die  bisher  noch  immer  rätselhaften 
Limmatfunde  giebt  Die  aus  dem 
Zürichsee  fliessende  Limmat  hat  von  jeher 
zahlrdche  vorgeschichtliche  Funde  aller 
Zeiten  ergeben  und  insbesondere  war  es 
in  der  Gegend  des  unterhalb  Zürich  ge- 
legenen „Letten",  beim  Zusammenfluss  von 
SihI  und  Limmat,  wo  bei  Anlass  der  Was- 
serwerkarbeiten eine  grosse  Menge  von 
Funden  gemacht  worden  sind.  Ferdinand 
Keller  vermutete  hier  eine  Landansiedlnng, 
die  am  Ufer  sich  längs  des  Flusses  ausge- 
breitet haben  sollte,  da  an  eine  Pfahlbau- 
tenanlage im  Wasser  wegen  gänzlichem 
Mangel  an  Pfählen  nicht  zu  denken  war, 
und  die  Gegenstände  ihm  als  nicht  her- 
geschwemmt erschienen.  Heierli  weisst 
nun  jedoch  an  der  Hand  der  Terrainver- 
hältnisse nach,  dass  an  jener  Stelle  früher 
unmöglich  eine  Landansiedlnng  bestanden 
haben  könne,  dass  vielmehr  diese  Gegen- 
stände ebenso  wie  die  ebendort  gefunde- 
nen römischen  und  mittelalterlichen  Ob- 
jekte hergeschwemmt  worden  sein 
müssen  —  dies  von  der  Wiege  des  alten 
Zürich:  dem  Lindenhof  und  seinen  Ab- 
hängen, wo  sich  nach  dem  Verlassen  ihrer 
Seeansiedlungen  die  Bronzeleute  Zürichs 
festgesetzt -haben  müssen.    Damit  stimmt 


der  Charakter  der  Funde  überein,  die  in 
ihrer  Mehrzahl  dem  Ende  des  Bronzealters 
und  dem  Beginne  der  Eisenzeit  angehören, 
also  gleichsam  die  Seefunde  ablösen! 

Die  westschweizerischen  Stationen, 
deren  Behandlung  Dr.  v.  Fellenberg,  Lehrer 
Süsstrunk,  Prof.  Forel  etc.  oblag,  sind  in 
der  Hervorbringung  neuer  Funde  nicht  zu- 
rückgeblieben. Lehrer  Süsstrunk  in  Mur- 
ten  hat  sich  durch  eine  sorgfUtige  und 
eifrige  Erforschung  des  Murtnersees  ein 
besonderes  Verdienst  erworben  und  eine 
bedeutende  Zahl  hervorragender  Funde  zu 
Tage  gefördert.  Die  durch  Fellenberg, 
Gross  u.  A.  untersuchten  Ansiedlungen  des 
Bieler-  und  Neuenburgersees  haben  neben 
manchen  ausserordentlichen  Fundstücken 
der  Stein-  und  Bronzezeit  als  besonders 
wertvoll  mehrfach  zahlreiche  Kupfei^eräte 
geliefert.  Ein  besonderes  Interesse  bean- 
spruchen die  von  Herrn  Dr.  Fellenberg 
veröffentlichten  Funde  bei  der  Jura- 
gewässer-Korrektion insbesondere  von 
Port  (im  Flussbett  des  alten  Zihl),  Brügg 
und  Schwadernau.  Hier  fiind  sich  bei  An- 
lass der  Baggerungen  eine  Menge  von  zu- 
meist gallischen  Waffen,  aber  auch  zahl- 
reiche Geräte  aus  der  Bronze-  und  Römer- 
zeit. Die  Bronzeschwerter  repräsentieren 
mehrere  verschiedene  Typen,  im  allgemei- 
nen aber  alles  einfache  Formen,  wovon 
nur  ein  prächtiges  Schwert  osteuropäischer 
Form  eine  Ausnahme  macht  Diesen 
schliessen  sich  Dolche,  Lanzenspitzen, 
Schildbuckel,  Gelte,  Messer,  Sicheln,  Na- 
deln etc.  aus  Bronze  an.  Der  Eisenzeit 
gehören  die  bronzenen  u.  eisernen  Schwert- 
scheiden, Schwerter  (T^netypus),  Sensen 
und  Sicheln,  Hufeisen,  Lanzenspitzen,  Beile 
(mit  Dülle),  die  Trensen,  femer  eine  Reihe 
von  Bronzekesseln  etc.  an.  Viele  dieser 
letzteren  Geräte,  insbesondere  der  Waffen 
von  Port  tragen  unverkennbare  Spuren 
starken  Gebrauchs  und  Fellenberg  ver- 
mutet, dass  hier  ein  Kampf  stattgefunden 
habe.  Die  Anwesenheit  von  Pfählen  unter- 
halb Port  lässt  darauf  schliessen,  dass  dort 
eine  Brücke  gestanden  sei  und  dass  mög- 
licherweise um  diese  gestritten  worden  ist 
—  möglich  auch,  dass  dort,  analog  La 
T^ne  selbst,  ein  Oppidum  vorhanden  war", 


Digiti 


zedby  Google 


—    179    — 

Miscellanea. 

125.  Aus  der  Pfalz,  Mitte  Juni.  In  den 
„Studien  zur  ältesten  Geschichte  der  Rhein- 
lande« X.  Abt.  S.  108  ist  die  Zahl  der  im 
Mittelrheinlande  bisher  bekannt  geworde- 
nen praehistorischen  Eisenbarren 
auf  42  angegeben.  Die  Zahl  derselben, 
welche  alle  peripherisch  um  Eisenberg  — 
Rufiana  liegen  (vgl.  Fig.  17  a.  a.  0.)  wird 
durch  einen  neuen  Fund  um  6  derselben 
auf  48  vermehrt.  Im  Woogthal,  west- 
lich von  Weissenheim  a.  Berg,  6  Kilo- 
meter nördlich  von  Dürkheim,  fanden  sich 
beim  Wegmachen  V'  m  tief  im  Boden 
sechs  solcher  Eisenbarren  mit  den  Spitzen 
nach  oben.  Der  Ort  liegt  zwischen  Weissen- 
heim und  dem  sogenannten  Krummholzer- 
stuhl  «=  Brunholdisstuhl,  einem  altgerma^ 
nischen  Opferplatze,  von  wo  aus  der  Weg 
über  Altleiningen  nach  Eisenberg  führt. 
Beigaben  wurden  nach  einer  vom  Unter- 
zeichneten Mitte  Mai  vorgenommenen  Gra- 
bung keine  vorgefunden.  Von  diesen  6 
Stück  gelangten  4  als  Geschenk  des  Guts- 
besitzers Georg  Messer  in  das  Kanto- 
ualmuseum  zu  Dürkheim. 

Es  sind  nach  dem  Gewichte  Ilalb- 
barren  und  zeigen  die  bekannte  Gestal- 
tung, zwei  an  den  Basen  zusammengesetzte 
einseitige  Pyramiden   mit  langen  Spitzen. 

Über  Grösse  und  Gewicht  folgende 
Angaben : 

L&nge :  Breit« :  Gewicht : 

1.  40    cm      6    u.  4    cm 

2.  41    cm      7    u.  3,5  cm 

3.  45,5  cm      6,3  u.  3,8  cm 

4.  46    cm      6,5  u.  3,2  cm 
Das  ursprüngliche  Gewicht  dieser  stark 

oxydierten  .  aus  gutem  Schmiedeeisen  be- 
stehenden Eisenbarren  mag  um  300—400 
gr.  höher  gewesen  sein  =  2,5—2,7  kgr. 
Das  Gewicht  der  Vollbarren  von  Lim- 
burg, Studernheim,  Monzemheim  beträgt 
rund  ö  kgr.  (Dr.  C.  Mehlis.) 

126.  ^^']  Zu  den  Trierer  Inschriften,  vgl.  Wd. 
Korr.  Vn,  108. 

11)  Im  CIRh.  771  wird  unter  a  als  im 
Amphitheater  gefunden  ein  Fragment 
.  .  ATVLIANVS  nach  Haupts  Panorama 
und  der  Bemerkung  videdwr  perüsse  ange- 
führt. Dasselbe  scheint  mir  identisch  zu 
sein   mit  einem   noch  jetzt  in   der  Porta 


ca.  2,220  kgr. 
ca.  2,300  kgr. 


—    180    — 

nigra  aufbewahrten,  76  cm  langem  und  20 
cm  hohem  Block  aus  rotem  Sandstein,  der 
auf  der  rechten  Schmalseite  ornamentiert 
ist  und  auf  der  Vorderseite  folgenden  lu- 
Schriftrest  trägt: 

rCTt^wy  Ycvk 

ljAmjJ«V8^ET 

Alle  übrigen  Seiten  sind  moderne  Brucb- 
flächen. 

Als  Fundort  dieses  Stückes  ist  im  Ver- 
zeichnis der  Altertümer  der  Porta  nigra  vom 
J.  1863  Nr.  32  angegeben:  „1844  im  Am- 
phitheater gefunden^  und  auch  die  In- 
schrift selbst  beweist  die  Gleichheit  mit 
dem  von  Haupt  erwähnten  Stücke.  Der 
Block  ist  jedenfalls  erst  später  in  das 
Amphitheater,  welches  den  .Trierern  oft 
zur  Festung  gedient  hat,  gekommen,  denn 
er  ist  eine  Grabinschrift.  Den  Anfang 
werden  die  Namen  der  Eltern  eingenom- 
men haben,  dann  folgt  die  Formel  fajden- 
dum  cur[averunt]  .  .  .  Von  den  Namen  der 
Erbauer  ist  nur  ein  Cognomen  erhalten, 
dasselbe  kommt  auch  sonst  am  Rhein  vor, 
CIRh.  1842,  vgl.  8atüau8  692. 

12)  CIRh.  772  ist  eine  aus  der  Basilika 
stammende  Inschrift  von  Brambach  arg 
gemisshaudelt  worden,  die  von  Florencoart 
in  den  Bonn.  Jahrb.  10  S.  106  in  allen 
Punkten  richtig  abgeschrieben  und  erklärt 
ist.  Auch  bei  dieser  ist  die  Basilika  nicht 
der  ursprüngliche  Standort. 

13)  CIRh.  773  ist  die  Bezeichnung  des 
Fundortes  wie  die  Abschrift  ungenau.  Der 
Stein  befindet  sich  jetzt  im  Museum;  es 
ist  ein  roter  Sandstein  von  44  cm  U.  and 
72  cm  Länge,  der  bei  seiner  Verwendung 
als  Mauerstein  nur  seine  Oberkante  be- 
halten hat.  Die  Buchstaben  haben  eine 
Grösse  von  6V«  cm.  —  Den  Fundort  be- 
zeichnet genau  J.  J.  Stammel  im  Trierer 
Ankündiger  X,  Nr.  71  (vgl.  Leonard j,  die 
angebl.  Trierischeu  Inschriftenfalschungen 
S.  38  u.  39)  als  etwas  nördlich  vom  Herren- 
brünnchen  über  den  Bach  hin,  in  der  Nähe 
des  Weges,  der  vom  Altthore  in  die  Olewig 
führt.    Die  Inschrift  lautet: 

MARTI    VICT/brt 
faJVG-C-ALPALP/tntt«; 
/^(/l  BERT  V8  AV(7 
Der  Name  C,  Alp(inius)  Alp[im8],  den 


-.    181    — 


—    182    — 


Florencourt  und  Brambach  nicht  erkannten, 
ist  zweifellos.  Dieser  Alpinus  setzte  als 
libertus  Augusti  dem  Mars  Victor  Augustus 
diesen  Stein.  Am  Schluss  wird  die  Dedi- 
kationsformel  v,  8.  2.  m.  bei  der  späteren 
Verwendung  weggeschlagen  sein. 

14)  Das  CIRh.  807  edierte  Inschrift- 
fragment, zu  welchem  der  Herausgeber 
^perüt^  bemerkt,  wurde  jüngst  bei  Herstel- 
lung eines  Zettelkatalogs  der  Trierer  Stein- 
deiikmale  von  Herrn  Bautechniker  Ebertz 
in  einer  dunklen  Ecke  der  Porta  nigra 
entdeckt.  Brambach  giebt  die  Inschrift 
nach  einer  Notiz  des  Landgerichtsrat 
Müller  m  Ilansen's  Treveris  1 1840  S.  102; 
schon  vorher  hatte  sie  Haupt  in  seinem 
Panorama  (Trier  1822)  S.  157  kurz  er- 
wähnt. Die  Inschrift  wurde  1821  in  der  jetzt 
Kaiserpalast  benannten  Ruine  gefunden. 
Haupt  giebt  an,  auf  dem  Stein  seien  2 
Genien  und  die  Worte  ....  ANVS 
MARTIA  zu  sehen,  Müller  giebt  die  In- 
schrift wieder: 

ANVS 

ICCI 

....  MARTIA 
Der  wiedergefundene  Stein  ist  ein  Kalk- 
stein, jetzt  1,16  m  lang  und  19  cm  hoch ; 
er  zeigt  links  auf  einem  Pfeiler  die  Mitte 
vom  Körper  eines  Genius  und  rechts  davon 
die  Buchstaben: 


GNi        i'u; 
ANVS  ICCI 


MARTIA 


Es  zeigt  sich  also,  dass  Müllers  Zeilen- 
abteilung inkorrekt,  und  Ilaupt's  Angabe, 
zwei  Genien  seien  sichtbar,  gleichfalls 
falsch  ist,  wenn  nicht  der  Stein  seit  jener 
Zeit  einen  Verlust  erlitten  hat.  Die  In- 
schrift ist  oben,  unten  und  auf  der  rech- 
ten Seite  verstümmelt.  Der  Genius,  wel- 
cher die  Inschrifttafel  hält,  beweist,  dass  es 
eine  Grabinschrift  ist.  Auf  ddr  oberen  Zeile 
ist  gn  sicher  und  von  den  folgenden  Buchsta- 
ben gra  und  nach  einem  unsicheren  wieder 
ein  a  wahrscheinlich.  Auf  der  unteren  Zeile 
ist  zwischen  anu8  und  icd  ein  Punkt  nicht 

zu  entdecken,  trotzdem  zweifellos amis 

Icci  Martia[li8?]  ßüis  zu  lesen,  resp.  zu 
erklären.  Zu  Iccius  vgl.  mehrere  Beispiele 
in  CIL.  Xn.  , 

15)  Die  Inschrift  CIRh.  810,  welche  sich 


an  einem  dem  Juppiter  gewidmeten  und 
mit  3  Götterbildern  gezierten  Altar  befin- 
det, stammt  nicht  aus  dem  Trierer  Bezirk, 
sondern  aus  einer  Kirche  an  der  Ahr  und 
kam  als  Geschenk  des  Bischof  v.  Hommer 
in  unser  Museum  (vgl.  Schneemann,  das 
römische  Trier  und  die  Umgegend,  Trier 
1852,  S.  18  Nr.  62  M  und  ebenderselbe 
in  Saar-  und  Mosel-Ztg.  1852,  Nr.  82). 

16)  Im  CIRh.  ist  unter  821  die  Auf- 
schrift eines  im  Trierer  Museum  aufbe- 
wahrten silbernen  Löffelchens  (Invent.  der 
Gesellschaft  für  nützl.  Forschungen  T, 
Nr.  1)  wenig  genau  wiedergegeben.  Die- 
selbe befindet  sich  im  Innern  der  Kelle 
und  ist  wie  diese  teilweise  zerstört.  Deut- 
lich steht  geschrieben: 

S    EVVANTMi'"»Y\8 

Vor  Vivas  stand  als  Interpunktion  ein 
Blatt.  Zwischen  S  und  E  steht  kein  Punkt, 
befindet  sich  aber  ein  etwas  grösserer 
Zwischenraum,  so  dass,  da  Seuvantia  als 
eine  unmögliche  Namensbildung  erscheint, 
S(eceria  ?  ?)  Euvantifa  vi]  vaa  zu  lesen  ist. 
Euvantia  statt  EumüMa  auch  CIL  V,  6222, 
Euvantm  IX,  6083,  167. 

17)  Die  fragmentierte  Inschrift  unbe- 
kannten Fundortes  CIRh.  824,  welche  jetzt 
im  Museum  aufbewahrt  wird,  ist  von  Bram- 
bach nicht  in  allen  Punkten  richtig  wie- 
dergegeben. Es  ist  ein  Kalkstein  von 
29  cm  Länge  und  48  cm  Breite;  die  In- 
schrift ist  oben  und  rechts  verstümmelt. 

n    L  D  n/// 
ET- L- ALB//// 

V  E  8  Till II 
Lal  BANV////// 
LIB'    I  PS  £////;// 

[Dis  manilms  L.]  Alba[nto  Fimio]  et 
L.  Alb(anio)  [Secundo]  vestfiariis]  L.  AI- 
banius  [Primus]  lib(ertu8)  ipse  [fecit].  Die 
Ergänzung  der  Nomina  ist  selbstverständ- 
lich nur  beispielsweise. 

18)  Das  Fragment  CIRh.  826»  unbe- 
kannten Fundortes,  jetzt  im  Museum  auf- 
bewahrt, ist  ein  Postament  aus  weichem 
grauen  Sandstein.  Auf  der  Oberseite  des- 
selben sind  noch  Reste  von  Füssen  einer 
Statue  sichtbar ;  die  auf  der  Vorderseite  be- 
findliche Inschrift  war  immer  nur  zweizeilig ; 
der  Anfang  derselben  ist  abgeblättert,  aber 


-    183    - 

die  noch  scharf  erhaltene  linke  Kante  zeigt, 
dass  im  Anfang  der  1.  Zeile  nicht  mehr 
als  2—3  Buchstaben  fehlen;  dagegen  ist 
das  Ende  vollständig  abgebrochen.  Die 
Inschriftflftcbe  ist  11  cm  hoch  und  jetzt 
36  cm  lang. 


///////OAPOL 

llllllllliniyzm] 


Zweifellos  ist  ApollUm];  der  Anfang 
hiess  wahrscheinlicher  deo  als  in,  K  d,  d; 
in  der  2.  Zeile  ist  vom  Gentile  die  Endung 
und  vom  Cognomen  der  Anfang  erhalten. 

19)  Der  Fundort  der  Westd.  Korr.  II, 
Nr.  104  (Nr.  2)  =  C.  Rh.  826  e  und  f  be- 
handelten Inschrift  ist  Gasteil  bei  Saarburg, 
wie  aus  Barsch,  einige  Nachrichten  über 
Otzenhausen,  Castell,  Monclair,  herausge- 
geben von  Schriever,  2.  Aufl.,  Trier  1839, 
S.  16  hervorgeht. 

20)  Brambach  übersah  ein  Meilenstein- 
fragment, welches  Philanthrop  (Blätter  für 
Gewerbe  u.  s.  w.)  Trier  1846,  Nr.  3  in  ei- 
nem Berichte  über  die  Gesellschaft,  f.  nützl. 
Forschungen  für  1845  erwähnt  worden  und 
sich  im  Museum  befindet  Es  ist  eine 
Trommel  aus  grauem  Sandstein  von  34  cm 
Dm.  und  27  cm  Höhe.  Auf  derselben 
steht  deutlich  die  Inschrift: 

PIO-FkLICI-INVI 
CTO- AVG-P-M 
'ül  BV  Nl CIE 
Im  Philanthrop  lautet  der  Anfang  MO, 
das  übrige  ist  richtig  angegeben.  Durch 
den  Beinamen  invictus^  welcher  sich  zuerst 
bei  Caracalla  findet  (vgl.  Wilmanns,  exempla 
992)  erfahren  wir,  dass  der  Stein  frühestens 
unter  diesem  Kaiser  gesetzt  ist  Der  Fund- 
ort ist  leider  nicht  bekannt,  es  wird  nur 
angegeben,  dass  der  Stein  als  Geschenk 
des  Oberbergrates  Böcking  in  das  Museum 
gekommen  sei  und  da  derselbe  den  grössten 
Teil  seiner  Sammlung  aus  der  Umgegend 
von  Saarbrücken  und  der  Nahegegend  zu- 
sammenbrachte, liegt  es  nahe  zu  vermuten, 
auch  dieser  Stein  stamme  aus  jener  Gegend. 

21)  Im  vergangenen  Jahre  kam  ein  In- 
schriftfragment aus  grauem  Sandstein,  von 
36  cm  gr.  Breite  u.  26  cm  gr.  Höhe  in  die 
Sammlung  (luv.  14335),  aus  altem  Trierer 
Besitz.  Die  Stadt  Trier  wird,  vermutlich 
mit  Recht,  als  Fundort  angegeben. 


-    184    - 

II -tm////// 
C  0  N  I  V  G  I 

Rl  -ARTIS'R H 

SIBI-VIVA-r  edi 


Die  Ergänzung  negotiatori  wird  man  als 
sicher  betrachten  können  (vgl.  negotiaU>r 
artis  cretariae  CIL  m  5833,  negoUator  artis 
purpurariae  III 5824) ;  dagegen  bleibt  leider 
die  nähere  Bezeichnung  zu  artis  zweifelhaft ; 
am  wahrscheinlichsten  ist  rosariae]  die  Art 
des  Bruches  hinter  R  spricht  nicht  gegen  die 
Annahme,  dass  ein  0  dem  R  folgte.  Der 
Blumenluxus  der  Römer  und  gerade  der 
mit  Rosen  ist  bekannt 

22)  Ein  silbernes  Löifelchen,  durch  eme 
handschriftliche  Notiz  Ladner's  in  einem 
bei  den  Akten  der  Gesellschaft  für  nutz!. 
Forschungen  aufbewahrten  Hefte  'Antiqua- 
rische Funde  u.  Entdeckungen*  mir  schon 
länger  bekannt,  kam  im  vergangenen  Jahre 
durch  die  Güte  des  Herrn  Oberregierungs- 
rates von  Guerard  in  unser  Museum  (Inv. 
16595).  Es  wurde  im  Winter  1868  auf  69 
beim  Eisenbahnbau  bei  Rilchingen  (bei  Saar- 
brücken) gefunden.  Das  Löffelchen  ist  gut 
erhalten,  hat  ein  Gewicht  von  10,60  Gr.  und 
eine  Länge  von  12  cm.  Die  Kelle  ist  rund 
und  von  24  mm  Dm.  Auf  der  Aussenseite 
der  Kelle  steht  in  punktierten  Buchstaben 

X 

IVL 

SiLVIN 

Das  Zeichen  X  ist  schwerlich  nur  Orna- 
ment; da  bei  Wertmetallgegenständen  sehr 
oft  das  Gewicht  angegeben  ist,  so  wird  die 
X  sich  auf  dieses  beziehen,  obwohl  das 
Fehlen  der  Gewichtsorte  auffallend  ist;  man 
wird  an  Scripula  denken  müssen,  deren  X 
»  11,37  Gramm.  Der  Verfertiger  heisst 
M(ni8)  Süvin(u8). 


Erneuerte  Statuten  desTrarbacher  12?. 
Pfarr-Lehngutes. 

(Yerfasst  von  dem  dermaligen  2ten  Pfiarrer 

H.  Pfeiffer,  vorgelegt  auf  dem  Geding 

[22.  Juni]  1829.)  >) 

Littera  A.  Bestimmung  dieses  Leimgirtes. 

Es  besteht  solches  aus  erblichen,  der 

1)  Wir  bringen  diese  Statuten  lum  Abdiuck, 
d«  lie  einen  reichen  Binbliok  in  dM  Poztlebra 
miUeleUlterlicher  WirU^fteformen  an  der  Motel 
geeUtten.        ^^.^.^^^  ^^ GoOglc 


—    185    — 

eyangelischen  Kirche  dahier  zugehörigen, 
von  den  Lehnsleuten  frei  zu  bebauenden 
Drittel¥ringerten,  von  deren  Ertrag  diese 
(die  Lehnsleute  oder  Erbbeständer)  zwei, 
und  der  zeitige  evangelische  zweite  Pfarrer 
dahier  als  Lehnsbesitzer  ein  Drittel 
zu  ziehen  hat 

Litten  B.  Von  den  Verbftitnitten  und  Pflichten 
der  Leiintleute. 
Sectio  L   Bauregeln. 
Nr.  1)  Jeder  Lehnsmann  ist  überhaupt 
verpflichtet:  sein  Gut  gehörig  zu  bauen, 
beim  Abteilen  und  Abliefern  der  Drittel- 
trauben gewissenhaft  und  redlich  zu  ver- 
fahren, auch  Alles,  was  ordnungswidrig  ist, 
ohne  Scheu  und  Menschenfurcht  anzuzeigen, 
und   stets   das  Frommen  und  Beste   des 
Lehnsherrn  eifrigst  zu  befördern. 

2)  Wer  seinen  Wingert  ungegraben  lie- 
gen lasst,  oder  überhaupt  nicht  gehörig 
baut,  wird  das  erste  Jahr  schlecht  (blos) 
gemahnt,  ebenso  das  zweite,  das  dritte  Jahr 
wird  er  gerügt,  und  das  4.  caducirt. 

3)  Die  Rüge  zieht  4  Quart  Wein  Strafe 
nach  sich.  Wer  dieselben  bis  zum  Herbste 
nicht  gezahlt  hat,  dem  werden  die  Trauben 
zum  Nutzen  des  Lehnsbesitzers  confiscirt. 
Giebt  es  keinen  Herbst,  so  wird  man  am 
nächstfolgenden  seinen  Regress  nehmen. 

4)  Wird  ein  Wingert  caducirt  (d.  h. 
abgenommen  und  versteigert,  was  allemal 
auf  dem  Geding  geschieht),  so  erhält  der 
Lehnsbesitzer  die  eine,  und  das  Geding  die 
andere  Hälfte  des  Erlöses,  der  bis  zum 
nächsten  Geding  verabreicht  werden  mnss. 

5)  Kein  Lehnwingert  unter  400  Stöcken 
kann  getheilet  werden. 

6)  Kein  Lehnwingert  kann  ohne  Erlaub- 
niss  des  Lehnsherrn  gebrochen  werden. 
Ist  dieselbe  ertheilet  worden,  so  ist  er 
fünf  Jahre  frei,  wie  auch  im  6ten,  als 
dem  vorgeschriebenen  zweiten  Düngjahre. 
Es  muss  nämlich  auch  im  zweiten  oder 
3ten  Jahre  bei  vier  Quart  Wein  Strafe 
gedüngt,  und  solches  (jedoch  kostenfrei) 
den  Gedingvögten  angezeigt  werden,  wobei 
gestattet  ist,  im  ersten  Jahre  Runkelrüben 
(Rommein)  zu  setzen. 

7)  Beim  Brechen  und  Ausbessem  darf 
kein  Roth  mehr  gepflanzet  werden,  bei 
Ein  Quart  Wein  Strafe  für  jeden  Stock 
(ProtocoU  de  1827).    Auch  ist  den  Lebns- 


-    18«    - 

leuten,  da  kein  Roth  mehr  gelesen  wird, 
untersagt,  im  rothen  Herbste  in  die  Drit- 
telwingerte  zu  gehen. 

8)  Jeder  Lehenwingert  mnss  alle  sie- 
ben Jahre  gemistet  werden,  und  ist  solches 
Düngjahr  frei;  die  Anzeige  von  Mistungen 
muss  aber  den  Gedingvögten  —  unter  Ver- 
abreichung von  sechs  Pfennig  prenssisch  — 
vor  Matthiastage  gemacht  werden,  nachher 
werden  keine  Mistungen  mehr  angenommen. 

9)  Die  Weinberge  müssen  vor  dem  20ten 
Mai  gegraben  seyn,  bei  zwei  Quart  Wein 
Strafe  (1823). 

10)  Es  dürfen  keine  Rüben,  Kohle,  noch 
sonstige  Gemüse  gepflanzet  werden,  den 
Nr.  6  vorgesehenen  Fall  ausgenommen,  bei 
vier  Quart  Wein  Strafe  auf  je  100  Stöcke. 

11)  Jeder  Lehensmann  muss  seinem  Win- 
gert einen  Namenspfahl  vorsetzen  bei  vier 
Quart  Wein  Strafe  (1825). 

Sectio  II.  Herbstregeln. 

1)  Die  Lehenwingerte  müssen  zufolge 
der  Beschlüsse  vom  Jahr  1825  und  1827 
vor  den  eigenen  Vormittags  gleich  nach  dem 
Glockenlänten  (dem  gewöhnlichen  Zeichen 
zur  Lese)  gelesen  werden,  bei  acht  Quart 
Wein  Strafe. 

2)  Die  Lehnsleute  sollen  beim  Abtheilen 
der  Tranben,  ihres  eidlichen  Versprechens 
eingedenk,  redlich  und  gewissenhaft  dem 
Lehnsbesitzer  ohne  irgend  eine  Unterschlag- 
ung und  Verheimlichung,  weder  in  den  Wein- 
gärten selbst,  noch  beim  Nachhausetragen 
das  ihm  zukommende  Drittel,  welches  der 
dazu  bestellte  Theiler  gewählet  hat,  ver- 
abfolgen lassen. 

3)  Das  Ausbrechen  von  Tranben  ist 
untersagt;  Erlaubniss  hierzu  muss  vorher 
bei  dem  Lehnsbesitzer  eingeholet  werden. 
Dasselbe  gilt  auch  von  dem  sogenannten 
Hängelschneiden. 

4)  Die  Lehnsleute  müssen  dem  Pfarrer 
(Lehensbesitzer)  die  Dritteltrauben  frei  auf 
den  Kelter  liefern. 

5)  Wer  sich  irgend  eine  Veruntreuung 
zu  Schulden  kommen  lässt,  muss  nicht  nur 
vollkommenen  Schadenersatz  leisten,  son- 
dern zieht  sich  auch  —  ausserdem,  dass 
er  als  ein  pflicht-  und  gewissenloser  Mensch 
Ehre  und  guten  Namen  verletzt  —  eine, 
auf  dem  nächsten  Geding  näher  zu  be* 
stimmende  Strafe  zu« 

Digitized  by  VjOOQ IC 


-    187    - 

Sectio  ni.   Von  den  besondern  Ver- 
hältnissen und  Pflicliten  der 
Gedingvügte. 

1)  Dieselben  sollen  überhaupt  ihrem  Amt 
als  Mitvorsteher  der  Lehnsgutsgesellschaft 
und  Gesandte  des  Lehnsherrn  treu  und  ge- 
wissenhaft vorstehen,  ein  wachsames  Auge 
auf  den  guten  Bau  der  Lehngiiter  haben, 
streng  über  die  Handhabung  der  guten 
Ordnung  halten,  und  alles  Rügbare  ohne 
Scheu  und  Menschenfurcht,  noch  irgend 
eine  Parteilichkeit,  oder  Rücksicht  der 
Person  zur  Kenntniss  des  Lehnsherrn  ge- 
langen lassen,  und  auf  dem  Gedinge  vor- 
bringen —  Alles  zufolge  ihrer  besondern 
Gedingsvogtsverpflichtüng. 

2)  Sie  haben  sich  zu  dem  Ende  sorg- 
faltig mit  den  einzelnen  Lehengütern  be- 
kannt zu  machen; 

3)  die  Mistungen  gehörig  zu  notiren ;  und 

4)  vor  dem  Geding  eine  genaue  Güter- 
besichtigung vorzuehmen,  damit  sie  im  Stande 
seien,  über  den  Stand  der  Dinge  gehörigen 
Bericht  abzustatten.  Für  diese  let^cre  Be- 
mühung (Güterbesichtigung)  erhalten  sie  von 
dem  Lehnsherrn  eine  Extravergütung  von 
einem  Sester  Wein. 

Littera  C.  Gedingregeln. 
Sectio  I.    Vorbestimmungen. 

1)  Das  Baugeding  wird  alljährlich  am 
Montage  vor  Johannis-Baptistae  (Johanns- 
tag) am  gewöhnlichen  Orte,  Nachmittags 
Schlags  2  Uhr  gehalten,  und  durch  einen 
der  Gedingvügte  mit  der  üblichen  Anrede 
eröffnet. 

2)  Den  Gedingvorstand  bilden  und  sitzen 
an  einem  besondern  Tische:  a)  der  Pfarrer 
als  Lehnsbesitzer  praeses;  b)  die  beiden 
Gedingvögte;  c)  der  Secretaire  oder  Pro- 
tokollführer. 

3)  Jeder  Lehnspflichtige  ist  verbunden 
auf  dem  Geding  zu  erscheinen. 

4)  Ausbleiben  ohne  Anzeige  bei  den 
Gedingvögten  und  bei  denselben  eingehol- 
ten Urlaub  zieht  eine  Strafe  von  zwei 
Quart  Wein  nach  sich  (1827). 

5)  Wer  zu  spät  erscheinet,  muss  zwei 
Quart  Wein  zahlen. 

6)  Der  Besteller  muss  zu  dem  Ende 
vor  der  Eröffnung  des  Gedings  vor  die 
Thüre  treten,  und  3mal  mit  lauter  Stimme 
rufen:  „Herein!  wer  herein  gehört.** 


—    188    — 

7)  Sobald  die  Sitzung  eröffnet  ist,  and 
solange  die  Protocollirung  der  Verhand- 
lungen dauert,  muss  jeder  stillschweigen, 
und  darf  kein  Lehnsmann  das  Wort  neh- 
men, ohne  dass  er  vorher  mit  den  Worten: 
„Ich  bitt'  ums  Wort"  darum  angesucht 
hat,  oder  ausdrücklich  dazu  aufgefordert 
worden  ist. 

Sectio  IL    Vom  Gang  der  Verhand- 
lungen. 

Diese  finden  folgendermassen  Statt: 

1)  Werden  die  Statuten  vorgelesen, 

2)  folgen  die  Empfängnisse. 

Wer  als  neuer  Lehns-  oder  Baumann 
auftritt,  wird  auf  die  herkömmliche  Weise 
in  Verpflichtung  genommen,  worauf  er  die 
Statuten  zu  unterschreiben  hat.  Derselbe 
zahlt  zwei  Kopfstück  (12  Silbergroschen) 
Hüll-  oder  Einstandsgeld,  wovon  die  Ge- 
dingvögte die  Eine  Hälfte  ziehen,  und  die 
andere  dem  Geding  zu  gut  kommt  Was 
die  Wittweiber  anlangt,  so  haben  dieselben 
nach  dem  Tode  des  Mannes  zwar  auch  sirh 
zur  Verpflichtung  zu  stellen,  brauchen  aber 
kein  Hüllgeld  zu  zahlen.  Dasselbe  gilt  auch 
von  den  Bauleuten. 

3)  a.  werden  die  Mistungen  vorgelesen, 
b.  werden  die  vorgelesen,  welche  neuge- 
setzt haben. 

4)  Die  Rüg'  u.  Mahnungen  vorgenommen. 

5)  werden  die  Beurlaubten  vorgelesen. 

6)  Schliesslich  werden  dieLehnslente  auf- 
gefordert, wer  noch  was  anzubringen  habe, 
solches  jetzt  zu  thnn;  worauf  das  Protokoll 
der  eigentlichen  Verhandlungen  geschlos- 
sen und  keine  Anträge  mehr  angenommen 
werden. 

Sectio  III.   Vom  Gedingwein. 
Der  Lehnsherr  ist  eigentlich  nur  ver- 
pflichtet, sechs  Sester  Gedingwein  zuge- 
ben, und  zwar  immer  vom  letzten  Jahrgange. 
Was  er  mehr  thut  —  wie  bisher  geschab  — 
(wenn  kein  Missjahr  eintrat),  ist  freier  Wille. 
Sectio  IV.  Vom  Verhalten  derLehns- 
leute  während  der  Sitzung,  dieso- 
lange  dauert,  bis  sie  von  dem  Ge- 
dingvogt für  geschlossen  erkläret 
wird,woraufdann  die  gedinglichen 
Gesetze  aufhören,  und  die  etwani- 
gen  Vorfallenheiten  der  Polizei 
überlassen  werden. 
Da  das  Geding  aus  scsshaften  ehrsamen 


-    189    ^ 

Bürgern  (reap.  Frauen)  besteht,  so  lässt 
sich  mit  Recht  auch  erwarten,  dass  die- 
selben sich  eines  anständigen,  ehrbaren 
nnd  ordnungsmässigen  Verhaltens  während 
der  Zusammenkunft  befleissigen  werden. 
Um  jedoch  allen  und  möglichen  Unord- 
nungen vorzubeugen,  sind  noch  folgende 
besondere  Hegeln  festgesetzt  worden: 

1)  Keiner  darf  des  andern  Platz,  ohne 
dessen  Genehmigung,  einnehmen,  oder  sich 
von  eines  andern  Wein  einschenken.  Wer 
dawider  handelt,  unterliegt  einer  Strafe 
von  Ein  bis  Vier  Quart  Wein. 

2)  Das  Tabakrauchen  in  dem  Sitzungs- 
zimmer ist  untersagt. 

3)  Wenn  von  dem  Vorstand  stillschwei- 
^cn  geboten  wird,  muss  gleich  Folge  ge- 
leistet werden,  bei  zwei  Quart  Wein  Strafe 
(1823). 

4)  Wer  Streit  anfängt  und  sich  wider 
einen  Lehnsmann  mit  Scheltworten  vergeht, 
wird  als  autar  rixae  in  Acht,  und  wer  da- 
gegen schimpft  in  Vier  Litres  Strafe  ge- 
nommen (1816). 

5)  Wer  unanständige  Reden  führt,  und 
sich  überhaupt  durch  sein  Betragen  die 
Unzufriedenheit  der  Gesellschaft  zuziehet, 
wird  entweder  angewiesen,  sich  nach  Hause 
zu  begeben,  oder  er  kann  auch,  wenn  das 
Geding  es  für  gut  findet,  in  eine  Strafe 
von  1  bis  4  Quart  Wein  genommen  werden. 

6)  Sowohl  der  Geding-  als  Strafweiu 
wird  auf  dem  Geding  getrunken,  und  darf 
unter  keinem  Verwände  davon  mit  nach 
Hause  genommen  werden;  wesshalb  die- 
jenigen, die  früher  (vor  dem  gesetzlichen 
Schluss)  die  Versammlung  verlassen  wollen, 
ihre  Kruge  oder  Flaschen  an  dem  soge- 
nannten Herrentische  umgekehrt  zu  zeigen 
haben. 

Sectio  V.   Von  dem  Besteller. 

1)  Er  wird  jedesmal  von  seinem  Vor- 
gänger gewählt. 

2)  Er  hat  den  Gedingwein,  nachdem  er 
ihn  vorher  erprobet  und  für  gut  befunden, 
bei  dem  Lehnsherrn  abzuholen. 

3)  Er  hat  das  sub  I^it.  C.  Sect.  I  Num. 
6  Festgesetzte  zu  befolgen. 

4)  Er  besorgt  das  Einschenken  und 
Austheilen,  und  hat  dabei  Acht  zu  geben, 
dass  Nichts  verschüttet,  und  dass  der  Wein, 


^-   190    - 

sowie  auch  im  vorkommenden  Falle  die 
Wecke,  gehörig  vertheilt  werden. 

5)  Wenn  das  Weinfasschen  leer  ist, 
muss  er  solches  umstellen,  und  durch  Auf- 
klopfen zu  erkennen  geben,  dass  nichts 
mehr  drinnen  ist. 

6)  Endlich  hat  er  überhaupt  die  ver- 
schiedenen Gänge,  und  was  noch  sonst  zu 
bestellen  wäre,  zu  thun. 

Schlussbemerkung. 
Jeder  Lehnsmann  unterwirft  sich  durch 
seine  Unterschrift  nicht  nur  allen  in  gegen- 
wärtigen Statuten  erneuerten  Anordnungen 
und  Regeln,  sondern  auch  dem,  was  künftig 
das  Gesammtlehen  weiter  zu  beschliessen 
und  anzuordnen  für  gut  finden  wird. 

So  geschehen  zu  Trarbach,  am  22.  Mai 
(Montags  vor  Johannis  Baptistae)  1829. 

Folgen  viele  Unterschriften. 


Zusatzartikel  zu  der  neuen  Lehn- 
und  Gedingordnung  de  1829. 

(Vide  Protokoll  dat.  22.  Juni  1829.) 

Es  soll  künftig  Jeder  Ein  und  dasselbe 
Gefäss  von  Einer  Maass,  sei  es  Krug  oder 
Quart,  mitbringen ;  bringt  er  kleineres  Ge- 
fäss mit,  so  bekommt  er  (falls  der  Lehns- 
herr mehr  als  das  sub  Lit.  C.  Sectio  HI 
bestimmte  Quantum  von  circa  \!%  Maass 
per  Mann  giebt)  nur  dieses  eingeschenkt 
und  hat  weiter  nichts  nachzufordern. 

Auch  wurde,  indem  heute  die  neue  Ge- 
ding- und  Lehnsordnung  vorgelesen,  ange- 
nommen und  unterschrieben  wurde,  zugleich 
in  Erinnerung  gebracht,  dass  Jeder,  der 
auf  dem  Geding  erscheint,  den  Anstand 
und  Respekt  nicht  durch  seine  Kleidung 
verletzen  dürfe,  und  daher,  wie  es  gezieme, 
in  einem  Rocke  erscheinen  solle. 
Zusatzartikel  de  1832  (vide  Protocoll). 

Wenn  künftig  ein  Lehnsmann  bricht 
und  neu  setzt,  so  muss  der  ganze  Wingert 
neugosetzt  und  kein  Stock  verlegt 
werden,  unter  der  Strafe,  dass  er  keine 
Freiheit  zu  geniessen  hat. 

Zusatzartikel  de  dato  21.  Juni 
1847,  wobei  festgesetzt  wurde,  dass,  wenn 
wiederum  der  Fall  der  Wahl  eines  neuen 
Gedingvogts  eintreten  sollte,  dieselbe  durch 
die  abzugebenden  Stimmzettel  eines  jeden 
Lehnsmannes  vollzogen  werden  solle,  mit 

Digitized  by  VjOOQ IC 


-    191    - 

der  aasdrücklichen  Bestimmong,  dasd  &A 
dieser  Wahl  der  Geding- Vorstand  selbst 
keinen  Anteil  nehmen  dürfe. 


L  e  h  n  s  e  1  d. 

Derjenige,  welcher  als  Lehnsmann  em- 
pfängt, soll  geloben,  und  zu  Gott  dem  All- 
mächtigen schwören  einen  körperlichen  Eid, 
mit  aufgehobenen  Fingern,  dem  zweiten 
Pfarrer  dahier  als  Lehnsbesitzer  hold  und 
getreu  zu  sein;  dessen  Frommen  und  Bestes 
zu  befördern,  Schaden  und  Nachtheil  zu 
verhüten;  das  Lehngut  getreulich  zu  bauen, 
dabei  und  im  Abtheilen  die  Pflichten  eines 
redlichen  und  treuen  Lehenmannes  bestens 
zu  erfüllen,  und  anzuzeigen,  was  jordnungs- 
widrig  und  ruchbar  ist,  es  sei  an  Missbau, 
Hängelschneideo,  Legelstürzen,  oder  sonsten 
eine  Unternehmung,  wodurch  das  Gut  und 
die  dem  Lehnsherrn  gebührende  Erträgniss 
geschmälert  werde. 

Bestallung. 

Was  mir  jetzo  vorgehalten  worden  und 
ich  wohl  verstanden,  dem  gelobe  ich  und 
schwöre  ich  getreulich  nach  zu  kommen, 
so  wahr  mir  Gott  helfe  und  sein  heiliges 
Evangelium. 

Gedingvogtseid. 

Ihr  sollt  hiermit  in  Bezug  auf  euren 
bereits  geleisteten  Lehenseid  zu  Gott  dem 
Allmächtigen  schwören  einen  körperlichen 
Eid,  dass  Ihr  dem  Euch  anvertrauten  Amt 
wollet  getreulich  vorstehen,  Euch  die  Le- 
hengüter genau  bekannt  machen,  auf  deren 
guten  Bau  ein  wachsames  Auge  haben,  die 
Mistungen  gehörig  notiren  und  besichtigen, 
Alles  Rügbare  ohne  Scheu  und  Menschen- 
furcht auf  dem  Geding  anbringen,  und  über- 
haupt so  handeln  werdet,  wie  es  von  einem 
ehrlichen  und  rechtschaffenen  Dingvogt  zu 
handeln  erfordert  wird. 

Bestallung. 

Was  mir  jetzo  vorgehalten  worden  — 
und  ich  wohl  verstanden  —  dem  gelobe 
und  schwöre  ich  —  getreulich  nach  zu 
kommen  —  so  wahr  mir  Gott  helfe  — 
und  sein  heiliges  Evangelium. 


—    192    — 
Von  dar 

Wettieitteliei  Zeitschrift 

wurde  »asgegeben  Jahrg.  YII  (1888)  Heft  I  n.  II, 
enthaltend: 

H«ftl. 

P.  J.  Blek,  Die  heinuttliehe  Oeeehiebtafonchug 

in  Holland. 
PrME  GSrren.  Biotini  Vami  (oder  Bietiovanu), 
der  berachtigte  niTthische  Verfolger  der  gal- 
lischen und  Bumal  der  trieriaohen  Kirche. 
J.  HftB86B,   Jahreerechnnng  dee  Kölnischen  Offi- 
aiaUtgerlchts   in  Soeit  rom  1.  MEra  1498  hh 
14S9. 
Ludwig  WellMd,   Vertrag   awischan  Erzbitckof 
Bald  sin  ron   Trier  nnd   Bisehof   Adolf  tob 
lifittioh  Aber  die  Veraetanng  dee  letsteroi  asf 
den  Ersstahl  ron  Mains.    1SS4  Jnni  9. 
Lldwig  WellMdi  Ungedrudkte  Urkunden  der  Kn- 
bischOfe  Johann  I.  und  Arnold  II.  ron  Trier, 
die   Kirche   su   Engers,   Kreis   Neuwied,  be- 
treffend. 
0.  Dfthm,   Übergang  Aber  den  Doppelbiergraben- 

sumpf  in  der  Bulaa  bei  Hanau. 
W.  Wiegaad,   Die  Alamannenschlacht  bei  Sirsss- 

burg.    Eine  Entgegnung. 
Receisleaei : 

Die  Miniaturen  der  Uni  Tersitftts- 
Bibliothek  su  Heidelberg,  be- 
schrieben TOn  li.  Ton  Oechelhaoier. 
Erster  TeiL  —  Angeseigt  von  Karl  Laap- 
recht  in  Bonn. 
Quellen  anr  Oeschichte  der  Stadt 
Worms  auf  Veranlassung  und  mit  Uat«^ 
sttttsung  des  Herrn  G.  W.  Heyl,  ronsali 
Mitglied  des  Deutschen  Beichstagee,  hertu- 
gegeben  durch  H  B  o  o  s.  L  Teil:  U  r  k  n b  - 
denbuch  der  Stadt  Worms.  L  Bd, 
627—1300.  —  Angeseigt  ron  OusUt  Frhn. 
Schenk  an  Bchweinebergin  Dsroi- 
stadt. 

H«ft  n. 

E.  Slebeirg,  Zum  Matronenknltns. 

Hettaer.  BOmische  Mflnsschatafnnde  in  den  Sheia- 

landen.   (ForUetxung  an  Jahrg.  VI  8. 119-1S4) 
H.  Boeif   Erwiderung  auf  die  Bieoenaioa  mein« 

Urkundenbnches    der   Stadt   Worms  1.  Ban^ 

▼on  O.  Freiherm  Schenk  au  Sehweiasberg. 
0.  Frhr.  Seheak  sn  SehwefasberSi  Erwidonug. 
Bibllegraphle: 

I.  Zeitschriften. 
II.  Bflcherschau. 

Verlag  der  Fr.  Lintz'schen  Buchhandlung  in  Trier 

Dir  Dom  in  TrUr 

in  seinen  drei  Hauptporioden: 

der  BinisdieB,  der  FriBkiflckei,  der  Knuiirk 

beschrieben  nnd  durch  2ß  Tafeln  erlintert 
von 

Dr.  J.  N.  von  Wilmowtky. 

Preis  90  Mark. 
Herabgesetster  Barpreia  80  Mark. 


Die  Facsimiles 

von  Originalpläiion  iontsekor  Done 

auf  72  cm  breitem  Papier. 
Von  O.  W.  Bohmldt,  Architekt. 
Originalplan    dos    Domes    au   KMn   8  A  1  BlsU 

8,87  m  hoch. 
Originalplan  des  Domes  an  Regonibyrg  9  X  1  Blstt 

lr,39  m  hoch. 
Originalplan   des    Domes   su  Uhn  6  Jl    1  Blstt 

1,78  m  hoch. 
8  Entwürfe  sum  Dome  au  Frukfurl  6  A  1  Blsfl 

140  m  hoch. 
4  PlAne  aum  Maniter  au  SlriMOurs  tl  ü 


nt  UNTraoNt  buohdiiuokcrki  in  TRisa 


JtMgtrt 
▼oa  Dr.  H«ttiitr  in  Tritr 

und 

Pr«fiMor  Dr.  LaMprteM 

in  Bonn. 


der 


VerUg 

d«r 

FR.  LiNTZ'tchtn 

BuohhftBdlung 
In  Trinr. 


Westdeutschen  Zeitschrift  für  Geschichte  und  Kunst, 

SKf  leieh  Organ  der  historteek-antiqnarisehen  Yereine  zu  Backnang,  Birkenfeld,  Dürk* 
keim,  D&sseldorf,  Frankftirt  a.  M.,  Karlsrnke,  Mainz,  Mannheim,  Neuss,  Speyer, 
Strassbnrg,  Stuttgart  nnd  Worms,  sowie  des  anthropologisehen  Vereins  zn  Stuttgart 

♦ 


Sept  &  Okt 


Jahrgang  YII,  Nr.  9  &  10. 


1888. 


I>aa  Korrmpoadenxblatt  «nobttint  in  einer  Auflage  Ton  360O  Exemplaren.    Inierate  i  86  Pfg.  für  die 

gespaltene  Zeile  werden  von  der  Verlagahandlong  nnd  allen  Inieraten-Bnreani  angenommen,  Beilagen 

nneh  Uebereinknnft.  —  Die  Zeiteohrift  erscheint  TiertelJ&hrlich,  dai  Korrespondenablatt  monatlioh.  — 

Abonnementepreii  Ifi  ICark  für  die  Zeitschrift  mit  Korrespondenablatt,  für  letateres  allein  6  Mark. 


Neue  Funde. 

128.  Siratsburg,  18.  Sept.  [ROmitche  Funde]. 
Wir  haben  den  archäologischen  Funden, 
welche  beim  Dohlenbaa  in  der  Blau  wölken- 
gasse  gemacht  worden  sind,  unsere  Auf- 
merksamkeit zugewandt  und  gefunden,  dass 
es  römischer,  aus  dem  rumischen  Castell 
herrührender  Bauschutt  ist,  welchen  wir 
hier  aufgelagert  finden.  Etwa  1  m  unter- 
halb des  Pflasters  bemerken  wir  in  einer 
Stärke  von  30—40  cm  eine  mit  roten 
Ziegelstücken  vermengte  Bodenscbichte, 
dann  folgt  eine  Lehmschiebte  und  unter 
derselben  nochmals  eine  auf  dem  etwa  1  m 
starken  Letten  ruhende  Schichte  römischen 
Schuttes.  Die  ganze  Höhe  bis  zu  dem 
Eies,  auf  welchen  die  neue  Dohle  gelegt 
wird,  beträgt  etwa  3  m.  Wir  finden  nun 
in  dem  römischen  Bauschutt  Bruchstücke 
sämtlicher  bei  den  römischen  Häusern  vor- 
kommender charakteristischer  Bauteile  ver- 
treten, als:  Leistenziegel,  Hohlziegel,  Bo- 
denplatten (teils  mit  dem  Siegel  der  8. 
Legion),  Bodengussmörtel-  und  Wandstück- 
teile (letztere  mit  dem  Pompejanisch-Roth 
bemalt).  Ferner  fanden  wir  ein  Thränen* 
fläschchen,  sehr  schöne  Bruchstücke  von 
Gefössen  aus  terra  sigillata  mit  Verzie- 
rungen von  Tierstücken  und  menschlichen 
Gestalten.  Der  untere  Teil  einer  Vase  zeigt 
deutlich  den  Namen  des  Tupfers  Pecnliae. 
Ans  der  ganzen  Art  der  Ablagerung  des 
römischen  Bauschuttes  —  insbesondere 
da  Teile  der  römischen  Wandmauerung 
fehlen,  muss  man  schliessen,  dass  derselbe 
nicht  von  hier  gestandenen  rumischen  Ge- 


bäulichkeiten  herrührt,  sondern  dass  der- 
selbe beim  Ausgraben  der  Häuserfunda- 
mente im  Bereich  der  römischen  Stadt, 
welche  am  Broglie  abschloss,  in  die  Blau- 
wolkengasse  abgeführt  und  aufgeschichtet 
wurde.  Diese  Stadterweiterung  fällt  in  das 
13.  Jahrhundert,  und  der  Wiederaufbau  der 
römischen  Stadt  dürfte  schon  im  6.  und  7. 
Jahrhundert  stattgefunden  haben.  —  Kürz- 
lich wurden  beim  neuen  Gasometer  römische 
Münzen,  meist  von  Antonin  [gemeint  wohl 
Caracalla]  und  Gordian,  in  einem  Klumpen 
zusammengeballt,  gefunden. 

(J.  Na  eher  in  Strassb.  Post.) 

Kdln,  10.  Sept.  [ROm.  Kanal  bei  Kendenich.]  129. 
Bei  der  Anlage  eines  Anschlussgeleises  von 
der  Braunkohlenzeche  Franziska  I  bei  Ken- 
denich nach  Bahnhof  Kaischeuren  stiessman 
vor  einigen  Tagen  auf  den  bekannten  Bö- 
merkanal,  welcher  hier  eine  nordöstliche 
Richtung  verfolgt,  die  auf  ca.  15  mver* 
folgt  werden  konnte.  Er  liegt  an  der  Fund- 
stelle, einem  Einschnitt  im  Gelände,  ca.  2 
bis  2,50  m  unter  der  ursprünglichen  Ober- 
fläche und  konnte  nur  bezüglich  «einer 
lichten  Höhe  auf  ca.  0,90  m  bestimmt  wer- 
den, da  er  voll  von  Schlamm  und  Wasser 
stand;  an  der  Wölbung  ist  eine  schwache 
Schicht  von  Kalksiuter  erkennbar.  Die  Lei- 
tung zieht  sich  an  der  angegebenen  Stelle 
von  den  sanften  Abhängen  des  Vorgebirges 
in  die  Kölner  Ebene  hinab. 

(Dr.  Cüppers.) 

Hannover  [ROmerttrasse].    Die  im  Auf- 130. 
trage  des  Kultusministeriums  von  Professor 
Dr.  Knoke  aus  Bemburg  ausgeführten  Un- 


Digiti 


zedby  Google 


—    195    — 

tersuchuQgen  Über  die  Beschaffenheit  der 
im  südlichen  Teile  der  Provinz  Hannover 
in  ihren  Resten  noch  vorhandenen  rumi- 
schen  Heeres  Strassen  zwischen  Mehr- 
holz und  Br&gel  (im  Kegierungsbezirk  Han- 
nover) ergaben  die  Thatsache,  dass  die 
beiden  Bohlwege,  welche  von  einem  Bande 
des  Moores  nach  dem  andern  in  paralleler 
Richtung  laufen,  teilweise  zu  römischen 
Zeiten  bereits  durch  neue  auf  die  alten 
gelegte  Brückenbestandteile  nach  vorange- 
gangener Abnutzung  oder  Zerstörung  wie- 
derhergestellt worden  sind.  Man  fand  auf 
der  einen  Brückenlage  einen  Schlägel  zum 
Festnageln  der  Bretter,  welchen  die  Hand- 
werker haben  liegen  lassen.  Professor  Dr- 
Knoke  vermutet  in  diesen  Diepholzer  Bohl- 
wegcn  die  pontes  longi  gefunden  zu  haben, 
welche  der  römische  Feldherr  Cäcina  15 
nach  Christus  auf  seinem  Rückzüge  nach 
dea  Emsufern  benutzt  hat.  Die  zahlreichen 
Spuren  von  römischen  Heerstrassen,  welche 
sich  im  nordöstlichen  Teile  der  Provinz 
Westfalen  und  im  südlichen  Teile  von  Han- 
nover vorfinden,  verdienten  auch  wegen 
ihrer  interessanten  Fundstücke  grössere 
Beachtung.  (Köln.  Ztg.) 


Chronik. 

131.  Hr.]  Am  20.  August  starb  in  Metz 
Fritz  Moeiter  in  einem  Alter  von  erst  41 
Jahren.  Die  lothringische  Altertumskunde 
hat  in  ihm  ihren  eifrigsten,  aufopferungs- 
vollsten und  kundigsten  Forscher  ver- 
loren. Möller  gehörte  zu  den  treuesten 
Freunden  unserer  Zeitschrift ;  von  der  Not- 
wendigkeit der  Begründung  eines  Central- 
organes  für  die  Westdeutsche  Altertums- 
kunde fest  durchdrungen,  hat  er  von  dem 
ersten  Aufruf,  den  wir  erliessen,  sich  uns 
fest  verbunden;  die  wissenschaftliche  Kor- 
respondenz führte  bald  zu  persönlicher 
Begegnung  und  treuer  Freundschaft.  Ein 
zuverlässiger  Charakter  war  er  ein  zuver- 
lässiger Forscher ;  seine  Abhandlungen  über 
das  Nymphäum  in  Sablon  (H,  S.  249),  Zu 
dem  Denarfund  von  Metz  (HI,  S.  129),  Die 
Gans  auf  Denkmälern  des  Mars  (V,  S.  321), 
seine  ausführliche  Anzeige  von  Schricker's, 
Älteste  Grenzen  und  Gaue  im  Elsass  (V, 
S.  264),  seine  jährlichen  Berichte  über  den 


—    198    — 

Zuwachs  des  Metzer  Museums  wie  seine 
zahlreichen  Notizen  in  unseren  Korrespon- 
denzblättern (I  3,  52,  82.  H  139,  153, 188. 
HI  2,  36,  79,  143, 163.  IV  153.  V  44, 132, 
155,  190.  VI  51,  179,  196.  VII  34)  liefern 
dafür  den  Beweis. 

•  Geboren  am  20.  September  lS46inDoden- 
hausen  im  damaligen  Kurhessen,  wo  sein 
Vater  Oberförster  war,  besuchte  er  in  Mar- 
burg Gymnasium  und  Universität.  Unter- 
brochen wurden  seine  Studien  durch  den 
Krieg  von  1870/71;  er  machte  denselben 
von  Anfang  bis  zu  Ende  mit  und  wurde 
mit  dem  eisernen  Kreuze  dekoriert  Ostern 
1873  kam  er  an  das  Gymnasium  zu  Metz, 
wo  er  15  Jahre  thätig  war,  alle  Musse- 
stunden  auf  die  Westdeutsche  Altertums- 
kunde, in  der  ihn  ausser  dem  Lothringischen 
besonders  die  etymologischen  Fragen  be- 
schäftigten, verwendend.  Ein  Gedanke,  der 
ihn  im  letzten  Jahre  seines  Lebens  lebhaft 
beschäftigte,  die  Begründung  eines  histo- 
rischen Vereins  für  Lothringen,  ist  mit 
seinem  Tode  glücklicher  Weise  nicht  unter- 
gegangen-, der  soeben  begründete  Verein 
wird  die  Thätigkeit  Möllers  über  dessen 
Grab  hinaus  zu  ehren  wissen. 

Metz,  14.  Octbr.  Gestern  Nachmittag  132 
wurde  im  hiesigen  Bezirkspräsidiatgebäude 
imter  zahlreicher  Beteiligung  eine  „Ge- 
sellschaft für  lothringische  Ge- 
schichte und  Altertumskunde"  ins 
Leben  gerufen.  Dieselbe  setzt  sich  nach 
den  unter  dem  Vorsitze  des  Bezirkspräd- 
deuten  Freiherm  von  Hammerstein  ange- 
nommenen Satzungen  die  Aufgabe,  „das 
Interesse  an  der  Geschichte  und  Alter- 
tumskunde Lothringens  zu  fördern,  insbeson- 
dere durch  Studien,  gemeinsame  Besprech- 
ungen, Vorträge,  Sammlungen,  Herausgabe 
eines  Jahrbuches ;  auch  die  Erhaltung  his- 
torischer Denkmäler  soll  in  den  Kreis  der 
Vereinsthätigkeit  gezogen  werden".  Ähn- 
liche Zwecke  verfolgte  vor  1870  die  „Sociätd 
d'arch^ologie  et  d^histoire  de  la  Moselle'^. 
Dieselbe  besteht  jedoch  nur  mehr  dem 
Namen  nach ;  wenigstens  hat  sie  seit  einer 
Reibe  von  Jahren  kein  Lebenszeichen  mehr 
von  sich  gegeben.  Da  sie  mit  den  deat- 
schen  Verhältnissen  keine  Fühlung  zu  finden 
vermochte,  so  ist  durch  Tod  und  Answan- 
dening  die  Mitgliederzahl  auf  ein  kleines 

Digitized  by  VjOOQ IC 


—    197    — 


—    198    — 


Häufchen  znsammengeschmolzen.  Unter 
solchen  Umständen  mnss  das  Inslehentreten 
der  neuen  Gesellschaft  als  ein  zeitgemässes 
Unternehmen  bezeichnet  werden.  Bei  der 
reichen,  in  vielen  Punkten  noch  nicht  auf- 
gehellten geschichtlichen  Vergangenheit 
unseres  Landes,  in  welchem  der  letzte 
Widerstand  des  römischen  Reiches  durch 
die  Germanen  gebrochen  wurde  und  in 
welchem  Sprache  und  Sitte  ebenso  wie  die 
Städte-Entwicklung  ganz  eigenartige  Bahnen 
•einschlug,  findet  dieselbe  ein  geradezu  un- 
erschöpfliches Gebiet  für  geschichts-  und 
,  Altertumsforschende  Thätigkeit.  Erfreulich 
ist  es,  dass  auch  bereits  zahlreiche  Ein- 
geborene durch  ihren  Beitritt  sich  bereit 
«rklärt  haben,  Hand  in  Hand  mit  den  Ein- 
gewanderten sich  die  Förderung  der  ge- 
meinnützigen Bestrebungen  des  jungen 
Vereins  angelegen  sein  zu  lassen.  Zum 
Vorsitzenden  des  letzteren  ist  der  Bezirks- 
präsident Freiherr  v.  Hammerstein  gewählt 
worden.  (Köln.  Ztg.) 

33.  Xanten,  12.  Oct.  Demnächst  werden 
•die  Ausgrabungen  auf  dem  Kuinenfelde 
vor  dem  Kleverthore  wieder  aufgenommen 
werden  können,  und  zwar  dieses  Mal  in 
bedeutend  erweitertem  Umfange,  da  dem 
Vereine  zu  diesem  Zweck  1000  M.  von 
dem  Provinzial- Verwaltungsrat  bewilligt 
worden  sind. 

34.  Aachener  Stadtarchiv.  Aus  dem  Verwal- 
tungsbericht des  Stadtarchivars  Pick  für 
das  Jahr  1887.    Vgl.  Korr.  VI,  Nr.  65. 

Die  auf  die  Herstellung  der  innern  Ord- 
nung gerichteten  Arbeiten  wurden  fortge- 
setzt, namentlich  wurden  wiederum  zu 
einer  ansehnlichen  Reihe  von  Urkunden 
und  Briefen  ausfuhrliche  Regesten  unter 
Beifügung  der  Druckwerke,  in  welchen 
jene  veröffentlicht  oder  verzeichnet  sind, 
angefertigt.  Letzteres  war  insbesondere 
mit  dea  zahlreichen  Mann-  und  Sühne- 
briefen (1315 — 1507),  den  Urkunden  der 
Erzbiscböfe  vea  Köln  (1280—1524),  der 
Bischöfe  von  Lattich  (1348—1567),  unter 
deren  geistlicher  Jurisdiktion  die  Stadt 
Aachen  vormals  stand,  der  Herren  von 
Heinsberg  (1359—1429),  femer  mit  den 
auf  den  Aufstand  der  Aachener  Bürger 
gegen  den  Bat  1428  bezüglichen  Urkunden 
(1429— 1431X  den  Urkunden  über  die  lang- 


wierigen Streitigkeiten  der  Stadt  mit  Go- 
dart  von  dem  Eichhorn  und  Godart  Proist 
(1428—1465),  den  Urkunden  der  Pfarr- 
kirchen von  St.  Foilan  (129&— 1508)  und 
St.  Jakob  (1440—1463),  sowie  mit  einer 
beträchtlichen  Zahl  im  Sommer  1885  aus 
dem  Granusturm  entnommener  Urkunden 
verschiedenen  Inhalts,  der  Fall.  In  ähn- 
licher Weise  bearbeitete  auf  Anregung 
des  Archivars  Herr  Dr.  F.  J.  Kelleter  die 
im  Archiv  befindlichen  Urkunden  des  Land- 
friedensbunds zwischen  Maas  und  Rhein 
(1351—1387),  von  denen  er  auch  mehrere 
in  seiner  Dissertation :  „Die  Landfriedens- 
bünde zwischen  Maas  und  Rhein  im  14. 
Jahrhundert«  (s.  Korr.  VII,  53)  bekannt 
machte. 

Dem  neu  angelegten  Sammelwerk,  das 
zur  Ergänzung  des  vorhandenen  Materials 
alle  ausserhalb  des  Archivs  befindlichen 
Aachener  und  {Burtscheider  Urkunden  in 
Abschriften  oder  Regesten  vereinigen  soll, 
flössen  von  verschiedenen  Seiten  zum  Teil 
wertvolle  Beiträge  zu.  U.  a.  wurde  auch 
von  einer  „Beschreibung  der  Stadt  Ach** 
aus  dem  16.  Jahrhundert,  welche  sich  in 
der  in  der  Herzoglichen  Bibliothek  zu 
WolfenbuttelberuhendenHelmstädter  Hand- 
schrift Nr.  765  befindet  (von  Heinemann, 
Die  Handschriften  der  Herzoglichen  Biblio- 
thek zu  Wolfenbüttel,  Bd.  P,  Nr.  856), 
Abschrift  genommen  und  dem  Sammelwerk 
einverleibt.  Femer  stellten  Herr  Stadt- 
dechant  Oberpfarrer  Planker  und  Herr 
stud.  jur.  A.  Heusch  hierselbst,  jener  eine 
Handschrift  über  die  vormalige  Bruder- 
schaft vom  Leiden  Jesu  (mit  zahlreichen 
Namen  hiesiger  Bürger  aus  den  Jahren 
1505—1722)  im  Pfarrarchiv  Ton  St.  Peter, 
dieser  eine  Anzahl  in  dem  Archiv  seiner 
Familie  befindlicher  Urkunden  des  Aache- 
ner Schöffenstuhls  aus  dem  16.  und  17. 
Jahrhundert  dem  Archivar  behufs  Abschrift- 
nahme  zur  Verfügung. 

Auch  an  Originalurkunden  erhielt  das 
Archiv  reichen  Zuwachs.  Zunächst  wurde 
ihm  eine  erhebliche  Reihe  von  Urkunden 
und  Handschriften  überwiesen,  welche  bis- 
her in  der  hiesigen  städtischen  Bibliothek 
beruhten;  sie  ergänzen  vielfach  in  will- 
kommener Weise  das  im  Archiv  vorhan- 
dene Material.      Von  den  56>  Nummern 

Digitized  by  VJ^ 


—    199 


—    200 


yerdienen  eine  besondere  Hervorhebung: 
Sammelband  des  17.  Jahrb.  mit  geschicht- 
lichen Aufzeichnungen  über  Aachen,  dar- 
unter Abschrift  der  von  H.  Loersch  nach 
^iner  Berliner  Handschrift  veröffentlichten 
Aachener  Chronik  (147  beschr.  Bl.  Fol.): 
Extractus  chronicae  Aquensia  (Ausgewählte 
Kapitel  einer  lat.  Aachener  Chronik  vom 
Ursprung  der  Stadt  bis  auf  Heinrich  III.), 
Hb.  des  17.  Jahrb.  (108  beschr.  BI.  kl.  40) ; 
Aachener  Chronik  des  Bürgermeisterdie- 
ners  Job.  Janssen  f  1780,  3  Bde.  (237, 
193  und  242  beschr.  Bl.  Fol.);  Zunftbö- 
eher  verschiedener  Aachener  Gaffeln,  der 
Schmiede  und  Radermacher  1443 — 1782, 
2  Bde.  (94  und  204  beschr.  Bl.  Fol.),  der 
Wundärzte  und  Barbiere  1662  —  1775 
(Prachtband,  37  beschr.  Bl.  und  37  Wap- 
pentafeln, Fol.),  der  Schneider  1612-1797, 
7  Bde.  (23,  26,  61,  72,  189,  33  und  48 
beschr.  Bl.  Fol.) ;  Protokollbuch  des  Gartz- 
weiler  Lehens  in  der  Burtscheider  (jetzt 
Franz-)  Strasse  1575  —  1659  (74  beschr. 
Bl.  gr.  4^);  Geschichte  der  Religionsun- 
ruhen in  Aachen  (Seditio  protestantium 
Aquisffrani),  mit  besonderer  Berücksich- 
tigung der  Ereignisse  des  Jahres  1611, 
Hs.  des  17.  Jahrb.  (294  beschr.  Bl.  Fol.); 
Beschreibung  oder  kurze  Nachricht  des 
Aachener  Brandes  und  unser  armen  Pre- 
diger-Klosters, nebst  etlichen  schönen  Rei- 
sen und  Terminen,  die  für  dieses  ver- 
brannte Kloster  gehalten  worden  sind,  wie 
dann  auch  eine  schöne  Beschreibung  et- 
licher vornehmer  Reichsstätte  auch  aus 
andern  Königreichen  etc.  von  Bruder  Abra- 
ham Erven,  Ord.  praed,  converaus,  1666 — 
1671  verfasst  (393  beschr.  Bl.  kl.  4<>);  Buch 
der  Aachener  Fleisch-  und  Fischmarkt- 
meister 1660  —  1778  (40  beschr.  Bl.  und 
41  Wappentafeln,  Fol.);  Hauptbuch  der 
Aachener  Weinschule  (Weinhändler-Gilde) 
1676—1797  (118  beschr.  Bl.  4»);  Statuta 
capituLi  ecdesiae  regalis  B,  M,  V,  Agnen- 
818,  Abschrift  des  18.  Jahrb.  (123  beschr. 
Bl.  kl.  4<»);  Satzungen  der  (1766  gegrün- 
deten) Gelehrten  -  Gesellschaft  (coUegium 
lUteratorum)  zu  Aachen  (Prachtband,  11 
beschr.  Bl.  Fol.,  darunter  3  mit  Namen 
der  Mitglieder  und  beigedrückten  Siegeln); 
Verhandlungen  der  Gelehrten-Gesellschaft 
ZXL  Aachen  1766-1780  (12  beschr.  Bl.  Fol.) ; 


MiaceUanea  Porcetano-Aquisgratiensia  oder 
Sammlung  verschiedener  die  Reichsstadt 
Aachen  und  die  Herrschaft  Burtscheid  be> 
treffenden  Urkunden  nebst  Beifügung  ei- 
niger an  letzterm  Ort  vorgewesener  und 
ins  gemeine  Wesen  einschlagender  merk- 
würdiger Rechtspflegen  von  C.  F.  Meyer,' 
Notar  und  Sekretär.  2  Bde.  (427  und  294 
beschr.  Bl.  Fol.) ;  Statuta  archiepiscoporum 
Coloniensum  (enthält  auch  Sermones  et 
glossae  de  passione  domini),  Hs.  des  15. 
Jahrb.  (157  beschr.  Bl.  gr.  4<») ;  Hauschro- 
nik des  Karthäuserklosters  Vogelsang  be« 
Jülich  1473  —  1776,  von  Bruder  Bruno 
Gulich  verfasst  (227  beschr.  BL  kl.  4t% 
enthält  zu  Eingang  einen  Bericht  über  die 
Feindseligkeiten  zwischen  Herzog  Wil- 
helm y.  von  Jülich  und  Kaiser  Karl  V. 
aus  einem  Rentbuch  der  Kommende  Kir- 
ringen; Liber  benefactorum  Cantor»  (Chro- 
nologisches Verzeichnis  der  dem  Kloster 
Vogelsang  bei  Jülich  gemachten  Zuwen- 
dungen) 148Ö— 1779  (205  beschr.  Bl.  i^): 
Kopiar  des  Augustinereremiten  -  Klosters 
Frauweiler  im  Kreise  Bergheim,  Urkk.  des 
15.— 17.  Jahrb.  (60  beschr.  Bl.  Fol.);  Ko- 
piar des  Cisterzienserklosters  Mariawald, 
Urkk.  des  16.  Jahrh.  (45  beschr.  Bl.  kl.  Fol.) ; 
Reut-  und  Lagerbuch  des  Cisterzienser- 
klosters Mariawald,  16.  Jahrh.  (58  beschr. 
Bl.  Fol.). 

Sodann  erwarb  das  Archiv  durch  Schen- 
kung von  Seiten  des  Hm.  Prof.  Loersch 
in  Bonn,  des  Hm.  Premierlieut  E.  von 
Oidtman  in  Berlin  und  anderer  eine 
Reihe  voi^  Urkunden  und  anderes  band- 
schriftliches Material. 

Jacobs,  Dr.  Ed.,  Die  SchDtzenkMnotflMi  und  dasISS. 
PapaotitntChiosSM.  Ein  Beitrag  sar  Kultur- 
geschichte des  Mittelalters.  Weniigerode.  B. 
Angerttein.  J887.  186  S.  gr.  Okt.  —  Catitl, 
Dr.  Paulus,  Dar  orQna  Papagel.  Eine  Sjrm- 
bolik  des  Grfln  und  Apologie  der  ,PfsifeD\ 
Berlin,  1888.    B.  Schiffer.     Daodes.   66  S. 

Beide  Schriften  gehören  zusammen,  wie 
denn  die  kleine  Schrift  von  Cassel  durch 
die  von  Jacobs  hervorgerufen.  Jacobs  hat 
mit  unsäglichem  Fleiss  ein  reiches  kultur- 
historisehes  Material  zusammengebracht, 
das  auf  das  Schützenleben  des  Mittelalters 
ein  Licht  wirft.  Ganz  besonders  hat  er  die 
Schützenkleinodien,  welche  der  Schützen- 
könig an  seiner  Ehrenkette  tragen  mosster 


Digitized 


byGoO 


O 


—    201    — 

«iner  Untersuchung  unterzogen.  Dabei  ist 
ihm  die  auffallende  Erscheinung  entgegen- 
getreten, dass  vieler  Orten  der  Papagei 
das  Schützenkleinod  bildete,  aber  auch  der 
Vogel  war,  nach  dem  die  Schützen  schössen. 
Die  Spuren  dieses  Gebrauchs  gehen  nicht 
über  die  Mitte  des  dreizehnten  Jahrhun- 
derts hinauf,  dagegen  findet  er  sich  in  der 
Mitte  des  vierzehnten  in  Frankreich,  Sa- 
voyen,  den  Niederlanden  und  vielleicht 
auch  in  England  verbreitet. 

In  Deutschland  wird  man  den  ganzen 
Westen,  so  weit  er  unter  dem  Einfluss 
Frankreichs  und  der  Niederlande  stand, 
mid  das  Gebiet  der  Hansa  bis  tief  nach 
Mitteldeutschland  hinein  als  den  Bereich 
ansehen  dürfen,  innerhalb  dessen  der  Papa- 
gei als  Schützenvogel  galt.  Die  Hansa  wird 
ihn  auch  nach  Dänemark,  nach  Lund  in 
Schweden  und  in  die  Ostseeprovinzen  ge- 
bracht haben.  Im  südlichen  und  östlichen 
Deutschland  lässt  sich  dagegen  nichts  ähn- 
iiches  auffinden.  Jacobs  weist  auch  nach, 
dass  in  England  der  Papagei  den  Hahn 
verdrängt  hatte.  Vielleicht  war  das  auch 
in  Deutschland  der  Fall.  In  Frankreich 
und  den  Niederlanden  schoss  man  auch 
nach  der  Gans,  was  doch  vielleicht  ein 
ülterer  Brauch  sein  könnte,  wenn  es  sich 
gleich  erst  im  16.  Jahrh.  nachweissen  l&sst. 

Jacobs  erhebt  nun  die  Frage:  Wie 
Icommt  der  Papagei  dazu,  als  Schützen- 
vogel zu  dienen?  Er  geht  zur  Beantwor- 
tung der  Frage  von  der  Farbe  und  dem 
Namen  des  Papagei  aus,  der  italienisch 
parocchetto,  französich  perroquet,  englisch 
parrot  heisst,  wie  denn  auch  die  Deutschen 
^r  den  Schützenvogel  nie  den  Namen 
ISittich  brauchten.  Deshalb  deutet  Jacobs 
den  Namen  des  Papagei  als  Pfaffen-  oder 
Priestervogel,  als  das  Pfarrerchen  Hier 
«etzt  Paulus  Cassel,  der  in  den  voraus- 
gehenden Abschnitten  seines  Schriftchens 
«in  ganzes  Füllhorn  seiner  geistreichen 
Bemerkungen  über  die  Symbolik  der  grü- 
nen Farbe  ausschüttet,  ein,  indem  er  wohl 
mit  Recht  den  morgenländischen  Ursprung 
des  Namens  Papagei  behauptet,  aber  über- 
sieht, wie  der  Volksmund  einen  überkom- 
menen, fremdartigen  Namen  sich  zugleich 
«ehr  wohl  aneignen  kann,  indem  er  ihn  in 
Verbindung  mit    geläufigen  Begriffen  zu 


bringen  sucht.  Man  wird  gleichwohl 
Jacobs  Recht  geben  müssen,  wenn  er  an- 
nimmt, dass  das  Volk  im  Papagei  den 
Pfaffenvogel  sah,  der  jene  Farbenpracht 
an  sich  trug,  wie  sie  die  priesterlichen 
Messgewänder  aufzeigten  und  der  „sein 
Sprüchlein  sagen''  konnte  wie  der  Priester, 
wenn  uns  dieser  Schillersche  Ausdruck 
gestattet  ist.  Daher  ist  es  völlig  verkehrt, 
wenn  Cassel  seinem  „positiven  und  christ- 
lich gesinnten**  Freund  den  Gedanken  un- 
terschiebt, als  sei  der  Schuss  auf  den 
Papagei  ein  Spott  auf  die  Kirche  gewesen. 
P.  Cassel  muss  gar  nicht  gelesen  haben, 
wie  Jacobs  überall  die  nahen  freundschaft- 
lichen Beziehungen  der  Schützengesell- 
schaften zur  Kirche  und  die  Teilnahme 
der  Priester  an  den  Schützenfesten,  die 
zugleich  kirchlich  gefeiert  wurden,  hervor- 
hebt. Man  wird  Jacobs  Gedanken  eher 
zustimmen  müssen,  dass  der  Papagei  dem 
Schützen  zum  Symbol  der  Farbenlust,  der 
Lebensfreudigkeit  und  Lebensherrlichkeit 
wurde,  die  ihm  auch  in  der  Kirche  ent- 
entgegentrat, als  der  sich  ganz  unmög- 
lichen Annahme  Cassels,  dass  der  Papagei 
ein  Symbol  des  „grünen*  Teufels  gewesen, 
den  die  Schützen  erlegten.  Ist  es  denn 
denkbar,  dass  dann  der  Papagei  das  hoch- 
geehrte und  stark  begehrte  Schützenkleinod 
werden  konnte,  das  mit  Ehrfurcht  betrach- 
tet und  feierlich  im  Gottesdienst  getragen 
wurde?  Oder  waren  auch  die  Taube,  der 
Hahn,  die  Gans,  der  Falke,  nach  dem  der 
Schütze  schoss,  ein  Symbol  des  „bösen'' 
Feindes. 

Dabei 'macht  Jacobs  allerdings  nicht 
den  Anspruch,  das  letzte  Wort  in  dieser 
Frage  gesprochen  zu  haben,  die  noch  wei- 
tere Forschungen  auf  dem  Gebiete  des 
Schützenwesens  fordert,  ehe  sie  als  abge* 
schlössen  bezeichnet  werden  darf, 
^ächlingen.  (G.  Bessert.) 


Miscellanea. 

Das  TSmitche  Feltendenkmal  bei  Schwein*  196. 
tcliied  (Kreis  üelsenlieim).  Im  Korrbl.  VII, 
94  findet  sich  ein  kurzer  Bericht  über  den 
in  der  Juni-Sitzung  der  archäolog.  Gesell- 
schaft In  Berlin  gehaltenen  Vortrag  von 
Senz   über  obiges  Denkmal.  f~£s  wird  ia 

jitized  by  V3  ■ 


—    203    — 

dem  Bericht  sehr  richtig  bemerkt,  dass 
Senz  in  der  Deutnng  des  Denkmals  nicht 
weiter  gekommen  zu  sein  scheine  als 
Engelmann  in  seiner  Beschreibung  vom 
Jahre  1868.  Man  darf  jedoch  sagen,  dass 
Senz  hinter  dieser  noch  zurückgeblieben 
ist,  ein  Mangel  an  rheinischer  Denkmäler- 
künde  ist  nicht  zu  verkennen. 

Da  ich  kurz  vor  Erscheinen  des  Be- 
richtes über  den  Senz'schen  Vortrag  in 
meiner  Heimat  Meisenheim  war  zum 
Zwecke  der  Erforschung  rumischer  Denk- 
mäler, über  welche  in  diesen  Blättern 
demnächst  berichtet  werden  soll,  beschloss 
ich  auch  meinen  schon  längst  gehegten 
Vorsatz  auszuführen  und  das  Denkmal  bei 
Schweinschied  einer  genauen  Betrachtung 
zu  unterziehen.  Ich  gedachte  von  dem- 
selben nicht  nur  genaue  Masse  aufzuneh- 
men, sondern  es  auch  von  der  die  Oberfläche 
überziehenden  und  die  Bildwerke  zum 
Teil  verdeckenden  Moosschichte  einiger- 
massen  reinigen  zu  lassen,  um  sodann  eine 
genaue  photographische  Aufnahme  sowohl 
des  ganzen  Denkmals  wie  jedes  einzelnen 
Feldes  desselben  folgen  zu  lassen.  Leider 
konnte  der  letztere  Teil  des  Planes  vor- 
läufig nicht  zur  Ausfährung  gelangen,  weil 
der  das  Denkmal  umgebende  Schälwald 
bereits  so  hoch  gewachsen  war,  dass  er  es 
zum  Teil  verdeckte  und  die  Aufstellung 
eines  photographischen  Apparates  in  der 
nötigen  Entfernung  nicht  gestattete.  Ich 
habe  jedoch  Auftrag  gegeben,  dass  sobald 
der  Wald  abgeholzt  und  dias  Terrain  frei 
geworden  ist',  ich  davon  benachrichtigt 
werde  und  alsdann  durch  eine  genaue  Auf- 
nahme des  Denkmales  ein  schon  längst 
gehegter  Wunsch  erfüllt  und  ein  grosses 
Versäumnis  endlich  'feut  gemacht  wird. 

Obwohl  ich  das  Denkmal  seit  meiner 
Jugend,  seit  etwa  30  Jahren,  nicht  ge- 
sehen hatte,  war  ich  trotzdem  erstaunt  üb'er 
die  verhältnismässig  gute  Erhaltung  des- 
selben ;  ich  hatte  mir  dieselbe  weit  schlim- 
mer vorgestellt.  Ich  bin  auch  der  festen 
Überzeugung,  dass  nach  der  Reinigung  von 
Moos  und  Schmutz  eine  scharfe  photo- 
graphiscbe  Aufnahme  noch  weitere  Einzel- 
heiten, möglicherweise  sogar  noch  Reste 
der  Inschrift  erkennen  lassen  wird. 

Bei  genauerer  Betrachtung  erkennt  man, 


—    204    — 

dass  die  Engelmann'schen  Zeichnungen  bis 
auf  wenige  Einzelheiten  zuverlässig  sind. 
Wir  müssen  auch  mit  Engelmann's  aller- 
dings  nicht  bestimmt  genug  ausgesproche- 
ner Ansicht  uns  einverstanden  erklären^ 
dass  wir  es  mit  einem  römischen  Grab- 
denkmale zu  thun  haben.  Senz  sagt 
zwar:  Der  Zweck  des  Denkmals,  das  bis- 
her nur  einmal  (Engelqi^nn'scher  Bericht 
des  histor.  Vereins  für  "Nahe  und  Hans> 
rücken)  beschrieben  worden  sei,  lasse  sich 
bei  der  starken  Zerstörung  schwer  er- 
kennen. Dem  ist  jedoch  nicht  so,  viel- 
mehr lassen  die  einzelnen  Bildwerke,  wie 
aus  Folgendem  hervorgehen  wird,  einen 
ganz  bestimmten  Schluss  zu  über  den  ehe- 
maligen Zweck  des  Denkmales.  Es  ist 
auch  dasselbe  nicht  einmal,  sondern  schoa 
mehrmals  beschrieben  worden,  so  in  den 
Bonner  Jahrbüchern  Bd.  IV  S.  94,  in  dem 
Intelligenzblatt  des  bayerischen  Rhein- 
kreises, 1830,  S.  345  und  mit  kurzen  Wor- 
ten in  dem  Bericht  des  antiquar.  Vereins 
in  den  Kreisen  St.  Wendel  und  OUweiler 
1838,  S.  48.  Ausserdem  existiert  darüber 
eine  Schilderung  von  Oertel  (W.  0.  von 
Hörn)  vom  Jahre  1856.  Dass  es  einmal 
sogar  für  ein  Mythraeum  erklärt  worden 
ist,  darf  nicht  Wunder  nehmen,  da  man 
sich  früher  ohne  Kenntnis  ^er  einschlägigen 
Denkmäler  zu  den  phantastischsten  Erklä- 
rungen versteigen  musste. 

Betrachten  wir  nun  die  einzelnen  Fel- 
der des  Denkmals,  so  finden  wir  auf  der 
Mittelnische  der  Vorderseite,  trotz  der 
starken  Verwitterung  deutlich  erkennbar, 
das  bekannte  Relief  der  römischen  Reiter- 
grabsteine, den  Eques  zu  Ross,  die  Lanze 
erhoben  und  zum  Stoss  ausholend,  nnd 
unter  dem  Pferde  mit  dem  Schild  gegen 
den  Lanzenstoss  sich  deckend  den  unter- 
liegenden Germanen.  Es  ist  dies  bekannt- 
lich eine  ganz  typische  Darstellung  auf 
den  rheinischen  Grabsteinen  dieser  Gruppe. 
Ein  Gegenstand  über  dem  Kopfe  des  Rei- 
ters ist  vorläufig  noch  schwer  zu  erkennen; 
es  ist  fraglich,  ob  derselbe  einen  Helm- 
busch, ein  feindliches  Trophäum  oder  ein 
römisches  Signum,  wie  auf  dem  Wormser 
Grabsteine  des  Ingenuus,  darsleUt  Viel- 
leicht wird  später  die  photographische  Aaf- 
nähme  darüber  Aufschluss  geben  können 


—    206    — 

ebenso  -wie  über  die  Inschrift,  die  jeden- 
f«l]8  auf  dem  freien  Felde  unterhalb  der 
Gruppe  gestanden  haben  muss.  Senz  nennt 
das  Bildwerk  eine  „Kämpfergruppe  ähn- 
lich der  des  Dexileos-Reliefs''.  £tne  Ver- 
gleichung  mit  den  oben  erwähnten  rheini- 
schen Denkmälern  hätte  zum  Mindesten 
näher  gelegen. 

An  diese  Mittelnische  sphliessen  sicli 
xwei  Seitennischen  an,  die  beide  dasselbe 
Bildwerk  aufweisen.  Senz  nennt  es  ein 
^stab-  oder  fackelähnliches  Gerät""!!)  Engel- 
mann  bat  es  jedoch  richtig  erkannt,  in- 
dem er  deutlich  einen  blätterreichen  Baum 
zeichnet  und  beschreibt.  Obwohl  Senz 
sagt :  die  hnke  Seitennische  sei  verwittert, 
so  dass  man  auf  derselben  keinen  Gegen- 
stand mehr  erkennen  könne,  so  ist  doch 
auch  hier  der  untere  Teil  des  Baumes 
noch  deutlich  zu  sehen.  £s  ist  dieses 
der  Baum  (wie  es  scheint  Lorbeer-  oder 
Oelbaum)  mit  schlankem  Stamm  und  grosser 
Krone,  wie  er  ungemein  häufig  auf  rhei- 
nischen Grabdenkmälern  jeder  Gattung  er- 
scheint und  immer  die  beiden  Seitenflächen 
des  Denkmals  bedeckt.  Wer  denselben 
einmal  gesehen  hat,  muss  ihn  hier  sofort 
erkennen,  so  charakteristisch  ist  er  wie- 
dergegeben. Er  soll  wahrscheinlich  das 
Leben  symbolisieren.  Über  dem  Baum 
erscheint  in  einer  halbkreisförmigen  Nische 
ein  Hippocampus  (Seepferd),  gerade  so 
wie  er  auf  vielen  Grabsteinen  diesseits 
und  jenseits  der  Alpen  zu  sehen  ist.  Be- 
sonders schön  ist  er  auf  {einem  unserem 
Steine  benachbarten  römischen  Grabdenk- 
male, das  in  St.  Julian  im  Glanthale  ge- 
fdnden  worden  ist,  wiedergegeben.  Hier 
bildet  er  die  Hauptfigur  der  Vorderseite 
des  Denkmals  inmitten  einer  reichen  Um- 
rahmung von  Rankenomamenten.  Ausser 
dem  Seepferd  erscheinen  auf  Grabdenk- 
mälem  vielfach  noch  andere  Seetiere  wie 
Tritonen  und  Fische,  besonders  häufig 
Delphine.  Auf  den  beiden  Leisten,  welche 
die  mittlere  Nische  von  den  beiden  Seiten- 
niseben trennen,  ist  je  eine  Attysfigur  zu 
sehen ;  auf  der  rechten  deutlicher  als  auf 
der  linken.  Während  Engelmann  diesel- 
ben abbOdet,  scheint  Senz  sie  nicht  ge- 
sehen zu  haben,  denn  er  erwähnt  von 
ihnen  nichts.    Von  der  rechten  Nebenseite 


—    206    — 

sagt  Senz:  sie  zeige  in  der  ersten  Nische 
eine  Artemis,  welche  ausschreitend  mit 
der  Rechten  über  die  Schuh  er  nach  dem 
Köcher  lanirc.  Auch  hierin  irrt  sich  Senz, 
ebenso  wie  En^relmann,  der  auch  diese 
„Artemis**  abbildet,  denn  nicht  diese  ist 
es  (was  sollte  sie  auch  an  dieser  Stelle?) 
sondern  die  auf  rheinischen  Grabdenkmä- 
lern bekannte  Figur  der  Tänzerin,  wie  sie 
mit  der  rechten  und  linken  Hand  die 
Zipfel  eines  über  dem  Kopf  geschlungenen 
Schleiers  festhält  und  dabei  leichte,  schrei- 
tende Bewegungen  ausführt.  Von  der 
zweiten  Nische  rechts  sagt  Senz :  sie  zeige 
eine  bis  auf  die  Waden  verloren  gegangene 
männliche  Figur.  Man  kann  jedoch  auf 
derselben  unschwer  eine  grosse  Attysfigur 
erkennen,  wie  auch  Engelmann  ein«^  solche 
in  allen  Einzelheiten  abbildet.  Während 
rechts  sich  noch  Spuren  eines  Oberge- 
schosses mit  Resten  von  Figuren  deutlich 
erkennen  lassen,  sind  links  selbst  die  Fi- 
guren des  Untergeschosses  bis  auf  geringe 
Reste  zerstört  Möglich  dass  sie  dieselben 
Bildnisse  wie  auf  der  rechten  Seite  dar- 
stellten. Über  diese  und  über  die  Reste 
des  rechten  Obergeschosses  wird  vielleicht 
die  photographische  Aufnahme  näheren 
Aufschluss  geben  können.  Ob  auf  der 
linken  Seite  ebenfalls  eiii  Obergeschoss 
vorhanden  war,  dürfte  fraglich  sein,  es 
mnsste  denn  ein  grosser  Teil  des  Felsens 
zerstört  worden  sein.  Wahrscheinlich  hat  der- 
selbe keine  regelmässige,  quadratische  Form 
gehabt,  und  es  sind  nur  die  vorhandenen 
Flächen  mit  Figuren  bedeckt  worden. 

Wenn  wir  nun  die  Ergebnisse  unserer 
Untersuchung  zusammenfassen,  so  kommen 
wir  zu  dem  Schluss,  dass  gar  kein  Zweifel 
darüber  bestehen  kann,  dass  wir  es  mit 
dem  Grabdenkmal  eines  römischen 
Reiters  zu  thun  haben.  Dieses  wird 
zur  Genüge  bewiesen  durch  das  Haupt- 
reiief  und  durch  das  gleichzeitige  Auftre- 
ten der  vier  sepulcralen  Bildwerke:  der 
Attysfiguren,  des  Baumes,  der  Tänzerin 
und  des  Seepferdes.  Eine  dieser  letzteren 
Darstellungen  würde  sogar  schon  zur  Be- 
stimmung genügt  haben.  Denken  wir  uns 
das  Hauptrelief  als  Vorderseite  ^ines  Grab- 
steines und  die  beiden  dasselbe  flankieren- 
den Bäume  als  Schmuck  der  Seitenflächen 


^    207    — 

und  alle  übrigen  Darstellungen  hinweg, 
80  haben  wir  eines  jener  am  Rheine  so 
häufig  erscheinenden  Grabdenkmäler.  Ge- 
rade so  gut  konnte  anstatt  des  Baumes 
die  Attysfigur,  die  Tänzerin  oder  das  See« 
pferd  auftreten.  Dass  hier  alle  zusam- 
men, einige  sogar  doppelt  und  dreifach 
auf  dem  Denkmal  angebracht  sind,  geschah 
wohl  deshalb,  weil  Material  und  Platz  ge- 
nug vorhanden  war,  vielleicht  auch  um  den 
Verstorbenen  besonders  zu  ehren. 

Dass  ganz  in  der  Nähe  des  Denkmals 
eine  römische  Niederlassung,  welche  viel- 
leicht das  Anwesen  des  hier  bestatteten 
Veteranen  umschlosa,  bestanden  hat,  von 
welcher  noch  interessante  Reste  sich  er- 
halten haben,  davon  ein  anderes  Mal. 
Worms.  (Dr.  Koehl.) 

Aus  der  Pfalz,  Mitte  Oktober.  (Archftoio- 
137.  gitchet.)  Bisher  nahm  man  an,  dass  nur 
die  Vorderpfalz  Steinwerkzeuge  in  grös- 
serer Anzahl  be.'iitze.  In  den  letzten  Monaten 
vorgenommene  Untersuchungen  und  Erwer- 
l^ungen  zeigen  dagegen,  dass  selbst  im  Hart- 
gebirge geschliffene  Steinwerkzeuge  als 
Reste  früherer,  niederer  Kultur,  noch  in  grös- 
serer Anzahl  vorhanden  sind.  So  glückte  es 
solche  aus  der  Gegend  von  Zweibrücken, 
von  Neualtheim  zu  konstatieren.  Besonders 
reich  an  solchen  geschliffenen  Beilen,  Meis- 
sein, Hacken,  Messern  u.  dgl.  ist  jedoch 
di^  Gegend  westlich  von  dem  schon  den 
Römern  als  Tahemae  morUanae  bekannten 
Bergzabern  in  der  Südpfalz.  Dort  werden 
solche  Erinnerungen  der  Vorzeit  gleichsam 
als  Amulette  für  heilig  gebalten,  und  als 
Mittel  gegen  das  Schwellen  der  Kuheuter, 
sowie  gegen  Blitzschlag  hoch  verehrt.  Es 
ist  deshalb  schwierig,  in  den  Besitz  solcher 
„Donnerkeile**  zu  kommen.  Was  den  Ur- 
sprung derselben  betrifft,  so  glauben  viele 
Leute  in  den  dortigen  Ortschaften  steif  und 
fest,  dieselben  würden  durch  Blitzschlag  in 
den  Erdboden  getrieben.  Ein  Bauer  zu  Bir- 
kenhördt,  ö  km  westlich  von  Bergzabern, 
Hess  sich  diesen  Glauben  nicht  ausreden  und 
behauptete,  gerade  unter  einem  vom  Blitze 
getroffenen  alten  Baume  habe  er  seinen 
Donnerkeil  gefunden.  So  spuckt  der  Aber- 
und  Wunderglaube  noch  bis  an  das  Ende 
des  19.  Jahrb.  hinein  und  ist  kaum  aus- 
zurotten! —  Mit  Hilfe  der  Behörden  glückte 


—    208    — 

es  dem  Unterzeichneten,  in  folgenden  Ort-! 
Schäften  westlich  von  Bergzabern  geschlif- 
fene Steinwerkzeuge  festzustellen:  zu  Bir- 
kenhördt  11  Stück,  worunter  3  Hacken. 
6  Beile,  1  Messer,  1  Glättestein:  zu  Dör- 
renbach 4  Stück,  worunter  1  kleine  Hacke, 
2  Beile,  1  Fragment  (eines  der  Beile  zeigt 
auf  seiner  Oberfläche  ein  eingeritztes  deut- 
liches Kreuz  auf,  ein  Beweis,  dass  man 
das  Teufelswerkzeug  entsühnen  wollte);  za 
Böllenborn  mehrere  Stücke,  zu  Erlenbach 

2  Beile.  Die  Mehrzahl  dieser  Steinwerk-r 
zeuge  besteht  aus  Dioritschiefer,  2  aas 
Melaphyr.  Letzteres  Mineral  kömmt  in  den 
nahen  Orten'  Silz  und  Waldhambach  lager- 
haft vor  und  wird  jetzt  noch  tedmisch  ver- 
wendet zu  Strassenmaterial.  Die  Diorit- 
schiefer dagegen  sind  nach  der  Bestimmung 
des  Herrn  Oberbergwerkdirektors  Prof. 
Dr.  von  Gümbel  alpinen  Ursprunges  und 
ähneln  sehr  dem  Material  bei  Ponteresina 
im  Engadin  und  am  Julierpasse.  Zu  Ober- 
otterbach fand  sich  ferner  ein  Annreif  aus 
Bronze  mit  starken  Petschaftknöpfen  und 
verzierten  Querbändern  vor.  Derselbe  ge- 
hörte der  älteren  La  T^ne-Zeit  an.  Zwei- 
fellos gehört  derselbe  einem  Grabfunde  an. 
Dass  sich  in  einer  solchen  Gegend  auch  prl- 
historische  Befestigungen  vorfinden  müssen, 
ist  selbstverständlich.  Es  wurden  solche 
Refugien  in  den  letzten  Monaten  von  Unter- 
zeichnetem auf  folgenden  Bergen  aufge- 
funden :  1)  auf  der  Petemell,  2  Kilometer 
westlich  von  Bergzabern,  ein  Doppelstein- 
wall von  ca.  200  Schritten  Länge  und  2— 

3  Schritten  Breite.  Die  Sage  sieht  in  ihm 
die  Reste  der  Wohnung  einer  gewissen  Fe- 
tronclla.  2)  Auf  dem  Hexenplatz,  1  j  Kilo- 
meter nordwestlich  von  Bergzabern,  ein 
kreisförmiger  Steinwall  von  ItiO  Schritten 
Durchmesser.  3)  Auf  dem  Abtskopf,  nord- 
westlich von  Bergzabern  oberhalb  Silz,  ein 
ellipsenförmiger  Steinwall  von  130  Schritten 
Länge  und  10^15  Schritten  Durchmesser. 
Die  Aufschüttung  hat  bei  Nr.  1)  noch  1 
bis  14  Meter  Höhe,  bei  2)  und  3)  noch 
50—80  cm  Höhe.  Roh  zubehauene  Stein- 
blocke  fanden  sich  beim  Nachgraben  bei 
Nr.  2,  im  Inneren  des  Walles,  bei  Nr.  1) 
und  3)  liegen  solche  auf  der  Oberfläche 
der  Umwallung  umher.  —  Bemerkenswert 
sind  noch  in  Birkeiüiödtt,  Dörrenbach,  Pleis- 

Digitized  by  V^jOO- 


—    209    — 


—    210    — 


weil  er  die  ornamentalen  Holzschnitzereien, 
-welche  in  diesen  Ortschaften  an  den  Holz- 
einrahmungen der  Fenster  angebracht  sind. 
Dieselben  bestehen  zumeist  aus  verschlunge- 
nem Bandwork,  einem  Nachhall  der  romani- 
schen Ornamentik.  Das  Rathaus  zu  Durren- 
bach ist  damit  ganz  besonders  geschmückt; 
an  der  Fa^ade  steht  die  Jahrzahl  1590  in 
Holz  geschnitten.  (Dr.  C.  Mehlis.) 

Ober  alte  Schmuckttllcke  aus  Qagatkohie 
38.  und  verwandten  Stoffen.  Im  Herbst  1884 
(siebe  Westd.  Korrbl.  IV,.  1885,  März  22.) 
fand  sich  in  einem  Grabhügel  im  Bannwald 
von  Hügelsheim,  A.  Rastatt,  ein  merk- 
würdiger Armschmuck,  bestehend  aus  einem 
sehr  massigen,  verzierten  Bronzering  mit 
picken  Endknupfen,  einem  schmalen  ge- 
schlossenen Bronzering  mit  6  Ösen  und  einem 
weiteren  dicken,  4,8  cm  breiten  schwärz- 
lichen Ring'),  der  in  dem  Fundbericht 
als  aus  „Gagat  oder  Lignit*^  bestehend  be- 
zeichnet wurde.  In  der  That  brennt  die 
kompakte  Substanz  mit  etwas  Flamme  vor 
<lem  Löthrohr  und  zeigt  nahezu  muscheligen 
Bruqh  ohne  Spuren  organischer  Struktur, 
wenn  auch  die  etwas  verwitterte  Aussen- 
üäche  mit  ihren  Rissen  an  ein  Artefact 
aus  Holz  oder  Bein  erinnern  könnte. 

Später,  im  Juni  1886  traten  dieselben 
schwärzlichen  Ringe  zum  zweiten  Male  in 
<ler  badischen  Rheinebene  za  Tag  aus  ei- 
nem weiter  südlich  bei  Meissenheim,  A. 
Lahr  (s.  Korr.-Bl.  v.  Mai  1887,6?)  befind- 
lichen, auch  sonst  interessanten  Grabhügel, 
welcher  mehrere  Bestattungen  barg.  Hier 
tragen  2  Skelette  wieder,  aber  jedes  an 
beiden  Armen,  jene  Ringe  (Fig.  1),  und 


/>>/. 


unmittelbar  unter  denselben,  der  Hand  zu^ 
offene,  in  Knöpfen  endigende  Armbänder 
von  Bronze;  an  einem  dritten  waren  die 
beiden  schwärzlichen  Ringe  vorhanden,  aber 
von  viel  geringerem  Querschnitt.  Eine  der 
beiden  ersten  Leichen  war  indessen  noch 
ausserdem  mit  zwei  grossen  doppeltkoni« 
sehen  Perlen  von  feinster,  schwarz- 
glänzender Gagatkohle   (B'ig.   2)  ge- 


/?y2 


schmückt,  welche  beiderseitig  am  Halse» 
Bierflascbenköpfen  nicht  ganz  unähnlich, 
aus  der  Erde  schauten  und  einer  Hals- 
schnur angehört  haben  mochten. 

Die  grossen,  gröberen  Armringe  sind 
in  noch  weiterem  Umkreise  bekannt  und 
nicht  selten  gefunden.  Man  sieht  sie  mehr- 
fach im  Museum  von  Basel  aus  Grabhügeln 
der  Umgegend  (Hügel  von  Muttenz,  Prat-t 
teln  und  Hardthäusle),  ebenfalls  zusammen 
mit  kleinen  Schmuckringen  aus  feinem 
schwarzem  Gagat;  ob  sie  in  Württemberg 
vorkommen,  konnte  nicht  sicher  in  Erfah- 
rung gebracht  werden;  um  so  häufiger  wer- 
den sie  im  Elsass  und  da  und  dort  in 
Frankreich  getroffen.  Dr.  Bleicher  in 
Nancy  führt  in  einem  schätzbaren  Aufsatze, 
auf  welchen  wir  zurückkommen  werden  *), 
solche  Ringe  aus  den  Museen  von  Colmar, 
Hagenau  (Sammlung  des  Hm.  Nessel)  und 
besonders  Besangon  an,  in  zweiter  Linie 
aus  der  Champagne  und  vielleicht  der  Bre- 
tagne, jn  der  Sammlung  des  Hm.  Nessel 
erscheinen  sie  aus  Grabhügeln  des  Hage- 
naner  Waldes  teils  schwärzlich  grau,  teils 
braun,  und  da  sich  neben  ihnen  braune 
Armbänder  aus  Holz  befinden,  so  könnte 
man  zu  der  irrigen  Ansicht  verleitet  wer- 
den, dass  ihre  Substanz  in  Übergängen 
allmählich  dem  Holze  nahe  komme.  Anderer- 
seits scheinen  sie  sich  dem   eigentlichen 


1)  Der  g»ns6  Armschmuck  abgebildet  in:  Wag- 
ner, HttgelgrAber  and  Umenfriedhöfe  in  Baden. 
JCarlsrabe,  18S5,  Taf.  Y,  «. 


1)  „Matiiret  premi^ret  ntit^ei  per  les  popn- 
lations  anciennes  d'Altace*'  etc.  in  den  „MatÄriaux 
ponr  une.^tvda  pr^hietoriqne  de  TAIaace'  y.  Faa- 
del-Bleicher,  V.  PnbL    Colmar  1888,  pag.  96»  ff. 


—    211    — 


—    212    — 


schwarzen  Gagat  zu  nähern,  der,  wie  wir 
sahen,  zugleich  mit  ihnen  Verwendung  fand 
und  sich,  neben  dem  Bernstein  hergehend, 
als  wertvolles  Material  zu  Schmuckgegen- 
ständen von  den  ältesten  Zeiten  durch  alle 
Kultnrperioden  hindurch  zieht.  Verweilen 
wir  zunächst  bei  diesem  wertvolleren,  ge- 
suchten Material,  das  uns  für  die  archäo- 
logische Forschung  noch  nicht  die  ihm  ge- 
bührende Beachtung  gefunden  zu  haben 
scheint. 

Die  Gagatkohle ')  (Pechkohle,  Glanz- 
kohle), französ.  Jayet,  engl.  Jet,  spanisch 
Azabache,  scheint  in  der  Mineralogie  be- 
grifflich nicht  genau  begrenzt  zu  sein,  da 
neben  ihr  eine  Reihe  mehr  oder  minder 
verwandter  Substanzen  aufgezählt  wird. 
Auch  bei  den  Alten  (Plinius,  Dioscorides) 
6ind  die  Begriffe  schwankend.  Es  ist  eine 
mattglänzend  schwarze,  auffallend  spezifisch 
leichte,  etwas  bituminöse  Kohle  von  grosser 
Zähigkeit  und  Dichte ,  mit  muscheligem 
Bruch,  aber  von  grosser  Widerstandsfähig- 
keit gegen  Witterungseinflüsse,  gut  verar- 
heitbar  und  schöne  Politur  annehmend.  Sie 
ist  unzweifelhaft  pflanzlichen  Ursprungs, 
allmählich  in  mineralische  Kohle  überge- 
gangen. Dr.  Bleicher  fand  nach  gütiger  brief- 
licher Mitteilung  in  Stücken  von  sChwäb. 
Jura  und  von  Whitby  in  England  bei  gründ- 
licher chemisch-mikroskopischer  Untersuch- 
ung neben  mineralisch  gewordener  Kohle 
noch  Partikeln  pflanzlicher  Struktur,  sonst 
keine  oder  verschwindende  mineralische 
Bestandteile;  ich  selbst  sah  im  naturhist. 
Museum  in  London  grössere  Stücke  von 
Jet  aus  Whitby,  von  denen  eines  zur  Hälfte 
noch  ganz  deutliche  organische  Struktur 
zeigte,  während  die  andere  Hälfte  durch 
Druck  oder  andere  Agentien  ganz  in  mine- 
ralische Kohle  übergegangen  war.  Der  wich- 
tigste Fundort  für  Gagatkohle  in  Deutsch- 
land ist  der  schwäbische  Jura,  genauer  der 
Lias  mit  den  unmittelbar  angrenzenden  For- 
mationen (Keuper  u.  unterer  brauner  Jura), 
in  England  die  Nordostküste,  wo  der  ge- 
schätzte Whitby- Jet  gewonnen  wird,  wel- 
chen man  gräbt,   wo  ihn  nicht,   ähnlich 


1)  S.  Nöggerath  über  den  Gagat,  in  den  Jahrb. 
d.  Vereins  d.  Altertnmefreunde  im  Bheinland, 
H«ft  XIV,  p.  52  fr.;  H.  Blümner,  Technologie  d«r 
Oxiechen  n.  BOmer.     Lelpaig,  Teubner,  IIL  18M. 


wie  Bernstein,  in  grösseren  und  kleineren* 
Stücken  das  Meer  ausspült,  in  Frankreich 
das  Depart.  Aude  am  NO.-Rand  der  Pyre- 
näen, wo  sie  gleichfalls  noch  immer  ver> 
arbeitet  wird,  in  Spanien  Galizien  und  As- 
turien,  zumal  Santiago  dl  Compostella,  in< 
Italien  die  Insel  Sicilien,  auf  welcher  Gagat 
neben  vollkommen  schwarzem  Bemstciir 
verarbeitet  werde  ^).  Auch  bei  Whitby  ist 
das  Gestein  Lias;  es  wird  an  der  Käste 
vom  Meer  unterwühlt,  das  die  spezifisch 
leichten  Gagatstücke  auswirft.  Über  das 
Gestein  im  Depart.  Aude  und  in  Santiago 
fehlt  mir  Kenntnis.  Die  Gagatkohle  bildet 
im  Lias  nicht  wie  die  eigentliche  Stein- 
kohle, ganze  mehr  oder  minder  mächtige- 
Lager,  sondern  kommt  nur  in  Nestern^ 
in  kleineren  Stücken  eingebettet  vor.  Im 
Depart  Aude  werden  Stücke  von  8  Kg. 
Gewicht  als  selten  bezeichnet;  im  Schwab. 
Jura  erreichen  sie  nach  Mitteilung  von 
Prof.  Fraas  eine  Länge  von  bis  zu  &0  cm 
bei  einer  Dicke  von  2— 3  cm;  ähnlich  sind 
die  englischen  Stücke  von  Whitby. 

Im  Ganzen  dürfte  sich  für  die  minera- 
logische Einreihung  der  Gagatkohle  ihre 
geologische  Lagerung  als  massgebend  er- 
weisen. Die  schichtenbildende  eigentliche 
Steinkohle,  welche  wegen  ihrer  Brüchigkeit 
und  Weichheit  sich  nicht  verarbeiten  lässt,. 
gehört  den  früheren  Formationen  an ;  jüngere 
Schichten,  vom  Tertiär  abwärts,  enthaltea 
die  Braunkohle  und  die  weicheren,  mehr 
oder  weniger  noch  die  Holzstruktur  zei- 
genden Lignite;  die  Gagatkohle,  deren  Merk- 
male wir  beschrieben  haben,  hält  in  gewis- 
sem Sinne  die  Mitte  ein  und  scheint,  je- 
denfalls überwiegend,  der  jurassischen  For- 
mation, dem  Lias,  anzugehören.  Da  sie 
im  jurassischen  Geröll  und  Geschiebe  so- 
wie in  der  Ausspülung  des  Meeres  an  ju- 
rassischen Küsten  leicht  aufgefunden  wer- 
den konnte,  und  durch  ihren  eigentimilich 
schönen  mattschwarzen  Glanz,  der  durch 
Politur  stark  erhöht  wird,  ihre  Festigkeit 
und  Leichtigkeit  als  willkommenes  Material 
zur  Herstellung  von  Schmuck  erscheineo 
musste,  so  ist  nicht  zu  verwundem,  dass 
ihre  technische  Verwertung  sich  durch  alle 


1)  Dr.  Oscar  Sehneider,  natorwita.  Beitrig» 
Bur  Geogr.  und  Knlturgesohiehte.  Draeden  1S83, 
S.  194.  ^  . 

Digitized  by-VjOOQlC 


—    213    — 

Kalturperioden  verfolgen  lässt.    Das  Ros- 
garten-Museum  in  Konstanz  besitzt  wenig- 
stens ein  verarbeitetes  Stückeben  Gagat  aus 
den  Bodensee-Pfahlbauten  von  Wallhausen; 
dann  aber  eine  ganze  Anzahl  von  Schmuck- 
stückchen aus  dem  bekannten  Höhlenfund 
im  Kessler  Loch  bei  Thayingen ').    In  den 
Süd  westdeutschen  Grabhügeln  aus  der  Hall- 
statt-Periode  und  der  von  La  Tene  sind 
Schmuckgegenstände,  Anhänger,  Ringchen 
etc.    nicht  selten  (so  in  den  Museen  von 
Karlsruhe,  Stuttgart,  Basel,  Colmar,  Ha- 
genau  etc.);   besonders  ergiebig  sind  rö- 
mische Fundstätten,  so  die  prächtigen  Grab- 
funde von  Köln  im  Besitz  der  Frau  Mertens- 
Schaaffhausen  (Jahrb.  des  Ver.  v,  Altert- 
Freunden  im  Rheinland,  Heft  XIV  p.  46  ff. 
mit  Abb.)  mit  Schmucknadeln  von  30  cm 
Lange,  Reliefschnitzereien  u.  dgl.,  mancher- 
lei Material  im  Paulus -Museum  in  Worms, 
ähnliches  in  der  anglo-römischen  Abteilung 
des  Britischen  Museums  u.  dgl.     Aus  der 
merovingischen  Periode  finden  sich  Schmuck- 
gegenstände aus  Gagat  z.  B.  im  Paulus- 
Museum  in  Worms  und  im  Brit.  Museum. 
Von  besonderm  Interesse  ist  die  Benütz- 
ung unseres  Materials  im  Mittelalter.   Man 
verwendete  den  Gagat  unter  dem  Namen 
des   Aidsteins   oder  Agdsteins   (s.   Georg 
Agricola   de  nat.   fossil.  1546),   Agsteins, 
oder  Augsteins,  und  unterschied  je  nach 
der  Bearbeitung  desselben  Augsteinschnei- 
der und  Augsteindreher.  In  Schwab.  Gmünd 
waren  solche  urkundlich  schon  1433  ansäs- 
sig ;  sie  benützten  Gagat  aus  dem  Schwab. 
Jura  von  der.  nahen  Gegend  von  Boll  und 
von  Balingen,  —  an  letzterem  Orte  komme 
der  beste,  festeste  und  schönste  „schwarze 
Bernstein*'  vor  —  und  verarbeitete  ihn  zu 
Halsketten,  Mreazeit,  Anhängern,  Rosen- 
kränzen u.  Heiligenbildchen.  ~  Von  Santiago 
di  Compostella  sind  Reliefbilder  des  hl. 
Jakobus  aus  Gagat  bekannt;  im  Brit.  Mu- 
seum befinden  sich  deren  zwei  von  11 — 
13  cm  Höhe,  ein  kleineres  ist  im  Besitz 
des  Herrn  Kommerzienrats  J.  Erhard  in 
Schw,  Gmünd.    Auch  im  17.  u.  18.  Jahrh. 


1)  Darunter  ein  Stack  mit  dem  eingeritxten  • 
Bild  einet  Wiient,  ein  anderes  mit  einer  eigen- 
tümlichen Zeichnung,  welche  für  eine  praehiBtor. 
Landkarte  der  Thayinger  Gegend  gebalten  wird 
<».  Mnseogr.  d.  Wd.  Zt.  in,  S.  169). 


—    214    — 

wurde  schwarzer  Schmuck  von  Gagat  ge- 
trsgen;  bis  in  die  neueste  Zeit  ist  be- 
sonders der  englische  Jet  von  Whitby  als^ 
Material  für  Trauerschmuck  beliebt  und 
kommt  in  ächten  und  gefälschten  Stücken^ 
in  den  Handel. 

Eine  durchgängige  Eigentümlichkeit  die- 
ser sämtlichen  Artefacte  aus  Gagatkohle- 
durch  alle  Perioden  hindurch  ist  die,  dass 
sie  eine  Dicke  von  2—3  cm  kaum  je  über- 
schreiten. Jene  römischen  Haarnadeln  aus 
Köln  erreichen  30  cm  Länge,  der  Kopf 
von  einer  derselben,  in  Kerbschnittmanier 
verziert,  ist  3,4  cm  breit,  aber  nur  1,9  cnv 
dick ;  ein  Armring  hat  wohl  6,1  cm  Durchs 
messer,  er  ist  aber  im  Querschnitt  ganz- 
dünn,  aus  einem  dünnen  Plättchen  heraus- 
geschnitten. Perlen  von  Gagat  zeigen  1 — 
2  cm  im  Durchmesser,  die  beiden  Halsperleni 
von  Meissenheim  (Fig.  2)  haben  2,2  cm 
Höhe;  die  Jakobusfiguren  von  Santiago- sind 
bei  11— -13  cm  Höhe  nur  1—2  cm  dick;- 
der  moderne  Schmuck  von  Jet  hält  sich 
in  den  einzelnen  Stücken  beständig  in  der- 
selben massigen  Dicke.  Alles  erscheint  au.s^ 
Platten  von  2—3  cm  Dicke  herausgeschnit> 
ten  und  dann  weiter  durch  Schneiden  oder 
durch  Drehen  verarbeitet,  ganz  entsprechend 
dem  oben  berührten  Vorkommen  des  juras- 
sischen Gagats. 

Wie  verhalten  sich  nun  aber  zu  die- 
sem Material  die  im  Eingang  besprocheneor 
dicken,  gröberen  Armringe  von  HQgelsheim 
und  Meissenheim  (Fig.  1),  welche  letztere 
eine  Dicke  von  5,3  cm  erreichen?  Prof. 
Fraas  meint  zwar,  unter  den  ihm  zur  Ver- 
fügung stehenden  Gagatstücken  aus  dem 
Schwab.  Jt^ra  befinden  sich  solche,  aus  wel- 
chen man  leicht  derartige  Ringe  herstellen 
könnte.  „Sehr  dauerhaft  würden  dieselbeni 
allerdings  nicht  sein,  doch  möchten  sie^ 
dem  Bernstem  nicht  nachgestanden  haben.  ^ 
Immerhin  müssten  aus  so  dicken  Platten 
geschnittene  Ringe  (Hügelsheim  4,8  cnv 
Meissenheim  5,3  cm)  zu  den  gross  ten  Sel- 
tenheiten gerechnet  werden,  während  wir- 
von  ihnen  doch  aus  deii  verschiedene» 
Fundorten  eine  ganz  erkleckliche  Anzahl 
aufzuführen  hätten.  Dazu  kommt  die  dem^ 
unbefangenen  Auge  unmittelbar  auffallende- 
Verschiedenheit  im  Aussehen  des  venu*- 
beiteten  Materials,  welche  besonders  deut- 


Digiti 


zedby  Google 


—    215    — 


—    216 


lieh  bei  dem  Fund  von  Meissenheim  zu 
Tage  tritt,  wo  die  grossen  Armringe  an 
derselben  Leiche  zusammen  mit  den  grossen 
Perlen  von  unzweifelhaft  achtem  Gagat 
«ich  zeigten.  Die  ersteren  erscheinen  grö- 
ber, etwas  weniger  kompakt,  rissig,  ohne 
Politur,  nicht  eigentlich  schwarz,  mehr 
grau,  oft  mit  starkem  Übergang  in  braun. 
Ein  eigentlicher  Unterschied  zwischen  bei- 
den Substanzen  Hess  sich  trotzdem  auch 
<lurch  Dünnschliffe  .  nicht  feststellen,  bis 
die  verdienstvolle,  sehr  eingehende,  nach 
4)er  Methdd«  v.  Gümbel's  (Beiträge  zur 
Kenntnis  der  etc.,  in  den  Sitzungsberich- 
ten der  Künigl.  Bayr.  Akad.  1883  I  p. 
1 1 1 — 216)  geführte  chemisch  "  mikrosko- 
pische Untersuchung  von  Dr.  Bleicher, 
welche  in  dem  oben  berührten  Aufsatze 
geschildert  wird,  mehr  Licht  .über  den 
Gegenstand  verbreitete.  Das  Resultat  der- 
selben geht  dahin,  dass  die  Substanz  der 
grossen  Ringe  nicht  fossiles  Holz  sein  kann, 
sondern  aus  feinen  Schichten  teils  von 
verkohlter  organischer  Materie,  in  welcher 
noch  Reste  verschiedener  Pflanzen  und 
PÜanzenteile,  Fasern,  GefÜtose,  Epidermis- 
«tückchen,  Polleukümer  von  Coniferen 
(wahrsch.  abies  und  taxus)  nachgewiesen 
werden  können,  teils  von  pulverisierten 
mineralischen  Stoffen,  Kalk  und  Quarz, 
4>esteht,  die  sich  aus  Wasser  oder  aus 
sumpfigem  Terrain  abgesetzt  haben  muss; 
gerade  in  den  Ringen  von  Meissenheim, 
von  welchen  Dr.  Bleicher  Stücke  unter- 
rsuchte,  waren  jene  mineralischen  Bestand- 
teile ziemlich  stark  vertreten.  In  der  Sub- 
sunz  der  grossen  Gagat  -  Halsperle  von 
Meissenheim  fehlten  dagegen  nach  Dr. 
Bleichers  Beobachtung  die  mineralischen 
Bestandteile  fast  ganz,  während  holzartige 
Reste,  gestreifte  und  spiralige  Gefässe  und 
vielleicht  Coniferen -Pollenkörner  in  der^ 
-selben  ausserordentlich  reich  vorhanden 
sind.  Ein  ähnliches  Resultat  ergab  seine 
Untersuchung  von  Stückchen  Gagat  von 
Balingen  und  von  Whitby.  Im  übrigen 
4)ezeichnet  er  die  beiden  Materien,  die  der 
grossen  gröberen  Ringe  und  den  eigent- 
lichen Gagat,  der  ihm  zur  Verfügung  stand, 
als  sehr  verwandt.  Beide  sind  aus  ver- 
kohlten Pflanzen  und  Pflanzenteileo,  haupt^ 
:sächlich  von  Conileren,  abgctftet^;  im  Ga- 


gat sind  die^e  Substanzen  unvermischt,  so 
dass  sich  manchmal,  wie  an  dem  oben  be- 
rührten Stück  von  Whitby  im  Londoner 
naturhistorischen  Museum,  noch  die  Holz- 
struktur  nachweisen  lässt,  die  Substanz 
der  grossen  Ringe  zeichnet  sich  dadurch 
aus,  wird  dadurch  vergröbert,  dass  ihr 
Kalk  und  Quarz  beigemischt  ist. 

Wie  steht  es  nun  aber  mit  der  Pro- 
venienz unserer  für  die  praehistorische 
Fabrikation  verwendeten  Stoffe?  Für  die 
Artefakte  aus  reinem  Gagat  ist,  wenigstens 
soweit  die  südwestdeutsche  Region  in  Be- 
tracht kommt,  das  Material  unzweifelhaft 
aus  den  Liasschichten  des  Jura  genommen; 
da8s;da88elbe  zugleich  wahrscheinlich  schon 
sehr  frühe  geschätzter  Handelsartikel,  ähn- 
lich wie  der  Bernstein,  war,  ist  hei  dem 
auf  die  Ware  verwendeten  ausgebildeten 
technischen  Geschick  und  bei  der  Leich- 
tigkeit ihres  Transportes  mit  gutem  Grunde 
anzunehmen,  wenn  auch  Näheres  darüber 
sich  schwer  feststellen  lassen  wird.  Das 
Material  der  gröberen  Ringe  dagegen  ist 
noch  nicht  gefunden.  Wenn  Dr.  Bleicher 
die  Ansicht  äussert,  die  in  demselben  nach- 
gewiesenen Pflanzenreste  gehören  (pag.  112 
oben)  der  tertiären  Periode  an,  so  möch- 
ten wir  das  bezweifeln  und  die  Kohlenab- 
lagerung bei  ihrer  nachgewiesenen  grossen 
Verwandtschaft  mit  dem  eigentlichen  Gagat 
vorläufig  lieber  gleichfalls  der  Juraforma- 
tion zuweisen.  Er  schlägt  vor,  die  Heimat 
der  grossen  Ringe,  welche  bis  jetzt  nnr 
aus  der  Periode  jener  Hügelgräber  — 
Übergang  zu  la  T^ne?  —  4)ekaunt  sind, 
im  Nordosten  von  Europa,  an  der  Ostsee 
zu  suchen,  von  wo  sie  mit  dem  Bernstein 
zu  uns  gekommen  wären.  Dem  steht  aber 
ihr,  soweit  wir  ihn  bis  jetzt  kennen,  be- 
schränkter Yerbreitungsbezirk,  der  S&d- 
Westdeutschland,  Ostfrankreich  und  die 
nördliche  Schweiz  umfasst,  gegenüber,  und 
die  Hoffnung  dürfte  nicht  aufzugeben  sein, 
doch  auch  noch  einmal  innerhalb  dieser 
Grenzen,  vielleicht  im  Jura,  ihres  Roh- 
stofis  habhaft  zu  werden.  Man  lasse  sich 
nur  das  Suchen  nicht  verdriessen. 

Karlsruhe.  (E.  Wagner.) 


Digiti 


zedby  Google 


—    217    — 

39.       Historische  Kommission 

bei  der  kfli.  bayer.  Akademie  der  Wieeenschaften. 

Vgl.  dazu  Korr.  VI,  Nr.  180. 

Die  diesjährige  Plenanrersammlung  fand 
in  München  vom  27.  bis  29.  September 
statt.  Von  den  auswärtigen  ordentlichen 
Mitgliedern  nahmen  an  den  Sitzungen  teil: 
Hof  rat  TonSickel  aus  Wien,  Klosterprobst 
Frhr.  vonLiliencron  aus  Schleswig,  die 
Geheimen  Regierungsräte  Dum  ml  er  und 
Wattenbach  aus  Berlin,  die  Professoren 
Baum  garten  aus  Strassburg,  Hegelaus 
Erlangen,  vonKluckhohn  aus  Göttingen, 
von  Wegele  aus  Würzburg  und  von  Wyss 
aus  Zürich ;  von  den  einheimischen  ordent- 
lichen Mitgliedern :  Professor  Cornelius, 
Geheimrat  von  Lüher,  Geheimer  Hofrat 
von  Rockinger,  und  die  neuernannten 
ordentlichen  Mitglieder:  die  Professoren 
von  Druffel,  Heigel,  Stieve  u.  Ober- 
bibliothekar Riezler.  Auch  die  beiden 
neuerDanntenausserordentlichen  Mitglieder : 
Dr.  Lossen,  Sekretär  der  Akademie  der 
Wissenschaften,  und  Dr.  Quid  de  aus  Kö- 
nigsberg wohnten  den  Sitzungen  bei.  Da 
der  Vorstand  der  Kommission,  der  Wirk- 
liche Geheime  Oberregierungsrat  v.  S  y  b  e  1 , 
aus  Gesundheitsrücksichten  zu  erscheinen 
verhindert  war,  leitete  der  ständige  Sekre- 
tär der  Kommission,  Geheimrath  von  Gie- 
sebrecht,  die  Verhandlungen. 

Seit  der  voijährigen  Plenarversammlung 
sind  folgende  Publikationen  durch  die  Kom- 
mission erfolgt: 

1.  Jahrbücher  der  deutschen  Geschichte. 

—  Jahrbücher  des  fränkischen  Reiches 
unter  Karl  dem  Grossen  vonSigurd 
Abel.  Bd.  I:  768  —  788.  Zweite 
Auflage,  bearbeitet  von  Bernhard 
Simson. 

2.  Jahrbücher  der  deutschen  Geschichte. 

—  Geschichte  des  ostfränkischen  Rei- 
ches von  Ernst  Dümmler.  Zweite 
Auflage.  Bd.  UI.  Die  letzten  Karo- 
linger.   Konrad  I. 

3.  Deutsche  Reichstagsakten.  Bd.  VI.  — 
Deutsche  Reichstagsakten  unter  König 
Ruprecht.  Dritte  Abteilung  (1406— 
1410).  Herausgegeben  von  Julius 
Weizsäcker. 


—    218    — 

4.  Die  Chroniken  der  deutschen  Städte 
vom  14.  bis  ins  16.  Jahrhundert.  Bd. 
XX. — Die  Chroniken  der  westfälischen 
und  niederrheinischen  Städte.  Bd.  1 1 
Dortmund.    Neuss. 

5.  Allgemeine  deutsche  Biographie.  Lie* 
ferung  126—135. 

Mit  Unterstützungder  Kommission  wurde 
veröffentlicht : 

6.  LudwigMolitor,Urkundenbuchzur 
Geschichte  der  ehemals  pfalzbaye- 
rischen  Residenzstadt  Zweibrücken. 

Die  im  Laufe  der  Verhandlungen  er- 
statteten  Berichte  ergaben,  dass  die  Arbeiten 
für  die  meisten  Unternehmungen  der  Kom- 
mission in  ununterbrochenem  Fortgange 
sind  und  auch  für  das  nächste  Jahr  wich* 
tige  neue  Publikationen  in  Aussicht  stehen. 
Die  Nachforschungen  in  den  Archiven  und 
Bibliotheken  sind  in  grossem  Umfange  fort- 
gesetzt worden,  und  immer  von  neuem  hat 
die  Kommission  mit  dem  wärmsten  Danke 
die  Zuvorkommenheit  anzuerkennen,  mit 
welcher  ihre  Arbeiten  von  den  Vorständen 
der  Archive  und  Bibliotheken  unterstützt 
werden. 

Das  grosse  Unternehmen  der  deutschen 
Reichstagsakten  ist  auch  ini  verflossenen 
Jahre  nach  verschiedenen  Seiten  gefördert 
worden.  Von  der  älteren  Serie  der  Reichs- 
tagsakten ist  noch  im  Jahre  1887  der 
sechste  Band  zur  Ausgabe  gelangt.  Er 
behandelt  die  zweite  Hälfte  der  Regierung 
K.  Ruprechts  (1406—1410)  und  schliesst 
damit  die  bisher  noch  bestehende  Lücke,, 
so  dass  nun  eine  ununterbrochene  Reihe 
von  neun  Bänden  die  Zeit  von  1376—1431 
umfasst.  Der  sechste  Band  ist  von  Pro- 
fessor Weizsäcker,  dem  Leiter  dieser 
Serie,  von  Professor  Bernheim  und  Dr. 
Quidde  bearbeitet,  die  Register  hat  Dr. 
Schellhass  geliefert.  Für  die  Fortsetz- 
ung dieser  Serie  waren  die  Mitarbeiter 
Dr.  Quidde,  Dr.  Schellhass  und  Dr. 
Heuer  unausgesetzt  thätig.  Auf  verschie- 
denen Reisen  wurde  von  ihnen  aus  italie- 
nischen und  deutschen  Archiven  und  Bib- 
liotheken ein  umfassendes  Material  ge» 
sammelt,  besonders  für  den  Romzug  K. 
Sigmunds  und  für  die  kirchenpolitischen 
Verhandlungen  der  deutschen  Reichstage 
in  der  Zeit  des  Basler  Konzils.    Längere 


219    — 


—    220    — 


2eit  arbeiteten  Dr.  Quid  de  und  Dr.  Heuer 
in  Venedig  und  Rom,  ersterer  dann  allein 
.in  Mailand,  Dr.  Heuer  auf  einer  Reise, 
-die  Genf,  Turin,  Genua,  Pisa,  Lucca,  Flo- 
renz, Siena,  Bologna,  Modena,  Ferrara, 
J^arma,  Mantua  berührte.  Dr.  Schell- 
hass  arbeitete,  zeitweilig  mit  Dr.  Quidde 
.zusammen,  in  Wien;  ausserdem  besuchte 
er  Oldenburg,  Bremen,  Hamburg,  Lübeck, 
Hannover  und  Braunschweig.  Die  unver- 
meidliche Ausdehnung  eines  Teils  der  Ar- 
beiten auf  einen  längeren  Zeitraum  wird 
allerdings  eine  Verzögerung  im  Erscheinen 
des  nächsten  Bandes  bedingen,  doch  ist  zu 
erwarten,  dass  dann  eine  Reihe  von  Bänden, 
bis  zu  Friedrichs  HI.  Kaiserkrönung,  in 
rascher  Folge  wird  ausgegeben  werden 
können. 

Die  Arbeiten  für  die  zweite  Serie  der 
Heichstagsakten,  welche  sich  auf  die  Zeit 
K.  Karls  V.  beziehen,  nahmen  in  Göttingen, 
wo  Dr.  Friedensburg  von  den  Hilfsar- 
i)eitern  Dr.  Wrede  und  Dr.  Redlich 
»unterstützt  wurde,  einen  erspriessUchen 
Fortgang.  Eine  stattliche  Reihe  von  Ar- 
chiven und  Bibliotheken  stellte.  Dank  der 
gütigen  Vermittelung  der  Verwaltung  der 
^öttinger  Universitätsbibliothek,  Akten  und 
Handschriften  zur  Verfügung,  wodurch  zu- 
jiächst  die  Materialien  für  die  Jahre  1520 
— 1525  ansehnlich  vermehrt  wurden.  Das 
Wiener  geheime  Haus-,  Hof-  und  Staats- 
archiv, in  welchem,  unter  der  Leitung  des 
geheimen  Haus-,  Hof-  und  Staatsarchivars 
Dr.  Winter,  Archivar  Peukert  für  das 
Unternehmen  arbeitete,  lieferte  wertvolle 
Beiträge,  besonders  aus  den  Beständen  des 
ehemaligen  Erzkanzler  -  Archivs.  Reisen 
wurden  unternommen- von  dem  Leiter  dieser 
Serie  selbst.  Professor  von  Kluckhohn, 
nach  zahlreichen  thüringischen,  fränkischen 
und  schwäbischen  Archiven  —  von  Alten- 
burg bis  Augsburg  und  Memmingen,  später 
nach  Constanz  und  zu  den  Archiven  der 
deutschen  Schweiz  in  SchafFhausen,  Zürich, 
Luzem,  Bern  und  Basel.  Dr.  Redlich 
besuchte  Trier,  Metz  und  die  ehemaligen 
üeichsstädte  im  Elsass,  arbeitete  dann 
längere  Zeit  in  Ulm.  Dr.  Wrede  ist  ge- 
genwärtig mit  der  Benützung  des  geheimen 
Staatsarohivs  zu  München  beschäftigt,  wäh- 
.rend  Dr.  Friedensburg  sich  im  Interesse 


der  Reichstagsakten  nach  Rom  begeben  bat. 
Mit  wenigen  Ausnahmen  gewährten  die  bis- 
her benützten  Archive  eine  erfreuliche,  ofi 
überraschende  Ausbeute. 

Von  der  Sammlung  der  deutschen  Städte- 
Chroniken  ist  der  im  voijährigen  Bericht 
angekündigte  zwanzigste  Band,  welcher  als 
erster  Band  der  niederrheinisch -westfä- 
lischen Serie  die  Chroniken  von  Dortmund 
und  Neuss  enthält,  im  vergangenen  Spät- 
hei-bste  erschienen.  Der  folgende  Band 
dieser  Serie,  der  gegenwärtig  gedruckt  wird. 
bringt  Chroniken  der  Stadt  Soest :  Bartho- 
lomäus von  der  Lake,  eine  noch  unbekannte 
Reimchronik  und  Volkslieder,  sämtliche 
Stücke  auf  die  Soester  Fehde  mit  Cölo  sich 
beziehend;  er  ist,  unter  der  Leitung  des 
Professors  Lamprecht  in  Bonn,  von  Dr. 
Hansen  und  Dr.  Jostes,  beide  in  Munster, 
bearbeitet.  Für  den  dritten  und  letzten 
Band  dieser  Serie  sind  Soester  Au£Eeich- 
nungen  von  1417 — 1556,  eine  noch  unbe- 
kannte Chronik  von  Duisburg  und  Aachener 
Reimchroniken  bestimmt.  Um  dem  Wonsche 
des  Professors  Lamp recht  zu  entsprechen 
und  ihn  von  der  ferneren  Leitung  der 
Herausgabe  der  niederrheinisch  -  westfä- 
lischen Chroniken,  der  er  sich  bisher  in 
sehr  dankenswerter  Weise  unterzogen  bat. 
zu  entbinden,  wird  Dr.  Hausen  dieselbe 
für  den  letzten  Band  der  Serie,  unter  der 
fortdauernden  Oberleitung  des  Professors 
Hegel,  des  Herausgebers  der  ganzen 
Sammlung,  übernehmen. 

Der  Druck  des  sechsten  Bandes  der 
älteren  Hanserecesse,  bearbeitet  von  Stadt- 
archivar Dr.  Kopp  mann  in  Rostock,  isi 
nach  längerer  Unterbrechung  wieder  aufge- 
nommen und  so  weit  gefördert  worden,  dass 
die  Veröffentlichung  desselben  in  naher 
Aussicht  steht. 

Die  vatikanischen  Akten  zur  Geschichte 
E.  Ludwigs  des  Bayern,  herausgegeben  von 
Oberbibliothekar  Dr.  Riezler,  sind  im 
Druck  begonnen,  doch  ist  derselbe  durch 
einen  beklagenswerten  Unfall  unterbrochen 
worden.  Nachdem  16  Bogen  gesetzt  waren, 
brach  am  24.  Januar  d.  J.  in  der  Wagner- 
sehen  Druckerei  in  Innsbruck  ein  Brand 
aus,  der  einen  ansehnlichen  Teil  des  Ma- 
nuskripts zerstörte.  Da  das  Werk  mit  einer 
so   klaffenden  Lücke^  nicht  jzu  veröffent- 

jitizedby  Google 


221    — 


—    222    — 


lieben  war,  unternahm  der  Herausgeber 
eine  neue  Reise  nach  Eom  und  es  gelang 
ihm  in  wenigen  Wochen  die  Lücke  des 
Manuskripts  völlig  wieder  auszufüllen,  so 
dass  der  Druck  demnächst  fortgesetzt 
werden  kann. 

Die  Arbeiten  für  die  Witteisbacher 
Korrespondenzen  sind,  teils  wegen  Erkran- 
kungen, teils  wegen  anderweitiger  Behin- 
derungen der  Herausgeber,  wenig  gefordert 
worden,  sollen  aber  im  nächsten  Jahi-e  um 
^0  kräftiger  fortgeführt  werden. 

Die  Geschischte  der  Wissenschaften  in 
Deutschland  wird  um  zwei  neue  Bände  in 
kurzer  Zeit  vermehrt  werdeiv  Der  Druck 
der  Geschichte  der  Kriegswissenschaft,  be- 
arbeitet von  Oberstlieutenant  a.  D.  Dr.  M. 
Jahns  in  Berlin,  wird  jetzt  begonnen  und 
anch  die  Geschichte  der  Medicin,  bearbei- 
tet von  dem  Geheimen  Medicinalrat  Pro- 
fessor A.  Hirsch  in  Berlin,  voraussichtlich 
noch  im  Laufe  des  Geschäftsjalires  druck- 
fertig hergestellt  werden.  Für  die  Bear- 
beitung der  Geschichte  der  Geologie  ist  es 
der  Kommission  zu  ihrer  Freude  gelungen, 
Professor  Dr.  K.  A.  von  Zittel  hierselbst 
zu  gewinnen.  Auch  für  die  Geschichte  der 
Physik  sind  die  Verhandlungen  mit  einem 
hervorragenden  Gelehrten  so  weit  gediehen, 
<las3  der  Abschluss  iu  sicherer  Aussicht 
steht. 

Von  mehreren  im  Buchhandel  vergrif- 
fenen Bänden  der  Jahrbücher  der  deutschen 
Geschichte  sind  neue  Auflagen  nötig  ge- 
worden. Die  zweite  Auflage  des  ersten 
Bandes  von  Abels  Geschichte  Karls  des 
Grossen,  bearbeitet  von  Professor  B.  von 
Sirason  in  Freiburg  ist  erschienen;  auch 
Dum  ml  er  s  Geschichte  des  ostfränkischen 
Keiches  liegt  nunmehr  in  zweiter  Auflage 
vollendet  vor.  Von  des  verstorbenen  H. 
£.  Bonneil  Werk:  „Die  Anfänge  des 
karolingischen  Hauses"  hat  Professor  L. 
<)  eisner  in  Frankfurt  a.  M.  die  Bearbei- 
tung der  neuen  Auflage  übernommen  und 
{gedenkt  sie  im  nächsten  Jahr  zu  vollenden. 
£ine  neue  Bereicherung  werden  die  Jahr- 
bucher durch  die  Geschichte  K.  Friedrichs  U. 
in  der  Bearbeitung  des  Geheimen  Hofrats 
Professor  Ed^Winkelmannin  Heidelberg 
«rhalten ;  der  Druck  des  ersten  Bandes  hat 
bereits  begonnen.  Auch  Professor  G.Meyer 


von  Knonau  verspricht  den  ersten  Band 
der  Jahrbücher  K.  Heinrichs  IV.  in  nächster 
Zeit  so  weit  zu  vollenden,  dass  um  Ostern 
der  Druck  in  Angriff  genommen  werden 
kann. 

Die  Allgemeine  Deutsche  Biographie  hat 
auch  im  abgelaufenen  Jahre  ihren  regel- 
mässigen Fortgang  genommen.  Es  sind  der 
sechsundzwanzigste  und  der  siebenundzwan- 
zigste Band  erschienen.  Der  Druck  des 
Buchstaben  R  wird  sich  noch  in  das  Jahr 
1889  hineinziehen.  Mit  dem  Buchstaben 
S  beginnt  das  letzte  Viertel  des  grossen 
Werkes. 

Der  Kommission  lag  ein  grosser  Teil 
der  von  Professor  Dr.  Eduard  Rosen- 
thal in  Jena  bearbeiteten  Geschichte  der 
Gerichts-  und  Aemterverfassung  Bayerns 
im  Manuskript  vor  und  wurde  ein  Druck- 
zuschuss  beantragt,  um  die  Veröffentlich- 
ung desselben  zu  ermöglichen.  Die  Kom- 
mission hofft  die  gewünschte  Unterstütz- 
ung für  die  verdienstliche  Arbeit  erwirken 
zu  können. 

Vereinsnachrichten 

unter  Redaction  der  Vereinsvorstände. 

Frankfurt  a.  M.  Verein  für  Geschichte  140. 
und  Altertumskunde.  Am  4.  Juni 
sprachen  die  Herren  Stadtarchivar  Dr.  R. 
Jung,  E.  Padjera  u.  Dr.  H.  Pallmann 
über  Rothenburg  ob  der  Tauber, 
seine  Geschichte,  seine  Befestigungen  und 
seine  Kunstwerke.  Die  Vorträge  waren  le- 
diglich Berichte  über  einen  Pfingstausflug 
nach  dem  interessanten  Tauberstädtchen, 
welchen  die  drei  Herren  gemeinsam  unter- 
nommen hatten.  Mit  diesem  Abend  beschloss 
der  Verein  auf  mehrere  Monate  seine  wis- 
senschaftlichen Sitzungen;  in  den  geselligen 
Zusammenkünften,  welche  nicht  ausgesetzt 
wurden,  kamen  mehrfach  in  zwangloser 
Weise  allgemein  interessierende  Frankofur- 
tensien  zur  Vorlage  und  Besprechung. 

Die  wissenschaftlichen  Sitzungen  wur- 141. 
den  am  3.  Sept.  wieder  aufgenommen.  Zu- 
nächst legte  Herr  Dr.  R.  Jung  unter  an- 
deren neueren  Erscheinungen  zur  Frank- 
furter Geschichte  den  von  ihm  bearbeiteten 
2.  Band  der  „Quellen  zur  Frankfurter 
Geschichte*'  vor,  der  die  Chroniken  und 


Digitized  r 


1  una 


—    224 


annalistischen  Aufzeichnangen  der  Keforxna- 
tionszeit  sowie  eine  eingehende  Darstellung 
der  Belagerung  von  1652  enthält.  Sodann 
wurde  über  den  am  26.  Aug.  nach  Lorsch 
und  Heppenheim  unternommenen  Yer- 
einsaustlug  Bericht  erstattet.  Herr  Ober- 
stabsarzt Dr.  Kuthe  legte  darauf  das  vom 
preussischen  Kultnsministeriam  herausge- 
gebene Merkbuch  vor,  welches  kurzgo- 
fasste  Yerhaltungsregeln  bei  Ausgrabung 
und  Erhaltung  von  Altertümern  giebt,  und 
schloss  daran  einige  erläuternde  Bemerkun- 
gen. Schliesslich  sprach  Herr  Dr.  0.  H  e  u  e  r 
über  die  Gefährdung  der  Frankfurter 
Messe  in  den  Jahren  1429  und  1430. 
Am  28.  August  1428  hatte  der  Erbkäm- 
merer Konrad  von  Weinsberg  durch  einen 
unerwarteten  Überfall  die  ganze  Karawane 
der  zur  Herbstmesse  ziehenden  schwäbi- 
schen Kaufleute  in  seine  Gewalt  gebracht. 
Ein  solches  Ereignis  konnte  nicht  ohne 
den  schädlichsten  Einfluss  auf  den  Besuch 
der  Messen  bleiben.  Doch  wusste  man 
bisher  nur,  dass  Nürnberg  sich  längere 
Zeit  vom  Messverkehre  fern  hielt,  seinen 
Kaufleuten  ihn  ernstlich  untersagte.  Neues 
Licht  auf  die  Vorgänge  werfen  die  Pro- 
tokolle der  Städtetage  zu  Konstanz  des 
Jahres  1429,  welche  nur  im  Nürnberger 
Archiv  erhalten  zu  sein  scheinen.  Sie  zei- 
gen, dass  eine  Zeit  lang  die  Gefahr,  welche 
dem  Fortbestande  der  Frankfurter  Messe 
drohte,  eine  viel  schwerere  war,  als  man 
bisher  angenommen.  Die  Majorität  der 
oberdeutschen  Reichsstädte  war  im  Beginne 
des  Jahres  1429  der  Ansicht,  dass  bis  auf 
weiteres  der  Messbesuch  völlig  eingestellt 
werden  müsse.  Es  kam  der  Entwurf  eines 
allgemeinen  reichsstädtischen  Bündnisses 
zu  Stande,  welches  die  einzelnen  Mitglieder 
zum  Nichtbesuche  verpflichten  sollte.  Er 
enthielt  die  schärfsten  Bestimmungen,  um 
etwaigem  Zuwiderhandeln  vorzubeugen,  ja 
selbst  mit  allen  ausserhalb  des  Bundes 
stehenden,  welche  die  Verbindung  mit  Frank- 
furt nicht  lösten,  sollte  der  Vei^ehr  abge- 
brochen werden.  Auf  mehreren  Städtetagen 
wurde  dieser  Entwurf  einer  eingehenden 
Beratung  unterzogen.  Vergebens  suchte 
der  Frankfurter  Rat,  durch  die  eifrigsten 
Bemühui^en  die  Sicherheit  des  Geleites 
zu  erhöhen,   den  Sturm  zu  beschwören. 


Die  Rettung  brachte  di^  Uneinigkeit  der 
Gegner.  Die  Sonderinteressen  hinderten, 
wie  stets  bei  den  Städten,  auch  jetzt  ein 
gemeinsames  Vorgehen.  Das  reiche  Augs- 
burg erklärte  bald,  dem  Bündnisse  sich 
nicht  anschliessen  zu  können,  da  es  die 
Messe  für  seine  Textilindustrie  nicht  ent- 
behren könne.  Fragen  über  die  innere 
Einrichtung  der  Einung,  die  Stimmberech- 
tigung, machten  auch  bald  die  Städte  des 
schwäbischen  Bundes  schwierig.  Hier  setzte 
nun  die  Frankfurter  Politik  ihre  Hebel  ein. 
Dadurch,  dass  sie  in  eifrigster  Weise  sich 
der  Interessen  des  Schwabenbundes  in  sei- 
nen Streitigkeiten  mit  Konrad  von  Weins- 
berg annahm,  gelang  es  ihr,  diese  wichtige 
Gruppe  von  der  Mt^orität  zu  trennen.  Der 
Ulmer  Bundestag  gestattete  zuerst  seinen 
Gewerbetreibenden  auf  eigene  Gefahr  die 
Messe  zu  besuchen,  um  dann  ganz  das  alte 
Verhältnis  wieder  herzustellen.  König  Sij^- 
mund  trat  ebenfalls  für  d]e  gefährdete  Messe 
ein,  Nürnberg  allein  konnte  endlich  den 
über  den  Mess verkehr  verhängten  Bann 
auch  nicht  aufrecht  erhalten.  Das  grosse 
Projekt,  Frankfurts  Handel  lahm  zu  legen, 
zerrann  so  kläglich  im  Sande. 


Neuer  Verlag  der  Fr.  ZiiBtX'eohen  Bachhand- 
lang  in  Tri«r.  Zu  beziehen  durch  s&mtliche 
Buchhandlungen : 

Römische  Mosaiken  aus  Trier 
und  Umgegend 

von  Domkapitular 

J.  N.  Ton  Wilmowsky« 

Nach  dessen  Tode  herausgegeben  von  der  Gesell« 

Schaft  für  nQtzliche  Forschungen 
durch  dertn  8«krotir  MutMimt-DIrektor  Dr.  Hettner. 
Neun  chromolithographierte  Tafeln  auf  Garton  in 
der  Grösse  von  58  auf  46  om  und  ein  Texthefl  i& 
Quart.  Pr«ft  in  Mapp«  20  Marie. 
Das  Werk  ist  von  gleicher  Bedeutung  f&r  da« 
moderne  Kunstgewerbe  wie  fQr  die  arohftologische 
Forschung.  Das  rOmische  Trier  hatte  eine  Ffille 
herrlicher  Mosaiken,  v.  Wilmowsky  hat  die  in 
den  Jahren  1840 — 1870  aufgefundenen  Fussboden- 
und  Wandmosaiken,  sowie  Marmort&felungen  der 
Basilika,  vieler  Prachtgebttnde  Trier*8  und  der 
Villen  des  Saar-  und  Moselgebietes  in  peinlich 
ausgeführten  Zeichnungen  von  hervorragender 
Schönheit  susammengestellt ,  w«Iohe  in  diesem 
Werko  Jetit  im  ganzen  Beldhtom  der  Farbenscala 
der  Originale,  in  trefflichen  Beproduktionen  der 
lithographischen  Anstalt  von  G.  Welsbacher  in 
Darmstadt  vorliegen.  Die  Mosalkon,  teils  nur  mit 
Ornamenten,  teils  mit  Figuren  gesiert,  eignen  sich 
in  hohem  Masse  für  moderne  Nachahmung  in 
Thonplatten,  Stickereien  und  Teppichen.  Der  Text 
giebt  Aufschluss  fiber  die  Auffiitidang  der  ei&tel- 
nen  Mosaiken  und  einen  Überblick  aber  die  &»• 
schichte  des  Mosaikes  ttberhaupt 


nt.  UNTreoHK  buohdruckeiici  in  Tmcit. 


▼OB  Dr.  H«ttMr  In  Trier 
oad 
r  Dr.  LaiHprMht 

inl 


VerUg 

der 

FR.   LINTZ'SGh«ii 

BuohhMkdlaug 
In  Tritr. 


der 


Westdeutschen  Zeitschrift  für  Geschichte  und  Kunst, 

n^leich  Orgui  der  historiseli-aiitiqiArisclieii  Vereine  zu  Baeknaii^,  Birkenfeld,  Dürk- 
heiB,  Disseldorf ,  FrankAirt  a.  M.,  Karlsnüie,  MaiiiE,  Mannlieim,  Neuss,  Speyer, 
Strassbsrg,  Stuttgart  and  Woms,  sowie  des  anthropologischen  Vereins  zu  Stuttgart 

♦ 

November.  Jahrgans  VH,  Nr.  11.  1888. 

Dm  KorrMpondensblatt  •rsoheint  in  einer  Auflag«  Ton  80OO  Exemplaren.    Inserate  A  86  Pfg.  fflr  die 

geepaltene  ZeUe  werden  Ton  der  Verlagshandlnng  nnd  allen  Ineeraten-Bnreaue  angenommen,  Beilagen 

naoh  Uebereinknnft.  —  Die  Zeitachrift  erscheint  rierteljftfarlioh,   das  Korrespondensblatt  monatlich.  — 

Abonnomentspreis  15  Mark  fdr  die  Zeitcchrtft  mit  Korrespondensblatt,  far  letsteres  allein  6  Mark. 


Neue  Funde. 

i2.  Neuss,  17.  Nov.  Bei  den  Arbeiten  zur 
Aufdeckung  des  Rumerlagers  vor  Grimm- 
linghausen wurde  gestern  ein  interessanter 
Fund  gemacht.  In  einer  Tiefe  von  etwa 
acht  Fuss  stiess  man  unter  dem  Eingange 
des  westlichen  Thores  des  Lagers  auf  ei- 
nen aus  Tuffstein  hergestellten  Kanal  einer 
römischen  Wasserleitung,  welcher 
eine  Breite  von  etwa  IV'2  Meter  und  eine 
entsprechende  Höhe  hat.     (N.  Gr.  Ztg.). 


Chronik. 

^-  Aus  der  Pfalz,  Ende  Oktober.  Imlsenach- 
thale  hat  sich  in  letzter  Zeit  in  den  Resten 
der  ehrwürdigen  Benediktinerabtei  Lim- 
burg und  der  altersgrauen  Stammburg  der 
Fürsten  von  Leiningen,  der  Hartenburg'), 
ein  reges  Leben  entwickelt,  berechnet  auf 
Herstellung  mancher  Bauteile.  —  In  der 
Limburg  wurden  zwei  Seitenausgänge 
des  spätgotischen  Kreuzganges  im  alten 
Stile  hergestellt  und  zwar  der  östliche  Aus- 
gang, dessen  Profilierung  eine  Hohlkehle 
zwischen  zwei  glatten  Leisten  aufweist, 
und  der  südliche,  der  eine  durch  einen 
Eselsrücken  herbeigeführte  Überschneidung 
des  dnrch  einen  Rundstab  reicher  geglieder- 
ten Profiles  u.  zwar  auf  Grund  des  vorhande- 
nen Sockels  aufzeigt  In  der  Ecke  rechts  oben 
befand  sich  früher  ein  mit  einem  Wappen 
gezierter  Haustein.  Derselbe  ward  direkt 
über  dem   Spitzbogen   eingemauert.    Auf 

1)  Hartenbnrg  nicht  Hardenburg  itt.die  h  i  st o  - 
r liehe  Schreibweise. 


dem  schief  gestellten,  oben  geradlinigen, 
nach  unten  spitz  zulaufenden  Schilde  ist 
ein  —  heraldisch  —  nach  links  schreiten- 
der Greif  oder  Drache  dargestellt  mit  er- 
hobenen Vordertatzen.  Auf  dem  Haupte 
mit  aufgesperrtem  Rachen  trägt  er  drei 
Zinken,  welche  entweder  Homer  oder  eine 
Mauerkrone  darstellen  sollen.  Das  Wappen- 
tier ist  durch  zwei  Schweife  ausgezeichnet. 
Der  Haustein  besteht  aus  weissem  Sand- 
stein, während  die  ganze  Abtei  aus  rotem 
Sandsteine  gebaut  war.  Das  Wappen  ge- 
hört wohl  dem  12.  Jahrhundert  an.  —  In 
der  Chorwand,  über  welche  die  Stiftungs- 
tafel die  Jahrzahl  1551  trägt,  wurden  die 
zwei  Seitenthüren  mit  neuen  Bogen  stücken 
versehen,  sowie  die  Bank  der  grossen  Mit- 
telthüre  erneuert.  Die  Profilieruug  ward 
genau  nach  den  alten  Stücken  —  Hohl- 
kehle mit  zwei  Seitenleisten,  Spitzbogen 
—  hergestellt.  Femer  wurden  im  Refek- 
torium mehrere  Öffnungen  zugemauert, 
so  dass  jetzt  der  ganze  83,70  m  lange, 
9,40  m  breite  Innenraum  von  vollständigen 
Seitenwänden  eingeschlossen  ist.  Der  Raum 
des  Langschiffes  wurde  an  mehreren  Stel- 
len mit  neuen  Tritten  versehen  und  zwar 
dort,  wo  die  alten  im  Laufe  der  Zeit  ver- 
schwunden waren.  Die  Kosten  dieser  Ar« 
beiten  stellen  sich  auf  ca.  600  Mk.  Im 
Frühjahre  sollen  mit  dem  Reste  der  vom 
Staate  bewilligten  Mittel  (500  Mk.)  die 
Zinnen  des  Chores  z.  T.  neu  belegt,  z.  T. 
eincementiert  werden.  —  In  der  H  arten - 
bürg  wird  die  vom  Inspektor  N^er  (vgl. 
die  Burgen  der  rheinischen  Pfalz  S.  23) 

Digitized  by  VjOOQ IC 


—     227 


228 


besonders  henorgohobene  Bergfried  mit 
seinem  Kuppelgewölbe  so  gut  als  möglich 
hergestellt.  Die  zusammengestürzten  Teile 
wurden  im  SW.  und  SO.  durch  einen  neuen, 
allerdings  gegen  den  alten  Mauer zug 
nur  halbdicken  Mantel  aus  kleineren,  be- 
hauenen  Steinen  verbunden,  die  Öffnungen 
nach  SW.  und  SO.  im  alten  Stile  ausge- 
spart; das  Kuppelgewölbe  wird  z.  T.  neu 
hergestellt  und  mit  einer  Cementdecke  ver- 
sehen. Zu  diesem  Zwecke  haben  die  kgl. 
Ministerien  des  Innern  und  des  Kultus  auf 
den  Antrag  des  Verfassers  1800  Mk.  be- 
willigt. Zwar  ist  d.  V.  mit  der  im  Bau 
begriffenen  Renovierung  nicht  ganz  einver- 
standen, da  der  Mauermantel  zu  dünn  an- 
gelegt ist  und  an  einer  Stelle  im  S.  sogar 
geradlinig  verläuft,  allein  von  dem  kostbaren 
Bollwerk  des  16.  Jahrhunderts  bleiben  we- 
nigstens für  die  Nachwelt  seine  kolos- 
salen Reste  erhalten,  und  das  ist  die 
Hauptsache.  (Dr.  C.  Mehlis.) 

144.  In  A.  WeyPs  'Berliner  Münzblätter'  1888, 
Juli-August,  veröffentlicht  Menadier  einen 
Artikel  über  'die  Heilandspfennige 
der  Benediktinerabtei  Prüm*.  Bis- 
her sei  es  nicht  gelungen  Münzen  dieser 
Abtei  festzustellen,  sowohl  der  Versuch 
Longp^rier's  (Rev.  num.  1868,  230)  wie  der 
Schneemanns  (Jahrb  d.  Ges.  f  nütz!.  For- 
schungen zu  Trier  1859)  seien  zurückzu- 
weisen. —  Prüm  ist  das  einzige  münzbe- 
rechtigte geistliche  Stift  des  alten  deut- 
schen Reiches,  welches  dem  Weltheiland 
selbst  geweiht  war.  —  Da  die  Konvents- 
siegel übereinstimmend  das  Bild  des  Hei- 
lands tragen,  so  werden  auch  die  einzig 
unter    allen    deutschen   Mittelaltermünzen 

.mit  diesem  Bilde  versehenen  Münzen  wie 
Dannenberg  1272,  1187—1189,  1239  nach 
Prüm  gehören. 

145.  Von  Henry  Cohen,  description  historique 
des  mounaies  (medailles  imperiales)  wurde 
kürzlich  der  7.  Band  in  2.  Auflage  ausge- 
geben, welcher  die  Kaiser  von  Carausius 
bis  auf  Constantius  II  enthält. 

146.  Auf  der  diesjährigen  Generalversammiuno 
des  Gesamtvereins  der  deutschen  Geschichts- 
und  Altertumsvereine  zu  Posen  brachte  Herr 
Oberst  V.  Cohausen  folgenden  motivierten 
Antrag  ein : 

„Die   klassische   Archäologie    ist    eine 


wirkliche  Wissenschaft,  die,  wenn  sie  auch 
wie  jede  andere  fortgebildet  wird,  doch 
ein  vollendetes  Ganze  darstellt,  das  aus 
Lehrbüchern  und  Abbildungen  erlernt  wer- 
den kann. 

Nicht  so  ist  es  mit  der  vaterländischen 
Altertumskunde:  es  besteht  kein  Lehrbuch, 
mittels  welchem  sie  zu  erlernen,  kein  Hand- 
buch, aus  welchem  sich  Rats  zu  erholen 
w^äre  —  und  es  kann  noch  kein  solches 
geben  — ,  die  hundertspältige  Litterator 
kann  noch  nicht  zu  einem  solchen  Kach- 
schlagewerk zusammengefasst  werden,  ihr 
stehen  weder  die  klare  Einheit  des  klas- 
sischen Altertums  noch  dessen  gleichzeitige 
Schriftsteller  zur  Seite. 

Und  doch  ist  der  Aufbau  unserer  Ur- 
geschichte und  dazu  die  Pflege  der  vater- 
ländischen Altertumskunde  eine  vollberech- 
tigte Forderung.  —  So  viel  auch  aus  allen 
Teilen  des  Vaterlandes,  von  Jahr  zu  Jahr 
oft  mit  recht  unzureichenden  Mitteln  in 
Beschreibungen  und  Abbildungen  zusam- 
mengetragen wird,  80  kann  doch  nur  durch 
den  persönlichen  Verkehr  der  dazu  Be- 
rufenen, durch  mündlichen  Austausch  und 
Vergleich  ihrer  Erfahrungen  eine  allge- 
meine Verständigung,  eine  Grundlage  für 
eine  vaterländische  Altertumswissenschaft 
und  endlich  auch  —  für  einen  Lehrstuhl 
derselben  gefunden  werden. 

Der  preussische  Herr  Kultusminister  hat 
in  dem  Hohen  Erlass  vom  17.  Mai  18d6 
auf  die  Konferenzen  hingewiesen,  zu  wel- 
chen in  Österreich  die  Konservatoren  und 
Korrespondenten  der  Central  -  Kommission 
für  Kunst-  und  historische  Denkmale  zu- 
sammen berufen  werden,  und  hat  in  dan- 
kenswertester Weise  schon  in  demselben 
und  dem  darauf  folgenden  Jahr  zu  den 
Generalversammlungen  der  deutschen  G^ 
schichts-  und  Altertumsvercine  Kommissare 
abgesandt;  ein  Gleiches  ist  in  diesem  Jahr 
von  Sachsen  und  Mecklenburg  geschehen. 

In  der  bezeichneten  llichtung  sollte  aber 
noch  ein  Schritt  weiter  gegangen  werden. 

Es  sind  nicht  nur  Gutachten  organisa- 
torischer —  sondern  auch  ganz  realer  Na- 
tur, über  Gegenstände  der  Museen,  d.  h- 
über  Belegstücke  der  einstigen  vaterlän- 
dischen Kultur,  welche  abzugeben  sind; 
und  eben  wegen  dieser  würde  es  ungemein 

Digitized  by  VjOOQ IC 


—    230    — 


förderlich  sein,  wenn  der  Herr  Kultusmi- 
nister die  Konservatoren  oder  Direktoren 
aller  vom'  Staate  subventionierten  Museen 
der  yaterländischen  Altertümer  nicht  nur 
mit  Ermächtigung  sondern  mit  der  Anwei- 
sung versehen  wollte,  die  besagten  Gene- 
ralversammlungen zu  besuchen  und  in  den- 
selben kurz  über  die  wichtigsten  innerhalb 
ihres  Gebietes  gemachten  Entdeckungen 
und  Erwerbungen  zu  berichten,  sowie  dar- 
auf bezügliche  Fragen  zu  beantworten  oder 
—  zu  stellen. 

Wir  glauben,  dass  die  durch  die  bud- 
getmässige  Staatsdotation  zu  deckenden 
Kosten,  welche  allerdings  etwaigen  Ankäu- 
fen oder  Ausgrabungen  abgingen,  reichlich 
aufgewogen  würden  durch  die  wissenschaft- 
lichen Ergebnisse,  sowie  durch  den  frischen, 
ganz  Deutschland  durchströmenden  patrio- 
tischen Zug,  der  dadurch  in  die  vaterlän- 
dische Geschichts-  und  Altertumsforschung 
käme,  da,  wie  eingestanden  werden  muss, 
sowohl  auf  Seiten  der  klassisch-philologi- 
schen Kunstarchäologen  wie  auf  Seiten 
der  Anthropologen  mindestens  unbewusst 
das  Streben  vorliegt,  jene  Disziplin  bei 
Seite  zu  schieben. 

Unsere  Bitte  geht  vorläufig  nicht  weiter, 
als  dass  es  dem  preussischen  Herrn  Kultus- 
minister gefallen  möge,  die  Konservatoren 
der  vom  Staate  subventionierten  vaterlän- 
dischen Altertumsmuseen  anzuweisen,  den 
jährlichen  Versammlungen  des  G^samtver- 
eins  der  deutschen  Geschichts-  und  Alter- 
tumsvereine im  nächsten  Jahr  (1889)  bei- 
zuwohnen, in  denselben  Bericht  zu  erstatten 
und  ihre  'Keiseauslagen  bei  der  Dotation 
ihrer  Museen  zu  liquidieren.^ 

Es  ist  dieser  Vorschlag  nicht  nur  mit 
Beifall  aufgenommen,  sondern  dahin  er- 
weitert worden,  dass  er  auf  alle  deutschen 
Staaten,  insbesondere  aber  auch  auf  die 
deutschen  Staatsarchive  derartig  ausgedehnt 
werden  solle,  dass  auch  von  diesen  Dele- 
gierte mit  Bücksicht  auf  §  10  Nr.  4  der 
Vereinsstatuten  vom  18.  Mai  1885  entsen- 
det werden  mögen. 

Dem  Vorort  wird  überlassen,  die  be- 
züglichen Anträge  an  die  deutschen  Re- 
gierungen zu  formulieren. 

(Korrbl.  des  Gesammt-V.) 


Misceilanea. 

über  das  rdmische  Lager  zu  Bonn  ent- 147. 
nehmen  wir  einem  kürzlich  auf  der  Anthro- 
pologen-Versammlung in  Bonn  (abgedruckt 
im  Korrbl.  der  anthr.  Ges.  1888  S.  97) 
gehaltenen  Vortrag  von  Prof.  J.  Klein  fol- 
gende Angaben:  Das  Lager  liegt  60  m 
über  dem  Spiegel  der  Nordsee,  also  voll- 
ständig gegen  jode  Überschwemmung  ge- 
sichert. Es  bildete  ein  Viereck  von  500 
m  Länge  und  500  m  Breite.  Es  wurde 
durchschnitten  von  2  Römerstrassen,  von 
denen  die  eine  von  Mainz  über  Köln  nach 
Xanten,  die  andere  von  Limburg  über 
Düren  nach  Bonn  ging.  Das  Lager  hatte 
einen  9  m  breiten  Wall,  der  nur  an  den 
Ecken  abgerundet  war.  Vor  diesem  Vi^alle 
befand  sich  ein  18  m  starker  Wallgraben, 
der  jedoch  auf  der  östlichen  Fronte  fehlte, 
da  hier  der  Rhein  die  natürliche  Schutz- 
wehr bildete.  Im  Innern  des  Walles  lief 
eine  5—6  m  starke  Kiesstrasse,  jdie  noch 
heute  der  Hacke  die  grösste  Schwierigkeit 
entgegensetzt.  Von  den  Thoren  des  Lagers 
war  es  möglich,  zwei  bloszulegen,  das  süd- 
liche und  das  westliche,  diese  sind  aber  auch 
vollkommen  rekonstruiert.  Die  Metzelei 
vom  Jahre  69  fand  am  südlichen  Thore, 
der  Porta  decumana,  nach  der  heutigen 
Nordseite  von  Bonn  statt.  Es  hatte  eine 
Länge  von  20  m,  eine  Tiefe  von  10  m. 
Es  hatte  ein  mittleres  Hauptthor  von  4,50  m 
Breite  und  zwei  Nebenthore.  In  seinen 
Flügehi  waren,  worauf  die  Fundamente 
hinweisen,  zwei^starke  Wachtlokale.  Nach 
den  noch  erhaltenen  Resten  zu  urteilen, 
war  das  Thor  architektonisch  prachtvoll 
ausgestattet.  Über  das  westliche  Thor, 
Porta  sinistra,  sind  wir  noch  besser  unter- 
richtet; es  hatte  eine  Länge  von  26  m, 
eine  Tiefe  von  11  m.  Seine  beiden  Seiten 
waren  von  starken  vorspringenden^  vier- 
eckigen Türmen  besetzt,  in  denen  sich  eben- 
falls Wachtlokale  befanden,  das  Hauptthor 
sprang  5  m  zurück  gegen  die  Seitentürme. 

Die  Porta  praetoria  zeigt  dieselbe  Ein- 
richtung. Von  der  Porta  deztra  sind  wir 
leider  am  schlechtesten  unterrichtet,  ob- 
wohl deren  Reste  noch  bis  ins  Mittelalter 
hinein  erhalten  geblieben  sind.  Im  16. 
Jahrhundert  hat  der  Canonici^  Campiua 


Digitized  t 


O 


—    231    — 


232    — 


turmartige  Überreste  desselben  gesehen,  ja 
selbst  alte  Leate  erinnern  sich,  dass  noch 
Mauertrömmer  von  ihm  am  Wicheishofe 
zam  Vorschein  kamen. 

Bewunderungswürdig  ist  die  Versorgung 
des  Lagers  mit  Wasser ;  von  der  südwest- 
lichen Ecke  durchschneiden  drei  grosse 
Kanäle  das  ganze  Lager.  Der  eine  geht 
am  innern  Fusse  des  Südwalles  entlang 
an  der  Porta  decumana  vorbei  zum  Rhein, 
wo  er  in  einen  grossen  Aussenkanal  ein- 
mündet. Der  zweite  Kanal  geht  von  der 
Südwest-Ecke  die  ganze  westliche  Front 
entlang  bis  zur  Porta  sinistra,  verfolgt 
dann  die  Via  principalis  bis  zur  Porta 
dextra.  An  der  Porta  sinistra  zweigt  sich 
von  diesem  Kanäle  ein  dritter  grosser  Kanal 
ab,  welcher  die  westliche  Fronte  bis  zur 
Nordwest-Ecke  verfolgt,  dann  herumbiegt 
und,  der  Umwallung  folgend,  an  der  Porta 
praetoria  vorbei  zum  Rhein  führt.  Es  war 
nicht  möglich,  die  Einmündung  in  den  Rhein 
zu  finden,  obgleich  dies  sehr  wichtig  wäre, 
um  festzustellen,  auf  welchem  Niveau  zur 
Rumerzeit  das  Bett  des  Rheines  gelegen 
hat.  Bis  jetzt  waren  die  Untersuchungen 
von  keinem  Erfolge  gekrönt.  Zahlreiche 
Kanäle  gehen  in  die  Bauten  des  Lagers 
hinein,  der  Hauptkanal  kam  vom  Abhänge 
der  Ville  bei  Buschhoven  und  wurde  in 
seiner  Leitung  mehrfach  aufgedeckt.  Vor 
Bonn  musste  er  die  Thalsenkung  des  £u- 
denicher  Baches  überschreiten  und  wurde 
deshalb  in  einem  Aquaedukt  ins  Lager  ge- 
führt. Von  diesem  waren  im  16.  Jahr- 
hundert die  Pfeiler  noch  vorhanden.  Karl 
Simrock  erinneit  sich,  in  seiner  Jugendzeit 
die  Stümpfe  derselben  noch  gesehen  zu 
haben.  Was  die  einzelnen  Bauten  anbe- 
langt, so  sind  an  2  Ecken,  der  Ost-  und 
Südwest-Ecke,  8  Kasernements  biosgelegt. 
Dieselben  zeigen  sich  mit  kleineren  und 
grösseren  Kammern  für  Offiziere  und  Mann- 
schaften ausgestattet.  Grosse  Fürsorge  ist 
für  Heizung  und  Wasserleitung  getroffen. 
In  einer  findet  sich  ein  Bad  und  ein  Brunnen 
für  den  nötigen  Bedarf,  bei  andern  befinden 
sich  vor  den  Kasernements  Pferdeställe, 
ein  Zeichen^  dass  auch  regelrechte  Kaval- 
lerie sich  in  Bonn  befand.  In  einem  an- 
deren Kasernement  sieht  man  kleine  Kam- 
mern für  die  Vexillarier,  wie  dies  aus  den 


dort  vorgefundenen  Ziegelstempeln  erhellt : 
sogar  eine  Küche  fehlte  nicht  mit  einge- 
mauertem Ofen,  interessant  ist  es,  dass 
sogar  in  einzelnen  Kasernements  die  Löcher 
für  die  Waflenständer  gefunden  sind.  Fast 
dieselbe  Einrichtung  findet  sich  auch  in 
den  4  südwestlichen  Kasernements,  welche 
jedoch  zerstört  sind  durch  den  Bau  des 
Stiftes  Dietkirchen.  Die  Rest«  jedoch 
machen  es  wahrscheinlich,  dass  auch  dort 
eine  Gruppe  von  8  Kasernements  im  Qua- 
drat sich  befand,  von  gleicher  Einrichtung, 
wie  die  an  der  Ostfronte. 

Das  Troparium  von  PrOm  und   1411. 
sein  Bilderschmuck, 

aufbewahrt  unter  No.  9448,  fonds  latm, 
d^part.  des  manuscrits,  in  der  Xational- 
Bibliothek  in  Paris.  Von  Ad.  Reiners, 
Pfr.  in  Nagem  (Luxemburg). 
Dieser  ugf.  30  cm  hohe,  15  cm  breite 
u.  91  Bl.  zählende  Pgtcodex  ist  das  'älteste 
aller  uns  in  den  reichhaltigen  Bibliotheken 
zu  Paris,  Brüssel,  liOndon,  Krakau  bekannt 
gewordenen  Troparien.  „Troparien",  auch 
„Troponarien**,  nannte  man  jene  liturgischen 
Bücher,  welche  die  im  10.  Jahrh.  an  den 
höheren  Festtagen  gesungenen  rhythmischen 
Einschaltungen,  Präambeki  oderVorgesinge, 
festivas  laudes  oder  tropi,  den  Introitus, 
Kyrie,  Gloria,  Offertorium,  Sanctus,  Agnus, 
Postcom.  des  Messamtes  enthielten.  Zu- 
meist sind  diese  Gesänge  in  Versen  nur 
Erläuterungen,  Ergänzungen  oder  Erwei- 
terungen des  liturgischen  Textes  ')■  Kaum 
dem  Namen  nach  waren  bis  jetzt  diese 
dichterischen  Gesänge  bekannt.  Wenn  nun 
schon  wegen  seines  Alters  und  des  kost- 
baren Inhaltes  das  Prümer  Tropar  von  den 
Freunden  des  Choralgesanges,  von  Philo- 
logen und  Liturgikern  hochgeschätzt  wird» 
so  muss  die  Handschrift  wegen  der  zahl- 
reichen, Miniaturbilder,  Darstellungen 

1)  Siehe  Darandus,  Ration.  IV  c.  5  n.  6,  ancb 
Dncange,  GlosBarium.  Tropariua  dicebatox  Über  ia 
qao  oontinebantar  hnjasmodi  oantica.  Tropni  ttt 
genaa  monastici  cantaSf  qui  ante  mitiae  introitnin 
in  tolennitatibuB  dici  solebat,  a.  D.  Gregorio  Psp» 
iustitutus  est.  (Maori  Hierolexicon.) 

tTber  Tropen  lese  man  korxe  Bemerkungen  bei 
Gerbert  H  p.  342  der  Mutica  I  804,  840;  Lebo^af, 
Trait«  snr  le  cfaant,  p.  104;  Belethns,  £xpUc  p.  95ß: 
Sohubiger,  S&ngenchule ;  Schmitt,  Litnrgik  S.54S; 
Kornmüller,  Lexicon  etc.       ")Oq1c 


—    234    — 


von  Scenen  ans  dem  Evangeliam,  dem  deut- 
schen Kunstfreund  überaus  wertvoll  sein  ^). 
Eine  zu  Anfang  des  Buches  vermerkte 
Notiz  gibt  an,  der  Mönch  Notker  habe  um 
989  dieses  Neumenbuch  geschrieben.  Indes 
besagt  eine  von  der  Hand  des  Schreibers 
selbst,  fol.  48,  gleichsam  als  Gedächtniss- 
tafel hingesetzte  Notiz,  dass  es  auf  Kosten 
und  Bitten  des  Mönches  Wickring  unter 
Abt  Hilderich  (t993)  begonnen,  unter  Abt 
Stephan  (flOOl)  beendet  und  dem  Salva- 
torsaltare  geopfert  worden  sei*). 

In  der  722  gestifteten  Abtei  Prüm  wurde 
im  9.  Jahrb.  der  Gesang  besonders  eifrig 
gepflegt,  wie  die  Schriften  über  Musik  u. 
Gesang  des  berühmten  Abtes  Regino  von 
Prüm  (892-899),  teilweise  noch  ungedruckt, 
genugsam  bekunden.  Für  die  Pflege  des 
Kirch engesanges  spricht  auch  unser  Tropar. 
Folio  1  wird  auf  beiden  Seiten  von 
Darstellungen  aus  dem  Evangelium  einge- 
nommen. Die  obere  Hälfte  der  ersten  Seite 
stellt  die  Verkündigung  dar. 

"Vor  einem  Hause,  das  einer  Kirche  mit 
Kuppelbau  ähnlich  ist,  sitzt  die  h.  Jung- 
frau, hebt  voll  Staunen  bei  der  Botschaft 
die  Hände  empor.  Der  Engel  scheint  auf 
dem  Regenbogen,  der  im  Halbkreis  gezeich- 
net ist,  vom  Himmel  herabgestiegen  zu  sein. 
Das  Bild  ist  bei  Fleurj-  PI.  XII,  p.  84,  als 
Kupferstich  ohne  Farbenangabe  mitgeteilt; 
doch  ist  die  Abbildung  dem  Original  nicht 
entsprechend,  da  sie  mehr  technische  Voll- 
endung als  das  Urbild  verrät.  Die  Farbe 
des  Ziegeldaches  ist  gelber  Oker,  der  Nimbus 
oder  Radius  der  Madonna  golden ;  die  turm- 
artige Nische,  worin  die  Gottesmutter  sitzt, 
ist  von  einem  Kreuz  überragt. 

Die  Heimsuchung  Mariens  erblickt  man 
in  der  unteren  Hälfte  der  Seite.  Der  Mi- 
niaturist gab  der  bejahrten  Elisabeth  zur 
Unterscheidung  von  der  jüngeren  Gottes- 
mutter einen  gelben,  dieser  einen  goldenen 
Nimbus.  Maria  trägt  den  charakteris- 
tischen blauen  Mantel,  aber  einen  grünen 
Rock  mit  Goldblumen  und  weissen  Punkten. 

1)  Vgl.  Lampracht,  InitUlornamentik  S.  28 
Kr   48. 

2)  Codicem  istum  cantui  modulamine  pUnum 
domini  Hilderlci  venerabilit  abbatlt  tempore  ejus- 
qufl  licentla  Wlokeringi  fidelii  mouachi  inpansis 
«tqua  praecatn  scribere  coaptum 

Hnio  sancto  PmmlenBi  coanobio  perhanni  me- 
moria norimnB  traditum. 


Nach  den  Bildern  folgt  der  Text  der 
numerierten  Tropengesänge.  Der  eigent- 
liche Buchanfang  fehlt.  Es  steht  gleich 
zu  Anfang  ein  Stück  des  Graduale  der  2. 
Weihnachtsmesse.  Die  ersten  Bilder  schei- 
nen die  Sonntage  des  Advents  ehedem  ge- 
ziert zu  haben. 

Fol.  2.  Folgt  die  Prose :  „Eja  turma" 
aut  „Dies  sanctificatus  major'S  aut  „Christi 
hodiema"  *). 

Es  folgt  dann  die  Notkerische  Sequenz : 
Eja  recolemus  laudibus  piis  digna^). 

Fol.  3.  Neumenreihe  mit  Alleliya.  Es 
folgt  die  Prose:  Dominus  regnavit  (Dns 
rignavid)  autFilia  matris.  Nostratuba 
regatur  Dei  dextra  von  Notker^). 

Fol  3'.    Offertorium:  Dens  enim  fir- 

mavit Eingeschoben  ist  hier  die 

Sequenz :  Laetemur  gaudiis  quos  redemit . . . 
Es  ist  ein  Bruchstück  aus  einer  grösseren 
Sequenz  Notkers :  Et  sicut  liliorum  candor, 
bei  Kehrein  Nr.  85,  welche  auf  die  Melo- 
die „in  longitudine  dierum"  gesungen  wurde. 
Die  Neumen  folgen  in  3  Reihen  nach  dem 
Texte. 

Fol.  4  wird  auf  der  ersten  Seite  von  2, 
auf  der  anderen  Seite  von  3  Bildern  ein- 
genommen. Diese  sind  weniger  kunstvoll 
und  in  noch  grellerer  Farbe  als  die  beiden 
ersten  ausgeführt. 

a)  Im  obern  Bilde  sitzt  ein  Kaiser  mit 
Krone,  Scepter  und  Reichsapfel,  während 
im  UBtem  Bilde  ein  Schreiber  in  einer 
Festung  sitzt.  Sollten  nicht  die  beiden 
Darstellungen  Bezug  haben  auf  das  Prümer 
Kloster,  die  Gründung,  Dotation,  Immuni- 
täten-Verleihung durch  einen  Kaiser  dar- 
stellen? Leicht  möglich,  aber  auch,  dass 
dies  erste  Bild  den  gekrönten  Psalmen- 
könig David  als  Almherrn  des  Messias  ver- 
sinnbildet.  Es  fehlen  hier  auch  die  Gold- 
Nimben. 

b)  Der  im  ontem  Bilde  in  einer  Fes- 
tung oder  Burg  sitzende  Schreiber  mag 
Isaias,  den  „Evangelist  des  alten  Bundes** 
mit  seinen  prophetischen  Weissagungen  auf 

1)  Diese  Titel  waren  Benennungen  der  ursprüng- 
lichen Malodieen  der  Seqnensan. 

S)  Der  voUsUlndige  Text  kann  in  meinem  Buche : 
Die  Tropen-,  Prosen-  und  Pr&fktionsgesftnge,  1884 
nachgelesen  werden.  Kehrein  Nr.  10;  Schnbigar 
Singersohula  Nr.  86  in  moderner  Notehsohrift ; 
Daniel  U  888,  in  886;  Migne  etc. 

8)  Kehrein  Nr.  43;  Daniel  T  5L 


Digiti 


zedby  Google 


—    235    — 

den  Messias  andeuten.    Bei  Fleury  fehlen 
die  beiden  Darstellungen. 

Fol.  4'  wird  von  3  Scenen  der  Geburt 
des  Heilandes  eingenommen. 

a)  Geburt  Christi;  bei  Fleury  PI. 
XXni  p.  121.  Beim  ersten  Blick  möchte 
man  die  Flucht  nach  Egypten  sehen.  Ein 
näherer  und  eingehenderer  Vergleich  lässt 
aber  die  Ankunft  im  Egyptenland  erkennen. 
Joseph,  im  Reisekleid,  mit  schwarzen 
Haaren,  ganz  bärtig,  trägt  auf  einem  un- 
gefügen, wuchtigen  Reisestock  seinen  Man- 
tel, hält  den  Zaum  des  Esels,  das  die 
Gottesmutter  trägt,  am  Arm  befestigt.  Das 
Oberkleid  ist  grün,  mit  rötlichen  Streifen, 
es  reicht  nur  wie  ein  langer  Kittel  bis  an 
die  Kniee  und  scheint  an  den  Hüften  zu- 
sammengeschnürt zu  sein.  Blaugrün  ist 
der  Mantel  Mariens,  doch  mit  roten  Streifen 
durchzogen.  Blümchen  und  Erbsen  (4 — 5 
Punkte  zusammen)  verschönem  den  Mantel 
der  Mutter  Gottes  und  die  Beinkleider  des 
hl.  Joseph.  Maria  hält  gleichsam  zum 
Staunen  und  voll  Erwartung  beide  Hände 
vor  sich  erhoben.  Vor  einem  Stalle  hält 
der  Esel  mit  der  teuem  Last.  Der  Fries 
des  StaUes,  der  einem  Kirchlein  ähnelt,  ist 
aus  Holz,  mit  Säge  und  sonstigen  Instru- 
menten bearbeitet  und  durchbrochen. 

b)  In  der  zweiten  Sceno  schläft  die 
Jungfrau  in  einer  Festung  im  Bette,  das 
Kind  daneben  in  einer  langen  Wiege. 
Joseph  wacht  und  sieht  auf  die  Beiden. 

c)  Das  3.  Bild  stellt  einen  Schreiber 
mit  einer  Rolle  auf  dem  Schosse  dar,  vor 
ihm  Schreibgegenstände. 

Fol.  6.  Sequentiaaurea:  —  Cläre 
sanctorum  senatus  apostolorum  ... 
von  Notker*). 

Dies  sanctificatus  major.  —  Natus 
ante  saecula  von  Xotker'). 

Fol.  6.  Offertorium  mit  Neumen, 
wie  im  Miss.  Rom.  Zweite  Weihnachts- 
messe. „Lux  fulgebit*S  wie  heute  noch 
im  Missale  Romanum. 

Fol.  7.  Dritte  Weihnachtsmesse  mit 
den  Präambeln  u.  Tropen: 


1)  Bei    Kehrein   Kr.  869;    Daniel  II  29,   8S4; 
Schäbiger  Nr.  84. 

2)  Kehrein  Nr.  11;  Schabiger  Nr.  5;  Daniel  n 
ft,  888. 


—    236    — 

Introitus: 
Hodie  nobis  puer  cantandus  est,   quem 
gignebat  ineffiibiliter  ante  tempora  pater, 
et  eundem   snb  tempore  generavit  in- 
clyta  mater  etc 

Ecce  adest  de  quo  prophetae  cecinerant 

dicentes:  Puer  natus  est Quem  viigo 

Maria  genuit  ...  Et  filins  datns  .  .  .') 

Kyrietrope:  1)  Te  Christe  rez  suppti- 
ces  exoramus,  cunctipotens,  ut  nostri  dig- 
neris:  eleyson,  Kyrie  eleyson*). 

Fol.  8.  Gloria  in  excelsis  .  .  .  Laas 
tua  Dens  resonet  coram  te  rex.  Laudamos 
te  .  .  .  Qui  venisti  propter  nos,  rex  an- 
gelonun  Dens. 

Fol.  9.  Offertorium.  Tui  sunt  coeli . . . 
Magnus  et  metuendus  . .  .  Misericordia  et 
veritas  .  .  Tu  humiliasti  .  .  . 

Nate  Dei,  qui  fortem  alligasti  adversa- 
rium  et  redemisti  in  carne  mortali  bomi- 
nem,  fove,  rege  nos  tuos  hodie  dextera 
tua  domine. 

Offert.  (Justus ) 

Sit  tibi  summe  Deus  laus  et  benedictio 

virtus.    Tui  sunt  .  .  . 
Quapropter  digne  jubilant  tibi  cunctacreata. 

Orbem  .  .  . 
Quod  maris  et  terrae,  coeli  quod  continet 

ordo.    Justitia  .  .  . 
Glorificant  semper  quem   sancti  laudibus 

almi.    Magnus  .  .  . 
Parcens  conversis  qui  parvis  debita  reddis. 

Misericordia  .  .  . 
Apparens  humilis  vestitus  tegmine  camis^}. 

Tu  humiliasti  .  .  . 

Fol.  10.  Sanctus.  Pater  lumen  aetemam. 
„  Genitus  ex  Deo  Dens. 

„  Spiritus  mtgestate  con- 

similis. 

Pleni  sunt  .  .  .  Ciyus  in  laudem  voces 
dabant  pueri,  regem  Christum  coUaudantes 
in  altissimis. 


1)  Siehe  Tropengesinge  S.  84.  Diese  Introita?- 
trope  findet  sich  ferner  sa  Paris:  Nr.  SH49  der 
Nationalbibl.,  am  1060  gesehrieben,  Fol.  Iff;  in  Kr. 
1285  Nirernense  XH  s.,  Fol.  184;  Nr.  1119,  XI  it 
Fol.  6;  Eptemac.  Nr.  10610,  Fol.  2;  in  der  Arte- 
naibibliothek  Nr.  1189,  FoL  8. 

8)  Siehe  Tropengesange  S.  27.  Findet  sich  anch 
zu  Paris  in  Nr.  2449  Fol.  8;  Nr.  1238  Fol.  184;  Kr. 
19507  XII  8.  Fol.  6. 

3)  6  Verse  (siehe  Tropengesange  8.  87}  ohas 

Digitized  by  VjOOQ IC 


—    2:i7    — 


—     238 


Com.  Ad  corpas  Domini  sumen- 
dnm. 

Emitte  angelum  tuum  Domine,  et  dig- 
nare  sanctificare  etc. '). 

Agnus  Dei .  .  •  Hodie  natus  est  rex  re- 
gum  dominus. 

Hodie  nobis  venit  saliis  muudi 

Redemplio  nostra,  eja  dicamus  omnes: 
Agnus  Dei. 

Qui  sedes  ad  dexteram  Patris,  solus, 
invisibilis  rex.'). 

Ad  Com.  Intuitu  fidei  credentes  corde 
fideli  —  Viderunt  .  .  . 

De  coelis  missum  sancta  de  virgine  ua- 
tum.  —  Salutare. 

(Forts,  folgt.) 

1.       Erzbischof  Bcdduin  beurkundet,  dass  er 

ausser  des  Bifanges  seiner  neuen  Burg  zu 

Elts  nicht  mehr  Rechte  am  Wald  liabe,  als 

cor  der  Eltzer  Fehde.     1336  Februar  ^S. 

Or.  Kobletu  St.'A,  EUz.  Das  grüne  otvle  Siegti 
de*  Enbischo/s  mit  HOektiegel  hängt  verietst'an 
Pgtstrti/ftu     Reg.  Ooerz  Beg.   der  ErA,  S,  7S, 

'Wir  BaMewiu  von  gotes  gnaden  ertze- 
bischof  zft  Triere  des  Rom  eschen  richs 
ertzekantzeler  diVrch  Welschlant  don  kunt 
allen  lüteu,  daz  wir  noch  unser  Stift  zft 
den  weiden  der  .  .  gemeiner  von  Eltz,  die 
Qzwendig  der  bivange  unsers  nühen  huses 
zft  Eltz  gelegen  ^int,  uns  nicht  me  rechtes 
vermessen  noch  die  selben  weide  nicht 
vorder  angrifen  oder  ir  uns  underwinden 
sullen,  danne  also  verre  als  wir  und  unser 
Stift  zu  Triere  z&  den  vorgenanten  weiden 
rechtes  hatten,  ^  wir  mit  den  egenanten 
gemeinern  zweigen  urlougen  und  crigen 
begunden.  und  daz  bekennen  wir  mit  be~ 
heltnisse  doch  der  süne  in  allen  stucken, 
die  zwischen  uns  und  en  und  den  .  .  ge- 
meinem von  Waldecken  Schonecken  und 
Erenburg  und  umbe  die  vorgenanten  zwei- 
finge  und  enge  gemachet  ist,  und  der  brive, 
die  sie  uns  über  die  selben  sftne  mit  iren 
ingesigeln  besigelt  gegeben  habent.  Z& 

urkonde  so   han  wir   imser  ingesigel   an 
disen  brief  gehangen,  Der  gegeben 

ist  do  man  zalte    nach   Cristup    gebürte 
drizenhündert  jar  dar  nach  in  deme  fönf 


und  drizzegesten  jare  an  der  mittcwochen 
aller  nebest  nach  deme  sontage,  als  man 
singet  reminiscere  in  der  vasteu. 


1)  AiMh  in  Nr.  S87  Troparium  Martialls  XI  s. 
Fol.  &,  wo  die  Abweichung  Emitte  Splritnm  sanotum 
«nd  in  17r.  903,  XI  t.  FoL  11. 

2)  Findet  sieh  in  9  Rdaohr.  zu  Paris. 


BadJsche  historische  Kommission.  150. 

Vgl.  Korr,  VI,  196. 

Die  siebente  Plenarsitzung  der 
badischen  historischen  Kommission 
hat  am  9.  und  10.  November  in  Karlsrahe 
stattgefunden.  Derselben  wohnten  unter 
dem  Vorsitze  ihres  Vorstandes,  Geh.  Hofrat 
Winkelmann  aus  Heidelberjr,  die  ordent- 
lichen Mitglieder  Geh.  Rat  Knies,  Geh. 
Hofrat  Schröder  undHofrat  Erdmanns- 
dörfer  aus  Heidelberg,  Geh  Hofrat  von 
Holst  und  Professor  von  Simson  aus 
Freiburg,  Archivdirektor  von  Weech, 
Geh.  Archivrat  a.  D.  Dietz,  Archivrat 
Schulte  und  Geh.  Hofrat  Wagner  aus 
Karlsruhe  und  Archivar  Baumann  aus 
Donaiieschingen ,  sowie  die  ausserordent- 
lichen Mitglieder  Professor  Hartfelder 
aus  Heidelberg  und  Professor  Roder  aus 
Villingen,  und  als  Vertreter  der  Grossher- 
zoglichen Staatsregierung  der  Präsident  des 
Grossh.  Ministeriums  der  Justiz,  des  Kultus 
und  Unterrichts,  Wirkl.  Geh.  Rat  Dr.  N  o  k k , 
Geh.  Referendar  Frey  und  Geh.  Referen- 
dar Dr.  A  r  n  s  p  e  r  g  e  r  bei.  Die  ordentlichen 
Mitglieder  Archivdirektor  a.  D.  Freiherr 
Roth  von  Schreckenstein  aus  Karls- 
ruhe und  die  Professoren  Kraus  und  Kö- 
nig aus  Freiburg  hatten  ihr  Ausbleiben 
entschuldigt. 

Hofrat  Erdmannsdörfer  konnte  zu- 
nächst auf  den  im  Juli  d.  J.  im  Verlag  der 
Universitätsbuchhandlung  von  Karl  Winter 
in  Heidelberg  erschienenen  I.  Band  der  von 
ihm  unter  Mitwirkung  des  jetzigen  Archiv- 
assessors Dr.  Obs  er  bearbeiteten  Poli- 
tischen Korrespondenz  Karl  Frie- 
drichs von  Baden,  welcher  die  Jahre 
1783—1792  umfasst,  hinweisen,  und  die 
Hoffnung  aussprechen,  dass  im  Laufe  des 
Jahres  1889  der  U.  Band,  welcher  über 
die  Ereignisse  von  1792  bis  in  die  Zeit 
des  Rastatter  Kongresses  aus  den  Archiven 
zu  Karlsruhe,  Berlin  und  Paris  viel  neues 
enthalten  wird,  zum  Abschlüsse  und  wo- 
möglich auch  zur  Ausgabe  werde  gebracht 
werden  können.  ^  t 

Digitized  by  VjOOQ IC 


239 


—    240    — 


Von  den  Hegesten  der  Pfalzgrafen 
am  Rhein,  welche  unter  Winkelmanns 
Oberleitung  Universitäts- Bibliothekar  Dr. 
Wille  in  Heidelberg  bearbeitet,  wurde  die 
dritte  Lieferung,  welche  die  Zeit  des  Pfalz- 
grafen Ruprecht  I  von  1350—1373  umfasst, 
vorgelegt.  Der  eben  erst  vollendete  Druck 
derselben  war  durch  das  Brandunglück, 
von  welchem  bekanntlich  die  Wagnersche 
Universitäts  -  Buchdruckerei  in  Innsbruck 
im  Januar  d.  J.  betroffen  wurde,  erheblich 
verzögert  worden.  Die  vierte  und  fünfte 
Lieferung  werden  voraussichtlich  ohne  wei- 
tere Unterbrechung  im  Laufe  des  Jahres 
1889  erscheinen  können,  womit  der  I.  Band 
aum  Abschlüsse  gebracht  werden  solL 

Der  erwähnte  Brand  trägt  die  Schuld, 
dass  von  den  unter  von  Weech^s  Ober- 
leitung durch  Dr.  Lad  ewig  bearbeiteten 
Regeisten  zur  Geschichte  der  Bi- 
schöfe von  Konstanz  im  Jahre  1888 
keine  Lieferung  erscheinen  konnte,  obwohl 
genügendes  Material  fUr  deren  2—3  druck- 
reif vorliegt.  Soeben  aber  hat  der  Druck 
mit  Bogen  21  wieder  aufgenommen  werden 
können  und  wird  nun  voraussichtlich  bis 
zum  Schlüsse  des  L  Bandes  nicht  wieder 
nnterbrochen  werden  müssen. 

Die  Wirtschaftsgeschichte  des 
.Schwarzwaldes  und  der  angrenzen- 
den Gaue,  deren  Bearbeitung  die  Kom- 
mission dem  Professor  Dr.  Gothein  in 
Karlsruhe  übertragen  hat,  wurde  im  Jahre 
1888  soweit  gefördert,  dass  ein  Teil  des 
Manuskriptes  vorgelegt  werden  konnte. 
Nach  dem  von  dem  Bearbeiter  eingesand- 
ten und  von  Geh.  Rat  Knies  verlesenen 
und  erläuterten  Berichte  ist  zu  erwarten, 
dass  das  ganze  Manuskn])t  bis  Ende  des 
Jahres  1889  druckfertig  sein  wird.  Inzwi- 
schen hat  die  Kommission  den  Prof.  Go- 
thein zur  Veröffentlichung  zweier  aus  den 
Vorstudien  zu  seinem  Werke  hervorgegan- 
gener Ausarbeitungen  Ober  die  Geschichte 
der  Murgschifferschaft  und  über  die  £nt- 
wickelung  der  Pforzheimer  Bijouterie -In- 
dustrie ermächtigt. 

Die  Geschichte  der  Herzoge  von 
Z  ä  h  r  i  n  g  e  n  forderte  Privatdocent  Dr. 
Heyck  in  Freiburg  durch  eingehende  Stu- 
dien in  Archiven  und  Bibliotheken  der 
Schweiz  soweit,  dass  er  den  Beginn  des 


Druckes  des  ihm  zur  Ausarbeitung  über- 
tragenen Buches  für  £nde  April  1889  glaubt 
in  Aussicht  nehmen  zu  dürfen. 

Ebenso  sind  die  Heidelberger  Uni- 
versitäts-Statuten  des  16. — 18.  Jahr- 
hunderts, deren  Herausgabe  Direktor 
August  Thorbecke  in  Heidelberg  über- 
nommen hat,  mit  der  dazu  gehörigen  Ein- 
leitung und  erläuternden  Anmerkungen  so 
weit  in  der  Bearbeitung  vorgeschritten,  dass 
zu  Anfang  des  Jahres  1889  deren  Druck  > 
legung  beginnen  soll. 

Auch  die  durch  Archivrat  Schulte  zu 
besorgende  Herausgabe  der  Tagebücher 
und  Kriegsakten  des  Markgrafen 
Ludwig  Wilhelm  von  Baden  i.  d.  J. 
1693—97  nähert  sich  ihrer  Vollendung, 
nachdem  der  Herausgeber  bei  einem  Be- 
suche der  Archive  in  Wien  reiche  Ausbcuce 
gefunden  hat.  Bis  zur  nächsten  Plenar- 
sitzung wird  das  Werk  zur  Ausgabe  ge- 
langt sein. 

Nicht  minder  schreitet  die  Bearbeknn^r 
des  Topographischen  Wörterbuches 
des  Grossherzogtums  Baden  durch  Dr. 
Krieger  in  Karlsruhe  unter  v.  W  e  e  c  h '  s 
Oberleitung  rüstig  vorwärts  und  der  Be- 
arbeiter hofft,  der  nächsten  Plenarsitzung 
das  Manuskript  für  die  ersten  Bogen  druck- 
fertig vorlegen  zu  können. 

Die  Bearbeitung  der  Phy.siokrati- 
sehen  Korrespondenz  Karl  Frie- 
drichs von  Baden,  welche  neben  eigent- 
lichen Korrespondenzen  auch  sehr  inter- 
essante theoretische  Ausführungen  der  be- 
kannten französischen  Physiokraten  Dupont 
de  Nemours  und  Mirabeau  enthalten  wird, 
hat  Geh.  Hat  Knies  soweit  gefördert,  dass 
auch  ftir  dieses  Werk  die  Drucklegung  im 
Verlaufe  des  Jahres  1889  in  Aussicht  ge- 
nommen ist. 

Die  von  den  sämtlichen  akadenüsob 
gebildeten  Beamten  des  Grossherz.  Gene- 
ral-Landesarchivs in  Angriff  gmommene 
Sammlung  und  Herausgabe  der  Regesten 
der  Markgrafen  von  Baden  ist  begon- 
nen und  zunächst  durch  Bearbeitung  eines 
erheblichen  Teiles  der  im  Karlsruher  Ar- 
chiv beruhenden  Materialien  soweit  vorge- 
schritten, dass  1120  Regesten'  voriiegen. 
Für  das  Jahr  1889  ist  der  Besuch  einiger 
auswärtigen  Archive  dnrch  den  seit  Juli 

Digitized  by  VjOOQ IC      ' 


—    211 


—    242    — 


d.  J.  an  Stelle  des  zum  Archivassessor  be- 
förderten Dr.  Obser  getretenen  Hilfsar- 
Ijeiter  Dr.  Fester  beabsichtigt. 

Von  der  neuen  Folge  der  Zeitschrift 
für  die  Geschichte  des  Oberrheins 
ist  unter  Archivrat  Schulte's  Redaktion 
der  IIL  Band  mit  Nr.  9  der  Mitteilun- 
gen der  badischen  historischen 
Kommission  erschienen,  das  I.Heft  des 
IV.  Bandes  befindet  sich  im  Drucke. 
Der  Durchforschung,  Ordnung  und  Ver- 
zeichnung der  Archive  und  Registra- 
turen der  Gemeinden,  Pfarreien, 
Körperschaften  und  Privaten  des 
Orossherzogtums  widmeten  sich  auch  im 
Jahre  1888  in  den  4  durch  Bau  mann, 
Roder,  v.  Weech  und  Winckelmann 
veitretenei)  Bezirken  mit  grossem  Eifer 
und  Erfolg  60  Pfleger.  Im  Ganzen  liegen 
jetzt  Berichte  und  Verzeichnisse  über  die 
Archive  und  Registraturen  von  802  Ge- 
meinden, 284  katholischen,  158  evange- 
lischen Pfarreien,  2  katholischen  Kapiteln, 
22  Grnndherrschaften,  2  Standesherrschaf- 
ten, 3  weiblichen  Lehr-  und  Erziehungs- 
anstalten, 1  Gymnasium,  1  Altertumsverein 
und  41  Privaten  vor.  In  den  Mitteilun- 
gen der  badischen  historischen 
Kommission  sind  bis  jetzt  Verzeichnisse 
über  die  Archivalien  von  267  Gemeinden, 
126  katholischen,  38  evangelischen  Pfar- 
reien, 1  kathol.  Kapitel,  4  Grundherr- 
Schäften,  27  Privaten,  1  Altertums  verein 
und  1  Gymnasium  veruft'entlicht.  Neben 
der  fortzusetzenden  regelmässigen  Veröf- 
fentlichung der  Pfiegerberichte,  die  nach 
Massgabe  des  verfügbaren  Raumes  allmäh- 
lich sämtlich  zum  Abdrucke  gelangen  sollen, 
ist  für  das  Jahr  1889  der  Druck  zweier 
umfangreicher  und  wichtiger  Repertorien 
beabsichtigt,  des  von  Stadtarchivar  Haupt- 
mann a.  D.  Poinsignon  bearbeiteten  Re- 
pertoriums  des  Stadt-  und  des  Pfarrarchivs 
von  Altbreisach  (mit  dankenswerter 
Unterstützung  des  dortigen  Gemeinderates) 
imd  des  von  Landgerichts  rat  Birken- 
meyer bearbeiteten  Repertoriums  des 
Stadtarchivs  von  Waldshut. 

Dem  von  Professor  Kraus  gestellten 
Antrag  auf  Abfassung  einer  Geschichte 
der  Abtei  Reichenau  wurde  grund- 
sätzlich zugestimmt  und  für  die  nächste 


Plenarsitzung  von  deni  Antr«gatellev  unter 
Mitwirkung  anderer  Ki^ntTuissionsrnitj^lieder 
die  Vorlage  eines  eingehend  ausgeführten 
Arbeitsprogrammes  erbeten. 

Ein  die  Aufnahme  eines  weiteren  or- 
dentlichen Mitgliedes  der  Kommission  be- 
treffender Bcschluss '  unterliegt  noch  der 
Allerhöchsten  Bestätigung. 

Nach  Erledigung  der  geschäftlichen 
Angelegenheiten,  |über  welche  der  Sekretär 
berichtete,  schloss  der  Vorstand  die  VII, 
Plenarsitzung  mit  dem  warm  empfundenen 
Ausdnicke  des  Dankes  an  Seine  König- 
liche Hoheit  den  Grossherzog,  die  Gross- 
herzogl.  Regierung  und  deren  anwesende 
Vertreter. 

Jahresbericht  des  Hansischen    151. 
Geschichtsvereins, 

erstattet  vom  Vorstande  am  22.  Mai  1888. 
Vgl.  dazu  Korr.  VI  Nr.  131. 

Ausser  einem  Hefte  der  Hansischen  Ge- 
schichtsblätter, Jahrgang  1886,  ist  der  von 
Professor  Dr.  Schäfer  bearbeitete  dritte 
Band  der  Hanserecesse  Abteilung  III  so- 
eben erschienen.  Derselbe  umfasst  den 
Zeitraum  von  1491—1497. 

Von  der  Abteilung  H  der  Hanserecesse, 
deren  Veröffentlichung  Professor  von  der 
Ropp  übernommen  bat,  konnte  der  fünfte 
Band,  der  von  1460—1467  reicht,  schon 
vor  mehreren  Monaten  dem  Drucke  über- 
geben werden  und  st^ht  seine  Herausgabe 
für  die  nächste  Zeit  bevor. 

Den  drei  früher  erschienenen  Bänden 
Hansischer  Geschichtsquellen  haben  sich  im 
verflossenen  Jahre  zwei  weitere  angereiht. 
In  dem  einen  hat  Professor  Dr.  Schäfer 
das  Buch  des  Vogtes  auf  Schonen,  in  dem 
andern  Professor  I  )r.  Stieda  Revaler  Zoll- 
bücher und  Quittungen  des  14.  Jahrhunderts 
zum  Abdruck  gebracht.  Beide  Arbeiten  sind 
mit  ausführlichen  Einleitungen  versehen, 
durch  welche  die  Kenntnis  von  den  Han- 
dels- und  Verkehrsbeziehungen  der  Hansa 
sehr  erheblich  gefordert  wird.  Zur  Zeit 
ist  Professor  Dr.  Stieda  mit  der  Heraus- 
gabe eines  Rechnungsbuches  der  Lübecker 
Novgorodfahrer  beschäftigt,  dessen  Veröf- 
fentlichung als  sechster  Band  der  Geschichts- 


—     243    — 

quellen  noch  hn  Laufe  dieses  Jahres  erfol- 
gen wird. 

Die  Arbeiten  für  die  Fortfuhrung  des 
Hansischen  Urkundenbuchs  hat  Senatssekre- 
tär Dr.  Hagedom  nur  in  geringem  Masse  zu 
fördern  vermocht,  da  seine  Amtsgeschäfte 
ihn  auch  im  vergangenen  Jahre  sehr  in 
Anspruch  genommen  haben. 

Da  Dr.  L.  Riess  durch  Übernahme  einer 
Professur  in  Tokio  daran  verhindert  ist, 
die  Ausbeute,  die  er  auf  einer  im  Auftrage 
des  Vereins  nach  England  unternommenen 
Reise  in  den  dortigen  Archiven  gewonnen 
hat,  selbst  zu  bearbeiten,  so  ist  das  ge- 
samte von  ihm  abgeschriebene  Urkunden- 
material  Dr.  Kunze  aus  Göttingen  über- 
geben worden,  der  dasselbe  schon  seit  län- 
gerer Zeit  zur  Veröffentlichung  vorbereitet. 

Um  die  Erforschung  der  hansischen 
Geschichte  des  sechszehnten  und  siebzehnten 
Jahrhunderts  zu  fördern,  ist  seit  dem  1. 
April  ds.  Js.  Dr.  Eeussen  in  Köln  damit 
beschäftigt,  die  auf  diese  Zeit  sich  be- 
ziehenden Akten  vorerst  im  Stadtarchiv 
zu  Köln  zu  verzeichnen.  Über  den  Um- 
fang, der  dieser  Arbeit  gegeben  werden 
soll,  und  über  die  Art  und  Weise,  in  wel- 
cher später  eine  Veröffentlichung  zu  er- 
falgen  hat,  wird  der  Vorstand  demnächst 
Beschluss  fassen. 


152.  Sitzung  der  Kgl.  Preuss.  Akademie  der 
Wissenschaften  zu  Berlin  vom  26.  April. 

Über  das  lateinische  Inschriftenweric  be- 
richtete Herr  Mommsen:  Der  Druck  der 
4.  Abteilung  des  VI.  stadtrömischen 
Bandes  ist  infolge  der  Übersiedelung  des 
Bearbeiters  Herrn  Hülsen  nach  Rom  ins 
Stocken  geraten,  soll  indes  jetzt  wieder  auf- 
genommen werden.  Die  Drucklegung  des 
früher  als  4.  Abteilung  des  VI.  Bandes,  jetzt 
als  selbständiger  XV.  Band  bezeichneten,  die 
römischen  Ziegel-  und  Gerätinschriften  um- 
fassenden Abschnittes  ist  von  Hrn.  D  res  sei 
bis  zum  20.  Bogen  fortgeführt  worden ;  zur 
Vervollständigung  des  Materials  für  die  spä- 
teren Teile  des  Bandes  hat  sich  derselbe 
nach  Rom  begeben.  Von  dem  mittel- 
italischen  Bande  (XI)  ist,  um  bei  dem 
langsam  fortschreitenden  Satz  wenigstens 
den   gedruckten   Teil   der  Benutzung  zu-« 


—    244    — 

gänglich  zu  machen,  die  1.  Hälfte  als  pars 
prior  zur  Ausgabe  gelangt.  Der  Druck 
der  2.  Hälfte  ist  in  demselben  Verhältni» 
wie  früher  weitergeführt  worden.  Die  snd- 
französischen  Inschriften  (XII)  hat  Hr. 
Hirschfeld  fertiggestellt,  und  ist  dieser 
Band  jetzt  zur  Ausgabe  gelangt.  Die  Samm- 
lung der  Materialien  für  den  XUI.  Band 
wird  für  Nordgallien  von  demselben,  für 
G  er  manienvon  Hm.  Zange  meist  er  wei- 
tergeführt und  der  Beginn  des  Drucks  von 
diesem  für  das  Ende  des  Jahres  1888  in 
Aussicht  genommen.  Der  XIV.  Band,  die 
von  Hrn.  Dessau  bearbeiteten  Inschriften 
Latiums  enthaltend,  ist  im  Herbst  1887 
erschienen.  Für  die  Supplementarbeiteu,, 
deren  gleichförmige  Gestaltung  für  die 
wissenschaftliche  Benutzung  wesentlich  ist, 
ist  von  der  Akademie  ein  daliinzielendes 
Regulativ  aufgestellt  und  dieses  den  Mit- 
arbeitern zur  Kenntnis  gebracht  worden. 
Auch  hat  dieselbe  Massregeln  getro£Pen, 
um  die  Einhaltung  dieser  Vorschriften  zu 
überwachen.  Das  Supplement  für  den  2. 
spanischen  Band  ist  von  Hm  Hühner 
in  der  Handschrift  fertiggestellt  worden  und 
wird  dessen  Drucklegung  sofort  beginnen. 
In  dem  Supplement  des  III.  Bandes  ist 
der  den  Orient  betreffende  Teil  von  Hm. 
Mommsen  in  der  Handschrift  fertigge- 
stellt worden,  und  hat  der  Satz  begonnen. 
Die  Nachträge  für  lUyricum  sind  von  den 
HH.  von  Domaszewski  und  Hirsch- 
feld vorbereitet  und  wird  deren  Dmck- 
legung  sich  unmittelbar  an  die  ersten 
Abteilungen  audchliessen  können.  Die 
Drucklegung  des  Supplements  zu  Band  VI 
(pompejanische  Pinsel-  und  Griffel- 
inschriften) hat  Hr.  Zangemeister 
auch  in  diesem  Jahre  noch  nicht  begonnen. 
Der  grosse  Ergänzungsl)and  zu  dem  VIII. 
afrikanischen  ist  teils  durch  eine  dort- 
hin von  Hm.  Dessau  untemommene,  die 
Furgoldsche  fortsetzende  Reise,  teils  durch 
die  von  Hrn.  Cagnat  im  Auftrage  der 
französischen  Regierung  ausgeführten  Rei- 
sen und  dessen  Durcharbeitung  der  Renier- 
sehen  Papiere,  teils  durch  ein  weiteres  von 
Hrn.  Job.  Schmidt  für  die  Ephemeris 
epigraphica  bearbeitetes  vorläufiges  Sup- 
plement gefördert  worden.  Die  Ausarbei- 
tung selbst  ist  von  Hm.  Schmidt  gleiciifialls 

Digitized  by  VjOOQIC 


—    245    — 

in  Angriff  genommen,  nud  steht  der  Be- 
ginn des  Drucks  für  den  Sommer  d.  J.  in 
Aussicht  Die  neue  Ausarbeitung  des  I. 
Bandes,  für  welche  zunächst  die  noch  von 
Hrn.  Henzen  grösstenteils  ausgeführte 
und  zum  Satz  gelangte  Neubearbeitung  der 
Konsularfasten  durch  Hrn.  Hülsen  fertig 
zu  stellen  ist,  hat  im  abgelaufenen  Arbeits- 
jahre geruht 

I.  Zu  froheren  Notizen. 

Die  vom  Unterzeichneten  zu  Beckers- 
lobe  bei  Nürnberg  gemachten  wichtigen 
Hallstatt-Funde  sind  nicht  wie  Hr.  Direktor 
Dr.  Lindenschmit  iu  der  Museographie  für 
1887  (Wd.  Zs.  Vn  S.  297)  angiebt  im  Be- 
sitze des  Hrn.  Hagen,  sondern  des  natur- 
historischen Museums  daselbst.  Hr.  Be- 
zirksarzt Dr.  Hagen  hatte  nur  die  Güte, 
diese  Funde  zum  Teil  nud  zwar  auf  des 
Untei*zeichneten  Ersuchen  dem  Central- 
museum  einzusenden.  —  Eine  eingehende 
Würdigimg  dieser  Grabfunde  hat  der  Ent- 
decker derselben  in  der  Berliner  philol. 
Wochenschrift  1888  Nr.  12-14  veröffentlicht. 

Dürkheim,  19.  Okt  1888. 

Dr.  C.  Mehlis. 


Vereinsnachrichten 

unter  Redaction  der  Vereinsvorstände. 
54.  Birkenfeld.  Verein  für  Altertums- 
kunde im  Fürstentum  Birkeufeld. 
Die  diesjährige  Generalversammlung  wurde 
im  Saale  des  Casinos  dahier  am  18.  Juli 
abgehalten,  nachdem  eine  Besichtigung  der 
Steinskulpturensammlung  des  Vereins  im 
Gymnasialgebäude  vorangegangen  war,  die 
auch  im  abgelaufenen  Vereinsjalir  Zuwachs 
erhalten  hat.  Nach  Eröffnung  und  Be- 
grüssung  der  von  hiesigen  und  auswärtigen 
Mitgliedern  zalilreich  besuchten  Versamm- 
lung erstattete  der  Präsident,  Herr  Gym- 
nasialdirektor Back,  Bericht  über  den 
Bestand  (95  Mitglieder),  das  Rechnungs- 
wesen und  die  Thätigkeit  des  Vereins  im 
abgelaufenen  Jahre,  welcher  ein  in  jeder 
Hirisicht  erfreuliches  Bild  gedeihlicher  Ent- 
wicklung und  erfolgreicher  Bestrebungen 
auf  dem  Gebiete  der  Altertumskunde  hie- 
siger Gegend  entrollte.  Über  die  im  Laufe 
des  Jahres  stattgefundenen  Aufgrabungen 


—    246    — 

bei  Elchweiler  und  auf  dem  „Steinernen 
Mann"  bei  Preisen,  die  interessante  und 
wichtige  Ergebnisse  zu  Tage  forderten,  so 
wie  Jäher  die  weitere  Verfolgung  der  Spu- 
ren des  römischen  Strassennetzes  und  rö- 
mischer Befestigungen  in  unserer  Umgebung 
wurde  Mitteilung  gemacht,  namentlich  aber 
die  kurz  nach  Pfingsten  erfolgte  Eröffnung 
eines  Hügelgrabes  bei  Wickenrodt 
unter  Vorzeigung  einiger  dabei  gemachten 
Funde,  so  wie  die  römischen  Spuren 
von  Idar,  besonders  die  auf  genauer  Un- 
tersuchung der  Örtlichkeit  beruhenden  Mut^ 
massungen  hinsichtlich  der  „Heidenheck"' 
bei  Idar  in  eingehender  Weise  erörtert. 
Im  Anschluss  an  diese  Mitteilungen  ent- 
wickelte sich  eine  lebhafte  Besprechung 
seitens  der  anwesenden  Mitglieder,  wobei 
über  frühere  Aufgrabungen  und  Funde 
schätzenswerte  Mitteilungen  gemacht,  so 
wie  neue,  für  weitere  Untersuchung  in  Be- 
tracht kommenden  Örtlichkeiten  zur  Sprache 
gebracht  wurden.  Als  Arbeitsfeld  des 
nächsten  Jahres  wurde  namentlich  eine 
Fortsetzung  der  Aufgrabung  bei  Wicken- 
rodt, Aufgrabimgen  zum  Zweck  der  Auf- 
hellung alter  Strassenlinien,  femer  die  Un- 
tersuchung eines  alten  Begräbnisplatzes 
zu  NiederbrombachJns  Auge  gefasst,  bezw. 
von  der  Versammlung  beschlossen,  so  wie 
eventuell  zur  Fortsetzung  der  Aufgrabungen 
bei  Elchweiler  die  Zustimmung  erteilt. 

DUrkheim,  im  August  Die  Sammiun-155. 
gen  des  Altertums- Vereins  wurden 
letzthin  wesentlich  bereichert  durch  Ge- 
schenke und  Ankäufe:  1)  Se.  Excl.  Graf  von 
Leiningen- Westerburg,  kgl.  Brigade- Adju- 
tant, machte  dem  Museum  die  Abgüsse 
von  23  Leiningen'schen  Siegeln  vom  13. 
bis  15.  Jahrhundert  zum  Geschenke.  2) 
Die  löbl.  Stadtverwaltung  deponierte  die 
auf  einer  Bleitafel  befindliche  Stiftungs- 
Urknnde  des  Leiningen'schen  Schlosses 
vom  Jahre  1776.  3)  Durch  Ankauf  wurden 
mehrere  Münzen  römischen  und  mittelal- 
terlichen Gepräges,  so^ie  mehrere  archäo- 
logische Werke  von  Heibig,  Moqimsen  und 
Näher  erworben.  —  Den  freundlichen 
Gebern  sei  im  Namen  des  Vereins  hiermit 
bester  Dank  ausgesprochen. 

Der  Vo^rstaad. 

Digitized  by  VjOOQ IC 


—    247     — 


248 


156.  Frankfurt  a.  M.  Verein  für  Geschichte 
undAltertumskunde.  In  der  Sitzung 
vom  1.  Oktober  sprach  Herr  0.  Donner- 
V.  Richter  Über  die  ^Portraitsfunde 
von  Rubajj&t  in  Mittelägypten".  In- 
schriften auf  einigen  der  mit  den  Portraits 
aufgefundenen  Mumienetiquetten  lassen  es 
als  ziemlich  sicher  erscheinen,  dass  die 
Höhlen  von  Rubajjät  in  der  Oase  el  Fiyjüm 
in  Mittel  •  Ägypten,  die  Beerdigungsstätte 
einer  Stadt  Kerke  {Ktgui^)  waren,  welche 
als  Hafenstadt  bezeichnet  wird,  also  an 
einem  Kanäle  des  Niles  liegen  musste, 
dessen  vertrocknetes  Bett  auch  in  der  That 
noch  nachweisbar  ist ;  ihre  Entfernung  von 
dem  Arsinoe  der  Ptolemäer,  dem  früheren 
'  Krokodil opolis,  beträgt  ca.  22  Kilometer, 
«0  dass  wir  nicht  wohl  annehmen  können, 
dass  es  die  Begräbnisstätte  für  diese  Stadt 
war.  —  Dem  Vortragenden  war  bald  nach 
Auffindung  der  Portraits  eine  Anzahl  von 
Fragmenten  derselben  nebst  vier  wohler- 
haltenen Bildern  zur  Untersuchung  der 
Technik  derselben  von  deren  Besitzer,  Hm. 
Theodor  Graf  in  Wien,  übersendet  worden ; 
es  ergab  sich  das  merkwürdige  Resultat, 
dass  ein  grosser  Teil  der  Gemälde  in  der 
enkaustischen  Technik  der  Alten  ausge- 
führt ist,  und  zwar  teilweise  in  Cestrum-, 
teilweise  in  Pinsel-Enkaustik,  so  dass  wir 
nun  erst  eine  sichere  Anschauung  von  die- 
isem  gänzlich  verloren  gegangenen  Teile  der 
Technik  der  Alten  bekommen  haben.  Das 
Wachs  wurde  nämlich  in  der  als  „puni- 
eches  Wachs**  von  den  Alten  bereiteten 
besonderen  Qualität  mit  balsamischem  Harz, 
z.  B.  Chiosbalsam  (von  der  Pistacia  There- 
biatus),  und  etwas  Olivenöl  geschmolzen, 
in  diesem  Zustande  mit  dem  Farbenpulver 
vermengt  und  dadurch  nach  dem  Erkalten 
«ine  weiche,  pflasterartige  Masse  gewon- 
nen, welche  mit  dem  Cestrum  aufgetragen 
und  nach  Vollendung  des  Bildes  einge- 
brannt wird,  indem  man  Wärme  dem  Bild, 
oder  umgekehrt,  nähert,  wodurch  die  Ober- 
üäche  des  Bildes  etwas  gleichmässiger  ge- 
macht wird  („ut  peraequetur**,  Vitr.  L. 
VII  c.  IX)  und  zugleich  ein  fimissartiger 
Olanz  sich  der  Farbe  mitteilt.  Der  Vor- 
tragende zeigt  die  von  ihm  nach  den  An- 
deutungen der  alten  Schriftsteller  angefer- 
tigten  Instrumente,  Cestrum  oder  Verri- 


culum  und  Stylus,  vor,  mit  welchen  er 
nach  den  Originalen  Kopieen  gemacht  hatte, 
welche  er  gleichfalls  zur  Ansicht  vorlegte. 
Ein  anderer  Teil  dieser  Portraits  sind  ächte 
Tempera-Malereien,*  auf  Tafeln  ausgeführt, 
welche  mit  einem  Überzuge  von  Kreide 
und  Leim  bedeckt  sind,  eine  Technik,  wie 
sie  bis  in  das  späte  Mittelalter  in  ununter- 
brochener Tradition  ausgeübt  worden  ist. 
Ebenso  finden  wir  auch  Tafeln,  auf  wel- 
chen die  Tempera-Malerei  auf  eine  mit 
Kreide  und  Leim  grundierte  grobe  Lein- 
wand aufgetragen  wurde,  mit  welcher  man 
die  Holztafel  überzog,  gleichfalls  ein  Ver- 
fahren, welches,  um  etwaiges  Reisseu  der 
Holztafel  unschädlich  zu  machen,  in  dem 
Mittelalter  unausgesetzt  verwendet  wurde. 
Und  schliesslich  finden  wir  auch  Portraits. 
welche  auf  die  mit  Kreidegrund  präpa- 
rierte, oberste  Leinwand  der  aus  verschie- 
denen Leinwandschichten  bestehenden  Mu- 
mienhülle a  tempera  gemalt  sind,  so  dass 
wir  mit  Ausnahme  der  Fresco-  und  etwa 
der  Leimfarbenmalerei  alle  Technikarten 
der  Alten  in  einzelnen  Beispielen  in  dieser 
Portraitssammlung  vertreten  finden. 

Am  15.  Oktober  berichtete  Herr  Stadt- 15' 
archivar  Dr.  R.  Jung  zunächst  über  den 
Verlauf  der  diesjährigen  Generalver- 
sammlung des  Gesamt-Vereins  der 
deutschen  Geschichtsvereine  in 
Posen,  worüber  das  Nähere  aus  den  im 
Korrespondenzblatte  des  Gesamtvereins  ab- 
gedruckten Protokollen  zu  ersehen  ist  Der- 
selbe berichtete  weiter  über  die  kürzlich 
von  H.  Wederer  veröffentlichte  Biographie 
des  katholischen  Theologen  J.  Dieten- 
berger  (1475—1537),  des  bekannten  Geg- 
ners Luthers  und  Btbelübersetzers,  und 
machte  darauf  aufmerksam,  dass  sich  in 
diesem  Werke  die  erste  von  katholischer 
Seite  herrührende  Darstellung  der  Frank- 
furter Reformationsgeschichte  fände.  So- 
dann trug  Herr  Pfarrer  Dr.  Dechent  über 
die  Frankfurter  Pfarrerfamilie 
Ritter  vor,  aus  welcher  von  der  Refor- 
mationszeit bis  in  die  Mitte  des  17.  Jahr- 
hunderts 6  Geistliche  in  ununterbrochener 
Folge  der  Generationen  in  Frankfurt  Pfarr- 
ämter bekleidet  haben.  Als  hervorragend 
unter  diesen  sind  zu  erwähnen :  die  beiden 
Matthias  Ritter,  Vater  und  Sohn,  welche 

Digitized  by  VjOOQ IC 


—    249    — 

in  der  Frankfurter  Reformationsgeschichte 
eine  bedeutende  Rolle  spielten,  und  weiter 
Johann  Balthasar  Ritter  (gest.  1743),  der 
erste  und  grundliche  Geschichtschreiber 
der  Frankfurter  Reformationszeit. 
i8.  Am  29.  Oktober  widmete  Herr  Senator 
Dr.  V.  Oven  dem  Andenken  an  Gerhard 
Thomas  (gest.  1.  Nov.  1838,  Verfasser 
des  Frankfurter  Oberhof,  der  Frankfurter 
Annalen  u.  s.  w.)  und  an  Johann  Friedrich 
Boehmer  (gest  22.  Okt.  1863,  Verfasser 
des  Frankfurter  Urkundenbuchs,  der  Kaiser- 
regesten u.  8.  w.)  einige  Worte  der  Er- 
innerung und  gedachte  der  hohen  Verdienste 
beider  Männer  um  die  vaterstädtische  und 
vaterländische  Geschichtsforschung.  —  Dar- 
auf sprach  Herr  Bau -Inspektor  A.  Koch 
über  die  in  Angriff  genommene  Wieder- 
herstellung der  zum  Römer  gehö- 
rigen Gebäude,  insbesondere  über  die 
jetzt  vollendete  Herrichtung  der  Häuser 
Frauenstein  und  Salzhaus,  indem  er 
im  Einzelnen  nachwies,  dass  die  Arbeiten 
unter  Erhaltung  dessen,  was  irgend  erhal- 
ten werden  konnte,  sich  genau  an  die  vor- 
gefundenen Spuren  der  früheren  Aui^stat- 
tung  anschliessen  und,  wo  solche  nicht 
mehr  zu  erkennen,  auf  rein  historische 
Quellen  (alte  Pläne  und  Zeichnungen  im 
städtischen  Museum)  zurückgehen. 

59.  Strassburg.  Gesellschaft  für  Erhal- 
tung der  histor.  Denkmäler.  Sitzung 
vom  11.  Januar  1888.  Herr  Straub  teilt 
mit,  dass  der  seiner  Zeit  von  dem  Bürger- 
meister von  Selz  dem  Landesmuseum,  das 
unter  Obhut  der  Gesellschaft  steht,  ge- 
schenkte wertvolle  Bronzefund  von  dem 
Schenkgeber  zurückgenommen  worden  und 
durch  Kauf  in  die  Sammlung  des  Herrn 
Nessel  in  Hagenau  übergegangen  sei. 
Herr  Nessel  erklärt,  dass  diese  Gegen- 
stände künftig  in  das  Eigentum  der  Stadt 
Hagenau  übergehen  würden.  —  Femer  be- 
richtet Herr  Straub  über  eine  Eingabe 
der  in  Strassburg  anwesenden  Vorstands- 
mitglieder an  die  Stadtverwaltung  behufs 
Erhaltung  des  sogen.  Drachenhofes,  eines 
alten  ritterlichen  Hauses,  in  dem  1418 
Kaiser  Sigmund  gewohnt  hat;  seit  1580 
Hof  der  Markgrafen  von  Baden-Durlach, 
war  es  1683  Residenz   des  französischen 


—    250    — 

Gouverneurs  geworden  und  1771  in  den 
Besitz  der  Stadt  übergegangen.  Hier  hatte 
1725  Maria  Leszscynska  gewohnt,  ehe  sie 
als  Königin  nach  Paris  übersiedelte,  und 
öfter  soll  sie  auf  dem  noch  vorhandenen 
Balkon  am  Spinnrade  sitzend  gesehen  wor- 
den sein.  Das  sehr  vernachlässigte  Haus 
mit  seinem  Treppenturm  war  zum  Abbruch 
bestimmt,  um  einem  Schulgebäude  Platz 
zu  machen.  Der  Bezirkspräsident,  Herr 
von  Stichaner,  verspricht  ernstliche  Prü- 
fung der  Angelegenheit.  —  Herr  Martin 
übergiebt  einige  von  Hrn.  Roth  in  Darm- 
stadt gemachte  Auszüge  aus  dortigen  Hand- 
schriften über  die  Geschichte  des  Klosters 
Murbach,  die  im  Jahrbuch  abgedruckt  wer- 
den sollen. 

Sitzung  vom  4.  Februar.  Der  Ausschuss  160. 
berät  auf  Anlass  eines  Schreibens  des  Bür- 
genneisters  über  die  Mietbedingungen  für 
das  Kammerzellsche  Haus  (vgl.  Jahrg.  1887 
Nr.  115)  und  beschliesst  eine  Miete  von 
1000  Mk.  anzubieten.  —  Herr  R.  Reuss 
widmet  der  Gesellschaft  ein  Exemplar  sei- 
ner Geschichte  des  Strassburger  Münsters 
während  der  Revolution.  —  Auf  Anregung 
des  Herrn  von  Müllenheim-Rechberg 
wird  eine  regelmässigere  Veröffentlichung 
der  Protokolle  beschlossen. 

5.  April.  Die  in  Strassburg  anwesenden  161. 
Vorstandsmitglieder  versammeln  sich  im 
Drachenhofe  (s.  oben  Nr.  159)  und  stellen 
in  Gemeinschaft  mit  dem  Bezirkspräsidenfen 
Herrn  von  Stichaner  und  dem  Stadtbau- 
meister Herrn  Ott  die  genügende  bauliche 
Festigkeit  des  Hauptgebäudes  mit  seiner 
Wendeltreppe  und  eine  Stockwerkhöhe  von 
3,60  m  fest.  Der  Bezirkspräsident  erklärt 
der  Stadtverwaltung  die  Erhaltung  dieses 
Gebäudes  empfehlen  zu  wollen.  (Dies  ist 
geschehen  und  dieser  Teil  des  Bauwerkes 
ist  von  dem  Abbruch  verschont  geblieben.) 

Sitzung  vom  9.  Mai.  Der  seit  Jahren  162. 
der  Gesellschaft  übergebene  Garten  des 
Akademiegebäudes,  in  dem  mit  bedeutenden 
Kosten  und  Mühen  eine  beträchtliche  An- 
zahl von  Architekturresten  und  Bildwerken 
Aufstellung  gefunden  hatte,  war  plötzlich 
in  den  öffentlichen  Blättern  zur  Vermietung 
ausgeboten  worden.  Auf  den  Protest  des 
Herrn  Vorsitzenden  hatten  der  Bürger- 
meister Herr  Unterstaatssekretäiva.  D.  B  ac  k 

jitizedby  Google 


—    251     — 


—    252 


und  einige  Mitglieder  des  Gemeinderates 
den  Garten  besichtigt  und  beruhigende  Ver- 
sicherungen abgegeben.  —  Herr  Straub 
berichtet,  dass  bei  der  Abnahme  der  Tünche 
im  Chor  der  Kirche  zu  Sulz  unter  dem  Wald 
mehrere  Grabsteine  der  Familie  von  Flecken- 
stein an  der  Mauer  zum  Vorschein  gekom- 
men sind.  Manche  derselben  sind  bei  der 
Anlage  des  Gestühls  in  den  dreissiger  Jahren 
unseres  Jahrhunderts  beschädigt  worden. 
163.  Sitzung  vom  30.  Mai.  Der  Kassierer 
Herr  Kurz  legt  die  Jahresrechnung  vor.  — 
Herr  Aim^  Reinhardt  schenkt  der  Ge- 
sellschaft ein  Exemplar  seines  Werkes  über 
den  Odilienberg,  Herr  Christmann  eine 
Anzahl  von  Lichtdrucken  des  Kapitelsaales 
in  Neuweiler.  —  Herr  Schlosser  berichtet 
nach  einer  Mitteilung  des  Herrn  Zange- 
meister in  Heidelberg,  dass  die  beiden 
Blöcke  eines  aus  Wolfskirchen  stammen- 
den merovingischen  Sarkophags  im  Strass- 
burger  Museum  römische  Grabinschriften 
tragen  und  daher  ehemals  als  Grabsteine 
verwendet  gewesen  sind.  Die  besterhal- 
tene der  beiden  Inschriften  lautet 

U   '  d   '  IVL  m  V  n  I  #%  I 

in  A8CELLI0NI-M  A  T  Y 

TINI-FIL-DEFvNCTOET 

nATYTINO-MARCAri 

I -IL-PATREEEY8ET        !   so 

und  ist  nach  Herrn  Zangemeister  zu  Anfang 

D  -  r-NEMORIAEHI 
d.  i.  Bis  manibus  et  memoriae  zu  erganzen. 
154,  Sitzung  vom  14.  Juli.  Der  Vorsitzende 
Herr  Straub  berichtet  über  den  Miets- 
kontrakt mit  der  Stadt  betreffend  das  Lo- 
kal der  Gesellschaft.  Es  wird  dabei  der 
dringende  Wunsch  ausgesprochen,  bald- 
möglichst in  den  Besitz  des  ehemaligen 
Fechtsaales  des  Akademiegebäudes,  der 
jetzt  von  dem  mineralogischen  Institut  der 
Universität  als  Packraum  benutzt  wird,  zu 
gelangen,  um  darin  eib  Abgussmuseum  an- 
zulegen. Die  Sammlungen  der  Gesellschaft 
«ollen  fortan  zweimal  wöchentlich  dem  Pu- 
blikum geöf&et  werden.  —  Herr  Käst ner 
in  Paris  hat  das  frühere  Vermächtnis  sei- 
ner Mutter,  der  verstorbenen  Frau  Kastner- 
Boursault,  durch  einige  weitere  Geschenke 
ergänzt.  —  Herr  Fleischhauer,  Präsident 
der  Schongauer-Gesellschaft  inColmar,  stellt 


für  die  dort  abzuhaltende  Generalversamm- 
lung die  Käamlichkeiten  des  Klosters  Tn- 
terlinden  zur  Verfügung. 

Generalversammlung  vom  21.  Juli  in  11 
Colmar.  Herr  Straub  erstattet  den  Jah- 
resbericht. Von  dem  Jahrbuch  ist  der  13. 
Band  durch  Ausgabe  der  zweiten  Hälft« 
fertiggestellt,  von  Herrads  Hortus  delicia- 
rum  das  ö.  Heft  nahezu  vollendet.  Über  die 
Ausgrabungen  und  Funde  des  Jahres  wird 
zusammenfassend  berichtet,  desgl.  über  be- 
reits unternommene  oder  geplante  Erhal- 
tungsarbeiten an  den  Kirchen  von  Feldbach 
und  Thann,  an  der  Fideskirche  in  Schlett- 
stadt,  der  St.  Jakobskapelle  auf  dem  Odi- 
lienberge  und  an  der  Ruine  Landaberg.  — 
Herr  Kurz  legt  die  Jahresrechnung   ab. 

—  Die  ausscheidenden  Vorstandsmitglie- 
der Barack,  Fleischhauer,  Martin, 
Reuss,  Seh  ricker  werden  wiedergewählt 
und  der  Vorsitz  von  neuem  Hrn.  Straub 
übertragen.  —  Dieser  legt  einen  alten  Rc- 
liquienbehälter  von  Eich  mit  einer  merk- 
würdigen Inschrift  auf  Blei  vom  Jahr  1035 
vor.  —  Herr  Win  ekler  berichtet  über 
die  Erhaltungsarbeiten  an  der  Ruine Wineck. 

—  Herr  Fleischhauer  weist  auf  eine  An- 
zahl beachtensweiter  neuer  Erwerbungen 
des  Museums  Unterlinden  hin. 

Stuttgart.  Der  Württembergische  16 
Altertumsverein  zählt  1888  S90  Mit- 
lieder, womnser  18  Gemeinden  und  Amts- 
korporationen. Er  hat  im  Winter  1887  8 
7  zahlreich  besuchte  Vorträge  vminstaltet 
und  bereitet  die  Herausgabe  eines  grösse- 
ren Werkes  über  die  Siegel  und  Wappen 
der  Württembergischen  Geschlechter,  der 
abgegangenen  und  der  noch  blühenden,  vor. 

Stuttgart.  Anthropologischer  Ver-16i 
ein.  Ein  Rückblick  auf  die  Vorgänge  im 
Vereinsjahr  1887/88  hat  zuerst  eines  schwe- 
ren Verlustes,  des  Todes  von  Senatsprä- 
sident von  Führ,  zu  gedenken.  Es  ist 
hier  nicht  der  Ort,  die  Verdienste  des 
rastlos  thätigen  Forschers  eingehend  zu 
würdigen,  der  in  so  hohem  Mass  die  Kennt- 
nis der  Vorgeschichte  Württembergs  ge- 
fördert hat  Nur  flüchtig  kann  daran  er- 
innert werden,  wie  v.  Föhr  in  den  Jahren 
1883—87  aus  Privatm|tteln  zahlreiche  Aus- 

Digitized  by  V^jOO^ 


—    253 


—    254    — 


grabungen  vorrümischer  Grabhügel  auf  dem 
Höhenzug  der  schwäbischen   Alb    unter- 
nahm   und   wie   er    hiebei   die    reichsten 
Schätze  zu  Tage  förderte;  besonders  ist 
-den  Forschungen  v.  Führs  eine  vorzug- 
liche Kenntnis  der  Keramik  jener  Zeit,  der 
-die  Hügelgräber  entstammen,  zu  verdanken. 
In  uneigennützigster  Weise,  nur  gegen  Er- 
stattung der  Barauslagen,  wurde  die  ganze 
Sammlung,  zahlreiche  Funde  aus  Bronze 
und  Eisen  und  nicht  weniger  als  170  Thon- 
gefässe  umfassend,    der  kgl.  Württemberg. 
Staatssammlung  der  Altertümer  überlassen. 
V.  Fuhr  war  es  selbst  noch  vergönnt  am 
zweiten  Winterabend  des  anthropologischen 
Vereins  über  die  von  ihm  auf  der  Münsin- 
ger  Alb  unternommenen  Ausgrabungen  zu 
berichten  und  den  Anwesenden  in  langer 
Reihe  die  dabei  gehobenen  Schätze  vorzu- 
führen,  unter   denen  vor  allem  prächtige 
Urnen  allgemeine  Bewunderung  erregten. 
Die  von  v.  Führ  geöffneten  Grabhügel  der 
Münsinger  Alb  gehören  verschiedenen  Zei- 
ten an.    Die  ältesten  enthielten  hauptsäch- 
lich Bronzegegenstände,  Nadeln  und  Fuss- 
ringe  von  eigenthümlicher  Technik ;  schon 
4iber    beginnt   die  Macht  des  Eisens,   in 
dieser  Zeit   allerdings  noch   ein  Luxusar- 
tikel   und   zum  Schmuck   verwendet,   wie 
zwei  Eisenperlen  an  einem  Halsband  be- 
weisen.   In  der  zweiten  Gruppe  [der  Grab- 
hügel, die  jüngeren  Datums  sind,  fanden 
«ich  Eisen-  u.  Bronzebeigaben  in  wechseln- 
den Verhältnissen;   von   den   Thongefäss- 
resten,  die  bei  den  erst  erwähnten  Grab- 
hügeln sehr  zurücktraten,  ist  hier  die  häu- 
fige Ausfall ung  der  Eindrücke  mit  einer 
"weissen  Masse  zu  erwähnen,   wie  dies  in 
ganz  der  gleichen  Weise  bei  Thongefässen 
von  Hallstatt,  aus  den  Pfahlbauten  und  von 
Troja  bekannt  ist.    Die  dritte  Gruppe  der 
eröffneten   Grabhügel   gehört   der  letzten 
HalUtattperiode    an;    Bronze    und    Eisen 
haben  ihre  Rollen  gegen  früher  getauscht, 
die  Bronze  dient  nur  noch  zum  Schmuck, 
•die  Waffen    sind    aus   Eisen;    unter   den 
letzteren   fallt   besonders    ein  prächtiges, 
über  1  m  langes  Schwert  auf,  dessen  Griff 
mit  ornamentiertem  Goldblech  überzogen 
ist.     Die  Keramik  ist  in  dieser  Periode 
zur  höchsten  Blüte  gelangt ;  die  zahlreichen 
Platten,  Schüsseln  und  Urnen,  von  v.  Föhr 


mit  erstaunenswerter  Geduld  wieder  zu- 
sammengestellt, sind  reich  ornamentiert 
und  manche  auch  vielfarbig  bemalt;  sie 
zeigen  zum  Teil  eine  bis  jetzt  unbekannte 
Grösse,  indem  z.  B.  bei  einer  derselbeu 
der  Bauchdurchmesser  70  cm  beträgt.  In 
den  Toten,  die  in  den  von  v.  Föhr  er- 
forschten Grabhügeln  unter  Beigabe  der 
erwähnten  Funde  bestattet  wurden,  sind 
nach  Dr.  v.  Holder  unstreitig  echte  Ger- 
manen zu  sehen. 

Halten  wir  nach  der  Vorwegnahme  die- 168. 
ses  bedeutsamen  Vortrages  in  der  Auf- 
zählung der  Vortragsabende  des  anthropol. 
Ver.  die  chronologische  Reihenfolge  inne, 
so  ist  von  dem  ersten  zu  erwähnen,  dass 
an  ihm  der  Vorstand  Prof.  Dr.  O.  Fr  aas 
Bericht  erstattete  über  den  Verlauf  der 
XVIII.  allgem.  Vers,  der  deutschen  anthro- 
pologischen Gesellschaft  imd  eine  Über- 
sicht gab  über  die  Thätigkeit  des  Stutt- 
garter anthropol.  Vereins  im  Vereinsjahre 
1886/87.  (S.  Korrbl.  VI,  Nr.  12  Dezember 
1887).  An  gleichem  Abend  referierte  Dr. 
L  a  m  p  e  r  t  über  Rieh.  Andree's  interessante 
ethnograph.  Studie  „Die  Anthropophagie". 

Eine  andere  hervorragende,  neuere  lit- 169. 
terarische  Erscheinung,  Dr.  Much's  be- 
kannte Publikation  „Die  Kupferzeit  in 
Europa  und  ihr  Verhältnis  zur  Kultur  der 
Indogermanen"  bildete  die  Grundlage  für 
einen  von  Landgerichtsdirektor  Hauff  ge- 
haltenen eingehenden  Vortrag  über  die 
Existenz  einer  Kupferperiode  und  den 
ersten  bergmännischen  Betrieb  auf  Kupfer. 
Im  Anschluss  hieran  legte  Prof.  Dr.  Fr  aas 
zwei  Kupferbeile  aus  Bolivia  vor  und  un- 
terzog Miyor  V.  Tr  ölt  seh  die  in  der  kgl. 
Staatssammlung  befindlichen  Kupferarte- 
fakte einer  näheren  Besprechung. 

Unter  dem  Titel  „Neues  aus  der  Pfahl- 170. 
bauzeit*^  gab  am  vierten  Winterabend  Msgor 
V.  Tröltsch  eine  vollständige  Übersicht 
über  unsere  Kenntnis  von  den  Pfahlbauten 
von  deren  erster  Entdeckung  an  bis  auf 
die  neueste  Zeit.  An  der  Hand  von  Kar- 
ten, welche  die  Verbreitung  der  Pfahlbau- 
ten in  der  Schweiz  und  am  Oberrhein 
illustrierten  und  von  Abbildungen,  welche 
die  besonders  wichtigen  Fundobjekte  dar- 
stellten, entwarf  der  Redner  ein  Bild  von 
den  Pfahlbauten,  ihrer  Anlage  und  Bauart, 

Digitized  by  V^jOO^ 


—    255    — 


—    256    — 


ihrer  Verbreitung  und  Einteilung,  sowie 
▼on  dem  Leben  und  Treiben  ihrer  Bewoh- 
ner. Besonders  schilderte  der  Redner 
die  Kulturunterschiede  zeitlich  getrennter 
Pfahlbauniederlassungen  und  wies  hin  auf 
das  deutlich  ausgeprägte  System  der  Ar- 
beitsteilung in  der  Industrie.  Die  Dis- 
kussion, in  welcher  Dr.  Lampert  an  die 
von  Dr.  0.  Finsch  beschriebenen  Pfahlbau- 
niederlassungen der  Neuzeit  an  der  Ost- 
küste von  Neu -Guinea  erinnerte,  gewann 
ein  besonderes  Interesse  durch  die  Aus- 
führungen des  als  Gast  anwesenden,  kurz 
darauf  so  plötzlich  verstorbenen  Dr.  B  e  s  s  e  1  s 
aus  Washington,  der  die  grosse  Ähnlichkeit 
mancher  Pfahlbaufunde  mit  den  Enochen- 
artefakten  der  Eskimos  erörterte. 
171.  Die  anatomische  Richtung  der  Anthro- 
pologie kam  zur  Geltung  am  letzten  Win- 
terabend, an  welchem  Obermedizinalrat 
Dr.  V.  Holder  über  „die  Anthropologie 
der  Verbrecher"  sprach.  Die  langjährige 
Beschäftigung  mit  Gefängnis-  und  Irren- 
wesen Hess  den  Redner  in  erster  Linie 
befähigt  erscheinen  in  diese  neue  von 
Lombroso  begründete  Wissenschaft  einzu- 
führen, die  allerdings  nach  v.  Holder 
besser  den  Namen  „Pathologie  der  Ver- 
brecher" tragen  würde.  Unter  Vorlage 
der  Lucae'schen  „Abbildungen  anormaler 
Schädelformen"  und  zahlreicher,  nach 
Kategorien  geordneter  Photo graphieen  der 
verschiedensten  Verbrecher  schilderte  Red- 
ner die  Entartungsmerkmale,  welche  ein 
gewisser  Prozentsatz  der  Verbrecher,  be- 
sonders die  rückfälligen,  mit  bestimmten 
Bewohnern  der  Irrenhäuser  gemein  hat. 
Entschieden  'trat  jedoch  v.  Holder  der 
Ansicht  entgegen,  als  ob  auf  Grund  hie- 
von  die  betreifenden  Verbrecher  zu  den 
Geistesgestörten  zu  zählen  seien ;  denn  die 
körperlichen  Entartungszeichen  beweisen 
nichts  als  das  Vorhandensein  einer  Anlage 
auch  zu  geistiger  Entartung,  deren  weitere 
Entwickelung  oft  genug  in  soweit  aufge- 
halten werden  kann,  dass  der  Wille  nicht 
so  leicht  in  falsche  Bahnen  gelenkt  wird, 
und  auch  bei  den  mit  Entartungsmerk- 
malen behafteten  Gewohnheitsverbrechern 
ist  im  Gegensatz  zu  den  Geisteskranken 
die  Urteilskraft  durch  keinerlei  krankhafte 
Vorgänge  getrübt;  sie  sind  sich  über  das 


Vorhandensein  und  die  Wirksamkeit  des 
Sittengesetzes  ganz  klar,  nur  halten  sie 
eine  Anwendung  auf  ihre  eigene  Handlimg 
nicht  für  „opportun".  Der  Redner  besprach 
sodann  nach  den  einzelnen  Kapiteln  Lom- 
broso^s  Werk  Puomo  delinquente  etc.,  kann 
jedoch  nicht  der  Ansicht  des  Turiner  Ge- 
lehrten beipflichten,  dass  ein  eigener 
Menschentypus  mit  angeborenen  Verbre- 
cherneigungen bestehe,  der  sich  zunächst 
durch  eine  Reihe  geistiger  und  körperlicher 
Entartungsmerkmale  auszeichne.  Über- 
haupt tadelte  der  Redner  bei  aller  Aner- 
kennung des  Lombroso'schen  Buches,  wel- 
ches eine  Fundgrube  der  interessantesten 
Mitteilungen  ist  und  das  grosse  Verdienst 
hat,  die  allgemeine  Aufmerksamkeit  aufs 
Neue  auf  die  in  den  letzten  Jahren  so  er- 
schreckende Zunahme  der  Verbrechen  zu 
lenken,  doch  die  ~in  demselben  henrort re- 
tende Neigung,  die  Hypothese  in  den  Vor- 
dergrund zu  stellen  und  zu  generalisieren. 
(Dr.  Kurt  Lampert,  Schriftführer.) 


Von  der 

Westdeutscben  Zeitscbrift 

wurde  ausgegeben  .lafarg.  VII  (1888)  Uefl  III. 

enthaltend : 

H.   Haogeweff,  Der  k&lner  Domscholastcr   Olher 

als  Kreuzprediger  1214—1X17. 
Arthur  Wyss,  J.  P.  A.  Maddon  und  die  Druckerei 

im  Kloater  Weidenbach  bu  Köln. 
Maseaicrapbie  über  das  Jahr  1887: 

1.  Schweiz,    Westdeutschland,    Holland,    von 
Dr.  Hettner. 

2.  D^couvertes   d'antiquites    en   Belgiqne,    par 
H.  Schuermans. 


Verlag  der  Fr.  Lilltz'schen  Buohhandlting  in  Trier : 

Beschreibendes  Yerzeiehuis 

der 

Haidsebriften  der  Siadtbibliothik 

BU  Trier. 

Heft  1  (Bibel-Texte  und  Commentare) 

TOD 

M.  Keaffer, 

RealgymnasiaUehrer  and  Stadt-Bibliothekar. 
PrMs  s^h.  3  Hark. 


Riehanl  vor  EreiffeRclu  zi  Vollriths 

Erzbischof  Hnd  Kurfürst  von  Trier  1511—1531. 

Ein  Beitrag  zur  Specialgeschichte  der  RheinlaiMle 
▼on 

Dr.  Jul.  Wegeier. 

Mit  einer  Tafel.    Preis  Jk  1.50. 


Googk 


rn.  LrNTrscHc  buchoruckirc]  in  Tfum. 


Digitized  by 


TOD  Dr.  Httttnor  in  Tri«r 

and 

ProfMSor  Dr.  Lamprecht 

In  Bonn. 


der 


VerUg 

d«r 

FR.  LINTZ'schtn 

Bttohh»niilimg 
In  Trier. 


Westdeutschen  Zeitschrift  für  Geschichte  und  Kunst, 

Eiigleieli  OrgiiiL  der  historiseh-aiitiqiiariseheii  Vereine  zu  Backnang,  Birkenfeld,  Dilrk- 
heim,  Düsseldorf,  Frankfurt  a.  M.,  Rarlsrnbe,  Mainz,  Mannheim,  Nenss,  Speyer, 
Strassbnrg,  Stuttgart  nnd  Worms,  sowie  des  antliropologisehen  Vereins  zu  Stuttgart. 

♦ 


Dezember. 


Jahrgang  YII,  Nr.  12. 


1888. 


Das  Korrespondensblatt  ersoheint  in  einer  Ai^age  Ton  3600  Exemplaren.    Inserate  h  86  Pfg.  fQr  die 

gespaltene  Zeile  werden  ron  der  Verlagshandlang  nnd  allen  Inseraten-Bareans  angenommen,  Beilagen 

naoh  Uebereinknnft.  —  Die  Zeitschrift  erscheint  TierteU&hrlloh,  das  Korrespondensblatt  monatlich.  — 

Abonnementspreis  16  Mark  fttr  die  Zeitschrift  mit  Korrespondensblatt,  fttr  letsteres  »Uein  6  Mark. 


Neue  Funde. 

72.  Karlsruhe.  [GrabbOgel-Untersuchungen.]  Im 
Laufe  des  Jahres  sind  seitens  des  Grossb. 
Konservators  der  Altertümer  zwei  Grab- 
bügelimtersnchiingcn  vorgenommen  worden, 
über  welche  im  Folgenden  berichtet  wer- 
den soll. 

Die  eine  bezog  sich  auf  einen  von  Hm. 
"NVömer   in  Bretten   im  Lehrwald,   ^,'2 
Stunde  nördlich  von  der  Stadt,  entdeckten 
Hügel   von  20  m  Dm.   und  1,50  m  Höhe. 
Derselbe  steht  im  Buchenwalde,  nahe  dem 
Waldsaura  auf  einer  vorspringenden  Höhe 
mit  hübscher  Aussicht  gegen  Südwesten 
und  wurde  im  Mai  ausgegraben  und  durch- 
sucht.    Ungefähr  in   der  Mitte   desselben 
zeigte  sich  in  der  Tiefe  des  gewachsenen 
Bodens  eine  nicht  sehr  dicke  Schicht  von 
Asche    mit    Eohlenstuckchen   von    einem 
Laubholz,    1—2  Quadratmeter  gross,  und 
nördlich   daran    anstossend   das,   was  von 
der  Bestattung  übrig  geblieben  war.    Auf 
dunkler,  ursprünglich  von  Holz  herrühren- 
der Unterlage  fand  sich  eine  grosse,  31  cm 
lange  verzierte  Nadel   von  Bronze, 
welche  zum  Zusammenhalten  des  Gewan- 
des über  der  Brust  gedient  haben  mochte. 
In  der  Höhe  ihrer  Spitze  lag  eine  Anzahl 
kleiner  Bronzenägel  mit  breiten  Köpfen, 
deren  Bedeutung  leider  nicht  mehr  sicher 
erkannt  werden  konnte,  dabei  etwas  Bronze- 
blech in  dürftigen  Besten  und  die  Spitze 
eines  Dolches  von  Bronze.    Von  der 
Leiche  selbst  war  keine  Spur  mehr  vor- 
handen; man  durfte  annehmen,   dass  sie 
auf  einer  Holzunterlage  bestattet   (nicht 


verbrannt)  lag;  die  Nadel  schloss  dann 
vorne  das  Gewand ;  Nägel  und  Bronzeblech 
gehörten  vielleicht  einem  Gürtel  an,  in 
welchem  der  Dolch  gesteckt  haben  mochte. 
Form  und  Verzierung  der  Nadel  weisen 
auf  eine  sehr  frühe  Periode  hin,  die  man 
zur  „Bronzezeit^  zählen  kann.  Da  die  Na- 
del aber  bei  uns  doch  auch  noch  mit  For- 
men einer  etwas  späteren  Zeit  zusammen 
vorzukommen  scheint,  so  könnte  bei  den 
spärlichen  Resten  einer  genaueren  Zeitbe- 
stimmung für  das  Grab  nur  mit  Vorsicht 
näher  getreten  werden. 

Die  zweite  Ausgrabung,  welche  bedeu- 
tendere Arbeit  in  Anspruch  nahm,  fand 
am  Südabhange  des  Kaiserstuhls  Mitte 
Juni  im  Gemeinde wald  von  Merdingen, 
A.  Breisach,  statt.  Dort  erhebt  sich  ein- 
sam ein  gewaltiger  Hügel  von  45  m  Dm. 
bei  5—6  m  Höhe^  der  sog.  Zwölferbuck, 
der  auf  seiner  oberen  breiten  Fläche  einen 
zweiten  kleineren  Hügel  von  11  an 
Dm.  und  1  m  Höhe  trug.  £r  berge  i^ 
goldenem  Sarge  die  Leiche  des  Hunnen- 
königs, so  ging  die  Sage ;  in  der  Weihnacht 
habe  man  schon  demselben  eine  Kiste  ent- 
steigen und  dann  wieder  versinken  gesehen. 
Zunächst  führte  die  Untersuchung  des 
oberen  kleinen  Hügels  auf  ein  in  dessen 
Mitte  auf  der  Oberfläche  des  grossen  lie- 
gendes noch  leidlich  erhaltenes,  von  0. 
nach  W.  gelegtes  menschliches  Skelett 
ohne  weitere  Beigaben.  Der  Langschädel 
desselben  konnte  auf  alemannische  Her- 
kunft deuten;  der  Zustand  der  Knochen 
sprach  für  frühere  Zeit;  dex; Zusammen- 

Digitized  by  VJ^ 


—    259    — 


—    260    — 


hang  dieser  Bestattung  mit  der  im  grossen 
Hügel  blieb  ein  Rätsel.  In  dem  letzteren 
stiess  man  nach  lauger  Arbeit  in  der  Tiefe 
des  gewachsenen  Bodens  nördlich  von  der 
Mitte  auf  Reste  des  Begräbnisses.  Längere 
und  kürzere  Holzstücke  in  leider  sehr  ver- 
modertem Zustande  zusammen  mit  vielem 
Eisen  Hessen  bei  genauerer  Betrachtung 
die  Überbleibsel  eines  zweiräderigen 
Wagens  erkennen,  welcher  dem  Toten 
mit  in's  Grab  gegeben  worden  war.  Beide 
Räder  mit  sehr  schmalen  angenagelten 
Eisenreifen  von  75  cm  Dm.  und  kräftigem 
eisernem  Nabenbeschläge  Hessen  sich  wie- 
der zusammensetzen;  nach  Bruchstücken 
zu  urteilen,  scheinen  die  Felgen  auch  seit- 
lich mit  Eisenblech  beschlagen  gewesen  zu 
sein.  Die  dabei  gefundenen  Reste  einer 
eisernen  Trense  und  eines  Pferde- 
schmucks aus  Ringchen  und  durchbroche- 
nen Kugeln  von  Bronze,  welche  an  Leder- 
streifchen  aufgereiht  waren,  sowie  von 
Leitringen  aus  Bronze,  lassen  vielleicht 
schliessen,  dass  der  Wagen  als  Einspänner 
verwendet  wurde.  Bemerkenswert,  aber 
nicht  mehr  weiter  zu  deuten,  erschien  auch 
ein  kleineres  zugespitztes  Eisenstück,  an 
welchem  dreifache  Um  Wickelung  mit  aus 
Flachs  bereiteter  Leinwand  noch 
deutlich  erkennbar  war. 

An  drei  je  etwa  2  m  von  einander  ent- 
fernten Stellen  fanden  sich  zusammengehäuft 
farbig  verzierte  Thonscherben;  ihre 
genauere  Untersuchung  zeigte  wider  Er- 
warten, dass  sie  zusammengehörten  und 
das  Material  zu  zwei  bauchigen  Gcfässen 
lieferten,  von  denen  eines,  aus  nicht  weniger 
als  235  Stücken  zusammengesetzt,  sich  jetzt 
als  prächtige,  farbig  verzierte  Urne 
von  48  cm  Dm.  und  37  cm  Höhe  darstellt, 
während  das  andere,  gleichfalls  farbig  ver- 
zierte, 19  cm  Dm.  und  13  cm  Höhe  zeigt. 

In  der  Nähe  stiess  man  noch  auf  eine 
Brand  platte  von  etwa  70  cm  in^s  Ge- 
vierte mit  Asche,  geschwärzter  Erde  und 
einigen  sehr  kleinen  verbrannten  Knochen- 
stückchen, sonst  da  und  dort  auf  kleine 
Stücke  geschlagenen  Feuersteins. 
Da  aber  bis  dahin  weder  von  menschlichen 
Knochen,  noch  von  Waffen  oder  von  Schmuck 
eine  Spur  gefunden  war  und  einige  weitere 
Thonscherben  sich  als  Reste  einer  zweiten, 


der  ersten  gleich  grossen  Urne  auswiesen, 
so  schien  es  angezeigt,  die  Grabung,  welche 
des  schlechten  Wetters  wegen  hatte  auf- 
gehoben werden  müssen,  im  September 
weiter  zu  verfolgen.  Die  erneute  Arbeit 
ergab  aber  keine  weiteren  Funde  und  es 
ist  deshalb  die  Annahme  nicht  unstatt- 
haft, dass  an  dem  Hügel  schon  in  vorge- 
schichtlicher Zeit,  wie  das  auch  sonst  iu 
ähnlichem  Falle  (z.  B.  an  dem  grossen 
„Heiligenbuck'^  bei  Hügelsheim,  A.  Rastatts 
erwiesen  wurde,  Leichenraub  verübt  wor- 
den war.  Immerhin  sind  die  gefundenen 
Stücke,  welche  vorrömischer  Zeit,  wahr- 
scheinlich der  sog.  „Uallstatt- Periode"  an- 
gehören, bedeutend  genug,  um  als  wert- 
volle Bereicherung  der  vaterländischen 
Sammlung  bezeichnet  zu  werden. 

Einige  weitere  einzeln  stehende  Hügel 
und  zwei  grössere  'Gruppen  in  derselben 
Gegend,  in  der  Nähe  von  Gündlingen  und 
Ihringen,  haben  zum  Teil  schon  wertvolle 
Ausbeute  geliefert  und  versprechen  bei 
weiterer  Untersuchung  noch  weiteres  Merk- 
würdige und  Lehrreiche  zu  gewähren. 

(E.  Wagner  in  Karlsruher  Ztg.  vom 
25.  Novbr.). 

Kirn,  20.  Okt.  In  der  Backsteinbren-  17^ 
nerei  des  Hrn.  W.  Simon  wurde  heute 
wieder  ein  steinei-ner  rffm.  Behälter  mit 
drei  Krügen  gefunden.  Der  Behälter  selbst, 
der  mit  einer  schweren  Steinplatte  bedeckt 
war,  misst  im  Lichten  25  und  31  cm  bei 
einer  Tiefe  von  20  cm  und  besteht  aus 
einer  Art  Sandstein,  soweit  sich  bei  der 
Verwitterung  des  Materials  noch  beur- 
teilen lässt. 

Kffln,  3.  Dez.  Bei  den  Ausschachtungs-  17^ 
arbeiten  auf  dem  Baugelände  des  Herrn 
Christoph  zur  Erweiterung  des  Hotel  Disch 
ist  man  auf  einen  wertvollen  Mosatk- 
boden  gestossen.  Derselbe  ist  schon  teil- 
weise blossgelegt,  vom  Conservator  des 
städtischen  Museums  Herrn  Niessen  be- 
sichtigt und  dann  dem  Museum  vom  Bau- 
herrn Übermacht  worden.        (Köln.  Ztg.) 

Kffln.  [Alteburg].    Bezüglich  der  durch  175 
die  Tagespresse  laufenden  Nachrichten  von 
der  Seitens  des  Herrn  Generalmajor  Wolf 
erfolgten  Entdeckung  eines   Römerlagers 
an  der  „Alteburg''  oberhalb  Köln  dürfte 

Digitized  by  VjOOQ IC 


—    261    — 

die  Mitteilang  zu  beachten  sein,  dass  ich 
▼or  einigen  Wochen  das  Oberflächliche 
dieser  Örtlichkeit  einer  näheren  Unter- 
suchung unterzogen  habe.  Ich  fand,  dass 
die  Ebene  sich  so  sehr  nach  dem  Kheine 
hin  neigt,  als  habe  man  es  nur  mit  einer 
Befestigung  zu  thun,  die  für  den  Rhein 
bestimmt  wurde,  —  nicht  der  Lage  eines 
Legionslagers  entspricht,  das  der  Reichs- 
grenze als  Bollwerk  dienen  sollte  (wie  die 
älteren  Standlager  von  Köln).  Auch  rei- 
chen die  zahlreichen  Qefässscherben,  welche 
ich  auf  der  Oberfläche,  innerhalb  des  sehr 
unregelmässigen  und  verschobenen  Mauer- 
einschlusses, fand,  nicht  bis  in  das  Zeit- 
alter des  Augustns,  sondern  sie  sind  in  die 
Zeit  zwischen  Constantin  d.  Gr.  und 
Trajan  zu  setzen.  Das  Zeitalter  der  An- 
tonine ist  durch  charakteristische  Bruch- 
stücke vertreten.  Ein  Ziegel  Stempel,  den 
ich  fand,  zeigt :  C  G  P  F  •  Die  Fischer  reden 
von  treppenartigen  Steiubauten,  welche  sich 
vom  Fuss  der  Yeste  aus  in  den  Rhein  hin- 
ziehen sollen.  Gemäss  Lage,  Anlage, 
Scherben  und  Ziegelstempel  bin  ich  sehr 
geneigt  an  eine  Befestigung  zu  denken, 
welche  für  die  Classis  Germanica  pia  fiddis 
bestimmt  war.  Für  die  Wahrscheinlichkeit, 
dass  an  derselben  Örtlichkeit  schon  in  der 
Augustischen  Zeit  ein  Detachement  der 
germanischen  Provinzialflotte  thätig  war, 
spricht  der  von  As b ach  (B.  Jahrb.  H.  86 
S.  129)  besprochene,  bei  der  Marienburg 
gefundene  Grabstein  eines  Steuermanns  der 
rheinischen  Provinzialflotte,  wenigstens  nach 
dem  Charakter  der  Inschrift;  andere  Be- 
weise habe  ich  nicht  gefunden. 

Um  nicht  zu  irren,  habe  ich  mein  Ur- 
teil dem  Herrn  Museumsdirektor  Professor 
Klein  (Bonn)  und  Herrn  Professor  Momm- 
s  e  n  vorgelegt.  Ersterer  erinnert  an  B  r  a  m  - 
b  a  c  h  436g.  M  o  m m  s  e  n  hatte  die  liebens- 
würdige Bereitwilligkeit  auf  Brambach 
CIRh.  385  zu  verweisen  und  hinzuzufügen 
„Ihre  Lesung  ist  zweifellos  richtig  und 
•  auch  schon  mehrfach  aufgestellt.  Ein 
Cohortenlager  kann  demnach  daselbst  nicht 
angenommen  werden,  wohl  aber  die  Sta- 
tionierung einer  Abteilung  der  Flotten- 
soldaten". 

Es  wäre  zu  wünschen,  dass  Herr  General 
Wolf  unter  Zugrundelegung  seiner  Ausgra- 


—    262    — 

bungsresultate  dem  pro  und  contra  dieser 
Hypothese  näher  treten  würde. 

(Constantin  Koenen.) 


Chronik. 

Die  Gesellschaft  für  lothringische  Geschichte  176. 
und  Altertumskunde  in  Metz  wird  mit  Beginn 
kommenden  Jahres  das  Westdeutsche  Korre- 
spondenzblatt an  ihre  sämtlichen  Mitglieder 
verteilen,  so  dass  die  Zahl  der  uns  ver- 
bundenen Vereine  auf  15  steigt. 

Bezüglich  der  Refugien  der  Schweiz  177. 
schliesst  H.  Messikommer  in  Antiqua 
1888  S.  75  aus  der  Vergleichung  von  Topf- 
scherben, dass  die  Bewohner  der  Refugien 
entweder  den  Pfahlbauern  vorangegangen 
sind  oder  aber  eine,  neben  jenen,  mit  ihnen 
parallel  gegangene  selbständige  Landbe- 
völkerung gebildet  haben. 

W.  Osborne,  Das  Beil  und  seine  typi- 178. 
sehen  Formen  in  vorhistorischer 
Zeit;  ein  Beitrag  zur  Geschichte  des  Bei- 
les. Dresden,  1887.  Mit  19  Tafeln  (186 
Figuren)  in  Lithographie.  4^  67  Seiten. 
10  Mk.  Es  werden  der  Reihe  nach  sämt- 
liche bekannt  gewordene  Formen  des  Stein-, 
des  Kupfer-,  des  Bronze-  und  Eisenbeiles 
besprochen  und  in  charakteristischen  Ab- 
bildungen vorgeführt. 

Schneider,  J.  Die  alten  Heer-  und  179. 
Handelswege  der  Germanen,  Rumer  und 
Franken  im  deutschen  Reiche,  6.  Heft, 
Düsseldorf,  1888.  8^.  31  S.  Behandelt 
vorgeschichtliche  Handels-  und  Verkehrs- 
wege 1)  von  Marseille  bis  zur  Wesermün- 
dung,  2)  von  Nizza  nach  der  Rheinmün- 
dung,  3)  von  Genua  bis  zur  Elbemündung, 
4)  von  der  Emsmundung  in  südöstlicher 
Richtung  bis  zur  Donau,  5)  von  der  Ems 
bei  Lathen  in  östlicher  Richtung  bis  zur 
Elbe,  6)  von  der  Ems  bei  Lingen  in  öst- 
licher Richtung  bis  zur  Elbe,  7)  vom  Rheine 
bei  Xanten  bis  zur  Elbe  bei  Stade.  An- 
lage A :  Über  das  rechtsrheinische  Römer- 
land am  Niederrhein. 

Otto  Dahm,  Major  in  der  Artillerie,  die  Herr-  180« 
mauusohlacht,  Vortrag  gehalten  im  Fe- 
bruar  1886  im  OesohiohtsTerein   an  Hanau. 
Hanau  1888.    8^.    52  S.  mit  einer  Karte. 

Hr.]  Drei  Jahre  nach  seiner  Entstehung 
erscheint  dieser  Vortrag  in  seiner  ursprüng- 
lichen Gestalt,  ohne  dass  auf  die  mittler- 

Digitized  by  VjOOQ IC 


—     263 


—     2(;4     — 


weile  erschienenen  zahlreichen  Behandlun- 
gen desselben  Gegenstandes  lUicksicht  ge- 
nommen würde.  Angeregt  durch  Mommsen's 
Schrift,  unterzog  Dahm  die  in  Frage  kom- 
menden Gegenden  einer  Rekognoszierung; 
er  gelangt  zur  selbpn  Lokalisierung  des 
Schlachtfeldes  wie  Mommsen  und  Zange- 
meister und  bietet  so  zu  jener  Gelehrten 
philologisch-numismatischen  Beweisführun- 
gen eine  erwünschte  Ergänzung  vom  mili- 
tärischen Standpunkte.  In  klarer  Darlegung, 
die  durch  eine  gute  Karte  unterstützt  wird, 
führt  Dahm  vor  unseren  Augen  das  Varia- 
nische Heer  von  dem  Sommerlager,  welches 
er  bei  Rehme  annimmt,  an  Bünde  vorbei 
durch  das  Huntethal  über  Vennc  zum  Orte 
der  Katastrophe  nach  Barenau  und  !ässt 
dann  Germanicus  denselben  Weg  ziehen. 
Jene  Kämpfe  müssten  nach  Dahm  in  einem 
Defilec  stattgefunden  haben,  aus  welchem 
kein  Entweichen  zu  den  Römerstrassen  an 
der  Lippe  möglich  war  und  die  Hoffnung 
auf  Rettunsf  nur  in  der  Flucht  nach  vor- 
wärts bestanden  habe.  „In  eine  derartige 
Situation  aber  konnten  die  Römer  nur  in 
dem  westlich  vom  Sommerlager  nach  Os- 
nabrück zu  gelegenem  Terrain  kommen,  in 
welchem  das  breite  sumpfige  Thal  der  obe- 
ren Else  und  der  Hase,  die  nördlich  daran 
gelegene  Bergkette  und  die  an  letztere  im 
Norden  angrenzenden  ausgedehnten  Sümpfe 
und  Moore  zwei  mehrere  Meilen  lange 
Defileen  bilden,  in  welchen  in  damaliger 
Zeit  ein  Ausweichen  sicher  unmöglich  war. 
In  keiner  anderen  noch  in  Betracht  kom- 
menden Gegend  entsprechen  die  Terrain- 
verhältnisse in  dieser  Hinsicht  auch  nur 
annähernd  so  vollkommen  dem  Verlauf  der 
Schlacht  als  gerade  hier,  am  wenigsten 
aber  dort,  wo  das  Schlachtfeld  am  meisten 
gesucht  worden  ist,  nämlich  in  der  Um- 
gegend von  Detmold  und  Bielefeld."  Dieses 
Urteil  des  durch  seine  Limesstudien  vor- 
teilhaft bekannten  Militärs  scheint  uns  sehr 
beachtenswert,  da  es  für  die  Barenauer 
Münzfunde,  deren  Bedeutung  Dahm  frei- 
lich nicht  genügend  würdigt,  die  trefflichste 
Erklärung  bieten  würde ;  indes  müssen  wir 
es  uns  versagen  zu  entscheiden,  ob  that- 
sächlich  die  dortigen  Terrain  Verhältnisse 
nur  diese  eine  Lösung  gestatten. 

Ausserdem  enthält  der  Vortrag  einen 


geschichtlichen  Überblick  der  römischen 
Okkupation  des  rechtsrheinischen  Germa- 
nien bis  zurVaruskatastrophe,  Übersetzung 
der  für  die  Varusschlacht  in  Frage  kom- 
menden antiken  Quellen,  und  Studien  über 
die  Lage  von  Aliso,  welches  Dahm  weder 
auf  den  'groten  Kamp'  an  die  Glennemün- 
dung,  noch  nach  Elsen,  sondern  an  die 
untere  Lippe  verlegt  und  geneigt  ist  mit 
dem  grossen  Erdcastell  von  Haltern  zn 
identifizieren. 

Die  Kunstdenkmaier  des  Grossherzogtumt  Baden,  im  fg 
Auftrage  des  GrosshersogL  Miutitorinms  der 
Justiz,  de«  Kultus  und  Uuterrichts  und  in  Ver- 
bindung mit  Oberbaurat  Dr.  Jos.  Dnrm  and 
Geh.  Hofrat  Dr.  E.  Wagner  herausgegeben  tob 
Prof.  Dr.  Fr.  X.  Kraus.  I.Band.  Die  Knnst- 
denkm&Ier  des  Kreises  Konstanz.  Freiburg  i. 
B.,  J.  C.  B.  Mohr  1887. 

Die  planmässige  Sammlung  und  Auf- 
zeichnung der  Werke  deutscher  Baukunst 
Bildnerei,  Malerei  und  kunstgewerblicher 
Thätigkeit  hat  mit  dem  vorliegenden  Buche 
einen  bedeutenden  Fortschritt  gemacht.  Ein 
grosser,  schön  ausgestatteter  und  reich  mit 
Abbildungen  versehener  Band  erschliesst 
uns  die  Denkmäler  an  der  südwestlichen 
Grenze  des  Vaterlandes.  Einige  heraos* 
gegriffene  Beispiele  werden  die  Bedeutung 
der  Gegend  erkennen  lassen. 

Wie  in  anderen  Kunsttopographieen 
nimmt  auch  hier  die  kirchliche  Bau- 
kunst die  herrschende  Stellung  ein.  An 
der  Spitze  stehen  dem  Alter  nach,  neben 
der  frühromanischen  Krypta  zu  Burgweiler, 
die  Kirchen  der  Insel  Reichenau,  welche 
unter  Angabe  der  reichen  Litteratur  von  den 
hochalten  Entwicklungsstadien  bis  zn  den 
neueren  Umwandlungen  behandelt  werden. 
Die  Liebfrauenkirche  zu  Engen,  welche  dem 
Cbergangsstil  und  der  Gothik  entstammt, 
die  ansehnliche,  gothische  Kirche  zu  Pfui- 
lendorf,  die  zu  Markdorf,  das  jetzt  ftinf- 
schiffige  Münster  zu  Überlingen,  die  Klo- 
sterkirche zu  Salem,  ein  charakteristischer 
Cisterzienserbau,  welcher  in  den  letzten 
Jahrhunderten  glänzend  bereichert  wurde, 
sie  alle  haben  gebührende  Beachtung  ge- 
funden; den  breitesten  Baum  nimmt  be- 
greiflicherweise der  bauliche  Mittelpunkt, 
das  Münster  zu  Konstanz  ein.  Von  öffent- 
lichen Gebäuden  zu  weltlicher  Benutz- 
ung seien  das  Rathaus  zu  Meersburg  und 

Digitized  by  VjOOQIC 


—     2(^b    — 


—     2m     — 


das  zu  Überlingen  mit  den  prächtigen  Ver- 
läfelungen  genannt,  die  Stadtkanzleien  zu 
Konstanz  und  Überlingen  mit  ihren  Re- 
naissance-Portalen, das  Schulhaus  in  Ra- 
dolfzell.  In  den  alten  Zunfthäusern,  wie 
zu  Konstanz  und  Überlingen  stecken  noch 
manche  schöne  Studien  für  unsere  Vereins- 
häuser. Städtische  Befestigungen  sind 
am  besten  in  Überlingen  erhalten,  dann  in 
Konstanz  und  Pfullendorf.  Reich  ist  das 
Gebiet  an  Burgen,  deren  Vielgcstaltigkeit 
die  Neuzeit  mit  Interesse  verfolgt,  so  in 
Hausen  a.  Donau,  üohenewen  bei  Ansel- 
fingen,  Hohenstoft'eln  bei  Binninj^cn,  Hom- 
burg, Krumbach,  Mägdcbcrg  bei  Muhlhau- 
sen,  Neuhuven  bei  Stetten  und  Riedheim. 
Wie  mittelalterliche  Burgen  und  Schlös- 
ser auch  in  späteren  Jahrhunderten  Be- 
nutzung wahrten  und  weiteren  Schmuck 
erhielten,  sehen  wir  an  den  beiden  Glanz- 
punkten des  Gebietes,  dem  malerischen 
Wildenstein  und  dem  köstlichen  Heiligen- 
berg, dann  an  den  derartigen  Bauten  in 
Blumenfeld,  Burgberg,  Engen,  Ilegne, 
Langenstein  und  Werenweg.  Wesentlich 
aus  jüngerer  Zeit  sind  die  Schlösser  in 
Meersburg  und  auf  der  Mainau.  Den  sel- 
tenen Fall  des  aus  einem  Kloster  entstan- 
denen Gasthofes  bietet  das  Inselhotel  in 
Konstanz.  Zum  Studium  alter  Wohnhäu- 
ser in  Holz  und  Stein  findet  sich  reichlich 
Gelegenheit  in  Dingeisdorf,  Hagcnau,  Kon- 
stanz, Markdorf,  Meersbnrg,  Oehningen» 
Pfullendorf,  lladoifzell  und  zumal  in  Über- 
lingen, wo  auch  einer  der  besten  Brunnen 
des  Kreises  steht. 

Heben  wir  neben  der  Architektur  noch 
einige  Werke  der  übrigen  Künste  hervor. 
Dass  die  grösseren  kirchlichen  Ausstat- 
tungsgegenstände in  den  auch  baulich 
hervorragenden  Kirchen  zu  finden  sind, 
zeigen  der  frühromanische,  in  Engen  er- 
haltene Altartisch,  die  gothischen  Sacra- 
mentshäuscben  und  Chorstühle  in  Salem 
und  im  Münster  zu  Konstanz,  welches 
auch  in  der  Orgelbühne,  Rcliquienbühne 
und  Thüren  geschätzten  Schmuck  birgt, 
während  in  Überlingen's  Kirche  das  Sacra- 
mentsh ansehen  eine  anmutige  Schöpfung 
d er  Renaissance  ist.  Grabmäler  und  G e - 
denktafeln  (Epitaphien),  jeneWerke,  bis- 
weilen handwerklichen,  aber  gerade  darum 


volkstümlichen  Charakters,  welche  zudem 
den  unschätzbaren  Vorzug  der  Datierung 
haben,  wie  sie  auch  durch  ihre  Inschriften  oÜ 
die  besten  Einblicke  in  das  Geistesleben 
der  Vergangenheit  gewähren,  sind  teils  be- 
kannt, teils  neu  erschlossen,  zahlreich  in 
Altbodmann,  Engen,  Immenstaad,  Konstanz 
(im  Münster  und  in  der  Stephanskirche), 
Messkirch  (prachtvolle  derllochrenaissance), 
Orsingen,  Radolfzell,  Reichenau-Mittelzell, 
Überlingen  und  Weilerdingen. 

Die  deutsche  Plastik  des  Mittelalters 
und  der  Renaissance  ist  bisher  im  Ver- 
hältnis zu  Italien  und  anderen  Ländern 
noch  nicht  zu  ihrem  Rechte  gekommen; 
das  Publikum,  welches  bloss  einige  Schlag- 
worte, wie  Nürnberg  und  Adam  Krafft, 
Ulm  und  Georg  Syrlin  kennt,  ahnt  nicht, 
welche  Fülle  von  Schönheit  und  Vielseitig- 
keit in  den  zahllosen  Lokal-Schulen  oder 
richtiger  Meister- Stätten,  welche,  im  15. 
und  16.  Jahrhundert  blühend,  von  Kirchen 
und  weltlichen  Donatoren  Förderung  fanden. 
Bode's  treffliches  Werk,  natürlich  nur  eine 
ge.drängte  Zusammenstellung,  ist  ein  be- 
merkenswerter Wegweiser.  Gerade  auf  die- 
sem Gebiete  zu  entdecken,  zu  ordnen  und 
die  man 'feinde  Kenntnis  zu  erweitern,  ist 
eine  der  Hauptaufgaben  der  In  ventarisations- 
thätigkeit.  So  verdient  Hans  Morinck,  einer 
der  feinsinnigsten  Renaissance-Meister  vom 
Schlüsse  des  16.  Jahrh.  volle  Beachtung,  au 
dessen  Werken,  dem  Tabernakel  und  dem 
Grabmal  seiner  Frau  in  der  Stephanskirche, 
dem  prächtigen  Annen -Altar  im  Münster 
zu  Konstanz,  den  Reliefs  in  Hepbach,  und 
denen  im  karlsruher  und  konstanzer  Museum 
wir  uns  erfreuen.  Eigenartig  ist  der  Spät- 
renaissance-Guss  des  Schwedenkreuzes  in 
der  Mainau,  hervorragende  Arbeiten,  eben- 
falls aus  der  Spätrenaissance  sind  die  Stein- 
reliefs in  der  Kirche  zu  Herdwangen.  Nicht 
klar  ist  die  Angabe,  dass  der  Antonius- 
Altar  im  Münster  zu  Konstanz  Roccoco- 
formcn  und  das  Stift ung^jahr  1571  zeigt. 
Eine  eigene  Kunstgattung  bilden  die  Al- 
tar werke  (Altaraufsätze),  welche  in  der 
Spätzeit  des  Mittelalters,  besonders  um  die 
Wende  des  15.  Jahrhunderts  in  den  ge- 
schnitzten Umrahmungen,  den  mit  Farben 
und  Gold  überzogenen  Holzfiguren  der 
Schreine   und   den   bemalteiKinuicejLTAer 


•2Ü7     - 


—     268    — 


Flügel  alle  damaligen  Künste  in  glänzend- 
ster Weise  zu  einem  barmonischen  Ganzen 
yereinigten.  Bis  vor  kurzem  nur  in  ge- 
ringer Anzahl  bekannt,  werden  sie  durch 
die  neuere  Lokalforschung  in  allen  deut- 
schen Landschaften  an  das  Licht  gezogen. 
Schöne  Beispiele  solcher  Altäre  oder  ihrer 
Reste  giebt  es  in  den  Kirchen  zu  Ernaths- 
reute,  Leutkirch,  Markdorf,  PfuUendorf, 
Roth,  Schwende  und  Zell  am  Andelsbach. 
Die  Malerei  scheint  im  Übrigen  im  Kreise 
weniger  bedeutend  vertreten  zu  sein,  viel- 
leicht aber  auch  bei  den  Verfassern  ge- 
ringere Liebe  gefunden  zu  haben.  Am  be- 
kanntesten sind  wohl  die  hochalten  Wand- 
malereien in  Reic^enau-Oberzell  geworden, 
doch  auch  besonders  hervorzuheben  die  in 
der  Sylvesterkapelle  und  der  oberen  Sa- 
kristei des  Münsters  zu  Konstanz  und  im 
Schlosse  zu  Heiligenberg,  die  Tafelgeniälde 
und  Miniaturen  in  Konstanz  (der  Mauritius- 
kapelle und  der  oberen  Sakristei  des  Mün- 
sters), Messkirch,  PfuUendorf  (Spitalka- 
pelle), Reichenau-Mittelzell ,  dann  in  dem 
Herrenhause  zu  Altbodmann,  dem  Ökono- 
miegebäude zu  Kirchberg  und  dem  Schlosse 
zu  Meersburg.  Dass  im  Kreise  Konstanz 
noch  viele,  zum  Teil  musterhaft  gearbeitete 
Geräte  und  Gef  äs  sc  erhalten  sind,  wird 
den  Kenner  nicht  wundernehmen;  besonders 
reich  sind  die  Kirchenschätze  in  Reichenau- 
Mittelzell  und  Überlingen.  Auf  kunstvolle 
Gitter,  wie  in  Konstanz,  Mittelzell  und 
Meersburg,  auf  Kreuzsteine  und  andere 
kleine  Erzeugnisse,  auf  römische  und  vor- 
geschichtliche Denkmäler,  auf  die  Fülle 
von  Inschriften  sei  nur  hingewiesen,  um 
anzudeuten,  welchen  Stoff  die  Verfasser 
fanden  und  zusammentrugen. 

Man  erkennt,  dass  der  gewählte  Titel 
„Kunstdenkmäler"  ein  zu  bescheidener  ist. 
Wir  haben  eben  keinen  deutschen  Ausdruck 
für  Alles  das,  was  in  einer  solchen  Knust- 
topographie unterzubringen  ist  Während 
übrigens  früher  Kraus  für  die  Bezeichnung: 
„Kunst  und  Altertum"  (nach  Goethe)  ein- 
getreten ist  und  sich  lebhaft  gegen  den 
von  mehreren  deutschen  Staaten  angenom- 
menen Titel:  „Bau-  und  Kunstdenkmaler" 
gewendet  hat,  erkennen  wir  in  der  wenig- 
stens teilweisen  Annahme  dieser  Fassung 
das  Aufgeben  von  Beservat- Ansichten,  was 


in  Deutschland  immer  besonderen  Dank 
verdient.  Auch  sonst  erkennen  wir  de« 
Anschluss  an  die  durch  seitherige,  ähnliche 
Veröffentlichungen  bewährten  Gnindsätze 
freudig  und  in  der  Hoffnung  an,  dass  alle 
die  leider  in  so  verschiedenartiger  Weise 
und  Auffassung,  je  nach  den  Ansichten  der 
bestimmenden  staatlichen  Kommissionen, 
Provinzen  und  Vereine  begonnenen  Inven- 
tarien  allmählich  zu  einer  gewissen  Einheit- 
lichkeit gelangen 

Werfen  wir  einen  Blick  auf  die  Arbeit 
selbst.  Ungemeine  Sorgfalt  und  fleissige 
Ausführung  tritt  uns  überall  entgegen.  Sind 
doch  allein  an  (vorhandenen)  Kirchen  and 
Kapellen  über  230  in  den  Kreis  der  Be- 
trachtung gezogen!  Von  dem  Interesse  des 
kunstsinnigen  Grossherzogs  und  der  Behör- 
den getragen,  ist  das  Werk  ein  Erzeugnis 
liebevoller  Hingebung  und  gediegener  Sach- 
kenntnis. Wie  in  der  Vorrede  hervorge- 
hoben ist,  hat  der  verstorbene  Redtenbacher 
anfangs  mitgewirkt,  Oberbaurat  Durm  eine 
Anzahl  wichtiger  Bauwerke  behandelt,  Ge- 
heimerat  Wagner  vielfach  hülfreiche  Hand 
geboten  und  noch  mancher  Andere  Mate- 
rial beigesteuert.  Aber  das  Hauptverdienst 
gebührt  doch  dem  Gesamt-Bearbeiter  und 
Herausgeber  Kraus,  welcher  seit  vielen  Jah- 
ren iiber  und  unter  der  Erde,  in  alten  wie 
in  neuen  Landen  auf  allen  Gebieten  der 
Kunst  und  Geschichte  bewährt  ist.  Einst 
schrieb  Kraus  in  der  deutschen  Litteratur- 
zeitung  über  ein  ähnliches  Werk,  betreffend 
die  Bau-  u.  Kunstdenkmäler  von  Coblenz  (in 
einer  Besprechung,  welche  der  Unterzeich- 
nete begreiflicherweise  mit  Aufmerksamkeit 
durchlas):  ,.Man  wird  niemanden  finden,  der 
auf  allen  Gebieten  des  archäologischen  und 
kunsthistorischen  Wissens  gleichmässig  be- 
wandert wäre,  ja  überhaupt  als  Fachmann 
ebenso  über  römische  und  mittelalterliche 
Denkmäler,  über  Inschriften  und  Werke 
der  bildenden  Kunst,  über  Karolinger/. ei t 
oder  Schöpfungen  der  kölnischen  Maler- 
schule zu  berichten  im  Stande  wäre.  Ich 
bin  daher  der  Meinung,  dass  bei  Ausarbei- 
tung unserer  Kunsttopograph  ieen  wo  mög- 
lich eine  Teilung  der  Arbeit  nach  Mass- 
gabe des  80  disparaten  Stoffes  eintreten 
sollte:  ein  Prinzip,  das  nun  auch  bei  on- 
1  serer    badischen   Kunsttopographie   obge- 


~    269    — 


—     270    — 


waltet  hat,  deren  ersten  Band  ich  so  eben 
abschliesse."    Wo  möglich! 

Durch  dieses  Prinzip  soll  eine  Unfehl- 
barkeit auf  jedem  einzelnen  Gebiet  erreicht 
werden.  Das  wird  es  dennoch  nicht.  Wenn 
beispielsweise  in  dem  vorliegenden  Werk 
auf  S.  107  f.  der  Säulenbau  des  konstanzer 
Münsters  für  die  Bauthätigkeit  zwischen 
1054  u.  1089  in  Anspruch  genommen  wird, 
auch  trotz '  der  von  der  heutigen  Kunst- 
wissenschaft erst  dem  12.  Jahrhundert  zu- 
gesprochenen Form  der  Säulen  (mit  Eck- 
hlatt- Basis)  und  nun  mit  allem  fachmänni- 
schem Rüstzeug  unter  Heranziehung  reich- 
licher Litteratur  einige  Säulen  in  anderen 
Kirchen,  als  von  gleicher  Form  und  sicher 
dem  11.  Jahrhundert  angehörig,  zum  Beweis 
genommen  werden  (wie  in  Alpirsbach,  Hir- 
sau  etc.),  so  lässt  sich  ganz  gut  denken, 
dass  hernach  ein  anderer  Fachmann  mit- 
telalterlicher Baukunst  nachweist:  die  zum 
Zeugnis  angeführten  Säulen  gehörten  doch 
(lern  12.  Jahrhundert  an  oder  hatten  ur- 
sprünglich andere  Form  (Basen  ohne  Eck- 
blätter). 

Abgesehen  davon  aber,  dass  in  einem 
Inventarisationswerk  solche  abschliessenden 
Erörterungen  nicht  erreichbar  sind,  auch 
nicht  das  letzte  Ziel  bilden,  sprechen  zwei 
andere  Gründe  gegen  das  Prinzip  der  Ar- 
beitsteilung. Erstens  verbietet  selbst  in  den 
wohlhabendsten  Teilen  unseres  Vaterlandes 
die  Rücksicht  auf  die  Kosten,  einzeln  oder 
in  Gestalt  einer  Expedition  einen  Kenner 
römischer  Bauten,  einen  Gothiker,  einen 
Fachmann  der  Karolingerzeit,  einen  in  In- 
schriften Geübten,  einen  Spezialisten  der 
kölnischen  bezw.  einer  anderen  Malerschule 
und  so  und  so  viele  andere  Spezialgelehrte 
durch  das  Land  zu  schicken.  So  ist  auch 
in  Baden  thatsächlich  die  Beihülfe  anderer 
Kenner  nur  eine  zwar  hochwillkommene 
aber  beschränkte  gewesen,  denn  der  wich- 
tige Teil  der  gesamten  kirchlichen  Kunst- 
topographie ward  dem  Herausgeber  von  An- 
fang an  übertragen  und  später  kam,  wie  wir 
in  der  Vorrede  lesen,  noch  die  Bereisung 
des  Landes  und  die  Beschreibung  der  klei- 
neren Kunstdenkmäler  zu  seiner  speziellen 
Aufgabe  hinzu.  Gerade  aber  in  der  Hebung 
dieser  letzteren  an  das  Licht  zu  ziehenden 
Schätze  liegt  der  Hauptwert  der  Inventa- 


risationsarbeit  und  es  ist  Unterschätzung 
eigenen  Verdienstes  von  Kraus,  wenn  er 
diese  Thätigkeit  für  unbedeutend  hält.  Hier 
und  nicht  an  den  grossen,  bekannten  Denk- 
mälern wird  er  am  meisten  Kenntnis  des 
disparaten  Stoffes  zu  entwickeln  und  in 
den  einzelnen  Fächern  entscheidend  und 
belehrend  aufzutreten  haben.  Wenn  der 
Herausgeber  aber  kompetent  ist,  in  irgend 
einem  kleineren  Ort  über  die  gothische, 
verzopfte  Kirche,  altdeutsche  Skulptur  der 
ulmer  Schule,  Barock- Kelch,  Burg  und 
Wegekreuz  Auskunft  und  Urteil  abzugeben^ 
so  gilt  auch  hier  das:  Wer  im  Geringsten 
treu  ist,  der  ist  auch  im  Grossen  treu. 
Den  Gang  ähnlicher  Arbeiten  kennend, 
glaube  ich  sogar  voraussagen  zu  können, 
dass  dieser  wackere  Kunsthistoriker  in  der 
Folge  noch  weit  mehr  auf  seine  Schultern 
nehmen  und  zufrieden  sein  w^ird,  wenn  ihm 
von  fachkundigen  Arbeitsgenossen  in  wich- 
tigen ^Fällen  Material  herbeigebracht  wird. 
Denn  —  und  das  ist  der  zweite  Grund, 
welcher  gegen  die  Arbeitsteilung  spricht, 
—  es  erscheint  gerade  als  Zweck  der 
vorliegenden  Aufgabe,  dass  nicht  Spezial- 
gelehrte,  sondern  Männer  von  allgemeiner 
und  genügender  kunstgeschichtlicher  Bil- 
dung, mit  gleicher  Liebe  und  Unparteilich- 
keit alle  Zeiten,  alle  Kunstzweige  und  Er- 
zeugnisse umfassen,  ihnen  gleichmässig  ge- 
recht werden  und  dadurch  allein  ein  rich- 
tiges Gesamtbild  geben,  in  welchem  Licht 
und.  Schatten  nach  gleichem  Massstab  ver- 
teilt sind.  Das  ist  es,  was  Behörden,  Kunst- 
forscher und  andere  Leser  mit  Recht  ver-. 
langen.  Von  diesem  Standpunkt  aus  treten 
auch  am  klarsten  die  Vorzüge  des  Werkes 
und  die  für  die  folgenden  Teile  sich  gel- 
tend machenden  Wünsche  heraus. 

Die  Zurückhaltung  bezuglich  der  vor- 
geschichtlichen und  der  römischen  Denk- 
mäler ist  in  Rücksicht  auf  die  Spezial- 
I^itteratur  eine  sehr  weise  und  für  andere 
deutsche  Inventarisations- Werke  beherzig- 
enswerte. In  trefflicher  Weise  ist  der  Bau- 
kunst, sowohl  der  kirchlichen  als  auch  der 
weltlichen  (dieser  besonders  durch  Durm) 
Rechnung  getragen,  nicht  zu  gedrängt  und 
nicht  zu  breit  die  Geschichte,  Litteratur 
und  Beschreibung  gegeben.  Dass  Einiges 
anfechtbar  ist   und   anregenden   Stoff  zu 

Digitized  by  VjOOQ IC 


—    271    — 


—    272    — 


weiterer  Forschung  und  Erkenntnis  giebt, 
ist,  wie  ich  schon  angedeutet  habe,  unver- 
meidlich und  eher  ein  Reiz  des  Buches; 
dass  der  historische  Teil  und  die  Fest- 
stellung des  gegenwärtigen  Zustandes  bis- 
weilen zu   sehr,   bis  zur  Unklarheit  mit 
einander  verflochten  sind,  wird  für  die  wei- 
tere Inventarisation   zu  verbessern    sein. 
Von  hohem  Interesse  sind  die  zahlreichen 
Pläne    und    Ansichten    der    Burgen    und 
Schlüsser.    Die  gleiche  Anerkennung  der 
Sachkenntnis  und  richtigen  Darstellung  go- 
bührt  dem  Werk  bezüglich  des  grösseren 
imd  kleineren  Mobiliars  der  Geräte  und 
Gefässe,  des  gesamten  kunstgewerblichen 
Teiles.  Der  vollständige  Abdruck  der  Inven- 
tarien  -  Verzeichnisse    von   Kirchengeräten 
aus  früheren  Jahrhunderten  ist  zwar  in- 
teressant, geht  aber  über  die  vorliegende 
Aufgabe  hinaus  und  dürfte  in  solchem  Fall 
eine  vorherige  Veröffentlichung  an  anderer 
Stelle  (etwa  in  der  Zeitschrift  für  die  Ge- 
schichte des  Oberrheins),  in  der  Kunst- 
denkmäler-Statistik aber  ein  Hinweis  auf 
jene  Veröffentlichung,  nach  Bedarf  mit  kur- 
zem Auszug  und  Angabe  des  noch  Vorhan- 
denen zu  geben  sein.    Auf  dem  Gebiete 
der  Plastik  in  Holz  und  Stein  wird   da- 
gegen eine  Erweiterung  willkommen  sein. 
Gerne  wird  der  Leser  mehr  über  Entsteh- 
ung, Stil  Charakter,  Schule  und  besondere 
Eigenart  der  einzelnen  Werke,  der  Reliefs, 
der  Grabmäler  und  besonders  der  Altar- 
werke unterrichtet  werden.    Das   Gleiche 
gilt  von  den  Gemälden,  wo  im  Texte  gern 
auf  Waagen  zurückgegangen  wird,  während 
eigenes  bestimmtes  Urteil   über  Zeit  und 
Richtung,  Zeichnung  und  Malweise,  Berück- 
sichtigung nicht  nur  des  Ikonographischen 
sondern  auch  des  Künstlerischen  bei  aller 
Kürze  möglich  und  erwünscht  ist.    Dass 
die  Epigraphik  eine  ganz  bevorzugte  Stel- 
lung erhalten  hat,   erklärt  sich  aus   der 
persönlichen  Neigung  und  Vorbildung  des 
Herausgebers.  Wenn  sich  hier  Kraus  etwas 
Zwang  anthat  und  die  Wiedergabe  von  nicht 
mehr  vorhandenen  und  mit  Kunstwerken 
gar  nicht  zusammenhängenden  Inschriften 
etwas  einschränkt  (mindestens   im  Druck 
weniger  breit  giebt),  wird  dies  zum  Vorteil 
der  heutzutage  wirklich  vorhande- 
nen Kunstdenkmäler  und  zu  Gunsten 


der  Obersichtlichkeit  geschehen.   Ans  dem 
gleichen  Grunde  kann  in  der  Folge  die 
Behandlung  des  Zerstörten   und   verloren 
Gegangenen  ausser! ich  etwas  zuräcktreteu. 
Ich  bin  weit  entfernt,   dessen  Bedeutung 
zu  unterschätzen,  aber  bei  der  Verlockung, 
die  Vergangenheit  der  Gegenwart  vorzu- 
ziehen,  ist  ein  gewisses  Masshalten  dem 
Historiker  nicht  schädlich,  eine  Trennung 
aber  des  Gewesenen  uhd  des  uns  Geblie- 
benen, durch  irgend   ein  von  ihm  festge- 
haltenes äusseres  Merkmal  nötig.   Aus  dem 
gleichen  Prinzip  empfiehlt  es  sich,  Kunst- 
werke, die  früher  in  Orten  des  Kreises, 
wie  Petershausfn,  Birnau,  Hegue  sich  be- 
fanden und  jetzt  in  Karlsruhe  etc.  zu  tin- 
den  sind,  bei  den  erstgenannten  Orten  uur 
kurz,    unter  Angftbe  ihres  gegenwärtigen 
Aufbewahrungsortes,  zu  erwähnen,  genaue 
Beschreibung  und  Abbildung  jedoch  ihnen 
an  dem   Orte   ihrer  jetzigen   Aufstelhng 
zu  Teil  werden  zu  lasseu;  denn  das  Werk 
soll  nicht  Kimstgcschichte  sondern  Kunst- 
topographie   enthalten.     Hieran     sei  der 
Wunsch   angeknüpft,    dass    überhaupt  in 
den  folgenden  Teilen   ein  grösserer  Wert 
auf    Übersichtlichkeit    und    systematisrlie 
Anordnung  gelegt  werde.    In  einem  Bach. 
welches  in  erster  Linie  ein  Hills-  undXach- 
schlagebuch  sein  soll,  darf  das  Suchen  und 
Finden  dem  Leser  nicht  zu  schwer  gemacht 
werden.   Der  Herausgeber  wird  sich  gewiss 
an   dem   fertig  vor   ihm  liegenden  Werke 
selbst  klar  darüber  geworden  sein,  dass 
ohne  Schädigung  der  Arbeit  und  ohne  Pe- 
danterie der  gegebene  reiche  Stoff  in  be- 
stimmter Reihenfolge  und  Ordnung  des  ge- 
schichtlichen und   litterarischen,   wie  de^ 
beschreibenden   Teiles   und   der  Material- 
Angaben,  kurz  in  einer  inhaltlich  wie  äus- 
serlich  erkennbaren  Sonderung  und  Anreih- 
ung dargeboten  werden  kann.  Durch  solche, 
dem  Herausgeber  gewiss   leicht  werdende 
Verbesserung  wird  das  trefHiche  Werk  uocli 
viel   mehr  in    weitere   Kreise   eindringen. 
Denn  es  ist  einem  so  mühevoll  gearbeiteten 
und  verdienstlichen  Unternehmen  zu  wün- 
schen, dass  es  bei  Kennern  und  Laien,  hei 
Badensem  und  anderen  Deutschen  ein  will- 
kommener und  anregender  Besitz  werde. 
Doch  auch  in  seiner,  etwas  höhere  An- 
sprüche machenden  Bearbeitiug  ist  der  ftir 


—     273     — 


-     274     - 


Jedermann  Etwas  bringende  und  mit  Ab- 
bildungen der  verschiedenartigsten  Kunst- 
zweige,  mit  architektonischen  Plänen  und 
Schnitten  von  Kirchen,  Burgen  und  Schlös- 
sern, mit  vielen  nach  Photographie  und 
Zeichnung  gewonnenen  Wiedergaben  von 
Bildwerken  und  Gemälden  und  kunstge- 
werblichen Arbeiten  aller  Art  versehene 
im  besten  Sinne  zu  empfehlen.  Dass  auch 
äiisserlich  das  Buch  sich  vornehm  und  ge- 
diegen ausnimmt,  ist  angesichts  der  Leiter 
des  Unternehmens  selbstverständlich,  und 
mit  l)crcchtigtem  Stolze  nennen  sich  die  zur 
Arbeit  vereinten  Kräfte,  Gelehrte  und  Künst- 
ler, Vervielfältigungs-Anstalten,  Druckerei 
und  Papierfabrik. 

Berlin.  (P.  Leb  fei  dt.) 

Miscellanea. 

1^2.  Cber  die  vorgeschichtliche  Ansiedelung  in 
Andernach  giebt  H.  Schaaifhausen  im  86. 
Hefte  der  Bonner  Jahrbücher  einen  aus- 
führlichen Bericht,  dem  wir  folgendes  ent- 
nehmen :  Im  Neu  wieder  Becken  habe  der 
Bimstein  nicht,  wie  man  früher  meinte, 
sich  im  Wasser  abgesetzt,  sondern  sei  aus 
der  Luft  niedergefallen,  dies  folge  aus 
dessen  Anschmiegung  an  die  Terrainwcllen, 
aus  dem  Vorhandensein  schwerer  Schiefer- 
steine in  den  Bimsteinschichu  n  und  aus 
dem  Fehlen  des  Bimsteins  in  allen  tiefen 
Stellen  der  heutigen  Rheinebene.  Unter 
dieser  Bimsteinschicht  nun  wurden  1888 
\'on  Seh.  am  Martinsberge  Spuren  einer 
praehistorischeu  Ansiedlung  zwischen  Lava- 
blücken  lagernd  ausgegraben,  bestehend  aus 
gespaltenen  und  zum  Teil  bearbeiteten 
Knochen  von  Renntier,  Eisfuchs,  Schnee- 
huhn, Edelhirsch,  f)08  lyi'hnigeniuHy  und  be- 
sodders  von  tqaiis  cühaüus  fossüis,  welches 
letztere  das  Hauptnahrungsmittel  der  da- 
maligen Menschen  gebildet  haben  muss; 
aych  wurden  einige  Rippenstücke  von 
Menschen  gefunden,  die  unter  den  Resten 
von  Mahlzeiten  liegend  schwerlich  als  von 
einem  Begrabenen  herrührend  zu  betrach- 
ten sind.  Ferner  fand  man  zahllose  Scha- 
ber und  Bohrer  aus  tertiärem  Quarzit,  die 
wie  die  gleichzeitig  aufgefundenen  Stein- 
kerne beweisen,  an  Ort  und  Stelle  ange- 
fertigt wurden,   einen  faustgrossen  Reib- 


stein, einen  durchbohrten  Zahn,  der  als- 
Amulet  getragen  wurde,  Angelhaken  aus 
Knochen,  knöcherne  Nähnadeln  und  Stücke- 
von  Röthel,  welche  zu  mannigfachen  Fär- 
bungen gedient  haben  mögen.  Von  Töpfe» 
wurden  auch  nicht  die  geringsten  Scherben 
entdeckt  und  da  auch  kein  einziger  Kno- 
chen Feuerspuren  zeigte,  schliesst  Seh.,, 
dass  jene  Bevölkerung  das  Fleisch  in  rohem 
Zustande  verspeist  habe. 

Unweit  dieser  Stelle,  \'s  Stunde  rhein- 
abwärts  von  Andernach,  bei  Weissenthumv 
wurde  zur  selben  Zeit  etwa  7  Fuss  unter 
der  OberÜäche  unter  den  ungestörten 
Schichten  von  Tuff  und  Bimstein  in  einer 
Lage  von  grobem  Bimstein  ein  roher  Topf 
mit  parallelen  Strichen  gefunden.  Während 
also  zur  Zeit  der  Andernacher  Ansiedlung, 
die  älter  ist  als  der  Bimsteinauswurf,  die 
Töpfe  noch  fehlten,  erscheinen  sie  hier 
gleichzeitig  mit  dem  Bimsteinauswurf. 

Das  Troparium  von  PrUm  und    ib?. 
sein  Bilderschmuck. 

Von   Ad.  Heiners,  Pfarrer  in  Nagern 
(Luxemburg). 

(Fortsetzung). 

Fol.  10^.  Fest  des  hl.  Stephan. 
Zwei  Darstellungen  aus  dessen  Martertode. 

a)  Mit  einem  Buche  in  der  Hand  steht 
der  Diakon  vor  einem  andern,  wohl  sei- 
nem Schüler,  der  Erklärungen  über  das- 
Evangelium  erhält. 

b)  Im  2.  Bilde  reicht  eine  Hand  aus 
dem  Himmel  dem  auf  den  Knieen  liegen- 
den Märtyrer  bei  der  Steinigung  den  Kreuz- 
nimbus entgegen. 

Introitustrope :  1.  Eja  conlevitas  in  pro- 

tomartyris  Steph *)     2.  Salus  mar- 

tyrum  hodie  Steph ^) 

Kyrie.   Föns  origo  lucis  perpetiie ^j 

Gloria.  Qui  celicolas  et  terrigenas *) 

Fol.  12'.    1.  Sequens.  Concordia.   Von 

Notker  Balbulus.  Hanc  concordi  famulatu*'^). 
2.  Sequens.      Hypodiaconissa.     Christi 

Domini  militis*). 

1)  Nnr  im  Prümer  Codex. 

2)  Nr.  9449  Paris;  Nr.  Iiri9  Arseualb. 

3)  Nur  im  Prflmer  Codex. 

4)  Eptem.  ö;  Nr.  1235;  Nr.  9446;  Nr.  10Ü04  Paris. 

5)  Bei  Kebrein  Nr.  711;  Daniel  II,  6;  Schu- 
biger 26. 

6)  Bei  Kebrein  710;  Mone  llOOT^  ^aniel  II  5a. 

Digitized  by  v300^ 


—     275     — 


27li     — 


Offert.  1.  GIorio8U8  es  Deus  .... 

2.  Postquam  cimctipotens  .... 

Fol.  14.  Sanctus.  Ante  saecula  Deus 
pater  .  .  .  J) 

Com.  Inter  latraotium  turbarum  .... 

Fol.  15.  In  Natali  8.  Johannis. 
Bild.  Johannes  sitzt  in  mcgestätischer  Hal- 
tung, hält  das  Evangelienbuch  mit  der  In- 
schrift:  „In  principio**  in  der  Hand. 

Introitustrope.  1.  Gratia  celsa  Dei  Jo- 
hannis pectus  adimplens,  etc  2.  Caclica 
•caelestem  decantant  ....') 

Kyrie.  Omnipotens  'genitor  lumenque 
-et  lucis  origo,  eleyson*). 

Gloria.  Laudat  in  excelsis  caolum  ter- 
ramque  regcntem*). 

Scqucns.  Romana.  Johannes  Jesu  Chnsto 
multum  dilecte  .  .  .  .^) 

Fol.  18.  Offert,  (alternis  vocibus).  Pan- 
gat  vox  humana  .... 

Sanctus.    Deus  fortis  .... 

Agnus.   A  Christo  quaerens  Petrus  .... 
In  natali  s.  Innoccnt. 

Ein  Vs  ^^^  Seite  einnehmendes  Bild 
-stellt  den  König  Herodes  mit  Scepter  und 
Krone  sitzend  dar.  Den  Henker  sieht  man 
mit  dem  Schwerte  unter  den  Kindern  wür- 
gen. Acht  hingeschlachtete  Kinder  liegen 
mit  abgetrenntem  Kopfe  am  Boden.  Diese 
Darstelhing  ist  von  einem  Friese  umrahmt. 
Wie  kein  anderes  Fest  scheint  dieser  Tag 
in  Prüm  hoch  gefeiert  worden  zu  sein,  da 
4  Sequenzen  vorkommen. 

Introitus.  1.  Nate  Dei  Clemens  parvo- 
t'um  suscipe  laudes.  —  Ex  ore. 

2.  Hodie  te  Domine  sugentes  uhcra 
sanguinc  clamant  .... 

Sequens.  1.  (Justus  ut  palma  major)  •). 
Laus  tibi  Christe,  cui  sapit  quod  videtur . .  .^) 

2.  (Te  martyrum.)  Laus  tibi  Christi 
<(]ui  humilis  homo^)  .... 

3.  Hex  magne  Deus  qui  intiieris  abys- 

1)  Kpteru.;  Nr.  1119;  Nr.  887;  Nr.  1134;  Nr. 
1235;  Nr.  {»410;  Nr.  10598,  alle  Nb.  ParKs  untl  38 
TV.  8  SU  London. 

2)  Beide  nur  im  FJchternacher  u.  im  Prilmer 
Codex. 

3)  Nur  im  Trümer  Codex. 

4)  Oanx  in  Distichen,  in  6  andern  Hdtchr. 

5)  Kehrein  Nr.  403;  Mone  III  11. 
G)  Titel  der  Melodie. 

7)  Kehrein  Nr.  812;  Hone  III  33;  Dan.  IL 

8)  Kehrein  Nr.  34i;  Schabiger  Nr.  6;  Mone 
III  34;  Eptern.  (10510)  f.  59. 


SOS  ac  montes  ponderas  tua  magna  po- 
tentia.  In  ci\jus  manu  sunt  omnia  regna 
atque  non  latent  omnia  occnlta.  Te  lau- 
dat ..  .  ') 

Fol.  20.  4.  Sator  summe.  Praeconia 
canimus  tibi  consona.  Quo  valeant  tibi- 
met  fore  placita-). 

Fol.  5?2.  Dominica  infra  Octavam. 

Introitus.  Quod  prisco  vates  cecinerunt 
tempore  sancti  .... 

Gloria.  Quem  cives  coelestes  sanctum 
clamantes  frequentant  etc.'). 

Sequens.  Cignea*).  Gaude  Maria  Virgr© 
Dei  genitrix  .  .  .  .  ^) 

Offert.  Concentu  parili  chorus  omnif^ 
ccclesia  psallat"). 

Sanctus.     Deus  pater  ingenitus    .... 

Fol.  21.    Theophania  (Epiphanie). 

Auf  ^  's  der  Seite  das  Bild  der  hl.  drei 
Könige,  die  ihr  Opfer  darbringen. 

Introitus.  1.  £ja  Sion  gaude  ....'; 

Gloria.  Pax  sempiterna  Christus  il- 
luxit  ....") 

Fol.  25.  Sequens.  Festa  Christi  omnis 
Christianitas  celebret  •). 

Sanctus.  Ingenitus  genitor  coclesti  roce 
fateris. 
Fol.  2(5.       Dom.  in  Oct.  Epiph. 

Zwei  Abbildungen  stellen  die  Taufe 
Christi  im  Jordan  und  die'Weinvermehrang 
dar,  welche  die  ganze  Seite  einnehmen. 
Folgt  die  Sequenz*.  Planctus  steritis:  Iste 
dies  celebris  von  Notker*®). 

Fol.  28.  Purificatio.  Das  Bild  der  Dar- 
stellung Christi  im  Tempel  nimmt  */»  der 
Seite  ein  und  ist  gänzlich  von  den  heutigen 
Darstcllungs weisen  verschieden.  Merkwür- 
dig ist  ein  Kirchlein  mit  einer  laternen- 
artigen Kuppel  in  der  Mitte  dreier  Türm- 
chen.      Sehr  wahrscheinlich   sollte   durck 


1)  Dieae   Prose   ist   gans    anbekanat.     Di« 
Stolle  hat  28  Silben. 

2)  12  Silben. 

3)  Epter.  9.  Nr.  1235;  Kr.  9449;  Nr.  10508;  Nr. 
903;  alle  Nationalb.     Nr.  1169  Areenalb.     Parit. 

4)  Titel  der  Melodie  von  Kkkehartr  I. 

h)  Kehrein  Nr.  20;   Schnbiger  Nr.  7;  Mone  II 
89;  Daniel  II  55. 
f>  Nur  in  Pram. 

7)  Aach  in  Kr.  9449  f.  11'  Paris. 

8)  Nr.  9440  f.  8;  Kr.  123&  f.  185  Paria. 

9)  Kehrein  Kr.  81;   Schubiger  Nr.  8:    Diai«! 
II  9;  Wackernagel  I  97. 

18)  Krtr.i«  Nr.  »^.^^  byGoOglc 


^    277    — 

diese  Laterne  in  der  Mitte  des  Daches  das 
Licht  für  das  Innere  beschafft  werden.  Am 
Kircheneingange  steht  der  Altartisch  mit 
4  Eisenstäbchen  an  den  4  Ecken,  wahr- 
scheinlich Cordinenträger  zu  Velumsbe- 
hängen.  Ein  Kreuz  ist  im  Hinterteile  des 
Altares  angebracht.  Mit  Ausnahme  der 
Prophetin  Anna  tragen  alle  Personen  Nim- 
])en.  Maria  hat  einen  lilafarbenen  Rock 
mit  blauem  Mantel. 

Die  Prose  „Symphonia** :  Concentu 
imrili  von  Notker*). 

Fol.  3P).  Dominica  in  Palmis.  Zwei 
Bilder  stellen  Jesu  PJmzug  in  Jerusalem 
dar.    Sie  nehmen  die  ganze  Seite  ein. 

Fol.  33.  Pascha.  Bild  der  Aufer- 
-stehung,  das  die  Hälfte  der  Seite  einnimmt 
wnH  die  Engel  in  der  leeren  Grabkammer 
darstellt.  Unter  den  Tropengesängen  ist 
hier  ein  Dialoggesang,  den  man  auch  zu 
Paris  in  Nr.  1235  Trop.  Niverncnse  XH 
«.  fol.  205'  und  Nr.  9449,  geschrieben  1060, 
fol.  34  vorfindet,  und  welcher  der  Selten- 
heit wegen  mitgeteilt  zu  werden  verdient. 
'Quoui   quaeritis   in    sepulchro   Domini,   o 

CliristicoliV 
Jesum  Nazarenum  cnicifixum,  o  coelicole 
Non  est  hie,  surrexit  sicut  praedixerat,  ite, 

nuntiate,  quia  surrexit,  alleliga. 
Resurrexit  Dominus  hodie,   resurrexit  leo 

fortis,  Christus  filius  Dei, 
Deo  gratias,  dicite  cja.    Te  Dcum  laudamus. 
Folgt    die  Osterwoche   mit    7   Prosen 
\ind  «,Pascha  annotinum"    oder  In  medio 
Pasch«  e^). 

Fol.  44.  Quasi  modo.  Das  Bild  stellt 
nach  dem  Evangelium  des  Tages  den  Hei- 
land unter  seinen  Aposteln  dar.  —  Prose 
Virgo  plorans.  Haoc  est  sancta  sollcmni- 
tas  ....*).  Auffallend  ist  hier  das  Fest 
<iordiani  et  Epimachi  eingeschoben. 

Fol.  45.  Ascensio  Himmelfahrtsbild. 
Die  Mutter  Jesu  trägt  einen  roten  Nimbus, 
während  die  Apostel  blaue  Glorienscheine 
liaben.     Aus  dem  Himmel  streckt  sich  eine 


1)  Kehreia  Nr.  817. 

2)  Weil  die  Auftthraug  aller  Tropengeaftug^ 
allzuviel  Raum  einnehmen  würde,  glaube  ich  vq^^ 
liier  ab  nur  mehr  Bilderechmuck  angeben  zu  «olia 

8)  Alle  Sequenson  lind  bekannt  n.  bei  Ke)|w  /* 
Nr.  18  ff.  gedruckt.  ^'^^ 

4)  Kehrein  Nr.  82. 


—      278      - 

Hand  dem  Heilande  entgegen.  Dieses  Bild 
ist  bei  Fleury,  PI.  LIV.  p.  230  reproduciert. 

Fol.  47.  Prose  Captiva:  Summi  trium- 
phum  regis,  von  Notker  ^). 

Fol.  49.  Pentecosten.  Bild  der  Sen- 
dung des  hl.  Geistes.  Die  Apostel  stehen 
in  2  Eeihen,  tragen  alle  Bücher,  als  Lehrer 
der  Völker.  Die  Gottesmutter  befindet 
sich  in  der  Mitte,  ihr  zur  Rechten  steht 
Petrus.  Hier  stehen  die  Prosen  Occiden- 
tana:  Sancti  Spiritus,  dann  Benedicta  sem- 
per  Sit,  Benedicta  gratias  Deo  *). 

Im  IL  Teile,  Proprium  Sancto- 
rum,  befinden  sich  Fol.  54,  am  Feste  von 
Peter  und  Paul,  4  Darstellungen  auf  2 
Seiten  des  Blattes. 

a)  Bekenntnis  Petri  an  den  Heiland. 

b)  Petri  Befreiung  aus  dem  Kerker  durch 
einen  Engel. 

c)  Kreuzigung   Petri    mit    dem   Kopfe 
nach  unten. 

d)  Pauli  Enthauptung. 

Fol.  61.  Assumptio.  Das  Bild]  ist 
sehr  originell.  Die  verstorbene  Gottes- 
mutter liegt  auf  dem  Todesbette,  die  mit 
einem  Decktuche  verhüllte  Bahre  mit  4 
Füssen  ist  nach  jüdischer  Sitte  mit  Lein- 
tüchern kreuzweise  umwickelt.  Christus 
selbst  nimmt  die  mumienartig  eingewickelte 
Seele  vom  Todesbette,  reicht  sie  einem 
Engel,  der  sie  einem  anderen  Engel  ent- 
gegenträgt. Aus  den  Wolken  des  Himmels 
wird  ein  Arm  mit  einer  Krone  sichtbar,  die 
dem  Haupte  der  Himmelaufgenommenen 
aufgesetzt  wird.  Nur  der  Heiland  hat  in 
diesem  Bilde  den  Nimbus.  Drei  Episoden 
befinden  sich  auf  einem  und  demselben 
Bilde  dargestellt.  Bei  Fleury,  PL  LX.  p.  277. 

Fol.  62  sitzt  Maria  als  Gnadenmutter 
mit   ausgebreiteten    Armen.     Bei   Fleury, 

n.  Teil,  PL  xcvn. 

Fol.  66.  Bild  des  Ordensstifters  Benc- 
diktus,  der  auf  einem  Stuhle  mit  einem 
Buche  in  der  Hand  dargestellt  ist  und 
wohl  die  Ordensregel  in  der  Hand  hält. 

Fol.  68.  Laurentiuä  nimmt  mit  seinem 
Bilde  zwei  Dritteile  der  Seite  ein. 

Fol.  70.  Drei  Sceneu  aus  dem  Leben 
der  Blutzeugen  Mauritius  und  seiner  Ge- 
i  föhtten. 

l     '       l)  Kebrela  Kr.  14. 

\  2)  AUe  a  bei  Kebre'm. 

Digitized  by  VjOOQ IC 


~     271)     — 


—   2m   - 


Fol.  71.  Die  Hälfte  der  Seite  wird  von 
einem  Bilde  des  Erzengels  Michael  ein- 
genommen. 

Fol.  73.  Drei  Scencn  aus  dem  Leben 
der  beiden  Märtyrer  Chrysanth  und  Darias. 

Fol.  76.  Bischof  Martin  ist  in  der  gothi- 
scheu  oder  Bernhardskasel  dargestellt. 

Fol.  79.  Nach  dem  Feste  des  Apostels 
Andreas  kommen  noch  eine  Anzahl  von 
Prosen  ohne  Xeumen,  aber  keine  Tropen, 
das  Commune  Sanctorum,  bis  Fol.  89,  wo 
nach  der  seltenen  „Litaniac  trcs"  in  farbi- 
gem Schmuck  der  Schluss  steht.  Als  un- 
bekannte Prosen  sind  hier  Fol.  87  „De 
profundis  Christe",  Fol.  89  „Invocavi  te", 
Fol.  89  „Offeram  tibi"  zu  verzeichnen. 

Vereinsnachrichten 

unter  Redaction  der  Vereinsvorst&nde. 

184.  Backnang.  Altertumsverein  für  das 
Murrthal  und  Umgebung.  Ausgrabun- 
gen fanden  in  diesem  Jahre  nicht  statt.  — 
An  Vorträgen  bei  Versammlungen  sind  zu 
verzeichnen:  1)  Im  Frühjahr  in  Marbach 
von  Präzeptor  Stingel  in  Grossbottwar  über: 
„Die  Handwerkszünfte  und  die  Verord- 
nungen gegen  deren  Missbräuche  in  den 
letzten  Jahrhunderten,  speziell  in  Württem- 
berg". —  2)  Im  Sommer  in  Murrhardt  von 
Pfarrer  Kalchreuther  ülier  „die  Parzival- 
sage".  Der  erste  Vortrag  ist,  der  zweite 
wird  demnächst  in  Beilagen  zum  hiesigen 
„Murrthalboten"  veröffentlicht.  Aus  letz- 
teren ist  noch  zu  erwähnen  eine  Arbeit 
von  Drück  in  Reutlingen  über  „Franzosen- 
einfiUle  in  Württemberg  zur  Z'^it  Lud- 
wigs XIV.  mit  besonderer  Berücksichtigung 
des  Murrthals  und  Umgebung"*. 

185.  Düsseldorf.  Geschichtsverein.  Es 
war  nahe  daran,  dass  Dusseldorf  die  Feier 
seines  60()jährigen  Bestehens  als  Stadt  bei- 
seite geschoben  hätte.  Dem  besseren  Sinne 
der  Bürgerschaft  und  der  wiederholten 
Initiative  seitens  des  Düsseldorfer  Ge- 
schichts-Vereins  ist  es  zu  danken,  dass 
des  Jahres  1888  gedacht  wurde,  in  welchem 
der  Sieger  in  der  Schlacht  bei  Worringen, 
Adolf  V  von  Berg,  das  Dorf  an  der  Düssel- 
mündung  zur  Stadt  erhob.  Von  dauernder 
Bedeutung  wird  unter   den  verschiedenen 


Veranstaltungen')  neben  der  Festscfani't 
des  Geschichts  -  Vereins -)  namentlich  die 
historische  Ausstellung  sein,  welche,  von 
der  Stadtverordneten  -  Versammlung  nicht 
begünstigt,  durch  die  eifrige  Thätigkeit 
einzelner  Bürger  einerseits  und  die  Be- 
reitwilligkeit der  Kunsthailen-Verwaltung^ 
in  finanzieller  Hinsicht  andererseits  inner- 
halb weniger  Wochen  zu  Stande  kam.  Der 
Erfolg  hat  die  Erwartungen  in  erfreolicher 
Weise  übertroffen,  wenn  auch  manche 
Schwierigkeiten  von  den  Ordnern  des  Gan* 
zen  und  der  einzelnen  Abteilungen  wohl 
erkannt  wurden,  aber  unter  den  obwalten- 
den Umständen  als  vielfach  unbesiegbare 
nur  bedauert  werden  konnten.  Der  Katalog^.^ 
welcher  mit  der  grössten  Eile  in  zwei  Auf- 
lagen hergestellt  wurde,  musste  von  einer 
{genaueren  Beschreibung  des  Einzelneu,  wie 

1)  Aasfahrliches  Programm  der  Festlicbketten 
und  Festakte  der  Jubelfeier  sur  Einuerung  an  das 
GOOJ&hrige  Bestehen  Düsseldorfs  als  Stadt  vom  13. 
bis  16.  Okteber  ISSS.  Verlag  von  C.  Krane.  — 
GOOJäbrige  Jubiläums- Feier  DQsseldorfs  \-om  t3> 
bis  16.  Oktober  1888.  Fest- Anffahruag  im  SUdt- 
theater  bestehend  sus  Dichtung  von  K.  Henonmoot 
und  lebenden  Bildern.  Der  Text  gesprochen  von 
Herrn  Prof.  Dingeldey  und  Herrn  Kinecke.  Ver- 
lag von  C.  Kraus. 

2)  (3.  Jahrbuch  des  Das«eldurfer  Oeschichu- 
Vereiiis).  Geschichte  der  Stadt  DQsseKlurf  in  l:^ 
(besw.  14)  Abhandlungen  (Zur  Ältesten  Geschichte 
des  Stadt-  und  Landkreises  Ddsseldorf  Vun  Prof 
J.  Schneider.  —  Politische  Geschichte  des  bergi- 
schen Landes,  insbesondere  der  Smdt  Düsseldorl 
V<  n  Dr.  Hermann  Fürst.  —  Zur  Verfassungsice- 
schtchte  der  SUdt  DüsselJorf  Vou  Dr.  H  K«ch- 
baoh.  —  Geschichte  der  katholi«cheu  Gemeinde 
Dttssuldorfs.  Vun  Dr.  Ludwig  Küpper.  —  Ge- 
schichte der  cvüiigolischen  Geiueiude  UQsselUorfs. 
Vou  Adülbert  Natorp,  k.  Cousistorialrat  etc.  — 
Geschichte  der  jttdlscheu  Gemeinde  Dfisseldorfs. 
Von  Habbiner  Dr.  Abr.  Wedell.  -  Kutwieklnng 
dos  Schulwesens  lu  Dasseldorf  Vou  Ormnaeial- 
lehrer  G.  Kniffler.  —  a)  Zur  Geschichte  der  biU 
dendea  Kunst  in  DAKveltlorf.  Von  E.  Daelen.  b> 
Buchdruck  und  Buchhandel  in  DAseeldorf.  Von 
L.  Merlftnder.  —  Die  Bsngeschichte  Ton  DAseeU 
dorf.  Von  Ottoniar  Moeller,  Königl.  Banrat.  — 
Theater  und  Musik.  Von  Dr.  G.  Wimmer.  —  Ge- 
schichte der  militArischen  Verhältnisse  der  Stadt 
Dflsseidorf.  Vou  Hauptmanu  Kohts.  Dazu:  Die 
Abtei  Düsvelthal.  ->  Hsndel  und  Industrie  der 
Stadt  Düsseldorf.  Von  Handelskammer- Sekretär 
P.  Schmitt.)  Festschrift  sum  600jährlgen  Jubiläum. 
Herausgegeben  vom  Dflsseldorfer  Geschichte-Ver- 
ein.   Verlag  von  C.  Kraus. 

8)  Katalog  der  AussteUvag  xar  Feiar  dea 
600jährigen  Bestehens  Diissel  Jorfs  als  SUdL  Zweite 
vermehrte  Auflage.    Verlag  Ton  L.  Vos«  n«  Cte. 


—     2Sl 


282 


solche  sonst  wohl  üblich  ist,  absehen,  so- 
viel aber  ist  erreicht,  dass  wenigstens  för 
den  spezifisch  historischen  Teil  der  Aus- 
stellung festgestellt  ist,  in  welchen  Hunden 
die  Denkmäler,  deren  sich  die  Forschung 
bedienen  möchte,  sich  befinden;  und  das 
ist  um  so  wichtiger,  als  an  eine  Wieder- 
holung dieser  Ausstellung  in  absehbarer 
Zeit  kaum  wieder  gedacht  werden  wird. 

Die  Ausstellung  zerfiel  in  zwei  Haupt- 
abteilungen, deren  erste  —  die  historische 
Ausstellung  im  engeren  Sinne  —  in  den 
unteren,  die  zweite  —  die  Gemälde -Aus- 
stellung —  in  den  oberen  Räumen  der 
Kunsthalle  untergebracht  war.  —  Die  letz- 
tere konnte  den  ursprünglichen  Plan,  ein 
Bild  von  der  Geschichte  der  Düsseldorfer 
Kunst  in  der  ersten  Hälfte  dieses  Jahr- 
hunderts und  zugleich  der  einzelnen  her- 
vorragenderen Künstler  selbst  zu  geben, 
nur  in  sehr  beschränktem  Masse  einhalten; 
aber  wenn  auch  leider  die  meisten  Haupt- 
werke fehlten,  so  war  es  gleichwohl  ein 
erhebender  Genuss,  sich  in  dieser  idealen 
Luft  zu  bewegen  und  die  wohlthuezrde 
Harmonie,  die  weise' Mässigung,  die  hin- 
gebende Liebe  zur  edlen  Kunst  auf  sich 
einwirken  zu  lassen,  bei  welcher  nicht  das 
Können  allein,  sondern  auch,  und  vielleicht 
in  höherem  Grade  das  höchste  Wollen  den 
Meister  ausmacht  Die  zahlreich  einge- 
gangenen Handzeichnungen,  Entwürfe  und 
tSkizzen  konnten  aus  räumlichen  Gründen 
nur  zum  allergeringsten  Teile  ausgestellt 
werden;  der  Saal,  welcher  anfangs  dafür 
bestimmt  war,  wurde  noch  ganz  durch  die 
erste  Abteilung  in  Anspruch  genommen, 
während  man  anfangs  geglaubt  hatte,  diese 
würde  kaum  einen  einzigen  massigen 
Saal  füllen.  —  In  drei  Sälen  und  in  den 
Vorhallen  des  Gebäudes  war  diese  im 
engeren  Sinne  historische  Ausstellung  un- 
tergebracht; dieselbe  schied  sich  in  acht 
Gruppen,  innerhalb  deren  bzw.  der  Unter- 
abteilungen, soweit  thunlich,  eine  chrono- 
logische Anordnung  eingehalten  war.  Mit 
ganz  vereinzelten  Ausnahmen  gehörten  die 
ausgestellten  Gegenstände  dem  späteren 
Mittelalter,  der  neueren  Zeit  und  der  ersten 
Hälfte  dieses  Jahrhunderts  an,  ein  Um- 
stand, der  in  der  Geschichte  Düsseldorfs 
ausreichende  Erklärung  findet.  Die  acht 
Gruppen  waren  folgende. 


I.  Karten,  Pläne  und  Ansichten.  200 
Nummern,  unter  denen  keine  vor  die  Mitte 
des  16.  Jhs.  zurückreichte. 

n.  Historische  Gemälde  und  Bildwerke. 
322  Nummern  in  vier  Abteilungen,  nämlich 
a.  Fürstliche  Persönlichkeiten,  insbesondere 
bergische  Landesherren  und  deren  Ange- 
hörige, b.  Künstler,  Gelehrte,  Dichter  etc., 
welche  in  Düsseldorf  geboren  sind  oder 
dort  gelebt  haben.  Bekannte  Düsseldorfer 
Persönlichkeiten,  c.  Werke  von  Düssel- 
dorfer Kiinstlern  des  17.  und  18.  Jabrh. 
(darunter  namentlich  eine  Reihe  kleinerer 
Werke  von  Grupello,  dem  Meister  der 
Reiterstatue  Johann  Wilhelms  auf  dem 
Markte  zu  Düsseldorf).  Kupferstich-  etc. 
Nachbildungen  von  Gemälden  der  alten 
Düsseldorfer  Gallerie. 

III.  Dokumente,  Handschriften,  Bücher 
und  Druckwerke.  262  Nummern.  Als  älteste 
Urkunde  erscheint,*neuerdings  aufgefunden, 
ein  Indulgenzbrief  für  die  Lambertuskircfae 
vom  J.  1300.  Unter  den  Hss.  besonders 
bemerkenswert  die  Original-Hs.  zu  D.  Gra- 
minäus,  Beschreibung  Derer  Für&tlicher 
Gülich'scher  etc.  Hochzeit  etc.,  mit  den 
Graminäus'schen  Korrekturen  etc.,  Briefe 
der  Herzogin  Sibylla,  der  Jakobe  von  Ba- 
den, ein  Stammbuch  aus  dem  Schluss  des 
16.  und  Anfang  des  17.  Jhs.  Unter  den 
Druckwerken :  Oridryus,  Prakticae  Musicae 
utriusque  Praecepta  etc. 

IV.  Stempel  und  Siegelstampfen.  26 
(bezw.  132)  Nummern.  Darunter  eine  Col- 
lektion  von  117  Gipsabgüssen  nach  Origi- 
nalen des  Königl.  Staatsarchivs  zu  Düssel- 
dorf (vom  J.  1218  anfangend). 

V.  Münzen  und  Medaillen.  Darunter 
zahlreiche  Stücke  von  der  höchsten  Selten- 
heit und  Schönheit. 

VI.  Kirchliche  Gegenstände.  118  Num- 
mern, unter  denen  jedoch  nur  wenige  (im 
Kirchenschatze  der  St.  Lambertuskirche 
befindliche)  vor  das  16.  Jh.  zurückreichten; 
besonders  reiche  Arbeiten  des  17.  Jhs.  be- 
sitzt die  St.  Andreaskirche,  Stickereien  das 
Ursulinenkl  oster. 

VIL  Kupferstiche,  Handzeichnungen  und 
plastische  Bildwerke.  127  Nummern,  mehr 
oder  weniger  Ergänzungen  der  drei  ersten 
Abteilungen. 

VHI.  Geschichtliche  Gegenstände  ver- 
schiedener  Art.     167   Nummern   in  zwei 


283    — 


—    284    — 


Abteilungen :  a.  Zur  Vorgeschichte  der  Stadt 
(Gegenstände  aus  dem  Altertum  u.  frühesten 
Mittelalter),  b.  Aus  der  Geschichte  der 
Stadt;  hierunter  neben  Gegenständen  von 
hervorragender  Bedeutung  auch  manche 
Curiosa.  —  Ganz  besondere  Anziehung 
übten  auf  die  Besucher  der  Ausstellung 
aus  die  minutiösen  und  gefälligen  Aus- 
schneidearbeiten und  Silhouetten  in  schwar- 
zem Papier  des  sog.  Ausschneider-Muller, 
der  ein  seltenes  Beispiel  von  angeborenem 
sicherem  Formensinn  war. 

Leider  ist  bei  weitem  das  meiste  von 
den  ausgestellten  Gegenständen  wieder  in 
die  Hände  der  Besitzer  zurückgegangen 
und  nur  Vereinzeltes  dem  historischen  Mu- 
seum der  Stadt  übergeben  worden;  für 
das  Eigentum  der  Kirchen  und  öffentlichen 
Anstalten  hier  und  anderwärts,  sowie  der 
Besitzer  grösserer  Sammlungen  war  das 
freilich  nicht  anders  zu  erwarten ;  für  das 
Weithinzersplitterte  aber  ist  es  sehr  zu 
bedauern,  da  Vieles  davon  später  nicht 
mehr  aufzufinden  sein  wird. 

(Dr.  Bone.) 

Mannheim.  Jahresbericht  des  Al- 
tertumsvereins für  das  Jahr  1888. 
Der  im  Jahre  1859  begründete  Verein  steht 
unter  dem  Protektorat  S.  K.  H.  des  Erb- 
grossherzogs  Friedrich  von  Baden 
und  darf  sich  auch  im  verflossenen  Jahre 
eines  erfreuHchenWachstnms  und  Gedeihens 
rühmen.  Die  Zahl  der  ordentlichen  Mitglie- 
der ist  von  HOS  auf  319  gestiegen,  der  Be- 
such der  Sammlungen  und  die  Beteiligung 
an  den  Vorträgen  und  Vereinsausflügen 
zeugt  von  dem  stetig  zunehmenden  allge- 
meinen Interesse  für  die  Unternehmungen 
und  Bestrebungen  des  Vereins.  Den  Vor- 
stand bilden  wie  im  Vorjahre  die  Herren: 
Landgerichtsrat  Christ  als  Vorsitzender, 
Prof.  K.  Baumann  Schriftführer,  A.  Rö- 
singer  Kassierer,  Rud.  Bassermann,  Prof. 
Dr.  Claasen,  Gymnasiums* Direktor  Hang, 
Hofrat  Kumpel  M^jor  a.  D.  Seubert  und 
Bankdirektor  Zeiler. 

Zu  Beginn  des  Jahres  waren  die  Thä- 
tigkeit  und  die  Geldmittel  des  Vereins  in 
erster  Linie  in  Anspruch  genommen  durch 
die  Herausgabe  der  11.  Serie  von  Ver- 
einsvorträgen (Mannheim  bei  Tob.  Löff- 


1er,  129  S.  8).  Dieselbe  enthält:  1)  Urge- 
schichte von  Mannheim  und  Umgebung  von 
Prof.  K.  Baumann  (mit  Karte).  2)  Hö- 
mische  Feldzüge  in  der  Pfalz,  mit  beson- 
derer Berücksichtigung  der  Befestigungs- 
anlagen des  Kaisers  Valentinian  gegen  die 
Alemannen  von  K.  Christ,  Heidelberg.  3) 
Die  erste  Belagerung  und  Einnahme  Mann- 
heims im  Jahre  1622  von  Major  Seubert 
(mit  Plan).  4)  Die  Walpurgisnacht  in  Sage 
und  Dichtung  von  Prof.  Dr.  E.  Hermann,. 
Baden-Baden.  Diese  Publikation  kam  in 
einer  Auflage  von  nahezu  5(X)  Exemplaren 
an  unsere  Mitglieder  und  Ehrenmitglieder^ 
an  befreundete  Vereine  und  Korporationen^ 
an  Gemeinde-  und  staatliche  Behörden  zur 
Versendung.  Zugleich  wurde  für  die  erst- 
genannten auch  ein  gedrucktes  Mitglieder- 
verzeichnis ausgegeben. 

Infolge  dessen  sah  man  zunächst  von. 
grössern  Unternehmungen  ab,  auch  musste 
die  für  den  Herbst  geplante  Ausgrabung 
von  Hügelgräbern  bei  Rappenau,  zu  deren 
Vornahme  der  Grundherr,  Freiherr  von 
Gemmingen  zu  Fränkisch- Crumbach  in  dan- 
kenswertester Weise  die  Erlaubnis  gegeben 
hatte,  mit  Rücksicht  auf  die  vorherrschende 
schlechte  Witterung  auf  das  nächste  Früh- 
jahr verschoben  werden.  Aber  trotzdem 
erfuhr  unsere  Sammlung  durch  interessante 
Funde  in  der  Umgegend,  sowie  durch  Schenk- 
ungen und  Ankäufe  wertvollen  und  reich- 
lichen Zuwachs. 

Unter  den  ersteren  ist  vor  Allem  ein 
praehistorischer  Fund  bei  Mannheim 
selbst  hervorzuheben.  Jenseits  des  Neckars 
am  Rand  des  Hochufers  beim  Isolierspital 
wurde  beim  Abheben  der  Erde  zu  bau- 
lichen Zwecken  ein  Flachgrab  aus  vorge- 
schichtlicher Zeit  entdeckt  Das  Skelett^ 
das  leider  beim  Auffinden  zerstört  wurde^ 
lag  in  etwa  1  m  Tiefe,  und  am  Fnssende 
fanden  sich  drei  glatte  Ringe  von  massivem^ 
6—9  mm  dickem  Bronzedraht.  Der  grösste^ 
kreisrund  und  geschlossen,  hat  11cm  Weite,, 
die  beiden  andern  wurden  von  den  Findern 
leider  zerbrochen  und  sind  nicht  vollstän- 
dig erhalten,  sie  waren  wahrscheinlich  eben- 
falls geschlossen  und  5^  bzw.  7^  cm  weit. 
Der  Fund  beansprucht  für  uns  eine  beson- 
dere Wichtigkeit,  weil  bis  jetzt  auf  der  von 
alten  Flussläufen  und  Niederungen  darch- 

Digitized  by  VjOOQ IC 


—     285    — 


—     2^6    — 


zogeneo  Mannheimer  Gemarkung  nur  sehr 
wenige  Altertümer  entdeckt^  worden  sind 
und  ausser  einem  Einzelfund  in  den  1860er 
Jahren  noch  keine  praehistorischen  Funde 
hier  nachgewiesen  waren.  Ein  anderer  Grab- 
fund im  Gewann  Meerfeld  (nahe  der  Fabrik 
von  Propfe)  scheint  trotz  seiner  Ähnlich- 
keit mit  Reihengräbern  dem  Mittelalter 
zugewiesen  werden  zu  müssen. 

Während  das  römische  Ladenburg  im 
verflossenen  Jahre  ausnahmsweise  keine 
bedeutenderen  Funde  ergab,  verdanken  wir 
der  Güte  unseres  Ehrenmitglieds,  des  Herrn 
Karl  Christ  in  Heidelberg  eine  Anzahl  rö- 
mischer Münzen  (A.  Licinius  Nerva,  Vitel- 
lius,  Vespasian,  Domitian,  Nerva,  Trajan, 
Hadrian,  Antoninus  Pius  und  Elagabal), 
die  sämtlich  in  Neuenheim  bei  Heidel- 
berg gefunden  sind.  Ein  anderer  Römer- 
fund  aus  der  Umgegend  Heidelbergs  wurde 
durch  die  gütige  Vermittlung  des  Herrn 
Gntsverwalters  Edinger  in  Spechbach  er- 
worben. Es  ist  dies  der  Oberteil  eines 
sogen.  Viergötteraltars,  der  in  einer 
Scheune  des  dem  pfälzischen  kath.  Kirchen- 
fond gehörigen  Hofgutes  Mönch z eil  ein- 
gemauert war.  Der  Stein  misst  37  cm  Höhe 
und  hat  einen  quadratischen  Grundriss  von 
52  cm  Seitenlänge.  Die  Figuren  stehen  in 
rundbogigen  Nischen,  sind  aber  nur  bis 
zur  Mitte  der  Brust  erhalten.  Auf  der 
Vorderseite  Merkur  mit  Flügeln  am  Haupte, 
die  Chlamys  über  der  linken  Schulter,  links 
Juno  mit  Schleier,  fast  nur  in  den  Umris- 
sen erhalten,  rechts  männliche  Figur  mit 
Vollbart  (Herkules).  Die  vierte  Seite  ist, 
wahrscheinlich  bei  der  Verwendung  des 
Steins  zum  Bau,  glatt  abgearbeitet.  Die 
Skulpturen  sind  ziemlich  gut  gearbeitet, 
das  Material  ist  Neckar  -  Sandstein.  In 
Mönchzell  selber  sind  unseres  Wissens  bis 
jetzt  noch  keine  römischen  Funde  gemacht 
worden,  wohl  aber  in  dem  eine  halbe  Stunde 
thalaufwärts  gelegenen  Lobenfeld,  so  z  B. 
ein  kleines  von  unserm  Verein  ausgegra- 
benes Gebäude  (Wachthaus?)  an  der  Rö- 
merstrasse, die  aus  der  HeMelberger  Ge- 
gend nach  Osten  (Obrigheim  am  Neckar) 
führt  (vgl.  Wd.  Zs.  IV,  Museogr.  45)  und 
zwei  Altäre,  die  sich  in  unserer  Sammlung 
befinden  (vgl.  Zangemeister,  Wd.  Korr.  II, 
141).   Wahrscheinlich  war  unser  Denkstein 


von  Lobenfeld  nach  Mönchzeil  verschleppt 
worden. 

in  alemannisch-fränkische  Zeit 
gehören  die  Funde,  die  im  Frühjahr  im 
benachbarten  Schwetzingen  gehoben 
wurden.  Schwetzingen,  dessen  Name  im 
Lorscher  Codex  erstmals  im  Jahre  765  ge> 
nannt  wird,  war  in  der  frühgermanischen 
Zeit  offenbar  kein  unbedeutender  Ort.  Im 
vorigen  Jahrhundert  wurden  bei  der  Anlage 
des  kurfürstlichen  Gartens  an  zwei  Stellen 
Gräber  entdeckt,  die  damals  für  römisch 
gehalten  wurden,  aber  nach  der  in  den 
Akten  der  Pfälzer  Akademie  (Band  IV,. 
pars  histor.  S.  52  ff.)  gegebenen  Beschrei- 
bung als  alemannische  oder  fränkische  Rei- 
hengräber zu  bezeichnen  sind.  Ein  drittes- 
Gräberfeld  wurde  im  Jahre  1884  beim  Bau 
der  neuen  Aktienbrauerei  zum  Ritter  (nahe- 
dem  nördlichen  Ausgang  des  Schlossgartens) 
aufgedeckt  (vgl.  Wd.  Korr.  III,  98),  die 
Funde  kamen  durch  Schenkung  in  unsere- 
Sammlung.  Seitdem  wurden  an  letztge- 
nannter Stelle  wiederholt  Skelette  ausge- 
graben, bis  sich  im  April  d.  J.  wieder  drei 
Gräber  mit  Beigaben  (Schildbuckel,  Speer- 
eisen, Kamm,  Messer  und  je  einem  irdenei^ 
Topfe)  fanden.  Die  Gräber  lagen  von  West 
nach  Ost  in  0,70  bis  l,öO  m  Tiefe,  aber 
ziemlich  weit  auseinander.  Eine  systema- 
tische Ausgrabung  wäre  daher  zu  kostspie- 
lig und  erscheint  auch  mit  Rücksicht  auf 
die  Bauten  und  den  Betrieb  der  Brauerei 
unthunlich.  Aber  unser  besonderer  Dank 
sei  auch  an  dieser  Stelle  der  verehrlichen 
Brauerei- Direktion  ausgesprochen,  welche* 
in  der  entgegenkommendsten  Weise  An- 
ordnungen traf  für  eine  sorgfältige  Aus- 
grabung und  Bergung  der  Funde  und  die 
letztem  auch  diesmal  wieder  durch  Schen- 
kung unserer  Sammlung  überliess. 

Einen  interessanten  Altertumsfund  au& 
der  Schweiz  verdanken  wir  unserm  ver- 
ehrten Mitglied  Herrn  Landgerichtsrat  0. 
von  Stockhorner,  der  denselben  in  Aigle 
(Kanton  Waadt)  erwarb  und  unserer  Samm- 
lung schenkte.  Es  ist  ein  praehistorischer 
Grabfund,  bestehend  in  einer  23  cm  langen 
Bronzenadel  und  einem  offenen  Armband 
von  1  cm  breitem  Bronzeblech.  Das  letz- 
tere läuft  am  einen  Ende  in  ein  Häkchea 
aus,  welches  in  eine  am  anderen  Ende  an- 

Digitized  by  VjOOQ IC 


287    — 


288 


-gebrachte  Öse  eingehakt  wird.  Die  Nadel 
hat  einen  flachen  Knopf  und  ist  mit  Strich- 
ornamenten geziert;  sie  ist  ein  Seitenstück 
zu  denjenigen,  die  wir  bei  Heidelberg  (vgl. 
Wd.  Zs,  IV.  Taf.  XII)  und  bei  Ladenluirg 
(vgl.  Wd.  Zs.  V,  Museogr.  45)  in  Flach- 
gräbern gefunden  haben. 

Bei  der  grossen  Zahl  von  Erwerbungen 
aus  dem  Mittelalter  und  der  neueren 
^eit  kann  hier  nur  das  AVichtigste  Erwäh- 
nung finden.  In  erster  Linie  sind  die  An- 
käufe von  ^lünzen  und  Medaillen  zu  nennen. 
Bei  den  zur  Verfügung  stehenden  beschei- 
denen Mitteln  glaubt  der  Verein  sich  auf 
Pfälzer  Münzen  der  Kurfürstl.  Hauptlinie 
beschränken  zu  sollen,  strebt  aber  hierin 
möglichste  Vollständigkeit  an.  Femer  wur- 
den erworben  Stiche,  Radirungen  und  Holz- 
schnitte, Portraits,  Landschaften,  Städte- 
ansichten  und  Pläne,  Spottbilder  und  Karri- 
katuren  aus  älterer  und  neuerer  Zeit.  Im 
Einzelnen  verdienen  noch  genannt  zu  wer- 
den: Ein  Thonabdruck  des  Wappens  der 
Rüdt  von  Collenberg  von  der  Ruine  Minne- 
4)urg  bei  Neckargerach,  ein  Siegelabguss 
in  Zinn  von  der  goldenen  Bulle  (nach  dem 
in  der  Karlsruher  Münze  befindl.  Original- 
stock), eine  eiserne  Kassette  imd  desgl. 
Ofenplatten,  eine  Terracottastatuette  (Chri- 
stus) gef.  im  Rhein  bei  Bingen,  u.  A.  m. 
Endlich  sei  noch  der  Anschaffungen  für 
die  Bibliothek  und  die  Urkundensammlung 
gedacht. 

Ijuter  den  Gegenständen,  die  unter  Vor- 
behalt des  Eigentumsrechts  von  ihren  Be- 
sitzern bei  uns  deponiert  wurden,  sind 
vier  Portraits  (Ölbilder  der  Kurfürsten  Karl 
Philipp  und  Karl  Theodor  und  des  Jesuiten- 
paters Desbillons,  Portraitbüste  in  Wachs 
des  Hofrats  Weikum,  ehem.  Lyceumsdirek- 
tors  hier,  f  1824)  hervorzuheben,  die,  seit- 
her in  der  Bibliothek  des  hies.  Gymnasiums 
Aufbewahrt,  dank  dem  freundlichen  Ent- 
gegenkommen des  Grossh.  Oberschal  rats 
und  der  Gymnasiumsdirektion  durch  ihre 
Verbringung  in  unsere  Sammlung  auch  wei- 
tern Kreisen  zugänglich  gemacht  werden. 
Möchten  solche  Beispiele  von  Liberalität 
auch  weiterhin  und  namentlich  auch  bei 
Privaten  Nachahmung  finden.  Gar  manches 
interessante  Familienstück  verliert  schon 
in  der  dritten  oder  vierten  Generation  sei- 


nen Wert  und  geht  schliesslich  verloren, 
während  es  ip,  einer  öffentlichen  Sammlun;: 
eine  würdige  und  dauernde  Stätte  finden 
und  ihr  zur  Zierde,  der  betr.  Familie  aber 
zum  bleibenden  Andenken  gereichen  könnte 
Unsere  Beziehungen  zu  auswärtigen  Ge- 
schichts-  und  Altertums -Vereinen  wurden 
im  verflossenen  Jahre  durch  Versendung 
unserer  Publikation  gepflegt  und  in  erfreu- 
licher Weise  erweitert,  auch  hatten  wir 
un:  von  Seiten  des  hiesigen  Stadtrates 
sowie  der  staatlichen  Behörden  wohlwol- 
lender Unterstützung  und  Fördenmg  zu 
erfreuen.  Ihnen  sowie  den  verehrt.  Mit- 
gliedern und  Freunden,  die  sich  durch 
Geldbeiträge  und  Schenkungen  um  den 
Verein  verdient  gemacht,  sei  hiermit  der 
verbindlichste  Dank  ausgesprochen. 

Im  letzten  Winter  wurden  drei  Vereins- 
abende  mit  Vorträgen  veranstaltet.  Es 
sprachen:  Herr  Architekt  Manch ot  über 
die  Klosterruine  Limburg  a.  d.  Haardt, 
Herr  K.  Christ  über  römische  Kultur  in 
den  Rheinlanden  und  Herr  Fr.  Algardi 
über  das  Mannheimer  Theater  im  Torigen 
Jahrhundert. 

Im  Anschluss  an  erstgenannten  Vortrag 
wurde  ein  Verein  sau  sf  lug  nach  der  Lim- 
burg unternommen,  der  sich  einer  zahlrei- 
chen Beteiligung  von  Seiten  der  Mitglieder 
erfreute  und  besonders  anziehend  und  lehr- 
reich wurde  durch  den  Umstand,  dass  Herr 
Manchot  sowie  einige  Herren  vom  Dürk- 
heimer  Altertums- Verein  in  liebenswürdiger 
Weise  die  Führung  übernahmen. 


Verlag  der  Fr.  LIntz'schen  Bachhandliing  in  Trier 

Dtr  Dom  in  Tritr 

in  seinen  drei  Hauptperioden: 

der  RöDiscben,  der  FiiokisdifD,  der  RtBuiscbei, 

betchrieben  nnd  dnrch  26  Tafeln  erl&utert 
von 

Dr.  J.  N.  von  Wilmowsky. 

Preis  90  BCark. 
Herabgeeetxter  Barpreis  80  Mark. 

GescUcliteilesErzsUnes  Trier 

d.  L  der  Stadt  Trier  nnd  de«  Trierischen  Lande» 

als    Chnrfttrstentnm    nnd    als    Diözese   von    deo 

ältesten  Zeiten  bis  snm  Jahre  1816. 

Von  Domkapitnlar 

'^  Dr.  J.  Marx. 

5  Bünde.    18&8-64.    Preis  Ji  B23&. 


FR  UNTTSOHC  BUCHDRUCKCRei  IN  TRin. 


Digiti 


zedby  Google 


Digiti 


zedby  Google 


This  bock  should  be  rctumed  *to  the 
Library  on  or  before  the  last  datc  stamped 
below. 

A  finc  of  fivc  Cents  a  day  is  mcurred  by 
rctainliig  it  beyoDd  thc  specified  time. 

Pleasc  return  promptly« 


Digiti 


zedby  Google 


n 


i: 


Digiti 


zedby  Google