This is a digital copy of a book that was preserved for generations on library shelves before it was carefully scanned by Google as part of a project
to make the world's books discoverable online.
It has survived long enough for the Copyright to expire and the book to enter the public domain. A public domain book is one that was never subject
to Copyright or whose legal Copyright term has expired. Whether a book is in the public domain may vary country to country. Public domain books
are our gateways to the past, representing a wealth of history, culture and knowledge that 's often difficult to discover.
Marks, notations and other marginalia present in the original volume will appear in this file - a reminder of this book's long journey from the
publisher to a library and finally to you.
Usage guidelines
Google is proud to partner with libraries to digitize public domain materials and make them widely accessible. Public domain books belong to the
public and we are merely their custodians. Nevertheless, this work is expensive, so in order to keep providing this resource, we have taken Steps to
prevent abuse by commercial parties, including placing technical restrictions on automated querying.
We also ask that you:
+ Make non-commercial use of the file s We designed Google Book Search for use by individuals, and we request that you use these files for
personal, non-commercial purposes.
+ Refrain from automated querying Do not send automated queries of any sort to Google's System: If you are conducting research on machine
translation, optical character recognition or other areas where access to a large amount of text is helpful, please contact us. We encourage the
use of public domain materials for these purposes and may be able to help.
+ Maintain attribution The Google "watermark" you see on each file is essential for informing people about this project and helping them find
additional materials through Google Book Search. Please do not remove it.
+ Keep it legal Whatever your use, remember that you are responsible for ensuring that what you are doing is legal. Do not assume that just
because we believe a book is in the public domain for users in the United States, that the work is also in the public domain for users in other
countries. Whether a book is still in Copyright varies from country to country, and we can't off er guidance on whether any specific use of
any specific book is allowed. Please do not assume that a book's appearance in Google Book Search means it can be used in any manner
any where in the world. Copyright infringement liability can be quite severe.
About Google Book Search
Google's mission is to organize the world's Information and to make it universally accessible and useful. Google Book Search helps readers
discover the world's books white helping authors and publishers reach new audiences. You can search through the füll text of this book on the web
at|http : //books . google . com/
über dieses Buch
Dies ist ein digitales Exemplar eines Buches, das seit Generationen in den Regalen der Bibliotheken aufbewahrt wurde, bevor es von Google im
Rahmen eines Projekts, mit dem die Bücher dieser Welt online verfügbar gemacht werden sollen, sorgfältig gescannt wurde.
Das Buch hat das Urheberrecht überdauert und kann nun öffentlich zugänglich gemacht werden. Ein öffentlich zugängliches Buch ist ein Buch,
das niemals Urheberrechten unterlag oder bei dem die Schutzfrist des Urheberrechts abgelaufen ist. Ob ein Buch öffentlich zugänglich ist, kann
von Land zu Land unterschiedlich sein. Öffentlich zugängliche Bücher sind unser Tor zur Vergangenheit und stellen ein geschichtliches, kulturelles
und wissenschaftliches Vermögen dar, das häufig nur schwierig zu entdecken ist.
Gebrauchsspuren, Anmerkungen und andere Randbemerkungen, die im Originalband enthalten sind, finden sich auch in dieser Datei - eine Erin-
nerung an die lange Reise, die das Buch vom Verleger zu einer Bibliothek und weiter zu Ihnen hinter sich gebracht hat.
Nutzungsrichtlinien
Google ist stolz, mit Bibliotheken in partnerschaftlicher Zusammenarbeit öffentlich zugängliches Material zu digitalisieren und einer breiten Masse
zugänglich zu machen. Öffentlich zugängliche Bücher gehören der Öffentlichkeit, und wir sind nur ihre Hüter. Nichtsdestotrotz ist diese
Arbeit kostspielig. Um diese Ressource weiterhin zur Verfügung stellen zu können, haben wir Schritte unternommen, um den Missbrauch durch
kommerzielle Parteien zu verhindern. Dazu gehören technische Einschränkungen für automatisierte Abfragen.
Wir bitten Sie um Einhaltung folgender Richtlinien:
+ Nutzung der Dateien zu nichtkommerziellen Zwecken Wir haben Google Buchsuche für Endanwender konzipiert und möchten, dass Sie diese
Dateien nur für persönliche, nichtkommerzielle Zwecke verwenden.
+ Keine automatisierten Abfragen Senden Sie keine automatisierten Abfragen irgendwelcher Art an das Google-System. Wenn Sie Recherchen
über maschinelle Übersetzung, optische Zeichenerkennung oder andere Bereiche durchführen, in denen der Zugang zu Text in großen Mengen
nützlich ist, wenden Sie sich bitte an uns. Wir fördern die Nutzung des öffentlich zugänglichen Materials für diese Zwecke und können Ihnen
unter Umständen helfen.
+ Beibehaltung von Google -Markenelementen Das "Wasserzeichen" von Google, das Sie in jeder Datei finden, ist wichtig zur Information über
dieses Projekt und hilft den Anwendern weiteres Material über Google Buchsuche zu finden. Bitte entfernen Sie das Wasserzeichen nicht.
+ Bewegen Sie sich innerhalb der Legalität Unabhängig von Ihrem Verwendungszweck müssen Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst sein,
sicherzustellen, dass Ihre Nutzung legal ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass ein Buch, das nach unserem Dafürhalten für Nutzer in den USA
öffentlich zugänglich ist, auch für Nutzer in anderen Ländern öffentlich zugänglich ist. Ob ein Buch noch dem Urheberrecht unterliegt, ist
von Land zu Land verschieden. Wir können keine Beratung leisten, ob eine bestimmte Nutzung eines bestimmten Buches gesetzlich zulässig
ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass das Erscheinen eines Buchs in Google Buchsuche bedeutet, dass es in jeder Form und überall auf der
Welt verwendet werden kann. Eine Urheberrechtsverletzung kann schwerwiegende Folgen haben.
Über Google Buchsuche
Das Ziel von Google besteht darin, die weltweiten Informationen zu organisieren und allgemein nutzbar und zugänglich zu machen. Google
Buchsuche hilft Lesern dabei, die Bücher dieser Welt zu entdecken, und unterstützt Autoren und Verleger dabei, neue Zielgruppen zu erreichen.
Den gesamten Buchtext können Sie im Internet unter http : //books . google . com durchsuchen.
^.
-WH»"- <^'
IN COMMEMOÄATION OF THE VISIT OF
ms ROYAJ> HiqHNESS
PRINCE HENRY OF PRUSSIA
MAHCH SIXTH.I9Ö*
ON BEHALr OF HIS M^^lJESTV
THE GEBMAN EMPEROR
J
ASSISTANT PROFESSOR OF HlSTORY
c/l?Ji)..^^
Digiti
zedby Google
Digiti
zedby Google
Digiti
zedby Google
Westdeutsche Zeitschrift
für
Geschichte und Kunst.
Herausgegeben
von
Dr. F. Hettner Dr. K. Lamprecht
Director des Provlnzialmuseums a. o. Professor der Geschichte
in Trier. in Bonn.
Jahrs^ang; TU.
TRIER.
Verlag der Fr. Lintz 'sehen Bnchhandlnng.
1888.
Digitized by VjOOQ IC
fe6^3.'
HARVARD COllFRf LIBRARY
OCT 28 1905
HOHENZOLLERN COLLECTION
CIFT OF A. C. COOLIDGE
rN^
Fr. Lintz'ache Bachdraokerei iu Trier. (L. ^
Digiti
zedby Google
Inhalt der Vierteljahrsheft6.
Abteilung I.
Block, P. J., Die heimatliche OeschichtsforschuDg in Holland ... 1
Siebourg, M., Zam Matronenkultus 99
AMoilung II.
a) Altertum.
Dahm, 0., Übergang des Limes über den Doppelbiergrabensumpf in
der Bulau bei Hanau. (Hierzu Tafel 1) 61
Gürres, Fr., RictiusYarus (oder Rictiovarus), der berüchtigte mythische
Verfolger der gallischen und zumal der trierischen Kirche ... 23
Hettner« F., Römische Münzschatzfunde in den Rheinlanden (Forts.) 117
Kofier, Fr, Der Ringwall *Heuneburg' bei Lichtenberg im Grossher-
zogtum Hessen. (Hierzu Tafel 11) 313
Wiegand, W., Die Alamannenschlacht bei Strassburg. Eine Entgegnung 63
b) Mittelalter und Neuzeit.
Boos, H, Erwiderung auf die Recension meines Urkundenbuchs der
Stadt Worms. L Band, von G. Freiherm Schenk zu Schweinsberg . 163
Hansen, J., Jahresrechnung des Kölnischen Offizialatgerichtes in Soest
vom 1. Mftrz 1438 bis zum 1. März 1439 35
Hoogeweg, H., Der kölner Domscholaster Oliver als Kreuzprediger
1214—1217 235
Xordhoff, J. B., Das Kirchlein zu Hiltnip. (Hierzu Tafel 12) . . . 317
Schenk zu Schweinsberg, G., Erwiderung (vgl. unter Boos) . . . 164
Weiland, L., Ungedruckte Urkunden der Erzbischöfe Johann I und
Arnold H von Trier, die Kirche zu Engers, Kreis Neuwied, betr. . 58
Weiland, L., Vertrag zwischen Erzbischof Balduin von Trier und
Bischof Adolf von Lüttich über die Versetzung des letzteren auf
den Erzstuhl von Mainz 54
Wyss, A, J. P. A. Madden und die Druckerei im Kloster Weiden-
bach zu Köln 271
Zangemeister, K., Zur Geschichte der grossen Heidelberger, sog.
Manessischen Liederhandschrift 325
c) Recensionen.
Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrh.
20. Band: Die Chroniken der westfälischen und niederrheinischen
Städte. I.Band. — Beiträge zur Geschichte Dortmunds und
der Grafschaft Mark. IV: Die grosse Dortmunder Fehde von
1388 bis 1389; von Alexander Mette. Angezeigt von Dr. Rubel
in Dortmund 371
Mitteilungen des Vereins für Kunde der Aachener Vorzeit,
im Auftrage des Vorstandes herausgegeben von R. Pick. I, 2.
Angezeigt von H. Loersch 389
Oechelhaeuser, L. v., Die Miniaturen der Universitäts-Bibliothek zu
Beidelberg I. Angezeigt von K. Lamprecht in Bonn 73
Quellen zur Geschichte der Stadt Worms, auf Veranlassung und
mit Unterstützung des Herrn C. W. Hey], herausgegeben durch H.
Boos. LTeil: Urkundenbuch der Stadt Worms, L Band, 627
bis 1300. Angezeigt von G. Freiherm Schenk zu Schweinsberg in
Darmstadt 80
Abteilung III.
Bibliographie 166
Museographie über das Jahr 1887:
Hettner, F., Schweiz, Westdeutschland, Holland. (Hierzu
Tafel 2-10) 278
Schuermans, IL, D^couvertcs d^antiquit(;s en Belgique . 308
Digiti
zedby Google
Abbildungen.
Taf. 1 7M Dahm, Übergang des Limes über den Doppelbiergrabensumpf. S. 58.
Taf. 2—5, 6,3-5—10 zur Museographie S. 278 fg. : Taf. 2—5 zu Worms
S. 291 Nr. 67. Taf. 6, Fig. 3 - 6 zu Stuttgart S. 280 Nr. 33. Taf. 7
zu Homburg S. 288 Nr. 55. Taf. 8 zu Sammlung Herstatt-Köln S. 300
Nr. 86. Taf. 9, Fig. 1—9 zu Constanz S. 283 Nr. 37. Taf. 9 Fig. 10
7M Sammlung Merkens-Koln S. 301 Nr. 87. Taf. 9, Fig. 11— 13a zu
Leyden S. 305 Nr. 99. Taf. 9, Fig. 14—15 und Taf. 10 zu Trier
S 298 Nr. 80.
Taf 6, Fig. 1 u." 2 zu Westd. Korrbl. VH, Nr. 117.
Taf. 11 zu Kofler, Der Ringwall *Heuneburg'. S. 313.
Tut 12 zu Nordhoff, Das Kirchlein zu Hiltrup. S. 317.
Inhalt des Korrespondenzblattes.
(Die Citate gehen auf die Nummern des Korrespondenzblattes).
MItcellanea.
Bis^iuger, Römischer Munzfund von
Baden-Baden 30.
Gross j W., Jagsthausen 56.
Hau;i, Juppitermonument 33.
— Zu dem Heddernheimer Militär-
diplom 32.
HeLtiier, Zu den Trierer Inschriften
lOK, 128.
liolHUder, Beiträge zur Biographie
Steidfljis 109.
[Klein, J.], Das römische Lager zu
^ Bonn L47. .
KodIiI^ Das römische Felsendenkmal
bei Schweinschied (Kr. Meisenheim)
im.
— Stein Werkzeuge mit wagerechter
Srlmeide 70.
Kofier, Die rechtsrheinische Römer-
strasse 107.
— Mutmassliches Limeskastell bei Born
— Zeitbestimmung eines Hügelgrabes
mit Bronzebeigaben 106.
Meli Ha, Archäologisches 137.
— Piaehistor. Eisenbarren 125.
Müller, Reiter u. Schlangenmensch 34.
M o iji m 3 e n , Bronzetafel y. Cremona 44.
— Zur Bonner Inschrift v. J. 222 45.
Utto^ Hömisches Gebäude auf dem
KiEinzplatz in Wiesbaden 31.
Pfeiffer, Erneuerte Statuten des
Trarbacher Pfarr-Lehngutes 127.
Rciners, Das Troparium von Prüm
und sein Bilderschmuck 148, 183.
Kiese, Der Name der Römerstadt bei
lleddemheim 84.
-- 7a\ Ausonius' Mosella 85.
^' * Erzbischof Balduin beurkundet
u. s . w. 149.
[Sciiaaffhausen], Die vorgeschicht-
lichti Ansiedlung in Andernach 182.
Wagner, E., Über alte Schmuckstücke
aus Gagatkohle und verwandten
Stoffen 138.
Zangemeister, Dacianus undRictius
Varus 57.
— Zur Geschichte der civitas Treve-
rorum 43.
Praehlttorische Altertümer.
Ansiedlung bei Andernach 182 ;
Schwabsburg 49.
Gräber bei Bretten 172; Hünstorf 6;
Mannheim 186; Merdingen 172 ; Nan-
diezweiler 64 ; Schwabsburg 49 ; Wal-
lerstädten 106. Hallstattgräber von
Beckerslohe 153. La Tenegräber am
Muhlberg bei Geisenhcim 91; vom
Schönauer Hof 117. Neolithische
Gräber bei Offstein 21.
Hügel unklarer Bedeutung bei Ried-
lingen 116.
Refugien in der Schweiz 177.
Varia.
Bronzedolch u. Nadel in Bretten 172.
Bronzeringe aus Hünstorf 6, Mann-
heim 186, Nandiezweiler 64, Schö-
nauer Hof 117. Fibeln vom Schö-
nauer Hof 117. Eisenbarren 125.
Eiserne Büchse von Geisenheim 91.
Gagat u. dgl. 138. Glasarmring und
Perlen von Geisenheim 91, Schönauer
Hof 117. Mammuthreste bei Gel-
bingen 88. Römische Münze in
Hügelgrab 106. Steinhacken aus
Mussbach 22, Offstein 21. Steinwerk-
zeuge 70, 137 ; zu Glanmünchweiler,
Nandiezweiler, Kirchmohr 65; Off-
stein 21. Wagen, Pferdegeschirr,
farbige Thonscherben u. Feuerstein
in Merdingen 172.
Digiti
zedby Google
Mmlsche AliertQmor.
Bauten.
Canal : bei Grimmimghausen 142; Ken-
denich 129.
Castelle ii. Befestigangen: Bonn
78, 147; Born 46; Damme 121; Köln
4, 175; Kreimbach 3; Lembach (V)
89; Rottweil 1.
Mauerwerk, unbestimmbares : in Fen-
tingen 7; Köln 79; Wiesbaden 31.
Mercurtempel? in Lembach 89.
Mithräum in Oberflorstadt 48, 87.
Niederlassung, bürgerliche, Rott-
weil 1.
Strassen: bei Florstadt 90 ; zwischen
Mehrholz und Brägel 130; rechts-
rheinische 107.
Skulptur und Architekturglieder.
Altäre, inschriftlose, aus Oberflor-
stadt 48; Platte mit herzförmigen
Steinchen in Lembach 89.
Gütterfiguren: Jüngling mit gesenk-
ten Fackeln und 2 Männer, einer
mit Lanze, in Oberflorstadt 48, Vier-
götteraltar in Lembach 89 u. Mönch-
zell 186.
Mosaik in Köln 174.
Relief bei Schweinschied 94, 136.
Tisch aus Stein in Rottweil 1.
Inschriflen.
Aufschriften: auf Fibeln in Fels 24 ;
auf Glas in Rottweil 1 ; auf Löffel
in Trier 126, is n. 22; auf Ring in
Rottweil 1; auf Thongefassen in
Aachen 5, Fels 24, Strassburg 128;
Oculistenstempel aus Bitburg 40,
von der Saalburg 20; auf Ziegeln
in Köln 175, Mettlach 108, 8, Ober-
florstadt 48, Rottenburg 33, Rott-
weil 1.
Bauinschrift in Bonn 78.
Ehreninschrift in Mainz 4S; in
Trier ll9.
Grabinschriften von Civilper-
sonen: von Castell bei Saarburg
126,19; in Köln 81 ; in Nierstein 63 ;
in Trier 126, 11, 12, 14, 17, 21 ; Wolfs-
kirchen 163 — Christi, in Trier 118
Grabinschriften von Soldaten:
eines bencficiarius leg., duplarius,
eques und Veteranen der leg. I Min.
in Bonn 78.
Meilenstein aus der Gegend von
Saarbrücken 126,3o.
Militärdiplom in Hcddernheim 32.
Votivsteine: an Apollo 126,i8; an
Jun. et Genius loci Asberg 67; an
Juppiter von der Ahr 126,i5, in Rot-
teuburg 33; an Isis in Köln 81 ; an
Mars in Trier 126,i3; an Mars Le-
mis in Fliessem und Trier 108; an
Mars Loncetius in Worms 76; an
Mercur in Heidelberg 75.
Classis Germ, in Köln 175.
Gehörtes:! Ituraeorum in Rottweil 1 .
Legion es: 1 Min. in Bonn 78; VllI
Aug. in Oberflorstadt 48, Rottenburg
33; XI in Rottweil 1; XXII in
Mainz 43, in Mettlach 108,8, in
Oberflorsudt 48.
Notabilia varia: Coresnius 45; L.
Caesar in Trier 119; Turesus 110.
Bömische Gräber.
bei Fels 24 ; in Mainz 77 ; in Worms 50.
Aschenkiste in Kirn 173.
Sarg bei Cleve 25, in Köln 80.
Kleinaltertumer.
Elfenbeingriff aus Oberflorstadt 48.
Gemmen aus Rottweil 1.
Glas: Mainz 77; Rottweil 1.
Metall. Bronze: Bleche in Cleve 25,
Mainz 77, Oberflorstadt 48, Worms
50 ; Fibeln in Fels 24 ; Kettchen in
Mainz 77 ; Ring aus Rottweil 1 ;
Spiegel in Fels 24 ; Statuetten eines
Juppiter in Rottweil 1, einer Löwin
aus Worms 50; Thonbecher mit
Bronzebeschlag Rottweil 1.
Eisengegenstände aus Ober-
florstadt 48.
Goldperlen in Mainz 77.
Silber: Löff'el in Trier 1 26,i6 n. 22.
Thon: Becher mit Bronze überzogen
aus Rottweil 1 ; Lämpchen aus Ober-
florstadt 48 ; Sigillatagcfässe in Rott-
weil 1 ; Terracottafigur aus Oberflor-
stadt 48.
Frankische AlteriOmer.
Gräber bei Dattenberg 66; Schwabs-
burg 49; Schwetzingen 186.
Varia.
Scheibenfibel,goldene,vonSchwabs-
burg 49.
MQnzen.
Römische in: Baden-Baden 30;
Kreimbach 3 ; Lembach 89 ; Neuen-
heim 186; Oberflorstadt 48; Rott-
weil 1; Strassburg 129; Wallerstäd-
ton 106; Worms 50.
Spätere: des 15. u. 16. Jahrh. in
Siegen 93.
Digiti
zedby Google
JFundorie und Ortsangaben.
Aachen 5, 92; von der Ahr 126,i5;
Andernach 182; Asberg 67; Baden-
Baden 30; Beckerslohe 153; Beer-
furter Sclilösschen 2; Bitburg 40;
Bonn 45, 78, 147; Born 46; Bretten
172; Castell bei Saarburg 126,19;
(/leve 25; Damme 121; Darmstadt
117; Dattenberg 66; Fels 24; Fen-
tingen 7 ; Fliessem 108, 9 ; Florstadt
90; Geisenheim 91; Gelbingen 88;
Glanmünchweiler 65; Grimmling-
hausen 142; Hartenburg 143; Hed-
dernheim 32, 84; Heidelberg 75;
lIünstoi*f 6; Jagsthausen 56; Karls-
ruhe 172; Kendenich 129; Kirch-
mohr 65; Kim 173; Köln 4, 79, 80,
81, 120, 129, 174, 175; Konstanz
115; Kreimbach 3; Lembach 89;
Limburg 143; Mainz 43, 77; Mann-
heim 186; Meerfeld 186; Mehrholz
13U; Merdingen 172; Mönchzell 186;
Muhlberg 91; Mussbach 22; Xan-
diezweiler 64, 65; Neuenheim 186;
Neuss 142; Nierstein 63; Oberflor-
stadt 48, 87; Offstein 21; Riedlingen
116; Rilchingen 126,22; Rottenbnrg
33; Rottweil 1; Saalburg 20; Schö-
nauer Hof 117; Schwabsburg 49;
Schweinschied 94, 136; Schwetzin-
gen 186; Seebach 23; Siegen 93;
Strassburg 128; Trier 108,9, 118,
119, 126,11—14,21; Wallerstädten
106; Wiesbaden 31; Wolfskirchen
163, Worms 60, 76; Xanten 133.
Litteratur.
ArnoJdi, Katalog seiner Altertums-
sammlung 27.
Beisse I, St., Geschichte der Aus-
stattung der Kirche des heil. Victor
zu Xanten 11.
Bissinger, Funde röm. Münzen in
Baden U. 100.
Catalogue de la collection des In-
veutaires - Sommaires des archives
departementales etc. h 1790 54.
V. Co hausen, Autiq.-techn. Führer
durch das Altertumsmuseum zu Wies-
baden 122.
— Die Mauerverbände an alten Bau-
w^erken des Rheinlandes 28.
Cohen, H., descr. bist, des monnaies
[romaines] 7. Band 145.
Dahm, 0., Die Herrmannschlacht 180.
Favier, Catalogue des Mss. de la soc.
d'arch. lorraine 13.
Förster, £ , Aus der Jugendzeit 42.
Hardy, Rum. Legionen von Augustus
bis Septimius 47.
[Rarster], Katalog der bist. Abtei-
lung des Museums zu Speier 26.
Heierli, Pfahlbauten, 9. Bericht 124.
— Vorrömische Gräber im Kanton
Zürich 123.
Hermann u. Jastrow, Jahresb. der
Geschichtswissenschaft 6. Jahrg. 14.
d'Hoop, La Flandre Orientale et ses
anciennes Archives 55.
Hü ff er, Alfred von Reumont 12.
Jacobs, Ed., Die Schützenkleinodien
und das Papageienschiessen 135.
Kelleter, Die Landfriedensbundnisse
zwischen Maas und Niederrhein im
14. Jahrhundert 53.
Kunstdenkmäler des Grossherzog-
tums Baden I 181.
L i e n a r d , Archäologie de la Meuse 15.
Menadier, Die Heilandspfennige der
Benedictinerabtei Prüm 144.
Mitteilungen der praehist. Kom-
mission der kaiserl. Akademie der
Wissenschaften zu Wien 104.
Mo rnewegjK., Johann V. Dalbergl02.
01s hausen, Neue Gemmen vom Typus
der Alsener 97.
Osborne, Das Beil und seine typi-
schen Formen in vorhist. Zeit 178.
Pulch, Rintelner Gymnasialprogramm
1888, 98.
Rein ach, S., Liste des oculistcs ro-
mains 105.
Sammlung von Vorträgen, gehalten
im Mannheimer Altertums v. H. 99.
Schnapper- Arndt, Jüdische In-
terieurs zu Ende des 17. Jahrb. 9.
Schneider, F., Deutsche Elfenbein-
skulpturen des frühen Mittelalters 10.
Schneider, J., Die alten Heer- und
Handelswege 6. B. 179.
Valentin-Smith, Fouilles dans la
vall^e du Formans en 1862 103.
Wagner, P., Der Trierer Kurfürst
Philipp Christoph von Sötern 8.
Werveke, Schram's Catalogus quar-
tus abbatum Epternacensium 29.
Wilmowsky, Römische Mosaiken aus
Trier und dessen Umgegend 68.
Wissmann, K., Die Weissenburger
Linien 101.
Wörner, Kunstdenkmäler im Gross-
herzogtum Hessen (Kreis Worms) 51.
Zais, E., Die kurmainzische Porzellan-
manufaktur zu Höchst 52.
Mittelalterliche und spätere Gegenstände,
(.Müuzen siehe oben).
Beerfurter Schlusschen 2. Grabfund
von Meerfeld 186. Hartenburg 143.
Hohenzoller'sche Aufnahme der Bau-
Digiti
zedby Google
und Kunstdenkmäler 69. Lim-
burg 14B. Memorienstein iu Köln
120. Pfahlbau in Aachen 5, 92.
Schwabsburg 49. Seebach, Kloster
23. Sycken Huyss 36. Thonfabri-
kation in Aachen 5.
Geiohrto Gesolltchaften und Vereine.
Aachen, Stadtarchiv 134. Badische
histor. Kommission 150. Düsseldorf,
Feier zum eOQjahrigen Bestehen der
Stadt 83. Hansischer Geschichtsver-
ein 151. Köln, Gesellschaft für
rbein. Geschichtskunde 35, Künste
gewerbe-Museum 95, Histor. Museum
»6. Metz, Ges. für lothr. Gesch.
132, 176. Monumenta Germaniae
71. München, Histor. Kommisson
139. Posen, Generalversammlung des
Gesammtvereins 146. Preussische
Akademie (latein. Inschriften) 152.
Strassburg, Kunstgewerbemuseum 82.
Xanten, Ausgrabungen 133.
Varia.
Fritz Möller f 131.
Berichterstatter und Mitarbeiter.
Anthes 2. Bissinger 30. C Uppers 81,
129. Drück 88. Gross, W. 56.
Haug 1, 32, 33. Hettner 15, 26, 40,
es, 78, 81, 94, 108, 118, 119, 122,
126, 131, 180. Holländer 109. Kel-
ler, J. 49, 63. Koehl 50, 70, 136.
Koenen 175. Kofler, 46, 48, 87, 90,
91, 106, 107, 117. Knod 102. Mehlis
3, 21, 22, 23, 64, 65, 125, 137, 143,
153. Miller 116. Möller 34. Momm-
sen 44, 45. Lamprecht 52, 53. Leh-
feld 181. Naeher 128. Otto 31,
98. Pick 5, 36. Riese 84, 85.
Schnütgen 51. Schölten 25. Setz
116. Stromberger 88. Suchier 103.
Wagner, E. 138, 172. vanWerveke
6, 7, 24. Zangemeister 20, 43, 57,
67, 75, 76, 110.
Vereinsnaciiriciiten
anter Redaktion der VereinsYorstftnde.
Backnang 16, 184.
Winterversanunlung zu Murrhardt 16.
Kalchreuther, Die Parzifalsage 184.
Knies er, Über das deutsche Bürger-
tum im Mittelalter 16.
Lumpp, Die Katakomben 16.
Stingel, Die Handwerkszünfte u. die
Verordnungen u. s. w. 184.
Birkenfdd 154.
Generalversammlung. Hügelgrab bei
Wickenroth. Rom. Spuren um Idar.
Dürklwim 37, 72, 155.
Versammlung vom 3. Januar 37, vom
April 72, August 155.
Düsseldorf 185.
Bezüglich der Feier des 600jährigen
Bestehens der Stadt.
Frankfurt
17—19, 38—39, 47, 73—74, 111—113,
140—141, 156—158.
Ausflug nach Darmstadt 17, nach Lorsch
und Heppenheim 141, nach Münzen-
berg und Friedberg 113, nach Rot-
tenburg an der Tauber 140. Gene-
ralversammlung vom 30. Jan. 39.
Basse, Über die Frankfurter Wohl-
thätigkeitsanstalten im Mittelalter 18.
Dechent, Über die Frankfurter Pfar-
rerfamilie Ritter 157.
— Zensurprozess gegen die Frankfur-
ter Gelehrten Anzeigen 47.
Donner- von Richter, Über die Por-
traitsfunde von Rubajjät in Mittel-
ägypten 156.
Heuer, Über die Gefährdung der Frank-
furter Messe in den Jahren 1429 u.
1430 141.
Jung, R., Archiv für Frankfurts Ge-
schichte 1, Band der 3. Folge 74.
— Beziehungen Huttens u. Sickingens
zu Frankfurt 112. ^
— Quellen zur Frankfurter Geschichte
2 141.
— Über die General vers. des Gesamtv.
in Posen 157.
— Über Wederer's Biographie J. Die-
tenberg's 157.
— Über die Verhaftung Voltaires in
Frankfurt auf Veranlassung Fried-
richs des Grossen 39.
Koch, Wiederherstellung der zum Rö-
mer gehörigen Gebäude 158.
Kracauer, Ein Versuch Ferdinands II,
die Jesuiten in Frankfurt einzufüh-
ren 111.
Kuthe, Merkbuch 141.
Nathusius-Neinstedt, Familie von
Glauburg am Ende des 16. Jahrh. 73.
Oven, Friederike Brion von Sesenheim
113.
— Zum Andenken an Gerhard Tho-
mas und J. Fr. Böhmer 158.
Padjera, Bau in Sachsenhausen 113.
— Judenbrückchen 111.
Digiti
zedby Google
P a 1 1 m a u 11 , Über die Frankfurter Gold-
schmiede des 16. u. 17. Jahrb. 38.
Kiese, Name der Römerstadt Heddern-
heim 112.
Schmarsow, Donatello 19.
Schwemer, Über die Reform der
preussischen Heeresverfassung nach
dem Tilsiter Frieden 74.
Mannheim 186.
Depositen. Fränkische Funde aus
Schwetzingen. Herausgabe der U.
Serie der Vereinsvorträge. Mittel-
alterliche Erwerbungen. Mittelalter-
licher (?) Grabfund von Meerfeld.
Praehistorischer Fund bei Mannheim,
desgl. aus der Schweiz. Römische
Münzen von Neuenfaeim. Vereins-
abende und Vereinsaustlug. Vier-
götteraltar von Mönchzell. Vorstand.
Karlsriifie 114.
Generalversammlung.
Bö ekel, Über die deutschen Ausgra-
bungen auf Pergamon.
Lad ewig, Über südrussische und ver-
wandte Goldfunde in historischer Be-
ziehung.
Luckenbach, Neue Forschungen auf
der Akropolis.
Rosenberg, Geschichte des Zahn-
stochers.
Wagener, Bronzegefässe des 14. u. 15.
Jahrb. Neue Erwerbungen.
Wilson, Stellung der german. Runen-
in der Geschichte der Buchstaben-
schrift.
Strassburg 58—62, 159—165.
Dracheuhof 159, 161. Garten und
Fechtsaal des Akademiegebäudes 162,
164. Jahresbericht 165. Kammer-
zellsches Haus 61, 160. ' Regel-
mässigere Veröffentlichung der Pro-
tokolle 160. Schlossruine bei Baar 60 •
Vorstandswahl 59.
Euting, Synagoge in Ruffach 60, 61.
Martin, Bezüglich der Geschichte des
Klosters Murbach 159.
Schlosser, Rom. Bäder bei Mack-
weiler 60, 62.
— Rom. Gräber bei Burbach 58.
— Rom. Inschrift aus Wolfskirchen 163.
— Schatzfund röm. Münzen d. 3. Jahrh.
bei Lutter bach 58.
— ÜberdieBundebeiSaargemünden58.
Stamm, i;ber die alte Gelehrtenschule
in Srhlettstadt 60.
Straub, Bronzefund von Selz 159.
— Crurifragae 62.
— Funde von Lembach 59.
— Giebelfeld der alten Kirche in
Scharbach Q2.
— Grabsteine der Familie vonFleckeu-
stein 162.
— Jahrbuch der Gesellschaft 13, i 59.
— Verzeichnis verschwundener ehe-
maliger Ortschaften im Elsass 59.
— Wandmalereien im Raspelhause zu
Strassburg H2.
W i e g a n d , Alamannenschlacht vor
Strassburg 60, 61.
Stuttgart. Altertumsverein 166.
Stuttgart, ArUhropol, Verein 167—171.
von Föhr f 1.67.
von Föhr, Über seine Ausgrabungen
auf der Münsinger Alb 167.
Fr aas. Über die XVUI. anthrop. Ver-
sammlung 168.
Hauff, Die Kupferperiode 169.
V. Holder, Über die Anthropologie
der Verbrecher 171.
Lampert, Über R. Andree's Studie
„Die Anthropophagie" 168.
V. Tröltsch, Neues aus der Pfahl-
bauzeit 170.
>--«»^^«
Digiti
zedby Google
Die heimatliche Geschichtsforschung in Holland')«
.Von Professor P. J. Blök in Groningen.
Das Interesse für die Landesgeschicbte ist in Holland schon
sehr frQhe rege geworden; die historischen Reim werke des Maer-
lant and Stoke bildeten mit den verwandten litterarischen Arbeiten
einen sehr beliebten Lesestoff der Holländer, die sich im 14. Jahr-
hundert den Luxus des Lesens erlaubten. Bald ' wurden die Reim-
chroniken von den stets wachsenden lokalen Prosachroniken verdrängt,
deren das 14. und 15. Jahrhundert eine erhebliche Anzahl entstellen
sah, alle, wie die Reimchroniken, sich hauptsächlich auf die Grafschaften,
das Hei-zogtum, das Bistum beziehend, wo sie entstanden. Den Landes- und
Klosterchroniked folgten im 16. und 17. Jahrhundert die geschichtlichen
Arbeiten litterarisch und wissenschaftlich gebildeter Autoren wie Douza,
Scriverius, Hooft, Brandt, im 18. die Sammelwerke (Privilegien-
sammlungen) und Stadtgeschichten.
Vorzüglich zur Lokalgeschichte fühlten sich die stolzen Bürger
des 17. und 18. Jahrhunderts lebhaft hingezogen. Wie herrlich nahm
sich die Geschichte ihrer Städte aus, die oft auch die ihrer eigenen
Geschlechter war, ihrer Vorfahren, deren Namen auf jeder Seite des
Geschichtsbuches geschrieben standen! Wie stolz wiesen sie hin auf die
kräftigen Folianten, welche die mülisam erkärapfteu Privilegien enthielten,
das Vermächtnis der Väter!
Es bleibt dabei völlig dahingestellt, ob alles, was da in den
Stadtgeschichten zu lesen war, wohl verbürgt war, ob die erstaunende
*) Man vgl. zu dem Thema U. Pirenne, De POrganisation des etudes
d'histoire provinciale et locale en Belgiquc, Westd. Zs. 4, 113—138; und
G. Meyer von Knonau, Die Veranstaltungen für die Geschichtsforschung
in der Schweiz, Wrstd. Zs. 5, 127-146. D. Red. Lpt.
Wrstii. ZeitMshr. f. Gevch. n. Kunst VIT, I. 1
Digiti
zedby Google
2 P. J. Blök
Menge der gedruckten Privilegien wohl immer befolgt wurde, ob die
gut bezahlten Genealogen wohl immer die Belege für ihre schmeichel-
haften Behauptungen beizubringen im Stande waren, ob wohl die Stadt-
archive alle Archivalien besassen, die sich in ihren Räumen befinden
sollten : — genug, viele Umstände wirkten zusammen zur Herstellung der
Thatsache, dass die holläodischen Patrizier der Republik sich für die
lokale und provinziale Geschichte besonders interessierten.
Die Sammlungen des A..Matthaeus für mittelalterliche Geschichte,
des van Mieris für Holland und Seeland, des van de Wall für
Dordi*echt, des Schwartzenberg für Friesland, des Racer und Dum-
bar für Overijsel, des Bon dam für Gelderland, des de Sitter für
Groningen, des K. Burman für Utrecht; die Stadtgeschichten des Wa-
genaar (Amsterdam)y van Mieris (Leiden), de Riemer (den Haag),
Dumbar (Deventer) u. s. w. sind die Ergebnisse des regen lokal- und
provinzialgeschichtlichen Treibens in der letzten Zeit der Republik.
Grossartig angelegt ist die wertvolle Sammlung: de Tegenwoordige
Staat der Vereenigde Nederlanden, eine statistisch -historische
Beschreibung der ganzen Republik, deren erster Band im J. 1739 er-
schien; jede Provinz ist in dieser Sammlung mit grosser Genauigkeit
von einem oder mehreren in der lokalen und provinzialen Geschichte
wohl bewanderten Gelehrten beschrieben, so dass noch jetzt dieses
Sammelwerk die Grundlage der provinzialen und lokalen Geschichts-
forschung genannt werden kann. Verwandter Natur ist die Arbeit des
Kirchenhistorikers van Heussen; Historia Episcopatuum foede-
rati Belgii, übersetzt von van Rijn unter dem Titel : Orfdheden en
Gestiebten (der respektiven Provinzen).
Auch im 19. Jahrhundert blieb das Interesse für lokale und pro-
vinziale Geschichte bestehen: Driessen's Monumenta Groningana,
Nijhoffs Gedenkwaardigheden uit de geschiedenis van Gel-
derland, van Spaen's und van Hasselt's Geldrische Studien, Mag-
nin's Arbeiten über Drente legen davon Zeugnis ab.
Das 19. Jahrhundert aber und zwar das zweite Viertel sah vor
allen Dingen die Organisierung der lokalen und provinzialen Forschung
durch die Errichtung städtischer und provinzialer Vereine, die mit gros-
sem Eifer Hand ans. Werk legten, um die einzelnen Forscher materiell
zu unterstützen. Es ist wahr, dass der Dilettantismus in diesen Ver-
einen oft bedenklich wucherte; dass oft viel Geld ausgegeben wurde für
Ausgaben, die die Wissenschaft in keiner Hinsicht förderten ; dass haar-
sträubende Ketzereien in den Handelingen und Verslagen dieser
Digiti
zedby Google
Die heimatliche Geschichtsforschung in Holland. 3
Vereine mit grosser Naivität niedergeschrieben wurden, doch ist in
dieser Beziehung in späteren Jahrzehnten ein erheblicher Fortschritt
wahrzunehmen. Neben dem allgemeinen Fortschritt der historischen
Wissenschaft hat die bessere Organisation der Archive seit ungefähr 1850
die lokale Geschichtsforschung in wissenschaftliche Bahnen weiter gelenkt.
Schon im vorigen Jahrhundert waren die niederländischen städti-
schen und provinzialen Archive dem Forscher nicht unzugänglich, falls
er erstens zu einem der betreffenden Magistrate in näherer Beziehung stand,
zweitens in seinen Studien der Gegenwart nicht allzu nahe kam. Die Bei-
spiele der obengenannten Autoren beweisen diese Behauptung: sie be-
nutzten die Archive in oft verhältnissmässig sehr freier Weise. Doch
Hess die Ordnung der Archive selbst wohl zu wünschen übrig: was da
zu finden war, lag nicht in Reih und Glied zusammen; vieles sehr
Merkwürdige war schon damals verschwunden, entweder durch Vernach-
lässigung oder auch durch allzu grosse Fürsorge, deren Ursache nicht
weit zu suchen ist !
Auch hier brachte die Revolution Gutes und Böses : böse war es,
dass manches Archiv geplündert, vernichtet oder zerrissen wurde; gut
war es, dass im Jahre 1800 der gelehrte van Roijen im Vertegen-
woordigend Lichaam der Bat. Republik die Zusammenstellung der
überall zerstreuten Archive der hohen Staatskollegien lebhaft beantragte ^).
Das Vertegenwoordigend Lichaam verschwand in den konstitutio-
nellen Kämpfen der niederländischen Revolution, van Roijen *s Antrag
aber veranlasste im Juli 1802 die Ernennung des verdienten Historikers
van Wijn zum Reichsarchivar, welchem zunächst für die Zeit von fünf
Jahren die Inspektion und Triage der departementalen (provinzialen)
nnd städtischen Archive aus der Zeit vor 1648 befohlen wurde.
Diese Ernennung veranlasste wieder diejenige von mehreren departemen-
talen und selbst städtischen Archivaren: in Geiderland, Friesland, Zee-
land, Utrecht, zu Leiden (wo der hervorragende Prof. Kluit das Archiv
inventarisierte) und anderswo. Überhaupt darf man sagen, dass seit
1802 die wissenschaftliche provinziale und städtische Archivverwaltung
in ihre Entstellungsperiode eingetreten ist.
Van Wijn 's Ernennung wurde vom König Louis Napoleon in
eini; definitive verwandelt. Die Zeiten einer re^'elmässigen Entwickelung
des niederländischen Arcliivwesens waren aber noch nicht da. Die fran-
') Siehe Bakliuizcn van den Brink, Overzicht van het Rijks-
archief, und Hubrecht, de Onderwijswetten in Noderland (Abt. 5
Bd. II).
1*
Digitized by VjOOQ IC
4 P. J. Blök
zösische Herrschaft vernichtete fast die kaum sichtbaren Keime: schon
1811 wurde das umfangreiche Archiv der Staten-Generaal nach
Paris geschickt, im folgenden Jahre auch das sogenannte alte, von
van Wijn geleitete, Archiv mit gleichem Schicksal bedroht, das Dekret
dazu schon ausgefertigt. Die holländischen Archivbeamten thaten, was
sie konnten, die Ausfülirung des verhängnissvollen Dekrets zu ver-
schieben; der mit der Ausführung beauftragte französische Beamte zu
Paris (glücklicherweise auch holländischer Herkunft), wusste das Aus-
packen der schon nach Paris übergeschickten Archivalien zu hinter-
treiben und so kam es, dass 1813 Alles ungeöffnet zurückkehrte. Vom
ersten König der Niederlande wurde van Wijn am 11. März 1814
wieder zum Reichsarchivar ernannt und die Ordnung der Reichsarchive
ihm befohlen. Van Wijn, de Jonge (seit 1831), Bakhuizen van
den Brink (seit 1853), van den Bergh (seit 1865), jetzt van Riems-
dijk (seit 1887), leiteten seitdem das Reichsarchivwesen.
Schon van Wijn hatte auf die provinzialen und städtischen Ar-
chive seine Aufmerksamkeit gelenkt. In 1826 wurde die Organisation
und Inventarisation der provinzialen und städischen Archive nachdrück-
lich geboten, in erster Stelle mit Hinsicht auf den Plan, einem zu er-
nennenden (aber niemals ernannten) „Reichshistoriker" die Bearbeitung
einer grossen allgemeinen Reichsgeschichte zu erleichtern. Die dama-
ligen Rapporte der provinzialen Gubernatoren über den Zustand der
provinzialen Archive zeigen, dass in den meisten Provinzen dieser Zu-
stand ein sehr trauriger war. Die Rapporten wurden sorgföltig gesam-
melt, das Archivwesen aber blieb wie es war. Das Reglement von
1829 für die Benutzung der Archive war das einzige Ergebnis dieses
kurzen Erwachens. Auch in den zwei folgenden Jahrzehnten wurde
von der Reichsregierung für die Archive wenig gethan; die belgischen
Unruhen und die bald darauf entstandenen konstitutionellen Bewegungen,
gewiss auch der traurige Zustand der niederländischen Finanzen sind
hauptsächlich an diesem Stillstand schuld. Gegen den Schluss' dieser
Periode wurde auf Antrag der Leidener Maatschappij van Letterkundc
und der Utrechter ProvinzialenGesellschaft ein furchtsamer Schritt
gethan auf dem schon im Jahr 1826 angebahnten Wege: drei provin-
ziale Archivare wurden mit kleinen jährlichen Zulagen bedacht. Der
allgemeine Zustand der Archive war aber 1844 nicht viel besser als
1826 : drei Provinzen und beinahe alle Städte thaten, wie damals rap-
portiert wurde, gar nichts für das Archivwesen, besassen nicht einmal
Archivare, während in den übrigen Provinzen und in etlichen Städten,
Digiti
zedby Google
bie heimatliche Geschichtsforschung in Holland. 5
wo Beamten dieser Art ernannt waren, die Ordnung der Archive mit
massigem Eifer betrieben wurde.
So standen die Sachen, als die Ausgabe der Archives de la
Maison d'Orange von Groen van Prinsterer und die Forschungen
des späteren Reichsarchivars van den Bergh das Interesse fQr archi-
valische Studien aus dem Todesschlafe erweckten, in erster Stelle zu
Utrecht und Leiden, wo die obengenannten Gesellschaften schon damals
Mittelpunkte historischer Forschung bildeten. Man wandte sich an die
centrale Regierung und wies auf den traurigen Zustand der Archive hin.
Die Regierung entsprach den von vielen Seiten herangebrachten
Bitten und befahl 1847 den provinzialen Autoritäten abermals, tlber
das Archivwesen zu rapportieren. Von den 1 1 Provinzen sandten indes
nur 7 ihre Rapporten ein, aus welchen die Wahrheit der erhobenen
Klagen genugsam erhellte. Aber die Zeiten waren erfallt. Der rechte
Mann zur eingehenden Verbesserung des niederländischen Archivwesens
war bald gefunden: der geniale Gelehrte Bakhuizen van den Brink,
schon seit 1845 zu Wien und Brüssel mit archivalischen Arbeiten be-
schäftigt, wurde 1851 vom Minister Thorbecke zum Beamten am
Reichsarchiv ernannt. Mit seiner Ernennung als Reichsarchivar (1853)
&Dgt eine neue Periode an. Was Gachard in Belgien gewesen ist
war in Holland in dieser Hinsicht Bakhuizen, der bei seinen Ent-
würfen oft die belgischen Einrichtungen zum Muster nahm.
Bakhuizen hat zuerst völlig gebrochen mit der veralteten Auf-
lassung des Archivwesens, die, wie er treflfend sagte, in der Regel hene
vixü qui hene laiuit ihre Norm fand: das neue sehr freisinnige Regle-
ment für die Benutzung der Reichsarchive (1856) war sein Werk. Er
brachte die zerstreuten Archive der hohen Staatskollegien zusammen im
Gebäude des Reichsarchivs zu 's Gravenhage. Er machte den Anfang
mit der Organisation des Reichsarchivs; seine 0 verzieht blieb leider
unvollendet, wie so Vieles von dem, was er angefangen hat. Er wies
auf die überall zerstreuten Archive der alten Gerichtshöfe hin und fasste
zuerst den Gedanken sie zu sammeln. Er hat die ersten Versuche ge-
macht die provinzialen Archive mit dem Reichsarchiv im Haag in steten
Zusammenhang zu bringen, sie vollends in Reichsarchive zu verwandeln.
Er hat zuerst die Errichtung von neuen guten Archivgebäuden, die
jährliche Veröffentlichung der Rapporten der provinzialen Archivare
beantragt. Sein Tod im Jahr 1865 war ein schwerer Unfall für
das spätere niederländische Archi^^wesen, dessen Schöpfer er genannt
werden kann.
Digiti
zedby Google
6 P. J. ßiok
Unter seinem Nachfolger van den Bergh wurde im Reichsarchiv
selbst allmählich fortgesetzt, was Bakhuizen angefangen hatte. In erster
Stelle aber war es der Referendar beim Ministerium des Innern Dr. jur.
Victor de Stuers, der mit energischer Arbeitskraft Bakhuizen's Pl&ne
ausführte und das niederländische Archivwesen weiter zur Entwickelun«
brachte: die provinzialen Archive wurden eines nach dem andern in
Reichsarchive verwandelt; modern eingerichtete provinziale Archivgebände
errichtet; die gerichtlichen Archive unter Reichsverwaltung gebracht
(seit 1879); die Archivrapporte jährlich veröffentlicht (ebenfalls seit
1879). So hat in den letzten 10 Jahren das niederländische Archiv-
wesen neues Leben empfangen; Vieles ist noch zu thun tlbrig, aber Vieles
ist auch schon gethan, und die Regierung hat jetzt für diesen Zweig der
Verwaltung ein offenes Auge, was jedermann erkennen muss, der das Budget
der Archive (Abth. Kunst und Wissenschaft) von 1887 mit dem von
1877 vergleicht.
Die Wirksamkeit Bakhuizen's hatte auch auf den Zustand der
städtischen Archive Einfluss, wiewohl sein Entwurf, auch die alten Stadt-
archive, wie es später mit den provinzialen Archiven geschehen ist, zu
Reichsarchiven zu erklären, glücklicherweise nicht zur Ausführung kam und
den althergebrachten autonomen Begriffen in den holländischen Städten
zufolge auch nicht leicht kommen wird. Die grösseren Stadtarchive werden
von speziell dazu ernannten Stadtarchivaren inventarisiert und gewisser-
massen geordnet. Bis jetzt aber wurde das städtische Archivwesen in
den meisten Städten nur stiefmütterlich besorgt: viele Städte, deren
Budgete meistenteils mit schweren Ausgaben für öffentliche Arbeiten und
öffentlichen Unterricht belastet sind, nahmen Anstand, feste Archiv-
beamten zu ernennen und wo sie dazu kamen, wurde die Stelle oft
nur dürftig besoldet. In den grösseren Städten geht die Besoldung von
800 bis 15Ü0 Gulden, in den kleineren werden nur einige hundert
Gulden dafür angewiesen, wenn sie überhaupt Archivare haben ').
Aber es wird Zeit von der lokalen Forschung selbst zu sprechen
und zu sehen, was in den Provinzen in dieser Hinsicht geschehen ist
oder noch zu thun übrig bleibt.
Fangen wir an mit der nördlichsten Provinz, mit Groningen.
Hier bestand seit 1761 die Gesellschaft Pro Excolendo Jure
Patrio, die, wie ihr Name andeutet, ursprünglich die Rechtsgeschichte
zum Arbeitsgebiet erkor; ihre hauptsächlich sich auf die provinziale
') Die Besoldung der provinzialen Reichsarchivare beträgt durchschnitt-
lich f. 2000, die der Archivsekretäre (Commies-Chartermeeaters) f. 1000.
Digiti
zedby Google
bie heimatliche äeschichtsforschung in Holland 7
Rechtsgeschichte beziehenden Ausgaben waren wertvoll und zahlreich;
in den letzten Jahrzehnten beschäftigte sie sich fast ausschliesslich mit
dem heutigen niederländischen Recht; ihre jetzt in den Räumen der
Groninger Universitätsbibliothek untergebrachte Bibliothek bildet mit
dieser in provinzialen Sachen ebenfaUs reichen Bücher- und Manuscrip-
tensammlnng eine der reichsten rechtshistorischen Bibliotheken des ganzen
Landes. Anbei beschäftigte die Gesellschaft sich auch mit der lokalen
Geschichte, eine eigentliche historische Gesellschaft bestand hier aber
nicht vor dem Winter 1886: das damals errichtete Historisch Ge-
nootschap, das sich an erster Stelle mit der provinzialen und lokalen
Geschichte zu beschäftigen gedenkt, ist klein und trägt einen Privat-
charakter.
Aus diesem Mangel an einer einheitlichen Organisation ist jedoch
nicht zu schliessen, dass die lokale Forschung in Groningen völlig ver-
nachlässigt wäre: das Groninger Archiv war seit langen Jahren der
Mittelpunkt eifriger Forschungen historischer Natur. Seit 1824 stand
hier der Archivar Driessen an der Spitze der lokalen Historiker: ihm
folgte 1831 der ältere Feith, dessen Sohn und Enkel heute das Archiv
leiten. Driessen sammelte hier seine Monumenta Groningana
(4 Bde, 1822 — 1830), ein Urkundenbuch, das aber dringend der Er-
gänzung bedarf; der ältere Feith fand hier das Material für seine
erschöpfenden Studien zur Groninger Rechtsgeschichte (het Groninger
Beklemrecht, 2 Bde, 1828—1837)*); sein Sohn gab ein ausführ-
liches Register van het archief van Groningen (6 Bde., 1853
bis 1858 mit späteren Supplementen). Das Archiv (provinziales und
städtisches)^) ist gut geordnet. Aus seinen Schätzen schöpften die Her-
ausgeber^ der Bijdragen tot de geschiedenis van Groningen
(10 Bde, 1864 — 1873), einer reichhaltigen Sammlung lokaler Studien,
wie der ehemalige Groninger Volksalmanak (1837 — 1851).
Die kleineren Städte und Dörfer der Provinz besitzen nur sehr
wenige alte Stücke, deren grosse Menge sich in Privatbesitz befindet bei
den Fa^iilieu, die hier seit dem 14 Jahrhundert die Macht besassen,
*) Für die Gron. Rechtsgeschichte hat man übrigens eine Menge Mono-
graphieen, meistens Doctordissertationen der Groninger Universität, seit dem
Schloss des vorigen Jahrhunderts. Sehr gut ist J. A. Feith, Geschie-
denis van het Gericht van Selwerd, 1886, sehr interessant auch für
die deutsche Rechtsgeschichte im Allgemeinen.
*) Ältere Urkunden aus dem 13. Jahrh.
*) Unter ihnen hatte Acker Stratingh eine sehr genaue Kenntnis der
Gron. Topographie.
Digiti
zedby Google
Ö t. J. Blök
den Nachkommen der alten Friesischen Häuptlinge und der städtischen
Patrizier; ihre Geschichte ist wenig bearbeitet.
Von den Groninger Chroniken nennen wir die Chronik des Emo
nnd Menko, Klosterchronik des Klosters Wittewierum (13. Jahrh.),
die Klosterchronik von Aduard (16. Jahrh.), den Anonymus de Re-
bus Ultrajectinis (13. Jahrb.), die Groninger Chroniken des Lemego
(16. Jahrh.) und des Benninge .(16- Jahrb.) des Phebens und des
Rengers (16. Jahrb.); etliche Chroniken, des 16. Jahrhunderts warten
der Ausgabe.
Am wenigsten erfreuen sich' die antiquarischen Studien in dieser
Provinz einer erwünschten Pflege; erst seit 1873 besitzt man hier ein
kleines provinziales Museum (Oudheidkundig Kabinet), hauptsächlich
aus römischen, friesischen und sächsischen Antiquitäten bestehend, welche
in den hier Wierden genannten künstlichen Anhöhen, den alten Wohn-
stätten der Bevölkerung, gefunden wurden.
Friesland's Geschichte hat seit dem 15. Jahrhundert bei den
Friesen selbst ein lebendiges Interesse gefunden; in keiner Provinz ist
noch jetzt das Interesse der Bevölkerung an den lokalgeschichtlichen
Studien so ungemein gross wie hier.
An der Spitze der Forschung steht hier seit 1827 das Friesch
Genootschap zu Leeuwarden, jetzt unter oberster Leitung des be-
kannten Numismatikers Dr. juris J. Dirks und beiuahe 500 Mitglieder
zählend, deren jedes f. 5 jährlich beiträgt. Aus diesen Beiträgen, weiter
aus Geschenken und anderen zufälligen Einkünften bestreitet diese Ge-
sellschaft, wie die anderen provinzialen Gesellschaften dieser Art in den
Niederlanden, ihre Ausgaben. Ausser den jetzt erschienenen 16 Bänden
ihrer Zeitschrift de vrije Fries (1839 — 1887), die viele lokale Studien
enthält und den Frieschen Volksalmanak (1835 — 1866) gänzlich
verdrängt hat, ausser den jährlichen Verslagen und Handelingen
ihrer wintermonatlichen Abendversammlungen, hat die Gesellschaft eine
Reihe von Werken herausgegeben, unter denen die alten friesischen
Chroniken des 15. und 16. Jahrhunderts (Gesta Frisionum,- Freske
Riim, Tractatus Alvini, Worp van Thabor, Janko Douwama?
Proeliarius, Gesta abbatum Horti S. Mariae)''), die Briefe des
^ Die genannten sind die wertvollsten Chroniken ; einige weniger merk-
würdige aus dem 15. und 16. Jahrhundert sind in älteren Ausgaben vor-
banden. Für die Klosterchroniken ist bis jetzt wenig gethan ; der beste Kenner
des friesischen Klosterwesens, Dr. theol. Wybrands zu Leiden, ist leider
vor kurzem gestorben. In der Kirchengeschichte Frieslands überhaupt haben
Digiti
zedby Google
t>ie heimatliche Geschichtsforschung in Holland. 9
A^gäas de Albada (von Friedländer), die Denkwürdigkeiten des
Staatsmannes Sicco van Goslinga, das Leben Coehoorn's, die alten
Friesche Wetten (von Hettema), die Lex Frisionum u s. w.
Die Gesellschaft besitzt eine wertvolle Bibliothek, reich an auf die
Friesische Geschichte sich beziehenden Büchern und Manuskripten, und
ein sehr merkwürdiges und reiches Museum ; die Pietät der Friesen, ihr
berechtigter Stolz auf ihrer ruhmvollen Geschichte äussert sich in
reichen Gaben an diese gewissermassen nationale Stiftung.
Die lohnenden antiquarischen Forschungen im Boden Frieslands
werden von der genannten Gesellschaft geleitet, das Ausgraben der
Terpen, der in Groningen Wi erden genannten Anhöhen, unter ihrer
Mitwirkung oder Aufsicht betrieben. Die Resultate dieser Ausgrabungen,
welche in früherer Zeit leider mehr dilettantisch geleitet wurden, sind
einheitlich zusammengefasst vom Leidener Conservator des Ant. Museums,
Dr. W. Pleyte, in seiner monumentalen Arbeit Nederlandsche
Ondheden tot op den tijd van Karel den Groote®) (Lei-
den, Brill).
Wiewohl im Allgemeinen, wie das bei Gesellschaften dieser Art
ganz natürlich, ein gewisser Dilettantismus in der Wirksamkeit der
Friesischen Gesellschaft nicht abzuleugnen ist — manche Ausgabe der
Gesellschaft, besonders aber ihre Verslagen und Handelingen,
beweisen diese Behauptung — , hat sie doch mit ihren beschränkten
Mitteln Bewunderungswürdiges geleistet und die Liebe zur .lokalen und
provinzialen Geschichte bei den Friesen nicht wenig gefördert; in fast
jedem Dorfe der Provinz zählt sie ihre Mitglieder, die sozusagen ein
grosses Netz historischer Forschungsorgane bilden.
Die Archive % an erster Stelle das provinziale Archiv^ sind nicht
got geordnet, das best geordnete ist noch das Leenwarder Stadtarchiv,
wo der verstorbene Archivar Eekhoff das Material fand für seine
populäre Geschiedenis van Leeuwarden; weniger Wert hat
seine sehr dilettantisch gehaltene Geschiedenis van Friesland ^^).
auch Prof. Reitsina zu Groningen und Dr. juris Boeles zu Leeuwarden
gearbeitet.
*) Erschienen sind bis jetzt die Abteilungen: Friesland, Groningen,
Dreote, Overijsel; die übrigen Provinzen werden folgen.
*) Älteste Urkunden aus dem 13. Jahrh., aber nur wenige; die grosse
Menge fängt erst im 15. Jahrb. an.
") Viel besser ist Hooft, Friesland en de Friezen in de Mid-
deleeuwen (Brill 1883), nächst Richthofen, Friesische Rechtsge-
schicbte, und Verwijs, de Oorlogen van hertog Albrecht tegen de
Friezen, das beste über fr. Geschichte.
Digitized by VjOOQ IC
lO t*. J. Blök
Die kleineren Stadtarchive*^) sind wenig geordnet. Dr. jur. Telting
sammelte hier seine Friesche S tadrechten (den Haag 1883), das
Material für sein Oudfriesch Stadrecht (ibid. 1882)'*). Eine
Menge Archivalien sind auch hier in den Arcliiven der alten Haupt-
lingfamilien zu suchen.
Ein Urkundenbuch hat Friesland im Groot Placcaet en
Charterboek van Friesland bis 1686 vom Freiherrn thoe
Schwartzenberg (5 Bde, 1768 — 1793), wozu in sp&terer Zeit der
jetzige Reichsarchivar im Haag, Dr. jur. van den Bergh, und der
vorige Archivar der Provinz, Colmjon, ergSinzende Urkundenlisten
gaben. Ein neues kritisch gehaltenes Urkundenbucli ist erwQnscht,
steht aber noch in weiter Ferne.
Die kleine Provinz Drente, in antiquarischer Hinsicht durch
ihre Hflnengräber (Hunnebedden), in rechtshistorischer durch ihre
alten Rechtsinstitute vielleicht die interessanteste von allen, ist in eigent-
lich historischer Beziehung wenig untersucht, besass auch keine eigent-
liche Stadt und hatte auf die Geschichte der Nation wenig Einfluss.
Das provinziale Archiv zu Assen enthält meistens unbedeutende Akten-
stücke, das kleine städtische Archiv zu Coevorden ist arm; ein
Urkundenbuch für Drente ist nicht vorhanden, doch sind viele Drent-
ische. Urkunden in Driessen's Monumenta Groningana aufgenom-
men. Der vorige Archivar der Provinz, Magnin, war auf längere
Zeit der einzige, der sich eingehend mit der lokalen Geschichte be-
schäftigte. Seine Werke, de voormalige Kloosters in Drente
(Groningen 1835) und das grössere Geschiedkundig Overzicht van
de besturen in Drente (3 Bde, Gron. 1838 — 1850) sind leider
beide ziemlich unkritisch angelegt. In den letzten Jahren wurde das
Interesse für lokale Geschichte hier rege: ein neuer Drentsche
Volksalmanak, an den früheren (1837 — 1868) anschliessend, wurde
im J. 1882 ausgegeben; die vortreffliche Doctordissertation des Gro-
ninger Privatdocenten Dr. jur. Gratama, Bijdrage tot de rechts-
geschiedenis van Drente, hat dies interessante Stück Deutscher Rechts-
geschichte vielfach beleuchtet; Prof. FockemaAndreaezu Leiden gab
in der juridischen Zeitschrift RechtsgeleerdMagazijn geschätzte Bei-
träge zur Drenter Rechtsgeschichte. Zu Assen selbst stritt Dr. jur. L.
") Meistens mit dem 14. oder 15. Jahrh. anfangend, wie die friesische
Sladtgeschichte selbst.
*^) tJber spätere friesische Rechtsgeschichte bestehen viele Mono-
graphieen, raoisteus Leidener und Groninger Doctordissertationen.
Digiti
zedby Google
t)ie heimatliche Geschichtsforschung in Holland. il
Oldenhnis Gratama unermüdlich seit langen Jahren für die Erhal-
tang der Hunnebedden, dieser alten historischen Denkmaler der Vorzeit,
denen er manche Broschüre, manchen Artikel widmete. Neben ihm war
es der frühere Commissar (OberprAsident) der Provinz Dr. jur. Gregory
der Vieles für die Hannebedden that, die er grösstenteils aus Privat-
bänden in die des Reiches oder der Provinz überbrachte.
Das provinziale Museam (errichtet 1854) ist nicht arm, findet
aber in drei oder vier Räumen nur kümmerlich ein Unterkommen.
Als die einzige bedeutende Chronik Drente's kann der Ano-
nymus de Rebus Ultrajectinis (von 1230) genannt werden, von
Matthaus und spater von Weiland (Monum. Germ. Vol. XXIII) nach
ungenügendem handschriftlichem Material ausgegeben; eine neue Aus-
gabe wird vorbereitet von Dr. jur. Pynacker Hordijk, dem jetzigen
Commissar der Provinz.
Viel besser steht es um die Sache der lokalen Geschichte in der
nächstfolgenden Provinz Overijsel. Seit den 30er Jahren gaben hier
Molhaysen, Bijsterbos u. a. eine Reihe kleiner lokalhistorischer
Studien im Overijselsche Almanak. Nach Molhuysen's. Tod waren
es die beiden van Doorninck's, Archivare der Provinz, und der
Kamper Archivar Nanninga Uitterdijk, die die lokale Forschung
betrieben. Von grosser Bedeutung in dieser Hinsicht war die Errich-
tung einer Vereeniging tot beoefening van Overijselsch Recht en
Geschiedenis im J. 1858, die eine Reihe guter Publikationen veran-
staltete; unter diesen nennen wir 1. eine stattliche Sammlung von ür-
kundenexcerpten'^), die Grundlage eines zukünftigen Urkundenbuchs;
2. eine grosse Sammlung von Stad-, Dijk- en Markerechten, unter
denen das Stadrecht von Vollenhove vom Leidener Prof. Fockema
Andreae herausgegeben ist; 3. die Kamper Kronieken des 15. u. 16.
Jahrhunderts ^^) Die genannte Gesellschaft ist nicht so gross als die
friesische, wurde aber im Allgemeinen in wissenschaftlicherer Weise ge-
leitet. Wie die friesische schuf sie aus den Resten einer provinzial-
iiistorischen Ausstellung ein provinziales Museum, das noch jung, aber
schon reichhaltig ist.
*') In grösserer Anzahl erst aus dem 13. Jahrh. für die Städte, aus
dem U. für das Land.
^*) Andere Overijselische Chroniken aus dem 15. bis 17. Jahrb. bei
I^nmbar, Analecta. Interessant sind auch die Windesheimschen Kloster-
chromken aus dem 15. Jahrh. Vor dem 15. Jahrb. ist hier an Chroniken
fast nichts vorhanden.
Digiti
zedby Google
12 P. J. Blök
Die Archivare van Dooruinck nnd Nanninga Uitterdijk ha-
lten ein archivalisches Organ gestiftet in ihren Bijdragen tot de Ge-
schieden is van Overij sei, welche Zeitschrift eine Menge interessanter
Notizen enthält. Das Reichsarchiv zu Zw olle und noch mehr die gut
geanlneten Stadtarchive zu Zwolle, Deventer und Kampen bieten
ansgf'zeichnetes Material dar für das Studium der lokalen Geschichte,
was tnhellt aus den 5 Bänden des von Molhuysen und Nanninga
Uitterdijk ausgegebenen Kamper Urkundenregisters (Kampen 1863
im 18B1) und den alten Stadrekeningen Deventer's aus dem 14.
Jnhrli., in freigebiger Weise von der Stadtregierung herausgegeben ; Z w o 1 -
le's Stadtrecht ist von G. J. Dozy bearbeitet. Allgemeinere Werke
sfml lUcer,Overijselsche Gedenkstukken (7Bde, 1781—1793) und
Duinbar, Kerkelijk en Wereldlijk Deventer (2 Bde, 1732 — 1788).
Etwas hinter Overijsel steht wiederum die Provinz Gelderland.
Voll einer provinzialen historischen Gesellschaft, wie sie in den meisten
niederländischen Provinzen bestehen, ist hier keine Spur; ein provin-
ziales Museum besteht bis jetzt noch nicht. Der ältere Nijhoff war in
rinn 30er und 40er Jahren vielleicht der erste Lpkalhistoriker des
ganzen Reichs, gewiss der beste Archivar und der ausgezeichnetste
Kenner der Geschichte Gelderland 's ; er machte sich sehr verdient um
die mittelalterliche Geschichte durch seine vortreffliche Gedenkwaar-
digiiüden uit de geschiedenis van Gelderland (6 Bde, 1830 —
t87ri) und mit seinem Nachfolger P. Nijhoff durch die treffliche Ord-
nung ^^) des provinzialen Archivs und mehrerer städtischen Archive.
Die m den Gedenk waardigheden ausgegebenen Urkunden (bis 1535)
biltlHeii die Grundlage eines umfassenderen Urkundenbuchs, des Oor-
kündenboek van Gelre en Zutfen (3 Bde 1872 — 1875) vom Frei-
lierrü Sloet (leider nur bis 1288), welches das ältere Bondam's weit
flbfiTu^te. Unter den NijhoflTs war der Geldrische Yolksalmanak
wisserisühaftlich und blühend, jetzt schleppt er mühsam sein Dasein fort.
Die Chroniken datieren in Gelderland erst aus dem Schluss des
15. tind aus dem 16. Jahrh. und sind nicht sehr bedeutend, auch nicht
in neueren Ausgaben vorhanden. Die Stadtarchive sind, wiewohl reich
wie das provinziale Archiv und meistenteils gut organisiert, doch in
späterer Zeit wenig benutzt: ausgenommen seien die der Städte Zutfen,
wo der um die Geschichte der Vehmgerichte verdiente Tadama lebte.
^^) Später hat auch der vorige Archivar, jetzt Reichsarchivar im Haag,
Dr. jiim van Riemsdijk, viel für die Geldrischen Archive gethan.
Digiti
zedby Google
Die heimatliche Geschichtsforschung in Holland, 13
QDd Tiel, wo Rink eine historische Beschrijving van Tiel schrieb,
und in gewisser Beziehung auch das Archiv der Stadt Nijmegen, wo
der frohere Reichsarchivar van den ßergh etwas fflr die lokale Ge-
sduchte gethan hat. ^^)
Bedarfen also die eigentlich lokalgeschichtiichen Studien in Gelder-
land eines energischen Antriebs, so ist für die Rechtsgeschichte hier
mehr gethan. Die Zutfener, Hardewijker und Elburger Rechts-
qnellen sind in den letzten Jahren veröffentlicht, dieNijmegener sind
der Ausgabe nahe; die Markerechten der Veluwe wurden von A. M.
Pleyte, W. Pleyte u. a. untersucht und herausgegeben; die trefflirhe
Doctordissertation des jetzigen Allgemeinen Reichsarchivars im Haag
Dr. jur. van Riemsdijk, de hooge Bank der Veluwe, hat auf die
inter^santen Yeluwer Rechte aufmerksam gemacht, wie Sloet die Zut-
fener Grafschaft in dieser Hinsicht untersuchte.
Auch fflr die Altertumskunde ist in späteren Jahren eifrig gear-
beitet. Der Bürgermeister des Yeluw'schen Dorfes Barneveld, Nairac,
bildete sich mit grosser Pietät fOr die lokale Geschichte seiner klassi-
schen Haidegegend ein stattliches Museum altrömif^cher und altgermani-
scher Altertümer. Mit ihm arbeitete Dr. W. Pleyte, der bekannte
Conservator des liOidener antiquarischen Museums. Das Museum des
verstorbenen Nairac zu Barneveld und die reichen städtischen Museen
Arnhem's und Nijmegen's ersetzen gewissermassen ein provinziales
Die alte Bischofsstadt Utrecht ist seit einem halben Jahrhundert
der Sitz eines regen historiographischen Lebens, das nicht allein die
lokale und provinziale Forschung, sondern auch die allgemeine Geschichte
der Niederlande vielfach gefördert hat. Vor 1846 war es speziell die
Geschichte Ut recht's, die hier bearbeitet wurde: van der Monde's
Tijdschrift (1835 — 1843) und sein Utrecht voorheen en thans
(1844—1846); des Archivars V er meulen Tijdschrift (1847 — 1852);
Dodt en Flensburges Archief (1838—1848). Diesen Zeitschriften
schliessen sich an die späteren Beiträge zur lokalen und provinzialen
Geschichte in van Asch van Wijk, Archief van kerkelijke en
wereldlijke geschiedenis (1850 — 1853) und die gelehrten Arbeiten .
des Freiherrn J. J. de Geer van Oudegein: Bijdragen tot de ge-
schiedenis en oudheden der Provincie Utrecht (1860) und het
oude Trecht (1875). Der jetzige Archivar Dr. jur. S. Muller or-
**) In seinen Nijmeegsche Bijzonderheden-
tizedby Google
Digitiz
14 P. J. Blök
ganisierte hier das provinziale und städtische Archivwesen und die städ-
tische Bibliothek, schrieb in den historischen Zeitschriften manchen Bei«
trag von allgemeiner und lokaler Bedeutung und machte sich um die
Utrechter Rechtsgeschichte verdient durch die musterhafte Ausgabe der
Utrechter Rechtsquellen, der er einen interessanten Beitrag zur
staatsrechtlichen Geschichte Utrechts im Mittelalter voranschickte. Muller
ist nebst dem Freih. Prof. de Geer der wissenschaftlichste Kenner der
lokalen Geschichte der Provinz, deren Topographie ihm viel verdankt.
Schon in 1778 wurde hier das Provinciaal Utrechtsch Ge-
nootschap errichtet, das jetzt 300 Mitglieder zählt (Beitrag f. 3),
eine schöne Bibliothek und ein reichhaltiges Museum in Utrecht gefun-
dener römischer Antiquitäten besitzt. *^) Auf historischem Gebiet macht
sich die Gesellschaft weiter verdient durch das Ausschreiben von Preisen :
die gekrönte Schrift wird in den Werken der Gesellschaft veröffentlicht,
der Autor empfängt ein Ehrendiplom und eine Summe in Geld (gewöhn-
lich f 300). Sie ist aber niemals eine ausschliesslich historische, son-
dern eine allgemeine Gesellschaft zur Förderung von Kunst und Wis-
senschaft gewesen. Aus ihr haben sich 1846 ein Historisch Ge-
nootschap und 1879 eine Vereeniging tot uitgave der bronnen
van het oude vaderlandsche recht entwickelt. Das Historisch
Genootschap ist seit seiner Errichtung der Mittelpunkt der wissen-
schaftlichen historischen Forschung in den Niederlanden gewesen: die
Berichten, Kronijk, Bijdragen en Mededeelingen, wie die Ge-
sellschaft ihre regelmässigen Publikationen genannt hat, an erster Stelle
aber ihre Werken bilden eine niederländische historische Bibiioehek
von hohem Wert. Der Dilettantismus hat hier nur ausnahmsweise ge-
siegt, wie die Werken bezeugen können; die Annales Egmundani
(ed. de Geer), de Oorlogen van Albrecht van Beieren met de
Friezen (ed. Verwijs), de Verhooren van de Groot (ed. Fruin),
de Brieven van Uyttenbogaert (ed. Rogge), de Rekeningen
van Holland en Zeeland onder het Henegouwsche huis (ed.
Hamaker), les Nögociations du comte d'Avaux (ed. Wijnne),
de Brieven van van der CapeMen tot den Pol und von R.
M. vanGoens (ed. de Be auf ort) u. s. w. gehören unter die inter-
essantesten historischen Publikationen der letzten Jahre. Die Leitung
der Gesellschaft ist in wissenschaftlichen Händen, die besten Kräfte des
Reichs stehen ihr zu Diensten. Ehrenpräsident ist der ausgezeichnete
") Auch das städtische Museum verdient genannt zu werden,
tizedby Google
Digitiz
Die heimatliche Geschichtsforschung in Holland. 15
Kenner der niederländischeD Geschichte, Prof. Fruin zu Leiden; die
30 ausländischen Ehrenmitglieder, die 300 niederländischen Mitglieder
(Beitrag f. 10) hilden einen stattlichen Kreis von Männern, die sich
fttr niederländische Geschichte interessieren. Die historische Bibliothek
der Gesellschaft — jetzt in der Universitätsbibliothek — ist reich und
der ersten historischen Gesellschaft der Niederlande wtlrdig.
Neben ihr steht in Utrecht die schon genannte rechtshistorische
Vereeniging, deren angefllhr 100 Mitglieder (Beitrag f. 10) in kurzen
Jahren fQr die niederländische Rechtsgeschichte schon erhebliches leis-
teten durch die Herausgabe der Rechtsquellen von Dordrecht, Utrecht
nndLeiden, der Stadtrechte von Groningen, Hardeniijk, Zutfen,
Friesland und Westfriesland, des Brieller Rechtsbuchs und einer
Menge kleinerer Beiträge zur Rechtsgeschichte des Mittelalters. Dieser
Verein hat unter Leitung der Utrechter Proff. Fruin und Pols bahn-
brechend ftlr die niederländische Rechtsgeschichte gearbeitet.
Ein Urkundenbuch für Utrecht besteht nicht: im Codex diplo-
maticus und in den Berichten der Historischen Gesellschaft, in den
Bijdragen des Freiherrn de Geer u. s. w. linden sich zahlreiche auf
Utrecht bezügliche Urkunden seit dem 8. und 9. Jahrh.
Die berühmte Utrechter Chronik des Beka (1350) und kleinere
Chroniken aus dem 13., 15. und 16. Jahrh. sind meistenteils auch
für die lokale Geschichte von grossem Wert ; Beka war die verbreiteteste
niederl. Chronik des Mittelalters. Die meisten Chroniken dieser Provinz
sind im 17. Jahrh. herausgegeben. Die Bekachronik bedürfte einer neuen
kritischen Bearbeitung.
In den kleineren Städten der Provinz ist wenig für die lokale
Geschichte gethan; Amersfoort bildet eine Ausnahme, wo auch ein
kleines städtisches Museum zu finden ist. Von grossem Wert für die
provinziale Geschichtsforschung war hier die Organisation der kleineren
Gemeindearchive durch Dr. jur. van Hasselt.
In der Provinz Nordholland steht in lokalhistorischer Beziehung
Amsterdam obenan. Hier arbeitet seit 1858 das jetzt wieder empor-
blQbende Kon. Oudheidkundig Genootschap, dessen Museum und
Bibliothek jedes Jahr an Wert wachsen: die Gesellschaft hat sich viel
Mühe gegeben um die Erhaltung der historischen Denkmäler der Haupt-
stadt. Das Stadtarchiv wurde vom vorigen Archivar Dr. litt. Schel-
tema leidlich organisiert; der jetzige, Dr. jur. de Roever, leitet die
archivalische Forschung in erster Stelle auf dem Gebiete der Kunst -
und Litteraturgeschichte, der die von ihm redigierte Zeitschrift Oud-
Digiti
zedby Google
16 P. J. Blök
Holland gewidmet ist. Der eigentliche Historiker Amterdam's, J.
terGoQw, der seine Stadt kennt wie keiner vor ihm, hat seine gross-
artig angelegte Geschiedenis van Amsterdam (bis jetzt 5 Bände,
1879 — 1885) bis zur Mitte des 16. Jahrb. gebracht; diese i)opular
geschriebene monumentale Arbeit tiberholt sehr weit die veraltete, wie-
wohl für ihre Zeit gute Geschichte Amsterdam's des Wagenaar
(1760 — 1768). Im nahegelegenen Haarlem mit wertvollem Museum
und merkwürdiger Stadtbibliothek wurden die lokalhistorischen Stadien
von jeher nut Eifer betrieben; das trefflich organisierte Stadtarchiv,
viel weniger das wenig untersuchte und nicht musterhaft geordnete Pro-
vinzialarchiv bieten Material für diese Studien; Haarlem 's Geschichte
wird jetzt von Allan bearbeitet. Die frühere lokalhistorische Lit-
teratur ist hier sehr reich, freilich mehr dilettantisch gefärbt. Auch
die kleine Stadt Alkmaar hat ihr Museum und ihre Stadtbibliothek,
wie ihre alteren Stadtgeschichten; im letzten Jahrzehnt wird für die
lokale Geschichte hier viel Interesse gefunden.
In den kleineren Städten werden diese Studien ziemlich vernach-
lässigt. Unter den Landgemeinden haben die Zaanländischen vor etlichen
Jahren eine historische Ausstellung gehalten, die für die Aufbewahrung der
sehr eigentümlichen Zaanländischen Altertümer sehr gut gewirkt hat ; im
Broekerhuis zu Amsterdam sind viele dieser Altertümer aufgenommen.
An lokalen Chroniken ist Nordholland nicht reich. Eine Ausnahme
bilden die Chroniken des altberühmten Klosters Egmond aus dem 12. bis
14. Jahrb., denen sich die Reimchroniken des 13 u. 14., sowie die zahlrei-
chen allgemeinen Holländischen Chroniken des 15. Jahrh. anschliessen. Alle
diese Chroniken sind herausgegeben, einige jedoch in veralteten Ausgaben-
Für die Rechtsgeschichte hat Prof. Pols zu Utrecht die West-
friescheStadrechten veröffentlicht. Äusserst merkwürdig sind die Ar-
beiten des ehemaligen Ministers Dr. jur. de Vries, unter denen het
Dijksen Molenbestuur in Holland's Noorderkwartier (1876)
und eine Karte Noord-Holland's im 13. Jahrh. genannt werden müssen.
Im Allgemeinen bleibt in Noord-Holland für die lokale Geschichte
in den grösseren wie in den kleineren Städten und Gemeinden Viel zu
thun übrig; die von de Vries angefangenen Studien zur Geschichte der
Eindeichung dieser ehemals sumpf- und wasserreichen Provinz zeigen,
in welcher Richtung der Lokal historiker hier erhebliches leisten kann.
Auch in Zuid- Holland sind die Städte Mittelpunkte der lokal-
historischen Forschung, ohne dass, me in anderen Provinzen, eine pro-
vinziale historische Gesellschaft die Leitung übernommen hat. Die hol-
Digiti
zedby Google
Die heimatliche Gescliichtsforschung in Ilollaud. 17
ländischen Städte haben eine in den späteren Jahrhunderten (vor dem
14. Jahrh. ist selbst in den ältesten Städten der Niederlande nur sehr
wenig Urkundliches erhalten) so interessante Geschichte, ihre historische
EntWickelung hat so viele eigentümliche Momente aufzuweisen, dass
einerseits das Interesse der Einwohner ziemlich rege geblieben ist, an-
dererseits aber die Einheit der Forschung nicht notwendig war, das
gewQnschte Resultat zu erzielen, ja, durch die Verschiedenheit der Ob-
jekte nahezu ausgeschlossen wurde : die alten holländischen Städte waren
so ziemlich von einander unabhängige Republiken.
Ein gutes Beispiel gab Leiden mit seinem schönen und sehr
reichen Museum und seinem jetzt sehr gut (vom eifrigen Dr. jur. Ch. Dozy)
verwalteten Archiv. Das Museum ist von Dr. Pleyte, dem schon oft
genannten Konservator des Leidener Antiquarischen Museums, dessen
ägyptologische Studien ihn nicht verhindern, nebst dem Utrechter Ar-
chivar Dr. jur. Muller '*) der beste Kenner der Niederländischen Lo-
kalgeschichte zu sein — und den beiden Herren Du Rieu (dem be-
kannten Oberbibliothekar der Leidener Universität und dem Conservator
des Museums) in musterhafte Ordnung gebracht. Die Litteratur über
Leiden (seit dem Anfang des 17. Jahrh.) bildet eine förmliche Biblio-
thek; in späterer Zeit haben Dr. Pleyte durch seine merkwürdige kar-
tographische Ausgabe: Leiden vöör 300 jaren en thans (Leiden
1875) und der Verfasser dieses Artikels in seinen Arbeiten: Eene
holl. stad in de Middeleeuwen (1883) und Eene holl. stad
onder de Bourgondische heerschappij (1884), die Schätze
des Ijeidener Archivs benutzt. Pleyte imd Du Rieu jr. haben einen
sehr schönen historisch - topographischen Atlas der Stadt zusammenge-
bracht, der den Vergleich mit Arbeiten derselben Art zu Rotterdam,
Utrecht, Amsterdam, Ilaarlem, Leeuwarden etc. nicht zu fürchten hat.
Mit lokalen Studien hat sich auch immer, wiewohl nebensächlich,
die Historische Commission der Leidener Maatschappij der Nederl.
Leiterkunde beschäftigt: der Vorstand dieser Commission, Prof. Fruin,
veröffentlichte unter den Werken dieser Gesellschaft zwei für die lo-
kalhistorische Forschung in Holland ausserordentlich merkwürdige Studien:
die Enqueste von 1494 und die Informacic von 1514, statistische
Cbersichte der damaligen wirtschaftlichen Verhältnisse Hollands.
Auch die Residenz 's Gravenhage, die Städte Rotterdam,
Delft, Dordrecht, Brielle und Gouda haben ihre (besonders zu
^^) Dessen geschätzte Mithülfe mir in diesem Artikel zu Gebote stand.
We.t4. Zaitschr. f. Geioh. u. Kumt VII, I. 2
Digiti
zedby Google
18 P. J. Blök
's Gravenhage und Gouda reichen) Museen und Stadtbibliotheken.
Ihre Archive, besonders das nur massig gut geordnete und nicht besser
verwaltete Dordrechter Archiv, sind sehr reich ; im grossen Ganzen sind
sie auch wohl geordnet. Die Archivare zu Delft, Rotterdam und
Brielle veröffentlichen in mehr oder weniger regelmässiger Weise Mit-
teilungen aus ihren Archiven. In Dordrecht arbeitete der verdienst-
volle Historiker Dr. litt. Schotel, der beste Kenner des gesellschaft-
lichen Lebens in den Zeiten der alten Republik. Die Archive der
kleineren Städte und Dörfer sind meistenteils in späterer Zeit geordnet
von J. H. Hingman, Gommies - chartermeester des Reichsarchivs im
Haag. Dieses Archiv selbst, zugleich Provinzialarchiv für Zuid- Hol-
land, ist sehr reich an Karten, Urkunden und auf die lokale und
provinziale Geschichte gehenden Urkunden, in Hinsicht aber auf diesen
Zweig der historischen Wissenschaft nur mangelhaft untersucht: eine
glänzende Ausnahme bildet die topographische Arbeit Hingman' s aber
die Geschichte der Eindeichung im südöstlichen Teil der Provinz: de
Zuidhollaudsche dijken en de Hoeksche Waard.
Der Reichsarchivar van den Bergh*^) gab im Auftrag der Kgl.
Akademie der Wissenschaften ein Oorkondenboek für Holland und
Seeland heraus (2 Bde, 1866—1873), das bis 1299 geht; für die spä-
tere gräfliche Zeit gaben Prof. Mull er zu Leiden (Regesta Hanno-
nensia) und van Limburg Brouwer (Boergoensche Charters)
vorbereitende Urkundenlisten; als Urkundenbuch für diese Zeiten muss
aber noch das schon lange veraltete Werk des van Mieris, Charter-
boek der Graven van Holland, Zeeland en Friesland, dienen
(bis 1428, handschriftlich noch bis 1477).
Die allgemeinen holländischen Chroniken (seit dem 13. Jahrb.)
sind, wie wir schon bei Noord - Holland andeuteten, in oft veralteten
Ausgaben vorhanden; sie beziehen sich hauptsächlich auf den südlichen
Teil der Grafschaft. Am besten herausgegeben sind Melis Stoke, Maer-
lant's Spieghel Historiael (beide um die Wende des 14. Jahrb.)
und die Chronik des Clercs uut den lagen landen (erste Hälfte des
14. Jahrb.)
Die Rechtsgeschichte dieser Provinz hat in späterer Zeit von
neuem die Aufmerksamkeit der Forscher auf sich gelenkt: für Leiden
hat man: die Keurboeken von Hamaker, die Rechtsbronnen von
**) Der unermüdliche Bakhuizen war auch hier der vorbereitende
Geist, der die Vorarbeit leitete.
Digiti
zedby Google
Die heimatliche Geschichtsforschung in Ilullaud. 19
mir aasgegeben; für Dordrecht and seine Umgegend: de Oudste
rechten der Stad Dordrecht, vom verstorbenen Prof. Fruin zu
Utrecht; fQr Delft and Rotterdam die Ausgaben der Keurboeken;
für Brielle: het Rechtsboek van den Briel (von Fruin und Pols),
das ungefähr aus dem Jahr 1400 stammt und ein grosses allgemeines
Interesse hat Manchen Beitrag zur holländischen Rechtsgeschichte gab
Prof. Fruin zu Leiden auch in den Mitteilungen der Kgl. Akademie
und in den von ihm redigierten Bijdragen. Übrigens liefern die
zahlreichen im 17. und 18. Jahrh. geschriebenen oft sehr guten hol-
ländischen Stadtgeschichten, Privilegienbücher, Rechtsbücher u. s. w.
braachbares Material für die Rechtsgeschichte wie für die lokale Ge-
schichte überhaupt.
Was in Holland an römischen oder fränkischen Altertümern im
Boden gefunden wird, findet im lieidener Antiquanschen Reichsmuseum
(oDter Leemans und Pleyte) oder in den städtischen Museen sogleich
eine willkommene Aufnahme. Ausser za Arendsburg (bei Voorburg) ist
aber in dieser verhältnissmässig erst in späterer Zeit von einer sess-
haften Bevölkerung bewohnten Provinz wenig gefunden.
In den drei südlichen Provinzen des Reichs ist die lokale und
provinziale Geschichtsforschung, wie in allen andern, ausgenommen in
Geiderland und Holland, wieder mehr einheitlich oi'ganisiert.
Zeeland hat sein Zeeuwsch Genootschap (errrichtet 1769,
jetzt mit 350 Mitgl., f. 5 Beitrag). Das Organ dieser hauptsächlich auf
historischem Gebiet arbeitenden Gesellschaft ist das Archief (seit 1863).
Unter ihren Ausgaben stehen obenan 1. die merkwürdige Sammlung
Zelandia lUustrata des verstorbenen Lantsheer, von Nagtglas
fortgesetzt — eine wissenschaftliche Beschreibung von für die Geschiclite
interessanten und der genannten Gesellschaft zugehörenden Karten, Por-
traits, Bildern usw. mit zahlreichen Excursen; 2) Vreede's leider
unvollendetes Buch Mr. Laurens Pieter van de Spiegel en zijne
tijdgenooten (1874 — 1877); 3. van Grijpskerke, het Graafschap
van Zeeland. Das Museum der Gesellschaft ist schön und gut ge-
ordnet. Reich sind auch die provinziale Bibliothek und das Depot der
Reichsarchive zu Middelbnrg, jetzt geleitet vom ausgezeichneten Kenner
der provinzialen Geschichte, van Visvliet.
Mittelpunkt der Forschung ist die Hauptstadt Middelburg, der
Sitz der Gesellschaft, wo der in der Altertumskunde der Provinz wohl
bewanderte de Stoppelaar arbeitet.
In den Zeiten der Republik gab man auch in den kleineren
2*
Digitized by VjOOQ IC
20 P. J. Blök
Städten der Provinz zahlreiche lokalgeschichtliche Arbeiten heraus. Jetzt
scheint die Neigung zu diesen Studien daselbst nicht so gross zu sein.
Eine glänzende Ausnahme bildete vor wenigen Jahren der festländische
Distrikt Zeeuwsch Viaanderen, wo im altberühmten Städtchen Sluis
Janssen und van Dale der lokalen Geschichte dieser Landschaft
manche Studie widmeten.
Zeeland war im späteren Mittelalter mit Holland zu einer Graf-
schaft vereinigt und hat darum nur wenig bedeutende eigene Chroniken;
die wichtigste ist die Chronik des Reygersbergh aus der Mitte des
16. Jahrb., damals und im 17. Jahrb. wiederholt ausgegeben.
Für die Rechtsgeschichte Zeelands ist bis jetzt wenig gethan.
Auf der Hauptinsel Walcheren sind bei Dom bürg um das Jahr 1840
sehr interessante Ausgrabungen veranstaltet worden, die eine Menge
von Sachen römischer Herkunft hervorbrachten (jetzt grösstenteils im
Leidener Reichsmuseum).
Bis vor wenigen Jahren wurde die Lokalgeschichte Nordbra-
bants ziemlich vernachlässigt. In den Zeiten der Republik wurde
der von den Spaniern eroberte Teil des alten Herzogtums Brabant als
erobertes Land behandelt und als solches von den Staten-Generaal ver-
waltet; kein reges historisches Leben konnte sich hier in diesen von
ihrer Grundlage losgerissenen Gebieten entwickeln, zwischen den mittel-
alterlich getrennten Territorien war die Verbindung nur schwach. Erst
in der Revolutionszeit wurde die Provinz einheitlich organisiert und als
vollberechtigt zur Landesregierung zugelassen. Seit 1837, als das Pro-
vinciaal Noordbrabantsch Genootschap errichtet wurde, begann
hier die lokale Geschichtsforschung sich zu erheben. Doch war der
Gymnasialrektor Dr. litt. Herrn ans zu 's Bosch auf längere Zeit fast
der einzige, der der lokalen und provinzialen Geschichte eingebendes
Studium widmete und sich für die alten Archive interessierte. Erst
seit fünf oder sechs Jahren trat eine Besserung ein. Der Helmonder
Archivar Sassen, vornehmlich aber der Reichsarchivar der Hauptstadt,
Dr. jur. Krom, wussten der provinzialen Gesellschaft neues Leben ein-
zuflössen: eine Tijdschrift für pro vinziale Geschichte wurde herausge-
geben, die Handelingen der Gesellschaft fingen an interessant zu
werden, die Werken wurden wissenschaftlicher gehalten: die Oorkon-
den van Heimond von Krom und Sassen eröffneten unter günstigen
Auspizien eine neue Reihenfolge. Krom ordnete mit ausserordentlichem
Eifer und Geschick das provinziale Archiv und mehrere kleine Ge-
meinde-Archive; er machte den Anfang mit der Bearbeitung der bis
Digiti
zedby Google
t)ie heimatliche Geschichtsforschung; in Holland. 2i
jetzt fast völlig ununtersuchten prövinzialen Kechtsgescbichte. Leider
starb der junge Organisator schon 1886 in der Mitte seiner Arbeiten,
deren Vollendung seinem Nachfolger Uondam obliegt.
Ausser den allgemeinen Brabantischen Chroniken hat man hier
etliche Chroniken der Stadt *s Hertogenbosch aus dem 16. Jahrb.,
deren Hermans zwei herausgegeben hat, wenigstens zwei noch in Hand-
schrift bestehen; auch für Breda besteht eine von Matthäus ausge-
gebene Chronik.
Limburg bat seit 1863 seine Society historique et
arch^ologique, deren Publications eine lebhafte Neigung zur
lokalen Geschichtsforschung erkennen lassen. Hier war unter der
Republik der Zustand dieser Forschungen noch trauriger als in Brabant,
der Zusammenhang zwischen den zerstreuten staatischen Territorien noch
viel schwächer, der historische Sinn der von ihren alten Limburgischen
Landsleaten losgerissenen Einwohner fast ganz verschollen. Auch nach
1815 bildete die Provinz keinen einheitlichen Organismus, der nördliche
geldrische Teil musste erst noch mit dem südlichen limburgischen zu-
sammenwachsen. Bevor dieses geschehen konnte, kam die belgische
Revolution, die wiederum die südöstliche Hälfte von den Maasgegenden
losriss. So entstand das neuere Herzogtum Liyiburg als Teil des
deutschen Bundes (bis 1867j -^) und niederländische Provinz.
Der geldrische und der limburgische Teil haben noch jetzt ge-
trennte alte Archive, von denen das eine zu Hoermond, das andere
zu Maastricht ist.
Maastricht ist jetzt der Mittelpunkt der lokalhistorischen For-
schung, als deren Leiter die Herrn Dr Habet s (Reichsarchivar) und
Dr. Franquinet anzusehen sind. Mit grossem Eifer werden hier die
archäologischen Studien betrieben, und vornehmlich Dr. Habets hat
sich um die Ausgrabungen meist römischer Altertümer in der Nähe
Maastrichts verdient gemacht. Auch die archivalischen Studien werden
nicht vernachlässigt, wie das Organ, die Zeitschrift Maasgouw (seit
1878), bezeugt.
Von einem ürkundenbuch ist in diesen zerstückelten Gebietsteilen
natürlicherweise keine Rede; für den nördlichen Teil müssen die geld-
rischen Urkundenbücher dienen, für den südlichen auch ein leider noch
nicht vorhandenes limburgisches l-rkundenbuch gesammelt werden aus
den jetzt belgischen und niederländischen Landesteilen.
*•) Die allgemeine provinziale Geschichte ist beschrieben von Ernst
in seiueni Buch Histoire du Lirabour^ (18H7— 18,^2).
Digiti
zedby Google
22 t- J. Blok.
Die Rechtsgeschichte ist hier fast völlig unbekannt, die Stadt-
und Klosterchroniken sind meistenteils unausgegeben.
Der Leser, der mir bis hieher treu geblieben ist, wird es mir
nicht verübeln, wenn ich jetzt zum Schluss versuche, die Übersicht des
jetzigen Sachbestandes in einigen Sätzen zusammen zu fassen.
Im Allgemeinen darf man sagen, dass das niederländische Staats-
archivwesen unter der obersten Leitung des Herrn Referendars de Stuers
in den letzten Jahren eine sehr gute Organisation erhalten hat, .deren
Wirkung schon jetzt der lokalen Geschichtsforschung vielfach Vorschub
geleistet hat. Das Gemeinde- Archivwesen hat in dieser Hinsicht noch
viel nachzuholen, wiewohl einzelne grössere Städte schon jetzt dem Bei-
spiele der Staatsarchive gefolgt sind.
In den meisten Provinzen bestehen provinziale Gesellschaften, die
sich für die historische Entwickelung der Provinz lebhaft interessieren
und deren Mitglieder, grösstenteils Einwohner oder Eingeborene der
Provinz, durch jährliche Beiträge (von f. 6 bis f. 10) die Publikation
lokalhistorischer Arbeiten ermöglichen. Die diesen Gesellschaften ange-
hörenden Museen, Bibliotheken und Sammlungen sind für die lokal-
historische Forschung von grossem Wert. In Holland, wo die Einheit
der provinzialen Forschung nicht besteht, wird in den einzelnen Städten
lebhaftes Interesse für die Lokalgeschichte gezeigt. Fast überall bilden
die Archive und Universitäten Mittelpunkte der Forschung. Die Rechts-
geschichte ist in den letzten Jahren in den nördlichen Provinzen mit
Eifer zur Hand genommen worden von der rechtshistorischen Gesell-
schaft, die sich um die Herausgabe einer Reihe von Rechtsciuellen schon
jetzt verdient gemacht hat.
Urkundenbücher, die der Wissenschaft genügen, bestehen nur für
Holland und Seeland und für Gelderland, und auch da nur teilweise;
in den übrigen Provinzen sind veraltete Sammlungen dieser Art vor-
handen und wird neues Material gesammelt.
Die Chroniken sind teilweise noch unausgegeben, ein grosser Teil ist
in veralteten oder unkritischen Ausgaben vorhanden, nur wenige sind in
wissenschaftlich brauchbaren Ausgaben zugänglich. Im Allgemeinen bleibt
für die niederländischen Chroniken noch sehr viel zu thun übrig.
Die archäologischen Studien wecken überall reges Interesse und
die Sammlungen und Museen zeugen von grossem Eifer für diesen
Zweig der lokalhistorischen Forschung.
Juni, 1887.
Digiti
zedby Google
Rictius Varus (oder Rictiovarus),
der berüchtigte mythische Verfolger der gallischen nnd zninal
der Trierischen Kirche.
Von Dr. phil. Franz Görres zu Düsseldorf. *)
Die Rictius Varus-Controverse, ein Problem historischer und philo-
logischer Kritik, hat mich schon seit mindestens einem Lustrum lebhaft
beschäftigt. Meine bezüglichen Untersuchungen sind zwar noch immer
nicht ganz abgeschlossen-, haben aber schon zu bestimmten Ergebnissen
geführt, und diese werden, glaube ich, infolge weiterer Forschungen
nur noch erhärtet werden. Meine Lösung der weitverzweigten Streit-
frage, die ich in den folgenden Blättern vorlege, dürfte, wenn auch
nicht alle, so doch die meisten und wichtigsten Schwierigkeiten ebnen.
Jedenfalls versuche ich hier zum ersten Mal auf Grund einer syste-
matischen, dem Standpunkte der heutigen Geschichtswissenschaft ent-
sprechenden Kritik die Erledigung des fraglichen Problems.
Ich beginne mit einer gedrängten Skizze der Geschichte des Ric-
tius Varus, um das Verständnis meiner Argumentation zu erleichtern.
^) Vgl. hierzu, soweit die Kaiser MaximianUs Herculius und Con-
«tantiu« I. (reg. 1. März 293 bis 25. Juli 30«) namentlich als „Trierische«
Imperatoren in Betracht kommen, llettner, „Das römische Trier", Pick'-
whe Monatsschrift VI (1880), S. 343—369 und zumal 349 f, und meine
Möglichen Schriften: 1. Artikel „Christenverfolgungen", (F. X. Kraus 'sehe
Real-Encyklop. der christl. Altertümer, Bd. I, Lfg. 3, [S. 215—288] S. 242
-249), 2. „Die Verwandtenmorde Constantins des Grossen", Zeitschrift für
tissenschaftl. Theologie XXX (1887), H. 3, S. 343—377 und zumal 345—
3o3; 3. „Die Religionspolitik des Kaisers Constantins I.", ebenda XXXI
(m. H. 1, S. 72-93.
Digiti
zedby Google
24 i^ Görred
Nach späten Traditionen der Trierischen und vieler anderer gallischen
Kirchen hat ein gewisser Rictius Varus (auch Rictiovarus genannt), *)
Kaiser Maximians (reg. 285 — 305) gallischer Statthalter oder Pratorial-
präfekt — er wird auch als Präses des belgischen Gallien be-
zeichnet — , seinen Herrn an Grausamkeit überbietend, im Auftrage des
abendländischen Augustns das ganze belgische Gallien mit einer unerhört
schrecklichen Christenverfolgung heimgesucht, von Stadt zu Stadt reisend
und aller Orten die überzeugungsfesten Gläubigen dem Henker überant-
wortend, und so sollen denn damals unzählige Jünger Jesu zu Trier,
Köln, Evreux, Amiens, Angers, Beauvais, Rheims und Soissons für
ihren Glauben geblutet haben. In Basel und vor Allem in der „gallischen
Roma" begann dieser Schlächter, wie es heisst, seine düstere Laufbahn,
so zwar, dass der Trierischen Lokalsage zufolge die Mosel von Trier
bis nach Neumagen vom Blute der gemordeten Christen gerötet wurde
(vgl. Browerus, Annales Trevirenses, Tom. I, Leodii 1671, S. 194 B
ad a. Chr. 286, Nr. 76 u. 77), und beendete seine Bahn ebenso un-
heimlich zu Soissons '*).
Mein Urteil geht dahin, dass Rictius Varus weder zur Regie-
rungszeit des Maximianus Herculius noch zu der Constantius^ L noch
endlich zum diocletianischen Zeitalter dberhaui)t in Beziehung steht,
sondern lediglich das Produkt des Mythus ist; zu diesem Verdict
zwingen mich folgende Erwägungen: Nehmen wir zunächst an, dieser
angebliche Statthalter des Herculius sei eine geschichtliche Persönlich-
keit, so ist die Frage, ob seine düstere Wirksamkeit in die Anfänge
Maximians, also etwa in's Jahr 286 resp. in die Jahre 286 — 288 (so
Tillemont; s. w. unten) fällt, mit dem Martyrium der thebäischen
Legion *) in ursächlichem Zusammenhang steht, oder ob er in den Jahren
303 — 305, genauer im J. 304/5 im Auftrage seines Kaisers die dio-
cletianischen Christenedikte und zumal das schneidige vierte in Gallien,
natürlich wider Willen des Kaisers Constantius, stricte vollstreckt hat.
*) Die korrekte Form des Namens ist Rictius Varus, „Rictiovarus**
nur Depravation (s. Tillemont, M^moires pour servir ä l'hist. eccl. [Pariser
Ausgabe], IV, S. 718 B, Note XI sur S. Denys de Paris).
') Vgl die ausführliche Todtenliste bei Baronius (Annal. eccl. II,
Venetiis 1706, ad a. Chr. 303, S. 616-618, §§ 124. 128. 130—132 incl., Mar-
tyrol. Roman., Coloniae 1603, s. 7. Octob., 22. Januar., 12. Decemb., 1. Octob.,
25. Octob.).
*) „Passio 88. Mauricii ac sociorum ejus Martyrium auctore s. Eucherio
Lugdunensi episcopo" (f a. 454) bei Ruinart (Acta martyrum sincera, Ra-
tisbonae 1859, S. 317—320 incl.).
Digiti
zedby Google
kictius Varus, 25
1. Die erstere Annahme verficht seit dem Mittelalter bis heute
die Trierische Kirche; sie geht von der Voraussetzung aus, die Trieri-
schen Opfer der Grausamkeit des Rictius Varus seien in der Krypta
der dortigen Paulinuskirche bestattet, und hat noch unlängst (im Okto-
ber 1886) die 16. Säkularfeier der angeblicli im J. 286 gemordeten
Landsleute mit grösstem Pomp begangen. Auch die ßollandisten,
Tillemont (Memoires pmtr servir d Vhist, ecrlh. [Pariser Ausgabe]
IV, S. 428 f. 433 ff. 454—457 718; V, S. 3 f.), Araedee Thierry
(Histoire de la Gaule sous Vadministration roniaine III, Paris 1847,
S. 24—54), Friedrich (K. G. Deutschlands 1, S. 106—141 und zu-
mal 136) und der Jesuit Beissel (Geschichte der Trierer Kinhen. Teil I,
Trier 1887, zumal S. 16—55) datieren die christenfeindlichen Akte
des fraglichen Statthalters auf die erste Kegierung>zeit Maximians. Alle
diese Forscher gehen in Übereinstimmung mit der Trierischen Lokal-
tradition, die u. A. durch die c 1100 verfassten „(rcsta Trevirarum**
(ed. G. Waitz [Monumenta- Ausgabe] S. 150. 166) repräsentiert wird,
TOD der Voraussetzung der Authentie des Martyriums der Thebäer aus und
behaupten dann weiter, Kictius Varus hätte das Vernichtungswerk seines
Herrn einfach durch Niedermetzelung verschiedener Detachements jener
Legion in den gallischen bez. rheinischen Städten fortgesetzt und in deren
Untergang auch noch andere eifrige Christengemeinden verflochten. Die
Datierung der Gräuel des Präfekten auf die Jahre 286 ff. steht und
fällt also mit der Authentie oder Ungeschichtlichkeit des Martyriums
der Thebäer. Für die Historicität der angeblichen Niedermetzelung
eioer ganzen I>egion haben nicht blos kurialLstische Gelehrte, wie der
Kardinal Baron ins a. a. 0., sondern auch Vertreter der rationellen
Geschichtsforschung, wie Friedrich, der spätere Altkatholik (a. a. 0.
S. 106 - 141), jii sogar eifrige Protestanten von eiiist bis heute plaidiert.
Von den letzteren erwähne ich nur als Kuriosum die originelle Art und
Weise, mit der H ick es, ein Anglikaner, in seiner Abhandlung über
Bumet und Tillotson, ^sein Lieblingsthema, die Legende von der the-
bäischen Legion, gegen den triftig scheinenden Einwurf zu verteidigen
sachte, dass die Historiker (d. h. die kirchlichen (Quellen des 4. u. 5.
Jahrhunderts von Eusebius und Lactantius an bis auf Eucherius von
Lyon) nichts davon berichten " Er warf die Bemerkung hin, ^wie man
wohl zweifeln müsse, ob je ein Historiker die Mordgeschiclite von Glencoe
e^^•ähnen werde. Es gebe in England viele tausend gebildete Männer",
«agte er, ^die nie von ihr gehört hätten oder sie als blüs>e Fabel be-
Digiti
zedby Google
ä6 t'. GörrjBä
trachteten. ** '*) F r i e d ri c h , hyperkonservativen Anwandlangen nachgebend,
sucht darzuthun, dass sich die Quellen für die Geschichte des fraglichen
Massenmordes in ihren frühesten Spuren bis zum Anfang des 4. Jahr-
hunderts verfolgen lassen, aber ohne zu überzeugen. Zwar kann die
blosse Nichterwähnung durch die Kirchenhistoriker des 4. u. 5. Jahr-
hunderts nicht als vollgültiger Gegenbeweis betrachtet werden — das
erlauchte Martyrium der Vierzig von Sebaste z. B., von Eusebius tot-
geschwiegen, ist gleichwohl, weil schon durch einen Basilius und Ephraem
Syrus bezeugt, eine geschichtliche Thatsache — , ^) aber die damalige
Gesammtsituation der Christenheit in ihren Beziehungen zum Staat schliesst
entschieden die Annahme eines solchen Massenmartyriums aus, wenn
auch Einzelhinrichtungen ab und zu vorkommen konnten; ich denke,
das ist kein leidiges argumentum e silentio! Die erste Regierungsepoche
des Herculius bildet nämlich einen integrierenden Teil jener Friedens-
ära der Kirche von 260 bis fast 303, welche Eusebius (h. e. VIII, 1), ^)
wie folgt, charakterisiert: „Die Christen wurden damals geradezu auf-
fallend begünstigt. Man zog sie zu ehrenvollen Palastftmtem heran;
das Wohlwollen der Kaiser übertrug ihnen sogar die Verwaltung ganzer
Provinzen; man dispensierte sie von der Beteiligung an heidnischen
Zeremonien. Der Episkopat wurde von den Statthaltern allenthalben
mit Ehrerbietung behandelt. Endlich bauten sich die Gläubigen unge-
stört in allen Städten Gotteshäuser.** Wohl bezieht sich diese vorteil-
hafte Schilderung in erster Linie auf den Orient, genauer auf den un-
mittelbaren Verwaltungsbezirk Diocletians; auch ist es richtig, dass
Herculius, wie sein späteres Verhalten gegen die Kirche in den Ver-
folgungsjahren 303 £f bewies, nur knirschend seinen Christenhass zQ-
gelte; aber gleichwohl war der mächtige Wille des Oberkaisers mass-
') Vgl. Macaulay, Geschichte Englands seit der Thronbesteigung
Jakobs II. Aus dem Englischen von Heinrich Paret, Bd. VIII, Stuttgart
1856, S. 34. Wegen der Details über „die Mordgeschichte von Glencoe*^,
die hinterlistige entsetzliche Ermordung der ganzen Familie des schottischen
jacobitischen Häuptlings „Mac Jan** durch gewissenlose Anhänger des Königs
Wilhelm HI. von Oranien (1692), verweise ich gleichfalls auf den genialen
Apologeten der „glorreichen Revolution" (ebenda, S. 1—35). Dieses be-
lüchtigte Blutbad wird auch neuerdings in den „Schottischen Jahrbüchern"
der Königin Victoria unter Äusserungen lebhaftester Sympathieen für die be-
klagenswerthen Opfer erwähnt.
*) Vgl. meine Licinianische Christen Verfolgung, Jena 1875, S. 104—
115, sowie meine „Beiträge zur älteren K. G., Abschn. V, Zeitschr. für wiss.
Theol. 1878 (XXI), H. I, S. 64-69.
^) Die zeitliche Ausdehnung dieser „pax" erhellt aus Eus. h. e. VIII, 4.
Digiti
zedby Google
ftictius Vanis. 2t
gebend, dem der Augustas des Westens stets blindlings gehorchte ; Dio-
cletian hielt es eben aus Gründen politischer Klugheit für geboten, die
Christen vorab noch zu schonen. Es konnten demnach in jener Frie-
densära keine Massenhinrichtungen von Christen, nur ab und zu ver-
einzelte Martyrien, wie im Gesamtimperium, so auch im Reichsgebiete
des Herculius, speziell in Gallien, stattfinden. Zu Einzelmartyrien frei-'
lieh konnte es damals kommen, weil das Christentum trotz der wohl-
wollenden Edikte des Kaisers Gallienus noch immer keine religio licita
et adsdta war. Darum verfiel die Zukunftsreligion wenigstens theoretisch
noch immer einer furchtbaren vier- bis fünffachen gesetzlichen Verpönung
laiae sententiac; folglich konnten noch immer wenigstens einzelne Gläubigen
als solche zum Tode oder im günstigsten Falle zum Exil verurteilt
werden: a. als Majestätsverbrecher (maiesiatis rci)^ und zwar a) als
Teilnehmer an yjioeteriae, coetus illiciii**, an „collegia nocturna", ^) als
Hochverräter im engem Sinne wegen Verweigerung der dem Numen der
Imperatoren schuldigen Verehrung (daißeta, impietas circa principes)^
b. als Leugner der Staatsgottheiten (äO-eot, sacrilegi), c. als Beförderer
einer verbrecherischen Magie (niagi, makfici), d. als Teilnehmer an
einer religio nova, peregrina et illicita, e. als Frevler gegen die sogen.
Trajan-Instruktion (s. Plin. Epist. 94. 97. 98, edit. Bipont.). »)
Im Übrigen haben Rettberg (K. G. Deutschlands I, S. 94—111)
and vor allem Hunziker (Zur Regierung u. Christenverf. des K. Dio-
cletianus u. s. w., Leipzig 1868, S. 265—272, Excurs II, Nr. 5) die
Ungeschichtlichkeit der thebäischen Blutzeugen unwiderleglich dar-
gethan. Auch Alb. Hauck (K. G. Deutschlands, Teil I, Leipzig 1887,
S. 9, Anm. 1) bezeichnet in selbständigem Anschluss an Rettberg die
Legende von der thebäischen Legion als „unmöglich", macht aber für
den apokryphen Charakter dieser Erzählung noch ein bedeutsames, bis-
her stets übersehenes, Argument geltend: „Gerade bei dieser Legende
kann ihre Entstehung nachgewiesen werden. Eucharius (muss heissen:
Eaeherius !) von Lyon, der Verfasser der älteren passio, .... lebte
nnge&hr 150 Jahre nach dem Ereignis .... seine Kunde beruhte
auf den Mitteilungen des Bischofs Isaak von Genf. Der letztere ist
demnach Zeuge der damaligen Überlieferung. Wie lautete diese?
*) Vgl. meinen Aufsatz „Die angehliche Christenverfolgung unter Kaiser
Claudius IL, Zeitschr. für wiss. Theol. XXVH (1884), H. 1 (S. 37—84), Ah-
scbn, V u. VII, 63—71, 7d— 78, sowie meinen Artikel „Toleranzediktc", in
der F. X. Kraus' sehen Real-Encyklopädie der christl. Altertümer, Bd. II,
14 16-18 (S. 885—901, S. 802-896).
Digiti
zedby Google
28 1^'. Görrcit
Corpora post multos passionis annos s. Theodoro .. revelaia tradun-
tur, in Quorum honorem cum exstrueretur basüica etc. (c. 11). Diese
Worte lassen über die Entstehung der Legende nicht den mindesten
Zweifel. Theodor war Bischof von Octodurum am Ende des 4. Jahr-
hunderts. ... Im Jahre 386 entdeckte Ambrosias die Reliquien des
h. Gervasios und I^otasius .... Es war die erste derartige Ent-
deckung im Abendlande; sie macht« bekanntlich ungemeines Aufsehen.
Ist es erstaunlich, wenn ein Freund des Ambrosius alsbald eine ähnliche
Entdeckung machte? Bis auf Theodor wusste man nichts von den
agaunensischen Märtyrern; was er wusste, hat er nicht aus der Tra-
dition geschöpft; es wurde ihm geoffenbaret und auf Grund dieser
Offenbarung baute er den neu entdeckten Märtyrern eine Basilika. Nun
wurden sie rasch bekannt und berühmt; denn wie hätte jemand an
jener Offenbarung zweifeln sollen? Ist dies richtig, so verliert das an-
gebliche Ereignis jeden Rest historischen Halts, es ist entweder eine
Erfindung oder eine Einbildung, die an die Existenz einer alten Be-
gräbnisstätte bei Agaunum anknüpft^^ ^). . . . Rictius Varus steht also
zu den Anfängen des Kaisers Herculius in gar keinem Zusammenhang.
2. Baronius (a. a. 0.) und Hunziker (S. 256—260) ver-
legen die christenfeindlichen Akte des fraglichen Statthalters gerade in
die Sturmjahre 303 ff., letzterer zumeist aus dem Grunde, weil den
diocletianischen Cäsaren nifcht die bürgerliche Verwaltung ganzer Prä-
fekturen zugestanden hätte: „Die Martyrien des übrigen Teiles von
Gallien (Amiens, Marseille, Nantes u. s. w.), sowie diejenigen Spaniens,
werden auf den Augustus zurückgeführt. Unter ihm stehen und von
ihm gesendet werden hier der Statthalter Dacianus, dort der Statthalter
Rictius Varus,^ welche die blutige Verfolgung ins Werk setzen." Ich
erwidere: Den Dacianus halte auch ich für geschichtlich ganz im
Sinne Hunzikers, wie ich alsbald näher darthun werde. Was aber
Rictius Varus betrifft, so schliessen die bestimmten Angaben der christ-
lichen Zeitgenossen selber, des Eusebius und vollends des Lactanz, der,
wenn er auch in den Sturmjahren 303 ff. zu Nicomedia lebte, später
als Erzieher des Prinzen Crispus am Trierischen Hofe Constantins des
Grossen^") sich sehr wohl über die Schicksale der gallischen Kirche
unter Constantins informieren konnte, sowie der afrikanischen (dona-
*) Dies gegen B eis sei, der (S. 28 ff.) unsere Stelle willkürlich iu
seinem Sinne ausdeutet.
'*) Kbert hat überzeugend nachgewiesen, dass der ,,chri8tliche Cicero**
der Verfasser der „Mortes" ist. — Vgl. Eusebii ehren icon Hieronymo inter-
Digiti
zedby Google
Rictius Vanis. 29
tistiscfaen) Bischöfe Lacianns und Genossen die Annahme einer solchen
unerhört blutigen Heimsuchung der gallischen Christenheit gänzlich ans.
I>aüt jenen zeitgenössischen christlichen Quellen hat der menschen-
freundliche Fürst die diocietianischen Blutedikte nicht ausgeführt; um
jedoch nicht mit den Oberkaisem in einen förmlichen Dissensus zu
geraten, gab er widerwillig seine Zustimmung zur Schliessung einiger
(gallischer und britannischer) Kirchen und wachte darüber, dass Leben
and Eigentum seiner christlichen Unterthanen geschont wurden**). Ich
gebe zu, dass einzelne Statthalter im Reichsgebiete des Constantius es
vorzogen, wider Willen des Cäsars, wenigstens hier und da, die dra-
konischen Decrete der August i zu vollstrecken; in der That lässt
sich das authentisch bezeugte Martyrium des „brittischen Stephanus und
Erstlingsmartyrers" Albanus nur in's Jahr 304/5 versetzen (s. Gilda
Sapiens, De excidio Angliae in den Actis SS. Boll. s. 22. Jun., S. 147.
153, Annot a, 155, Annot. b). Aber solche Massenmartyrien ä la
Rictins Yarus konnten damals in Gallien nicht vorkommen; man darf
eben Constantius' Abhängigkeit von den Oberkaisern nicht überschätzen:
„Ein Mann, welcher das vom Reich losgeris.^ene £ngland wieder ge-
wonnen hatte, der an der beständig gefährdeten Rheingrenze treulich
und tapfer Wache hielt und von seinen Unterthanen als ein wahrer
Vater des Landes aufrichtig verehrt wurde, durfte etwas wagen" (vgl.
Th. Zahn, Constantin d. Gr. und die Kirche, Hannover 1876, S. 6).
Ich füge hinzu: Der erste Cäsar und designierte Nachfolger Dio-
prete, ed. Migne, Ol. 275, Constantini a. 10.: „Crispum Lactantius
Latinis litteris erudivit^* etc. — ConstantiD der Grosse hat in seinen ersten
RegieruDg8)ahren (3ü6 — 312) stets und auch später noch zuweilen zu Trier
Hofgehalten (s. meinen Aufsatz ,,\Velche röm. Imperatoren haben .... zu
Trier residiert?" a. a. O., zumal S. 230). In diese Epoche fällt eben die
Jugendzeit des Crispus.
>*) Vgl. Eus. h. e. VIII, 13. 18, vita Const. I. c. 13. 16. 17, Lactant.
mortes c. 8. 15: „Nam Constantius, ne dissentire a majonim (i. e. Augusto-
nim) praeceptis videretur, conventicula, id est parietes, qui restitui poterant,
dirui passus est, verum autem Dei templum, quod est in hominibus, incolume
senavit" (Hanptstelle!), 16. 20, endlich die Bittschrift der donatistischen
afrikanischen) Bischöfe Lucianus und Genossen an Constantin bei Optatus
Mile?itanu8, De schismate Donatistarum 1. I, c. 22, ed. H. Harter, Oeni-
ponti 1870, S. 62 „Rogamus te, Konstantine optime imperator, quoniam de
genere justo es, cujus pater inter ceteros imperatores persecu-
tionem non exercuit, et ab hoc facinore immunis est Gallia". Mit
Tnrecht bestreitet Völker „Der Ursprung des Donatismus", S. 138 ff., die
Anthentie dieses Schreibens (s. Alb. Hauck, a. a. 0. S. 41 f., Anm. 1).
Digiti
zedby Google
30 F. Görres
cletians im Reichsprimat „durfte etwas wagen" (s. Hunziker
S. 183 f. 205 uDd meinen Aufsatz „Die Religionspolitik des K. Gon-
stantius I.^ a. a. 0. S. 86 — 90). Ich darf also wohl an Hunziker
die Frage richten : Würden wohl die donatistischen Bischöfe es gewagt
haben, dem Constantin gleichsam in's Angesicht zu sagen, durch seinen
Vater wäre Gallien der Verfolgung völlig entgangen, wenn ein grau-
samer Statthalter im Auftrage des Augustus Maximian gar zu Trier, in
der Residenz des Kaisers, das Blut der Christen in Strömen vergossen
hätte? Gewiss nicht! Hunziker hat sich übrigens die wichtige Stelle
bei Optatus von Mileve, wo das Schreiben der donatistischen Prälaten
eingerückt ist (vgl. oben S. 29, Anm. 11), entgehen lassen").
3. Nach obigen Ausführungen leugnet Samuel Basnage (Ann.
politico-eccles. H, S. 587 ad ann. Chr. 303) in direkter Polemik gegen
Baronius, zu dessen Zeit indess die editio princeps der „Mortes^ noch
nicht erschienen war, mit bestem Fug, sich stützend auf das authentische
Quellenmaterial, zumal auf Eusebius, Lactanz und Optatus, eine von
Rictius Varus durchgeführte gallische Christenverfolgung und meint zu-
treffend: „Figmentum igitur est, quae de Rictiovari in Martyres
grassantis saevüia fabulantur."" Auch Rettberg (a. a. 0. S. 107 f.)
verwirft in scharfsinniger Argumentation die angebliche Christenhetze
des Rictius Varus als apokryph. Hauck (S. 24 f. u. Anm. 1 das.)
erörtert unsere Streitfrage viel zu flüchtig, streift sie kaum, erwähnt
nicht einmal den Rictius Varus, stellt aber folgende durchaus richtige
Thesen auf:
I. „Wir kennen" (für das ganze dritte Jahrhundert) „nicht einen
Namen eines Märtyrers" im römischen Germanien.
n. „Diese Behauptung ist richtig trotz der sog. Thebäer in Köln,
Bonn, Xanten und Trier und der h. Ursula und ihrer elftausend Jung-
frauen in Köln. Die ersteren fallen mit den agaunensischen
Märtyrern, deren Sprösslinge sie sind'' u. s. w. Hauck geht
also von der korrekten Voraussetzung aus, dass die fraglichen Opfer
des blutdürstigen Präfekten, insofern sie sich nicht auf die Jahre 286 ff.
datieren lassen, in den Sturmjahren 303 ff. erst recht nicht unterge-
bracht werden können. Völlig verwerflich ist endlich die Chrono-
") Die Ansicht Hunziker 's (S. 183 f.), Constantius' Religionspolitik
wäre in den Jahren 303—305 ganz conform den drei ersten diocletianischeu
Christenedikten und zumal dem ersten von 303 gewesen, habe ich als durch-
aus unzulässig dargetlian in meinem Aufsatz „Die Keligionspolitik des K.
Constantius 1. Abschu. HI, Nr. 5, S. 86—90.
Digiti
zedby Google
Hictius Varus. 31
logie Browers: Die'|Trierischen Märtyrer verlegt er iQ*s Jahr 286
(S. 192. 193, Nr. 68—74 bis 195 B, Nr. 80), dagegen datiert er
die flbrigen asgeblichen Rictias Yarus-Martyrer, zu Amiens, Rheims,
Soissons u. s. w., auf das Jahr 303, wofür er ungenau 302 substituiert.
Aber einmal habe ich soeben nachgewiesen, dass die fragliche Rictius
Varos- Verfolgung sich weder auf 286 £f. noch auf 303 ft'. datieren
lässt, und dann kennt das gesammte trübe Quellenmaterial nur eine
einzige Verfolgungsperiode des Präfekten; nach der gesamten spätem
Tradition wickeln sich seine christenfeindlichen Akte ununterbrochen
^uno tenore** in kurzer Zeit ab ; selbst wer den Rictius Varus für ge-
schichtlich hält, muss im Anschluss an die „Quellen" die Annahme von
zwei von diesen angeblichen Prätorialprafekten durchgeführten Ver-
folgungen resp. zweier .Verfolgungs - Perioden als widersinnig verwerfen.
4. Die Geschichte der gallischen Kirche im diocletianischen Zeit-
alter bietet also gar keinen Raum für den Christenverfolger Rictius
Varus; hiermit ist auch die weitere auf die Geschichtlichkeit des Mannes
an sich bezügliche Frage im Wesentlichen schon beantwortet, und zwar
im verneinenden Sinne. Friedrich (I, S. 136), der hypercon-
servative Apologet der Echtheit des Martyriums der Thebäer, meint
natarlich, den Rictius Varus wegen der widersinnigen Angaben in den
Martyrologien als apokryph zu verwerfen, sei „vorschnell und unbe-
rechtigt** . mit Rücksicht auf die Kölner Funde von Schädeln, die mit
Nägeln durchbohrt sind! Dieses Argument hält sogar B eis sei (S.
•45 f.), und zwar mit bestem Fug, für äusserst gewagt. Thierry (a.
a. 0. S. 25 f.) hält den angeblichen Vertrauensmann des Herculius zwar
ftlr durch die Legende ausgeschmückt oder vielmehr verzerrt, aber doch
für historisch ! Wir müssen aber den Rictius Varus in Übereinstimmung
mit Rettbergs bündiger Argumentation (S. 107 f.) einfach in das Reich
des Mythus verweisen bez. auf seine gespenstische Existenz, die er in der
Trierischen Lokalsage als „Stadtgeist" fristet, einschränken : Er ist näm-
lich nur durch gefälschte Martyrerakte, wie z. B. die passio s. Quin-
Uni und vor Allem die acUi ss. Crispini et Crispinianif^ welche B r o w e r
(S. 202 B) natürlich als unbedingt authentische ausbeutet, und über die
Thierry (a. a. 0. S. 45 f.) wenigstens zu günstig urteilt, und die
hieraus abgeleiteten widersinnigen, mit ekelhaften Henkerscenen und un-
historischen Voraussetzungen reichlich verbrämten, Berichte der abendlän-
dischen Martyrologien des 8. und 9. Jahrhunderts, des sog. „Bamanum
parmim seu vetus^^ Ados und namentlich des Usuardus u. A., bezeugt;
einige der fraglichen Blutzeugen werden gar erst in den späteren inter-
Digiti
zedby Google
32 F. Görres
polierten Recensionen der genannten Kaiendarien auf das stark be-
lastete Konto des Rictius Yarus gesetzt. Tillemont bekundet in Er-
örterung unserer Kontroverse wieder sein ihm so gelaufiges bar mo-
nistisches Verfahren: Er hält an der Geschichtlichkeit des angeblichen
Prätorialpräfekten fest, glaubt aber an den betreffenden Martyrerakten
Kritik üben zu müssen; die einen gelten ihm als authentisch, andere
als apokryph. Dabei stellt der Verfasser der „M6moires" ein sonder-
bares Kriterium der mangelnden Authentie auf; er erblickt in der Be-
zeichnung des Statthalters mit dem depravierten Namen „Rictiovarus^'
ein wesentliches Argument der Unechtheit der fraglichen Akten, wäh-
rend er umgekehrt denjenigen Passionen, welche den Präfekten korrekt
„Rictius Varus" nennen, die Authentie zusprechen will (M6m. IV,
S. 718 B, Note XI sur S. Denys de Paris)! Man muss aber radikaler
vorgehen und unterschiedlos alle Akten bez. martyrologische Berichte,
in denen überhaupt der angebliche Präfekt Maximians vorkommt, sei es
mit der Bezeichnung „Rictiovar", sei es als „Rictius Varus", als durch-
aus gefälschte Dokumente brandmarken^^).
Bezeichnend für den sagenhaften oder vielmehr ungeschichtlichen
Charakter des Rictius Varus ist die Art und Weise, wie die acta ss.
Crispini et Orispiniani c. V. (bei Surius, vUae probatae Sanctorum,
'") Ich lege einige Proben aus diesen säubern Quellen vor:
I. Martyrologium Usuardi (Bollandisten-Ausgabe des SoUerius), s. 25.
Sept., S. 556: „In civitate Ambianensium , beati Firmini episcopi, qui sub
praeside Rictiovaro post varia tormenta capitis decollatione inartyrium
sumpsit."
II. Martyr. Usuardi, s. 6. Januar., S. 13: „In territorio Reniensi, passio
s. Macrae virginis, quae jubente Rictiovaro praeside, cum in ignem
esset praecipitata et permausisset illaesa (sie!), dein mammillis abscissis et
squalore carceris afHicta, super testas etiam acutissimas volutata orans mi-
gravit ad Dominum." Diese h. Macra kommt zuerst in dem c. 750 redigierten
sog. Romanum parvum vor: „Sanctae Macrae virginis sub Rictiovaro prae-
side" (vgl. Sollerii observatio ad 6. Jan. 1. c. S. 14).
in. Die Trierischen Rictius Varus-Martyrer, im Martyr. Usuardi (s. 6.
Octob. p. 581) übergangen, finden sich erst s. e. d. des interpolierten
Usuardus (S. 582), wie folgt, erwähnt: „Treveris, passio iunumerabilium
martyrum a praefecto urbis Rictiovaro occisorum, qui in plebem utrius-
que sexus et aetatis caedem pro nomine Christi exercuit" etc.
IV. Erst der interpolirte Usuardus vindiciert den jugendlichen Blut-
zeugen Justus von Beauvais dem Rictius Varus (s. 18. Octob., 8.610):
„In territorio Belvacensi s. Jiisti pueri et martyris, qui temporibus Dio-
cUtiaui imperatoris, sub Rictiovaro iudice, capite caesus est."
Digiti
zedby Google
Rictius Varus. 33
s. 25. Octob. S. 385) seinen Untergang darstellen: „Rictius Varus,
beisst es da, verzweifelnd, die Überzeugungstreue der Heiligen (Crispinus
und Crispinianos) zu besiegen, stttrzte sich selbst in eine für die Mär-
tyrer bestimmte, mit glühendem Pech und anderen Brennstoffen ange-
feilte, Grube ^^); schon vorher hatte er denselben Akten zufolge durch
die Flammen, wodurch er die Heiligen zu versengen vorgehabt, selbst
ein Auge eingebüsst. "
Mit Fug behauptet Rettberg (S. 107 f.) im Anschluss an Uont-
heims Kritik {Histaria Trevir. dipl I, S. 221, Pralrmnus I, S. 87),
die Erzählung von den Trierischen Rictius Varus- Märtyrern komme
zuletzt auf eine angeblich 1071 in der Krypta zu St. Paulin aufgefun-
dene bleierne Tafel zurück, die über die rings um den Sarg des Pau-
linas ruhenden Märtyrer Aufschluss geben soll. Und bezüglich der
Qbrigen dem angeblichen Präfekten zugeschriebenen gallischen Blutzeugen
urteilt Rettberg a. a. 0. nicht minder zutre£fend, dass „die Geschichten
der betreffenden Heiligen nicht besser gestützt sind, als die der Thebäer
von Trier* (s, auch oben S. 32, Anm. 13). Endlich „erscheint Rictio-
varus doch geradezu als Kollektivname zur Bezeichnung tyrannischer
Beamten aus der Zeit der Verfolgung'^ (Rettberg a. a. 0.). Insofern
ist er ein Pendant zu Lysias und Archelaus und noch mehr zu Tur-
oius, die gleichfalls, die beiden ersteren wenigstens zumeist, in apo-
kryphen, auf die diocletianische und licinianische Christenverfolgung
bt'züglichen, Passionen des Orients, letzterer in den gefälschten Mar-
tyrerakten des Abendlands, als stereotype grausame Gegner der Gläu-
bigen vorkommen, '''j
Auch das Motiv der hier vorliegenden historischen Fiction ist
") ,,Cemen8 impius Rictiovarus sc nihil suis efticere suppliciis, furi-
iuiudus (creditur arreptus a daemone) in i^^nem sosc praeeipitat (!)
et u]i morte abiit e vita, justo quideni Dei judicio, ut qui multos Christi
Qidrtvres ignibus excruciatos interemerat, ipse ad actcrni ignis fiammas ....
proticisceretur." — Übrigens wurden die legendarischen Blutzeugen Crispinus
and Crispinianus schon früh Gegenstand audäclitigcr Verehrung am präsum-
tiven Orte ihres Martyriums: Schon Gregor von Tours (zweite Hälfte des
sechsten Jahrhunderts) erwähnt eine „basilica ss. Crispini et Crispiniaui** zu
Soissons (bist. eccl. V c. 35, IX c. 9). Diese Basilika hat sich F. X. Kraus
in seiner verdienstlichen „Statistik der Basiliken" entgehen lassen (R.-E.
Lfjr. 2, S. 139 f.).
") In den gefälschten Akten der Vierzig von Sebaste begegnet der
-pracses Ägricolaus" und der „Dux Lysias", ersterer auch in der apokry-
phen Vita des Blasius von Sebaste (s. Ruinart, Acta martyrum, S. 308,
Admonitio in acta ss. Claudii, Asterii et sociorura, Nr. 1. S. 547, Note 7 und
Wertd. ZeUachr. f. Gesch. a. Kuast VII, I. ^ r^ ^
Digitized by VjOOQ IC
34 F. Görres.
unschwer zu erraten! Der mythische Rictius Varus hat einen geschicht-
lichen, weil schon durch einen Augustinus von Hippe und Prü-
den tius bezeugten, Doppelgänger in Spanien: Der schon erwähnte
Statthalter Dacianus vollstreckt im Jahr 304/5 im Auftrage des Au-
gustus Herculius, auf der iberischen Halbinsel von Stadt zu Stadt rei-
send, die diocletianischen Blutedikte aufs Härteste. **) Wie verschieden
ist endlich das Verschwinden beid^T Doppelgänger vom Schauplatz ihrer
unheimlichen Wirksamkeit! Der Held des Mythus erliegt zu Soissons
einem entsetzlichen Mirakel ; der historische Dacianus aber tritt Mitte
305 plötzlich zurück , indes nicht in Consequenz eines schreckhaften
Wunders, sondern auf Befehl des infolge der Abdankung Diocletians
und Maximians zum Inhaber des Reichsprimates emporgestiegenen bis-
herigen ersten Cäsars Constantius ^^).
Rictius Varus dürfte also dem geschichtlichen Dacianus nach-
gebildet sein; die gallische Kirche wollte eben der spanischen im
ruhmvollen Besitze erlauchter Opfer des Diocletian-Sturmes nicht nach-
stehen. ^*)
meine „Liciniaiiisohe Christenverfolgung**, Jena 1875, S. 104—115. 130 — 133).
Lysias kommt übrigens auch in den authentischen actis Claudii^ Asterii
etc. vor (s. Ruinart, S. 308 ff. und Hunziker, S. 272 ff.). Turcius er-
scheint nur in gefälschten Akten als 8tereotyi)er Christen Verfolger (s. R. A.
Lipsius, Chronologie der römischen Bischöfe, S. 179, Anm. 3 und meiueu
Aufsatz „Alex. Sev. u. d. Christenth.", Zeitschr. für wiss. Theol. XX, il. 1,
[S. 48-89], S. 83 f.).
**) Vgl. Lactant. mortes c. 8 (Spanien steht unter unmittelbarer Ver-
waltung des Herculius!), Augustini sermones 274—277 incl. (bei Ruiaart,
Acta mart. S. 398 ft'.) und Prudentii hymnus de martyrio S. Eulaliae virginis
Emeritensis, hymnus de XVIII martyribus Caesaraugustanis (ebenda, S. 480
483. 494—498), die „Passio s. Vincentii" (ebenda, S. 400 ff.) und die 1 reff-
liche kritische Darlegung der Dacianus-Verfolgung bei Garns, 0. s. B. K. G.
Spaniens, Bd. I, Regensburg 1862, S. 298—300. 315 f., 325. 330 f., 346—
350. 376 f., 892. Die Geschichtlichkeit des dämonischen Christenverfolgers
Dacianus ist auch durch eine echte, von Gruterus veröffentlichte, Inschrift
bezeugt, wonach er die Grenzen zwischen dem Gebiete von Fax Julia und
jenem von Ebora (Städte des südlichen Lusitanien!) bestimmt hat, vgl. Gib-
bon, Deutsch von Sporschil, 2. Aufl., Bd. III, Kap. 16, S. 95, Anm. e).
>') Vgl. Eus. mart. Palaest. c. 13, Hunziker, S. 205—209 u. zumal
207 f. und meinen Aufsatz „Die Religionspolitik des K. Constantius I", Ab-
schn. IV, a. a. 0. S. 90—93.
^*) Der Benediktiner Ruinart (Acta martyrum) hält zwar am thebäi-
scheu Martyrium fest, schweigt sich aber — in glücklicher Inkonsequenz ! —
über den Rictius Varus gänzlich aus.
Digiti
zedby Google
Kictius VaruB. 3Ö
Der Jesuit B eissei legt in seiner oben (S. 25) citierten Schrift eine
Laoze ein für die Geschichtlichkeit des Massenmordes der Thebäer, des
Rictius Varus und der diesem mythischen Verfolger vindicierten Trieri-
schen Märtyrer, aber ohne zu überzeugen: Er operiert im Wesentlichen
Dar mit den alten, durch Rettberg, noch jüngst durch Hauck (s. oben
S. 27 f.), teilweise auch durch Hunziker widerlegten Argumenten, von
denen nur die S. 44 f. verwertete Trierische Grabinschrift aus dem fünften
Jahrb., worin Gräber von Blutzeugen der Moselstadt erwähnt werden, eine
ernstlichere Berücksichtigung verdient, ohne indes eine entscheidende Beweis-
kraft zu Gunsten der hyperconservativen Beissel'schen Thesen zu besitzen.
Wegen aller Details berufe ich mich auch auf meine demnächst an
anderer Stelle erscheinende Anzeige des gesamten Opus des Jesuiten;
leider wurde Teil I erst län'^st nach Einlieferung meines Mssk. an die
Iledaktion ausgegeben, so dass ich die Studie in den einzelnen Partieen
meines Aufsatzes nicht mehr eingehend berücksichtigen konnte.
-•^>^fi»**-
Jahresrechnung des Kölnischen Offizialatgerichts in
Soest vom 1. März 1438—1. März 1439.
Von Dr. J. Hansen in Münster i. W.
Das nachstehend abgedruckte Dokument, die Abrechnung des
Siegelers beim erzbischöflichen Oflizialatgericht in Soest mit dem Erz-
bischof Dietrich von Köln für das Etatsjahr vom 1. März 1438 bis
zum 1. März 1439, befinilet sich im Original im Kgl. Staatsarchiv zu
Düsseldorf, Akten von Kurköln. Verhältnis zu Cleve-Mark Nr. 14a.
Diese Rechnung ist die einzige derartige des Erzbistums Köln aus dem
ganzen Mittelalter, welche sich erhalten hat oder wenigstens an zugäng-
licher Stelle sich befindet ; erst aus dem Ende des vorigen Jahrhunderts,
aus den Jahren 1794 — 1804, stammt eine zweite Rechnung des damals
in Arnsberg befindlichen kölnischen Offizialatgerichts. Der ganz ausser-
ordentlich trümmerhafte Zustand der handschriftlichen Überlieferung,
welche dem Verwaltungsgebiet der geistlichen Gerichtsbarkeit angehört,
ist übrigens keine speziell kölnische Eigentümlichkeit. Hat sich aus
Jem Bistum Münster keine einzige unserer Rechnung entsprechende Auf-
zeichnung feststellen lassen, so haben sich auch für das Erzbistum Trier,
für welches die Verhältnisse sich noch am günstigsten gestalten, nur
vier verwandte Stücke erhalten. Zwei derselben hat Lamprecht veröf-
f<*ntlicht, ^) zwei weitere, Abrechnungen des Erzbischofs Balduin mit sei-
») Deutsches Wirtschaftsleben im Mittelalter III Nr. 292, 296 (wozu
ü^. 1*, S. 1433, 1639 zu vergleichen ist).
8*
Digitized by VjOOQ IC
06 J. Hausen
nem Üfii/ial in Coblenz für die Zeit vom 11. Januar 1328 bis zum
28. Januar 1330, beruhen im Staatsarchiv Coblenz,*) weichen jedoch
in ihrtjr Abfassung so wesentlich von unserer Rechnung ab, dass sich
kaum eiHi^elne Yergleichungspunkte ergeben.
Das Kölnische Oüizialatgericht, um das es sich hier handelt, um-
fasiäte den ganzen westfälischen Anteil der Kölner Diözese. Es befand
sich, bevor es im Jahre 1434 nach Soest verlegt wurde, in Arnsberg.
Alle früheren Nachrichten über dasselbe sind jedoch anscheinend ver-
loren, so dass wir über die Begründung dieses Gerichtes nur Mutmas-
SQngeti begf^n können. ^)
Es ist bekannt, dass die ersten Spuren der Existenz von bischöf-
lichen Utßzialatgerichten, welche mit den älteren Archidiakonalgerichten
konkarrieilen und sowohl der Förderung des unmittelbaren Einflusses
der Bischöfe auf ihre Diözesen als der Beschleunigung der Rechtsge-
^häfte lUenlich zu sein bestimmt waren, auf das 13. Jahrhundert zu-
rück leiten. Auch für das Erzbistum Köln ist ein solches Gericht mit
dura Sitz in Köln schon im 13. Jahrhundert des öftern nachweisbar.
Das£ für den westfälischen Teil des Erzbistums bereits damals ein
besonderes Oüizialatgericht begründet wurde, ist jedoch wenig wahr-
äcbeinllch, *) Es ist im Gegenteil von vornherein anzunehmen, dass da:>
\¥0&tf^lische frühestens im Anschluss an die Erwerbung der Grafschaft
Arasberg für das Kölner Erzstift, also im letzten Drittel des 14. Jahr-
linnderts, eingerichtet worden ist, da sich dasselbe, falls es schon früher
Vürhauden gewesen wäre, wohl ohne Zweifel in Soest befunden hätte,
neben welcher Stadt erst nach der Erwerbung von Arnsberg ein zweiter
westfäliHoher Ort in Betracht kommen konnte. In diesem Falle würde
aber die Urkunde des Erzbischofs Dietrich von Moers vom 4. Dezember
1434'') nicht von einer Verlegung des Gerichtes von Arnsberg nach
Soest, sondern von einer Zurückverlegung desselben nach Soest sprechen.
*) Däe erste derselben (1328, 29) ist von Goerz, Regesten der Erzb. von
Trier S. 73 und von Dominikus, Baldewin von Lützelburg S. 275 bereite er\iälint
^) Die Streitechrift Binterims, Die geistlichen Gerichte m der Erzdio-
TÄöse und Kirchenprovinz Köln vom 12. bis 19. Jh. (Düsseldorf 1849), deren
Inhalt zu ihrem Titel überhaupt nicht recht im Verhältnis steht, kommt hier
gar nicht ia Betracht.
*} Cber die Entetehung der zwei, zeitweilig sogar drei Officialate im
Enthistuni Trier (in Trier, Koblenz und Ivois) vgl, Lamprecht a. a. 0. I'.
S. 1279.
*) Seibertz, ÜB. zur Landes- und Rechtsgeschichte von Westfalen III, 9^5.
Digiti
zedby Google
Jahresrechnun^ des Ivölnischeii ()ffizialat<rerichts in Koedt. 37
Der Wortlaut dieser Urkunde scheint aber ausserdem anzudeuten, dass
erst Erzbischof Dietrich das Ofüzialatgericht fQr Westfalen begründete, ^)
dass dasselbe also nicht vor dem Jahre 1414 bestand.
Das Grericht blieb nicht lange in Soest. Die Streitigkeiten des
Erzbischofs mit dieser Stadt, welche die Soester Fehde und den Abfall
der Stadt vom Erzstift zur Folge hatte, veranlassten Dietrich von Moers,
schon bald wieder seinem Oflizial in Arnsberg seinen Sitz anzuweisen.
Die unten abgedruckte Rechnung ist der einzige mir bekannt gewordene
Beleg dafflr, dass das Gericht wirklich dazu gelangt ist, in Soest seine
Th&tigkeit aufzunehmen. Mehrere aus den Jahren 1441 und 1442
stammende Schreiben ") beweisen, dass damals der Kölnische Ofiizial be-
reits wieder in Arnsberg residierte. Auch in der späteren Zeit hat der
Sitz des Gerichts noch mehrfach gewecliselt. Im J. 1450 wurde es
nach Werl verlegt ®); im J. 1478 fanden Verhandlungen zwischen Cleve
und Köln wegen der Verlegung des Gerichts, das sich damals bereits
li^ieder in Arnsberg befand, nach Soest statt, ohne dass wir über das
Resultat derselben unterrichtet sind^), vom 16. Jahrhundert anwar es
wieder lange Zeit in Werl, am Ende des vorigen Jahrhunderts jedoch,
wie oben bereits erwähnt, wieder in Arnsberg.
Das westfölische Ofüzialatgericht umfasste den gesamten westfäli-
schen Anteil der Kölner Diözese, also nicht blos die Kölnischen Landes-
teile, sondern das ganze südlich von der Lippe gelegene Gebiet. Doch
hatte in diesem Sprengel der erzbischöfliche Offizial, welcher in Köln
residierte, konkurrierende Gerichtsbarkeit, was sich aus den Akten des
Dekanates Attendorn mit voller Gewissheit ergiebt. '^) Es kam also auf
•) 'unse geystlike gerichte, dat wy eyne tydt in unser stad Arnsberg
gehat und noch hebben'. Wenn schon vor Dietrichs Zeit das Gericht be-
standen hätte, so würde es dem Gebrauch entsprechen, wenn Vy und unse
vurfaren gesagt wäre. — Daraus, dass die Statuten des Kölner Provinzial-
koozils vom 22. April 1423 nur den kölnischen Ofiizial erwähnen (Hartzheim,
Toncilia Germaniae V, 218) lässt sich kein Schluss ziehen, da der Zusammen-
hang die Erwähnung des westfälischen Offizials nicht erheischt.
^ Soester Stadtarchiv XX 7 fol. 27, 75. Vgl. auch Westd. Zeitschr. I,
357 Nr. 17.
^ Seibertz, Quellen zur westfölischen Gesch. I, 66.
•) Soester Stadtarchiv XXXVIII, 36. Die Stadt war mit der Veriegimg
einrerstanden.
*") Vgl. Zeitschr. für vaterländische Geschichte und Altertumskunde
XLIV' S. 6. Wenn das nicht der Fall wäre, so Hesse sich aus der im J.
1^7 erfolgten Entscheidung dos Köhiisclien Oftizials über die Kompetenz
Digiti
zedby Google
38 J. Hangen
die Wahl der Parteien an, ob sie ihre Streitigkeiten beim kölnischen
oder beim westfälischen OflSzialatgericht anhängig maclien wollten. ^*)
Gehen wir nach diesen orientierenden Vorbemerkungen etwas näher
auf die Rechnung selbst ein.
Das Rechnungsjahr begann mit dem 1. März. Allerdings fand
die Abrechnung für das Etatsjahr 1437/38 erst am 11. November 1438
statt (Ausgaben II, 3); doch war dies wohl ein unregelmässiger Termin.
Der Erzbischof befand sich um die angegebene Zeit in Westfalen, so
dass also die Abrechnung wahrscheinlich bis zu diesem Zeitpunkt ver-
schoben worden war.
Hinsichtlich des Verhältnisses zwischen Einnahmen und Ausgaben
fÄllt auf, dass diese grösser sind, als jene. Schloss schon das Etatsjahr
1437/38 mit einem Defizit von 37 Gulden 5 ß 5 /^, so wuchs die
vom Erzbischof dem Siegler geschuldete Summe im Jahre 1438/39 auf
124 Gulden 4 ß 4V/2 ^. Dabei ist aber zu beachten, dass die Aus-
gaben durchaus unregelmässige waren. Ausser ganz geringen Posten
des Soester Archidiakons (Seibertz ÜB. I, 420 und die Erläuterung bei
Mooren, Das Dortmunder Archidiakonat S. 91), sowie aus der am 11. Oktbr.
1412 von demselben vorgenommenen Bestätigung einer Hospital - Stiftung in
Menden (Staatsarchiv Münster, Herzogtum Westfalen Urk. Nr. 23) und ähn-
lichen Akten ein sicherer Schluss auf die Nichtexistenz des westfälischen
Ofiizialats ziehen.
^*) Dass das Offizial bez. der Siegler des westfälischen Gerichts auch
über die Grenzen des Kölner Sprengeis hinaus thätig war, beweisen folgende
der Rechnung beiliegende Notizen über das Bistum Münster:
Anno domini 1438 a mense Decembri usque in primam Marcii succes-
sive sigillavi manuscripta infrascripta auctoritate Icgacionis:
In Bevergerne: In primis de quadam citacione emissa ad instanciam
iilie unice naturalis et legitime quondam Heinrici de Wrede dum vixit et do-
mini Jo. Hueck presbiteri, ipsius actoris contra Theodorum Bramhom simul 3 ß.
In Monasterio: Item de quadam citacione emissa ad instanciam Gir-
trudis uxoris legitime Heinrici Nederhoeve contra Conradum Straimberg 3 ß.
In Monasterio: Item de quadam citacione emissa ad instanciam Her-
manni Pelfz opidani Susaciensis contra Jacobum dictum Bonen 2 |3 3 -S
In Warendorp: Item de quodam arresto ad instanciam Rutgeri de
Koesveldia notarium illustris domicelli de Teckelenburg contra iudices in
Warendorp et Johannem Knervel 4 ß.
In Monasterio: Item de quadam inhihicione ad [instanciam] Her-
mann! Pelfz contra Jacobum Bonen et dominum dccanum Saneti Martini
Monasteriensis 3 p 3 -S
£s sind das offenbar nur Ausnahmefälle, und an das Bestehen eines
Instanzenzuges ist nicht zw denken. Vgl. Einnahmen I am Ende (S. 42).
Digiti
zedby Google
Jahresrechnung des Kölnischen Offizislatgerichts in Soest. 39
für Si^elwachs und sonstige Kanzleibedürfnisse ünden wir keine Po-
sitionen, welche sich als regelmässig in jedem Jahr wiederkehrende be-
zeichnen liessen. Nur ausnahmsweise wurden anscheinend in dem vor-
liegenden Etatsjahr auch z. B. die Gehälter der drei Beamten des
Gerichtes aus der Kasse des Oflfizialatsgerichts ausgezahlt bezw. ergänzt.
Die betreffenden Posten (Ausgaben II, 10 und 11) befinden sich in der
Reihe der ausserordentlichen Ausgaben, und nur vom Siegler und seinem
Diener ist das ganze Jahresgehalt auf diese Kasse genommen (72 Gulden),
dem Offizial selbst wird nur eine Aufbesserung seines Gehaltes aus den
hier vereinnahmten Geldern gewährt "). Wie die Verrechnung dieser
G^alter regelmässiger Weise erfolgte, lässt sich bei dem Mangel aller
weiteren Überlieferung nicht mit Sicherheit feststellen. Da jedoch kaum
anzunehmen ist, dass dieselben* aus den Einkünften der beiden welt-
lichen Behörden des Erzbischofs, die ihren Sitz in der Nähe hatten,
nämlich des weltlichen Gerichts zu Soest und des Marschallamts in
Arnsberg, bestritten worden sind, so ist wahrscheinlich, dass sie aus
einer am Hof des Erzbischofs in Köln oder Bonn befindlichen speziell
den Zwecken der geistlichen Gerichtsbarkeit der ganzen Diözese dienen-
den Kasse ausgezahlt wurden.
Auf eine solche vom Erzbischof ausgeübte Gentralleitnng deuten
denn auch alle Spuren unserer Rechnung hin. Dieselbe umfasst an
Ausgaben 1) solche, welche auf speziellen Befehl des Erzbischofs ge-
macht warden, etwa zwei Drittel sämtlicher Ausgaben, 2) ausser-
ordentliche und 3) Ausgaben für die erzbischöfliche Kanzlei in Arnsberg.
Eigentlich regelmässige Ausgaben sind demnach, wie schon gesagt, kaum
vorhanden. Die vereinnahmten Summen würden an die Gentralkasse
abgeführt werden können, wenn nicht je nach Bedürfnis im Interesse
bequemerer Erledigung der Erzbischof der Gerichtskasse Anweisung zur
Auszahlung grösserer oder kleinerer Summen zu den verschiedensten
Zwecken zukommen Hesse. In welcher Weise dann die weitere Ver-
rechnung einzelner Beträge, z. B. der rein privaten Aufwendungen für
den Arzt und die Arznei des Erzbischofs, für Veranstaltung von Jagden
u. s. w. ^') stattfand, entzieht sich unserer Beurteilung.
") In den Jahren 1547 und 1573 betrug, wie zum Vergleich hier an-
geführt sei, das Gehalt des Münsterschen Offizials 80 Goldgulden (die in 4
Katen zur Zeit der Quatertemper ausgezahlt wurden); dieser Satz bestand
anscheinend schon länger, 1573 wurde eine Erhöhung angestrebt. Die Ver-
waltung des ganzen Gerichts kostete 1573 jähriich 130 Goldgulden.
»*) Ausgaben I, 4, 6.
Digiti
zedby Google
40 «t. rtanseü
Die Einkünfte des Gerichtes, welclie für das hier in Betracht
kommende Jahr 354 Gulden 4 ß 2^8 'v) hetrugen, fliessen aus der
mannigfachen Thätigkeit zusammen, die den Wirkungskreis des Offizia-
latgerichts bildete. Die regelmässigste und zu gleicher Zeit bedeutendste
Einnahme ergaben die Besiegelungen. '^) Eine Taxe lässt sich nicht
feststellen, da weder Zahl noch Art der einzelnen Fälle angegeben ist. *').
Doch ergiebt sich soviel, dass die aus dieser Quelle fliessenden Einnah-
men von Januar bis Ostern stetig stiegen und in der Zeit um Palm-
sonntag das Vierfache, in den Tagen um Ostern das Achtfache des
regelmassigen Betrags erreichen.
Aus der rein richterlichen Thätigkeit flössen die EinnahmQii unter
Nr. U und Nr. Vi. Von den 32 unter Nr. II verzeichneten Fällen be-
treffen 24 Ehesachen, es ergiebt sich, dass die übliche Taxe hier etwa
1 Gulden betrug. Arme zahlten regelmässig weniger und- zwar bis «zur
Hälfte des gewöhnlichen Satzes (Nr. 29), doch richtete sich der Pro-
zentsatz wohl nach dem Grade der Armut. Von den 8 übrigen Fällen
hat einer (12) einen gemischt kirchlich- weltlichen Charakter, während
die 7 weitern sich auf rein weltliche Dinge beziehen. Die unter Nr. 6
verzeichneten Positionen sind ausserordentliche Einnahmen verwandter
Art. Sie ergaben sich zum grossen Teil aus dem passiven Widerstand,
welchen das weltliche Gericht den Anforderungen des geistlichen gegen-
übersetzte; derselbe führte einmal (Nr. 7) zur Exkommunikation des
betreffenden weltlichen Gerichts. *^) An schweren Vergehungen sind
nur drei : Blutschande, fortgesetzter fleischlicher Umgang geistlicher Per-
sonen und Aberglaube verzeichnet.
Die Angaben unter Nr^ III und IV endlich beziehen sich auf die Ein-
nahmen des geistlichen Gerichts aus der Approbation von Testamenten,
der Einschreibegebühr für dem Erzbischof zustehende Legate und ersten
Messen. Sie weisen keine Regelmässigkeit auf und sjnd auch sonst
ohne besonderes Interesse.
Als Rechnungsmünze figuriert die Mark zu 12 ß zu 12 ^ und
der Gulden im Wert von 9 ß 2 ^;. ^')
»*) Vgl. darüber Lamprecht a. a. 0. III S. 480 A. 1.
") Zwar liegt der Rechnung noch eine genaue nach Terminen von 2
oder 3 Tagen spezifizierte Verzeichnung gerade dieser Einnahme bei, aber
auch hier sind nur die Summen aufgeführt. Vgl. jedoch S. 38 Anm. 11.
*«) Vgl. dafür die Ordnung des geistlichen Gerichts und deren BestiL-
tigung d. d. 1438 Januar 31 bei Kleinsorgen, Kirchengeschichte von Westfalen
III, 318 bezw. Lacomblet üB. f. d. Gesch. des Niederrheins IV, 228.
>^ Ausserdem ergiebt sich 1 albus denarius = 47« A : 1 grossus =
5»/« ^, ; 1 scudatus novus + 1 florenus Eickmundanus = 1 m. — Die Mark
Digiti
zedby Google
Jahresrechnung des Kölnischen Offizialatgerichts in Soest.
41
Computatio mei Johannis vam Haigen de Brilon presbtteri de officio
sigillorum, racione jurisdictionis curie Susacicnsis mihi per reverendissimum
in Christo patrem et dominum meum graciosissimum dominum T(heodericum)
Coloniensem commisso, a die sahbati mensis Marcii prima anni '*) domini mil-
lesimi qnadringentesimi tricesimi octavi usque in diem dominicam mensis Marcii
primam anni domini millesimi qnadringentesimi tricesimi noni exclusive tarn
de proventibns sigillorum quam eciam sentenciis matrimonialibus , decretis,
excessibus, testamentorum approbacionibus necnon licentiatorum, ac similiter
de emolumentis provenientibus vigore commissionis prefati domini mei gra-
tiosissimi domino officiali facte auctoritate legacionis reccptis similiter et ex-
positis, prout seqnitur succe^sive.
A. Einnahmen«
I. RecepU de tigilllt communiter obvtnitntibut.
In primis de mense Martii, audiencia cxclusa
Item „ Aprilis ,, „
„ May „ „
Jonij
Julij
„ Augusti
„ Septembris „ „
„ Octobris .. „
„ Novembris „
„ Decembris „ „
Januarij
Febniarij „
Becepta de audiencia, quota audienciarum defalcaia.
In primis de mense Marcii Im. — —
Item
22 m.
& ß 2 ^^.
3J) m.
5 1? 6 :s.
7 m.
3 ^ 4 :^.
6 m.
4 (3 8 .^.
B m.
10 ^ 4 :>.
8 m.
6/3 8 :..
9 m.
1 ^-.
11 m.
3 /3 8 -S.
9 m.
11 /3 2 :„
9 m.
7 M •'••
14 m.
2 (3 8 :..
18 m.
10 ß^.
Aprilis
Maij . .
Junij . .
Jniy . .
Augusti .
Septembris
Octobris .
Novembris
Decembris
Januarij .
Februarij
5/3
6
iv
(iß
— .
4ß
— .
Iß
11
»1
4/3
fi
'1
4^
— .
9p
8
•1
10 ß
>-.
5/3
6
->
10 ß
8
:s
9/3
11
^\
kölnischen Pagaments besass damals (nach freundlicher Mitteilung des Herrn
Dr. Kruse in Köln) einen Wert von annähernd 2 Mark heutiger deutscher
Reichswähning. Doch ist zweifelhaft, ob diese Mark gemeint ist. Der Kurs
von 9^2^ fi'ir den Gulden ist am Rhein damals unbekannt.
») *anno'.
Digiti
zedby Google
42
i. llaDS^il
Item recepi successive de quibusdam mandatis per dominum officialem
decretis et emissis auctoritate legacionis, ut premittitur, sibi per dominum
meum graciosissimum commisse 1 m. 3 ^ — ,
Summa receptorum tam de sigillis communiter obvenientibus ac au-
diencia, quam auctoritate legacionis simul 172 m. 9 ß ß :\.
II. Rectpta de sentonciit diffflnitis et dtcrotit matrimoniallbut ac alias hinc Inde etc.
1. In primis de sentencia matrimoniali absoluta, in qua
Unna. Johannes Deithart reus ab impeticione Ailedis iilie Kreeden
actricis fuit ob defectum probacionis absolutus Im. — 2 ^
2. Item de sentencia matrimoniali lata inter Telam Bla^
veldis actricem et Johannem Lillefoss reum, in qua officialis
£versbcrg. ^) pronunciavit, decrevit et declaravit sentenciam suam priorem,
quam fulminavit, videlicet ipsum reum ab impeticione actricis
absolvi, annullavit et retractavit et rescidit *^), et plenias in-
formatus ac instructus eundem reum in maritum legitimum
eidcm actrici adiudicavit. £t quia ipsa actrix pauper, 1 ilo-
renum facientem in summa simul . . . .. — 9/?2A-
3. Item de quodam decreto lato inter Albertum de Men-
gede actorem et Telam Noetelkeu ream de et super quibus-
Wcrlc. dam armis, videlicet hamesch, ad 10 ilorenos se extendentibus
in quo rea ab impeticione ipsius actoris fuit absoluta, recepi
simul 6 allios denarios facientes . . . — 2 ^ 2 ii 1 obul.
4. Item de quodam decreto matrimoniali lato inter Gocke-
lonem Brock et Conegundam dictam de Bilsteyu, in quo of-
Wcrmekc *) licialis pronunciavit, ad solemnizationem matrimonii inter ipsos
contracti fore procedendum non obstantibus reclamationibus
frivolis Hille de Meckelhoeve, pauper . . . . — 6 ^ — .
5. Item de quadam sentencia lata inter Everhardum de
Reifelinchusen actorem et Johannem Piettenberg, curatorem
Theoderici tilii quondam Theodrici Beckerherman minorem,
Menden. reum de et super 8 jurnalibus terre arabilis sitis in banno
Mendensi et super emolumentis decentibus per 5 annos, ut
in sentencia continetur, in quibus reus actori fuit condemp-
natus, recepi 1 florenum facientem — d ß 2 ^.
6. Item de quodam decreto matrimoniali lato inter Dru-
dam Craenss actricem et Hermannum Haerpe reum, in quo
officialis pronunciavit, ad solemnizacionem matrimonii inter eos
contracti et carnali copula consumati procedendum fore, non
Unna. obstautc, quod dictus reus affinitatem allegavit contractam
cum actrice per Hermannum Middendorp ipsius rei consangui-
* neum, quam reus non probavit, licet actrix carnalem copulam
a) ^rescindit".
1) Kversberg (Kr. Meschede) ö. von Metichede.
2) (Kr. Altena) boi LrMleiischeiU.
Digiti
zedby Google
Jahresrechnung des ifölaischen Offizialatgerichts in Soest.
4ä
confitebatur. Et quia actrix pauper, recepi tarnen 19 grosses
facientes in pagamento simul . . . . — 8 ^ 6 rs 1 obal.
7. Item de qiiadam sentencia matrimoniali absolutoria, in
Menden. qua dictus Menne Portener reus ab impeticione Drude Liebten
aotriciB ob defectum probacionis fuit absolutus, recepi — 9 /J 2 •%.
8. Item de quadam sentencia matrimoniali absolutoria, in qua
ßoderich. ') Jobannes Runst reus ab impeticione Griete famule Buirman fuit
absolutus ob defectum probacionis, recepi simul Im. — 4 ^^
9. Item de quadam <*] sentencia matrimoniali lata absoluto-
ria, in qua Hermannus dictus Boitman reus ab impeticione Else
filie quondam dicte Schetterscben actricis fuit absolutus pro])ter
defectum probacionis, recepi 1 tlorenum facientcm — d ß 2 ^.
10. Item de quadam sentencia matrimoniali lata intor Ca-
tharinam famulam Tepelonis Bitteren actricem et Tepelonem
Stolkins reum, in qua dictus reus ab impeticione ipsius actri-
cis fuit absolutus inxta sentenciam dictatam per venerabilem
dominum Johannem Spul juniorem, advocatum in curia Co-
loniensi assumptum in assensorcm, ^) doctorem in utroque,
recepi 2 tlorenos facientes 1 m. 6 |j 4 ^.
11. Item Jobannes famulus Heynemanni Uonderdoir reus fuit
Grete des Kargen actrici ex proprüs confessatis in maritum le-
gitimnm adiudicatus, recepi IV'x llorenum facientem 1 m. 1 13 9 -^.
12. Item de quodam decreto lato inter dominum Johannem
pastorem in Boedcvelde actorem et proconsulem, consules to-
tamque communitatem in Boedeveldc reos de et super pos-
ßncdenvelde. *) sessione cuiusdam fossati sive aqucductus ad irrigandum (piod-
dam ipsius domini Jobannis pratum etc., in quo offirialis de-
crevit, huiusmodi fossatum «ive aqueductum per reos fore re-
parandum ipsumque dominum pastorem in posscssione sua fore
tuendum etc. Recepi 6 albos denarios facientes — 2ß 2^1 obul
13. Item de quodam decreto matrimoniali lato inter Sifri-
dum de Oever-Raerbecke et Gretam Suirwijns, non obstanti-
bus reclamacionibus frivolis dicte der Korter Stynen; et quia
pauperes recepi — aß—,
14. Item de quadam sentencia matrimoniali lata inter Hei-
micum Smederman actorem et Gretam üliam sculteti van der
Erberg ream, in qua Greta rca ab impeticione actoris fuit
absoluta 1 florenum facientem — 9 |3 2 :*..
15. Item de quadam sentencia diffinitiva lata inter Stynam
Wolters actricem et Henrtcum Eikelenborn armigcrum reum
Dyncker. ^ )
Brilon.
Susatum.
Racrbecke. *)
Heringen •)
a) *qaodam'.
b) so in der Hi.
3) BAderich w. ron Werl.
3a) Dinker zw. Soest und Hamm.
4) Boedefeld (Kr. Meachede) uft. von Fredebiirg.
5) Ober-Rarbaoh (Kr. Meschede) n. von Fredeburg.
6) Herringen (Kr. Hamu) sw. voa Hamm, in der Näha der Lippe.
Digiti
zedby Google
44
.t. Itanseti
Snsatiim. de et super quibusdam curtibus et aliis censibus gallinarum,
. in qua dictus reus ab impeticione ipsius actricis fuit absolu-
tus, 1 florenum facientem — 9^2^.
16. Item de quodam decreto lato inter Tidemannum Lant-
woeler et Metzam van dem Winckelberg per Johannem de
Bredenscheit diffamatos de eo, quod matrimonium inter se con-
Breckelvclde.') traxisse debuissent, licet non fecerunt juxta eonim corporalia
iudicialiter prestita iuramenta, quos. officialis ad sanctc ma-
tris ecclesie gremium recipi «) decrevit huiusmodi infamia
non obstante, recepi — S ß —
17. Item de quadam sentencia lata inter Tilmannum de
Susatum. Messchede notarium bancalem curie et Hermannum reum, in
qua ofücialis eundem Hermannum reum ipsi Tilraanno in 16
florenos condempnavit, 1 florenum facientem . — 9^2^.
18. Item de quadam sentencia, in qua Hermannus Proeve-
korn et Gobelinus eins iilius rei ab impeticione Regenhardi
Kropp actoris fuerunt absoluti — l(38i^.
19. Item de quadam sentencia matrimoniali adiudicatoria lata
Menden. anno ^) domini 1438 inter Gudam filiam Kuysen et Tilmannum
Steelink, protunc nil recepi, prout in computacione mea feci
mencionem, recepi aduunc 2 florenos facientes 1 m. 6 /!^ 4 ^.
20. Item de quadam sentencia lata per me sigilliferum vi-
göre commissionis mihi facte per dominum ofticialem tamquam
judiceui suspectum allegatum inter Bettekinum Reymen acto-
Werlc. ^ rem et Johannem de Kaemen reum, in qua dictum reum ab
impeticione ipsius actoris absolvi sibique perpetuum silencium
imposui Paulo excluso propter defectuni probacionis; ipsius
actoris summa petita te extendebat ad 40 florenos circiter;
recepi l florenum facientem — d ß 2 ^,
21. Item de quodam decreto matrimoniali lato inter Jo-
Parva hannem de Stockhem et Immeken liiiam Sudermans non ob-
Tremonia.^) staute reclamacione Lokke Bermans; recepi 1 florenum fa-
cientem — 9 (J 2 5^.
22. Iteui de quadam sentencia matrimoniali adiudicatoria,
Scheidingen.*) in qua Hermannus Beirman reus £l8e Ruppelen actrici ex
ipsius rei confessatis propriis in maritum legitimum fuit ad-
iudicatus recepi — 6/J —
23. Item de quadam sentencia matrimoniali lata inter Til-
Unna. mannum Molendinarium actorem et Druden Moedebecks ream,
in qua dicta rea ab impeticione actoris fuit absoluta propter
defectum probacionis — 9^23^.
a) Recepi'.
b) 'annr.
7) Breckerfeld s. von Hagen.
8) Ltttgendortmujid w. von Dormund.
9) Scheidtngan (Kr. Soest» n. vou Werl.
Digiti
zedby Google
Jahresrechuuiig des Kölnischen Offi/.ialatgericlits iu Sucst.
45
24. Item de quadam sontencia matrimonia]! inter Elisabet
Wattenscheid. Witten actricem et Joliannem Basman reum, in qua reus ab
impeticione actricis fuit absolutus, expensis hincinde com-
pensatis — 9 ß 2 St,
25. Item de quodam decreto matrimoniali lato inter Chri-
Droelshagen. stianum Weusten et Stinam up der Hoe, non obstantibus fri-
volis reclamationibas Cbristiani Tymmerman, 1 iloreniim fa-
cientem — 9 |3 2 .S.
26. Item de decreto matrimoniali lato inter Godemannum
Droelshagen. Valbert et Grietam filiam dicti Steynhuiss, non obstantibus
frivolis reclamacionibus cuiusdam Dnide . . . — 9 ß 2 \
27. Item de quodam decreto matrimoniali inter Heyneman-
Eversberg. '*) num Mackelen et Elsam, non obstantibus reclamacionibus fri-
volis Tele de Bredenbecke — d ß 2 :■,,
28. Item de quadam sentencia inter Anthonium Oevelai-ker
Tremoiiia. revocatorem contra Nicolaum Messmechger etc., qui priorem
sentenciam absolutoriam pro se et contra eundem Anthonium
de et super 12 florenis obtinuerunt; recepi . . — 9^2^.
29. Item de decreto matrimoniali inter Tiloncm Lockers
Voirdc. V) et Gesam, non obstante reclamacione Engele filie Sonnen-
schijns; et pauperes *. . . . — 4^6:..
30 Item de quodam decreto matrimoniali lato inter Got-
fridum Scheust et Stinam dictam Koepmans contrahentes ma-
trimonium per verba de prescnti, non obstante, quod vivente
Messchede. quondam Stina uxore ipsius Gotfridi primdva dictam Stinam
polluit secum adulterando, premisso iuramento in tali causa *')
per eosdem judicialiter prestito; recepi 1 florenum facientem
— 9 (J 2 :,.
31. Item de quadam sentencia matrimoniali lata anno etc.
36 inter quendam Mertijn et Stinam famulam Glavye, iu qua
Erwitte. '^) dictus Mertijn ab impeticione ipsius Stine fuit absolutus, qui
tamen postea matrimonium inter se contraxerunt et solemni-
zarunt; 1 florenum facientem — 9 ^ 2 T'».
32. Item de sentencia matrimoniali lata inter Grietam de
Hemmeixle. ") Vorsthuisen actricem et dictum den groten Hans reum, in qua
dictus reus ab impeticione ipsius actricis fuit absolutis expensis
omissis; 1 florenum facientem — 9 ^ 2 's-
Summa receptorum simul de sentenciis et decretis 23 m. 10 ^ 8 :, 1 obui.
III. Reeepta dt excestibut.
In primis de Papenloe, qui cognovit quandam Gretam suam
neptim existentem secum in quarto consanguinitatis gradu,
s) *caasn\
10> £venberg (Kr. Meschede} uO. vou Meschede.
11} Vofirde (Kr. Hagen) sw. von Hagen.
19) Erwitte (Kr. LippflUdt) b. ron Lippstodt.
18) Hemraerde (Kr. Hamm) zw. Unna und Werl.
Digiti
zedby Google
46 J- Hausen
t
Cobbenroide.'^) que concepit et peperit ab eo, et pauper, saiva presencia
salutari sibi iniancta, recepi 2 ilorenos facientes in paga-
mento 1 m. 6 |3 4 :^.
Item a domino Sifrido canonico rectore divinorum in Odingen
presbitero, qui pluribus diebus dominicis et festivis in duabus
Odiugen. ecclesiis ^^) duas missas celebravit et quandam canonicam in
Odingen carnaliter iuxta ipsius confessata' cognovit, qui ali-
quantulum, ut dixit, pauper fuit; recepi tarnen 7 ilorenos fa-
cientes in pagamento simul 5 m. 4 ß 2 :\.
Item a Tiieoderico Coirdes in Meyuinchusen inhabitacionem
cum familia et pecoribus suis supra cimiterium timacionem
desuper faciendo, prout prock dolor in aliis locis et dicitur
Meyuiuchusen. de suscitacione prolium *'; etc.; et pluribus dccurionibus in-
") stantibus et precipue C(onrado) Ketteier, Heinrico Drosten,
sub cuius Servitute dictus Theodericus extitit, ipsum ad gra-
ciam tractando, expulso eo de cimiterio licet satis prope con-
struxit circa cimiterium; recepi tamen ab eo 1 florenum et
unum plaustrum Stangen pro Vs lloreno facientes Im. 1 13 8 -i.
Summa receptorum de excessibus simul 8 m. 2 r^.
IV. Reeopta de approbacione ttstamentorttin.
1. In primis de approbacioue testamenti quondam Helie pastoris ecclesic
in Wccuehoulthusen **) bonis suis se extendeutibus ad 20 florenos recepi 1 m. — .
2. Item de Icgatis domino meo graciosissimo factis 3 albos denarios
facientes — l^l^l obul.
3. Item de approbacioue testamenti quondam domini Lubberti pastoris
ccciesie in Berge ^") prope Hammoncm, bonis suis se extendeutibus quasi ad
ß6 tiorenos, recepi 5 florenos facientes in pagamento. . . 3 m. 9 ^ 10 -^.
4. Item de legatis .lomino meo graciosissimo factis 18 albos denarios
facientes — 6 |J 9 -•».
6. Item de approbacioue testamenti quondam domini Joaunis Kolsnijder
presbiteri in opido Medebacensi defuncti nuUum beneticium habentis, bonis suis
so extendeutibus ad 30 florenos, quasi recepi 3 florenos facientes 2 m. 3 ß 6 5\.
H. Item de Icgatis domino meo graciosissimo factis 3 albos denarios
facientes ..• .-...— 1/31^1 obul.
7. Item de approbacioue testamenti ([uomlam domini Tilmanui de Mo-
lendino presbiteri primissarii in Meschedc bonis suis sc extendeutibus ad 30
marcas citra, recepi 6 florenos facientes 4 m. 7 /3 — .
14) Kübbeurode (Kr. Meschede) w. von Fredeburg.
15) Uamit siud wohl jedenfalls die Pfarrkirche und die zum Stift auf dem Berge
Laturp bei Oediugeu gehörige Kirche |j[enieiDt. — Oediugeu (Kr. Meschede) uw. Schmallenburi;.
16) Tber diesen Aberglauben — denn es handelt Mich augenscheinlich um die beub-
absiclitigte Wiederbelebung todter Kinder — war es mir nicht möglich, etwas feetzustelleu.
Für den Glauben an die Wiedererweckung Todter im allg. vgl. Mannhardt, (termaniftcbe
Mythen Ö. 64 ff.
17) Heiningseii (Kr. Suost) sw. vdu Soest.
18) Wennholthnuaen xw. von Meschetle.
19) Berge 8. von Hamm.
Digiti
zedby Google
Jahresrecbniing des Kölnischen ()ffiKia)at^priclit8 in Soest. 47
8. Item de legatis domino meo graciosissimo factis 2 albos denarios
ftcicBtes 9 -S-
9. Item de approbacione testamenti quondam domini Everhardi Piper
presbiteri in Hammone, bonis suis se extendentibus ad So m. citra, recepi 3* 's
floreoos facientes in pagamento simul 2 m. 8 /? 1 .%•
10. Item de legatis domino meo graciosissimo factis 6 albos dcuarios
facientes — 2 |3 3 .S.
11. Item de approbacione testamenti qaoudam domini Tilmanni Schotten
rectoris capelle Sancti Eligii in Susato bonis suis se extendentibus ad 56 m*
citra, recepi 4 iiorenos facientes 3 m. ~ 8 St .
12. Item de legatis domino meo graciosissimo factis 1 florenum fa-
cientem — 9 ß 2 :*,.
18. Item de approbacione [testamenti] quondam domini Johanuis Stc-
phani presbiteri in Brilon nullum beneficium habentis bonis suis se extendenti-
bus ad 155 iiorenos citra, recepi simul 9 florenos facientes 6 m. 10 ^ B s^.
14. Item de legatis domino meo graciosissimo factis 1 florenum fa-
cientcm — 9 /J 2 .S.
15. Item de approbacione testamenti quondam Brunonis de Boichhem,
canoDid ecclesie secularis in Geyseke, bonis suis se extendentibus ad 88 m.
citra, recepi 3 ilorinos facientes in pagamento 2 m. 3^6^.
16. Item de legatis domino meo graciosissimo factis V* florenum fa-
dentem — 4 j3 7 :;s.
17. Item de approbacione testamenti quondam domini Heinrici de Lippia
(lecaoi Messchedeusis bonis suis se extendentibus ad 156 florenos citra, re-
cepi 8 florenos facientes in pagamento simul 6 m. Ifi4x.
18. Item de legatis domino meo jrraciosissimo factis ' a florenum fa-
cieotem — 4 ^ 7 r-i.
19. Item de approbacione testamenti quondam domini Conrad! pastoris
in Helvelden ^) bonis suis se extendentibus ad 57 m. citra, recepi 4 florenos
facientes 3 m. — 8 ,s.
• 20. Item de legatis domino meo graciosissimo factis 6 albos denarios
facientes — 2 (3 3 :s.
21. Item de approbacione testamenti quondam domini Heinrici Frysschen
presbiteri in Susato nullum beneticium habentis bonis suis se extendentibus
ad 64 m. citra, recepi 5 florenos facientes ^ . 3 m. 9 ^ 10 is.
22. Item de legatis domino meo graciosissimo factis 6 albos denarios
facientes — 2 ß S s,.
23. Item de approbacione testamenti quondam domini Lambert i de Garifelen
presbiteri in Geiseke bonis suis se extendentibus 31 m. citra recepi 2 m. 3 ^ 6 ^.
24. Item de legatis domino meo graciosissimo factis V's florenum fa-
cientem —4/3 7:',
25. Item obiit in Werle quedam mulier nomine Tela Budelsnyders, ((ue.
domino meo graciosissimo iegavit ^'8 florenum, de quo dedi pastori ibidem mihi
presentanti 1 grossum, et sie recepi 9 grossos facientes — 4 (3 1 o 1 obul,
20) Hellefeld (Kr. Arnsberg) xw. Arnsberg u. GreTeusteiu.
Digitized by VjOOQ IC
48 *^- Hansen
26. Item de approbacione testamenti quondam domini Joannis Leverick
scniorla, rectoris capelle in Furstenberg, '*) bonis suis se extendentibus ad
2H Horenos citra, recepi simul in pagamento . . . .Im. — 6 ,% 1 obul.
27* Item de legatis domino meo graciosissimo factis ^ s llorenum fa-
,dentem — 4 p 7 '•.
Summa receptorum de approbacionibus testamentorum simul 41 m. 8 ß S :\.
V, Rectpta d« terminarum et licenciatorum ad cantandum primat mistas etc.
1 . In primis a domino Johanne Hagen de Plettenbrecht vicario Mesche-
dQu^\ cantante primam suam missam in Plettenbrecht per literas dimissoriales
diHuiui mei graciosissimi , ordinato Monasterii, recepi 18 grossos facientcs
— 8 (J 3 :,.
2. Item a domino Sifrido Guntheri presbitero rectore ecclesie in Ewe-
riaiJjiiisen **) Maguntinensis diocesis, in dicta diocesi in presbiterum ordinato,
fiJiUujUe primam suam missam in ecclesia parochiali de Medebeeke recepi
— 8 ß ß :v
8. Item a domino Hermanno Tasschen de Brilon presbitero in diocesi
MiiL^tMiiinensi in presbiterum ordinato, cantante primam suam missam in ec-
riesiji Brilon, et pauper, recepi — 4 ^ H :<».
4, Item a domino Hermanno Lilien de Werlis, vicario in ecclesia Su-
äauioiisit legente primam suam missam in ecclesia Werle . . — A ß 6 !\.
b. Item a domino Hermanno Hynwoiten cantante primam suam mis-
^.un in Iserenloen recepi 1 florenum facientem — 9^2:,.
kl Item a fratre ^) Hermanno de Alen ordinis heremitarum beati
-Vu^iistiui conventus Lippensis ad regendum in divinis ofticiis, missarum cele-
limvinnem et verbum divinum predicandum populo in capella in Roeketi-
virerilo^) dependente ab ecclesia in Erwitte, dummodo evitet ecclesiasticis
teiisiiriE^ ligatos et mandata domini mei graciosissimi etc., ob tempore sacra-
iiieiiTn cucharistie et extreme unctionis inlirmis non ministret et matrinionia
LjnM ^^o1emnizet sine rectoris ecclesie in Erwitte licencia speciali a data i^vq-
^vAKuuu videlicet a Michaelis anni etc. 38 usque ad annum revolutum, recepi
l rlorenum et 2 caseos simul computatos pro Im. — 4 .s.
7. Item a religioso fratre Gerlaco Gildehuis ordinis Predicatorum atquc
|t«i i<^ra conventus Susaciensis presentato in locum quondam fratris Johannis
As^iui Imiss per totam iurisdictionem admisso usque ad revocacionem, recepi
I HoM^imm facientem — 9^2^.
8. Item a domino Ludekiuo presbitero capellauo VHtcris ecclesie Susa-
(iciif^iy, diocesis Monasteriensis licenciato anno ^) etc. 38 ad ofticiandam dic-
Ittiii rrclesiam usque Pasche anni etc. 39, ad quorundam rogatum 1 tiorenuni
intriciitem — 9^2.%.
Minima receptorum de terminarum et licenciatorum etc. simul 5 m. 5 ^ 7 :..
ji) *fratro'.
|j) 'anni'.
^1) FQr8t«Dberg (Kr. Suest) b. ilöiugeu t$w. vuu Soet<t.
2$) nicht festzusieUeii.
tJH) BOckenförde (Kr. Lippstadt) so. vou Hamm. uO. von Erwitte.
Digiti
zedby Google
Jahresrechnuog des Köluisdien Offizialatgerichts iu Soest. 49
VI, Rtctptt txIrMNiiiarii.
1. In primis de relaxaciooe interdicti lati in ecclesiam
])arorliialeni Esleve pro eo, quod Wilhelmus Kremer ibidem
t^sieve. '^) dominum Johannem pastorem ibidem manus suas iniecit vio-
lentas ad sanguinis effusionem, relaxato interdicto ad domini-
cam post Walburgis [1438 Mai 4] recepi 1 florenum facientem
— 9 ß 2 Si,
2. Item a Nicoiao Uottekeu excommuuicato, quem judices
in Werle nou compulerunt ad satisfaciendum ^) parti, vide-
Werle. licet Everhardo Veselriuck opidano Susaciensi et ad impe-
trandam absolucionem , recepi simul 1 scudatnm novnm et 1
Horennm Kickmundanum facientes Im.
8. Item a Petro Rotteken excommunicato, quem judices
et procones in Werle non compulerunt satisfaciendo Hermanno
Werle. Hammen et Hermanno Reeden et eapropter excommnnicari
se penniserunt. Et quia pauper, recepi tamen 1 florenum
facientem —9^2^.
4. Item ab Amoklo jndice in Calle et licet requisitus li-
('alle.-') teratorie, quod Menneken latorem literanim non compulit b)
ad redeundum ad ^ancte matris ecclesie gremium etc., ut in
forma processuum continetur, l florenum facientem — 9 |3 2 ^.
5. Item u Rutgero Nevelonge judice in Rüden etc. pro et
ex eo, quod licet requisitus ad compellendum Johannem Deit-
Kmlen.^) liardes, excommunicatum pro recognito ad instantiam dicte
Meisschen, ad impetrandum absolucionis beneficium facere in-
fra terminum sibi assignatum non curavit, recepi 2 Horenos
facientes 1 m. 6 ^ 4 !s.
ß Item de quodam niandato cessacionis divinorum contra
l^lve. ^^) Albertum Schungel ad instanciam domini Johannis Kockelen
in leprosorio S ß —.
7. Item a Bertoldo de Soenncren ac ceteris iudicibus in
Werle temporale ibidem iudicium regentibus excommnnicatis
pro et ex eo, quod Petrum Rotteken excommunicatum pro
Werte. contestato ad instanciam cuiusdam dicti Cleyndederick ad obti-
nendum absolucionis beneticium non compulerunt propter ipsius
Petri paupertatem, recepi l florenum facientem — 9 p 2 :>.
8. Item de quodum mandato cessacionis divinorum contra
^«oenholt- W>dekinum de Heiggen armigenim ad instanciam Tilmanni
hausen.**) ^ ©er
Greeven recepi — 9 p — .
•) 'sAtUfAcUndr.
b) 'comimUH'.
^1) wohl E«loh« (Kr. Meschede) ««w. von Mesched*.
25) Kall« (Kr. Meschede) w. von Meschede in der Nähe der Ruhr.
Sti) Rfithen (Kr. läppstadt) so. rou Soest.
27) Balve (Kr. Arnsberg) »0. von Iserlohn.
28) Schoenholthausen (Kr. Meschede) i^. von Pletteuberg.
Westd. Zcitsohr. f. tiesch. u. Kunst. VII, I. 4
tizedby Google
Digitiz
50
J. Hansen
Affelen. »»)
9. Item de interposicione cuinsdam decreti continentis
«luoddam transumptum racione cuiusdam litere theutonicalis
loquentis decano, videlicet doiuino Sifrido pastori in Affelen
incipieutis: Wy dekeu ind dat gemeyne ca])ittel to Messchedc
etc. recepi 1 florenum facientem — 9^2:,.
10. Item de quadam declaracione statutorum sanctc Colo-
loniensis ecclesie obaervandorum contra Johannem de Neihem
principalem, Catharinani eins uxorem legitimani, Christiaiium
Smusink et dictum Velhaiier uecnon et ceteros complices et
fautores ad instanciam honorabilis Sifridi decani et pastoris
in Affelen ac similiter, quod inciderunt penam 200 tlorenonim
ex eo quod decimas seu mediam partem decimarum in cam-
pis vilie Waiden uuncupate vi et violenter subtraxerunt et
deportarunt — 9 |J 2 :..
11. Item de dispensacione Noiiekini Noilinck et Waibuips
ten Langen Eiken, qui matrimonium contraxerunt non obstante,
quod in quarto gradu fuerunt ^) coniuncti vigore commissionis
reverendissimi patris domini Juliani tituli Sancte Sabine Ro-
manae ecclesie presbiteri cardinalis, apostolice sedis legati
presidentis in sacrosancto consilio Basiliensi domino meo gra-
ciosissimo facte prout in forma; et pauperes, recepi tamen
2 fiorenos facientes 1 m. 6 (9 4 :\.
12. Item de quadam absolucione pro Johanne Danbuiser
excommunicato pro et ex eo^ quod Grete Kaelen uxori sue
adherere recusavit — 10 jS — .
13. Item de absolucione cadaveris quondam Geirdc Hap-
pen excommunicate pro contestato ad instanciam Ucrroaiuii
Junckman et Alberti Carpentarii, pauper . . . — 4^ ß ^.
14. Item de quodam mandato continente declaracioncm
reintrudendi et excommuuicacionem ^ ) fore observandam iuxta
mandata priora contra Elisabet relictam quondam Uermanni
Voss armigeri et eciam interdictum foro observandum ad in-
stanciam domini Joannis Henxtenberg, ^) pastoris ecclesie Beate
Marie Tremoniensis, recepi 1 tiorenum facientem — 9 f^ 2 *..
15. Item de absolucione cadaveris quondam Drude de £n-
nest excommunicate pro contestato ad instanciam cuiusdam
Johannis Noess, pauper, tamen recepi 1 florenum facientem
— 9 ß 2 -u
Summa receptorum extraordinariorum simul . . . , . 12 m. 9 Z'-
Summa summarum .... 270 m. 7 |? 2 5v 1 obul. facientes in florenis,
pro quolibet floreno 9 p 2 :. computato, 364 fl. 4 jS 2 ^ 1 obul.
UeeliAc-
huseu. '•)
Bremen. '*)
Werle.
Tremonia.
a) *fuit'.
b) 'exconuuimicandain'.
o) ^Henxtborg'.
29) Affeln (Kr. Amsbtrg) tO. von Neuonrade.
30) Hellinghausen (Kr. Lippstadt) w. von Lippstadt.
31) Bremen (Kr Soest) so. von Werl.
Digiti
zedby Google
Jahrearechnung des Kölnischen Offi/Jalatgericlits in Soest. 51
l ExposHa pacttRianim 4o man^tto ^omini moi iraeiMittimi.
1. Item in priniis feria tertia post dominicam Judica, prima Aprilis,
misso uno vase cervisie mihi Susatum a Boedeke **) per priorem, misso Co-
loaiam pro domino meo graciosissimo, continente 8 amas iuxta virgulacionem
Colonie, virgulato concordato cum dicto Quaide (^laess carrucano de qualibet
ama 1 m , facientibus 4 floieoos, et vasatori pro 4 novis reiftis et scrotatura
Snsati«) IM :., facientibus 3 m. 1 /? 8 :..
2. Item feria sexta post Pasche, 18 Aprilis, datis Bernhardo de Huerde
oföciato Arosbergensi ^) in et ad usus filiomm videlicet Joannis et Reynekini
de Lippia de hantgelt 60 tlorenis iuxta contenta mandati a domino meo gra-
ciosissimo ad cellerarium Arnsbergensem et nie directi, faciuut in pagamento
■simiil iuxta quitanciam 45 m. 9 |3 8 li.
3. Item crastino Visitacionis beate Marie virginis [Juli 3] datis domino
]ireposito ccclesie Sancti Andree Colouiensis, prout sibi restabant de 1(X) f)o-
reais iuxta mandatum domini mei graciosissimi missum de anno etc. 37, in
quorum defalcacionem sibi protunc. solvi 66 tiorenos et ad nunc 35 florenos
iuxta qnitanciam, facientes in pagamento simul 26 m. 8 |3 6 :..
4. Item ipsa die beati Luce ewangeliste [Oct. 18] iuxta mandatum do-
mini mei graciosissimi manu sua propria scriptum ac quitatum erga funificeni
in Sosato quibusdam funibus ad agitandum aptis, teste Wilhelme venatore
se extendentibus hac vice ad 6 florenos 6 ß eisdem ad se receptis, facienti-
bus in pagamento simul 5 m. 1 ^ — .
5. Item sabbato proximo post Martini [Nov. 15] domino meo gracio-
ms\mo ab Arnsberg ad Boren mane iuxta gradus super equo suo sedenti
eqaitando de iussu gracio sue datis CraiHoni de Graeschafi' 4 florenis, fa-
cientibus 3 m. — 8 V..
6. Item feria secunda post Martini episcopi [Nov. 17] salutis magistro
Marsello 3 florenis 2 grossis et pro aliquibus medicinalibus pro domino meo
KTaciosissimo per eundem ex])08iti8 ante festum beati Severini episcopi [Oc-
tober 23]. facientibus 2 m. 4 /J 6 :..
7. Item feria sexta post Elisabct [Nov. 21] uiissis per Pilgrinum ca-
merlingum domini mei graciosissimi Arnsberg in defalcacionem 100 florenum
eracic sne mutuandonim 28 üorenis Rcnensibus et 2 scudatis facientibus
22 m 10 M :\,
8. Item datis ceilerario in Arnsberg pcnultinia mensis Novembris ad
structaram Eversberg **) 20 florenis iuxta quitanciam, facientibus 15 m. 3 ^ 4 :\.
9. Item datis Wilhelmo notario castri in Arnsberg in subsidium stnic-
(iire circa fossaturam Arnsbergensem iuxta commissionem per dominum meum
'jraciosissimum sibi factam 50 florenis, facientibus in pagamento 38 m. 2 ß — .
10) Item datis Johanni Frecsken offlciato in Hcresberg'*) ipsa die beati
a) Die Leeimg ist nicht ganz, «icber 'scrotatur Süss'.
32) Begulierberren-lQosier Böddokeu (Kr. BOrea).
3.S) Er war Amtmann in Arnsberg (vgl. z. B. äeibertz 1:B. 111, 93:)).
34) Eversberg (Kr. Mesehede) nö. 'von Meschede.
35) Ober-Marsberg.
Digitized by VjOOQ IC
52 ^' Hanseu
Nycolai episcopi [Dec. 6] iuxta maudatum dbmiiii mei graciosissimi et qui-
tanciani 30 florenis facientibus in pagamento simul . . . 22 Id. 10 /} 8 :..
11. Item soluti8 et datis Hoynrico de Geisekeii opidano Arnsbergensi
iuxta conteuta mandati domiiii mei «fraciosissiini de anno proxiine pretento
successive 47 Üerenis iuxta quitauciam, facientibus . . . 35 m. 10 ^ 6 :..
12. Item circa festum beati Thomc apostoli [Dez. 21] datis Johanni de
Sarwerden nepoti naturali domini nici graciosissimi S) ulnis panni grisci At-
tendarnensis, qualibet ulna pro 2 ß, facientibus . . . . 1 m. 6 ß — .
13. Item solutis et datis sarratori et pannitonsori bincinde — A fi —.
Summa expositonun de maudato domini mei graciosissimi simul 223 in.
S ß S Sk.
II. ExptsHa pecuniarum oxtratrdlnarianim.
1. In primis dominica Oculi, 16 Martii, feci rcformarc sigilla doiniui
mei graciosissimi curie sue iSusaciensis et circumferencias in sculpturis tarn in
imaginibus quam circumquaque, datis et expositis simul . . — 11 ^ 10 :,.
2. Item de gracia et speciali iussu domini mei graciosissimi viva voce -^i
iuxta Coloniam ^') empto per me uno tabbardo suorum ])reIatorum in colore
rubeo pro 6 florenis, facientibus in pagamento simul . . . . 4t m. 7 ß —.
3. Item ipsa die beati Martini episcopi [Nov. llj facta per me coni-
putacione domino meo graciosissimo in Arnsberg computatis coniputandis,
defalcatis defalcandis iuxta recessum graciose milii sigillatum et assignutuni
gracia sua mansit mihi debens 37 florenis ößb*\ facientibus simul 28 m. 8 /} 3 :..
4. Item pro tunc datis camcrlingis 1 floreno 17 grossis facientibus
1 m. 4 |J 1 iv
5. Item pro tunc hostiariis dato 1 floreno faciente . . — 9 |i 2 ik
6. Item de iussu domini prepositi Sancti Andrec Coloniensis a feria
sexta antepenultima Novembris [Nov. 28], circa cenam co Susatum cum re-
verendissimo domino episcopo Venecemponensi, '*) B(ernardo) de Huerde/^')
Johanne Spegel ^) ac aliis veniente et staute ibidem usque in dorainicam ulti-
mam mensis ciusdem [Nov. 30] et post prandium recedente, habitis ibidem
prout in cedula continetur et solutis per me de iussu sui 13 m 8 ^ 10 '••
7. Item prout supra ipsa die beati Martini episcopi [Nov. 11] compn-
tacione mea facta dato ad cancellariam pro recessu meo sigillato 1 Üoreiio
faciente — d ß 2 ',■
8. Item misso mihi uno mandato a domino meo graciosissimo Thoiuo
apostoli [Dec. 21] continente, graciam suam vellc servarc in Castro suo Arns-
berg iudicium feodale feria secunda videlicct crastino dominice Reminisrere
in Quadragesima [1439 März 2] missisque mihi similiter 50 coiiiis de cancel-
laria gracie sue intimando huiusmodi iudicium feodale sicque per notari()>
a) so in der Hs. lat wohl auf 'iussu' zu beziehen, also 'auf eindringlichen Defebl^
b) *Golniam\
88) l)er Kölner Weihbisohof Johann Hehl echter, Bischof von Veneoompone i. p- i-
Tgl. über ihn Binterim, Snffragauei Colonienses S. 5S, und Mering, die hohen WQrdeotriger
der KrzdiOzese Köln S. 58; s. auch Stadtechroniken XX, 59 «T.
37) Er war Kölnischer Amtmann zu Arnsberg (vgl. oben S. 51 Anm. 89).
88) Kr war Marschall von Westfalen.
Digiti
zedby Google
*taliresi-^chnung iles kölnisclien Offizialatgerichts in Soest. &3
et baucales *) cnrie Susaciensis 50 copian excopiari feci et applicavi scriben-
das 50 similiter copias mittendas per singulos decanatus cnrie Susaciensi
ascriptoB dando pro eisdem copiis nltra bancales S4'riptis ^) .Im. .
9. Item missis nimciis per singulos decanatus curie Susaciensi asscriptos
nim certis mandatis officialibus sub pena 50 florenonim omnibuB et singulis
ecclesianim parrochialium rectoribus ad publicandum et notificandum huius-
loodi Judicium feodate iuxta mandatum domini mci graciosissimi, quorum
eiceuciones facte nunt et in eisdom mandatis continetur, datis nunciis por-
uiitibus huiusmodi mandata tam per marschaicatum Westfalie, comitatus
Anisbergensem, Markensem, Assindensem etc , datis per me latoribijis e
Dunciis hinc inde simui 3 m. 6 ^ — .
10. Item datis et solutis per me domino officiali in defalcacione stipen-
dü soi per 11 menscs, videlicct Aprilem — Februarium inclusive de quolibet
mense 1 m. 11 |3 3 5^ iuxta quitanciam, facientibus simul 21 m. 4 /? 6 l^.
11. Item computatis pro me et uno famulo pro uno integro anno in
expensis (licet per duos menses de licencia domini mei graciosissimi de Su-
sato abfiii) quolibet mense 6 florenis, facientibus 72 florcnis facientibus in
pagamento 54 m. 11 ^ 8 ^.
12. Item babita cliorea^**) inter opidanos et personas honestas Susa-
rienses in camisprivio (1439 Febr. 18] ad hanc per ipsos me honestatis causa
invitato propinan in subsidium uno sextario vini prout soivi 4 fi, et familia-
ribns consulatus hincinde vulgariter kronengelt similiter 4 |? 6 ^ facientibus
<<imul — S ß 6 :s'
13) item consumptis per annum honestatis causa pro))tcr superveniencia
succes8i?c 6 florenis facientibus 4 m. 7 ^ — .
14) Item habitis in cera ad sigillandum ])cr annum 5 libris inclusis
iorrequisitis , videlicet harcz, speensgroenc *'') et terpentinum, qualibet libra
**omputata pro 20 denariis facientibus — 8^45^.
15. Item feria quinta post dominicam £sio mihi [Febr. 19] missa ct
presemata mihi una nissiva a domino meo graciosissimo mihi demandando
Uli reclamandum ius pheodale alias intimatum Arnsberg per graciam suam
<^rastino dominicc Reminiscere [März 2] celebrandum propter reisam ad Franck-
fordiam*') etc., quod et feci iuxta contenta dicti mandati datis hincinde nun-
'iis propter nimiam festinanciam euntibus simul 2 m, — 4 ^.
Summa expositorum extraordinariorum simul videlicet 139 m. 8 /? 8 Z\
III. Exposita ad usus cancellarie domini moi graciosissimi.
1. In primis in profesto beati Luce ewangeliste [Oct. 17] missis Arns-
'»erg 10 libris papiri, */« rijss, quolibet übro pro 10 ^, facientibus — 8 ß 4 5|.
a) 'nottorio« et bancalis'.
b) 'scriptos'.
39) tJher Faetnüchtelnstbarkoiten in Soest ist sonst nichts bekannt. Vgl. jedoch
Barthold, Soest die Stadt der Engem S. 20S.
40) D. i. spanisch Grttn; mit Ansnahme des Terpentin» stimmt dieses Recept fflr
Siegelwaehs Oberein mit dem von Schiller-Lübben, Mnd. Wörterbuch IV, 317 angefahrten.
41) Der nach Frankfurt ausgeschriebene Reichstag trat am 2. Marx 1439 in Mains
«a^ammen; Erzbischof Dietrich von Iwöln nahm iiersönlich teil (Pllckert, die korfarstliche
Neotralität S. H7).
Digiti
zedby Google
54 ti. Weiland
2. It«m feria secunda post Omiiium Sanctorum [Nov. 3] missis Arnsberg
10 libris papirij.V« rgss, pro quolibet libro computatis 10 ,S, facientibus 8 |3 4 :..
Item protunc 6 cutibus ovinis magnis ad 6 :. facientihns 8 ß. Item similiter
protunc 2 cutibus vitulinis 2 ß facientibus simul 1 m. 1 ß 4 .s.
3. Item feria quinta post beati Martini episcopi [Nov. 13] missis Arns-
berg 6 libris papiri, quolibet pro 10 ^^j facientibus 6 ß. Item protunc pro
*'8 libra cere 10 -S, facientibus — 5 jJ 10 S.
Summa expositarum ad usus concellarie simul . . . 2 m. 3 ^ 6 ^.
Summa summarum omnium et singulorum per me expositorum tarn de
mandatis domini mei graciosissimi quam alias extraordinanonim et ad usus
cancellarie ut premittitnr simul 365 m S ß 1 :*, facientibus in fiorenis, quo-
libet ut supra computato, 478 H. 8 |? 7 d.
Et sie receptis ad exposita et expositis ad recepta particulariter ut
premittitur calculata, exposita excedunt recepta in summa simul videlicet
124 florenornm 4 |3 4 .^ 1 obul., in quibus dominus mens graciosissimus de
hac presenti computacione manet mihi debens.
Vertrag zwischen Erzbischof Balduin von Trier und
Bischof Adolf von LUttich
über die Versetzung des letzteren auf den Erzstnhl von Mainz.
1334 Juni 9.
Mitgeteilt von Prof. Ludwig Weiland in Göttingen.
Die merkwürdige Urkunde, von welcber bisber nur ein Satz (§ 9)
im authentischen Wortlante bekannt war, ') verdanke ich der Abschrift
eines Schülers, des Herrn J. Schwalm ans Dresden. Der Plan Balduins,
das Erzbistum Maiiiz, welches er seit dem Jahre 1328 gegen den Willen
des Papstes verwaltete, an den Bischof Adolf II. von I.üttich aus dem
Hause der Grafen von der Mark abzutreten, steht, wie bekannt, *) in
engem Zusammenhange mit den in den Jahren 1332 und 1333 spielen-
den politischen Bestrebungen der Könige Johann von Böhmen und Phi-
lipp von Frankreich und mit den Anstrengungen I^ndwigs des Baiern,
die Lösung von dem päpstlichen Banne zu erlangen. Man hatte aller-
seits, zumteil aufrichtig, zumteil unaufrichtig und mit Vorbehalten, die
Erhebung des Herzogs Heinrich von Niederbaiern zum römischen König
^) Bei K. Müller, Der Kampf Ludwigs des ßaiern mit der römischen
Kurie I, 317 Anm. 2.
'j Ich verweise neben Müller's Darstellung auf meinen Aufsatz: Der
angebliche Verzicht Ludwigs des Baiem auf das Reich in Nachrichten von
der Kgl. Ges. der Wiss. zu Göttingen 1883, S. 205 ff.
Digiti
zedby Google
Vertrag zw. Srzbischof &al<tinn v. Trier u. fiischof Adolf v. Lüttick. 55
in Aussicht genommen. Dafür waren die Stimmen der Kurfürsten zu
gewinnen. Die Translation Adolfs von der Mark von Lattich nach
Mainz sollte die Mainzer Kurstimme den andern schon gewonnenen zu-
fügen. Schon im Jahre 1333 hatte der König von Frankreich den
Papst Johann XXIi. gebeten, den Bischof von Lattich auf den Mainzer
Stuhl zu versetzen und dem 1328 vom Papste providierten Heinrich
von Vimeburg, welchen Balduin seither mit Erfolg von der Besitz-
ergreifung des Mainzer Stiftes abgehalten, das Bistum Lattich zu er-
teilen. Der Papst hatte dem König von Frankreich seine Bitte abge-
schlagen. Unsere Urkunde zeigt, dass der Plan trotzdem nicht aufge-
geben wurde, ja im Jahre 1334 feste Gestalt annahm. Aber auch jetzt
war die Zustimmung des Papstes vorgesehen, ja eine der Bedingungen
der Geltung des Vertrages, den Balduin und Adolf abschlössen (§ 17).
Ja Balduin hoffte augenscheinlich infolge dieser Translation zur vollen
Aussöhnung mit der Kurie zu gelangen (§ 12 — 14). Insofern bezeich-
net dieser Vertrag ein Ablenken von der Bahn, welche Balduin früher
zusammen mit dem Kaiser eingehalten. Dies bringt ja auch der § 9
zum Ausdrucke, wo nicht allein der Fall vorgesehen ist, dass Heinrich
von Niederbaiern zum römischen König gewählt werden könne, ein Fall,
mit welchem sich Ludwig der Baier unter Umständen, wenn vermutlich
auch nur zum Schein, einverstanden erklärt hatte. Es ist vielmehr
aach die Rede davon, dass der König von Böhmen oder einer seiner
Söhne zum König gewählt werden könne. Balduin fasste also schon im
Jahre 1334 die Eventualität einer Situation ins Auge, wie sie that-
sächlich im Jahre 1346 eintrat. Die Politik des über Gebühr geprie-
senen Kirchenfürsten wurde in erster liinie bestimmt durch die Inter-
nen des fürstlichen ,Territorialstaates, in zweiter durch die seiner Fa-
milie; die Würde und Unabhängigkeit des deutschen Königtums hat er
nur vertreten in den Perioden, wo der Kampf des Trägers der deutschen
Krone seinen eigenen Bestrebungen eine Stütze bieten konnte.
Die im § 1 genannte bischöflich speierische Burg Riepperg ist
wohl die Ripburg über Edenkoben. Aus der Bestimmung, dass sie im
Besitze Balduins verbleiben soll, darf nicht geschlossen werden, dass
dieser beabsichtigt habe, auch das Bistum Speier, dessen Pfleger er seit
1332 war, an Adolf zu überlassen. Die Burg und andere speierische
Güter waren vielmehr, wie 5$ 7 darthut, mainzischer Pfandbesilz.
No8 Reynerus thesaurarius ecclesie de Wallekuit, veiierabilis in Christo
patris ac domini nostri domini Adolf! episcopi Leodiensis capellanus et sigil-
Hfer, ac Gerlacus de Ysenbnrg milcs recngnoscimus per prosentcs, quod nos
Digiti
zedby Google
R6 L. Weiland
ex parte dicti domini nostri episcopi, cuiiis ad infra scripta mandatam habe-
mus, cum nobili viro domino Johanne de Brunshorn milite ac honorabili mo
domino Ditmaro canonico erclesie sancte Marie Erfordiensis Moguntine dyo-
cesis, sigillifero et capellano reverendi in Christo pati-is ac domini donini
Balduini archiepiscopi Treverensis ^), mandatum super eo se habere assenthn-
tibus» de translacione dicti domini nostri Leodiensis ad ecclesiam Moguntinam
facienda concepimus et tractavimus in hunc modum: t Primo videlicet quod
dominus Treverensis post translacionem huiusmodi factam in rccoupensan
laborum et dampnorum gravium, quos et que ipse mulipliciter sustinuit ec-
"Clesiarum Moguntine et Spirensis nomine necnon expensarnm innnmerabUium
fere impensarum et factarum per ipsum de facultatibus suis et ecclesie sue
Treverensis a temporibus, quibus ipse dictis Moguntine et Spirensi ecclesiis
prefuit, circa empciones, redempciones, acquisiciones, guwerras plurimas, de-
bitorum inestimabilium fere soluciones et circa alia sicut constat, habere de-
beat, ad vite sue tempora dumtaxat, opidum Lainstein et castrum Lainecke
Treverensis dyocesis, que ad dictam Moguntinam ecclesiam pertinent, necnon
castrum Riepperg Spirensis dyocesis, ad dictam Spirensem ecclesiam perti-
nens, cum theloneo de Lainstein et universis redditibus, proventibus, jaribus.
jurisdictionibus, vasallis, castrensibus, ministerialibus, fidelibus et subditis ae
Omnibus aliis pertinentiis ad predicta castra et opidum ab olim spectantibus
et iam actualiter pertinentibus quovi» modo. V. Est eciam tractatum quod
infra hinc et octavas beatorum Petri et Pauli apostolorum in opcione dicti
domini nostri . . Leodiensis 8tabit, an ipse velit theloneum de Lainstein pre-
dictum facere colligi et levari suo nomine per suam familiam suis expensis
et oneribus et responderc et solvere de lioc anuis singulis ducentas et quin-
quaginta libras Thuronensium grossorum^) domino • • Trcvercnsi predicto ab-
sque diminucione aliqua de primis obvencionibus dicti thelonei et aliis si iile
obvenciones non sufficerent, vcl quod dominus Treverensis predictus colligat
et recipiat per suam familiam theloneum antedictuni. 8. Item quod castrum
Lainecke et opidum Lainstein '^) predicta cum theloneo et omnibus suis juri-
bus, bonis et pertinenciis pretactis debeaut esse pignori obligata post prefati
domini Treverensis obitum . . archiepiscopo Treverensi qui fuerit pro tem-
pore, per capitulum suum concorditer recepto, pro quingentis libris Thuro-
nensium grossorum in recoupensam inpensorum pleniorem de facultatibus
dicte Treverensis ecclesie ut pretactum est Moguntine ecclesie ac dampnorum
eiusdem ecclesie occasione susceptorum. 4. Et jurabnnt , * ofticiati dictamm
trium municionum nee non vasalli, castrenses, fideles ac custodes turrium vi-
giles . . portenarii ac alii quorum interest domino Treverensi pi'edicto et
ecclesie sue super premissis et facient sibi huldam, jurabuntqne predicti ii>
Lainstein et Lainecke . • officiati et custodes quociens et quando ipsos aut
eorum aliquos mutari contigerit, quod ipsi, prefato domino archiepiscopo Tre-
verensi defuncto et pretactis quingentis libris grossorum archiepiscopo Tre-
verensi suo . • successori ex parte Moguntine ecclesie solntis, predictas duas
1) Zu Ditmar vgl. I^amjVPcfU, Deut/trJies IVirlMhaßslfben 3, 429as; 4-J6,».
2) Ss sind 200400 Gr. Silber, vgL Ijamprecht, WirttcJinftiff^teH 2, 4^0; nwh hfittigrm GHdr
rtl. IßfiOOO Mark, »^. Lnmpreekt in Conrad JBH. N. F. U, SS2.
a) stein in liasttr.
Digiti
zedby Google
Vertraf^ zw. Erzbischof baldiiin v. trier u. Bischof Adolf v. Löttich. nt
mnnidones . . archtepiscopo Moguntino concorditer per capituhim recepto
vel ipsi capitulo Mognntino, sede ibidem vacante, et nulli alteri tradant et
ossi^ent. Ad que adinplenda dictus dominus Leodiensis pro posse et bona
ßde apud capituhim Moguntiuum, ut ipsos premissa facere mandet et jubeat,
hihorabit. 5, Et hiis, qui huiusn^odi huidam et juramentnm non prestiterint
et fecerint, dictus dominus Treverensis subtrahere poterit sui castrensis feodi
et alionim feodomm que obtinent pensionera. H. Nee debebit dictus dominus
Qoster . . Leodiensis talibus, si qui es^^cnt qui ob hoc guwerram movercnt aut
pif^ora domini Trcverensis vel suorum caperent et ipse econtra ipsis resi-
steret per se vei suos, astare ner eos juvare in aliquo contra dictum domi-
num Trevercnseni. /. Hoc idera tiot de Castro Riepper<r predicto post pre-
dicti domini . . Treverensis obitum, quod extunc tradi et assignari debebit
dicte ecciesie Moguuttne vel ecciesic Spirensi, si ex parte ipsius Spirensis
ecclesie dictum castrum redemptum fuerit una cum aliis municionibus et aliis
bonis universis dicte Moguntine ecclesie obligatis. s. Et est sciendum quod
(lictqs dominus noster . . Leodiensis post translacionem pretactam dictum
castrum Riepperg redimere poterit divisim pro centum et quinquaginta libris
Tbaronensiiun grossorum vel ipsum dimittere domino Treverensi pro dicte
pecunie summa, pro qua ipsum castrum redemit proxime dictus. dominus . •
Trevereosis. />. Item dominus noster Leodiensis in eligendo dominum Uenri-
tnim dncem Bawarie, regem Boemie et ipsius regis filios in reges Romanorum
;itabit et remanebit cum domino Treverensi, et semper in electione Romano-
nim regis alter eonim alterius utilitatem commodum et honorem amicabiliter
et favorabiliter procnrabit. 10. Item dominus Treverensis predictus habebit
ad vitam suam duodecim karratas vini de Schowcnburg in Bergstmcia me-
Uoris crementi arcbiepiscopalis ibidem i^iugulis annis vinüemiarum tempore suo
faraulo sive nuncio ad hoc misso vel mittendo presentandas et assignandas
ae eas una cum hiiiusmodi nuncio sab predicXi domini nostri . . Leodiensis
conductu et ex))cnsis per districtus suo» et conductus ascendeudo et descen-
dendo deducenda.s. //. Item dominus . . Treverensis prefatus dabit et assi-
;;nabit domino nostro . . '*) Leodiensi predicto pretacta translacione facta
omncs *•) municiones et castra, privilegia, literas obligatorias et ailias ac omnia
alia ad ecclesias Mogiuitiuaui et Spirenseni spectantes vel spectancia, quas
vel que ipsc in potestate sua tcuet, exceptis prodictis trihus municionibus
rum suis pertinenciis preuotatis. l:J Item dominus noster Leodiensis pre-
dictus promittet se procuraturum bona tiile et quantum in eo est, quod acta
et f^esta per dominum . . Treverensem predictuui vel per alios quoscunque
ipsius auctoritate ecclesie Moguiitinc prcJictc nomine per sedem apostolicam
approbentur et ratificontur vel ad minus dissimulentur, et quod ipse hoc
idem efßcaciter faciat in hiis et circa ea que ad eum spectant, precipue de
hÜ8 quorum causa non ventilatur in judicio coram judiribus quibuscunque.
IS. Et erit idem dominus noster Leodiensis ai(jutor ot defensor speciali»
eomm qui promoti sunt quomodolibet per dominum Treverensem predictiim
nomine ecclesie Moguntine. 14. Item procurabit quod dominus papa dispenset
b) . . nachgrtrojfeu von d^telben Hattd.
c) umuis or.
Digiti
zedby Google
68 ^- Weiland
cum domino . * Trevcrensi et cum qiiacumque persona alia tarn ecclesiaatica
vel seculari, si quam penam aut maculam canonicam vel civilem occasione ad-
ministracionis ecdesic Mo;;untine directc vel indirectc incurrerint seu con-
traxerint per se vel suos, et ex superhabundanti et ad cautelam ipsuro do-
minum Treverensem et suos in integrum restituat et absolvat. Quodque ipse
dominus noster • • Leodiensis quantum ad eum tunc spectaverit idcm faciat
effe<;tive. 15. Item sepodictus dominus noster . . Leodiensis conservabit
dominum . . Treverensem predicturo et suos indempnes ab omnibus impeti-
cionibus occasione debitorum, cxpensarum et dampnorum quibuscunque per-
sonis compctentibuB, contractorum factonim et habitorum pacis vel guwerra-
mm tempore seu alias qualitercunque occasione sive causa dicte ecclesie
Mogimtine. 16. Item prefati domini post dictam translacionem statim se
confederare et unire debebunt juxta suorum amicorum hinc inde consilium,
ut ipsi mutuo concorditer vivant et terre ipsonim in pace et tranquillitatc
eornm tempore perseverent 17. Et sciendum quod tractatus pretactus stahlt
et procedct et juxta materiam hie conceptam in meliori forma juris et facti,
pront super hiis litere confici possint, tieri debet, dummodo ad hoc consensus
accedat domini . • pape e[t domijni <^) regis Boemie ac concordis capitnli
Moguntini. 18. In quorum omnium testimonium et robur ego Reynerus pre-
dictus sigillum prefati domini mei . . Leodiensis ad causas et sigillum meum
proprium pro mc ac diclo domino Gerlaco de Yseuburg ad preces ipsius de
volunfate et consensu dicti domini nostri Leodiensis episcopi apposui ad pre-
sentes. Quod et ego Gcrlacus de Ysenburg prcdictus recognosco esse verum.
Datum et actum anno domini M^ C('('^' XXXIHl" die IX. mensis Junii.
Original in, Pergament im Kgl. Staatsarchiv zu Goblenz. Das
erste der beiden Siegel erhalten, von grünem Wachs, am Pergament-
streifen. Umschrift:
S . ADO GPILEODie CAVS . . .
»^^^0€^<^
Ungedruckte Urkunden der ErzbischOfe Johann I. und
Arnold II. von Trier, die Kirche zu Engers, Kreis
Neuwied, betreffend.
Mitgeteilt von Prof. Ludwig Weiland in Oöttingcn.
Die beiden folgenden Urkunden entnahm ich einer Handschrift
der Hamburger Stadtbibliothek, cod. Hist. civil. Belgii folio Nr. 13
membr., welche auf ihren ersten 19 Blättern ein Chartular des Stiftes
8t. Marien in Utrecht aus dem 14. Jahrhundert, auf den 8 folgenden
ein Transsumt von Urkunden der Dentschordensballei Utrecht aus dem
d) [ ] Lllrk« im IWtfamrat.
Digiti
zedby Google
OrUntiri
WestdZeitschrVnJafL
Digiti
zedby Google
Digiti
zedby Google
Üngedruckte Ürkiin<ien der ferzkischofe «tohann t. u. Arnold tl zu Trier. 59
Jahre 1503 enthält. Vgl. Archiv der Ges. für aitei*e deutsche Geschichts-
kunde VI, 235. Die Urkunden, welche in der Handschrift auf Blatt 18
und 18^ stehen, bekunden ein eigentflmliches Verhältnis der Trierer
Erzbischöfe und des Stiftes St. Marien in Utrecht: ersteren steht seit
dem Erzbischof Hillin (1152 — 69) die erste Pfründe im Stifte St. Marien
zu, letzteres hat Rechte an der Ki]*che zu Engers im Kreise Neuwied.
Dass diese die Patronatrechte sind, zeigt eine Urkunde Erzbischof Jo-
hanns von 1209 bei Beyer, Mittelrhein. ÜB. II, Nr 251. Vermutlich
hat Kaiser Friedrich I. seinem getreuen Hillin die Pfründe zu Utrecht
zugewendet, wie er selbst nach einer in demselben Chartular befindlichen
Urkunde, welche ich im Neuen Archiv veröffentlichen werde, in dem
Stifte St. Marien ein Ganonicat inne zu haben nicht verschmähte, ein
neuer Beweis dafür, wie es dieser Herrscher verstanden hat, das Kirchen-
gut für den Staatsdienst nutzbar zu machen.
1. Erzbischof Johann I. von Trier ordnet das Verhältnis zu dem
Stifte St. Marien in Utrecht, das sich daraus ergiebt, dass dem Erz-
bischof die erste Pfründe in dem Stifte, diesem das Patronat der Kirche
zu Engers zusteht. 1200.
Johannes dci gracia Treverensis ecclesie huniilis minister et servns
universis Christi fidetibus tarn presentibus quam fnturis. Noscant presentes
et posteri quod omnem mtitiü beneficii vicissitudioem, que a tempore prede-
cessoris nostri Hillini pie memorie Treverensis archiepiscopi inter ecclesiam
Trererensem et fratres bnate Marie in Trsgecto usque ad tempora nostra de-
fluxerit, ratam et inconvnisam stare volumus, et quidqiüd disceptacionis inter
nos et predictos fratres et Albertum arohidiaconum ultra Renum in dandis et
recipiendis a prememoratis fratribus sturionibus annuatim incidit, secundum
formam subscripte pagine, ipso arcbidiacono presente et consenciente, omnino
precidimus. Sed quia rerum gestariim veritas longioris processu temporis
plcmmque in obliviouis omnimodc interitum vel ambiguitatis scrupulum solet
incidcre, idcirco cognicioni tam presencium quam fiiturorum suifragio pre-
sentis pagine digmim duximns commendare, quod fratres ecclesie sanete Marie
in Tngecto pari voto et unanimi cousensu prebendara ])rimau] predecessori
nostro Hillino archiepiscopo, deinde Arnolde arcliiepiscopo, postmodum nobis
et snccessoribus nostris in perpetuum habendam in eadem sua ecciesia con-
cessenmt ea nimirnm exccpcione quod cam per vicarium deserviemus et quod
mcritum vicarii excesserit nulli infeodabiuuis. sed co quinque sturiones bonos
et landabiles comparatos singulis anuis inter festum »ancti Remigii et omnium
sanctorum Conflaenciam allatos recipiemus, scxtum vero arcbidiacono de ultra
Renum et omnibus successoribus ejus de manibus predictorum fratrum reci-
piendum et in perpetuum habendum concessimus*). Nos veroBicut et*») predc-
1) Zh diesen Störeit njl. noch Mitelrkein* fit. "i, m, t2t7 ; JMtnprerht, Deutsches W'irl-
ackaßMeitni /, ACO Note 4,
a) u«c etxl.
Digiti
zedby Google
ftO t- Weilamt.
cet^sores nostri, quia taccjpti beneiicii nee volnmus nee dobemua e^se imroe-
mores, serviciuni, qiiod nobis et dicto flrchidiacono et officialibus nostris pro
eeclesia de Engerse debebant, fraterne caritatis et Hberalitatis iniuitu eis
omnimodo de consiiio et consensii ecciesic uostre, sicut a predecessoribus
nostris ordinatum fuerat, in perpetuum remisiroiis. Ad^) majorem eciam
hujiis rci geste firmitudinem predieti Hillini archiepiseopi et omniiim succes-
sorum ejus tarn vivorum quam mortuorum in predicta eeclesia memoria eele-
brabitur et eorum eommemoracio de presentibus ad posteros sine intermissionc
eeclesia stante transmittetur. Insnper et sepedictus archidiaeonus oracionam,
quc cotidie in eeclesia prefata fient, vivens partieeps crit, post cigus obitam
anniversarinm ejus eadcm eeclesia tamquam canonici celebrabit. Ut autem
higus beneiicii mutua vicissitudo posteris ad memoriam transmittatur, pre-
sentem«^) inde paginam eonscribi et sigillo^) nostro renovari et roborari
feeimus. Hujus rei testes sunt: Theoderieus«) Treverensis archidiaeonus,
Otbuinus Treverensis areliidiaconus et Cardenusf) prepositus, Sifridus saneti
Potri in Maguncia prepositus, Gofridus saneti Eukarii abbas, Wolframos
[decanus] saneti Florini, Gerardus decanus saneti Castoris, Wernerus de
Bollande, Henricus Leneherre, Wilhelmus de Eluestein, Fredericus de Merle,
Henricus de Cymiterio.
Acta sunt hee anno incarnacionis dominice millesimo ce®. indietione tercia.
2. Erzbischof Arnold II. von Trier bestimmt, dass das Stift St. Marien
in Utrecht von Alters her von Leistung eines Servitium für die Kirche
zu Engers frei sein, dafür aber jährlich einen Stftr liefern soll.
(1245 — 1259).
A. dei gracia archiepiscopus Treverensis universis Christi fidelibus
salutem in Christo Jhesu. Xoseat universitas Christi tidelium quod appro-
hamus et inviolabiliter observabimus factum domni Theoderici») archiepiseopi
Treverensis et antecessorum suorum, sicut ipsorum plcnarie attestantur pri-
vilegia, quod liberaliter et pie remiscrunt servicium quod eonventus sancte
Marie in Trajeeto debcbat ipsis et arehidiaeouo Treverensi et offieialibus suis
pro eeclesia sua in Enkerse. Sed ad recompensandum servicium prcdictus
eonventus nobis singulis annis^) debct transmittere sturionem.
Ii) hier folgen im 'OtU ilir nntemti-icfienfti. M'urle |ierpotuauj eciaiii.
c) iifter tlfr ZfU<:
il) sig. co<L
e) ThicuB CO»/.
f) «o ßh- Cardonensi«.
a) Chi tnler thi c<hI.
b) vber der Zeile.
Digiti
zedby Google
61
Übergang des Limes über den Doppelbiergraben-
sumpf in der Bulau bei Hanau.
Von 0. Dabm, Major in der Artillerie.
(Hierzu Tsftl 1 )
Wie in dem „Römischen Grenzwall bei Hanau" Seite IH ausgeführt
worden ist, war der Pfahlgi-aben an denjenigen Stellen der Strecke Gross-
Krotzonburg- Ruckingen, wo der Ijmes das sogenannte Torfbruch und den
Doppelbiergrabensumpf überschreitet, unterbrochen An letzteren tritt der
Wall sowohl von Norden, als von Süden mit einer eigentümlichen Flanken-
bildung heran und auch auf der nördlichen Seite des Torfbruchs findet sich
ein solcher flankenartiger Ansatz vor. An »Heu drei Stellen ist der Wall durch
doppelte Brechung bis unmittelbar an die etwa 40 ni hinter dem Pfahlgraben her-
ziehende und auch die genannten beiden Sümpfe überschreitende Militärstrasse
herangezogen. (Siehe Taf. H des „Grenzwalls" und die beigefügte Skizze).
Diese eigentümliche und an die moderne Befestigungsmanier erinnernde
Brechung des Walls machte mich anfänglich, als ich dieselbe vor einigen
Jahren entdeckte, stutzig und es war nicht leicht, eine einigermassen annehm-
bare Erklärung für dieselbe zu finden; nunmehr ist der Zweck dieser Ein-
richtung jedoch vollkommen sicher festgestellt.
Im vergangenen Jahr machte nämlich der Königliche Förster Lange
zu Neuwirthshaus die Mitteilung, dass er bei Arbeiten an dem Wege, welcher
in der Richtung des Pfahlgrabens den Doppelbiergrabensumpf überschreitet,
mehrere tiefschwarze eichene Pf^ilstümpfe gefunden habe. Ich begab mich
sofort an Ort und Stelle und machte die interessante Entdeckung, dass diese
Pfahlreste einst einem Zaun angehört haben, wchher hier auf der dem Feinde
zugekehrten — also der östlichen — Seite der römischen Militärstrasse be-
hufs Sicherung der letzteren errichtet war.
Bei einer späteren Nachgrabung wurden dann noch 15 Stück solcher
Pfahlenden — und zwar in regelmässigen Zwischenräumen von 3 m — auf-
gefunden, welche, wie die beigefügte Planskizze zeigt, genau in einer graden
Linie standen, welche die an den Sumpf herantretenden, kurzen Anschluss-
linien des Walls verbindet. Der Zweck der vorerwähnten Flanken war hier-
nach völlig klar; dieselben dienten dazu, den Wall bis an die Militärstrassc
zurückzuziehen und so eine geschlossene Verbindung des dicht neben der
Strasse herziehenden Zauns mit dem Pfahlgraben zu ermöglichen
Die PfahlstOmpfe — viereckig zugespitzt, '/« bis 'A m lang und oben
20- 2d cm stark — waren naturgemäss nur an der Stelle des Sumpfes erhalten,
wo sie unausgesetzt unter Wasser gestanden hatten ; darüber hinaus waren die
Pfähle vollständig verwittert. In welcher Weise die Zaunpfähle zu einem
Zaun verbunden waren, dafür fanden sich keine Anhaltspunkte vor; am Walir-
scheinlichsten ist wohl, dass man zu diesem Zweck Flechtwerk verwendete.
Gleichzeitig wurden auch auf mehreren Stellen Profile der alten Mili-
tArstrasse genommen. Dieselben ergaben für letztere eine Breite von durch-
schnittlich 7Vä m. Die Herstellung der Strasse war, wie aus den Profil-
Skizzen ersichtlich ist, nach der Bodenbeschaftenheit verschieden. Auf der
Digiti
zedby Google
62 0. Dahm.
tiefsten Stelle iles Sumpfes, Profil nach b— c, war die aus' Kies bestehende
Strassenbahn auf einen sehr starken Kuppeldamm aufgeschüttet. Letzterer
war zwar bereits stark verwittert und hatte, besonders in den obersten Schich-
ten, zum Teil ein torfähnliches Oefüge angenommen, jedoch konnte noch mit
Sicherheit festgestellt werden, dass das Holz — und zwar zum grössten Teil
Eichenholz — in regelmässigen Lagen parallel bez. senkrecht zur Strassen-
richtung aufgeschichtet worden war. Der Umstand, dass die llolzschicht in
dem verwitterten und stark zusammengepressten Zustand noch eine St&rkc
von durchschnittlich ^/i m aufwies, lässt darauf schliessen, dass dieselbe ur-
sprunglich zum Mindesten eine Stärke von 'Z«— 1 m hatte.
Unter der Holzschiebt fand sich eine, wegen des Andrangs des Wassers
nicht genau messbare Lage eines ganz eigentümlichen Gebildes von gelb-
brauner Farbe, welches aus durchlöcherten grossen Klumpen bestehend, eine
grosse Ähnlichkeit mit Ziegelschlacke hatte. Die chemische Untersuchung
ergab jedoch, dass bei der Entstehung dieser hauptsächlich aus kohlensauren
Verbindungen des Eisens, der Thonerde, des Kalks und der Magnesia, sowie
aus Kieselsäure bestehenden Körper die Einwirkung des Feuers ausgeschlossen
ist; dieselben sind vielmehr Bildungen nach Art der Raseueisensteine, bei
welchen die Durchlöcherung durch eingeschlossene Holzäste entstanden, die
später im Laufe der Jahrhunderte vollständig verwittert sind.
Das Strassenprofil a— b der Skizze unterscheidet sich von dem vorigen
nur dadurch, dass die Holzschicht bedeutend schwächer, weil der Sumpf hier
schon etwas Hacher ist und dass sich unmittelbar unter dem Holz Letten
und Kalksteine auf dem aus Sand bestehenden gewachsenen Boden vorfinden.
Bei dem Profil c~d fehlt die Holzschicht gänzlich ; auf dem gewachse-
nen Boden befindet sich eine 10 cm starke Lettschicht, auf welcher letzteren
die Kiesschüttung des Strassendammes aufgetragen ist.
Alle drei Profile lassen in den Begrenzungslinien der einzelnen Schich-
ten erkennen, dass der Weg von Fuhrwerken passiert worden ist, indem sich
deutlich die durch die Räder der letzteren ausgefahrenen Stellen markieren.
E« geht hieraus hervor, dass die hinter dem Limes herziehende Militärstrasse
nicht nur zur Kommunikation der Truppen diente, sondern dass auf derselben
auch die Bedarfsgegenstände der letzteren — wie Baumaterialien (hier im
besonderen Kalksteine aus dem Steinbruch zu Oberförsterei Wolfgaug luid
Backsteine aus den Krotzenburger Ziegeleien) Proviant etc. — befördert wurden.
Dass die sumpfige Beschaffenheit der Doppelbiergraben-Niederung nicht
ausreichend erschien, den Pfahlgrabcn an dieser Stelle entbehrlich zu machen,
ist von Neuem ein Beweis dafür, dass es den Römern darauf ankam, die
Reichsgrenze möglichst hermetisch ab/uschlicssen ; hieraus durfte weiter ge-
folgert werden können, dass eine ähnliche Einrichtung, wie dieser Zaun,
auch auf dem Grenzwall angebracht war, da letzterer seiner Beschaffenheit
nach zweifellos weniger geeignet war, eine Überschreitung der Reichsgrenze
zu verhindern, als das sumpfige Terrain der Doppelbiergraben-Nioderuug.
Zum Schhiss sei noch erwähnt, dass bei Herstellung der Strassenein-
schnitte in der obenerwähnten Kiesschüttung ein Bruchstück einer römischen
Reibeschale gefunden wurde.
9-^Q^9
Digiti
zedby Google
63
Die Alamannenschlacht bei Strassburg.
Eine Entgegnung von Archiv-Direktor W, Wienand in Strassburg.
H. Nissen hat in diesen Blättern (VI, 819 if.) meine Untersuchung über
die Alamannenschlacht bei Strassburg einer eingehenden Kritik unterzogen,
die sich besonders durch die Nachprüfung der (juellcnüberlieferung auszeichnet.
Oleichwohl muss ich gegen dieselbe entschiedenen Einspruch erheben, weil
sie mir nicht geeignet erscheint, die Erkenntnis des geHchiohtlichcn Thatbe-
Standes zu fordern, weil sie vielmehr nur denjenigen, .welche dera*tigc topo-
graphische Forschungen von vornherein als wissenschaftlich unfruchtbar ver-
ui*teilen, sehr willkommene Argumente bietet. Freilich wäre meine Studie
auch kein echter Beitrag zur Litteratur der altgermanischen Schlachtfelder,
wenn sie sich nicht im Schmelzfeuer der Controverse bewährt hätte. Ich
glaube nach wie vor an meiner Ansicht festhalten zu müssen, dass eben hier
selten günstige Umstände zusammenwirken, ein gesichertes Resultat zu geben,
und dass ich mit meiner Anset/.ung des Schlachtfeldes auf richtigem Wege
bin, umsomehr, als sich die Einwürfe Nissens nicht allzuschwer widerlegen
lassen dürften.
Er vermisst zunächst bei mir eine Erwägung der strategischen I^ge
vor der Schlacht. Dieser Vorwurf ist insofern gerechtfertigt, als ich mich
in der That bei der Darstellung der Operationen vor der Entscheidung nur
auf die wenigen dürftigen Angaben der tjuellen beschränkt und auf gewagte
(.'ombinationen ganz verzichtet habe. Nissen hat diese Lücke auszufüllen
gesucht.
Die erste Frage, welche nach ihm der Historiker zu lösen hat, lautet:
Wo war das Lager der Alamannen vor der Schlacht? Nissen verlegt es in
eine Linie, deren Endpunkte nicht weniger als 50 Kilometer von einander
entfernt sind, in die Gegend zwischen Strassburg und Lauterburg, lässt uns
aber keinen Zweifel darüber, dass er sich dasselbe dem letztern Orte sehr
viel näher denkt als dem ersten, etwa im Abschnitt zwischen der Lauter und
dem Selzbach.
Indem ich davon absehen will, wie es die Forschung ganz unnötig
erschweren heisst, wenn man von dem römischen Berichterstatter zunächst
die Frage nach der Stellimg und der Bewegung des Feindes beantwortet
wissen will, anstatt von seinen Angaben über die Lage des römischen Heeres
auszugehen, folge ich der Beweisführung Nissens Punkt für Punkt, um ihre
Unhaltbarkeit darzulegen. Dass ich hierbei breiter werden muss, als in
meiner Schrift, und Dinge ausführlicher bes])reche, die sich zum Teil gar
nicht entscheiden lassen, dafür trage nicht ich die Verantwortung.
Ammian erwälmt an drei Stellen seines ausgedehnten Schlachtberichts,
der das ganze grosse Cap. 12 des 16. Buches mit 70 Paragraphen einnimmt,
ein Lager der Alamannen. Es wird sich darum handeln, ob dieses Lager
an jenen drei Stellen als ein und dasselbe aufzufassen ist, wie Nissen
annimmt
Die beiden ersten Erwähnungen fallen noch vor den Beginn der eigent-
lichen Gfefechtsschildenmg, sie stehen am rechten Platze.
Digiti
zedby Google
64 ^V. Wiegand
C. 12, 1 heisst es von den sieben. Königen der Alamannen: ^in nmim
robore virium mar um omni ccHlecto consedere prope urbem Ärtjentoratum.*^ Nach
Nissen kann die Ortsbestimmung 2>rope hier eine Entfernung ebensogut von
1 wie von 3 — 4 Meilen bezeichnen, da Amraian auch apud in ähnlicb weitem
Sinne gebrauche, weil er wie seine Leser äusserst wenige Namen aus bar-
barischen Gegenden kannten. In Walirheit jedoch würde projie nach dieser
Auslegung hier für einen Abstand von 6 — 7 Meilen gebraucht sein — so weit
ist Selz bezw. Lauterburg von Strassburg entfernt — und Ammian wenigstens
waren auf dieser Strecke auch noch andere Ortsnamen bekannt als nur Argen-
toratum, wie Brocomagus, Saliso, Concordia, die er sämtlich viel besser hier
herangezogen hätte, weil sie dem angeblichen Lagerorte näher sind als gerade
Strassburg. Ob auch Ammians Leser nie kannten, weiss Nissen ebensowenig
wie ich. Somit scheint mir das von ihm künstlich beseitigte prope wieder in
sein Recht eingesetzt werden zu müssen und zu besagen, was es eben wirk-
lich besagt: Das Lager der sieben alamannischen Könige befand sich nahe
bei Strassburg. Dass auch die Schlacht dort geschlagen wurde, bezeugt
Ammian ausserdem noch an sechs verstreuten Stellen seines Werkes XV,
11, 8; XVI, 12, 70; XVII, 1, 1 u. 13, 8, 1 ; XX, 5, 5. Sollte sie hier wie
anderswo überall die Schlacht bei Strassburg benannt worden sein, wenn sie
in Wirklichkeit zwischen Brumath und Selz stattfand?
C. 12, 8 erscheint das Lager der Alamannen zum zweiten Mal: „a
tocOy unde Bomana promota sunt stgtui) ad tisque Valium barbaricum quarta
leiiga sif/tiabatur et decima id est unum et citßnti mäia pasmum^. Da in dem
vorhergehenden Abschnitt des Capitels mit Ausnahme des § 7, welcher den
Aufbruch des römischen Heeres schildert, nur von der Sachlage bei den Ala-
mannen die Hede ist, so bleibt kein Zweifel, dass dies vailum barbaricum mit
dem im § 1 erwähnten Lager identisch ist Unsere ungezwungen sich er-
gebende Ansetzung desselben in der unmittelbaren Nähe von Strassburg er-
hält eine sehr wertvolle Bestätigung durch jene genaue Distanzangabe. Julian
und sein Heer zeigt uns Ammian dicht vor ihrem Vorrücken noch in Zabcm
(C. 11, 11, 12, 14). Die Entfernung Zaberns aber von Strassburg misst nach
dem Itinerarium Antonini eben jene 14 Leugen. Nissen sieht darin nur ein
zufälliges Zusammentreten. Doch darauf komme ich noch zurück.
An dritter Stelle wird ein Alamannisches Lager erst nach der Schlacht
bei der Flucht König Chnodomars genannt : ,.properabat ad castruy quae prope
Tribuncos et Cancardiam munimenta Komana fixit intrepiduSj ut e^cewfis nav^tls-
dudtim parotis ad casus ancipites in secretis ae secessibus amendaref^ (C. 12, 58).
Hier glaubt nun Nissen den Punkt gefunden zu haben, von dem aus er den
ganzen Aufbau meiner Untersuchung ins Wanken und Stürzen bringen kann.
Ohne Weiteres identifiziert er das Lager Chnodomars mit dem Valium bar-
baricum des § 8, da an ein doppeltes Lager zu denken sowohl die Kriegs-
lage verbiete, wie das Zeugnis Ammians, dass alle feindlichen Streitkräfte
vereinigt waren. Keine Kunst der Interpretation vennöge hier zu helfen. Icli
hoffe dieselbe gar nicht in Anspruch nehmen zu dürfen wie Nis.sen bei seiner
Deutung des pn)i)€.
Mag Ammian immerhin häutig „entscheidende Thatsachen nicht an
dem ihnen zukommenden Platze, sondern späterhin beiläufig erwähnen, weil
Digiti
zedby Google
Die Alamaiinenschlacht bei Stra«8bur{;. 65
er nicht einfach zu erzählen versteht**, die Freiheit, die er sich hier erlaubt
hätte, ginge doch über das Mass, wenn er am Schluss seines ansföhrlichen
Schlachtberichts eine zweite Ortsangabe- des feindlichen Lagers brächte, von
dem er wiederholt schon im Beginn desselben gesprochen hatte, eine Angabe,
die der ersten zuwiderläuft. Denn darüber wird wohl kein Zweifel mehr
sein: ein Lager zwischen Lauterburg und Selz ist nicht prope urbem Argen-
toratHm. Dazu kommt noch, dass wir die beiden Castelle Concordia und
Tribunci nicht einmal sicher lokalisieren können, vielleicht war Ammian selbst
über ihre Lage im Unklaren. Man hat sich nach Schöpflins Vorgang daran
gewöhnt, Concordia in Altenstadt bei Weissenburg zif suchen, während man
in Tribunci, das nur einmal in der antiken t Überlieferung, eben hier bei
Ammian erscheint, das heutige Lauter!)urg vermutet, nicht Selz, wie Nissen
meint. Erwiesen können beide Annahmen nicht werden. Aus dem Itine-
rarium Antonini ersieht man nur, dass Concordia imgefähr in der Mitte
des Wegs von Brumath nach Speyer lag. Dies würde für Lauterburg eben-
sogut passen, wie für Altenstadt, an beiden Orten sind römische Überreste
reichlich entdeckt worden. Ammian will doch jedenfalls hier die Rheinüber-
gangsstelle König Chnodomars bezeichnen. Altenstadt, das nahezu 20 Kilo-
meter vom Rhein entfernt ist, scheint mir dafür wenig geeignet, man mttsste
denn wieder mit Xisscns Interpretation von prope aushelfen. Zum mindesten
die gleiche Wahrscheinlichkeit wird die Annahme beanspruchen dürfen, dass,
wenn Concordia mit Lauterburg identisch ist, Tribunci in dem heutigen Au
gegenüber auf dem badischen Ufer zu suchen ist, wo ebenfalls römische Reste,
u. A. ein Meilenstein, gefunden worden sind. Seit alter Zeit scheint hier
wie bei Strassburg eine Stromübcrgangsstclle existiert zu haben.
Wir wissen, dass nach der Niederlage Barbatios der ganze Stamm der
Alamannen „vom Südfuss des Sohwarzwaldes bis zu den Höhen des Taunus"
gegen die Römer aufstand. Die Annahme liegt sehr nahe, dass vereinzelte
Haufen an verschiedenen Stellen dieser lang ansgedehnten Strecke über den
Rhein gesetzt sind, da das Elsass mit Ausnahme eines kleiuen Landstrichs
imi Zabeni von römischen Besatzun.i^cn entblösst war, dass nur die Wehr-
männcr der nördlichen Gaue unter Chnodomars Führung bei Lauterburg den
Strom überschritten. Hier schlug der Ki'niig zur Deckung dieses wichtigen
Punktes und seiner Schiffe ein Lager auf, das er dann verlicss, um mit den
von Süden heranziehenden Schaareu seiner Stammesgenossen sich bei Strass-
burg zu vereinigen. VAnen kleinen Wachtposten mag er dort zurückgelassen
haben. So dürfte sich der bekannte Passus in C. 12, 1: „in unum rohore
cirmm stiarum omni coUecto cotufedere prope urbem Aryentoratum*^ am unge-
zwimgcnsteu erklären lassen. Übrigens haben schon Schöptlin und Schweig-
liäuser so interpretiert.
Nissen wird mir nun freilich die Aussage des alamannischen Gefangenen
\ye\ Ammian entgegenhalten, drei Tage und drei Nächte seien die Germanen
über den Flugs gegangen (C. 12, 19). Das deute nur auf eine Übergangs-
stelle, bei der sogar noch wenige Schiffe verfiigbar gewesen sein müssten
(S. 324). Es ist ungemein schwer, hei dem Mangel aller Nachrichten von
den hierbei in Betraciit kommenden Verhältnissen eine klare Vorstellung zu
irewiniicn, und es nützt auch nichts, kriegs«?eschichtliche Beispiele aus S])ätem
We»ia. Zeitschr. f. (iegcb. u. Kutist. VII, I. 5^r-^ t
Digitized by VjOOQIC
66 W. Wiegaud
Jahrhunderten zur Veranschaulichung heranziehen zu wollen. Immerhin er-
giebt sich schon aus einem einfachen Rechenexempe), dass, wenn die 35^00
Alamannen wirklich auf einem Punkte übersetzten, sie in jeder Stunde etwa
500 Mann gelandet haben müssteu. Das wäre eine keineswegs unbeträcht-
liche Leistung. Vor den Eindämmungsarbeiten dieses Jahrhunderts hatte
der Ehein mit den Altwassern auf der Strecke zwischen Strassburg und Lau-
terburg durchschnittlich eine Strombreitc von 900 Metern, die in jener Zeit
sicher nicht geringer gewesen ist. Unter den all ergünstigsten Bedingungen
von Wind und Strömung würde ein Transport für die Hin- und Rückfahrt
ungefälir euie Stunde gebrauchen. Auch auf diesem Wege würde sich mit-
hin, wenn wir unausgesetzte stramme Ruderarbeit und heutige militärische
Präcision beim Ein- und Ausschitfen voraussetzen, die Stärke von ÖOO Mann
für jede Landungsstaffel ergeben, für die etwa 40—50 Boote erforderlich ge-
wesen wären. Wie die Reiterei übersetzte, wissen wir nicht, wahrscheinlich
Führten suchend und schwimmend. Nun ist gewiss nicht anzunehmen, dass
der Übergang der Alamannen sich mit der unsern militärischen Begriffen
heute geläutigen Raschheit und Pünktlichkeit vollzog, dass sie ihre Einbäume,
oder wie auch ihre Boote beschaffen gewesen sein mögen, mit der gleichen
Sicherheit lenkten, wie unsere Pioniere ihre Pontons. Ziehen wir ferner in
Betracht, dass die Nacht dreimal natnrgemäss das Übersetzen verlangsamte,
dass die wechselnde Strömung in den Altwassern das Rudern erschwerte, so
dürften selbst zwei Stunden für jeden Transport eher zu karg als zu reich-
lich bemessen sein und die Grösse jeder Landungsstaffel steigt auf 1000 M&nn
und darüber, die Zahl der Boote auf das Doppelte. Irgend welche Ruhe-
pausen sind dabei noch nicht vorgesehen. Ich halte es demnach für sehr
wohl denkbar — nur zu diesem Zwecke habe ich die Möglichkeiten des Rhein-
übergangs in seinen Einzeluheiteu erwogen — dass ein Heer von geringerer
Stärke volle drei Tage und drei Nächte brauchte, um den Strom zu pas-
sieren. Dieser Zeitraum scheint mir für 35000 Mann nicht auszureichen.
Was an dieser Zahl fehlte, das hatte eben den Fluss an anderen Stellen über-
schritten. Libanios, der uns erzählt, dass Julian mit dem Angriff gewartet
habe, bis gerade 30000 Mann übergesetzt seien, um nicht zu wenig und zu
viel Feinde vor sich zu haben, halte ich hier für schlecht unterrichtet, ob-
schon dieser Gedanke ein wenig an Blücher an der Katzbach erinnert. Wenn
Julian in den Flussübergang der Alamannen hindernd eingreifen wollte, musste
er näher am Strom stehen. Ammians Bericht, der uns den Übergang ohne
Störung vollzogen zeigt, verdient den Vorzug.
Doch hebe ich noch einmal ausdrücklich hervor, dass wir die Lage
von Concordia und Tribunci mit irgendwelcher Sicherheit bis jetzt nicht be-
stimmen können, dass wir deshalb unsere Untersuchung über die Stelle des
Rheinübergangs und den Ort des Chnodomar' sehen Lagers mit einem „fioii
liqud^ schliessen müssen. Nichts aber zwingt uns, weder Ammians Angaben,
noch die Kriegslage, das liager der sieben alamannischen Könige und das
vaüum barbaricum für identisch zu halten mit den castra Chnodomars. Alles
deutet vielmehr auf die entgegengesetzte Annahme hin und nur von ihr aus
lässt sich der Schlachtbericht Ammians befriedigend erklären und verwerten.
Ehe ich dies erweise, muss ich jedoch noch den zweiten Beitrag Nissens fiir
Digiti
zedby Google
Die Alamaimenschlaelit bei Strassburg. 67
die Ortsbestimmung des Alamannischen Lagers und ft\r die Kenntnis der
strategischen Situation näher beleuchten, die Rolle, welche er die Festung
Strassburg spielen lässt.
Ich bin der Meinung, dass Strassburg in die Hände der Deutschen ge-
fallen und von ihnen zerstört war. Ich stütze mich dabei auf die jeden
Zweifel ausschliesscnde Angabe Ammians (XVI, 2, 12) und Julians in seinem
Brief an die Athener (I, 359). Nissen glaubt aus Libanios folgern zu dürfen,
dass die Städte der Pfalz und des Unter-Elsass der Zerstörung entgangen
waren, „da die Besitznahme des Landes durch die Alamanucn unter kaiser-
licher Zustimmung vergleichsweise friedlich erfolgte*". Das mag für die Zeit
der Okkupation, für die Jahre 352 und 353, vielleicht richtig sein, schwerlich
aber für die folgenden Jahre des Kriegszustandes. Man wird den.Alamannen
nicht die Thorheit zutrauen dürfen, dass sie feste römische Plätze, die dem
vordringenden Feind als willkommene Stützpunkte dienen mussten, intakt in
ilirer Mitte Hessen, und in der That ist uns auch die Zei*sturung Zaberns
aus diesem Grunde besonders überliefert. Nissen behauptet ferner, dass
Strassburg schon 8—14 Tage in den Händen Julians war, bevor die Schlacht
am 23. August geschlagen wurde. Das könne er aus dem Gang der Opera-
tionen bündig schliessen und besitze dafür noch das ausdrückliche Zeugnis
Julians, der in seinem Schreiben an die Athener die Besetzung Strassburgs
vor der Schlacht anführe. Freilich ob die Stadt auch am Tage der Schlacht
noch vou den Römern besetzt war, ist Nissen schon zweifelhaft, „die Be-
satzung mag nachher zum Hauptheer gestossen sein^. Gerade das aber ist
der entscheidende Punkt der Frage. War Strassburg wirklich noch in den
Händen der Römer, dann erleidet meine Annahme der Alamannenaufstellung
vor der Stadt allerdings einen bedenklichen Stoss, da nicht wohl anzunehmen
ist, dass die Alamannen mit einer feindlichen Abteilung unmittelbar im Rücken
sich zum Schlagen entschiwlen hätten und diese ihrerseits ganz unthätig ge-
blieben wäre. Nun hören wir aber in den Schlachtberichten absolut Nichts
von der Rolle, welche die Festnng und ihre Besatzung spielt, Dass Julian
im Laufe des Sommers, als er die Feiiule auf die Rheininseln vertrieben und
von dort in den Schwarzwald geijagt hatte, auch Strassburg wieder besetzte,
das scheint mir allerdings keinem Zweifel zu unterliegen. Dass er aber dann,
als er nach Barbados Niederlage seine Truppen um Zabern konzentrierte,
Strassburg als einen zu weit vorgeschobenen Posten räumte, dass er jeden-
falls für die Entscheidung gegenüber dem fast dreimal stärkeren Feinde
auch den letzten Mann heranzog, ist wohl nicht minder einleuchtend. Aus
Julians Briefe, der in fünf Zeilen das Resultat der beiden Feldzüge von 350
und 357 zusamnicnfasst, kann man fi'ir die genaue zeitliche Bestimmung der
einzelnen Operationen, speziell der Okkupationsdauer Strassburgs, gar keinen
Aufachluss gewinnen. Damit sich Jeder von dieser Vnraöglichkeit überzeuge,
gebe ich die bedeutsame Stelle hier ganz wieder: j,tv rovzois oionv ^uzk-
Iceß&v lyo» TTjv raXatiKv noXiv xh dvilnßov zfjV 'AyQinnivav inl rw *Pipnp,
n^o Vijjv&v tctlamviav nov dtxa, xcri nixog ^JgyevroQK nkrjciov TiQvg raig vno}-
(fi-iaig avzov zov Boatyov, hccI ttiaxBOufitjv ovk (Ixkiag (I, 359).
„Warum die geschlagenen Alamannen nicht den Schutz ihres Lagers
aufsuchten", das kann ich Nissen mit bestem Willen nicht sagen, weil weder über
Digiti
zedby Google
68 W. Wiegana
den Ort noch über die Bescliaftenheit dieses Lagers die römische Berichter-
stattung so genaue Angaben bringt und ich nicht weiss, ob nicht die Verfolgung
sie davon abdrängte. „Dass sie sich in das nahe Strassburg nicht warfen,
obschon sie um ihr Leben liefen'', wie Nissen mir weiter vorwirft, geschah
aus dem einfachen Grunde, weil es in Trümmern liegend ihnen keinen Schut.z
bot. Dass die Alamannen übrigens in der That wichtige W^affenplätze zu
sichern pflegten und dieselben zu verteidigen wussten. daflir ist Nissen den
Nachweis schuldig geblieben, trotzdem „er im Ammian nicht weit zu blätteni
braucht**. Ich lese überall nur von ihren Feldbefestigungen und Waldver-
haueu. Die fränkischen Haufen, welche sich im Winter 357 58 in zwei
Castellen an der Maas aushungern Hessen (XVI J, 2), wird Nissen fl'ir seine
Behauptung doch nicht ins Feld führen wollen.
Nachdem ich so die beiden £in wände meines Kritikers, die aus der
strategischen Lage die Unmöglichkeit meiner Ansetzung des Schlachtfeldes
ableiten wollen, wie ich hoffe, endgiltig beseitigt oder entkräftet habe, hebe
ich nur ganz summarisch die Hauptgründe hervor, auf welche sich meine
Annahme stützt, indem ich, was die Einzelnheiten betrifft, auf meine Schrift
verweise.
Zunächst lege ich besonderes Gewicht auf die Nachricht Ammiaus,
dass das Lager der Alamannen nahe bei Strassburg 14 Leugen oder 21 rö-
mische Meilen von dem Aufbruchsort des römischen Heers entfernt war. Mit
Namen benennt Ammian denselben nicht — es scheint mir, als ob hier C. 12,
7 seine Quellen vorläge einsetzt — aber unmittelbar vorher sehen wir Juliuu
in Zabern und ausserdem wird nach Beendigung der Schlacht ausdrücklich
von ihm vermerkt: „post Argentaratensein pugnam — ad Tres Tabenum re-
vertit*^ (XVn, 1, 1). Da nun jene Leugenangabe Ammians mit der im Itine-
rarium Antonini verzeichneten Stru^sendistanz von Strassburg nach Zabern
und mit der wirklichen Entfernung übereinstimmt, so verlege ich schon aus
diesem Grunde den Vormarsch des Juliauischen Heeres auf die nachgewiesene
Römerstrasse über den Kochersberg, welche jenen Massen entspricht, ganz
abgesehen davon, dass Julian jedenfalls den für marschierende Truppen ge-
eigneten Weg eingeschlagen haben und nicht querfeldein gezogen sein wird.
Dies letztere sehr gewichtige Moment lässt Nissen einfach bei Seite. Nach
ihm ist jenes merkwürdige Zusammentreffen der Entfernung beider Heere
imd beider Orte zufällig: Ammian hat die Angabe aus Mitteilungen seiner
Gewährsmänner, aus dem Meldeschein eines römischen Offiziers, der auf
Spähe ausgesandt war und die feindliche Stellung erkundet hatte. Obschon
ich diesen Sinn des „aüfnabatur*^ stark bezweifle, so ist es wirklich neben-
sächlich, woraus Ammian seine genaue Information geschöpft hat; das ent-
scheidet, dass sie richtig ist und den übrigen Umständen sich vortrefflich
einfugt.
Dass ich eben auf jener Kömerstrasse auf dem richtigen Wege bin,
dafür bürgt mir femer die unwiderlegliche Thatsache, dass ich so nahezu
alle Einzelnheiten der Quellenberichte erkläreu, dass ich zeitlich und örtlich
bestimmen kann, wann und wo Julian Halt machte, wo die Späher der Ala-
mannen standen und wo die beiden Heere auf einander trafen. Nur bei der
Aufstellung der Alamannen beanspruche ich für die konstruktive Phantasie
Digiti
zedby Google
bie Äiamannenschlacht bei Strassburg. 69
des Historikers ein EeLcht ergänzend einzugreifen, keineswegs, wie Nissen
^laaben machen will, für den ganzen Verlauf der Schlacht. Und um dies
Recht zu stützen, habe ich Argumente, die durch Nissens Einwürfe nicht im
mindesten erschüttert werden. Die Alamannen verbargen ihren rechten Flügel
nach Ammian clandestinis visidüs et obacuris, nach Libanios im dichten Schilf
tV oxndi finnüQw. Indem ich nun in diesem ozttos fitrimQog die römische
Wasserleitung der Stadt Strassburg finde, deren Lauf im Allgemeinen bekannt
ist und die grade durch den rechten Flügel der von mir angenommenen
Stellung der Alamannen zog, welche die Heerstrasse sperrte, gewinne ich
das Schlussglied in der Kette meiner Beweisführung. Xissen sieht darin
nichts anderes als einen Graben mit hochliegendem Rand, offenbar weil Am-
mian an einer anderen Stelle fossaa armatomm refertas erwähnt. Obwohl ich
sonst gern bereit bin, von Nissen zu lernen, und von vornherein annehme,
dass er mehr griechisch gelesen hat als ich, gegen diese Kunst der Auslegung
muss ich entschiedene Verwahrung einlegen und bin dabei des Beifalls der
Hellenisten gewiss. Von einer für die Beurteilung des Sprachgebrauchs sehr
competenten Seite wird meine Deutung durchaus gebilligt und dabei auf
Thucydides VI, 100 verwiesen, wo oxtroi mit dem Zusatz vTrovofirjSov rjyfihoi
erscheinen. Daraus gehe hervor, bemerkt mein Gewährsmann, dass oznog au
und für sich nicht blos eine unterirdische Wasserleitung bezeichnen kann, wie
Nissen glaubt, und wesshalb Libanios ^fr^'cDpo«; hinzugesetzt habe. Zum Über-
fluss macht er mich noch auf Procops Beüum goUucum I, 19 aufmerksam, wo
in der That alle vierzehn Wasserleitungen der Stadt Rom, auch die über-
irdisch geföhrten, konstant oinoL genannt werden. Wie Nissen auch diese
oiixoi aus der Welt schaffen will, bin ich gespannt zu erfahren. Graben
schlechthin sei rrJqppo«?, fährt mein freundlicher Sachwalter fort (vergl. die
TtUp^ovg ßa^n'ag der GotUen ebenda bei Trocop) und fintmifog könne nie-
mals den hochliegenden Rand bezeichnen. Wäre dxttog wirklich ein einfacher
Graben, so müsste stritt vno auch h stehen. Wenn Nissen im Übrigen ver-
sichert, ^der jedem Einblick offene bescheidene Grund des Musbächeis eigne
sich nicht für den beschriebenen Hinterhalt", so setze ich hier seiner Au-
torität die meinige ohne Weiteres entgegen. Nachdem ich das betreffende
Gelände selbst wiederholt nach allen Richtungen hin bis in dieses Frühjahr
hinein durchstreift habe, bin ich sicher, dasselbe besser zu kennen, als es
sich die Erinnenmg Nissens nach sieben Jahren etwa vorstellen mag. Ich
darf vielleicht hier auch bemerken, dass verschiedene höhere Offiziere der
.hiesigen Garnison, die mit jedem Fussbreit Landes drausseu am Musaubach
vertraut sind — denn so heisst er auf den Messtischblättern und der General-
stabskarte, nicht Musbächel, wie ihn Nissen geringschätzig tauft, die Breite
der Thalsohle schwankt zwischen 50 und 100 Metern — meine takti-
schen Annahmen vollständig billigen. Dass man bei einer derartigen Unter-
snchung, die freilich auch ein wenig Blick dafür erfordert, was die Terrain-
^restaltung an die Hand giebt, durch den Gedanken sich bestricken lassen
kann, der Kampf der Alamannen müsse vor die Angriffsfront der heutigen
Festung verlegt werden, ersehe ich zum ersten Mal zu meinem grössten Er-
staunen aus Nissens Bekenntnis (S. 325). Diese Angriffsfront existiert be-
kanntlich erst seit dem Kriege von 1870, nach dem Bau des Fort^ürtels. Wer
Digiti
zedby Google
70 W. Wiegand
.jdemoach ^die Alaniaunen in moderner Beleuchtung zeigt und wer sie mit
Hecht als wunderbare Käuze bezeichnen "" darf, ob Nissen oder ich, das zu
entscheiden überlasse ich dem billigen Unparteiischen.
Sehen wir aber nun einmal zu, was uns Nissen Positives für die Kennt-
nis des Schlachtfeldes bietet, nachdem er mir nur das Verdienst der Frage-
stellung gelassen hat.
Zunächst verlegt er das Lager der Alamannen, wie wir wissen, in die
Gegend an der Lauter. Mit welchem Rechte, haben wir erfahren. Nur wenn
wir den südlichsten Punkt dieses Abschnittes, Selz, nehmen — ist vielleicht
desshalb Tribunci identisch mit Selz (Saliso)? — und von dort aus 21 ru-
mische Meilen in der Richtung nach Zabern zu messen, endigen wir unge-
fähr in der Nähe von Brumath. Nach Nissen „befand sich daher auch Julian
am Morgen der Schlacht nicht bei Zabern, vielmehr in der Gegend von
Brumath". Nur schade, um wieder mit Nissen zu reden, „in den Quellen
lesen wir dergleichen nicht**. Auch von Brumath nach Selz tührt eine rö-
mische Heerstrasse, in den Itinerarien wird indes die Entfernung beider Orte
etwas weiter geschätzt als 14 Leugen. Auf dieser Strecke vermutet Nissen
das wahre Schlachtfeld, er würde es etwa bei Bischweiler suchen und in dem
ausgedehnten Ried daselbst den Hinterhalt der Alamannen. Die Ansicht ist
nicht mehr ganz neu, denn ungefähr in dieselbe Gegend, in die Nähe von
Drnsenheim, hat schon vor 271 Jahren Philipp Cluverius in seiner Germania
antiqua das Schlachtfeld verlegt. Sie ist aber seitdem um Nichts richtiger
geworden. Denn einmal wird der ganze Schlachtbericht Ammians dann hin-
fallig, keine seiner örtlichen und zeitlichen Angaben lässt sich mehr mit
Sicherheit verwerten. Oder wo denkt sich Nissen den Halt Juliaus nach
fünfstündigem Marsch? Wo ist der Hügel, auf den er die alamannischen
Späher postieren kannV Wo lässt er den linken Flügel der Germanen und
ihre Reiterei, wenn er den rechten ins Ried wirft ? Es ist unnütz, eine Ant-
wort auf diese Fragen zu erwarten. Denn Nissen hat das am meisten ent-
scheidende Moment völlig übersehen. Es ist ihm entgangen, dass er die
Schlacht in den grossen Hagenauer Wald, in die Elsässische sacra säva setzt.
Heutzutage ist Bischweiler allerdings 1—2 Kilometer vom Waldsaume ent-
fernt ; aber grade am Südrande ist der Hagenauer Forst allmählich sehr stark
zurückgegangen. Es kann kaum einem Zweifel unterliegen, dass derselbe
sich in früher Zeit bis an Bischweiler und die benachbarten Ortschaften:
Weitbruch, Gries, Hahnhofen, Oberhofen, Scliirrhein, SufHenheim, wahrschein-
lich auch Rohrweiler, und zum Teil über ihre Gemarkungen hinaus ausdehnte.
Dafür sprechen die abgesprengten Gemcindewaldungen aller jener Orte, femer
die gleiche geologische Beschaffenheit des Bodens, auch die Traditiones
Wissenburgenses lassen uns für das 8. und 9. Jahrhundert den Zug der süd-
lichen Waldgrenze in jener Richtung erkennen. Das heutige Ried bei Bisch-
weiler, nordöstlich von der Stadt gelegen, wird damals eine der zahlreichen
paludes gewesen sein, wie sie um 1200 noch für den heiligen Forst erwähnt
werden, eine versumpfte holzfreie Blosse im Urwald. Zwei so ausgezeichnete
Kenner des Hagenauer Waldes in archäologischer und forstlicher Hinsicht,
wie Herr Bürgermeister Nessel und Herr Oberförster Ney in Hagcnau, äusser-
ten sich übereinstimmend in dem oben ausgeführten Sinne, wie sie beide auch
Digiti
zedby Google
bie Alamannenschlacht bei ^trassburg. 7i
eine Besiedelung des Waldes für jene Zeit als völlig ausgeschlossen erklärten.
Schon nach einer Wegstrecke von kaum 6 Kilometern, dicht hinter Weit-
bruck, wo auch die Höhenkurven rasch von 180 und 170 auf 140 und 130
Meter, das Niveau der Rheinebene sinken, würden die römischen Marsch-
kolonnen, wenn sie der Heerstrasse von Brumath nach Selz folgten, die Wald-
region betreten haben, um in ihr bis dicht vor Selz zu verbleiben. Aus Am-
mian aber gewinnen wir recht deutlich die Voratellung, dass das Vorrücken
der Römer im freien Gelände mit weiten Ausblicken erfolgt (C. 12, 13, 19,
20 u. s. w.). Aus keinem Wort der Quellen lässt sich folgern, dass die
Schlacht den Charakter eines Waldgefechts getragen habe. Ich hoffe, dass
sich auch Nissen dieser Einsicht nicht vei-schliessen und dass es ihm fortan
aussichtslos erscheinen wird, „unter sorgfältiger Beachtung der Örtlichkeit und
der gemachten Funde das Schlachtfeld hier wirklich ausfindig zu machen^.
Was sodann die Yerfolgnngsstreckc anbelangt, so ist Bischweiler vom
Rhein gerade so weit entfernt, wie das von mir angenommene Schlachtfeld
von dem alten Hochgestade bei Schiltigheira. Der Vorwurf Nissens, ich habe
nicht erwogen, ob mit meiner Hypothese die Fundstatistik vereinbar sei, ist,
gelinde gesagt, völlig hinfallig. Ist Nissen denn irgend eine Thatsache der-
selben bekannt, die dagegen spricht ? Mir bis jetzt nicht. Woraus er ferner
zu entnehmen vermag, dass die Verfolgung sich bis in die Nähe der Rettung
verheissenden Schiffe erstreckte, ist mir nicht klar geworden. Denn die Wen-
dung Ammians „cumqiie propinquaret Jam ripis^ (C. 12, 59) besagt nur, dass
Chnodomar nahezu die Flussufer erreichte. Nicht „der Mantel eines Zau-
berers", der übrigens auch den bei Bischweiler geschlagenen und nach ihrem
Lager fliehenden Alamannen noch recht nutzbringend gewesen wäre — 22
Kilometer von Selz, 32 Kilometer von Lauterburg — sondern der schützende
Mantel der einbrechenden Nacht hätte König (Jhnodomar retten können.
Vielleicht hätte ich in meiner Schrift die Bedenken, die sich gegen
meine Ansetzung des Schlachtfeldes aus dem Umstand erheben, dass Ammian
uns den Rhein näher zeigt, dicht hinter dem Rücken der weichenden Germanen,
noch schärfer betonen können, ich glaube jedoch sie im Ganzen entkräftet
zu haben. Ich stehe nicht an, noch einige andere kritische Erwägungen, die
mir von einem hervorragenden militärischen Taktiker und Heerführer zu-
gingen, welcher seit Jahren mit der Frage vertraut ist und meine Resultate
im Grossen acceptiert, hier zur Sprache zu bringen, weil es mir nur er-
wünscht sein kann, die Resultate meiner Untersuchung nach allen Richtungen
hin geprüft zu sehen. Derselbe bemerkt sehr treffend : „Von Zabern bis an
den Rhein — und dabei eine entscheidende Schlacht bei drückender Hitze —
ist eine überaus grosse Leistung, immerhin aber eine noch durchführbare.
Die Stellung der Alamannen scheint zunächst in defensiver Absicht gewählt
gewesen zu sein. Der Sieg ihrer Reiterei auf dem linken Flügel wird ihr
Centnim zum Angriff fortgerissen haben. Die Ausdehnung der römischen
Schlachtstellung ist bei den geringen Kräften der Römer eine sehr grosse.
Sieht man den linken Flügel der Römer sich an, so ist es nicht wahrschein-
lich, dass dieselben die hinter der Wasserleitung befindlichen Germanen so-
gleich in der Front angegriffen haben. Sie werden gleich anfangs, sobald
sie diese Stellung erkaimtcn^ ihren linken Finge! zur Umfassung haben weiter
Digiti
zedby Google
?2 ^V. Wienand
ausholen lassen. Gläckte diese Umfassung, so ist es nicht erklärlich, wie
die Alamaunen ihren Rückzug noch nördlich von Strassburg zu richten ver-
mochten, ihre Reiterei konnte allein dann noch in weitem Bogen durchkom-
men**. Eine derartige Umfassung des rechten alamaunischen Flügels scheint
mir allerdings nach dem Wortlaut der Quellenberichte nicht angenommen
werden zu können, vielmehr ein FrontangrifT; aber sehr richtig ist ein Bedenken
geltend gemacht, das ich nicht völlig zu beseitigen vermag : das Drucken des
römischen Unken Flügels auf die Rückzugslinie der Alamannen. Gelang es
demselben, ehe die Entscheidung an der Ueerstrasse und auf dem andern
Flügel Ael, Oberhausbergen zu erreichen und über dasselbe vorzudringen,
dann war allerdings der Weg für die Flucht des Feindes in der Richtung auf
Schiltigheim-Hönheim gesperrt. Möglicherweise aber warf sich Severus auf
das Centrum der alamannischen Aufstellung, nachdem er ihren rechten Flügel
zum Weichen gebracht hatte. Die Quellen lassen uns zu einer Entscheidung
dieser Frage nicht kommen. Wenn man weiss, wie verworren und wider-
sprecheud selbst die Schlaclitberichtc aus neuerer Zeit sind, welche Mühe es
kostet, z. B. den Verlauf der Fridericianischen Schlachten klar zu erkennen
— ich erinnere nur an Kolin und Torgau — wird man bei der üntersucliun<£
der Momente einer antiken Schlacht sich noch mehr bescheiden müssen.
Femer würde ich jetzt, nachdem ich Hürkli^s verdienstvolle, mit vielem
gesunden militärischen Menschenverstand geschriebene Arbeit über die Taktik
der alten Urschweizer kenne, mich über die taktische Formation der ger-
manischen Keilkolonne zurückhaltender äussern als vordem.
Zum Schluss noch eine Bemerkung von etwas persönlicher Natur, zu
der mich indess Nissen selbst gezwunjren hat. Er hebt in der Einleitung
seines Aufsatzes hervor, dass ich seine Datierung der Schlacht (Italische
Landeskunde I, 400) aufgenommen habe, und fährt dann fort: „Er hat einen
von mir vor Jahren gehaltenen ausfuhrlichen Vortrag über die Schlacht an-
gehört und verwertet, ohne jedoch Missverständnissc zu vermeiden, denen ja
Ohr und Gedächtnis so leicht ausgesetzt sind^. In dieser Fassung könnte
der Satz zu sehr eigentümlichen Schlüssen über meinen Arbeitsanteil Veran-
lassung geben. Ich konstatiere deshalb aus dem Protokollbuch der Strass-
burger Historischen Gesellschaft, dass ich um 9. November 188<) iiber die
Alamannenschlacht vortrug und dass erst in der Sitzung vom 7. Dezember
1880 Nissen seinerseits die Frage von Neuem aufgriff, indem er wesentlich
ihre chronologische Seite behandelte. Dass ich schon damals den Nachweis
des Schlachtfeldes im Grossen und (vanzen so führte wie später in meiner
Schrift, wird Nissen sich um so besser erinnern, als er sich damals von meinen
Ausführungen überzeugt erklärte. Dass ich für die genauere chronologische
Bestimmung der Schlacht, die übrigens in meiner Schrift kaum zwei Seiten
einnimmt, Nissen zu lebhaftem Dank verpflichtet bin, habe ich im Vorwort
ausdrücklich anerkannt. AVie auch hierbei selbständige Forschung bezw. Nach-
prüfung nicht fehlt, wird Nissen nicht entgangen sein. Bezüglich der Grösse
des möglichen Rechenfehlers bei Ansetzung des Vollmonds im August 357
habe ich mich allerdings geirrt; doch ist dies für die richtige Erkenntnis
des historischen Zusammenhangs völlig gleichgiltig. Immerhin erkläre ich
mich in diesem einen Punkte, wo ich die Leistungskraft astronomischer Be-
Digiti
zedby Google
bie Alamanüensclilaclit bei ^^traS8bllrg. 7ä
rechnnng aus Unkeimtnis unterschätzt habe, von Nissen des Irrtums über-
wiesen. Doch will ich diese Auseinandersetzung mit ihm nicht schliessen,
ohne hervorzuheben, dass ich, wenn ich aucli von seinen kritischen Beiträgen
zur Bestimmung des Alamauncuschlachtfeldes keinen Stein auf dem andern
lassen konnte, aus dem klaren Überblick über die friedlichen und feindlichen
Beziehungen der Homer zu den Germanen am Uhein in den Jahren 852—360,
den er an seine Kritik anschliesst, manche Belehrung geschöpft habe. Die
Deutung, die Nissen von der bekannten Stelle Ammians (XYI, 2, 12) über das
Meiden der Städte durch die Barbaren giebt (S. r29), scheint mir endgiltig die
richtige I^isung gefunden zu haben.
-•-•^Ö€^-<
Recensionen.
Die Miniaturen der Universitäts - Bibliothelc zu Heidelberg, beschrieben
von L. von Oechelhaeuser. Erster Teil. Heidelberg, H. Koester,
1887, 4«, Vm U.108 SS., 18 Tafeln, — Angezeigt von Karl
Lamprecht in Bonn.
Dieser erste Teil einer neuen Besprechung und Veröffentlichung von
Miniaturen des deutschen Mittelalters beschäftigt sich mit 10 Hss. der Hei-
delberger Bibl., welche dem 9.~13. Jahrh. angehören. Fiir die Wiedergabe
ihres künstlerischen Inhaltes sind 17 Tafeln verwandt worden, ausserdem
bringt eine Tafel einen thronenden Christus aus der Hs. 1948 der Darm-
st&dter Bibliothek. Merkwürdigerweise hat der Verfasser es unterlassen, den
technisch vortrefHich ausgeführten Tafeln des Werkes die Angabe beizufügen,
aus welchen Hss. sie Reproductionen enthalten, und ebensowenig ist eine Kon-
kordanz der Stellen beigegeben, an welchen die Beschreibung auf die Erklä-
rung der Tafeln Rücksicht nimmt. Wir bringen diese durchaus notwendigen
Nachweise, ehe wir in eine weitere Besprechung des Buches eintreten. Es
beziehen sich auf ein Sacramentar 10. Jhs. 1 H. [jetzt Cod. Sal. IX b] die
Tafeln 1 (bespr. S. 27 f.), 2 (S. 34 f.), 3 (S. 44 f.), 4 (S. 45 f.), 5 (S. 46),
6 (S. 47), 7 (S. 48), 8 (S. 46, 48), auf den bekannten, schon von Grimm 1838
publizierten Codex des llolaudsliedes [Cod. Pal. Germ. 112] 12. Jhs.
Tafel 10 (S. 56 f.), auf einen Codex des Scivias der hl. Hildegard von
BOckelheim aus der Wende des 12. u. 13 Jhs. [Cod. Sal. X, 16] Tafel 11
(S. 77 f.), 12 (S. 83 f.), 13 (S. 86 f.), 14 (S, 87 f.), 15 (S. 89 f.), 16 (S. 97 f.),
17 (S. 105), auf eine Expositio psalmorum des h. Augustin [Cod. Sal.
X, 10] 12—13. .ths. Tafel 18 (S, 108); Tafel 9 endlich ist dem Darmstädter
Evangeliar Xr. 1948, wie schon erwähnt, gewidmet, vgl. dazu S. 33 f.
Wie man sieht, sind es nur 4 Heidelberger Ihs. aus der 1. H. des
Mas., welche einer Keproduction ihres Inhalts würdig befunden worden sind,
und von ihnen fällt thatsächlich die vierte auch noch so gut wie weg, da sie
nur Initialen enthält und einer weitereu Beachtung nicht eben bedürftig ist.
In Wahrheit bleiben also 3 Hss. übrig, welche reproduciert und welche auch
genauer besprochen worden sind. Mit einer solchen Reduction ergab sich
Digiti
zedby Google
?4 ttecensioneü.
eine Abrundung der Themas, welche für den Autor sehr günstig ist. Wälirend
mau erwartet, einen trockenen Katalog mit allerlei mehr oder minder absicht-
lich herbeigeholtem Erklänmgswcrk zu finden, wird man, abgesehen von
unwesentlichen Zugaben, vor drei grössere Studien gestellt, welche sich auf
die genannten Hss. beziehen.
Von diesen Hss. ist der Codex des Scivias höchstwahrscheinlich in
Rupertsberg selbst geschrieben, da, wo die heilige Verfasserin ihre Revelationen
erlebte. Er ist nicht die einzige illustrierte Hs. der Werke der h. Hildegard,
vielmehr stehen ihm andere zur Seite, für den Liber Scivias im Besonderen
der sog. kleine Codex auf der Wiesbadener Landesbibliothek. Hr. v. Oe. war
also veranlasst, hier auf eine Gruppe von Hss. einzugehen, und zwar von der
Grundlage des Heidelberger Scivias aus. Nun ist aber die Illustration grade
dieser Hs. die weniger gelungene; sie steht weit hinter den Miniaturen in
Wiesbaden zurück. Das ungünstige Verhältnis konnte natürlich, wie das
Thema einmal gegeben war, nur durch völlige Preisgebung des lokalen Hei-
delberger Standpunktes beseitigt werden. Hr. v. Oe. hat sich nicht ent-
schlossen, so weit zu gehen. Bei ihm bleibt das Heidelberger Sciviasbucli
und seine bildliche Erläuterung Mittelpunkt aller Ausfiihrungen. Indes ge-
winnt er seinem Thema trotzdem einige interessante Selten ab. Zunächst
weist er eine Verwandtschaft nach zwischen 2 Illustrationen des Heidelberger
Codex, welche in nur schwer erkennbarem Zusammenhange mit dem Inhalt
der Hs. stehen, nemlich einem Schöpfungsbild sowie einem cyclischen Bild
der Jahreserscheinungen, und den analogen Darstellungen im Chronicon Zwi-
faltense minus (Hs. bist. fol. 415 der Stuttgarter Bibl.). Wie diese Verwandt-
srhaft zu erklären, das bleibt nach den Untersuchungen v. Oe's. eine offene
Frage. Hier, wie auch sonst, ist v. Oe. geneigt, eine direkte Abhängigkeit
zu vermuten. Es geht der mittelalterlichen Miiiiaturenkritik, wie es der for-
malen historischen Quellenkritik in ihren Anfangen gegangen ist. Man ent-
schliesst sich schwer, an verlorene Zwischenglieder zu glauben, man hält die
Fülle des einst Vorhandenen für geringer, als sich später bei tiefergehender
Untersuchung herausstellt. Bilder wurden nicht minder abgeschrieben (bzw.
durchgebaust) wie Chroniken, und die Zahl der Reproductionen unter gerin-
ger Veränderung war auf beiden Gebieten Legion. Vorläufig kommt es
freilich auf kunstgeschichtlichem Gebiete noch mehr darauf an, Abhängig-
keiten nachzuweisen und anzuerkennen, als Filiationen aufzustellen. —
Von besonderem Interesse und der Hauptsache nach durchaus gelungen
scheint mir ferner die Charakteristik, welche v. Oe. S. 102 f. den Illustra-
tionen der Heidelberger Sciviashs. zu Teil werden lässt. Wir werden sie am
besten würdigen können, wenn wir uns ihr von der Beurteilung dessen aus
nähern, was v. Oe. über die Illustrationen zum Rolandslied sagt.
Die Illustrationen zum Rolandslied in der Heidelberger Hs.
stehen nicht allein da. Es gab einen Strassburger ebenfalls illustrierten
Codex, aus welchem Schilter in seinem von historischer Seite viel zu wenig
geschätzten Thesaur. antiquit. Teut. (Pars H) einige Proben mitteilt. An
diese haben wir uns jetzt im Wesentlichen zu halten, denn die Hs. selbst
ist, ehe ihr volle Beachtung von kunsthistorischer Seite zu Teil ward, im
Strassburger Bibliotheksbrande d. J. 1870 zu Grunde gegangen. Ferner ist
Digiti
zedby Google
kecensionen. 7&
das Fragment des Rolandliedes im Schweriner Archiv ebenfalls auf Illustra-
tionen angelegt, und zwar erscheint für dieselben genau an den Stellen Raum
gelassen, wo Bilder iu der Heidelberger Hs. eingezeichnet sind '). Wir kun-
nen also, nehmen wir die im Schweriner Fragment deutlich zu Tage liegende
Absicht als ausgeführt an — vielleicht war sie es auch in einigen nicht er-
haltenen Partieen dieser Hs. — von drei illustrierten Hss. des Kolandsliedes
reden. Sie stehen nicht unvermittelt nebeneinander. Für das Verhältnis der
Heidelberger und der Schweriner Hs. ist das soeben schon erwiesen. Aber
anch die Strassburger Illustrationen und die Heidelberger Bilder sind aufs
engste verwandt, wie das v. De. S. 68 genauer ausft'ihrt. Nun lässt sich über
das Wesen der Abhängigkeit des Schweriner Fragments von den Illustrationen
der beiden anderen Hss. Genaueres natürlich nicht aussagen, denn im Schwe-
riner Fragment liegt ja nur die Absicht der Illustration vor. Von den bei-
den anderen Hss. ist die Heidelberger die jüngere; ilir Bilderschatz ist nach-
weislich der Strassburger Hs. nicht direkt entnommcu. Die Strassburger Hs.
ihrerseits wieder ist auch nicht der Urcodex der Bilder, wie v. Oe. S. 69
Note * mindestens sehr wahrscheinlich macht. Was sehen wir also vor uns ?
Xur spärliche Reste eines bestimmten Iliustrationscyclus, der, zu dem um
11:^ vollendeten Rolandslied geschaffen, das ganze 12. Jh. hindurch mit ge-
wissen kleinen Abweichungen immer und immer wieder reproduciert ward,
um dann schon im 13. Jh. als nicht mehr modern vergessen zu werden, denn
der Bilderkreis, welcher sich in der späteren, dem 13. Jh. angehörenden Be-
arbeitung des Rolandslieds durch den Stricker findet, ist ein ganz neuer und
anderer. Diese Erscheinung steht nicht vereinzelt da. Genau ein Analogon
bietet die Geschichte der illustrierten Sachsenspiegel, über welche ich ge-
legentlich einer Studie zur Entwicklung der spätmittelalterlichen Illustrations-
technik in Janitscheks Repertorium Vil Heft 4 eine kurze Übersicht gegeben
liabe. Auch hier eine geringe Anzahl von Hss. des 13. und 14. Jhs., unter
sich nicht unmittelbar verwandt, aber aufs bestimmteste ein und derselben
Familie angehörend, deren Ursprung bis in die Zeiten Friedrichs II hinauf-
reicht; und auch hier ein völliger Abbruch dieser alten Tradition mit den
veränderten Gewohnheiten des 15. Jhs., für das sich in dem illustrierten
Schwabenspiegel der Brüsseler Bibl. (Reness. 1) ein neuer, freilich anschei-
nend wenig verbreiteter ("yclus nachweisen lässt.
£s liegt nahe, diese Hss.-Familien mit modernen Prachtwerken zu ver-
gleichen. Die Hss. sind in der That derartige Prachtwerke, nur dass sie ohne
die Hilfe der modernen poly^rraphischen Industrieen hergestellt sind. Die
Auflage wurde bei ihnen zur Abfolge, an Stelle der Identität tritt die Filia-
tion der Exemplare. Notwendige Voraussetzung aber für das moderne wie
das mittelalterliche Prachtwerk in seiner hier gleichzeitigen, dort succcssiven
Mehrheit wesentlich gleicher Exemplare ist die gewerbliche Herstellung.
Und damit kommen wir auf einen Punkt, von dem ans wir nicht umhin kön-
nen, Herrn v. Oe. zu widersprechen. Hr. v. Oc. schildert S. 64 f. ganz treff-
lich den Stil der Illustrationen des Heidelberger Kolandsliedes und kommt,
l) W. Grimm, Kuolainlos Liot Kial. S 23 u. 25; v. Oechelliaeuner « 57 Note ♦.
Digitized by VjOOQ IC
76 kecensionda.
namentlich durch Vergleich mit den Illustrationen des Hortus deliciarum, *)
zu der wohlbegründeten Anschauung, im Hortus deliciarum liege im Ver-
gleich zu den Zeichnungen des Holandsliedes dilcttantenhafte Formgebung
vor. Warum geht er nun nicht folgerichtig weiter und weist den Cyclus des
Rolandsliedes einem berufsmässigen Künstler zuV Jeder Ductus, die absolute
Sicherheit der Linien, die Weglassung alles Beiwerkes, der Sinn fürs We-
sentliche, die selbsthcwusste Flüchtigkeit — all das weist auf berufsmässige
Herstellung. Ja sagen wir mehr: auf gewerbsmässige Anfertigung Es bleibe
dabei unentschieden, ob dieselbe von geistlichen oder von Laienhänden aus-
ging. Dass die Alternative an sich schon für das 12. Jh. gestellt werden
kann, unterliegt keinem Zweifel. Wie viele der schon im 12. Jh. z. B. für
Koeln genannten Scriptores — und bald auch Scriptrices — können nicht
auch der Beschäftigung des blossen Federzeichnens (ohne Laviening oder
gar Gouachetechnik) obgelegen haben, wie sie eben die Hss. des Rolandsiiedes
zeigen? Und dass das ganze Mittelalter hindurch, verstärkt gerade seit dem
12. Jh., Laienkünstler thätig gewesen sind, bedarf seit Springers Untersuch-
ungen eines Beweises nicht mehr. Andererseits aber hat es auch in den
Klöstern stets gewerbsmässige Zeichner gegeben; aus späterer Zeit sind ganze
llluminatorenconvente, wie z. B. der Convent Weidenbach in Köln, bekannt.
Also für uusern Fall: gewerbsmässige Anfertigung, sei es von Laien, sei es
von Geistlichen. War aber die Herstellung gewerbsmässig, so muss für ihre
Technik, die einfache Federzeichnung, schon eine Überlieferung vorliegen.
Hier ist ein zweiter Punkt, wo ich mich, ich denke allerdings wohl mehr
gegen den Ausdruck als gegen die Meinung des Herrn v. Oe., ablehnend ver-
halten möchte. Bekanntlich wird die Wende des 12. u 13. Jhs. in der Ge-
schichte der Malerei durch die Blüte eines ersten wirklich volkstüraliclicu
Stils charakterisiert, den man gewöhnlich Federzeichnungsstil nennt, und
dessen hervorragendste Beispiele den Schmuck grade mit der bedeutendsten
Erzeugnisse der damaligen litterarischen Epoche bilden, der Eneit, des Tri-
stan, des Marienlebens von Wernher v. Tegernsee. Wann hat dieser Stil
sich entfaltet? Hr. v. Oe. glaubt in den Heidelberger Bildern 'eines der äl-
testen Beispiele von den Anfängen seiner Entwicklung' (S. 69) zu besitzen
Sehen diese Zeichnungen in der That nach * Anfängen' aus? Die ausge-
sprochene Routine in Komposition und Kontur beweist auf jedem Blatte für
das Gegenteil. Und wann beginnt ein Stil mit Bilder cy kl en? Wir haben
im Heidelberger Codex vielmehr die erste Blütezeit des Stils schon vor uns,
seine Anfänge aber reichen hinauf bis in die Karolingerzeit, etwa bis zu den
urkräftigen, freilich rohen, ja wüsten Zeichnungen eines Evangeliars von
('hartres (Bastard Nr. 115-117). Es ist das hier nicht genauer auszuführen;
eine eingehendere Betrachtung würde die Beweise dafür sehr häufen können,
dass spätestens schon um die Mitte des 12. Jhs. die erste Höhe des natio-
nalen Federzeichnungsstiles erreicht ist, dass die ersten Schritte zur Ent-
wicklung der schon viel früher vorhandenen Keime etwa um die Mitte des
3) Kr citiert immer uoch nach der EngelhardBchen Ausgabe. AImo besiUt anch di«
Heidelberger Bibliothek die oeue Ausgabe von Straub (Soc. pour \a eonserration des monu-
mentB hiitorlque« d'Aliüace) nicht V
Digiti
zedby Google
lloceusioneu. 77
11. Jhs. erfolgen — und dass mithin die ganze Ausbildung dieses Federzeich-
nungsstiles, wie sie im Gegensätze zu der rezipierten Gouachetechnik der Ka-
roIingisch-Ottonischen Renaissance auftritt, sehr viel Ähnlichkeit besitzt und
völlig gleichzeitig verläuft mit der Entwicklung der nationalen Litteratur im
Gegenspiel zu dem nachklassischen ächriftthum der Karolinger und Ottoncn.
Innerhalb der litterarischen Entwickelung ging damals die Führung von
den Geistlichen bekanntlich auf die Laien Ober, seit etwa 1170 begann Fron
Werlt auf allen Gebieten zu siegen. Es wäre der Muhe wert, zu unter-
suchen, ob denn auch auf dem Gebiete der nationalen Federzeichnung damals
die Pfaffenhand von der Laienhand abgelost worden ist. Es bedürfte zu
diesem Zwecke nameotlich einer Durchforschung der illustrierten Hss. der
Eneit, des Tristan u. dgl. Indess beleuchtet doch schon unsere Heidelberger
Publikation einige hier wesentliche Punkte. In diesem Zusammenhange komme
ich — wie ich oben schon angedeutet — zurück auf die Charakteristik, welche
Hr. V. Oe. von der künstlerischen Ausstattung der Heidelberger Sciviashs.
entworfen hat
Gab es einen Stoff, welcher geistlich genannt wenlen konnte, so ist
es deijenige des Liber Scivias. Wer mag diese wüsten Kevelationen in ihrer
weiblichen Detailmalerei verstehen, der nicht vorher an den grossen Bildern
des Einsiedlers von Patmos Geschmack gefunden hat? Kein Wunder, dass
hier ein geistlicher Illustrator auftritt; mit Recht verweist v. Ge. (ur die
Entstehung der Hs. auf Rupertsberg, wo die Nonnen zwar, wie ihr Urbar
zeigt, ein unglaublich schlechtes Latein schrieben, wo aber manch gelehr-
ter Pfaffe Einkehr hielt. Wichtig aber ist, dass der Illustrator des Scivias
sich im Vollbesitz der Federzeichnüngstechuik erweist; er ist ein Veteran
dieser Kunst, und wo er sich auf ausgetretenem Geleise bewegt, wie in dem
Stammbaume Christi (Tfl. 14 bei v. Ge.), da zeigt er die nicht geringen Ver-
dienste eines geschickten und wohlunterwiesenen Künstlera. Der Pfaffe ist
also im thatsächlichen Besitz der Tradition. Andere Hss. des Scivias und
sonstiger Werke der h. Hildegard, namentlich die Wiesbadener, beweisen aber
auch, dass man im lebensvollen Besitz der Überlieferung war: man bildete
sie weiter. Hier tritt zu den Federzeichnungen die Lavierung« auch in der
Weiterentwickelung derselben auf dem Wege der Gouachetechnik versucht man
sich. Es ist derselbe Hergang, wie er sich so treftiich im Hortus delicianim
verfolgen lässt Spätestens die Mitte des 12. Jhs. hatte die Blütezeit der
reinen Federzeichnung gebracht ; als ein wichtiges Denkmal derselben werden
wir die Gruppe der Bilderhss. des Rolandsliedes betrachten müssen, deren
ürspnmg wohl noch in die 1. H. des 12. Jhs. fällt. Nunmehr, um 1160 bis
1170, trat der Stil der nationalen Malerei zum ersten Male der Farbenwelt
näher. Tastende Versuche in dieser Richtung machen schon die Nonnen
des Odilienberges ; wie falsch ist es, in ihrer Leistung blos das erste Beispiel
des aasgebildeten Federzeichnungsstils erblicken zu wollen. Weiter gehen
dann auf gleichem Pfade die Illuminatoren der Sciviashss. wie der Werke der
h. Hildegard überhaupt. Wir befinden uns mit ihnen auf der Wende des
12. u. 13. Jhs., und teilweis später. Es ist nicht unsere Aufgabe, diesen
Weg weiter zu verfolgen, ja nur auch bis zu dieser Zeit ganz zu übersehen.
Halten wir uns an der Heidelberger Publikation; sie lehrt uns, dass, we-
Digiti
zedby Google
78 Heceiisioiieii.
nigstens bei Aufgaben rein kirchlicher Katar, die Oeistlichen sich im Besitz
der nationalen Illustrationsweiee so sicher zu halten gewusst hatten, dass sie
dieselbe sogar weiterbildeten. Ob die Laien daneben eingriffen, bedarf der
Untersuchung. Eines indes ist festzuhalten. Am Schlüsse des 13. Jhs. konnte
der Abt von St. Gallen kein Latein, aber er dichtete weltliche Weisen im
Sinne des alten Minnesangs. Schon viel früher hatte man die Kindheit Jesu
nach Art der Artusromane behandelt. In der Litteratur war geistlich und
weltlich gar vielfach nicht geschieden; sozial gehörte die hohe Geistlichkeit
zum Adel des Reichs und fühlte zumeist so, der niedere Klerus folgte gern
dieser Richtung gesellschaftlichen Empfindens. So zogen die Gewohnheiten des
Rittertums auch in kirchliche Kreise. Das war um die Wende des 12. u. 13.
Jhs. schon nicht denkbar ohne eine Rezeption auch der weltlichen Litteratur
seitens der Geistlichen. War es denkbar ohne eine Rezeption weltlicher
Gedanken, ja ganzer weltlicher Yorstellungskreise in die bis dahin vornehm-
lich kirchlich gedachte, kirchlich wohl auch erzeugte Kunst?
Femer noch einige Bemerkungen über die Untersuchungen, welche v. Oc.
an das Sacramentar der 1. H. 10. Jhs. Heidelb. Cod. Sal. IX b anknüpft.
Sie nehmen beinahe die Hälfte des ganzen Textes, nämlich die Seiten 4— öd,
ein ; leider kamen ihnen L^op. Delisles bahnbrechende Forschungen über die
Sacramentare nur noch nachträglich zugute. Mit Recht weist v. Oe. das
Sacramentar nach Reichenau, und mit dieser Zuweisung erwirbt er sich Mög-
lichkeit und Pflicht, einmal die Reichenauer Miniaturarbeiten in ihrer ganzen
Abfolge zusammenzustellen und mit Erzeugnisseu verwandter Art, namentlich
mit der Überlieferung von St. Gallen vergleichend zu betrachten. Nach
Reichenau weisen zufolge den Erörterungen von v. Oe. sicher Karlsrnlie
Grossh. Bibl. Reichenau XXXVII und CCV, beide aus dem 10. Jh., aber von
sehr geringer Bedeutung, ferner der Cod. Egberti in Trier und ein Sacramentar
in Wien Hofbibl. Cod. theol. lat. Nr. 1815 10. Jhs., das Evangeliar Darm-
stadt grossh. Bibl. Nr. 1948 von etwa 970, endlicii zwei Sacramentare der Zü-
richer Kantonalbibl. Rheinau 71 u. 75, 10. Jhs. bez. Anfang 11. Jhs. Die
Zuweisung dieser Hss. scheint mir in der That sicher für alle genannten
Stücke mit Ausnahme der Darrostädter Hs., für den Egbertcodex habe ich
sie selbst zuerst (Bonner Jahrb. Heft 70) genauer begründet. Nun aber
operiert v. Oe. in seinen späteren Darlegungen besonders eingehend gerade
mit der Darmstädter Hs., ja er räumt ihrer Reproduktion sogar eine Tafel
(Nr. 9) in seinem Heidelberger Katalog ein. Wie steht es mit dieser Hs.V
Ich habe über sie im Neuen Archiv 9, 620 if. zum ersten Male genauer ge-
handelt in einer Mitteilung, welche der Aufmerksamkeit des Hrn. v. Oe. ent-
gangen ist. Doch hat das nicht viel geschadet, denn in der Hauptsache
kommt V. Oe. unabhängig zu denselben thatsächlichen Daten, wie ich: dass
nämlich die Hs. in ihren konkreten Angaben auf den Erzbischof Gero von
Köln (969—976) und die Kölner Kathedrale hinweise. Gleichwohl nimmt er
bei Vcrgleichung des Heidelberger Sacramentars mit dem Darmslädter Evan-
geliar, gestüUt auf Ähnlichkeilon in den Initialen, auf vollkommenste Über-
einstimmung der Schriftzüge und auf die angebliche Wieilcrholung eines
Christusbildes, für das Evangeliar Reichenauer Ursprung an. Es ist aus
später erhellendem Grund von allgemeinerem Interesse, dicic Annahme ein-
Digiti
zedby Google
Uoceusionen. 79
mal zu prüfen. Zunächst habe ich a. a. 0. S. ft23 nachgewiesen, dass die
Ü8. zweifellos ein Bestandteil der alten Kölner Dombibliothek ist, den man
bei der Auslieferung der letzteren nach Köln nach dem J. 1866 vergessen
hat aberzufuhren. Femer stellt die Widmung unter diesen Umst&nden sicher,
dass die Hs. sofort nach ihrer Entstehung der Kölner Bibliothek angehört
hat Ist da nun ein Ursprung in Reichenan wahrscheinlich ? v. Oe. führt die
Cberfuhrung des Egbertcodex von Reichenau nach Trier als Analogen an.
Dieser Hinweis trifft indes nicht völlig zu. Wir wissen genau, dass der Eg-
bertcodex nicht etwa auf Bestellung nach Trier geliefert worden ist, sondern
dass er erst infolge eigenartiger Umst&nde, unter Einfügung besonderer Wid-
mnngsblfttter, welche die Hs. zu diesem speziellen Zweck umgestalteten, an
Erzbiscbof Egbert gelangt ist. Lässt sich vom DarmstÜdter Evangeliar Ähn-
liches wahrscheinlich machen? Ich glaube nicht. Und nun die Innern An-
zeichen! Ähnlichkeit der Initialen: glaubt Hr v. Oe. wirklich für das 10. Jh.
besondere Initialenschulen nachweisen zu können ? Es ist möglich, aber die
Möglichkeit ist bisher noch nicht bewiesen, am wenigsten für Reichenau,
dessen verschiedene bandschriftliche Produkte ans dieser Zeit Initialen sehr
verschiedenen Charakters enthalten. Vollkommenste Übereinstimmung der
Schriftzuge : ich denke, dass bei Ritualhss. gerade des 10. Jlis. auch ein
geübter Palaeograph beim heutigen Stande der Wissenschaft die gewich-
tigsten Bedenken tragen wird, auf dieses Wahrzeichen hin, wie liier ge-
schehen, zu folgern. Wiederhohing eines Christusbildes: eben hei diesem
Beweismittel ergeben sich Fragen allgemeineren Interesses. Wer hat wieder-
holt, der Darmstädter Codex oder der Heidelberfrer ? Der Heidelberger
nicht, denn er ist älter (v. Oe. S. 16). Also der Darmstädter! Aber die
S. 14 so sicher hingestellte Behauptung erscheint Hrn. v. Oe. S. 32 f.
selbst schon unsicher. Es ist nichts mit ihr, das zeigt ein Beweismittel,
welches Hr. v. Oe. merkwürdigerweise übersehen hat- Das Darmstädter
Christusbild zeigt um die Thronlehnc geschlagene Vorhänge. Dieses durch-
aus antike Motiv fehlt im Heidelberger Christnsbild : kopierte der Illuminator
der Darmstädter Hs. nach diesem, so hätte er diese Vorhänge unmöglich
de Stto hinzuthun können. Es besteht also überhaupt keine direkte Verwandt-
schaft, auch hier ist ein Zwischenglied, sind vielleicht viele Zwischenglieder
verloren oder noch nicht bekannt, wie im Fall der Bildercyclen des Rolands-
liedes! Nur ungern erkennt das v. Oe. S. 33 an, greift aber nicht durch zu
zu dem resignierten Schlüsse: eine direkte Verwandtschaft zwischen dem
Darmstädter und Heidelberger Codex ist nicht nachweisbar; ein Heimatsrecht
des ursprunglichen Kölner Codex in Reichenau ist nur mit leisen Andeutungen
von Gründen wahrscheinlich zu machen. Ich füge aus einer freilich durch
Jahre bin abgeblassten, mithin schwachen Erinnerung an den Darmstädter
Codex hinzu: sie ist bei der Farbengebung dieser Hs. sogar höchst unwahr-
scheintich.
Wie dem auch sei — vor einer freundnachbarlichen Parallelisierung
der Darmstädter und der Heidelberger Hs. ist vorderhand zu warnen ; kühne
Vermutungen darf sich nur eine wissensstarke Wissenschaft erlauben, nicht
eine Disziplin, welche statt fester Grundlagen noch vielfach nur grosse Fra-
gen aufweist.
Digiti
zedby Google
80 lleceusioiieii.
Im Übrigen bin ich weit davon entfernt, Hrn. v. Oe. Sorglosigkeit vor-
zuwerfen. Im Gegenteil, seine Beschreibung der Darmstädter Hs., seine Be-
mOhungen, sie fest einzureihen, seine Fülle ikonographischer Bemerkungen
finde ich trefflich. Aber ich will ja hier nicht ex cathedra urteilen, sondern
weiter kommen. Und da ergaben sich freilich manche Fragen, einige er«
laubte ich mir anzudeuten.
Schliesslich noch ein Wort zur Initialornamentik. Die Initialen sind
aufs Sorgfaltigste herangezogen ; man kann nicht mehr bezüglich guter Repro-
duction von wichtigen Exemplaren und hinsichtlich scharfsinniger Besprechung
verlangen. Auch die grossen handschriftl. Kunstdenkmäler, namentlich des 10.
Jhs., sind mit Fleiss auf Parallelen ^in durchgegangen. ') Eigentümlich ist
aber, dass der Gesamtcharakter der initialen Pflanzenornamentik so wenig
sicher erfasst erscheint. Es sollte z. B. doch nunmehr allerseits feststehen,
dass diese Ornamentik nationaler Art und Herkunft ist, mithin der Über-
tragung aus einem Kloster in ein anderes im Sinne der rezipierten Kunst
nicht bedurfte; es sollte femer nicht mehr nötig sein zu betonen, dass man,
eben infolge der Höhe — oder sagen wir besser Tiefe? — des nationalen
Kunstbewusstseins im 12. Jh. keine andere, als eine ornamentale Landschaft
verlangen kann, es mithin nicht darauf ankommt, Exemplare derselben zu
konstatieren, sondern vielmehr zu charakterisieren u. dgl. mehr. Doch genug
hiervon ! Im Ganzen und Grossen : eine treffliche Publikation, der wir Wachsen
und Gedeihen von Herzen wünschen.
Quellen zur Geschichte der Stadt Worms nuf Yeranlassung und mit
Unterstützung des Herrn C. W. Heyl , vormals Mitglied des
Deutschen Reichstages, herausgegeben durch H. Boos. 1. Teil:
Urkundenkuch der Stadt Worms. I. Band. ()27— 1300.
Berlin, Weidmann, 1 886. XVI und 505 S. gr. 8^. - Angezeigt
von Gustav PYhrn. Schenk zu Schweinsberg in Darrastadt.
Das Werk wird nach der Vorrede ausser einem Urkunden buche, dessen
erster Band hier vorliegt, als II. Teil eine Auswahl von Akten des 15. und
16. Jahrhunderts umfassen, als ül Teil das wicliiigste chronikalische Material.
Bezüglich der Auswahl des Materials zu dem übrigens nicht nur vollständige
Urkunden, sondern auch zahlreiche Regesten umfassenden Werke bemerkt
der Herausgeber (S. XII), dass er alle Urkunden aufgenommen habe, „die in
irgend einer Beziehung zur Geschichte der Stadt stehen," unter Berufung aul
die dafür von Wiegand in seinem Strassburgcr Urkundeubuch geltend ge-
machten Gründe.
Wie wenig Boos aber den dort aufgestellten Grundsatz befolgt hat,
werden die nachstehend bemerkten zahlreichen Auslassungen zeigen.
H) Daruntor auch cUb iflpteruuclter Kvaiigeliar, wie Hr. v. (.>e. sclireibt. Warum nicht
Kcbtornacher? Der Luxemburger Ort, die alte Abtei, heisitt jet/.t Kchteruach. Mau hpricht
doch nicht vuu Moguntiner Hss.! Dietie artige Sonderbarkeit scheint aber fast »o nnau^«-
rottbar, wie die Bezeichnung des Dichtnrr; Heinrich v. Veldeke als 'Veldegke' in der kuust-
gexchiohtl. liitteratur.
Digiti
zedby Google
KeceniioDeh. yi^
Ktne auffällige Vernachlässigang hat sich der Herausgeber gegenüber
der Beaiegelung seiner Urkunden zu Schulden kommen lassen. Seine
Angabe (S. XY), die meisten Wormser Urkunden h&tten teils ihre Siegel ver-
loren, teils seien diese nur noch in Bruchstücken vorhanden, ist in dieser Allge-
meinheit keineswegs richtig. Jedenfalls hätte ihn das nicht davon dispensieren
dürfen, neben den von ihm selbst angegebenen Siegellegenden auch eine kurze
Beschreibung der Siegelbilder zu geben. Es ist wohl aber nicht daran zu
zweifeln, dass die Liberalität des Förderers dieses Werkes sich auch auf die
Kosten für Herstellung von Siegeltafehi zu diesem Bande erstreckt haben würde.
Auch Verweisungen auf frühere Siegelabbilduugen wären nicht zu unter-
lassen gewesen, z. B. nicht auf den Aufsatz W. P'rancks im Archiv für Hessische
Qeschichte und Altertumskunde XI, S. 222 ff., wo sich eine Anzahl Siegel
von Wormser Ministerialen und Bürgern des tS. Jahrh. abgebildet finden.
Unter den S. XV 'der Vorrede erwähnten Hülfsniitteln zur Anfer-
tigung der Orts- und Personenregister fällt die Abwesenheit von Frey, Be-
schreibung des Bayerischen Rheinkreises I--IV, sowie von Wagner, Die vor-
maligen Stifte im Grossh. Hessen H, Provinz Rheinhessen, auf, die dem
Heransgeber gute Dienste geleistet haben würden.
Mit der sonst trefHichen Ausstattung des Werkes stimmen die gewähl-
ten Zeichen für die Zahl 1^'» auf Seite 816 schlecht üherein, die weder korrekt,
noch schön genannt werden können.
Unter den S. X aufgezählten Archiven, die für dieses Wormser Ur-
kundenbuch benutzt worden sind, vermisst man ungern das der Familie der
Kämmerer von Worms, Freiherm von Dalberg, zu Aschaffenbnrg ^), aus dem
Archivrat Dr. A. Kaufmann wiederholt Urkunden publiziert hat *). Aber selbst
diese Publikationen scheinen dem Herausgeber unbekannt geblieben zu sein,
da er den ältesten bischöHichcn Lehnbrief von 12M9 über das knrz vorher in
das bekannte Ministerialengeschlecht gelaugte Kämmereramt für den Rittor
Gerhard den jüngeren zu Worms und seine Söhne nicht erwähnt hat. Auch
die wohl darauf Bezug habende Neuausfertigung eines kaiserlichen Rechts-
spruchs für den Bischof vom Juni 1238 hätte Erwähnnng verdient^).
EinewichtigeQuoUe des Urkundeubuchs, dttA Liber pnrileyiorum ecdeitie
Worm. Säe. XV, (D) hätte eine genauere Beschreibung verdient. Insbesondere
hätte das Jahr seiner Anlage möglichst annähernd festgestellt werden müssen.
Der jetzt mit einem Einband von 1545 versehene Pergament • Codex
umfasste in feiner ersten Anlage nur H63 gleichzeitig foliierte Blätter mit '
einem Vorsetzhiatt, zusammengesetzt aus 3 Lagen zu 10 Blättern, während
sämtliche übrige Ijagen je 8 Blätter enthalten. Alle Bogen sind unten mit
alter Numerierung versehen; die Lage zwischen fol. 124 — 131 ist als „iuter
15 et IQ'^ bezeichnet. Nach fol. 1 '1 ist weiter eine Lage von l*i besonders
foliierten Blättern eingeschoben worden, ebenso an den Schluss des Codex
eine gleich starke Lage, die nachträglich fortlaufende Foliierung erhalten hat.
Vor dem alten Vorsetzblatt sind femer noch 2 Lagen zu 12 Blättern beigefügt.
i) Barkhardt, HancU and AdrMsbncb der Uentschen Archive Nr. 90.
i) Zeitsohrift für die Geschichte des Oberrheins XXV, 128-128; Archiv fttr Hess
(iesch. tt. Altertumskunde XV, 705—710.
S) Böhmer, Regest» Imperii V, 2360.
WeetU. Zeitsehr. f. üpsch. u. Kunst Vll, I. Ü
tizedby Google
Digitiz
82 Kecensionen-
ohne alle Foliierung, welche das am Anfang des 16. Jahrhunderts angelegte
systematische Register und einige spätere Einträge enthalten. Heute umfasst
also der ganze Codex 24 + 1 + 363 + 12 + 12 = 412 Blätter.
Auf der Seite vor fol. 132 ist eine Urkunde von 1431 nachgetragen
worden, ebenso wie auf dem alten Vorsetzblatt eine solche von 1443, Fol.
361 und 362 stehen später geschriebene Urkunden de 1419, 1428 und 1424:
auf fol. 363, mit dem der alte Codex schloss, sind noch 2 Urkunden de 1404
mit alter Hand, nach einer solchen von 1424 nachgetragen. Auf der zugef>en
Schlusslage stehen, ausser einer Urkunde von 1408, lauter spätere aus der
Zeit von 1421—1438, denen am Ende noch eine Urkunde von 1457 und der
Pfälzische Schiedsspruch von 1483 beigefügt ist.
Mit Sicherheit lässt sich sagen, dass die erste Anlage des Buches
nach 1411 geschehen sein muss, da fol. 47 eine von diesem Jahre datierte
Urkunde von der Hand steht, welche einen grossen Teil des alten Codex
geschrieben hat. Fol. 126, also auf der zuerst eingeschobenen Lage, ist von
ähnlicher Hand, aber in steiferer Schreibweise, eine Urkunde Königs Sigis-
mpnds von 1413 eingetragen, worauf bis fol. 131 und auf den 12 Blättern, die
die alte Foliierung zwischen diesem Blatt und fol. 132 unterbrechen, lauter
Urkunden dieses Königs aus 1415 stehen, deren Schreibweise mit Sicher-
heit von der Haupthand zu sondern ist. Die Anlage des Codex stammt also
sicher aus der Zeit zwischen 141 1 und 1413.
Dieses wichtige Kopialbuch hat der Herausgeber, obgleich es ihm
jahrelang zur Verfügung stand, leider nur flüchtig benutzt. So konnte es ihm
passieren, eine Pabsturkunde von 1172, die auch fiir die Reichsgescbichte
Interesse haben wird (und welche deshalb als Anhang folgen mag) zu über-
sehen. Auch die Urkunde de 1145 für Kloster Schönau (Schannat h. ep.
Worm. Codex prob. Nr. 81) auf fol. 208' hätte mindestens im Regest aufge-
führt werden müssen. Ebenso eine Urkunde aus dem Juni 1234, das Testa-
ment des Speierer Kantors und Wormser Kanonikers Gerlach von Albig, dem
Sohne des Speierer Vogts Anselm, die zahlreiche Örtliehkeitsbezeichnungeu
in und bei Worms enthält.*) Die Urkunde hätte auch im Speierer Urkun-
denbuch von Hilgard ihren Platz tinden müssen, wo eine auf dieses Testament
gegründete Entscheidung de 1236 sub Xr. 58 steht. Ferner hätte die That-
sache der Ausfertigung der kaiserlichen Verordnung aus dem Januar 1232
gegen die Autonomie der bischöflichen Städte für die Kirche von Worms
wohl einen kurzen Vermerk vei-dient (Böhmer Reg. Imp. V» 1935). Die
Urkunde findet sich auf fol. 17 unseres Kopialbuclies, wo die Sigle des Bischofs
von Regensburg imd der Bischof von Reggio nicht fehlen, wie im Schan-
uat'schen Drucke (II, 110). Warum ist weiter die Urkunde von 1234 des
Domprobstes Nibelung zu Gunsten des Domstifts, worin der Patronat von
St. Amand vor Worms erwähnt wird, nicht wenigstens im Regest aufgenommen
4) z. B. bona mea apuil Wormatiam: ante portaiu sei. Martini — in Huutgai»»eu, —
extra' vallam — eurzegewaudc — in strata qua itor Magnut. — in yeteri ripa Nuhoseusi —
in strata Magunt in Übbo lapide — versns Wisemulin — jusMa patibiilnm — versns Bubeu-
werde — in looo Berloch — apnd molendinum Snases — joxta wartam — in rubeugewande
— in Hannendal — curia (i. vicedomini — area »ita apud S. Andream — Inter cerdone«
— in passagio Beni etc. '
\
Digiti
zedby Google
Recensionen. 83
worden (fol. 216')? Die Urkunde vom 1. Juli 1258, wodurch das Kloster
XonnenmEmster sein Patronatsrecht der Kirche St. Michael in der Wormser
Vorstadt anf den Bischof überträgt, fehlt. Ebenso die zugehörigen Urkunden
des Bischofs von 12jV3 8. Jnli, des Erwählten E. und des Domprobstes von
1?59 28. April, sowie des Pabstes Alexander IV. d. d. Anagni 17. Juni 1259
(fol. 140 u. 140'). Die Urkunde von 1259 30. Mai, laut welcher die Abtei
Selz dem Domkapitel ihre Hofraite in der Stadt Worms bei der Kapelle
St. Silvestri verkauft, hätte auch aufifenommen werden raflssen (fol lO?')- —
Desgleichen, ihrer Wormser bürgerlichen Zentren halber, die Urkunde von
1263 auf fol. 287. -- Auch die Urkunde von 1274 über den Zehnten aus dem
Oarten des Konrad Dierolfi (fol. 24 der neu vorgehefteten Blätter); die
Bischofsurktmde von 1284 (fol. 107') und der Lehnbrief von 1296 der von Schar-
feneck gen. v. Metz fl\r 5 Wormser Ritter u. Bürger über Rechte zu Kirsch-
srartbausen (fol. 349^) mussten publiciert werden. — Endlich die undatierte
Urkunde, worin der Abt von St. Georg im Schwarzwald dem Wormser Dom-
kapitel seine Güter zu Worms und Osthofen verkauft (fol. 243).
Aber selbst auch die Benutzung verbreiteter Urkundenbücher,
in erster Linie des Hessischen Urkundenwerkes von Baur, ist
iiiibegreiflich nachlässig gewesen.
Ausgelassen ist eine ftir die Entwicklungsgeschichte der Stadt Worms
sehr wertvolle Urkunde (Baur, II Nr. 25) von ca. 1207, worin drei dem
Speierer Domstift angehörige Schiedsrichter die Beilegung der Streitigkeiten
zwischen den Kirchen St. Petri zu Worms — dem Dom — und St. Cyriaci
zu Neuhausen über den Zehnten von Äckern bei der St. Remigiikirche, die
bekanntlich in der Mainzer Vorstadt gelegen *) war, bekunden. Diese Acker
seien einstmals zum Frucht- und Weinbau verwendet worden und hätten
damals unbestritten dem Stifte Xcuhausen gezehntet, jetzt aber, da sie
gleichsam unfruchtbar seien, weil von Gebäuden oder kleinen Wohnungen
(mmmunculis) bedeckt, sei es zweifelhaft geworden, welcher Kirche der Zehnte
zustehe, ob er, wie früher, vom Grund und Boden zu erheben sei, oder von
den Personen. Der Spruch ging dahin, dass jede Kirche die Hälfte des
Zehntens beziehen solle, sei es, dnss er von Futterkräutern oder aus den
OJlrten bei den AVohnungen falle. Der Kleriker von St. Peter solle, nach
wie vor, die Spiritualien der Anwohner verwalten, doch ausserhalb der Mauer
des Kirchhofs St. Remigii, wo der Neuhauscr Kleriker allein zu schalten habe.
Die Pfennige, welche die cagi honiines et vacni banort(m von ihrer Arbeit
und Geschäften zehnten, habe der Kleriker von St. Peter allein zu beziehen.
In der Anmerkung seien die Fehler und Auslassungen des Bäurischen
Drucks angeführt. «)
Ich notierte mir ferner fol<rende, wenigstens auszugsweise in ein
Wormser Urkundenbuch gehörige Stücke, die in demselben II. Band von
Baur gedruckt sind: Nr. 8 de 115.H, Nr. 22 de 1202, Nr. 72 de 1236, Nr. 84
de 1239 (die Urkunde Nr. 210 de 1244 des Herausgebers war bereits bei
5) W. Wagner, Die voriaaligeu Goistl. Stifte im (iroüsh. Heseeii II, 1!)7 u. 501.
6) Z. 15 : 'unasi'. — 2. 17 : 'ittde'. — Z. 19 : 'Qaanr. — Z. 27 : 'luannm mittat*. —
Z 36 statt *fr.' lies •»i\ — Z. 31»: ecoutrario (^^). — Z. 41 tilge 'et'
Digitized by VjOOQ IC
84 Recensiouen.
Baur il, Nr. H gedruckt), Nr. 101 de 1247. Auch die Urkunde Nr. 117
von 12Ö1 hätte mindestens im Auszug aufgeführt werden müssen, weil daraus
die Zeit des Ablebens des Kämmerers Gerhard und die Namen seiner 3 Söhne
ersichtlich sind. Ferner Nr. 134 u. 136 de 1254, Nr. 690 de 1300.
Aus dem III. Bande Baur's vermisst man die Urkunden von 1274 (S.
611), die von 1282 (S. 621), von 1287 (S. 622) u. 1297 (S. 637).
Nimmt man dazu, dass der Heransgeber erst im Nachtrage erwähnt,
dass ö von ihm nach den Originalen gegebene Urkunden auch im III. Bande
von Baur bereits gedruckt seien, so scheint der Schluss nicht gewagt, dass
er gar nicht bemerkt hatte, dass am Schlüsse dieses Bandes sich ein Nach-
trag mit Urkunden von 1133 ab findet.
Aus dem V. Bande Baur's habe ich mir folgende Nummern notiert:
Die Nr. 116 des Urkundenbuchs ist bereits gedruckt bei Baur V Nr. 7. £s
fehlen: Nr. 20 de 1237, Nr. 54 de 1266, Nr. 63 de 1269. Zu Nr. 369
von Boos siehe den Druck bei Baur V Nr. 79. Es fehlen weiter Nr. 107
de 1280, Nr. 122 u. 125 de 1283, Nr. 151 de 1292, Nr. 155 de 1298, Nr. 164
de 1295, Nr. 177 u. 182 de 1298.
Aus Stumpf-Brentano, Reichskanzler III wäre Nr. 88, Kaiserurk.
von IUI für die Domkanoniker zu Worms, doch einer kurzen Erwähnimg
wert gewesen.
Aus der Zeugenreihe der Oppenheimer Kaiserurkunde von 1236 (Reg.
Imperii V, 2153) hätte der Marquardus de Sneite Judex Wormatiensis,
sicher hervorgehoben zu werden verdient. (Vergl. die Nachricht der Ann.
Worm. bei Böhmer fontes II, 165.) Auch wäre es wohl nicht überflüssig
gewesen, Heimat und Stand dieses Mannes näher zu bestimmen. (Vergl. Wirt.
U.B. III, 427).
Aus dem sonst vom Herausgeber benutzten Wirtembergischen
Urkundenbuch vermisse ich die Erwähnung der dort neuabgedruckteii
Urk. von c. 823 (I S. 98), von 873. (I S. 173); aus Band U: Die ürk. von
1139 (S. 10), von 1190 (S. 268), sowie die Notizen aus dem Reichenbacher
Schenkungsbuch (II, 392, 398, 399, 400); aus Band UI: Urk. v. 1142 (S. 467);
aus Band IV: Urk. von 1245 (S. 112).
Herquet's Urk.B. des Kl. Arnstein liefert die verbesserte Zeugen-
reihe einer Urk. von 1194 (Nr. 7).
Warum ist ferner die Urkunde von 1209 bei Böhmer-Will,
Ilegesten zur Gesch. d. Erzbisch, von Mainz XXXII Nr. 133 nicht
aufgenommen, die sich fol. 91 des oben beschriebenen Kopialbuches findet?
Aus der Oberrheinischen Zeitschrift vermisse ich die für Schönau
bestimmte Urkunde von 1223, ausgestellt von Universi juris consulti, judices et
concives in Warmacia (VII, 33), femer den Schiedsspruch des Rathes über
die Rheinfahrt bei Scharre v. 1290 (IX, 423) u. die Urk. v. 1269 (H, 439).
Eine Venveisung mindestens, wenn auch nur auf einen andern Teil
des Werkes, hätte die alte Aufzeichnung verdient über die Austeilung der
Unterhaltungspfiicht an den Stadtmauern. (Vergl. Falk in Forschungen zur
Deutschen Geschichte XIV, 397.)
Von übergangenen älteren Urkundcupublikationen ist mir
Remling, Geschichte der Abteien und Klöster in Rheinbayern,
Digiti
zedby Google
tUeeniioD«A. Ro
aufgefallen. loh notierte mir als einschlägig und mindestens auszugsweise
xa erwähnen die Urk. de 1136 (II, d69), 1174 (I, 384), 1222 (II, B24), 1224
(II, 367), 126> u. 1267 (I, 336 u. 337).
Zum Text des Urkundenbuches übergehend, habe ich fol-
gende Anstände zu erheben:
S. 4, Z. 35 : Der sprachlich sonderbare Bachnamen 'Isenade' im Codex
Laureshamensis hätte doch wohl zu der Konjektur Anlass geben sollen, dass
das Me' irrig verdoppelt worden ist und zu dem folgenden Worte gehört;
der Bach heisst sonst stets Isena.
S. 35, Z. 11 'Ottone' korrigiert aus Vttone. Z. 19: statt Vel' lies 'velut'.
Zu Anm. 1) Die Grösse der Seite des Quadrats — mensura unms pugni represso
poüke — hätte angegeben werden sollen ^ ca. 10,4 cm, ebenso dessen Stel-
lung zum Text: es trennt die Worte Z. 16 potestatem von canonicorum« Z.
17 artare von vel, Z. 18 duo von foramina, Z. 18 unius von pugni, und steht
also nicht 'infra' der Z. 19, wie es nach dem Text sein müsste, sondern su-
pra, woraus ein weiteres Moment für die Nichtoriginalität der Urkunde er-
hellt. Das Siegel ist weder beschrieben noch die Legende angegeben.
S. 36 Z. 2: nicht Ratverkeshuson, sondern 'Ratvwcrkeshuson', — Z. 3
nicht Dreisbahe, sondern Dreisbahc', — nicht Adelheredcshuson, sondern
Adelhereshuson, — Z. 8 nicht Godesthui, sondern 'Godesthiu'. S. 37 Z. 11
1. Gundelah statt Gundeloh.
S. 37. Der Herausgeber hält nach dem Regest und dem Register das
Kebelinbach der Urkunde, in welchem der Kaiser dem Bistum Zoll und Markt
verleiht, für Kailbach, ein spät vorkommendes Dörfchen, Kr. Erbach im
Odenwald; er scheint dabei ohne Nachprüfung der Annahme Stumpfs (Acta
imperii Nr. 36) gefolgt zu sein. Hätte er die Urkunde Otto I. fiir Worms
von 956 (M. G. h. Diplom. I, 8. 259) wenigstens im Regest aufgenommen^
30 würde er bemerkt haben, dass damals an Worms ein Wald prope Chevir
lu9^Hthc in loco gtü dicitur Niuuufichiriclmi gelangte, der im Nahgouue im
Königswalde Vvasagus lag. ') £s handelt sich vielmehr um eine Wüstung oder
einen Ort mit verändertem Namen im Kaulbachthale bei Neunkirchen, unweit
Cusely das bei lleichenbach im Künigsland mündet. Siehe auch Lamey in
Acta Acad. pal. V.
S. 45. Regest: G. sorori Gerliardi miläis ist in dieser Zeit (1025—
1044) nicht zu übersetzen 'der Schwester des Gerhard Ritters', sondern des
miles' Gerhard.
S. 46, Z. 14: statt 'Vormatiae' lies 'Vuormatiae', Z. 21 'assignari' statt
assignare. — Siegelbeschreibung? Das Regest ist ganz ungenügend.
S. 47. Schwerlich gleichzeitiges Original. Das Regest ist sehr man-
gelhaft: es handelt sich z. B. nicht um * Gefälle zu Logenach', sondern de re-
ditu porcorum de Logenach, d. h. aus dem Lahngau.
S. 49. Ob gleichzeitiges Original?
S. 51, Z. 6 Urk. von ca. 1106. Das Wirt. U.B. liest *Benelinus',
'B&uo', nicht Bencelinus imd B&no, wie Boos.
7) Vergleiche auch M. Q. h. Dipl. I S. 97 n. S. 184, wonach Besitzungen in und bei
Sennktrchen im Xahgan schon 937 u. 942 an Woriiis gelangt waren.
Digiti
zedby Google
i^g Hecensionoil.
S. 52, Z. 3B: G. comitis de CaloeoV doch wohl CalMen.
S. 53. Das Regest von Nr. 62 entspricht nicht einmal bescheidetieu
Ansprüchen.
S. 54, Z. 13: Erlöne? doch wohl Erldnc.
S. 55, Nr. 64. Der Herausgeber giebt diese Urkunde nur im Auszuge
nach dem Drucke Schannats. Die auch liier übersehene Quelle ist das Ko-
pialbuch des Dorasdfts (D), fol. 193, aus der sich er giebt, dass Schannat
diese interessante Urkunde von 1137 nur auszugsweise gegeben hat. Nach
dem Regest des Herausgebers habe das Dorf Kriegsheim — ca. 10 Kilometer
westlich von Worms — in comüatu praefecturae dväatis nostrae gelegen, was
rech|t auffallig sein würde. Bei aufmerksamer Lektüre des Schannat'schen
Druckes ist es aber sehr naheliegend, diese Graf Schaftsangabe auf die darauf
folgende, von dem Herausgeber gar nicht erwähnte curtia dominicalis am
tara salica zu beziehen, die also im Gebiet der Wormser Burggrafschaft ge-
legen war. So interpungiert auch das Kopialbuch. Der Name des Neuhäuscr
Frohstes, Z. 82, kann recht wohl als 'Gramelivus' gelesen werden, womich er
mit dem 1127 vorkommenden Gramlib — S. ob, Z. 9 — identisch ist, den
der Herausgeber als Nöliensis bezeichnet, was selbstverständlich Nöhusensis
aufzulösen gewesen wäre. Diese Person fehlt übrigens auch im Register.
S. 57, Nr. 68. Falsch datiert: Im Original (und bei Baur II, 9) steht
deutlich 1141. — In dorso: Seatum privüeffinm Bucconis u. signiert: A. G. G.
S. 57, Nr. 69. Da.s Regest ist ganz unzureicheud. In der Bestatigiuig
Buccos sind eine Reihe von Zusätzen zu dem Privileg Adelberts de liJ<i8
enthalten, welche Grundstücke und Höfe zu Worms — Publica cuHiti juxta
fonteni Sei. Magtii, l^O cuHes ante portam Sei. Andree extra site, una juxta ja-
deo8 — erwähnt. In dorso: tercium prirü. BiUfgom.% Signiert A. L. L.
S. 58, Nr. 70. Das liegest ist auch ganz unzureichend. Wie aus
Baur II, 11 erhellt, handelt die Urkunde in ca. 30 Druckzeilen von Wormser
Kirchen und Kapellen und deren Dos, von Hufen und Mühlen in und bei
Worms, von Hofraiten daselbst, von einem Schitt im Hafen etc. In donto:
Primum privil. Buec. Signiert A. F. F.
S. 58, Z. 26. Die hier erwähnte weitere Urkunde, die in dorso als
fünftes Privileg Buccos bezeichnet wird und A. M. M. signiert ist, hätte doch
wohl eine etwas eingehendere Würdigung verdient, da sie viele Abweichungen
enthält. Z. B. ist das Schiff im Hafen, welches 2 Unzen zinst, als das 14te
bezeichnet. Die schon von Baur (II, 15"^) erwähnte interessante Örtlichkeits-
bezeichnung, die zu einem Hof im benachbarten Hocttiieim gehörige „Bruni-
hiltwisi,'' hätte gewiss in einem Urkundenbuch der Nibelungenstadt Erwäh-
nung verdient.
S. 58, Nr. 71. Auch das auszugsweise gegebene 2te Privileg Bucco's,
signiert A. d. d. hätte sorgföltiger behandelt werden müssen. Schon aus dem
mangelhaften Dnick Schannat^s (II, Nr. 79) erhellt, dass mehr auf Worms
Bezügliches hätte erwähnt werden sollen. — Statt Mummsheim lies *Irami-
nesheim.'
Wie aber verhalten sich diese 5 Urkunden Buggo's tur St. Andreas
zu einander? Sind sie alle acht und gleichzeitig? W^arum wurde dieselbe An-
Digiti
zedby Google
kecetasioneil. ^7
gelegenheit in einem Jahre 4 Mal in abweichender Fonn bekundet? Darüber
schweigt der Herautigeber gänzlich !
S. 66, Z. 36 nnd Register S. 415 lies statt 'C. Cow, schenck und sin
bnidcr, Ludewig u. Bemger': C. Colb, schenck, und sine bruder Ludwig und
Bemger, wie auch der citierte Auszug in der Oberrh. Zeitschrift IX, 287 hat.
Die ganze Zeugenreihe bedarf bezüglich ihrer Interpunktion Verbesserung.
Z. 42 'Heybel', Mone hat 'Hezher. Z. 46 vor nennet fehlt *man'.
S. 68, Z. 89 statt frater 1. fratres.
S. 69 lies Schannat II, 8. 82 statt 81.
S. 69 zu Nr. 84. Es wäre das Datum zu rechtfertigen gewesen. Die
Urkunde war niemals besiegelt. Im Hegest durfte nicht C. „Bischof^ von
Worms stehen, da in der Vorlage der Titel Conrads offen gelassen ist,
zweifellos deshalb, weil er damals noch £lect war und weder vom Pabst
bestätigt noch geweiht.
S. 70. Im Regest ist statt Bischof „Elect" zu setzen. In der Über-
schrift der Urkunde im Schönauer Codex wird schwerlich de 'Steinberg',
stehen, da Bischof Conrad bekanntlich aus dem Geschlecht der freien Herren
von Sternberg in Franken stammte.
Zu Nr. 86^ Das Regest dieser für die Diplomatik der Urkunden Fried-
rich I. wichtigen Urkunde ist völlig unzutreffend. S. 70, Z. 32 lies: inpe-
rialis. Z. 33 u. 34 ist der Absatz zu tilgen. Z. 34 : evvangelicis. S. 71, Z. 2
lies 'aggregari' statt aggregati. Z. 17 lies 'suis' statt hiis. Z. 19 lies conpe-
tentem. Die Siegellegende ist falsch wiedergegeben, statt . . . Grat, ipial. aule
pthonotarig muss es heissen: GTTa. jfFlAL. PTho. . . . Die gleichzeitige
Rückenaufschrift lautet: Ortwini de daustralibus curäSy die Worte faciens men-
cionem sind später, im 13. Jahrb., beigefügt worden. £s wäre auf die, wenn
auch schlechte Siegel abbil düng bei Schannat I, Tab. V, Fig. 6 zu verweisen
gewesen.
S. 71. Die Interpunktion der Zeugenreihe scheint irrig. Z. .% ist das
Komma zwischen Godescalcus und Scathe zu tilgen und hinter letzteres Wort
zu setzen.
S. 72, Zeile 7, statt cognitione lies 'cogitatione'. Z. 8, statt circa lies
'rui\ Z. 9, statt est lies 'cum\ Z. 10 u. 11, statt alicujus lies 'alicui'. Z. 12,
!9tatt dem durch Korrektur hergestellten 'consummationem' stand ursprünglich
confirmationem. Z. 13, statt 'mihi {?)' lies 'inde'. Es liegt kein Gnrad vor,
an der Gleichzeitigkeit dieser Urkunde zu zweifeln, wie es der Verfasser
gcthan hat. Zu der Siegelumschrift ist am Schlüsse ein E beizufügen.
S. 75 zu Nr. 91. Die Datierung — um 1190 — wäre schärfer zu
bestimmen gewesen. Die Urkunde fällt nach 1191 Juni 17, da der Kanzler
Diether als verstorben erwähnt wird; der Probst Hermann zu St. Moritz in
Münster ist nach Erhard Reg. bist. Westf., Codex dipl. II S. 83 u. Register
dazn, S. 45) erst seit 1192 Domprobst.
S. 76, Z. 39 lies 'ratio* statt racio — statt tempore lies 'tempus* —
das sinnstörende Komma hinter labile ist zu streichen. ->Z. 41: was Heraus-
geber 'giguius* las und nicht auflösen konnte, heisst ganz deutlich gingivus =
gingiui =;= Zahnfleisch, troj)i3ch Neid.
Digiti
zedby Google
^8 llecensioneü.
S. 76, Z. 10, liee Warmacia. Z. 15. Die Schreibung des Wortes Hei*
ligemte Hesse für sich allein Zweifel offen, da aber 1202 Philipp Probst ni
Heiligonstadt in einer Wormser Urkunde erscheint (Baur I. c. 11 S. 36), so
ist nicht der geringste Zweifel, dass es sich um denselben Probst des sehr
bekannten Stifts zu Heiligenstadt in Thüringen handelt, nicht aber um Hei-
ligenstein bei Speier, wie der Herausgeber im Register S. 436 vermutungs-
weise wagt. Z. 19, (.-ftnrath nicht Cün. . . Z. 21, nicht f. Ricbezem, sondern
f. Richezen. Die 5 letzten Zeilen sind vou Erkenbreth an mit anderer Hand
beigefügt, dieselbe Hand, welche eine Anzahl Korrekturen in der Urkunde
gemacht hat. In dorso steht die alte durch Rasur und Rescribierung ver-
deckte Aufschrift : „De testamento catKeUarü et epi Motiost" Darunter R. R.
8. 77, Z. 17, nicht Duimkhart sondern Durinkhart, wie Mone sicher
richtig las. — Z. 22 nach Abenheim fehlt 'et alü quam plui-es.
Zu Nr. 94. Die Datierung 'um 1192' ist ganz unzulänglich. Die beiden
ausstellenden Kardinäle waren vielmehr bekanntlicli 1195 am B. Dezember
imd den folgenden Tagen in Worms anwesend. In diese Zeit und Gegend
wird demnach auch die Urkunde fallen.
S. 78, Z. 42, nicht S. de Elbeustein, sondern S. de Ehbenstein. Es ist
Siegfned IL, der spätere Erzbischof von Mainz.
S. 81, Z. 31 1. Hircesperc statt Hirtesperc. Z. 40 Nicht'.
S. 82, Z. 33 ^Inibemus'? wohl Imbernus zu lesen.
S. 84 zu Nr. 106. Das Siegel des Probstes von St. Andreas zeigt
einen Drachen, der vor einem Baum steht, nicht 'einen Drachen darüber
ein Baum'.
Nr. 107. Die Aussteller sind keine 'Legaten' des Pabstes, sondern als
'Richter delegierte' benachbarte Prälaten.
S. 89, Z. 9 lies 'Winkelpust' nicht . . post. Z 27. Das Komma zwi-
schen Egbertus und vicedominus ist zu streichen.
Zu Nr. 115. Irreführendes Regest!
Zu Kr. 117. Im Regest lies statt mit dem' 'in das'. Diese Urkunde
ist als Geschenk Böhmers an das Grossh. Haus- und Staatsarchiv gelangt
Zu Nr. 118. Dieses aus Schannat entnommene Regest hätte auf Grand
des Kopialbuchs (D) fol. 201 ergänzt werden müssen. S. 92, Z. 2 statt Ru-
steri L Rusteini. Vor Edelwinus ist einzuschieben: cives: Albertus comes,
Hartungus; nach Militellus: Syfridus Saxo, Ludfridus de vico et alü quam plures.
Zu Nr. 119. Warum ist hier nicht auch die Urkunde Friedrich H.
vom 6. Sept. 1215 auszugsweise erwähnt, wonach das Spital zu Kaiserslautem
4 Pfd. jährliche Zinsen zu Worms besass? (Schannat 1. c. II, S. 100.)
S. 93, Z. 2, falsche Interpunktion. Nach consilio ist ein Punkt zu
setzen, nach Dirmenstein ein Doppelpunkt, Z. 3, nach Bertolfus Komma.
Zu Nr. 121. Im Regest und S. 93, Z. 21 darf es nicht Weibeistat,
sondern laut Original Weibeftat heissen. S. 94, Z. 8 'Lutphridus'. Der vom
Herausgeber gemachte Siegelvermerk ist sonderbar. Einen Abt von St. Andreas
hat es nie gegeben; gesiegelt hat vielmehr der Abt von Schonau, dessen
Siegel die deutliche Legende hat: Sigill. Abbatis Sconaugie!
S. 98, Z. 26: statt Gemerodi lies Gernodi.
Zu Nr. 128. Im Regest: „Die Lobenfelder«" sind die Brüder des
Klosters Lobenfeld bei Neckargemünd.
Digiti
zedby Google
ftecen«ionett. 80
S. lOi, Z. 8 zwischen Judda and SmidveU fehlt das *de' des Originals,
ebenso im Regest. — Z. 13: Phelinkeim (sie!) -^ Z. 18: 'majoris' statt m%|or.
-- Z 22 1. Folzo statt Folco.
Zu Nr. 1B5. Diese Urkunde steht im Wormser Kopialbuch (D) fol. Bo6.
S. 102, Z. 22; statt Herricus lies Heinricus.
S. 104, Z. 11: über XIIII ist nicht 'a' übergeschrieben sondern 'cim'. —
Z. 12 statt ciyus lies 'cuivis'. — Z. 13 statt hec 1. *hoc\ — Z. 16 'eonppel*
lendi\ — Z. 21 : statt offensa lies offensam. — Z. 24 'specialem* statt spetia-
lein. — Z. 28: statt inter lies 'infra\ das aus intra korrigiert ist. Z. 30:
zwischen alveum und purgaturus fehlt 'est'. Das Cyrograpbnm lautet : Signum
veritatis. Die Siegel sind durchaus nicht so beschädigt, dass eine Beschreibung
überflussig erschienen wäre.
S. 105, Nr. 142. Als sekundäre Quelle ist angegeben: „Kopialbuch
des S. Andreasstifts*", und dieselbe Angabe steht bei den Nummern 174, 18ö,
189, ohne dass man etwas Weiteres über die Beschaffenheit dieser Quelle
erführe. Das hiesige Haus- und Staatsarchiv besitzt d:izu 3 Foliobände mit
Urkunden des Apdreasstifts aus der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts. Die Ur-
kunden finden sich im Band A., fol. 186, 193, 250. — Dasselbe gilt bezüglich
der Nummer 473, wo als Quelle „Kopialbuch des Bergklosters in Worms*^
angegeben ist. Dieses kleine Kopiar ist um 1400 augelegt, die Urkunde steht
auf fol. 7.
S. 106, Z 19: statt Richero lies Richezo.
Zu Nr. 154. Der vom Herausgeber bemerkte Umstand, dass diese
Urknade jetzt im Grossh. Haus- und Staatsarchiv liegt, während sie früher
dem Wormser Stadtarchiv angehörte, erklärt sich sehr einfach dadurch, dass
sie die Nr. 1304 der Stücke ist, die aus dem Nachlasse Bodmanns stammen.
S. 117, Z. 6: Einen Syfridus de Hohenloch gab es bekanntlich damals
nicht, er hiess Godfrid. Als Quelle hätte noch das Kopialbuch (D) fol. 20
beigefügt werden sollen.
S. 117, Z. 32: 'Ratisponensis'. — Z. 35: 'Sifridus de Hoenloch', wie
anch hier die Vorlage hat, muss heissen 'Godfridus de H.' 'Original wo?'
Siehe Wormser Kopialbuch (D), fol. 50' u. Vidimus de 1266 auf fol. 50.
Zu Nr. 165. Die Quelle- ist: Wormser Kopialbuch (D), fol. 20*.
Die folgende Urkunde Nr. 166 steht daselbst fol. 21, Nr. 167 auf fol. 146,
Nr. 170 anf fol. 189. Ein gleichzeitiges Vidimus der Urkunde Nr. 166 durch
das Speierer Domkapitel s. Kopialbuch (D), fol. 22.
S. 130, Z. 18: Statt 'Ziegenheim' ergänze Ziegenhagen.
S. 130, Z. .37: Grefforim episcopus sercua servomm. Dei dilecto filio etc.!!
Kaum glanbliclie Interpunktion.
S. 131, Z. 12: Nach Octobris ist eiu Punkt zu setzen und pontiflcatus
gross zu schreiben. In dorso R mit Abkürzungsstrich und scpt. im Kopf
des B. Z. 21: Vinazzen? doch zweifellos 'Um mazze' zu lesen.
Zu Nr. 186. Es ist nicht gerechtfertigt in dem auch sonst ungenauen
Hegest den Kämmerer Richezo bestimmt als lebend anzuführen.
S. 132, Z. 24: 'fullonnm' nicht 'Fullonum\
S. 133, Z. 27 £. nicht L.
Digiti
zedby Google
yO kecenstonett.
Zu Nr. 194. Der untere Teil der Urkunde samt Siegel ist abge-
schnitten ; sie hat übrigens durch Feuchtigkeit nicht sehr', sondern nur an
einigen Stellen gelitten.
S. 138, Z. 1 : Nicht WolfiskeK sondern 'Wolfiskelen'.
Zu Nr. 198. Hier wiederholt sich die rätselhafte Interpunktion: G.
rpweopus serms sereorum. IJei däectis . . , !! Auf der Rückseite 'f Warmatia*.
S. 139, Z. 2o: dee? lies d.. — Z. 41: statt 'Spon' lies Span. — S.
140, Z. 2: statt residium lies 'residui'. — Z. 4: 'aput precipuum (?)' heisst
ganz deutlich: 'aput precipitium'. — Z. 16: 'Berstratia* statt Berstrata. —
Z. 1^0 lies consulcanea statt consultanea — Z. 24 statt 'ab Ernoldo' lies 'a
Bernoldo'. Warum sind die Siegel nicht beschrieben?
Zu Nr. ^5: Siegellegendo unvollständig angegeben. St Petrus 'sitzt
auf einem Thron\
S. 146, Z. 35: 'vel«*«' [* das ausgelassene Wort ist undeutlich; no-
minus (V)]', statt dessen heisst es deutlichst nihilominus. Siehe /.. B.
Walther lexic. diplom. C. 229, Z. 18. Warum sind die Siegel nicht beschrie-
ben? Das Siegel 'des Domstifts' hängt nicht an, sondern das des Frohstes
des Domstifts. Das 4. Siegel — das des Kapitels von St. Andreas zeigt den
Heiligen sitzend. Legende: Te sacer Andrea buHata figurat ydea.
Zu Nr. 213. In dorso: Leopardus C f t- — ^» ^^' 214. Dieselbe
Utickenaufschrift.
S. 149, Z 25: 'Wulleschirzele'V Doch wohl Wulleschuzzele.
Zu Nr. 222. 'Hofmarschall' ist wohl in 1249 keine gebräuchliche
Titulatur gewesen.
Zu Nr. 224. Das Siegel von Nonnenmanster zeigt Maria mit dem
Kinde f S SCE. MARI€ IN MONIALIVM MONAST€RI0. In dorso steht
von später Hand: Alias zum Folkerer'.
Zu Nr. 227: Warum ist das gut erhaltene Siegel des Domdechanten
Johann nicht beschrieben?
Zu Nr 237. £s sind zwar die Legenden der 7 Siegel gegeben, die
Siegel selbst aber nicht beschrieben. Die Legende von Siegel 5 hätte nach
dem Siegel an Nr. 209 ergänzt werden können, es ist aber ein neuer Stempel
mit stehendem Heiligen.
Nr. 240: Siegelbeschreibung V
Nr. 243. Die Angabe der unvollständigen Siegellegende war fibertli'is-
sig, da sie vollständig bereits bei Nr. X40 angegeben ist.
Nr. 245: Nachdem bereits bei Nr. 237 die Legende des Andreasstifrs
richtiger angegeben war, stehen hier statt dessen folgende Wortmonstras: f Tc
sacepandoea . buliata etc.!
Zu Nr. 262. Die zugehörige Urkunde von 1257 in Zeitschrift für die
Gesch. d. Oberrheins V, 32«) hätte erwähnt werden sollen
S. 188, Z. 6: Statt Wernzon lies Wernzo. — Zeile 8: Die 3 Briider
sind oder heissen nicht 'canonici', sondern sind 'camerarüM
8. 197, Z 41: Fftr H Cypuri' lies 'Cypura'.
S. 198, Z. 11: statt 'transmitet' lies 'transmittet'. — Z. 27 statt 'Grc-
gorii' lies 'Gergorii' (!). Warum ist das wohlcrhaltene Siegel des Schult-
heissen Heinrich Cippura nicht beschrieben V
Digiti
zedby Google
ttecensioneU. 9J[
S. 200, za Xr. 298. Irreführendes Regest! — Z. 16 cammerarii. —
Z. 27 lies 'unanimiter'. Warum sind die vorsiiglich erhaltenen und teilweise
sehr interessanten Siegel nicht beschrieben? Die l'mschi'ift des Siegels des
Eberhard, deB Sohnes des f G. genannt Magnus ist unrichtig angegeben; sie
Jaatet nicht S. Eberhardi. Are. de « ma, sondern: S. Eberhardi. «are. de
*• ma. und ist zweifellos zu ergänzen: S. Eberhardi. Mare(»calci). de. Wor-
raa(cia). Er fährt unter ausgespitztem Schildeshaupt seinen mit Pfauenfedern
{gezierten Helm als Unterscheidungszeichen. Das zweite Siegel ist das ge-
meinsame der 3 Tiebruder Kämmerer von Worms, das sie von ihrem Vater
Gerhard ererbt hatten. Es zeigt ein glattes Schildeshaupt über mit Lilien
besätem Felde. ~ In dorao dor Urkunde steht die alte Aufschrift: Ira qua-
liter cum Eberharda et camerarm et eontm amirk eonrordarmus. Die Urkunde
(?ehörte hiernach ins Wormser Stadtarchiv.
Zu ». 800. Die Urkunde steht auch im Kopialbuch (D) fol. 104, mit
der nicht zu übersehenden Aufschrift: .4m/V«aeto cioie Syffdtmis fact^i per
prepositum Walr.
S. 204, Z. 9: Urkunde von I26i. 'a setTiente D. Jo/ianne (Udo Bufo
eire Wonnatiensi zu übersetzen von dem Edelknecht' Johannes Uufus ist
ganz verfehlt, wohl eher mit 'Diener des Herrn (Gottes)'?
Nr. H14. Es ist vergessen das Blatt 132 des Kopialbuchs (D) zu
citieren, ebenso bei Nr. 31B fol. 132' u. bei Nr. 317 fol. 132 — Nr. 316 Sie-
gelbeschreibungV — Zu Nr. 330. Im Hegost ist statt 'Lindesheim* zu setzen
'Littersheimer Hof.
S. 219, Z. 28: statt 'sancti' Nazarii lies 'beati'. — Z. 31: imperatorias
nach litteras zu setzen.
S. 220, Z. 13 statt Hagonis lies Ha^enonis*. 'Original wo V Im be-
kannten Kopialbuch (D) fol. ÖO.
S. 221, Z. 25: 'Ekinbürg'V hat zweifellos Erinburg zu lauten, wenn es
auch im Original irrig mit k gesohriebeii sein sollte. — Z. 32 pashce' statt
'pasche". Das Regest ist ungenügend.
Bei Nr. 342 ist der Quellenangabe fol. 132'' beizufügen.
Nr. 343. Unvollständiges Hegest. Die Schenkung fand zum eigenen
Seelenheil und dem seiner Gattin 'Gudele' statt. Das Siegel des Prediger-
convents hängt an. Warum ist es nicht beschrieben V
S. 223, Z. 31, ad equitaudum et 'eundemM natürlich ad 'eundum\
S. 226, Z. 40, stAtt 'Pezzeraden" wird zu lesen sein 'Sezzeraden'.
S. 234, Z. 37, statt pincerna wohl 'pincenie* zu lesen.
S. 237, Z. 43, 'valem? wohl 'valentem*.
S. 239, Z. 36, ßubenbüenV Baur las wohl mit Hecht 'Hubenburnen'.
S. 242, Z. 10, statt Gebold lies Geboldum. — Z. 21, stAtt de Smert8e(vy
lies 'de Sutt'fe' = Sutterse, ein bekanntes Rittergcschlecht. Der erst im Nach-
trag bemerkte Abdruck bei Baur III, 61 i hat das Richtige.
Zu Nr. 376. Das Datum war näher festzustellen, es dürfte vor 1271 fallen.
Es handelt sich zweifellos um eine beschnittene Originalurkunde, nicht nur
um ein ' Pergamentblatt \
Nr. 378 u. Nr. 392: SiegelbeschrcibungcuV
Digiti
zedby Google
^2 tiocensionott.
S. 253, Z. 35: Nicht incorrigcndis sondern in corrigendis; Z. 38 statt
*percitum* lies 'parcitnm*.
S. 254, Z. 8: Statt 'quod' lies quasi', Z. 9 ««nitiir? Z. 15 fecenint
statt 7ecerint', Z. 28 aliquod statt aliquid, Z. «S6 Merbodonis.
S. 255, Z. 38: hinter filius ist Gerhardt ausgelassen worden. S. 266,
Z. 1: Warum '(!)' hinter successori?
S. 261, Z. 11: Bubunwert statt 'Buhumvert', Z. 12 statt Amel lies
Amel. = Amella. Z. 18 statt imme lies inroe. 8. 262, Z. 6: Statt Stecchoseln
lies Strechoseln; Z. 22 statt Ymberus lies Ymberus.
In einer Bemerkung unter Xr. 411 heisst es: „Kine weitere Urkunde
ükber diesen Gegenstand ist die vom 30. Oktober 1283 bei Baur H. U.
V, 109 ff. ex or. Luzern." Der Inhalt dieser Urkunde, deren richtiges Datum
übrigens der 31. Oktober ist, ist ein ganz anderer, sie durfte im Wormser
Urkundenbuch keinenfalls fehlen.
Benannte Schiedsrichter bekunden darin, dass Streit zwischen dem
Wormser Domkapitel und dem Stift Xeuhausen herrsche über verschiedene
zur domprobsteilichen Pfarrei St. Amand gehörige Stücke, einesteils, und
Rechte, die zur Neuhausenschen Pfarrei St. Remigius gehörig seien, deshalb,
weil das Kollegium der Nonnen zu Hochheim seinen Sitz in die letztere Pfarrei
verlegen wollte. Der Streit sei nach dem Inhalt der inserierten Urkunde
des Domkapitels vom gleichen Tage dahin geschlichtet worden, dass die Pfarrei
St. Amand in der Wormser Vorstadt völlig den Nonnen zur Himmelkrone in
Hochheim zustehen solle. Die Nonnen sollen den Domprobst in der Weise
entschädigen, dass sie eine jährliche Rente von 50 Malter Getreide für eine
zu gründende Domvikarie beschaffen, deren CoUation dem Domprobst zustehen
solle. Die Nonnen sind nicht eher gehalten die Fruchtrente zu beschaffen,
bis sie in völligen Besitz der Pfarre St. Amand, wie sie deren Rektor jetzt
inne habe, gelangt sein werden.
Dagegen enthält die von Boos gegebene Urkunde Nr. 411 lediglich die
Bestätigung des zum Wormser Bischof gewählten und bestätigten Simon zu
der Übertragung der Pfarre an die Nonnen!
S. 277, Z. 38 lies 'Dar uf, 'vor genantin*. S. 278, Z. 4 belfern, Z. 6
brief, Z. 7 zcwei. £s ist dieses keine Originalurkunde, sondern, wie die
Aufschrift auf dem Umschlag und die Besiegelung klar zeigt, eine vom Bürger-
meister der Stadt beglaubigte Kopie des Originals. Das Siegel zeigt im
Siegelfeld den Drachen. Z 26. Was ist Hindere?; lies Marauwe.
S. 281, Z. 29. Es handelt sich um 2 Brüder von Hohinfels im Don-
nersberg, nicht um solche von Hohenlohe.
Xr. 437. Mangelhaftes Regest: der prebendarius Orto sass 'in Men-
nelesgarde*. — Z. 24 nicht cum vinariis, sondern \ivariis'.
Nr. 438. 'Richardiconvent'? das ist eine moderne falsche Worterklär-
ung des richtigen Namens 'zum reichen Convent'. S. 28*<, Z. 33 nicht
'minus' sondern nimis'.
Nr. 439. Wanim sind die Siegel nicht vollständig und genauer be-
schrieben? Nicht einmal die Legenden sind korrekt wiedergegeben!
S. 294, Nr. 446 Die Abschrift ist unvollständig und sehr ungenau.
Nur die Hauptfehler mögen folgen: Z. 19 'verluhcn', Z. 21 'lamperter", Z. 24
Digiti
zedby Google
KecensioneD. U3
'besalf, Z. 27 *ir iglicber*, Z. 34 'flT D.*, Z. So *uff der mane Jftden schole'
doch wohl für 'nuwen'?, Z. 39 statt 'iren' lies 'eckern', Z. 43 'maget'. S..295,
Z. 2 'etc. etc.', d. soll heissen, dass vom Herausgeber 13 Zeilen ausgelassen
sind! lu dorso: Zwo abschreffteii zu Dutz gemacht nsz zweyen letdinszea
abschreffen sage XI4 Hb. gelts. Erst im Nachtrag hat der Herausgeber
bemerkt, dass die Urkunde aus dem lateinischen Original in der Zeitschrift
fnr die* Gesch. d. Oberrheins IX, 291 bereits gedruckt ist.
S. 295, Z. 11 statt Henclic lies 'Henohc\ Das Siegel des Frohstes zu
Henehe hängt gut erhalten an.
Nr. 449. *Columbarium' im Regest hätte mit Taubenhaus übersetzt
werden sollen.
Nr. 457. Simon von Lobio im liegest wohl besser 'Simon zur Laube*.
S. 307, Z. 19 Küchterz? doch wohl VKttchtciz'.
Nr. 468 Von Mitra' im Regest besser 'von der Hauben'.
S. 315, Z. 2 Hess *hinder der kuchcn. Das zweite Siegel ist bereits
als neuntes bei Nr. 439 beschrieben worden.
S. 317, Z. 37. Nuwenburdoz! offenbar Nuwenburdor, das Neueburgthor,
S. 321, Z. 39. Hanenburdoz! lies Hauenburdor.
S. 325, Z. 5 lies Bertheim, Z. 9 lies Lethen, statt Bercheim u. Lechen-
Nr. 496. Diese lange Urkunde ist von Baur nicht nach einer alten
Abschrift, sondern nach einer überaus schlechten de 1726 gedruckt. S. 329,
Z. 42. Diro? gewiss Dizo. S. 330, Z. 30 u. 31. Was ist bade, badi?
S. 337, Z. 6. Statt 'Spitcebauc' lies Spitcebart. Z. 7 statt *civi[cus (?)]'
lies einfach civitas. Z. 8 statt *Gotzohumtrogir lies Gotzo Burutregil. Z. 14
statt 'Qnarmftlin' lies Quatmulin. Z. 43 statt *Ulmus* lies Ulinus.
Nr. 508: 1300, Sundag vor den crutzin, ist der 15. Mai u. nicht der
11. September. Viele Verbesserungen: S. 341, Z. 10 Virjehen', Z. 13 *noch
in', Z. 14 *vfir werthere zebewarne', Z. 16 'bliben', Z. 19 'vftnf, Z. 23 'unde',
Z. 27 *bft', Z. 31 'zwein', Z. 39 'dar benennen'. S. 342, Z. 2 'dar' (!), Z. 3
'uzgent', Z. 10 zwischen kysen u. die steht 7', Z. 18 'zugewinnene*, Z. 21
vftrkeren, Z. 25 'gemachen', Z. 26 'bishof*, Z. 32 'slufzer, Z. 42 'manne*.
S. 843, Z. 1 'dis, bishoves*, Z. 2 *jeman', Z. 15 'fritdade* (!), Z. 24 'in me',
Z. 27 unde, Z. 29, 31, 35 'rethen', Z. 31 'ath', Z. 36 seszehene, Z. 44 'uf='.
S. 344, Z. 8 'amerme', Z. 10 u. 11 Absatz zu streichen.
Nr. 509, Z. 32 nach consulum Komma zu setzen, Z. ;14 Judi (!), Z. 35
'Matholfi' nicht Macholfi, Z. 36 nicht 'Heltli' sondern Helth, statt 'venerentibus'
lies venientibus, Z. 38 statt inscriptis* lies inspectis. S. 345, Z. 10 das fehlende
Wort heisst 'eciam'. Die Urkunde steht auch im Kopialbuch (D) fol. 22'.
Zum Anhang B. Wormser Briefsammlung Saec. XIIL
Bezüglich des Charakters dieser Briefsammluug bin ich im Gegensatz
zum Herausgeber der Ansicht, dass es sich um Stilübungen handelt, die
allerdings in einer Wormser Stiftsschule entstanden sein mögen. Es schliesst
das nicht aus, dass die gewählten Thematas mitunter einen thatsächlichen
Hintergrund gehabt haben, der aber immer nur mit aller Vorsicht aus ihnen
zu entnehmen sein wird.
Digiti
zedby Google
94 Hecensiöneu.
Da ich Gelegenlieit hatte vor Jahren die Handschrift behufs Publikation
einiger Stocke einzusehen, so mögen die Abweichungen meiner I^esung —
die Handschrift ist allerdings oft schwierig, irregulär abbreviiert und vielfach
korrigiert, rührt auch, wie die zahlreichen Schreibfehler in den Eigennamen
beweisen, nicht von einem Wormser her — hier folgen.
S. 379, Z. 80 u. S. 380, Z. 6 ist statt des richtigen Nnhusensis Tn-
husensis' zu lesen, Z. 22 'quia', Z. 27 'vestris', Z 35 'conpellit'. S. 381, Z-
23: proprias, Z. 24: enim? im Text *.i.', Z. 25: statt nostros lies 'meos',
Z. 31: statt secrete 1. secure. S. 382 Z. 34 ") 'comoti'. S. 3a3, Z. 2t statt
C lese ich E. S. 384, Z. 13 statt 'C. miles' las ich '£..miles\ Z. 30 löse ich
in der Adresse das Masr. hinter Quintini nicht magist er auf, sondern ent-
sprechend dem Worm. in Z. 31 mit 'Maguntiae'. S. 385, Z. 21 u. S. 386,
Z. 10 *Oppenhem' S. 386, Z. 15 *fuefat', Z. 16 zwischen mentis u. equnra
steht Sit. Die Abweichungen der beiden Nummern 21 u. 33 sind nicht sämtlich
genau wiedergegeben. S. 386, Z. 27: exortandam. Z. 32: G. militi, N.
phisicus. S 387, Z. 32 solucioni. S. 389, Z. 23 *Winpina . S. 391, Z. 7
'X' abbas. Z. 33 'Stralenberch'. S. 393, Z. 29 'Winpinensi, Z. 35 'Cristos'
Z. 36 'malingnaretur*. S. 394, Z. 2. 3 u. 12 Winpiu., Z. 4 inperiali, Z. 7 aV
Z. 13 Stheimahen, Z. 14 statt quia hie 'ex hoc', Z. 16 statt que lies ante —
fuit statt fueriut, Z. 19 conpareat — causa, Z. 20 'ventilatur' statt versatur.
Z. 30 u. 32 lies 'conato'. S. 395 Z. 3, 'vobis\ Z. 5 doloris statt 'dilectionis'.
S. 396, Z. 35: Die Konjektur 'Guenonem' ist wenig glücklich, das *Hurnouem'
der Vorlage muss in Zunionem korrigiert werden, den Namen des bekannten
Pfälzischen Marschalls, des Verteidigers von Thuron an der Mosel. S. 398,
Z. 13 'juberet\ S. 399, Z. 20 V. et G., Z. 22 Sobis' fehlt als 2. Wort
Zu dem 98 S. umfassenden Register habe ich mir noch Folgendes
notiert:
Zu Aifalderbach hätte in Klammern (Eifolderbach) beigefügt werden
müssen.
Bei Albesheim ist 'vielleicht' zu streichen.
Alkuza Spcnen gehört zur Familie gen Span und darf also niclit ajs
Spene bezeichnet werden.
Alenvelt 'vielleicht Alfeld, hannöver. AnitastadtV' Es unterliegt nicht
dem geringsten Zweifel, dass es sich um Allfeld, NNÖ. Wimpfen handelt, die
Heimat eines freien Geschlechts.
Altruphen ist natürlich Altripp.
Bei Beatrix fehlt die Gattin des Job. v. Kandecken 12S\ S. 252, 29.
Berbach beizufügen Bernbach im Hanauer Freigericht.
Bilstein. Natürlich ist die Burg östlich Kaiserslautern gemeint (S.
Lehmann, Gesch. der Burgen der Pfalz V, 34), und nicht solche im Elsass.
Bruningesheim ist Preungesheim bei Frankfurt a. M., und nicht Breungcs-
hain bei Schotten.
Buchsenshein'? vorne steht 1. c. Buchenshein, was vermutlich für Bn-
thensheim verlesen ist.
Cagelstat u. Kalsut, nicht das bei Heppenheim, sondern Kullstadt bei
Digiti
zedby Google
KeceDsioneu. 95
Dftrkheim ast der Hard. (Frey, Versuch einer Beschreibung der Bayerischen
Rheinpfalz II, 489.)
Camerarii: Unter dieser Rubrik sind eine ganze Anzahl Personen
aufgeführt, die diesen Titel in den citicrten Urkunden nicht führen, die also
hier, wo es sich zusammen um Tr&ger des Amtes oder des Namens handelt,
nicht her gehören. Zu streichen sind : Conrad iilius Eberhardi (nicht Ulrici).
Eberhard filius Gerhardi Magni. Gcrhardus Magnus u Uh-icus frat. Eber-
hardi. Diese sind Glieder der später von Ereuburg genannten Familie.
S« meinen Aufisatz im Archiv für Hess. Gesch. XIV, 449 u. 759. Gerhaidus
camerarius, 12:^8—1297, sind 2 Personeu; der ältere, der Erwerber des
Amtes, war 12öl bereits tot, s. Baur H. U. II, 1 13. Heinrich 1203 u. 1261 ft'.
sind identisch.
Cancro!? ist der Ablativ. Der Mann heisst Eberhard Cancer ^ Krebs.
'Civicus de Schintbrucken'! s, oben bei S. 337.
S. 415. Conradus f. Ulrici camerarii? steht nicht in der citierten
Stelle und gab es überhaupt nicht.
Cmcesteina ^ Heiligkreuzsteinach.
Eppstein. Darunter sind Angeliortge des bekannten ilenengeschlechts
aas dem Taunus und solche, die nach dem Dorf Epstein l>ei Frankenthal
heissen,' zusammengeworfen, und wird der Name allein auf letzteren Ort bezogen !
Eschershausen bei Weilburg a.;'L.
Was die Falcidia lex im Orts- und Personenregister eines Worniscr
Urkundenbuchs zu schaffen hat?
'Forehahi, der Forst'. Seine Lage war kurz unzu^sebcu.
(iauwersheim = Gauersheim bei Kirchheim-Bolanden.
Gerbrahteshusen, Wüstung in der Gegend von Frankenberg a. d. Edder.
Der bekannte freie Herr Markwart von Grumbach stammte} nicht
aus einem Ort sud. Langensalza in Thüringen, sondern beka» utlich aus Burg-
Grumbach bei Würzbnrg.
Hagen und Henehe. Es zeigt sich, dass der Herausgeber die beiden
PAIzer Klöster Haue bei Bolanden und Honingen bei Altleiningon (Hegenche)
nicht mit Sicherheit zu scheiden vermocht hat.
Hapirshove = Oppershofen in der Wetterau.
Haselach mons = Berg-Hasselbach bei Lauraersheim. S. Wormser Sy-
nodale in Oberh. Zeitschrift XXVII, 310 u. Frey 1. c. II, 365.
Herbrachtshausen ist zu streichen.
Horbach, Dorf bei Landstuhl.
Landskron, Ruine bei Remagen und nicht bei Oppenheim, die diesen
Namen im Mittelalter nie führte.
Domina Lengen = Frau Langin, also sub Lang.
Litwilre ist = Lettweiler bei Obermoschel in der Pfalz und nicht =:
Lörzweiler'.
Loginsfeld = Lohnsfeld bei Winnweiler.
Marscalcus beizufügen: Bertoldiis civ. W. 119H. S. 82, 36,
Mitra, de = von der Hauben.
Digiti
zedby Google
U6 Keceosiotioa.
Monistere. Doch wohl Notmemnönstec und nicht Liebfrau.
Kiesenache fiumen u. Nisenache = die Isenach. Vergl. Archiv für
Hew. Geschichte u. Altertumskunde XIV, 486.
Odenkeim = Edigheim.
Orcana = Orke bei Frankenberg a. d. Edder.
Porzbeim = Pforzheim.
Rapa =r Ruhe, wäre zu verweisen gewesen.
Haphnolt zu verweisen auf Ravenolt.
Reichenbach. Es ist keineswegs sicher, ob darunter nicht auch der
Ort in der Pfalz verstanden werden muss.
Reichenstein -= Burg hei Diebach in der Rbeiuprovinz.
Ripure = Rüppur, Dorf bei Karlsruhe i. B.
Rodenbarg An das spätere s. g. rote Schloss zu Erbesbiidesheim ist
gar nicht zu denken, sondern an Rothenberg bei Wiesloch.
*Rodenkirchen Kr. Köln'. Das ist stark! Die Abtei Rodenkirchen liegt
bekanntlich bei Kirchheim- Bolanden, der der aufgeführte Abt Peregrin in
1190 vorsUnd.
Santbach = Sambach bei Otterberg.
Scheinveit, die Heimat Bischof Lupolds, heisst heute noch Ober-Schein-
nicht 'Schdnfeld'. Vergl. Korresp.-Blatt des Ges.-Ver. de 1876, S. 38.
Smertse, richtig Sutterse = Sitters bei Obermoschel.
Stein: Conrad, gehurt zu Steinach.
Steinsberg. Es ist arg, dass der bekannte Bischof Conrad II. von
Stemberg in Franken auch hier unter dieser Kraichgauer Burg steht.
Stockheim, wohl das bei Usingen.
Summo, domini de!V Das sind die Wormser Domherren, die unter
das Stichwort Worms gehören.
Truheningen wo?' Das Grafeugeschlecht von Trüdingen beiEichstadx
ist doch nicht ganz unbekannt!
Weinheim. Die Ministerialen heissen nach der Stadt an d. Bergstrasse.
Zu Wezzenloch hätte Verweisung auf Wiesloch gehört.
Winethereshusou. Wüstung bei Frankenberg a. d. Edder, s. Landau
wüste Ortschaften S. 222.
S. 483 zu Laubwiese, dem Verkündigimgsort des Wormser CoucordatB,
hätte deren Lage besser, als nachträglich in der Vorrede S. XVI geschehen,
angegeben werden sollen, und zwar auf Grund der Quartalblätter des histor.
Vereins f. d. Grossh. Hessen Nr. 3 u. 4 de 1876, S. 11, wonach von einem
Zweifel nicht mehr die Rede sein kann.
S. 484. Den Thoren ist beizufügen: Neuenburdor 317, 37; Hanenbur-
dor 321, 39
Wattinheim ist keine Lokalität in der Gemeinde Worms, sondern
bekanntlich ein rechtsrheinisches Dorf an der Weschnitz.
S. 485. Die Rubrik in Spalte 2 Worms, comites ist zu streichen.
Es handelt sich um Bürger mit dem Beinamen 'Graf.
Digiti
zedby Google
Hecensionen. 97
S. 493. dccani S. Martini: Wilheliiius camerariiV £8 ist der Sohn eines
Kämmerers.
S. 497 sub marscaicus ist Bertold zu streichen, da er ein Bürger die-
ses Namens war. Bischöflicher Marschall war 1223 und 1229 Lutfried von
Weibesiadt ((iudenus Syll. 128 u. 168), 1261 Eberhard von Erenburg, Sohn
des Gerhard des Grossen, S. 200, 40.
S. 498 sub pincema ist nachzutragen: Reimbodo pincerna de Louten-
biirjr, 1233 S. 125, 26.
Wunenberg. Wüste Burpr bei Alzey; s. Wagner Wüstungen, Provinz
Uheinh essen Nr. 29.
Unter den am Schlüsse des Bandes angefügten Berichtigungen und
Ergänzungen figuriert auch die Kaiser- Urkunde von 1116 (Stumpf, Reichs-
kanzler III Nr. 328) wegen des darin vorkommenden Wormser Burggrafen
Wemher. Warum führt aber der Herausgeber den auf diesen folgenden Zeugen
nicht an? (Wemherus comes higus civitatis, Adelbertus de Kiselowe gener
t'm.) Vergleiche über diesen Burggraf Wemher und seine Familie meinen
Aufutz im Correspondenzblatt des Gesamt Vereins der Deutschen Gesch.-
und Altert.- Vereine 1875, 4:1 ff. —
Zum Schlüsse muss ich zu meinem Bedauern mein Urteil dahin
zusammenfassen, dass der Herausgeber diese seine Arbeit auf unvoll-
ständige Sammlung und Durcharbeitung des Materials gegründet hat, dass
er in der Behandlung der Texte häufig die gebotene Sorgfalt vermissen
l&sst, and schliesslich dass er die historische und topographische Litteratur
über die Umgegend von Worms nicht so in sich aufgenommen hat, wie es
zur Herausgabe eines grundlegenden Urkundenwerks unumgänglich notwendig
gewesen wäre.
Darm Stadt im Februar 1887.
Anhang.
Wormser Domstiftisches Kopialbuch Saec. XV fol. ß9.
Coatra incMiliariot quoii tcelMia post ttrciam ammoniciontin ptssii •xcomiminicart .
— 1172 (1171) 28. August — »)
Alexander episcopus servus servonim dei dilcctis iiliis decano et ca-
pitulo Wonnaciensis ecclesie salutem et apostolicam benedictionem. Si quando
postnlatur a nobis quod juri conveniat et ab ecclesiastica honestate non dis-
üonet petencium desideriis facilem nos convenit pracbere consensum eorumque
vota effectu prosequente conplere. Ilac itaque racione inducti et vestris justis
postulacionibns benignius inclinati auctv>ritate vobis apostolica indulgemus ut
1) Kt handelt sich xweifellos am Papst Alexander III. Die Urkvnde wird Bwiechen
die Nnrnmera ISlrtO und 18161 der Begeeta Pontiflcum fallen
Westd. Zeittchr. f. Geech. n. Kumt. VII, 1. 7
Digiti
zedby Google
98
Recensionen.
parochianos Worinacieusis ecclesie, sive siiit inioisteriales sive ailii, qui bona
ejus vel aliarum conventualium ecclesiarum ejusdcin diocesis incendio destru-
unt vel diripiimt et redditus vel census debitos siibtrahentes tercio ammoniti
de predictis satisfacere iiohmt cum asseiisu clecti vestri*) vel episcopi,
appellacione remota, sentenciam ecciesiasticam promulgare et cain ante satis-
factionem congruam aliquis iiou relaxet. Datum Tusculani 5 kl. Septembris.
2) Conrad von Stornberg wurde 1171 gewühlt, aber erst woit sii&trr bestiltifrt
Digiti
zedby Google
Zum Mafronenkultus.
Von Dr. M. SieboHrg in Crefeld.
Der Matterkultus stellt der epigraphischen Forschung ein eigen-
aitiges Problem; nicht etwa, weil die Schriftsteller aber ihn schweigen
und die Denkmäler unsre einzige Quelle sind. Wie manche Punkte
in unsrer Kenntnis des Altertums e|:]iellen einzig und allein aus den
Inschriften! Dagegen haben wir es hier mit einer peregrineu Religion
in römischem Gewände zu thun; das muss uns auffordern, zuvor uns
aber die Methode klar zu werden, die wir dem Gegenstande gegenaber
einzuhalten haben. Dies ist jetzt um so eher am Platze, seitdem die
eine Seit« der Frage, ich meine die Sammlung und Sichtung der Denk-
mäler, durch Ihm's Arbeit*) in vortrefflicher Weise zu vorläufigem
Abscbluss gelangt ist.
Zunächst ist natarlich eine statistische Durchmusterung des Materials
der Sammlung nach den verschiedensten Gesichtspunkten nötig, die vor
allem ohne jede vorgefasste Meinung anzustellen ist. Das klingt selbst-
verständlich und ist doch nur selten in den zahlreichen frahern Arbeiten
über unsern Gegenstand festgehalten worden. Anstatt die Steine zu
befragen und das Thatsächliche festzustellen, eilte man meist gleich auf
die schwierigen und dunklen Pfade keltischer und germanischer Mythologie,
um hier Aufschluss aber das Wesen unserer Gottheiten zu erhalten.
Die statistische Durchmusterung wird Aufschluss geben über Namen
und Beinamen, 'örtliche und zeitliche Verbreitung, Verehrer u. s. w.
Eine Zusammenfassung dieser Einzelergebnisse muss dann schon vieles
lehren über unsre Hauptfrage, die nämlich nach dem Wesen jener Gott-
heiten; eine befriedigende Lösung kann daraus allein aber noch nicht
') M. Ihm: 'Der Mütter- oder Matronenkultus und seine Denkmäler^
in Bonn. Jahrbb. 83 S. 1 if. Vgl. Wd. Korr. VI, 188.
Www. ZcitMhr. f. Ge»ch. u. Kunst VII, II. 8
Digitized by VjOOQ IC
100 M. Siebourg
gewonnen werden. Schon die allgemein wissenschaftliche Methode ver-
langt, dass wir uns nach verwandten, bereits gegebenen und erkannten
Wissenskreisen umsehn, Ähnlichkeiten und Verschiedenheiten suchen, und
dann an der Hand derselben noch einmal die Resultate der Statistik
rückprüfend durchgehen, um sie so besser zu erklären, zu begründen
und, wo möglich, zu ergänzen.
Hier können, ja müssen wir wohl bei unsrer speziellen Frage einen
dopi)elten Weg gehn. Ich wiederhole, wir haben es mit einem nicht-
römischen Kult in römischem Gewände zu thun; also werden wir
uns Erläuterungen sowohl aus der keltisch -germanischen, wie ans der
römischen Welt zu holen haben. Das letztere, nämlich Analogieen ans
dem römischen Altertum zu gewinnen, ist meines Erachtens bisher nicht,
wie es sich gebührte, betont worden, daher ich noch einiges über die
Berechtigung, den Nutzen und die Notwendigkeit eines solchen Vorgehens
hinzufüge.
Der Römer hat dem Barbaren nicht nur aus seiner Sprache die
Namen für seine Gottheiten gegeben und die fremden Beinamen latini-
siert, er hat ihn auch den römischen Brauch der Kultäusserung gelehrt.
Echt römisch ist die Sitte, sich von einem gemachten Gelübde durcli
Errichtung eines Weihesteins mit oder ohne Bildwerk zu lösen. Die
Formen und Formeln hierbei sind auf den Matronensteinen echt römisch.
Daraus folgt, dass der Römer das Wesen jener barbarischen Göttinnen
gekannt haben muss, als er ihnen Namen seiner Sprache gab, oder
anders ausgedrückt, dass der Barbar sowohl die Vorstellungskreise ge-
kannt haben muss, die der Römer mit seinen Namen und Formeln
verband, als auch die Berechtigung zugegeben haben muss, Römisches
mit Fremdem zu verbinden. Wir sind demnach nicht blos berechtigt,
sondern auch verpflichtet, jene Vorstellungskreise zur Erklärung des
Mütterkultus heranzuziehen, aus denen heraus die römischen Namen
und Formen desselben geflossen sind. — Dass die barbarische Sprache
und Mythologie selbst, hier also das Keltisch - germanische, soweit es
uns bekannt, nicht vernachlässigt werden darf, ist selbstverständlich.
Ich will nun im folgenden unter steter Berücksichtigung und
Heranziehung des Thatsächlichen die einzelnen Namensformen unsrer
Göttinnen durchgehen und durch Erklärung dei-selben in der oben ge-
zeichneten Weise die Hauptfrage nach dem Wesen der Matronen
angreifen. Die Citate beziehen sich auf Ihm's Sammlung; wo ich keine
Belege anführe, geben dessen Indices mühelos den nötigen Aufschluss.
Der allgemeine Name der Muttergottheiten tritt in folgenden
Digiti
zedby Google
Zum Malronenkultus. 101
Formen auf: Malronis, Matronabus (81, 83, 86), Matres (Imal 363),
MtUribus^ Maxp^ßo (115), Matris, Mairabus^ nominativisch also Matres
und Matronne; die 'latinisierte barbarische* Form') Matraey als Nomina-
tiv zo MatriSy MatrabtiS, kann ich nicht zugeben^). Eine vorurteilsfreie
Prüfung ergiebt, dass ein Wesensunterschied durch die Wörter Matres
und Matronae nicht gemacht wird; ich erinnere nur an den Bonner
Stein 207: Matres sive Matronae Aufamae domesticae, an das Vor-
kommen \'on, McUres Vacullinehae (215) neben Matronae Vacallinehae
(224) in derselben Gegend. Der Unterschied ist äusserlich und beruht
auf dem Sprachgebranch der verschiedenen Regionen. Nur Matronae,
nie Matres finden sich in Oberitalien, umgekehrt nur McUres, nie
Matronae in Rom, Spanien, Biitannien; fast ausschliesslich Moires
werden im südlichen Frankreich verehrt, was um so bemerkenswerter
ist, als ja das hailanstossende Oberitalien nur die Bezeichnung Matronae
kennt: der Kult kann also nicht aus dem einen in das andere Land
übertragen worden sein *). — Am Rhein finden wir Matres und Matronae
durcheinander; doch hisst sich beobachten, dass in Germania superior
und in Germania inferior im Gebiet der Bataver die Bezeichnung Matres,
im Gebiet der Ubier dagegen, wo die grosse Masse der rheinischen
Mütterinschriften zu Tage getreten ist, der Name Matronae vorheri-scht.
Auch scheint es mir nicht unbemerkenswert, dass die Soldaten die
Benennung Matres bevorzugen; von 20 Militärinschriften am Rhein
nennen 12 die Matres, blos 6 die Matronae, eine hat den blossen
Beinamen (252), eine Matres sive Matronae (207). Ja, während die
übliche Bezeichnung Matronae Vacallinehae ist, widmet Atticius Matemus
von der I. Minervischen Legion zu Endenich bei Bonn einen Altar
MatrAus Vacallineis (215) ^^l.
Soweit die Thatsachen ; jetzt müssen wir aber einen Schritt weiter
thun und die Frage aufwerfen : was sollen die römischen Wörter Matres
und Matronae? Dass sie so und nicht virgines heissen — welches
Wort ja der lateinischen Kultsprache durchaus nicht fremd war^) —
Kenüfft allein schon, um eine Vergleichung mit den Nymphen von der
Haud zu weisen. Ich ziehe zunächst die selbstverständliche Folgerung,
dass die Dcdikanten ihr Verhältnis zu jenen Gottheiten wie das des
^) Ihm S. 9.
') Vgl. Aiihan^r 1.
*) Siehe Anhang 2.
'^) Siehe Anhang 3.
•) Preller, Rom. Mythol.« S. 8S.
Digiti
Q4c
zedby Google
102 M. Siebourg
Kindes zur Matter gefasst haben müssen; bezeichnend iiift daher in
Mailand ein Secundus Rafianos den Schatz der Matronen ^pro natis suis'
an. Jene naheliegendste Vermenschlicbang göttlicher Verhältnisse wird
ja wohl fast jede Religion bieten; speziell der italischen Vorstellang ist
sie darchaas nicht fremd ^). Aber die Schwierigkeit liegt in der
Namensform Matronae. Ich übergehe die wertlosen, spitzfindigen Unter-
scheidangen, die einige alte Grammatiker zwischen mater and niatrmia
machen ^) ; mit dem Wort matrona verbindet der Römer jedenfalls den
Begriff der ehrbaren, ehrwürdigen, fleissig die Obhat des Haases and
der Familie führenden Fraa. Aber wähi-end mcUer ein aach da*
römischen Kaltsprache dai*chaas geläufiges Wort ist, während manche
römische Göttin mater beibenannt wird, sachen wir matrona vergeblich
in der römisch - religiösen Terminologie. Unsere Mütter werden also
wohl durch den Namen matronae als barbarische, nicht römische Gott-
heiten gekennzeichnet; die Göttlichkeit wird mitunter in besondem
Epithetis, wie divae^ sandae, indulgentes, hervorgehoben.
Vielleicht ist es auch nicht ohne Einfluss gewesen, dass eine Reihe
von Göttemamen aus dem Indigitament^nglauben jene Endung -ona
aufweisen ; ich erinnere an Abeona, Adeona^ Alemona, Bubona, Liter-
cidona, Mdlona, Orhona u. a. Wie ferner patronu^ der Mensch ist,
der die schützende Rolle eines pater ausübt, so sind matronae die
Göttinnen, denen die schützende Rolle von matres beigelegt wird.
Jedenfalls entspricht aber auch diese Namensform der lebhaften Vor-
stellung von der ehi*würdigen, ehrfurchtgebietenden Erscheinung unserer
Göttinnen, die in der bildlichen Darstellung ihren Ausdruck findet.
Zwar wurde vorher bemerkt, dass matrona kein offizielles römisches
Kultwort sei; doch führt Horaz III 4, 59, wo er die Götter im Kampf
gegen die Giganten aufzählt, nächst Pallas und Yolcan die Götterkönigio
als ^matrona luno^ ein:
hinc avidus stetit
VolcanuSf hinc matrona luno;
offenbar will er das ehrfurchtgebietende ihrer Erscheinung hervorheben.
Ich gehe weiter zu den übrigen Namensformen, zunächst za den
lunones und Suleviae. Es genügt hier durchaus nicht zu sagen, jene
Gottheiten seien mit den Müttern identisch oder eng verwandt. Wir
haben auch hier wieder einen weitern Schritt zu thun, die Bedeutung
0 PreUer S. 50.
^) Siehe Anhang 4.
Digiti
zedby Google
itum Matfonenkuitud. lOä
jener Kamensformen zu erforschen, ihre Wahl zu erklären und za
begründen.
Das Horazische Wort von der matrana luno erinnert uns durch
änssere Ähnlichkeit an die 3mal in unsem Inschriften vorkommende
Gombination 'McUronis lunonibtis' (63) oder ^lunonibus Matronis^
(66, 90).
Dass wir es hier nicht mit einem Beinamen der Matronen nach
Art der zahlreichen topischen Cognomina za thnn haben^ dass lunones
vielmehr ein selbständiger Göttername ist, das beweist die blosse
Namensform, beweist die wechselnde Folge in jener Zusammenstellung,
beweisen die zahlreichen Dedikationen an die lunones allein, die dazu
noch manchmal mit eignen Beinamen ausgezeichnet werden, wie lunones
augustae^ doniesticae, gabiaey montanae, Dass aber andrerseits in
jenen 3 Inschriften nicht Widmungen an die Matronae und lunones
getrennt enthalten sind, geht klar aus dem Stein 66 hervor, der ausser
der Widmung auf der Yorderüäche noch auf beiden Seitenflächen die
Worte desselben Dcdikanten zeigt: lun(onibtis) C. V(irius) M(aa%''
mos), Maximus will also nur eine, nicht zwei verschiedene Gottheiten
verehren. Solche Verbindungen selbständiger Göttemamen zur Bezeich-
nung eines göttlichen Wesens sind in der Zeit der Theokrasie unter
den römischen Kaisem nicht selten; ich erinnere nur an den J. o. m.
Serapis, an die Den Sul Minerva des englischen Badeortes Bath.
Es ist nun klar, dass in der Vorstellung der betreffenden Verehrer
die beiden Göttemamen sich verschmelzen, dass sie, wenn auch nicht
dem ganzen Umfang ihi*es Wesens nach, so doch nach einer hervor-
stechenden Seite ihres Charakters nicht blos verwandt sind, sondern
geradezu sich decken. Der allgemeine Begriff, hier also matronae,
wird durch den Zusatz lunones spezialisiert, nach einer Wesensseite
hin erläutert, oder anders ausgedrückt in Bezug auf 66, 90, die
lunones werden durch den Zusatz Matronae in den Kreis der Mutter-
gottheiten gestellt. Sind wir also im Stande, die Bedeutung der lunones
zu erkennen, so haben wir damit einen wesentlichen Charakterzug der
Matronae erforscht. Das erstere aber bietet meines Erachtens nicht
zn grosse Schwierigkeiten.
Ich fasse zunächst die Thatsachen der Inschriften zusammen, die
alle auf engste Verwandtschaft mit den Matronen hinführen. Die ört-
liche Verbreitung erweist den Kult der lunones als einen peregrinen,
nichtrömischen. Abgesehen von der jüngst in Laurentum gefundenen
('19j liefert das alte Italien keine, die Mehrzahl Oberitalien, vereinzelt
Digiti
zedby Google
104 M: Siebourgl
treten sie in Gallien, Germanien und Noricum auf; Spanien und Britan«
nien kennen sie nicht. Zeitlich fixiert sind 19 unter Tiberius 36/37.
111 nach der Mitte des 2. Jhs., in vorchristliche Zeit weist keine
Inschrift. Die Dreizahl der lunones goht aus einem Denkmal in
Aquileia (96) hervor, wo ein sevir Amarantus ihnen einen Tempel
und darin signa tria, nämlich die Bilder der Göttinnen selbst weiht.
Die Verehrer sind, wie bei den Müttern, durchschnittlich in den niedern
Volksschichten zu suchen ; abgesehn wiederum von dem Flamen Dialk
in Lanrentum (19) finden wir eine Reihe von Freigelassenen und Leuten
mit blossem Cognomen, barbarische Namen wie Broccküoy Brocchus,
Lupuaj Masius, Mogetius, Pedula, Fetturo. Die Frauen machen
den 4. Teil der Gläubigen aus, Soldaten fehlen gänzlich unter diesen.
Von den Beinamen hebe ich die beiden niederrheinischen domesticae
261 und gabiae 288*^) hei*vor, die auch bei den Matronen wieder-
kehren. Angerufen werden die lunones för die Wohlfahrt einzelner
Personen, ganzer Familien und bestimmter Örtlichkeiten, nur dass die
letztere gerade, den Matronen charakteristische Eigenschaft weniger
hervortritt.
Warum, so lautet jetzt unsere Frage, warum sind diese Gott-
heiten lunones genannt worden? Was lernen wir aus dem Umstand,
dass dieser echt römische Göttername, wenn auch in Pluralform, zur
Bezeichnung unserer barbarischen Göttinnen verwendet worden ist? Zu-
nächst und vor allem repräsentiert luno, wie Preller- S 242 sagt, so
ganz wesentlich die weibliche Natur tlberhaupt, als gebärende Göttin,
Mutter und Matrone. luno ist als das weibliche Wesen schlechthin
auch in jedem einzelnen weiblichen Wesen individualisiert. Ihr Haupt-
fest fällt auf den 1. März, der Tag der Matronalia, an welchem nur
Jungfrauen und unbescholtene Ehefrauen teilnehmen durften. Paelea;
aram lunonis ne tangito, hiess ein Gesetz des Numa, welches dem
Kebsweib die Berührung des Junoaltars verbot. Wollte man also die
göttlichen Mütter der Barbaren in echt religiöses Latein übertragen, so
war unbedingt kein anderes W^ort, als eben lunones am Platze. Das
erhält eine interessante Beleuchtung aus der schon berührten örtlichen
Verbreitung des Junoneskultus ; es kann kein Zweifel bestehen, dass in
Obentalien der Ausgangspunkt und die eigentliche Heimat der lunones
ist. Aquileia, Verona, Brixia haben Reihen von Denkmälern derselben
geliefert; in Gallien und am Rhein treten sie nur vereinzelt auf. Eben
') Siehe Anhang 5.
tizedby Google
Digitiz
^um >tatronenkiiUuä. 10&
äp erklärlich ist es aber, dass echt römische Sprache und Yorstellung
in Oberitalien von grösserem £intluss gewesen ist, als in den flbrigen
Provinzen; daher jene Art von Theokrasie, die doch immerhin durch
({ie Namensform lunones angezeigt >Yird, dort in Oberitalien viel eher
möglich war und die Verehrung der fremden Matronen unter römischem
Namen auch in nichtbarbarische Kreise eingeführt haben mag. — Von
diesem Gesichtspunkte aus finden wir also zunächst die Bestätigung des
schon vorher erkannten, dass Matronae und lunones wesentlich identisch
sind und unsere Göttinnen als mütterlich schützende, ehrwürdige charak-
terisieren. Hierzu kommt aber, dass durch die Wahl der Namensform
lunones römische Ähnlichkeiten herangezogen werden, dass die barba-
rische Vorstellung mit der italischen verglichen wird.
Aber es bietet sich uns noch ein anderer, weiterführender .Ge-
sichtspunkt dar. Indem luno als das eigentlich weibliche Wesen auch
in jedem einzelnen weiblichen Wesen individualisiert erscheint, entspricht
sie genau dem Genius der Männer. Wie jeder Mann seinen Genius
hat, bei ihm schwört, u. s. w., so hat jede Frau ihre Juno, der am
Geburtstag geopfert wird. Die lüderliche (^uartilla sagt bei Petron,
etwas ganz bedenkliches beschwörend : lunonem meam iratam habeam.
Dadurch also, dass unsere Matronen mit dem Namen lunones ausge-
zeichnet sind, werden sie den römischen Genii entgegengestellt, mit
hineingezogen in den weiten Kreis der römischen Genien, als Schutz-
geister weiblichen Geschlechtes charakterisiert. Eine wesentliche Stütze
findet diese Ansicht in manchen Einzelheiten un.srer Denkmäler, die
ihrerseits wieder daraus bessere Erklärung und Begründung erhalten.
Ein zusammenfassender Überblick ^^j über das Thatsächliche ergiebt
schon, dass in den Matres mütterliche Schutzgeister verehrt wurden,
deren Segen vor allem an bestimmten Örtlichkeiten haftet und von da
ans sich in die verschiedensten Verhältnisse des menschlichen Lebens
ergiesst; sie schützen und schirmen den einzelnen wie die Familie,
Dörfer und ganze Völker; sie spenden Segen und Fruchtbarkeit der
Mabe des friedlichen Landmanns und führen mütterliche Obhut über
den Soldaten, der im Felde steht und die Grenze verteidigt. Kurz
gesagt: der Barbar legt ihnen einen ähnlichen Wirkungskreis bei, wie
der Römer der Kaiserzeit seinen Genien und Laren ^^). Deutlich spricht
sich diese Parallelisierung aus auf einem Denkmal aus Ossuccio am
Comersee, welches ein Arvius den Matronis et geniis Ausuciatium
*^) Vgl. meine Dissertation : De Sulevis Gampcstribus Fatis, Bonn, 86 p. Hl.
") Genien und Laren sind fast identisch; vgl. Preller' S. 71.
Digitized by CjOOQ IC
weiht (67); die männlichen und weiblichen Schutzgeister seiner Ort*
Schaft ruft er für sich und seine Eltern ^^) an. Der Genius loci erscheint
am Rhein verbunden mit den Matres Vapthiae (?) 195, der jQngst
geftmdene Trierer Stein 384 ist Genio et Iunonibt$s heilig; den
Matres domesticae, die besonders in Bonn verehrt wurden, habe ich
früher bereits die Lares damestici verglichen und bei der Deutung
der Matres Campestres als Schützerinnen der Soldaten an die Larts
militares ^^) erinnert. In Oberitalien, in Foresto bei Susa (31), wird
den Matronen ein durch das Alter eingestürztes campitum hergestellt,
eine Kapelle also, wie sie das Charakteristikum der römischen Weg-
laren ist. In Zahlbach (187) werden unsre Mütter in der besondem
Gestalt der Quadriviae geradezu mit den Lares competales identifiziert
Ich möchte hier auch noch einen Beinamen der Mütter heran-
ziehen, der mir durchaus nicht so bedeutungslos, wie Ihm S. 35 erscheint;
ich denke an die Matres Augustae, deren Kult fast ausschliesslich im
Narbonensischen Gallien blühte. Hier heissen auch einmal die lunanes
Augustae 118, während sie dreimal so in Verona (90—93) genannt
werden, wo auch der Kultort der Parcae Augustae ist. Es ist be-
kannt, dass der Beiname 'Augustus''^ den so manche Gottheiten in den
Provinzen führen, im Zusammenhang steht mit der Reformation des
Larenkultus durch Augustus. Das kluge, tolerante Rom gewährte den
Provinzialen nicht blos die Verehrung der einheimischen Götter, es
wusste sie sogar durch jenes Beiwort "Augustus^ für die Zwecke des
Reichs dienstbar zu machen. Der Augustuskult diente zu einer Art
Propaganda für das Reich in Gallien und Gei nianien ; in Lyon, wie an
der ara übiorum bildete er den religiösen Mittelpunkt des land-
ständischen Lebens. Da begreift es sich, dass gerade im Narbonensischen
Gallien, um Lyon, die Verehrung der Matres Augustae. in Blüte stand;
sie müssen hier fast die Stelle der Lares Augusli vertreten haben,
und ich sehe darin wiederum ein Anzeichen jener Parallelisierung und
Angleichung unsrer Mütter mit den römischen Genien und Laren.
Noch ein letztes sei mir gestattet hinzuzufügen. Wenn der Genius
als persönlicher Schutzgeist der Männer seine Ergänzung in der Jano
der Weiber hat, so steht dem Genius loci eine weibliche Tutela zur
Seite, von der in der Kaiserzeit die individuelle Fortuna bestimmter
Personen, Familien und Örtlichkeiten gar nicht verschieden ist **). Dem
**) 'nomme suo et C, Semproni Niffri et BaniomHf Cuaüonis fUiae,
parentmm miorum'.
»•) Meine Dissertation S. 33 Anm. 3, S. 38.
") Vgl. R. Peter bei Röscher, Mythol. Lexicon S. 1522, 40.
Digiti
zedby Google
i^nm MatronenkuitiU. 10?
Omins Augusti steht eine Fortuna Augusta entgegen; mit der
Fortuna conservcUrix horreorum Gtübianorum wird auf demselben
Stein der Genitiv conservator h. G, angerufen (CIL. VI 236). Die
kaum abersehbare Masse von Widmangsinschriften an Fortuna beweist,
eine wie grosse Aasdehnang dieser Kult in der Kaiserzeit gewonnen;
dabei tritt die Vorstellang der Göttin des launischen Zufalls zurück vor
dem Glauben an ihren Schutz und Segen in den verschiedensten Lebens-
lagen; sie wird fast ein Genius weiblichen Geschlechts und tritt auch
im Plural auf '^). Es w&re merkwQrdig, wenn sie nicht in jener Zeit
der Theokrasie mit unsem Müttern verglichen worden wäre. Während
diese im Rheinland durch die Fruchtkörbe im Schoss als Göttinnen des
Selens gekennzeichnet werden, haben sie in Gallien wiederholt FflUhörner,
mit denen auch oft die Seitenflächen der rheinischen Monumente ge-
schmückt werden. Das Füllhorn ist aber gerade charakteristisch bei
der Fortuna; auch die Ähren, die sie bisweilen trägt ^®), finden sich
vereinzelt bei den Matronen wieder ^^).
Wir sagten, dass durch die Namensform lunones unsre Mütter
einerseits in das religiös-lateinische übersetzt, andrerseits ihr Wiesen als
Schutzgeister in den verschiedensten Lebensverhältnissen dem Wesen der
römischen Genien und Laren verglichen und parallelisiert wurde.
Ich glaube, wir haben aber auch aus dem Heimatslande des Mütter-
kultus, aus dem Keltischen, eine Namensform erhalten, die in ähnlich
allgemeiner Weise, wie lunones, die schützende Macht der Göttinnen
zum Ausdruck bringt ; ich rede von den Suleviae. Wir begegnen hier
zwei interessanten und wichtigen Kombinationen, die beide erst seit
kurzem bekannt sind: d^n Suleviae lunones, die von einem Cassius
Xigrinus in Marquise (d^p. Pas de Calais 382) verehrt worden sind,
sowie den Matres Suleviae, die oftmals auf den Monumenten der ba-
tavischen Gardei*eiter in Rom genannt werden. Ziehen wir nun die
oben erwähnten Matronae lunones und lunones Matronae hinzu, so
liegt der engste Zusammenhang zwischen den drei Namen Matres sive
Matronae, lunones, Suleviae zu Tage: die lunones erklären die
McUronae und werden von ihnen erklärt; dieselben lunones treten als
erläuternder Beiname zu den Suleviae, die ihrerseits denselben Dienst
bei den Matres erfüllen. Ich brauche wohl nicht noch einmal hervor-
zuheben, dass die Namensformen Suleviae und lunones streng zu
») Ebend. S. lf>23M ff.
»•) Peter 1506«.
>7) So auf 179, 294; siehe bes. die Ahbiidung des Suleviaesteins S. 73.
Digiti
zedby Google
scheiden sind von den zalilreiclien topisclien Beinamen der Matronen.
Ueber die Bedeutung der Suleviae kann ich hier kurz sein: die An-
sicht, die ioii in meiner Dissertation darüber vorgetragen'^), hat sich
nicht geändert, eher noch befestigt. Sie sind die 'Schützenden' xax'i^oxifjv:
dafür zeugen die Thatsachen der Inschriften, das beweist die sprachliche
Wurzel des Namens, die wiederkehrt in der britannischen Dea Sul
Minerva^ in der Sulivia Idennica Minerva von Nemausus (Ihm S 81),
in dem irischen suil, gen. sula ^=: oculus; sie sind also die Huente$\
besser noch 'Tutelae. In dem stammelnden Latein des Barbaren
kündet uns Cappo, der Freigelassene eines Icarns in Lausanne (155),
seinen Glauben an die 'schützenden^ Suleviae: im Anschluss an die
Söhne seines Herrn widmet er einen Stein Suleis suis qui (•= quae)
curam vestra(m) agunt, wobei er sich mit dem aufßdligen 'vestranC
gleichsam redend an die vorstehenden Söhne zu wenden scheint. Manches
weist darauf hin, dass auch hier der an be^^timmten Örtlichkeiten
haftende Schutz und Segen die ursprüngliche Vorstellung ist. Von der
Dea Stil erhält der englische Badeort Bath seinen Namen ^Aquae Sulis\
Eine zweite Stadt Sulis giebt die Peutinger'sche Tafel *^) oberhalb der
Mündung der Loire (dep. Morbihan), während in Bourges, dem alten
Avaricum, der Hauptstadt der Bituriger, ein Tempel der 'grossen Sol',
der Solimara stand ^^). Die Suleviae montanat lassen sich mit den
lunones moutanae vergleichen. Ja die Sulivia Idennica, deren
Beiname Idennica zweifellos topisch ist-*), scheint mir der entsprechende
Ausdruck für die römische Tutela, den weiblichen geniu^ loci zu sein ^^).
Wie dem auch sei, jedenfalls haben wir in der Namensform
Suleviae den barbarischen Ausdruck für den 'Schutz', der unsem
Müttern beigelegt wai'd. Dass diese Wendung des Begriffs 'schauen'
der religiös-keltischen Sprache nicht fremd ist, beweist die Wiederkehr
der Wurzel in der Dea Sul. Die Widmung des Nigrinus andrerseits
*») Siehe Anhang 6.
") Desjardins: Geogr. d. 1. Gaule d'aprös la table de Peutinger
(Paris 1869) p. 196.
«'') Meine Dissnrt. p. 18 lo.
^') Diss. 1. 1.
**) Vgl. die 2'titela Vemnna der aquitanischen Stadt Vesunna Petro-
coriorum, Ihm S. 25 6. — Bei der engl. Badegöttin Sul bietet siph \on selbst
zur Vergleichung die Fortuna Babiearis (Peter, 1523 s«); beide werden pro
Holnte ifh'un angerufen. Den Zusatz Minerva vermag ich nicht zu erklären;
man wird doch kaum an die griechische Minerva Medica (Preller* 202)
denken dürfen.
Digiti
zedby Google
iium Matmnenkttitus. iOd
an die Suleviae lunones (382) deutet wiederum an, dass diese bar-
barischen weiblichen Schutzgeister mit den römischen Genien uud Laren
verglichen wurden. Von hier aus erst wird ans die örtliche Verbreitung
klar, die der Mütterkultus unter jener barbarischen Benennung gefunden
hat. In Oberitalien, wo unter dem Einfluss römischer Sprache und
Anschauung die lunones vielfach verehrt wurden, hat sich bis heute
noch keine Spur der Suleviae gefunden *^). Ihr Kultgebiet ist Dacien,
R&tien, die Schweiz, Gallien und der Niederrhein. Vor allem aber
müssen sie in hoher Gunst bei den batavischen Gardereitem in Rom
gestanden haben; fem vom Vaterlande, im Getriebe der Hauptstadt,
haben sie ihre heimischen Schutzgeister nicht vergessen und oft genug
den auch in der Fremde sie umschwebenden Segen der 'schützenden
MQtter\ der Mattes Stdemae, angerufen.
Mattes sive Matronae, lunones, Suleviae — das sind verschie-
dene Namen für denselben Begriff. Mattes und Matronae ist, wie
der allgemeinste und verbreitetste, so auch der bezeichnendste Ausdruck
für unsre ""mütterlichen Schutzgeister^ der noch das eigentümliche hat,
dass er, als barbarische Gottheiten bezeichnend, dem profanen, nicht
dem religiösen Latein entnommen ist. Die lunones und Suleviae
gehören beide der religiösen Sprache an: die letztere Xamensform, von
keltischer Herkunft, hebt blos allgemein den Schutz und Segen hervor,
der in der Natur der Göttinnen wesentlich ist; die erstere, ein echt
römischer Göttername in Pluralform, die das Italische selbst nicht
kennt, drückt einerseits die matronale Würde der Mütter aus und setzt
fernerhin deren Wesen und Machtvollkommenheit in Parallele zu dem
ausgedehnten römischen Genien- und Larenkreis. Nur muss man dabei
zweierlei berücksichtigen.
. In der Benennung lunones sind die Mütter durchaus nicht wesent-
lich als Frauengottheiten zu fassen; Ihm urteilt S. 77 vorschnell, wenn
er das aus einer oberitalischen Inschrift (69) schliesst, die ein Ehepaar
ans Maderno am Gardasee dem Herkules und den lunones widmet**).
Zar Widerlegung jener Ansicht genügt die Erwägung, dass drei Viertel
der Junonesverehrer Mftnner sind. Der Name lunones kennzeichnet
vielmehr das weibliche Geschlecht jener Gottheiten, stellt sie als Schutz-
geister feminini (/eneris hin, die der Römer zwar nicht kennt, denen
er aber aus seinem Glauben die männlichen Genien und Laren ver-
^) Siehe Anhang 7.
") Siehe Anhang 8.
Digiti
zedby Google
gleichen kann. Ich meine, es liegt dann ein charakteristischer Unter*
schied in der Denkweise beider Völker. Man wird nnwilikai lieh an
das Taciteische Wort erinnert: intsse feminis sanctum äligtiid ac
pravidum putant^ wenn man hört, dass Germanen und Kelten göttliche
Matter und Matronen verehrten, wo die Römer an männliche Genien
und Laren glaubten. Also nicht Frauengottheiten, sondern segnende
göttliche Frauen sind die Matronae lunofies.
Zweitens ist zwar die Yergleichung der römischen Genien durch die
Sache selbst geboten, doch muss man sich wie bei jedem Gleichnis der
Unterschiede wohl bewusst bleiben. Der Genius ist in seinem Ursprung
durchaus individuell, ein rein persönlicher Schutzdftmon; in weiterer
EntWickelung erst hat sich seine Machtvollkommenheit vergrössert;
namentlich die Kaiserzeit bildete den Kult der Genien als Beschützer
von Städten und Gemeinden aas ^*). Die Matronen dagegen sind wesent-
lich und ursprünglich lokale Schätzerinnen, . deren Segen an bestimmten
Örtlichkeiten haftet; am reinsten und häufigsten tritt uns diese Vor-
stellung am Niederrhein im Ubierland entgegen. Jener heimatliche
Segen ergiesst sich in alle Lebensverhältnisse der Gemeinde, er umschwebt
und begleitet jedes einzelne Mitglied derselben, und in diesem Sinne
werden auch die MiUter zu persönlichen Schutzgeistern, natürlich in
ganz anderer Weise, als die italischen Genien. Es giebt Tausende von
Genien und Laren, aber nur tres Matres, deren Verehrung unter so
vielen topischen Beinamen man am besten versteht, wenn man an die
Verehrung denkt, die die Gottesmutter Maria in der katholischen Kirche
als 'Unsere Liebe Frau von Lourdes', 'Hl. Maria von Kevelaar' u. s. w.
geniesst. Eins aber ist sicher die Folge von jener Vergleichung der
barbarischen und italischen Sclmtzgeister gewesen, dies nämlich, dass
ein Kult dem andern die Wege geebnet hat. Es ist schon früher von
andern hervorgehoben worden, dass gerade der Kult der Genien als
Beschützer von Städten und Gemeinden infolge einer Verwandtschaft mit
schon vorhandenen religiösen Vorstellungen seine grosse Verbreitung
gefunden haf^*''). Umgekehrt muss der Matronenkult auch aus dem
Vorhandensein verwandter römischer Glaubensbegriffe Nutzen gezogen
haben: nur so erklärt sich die überraschend grosse Anzahl von Ver-
ehrern, seine Verbreitung und Dauer in Gegenden, wo doch römische
Kultur und römisches Leben den nachhaltigsten Einfluss haben ausüben
können. Es bleibt immerhin eine merkwürdige Erscheinung, dass wir
") Schiller, Römische Kaisergesch. I S. 467.
«) H. Schiller 1. 1.
Digiti
zedby Google
r
Zum MatronenkiiltiiJi. 111
bis jeixt weaigateDs keine Spur dieser so ausgebrateten ReligionsQbung
bei den römischen Schriftstellern nachweisen können, einer Religion, die
doch gerade im täglichen Leben des Hauses, der Familie, der Gemeinde
eine so grosse Rolle gespielt hat : das erkläil sich wohl nur daher, dass
wir es mit einem Kult der nieJrigsten St&nde zu thun haben. Im
übrigen l&sst die Zeit der Blüte der Matronenverehrung mit ihrem
hervorstechenden Zug nach Tbeokrasie uud kluger Verschmelzung von
römischen und barbarischen Glaubensbegriffon von vornherein vermuten,
dass auch unser Kult manches Römische aufgenommen hat: manche
bestätigende Einzelheiten wurden oben schon angefahrt, und ich erinnere
nar an die Namensform lunofies und an die Matres Augnsiae in
Sfldgallien, die geradezu die Lares Augtisti zu ersetzen scheinen.
Es bleiben mir nun noch drei Namen zu behandeln : Campestres^
Biviae Triviae Quadriviae, und Parcae. Über die beiden erstem
kann ich ganz kurz sein. Meine Deutung der Campesires als Schfttze-
rinnen nicht der Feldflur, sondern des cawpus müitaris ist auch von
Wissowa und Hettner anerkannt worden. Man sieht, eine wie weite,
scheinbar fem abliegende Anwendung der Schutzbegriif in der Natur der
Mfltter zulässt; zugleich t^llt damit die namentlich in den früheren
Arbeiten so oft wiederkehrende Anschauung unsrer Matronen als 'segnender
Göttinnen der Flur und des Waldgebirges' '^). Ausserlich stellt sich
Campesires im Gegensatz zu Tunones und Suleviae als adjektivischer
Beiname mit engerer Bedeutung dar. Hettner^?) urteilte klar und
präzis, als er schrieb: „Aus dem allgemeinen Schutz, welchen die
Matres gewähren, erbitten die Soldaten im besonderen den Schutz für
den Felddienst; sie fügen das zu schützende Objekt als Cognomen bei
und mit der Zeit geht das Nomen verloren und es bleibt nur Campesires*^,
Das Nötige über die Kreuzweggottheiten ist schon von Ihm S. 87 ft*.
dargelegt worden; auch ich stehe nicht an, gestützt auf die englische
Ringinschrift an die Maires viales 359, sowie das Ladenburger Monu-
ment (S. 90, Fig. 19), diese barbarischen Wegschützerinnen in den
Ki-eis der Muttergottheiten zn ziehen. Interessant und schon oben ver-
wertet ist die Identifizierung der römischen Lares compeiaies mit den
fremden Quadriviae auf dem Zahlbacher Stein 187.
Wie steht es nun aber mit den 'Parccui' V Jüngst bat Ihm ihnen
mit durchaus unzureichenden Gründen die Zugehörigkeit zum Mütter-
"•) Preller, Mythol.« S. 288.
«0 Wd. Korr. VI S. öl,
Digiti
zedby Google
112 M. Siebourg
kreise bestritten (S. 66 IT.). Zwar liest aach er auf der entscheidenden
Inschrift von Carlisle 371 Matrib(U8) Parc(is) und erwähnt dabei die
au demselben Orte gefundene Parzeninschrift 532, sträubt sich dann aber
die Kombinatton 'Matres Parca^ anzuerkennen, indem er auf ein paar
ganz entfernt liegende Erklärungsmöglichkeiten hinweist. Gt'genüber der
ersten und bis jetzt einzigen rheinischen Parzeninschrift von Worms
524 macht er dann noch geltend, dass bisher im Gebiet des deutschen
Stammes der Vangiones keine Matroneninschriften bekannt geworden
sind: ein bedenkliches Moment ex silentiOj das die Zukunft bald ent-
kräften könnte, abgesehen davon, dass nicht so sehr weit nb von Worms
auch MQttei-steine gefunden worden sind. Für mich genügen die oben
behandelten Kombinationen Matronae lunoneSy lunones Matronae,
8ulet>%ae lunones^ um, wie vorher die Matres Suleviae, so hier auch
die Zusammenstellung Matres Parcae als sicher anzusehn. Ich selie
nicht ein, wie Ihm die erstem anerkennen und verwenden, die letztem
bezweifeln will.
Was lehren die Denkmäler nun weiter? Das alte Italien kennt
sie nicht; Oberitalien und Südgallien liefert die Mehrzahl, dort nnr die
Städte Aquileia und Verona, wo, wie wir sahen, besonders der Junoues-
kult blühte; vereinzelt erscheinen sie in den Donauprovinzen, in Britan-
nien, Metz, Worms. Ich hebe hervor, dass sie auf den Monumenten
der batavischen Gardereiter in Rom nicht angerufen werden, während
hier wohl die weiblichen FcUcie auftreten. Die Parcae unserer Denk-
mäler sind also, wie auch Ihm zugiebt, jedenfalls nicht römisch ; ihr
Kultgebiet fällt in das der Mütter hinein; in Verona heissen sie, wie
die lunoiicSy ebenfalls Augustae; zweimal findet sich die Dativform
Parcabus (520, 530), der Stand der Verehrer ist wie bei den Müttern,
durchgängig ein niedriger: kurz, was mir der Stein von Carlisle 371
sagt, das wende ich folgerichtig nicht nur auf die an demselben Ort
verehrten (532), sondern auf alle jene Parcae an: sie gehören in den
Kreis unsrer Muttergottlieiten ^®). Doch das genügt noch nicht; welche
Wesensseite erschliesst uns die Xamensform Parcae? Der Glaube an
**) Was soll Ihm's Satz S. 67: 'Auf alle Fälle aber giebt diese eine
iDschrift (371) nicht die Hercchtigung, die auf einer Anzahl Denkmäler ge-
nannten Parcae ohne weiteres mit den gallischen Müttcru zu identifizieren'?
Kr selbst zieht doch auch, ohne ausdrückliche Matres Biriae zu kennen, hlos
auf die englischen Matres cialea und das Monument in Lopodunum gestützt,
die Kreuzweggottheiten hierhin. Das 'weitere' ist übrigens auch oben an-
gedeutet,
Digiti
zedby Google
Zum Matronenkultus. 113
ihr^ Schatz and Segen, den allgemein die Zosammenstellang Matres
Parcae andeutet, findet auch Aasdruck auf demselben Stein 37 t in
der Anrttfung ''pro salute Sauctiae GeiHinae\ in der Zusammenstellung
mit der Bona Den (520), der Göttin der weiblichen Fruchtbarkeit,
die als sitzende Matrone, mit dem Ftlllhorn in der Linken, abgebildet
erscheint **).
l>och ich habe, den im Anfang entwickelten Grundsätzen gemäss,
die echt römische Namensform Farcac aucli aus römischen Vorstellungen
zu erklären. Da liegen natürlich die Parzen weit ab, die sich durch
griechischen Einiluss den {xotpai assimiliert haben, den Göttinnen des
unabänderlichen Lebensschicksals, als welche sie in dem Ilorazischen
Wort: ^Dum . . . sorortim fila trium patluntur atra erscheinen.
Statt der urspranglichen einen römischen Ptirca haben Dichter und
KQnsÜer die drei griechischen spinnenden Schwestern in Rom eingeführt
und ihre Thätigkeit und Ei-scheinung ganz nach dem Muster der (lolpa:
entwickelt: in das Volk ist dieser Glaube nicht gedrungen; hierher ist
auch eine Erkenntnis unsrer Matres Parcae nicht zu holen. Wir
haben — das lehren die Thatsachen der Monumente — in ihnen un-
zweifelhaft segenspendende, gütige Gottlieiten zu sehen. Aber sind denn
Schicksal und Glück zwei so verschiedenartige Begriffe? Fällt nicht
das eine in den Umfang <les andern V 'Die Mächte des Schicksals und
den nah verwandten Kultus der Genien in seiner speziellen Anwendung
auf das liCbeii' stellt Preller in demselben Absclinitt zusammen (X).
Fortuna^ ursprünglich die Göttin des unberechenbaren Zufalls, ist nament-
lich in der Kaiserzeit mehr und mehr zu einer glückspendenden, genien-
artigen Schutzgöttin geworden, die geradezu mit der Tutela identifiziert
wird. Den geschlechtlich differenzierten Fati und Fatae der Dedi-
kationsinschrift^n hat Jordan'^) früher schon die Bedeutung des unent-
rinnbaren Schicksals abgesprochen und sie für schützende Genien erklärt.
'Fatus meus* steht bei Petron c. 77 gleichbedeutend mit 'Genitis
mens. ^Fdieitaii Saluti Feitis* — so heisst es durchgängig auf den
Widmungen der batavischen Gardereiter in Rom; sie lassen wahrlich
keinen Zweifel, was sie von ihren ^ Fatae glauben. Sind denn aber
die Fatae von den Parcae verschieden? Wenn die Freigelassene
Postumia zu Aquileia (505) einen Altar Fatis divinis et barbaricis
widmet, wen kann sie denn unter den barbaricae anders meinen als
*•) Siehe Bullett. commun. archeolog. 1879 tab. XXIII.
=»•) Zu Prcller Myth.» II S. 194 4, Vgl. auch Pcter's Artikel 'FatuH
Futä' in Roscher's Mvthol. Lexikon,
Digiti
zedby Google
114 M. Siebourg
die fremden Jdaires Parccie, die gleichfalls in Aquileia verehrt wurden V
(520). Wir haben also in unsern Parcae die Spenderinnen eines
glücklichen Schicksals zu sehen, eine Wesensseite, die sich auch fOr die
römischen Parcae mitunter bei den Schriftstellern in Beinamen wie:
albae benignae laetae darstellt. Parcae Augustae heisst es, wie
wir schon Matres Augusiae und Fortuna Aug. kennen lernten Der
Begriff der harten Schicksalsmacht verblasst vor dem Glauben an ihren
genienhaften Schutz, und in diesem Sinne, meine ich, liegt die Namens-
form Parcae nicht albsusehr ab von der der lunanes. Ich halte aber
die Benennung ^Parcae und in Verbindung damit ^FaiOit fftr um so
wichtiger, weil uns hier zuerst in methodischer Weise durch römische
Worte und deren Weiterentwicklung eine Brücke zum keltisch-germa-
nischen Glauben geschlagen wird.
Ich hegnüge mich für jetzt mit diesem Hinweis, den der Kundige
verstehn wird ; die Verfolgung dieses Weges sowie noch manches andere
muss ich mir für später aufbewahi-en. Es sei mir nur gestattet, noch
mit ein paar Woiten wieder zum Anfang zurückzukehren. Der Matro-
nenkult hat in der Zeit der römischen Theokrasie geblüht; seine
Äusserungen liegen uns vor in römischen Formen und Formeln; er ist
jedenfalls von römischen GlaubensbegnfPen beeinflusst wordeu. Ich ver-
hehle mir also nicht, dass in der obigen Erklärung der Namensformen
das Wesen unsrer Gottheiten nur so dargelegt ward, wie es sich unter
der Einwirkung römischer Kultur und Vorstellung gestaltet hat. Trotz-
dem glaube ich mit Recht ei-st diese befragen zu müssen ; sie weisen,
wie zuletzt hervorgehoben wurde, auch schon den weitern richtigen Weg.
Mit dem aus den Thatsachen der Monumente und den Analogieen
römischer Denkungsart gewonnenen Bilde muss man dann an das
keltisch-germanische herantreten und Anknüpfungen suchen — plenum
oims aleae ! Was wissen wir beispielsweise von der germanischen und
erst der keltischen Mythologie der ersten vier christlichen Jahrhunderte?
Man vergisst leicht, dass unsre Denkmäler mit die Hauptquelleu sind,
die vorurteilsfrei befragt werden wollen. Neben ihnen stehn die Nach-
klänge alten Glaubens, die aus den Sagen und Gebräuchen des Volkes
bis in die Gegenwart hinein dem Kundigen heraustönen. Wir dürfen
uns freuen, dass liebevoller Fleiss hier manches Gut aufgehäuft und
und zur Benutzung gestellt hat.
Digiti
zedby Google
Zum MatronenkuUus. 115
Anhang.
1) Zu S. 101. — Da« Vorkommen dieser Dative beschränkt sich auf
SödgalHen und den benachbarten Teil Obergermaniens ; sie zwingen durchaus
nicht, den nicht nachzuweisenden Nominativ *matra anzunehmen, der eine
Latinisierung des angeblich keltischen Nominativ 'mätor' (Ihm S. 10) sein soll.
Ich erkläre jene Formen aus einer metaplastischen Deklinationsweise des Volkes,
die nicht ohne Beispiele ist. Wie sich '«It&i»' statt '^V häufig auf Inschriften
findet (CIL. III 3231, 3939, 4363, VII 582, 767 al.), wie */i/«7W für ;/ö«' steht
(CIL. XIV 849), so steht auch 'hevtAXx' statt 'heredtbn» 2mal (CIL. XIV 766);
so haben auch die keltisch-germanischen Provinzialen *mairii statt *mairibus"
gesagt. Ich sollte meinen, der Index von CIL. XII wird uns noch mehr
lehren. — Zu dem Dativ 'tnatris' ist dann unter dem Einfluss des sehr häufigen
Dativ's auf -abu8 bei den Cognomina auch der Dativ 'Matrahus gebildet wor-
den; Tgl. das 2malige 'Matranabus* 81, 83 neben dem durchgängigen ^MtUro-
ni8\ — Merkwürdigerweise findet auch Ihm noch S. 10, 32 die Ansicht J.
Becker's (Kuhn und Schleicher Beiträge ... IV S. 149/150) sehr wahrschein-
lich, die Häufigkeit der Endung -abuH sei auf den Einfluss der keltischen
Sprache zurückzuführen. Becker meinte gar, bei Adjektiven sei sie unlatei-
nisch. Abgesehen von dem in späterer Zeit so häufigen libertabus* hat sie
das alte Latein besonders häufig; ich verweise auf Neue's Formenlehre S. 31,
der Bsp. wie 'pudicabus, pattcabtis, manibus dextrabus, gnatabus anflihrt. Vul-
gäres und altes Latein berühren sich hier wie so oft.
Auf der in griechischen Buchstaben geschriebenen Inschrift von Nimes
(115) sehe ich in . . . dföt MatQfßo Nafiavamaßo .... lateinische Formen
in keltischer Aussprache; vgl.: Eburn-iciSy UceUas-icis.
2) Zu 8. 101. — Von den beiden einzigen südgallischen Widmungen
an die 'Matronen' nennt die eine, jener bekannte von einem Tribunen der
1 . Minervischen Legion in Lyon gesetzte Stein 394 die niederrheinischen
Matronae Äufaniae in Verbindung mit den Moires Pannoniorum et Ddmatarum.
Die andre (151) wurde zu Axima in den Grajischen Alpen von einem L.
Julias Marcellinus gemacht; auf Grund der in Südgallien herrschenden Be-
zeichnung Maares und der eigentümlichen Bewandtnis des Lyoner Steins 394
vermute ich demnach, dass dieser Marcellinus aus Oberitalien nach Axima
eingewandert ist und seine heimatliche Bezeichnung der landesüblichen vor-
gezogen hat Der umgekehrte Fall liegt uns, wie ich glaube, in der spani-
schen Inschrift 398 vor: Matrihua. Au faniahtis M lulnis Gratiis; schon
llabner Ephera. epigr. II p. 235 schloss mit Hecht aus dem niederrheinischen
Beinamen Äufaniae^ der Dedikant müsse ein Germane sein ; während aber am
Rhein die durchgängige Bezeichnung Matronae Äufaniae ist, hat unser Gratus
sich in Spanien der landesüblichen Bezeichnung anbequemt und die Matres
statt der rheinischen Matronae gesetzt.
3) Zn S. 101. — So glaube ich denn auch die seltsame Widmung eines
Soldaten derselben Legion (I. Min.) erklären zu müssen, die er zu Bonn
* Mairibus sive Matrwm Aufaniabus domestids' gemacht hat (207). Was soll
das gite? Ich meine, unser Dedikant hat den ihm als Soldat geläufigem
Sprachgebrauch mit dem einheimischen vereinigen wollen.
We«td. ZoiUehr. f. Geioh. n. Kamt. VII, II. 9
Digiti
zedby Google
116 M. SiebouiK.
4) Zu S. 102. — So heisst es bei Sueton ed. Reifferscheidt p. 28C):
'matrona fUios ampliat, mater famüias, quae patri famüiae nupsW ; und Aelius
Melissas bei GelHus XVIII 6: 'matrona est, quae semel peperity quae saepius^
mater famüias.
5) Zu S. 104. — 288 lautet: lunouibus. [GJabiabm Masius votum re-
titlit. Was Ihm hier von Masius an bedenkliches findet, verstehe ich nicht.
Zu Masiusy das Ihm zweifelnd in M, Ästus zerlegt, vgl. CIL. Y 3666 M,
Masius M , zu 'votum retiHif vgl. CIL. Y 851 : voti compotes facti. . . .
Vota retulerunt. Übrigens glaube ich, dass Kern (Gtermaansche Woorden u. s. w.
Amsterd. Akad. Letterkunde II. reeks IL deel p. 309) den Beinamen 'Gabiae
und *Jlagabiae' (316) mit Recht als 'gebende', 'allgebende' deutet. Scherer
hat dem Berl. Akad. Sitzgsber. 1884 I p. 580 zugestimmt.
6) Zu S. 108. — Sie ist in Recensionen von Hettner (Wd. Korr. Yl,
29) und Wissowa (Deutsche Litteraturzeitung YKI 674) gebilligt worden:
gegen Wissowa, der sie für nicht neu erklärt, muss ich doch erinnern, dass
die Etymologie jedenfalls bis dahin noch nicht vorgetragen war. Röscher
(Berliner Philol. Wochenschrift 1887, 14. Dezember) bemerkt, er verstehe
nicht, wie die Wortbedeutung Suleviae » 'Uientes' nun zu dem Begriff 'Schutze-
rinnen' fiihre ; ich glaubte allerdings nicht nötig zu haben hinzuzufügen, da.s8
'tueor* nicht blos 'schauen', sondern auch 'schützen' heisst.
7) Zu S. 109. — Man mochte fast glauben, dass der öfter erwähnte
L. Cassius Nigrinus, der bei Calais (382) die Sideoiae lunones anruft, aus
Oberitalien stammt und jene Combination unter Nachwirkung heimischer Er-
innerung gemacht hat; denn wir kennen auch einen L. Cassius Yervici f.
Nigrinus aus Yerona, der hier den Parzen und dem Silvan je einen Stein
widmet CIL. V 3281, 3295.
8) Zu 8. 109. — Wenn auch die Frauen von den Opfern an Hercules
ausgeschlossen waren, hier also der Mann den Hercules, die Frau die lunones
anrufen mag, so beweist das doch nicht, dass die letztem nun hauptsächlich
Frauengottheiten waren. Die Zusammenstellung lehrt uns eher etwas anderes,
das wir so schon wussten. Hercules ist (Preller* S. 644, 5) namentlich in
der ländlichen Auffassung ein Genius der Fülle, des Segens; vgl. Namen wie
Hercules tutor, salutaris, domesticus. Aufs passendste stehen neben ihm die
lunones, die weiblichen Genien des Barbarenglaubens, die mütterlichen Schutz-
geister, die hier im Yerein mit Hercules von liebenden Eltern für die Wohl-
fahrt ihres Kindes angerufen werden.
Digiti
zedby Google
Römische MOnzschatzfunde in den Rheinianden.
(FortseUung zu Jahrg. VI S. 119—154).
Von Museumsdirector Hettaer.
Die Sehatsfande constantioiseher Münzen von Ermsdorf, Dhron,
OUmnth, Weeze und Rheinzabern.
Der angekündigten Übersicht über die rheinischen Schatzfunde sei es
gestattet noch die ausfuhrliche Besprechung einiger Münzfunde voran zu
Stelleo, welche über die Reihenfolge der Emissionen der Trierer Präge und
hierdurch für die Chronologie der constantinischen Münzen überhaupt Auf-
schlüsse geben. Die gewonnenen Resultate sind für die nachfolgende Übersicht
von Wert; ihre Darlegung an dieser Stelle dürfte deshalb gerechtfertigt sein ').
Y^ Bei Eimtdorf (bsi Msdsmach in Luxemburg) wurde im Mai 1880
ein Tbongeschirr mit einer grossen Masse Münzen gefunden. Der rührige
Conservator des Luxemburger Museums, Hr. Professor van Werveke, erwarb
für die Sammlung sämtliche Münzen, deren er habhaft werden konnte —
5000 Stück — , taxiert aber die Zahl der daselbst aufgefundenen Masse etwa
auf das Doppelte, van Werveke hat diesem Funde eine treffliche Behand-
lung in den Publ. de Tlnstit. de Luxemb. 85 S. 440 f. zu Teil werden lassen,
in welcher er auch die kleinsten Verschiedenheiten der Bilder wie der Ab-
schnittsvermerke notirt, leider aber unterlassen hat die Stückzahl der Varie-
täten anzugeben und die Resultate seiner musterhaften Arbeit in Tabellen zu
bringen; bei einem so umfangreichen und interessanten Funde wäre ein
schneller Überblick über sämtliche vertretenen Prägen wie Offizinmarken sehr
erwünscht gewesen.
Auf meine Bitte übei*schickte mir in diesem Winter Hr. van Werveke
den gesamten Münzfund, soweit derselbe nicht in die Luxemburger Samm-
1) FQr mein« UuterBuchangen war mir ein Verzeichnis der Prägevermerke der im
kgl. MttaxkAbinette xn Berlin befindlichen Restitutionsmanzeu der Theodora und Helena und
der Gloriorexercitutmtakzen des Constans caes. and Delmatius von Nutzen, welches ich der
iteneralTerwaltaug der kgl. Museen, Im Desonderen Hr. v. Sallet verdanke.
9*
Digiti
^edby Google
XIS Uettner
lung eingereiht war; ich erhielt 4239 Stück, sie waren in folgenden Pngen
gemünzt: in Trier 2693, Lyon 160, Arles 9, Constantina 119, London 41,
Siscia 23, Rom 10, Tarragona 2, Antiochia 1, Karthago 1, Theasalonica 8.
Femer waren von 1172 Stück die Vermerke nicht bestimmbar, ein erheblicher
Teil auch dieser wird voraussichtlich in Trier geprägt sein. — Selbstverständ-
lich giebt diese nach Sammlungszwecken reduzierte Masse kein richtiges Bild
mehr von der ursprünglichen Zusammensetzung, Raritäten in westdeutschen
Funden, nameotlich die orientalischen Prägungen, sind grösstenteils heraus-
genommen.
Mein Nachtrag zur Bearbeitung dieses Fundes bezieht sich deshalb
ausschliesslich auf die Trierer Prägungen und zwar auch nur auf die seit
dem J. 390 ausgegebenen, weil die früheren im Funde zu vereinzelt auftreten,
um für die Untersuchung nach den Emissionen Aufseht uss geben zu können.
Die Resultate sind in der unten folgenden Tabelle gleichzeitig mit den aus
einem Münzfunde von Dhron gewonnenen dargelegt; die Zahlen bezeichnen
die Stückzahl in der mir zugesandten Masse; mit v (vertreten) sind aus den
van Werveke'schen Aufzeichnungen Stücke nachgetragen, die in jener Masse
nicht mehr vertreten waren.
Vb. Am 26. September 1885 wurde i« DhroiiHialo «kl« halbe
oberhalb Miron am Eingange eines Schieferstollens etwa öO cm unter der Ober-
fläche in einem zerdrückten Kupferkesselchen eine Masse Gonstantinischer
Kletnerze gefunden. 443 wurden dem Museum zum Kaufe angeboten; ihre
Untersuchung übernahm Hr. 0. von Neil und gab im Wd. Korrbl. IV Nr. 147
eine kurze Notiz. Die Erwerbung für das Museum gelang damals nicht wegen
zu hoher Forderung des Eigentümers, nur 10 Stück wurden angekauft; 99
Stück kamen an 2 Münzsammler in Trier, 254 nach Würzburg; über den
Verbleib der restierenden 80 Stück erhielt ich keine Auskunft. Glücklicher
V^eise gelang es jüngst durch die freundliche Vermittlung des Herrn Dr.
K. K. Müller in Würzburg die Würzburger Partie für unsere Sammlung zu
erwerben, von den 99 in Trier verbliebenen Stücken durfte ich genaue Ein-
sicht nehmen. Übrigens wird erzählt, der Fund habe weit mehr als 443 St.
betragen, sei aber von den Findern in kleineren Partieen verschleudert worden.
— Die untersuchte Masse besteht mit Ausnahme einiger Consecrations münzen
des Claudius II und einigen wenigen Stücken jener Zeit, ausschliesslich aus
Constantiuischen Kleinerzen; einige Stücke zeigen Silbersud in vollkommen
intakter Erhaltung, die meisten wenigstens noch erhebliche Spuren desselben.
Obersicht Ober die Schatze von Ermtdorf und Dhron.
FAr alle folgeiid«ii Tabellen sei im allgemeinen bemerkt, dMs die Richiani de«
Brnstbildes oder Kopfes immer nach rechts geht, wenn nicht da« Gegenteil angegeben ist.
Bei Prägestätten, welche nur mit swei OfAslnen arbeiteten, sind die Münzen beider unter
dem Yermerk der ersten anfgef&hrt. Die OrOsse der MOnsen ist nach dem Mionnet'echeu
Monamesser bestimmt. Die ZiflTern für die Trierer Emissionen beziehen sich auf die Dar-
legungen in Wd. Zs. VI 8. 148 fg. Das am Kopf der einseinen Kolumnen stehende E be-
zeichnet Ermsdorf, Dh Dhron. Mit Q ist der Kraus, mit '*' die Palme wiedergegebeu,
welche Zeichen die Kuriii der«olbeu verdeutlichen können.
Digiti
zedby Google
Kömische Münzschatzfttiule in den Hheinlanden.
Il9
In den Jahren:
In der Emission:
Im Abschnitt:
Beata tranquOIüas votis XlV.
Constantinus aug., Helm n. Kiirass . . . .
„ yt Kaisermantel u. Scepter .
r «I « » n.l.
„ „ Kopf mit Lorbeerkranz
Licinins iun nob caes, Palad. n. 1
Crispis nobil c, im Pahid. u. Strahlenkranz, n. 1.
Crispns nob caes, Helm u. Kürass . . . .
Inl Crispns Dob caes, Lanze nach vorn, n. I.
„ „ Lanze über Schnlter, n. 1.
,, „ Kaisermantel n. r. . .
„ „ Kürass u. Victoria n. 1.
Inl Crispns nob c, Kürass u. Helm. . . .
„ ,, Lanze n. I
Dn. Crispus nob caes, Lanze nach vom, n. r.
n „ , „ anf Schulter n. r.
Constantinns inn nob c, Pal. n. 1., mit Victoria
Umschrift dgl., Pal. n. 1., Hand erhoben . .
„ Pal. n. r., ein Pferd führend
„ Kaisermantel mit Scepter n. r.
„ Kürass n. 1., mit Victoria, in
der Linken eine Lanze
„ dgl., aber in L. ein Scepter
320—322
Xa Xb Xc ; Xd
PTR PTR^ -PTR' -PTRu
E|Dhll £
41 2 |106
DhllE
Dh"E"Dh
16
15
56
2
1 52| 3 ! 13
Ü18
! 4 1
I 18
I
1 8
I 1
1
Digiti
zedby Google
120
Uettuei^
In den Jahren:
323
324/25
:i26
327 || 328
In den Emissionen:
XIa
1 Xlb
X[c
1 XHa Xnb
IptreI-ptre
Im Abschnitt:
PTR^
PTRu
FTH^.
Providentiae augg.
E
Dh
E
Dh
E
Dh
B Dh
E
Dh
Constantinus aug, Kopf mit Kranz*)
21
V
56
7
121
1
17
28
1
8
Providentiae caess.
F
Crispus nob caes, im Kürass . . .
V
1
Fl lul Crispus nob caes, im Palud. .
3
1
Umschrift dgl., Pal, von hinten gesehen
2
Pal. n. 1
5
1
V
5
1
Constantinus iun nob c, im Palud. . .
10
V
„ „ , im Palud. n. 1.
6
2?
40
6«)
26
11, 1
5
Fl. lul. Constantius nob c, Palud. n. 1.
1
1
34
4
28
7 6
1
Constantius nob caes, Kürass n. r. .
V
1
Saitnatia devicta.
1
1
1
Constantinus aug., Kopf n. r. . . .
29
1
83
2
Caesarum nostwrum vot X*).
i
1
lul Crispus nob c, Kopf mit Kranz
21
1
37
3i
1
Constantinus iun nob c, Kopf m. Kranz
19
67
31
Salus rei publicae.
1
1
Flav. Max. Fausta aug, Büste n. r.
V
V
V
Spes rei publicae.
i
!
i;
Flav Max Fausta aug., Büste n. r. .
V
V
1 V
Securttas rei publice.
'1
Fl. lul. Helena augusta, Büste n. r.
1
V
i
1
1
15
27
6
4
1
2) Hierin ist eine hybride Prägung mit dem Ber. providentiae eaes* gestellt Da«
Diadem findet sich bei PTRE Imal im Ermsdorfer, bei * PTRE 2mal im Dhroner Funde.
8) van Werveke ftthrt Nr. 263 eine Mttnze des Crispus mit Oaetarum noHronm rot
XX an; da sie sonst nicht vorkommt, wird sie als hybrid, als Abschlag einer fehlerhuften
Matrize zn gelten haben.
4) Hierzu ist eine hybride Prägung mit ProviifetUiae augm gestellt.
Digiti
zedby Google
kumische Ntirnzschatzfunde in den Uh einlanden.
121
In den Emissionen: XIII XIV
Im Abschnitt: TR* PI TRP
iE
XV 'XVI XVII
TRP*
Ij A
CRoria exercäus mit 2 Fddsekhen,
Constantinus max aa^, Palud.^») . .
Constantinus iun nob c, Kürass . . .
Fl. lul Constantius nob c, Kürass . .
F]. lul CoBstans nob caes, Paludament
I
Urbs Bonta . .
Constaniinopolift
!70
!41
57
97
TRP TRP
Dh| E Dhi eIdH E~f E
161 19
14
10
10
12|i40.16 26
13! 40.29 27
'; 6i 13
2 ; 38 li 44
'I 11 1' 5
I 1.
,1 18 1; 8
ii =i
3 I 116 || 101
127 !i 103
Von der XVin. Emission * TRP * scheint der Ermsdorfer Fund nur
einige Stücke enthalten zu haben; in der mir zugeschickten Masse fand ich
3 Constantinas iun. mit einem Feldzeichen, van Werveke verzeichnet eine
Theodora. Aus späteren Emissionen erwähnt derselbe aus TRP eine Helenae
und eine G/oriamiinze des Constantius aug; aus TRPu mit M im Felde eine
Gloriaftkfknz^ des Constans aug.
Über die Zusammensetzung des l)h roner Fundes ist noch folgendes
hinzuzufügen :
1) Frühe Stücke aus Trier:
TIF
T>,pp Scii invkio comitiy ('onstantinus p f aug .... 1
PTR Soli inmcto. Sol mit 2 Gefangenen, Constantinus aug 1
STR Victoriae Jaetae u. s. w., (-onstantinus aug . . . 1
2j Aus Lyon: ^
AIS
p -^ ^e iiivicto comiti, Imp Constantinus aug .... 1
CIR
PLG
Beata trawptHIitas, Constantinus aug 6, (rispus
nob caes 6, Constantinus iun n c 3 15
PLGG Caesarum nostromm vot X lul Crispus nob c 4,
Constantinus iun nob c2 6
^,'^7^ Sannatia devicia, Constantinus aug 1
PLGu
PLG PravidenUae augg, Constantinus aug 3
PLG Gloria (2 Fahnen) Fl. lul Constantius nob c 1,
Conskintinopoiis 1 2
*PLG Crlaria (2 Fahnen) Constantinus iun nob c . . . 3
ijPLG Gloria (2 Fahnen) Constantinus nob c 4, Borna 2,
ConstatUinopolis 1 « . 7
44
4a; Im Erma<lorfer Fand ftthrt CongUntin in Em. TR * P 28 mal den Kranz, 48 mal
da« Diadtm, in TBF ' lOnial d«n Kraus, »mal das Diadem, in TRP« Imal den Kränz, 2mal
das Diadem.
Digiti
zedby Google
iä2 üettoei^
3) Aus Arles-Constantina:
PA Du Ltcini augusti vot XX Imp Licinius aug SA 1;
Caesarum nostrorum txH; V Crispus nob caes TA 1 2
PAuRL Frovidentiae augg Constantimis aug SAuRL 1;
Virtus augg Constantinus aug PAuRL u. SAuRL 3 ;
Virtus caesa Constantinus iun nob c TAuRL 1 5
SIF
Al)T P •^^'^^''^^ ^<^^^^ ^^' I^^^ Constantins nob c ARLQ
S|F
Q CONST
1 ; Virtus augg Constantinus aug ARLS 1 ; Virttts
caess Fl lul Constantins nob c ARLQ 1 ... 3
Virtus caess Fl. lul Constantins nob c . . . 1
ürbs Borna
S CONST
S PO VST ^^^^^ exercitus Constantinus iun nob c
4) Aus London:
P I A
p. ' ^ Beata tranquitiitas Constantinus aug mit Strahlen-
Krone l
p, 1^^ Beata tratiqtiülitas Crispus nob caes 1, Constan-
tinus iun n. c. Strahlenkrone 2
PLONu Caesarum ^wstrorum lul Crispus nob c ... 1
PLÖN Beata tranquiXlitas Constantinus aug 2, Crispus
nobil c 1, Constantinus iun nob c 1; ProridetUiae
caesa Constantinus aug 1, Crispus nobil c 1 . . 6
5) Aus Tarragona:
PT Dn Cotistantini max aug vot XX Constantinus aug
PT 1; SecuritttJi rei publice Fl. Helena augusta PT 1,
Dominomm tiostrorum vot V Crispus nob c ST 1 . . 3
p=r Doiniyiorum nostrorum vot X Constantinus iun nob c 1
SuT ProoidenJtiae caess Constantinus iun nob c SuT 1,
Fl. lul Constantius nob c TuT 1 2
6) Aus Rom:
RP Virtus caess Constantinus aug RP 1; Dn ConstanUni
max aug vot XX Constantinus aug RP 1, FrovidenÜae
caess Fl. Val Constantinus no c 1 3
RuQ Virtus caess Constantinus aug 1
PyyR Constantini max aug vot XX (constantinus Aug 1
T ♦ R Caesarum nostrorum vot X Constantinus iun nob c 1
13
10
Digiti
zedby Google
kömische Müiiiescliatfs^iuule hi Aen Rheiiiland^n.
12S
7) Aus Siscia:
ASISo ProoidetfUae augg Coostantinus aug 1
rSISf^ Caesarum nostrorum vot X Constantinos iuu nob c 1
* £SIS * Pravidentkie caess lul Crispus nob c 1
• ASIS • Ghria (2 Fahnen) Fl lul Constantius nob c . 1
8) Aus Heraclea:
^aP^ I^i?rVfat^^ aagg Imp Licinius aug
l
9). Aus Nicomedia:
SMNA Providentiae augg Constantinus aug SMN6 1, Ghria
(2 Feldz.) Constantinus max aug SMN/' 1 . . . . 2
10) Aus Thessalonica:
SMTS6 Providentiae caess, Fl lul. Constantius nob c . . . 1
Hierzu kommen noch: 5 Claudius Gothicus; 11 Claudius Can-
Mcratio Pfau; 8 Claudius ConsecraUo Altar; 2 undeutliche Stücke von
Tetricus ; 1 Divo Maximiano, Rv. RequieSj Vermerk undeutlich ; 20 ver-
schiedene Mftnzen mit undeutlichen Prftgevermerken 47
Der Fund enthielt also 231 Prägangen aus Trier, 44 aus Lyon, 10 aus
Arles, 3 aus Constantina, 10 aus London, 6 aus Tarragona, 6 aus Rom, 4 aus
Siscia, 1 aus Heraclea, 2 aus Nicomedia, 1 aus Thessalonica.
Ve. Beim Bau der Hochwaldbahn wurden am 23. Januar 1888 bei
(Nimatti (BDrgtrmeittorti ScMndorff, Landkreis Trier) in einer mit Quarzstücken
umstellten Urne eine Masse constantinischer Kleinerze schlechter Erhaltung
gefunden, aus der 155 Stück abgeliefert wurden. Die Hauptmasse wird durch
folgende Tabelle verdeutlicht:
Gloria exercüus mit) ^^^
zwei Feldzeichen, p^
nur in • TRP • ein •
Feldzeichen. ^
XIV i
2«);
XV
XVI
1
XVII
XVIIIXIX
Zerstörte 1
[l^rägever- 1
j merke |
Constantinus I aug"! 2*)
1 '
t
:
■ ^1 " ~2' r
4'^: ; 'i 1 i
ConsUntinusIIcacsi 1
1
i ^
1
11 .
mUS
Peld-
xeicli.
17,
mit
einem
14
Constantius „ |i
1 ^ ■
7
; 1 1
: . ! 1
ConsUns „
1
t
1
1
Delmatins „
1
l : , , ; „ , i
Pax Helenae
1
1 ;
3 1 1 ! : : 1
Pidas Theodorae ;
Borna
1
1
7
6
6 1 2
3 2, 9
Condantinopolis ;| 3
3
3 3
2
: ,:2,i; ,, : i i lo
6
11 ;
8. 14 ,
9
28! 1
6;2;3 5 ; 2
53
Em. nnbesi immbar i
2
Ä : 1
5) Mit Diadem. —
MüQie gestellt.
«) Kin K
74
ranz, ein Di
•dem. — 7]
16 8
Mierxu ist eiue und
151
entlieh«
Digiti
zedby Google
1^4 llettnoi'
)
Dazu kommen noch 1 Stack aus Rom KB£ Constan^nopdis ; 1 Stück
aus Karthago * SMKB Constantinus II 2 Feldzeichen, und von frühzeitigeren
Münzen 1 Stück STRu Sarmatia deeicta und 1 Stück ARL/// PramdeMiae
caess von Constantius.
\^' MOnzfund von Wttza, im Krtis« Gtldem. Derselbe ist schon von
Herrn Dr. Steiner in Xanten im Westd. Korr. I, 225 und in den Bonner
Jahrb. 74 S. 196 bekannt gemacht; nach ihm bestand der Schatz aus etwa
3000 StQck constantinischer Kteinerze, von denen 1200") in den Besitz des
Xantener Vereines kamen; nur die letzteren Hegen seiner Untersuchung zu
Grunde. — Ober die Äusserlichkeiten des Fundes vermag ich aus zuver-
lässiger Quelle etwas genauer zu berichten: Der Fund wurde im J. 1880
unweit des Stationsgebäudes der Cleve-Kölner Eisenbahn, jenseits des Bahn-
dammes in einem Garten gemacht, welcher am Kreuzungspunkte des Bahn-
dammes und der nach Ueden, bez. Kervenheim fuhrenden Strasse liegt. Beim
Riolen sticss man auf eine grosse, roh geformte Urne mit 5200 Stück ; davon
kam ein Teil an einen als eifrigen Münzsammler bekannten Kaplan in
Krefeld*), 2(00 Stück an den Antiquar Terict in Cleve, andere nach Goch,
1200 Stück in den Besitz des Xantener Altertumsvereins.
Für meine Untersuchung konnte ich die nach Xanten gekommene
Partie, dank dem liebenswürdigen Entgegenkommen des genannten Vereines,
und 518 noch im Besitz des Herrn Antiquar Teriet befindliche Stücke be-
nutzen; die ersteren habe ich genau verzeichnet, die letzteren zwar durch-
gesehen, aber nur die ältesten Stücke hier notiert.
Die Hauptmasse des Fundes bilden Münzen mit dem Reverse Gioria
exercitm, teils mit zwei, teils mit einem Feldzeichen, ferner mit Urbg Borna
und CmistanHnopolui, sowie die Gedächtnismünzen auf Helena und Tfaeodora.
a) Die vor 330 geprägten Münzen:
1) 1 Gallien, 1 undeutliches Stück mit Strahlenkrone, 1 Divo Claudto
Rv. comecratio Altar , 3
2) Gr. 4—5. Imp C. Val. Lkin, lAcituusp.f. aiuf, im Palud. u. Strahlen-
krone. Rv. Ion consercatori 1^^^
^Ma
3) Gr. 4. D, n. Vol. Licin. Licinius fwb c, im Kürass n. 1. Rv. und
Prägevermerk wie bei 2
4) Gr. 4. ConstanU'wis aug, Kopf mit Lorbeerkranz. Rv. PmvidentiM
augg Thor PTR//
5) Gr. 4. Imp, Cornttantinus max aug, im Kürass, Rv. Victoriae laeUte
princ perp. STR
6) Gr. 3. Kopf mit Lorbeerkranz. Rv. Constan timis ang^ darüber
Kranz STR
8) Die Angabe der Bonner Jahrbttcher, in den BeeiU des Xaniener Vereines seien
SOOO Stack gekommen, beruht auf einem Druckfehler.
9) Kach freundlicher Mitteilung Dr. Siebourg's muss dies Herr Kaplan Beyen gewesen
«ein-, er ist mittlerweile gestorben; seine Sammlung wurde in London versteigert.
Digiti
zedby Google
bomische Münzschatzfande in den itheinlanJen.
125
7) Gr. 3. Brostbild im Kurass n. 1. Rv. Constan . tmus tun, darfiber
Kranz PTR 1
8) Gr. 5. Cotutantinus aug^ Kopf mit Lorbeerkranz. Rv. Sarmatia
deckta STRu l
IB
b) Die vom 11. Mai 330 bis mindestens 25. Dez. 333 geprägten
Münzen:
xm'xiYXV
A. Gloria exercüm mit 2
Feldzeichen, bei:
1) CoHsUnnimus max aug
Palud
2) CanttanUnus tun fHd) c
Kurass
ConsUmtmus wn n c
Kürass
3) Fl, lul Constantius
noft c Kurass . . .
FL lul Consiantius
fiob c Palud. . . .
B. Urhs Borna ....
C. CondantinopoiiH . . .
Trier
9$ Ip:;
H .H .H
^ J tf
4 £ A.
« J
I3")i 8 1
t
11 liöia
2 10 8
17") 82 11
9 123' 17
&3 ,8816020
191
Lyon
1 :~
3D I S; I IOC : |C0
02;
^1
3 a^
4| 5 , 1
8! 13 11
21Ö**) 6
6117"/ 4
Arles
^1 Pk ,
- — j 1") 1»)
i
Sl"^ —
!
1' 7 2|- ^ —
— 1
-i 2
l"j - 1
111 1 10
13
Rom
Tl:T2
Qii-
€1 €1
AI
ei
:i
75
r\
B2 80
34
87
6
— .B17
10) In der EmiMiou TB • P ist ConsUntia AmaX mit Lorb««rkraas, Imal mit Perl-
•chnar, 8 mal mit Diadem geschmfickt; in der Sm. TBP * 4 mal mit Kranx und 4 mal mit
Diadem, Ton der Em. TBP* ab nnr mit Diadem ; in der Em. PLG 1 mal mit Kranx, sontt
wie in allen folgenden Em. nur mit Diadem.
11) Hierzu sind 3 hybride Srtgnagen gestellt mit Av. Urin Sowto^ auf deren Bv. die
Victoria dargestellt ist, wie sie der Constantinopolismfluxe eigen i«t.
12) Unter den 16 Stocken Borna befinden sieh 6, nntor den 17 Stflcken Con»imaif,opolia
S KleinstOcke, die letsteren mit der Anfsehrlft COKSTANTINOPOL-8
18) Das erhaltene Stflck hat nnr G0N8T ■ ohne davorstehendes OfSilnseichen, ver-
matlich fehlt dasselbe Infolge schlechter Prtgnng.
14) Der Bogen steht im Felde unten awisohen den Feldseichen.
16) Der Stern steht bei Oloria im Felde oben «wischen den Feldseichen, bei 0(M'
^uMimfotU im Felde links, dagegen bei Homa im Abschnitt, damit sich der Prftgevermerk
von den stets Aber der WOlftn befindlichen Sternen abhebt.
16^. Ans den Emissionen BBA und BFA sind weder bei van Werveke, noch bei
äsackler, noch im Berliner Kabinet XQnxen des Constans oder Delmatius vorhanden.
Digiti
zedby Google
126
Hettner
c) Die nach dem 25. Dezember 333 bis znm 18. September 33ö
geprägten MünEen:
Arles
A. Gloria exereitus mit 2
Feldzeichen, bei:
1) ConstanÜniis vmix auff,
Palud
2) Constantinwt mn noh c,
Kürass
Cangtüfitinus mn n c
Kürass
3) Fl.Iul.Canstaittmsfwbc
Kürass
Fl. lid. Cotistantiu^nobc
Palud. , Vorderan-
sicht
4) Fl. lul. Condam noh
caea, Palud., Vorder-
ansicht
Fl. lul. Conslans nolt c
Palud. , Rückenan-
sicht
B. Vrhs Borna
C. CoiiMtmiHnojxiliff . . .
Trier
ih: h
f^'Cj'S
3"), 4"J
15 16
') 3 —
3 3
34, 66
341 34
98 118142 1
43
216
Lyon
18 -
21 -
I
^0 1")|
7i —
r I a ^«ar '
t
ß4
'ß4
I I
12»)| 4*0 7"
-I 1; -
I !
ul li -.
71 2 l
I I
8 9' — ; 1«)
4 1 — ; —
42 18 2 1
63
Rom
P 1
S2
? 1
ei
28
64
27
1
119
81
27
17) Kr»ns und Palmxweig ttoh^n bei Gloria «wischen den Feldxeichen (der Krsnz
in der Mitte, der Palmsweig oben), bei Roma ttber der WOlfln, bei Oonttaniinopoli» links im
Felde vor der Victori».
18) Der Kranx steht ttber der Wölfin, zwisohei^ xwei Zweigen; die MOnxe ist ein
Quiiiar. Rine Mttnee von Constantin II mit Oloria nnd 2 Feldseichen verzeichnet Senckler
6262, sie ist gleichfalls Quinar.
19) Der Kranx ist, wie in der gleichen Trierer Em. angebracht, steht aber zwischen
den Feldxeichen etwas höher.
80) Mttnxen von (.'onstans aus dieser Em. verxeichnen Senckler 6884 und van
Wervoke 408.
81) Ein einfacher Zweig steht bei Gloria im Felde oben zwischen den Feldzeichen,
ein ge&«telter bei Roma über der Wölfin und bei Oonstantinopolis im Felde links.
82) Der Zweig steht im Felde, unten xwischen den Feldxeichen.
88) Das Blatt steht ttber der Wölfin.
24) Eine Mttnze des Constans im Berliner Kabinet mit dem Terstttmmeltea A)>-
schnitts vermerke R'^ kann nur dieser Em. angehören.
Digiti
zedby Google
Röoii9che Miinzschatzfunde in dea Rheinlanden. 12T
d) Die Münzen der auf den 18. Sept 335 folgenden Emission.
Trier I Lyon
XVIII
! ^
^ ^ \ ^
Arle8|Rom|^^|^^'|si8cia
Hl
*
A. Glorki exercitus mit 2 Feldzeichen, |
bei:
1) Canstantmus itin nob c, Kürass <
|l
B. ^Joria exerdtua mit 1 Feldzeichen,
bei:
1) Coiutafi^mtM moo; aug^ Palud.
2) (/Mfjstoti^ffttf^ nm n. c^ Körass
3) FL lul Corwtantitis nob c, Kürass
n V fi im Palud.
4) FLItUCoti8iansnobcae8f?9\nd.
in Rückenansicht ....
5) Fl. DdnuUius tiob caes, Palud.
in Vorderansicht . . . .
17 j 3")
74 I —
36
15
C. Urbs Borna
D. CofutatOinojiolis , ......
E. PteUu Bomanuy Av. FL max Theo-
dorae aug
F. Fax pMica, Av. FL lul, Hetettaeu
aug ;i
32
40
!«•)
1 - Ql'O
- €1«))
— ' 20
1
__ (Bl.
in
€1 ! -
38
15
3
4
3
32
— 40
217 ' 10
I
2 2
3 235
85) Der Paluiweig •t«ht bei Glona unten im Abschnitt, bei Jtoma Aber der Wölflu,
bei C'mutantinopolu im Felde links.
26) Das Monogramm steht bei Gloria s wischen den Feldzeichen, bei CoMtaiäinopolis
im Felde Unke ; in derselben gleicherweise mit dem Monogramm signierten Em. werden sptter
GUtria mit einem Felds^ichen darstellende Manien aoegegeben. Einen Constans ans dieser
Kmission mit einem Feldieichen enthtlt der Bheinsabemer Fund, siehe unten S 198. Gin
Delmatius mit dem Monogramm und einem Feldaeichen ist abgeb. Num. chronicl. XVII,
Tat Vni, Fig. 10.
87) Über diese Em. siehe nnten S. 186.
88) Ans dieser Em. besitat das Berliner MOuzkabiuet Stticke des Delmatinti und
Conttantv, &en c mit 8 Feldseichen.
Digiti
zedby Google
12S Hettner
e) Verprägle Münzen:
a) Aus Trier.
1) (Gr. 3—1). Cofvitantimts tun no c Kfirass Rv. Gloria exercittts 2
Feldzeichen, Abschnitt TRP 1
2) (Gr. 2- 8). Constantinopolis 4 Stück : 3 Stück mit Cmistanthwpol
im Abschnitt TRS; 1 St. mit Constafdinopdls im Abschn. TRP 4
3) (Gr. 3). Urbs Borna, Abschnitt TRiS 1
b) Aus Lyon.
4) (Gr. 2). CanOanHwts iu nob c, im Kürass. Rv. Crloria exercitus mit
2 Feldzeichen PLG 1
6) (Gr. 2). Constantmm i nob c, im Kürass. Rv. wie bei 4. Die Um-
schrift hat auffallend breite Buchstaben, die Av-prägung ist aber
nicht schlecht, die des Rv. sehr verwischt 1
6) (Gr. 2—8). 3 Stück. Umschriften zweimal Constantimpolis, einmal
ConstanUnops PL • G 3
7) (Gr. 3). Constantinopolis mit Umschrift Canstantin. Die Victoria
des Reverses ist etwas roh. PLG 1
12
f) Verschiedenes.
1) Aus der Trierer Präge mit ankenntlichem Emissionsvermerk
Rv. Gloria exerciim Constantin I 5, Constantin II ö, Gonstantius 6;
Urbs Botna 9, Constantinopolis 9 33
2) Aus Lyon mit unkenntlichem Emissionsvermerk Gloria exercitus
mit 2 Feldzeichen von Constantin II 3, Urbs Borna 4, Cwiatanti-
nopdis 6 13
8) Aus Rom: CTf 6« Itoma »PRT, //RP, 2
4) Aus Karthago: Urbs Borna SMKT* 1
5) Aus Thessalonica: FL Itä, Constantius nob c. im Kürass von
vom, Rv. Gloria exercitus mit 2 Feldzeichen SMTS/' 1
6) Aus Heraclea: Gloria exercitus mit 2 Feldzeichen von Constan-
tinus max aug im Paludament n. r., ///SMH6, * SMHA * , * SMHB 3
u. Constantinus mn nob c. Kürass n. r. *SMHr/, 1
7) Aus Constantinopel: Fl. M. Constantius nob c im Paludament
n. r, CONS€ 1
Pop. Bomamis Genius mit Füllhorn n. 1., Rv. Brücke mit 2 Türmen
CONS 1
A — :— : — i
56
g) Münzen mit vollständig zerstörten Abschnittsvermerken.
1) Gloria exercitus mit 2 Feldzeichen, von Constantin I 10, Constan-
tin 11 24, Constantius 7, ConsUns 2 43
2) Gloria exercitus mit 1 Feldzeichen, von Constantin I 4, Constantin 11
38, Constantius 23, Constans 5, Delmatius 2 72
.S) Urbs Botna 33, 4) Constantinopolis 36 ^
5) Tkeodorae 14, 6) Hclenae 12 26
7) Vollständig zerstörte Münzen » 5
215
Digiti
zedby Google
Kumische Münzschatzfiinde iu den Rheinlauden. 1^9
h) Barbarische Nachprägungen 26
Diese im Einzelnen aufzufAhren scheint zwecklos, da mit Worten und
Typen ein genaues Bild derselben doch nicht gegeben werden kann und
Abbildungen nur dann angezeigt wären, wollte man, was vielleicht nützlich
wäre, die Frage nach der Entstehung dieser MQnzen im grösseren Zusam-
menhange behandeln. Die grusste Zahl bezieht sich auf Constantinus nob.
caes. Nur eine Münze soll hervorgehoben werden. Sie hat (Gr. 2—3) auf dem
Avers CONSTANTIVS AVO Brustbild im Kürass; liv. Gloria exerdtaa mit
2 Feldzeichen, rohe Umschrift, Absch. P. ' Ware sie eine offizielle Prägung,
90 würde sie für die Datierung des Fundes von grösster Wichtigkeit sein;
aber abgesehen von dem rohen Aussehen, ist das Vorhandensein von zwei
Feldzeichen auf einer Prägung von Constantius 11 als Augustus eine Unmug-
lickheit; vermutlich misslang dem barbarischen Urheber nur die Schreibung
des Namens, man kann die Umschrift auch Con^tatünas lesen.
Zusammenstellung,
nach Aversen: nach den Prägestätten:
1) Divus Claudius u. ahn). ... 3 1) ohne Prägevermerke 8
2) Liciniu« aug I 1 2) Trier 668
3) Licinina caes. II 1 3) Lyon 173
4) ConsUntinus aug I 113 4) Arles 7H
5) Constantinus caes II 294 5) Rom 16
6) Constantius caes 136 6) Aquilcja 1
7) Constans caes 30 7) Siscia 8
8) Delmatins caes 5 8) Constantinopel 2
9) Theodorae 46 9) Karthago 1
10) Helenae 52 10) Thcssalonica 1
11) Roma 262 11) Hcraclea 6
12) Constantinopolis 224 12) Barbarische Prägungen ... 26
13) Populus Romanus 1 13) Zerstörte Vermerke . . . . . 215
14) Zerstörte 6 1198
lo) Barbarische . 26
1198
Schluttfolganingan aiia den Funden V«— <* Wir haben zunächst die Reihen-
folge zu begründen, in welcher wir die Trierer Emissionen aufgeführt
haben. Die Ziffern X, XJ, XII beziehen sich auf die in dieser Zeitschrift VI
S. 147—148 gegebenen Darlegungen. Dass sich zwischen die dort festge-
stellten Emissionen noch andere zwischenschieben würden, war S. 149 voraus-
gesehen. Die vorliegenden Münzfunde zeigen aber, dass dies in grösserem
Umfang stattfindet, als ich vermutete. Ausserdem enthält mein obiges Ver-
zeichnis der Reverse der Emission X einige Irrtümer, indem ich zu derselben
samtliche Münzen mit dem Vermerke PTR rechnete, während sich heraus-
stelh, dass dieser einfache Vermerk mehrere verschiedene Emissionen
bezeichnet »•).
29) Nur toweii mioh die diesmail bebaud«lt«u Mfinzfonde leiten, gehe ich auf dl«
uitlichc BichtigBtelinng der 8. 147 yerzeiobneien Beverse ein. Auch die Emitsiontn VI
bu IX haben noch manclie Unterabteilungen. Ich laste deAhalb xur Zeit die oben fttr die
Digiti
zedby Google
130 Hettuer
In den Emissionen X»— <i (siehe S. 119) wird ausschliesslich der Revers
heata tranquiRitas, votis XX gepr> derselbe wurde sicher emittiert im J. 321,
wie die von Senckler (Bonn. Jährt). 17 S. 84) veröffentlichte Münze von Cri»-
ptis n, e. 008 II zeigt, vermutlich aber, schon seit 8ä0, weil eine freilich
schlecht erhaltene Münze des Ermsdorfer Fundes (vgl. van Werveke, p. 455)
Can^aftHnus um cos zu bieten scheint. — Constantius, welcher am 8. Xovbr.
323 Caesar wurde, fehlt noch in diesen Emissionen, sie werden schwerlich über
das Jahr 322 gredauert haben ans Gründen, die ich sogleich beim Revers
Sarmatia demcta besprechen werde. Für die Bestimmung der Reihenfolge
der vier Emissionen fehlt es an inneren Anhaltspunkten, da aber im Allge-
meinen die complicierterea Vermerke den einfachen folgen, scheint die in der
Tabelle angenommene Folge die wahrscheinlichste. Am unsichersten ist die
Ansetzung der Emission PTR; es ist nicht ausgeschlossen, dass sie die letzte
jener vier und identisch ist mit der als XI» bezeichneten; in diesem Falle
w&re der Revers beata tmnqmll^s noch eine Zeit lang neben den neuen Re-
versen fortgeführt worden.
In den Emissionen XI» und XI^ (siehe S. 120) wird für den Augustus
Providetttiae augg und Sarmalia devkta^ für alle Gaesaren Providentüu eaegg,
für die zwei älteren ausserdem Caesamm nodrorum vot X, für Fausta Salm
und Spes rdpübHicM^ für Helena Securäas reipublic9 geprägt. Der Sieg über
die Sarmaten wird in den November 322 fallen; sieher vor den Kriegazujg
gegen Licinius erfochten (vgl. Koehne, die auf die Gesch. der Deutschen und
Sannaten bez. Münzen (1844) S. 118 und vau Werveke S. 464), lassen die
nach den Kaiendarien (vgl. Mommsen im CIL. I p. 407) Ende November ge-
feierten luiU Sarmatici ein anderes Datum nicht wohl zu. ' Die erste Emission
dieser Münzen. wird deshalb voraussichtlich in den Anfang des J. 323 fallen.
— Jetzt treten auch die Münzen der Fausta und Helena auf; vermutlich war
die Ernennung des Constantius zum Caesar die Veranlassung auch auf Fausta,
welche Mutterstelle vertrat, zu prägen und diese Gelegenheit ergriff C'Onstantin
auch seine Mutter zu ehren. Das Zeugnis des Theophanes (siehe Senckler,
Bonn. Jahrb. 17 S. 90 und van Weneke S. 479), Helena habe erst 325
Prägerecht empfangen, muss irrig sein, da die Münzen der Helena mit
denselben Vermerken auftreten wie Sarmatia iJevicta, — Für Crispus und
Constantinus jun Mird der Revers Catsarum iiostwrum cot. X ausgegeben,
der auf den eben erst zum Caesar ernannten Constantius der. Natur der Sache
nach nicht geprägt werden konnte; die gleichartigen Münzen mit roi V sind
in Trier nicht geschlagen worden. Der Revers mit cot. X empfangt jetzt
seine Datierung; gemeiniglich hält man ihn für gleichzeitig mit dem Revers
vot V (vgl. Soret, Revue num. 1843 p. 3)5, van Werveke p. 448) Aber wie
bei Licinius jun. nur V nie X vorkommt, so wird die Aufeinanderfolge dieser
Reverse auch dadurch bewiesen, dass fvt V in den Arier Emissionen PA,
P---A, Pvl^A, vot X dagegen erst in Emission P « A auftritt. März 322
KmiMionen gewfthlten Ziffern beitt^hen, bi« unsere Mn«euius»ainniluug fQr die gause Deaer
«ler Trierer MttnzBtttte so reichliches Materinl gewfthrt, dRS«> ZwischenschlebuDgen nicht
mehr su befttrchten sind. Dank dem grossen Entgegenkommen, welche« dies« Be«tr^b>
ungen bei der Kommission für die rheinischen Provinislalniuseen gefunden haben, hoffe leb,
dans dieses Ziel bald erreicht sein wird.
Digiti
zedby Google
Römische MQnnchatsfunde in den Rheinlanden. 131
waren die vota V wirklich YoUendet, die Prä^ng der vot X mit Beginn des
J. 323 ist also darchaus am Platze. — Der Revers Promdetitiae findet sich
auch bei den beiden Licinii, aber wie es scheint nur aus orientalischen Präge-
Stätten, in Trier ist er auf diese nicht geschlagen. Dieses Verhältnis passt
auf die Stimmung der Kaiser im Anfange des Jahres 323. Das Ende der
Emission PTRo lässt sich nicht genau bestimmen; vermutlich wird es gegen
325 fallen.
Denn die folgende Emission PTRu hat noch auf Crispus und Fausta
geprägt, von denen der erstere 326, die letztere 327*®) ermordet wurde. Da
die MAnzen des Crispus in dieser Emission an Zahl bedeutend hinter denen
80) K«a«rdings ist darch Rank« (W«Ug«sch. ni 8. 531) die Ansiebt aufgestellt
worden, Faust* habe nocb über das J. 840 gelebt und sowohl Y. Schultxe (in Briegers
Ztachr. far Kirchengeschichte VOl H. 541), wie Fr. GOrre» (in Ztsehr. fttr wissenschaftl.
Theologie XXX, 1886, 8. 87S) sind ihm blind gefolgt. Der Beweis soll in Julian orat I
p. 9 B und einer anonymen Monodie liegen, anf welche Zeugnisse schon Gibbon, aber mit
aller Vorsicht, hingewiesen hatte. Julian aber erwähnt der Fausta adeliges Geschlecht,
ihre Schönheit, ihre Tugend, aber nicht, wie man angiebt, ihr GlOck. Die Monodie ist, wie
flbrigens schon langst nachgewiesen ist, ohne jede Beweiskraft. Die Neueren beschranken
•ich anf die Angabe: ^amtnymi oratio /wndfri* in Ooiutantinum jun, in Haverkamps Eutrop*;
ts wird nicht unnati sein ihre Litteratur naher au Teraelchnen, welche ich Dank der Unter-
Btotsung der Herren BQcheler in Bonn und Zangemeister in Heidelberg zu Qbersehen glaube.
Die Monodie ict nach einem codex Palat. zuerst Ton Fr. Morellius, Lutetiae [1616] mit dem
Titel *Avmr6fiov (sie!) fiovmdia dg Konvex avxivov xhv Kmvctnvrivov tov fitydXov
vno Tiav Htpayimv nctifu KtDVffrnvrog dÖtltpov CzaXivTmv Sinpd^itQfifvov heraus-
gegeben, dann von Hearne 1708 und Harercamp 1789 in ihren Eutropansgaben wieder
Abgedruckt worden. Schliesslich bat sie, ohne abrigens auf die Handschrift suracksugehen,
Karl Heinrich Frotscher, (aaoMjfmt Cfrtuei oratio Junehrit nunc primum in Otrmtania
mvito^ue aeatratius quam usquam amtthae factum eH ediia, Freiberger Gymnasialprogr 1855) mit
Commentar behendelt. Der Codex wird in Cbdice* mm. PbU. Gr. MM. Vat, von H Stevenson
Ben. (Bomae 1885) p. 56 erwähnt nU Cod. Pal. Gr. 117, Chart, in 4 saec. XV, et bombyo
ssec. XIV, fol. 817. — Fol. 813 ff. enth'ilt derselbe ^(/o ConHantinum H, ContUuUini ßfagni
fSKuM a frairt Conttantt interfeetum oratio funebris) imper/eeta'*. — Hieran bemerkt mir mein
Freand Heylbut, cur Zeit in Rom: „In dem Miscellanoodex Pal. gr. 117 ist der Schluss
S. 218—817 auf Papier, nicht auf bombye. geschrieben; der ungeschickte Schreiber ist in*s
XVI. Jahrh xn setzen. Dieses Stack ist offenbar eus einem anderen Codnx, der mehrere
rerwandte Reden enthielt, herausgenommen; es fehlt Jede Überschrift; der Text beginnt
ganz oben auf der Seite, nur das A von uVÖQtg ist mit rot geschrieben und ausgeraokt,
sowie die erste Zeile CAvdQtq — ^mfiaiov) rot unterstrichen ist. Am Rande oben rechts
(f. 913) hat die mir wohlbekannte Hand Angelo Mai's angemerkt : In Ootulantinum Conatantini
moffniJUium, a frairt Constante summiMi* percuMoribtu interfeclum. Derselbe hat gelegentlich
einige Textverbesserungen au den Rand gesetat und zu den Worten gegen Schluss GVVfÖtiv
txfi TO) TtaTQi r adeXtpüi : patri Con»tantino ; tt fralri Crispo am äusseren Rande hinauge-
schrieben.'* — «Auf Constantin II ist die Rede", wie mir Zaugemeister nachweist, „nicht zuerst
von Morell, sondern schon von Sylburg bezogen worden, wie desoen 1594 und in den
nicbstfolgenden Jahren (etwa 1584—90) verfasster [1701 von Mleg in den Monnmenta pie<
Utis edierter] Katalog der Palatini graeci beweist, wo 8ich derselbe lateinische Titel findet.
Morell bat den Titel dann offenbar proprio Marte ins Grieclubche übersetzt " — Tilleraont
(IV p. 8i9 tt. 669), benutzt zwar die Monodie als hiotorische Quelle, maclit aber doch schon
auf verschiedene Abweichungen derselben von der beglaubigten Überlieferung aufmerksam.
Sehr klar hat aber Wesseliug (observat. var. I cap. 27y die vielen in die Augen springenden
Reweisstellen ausammengestellt, aus denen hervorgeht, das» die Monodie sicher nicht auf
den Jüngeren Constantin sich besieht (abgedruckt bei Frotscher S. 73 f.); Wcf«üeling vor-
mntet, dass sie auf Theodonis Palacologus (c 1450) gehalten sei und Frotschrr hält den
Ueorgias Uemistus Pletho für den Verfasser.
Westd. ZciUchr. f. Gesch. u. Kunst. VII, II. 10
Digiti
zedby Google
J32 Hettner
des Constantinus iun. und Constantius zurückstehen, so wird sein Tod in den
Anfang derselben fallen. Die Reverse SarmcUia deoicta und Caesarum
noür&mm werden von nun ab nicht mehr geschlagen.
In den beiden folgenden Emissionen PTRE und • PTRE wird aus-
schliesslich Pmvidentiae für Constantin und die beiden Caesarcn, Securäas rei-
publice für Helena geprägt. Steht der Tod der Helena für August 328 wirk-
lich fest, so ergäbe sich daraus, dass die Emission mit Punkt noch vor diesem
Termin begonnen habe, und da die Münzen aus dieser Emission überhaupt
nicht zahlreich sind, wird man für 329 einen Stillstand der Prägung anzu-
nehmen haben.
Für die nun folgende Zeit liegt uns ein sehr reiches Material vor, in-
dem von nun ab nicht nur die Funde von Ermsdorf und Dhron, sondern
auch der von Ollmuth und namentlich der von Weeze in Betracht kommen.
Gleich im Beginn dieser neuen Münzprägung erscheinen die Denkmünzen auf
die am 11. Mai 330 erfolgte Einweihung von ('onstantinopel ; das Auftreten
der Münzen des Constans, dann der des Delmatius geben der Emissionsge-
schichte einen festen Untergrund.
Während die Ermsdorf- Dhroner Tabelle (S. 121) auf die Trierer
Prägungen beschränkt ist, berücksichtigen die des Ollmuther (S. 123) und
Weezer (S. 125 fg.) Fundes auch die übrigen Münzstätten. Als Hauptresultat
springt in die Augen, dass vom J. 330 bis zum Septbr. 335 in allen Münz-
stätten mit den Kaiserbildern nur der Revers Gloria exercitus mit 2 Feld-
zeichen und ausserdem die Münzen auf Roma und Constantinopolis ge-
schlagen wurden. Von da ab begannen Trier und Lyon eine neue Emission,
in der Oloria mit nur einem Feldzeichen gebildet wird, während bei Arles,
Rom und Siscia dieser Wechsel vor sich geht, ohne dass neue Emissiousver-
merke auftreten. Auch in dieser Emission werden die Münzen auf Rom
und Constantinopel weiter emittiert; eine Ausnahme machen nur Trier,
welches an Stelle dieser Münzen die Restitutionsmünzen auf Theodora und
Helena ausgiebt und vielleicht Constantinopel; letzteres prägte sicher auch
diese Restitutionsmünzen, fraglich ist nur, ob diese Prägung schon 33ö begann.
Die in Trier und Lyon seit 335 geprägten Münzen zeigen gegen die
vorhergehenden reduzierte Grösse und reduziertes Gewicht. Während die
Münzen der 5 ersten Emissionen mit wenigen Ausnahmen die Grösse 4
der Mionnetschen Skala haben, haben die der Emission * TRP * und \ PLG
nur die Grösse 3*/« — 3 und während je 5 Stück der erstgenannten p]missionen
11—11, 70 Gramm wiegen, haben die letzteren ein Gewicht von 7,50—9,80.
Aus der Trierer Präge ist in den Funden eine so grosse Masse von
Münzen vorhanden, dass für die Emissionen XHI— XVin ein vollständiges
Bild gewonnen wird. In den Emissionen TR*P, TRP', TRP» wird noch
nicht auf Constans geprägt, demnach liegen diese zwischen dem 1 1 Mai 330
und dem 25. Dezbr. 333. Die Emissionen TRP mit Kranz und Palme ent-
halten Münzen des Constans, nicht des Delmatius ; auch anderwärts sind mir
Münzen des Delmatius mit diesen Marken nicht bekannt geworden; diese
Emissionen werden also vor dem 18. Septbr. 335, wo Delmatius Caesar ward,
geschlossen worden sein. In der Emission * TRP * tritt auch Delmatius auf
Die Reihenfolge der Emissionen TR • P, TRP •, TRP« wage ich nicht
Digiti
zedby Google
Römische Müuzschatzfunde in den Rheinlanden. 133
zu entscheiden; sicher folgte — dies kann man der Gleichartigkeit der
Zeichen entnehmen — die Emission mit dem Stern der mit dem Pankt ; aber
ob TR'P die erste oder die letzte dieser drei Emissionen sei, ist fraglich.
Für die letztere Ansicht k^nn man, worauf mich Hr. van Vleuten aufmerk-
sam machte, den Kopfschmuck Constantins geltend machen; bis 827 besteht
dieser ausschliesslich aus dem Kranz, in den Emissionen PTRE und ' PTRE
bisweilen, von 333 ausschliesslich aus dem Diadem. Da nun sämtliche obige
Funde und auch der von Kirc^henboUenbach (vgl. unten VI, 44) zahl-
reichere Diadem-Darstellungen in TR • P als in TRP • aufweisen, so spräche
dies dafür, dass TR * P später ausgegeben sei. Dass Laune der Stempel-
schneider im iSpiele sein könnte, halte ich indes nicht für ausgeschlossen.
Der Fund von Kirchenbollenbach enthält vennutlich die Emission TRP« nicht,
wohl aber TR • P und TRP ', der von Dhron zahlreiche Stücke von TR • P
und TRP % wenige von TRP* ; diese Erscheinungen werden am besten durch
die Annahme erklärt, der Fund von Kirchenbollenbach sei unmittelbar vor
der Emission TRP*, der von Dhron während dieser Emission vergraben ; dann
müsste diese aber zuletzt gestellt werden.
Dass die Emission mit dem Kranze der mit der Palme vorausgeht,
schliesse ich daraus, dass diese Aufeinanderfolge für Lyon gesichert ist.
Die Zeit der Restitutionsmünzen auf Theodora und Helena wird
durch die Funde genau bestimmt; sie sind gleichzeitig mit den Delmatius-
mänzen nach Septbr. 335 zuerst ausgegeben, dauern aber durch weitere
Emissionen, von denen im Ollmuther Funde eine mit Kreuz im Felde auf-
tritt. Ob diese schon nach Constantins Tod fällt, ist unsicher").
Soweit sich nach dem Bestände des Berliner Münzkabinettes, der
Trierer Sammlung, der Kataloge von Ramus, Wellenheim, Senckler und van
AYerveke's Aufstellung urteilen lässt, sind diese Münzen nur in Trier und
Constantinopel '*) geprägt, in Trier mindestens in 3 Em. • TRP • "), ^|fp ,
TIIP 4 4, in Constantinopel, wie es scheint, in 2 Em., von denen die eine CONSG,
die andere mit nachgestelltem Punkt CONSS * '^) signierte. Senckler findet
Marchant folgend, (B. J. 17 S. 94) die Veranlassung für die Gedächtnis-
möuzen auf Theodora in der Erhebung der Enkel Delmatius und Hanniballia-
nus, und sieht die Gedächtnismünzen auf Helena als eine Folge derer auf
Theodora an. Aus der obigen Aufsteilung, welche das gleichzeitige Auftreten
der Münzen des Delmatius, der Theodora und der Helena bestätigt, folgere
auch ich auf einen inneren Zusammenhang, wie ihn Senckler und Marchant
annehmen; als Constantin sich entschloss zur Regierung auch seine Stief-
81) Schiller II S. 168, Aum. 4 ist nicht gaux korrekt, ebeuda ist Kausta zu streichen.
32) In SfAdden's Handbook ist auf der Tafel zu S. 166 auch Rom unter die Fr&ge-
Stätten der Theödoramttnzen gestellt; es scheint aber nur ein fehlerhaftes Arrangement der
Tafel Torzaliegen nnd irrtttmlich die Zeile der Theodora anstatt die dar Helena ausge-
fällt zu sein
3't) Wenn in den Katalogen vielfach TKP angegeben wird, so sind vielleicht die
Pankte nnr fibersehen, vielleicht aber die Em. XX oder XXI gemeint, vgl. unten 8. 1S9.
Seuckler's Angabe, die Mflnzen der Theodora Nr. 5142—48 seien PTR signiert, beruht auf
Druckfehler fOr TRP.
34) COXSö ' zeigeu die Kiitaloge uud Abbildungen, mau wird aber unbedenklich
(lau letzte Zeichen für ein Stigma halten dürfen.
in*
Digitized by VjOOQ IC
134 Hettner
neffen heranzuziehen, ehrte er auch seine Stiefmutter, auf die im Leben nie
geprägt war, durch eine Gedächtnismünze, Hess aber die gleiche Ehre auch
seiner Mutter zu Teil werden. Auffallend ist nur, dass diese Gedächtnis-
münzen ausschliesslich in Trier und Constantinopel geprägt wurden, während
z. B. wenige Jahre später die Gedächtnismünzen auf Constantin von allen
Prägen emittiert wurden. Wollte man die Emission beschränken, so lag frei-
lich die Wahl gerade dieser beiden Prägen am nächsten, Constantinopel als
Regierungssitz, Trier als Residenz des Constantius Chlorus, des Ehegemals
der zu Ehrenden.
Die Emissionen der Lyoner Präge haben in den Jahren 330 — 336 mit
den Trierern die grüsste Verwandtschaft; auch hier 6 Emissionen, in deren
4ter Constans, in deren 6^«^^ Delmatius auftritt. In der 6. Emission Reduction
des Gewichtes und Darstellung des (r/ortareverses mit einem Feldzeichen;
auch sind meist dieselben Marken, als Stern, Kranz, Palme gewählt; da aber
nach der Emission mit Punkt eine solche mit dem Zeichen vy auftritt, so
bezeichnen Stern, Kranz und Palme in Lyon ein späteres Jahr als in Trier.
Die Arier Münzen dieser Periode sind ausschliesslich mit den Buch-
staben PCONST signiert; man bezog diese früher immer auf Constantinopel ;
noch heute ist der Streit, ob sie Arles, welches in einer bekannten Consti-
tution des Uonorius (vgl. Böcking zur Not. dign. II p. 162*) Consta^Uina urbs
genannt wird, oder Constantinopel bedeuten, nicht beendet. Er spielt besonders
in den Besprechungen über das erste Vorkommen christlicher Monogramme
auf den Münzen eine Rolle; von Garruci (storia delParte christiana VI p. 131)
auf Constantinopel, von Madden (num. chron. N. S. I (1861) p. 120 u. XVII
p. 263) wie von Ktaus (Realencyclopädie der christl. Altert. II S, 437) auf
Arles bezogen, fehlt es an einer eingehenderen Untersuchung; Laugier in
seiner Zusammenstellung der Arier Münzen (Congres archäol. von 1876) hat
diese auffallender Weise nicht geliefert.
Der erste, welcher diesen Vermerk der Präge von Constantinopel ab-
sprach, war Boreil; er besass eine Münze der Fausta mit CONS[T?] und
folgerte, dass in dem erst im J. 3H0 geweihten C*onstantinopel nicht auf die
vier Jahre früher getötete Fausta Münzen geprägt worden sein konnten (vgl.
numism. chronicl. 1861 p. 121). Durch Madden wurde ein weiterer Grund
hinzugefügt: bei CONST seien die Ofßzinnummeni immer lateinische, wäh-
rend sie bei einer orientalischen Prägestätte griechische sein müssten. Madden^s
Behauptung ist vielleicht nicht ganz einwandsfrei. Soweit es nachweisbar ist
bedienen sich allerdings sämtliche Prägestätten des Orientes und ausserdem
Siscia und Karthago zur Bezeichnung der Offizinen ausschliesslich der griechi-
schen Buchstaben ^, B, r, j, € u. s. w., während Rom, Tarrägona, Trier,
Ijyon, Arles immer die Zeichen P(rima), S(ecunda), T(ertia), Q(uarta) und E,
(weil ein zweites Q für Quinta ausgeschlossen war) zu diesem Zwecke benutzten.
Aber wie Aquilejas 3te Offizin durch F, Triers 3te Emission seit der dio-
cletianischen Münzordnung (siehe Wd. Zs. VI S. 143) gleichfalls mit r mar-
kiert ist, so wäre es auch denkbar, dass der Münzmeister von Constantinopel,
um seine verschiedenen Emissionen zu unterscheiden, einige mit lateinischen
Buchstaben bezeichnet hätte. Als wahrscheinlich will ich indes diesen Einwurf
keineswegs hinstellen.
Digiti
zedby Google
Ermsdorf 2693
160
9
119
41
2
Dhron 231
44
10
3
10
6
W66K6 uDO
173
—
78
—
—
Ollmuth 66
15
1
8
—
—
Ilumischc ^tüazschat^fllnde in den UlicinlandeU. l3o
Zunächst muss dos Zahlcnrerhältnis betont werden, in welchem in
den uns beschäftigenden Funden die Münzen mit dem Vermerk CONST
im Verhältnis zu den anderen europäischen Münzstätten auftreten:
Trier Lyon Arles Constantina London Tarragona Rom Aquil. Siscia
10 — 23
6—4
16 1 8
1 — —
Im Dhroner Fund sind allerdings die Münzen aus Constantina nicht
häufig, in den anderen aber treten sie in einer so gewaltigen Menge auf,
dass Constantina von Weeze, Ermsdorf und Ollmuth nur wenig weiter ent-
fernt li^en kann, als Lyon; dies trifft auf Arles.
Eine Entscheidung giebt meines Erachtens der Revers Virtus aitgg,
hez. caesSy ein Lagerthor mit geöffneten Thoren. Dieser in Rom spärlich,
sonst nur in Arles emittiert, kommt mit der Marke S | F im Felde sowohl mit
der Unterschrift ARLP, wie mit P CONST vor, während sonst in dieser Zeit
keine andere Münzstätte Marken im Felde führt. Eine kurze Cbersicht über
die Arier Emissionen — freilich auf sehr unzulängliches Matenal gegründet,
soll hier folgen; sie soll zweierlei fiir unsere Frage lehren und wird über-
haupt erwünscht sein.
Von etwa 313 bis etwa 317. Im Abschnitt immer PARL, im Felde
rechts immer F, im Felde links 1) A, 2) T, 3) T, 4) M, 5) S. Con-
stantinus I, Licinius I ; Soli inricio comüi, Genio pop. Born, Marti con-
servatori, ^
Von 317 bis etwa 319. Im Abschnitt immer PARL, im Felde rechts
immer S, im Felde links 6) C, 7) A, 8) R. Die Augusti und Caesaren ;
Soli invicto comitiy lovi copiservatori, Principia iuventutiSy Clanias reipub,
31^7 9) PARL Constantinus I, Licinius I; Soli invicto comüi, Genio pop, Bom,
loci cotiservatari, Marti conservatori^ Victoriae laetae, Virtus exercitus.
Von etwa 320—322. 10) PAR, 11) PA, 12) PuA, 13) Pi:/A, 14) P- A-
15) P »A Licinius 1 u. II, Constantinus I u. II, Crispus; D. n, Con-
staiitini mar aug vot. XX, Caemrum nostrorum rot, V, (In 15. vot X).
323 16) P * AR Constantinus I u. II, Crispus, Constantius, Helena, Fausta.
Zu den vorigen Reversen noch SarmaÜn, PwrUlentiae, Secun'tas,
Salua.
17) ARLP D n Constantiiii max aug, wt XX, ViHus augg.
\S) PARL Proridentiae, Virtua augg.
19) PAuRL Constant. I u. II, Crispus, Constantius, Helena, Fausta:
Proridentiae, Virttis augg u. caess, Securitas, Spes.
327 20) -^1^ Constant. I u. II, Constantius, Helena, Rev. wie oben ohne Sjm.
8 I F
ebenso; ausserdem Fausta.
p CoxsT ®^®''^*^» ^^"® Fausta und Helena.
Uns interessieren hier am meisten die Emissionen 20 und 21, zwischen
welche der Wechsel des Namens fällt. Crispus erscheint nicht mehr; fiu*
Digiti
zedby Google
iSÖ tiettnef
Fausta ist in der 21. Emission, wie die oben erwähnte BorelPschen Mi'inze
zeigt, noch geprägt worden (vermutlich also auch im Em. 20). Der Wechsel
des Namens fällt demnach in das J. 327.
Zweitens aber lehrt diese Emissionsübersicht, dass die Namen Arelate
und Constantina auf den Münzen nicht gleichzeitig erscheinen und damit fällt
ein Bedenken Garruci's Gemeiniglich bringt man den neu^n Namen mit
Constantin den Grossen, welcher der Stadt viele Wohlthaten erwies (vgl.
Estrangin, Etudes sur Arles p. II, Madden, num. chron. XYII S. 263) in Ver-
bindung. Aber sowohl die Zeit seines Auftretens, wie die seines zeitweiligen
Yerschwindens spricht gegen diese Annahme. Im J. 327 feierte der 316 in
Arles geborene Constantin us iun. (Zosim. II, 20; Chronogr. zum Cod.
Theod.}) seine Decennalien als Caesar. Der Name verschwindet wieder im
J. 340, als Conqtantin II, von seinem Bruder Constans bekämpft, sein Leben
verlor ; die Emission jenes Jahres, welche im Felde ein X fuhrt, hat im Ab-
schnitt anfänglich PCON, später P ARL, vgl. unten $. 139. Bezog sich der
Name auf Constantin den Vater, so lag zu einer Namensveränderung im J.
340 kein Grund vor; auf den Sohn bezogen, ergiebt er sich als ein Akt
seiner Decennalienfeier, wie das Verschwinden als ein Akt der Rache. Als
Constantius II, nach Besiegung des Magnentius wieder Besitz von Gallieu
ergriff, wird der Name Constantina wieder aufgenommen und bis auf Theo-
dosius festgehalten ''^) (vgl. die Tafel zu S. 156 in Madden's Handbook und
Senckler, Catal. 64ö6 und 6457).
Von den in Arles seit 330 geprägten Münzen sind aus den ersten
Emissionen auf&llend wenige Stücke im Funde erhalten, so dass ihre Zuord-
nung in die Zeit vor Constans, namentlich für die letzte ( p (^^kpt ) 2^'^>^*^^'
haft bleibt Für die Zeit vom Dez. 333 bis Septbr. 335 sind in die Tabelle
des Weezer Fundes 4 Emissionen eingestellt, aber diejenige mit dem Palm-
zweig im . untern Teile des Feldes wie die mit dem Blatte , von denen
sich auch anderweitig nur wenig Exemplare nachweisen lassen, scheinen in
sehr unbedeutenden Auflagen emittiert und von sehr kurzer Dauer gewesen
zu sein. Warum die Emission mit dem Monogramm nicht vor des Delmatius
Caesaremennung gesetzt ist, ist auf 8. 127 in der Anmerkung angegeben.
Sie hat freilich nicht reduziertes Gewicht und prägt den Revers Glaiia
zunächst noch mit 2 Feldzeichen, aber auch Rom und Siscia sind hierin von
den Prägen von Trier und Lyon abgewichen.
Rom arbeitete mit 5 Werkstätten: und zwar war die Thätigkeit so
geteilt, dass die 1. (P) für Constantin I, die 2. (S) für Constantin II, die
3. (T) für Constantius, die 4. (Q) für Rom, die 5. (£) für Constantinopel
pi*ägten. Für die später eintretenden Caesaren Constans und Delmatius wird
in verschiedenen Offizinen geprägt, so für ('onstans in P (vgl. van Werveke
Nr. 402), für Delmatius in S (vgl. unten S. 187) und in Q (vgl Senckler
Nr. 6221). Die Umwandlung des Reverses Gloria exerdius zum Bilde mit
einem Feldzeichen aus dem mit 2 Feldzeichen vollzog sich im Laufe der
86) Et erledigt sich »Iso das von mir (Wil. Zs. VI S. 154) aufgesprocheno Staunen
Ober die grosse Anzahl constantinopolitanischer Prägungen in den spftttrierischen Funden;
die Münzen etammen vieiraehr ans Arie«.
Digiti
zedby Google
iiomische Münzscliatztundc iu den Uhcinlanaen. 137
Emission R « P, ohne dass eine neue Emission begonnen hätte, denn es
finden sich zwei Feldzeichen mit R » S bei einem Delmatius des Berliner
Kabinettes und einem Constantin II (bei van Werveke Nr. 363) und R « P bei
Constans (van Werveke 402), dagegen ein Feldzeichen mit R » Q bei Del-
matius (Senckler 6221 und van Werveke 311).
Für die anderen Prägestätten giebt der Fund wenig Material.
Mit dem Jahre 330 traten in den gallischen Münzstätten mannigfache
Veränderungen ein. Trier zwar behält seine 2 Offizinen, auf die es seit Mai
305 beschränkt ist. Arles hingegen, welches seit seiner Begründung, ver-
mutlich kurz nach 313, mit 4 Ofßzinen arbeitete, büsste deren 2 ein. Lyon
wird um eine erhöht, auffallender Weise hatte es in der früheren Zeit
Constantins nur eine Offizin. Gänzlich aufgehoben werden London und
T&rragona, von denen ersteres mit einer, letzteres mit 4 Offizinen prägte.
Für London ergiebt sich dies aus dem Verzeichnis der Londoner Münzen,
welches jungst Mommsen (v. Sallet's numis. Ztschr. XV S. 248) mitgeteilt hat,
und das gleiche Datum ist für Tarragona anzunehmen, da dieses zwar noch
PrüvidenHae und auf Helena, aber nicht mehr Gfloria exercituSy Borna und
Ckmstafitinopolis prägt'*). Die bis dahin bestehenden 12 Offizinen der west-
lichen Provinzen werden also in diesem Jahre auf die Hälfte reduziert.
Der Weezer Fund enthält 294 Münzen des Constantinus II, aber nur
113 des Constantinus I und 136 des Constantins II; da auch die übrigen
Funde besonders seit 333 ein ähnliches Zahlen Verhältnis aufweisen, so scheint
es, dass seit dieser Zeit in Gallien für den Gallien verwaltenden Caesar
starker geprägt wurde als für den Augustns.
Die Vergrabungszeit des Ermsdorfer Schatzes fällt nach 342, in
welchem Jahre die letzte in ihm vertretene Emission TRPu mit M im Felde
(vgl. unten S. 140 u. 143) ausgegeben wurde. In den Schätzen von Weeze
und Ollmuth kommen die Constantinssöhne noch nicht als Augusti vor; in
beiden ist die letzte reichlich vertretene Emission die mit 'TRP*, der 0\U
muther Schatz enthält ausserdem ein Stück mit + im Felde ; beide werden
deshalb im Jahre 337 oder kurz nachher vergraben sein. Die Bergung der
Dhroner Münzen fällt vor des Constans' Caesarernennung, also vor Dez. 333.
Die historischen Ereignisse, welche zu diesen Vergrabungen führten, sollen
. im letzten Abschnitte dieser Aufsätze behandelt werden ; hier sei nur noch
der auffälligen Erscheinung gedacht, dass die Schätze von Ermsdorf und
Dhron eine so grosse Masse vor 330 geprägter Münzen enthielten, welche in
denen von Ollmuth und Weeze vollständig fehlten. Das alte Geld muss also
noch nach dem J. 342 im Kurs gewesen sein und es scheint lediglich Zufall
zu sein, dass die Vergrabe r der Ollmuther und Weezer Masse solches nicht ,
zur Verfügimg hatten.
V «. MUnzlund von Rheinzabern. Die nachstehend behandelte Münzmasse,
aufbewahrt in der Altertumssammlung zu Karlsruhe, wurde 1852 in einem
Steinsarge in Rheinzabern entdeckt. Hrn. Prof. Bissinger verdankt man die
Ermittelung des Fundortes, indem derselbe die auf der Papierumhüllung der
36} Zu ungefähr demselben Resultat kam schon Madden, vgl. Handbook, Tafel zu
156.
Digiti
zedby Google
138 Hettnei'
Münzen geschriebene Notiz „660 St. spätrömischer Bronzemünzen, gefunden
in einem ledernen Beutel in der Urne 379 des Inventars** kombinierte mit
einer Stelle des „Generalberichtes** des Conservators A. von Bayer (Karls-
ruhe 1858) S. 68: „Ausserdem befand sich dort (d. h. bei einer vorher be-
schriebenen in einem Steinsarg beigesetzten Leiche, die 1852 bei Rheinzabern
gefunden wurde) ein thönemer Topf mittelmässiger Grösse mit Henkeln, in
welchem sich ein lederner mit eherner Schnalle verschlossener, gegen 700
kleine Bronzemünzen aus der Zeit der Kaiser der constantinischen Dynastie
enthaltender Beutel befand**.
Der jetzige Conservator der Karlsruher Sammlung, Herr Geh. Rat
Wagner, hatte die grosse Güte, mir den Fund zum Studium zu übermitteln;
Hr. Professor Bissinger übersandte mir ein von ihm nach Cohen aufgestelltes
Verzeichnis, welches er in der Absicht späterer Veröffentlichung verfasst
hatte; ihm sei deshalb auch an dieser Stelle für die Zuvorkommenheit, mit
welcher er mir die Besprechung des Fundes überliess, gedabkt. Mein Wunsch
über die sehr dunkle Geschichte der Trierer Emissionen aus der Z^it der
Constantinssöhne durch diesen sehr aparten Fund in Klarheit zu kommen, ist
nicht in vollem Umfange befriedigt worden, aber eine Unterlage für weitere
Forschung wird doch gewonnen sein.
Der Schatz besteht zum bei weitem grössten Teil aus Kleinerzen meist
von schlechter Erhaltung, ausserdem aus einigen Mittelerzen der letzten Zeit
des Constans und des Magnentius, im Ganzen zur Zeit nach meiner Zählung
aus 588 Stück. In der nachfolgenden Aufzählung ist, wo es förderlich schien,
der Kopfschmuck der Kaiser genau verzeichnet worden, wobei D Diadem,
K Kranz, P Perlschnur bedeutet.
a) Die vor 330 geprägten Münzen. 8 Stück.
Claudius U Virtm aug. Constantinus I Soli invicto comüi 'j^^, MarU cofi-
TIF C I R
iervatori —^, Virtus exercit wt XX, Fahne -^^ , Victoriaelaetaeprinc
perp ST. Constantinus U caes Ciaritas rei piiblicae .^^ , Constantius
caes Providentiae caesa STRE. Fl lul. Helena aug, Rv. incus.
b) Die zwischen 330 und 335 geprägten Münzen. 25 Stück.
Oloria exercitus mit 2 Feldzeichen: Constantinus I TR'P 2, PLG, 'PLG;
Constantinus II caes 'PLG, RFT, Pge?^«"*) 2; Constantius caes TRP- 2,
Constans caes Pge? 1. — Constantinus II caes vot XV fd. XX r, 4— 5Gr
Borna PLG, Pge?, Constaniimpolis TRP-, ^r^, PLG, «^y^, R I S,
Pge? 6").
c) Die zwischen 335 u. Sept. 337 geprägten Münzen. 29 St
Gloria exercitus mit 1 Feldzeichen Constantinus I •TRP*, »PLG, Pge? 1;
Constantinus II caes -TRP- 3, •►»^PLG 3, R »S, Pge? 2; ConsUntius
caes -TRP- 2, R »T, SMKr, SMALA, Pge? 1; Constans caes im
Felde ^, im Abschnitt P CONST; Delmatius caes -TRP', Pge? 3.
Pietas Bomana Theodorae -TRP' 2; Fax publica Helenae -TRP- 2, CONSG,
86a) bedeutet: Prägevermerk unleserlich.
37) Die aufgefOhrten Em. von Cunatantlna uud Born kOnntan vielleii-bt auch nach
835 fallen. Unter den 6 Stfleken mit nnleaerliohen FrägeTermerken befindet sieh einet mit
verttempeltem Beyers, ein hybrides mit dorn Bev. Gloria.
Digiti
zedby Google
ftomisctie Müuzschatzfunde in den Ilheinlanden.
lad
Securitas rei jnth Frau an Säule stehend, Rv. Fl. Constans nob
Palud. und Kranz R «Q>«).
d) zwischen September 337 und Frühjahr 340.
Trierer Emissionen
jßu! -
5^
P iON
Im
^
^
l
<
i*
XX— XXII.
VLG
F.'M^'
• "* »
AS!S|,j
jC
^
1 &
J:ii^.i:i
&±
.N, >L
^^ '*'
A
3C
^
A. Oloria exercitm 1 Feldz.
1 i
r
ConsUmtinm aug, Pal. D
— !-.|l«)
12**«
—
-
-
» WQX ^ ^ Y,
1
- 4
— —
—
—
T> *"** n 1» »
2^>^
— —
.
—
-
—
—
Vic, Con9tantinu8 aug, Kur. „
— —
—
—1 —
PI -
—
—
^
Dn. Congtantiitusp.f. aug. Kpf.K
—
_„ _
—
r)
—
FL M. ConstantiHsattg, Kür. K
-1 2 7«)
— —
,^ —
-^
—
n Pal. K
— ,„
1 ™
—
-
Dn-[Fl] n n . D
H— ; —
^ ^
— _
Sl —
—
-^
—
—
Constantius aug Kürass D
FL lul. Congtam aug. Pal. K
j
— 2
1 —"
- 1 2«y
,
^
Constam aug „ D
1
— 2
— —
~, "
—
—
—
Confitans p. f. (mg „ D
i 1
— —
1
— ' —
A3,B2^'/
—
—
Dn. FL Comtans aug „ D
—
1
2*^ —
—
Dn. ConsUim p. f. aug Kopf D
1 1
— '— -
— , —
—
—
AI
—
B. Fax publica
1
1
1
1
FL IhL Hdenae aug. . . .
-;- 3
—
-
—
C. Quadriga
De. C(mstantino[pt augg] . .
— :— -
— —
— ' —
—
1
—
l
D. Securüas reip.
'
Dn. FL Constam aug Pal. D
E. Virtus augustiy Kaiser
Ql -
stehend in Waffen
Vk. CotufUirUinus aug, Kür. D
— t —
->P2
—
—
[FL M.] Constantius aug. „ K
W
— ; —
— , -
—
—
—
F. Spes rei publice ")
1
1
Avers zerstört
1
--■-
_i _
—;
—
-
1
1 1
1
48
SS) Von dem Vermerk iet swar aar gans rechts eia Q aichtbar, aber schwerlich
kann dieses auf eine andere PrftgestAtte und eine andere £m. besogen werden, vgl. Senckler,
Katalog Mr. 6406. — 89) Der chrunologische Ansats dieses Beverses ist dnrehans iweifel-
baft. — 40) Der Abschnittsvermerk ist nicht gans sicher. — 41) Der Palmzweig ist auf dem
Exemplar nicht sichtbar. Das Stttck könnte also auch in Bmissiun XX gehören. — 42) Bei
awei Exemplaren ist der Palmsweig nicht sichtbar, sie können also auch zu Emission XX
gehören. — 48) Bei eiueiu Exemplar ist der Palmsweig nicht sichtbar, also vielleicht
Sm. XX. — 44) Die beiden Lyoner Emissionen sind dadurch zu scheiden, dass in b die
Stange des Signum einen grossen Qnergriff hat, der in a fehlt. — 45) Auf einem Exemplar
die ATersumschrift unleserlich. — 45a) Am Ende dieser Emission tritt im Abschnitt wieder
PABL snf, vgl. die Mttnice von Constans, uum. chron. XVIII p. 27. — 46) Eines in Offisin 8,
eines in T. — 47) Münzen ans derselben Em von Constantinns mit magnuM^ siehe num.
ohroBicle XVIIl (1S78) p. 25. — 48> Die Offizinangabe zerstört.
Digiti
zedby Google
14Ö
tiettnei'
6) zwischen 340 bis etwa 342.
Trierer EmissioDcn XXIII u. XXIV
-1-
M
I 1 Y 1 ixi
PLGPLGIPLG
G
TKPu
TRPu
PAUL
Gloria exercüus mit 1 Feldzeichen.
>
Fl, M. Constantius aug. Klirass K . .
2
—
—
— ' —
—
Constam p. /. atig. Pal. D
3
16
1 7 1«)
gar,
Corifitantius p. /. aug. Pal. K . . .
—
—
3 ' 4 —
—
w n ' V „ 1) . . . ,
—
5
— : — : —
3
26 1
16
5
Derselbe Revers aus:
Rom: * RS l ein Dn. Fl. Constantius aug, Palud u. D; R-^S ein Du.
[Fl] Constans aug, Palud u. I) 1
Aquileja: ^ ein Constans p. f, aug Palud. u. D l
Constantinopcl: CONS» ein D. n. Constantius p. f, aug, Kopf D . . 1
Thessalonica: SMTS^ ein Constans p. /. aug Palud. D 1
Karthago: SMKA 3 Stück von Bn. Constans p. f. aug, Kopf, Kranz,
eines mit dem Offizinzeichen S, zwei mit zerstörten Offizinzeichen . 3
Mit unbestimmbaren Prägevermerken von Constans 4, Constantius 6, mit
unbestimmbaren Aversen 14 24
79
f) von 342 bis etwa 348?
A) Victoriae dd, augg. q. nn. Die Brustbilder immer im Paludamcnt
und nach r. gebildet.' Die Umschrift enthält nur den Kaisernamen und da-
hinter |>. /. Äug, nur einmal kommt d. n. vor.
Trierer Em. XXV-XXXI Im Abschnitt TRP
. . TRP •
III I I
Im Felde
Constans . .
Constantius .
Dn Constans .
A\ ; Ö
D
I
2 D I 5 D 21D |14D,15P-')! 6P 4D, 22P
1 D 2 D I — I 2D, 2P
2P
2D, 43 P"^} CT
1 D, 6 P
1 P
I^yon
Im Abschnitte immer PLG
im Felde:
3
3
S 1 T
T S
0
L
PI- iP.
1
r
1^'
Constans, immer D. .
Constantius ^ K. .
11
1
3
1
1 1
1
10»»)
12»)
i
4Ü) Vermutlich ist diese Mttnzo nur eine barbarische Nachprftgiiag.
50) !3ie 2 Münzen des Constaurt sind in S, die de« ConeUntins In P. geprftgt
51) Hierzu sind 3 Münzen mit undeutlichem Kopfschmack gestellt.
52) Auf 6 Mttnzen ist der Tunkt im Abschnittsvermerk nicht sichtbar, sie sind atier
wegen des längeren Palmzweiges hierher gestellt. — Von den 43 Münzen eind aaf 7 die
Drastbilder schmal und langgezogen dargestellt, wie auf den Münsen mit fei. temp. rrpamtio.
58) Hier treten wieder die Bpfttzeitlichen langgezogenen Bildungen auf, bei Constans
1 mal, bei Conatiintiuä 5 mal.
Digiti
zedby Google
Antoni
Galba f
Vespai
Titus i
Domitii
Xerva ?
Traiaaf
Hadrial
Sabinai
L. Aeti
Pias 11
Faustiil
M. Auf
Faustiil
Ven
Digiti
zedby Google
14^ Öettuöt'
2) Gr. 5. Vidoriae dd. nn. aug. et caes. 2 Victorien mit Schild, worauf /70* V
midt X. Rv. Bn Decentim fort, caes. Pal. n. r. Im Felde A. TRP
i) Barbarische Prägungen.
Urbs Borna, sehr roh, ausserdem hybrid insofern als der eine Rev. Gloria
exercitm 1 Feldz., der andere Pax publica darstellt 2
Gloria exercitus mit 2 Feldz.: 7 Stück, davon 3 Trier; 1 Lyon. ... 7
Gloria exercitus mit 1 Feldz : 33, darunter mit Lyon 7 (im Felde 1 mal X,
1 mal M, 1 mal Y im Abschn. PLGS) ; Trier 20 (darunter auf sehr
rohen Münzen 1 mal TRS * , 1 mal PTR, 2 mal in der Fahne als
missverstandene 0 der legalen Münzen 3 und C, 2 mal M, 3 mal N,
3 mal H, 2 mal Y.) Die Stücke mit Y sind verhältnismässig gut ge-
prägt und kommen auch sonst mehrfach vor, verraten sich aber
durch die missgestalteten Köpfe des Averses 33
Vidoriae dd. augg. q. nn. : 3 Lyon im Felde 2 mal ♦ , 1 mal C' ; 7 Trier
1 mal PTR, im Felde 1 mal missverstandenes Blatt, 4 mal Zweig,
1 mal X, 1 mal II 13
Fei. temp. reparatio, Kaiser im Schiff. Im cae Magnentius aug. Bilder
wie Buchstaben sehr roh 1
k) Incuse und zerstörte Münzen.
2 Constantius aug und 3 sonstige ; hervorzuheben ist ein Stück aus einer
noch nicht bekannten Emission: Rv. Gloi*ia exercitus 1 Feldz., auf
di4»sem S, im Abschnitt \ P'/', Av. Constanti' 1 1 ! 1 1 und Diadem . . o
61
Unter den frühesten Münzen des Fundes bietet ein schlecht erhaltenes,
aber in Lesung und Ergänzung vollkommen sicheres Kleinerz mit Seenritas
reipub, von Constans als Caesar (S. 139) einiges Interesse. Der Revers ist
von Cohen im Nachtrag unter 9 schon bekannt gemacht; er ward auch von
Constantius als Caesar und von diesem und Constans als Angusti geprägt,
dagegen fehlt er bei Constantin dem Vater; er erscheint in derjenigen lang
andauernden Emission der Präge Roms, in welcher die Constantinssöhne zu-
erst als Caesaren, nachher als Augusti auftreten *^ ; die Emission muss dem-
nach nach Constantius I Tod in der Zeit von Mai bis September, als die
Söhne noch nicht den August ustitel führten, begonnen haben. Zu Augusti
erhoben prägen sämtliche 3 Söhne den Revers in Gold, nur mit dem Unter-
schied, dass Securitas wie auf den zu Lebzeiten Constiintins I und Crispus
geprägten Reversen den rechten Arm auf den Kopf legt.
Die Tabelle auf S. 139 enthält die Münzen aus der Zeit der drei
Constantinssöhne als Augusti, welche durch den Tod Constantinus II im Früh-
jahr 340 (vgl. Schiller, Rum. Gesch. II S. 240) begrenzt wird ; eine erschöpfende
Übersicht über die Reihenfolge und den Umfang der einzelnen Emissionen
57) Seiickler aetst Bonn. Jahrb. 17 9. 97 diesen Beyera nach den Tod ConiUntina II,
weil er bei ConaUutin nicht erecbeine. Dadnrch aber, dass ihn Constans nnd Constantius
schon als Caesarea geprftgt haben, wird dieser Ansats widerlegt. Znr Ersoheinnng, dass
manche swischen 887— S40 von diesen beiden BrQdern geprägte Beverse bei Constantin II
felileii, vgl. die Ternmtaug Schillerte, BAin. Gesdi. II S. 240 Anm. A.
Digiti
zedby Google
Kömisclie MüuzschatzfuDde in deu Rheinlauden. 143
bietet sie bei der geringen Zahl der Münzen keineswegs. Für die Einstellung
in dieselbe war massgebend, ob von den einzelnen Emissionen Münzen des
Constantin II, sei es im Funde, sei es sonst, nachweisbar seien, nur für die
Trierer Emissionen TRP und • TRP beruht der Ansatz auf Combination.
Die Münze des Constantius aug mit Virtus augmti ist leider so knapp
geschlagen, dass sich nicht angeben lässt, ob hinter den Buchstaben TRP
noch eine Signatur gestanden hat. Da aber dieselbe Münze auch bei Senckler
im Katalog Nr. 6551^) ohne weitere Signatur aufgeführt ist, so wurde sie
so auch in die Tabelle eingestellt. Sicher sind in dieser Emission die Con-
secrationsmünzen auf (-onstantin mit Quadriga geschlagen, die mit dem
Zeichen TRP, wenn auch nicht im Funde, so doch sonst, zahlreich vorkommen ;
voraussichtlich sind dieselben unmittelbar nach der Erhebung der Söhne zu
Augusti gepnigt; deshalb ist die Emission TRP den übrigen vorangestellt.
Die Emission * TRP scheint von sehr geringem Umfang gewesen zu
sein : in der Trierer Sammlung ist sie mit keinem Stücke vertreten. Sie muss
vor des Constantin II Tod, vor die Besitzergreifung Galliens durch Constans
fallen, weil Constans mit dem Kranz geschmückt ist Dass darin ein Anhalt
fiir die Datierung liegt, wird unten gezeigt werden. Die Emission wurde vor
die mit Palmzweig gestellt, weil, wie schon mehrfach hervorgehoben wurde,
im allgemeinen das einfache Emissionszeichen dem komplizierteren vorangeht.
Bei weitem umfangreicher war die Emission mit Palmzweig, welche
ausser Gloria exercäua auf die Augusti auch die in der Emission * TRP * auf-
tretenden Restitutionsmünzen auf Helena und Theodora prägt ; von Theodora
fehlen sie im Funde, sind aber in der Trierer Sammlung vertreten.
Hierdurch gewinnen wir für die Trierer Präge die Emissionen XX
(TRP), XXI (• TRP), XXÜ (TRP 4*) für die Jahre 337 bis 340. Ob die
Emission XIX ("zirj"), von welch<»r mir nur die Restitutionsniünzen auf Theo-
dora (vgl. S. 123 Ollmuth) und Helena bekannt sind, vor oder nach den Tod
Constantins I fällt, ist zur Zeit eine offene Frage.
Von den Münzen der übrigen Prägestätten seien nur die von Lyon,
welche den jüngeren ('onstantin Max(imus) benennen, hervorgehoben; da
dieselbe Emission Münzen auf Constantius und Constans als Augusti enthält,
ist diese Beziehung vollkommen gesichert. Überhaupt geben die Emissions-
vermerke eine unbedingt zuverlässige Unterlage für die Scheidung der Münzen
unter Kaisem gleichen Namens; alle anderen, auch noch so feinen Beobach-
tungen, wie z. B. die des Grafen Westphalen (in Schiller's Rom. Gesch. II
S. 239 Anm. 5) bieten geringere Gewälir und werden nie erschöpfend sein.
Auf S. 140 unter e sind die nach Constantins II Tode ausgegebenen
Münzen mit dem Revers Gloria exercitus zusammengestellt. Für die gallischen
Emissionen erscheint das Material umfangreich genug, um aus dem Fehlen
der Münzen des Constantin auf Nichtprägnng schliessen zu dürfen, zumal
ja, so lange Constantin lebte, seine und nicht des Constans Münzen in dieser
Gegend in grösster Masse emittiert wurden. Für die Emissionen der an-
deren Prägestätten ist der chronologische Ansatz minder sicher, sicher wird
58) Boi Cohen ist diese Mttnze nicht aurgeTfibri
Digitized by VjOOQ IC
144 llettner
man nur für die mit zwei Palmzweigen markierten Emissionen von Rom und
Aquileja sagen dürfen, dass sie nach denen mit einem Palmzweig folgten.
Trier gab nach Konstantins Tode noch 2 Em. des G/oruircverses (XXni und
XXIV) aus, Lyon vermutlich die gleiche Zahl ; hiernach scheint das Aufgeben
dieses lleverses, welcher seit dem Jahre 330 fast ausschliesslich die Rück-
seite der Kaiserköpfe bildete, in die Jahre 34t oder 342 zu fallen.
An dessen Stelle tritt der Revers Victorüie dd. augg, q. nn. Seine Be-
deutung wird aus der Notiz der Fasti Idatii gerade zum J. 342 zu entnehmen
sein: Cotifttantio III et ConMante II: His conss vidi Franci a Conxtatite
Auffusto seu pacati. Auf keinen Fall ist dieser Revers gleichzeitig mit dem
der Gloria crercitus ;?eprägt worden, wie dies die Verschiedenheit der Emis-
sionsvermerke zeigt*'). Diese Münzen sind im Funde zahlreich vertreten
und scheinen über die Emissionen der gallischen Münzstätten eine vollständige
Übersicht zu gewähren, aber au der Art der Emissionszeichen liegt es, dass
die Reihenfolge der Emissionen schwer festzustellen ist. Einigen Anhalt ge-
währt der Kopfschmuck der Kaiser und der Stil der Münzen.
Constantin I trägt vom J. 333 bis zu seinem Tod ausschliesslich das
Diadem (siehe oben S. 133), während seine Söhne in dieser Zeit immer mit
dem Kranz geschmückt sind. Augusti geworden, erscheinen die letzteren nicht
immer, wie sich erwarten Hesse, mit dem Diadem, sondern auch mit dem
Kranz, später mit der Perlschnur. In den verschiedenen Münzstätten ist das
Verfahren ein verschiedenes und bei dem geringen mir vorliegenden Material
kann ich diese Betrachtung, die vielleicht nach mancher Richtung Aufschlüsse
geben könnte, nicht auf alle Münzstätten ausdehnen, sondern muss mich auf
die gallischen beschränken. Nur eine Regel kann als ausnahmslos und für
alle Prägen geltend hingestellt werden: Der Augustus desjenigen Länderbe-
zirkes, in welchem die betreffende Präge liegt, wird immer mit Diadem ge-
bildet; die Augusti der anderen Bezirke dagegen bald mit Diadem, bald mit
Kranz. Aus diesem Grunde wurde die Trierer Emission TRP, auf welcher
Constans im Kranz erscheint, in die Zeit vor dessen Besitzergreifung von
Gallien gestellt.
Die Trierer Präge bildet von 337—340 Constantin 11 mit Diadem,
dagegen die zu Rom und Constantinopel residierenden Brüder mit Kranz;
dies beweisen ausser den Münzen des vorliegenden Fundes auch sämtliche
Exemplare unserer Sammlung. In der Emission TRPu und der folgenden
mit M im Felde führt Constans das Diadem. Constantius erscheint iu TRPu
bald mit Kranz bald mit Diadem (nach Ausweis unserer Sammlung), in der
folgenden immer mit Diadem. Von hier ab wird im Kopfschmuck der beiden
Augusti kein Unterschied gemacht; dagegen tritt nun bei beiden in einigen
59) Irre leiten kOunte, diss auf den Trierer Mausen beide Reverse mit M im Felde
vurkommen; aber das eloe mal steht im Abechaitt TRP, das andere mal TRP\#. — Die
Ilemerkong Cohens, Constans p. 270 „11 est probable, qu'eüe doit se lire: VictoriaedaminoruiH
AugMtorum (jaiwiue noslrvruin. Cos cin<{ princcs, Augastes ua Cöiars, seraient Constautin II,
Constance, Conatant, Delmace et Hanuibaliien, et toutes le^ mödailles oti se trouve cette
16gende anraient H& frappöes an peu avaut U fin de Tan 837 entre 1a mort de Constantin
et Tassastiiiat de Delmace et d'Hanniballien" ist zn drollig, als diss sie einer Widerlegung
bedurfte.
Digiti
zedby Google
Koinischo Miinzschatzfunde in deu Hheinlanden. 145
Emissionen des Fictoi-toerevei'ses neben dem Diadem auch der Perlkranz auf.
Diejenigen Emissionen, in welchen nur das Diadem erscheint, werden unbe-
denklich als die früheren, die anderen als die späteren betrachtet werden
dürfen und dieser Gesichtspunkt ist für die Anordnung der obigen Tabelle
massgebend gewesen.
In Lyon ist das Verhältnis ein anderes: Während hier in den Emis-
sionen bis 340 auch Constantius und Constans im Diadem gebildet werden,
zeigen die mir vorliegenden Exemplare des Constantius aus den JJ. 340 bis
42 und -ebenso auch sämtliche Münzen mit Victoriae denselben im Kninz;
letztere scheinen, nach dem vorliegenden Funde zu urteilen, für Constantius
ungleich zahlreicher als für den Landesherrn Constans. ja in manchen Emis-
sionen ausschliesslich geprägt worden zu sein. Vielleicht lag eine Verordnung
vor, dass in Trier mehr auf Constans, in Lyon mehr auf (Constantius gemünzt
werden solle. Die Perlschnur scheint in Lyon nicht verwendet zu sein.
Was die Präge von Arles betrifft, so sind im Funde aus den Emis-
sionen bis zu Constantius II Tode einige Münzen dieses Kaisers mit Diadem
erhalten, ausserdem nur eine des Constantius, welche diesen im Kranz zeigt.
Die folgenden Emissionen bilden auch Constantius in Diadem; es scheint
demnach, dass die Arier Präge l»ezüglich des kaiserlichen Kopfschmuckes
dieselben Prinzipien innehielt wie die Trierer, auch iusofcrn als in der letzten
Emission des Ftctomiereverses der Perlkranz erscheint.
Audi der Stil der Münzen giebt für die Anordnung der Emissionen
einen Anhaltspunkt. Die Münzen mit fd. temp. reparatiOj welche auf den Vic-
toriaerevers folgen, beso.nders die mit dem Phönix, zeigen auffallend langge-
zogene Brustbilder und schmale Köpfe. Derselbe Typus tritt in allen drei
gallischen Prägen in den Emissionen des Vu^avt'aereverses mit Palmzweig auf;
es kann deshalb nicht zweifelhaft sein, dass diese an den Schluss der Reihe
gehören. Hierfür spricht ferner, dass in denselben Emissionen die Kaiser-
köpfe in Trier massenhaft, in Arlcs teilweise mit Perlschnur gebildet sind,
wie dass in Trier jetzt zum ersten Male die Bezeichnung dominus noster er-
scheint; Perlschnur wie dieser Titel werden von nun ab beibehalten.
Unter den Lyoner Emissiouszeichen erscheinen zweimal dieselben Buch-
staben in umgekehrter Reihenfolge ; vermutlich sind dadurch aufeinander fol-
gende Emissionen markiert.
Weitere Unterlagen zur Bestimmung der Reihenfolge der je sieben
Emissionen von Trier (XXV— XXXI) und Lyon und der sechs Emissionen
von Arles vermochte ich nicht zu gewinnen.
Nach den bisherigen Untersuchungen ist man berechtigt, die Dauer
einer Emission, falls nicht ein politisches Ereignis, welches durch die Münzen
schnell zur allgemeinen Kenntnis gebracht werden sollte, eintrat, etwa auf
ein Jahr zu bestimmen. Hiernach würde der Revers Victoriae bis zum J. 348
emittiert sein.
Ausser den Kleinerzen, welche, soweit sie offiziellen Prägen entstam-
men, nunmehr sämtlich aufgeführt und zeitlich bestimmt wurden, enthält unser
Fund von Constans und Constantius noch eine geringe Zahl Mittelerze mit
dem Revers fd. temp. reparatio, sämtlich mit der Umschrift dominus noster
und Perlschnur versehen und in dem ungeschickten, oben gekennzeichneten
Digiti
zedby Google
146 Hettner
Stil geprägt. Diese Merkmale sind für die Feststellung ihrer Entstehongszeit
entscheidend und müssen hiernach die Ansichten Soret^s (Rev. num. 1843
p. 364), Senckler's (Bonner Jahrb. 17 S. 97) und Mommsen's (Münzwesen
S. 801) berichtigt werden.
Die Umschrift fd, temp. reparatio ist bekanntlich mit verschiedenen
Bildern, in grossem^'«) und kleinern Stücken, ausgegeben worden. Die
Trierer Präge scheint sich auf folgende beschränkt zu haben :
a) Gr. 4. Phönix auf Fels oder Weltkugel TRP ' oder TRI* *
b) Gr. 6. Krieger einen Barbaren aus der Hütte wegführend TRP
c) Gr. B. Kaiser im SchiiF stehend immer TRP, einen PhOnix oder
eine Victoria haltend, im Felde bisweilen A.
d) Gr. 6. Krieger einen Reiter niedcrstossend TRP
e) Gr. 4. „ „ „ „ TRPu
Von diesen Bildern finden sich im Funde nur b und c vertreten; d, welches
zwar auch schon zu Constans Lebzeiten ausgegeben wurde (Cohen, Constans
117), scheint doch erst nach des Magnentius Sturz in grösseren Massen ge-
prägt und e überhaupt erst nach dieser Zeit emittiert zu sein, so dass deren
Fehlen erklärlich ist; aber auffällig ist das Fehlen der Münzen mit dem
Phönix, die sonst massenhaft mit dem Bildnis des Constans vorhanden sind.
Diese Erscheinung wird sich nicht anders als Spiel des Zufalls auffassen
lassen.
Die Münzen mit PhOnix haben andere Emissionsvermerke als die
unter b und c verzeichneten Mittelerze, weshalb man glauben möchte, diese
Münzen verteilten sich auf verschiedene Jahre. Für alle derartige Prägungen
von Constans aber bildet der im Jan. 350 durch den Usurpator Magnentius
an ihm verübte Mord die äussere Grenze.
Von Münzen, die nach diesem Ereignis geprägt sind, enthält der Schatz
nur zwei Stück des Magnentius und eines des Decentius. Hat, was hier nicht
untersucht werden soll, Magnentius erst einige Zeit nach seiner Erhebung seinen
Bruder Decentius zum Caesar berufen (vgl. Schiller Rom. Gesch. H S. :?öö),
so würde die Beisetzung des Schatzes in den Sarkophag nicht schon im Jahr
3d0, aber schwerlich später als 852 erfolgt sein. In welcher Absicht der
Beutel mit dem Gelde in den Sarg gelegt wurde, ob als Grabesbeigabe, oder
nur zur zeitweiligen Bergung, wird sich nicht bestimmt entscheiden lassen.
Jedesfalls lehrt er uns die Geldmasse, wie sie um die Mitte des 4. Jh. im
Kui*s war, kennen.
Hervorhebung verdient noch die sehr grosse Anzahl barbarischer Prä-
gungen in diesem Funde. Dieselbe Erscheinung zeigte sich in dem Funde
von Weeze, während in den Ermsdorfer, Dhroner und Ollmuther Funden von
derartigen Prägungen keine oder nur wenige Exemplare vertreten waren.
Die Lage von Weeze und Rheinzabem in der Nähe des Rheines, nahe der
59ft) HoUt« lieh nicht ftasBchliessIich auf diei« GrossstQcke, nicht schon aaf die
der Diocletianischon Zeit die Bezeichnung ftecunia majorina beziehen V Sie tritt, soweit ich
sehe (Mommsen, Mflnzw , Register S. 881), zuerst in einer MUuzTerordnung om J. 849 anf.
Die Verordnung wird um so erklärlicher, wenn die Prägung dieser Sorte erst kurz zuvor
begann. Unter Diocletian ist seit der Münzordnung vom J. 296 die Kraission des Klein-
kupfers so beschränkt, dass die Bezeichnung pecuitia tnajuriaa schwer verständlich wäre.
J
Digiti
zedby Google
Bezel<
G§Bm
Titim i
Traian
HadrJS
SabioA
L. Aer
PiüS II
Faust jj3
M. Am
Faiistio
Digiti
zedby Google
Digiti
zedby Google
Kömische Münzschatzfunde in den Rheinlanden. 147
Grenze erklärt die Überflatung dieser Gegenden mit barbarischem Geld, welches
seit 330, seit dem Entstehen des (?/oriareverses besonders massenhaft geprägt
worden zu sein scheint.
VI.
Übersicht Aber die rheinischen Schatzfande.
(Hiorsu TabeUe A und B.)
Wie schon im Eingänge dieser Abhandlungen (Wd. Zs. VI S. 120)
hervorgehoben wurde, macht die nachfolgende Zusammenstellung nicht den
Anspruch auf Vollständigkeit. Für die Rheinprovinz, Luxemburg, Hessen,
die Pfalz, Nassau, Baden hoffe ich zwar, dass die Fachlitteratur vollkommen
verwertet ist ; aber wie viele Nachrichten über Münzfunde mögen noch in den
Tagesblftttem und an Stelleu, wo man sie nicht sucht, verborgen liegen!
Manigfacher Unterstützungen hatte ich mich zu erfreuen, so von den Herren
Dr. Asbach in Bonn, Dr. Velke in Mainz, Abel in Metz, Dr. Schricker in
Strassburg; zu ganz besonderm Danke bin ich aber Herrn Prof. Dr. Harster
in Speyer für seine ausfuhrlichen Mitteilungen über die pfälzer Funde, wie
Herrn Professor Bissinger für die grosse Güte verpflichtet, mit welcher der-
selbe mir seine sämtlichen Materialien über badische Müuzfunde zur Verfügung
stellte, der Abschnitt über Baden ist durchaus seine Arbeit.
Die Übersicht wird für die historische Forschung um so wertvoller,
einen je grösseren Bezirk sie umfasst. Deshalb wurde anfänglich auch die
Sammlung der holländischen und belgischen Funde beabsichtigt, aber wegen
äusserer Schwierigkeiten wurde bald von diesem Vorhaben abgesehen; indes
schien es nicht unnütz, die gesammelten Notizen zu veröffentlichen; möchten
sie recht bald ergänzt werden ; eine Zusammenstellung der Münzfunde gerade
jener Gegenden verspricht nach mancher Richtung hin Aufschluss*^).
In der folgenden Zusammenstellung der rheinischen Schatzfunde (mit
Ausschluss der belgischen und holländischen) ist jeder einzelnen Fundnotiz
eine Angabe über Fundort, Münzsorte und den letzten im Funde vertretenen
Kaiser vorangestellt. Wo nur ungenügende Untersuchungen der Funde vor-
liegen, auf deren Ergebnisse wenig Verlass ist, ist dies durch ein oder zwei
dem Kaisemamen beigestellte Frage/eichen angedeutet, während in den Fällen,
wo die Zeit der Vergrabung genauer festgestellt werden konnte, statt des
Kaisernamens ein Jahr angegeben ist. Die Grösse der Münzen ist auch hier
nach Mionnets Münzmesser bestimmt, wenn nicht ein anderes Verfahren
ausdrücklich hervorgehoben ist.
Von den genauer beschriebenen Münzfunden ist auf den Tabellen A
und B eine Übersicht ihrer Zusammensetzung gegeben; in derselben sind
die Münzsorten auf folgende Weise bezeichnet : mit D Denare, A Antoniniane,
W Weisskupfer, Ge Grosserze, Ke Kleinerze.
Eine eingehende Würdigung der rheinischen Schatzfunde in ihrer
Bedeutung für die Kursverhältnisse wie der politischen Geschichte bleibt
60) W fl r 1 1 e m b 0 r g ist in der Zuiammeait«llang nicht berOokaichtigt. Ein mir
in Ij«{|zmann'« nnm. Ztg. 1887 S. 208 aofgoatouener Fund, welcher in Unterdigis-
heim bei Balingen bei Einaetinng eineH Grenzeteiiiea gemacht wurde, sei erwähnt-,
er beatebt ans 148 römischen MOnxen uns den J. 161 bis 235.
Weet<l. Zeitsolir. f. Geseh. a. Kunst. VII, H. , 11
Digiti
zedby Google
148
Uettiier
eioer späteren Abhandlung vorbeltalten, hier sei nur, gleichsam als Register,
eine chronologische Übersicht über die Funde gegeben, geordnet nach den
je letzten in denselben vertretenen Kaisern oder den Vergrabungsjahren.
Dabei sind dieselben Abkürzungen wie in den Tabellen A und B angewandt,
und ausserdem G für Gold, E für Erz, S fiir Silber, B für Bilion ; letztere
beiden Bezeichnungen wurden gewählt, wenn in den Fundangaben nicht zwi-
schen Denar und Antoniniau, oder zwischen Antoninian und Weisskupfer ge-
schieden war. Den Xummeni der in den Tabellen aufgefi'ihrten Schätzen
ist ein Sternchen beigesetzt.
Allfllttut 16 V. Chr., 61 D.
TIbtrius 6D.
Trtlanus 76 0.
Hadrianus 66.
Plus 7 G,D.
Fauttlna j. 87? i).
L. Varut 68? D.
18 G; 68-rU,D.
7»D.
Caraealla 75? D.
Elagabalut 74? D.
Alaxandar 80;78*Gj),A;
80 ?ü.
Maxliiilflius4*iM:-
Qordianiia 12 ?s.
PMlIppus I 69 s.
Tralanua Dao 65 G,S ; 77 D,A.
Voiuslanua 60*d,ä.
Gallianut 3*D,A, »*D,A;
M*D,A,Gc; 49D,B;
58 D,A.
Pottumut 10* D, A : 81 Ge ;
46S,B; 52* B, 67*D,A.
Claudius II 45 S,B, (\c.
I 25* W,B.
1 20 ?W; 88* W.
Tatricut IIW; 16 W;
21*D,A,W; 89 W;
40* W; 48? W; 50 W;
54 \V; 55B,W; 56 W;
57 W; 59A,W.
15* W, 18 W.
1W,B; 14? A,
DIocMlanua 28 ? Me ; 85 ? Mp ;
42* Me; 64 E.
Nicht vor 306: 70 Me.
Belgien. •')
Um 308: 82 Me, M*Me.
Zwiaohan 313—317: 47« Me
u. Ke.
Zwltchaa 317—330: 86 Kr.
Um 319: 24* Ke.
Im J. 326: 17*Ke.
Im J. 333: 19* Ko, 44 Ke.
Im J. 335: 48* Ke.
Um 337: 2*Ke, 83* Ke.
ContUntinitcha Zait: 71.
Nach 342: 51* Ke.
Um 350: 26vKe.
Um 362: 73*Meu.Ke.
Conataiia: 28?G,S.
Nach 393: 27D,Ke; 29 Ke^
80 Ke; 62 Ke.
Hingana (Antwerpen), 1846 gefunden 250 Mflnsen; 45 untersuchte Denare boatanden ans
e. g; Familienmftnien und Mttnson von Caeeer, Marc Anton, August, Tiberius,
Bonn. Jahrb. 11 8. 88 und Bull, de l'Ao. de Belg. XIII p. 756. 1
Zwischen Tlitolaa und Virginal (HUdbrabant) 800 AutoninUne von Caraealla bis Gallien.
Bev. de la nnm. beige 1862 p. 520. 2
Sohaarback bei BrflMel, 1586 gefunden ein Scbats von Denaren von Yitellius bis Antoninas
Pias, Rev. de la num. beige 1869 p. 807. 3
AndarlMht bei Brttssel, 1589 Urne mit Mausen des Gallleuus, Valerian und Pottumus;
ebenda p. 808 4
CalStra bei Brüssel, 1574 gef. 600 Silbermanxen des Gordian und der Philippe; ebenda
p. 808. 5
Nylan bei Lierre (Antwerpen), 1770 gef. ein Topf mit GoldmOnsen von Caesar bis Domitian
im Werte von 1700 Brabanter Florins, ebenda p. 211. 6
Matpalar swischen Alost und Dendermonde im J. 1607 1600 Goldmünzen, darunter einige
von Domitian und Hadrian, die meisten von Hadrian, Plus, Marcus und Verus, von
Conunodus nur eine mit (Joes Aug fü Germ, prinr, jnv.^ also vergraben um 175. Mommsen
MOnxw. S. 756 Anm. 54; vgl. Rev. num. beige 1869 p. 228. . 7
I (Flandern), KopfermUnzen von Nerva bis Alexander, Mommsen, MOnsw. S. 816. 8
(Westflendem), 1845 in einer Urne 10 Stück ßeitr de coin, 8 Gordian, 1 Philipp I.
1 Postumus; Rev. de la num. beige 1846 p. 428. 9
61) Viele Notizen über belgiMcho Funde wurden den Abhandlungen von H. Schurr-
maus, ro6d. et mou. d^couvertes dans les Pays-Bas pendent 1e XVIlIe sidole et ant6rieare>
ment, Rev. de la num. beige 1869 p. 206 und 801, 1870 p. 410 entnommen. Vgl. auch Schiller,
Rom. OeiiCh. I B. 831 Anm. 8. Für die Provinz Namur liegt eine sorgf<ige Zusammen-
Stellung vor von Cajot, les tr^sors de monnaies romaines de la pruv. de Namur in Ann. de
Namur XIV p. 93, aus welcher ich die Fundangabon liier nicht wiederhole.
Digiti
zedby Google
Römische Münzschat/fimde in den Rhcinlanden. 149
M«orttCll*to (WMtaaudern), 1857 eine Urne mit mindettena 16S SilberstAoken Ton Septimina
bie Gftllien; ebenda 1881 p. 488. 10
WytSChatto (Wesiflandern), 1345 Ober 1000 MQnien bis Postnmna; ebenda p. 496. 11
Sweveghem (Weatfl andern), 300 Httusen von Augnstna bii Gommodns, Ann. de Kamnr 12
p. 98 IS
Toumty im Walde von Howarderie, 1846 gegen 9000 MOnsen der gallischen Tyrannen;
Rev. de la num. beige 1845 p. 410. 14
Harchltt, Kanton Qn«vancampa, 102 Denare von Fanstiaa bis Gallien ; ebenda 1868 p. 144. 15
TiNlIn bei Mona, 1846 ein grosser Müusfuiid, ana dem 103 untersuchte Silberatacke herrOhrien
von Septimiua bia Philipp I; ebenda 1847 p. 94. 16
Cattiaa bei Mona, 1784 6—700 Silbermttnsen ; 28 untersuchte 8tttoke von Antoninus Pins bis
Gallien; ebenda 1869 p. 816. 17
Boillloux, 1863 in 8 Urnen gegen 200 Eramttnsen von Domitian, Uadrian, Faustina, Antoninus,
Lucius Aelius, Gallien und Tetricns ; ebenda 1868 p. 828. 18
Montreuil Slir Hainet grosser Bchats in vier Gefäsaen: im 1. Grosserze von Traian bis lalla
Domna, im 2. 607, im 3. 1490 Antoninlane von lulia Domna bis Postumus, im 4. 600
Denare von Traian bis Gordian III. Mommsen, MUnzw. S. 810, 816. 19
In der Nfthe von Montraull, 1877 700 SilbermUnzen von Alexander bis Postumus; Rev. belg.
1880 p. 66. 20
Bavay (Hennegan), 1763 grosse Ansah! Hittelbronzen von Antoninus bis Septimius; ebenda
1869 p. 210. Dass es sich um einen Schatz handele, gebt aus dem Bericht nicht mit
Sicherheit hervor, aber dioH anrh zugegeben, ist die Vergrabung unter Septimius
(wie sie Schiller, ROm. Gesch. 1 8.716 Anm. 3 annimmt) mehr als zweifelhaft, wie die
Vertretung des Kupfers im Schatz von Montreuil lehrt, siehe unter 19. 81
Vieevllle (Hennegan), 1858 64 Bülon von Gordian bis Gallien; Rev. de la num. beige
1858 p. 206. 22
Baadour (Hennegan), 600 Münzen von Vespasian bis Gommodus, Ann. de Namur 14 p. 98. 23
Mftcon bei Chimay, 25936 Ballon und Kupfer von Valerlan bis Aurelian; Mommsen, MUnsw.
S. 8U, Anm. 876 24
Moilave (zwischen Huy n. Ciney), 1800 von Alexander bis Gallien; Rev. beige 1870 p. 411. 25
Ellazolltt 1881 Schatsfund von PhUipp I bia Postumns; ebenda 1870 p. 416. 26
Han-tur Latae (Luxemburg), 1861 7—8000 Kleinbronzen der Epoche Galliens und seiner
Nachfolger bis auf Maxiraianus Hereulens; ebenda 1861 p. 811. . 27
Am Harzanberg bei Arlou, 1860 300 Münzen; 18 untersuchte von Claudius Gothicus nnd
Tetricns; Publ. de la soc. de Lnxembourg XVI p. 123. 28
(Hirzeberg), [wohl derselbe Ort wie bei 28] bei*Arlon 1856 ein GefiU« mit 3000
Kleiuerzen von Valcrian bis Aurelian; Instit. arehdol., Arlon 1867 V S. 23 und Publ.
de la soc. de Luxbg. XXII p 105. 89
Holland.
I (Ober-Yssel), 1869 ein grösserer Mflnzfund, von dem 2$ Stück grösstenteils Fa-
milienmttnzen und einige des Augustus gerettet wurden. Die jttngste gehOrt dem
J. 742/ JS " n V. Chr. an. Grotefend in Bonn. Jahrb. 49 S. 179. 30
Vechtan (Utrecht), 1868 90 Denare (meist Familieumttnzen und Kaiser bis auf Antoninus
Pins) nnd 183 schlecht erhaltene Bronzen von August bis Hadriau, Rev. belg. num
1872 p. 368. 81
Haarlaa (Limburg), Kleinerze von Valeutinian II bis Constantin III. Mommsen, Münzw:
S. 823. 32
Ballttmi'r] J83Ü eine bedeutende Masse römischer Münzen, sämtlich dem 2. Jhrb., namentlich
der SSeit der Autonine, der Fansta, Aurellns, Verus nnd Lncilla angehörig. Leitz-
mann's nnm. Ztg. 1839 S. 189. 33
Rlieinprovinz.
Mehrhoog (Kr. Rees), Weisskupfer und Billon. Frobiis. 104 Münzen,
meist Weisskupfer, einige Billons, ausgegraben 1882 in einem Sand-
hügel, vnn VIeuten (Bonn. Jahrb. 74 S. 190) konstatierte Philippus I,
(riillienus, Claudius II, Victorinus, Tetricus I u. II. Bei einer Prüfung
Digitized by VjOOQ IC
150 Ilettuer
des Fundes, zu der mich im J. 1884 die kgl. Regierung zu Düsseldorf
veranlasste, notierte ich auch Münzen des Probus. Die Yergrabung fällt
also nach 276. Ob Grab- oder Schatzfund vorliegt, geht aus dem Fand-
bericht nicht sicher hervor. 1.
Weeie (Kr. Geldern), Kleinerze, um 337. Siehe Wd. Zs. VII S. 124 fg.
u. Tab. B. 2.
Xanten, Denare und Antoniniane, Crallienus. 1848 entdeckt. Der Schatz
enthielt 331 Stück, 174 Denare u. 157 Antoniniane von Commodus bis
Gallienus. Einzelauffuhrung auf Tab. A. Der Schatz kam in den Be-
sitz der Frau Mertens^Schaaffhausen, nach deren Aufzeichnungen ihn
Mommsen, Münzwesen S. 809, Anm. 252 aufführt. Die Münzen von
Valerian dem Vater trugen die Aufschriften vktoria augg und vitius aiigg.
Zur Vergrabungszeit vgl. Wd. Zs. VI S. 126. 3.
Wachtendonk (Kr. Geldern), Denare u. einige Erzmünzen, Mcuciminm
Thrax. 800 silberne und 20 Kupfermünzen Novbr. 1874 auf Craenenhof
zu Gelinter in einem Topfe gefunden. Von den ersteren gehörten 763
untersuchte Stücke der Zeit von Antoninus Pius bis Maximinus (f 238)
u. Maximus an. Die Angabe des Kempener Blattes, auch Münzen des
Pertinax, des Didius lulianus, der Didia Clara und der Cornelia Paula [?]
hätten dabei gelegen, ist wahrscheinlich irrig. Die Kupfermünzen waren
sehr schlecht erhalten, die 10 untersuchten gehurten der ersten Kaiser-
zeit an. Einzelaufführung auf Tab. A. Kurze Zusammenstellung von
Fr. Nettenheim in Bonn. Jahrb. 55 S. 252. Die Vergrabungszeit bleibt
zweifelhaft, weil das Ende der Reihe fast mit dem Ende der Denar-
prägnng zusammen fällt und deshalb die Vermutung nahe liegt, dass zu
dem Schatze ein entsprechender Topf mit Antoninianen gehurte. 4.
Crefeld, Denare, TiberitM. Etwa 450 Silbermünzen — bis auf einige Quinare
— sämtlich Denare vom letzten Jahrh. der Republik bis auf Tiberius an
der Südwestseite der Stadt 1866 gefunden. Etwa 150 Stück ans dem J.
15 n. Chr. haben im Av. Ti Caesar cUci Äug. f. ÄugustuSf im Rev. pantif.
maaim. Fast gleich zahlreich ist der Denar des Augustus Av. Caesar Au-
gustus divi f. pater patriae, Rv. Cl. Caesares — Äugusti /. cos desig. priitc.
juvent. Einige 30 sind Legionsdenare des Antonius. Von den übrigen
etwa 120 sind nur teilweise Doubletten vorhanden, sie zeigten sehr ver-
schiedene Namen der Münzherren, Wappen ihrer Gentes und öfter den
Kopf und die Unterschrift Borna, Notiz von Rein in den Bonn. Jahrb.
41 S. 184. 5.
Guttorf, (Kr. Grevenbroich), Gold, Hadrianus. Bedeutender Schatz römi-
scher Goldmünzen, 1838 gefunden, enthielt nach dem zuverlässigen Zeugnis
Senckler's (Catalogue p. II) Münzen von Augustus bis Hadrian (von denen
Senckler 22 Stück erwarb und einzeln aufführt). W. Krafit giebt Bonn.
Jahrb. 11 (1847) S. 55 die Gesamtzahl auf 200, Schneider Bonn. Jahrb.
36 (1864) S. 89 auf c. 800 an. Kurz notiert in Leitzmann's num. Ztg.
1839 S. 119. 6.
Dormagen (Kr. Neuss), Silber und Gold, Antoninus Pius?. Am 28. Jan.
1840 fand man Vii Fuss unter der Erde eine Urne mit 823 (oder 833)
silbernen und 4 goldenen röm. Münzen, meistens aus den Zeiten des
Digiti
zedby Google
Uömischc Mim/schatzftmcie in cken kheinlan<ien. 151
Vespasiao, Domitian, Traiao, Hadrian, Antoninus Pius. Leitzmann's nam.
Ztg. 1840 S. 39 u. 87. 7.
Keldenich (Kr. Schi ei den), Denare, Alexander. Am Tanzberg wurden März
1849 2 Fu88 unter der Oberfläche und dicht neben einer Mauer in einem
gelben Thongefäss eine grosse Menge Silbermünzen, deren Gewicht an-
nähernd auf 20 Pfund geschätzt wurde, gefunden. Der grösste Teil wan-
derte sofort in den Schmelztiegel. Eick sah noch 1000 Stück (die viel-
leicht in die ehemalige Garthe'sche Münzsammlung gekommen sind);
nach ihm gehurten die Münzen ausschliesslich dem Zeitraum von Yes-
pasian bis Severus Alexander an ; „die Antonine waren am' meisten ver-
treten, aber auch von der Faustina, Lucilla, Crispina, lulia Domna, Julia
Paula, lulia Soaemias, lulia Maesa und Julia Mamaea fand sich eine
grosse Anzahl; die Münzen waren alle von der Grösse eines 2Vs Gro-
schenstückes." Unter den Antoninen £ick'8 sind jedesfalls hauptsächlich
Caracalla und Elagabal zu verstehen. Die von Eick aufgeführte Münze
mit Löwe und Adler scheint thatsächlich ein Unicnm zu sein, gehörte aber
vermutlich auch dem Elagabal, nicht dem Antoninus Pius an, wie sicher
die mit dem Revers Mars \dUn\ Vgl. Eick, Wasserleitung aus der Eifel
nach Köln, (Bonn 1867) S. 41 und Bonner Jahrb. 14 S. 184. — Vielleicht
fällt die Vergrabung des Schatzes nicht unter Alexander, sondern waren
hier wie bei dem bekannten Fund von Montroeul-sur-Haine (Mommsen,
Münzw. S. 810) die Denare und die Antoniniane in getrennten Gefässen
vergraben, von denen das eine nicht aufgefunden wurde. 8.
Flamertheim (Kr. Rheinbach), Denare und Antoniniane, Oaüienua, Auf
dem Rittergute Ringsheimer Burg bei Flamersheim wurden 1881 in einem
flachen Erzgefäss neben einer röm. Mauer mehrere Hundert Denare und
Antoniniane von Septimius bis Gallienus gefunden; die weissgesottenen
Antoniniane der späteren Zeit des Gallien fehlten. Vor gehöriger Rei-
nigung des Fundes untersucht von van Vleuten B. J. 75 S. 51, wo das
Vorkommen der Stücke durch h = häufig, z. h. = ziemlich häufig,
V = vertreten angedeutet ist. Einzelaufführung auf Tab. A. Die Ver-
grabung ist in das J. 258 gesetzt, vgl. jedoch das Westd. Zs. VJ S. 126
Bemerkte. 9.
Poppeltdorf (bei Bonn), 1 Denar, sonst Antoniniane, 259. April 1876
wurden in der Luisenstrasse in einem schwarzen Thontopf mit einge-
ritzten Verzientngen 1 Denar von Alexander und 211 Antoniniane von
Gordianus IIJ bis Postumus gefunden, Weisskupfer fehlte. Einzelaufl'üh-
rung auf der Tab. A. Die Reverse Galliens haben sämtlich augg^ fallen
also nicht nach 260. Postumus erscheint ganz jugendlich; die Vergra-
bung fand vermutlich 259 oder 260 statt. Die geringe Anzahl von Denaren
ist im Vergleich zu den verwandten Funden singulär und die Vennutung,
dass ein zweites, Denare enthaltendes, Gefäss ebenda vergraben war,
naheliegend. Der ganze Fund behandelt von van Vleuten, Bonn. Jahrb.
58 S. 155. 10.
Alirweiier, Weisskupfer, Tetricus. In der Nähe von Ahrweiler wurde im
Anfange des J. 1876 von Hrn. Garthe ein Münzfund von 7000 Münzen
erworben, unter denen sich hauptsächlich Gallien, Salonina, (Claudius Tl,
Digiti
zedby Google
152 Ücttncr
Quintillus, Victorinus und die beiden Tetricas (von letzteren namentlich
viel barbarische Prägungen) vorfanden. Erwähnt von van Vleuten, Bonn.
Jahrb. 58 S. 161. 11.
Uertfeld (Kr. Adenau), Silber resp. Billon. Gordiamis'^?. Nicht weit von
Uersfeld wurde, etwa 1824 ein Topf mit römischen Silbermünzen gefunden;
die wenigen untersuchten waren von Gordian. Hansen in Nöggerath's
rheinischen Provinzialbl&ttern 1834, I. S. 277. 12.
Im Noyember 1887 ging daroh die Zeitungen eine an« Neuwied datierte Notic über
einen Fnnd von 182 RömermQnsen, darunter 26 goldene. Der GefftUigkeit des Hrn. Prof.
J. Klein in Bonn verdanke ich die Mitteilung, das« es eich niclit um römische Künsen,
sondern um 86 OolU- und 06 Silbermünzea mittelalterlichen kölnischen Gepräges
handelte und diese in Oestrum (Kr. MOrs) gefunden seien, nicht in Neuwied.
Perscheid (Kr. St. Goar), Gold, Cammodus. Im Jahre 1693 588 römische
Goldmünzen gefunden, bestehend ans Münzen Nero's bis Commodus in
fast ununterbrochener Reihenfolge. Vgl. Bonn. Jahrb. 7 S. 166 u. 37 S.
241. Nach Nunning et ('ohausen, commercii litterarii dissertationes epi-
stolicae II, p. 297 wurden 485 Stück vom Kurfürsten Joh. Hugo an
goldenen Gefössen angebracht, von denen sich '^ Stück mit 292 Münzen
noch jetzt im Besitz des Herzogs von Nassau befinden. 13.
Heinzenliach (Kr. Simmern), Antoniniane, ProhusY. Am 4. Juli 1868 wurde,
nach einer Notiz des Coblenzer Tageblattes 1868 Nr. 158, „zu l'nzen-
berg bei Kirchberg ein Topf mit 840 Silbermünzen, sämtlich etwas
schwerer wie ein 2V's Sgrstück gefunden; die Münzen tragen ein Bildnis
mit der Inschrift Probus Marcus Aurelius [M. Aur. Probus] und sind giit
erhalten'^. Dieselbe Notiz in Leitzmann^s num. Ztg. 1868 No. 63. — Die
kgl. Regierung zu Coblenz Hess jüngst, auf meine Bitte, weitere Ermit-
telungen anstellen, wodurch es gelang von Christoph Steffen, 77 Jahr alt.
Altsitzers zu Heinzenbach, Genaueres zu erfahren : Der Fund wurde gemacht
auf dem Acker des Nikolaus Schütz von Heinzenbach, „am Bruch '^ genannt,
etwa 10—15 Min. westlich vom Dorfe Heinzenbach [also auch von ün-
zenberg nicht weit entfernt] : man grub Steine, die anscheinend ein Fun-
dament bildeten, heraus und fand dabei einen Topf mit etwas iiber 700
St. Münzen. Steifen bewahrt davon noch jetzt 5 Münzen, die mir zur
Ansicht vorgelegt wurden: 1) (\ M, CL Tacitm aug. Kopf mit Strahlen-
krone, Rv. Provide aug,, im Abschnitt Q. 2—4) Imp. C. M. Aur. Probun
aug., Strahlenkrone, Bnistb. mit Kürass n. r.; Rv. bei 2 Mars Victor
im Abschnitt lü, bei 3 ViHus aug. im Abschnitt Q XXT; Rv. bei 3 Fides
mäitum, im Abschnitt IIL 5) Im^h C. Probus p. f. aug. mit Strahlenkrone,
im Kürass n. r., Rv. Teniporum fdicitas im Abschnitt I. — In Verbindung
mit der Zeitungsnotiz wird man annehmen dürfen, dass der Fund gröss-
tenteils aus Münzen des Probus bestanden hat. U.
Cattenet (Kr. Mayen), Weisskupfer,. ^7.9. 12093 stark oxydierte rumische
Billonmünzen von Valerian bis Aurelian im Sept.^1878 unweit Cattenes
in. einer mit einer Schieferplatte bedeckten Urne gefunden. Einzelauf-
. führung auf der Tab. A. Aus dem Rv. restitutor orkntis auf einer Münze
Aurelians ergiebt sich, dass die Vergrabung nicht vor das J. 2*3 fällt.
Die Tetricusmünzen waren zum grussteu Teil frisch geprägt und es fehlen
fast gänzlich die barbarischen Nachbildungen. NDtizen in Bonn. Jahrb.
Digiti
zedby Google
kömii^clic Münzschat2uin(lc in den RhetnlanJen. 153
64 S. 202 und 75 S. 179; genaue Untersuchung des Fundes von Erman
in Sallet's numismat. Ztschr. 1880 VII S. 315. 15.
ANIeii (Kr. Kochern), Weisskupfer, Tetricus, Im J. 1844 fand man eine
Urne mit Kleinerzmünzen im Gewicht von 50 Pfund. Die Mehrzahl wurde
eingeschmolzen oder verschleudert; einige wenige nach Trier geschickte
waren von Yalerian, Gallien, Salonina, Claudius Gothicus, Victorinus und
Tetricus. Philanthrop (Trier) 1845 Nr. 3. 16.
Elter (K r. K 0 c h e m)» K 1 e i n e r z e , CowitatUimis L 326 ?. Im April 1856 wurde
4 Fuss tief ein irdener Topf mit 957 Kleinerzcn von Constantin u. seinen
Söhnen (ausser Constans) als Caesareu, sowie des Licinius, der Fausta
und Helena, und drei Löifelchen aus gutem Silber gefunden. 'Einzelauf-
führung auf der Tab. B. Kurze Notiz in Bonn. Jahrb. 25 S. 202, Jahres-
bericht d. Gesellsch. f. nützl. Forsch, in Trier 1856 S. 2t, ausführliche
Behandlung von 739 untersuchten Stücken unter genauer Angabe der
Münzstätten, aber nicht der Prägevermerke durch Senckler sen. in dem
Jahresb. d. Gesellsch. f. nützl. Forsch. 1858 S. 79. Die Vergrabung fiUlt
zwischen 32B u. 327, weil Constantius, Fausta und Helena vertreten sind,
dagegen Prägungen aus Constantina fehlen, vermutlich um 326. 17.
Beririch (Kr. Kochem), Weisskupfer, Anreiianus. 1876 wurde auf Flur
Haumland, 20 Min. vom Ort, in einem Sack ein grosser Haufen Münzen,
der bald auf 200 ', bald auf 4000 Stück geschätzt wurde, gefunden. Von
diesen wurden nur 181 Stück von van Vleuten untersucht, welche sich
zusammensetzten aus Gallien 18, Salonina 1, Saloninus 1, Claudius II 11,
Quintillus 1, Postumus 1, Victorinus 13, Tetricus I 88, Tetricus II 45,
Aurelian 2. Vgl. Bonn. Jahrb. 58 S. 159. Einer Notiz von Dr. B(one)
in der „Trier. Ztg." von 1876 No. 185 entnehme ich: „von den mir zu-
gesandten Münzen und so auch in dem ganzen Funde sind weitaus die
meisten von Tetricus dem Älteren und Jüngeren." Die ungenügende
Untersuchung des Fundes gestattet keinen bündigen Schluss über dessen
Vergrabung, vermutlich fand sie um 272 statt. 18.
Dhron (Kr. Bernkastei), Kleinerze. 3S3, Ausführlich behandelt Wd. Zs.
Vn S. 118 fg. Einzelauffiihrung auf Tab. B. 19.
Bautendorf (Kr. Wittlich), Weisskupfer, Victorimis?. 1843 entxleckte man
eine Urne mit über KXK) noch frischen Kleinerzen; die untersuchten
rührten von Licinius [ob Valerian . oder Gallien wird nicht angegeben],
Postumus, Claudius und Victorinus her. Kurze Erwähnung im Philan-
throp (Trier) 1844 No. 2 und völlig gleichlautend in den Bonn. Jahrb.
IV S. 210. 20.
Httrtchliausen (Kr. Daun), Denare, Antoniniane, Weisskupfer, nm 271.
Bei Anlegung einer Strasse von Hörschhausen nach Bembach fand man
1851 im Distrikt HofFeld innerhalb eines römischen Gebäudes in einer
Urne 1800 Denare, Antoniniane und Kleinerze. Untersucht wurde nur
ein Teil der Münzen, welche von Septimius bis Tetricus reichten ; Einzel-
aufzählung siehe auf Tab. A. Beschrieben von Schneemann, Jahresber.
der Ges. f. nützl. Forsch, in Trier für 1852 S. 28, wo jedoch nur die
Anzahl der Varietäten angegeben ist. Kurze Notiz in den Bonner Jahrb.
18 S. 233. Der- Gesamtfund wird voraussichtlich eine grössere Anzahl
Digiti
zedby Google
1
154 Uettner
Reverse des Victorinus enthalten haben, als die von Schneemann unter-
suchte Partie. Die Vergrabung fällt voraussichtlich unter Tetricus, ge-
gen 271. 21.
Die Angabe der Bonner Jahrb. 25 B. 202 ttber einen Fand römischer Gold- nnd
Silbermttnaen in Strohn (Kr. Dann), ist irrtamlich; nach den Jahresberichten der Ges. fttr
ntttsl. Forsch, in Trier far 1859—60 8. 48 war dies ein Fund mittelalterlicher Müuxen.
MDrlenbach (Kr. Prüm), Denare, Antoniniane, Grosserze, GaUiemis.
Vgl. die ausführliche Behandlung in Wd. Zs. VI S. 120 fg. und S. 309
und die Tab. A. 22.
Oberweit (Kr. Bitburg), vermutlich Mittelerze, Dwdetianus?. Um 1812
fand ein Einwohner von Oberweis in der dortigen Gegend einige irdene
Gefllsse mit einer sehr bedeutenden Anzahl römischer Münzen, gegen 80
Pfund schwer; sie wurden eingeschmolzen; die wenigen untersuchten
stammten von Diocletian und Maximian. Trier. Ztg. 1842, Nr. 133. 23.
Erdorf (Kr. Bitburg), Kleinerze, um 319. Zwischen Erdorf und Badern,
im Xüsselberg, ward 1859 eine rote Urne mit 403 Kleinerzen von Maxi-
minus Daza bis Constantinus II caes. gefunden. Einzelauffuhrung auf Tab.
B. Eingehend behandelt von Namur in Revue de la numism. Beige, 3.
ser. III tom (1859) S. 469, danach hei Mommsen, Münzw. S. 862 Anm.
822. Der Revers beata tranquillitas fehlt noch, dagegen ist victonae UuUte
princ. in 16 Exemplaren vertreten, wonach die Vergrabung vermutlich
kurz vor 320 fällt. 24.
Orenhoffen (Landkreis Trier, Bürgerm. Schieidweiler), Billon und
Weisskupfer, 368. Am Wege nach Zemmer wurde 1855 ein Knig
mit mehr als 886 Billon- und Weisskupfermünzen von lulia Maesa bis
Claudius Gothicus gefunden. Einzelauffuhrung siehe auf der Tab. A.
Die Notiz der Bonn. Jahrb. 23 S. 181 ist nach dem detaillierten Ver-
zeichnis von Schmitt in dem Jahresb d. Ges. f. nützl. Forsch. 1855 S. 67
zu berichtigen, welcher den Fund fast unversehrt sah. Schneemann bemerkt
Jahresb. 1861/62 S. 35, dass einige Münzen durch die gar zu ungeschickte
Ausföhruog der Typen auf Guss und ungesetzlichen l^rspning hindeuteten.
Der Schatz enthält Münzen des Marius, aber nicht des Victorinus, wenige
des Claudius; er ist deshalb kurz nach der Thronbesteigung des Clau-
dius, also vermutlich noch 268 vergraben, vgl. auch Westd. Zs. VI
S. 131. 25.
Ittei (Landkreis Trier, Bürgerm. Welschbillig), Kleinerze, Constans
aug?? Innerhalb römischen Mauerwerkes fand man 1847 in einem
ausgehöhlten Stein Münzen, von denen folgende notiert wurden : Licinius
Rv. Gemo pop. Born. Constantinus I Rv. Sarmatia devicta, Providentiae
angg.y GHoria exerdtua mit 2 Feldzeichen. Crispus Rv. Beata tranquülüaft.
Constantinus iun. nob. c. Rv. Gloria exei^cüm mit 2 Feldzeichen. Urhs
Borna, Constantinopolis. Helenae Fax publica. Dn. Constans p. f. aug.
Rv. Fd. temp. reparatio (Phönix auf Kugel, desgl. auf Scheiterhaufen).
Wegen der letzterwähnten Münzen kann die Vergrabung nicht vor 348
fallen. Notiz aus dem Manuskript von Schmitt, der Landkreis Trier,
Blatt. 192. 26.
Euren (bei Trier), 1 Denar, sonst Kleinerze, Ärcadius. Im Herbste
1859 stiess man innerhalb eines römischen Gebäudes auf ein Krügelchen
Digiti
zedby Google
ftömische Aiimzschatzfunde in den {theinlaiiclcn. 15&
mit einem Denar Geta'e und 114 sehr verwitterten Kleinerzen. Von diesen
waren noch erkennbar: 1 Constantinus I, 1 ConstantinopoHs, 1 ürbs
Roma, 3 Constantius If, 2 Constans, 1 Valens, 5 Gratian, 1 Magnus Maxi-
mus (Rv. Spes Eomanarum), 5 Arcadius (Saim rei pMicae und Victoria
auggg). Die Vergrabung tUllt jedesfalls nach Dezember b93. Notiz in
dem Jahresb. d. Ges. für nützl. Forsch. 1859/60 S. 49. — Die Trierer
Volksztg. von 1860 Nr. 20 giebt, vermutlich irrtümlich, als Zahl der auf-
gefundenen Münzen, ca. lOCO an. 27.
Trier, Gold- und Silbermedaillons, Comtam augY, In Trier wurde 1635
in einem fränkischen [?] Vorbau vor dem Neuthor ein Schatz entdeckt,
in dem Gold- und Silbermedaillons der constantinischen Zeit gefunden
wurden. Chiflet (anastasis Childerici, Antwerp. 1655 p. 285) bespricht
und bildet ab 4 Silbermedaillons 1) FL lul, Constans p. /. Äug^ Rv. Fdi-
citas perpeUin, vot V, SIS, Gr. 11, entspricht Cohen 3, nur dass dieser
für den Abschnitt angiebt 'SIS et croissant point^'. 2) Av. wie bei 1,
Rv. triwmfator gentium barbararum *SIS% Gr. 11, entspricht dem einen
der von Cohen unter 16 erwähnten Stücke, nur dass dieser Gr. 10 angiebt.
3) M, lul. Constantius pius fdix aug, Büste im Diadem, im Kürass und
darüber Palud. nach links, in der Linken den Globus, die Rechte er-
hoben, Rv. Triumfator gentium barbararum TES, Gr. 11, ähnlich Coheu
41, aber namentlich im Av. Abweichungen. 4) FL lul. Constantius pius
fdix aug, Brustbild im Diadem, im Kürass, darüber Palud. nach rechts,
Rv. Gaudium populi Romani, innerhalb eines Lorbeerkranzes sie V Bic X,
TES, Gr. 11, fehlt bei Cohen. — Über den sonstigen Inhalt des Fundes
giebt Chiflet nichts an und auch Alexander Wiltheim, dem Chiflet die
Mitteilungen verdankte, sagt Luciliburgensia (ed. Neyen) p. 120 nur:
thesaurus dives aurea argenteaque Consta ntim Maximi^'usque liberontm majoris
formae moneta. — Kurz erwähnt bei Mommsen, Münzw. S. 818. 28.
Trier, Kleinerze, Arcadnis. Ib86 auf der Pfützenstrasse gefunden, vergl.
Wd. Zs. VI S. 150. 29.
Trier, Kleinerze, Arcadius. 1885 auf der Feldstrasse gefunden, vgl. Wd.
Zs. VI S. 153. 30.
Trier, Grosserze, Postumus. Im Frül^abr 1882 bei einem Neubau im Vor-
orte St. Barbara in einem Napfe 60 Grosserze von Vespasian bis Po-
stumus gefunden; aufgeführt Wd. Korr. I, 110. 31.
Trier, Mittelerze, Constantinus I aug,, um 308. Im Juli 1887 wurde auf der
Nicolausstrasse, innerhalb römischer Fundamente ein Haufen [schwerlich
über 50 Stück] Mittelerze gefunden. Untersucht wurden nur 20, welche
sämtlich nach die diocletianische Münzänderung fallen und von Diocletian
bis Constantinus I aug. reichen. Nach den Prägevermerken fallt die Ver-
grabung, soweit die geringe Anzahl einen Schluss gestattet, um 308.
Einzelauiführung Wd. Korr. VI (1887), 120. 32.
Oiimuth (Bürgerm. Schöndorf, Landkr. Trier), Kleinerze, um 337,
Behandelt Wd. Z.s. VII S. 128 und Tab. B. 33.
Erwfthnt «ei ein merkwürdiger Fund im Kammerfortt (bei Miurg, Landkr. Trlar);
hier wurden 1857 in einem mit einer Platte bedeckten rOmisohen ThongefäsR 8 Pfund bron'
sene SchrOtlinge, von der GrOase und Schwere der Srzmtlnzen Ster Grösse (nach Eckhel)
•US der Dioolellanisch-ConBUntiniBchen Zeit gefunden, welche keine Stempel trugen und
Digiti
zedby Google
156 Hettnei^
nnr nnvoUkommen abgerundet wareu. raferu det Orte« befindet sich eine jelst vefUeee&e
Kupfergrnbe. Vgl. Jahreeberiohte der Ciesellsch. ftlr nütslicbe Fonchnngen in Trier fflr
1857 S. 81 und 1861 62 S. 30.
Heddert (Bürgerin. Kell, Landkr. Trier), Mittelerze, 307'8. 1862
wurde ein Fund von 547 Mittelerzen von Diocletian bis Constantiu I ang
gemacht; Einzelauifuhning auf der Tab. B. Treffliche Bearbeitung von
de Musiel, Jahresb. d. Ges. für nützl. Forschg. 1863/64 S. 47. Da der
Fund nur Prägungen aus den Trierer Emissionen I — VII (vgl. Wd. Z. VI
S. 142 fg.) enthält, so fällt die Vergrabung in das Jahr 307 oder 308. 34.
Confeld (Kr. Merzig), Mittelerze, DiocJelianus ? ?, Auf dem Banne Zwalbach
wurde ein mit Grosserzmünzen [besser wohl Mittelerze zu benennen]
angeflUlter Topf ausgegraben, von welchen zwei nach Trier geschickte
Stücke dem Diocletian angehörten. Jährest), d. Ges. für nützl. Forsch.
1863/64 S. 37. 36.
Soest (Kr. Saai^burg), Kleinerze, i7<7we7iew Hi7 u, XiO? In der Nähe von
Niedersöst, im Distrikte auf der Hüll fand mau 1845 eine Urne mit über
2 Pfund römischer trefflich erhaltener Kupfermünzen; sie führten die
Brustbilder von Constantin und seinen Söhnen und von Licinius, und
stammten grösstenteils aus der Präge von Trier. Kurze Notiz von Dr.
Hewer im Philanthrop (Trier) 1845, Nr. 8, nhgedr. Bonn. Jahrb. 7 S. 157.
Da die Münzen mit Constantinopolis gefehlt zu haben scheinen, wird der
Fund vor 330 vergraben sein. 36.
Ortcholz (Kr. Saarburg), Silber, FauKtina jnn.'i'y. Etwa 18H5 wurde
bei dem Neubau des Weges nach dem Brunnen Neudorf ein Fund von
Silbermünzen gemacht; es mochten derer einige Hundert gewesen sein,
unter denen besonders die beiden Faustinen vertreten waren. Kurze
Notiz von Dr. Hewer im Philanthrop (Trier) 184.5, Nr. 8, abgedruckt in
den Bonn. Jahrb 7 S. 158. 37.
Ortcholz, Weisskupfer, 370. Vgl. die ausfiihrliche Behandlung Wd. Z. VI
S. 127 ; Einzelauiführung auf Tab. A. 38.
HUttertdorf (Kr. Saarlouis), Weinskupfcr, Tetricm. 1856 wurden auf
*der Hirtenwiese' links am Wege nach Reimsbach innerhalb alter Fun-
damente in einem weitbauchigon, enghalsigen Topfe 2000 grösstenteils
noch gut erhaltene Krzmünzeu aufgefunden ; leider wurden nur 78 Stück
untersucht, welche bestanden aus Gallienus 4, Salonina 3, Claudius 12,
Victorinus 3, Tetricus l 35, Tetricus II 18. Kurze Notiz in den Jahresb.
der Ges. f. nützl. Forsch. 1856 S. 21. 39.
Bupperich (Kr. .Saarlouis), Weisskupfer, Teti-iats. 1857 wurde zwischen
• Ziegelgemäuer eine Thonurne mit einer grossen Anzahl — vermutlich
über 1000 — Kleinerzc teils 3ter, teils 4ter Grösse (nach Eckhel) ohne
jede Spur von Weisskupferglanz gefunden. 832 Stück wurden untersucht,
sie reichten von Gallien bis Tetricus. Einzelaufl'ührung auf Tab. A. Zu
den Münzen des Claudius sind 31 Vergötterungsmünzen gestellt. Behan-
delt von Schneemann in den Jahresb. d. Ges. f. nützl. Forsch, in Trier
für 1857 S. 8t, vgl. ebenda für 186162 S. 21) Anm. 40.
Pachten (Kr. Saarlouis), Kupfermünzen, if?'i'. Im J. 1858 wurden in
der Nähe des Ortes in einem Acker gegen 4000 alte römische versil-
berte Kupfermünzen ausgegraben» welche gut konserviert waren. Trier.
Digiti
zedby Google
Römische Miuizschatzfuiuie in den llheinlatulen. 157
Yolksztg. 1858 Nr. 56, 9. März. Es waren entweder Weisskupfer aus
der Zeit von Claudius II oder Mittelerze mit Silbersud aus der Diocletia-
nischen Zeit. Der grösste Teil kam in die Sammlung Motte. 41.
Emmersweiter (Kr. Saarbrücken), Mittelerze, ^.9^'. Vgl. die ausführliche
Behandlung in Wd. Z. VI S. 181 und Tab. B. 42.
Grumbach (Kr. St. Wendel), Kleinerze, um 33ö. Unweit des Ruther
Hofes, in der Richtung nach Sien hin, im Walde tiammelskopf, wurde
im Mai 1851 am Rande eines Grabhügels ein Topf mit 1430 Kleincrzen
gefunden, von denen 1200 St. in die Hände der Frau Mertens Schaaff-
hausen, eine kleine Zahl in die Sammlung des Saarbrücker Vereins
kamen. Der Fund enthielt, ausser Konsekrationsmüuzen des Claudius
Gothicns, nur Münzen von Licinius bis Constans Caesar (von letzterem nur
1 Stück). Unter den Münzen der Saarbrücker Sammlung befinden sich
Trierer Prägungen mit Kranz und Palme. Vgl. Schröter, Mitteil, des
Saarbr. Vereins III (1859) S. 75, Bonn. Jahrb. 17 S. 227 und namentlich
Mommsen, Münzw. S. 822 u. 821 Anm. 320, wo ein genaues Verzeichnis
der Mertens'schen Münzen, aber mit der ungenauen Fundangabe Kirn
veröffentlicht ist. Einzelauiführung auf Tab. B. 43.
kirchenbollenbach (Kr. St. Wendel), Kleinerzc, .7.75. van Vleuten ver-
öffentlichte in den Bonn. Jahrb. 70 S. 14 einen Schatzfund, der im J. 1880
von einem Kölner Händler in Kreuznach gekauft wurde; über den Fund-
ort Hess sich nur feststellen, dass er mit grösster Wahrscheinlichkeit im
Kreise St. Wendel liege. Nur eine geringe Zahl der Münzen konnte
untersucht werden, unter denen Licinius I, Constantin I, Crispus, Con-
stantin II, Constantius, Fausta, Helena, Constantinopolis und Roma mit
verschiedenen von van Vleuten aufgeführten Rev. konstatiert wurden,
v. VI. theilt mir mit, dass, soweit der Fund ihm jetzt noch zugänglich sei,
Münzen der Trierer Emissionen mit Stern, Kranz und Palme fehlten, wor-
nach die Vergrabung nicht nach 333 fallen würde. — Nun berichtet die
Saar- und Moselzeitung 1878 Nr. 67 unter dem 15. März von Kirchen-
bollenbach: Auf dem Steuzhorrierhof wurde in der vorigen Woche
durch den Pflug ein alter Topf mit einigen Hundert röm. Münzen heraus-
gebracht. Die Münzen lagen sämtlich in Rollen da; sie haben alle fast
gleiches, nämlich kleines Format und gehören dem constantiniscben Zeit-
alter an; die meisten tragen den Kopf Constantius des Grossen, andere
das Bildnis seiner Söhne, verschiedene einen Frauenkopf. Auf der Rück-
seite zeigt sich bald eine antike Figur [Securüas], bald zwei nackte Kinder
widereinandersitzend [Roma], bald ein Altar [Beata trancßiiüitas]^ bald ein
Kranz [Caesarum nostrorum] oder ein tempelartiges Gebäude [Proridentiae?].
Die Inschriften der Rückseite lauten auch verschieden. Man liest da
Beaia tranquälUas, Salus rei publicae.^ Hiernach ist es sehr wahrschein-
lich, dass der von van Vleuten besprochene Fund eben der von Kirchen-
boUenbach ist. Bedenken könnte höchstens erregen, dass der Zeitungs-
berichterstatter den von van Vleuten constatierten Revers Gloria cxerdUis
nicht erwähnt; dass dieser aber thatsächlich in dem Kirchenbollen-
bacher Funde vorhanden war, folgt aus dem Vorhandensein der Roma-
Digiti
zedby Google
ioÖ ttcttnei*
Luxeaburff.
Alttrier, Silber, Billon, Grosserze, Claudius Güthicm. 186L wurden als
kompakte Masse zusammenhaftend gefunden an Grosserzen 3 Hadrian,
1 Aelius Caesar; an Silber und Billon 2 Caracalla, 1 Elagabal, 1 Saoe-
mias, 2 Alexander, 1 Pupienus, 1 Gordian lU, 2 Philippus I, 1 Ota-
cilia Severa, 1 Traianus Decios, 1 Kleinbronze von Claudius Gothicus.
.Besprochen von Engling, Publ. de la soc. de Luxemb XVII p. 158. 45.
Contern, Silber und Billon, Postumus. Zwischen Contern und Itzig am
Thielenoicht wurden in den Mauern eines rumischen Gebäudes im Juli
1860 K 7 (nicht ia3) Silber- und Billonmünzen von Gordian IIl bis Postu-
mus mit 68 Varietäten gefunden. Xotiz in Publ. de la soc. de Luxem-
bourg XV p. 228, ausfuhrliche Behandlung von Namur in Rev. de la
num. beige 1860 p. 285. Eine Münze des Postumus mit trib pat IUI
lehrt, dass der Fund nicht vor 262 vergraben ist. 46.
Dalheim, meistens Mittel- und Kleinerze, zwisdien 313—317. Den 17.
April 1842 worden 3 Urnen mit 30,000 St. Miinzen gefunden, meist 2.
und 3. Grösse (nach Eckhel), 1 Stück 4. Grösse und einige Billon-
münzen. Aus diesem Funde wurden 14,305 Stück von Senckler unter-
sucht und in den Publ. de la societe du Luxembourg III p. 60 fg. treff-
lich besprochen. Constantins Münze Boniae aeter, atigg. bezieht sich auf
die Erobenmg Roms im J. 312, das Fehlen der Münzen der Söhne Con-
stantins beweist, dass die Vergrabung vor 317 stattfand. Einzelauffiib-
rung auf Tab. B. Die einzelnen Münzstätten lieferton : Trier 6924 Stück,
Lyon 14b8, Arles 512, London 2026, Aquileja 279, Rom 451», Thessa-
lonica (wozu auch irrtümlich die Stücke von Tarracona gestellt siod) 748,
Niconiedia 67, Antiochia 1(K), Alexandria 388 Stück. Vgl. auch Mommsen,
Münzw. S. 822 und 821 Anm. 316. 47.
Echternach, Weisskupfer, Tetricus II. In der sog. Schwarzacht wurde an-
fangs der 40er Jahre eine nicht unbedeutende Anzahl von Kupfermünzen
des Gallien und Tetricus II gefunden. Engling, Publ. de la soc. Lux.
XV p. 167, 48.
Echternach, Denare und Billon, GcUliemis. 1844 wurden sehr viele Denare
von Gordianus, Philippus, Otacilia, Gallienus und der Salonina in einem
Topf gefunden. Philanthrop (Trier) 1845 Nr. 6. 49.
Ebner, Weisskupfer, Teb'icmY. Bei den Simmerer Hüttenwerken wurde imge-
fähr im J. 1820 ein Topf mit 7000 Münzen gefunde«, unter denen von
unkundiger Seite nur 3 Varietäten, 2 von Tetricus und 1 von Claudius
Gothicus unterschieden wurden. Engling in Publ. de la soc. de Luxbg.
XV p. 166. 50.
Ermsdorf bei Medernach, meist Kleinerze, nicht mr 343 Im Mai 1880
wurde ein Thongeschirr mit gegen 10,000 Münzen gefunden, von denen
van Wcrveke 5000 untersuchte. Mit Ausnahme eines Denars von Alexan-
der, 6 Billons von Maximinus Daza, Licinius I und Constantin I, eine
Mittelbronze von Diocletian waren es nur Kleinerze. Die Angabe, auch
Goldmünzen hätten beigelegen, konnte nicht festgestellt werden. Der
Münzfund ist von van Wcrveke in den Publ. de Tlnstit. de Luxemlig.
Digiti
zedby Google
Römische MüD7.8chatzfundc in den Hheinlanden. 159
35 S. 440 fg. sehr eingehend behandelt, wozu zu vergleichen Wd. Zs. VII
S. 117 und die Aufzählung der Yanetäten auf Tab. B. 51.
EttelbHIefc, Billon, Postumm, Am 20. Februar 1856 wurden beim 'Friedchen*
unter einem Steinblock 600 Silbermunzen von Gordian bis Postumus ge-
funden; Einzelauffilhrung auf der Tab. A. Ausfuhrlich besprochen von
* Namur in Publ. de la soc. de Luxembg. XI p. 115. Eine Münze des
Postumus mit trib. jxft. IUI co8 III zeigt, dass die Vergrabung nicht vor
262 anzusetzen ist. 52.
Groasbous, Denare und Antoniniane, GaUienus. Zwischen Grossbous und
Vichteu wurden 1843 einige Hundert Münzen gefunden. Engling, Publ.
de la soc. de Luxembg. XIV p. 173 u. XV p. 167 giebt 16 Jahre nach
der Auffindung eine Zusammenstellung des Münzfundes, nach welcher in
demselben sämtliche Kaiser und Kaiserinnen von Caracalla bis Gal-
lienus complet vertreten gewesen wären, einschliesslich der in rheinischen
Münzfunden nie auftretenden Uranius Antoninus, Gordianus Africanus I,
Marinus, Pacatianus, Cornelia Supera. Die Aufstellung ist demnach
offenbar nach ungefähren Angaben arrangiert; man wird aus ihr nicht
mehr entnehmen dürfen, als dass vermutlich die Reihe mit Gallienus
abschloss. 53.
Lenninfan, Weisskupfer, Tetrkus, Im J. 1865 wurden 131 Humermünzen
ausgegraben; unter 61 von Hrn. Namur untersuchten befanden sich 49
von Claudius II, Victorinus, Tetricus I u. II; unter 70 von Herrn de
Musiel imtersuchten gehörten die meisten den Tetrici an. ~ Eine Klein-
bronze Constantins und 2 Grossbronzen antoninischer Zeit sind, wenigstens
die erstere, vermutlich nur irrtümlicii zu dem Funde gelegt worden.
Engliug in Publ. de la soc. de Luxembourg XXI S. 28i. 54.
Untgeii, Billon und Weisskupfer, Tetricus. Im Oktober 1849 fand man
ein irdenes Gefäss mit über 500 Halbsilbermünzcn meistenteils von Postu-
mus, Marius, Victorinus; ausserdem wurden konstatiert Gordian HI, Tre-
bonianus Gallus, Claudius und Tetncus. Engling, Publ. de la soc. de
Luxembourg XIV p. 173 u. XV p. 167. 55.
Schlindermamlertcheid, Weisskupfer, Tetricus Am 22. Mai 18'>9 fand man
'im Kamp' 600 Kleinerze, von denen 160 untersucht wurden ; sie bestan-
den aus 13 Gallien, 1 Saloniaa, 18 Claudius Gothicus, 2 Quintillus, 1
Postumus, 2 Victorinus, 17 Tetricus. Besprochen von Engliug, Publ.
de la societe de Luxembourg XIV p. 172. 56.
8«^tfontainet, Weissknpfer, Tetricmt, Am 'Gciss-Knepchcn' wurden 1817 nahe
an 6i00 Erzmünzen gefunden, welche von den Kaisern Gordianus, Tetri-
cus u. a. stammten. Besprochen von Engling, Publ. de la soc. de Luxem-
bourg XXI S. 282. 57.
(bei Wilwerdingen), 1 Goldstück, sonst Silber, Commodus??.
1871 wurden 1 Goldmünze und 378 ungewöhnlich gut erhaltene Silber-
münzen gefunden, über welche dte Trier. Zeitung von 1871 Nr. 120 u. 135
und Leitzmann^s num. Ztg. 1871 S. 96 sehr ungenügende Auskunft geben;
der Fund soll bestehen aus 1 Gold- und 100 Silbermünzen von Antonius,
Vespasian, Domitian, Nerva, 53 von Traian, 50 von Hadrian, Antoninus,
40 von Diva Faustina, Aurelins Venis, 12 von Commodus, Crispina,
Digiti
zedby Google
160 Hettuer
Diocletian. Eine Münze Diocletians ist schwerlich mit den übrigen
Münzen zusammen gefunden worden, es wird vermutlich ein Domitian
gemeint sein. Bei der ungeschickten Überlieferung ist ein sicherer
Schluss über die Vergrabungszeit nicht möglich. Der Fund kam in
die noch jetzt bestehende Sammlung des Tuchfabrikanten Graff in
Kreuznach. 58.
JLothrlnffen.
Metz, Antoniniane und Weisskupfer, Tetricm, Im Hause des Herrn
l/ollignon (rue des (Mercs Nr. 2) fand man 1848 unter einer Mauer ein
Gefäss mit Münzen von Gordianus Pins, Valeriaq, Gallien, ^»alonina,
Postumus, Victorinus, (.'laudius H, Tetricus I u. H Kurz erwähnt von
V. Simon, mem. de Facad. de Metz 1851'52 I p. 218. 59.
Sablon (bei Metz), Denare und Antoniniane, Volusianm. Nahe dem
Xymphäum wurden November 1881 in einem Bronzegeföss 430 Siber-
münzen von Domitian bis Yolusianus und 2 silberne Löffel gefunden.
Behandelt von Mocller, Wd. Zs. H S. 258 und 284; Einzelauffuhrung
auf Tab. A. 60.
Sablon (bei Metz), Denare, /.> v. Chr. Im Anfang des J. 1881 wurde ein
bedeutender Fund römischer, bis auf Augustus reichender Denare ge-
macht, von denen 273 Stück untersucht wurden; sie bestanden in De-
naren der republikanischen Zeit, von Caesar, einigen des Antonius, sowie
des Augustus. Ein kleiner Teil derer des Augustus war stempelfriscli.
Die Prägung des jüngsten Stückes und somit vermutlich die Vcrgrabung
fällt in das J. 739 ^ 15 v. ('hr. Ausfuhrlich behandelt von v. Sallet,
numism. Zeitschr. IX S. 172, vgl. dazu Mommsen ebenda XI S. 75 und
Möller, Westd. Zs. HI, S. 129. 61.
Daspich (bei Diedenhofcn), Kleinerze, Honorius. Im Oktober 1842 grub
('aumont unmittelbar neben einer bestatteten Leiche 111 Kleinerze aus,
von denen kenntlich waren 2 ('iaudius Gothicus, 1 Tetricus, 2 Maximiau-
Herculeus, 3 Constantius Chlorus, 2 Constantin I, 4 Valens, 1 Arcadius,
3 Honorius. Mem. de Tacad. de Metz 1843 44 p. 275. 62.
Holvmgen (Kreis Forbach), Gold- und ?? 1842 oder 43 wurden 2G() Mün-
zen und 4 Goldmünzen gefunden, vermutlich der letzten Kaiserzeit an-
gehörig. Simon in Mdm. de Tacad. de Metz 1842 '43 p. 344. 63.
Sllsaas.
Stratsburg, ErzmünzenV, Diodetianua. Innerhalb oder neben den Fundamenten
eines halbrunden Turmes der römischen Stadtmauer fand man Juni 1773
203 römische Münzen von Probus, Diocletian und Maximian. Silbcrmann,
Lokalgeschichte der Stadt Strassburg S. ^1. — Vermutlich vor der Münz-
erneuerung vom J. 296 vergraben. 64.
Klngersheim, 1 Goldmünze« Denare und Antoniniane, Traianus Decws.
Im J. 1830 wurde innerhalb römischer Bautriimmer an der Strasse von
Mülhauscn nach Kingersheim ein ßronzegefäss mit 1003 — llOOSilbermün-
zen, l Goldmünze und einem Hing gefunden. 806 untersuchte Münzen be-
standen angeblich nach Koechlin, bull, de la soc. Ind. de Mulhouse IUI
(1831) p. 3i)l in Anton. Pius 65, Faustina 1, M. Aurel 1, Sept. Seve-
Digiti
zedby Google
Römische Münzscliat/.fuude in den Rlieinlnndcn. Iß]
rus 34, lulia Domaa 00,' Plautilla 1, Geta 4, Macrinus 5, Alexander 70,
Orbiana 1, Maximinus und Maximus 31, Gordianus [IIIJ 21, Pltilippns 11,
Traianus Decius 1. Zweifellos sind hierbei die Münzen des Caracalla
und Elagabal als solche des Antoniuus, vermutlich unter der grossen Zalil
der Münzen der lulia Domna auch solche der lulia Paula, Soaemias und
Maesa aufgeführt. 65.
Messen.
Niederingelhelm (Kr. Bingen), VV? Anfang April 1844 fand man in der Nähe
des Ortes, beim Roden eines Weinberges, einen irdenen Topf mit bei-
nahe 3000 Stück röm. Munzeb. Trier. Ztg. 1844 Nr. 102 nach Frankf.
Journal, Leitzmann's num. Ztg. 1844 8. 80. 66.
• Mainz, Denare und Antoniniane, ^60. Im August 1886 wurden in der
Erthalstrasse in einem irdenen Topf etwa 3220 Stück Denare und An-
toniniane gefunden, von denen 1871 Stück und zwar 539 Denare und
1382 Antoniniane untersucht wurden und von Antoninus Pius bis Postu-
raus reichen. Einzelaufführung auf Tabelle A. Ausführlirhe gute Be-
handlung . von Dr. Körber im Mainzer Gymnasialprogramm von 1887.
Die Münze des Postumus mit tr. p. ctßs IIJ zeigt, dass die Vergrabung
nicht vor 260 stattgefunden hat, sie wird aber wegen der geringen
Anzahl der Postumusmünzen auch schwerlich später zu setzen sein. 67.
FOilz.
Kleinradrichingen, 4 Stunden von Zweibrücken, Silber, L. VentHif In
einem Topf von samischer Erde fand man mehr als 2(HX) Stück römi-
scher Silbermünzen von Nero bis auf Lucius Verus, fast alle ganz vor-
züglich gut erhalten. Ein Sammler kaufte daraus 1 Nero, 1 Galba, 1
Otho, 1 Vitellius, 3 Vespasianus, 4 Titus, 3 Domitianus, 3 Nerva, 4
Traianus, 1 Matidia, 12 Hadrianus, 3 Sabina, 2 Aelius, 7 Antoninus Pius,
5 Faustina sen., 4 Marcus Aurelius, 3 Faustina jun., 4 L. Verus, 1 Lu-
cilla. Vgl. Intelligenzblatt des bayr. Rheinkreises 1822 S. 127 ui. 144-
(Mitt. von Prof. Hareter). 68.
Landstuhi, Silber, Phüippus AmbsY Im J. 1832 auf einer Anhöhe mitten
im Torflager genannt Insel Krimm 11 sehr gut erhaltene Silbermünzen
von Caracalla bis Philippus Arabs gefunden, verzeichnet im 2ten Jahres-
bericht des bist. Vereins der Pfalz (1847) S. 22. 69.
Imsbach, Mittelerze, nicht cor 305. Im 2ten Jahresb. des bist. Vereins
der Pfalz (1847) S. 3 wird ein grosser Münzfund erwähnt, der bei Ims-
bach im Frühling 1846 gemacht, in den Besitz des Frcihr. von Gienanth
auf Hochsteia gekommen sei. Eine nähere Auskunft habe man nicht
erlangt, nur erfaliren, dass 60 in andere Hände gekommene Münzen
sämtlich den letzten Imperatoren angehört hätten. — Harster schreibt
mir: „Diese 60 Münzen scheinen sämtlich in die Speyerer Sammlung ge-
kommen zu sein und zwar etwa 11 Münzen von Diocietian, 20 .Maximian,
0 Constantius Chlorus, 5 Sevcrus, 15 von Constantin. Es sind zum
grössten Teil Grossbronzen, zum kleineren Mittelbronzen, von ausser-
ordentlich scharfer Prägung, die vor der Vergrabung nicht lange in Ge-
brauch waren." Vergraben also nicht vor 305. 70.
Digiti
zedby Google
162 Hettner
DUrkhelm, Kleiaerze, Constantinisclhe Zeil. 1880 wurden 8>/s Pfd., ca. 2000
kleine rumische Bronzemünzen aus der Zeit der Conetantine auf einem
Acker des Hr. Eggolsheim in der Nähe von Durkheim gefunden. (MiU.
von Prof. Harster.) 71,
Rheinzabern, ?, ?, „1858 wurden ca. 1000 Stück römischer Münzen im Bette
des Otterbaches*' zusammen mit dem im Speierer Museum befindlichen
Legionsadler gefunden. ^Mitt. von Prof. Harster.) 72.
Rheinzabern, Mittel- und Kleinerze, um 362. Ausführlich behandelt AVd.
Zs. VII S. 138 und Tab. B. 73.
Mlttelrlieln (reohtsrhelnlaoh).
Miltenberg, DenareV, Elagahal??. 1825 wurde am Hainberge ein nach ver-
schiedenen Anzeichen nicht unbedeutender Munzschatz gemacht, der
leider verschleppt wurde. 14 untersuchte Stücke sind Denare von Yes-
pasian bis Elagabal. Conrady in den Nass. Ann. XIV S. 391. 74.
Miltenberg, Denare, Caracalla??, Etwa 1845 wurden in den Substructionen
eines mit der Altstadtniederlassung zusammenhängenden Anbaues am Ein-
gänge des Rüdenauer Thaies 186 Silbermünzen gefunden; zwei unter-
suchte stammten von Septiroius und Caracalla. Conrady in Nass. Ann.
XIV S. 391. 7B.
Die augehlich bei der HainmermOhle btl WlMbaden im J. 1884 uumittelbar xasammen-
liegend gefundenen 90 Deuaro (vgl. Nas«. Ann. XVIII 8. S26, irrig S. 298) bestehend ant
10 Familioninttnzeu, 1 Augneius, 1 Tiberiu», 1 (»alba, 8 Vitellius, 5 Vespatian, 1 TitnF,
S Domitian, 2 Anton. Pius, 1 Fanatina, 1 Elagabal, erregen in ihrer «tarken Yertretiuig der
republilcauischeu Mttuzen, wi# der frühen römischen Kaiser, andererseits in dem Fehleu
der Mttuaen von Traian, Hadrian, Septimius, Caracalla starke Bedenken gegen eine gleich-
zeitige Tergrabung und Zusammengehörigkeit.
tjber den angeblichen Mttnzfnnd von BtrflM (b*l Frankhirt) siehe Snohier, Kurrbl. des
Gesamtvoreius 1881, Kr. 7 und 'Weitere röm. Manzen aus der Kilhe von Hanau* (1886) 9. 1
Baden.
Buchen (Unterr heia kreis), Gold, Traian. In Buchen wurden in dem
Schutt eines 1863 ausgegrabenen röm. Wohnhauses 15 Aurei gefunden,
nämlich 2 Nero, 1 Otho, 6 Yespasianus, 1 Titus, 3 Domitianus, 2 Tra-
ianus (llv, a. Tempel mit cos V. p. p. a p //. r. optiino pritic. b Reiter
8. p. q. r. optima princiiti) vgl. „Bericht des Altertumsvereiiw zu Buchen
über die Jahre 1884—186(5 ** 76.
Ladenburg (Unterrheinkreis), Denare u. Antoniniane, Traiatws Decius.
Im Frühjahr 1846 fand man hinter dem Wirtshause *zum Lustgarten 64
römische Sibermünzcn, welche unter einem Stein beisammen lagen, wie
wenn sie ehemals gerollt gewesen wären, sie reichen von den Antoninen
bis auf Traianus Decius. Aufgeführt von Rappeuegger, kurz Bonn. Jahrb
10 (1847) S. 7, sowie darnach bei Mommsen, Münzwesen S. 809 Anm.
250, ausführlich in den Schriften der Altertumsvoreine von Baden und
Donaueschingen II (1849) S. 293, aber in der AufTührung der Antonine
liegen offenbar Verwechslungen der früheren und späteren vor. Gesichert
scheinen 1 Antoninus Pius, 7 Septimius, 4 Caracalla, 2 Plautilla, 4 Ela-
urabal, 1 Soaemias, 8 Maesa, 15 Alexander, 2 Mamaea, 8 Gordian, 7 Phi-
lippus, 1 Traianus Decius. 77.
Digiti
zedby Google
Rümiiche Münzschatzfunde in den Rheinlandeu. 163
Sadcn, 1 Aureus, Denare, Antoniniane, Alexander Sevencs. Im Jahre
]^24 wurde auf deni sog. Quettich bei Baden ein Münzschatz gefunden,
der aus eiuom Aureus von Galba und mindestens 661 Sil her münzen be-
stand; ZeUtere ^et^cu sich zusammen aus 9 Antoninianen von CaracaSla
und Elagabal, und 552 Denaren von Antonius bis Severus Alexander.
Aastuhrlich behandelt von Bissinger, Wd. Koit. VII (1888), 30. 78.
WaltfMrch (Oberrheiukrcis), Denare, SepÜmiits. Auf einem Acker^ ge-
nannt 'das Scliitiizlc' wurden 1859 gefunden 18 Denare von Vespasian
bis Septimius^ und zwar 3 Yespasian, 1 Domitian, 2 Traian, 2 lladrian,
5 Antoninus Pius, 2 Faustina I, 1 M. Aurelius, 1 Faustina 11, 1 äep-
timius. Vgl. Bissinger, Funde röm. Münzen in Baden, Nr. 90. 79.
Bohlingen (Seekreis), Silber, Alexander ?. K. Walchner, Geschichte de r Stad t
Radolphzell. (Freiburg i. B. 1825) S. 4, sagt: „Auf dem Schleuer Berg
unfern der zerstörten Schrotzbui*g . . [bei Bohlingen] hat man vor zwei
Jahren viele römische Silbermünzen gefunden.^ Ein Teil dieses Fun-
des sind offenbar 6 Denare von Septimius bis Alexander des Douau-
eschinger Kabinets, über welche die Akten notieren: „gefunden im Mai
1821 auf dem Schlossberge bei Schrotzburg." Vgl. Bissinger, l-'uude
röm. Münzen in Baden, Nr. 26. 80.
über deu angeblicheu Sohatafuud vom Hegau vgl. Mommsen, Mttnifweeieu ^. Mi
Aum. 3*i7 aud Bissinger, Funde röm. MQnien in Baden (Programm von Douaueachiogea
1897; S. 7.
(Fortsetzung folgt.)
•♦^0€->^«
Erwiderung
auf die Receusion meines Urkuudenbuches der Stadt Worm^s I. Band
von G. FreiheiTü Schenk zu Schweiusberg.
Es kann einem Autor nur erwünscht sein, wenn seine Arbeit von einem
Fachmann in gründlicher Weise besprochen wird und er wird es gewiss uichl
allzu empfindlich aufnehmen, wenn der Referent, um sein Licht heller leuchten
zu lassen, sein Werk etwas in Schatten stellt. Nur darf er verlan^ren» dass
die Kritik gerecht und billig sei und dass der Recensent keine Anforderungen
an den Autor stelle, die jen^r nicht erfüllen wollte noch konnte.
Herr von Schenk hat in seiner Recension eine Reihe von Ausstellungen
gemacht, die ich hier nicht weiter berühren will. Es liegt ganz ausser meiner
Absicht, auf die einzelnen Punkte einzugehen, denn solche Repliken und
Dupliken laufen gewöhnlich auf ein ganz unnützes Hin- und Herfeü^i^lir^n hiu-
ans. Ich erkenne unumwunden an, dass manche Fehler in meinem Bache
hätten vormieden werden können und ich bin dem Referenten filr manig-
faltige Belehrung aufrichtig dankbar.
Den mir vom Referenten gemachten Vorwurf, „dass der Herausgeber
seine Arbeit auf unvollständige Sammlung und Durcharbeitung des Materials
Westd. ZeiUchr. f. Oesoh. u. Kunst. VII, U. 12
Digitized by VjOOQ IC
164
gegriLDfiet hact^, kann ich aber nicht gelten lassen. Der Umfang meines Werkes
war vertragsgemäss auf eine bestimmte Anzahl von Bogen festgesetzt, ich
musfite ulso mit dem Räume haushalten, ich konnte die Auswahl des aufzu-
Tiehmejiden Stoffes nicht so weitherzig treffen, wie es Ilerr von Schenk im
Sinne hätte, ich musste alle Beigaben, wie Regest, Stück- und Siegelbeschrei-
bung etc. 80 knapp als möglich fassen. Ich habe nach reiflicher Überlegung
weitaus die meisten der vom Referenten vermissten Urkundennummem weg-
gclaseeu, und wenn auch gewiss die eine und andere der von Schenk ange-
ftklirteu Urkunden hätte aufgenommen und auidere dagegen weggelassen werdeu
so Heu, 30 geht Herr von Schenk mit seinem Vorwurf weit über seine Com-
peteuz tkinaus. In einem Nachtrag zum zweiten Band werde ich billigen
W ü nsch en gerne entgegenkommen.
Femer tadelt der Referent meine mangelhaften Siegelbeschreibuugeu
und er nennt mein Verfahren auffällig. Auch andere Herausgeber vou
Urkundenbüchern haben sich denselben Vorwurf zugezogen. Ich unterschreibe
vul] imd ganz das, was A. Schulte in der Recension meines Buches Gott
geL Anz. 1887 Nr. 24 S. 532 ff. über die Besiegelung sagt, allein es lässt
mch nictit immer ausführen, was man gerne wünscht, und um hier auf diesem
Geliiet Ausgiebiges zu leisten, müsste ich die Unterstützung des Vorstandes
des Darmstädter Archivs in viel weiterm Masse beanspruchen, als sie mir
zuteil geworden ist.
Ganz ungerecht ist zuletzt der Vorwurf, ich hätte die historische und
topographische Litteratur über die Umgegend von Worms nicht so in mich
aufgenommen, wie es zur Herausgabe eines grundlegenden Urkunden werkes
uinimgäiiglich notwendig gewesen wäre. Die Aussetzungen, die er bezuglich
raeitie!« Registers macht, rechtfertigen wenigstens diesen harten Tadel nicht.
t>4ss bei einer so umfangreichen Registerarbeit Versehen vorkommen, ist
unverm^'idlich und verzeihlich. Ich habe mir die Arbeit nicht leicht gemacht,
soQilerLi versucht das gesamte im Urkundenbuch vorkommende Material zu
verarKieiten und zu zergliedern. Dass der Vorstand des Hessischen Landes-
arehivs in den topographischen und genealogischen Fragen der mittelrheini-
sclien Geschichte besser zu Hause ist, als der Herausgeber, der erst seit
kurzem sich mit diesen Dingen beschäftigt, wird Niemanden in Verwunderung
set/:eu. Der Herausgeber der Quellen zur Geschichte der Stadt Worms kann
Bein unternehmen, das einzig und allein privater Initiative und Unterstützung
Bein Entstehen verdankt^ nur dann gedeihlich zu Ende führen, wenn er von
iten interessierten Kreisen unterstützt wird.
Basel, Febr. 1888. H. Boos.
Auf Vorstehendes habe ich zu erwidern:
Uh glaube meine „Competenz" zur Erhebung des Vorwurfs, dass Herr
Professor Dr. Boos das Material zum 1. Bande seines Wormser Urkunden-
buehes unvollständig gesammelt hat, durch genügende Belege bewiesen
Digiti
zedby Google
165
zu haben; ausserdem aber stützte ich mich auf die eigene Darleguug des
Herrn Herausgebers über das Ziel, welches er sich gesetzt hat ^).
2. Herr Boos sagt : um auf dem Gebiete der Siegelbeschreibaug Ausgiebiges
zu leisten, „müsste ich die Unterstützung des Vorstandes des Darrnstädtcr
Archivs in viel weiterm Masse beanspruchen, als sie mir zu teil gewor-
den ist.'' Der Wortlaut dieses Satzes, sowie der Umstand^ daas Herr
Boos sich im Vorworte fiir meine Unterstützung bedankt hat, gestatten
die Annahme, dass er zwar für die Zukunft meine Beibülfe in grünerem
Masse beanspmchen will, dass aber für die Vergangeuheit damit uiclit
eine Beschwerde angedeutet werden soll, deren völlige Grundlosigkeit
nachzuweisen auch in diesem Falle nicht schwer fallen würde,
3. Das Urteil darüber, ob mein Vorwurf wegen mangelhafter Benutzung
der Litteratur gerecht ist, müssen wir Beide deigenigen Fachleuten über-
lassen, die sich die Mühe nehmen, meine Kritik zu lesen. ~ Ich habe
annehmen müssen, dass Herr Boos keine Beihülfe in dieser Ilinaicbt be-
durfte, da er niemals Fragen an mich zu stellen hatte.
Darmstadt G. Frhr. Schenk zu Scbweinsberg.
1) Vorwort 8. XII: „Aufgenommen worden sind alle Urkandeu, die In irgeml einer
Bexiehong zar Gefcbichte der 8iadt stehen, indem für mich die im UTlmnUcnbiicl) der Stadt
Stnusbarg von Wiegand geltend gemachten Gründe massgebend waren*". , . . . „Da fUr tlte
ältere Zeit das Material ohnehin siemlich dOrftig ist, so braachte ich auch lu der AuiWA-lil
des anfsouehmenden Stoffes nicht allsu ängstlich in sein. Aus diesem Grimde <hid auclj
die beiden Briefsammlongen im Anhang abgedruckt worden.**
12*
Digitized by VjOOQ IC
Bibliographie.
Die Bibliographie umfasst die Erscheinungen des Kalenderjahrs 1887.
Die Anordnung entspricht der des Vorjahres. Auf die Bibliographie des
Jahrgangs VI bzw. V, IV . . . ist mit VI bzw. V, IV . . . No. . . . verwiesen.
Mitarbeiter: für Elsass - Lothringen Dr. Marckwald in Strassburg; für
Baden Dr. Laroey in Karlsruhe; für den Mittelrhein Prof. Dr. Harster iu
Speyer und Prof. Dr. Otto in Wiesbaden; für die Rheinproviuz Dr. llettuer
in Trier; Dr. von der Nahmer in Köln; für Westfalen Dr. Dettmer in Mun-
ster i. W.; für die Schweiz Dr. Geering in Bern; für Luxemburg und Bel-
gien Prof. Dr. Reusens in Löwen; für Holland Reichsarchivar Dr. Muller Fz.
in Utrecht.
Verbesserungen und Ergänzungen zu den früheren wie zur die^ährigeu
Bibliographie sind erbeten und werden dankbar Verwendung finden.
Für die Redaktion:
Prof. Dr. Lamprecht.
I. Zeitschriften.
SJlsass-Lothrinffen.
1 Jahrbuch fOr Geschichte, Sprache und
Litteratur Elsass- Lothringens. S. V, L
1 m. Jahrg. 1887. 1) Ernst Martin.
Elsässische Dichter u. Künstler. 1. T.
Schuler. 2. G. Zetter (F. Otte). S. l
2 —23. — 2) Brutto Stdüe, Stadtordnung
von Wattweiler im Oberelsass. S 57
3 —64. — 3) Heinr. Lempfrid. Beamten-
und Bürgereide des St.-Amarinthales.
4S. 65—76. — 4) Ä. Herrenschneider,
Aus dem Gemeindebuch von Dorf Weier.
bS.n— SO. — b)FrÜJsJjemi)fried. Färbe-
zunftordnung der Bistümer Strassburg
und der Grafschaft Lichtenberg vom J.
6 1651)— 60. S. 81—90. — 6) Carl Eber.
Abschriften einiger Protokolle aus dem
Protokoll-Buch der Strumpf- u. Hosen-
stricker-Zunft von Oberbronn. S. 90—
7 93. — 7) Alcuin Höüaender. Kleinere
Mitteilungen : 1. Elsässer Landestracht
im 16. Jh. 2. Kulturhistorisches aus
den Jahren 1546 u. 1547. S. 94—98.
— 8) Aug. Schridcer. Ordnungen der 8
Strassburger Malerzunft. 1. Über das
Malermeisterstück 1516 2. Abgrenzung
der Befugnisse der Malerzunft gegen
andere Zünfte und Bestimmungen über
das Meisterstück 1630. 8. Ordnung der
Malerzunft 1630. S. 99-105. — 9)9
Volkstümliche Feste, Sitten und Ge-
bräuche iu Elsass-Lothringen. S. 1 15 —
145. — 10) E. Marckiodd u. C Mündd. 10
Elsass - Lothringische Bibliographie
1886. [758 Nummern] S. 146—188.
Mitteilungen aus dem Vogesenclub. S. 2
V, 16. Nr. 19 u. 20 enthalten nicht«
für die Zwecke der Zeitschrift. [Auch
in französischer Sprache: Bulletin du
Club Vosgieu, Nr. 3, 4].
Annaies de la Soci6t6 d'6mulation du 3
dipartement des Vosges. Epinal, Collot.
Digiti
zedby Google
Bibliographie.
167
11 [XXVI.] 1887. 1) Chevreux. Rapport
de la commission dliistoire et d'archäo-
12 logie. S. LXXXIX— XCII, — 2) N.
HaiUant, Bibliographie vosgienoe de
rannte 18(54 et Supplement k rannte
13 1883. S. 144—229. — 3) Ch. Gugot.
Des assembl^es de communautds d'ha-
bitants en Lorraine, avant 1789. S. 432
14 — 466. — 4) A. Benoit. Note sur quel-
ques collectioneurs vosgiens au siöcle
15 demier. S. 465—475. — 5) F. Voulot.
Recherches arch^ologiques k Martigny-
les-Gerbonvaux et k Autigny-la-Tour.
16 S. 475—481 -^ 6) F. VwUot. Rapport
officiel annuel du conservateur du mus^e
ä M. le prüfet S. 481—486.
4 Bulletin de la Soe\M phllomatique
Vosgienne. 12m«annee. 1886—87. Saint-
17 Die, Humbert 1887. 1) A. Benoü. De
la Tradition du Dragon dans les an-
ciennes Eglises Cath^drales de la Lor-
raine (avec une planchc). S. 5 - 18. —
18 2) P. de Boureulle, L'Alsace du siede
de Louis XIV, dtude historique. S. 19
19 —61. — 3) CK Chapdier. Epinal et
20 8aint Goery. S. 63—109. — 4) A.
Benoü. Note compiementaire sur Dom
Claude Fleurand, de Moyenmoutier. S.
21 111—113. — 5) Gaston Sai^e. Walther
de Vosges (IV« si^cle) [= Walther von
22 Aquitanien]. S. 115—142. — 6) Gagton
Save, Nicolas Wolff et la Defense de
23 Rothau en 1814. S. 266—275. — 7)
J. Itaxaite et G. Save. L'äglise de
24 Traize. S. 277—298. — 8) Gaston Save.
Catalogue des Terres cuites gallo-ro-
maines du Mus^e de Saint-Die. S. 299
25 325. — 9) Proc^s-Verbaux des S^ances.
S. 327—373.
5 La Revue nouvelle d'Altace-Lorralne.
S. V, 43. 6me ano^e, 7™e volume 1886
26 —87. 1) A. Benoit. La ville de Saint-
Hippolyte [= St Piet], de 1555 k 1616.
La pierre d'Olvy de Widranges. S. 1—7.
27 — 2) ^. Müntz. Louis XIV et les
Fürstenberg en Alsace (Suite). S. 15
28 —27, 48- 64. — 3) Baron Ch. de Kloeck-
ler. Le Dauphin Louis XI en Alsace
en 1444. Observations sur un travail
publik par M. le chanoine L'Iysse Che-
29 valier. S. 27-32. — 4) La \Mt^ sur
l'origine de la Marseillaise. S. 32—33.
30— 5) A. Benoit. Les ouvriers de la
falencerie de Niederwiller en 1 787. S.
31 41—48. — 6) A. Benoit. Une lettre
de Dom Calmet sur le prieuro de Thier-
32 bach. S. 81—82. — 7) A. B[enoit].
Une lettre de cachet du roi Louis XVI
en 1785 [in Metz]. S. 90—99. — 8)33
Ch. de Klloeckler]. Le train de maison
d'un prince-abbä de Murbach au si^cle
demier. S. 121—140. — 9) A Benoü. 34
Quelques inscriptions lapidaires dans
la vall^e de la Haute-Seille. S. 140—
142, 167—168, 343-345, 370-377. —
10) A.Benoä. La pierre tombale d'Anne, 35
baronne de Crähange, k Hombourg sur
la Caner [Canton Metzerwiese], 1577.
S. 161—166. — 11) Extrait de la Cor- 36
respondance de Dom F. Clement et de
Dom Grappin, relativement k l'histoire
de PAlsace, 1774—1784. S. 168—171.
— 12) Baron Ch. de Kloeckler. Le g^n^- 37
ral lorrain comte de Lasalle [geh 1775
zu Metz]. S. 183—187. — 13) A. Benoit. 38
Demier mot d'un iconographe poitevin,
k propos de son article sur un huste
alsacien. [Bü^te des Adelphus]. S.
205—207. — 14) A. Benoit. Varia: Uli 39
proc^s- verbal de chasse en 1590. [Vom
Kardinal Karl von Lothringen]. — Une
sauvegarde du mar^chal de Schomberg
en 1614. — Notes sur les armoiries de
Sarreguimines. — Numismatique reli-
gieuse. Les m^dailles du Bienheureux
Pere Fourrier de Mattaincourt. S. 212
—217. — 15) A. Benoü. Le dernier40
Grand-Mattre de TOrdre de Malte, Fer-
dinand de Horapesch, Commandeur de
Dorlisheim et de Saint-Jean de Bassel.
S. 241—251. — 16) Les Officiers po^tes 41
du r^giment de Bretagne - Infanterie
(Brian^on, Thionville, Strasbourg) 1786
—1790. S. 256-262. — 17) A. Benoit. 42
Le Premier couvent de la Congr^gation
de Notre-Dame k Strasbourg (1692—
1792). S. 281—289. — 18) A. Benoit. 43
Note sur les reliques des ^v^ques mes-
sins en Alsace. S. 289—290. — 19) Un 44
duel devant Philippsbourg. Le prince
de Sixheim et le marc^chal de Richelieu,
1734. S. 291—294. — 20) La Seigneurie 45
lorrraine de Tanwiller en Alsace. S.
321— 34L — 21) X JBenoÄ. Unmot46
sur le IIoh-Koenigsburg. [Betr. die Be-
lagemng von 1633]. S. 341—343. —
22) A. Betunt. Procös pour une maison 47
de care. Le roi de Su^de et les habi-
tants du Val d'Holvingen, 1714 S. 345
—348. — 23) A. Benoit. Le droit seig- 48
neurial de Tournetuile en Lorraine. S.
377—382. — 24) A. Benoü. La mon- 49
naie scandaleuse de Strasbourg, 1786
[Betr. den Louisd'or genannt „Louis
k la corae"]. S. 418—421. — 25) Le 50
Pont de la Blise k Sarreguemines. S.
Digiti
zedby Google
168
Bibliographie.
61 422—426. — 26) Th. NarU, Les pou-
voirs publics et les communant^s sons
le regime f^odal. [Im Klsassl. S. 441
62—452. — 27) A. Benoü. Souvenirs
alsaciens k Malte. [Betr. : Inscriptions
mortuaires des Chevaliers de Pordre de
53 Saint- Jean]. S. 453-457. — 28) Les
Juifs k la maison centrale [de d^ten-
tion] d'Ensisheim (Hante-Alsace) il y
54 a 60 ans. S. 481-482. — 29) Biblio-
graphie etc.
6 Revue alsadenne. S. VI, 6. X. ann^e.
55 1886—1887. 1) Gerspaeh. Les tapis-
series de Saint -Jean- des -Choux pr^
Saeme [« Zabem. Stammen ans dem
56 16. Jh.]. S. 18—22. — 2) Ch. Babany.
Les g^n^raux de brigade alsaciens sons
le Premier empire. S. 22 — 29, 249 —
57 255, 389-396, 4o8--465. — 3) Lettre
inddite de FredSric de bietrich, maire
de Strasbourg, [d. d. Basel, 1792. —
Veröffentlicht von X. Mossmann]. S
58 29—30. — 4) Ch. M[ehl], Ephdmö-
rldes alsaciennes. S. 30—33, 74-79,
120-123, 172—175, 219—222, 273—
275, 317—319, 365—369, 420—422,
59475-479, 620-523, 672—676. — 6)
Ä. Burck, Temporis acti. [Betr. Strass-
burger Ortsgeschichte]. III. Le Christ-
kindels-Märk. IV. S' Beerhus. S. 49—
59a 56, 560—^68. — 6) X. Mossmann. Ros-
heim et le grand bailliage d'Alsace
60 S. 66—62, 165—172. — 7) C. Mehl,
Une biblioth^que alsacienne. [Betr. die
Alsatica-Sammlung von Berger-Levranlt
61 in Nancy]. S. 104—110. — 8) G. Mehl.
Coiffiares des dames de Strasbourg en
1788 et 1799. [Mit Abbildungen]. S.
62 123—126 — 9) Ch. M[M]. Ammersch-
63wihr. S. 365—369. — 10) Charies Ba-
bany Les gdndraux alsaciens de 1815
64 i 1870. S. 389—895, 468-465. — 11)
C. M[ehl], Une Aventurc romanesque
ä Strasbourg en 1735. [Aus den „Lett-
65 res Saxonnes«]. S. 405—313. — 12)
Ed. Engdhardt. La Tribu des Bateliers
de Strasbourg et les Colleges de Nantes
Gallo-Bomains. S. 442—448, 505—509,
66568-572. -^ 13) £müe Maison. ün
DdputdduBas-Rhinenl792. [Philibert
67Simond]. S. 487—499. — 14) E. de
Neyremand. Un Prüfet du Haut-Rhin
sous la Restauration. [Alexandre Bou-
det, comte de Puymaigre]. S. 600 —
68505. — 15) Costumes Strasbourgeois.
[Aus dem 17. Jahrh. Mit Abbildungen].
69 S. 617-520. — 16) Ch. Babany. La
famille de Wangen de Geroldseck. S.
637—541.
Revue catholique d'Alsace. S. V, 51.7
Nouvelle särie. VI« annäe 1867. 1) 70
Sckkkde, Le vienx Strasbourg S. 21
—30, 114—123, 2U— 219, 284—200,
426—431, 472—477, 624-531. — 2)71
N, Jost. Monsieur Bernard Bernhard,
auteur de Thistoire de Ribeauwillä
[» Rappoltsweiler; geb. 1809]. S. 31
—42. — 3) Th. NarU. La Franken- 72
bürg [Weilerthal] aux XU et XII«
silJcles. S. 140—148. — 4) N. Pairfi«.73
Le S^minaire de Molsheim. [Gegründet
1680]. S. 175—182, 257—263. — 5)74
Hanauer. Numismatlque de TAlsace.
S. 368—373. — 6) Le Val de Vill^ 75
[Weilerthal]. S. 434—443. — 7) A^. 76
Ddsor. Fragments des anciennes Chro-
niques d'Alsace. S. 608—504. — 8) 77
Jules Gapp. Jean Vallastrr, sculpteur
k la Cath^drale de Strasbourg (1818
— 1M32). S. 592—598.
Bulletin eclisiattical de StrubMirf.S
Sixi^me ann^e, n«» 67—79. Strasbourg,
Le Roux 1887. 1) Synodes dioc^sains. 78
Synode de 1345 sous Tl^v^ue Berthold
de Bucheck. (Suite). S. 11—25, 38—
46, 66—71, 94—99, 123— 1«9, 147—
161: Synode de 1423 sous l'i^vdque
Guillaume II, de Diest. S. 152— ln3.
179—188, 211—214. — Synode de 1482
sous ri^vdque Albert de Baviöre. S. 2l4
216, 266—272, 292—287. — 2) Fran-79
(ois-Joseph Fritsch, Cur^ de Jetters-
willer (1819—1839). S. 72—76. — 3)80
Le R. P. Hinderer de la Compagnie de
Jösus. [Geb. 1688]. S. 134—186, 156
—157. — 4) L, Dfacheux], Notes pour81
servir k Thistoire de TAbbaye de Mar-
moutier [-« Maursmunster]. S. 153—
156. — 5) J. G[eny]. Die Glossarien 82
von Koenigshofen und Closener. S. 167
—166.
Caecilia. Organ des els&ss. Vereins 9
für Kirchenmusik. (Organe de TAsso-
ciation alsacienne de musique religi-
euse). Colmar, Eglinsdörfer u. Wald-
meyer. 4. Jahrg. (4* ann^e) 1887,
Für die Zwecke der Zeitschrift
kommt in Betracht: 1) De SS. Petro83
et Paulo sequentia Notkeri Balbuli.
[Mit Noten. Enthält u. A. Bemerkun-
gen über das Strassburger Gradnale von
1501. Druck von Johannes Prüss]. S.
100, 106. — 2) Le Pape alsacien S. 84
L^on IV. Sou mc^rite k T^gard de la
musique sacr^e. S. 101—103.
Digiti
zedby Google
Bibliographie.
169
10 B«iira§e zur Kirchengaschichte des
Eltasses vom 16.— 19. Jahrhundart. (Bei-
blatt zum Monatsblatt für Christen
Augsb. Confession). Hrsg. von Wühdm
Harning. S. V, 66 f. Neue Folge. I,
1886' II 1887
85 I, 1886: 1) Die Gräfin Claudia von
Rappoldstein (Rappoldsweiler). S. 1—
86 15. — ij Dannliauer über Erbauung
u. Entweihung des Strassburger Müns-
87 ters. 8.15— 17.— 3) Jos t Hol 1er, Pfarrer
in Boskenbeim (Saar-Union). 8. 17—
88 2S. — 4) Die Pfarrei Weitersweiler im
fe916.u. 17. Jahrb. S. 28-31. — 5) Der
Wiedertäufer Melchior Hoffmann in
Strassburg (16. Jahrb.) S. 31—32. -
d06) Urteil Walchs über Dannhauers
91 ^.Katecliismus- Milcht S. 32. — 7)
Zur Strassburger Bibliographie. [Betr.
Strassb. Drucke d. 16. Jhs.]. S. 32. —
92 8) Zur Geschichte der Strassburger
unter Dr. Marbach. Vorrede Verhält-
uis der lutherischen Kirche zur Strass-
burger Universität unter Dr. Marbach.
A. Die Universität nach den alten Sta-
tuten. B. Nach den neuen Statuten.
93 S. 33- 62, 81—89, 98— 111. — 9) Ein-
zelne Data aus dem Kirchenbuch von
Hirschland (18 Jahrb.). S. 62—65. —
94 10) Wie der luth. Pfarrer von Wolfs-
ki rrhen (bei Saar-Union) durch Lud-
wig XIV vertrieben ward. S. 6.^-75.
95 — 11) Die lutherische Pfarrei Finstin-
96 gen. S. 75—81. — 12) Noch einmal
das Hirschländer Kirchenbuch. S. 93
97 — 95. — 13) Lutherische Schule in
98PoBtorf (1723). S. 95. — 14) Die
Leichenpredigten auf Dr. Dorsch und
99 Joachim Stoll. S. 5*5-97. — 15) Zur
Kirchengeschichte von Reicheuweyer
100 im Jahre 1549. S. 98. — 16) Zur
Strassburger und Hagenauer Biblio-
graphie. [Betr. Luther u. Melanchthon].
S. 111—112.
101 II, 1887. Nr. 1—9: 1) Die Pest zu
Strassburg im J. 1541. S. 1—11. —
102 2) Kampf der Strassburger luth. Kirche
gegen die Sektirer imter Dr. Job. Mar-
H3bach. S. 11-24. — 3) Verhältnis der
evang.-luth. Kirche Strassbnrgs zu der
französich-reformierten Gemeinde unter
104 Dr. Marbach. S. 24—39. — 4) Ver-
hältnis der luth. Kirche Strassburgs zu
den Rumisch-Päpstlichen unter Dr. Mar-
lOöbach. S. 39—49. — 5) Das Leichen-
begängnis des Reformators M. M. Zell
in Strassburg (11. Januar l.o48). I.
A. Löschers Erzählung der Leichen-
feier; Der Schwortag in Strassburg,
der Todestag Zell's; Dr. Hedio zeigt
auf der Münsterkanzel den Tod ZeH's
an ; Die Leichenfeier nachmittags 1 Uhr ;
Der Gottesacker St Urban ; Grabreden
Butzer's. — II. „Klagrede und Ermah-
nung Katharina Zellin zum Volk bei
dem Grab M. Matheus Zellen, Pfarrer
zum Münster zu Strassburg, des from-
men Mannes, bei und über seinem toten
Leib"; Einleitung, Beschreibung von
Zell's christlichen Tugenden, Hausstand
und reformatorischer Thätigkeit; ZelFs
apostolisch-christliche Lehre; Grabrede
der Pfarrfrau Zell; Letzte Predigt,
letzte Tage und Stunden ZeiPs ; Klage
über ihre Wittwenschaft und Dank für
ZelPs Heimgang ; Kummer und Sorgen
Zeirs um die Kirche; Verwerfung des
Papsttums; Ihre Hoffntmg der Aufer-
stehung mit ihrem Mann und ihren zwei
auch auf diesem Gottesacker liegenden
Kindern; Ansprache an die Jugend ;
Bekenntnis des Glaubens au den drei-
einigen Gott ; Vater-Unsergebet ; Letzte
kurze Ermahnung und Trost ; Vorlesung '
eines Grabgesangs aus dem Gesang-
büchlein der Böhmischen Brüder. S.
49—56, 75—79, 113—128. — 6) Ver- 106
hältnis der Strassburger Kirche zu den
lutherischen und reformierten Kirchen
anderer Länder (unter Dr. Marbach).
§ 1. Concil zu Trient etc.; § 2. Bei-
legung der Lehrstreitigkeiten; § 3.
Tilemann Hesshusius in Strassburg;
§ 4. Marbach^s Organisationsarbeit in
der Pfalz; § 5. Marbach's Eingreifen
in die Geschicke der Zweibrückischen
Grafschaft; § 6. Marbach's erneutes
Eingreifen in der Pfabs. S. 58—65,
66—76, 81—107. — 7) Gefangenschaft 107
des luther. Pfarrers Rosencrantz von
Drulingen (und das Hirschländer Kir-
chenbuch [1724]). S. 65. — 8) Ein Aus- 108
Spruch Fagius', Pfr. von Jung St. Peter,
über Luther (1546). S. 80—81. — 9) 109
Dr. Johann Marbach, Münsterprediger,
Professor und Präses des Kirchenkon-
vents (t 1581). Beiträge zu dessen
Lebensbild mit Beziehung auf Strass-
burg's Reformatoren: Zell, Capito,
Butzer und Hedio. S. 107—111. —
10) Butzer in Wittenberg. S. 111. —110
11) Dr. Job. Jak. Ferber, Theol. Pro- 111
fessor Extraord. [f 1717]. S. 111. —
12) Zur Strassburger luth. Bibliogra- 112
phie: Der theologischen Fakultät in
Strassburg Bericht von Aug. Günther
Digiti
zedby Google
170
Bibliographie.
Hellmund's Schrift ; M. Leonhard Frör-
eissens Richtige Einteilung und deut-
liehe Erklärung der Psalmen David's.
113 8. 111—113. — 13) Bruchstücke aus
dem Protokollbuch des Strassburger
Eirchenkonvents unter der Präsident-
schaft des Nachfolgers Pappus, Dr.
Bechtold (1611-1614). S. 128-133.
114 — 14J Dr. Joh. Marbach sendet Pre-
llö diger ins Saarbrückische. S. 133. — 15)
Zur Strassburger luth. Bibliographie.
116 S. 311—334. — 16) Orts- u. Namen-
register. S. 134—139. — [Am Schluss
heisst es : ^Für das nächste Jahr wird
diese Vierteljahrsschrift eingehen^].
1 f Evangelisch-protestantisch. Kirchenbote
IDr Elsass-Lothringen. 16. Jahrg, 1887.
117 Strassburg, Heitz u. Mündel. 1) Wiä.
Oberlin, derWohlthäterdes Steinthals.
118 S. 34—36. — 2) F. Dietsch. Johannes
('astellanus, der erste evangel. Märty-
rer Lothringens. [Kam 1523 nach Lo-
thringen.] S. 98—99, 109—110, 117—
119 118, 124—125. — 3) D. Geschicht-
liches über die reformierte Kirche in
120 Metz. S. 116—117. — ^) Bad. Beuss,
Aus der Kirchen- u. Sittengeschichte
des Dorfes Fürdenheim. [Betr. ein
Memorial des Strassburger Ammeisters
Franciscus Reisseissen (1631—1710)].
S. 132—133, 140—141, 148—150. —
1215) E. Johannes Sturm. S. 145—147.
122 — 6) J. Schneider. Aus der Vergan-
genheit des Elsasses. (Die Gegenrefor-
mation zu Seltz und in der Umgegend.)
S. 274—276, 283—285, 290—292, 298
123 —299. — 7) E. Lieblich. Die Leiden
protestantischer Frauen aus Metz vor
124 200 Jahren. S. 323, 331— 332. — 8)
E. Kü88. Die Verluste der evangel.
Kirche im Elsass vor 200 Jahren. S.
125 355—367. — 9) — ss. Eine Pfarrwahl im
alten Strassburg [1790]. S. 380—382.
12 Le Progr^s religieux. Journal des ^gli-
ses protestantes. Red.: Th. Gerold.
Strasbourg, Heitz & Mündel.
126 20« annä, 1887 : 1) Bod. Beim. Notes
pour servir ä Thistoire de TEglise pro-
testante de Strasbourg au moment de
la rävocation de T^dit de Nantes (1685
—1686) (suite). p. 2—5, 12—13, 17—
21, 28-30, 33— J{5, 52—54, 59—62,
76—77, 99—102, 105-108, 125—126,
130—132, 139—141, 156—158, 162—
127166, 171—174, 180—181. — 2) Ch.
Zwilling. Oberlin, le bienfaitcur du
Ban-de-la-Roche. Conference de Neid-
128 hardt p. 46—52. — 3) C. Etigel Lüttes
de Jean Sturm contre l'orthodoxie lu-
therienne. p. 146—147. — 4) iT. La 129
driere dans les classes du Gymnase
de Strasbourg au 16« siecle p. 311 —
311. — 5) Th, Gferold], L'^glise St.- 180
Nicolas [in Strassburg]. p. 322—324
— 6) C. Engd. Jean Schwebel, un pro- 13 1
fesseur du Gymnase de Strasbourg au
16« siecle. p. 307-358, 362—363, 370
—371, 381—382, 389—391.
Reichtländitche Lehrzeitung. (Hagen- i3
auer Schulblatt.) Im Auftrage der Leh-
rerschaft des Kreises Hagenau und un-
ter Mitwirkung von Lehrern und Leh-
rerinnen Elsass-Lothringens hrsgt; von
J. Bok. IV. Jg. 1887. Hagenau, Druck
von Gilardone. 1) Über die Anfänge des 1H2
Strassburger Elementar- Schulwesens.
(Forts, von S. 294 d. Jgs. 1886.) (Ans
dem Vortrag des Hauptlehrers Sorgius )
11. Entstehung und Verfall der latei-
nischen Klosterschule der Wilhelmiten.
S. 57—60, 69-72, 93-94. — 2) Nessd. 133
Über Altertumskunde, namentlich über
Altertumsfunde mit besonderer Bezug-
nahme auf den Kreis Hagenau u. Um-
gebung. S. 2C5— 213. — 3) Die Sankt- 134
Wilhelmsschule zu Strassburg. IV. Das
Lehrhaus zu den Wilhelmern v. 1535
wird eine Pfarrschule. (Nach einem
Vortrag geh. durch Sorgius.)
Bulletin du Mus6e historique de Mul- 14
house. S. V, 67. XI annöe 1886. 1) 135
Henri Ehrismann. Auguste Stoeber, sa
vie et ses oeuvres. S. 6 — 35. — 2) X. 136
Mossmann. Seines de moeurs coima-
riennes du temps de la guerre de trente
ans. S. 37—78. — 3) Faudd d- Bleicher. 1.37
Matäriaux pour une ätnde prdhistorique
de l'Alsace. S. 79 88.
Soci6t6 des Sciences, Agricultureet Arts 15
de la Basse-Alsace. (Gesellschaft . . .)
S. VI, 11. 1887.
Für die Zwecke der Zeitschrift kommt
nur mBetr&chi'.Patd Midier [-= Müller]. 138
La production des truffes en Alsace-
Lorraine. [Schon im 17. Jh. war die
Trüffel in Orschweiher bekannt] S.
262-268.
M6moires de TAcad^mie de Metz. S. VI, 16
12. — Seconde Periode; LXV« annc^e;
troisi^me serie. XI 11« ann(^e, 1883 —
1884. 1887. 1) Ä. Becard. Compte- 139
rendu des travaux de l'Acad^mie pen-
dant rannte 1883—1884. S. 3-16. —
2) Ch. Abel. Rapport sur le concours 140
d'histoire. S. 65—67. — 3) Ch. Abel. 141
Notice biographique sur £mest de
Digiti
zedby Google
Bibliographie.
171
Bouteiller, ancieo capitaine d'artillerie
142 [geb. 1826). S. 125—165. — 4) Ch.
ÄbeL Les testament in^dit de Gabriel,
doyen de l'ancien barrcau messio. 1 772
§ 2;-J^ 237.
17 ■««•im de la SociM d'archtolo^ie
et d'histoire de la Moselle. S. VI, 13.
143 XVU« Volume. 1887 1) Ledain, Sou-
venirs de Viliers-Brettnacb. S. 1 — 22.
144 — 2) Ledam, Les Feux et la Rone
flamboyente de la Saint Jean, k Sierck,
sur la Moselle. S. 23—48. — 3) Le-
dcdn. Avertissement. [Betr. die nach-
145 folgenden Artikel.] S. 4i*— ö(). — 4)
Ancienne prävot^ de Sierck. [Veröff-
146 entlicht von lÄiam.] S 51—71. — 5)
Le Comic de Villerg. Le Chäteau de
Calemburg [bei Sierck], av. pl. S. 73
147 —75. — ü) £xtrait d'une lettre adres-
see ä M. R . . ., k Sierck, par M. Pab^e
BeUingeTf mort au commencement de
148 1837. [Betr. Sierck.] S. 77—79. — 7)
Table chronologique des Comtes et
Seigneurs de la maison de Sierck.
[V'erüffentl. von Ledam]; Ledain. Ob-
servation snr la Table chronologique
de la maison de Sierck. S. 81—82. —
149 8} Le marquia de Villerg. Ancienne mai-
son de Sierck. Notices sur la Ville et
la Maison de Sierrk, extraites de T Ar-
chive du chätcau de Burgesch. S. 83
150-90. — 9) Lettre de M. le marquie
de Villers k M. R. [Betrifft Sierck, Sayn
151 u. 8. w.] S. 90-104. — 10) CA. Abel.
Arrier(< arch^ologique Moseilan. S. 105
152—123. — II) Ch. Abel. La ('haire
k pr^cher del a Cath^drale de Metz et
153 Boesuet S. 125—170. — 1 2) Aug. Frost.
Les denx monments de Merten [in Lo-
thringen] et de Heddernheim S. 171
154—195. — V6) Ad Bdlevoye. Le tom-
beau de Louis-le-Debonnaire, au mu-
155 8^0 de Metz. S. 197—203. — 14) Ad.
Bdlevoye. Achats de monnaies et de
m^daillcs, pour le mädaillier de la ville
15(5 de Metz. S. 205-220. — 15) Jjedain.
Vue g(^ndrale de IVglise paroissiale de
157 Sierck. S 121—258. — 16) Ledain.
Quelques reflexions sur Tutilitä des
archives. [Betr. Lothringen.] S. 259—
1:^264. — 17) Ad. Bellcvoye. Musoes de
la ville de Metz. Statues et Objets
arch^ologiques . au Musee Migettc, k
THötel de villo. S. 265—295.
18 Alemannia. S. IV, 26. XIV. 1886.
159 3) [Elsass.] A. Birlinger. Jjegenda
Aurea Elsaeszisch. S. 113—181. —
160 1) W. Crecdius. Ein Brief von Johann
Sturm. S. 52—53. — 2) A. BirUnger. 161
Erionenrng an Geiler von Kaisersberg.
S. 59-61. — 3) W. Crecdius. Fisch- 162
artstudien. S. 258—260.
Mimolres de la SocIM d'arch6olo§le 19
iorraine et du Muste historique lorraln.
S. VI, 15. 3« s^rie, XV« volume. 1^87.
1) Fourier de Bacourt. Bartolomeo Car- 163
tel San-Xazar, medezin du duc Antoine.
S. 5-36. — 2) L. Schaudd. Une villa 164
gallo-romaine entre Breux et son ^cart
le hameau de Fagny (Meuse). S. 36
—54. — 3) Jules (xoüy. Notice sur 165
deux anciens fiefs de l'arrondissement
de Nancy. S. 64—85. — 4) Edmond 166
de Martimprey de Bomecourt. L'abbaye
de Haute -Seille. S. 86-136. — 5)167
Henri Lepage. L'H6te] de la Monnaie
k Nancy. S. 137—186. — 6) X. jBrtr- 168
bier de Montault. Le surhum<^ral des
ev^ques de Toul. S. 187—196. — 7) 169
Le conUt E. de Barthelemy. Visite de
Dom Guyton dans les abbayes de la
Lorraine en 1746. S. 197— v|9. — 8)170
C. Schuler. Portraits in^dits des Char-
les III, Christino de Danemark et Ni-
colas de Vaudämont. Fresque au cloitre
de Saint-Di^. S. 220—227. — 9) i;u- 171
gene Martin. Le P. Abram, historien
de rUniversitd de Pont-ä-Mousson, et
ses deux traducteurs Ragot et le P.
Carayon. S. 228-353. — 10) I^n 172
Germain. Pjxcursions «Epigraph iques. —
Baslieux. S. 254—313. — 11) J. Fa- 173
vier. Catalogue des manuscrits de la
Societ(5 d'Archeolügie Iorraine [Pagi-
nation speciale.] S 1 —82.
Journal de la Soci^ti d'arch^ologle 20
iorraine et du Mutie historique lorraln.
Trente-sixi(*me ann^e. 1887. Nancy,
Cr^pin-Leblond. 1887. 1) L. Germain, lli
Le calice de Saint-G^rard. S. 7—17.
— 2)Ch Clmpdier. Un office de Sainte- 175
Meunc. S. 17—20 — 3) P. Guyot.\l&
Analyses de deux pioces de monnaies
lliards de France [1698] et de Lor-
raine [1708]. S. 20—21. — 4) Jl. Be-lll
noit Les plaids annaux de Vergaville
[1785]. S. 21-23. — 5) G.- Charles IIS
Bobert. La cath^dralc de Metz. S. 29
—34. — 6) Ix'opold Quintard. Un bd- 179
niticr lorrain du 17« siecle S. 34 —
37. — 7) C. G. Une gdndalogie de la 180
famille Maume. S. 37—38. — 8) L. 181
Gennain. Epitaphe de Joseph-Nicolas
Philbert. S. 46—49. — 9) A propos 182
de la „Notice sur la tombe d'Isabelle
de Musset«. S. 49-50. — 10) J.-B. 183
Digiti
zedby Google
172
Bibliographie.
Galant. Uue notc sur Tancien College
184 de Treves, k Bar. S. 50-52. — 11)
Ch. Guyot. Relation d'un voyage fait
par un Bourguignon en Lorraine peii-
I85dant TaniM^e l'J53 S. 62—65. — \2)
A. Didier-Ijaurent. A propos du comte
Paul-Bemard de Fontaine. S. 65—69.
186— 13) G. de Brauw, Inscriptions t'u-
n^raires de TEglise de Boucq. S. 69—
187 74. — U) Maxe-Werly. Donation de
pi^ces de mobilier au couveut des mi-
nimes de Nancy, pour fondation de
188me88e8. S. '14—75. — 15) U.[enri] L.
[epage], Uno ceMbritd militaire lorraine
inconnue. [Gr^goire de Montanlt.] S.
189 75—77. — 16) U.[enn] L.fepage]. In-
ventnire de Tartillerie et des armes du
cli&teau de Void, vers 1560. S. 77. —
190 17) X. B.[arbier] de M.fontauH]. Über
Frater Dominicus Peinetti, Lotharin-
191giuF, tl656. S. 77—78. — 18) Henri
Ijepage, Les tapisseries de la cour sou-
192 veraine de Nancy. S. 92— lO:-5. — 19)
Paul Pierre. Les Soeurs grises de Ste.
Elinabcth. — Pierre commdmorative. —
£pitaplie de Dame Claude de Heauvan.
193 [Nancy.] S. 108—112. — 20) Leon Ger-
main. Un Epitaphe lorraine k Fun-
194kerque [175H] S. 112-118.— 21) X
Barbier de Montault. Ijes artistes lor-
rains, ä Korne, du 16« au 18« si^cle.
195 8. 119—125. — 22) Emile Duvernoy.
Note sur le fonds „ Lorraine*' aux ar-
chivcs du Minist^re des affaires ^tran-
196g^rcs. S.133-1H7. — 2Ü) L.leon] Ger-
main Lc pape Eugene III en Lorraine.
197 S. 138-14 1. — 'M)X. Barbier de Mon-
tault. i«^pitaphc de Marquis de Contades
[Commandant im RIsass u. s. w. f 1795],
grav<^e sur marbre noir, dans la cha-
pelledu rhätean dcMontjeoifroy (Maine-
198 et-Loire). S. 142. — 25) E B. Le fro-
mage de Mantone k la cour de Lorraine.
199 S. 142-143. - 26) N. HaiUatU. Nou-
vellcs notes pour le plan d'une biblio-
grapbie vosgienne, suivies d^m tableau
200d'en8cnible. S. 149—164. - 27) Jjeon
Germain Un portrait en miniature,
du 16« siecle. — Margu(?rite de Bran-
denbourg, femme de Nicolas III de Heu.
201 S. 164—167. — i8) Jjouis Ixaiemefit.
Le Palais de Justice de Nancy cn 1751.
202 S. 170—182. — 29) L.feon] Germain
Les armoiries du Comie de Scrre et
des diff^rentes brancbes de sa fatuilie.
203 S. 183—188. — 30) L.feon] Germain.
Epitaphe d'une princesse de la maison
[lorraine] du ChateletjNaples. [t 1754.]
S. 193—195 — Sl) Hemi JadaH. Un204
defenseur du Roi Stanislas au siege
de Dantzick en 1735. Charles - Louis
de Fuchsamberif. S. 204—20(1. — 32) 205
Chapellier. Actes de naissance de qnatre
fils de Charles V, duc de Lorraine, d'a-
pr^s les copies originales des archives
du prince de Beauffremont-Courtenay,
duc d'Atrisco. S. 206—209. — 33) -4.206
Benoä. La pierre tombale du marquis
de Gamaches, tu^ en Lorraine en 1635
S. 209-212. — 34) Trouvaille faitc ä207
Clayeures [Merkur8tatuette.] S. 212—
213. — Sb)E. Badd. Saint Thi^baat207a
en Lorraine. S. 213-215. — 36) C.208
Nauroy. L'H6tel des ducs de Lorraine
(k Paris). S. 216. — 37) UonGermain 209
La date de la mort de Nicolas d'A^jou,
duc de Lorraine. S. 225-229. — 38) 210
X. Barbier de Mantaidt, Plombs figu-
r^s, k tA&in. S. 230— 2:J3. — 39) L'Ety. 211
mologie du nom de Nancy. S. 233—
284. — AQ)L[eon Germain.] Les ou-212
vriers de l'h6pital Saint-Thi^baut de
Vaucouleurs en 1100. S. 234—236. —
41) Trouvaille faite k Ugny, canton de 213
Longuyon. S. 236—237. — 42) Tra.214
vanx de la Sociöt^.
Annales de TEst. Revue triine8irielle2l
publice sous la direction de la Facult^
des lettres de Nancy. 1« annäe. 1887.
Articles de Fond : 1) Ca. Pfister. Jean- 215
Daniel Schoepflin. S. 34—68, 184—
220, 349-368. — 2) E. Kranit. Pa-216
lissot et son cercle, histoire d'une prc-
mi6re reprdsentation sur le th^&trc de
Nancy en 1755. S. 160—183, 409-438.
— Vari^t^s: 3) Albert MarUn. Les nia- 217
nuscrits de la biblioth^quo publique de
Nancy. S. 221—233. — Comptes ren-
du8 critiques. — Recueils p^riodiques
et Soci^t^s savantes.
Baden.
Zeltschrift für die Geschichte des Ober- 22
rheins. S. VI, 198 f. Nene Folge. IL
Bd. Freihurg 1887.
Heft 1. 1) H. WüU. Der Zasam-21K
menbruch der burgundischen Herrschaft
am Oberrhein. S. 1—58. Hagenbuch
beugt zwar einer Vereinigung des Her-
zogs Sigmund von Oesterreich und der
Eidgenossen vor, unterschätzt jedoch
seine Gegner und reizt namentlich die
Eidgenossen in der unbesonnensten
Weise. Die Konflikte im Innern wer-
den heraufbeschworen durch die un-
gerechte Auflage des „bösen Pfennigs*",
Digiti
zedby Google
Bibliographie.
n:\
einer för jene Zeit ausserordentlich
hohen Besteuerung des Weines in den an
Karl den Kühnen verpfikndeten vorder-
österreichischen Besitzungen im Breis-
gau und Sundgau. Die gewaltsamen
Massregeln Hagenbuchs gegen Thann
und Breisach, die sich der Einführung
der neuen Steuern widersetzten, die
erfolglosen Unternehmungen Karls des
Kühnen gegen Basel und Mühlliausen
und in den vorderösterreichischen Lan-
den, die Gewalttbätigkeit der Führer
und ihrer Truppen erschüttern das An-
sehen der burgundischen Macht und
erbittern die Oemüter mehr und mehr.
219 — 2) B, Simson, Über die wahrschein-
liche Identität des Fortsetzers des Bre-
viarium Erchanberti und des Monaclius
Sangallensis. S. 59— ^<)8. Zum Beweise
wird geltend gemacht: l) Beide Schrif-
ten sind um dieselbe Zeit verfasst, 2)
bezeigen grosse Verehning für Karl 11 1,
B) legen ein sehr lebendiges Interesse
für die Erhaltung der Karolingischen
Dynastie an den Tag, 4) zeigen da-
bei doch entschiedenes Interesse für
Karl's III Neffen Arnolf, 5) weisen eine
Reihe stilistischer Übereinstimmungen
auf. Schliesslich wird im Anschlüsse
an iL Zeumer verrouthet, der Monachus
Sangallensis sei kein anderer als Not-
220 ker der Stammler. — 3) K. Obser. Die
Mission des Freiherrn Genrg Ludwig
von Edelsheim im Jahre 1760. S. (o9—
98. Eine Darstellung der geheimen
Sendung des Freiherrn von Edelsheim
durch Friedrich II an den französischen
üof, um einen Sonderfrieden Preussens
und Englands mit Frankreich zu unter-
handeln, gestützt auf bisher teils gar
nicht, teils nur auszugsweise bekannte
eigenhändige authentische Aufzeichnun-
gen FMelsheims, welche Friedrich II
bei Abfassung der Histoire de la guerre
de Sept ans als Quelle gedient haben.
Die Dokumente werden als Anhang
?2l mitgeteilt. — 4) W. Wiegand, Zwei
wieder aufgefundene Handschriften des
Strassbnrger Domkapitels. S. 99— 1 10.
Directorium chori un«I Liber regulae
(ein Sammelband, XIII- XVI Jahrb.)
222 aufgefunden in Melk. — 5) M. B. Bück.
Zwei neue Richental'scbe Codices. S.
111—117. In der Hof- und Landes-
223 bibliothek zu Karlsruhe. — 6) Mücdlcn:
Cbr. Roder, Bericht über die Nieder-
lage der Klettgauer Bauern bei Lott-
stetten am 8. Mai 1633. S. 118—121.
— 1) LiUemtumotizen. S. 121—128. —224
8) Mitteilungen der badischen, histor. 22d
Kommission 1887. Nr. 8: Bericht über
die V. Plenarsitzung am 5. und 6. Nov.
1886, erstattet von dem Sekretär der
Kommission. S. m 1— m 18. Beilage A :
Adresse zum 90. Geburtstage Seiner
Excelleuz des Herrn Geheimrats Dr.
Leopold von Ranke. S. m 19. Beilage
B: Disposition zu einer Wirtschaftsge-
schichte des Schwarzwaldes und der
angrenzenden Gaue, vorgelegt von Pro-
fessor Dr. Eberhard Gothein. S. m 20
-^m 26. Beilage 0: Begründung des
Antrags des Archivrats Dr. Schulte,
betreffend die Bearbeitung und Heraus-
gabe der Tagebücher und Kriegsakten
des Markgrafen Ludwig Wilhelm von
Baden-Baden in den Jahren 1693—1697.
S. m 27— m 29. Beilage D: Verzeichnis
der Pfleger der bad. bist. Kommission.
(Stand vom 20. November 1886.) S. m
30 — m 32.
Heft 2. 1) E, Heyck, Brandenbur- 226
gisch-deutsche Kolonialpläne. Aus den
Papieren des Markgrafen Hermann von
Baden-Baden. 8. 129—200. Erörtert
zunächst die Beziehungen Friedrich
Wilhelms v. Brandenburg u. des hol-
ländischen AdmiralS Gysels van Lier
1647—1660. Im Jahre 1660 betrieb
der grosse Kurfürst die Bildung einer
Deutschen Handelsgesellschaft, deren
Teilhaber Reichsstände sein sollten.
Der Kaiser sollte das Unternehmen mit
seiner Autorität und der Flagge des
Reiches decken, der König von Spanien
der Gesellschaft beitreten. Doch sollte
die Teilnahme des Kaisers und des ka-
tholischen Königs aus politischen Grün-
den geheim bleiben und ein Reichs-
fürst als Vertreter fi'ir beide aufgestellt
werden. Hiezu wird auf die Empfeh-
lung des Franziskanerpro vinzials, Chri-
stoph von Rochas, Markgraf Hermann
von Baden-Baden ansersehen. Die von
Markgraf Hermann geleiteten (erfolg-
losen) Unterhandlungen werden auf
Grund bisher unbenutzter Dokumente
des General -Landesarchives in Karls-
ruhe eingehend dargestellt. — 2) U. 227
Witte. Der Zusammenbruch der bur-
gundischen Herrschaft am Oberrhein.
[Schluss.] S. 201—235. Der längst er-
sehnte Friede zwischen Herzog Sigmund
und den Eidgenossen war geschlossen
worden, das Geld zur Auslösung der ver-
pfändeten Lande lag bereit. Dadurch
Digiti
zedby Google
.174
Biblio]Q:rapliie.
verschlimmert sich Hagenbiichs Lage
ganz erheblich. Thann und £nsisheim
verschliessen dem Landvogt die Thore.
In dem letzten Stützpunkte der hur-
frnndischen Macht, in Breisach, wird
Hagenbuch von den Bürgern gefangen
genommen und peinlich verhört. Der
Prozess wird als Bundessiiche der Nic-
dern Vereinigung aufgefasst und ein ei-
gener Gerichtshof, aus den Mitgliedern
des Bundes gebildet, verurteilt üagen*
buch zum Tode. Die Verurteilung und
Hinrichtung des burgundischen Land-
vogtes ist trotz mancher bedenklichen
Seite des Prozessverfahrens gerecht ge-
wesen, die Strafe eine wohlverdiente,
denn Hagenbuch hatte sein Amt schwer
228 missbraucht. — S) P. Ladewig. Eine
Zauberin zu Todtnau, S. ü36— 240.
Das hier geschilderte Verfahren des
bischöflichen Ordinariats zu Konstanz
gegen eine der Zauberei beschuldigte Be-
wohnerin des Todtnauer Thaies (1441)
. zeigt sich noch völlig frei vou den Aus-
wüchsen der späteren Hexenprozesse.
229 — 4) Mücdlen. a) K. Müller, Betrü-
gereien u. Fälschungen im Mittelalter.
S. 241—242. b) W. Falkenheiner, Be-
richt des hessischen Ritters Sigmund
von Boyneburg über die Schlacht bei
Böblingen u. Sindelfingen 1525. S. 248
— 244. c) K. Wagner, Vernichtung eines
Siegels 1407. S.245-246. d) A.Schulte,
Kirchheim in den Urkunden Karls des
280 Dicken. S. 246—247. — 6) F. Lamey.
Badische Geschichtslitteratur des Jah-
231 res 1866. S. 248—272. — 6) Mütei-
luttgen der ba()ischen historischen Kom-
mission 1887 Nr. 8. I. Das Pfarrarchiv
zu St Martin in Freiburg. Aufgenom-
mei) von Hauptmann a. D. und Stadt-
archivar Poinsignon. S. m 38— m 64.
232 Heft 3. \) E, Qotfiein. Briefe Vol-
taires an den kurpfälzischen Minister
Baron von Beckers. S. 273—287. 13
Briefe Voltaires (aus den Jahren 1757
— 1769), veranlasst durch sein Gesuch
an Kurfürst Karl Theodor, 130000
Livres als Leibrente für sich und seine
Nichte hei der Pfälzischen Kammer
anlegen zu dürfen. Die Briefe zeigen
Voltaire lediglich von der Seite des Gc-
233 schäftmanncs. — 2) Both von Schrecken-
stein. Zur rechtlichen Bedeutung des
Wortes „nobilis". S. 288—302. Das
Prädikat ^nohilis" gewährt nirgends
und niemals eine völlig sichere Fol-
gerung auf die Hochfreiheit der so
benannten Personen. Vielmehr weisen
innerhalb der für die Zeitschrift ge-
zogenen territorialen Grenzen die Ur-
kunden auf, dass die Bezeichnung „no-
bilis" nicht nur den freien Vasallen und
in ansehnlicher Stellung befindlichen,
ritter hurtigen Ministerialen, sondern
unter gewissen Umständen auch den
kleinen und kleinsten Leuten einer
Herrschaft beigelegt ward. — 3) X. 234
Schulte, hie Pfeifer -Bruderschaft zu
Riegel im Breisgau. S. 303—312. Ent-
stehung und Organisation derPfi^ifer-
B ruderschaften wird erörtert mit spe-
ziellem Bezug auf die Bruderschaft zu
Iliegel, deren Vorhandensein und Ein-
richtung aus Urkunden des erzbischöf-
lichen Archives zu Freiburg (ans den
Jahren 1440— 1470) erwiesen wird. —
4) G, Wolfram. Prozessakten eines an- 23.'>
gehlich durch Juden verübten Christen-
mords zu Endingen. S. 133-321. Aus
dem Strassburger Stadtarchiv. Schrift
aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrh.
— 5) A. Poifisignon. Ödungen und 2.36
Wüstungen im Breisgau. S. 322—368.
— 6) Miscdlen: a) Witte, Einladung 237
zu einem Armbrustschiessen und ande-
ren Volksbelustigungen zu Bergbieten-
heimimElsass. S. 369-371. b) Winkel-
mann. Annalistische Notizen aus Waib-
stadt. S. 371-372. c) ßaumann, Zwei
Briefe des Generals Gottfried Heinrich
von Pappenheim. S, 372—376. — 7)238
Litteraturnotüen. S 376—384. — 8)289
Mitteilungen der bad. bist. Kommission.
Nr. 8. Das Pfarrarchiv zu St. Martin
in Freiburg. Aufgenommen von Poin-
signon. S. m 65— m 73. H. Gemeinde-
archiv zu Waibstadt, verzeichnet von
Geb. Hofrat Prof. Dr. Winkelmann.
S. m 74— m 77. IH. Das städtische
Archiv zu Meersburg, aufgenommen von
Ratschreiber Strass. S. m 78— m 90.
IV. Archivalien aus dem Amtsbezirk
Pforzheim, verzeichnet von Prof. Dr.
Hartfelder. S. m 91— m 96.
Heft 4. l)E.GoUmn. Beiträge ztir240
Geschichte des Bergbaus im Schwarz-
wald. S. 885—448. Der Bergbau im
Schwarzwald hat niemals diejenige
volkswirtschaftliche Bedeutung gehabt,
welche dem des Harzes, Freibergs, Böh-
mens, der österreichischen Alpen schon
im Mittelalter zukommt. Dafür mag
man ihm in der Geschichte der Rechts-
und Gesellschaftsverhältnisse eine eben-
bürtige Stellung einräumen. Die be-
Digiti
zedby Google
Bibliographie.
175
glaubigte Geschichte des Bergbaues im
Schwarzwald fangt für uns mit der Ur-
kunde au, durch welche König Kon-
rad II im Jahre 1028 dem Bistum Basel
einige Siberadern und -Gruben im Breis-
gau schenkt. Der König hatte also
das Bergregal auf Silber im Breisgau
bisher besessen. Möglich, dass das Re-
gal schon damals nur ein Obereigentum
war, jedenfalls stellt es sich dadurch,
dass der König sein Recht unabhängig
TOD der Zustimmung der Besitzer des
Grand und Bodens ausübt, als Ab-
schwächung eines ursprünglich vollen
Eigentums dar. Aus der Hand der
Basler Bischöfe geht das Bergregal enge
verbunden mit der Forsthoheit in die
ihrer Lehensleute über. Die Basler
Verleihung gerät in Vergessenheit. Die
Herzuge von Zähringen haben das Berg-
regal wie ein £ig»*utum oder wie ein
Reichslehen innegehabt. 1233 macht
zwar Bischof Heinrich die Rechte sei-
ner Kirche wieder geltend, aber das
Bergregal behält in der Hand der Frei-
burger den Charakter eines Hoheits-
rechtes. Im Verlaufe der ersten Hälfte
des 15. Jahrhunderts jedoch trägt das
Prinzip, dass die Berghoheit der Grund-
herrschaft zukomme, im wesentlichen
den Sieg davon. Diese Verhältnisse
bilden nur den äusseren Rahmen für
die innere Entwickelung des Regales,
welche davon wesentlich unbeeinHusst
bleibt Drei Bestimmungen sind als
Kern- und Ausgangspunkt des mate-
riellen Bergrechtes anzusehen : der Er-
werb einer Gewere, eines Eigentums,
vom Regalherren, der besondere per-
sönliche Schutz durch ebendenselben
und die Aufnahme in die Markrechte
durch ihn. Im Laufe des 14. und 15.
Jahrhunderts ruft der Wunsch, sich
allen örtlichen Eigentümlichkeiten an-
zupassen, auch auf dem Gebiete des
Breisgauer Bergbaues mannich faltige
Gestaltung der lokalen Rechtsformen
und der Hinzutritt kapitalistischer Un-
ternehmer eine völlige Umwandlung
der socialen Verhältnisse hervor. Zum
Schlüsse wird die Bedeutung der Refor-
men Kaiser Maximilians für den Berg-
241 bau im Breisgau ausgeführt. — 2) A.
Poinsig^notu Ödungen und Wüstungen
im Breisgau. [Schluss.] S. 449—480. —
'^^42 3) A, Krieger. Zur Strassburger Coad-
jutorwahl von 1598. S. 481—489. Nicht
Maximilian, der jüngere Bruder Kaiser
Rudolf II, sondern der 1583 gcborne
Bruder Erzherzog Ferdinands, Maxi-
milian Ernst, ist es gewesen, den die
Domherren anfänglich zu erwählen ge-
dachten. — 4) Chr. Boder. Meister Ja- 243
kob Russ aus Ravensburg, der Verfer-
tiger der Holzschnitzerei im Rathaus-
saale zu Ueberlingen. S. 490—4^7. —
5) Fr. v. Weech. Nachträge zum Ver- 244
zeichnis der Kaiserurkunden von 1200
— 1378 im Grosshrz. General-Landes-
archiv in Karlsruhe. S. 49-'— 502. —
6) lUgisUr. Bearb. von Obser. S. 5('3 245
—616. — 7) MiUeUunqen der badisch. 246
histor. Kommission Nr. 8. V. Archi-
valien aus Orteu des .Amtsbezirks Engen,
verzeichnet von Pfarrer Aug. Dreher.
S. m 97— m 105. VI. Archivalien aus
dem Amisbezirke Waldshut (Klettgau
imd Wutachthal), verzeichnet yon Prof.
Dr. Roder. S. m 1 0-m 122. VII. Ar-
chivalicn«der Stadt Baden, verzeichnet
von Prof. Val. Stösser. S. m 1 .'3~m 128.
N. F. Bd. III. Freiburg i. B. 1888.
Heft 1. 1) E. Gothein. Die Land- 247
stände der Kuqjfalz. S 1—76. Ent-
gegen der bisher herrschenden Ansicht,
dass die rheinische Kuri)falz niemals
eine laudständische Vertretung gehabt
habe, ergab sich bei der Durchmuste-
rung von Pfälzer Schuldakten im Ge-
neral-Landesarchiv zu Karlsruhe, dass
bereits im 16. Jahrhundert die Söhne
Philipps, Ludwig und Friedrich, eine
landständische Verfassung einzuführen
versucht haben. Ihre Pläne scheiterten
an der Abneigung der Unterthanen, zu
Gunsten von Majoritätsbeschlüssen ir-
gend etwas von ihren Privilegion zu
opfern. Doch mit dem Beginne des
17. Jahrhunderts ist unter dem Druck
der Weltereignisse eine landständische
Verfassung der rheinischen Pfalz zu
Stande gekommen. Sie ruht als die
einzige aller deutschen laudständischen
Verfassungen auf der breiten Grund-
lage einer Bewilligung und Autorisation
des ganzen Volkes. Um aber ihren
schwierigen Verwaltungsaufgaben ge-
recht zu werden, ist sie selber ganz
oligarchisch eingerichtet. Diese Volks-
vertretung hat in dem folgeschweren
Jahre 16:iO ihre kalvinistische Gesin-
nung durch die eifrige Unterstützung
der Uniouspolitik aufs deutlichste an
den Tag gelegt, denn im Sommer des
genannten Jahres hat die Pfalz min-
destens ''2 Million Gulden zur Unter-
Digiti
zedby Google
176
Bibliographie.
stiitzung (irr Königskrone ihres Kur-
fürsten aufgebracht und dadurch je-
denfalls bewiesen, dass die waghalsige
Politik Friedrichs V einen festen Bo-
den im eigenen Lande hatte, dass sie
eine volkstümliche war. Die Ereignisse
der nächsten Jahre bereiten dem pfäl-
zischen Landesausschuss ein rasches
£nd(\ Zum letztenmale erscheint dt*r-
selbe im Jahre 162ä, um gleich darauf
durch Maximilian von Bayern völlig
248 unterdrückt zu werden. — 2) W. Wie-
gand. Das Melker Seelbuch aer Strass-
burger Kirche. S. 77—103. Als Ent-
stehuugszeit ist sicher anzunehmen:
für das Secibuch 1223 März bis l'.^30
bezw. 1232, für das von der ersten
Schreiberhand des Seelbuches ange-
schlossene Güter- und Zinsverzeichnis
des Domkapitels 1224—1232. Die zahl-
reichen Nachträge von verschiedenen
Händen fallen fast alle noch in das
13. Jalirhundert. Der Kern des Seel-
buches enthält aus zwei früheren Strass-
burger Nekrologien entlehnte Bestand-
teile. In dem Abdrucke sind dieselben
typisch kf^nntlich gemacht. Im Übrigen
folgt die Druckeinrichtung dem von
Baumann in der Monumentenausgabe
der Necrologia Germaniae gegebenen
249 Beispiele. — 3) JB. Fester, Der Teilungs-
vertrag der Markgrafen Bernliards I
und Rudolfs VII von 1388. S. 104-
111. Die zum ersteumale gedruckte
Urkunde giebt über den Besitzstand
der Markgrafen im Jahre 1388 mit
einer Ausführlichkeit Bericht, wie es für
die ältere Zeit nur noch in Markgraf
Jakobs 1 Testament von 1453 der Fall
2.Ö0 ist - 4) K, Hartfdder. Die Berufung
Melanchthons nach Heidelberg 1546.
S. 1 12— 1 19. Aus drei im Anschluss mit-
geteilten, dem Weimarer Staatsarchive
entnommenen Briefen (Friedrich II von
der Pfalz au Job. Friedrich von Sach-
sen, Antwort darauf und Joh Friedrich
an Melanchthou) geht hervor, dass die
Berufung Melanchthons nach Heidel-
berg 1546 nur eine vorübergehende
sein sollte, um die Universität „wie-
derumb in pessem standt vnnd orde-
ntmg zu bringen". Die Bitte Fried-
251 richs 11 ward abgeschlagen. — 5) ^.
Schulte. Eine unausgefertigte Urkunde
Kaiser Friedrichs I. S. 120—125. An
einer im Kloster St. Blasien zwischen
1152 und 1164 bis auf Anfang und
Schluss fertiggestellten, der Reichs-
kanzlei präsentierten, aber nie ausge-
fertigten nnd vollendeten Urkunde be-
sitzt das Karlsruher Archiv ein Unicum
im ganzen Bereiche der Kaiserdiplo-
matik. Die Ausfertigung ward verwei-
gert, weil die in der Urkunde erho-
beni»n Ansprüche St. Blasiens auf den
Besitz des Berges Staufen (zwischen
Schwarza und Mettma) im Widerspruch
standen mit dem im Jahre 1154 von
Friedrich I für das Kloster Allerhei-
ligen in Schaffhausen gegebenen allge-
mein»'n Privileg, worin diesem Kloster
der Besitz des Berges Staufen bestätigt
wird. — 6) Lüteraturnotuen. S. 126— 252
12M. — 7) MitteUungen der badischen 25»
historischen Kommission 1888 Nr. 9:
Bericht über die VI. Plenarsitzung am
4. u. 5. November 1887 erstattet von
dem Sekretär der Kommission. S. m 1
— m 13, Verzeichnis der Pfleger der
badischen historischen Kommission.
(Stand vom 20. November 1887.) S.
m 14 — m 16. I. Archivalien der Stadt
Weinheim, verzeichnet von Stadtpfart-er
Sievert. S. m 17— m 18. II. Archivalien
aus dem Amtsbezirke Mosbach, ver-
zeichnet von Rentamtmann Dr. Weiss.
5. m 19-m30. III. Die Urkunden des
Archivs der Stadt Markdorf, verzeich-
net von Oberamtsrichter von Woldeck.
S. m3l— m32.
Freiburger DidzMan-ArcMv. S. VI, 236 f. 23
XIX, Bd. Freiburg im Breisgau 1887.
1) Übersicht: Vorwort, Mitglieder ver- 255
zeichnis, Verzeichnis der Verstorbenen,
Die Vereine des Schriftenaustausches.
S. III— XXI. — 2) Schiüing, A. Die 256
religiösen und kirchlichen Zustände der
ehemaligen Reichsstadt Biberach un>
mittelbar vor Einführung der Refor-
mation. Geschildert von einem Zeit-
genossen. S. 1—191. — 3) Both, F. W, 257
E. Die Grabinschriften des Speierer
Doms nach dem Syntagma monumen-
torum des Domvikar Ilelwich. S. 193
—213. — 4) VanoUi, Joh Nep. Bei- 258
träge zur Geschichte der Orden in der
Diözese Rotteuburg (Fortsetzung: Ge-
schichte der Klöster Wiblingen, Zwie-
falten, Schönthal). S, 215—263. Zu-
gabe der Redaktion. S. 248—254. —
5) Stengele, B. Geschichtliches über den 259
Ort und die Pfarrei Grossschönach im
Linzgau. S. 265-295. — 6) Kleinere 260
Mitteäungen: a) König, Zur Geschichte
des Städtchens Aach im Hegau. S. 297
—299. b) Zell, Urkunden zur Geschichte
Digiti
zedby Google
Bibliographie.
177
des Münsters und der MüuBterpfarrei in
Freiburg. S. 299-302. c; Ruppert,
Kirchliche Urkundeo aus der Mortenau.
S. 303 — dOl. d) Litterarische Anzeige:
Holzherr, Gesch. der Abtei Zwiefalten;
Stengele, Liuzgovia Sacra. S. H07— 308.
24 Schatt-ins-Und. S. VI, 217 f. Vi. Jhrg.
261 1885. 4. Lfrg 1) GereSy C, Sempach,
mit einem Bildnis vom ehemal. Kloster
Königsfelden, ans Herzogs Els&sser
Chronik von lö92. Zeichnung von J.
262 Kuhn. S. 83—90. 2) Gag, K. r., Eini-
ges aus dem Hexenthaie. 2. Seiden,
ehemal Kloster und Probstei (Schluss)
Zeichnung von Lederle. S. 91—98.
263 3) Aißhang: Jahresbericht. Mitglieder-
verzeichnis. Inhaltsverzeichnis.
25 ZeitMkrift der Gesellschaft für BefOr-
derwif der Geschichts-, Altertums- und
Volkskunde von Froikurg, dem Broisgau
und den angronzendon Landschafton. S. V,
134 f. VI. Bd. (1883—87). Freilmrg
i. B. 1887.
264 3. Heft: 1) K. Hartfddtr. Breis-
gauer Regesten und Urkunden. S. 397
265 —448. — 2)H. Maurer, Zur Geschichte
der Grafen von Neuenbürg. S. 449—
266 465. -- 3) F, Pfaff. Aus der Schlacht
267 von Pavia. S. 467—473. — 4)1,. Riegä.
Über den ältesten Körperschmuck des
268 Menschen. S. 474-476. - ö) F. X
Kraus, Aus der badischen Litteratur.
269 S. 477-484. — 6) Zur Cf^nik des Ver-
270 eins. S.- 485— 487. — 7) Verzeichnis dar
271 Mitglieder. S. 489—492. — 8) Perso-
nen- 14. Ortsverzeicknis, S. 493—499.
26 Mittoilangon zur Geschichte des Heldel-
koffor Scktosses. Herausgegeben vom
Heidelberger Schlossverein. Band 2,
Heft 1. Heidelberg, Karl Gross, 1887,
52 SS. M. 3.
272 1) A V. Hom. Untersuchungen über
die Entwickeluog der Heidelberger
273 Schlossbefestigung. S. 1—49. — 2) Ä.
Christ, Der Gelten- oder Jettenbühl.
S 51—52.
MittelrUetn.
27 Pfllzisckos Museum. (Organ des Ver-
eins pfalzischer Schriftsteller.) Monats-
schrift für heimatliche Litteratur und
Kunst, Geschichte und Volkskunde.
Kaiserslautem 1887. 12 Nrn. (4. Jhrg.).
Dasselbe enthält ausser fortlaufenden
Berichten über Pfälzische Litteratur
274 von Dr. J. Schmitt u. ausser kleineren
archäologischen Mitteilungen von Dr.
276 c. Mehlis hauptsächlich folgende ein
allgemeineres Interesse bietende Auf-
sätze: Der Bnme-sienes zu Kirrweiler 276
von A'. in L. — Aus dem Protokollbuch 27 Z
der Xeustadter Schützen-Gesellschaft,
mitgeteilt von J. H. — Neu aufgefun- 278
denes Wandgemälde in der kath. Kirche
zu Dornbach, von Museumsdirektor K.
Spatz, — P]iu verschwundenes Schloss 279
bei Mannheim, von J Hiäl, — Die 280
Gründung der Ptälzer-Kolonie Torzsa
in Ungarn, von Dr. Leyser. — Der 281
„Stumpfe Gipfel", eine keltische Opfer-
stätte im pfälzischen Westrich, von L. 282
Molitor. — Die Ableitung des Namens
Edenkoben, von Dr. J. Schmitt, .— Be- 283
merkungen über die (pfälzischen) Orts-
namen, von Dr. Scfdossstein, — Ein 284
Plälzer als Minister des Königs Jeröme
von Westfalen, von K. Deppisch. — 280
Eine alte Steinsknlptur zu Dürkheim
a. H., von Karl Emich, Graf zu Lei- 286
ningen-Westerburg. — Eine Eidesbe-
lehrung aus dem Jalire 1574, von Käst, 287
— Über März- u. Maifeld, sowie die
Ortsnamen Maikammer u. Diedenfeld,
von E. Bloch. — Zur deuisch-lothrin-288
gischen u pfälzischen Ortsnamenkunde,
von Dr. Keiper, — Deutsche Dialekt- 2^9
•Dichtung, insbesondere pfälzische Poe-
sie, von E. Sabeü. 290
Quartalblätter dos historischen Vereins 28
f. d. GrossherzoQtum Hessen. S. VI, 258 f.
Jahrgang 1886. Heft 4. Redakteur:
E. Würner. Darmstadt 1886. Selbst-
verlag des hist. Vereins: I. Vereins-
angelegenheiten f. d. Jahr 1886, p. 166
—203 (Vortrag des Grafen Ernst zu 291
Erbach-Erbach über die Geschichte der
Stadt Erbach, p. 168-195; des Dr.
E. Anthes über die Geschichte der 292
Antikensammlung im Schloss zu Erbach,
p. 195—202). II. Historische u. archäo-
logische Mitteilungen: 1) F. Kofler.2d'6
Der Pfahlgraben im Horloffthale zwi-
schen Bisses u. Staden, p. 203—212;
mit einem Plane. — 2) F. W, E, Both. 294
Beiträge zur Geschichte des St. Peters-
stiftes in Wimpfen, p. 213—221 (Fort-
setzung). — 3) Dersdbe. Zur Biblio-295
graphie der hl. Hildegardis, Meisterin
des Kl. Rupertsberg bei Bingen 0. S.
B. p. 221—223. — 4) Regesten zur Ge- 296
schichte der Mainzer Erzbischöfe und
Erzkanzler des deutschen Reiches (Be-
sprechung von Wills Regesten. IL), p.
234—238. — 5) E. v. E. K, Kultur- 297
geschichtliches, p. 238. — 6) Derselbe, 298
Curiosa, p. 238-240. — 7) E, Wr.29\9
Digiti
zedby Google
178
Bibliographie.
30()
301
H02
803
304
305
306
307
308
:m
310
.311
312
313
314
315
316
317
318
319
320
321
322
323
324
KriegselPDil im 17. Jahrh , p. 240. —
8) E. Wr. Aus dem Westhofener Kir-
chenbuch, p. 240-241. — 9) E. Wönier.
Brände und Gefecht zu Arheiligen, p.
241. — 10) Alte Holzbildhauerei, p.
242. — 11) Gotliisches Skulpturwerk
zu Leeheim, p. 242—243. — 12) Funde
zu Woi-ms, p. 243—244. — 13) Be-
sprechung von H. Bergen, kurze Erklär
rung der wichtigsten Kunstausdrücke
auf dem Gebiete der Archäologie des
Mittelalters.
1887. Nr. 1, ausgegeben im Februar
1887: I. Vereinsangelegenheiten, p. 1.
II Historische und archäologische Mit-
teilungen: 1) G. Wolff. Römerstrassen
und römische Mainbrücke bei Hanau,
p. 2—10. — 2) E. Anthes. Der Schnel-
lerts, mit einer Tafel, p. 10—18. —
3) F, W. E. Both. Die Codices des
Scivias der hl. Hildegardis 0. S. B. in
Heidelberg, Wiesbaden und Rom in
ihrem Verhältnis zu einander und zu
der editio princeps 1513, p. 18—26.
— 4) Ders. Beiträge zur Gescliichte
des St. Petersstiftes in W impfen (Fort-
setzung), p. 26 — 48. — 5) Aus dem
thesaurus picturarum, p. 48. — 6) Mü-
teüungen über die Vereinsbibl., p. 49
—53 — 7) E. Wönver, Nachricht über
Ankauf einer gothischcn Monstranz,
p. 54. — 8) Musterschiif des Land-
grafen Moritz von Hessen, p. 57. —
9) A. Aus dem Odenwald (römisches
Relief mit Darstellung der Minerva),
p. 55. — 10) Litterarisches. 55 — 56.
Nr. 2, ausgeg. im Juni: I. Vereinsan-
gelegenheiten (Monatsversammlungen).
S. 67—62. 11. Historische und archäo-
logische Mitteilungen: 1) F. Kofler.
Der Pfahl graben in der Wetterau, mit
2 Tfln. S. 63—78 (Forts, von Quartalbl.
1886. IV, oben Nr. -^93). — ü) F, TT.
E. BoÜi. Zur Bibliographie der hl.
Hildegardis. S. 78-88 (Schluss). —
3) Aus der Seligenstädter Chronik. S.
88—94. — 4) E. Wörner. Mittelaltrige
und nachroittelaltrige Grabmäler und
Grabschriften im Paulus- Museum in
Worms. S. 94— KM. — l) Römerstras-
sen zwischen Eich und Gernsheim. S.
106—107. — 6) Münze (der Faustina).
S. 107. — 7) Z). Z Der oberhessische
Verein für Lokalgeschichte xu Giessen:
Funde bei Butzbach. S. 107-108. —
8) Römerstrassen in Worms. S. 108 —
109. — 9^) LiUerarisches. S. 109—112.
Nr. 3, ausgeg. im September: I. Ver-
einsangelegenheiten (.\usflüge). S. 113
—120. 11. Historische und archäolo-
gische Mitteilungen : 1) Fr. Kofier. Der 325
Pfahlgraben von der hessischen Grenze
bei Marköbel bis Bisses, mit 3 Tafeln
(8. oben Nr. 293, 317). S. 121— 13L
— 2) F. W. E-Botfi. Die Chronik des 326
St. Petersstifts bei Wimpfen, verf. von
Burcard von Hall u. Diether von Helm-
statt. S. 132—142. — 3) Decker. Ge- 327
reimte Inschriften auf der Ronneburg
bei Büdingen. S. 143—144. — 4) E. 328
Wörner. Grabschriften aus Wormser
Kirchen S. 1-14—161. — 5) Fund eines 32S)
Bronzemeiseis. S. 151. — 6) Nymphen- 330
stein zu Worms. S. 161. — 7) W,Z. 331
Altertumsverein zu Worms. S. 151 —
152. — 8) Mitteilungen des Vorstandes 332
des Wormser Altertums Vereins. S 152
— 1.^4. — 9) Grab des Bischofs Kon- 383
rad (t 1192). S. 154—156. — 10) Z>. 334
Z. Palati um in Seligenstadt. S. 156—
157. — n)G.B. Münzfund in Fried- 335
berg. S. 157. — 12) E. Wr. Schloss336
der Grafen von Wartenberg iu Metten-
heim. S. 157. — 13) E. Wr. Eppels- 337
heimer Gerichtsbücher. S. 157 f. —
14) Darmst. Z., römische Grabstätten 338
bei Hergershausen. S. 158. — 15) Er- 339
lass des Unterrichtsministers in Preus-
sen. S. 158. — 16) Über Restaurationen 340
im Innern von Kirchen. S. 159—160.
Nr 4, S. 161—184. Mit Titel u. In-
haltsverzeichnis. I. Vereinsangelegen-
heiten. S. 101-164. II. Historische u.
archäologische Mitteilungen: 1) G. S.3i\
z. S. Die Wüstung Ursenheim in der
Gemarkung Wieseck. S. 164. — 2)>'.342
W. E. Both. Die Chronik des St. Pcter-
stiftes in Wimpfen (Schluss). S. 164—
179. — 3) E. Wijrner. Grabschriften 343
aus Wormser Kirchen (weitere Folge).
S. 180-183. — 4) Wandgemälde in 344
der Kirche von Unter- Schönmattenweg.
S. 184. — 5) Notä über die für Er- 345
haltung und Restauration staatlicher
Bau- und Kunstdenkmäler vorgesehe-
nen Gelder.
Zeltschrift des Vereins zur Erforschung 29
der rheinischen Geschichte und Altertümer
zu Mainz. III, 4. Mit 7 Tafeln. Im
Auftrage des Vereins hcrausgeg. von
Dr. W. Velke. Mainz 18^7, in Kom-
mission bei Victor v. Zabern. S. 385
— 616, auch als „Festgabe der Gene-
ralversammlung des Gesamtvereins der
deutschen Geschieh ts- u. Altertums>'er-
eine zu Mainz am 13. bis 16. Septbr.
Digiti
zedby Google
Bibliographie.
179
1887 dargebracht von dem Vereine zur
Erforschung der rheinischen Geschichte
und Altertumer zu Mainz". 232 S.
346 1) E. Zais. Zur mainzischen Kultur-,
Kunst- und Handwerkergeschichte. S.
347 385—390. — 2) E, Zais. Mainzisches
Bauwesen im 18 Jahrh. S. 391—398.
348 — 8) Br. Bruder. Auszüge aus unge-
druckteu Urkunden des Klosters Bup-
pertsberg (sie) bei Bingen am Rhein.
349 S. 399-402, — 4) Fr. Falk, Mainz
und Xachbarstadte im 15. Jahrhundert
nach Munchener Handschriften. S. 403
350 —406. — 5) Dr. Bruder, Das Kapu-
zinerkloster zu Bingen am Rh. S. 407
351 —464. — 6) Br. Schädd. Zum Kampf
Adolfs V. Nassau und Diethers v. Isen-
bürg (nebst zwei historischen Volkslie-
352 dem). S. 468—480. — 7) jBT. G. Bocken-
heimer. Einleitung in die Geschichte
der zweiten französischen Herrschaft
3o3 in Mainz. S. 481—498. — 8) /. KeUer.
Die neueren römischen Inschriften des
Museums zu Mainz, zweiter Nachtrag
zum Beckerschen Kataloge. S. 499—
354 552. — 9) Heim u. W, Vdke. Die rö-
mische Rheinbrucke bei Mainz. S. 553
— 616; dazu vgl. Reinhardt, zur Rö-
merbrücke in Mainz, Korr.-Bl. des Ge-
samtvereins. 35. S. 151—152.
30 Mitteilungen an die Mitglieder des Ver-
eint fUr Geschiclite und Altertumslcunde
in Franicfurt a. M. S. IV Nr. 156. Bd.
VII. Nr. 4 — 6 (verspätet eingegangen) :
355 1) E, Padjera. Welchen Wert hat der
356 sog. Kuhhirteuturm? S. 92—98. — 2)
H. Grotefend. Über Limburg a. d. Lahn,
insbesondere den dortigen Dom, Referat.
357 S. 110—117. 123. — ^) Derselbe. Alte
Wechselgebräuche in Messezeiten zu
358 Frankfurt S 117—118. — 4) Ä von
SchroUenberger. Der Denkstein des
Reichshofrats H. Chr. Freih, v. Senk-
kenberg im botanischen Garten dahier.
359 S. 119—123. — 5) i. Quidde. Über
das Kurfiirstenkolleg im 14. Jahrh. u.
die goldne Bulle. Referat über einen
360 Vortrag, S. 124—127. — 6) Dersdbe.
Studien zur Geschichte des rheinischen
Landfriedensbundes von 1254. S. 147
361 —199. — 7) Ä, Biese, Unedierte Hed-
demheimer Inschriften, zweite Folge.
362 S. 199—218. 377. — 8) Euler. Eine
Friedberger Rechtsbelehrung für Mün-
363 den. S. 218—226. — 9) L. HdÜiof. Zur
Genealogie der Familie Goethe. S. 227
364 -7243. — 10) H. Dechent. Zwei Reli-
gionsstreitigkeiten in der ersten Hälfte
des 18. Jahrh. S. 243—252. — ll)Ä365
Grotefend. Das Frankfurter Stadtwap-
pen vor dem Richterstuhl der Heraldik.
S. 253—276. — \2) E. Padjera. Das 366
mittelaltrige Vorwerk am Eschenheimer
Thore. S. 275—283. — 13) J8. Fr&nina. 367
Die Hochstapler vor 300 Jahren. S. 283
—316. — 14) P. Joseph. Die Folterung 368
eines Müuzverbrechers in Frankfurt a.
M. 1689. S. 316-323. — 15) ÄGVo- 369
tefend. Emteberichte aus der Mitte des
14. Jahi-h. S. 323. — 16) B. Jung. Der 370
erste Band der Quellen zur Frankfurter
Geschichte. S. 324—332. — 17) Ä 371
Dechent. Zwei rheinische (frankfurter?)
Pilgerschriften aus dem 14. Jahrh. S.
332—335. — 18) Neueste Frankfurter 372
historische Litteratur. S. 335—348. —
19) L. Quidde. Über die Ermordimg 373
Herzog Friedrichs von Braunschweig
auf der Heimreise von Frankfurt im
Jahr 1400, Referat eines Vortrags. S.
360—361. — 20) H. Wedewer. Über 374
den Frankfurter Dominikanerprior Jo-
hann Dietenberger. S. 365—366.
Annalen des Vereint fflr Nastauischeai
Altertumskunde und Geschichtsforschung.
S. VI, 317 f. XX, 1. 1887. Wiesbaden.
J. Niedner. 1887: 1) A. v. Cohausen.S15
Der cymbelnscblagende Satyr (mit Ab-
bildung). S. 1—6. — 2) Ders. Die Hü- 376
nerburg (mit Abbildung). S. 6—8. —
3) Ders. Ausgrabungen und Arbeiten 377
auf der Saalburg. S. 8—9. — 4) Ders. 378
Alte Wälle und Gräben (mit Abbild.).
S. 9—11. — 6) Ders. Die Burgen in 379
Rüdesheim (mit Abbildungen). S 11—
29. — 6) Ders. Zur Topographie des 380
alten Wiesbaden. S. 29—30. — 7) Ders. 381
Die kleine Steinkammer bei Erdbach.
S. 31—37. — 8) Fr. Schneider. Die 382
Einhomlegeude in ihrem Ursprung und
ihrer Ausgestaltung (mit Abbildung).
S. 31—37. — 9) Sauer Zur Schonauer 3a3
Reimsage. S. 37. — 10) /. Bonn. Die 384
Ostgreuze des Schlossborner Pfarr-
sprengels. S. 38-45. — 11) Sauer. SSb
Bemerkungen zu dem Aufsatze: die Ost-
grenze des Schlossborner Pfarrspren-
gels. S. 45—51. — 12) v. Cohausen.SSß
Die Ruderskapelle im Cronb erger Wald.
S. 51—52. — 13) Sauer. Archivalische 387
Mitteilungen. S. 52 — 87 : Rechnung des
Zollschreibers Paul von Geisenheim zu
Lahnstein 1344 — 45; Zinsregister des
Klosters Clusen 1394; Weistum der
Vogtei Weidenhan 1476; Seelbuch des
Geschlechts von Langenau; Regesten
W«ttd. Zeitschr. f. Gesch. a. Kamt. VII, U.
Digiti
13
zedby Google
180
Bibliographie.
zur Geschichte des Geschlechts Hilchen '
von Lorch vom J. 1400 ab; zur Ge-
schichte des Klosters Bleidenstatt, ins-
besondere Zusätze zu der Beschreib-
ung desselben bei Lotz Baudenkmäler;
Ordnung des Pfalzgrafen Ruprecht des
388 älteren für Caub 1394. — 14) v. Co-
Musen. Römische Mainbrücken. S. 87
389 —88. — 15) Spiess. Zur Geschichte
Johanns des älteren von Nassau -Dil-
3901enburg. S. 88—97. — 16) TT. Kobeit
Beiträge zur Geschichte des Kreises
291 Höchst. S. 97—107. — 17) H, Forst
Graf Walrad von Nassau-Usingen bei
den oberrheinischen Kreistruppen im
Türkenkriege 1664. S. 112-139. —
392 18) V, Cohausen, Nekrolog des am 16.
Oktober 1886 verstorbenen H. M. Heck-
393 mann. S. 139—140. — Vereinsnachr
ricJiten. S. 141—150. — Bemerkung zu
393a Nr. 12. — Römischer Inschriftstein
S. 150-151.
32 Fünfter Jahresbericht des oberhessischen
Vereins für Lolcaigetchlchte. Vereinsjahr
394 1886—1887. S. VI, 376 f. 1) Böschen.
Beiträge zur Geschichte des sieben-
jährigen Krieges in Oberhessen. S. 3
395 —37. — 2) jr. B, Body. Geschichte
der Klöster Schiffenberg-Cella. S. 37
396 —83. — 3) Böschen. ürsenheim. 8. 83
397 —96. — 4) F. Kofier, Der Kindstein
zu Ünter-Widdersheim. S. 86—90. —
398 5) B FUyrschütz, Der welle Frä Ge-
stäuls (Stuhl der wilden Frau). S. 90
399 —92. — 6) F, Kofler. Prähistorische
Wohnstätten bei dem Kolnhäuser Hofe
unweit Eich in Oberhessen. S. 92 — 96.
400 — 7) F. Kofler, Das Drachenloch zu
40lRainrod. S. 96—100. — 8) Die Feld-
402 post anno 1759. S. 100. — 9) TT. Koch.
Giessener Relegationsurkunae vom J.
403 1775. S. 101. — 10) H. Haupt Über
die Ilunenburg bei Butzbach. S. 102
AO-i —108. — 11) Vereinschronik. VoHräge.
S. 108-114.
33 Jahrbücher des Vereins von Altertums"
freunden im Rheinlande. S. VI, 435 f.
405 Heft 82 (1886). 1) J. Naue. Die
figürlichen Darstellungen auf Gürtel-
blechen und Situlen von Bronze aus
406 der Hallstatt-Periode. S. 1—15. — 2) S.
Schwörbd. Zur Topographie von Köln.
407 S. 15—30. — 3) Isphording. Caesars
408 Rheinbrucke. S. 30—35. — 4) v. Veith.
Die Römerstrasse von Trier nach Köln
409 und Bonn. S.3b—S9. — b)H.Beuleaux.
Weitere Ausgrabungen in Remagen. S.
59—75. — 6) Voigtd. Römische Was- 410
serleitung im Dome zu Köln. S. 75 —
—82. — 7) P. Goerres. Römische Nie- 411
derlassungen an der Ahr. S. 82—94.
— 8) G. M. Wolf. Wie gross war ein 412
römisches Winterlager fiir 2 Legionen?
S. 94—107. — 9) G. Humann. Die 413
ältesten Bauteile der Münsterkirche zn
Essen. S. 107—122. Über die Über-
reste eines Basilikenbaues des 9. Jhs.
innerhalb der Münsterkirche. — 10)414
J. B. Nordhoff. Studien zur altwestfal
Malerei. S. 122—136. Über neuer-
dings bekannt gewordene Malereien
Gert's van Lon. — 11) J. B. Nordhoff. 415
Meister Eisenhuth IV. S. 136—143. —
Nachlese zu früheren Artikeln. — 12) 416
W. Tönnissen. Alte Wandmalereien in
der Münsterkirche zu Essen. S. 143 —
151. Über Malereien im Westchor, an-
geblich aus dem 11., wenn nicht 10. Jh.
— IS) Litteratur. S. 151—161. — 14)417
Berichte. S. 170—173. — 15) MisceUen. 41S
S. 184—215, danmter über röm. Gräber
in Bonn und Coblenz, röm. Hafeisen,
röm. Rheinstrasse durch Bonn, röm.
Gräber in Biwer, röm. Villa bei Brohl,
das alte Campodunum, Inschrift aus
Cannstadt, Eifelkanal, Funde bei Hamm
(Westfalen), röm. Brücke bei Hanau,
röm. Befestigung bei Jünkerath, eiserne
Amorstatuette in Karlsruhe, Mainalter-
tümer, Inschrift aus Mainz, Funde bei
Plittersdorf, röm. Inschriften aus Stock-
stadt, Römerquelle bei Wiesbaden, Iris-
tempel in der Schweiz, Mosaikperlen
fränkischer Gräber. — 16) BerichU. S.419
217—233. — 17) Mitgliederverseichm8.^^20
S. 233 f.
H ef t 83 (1887). 1) M. Ihm. Der Mut- 421
ter- oder Matronenkultus u. seine Denk-
mäler. S. 1—201. — 2) Schnütgen Eine 422
neuentdeckte eucharistische Taube. S.
211—215. In Münstermaifeld, Anfang
13. Jhs., Limousiner Arbeit; zugleich
über die übrigen bekannten euchar.
Tauben (12—14. Jh.)— 3) itttcratiir. 423
S. 215-224. — 4) Misceilen. S. 224—424
251. Gräberfunde in Köln, röm. Funde
in Godesberg, Müddesheim, Castel bei
Mainz, röm. Kastell in Deutz, Mainzer
Trevererinschrift, Vetera Castra, Klo-
ster Lobenfeld bei Heidelberg.
Heft 84 (1887). 1) i7. Veith. Römi-42ö
scher Grenzwall an aer Lippe. S. 1 —
28. — 2) H. Schaaffhausen. Hatten die 426
Römer Hufeisen für ihre Pferde und
Digiti
zedby Google
Bibliographie.
181
427 Maulthiere? S. 28—55. — 3) J. Klein.
Kleinere Mitteilungen aus dem Pro-
vinzial-Museum zu Bonn S. 55 — 88.
428 — 4) M. Ihm. Cursos honorum eines
Legaten der 22. Legion unter Gor-
429 dini IM S. 88-103. — 5) C, MMis,
Die neuen Ausgrabungen bei Obrig-
heim in der Pfalz. S. 103—108. —
430 6) J. Klein, Verzierte Thongeftsse aus
431 dem Rheinland. S. 108—120. — 7) F.
van Vleuten. Ein kleiner Munzfund aus
Pesch. S. 120—127. Posch bei Mün-
stermaifeld, Fund 2 H. 15. Jhs., 54Sil-
bermunzen von Jülich-Berg, £B. Köln,
St Köln, St Aachen, EB. Mainz, Kf.
432 Pfalz, den Niederlanden. — 8) Schnüt-
gen. Ein silbernes Messpult des 13.
Jbs. S. 127—148. Französisch, 13. Jh.
Mitte, in Köln, Sammlung des Frhrn.
433 Albert t. Oppenheim. — 9) Schwörbd.
Das Heribertsmünster zu Deutz. S.
148—169. Baugeschichte der alten und
434 neuen (17. Jh.) Kirche. — 10) J. B.
Nordhoff. Meister Eisenhuth V (vgl.
oben Nr. 11) betr. den Artikel im
Kunstgewerbeblatt III Nr. 7 über Ei-
435 senhuth. — 11) LiUeratur. S. 176—
436 191. — 12) BeruMe. S. 196-233. —
437 13) MiscdUn. S. 234-266; u. a. Er-
werbungen des Bonner Provinzialmu-
senms 1886—87, röm. Inschriften a. d.
Gegend von Köln, Gondorf, Monterberg
bei Calcar, Mithrasinschriften, Skulp-
turen von Neumageo, Graburnen von
Troisdorf, Römergräber zu Fischein,
Gondorf, Relief aus Rüdenau im Oden-
wald, neues Mithraeum von Heddern-
heim, Yicus, castellum und civitas von
Novaesium, fränkische Gräber zu Gon-
438 dorf. — 14) Bericht. S. 266—277. —
439 15) Mitgliederverzeichnis. S. 277 f.
34 Hiiteilttngen aus dem Stadtarchiv von
Kdln. S. VI, 454 f.
440 Heft 10. 1) Ulridi. Zur älteren Ge-
schichte des Kölner Stadtarchivs. Re-
441 gistratur der Reichsstädte. — 2) Keua-
sen. Die stadtkölnischen Kopienbücher,
442 Regesten V. 1418—24. — '6)Hodübaum.
Unkosten einer Kölner Hansefahrt von
1399. Zur Geschichte der Werte und
44H Preise. — 4) Nachrichten. — ö) Korth.
444 Das Schreinsarchiv der Pfarrei St. Co-
445 lumba in Köln. — 6) HoMhaum. Die
446 Hanse zu St Goar. — 7) Ein Kölner
Bericht über den Orient (abgedruckt
Zeitschr. f. deutsche Philologie Bd. 19).
447 — 8) Zur Geschichte der Handelsge-
448 Seilschaften u. Monopole. — 9) Keuseen.
Verzeichnis d. Orts- u. Personennamen.
Heft 11. \) (K. Hoehlbaum.) K5kier449
Briefe über den bairisch- pfälzischen
Krieg im J. 1504. S. 1—41. 11 Briefe
des Ratssekretairs Slebusch vom Hofe
König Maxens. -- 2) T. Geenng. Kölns 450
Colonialwaarenhandei vor 400 Jahren.
S. 41—66. — 3) Nachrichten. S. 66— 451
72, u. a : Kölns Stellung zum Schisma
unter K. Wenzel. Gesellschaft von der
Windeck in Köln. — 4) Verz. der Orte- 452
u. Per8onennamen. S. 79 f.
Heft 12. 1) H. Keussen. Das Ur-453
kundenarchiv der Stadt Köln seit dem
J. 1397 I (1397—1400). S. 1—38. Nr.
6926— 6669b. — 2) Nachträge zu den 454
bisherigen Urkk.-Inventarien,S. 38—40,
scumeist aus einer Überweisung des GR.
G. von Mevissen. — 3) L. Korth. Ein 455
Kopiar des Erzb. Siegfried von Köln;
mit einem Anhang über die Güterer-
werbungen des Erzb. Philipp v. Heins-
berg S. 41—67. Regesten des Kopiars
Erzstift A des Kölner Stadtarchivs,
enth. 108 Urkk. von 1167—1295, am
Schlüsse Parallelabdruck des in die-
sem Kopiar enthaltenen Verzeichnisses
der Gütererwerbungen Erzb. Philipps
•neben dem bisher bekannten Münster-
sehen Text — 4) H. Keussen. Zwei 456
Kölner Gesandtschaften nach Rom im
14. Jh. S. 67—89. Sie ergingen in
den JJ. 1393 u. 1394; Publikation der
überbliebenen Akten, darunter S. 72 f.
Reiserechnungen. — 5) Nachrichten, ^ol
S. 89—101. ü. a.: Nachtrag zu den
Urkk.-Regesten bis z. J> 1397; über
kölnische Kolonisationen in Polen (Aus-
züge aus dem Totenbuch des Kl. Lond).
— 6) Verzeichnis der Orts- u. Personen- 458
nanien. S. 101 f.
Heft 13. \)L. Korth. Die ältesten 459
Gutachten über die Brüderschaft des
gemeinsamen Lebens. S. 1 — 29. Publi-
ziert das empfehlende Gutachten des
Abtes Arnold von Dickeninghe , v. J.
1397, ferner die niederländische Über-
setzung 15. Jhs. eines Bruchstückes
einer Denkschrift dieses Abtes 'contra
spoliantes monachos iure suo heredi-
tario', endlich 2 Kölner den Konvent
Weidenbach betr. Urkk. von 1417 und
1422 nebst eingehender Einleitung. —
2) H. Keussen. Der Dominikaner Mat- 460
thaeus Grabow und die Brüder vom
gemeinsamen Leben. S. 29—48. Ab-
druck des Urteils (vom 26. Mai 1419)
gegen den hitzigen Dominikaner-Lector
13*
Digiti
zedby Google
182
Bibliographie.
von Groningen, dessen Thesen, auf
Grund völliger Gleichstellung des Chri-
stentums und des Mönchtums, die Brü-
461 der bekämpften. — 3) X Ulrich und
L. Korth, Regesten der stadtkölnischeu
Kopieenbücher, 14->7— 1430. S. 48—
462 74. — 4) K. Haehibaum, Der Fiirsten-
u. Städtetag zu Frankfurt a. M. 1397.
S. 74—82. Abdruck der Präsenzliste
463 nebst Einleitung. — 5) P. Hasse, Über
464 Wipos Kap. I. S. 83-87 — 6) L. Koiih.
Die älteste deutsche Übersetzung der
465 Imitatio Christi. S. 88—92. — 7) Über
das Iter Coloniense des Arnold BucheU,
eines Niederländers, der seine Reise
von Holland nach Köln und zurück
(3. Aug. 1599-29. Mz. 1600) beschrie-
ben hat.
35 Zeitschrift des Aachener Geschichte-
Vereins. S. VI, 462 f.
466 H. Keiissen. Register zu Band 1—7,
Aachen, 1887, VI u. 201 SS. Ein treff-
liches Register, das u. a. auch die Re-
gesten der bisher in der Zs. veröffent-
lichten Urkk. enthält.
36 Hitteilungen des Vereins für Kunde der
Aachener Vorzeit, hrsgg. von R. Pick.
Jahrg. I, Heft I mit 2 Tfln. Aachen,
Cremersche Buchhandlung. 1887. Vgl.
467 Wd. Zs. Band 6, S. 275. 1) Pick. Die
kirchlichen Zustände Aachens in vor-
468 karolingischer Zeit. — 2) Fauls, Für-
stensagen in Aachen und seiner Um-
469 gebung. — 3) WieOi, Aachens Wurf-
470 geschosse (mit einer Tafel). — 4) Drese-
mann. Die Krönung König Wenzels zu
471 Aachen. — 5) Pauls. Eine verschollene
Schrift über Aachen aus dem J. 1701.
472 — 6) Macco. Die Mitglieder der St.
Sebastianus- Bogenschützen - Gesellsch.
473 in Burtscheid (mit 1 Tafel). — 7) Mis-
edlen von R. Pick. Eine alte Aachener
Wachtordnung. Zur Gesch. der Aache-
ner Stadtsoldaten. 4 Briefe Friedrichs
des Grossen an die Stadt Aachen. Der
Eid des Aachener Scharfrichters im
474 17. Jh. — 8) Fragen.
37 Annaien des historischen Vereins fUr
den Niederrhein. S. VI, 478 f.
474a Heft 40 Tbl. 1 u. 2, 1886 u. 1887;
enthält das Register zu Heft 1—39,
von li. Bone bearbeitet, bislang A —
Krickenbeck, 400 SS.
475 Heft 46. 1) Häffer. Zum Gedächt-
nis an Dr. H. J. Mooren und Dr. A.
476 V. Keumont. S. V— VI. — 2) W. Har-
less. Zur Geschichte des Siebengebir-
ges und der Burgsitze desselben. S. 1
—21. Über den Drachenfels, die Wöl-
kenburg, die Rosenau, die Löwenburg.
3) J. J. Jüerlo, Nikolaus Galich,477
das Haupt der Kölner Revolution von
1680—1685. S. 21—47. Beiträge zur
Geschichte G.s namentlich aus älteren
Drucken und den Schreinsbüchem. —
4) L. Korth. Der heilige Rock zu Köln. 478
S. 48 — 71. Abdruck des seltenen Ren-
chenschen Druckes: Historia Transla-
tionis tunice Jesu Cristi de Hungaria
ad inclitam civitatem Coloniensem etc.,
sowie anderer bezüglicher Stücke mit
eingehender Untersuchung über die Le-
gende. — 5) R. Hoeniger. Urkunden u. 479
Akten aus dem Amtleute - Archiv des
Kolumba-Kirchspiels zu Köln. S. 72 —
122. Abdruck sehr wichtiger Schreius-
akten von c. 1170 bis Ende 14. Jhs.:
Gebührentaxen u. Statuten von c. 1200,
c. 1250—1286, eine Ratsverordnung von
1391, einzelne Rechtstitel 1274— 13lf,
Städtebriefe c. 1230—1304. Ferner Ak-
ten zur städtischen Finanzpolitik und
Steuergeschichte, darunter eine Grund-
nutzungssteuer von ca. 1270. — 6) H. 48()
Hüffer, Der Denkstein der Burg auf
dem Godesberg und das Schisma der
kölnischen Kirche von 1205—1216. S.
123 —159. Vergleichung der Denksteine
der Godesburg vom 15. Okt. 1210 und
der Quirinuskirche in Neuss vom 9. Okt.
1209, vornehmlich in ihrem Zusammen-
hange mit dem gleichzeitigen kölnischen
Schisma. — 7) E. von Oidtman. Haus 481
Kiffelberg bei Linnich. S. 160—166.—
8) J. J. Merlo. Ein seltener Holzschnitt- 481a
Prospekt der Stadt Köln nebst Lob-
gedicht aus der 2. H. d. 16. Jhs. S.
167—174. Aus den JJ. c. 1555—1577.
— 9) LUteratur. S. 175. — 10) Mis-ASi
edlen, S. 176—184: Eine Nachricht 483
über Jan van Werths Gemahlin; Zur
Geschichte der Stadt Andernach (betr.
Bittschreiben der Stadt um Aufnahme
in den Laudfriedensbund zw. Maas u.
Rhein v. J. 1360) ; Der St. Margareten-
Konvent im Beguinenwinkel zu Aachen;
Zu dem Raubzug des Grafen Engelbert
von der Mark ins Kölner Erzstift 1396.
— 11) Berichte und Rechnungslage. S. 484
184—200. — 12) Nachtrag zum Mit- 485
glieder- Verzeichnis. S. 2^>2 f.
Zeitschrift des bergitchen Geschichte* 38
Vereins. S. IH, 348 f.
Band 18. 1) M. Lossen, Zur Ge-486
schichte des Laienkelchs am Hofe des
Herzogs Wilhelm von Julich-Cleve-ßerg
Digiti
zedby Google
Bibliographie.
183
487 1570—1679. S. 1—30. — 2) F. Zur-
bansen. Ein Klosterbericht aus der Re-
fonnationszeit S.31 — 44. Betr.Hertze-
488 brock. -- 3) E, Goecke. He^utativ für
die Yerwaltaag der SStadt Düsseldorf
489 V. J. 1557. S. 45—51. — 4) Urk. betr.
Land- und Fischereigerechtsame in und
bei Stammheim und Flittard, 1288. S.
489a 52. — 5) G. Winter, Zur Geschichte
des General-GouTernements Berg. S.
490 53-80. — 6) W. Hariess und TT. Cre-
cdius. Zwei geographische Beschrei-
bungen des Herzogtums Berg aus dem
1. Drittel des 18. Jhs. S. 81—170. a)
Topographia ducatus Montani von £.
Ph. Ploennies, 1715; b) Beschreibung
der vornehmen Handelsstädte u. Flecken
des Bergischen Landes, vom Hofkam-
491 merrate Joh. Wülffing, 1729. — 7) H.
V, Eidcen. Das Rittergut Tervoort bei
492 Mors. S. 171—174. — 8) W. HaHeas
und W, Crecdhis ürkk. des Klosters
Dünwald, 1264-1360. S. 175—186. —
4939) K. GUlert, Lutherana. S. 187—206.
494 — 10) Nekrolog von A. Fahne. S. 207
495 —211. — 11) Bücher- Anzeigen. S. 212
-216.
Supplement-Heft zum 19.Band,
enthält 14 Abbildungen aus der Topo-
graphie von Ploennies, s. oben Nr. 6.
496 Band 20. 1) M. Bäter. Zur Ge-
schichte deutscher Finanzverwaltung im
16. Jh. S. 1—31. Betrifft Jülich. —
497 2) Hiezu S. 32 Nachtrag von G. v. Be-
498 /OM». — 3)Ä Goedce. Drei Wiedertäu-
ferurkunden. S. 33—40. Von 1535. —
4994) M. Lassen. Drei Briefe an die Ge-
inahlin des Herzogs Wilhelm von Jü-
lich-Cleve- Berg, Herzogin Maria, Toch-
ter des rum. Königs Ferdinand, 1557
500 u. 1560. S. 41—49. — 5) Urk, des
Grafen Heinrich von Sayn, betr. (Über-
tragung von Waldland zu Witterschlick
an die Abtei Heisterbach, 1216. S. 50.
501— 6) L. Korth. Zur Geschichte des
Klosters Dünwald im 12. n. 13. Jh.
S. 57 -aS. Regesten von 100 Urkk.
502 d. JJ. 1 118— 1300. — 7) Urk. des Gon-
vent Dunwald betr. Aufnahme des Adolf
von Bongart in dessen Fraternität, 1816.
503 S. 84. — 8) K Aander Heydefi. Acta
in Sachen Hardenbergs Stael von Hol-
stein wegen dessen Duells mit dem
rj04von Brempt, 1586. S. 8)— 99. — 9)
Gräfin Margaretha von Berg und deren
Sohn Adolf entlassen eine Ministerialin,
r>05 1263. S. 100. — 10) B. Endrulat. Die
Bheinischen und Westfälischen Prak-
tikanten des Reichskammergerichts zu
Wetzlar. S. 101—116. — 11) W.Har-bOG
less Die Erkundigung über die Ge-
richtsverfassung im Herzogtum Berg
V. J. 1555. S. U7— 202. — 12) E. 507
Goecke. Gedruckte Rheinische Chro-
niken. S. 203—213. — 13) Urk. betr. 508
den Anteil des Kölner Domfabrikmei-
sters Johann an einem Hause in der
Römergasse zu Köln. 1310. S 214 —
14) Vereinsnachrichten und Nekrologe. 509
S. 215—248.
Band 21. l)E.Bim. Doctor Johann 510
Weyer, ein rheinischer Arzt, der erste
Bekämpfer des Hexenwahns. S. 1 — 171.
— 2) Bronsten von Westrem, erzb. köl- 511
nischer Ministerialenrichter zu Reck-
linghausen, vollzieht einen Ministeria-
lentausch mit dem Grafen Dietrich von
Cleve, 1282. S. 172. — 3) G. vonBdow. 512
Die landständische Verfassung in Jülich
und Berg bis z. J. 1511, Kap. 1 u. 2.
S 173—246.
Band22. V)G.v.Bdow. DieIandstän-513
dische Verfassung u. s. w. Kap. III. S.
1—79,. vgl. Band 21 Nr. 3. — 2) PlOn- 514
derung des Klosters Reichenstein bei
Montjoie durch kaiserliche Truppen
im ireldrischen Kriege, 1543. S. 80. —
'S) Weher. Die Quellen North ofs. S. 81 515
—106. — 4) L. Korih. Zur Geschichte 516
des Klosters Dänwald. Regesten von
1383-1515. S. 107—147. Vgl. oben
Bd. 20 Nr. 6. — 5) H. Keussen. Bei- 517
trag zur Baugeschichte des Düssel-
dorfer Schlosses. S. 148. — b) Ä'. Bade- 518
macher. Alte Sitten und Gebräuche
(Maisitten) am Rhein. S. 149—168.— .
7» II. Hecuer. Regesten des Krzhischofs 519
Philipp I von Köln und un gedruckte
Urkk. desselben. S. 169—256. 17 neue
Urkk. — 8) Zur Hälen. Urkk. betr. 520
Güter des Cisterzienserklosters Hereben
in der Pfarre Ilonrath, 1330—1347.
S. 257—258. — 9) Vereinsnachrichten. 521
S. 259—283.
Band 23. 1) W. Crecdim. Urkund- 522
liehe Beiträge zur Krankheitsgeschichte
der Herzöge Wilhelm und Johann Wil-
helm von Jülich, Cleve u. Berg. S. 1
—29.— 2) TT. Crecdius. Zur Geschichte 523
des Herzogs Karl von Geldern. S. 30
—49. — 3) W. Crecdius. Der geldrische 524
Erbfolgestreit zwischen Kaiser Karl V
und Herzog Wilhelm von Jülich-Berg
und Cleve (1538—1543). S. 50—155.
— 4) W. Crecdius. Hilmar von Münch- 525
hausen überfällt zwei Diener des Her-
Digiti
zedby Google
184
Bibliographie.
zogs von Cleve und führt sie gefangen
526 weg, 1644. S. 156—158. — 5) TT. Cre^
cdius. Aus der Korrespondenz zwischen
Herzog Wilhelm und Landgraf Philipp
über den französischen Krieg, 1557 i
527 S. 159—165. — 6) TT. Crecdim. Letzte
Tage und Begräbnis des Erbherzogs
Karl Friedrich von Jülich, Berg und
528 Cleve in Rom. S. 166—177. — 7) W,
Crecdius. Nachrichten über den Einfall
der Spanier in den niederrheinisch-
westfälischen Kreis, 1598, 1599. S. 178
529 —185. — 8) TT. Crecdim, Die Kinder
des Herzogs Wilhelm (vgl. oben Nr. 1).
530 S. 186—194. — 9) G. v. Bdoiv. Zur
Geschichte der Städte in Jülich und
531 Berg. S. 192—202. — 10) J. HöUmanna
und W, Crecdius. Grabschriften und
Wappen der infulierten Äbte von AI-
532tenberg. S. 203—207. — 11) Vinzenz
Graf von Mors an den Herzog von
533 Cleve, 1467 19. Juni. S. 208. — 12)
E. W. Moes. Beschreibung der seit dem
15. Sept. 1795 erlebten Kriegsfatali-
täten, von J. F. Moes. S. 209—221.
534 — 13) H. Forst. Ein Lied auf den Tod
des Grafen W^ilhelm von Blankenheim
535 bei Wichterich. S. 222. — 14) W. Har-
les8. Chronistisches aus Cle vischen Hss.
536 S. 223—236. — 15) Wächter. Korre-
spondenz des Provinzialrats Theremin
über die Verwaltung der Stadt Elber-
feld, 1806 u. 1807. S. 237—244. —
537 16) Wächter. Bericht über die Geburts-
und Namenstagsfeier des Grossherzogs
Joachim von Berg in der Stadt Rons-
538 dorf, 1807. S. 245—247. — 17) Weis-
tum über die Dienste der freien Höfe
in der Bürgerschaft Düsseldorf, 1494.
539 S. 248. — 18) W. Harless. Zur Ge-
schichte des Schlosses Burg an der
540 Wupper. S. 249—259. — 19) Aus dem
Trauuugsritual der Herzöge von Jülich-
541 Berg, Ende 15. Jhs. S. 260. — 20)
b42 Bücheranzeigen. S. 261—265. — 21)
Vereinsnachrichten. S. 266—271.
39 Beitrage zur Geschichte von Stadt und
Stift Essen. S. VI, 504.
543 Heft 10. 1) J. Karsch. Geschichte
der evangelischen Gemeinde Relling-
644 hausen. S. 1—109. — 2) 0. Seemann.
Über einige Hexenprozesse im Stift
Essen (1580 u. 1581). S. 110—131.
545 Heft 11. 1) W. Grewd, Der Reichs-
tag zu Steele unter Kaiser Otto d. Gr.,
546 938. S. 1—50. — 2) W. Grewd. Die
Anfönge der Stadt Steele. S. 51—84.
547 — 3) W. Baumann. Der Schtitzenzug
nach Welheim. S. 85—116. — 4) JaÄ- 548
resbericht. S. 117—123.
Jahresbericht über Stand und Wirksam- 40
iceit des chrisiichen Kunstvereins der Erz-
diözese K5in für das Jahr 1886. S. IV,
282. Enthält ausser Mitgliederverzeich-
nis: (Schniitgen). Über die euchari8-549
tische Taube aus MiinstermaifeM, s.
oben Nr. 422.
Beitrage zur Geschichte des Nlederrheins. 41
Jahrbuch des OOsseldorfer Geschichtsver-
eins. Vgl. VI, 505 f. Band 2.
l) Tönnies. Die alliirten Truppen 550
vor und in Düsseldorf. S. 1 — 40. Be-
handelt die Kriegsereignisse vom SO.
Mai bis 10. Aug. 1758. Beigegeben eine
Ansicht u. ein Plan des Bombardements
auf Düsseldorf. — 2) L. Meeriänder. 551
Düsseldorfs älteste Zeitung. S. 41—47:
Stadt Düsseldorfer Post-Zeitung, 1745
ff. — 3) C. Binz. Wier oder Weyer? 5ö2
Nachträgliches über den ersten Be-
kämpfer des Hexenwahns in Deutsch-
land \z\\ den Forschungen von Binz
über Weyer in Berg. Zs. 21, vgl. oben
Nr. 510]. S. 48—58. Betr. den Namen
(Weyer das Richtige) und die Stellung
W.'s zur Reformation. — 4) H. Fm-st. 553
Das Kloster Reichenstein [Kreis Mont-
joie] von seiner Gründung bis zu sei-
nem Untergänge. S, 59—67. — 5) H. 554
Eschbach. Die St. Sebastianas-Bnider-
schaft in Ratingen. S. 68—99 Vom
zweiten Viertel 15. Jhs. an. Einge-
reiht u. a. 2 Rechnungen 1587—88,
1591— 92. — 6)HFer&er. Urkundliche 555
Beiträge zur Geschichte des Kranken -
Wesens in der Stadt Düsseldorf. S. 100
— 103. Sehr interessante Urkk. von
1492, Stücke von 1669. — 7) Mieck. 556
Über scherzhafte liOkal- u. Familien-
namen in Düsseldorf und Umgegend.
S. 104—110. — 8) Ä. Weddl. Erneuerte 557
Geleits-Konzession für die Jülich- und
bergische Judenschaft auf fernere, ul-
timo Juli 1795 endigende 16 Jahre.
S. 111—118. — 9) Miszellen. S. 119—558
132. U. A. a) Kirchenorgel in der
St. Lambertuskirche. b) Bienenzucht,
Hopfenbau und Mineralwasser. — 10) 558a
Miede. Zur Düsseldoifer Mundart. S.
133—139.
Köiner Bau- u. Kunstgewerhe-Zeitung. 42
Redact. A. Reith, Architekt, Köln a. Rh.,
Salierring 71. Verlag M. Niethe, Berlin.
Jahrg. I. (Wir teilen aus der Zeitschrift
nur die dem Charakter unserer Biblio-
graphie entsprechenden Artikel mit).
Digiti
zedby Google
Bibliographie.
185
559 Heft L C, M. Köln im Laufe der
Zeiten. Lichtdrucktafeln: Haus Sand-
bahn 8 in Köln, erbaut 1696. Das
Treppenhaus im Schlosse zu BrühL
Porzellan -Ofen im Schlosse zu Brühl.
560 Heft IL Prof. Mohr, Die Kirchen
zu Köln, ihre Geschichte u. ihre Kunst«
denkmäler. L St. Jacob u. St. Georg.
St, Johann Baptist. Mit Abbildungen
der Kirchen. Lichtdrucktafeln : Portal
des Zeughauses zu Köln 1595— 160 L
Humpenschrank 1560 — 70 ca. Aufsatz-
schrank 1620 ca. Erdgeschoss des Trep-
penhauses im Schlosse zu Brühl Trag-
fignren im Erdgeschosse des Brühler
Schlosses. Die Decke des Speise- und
Concertsaales im Schlosse zu Brühl
(2 Tafeln).
561 Heft in. Die Kirchen von Köln etc.
IL Abtei St. Pantaleon mit Abbildung.
Lichtdrucktafeln : Der Dachreiter der
Minoriteukirche zu Köln 1300 ca. Der
Dachreiter der Rathauskapelle zu Köln
1300 ca. Der Dachreiter der Rathaus-
kapelle zu Köln 1425. Die Thüren
des Refectoriums der Abtei Steinfeld.
Uhren im Schlosse zu Brühl. Trag-
figuren im Erdgeschosse des Treppen-
hauses im Schloss Brühl.
562 Heft IV. Die Kirchen von Köln etc.
HI; St. Severin, mit Abbildung. M(ohr).
Das Rathaus zu Köln. Lichtdruck-
tafelu : Doxal aus St. Pantaleon in Köln.
Handtuchhalter 16. Jhs. Ital. Hänge-
lenchter Cinquecento. Deckendccora-
tion im Treppenhause des Brühl er
Schlosses. Holzschnitzwerk aus der
Mitte des 18. Jhs.
56.3 Heft V. Die Kirchen von Köln etc.
IV. St. Aposteln und St. Columba; mit
Abbildungen. Lichtdruckabbildungen :
Östliche Ansicht des Rathauses zu Köln.
Metall - Schmuckkästchen um 1 600.
Holz-Reliefbildchen Himmelfahrt Maria
18. Jahrh. Architektur - Konsolen im
Schlosse zu Brühl (2 Tafeln).
W^esttalen.
43 Z«itMhrift ffOr vaterländische Geschichte
und Altertumskunde. S. VI, 510 f.
Band 45. A. Münster'sche Ab-
564 1 e i 1 u n g. 1) F, Beigent. Der Bocholt-
Werther Parochialstreit u. der „schmale
Zoll" in Bocholt nebst einigen Vorbe-
merkungen über die Herrschaft Werth.
S. 3— 59. Der Streit spielte von 1425
— 1447 und wurde vom Münsterschen
Bischof Heinrich von Mürs endlich ge-
schlichtet durch die Bestimmung, dass
die von Werth den Pastor zu Bocholt
als ihren rechten Pfarrer anerkennen
müssten, der Pastor zu Bocholt aber
die Kapelle zu Werth mit einem für
ihn fungierenden Kaplan besetzen solle.
Die Darstellung beruht auf Stadtrech-
nungen und Urkunden aus dem Bochol-
ter Stadtarchiv, 6 Urkunden sind als
Beilagen abgedruckt. — 2) B. Hölscher. 565
Der goldene Rosenkranz, deutsch und
lateinisch, nach alten Manuskripten
mitgeteilt. S. 60—72. Der deutsche
Text ist nach einem geschriebenen Ge-
betbuche des 15. Jahrh. auf der kaiserl.
Bibliothek in Wien gegeben, der la-
teinische nach einem Manuskript des
15. Jahrh. im Besitze des Herausgebers.
— 3) G. TumbüH. Ceroccnsualität und 566
Bürgerschaft. S. 73—81. Weist nach
einem Prozess in Sachen Schmeddiugs
contra Zurmühlen, dessen Akten im
Staatsarchiv zu Wetzlar beruhen, nach,
dass noch 1723 das Reichskammerge-
richt sich dahin entschied, dass die
Eigenschaft eines Münsterschen Bür-
gers und eines Ceroccnsualen einander
ausschlössen. — 4) F. Darjie. Ein 567
westfälischer Klosterhaushalt gegen
Ausgang des Mittelalters. S. 82—102.
Aus einem Bande im Staatsarchiv zu
Münster wird eine genaue Übersicht
der Einnahmen u. Ausgaben im Frauen-
kloster Uebcrwasser zu Münster aus
der Zeit vom Juli 1472 bis Juli 1473
gegeben. Die Einnahme stellt sich
auf 438 Mk. 7 ss. 8'/4 d., die Ausgabe
auf 649 Mk. 10 ss. 6V4 d. Der baro
Erlös aus dem Korn (201 Mk. 1 s.
8 d.) zählt nicht zu den Einkünften.
Durch Kornverkauf ergänzte mau die
geringeren Geldeinnahmen. Im Jahre
1594/95 betrug die Gesamteinnahme
5215 Mk. 10 SS. 4'/* d., die Gesamt-
ausgabe 6562 Mk. 6 ss. 7 d. — 5) H. 568
Finke. Forschungen zur westfälischen
Geschichte in römischen Archiven und
Bibliotheken. S. 103—181. In einem
allgemeinen Bericht wird zunächst eine
Übersicht der Ausbeute gegeben. Im
vaticanischen Archiv fand F. für das
13. Jahrh. 240 auf Westfalen bezüg-
liche Urkunden, davon ca. 130 nocli
ganz unbekannt, oder nur im Regest
wiedergegeben. Eine weitere Samm-
lung für die Zeit 1304 — 1342 ergab
550 Nummern. Für Papsturkunden
Westfalens aus den Registerbändcu
Digiti
zedby Google
186
Bibliographie.
von 1342 bis zum Ende des 15. Jahrh.
ist die Zahl 1000 nicht zu hoch ge-
griffen. Von den Briefschaften des
16. u. 17. Jahrh. Westfalen betreffend
ist so gut wie Nichts bekannt. Im
römischen Staatsarchiv hat F. aus den
Annatenbänden 400 — 600 Nummern
Westfalica aufgezeichnet, auch die an-
deren Abteilungen der „materie eccle-
siastiche" sind für die deutsche Bis-
tumsgeschichte sehr wichtig. Für das
Ende des 17. Jahrh. bietet die Biblio-
theca Corsini eine Reihe Kölner Nun-
ziaturberichte. Aus der Bibliotheca
Barberini werden die Westfalica auf-
geführt. — Es folgen Bemerkungen
zur Geschichte westfälischer Schrift-
steller des Mittelalter, über 1) Her-
mann von Minden und dessen wich-
tigste Schrift de interdicto ecclesia-
stico; 2) Hermannus de Schildis; 3)
Hermann Galigaen; 4) Dietrich von
Niem, der auf Grund des Cod. Palat.
595 der vatican. Bibl. als Verfasser
der drei wichtigen Reformschriften de
necessitate reformationis ecclesiae, de
modis uniendi et reformandi eccicsiam,
de difficultate reformationis nachge-
wiesen wird ; 5) Dietrich von Münster
und dessen collatio universitatis Co-
lonicnsis facta coram rege ; 6) Conrad
von Soest. — Weiter werden 4 west-
fälische Handschriften in Rom beschrie-
ben und Auszüge aus ihnen gegeben.
Endlich sind 7 Briefe Ferdinands von
Fürstenberg an Lukas Holstenius und
der Bericht des Münsterschen Bischofs
Ernst von Baiem über den Stand der
Diöcese Münster 1599 abgedruckt. —
569 6) Miscdlen. S. 182—196. a) A. Ti-
bus. Zusätze zu „die Jacobipfarre in
Munster von 1508—15^3«. b) F. A.
Borggrevc. Der keltische Opferstein in
dem Lennethale beim Störmiker Eisen-
r)69a hammer. Mit 1 Tafel. — 7) Chronik
des Vereins. Abteilung Münster. S.
196—204.
B. Paderborner .Abteilung. 1)
570 -F. Brüning. Historische Femblicke
vom Astenberge. S. 3—89. Dieser 1884
gehaltene Vortrag behandelt: Wilzen-
berg und Grafschaft vor 1072, dem
Jahr der dortigen Klosterstiftung;
Schloss Nordernau und seine ersten
Besitzer ; Sagen in geschichtlicher Be-
gleitung ; die Entstammung der Grafen
von Dassel aus dem westfälischen Ge-
biet der Erzdiöcese Köln (eine Stamm-
tafel ist beigegeben). — 2) X. örüe.blt
Geschichtliche Nachrichten über Stadt
und Pfarre Borgholz. S. 90— 128.
(Forts, aus Bd. 43 u. 44.) Giebt in
4 weiteren Paragraphen archivalische
Nachrichten über Bürgermeister und
Rat, über Freistuhl und Richterei,
über Armenstiftungen und über die
ans Borgholz gebürtigen Prälaten Pan-
taleon Bruns, Abt von Abdinghof, und
Ludwig von Grona, Abt von Grafschaft.
— 8) Fr. X. Schrader. Regesten und 672
Urkunden zur Geschichte der ehema-
ligen Benediktinerabtei Marienmünster
unter Berücksichtigung der früher in-
corporierten Pfarreien. 1. Teil. Von
der Gründung bis zum Tode des Abtes
Georg I (1128—1518.) S. 129—168.
Nach geschichtlichen Vorbemerkungen
über Gründung und Entwickelung des
Klosters folgt eine eingehende Über-
sicht über die Schicksale des Kloster-
archivs. An Originalurkunden sind nur
noch sehr wenige vorhanden. Die Ko-
pialbücher befinden sich im Münster-
schen Staatsarchiv, eines im fürstlichen'
Archive zu Detmold, eines im Besitze
des Barons von Oeynhausen. Der
älteste Güterbesitz des Klosters wird
nach einer Abschrift des Jesuiten Joh. ^
Grothues im Staatsarchiv zu Münster
mitgeteilt, die Äbte werden bis zum
Jahre 1518 namhaft gemacht, soweit
es die Quellen gestatten. Fortsetzung
soll folgen. — 4) 0. Weeiih. Löwen- Ö73
bürg und Sparrenburg. S. 169—185.
Sucht auf die Berichte des Gobelinus
Persona und des B. Wittius gestützt,
weiter aus Nachrichten im Archiv zu
Detmold gegen Ledebur nachzuweisen,
dass beide Burgen nicht identisch, son-
dern vielmehr Gegenburgen seien. Die
Luwenburg habe bei Lämmershagen,
2 Stunden entfernt vom Sparenberge,
gelegen. — 5) ('hronik des Vereins. 674
Abteilung Paderborn. S. 186—194.
Beiträge zur Geschichte Dortmunds und 44
der Grafschaft Hark. 5. Dortmund, Kop-
pen. 1887. 1) J. Hansen. Nachträge 575
zum Dortmunder Urkundenbuch. S. 1
—27. Giebt zunächst 6 die Stein-
brüche, den Zehnten und einige Güter
im Doife Schüren, sowie das Dortmun-
der Minoritenkloster und das Stift
Ciarenberg bei Horde betreffende Ur-
kunden, die in dem im Dortmunder
Stadtarchiv beruhenden Autograph der
Chronik Dietrich Westhoffs teils wört .
Digiti
zedby Google
Bibliographie.
187
lieh, teils in Aaszügen nachgetragen
sind. Es folgen 4 Urkunden aus
der Crawinkel - Schnlz'schen Chronik,
aus den Jahren 1381, 1332, 1362, die
sich auf den Streit über die Ansiede-
lung der Dominikaner in Dortmund
beziehen. Daran reihen sich Urkunden
und Notizen über Gründung, Besitz-
stand und Ordnung des Neuen Gast-
576 baoses zu Dortmund. — 2) E. Boese.
Liehnsmannen- Verzeichnisse der Grafen
Conrad IV, V und VI von Dortmund.
S. 28 — 51. Die Verzeichnisse, über
deren Abfassungszeit ausführlich ge-
handelt wird, befinden sich im Staats-
archiv zu Münster. Sie weisen 200
Lehen auf mit einer etwas fireringeren
Anzahl von Mannen. Auf Conrad IV
ent&llen 143, auf Conrad V 37 auf
Conrad VI 20. Die geographische Lage
der Lehen reicht weit über die alten
r>77 Grrafschaftsgrenzen hinaus. — S) K
JRäbd. Die Dortmunder Grafschaft und
die Stadt Dortmund gegen Ende des
14. Jahrhunderts. S. 52— 105. Verbrei-
tet sich eingehend über die Dortmun-
der Grafschaftsgrenzen, die Festungs-
werke und Thore, die Entwickelung
der Stadt und über die Reichshufe.
Als Beilagen folgen drei Urkunden aus
dem Dortmimder Stadtarchiv, weiter
Flurnamen zum Recess von 1512 ge-
hörig und ein Verzeichnis der grösse-
ren Höfe in Dortmund, welche gegen
1790 nachweisbar waren.
46 Wtteiliingen des Vereins für Geschichte
und Landeslcunde von OsnabrOcIc. 13. Bd.
578 1886. 1) Hartmann, Plaudereien über
Zustände luid Vorgänge in der Stadt
Osnabrück bis zum Jahre 1808. S. 1
— 122. Verbreitet sich in grossen
Zügen über die Entwickelung der Bauer-
schaft Osnabrück zu einer Stadtge-
meinde, i'iber die politische und Ver-
fassungsgeschichte, über die Befesti-
gungen, Strassen, öffentlichen Plätze,
Wohnungs- und Erwerbsverbältnisse
in der Stadt Die Geschichte der be-
wegten Jahre 1793—1808 ist ausftihr-
r»79 lieh behandelt. — 2) G. Hatike. Beiträge
zur Geschichte der Stadt Fürstenau.
r>80 S. 123—183. — 3) Schricer. Die Lasten
und Abgaben der Niedergrafschaft
Jjingen am Ausgange des Mittelalters.
Ein Beitrag zur Socialgeschichte jener
Zeit S. 184—204. Stellt dar, welche
Lasten bezi'iglich des Grafen von Lingen
und welche bezüglich der übrigen Guts-
herren zu tragen waren. — 4) Urkun- 681
den aus dem 16. und 17. Jahrhundert.
Mitgeteilt und erläutert von G. Stüve.
S. 205—2^2. Beziehen sich auf 1)
die St. Bartholomäs- und St Laurentii-
Bruderschaft in Osnabrück; 2) den
Münzvertrag Bischofs Erich II von
Grubenhagen mit seinem Münzmeister
Kerkmann, 1525; 3) die Belagerungs-
münze des Bischofs Franz Wilhelm
von Osnabrück, 1633; 4) die Wahl-
kapitulation des Bischofs Franz von
Waldeck, 1532 ; und 5) auf Bischof
Franz Bestätigung der Kirchenverbes-
serung durch Hermann Bonnus, 1543.
— 5) Ceremoniell bei der Wahl des 582
Osnabrückischen Bischofs Ernst Au-
gust II am 2 März 1715. Mitgeteilt
von C. Stüre. S. 233—241. — 6) H.b83
Vdimann, Das Grabmal des Königs
Surbold. S. 242—262. Dieses sagen-
hafte auf dem Hümling gelegene Grab-
mal wird nach dem auf dem Staats-
archiv zu Osnabrück befindlichen Be-
richte des Münsterschen Domküsters
Johann von Velen aus dem Jahre 1613
beschrieben. Von welchem Volke, wann
und für wen das Grabmal errichtet
wurde, ist nicht nachweisbar. Die Mo-
numente bestehen aus Trümmern von
Granitbergen Skandinaviens. — 7) J. 584
B. Harling. Zwei Steindenkmäler in
der Nähe von Alfhansen. S. 263—270.
— 8) H. Vdtmann. Funde von Rö- 585
mermünzen im freien Germanien und
die Örtlichkeit der Varusschlacht. S.
271 — 399. Richtet sich gegen die
Mommscnsche Ansicht, die varianische
Niederlage habe zwischen dem „grossen
Moore ^ und den Engterachen Bergen
stattgefunden. — 9) Inhaltsverzeichnis 586
zu den Bänden 1—12 der Mitteilungen
des historischen Vereins. S. 400—404.
Zeitschrilt des Vereins fOr dieGeschichte 46
von Soest und der Börde. Vereinsjahr
1885/86. S. V, H31 f.
1) Stute. Beiträge zur Soester Kul- 587
turgeschichte. S. 3—63. Bespricht die
städtische Münze, S. 3—17, und das
alte Jagdgebiet der Stadt Soest. S. 18
— 36. Im Anschluss an eine mitge-
teilte Urkunde über die Funktionen
der Ratsherren, Bürgermeister etc. fol-
gen S. 37—63 Bemerkungen über den
städtischen Haushalt in alter Zeit. Eine
Liste der Bürgermeister von 1356 —
1761 macht den Schluss. — 2) Kata- 588
log der Bibliothek des Vereins für die
Digiti
zedby Google
188
Öibliograpiiie.
Geschichte von Soest und der Borde.
589 S. 65—71. — 3) Nachtrag zu dem
Manuskripten- Verzeichnis der Soester
Stadtbibliothek. S. 72—74.
Sobweiz.
47 Hidber, B. Historiographitcher Jahres-
bericht über die Schweiz in den „Jahres-
berichten der Geschichtswissenschaft"*
im Auftr. der Ilist. Ges zu Berlin hrsgg.
von J. Hermann, J. Jastrow u. Edm.
Meyer. Jgg. 18^2. Berlin, Mittler & Sohn.
S. II, 249—264.
48 Quellefi zur Schweiz. Gesch., hrsgg. von
derAIlg. geschtsforsch. Ges. der Schweiz.
Bd.VlII: Ulrici Campelli Historia raetica
Tom. I ed. Plac. Platner. gr. 8. VI u.
724 S. Basel, Schneider, frs. 16,80.
49 Amtliche Sammlung der älteren eidg.
Abschiede. Bd. IV Abt. 1e. 4». VIU,
1430 u. 118 S. frs. 22,50. Enth.:Die
eidg. A bschiede aus d. Zeitraum von 1549
— 1555, be.irb. von K. Deschwanden.
50 Amtliche Sammlung der neueren eidg.
Abschiede, hrsgg. von J. Kaiser. I. Re-
pertorium der Abschiede eidg. Tagsatz-
ungen aus d. Jahren 1803—1818. In
2. Aufl. bearb. von J. Kaiser. 4. XIX,
817 u. 12 S. mit Tabellen Bern. frs. 16,50.
5 1 Jahrbuch für Schweiz. Geschichte, hrsgg.
V. d. Allg. geschichtsforschenden Ge-
sellschaft der Schweb.. Bd. XII. gr. 8.
XVI u. 312 S. Ziirich, Iloelir. frs. 7.
S. VI, 524 f. Enth.: A. SUrn. Ge-
däcbtnisrede auf Leopold von Ranke
590 und Georg Waiz. Ferner : 1 ) Dr. Friedr,
Dintier, Glarus. Zur eidg. Grenzbe-
setzung von 1792—1795, mit Beul. —
691 2) Chr. Kind, Cur. Beiträge zur räti-
schen Geschichte: a) über den Haus-
halt des Bistums Cur im 15. Jh., b)
Stadt und Hof Cur. Der letzte Kon-
flikt mit dem Hochstifte 1723—54. —
592 3) A. Stern, Prof. in Bern. Einige Be-
merkungen über die sogenannte Brenn-
waldsche Chronik und ihre Darstellung
der Sage vom Herkommen der Schwyzer,
sowie der Entstehung der Eidgenossen-
schaft, mit Anhang aus Msc A 56, 4t
593 der Stadtbibliothek Zürich. — 4) L.
Tobler, Prof. in Zürich. Ethnographische
Gesichtspunkte der schweizerdeutschen
594 Dialektforschung. — 5) Anton Denier^
Pfr. in Attinhausen. Die Lazariter-
häuser und das Benedicterinnen-Kloster
in Seedorf, mit 2 Anhängen : a) älteste
Fassung der Sage über die Gründung
von Seedorf, b) Schreiben des Generals
Person (18. Apr. 18( 0),
Anzeiger für Schweiz. Geschichte. S. VI, 52
528 f. 18S6.
Nr. 4 u. 5 enth : 1) Comitatns Bur- 595
gundiae in der Schweiz. — 2) Der ür- 596
Sprung der Häuser Neuenburg in der
Schweiz und im Breisgau; Bischof Ber-
thold I. von Basel; Haus Hasenburg.
— 3) Dr. W. Gisi. Zu den Documenti 597
Umbertini ; die Grafen von Waadt und
vom Equestergau. — 4) Zur Gesch. der 598
Westschweizer. Cistercienserklöster. —
5) Über Mr. Felix Hämmerlins Todes- 599
zeit. — 6) Formelbuch des kais. Notars 600
Conrad von Diessenhofen. — 7) Ver- 601
zieht Guiscards von Raron auf die Herr-
schaft Räzüns. — 8) Dr, Th, r. Liehenau, 602
Deutschlands u. Frankreichs Annexions-
projekte. — 0) Dr. Rud. Thommen. Eine 603
Bemerkung z. Sempacher Schlachtlied.
Jahrg. 1887 Nr. 1 enth.: 10) Mei/ermi
V. Knonau. Zum Planctus beati Gallf.
Vgl. unten Nr. 628. — 11) JA. r. Lf>-60ri
henau. Die Burg Baldern.— 12) Th. r. 60(>
lAebenau. Zum grossen Sempacherliede.
— 13) Dr. G. Tobler. 2 Tagsatzungsab- 607
schiede aus der Zeit des alten Zürich-
krieges. -- 14) Th. V. Liebenau. Einftih- 608
rung der Reformation in Brugg. — 15) 609
Th. V. JAebenau. Landammann Josef Am-
berg V. Schwyz. — 16) Dr. G. Tobler. 61Ö
Zum Oberländeraufstand von 1528. —
17) Th. V. iMbetmu, Eine gestörte Ba- 611
adekur. — 18) Th. r. Liebenau, Ein 612
ehrenwerter Landvogt. — 19) Th. r. 613
lÄebenau. Ambassador Le Favre u.
Schul theiss Fleckenstein.
Nr. 2 u. 3 enth. neu: 20) Dr. W. (514
Gisi. Der Ursprung des Hauses Rhein-
felden. — 21) G. v. Wyas. König tUf»
Heinrichs II. Rückzug aus Italien nach
Deutschland im Sommer 1004. ~ 22)616
//. r. K. u. B.'W. Baldern. — 23)617
Bioesch. Der Prediger Berthold von
Regensburg in Thun. — 24) L. v. Horch. 618
Zum Wechsel des Freienstandes. — 25) 619
A. BernouUu Zur neuesten Forschnng
über Winkehried. — 26) P. V^aucJker. ß20
Encore le Sempacherlied. — 27) Pfr. 621
J, G. Mayer. Päpstliches Taxenbuch
aus dem 15. Jh. — 28) Bloesdi. Ein 622
Empfehlungsbrief der Eidgenossen für
Glarean. — 29) Lehrer Aschwandtfu 623
Nachtrag zu Joseph Amberg v. Schwyz.
— 30) Th. V. Lieltenau. Eine Ober- 624
Setzung der Mayenthaler Statuten.
Nr. 4 enth. neu : 31) Ch. Le Fort, Ad- 625
Digiti
zedby Google
&ibliographie.
m
h^mar, 4r^ne de Oen^ve, d'apr^s de
626nouTeaux documento. — 32) Th, v. Ia&-
benou. Die Grubersche Fehde. — S8)
627 B. Thonmen. Nachträge eu Thurst. —
()2884) M. V, k. Nachtrag zum Artikel:
Planctus beati Galli. S. oben Nr. 604.
629— 35) F, F, Totenschau schweizer.
Historiker 1886.
630 Nr. 5 enth. neu : 36) Bob. Dürrer.
Tschudis 4 „Gemeinen'' in Unterwaiden.
631 37) C. V. JecUin. Urkk. zu der Schlacht
632 an der GaWen. — 38) Bloesdi, Ein
633 Brief H Bullingers. ~ 39) Met^r v
Knonmt. St. Martins- u. St. Michaels-
634kircben. — 40) EmüHoefm. Über eine
Handschrift von Justingers Chronik in
6:)5New-Oriean8. — 41) AiU. Küchler, Bei-
636 trag zu den Hexenprozessen. — 42) P.
Vaucher. Qnestions de critique hist.
637 — 43) A. B. Ein deutscher Reisender
638 in der Schweiz. — 44) Dr. H. WaH-
numn Eine neue Deutung des Namens
639 der Alamannen. — 45) P. Vaucher. Sur
640 le „Kolbenspanner« de 1450. — 46) G.
TMer. Schillings «7 Zelte'' Karls des
641 Kühnen. ~ 47) O. TMer. Kardinal
Schinner in Zürich.
642 Heft 6 enth. neu: 48) Dr. W. Gisi.
Der Ursprung des Hauses Savoien. —
64349) Dr. E. Egli. Nachtrag zu: Über
einige in der Schweiz sich wiederho-
644 lende Gruppen von Ortsnamen. — 50)
E. Motta. Die Mailänder Korrespon-
denz von. 1499.
53 Anzeiger fOr Schweiz. Altertumskunde.
S. VI, 552 f.
r45 Nr. 4 enth. : 1) S. Voegdin Bibliogr.
Nachträge zu den „Inscriptiones Con-
646 foederationis helveticae liatinae*'. — 2)
Chr. Gg. Keller. Die rom. Ausgrabungen
imLiblosenthal bei Beringen. Kt. Schaff-
647 hausen (ra. Plan) — 3) Ä. H. S. Die
Westkr)'pta der Klosterkirche zu St.
»'48 Gallen (m. 1 Tfl.). — 4) A. Godet. Noms
et poin^ons de quelques artistes neu-
chätelois qui se distingu^rent aux X VH«
et XVHI« siecles comme ciseleurs d'ar-
649 gent et d'or. — 5) S, Voegdin. Fa^adcn-
malerei in der Schweiz (SchUiss). —
(IV) 6) Bah%i. Zur Statistik schweizer. Kunst-
denkmäler (XI Kt. St. Gallen etc.). —
6517) Miscellen (Markenzeichnung, Pfen-
niglegen ; die Gätteri ; B. BodstedL Ein
Glasmaler des 18. Jhs. in ZQrich ; Hans
652 Herzog. Ein altes Teilenbild). — 8) G.
Brun. Kleinere Nachrichten.
r«)3 Jg. 1887 Nr. 1 enth. neu : 9) B. Beider.
Vorhistor. Funde im Kt. Aargau. - - j
10) J. HeierH. Eine Gruppe pr&histo- 654
rischer Gräber. ^\\)Z.W. Das Siegel 655
und Wappen Herzog Heinrichs von
Schwaben, des spätem Königs Heinrich
VII. — 12) /. Ä Bahn. Christophorus- 656
bild an der Kirche von Rossura (Tessin).
— 18) Z. W. Grabstein des obersten 6ö7
Meisters Hugo II. von Werdenberg. —
14) J. B, Bahn. Die Todesbilder im 658
Beinhaus von Lenk. — 15) P. Dom. 659
IVülij Prior. Schweiz. Glasgemälde in
Lichtenthai. — Ih) Th, v. lAeltemu. 660
Meister Nikolaus von Liizern, Maler.
— \1) B. Wadcernagd. Fensterschen- 661
kung nach St. Urban. — 18) Aus dem 662
Schulratsmanual Bern 1758—59.
No. 3J enth. neu: 19) J. Häerli. Die 66:^
Anfänge der Weberei. — 20) Bahn.^i
Wandgemälde in der Kirche zu Hem-
menthal. — 21) C. A. Bächtold. Weihe- 6(i:>
Irkunde von 1492. — 22) L GergUr. 666
Fliesen aus Kappolen, Kt. Bern. — 23) 667
Vollziehungsverordnung zum Bundes-
beschluss vom 30. Juni 1886. betr. die
Beteiligung des Bundes an den Bestre-
bungen zur Erhaltung und Erwerbung
vateriändischer Altertümer. — 24) P. 668
Schweizer. Die Kunstgeschichte betref-
fende Auszüge aus den Baurechnungen
des Grossmunsterstiftes.
Nr. 3 enth. neu: 25) IL Düln. Eine 669
wiedergefundene rumische Inschrift. —
26) A' Meaterham. Ausgrabungen in 670
der St. Stephanskapelle in Solothum.
— 27) K. Meislerhaus. Inschriftliches 671
aus Solothurn. -< 2^) Burckliardt-Bie-^l^
deitnann. Korrespondenz aus Basel. —
29) O. H. Wirz. Anciennes sUlIes dans673
IVglise paroissiale d'Yverdon.
Nr. 4 enth. neu : 30) J. Heierli. Vor- 674
römische Gräber im Kt. Zürich (m. 1 Tfl.).
— ;^1) U. Caviezd, Grabfund bei Luvis, 675
unfern Ilanz. — 32) E. La Boche. Die 676
Wandmalereien der ehemaligen Ulrichs-
kirche in Basel. — SS) Bahn. Die Wand- 677
gemälde in der St. Katharinenkapelle
zu Wiedlisbach. — 34) S. Voegdin. ßlS
Fa^adenmalerei XII. Kantt. Unterwai-
den, Schwvz, Aargau.
Jahrg. 1884 Heft 1 enth. neu: 35)679
Chanoine Grenat: Fundbericht aus dem
Kt. Wallis. — 36) If Zdler-WerdmüUer. 680
Fliessen aus Strassberg. — 87) ^ii^681
Küchler. Aus dem Nachlass des sei.
Nikiaus v. Flüe. — 38) Bob. Durrer. 682
Die alten Becher im ehemaligen Staats-
schatz des Kt. Obwalden. — 39) ^.683
Tobler. Zur Burgunderbeute. — 40; B. 684
Digiti
zedby Google
190
Bibliop[raphie.
Bodsterli. Verdingzedel, den Kirchturm
bei St. Verena (in Magdenau) betref-
fendt; Düchelta^, Mchelmahl.
54 Bibliothkque univeriell« et Revue tuiete.
91« anne. Tome XXXII Nr. 95. S. VI,
685 570 f. Nov. 188(^. Contenii: 1) Paul
d'Abrest Auteur et ^diteur au XVIII«
si^cle. Schiller et Cotta.
Nr. 96 [Dec. 1886] enth. : Forts, zu I.
6^6 Ferner: 2) Ed. Faüiehet. Eugene Ram-
bert. In roemoriam.
687 Nr. 99 [Mars i887] enth. u. a.: ^
de Verdähac, La cuisine chez nos p^res.
92* ann^e. Tome XXXVI Nr. 100
688 Octobre 1^87 enth. u. a. : 1) Henn War-
689 nery. Euft^ne Rambert. 2) A. de Verdä-
hac. La broderie chez tous les peuples.
98« ann^e, 3« Periode, tome XXXIII
690f^vrier 1888 com.: H) Phüippe Godet.
L'esprit de Marc-Monnier.
56 Bulletin de la Social« Suiste de Numis-
matique. Rdd.: Alb. Sattler, Dr. Alf.
Gei^v et Rud.Brüderlin. Vlanm^e. 1887.
12 üfrot in 8. Bäle. frs. 7.
69 J 1887 Nr. I ii. 2 enth. : 1) Alb. Sattler.
Die Münzen und Medaillen der fi'irstl.
692 Abtei St Gallen (m. 2 Tfln.) — 2) Ad.
GauUer. LVcusson de Glaris.
693 1887 Nr. 3 enth. : 1) J. Grellet. M««-
694daille des alldes de Colombier. — 2)
Th. V. JAehenau. Das Münzrecht von
695 Lugano. — 3) 22. v Jloefken. Nach-
träge zu A. Sattlers „Münzen und Me-
daillen der furstl. Abtei St. Gallen"". —
696 4) A. Jmvyler. Ist der Aargauer Thaler
von 1812 unter die eidg. Schützenfest-
Thaler zu rechnen?
697 Nr. 4 u. 5 enth. : 5) Th. r. Liebenau.
Eine Münzgenossenschaft der Urschweiz
6981538—1552 (mit 1 Tfl.). — 6) Dr. C.
F. Trachsel Über ßasierische numis-
matische Neujahrswünsche, Sclmlprä-
mien, Weihnachts- u. Friedenspfennige.
699 Nr. 6 enth. : 7) Edm. Piatel Über
falsche Münzen und deren Erkennung.
7(X) — 8) L. EocJmt. Lc plus ancien denier
701 de Lausanne. — 9) Th. v. Liebenau
Luzemische Münzwirren im J. 1622.
702 Nr. 7 u. 8 enth. : 10) Th. r. Liebenau.
Zur Mttnzgeschichte von Misocco (mit
1 Tfl ).
56 Antiqua. Unterhaltungsblatt für Freunde
der Altertumskunde. Jg. 1887. 12 Nrn.
8. Hottingen-Zürich, Forrer. frs. 2,
S. VI, 579 f.
703 Association pro Aventico. Bulletin Nr. 1 .
8. 40 p. Lausanne, Bridel.
57 Zeitschrift für Schweiz. Recht, hrsgg.
von A. Heusler, Bd. XXVIII [N. F.
Bd. VI] Heft 1. gr. 8. 112 S. Basel,
Detloff. cplt. frs. 12.
Schweiz. Alpenzeitung. 1887. Nr. 12 ent- 58
hält u. a.: 1) Th. Bord. Iwan von 704
Tschudi f.
Nr. 13 enth. u a. : 2) JB. Undt. Prof. 705
Bernhard Studer f.
Monatsroten. S. VI, 584 f. Jg. 31 59
Heft 5 enth. u. a : B. FleiaMin. Zar 706
4 Centenarfeier des sei. Nicolaus von
der Flüe. Heft 6: K. Decurtins. Die 707
Dissentiser Klosterchronik
Jg. 3i Heft 1 f. enth.: G. Ddahye. ^08
Notice sur Matthieu Schinner, travail
couronnö. Heft 2 : K. iMoif. Luzer- 709
nische Gothik, gekrönte Preisarbeit.
Heft 8: G, Oggier. Die Reformation im 710
Lande Wallis.
Kathol. Schweizerblättor. S VI, f 86 f. 60
2. Jg. HeftX. 1) Pfr. Stammler. Hin- 711
richtung des flandrischen Priesters Folk
in Vivis im Jahre 164H.
8. Jg. Heft 1 enth. u. a. : 2) Th. r. 712
Liebenau. Alte Briefe über Wilhelm
Teil — Heft 2 enth. neu: 3) Pfr. 713
Stammler. Der Humanist und (-horherr
Heinrich Woelflin, gen. Lupulus von
Bern 1470-1534. — 4) In den Mis-714
cellen : Berichte über Nikolaus von Flüe.
— Heft 3 enth. neu: b)B. Brandstetter. 715
Aus den neuesten niederländ. Forsch-
ungen über Insulinde. — Heft 4 u. 5
enth. neu: 6) lli. v. lAehenau. Zur 716
Geschichte des Volksschulwesens im Kt.
Luzern. — Heft 7 enth. u. a.: Prof. Joh. 717
Schmid. Die „Geschichte des Kultur-
kampfes" in Deutschland und in der
Schweiz. — Heft 10 enth u. a. : 2) Th 718
V. Liebenau. Der Zimmermann von
Hilferdingen. — 4) Th. r. Liebenau. 7 \^
Aus Glasers Briefwechsel mit Balthasar.
— Hefr 12 enth. neu: 3i Th. r. Lie- 720
benau. Briefe des Pfarrers Rudolf Schinz
über den hingerichteten Gelehrten Hein-
rich Waser.
Theologische Zeitschrift ausder Srhweiz. 61
S. VI, 692 f. 18ö7 Heft 1 enth. : l) 721
Lic. E. EfjfH. Ursus u. Victor in So-
Inthurn. 2) B. Stähelin. Zwingli als 722
Prediger.
1888 Heft 1 enth. : 1) Dr. E. Bloesch. 72.^
Das Ende der Reformation im Wallis.
Chrttien <vang«lique. 30 ann^e. Nr. 4 62
cont. : E. Jaccard. Eugene Rambcrt. 724
Nr. 5 fl". cont. : C. Monvert. La Cor- 72.Ö
respondance des Rf^formateurs.
Argovia. Jahresschrift der histor. Ge- 63
Digiti
zedby Google
Bibliographie.
191
sellschaa des Kt. Aargau. S. VI, 609 f.
Bd.XVm. gr 8. XVU.152S. Aaraii,
726 Sauerländer. frs 3. Entli: 1) NB.
Münch. Regesten der Grafen von Habs-
727 bürg, Laufenburger Linie. — 2) Boch-
höh. Herd und Ofen oder Feuerstatt-
728 Schilling oder Rauchzinshuhn. — 3)
Bochholz. Kindliche Finanzwirtschaft
des aarg. Frauenklosters Hermetschwyl
729 an der Reuss, ob Bremgarten. — 4)
BoMoU, Slavische Colonisten im Aar*
gau^ seit dem J. 1000.
54 F. A. Stocker. Vom Jura zum Schwarz-
wald. Bd. III. gr. 8. Aarau, Sauer-
730 linder, frs. ft. Heft 4 enth. u. a.: 1)
G. Linder. St. Crischona bei Basel.
731 — 4) J. Facre. Das Juradorf Ste. Croix.
732 ~ 6) F. A. Stodcer. Die Wasenburger
Gesellschaft xu Laufenburg. Ein Bild
aus einer Kleinstadt.
733 Band IV Heft 1 enth. u. a.: 1) J.
Kdler ' Zschokke. Beiträge zur politi-
schen Thätigkeit Heinrich Zschokkes
in den Revolutionsjahren 1798—1801.
734 — 4) A. Boiler. Das Rathaus zu Basel
(m. Abbildungen) — Heft 2 enth. u. a. :
735 G. Limler. Die Kaiserlichen anno 181h
736 und 1814. - G. Forrer. Die Pfahl-
bautensammlung im Bundespalast zu
737 Bern. cK Kirchliche Zustände im
Baselbiet zu Ende des 17. Jhs. Heft 8
738 enth.: 1) Fr. Wernli, Die Stadt Lau-
fenburg zur Zeit des 30j. Krieges. —
739 2) Dr. Franz Fäh. Hans Jacob vom
740StaaI d. j. 1589-1657. — 8) Weid u.
Wald im Kt. Aargau zu Anfang des 19.
741 Jhs. — 4) Die Geschichte des Birsecks
in chronologischen Notizen. — Heft 4
742 enth. : 1) Aus dem Tagebuch eines franz.
Offiziers während der Belagerung von
Hi'mingen vom 22. Dec. 1813 bis 16.
743 April 1814. — 2) Julius Massinann.
Grenchen, ein Schweizerdorf und seine
744 Leute. — 3) P. FiscJier. Voltaire in
745 Femey. — 4) F. A, Stocker, Die Wirte
in der Schweizergeschichte als Politiker.
746— 5) Dr. Karl Schroeter. Die Ein-
führung der Zunftverfassung 1331. —
747 6) Zur Geschichte der Hexenprozesse.
748 Bd V 1888 Heft 1 enth.: 1) Dr.
OUo Schenker. Aus Alt-Rauracien. —
7492) Dr. C. W. Faber. Histor. Bilder aus
der Armagnakenzeit 144 (—45.
56 Basier Chroniken, hrsgg. von der hist.
und antiq. Gesellsch. in Basel. Bd. 8,
ed. W. Vischer gr. 8. X u. 685 S.
Leipzig, Hirzel. Fortsetzung des Tage-
buchs des Kaplans Knelml vom VI 1476
— Vn 1479 nebst Beil.
Beiträge zur vaterländisch. Geschickte, 66
hrsgg. von der hist. und antiq. Gesell-
schaft zu Basel. N. F. Bd. II Heft 4
[der ganzen Reihe XII. Bd.]. 8. XLH u.
357-530 S. Basel, Genf, Lyon. Georg,
frs. 2,50. Heft 4 enth.: l) Ach. Burck- Toi)
hardt. Christian Wurstisen. — 2) Bud. 751
Wackernagd. Beschreibung des Basler
Munsters und seiner Umgebung von
Chr. Wurstisen. — 3) Ach. Burckhardt. 752
Worte der Erinnerung an Pfr. Emanuel
da Roche.
Mitteilungen der histor. und antlquar.67
Gesellsch. zu Basel. N. F. HI. 1)^.753
Burdihardt u. B. Wackernagd. Gesch.
u. Beschreibung. des Rathauses zu Basel,
fol. 62 S. mit Abbild, im Text u. 22
Tfln. Basel, Detloff. In Mappe frs. 12.
Verhandlungen der Naturfortchenden Ge- 68
Seilschaft zu Basel. VIII. Teil. Heft 2
enth. u.a.: 1) J. Kollmann. Das Grab- 754'
feld von Elisried und die Beziehungen
der Ethnologie zu den Resultaten der
Anthropologie, mit 5 Abbild. — 2) J. 755
Kolhnann. Schädel aus jenem Hügel
bei Genf, auf dem einst der Matronen-
stein, Pierre aux Dam es, gestanden hat.
— 3) J. Kollmann. Schädel von Gen- 756
thod und Lully bei Genf. — 4) F. 757
Güli^ron. Sur le calcaire d'ean douce
de Montier attribu^' au purbeckien.
av. 1 pl. — 5) F. Burckhardt. Zur 758
Erinnerung an U. $tuder.
Basler Neujahrsblatt Nr. 66, hi-sgg.&9
von der Gesellschaft zur Beförderung
des Guten und Gemeinnützigen. 1887.
gr. 4». 36 S. mit 1 Tfl. in Lichtdruck.
Basel, Baur. frs. 1,50. Enth.: 1) r/*.759
Burckhardt'Biedennann. Helvetien un-
ter den Römern.
Basler Neujahrsblatt Nr. 66, hrsgg. 60
von der Gesellschaft zur Beförderung
des Guten und Gemeinnützigen. 1888.
gr. 4*. 41 S. mit 1 Lichtdruck Basel,
Baur. frs. 1. Enth.: 1) Birmann. Die 760
Einrichtungen deutscher Stämme auf
dem Boden Helvetiens.
Basler Jahrbuch 1887, hrsgg. v. Alb. 61
Burckhardt und Rud. Wackemagel. 8.
VI und 260 S. mit 3 Illustrationen.
Basel, DetlofT. frs. 4,50. S. VI, 604 f.
Enth.: l) B. Wackemagd, Die 3. Sä- 761
kularfeier der Universität Basel 176(1
— 2) Alb. Burckhardt. Eine Charwoche 762
im alten Basler Münster — 3) Beitrag 763
zur Gesch. der Basler Wirren in den
Digiti
zedby Google
id2
Bibliographie.
764 Jahren 1830—33. — 4) Eiid. TJiommen. 1
Basler Studenteuleben im 16. Jahrh.
765 mit Abbild. -^ 5) Patd lieber. Der Tag
766 bei Sempach. — 6) /. Probst. Matthäus
Merlan der ältere. 1Ö93—1650, mit
767 Portrait. — 7) B. Wackernagd Der
oberrheinische Antiquarins, oder der
Traum ein Leben. Festspiel zum Ju-
biläum der bist. u. ant. Qes. in Basel
768 16. Sept. 1886, mit Abbild. — 8) Fdix
Platters Reiss gen Simringen auf Graf
Christofe! von Zolleren Hochzeith.
62 Bemer Taschenbuch für das Jahr 1887.
36. Jg., ed. (Lauterburg) Dr. Hans Bal-
mer. kl. 8. 350 S. mit 3 Abbild. Bern,
Nydegger u. Baumgart. frs. 4. S. VI,
769 629 f. Enth. haupts.: 1) S Jahrzehnte
der bern Volksschule (18Q0-183'J).
770 — 2) Bruhin, Pflanzenkultur u. Kul-
771 turpnanzen im Kanton Bern. — 3) An-
fang der Kultur in unserm Lande» —
772 4) Diverse Aufsätze über Jeremias Gott-
773helf, mit ausgez. Portrait. — f>) Oene-
ralregister der ersten 35 Jgge. (1852
—1886) des bemischen Taschenbuchs.
63 Archiv des hlst. Vereins des Kantons
Bern. Bd. XII, Heft 1. 8. XVIÜ u.
1H2 S. Bern, Stämpfli impr. S. VI,
774 63rf f. Enth.: 1) Dr. H. Ziegler. Adrian
V. Bubenberg u sein Eingreifen in die
wichtigsten Verhältnisse der damaligen
775 Zeit ~ 2) Dr. M. p. Stürkr. Wunn
und Weid.
64 Sammlung bemischer Biofiraphieen, her-
ausgegeben vom bist. Verein des Kan-
tons Bern Heft 7-8. gr. 8. 160 S.
Bern. Schmid, Francke u. Co. frs. 3.
Lf. 1— 8 =r Bd. I, eleg. geb. frs. 14.
Dasselbe Lf. 9 u. 10 = Bd. 11, p. 1
—160 ibid. frs. 3.
65 Schriften des Vereins fUr Gesch. des
Bodensee's und seiner Umgebung. Heft
16. gr. 8. IV u. 253 S. Lindau, Stett-
uer. frs. 6,70.
66 Mitteilungen zur vaterländischen Ge-
schichte, hrsgg. vom bist. Verein in
St. Gallen. XXH. 3. Folge, II. gr. 8.
398 u CLIII S. mit 4 Stammtafeln.
St. Gallen, Huber u. Co. (Fehr). frs. 12.
776 S. VI, 611 f. Enth. : 1) Dr. Placid But-
ler, Friedrich VII, der letzte Graf v.
777 Toggenburg. —2) E. Krüger. Die Grafen
v. Werdenberg, Heiligenberg und Wer-.
denberg-Sargans.
67 Der Geschichtsfreund. Mitteilungen des
bist Vereins der 5 Orte Luzern, üri,
Schwyz, Unterwaiden u. Zug. Bd. XLII.
8. XXXVI u. 328 S. mit 2 artist. Beü.
Einsied ehi, Benziger u. Co, frs. 7,dO.
S. VI, 619 f. Enth.: 1) A. Denier, ür- 778
künden aus Uri. 2. Abtlg. — 2) P. 779
Odüo Einghaiz. Ansbelm v. Schwanden,
Abt des Stiftes U. L. F. von Einsiedeln.
— 3) J. L. Brandstetter. BeitrÄge zur 780
Schweiz. Ortsnamenkunde: f. Teger,
n. ür, ni. Sar. IV. Ron. V. Luss-
VI. Juschi, VII. Fronschunen. — 4)781
M. Estermann, Kitter Jacob von Kien-
berg, eine Vogtgeschichte aus d. Ende
des 13. Jhs. — ö) ^ Odermatt. St. 782
Magnus- oder Winkelriedkapelle auf
Allweg in Nidwaiden. — B) AL Müäer, 783
Das Umerloch. —1)F.J. Schiffmann. 784
Das Luzerner Portrait des Pariser Pro-
totypographen Ulrich Gering. — 8) J. 785
L. Brandketter. Der Grabfund in Hoch-
dorf. -- 9) Benwd, BrandstetUr. Ren- 786
ward C-ysats Vocabularium. — 10) J. 787
L. Brandstetter. Urkundenlese.
Jahrbuch des hisL Vereins des Kantons 68
Giarus. Heft 2H. Mit 1 Wappentafel.
8. XXVniu. 119S. Giarus, Bäschlin.
frs. 3. S. VI, 610. Enth : 1) Proto-788
koile des bist Vereins. — 2) Dr. Dinner. 789
„Über die Siegel des Kt. Giarus." —
3) Legier f Linthingenieur. Über das 790
Linthunternehmen in dem Zeitraum
von 1862—1886. — 4) Pfr. <?. Heer. 791
Zur Geschichte der glameri sehen Ge-
schlechter, bes. derjenigen der Ge-
meinde Lintthal.
XV. Jahresbericht der hist.-aiit. Ges. in 69
QraubOnden. Jg. 1885. 8. Chur, Spre-
cher u. Piattner.
XVI. Jahresbericht der hist.-ant. Ges. in 70
QraubOnden. Jg. 188'i. 8. Chur, Spre-
cher u. Plattner.
Thurgauische Beiträge zur vaterltndl- 71
sehen Gesch. Heft 26. gr. 8. 169 S.
Frauenfeld, Huber. frs. 2.
Zugerisches Neuiahrsblatt für die Ju- 72
gend u. Freunde der Geschichte für d.
Jahr 1887. 4". 26 S. n. 1 Karte in fol.
Zug, .\nderwert. S. VI, 624 f. Enth.:
1) Ä. Weber. Eine Lorxencorrection 792
zu An(. des 18. Jhs. (mit Karte). —
2) Prof. J. L. Brandstetter. Der Berg- 793
name „Guizen". — H) Ä. WickaH. Zu- 794
gerischer Sagenkreis Vi: die Ritter am
Morgarten. — 4) Die Schlacht am Mor- 7?)5
garten. Bericht aus der lat. Chronik
des Job. Vitoduranus.
ZDrchtr Taschenbuch auf d. Jahr 1887. 73
Hrsgg. von einer Ges. süreberischer
Geschichtsfreunde. N. F. 10. Jg. Mit
Digiti
zedby Google
Bibliographie.
193
einer Abbildg. gr. 8. 287 S. Zürich,
Hoehr. frs. 5. S. VI, 610 f.
74 Mitteilungen der Antiquarlsclien Geseii-
sclwft in ZBricIi. Bd. XXI, Heft 7
(Schloss). Mit 1 Plan u. 10 Tafeln.
Zürich, Comm. Orell Füssli u. Co.
7% frs. 6. S. VI, 609 f. 1) Dr. Edtnund
V. Feüenberg. Das Gräberfeld bei Elis-
ried, über dessen und analoge Funde
in der Westschweiz.
Bd. XXII, Heft H (Neujalirsbl. Nr. LI).
797£nth.: \)Bdkn. Geschichte des Schlos-
ses Chillon. 4«. 24 S. u. 5 lithogr.
Tafeln. Zürich, Comm. Grell. Füssli
u. Co. frs. 3,50.
75 ZOrclier Neujahrsblatt der Feuerwerlter-
GeMlIsciiafft fOr 1887. S. VI, 610 f.
798 Enth. : 1) Prof. Meyer v. Knotuxu. Die
kritischen Tage des Gebirgskampfes im
Koalitionskriege von 1799. Mit einem
Portrait des Gen. Lacourt>e.
76 Vierteljalirtchrifft der Naturforsciienden
6etellschaft in ZOrlcli. 31. Jg. Heft 3
799 0. 4. Enth. u. a. : 1) Wdf, Zur Bio-
SuOgraphie von Joseph Morstadt. — 2)
Wdf, Notizen zur Schweiz. Kulturge-
schichte. Letztere setzen sich von Heft
zu Heft fort
77 WiRtertiiur: Neujahrsblatt der Stadt-
bibUotiiek W. auf das J. 1888. gr. 4«.
801 Winterthur, Ziegler impr. Enth.: 1)
Dr. A, Hafner Ergänzungen zur Ge-
schichte der Stadtbibliothek W. (Forts,
der Njbll. v. 1885. 1875 u. 1874).
8()2 üömoires et documents, publik» par la
Sociötö d'histoire de ia Sulsso romande.
II« s^rie. Tome I. 8. 305 S. Lausanne,
803BrideI. frs. 5. Cont: 1) Emest Cha-
Cannes, Extrait des manuaux du Con-
seil de Lausanne de 1536—1564. —
8042) A. Morel'Fatio. Histoire monetairo
de Lausanne. Denier in^dit dmis vers
Woran 1000. Fragment. — 3) Henri Car-
rard. Le combat de Chillon a-t-il eu lieu
et & quelle date? Nouvelles recherches.
78 H^oires de i'institut national gene-
vois. Tome XVI 18&3— 86. 4*. Iu9 p.
H06 6enfevc, Georg. Contenu: 1) Vaudier,
P. Les traditions nationales de la Suisse.
*}7 — 2) JTotsy, Henri, Le proces de Jacques
808Gruet. 1546—47. — 3) Fazi/, Henn.
Proces et d^meles ä propos de la compe-
tence disciplinaire du Consistoire (1516
-47).
79 üömoires et documents publi^s par la
SedM d'histoire et d'arelitologie de Ge-
Rive. Tome XXII [2»* s^rie tome II].
8. 424 p. Geneve, JuUien. frs. 7.
Contenu: \) Kug. Demole. L'atelier mo- 809
n^taire des comtes de Genevois, ä .\n-
necy (1356—1391). — 2) Alb. Jansen. SiO
Documents sur Jean Jacques de Rous-
seau (1762—1765) recueillis dans les
archives de Berlin. — 3) TJieopMe Du- Sil
four, Un opuscule inädit de Farel. Le
r^sumä des actes de la Dispute de Rive
(lo3ö). — 4) Eug. Bäter, Chroniques8l2
de Geneve ecrites au temps du roi
Henri IV. - ö) Alb. Bäliet. Le billet813
d'adieu d'un i?v6que de Geneve (1483).
>- 6) T/ieoph Dufoury President. Am^- 814
d^e Roget. Allocution. — 7) Derselbe. 81ö
Albert Rilliet. Allocution. — 8) Maßet 816
du Pan. Deux lettres in<?dites. — 9)817
Eug UiUer Jean Jodin (1713-176!)
et son frere Pierre Jodin. Lettres de
Diderot k M»« Jodin (1765—1769). —
10) Derselbe. Post tenebras spero lu- 816
cem. — 11) Tft. Dufour. B&le, Zftrich 819
et Geneve en 1558. Fragment de la
lettre d'un Anglais — 12) Ed, Narille. 820
La momie du mus^e de Geneve.
üdmoires de la Socidtd d'histoire et 80
d'arcbdologie de Genive. S^rie 4. Tome
L 4« et denii^re partie, 376 p. et 9 pl.,
tirees sur papier du Japon. Geneve,
Jullien. frs 20. Cont.: l) Eugene De- S2i
mole, Dr. phil. Histoire monetaire de
Geneve de lö35 ä 1792. Vergl. das
.,Tableau des monnaies genevoises frap-
pees de 1535 k 1792« sub Rechts- u.
Wirtschaftsgeschichte.
Huste neuchfttelois. S. VI, 642 f. 81
XXHI« ann^e. 1886. (frs. 10.)
Nr. 11 cont.: \) Jean GreUet, L*an-822
cienne ^glise de Colombier av. pl. —
2) Ch, CMtdain. Quelques documents 623
concernant Neuch&tel, aux archives de
Doubs. — H) Juies F-tf. Jurgensen, Les 824
Ponts-de-Martel (suite). — 4) A, Godet, 825
Martel et Soumartel etc.
Nr. 12 enth. neu: 5) A. Bac/idin,S2ß
Une lettre de Louis Bourget (av. pl.).
— 6) O. Huguenin. Abolition des te- 827
nues des bourgeois de Boudry. — 7) 828
Mdmoyres de plusieurs choses remar-
qu^es par moi Abraham ChailHet dem-
puis l'an 1614.
XXI Va annc^e. 1887. Nr. 1 enth. neu:
8) Ph. Godet, Sebastien Mercier, mous- 829
quetaire. — 9) Ad. Bord. Enlevement 830
d'une jeune fille originaire de Bevaix
en 1782. — 10) A. GodH. Causerie831
sur les gaufres et les gaufriers, av. pl.
— 11) PÄ. Godet. A propos de la Tour aS2
des Chavannes, av. pl.
Digiti
zedby Google
194
Bibliographie.
833 Nr. 2 eutb. neu: 12) P. JacoUet.
834 Georges-Auguste Matile. — 13) Jean
Greüet. La eure de Bevaix.
835 Nr. 3 enth. neu: 14) Dr. Gu^aume.
L^alimentation d'eau de Neuch&tel.
886Xotice historique (1353—1863). — 15)
Ch Chdtdain. A propos du messager
837 boiteux de Neuchätel de 1794. — Ih)
A. Bachdin. Passage couvert ä Saint-
Biaise av. pl.
838 Nr. 4 enth. neu: 17) A BacMln. Au
val-de-Kuz. Journal d'Abram Mauley,
18™« siecle.
839 Nr. 5 enth. neu: 18) L. Favre. Henri
840Ladame lfc07— 70 av. portr. — 19) 0.
Huguenin. Une vieille histoire, conte
sagnard.
831 Nr. 6 enth. neu: 20) Chatdain. Vuil-
84'ilerain8 et Neuchätelois. — 2\) L. Ja-
nod, Origines des maisons de Neuchätel
843 en Sutsse et dans le Breisgau. — 22) A.
Godet. Briquet du 18me si^cIe av. pl.
844 Nr. 7 enth. neu: 23) A.Daguet. Al-
bert Stapf er, minist re des arts et des
sciences de la R^publique helvetique
ä propos de sa biographie par M. Lu-
845 ginbühl. — 24) A, Bachdin, Porte de
la rue des Moulins ä Neuchätel 1847
av. pL
846 Nr. 8 enth neu: 25) Pä. Godet. La
847 fete de Cresset, av. pl. — 26) Aug. Jac-
Card. Pierre- Frederic Droz, horloger,
voyageur etm^tallurgiste au 18»« siecle.
848 — 27) Jean Grdlet. L'ancien hötel-de-
ville de Boudry.
849 Nr. 9 enth. neu: 28) Baymoml Vui-
chard. Le Landeren et Cressier, no-
850 tice historique. — 29) P/t. Godet. La
Dame, histoire d'une m^tairie neuchä-
851 teloise (av. pl). — 30) Alfred Godet.
Proces-verbal de Pexpertise de MM.
Tabb^ Vuichard, eure de Cressier et
Alfr. Godet, relatif au document trouve
dans la boule qui surmonte la vieille
cglise de St. - Martin de Cressier. .—
852 31) Ch. CMtelain. Note sur l'ancien
853 vitrail de laColl^giale. — 32) TT. Wavre.
Deux cippes romains a Cressier, av. 2 pl.
854 Nr. 10 u. 11 enth. neu: 33) Daguet,
A. Mirabeau et ses editeurs neuchä-
85ötelois en 1782. — 34) Ph. Godet. Les
intentions de la Prusse en 17ü7. —
856 35) A. Bachdin. Artistes neuchätelois:
Edouard dePourtales-Pury 1802—1885.
857 — 36) Jean Grdlet, Les corv^es des
858 Sujets de Colombier. — 37) Ph. GodH.
La scierie des charbonnieres (av. pl.)
859 Nr. 12 enth. neu: 38) A. Bachelin.
R.-S. de Lentulus, gouvemeur de Neu-
chätel. — 39) Jean Grdiet. Les armes 860
de la maison de Neuchätel. — 4(0 Ph.S6i
Godet. Le voyage d'un „proposant'' de
Neuchätel ä Gen^ve en 1769.
Jahrg XXV, 1888 Nr. 1 enth. neu:
41) Victor HumbeH, Charles Prince862
18(y8— 69 (av. portr.). - 42) Ph. Godet. 863
Echos du 18 aoiU 1792. Deux lettres
de Mme de Charriere. — 43) 0. ä*-864
gtienin. Ged^on de Coutreleyu. — 44) 865
Alfr. Godet. A propos des demi-bou-
lets sculptäs sur les contreforts de nos
vieilles maisons
Nr. 2 enth. neu : 4o)Pä. Godet. Foires, 866
march^s et fetes du Yal de Travers.
Tripel, M. Archives höraldiquet et si- BZ
gilloflraphiquet, publiöt k Neuchfttel. Vol.
Nr. 7 et 8 cont.: Les armoires des 867
editices publica ä Neuchätel
Favey, 6. Supplement du dictionnaire 83
historique, g^ographique et statistique du
canton de Vaud. 1'» livr. Lausanne,
Corbaz.
Bollettino ttoHco della Svizzera ita*84
liana. S. VI, 678 f.
Anno VIU. Nr. 11 enth.: 1) Bene-SbS
detto da Firenze. — 2) Notizie luganese 869
e bellinzonese della seconda metä del
secolo scorso. — 3) La battaglia di870
Arbedo. — 4) Memorie biaschesi. —871
5) Curiositä di storia ital. del sec. XV 872
dagli archivi milanesi. — 6) L'antichitä 873
di Brissago descritta da Giocanni Bor-
rani. — 7) Memorie stör, del Comune 874
e delle tcrre d'Intragna, Golino e Ver-
dasio. — 8) Le tipogi aüe del cantone 875
Ticino. — 9) Varietä e 10) Cronaca.876
Nr. 12 enth. neu : 10) Adamo d'Arogno. 877
Jg. 1887 Nr. 1 u. 2 enth. neu: 11)878
La famiglia Orelli (Nuore fönte genea-
logiche). — 12) Privilegi concessi agii 879
Architetti e Maestri da muro luganesi
negli Stati Savoja. — 13) Per i Leponzii. 880
— 14) Come fu sentita la morte di88l
Francesco Fforza a Bellinxona et a
Locamo. — 15) Documenti per la fon- 882
dazione del Convento degli Angioli in
Lugano. — 16) II canonico cav. Sera- 883
fino ßalestra. — 17) A proposito di un 884
monumento commemorativo di Giornico.
Nr. 3 enth. neu : 18) La cessione di 885
Bellinzona a Milano per parte di Como.
Nr. 4 enth. neu: 19) La tipografia 886
Colombi in Bellinzona 1848—1887. —
20) Dalla storia del collegio dei Ge-887
suiti in Bellinzona. — 21) L'oblato Ge- 888
Digiti
zedby Google
Bibliographie.
196
rolamo Guglielmetti. — 22) II Dr. Gall
a Brera nel 1807.
8Ö9 Nr. 6 u. 7: 23) Informazioni sulP
attivitä deir architetto pontificio Fran-
89() cesco Borromini — 24) Ancora di fra
ft9l Comelio Siculo. — 25) Una lettera del
892^nera]e Dufour. — 28} La famiglia
Orelli di Locarno : Tavola genealogica
in folio
893 Nr. 8 enth.: 27) Le zecche di Me-
85)4 8occo e di Roveredo. — 28) Omicidj
^ e ladronecci in valle di Blenio nella
H9Ö seconda metä del quattrocento. — 29)
Per la storia dei Casteili die Cannero
e dei Mazzarditi. Appunti critici.
«96 Nr. 9 u. 10 enth. neu: 30) L'archi-
tetto Pietro Lombardo e di Carona.
897 — 31) ün docamento pel baroue Gian
898 Antonio Marcacci. — 32) Le relazioni
dei conti di Werdenberg-Sargans coi
duchi di Milano.
Bellen u. Luxemburg.
86 Bulletins de rAcad^mie royaie des
Sciences etc. de Belgique. S. VI, 714 f.
899 3a sdrie Bd. XII. 188G. 1) Ch. Tot-
vin. La Charte de la cour d^amour de
900 rannte 1401 (S. 191-220). — 2) A.
Wauters. Sur les Su^ves et les autres
populations de la Belgique flamande
901 (S. 289-313). — 3) IJ^ Kervyn de
LeUenhove, Une lettre de Requesens
(aofit 157Ö) (S. 595—599).
902 Bd. Xin. 1887. 4) Bon Kervyn de
Lettetihove. Defi du duc de Lorraine
903 (S. 147). — 5) M. Booses. Etudes
904 Rnbenicnnes (S. 369-382). — 6) A.
Wcatters. Los Sufeves, ou quelques
_ variations sur ce th^me (S. 869— -871).
905 — 7) Ch. Piot. La correspondance
du baron Godefroid Van Swieten et
du comte de Cobenzl au point de vue
de la musique et du theatre (S. 882
—889).
906 Bd. XIV. Heft 7 — 11. 1887. 8)
B^n Keroyn de Lettetdiove. La deniiere
säance du Conseil avant le supplice
(S. 671-676).
86 Memoires couronn6s et autres m6mol-
res publl6s par TAcad^inie royale des
Sciences etc. de Belgique. (Coli, in 8^).
907 Bd. 39. 1886. B. Moncltamp. His-
toire du cart^sianisme en Belgique.
643 S. Bruxelles 1886.
87 Compie rendu des s^ances de la com-
mission royale d*histoire. S. VI.
908 Bd. XIII. 1886. 1) Kermjn de Let-
tenhove. Campagne du prince d' Orange
I en France en 1569 (S. 66—74). — 2)909
I A, Wauters. Analectes de diplomatique
(S. 75-108, 144-206 et 250— 267). —
3) Van den Bussche. Une complaincte 910
eccl^siastique au duc de Brabant et
comte de Hainaut (S. 109 — 125). —
4) Pirenne. La formule N. RexFran-911
corum V. Inl. (S. 126—138. — 5)
8t. Bormans. Les Flores utriusque912
juris de Hocsem (S. 207—224). —
6) Ern. Mathteu. La reconnaissance 913
par les J^tats de Hainaut de Charles
le Täm^raire comme hdritier du comtd
en 1465 (S. 225—242).
Bd. XIV. 1887. Heft 1 et 2. 7)914
Van den Bussche. Boc-Amadour. Les
pelerinages dans notre ancien droit
pdnal. Collection de documents inedits
des XIV«, XVe et XVI« siecles (S. 18
—74). — 8) A. Wauters. Les ser-915
ments pr^tds aux principales villes du
Brabant par les ducs lors de leur
Inauguration (S. 80—98).
INessager des Sciences historiques. B. 88
VI 730
i886."Heft 4. 1) P. Qaeys. Hi8-916
toire de la Gilde Souveraine et chova-
liere des Escrimeurs, dite chef-confr^-
rie de Saint -Michel k Gand (S. 377
—410. — 2) A. Delehaye. Nouvelles917
recherches sur Henri de Gand (suite)
(S. 438—455). — 3) L. Decälers. La 918
naissance et les pr oraleres ann^es de
Jacqueline de Baviere (S. 456—489).
1887. Heft 1—4. 4) P. Claeys et 919
J, Geerts. Les ancieunes fortificatious
de la ville de Gand (S. 1—30 et 152
—160). — 5) A. de Vlamnck. Le920
veritable emplacement des Aduatuques
(S 31—58, 351—362 et 391—410).
— 6) H. Ddehaye Nou volles recher- 921
ches sur Henri de Gand (S. 59 —
85). — 7) F. Van der Uaeghen. Le 922
pere Costerius ä Gand (XVI« siecle).
— Les Jesuites k Gand au XVI« siecle
(S. 86—105, 211—218, 331—350 et
465- 470). — 8) P. C. Les tribunaux 923
iufi^rieurs ä Gand „de Smalle Wetten",
aux siecles derniers (S. 106—112) —
9) La restauration du chäteau descomtes 924
a Gand (S. 137—151). — 10) L. De- 925
t^älers. La naissance et les premieres
annees de Jacqueline de Baviere (S.
185-210). — 11) P Claeys. Histoire 926
de la Gilde Souveraine et chevaliere
des Escrimeurs, dite chef-confr^rie de
Saint Michel k Gand (S. 257—277 et
377—390). — 12) Ed. Van Even. Dd- 927
Westd. Zeitiohr. f. Gesch. a. Kunst. VII, U.
14
Digiti
zedby Google
196
Bibliographie.
vastatioDS dans Päglise des Cdlestins
k Heverld lez Louvain (S. 278-292 et
928 411—419). — 13) G. Grützen. Un
memoire contemporain sur la question
des corporations aux Pays-Bas h la
tin du si^cle dernier (S. 293—307 et
929 420—439). — 14) H. Van den Betnden.
Notice complömentaire sur le „Tor-
reken". (S. 440—451).
89 Analectes pour servir k Thistoire eccle«
siastique de la Belgique. S VI, 740.
930 2e8drieBd. IV3-4. 1887. 1) ^.
Beiisens. Documenta relatifs ä l'his-
loire de l'Universit^ de Louvain (1425
931 —1497) (S. 257—414). — 2) Dom U.
Berliere, 0. 8. B. Documenta coucer-
nant l'abbaye de Saint-Laurent de Liege
932 (S. 415—438). — 3) F. Barhür. In-
ventaire des biens de Tabbaye de
Waulsort, dressd en vertu de l'^dit de
Pempereur Joseph II, en date du 22
933 mai 1785 (8. 439—478). — 4) Dom U.
Berhere, 0. S. B. Las derniörs moines
de l'abbaye de Lobbes. Documents
(S. 47-491).
90 Annales de TAcad^mie d'arch^ologie
de Belgique. S. VI, 745.
934 4e sörie Bd. I Heft 4. 1886. 1)
D. A. van Bastdaer, Les trois zeu-
pires, pierres levdes ou menhirs, k
Goz^e, prös de Thuin (S. 367—382).
935— 2) Ern. MaUhieu. L'avouerie de
Mons. fiiude historique (S. 383—435).
936 Bd. II Heft 1 et 2. 1887. 3) G.
Hagemans. Vie domestique d'un seig-
neur chätelain du moyen äge (S. 5 —
937 152). — 4) Eug. Soil. Un inventaire
de 1527, ou le mobilier d'un bourgeois
de Tournai au commencement du XVI«
938 siecle (S. 153—227). — 5) Ä. D^ar-
din. Deuxi^me Supplement k la de-
scription des cartes de la province
d'Anvers et des plans de la ville (S.
229-252).
91 Bulletin des commissions royales d'art
et d'arch^ologie. S. VI, 749.
939 Bd. 25 Heft 5—12. 1886. 1) J.
Destree. Jean Van der Moerc, enlu-
940 mineur (S. 277—296). — 2) V. 31. G.
Dendal. La chasuble, Pdtole et le ma-
nipule dits de Saint-Bernard, conservc^s
en l'dglise de Saint-Donat a Arlon (S.
941 326-340). — 3) H, Goffinet. Des grottes
de Saint -Reraacle et d'un monast^re
fondc, vers Tan 645, par Sigebert U,
roi d'Austrasie, k Cugnon-sur-Semois
(S 354-378).
942 Bd. 26 Heft 1—8. 1887. 4) G.
Vande Vyvere. Les pierres tombales
histori^es et les inscriptions tumulaires
de Phöpital Notre-Dame ä Audenarde
(S. 106—136). — 5) Edg. Baes. Notes 943
et remarques sur les quatre David
Teniers (S. 149—192). — 6) H. Sdmer-dU
mans. 6« et 7« lettres sur les verres
„fa^on de Venise" ou „d' Altare", fa-
briquäs aux Pays-Bas (S. 193—161 et
313—383). — 7) J. Destree. Potiers945
et faienciers tournaisiens par Eug. Soil
(S. 276—284). — 8) Mph. de WitU. 946
Note sur une medaille rappelant Tddi-
tication, ä Bruxelles, de P^glise des
Carmdlites Thdr^siennes (S. 305—312)
Bulletin de la soci6t6 royale beige de 92
g^ographie.
Bd. X. 1886. V) A. Harm. Pro- 945
menade aux environs d'Anvers (S. 123
—139, 413—437 et 532-575). — 2)94«
E. Ouverleaux. Notice historique et
topographique sur Leuze (S. 247—293).
— 3^ A. Earou. Wilryck (S. 654 947
Bd."x. 1887. 4.) Ph. Binchon. G^o-948
graphie locale : la commune de Thulin
(S. 39— 6U). — 5) A. Harou. G^o-949
graphie locale: la commune de Belle-
court (S. 299—320). — 6) A. Harou. 950
Notice sur quelques communes du Hai-
naut (S. 424—462, 566-584 et 636
^688.
F6d6ration arch^ologique et historique 93
de Belgique. S. VI, 79.
Compte rendu des travaux du con-
gres tenu ä Namur les 17 — 19 aoCit
1886, sous la direction de la Societe
archeologique de Namur. 406 S. Namur,
Lambert-de Roisin, 1887. 8^ 6 M
Revue de l'art chr^tien. 8. VI, 753. 94
Nouv. Serie Bd. V. 1887. l)Pau?951
Allard. Les archives et la bibliotheque
poutiticales avant le XIV» siecle (S. 1
—10). — 2) Jides Hdbig. Histoire de 952
l'art dans la Flandre, TArtois et le
Hainaut avaut le XV« siecle, par M. le
Chan. Dehaisnes (S. 11—17). — 3) L. 953
Cloqtiet et A. de la Grange. Les mo-
numents fun^raires tournaisiens au
moyen äge (S. 18—40). — 4) X. Bar-db^
hier de Montaidt. La graude pancarte
de la basilique de Latran, 2« article
(S. 41-62). — 5) F, de Mdy. Les 955
inventaires de Tabbaye de Saint-Pere-
en-Vall(Je, k Chartres, 2« article (S.
41—62). — 6) V. Ambrosiam. Le656
chrisme et ses varidtäs (S. 73 — 82). —
7) Jules Hdbig. Fr^ddric Overbeck9ö7
Digiti
zedby Google
Bibliographie.
197
V)58(S. Ul-152). — 8) L. de Farcy. ün
retable, peint sur bois, du commence-
uient du XIII« siecle (S. 153—157). —
959 9) L. de Farcy. L'autel de Saint-Louis
dans Tf^glise de Saint-Remi de Chäteau-
960Gontier (S. 158— 159). — 10) Jtües
Heibig. Les peiatures murales de la
chapeile des religieuses Dominicaines
de Bäthanie, 2t Montferrand (Doubs) (S.
961 160—162 et 448—449). — 11) F. Am-
brosiani. Le symbolisme des animaux
au moyen äge d'apres un auteur italien
962 du XVe siecle (S. 163—171). — 12) X
Barbier de Montatüt. Le Bestiaire de
963 Monza (S. 172—182). — 13) L. Cloquet.
Elements d'iconograpbie chr^tienne (S.
964 183—188 et 308—315). — 14) Ch. de
Linas. Un bgou de Pdpoque des Hohen-
staufen, par C. D. Fräd. Schneider ä
965 Mayence (S 269—275). — 16) A. Ver-
haegen. Collier en or emailld dans le
tresor de T^glise collf^giale d'Essen
966 (Prusse rhenane) (S. 276-278.) — 17)
X. de Farcy. Un triptyque de broderie
au musee de Chartrea (S. 279—284).
967 — 18) X. Barbier de Montaidt. L'ap-
parition de sainte Cdcile au pape saint
Pascal I, et ses consdquences pratiques
968 (S. 285—307). — 19) Jules Hdbig. Ra-
phael, sa vie, son oeuvre et son temps,
969 par Eug. Müntz (S. 407—418). — 20)
Ch. de Linas. Le reliquaire de la sainte
Croix au tresor de la cathcdrale de
970 Tournai (S. 419—425). — 21) X Bar-
bier de Montault. Iconographie de sainte
ereile, d'apräs les monuments de Rome
(S. 426—447).
95 Antwerpsch Archievenblad. Bd. XV.
971 1887. P. Genard. Verzameling getitelt :
Collegiale actenboecken van 1577—1583.
(vervolg). S. 470. Antwerpen, Wed. De
Becker. 8^.
96 Bulletin de la socl^t^ d'anthropologie
de Bruxelles.
972 Bd. IV. 1885—1886. 1) A. Butot.
Sur Tage des silex recueillis ä Mesvin
973 pres Mons (S. 1.S4— 151). — 2)Delvaux.
Excursion de la societe k Mesvin, ä
Spiennes et k Harmignies (S 176—208).
974 3) Cels et Depauw. Considärations sur
la taille du silex, teile qu'elle etait
pratiquee ä Spienne ä Tage de la pierre
975 (S. 246—255). — 4) I)e Munck. Re-
cherches sur les silex dclatds sous l'in-
iluence atmosphdrique et sur ceux
retouches et tailles accidentellement
(S. 259— 263).
976 Bd. V. 1886—1887. 5) De Puydt et
LoJiest. Sur les statious de Page de
la pierre polie et sur des ddcouvertes
d'objets de la meme dpoque aux envi-
rons de Li6ge, Namur etc. (S. 66 — 90).
— 6) Bucguoy. Note sur des fouille8 977
faites en 1879 dans la caverne de la
B6che-aux - Roches, pr^s de Spy (S.
318—326). — l)DeMimck. Les inscrip- 978
tions de la chapeile de Bon-Vouloir-
en Havrd (S. 407-410).
Annales de la soci^t^ arch^ologique de 97
Tarrondissement de Nivelles. S. V, 587 f.
Bd. III Heft 2 et 3. 1887. 1) ^d 979
Van Even. La derniöre abbesse de
Nivelles (S. 119—175). — 2) C. 3fon- 980
nier. La bataille de SenefTe, 11 aoüt
1674 (S. 177—248). — 3) Dr. Le Bon. 981
L'ancien serment des arbaidtriers de
Nivelles et ses Statuts (S. 249—276).
— 4) F. Hachez. L'abbatialite du cha- 982
pitre de Nivelles promise ä Madame
d' Antriebe (S. 277—284). — 5) Em. 983
Mattfueu. Les dcoles de Jodoigne au
Xlle siecle (S. 285—290). — 6) X. 984
Galesloot Une excursion arch^ologique
ä Court- Saint -Etienne (S. 291—296).
— 7) J. CoUin. La tombe de Marie- 985
Magdelaine de Cupis Camargo ä Baisy
(S. 297-308). — 8) Em. Pnid'homme. 986
Le refuge de Tabbaye de Gambron h
Nivelles (S. 309-316). — 9) Em.Mat'987
thieii. Thomas Tordeur, fondeur nivel-
lois (S. 317—321).
Annaies du cercle arch^ologique du pays 98
de Waas. S. VI, 792.
Bd. XI Heft 1—2. 1887. 1) L. Cri-dSS
quälion. M(^moire au sujet de ddcou-
vertes faites, b. Ilaasdonck et ä Tamise,
d'urnes cineraires et de silex ouvres
(S. 33—37). — 2) Dr. J, Van Baem- 989
donck. L'äge de la pierre k Rupel-
monde (S. 39—68). — 3) Dr. J. Van 990
Baemdonck. Le pays de Waas peupl(3
{l i'c^poque ueolithique (S. 67 — 103).
4) Dr. J. Van Baemdonck. Ija premiere 991
reduction de la grande carte de Flandre
de Mercator (S. 105—108). — 6) F. 99?
V. M, Chronique de Frangois-Joseph
de Castro. Suite. (S. 109—207).
Annales du cercle arch^ologique de Mons. 99
S VI 782 f
' Bd.' XX. 1887. 1) L. Ddhaye. Notice 993
sur Bavay, ancienne capitale delaNervie
(S. 1—18). — 2) A. Jennepin. Notice 994
sur une vasque de fonts baptismaux de
reglise de Cousolre (S. 19—23). — 3) 995
F. Hachez. Voyage du comte de Calen-
berg de Bruxelles ä Mariemont et ä
14*
Digiti
zedby Google
198
Bibliographie.
996Beloeil en 1743 (S. 25—48). — 4) Th.
Bemier, Notice sur des antiquit^ pre-
historiques et belgo-romaines, trouvees
997 ä Angre (S. 76—82). — 5) i. DeoiUers.
Quelques titres de l'abbaye du Saulchoir
998 (S. 83—88). — 6) F, Hachez. Cele-
bration & Mons des fetes patronales de
Marie -Th^rese et du prince Charles
999(8. 90—92}. — 7) P. De Croos. Ancien
droit civil du Hainaut d'apr^s les chartes
1000 de 1619 (S. 93—178). — 8. F. Hachez.
Note pour l'bistoire ecclesiastique du
1001 Hainaut (S. 179—182). — 9) F. Hachez.
Biographie montoise (S. 183—188). —
1002 10) Ch. Bau88ۆe. Yues de Mons et de
1003 ses environs (S. 199—202). — 11) L.
DeviÜers. La seigneurie du Cul-du-Sae,
du Haut-Bois et de Pont-de-Londres
1004 (S. 203—213). — 12) L. Deviüers. Ex-
cursions arch^ologiques : Binche (S. 116
1005 —222). — 13) J. Monoyer. Notice sur
le village de Gottignies (S. 229—256).
1006 — 14) Th. Bemier. Chronologie his-
torique des seigneurs de Qui^vrain.
1007 (S. 257-283). — 15) F. Hachez. Adrien
Du Mont de Holdre, et son histoire du
Hainaut et de Mons (S. 288—324). —
1008 16) J. Monoyer. Armorial officiel du
1009 Hainaut (S. 325—348). — 17) J. Mo-
noyer, Notice sur le village de Mignault
1010 (S. 349-375). — 18) A. de Behault.
Notice sur deux anciennes verrieres de
Sainte-Waudru & Mons (S. 378—389).
1011 — 19) Em. MaUhieu, Les Stalles de
Saint-Germain ä Mons (S 390—398).
1012 — 20j Em. Matthieu. Statistique des
manufactures et fabriques de la ville
de Mons et de ses environs (S. 401—
1013 410). — 21) BonA. de Loe. Sur une
hachette trouväe ä Harmignies (S.
1014 411 — 414). — 22) F. Hachez. Le
1015 mayeur de Mons (S. 415—433). — 23)
F. Hacfiez. Le campement de Belmon-
1016 cel ä Mons (S. 434—444). — 24) G.
Cumont. Dicouverte d'antiquitds gallo-
romaines k Casteau en 1784 (S 445
1017 —451). — 25) E. de Munck. Antiqui-
täs decouvertes ä Havrö (S. 452—456).
1018— 26) A. de Befiavlt Numismatique
1019 montoise (S. 457—469). — 27) J. Mo-
noyer. Notice sur levillage ae Thieu
1020 (S. 470—503). — 28) A. de Behault.
Paiticularites sur Fr. Buisseret, arche-
veque de Cambrai (S. 504—528.) —
1021 29) L. Devälers. Sceaux de Merbes-
le-Chäteau, de Gosselies et de Leuze
1022 (S. 529—542). — 30) Van Bastdaer.
Les anciens gr^s artistiques üamands
dans le Nord de la France (S. 553—
574). — 31) /. Monoyer. Notre-Dame 1023
du puits ä Thriviöres (S. 581—586).
— 32) J. Monoyer. Ancien droit con- 10£4
tumier du Hainaut (S. 502 — 604). —
33) -ßo» A. de Loe. Note sur des an- 1026
tiquites franques däcouvertes ä Har-
mignies (S. 609—614). — 34) /. Mo- 1026
noyer. Fac^ties Nodales (S. 615—629).
— 25) Em. De Munck. Les inscrip- 1027
tions de la chapelle de Bon-Youloir a
Havr^. (S. 625—637).
M^moires et publications de la soci^t^ 100
des sciences, des arts et des lettres da
Hainaut. Mons. S. V, 580 f.
4e s^rie IX. 1885—1887. l) E. Pru- 1028
d'homme. Les signatures dans les actes
publics et priv^s de l'ancien Hainaut
(S. 5—18). — 2) ral}be Petä. Histoire 1029
de la vUle de Leuze (S. 29—466). —
3) Em. MaUhüu. Maximilien de lalOdO
Haize, grammairien montois (S. 467—
622). — 4) Th. Berfuer. Notice sur 1031
les anciens registres paroissiaux de
bapt^me, de mariages et de d^ces de
la province de Hainaut (S. 523 — 592).
M^moires de la Soci^t« historique et 101
litt^raire de Tournal. S. V, 566 f.
Bd. 20. 1887. A. de la Grange etlCÖ2
L. Cloqtiet. Etudes sur Part ä Toumai
et sur les anciens artistes de cette ville
(XX et 416 p ).
Bulletins de la soci^t« historique et 102
litt^raire de Tournai.
Bd. 21. 1886. 1) A. de la Grange.\^^
Les tableaux pour les prestations de
serment (S. 10—11). — 2) Desmazieres. 1031
Anciens livres de liturgie concemant
le diocöse de Toumai (S. 13—17). —
3) A. de la Grange. Fun^railles deKVio
Marie-Thärcse d'Autriche en 1683 (S.
21—33). — 4) Huguet. Coffret-ecrin lOW
du XVe siecle (S. 35—38). — 5) A. 1037
de la Grange. Extraits des comptes de
la recette g^n^rale de Tancien comte
de Hainaut (S. 40-45). — 6) Eug. Soä. lim
Notice sur Poutrain (S. 48—72). — 7)1(09
A. de la Grange. Extraits des refdstres
du parlement de Paris (S. 76—78). —
8) Eug. Soä. D. J. Van Oost et les 10*0
peintres de Tournai en 1720 (S. 80 —
86). -- 9) A. de la Grange. Le puits 1041
du grand marchd (S. 93—98). — 10)1042
A. de la Grange. Travaux ä la halle
de Saint-Brice (S. 99—104). — 11) A. 1043
de la Grange. Une canditature officielle
en 1488 (S. 106—114). — 12) ^. cfc/al044
Grange. Mobilier de la chapelle Saint-
Digiti
zedby Google
äibliographiö.
199
Jacqued, en l'^^glise Saint-Piat (S. 119
1045 —124). — 13) A. de la Orange. De-
scription sommaire de quelques matrices
1046 de sceaux (S. 131—144). — 14) Eug.
Soil La peste de 1668 k Tournai (S.
1047 151—173). — 15) i. aoguet. Peintures
murales romanes ä la cath^drale de
1048 Tournai (S. 173—191). - 16) Goflin.
Une pierre fun^raire de T^glise de Saint-
1049 Nicolas (S. 192—198). — 17) de Ne-
donehd. Les manuscrits de Pancien
prieurd de Notre-Dame de Sion (S. 205
1050 —209). — lö) A. de la Orange. La
capitulation de Tournai 1667 (S 200—
1051221). — 19) Etig, Soä. Tapisserie du
XV« siecle h Saint-Brice (S. 221—224).
1052 — 20) Hugitet. Philippe- Auguste Hen-
nequin (1763-1833) (S. 225—254). —
1053 21) Cocheteux, Valeur relative de Tar-
t^sien et du parisis vers la fin du
1054 XIII« sifecle (S. 256—271). — 22) Eug,
Soü, Potiers et faienciers Tournaisiens
1055(S.2J73— 488). — 23)^Ärte. Recherches
critiques sur la biographie de Henri de
Gand, dit le Docteur solennel, traduit
de Tallemand par J. Raskop (Supple-
mentbd. S. 1—51).
103 Documenta ei rapports de la soci^t^
paliontologique de Charleroi. S. Y 554 f.
1056 Bd. XIV. 1886. 1) X. Deüiüers, Les
chartes de Gerpinnes (S. 67—86). —
1057 2) Van Spübeek. Archives de Soleil-
1058 mont (S. 86—147). — 3) Van Spübeek.
Les refuges de l'abbaye de Soleilmont
ä Namur et k Chätelet (S. 149—188).
1059 — 4) Van Bastdaer. Note sur un ful-
lOeOgurite (S. 196—210). — 5) N. Cloquet.
Les tumulus en pierre dits galsgals,
1061 en Belgique (S. 211—218). — 7) N,
Cloquet. Des pipes arch^ologiques (S.
1062 219-229). — 8) Les excavations ro-
maines nomm^es le camp de Macque-
noise et le Chäteau-Fort (S. 131—247).
1063 — 9) N. Cloquet. Excursion k Godar-
1064 ville (S. 249—263). — 10) H. Sckuer-
mam. Cachet d'oculiste romain trouve
ä Fontaine- Valmont (S. 265—283). —
1065 11) J. Kaism. Excursion faite k Tr^ves
1066 (S. 285-306). — 12) Van Bastelaer.
Emplacement d'un oppidum belgo-gau-
1067 lois k Gougnies (S. 307—326). — 13)
Van Spübeek. Sceaux et armoiries de
l'abbaye de Soleilmont (S. 3ii7— 334).
1068 14) Tk. Bernier. Le besogne de Froid-
1069 Chapelle en 1608 (S. 335-430). — 15)
Van Basteiaer. Collection des actes de
franchises etc. de Charleroi (S. 441 —
1070 720). — 16) J. Fievet. Quelques mots
d'histoire et de numismatique sur les
localit^s de l'arrondissement de Char-
leroi (S. 721—761). — 17) F. Tahon. 1071
Les origines de la m^tallurgie au pays
d'Entre-Sambre-et-Meuse (S.763— 806).
— 18) Van Bastdaer. Les armoiries 1072
de l'abbaye d'Alne (S. 807—808). —
19) H. Schuermans. Verre k la la^on 1073
de Venise, fabriqu^ k Chätelet au XYIII«
sifecle (S. 809—811).
Annales du cercle arch^ologique d'En-104
ghien. S. VI, 800 f.
Bd. m Heft 1. 1887. 1) J. l^Van- 1074
^/H8. Cloftre de la colMgiale de Saint-
Vincent, k Soignies (S. 1—15). — 2) 1075
Em. Matthieu. G^n^alogie des d'Eng-
hien, seigneurs de Blaton et de Präaux
(S. 16—22). — 3) /. Petit. Une föte 1076
dramatique k Horrues (S. 23 — 37). —
4) Em. Matthieu. L'ameublement de 1077
la veuve d'un bailli d'Enghien en 1654
(S. 38—44). — ö) J. Cfvquet. tpita,- 1078
phes de Braine-le-Comte (S. 45—129).
6) Slingeneyer-De Werchin. Tableau de 1079
Notre-Dame de Messines k Enghien
(S. 130-131).
Bulletin de Tinstltut arch^ologique 105
li^geois. S. VI, 773.
Bd. 19 Heft 2 (noch nicht erschie-
nen).
Bd. 20 Heft 1. 1887. 1) 0,Lefevre. 1080
Rapport sur les fouilles arch^ologiques
faites dans les environs de Landen (S.
1—38). — 2) Albin Body. Les actes 1081
notariaux passes k Spa par les ^tran-
gers (1565-1826) (S. 39-197).
Annales de Tlnstltut arch^ologique du 106
Luxembourg (beige). S. VI, 804 f.
Bd. XIX. 1887. 1) J. FdsenhaH. 1(^2
Relations de la province de Luxem-
bourg avec le gouvemement g^n^ral
des Pays-Bas autrichiens 1716—1744,
3« Partie (S. 25—126). — 2) H. Oof- lOaS
jinet. Le jans^nisme dans l'abbaye
d'Orval (S. 135—180). — 3) H. Ooffinet. 1084
Albert de Meuldre, abbe d'Orval (S.
181—230). — 4) Ch. Laurent. Houf- 1085
falize et ses seigneurs, 2« partic (S.
231—265). — 5) Em. Möüe. Notice 1086
historique sur l'^glise paroissiale de
Melreux(S.267— 278).— 6)i;m. Tandel. 1087
ün maKeur au XVIIIo siecle (S. 319—
323). — 7) F. M. O. Dendal. Notice 1088
sur des v^tements liturgiques, dits de
Saint-Bernard, conservds en les ^glises
de Saint-Donat k Arlon et de Notre-
Dame k Trfeves (S. 325-383). — 8) 1089
J. B. Sibenaler. Ddcouvertes d'anti-
Digiti
zedby Google
200
Bibliographie.
quit^s faites recemment ä Arlon (S. 335
—336.
107 Annales de la soci^tö arch^ologique de
Namur. S. VI, 795 f.
1090 Bd. Xni 1 et 2. 1887. 1) P. Van
Caloen. Ha8ti^re-Notre-Dame oii Has-
1091 ti^re-par-delä (S. 1--22). — 2) H. B.
Recherche bibliograpliique sur Galliot
1092 et sa famille (S. 23—42). — 3) H.
Schuennuns. Inscriptions romaines troii-
v^es k la citadelle de Namur (S, 45 —
1093 74). — 4) Bdand. Etüde historique
sur le village et le dovenn^ de Graide
1094 (S. 75—120 et 143-234). — 5) Alf.
Bequet. Nos fouilles en 1885—1886
1095 (S. 235—256). — 6) Mahieux. öi^ge de
1096 Namur, 1792 (S 257—275). — 7) Eag.
del Marmöl. La rue Godefroid [ä Namur],
1097 son origine (S. 276—282). — 8) Alf.
Bequet. Le menhir de Velaine-sur-
1098 Sambre (S. 283—286). — 9) Alf Henri.
L^atelier monetaire de Bouvignes (S.
1099 287—292). — 10) Atelier moneitaire de
1100 Celles (S. 293-294). — 11) E. D. M.
Le peintre Noel (S. 295—296).
Stolland.
108 Verslagen en mededeelingen der Ko-
ninklijke Akademie van Wetenschappen.
Afdeeling Letterkunde. 3 reeks 3 deel
2e en 3e stuk 4« deel (133—369 en 1
—104) S. VI, 835 f. Amsterdam, Joh.
Müller. 1887. gr. 8. f. 2,40.
1101 Inhoud: 1) G. de Vi'ies'Az, De Rijn-
1102 dijk in de duincn te Petten. — 2) J.
Haheis. De echtheid van den stichtings-
1103 brief der abdy Thorn in 992 — 3) N.
1104 Beets, Vondel en llembrandt. — 4) J.
Hahets. Fragment van een Registrum
1105beneficiorum uit het jaar 1430. — 5)
J. P. N. Land. Arnold Guelincx te
1106 Leiden. — 6) J. Verdam. Bedorven
plaatsen en weinig bekende woorden
1107 uit den Mnl. Limborch. — 7) S. J.
Focketna Amlreae. De gezamende band
naar de oud-nederlandsche rechten. —
1108 8) B. Fruin. Over twee middelneder-
landsche woorden (icovHten u. hevene),
1109—9) J. llabets. Overblijfsel van Ro-
meinsche gebouwen met bad en ver>
lllOwarmingstoestelde Hoensbroek. — 10)
J. C. G. Boot, Bibliographische me-
dedeeling (Bellum grammaticale).
1111 — 11) J, G. B. Acquoy. Kerstl lederen
en leisen.
109 Verslagen omtrent 's Rijks verzamelin-
gen van geschiedenis en kunst. VII f.
1885. (228.) '8 Hage, Mart. Nijhoff.
1887. Gr. 8. 0,25. S. VI, 838 f.
Bijdragen en mededeelingen van het His- 110
torisch Genootschap gevestigd te Utrecht.
10« deel. (460 en 2 uitsl. staten). Ttr.,
Kemink en Zoon. 1887. Rov. 8. f. 5,80.
S. VI, 839 f.
Inhoud: 1) A. Buchdius. Obscrvatio- 1112
nes ecclesiasticae sub presbyteratu meo
1622—1626. (üitgcgeven door Mr. S.
Muller Fz.) — 2) Onderhandelingen 1113
tusschen de Staten van Utr. en de hooge
Regering, over het aandeel van Utrecht
in de buitengewone bede. 1574 — 1576.
(Medegedeeld door Dr. P. L. Muller.)
— 3) De verandering, in het beheerlll4
van den Lekdijk bovendams gemaakt
door Karel V. (Medegedeeld door M'.
S. Muller Fz.) — 4) Stukken betref-1115
fende de zendiug van Dirk van Uille naar
Spanje van wege de Staten van Bra-
baut. 1574 — 1575. (Medegedeeld door
Dr. P. L Muller.) — 5) Stukken over 1116
de twisten der stad Utrecht met de
beeren van Ysselstein in 1510 en 1511.
(Medegedeeld door Mr. S. Muller Fz.)
— 6) C. Hop, Journal de mon voyage 1117
par TAllemagne 1707. (Medegedeeld
door R. W. J. Baron van Pabst van
Bingerden.) — 7) De oprichting van 1118
het College van Gedeputeerde Staten
van Utrecht. (Medegedeeld door M'.
S. Muller Fz.) — 8) F. Becker. Eene 1119
onbekende kronijk van het klooster te
Windesheim.
Warande (De DIetsche). Ti)dschrlft voor 111
kunst en'zedegeschiedenis. (Onder hoofd-
redactic van Paul Alberdingk Thijm.)
Nieuwe reeks. lojaarg. Nr. 1. (1-140
met pl.) Gent, S. Leliaert; A. Siffcr
& Co.; 's Hage, W. Cremer. 1887. gr.
8. per jaargang van 6 afl. f. 6. —
1) Steph. Beisscl. Kunst en wetenschap 1120
in de friesche kloosters Roozendaal en
Bloemhof te AVittewierum, in de der-
tiende eeuw. — 2) J. B. Nordhoff. Joost 1121
Cornelisz. Drooch-Sloot. — 3) W. H. 1122
James Weale. De eerste Vlaamschc
schilderschool. — 4) A. ran der Liiide. 1123
De oudste lofrede op den uitvinder der
bockdrukkunst (Gutenberg) 1427. —
5) A. van der Linde. Deboekdnikkunst 1124
voor den pauselijkcn stoel. — 6) Edw, 1125
ran Even. Drievoudig doctoraat aan
de hoogeschool van Lcuven, 1722.
Fries (De vrlje). Mengellngen uilgegeven 112
door het Friesch Genootschap van ge-
schied-, oudheid- en taatkunde. 16« deel.
Digiti
zedby Google
Bibliographie.
201
(3« reeks, 4« deel.) afl. 4 (479—602.)
Leeuw. A. Meijer firma H. Kuipers & ,
J. G. Wester, 1887. gr. 8. f. 0,60. '
S. VI, 858.
1126 Inhoiid: 1) B. Cannegieter. Mercela,
1127 — 2) J. Dirks, De vondst van Onna.
1128— 3) /. Dirks. De vondst te Feins.
1129— 4) A. J. Afxdreae. Het verzet der
Friezen tegen de Spaansche dwinge-
1 130 landy. - 5) J. Tdting. lets over het
Sjaardema-lcen.
113 Oud Holland. Nieuwe bijdragen voor
de geschied, der Nederlandsche kunst,
letterkunde, nijverheid enz 5® jaarg.
1_3. (1—240.) Amsterdam. Gebr.
Binger. 1887. f. 10,—. S. VI, 859.
1131 Inhoud: \) J. Six. Cornelis van der
Voort en zijn werk als portretschilder.
1132 — 2) E. W. Moes. Joannes Cabeljauw,
de eerste hoogleeraar in de recht sge-
1133leerdheid te Amsterdam. — 'S)Ä.Bre-
1134 dius en G, Veth. Poulus Leaire. — 4)
N. de Boever. De rariteitenkamer, ver-
bonden aan't Amsterdamscbe gemeente-
1135archief. — 5) A. Bredius. Het sterf-
jaar van den beeldhouwer Adriaen de
1126 Vries. — 6) N. de Boever. Een bezoek
aan den ridder Adriaen van der Werf,
1137 kunstschihier, in 1710. — 1) D. Fran-
ken. Albert Jansz. Vinckenbrinck. —
1 138 8) J. A. Worp Caspar van Baerle (1631
1139—1635). — 9) W.F.N.vanBootselaar.
De Onre Lieve Vrouwen toren te Amers-
1140foort — 10) G. H. Veth. Aanteeke-
nicgen omtrent eenige Dordrechtsche
1 141 schilders (I). — 11) A. Bredws en P.
Haverkorn van Btjsewijk. Hendrick Ger-
1 1 42 ritsz. Pot. — 12) H. C. Bogge. De opera
1143te Amsterdam. — 13) G. P. Bouffaer.
Vier Kamper schilders; Ernst Maeler,
Mechtelt Toe Boecop, Bernhard Vollen-
1144 bove, Steven van Diiijven. — 14) A. Bre-
dius eti N. deBoever. Rembrandt. Nieuwe
bijdragen tot zijne levensgeschiedenis.
114 Bijdragen voor Vaderlandsche geschie-
denis en Oadheidkunde. 3« recks, 3« deel.
's Hage; Mart. Nijhoff, 1887. f. 1,25
per sink. S. VI, 874 f.
1145 Inhoad: 1) B. Fruin. Over eenige
ziekten van Prins Willem I, uit de
aanteekeningen van zijn lijfarts Pieter
1 146 van Foreest. — 2) P. J. Blök. De finan-
1 147 cien van het graafschap Holland. — 3)
F. G. Slothouwer. „Paepse Stoutiche-
1148 den.** — 4) Brievcn van Leicester aan
den Koning van Denemarkcn, medeged.
1149 door Dr. B. Fruin. — 6) B. Fruin. Over
zoenen en vreden in Holland, Zeeland
en Utrecht. — 6) L. P. C. v. d. Bergh. 1150
De kroniek van de Zyp. — 7) J". L. 1151
G. Gregorij. De Vice-Admiraal Wem-
berich van Berchem. — 8) J. E. Heeres. 1152
lets naar aanleiding van contracten
van correspondentie. — 9) P. L. Mtdler. 1153
De partijstrijd te Utrecht over de Na-
dere Unie. 1578.79. — 10) G. M. Slot- 1154
hauwer. De vorming van Philips Frei-
herr von Stosch tot diplomatiek agent
en zvjne betrekking tot den griffier
Francois Fagel I.
Vereeniging tot uitgave der bronnen van 115
het oude vaderlandsche recht. Verslagen
en mededeelingen. Tweede deel, Nr. 1
(72 bl.) 's Gravenhage. Mart. Ny hoff,
1886. Roij. 8^ f. 1,20. S. VI, 883 f.
Inh.: 1) De Geer van JutpMas. Die 1155
bandveste van der Ameyde. — 2) 5.1156
MuUer Fz. Der scepene boeck van Ut-
recht. — 3) S. Midier Fz. Register der 1157
inkomsten van de proosdij van St. Pieter
te Utrecht in het laatst der 13<ie eenw.
(Bijdr. tot de kennis onzer Drentsche,
Twentsche en Zutphensche hofrechten.)
— Landrecht van Buren en Beusichem
ao 1383. — Overdracht van onroerend
gocd door een melaatschen.
Volktalmanak (Nieuwe Drentsche) voor 116
het Jaar 1887. Orgaan van de Com-
missi e van bestuur van het provinciaat
museum van oudheden in Drenthe, on-
der redactie van Dr. II. Hartogh Ileijs
van Zouteveen. 5e jaargang. (263 bl.
met 1 gelith. plaatje en 1 uitsl. gelith.
plaat.) Assen. Van Gorcum en comp.
1886. Kl. 8. f. 1,50. S. VI. 8^8 f.
Tijdschrift voor Noordbrabandsche ge-
schledenis, taal* en letterkunde. Hel-
mondt. J. de Reijdt, 1887. f. 3,—.
Archleff. Vroegere en latere mededeelin-
gen voornamelljk In betrekking tot Zeeland.
Uitgegeven door het Zceuwsch genoot-
schap der Wetenschappen. Middel-
burg. J. C. en W. Altorffer. 1887.
Inh. : 1) J. C. de Man. De wette- 1158
lijke bepalingen op het vroegere leve-
ren van medicijnen door doctoren te
Middelburg. — 2) H. M. Kestdoo. De 1159
stadsrekeningen van Middelburg (II)
von 1450—1499. -— 3) J. Broekema. 1160
Borsele als ambachtsheerlijkheid en als
polder (voor 1795).
Bijdragen tot de geschiedenis van Over- 119
ijssel, uitgegeven door J. J. ran Door-
ninck en J. Nanninga Viterdijk. Deel
9 afl. 23, (97—280.) Zwolle. Erven
J. J. Tyl, 1887; Post 8. f. 0,90.
117
•118
Digiti
zedby Google
^
Bibliographie.
1161 Inh.: 1) Het Zwolsche schoolwezen.
1162 — 2) Bouwstoffen voor eene handels-
1163 geschiedenis van Over^ssel. — 8) Aan-
teekeningen betreffende bet brievenver-
1164 voer te Kampen. — 4) Het rechtzetten
der Buiten-en Boventorens te Kampen.
1165 — 5) Aanteekeningen betreffende de
geschiedenis van den polder van Dron-
1166 then. — 6) Winhoff's „Landrecht van
Averissel".
120 Publications de la Soe\M historique
et arch^ologique dans le duch^ de Lim-
bourg. Ruremonde. J. J. liomen et fils,
1887. f. 6. S. VI, 880 f.
1167 Inh.: 1) ^. J. F/amen^. Byzantijnsche
kunstvoorwerpen met inschriften van de
0. L. Vrouwe kerk te Maastricht. —
1168 2) J. L. MuUeneers. De scheepvaart in
Limburg in de 16« en 17« eeuw, bene-
vens bgzonderheden over Maasschip-
pers, handel, zeden en rechtswezen. —
1169 3) M, Wiüemsen, Oorkonden aangaande
1170 het kapittel van St. Odilienberg. — 4)
Jos. Hahets. Historische beschrgving
der kerk van 0. L. V. te Maastricht.
1171 — 5) Jo8. Habeta. De legende van het
wonderbaar kruis van Riempst. — 6)
1172 G^. Peeters. Geschiedenis van de Valken-
burgsche heerlgkheid Wynandsrade.
121 Archief voor Nederlandsche Kerkge-
schiedenis, onder redactie van J. G. 11.
Acquoy en H. C. Rogge. 2« deel. Afl.
1, 2, 3 (1— aS6). 'sHage, Mart. Nijhoff,
1887. gr. 8. ti. 1,25 per afl.
1173 Inh.: V\J. G. B. Acqmij. Het gees-
telgk liea in de Nederlanden voor de
1174Hervorming. — 2) J. J. Doedes. Acht
uitgaven der gemengde tekstrecensie
van den Heidelbergschen Catechismus
1175 in het Nederlandsch. — 3) H. G. Kleijn.
De catalogus der boeken van de abdij
1176 te Egmond. — 4) A. C. Düker. Brief-
wisseling tusschen den Utrechtschen
kerkeraad en Anna Maria van Schur-
1177 man. — 5) S. MuUer Fz. Collatierecht
1178 en incorporatie van kerken. — 6) J. G.
B.Acquo\ji De Friesche zanger Bernlef.
1179 — 7) TT. F. a Knüttel. De verbanning
van den laatsten Apostolischen Yicaris
der Hollandache Missie.
122 Archief voor de geschiedenis van het
Aartsbisdom Utrecht. Bijdragen, verza-
meld en uitgeg. op last en onder toe-
zicht van den Aartsbisschop. 15« deel.
Afl. 1, 2. Utrecht. Wed. J. R. van Ros-
sum (160). 1887. gr. 8. f. 2,—. S. VI, 896 f.
1180 Inh.: 1) Dr. L. Eenige brieven en
stukkeu gevondcn in het ^Museo Bor-
giano« te Rome. — 2) W. F. N'. van 1181
Bootsdaar. Amersfoort, godsdienst en
onderwijs. 1580—1680. — 3) Wäbr. 1182
Hoeoenaars. HetPremonstratensernon-
nenklooster van Zennewijnen. — 4) A. 1188
van Lamtnel. Bescheiden betreffende
het voormalig bisdom Groningen. 1569
—1603. — 5) A. ran Lommd. Opvol- 1181
ging der Jesuieten als missionarii io
het Aartsbisdom van Utrecht. — 6) JB. 1185
Geei'dink. Calendarium et necrologium
Ecclesiae S. Plechelmi in Oldenzalia.
— 7) W. Hoevenaars. Bijdrage tot de 1186
geschiedenis der abdg van Marien-
weerd. — 8) J. H. Hofinan. Toestand 1187
der Hollandsche Zending tijdens de
eerste helft der 18« eeuw. — 9) B. 1188
F. V. Aanteekeningen op Lindebom's
Historia Episcopatus Daventriensis. —
10^ TT. Hoevenaars. De abdij van Or- 1189
val als kweekschool van Jansenisten.
— 11) A. van Lommd. Privati ragguagli 1190
che aP prefetto della Sac. Gong»« di
Prop. Fide umilia relativamente alle
Missioni di Oiiyandia Luigi Ciamberlani.
Bijdragen (Doopsgezinde) verzameld123
en uitgeg. door J. G. de Hoop Scheffer
(154). Leiden, E. J. Brill, 1887. Post 8.
f. 1,25.
Bulletin de la CommiMion pour Thittoire 124
des Egiises Wallones. Tome II (406 p.)
La Haye, Mart. Nghoff, 1887. gr. 8,
pro iiv. 1—4. f. 5.
Inh.: 1) M, A. Ferk. La revocation 1191
de r^dit de Nantes et ses consequences.
— 2)C Landre. Pierre Albus, ministre 1192
a Paramaribo en 1683. — 3) Ch. Bah- 1193
lenbeck. Jean Taffln. Un r^formateur
beige du XVI« si^cle. — 4j C. Landre. 1194
Une famiile protestante hollandaise,
(Stabile ä la Guadeloupe, se refngiant
k Surinam. — 5) F. H. Gagndnn. L'ä- 1195
glise Wallonue de Harlem. — 6) H. 1196
de Jager, L'^gliseWalionne de la Brille.
— 7) C. Landre. Les protestants hol- 1197
landais k Bordeaux. — 8) Margnerite 1198
Psgon, sa conversion forcee et son Eva-
sion du couvent de Toumay. — 9) No- 1199
tice sur les r^fugi^s ä Alemaar, 16b7.
Bibliograflsche Advorsaria. Tweede 125
reeks. 1« deel. afl. 1 en 2 (1—66).
'sHage, Mart. Nyhoff. 1887. kl. 8. per
deel van 10 afl. f. 2,50,. S. VI, 911 L
Inh.: 1) H. C. Bogge. Een band met 1200
tractaten van David Joris. — 2) F. A. ISUl
Tide. Een boekverkoopers - rekening
van 1584. — 3) J. J. Doedes, Een tot 1202
heden onbekend nieuw testament in
Digiti
zedby Google
Bibliographie.
M
1203 het Kederlandsch van 1530. — 4) J.
/. JDoedes, Over de ^Daytsche Theo-
laWlogij- in het Nederlandsch. — 6) C.
M. Dozij Veen's „Napasser*^.
126 Archiaf voor Nedertandsche kunstge«
sckMenif. Yerzameling van meeren-
deels onultgegeven berichten en me-
dedeelingen betreffende Nederlandsche
Bchilders, plaatsnijders enz. Bgeeoge-
1305 bracht door Fr, D. 0. Obrem, b« deel
(880). Rotterdam. W. J. van Hengel.
1887. 4». f. 9. S. VI, 913 f.
1206 Inh. : 1) J. Soutendam, Necrologium
van Delftsche kanstenaars, opgemaakt
uit de begrafenisboeken in het archief
1207 van Delft. — 2) Ch. M. Dozy, Veilin-
gen van schildergen in het begin van
1206 de zeventiende eeuw. — 3) N, Schd-
tema. lets over den schilder Christoffel
1209 Pierson. — 4) J, G. Frederiks, Oud
tafereel ter gedachtenis van de beeren
van Montfoort — 5) P. Haverhom van 1210
Bijsewiß, De portretten van Erasmus
door Dürer. — 6) N, ScheUema. By- 1211
zonderhedeu anngaande den schilder
en dichter Comelis Ketel. — 7) A, 1212
Bredius. De gildeboekeu van St. Lu-
cas te Middelburg. — 8) J. G, Fre- 1213
deriks, Het portret der weduwe van
den admiraal Zwartenhond door Rem-
brandt. — 9) N. Schdtema, £en laatste 1214
woord over het geschlacht Crabeth.
— 10) W, F. N. van Bootadaar, Het 1216
naamboek van het St. Lucasgild te
Amersfoort. — 11) J. Soutendatn, Kunst- 1216
historische bgdragen uit het Delftsch
archief. — 12) Max Booses, Een por- 1217
tret door Herman van der Myn. —
13) P. /. Frederiks, Arnold Houbraken 1218
en zijne kinderen.
^^>^&^<^^-
II. BUcherschau.
Zu nnserm Bedauern ist es nicht
möglich gewesen, der folgenden Bücher-
schau die Erscheinungen der Els&ssisch-
lothringischen Litteratnr einzuverlei-
ben. Dieselben werden in einem späteren
Hefte nachfolgen. Einstweilen verglei-
che man für Elsass-Lothringen Miitd-
alter oben Nr. 28, 51, 59a, 72, 74, 75,
78, 81, 148, 165, 173, 207a, 211, 212,
217, 218, 221, 227, 248; Neuzeit Nr. 18,
20, 22, 26, 27, 29, 35, 39, 42, 44, 46,
53, 56, 57, 63, 66, 67, 73, 80. 89, 99,
lül, 102, 103, 104, 1U5, 106, 109, HO,
114, 117, 118, 121, 122, 124, 126, 127,
128, 129, 169, 184, 188, 190, 195, 204,
205, 215, 242; LokaJgeschichte Nr. 4,
19, 31, 39, 45, 57, 59, 62, 69, 70, 72,
88, 92, 93, 94, 95, 96, 97, 99, 107,
113, 119, 120, 123, 125, 130, 143, 145,
146, 147, 148, 149, 150, 166, 180, 186,
202, 248; B/echts- und Wirtschaftsge-
sOuekU Nr. 2, 3, 6, 7, 8, 13, 30, 39,
47, 48, 49, 51, 74, 101, 117, 127, 138,
142, 165, 167, 176, 177, 189, 198, 201,
212, 235; Kunstgeschichte Nr. 8, 15, 16,
17, 23, 30, 35, 38, 39, 55, 76, 86, 154,
1Ö6, 168, J70, 174, 178, 179, 186, 191,
193, 194, 197, 200, 201, 203, 206, 208,
210, (960); Kuitur- und LiUeraturge-
sdüchte Nr. 1, 6, 7, 8, 9, 14, 15, 17,
20, 21, 32, 33,
52, 53, 58. 60,
80, 82, 83, 84,
100, lOn, 108,
131, 132, 133,
152, 159, 160,
183, ]84, 185,
191, 192, 193,
211, 215, 216,
36, 37, 40, 41, 43, 50,
61, 64, 68, 71, 73, 79,
85, 87, 91, 92, 97, 98,
111,112,116, 117,120,
135, 136, 141, 142, 144,
161, 162, 163, 171, 17H,
186, 187, 188, 189, 190,
197, 198, 202, 203, 206,
235, 237a, 248.
I. VorrSmische ü. römische Zeit.
Allgemeines und Verschiedenes,
Miller, Konrad. Die Weltkarte des 1219
Castorius, genannt die Peutingersche
Tafel. Ravensburg, Maier. Text und
Atlas. 6 M.
Mommsen, Th. Die römischen Pro- 1220
vinzialmilizen (Hermes XXU S. 547—
558; vgl. Wd. Korr. VI, 140 u. 197).
Mommssn, Th. Die fünfzehn Münz- 1221
statten der fünfzehn diocletianischen
Diözesen. (In v. Sallet's num. Ztschr.
V S. 239—260.)
Viollet, les citi^s libres et f^d^rdes et 1222
les principales insurrections des Gaules
contre Rome. (Ac. des inscript. 1887,
15 Juli, 5 Aug.)
Kämpen, de, Alb. Tabulae maximae: 1223
Oallia 1 : 750,000 auf 9 Blätteni, 8 M.,
aufgezogen 13, bzw. 16 M.
Digiti
zedby Google
204
Bibliographie.
1224 Ausonii opuscula, rec. Peiper, Rud.
Lipsiae, Teubner. 1886. 8. 6,60 M.
1225 Schumacher, Ludw. De Tacito Ger-
maniae goographo. Berlin, Gymnasial-
programm. 1887.
1226 Seelmann, W. Ptolemäiis u. die Sitze
der Semnonen. Jahrb. des Vereins fi'ir
niederdeutsche Sprachforschung. XII.
(1886) p. 39-52.
1227 Wimmer, Ludw. Die Runenschrift.
Vom Verf. umgearbeitete u. vermehrte
Ausgabe. Aus dem Dänischen übers,
von F. Holthausen. Berlin, Weidmann.
1887. 14 M. (Vgl. Wd. Korr. VI, 139.)
1228 MQIlenhoff, Karl. Deutsche Altertums-
kunde. II. Band. Berlin, Weidmann.
1887. 8. 14 M. (Vgl. W'd Korr. VI, 155.)
1229 Much, W. Die Verbreitung der Ger-
manen vor ihrem Eintritt in die Ge-
schichte. Anthrop. Korrbl. XVIII S. 154.
1230 Dahn, F. Urgeschichte der germ. u,
romanischen Völker. 3 B. (S 641 —
830.) Berlin, Grote. 3 M.
1231 Dahn, F. Deutsche Geschichte. (Ge-
schichte d. deutsch. Urzeit I. 2 (bis 814).
1232 Friedrichs, Car. Matronarum monu-
menta collegit. Bonner Doctor-Disser-
tation. 1886. 8. (Vgl. Wd. Zs. VI. S 279.)
1233 Cohausen, von. Mauerverbände an
alten Bauwerken des Rheinlandes (in
Zeitschrift für Bauwesen, redig. von
Sarazin, 37 Band. 1887. S. 51—68,
231—244, 587- 600). Vgl. Wd. Korr.
VII, 28.)
1234 Keiler, J. 1) Sind in den Rheinlan-
dcn in zweifellos röm. Gräbern Waf-
fenfunde nachzuweisen? 2) Ist poly-
chrome Behandlung röm. Inschriftsteiue
und Skulpturen in den Rhcinlanden
nachweisbar? Korrbl. d. Gesamt ver.
1887. s. i.m
12.35 Schneider, J. Die alten Heer- und
Handelswego der Germanen, Römer u.
Franken im deutschen Reiche. 5. Heft.
1236 Chambalu, A. Die alten Heer- u. Han-
delswege im deutschen Reiche. Berliner
phil. Wochenschrift. 1887. S. 1386 u.
1416. (Ausführl. Anzeige der J. Schnei-
derschen Arbeiten.)
1237 Naeher, J. Die römischen Militair-
strassen und Handelswege in Südwest-
deutschland, besonders in Elsass- Lo-
thringen und der Schweiz. Strassburg,
Noiricl. 4°. 3M. (Vgl.Wd. Korr. VI, 190.)
12.38 OMenschlager, Fr. Die röm. Grenz-
mark in Bayern. Aus den Abhand-
lungen der bayr. Akademie XVIII. B.
1. Abt. München. 1887. 4. (Vgl. Wd.
Korr. VI, 105.)
C. Mehlis. Hercynia, Ardennen, Harz, 1239
Hart, ein Beitrag zur historischen Geo-
graphie Mitteleuropa's. (In Zeitschr.
für wissenschaftl. Geographie. VI. S.
91—99.)
Duncker Albert. Geschichte der Chat- 1240
ten, herausgegeben von Georg Wolff.
(Aus Zeitschr. des Vereins für hess.
Gesch. N. F. XIH).
Dewitz, C. Die Externsteine im Teu- 1241
toburger Walde Eine archäol.-kritischc
Untersuchung. Breslau. 1886. Text n.
Atlas. (Vgl. Wd. Korr. VI, 192).
B9ckcr, Fr. Damme als der mutmass- 1242
liehe Schauplatz der Varusschlacht
sowie der Kämpfe bei den Pontes longi
im Jahre 15 und der Römer mit den
Germanen am Angrivarierwalle im J.
16. 72 S. u 2 Tfln. Köln, Bachern.
1887. 8. M. 1,75.
Christ, Karl. Idista-viso. Anthrop. 1243
Korrbl. XVHI, S. 70.
Deppe, Aug. Kriegszüge des Tiberius 1244
in Deutschland 4 u. 5 n. Chr. Biele-
feld. 1886. 8.
Knoke, Fr. Die Kriegszüge des Ger- 1245
manicus in Deutschland. Berlin, Gärtner.
1887. 8. M. 15.
Knoke, Fr. Die Schlacht im Teuto-1246
burger Walde. Grenzboten. Nr. 25 u. 26.
Neubourg, H. Die Örtlichkeit der 1247
Varusschlacht, mit einem vollständigen
Verzeichnisse der im Fürstentum Lippe
gefundenen Römischen Münzen. VI. 70.
Detmold, Mayer. 1887. M. 1,20.
Schierenberg, G. Der Kriegsschauplatz 1248
des J. 16 n. Chr. im Cheruskerlande.
Anthrop. Korrbl. XVHI S. 70.
Wagener, R. Der Kriegsschauplatz 1249
des J. 16 n. Chr im Chenisker lande.
Anthrop. Korrbl. XVIH, Nr. 4 und 5,
vgl. Nr. 8.
ElsasS'Jjothringen.
Wiegand, Wil. Die Alamanncnschlacht 1250
von Strasshurg 357. Eine kriegsge-
schichtliche Studie. Beiträge zur
Landes- und Volkskunde von Elsass-
Lothringen III). Stra,ssburg, Heitz. 1887.
8. (Vgl. Wd. Zs. VI, S. 319 u. VH S 63).
Vgl. oben Nr. 24, 34, 65, 133, 137,
153, 158,164, 172,207, 211, 213.
Württemberg.
Kailee, v. Die Bedeutung der röm 1251
Niederlassung auf dem kleinen Heuberg.
Röm.HeerstrasseRottenburg-Cannstadt.
Röm. Niederlassung bei Wachendorf.
Württemb. Viertel jahrahefte X, 1.
Drück. Ausgrabung des Römerkas- 1252
Digiti
zedby Google
Bibliographie.
205
teils in Miirrhardt. Württemb. Vier-
teljahrsheftc X, 1.
Baden.
1253 Dubn, F. von. Kui-zes Verzeicbnis der
Abgüsse nach antiken Bildwerken im
archäologischen Institute der Univer-
sität Heidelberg. Heidelberg 1887. 8.
M. 0,80. (Vgl. Wd. Korr. VI, 42).
1254 [Winnefeld, Herrn.] Beschreibung der
Vasensammlung der grossh. vereinigten
Sammlung zu Karlsmhe. Karlsnihe.
1887. 8. (Vgl Wd. Korr. VI, 175).
1255 Bissinger, K. Funde römischer Mün-
zen im Grossherzogtum Baden. I. Bei-
lage des Programms des Progymn. in
Donaueschingen. 1887. 4. (Vgl. Wd.
Korr. VI, 122).
1256 Leiner, L. Der Rosengarten in Kon-
stanz. Ein Umblick im Konstanzer Ge-
biete, nebst Erläuterungen. Vortrag. —
. Schriften des Ver. f. Gesch. des Boden-
sees u. s Umgebung. XVI. S. 13—29.
1257 Strass, G. Fundstücke von Ilaltnau,
gesammelt 1887. Beitrag zur Gesch.
der Pfahlbauten. — Schriften des Ver.
f. Gesch. d. Bodensees u. s. Umgebung.
XVI. S. 78-84.
Vgl. oben Nr. 418, 424.
Mtttelrhein.
1258 Schneider, Fr. Das Parzenbild zu
Rüdenau im Odenwald. Mainz. 1887.
8. (Vgl. Wd. Korr. M, 189).
1259 Wolff, 6. Neue Ausgrabungen des
Nassauer Geschieh ts Vereins im röm.
Grenzlande. Berliner Phil. Wochen-
schrift 1888 Nr. 10.
1260 Römisches im östlichen Odenwald.
Korrbl. d. Gesammtvereins 1887 S. 107.
1261 Loiz. Altes und Neues über die rö-
mischen Mainbrücken. Korrbl. des
Gesammtvereins 1887 S. 9.
1262 Letz. Zum römischen Vilbel. Korrbl.
des Gesammtvereins 1887 S. 91.
1263 Kofier. Alte Mainbrücke bei Seligen-
stadt. Korrbl. des Gesammtvereins
1887 S. 138.
1 2()4 FlorschOtz, B. Zwei germanische Opfer-
steine (bei Staden an der Nidda und
auf dem grossen Feldberg). Anthrop.
Korrbl. XVIII, Nr. 5.
126.1 Reinhardt. Zur Kömerbrücke bei Mainz.
Korrbl. d. Gesammtvereins 1887 S. 151.
1*266 Harsier, W. Katalog der historischen
Abteilung des Museums in Speyer. (Vgl.
Wd. Korr. VH, 26). Speyer. 1888. 8.
1267 Melilis, C. Zusammenstellung der
archäologischen und anthropologischen
Litteratur über die Pfalz. (Aus Jahres-
bericht der Pollichia 1888).
Mehlit, C. Ausgrabungen in Obrig- 1268
heim. Berl. Phil. Wochenschrift 1887
S. 772 u. 802.
Mehlis, C. Ausgrabungen auf der 1269
Heidenburg bei Kreimbach in der Pfalz.
Berl. Phil. Wochenschrift 1887 S. 1394
und 1554.
Weckerting, Aug. Die römische Ab- 1270
teilung des Paulusmuseums der Stadt
Worms II. Worms. 1887. 8. (Vgl.
Wd. Korr. VI, 86).
Körber. Römische Münzen des Main- 1271
zer Centralmuseums , Programm des
Gymnasiums in Mainz. 1887 4. (Vgl.
Wd. Korr. VI, 123).
Ihm, M. Neue Inschriften von Köln 1272
und Mainz. Rhein. Museum XLH, 3.
S. 487-488.
Keller, J. Neuer römischer Fund in 1273
Mainz Allg. Zeit. 1887. Nr. 311 Bei-
lage S. 4587.
Vgl. oben Nr. 275, 281, 292, 293,
304, 306, 314, 316, 320, 321, 322.
323, 325, 338, 353, 354, 361, 375,
376, 377, 378, 381, 388, 393a, 397,
399, 400, 403, 418, 424, 429, 437.
Rfieinprovifi^:.
Arnotdi, Rieh. Katalog der Sammlung 1274
röm.-germ. Altertümer. Bonn. 1887.
8. (Vgl. Wd. Korr. VH, 27).
BDcheler, F. Ala classiana in Köln. 1275
Rhein. Mus. für Phil. XLII, p. l.öl.
Vgl. oben Nr. (405), 406—412, 418,
421, 424, 4^5 — 429, 430, 437,
1065.
ScJnpeiz.
Andrea, A. Eine theoretische Reflexion 1276
über die Richtung der Rheinthalspalte
und Versuch einer Erklärung, warum
die Rheinthalebene als schmaler Graben
in der Mitte des Schwarzwald- Vogesen-
horstes einbrach. Sep.-Abdr. 9S. Hei-
delberg, Winter, gr. 8. fr. -—,55.
Buchheister, J. Hannibals Zug über 1277
die Alpen. 28 S. Hamburg, Richter,
gr. 8. frs. 1.90. Virchow u. Iloltzen-
dorif, Sammlung gem.-verständl. Vortr.
N. F. 2. Serie. Heft 17.
Demole, E. Histoire d'un Aureus in- 1278
ddit de l'empereur Quintille. 6 p. Ge-
n^ve, Georg, gr. 8. frs. l.
Ducis, chanolne. Saint-Maurice et la 1279
logion Thcbdenne. 221 p. Anriecy, Ni«^-
rat impr. 8.
Forrer, R. Berührungspunkte von Prä- 1280
Digiti
zedby Google
M
Bibliographie.
bistorie u. Ethnograpie, in den „Geogr.
Nachrichten« II. Jhg. Basel Nr. 13—16.
1281 Forrer, R. Die FrSrge nach einer
Hörn-, resp. Knochenzeit, insbesondere
in Bezug auf die Schweiz. In den ,,Mit-
teilungen der Anthropolog. Gesellsch.
in Wien.« Sitzungsberichte 1886 S. 37.
1282 Forrer, R. Die Verbreitung der Pfahl-
bauten in Europa, mit 2 Tafeln ; in der
„Antiqua". Zürich, 1887. Nr. 7.
1283 Forrer, R. Gebogene Bronzenadeln
von Wallishofen, in den „Verhandlungen
der Berliner Ges. für Anthropologie,
Ethnologie u. Urgeschichte '' 1886.
1284 Forrer, R. Iberisches Hornvieh in den
Tiroler u. Schweizer Alpen. In den
„Geogr. Nachrichten" 1886. Nr. 22.
1285 Grenat, Chorherr in Sitten. Vorge-
schichtliche Überreste auf dem Mont-
ä-Tchuai. In der „AUg. Swz. Ztg." v.
1. Okt. 1887. Nr. 232.
1286 Gross, V. Allgemeine Betrachtungen
über die La Tene-Station. Im „Korr.-Bl.
der deutschen Ges. für Anthropologie,
Ethnol. u. Urgeschichte." Juni 1886.
1287 Gross, V. Über die eigentümlichen
Knochenschnitzereien aus den Schwei-
zer Pfahlbauten. In den „Mitteilungen
der Anthropolog. Gesellsch. in Wien."
Sitzungsberichte 1886. S. 53.
1288 Gross, V. Eine doppelt durchbohrte
Knochenscheibe aus Concise (Neuen-
burger See). In den „Verhandlungen
der Berliner Ges. für Anthropologie,
Ethnologie u. Urgeschichte." 1886.
1289 Heer, Gottfried. Das altglarnerische
Heidentum in seinen noch vorhandenen
Überresten. Vortrag den 25. Nov. 1886
im bist. Verein des Kanton Glarus ge-
halten. 45 S. Zürich, Schulthess. 45 S.
gr. 8. frs. 1,50.
1210 Hoierli, J. Die Säbelnadeln aus dem
Pfahlbau zu Wollishofen. In der „Zs.
f. Ethnologie". XIX. Verhandlucgen.
1291 Heierli, J. Vortrag über die ältesten
Gräber in unserm Lande gehalten vor
der Station Wetzikon der Zürcher anti-
quarischen Gesellschaft, in der „Neuen
Zürcher Zeitung" 1887 Nr. 317.
1292 Lienhard, A. Antiquarische Reminis-
cenzen aus dem Wehnthal. In der
„Neuen Zürcher Ztg.« Nr. 299 Bl. 2.
1298 Messikomer, Rob. Antiquarisches (in
der N. Z. Z. 1887. Nr. 281 u. :s93)
1294 Messikomer, Rob. Kulturhistorische
Notizen aus dem Zürcher Oberlande.
In der „Neuen Zürcher Zeitung" vom
22. XII. 1886.
E. L. R. Der Sodbrunnen der Rö- 1295
merstadt Lorenz zwischen Beinwyl u.
Leutwyl. In den „Seerosen". Seengen,
11. VI. 1887.
Reber. B. Römischer Altarstein mit 1296
Inschrift, von Genf. In der „Antiqua".
Zürich, 1887. Nr. 5 u. 6.
Renevier, prof. E. Histoire g^ologique 1297
de nos Alpes suisses, av. 2 pl. In den
„Archives des sciences physiques et
naturelles". 3™e p^riode. Tome XVÜI.
Nr. 9.
Secretan, Eug. Les fouilles d'Avenches 1298
et les origines chr^tiennes en Helvätie.
Sinner, C. de. Un groupe de blocs 1299
erratiques aux portes d'Yverdon. 11 p.
av. pl. Lausanne, Rouge. 8. frs. — ,90.
Stoub, L. Zur Ethnologie der Alpen. 1.300
IV u. 97 S. Salzburg, Kerber. 8.
frs. 2,15.
Vgl. oben Nr. 418, 593, 638, 645,
646, 653, 654, 663, 669, 67ü, 671,
674, 675, 679, 703, 736, 748, 754,
7Ö5, 756, 757, 759, 760, 771, 785,
796.
Bdgien.
Bamps , C. Apercu sur les d^cou- 1301
vertes d'antiquit^s ant^rieures k la do-
miiiation romaine faites dans le Lim-
bourge beige. 88 S. Hasselt, W. Klock.
1885. 8. frs. 2,50.
Vgl. oben Nr. 900, 904, 920, 934,
972 — 978, 984, 988 — 991», 993,
996, 1016, 1017, 1025, 1027, 1059
—1066, 1071, 1080, 1089, 1092,
1094, 1097.
HoUatid.
Vgl. Nr. 1109, 1127, 1128.
II. Hittelalter.
Baden.
Finice, H. Zur Geschichte des Con- 1302
Stanzer Goncils. — Histor. Jahrbuch der
Gurres-Gesellschaft. 8. Jahrg. Hefil.
Finice, H. Kleinere Quellenstudien zur 1303
Geschichte des Constanzer Concils. —
Histor. Jahrb. der Görres-Gesellsch&ft.
8. Jahrg. Heft 3.
Finice, H. Zwei Tagebücher über das 1304
Constanzer Concii. — Römische Quar-
talschrift für Christi. Altertumskde u.
für Kirchengesch. hrsg. v. de Waal. 1.
Jahrg. 1. Heft.
Gümbel, Th. Die Wappen der pßU- 1305
zischen Rittergeschlechter VIII (v. Ven-
ningen). — Pfalz. Museum 1887. Nr. 4.
Vgl. VI, 989.
Digiti
zedby Google
Bibliographie.
207
1306 Hermann von der Hart, der Historiker
des Constanzer Coiicils. — Histor-poUt.
Blätter. Bd. 99. S. 848—863.
1307 Koch A. und Wille J. Regesten der
Pfaizgrafen am Rhein 1214 -- 1400.
Uerausgg. v. d. bad. bist. Commission.
Unter Leitung von Eduard Winkehnann.
Lfg. 1, 2. Innsbruck, Wagner. 1887.
4. S. 1—80, 81—160.
1308 KrOger, E. Die Grafen von Werden-
berg-Ueiligenberg und von Werdenberg-
Sargans. — Mitteilungen z. vaterländ.
Gesch. b. v. bist. Ver. in St. Gallen.
Bd. 22 (Dritte Folge 2) vgl. Z. G. 0.
N. F. II. [Bd. 41] S. 502.
1309 Deutsche Reichstagsakten unter König
Ruprecht. Dritte Abteil. 1406—1410,
hrsgg. v. Julius Weizsäcker. Gotha,
Perthes. 1888. Ist reich an Badensien,
besonders zur Gesch. der Pfalz u. d.
Markgrafschaft.
1310 Schulte, A. Geschichte der Habsbur-
ger in den ersten drei Jahrhunderten.
Mit 1 Karte u. 2 lUustr. Innsbruck,
Wagner. 1887. 8. 152 S. Ergänzte
Sonderausgabe aus: Mitteilungen des
Instit. für österr. Geschichtsforschung.
Bd. VII, VIII.
1311 Simonsffeld, H. Zu Heinrich von Dies-
senhoven. — N. Archiv f. alt. d. Ge-
schichtskunde. XIU. S. 223.
1312 Stengole, B. Linzgovia Sacra Beiträge
zur Geschichte der ehemaligen Klöster
und Wallfahrtsorte des jetzigen Land-
kapitels Linzgau. Überlingen, Ullcrs-
berger. 1887. 8. 221 S.
1313 Urkunde Kaiser Friedrich I. Privi-
legium für Bischof Heremann von Con-
stanz 1155. Fcs. in Lichtdruck (nicht
im Handel)
1314 F. V. W. Neue Urkundenbücher vom
Oberrhein. — AUg. Ztg. Beil. Nr. 1.
1315 Wanner, Dr. M. Forschungen zur äl-
testen Gesch. des Kletgaues. Fraueu-
feld, Huber. 1887. 8. VI. 78 S.
1316 Zeppelin, Eberhard Graf. Der Constan-
zer Vertrag Kaiser Friedrichs I. Bar-
barossa von 1153. Vortrag. — Schriften
d. V. f. Gesch. d. Bodensees u. s. Um-
gebung. XVI S. 30-46.
Vgl. oben Nr. 218, 219, 222, 227,
228, 234, 244, 249, 251, 256, 264,
842.
1317 BOrkel, Alfr. Arnold Walpod, histo-
rische Dichtung. Mainz, 1887.
1318 Bussen, Arnold. Beiträge zur Kritik
der steyrischen Reimchronik und zur
Reichsgeschichte im 13. u. 14. Jahrh.
IL Die Wahl Adolfs von Nassau. Sitz-
ungsberichte der kaiserl. Akademie der
Wissenschaften zu Wien, philos -bist.
Klasse. Bd. CXIX, 1. Heft. 1887.
S. 9-85.
Falk, F, Bodmann. Notizen zu sei- 1319
nem Exemplar von Scbannat, episc.
Wormat. Forschungen zur deutschen
Geschichte. XXVL S. 648—6.^0.
V. Httfler, Const. Bonifatius, der Apo- 1320
stel der Deutschen, und die Slaven-
apostel Konstantinos Cyrillus und Me
thodius. Sep.-Abzug aus den Mitteil,
u Studien fi'ir die Geschichte u. s. w.
in Böhmen. XXV. 3 68 S. 8.
K0ster, A. Die Wormser Annaleu, 1321
eine Quellen - Untersuchung. Leipzig,
Fock. 1887. M. 1,80.
Roth, F. W. E. Kleine Mitteilungen 1322
aus Darmstädter Handschriften, in der
Germania von Bartsch XXXII (1887),
S. 253-256...
Peez, AI. Über Wohnsitze, Ansied- 1323
lung u. Stammesart des fränkisch-deut-
schen Stammes, in der Zeitschr. des
Frankfurter Vereins f. Geographie u.
Statistik. Vgl. Beil. zur Allgem. Ztg.
1887. Nr. 191. p. 2805.
Sauer, W. Nassauisches Urkunden- 1324
buch. I, 3. 400 S. u. 12 S. Berich-
tigungen u. Zusätze zu I, 1—3. Wies-
baden, Niedner 1887. gr 8. Vgl. VI, 101 1.
Schellhass, K. Das Königslager vor 1325
Aachen und vor Frankfurt in seiner
rechtsgeschichtlichen Bedeutung (= J.
Jastrow, histor. Untersuchunsren 4).
VIII u. 207 S. Beriin, R. Gärtner.
1887. 8. M. 6. S. auch unten Nr. 1615. 1326
Seeliger, Gerh. Kanzleistudien. I. Die
kurmainzische Verwaltung der Reichs-
kanzlei in den Jahren 1471->-1475, in
Mitteilungen des Instit. fiir österr. Ge-
schichtsforschung. VIII. 1887. S. 1—65.
Steinherz, S. Die Verträge Karls IV 1327
mit den Witteisbachern zu Eltville im
J. 1349, in Mitteilungen des Instit. f.
österr. Gesch. VIIL 1887. S. 103—107
tt. 302—306.
Vgl. oben Nr. 294, 295, 308, 319,
333, 334, 348, 349, 351, 360, 366,
373, 379, 399, 395, 462.
Bheinprovinjs.
Algermissen, J. L. Diözesankarte der 1328
Provinzen Rheinland und Westfalen,
sowie der angrenzenden Landesteile.
1 : 400,000. 2 Blatt. Nebst statistisch.
Digiti
zedby Google
208
Bibliographie.
Angaben. 12 S. Köln, Warnitz u. Co.
1887. fol. II. 8. M. 5.
1329 Dresemann, 0. Zur Geschichte der
Reichsstadt Aachen im 14. Jh., mit
Bezug auf Kaiser und Reich. Inaug.-
Dissert. Münster. (»3 S. Aachen, L.
Ruelle. 188Ö. 8.
1330 Pustel de Coulanges. De 1a loi dite
des Francs- Chamaves (S<5ances et tra-
veaux de PAcad. des sciences morales
et politiques. 27. 1887).
1331 Kelleter, F. J. Die Laudfrieilensbimde
zwischen Maas und Rhein im 14. Jh.
Inaug.-Dissert. 100 S. Paderborn, F.
Schöningh. 1888. 8. S. Korrbl. 1888
Nr. 53.
1332 Lamprechf, K. Skizzen zur rhein.
Geschichte III u. 246 S. Leipzig, A.
Dürr. gr. 8.
1333 de Lorenzi. Beiträge zur Geschichte
sämtlicher Pfarreieu der Diözese Trier.
2 Bde. IV, 6^2 u. 568 S. Trier, Pau-
linus- Druckerei, gr. 8.
1331 Sauerland. Ein Bamberger Missale
aus dem Anfange des 11. Jhs. im Trierer
Domschatze. (Hist. Jahrbuch 8, 475
—487).
1335 Sehern, Carl. Eiflia sacra od. Gesch.
der Klöster u. geistlichen Stiftungen etc.
der Eifel. 1. Abth. Lfg. 1—4. 256 S.
Bonn, Haustein, gr. 8.
1336 Uebinger. Kardinallegat Nik. Cusanus
in Deutschland 1451—1452. (liistor.
Jahrbuch 8, 629—665).
Vgl. oben Xr. 413, 416, 440—448,
450, 451, 453—461, 464, 467, 470,
476, 478, 479, 480, 483, 489, 492,
500, 501, 502, 504, 508, 511, 515,
516, 519, 520, 532, 534, 535, 5K),
545, 568, 1825.
Westfalen,
1337 V. Bocholtz- Asseburg, Graf. Assebur-
ger Urkundeuhuch, Urkunden und Re-
gesten zur Geschichte des Geschlechts
Wolfenbüttel- Asseburg und seiner Be-
sitzungen II. Teil, bis zum J. 1400.
Mit 8 Stamm- u. Siegeltafeln, 1 Licht-
druck, sowie Glossar und Register zu
I u. II. Hrsg. von J. Graf v. Bocholtz-
Asseburg. 450 S. Hannover, Hahn.
1887. 8. M. 12.
1338 Von dem Bussche, G. Geschichte der
von dem Bussche. Teil I. Regesten
u. Urkunden. VIII. 242 S. u. Anhang
21 S. Selbstverlag. 1887. 8.
1339 Von dem Bussche, G. Stammtafeln der
von dem Bussche. 20 Tafeln. Hildes-
heim, A. Lax. 1887. 4.
Erler, G. Dietrich von Xieheim. Sein 1340
Leben und seine Schriften XIV, 490
S. u. Beilagen XLV S. Leipzig, Dürr.
1887. 8. M. 11.
Fricke, W. Geschichte der Stadt Bie- VU\
lefeld und der Grafschaft Ravensbet^.
IV u. 338 S. Bielefeld, A. Helmich.
1887. 8. M. 6.
Holscher, L. A. Th. Die ältere DiO- lH4*i
zese Paderborn nach ihren Grenzen,
Archidiakonateu, Gauen und alten Ge-
richten. 484 S. Munster, Regensberg.
1886. 8. M. 4.
Krimphove, C. Der heilige Ludgerus, 1313
Apostel des Münsterlandes, erster Bi-
schof der Diözese Münster. XIV, 228 S.
Münster, II. Schöningh. 1886. 8. M. 1,80.
Möller, J. C. Geschichte der Weih-
bischöfe von Osnabrück. XVIII, 241 S.
Lingen, van Acken. 1887. 8. M. 3.
Phitippi, F. Siegcner Urkundenbuch. 1341
Im Auftrage des Vereins f«ir ürgesch.
u. Altertumskunde Siegen, hrsgg. von
F. Philippi. I. Abtlg. bis 1350. Mit
einer Siegeitafel u. einer historischeu
Karte. XXXVI, 246 S. Siegen, Kegler.
1887. 8. Vgl. VI S. 252 f.
Vgl. oben Nr. 564, 568, 570, 572,
575, 576, 578.
Schweiz.
V. Arx, Ferd. Illustrierte Schweizer- 1345
geschichte für Schule u. Haus. Unter
Mitwirkung von Dr. J. Strickler. VIII
u. 301 S. Zürich, Grell Füssli u. Co.
gr. 8. frs. 5.
Cattaneo, Carlo. Una lettera inedita 1346
di lui nella rivista di Savona, Cuora
e critica". Nr. 7. Luglio 1887.
Dändliker, Karl. Gesch. der Schweiz. 1347
Mit kulturhist. Illustrat und Plänen.
Bd. III. Lfg. 8. S. 449—512. Zürich,
Schulthess. gr. 8. frs. 1,20. Vgl. VI, 1040.
DIerauer, J. Gesch. der schw. Eidge-131S
nossenschaft. Bd. I [in Heeren, Uckert
u. Giesebrecht: Gesch d. Eur. Staaten.
48. Lfg. 2. Abt.] XXI u. 443 S. Gotha,
Perthes, gr. 8. frs. 12.
Escher, Hermann. 'Die FeKlzüge der 1349
Schweizer nach Oberitalien 1500—1516.
Besond. Abdr. von Kapitel I u. II des
ersten Buches. Frauenfeld.
Folletete, Casimir. Lettres sur le ceu- 1350
tenaire de la bataille de Sempach [9.
VII. 1386]. IV u. 45 p. Porrentruy,
Pretre impr. 8. fr, — ,85.
Hartmann, Otto. Nochmals zur Sem- 1351
pacher Frage. Hist.-krit. Studie. 37 S.
Frauenfeld, Huber. 8. frs. 1.
Digiti
zedby Google
Bibliographie.
209
1352
1353
1354
1355
1356
1357
1350
1359
1360
1361
1362
1363
1364
Herzog, E. Bruder Klaus. Vortrag,
gehalten am 20. März 1887 in der Vers,
der christkath. Genossenschaft in Lu-
zem. 48 S. Bern, Wyss. 8. frs. —,60.
K0bier, G. Die Schweizer Schlachten
von Laupen 1339 imd Sempach 1386.
Enth. in : Köhler, G. : Die Entwicklung
des Kriegswesens u. der Kriegführung
in der Ritterzeit von Mitte des 11 Jhs.
bis zu den Hussitenkriegen, in 3 Bdn.
Bd. II (Breslau 1886) p. 603—624 u.
Tfl. XIII.
KQchler, A. Chronik von Kerns Sep -
Abdr. a. d. „Obwaldner Volksfreund**.
Sarnen, Müller impr.
de Lauriire. Notice sur deux inscri-
ptions relatives ä la hataille de Ma-
rignano, restauräes daus IVglise de Fi-
vido (Lombardie). Au „Journal de la
Soci<5t^ nationale des antiquaires de
France.** 1886 mars 24.
Meyer von Knonau, G. Der Irniscr
Krieg von 1478. Bern. 8 Aus dem
Jahrbuch des S. A. C. 1887.
Monumenta Germaniae historica etc.
etc.: Necrologia Germaniae I: dioeccses
Augustensis, Constantiensis, Curiensis.
ed. F. L. Baumann pars II. VIII u.
345—798 S. mit 1 Tafel. Berlin, Weid-
mann. 4. frs. 18,70/26,70.
MOIIer, K. Die Waldenser und ihre
einzelnen Gruppen bis zum Anfang des
14. Jhs. XII u. 172 S. Gotha, Perthes,
gr. 8. frs. 4.
MUller-Landsmann. Die Schweizcrge-
schichte in Bildern. 48 TÜn. Bern,
Schmid, Francke u. Co. Qu. fol. cart.
frs. 3,50. Dasselbe franz. u. ital. do.
Nover, J. Wilhelm Teil in Poesie
und Wirklichkeit Eine poetische Wan-
derung durch Tells-Erinnerungen. 34
S. Hamburg, Richter, gr. 8. frs. 1,10.
In Virchow-Holtzendorff: Sammlung
fremeinverstdl. Wissenschaft!, Vorträge.
X. F. 2. Serie. Heft 1.
Pometta, E. La battaglia di Arbedo
in den „Monat-Rosen", Jßj. 31. Heft 4.
Preger, W. Über das Verhältnis der
Taboriten zu den Waldesiern des 14.
Jhs. (Sep. -Abdr.) 111 S. München,
Franz (Roth). 4. frs. 4,40.
Ringholz, 0. 0. S. B. Des Benedik-
tinerstifles Einsiedeln Thätigkeit fiir
die Reform deutscher Klöster vor dem
Abte Wilhelm von Hirschau. 53 S.
Freiburg i. B., Herder, gr. 8. frs. 1,35.
Rochholz, E. L. Wanderlegenden aus
der oberdeutschen Pestzeit von 1348
— 50. Zum erstenmal hrsgg. nach der
gleichzeitigen Berner-Handschrift. Ori-
ginal-Übersetzung u. Quellennachweis.
(Sep.-Abdr. a. der „Argovia".) 138 S.
Aarau, Sauerländer. 8. frs. 3. = Ar-
govia, Jahresschrift der bist. Ges. des
Kt. Aargau. Bd. XVU. XXIII u. 138
S. Aarau, Sauerländer, gr. 8. frs. 3.
Schiller. Wilhelm Teil. With an bis- 1365
torial-introduction and notes by G. E.
Fasnacht. 309 p. London, Macmilhm.
18. 2 sh.
Schulte, A. Geschichte der Habsbur- 1366
ger in den ersten drei Jahrhunderten.
Studien 152 S. mit 1 Karte. Innsbruck,
Wagner gr.8. frs. 5,35. S. obenNr.1310.
Volksschrift auf die Sempacher Ju- 1367
belfeier am 5. VH. 1886. 2. Afl. 71 S.
Zürich, Müller. 8. frs —,80.
Über Bau u. Reuovation der Schlacht- 1368
kapelle von Sempach, im Vaterland Nr.
197 u. 198.
Centarii. 1886. Roma, tip Voghera. 1369
44 p. 8. Darin: II quinto centenario
della battaglia di Sempach (9 luglio
1386). — Extr. Rivista militare itali-
ana. 1886.
Simson, B. Über die wahrscheinl. 1370
Identität des Fortsetzers des Brevia-
rium Erchanberti und des Monachus
Sangallensis. In der „Zs. für Gesch.
des Oberrheins«. N. F. Bd. 2.
Sortes Sangallentet, ed. H. Winnefeld. 1371
60 S. Bonn, Cohen, gr. '8. frs. 2,70.
Totti p. Luigi. Storia del CToncilio di 1372
Constauza. Neue Ausg. Vol. 1. Roma,
Pasqualuni. 1887.
Trog, Hans. Rudolf I u. Rudolf II 1373
von Hochburgund. Diss. 87 S. Basel,
Detloff. 8. frs. 2.
Wanner, Martin. Forschungen zur äl- 1374
testen Geschichte des Ktetgaus. IV u.
78 S. Frauenfeld, Huber. gr. 8. frs. 2.
Die Grafen von Werdenberg (Heiligen- 1375
berg u. Sargans), hrsj^g. vom histor.
Verein in St Gallen. 52 S. mit einer
Karte. St. Gallen, Huber & Co. fol.
frs. 2,40.
Witte, Heinr, Der Zusammenbruch 1376
der burgund. Herrschaft am Oberrhein.
In der Zs. für Gesch. des Oberrheins.
N. F. Bd. 2.
Zelfweger, J. K. Chronologische Über- 1377
sieht der Schweizergeschichte für hö-
here Bildungsanstalten. In 4 Aß. neu
bearb. von Dr. Job. Strickler. VI u. 87
S. Zürich, Meyer & Zeller. 8. frc. 1.
Vgl. oben Nr. 219, 222, 227, 48 S. 188,
Digiti
zedby Google
210
Bibliographie.
691, 692, 695, 696, 697, 698, 599,
600, 604, 614, 616, 617, 619, 625,
628, 634, 638, 640, 642, 644, 655,
665, 684, 691, 700, 707, 726, 729,
749, 55 S. 191, 765, 778, 7Ö7, 789,
804, 809, 813, 821, 842, 860, 872,
894, 898.
Bdgien,
1378 Canel, Vici Clovis et les origioes de
la France chretienne. 216 S. Bruges,
St. Augustin. 1887. 8. frs. 2,60.
1379 Darit, J. Histoire du diocese et de
1a principaut^ de Liege pendant le
16« si^cle. 712 S. Liege, Demarteau.
1887. 8. frs. 5.
1880 D'Hoop. Loi Flandre Orientale et ses
anciennes archives. Manuel de ren-
reignements. 236 p. Gand, Vander
Meulen. 1887. 8. frs. 5.
1381 Do Potior, Fr. Gent van den vroeg-
sten t\jd tot heden. 7« en 8« Afl. Bd.
IV S. 79—618, Bd. V S. 1-56. Gent,
Annoot-Braeckman. 1886. 8. frs. 5.
Vgl. VI, 1059.
1382 Do Potior, Fr. Second cartulaire de
Gand. 418 S. Gand, Leliaert. 1887.
8. frs. 5. Vgl. VI, 1060.
1383 DoSmot, Van Hoof et Do Backor. Acta
Sanctorum Noverabris. Tom. I. 1006 S.
Bruxellis, Polleunis. 1887. fol. frs. 75.
1384 Dovillort, L. Cartulaire des comtes de
Hainaut. Bd. UI. 636 S. Bruxelles,
^ Hayez. 1887. 4.
1385 Gonard, Anvers ä travers les äges.
Liv. 7—18 Bruxelles, Bruylant-Chri-
stophe. 1886 et 1887. 4. frs. 2 la livrais
Vgl. VI, 1061.
1386 Goovaortt, Alph. Antwerpiana. Irfasc
30 p. Bruxelles, Hayez. 1886. 8. frs. 1,60.
1387 Foys et Noiis. Les cartulaires de la
pr^v6td de Saint-Martin k Ypres. Bd.
IL S. 1069— 1C92. Bruges, Plancke.
1887. 4.
1388 Hoymans, H. et P. Bruxelles ä travers
les äges. Bd III, liv. 1 ä 4. Bruxelles,
Bruylant-Christophe. 1H87. 4. frs. 2
la livraison.
1389 Hoyois, Jos. Tournai au 13« siede.
73 S. Gand, Leliaert. 1887. 8. frs. 1,25.
1390 Inscriptlons funeraires et monumen-
tales de la province d' Anvers. 40« livr.
Anvers, Buschmann. 1887. fol. fr. 1.
1391 Lagyo, V.-A. Anvers monumental et
pittoresque. 160 S. Bruxelles, Lebegue,
1887. 4. frs. 3,50.
1392 Lo Glay, Edw. Histoire de comtes de
Flandre. letll. 416 et 420 p. Bruges,
St. Augustin. 1886. 8. frs. 8.
Mailhard do laCoutyro, G. Charlemagne
dans l'histoire et dans la Idgende. 190 S.
Bruges, St. Augustin. 1887. 8. frs. 2,60.
Mailhard do la Coutyro, G. Godefroy de
Bouillon et la premiere croisade. 204 S.
Bruges, St Augustin. 1887. 8. frs. 2,60.
Nam§cho, A. Les Van Artevelde et
leur ^poque. 2-^3 S. Louvain, Ch. Fon-
teyn. 1887. 8. frs. 2.
Namftcho, A. Pierre de Coninck et
JeanBreydel. 156 S. Louvain, Ch. Fon-
teyn. 18ö7. 8. frs. 1,50.
Nulons, Fr. De H. Lambertus, apostel
der Kempen. 121 p. Antwerpen, Van
Os-De Wolf 1886. 8. frs. -,80.
Van dor Haoghon, V. Inventaire des
archives de la ville de Gand. U livr.
144 S. Gand, Annoot-Braeckman.
1887. frs. 2,50.
Van dor Storro.
tinum. 111 S.
Douxfils. 1887.
Wautort, A. J.
ders der XV« eeuw,
Hagiolo|fium Norber-
Namurci, Chameux-
8. frs. 2.
De vlaamsche Schil-
76 p. Gent, J.
1393
1394
1395
1396
1397
1398
1399
1400
Vuyisteke. 1886. 8. frs. 1.
Vgl. oben Nr. 909, 911, 91.H, 918,
926, 930, 931, 936, 941, 983, 997,
1025, 1043, 1049, 1056, 1056, 1057.
Hoüand.
Gouw, (J. tor). Geschiedenis van 1401
Amsterdam. Deel V. Met bijbehoorende
groote kaart van Amsterdam in 1544,
van Cornelis Aiitoniszoon, in 12 bladen,
naar het oorspronkelijke gephotof^ra-
pheerd en in 14 klenren op B[ollandsch
papier gedrukt door Tresling en Co.
te Amsterdam. 520 met 1 kaart iu
12 bladen in afz. portefeuille. Amster-
dam, Tj. van Holkema. 1887. Roy. 8.
fl 12. Vgl. VI, 1069.
Kromor, A. J. C. Hattuarie. De oor- 1402
sprong der graven van Gelre en Cleve.
12 en 202. ^s Hage, Geneal. Herald.
Archief. 1887. Post 8. fl. 2.
Klooster, Het, van Diepenveen. Hand- 1403
Schrift (derde en vierde levensschets),
uitgegeven en toegelicht door W. R.
Opzoomer. 57. 's. Hage, Gebr. Belin-
fante. 1887. Hey. 8. fl. 0,75.
Pierson, A. Geestelijke voorouders. 1404
Studien over onze beschaving. Dl. I.
Israel. 8 en 428. Haarl., H. D. Tjeenk
Willink. 1887. gr. 8. fl. 3,90, geb. 4,35.
Vgl. oben Nr. 4.^9, 460, 1102, 1104,
1159, 1169, 1173.
Digiti
zedby Google
Bibliographie.
211
HL Neuzeit.
Baden.
J405 Baur, A. Ober einen Unions versuch
zwischen Kurpfalz und Württemberg.
1, 2. Protest. Kirchenzeitg. Nr. 50, 51.
1406 Becko-KIDchtznor, E. v. d. Stamm-
tafeln des Adels des Qrossh. Baden.
Baden-Baden, v. Hagen. 1S87. Fol.
Lfg. 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12. S. 161
—480. ü 5 M. 5.
1407 Bloch, H. Die Katastrophe des Her-
zogs von Enghien. — Allgem. Zeitg.
Beil. Nr. 119.
1408 K0lnor Briefe über den bayerisch-
pfälzischen Krieg im Jahre 1504. —
Xitteilgn. a. d. Stadtarchiv von Köln.
H. V. Constantin Höhlbaum. 11. Heft
1409 Claretta, Gaudonzio. Le relazioni po-
litiche e dinastiche dei principi di
Savoia coi margravi di Baden del secolo
XV al XVIU narrate su documenti in-
editi. Torino, Fratelli Bocca. 1887. 8.
254 S.
1410 Droysen, 6. In Sachen Herzog Bern-
hards von Weimar. Eine Erwiderung
an A. V. Gonzenbach. — Forschungen
z. d. Gesch. 26 Bd. S. 359-414.
1411 Dnnckor, Max. Abhandinngen aus der
Neueren Geschichte. Leipzig. 1887. 8.
Vm. Karl Mathy. (Aus: v. Weech,
Bad. Biographieen).
1412 Grolmann, L. v. Tagebuch über den
Feldzug des Erbgrossherzogs Karl von
Baden 1806—1807. Bearb. u. herausg.
von Fr. v. d. Wengen. Freiburg i. Br.,
Herder. 1887. 8. XIX. 114 S.
1413 Hoigel,K.Th. Neue Denkwürdigkeiten
vom pfalzbayerischen Hofe unter Karl
Theodor. 1, 2. — Zeitschr. f. allgem.
Gesch. etc. Hrsg. v. Zwiedineck- Süden-
horst. 1887. Nr. 6, 7.
1414 Hoigol, K. Th. Der Rastatter Gesand-
tenmord. — Gartenlaube Nr. 9, 10.
1415 Ladewig, P. Regesta episcoporum
Constantiensium. Regesten zur Ge-
schichte d. Bischöfe v. Constanz von
Bubulcus bis Thomas Berlower 517—
1496. Herausgg. v. d. Bad. Hist. Kom-
mission I. Bd. 2. Lfg. Unter Leitimg
von Dr. Friedr. v. Weech. Innsbruck,
Wagner. 1887. 4. S. 81-160. Vgl. VI,
993.
1416 Radlkofer, M. Johann Eberlin von
Gänzburg und sein Vetter Hans Jakob
Wehe von Leipheim. Zugleich mit
einem Überblick über die Bauembe-
wegung in Oberschwaben im Februar
und März 1525 bis zum Ausbruch des
Westd. Zeitschr. f. Gesoh. n. Kunst. VII,
Krieges und einer Geschichte des Leip-
heimer Haufens. Nördlingen,Beck. 1887.
8. XI 653 S.
Rathgobor, J. Der grosse Markgraf 1417
und seine elsässischen Minister. (Von
Andlaw, von Berckheim, von Berstett,
von Gayling, von Altheim und von
Türkheim). Eine elsäss. Festgabe zur
Freiburg. Gewerbe-Ausstellung. Strass-
burg i. E., Bull. 1887. 8. 48 S.
Samboth. Das Landkapitel Ailingen- 1418
Thenningen der ehemaligen Konstanzer
und das Landkapitel Tettnang der
jetzigen Rottenburger Diözese. Ein
monograph. Vers. — Schriften d. Ver.
f. Gesch. d. Bodensees n. s. Umgebg.
XVL S. 93-138.
VogU^, de. Villars, diplomate. La 1419
fin de la guerre de la successiou d'-
Espagne. Les traits de Rastatt et
de Bade. — Revue des deux mondes
LVII« annde. 3« pdriode. T. 83« 2« livr.
Wotzor, L. Der Feldzug am Ober- 1420
rhein 1638 und die Belagerung von
Breisach, mit 2 Tfln. — Mitteilungen
des k. k. Kriegsarchivs. Wien, Seidel.
1887.
Zur Erinnerung an den Convertiten 1421
Cardinal u. Fürst- Abt Bernhard Gustav
von Fulda (Sohn Markgraf Friedrich V.
von Baden-Durlach). — Histor. polit.
Blätter. Bd. 98. S. 723-728.
Vgl. oben Nr. 220, 223, 225, 226,
229b, 232, 237c, 247, 250, 272.
Mittdrhein,
Faickenholmor, W. Philipp der Gross- 1422
mutige im Bauernkriege. Mit urkundL
Beilagen. 142 S. Marburg, W. G. El-
wert. 1887. gr. 8. M. 3,60.
loachim, Erich. Die Entwickelung des 1423
Rheinbundes vom J. 1658. Acht Jahre
reichsständischer Politik, 1651—1658.
Leipzig, Veit u. Co. 1886. M. 13,25.
Jungfer, J. Zur Geschichte Friedrichs 1424
von Homburg 1674 und 1675, nach
Quellen des k. Geh. Staatsarchivs zu
Berlin u. des grossh. Haus- u. Staats-
archivs zu Darmstadt. Forschungen zu
derselben Geschichte XXVI. S. 333
—356.
Kracauer. Über die Konfiskation der 1425
hebräischen Schriften in Frankfurt a.
M. 1509 u. 1510. Geiger, Zeitschrift
für die Geschichte der Juden, s. diese
Zeitschr. VI. 144.
Lenz, INax. Briefwechsel Landgraf 1426
Philipps des Grossmütigen von Hessen
II. 15
Digiti
zedby Google
212
Bibliographie.
mit Bucer. Herausgg. a. erläutert von
M. L. Vgl. Bd. 28 der Publikationen
aus den preuss. Staatsarchiven (1541 —
1547). X u. 506 S. Leipzig, S. Hirzel.
1887. gr. 8.
1427 Menzel, K. Geschichte von Nassau
von der Mitte des 14. Jhs. bis zur
Gegenwart. HI u. 352 S. Wiesbaden,
Kreidel, 1887. 8.
1428 Mornoweg, K. Job. v. Dalberg, ein
deutscher Humanist und Bischof. Hei-
delberg, C. Winter. 1887. M. 8. Vgl.
F. V. B. in lit. Centralbl. 1887. Nr. 52.
1429 Schott. Frankfurt als Herberge der
fremden Protestant. Flüchtlinge. Vor-
trag im Verein f. Reformationsge-sch.
am Schluss seines ersten Trienniums.
8. 1. et a. (1884). p. 25—49. 8.
1430 StoitZy 6. E. Geschichte der von Ant-
werpen nach Frankfurt a. M. verpflanz-
ten niederländ. Gemeinde Augsburgi-
scher Konfession, begonnen von G. E.
Steitz, fortges. u. hrsgg. zur Feier des
300jähr. Bestehens der Gemeinde von
H. Dechent. 72 S. Frankfurt a. M.,
Neumann. 1885. 4. M. 2.
1431 HUII, F. Franz v. Sickingens Nach-
kommen. Nach älteren und neueren
Quellen. Mit einem Bild der Ebern-
bürg nach einer alten Zeichnung. Lud-
wigshafen, A. Lauterbom. M. 1,50.
Vgl. oben Nr. 285, 319, 352, 364,
391, 394.
Bheinprovinz,
1432 Cuno, Fr. W. Blätter der Erinnerung
an Dr. Kaspar Olevianus, hrsg. zu
dessen SOQjährigem Todestage 15. März
1887. XIV, 147 S. Barmen, Klein. 8.
1433 Krafft, Carl. Geschichte der beiden
Märtyrer der evangelischen Kirche
Adolf Klarenbach u. Peter Fliesteden,
hingerichtet zu Köln am Rhein den
28. Sept. 1529. IH, 123 S. Elberfeld,
Buchhandl. d. evangel. Gesellsch. gr. 8.
1434 Unkel. Die Goadjutorie des Herzogs
Ferdinand von Baiem im Erzstift Köln.
(Hist. Jahrbuch 8, 245—270, 583—608).
Vgl. dazu die Polemik Stieve-Ünkel
S. 497—501.
Vgl. oben Nr. 449, 465, 471, 473,
477, 483, 486, 487, 488, 489a, 490,
493, 496, 497, 498, 499, 506, 510,
512, 513, 514, 522—529, 533, 536,
537, 543, 550, 552, 657, 568.
Westfalen.
1435 Briefwechsel der Königin Katharina
und des Königs Jerome von Westfalen,
sowie des Kaisers Napoleon I. mit dem
Könige Friedrich von Württemberg.
Hersg. von A. v. Schlossberger. H. Bd.
XLIV, 280 S. HL Bd. XXIV, 214 S.
Stuttgart, Kohlhammer. 1887. 8. M. 14.
Falkmann, A. Beiträge zur Geschichte 1436
des Fürstentums Lippe, aus archiva-
lischen Quellen. 5 Bd. Graf Simon VI
zur Lippe und seine Zeit. 2. Periode.
Fortsetzung bis ungefähr 1600. XI.
391 S. Detmold, Meyer. 1887. 8. M.5.
Qoecke, R. Das Königreich West- 1437
falen. 7 Jahre französischer Fremd-
herrschaft im Herzen Deutschlands
1807—13. Nach den Quellen darge-
stellt. Vollendet und herausg. von Th.
Ilgen. XIII, 272 S. Düsseldorf, Voss
u. Co. 1888. 8. M. 6.
Hochelmann, A. Westfalen und diel4o8
französische Emigration. 27 S. (Pro-
gramm des Gymnasiums zu Paderborn
1887). 4.
Heuermann. G. Gräfin Gertrad von 1439
Bentheim und Christoph Bernhard von
Galen, Bischof von Münster. (Progr.
des Gymnasiums von Burgsteinfurt
1887. 4).
HUsln9,A. Fürstbischof Christoph Bern- 1440
hard v. Galen, ein katholischer Refor-
mator des 17. Jahrhunderts. Unter
Benutzung bisher ungedruckter arcM-
valischer Documente dargestellt Mit
Bernhards Portrait. VIII, 298 S. Pa-
derborn, Schöningh. 1887. 8. M. 3.
MDIIer, J. P. Die Mennoniten in Ost- 1441
friesland vom 16. bis zum 18. Jahrb.
Aktenmässige, kulturgeschichtl. Dar-
stellung. I. Teil. VII, 231 S. Emden,
Haynel. 1887. 8. M. 4.
Oeynhausen, J. Graf von. Geschichte 1442
des Geschlechts von Oeynhausen. ILTeil.
Regesten und Urkunden 1606—1832.
Mit 2 Siegeltafeln. .XV, 318 S. Frank-
furt a. M., Rommel. 1887. 8. M. 6.
Vgl. oben Nr. 568, 669a, 581, 682.
ScJiweiz.
Andrfl, M. Ein Martyrium in Genf. 1443
Kulturhist. Zeitbild aus dem 16. Jahrb.
IV u. 617 S. 8. Berlin, Wiegandt u.
Grieben, frs. 6.
Bortolotti, A. Carlo Emanuele H e 11 1444
Cantone di Bema. Nel: „Politecnico"
di Torino 1887 Nr. V-VI. p. 162.
Bourgeois, Emile. Neuchätel et lal445
politique prussienne en Franche-Comt^
(1702—1713) d'aprös des documents
inddits des archives de Paris, Berlin
et Neuchätel. VUI u. 267 p. av. carte.
8. Paris, Emest Leroux impr. [Biblio-
Digiti
zedby Google
Bibliographie.
213
th^quc de la faculte des lettres de
Lyon. Tome 1].
1446 Brückner, W. Anfänge der reform.
Thfttigkeit Zwingiis, in der „Prot.
Kirchenztg." 1887 Nr. 16.
1447 de Bud^, E. Lettres inädites adress^es
ä J. A. Turrettini 1686—1737. 1«
Yolame. 404 p. Gen^ve, Carey. 12.
prix pour les 3 vol. frs. 12.
1448 Burckhardt, 6. E. u. Grundemami, R. Les
missions ^vang^liques depuis leur ori-
gine jusqn' k nos jours. Traduit de
l'allemand et publik sous les auspicees
du Comit^ Vaudois de l'Union ävan-
g^lique suisse. Tome IV (demier).
Oc^ie, avec 4 cartes g^ographiques.
512 p. Lausanne, Briedel. 8. frs. 6.
1449 Calvin, J. Christi. Glaubenslehre, nach
der ältesten Ausgabe vom J. 1536 zum
ersten Mal ins Deutsche übersetzt von
B. Spiess. XVI u. 441 S. Wiesbaden,
Limbarth. gr. 8. frs. 8.
1450 Calvin, J. 27 S. Barmen, Klein. 12.
„Für die Feste und Freunde des Gus-
tav-Adolf-Vereins.« Nr. 54.
1451 Heiz« Calvins Verbannung aus Gen-
im J. 1538 in der „Prot. Kirchenzeif
tung« 1886 Nr. 52.
1452 Dlmior. Zur Eidg. Grenzbefestigung
von 1792—95. Vortrag gehalten am
Jahresfest der Schweiz, geschichtsforsch.
Gesellsch. am 6. Aug. 1885 in Glarus.
Sep.-Abdr. aus dem Jahresber. 12 der
Gesellsch. 116 S. 8.
1453 Dufour, TMophlle. Bale, Zürich et
Geneve en 1558. Fragment de lettre
d'un lettre d'un Anglais (John ßale).
!Extrait des M^moires de la sociätä
d'histoire, tome XXIL Geneve, Georg,
frs. 1.
1454 Egii, Emil. Die St. Gallischen Täufer,
geschildert im Rahmen der stadtischen
Reformationsgesch. Mit Beitr. zur Vita
Yadiani. 67 S. Zürich, Schulthess.
8. frs 1,60.
1455 Egli u. Strickler. Zürich in der Pe-
riode 1519—1531 nach den Urkunden-
sammlnngen der Eidg. Abschiede und
zürich.-kantonalen. In besonderer Be-
rücksichtigung der Janssenschen An-
griffe. 67 S. Zürich, Hoehr. 8. frs. 2.
1456 Fah, Frz. Gustav Adolf und die Eid-
genossen 1629—32 (Bericht der Real-
schule zu Basel 1886/87). 58 S. mit
1 Facsimile. Basel, Frehner u. Rudin
impr. 8.
1457 Fr«y, Adolf. Die helvetische Armee
1799 und ihr Generalstabschef Gaudenz
V. Salis-Seewis. 97 S. Zürich, Schult-
hess. gr. 8. frs. 2.
Gfoertr, F. A. Geschichte des 18. Jhs., 1458
hrsg. von J. B. Weisz. Neue Ausg.
Lfg. 1 (erscheint in 10 Lfgn.). Bd. I
Vin u. 820 S. Basel, Schwabe, 8. frs. 2.
Hagonbach, K. R. Geschichte der Re- 1459
formation, vorzüglich in Deutschland
und der Schweiz. Vorlesungen 5. um-
gearb. Aufl., hrsg. und mit lit.-krit.
Anhang versehen von Dr. F. Nippold.
XXIV u. 728 S. Leipzig, Hirzel. gr. 8.
frs. 8,80. Auch unter dem Titel : Kir-
chengesch. von der ältesten Zeit bis
zum 19. Jh. In Vorlesungen von Dr.
E. R. Hagenbach. Bd. lU.
Gallerie berühmter Schweizer der 1460
Neuzeit. In Bildern von F. u. H. Hasler.
Mit biogr. Text von Alfred Harbnann.
1. Lfg. 16 S. u. 4 Portr. Zürich, Grell,
Füssli u. Co. fol. frs. 2. Enth. : Ema-
nuel V. Fellenberg, Heinrich Zschokke,
Dr. Jonas Furrer, J. J. Speiser.
Hilty. Politisches Jahrbuch d. Schweiz. 1461
Eidgenossenschaft. 2. Jg. 1887. 882 S.
Bern, Wyss. 8. frs. 8. Enthält u. a. :
1) Eidgenössische Geschichten: Nr. 2
„Die lange tagsatzung'' 1814. — 2)
Dr. P. C. V. Planta. Die österr. In-
cameration von 1803, mit besonderer
Berücksichtigung des Kt. Graubünden.
— 3) L. Ribordy. Le Sonderbund en
Valais 1844—47. — Hilty. Eidg. Po-
litik, Gesetzgebung und polit. Littera-
tur 1887.
Hotz. Zürich u. Rom 1521. In der 1462
„Züricher Post« 1886 Nr. 86 flF.
Humbert, Aim^. Alexis-Marie Piaget 1463
d'apres sa correspondance et la rä-
publique neuchäteloise de 1848 ä 1858.
Histoire documentaire compläte jus-
qu'au traltä de Paris et ä la Promul-
gation de la seconde Constitution neu-
chäteloise. I'« partie: histoire des
cinq premi^res annäes de la r^publique.
638 p. 8. Neuchätel, Attinger. 8. frs. 7
von Jenner, Gottliob. (1765— 1834). 1464
Denkwürdigkeiten meines Lebens, hrsg.
und mit Anm. versehen von Eugen v.
Jenner-Pigott, Fürsprech. VIII u. 272 S.
Bern, Wyss. gr. 8. frs. 4.
Aus der Geschichte des Mariadienstes 1465
(der Jetzer - Handel). 38 S. Barmen,
Klein, frs. 0,15. [= für die Feste und
Freunde des Gustav - Adolf - Vereins
Nr. 57].
Joachim, Jos. Adam Zeltner, eine dra- 1466
matische Episode aus dem schweizer.
Digiti
15*
zedby Google
214
Bibliographie.
Bauernkrieg (1653). 129 S. BernjWyss. I
8. frs. 2.
1467 Jominl. Pr^cis politique et militaire
des campagnes de 1812 k 1814. Ex-
traits des souveairs in^dits du gdndral
Jomini. Avec une notice biogr et des
cartes, plans et legendes publiäs par
F. Lecomte. 2 vol. Lausanne, Benda.
gr. 8. frs. 20.
1468 Kern, J. C. Politische Erinnerungen
1833—1883, ed. unter Mitwirkung von
Karl Dubois. Deutsche revidierte Ausg.
VIII u. 343 S. Frauenfeld, Huber. 8.
frs. 4.
1469 Dasselbe französisch. 2« Edition. V
u. 383 p. Bern, Jent u. Reinert. 12.
frs. 4.
1470 LuginbUhl, Rud. Ph. Alb. Stapfer, hel-
vetischer Minister der Künste u. Wis-
senschaften (1766—1840). Ein Lebens-
' u. Kulturbild. Mit 1 Portrait. IX u.
689 S. Basel, Detloff. 8. frs. 10.
1471 Mettomich über die Neuenburger
Frage, in Sybels bist Zs. N. F. Bd. 23
Heft 1.
1472 Motta, Emillo. La bibliografia della
riforma costitutionale del 1830. Nel
„Dovere" di Locarno 1887 Nr. 101,
102 u. 105.
1473 V. Planta, P. C. Biographie des Prof.
u. Dekan Georg Sprecher. 22 S. Chur,
Rieh. 8. frs. 0,80.
1474 Repetti, Aiets. Luigi Dottesio da Gomo
e la tipografia elvetica di Capolago
1840—51. Ricordi. Roma, Tipografia
nazionale. gr. 8.
1475 Rocca, M. de. M^moires sur la guerre
desFran^aisenEspagne. 404p. Gen^ve,
Cherbuliez. 8.
1476 Die Entwicklung der Schweiz, polit.
Zustände seit 1830. Basel, Exp d. Basler
Nachr. frs. 0,10.
1477 Segesser, A. Ph. 45 Jahre im luzer-
nischen Staatsdienst 1841—1887. XIV
u. 703 S. Bern, Wyss. gr 8. frs. 10.
1478 Stäheiin, R. Briefe aus der Refor-
mationszeit. Grösstenteils nach Ma-
nuscripten der Zwingerscheu Brief-
samralung veröffentlicht. 36 S. Basel,
F. Schneider. 4. frs. 2.
1479 Stäheiin, R. Zwiugli als Prediger.
Sep.-Abdr. 32 S. Basel, DetloflF. gr. 8.
frs. 0,80.
1480 Stocicer, Abraham Vor 40 Jahren.
Geschichtliches über die Entstehung
des Sonderbundes und dessen Bezieh-
ungeu zum Auslande. 97 S. Luzem,
Bucher. 8. frs. 1,20.
Vaucher, Pierre. Professeurs histo- 1481
riens et magistrats Suisses. Notices
biographiques. Gen^ve et Bäle, Georg.
12. frs. 2,50. Contenu: Ed. Clapa-
r6de, J.-J.-C. Chenevi^re, L. Vulliemin,
M. de Sturler, A. Roget, Hungerbühler,
Et. Chastel, W. Vischer, Amiet, Meyer
von Knonau.
Weibei, J. L. Abraham Stocker, ein 1482
Lebensbild. 19 S. m. Portrait. Luzem.
Gebhardt. frs. 0,60.
Wiezels, 6. Veltlinerkrieg. Nach 2 1483
Handschriften aus Böhmers rhätoro-
manischer Bibliothek mit Yergleichung
der Ausgabe Flugis, hrsg. von G. Hart-
mann. 40 S. Strassburg, Trübner. gr. 8.
frs. 2.
Vgl. oben Nr. 49 S. 188, 50 S. 188,
590, 591, 608, 610, 613, 622, 623,
632, 644, 691, 695, 697, 701, 707, -
709, 711, 713, 717, 721, 722, 723,
725, 733, 735, 737, 745, 763, 774,
776, 777, 792, 798, 803, 807, 808,
811, 812, 854, 855, 859, 863, 869,
881, 887, 891.
Bdgien.
Beetemi, G. Anvers metropole du 1484
commerce et des arts. Liv. 6. S. 491 —
647. Anvers, Vanos De Wolf. 1887. 8.
Biographie nationale. Bd. IX. 2« et 1485
3« fasc. (Heuschling— Hyperius). Bd.
X. V fasc. (Ida — Jansenius). Bruxelles,
Bruylant-Christophe. 1887. 8. frs. 4,50.
Ciaessens, P. L'inquisition et le rä- 1486
gime p^nal pour la r^pression de l'he-
r^sie dans les Pays-Bas 300 S. Tum-
hout, Splichal-Roosen. 1887. 8. frs. 4.
David, J. Yaderlandsche historie. 2<ie 1487
uitgave. IL X, 318 p. Louvain, Van
Linthout. 1886. 8. frs. 3.
De Blancicaert, Cli. Histoire moderne. 1488
1860—1880. II. Bd. 460 S. Li^ge, De-
marteau. 1887. 8.
Do Granvelle, Correspondauce publice 1489
par Ch. Piot. Bd. VI. XLVIH et 651 p.
Bruxelles, Hayez. 1887. 4.
De Viilermont. Tilly ou la guerre de 1490
trente ans de 1618 k 1632. 437 S.
Bruges, St. Augustin. 1887. frs. 4,60.
Jacobs, A. Le pr^lat Simon Wouters 1491
et la premiere suppression de l'abbaye
de Parc sous Joseph II. Documenta
in^dits. 110 S. Peeters-Ruelens. 1887.
8. frs. 1,50.
Kervyn de Lottenhove. Relations po- 1492
litiques des Pays • Bas et de FAngle-
terre sous \e regne de Philippe II.
Digiti
zedby Google
Bibliographie.
215
Bd. V. XXVIII et 763 S. Briixelles,
Hayez. 1887. 4.
149 ; Korvyn de Volkaertbeke. Sobieski et la
mission de la Pologoe. 218 S. Bruges,
St. Augustin. 1887. 8. frs. 2,60.
1494 NamftchOy A. Le regne de Philippe II
et la lutte religieuse dans les Pays-Bas.
Tome V 511 p , VI 4ö7 p., VII 489 p.,
VIII 476 p. Louvain, Cb. Fonteyn.
1886, 1887. 8. frs. 4 le vol.
1495 Nameche. A. Cours d'histoire natio-
nale. XVIII S. 413, XIX S. 439, XX
S 418. Louvain, Ch. Fonteyn. 1886
et 1887. 8. frs. 4.
Vgl. oben Nr. 711, 901 901, 906,
908, 909, 922, 933, 971, 979, 980,
982, 992, 1020, 1035, 1047, 1050,
1082, 1083, 1093, 1095, 1193.
Holland.
1496 Acta visitationis Dioecesis Daventriensis,
ab Aegidio de Monte factae 1571.
(Uitgeg. door de Vereeniging tot be-
oefening van Overijsselsch recht en
geschiedenis). Zwolle, De Erven J.
J. Tijl. 1887. Post 8. Vel 1—7 (112j
fl. 1,40, Vel 8-15 (113—232) fl. 1,50.
1497 Bat, F. de. Prins Frederik der Ne-
derlanden en zijn t^d. Met portretten,
platen, kaai-ten en plans. Deei I. 22
en 682. Schiedam, H. A. M. Roelants.
1887. Imp. 8. fl. 13,.50.
1498 Beaiifort, W. H. de. Feestrede uit-
gesproken bij gelegenheid der plechtige
onthulling van het standbeeld van Hugo
de Groot te Delft op den 25. Septbr.
1886. 32 bl. Delft, M. J. Couvde.
1886. gr. 8. fl. 0,35.
1499 Brooshooft, P. Geschiedenis van den
Atjeh-oorlog. 1873—1886. In popu-
lairen vorm verteld. 2 en 298 bl. met
5 gelith. kaartjes. Utrecht, F. B. van
Ditmar. 1886. Post 8. fl. 1,50, in
linnen fl. 1,90.
loOO Brainvis, C. W. Het patriotisme te
Alkmaar. 1781—1791. 171 bl. Alk-
maar, Herrn Coster en Zoon. 1886.
Roy. 8. fl. 1,80.
1501 BHrgli, Mr. A. H. H. van der. Gezant-
schappen door Zweden cn Nederland
wederzijds afgevaardigd gcdurende de
jaren 1592—1795. Chronologische lös-
ten opgemaakt uit de stukken in het
rijkaarchief aan wezig, met eenige aan-
teekeningen. VIII en 85 bl. 's Graven-
hage, Martinus Nijhoif. 1886. Roy. 8.
fl. 1,60.
1502 Cliijt, Mr. J. A. van der. De vestiging
van het Nederlandsche gezag over de
Banda-eilanden 1599—1621. Met eene
kaart. Uitgegeven door hetBataviaasch
genootschap van kunsten en weten-
schappen 8 en 184 bl. met 1 uitsl.
gelith. kaart. Batavia, Albrecht en
Comp, 's Hage, Martinus Nijhoff. 1886.
Roy. 8. fl. 11.
Mr. G. de Clercq. Herdacht (Levens- 1503
bericht door J. Heemskerk Bz. — Louis
Blanc. — De Belgische omwenteling.
Belage: Oordeel over De Clercq van
R. C. Bakhuizen van den Brink.) 380.
Amsterdam, P. N. van Kampen u. Zu.
1887. Post 8. fl. 2,50 by inteek., fl. 3
buiten inteek.
Dagh-register gehouden int casteel 1504
Batavia vant passerende daer ter plaetse
als over geheel Nederlandts - India.
Anno 1640 — 1641. Uitgeg. door het
Bataviaasch Gen. v. K. en W., met
medewerking van de Nederlandsch-
Indische Regeering en onder toezicht
van J. A. van der Chijs. (1^ deel van
het Bataviasche dagregister over 1624
—1807). 8 en 511. Batavia, Lands-
drukkerij. 's Hage, M. Nijhoff. 1887.
4. fl. 5. Vgl. VI, 1163, und unten 1522.
Deventer, M. L. van. Geschiedenis der 1505
Nederlanders op Java. 1» deel. 7 en
328 bl. Compleet in 2 deelen. Haar-
lern, H. D. Tjeenk Willink. 1886.
Roy. 8. fl. 3,25.
Eeghen jun., C. P. van. Adriaan van 1506
Eeghem, doopsgezind leeraar te Mid-
delburg. 1655—1709. Eene historische
Studie. (Niet in den handel). 184 bl.
Amsterdam, A. Rössing. 1886. Post 8.
Geestok, W. Calvinisten in Holland. 1507
Franciscus Juuius (1545—1602). Petrus
Plancius (1552—1622). Cornelis Gese-
litts (1583—1614). De doleerendekerk
van Rotterdam (1611—1618). Schets
van de Gereformeerde geloofsleer, ten
gebruike bg het kort begrip. Rotter-
dam, J.H.Dunk. 1887. Post8.fl 1,95.
kl. 8. fl. 0,10, 25 en fl. 2, 100 en fl. 7.
Geschiedvervalsching. Eene wederleg- 1508
ging der mecst in omloop zijnde dwa-
lingen op het gebied van algemeene
en kerkeigke geschiedenis, door drie
vrienden der waarheid. Voor Neder-
land bewerkt door drie geigkgezinde.
Met een brief aan de vertalers van IL
J. A. M. Schaepman. Afl. 1. 48. Utr.,
W^ed. J. R. van Rossum. 1887. Roy. 8.
Compl. in 10 afl. a fl. —,40.
Hogendorp, Dirk van. M^moires du 1509
g^näral Dirk van Hogendorp, comte
Digiti
zedby Google
216
Bibliographie.
de l'empire etc. Pubii^s par son petit-
Als M. le comte D. C. A. van Hogen-
dorp. 14 en 416. La Hage, Mart. Nij-
hoff. 1887. gr. 8. fl. 3,80.
1510 Hogendorp, 6. K. van. ßrieven en ge-
denkschriften , uitgeg. door H. graaf
van Hogendorp. 4« deel. 12 en 422.
'8 Hage, Mart. Nijhoff. 1887. gr. 8.
fl. 4,25.
1511 Hogendorp, G. K. van. De prinses Wil-
helmina van Oranje en Oysbert Karel
van Hogendorp in 1787 en volgende
jaren. Brieven en gedenkschriften uit-
gegeven door H. graaf van Hogendorp.
8 en 178. 's Hage, Mart. Nijhoff. 1887.
gr. 8. fl. 1,76.
1512 Hogendorp, G. K. van. November 1813.
Brieven en gedenkschriften van Oys-
bert Karel van Hogendorp, uitgegeven
door H. graaf van Hogendorp. 2 en
244. '8 Hage, Mart. Nijhoff. 1887.
gr. 8. fl. 2,80.
1513 Ising, Arnold. Haagsche schetsen. 3«
bundel. 's Hage, W. P. van Stockum
u. Zoon. 1887. post. 8. fl. 3,50.
1514 Kopper, G. L. De regeering van Ko-
ning Willem HI. 7« afl. 157—180 en
1 portr. Gron., J. B. Wolters. 1887.
gr. fol. fl. 3,75.
1515 Koiiowlln Nz. A. M. Kleio. Verbalen
en schetsen. DI. lY (laatste deel). Ge-
schiedenis van de Fransche omwente-
ling tot op . heden. 4 en 762 met 2
kaarten en plaat. Amersfoort, A. M.
Slothouwer. 1887. Post 8. fl. 3.
1516 Moorroot, F. D. J. Dirk Yolckerts-
zoon Goomhert, notaris te Haarlem,
de Libertyn, bestrijder der Gerefor-
meerde predikanten ten t^de van Prins
Willem I. Levens en harakterschets.
6 en 228. Schoonhoven, S. u. W. N.
van Nooten. 1887. gr. 8. fl. 2,25.
1517 Muelen, J. C. van der. De registers
der graven in de Kloosterkerk te 's Gra-
venhage. 151 en 2 kol. 1 plaat en 1
plan. (Afzonderl. afdruk uithet Geneal.
Herald. Archief). 's Hage, Geneal.
Herald. Archief. 1887. gr. 4. fl. 3.
1518 MUller, J. P. Die Menonniten in Ost-
friesland vom 16. bis 18. Jahrhundert.
Aktenmässige kulturgeschichtliche Dar-
stellung. 1. Teil. 5 en 231. Amster-
dam, Joh. Müller. Emden u. Berkum,
W. Haynel. 1887. Roy. 8. fl. 2,60.
1519 Nagtglas, F. Voor honderd jaren. Uit
de papieren van een tijdgenoot. YIH
en 116 bl Utrecht, Gebr. van der
Post. 1886. Post 8. fl. 1,25.
Nuyens, W. J. F. Geschiedenis der 1520
kerkelijke en politiekc geschillen in
de republiek der Zeven vereenigdc
provincien, voornamelijk gedurende het
TwalQarig bestand (1598—1625). 1«
deel. XII en 290 bl. Amsterdam, C.
L. van Langenhuijsen. 1886. gr. 8.
fl. 2,37V«. Dl. II (350) fl. 2,77»/«, com-
pleet 2 din. fl. 5,15, geb. fl. 6,05.
Plakaatboek, Nederlandsch - Indisch, 1521
1602—1811, door Mr. J. A. van der
Chijs. 3« deel. 1678—1709. Uitgegeven
door het Bataviaasch genootschap van
kunsten en wetenschappen, met mede-
werking van de Nederl. Indische re-
gering. 2 en 681 bl. Batavia, Lands-
drukkervj. 's Hage, Martinus Nijhoff.
1886. gr. 8. fl. 6. Vgl. oben 1605.
Raabe, A. H. M' J. J. L. van der 1522
Brugghen herdacht. Bg gelegenheid
van de innwding der herbonwde school
op den Klokkenberg te Nijmegen, 6 Mci
1887. 292 en portr. Nijmegen, Firma
H. ten Hoet. 1887. Post. 8. fl. 2,50,
geb. 3,25.
Reaila. Register op de Generale re- 1523
solutien van het kasteel Batavia, 1632
—1806. Uitgeg. door het Bataviaasch
Genootschap van Kunsten en Weten-
schappen. 3« deel. 406 in 2 kol.
's Hage, Mart. Nyhoff. Batavia, W.
Bruining. 1887. gr. 4. fl. 7,50.
Roever, Azn. N. do. De Gardes d'hon- 1524
neur uit het Departement der Zuider-
zee. (Overgednikt uit het Algemeen
Nederlandsch Familieblad. 1^86 Nov.).
's Hage, Geneal. - heraldisch Archief.
1887. 4. fl. 1,25.
Roovor, Mr. N. do. De kroniek van 152'^
Staets. Eene bladzijde uit de geschie-
denis van het fabriekambt der stad ^
Amsterdam, 1694— 1620. 43bl. Amster-
dam, Ten Brink en de Yries. 1886.
4. fl. 1,25.
Do Staats-courant gedurende den Vrij- 1526
heids-oorlog van 1581. Herdrukt op
gezag der Regeering van de Zuid-
Afrikaansche Republiek. 16, 62 en 10
in 2 en 3 kol. in linnen bd. Pretoria,
J. F. Gelliers. Haarlem, Joh. En-
schede en Zonen. 1887. fol. fl. 6.
Sypesteyn, C. A. van. Het merkwaar- 1527
dig beleg van Ostende, 5 Juli 1601—22
September 1604. Met een kaart van
Ostende. 122 en 1 kaart. 's Ha^e.
W. P. van Stockum en Zn. 1887.
Post 8. fl. 1,50.
Vorttormann van Oyon, A. A. Joostl528
Digiti
zedby Google
Bibliographie.
217
van den Yondel en zijn geslacht. 22
met portr. 's Hage. Geneal.-Herald.
archief. 1887. Post 8. fl. 1.
Vgl. oben Nr. 465, 1105, 1112, 1113,
1115, 1116, 1119, 1120, 1129, 1146,
1148, 1153, 1154, 1174, 1179, 1188,
1184, 1187, 1188, 1189, 1190, 1191.
IV. Lokalhistorisches.
Baden,
1529 Stark, W. Geschichtl. Aufsätze über
die Aemter Achern u. Bdühl. — Acher-
Bote Nr. 1—142.
Betrifft die Orte : Achern, Oberachern,
Sasbach, Ottersweier, Alt- u. Neu- Win-
deck, Hubbad, Lauf, Neusatz, Neusatz-
Eck, Erlcnbad, Sasbachwalden, Ruine
Hohenrode, Ottenhöfen, Allerheiligen,
Euine Rodeck, Kappel-Rodeck, Otten-
höfen, Waldulm, Renchen.
1530 Die Wallfahrtskapollo Bniderthal bei
Kuhbach A.Lahr. — Bad.Beob.Nr.219,
239. — Lahrer Anzeiger Nr. 80.
1531 Chronik des Kapuzinerklosters (in
Engen). — ünterhaltungsbl. zur Freien
' Stimme Nr. 1— 16.
1532 Broglie, Duc de. Etudes diploma-
tiques. La seconde lutte de Frdd^ric II
et de Maric-Thäröse. I. Siege de Fri-
bourg eu Brisgau. — Revue des dcux
mondes. LYII« ann^e. 3» p(5riode.
T. 80«. 4« livr.
1533 Freiburg im dreissigjährigen Krieg.
— Freib. Kirchenblatt Nr. 29, 30.
1534 Spoclit, J. Grünwettersbach. Ein Bei-
trag zur Heimatkunde. Karlsruhe, Reiff.
1887. 8. 31 S.
1535 Adam, Pli. L., Inclytae litterarum uni-
versitati Ruperto-Carolae . . . solemnia
saecularia quinta . . . celebranti . . .
gratulatur . . . (Rückseite.) Accedunt
fragmenta quaedem quae ad historiam
uni?ersitati8 Heidelbergensis pertinent.
Cum tabula una. Monachii, Bischmöl-
1er u. Meyer. 1886. 2 unbez. Bl.
Der Beitrag zur Gesch. der Univ.
Heidelberg besteht in einem Bilde Leo-
polds Graf von Hochberg, nachmals
Grossherzog von Baden nach dem
Miniatur -Gemälde von Waltlier repr.
V. F. Hanfstaengel aus der Studienzeit
des Grossh. Leopold in Heidelberg.
1536 Grosser, J. Heidelberger Festtage
und andere. Gesammelte Feuilletons.
Breslau, Schottländer. 1887. 8. XI.
242 S.
1537 H0flor. Die Heidelberger Universi-
täts- Jubelfeier im Lichte der Geschichte.
— Historisches Jahrbuch der Görres-
Gesellschaft. 8 Jahrg. 1. Heft.
Lang. Die Heiliggeistkirche in ihrer 1538
Beziehimg zum Jubiläum der Univer-
sität. — Kirchenkalender der ev.-prot.
Gem. in Heidelberg 1887.
Tli0ines. Die Geschichtswissenschaft 1539
und das Heidelberger Uni versitäts- Ju-
biläum. - Histor.-polit. Blätter Bd. 98
S. 761—774. Bd. 99 S. 39-52, 190
-205, 361-364.
Die Wallfahrt Hiorsberg, Pfarrei Kirch- 1540
zarten. — Freib. Kirchenbl. Nr. 43.
Aus Karisruho's Vergangenheit. Der 1541
Theaterbrand vor vierzig Jahren. —
Karlsr. Nachrichten Nr. 26.
Aus Karlsrulio's Vergangenheit. Das 1542
Durlacher Thor 1772—1875. — Karlsr.
Nachrichten Nr. 76.
Aus Karlsruhers Vergangenheit. Eine 1543
SchiflFstaufe vor fünfzig Jahren. —
Karlsr. Nachrichten Nr. 91.
Aus Karlsruhers Vergangenheit. Zur 1544
Geschichte der Bürgerwehr. 1848. I,
II, III. — Karlsr. Nachrichten Nr. 121,
123, 124.
Brücicner, W. Festrede bei der Gnmd- 1545
steinlegung der neuen Kirche in Karls-
ruhe. — Südd. ev.-prot. Wochenblatt.
28. Jg. Nr. 19.
Fecht, K. G. Geschichte der Haupt- 1546
u. Residenzstadt Karlsruhe. Im Auf-
trag der Städtischen Archiv-Kommission
bearbeitet. (Mit Illustrationen u. einem
Situationsplan der Gegend). Karlsruhe,
Macklot. 8. 604. XX. VIII S.
Freudenthai, M. Katalog zu der in 1547
der Zeit vom 7. bis 16. Mai 1887 vom
städtischen Archiv veranstalteten Aus-
stellung von Plänen und Bildwerken
aus der Vergangenheit und Gegenwart
der Residenzstadt Karlsruhe. Karlsruhe,
Reiff. 1887. 8. 15 S.
Grundsteinlegung des Ständehauses in 1548
Karlsruhe. — Bad. Landeskalender 1888
S. 56.
Die Ideine Kirche in der Kreuzstrasse. 1549
Ihre Bedeutung im Zusammenhang mit
der baulichen Entwicklung von Karls-
ruhe. — Karlsr. Nachrichten Nr. 58.
Verhandlungen des siebenten deutschen 1550
Geographentages zu Karlsruhe am 14.,
15. u. 16. April 1887. Unter Mitver-
antwortlichkeit von Prof. Dr. H. Wagner
in Göttingen hrsg. von Dr. 0. Kienitz.
Mit zwei Karten. Berlin, Reimer. 1887.
8. IV. 214 S.
Digiti
zedby Google
218
Bibliographie.
1551 Suuann, H. Kenzingen im dreissig-
jährigen Krieg (Schluss). Nach gröss-
tenteils iingedr. archival. Urkunden.
Kenzingen 1887. 8. S. 67—128. (Progr.-
Beil.)
1552 HDll, J. Ein verschwundenes Schloss
bei Mannheim (Eichelstein). — Pfalz.
Museum 1887 Nr. 4.
1553 Kirchenkalender der kath. Gemeinde
Mannheim für 1887, hrsg. v. Winterroth
Smit vielen Statist, u. histor. Notizen über
lie kirchl Yerhältn. zu Mannheim].'
1554 Die Wallfahrt Maria-Sand bei Herbolz-
heim. — Freib. Kirchenbl. Nr. 23, 24.
1555 Annotto von Droste-HOIshoff. Ihr Grab
auf dem Friedhof zu Meersburg. —
Alte und Neue Welt 1887 S. 29 (mit
2 Ansichten v. Meersburg).
1556 Die Wallfahrt zu Ripoldsau. — Freib.
Kirchenbl. Nr. 30, 31.
1557 Die neue kath. Kirche zu Stein a.
Kocher. — Bad. Beob. Nr. 84, 87.
1558 Soelingor. Geschichtlicher Beitrag
zum 40Qjährigen Jubiläum der kath.
Pfarrei Weissenbach im Murgthal.
Karlsruhe, Badenia. 1887.
Vgl. oben Nr. 229d, 231, 236, 237b,
239, 246, 253, 256, 258, 259, 260,
261, 265.
MiUdrhein,
1559 Hillobrand, J. A. Zur Geschichte der
Stadt u. Herrschaft Limburg a. d. Lahn.
IL Abhandl. zum Oster-Programm des
Gymn. zu Hadamar. 26 S. Limburg,
Gebr. Görlach. 1887. 4.
1560 * Grotefend, H. Verzeichnis der Ab-
handlungen u. Notizen zur Geschichte
Frankfurts aus Zeitschriften u. Sammel-
werken zusammengestellt. Beilage zu
Bd. Vn, Hft. 6 der Mitteilungen, VIII
u. 95 S. Frankfurt, K. Th. Völcker.
1885. 8.
1561 Schmitt, J. J. Geschichte der Stadt
Edenkoben i. d. Pfalz. Edenkoben 1887.
1562 Schttler, Th. Geschiebte der Stadt
Ilochbeim a. M. Auf Anregung des
Hrn. Beruh. Walch zu Ilochheim. 3 Bl.
U.165S. (Mit 2 Abbild.) Hocheima.M.,
B. Walch, Kommission von F. Frey.
1887. 8.
1563 WOrner, E. Miszellen z. Geschichte
von Darmstadt, 4te Folge. Sep.-Abdr.
aus d. Adressbuch f. Darmstadt. 1887.
Vgl. oben Nr. 257, 277, 291, 294,
300, 301, 309, 318, 326, 342, 346,
349, 350, 380, 383, 384, 385, 387,
390, 395, 396.
Bheinprovinz.
Becker. Das königliche Schloss zn 1564
Coblenz. Ein Beitrag zur Geschichte
des letzten Kurfürsten von Trier Cle-
mens Wenceslaus und der Stadt Cob-
lenz. Mit 4 Lichtdruck-Bildern. V,
223 S. Coblenz, Gross. 1886. 8.
Drotomann, Otto. DieJuden in Aachen. 15B5
Historische Übersicht. 24 S. Aachen,
M. Jacobi. 8.
Ein Gang durchs Wupperthal in diesem 1566
Jahrhundert von A. Sincerus. 34 S.
Ileilbronn, llenninger. gr. 8.
Hauptmann, F. Bilder aus der Gc- 1567
schichte von Bonn und seiner Umge-
bung. Geschichte von Adelheidis-Pütz-
chen. 46 S. m. 1 Bild. Bonn, Haupt-
mann. 8.
Scheins, M. Aachen vor 100 Jahren. 1568
95 S. Aachen, Cremer. 8.
Vgl. oben Nr. 440 ff., 467 ff., 476,
481, 481a, 491, 530, 531, 539,
543 ff, 550 ff, 559 ff
Westfalen.
V. Detton, 6. Münster i. W., seine 1569
Entstehung und das Kulturbild seiner
lOOOjährigenEntwickelung. V1II,209S.
Münster, Aschendorff, 1887. 8. M.2,40.
FIttggo, W. Chronik der Stadt Werden. 1570
Von der Gründung bis zur Gegenwart.
Mit möglichster Berücksichtigung der
nächsten Umgegend. Mit 3 Stadtan-
sichten, 1 Stadtplan, 1 Spezialkarte
von Werden und Umgegend und 30
lUustr. 392 S. Düsseldorf, Schwann.
1887. 8. M. 7,50.
FUhrer durch Arnsberg an der Ruhr 1571
und Umgebung. Mit Plan der Stadt,
des Eichholzes und der nächsten Um-
gegend. Hrsg. v. Verschönerungsver-
ein. 16 S. Arnsberg, Stein. 1888. 8.
M. 0,75.
Gomolndoloxikon für die Provinz West- 1572
faleu, mit einem Anhange betreffend
die Fürstentümer W^aldeck und Pyr-
mont. Auf Grund der Materialien der
Volkszählung vom 1. Dezember 1885
und anderer amtlicher Quellen bear-
beitet vom Königlichen Statistischen
Bureau. X, 194 S. Berlin, Stat. Bureau.
1887. 8.
Roigors, Fr. Beiträge zur Geschichte 1573
der Stadt Bocholt und ihrer Nachbar-
schaft. L Lieferung. 96 S. Bocholt,
Tcmming. 1887. 8. Vgl. VI, 1251.
Schuengol, J. Beiträge zur Geschichte 1574
der Stadt Warburg. I. Warburg im
Digiti
zedby Google
l)ibliographie.
219
siebeivj&hrigen Kriege. 17 S. (Progr.
des Gvmiiasiums zu Warburg). 4.
1575 Thorbecke, H. Der Teutoburger Wald,
Detmold, Hermannsdenkmal, Extern-
stem und das Wesergebiet. Mit einem
Bilde des Hermannsdenkmals, 1 Karte,
3 Ansiebten und l Eisenbahnskizze.
5. Autl. VU, 80 S. Detmold, Hinrichs.
1887. 8. M. 1,25.
1576 Totzke, C. A. u. Lomborg, H. Heimats-
kunde des Stadt- u. Landkreises Dort-
mund und des Kreises Horde. Mit 2
Holzschnitten u. 1 Karte. 79 S. Dort-
mund, Garms. 1887. 8. M. 0,60.
VgL oben Nr. 570, 571, 572, 573,
575 ff., 579, 587 ff.
Schweiz.
1577 Comba, E. Histoire des Yaudois d^I-
talie. Partie I. Turin, Loescher. H.
frs. 6,50.
1578 Louis Oufour, archiviste, la promenade
de la Treille k Gen^ve. 21p. Qeneve,
Georg. 8. frs. —,50.
l.')79 Fontaine Borgel, C. Souvenirs de
Plainpalais ä partir des temps anciens
jusqu'au 18e si^cle, Conferences popu-
laires donnees k Plainpalais les 13. et
15. oet. 1886. 99 p. Geneve, Georg.
8. frs. 1,50.
1580 Gompeler, D. Sek.-Lehrer. Sagen u.
Sagengeschichten aus d. Simmenthai.
2 Bdchn. 228 S. Thun, St&rapfli. 8. frs. 2.
1581 Lonttcchia, A Alcune notizie scien-
tifiche della Val Colla. Bellinzona,
tip Bertolotti.
1582 Marchioii, Dan. Storia della valle di
Poschiavo. 2 voll. 353 u. 273 p. Son-
drio, Quadrio. 8. frs. 5.
1583 Perrin, Andr^. Histoire de la val I de
et du prieurd de Chamonix du 10« au
18« si^cle. D'aprös los documents re-
cueillis par A. Bonnefoy. 253 p. av.
2 pl. et 1 carte gr. fol. Paris, Fisch-
bacher. 8. frs. 6.
1584 Ramaau, B. Le Yalais historique.
Chäteaux et Seigneuries. Avcc une
prdfacc de J. Gremaud. 126 p. Sion,
Galerini. 4. frs. 3.
1585 Schneider, J. J. Das alte Basel. Eine
Sammlung früherer städt. Ansichten,
gez. u. hrsgg. v. J. J. S. Heft 1—5.
gr. 4. je 4 Bl. in Lichtdruck. Basel,
Selbstverlag, ä Heft frs. 1,25.
1586 Tissot, F. Rdcits St. Gallois avec
une vue du monastere en 1741. 314 p.
Lausanne, Bride!. 12. frs. 3,50.
Vgl. oben Nr. 594, 601, 605, 691,
695, 700, 702, 730-732, 734, 738,
741, 742, 743, 55 S. 91, 753, 782,
791, 823 ff., 867, 874, 895.
Bdgien,
Degand Emm. Essai historique sur 1587
la commune d'Ellezelles. 237 S. Leuze,
Wamy. 1887. 8. frs 2.
De Saegher et Bartholeyns. Histoire po- 1588
pulaire de Schaerbeek. 216 p. Schaer-
beek, Mommens. 1887. 8. frs. 2.
Gootbals, F.-V. Archäologie des fa- 1589
milles de Belgique. 128 S. Bruxelles,
Alliance typograph. 1887. 4. frs. 20.
Du Chastel de la Howardrios. Notices 1590
gdnc^alogiques tournaisiennes. 47« — 50«
liv. Peruwelz, R. Delmc^e. 1886. 8.
frs. 2,50 la livraison.
Gobert, Th. Histoire et Souvenirs. 1591
Les rues de Liege. 6—8» fasc. S. 155
>-186. Li^gp, L. Demarteau. 1886. 4.
frs. — ,75 le fasc.
Leleune, Th. Histoire de la ville de 1592
Binche. 1' partie. 68 S. Binche, V.
Winance. 1887. 8.
Misson. Le chapitre noble de Sainte- 1593
Begge k Andenne. 481 S. Braine-le-
Comte,ZechetCornet. 1887. 8. frs. 10.
N^ve, L. Notice g^n^alogique sur la 1594
famille Lammens. 40 p. Gand, Le-
liaert. 1887. 8. frs. 3,50.
Renier, G.-J. Histoire d*Andrimont 1595
lez Verviers et de l'ancieune commune
des Croisiers y annex^e. 550 S. Ver-
viers, A. Remaele. 1887. 8.
De Stein d' Altenstein. Annuaire de la 159b
noblesse de Belgique. 41« ann^. 1887.
430p. Bruxelles, Monnom. 1887. 8. frs. 7.
Toussaint, A. Histoire civile et reli- 1597
gicuse de Walcourt. 272 S. 1887. 8. frs. 3.
Van Caster, G. Malines. Guide histo- 1598
rique et description des monuments. 165
S. Bruges, St. Augustin. 1887. 8. frs. 3.
Van der Moorsch, A. L'abbaye de la 1599
Nouvelle Plante. Notice historique ou
histoire du couvent des Dames de Rons-
brngge( 1136— 1886. 157 p. Ypre8,De-
mets-Vander Ghinste. 1887. 8. frs. 3,50.
Vos, J. Le clergc« du diocfese de Tour- 1600
uai. Bd. 1. 216 p. Braine-le-Comtc,
Zech et fils. 1887. 8. frs. 3.
Wautort, A. Histoire de la commune 1601
de Ldau. 243 S. Bruxelles, Hayez.
1887. 8. frs. 7.
Welvaarts, Tli.-Ag. Geschiedenis der 1602
vrijheid Arendonck. 216 S. Turnhout,
Beersmans. 1887. 8.
Vgl. oben Nr. 919, 933, 938, 945-
950, 971, 978, 986, 1002, 1003,
1005, 1006, 1009, 1023, 1029, 1031,
Digiti
zedby Google
220
Bibliographie.
1038,1041, 1058, 1068, 1070, 1074,
1084—1086, 1090, 1097.
V. Rechts- nnd Wirtschafts-
geschichte.
Baden.
1603 Buchenberger, A. Das Verwaltungs-
recht und die Pflege der Landwirtschaft
im Orossh. Baden. Unter Mitwirkung
von Fachmännern bearbeitet u. brsgg.
Tauberbischofsheim, Lang. 1887. 8.
XV. 845 S. Vgl. „Karlsr. Ztg.« Beil.
Nr. 129-132.
1604 Buchenborger, A. Die praktischen Er-
gebnisse der badischen landwirtschaft-
lichen Erhebungen. 2. Aufsatz. — Jahr-
buch für Gesetzgebung etc. Hrsg. v.
Schmoller. 11. Jahrg. 1. Heft.
1605 Erhobungen i'iber die Lage des Klein-
gewerbes im Amtsbezirk Adelsheim
1885, veranstaltet durch das Grossh.
Ministerium des Innern. Karlsruhe,
Braun. 1887. S. 431 S.
1606 Erhebungen über die Lage des Klein-
gewerbes im Amtsbezirk Mannheim
1885, veranstaltet durch das Orossh.
Ministerium des Innern. Karlsruhe,
Macklot. 1887. 8. 3H7 S.
1607 Badischor Landtags- AI manach v. Jahre
1887. Elberfeld, Lucas, o. J. 8. 55S.
1608 Reuts, R. 1724—1805. Charles de
Butr^ un physiocrate tourangeau en
Alsace et dans Ic margraviat de Bade
d^apres ses papiers inddits avec de
nombreux extraits de sa correspon-
. dance avec le marquis de Mirabeau,
Bergasse, Dupont (de Nemours) La
Tour d' Auvergne, Necker, Baynal, Tur-
got, le margrave de Bade, la comtesse
de Hochberg, le baron d'Edelsheim,
Schlosser etc. etc. Paris, Fischbacher.
1878. 8. 214 S.
1609 Wiener. Die bauliche Entwickelnng
der Städte mit besonderer Berücksich-
tigung der Stadt Freiburg i. B. S.-A.
aus der Zeitschrift f. bad. Verwaltung
u. Verwalt.-Rechtspflege. Heidelberg,
Emmerling u. Sohn. 1887. 4. 16 S.
Vgl. oben Nr. 225, 226, 228, 229a,
228c, 238, 234, 235, 236, 239, 240,
241, 247.
Mittdrhein.
1610 Bacher, K. Die Bevölkerung von
Frankfurt a. M. im 14. u. 15. Jahrh.
Sozial-politische Studien. I. XIX und
736 S. Tübingen, H. Laupp'sche Buch-
,handlung. 1886. 8. M. 15.
Quetsch, F. N. Das Verkehrswesen 1611
am Mitt«lrhein im Altertum. 45 S.
mit einer Karte. Mainz, Wilckene.
1887. 8. M. 1,50.
Schellhass, K. Das Königslager vor 1612
Aachen und vor Frankfurt in seiner
rechtsgeschichtlichen Bedeutung (Ja-
strow, historische Untersuchungen IV)
Vniu. 207S. Vgl. Berl. Lit..Z. 1887.
Nov. S. 1697. G. v. Below. Berlin,
Gärtner. 1887. gr. 8. M. 6.
Wllhelmi, Ferd. Kirchenrecht im Amts- 16 1 3
bezirk des Konsistoriums zu Wiesbaden.
II. VI u. p. 245—727. Wiesbaden,
Feiler u. Gecks. 1887. 8. M. 12.
Der Zoll- u. Binnenhafen zu Mainz. 1614
Mit 7 Tafeln u. 16 Abbild, im Text.
Mainz 1887. In Kommission bei J.
Diemer; 3 Bl. und 98 S. 4. Inhalt:
1) W. Velke, zur Geschichte von Mainz
mit besonderer Rücksicht auf Handel
u. Verkehr im Altertum u. Mittelalter;
mit 1 Tafel u. ü Abbild. S 1—15. —
2) K. G. Bockonhoimer, Mainzer Handel
u. Schifffahrt in der Zeit von 1648—
1831. S. 15—41. — 3) H. Gassner «.
E. Kreyssig, die Ufererweiterung u. die
Entstehung des Hafens in Mainz, S.
41—61; mit 1 Plane u. 1 Abbild. —
4) H. Becker, die Gebäude u. Betriebs-
einrichtungen des Zollhafens in Mainz,
mit 1 Tafel u. 8 Abbild. S. 6-85. —
5) Statistische Übersichten über die
Entwickelung des Verkehrs in Mainz
während der Jahre 1880—188»^, zusam-
mengestellt von der grossherz. Handels-
kammer, S. 85-98.
Vgl. oben Nr. 280, 282, 283, 287,
292, 293, 334, 335, .337, 341, 346,
357, 359, 360, 362, 868, 369, 387,
401, 1325.
Bheinprovmz,
Lamprecht, K. Deutsches Wirtschafts- 1615
leben im Mittelalter. Untersuchungen
über die Entwickelung der materiellen
Kultur des platten Ijandes auf Grund
der Quellen zunächst des Mosellaudes.
3 Tl. in 4 Bdn. Leipzig, Dürr. Lex. 8.
Quetsch, Frz. H. Das Verkehrswesen 1616
am Mittelrhein im Altertum. 45 S. mit
1 Tafel. Mainz, Wilckens. gr. 8.
Vgl. oben Nr. 431, 442, 445, 447,
450, 455, 456, 457, 473, 479, 488,
489, 490, 496, 497, 500, 504, 505,
506, 511, 512, 513, 630,536,538,
546, 554, 555, 557, 558b, 1325.
Digiti
zedby Google
Bibliographie.
221
Westfalen,
1617 Codex traditionum Westfalicarum. III.
Die Heberegister des Klosters Ueber-
wa^er und des Stiftes St. Mauritz.
Bearbeitet von Fr. Darpe. VI u. 329
S. Münster, Theissing. 1888. 8. Vgl.
VI, 1306.
1618 Delins, A. Die Grundbegriffe der
neuen Verwaltungs- Organisation in der
Provinz Westfalen zur Orientierung
für Praktiker und Laien an der Hand
des Gesetzestextes zusammengestellt.
Vill u. 103 S. Iserlohn und Leipzig,
Baedecker. 1887. 12. M. 1.
1619 Die Landgemelndeordnung für die Pro-
vinz Westfalen vom 19. März 1856
in der durch die neuen Verwaltungs-
gesetze abgeänderten Gestalt. Im amt-
lichen Auftrage hcnrausgegcben. 29 S.
Berlin, Hey mann. 1886. 8. M. 0.50.
1620 Lindner, Th. Die Veme. XXIV und
668 S. Münster u. Paderborn, Schö-
ningh. 1888. 8.
Vgl oben Nr. 564, 566, 567, 576,
577, 578, 580, 5bl, 5«7.
Schweiz.
1621 Bessert, 6. Unbekannter Besitz des
Klosters St Gallen in Württemberg.
In „Würt. Vierteljahrshefte". Jg. 10.
Heft 3. (1887.)
1622 Die Einführung der Buchdruckerei
in Genf. In der „Neuen Zürcher Ztg.*^
1887. Nr. 255 (u. vorhergehende Num-
mern) u. Nr. 269.
1628 Demole, Eug. Denier au nom deFrd-
d^ric, dv^que de Gen^vc [11« si^clej.
Gen^ve, Georg. (Extrait de la ,,Revue
nnmismatique**. 2. trim. T887. Paris),
frs. 1,80.
1624 Oemole, E. Jetons in^ditcs de Sa-
voie, de Gen^ve, de Fdvöchd de Ge-
nfeve et de Vaud. 14 p. Geneve, Georg.
«. frs. 1.
1625 Demole, E. Tableau des monnaies
^cnevoises frapp^es de 1535 ä 1*192.
35 p. Genfeve et Bäle, Georg. 16. frs. 2.
(Tird ä 100 exemplaires.)
Vgl. die Genfer Münzgeschichte von
1535—1792 desselben Verfassers unter
den Zeitschriften Nr,
1626 Demole, E. Geneve et les projets
monätaires du gouvernement de Neu-
chätel en \122, 45 p. Geneve, Georg,
gr. 8. frs. 1,50.
1627 Manche sehr gute u. wertvolle wirt-
schaft^geschichtliche Überblicke ent-
hält FurreKt Volkswirtschafts] exicon der
Schweiz (bisher 17 Lfgg. k fr. 2,—),
•besonders die Artikel betreff, die 22
Kantone und die Hauptindus trieen.
Geering, Traugott Leben u. Treiben 1628
auf den Basler Zünften im Mittelalter.
Sep.-Abdr. aus „Handel und Industrie
der Stadt Basel." IV u. 94 8. Basel,
Schneider, gr. 8. frs. 1,25.
Geicich, Eug. Gesch. der Uhrmacher- 1629
kunst von den ältesten Zeiten bis auf
unsere Tage. 4. Afl. v. Barfuss, „Ge-
schichte der Uhrmacherkunst*^, in voll-
ständiger Neubearbeitung hrssgg. XIII
u. 208 S. mit einem Atlas v. 11 Fol.-
Tafeln. Weimar, Voigt. 8. frs. 8.
Goetzinger, Ernst Die Familie Zolli- 1630
kofer, hrsgg. vom bist Verein in St.
Gallen. 58 S. mit 1 Taf. in Farben-
druck. St Gallen. Huber & C. (Fehr).
gr. 4. frs. 2,40.
Die Geschichte der Gotthardbahn in 1631
den „Grenzboten«. 1886. Nr. 51 u. 52.
V. MUlinen, W. F. Gesch. d. Schweizer 1632
Söldner bis zur Errichtung der ersten
stehenden Garde. 1497. XI u. 824 S.
Bern, Huber. gr. 8. frs. 5.
Speiser, W. Mitteilungen über die 1633
Anfänge des Schweiz. Eisenbahnwesens
und iiber die ersten Jahre der schw.
('entralbahn. 2 Vorträge, gehalten in
der stat- Volks wschl. Ges. in Basel im
Winter 1886. 118 S. Basel, Schneider,
gr. 8. frs. 2,60.
Stehlin, Karl. Register zur Geech. 1634
des Buchdrucks bis zum J. 1500. Alis
den Büchern des Basler Gerichtsarchivs.
Im ^Archiv für Gesch. des deutschen
Buchhandels". XI. Publ. des Bursen-
vereins. N. F. p. 5—181.
Rechtsquellen des Kt. Graubünden, 1635
hrsgg. von R. Wagner u. L. R. v. Salis.
(Sep.-Abdr.) XVI u. 470 S. Basel,
DeUoff. 8. frs. 12.
St. Gallische Gemeinde-Archive, her- 1636
ausgeg. vom bist. Verein des Kt. St.
Gallen. Wartmann. Der Hof Widnau-
Haslach. C u. 316 S. mit 1 Karte.
St Gallen, Komm. Huber u. Oo. gr. 8.
frs. 5.
Wartmann, H. Industrie und Handel 1637
des Kt St Gallen 1867—1880, hrsgg.
vom Kfm. Directorium St. Gallen. Mit
Tabellen u. Karten. H. Teil. 278 S.
St Gallen, Huber u. Co. 4. frs. 8.
Vgl. oben Nr. 591, 6C0, 618, 621,
62?4, 630, 633, 643, 668, 691 «F.,
57 (S. 190), 727, 728, 729, 740,
743, 746, 770, 771, 775, 780, 781,
790, 792, 803, 804, 809, 821, 835
Digiti
zedby Google
222
Bibliographie.
847, 850, 857, 866, 874, 879, 893,
1237.
1688 Cerexhe, Mich. Les monnaies de Char-
lemagne. 2« partie. S. 133— -174.
Gand, Leliaert. 1887. 8. frs. 7,50.
Vgl. oben Nr. 914, 916, 923, 926,
928, 932, 935, 936, 93i, 946—950,
(9.o5), 971, 981, 99&, 1010, 1012,
1014, 1018, 1024, l'-26, 1028—1031,
1033, 1037, 1053, 1069, 1070, 1077,
1087, 1093, 1098, 1099.
Hdland
1639 Berns, J. L. Rechtsbronnen der stad
Harderw^k. XI en 168 bl. 's Graven-
hage, Martiims Nijhoff. 1886. Roy. 8.
fl. 3,25. (Werken der Vereeniging tot
uitgave der brennen van het oude va-
terlandsche recht gevestigd te Utrecht.
1. Reeks Nr. 8.)
1630 Buis, F. A. De beiden en weiden van
Gooiland. Geschiedkundige b^drage tot
het vraagstuk betreffende de verdeeling
der Gooische markgronden. 44. IUI-
versum, Job. Geradts u. Comp. 1887.
gr. 8. fl. 0,45.
1641 Hofstede, Mr. J. P. Het Ommelander
collatierecht. 8 en 126 bl. Leeuwarden,
W. Eekhoff en Zoon. Roy. 8. li 1,50.
1642 Notulen van de Commissie tot her-
ziening der grondwet, benoemd bij
Koninklijk Besluit van 22 April 1815
Nr 62, met daarbij behoorende stuk-
ken. Uitgeg. van wege het Depart.
van Binnenlanosche Zaken. 190. 'sHage,
Van Weelden en Mingelen. 1887. gr. 8.
fl. 1,50.
1643 Pleyte, W. A. van den Bogert en H.
Bouwheer. Meerveld en Meervelder
Bosch. (Bijdrage tot de geschiedenis
van Barneveld). 8. XCIII en 55 bl.
met 3 gelith. gekl. kaarten en 5 ge-
lith. platen. Barneveld, G W. Bonstra.
Leiden, A. H. Adriani. 1886. gr. 8.
h 1,80, in linnen H. 2,25.
1644 Quack, H. P. 6. De Socialisten. Per-
sonen en stelsels. 1^ en 2« deel. (Het
socialisme voor de 19« eeuw.) '2« druk.
556, 552. Amsterdam, P. N. v. Kampen
u. Zoon. 1887. gr. 8. fl. 4,80.
1645 Telting, A. Stadrecht van Ommen.
(Vereeniging tot beoefening van Over-
Ysselsch regt en geschiedenis.) 12 en 58.
Zwolle, Erven J. J. Tijl. 1887. post 8.
fl. 0,90.
1646 Telting, A. Stadboek van Groningen.
(Werken der Vereeniging tot uitgave
der brennen van het oude vaderland-
sche recht, gevestigd te Utrecht. 1 «
reeks. Nr. 9.) XV en 97 bl. 's Graven-
hage. Martinus Nyhoff. 1886. Roy. 8.
fl. 2.
Vgl. oben Nr. 1101, 1104, 1107, 1114,
1130, 11 3>, 1146, 1149, 1155, 1156,
1157, 1159, 1160,1162, 1163, 1165,
1166, 1168, 1177, 1201, 1211, 1276.
VI. Kunst.
Baden.
Bulkeley- Jones, B. and Blakeloy, H. 1647
Account of the minster of Freiburg
in Baden. Partly adapted from the
Germau of the latc very rev. canon
Marmon. Freiburg in Baden, Herder.
1886. 9. XVI. 127 S.
Die Fagadenmalerei am Rathause zu 1648
Breiburg i B. — Kunst-Chronik. 22.
Jahrg.* Nr. 43 — 45.
Die Heiligenberger Handschrift über 1649
die Egg. (Lichtdruck-Reproduktion von
6 Zeichnungen aus einer Hs. des 16.
Jhs., welche Gründung und Dotation
der EinsieJelei Egg auf halber Höhe
des Heiligenberges behandelt, veröffent-
licht V. Grossh. General-Landesarchiv.)
Fol. 1 Bl. Text. 6 Bl Abbild.
Koch, J. u. Seitz, F. Das Heidelbpr- 1650
ger Schloss. Mit Genehmigung des
Grossh. Badischen Ministeriums der
Finanzen herausgg. Darmstadt, Berg-
strässer. Erste Lfg. Vorwort. lOTfln.
Lichtdruck, fol.
Kraus, F. X. Die Miniaturen der 1651
Manesse'scben Liederhandschrift. Im
Auftr. des Grossh. Bad. Ministeriums
der Justiz, des Kultus u. Unterrichts
nach dem Original der Pariser Natio-
nalbibliothek in unveränderl. Licht-
druck herausgg. Strassbnrg, Trübner.
1887. fol. 16 S. B1.A.B.C.D. 1-140.
Die KunstdenkmSier des Grossherzog- 1652
tums Baden. Beschreibende Statistik
im Auftrage des Grossh. Ministeriums
der Justiz, des Kultus u. Unterrichts
und in Verbindung mit Dr. Jos. Durm
u. Geh. Hofrat Dr. K. Wagner hrsgs^.
von Dr. Franz Xaver Kraus. I. Band.
Die Kunstdenkmälcr des Kreises Kon-
stanz. Freiburg i. B., Mohr. 1887. 8.
Xll. 691 S. mit 8 Tafeln u. zahlrei-
chen Illustrationen.
Die bildenden KUnsto am Bruhrain 1653
und im Kraichgau ehemals und jetzt
Bad. Bote Nr. 151 flf.
Digiti
zedby Google
Bibliographie.
223
1654 Badische, Schwäbische u. Pfölzische
LaiMiskntchte. Nach den Original -Holz-
schnitten J.(akob) K.(öbel8), Buch-
dmckers u. Holzschneiders zu Heidel-
berg ca. 1535. Im Besitze von A.
Bielefeld's Hofbuchhandlung , Karls-
rahe (Liebermann u. Co.) Getreu in
unveränderlichem Lichtdruck wiederge-
geben. 12 Bl. Original-Grosse. Karls-
ruhe, Bielfeld. 1888. fol.
1(>55 LObke, W. Die Holbeinbilder in Karls-
ruhe. — Repertorium fiir Kunstwissen-
schafL 10. Bd. 4. Heft.
165B Mays, A. Das Grabmal des deutschen
Königs (rumischen Kaisers) Ruprecht
von der Pfalz, u. seiner Gemahlin Eli-
sabeth von Hohenzollem, in der Hei-
liggeistkirche zu Heidelberg. Fol. 2
Bl. Text. 1 Bl. Photographie.
1657 Oechelhaeuser, A. v. Die Miniaturen
der UniversiULts-Bibliothek zu Heidel-
berg. Erster Teil. Mit 18 Tfln. Hei-
delberg, Koester. 1887. 4. 108 S.
Der Text auch als Heidelberger
Habilitationsschrift.
1658 Grossh. Vereinigte Sammlungen zu
Karlsuhe. Beschreibung der Vasen-
sammlung von H. Winnefeld. Mit 1
Tafel. KaHsruhe, Bielefeld. 1887. 8.
X. 193 S.
1659 Schlouning, W. Die Michaels-Basilika
auf dem heiligen Berg bei Heidelberg.
Eine baugeschichtl. Studie. Auf Grund
der, von Grossh. Bad. Kultusministe-
rium veranstalteten, vom Verfasser ge-
leiteten Ausgrabungen im Sommer 1886.
Mit 29 Ulustrat. im Text u. 9 Tafeln
im Anhang. Heidelberg 1887. Verlag
Schleuning. Hamburg, Forberg. Leip-
zig. 4. 49 S.
1660 Schneider, Fr. Die Ausmalung des
Chores von St. Martin zu Freiburg.
— Zeitschrift f. bild. Kunst. 22. Jhrg.
7. u. 8. Heft.
1661 Schober. Über die Restauration des
Munsters in Konstanz. Vortrag. —
Schriften des Verf. f. Gesch. d. Boden-
sees u. s. Umgebung. XVI. S. 51—53.
Vgl. oben Nr. 243, 260, 272, 1253,
1685.
MiMrhein.
1662 Die Baudenkmalo In der Pfalz, gesam-
melt und herausgegeben von der Pfäl-
zischen Kreisgesellschaft des bayer.
Architecten- n. Ingenieur- Vereins. 5..
Lieferung. Ludwigshafen 1887. S 138
—177 u. Fig. 249—286 dieser noch
nicht abgeschlossenen Publikation.
Fehr. Grabfund im Dome zu Worms. 1663
(Bischof Conrad II. de Sternberg von
Worms, t ll^2J). Korresp. - Blatt des
Gesamt- Vereins 1887. 35. S. 43 -44.
Fehr, Ph. J. Zur Restauration des 1664
Domes zu Worms. 57 S. Worms, Selbst-
Verlag des Dombau-Comites; Druck von
E. Kranzbühler. 1886. 8.
Naeher, J. Die Burgen der rheinischen 1665
Pfalz. £in Beitrag znr Landeskunde
und mittelalterlichen Kriegsbaukunst,
enthaltend 14 Tafeln mit 40 Burgen
nach der Selbstaufhahme des Verfas-
sers. Strassburg, Selbstverlag des Ver-
fassers. 48 S. u. 14 Tfln. gr. 8.
Lebonsskizzen von Münchener Kunst- 1666
lern : Michael Emil Sachs (geb. zu Ha-
damar) in der Zeit sehr. : die Wartburg
von Förster. XIV. 1887. S. 100—103.
Schneider, Fr. Der Dom zu Mainz. 1667
Geschichte u. Beschreibung des Baues.
Oktavausgabe des grösseren Werkes.
Beriin, Ernst u. Korn. 1886. 8. M. 6.
W0rner, E. Kunstdenkmäler im Gross- 1668
herz. Hessen. Inventarisierung u. be-
schreibende Darstellung der Werke der
Architektur, Plastik, Malerei und des
Kunstgewerbes bis zum Schlüsse des
18 Jhs. Hrsg. durch eine im Auftrage
S K. H. des Grossherz, bestellte Kom-
mission. Provinz Rheinhessen, Kreis
Worms. Mit 119 Textillustr. und 22
Tafeln, ausgeführt unter Leitung von
Prof. E. Marx. 304 S. Darmstadt,
Kommiss. von A. Bergsträsser. 1887.
gr. 8. M. 12.
Vgl. oben Nr. 257, 278, 386, 302,
303, 312, 319, 327, 328, 334, 336,
340, 343, 344, 345, 346, H47, 355,
356, 366, 379, 382, 964, 1671.
Bheinprovins.
Bolssel, Steph. Gesch. der Trierer 1669
Kirchen, ihrer Reliquien und Kunst-
schätze. Mit vielen Abbildungen. 1 Tl.
Gründungsgeschichte. 1. Lfg. 64 S.
Trier, Paulinus-Druckerei. gr 8.
Beitsel, Steph. Geschichte der Aus- 1670
stattung der Kirche des h. Victor zu
Xanten. Nach den Orig -Baurechnun-
gen u. andern handschriftlichen Quellen
dargestellt. II il 148 S. Freibucg i Br.,
Herder, gr. 8. Vgl. Korrbl. 1888 Nr. 11.
Härtet, Aug. Cöln in seinen alten und 1671
neuen Architekturen. Orig.- Aufnahmen
nach der Natur von G Koppmann u.
Co., Photographen, Hamburg, 1. Lfg.
16 Lichtdruck-Tafeln. Leipzig, Dorn
u. Merfeld. Fol.
Digiti
zedby Google
224
Bibliographie.
1672 Heimcken, Frz. Theod. Der ])om za
Köln, seine Gesch. u Bauweise, Bild-
werke und Kunstschätze. IV, 156 S.
Köln, Boisscr^e. 8.
1673 Lehfeldt, Paul. Bau- und Kunstdenk-
mäler der Rheinprovinz. I. Bd. Reg.-
Bez. Coblenz. X, 796 S. Düsseldorf,
Voss u. Co. gr. 8. Vgl. Wd. Zs. 6, 92 ff.
1674 Wiefhase, H. Der Dom zu Köln. Hrsg.
mit hist. beschreib. Text. Nach den
photogr. Aufnahmen v. Anselm Schmitz
in Köln in unveränderlichem Lichtdr.
hergestellt von Rimmler u. Jonas in
Dresden.
Vgl. oben Nr. 413—416, 422, (432),
433, 434, 480, 481a, 508, 517, 549,
558a, 559— ÖH3, 965, 1088.
Schweiz.
1675 Amberg, Joh. Der Medailleur Job.
Karl Hedlinger. Sep.-Abdr. aus dem
„Oeschichtsfreund'^, mit 1 Portr. und
3 artist. Tafeln. 288 S. Einsiedeln,
Benziger. 8. frs. 4.
1676 Wanderungen durch die Altertums-
sammlung des Schlosses in Appenzell.
Im „Appenzeller Volksfreund". 1887.
Beilagen zu Nr. 69, 73, 79, 83 u. 85.
1677 Bachelin, L6op. M^langes d'histoire
et d'art. 447 p. Neuchätel^ Berthoud.
16. frs. 6.
1678 BSchtold, Jak. Zur Geschichte der
Manessischen Bilderhandschrift. In der
Germania. 1886. S. 437.
1679 Das MOnster in Bern. In der „Schw.
Bauztg." Bd. X. 1887. Nr. 3.
16S0 Lettres autographes composant la col-
lection de M. Alfred Bovet, d^crites
par Etienne Charavay. Ouvrage im-
primä sons la direction de Fernand
Calmettet. Paris, Charavay. 1887. LVI
u. 880 p. gr. 8. frs. 150.
Für den Autographenhandel unent-
behrlich; Muster eines Autographen-
Katalogs. XIV bis XIX. Jh.
1681 Burckhardt, Albert. Kirchliche Holz-
schnitzwerke. 16 Tfln. Abbild, aus d.
mittelalt. Sammlung zu Basel, hrsj^g.
u. m. e. El. versehen. 8 S. u. 16 Tfln.
in Lichtdr. Basel, Detloff. In Mappe,
fol. frs. 7,fiO.
1682 Burckhardt, Albert. Das Altarwerk von
S** Maria-Galanca in der Mla. Samm-
lung zu Basel. In den „Basler Nach-
richten" u. in der „Neuen Zürcher Ztg."
1683 Butler, S. Holbeins „Paur^". In der
„Academy**. London, 23. Okt. 1886.
1684 Caffi, Mlchole. Di alcuni architetti e
scultori della Svizzera italiana. Milano,
tip. Prato.
Campi, Carlo. I basso-rilicvi di S. 1685
Lorenzo (portina laterale al completo)
di Garona e di Vico-Morcote, ecc. Al-
bum di fotografie delle riproduzioue
in gesso eseguite dal Campi per il Po-
litecnico di Zurigo. Milano, Campi.
Eckardt, H. Matthäus Merian. Skizze 1686
seines Lebens u. ausführliche Beschrei-
bung seiner Topographia Germaniae,
nebst Verzeichnis der darin enthalteneu
Kupferstiche. Eine kulturhist. Skizze.
Mit dem Portrait Merlans in Lichtdr.
VII u. 222 S. Basel, Genf, Lyon,
Georg. 8. frs. 5.
Fäh, Ad. Die Kapelle in Tufer8will687
bei Lütisburg, Kt. St. Gallen. Ein Bei- *
trag zur mla. Kunstgesch. 44 S. Gos*
sau, Cavelti. 8. frs. 1.
Gisi, M. Verzeichnis der Incunabeln 1688
der Kantonsbibliothek Solothum (HO
von Hain nicht aufgeführte Drucke).
2 Teile, nebst Nachtrag u. Registern.
Beilage zum Jahresbericht der Kantons-
schule. IV. V u. 180 S. Solothurn, in
Komm Jent gr. 8. frs. 8.
Godot, Phil. Scripta manent. Cause- 1689
des k propos de la collection d'auto-
graphes de M. Alfr. Bovet. 120 S.
Neuchätel, Attinger. pet. 8. 400 ex.
numerot^s sur p.ipier de Hollande.
(Urs Graf?) Titelblatt aus der „Kro- 1690
nica von der loebl. Eidgenossenschaft**
von Petermann Etterlyn. Basel bey
Michael Furtter 1507. Im „Formen-
schatz«. München, 1887. Heft 8,
Hafner, A. Meisterwerke schweizer. 1691
Glasmalerei. Hrsgg. vom historisch-
antiquar. Verein in Winterthur. Nach
den Originalen aufgenommen Erklä-
render Text von Dr. A. H. Lfg. V«
12 Blätter in Lichtdruck, z T. colo-
rirt u. H Blätter Text. Berlin, Claesen.
Imp.-fol. In Mappe frs. 42,70
Hirth, G. Die Malweise Hans Hol- 1692
beins, in der n^^^l^in- Kunst-Chronik*'.
Wien, 1877. Nr. 44.
Hans Holbein d. j. (?). Entwurf zu 1693
einer Fa^ademalerei. Nach einer ge-
tuschten Federzeichnung im Lonvre.
In G. Hirth „Formenschatz". 1887.
Heft 3.
Jamin« P. Temples illustres des an- 1694
ciennes communes genevoises. Uö S.
Gen^ve, chez tous les libraires. 12. frs. 4.
Imhof, J. J. Der Historienmaler Hie- 1695
rouymus Hess von Basel. Geschichte
Digiti
zedby Google
Bibliographie.
225
seines Lebens und Verzeicbnis seiner
Werke, m S. mit 32 Tfln. in Lichtdr.
und zahlreichen Text- Illustrationen.
Basel, Detloff. 4 gbd. frs. 12').
1696 Alpine Kartographie im 16. Jh. Beil.
zur „Allg. Ztg." 1887. Nr. 203—218,
1697 Keltarbom u. Reese. Die Restauration
des Münsters in Basel. In der „schwz.
Bauztg." 1887. Nr. 13.
1698 Collection du chäteau de Kybourg;
provenant de feu M' le Lt -Col. Pfau.
Yente le 12 et 13 sept. 1887 au Ca-
sino de ville de Bäle sous la direction
de M. Elie Wolf •
1699 Versteigerung der Sammlung aus
Schloss Kyburg. In der N. Z. Z. 1887.
Nr. 259.
1700 Lttdatsy: „Der Bizarrisf* (Arnold
Boecklin) in der „Allg. Kunstchronik'*.
Wien, 1887. Nr. 40.
170 t La Chiftsa degli Angioli in Lugano
nel „Patria e Progresso** di Bellinzona,
1866. Nr. 6.
1702 Melani, A. Lettera da Lugano su la
Crocifissione del Luini. neir „Arte e
Storia di Firenze". 1886. Nr. 29.
1703 MDIier-Sommor, C. Die Chorstuhle des
Munsters zu Bern. In Ortwein-Scheffers
„Deutsche Renaissance''. Leipzig, See-
mann. Abteil. LY.
1704 Naher, J. Le chäteau et la ville de
Gruy^res, Tancienne Chartreuse, la
Part-Dieu et la Tour de Fr^me. Etüde
sur Tarchitecture militaire au moyen-
äge. Lausanne, Corbaz Sc Co.
1705 Rahn. Kunst- u. Wanderstudien in
der Schweiz. Neue Ausg. YI u. 399 S.
Zürich, Schultbess. 8. frs. 4.
1706 Rahn. Schloss Chillon. Ein Umbau-
projekt aus dem 18. Jh. In der „schwz.
Bauz^.'» Bd. X. 1887. Nr. 1.
1707 V. Rodt, E. Kunstgeschichtl. Denk-
mäler der Schweiz. 4. Serie. 25 Bl.
gr. fol. Mit den Erl. zu Serie I— IV.
8 S. gr. fol. Bern, Huber & Co., in
eleg. Mappe frs. 26,20.
1708 Das Wohnhaus zum Ritter in Schaff-
hausen, bemalt von Tobias Stimmer.
In der Zs. d. Gew.-Yer. in München.
1887. Nr. 1—3.
1709 Stammler, Jak. Der sog. Feldaltar
Karls d. Kiihnen von Burgund im bist.
Museum zu Bern, eine alt venezianische
Altartafel (Diptychon) aus dem Nach-
lass der Königin Agnes von Ungarn
und ihr Wert för Kunst und Kunstge-
schichte. Sep.-Abdr. aus dem Berner
Taschenbuch. 1888. IY.U.232S. Bern,
Nydegger u. Baumgart kl. 8. frs. 3.
Voegelin, S. Wer hat Holbein die 1710
Kenntnis des klass. Altertums vermit-
telt? Im „Repertorium fiir Kunst wis-
senschaft". 1887. Heft lY.
Voegelin, S. Der St UrsnsKirchen- 1711
schätz in Solothum. In der „Züricher
Post-. 1886. Nr. 290, 291, Jf94.
Wiedemann, F. Der Katzonraphael 1712
(Gottfr. Mind). Lebensbild eines selt-
samen Künstlers. 2. Afl. 106 S. Leipzig,
Oehmigke. 12. frs. 1.
Wolf-Südhausen, J. Studien über We- 1713
sen u. Geschichte der Malerei. 319 S.
Zürich, Yerlagsmagaz. gr. 8. frs. 6.25.
Gedenkblätter zur Feier des 100-1714
jährigen Bestandes der ZOrcherischen
Künstlergesellschaft. 27 S. mit 6 Text-
vignetten u. 12 Kunstbeilagen. 1887.
Zürich, Hoehr. 4. cart frs. 6.
Enthält die Geschichte der Gesell-
Schaft. (Gestiftet von Sal. Gcssner,
Usteri, Hess ü. a. m.)
Ygl. oben Nr. 647, 648, 649, 650,
651, 656, 657—662, 664—668, 670,
673, 676—678, 680—684, 691, 698,
709, 734, 751, 753, 784, 797, 822,
837, 845, 85 ', 853, 856, 865, 873,
879, 889, 896, (960).
Bdgien.
De Fisenne, L. L'art mosan du 12« au 1715
16« siecle. 2« et 3« livr. Tilleur, chez
l'auteur. 4.
Gregoir, Ed. Supplement et compläment 1716
au volume : Les artistes musicicns beiges
au 18« et au 19« siecle. S. 320. Anvers,
Jos. Dirix. 1887. 8. frs. 5.
Rooses, Max. L'oeuvre de P. P. llu- 1717
bens. 3 — 8 fasc. Anvers, Jos. Maes
1886. 4. frs. 2,5 le fasc. Ygl. YI,
1425.
Ygl. oben Nr. 903, 905, 915, 924,
927, 939, 940, 942—946, 93 S. 196,
952, 953 (955), 958—959, 969, 984,
985, 987, 994, 1004, 1010, 1011,
1022, 1032, 1036, 1040, 1042, 1044,
1045, 1047, 1048, 1051, 1054, 1073,
1079, 1088, 1098—1100.
Holland.
Catalogus derarcheologische verzame- 1 718
ling van het Bataviaasch Genootschap
van Künsten en Wetenschappen, door
W. P. Groenenveldt. Met aanteeke-
ningen omtrent de op verschillende
voorwerpen voorkomende inscripties
en een voorloopigen inventaris der
beschreven steenen door J. L. A.
Brandes. 16 en 39. Batavia, Ernst u.
Co. 's Hage, Martinus N^hoff. 1887.
Roy. 8. fl. 2.
Digiti
zedby Google
226
Bibliographie.
1719 Citalogus der numismatische verzame-
ling van het Bataviaasch Qenootschap
vau Künsten en Wctenschappen, door
J. A. van der Chijs. H« dr. 6 en 229.
Batavia, Albrecht u. Co. 's Hage, Mart.
Nijhoflf. 1887. gr. 8. fl. 1.
1720 Dozy, Ch. M. Nalezing op F. Muller's
Catalogus van Nederlandsche historie-
prenten. (Overgedrukt uit het Archief
voor Nederl. Kunstgeschiedenis. dl. VII).
46. Rotterdam, W. J. van Hengel. 1887.
gr. 8. fl. l.
1721 Jonge van Elemeet W. C. M. de. Mu-
seum Catsianum. 1837 — 1887. 2« verm.
uitgave. 8 en 118 in 2 kol. (Niet in
den handel) 's. Hage, Mart. Nijhoff.
1887. Roy. 8.
1722 Kumt, de Christelgke, in Holland en
Ylaanderen, van de Gebrocders van
Eyck tot aan Otto Yenius en Pourbus,
voorgesteld in Hl staal plaaten, ge-
graveerd door C. Ed. Taurel. Eene
reeks monographien, door P. Genard,
W. Moll, Ad. Siret, Sleeckx, C. Ed.
Taurel, J. A. Alherdingk Thgm en A.
D. de Vries Az. 2« verb. en verm. druk.
Ad. 2 en 3. 13-^34 in 2 kol. b pl. en
houtgr. in den tekst. Amsterdam, 0.
L. van Langenhuijsen. 18'<7. gr. 4.
fl 1,Ö0 per afl.
1723 Mtyer, k, Het huis Nienoord en de
graftombe te Midwolde. 33 en 1 pl.
Gron. J. B. Wolters. 1887. gr. fol.
fl. 2,60.
Vgl. oben Nr. 1104, 109 S. 200, 1120
—1122, 1131, 1134, 113Ö, 1136,
1139, 1140, 1142, 1143, 1144, 1167,
1170, 1205—1217.
VII. Kultnr- n. Litteratnr-
geschichte.
Baden.
1724 Ammon, 0. Anthropologisches aus
Baden. — Korrespondenz - Blatt d. d.
Ges. für Anthropologie. XVIII. Nr. 6.
1725 Aus Karlsruhers Vergangenheit. Ein
Alt-Karlsruher Volksdichter. — Karlsr.
Nachrichten. Nr. 147.
1726 Bartseh, K. Der Müttinger. — Ger-
mania, 32. Jhrg. S. 246—253.
1727 Behaghel, 0. Der Dichter des Schatz-
kästleins und seine Heimat. — Vom
Fels zum Meer. Heft 5.
1728 Bernays,M. Die Urschriften der Briefe
Schillers an Dalberg. — Allg. Zeitg.
Beil. Nr. 226, 227, 230, 231.
Bolte, J. Der Jude von Venetien, 1729
die älteste deutsche Bearbeitung des
Merchant of Venice. — Jahrb. d. d.
Shakespeare-Ges. XII. 189—201.
Zum Theaterwesen am markgräflich
bad. Hofe im 17. Jahrh.
Creeelius, W. Joh. Leonh. Weidner, 1730
Rektor der Lateinschule zu Elberfeld,
Fortsetzer von Zincgrefs Apophtheg-
mata. (Progr.-Beil. des Gymn. zu El-
berfeld 188«, Progr. Nr. 401.)
ün duel devant Philippsbourg. — La 1731
Revue uouv. d'Alsace-Lorraine. 6« an-
näe Nr. 8.
Franke, F. Neue Briefe aus Baden- 1732
Baden. Karlsruhe, Pollmann. 1888.
8. 53 S.
Frommel, E. Aus Alt-Karlsnihe. Ge- 1733
danken eines Karlsruhers beim Ab-
schied einer Karlsruherin 1857. Karls-
ruhe, Reuther (1887). 11 S. Gedicht
in Karlsruher Mundart.
Gessler, F. Hohengeroldseck. Sage 1734
u. Dichtung. Lahr, Schauenburg ( 188^.
8. 111 S.
Gestner, L. Erinnerungen au Robert 1735
Mohl. — Die Gegenwart. 31. Bd. Nr. 29.
Gothein, E. Die Naturbedingungen 1736
der kulturgeschichtl. Entwicklung in
der Rheinebene u. im Schwarzwald. —
Verhandlungen des 7. d. Geographen-
tages. Berlin. 1887. S. 53—73.
GrOneberger, Ph. DV Schorch un die 1737
Karline. Ein pfälzisches Familienbild.
Illustr. V. Schreiber. Speier. 1887. 8.
Gutmann, G. Hoch die Palz! Gedichte 1738
in Pfälzer u. Hochdeutscher Mundart
Heidelberg, Petters. 1887. 8.
Heimburger, K. Grammatische Dar- 1739
Stellung der Mundart des Dorfes Otten-
heim. Lautlehre. Halle a. S. Karras,
1887. 8. 37 S. (Freiburger Diss.) S.-A.
aus den Beiträgen zur Gesch. der D.
Sprache u. Lit. XIII, 2.
Hertling, v. Joh. Friedr. Ilertling, 1740
Prof. in Heidelberg (f 1749), nicht Je-
suit. — Histor. Taschenbuch der Görres-
Ges. 8. Jhrg. Heft 3.
Koch, A. Thorbecke's Geschichte der 1741
Universität Heidelberg. — Allg. Ztg.
Beil. Nr. 79-85.
Krantz, E. Alfred de Musset ä Bade. 1742
(Lettres in^dites ) — Annales de TEIst.
Annee I, 487—495.
Längin, G. Rede bei der Einweihung 1743
des Scheffeldenkmals in Rippoldsau.
Wolfach, Sandfuchs. 1887. 8. 8 S.
Lenz, Ph. Der Handschuhsheimer 1744
Digiti
zedby Google
Bibliographie.
227
Dialekt. I. Teil Wörterverzeichnis.
Konstanz, Stadler. 1887. 4. 55 S.
(Projrramm-Beil)
1745 Loeper-Housselle, M. Die geschieht!.
Entwickelune des badischen Frauen-
Yereins. — Die Frau im gemeinnützigen
Leben. Heraasgg. von Marie Loeper-
Honsselle und Amelie Sohr. If. Jhrg.
I. Heft. S. 1—3?».
1746 Meyer, J. Briefwechsel zwischen J.
V. Lassberg und Joh. Adam Pupikofer.
— Alemannia XV. S. 281—288.
1747 „Meister Jotephus'' als Reiseschrift-
steller. — Allg. Ztg. Beil. Nr. 173.
1748 Moll. Erinnerungen an Joseph Victor
V Scheffel. Vortrag. — Schriften des
Ver. ftir Gesch. d. Bodensees u. seiner
Umeebung. XVI S. 7—12.
1749 Morneweg, K. Johann v. Datberg,
vgl. oben Nr. 1429. (Berührt mehrfach
die Gesch. der jetzt bad. Pfalz und
der bad. Markgrafen Friedrich, Chris-
toph II. Jakob).
1750 Die Namen der alten Eonsfanzer Häu-
ser. — Freie Stimme. Nr. 87, 89.
1751 Pflster, Ch. Jean -Daniel Schupilin.
— Annales de TEst. Nancy. Berpcer-
Levrault. !'• annee, p. 34—63, 184—
220, 349-368 (k suivre).
1752 Proelss, J. Scheffel und die badisohe
Revolution. — Berichte des Freien D.
Hochstiftes zu Frankfurt a. M. 1886/7.
Heft 1.
175') Proelss, J. Scheffels Leben u Dichten.
Mit vielen Originalbriefen d<»s Dichters
u. 10 Abbild. Berlin, Freund u Jeckel.
1887. 8. Vin. 678 S.
1754 R0tbe, G. Die Gedichte Heinmars
von Zweter. Leipzig 1887. 8. Sucht
als Heimat R. Zeuthern bei Bruchsal
nachzuweisen.
1755 Roth6,R. Stille Stunden. Aus Richard
Rothes handschriftl. Nachlass. Neue
Folge. Bremen, Heinsius. 1888. 8.
120 S. Hierher gehörend namentlich:
I Aus dem Briefwechsel S. K. H des
Grossherzogs Friedrich von Baden mit
und über Rothe. S. 1 — 15.
1756 Schedler. Die Schutzmantelbruder-
schaft in Markdorf und deren Kirche.
Die Pest in der Seegegend nebst einer
Urkunde Ober die Zustände am Boden-
see zu Anfang: des 30jähr. Krieges. —
Schriften d Ver. f. Gesch. des Boden-
sees u. s. ümgebg. XVI. S. 57—67.
1757 Scheffel, J. V. v. Eine Erinnerung
an den badischen Aufstand von 1849
und ein Bericht darüber. Mit Erläu-
terungen von Gebh. Zemin. — Deut-
sche Revue. Hrsg. v. Fleischer. 12.
g. 12. Heft
Treutier, M. Sang von der Bergstrasse. 1758
Frankfurt a. M., Koenitzer. 1888. 8.
F. V. W. Zu Mittermaiers hundert-
stem Geburtstag. — Allg. Zeitg. Beil.
Nr 215.
Wartmann, H. Eine neue Deutung des 1759
Namens der Alamannen. — Anzeiger
f. schweizer. Gesch. N. F. 18. Jg. Nr. 5.
Weber, G. Jugendeindriicke und Er- 1760
lebnisse. Ein histor. Zeitbild. Leipzig,
Eneelmann. 1887. 8. VIII. 295 S.
Weber, G. Die moralische Bedeutung 1761
des Heidelberger Jubelfestes 1, 2, 3. —
Deutsche Revue. Hrsg*, v. Fleischer.
12. Jg. Heft 1, 2, 3.
Wechsler. Neues von und über Scheffel. 1762
— Blätter für litterar. Unterhaltung.
Nr. 41, 42.
Wehrle. Erinnerungen eines Reichs- 1763
tagskandidaten für das Centrum aus
dem Drang - Zwang - Qual - Wahl - Jahre
1887. Konstanz, Mayr. 8. 110 S.
Zolling, Th. Scheffel als Feuilletonist. 1764
— Die Gegenwart. 31. Bd. Nr. 27.
Vgl. oben Nr. 228, 229a, 234, 235,
250, 261, 262, 267, 273.
Mittdrhein.
B0ckel, 0. Segen aus dem Oden- 1765
walde. Germania. XXXI (N. F. XIX)
S. 345-346.
Drathschmidt, P. Königstein am Tau- 1766
nus, seine Geschichte und seine Be-
deutung als hydriatischer Kurort.
Falk. Mainzer Brevier - Ausgaben. 1767
Centralbl. f. Bibl. IV. S. 377—393.
Fischer, K. Zur Geschichte des Gym-
nasiums zu Dillenburg. Programm des
Gymn. daselbst. Dillenburg, E. Wei-
denbach. 1887. 4.
Gedenkblätter zur Gutenbergfeier am 1768
50. Jahrestag der Errichtung des Guten-
bergdenkmals zu Mainz 14. Aug. 1837,
herausgeg. von den vereinigten Main-
zer Buchdruckern und Buchhändlern
M.D.CCC.LXXXVII (nebst vielen Kup-
fern u. Holzschnitten).
1. Vorwort von F. Schneider, 1 S.
— 2. Widmung von Dr. L. Noir^, 3 S.
— 3. (I) Zur Geschichte des Gutenberg-
denkmals zu Mainz von Dr. W. Velke,
16 S. - 4. (II) Das Gutenbergfest im
Jahre 1837 von Dr. li Gassner, 12 S.
— 5. (III) Die Buchdnickerei im St.
Rochus-Hospital zu Mainz von Dr. K. G.
Bockenheimer, 16 S. — 6. (IV) Guten-
Weitd. Zsittchr. f. Gesch. u. Kuust. VII, II.
Digiti
16
zedby Google
228
Bibliographie.
berg, Festpiel von Alfred Boerkel, 8 S.
— 7. (IV«) Die Schlussschrifk des Ca-
tholicon von 1460 von Dr. Franz Falk,
8 S. — 8. (V) Gutenberg und die Künste,
Gedicht von Friedrich Goedecker, 8 S.
— 9. (VI) Zur fünfzigjährigen Feier der
Erriciktung des Gutenberg -Denkmals
von Gustav Hirsch, 4 S. — 10. (VII)
Prolog zur Feier des Johannis-Festes
von W. Jacoby, 4 S. — 11. (VIII) Aus
„Frauenlob**, Operndichtung von W.
Jacoby, in Musik gesetzt von R. Schwalm,
12 S. — 12. (IX) Eine römische Ur-
kunde des Mainzer Museums aus dem
Jahre 90 n. Chr., ein Beitrag Schriftum
der Alten von Jacob Keller, 16 S. —
13. (IX») Dr. Ludwig Lindenschmitt,
4 S. — 14. (X) Geschichte des Main-
zer Liederkranz von Carl Nentwig, 16 S.
— 16. (XI) Volkslied am Schlüsse der
Inaugurationsfeier des Monuments für
Johannes Gutenberg am 14. Aug. 1837
von J. Neus, 4 S. -- 16. (XII) Das
Gutenbergfest in Mainz von Dr. L.
Noir^, 4 S. — 17. (XIH) Das goldne
Mainz, eine kulturgeschichtliche Skizze
von Dr. J. Nover, 24 S. — 18. (XIV)
Ein Blick des Naturforschers in die
mittelrheinische Tiefebene von Wilhelm
von Reichenau, 8 S. — 19. (XV) Mainz
und seine Drucker von Dr. Friedrich
Schneider, 12 S. — 20. (XV*) Die
Chronique de Savoye über Gutenberg
und seine Erfindung von Dr. Friedrich
Schneider, 4 S. — 21. (XVI) Zum Jo-
hannistage 1887 von Paul Schumacher,
4 S. — 22. (XVII) Gutenberg, Hymnus
für vierstimmigen gemischten Chor,
componiert von Paul Schumacher, 4 S.
— 28. (XVIII) Die ersten Druckhäuser
und Druckwerke von Mainz von Theo-
dor Winkler, 18 S. — 24. (XIX) Die
Mainzer Buchdruckereien und Buch-
handlungen nebst ihrem Personal, 16 S.
1769 Grandhomme. Der Kreis Höchst a. M.
in gesundheitlicher und gesundheits-
polizeicher Beziehung einschliesslich
einer geschichtlichen und geologischen
Beschreibung desselben. Der Erinne-
rung an D. A. v. Brüning gewidmet. VII
u. 193 u. XXXI S. Frankfurt a. M.
In Commiss. bei Joh. Alt. 1887. 8.
1770 Qrossmann, (F.) Die Heilquellen des
Taunus: Wiesbaden, Weilbach, So-
den, Homburg, Ems, Assmannshausen,
Schwalbach , Schlangenbad , Selters,
Fachingen, Geilnau, Cronthal. X und
448 (mit kurzen historischen Notizen).
Wiesbaden, J. Bergmann. 1887. gr. 8.
Heiniel, R. Über die Nibelungensage. 1771
Sitzungsberichte der kaiserl. Akademie
der Wissenschaften zu Wien. Philos.- .
bist. Klasf^e. Bd. 109, lieft 2. 1885.
p. 671—718.
Hennen. Unbekannte und unzuläng- 1772
lieh gewürdigte Marienthaler Drucke
nebst Beiträgen zur Zeitfolge der
Marienthaler Presserzeugnisse. Central-
blatt f. Biblioth. IV. S. 342—360.
Herti über den Namen Lorelei. Sitz- 1773
ungsberichteder philos.-philol. u. histor.
Klasse der k. bair. Akademie der Wis-
senschaften. München, 1886. Heft II.
217-251.
V. d. Linde. Geschichte der Erfindung 1774
d. Buchdruckerkunst. IL S. 369—672.
III. S. 673-1048. (Rec. von Hesseis.)
Beriin, Asher. 1886. 4. M. 60.
Nathusius-Neinstedt. Vortrag üb. Böh- 1775
mers Leben. Korresp.-Bl. des Gesamt-
vereins, 35 S. 52—53.
Ortner, M. Reinmar der Alte, die 1776
Nibelungen, Österreichs Anteil an der
deutschen Nationall itteratur. VIII u.
356 S. Cf. Lit. Centr. 1887. S. 632
—633. (Jer. Seemüller.) Wien, Kor-
negen. 1887. 8. M. 6.
Roth, F. W. E. Die Schriften Wolf- 1777
gang Trefiers zu Mainz. 0. S. B. —
Hist.-pol. Blätter, 1887. Bd. 99. S. 925
—936. Cf. ib. 1876. Bd. 77. S. 923
—933 u. Forschungen zur deutschen
Gesch. XX. S. 39—48.
Roth, F. W. E. Die Druckerei des 1778
P. Friedberg in Mainz (1491—1499)
und ihre Erzeugnisse. Centralbl. für
Bibl. IV. S. 394—404.
Frhr. Schenk V. Schweinsberg. Zur Frage 1779
nach dem Wohnsitz Friedrichs v. Hausen.
Zeitschr. f. deutsches Altertum. XXXII.
S. 41-44.
Strack, K. Prälat D. K. Zimmer- 17H0
mann zu Darmstadt, dessen Leben
und Verdienste um den Gustav- Adolf-
Verein. 36 S. Barmen, K. Klein. 1886.
16. 10 Pf.
Velke, W. Die Gutenbergfeier in Mainz 1 781
(14. August). Centralbl. für Bibl. IV.
S. 463—465.
Widmann. Die Eberbacher Chronik 1782
der Mainzer Erzbischöfe. Neues Arch.
Xm. (1887.) p. 121—143.
Ludw. E. A. Wimmer. Die Runenschrift. 1783
Berlin, Weidmann. 1887. Vgl. oben Nr.
1227. Runen am Mittelrhein, S. 59:
Osthofer Spange (Rheinbessenh Frei-
laubersheimer Spange (Rheinnessen);
Friedberger Spange (Oberhessen); £m-
Digiti
zedby Google
Bibliographie.
22d
der Spange (Nassau) ; Spange von En-
gers (Rheinprovinz).
1784 Zais, E. DiekurmainzischePorzellan-
Maonfaktur zu Höchst. Mit 3 Tafeln
u. 18 Abbild, im Text. IX n. 185 S.
Mainz, J. Diemer. 1887. 4.
Vgl. oben Nr. 257, 276, 277, 279,
281, 282, 2ö3, 288, 293, 294, 295,
297, 298, 299, 307, 308, 313, 327,
330, 333, 33Ö, 349, 351, 358, 363,
365, 367, 368, 369, 371, 373, 374,
382, 383, 386, 387, 398, 401, 402.
Bheinpwvim,
1785 Jaumart de Brouillant. Uistoire de
Pierre de Marteau. (Le Livre 1886,
October 10), Enth Bibliographie der
Bücher des 17. u. 18. Jhs., welche die
Verlagsfirma, ä Cologne, chez Pierre
de Marteau, trafen.
1786 Hennen. Das Missale der Trierischen
Erzdiöcese im 15. u. 16. Jahrh. nebst
Beiträgen zur Gesch. des Buchdrucks
und Buchhandels im damaligen Trier.
12 S. gr. 8.
1787 Hennen. Triers Wiegendrucke nebst
Beiträgen zur Kölnischen Buchdrucker-
geschichte im 15. Jalirh. 2. Ausgabe.
16 S. gr. 8.
1788 Hennen. Urkundliches zur Buch-
druckergeschichte Triers im 16. Jahrh.
4 S. 8.
1789 HOller, H. Sulpiz Boisser^e und der
Kölner Dom. (Kölnische Ztg. 1887,
Nr. 358, Erstes Blatt).
Vgl. oben Nr. 422, 431, 464, 465,
468, 469, 472, 475, 478, 481a, 503,
510, 215, 518, 531, 534, 537, 540,
544, 547, 551, 555, o56, 5ö8a, 1088.
Westfalen.
1790 Frlcke, W. Der Teutoburger Wald,
das Wesergebirge, Detmold und das
Hermausdenkmal. 4. Aufl. 132 S. Biele-
feld, Helmich. 1887. 12. M. 1.
1791 Grimme, F. W. Das Sauerland und
seine Bewohner. 2. gänzlich umgear-
beitete und vermehrte Auflage. 173 S.
Münster u. Paderborn, F. Schöningh.
1886. 8. M. 1,80.
1792 HUfler, H. Annette von Droste-Hüls-
hoff und ihre Werke. Vormehmlich
nach dem litterarischen Nachlass und
ungedruckten Briefen der Dichterin.
Mit 3 bildlichen Beilagen. XX u. 368 S.
Gotha, Perthes. 1887. 8. M. 7.
1793 Krimphove, C. Die Heiligen und Se-
ligen des Westfalenlandes. 450 S.
Oelde, Holterdorf. 18»6. 8. JVI. 2^0.
1794 Leppla, k. Die westfälische Moor-
niederung und das Diluvium. München
1886. Mit 2 Karten. Separatabdruck
aus den Abhandlungen der bayerisdien
Akademie der Wissenschaften. S. Id7
bis 182.
Poppe, F. Zwischen Ems und Weser. 1795
Land und Leute in Oldenburg und
Ostfriesland. VII u. 472 S. Olden-
burg, Schulze. 1888. 8. M. 6.
Quellen und Untersuchungen zur Ge-1796
schichte, Kultur und Litteratur West-
falens. Herausgegeben vom Verein
für Geschichte und Altertumskunde
Westfalens. I. Bd. Daniel von Soest ;
ein westfälischer Satiriker des 16. Jahr-
hunderts. Herausgegeben und erklärt
von Franz Jostes. IX u. 400 S. Pa-
derborn, Schöningh. 1888. 8. M. 8.
Strohe, J. J. A. Karte des Kegierungs- 1797
bezirks Arnsberg in 19 Sektionen. Nach
amtlichen Materialien bearbeitet Mass-
stab 1 : 50000. Nr. 1 Sektion Castrop,
Nr. 2 Sektion Camen, Nr. 5 Sektion
Bochum, Nr. 6 Sektion Dortmund,
Nr. 15 Sektion Meinertshagen. Werl,
Stein. 1887. Fol. M. 14.
Vogeler, E. Geschichte des Soester 1798
Archigymnasiums. HI. Teil. 30 S.
(Programm des Archigymnasiums zu
Soest). 4.
Weerth 0. u. AnemUller, E. Bibhotheca 1799
Lippiaca. Übersicht über die landes-
kundliche und geschichtliche Littera-
tur des Fürstentums Lippe. 88 S. Det-
mold, Meyer. 1886. 8. M. 1,60.
Vgl. oben Nr. 565, 670, öaS.
Schtoeijs.
Ägaisli, Mm« Elisabeth C. Louis Agas- 1800
siz. Sa vie et sa correspondance.
Tradttit de Panglais par Auguste Mayor,
ornä d'un portrait d'Agassiz. 618 p.
Neuchätel, Berthoud. 8. frs. 7,50.
Mämoires de deux voyages et sdjours
en Alsace 1674—76 et 1681. Avec un 1801
itin^raire descriptif de Paris ä Basle
et les vues d^ Altkirch et de Beifort
dessinäes par Fauteur LDLSDL'HP.
Publik pour la premi6re fois d'apres
le msc. original par LBJCM. 264 p.
Mulhouse, Bader, gr. 8. frs. 7,50.
T., B. Ivan v. Tschudi f. Nekrolog 1802
in den Mitteilungen des deutschen u.
österr. Alpenvereins 1887 Juni 1.
Bachmann, A. Een middelnederlandsch 1803
gedieht uit een handschrift te Zürich.
4 p. 8. In: ^Tijdschrift voor Neder-
landsche Taal- en Letterkunde" VI
p. 317—320.
Digiti
zedby Google
230
äifaliograplite%
1804 Bachmann, Alb. Brachstücke eines
Frauengebets [Rheinauer cod. perg 176]
in Zs. für deutsches Altertum XXKII
p. 50—57 und Bruchstücke eines mhd.
Cligäs ebenda p. 123—128.
1805 Bichteld, J. Geschichte der deutschen
Litteratur in der Schweiz. Lfg. 2 S. 81
— 168 und Anmerkungen S. 25—44.
Frauenfeld, Huber. 8. frs. 1,60.
1806 BäcMold u. Vetter. Bibliothek älterer
Schriftwerke der deutschen Schweiz.
2. Serie. Heft 1 : Chronik der Ges. def
Mahler 1721—22. Nach dem Manuscr.
der Zürcher Stadtbibliothek, ed. Th.
Vetter. 117 S. Frauenfeld, Huber. 8.
frs. 3.
1807 Bftchtold, Jac. Beiträge zur St. Gal-
lischen Litteraturgesch. in der Zs. für
deutsches Altertum. N. F. Bd. XIX.
1808 Bartsch. Les Minnesänger suisses
dans la „Revue critique** 1887 Nr. 35.
Aus d. Universitätsbibliothek zu Basel
in der „ AUg. Schweiz. Ztg. « 1886 Nr. 260.
1809 Baumgartner, P. 0. Die Yolksschul-
bestrebungen in der Schweiz und ins-
besondere in Graubunden von 1760 —
1837, in: „Pädagog. Blätter«* Bd. 16
Heft 5 (1887).
1810 Betart Richard Wagner in Zürich
1849—58 in der „Allg. Musikzeitung*"
1886 Nr. 43.
1811 Bertolottl, A. Compere di libri a
Basilea per la Biblioteca ducale di
Mantova. Nel „Bibliofilo«" di Firenze
1887 Nr. 7/8 p. 112.
181 2 Andenken an die Sempacher Schlacht-
feier den 5. Juni 1886. Alte Eidgen.
Pfeifer- und Tambour- Ordonnanz, in
Noten gesetzt von Franz Bettschart,
Trompeter-Korporal vom Bat. 72. Mit
Abbildung. 4 Quartseiten. Einsiedeln,
Benziger. frs. 1.
1813 Blondel, A. u. Mirabaud, P. Rodolphe
Toepffer. L'^crivain, Tartiste et Thom-
me. 416 p illustre de 25 photogra-
vures et suivi d'une bibliographie com-
pl^te des Oeuvres de Rodolphe Toepffer.
Paris, Hachette u. Co. gr. 8. frs. 30.
1814 Brandstetter, R. Blasphemiae accusatae
1381—1420. Aus den Luzerner Rats-
protokollen in der Zs. för deutsches
Altertum Bd. XVUI S. 399-414.
1815 Brun, Carl. Johannes (Hanns) von
Nussdorff. In der Allg. D. Biogr. Bd.
XXIV p. 59 f.
1816 Burckhardt, Fr. Aus Tycho Brahes
Briefwechsel. 28 S. Basel, Georg, gr. 4.
frs. 2.
Doblhoff, \. Der Heiny von ttealp. 181 7
Ein Yolksdrama aus dem 16. Jh. in
5 Aufzügen. Nach seiner gleichnamigen
Erzählung für die Bühne bearbeitet
60 S. München, Callwey. 12. frs. 1,35.
Dufour, Th^ophlte. Am^d^eRoget(Bio- 1818
graphie et bibliographie). Allocution
ä la Sociale d'histoire. Extrait des
M^moires de la Sociale d'histoire, tome
XXII. Genfeve, Georg, frs. 1.
Dufour,Th6ophile. Albert Rilliet (Bio- 1819
graphie et Bibliographie). Allocution
ä la Sociät^ d^histoire. Extrait des
Mdmoires de la Soci^tä d'histoire, tome
XXII. Gen^ve, Georg, frs. I.
Egii, J. J. Geschichte der geogra- 1820
phischen Namenkunde. Mit Probe einer
toponomastischen Karte. IV u. 430 S.
Leipzig, Brandstetter. 1886. gr. 8.
Eppler, C. F. Karl Gottlieb Pfander. 1^21
Ein Zeuge der Wahrheit unter den
Bekennem des Islams. Mit Blicken in
die Vergangenheit und Gegenwart des
Muhamedanismus. 192 S. Basel, Mis-
sionsbuclihaiidl. kl. 8. frs. 1,75.
Favaro, Antonio. Ricerche ulteriori 1822
intorno alla vita ed alle opere di Bar-
tolomeo Sovero, matematico svizzero
(di Friburgo) del secolo XVI. Im „Bol-
lettino di bibliografia e di storia ma-
tematica" di Roma, tom XIX Marzo 1886.
Fournel, V. De J. J. Rousseau ä A. 1823
Chdnier. Etudes litt^raires et morales
sur le 18« siecle. Paiis, Firmin, Didot
6 Co. frs. 3.
QrDnfeld. Las Leben des Pädagogen 1824
Heinrich Pestalozzi. 63 S. Schleswig,
Julius Bergas. gr. 8. frs. 1,35.
Gulllot, Alexandre. Un poete de la 1825
Suisse romande au 18. s. Etienne-Sa-
lomon Reybaz (1739—1804) d'apr^s des
documents inedits. 78 p. Gen^ve, Carey.
12. frs. 1.
Hartmann, J. Alchemie und Arkano- 1826
logie im Gegensatz zur Schulmedicin.
Die Arkana, die Remedia divina der
alten Alcbemisten. 32 S. Zürich, Schmidt
8. fi-s. 1,25.
Dr. Carl Schroeder, Gust. Stierlin 1827
und Gottfr. Heer: Oswald Heer. Lebens-
bild eines Schweiz. Naturforschers.
Bd. II u. lil : 0. Heers Forscherarbeit
und dessen Persönlichkeit Zürich,
Schulthess.
Heer, Gottfr. : Oswald Heer. Lehens- 1828
bild eines Schweiz. Naturforschers. O.
Heer als Mensch u. Bürger in seiner
Digiti
zedby Google
^Bibliographie.
23l
spätem liebensperiode. 125 S. Zürich,
Schulthess. gr. 8. fre. 2,60.
1829 Herzeg, H. Schweizersagen für Jung
und Alt dargestellt Erste Sammlung.
2. Aufl. 224 S. Aarau, Sauerländer.
8. frs. 3.
1880 Hüter, Ed. Bemerkungen zu „Omont's
Catalogue des Manuscrits grees des
Bibliotheques de la Suisse". In der
Berliner philolog. Wochenschrift 1886
Nr. 51.
1H31 Huniiker, 0. Geschichte der Schweiz.
Volksschule in gedrängter Darstellung,
mit Lebensabrissen der bedeutenderen
Schulmänner bis zur Gegenwart. 2 Bde.
296 u. 396 S. gr. 8. frs. 20. Dasselbe
2. Ausg. Lfg 6 u. 7. Bd. 111 S. 1—256.
Zürich, Schulthess. gr. H. frs. l,f^O.
Dasselbe. Neue Subscriptions-Ausgabe
mit einem Nachtrag. Zürich, Schult-
hess. gr. 8.
18B2 Hümer, L. Hieronymus Ringier, gew.
Pfarrer und Dekan in Kirchdorf und
sein Einfluss auf die Neugestaltung
der bemischen Kirche. Ein kirchl.
Charakterbild aus den letzten 2 Jahr-
zehnten. 82 S. Bern, Wyss. kl. 8.
frs. 1,20.
1833 Idiotikon. 12. Heft Bd. U p. 369—528.
Frauenfeld, Huber. frs. 2,
1834 Oora d'litria. Bousseau all' isola di
St. Pierre. Nella „Rivista contempo-
^ ranea*" di Firenze 1888 fasc. I.
1835 Kelle, J. Die philosophischen Kunst-
ausdrucke in Notkers Werken. Sep.-
Abdr. 58 S. München, Franz. 4. frs. 2,30.
1836 Keller, J. Beitr. zur polit. Thätigkeit
Heinrich Zschokkes in den Revolutions-
jahren 1798—1801. 74 S. mit Silhouette
u. Facsimile. Aarau, Sauerländer, gr. 8.
frs. I,o0.
1837 Kinkel, Gottfr. |r. Zur Erinnerung an
G. Kinkels Thätigkeit in Zürich. In
der „DeuUchen Ztg." Wien 28. Dez.
1886.
1838 Marlmni, Mario. Una tipoprafia storica
(quella di Capolago). Nella ^Gazzetta
Ifctteraria" di Torino 1887 Nr. 84.
la^ Mauihner, F. Von Keller zu Zola
Kritische Aufsätze. 153 S. Berlin, Heine.
8. frs. 2,70.
1840 Meitiier, R. Berthold Steinmar von
Klingnau u. seine Lieder. 104 S. Pader-
born und Münster, Schöningh. gr. 8.
fr. 2,15. In „Göttinger Beiträge zur
deutschen Philologie" Heft 1.
\H\ Meyer, P. Gabriel, 0. S. B. Verzeich-
nis der Handschriftenkatalogo der
Schweiz. Bibliotheken. 19 S. gr. 8. Im
„Centralbl. für Bibliothekswesen" Jg. IV
1887 Heft I.
Meyer, P. Gabriel. Die 7 freien Künste 1842
im Mittelalter. Schluss. Programm des
Jahresbericht über die Lehr- und Er-
ziehungsanstalt von Maria - Einsiedeln
im Studienjahre 1886/87. 48 S. Ein-
siedeln, Benziger. gr. 4. frs. 2,50.
Mdrike, K. E. G. Ein Lebensbild aus 1843
der Basler Mission. 104 S. Basel, Mis-
sionsbuchhandl. 8. frs. 0,60.
Monnler, Marc. (Biographie von Prof. 1844
de Gubernatis in Florenz). In der „Revue
internationale" 10. Oct 1886.
Montet, Ed. La noble le^on. Texte 1845
original d'apres le manuscrit de Cam-
bridge, avec les variantes des manu-
scrits de Geneve et de Dublin, suivi
d'une traduction frangaise et de tra-
ductions en vaudois moderne. 93 S.
av. 1 planche fac-simile. Geneve, Georg.
4. frs. 12.
Morff, H. Einige Blätter aus Pesta- 1846
lozzis Lebens- und Leidensgeschichte.
136 S. Ijangensaiza, Beyer, gr. 8.
frs. 6.
Morf, H. Trois chansons populaires 1847
de la Surselva (Suisse). Dans la „Revue
des patois gallo - romans**. Paris und
Neuchätel. I annäe Nr. 1 und 2. p.
115-123.
Moita, Emilio. Due inventari di libri 1848
del secolo decimo quinto. [Per nozze
Renier-Campostrini]. Bellinzoua, Sal-
vioni. [Nur 100 Ex ]. 8.
Motta, Emilio. Bibliografia medical849
della Svizzera italiana. Estratto dal
Bollettino medico della Svizz-ital.
188(5/87. 56 p. Bellinzöna, tipografia
Bertolotti. gr. 8.
MUnster, Sebastian. Biographie in der 1850
„Deutschen Buchhändler- Akademie*".
Weimar. 1887. Bd. IV. Heft 9.
Murner, Th. Badenfahrt. Neudruck 1851
nach der Ausgabe Strassburg 1514,
mit Eri. von E. Martin. XXII u. 44
5. mit 6 Zinkätzungen. Strassburg,
Heitz. 8. frs. 2,70. In den Beitr. zur
Landes- und Volkeskunde von Elsass-
Lothringen, Heft 2.
Neister, Karl. Johannes Scherr. In 1852
der „Deutschen Wochenschrift". Wien,
1886, Nr. 48.
Paasche. Die Volkserziehung nach 1853
Pestalozzis erster Erziehungsschrift.
29 S. Neuwied, Heuser. 8. frs.— ,40.
Notes sur Thistoire nationale et 1854
Digiti
zedby Google
23ä
bibliographiö.
p^dagoglque de 1a Suisse. In der Revue
Internat, de Penseignement 1886, Nr. 12,
6. avril.
1855 PerleSy J. Die Bemer Handschrift
des kleinen Aruch. In der „Jubel-
schrift zum 70. Geburtstage des Prof.
Dr. H. Greitz". Breslau, Schottländer.
1856 Rambert, E. Demi^res poösies. Les
Gruyäriennes. Poösies divers .-s. Format
elzevir. Lausanne, Rouge, frs. 5.
1857 Riggenbach, B. Untergegangene deut-
sche Universitäten. Vortrag. 26 S.
Basel, Detloff. 8. frs. — ,50.
1858 Ritter, Eugene. Recherches sur le
po^te Claude de Buttet et son Amal-
thee. 30 p, Genäve, Georg. 8. frs. 1.
185'!9 Schäfer, F. E. Die Pädagogik des
Jeremias Gotthelf. IV u. 192 S. Leip-
zig, Brandstetter. gr. 8. frs. 8,20.
1860 Schumann, Alb. Aargauische Schrift-
steller, aus den Quellen dargestellt.
Lfg. 1. S. 1 — 126, Aarau, Sauerlän-
der, gr. 8. frs. 4.
1861 Sanft, E. A. L'Eglise de l'Unit^ des
freres (moraves). Esquisses historiques.
277 p. Neuchätel, Delachaux u. Niestlö.
12. frs. 3,50.
1862 Servaes, F. Die Poetik Gottscheds
und der Schweizer. Literarhistorisch
untersucht. IX u. 178 S. Strassburg,
Trübner. gr. 8. frs. 4,70. In den
„Quellen u. Forschungen zur Sprach-
und Kulturgesch. der german. Völker**.
Hrsgg. von B. ten Brink, £. Martin,
E. ächmidt. Ueft 60.
18f)3 Spreng, J. J. Idiotikon rauracum, be-
arbeitet von A. So ein. (Sep.-Abdr.).
45 S. Bonn, üanstein. 8. frs. 2,70.
1864 Steiner, H. Der Zürcher Professor
Job. Heinr. Hottinger in Heidelberg.
1656-61. 61 S. Zürich, Schulthess.
fol. frs. 3.
1865 Studer, Julius. Walliser und Walser.
Eine deutsche Sprachverschiebung in
den Alpen. 56 S. Zürich, Schulthess.
kl. 8. frs. 1,20.
1866 Suter, 14. Die Mathematik auf den
Universitäten des Mittelalters. In der
Festschrift der Kantousschule in Zü-
rich zur Beginissung der Philologen-
Versammlung vom 28. Sept. bis 1. Okt.
1887 in Zürich. 119 S. Zürich, Hoehr.
4. frs. 1,50.
1867 H. W. J. Thierscht Leben, z. T. von
ihm selbst erzählt, ed. Dr. Paul Wie-
gand. XX u. 484 S. mit Portrait in Stahl-
stich. Basel, Schneider, gr. 8. frs. 8.
1868 Tritten, E. Geschichte des schweizer.
Schützenvereins von Gründung dessel-
ben im J. 1824 bis u. mit 1. Mai 1886.
114 S. Bern, Jenni. 8. frs. 1,50.
Ulrich , Jakob. Susanna , ein ober- 1869
engadinisches Drama des 16. Jhs. mit
Anmerkungen, Grammatik u. Glossar.
VI u. 140 S. Frauenfeld, Huber. 8.
frs. 3,6 .
Vetter, Theodor. Der Spectator als 1870
Quelle der „Discurse des Maler". 34 S.
Frauenfeld, Huber. 4. frs. 2.
Weber, Rob. Schweiz. Nationalbiblio- 1871
thek. 17. Bdchn.: Heinr. Zschokke,
aus der Schweizergeschichte. 84 S.
Aarau, Sauerländer, kl. 8. frs. —,60.
18. Bdchn.: Heinr. Zschokke, aus
Stunden der Andacht und Selbstschau.
80 S. do. do. frs. — ,6ü.
19-21. Bdchn.: Heinr. Zzchokke, 1872
aus den Novellen, do. do. frs. 1,*^0.
Weber, Rob. Heinrich Zchokke. In
der „Helvetia'', illustr. Monatsschrift.
Jg. 10. Heft 6.^
Weibel, J. L. Über die Luzemer Mai- 1873
gesetze. Vortrag. Luzern, Gebhardt.
frs. 0,50.
Woeste, Charles. Histoire du Kultur- 1874
kämpf eu Suisse 1871 — 86. Bruxelles,
Vandenbroek. frs. H,50.
Wolfermann, 0. Die Flexionslehre in 1875
Notkers althochdeutscher Übersetzung
von Boethius: de consolatione phiio-
sophiae. 74 S. Altenburg, Comm.
Bonde gr. 8. frs. 1,60.
ZOndel, Fr. Pfarrer Job. Christoph 1876
Blumhardt. 5. vermehrte Afl. VUl u.
552 S. Zürich, Hoehr. gr. 8. frs. 5,80.
Vgl. oben Nr. 219, 592, 593, 594,
603, 606, 609, 617, 619, 620, 633,
635, 637, 639, 643, 6:)1, 655, 656,
665, 684, (685), 686, 687, 688, (689),
690, 698, 7t'4, 705, 706, 708, 712,
713, 715, 716, 718-720, 724, 739,
744, 745, 747, 750, 752, 758, 761,
762, 764, 766, 768, 769, 772, 64
S. 19;^, 779, 780, 786, 789, 793,
794, 795, 799, 800, 801, 805, 806,
810, 814, 817, 819, 838, 839, 844,
847, 861, 866, 872, 875, 878, 8b6,
892, 89 A.
Belgien,
Iwelns, H.-M. Notre-Dame De Tuine, 1877
patronne de la ville d'Ypres. 62 p. Lou-
vain, Ch. Peeters. 1886 8. frs. 1,50.
Lambrechts, J. Het oud begijnhof van 1878
Hasselt. 248 p. Hasselt, Ceysens. 1886.
12. frs. 2.
I Lecoy de La Marche. Le 13« siecle 1879
Digiti
zedby Google
Bibliographie.
233
litt^raire et scientiüqne. 358 8. Bruges,
St Augustin. 1887. 8. frs. 2,60.
1880 M«Nioy«r. La sorcellerie en Hainaut,
et plus specialem ent aux environs du
Roeuix. 46 p. Moos, H. Manceaux.
1886. 8. fre. 1,50.
1881 Reusent, Edm. Documents relatifs k
lliistoire de riJniversitö de Louvaiu
(1425-1797). Bd UI. ^58 p. Lou-
vain, chez Tauteur. 18^6. 8. frs. 10.
Vgl. oben Nr. 899, VK)7, 912, 914,
917, 921, 930, 932, 936, 937, 942,
983, 990, 99.0, 798, 1000, 1 001 , 1007,
1008, 1018, 1021, 1030, 1034, 1035,
1045, 1048, 1052, 10t>7, 1072, 1075
—1078, 1081, 1088, 1091.
Hoaand.
1882 d'Ablaing van Giessenburg, W. J. Ne-
derlandsche gemeentewapens of wapen-
boek der gemeenten, beerlijkhedeu,
waterschappen en corporatien van het
koninkrijk der Nederlanden. Getrok-
ken uit het officieele register bij het
Ministerie van Justitie te 's Gravenhage
bewaard, voorafgegaan door eene ge-
scbiedkundige inleiding, waarin een
overzicbt gegeven wordt van al de ko-
ninklijke besluiten, betreffende dit on-
derwerp uitgevaardigd, en eene alpha-
betische naamlgst van alle in het werk
voorkomende wapens. Met tot heden
bijgewerkt vervolg door J. M. Lion.
(71 platen met 961 wapens en titel-
plaat, benevenz 28 biz. tekst.) 1887.
Amh , P. Gouda-Quint. gr. 4. tl. 9.
1883 de Baiel, N. C. K. Een verloren geacht
werkje van Hendrik Mande gedeeltelijk
teruggevonden en thans uitgegeven en
toe^reliecht. Met een bibliographie van
H. Mande. 36 bl. Leiden, J. W. van
Leeuwen 1886. Roy. 8. fl. —,50.
1884 ton Brink, Jan. Geschiedenis der Xe-
derlandsche letteren in de XIX« eeuw.
In biographien en bibliographien. 1830
—1880. Afl. 1. (1—96.) Amst , Tj. van
Holkema. Gent, J. Vuylsteke. 1887.
gr. 8. Compl. in 16 afl. a fl. —,80.
1^85 Catalogus codicum manuscriptorum
Bibliothecae Universität is Uheno-Tra-
jectinae (auctore P. A. Tiele). 6 en
414. Traj. ad Rhen., Kemink et fil. —
Hag, Mart. Nijhoff. 18h7. gr. 8 fl. 5.
1 886 CaUilogus der Bibliotheek van de Maat-
scbappij derNederlandsche letterkunde
te Leiden. Slot-afl. (bewerkt door Louis
D. Petit.) Kolom 685—1068 met om-
slagen, titeis en inhoud van DI. I— H.
Leiden, E. J. Brill. 1887. Imp. 8. fl. 3,65.
Catilogus van de openbare bibliotheek 1887
te Amhem. Supplement, Algemeen Re-
gister. 2 en 117. (Gratis voor de koo-
pers van den catalogus ) Arnh. , K.
van der Zande, flrma Stenfert Kroese
& van der Zande. 1887. gr. 8.
Duyl, C. F. V. Overzirht der bescha- 1888
vingsgeschiedenis van het Nderland-
sche volk (408). Gron., J. B. Wolters.
18-7. Post 8. fl. 2,25.
Hartog, J. Geschiedenis van de pre- 1889
dikkunrle in de Protestantsche kerk,
2« ve»-b. en verm. druk. 8 en 422.
ütr , Kemink en Zoon. 1887. Roy. 8.
fl. 4,50.
Herauf, de Nedertandsche. Tijdschrift 1890
op Het gebied van geslacht-, wapen-
en zegclkunde. IV« .jaarg. 1« afl. s'Hage
C. van Doorn & Zoon. 1887. gr. 8.
per jaarg. van 4 afl. fl. 6.
Hoefer, F. A. Geschiedenis der open- 1891
bare tijdsaanwijzinsc. Met een voorrede
van P. J. Kaiser. 8, 4 en 136 en 8 pl.
Leiden, E. J Brill. 1887. gr. 4. fl. 6.
Houtsma, M. Tu. Uit de oostersche 1892
correspondentie van Th. Erpenius, Jac.
Golius en Lev. Warner. Eene bijdrage
tot de geschiedenis van de heoefening
der oostersche letteren in Nederland.
Uitgee;. door de Koninklijke Akademie
van Wetenschappente Amsterdam. 116.
Amsterdam, Job. Muller. 1887. 4. fl 2.
Jonckbloet, W. J. A. Geschiedenis der 1893
Nederlandsche letterkunde. Deel 6.
3« gcheel omgew. uitgave. XVI II«
XIX« reuw. 2« deel. 556. Grons, J B.
Wolters. 1^87. gr. 8. fl. 2,80 in lin-
nenband.
Jonckbloet, W. J. A. Geschiedenis der 1894
Nederlandsche letterkunde. 4« druk.
Herzien en tot den tegenwoordigen tijd
bijgewerkt door C. Honigh. Afl. 1. (4
en 80 ) Gron , J. B. Wolters 1887.
post 8. Compl. in 50 afl. ä fl. 0,30.
Krusemann, A. C. Bouwstoffen voor 1895
een geschiedenis van den Nederland-
scheu boekhandel, gedurende de halve
eeuw 1830—1880. Uitgegeven door de
Vereeniging ter bevordering van de
belangen des bnekhandels. Ten voor-
deele van het „Onderstenningsfonds*'.
1« deel. 1« en 2« stuk. XXXVIII en
302 bl. 2« dl. 1« en 2« st IL 1—342,
343—880, 485-864. Compleet in 4
stukken of 2 deelen. Amsterdam, P.
N. van Kampen en Zoon. 1886. 1887.
Roy. 8. fl. 1,50.
Kwartierstaten. Genealogische, van 1896
Digiti
zedby Google
234
Bibliographie.
Xederlandsche geslachten onder redac-
tie van M. A. van Rhede van der Kloot
en Raimond Bär. Afi. 1 en 2. 's Ha^e,
W. P. van Stockum en Zoon. 1887.
br. fol. Gompl. in 24 afl. ä fl. 1.
1897 De Librye. Curiosa rariora. Nr. 1. 8.
Rotterdam, A. Eeltjes. 1887. 4. per
jaarg. von 12 Nrs. fr per Post fl. 1.
1898 Register (Alphabetisch) op den syste-
matischen catalogus der Provinciale
bibliotheek van Friesland. Bewerkt
en uitgeg. op last van de Provinciale
Staten van dit ^ewest. 254. Leeuw.,
W. Eekhoff u Za. 1887 gr. 8. fl. 1,
de catal. met reg. in 6 dln. compleet
fl. 6,50.
1899 Rietttap, J. B. Armorial gendral, pro-
cedd d'un dictionnaire des termes du
blason. 2« Edition refondue et aug-
ment(^e. 2 deelen. XLII pn 1149 bl.
in 2 kolommen met 7 gelith. wapen-
kaarten; VIII en 1316 bl. in 2 ko-
lommen. Gouda, 6. B. van Goorn, Zo-
nen. 1886. Roy. 8. fl. 47,70, in leer
fl. 52,70.
1900 Sloef, L. k J. W. De dieren in het
Germaansche volksgeloof en volksge-
bruik. 1« gedeelte. 185. 's Hage, Mart.
Nijhoif. 1878. 8. fl. 190.
1901 Veen, S. D. van. Uit de vorige eeuw.
Vier voorlezingen ter kenschetsing vpn
het kerkelijk en godsdienstig leven in
de 18« eeuw 188. Utrecht, C. H. E.
Breijer. 1887. Post 8. fl. 1,50.
1902 Vortterman van Oyen, A. k. en Honig,
Q. J. Genealogie van het gcslacht Ver
Huell. 34. 's Hage, Geueal. - Herald.
Archief. 1H87. Post 8. fl. 1,50.
1903 Winicel, Jan te. Geschiedenis der Ne-
derlandsche letterkunde. Deel I. 8 en
583. (Compleet in 3 deelen.) Haarlem,
Erven F. Bohn. 1887. Roy. a fl. 6^.
Wo«rdenboek (Biographisch) derl9()4
Noord- en Zuid-Nederlandsche letter-
kunde, door W. J. A. Huberts, W. A.
Elberts en F. Joz. P. van den Bran-
den. Äff. L 2e verm. dr. C4 in 2 kol.
Compleet in ongeveer 15 afl. Deventer,
A. J. van den Sigtenhorst. 1887. Roy. 8.
fl. 0,95
Wunderlich, W. F. H. Geschiedenis 19(t5
der oude en middeleeuwsche bescha-
ving. 6en821. Zutphen, W. J. Thieme
u. Cie. 1887. Post 8. fl. 2,25, geb.
fl. 285.
Vgl. oben Nr. 4f^5, 715, 1104, 1106,
1018, IUI, 1117, 1123. 1124, 1125,
1132, 1134, 1137,1138, 1151, 1158,
1161, 1163, 1171, 1173, 1174, 1175,
1175, 1178, 1185, 1200—1204.
Zur Geschichte der Vereine etc. vgl.
Nr. 25, 1H9, 155, 158, 214, 217, 225,
239, 246, 253, 255, 263, 369, 270, 290
—291, 305.-306, 311, 315-316, 324
—325, 331, 332, 340—341, 393, 404,
420, 439, 485, 509, 521, 542, 548, 549,
569c, 574 (629), 788, 876, 93 S. 196.
Zur Bibliographie vgl. auch oben
Nr. 10, 11, 12, 54, 60, 91, 100, 112,
116, 140, (173), (195), 199, (217), 2Ä4,
230, (231), 2H8, (289), (246), 252, (253),
(264), 268, 274, (295), (808), 311, 315,
(317 s 324, 372, 417, 423, 435, (466),
(474a), 482, 495, 507, 541, (586), 588,
(589), 47 S. 188, (773), (801), 9:^5, (1049),
(1110), (1175).
Digiti
zedby Google
Der kölner Domscholaster Oliver als Kreuzprediger
1214—1217.
Von Dr. 1{. Uos^eweg in Düsseldorf.
Zwei Krenzzüge waren schon, solange Innocenz III. auf dem
Stnbl Petri sass, zastande gekommen, ungeheuere Opfer an Menschen
and Geld waren bereits dargebracht worden, ohne dass der Papst da-
durch auch nur einen Schritt seinem idealen Ziele, der Befreiung
Jerusalems aus den Hinden der Ungläubigen, näher gekommen wÄre.
In ganz^ andere Bahnen war der erste dieser Züge gelenkt worden,
wirkungslos war der Bannstrahl des pat^r urhis et orhis an dem ent-
schiedenen Willen des greisen Dogen Venedigs und des Herrscherge-
schlechtes der Hobenstaufen abgeprallt; aus einem Kreuzzug war ein
Krieg gegen ein christliches Volk geworden. Und wenn der Unmut
des Papstes über dieses Ereignis vielleicht auch dadurch h&tte gemildert
werden können, dass er selbst bereits von der Unterwerfung der griechi-
schen Kirche unter die römische Tiara träumte, so hatte der Zug doch
sein eigentliches Ziel, Palästina, gänzlich verfehlt. — Gamichts konnte
erreicht werden durch den Kinderkreuzzug, der Tausende der Kleinen
dem Untergang und der Schande preisgab. So traurig das Ereignis
an sich war, so wenig konnte man dem Papste oder der Geistlichkeit
and den Eltern einen Vorwurf daraus machen, dass sie es nicht ver-
hinderten. Was uns als Wahnsinn ei-scheinen möchte, war nichts als
bis zum Wahnsinn gesteigerte Begeisterung bei den Grossen und der
Trieb zur Nachahmung bei den Kleinen. Deswegen ist es erklärlich,
wenn ein Mann wie Innocenz III. weit entfernt von jedem Mitgefühl
für jene den Ausspruch gethan haben soll: „Diese Kinder beschämen
ans, indem sie zur Eroberung des heiligen Landes ausziehen, während
Wwld. Zeitichr. f. Gesch. u. Kunst. VII, III. 17
Digitized by VjOOQ IC
236 H. Hoogcweg
wir schlafen *)". Er, der nie ruhte, der rastlos an seinem Plane bis-
her gearbeitet hatte, er fühlte angesichts dieses Elendes nur, dass sein
Thun bisher ein Traum, ein Nichts gewesen.
Noch lagen die Leichen der Unglücklichen teilweise unbegraben
an den Wegen, als Innocenz mit erneutem Eifer das Werk der Erobe-
rung Jerusalems wiederaufnahm und mit der ihm eigenen Thatki-aft
betrieb. Trotzdem noch grossartige Ereignisse in Europa, siiezieli in
Deutschland zu erledigen waren, vergass Innocenz doch nicht die sich
selbst auferlegten grösseren Pflichten. Noch war der Kampf im hei-
ligen römischen Reiche um den Besitz der Krone unentschieden ; eben
noch war Otto als wortbrüchig gegen Kirche und Papst erkannt und in
den Bann gethan, da schweiften die Blicke des Papstes bereits in die
Ferne, hinüber über das Meer nach jenem Lande, das, wie es hiess,
durch die Ungläubigen bedroht war, wo aber in Wahrheit durch die
Uneinigkeit und moralische Gesunkenheit der dort weilenden Christen
deren Macht der Verachtung preisgegeben war und die Feinde nur die
Gelegenheit erwarteten, hier mit leichter Mühe einen reichen Fang zu
thun. Hülfe war in der That nötig, Hülfe nicht nur, welche die Waffen
schaffen konnten, sondern Hülfe auch durch Wort und Beispiel, welche
der Überhand nehmenden Demoralisation der Christen im heiligen
Lande steuerte.
Wie sehr gegenüber den politischen und weltlichen Interessen aber
auch im Abendlande der rein kirchliche und religiöse Charakter den
Bemühungen für das heilige Land verloren gegangen war, hatte der
Kreuzzug vom Jahre 1204 deutlich gezeigt. Mit scharfem politischem
Blick bemerkte dies Innocenz wohl, und war bemüht, die alten Ideen
wieder zu wecken und einen Kreuzzug in streng kirchlichem Sinne zu
organisieren. Nicht nur galt es, das Volk wieder zu begeistern, sondern
vor allem die Grossen von den eigennützigen Plänen abzuwenden und
dem Plane der Kirche dienstbar zu machen.
Es nimmt nicht Wunder, wenn ein Mann wie Innocenz III. nicht
nur die richtigen Mittel fand sein Vorhaben zu realisieren, sondern
diese auch in der richtigen Weise anfasste und benutzte.
Nach allen Teilen Europas begannen mit dem Jahre 1213 die
Briefe des Papstes auszugehen, welche zur Unterstützung des neuen
Kreuzzuges ermahnten. Ein grosses Lateranconzil , welches im No-
*) Alb. Stad, in Mon. Germ. SS. 16, S. 355: Hü pueri nobis impro-
perant [i. e. improbrant], quod ad recuperationem terrae sanctae üs curren-
tibuB nos dormimus.
Digiti
zedby Google
Der kölner Domscholaster Oliver als Kreuzprediger 1214—1217. 237
vember 1215 zasammentreten und neben den Beratungen über die zu-
nehmende OpiK)sition gegen die römische Kirche vor allem die Kreuz-
zugsangelegenheiten zu seinem Gegenstande haben sollte, wurde bereits
am 19. April 1213 angekündigt^). Fast an jede Kirchenprovinz gingen
s|)ezielle Briefe des Pai)stes ab, nicht allein um den Eifer zu schüren,
sondern auch um zugleich die Männer namhaft zu machen, von welchen
er wünschte, dass sie in seinem Namen die heilige Sache in die Hand
nähmen.
Von den Kreuzpredigern, welche durch Innocenz selbst bestellt
wurden'), waren es der kölner Domscholaster Magister Oliver und der
bonner Dechant Magister Hermann, welchen die Provinz Köln zutieH).
Bei weitem der hervorragendere dieser beiden war der Erstgenannte,
obwohl auch jener Hermann in dem begründeten Rufe grosser Gelehr-
samkeit stand ^).
Die Wahl Olivers als Kreuzprediger für die Erzdiözese Köln war
für das, was Innocenz beabsichtigte, ebenso geschickt, wie sie für
Oliver ehrenvoll sein musste. Kaum wird unter der Reihe hochgestellter
Würdenträger des kölner Domkapitels, deren Namen uns in grosser
Anzahl gerade aus dieser Zeit dank den Quellen und besonders dem
Cäsarius von Heisterbach erhalten sind, ein Mann gefunden werden,
der nicht nur ganz dem Auftrage gewachsen war, sondern auch mit
einem solchen Eifer an der Ausführung desselben heranging, wie der
Scholaster. Gewachsen aber war er dem Auftrage durch seine wissen-
schaftliche Bildung, und geistige Begabung wie durch die Schule des
Lebens. Es ist bisher nicht gelungen, mit Gewissheit darzuthun, wer
dieser Oliver eigentlich ist, über sein Vaterland kann man nur eine
Vermutung äussern^), aber seine Stellung als Domscholaster in Köln,
welche ihn würdigte, jenen Lehrstuhl zu besteigen, den vor ihm jener
bedeutende Rudolf innehielt, welcher selbst an der Hochschule in Paris
2) Potthast Reg. pont. Nr. 4706.
^) Die für die meisten anderen Provinzen sind genannt bei Potthast 4727.
*) Die Urkunde ist gedruckt bei Ennrn und Eckertz Quellen II,
Nr. 42, S. 47.
*) Vgl. Caesarius Heisterb. Dial. inirac. rec. Strange VII, 41.
•) Vgl. den Art. Ol. in der Allg. d. Biogr. Band 24 S. 305 ff. Ich
will hier die mir sich bietende erste Gelegenheit benutzen, um ein unange-
nehmes Versehen in diesem Artikel zu berichtigen. S. 306 heisst es, dass
Ol. die Reise nach dem Lateranconzil mit Engelbert machte; Engelbert war
nicht zugegen und auch noch nicht Erzbischof
17*
Digiti
zedby Google
238 H. Hoogeweg
gelehrt hatte ^), lassen mit Hecht den Schluss zu, dass Olivers geistige
Begabung anerkannt war und dass man in ihm nicht nur einen Nach*
folger, sondern auch einen wüirdigen Ersatz für Rudolf gefunden hatte.
— Mit einer vortrefflichen Beredsamkeit^), dem Haupterfordemis für
einen Kreuzzugsprediger, ausgestattet, wird er uns bei seiner ThäUgkeit
als ein streng sittlicher Mensch, ein ebenso gläubiger Christ wie uner-
schrockener und vor keiner Gefahr sich scheuender Mann entgegentreten.
— Und werfen wir einen Blick auf sein früheres Leben, so tritt aus
dem allgemeinen Dunkel doch Ein Beweis seines regen Eifers für die
Sache der Kirche hervor. Im Jahre 1207 linden wir ihn in Paris ^).
Wie lange er hier weilte und was ihn hierher geführt, kann nicht mit
Bestimmtheit gesagt werden. Doch darf man wohl annehmen, dass der
Wunsch, seinem Olaubenseifer durch Predigten gegen die Albigenser
Luft zu machen, ihn nach Frankreich trieb, und er auf seiner Reise
gern die Gelegenheit benutzte, in der Hauptstadt des Landes mit den
geistvollen Lehrern der Hochschule in Verbindung zu treten. Bewiesen
ist sein Predigen gegen die Albigenser nicht, aber wenigstens Grund
vorhanden, es anzunehmen '^). Vielleicht lenkte er schon damals die
^ Caes. Dial. I, 38. Cäsarius war ein Schüler Rudolfs I, 32 ; IV, 26 ;
er nennt ihn IX 22 vir magni nominis.
^) Alb. Stad a. a. 0. S. 356 : predicator famosissimus. Aus seiner ge-
schraubten Redeweise, wie sie uns in dem Passus seiner Historia Damiatiua
cap. 19 (bei Eccard Corpus bist. med. aevi Tom. 2, S. 1416): Tu autem
Colonia etc. und in dem Briefe an die Prälaten Frieslands (bei Emo Ghron.
Mon. Germ. SS. 23 S. 499 zum Jahre 1224) : Laudans deum landabe etc. ent-
gegentritt, will Wybrands in seiner Abhandlung über den Dial. Caes. Heist. in
Moll en de Hoop-Scheffer, Studien en Bydragen 2 (1871) S. 29 auf eine ähn-
liche Attsdrucksweise in seinen Predigten schliessen; indes anders ist doch
das geschriebene, anders das gesprochene Wort, sodann sprach Oliver meistens
zum gewöhnlichen Volke, dem gegenüber eine solche Sprache kaum ange-
bracht war, und musste sich öfter auch, wie wir sehen werden, des Dol-
metschers bedienen. Bei der Stelle im Briefe aber schwebten ihm entschieden
Stellen aus der Bibel vor, vgl. Ps. 17, 4 und Jesaias 61, 1^.
») Potthast Nr. 3063.
>^) Seinen Aufenthalt im südlichen Frankreich beweist die Urkunde des
Papstes Innocenz III. von 1208 Januar 30, worin er den Bischof von Genf
und den Abt von Bonnevaux in der Diözese Vienne aufiordert dahin zu
wirken, dass der Bischof von Grenoble dem Magister 0. die Kirche in Epemay
mit ihren Einkünften nicht länger vorenthalte. Potthast 3286. Eine Andeu-
tung von 0. selbst finden wir nicht ; vgl. Junkmann in der Katholischen Zeit-
schrift Münster 1851, S. 107 seines Aufsatzes: Magister 0. Scholastikus,
Bischof von Paderborn etc.
Digiti
zedby Google
Der kölner Domscliolaster Oliver als Kreuzprediger 1214—1217. 239
Aufmerksamkeit des Papstes auf sieb. Die Schule eines Kreuzpredigers
hatte er also schon durchgemacht ; und galt es damals auch dem Kampf
g^en eine von der römischen Kirche abgefallenen Partei und jetzt dem
gegen NichtChristen, so war der Unterschied doch kein wesentlicher;
in beiden Fällen war es sein Glaube, den Oliver verteidigte, und die
grössere Sache, die er jetzt vertreten sollte, war sicher kein Hemmnis
für ihn. So hatte Oliver bereits in früheren Jahren ans freien Stücken
gleichsam als ein Kreuzprediger von Gottes Gnaden sich seine Lebens-
aufgabe gestellt, bevor das Wort aus Bom kam''). „Er war einer
der aussergewöhnlichen und beneidenswerten Menschen, die all ihre
Kräfte nnd Gaben erweitem konnten und woUten an einer grossen und
wichtigen Lebensaufgabe, deren Erfüllung sein Ideal ist. Servus nnj)-
ticius enteis nennt er sich ^em und bemüht sich dieses Namens würdig
zu werden", sagt ein guter Kenner dieser Zeit und ihrer Personen ").
Nach der Bestimmung des Papstes sollte mit Oliver der Dechant
Hermann von Bonn die Aufgabe des Kreuzpredigens im Erzstift Köln
teilen. Dieser Mann, der früher Pfarrer und Beichtvater an der
Martins - Kapelle in Köln gewesen war'^, und dessen Gelehrsamkeit
gerühmt wird '^), gehört ebenfalls zu den eifrigsten Kreuzpredigem der
Zeit. Doch verfolgte er unabhängig von Oliver seine eigenen Wege,
und von seiner Wirksamkeit ist uns nur wenig überliefert.
Es stand nun einem jeden der vom Papste verordneten Prediger
frei, sich freiwillig und unabhängig vom Papste Begleiter für sein Vor-
haben zu wählen, welche allerdings nicht auf eigene Hand, sondern nur
im Auftrage jenes handeln durften. Innocenz selbst sab es gern, dass
seine Sendlinge solche Begleiter annahmen und ihren Rat und Beistand
in schwierigen Fällen einholten, und Beispiele aus dieser und früherer
Zeit zeigen, dass die Kreuzprediger auch gern dem Wunsche des Papstes
nachkamen '^). Als ein beständiger Begleiter des Oliver wird uns
") Er erinnert hierdurch an den Eremiten Peter, Bernhard von Clair-
vaox und andere früherer Zeit, welche ebenfalls rein aus religiöser Begeiste-
rung die Kreuzpredigt übernahmen und gehörte mit der Übernahme des Auf-
trages des Papstes zugleich zu der späteren Generation.
") Wybrands a. a. 0. S. 27.
'») Caes. Dial. III, 31, 46, 52.
^*) ibid. Vn, 41. Er ist derselbe, den der Erzb. Engelbert später
nach Rom sandte, um vom Papste die Absolution vom Kreuzzugsgelflbde zu
erbitten, ibid., III 38.
**) Vgl. das genauere bei Matzner, De Jacobi Vitriacensis vita et
rebus gestis. Diss. inang. Monasterii 1863, S. 26—27,
Digiti
zedby Google
240 H. Hoogpweg
Bernhard, ein Mönch der Cistercienser- Abtei Heisterbach genannt ^^.
Andere Persönlichkeiten, welche wir hier und da bei Oliver antreffen,
ohne genauer angeben zu können, wie lange sie ihn begleiteten, nnd
welche vielleicht nnr ans Anhänglichkeit oder Interesse fflr die Sache
die Reise mitmachten, waren Johann der Scholaster von Xanten '^), der
sich ebenfalls schon Lorbeeren errangen hatte im Predigen des Kreuzes
gegen die Albigenser '^), femer Abt Heinrich von Heisterbach, Abte
des Prämonstratenser- und Cluniacenser-Ordens ^®), welche viele Klöster
im nordwestlichen Deutschland hatten, und ein Winand, der sonst nicht
weiter bekannt ist *•). Ein Arnold, welcher, später Pastor in Burgende
in Twente *^), als ein Schaler Olivers genannt wird, war ebenfalls dessen
Begleiter, docli steht nichts näheres darüber fest. Einige andere Per-
sonen, welche auch sonst bekannt sind und mit Oliver zusammentrafen,
aber keineswegs als seine Begleiter bezeichnet werden können, werden
wir im weiteren Verlaufe zu erwähnen haben.
Wie andere Kreuzprediger legte auch Oliver seinen Weg nicht
immer zu Fuss zurück, sondern oft reitend, und nicht allein, sondern
in Begleitung jener Diener und Gehalfen, die, von ihm selbst gewälilt,
das durch ihn begonnene Werk an den einzelnen Orten weiterführten,
und des Volkes, das auf die Kunde von der Ankunft des Gesandten
des Papstes herbeigeeilt war**). Stationen machte Oliver an Orten,
welche entweder an sich volkreicher waren oder durch einen Markt,
durch den Handel oder durch den Besitz des Heiligtums eines beson-
deren I^kalpatrones die Sicherheit gewährten, dass dort überhaupt viele
Menschen anzutreffen oder wenigstens an einem bestimmten Tage sicher
zu erwarten wären*'). Da nun gerade die Gegend, welche Oliver zu-
") Er wird öfters ein collega Oliveri et cooperator in praedicatione
genannt, Caes. Dial. II, 7; III. 6; IV, 10.
«») Caes. Dial. II, 7, XIl, 23; nach III, 21 war er getrennt von Oliver.
— Jobann wurde später Abt von St. Trond in der Diözese Lüttich, ibid. VI, 31.
w) ibid. VII, 23.
**) ibid. X, 39 und der Brief Olivers an den Grafen von Namur, bei-
gegeben in der Anm. 29 S. 473 der Chronik des Emo a a. 0., vgl. weiter unten.
»0) ibid. X, 39.
*») Burgende quae est villa Duentae ibid. IV, 11. — Wybrands a. a. O.
S. 33 ist wohl ein Irrtum, wenn er annimmt, Eccard in seiner Einleitung
zum 2. Bande des Corp. bist. cap. VI, VII habe Arnold fälschlich zu einem
Begleiter Olivers gemacht, da er nur dessen Schüler gewesen. Caes. Dial.
IV, 10 extr. wird er doch als praedicans bezeichnet.
2>) Vgl. die treffliche Schilderung von Matzner a. a. 0. S. 18 ff.
^) So war Ol. am Todestage des Bonifacius in Dokkum, dem Orte
seines Martyriums, vgl. unten.
Digiti
zedby Google
Der kölner Domscliolastcr Oliver als Kreuzprediger 1214—1217. 241
gefallen, arm war an grösseren Städten, und das Amt eines Krenz-
predigers überhaupt mehr far die entlegeneren Ortschaften und das
Ijand als für grosse mit Kirchen reichlich versehene Städte gescliaffen
war, so fand Oliver nur selten Gelegenheit, in geräumigen Kirchen,
weh!he die Menschenmenge fassten, seine Stimme erschallen zu lassen.
Gewöhnlich begann der Dienst Olivers schon früh morgens. Vor
der eigentlichen Predigt wurde eine Messe gelesen und nach dem Frie-
denskuss der (79.) Psalm gesungen: „Herr, es kommen die Heiden
zu deinem £rbe" ^*), Nach dessen Beendigung sprach der Priester,
der die Messe celebriert hatte, vom Altare herab ein lautes Gebet für
die Befreiung des heiligen Landes. Hieran schloss sich die eigentliche
Predigt, welche gewöhnlich im Freien gehalten wurde, auf dem Markt,
dem freien Platze vor der Kirche oder ganz ausserhalb der Stadt, wo
der Geistliche von einer erhabenen Stellung aus der rings auf dem
Felde oder den Wiesen lagernden öder stehenden Menge das Kreuz
predigte. Nicht immer war die Zahl der Anwesenden dieselbe, doch
der Ruf, der Oliver bald vorauseilte, führte an manchen Orten mehrere
Tausende herbei, die jedes Alter und Geschlecht aufweisen konnten.
Klar und durchdringend muss also die Stimme gewesen sein, welche
eine solche Menge übertönen konnte, zumal nicht immer lautlose Stille
herrschte, sondern auch Spott- und Hohnrufe die Andacht störten. So
verschieden die Anzahl und die Charaktere und Ansichten der Herbei-
kommenden, so verschieden war auch die Wirkung, welche Olivers
Worte hervorriefen. Tausende nahmen hier das Kreuz, dort vielleicht
kaum einige. Und auch unter denen, welche sich im ersten Eifer zur
Annahme des Kreuzes bereit erklärt hatten, war noch mancher, der
beim besten Willen doch als unbrauchbar und nur hinderlich eine Zu-
rückweisung erfahren musste; nicht als ob dieser des Heiles nun un-
teilbaftig bleiben sollte, das der Kreuzprediger nur eben ihm geschildert
— denn nach der ausdrücklichen Bestimmung des Papstes sollte jeder
das Kreuz nehmen können '^) — nur auf die i^ersönliche Anwesenheit
beim Kreuzzuge musste er verzichten; denn wer nicht in Person Teil
nahm, dem stand es frei auf eigene Kosten je nach seinem Vermögen
**) Vgl. hierfür bes. den Brief Ol. an den Grafen von Namiir und die
Bulle Innocenz' III. bei Ennen und Eckertz, Quellen II, S. 47 Nr. 42. — Ein
Beispiel einer solchen Predigt, von denen leider fast nichts erhalten ist, giebt
nns Röhricht, Quinti belli sacri Script, minor, zu Anfang.
»•'*) Ennen u. Eckertz a. a. O. S. 50: snscipiant qiiicunque volnerint
Signum cniris.
Digiti
zedby Google
242 M- ßoogewög
geeignete Leute zu stellen. Diesen wurde ebenso wie denjenigen, die
selbst auf eigene Kosten auszogen und denen, die in Person auf anderer
Kosten auszogen, volle Indnlgenz erteilt. Gerade hier aber war ein
Gebiet geschaffen, dessen Grenzen nur zu unbestimmt waren; and in
der That werden wir sehen, wie Laien und Geistliche gerade diese
Bestimmungen in unwürdiger Weise ausnutzten.
War der Ort bearbeitet, was gewöhnlich in einem oder wenigen
Tagen geschah, so zog Oliver weiter, Vertrauensmänner zuracklassend.
In den grösseren Orten wahrscheinlich, wo ein Klerus, wohl auch eine
grössere Kirche vorhanden war, hielt er die von Innocenz vorgeschrie-
benen monatlichen Prozessionen, getrennt von M&nnern und Frauen,
ab^^, bei denen man zum Volke predigte und dieselben zu Gebeten
und Fasten ermahnte. An den Orten, wo die Prozession voraberkam,
wurden Opferstöcke aufgestellt, welche mit drei Schlüsseln verschlossen
sein müssen, von denen den einen ein Priester, den andern ein Laie,
den dritten ein Mönch aufbewahren sollte ^^).
Versuchen wir es nun im Folgenden, Oliver auf seiner Reise
durch die ihm anvertraute Erzdiözese nachzugehen. Das Erzstift Köln
umfasste im Wesentlichen den nördlichen Teil der heutigen Rheinpro-
vinz, Belgien, die Niederlande und einen Teil von Westfalen. Das war
das Gebiet, welches dieser Mann für das grossartig angelegte Unter-
nehmen des Papstes gewinnen sollte. Die lütticher und utrechter Diö-
zese, Brabant, Flandern (und das Land der Friesen sind die Länder,
welche er nach den Berichten der Zeitgenossen berührte. Doch sind
uns nur drei sichere Daten überliefert, welche einen genauei-en Anhalte
punkt liefern: wir finden ihn im Februar 1214 in Lüttich, im Mai
und Juni desselben Jahres im Lande der Friesen, und im Mai 1215
wiederum in Lüttich. Doch hoffen wir besonders in Erwägung der
grossen politischen Ereignisse sein Itinerar genauer — allerdings auch
so noch sehr allgemein und summarisch — bestimmen zu können.
Es lässt sich nicht einmal vermuten, wann Oliver seinen eigent-
lichen Aufenthaltsort, Köln, verlassen hat, um seine neue Thätigkeit zu
beginnen. Die letzte Notiz seines Vorlebens giebt uns die Urkunde
vom Jahre 1213, Februar 6, in welcher er Zeuge ist bei der Schlich-
tung eines Streites zwischen der Abtei von St. Martin in Köln und
'*) a. a. 0. S. 51. t Reiner in seinen Annales (Mon. Germ. SS. XVI,
S. 671) sagt von Oliver und Hermann von Bonn: processiones omni prima
sexta feria mensis ordinant. Innocenz hatte keinen bestinunten Tag angesetzt.
") Ennen etc. a. a. 0. Vgl, Emo a. a. 0. S. 473—474.
Digiti
zedby Google
I>er kölner Üomscholaster Oliver als Kreuzprediger 1214—121?. 243
dem Marienstift in Aachen über den Zehnten zu Winiiingen ^^). Wahr-
schetnUch hat er den Auftrag des Pa])stes noch in Köln erhalten und
wird noch ziemlich im Winter von hier aufgebrochen sein, um sich
nach LOUich zu begeben. Am 26. Februar 1214^) kam er mit seinem
Kollegen, dem bonner Dechanten Hermann, in Lttttich an. Hier begann
er sogleich seines Amtes zu walten. Er predigte und versprach Ver-
gebung der Sünden denen, welche das Kreuz nahmen. Wenn wir den
Worten unseres Gewährsmannes Reiner folgen dürfen, dass beide „von
Lattich aus durch das ganze Bistum predigend zogen^ '^), so können
wir wohl annehmen, dass wenigstens Oliver seinen Weg zunächst nach
Westen wandte und das Land des Grafen von Namur betrat. Der
Regent dieses Landes, Peter von Coui tenay, war damals in einen Krieg
mit Luxemburg verwickelt, dessen Yorwand die Abtretung der Graf-
schaft Namur an jenen Peter lieferte. Philipp der £dle nämlich hatte
zar Gemahlin Maria, eine Tochter des Königs Philipp August von Frank-
reich, von der er keine Kinder erzielte. Der Bruder dieses Philipp
war Balduin, der Graf von Hennegau und spätem Kaiser von Konstan-
tinopel. Von dessen Töchtern heiratete die ältere, Johanna, den Sohn
des Königs von Portugal, Ferrand, jetzt Graf von Flandern, während
die jüngere durch ihre Ehe mit Burchard von Avesnes ihrer Erban-
sprUche verlustig ging. Da nun Philipps des Edlen jflngerer Bruder
Heinrich seinem Bruder Balduin in der kaiserlichen Würde von Kon-
stantinopel folgen sollte und sich mit dieser Würde begnügend bei dem
1212 erfolgten Tode Philipps des Edeln als Erbe nicht in Frage kam,
so trat des letzteren Schwester Jolanta, welche mit Peter von Courtenay
vermählt war, als Erbin auf und brachte auch die Grafschaft Namur
an das Haus Courtenay. Nun machte aber auch Walram von Limburg
und Luxemburg das Erbrecht seiner Gemahlin Irmenside (11) geltend,
welche eine Enkelin des 1139 verstorbenen Grafen Gottfried von Namur
war. Er stützte sich hierbei besonders auf einen 1199 zwischen Thi-
baut von Bar, Balduin von Flandern und Philipp von Namur geschlosse-
nen Vertrag, in welchem nur auf Philipp und dessen Kinder Rücksicht
genommen sei. Da letztere aber nicht vorhanden waren, so anerkannte
er Peters von Courtenay Erbansprüche nicht und machte die seiner
Gemahlin Irmenside geltend. So kam es zu jenem Kriege zwischen
»») Ennen a. a. 0. S. 44 Nr. 39.
*^) Reineri annales a. a. 0. : in capite j(>junii.
'^) Reiner a. a. 0. 671, per totum episcopatum predicando vadmit.
Digiti
zedby Google
244 11- Hoogewög
Walram und Peter, welcher ihn sterbend seinem Sohne Philipp (li)
liinterliess (1217). Erst 1222 kam zwischen diesen beiden ein Ver-
trag zustande •**').
In Namur trat Oliver in persönlichen Verkehr mit dem Grafen
und seiner Gemahlin, ohne dass es ihm indes gelungen wäre, den ersteigen
zur Annahme des Kreuzes zu bewegen. Es geht die^ hervor aus dem
Briefe, den Oliver an dieses Ehepaar aus dem Lande der Friesen
schrieb ^^), in welchem er die Hoffnung ausspricht, dass der Graf sich
3') Bertholet, histoire du duch^ de Luxembourg Band 4, S. 306 ff.
Ich habe diese verwandtschaftlichen Verhältnisse deshalb länger als es viel-
leicht nötig erscheint ausgeführt, um zu zeigen, dass der Brief Olivers, von
dem gleich die Rede ist, nicht an Philipp, weder deo Edlen noch an Peters
Sohn, geschrieben sein kann (wie dies Röhricht, testimonia minora de qiiinto
hello sacro Einl. S. XIX und XLIX anzunehmen scheint), sondern nur an
Peter von Courtenay und dessen Gemahlin Jolantha. Auch ist es wohl nicht
richtig, dass Oliver diesen Brief erst bei seinem zweiten Aufenthalt in LiUtich
an den Grafen schrieb, wie dies Bock (in Lersch, Niederrhein. Jahrb. etc. I
Bonn 1813, S. 96) geneigt ist anzunehmen. Vielmehr trägt der Brief so sehr
das Gepräge au sich, dass er unmittelbar nach den darin berichteten Ereig-
nissen und noch von Friesland aus geschrieben ist, dass diese Annahme hin-
fällig wird. Ganz unrichtig ist sodann Bocks Annahme, „dass PeCer, um dem
Ungewitter zu entgehen, das über seinem Haupte sich zusammenzog, zu der-
selben Zeit den Zug ins heilige Land angelobte". Vielmehr sagt Oliver in
seinem Briefe : Haec autem scripsimus vobis, quoniam ad militiam Jesu Christi
vobis salubriter et terre sancte ut speramus utiliter signati estis, woraus
deutlich erhellt, dass zur Abfassungszeit des Briefes Oliver noch nichts von
einer Annahme des Kreuzes durch Peter wusste. — Auch der Ausdruck
judiccs in dem Briefe ist von Bock falsch verstanden. — Übrigens wird unter
den Teilnehmern an dem Kreuzzug nach Damiette von den Grafen von
Namur nur Heinrich genannt und zwar in einer verhältnismässig späten Quelle,
der Cronica de comitum et principum de Clivis et Marca etc. bei Seibertz,
Quellen der westfäl. Geschichte II, S. 159; vgl. Röhricht Beiträge zur Gesch.
der Kreuzziige H, S. 371.
'*) Gedruckt bei Martene et Durand, Ampliss. Collect. I, 1115—1116,
woraus ihn Wybrands a. a. 0. S. 106—7 übernahm, dann durch Bock a. a. 0.
S. 98 ff. mit Gegenüberstellung der Parallel stellen aus der Historia Damiat.
cap. VI. Bock fand den Brief auf dem Vorsetzblatt eines Passionales, das
früher dem Kloster des hl. Lorenz in Lüttich gehörte und in der Kgl. Hand-
srhriftenbibliothek in Lüttich Hufbewahrt wird (Cod. Nr. 9290). Übrigens
scheint diesen Druck der Herausgeber der Chronik des Emo, Weiland, nicht
gekannt zu haben, da er in der Anmerkung S. 473 zum Jahre 1214 ihn noch
einmal abdruckt und hinzufügt: repperi in codice \itas sanctornm continenti
saec. XII, scripto in Monastcrio S. Laurentii prope Leodium, nunc Bruxell.
9290, — also dieselbe lIs. — Dass noch weitere Briefe über dieses Wun-
Digiti
zedby Google
Der kulaer Domscholaster Oliver als Kreuzpredip^er 1214 — 1217. 245
doch noch znr Annahme des Kreuzes entschliessen werde. Diese Hoff-
nung täuschte ihn aber, da der Graf bereits 1217 starb. Doch war
Olivers Aufnahme in Namur gewiss eine freundliche und der Graf den
BemQhungeR des Scholasters nicht abgeneigt. Wir wissen es von Oliver
selbst, dass er hier Vertrauensmänner zurückliess zur weiteren Agitation
far den Kreuzzug und zur Beaufsichtigung qnd zum Schutz derer, die
das Kreuz genommen hatten oder noch nahmen, und dass er diese wie
die zukünftigen Kreuzfahrer dem Schutze des Grafen empfahl.
Ein weiterer Beweis für Olivers Anwesenheit in der Grafschaft
Namur kann nicht erbracht werden. Schon die Lage des Landes,
welches eingekeilt war zwischen dem Gebiet des Bischofs von Lüttich,
würde den Schluss rechtfertigen, dass er auch in Namur gewirkt hat.
Oliver musste das Land durchziehen, wenn er von Lüttich westwärts
das Bistum weiter durchwandern wollte. Und da wir sichere Kunde
haben, dass er auch in Brabant gewesen ist, so werden wir wohl nicht
unrichtig vermuten, dass er über Namur nach dem Herzogtum Brabant
gezogen ist.
Sein Wirken in Brabant ist aber nicht minder dunkel als das in
der Grafschaft Namur. Nicht ein sicherer Anhaltspunkt für seine An-
wesenheit in einer bestimmten Stadt oder einem bekannten Kloster ist
uns überliefert. Nur seinen Aufenthalt im Herzogtum überhaupt er-
wähnt Cäsarius von Heisterbach.
Doch bevor wir auf diese Nachricht näher eingehen, wollen wir
eines besonderen Umstandes erwähnen. Es wird berichtet, dass in dem-
selben Jahre 1214 Aegidius von Lewes bei Brüssel das Kreuz ge-
predigt und viele tansende von Menschen für die heilige Sache gewonnen
hat^^). Dieser in mancher Beziehung merkwürdige Mensch muss ent-
schieden zu den bedeutendsten Predigern dieser Zeit gezählt werden.
Auch Aegidius machte wie Oliver den Kreuzzug nach Damiette mit und
warde sogar der Pönitentiar des päpstlichen Legaten Pelagius Galvani,
in dessen Händen zuletzt die Leitung der ganzen Expedition lag^*).
der geschrieben wurden, sagt Matth. Far. hist. Angl. in Mon. Germ. SS. 29,
S. 402 : unde littere sigillate plurium prelatorum sigillis misseque fuerimt uni-
Tcrsitati Parisiace et in propatulo electe. Man kann daraus wohl schliessen,
dass Oliver Paris nicht ohne Freunde verlassen hatte.
") Chron. Balduini bei Hugo, Sacr. Antiq. Monum. II, S. 182. Hoc
tempore coepit praedicare Aegidius de Lewes plebanns iiixta Bnixellam, qui
signavit signo criicis multa milia hominum.
»*} Über des Aegidius Thätigkeit vor Damiette vgl. Chron. Vicon.,
Mon. Germ. SS. 24, S. 308-9.
Digiti
zedby Google
246 Ö- floogeweg
Obwohl nun Oliver sowohl wie Aegidius in derselben Gegend derselben
Pflicht wenn auch vielleicht nicht derartig gleichzeitig oblagen, dass sie
persönlich zusammenkamen oder ihre Wege sich kreuzten und dann
jahrelang in Aegypten Freude und Leid teilten, so wird dennoch weder
Aegidius von Oliver bei irgend einer Grelegenheit auch nur namentlich
erwähnt, noch nennt irgend eine Quelle, der wir genauere Details Aber
die Wirksamkeit des Pönitentiars verdanken, unseren Scholaster. Ge-
wiss hätte es fflr Oliver in seiner Historia Damiatina nicht femgel^en,
dieses Mannes zu erwähnen, der als Vertrauter des Pelagius doch nicht
ohne Einfluss auf die Entscheidungen und Beschlösse dieses massgebend
den Fahrers des Kreuzzuges nach Damiette gewesen ist. Es wird schwer
halten, einen stichhaltigen Grund für dieses Schweigen anzugeben. Von
einer Abneigung des Oliver gegen den i)äpstlichen Legaten — wenn
eine solche vorhanden war'^j — auch auf eine solche g^en dessen
Pönitentiar schliessen zu wollen, halte ich nicht für richtig und dem
Charakter Olivers durchaus nicht entsprechend. Immerhin muss der
Umstand befremdend sein, zu erklären aber ist er wohl allein aus dem
Mangel an Quellen.
Olivers beständiger Begleiter auch auf seiner Wanderung durch
Brabant war der Mönch von Heisterbach, Bernhard'*), dessen wir be-
reits oben gedachten. Der Aufenthalt Olivers in Brabant wurde unter-
brochen durch dessen Anwesenheit in Flandern. Was wir von seiner
Thätigkeit in diesem Lande wissen, berichtet uns ebenfalls wieder Cä-
sarius von Heisterbach. Hier, so berichtet dieser *^), war es Oliver ge-
lungen, einen reichen Ritter zur Annahme des Kreuzes zu bewegen.
Als aber dessen Gemahlin, welche ihrer Niederkunft in nächster Zeit
entgegensah, davon hörte, erschrak sie fast zu Tode. Auf Bitten des
Ritters begab sich Oliver zu der Frau, suchte sie zu trösten und sagte,
wenn sie seinem Rate folgen wollte und gestatten, dass ihr Mann
Christus seine Dienste weihe, so werde sie bei der bevorstehenden Nie-
derkunft von den Schmerzen befreit werden. Als die Frau sich bei
seinen Worten beruhigte, fügte Oliver den Rat hinzu, sie solle sich nur
zur Zeit der Geburt in das mit dem Kreuze geschmflckte Gewand ihres
Mannes hüllen und werde dann die Kraft des Kreuzes spüren. Sie
^) Aus Olivers Hist. Dam. lässt sich wenigstens nichts ersehen, wie
Wilken, Gesch. der Kreuzzüge Bd. 6, 8. 221 annimmt; vgl. Hoogeweg, der
Kreuzzug von Damiette in den Mitteil, des Instituts Bd. 8, S. 212.
»«) Caes. Dial. III, 6.
") Dial. X, 22.
Digiti
zedby Google
Der kölner Domscholaster Oliver als Kreuzprediger 1214 - 1217. 247
that, wie ilir Oliver geraten uud — o Wunder — die Frau, welche
bei den früheren Geburten so sehr gelitten, überstand sie leicht und
(Ane Schmei-zen. n^^) ^^^ Cäsarius hinzu, hat mir Oliver selbst
erzählt''.
Nun müssen wir vorausschicken, dass nirgends auch nur eine
Spur davon berichtet wird, dass Oliver jemals für sich die Fähigkeit
in Anspruch genommen hat, selbst Wunder zu thun. Er tritt damit
in einen bemerkenswerten Gegensatz zu seinen früheren Kollegen, be-
sonders dem Eremiten Peter, Fulko von Neuilly . und Bernhard von
Clairvaux. Wir werden allerdings sehen, dass er fest daran glaubte,
dass Gott selbst seine Bemühungen für die heilige Sache unterstütze,
aber nie hat er für sich die Kraft der Wunderthätigkeit vindiziert; ein
Mann wie Oliver, der uns im späteren Leben mit solcher Bescheiden-
heit entg^entritt, konnte dergleichen nur von sich weisen. Nichts lag
ihm ferner, als durch eine Prophezeiung sich den Anschein eines Wun-
derthäters zu geben. Es war damals überhaupt die Ansicht herrschend,
dass Grott selbst wie Christus und Maria sichtbar eingriffen in Ange-
legenheiten, die ihnen genehm, wie man andererseits überall die per-
sönliche Gegenwart des Teufels zu spüren glaubte, der ein gutes Werk
zu hindern oder zu vernichten sich bemüht. Nichts ist daher natür-
licher, als dass auch Oliver diese Ansicht teilte; er war davon über-
zeugt, und Tausende wären es mit ihm gewesen, dass das mit dem
Kreuz geschmückte Kleid des Ritters Heilung bringen werde. Er hatte
das feste Vertrauen, dass es eine wunderthätige Kraft habe und diese
ausüben werde, wenn es nötig ist, dass dem Christus geweihten Ge-
wände die Kraft det Reliquien innewohne und dieses sie äussern können
und äussern werde, um gleichsam den Beweis zu liefern, dass es ein
Gott wohlgef)Uliges Werk sei, das der Ritter übernommen'®).
Die zweite Erzählung des Cäsarius, welche uns von Olivers Auf-
enthalt in Flandern Kunde giebt, führt uns in die Gegend zwischen
Brügge und Gent*'). Als Oliver hier das Kreuz predigte, kam zu
seinem Begleiter, dem Mönch Bernhard von Heisterbach, ein Priester
mit Namen Sigerus. Der Mann war von äusserlich schöner Erscheinung,
nach Art der Templer gekleidet und in seiner Sprache wohl beredt.
Dieser zeigte dem Bernhard einen Edelstein, der in den verschiedensten
Farben schillerte und von dem er erzählte, er habe ihn aus Ceuta mit-
"*) Vgl. Wybrands a. a. 0. S. 43 ff.
»•) Dial. IV, 10; Wybrands a. a. 0. S. 55.
Digiti
zedby Google
248 H. Hoogeweg
gebracht, der Stein besitze die Kraft denjenigen, der ihn gebraucht,
unbesiegbar zu machen. Er bot den Stein dem Bernhard zum Ge-
schenke an« wenn er es durchsetzen wollte, dass Oliver ihm auch ein-
mal zu predigen erlaubte. Als aber am folgenden Tage bei der nächsten
Station Bernhard zum Volke gesprochen und seine Predigt beendet
hatte, stürzte Sigerus zu Boden und schlug wie ein Besessener — was
er in der That war — um sich. Oliver kam herbei und Hess den
Mann * in einer Kirche vor den Altar legen, wo jener schmutzige und
schaudererregende Worte und Beschimpfungen gegen Gott und Oliirer
ausstiess. £r wurde darauf gebunden, auf einen Wagen gelegt and zu
seinen Freunden gebracht. Am fQnften Tage holte ihn der Teufel,
„wie er es ihm verheissen hatte".
Cäsarius ist geneigt, hierin den klaren Beweis dafflr zu finden,
dass und wie Christus die ihm in seiner Predigt angethane Beleidigung
rächt. Denn Sigerus stand in dem Verdacht, ein Apostat zu sein, und
einige wollten sogar wissen, dass er sich einst in einem Schiffe befunden
habe, welches Kriegswaffen den Sarazenen in Geuta verkaufte, und dafür
mit dem Kirchenbanne belegt worden sei. — Gewiss haben wir es hier
mit einer schon älteren Sage zu thun, deren Zusammenhang mit dem
fabelreichen Morgenlande ja deutlich aus der Erwähnung des sarazeni-
schen Genta erscheint. Wem fallen nicht die Erzählungen von Steinen
mit solchen und ähnlichen Wunderkräften aus Tausend und eine Nacht
ein?***) Vielleicht trug der Name des Priesters Siger auch dazu bei.
ihn selbst mit einem solchen ;Si&gerstein", qui victoriosos efficüy in
Verbindung zu bringen. Bei aller Achtung vor der Wahrheitsliebe des
Cäsarius, fQr die er Gott selbst zum Zeugen anruft^'), konnte es doch
auch diesem Ehrenmanne einmal passieren, dass er etwas niederschrieb,
was das Gerücht bereits entstellt zu ihm gebracht hatte; denn für diese
Erzählung führt er nicht, wie in der vorigen, einen Augenzeugen als
seine Quelle an; er hatte sie vielmehr vom Hörensagen.
Nach diesem kurzen Aufenthalt in Flandern, welcher hauptsäch-
lich wohl durch den Keiseplan Olivers bedingt wurde und auch wohl
nur ein vorübergehender war, weil diese Grafschaft zur Provinz Reims
gehörig schon ausserhalb des Gebietes seiner eigentlichen Thätigkeit lag,
wird er wieder nach dem Herzogtum Brabant zurückgekehrt sein. Wir
können wohl annehmen, dass Oliver nur noch wenige Wochen seines
*") Vgl. über ähnliche Erzähhmgen Kaufmann, Gas v. H , 2. Aufl. S. 153.
**) Dial. Prolog, S. 2: Testis est mihi Dominus nee unum quidem ca-
pitulum in hoc Dialogo me finxissc.
Digiti
zedby Google
Der kölner Domscholasicv Oliver als Kreiizprcdij^cr 1214 — 1217. 249
Amtes in diesem Lande waltete und dann, durch die politischen Ereig-
nisse von hier verdrängt oder diesen ausweichend sich in einen anderen
Teil des Erzstifts zurückgezogen habe, der weniger berührt war von
dem Kriegsgetümmel und für seine friedebedürfiige Thatigkeit mehr ge-
eignet erschien als Bn^bant und das ganze Bistum Lüttich. Gerade die
Gegend, welche Oliver bisher durchzogen hatte, sollte besonders in Mit-
leidenschaft gezogen werden bei dem grossen Entscheidungskampf zwischen
der staufisdien und weifischen Partei um den Besitz der deutschen
Königskrone. Nichts war natürlicher, als dass von den Kreuzpredigern
trotz des hauptsächlich religiösen Charakters ihrer Predigten iloch, da
sie im letzten Grunde ja einem iK)litischen Zweck dienten, auch die
„Tagesfragen** mit hineingezogen wurden, umsomehr, als der gebannte
Kaiser Otto gerade am Niederrhein noch seine Hauptstütze in Deutsch-
land hatte.
Nun wissen wir, dnss Oliver ein entschiedener Gegner des weifischen
Kaisers war und es nicht unterliess, diesen auch in seinen Predigteu
anzugreifen. ^Innocenz, lässt Emo^*) ihn sagen, hat Otto mit seiner
Ganst überhäuft uad in Uom zum Kaiser gekrönt. Der aber hat mit
Undank gelohnt, ist sofort nach Empfang der Kaiserkrone in das Pa-
trimonium des h. Petrus eingefallen und hat selbst den Knaben Fried-
rieb nicht geschont, sondern drang feindlich in Apulien ein und brachte
Gott und Menschen gegen sich auf, so dass der Papst nach mehreren
Ermahnungen ihn endlich excommunicierte und die Grossen vom Treu-
eid gegen ihn entband". Es lässt sich denken, wie besonders der
Bann, der auf Otto lastete, einen ausgiebigen Stoff hergab, die Gemüter
gegen ihn zu kehren und auf die Seite des jungen Friedrich zu ziehen.
Ottos Macht war allerdings schon im Sinken, bereits hatte sein
Gegner den Fuss auf deutschen Boden gesetzt und manchen Verbündeten
von ihm abtrünnig gemacht, als er das Gebiet des Erzstifts Köln betrat.
Der Bischof von Münster sass gefangen in Kaiserswerth, durch Verrat
dem Weifen überliefert, Otto hatte den Winter über gerüstet und war
bereit den Kampf mit P'rankreich, dem Verbündeten des jungen Staufer,
aufzunehmen. Am Palmsonntage, den 28. März 1214 erschien er in
Aachen. Herzog Heinrich von Brabant, in dessen Lande Oliver da-
mals vielleicht weilte, war ein wenig gewissenhafter Regent, der es mit
den Verträgen nicht allzu genau nahm. Er war einer der ersten,
welcher sich dem heranziehenden Weifen anschloss, und Otto, der dieseu
") Emo a. a. 0. S. 473.
tizedby Google
Digitiz
250 H. Hoogeweg
als einen alten Feind des Bischofs von Lattich, dem der n&chste Sturm
gelten sollte, kannte, verband sich mit Heinrich nun um so näher, und
am 19. Mai wurde in Mastricht die Verlobung des Kaisers mit Maria,
der Tochter Heinrichs, mit der er bereits 1198 einmal verlobt worden
war, aufs Neue besiegelt^'). Otto war von Aachen auch gegen das
Gebiet des Grafen von Geldern gerflckt und verbrannte die Stadt
Roermond.
Unter den obwaltenden Umstanden gebot unserem Scholaster die
eigene Sicherheit und der Wunsch weiteren Erfolges das Verlassen
des Herzogtums Brabant. Wahrscheinlich wandte sich Oliver bald nach
Ottos Ankunft nach Norden und gelangte in das Gebiet der Diözese
Utrecht, nach Geldern. Wie die Verhältnisse lagen und die Ereignisse
sich an einander reihen, werden wir wohl nicht irre gehen in der An-
nahme, dass gerade Olivers Predigten und Agitationen zu Gunsten des
Staufers jetzt den Kaiser nach dem Norden riefen, um hier durch einen
Gewaltstreich die Opposition zu vernichten, und Otto schnell den
Plan zur Ausführung brachte, Roermond zu zerstören. Und ganz un-
berechtigt wird der Schluss nicht sein, dass gerade auch in Roermond
Oliver grossen Erfolg erzielt hat. Denn wenn es auch des Grafen
„beste Stadt "^ gewesen und diese leicht durch die Bedeutung und den
Reichtum zunächst als Ziel von Otto ins Auge gefasst wurde, so ist
es doch auch nicht unmöglich, dass neben diesen Gründen auch der in
die Wagschale fiel, die Hauptburg der religiösen Opposition zu unterdrücken.
Die Grafschaft Geldern wurde von beiden Seiten von dem Gebiet
des Bistums Utrecht eingeschlossen und stand selbst unter dessen. Krumm-
stab. Wir können demnach annehmen, dass Oliver von Süden kommend
die Grafschaft wie die speziellen Gebiete der Diöcese durchzog. Eine
Hinweisung hierfür giebt Cäsarius von Heisterbach ^'), dessen Erzählung,
ohne Angabe eines bestimmten Oi*tes, uns doch wohl in die Nähe von
Utrecht selbst führt. Auch Johann von Xanten scheint sich hier auf-
gehalten und mit Oliver vereint das Kreuz gepredigt zu haben ^^). Von
den Erfolgen seiner Wirksamkeit erfaliren wir nichts, doch hat uns
Cäsarius eine Geschichte überliefert, welche uns eineu Blick gewährt
auf die Unannehmlichkeiten und Gefahren, die das Amt des Kreuz-
predigers mit sich brachte.
*') Winkelmann, Phil. v. Schwaben u. Otto v. Brauuschweig 2, S. 368.
**) Dial. XII, 2.S.
**) Die gleichzeitige Anwesenheit beider bezeugt auch Caes. Dial. 11, 7.
Digiti
zedby Google
Der kölner Domscholaster Oliver als Kreuzprediger 1214—1217. 251
Der Bischof von Utrecht, Dietrich von Are, hatte einen Bedienten
Everwach, durch den er seine Finanzangelegenheiten regeln liess und
dem er sein volles Vertrauen schenkte. Dies erregte ihm Neider, welche
sich bemühten, ihn bei Dietrich in den Verdacht der Unehrlichkeit zu
bringen. Die Probe aber, welche Dietrich mit Everwach*s Buchführung
vornehmen liess, fiel vollständig zu dessen Gunsten aus; kein Fehler
konnte ihm nachgewiesen werden. Doch seine Gegner ruhten nicht und
verlangten eine zweite Untersuchung in ihrer Gegenwart. Nun war
aber unterdes dem Everwach seine Rechnung abhanden gekommen, und
in seiner Not und Angst vor der sicher bevorstehenden Geisselung und
GeflUignisstrafe setzte er sich mit dem Teufel in Verbindung, verleug-
nete Gott, Christus und Maria und stellte sich in jenes Dienste. Der
Teufel rechtfertigte ihn denn auch vor dem Bischof. Seitdem begann
Everwach Christus zu lästern und die Kraft des Teufels zu rühmen. —
Elf Jahre waren seit jenem Ereignis vergangen, als Oliver in die Diö-
zese Utrecht kam. Während seiner Predigt benahm sich nun Ever-
wach so auffallend, dass ihn Oliver mit den Worten zur Ruhe wies:
Schweig, Unglückseliger, du bist ein Geföss des Teufels, der Böse spricht
aus dir. — Everwach glaubte nun seinem Gebieter keinen grösseren
Gefallen erweisen zu können, als dass er Oliver umbrächte. Drei Tage
lang schlich er mit einem versteckten Dolch hinter ihm her, eine günstige
Gelegenheit zu seinem Vorhaben erspähend. Am dritten Tage aber
verfiel er in eine schwere Krankheit, starb und wurde vom Teufel nach
verschiedenen Orten der Folter und Qual geschleppt. Dann aber er-
barmte sich Gott seiner, vergab ihm und schenkte ihm das Leben
wieder. Er nahm das Kreuz und machte mit nackten Füssen und
unter Selbstpeinigung aller Art den Kreuzzug mit Bischof Otto von
Utrecht mit*^).
An das Bistum Utrecht nördlich schloss sich, der Diözese Münster
teilweise unterstellt, das Land der Friessn an. Dieses sollte das nächste
Ziel Olivers sein. • Er gelangte damit zu einem Volksstamme, der, bis-
**) Wybrands a. a. 0. S. 54 ff. sucht diese Erzählung auf natürliche
Weise zu erklären. Über den nur scheinbaren Fehler des Cäsarius, Dietrichs
Nachfolger Otto I. und nicht Otto II. den Kreuzzug machen zu lassen, vgl
ebenda S. 53^ Anm. t'ber E verwachs Ende sagt Caes. a. a. 0.: Qui cum
reversus fuisset ad uxorem suam. sacro igne tactus est. Johann von Leydeu,
der die Geschichte in sein Chron. Belgicum (Ausgabe von Swertius, Franko-
furti 1620) lib. XXI cp. ö übernahm, weicht ab: Qui cum reversus fuisset
et in bono proposito perseverasset, tandem obdormivit in domino.
Weitd. Zeitiohr. f. Oeach. o. Knnit. VII, II. 18
Digiti
zedby Google
252 H. Hoogeweg
her wenig berührt von den grossen Ereignissen des deatscben Reiches
and den Kreuzzugsbestrebungen sich darch Jahrhunderte hiodarch
seine Eigentamlichkeiten bewahrt hatte. Als freie Bauern lebten die
Friesen hinter ihren D&mmen und Deichen, ein einfaches Volk,
das starr und fest an den hergebrachten Gewohnheiten hing. Ein
gutes Stück Roheit und auch Heidentum konnte man bei ihnen
finden, welches letztere, wenn auch oft verdunkelt und dem Christen-
tum angepasst, sich bei ihnen bis in diese Zeit hinein erhalten
hatte *^).
Schon als den Friesen das Christentum gebracht wurde, im 7. und
8. Jahrhundert, war der Zustand, in welchem sie lebten, ein ganz
anderer als der der anderen deutschen Stämme im fünften und sechsten.
Die Völkerwanderung hatte ihre Wohnsitze kaum berührt, Ansiedelungen
fremder Nationen oder anderer deutscher St&mme kamen auch in der
Folgezeit noch nicht vor. Durch die Einfälle der Normannen hatten
sie viel zu leiden; doch siedelten sich diese nicht an, ihr Aufenthalt
war nur ein vorübergehender, der wohl Einbusse an Menschen und Gut
mit sich brachte, nichts aber an den bestehenden Verhältnissen änderte.
So konnten die Friesen die Selbständigkeit ihres Charakters, der Sitten
und Anschauungen unbeeinflusst von anderen Nationen länger erhalten,
als irgend ein germanischer Stamm. Allerdings auf die Annehmlich-
keiten, welche die anderen deutschen Stämme bei ihrer Ansiedelung von
den romanischen kennen lernten, mussten sie verzichten; sie blieben
einfach, ja roh und rauh^^), aber doch fem von den Ansteckungen der
civilisierten und übercivilisierten Völkern, denen die Deutschen bei ihrer
Niederlassung sofort ausgesetzt waren und denen ihr CharaRter nur
*^ Eine Erzählung, die ich weder der Zeit noch der Gegend nach
fixieren kann, die aber wohl nach Brabant, Geldern oder Friesland gehört,
ist die von Cäsarius erhaltene (in dem Bruchstück aus dem VIII. üb. mirac
gedruckt bei Kaufmann Cäs. v. Heisterbach 2. Aufl. S. 189) . Oliver kam auf
seiner Reise durch ein Dorf und sah daselbst, wie die Einwohner bei Gesang
und Musik um einen Widder tanzten und, so oft sie an seinem vorderen
Teile vorüberkamen, sich tief verneigten, als wollten sie ihn anbeten. „Wegen
dieser verabscheuenswerthen That wollte Oliver niemals zu diesem Dorf zu-
rückkehren*'. Vgl. auch Dial. III, 6, woraus Alber. trium fönt (Mon. Germ. SS.
23 S. 902) schupfte, und IV, 9, und überhaupt Kaufmann a. a. 0. 8. 122 ff.
— Es ist sehr wohl möglich und kann kaum auffallen, dass Oliver einen so
grossen Widerwillen gegen dieses an sich unschuldige Volksfest äusserte.
**) Vgl. Thomas Cantiprat, bon. univers. de apibus lib. II, cp. I Nr. 15,
S. 120 in der Ausgabe Duaci 1627.
Digiti
zedby Google
Der kölner Domscholaster Oliver als Kreuzprediger 1214—1217, 253
za schnell unterlag. Unter Kämpfen mit dem Meere, in Morä.sten und
wenig einladenden Gegenden wohnend, dem Fischfang und der Vieluucht
nachgehend, nur eine dürftige Existenz auch aus dem Landbau fi-iätünd,
aber beseelt von einem unauslöschlichen Freiheitsdrange lebten ^ie von
Jahrhundert zu Jahrhundert. Im Laufe der Zeit konnte es aber denn
doch nicht ausbleiben, dass ein Einfluss von aussen her stattfanil, vol'
allem durch die Fehden mit der Nachbarschaft, welche eine d«^m<jrali-
sierende Wirkung auf sie ausüben musste. Bruderkriege waren bei ilinen
nichts seltenes und forderten ebenso ibre Opfer an Menschenleben wie
bei den anderen deutschen Stämmen, und Seeräuberei war eine beliebte
Untugend. Aber eine grosse Ursprünglichkeit war ihnen trotzdem ge-
blieben bis in die Zeit, in welcher Oliver unter ihnen anfing das Ktbui
zu predigen **j.
Oliver war der erste, der die Aufforderung des Papstes zum Kreuz-
zage persönlich in diese abgelegenen Gegenden trug. Kein Land des
deutschen Reiches war so wenig von den ganzen KreuzzugsbeweptngBTi
beröhrt worden als dieses im äussersten Winkel gelegene. Die ersten
Anstrengungen Europas gingen so gut wie spurlos an ihnen vorüber,
und erst die Kunde glücklicher Ereignisse, von der Eroberung des hei-
ligen Landes und Jerusalems, fingen auch hier an Interesse für die ent-
legenen Unternehmungen zu wecken. Die Scharen, welche sie stellten,
hielten wohl einen Vergleich aus mit denen der südlicheren Länder dieser
Gegend wie Geldern, Flandern und das Bistum Lüttich ^"). In letzterem
hatten schon Bernhard von Clairvaux und Fulko von Neuilly gepredigt '^^
aber bis in jene unwirtsamen Gegenden, die die Nordsee be>pUli, war
noch keiner der Kreuzprediger vorgedrungen^*).
In einem Lande, in welchem ein päpstlicher Legat zum ersten
Male als Kreuzprediger erscheint, war es natürlich, dass neben der all-
gemeinen Erwartung auch eine leicht erklärliche Neugierde die Leute
von fernher herbeilockte. Gewiss war schon längst die Kumle von
Olivers Erscheinen die:}Cm selbst vorausgeeilt und man hatte dcb auf
seinen Empfang vorbereitet. Das schlichte Volk kam herbei, um ihn
••) Moll, Kerkgeschiedenis vau Nederlaud I, S. 185 fi".
»*>) Vgl. Röhricht, Beiträge 11, 301, 309.
*•) Caes. Dial. I, 6; vgl. VVilkeii, Gesch. der Kreuzzüge Bd. lll, S.W,
Anm. f?a und V, S. 98 ff.
*■) Moll a. a. 0. II*, S. 9 und Dirks, Noord-Xedcrland en de Ivrmg*
to^n in De vrije Fries II (1842) S 135 ff. und 221 ff. — Fulko war am
19. März 1200 in Lüilich gewesen, s. Reiuer a. a. 0. S. GJ5.
16*
Digiti
zedby Google
254 H. Hoogeweg
zu hören, seinen Worten zu lauschen. Aber wie, will ich hier fragen,
machte sich Oliver ihnen verständlich V Neben vielen anderen nationalen
Eigentümlichkeiten hatten die Friesen sich auch eine besondere Sprache
erhalten, die mit den Jahrhunderten, unberührt von dem Einfluss an-
derer, wohl in sich kleine ümwandelungen erfahren hatte, aber doch
noch klang wie eine Erinnerung längst verschwundener Zeiten. Es
fragt sich nun, welcher Sprache sich Oliver bediente. Das Deutsche,
welches in den südlicheren Gegenden gesprochen wurde, war ihm
wohl geläufig. Noch südlicher half ihm das Französische, dessen
Kenntnis er sich zweifellos während seines Aufenthaltes in P'rank-
reich angeeignet hatte. Doch werfen wir einen Blick auf die friesischen
Rechte, die uns in der Sprache dieser Zeit erhalten sind, so werden
wir überzeugt sein, dass mit dem blossen Deutschen es unmöglich
war, sich den Friesen verständlich zu machen. Mit dem Lateinischen
konnte er wohl den Gelehrten predigen, nicht aber den ungebildeten
Friesen. Der Beweis, dass Oliver der Sprache der Friesen mächtig
war, kann nicht gebracht werden, doch ist es immerhin denkbar, da
fast seine ganze frühere Thätigkeit in der kölner Diözese lag und er
leicht schon früher einmal hätte Gelegenheit gehabt haben können, mit
diesem Volke zusammenzukommen. Wie viele vor ihm und viele nach
ihm, so hat auch ^Oliver durch Dolmetscher und andere Mittel
erreicht, was er wollte; er wird sich der deutschen Sprache bedient
und in dieser so gut wie es ging sich den Zuhöreiii verständlich zu
machen versucht haben, indem er das weitere den Priestern des
Landes überlassen musste, die seine Reden dolmetschten und bei
dem regelmässigen Gottesdienst nachholten und auffrischten, was und
wo es notthat. Seine Begleiter, wie z. B. der Abt Heinrich von
Heisterbach, den die Visitationen der Klöster seines Ordens öfter in
diese Gegend führten *^), war gewiss auch wenigstens zum Teil der
Sprache kundig.
Wir kennen zwei sichere Daten aus der Zeit des Aufenthaltes
Olivers im Lande der Friesen und zwar durch Oliver selbst. Leider
lässt uns die Hauptquelle für diese Zeit und Gegend, die Chronik des
Emo, hier ganz im Stich. So ausführlich, detailliert die Schilderung
Emos von dem Aufenthalt Olivers im Friesenlande vom Jahre 1223
ist**), so kurz berichtet er hier. Nur wenige Worte widmet er ihm.
") Vgl. Caes. Dial. XII, 26.
5*) Emo Chron. a. a. 0. S. 499.
Digiti
zedby Google
t)er kölner Domscholaster Oliver als Kreuzprediger 1214 — 1217. 255
ohne der Wunder auch nur zu gedenken ^^); und doch muss Oliver in
die Gegend seines Klosters gekommen sein. Die einzigen aber um so
besseren Berichte über Olivers Thätigkeit haben wir von ihm selli^r um!
zwar einmal in dem Briefe, den er an den Grafen von Namiir und
dessen Gemahlin schrieb, den bedeutend vollständigeren, und ein^^n
kflrzeren aber jenen doch in manchen Punkten ergänzenden im 6. Ka-
pitel der Historia Damiatina •^*'). Diesen entnehmen wir folgendes: Oliver
durchzog das nördliche Friesland von Osten nach Westen. Am Freitag
vor Pfingsten, den 16. Mai, kam er nach dem friesischen Dorfe Ikdum^
das noch zum Bistum Münster gehörte. Ihn begleitete hierbei der Abt
Heinrich von Heisterbach ■^^), sowie die Äbte des Cistercienser-, Claiiia-
censer- und Prämonstratenserordens, und eine Reihe von Mönchen. Viele
Tausende beiderlei Geschlechts hatten sich hier eingefunden, um den
Predigten zuzuhören. Sie sassen auf einer Wiese, weil das Gotteshaus
sie nicht fasste. Es war gutes Wetter. Oliver begann feierlich die
Messe zu halten und predigte dann über die Textesworte der Bi[»e]:
AbsU mihi ghria (Galat. VI, 14). Da zeigte sich am Himmel eine
weisse Wolke, in der die Gestalt eines weissen Kreuzes an der Kord-
seite und bald darauf auch an der Südseite sichtbar wurde. Darauf
erschien zwischen diesen beiden ein grosses Kreuz, höher als die andern,
von grauer Farbe, an welchem man die Gestalt eines nackten mensch-
lichen Körpers bemerken konnte, das Haupt zur Brust geneigt, die Arme
**) Emo a. a. 0. S. 473: Oliverius . . . ingressus est Frisiain, ad
cuias exhcrtationem multitudo hominum utriusque sexus cruce signuta CHt
per singulas Frisiae maritimas et trunci in ecclesiis erecti causa pecnniae nd
snbsidium terrae sanetae.
*•) Bei Eccard Corp. bist. 11, p. 1401. Aus der Hist. Dam. entnahm
ihn Caes. Dial. X, 37—39 mit einem nicht unwesentlichen Zusatz iiher dio
Anwesenheit des Abts Heinrich von Heisterbach, den Oliver nur andßuteL —
In vielen der gleichzeitigen Quellen finden wir ebenfalls kurze NotbcHi wiQ
in der Chron. reg. Col. ed. Waitz S. 193, aus denen sie in die späteren liber-
gingen. Wybraiids a. a. 0. 107 Anm.
^^ Dieser befand sich damals wohl auf einer Visitationsreise, was aber
nicht, wie Wybrands a. a. 0. S. 41 will, mit Caes. Dial. XII, 37 hebji:!
werden kann; vielmehr verweisen die Anfangsworte des Kapitels anto has
duodecim annos doch auf 1210, da der Dial. mir. 1222 geschrieben ist. Doch
sagen die Gest. Fris. a. a. 0. S. 13: dese hebbent ghesecht, doe sie nnseu
cloester toe Claercamp visitierden in Vrieslant. — Von Mönchen wird DiaL
X, 39 nur Winand aus Heisterbach genannt. Vielleicht waren auch einige
aus dem nahen Kloster Emos, Wirum, zugegen, das ca. 1209 entstand, aber
erst 1217 dem Orden des Norbert einverleibt wurde. Moll a. a. O. 11'^ S. 35.
Digiti
zedby Google
256 U. lloogeweg
Dicht gerade ausgestreckt, sondern mehr erhoben. Auch die N&gel^
welche durch die Hände und Füsse geschlagen waren, konnte man deut-
lich erkennen. Viele wurden durch diese Erscheinung zur Annahme
des Kreuzes bewogen, darunter auch ein Ritter, der sich bis dahin ge-
weigert hatte. Einer der Friesen, der die Erscheinung sah, lief schnell
zu Oliver hin und rief in prophetischer Gewissheit : Nun ist das heilige
Land erobert. Ein Mädchen reicher Eltern von 11 Jahren^®) sprang
auf, um zu beten, wurde aber von den anderen gezwungen, sich nieder-
zusetzen ; sie zeigte die Erscheinung ihren Angehörigen, welche in Ehr-
furcht anbeteten. Diese Wundererscheinung blieb während der Zeit der
ganzen Messe sichtbar ; nicht allen aber schien es vergönnt gewesen zu
sein, dieselbe zu beobachten, denn „mehr als Hundert** nur nahmen sie
wahr von den vielen Tausenden, welche vorsammelt waren.
Von Bedum westwärts ziehend kam Oliver wieder in das bereits
zur Diözese Utrecht gehörige Dorf Surhuizen **). Hier wiederholte sich
die Kreuzerscheinung, doch war es diesmal nur ein Kreuz von blauer
Farbe ohne einen menschlichen Körper. Dieses Wunder bemerkten
schon mehr Anwesende als in Bedum, unter ihnen der Abt Heinrich
und Mönch Winand von Heisterbach. '
Anfang Juni erreichte Oliver Dokkum, jenen Ort, an welchem der
Apostel der Friesen, Bonifaz, mit dem Märtyrertod gekrönt worden
war. Zog wahrscheinlich schon der Tag, welcher nach diesem Heiligen,
als dessen Todestag, genannt wird, der 5. Juni, durch seine Feierlich-
keit mehr Menschen als gewöhnlich nach Dokkum, so wird die Kunde
von den Erscheinungen am Himmel vollends dazu beigetragen haben,
die Umwohner von überallher herbeiströmen zu lassen. So waren denn
auch mehr als zehntausend Menschen anwesend, als Oliver am Tage des
heiligen Bonifaz in Dokkum seines Amtes waltete. Da erschien ein
grosses Kreuz von weisser Farbe am Himmel*®), welches sich wie von
Stricken gezogen, in der Luft von Norden nach Süden weiter bewegte,
gleichsam als wollte es den Pilgern den Weg zum heiligen Grabe an-
zeigen. Diese Erscheinung wurde von allen Anwesenden wahrgenommen,
setzt Oliver**) ausdrücklich hinzu. — Der Erfolg war denn auch ein
^^ Die Leseart Bocks a. a. 0. puella XI annorum, wie sie auch Mart.
et Dur. a. a. 0. geben, ist der Weilands puella christianorum, die keinen
rechten Sinn giebt, wohl vorzuziehen.
*») Sucherhusen in der bist. Dam.; im Briefe findet sich kein Name.
••) Über die Form dieses Kreuzes s. bist. Dam. a. a. 0
«') In der hist. Dam. a. a. 0. Caes. Dial. X, 39 bekundet auch hier
die Anwesenheit des Abts und Mönchs von Heisterbach.
Digiti
zedby Google
l)er kölner boinscliolaster Oliver als Kreuzprediger 1214—1217. 25?
enormer und ein um so wichtigerer, wenn man bedenkt, dass Papst
Innocenz in seiner Bulle gerade von den seetachtigen und meergewohnten
Nationen Hülfe erwartete. 50,000 nahmen das Kreuz, darunter 8000
mit Schilden und mehrere Tausend mit Panzern Bewaffnete^*). „Und
wisset**, schreibt Oliver dem Grafen, „dass soviel Schiffe sich rüsten
zum Zuge Jesu Christi, dass ich glaube, allein aus dem Erzstift Köln
werden mehr als dreihundert Lastschiffe, angefüllt mit Kriegern, Waffen,
Lebensmitteln und Kriegsinstrumenten die Fahrt antreten''.
Soweit Oliver in seinem Briefe**). Es liegt auf der Hand, dass
wir es hier mit einem Naturereignis zu thun haben, einem Wolkenge-
bilde, einer Luftspiegelung oder Nebensonne, wie sie besonders an der
Meeresküste nicht gerade selten sind***). Es ist schon oben bemerkt
worden, dass weder Oliver selbst sich jemals als Wunderthäter hinge-
stellt, noch dass eine der Quellen ihn zu einem solchen zu machen ver-
sucht hat. Die Wunder, welche während seiner Kreuzpredigten ge-
schahen, wurden von ihm lediglich als von Gott selbst veranlasst an-
**) Es liegt kein Grund vor mit Moll, Kerkgesch. H^ 13 anzunehmen,
dass die Zahlenangaben übertrieben sind und dat de verheelding des kruis-
predikers of sijne ijdelheid sich aan deze opgaven heeft laten gelden. Vgl.
das Schreiben des Papstes Honorius HI. an die Kreuzfahrer der kölner
Piuzese bei Ennen, Quellen 11 Nr. 56, S. 65.
"^) Diesem klaren Berichte, der als Quelle ersten Ranges hier gelten
muss, stehen gegenüber die Berichte der Gesta Frisiorum (bei Röhricht,
testimonia minora S. 12 nach der Ausgabe in den Werken uitgeg. door het
friesche Genootschap S. 302 fl.) nach denen es heisst : sie (die Friesen) waren
seer traech ende hardneckich, dat heilighe crues te eren, alsoe dat Oliverus
weder toe hnes soech in wanhope, eine Nachricht, der vielleicht die in des
Caes. Homiliae (s. Röhricht a. a. 0. S. 175) zu Grunde liegt. Ebensowenig
können die rebellia corda der Friesen, von denen Reimer (a. a. S. 673) spricht,
in Betracht kommen, da dieser Ausdruck doch wohl nur in Vergleichung mit
den civilisierteren Lüttichem gebraucht ist und sich mehr auf die rauhen
Sitten der Friesen im Allgemeinen als speziell auf ihren Widerstand gegen
die Bestrebungen Olivers beziehen soll. Die Wunder, welche die Gesta Fris.
erwähnen, scheinen auch eine Entstellung der im Briefe erzählten zu sein,
Die von Caes. in den Hom. gegebene Nachricht (Röhricht a. a. 0. S. 178)
Olivero . . . predicaute crucem in Frisia, in ipsa statione nobilis quidam
Friso et ditissimus omnium occisus est, propter quem negotium crucis tunc
temporis in iila terra satis impeditum est — gehört in die Zeit des zweiten
Aufenthaltes Olivers in Friesland. — Es sei noch bemerkt, dass nach Chron.
reg. Colon, a. a. 0. S. 192 auch Johann von Xanten in Kuik an der Maas
1214 circa nativitatem sancte Marie einer Kreuzcserscheinnng am Himmel
gewürdigt wurde.
•*) Vgl. Wybrands a. a. O. S. 49.
Digiti
zedby Google
258 H. Hoogeweg
gesehen, um ein sichtbares Zeichen zu geben denen, welche noch daran
zweifeln sollten, dass die Bemühungen um die Befreiung des heiligen
Grabes ein Gott wohlgefälliges Werk seien ^^). Werden wir Oliver einen
Vorwurf daraus machen können, dass er in der That an diese Erschei-
nungen glaubte ? Keineswegs ! Man muss bei derartiger Glaubensseligkeit
die Zeit selbst berücksichtigen und den Umstand, dass die Leute dar-
nach handelten und das glaubten, was sie wirklich wussten, nicht dar-
nach, was sie vielleicht hätten wissen können oder, nach dem Massstabe
unserer Zeit gemessen, hätten wissen sollen.
Es war dies die Zeit, wo der schwärmerische Franz von Assissi
mit seiner Ordensregel hervortrat, Domingo von Osma umherzog und
bald die Schaaren der Bettelmönche folgten, welche jenen ascetischen
Sinn mit sich trugen, von dem selbst der grosse Innocenz nicht frei
war, und dem eine religiöse Begeisterung und Schwärmerei folgte, die
so bezaubernd auf Gemüt und Gefühl, und so lähmend auf den Ver-
stand und die Überlegung wirkte. — Kam nun zu dieser ekstatischen
Stimmung die begeisterte Stimme eines Predigers, der durch vollendet«
Perioden fesselte oder durch Einfachheit und Klarheit zum Herzen drang,
dann konnte es nicht felilen, dass man bald die Nähe Gottes fühlte
und Wunder sah oder für Wunder hielt, was man früher vielleicht
staunend betrachtet, ohne ihm eine tiefere Bedeutung unterzulegen und
einen Akt göttlicher Gnade jetzt wiedererkannte in Erscheinungen, in
denen "man bisher im Aufflackern des alten heidnischen Geistes ein böses
Omen entdeckt hatte.
Wie dem Volke ging es Oliver selbst. Wenn jenes durch seine
Worte begeistert wurde, so wurde er es durch seinen Eifer, welcher
mit der Rede wuchs und ihn selbst allmählich in jene Ekstase brachte,
in welche seine Worte die Zuhörer versetzten. So glaubte er denn auch
daran, und war fest davon überzeugt, dass die Kreuzeserscheinung wirk-
lich geschehen sei, sonst hätte er sie nicht in dieser Umständlichkeit
dem Grafen von Namur berichtet. Und wenn er selbst in einer „naiven**
Art andeutet, dass die Wunderzeichen am Himmel zunächst nur von
wenigen, dann von mehr und zuletzt von allen gesehen wurden, so ist
das sehr leicht erklärlicl). Hatte die erregte Phantasie überhaupt erst
einmal ein Wunder zu Gunsten des Scholasters gesehen, und waren es
auch nur wenige, denen es vorkam, als habe ein Kreuz am Himmel
gestanden, dann war es natürlich, , dass sich die Erzählung davon wie
^^) Vgl. seine Bemerkung am Schluss des 6. Kapitels der bist. Dam.
tizedby Google
Digitiz
Der kölner Üomscholaster Oliver als Kreuzprediger 1214—1211 2o9
ein Lauffeuer weiter verbreitete und bei den meisten, zu denen die
Kunde kam, den Wunsch erregte, auch einer solchen Himmelsgabe teil-
liaftig zu werden. War aber dieser Wunsch erst einmal rege, so be-
durfte es bei dem bestehenden Taumel der Begeisterung nur eines
kleinen Anstosses, um aberall der erregten Phantasie Dinge vorzuzaubern,
die entweder in Wahrheit gar nicht vorhanden waren, oder von denen
das ursprangliche Bild, das den Eindruck hervorbrachte, weit entfernt
war von demjenigen, das das befangene Auge wahrzunehmen glaubte.
So erklärt es sich auch, dass die zweite und dritte Erscheinung, welche
doch weder so klar noch so grossartig waren wie die erste, dennoch
von mehr Menschen wahrgenommen wurden als jene. Die erste Erschei-
nung oder die Kunde davon hatte GemQt und Auge schon empfänglicher
gemacht. — Und wenn berichtet wird, dass gerade ein Mädchen von
elf Jahren voll VerzQckung in die Höhe fährt und die Arme empor-
streckt, wer denkt dabei dann nicht an die auf den ersten Blick uner-
klärliche, thatsächlich aber doch so menschliche Begeisterung jener
Kinder, welcher diese vor erst zwei Jahren zum Opfer fielen ! Es lag
einmal in der Zeit, dieser Zug zum Ekstatischen, Phantastischen, und
ergriff Alt wie Jung, Hoch wie Niedrig Sollte man deshalb also ein
Reöht haben, unsern Oliver einer allzugrossen liCichtgläubigkeit oder des
Aberglaubens zu zeihen ^^)V Es lässt sich aus der Zeit heraus genug-
sam erklären, wie Oliver als ein Mann von strengkirchlicher Richtung
und von einem solchen Feuereifer für seine Aufgabe beseelt, auch ohne
ein Fantast zu sein, wie der Eremit Peter, doch soweit Oberwältigt und
vom Eifer der Worte hingerissen werden konnte, dass auch er wie seine
Zuhörer, flbermannt von dem Drucke der Stimmung seine Hände aus-
streckte nach jener Kreuzeserscheinung, die ihm die erregte Phantasie
vorzauberte, und dankerfQllt und gläubig seine Kniee beugte vor Dem
am Kreuze, der seine Mühe so sichtbar unterstützte und segnete.
Es geschah nicht selten, dass Menschen, denen Gott selbst seinen
Beistand so handgreiflich erwies, wenn nicht schon bei Lebzeiten, wie
Bernhard von Clairvaux u a., als Heilige verehrt, so doch sicher nach
ihrem Tode dem Kataloge der Heiligen zugeschrieben wurden. Gerade
unsere Zeit ist es, in welcher vermöge oder infolge der herrschenden
Ekstase die Heiligenbildung reiche Früchte tnig. An Oliver ist diese
**) Es ist dies geschehen durch Busken-Huet, Rembrands Heimath
1. Band, (iihers. von Marie Mohr, herausg. v. G. von der Ropp, Leipzig 1886),
der in seiner Abhandlung über Oliver S. 8— 4() fast auf jeder Seite die voll"
ständige Unkenntnis mit dieser Zeit und ihren Menschen zeigt.
Digiti
zedby Google
260 H. Hoogeweg
Würde vorAbergegangeo. Ja, man könnte sich fast wandern, dass er
und seine ganze Wirksamkeit nicht einmal der Bildung von legenden
ausgesetzt gewesen ist. Allerdings, die Erzählungen der Gesta Frisio-
rum, deren wir oben gedachten, stellen die Wunderzeichen am Himmel
schon viel grossartiger dar, als sie uns Oliver selbst schildert, aber bei
diesen kleinen Ansätzen ist es geblieben, und auch Olivers Aufenthalt
in dem fabelreichen Morgenlande hat sie nicht fördern können —
Jedenfalls aber hat die Anwesenheit Olivers in Friesland einen tiefen
Eindruck hinterlassen, und sein Gedächtnis hat noch Unge im Volke
fortgelebt«^).
Der Aufenthalt Olivers im Friesenlande macht den Glanzpunkt
seiner Thätigkeit als Kreuzprediger aus. Wohl kaum annähernd so
gross wird der Erfolg in den anderen Gegenden, die er durchzogen
hatte, gewesen sein. Es lag der geringere Erfolg dort abgesehen davon,
dass das Volk der Abgaben und Kosten fttr den heiligen Krieg anfing
mäde zu werden, in den politischen Verhältnissen begründet, welche
besonders die Aufmerksamkeit des Volkes auf sich zogen, aber auch
hinter die Mauern der Klöster drangen und beim Volk mehr Interesse
erregen mussten als der Ruhm eines fernliegenden Krieges. Im Friesen-
lande war dies noch nicht der Fall Das unausgesetzte Gelderheben,
die fortwährenden Mahnungen der Prediger waren bei den Einwohnern
noch nicht etwas so gewohntes, alltägliches. In stattlicher Anzahl und
mit einem Eifer, welcher den der anderen deutschen Stämme, den der
anderen Nationen bedeutend übertraf, sind die Friesen ausgezogen, und
ihre Thaten in Spanien ^^) und, besonders in Aegypten«') geben uns
den Beweis, dass ihre Begeisterung keinem Strohfeuer glich, sondern in
der That die reinste, uneigennützigste war. —
Es tritt nun an uns die Frage heran, welches die Thätigkeit und
wo der Aufenthalt Olivers während des Restes des Sommers war. Das
letzte sichere Datum, das uns erhalten, ist der 5. Juni, an welchem
Tage wir ihn noch im Lande der Friesen finden. Es ist nicht nötig
*^ Charakteristisch hierfür ist, dass Emo wie sein Nachfolger Menko
hei den Zeitangaben vielfach die Anzahl der Jahre seitdem Oliver das Kreuz
predigte, mitaui^uhren. Vgl. Mon. Germ. SS. 23, S. 5()B, 512 (Emo), 5:^8
(Menko), auch Gesta abbat, orti S. Marie ed. Wybrands S. 70 und 189 (Mon.
Germ. a. a. 0. S 588).
^) Vgl. das nähere hierüber Röhricht in den Forscliungen zur deut-
schen Gesch. IH, 148—156.
••) Hoogeweg, der Kreuzz. v. Dam, a. a. 0. S. 199 f.
Digiti
zedby Google
I)er kölner Dorascholaster Oliver als Kreuzprediger 1214—1217. 261
anzuaehmen, dass Oliver nach den zuletzt berichteten Ereignissen Fries-
land sofort verlassen habe. Zunächst scheint er vielmehr seinen Weg
nach Westen fortgesetzt zu haben '*), ja, wenn wir eine Bemerkung des
Chronisten Reiner'*) wörtlich nehmen, welcher sagt, dass Oliver von
den Friesen zurückkehrend nach Lüttich kam, so können wir daraus
den Schluss ziehen, dass Oliver in der That seine letzte Station bei
diesem Volke gemacht hat und dort den ganzen Winter über geblieben
ist. Die zahlreichen Klöster der verschiedensten Orden, welche diese
Gegend schon damals aufzuweisen hatte '*), gaben ihm gewiss gerne
Unterkunft. Auch fand Oliver in Friesland Beschäftigung genug. Die
Predigten musste er allerdings, wenigstens im Winter — der ausserdem
noch besonders streng war bis in den Februar hinein'^) — einstellen,
da die Kirchen nur klein waren und die Jahreszeit das Predigen im
Freien verbot. Wahrscheinlich aber hat Oliver als Gesandter das Papstes
die Gelegenheit öfter benatzt, beim regelmässigen Gottesdienst und be-
sonders an den hohen Festtagen seine Beredsamkeit zu entfalten und
noch manchen Renitenden zur Annahme des Kreuzes zu bewegen.
Erst im kommenden Frühling finden wir Olivers Spur wieder. Im
Mai langte er in Lüttich, dem Ausgangspunkte seiner Missionsreise, an.
Hier aber fand er nicht alles so wie er es wünschte. Die von ihm
bestellten Ki euzzugsagcnten hatten zwar auch, wie ihr Meister, einen
regen Eifer entfaltet, aber doch nach einer anderen Seite hin, als es
Oliver gern sah. Schon früher war es Reiner '*) aufgefallen, dass jene
'*) Nach der Angabe der Gesta orti S. Marie Mon. Germ. a. a. 0.
S. 588 (Wybrands S. 189) scheint Oliver wirklich in die Nähe dieses Klosters,
welches westlich von Dokkum lag, gekommen zu sein.
") Mon. Germ. SS. 16, S. 673 druckt Tertz in den Text: (Oliverius)
^dieos a Frisonibus et Britonibus und sagt unter den Varianten, dass die
eine Us. Dritonibus statt Britonibus habe. Sicher hätte der Herausgeber der
Chronik des Reiner besser gethan, das Dritonibus in den Text zu setzen,
was, wenn es richtig gelesen ist, nur eine Verstümmelung sein kann von
Drentonibas oder Trentonibus; vgl. Gesta abb. orti S. Mar. a. a. 0. S. 578
(Wybrands S. 156) : Terra Trentonum immcdiate ex duabus partibus iungitur
terre Fresonnm Tngectensis dyocesis (denn der östliche Teil des Friesen-
landes gehörte zum Bistum Münster) d. h. also das heutige Drente Wahr-
scheinlich war es dies Versehen Pertz', das Bock a a. 0. S. 96 dazu veran-
lasste, Oliver von Friesland auch nach England hinübergehen und dort das
Krenz predigen zu lassen. Davon kann nicht die Rede sein.
'») Gesta a. a. 0. quidam Premonstratenses, quidam Cystercienses, alii
Augustiniani fuerunt.
7>) Reiner a. a. 0. S. 672.
^*) Ä. a. 0: Anno 1215 mirabiliter augetur signatorum numerus et in-
Digiti
zedby Google
262 H. Hoogeweg
Magistri nicht allein in Lttttich, wo unser Gewährsmann im St. Jakohs-
stifte lebte, sondern an verschiedenen Orten durch „unbegreni^te Wr-
sprechungen" einen ganz enormen Zulauf von Menschen beiderlei Ge-
schlechts zwar . veranlasst hatten, aber doch mit diesen Versprechungen
über das Mass des Erlaubten hinausgegangen waren. Dieses wohl er-
folgreiche, indes doch nicht zu billigende Verfahren hatte sich mit der
Zeit noch gesteigert. Leider waren ja die Bestimmungen, welche Innocenz
erlassen hatte, der Art, dass sie leicht zu Missbräuchen Veranlassung
geben konnten. Es durften nach ihnen, wie wir bereits oben gesehen "'%
auch Kranke und Schwache das Kreuz nehmen. Von diesen aber konnte
man schlechterdings nicht verlangen, dass sie einen Weg von Holland
nach Jerusalem mitmachten, und man verlangte es in der That auch
nicht, denn Nutzen konnten sie nicht stiften, wohl aber einem geord-
neten Heere zur Last fallen. Hatten sie das Kreuz genommen, dann
stand es ihnen frei, sich für eine Summe, die ihren Vermögensverhält-
nissen entsprach, loszukaufen und so statt mit Körper- und Geistes-
kräften mit Geld dem Kreuzzuge beizuspringen. Es lag nahe, dass
diese Massregeln von beiden Teilen ausgenützt wurden. Nun wäre es
an sich nichts Strafwürdiges gewesen, wenn der Krüppel seine Steuer
erlegte, wo der gesunde Mensch seiner „Militärpflicht" genügte. Nur
hätte man eben dabei die Versprechungen der Güter des Jenseits und
der vollständigen Sündenvergebung aus dem Spiel lassen sollen. Hier-
durch aber wurde die Sache verwerflich und unlauter. Der Geistliche,
der das Kreuz predigte und dem es bei seiner Stellung darauf ankommen
musste, viele Leute zu werben und viel Geld beizutreiben, konnte nicht
wissen, mit welcher Gesinnung der einzelne Mann das Kreuz nahm;
darauf wurde aber auch leider gar kein Gewicht gelegt. Man fragte
nicht, mit welcher Gesinnung der Bauer oder Ritter das Kreuz nahm,
sondern ob er es überhaupt nahm und was er zahlte'*). Der ideale
Zug also, der der Sache zu Grunde liegen sollte, ging verloren. Der
Kreuzfahrer aber oder derjenige, welcher es werden sollte, langte gerne
zu, wo die Kirche so grosses versprach und leistete seinen Tribut an
die Kasse, um mit dem Kreuze geschmückt heimzukehren, ohne sich je
mit dem Gedanken vertraut zu machen, dass er nun auch Weib und
dulgentiae a magistris augentur utique . . . Magister Oliverus pracdicatorea
constitiitos arguit de immoderatis remissionihus et falsis promissis.
") S. S. 241.
'") Caes. Hom. U, 46 (Ausgabe von Coppenstein 1615, Köln) wendet
sich auch gegen dieses Treiben.
Digiti
zedby Google
Der kölner Domschobster Oliver ah Kreuzprediger 1^1 4— 1217, 263
Kind verlassen und sein Iiebün wagen müsse; er hatte 1,'ellian, viRn man
von ihm verlangt, er hatte gezahlt. Ein Grund für die Unfähigkeit,
iyolche StrapazeD atif sich nehmen zu können, wie sie ein Kimiz7.ug mit
fcich brachte, war leiuhl f^efnnden — um so leichter, als bei maiii-liem
reidien Manne, der ^t ^hlen konnte und auch wollte, wahrscheinlich
nicht selten der Priester ein Auge zudrückte. Und wie mancher wussle
auch hieraoä noch seinen ^''ortoil zu ziehen, indem er bei Weitem nicht
das zahlte, was er nach seinem Vermögen hätte zahlen können« sondern
seinen AYert selbst taxierte, der zwar nicht zu seinen, aber doch in
Gunsten seiner Kasse austiel^'). — Doch scheint noch Schlimmcrcü
}i'&^iert, und geradezu Untersclilagungen der zum Kreuzzuge gesammelten
Gelder vorgekommen zu sein, sodass sich Innocenz IIl. veranJa^i^t .sab^
im nächsten Jahre besonders die Bestrafung dieser Diebe an ;£ übe fehlen ^^).
So hatte sich in Lattich während der Abwesenheit Olivers ein ganz
trefflicher Ablasshandel etabliert und die von ihm eingesetzten Magistri
waren weit über ihre Machtbefugnis hinausgegangen. Oliver stellte sie
ernsthaft zur Rede und machte diesem Handel ein Entie. Oh es die
Kunde von diesen für ihn unangenehmen Vorgängen war, welche ihn
zum zweiten Male nach Lüttich rief'^), kann nicht gesagt werden*
Jedenfalls war es sein guter Stern, der ihn hierher führte. Drei Tage
war er in Lüttich mit dem Chronisten Reiner im Kloster St. Jakob
zusammen, und predigte auch am Sonntag Exaudi (31. Mai) das Kreu^
in der Klosterkirche.
Für die nächste Woche stand den Lüttichern ein grosses Schau-
spiel in Aussicht, ein Turnier sollte abgehalten werden. Es st^nd zu
erwarten, dass zu diesem Feste nicht nur der Adel des Landes, sondern
auch eine riesige Menge schaulustigen Pöbels aus Stadt und Umgegend
zusammenkommen würde.
'^ Einen solchen Fall einer erheuchelten Armut berichtet uns Caes.
Dial. II, 7 von einem Gottschalk, der Oliver und den Johami von Xsinron tu
der Diusese Utrecht über seinen Reichtum täuschte, dafür aber auth liart
bestraft wurde, indem er von dem Teufel in die Schrecknisse der Hölle ge-
führt wurde und am dritten Tage sine contritione, sine confessiooi? , sioe
viatico et sacra unctione starb. Diese Erzählung übernahm ans t^aes. ,rohanii
von Leyden in s. Chron. Belg. lib. XXI, cp. 8. — Auch Thomas Caniijirat.
a. a. 0. lib. II cap. 3, Nr. 11 (S. 138) wendet sich gegen diese Betrügereieu,
'') Ennen u. Eckertz Quellen etc. II, S. 60 (unrichtig: zum Jahre 1215
statt 1216 gesetzt, s. Potthast Reg. 5048): mandantes, ut . . , ad restitutio-
nem censura compellant eos, qui pecuniam retinere presuinfiscriiit pro suli-
sidio terre sancte promissam vel in trimcis collectam seu etiam colügendam.
'•) Wie Wybrands a. a. S. 42 vermutet.
Digiti
zedby Google
264 H. Hoogeweg
Schon längst aber war die Kirche eine Gegnerin der Turniere
gewesen, welche nicht mir mit grosser Schwelgerei begangen worden,
sondern auch vor allem nur zu oft Menschenleben vernichteten. Alexan-
der III. ®^) hatte bereits „nach dem Beispiel seiner Vorgänger Innocenz
und Eugen** den im Turnier Getöteten das kirchliche Begräbnis zu ver-
weigern angeordnet. Trotzdem war die Sache zu sehr festgewurzelt in
dem hötischen Leben der Ritter, als dass sie damit hätte aus der Welt
geschafft werden können. Die Kirche und ihre Organe erklärten sich
vergebens dagegen, und noch in diesem Jahre hat Innocenz das Verbot
der Turniere auf drei Jahre bei Strafe des Bannes erneuert^').
Oliver musste demnach als Gesandter des Papstes alles daran
setzen das Schauspiel zu verhindern. £r rief die Priester der Diöcesen
Köln und Lflttich, soweit dieses möglich war, zusammen ^^), und es ge-
lang ihm wirklich das Turnier zu hintertreiben. Sechs Prediger setzte
er am Festplatz ein, welche den Konflux der herbeiströmenden Menge
wahrnahmen und die Not des heiligen Landes und die Notwendigkeit
dorthin Holfe zu bringen, ihr vorhielten. Die Gemüter stimmten sich
dann wirklich um. Man vergass den Zweck, weshalb man sich nach
Ltittich begeben, und viele kehrten mit dem Kreuze geschmflckt und
voll des Bewusstseins heim, ein heiliges, Gott gefälliges GelQbde gegen
ein weltliches Vergnügen eingetauscht zu haben. Der Erfolg, den Oliver
erzielte, war nicht unbedeutend®').
Unterdes hatten sich jene grossen politischen Änderungen voll-
zogen, welche dem Königtum der Weifen ein Ende bereiteten. Kaiser
^) Vgl. Surius Concil. omn. tom. III, S. 631.
^') Potthast, Reg. 5012, allerdings erst am 14. December. Vgl. Maosi
Coucilia XXII, 1066: Licet auteni torneamenta eint in diversis concihis sub
certa poena generalitcr interdieta, quia tarnen hoc tempore crucis negotium
per ea plurimum impeditur, nos illa sub poena excommunicatiouis firmiter
probibemus iisquo ad triennium cxcrceri. — Nach Chron. Montis Sereni Mou.
Germ. 28, S. 155 wurden in einem Jahre dort 16 Ritter im Turnier getutet
Caes. Dial. VII, 8<<, XII, 16 (auch Hora. II, 99) sowie Thomas Cantipr. a. a.
0. IIb II cp. 49 Nr. 3—4 (S. 443—4) sprechen sich über die Verwerflichkeit
der Turniere aus.
**) Das ist wohl der Sinu der Worte Heiners a. a. ü. Ö. 673, welche
wohl nicht recht sind: vocalis provintiis Coloniensis et Leodiensis dioc«sis et
omnes sacerdotcs torueameiitum . . . annichillavit.
•*) Reiner a. a. 0. plurimos signaverunt (seil, cruce); tantaquc fuit
ibi turba sexus utriusque, quod vix legenti vidcretur credibile. Es ist nicht
zweifelhaft, dass R. mit den letzten Worten die anwesende Menge überhaupt
gemeint hat, und nicht die, welche das Kreuz nahmen.
Digiti
zedby Google
Der kölner Domsiho'aster OH?er als Kreuz preiliger 1214—1217. 265
Otto war bei Boavines geschlagen worden, und ein Jahr später setzte
Erzbischof Siegfried von Mainz dem einundzwanzigjäfarigen Friedrich
von Stanfen am St. Jakobstage (25. Jali) in der Marienkirche in Aachen
die deutsche Krone aufs Haupt. Begeistert von der Predigt des Ma-
gister Johann von Xanten legte Friedrich zur Verwunderung aller das
Gelübde des Kreuzzuges ab. Eine Reihe von geistlichen und weltlichen
Würdenträgem folgte seinem Beispiel. Mit der Annahme des Kreuzes
von Seiten des Königs war der Sache des Papstes, soweit sie den Kreuz-
zng betraf, ein bedeutender Vorschub geleistet. Bei dem Eindruck, den
dieses Ereignis allerorts machen musste, h&tte ein emeutes Predigen
des Kreuzes mit dem besten Erfolge gekrönt sein müssen. Dennoch
erfahren wir nicht, dass Oliver im Sommer 1215 seine Predigten über-
haupt wieder aufgenommen hat. Bald entzog ihn denn auch ein anderes
Ereignis ganz dieser Gegend und Ik^schäftigung. Die Zeit rückte heran,
auf welche Papst Innocenz das grosse Lateranconzil bei-nfen hatte, jenes
Gonzil, das, durch die Bulle vom 19. April 1213 bereits anberaumt,
die Fürsten und Völker zum Schutze des heiligen Landes anfeuern und
die Einheit und Reinheit der Kirche herstellen sollte^*).
Als offizieller Vertreter von Köln beim Lateranconzil muss der
Scliolaster Oliver angesehen werden. Von seiner ^Yahl zu dieser Würde
ist uns nichts überliefert; doch ersehen wir aus dem Faktum, das vor-
liegt, ein wie grosses Vertrauen man in ihn setzte und wie man in
Angelegenheiten^ bei denen man eines geschickten und begabten Mannes
bedurfte, immer wieder gern auf Oliver zurückgriff.
Im November sollte das Conzil eröffnet werden, und wenn Oliver
das Erzstift in Rom vertreten wollte, gab es genug zu thun. Es sollte,
wie es in dem päpstlichen Schreiben heisst, während der Zeit bis zum
Conzil alles das, was in den einzelnen Diözesen der Korrektion und
Reformation bedürfe, genau erforscht und niedergeschrieben werden, um
dem Gonzil vorgelegt werden zu können. Mit der Herstellung dieses
Memorandum für das Erzstift Köln, sowie mit der Reise nach Rom
wird der grösste Teil des Sommers und Spätsommers dahingegangen sein^*^).
»*) Potthast Reg. 4706. Hartzheim Conc. Germ. II, S. 494 : inter omnia
desiderabilia cordis nostri duo in hoc seculo principalitcr affectamus, ut ad
recuperationem vidclicet lerre saucte ac reformationem universalis ecclcsie
valeamus intendere cum affectu
^) Über Olivers Reise steht nichts fest. Wie lange er etwa unterwegs
war und in welcher Zeit ungefähr er aufgebrochen ist, können wir wohl ent-
nehmen aus dem Berichte Reiners (a. a. 0. S. 673), der auch nach Rom
reiste und also schreibt: Feria sexta post festum sancti Lambert! (18. Sept.)
Digiti
zedby Google
266 H. Hoogeweg
Am 30. November wurde das Ck)nzil geschlossen, und wie die
meisten andern wird auch Oliver bald darauf seine Rückreise angetreten
haben. Doch traf er erst, wie es scheint, nach Ostern ^^) in jenen
Gegenden ein, welche er als Kreazprediger durchzogen hatte. Sicher
aber ist er schon viel früher in Köln anwesend gewesen und hat be-
reits an der Wahl Engelberts, den man spater den Heiligen nannte,
zum Erzbischof am 29. Februar 1216 teilgenommen. Da der Neuer-
wählte an diesem Tage noch sehr schwach von einer eben überstandenen
Krankheit war^^), wird Oliver vorerst wohl noch in Köln geblieben
sein und erst, als Engelbeit sich nach Osten wandte, um vom Könige
die Belehnung mit den Regalien zu empfangen, seinerseits nach Westen
gegangen sein. Sehnsüchtig erwarteten ihn schon seine Gretreuen, denen
er das Kreuz angeheftet hatte ^^), um zu erfahren, was das Conzil über
den weiteren Fortgang der Kreuzzugsbewegungen beschlossen hätte.
Die Botschaft, welche Oliver den Harrenden brachte, hatte jeden-
falls denselben Inhalt wie jene Bulle, welche Innocenz nach dem Rate
der in Rom versammelten Kirchenfürsten neuerdings erliess. Sie ist
datiert vom 14. Dezember 1215^^), und enthält die folgenden Bestim-
mungen. Am ersten Juni des folgenden Jahres sollen sich die Kreuz-
fahrer, die den Weg zur See einschlagen, im Königreiche Siciiien, in
Brindisi, Messina und den benachbarten Orten sammeln, an dem einen
wird Innocenz selbst zugegen sein und die nötigen Anordnungen treffen.
Denjenigen, welche den Weg zu Lande machen wollen, wird der Papst
einen Legaten schicken. Den Geistlichen wird ans Herz gelegt, die
Kreuzfahrer bis zu ihrem Aufbruche zu ermahnen, den Gelübden, die
sie Gott gethan, nicht untreu zu werdeu, andere noch zur Annahme des
Kreuzes zu bewegen, und besonders die Grossen, die Behörden der
exivit a nobis Renerus, . . . intravit Romam Simouis et Jude (28. Octbr.)
mansitque ibi usque Prisce (18. Jan. 1216) rediitque in feste Mathie (24. Febr.).
Reiner scheint nicht Oliver begleitet zu haben, denn ich glaube, dies hätte
er nicht unerwähnt gelassen.
^) Dies folgt daraus, dass Heiner die Ankunft Olivers in der lütticher
Diözese in das Jahr 1216 setzt, dieses aber nach der dort üblichen Rechnung
Ostern seinen Anfang nahm.
*^) Ficker, Engelbert der Heilige S. 54.
•**) Reimer a. a. 0.
'**) Potthast Heg. 5012; die Bulle ist übrigens auch gcdnickt iu den
Beilagen des 6. Bandes von Wilken, Gesch. der Kreuzzüge, S. 7. in ihr
„sind die Privilegien der Kreuzfahrer am vollständigsten enthalten, und auf
diesen Beschlüssen beruhen alle späteren Verordnungen, welche in Be>
Ziehung auf die Kreuzfahrten erlassen wurden*^
Digiti
zedby Google
Der kölner Donis€hola8ter Oliver als Kreuzprediger 1214—1217. 267
Städte tüid Dörfer aazuhalten, wenn sie nicht persönlich den Kreuzzug
mitniacheu köDnten, eine angemessene Zahl Krieger mit dem nötigen
Bedarf für drei Jahre zu stellen oder Schiffe selbst ' herzugeben oder
deren Bau durch Unterstatzungen zu fördern. Innocenz selbst gab, um
nidit das Gerede zu erwecken, als spreche er viel, handele aber iiicht,
30,000 Pfund und ein Schiff für die Kreuzfahrer der Stadt Rom und
Umgegend, und noch 3000 Mark Silber, welche aus den Almosen der
Gläubigen noch übrig waren. Sämtliche Kleriker sollten den zwanzigsten
Teil, der Papst und die Kardinäle den zehnten Teil ihrer kirchlichen
Einkünfte drei Jahre hindurch hergeben, wogegen alle am Kreuzzug
teilnehmenden Laien von allen Steuern und Abgaben frei sein sollten.
Ihre Güter wurden insgesamt nnter den Schutz des heiligen Stuhles ge-
stellt und speziell hierzu verordneten kirchlichen Obern empfohlen und
zwar so lange, bis jene zurückgekehrt sind oder sichere Kunde von
ihrem Tode vorhanden ist. Die Gläubiger sollen ihren Schuldnern die
Zinsen, und falls letztere einen Eid geschworen, auch diesen erlassen,
die Juden aber mit weltlichen Strafen gezwungen werden, die Zinsen
abzulassen, und durch weltliche Gewalt angehalteq werden, die Abwesen-
den nicht durch Wucherei zu drücken und Rechnungen über die Ein-
künfte der Pfandschaften vorzulegen. Alle Zuwiderhandlungen werden
mit dem Banne bedroht, der auch die Prälaten treffen solle, welche bei
AnsObung der Gerechtigkeit für die Kreuzfahrer und deren Familien
nachlässig befunden werden sollten. — Die Korsaren und Piraten,
welche durch Gefangennahme und Ausplünderung die übersetzenden
Kreuzfahrer schädigen, trifft ebenso der Fluch, wie diejenigen, welche
diesem Handwerk durch Handel mit jenen Vorschub leisten; hierbei
sollen die Behörden der Städte besonders hindernd eingreifen. — Exkom-
muniziert und für vogelfrei erklärt werden diejenigen, welche den Sara-
zenen Waffen und Schiffswerkzeug aus Holz und Eisen liefern, ihnen
Fahrzeuge verkaufen, in ihren Dienst als Steuermänner treten oder
sonst mit Rat beistehen; ihre Güter sollen eingezogen werden und sie
selbst Sklaven dessen sein, der sie fängt. Diese Verordnungen sollen
an allen Sonn- und Feiertagen in den Seestädten vorgelesen werden
und Zuwiderhandelnden der Eintritt in die Kirche verboten werden, es
sei denn, dass sie den aus dem schändlichen Gewerbe gezogenen Lohn
zur Hälfte für das heilige Land hergäben. Vier Jahre lang sollen
keine Schiffe zu den im Osten lebenden Sarazenen fahren, damit einer-
seits eine Anzahl Fahrzeuge stets bereit sei für diejenigen, welche zum
heiligen Lande übersetzen wollen, andererseits den Sarazenen hierdurch
Westd. ZeiUchr. f. Oosoh. u. Kunst. VH, UI. 19
Digitized by VjOOQ IC
268 H. Hoogewcg
die Unterstützungen entzogen werden. — Damit aber vor allem auch
die Grossen sich an dem Kreozzug beteiligen könnten, werden bei Strafe
des Bannes die Turniere auf drei Jahre untersagt und auf vier Jahre
in der ganzen Christenheit ein allgemeiner Friede angektludigt und gegen
diejenigen, welche die kirchlichen Strafen gering achteten, die weltliche
Macht zu Hülfe angerufen.
Am 8. Januar 1216*^) wurde von Innocenz noch einmal ein
Schreiben speziell an die kölner Diözese erlassen, in welchem im wesent-
lichen die Bestimmungen des Vorhergenannten wiederholt werden. Doch
wird hier auch wieder Genaueres angegeben inbetreff derjenigen, welche
nicht imstande waren, den Kreuzzug persönlich mitzumachen. Es wurde
den Schwächlichen ^^) und weniger Brauchbaren gestattet, zu Hanse zu
bleiben und ihr Gelübde durch Loskauf oder Aufschub zu verändern,
doch so, dass diese derselben Indulgenz sich erfreuen und für sie die-
selben Privilegien gelten sollten wie für diejenigen, welche den Zug
wirklich mitmachten; „denn die Menge der Kreuzfahrer an Klerikern
und Laien, Männern wie Frauen, Greisen wie Jünglingen ist durch
Gottes Gnade eine sehr zahlreiche **.
Als Exekutoren dieser Beschlüsse des Conzils ernannte Innocenz
noch einmal den Magister Oliver, Johann von Xanten und Hermann
von Bonn, gesellte ihnen aber auch noch den Kanonikus Johann von
Nivelles und den münsterischen Presbyter Arnold bei. Zugleich wurde
diesen auch aufgetragen das Kreuz zu predigen, die Gelder einzusammeln
und bis zu ihrer Bestimmung aufzuheben, sowie dafür zu sorgen, dass
Unterschlagungen verhütet und die Diebe bestraft würden. Da nun
einerseits in diesem Punkte schlechte Erfahrungen gemacht waren, an-
dererseits aber, weil nach den Bestimmungen des Conzils auch der Klerus
zu beträchtlichen Geldbeiträgen verpflichtet war, zu erwarten stand, dass
jetzt grössere Summen zusammenkommen, so hielt es Innocenz für ge-
raten, hierbei eine Teilung der Arbeit vorzunehmen und das Personal
zu vermehren. So ernannte er denn noch speziell für die Lütücher
Diöcese^*) zu demselben Zwecke den Abt des Prämonstratenserklosters
Floreffe bei Namur, den Probst von Löwen, den Pleban von St. Christofer
»«) Potthast Reg. Nr. 5048; Ennen Quellen II, S. 58 Nr. 50. Das
gleiche Schreiben wurde auch für Trier, Bremen und Mainz erlassen.
•*) Reiner a. a. 0. S. 674, der sonst die Worte des päpstlichen
Schreibens gebraucht, erwähnt hier auch noch die Frauen.
•') Von demselben Datum, nicht bei Potthast angeführt; gedr. bei
Böhmer Acta imp. sei. I, Nr. 929.
Digiti
zedby Google
Der kölner Domscholaster Oliver als Ereuzprediger 1214—1217 269
in LOtUch und die beiden Kanoniker von St. Lambert, Magister Peter
nnd Adam. Wahrscheinlich war das Verhältnis ein solches, dass jenen
Erstgenannten als für das ganze Erzstift Köln Bestellten zugleich die
Kontrolle über diese anvertraut war und letzteren es oblag, die einge-
gangenen Gelder au jene zur weiteren Ablieferung und Verteilung zu
übergeben.
So verstrich denn ein Jahr, ohne doss uns eine Kunde von Olivers
weiterer Thätigkeit überliefert wäre. Doch ist wohl die Annahme be-
rechtigt, dass er während dieses Zeitraumes nicht unthätig gewesen ist.
Aus anderen Gegenden Deutschlands kommt ans sichere Kunde, dass
die Kreuzprediger ihre Stimme auch in diesem Jahre noch einmal er-
hoben'^)9 und so können wir wohl behaupten, dass auch Oliver und
seine Kollegen dem Wunsche des Papstes gemäss ihr Amt wieder auf-
genommen haben.
So kam denn allmählich der festgesetzte Zeitpunkt heran und
Scbaaren bewaffneter Kreuzfahrer begannen den Landungsplätzen des
mittelländischen Meeres zuzuziehen. — Doch war es Innocenz nicht
mehr vergönnt, das grosse Werk, das er begonnen, zum Ende zu
fahren. Am 16. Juli 1216 bereits erlag er in Perugia einer Krank-
heit. Sein Nachfolger Honorius UL machte die Pläne seines Vorgängers
zu den seinigen und erliess gleich nach der Wahl an den König Johann
von Jerusalem und viele gekrönte Häupter Europas ^) die Aufforderung,
ihn in seinen Bestrebungen zu unterstützen. Am 5. Dezember ^^) wurden
noch einmal sämtliche Kreuzfahrer ermahnt sich zu sammeln, da Schiffe,
Waffen und alles Notwendige grösstenteils vorhanden sei und der auf
dem Konzil festgesetzte Termin nicht aufgeschoben werden könne. Am
27. Januar des nächsten Jahres erfolgte dann noch eine spezielle Er-
mahnung an die Kreuzfahrer der kölner Provinz ^^), dem gegebenen
Gelübde treu zu bleiben und nicht wie jene, welche sich nach den
Fleischtöpfen Aegyptens sehnten, gleich Loths Weib sich umwendend
abtrünnig zu werden und sich die fast schon erlangte Ej'onc mit dem
Ruhme entreissen zu lassen; viele reisten auch schon zu dem festge-
setzten Termine, und seien bereit zu Wasser und Land zu kämpfen,
wie der König Andreas von Ungara, welcher dieses dem Papste selbst
schriftlich angezeigt hätte.
") Vgl. Chrori. ürsperg. in Mon. Germ. SS. XXIII S. 378.
«) Potthast 5317, 5325.
•*) Ibid. 5380.
••) Ibid. 5435, Ennen Quellen II Nr. 56 S. 65.
19*
Digiti
zedby Google
270 H. Hoogeweg.
Indes so gross der Eifer Honorius' auch war, so hatte er doch
mit zu vielen Schwierigkeiten zu kämpfen, als dass der Erfolg seinen
Bemflhangen entsprochen hätte. Schon die Kande vom Tode des Inno-
cenz hatte einen bedentenden Rückschlag auf die Begeisterung derer,
welche das Kreuz bereits genommen hatten, ausgeübt; die Thatkraft des
Innocenz konnte nicht durch des Honorius Milde und Nachgiebigkeit
aufgewogen werden. Viele verschoben den Termin ihrer Abreise, und
die Geistlichen weigerten sich vielfach, trotz öfteren Ermahnens, den
Zwanzigsten zu entrichten, indem sie das Gerücht ausstreuten, die Gelder
würden zu anderen Zwecken als zum Kreuzzuge verwendet^^).
Doch gerade in der Gegend, welche Oliver als Kreuzprediger
durchwandert hatte, scheint der Tod Innocenz' III. fast ohne nachteilige
Wirkung auf die EntschliessuDgen der ^Pilger geblieben zu sein. In
stattlicher Anzahl rüstete man sich um Ostern und Anfang Mai*^ in
der Diözese Lüttich und wohl auch den benachbarten Ländern zum
Aufbruch, Unter ihnen befand sich auch der Magister Oliver. Doch
nicht mit den Leuten, w^elche er selbst für den heiligen Krieg gewonnen
hatte, machte er den Weg. Diese zogen unter der Führung der Grafen
Wilhelm von Holland und Georg von Wied teils von Vlardingen und
teils vom Lauwerzee* aus Ende Mai durch den atlantischen Ocean, ver-
richteten noch manche Heldenthaten in Spanien und kamen erst im
folgenden Jahre, als ihr Meister längst im heiligen Lande anwesend war,
dort an ^^). Oliver aber schlag den Landweg ein und zog, wahrschein-
lich den Rhein hinauf und dem Laufe der Rhone folgend nach Mar-
seille *®^). Hier wird er sich dem Meere anvertraut und im Juli oder
August das heilige Land erreicht haben. Seine weiteren Schicksale
während des Kreuzzuges des Königs Andreas von Ungarn und des gegen
Damiette hat er selbst uns hinterlassen in den Briefen, welche er vom
heiligen Lande und von Aegypten aus an den Erzbischof Engelbert von
Köln geschrieben hat. Erst 1222 kehrte er heim, nachdem er das
ganze tragische Ende der Expedition in Aegypten mit durchgemacht hatte.
•') Vgl. Wilken, Gesch. der Kreuzzüge VI, S. 122 ff.
**) Reiner a. a. 0. S. 675. Signati passim preparant se profecturi in
Pasca (26. März) vel in kalend. Mail.
*") Das Nähere über diesen Zug s. bei Röhricht, Beiträge U, S. 239
—246 und Forschungen 16, S. 142—156.
*o°) Albert. Stad. in Mon. Germ. S8. 16, S. 356 multi peregrini versus
Jherusalem sunt profecti, petentes de Marsilia terram sanctam. In quorum
comitatu erat magister Oliverus, predicator famosissimus, postea Paderbor-
nensis electus et tandem sancte Sabine presbyter cardinalis.
»«^o^<^<^—
Digiti
zedby Google
271
J. P. A. Madden und die Druckerei im Kloster
Weidenbaoh zu Köln.
Von Arthur Wjss in Darmstadt.
Madden hat in seinen Briefen eines Bibliographen^) die Behaap-
tung aufgestellt und, seiner Ansicht nach, auch den Beweis dafar ge-
liefert, dass das Kloster Weidenbach in Köln für diese Stadt die Wiege
der jungen Kunst der Typographie gewesen sei. Ulrich Zell, der erste
Buchdrucker Kölns, habe in Weidenbach Unterkunft gefunden und da-
selbst bei den Brüdern vom gemeinsamen Leben seine Werkstättc auf-
geschlagen. Ebenso später Johann Guldenschaff. Zwei Konventualen,
Johann Alen und Johann Vrechen, hätten den Druckern als Faktoren
gedient. £r vertiefte sich immer mehr in diese Idee und erblickte in
dem Konvent zu Weidenbach eine förmliche Schule zur Ausbildung von
Typographen, aus welcher er zuletzt sogar den berühmten Englischen
Buchdrucker William Gaxton hervorgehen liess.
Madden machte seine Entdeckung im Jahr 1850 beim Studium
der Inkunabeln der Kölner Stadtbibliothek. Er fand daselbst ver-
schiedene, einst dem Kloster Weidenbach gehörige Bücher, teils Einzel-
drucke, teils Sammelbände, mit handschriftlichen Einträgen Alens und
Yrecheiis, in welchen diese sich das disponere oder das procurare
oder das disponere et procurare jener Inkunabeln beilegen. Diese
Wendungen erklärt er für gleichbedeutend und findet darin den Aus-
druck für .die Thätigkeit des Faktors oder Korrektors in der Druckerei.
Seine Ausführungen stiessen nicht auf Widerspruch, im Gegenteil,
sie hatten sich des allgemeinen Beifalls der Bibliologen zu erfreuen,
und das Kloster Weidenbach erlangte einen ehrenvollen Platz unter den
ersten Stätten der Typographie. So sagt A. van der Linde: „Diese,
erst nach vier Jahrhunderten vermittelst scharfsinniger typographisch-
bibliologischer Analyse erschlossene Offizin nimmt eine bedeutende Stelle
in der Geschichte der Verbreitung der Typographie ein" *). Mit Un-
recht! Die folgende Untersuchung soll zeigen, dass die Aufstellungen
Maddens nicht nur unbewiesen, nicht nur unwahrscheinlich, dass
sie unmöglich sind. Ich folge dabei thunlichst dem Gang seiner Dar-
legung und gestatte mir nur, die einzelnen von ihm beigebrachten Ein-
träge zu numerieren, um sie später bequemer eitleren zu können.
*) Lettres d'un Bibliographe. Särie III, Lettre 1—4.
«) Gutenberg S. 260.
Digiti
zedby Google
272 A. Wyss
1) In einem Exemplar der Sermones aurei dB Sanctis des Leonardas
de ütino, 1473, Fol, 940 SS. in zwei Spalten zu 3ß Zeilen, gedruckt mit
den Ulrich Zell zugeschriebenen Typen, fand sich auf der Rückseite des
Blattes 138, am Fuss der zweiten Spalte, wo ein typographischer Abschnitt
ist, folgender handschriftliche Vermerk: 'Istum librum disposuit Johannes
Alen confrater in Wydenbach pro se suisque fratribus'.
2) S. Ambrosii tres libri de officiis, dem Ulrich Zell zugeschrieben.
Barin der Eintrag: 'Istum librum procuravit Johannes Alen frater receptus
in Wydenbach pro eo*').
3) Quadragesimale opus, gedruckt von Ulrich Zell. 'Liber presbitero-
nun et clericorum in Wydenbach Colonie, quem procuravit Johannes de
Alen frater eiusdem domus, et non alienetur ab ea, sed maneat in usum
fratrum suorum. Hec est enim ultima voluntas eins'.
4) Rationale divinorum of&ciorum. *Liber presbiterorum et clericorum
in Wydenbach in Colonia, quem procuravit Johannes de Alen eiusdem
domus frater. Qui utitur eo, sit memor eius et magistri Ulrici eiusdem libri
impressoris una breviuscula (? doch wohl brevicula) oratione'.
5) Sammelband, enthaltend 1) Pastorale beati Gregorii pape; 2) Spe-
culum humanae vitae. Darin finden sich zwei Einträge. Der erste auf der
Vorderseite des ersten Schutzblattes ("feuille de garde') : *Liber presbiterorum
et clericorum in Wydenbach . . . Hunc vero librum procuravit Johannes
Alen frater huius domus predicte ad sui memoriam. Qoicunque igitur utitur
eo, dicat unum Ave Maria in salvationem anime sue propter deum. Anno
domini 1472 fuit Über iste impressus et totaliter preparatus ut cemitur. Im-
pressus vero ab honorabili viro magistro Ulrico natione Maguntinensi, questu
Coloniensi' *). Der zweite am Schluss ('sur le recto du demicr plat*'): 'Liber
iste ut cemitur impressus est Colonie ab honorabili viro magistro Ulrico
natione Maguntinensi et insuper procuratus a fratre huius domus nomine
Johannes de Alen anno domini 1472. Qui utitur eo, oret pro ipsis, ut gratiam
coram deo invenire valeant'.
6) Ein Sammelband, Nr. 239 des alten Katalogs, enthaltend einen
Druck des Strassburger Typographen Eggestein, zwei dem Ulrich Zell zuge-
schriebene Inkunabeln und ehicn Druck des Kölner Typographen Johann
Ouldenschaff, trägt an der Spitze (^cn tdte') den Vermerk : 'Liber presbyte-
rorum et clericorum in Wydenbach, quem procuravit et ligavit frater Jo-
hannes Alen eiusdem domus sacerdos dei misericordia digne (? man erwartet
indigne) ordinatus. Quique utitur eo, sit memor eius uno Ave Maria'.
S) Hadden setxt hinter 'Wydenbach' einen Punkt und will %n 'pro eo' ergftnxen
'oretnr'. Einfacher scheint es ansunehmen, dass 'pro eo' fOr pro se steht oder sieh auf
•den conTentns in Wydenbach besieht.
4) Questns erklärt Madden (8. 13 Anm. 2) als 'qnae Situs, l'opposö de heredi-
tarius. Ain&i ce mot yeut dire ici qne Zel avait acquis, achet6 le droit de bonrgeoisie i
Cologne, tandis qu'il avait MtM de celui de bourgeois de Mayenoe. Y. Du Gange snb
Quaestus'. Das Wort hat seine gewöhnliche Bedeutung: Erwerb. Zell war der (lebnrt
nach Mainser, dem Erwerb nach Kölner, d. h. Geschäftsmann in Köln.
5) Ich finde dieses Wort uor in der Bedeutung Platte, Fliehe. Ist es hier
einfach das deutsche Blatt?
Digiti
zedby Google
J. P. A. Madden u. die Druckerei im Kloster Weidenbach zu Köln. 273
Femer am Schlüsse des dritten Stückes (also des zweiten der beiden Ulrich
Zell zugewiesenen Drucke): In Wydenbach pertinet über iste, quem pro-
curavit Johannes Alen eiusdem domus frater et presbyter ordinatus'.
Die Ausdrucke disponere und procurare finden sich auch vereinigt .
7) So in einem Exemplar des ersten Bandes der Ulrich Zell zuge-
schriebenen Bibel, wo auf der Vorderseite des Schutzblattes oben steht : 'Liber
domus presbyterorum et clericorum in Wydenbach . . . quem disposuit et
procuravit frater Johannes Vrechen'. Später ist Madden allerdings zu der
Einsicht gekommen"), dass diese Bibel nicht dem Ulrich Zell, sondern dem
Konrad Winter von Homburg angehöre, ohne dass dies jedoch seinen Glauben
an die Druckerei in Weidenbach erschüttert hätte.
8) Femer im Eingang fau verso du premier plaf) eines acht ver-
schiedene Werkchen umschliessenden Sammelbandes in Quart, Nr. 1059 des
alten Katalogs: 'Liber presbyterorum et clericorum tzo Wydenbach Colonie,
quem procuravit disposuitque Johannes Alen frater receptus eiusdem
domus'. Auffallender Weise hat Madden sich über den Inhalt dieses Bandes
gar nicht geäussert. Enthielt er Drucke oder daneben auch Handschriften,
oder bestand er etwa gar ausschliesslich aus Handschriften? Und wenn er
Drucke enthielt, welchen Typographen gehörten sie an ? Waren es Zell'sche,
waren es überhaupt Kölner Drucke ? Ich wandte mich um Aufklärung an den
Bibliothekar der Stadt Köln, Herrn Dr. Keysser, und erhielt von demselben
in dankenswerter Weise die Auskunft, eine Nr. 1059 des alten Katalogs
existiere nicht, nnd die alten Sammelbände seien durch den Dienstvorgänger
des Herm Dr. Keysser zerlegt worden. In Fällen, wie die vorliegenden, ein
geradezu barbarisches Yerfahreq, durch welches ein Teil der Beweise für die
Drackerei zu Weidenbach — falls Madden damit Recht hätte — dem Messer
des Buchbinders überliefert worden ist 1 Auch im Kölner Stadtarchiv hat sich
nach gütiger Mitteilung des Herm Stadtarchivars Prof. Dr. Höhlbaum jeuer
Sammelband nicht vorgefunden.
9) Endlich in einem Sammelband, Nr. 161 des alten Katalogs, welcher
enthielt: 1) Modus legendi abreviaturas, 38 Bl. mit Signaturen, von Johann
Guldenschaff gedruckt; 2) Lis Christi et Belial, von Madden dem G. Gops
von Euskirchen zugeschrieben; 3) einen Strassburger Druck von Eggestein.
Der Eintrag ^sur le revere du premier plat*) lautet (die vier ersten Worte
stark verwischt) : 'Librum istum procuravit et disposuit Johannes de
Alen pro se suisque fratribus, ut qui utitur eo, sit memor eins uno Ave
Maria . . .* Madden will ihn nur auf den Druck Guldenschaffs bezogen wissen
nnd findet in ihm den Beweis, dass auch für diesen Alen Faktoreudienste
gethan, dass auch Guldenschaff im Kloster Weidenbach gedruckt habe. Die
Geltung der Notiz beschränkt sich aber nur dann auf den Druck Gulden-
schaffs, wenn *ie premier plat', worauf sie steht, diesem Drucke angehört und
nicht etwa ein Vorsatzblatt für den ganzen Band ist.
Madden wendet sich nun zur Deutung der Ausdrücke disponere
und procurare.
6) S«rie IV Lettre 11 (S. 183 ff.).
Digitized by VjOOQ IC
274 A. Wyss
Disponere (Nr. 1), meint er, könne nicht heissen vermachen
(^löguer*), denn ein Mitglied der Brüderschaft vom gemeinsamen Leben
durfte kein Vermögen besitzen, hatte also nichts za vermachen. Das
Wort bezeichne die Th&tigkeit des Faktors in der Druckerei (les
fonctions de prote ä Timpression*). Diese Thätigkeit habe Bruder Jo-
hann Alen ausgeflbt; man habe also im Kloster Weidenbach gedruckt.
Zur Feststellung des in disponere liegenden Begriffs zieht er
folgende Stellen heran:
Am Schlüsse einer im Serapeum 1850 S. 148 f. beschriebenen
Handschrift steht: 'Haec sic^) collecta de dictis Francisci Petrarchae
disposuit frater Emelricus de Eerpena ad usum librariae conventus
(der Minoriten) Goloniae, cuius conventus et custodiae tunc erat custos.
Anno domini MCCCCIir. Hier bezeichne disponere 1e travail par
lequel on surveillait la transcription des manuscrits\ Man fragt sich
aber vergeblich, wie der Begriff des Überwachens in das Wort dis-
ponere hineinkommen soll, und übersetzt es ganz einfach mit bestim-
men: Emelrich bestimmte die Handschrift zum Gebrauch in der
Bibliothek seines Klosters.
Hinter der Nova compilatio decretalium Gregorii IX., Mainz,
Peter Schöffer 1473, befinden sich Verse zum Preise der Buchdrucker-
kunst, in welchen ein Korrektor Schöffers sage:
*Scribi scripturas disponere si volo sacras
Est labor et falsos accomodare libros\
Hier soll disponere bedeuten ^e travail que le maitre-imprimeur
confie an prote*. Aber die Sache steht ganz anders. Nicht der Kor-
rektor Schöffers spricht hier, sondern der Verfasser der Verse lässt
einen Geistlichen so reden zur Entschuldigung dafür, dass er keine
Bücher besitze oder erwerben wolle, und nicht um gedruckte oder zu
druckende Bücher handelt es sich, sondern um Handschriften. Die
Verse sollen gerade die Schwierigkeiten der handschriftlichen Bücher-
herstellung hervorheben, im Gegensatz zu den später geschilderten Vor-
teilen der typographischen. Der Geistliche sagt nur: Will ich die
heiligen Schriften schreiben (d. h. abschreiben) lassen ^), und die Fehler
verbessern, so ist das eine mühsame Sache.
Im hebräischen Text des Pentateuch, gedruckt zu Neapel 1491,
heisse es: ^Interroganti cuius sit hoc opus, respondete iUi: filii Soncini
^} sit, offenbar fälschlich, im Serapeum, wo auch hinter Petrarchae
irrig ein Punkt gesetzt ist.
') Wörtlich: anordnen, dass sie geschrieben werden.
Digiti
zedby Google
J. P. A. Madden u. die Druckerei im Kloster Weidenbach zu Köln. 275
disposuernnt me'. Hier wird disponere allerdings von einem ge-
dmckten Bache and von der Thätigkeit des Druckereibesitzers gebraacht.
Aber es liegt nicht die mindeste Veranlassung vor, eine besondere tech-
nische Bedeatang dahinter zu suchen. Wir übersetzen : Die Söhne Soncins
haben mich angeordnet, d. h. haben mich herstellen lassen.
Diefenbach Glossar, latino-teut. hat für disponere folgende alte
Übersetzungen: bestellen, ordenen, ordenyren, uszrichten. Die
von Madden beigebrachten Stellen besagen nichts anderes.
Procurare, fährt Madden fort, habe die gleiche typographische
Bedeutung wie disponere, was er in folgender Weise auszuführen sucht.
Zunächst bringt er aus Du Gange die Schlussschrift einer ge-
schriebenen zweibändigen Bibel bei: ^Hi Codices in omni sua procn-
ratione, hoc est scriptura illuminatione ligatura, uno eodemque anno
perfecti sunt ambo'^). 'In omni procuratione sua' heisst hier einfach:
mit allem was daran zu besorgen, zu thun war.
Ich füge hierzu folgende Stelle aus dem Heidelberger Codex
Salem. IX, 66*®): Istum librum procuravit frater Jacobus de Lin-
daudia ad honorem S. Marie virginis et eins filio (? filii) et ordinavit
enndem in chorum prioris ... et scriptus est a venerabili sorore Kathe-
rina de Brugg moniali in Kubeo monasterio sub. a. d. 1366\ Pro-
curare heisst hier besorgen, beschaffen.
1477 druckte Michael Manzolinus zu Treviso des Johannes Tor-
tellius commentariorum grammaticorum opus, 'procurante Hieronymo
Bononio Tarvisano' (Hain 15565). Bononius, behauptet Madden, sei
der Faktor des Druckers gewesen. Allein das ist irrig; Bologni (1454
bis 1517) war Jurist, Dichter und Altertumsforscher^^), nicht aber
Faktor in einer Druckerei. Er hat die Ausgabe des Tortellius be-
sorgt, ihr auch einen Brief an Constantinus Robeganus und ein Ge-
dicht zum Preise des ersten Druckers angehängt. Seine Leistung war
die des gelehrten Herausgebers, nicht die des Faktors.
Endlich führt Madden zwei Drucke Anton Kobergers zu Nürnberg
von 1478 an, worin es heisse: 'procurante expendenteque Antonio
Koburger\ Aber das besagt nichts anderes als cura et expensis und
bezeichnet die besorgte Arbeit des Druckers und den Kostenaufwand.
•) Neuere Nachweisung bei Wattenbach, Das Schriftwesen im Mittel-
alter. 2. Aufl. S. 304.
•0) Wattenbach a. a. 0. S. 376.
**) S. die Litteratur über ihn bei Chevalier.
Digiti
zedby Google
276 A. Wyss
Man sieht, keine dieser Stellen geht anf die Thätigkeit des Faktors.
Disponere sowohl wie procurare heisst einfach beschaffen, be-
sorgen; darin kann auch die Arbeit eingeschlossen sein, die an
dem gedruckten Buche noch zu verrichten war, das Fertigstellen zam
Gebrauch, wozu namentlich das Rubricieren gehört. Die neben im-
pressus gebrauchten Worte 'et totaliter preparatus ut cernitur' (Nr. 5)
scheinen mir hier einen deutlichen Wink zu geben.
Wohl zu beachten ist es auch, dass Alen die Thätigkeit des dis-
ponere und des procurare als eine fdr sich und seinen Konvent
('pro se suisque fratribus') geübte bezeichnet (Nr. 1. 9, vgl. Nr. 2).
Sie bezog sich also nur auf das für den Konvent erworbene Exemplar
('istum librum*, 'hunc librum' etc.), nicht auf die ganze Auflage, hatte
also mit der Herstellung dieser letzteren nichts gemein '').
Aber die Bedenken häufen sich. Sehen wir von dem verdächtigen
Sammelband unbekannten Inhalts (Nr. 8) ganz ab und nehmen wir ein-
mal den von Madden fQr die Bedeutung von disponere und procu-
rare nicht erbrachten Beweis als erbracht an, so würden wir nicht
nur Ulrich Zell im Kloster Weidenbach installieren müssen, sondern
nach Nr. 6 und 9 auch Johann Guldenschaff, nach Nr. 7 auch Konrad
Winter von Homburg! Wollten die BrQder vom Bücherabschreiben, das
sie ja gewerbsmässig betrieben, zum Bücherdrucken übergehen, so be-
durften sie wohl eines Typographen, um von diesem die Kunst zu
lernen, nicht aber eines zweiten und eines dritten. Oder hätten Alen
und Yrechen nur Korrektorendienste für verschiedene Kölner Buchdrucker
gethan? Dann könnte man von einer Druckerei im Kloster Weiden-
bach nicht reden.
Und damit nicht genug: Man vergesse nicht, der erste Vermerk
unter Nr. 6 steht an der Spitze des Sammelbandes und Johann Alen
schreibt sich darin neben dem procurare auch das ligare des Bandes
zu. Das procurare bezieht sich also zweifellos auf die ganze Samm-
lung, für welche Alen auch den Einband angefertigt hat, nicht blos
auf einzelne Teile derselben. Es gilt also nicht nur für die Drucke
Zells und Guldenschaffs, sondern auch für den die Sammlung eröffnenden
**) Vielleicht geben die Regiilae et constitutiones clericorum in con-
gregatione viventiam studio Alberti Miraei collectae (Antw. 1638 fol.), die
ich nur in den Auszügen Rulands im Serapeum XXI (1850) S. 183 ff kenne,
näheren Aufschluss. Unter den Ämtern des Ordens befand sich danach auch
das eines Procurators.
Digiti
zedby Google
J. P. A. Madden u. die Druckerei im Kloster Weidenbach zu Köln. 277
Brack Eggesteins *'}. Eggestein aber druckte in Strassburg und nicht
in Köln, geschweige denn im Kloster Weidenbach, und seine typo-
grapliische Wirksamkeit lässt sich mit Johann Alen absolut nicht zu-
sammenbringen. Damit fällt die Hypothese Maddens.
Vielleicht kann noch ein weiterer Beweis gegen dieselbe beige-
bracht werden: Wenn man in Handschriften aus dem Besitze des
Klosters Weidenbach — das Kölner Stadtarchiv besitzt solche — Ein-
träge Alens oder Yrechens findet, in welchen diese sich das disponere
oder das pro curare der betreffenden Codices zuschreiben.
■') Aach bei Nr. 9 muss man vielleicht den Eintrag auf den ganzen
Band^ also nicht nur auf Guldenschaff, sondern auch auf Gops und Eggestein
beziehen.
Digiti
zedby Google
Museographie über das Jahr 1887.
1. Schweiz, Westdeutschland, Holland.
Redigiert von Dr. F. Hettner.
Schweiz.
4 Luzern, bist. Verein der 5 Orte Luzern,
Uri u. s. w. Am 31. Januar 1887 fand
man zu Hochdorf dicht an der west-
lichen Seite des Bahnhofes bei Erd-
aushebungen zum Bau einer Sennerei
ein Skelett, bei dem sich mehrere
Bronze-Gegenstände vorfanden.
Das Skelett lag auf dem kiesigen
Grunde. Neben dem Schädel befand
sich ein etwas grösserer Stein. Das
Skelett war der Länge nach auf dem
Rücken ausgestreckt, die Arme neben
dem Körper, das Haupt nach Norden
gewendet. Der Schädel scheint männ-
lich und gehört einer europäischen
Rasse mit kurzem und hohem Kopf an. .
In der Gegend des Brustkorbes be-
fanden sich neun Fibeln der frühen
La Tenezeit, entsprechend der Wd.
Korr. V, 23 unter 1 abgebildeten.
In der Gegend der Extremitäten lag
ein Doppel ring. Die beiden Ringe liegen
jedoch nicht genau, sondern schief
übereinander. Es lässt sich übrigens
nicht mehr erkennen, ob die beiden
Ringe ursprünglich getrennt waren
oder nicht, so dass die beiden Ringe
nur durch das Kupferoxyd aneinander
gelötet sind. Das erstere erseheint
wahrscheinlich. Der Ring ist gebuckelt,
hat eine Weite von ca. 10,3 cm und
eine Dicke von 1 cm.
Ferner fand sich ein einfacher Arm-
ring von 6,6 cm Weite, nur zur Hälfte
erhalten. Man denke sich ein 22 cm
langes und 3 cm breites glattes Bronze-
blech der Länge nach zu einer Röhre
aufgerollt, so dass die Längsränder
aneinander stossen, und diese Röhre
zu einem kreisrunden Ringe zusam-
mengebogen, so hat man den Armring.
In der Höhlung liegt der Rest eines
Bandes aus Bast oder ein Weiden«
zweigchen.
[Nach ausführlichem Bericht von
Brandstetter u. Kollmann im Ge-
schichtsfreund 42 B. S. 261 fg.]
ZOrich, Sammlung der Antiquarischen 6
Gesellschafft. Im Jahre 1887, Der am
23. Oktober 1886 für die Jahre 1886
bis 1889 neu bestellte Vorstand erfuhr
in seiner Zusammensetzung eine wich-
tige Veränderung. An Stelle des Ak-
tuars Hr. Dr. W. Meyer trat der soeben
an den neu gescha£fenen Lehrstuhl der
Geschichte der Schweiz am Polytech-
nikum berufene Herr Professor Dr.
Wilhelm Oechsli.
Die Gesellschaft zählt 236 Mitglieder.
Die in Wetzikon und Umgebung woh-
nenden Mitglieder haben sich als Section
constituiert. Der Vorstand hofft, in den
nächsten Jahren noch weitere derartige
Gruppen auswärts wohnender Mitglie-
der gewinnen und gestalten zu können.
Unternehmungen. Von Band XXII der
Mitteilungen ist das zweite Heft, Hrn.
Heierli's „Pfahlbauten: IX. Bericht«,
mit 21 Tafeln, schon im letzten Jahres-
berichte genannt worden, ebenso das
dritte Heft, das als Neujahrsblatt für
Digiti
zedby Google
Ulttseographie.
279
1887 ei«chien, Herrn Professor Rahn's
„Geschichte des Schlosses Chillon, mit
5 Tafeln. Doch wird der Pfahlbauten-
Bericht erst jetzt, auf 1888, ausgegeben
werden ; die längere Zurücklegung hat
es in erwünschter Weise noch möglich
gemacht, auch die Resultate der Forsch-
ungen Ton 1887 hineinzuziehen. Als
Neojahrsblatt für 18b8 wird soeben das
wieder durch Herrn Professor Rahn
Ter&sste und auch nach eigenen Auf-
nahmen reich illustrierte vierte Heft
Band XXII ausgegeben : „Beschreibung
des Schlosses Chillon I'', mit 4 Tafeln.
Ausserdem ist aber auch schon Band
XXUI begonnen. Dessen erstes Heft
enthalt Herrn Professor Yögolin's „Ae-
gidius Tschudi's epigraphischc Studien
in Süd-Frankreich und Italien, ein Bei-
trag zur Geschichte des deutschen Hu-
manismus^. Diese kritische Untersuch-
ung bildet eine Gabe der Gesellschaft
an die 39. Versammlung deutscher Phi-
lologen nnd Schulmänner, welche vom
26. September bis 1. Oktober d. J. in
Zürich gehalten wurde.
Mit dem 1. Januar 1888 beginnt nun
die Gültigkeit des Kommissionsverlags-
Vertrags, der mit Herrn Buchhändler
Karl W. Hiersemann in Lieipzig vom
Vorstande, Namens der Gesellschaft,
abgeschlossen wurde. N»ch dessen In-
halt wird der Vertrieb sämtlicher Ver-
öffentlichungen, mit Ausschluss des
„Anzeiger^, sowohl in der Schweiz als
im Auslande, von dieser Firma aus-
schliesslich besorgt Dagegen sind, laut
§ 16 der Statuten, die Gesellschafts-
mitglieder fortgesetzt zum direkten Be-
züge der Vereinspublikationen berech-
tigt, und zwar werden dieselben vom
1. Januar 1888 an im Bureau auf dem
Helmhause abgegeben.
Vom „Anzeiger für schweizerische
Altertumskunde erschien 1887 der 20.
Jahrg. unter der sorgfältigen Redaction
des Herrn Professor Rahn, welchem
die Herren Besorger der Sammlungen
und Herr Brun fortwährend treue Bei-
hülfe leisten. £s wäre sehr zu wün-
schen, wenn durch recht allgemeine
Beteiligung aus allen Teilen der Schweiz
die Zeitschrift immer mehr den Cha-
rakter eines Notizblattes über alle
Epochen schweizerischer Altertümer
erhielte.
Das schweizerische Idiotikon erhielt
den üblichen jährlichen Beitrag von
400 Franken.
Aus dem Zuwachs sei hervorgehoben :
a) Praehistorisches, Pfahlbau-
ten, Keltisches. 1 bronzene Speer-
spitze mit langer Dülle und hohler
Rippe, aus der Glatt bei Rümlang; 1
Schwert mit Scheide von Eisen aus
dem Murtner-See, 3 gebogene bronzene
Schienen zu einem Brustpanzer, Bruch-
stück eines Gusskuchens von Kupfer
(Pfahlbau Tscbug«), Schiefern von Eu-
photid ; Fundstücke aus dem Pfahlbau
Obermeilen und vom kl. Hafner und
Wollishofen.
b) Römisches. Eine Eisenschiene
aus dem Heini-Mürli, nebst Plan der
dortigen Ausgrabungen im November
und Dezember 1886.
[Nach gedrucktem 35. Bericht]
Basel, Museum (Antiquarium.) Kein 8
Zuwachs. [Bernoulli.]
^^irteInberff.
Riedlingen, Altertums - Verein. Beim 28
Graben eines Kellers inWülfl Ingen
(O.-A. Riedlingen) stiess man auf Reihen-
gräber, welchen folgende Gegenstände
entnommen wurden: ein eisernes ein-
schneidiges Schwert (lang von der
Spitze bis zum Griff 57 cm, in seiner
ganzen Länge 71 cm); ein eiserner
Speer mit Hülse, 31 cm lang; ein
Pferdegebiss aus Eisen mit similierten
Eberzähnen; zwei eiserne Steigbügel;
zwei eiserne feststehende Messerchen;
vier Gegenstände aus Eisen und Bein,
deren ehemalige Verwendung vorder-
hand nicht bezeichnet werden kann;
eine eiserne Gürtelzunge mit silberner
Ornamentik und ebensolche Gürtelver-
zierungen in Schildform mit eingelegten
goldenen und silbernen Zierraten; end-
lich 3 vormals vergoldete Knöpifchen.
Prof. Lindenschmit, welchem sämtliche
Gegenstände behufs Reinigung über-
sandt wurden, setzt die Gegenstände
in das 8. Jahrh , mit Ausnahme der
Waffen und Steigbügel, welche er ei-
ner früheren Zeit zuweist.
Weitere Nachgrabungen, die der
Verein daselbst vornahm, haben kein
weiteres Resultat ergeben. Es scheint
auch, dass ein Erfolg ausgeschlossen
ist und es nur dem Zufall zu danken
war, dass diese wirklich interessanten
Funde zu Tage gefördert wurden. —
Auch habe ich von befreundeter Seite
in Erfahrung gebracht, dass an Ort
und Stelle von einem gewissen Herrn
Digiti
zedby Google
280
Museograqhic.
V. Jitaienfisch aus Sigmaringen dieser
Platz schon einmal durchwühlt wurde.
[A. Miller.]
30 Rottweil, Stadtitche Sammlung. Aus-
grdbungen der rönu Niederlassung bei
Hochmctuern betreffend. Im letzten
Jahre sind die Grundmauern zweier
Gebäude blossgelegt worden, von wel-
chen das eine 55 m Tiefe und 48 m
Breite aufweist. Der Grundriss dieses
Hauses ergiebt 25 Einzelrätime, dar-
unter 3 heizbare und jedes der letz-
teren mit etwas anderer Heizvorrich-
tung. In dem einen Falle hnndelte es
sich um ein Hypokaustum mit daran
anstossendem Heizwinkel, bei dem
zweiten ging die Feuerung von einem
kreisrunden solid aus Backsteinen auf-
gemauertem Kaum mit gleichem Bo-
denbelag aus. Von diesem Punkt
führte ein niederer Kanal nach dem
zu heizenden Räume, auf dessen Boden
ein Strang einfacher Hohlziegel lag,
der sich in 4 Arme teilte, welche nach
den 4 Ecken des Zimmers hinzogen.
Bei der dritten Art lagen die gewöhn-
lichen Heizziegel direkt unter dem Zim-
merboden. Die Zuführung des Feuers
war hier nicht mehr verfolgbar.
Der Bodenbelag der 25 Räume be-
stand entweder aus Polygon- oder aus
Kieselpflaster, aus gebranntem Thon,
eingestampftem Lehm oder aus Estrich.
Die Wirtschaftsräume lagen auch
hier wie bei den früher aufgedeckten
Gebäuden 0,60—80 m tiefer als die
Wohnräume. Die Mauern waren meist
solid und von der Stärke von 0,65 bis
1,20 m. Zur Vermeidung von Treppen
fand sich mehrfach eine schiefe Ebene
hergestellt, die den höher liegenden
Teil mit dem tiefer liegenden verband,
meist aus Thon bestehend oder auch
aus Estrich. Dann sind dreierlei Heerd-
anlagen zu verzeichnen.
Die Ausbeute war eine gute, so dass
das Museum sehr bereichert wurde.
Es sind gefunden worden: 31 Silber-
münzen — Philippus I, Augustus, Otho,
Ant. Pius; die übrigen von Domitian.
Dann eine Reihe Bronzumünzen, wor-
unter einige von sehr schönem Ge-
präge. An Schmuck fanden sich Fi-
beln, Anhänger, Schnallen. An Geräten
und Werkzeugen: Messer, Schlüssel,
Beil, Meisel, 2 Thürbänder; an Ge-
lassen in Siegelerde und gewöhnlichem
Thon 40 Stück, darunter ein Becher
voA grosser Schönheit in der Deco-
ration. Als Hanptfund ist ein voll-
ständig erhaltener reich profilierter
Tisch zu nennen aus Sandstein, auf
Dreh- und Schleifbank hergestellt.
Dass die Niederlassung zweimal zer-
stört wurde, und zwar durch Feuer,
haben auch die neuesten Funde be-
stätigt. Die Ausdehnung der Civil-
niederlassung erweist sich mit jedem
Tage bedeutender. Die Ausgrabungen
werden fortgesetzt.
fProf. Holder.]
StuHgart, Kgl. Stuttstmmlunf mtif SS
ländischer AltortUmer. Ausgrabungen, Ja
der Nähe des „Kleinaspergle", jenes
riesigen Tumulus auf der Ludwigs-
burger Ebene, dem die erfolgreichen
Grabungen von 1879 die brannten
Funde abgewannen, befinden sich im
sg. Oster holze einige kleinere, ver-
flachte, immerhin noch wohl erkenn-
bare Hügelgräber; bei ihrem Anblick
stellt sich der Gedanke von selbst ein,
dass an diesen Stellen die Gefolgschaft
jener so imposant beigesetzten fürst-
lichen Familie ihre Ruhestätte gefun-
den haben werde. Im vorigen Sommer
öffnete Oberförster Fribolin von Bietig-
heim 2 dieser Hügel im Auftrag ond
mit den Mitteln der Staatssamminng.
In beiden ergaben sich Steinsätze, für
welche das Material zum Teil stun-
denweit beigeführt werden musste. Die
Skelette waren vergangen, dagegen sind
die Bronzefunde meist wohl erhalten
und ein kleiner aber guter Zuwachs
für die vorrömische Sammlung. Zu
erwähnen sind eine grosse Nadel mit
radförmiger Scheibe, ein Armband von
spitz ovalem Querschnitt, ein zweites
mit Schlangenkopf, eine Dolchklinge
mit zwei Stiften, drei ansehnliche glatte
Torques. — Ebenfalls im Oberamt Lad-
wigsburg, bei Bis singen an derEnz,
hatte Fribolin auf Spuren einer rö-
mischen Niederlassung hingewiesen;
die Bloslegung derselben ergab einen
grossem Gebäudekomplez, der indes
seines Steinmaterials grossenteils schon
vor alters beraubt erschien. Die Hypo-
kausten waren noch erhalten; zwei
hübsch ausgeführte halbkreisförmige
Exedren stellen sich nach beiden Sei-
ten des einen Gebäudeflügels dar ; den
bedeutendsten Teil bildet aber die
wohlerhaltene, mit Quaderbemalnng
ausgestattete Gella, deren Lichtoffinun*
Digiti
zedby Google
Moseographie.
281
gen, am untern Teil abgeschrägt, noch
erhalten sind. In diesem Raum fand
sich ein runder Steintisch mit reich
profiliertem, gedrehtem Fusse, der nun-
mehr im Lapidarium aufgestellt ist
Ausserdem ein eiserner Lampenbehäl-
ter an einer Kette, eiserne Bänder von
einem Kasten mit lindenblattfurmigen
Aasladungen, ein Kastenschloss u. s w.
Die Ceila und einige andere Bauteile
sollen in ihrem dermaligen Zustande
erhalten werden.
Auf einem Bergvorsprung über dem
Glattthale, das sich von der hoch ge-
legenen Ebene bei Freudenstadt in zahl-
reichen Windungen gegen den Neckar
unterhalb Sulx hinzieht, auf dem „Rok-
kensberg** oder der „Altstadt" bei
Unteriflingen hat eine den Gipfel
umziehende erkennbare Umfassungs-
mauer, die eine Area von 300 m Länge
and löO m Breite mit Spuren ehema-
liger Gebäude einschliesst, von Alters
her die Umwohner in der Überzeugung
erhalten, dass dort ehemals eine Stadt
oder Festung gestanden. Eine ge-
pflasterte Stelle innerhalb des Um-
schlossenen Raumes heisst bei ihnen
der Markt £. v. Paulus (der ältere)
wollte schon vor manchen Jahrzehnten
die Arae Flaviae hier gesetzt wissen,
im Hinblick auf den Zug der an diesem
Ort e zusammentreffendenRömerstrassen
und auf die Entfernungen von Rottweil
und von Rottenburg. Sein Sohn, unser
dermaliger Landeskonservator, hat bis
jetzt noch keinen Anlass finden können,
dieser Hypothese den Abschied zu ge-
ben. Jedenfalls erschien es geboten,
der merkwürdigen Waldstelle mit dem
Spaten näher zu treten. Diese Arbeit
leiteten im letzten Herbste der Unter-
zeichnete und nach ihm Finanzrat Dr.
Paulus, bis der vorzeitige Eintritt des
Winters einstweiligen Stillstand gebot.
Ein endgiltiges Ergebnis erhoffen wir
von der Fortsetzung im laufenden Som-
mer. Heute kann nur soviel gesagt
werden, dass die grossartige Anlage
mit Thor, Ringmauer, Graben und stel-
lenweise doppeltem Wall im früheren
Mittelalter noch besetzt war; Zeuge
des eine grosse Anzahl Thonscherben
und eiserner Lanzenspitzen. Aber wir
sagen besetzt, nicht angelegt und auf-
gebaut; der gewaltig entworfene und
ausgeführte Plan lässt mehr an römi-
schen Ursprung denken. Wäre es aber
eine Schöpfung des Mittelalters, so
müsste doch wenigstens eine Urkunde
davon reden, während wir einem voll-
ständigen Schweigen begegnen.
Erwerbungen, Unmittelbar anschlies-
send au den Bericht über Ausgrabun-
gen erwähnen wir einen wichtigen Zu-
wachs unserer praehist. Sammlung, der
mit jenem Gebiet im engsten Zusam-
menhange steht. Der soeben verstor-
bene Senatspräsident a. D. v. Föhr
entschloss sich vor zwei Monaten die
grossartige Sammlung von Funden, die
er alle selbst mit sorgsamer Hand aus
den von ihm geöffneten Grabhügeln
auf der schwäbischen Alb, z. T. auch in
Oberschwaben zusammengelesen hatte,
der vaterländischen Sammlung um ei-
nen massigen Preis, der nur seine
Unkosten deckte, abzutreten. Es sind
schöne Bronzegegenstände, den land-
läufigen Typen entsprechend, ausser-
dem auch Eisenschwerter, darunter
eines mit derbem Griff, der von linear
verziertem Goldblech bedeckt ist. Dazu
vier Nabenbuchsen eines Prachtwagens
in Bronze und Eisen, die eisernen
Wülste tauschiert mit goldigen Quer-
streifen. Den Schwerpunkt der Samm-
lung bilden aber doch die wieder zu-
sammengesetzten Thongefasse, 172 an
der Zahl, Urnen, Schüsseln, Schalen
und Platten. Gerade die mühselige,
unverdrossen verrichtete Arbeit des
Zusammeusetzens aus den vielen tau-
send Scherben, die pünktlich am Fund-
ort selbst sortiert wurden, eine Arbeit,
die sich schliesslich durch einen greif-
baren Erfolg belohnt sah, macht diese
Sammlung zu einem so kostbaren Be-
sitz, durch den das hiesige Museum
auf dem Felde vorrömischer Keramik
— germanischer oder keltischer, wird
sich kaum unterscheiden lassen ->- in
die vorderste Reihe gerückt ist. Die
technische Behandlung schreitet von
sehr rohen Erzeugnissen aus schlecht
gebranntem Thon mit primitiven Ein-
ritzungen stufenweise vor zu den grossen,
schön konstruierten, mit mehreren Far-
ben (Schwarz, Purpur, Weiss) bedeck-
ten und mit geometrischem Ornament
geschmückten Gefässen, in denen eine
relative Stilhöhe wirklich erreicht ist
Im ganzen und grossen fanden sich die
primitiven, älteren Beigaben in den
Hügeln der südlichen Alb, in der Do*
naugegend; weiter nach Nordwest ent-
Digiti
zedby Google
282
Museographie.
wickeln sieb allmählich Metallurgie und
Keramik zu höherer Vollendung, so
dass Föhr auf den Gedanken kam, es
müssen jene nördlicheren Gegenden
erst im Laufe der Zeiten und der Kul-
turentwickeluug von Süden her bevöl-
kert worden sein. Immerhin sind die
Prachtstücke vom Sternberg auf der
Münsinger • Uracher Alb derart, dass
sie von der im Anfang unserer Zeit-
rechnung dort ansässigen Bevölkerung
schwerlich vollkommener hätten her-
gestellt werden können, abgeb. Taf. 6
Fig. 1 u. 2. Eine besonders wertvolle
Arbeit romanischer Zeit (um 1200) ist
der Bronzelcuchter, der in den Ruinen
des Alten Schlosses oberhalb Neuen-
bürg im vorigen Sommer gefunden
wurde und den das Museum von der
Gemeinde erwarb, abgeb. Taf. 6 Flg. 3.
Zu dem öfters vorkommenden Thema
mit dem Greifen tritt hier die Varia-
tion, dass das Ungeheuer einen Ritter
mit Kegelhelm und Panzerhemd im
Rachen hat, der in seiner Not die
Hände zum Gebete faltet. — Aber auch
von Denkmalen deutscher Renaissance
ist zu melden. Aus der alten Prälatur
der ehemaligen Benediktiner - Abtei
Ochsenhausen in Oberschwaben er-
hielten wir von der k. B'inanz Verwal-
tung ein 3,4 m hohes, 3 ra breites
Holzportal in Eichen-, Liudenholz und
Ungar. Esche aus der Zeit von 1570
bis 1580 zugesprochen. Was die ge-
fUllige Pracht des Aufbaues und die
Ausführung des herrlichen, fein ver-
teilten Ornaments anbelangt, so giebt
es nichts schöneres derart im Ijande.
— Auf Schloss Lichtenstein befinden
sich derzeit etwa fünfzig von den 65
polichromcn Portraitfiguren (Hüftbil-
dern auf reich skulpierten Kragsteinen
nebst Inschrifttaf eln),welche den äussern
Säulenumgang des ehemaligen hiesigen
Lusthauses bis zu dessen Abbruch
in den vierziger Jahren geziert haben.
Gelegentlich einer Restauration dieser
Steinbildnisse wurden von 3 Figuren
nebst Beiwerk für die Staatssammlung
Abgüsse genommen; es sind die Por-
traits des Erbauers, Herzog Ludwig
von Wirtemberg f lo93 und seiner
beiden Gemahlinnen. Für diesen Som-
mer ist eine weitere Suite ausgewählt
worden. Die Abgüsse sind hier im
Hause polychromiert worden und er-
füllen infolge dessen die Aufgabe der
Urbilder, dekorativ zu wirken.
Erworben wurden ausserdem einige
schön stilisierte Stickereien und Seiden-
tapeten, geschnittenes Leder , Zinn-
sachen, Fayencen, darunter eine von
Dr. Franz Bock zusammengebrachte
Kollektion armenischer Töpferwaren
von K u t a h i a bei Brussa. Eine ganz
erhebliche Gesamterwerbung möge hier
zum Schlüsse angeführt werden.
Im vorigen Jahre ging die bekannte
Altertümersammlung von Prof. Dr. Otto
Seyffer in den Besitz der Kunst-
handlung von H. G. Gutekunst über
und wurde dann hier in 2 Auktions-
verhandlungen im Nov. V. J. und im
März d. J. versteigert. In liberalster
Weise ist die Sammlungsverwaltung
durch die K. Staatsregierung, welche
ihr einen Kredit von 25 000 Mk. zu
diesem Behufe gewährte, in den Stand
gesetzt worden, eine stattliche Anzahl
von Stücken aus jenem Privatbesitz,
180 Nummern, in die Hand zu be-
kommen. Angeführt sei davon ein
gothischer Tisch aus dem Rathause zu
Wimpfen, datiert 1493, reich geschnitzt
und ausnehmend wohl erhalten. Eine
kleine gothische Truhe, 60 cm lang,
aus deren vollem Hartholz die Orna-
mentik, den Kasten allseitig bedeckend,
herausgearbeitet ist. Eine kleinere
Truhe, 14. Jh., ist mit phantastischen
Tieren belebt. Femer konnten die
Schränke mit rheinischen und Creusse-
ner Krügen, mit Fayencen und Gläsern,
vordem manche Lücken aufweisend,
durch wertvolle Ergänzungen gefüllt
werden. Das gleiche war der Fall bei
dem Silbergeräte, dem mehrere kost-
bare Augsburger und Nürnberger Ar-
beiten beigefügt wurden und ebenso
bei den silbernen Nippsachen, Dosen,
dem goldenen u. emaillierten Schmuck,
lauter Spezialitäten, in welchen die
SeyiFer'sche Sammlung einen auser-
lesenen Reichtum entfaltete. Ein rei-
zendes Werk ist ausserdem noch die
Augsburger Mohrenuhr, Renaissance
von 1600.
Unter den Schenkungen nennen wir
zwei kostbare, reich figurierte, in Far-
ben gefasste und vergoldete Schlitten
aus der Rococozeit des Herzogs Karl
Eugen, welche S. M. der König dem
Museum zugehen Hess.
[L. Mayer.]
HohenzoUern.
Sigmaringen, FQrstl. Hohenzollemsches ^^^
Digiti
zedby Google
/.
WeeSd %eUachrM7a£%.
ytl^dernafärL Grösse. Jr9.u3.aat. Grosse
fmlus -Museum - Worms. n RSoidan.
Digitized t
Wesld.%eitschrJü.TaÜ.
Digitized by VjOOQIC
Paulus - Museum . Worm s, FSo Ida m
Wesld.%eit3chpMTafit.
-^/. ii, 2.naiSr{icks Grosse
Jf^iuM f der n a täpL Gr ö> j ö .
Paulas -Museum -Warms.
Digitized
by GooWle f.Soldan .
rresta.AeitscJip. mAatj
'us 'Museum- Worms.
nafärl. Grösse
Digitized t
b^Goo^^F.SoIdan.
HeM leitficfiirVi/.
Tal-'M
4^0 cm B(/Pchtn
'70 vm l) li Feh tti
Digiti
zedby Google
WesM. ZeihchM
Tan
Römische p - Ziohbpannen
van der Saal barg.
X. ^
rT I I I -h-f I I 1^ ^
fO ep J0 4£9 JC! K? ?0 30 BO f09Jmi^
I I I I
liimi^iil i
I I
I I
tO 90 49 JOm 90 70
ao 90 100 jotm^.
Vestd. Zeitschn VJI. TaF.8.
Sammlung BefstaH-.
Digiti
zedby Google
^Yestd ZvilschrMlhr. ff.
TigJ. Fuf.2.
Fig.7. Fi(ß-S. Py.i'9 f^pnstunx,
(^^J tärlichen Qrösise,
J-pi/i naiür-
scliderdunribohrter •'^^''"'"-'''^ bhioM^JU UeherCvö^se.
Calcücylmäa: P"^''" ■ ^f<^-V>^'^-
mUiirUche Grosse.
f'g't
Fig. MSammlg. Merken^.
Fig/S ~
Fi (f. Pf- 15.
Trier.
Digiti
zedby Google
\
Ues/d. Zeitsehn Yff.
Tat 10.
Digiti
zedby Google
-,«. ^, ^^.,,t I, nnn,^MM>'.t?-V ui J<W. "I
Digiti
zedby Google
X
Museograpbie.
283
HaupUäcMichgter Zuwachs im
J. 1887. Ä. Gemälde: 1) u. 2) Zwei Land-
Schäften aus der Schule des P. Breughel
des Alten, je 0,65 m 1., 0,45 m br.;
3) S. Vouet, Venus über einen Satyr
wegschreitend, in Waldlandschaft, 1,02
m hoch, 0,84 m br. ; 4) Hans Wertin-
prer, Portrait des Herzogs Philipp von
Baiem, Bischofs v. Freysing, dat 1518,
0^2 m h., 0,36 m br.; 5) Previtali,
Madonna mit Kind zwischen 3 Heili-
gen (Santa conversatione), 1,04 m br.,
(1,64 m h. ; 6) Correggio, Maria mit Kind
und Elisabeth mit Johannes. Jugend-
werk des Meisters, 0,61 m h., 0,48 m br.
— B. Skulptur: Zwei altitalienische be-
malte Stuckreliefs, beide die Madonna
mit dem Kinde darstellend; das eine
nach dem Marmororiginal des Desiderio-
da Settignano im Museum zu Turin;
das eine 0,48 m h., 0,35 m br., das
andere 0,55 m h., 0,35 m br., beides
ohne Rahmen. — C Silber saxhen: 1)
StoIIenbecher, cylindrisch mit 3 Me-
daillons, H. 0,09 m.; 2) Ananaspokal,
die Hälfte eines „Schleiern" (Doppel-
becher), H. 0,16 m.; 3) Marienkrone
mit sechs Kugeln und Kreuzchen, H.
0,255, Dm. der Öffnung 0,095 m —
B. Bronzen: 1) Plakette von Moderne,
Phaetons Sturz darstellend. Dm. 0,116
m; 2) dito von Moderne, Pietä, H.
0,076 m; 3) dito aus Donatello's Schule,
Madonna mit Kind, Dm. 0,092 m.; 4)
dito antikes Opfer ?on Riccio, L. 0,091,
Br. 0,076 m. ; 5) Fischer von Caradosso,
Dm. 0,059 m. ~ E, Einige Gläser, da-
runter ein Passglas mit farbig einge-
branntem Hohenzollemscben Wappen,
H. 0,19 m. — F, Mehrere Krüge unter-
geordneter Art. [Dr. v. L e h n e r. ]
Baden.
37 Constanz, Rosgarten-Museum. Westd.
Zeitschr. I, S. 255 ; II, S. 206 ; HI, S. 169 ;
IV, S. 196; V, S. 207; VI, S. 291.
Der Boden der Constanzer Ge-
gend, dieser althistorische, giebt all-
jahr wieder Neues, was die Geschichte
der Heimat uns mehr aufzuklären ge-
eignet ist. Aus Berg und Thal sind
neue Schaustücke hinzugekommen.
Geologisches. Glaciale Schliffe
und Ritzungen an Gestein aus dem
Schwarzwald; Eruptives aus dem
badischen Unterland und Hegau,
Bchleifwurdige Gesteine von der Rosen-
egg; ein ähnlich geschliffenes Mineral-
stück fand sich zu Stein a. Rh. Dann
wurde beilmmenstaadin einer Kies-
grube wieder ein Renntier-Geweih auf-
gefunden.
Pfahlbauten -Zeit. Bodmann
steht auch dieses Jahr wieder als Fund-
stätte voran. Eine ganze Kollektion von
Feuersteingeräten mit ihren Handhaben
aus Hirschgeweih ; Geräte aus Nephrit,
Jadeit, Eklogit, in ihrer Fassung von
Hom; schöne Hirschhomhacken, eine
derselben mit Verkeilung des Holz-
schaftes mittf Ist Hirschhomstiften ;
Schaber aus Ehlen-Knochen u. Ehlen-
Knochen, die eine angefangene Teilung
in 2 Schaben zeigen ; Steinbeile, in deren
Hom-Dülle (abgeb. Taf. 9 Fig. 1) noch
ein Holzstück Stack, das offenbar zum
weitern Befestigen an die Axthalme
diente. In einem der bisher nur alsKlon-
ker gehaltenen Hängschmucksachen aus
Hirschhorn (abgeb. Taf. 9 Fig. 2) fand
ich daselbst noch ein unten darin stek-
kendes Fragment von Feuerstein. Diese
öfters mit Rauten- u. Kreiselornament-
gravur gezierten Anhänger müssen also
wohl auch als Schneidwerkzeuge gedient
haben. Nett war auch der Fund eines
alt versprungen gewesenen Thonkruges,
an dem ich noch die Reste der alten
Kittung gewahren konnte. Nicht minder
einzeln erwähnenswert scheint mir ein
Topffragment mit einem cylindrischen
Handstein, welche beide die Reste an-
haftenden Pechs (abgeb. Taf. 9 Fig. 3)
zeigen. Man glaubt noch gewahren zu
können, wie man mit dem Steine die
Innenwand des Topfes bestrich. Neu
waren mir schäpfchenähnliche Thonge-
fässe. Dabei fand sich ein Teller aus
Thon, der augenscheinlich während der
Arbeit sich nass plattausbreitend vor
dem Trockenwerden in sich abgesunken
war. Dann sah ich zum erstenmale reib-
steinähnliche Kugeln, eine aus Jadeit
(spez. Gew. 3,393), die andere aus Ne-
phrit (spez. Gew. 2,986). Alte Schleif-
steine mit formsteinähnlichen Furchen ;
Häckelnadeln von besonderer Zierheit,
wie sie meines Wissens noch nirgends
gefunden sind (abgeb. Taf. 9 Flg. 4), die
ich wieder, wie die Abbildung zeigt,
zusammenleimen konnte, glaub' ich an-
fuhren zu sollen. In grosser Menge fand
sich dort Schmuck in Form länglicher
Cylinderchen mit marmorähnlichem Cal-
cit; einzelne solid, fast alle aber längs-
durchbohrt; dabei schwarze Früchte,
Wntd. Zeittohr. f. Getoh. xu Kunit. VH, HL
20
Digiti
zedby Google
284
Museographie.
durchbohrt, innen hohl, unten noch teils
die Insertion des Fruchtstiels zeigend ;
dann kleine Glasperlen u. Bronzering-
chen, abgeb. Taf. 9 Fig. 5—8. Mehrere
Fischangeln aus Hörn, wie wir auch
eine früher ?on Wangen bekamen;
hübsche Gespinnste und Gewebe, ver-
kohlte Äpfel, Samen, Koniferen-Zapfen,
über das ich später speziell berichten
werde, ergab neben vielem oft schon
Gefundenen Bodmann. Nun ist auch
bei Staad, unweit Constanz eine neue
Bronze-Fundstätte entdeckt. Von Un-
teruhldingen erhielt ich wieder
mächtige Homzapfen vom Wisent. Aus
dem Bussenseewied zogen wir aus
der untersten Torfschicht einen wohler-
haltenen Schädel vom Bos brachyceros.
Aus späterer Zeit, Hallstatt-Pe-
riode möglicherweise, stammen Bronze-
sachen, die ich vonLangenargen be-
kam. Neben Bronzenadeln befand sich
ein aus Bronze gefertigtes Pferdchen
mit Anhänghänkel, abgeb. Taf. 9 Fig. 9.
Ein fast gleiches wurde aus dem Ufer-
schlamm bei Kargegg gehoben, wo wir
früher (Westd. Zeitschr. VI, S. 292) nett
ornamentierte Gläser fanden. Dabei lag
auch ein Fingerling aus Bronze mit
angegossenem Schlüsselchen.
Aus der römischen Zeit nenne ich
als neue Fundorte Nussdorf unweit
Überlingen, wo eine schöne Thonilasche
gehoben wurde ; über eine Münze aus
dem Pfahlbau Seh a eben bei Bodmann,
Münzen aus dem Boden der alten bür-
gerlichen Ansiedelung in Constanz aus
der Römerzeit, werde ich erst nach ge-
nauerer Bestimmung, die wegen Cor-
rosion Schwierigkeiten bietet, Näheres
brijngen.
Übrigens haben alle Teile der Eos-
garten-Sammlung mehrseitige Bereiche-
rungen erhalten.
[Ludwig Leiner.]
38 Überlingen, Kulturhistorisches Kabinet.
Zuwachs: Pfahlbaugegenstände
von Sipplingen, ' Bodmann und Well-
hausen, insbesondere einige Beilchen
aus Nephrit, Jadeit u. Chloromelanit,
sowie kleinere Bronzegeräte; Archi-
tektonische Gegenstände vom
Abbruch städtischer Gebäude, so Stein-
säulen, Fensterrahmen, ein Grenz-
stein des reichsstädtischen Jurisdik-
tionsbezirks mit dem Überlinjrer und
Heiligenberger Wappen; das Ziffer-
blatt der Münsteruhr mit den kupfer-
vergoldeten Zeigern und Ziffern ; einige
steinerne Ofenfüsse mit Wappen;
gusseiseme Ofenplatten mit Wap-
pen oder Ornamenten ; eine Kollektion
Zinngeschirrs aus dem reichsstädt.
Zunfthaus der Küfer („zum Mohren**).
Altertümliche Trachten, Jacken,
Mieder, Schuhe etc. Verschiedene
Münzen u Medaillen, Schmuck-
sachen; ein Jagdbesteck; ein alter-
tümliches Mikroskop in Holzgestell.
Einzelne Kupferstiche, Aquarelle
der alten Stadt etc. Zu erwähnen ist
noch, dass mit Aufstellung eines voll-
ständigen Katalogs der Sammlung
dieses Frühjahr begonnen wurde.
[Lachmann.]
DonauetchIngen, FQrstl. FOrttenbergtch« 9
Sammlungen. A. hieriändischen Ur-
sprwigs: 1) Speerspitze aus Bronze,
gef. in einem Ackerfelde bei Dürr-
heim. 2) Zwei Gewandnadeln und
3) zwei Ringe aus Bronze, aus einem
Grabe bei Emmingen ab Egg. 4) Eine
Gewandnadel aus Bronze, gef. am War-
tenberg. 5) Verschiedene Utensilien
aus Hirschgeweih und 6) eiserne Lan-
zen und Pfeilspitzen aus Hohenkr&hen.
7) Eine gut erhaltene Thonurne aus
einem Grabe in der Sandgrube nächst
dem Bahnhof in Möhringen. 8) Thon-
gefässscherben aus den Pfahlbauten
Süssenmühle bei Überlingen. 9) Eine
eiserne Sichel aus den Pfahlbauten bei
Bodmann. 10) Pfeilspitze aus Feuer-
stein, 11) Steinmeissel und Stein-
beile, 12) Pfriemcn-Spatel aus Hörn,
10—12 aus Pfahlbauten Markelfingen.
13) Steinbeil und Steingeräte, Pfahlbau
bei Maurach. 14) Feuerstein - Pfeil-
spitze, ungewöhnlich schön gear-
beitet, aus dem fürstl. Walde Feld-
berg-Seehalde. 15) Stücke von Bronze-
ringen und Bronzeschnallen und 16) ein
Scramasax, aus einem Reihengrabe am
Ottilienberg bei Braunlingen. 17) Or-
namentierter Mörtelbewurf, Mörtel-
stuck, bemalt mit grünen und roten
Farbstreifen, 18) Diverse Thongefäss-
Bcherben, 19) Glasscherben, teils von
gegossenem, teils von geblasenem Glase,
20) Grosse Zierscheibe aus Bronze
(7 cm Dm.) auf einem eisernen Nagel
befestigt, 21) Riemenknopf aus Bronze,
22) Stück eines Bronzeringes, 23) Schlüs-
sel- und Schlossbestandteile, 24) Di-
verse eiserne Nägel, Thürangeln und
Haken, 25) Stücke von römischen*
Digiti
zedby Google
Museographie.
285
Bau- uad Dachziegeln. Auf einem der
Baoziegel ein Bruchstück einer In-
schrift, 26) Eine runde Säule aus
Kalkstein, 17—26 ans dem aufgedeck-
ten römischen Hause im sg. Schatz-
looh in Wiedliswies bei Aulfingen.
B, atMiändiscJien Ursprungs: eine
. grössere Zahl Altertümer aus Mexico,
die hier nicht einzeln aufgeführt wer-
den können [tiopfgartner.]
41 Freiburg i. Br., Städtische Altertümer-
Sammlung. Kai' Jahr 1887. Der Decken-
fries im zweiten Saale wurde mit den
gemalten Wappenschildern der rats-
fähigen Geschlechter aus dem XIII. u.
XIV. Jahrh. geschmückt.
Enoerbungen: Zwei gothische Ofen-
platten, Eisenguss, die eine den zelten-
den Aristoteles, die andere das Wappen
der Herren von Blumeneck darstellend.
XVI. Jahrh. — Acht Stück römische
Salbcnfläschcheu, angeblich von Baden-
weiler. — Eine grosse Sedis-Vacanz-
Miinze des Domkapitels Eichstädt von
1790 und verschiedene mittelalterliche
Münzen. [Poinsignon.]
-1 2 Karltruhe, Grossherz. Sammlung vater-
ländischer Altertümer. Unternehmungen:
a) Untersuchung einer römischen Be-
festigung (Brückenkopf?) am Oberrhein
bei Herthen, A. Lörrach, gegenüber
Kaiser- Äugst, und eines in der Nähe sich
erstreckenden alemannisch. Friedhofs;
eines Grabhügels bei Bretten ; teilweise
Untersuchung eines solchen bei Mer-
dingen, A. Freiburg (Berichte vorbe-
halten), b) Untersuchung römischer
Strassen in der Baar- und Bodensee-
gegend durch Herrn Prof. Miller in
Stuttgart, und im Rheinthai durch
Herrn Otto Ammon in Karlsruhe.
Zuwachs: löO Nummern, darunter
alemannische Grabfunde von Herthen,
Bronzegefässe, ausgegraben in Baden-
Baden aus dem 14. Jh., ein grosser
gemalter Kachelofen 18. Jhs. aus dem
Kloster Berau.
Die Antiken- Sammlung wurde
durch eine Kollektion von Thon- und
Steinfiguren vom Heiligtum zu Dali auf
Cypem ( 100 Nummern), einige griechi-
sche und italische Vasen, Bronzen und
englische Nachbildungen von skythi-
schen Goldgegenständen aus der Krimm
(Originale in der Eremitage in St.
Petersburg) vermehrt. Die Vasensamm-
Inng erfuhr nach dem neuen Katalog
von Dr. H Winnefeld eine durchgängige
Neuordnung. Der Katalog der Bronzen-
Sammlung ist in Arbeit.
Die ethnographische Samm-
lung (Zuwachs 330 Nummern) zählt
3600 Nummern.
[E. Wagner.]
Heidelberg, Städtische Kunst- u. Alter- 43
tOmersammlung auf dem Schloss. Die
bedeutendsten Gegenstände des Zu-
wachses bestehen in: 1) Drei Urkun-
den Kurfürst Friedrichs des Siegrei-
chen, mit Siegeln von 1450, 1454 und
1466 Eigenhändiger Brief Kurfürst
Friedrichs des Frommen, d. d. Hei-
delberg, 5. Juli 1564 2) Birnförmiger
Krug aus braunem Thon, mit Portrait
Kurfürst Friedrichs IV, dessen Wap-
pen und Inschrift 1604 ; aus der Seyffer-
schen Sammlung in Stuttgart. 3) Por-
trait Kurfürst Ludwigs VI (1576—1583)
in Öl, halbe Lebensgrösse. 4) Kupfer-
stiche etc. : a. Achtzehn Portraits pfälz.
Fürsten, ganze Gestalten, von Jost Am-
mann, b. Caspar Netscher, Maler aus
Heidelberg, Schwarzkunstblatt von Wal-
leraut Vaillant, gross folio. c. Kurfurstin
Wilhelmine Ernestine, dänische Prin-
zessin, 1680 -1685, gr. folio. d. Zwei
lebensgrösse Kupferstichportraits der
pfälzischen Prinzessin Eleonore Mag-
dalene, Gemahlin Kaisers Leopolds I.
e. Üinblattd rucke : tt) Einzug Kurfürst
Friedrichs IV. in Neustadt a. d. H.
1588. |3) Kurfürst Friedrich V als
König von Böhmen, mit Prag; Variante.
Aus den bisher noch nicht katalogi-
sierten Beständen: Zwei messingene
Taufschüsseln (1500—1700), mit ge-
triebenen Darstellungen, die eine des
Sündenfalls, 50 cm Dm., ohne Schrift,
die andere die Verkündigung, 29 cm
Dm , mit doppelter Schrift. Näheres
darüber in Otte's kirchlicher Kunst-
archäologie Bd. I S. 419.
Ausserdem wurde hauptsächlich die
Portraitsammlung in Kupferstich etc.,
Persönlichkeiten, welche in der Ge-
schichte Heidelbergs oder der Pfalz
eine Rolle gespielt haben, darstellend,
fortgesetzt vermehrt.
Die Zahl der Besucher ist auf un-
gefähr 12,0(X) Personen pro Jahr ge-
stiegen. — Auch hat die Gemeinde-
verwaltung die Summe fiir neue An-
schaffungen von 300 auf jährliche 1000
Mark erhöht.
[Commission für die Geschichte der
Stadt, A. Mays.]
20*
Digiti
zedby Google
286
Museographie
45 Mannheim, Vereinigte Sammiungen des
Groeeiierz. Antlquariumt und des Alter*
tumt-Verelns. Juni 1887—88. Prae-
bistorischer Fond bei Mannheim.
Hart am Band des Hochufers beim
Exerzierplatz (rechtes Neckarufer) ne-
ben dem Isolierspital wurde beim Ab-
heben der Erde zu baulichen Zwecken
in kaum 1 m Tiefe ein Flachgrab ent-
deckt. Am Fussende des Skeletts 3
glatte Hinge von massivem 6 — 9 mm
dickem Bronzedraht. Der grösste, ge-
schlossen, hat 11 cm Weite ; die beiden
kleineren wurden von den Arbeitern
leider zerbrochen und sind nicht voll-
ständig erhalten; sie waren wahrschein-
lich ebenfalls geschlossen und hatten
5 Vi und 7V> cm Weite. Ausser einem
Einzelfund (Steinbeil) der 60er Jahre
war bisher noch kein praehistorischer
Fund auf Mannheimer Gemarkung nach-
weisbar.
Römische Münzen von Neuenheim,
Geschenk des Herrn K. Christ: 18
Stück, Silber- und Bronzemünzen, von
A. Licinius Nerva, Vitellius, Vespasian,
Domitian, Nerva, Trigan, Hadrian, An-
toninus Plus und Elagabal.
Keihengräber zu Schwetzingen:
Auf dem Grundstück der Aktienbrauerei
wurde 1884 ein Gräberfeld entdeckt,
das ziemlich reiche Ausbeute ergab. Vgl.
Korr. m, 98 und Westd. Zs. IV S. 198
45. Seit jener Zeit wurden wieder-
holt Skelette gefunden, angeblich ohne
Beigaben. Im April d. J. stiess man
im Hof der Brauerei beim Sandgraben
in VU m Tiefe auf ein Männergrab
mit Schildbuckel, Speereisen und glat-
tem Topf. Die Direktion der Brauerei
Hess in dankenswertester Weise nach
unsem Anweisungen weitergraben und
tiberliess auch diesmal wieder sämtliche
Fundstücke unserer Sammlung Es fand
sich in etwa 8 Schritt Entfernung vom
ersten ein zweites Grab mit wohler-
haltenem Schädel, Topf, Kammresten
und Messer und 4 Schritte weiter ein
drittes in nur 70 cm Tiefe mit einem
Topf. Alle drei lagen von West nach
Ost, aber verhältnismässig weit aus-
einander. Eine systematische Aus-
grabung wäre daher ziemlich kostspie-
lig und erscheint auch mit Rücksicht
auf Bauten und Betrieb der Brauerei
unthunlich.
Mittelalterliches: Terracotta-
Statuctte, Christus mit Rosenkranz,
gef. im Rhein bei Bingen. Siegelab-
gttss in Zinn von der Goldenen Bulie
vom Originalstock in der Karlsruher
Münze. Thonabdruck des Wappens
der Rüdt v. Collenberg von der Minne-
burg bei Neckargerach. Eiserne Ofen-
platte und Kassette. Pfähser Münzen
und Stiche, darunter grosses Brustbild
der Elisabeth-Charlotte, femer Karri-
katuren, alte Mannheimer Stadtpläne
(Plan der Belagerung von 1622, Hand-
zeichnung). Anschaffungen für die
Bibliothek.
Für das Antiquarium (Städtischer
Besitz): Griechische und römische
Münzen. Grabfund von Petrignano
(Etnirien), bestehend in: Roägnr,
attische Vase mit Asche und Knochen-
resten, Basis aus Kalkstein, Kohlen-
pfanne, Feuerschürer und Feuerzange,
Schüssel und Bruchstücke von ein^n
Möbel, letzteres von Bronze mit Orna-
menten. [K. Baumann.]
Mittelrhein.
üiltenlierg , AltertOmertammliiiig der 46
Stadt. Kein nennenswerter Zuwachs.
[Conrady.]
Miltenberg, Privatsammiung auf der 47
Burg. Kein nennenswerter Zuwachs.
y [Conrady.]
Darmttadty GrotslierzogiicIiM üusewn. 50
Zugang von 1887188, I. Die archäo-
logischen Sammlungen. 1. Rö-
mische (griech. u. egypt) Alter-
tümer, a. Ankäufe und Funde: 1 röm.
Flasche aus Glas, gef. in Köln (Luxem-
burgerstr.) ; 1 desgl., gef. ebds. ; 1 Be-
cher, gef. ebds. ; 1 kleiner Becher, gef.
in Andernach; 2 Thräneniläschchen,
gef. in Andernach; 3 desgl., gef. in
Kreuznach ; 1 Spiegel aus Bronze ; 25
römische Zimmermannswerkzeuge, gef.
im Rhein bei Mainz und im Main bei
Offenbach; Gesamtfund vom Zimmer-
Slatze des Hm. Job. Wewzky in Mainz :
Urnen, 6 Krüge, 2 Schalen, 6 Lämp-
chen, ein Löwenköpfchen, Maske, sämt-
lich aus gebranntem Thon, 1 grössere,
1 kleinere Schale und Bruchstücke mit
Reliefs aus terra sig.; 1 grosse Flasche,
4 kleine, 1 Hals einer Flasche, IThrä-
nenfläschchen, 48 grüne und weisse
Spielsteine, Scherben, sämtlich aas
Glas, 1 Ring aus Knochen, 2 Werk-
zeuge desgl., Stilus aus Eisen, Bruch-
stücke aus Bronze und Eisen. — 1 rö-
mische Vase mit rötlich-grauen Dar-
Digiti
zedby Google
Museographie.
287
atelhmgen auf schwariem Grande, 1
desgl. mit rötlichen Darstellungen,
Lampe mit Maske and Bemalang, alle
drei Gegenstände angeblich in Marien-
bont gefunden. — Funde aus dem
römischen Heiligtum (Mithraeum) bei
Ober-FlorsUdt, vgl. Wd. Korr. VII, 48.
Tierfabei der alten Aegypter, Kopie
nach einem Original im Turiner Mu-
seum, b. Geschenke : Mehrere antike
Gemmen, von den Erben des verstor-
benen Geheimrats Herrn Walther in
Darmstadt; Gesamtfnnd aus Ober-Flor-
stadt, vom Grossh. Hofmarschallamt
überwiesen, von Herrn W. Stoffel in
Ober-Florstadt gefunden : verschiedene
Bruchstücke aus Eisen und Bronze,
eine Anzahl Ziegelsteine mit Stempeln
der XXn. Legion, Stücke eines Ge-
ftsses aus Thon mit Inschrift, Brach-
st&ck eines Geftsses aus Marmor, 2
Stücke Verputz, Bruchstücke von Ge-
fitosen aus Thon, 5 profilierte Steine,
Bruchstücke von Wandungen eines
Gastellthores , 1 Kupfermünze der
Faustina, 1 Silbermünze des Severas,
mehrere Brachstücke aus Glas.
2. Germanische Altertümer,
a. Ankäufe und Funde: 1 fr&nkische
Fibula, 1 Fragment einer solchen, 1
Glied einer Kette mit Filigranarbeit,
sämtlich aus Silber, gef. in Kraft bei
Andernach ; 1 fränkischer Anhänger aus
Silber in Gestalt einer Eichel mit Fili-
granarbeit, ge£ in Mainz ; 3 fränkische
Gläser, b. Geschenke: ein Brachstück
einer Steinaxt, gef. bei Darmstadt, von
Herrn Gymnasiallehrer Dr. Fritz; 1
Bronzering mit Oraamenten, gef. in
der Speyrer Schneise, von Henm Gym-
nasialschüler Glaser in Darmstadt;
2 Spiralarmbänder aus Bronze, gef. bei
Gross-Gerau, von Herra Lohr das. ; 3
Gemmen nach Art der sog. Alsener
Gemme, 1 desgl. mit einem Fisch (?),
von den Erben des verstorbenen Ge-
heimrats Henm Walther in Darmstadt ;
1 Urae aus gebranntem Thon und 1
desgl., zerbrochen, gef. bei Erdarbeiten
der Nebenbahn Osthofen - Westhofen
1887, vom Grossh. Ministerium der
Finanzen überwiesen.
n. Kunstgewerbliche Samm-
lungen, a. Ankäufe: 1 Gewürzstein
aus dem 15. Jahrb., gef. in Frohen-
haosen in der Prov. Hessen - Nassau ;
1 mittelalterliche Plombe mit der In-
schrift: Z. Geilnhusen, gef. in Mainz;
1 eiserae Ofenplatte mit der Darstel-
lung des Gebets am Oelberge; 1 sil-
beraer Damengürtel des 16. Jahrb. ;
1 Reliefplatte aus Thon mit der Dar-
stellung eines röm. Kaisers zu Pferde
aus dem 17. Jahrb.; 1 kleiner Sieg-
burger Krag mit Medaillons, b. Ge-
schenke : 1 Stück eines Kirchenfensters
mit Glasmalerei in Bleifassung aus
dem Jahre 1617 ; 1 Terentius, Franco-
furti MDLXXXV, Pergamentband mit
flachen Reliefs, von Herra Baurat
Braden in Darmstadt; 1 Fliese aus
Thon aus der Andreaskirche in Worms,
von Herrn Architekt Schnabel ; mehrere
galvanische Abdrücke von Originalen
des Grossh. Museums in Silber.
III. Münzsammlung, a. Ankäufe
und Funde: eine grosse Anzahl römi-
scher, mittelalterlicher und anderer
Münzen, b. Geschenke: 97 Vorschläge
aus der ehemaligen Grossherzoglichen
Münze in Darmstadt, überwiesen von
dem Grossh. Ministerium der Finanzen.
IV. Ethnologische Sammlungen.
Geschenke : Sammlung des Kaufmanns
Herra Gustav Volz in Darmstadt aus
dem Bismarck- Archipel ; mehrere Stein-
werkzeuge aus Texas und Kentucky,
von Hra. Dr. von Le Coq in Darmstadt.
Ausserdem: Die etwa 2000 Nummera
umfassende Sammlung des historischen
Vereins für das Grossh. Hessen, deren
Katalog im nächsten Jahre mitgeteilt
weiden wird.
Sonderausstellung von Goldschmiede-
arbeiten im Juli 1888: Die bedeu-
tendsten Schätze der Grossherzogl.
Silberkammer und des Palais und
Goldschmiedearbeiten der Herren Ph.
Bocker, Gebrüder Wondra, Dr. E. A.
Merck und Consul Stein, sämtlich in
Darmstadt. [Prof. Adamy]
Darmstadt, Sammlung des historischen 51
Vereins. Unsere Sammlung ist in die
Verwaltung des Staatsmuseums , wie
unsere Bibliothek in den Besitz der
staatlichen Bibliothek übergegangen.
[E. Wörner.]
Hanau, Bezirksverein für Hess. Gesch. 52
und Landeskunde. J. Unternehmungen:
S Untersuchung einer neu entdeckten
ruppe von Hügelgräbern im Enk-
heimerWald südlich von Bergen im
April und Oktober 1887. Drei von
12 Hügeln wurden durchforscht. Sic
enthielten je eine grosse Urae (40 cm
Höhe, 46 resp. 48 cm Dm.), und teils
Digiti
zedby Google
288
Museographie.
zerbrochene, teils noch ganz erhaltene
Thongefässe. Ausserdem fanden sich
in den beiden kleineren, nahe bei ein-
ander gelegenen Hageln mehrere mas-
sive und hohle Bronzeringe, in dem
grössten, isoliert gelegenen, ein eiser-
nes Langschwert mit Resten der höl-
zernen Scheide (?gl. Mitteilungen an
die Mitglieder des Vereins für hess.
Geschichte und Landeskunde, 1887,
I— IV, S. LXIII ff. und LXXX ff.)
2) Untersuchung eines gepflasterten,
wahrscheinlich römischen Weges
durch das EnkheimerMoor im
April 1887.
8) Ausgrabungen in Eesselstadt
im Herbst 1887. Das römische
Gas teil, von welchem im Herbst 1886
Spuren entdeckt worden waren (vgl.
Wd. Zs. VI, S. 295) wurde in der für das
rechtsrheinische Gebiet bisher beispiel-
losen Grösse von 374 m Länge und
Breite mit Eck- und Zwischentürmen
und doppelten Spitzgräben aufgefun-
den (vgl. Borl. philologische Wochen-
schrift, 1888, Nr. 10 u. 11). Aussei
dem wurde die vom Mainquai bei Ha-
nau in der Richtung auf Friedberg
verlaufende römische Strasse bis in
die Nähe der Kinzig verfolgt und ihr
Zusammenhang mit der im November
1886 bei Hanau entdeckten Mainbrücke
nachgewiesen. Auf dem „Salisberge"
zwischen Hanau und Kesselstadt wur-
den zu beiden Seiten der genannten
Strasse zwei Villenanlagen mit zer-
störten Kellern und Hypokausten teils
neu entdeckt, teils weiter verfolgt.
4) Untersuchung einer römischen Was-
serleitung beim Kastell Marköbel im
Juni 1887.
ö) Untersuchung eines hinter dem
Pfahlgraben verlaufenden und diesen
teilweise ersetzenden Bohlwegs mit
Palisadenwand im Doppelbiersumpfe
in der Bulau östlich von Hanau (vgl.
Mitteilungen des V. f. h. G. u. L. 1887,
I-IV, S. 4 XXV ff. und Westd. Zs.
VII S. 61).
Zuwachs des Museums : Germanische
Urnen und sonstige Gefässe aus dem
Enkheimer Wald und von Langendie-
bach, Bronzeringe und Eisenschwert
aus dem Enkheimer Walde. Römische
Ziegel mit Trappenstempel (Coh. I. C. R.
und Leg. XXII pr. p. f. vom Salisberg,
Leg. XXn, pr. p. f. und Coh. IV Vind.
von Grosskrotzcnburg), Sigillatagcfässo
und Fragmente mit Töpfersterapel,
Lämpchen, Bronzegeräte und Münzen
von Kesselstadt und Grosskrotzenburg.
Thonröhren nebst Schlammkasten and
gestempelte Sigillata von Marköbel.
Pfahlstümpfe aus dem Doppelbiersumpf.
[Georg Wolf£]
Frankfurt, Hittorischat Mutettm. Gross- 53
artiger Fund eines Mithraeums bei
Heddemheim, bespr. Wd. Korr. VI, 2Sj
50— '2. Durch Einzelfunde in Hed-
demheim hat sich auch unsere Samm-
lung an Gefässen u. Eisenger&tschaften
wesentlich vermehrt Unter diesen Fun-
den ist die Rollenvorrichtung und das
eiserne Beschl&g einer Schiebthüre ganz
besonders hervorzuheben. Reiche Samm-
lung von 50 Stücken fränkisch-raero-
vingischer Zierrate, meist Schnallen n.
Gürtelenden, Ohr- und Armringe in
Bronze, dabei jedoch auch eine graziös
gearbeitete Scheibenagraffe in Silber,
mit Granaten und Filigran-Omamenten
geschmückt. Schöner romanischer Bron-
zelöwe als Wassergefäss gebildet, ein
sog. Aquamanile. Ausgezeichnet schön
bemaltes Holzrelief aus dem Ende des
15. Jhs. oder Anfang des 16., welches
in halben Figuren die heilige Anna mit
Maria u. dem Christuskinde vorstellt^
umgeben von vier singenden Engeln. Es
ist die Arbeit eines ganz vorzüglichen
Künstlers u. dabei von fast tadelloser
Erhaltung.
[Nach dem 11. Jahresber. des Ver-
eins f. d h. Mus.].
Homburg, Saalburgmuteum. In dem 55
Wd. Korr. IV, 66 wurde bereits auf
einen an der Saalburg au^efundencn
Brunnen mit viereckigem Querschnitt,
der mit eichenen Bohlen ausgeschach-
tet war, hingewiesen und über allerlei
Funde aus Leder, Holz etc. berichtet.
Seit dieser Zeit entdeckte man an der
Saalburg bezw. in der unmittelbar am
dieselbe liegenden römischen bürger-
lichen Niederlassung noch 14 solcher
Holzbrunnen, die nach verschiedenen
Umständen und den gemachten Fan-
den zu schliessen, aus der ältesten Zeit
der römischen Ansiedelung stammen.
In den Brunnen, welche eine Tiefe von
8—12 m haben, fanden sich in der
Regel auf der Sohle Gegenstände von
Leder (Schuhwerk), Holz und Stoff;
die durch den nassen moorigen Schlamm
gut erhalten waren und das Saalbarg-
Museum mit geradezu ausserordentlich
Digiti
zedby Google
Museographie.
289
seltenen rumischen Altertümern be-
reicherten.
F&r dies Mal bringen wir aus
einem an der nach dem römischen
Heddernheim (Nidomagas) fuhrenden,
südlich ded Castells liegenden Haupt-
strasse gelegenen Brunnen eine Ab-
bildung der Ziehbrunnen -Einrichtung,
wie sie bis jetzt wohl kaum ander-
wärts aus einer so fern gelegenen Zeit
ausgegraben wurde.
Taf. 7 Fig. 1 stellt den Brunnen,
wie er sich ohne Mühe aus dem teils
verkohlten Holz hat zusammensetzen
lassen, in perspektivischer Ansicht dar.
Die lichte Weite des Brunnens beträgt
1,^ m, die Bohlen sind gespalten,
haben eine Stärke von 5—6 cm und
eine Breite von 25— 30 cm; an den
Enden befindet sich zu besserem Zu-
sammenhalt eine Verzapfung bezw.
Obersetzung. Der Querbalken bezw.
der Gialgen, an welchem die Rolle
hängt, war durch Überplattung mit den
Stützen verbunden. An der stark ver-
kohlten Rolle Flg. 4 u. 5 sieht man
noch deutlich die Dreherarbeit, das
Eisenwerk an derselben ist gut erhal-
ten und in ähnlicher Weise, wie es
jetzt noch bei Flaschenzügen gebräuch-
lich ist, hergestellt.
Die Eimer (Flg. 2 u. 3), welche nach
beiden Enden konisch zulaufen, sind
mit eisernen Reifen und Haften, an
welchen sich die Henkel befestigt fin-
den, beschlagen. Das Brunnenwerk und
die Eimer sind aus Eichenholz, die
Rolle dagegen aus Rüstemholz gefer-
tigt. Der grössere Teil des Rollseiles
lag, wenn auch schlecht erhalten, im
Schlammboden, und gelang es, Stücke
davon zu konservieren. Das Seil ist
aus Hanf und zwar in ähnlicher Weise
wie die unsrigen hergestellt. S.
56 Wiesbaden, Muteuin fOr AltertQiner.
Die Rheinkorrekturen, welche in
der „grossen und kleinen Gies*' aus<
geführt worden sind, haben uns man-
cherlei Waffen und sonstiges Geräte
gebracht: ich nenne einen trefflich
erhaltenen, vielleicht nie gebrauchten
Getreide-Reibstein von Mendiger Lava,
einen sog. Bonapartshut von auffallend
flacher Form, einen durchbohrten Stein-
hammer und ebensolchen Hirschzinken,
wohl ein urtümliches Korbflechtewerk-
zeug) ein Schwert, einen Hirschfänger,
eine Lanzenspitzc. Auch ein Schwert
mit Messingknauf und der Goldinschrift
„min Swert", ein anderes mit Holzgriff,
eines mit Korb, sowie ein Dolch mit
Besteck in silberner Scheide kamen
aus dem Rhein. Dazu eine Anzahl un-
vergänglicher Siegburger Weinkrüge
und eine Terra sigillata-Schale, in der
sich der Töpfer COSTNIVS wohl etwas
unorthographisch für Constantius ver-
ewigt hat.
Aus Wiesbaden gingen uns aus den
Fundamenten des Rathauses ein schö-
nes mittelalterliches Passglas (Dom-
becher), eine ausgezeichnete fränkische
Perle, ein Kesselhaken und ein römi<
scher Bronzewagebalken zu. Sehr er-
wähnenswert ist hier, dass ein Teil
des Rathauses in einer 10— 30 cm star-
ken Sinterschicht steht, welche 4 m
unter dem Bürgersteig auf einer Kies-
schicht lagert. Sie lässt uns einen in
der Urzeit ungezählte Jahre lang hier
ruhig stehenden See vonThermal-
wasser sehen.
Wir danken der Aufmerksamkeit des
Herrn Gottwald während der Funda-
mentimng seines Hinterbaues an der
Schwalbacher Strasse verschiedene Tö-
pfereien, welche in dem hier durch-
ziehenden ältesten Stadtgraben
liegen, namentlich einen wohlerhalte-
nen gefältelten schwarzen Salbenbecher,
zahlreiche Bruchstücke von Terra sigil-
lata-Gefässen, die unser Firmenregister
röm. Töpfer um einen CINNAMVSF,
ALBVSFE, CELADIMAN, LMIA, HE-
LENVSF, (? OCENVSF ?) vermehrt
haben. SECVNF fand sich hinter der
letzten Stadtumschliessung in der Saal-
gasse Nr. H2. Aus dem alten Graben
vor der Heidenmauer und aus dem
Trudenbach, zwischen der Lang- und
Metzgergasse, empfingen wir Töpfer-
stempel FAVNOF, IVTINVSF. (Von
Andernach erhielten wir ein SVAVIM.)
Femer erhielten wir drei Thonkrügel-
chen mit XXVI, LVHI und LXXXVI
wohl zum Zwecke des Rechnens oder
eines Spieles bezeichnet ; es fand sich
eine grosse Zahl derselben in Hed-
dernheim beisammen. Von eben da-
her empfingen wir ein gefälteltes Salb-
gefäss mit einem Untersatzring, das
im Töpferofen zu hartem Steingeschirr
gebrannt war, eine kräftige eiserne
Lanzenspitze, die am Fusse des Düns-
bergs gefunden worden war. Als Ge-
schenk erhielten wir den interessanten
Digiti
zedby Google
290
Museographie.
Inscbriftetein der hastiferi sive pagtores
(vgl. Wd. Korr. VI, 119), als Deposi-
tum die Marmorbüste der Herzogin
Pauline von Nassau; femer eine
Anzahl hübscher, aus einer Porzellan-
masse angefertigter Cameen. Aus der
Untersuchung eines Grabhügels bei Rod-
heim am Fusse des Dünsberg brachten
wir einige anders wie die im Taunus-
lande gestaltete Urnen mit. D i e H ö h -
len von 8teeten besch&ftigten uns
auch in diesem Jahre mehrere Tage.
Die Untersuchungen betrafen die Yer^
tiefung des früher schon entdeckten
Gletschertopfes (er hat bis auf den
Felsgrund 7,30 m Tiefe bei einem
Durchm. von 1,10 m) u. zweier bis da-
hin unbekannter Hohlen: des Wildkel-
ler und des Hasenbackofen. Die Aus-
beute an menschlichen, an Mammuts- u
sonstigen Gebeinen wird im nilchsten An-
nalenhefte von Hm. Prof. Dr.Schaaf-
hausen und uns beschrieben werden.
Erwerbungen: Drei angeblich aus
Rheinhessen stammende schwergoldene
Schnallen; die grössere mit vier Hya-
zinthen u. etwas verwittertem Schmelz,
eine kleiner^ mit sechs Hyazinthen und
die kleinste unverziert. Der Fund ist
einigermassen datiert durch eine Gold-
münze von Valens.
Ferner noch folgende röm. Dinge:
Von Glas ein Ring, zwei Schalen^
eine kleine Amphore, ein Trink-
becher und eine Vase. Eine Mille«
fiore und eine Calcedon-Perle.
Ein, Andemach eigenes, halbrot halb-
schwarzes Terra sigillata-Gef&ss, einige
Lampen, Kinderrasseln von Thon mit
Hirschkopf und ähnlichem Allerlei
kleine Spielereien von Bronze, näm-
lich drei Beile, eine Flasche, ein Texel,
eine Leiter, eine Heugabel, Hund und
Hase, eine Kröte, femer einen Schröpf-
kopf von Bronze. — Aus fränkischer
Zeit ein schönes Nektarienglas u. andere
Weingläser. Verschiedene römisch-
fränkische Schmucksachen: Silber^
ring mit Stein, ein Anhänger, eine
kleine runde Fibula mit blauem Stein
u. s. w., eine fränkische Lanze und
ein Einschlagkamm von Erb ach. Ans
der Wetterau erhielten wir zwei
Steinbeile aus kostbarem Stoffe: Ne*
phrit und Chloromelanit.
Es haben sich in unserem Museum
allmählich mancherlei emaillirte Stücke
angesammelt, welche wir als Belege
zu einer Geschichte des Emailles
zusammengestellt haben, indem daria
sowohl die nbarbariscbe** (vorrdmische),
als die römische, dann die romanisch-
rheinische, aus der sich die Emaille
von Limoges entwickelt hat, vertreten
sind; wir waren daher veranlasst, die
Reihe durch die japanische und chi-
nesische Zellenschmelze auf Metall und
auf Porzellan zu ergänzen. Wir machen
besonders auf sechs Teller in japa-
nischem Zellenschmelz aufmeric-
sam, in welchen die Fabrikation Schritt
für Schritt verfolgt werden kann. Eine
chinesische ThonschOssel ist deshalb
interessant, weil gewisse Fabrikationa-
fehler an ihr sehr sinnreich zu neuem
Schmucke benutzt sind.
[Nach einem Bericht des Konserva-
tors Oberst v. Cohausen im Rhein.
Kurier.]
. Später, Museuni des hitteritclieii Ver- 58
eins der Pfalz. PublikaHonen: (Neuer)
Katalog der historischen Abteilung des
■Museums in Speier. Zur sechzigjäb-
rigen Gedenkfeier der Gründung des
historischen Vereines der Pfalz (1827
bis t887). Von dem Unterzeichneten.
XIV u. 116 Seiten mit der photo-litho-
graphischen Abbildung eines als Ge-
wichtstein dienenden Tritonskopfes aus
Bronze.
Untem^mungen: Fortführung u. Be-
endigung der Ausgrabungen in Altrip
(ausgedehnte römisch. Gebäudeanlacen)
u. Obrigheim (fränkisches Leichenfeld)
und vorläufige Untersuchung der Hei-
denburg bei Kreimbach (spätrOmisches
Refugium). Über die beiden letzteren
Unternehmungen hat Dr. C. Mehlis
wiederholt im nKorrespondenzblatt der
Westdeutschen Zeitschrift* referiert;
über AUdp wird das im Druck be-
findliche XIIL Heft der „Mitteilungen
d. histor. Ver. d. Pfalz** weitere, von
einem neuen Grundriss begleitete An-
gaben bringen.
Erwerbungen: Von praehis tori-
schen Gegenständen erwähnen wir zu-
nächst Steinartefakte aus Speier, Jock-
ffrim, Kleinkarlbach u. Schwegenheim,
ferner eine Urne von 82 cm Umfang,
gleichfalls aus Kleinkarlbach, und eine
besonders wohl erhaltene Urne nebst
einem Napfe oder einer kleinen Schüssel
aus dem la-T^ne Grabfeld bei Ofitstein.
Von den Zugängen der römischen
Abteilung verdienen Erwähnung : Zwei
Digiti
zedby Google
Museograpbie.
291
Staindenkmäler Ton der Heidenborg
bei OberBtaufenbacb, das eine ein In-
Bchriftstein, das andere in einer niscben-
artigen Yertiefang eine reicbgewandete
mftuiliche Figur von der Mitte des Lei-
bes abwärts zeigend, besonders aber eine
Steinplatte aus AJtrip von gegenwärtig
nocb 113 cm Höhe u. 86 cm Breite mit
der nahezu rund gearbeiteten figürli-
chen Darstellung eines jugendlichen
Kriegers im enganscbliessenden Waf-
fenroek mit Gürtel u. in Halbstiefeln.
In Nr. 1 des Korrespondenzblattes der
Westd. Zs. vom Yoijahre bereits be-
schrieben ist ein woblerbaltenes sa-
misches Gefäss mit weisser Bemalung,
welchem wir mit Übergehung der ge-
wöhnlicheren Terrakotten eine wohl-
eriialtene Formschüssel, die Hälfte einer
zweiten u. zwei grössere Bruchstücke
einer dritten u. vierten, sämtlich aus
Rheinzabem, anreihen. Die wertvollste
Bereidierung aber erhielt diese Abtei-
lang durch 5 wohlerhaltene römische
Glasgefässe aus Speier, wovon 4 in
einem Steinsargbegräbnis, das öte frei
im Boden stehend aufgefunden wurden.
Das fränkische Totenfeld bei Ob-
righeim lieferte an weiterer Ausbeute:
2 Schildbuckel, 1 Spatha, 3 Scrama-
•aze, 4 Lanzen, 7 Pfeilspitzen, 1 Messer,
2 Pferdegebisse, 1 Eimerbeschläg, zahl-
reiche kleinere Beschläge, Knöpfe und
Ringe ans Bronze, 1 Bronzefibel, 1 Sie-
Slnng mit schriftähnlichen Zeichen,
rbige Perlen, Thonwirtel, kleinere
Thongefässe u. s. w.
Was die neuere Zeit betrifft, so
kommen hier besonders alte Landkar-
ten, Städteansichten, Münzen u. dgl.
in betracht, wofür zum teil sehr ansehn-
liche Aufwendungen gemacht wurden.
Wir nennen in ersterer Hinsicht eine
Karte der Rheinpfalz von 1592, die
Darstellung des Rheinüberganges der
Russen bei Mannheim am 1. Januar
1814, diejenige der gleichen Operation
seitens der Franzosen bei Speier am
29. Juni 1645, der Einnahme Speiers
durch Custine am 29. September 1792,
des Feldlagers des Prinzen Eugen von
Savoyen bei Speier im September 1711,
drei seltene Flugblätter auf die zwei-
malige Belagerung u. Eroberung Lan-
daus durch die Kaiserlichen 1702 u.
1704 u. s. w. Von Münzen mögen nur
die seltensten Stücke hier namhaft ge-
macht werden wie die gemeinschaftliche
Vikariatsmedaille Karl Alberts und
Karl Philipps von 1742, die Contrefait-
Medaille des Kurfürsten Johann Kasi-
mir von 1578, diejenige Wolfgang
Wilhelms von 1615, der Vikariatsthaler
Kari Theodors von 1745, der Thaler
Friedrichs IV. von der Pfalz von 1610,
die Medaille der Sophie von der Pfalz,
der Gemahlin Ernst Augusts von Braun-
Bchweig, von 1693, diejenige auf die
Vermählung der Anna Christina Louise
mit Karl Emanuel von Sardinien 1722,
eine besonders seltene Medaille auf
die Einnahme Landaus durch die
Kaiserlichen 1704 (RS. Herkules den
Riesen Cacus verfolgend), das 84 mm
grosse Prachtmedaillon der Anna Maria
Louise, der zweiten Gemahlin des Kur-
fürsten Jobann Wilhelm, die von St.
Urbain verfertigte Portraitmedaille der
Elisabetha Charlotte von der Pfalz,
Herzogin von Orleans, u. s. w. Erwäh-
nung verdient auch eine Sammlung vor-
züglich ausgeführter Gipsabgüsse zum
teil sehr seltener Siegel der gräflichen
und fürstlichen Häuser Westerburg,
Leiningen, Leiningen- Westerburg und
Leiningen -Hartenburg, ein Geschenk
des Herrn Grafen Karl Emich zu Lei-
ningeh-Westerburg, z. Z. Brigade-Ad-
jutant in Breslau.
[Prof. Harster.]
Worms, Paulus -Museum. Von Mitte 67
1887 bis Mitte 1888. I. Untern^-
nmngen: a) Ausgrabung fränkischer
Grabfelder in Gundersheim,
Harxheim, Gundheim u. Eims-
heim. In Gundersheim, wo im ver-
gangenen Jahre 12 Gräber geöffnet
worden waren, darunter 4 unversehrte,
wurden im Herbst 1887 die Unter-
suchungen weiter fortgesetzt und dabei
62 erhaltene und 91 zerstörte Gräber
aufgedeckt. Die Ausbeute bestand in
25 Gefässen, 6 Glasbechem, darunter
1 Glas von besonderer Form, abgeb.
Taf. 2 Fig. 3, 21 Perlenschnüren, 7
Alroandintibeln, worunter eine in der
Mitte mit einem in Filigran verzierten
buckelförmigen Plättchen belegt ist,
ausserdem sind fünf verzierte Silber-
plättchen in regelmässigen Abständen
in den Kranz der Almandine eingefügt,
abgeb. Taf. 2 Fig. 2. Femer wurden
2 Scheibenfibein aus Bronze gefunden
und 1 silberne mit Niello verzierte
Spangenfibel, auf deren Rückseite ru-
nenartige Zeichen eingeritzt sind. Zwei
Digiti
zedby Google
292
Maseograpbie.
Frauenleicben waren mit Zierscheiben
geschmückt. Die eine der ^clieiben
war ohne Ring, um die andere war
ein King von Elfenbein gelegt, der mit
kleinen Bronzebändem an der Scheibe
befestigt war. Der Ring, von welchem
sich noch mehrere Stücke erhalten hat-
ten, wurde im röm.-germ. Central-Mu-
seum in Mainz in vorzüglicher Weise er-
gänzt, so dass dadurch in anschaulicher
Weise die ursprüngliche Form und der
Gebrauch des Schmuckstückes vor Au-
gen geführt wird, abgeb. Taf. 5 Flg. 5.
Spathen wurden 3, darunter 1 mit einem
eigenartig verzierten Bronzeknauf, ab-
gab. Taf. 1 Flg. 4 und Schildbuckel 2 ge-
funden, ausserdem 1 Franziska. Ausser
vielen anderen Fundstücken verdienen
erwähnt zu werden eine Bronzeschüssel,
1 kleine Silbermünze des Justinian mit
dem Revers: DN BADVILA REX. und
1 als Anhänger getragene kleine gal-
lische Silbermünze. Nach Vollendung
der Ausgrabung soll eingehender über
dieselbe berichtet werden. In Harx-
heim wurden 19 Gräber aufgedeckt,
darunter 5 unversehrte. In Gund-
h eim wurde nur auf einem kleinen Teil
des Grab feldes gegraben und dort nur
Leichen ohne Beigaben entdeckt In
E i m s h e i m erwies sich das ganze Grab-
feld teils durch Beraubung, teils durch
den Ackerbau zerstört.
b) Untersuchung rum. Strassen-
Züge in Worms. Bei den Erdar-
beiten für die Kanalisation und die
Wasserleitung wurde innerhalb der Stadt
an 24 Stellen römische Strassenkörper
blosgelegt. Jede einzelne Stelle wurde
alsdann genau untersucht, ausgemessen
und eingezeichnet. Auf diese Weise
gelang es bis jetzt, ausser den im vor-
jährigen Bericht erwähnten 4 Römer-
strassen noch 7, vielleicht auch 9 neue
Strassenzüge aufzufinden und einzu-
zeichnen. Die meisten derselben liegen
genau in der Flucht der ausserhalb der
Stadt sich noch durch verschiedene
Merkmale als Römerstrassen kennzeich-
nenden Feldwege. Manchmal ist der
Strassenkörper auf grössere Strecken
noch vollständig intakt erhalten. So
gelang es in der Pankratiusgasse und
Mathildenstrasse den Strassenkörper
der Hauptrömerstrasse Mainz- Speier
über 300 Schritt ununterbrochen zu
verfolgen. Derselbe liegt an manchen
Stellen direkt unter dem heutigen
Pflaster. Wenn aoch bei diesen Unter-
suchungen keine besonders bemerkens
werten Funde gemacht worden sind, so
ist doch durch sie die Topographie der
Römerstadt in einem wichtigen Teile
besonders bereichert worden. Bei den
auf die Wasserleitung folgenden Kana-
lisierungsarbeiten werden die Unter-
suchungen noch weiter fortgesetzt und
es werden dann die sich voraussicht-
lich neu ergebenden Resultate mit den
bereits gewonnenen verglichen werden
können.
c) Untersuchung römischer Ge-
bäudereste in Worms. Bei den
vorhin erwähnten Arbeiten wurden auch
alle römischen Grebäudesubstniktionen
sorgfältig vermessen und eingezeichnet
Besondere Funde wurden auch dabei
nicht gemacht
IL Zuwachs: a) An prähistor.
Altertümern: 1) Steinzeit: Aus
FlombornS Stein Werkzeuge : t grosser
durchbohrter Steinhammer, die Hälfte
eines Hammers und die Korr. YII, 70
beschriebene sogonannte „Hacke**. Die
ebendaselbst beschriebene Bodenhacke
aus Mölsheim, abgsb. Taf. 3 Flg. 1,
sowie die übrigen dort angeführten
Steinartefakte ; aus Albisheiml kahn-
förmiger Feuersteinschaber sowie das
Bruchstück eines solchen ; aus Odern-
heim ein Steinkeil aus grünlicher Ge-
steinart; aus Wörrstadt ein grosser
durchbohrter Hammer von 2 Kilo Ge-
wicht und ein Meisel aus schwarzem
Kieseischiefer ; vom Weinsheimer
Zollhaus ein Wetzstein; aus Worms
ein in der Augustinerstrasse vor langer
Zeit gefundener, ovaler, schwarzer
Stein (Kieselschiefer) mit einer schar-
fen Rille versehen zum Tragen an
einer Schnur als Amulet und ein
in der Spiegelgasse bei der Wasser-
leitung gefundenes Steinbeilchen; aus
Langenbergheim (Oberhessen) ein
ebensolches; ausEimsheim ein Hand-
mühlstein (Napoleonshut); aus Eul-
au (Prov. Sachsen) ein halber Stein-
hammer; aus der Schweiz (Spiennes)
eine Kollektion geschlagener Steinwerk-
zeuge, sowie aus Pfahlbauten eine Kol-
lektion Steinwerkzeuge, Knocheninstru-
mente, Spinddn und Früchte.
2) Bronzezeit: Gräberfunde ans
Leiselheim von jener Anhöhe, auf
welcher schon mehrmals Gräber mit
Radnadeln und Spiralarmringen, sowie
Digiti
zedby Google
Museographie.
293
vidle Tricbtergniben mit charakteris-
tischen ScherbMi gefunden worden sind.
£8 fanden sich beim Abfahren von Erde
mehrere von NO. nach SW. orientierte
Skelette in hockender Stellung Die
Knochen wurden von den Findern leider
nicht beachtet. Die Beigaben bestanden
in meist zerbrochenen GefiUsen, auch
einigen zerbrochenen Steinartefakten.
Ein Gefäss ist wegen seiner eigenar-
tigen Verzierung interessant. Es trägt
um den Hals einen Kranz von 9 kleinen
Näpfchen, abgeb. Taf. 2 Fig. 1. Ein
anderes trägt das Pseudoschnuroma-
ment» In Osthofen wurden aus einem
bereits zerstörten Grabe mehrere Stücke
des aus gestampftem Letten bestehenden
Estrichs entnommen. Ebendaher vom
Neuberg ein Miniaturgefäss mit doppelt
durchbohrtem Rande, femer ein grosser
Zettelstrecker aus Thon; ein eben-
solcher aus der Kiesgrube bei Neu-
hausen; aus Albisheim ein kleines
gehenkeltes Gefässchen; aus Essel-
born 4 Bronzearmringe mit kleinen
Stollen; aus PI an ig ein gewundener
Armring sowie ein Stuck eines Bronze-
schwertes; aus Worms (Rheinge-
wann) ein kleiner Armring aus Bronze.
3)Hall8tätter Periode: Ein Stück
einer inwendig mit Graphit und weiss-
liehen Strichen und aussen mit einer
breiten Graphitborde verzierten Schale
von der städtischen Kiesgrube bei N e u -
hausen (ähnliche wurden in Pfedders-
heim gefunden); aus Albsheim Inhalt
eines Grabhügels, bestehend aus zwei
grossen Fussringen, 2 kleinen geschlos-
senen Kinderarmringen sowie einem
hohlen durch Jneinanderstecken der
Enden verschliessbaren Ohrring, in wel-
chem als Zierrat 2 kleine Ringchen
hängen, alle aus Bronze; aus Essel-
born 2 massive auf ebensolche Weise
verschliessbare Armringe aus Bronze;
aus Breitenheim bei Meisenheim ein
runder und ein ovaler Fussring, sowie
das Stück eines mit Strichen verzierten
Armringes ans Bronze; aus Des loch
(Gemeindewald) ein mit Strichen und
Einkerbungen versehener Bronzearm-
ring; ebendaher (Sandgrube) ein Bronze-
fund, bestehend aus 2 schweren Fuss-
ringen, einem geschlossenen Halsring,
2 mit Strichen verzierten Armringen
und 1 jener interessanten, gewundenen,
scharfkantigen Halsringe (Wendelringe)
in Stücken, wie bei Lindenschmit A.
u. h. V. Bd. I, .\r, Taf. 3 Fig. 1—4,
ferner Bruchstücke eines ebendaselbst
abgebildeten (Fig. 5) Ringes mit wech-
selnder Torsion. Dabei fanden sich
noch Stückchen von Leder. — Ein
Bronzeschwert vom Hallstatt- Typus,
eine Bronzelanze mit verziertem Blatt,
mit\ Tülle und Nagelloch, ein kleiner
Hohlkeit mit breiter Schneide u. Oese,
sowie eine Schnabel kanne sind von Hrn.
Major V. Heyl angekauft und dem Mu-
seum übergeben worden. Sie sollen aus
einem westdeutschen Grabhügel stam-
men. (Für die Bronzelanze sehr zwei-
felhaft!).
4) La T^ne-Periode: Aus Hamm
ein Bronzefund, bestehend aus zwei
Oberarmringen, 3 Vorderarmringen, 1
Armring mit kolbigen Anschwellungen
und 1 halben Halsring, femer einer ein-
gliedrigen Bronzedrahtfibel mit freiem
Schiassstück (Früb-la T^ne) Die Funde
von Eich im voijährigen Bericht (soll
heissen „Hamm**) sind auch von dieser
Stelle. Sie soll noch genauer unter-
sucht werdeq ; aus V i r n h e i m 2 Früh-
la Täne- Fibeln mit in einer Platte
endigendem freien Schlussstück. Auf
dieselbe sind mit Bronzescheibchen
bedeckte Knöpfe ausBlu temailglas durch
Kitt aufgeheftet. Dabei gefunden ein .
schöner geperlter Armring mit petschaft-
ähnlichen Schlussknöpfen aus Bronze
und ein Gürtelhaken aus Eisen; aus
Bürstadt mehrere dünne eiseme Ringe
mit eigenartigen Knöpfen, kleine Be-
schläge und 1 Gürtelhaken aus Eisen ;
aus Lorsch ein in einem Hügel ge-
fundenes, leicht gebogenes Eisenschwert
ohne Scheide. Länge der Klinge 76,5,
des Griffes mit Knopf lö,ö, Breite
4,7 cm.
b) An rumischen Altertümern:
Aus Worms Fund bei einem Neubau
in der Heyl'schen Fabrik in Maria-
münster, bestehend aus mehreren Urnen,
Tellern, Krügen und Lämpchen ; Fund
von der Malzfabrik von Hirschler an
der Alzeierstrasse: mehrere kleine Ge-
fässe, eine Schüssel, 1 der für Worms
chariikteristischen Gesichtskrüge und 2
Nadeln. Von früher gemachten Funden
wurden dem Museum noch übergeben:
1 ebensolcher Gesichtskmg, eine Ge-
sichtsurne mit von den übrigen abwei-
chendem Halse und ein Tintenfass aus
Sigillataerde ; ferner 12 kleine Gefässe
(Kindergefässe) von der Ausgrabung am
Digiti
zedby Google
294
Mnseographie.
Schildwe^ 1885; too ebendaher ein
SigillAtabecher mit AnÜKbrift n. einige
andere Gefibsie, dann eine fchone Glas-
fliacbe; roa der Ansgralmi^ in der
Knnttwollfabrik ftammend mehrere Ge-
fitete und vom Tafelacker der Firma
Dörr n. Reinhart ein Krfigelehen. Von
den bei der Kanaliaation und der Roh-
renlegnng der Wasserleitang gemachten
Fanden sind ausser dem Korr. VI, 186
beschriebenen Meilensteine noch meh-
rere S&ulentrommeln, Säalenbuien nnd
Kapitale, alle einfach gearbeitet, ge-
fanden worden, Nor ein Mal fand sich
ein verziertes Kapital and zwar eines
jener CompositkapiUle mit 4 Franen-
köpfen, dann wnrden viele würfelför-
mige Qnader, mehrere Mahlsteine und
viele Stücke von solchen, viele Ziegel,
hingegen nur einmal ein Legionsziegel
der 22. Legion, aber ohne Beinamen,
Heizröhren, Spielsteine, viele Sigillata-
stempel, Gefasse, 2 Gläser, mehrere
Schlüssel, Pferdebeschläge, Fibeln, Na-
deln aus Bronze und Bein, einige Arm-
ringe, Pincetten, Löffel, Hammer und
Meisel and viele Münzen gefunden. Bei
dem Bau des Wasserwerks in der Klos-
tergasse wurde eine grössere Zahl in-
teressanter Funde gemacht Ausser den
Korr. VH, 50 beschriebenen Gegen-
ständen (der Löwe ist abgsb. Taf. 4
Fig. 1) wurde noch gefunden : 1 Figur
aus weissem Thon, einen Löwen dar-
stellend, abgtb. Taf. 4 Fig. 2 ; der Torso
einer Figur aus weissem Thon, wahr-
scheinlich einen Merkur vorstellend,
abgeb. Taf. 5 Fig. 1; der Griff eines
Einschlagmessers aus Bein, einen mit
einer Toga bekleideten Mann wieder-
gebend; eine Skulptur aus Sandstein,
den Kopf eines Kindes darstellend ; den
Korr. VII, 76 beschriebenen Mars Lou-
cetius ; den Hals eines Doliums mit einer
Pinselschrift, von welcher nocli erhalten
sind die Worte:
VIN • PRIM
MMARIDI(I) THALASSI
in Cursivschrift, dann viele Sigillata-
stempel, Stücke von Millefiori^Ias, eine
kleine Kugel aus gebranntem Thon, wie
ein modemer Klicker, ein eichelartig
geformter, mit Strichen und Kreisen
verzierter Knopf aus Bein von 5 cm
Länge, der auf einer 33 mm langen
mitstrichen verzierten Hülse aus Bronze
steckt. Besondere Erwähnung verdie-
nen noch die an dieser Stelle gefun-
denen Gefasse. Ausser mehreren ümea,
die anf Ascheobestattangen scfaJiessen
lassen, kamen haoptsicUich Krüge znm
Vorschein. Es sind dies meist doppel»
henklige grössere und kleinere, durch-
schnittiich 2a cm hohe Krage, die alle
mit weisser Farbe überstrichen sind
und beinahe alle dieselbe Profilierang
zeigen. Es wurden deren wohl über
lÜO, oft 10—12 o. mehr nebeneinander-
stehend 3 m tief anter der Oberfläche
§efhnden. Da keine Leichen, auch keine
pnr von gebrannten Knochen oder
Aschenamen, nur Thierknochen dabei
gefunden wnrden, also alle Merkmale
von Bestattungen fehlten, und sie sich
in solcher Menge beisammen nur in der
Nähe des oben erwähnten Altars des
Mars Loncetius fanden, ein Krug über-
dies noch die eingeritzte Aufschrift
„Martis** anf beiden Seiten des Halses
tmg (nicht amatis, wie es in Korr. VU,
50 Anmerk. heist) so lässt sich ver-
muten, dass diese Kruge Weihegaben
darstellten, die neben dem Altar des
Mars niedergestellt wurden.
Leider war die Mehrzahl derselben
total zerdrückt, so dass ausser einem
Dutzend erhaltener etwa, nur wenige
noch vollständig zusammengesetzt wer-
den können. Die wertvollsten Stucke
des diesjährigen Zuwachses bilden
zwei von Herrn Migor v. Heyl dem
Museum übergebene römische Alter-
tümer. Es ist der Lindenschmit A. n.
h. V. Bd. IV Taf. 21 Fig. l abgebil-
dete und beschriebene Schlichthobel ans
Eisen, der vor mehreren Jahren unter
röm. Bauresten in K ö 1 n gefunden wurde
und das obere Stück eines Gladius mit
Elfenbeingriff in Form eines Adler-
kopfes. Die Griffangei trägt einen Stem-
pel und der Elfenbeingriff besteht ge-
genwärtig noch aus 2 Stücken; ein sich
unten anschliessendes 3. Stück fehlt,
ebenso der Schnabel des Adlers. Ge-
funden wurde die Waffe seiner Zeit
in Heddernheim, abgab. Taf. 5 Fig. 4.
Aus Mainz wurde erworben ein im
Rheine gefundener röm. Dolch mit schilf-
blattförmiger Klinge u. verstärkendem
Grat ohne Scheide. Vom Griff sind noch
Reste der Holzbekleidung u. der Knopf
am oberen Ende erhalten, abgab. Taf. 4
Fig. 3. Aus Alzey wurde von Herrn
Major V. Heyl der bekannte Altar der
Vicani Altiaienses erworben, s. Korr.
VF, 157; aus PI an ig mehrere Klein-
Digiti
zedby Google
Museographie.
295
altertumer : einStataettchen aus Bronze,
mehrere Fibeln, Armbänder und Be-
schläge au8 Hom u. Bronze, aus Hep-
penheim a.d. W. ein Thonbecher, der
mit 2 Krugelchen in einem Skelettgrabe
auf der wesU. Seite des Ortes gefunden
wurde; vom Müncbbischheimer-
hofe mehrere Aschenumen mit darin
liegenden Nägeln ; aus £ i m s h e i m ein
kleiner Mühlstein; aus Mettenheim
Stücke von 2 Alühlsteinen, ein grosses
Stuck vielfarbigen Stuckes und einige
Sigillatastempel ; aus Herrnsheimvon
der südöstl. Grenze der Gemarkung eine
Aschenbestattung, bestehend, in einer
grossen Glasflasche mit Doppelhenkeln
jederseits, welche in einer aus ö flachen
Ziegeln und einer grossen Deckplatte
zusammengesetzten Kiste stand. Leider
ist der untere Teil der Flasche zer-
brochen und verloren gegangen; aus
Köln eine Glasphiole, ein grosser Bron-
zenagel mitLuwenkopf, 1 Fibel, 3 kleine
Bronzeinstrumente, 1 Angelhaken und
2 nur zum Teil erhaltene Metallspiegel.
c)An fränkischenAltertumern:
Der Inhalt eines Grabes gef. beim Biüin-
bau zwischen Osthofen und West-
hofen, bestehend in 1 Gefäss, einer
Glasspindel, mehreren Perlen und 1
Messer; aus Worms aus einem zer-
störten Plattengrab an der Ecke der
Gymnasiums- und Göthestrasse eine
Schnalle u. 1 Messer, aus einem eben-
solchen von der Ecke der Humboldt-
und Gymnasiumsstrasse 2 Stücke des
Elfenbeinringes einer Zierscheibe, die
mit aufgelegten Bronzeplättchen ver-
ziert sind ; aus B ö r r s t a d t ein grosser
weisser Krug mit Wellenlinien und 1
kleines Gefäs, sowie mehrere Perlen
nnd Bronzebeschläge; aus Duden-
hofen ein schön geformter Glasbecher
mit umsponnenen Fäden, abgeb. Taf. 3
Fig. 2, 1 schöne Glasspindel u. 1 Per-
lenschnur; aus Mainz 2 Bronzeschnal-
len; aus Naunheim bei Münstermai-
feld ein Frauenschmuck, bestehend aus
2 prächtig erhaltenen goldenen Ohr-
ringen von Würfelform mit abgeschräg-
ten Ecken u. mit Almandinen u. blauen
Glasflüssen besetzt, abgeb. Taf. 5 Fig. 3,
femer ein goldener Fingerring von sel-
tener Form mit grossem kastenförmigen
Aufsatz, in welchen eine weissliche Pasta
nnd 4 Almandine eingesetzt sind, abgeb.
Taf. 5 Fig. 2; aus Heddesdorf bei
Neuwied 2 selten geformte fränk. Fi-
beln aus Bronze und 3 Bronzearm-
ringe, darunter der eines Kindes ; von
einem Dorfe in der Nähe von Karls-
ruhe einige Perlen und kleine Bronze-
beschläge. Ein noch selten gefundenes
Einschlagmesser (vielleicht Rasiermes-
ser) mit Oese, ganz aus Eisen, aus einem
Grabe von Rudelsheim, ist abgeb.
Taf. 3 Fig. 3.
[Dr. Koehl.]
Mainz, Originaltammiung des Veriint6
zur Erfertchung der rhein. Geschichte und
AitertOmer. l. Vorrömische Funde. IGüx-
telhaken aus Erz mit Resten von
Email, gefunden zu Dienheim (Rhein-
hessen). 2 Gefässe mit Strichorna-
menten und 2 kleine Näpfchen (Kin-
derspielzeug)^ zwei Fussringe aus Erz
und 2 Armringe, sämtlich gefunden in
einem Grabhügel bei Nierstein (Rhein-
hessen). 2 kleine Näpfchen (Spiel-
zeug), gef. zu Mommenheim (Rhein-
hessen). Eine grössere Pfeilspitze aus
Erz, gef. im Rhein bei Mainz. Ein
Schwert, Erz, ebendaher. 1 Instrument
aus Stein und 2 durchbohrte Stein-
hämmer ans dem Rhein bei Mainz.
2 durchbohrte Steinäxte und 6 Stein-
keile aus verschiedenen Orten Rhein-
hessens. Ein Grabhügelfund, bestehend
aus 3 verzierten Armreifen aus Erz
und 3 glatten dünnen Halsringen nebst
Gefässfragmenten, gef. zu Boppai'd.
1 Bronzefibula aus dem Rhein bei
Mainz. 2 verzierte Fingerringe aus
Erz, gef. zu Gonsenheim bei Mainz.
Bömische Funde, Eine grosse Am-
phora, gef. bei Bingen. 4 eiserne Äxte
I aus dem Rhein gebaggert. 7 Urnen
aus Thon, davon 4 elegant verziert ;
vieles Kleingerät, teils in Bruchstücken,
teils gut erhalten, wie Nadeln aus Erz
und Bein, Schreibgriffel, Lämpchen aus
Thon etc. Besonders zu erwähnen
sind eine Statuette des Mars von nicht
gewöhnlicher Ausfuhrung, gut in den
Verhältnissen und in der Bewegung
des Körpers, sie besteht aus Erz mit
Einlagen von Kupfer, gef. bei einem
Kanalbau innerhalb der Stadt. Eine
Glasflasche, deren unterer Teil durch
einen menschlichen Kopf gebildet wird,
ähnlich dem Wd. Zs. VI Taf. VII ab-
gebildeten Glas aus dem Paulus-Mus.
in Worms, gefunden angebl. in Rhein-
hessen.
Von Inschrift- u. Skulpturdenkmalen
sind anzuführen : Bruchstück eines Sol-
Digiti
zedby Google
296
Museographie
daten-GrabBteins. Verschieden« Ziegel
mit Stempeln der 22. Legion. Ein Skalp-
pturfragment mit Darstellung eines Del-
phin u. Bruchstücke verschiedener noch
nicht näher untersuchter Inschriftsteme
aus Mainz und dessen Umgebung.
Die aus dem Soherr'schen Vermächt-
tnis stammenden Gläser, Thongefässe
u. Lampen, zum weitaus grössten Teile
röm. Ursprungs, die sich auf etwa 100
Stück belaufen mögen, werden einer
näheren Besprechung unterzogen wer-
den, sobald ihre, durch Raummangel
verzögerte, Aufstellung bewerkstelligt
sein wird.
Ebenso müssen wir einen genaueren
Bericht über die Ausbeute bei Fort-
setzung der Ausgrabung des Gräber-
feldes am Neuthore bis zur Vollendung
der Arbeit verschieben. Bis jetzt wur-
den 18 Steinsärge aufgedeckt, welche
zusammen etwa 30 teils wohlerhaltene,
teils mehr oder weniger zerbrochene
Glitoer enthielten. Einige davon sind
von sehr elezanter Form mit schön
gewundenen Henkeln; ein Glasbecher
mit deutlichen Spuren einer mit Gold
aufgemalten Verzierung und Inschrift
dürfte besonders zu erwähnen sein,
wie auch ein Gefäss mit eingeritzten
Brustbildern von Göttern und einer
nur teilweise erhaltenen Inschrift.
An Schmucksachen wurde in diesen
Särgen nur Weniges gefunden. Die
Skelette sind zum Teil wohlerhalten.
B. Fränkische Funde. Im Lauf des
verflossenen Herbstes wurde ein fränk.
Gräberfeld bei Schwabsburg in Rhein-
hessen aufgedeckt. Dasselbe ist ein
z. T. schon früher durchwühl ter Reihen-
gräberfriedhof. Die meisten Gräber
zeigten ausser der 80 cm hohen Lehm-
stampfung keinen Leichenschutz, einige
waren Plattengräber. Die Lage der
Körper war genau in westöstlicher
Richtung. Das Gräberfeld gehörte zu
den ärmeren dieser Gattung. In den
Frauengräbem fanden sich einige Perl-
schnüre, meist Thonperlen, kleine
Schnällchen aus Eisen und Erz, Be-
schläge aus Erz u. ein Spinn wirtel. Das
am kostbarsten ausgestattete Frauen-
grab enthielt eine Scheibenfibula mit
goldener Platte mit Darstellung eines
Vogels, umgeben von einem. Punkt-
kreise, und einem Anhänger aus Kristall
in Bronzeblechspangen. In den Män-
nergräbem herrschte der Sachs, das
einschneidige Schwert, vor; ein Lang-
schwert fand sich nicht Die Lanze
war nur einmal vertreten. Von Teilen
der Schutzwaifen wurden 3 Schild-
buckel und Reste des Schildgriffs auf-
gefunden. Tauschiorte Eisenbeschläge
und Schnallen kamen nicht vor. Auch
an Gläsern war das Grabfeld arm; es
wurden nur 8 Becher erhoben, von
welchen der eine tadellos erhalten ist.
Von Thongefässen fanden sich 15 Stück.
Erwähnenswert ist hier eine kleine
Doppelume (zwei Urnen auf einander).
Die Zahl der aufgedeckten Gräber be-
läuft sich auf 43. Die Schädel sind
nur zum Teil ausgesprochene Langschä-
del, es zeigten sich auch mesocephale
Köpfe darunter.
Durch Ankauf gelangte ausserdem
in die Sammlung ein Grabfund von
Vendersheim (Rheinhessen), bestehend
aus Langschwert mit Resten des
Scheidebeschlägs u. des Griffes, Sachs,
Lanze und SchildbuckeL
[Lindenschmit.]
Mainz, Rdmisch-germanitchet Central- 70
Museum. Geschäft^ahr. 1887/88. Die
Zahl der im röm.-germ. Museum ver-
einigten Nachbildungen belauft sich auf
10,430 Nummern. Es ergiebt sich also
gegenüber dem Voijahre ein Zuwachs
von 370 Gegenständen. Ausserdem war
die Thätigkeit des Museums in An-
spruch genommen, die ihm leihweise
zur Nachbildung übersandten Gegen-
stände nach den seit Jahren gesammel-
ten Erfahrungen zu reinigen und zu
konservieren, bez. wieder herzustellen.
An auswärtige Museen und Privatsamm-
lungen wurde auf Bestellung eine be-
deutende Anzahl von Nachbildungen
geliefert. Nachfolgend eine kurze Über-
sicht des Zuwachses der Sammlung.
1) Unter den löl Nummern von Nach-
bildungen aus vorrömischer Zeit sind
besonders hervorzuheben: 2 goldene
getriebene Schalen, verziert mit con-
centrischen Kreisen, gefunden zu Ha-
dersleben, Orig. im Mus. zu Kiel. — Eine
Anzahl gemalter Gefässe, deren Nach-
bildung dem Museum trotz ihrer grossen
Zerbrechlichkeit, durch Herrn v. Föhr
in Stuttgart, den Besitzer einer be-
deutenden Sammlung prähist Alter-
tümer, in liberalster Weise gesuttet
wurde. Diese Gefässe stammen sämt-
lich aus Grabhügeln auf der rauhen
Alb in Württemberg und erfordern
Digiti
zedby Google
Museographie.
297
eine besondere Beachtung, weil ähn-
liche in ihrer eigenartigen Ornamentik
und ihrem reichen Farbenschmuck nur
in ganz bestimmt zn begränzenden Di-
Straten Sud> und Sudwestdeutschlands
and der Schweiz gefunden wurden. Es
befinden sich darunter Exemplare bis
zu 70 cm Dm. und 50 cm Hohe. Mit
diesen Gefässen zusammen gefunden
und im Mus. nachgebildet zwei Gfirtel-
bleche, ein geripptes breites Armband
aus Erz, zwei grosse Spiralarmbänder,
ein Fingerring, zwei schmale Armbän-
der mit Verzierung und zwei Fibulae. —
Ein Grabhügelfund von Beckerslohe
auf dem Juraplateau, im Besitz des
Um. Hagen in Nürnberg, bestehend
aus zwei schön verzierten Armringen,
einem Fingerring und zwei Schmuck-
platten, alles aus Erz. Die letzteren
namentlich gehören zum Interessan-
testen, was die Sammlung in dieser
Art aufzuweisen hat — Ein reich ver-
zierter schwerer Halsring aus Erz und
ein Armring, gefunden zu Leimbach
unter Salzungen, im Besitz des histor.
Vereins f. d. Grafschaft Henneberg. —
Ji^in italisches Schöpfgefäss aus getrie-
benem Erz mit einem in einen Tier-
kopf auslaufenden Henkel, gefunden zu
Mergelstätten, Amt Heidenheim, Orig.
im Mus. zu Stuttgart. — 2 Dolche aus
Erz, gefunden zu Gächingen, Amt Urach,
eine prachtvoll in ihrer ganzen Länge
verzierte Lanze aus Erz, gefunden zu
Hundersingen, Amt Riedlingen; ein
schöner, reich verzierter Armring aus
Erz, gefunden bei Blaubeuren. Orig.
sämtlich im Mus. zu Stuttgart. — Ein
Hängezierrat, wahrscheinlich von einem
Pferdegeschirr, und ein Armband, zu-
sammengesetzt aus 13 einzelnen ge-
rippten Reifen, beide aus Erz, gefun-
den in einem Grabhügel bei Erdöti,
unfern Vukowa in Slavonien, Orig. im
Besitz des Herrn Grafen Eltz. — Eine
alt italische Schnabelkanne aus einem
Grabhügel in Hessen, Orig. im Mus.
zu Worms. — Eine vollständige, grosse
Gürtelkette aus Erz mit eniaillierten
Krappen in der Form von Pferdeköpfen.
2) Nachbildungen römischer Funde:
Ein Helm aus Eisen mit Erz beschla-
gen und verziert, aus dem Rhein bei
Mainz, Orig. im Besitz des Herrn von
Heyl in Worms. — Ein Becher aus Thon
mit Gestalten tanzender Bacchanten in
leicht erhabener Arbeit, 3 reichver-
zierte Schüsseln und mehrere kleine
Näpfchen aus terra sigillata, gefunden
bei Rottweil, Orig. im Mus. daselbst. —
Ein Seihegefass aus Erz, gefunden bei
einer röm. Villa am Ammersee, Orig.
im Besitz des Hm. Hauptmann Arnold
in München. — Eine Kapsel, 14 cm Dm.,
Eisen mit Erz beschlagen, in Bezug
auf den eigentümlichen Verschluss be-
merkenswert, gef. zu Heddernheim,
Orig. im Mus. zu Frankfurt a. M. —
Ein Dolch aus Eisen, gefunden im Rhein
bei Mainz, Orig. im Mus. zu Worms. —
Eine reich mit Epheuranken verzierte
Urne aus grauem Thon, gefunden zu
Wörrstadt, Orig. im Mus. zu Mainz;
ein Seihegefass aus Thon, ebendaher. —
Eine schöne Statuette des Mercur, Erz,
gefunden zu Heddernheim, Orig. im
Besitz des Herrn Or. Hammoran in
Frankfurt a. M. ~ Eine Statuette des
Mars, gef. zu Mainz, Orig. im Mus.
zu Mainz. — Ein Deichselbeschläge aus
Erz, gefunden bei Kreuznach, Orig. im
Mus. zu Kreuznach. — Eine Spangen-
fibula aus Erz, gefunden zu Wansen,
Kreis Ohlan, Orig. im Mus. zu Bres-
lau. — Eine emaillirte Rundfibula, gef.
zu Butzbach in der Prov. Starkenburg.
— Eine Wage aus Erz, gefunden zu
Striegau, Orig. im Mus. zu Breslau. —
Der Henkel eines Gefässes, Erz, ge-
funden zu Sulau, Orig. im Mus. zu
Breslau.
3) Nachbildungen von Funden der
fränk.'älamannischen Zeit: Aus den ca.
150 Nummern führen wir die für diese
ganze Gruppe charakteristischen Gegen-
stände an. Eine Anzahl von 36 präch-
tig in Erz und Silber tauschierten
eisernen Schnallen und Beschlägen, ge-
funden teils in Rheinhessen bei Die-
tersheim, und teils bei Neuwied, die
Orig. befinden sich im Mus. zu Mainz
resp. im Privatbesitz in Neuwied. —
Eine an die Form des Hackenkreuzes er-
innernde Fibula aus vergoldetem Erz,
doch sind die 4 Hacken des Kreuzes
hier in krumm schnäbelige Vogelköpfe
umgestaltet, gefunden zu Sigmaringen.
Zwei reich mit Tierkopfmotiven ver-
zierte Beschläge aus vergoldetem Erz,
gef. zu Sigmaringen, Orig. in der Fürstl.
Sammlung daselbst — Eine Gruppe
von kleineren tauschierten Beschlägen,
anscheinend vom Pferdegeschirr; ein
wohlerhaltenes Pferdegebiss, die Stan-
gen aus Elfenbein ; zwei eiserne Steig-
Digiti
zedby Google
298
Museographie.
bugel, alles gefanden zu Wilflingen,
Orig. in der Sammlung zu Riedlingen.
— Ein paar silberne Ohrringe aus dem
Grabfeld Ton Dietersheim; an dem
Reif ist eine Verzierung befestigt, die
man mit einem aus Filigran gefertigten
Körbchen vergleichen könnte. Diese
Art von Ohrringen fand sich bisher in
den Rheinlanden, unseres Wissens,
nicht, und ist ausser in dem Gräber-
feld von Kesthely nur noch in den
Gräbern von Reichenhall angetroffen
worden. — Besondere Erwähnung ver-
dient auch die Nachbildung eines grossen
Ohrrings aus Gold, von wahrscheinlich
orientalischer Arbeit; er hat einen
Durchmesser von 105 mm und ein Ge-
wicht von 41 gr.; er ist reich mit
Filigran und traubenförmig zusammen-
gesetzten Goldperlen verziert, gefunden
in Bayern, Orig. im Germ. Mus. in
Nürnberg. — Zwei schöne Zellenfibulae,
die eine scheibenförmig, die andere
rosettenförmig, aus Silber mit Einlasen
von rotem und blauem Glas, gefunden
zu Gundersheim bei Worms, Orig. im
Mus. zu Worms. — 2 Scheibenfibulae
aus Gold, deren eine reich mit Fili-
gran verziert, die andere eine Zellen-
fibula mit rothem Glas auf Goldfolie
belegt, erstere aus Ingersheim, Amt
Crailsheim, letztere aus Heidenheim;
beide Orig. im Mus. zu Stuttgart — 4
Beschläge aus Erz in phantastischer
Tiergestalt, aus dem Maifeld, Orig. im
Museum zu Wiesbai^eu ; eine Schnalle
und zwei Beschläge aus Erz, verziert
und mit grossen Nietknöpfen. — Zwei
Zierscheiben aus Erz, gefunden zu
Gundersheim, Orig. im Mus. zu Worms;
die eine reich verziert mit Zickzack
und concentrischen Kreisen, die andere
durch 4 Erzbänder innerhalb eines
Elfenbeinringes befestigt. Ein Anhän-
ger aus Krystall in Erzfassung, aus
Schwabsburg in Rheinhessen, Orig. im
Mus. zu Mainz. — Ein paar Ohrringe,
die Reifen Erz, die Perlen aus acht-
eckigen Goldplättchen zusammengesetzt
mit Einlagen von Granat- und blauen
Glasperlen, aus Naunheim bei Mönster-
maifeld, Orig. im Mus. zu Worms. —
Ein Ohrring, dessen Goldperle eine
tonnenförmige Gestalt zeigt und mit 8
in dreieckigen Kästen sitzenden Gra-
naten, sowie mit Filigrangeschlinge ver-
ziert ist, aus Engers, Orig. im Mus.
zu Worms. — Ein prächtiges Gürtelge-
hänge aus Pfahlheim, Amt Ellwangen,
Orig. im Mus. zu Stuttgart. — Zwei
Teile solchen Zierrats von variierender
Form, eine Riemenzunge von Erz, von
unffewöhnlicher Grösse (20 cm lang),
bedeckt mit Verzierungen in Gestalt
von Vogel- oder Drachenköpfen, deren
Augen durch kleme Granateinlagen
gebildet werden, ebendaher. 4 Messer
aus dem Grabfelde von Reichenhall,
Orig. im Besitz des Herrn v. Chling^is-
perg, Reichenhall. Diese Messer sind
deshalb bemerkenswert, weil die einem
Rasiermesser nicht unähnliche Klinge
sich zwischen den zwei Schalen des
Griffs nach vor- und rückwärts durch-
drücken lässt; ein ähnliches Messer
aus dem Grabfeld zu Gundersheim,
Orig. im Mus. zu Worms.
Im Laufe des verflossenen Jahres
kam das lebensgrosse Standbild eines
fränkischen Kriegers in voller Rüstong
in den Räumen des Museums zur Auf-
stellung. Wir hoffen dadurch einem
der Ziele, die sich unsere Anstalt ge-
steckt, wesentlich näher gekommen zq
sein, nämlich, mit gewissenhafter Be-
nutzung der uns überkommenen Reste
der Vergangenheit, ein möglichst an-
schauliches Bild von der Gestalt der
Waffen imd Geräte der Vorzeit zu
geben. [Dr. L. Lindenschmit]
Hbeinproirinx^
Saarbracken, historischer VcreiR »77
die Saargegend. Kein Zuwachs.
Trier. Provinzialmuseum. Vom I.April 80
1887bi83i.März 1888. ünUmehmungen.
a) Zur umfangreichsten und lohnend-
sten Ausgrabung gestaltete sich die von
April bis Juli 1880 geführte Untersuch-
ung des schon Wd. Zs. VI, 309 erwähn-
ten Ruinencomplexes bei Moehn; es
wurde in demselben eine Kultstätte
festgestellt. Deutlich erkennbar waren
zwei Tempel ; beide mit Säulengängen
umgeben, hatte der eine eine quadra-
tische Form, der andere war recht-
eckig und mit einer Apsis versehen.
In der Nähe dieser lagen zwei grossere
Wohn- oder Vorratsräume. Eine 90 cm
starke Mauer, in einem Halbkreis Ton
21 m Radius laufend, war Gegenstand
besonders eifriger, aber bei dem zer-
störten Zustand gerade dieses Teiles
nicht vollständig befriedigender Nach-
forschung; die Form der Mauer Iftsst
an ein Theater denken. In einem Tem-
Digiti
zedby Google
Museographie.
299
pel wurde ein )aot Inschrift dem Mars
geweihtes Altftrchen gefunden. Das
ganze Terrain war mit Münzen gera-
dezu übersät, sehr zahlreich waren
auch Fibeln, Armbänder, Terracotten
u. dg)., unter denen sich einige sehr
gute Stücke befinden. Die Zahl der
Einzelfonde beläuft sich anf 1257 St.,
eine ganz ungewöhnlich reiche Aus-
beute, deren Wert für die Wissenschaft
dadurch bedeutend erhöht wird, dass
sie in zwei ziemlich scharf geschiede-
nen Fundschichten zum Vorschein kam ;
die eine enthielt keltische, republika-
nische und frühkaiserliche Münzen, die
andere Münzen bis auf Theodosius,
besonders zahlreich solche der constan-
tinischen und valentinianischen Zeit
b) In der römischen Befestigung zu
Junkcrath (vgl. Wd. Zs. VI, S. 309)
wurde vom 16. Juni bis 2. Juli zur
genaueren Feststellung der Form des
Eingangsthores und zur Ausbeutung
eines Brunnens eine nachträgliche Aus-
grabung geführt, welche die gewünsch-
ten Resultate ergab.
c) Bei Laufeld (Er. Wittlich) wurden
Tom 5. — 10. August zwei, bei Mehren
(Kr. Dann) vom 19.— 22. Sept. gleich-
falls zwei Grabhügel geöffnet, welche
Urnen und Waffen enthielten und nach
den Ornamenten der aufgefundenen
Gegenstände mit Bestimmtheit der vor-
römischen, der eine Hügel sogar sehr
früher Zeit zugewiesen werden konnten.
d) Von der sogen. Gtoisenburg bei
Brockscheid (Kr. Daun), welche für
eine praehistorische Zufluchtsstätte gilt,
wurde im Oktober eine genaue Auf-
nahme bewerkstelligt; gleichzeitig wur-
den daselbst einige Versuchsgräben ge-
führt Die Befestigung besteht aus
gewaltigen Erdwällen, in den Felsen
geschnittenen Gräben und einer am
Bergabhang entlang geführten Mauer.
Da die Ausgrabungen ausschliesslich
und in grosser Masse mittelalterliche
Scherben zu Tage förderten, wird an
dem mittelalterlichen Ursprung der An-
lage nicht gezweifelt werden können.
e) Zufällig wurden in Pölich an
der Mosel ein römisches Bad (vgl.
Wd. Korr. VI, 146), bei Schweich
eine gemauerte röm. Grabkammer, un-
weit der Victoriaquelle bei Hetze-
rat h ein röm. Wohngebäude aufge-
funden. Das Museum Hess an diesen
Stellen nur in sehr beschränktem Um-
fange graben und begnügte sich mit
der Aufnahme der freigelegten Teile.
An der römischen Ruine in Gonz wur-
den zur Ergänzung einer Aufiiahme
des Geh. Rath Seyffarth eine kurze
Untersuchung gefuhrt.
f) In sehr erfreulicher Weise er-
weiterte sich unsere Kenntnis der rö-
mischen Wasserleitung, welche aus dem
Ruwerthale nach Trier führt. Die-
selbe wurde im Ruwerthale durch den
Eisenbahnbau an vielen Stellen auf
langen Strecken freigelegt, und das
Ergebnis von den Baubeamten in ge-
nauen Au&ahmen und Photographieen,
welche dem Museum übermittelt wur-
den, festgelegt. Gleichzeitig wurde die-
selbe Leitung in Trier unterhalb des
Petersberges in dem Neubau der Ge-
schwister Meyer, wie vor der Götschel-
schen Brauerei von Seiten des Museums
untersucht Es ergab sich, dass Ruwer-
flusswasser in einem flüchtiggemauerten
Kanal in sehr geringem GefiUle auf eine
Länge von 12 Kilometer nach Trier
geführt ist Die Erbauung fiUlt ver-
mutlich nicht vor Constantin, wie aus
der Technik und der Verwendung von
Sculpturen als Baumaterial zu schliessen
ist. Die sehr wichtige Entscheidung, ob
die Leitung zur Speisung des Amphi-
theaters diente oder der Stadt das
Wasser zuführte, scheint zu Gunsten der
letzteren Annahme auszufallen, kann
aber nur durch weitere Ausgrabungen
sicher getroffen werden.
g) In Trier wurde der schon Wd.
Korr. VI, 147 erwähnte Römerbau, wel-
cher auf der Dietrichstrasse hinter
dem fränkischen Thurm bei Gelegenheit
eines Neubaues freigelegt wurde, wei-
ter beobachtet und eine grosse Zahl
daselbst gefundener wertvoller Terra-
cotten angekauft — Andere römische
Gebäude iconnten bei Neubauten auf
der Nikolaus- und Saarstrasse festge-
stellt werden ; der der Nikolausstrasse
enthielt einen kleinen Münzfund aus
den ersten Jahren Gonstantins (vgl.
Wd. Korr. VI, 120), der eine der Saar-
strasse Heizkacheln mit Stempeln, der
andere wertvolle Bronzegegenstände. —
Neubauten auf dem nördlichen Gräber-
feld Triers führten auf der Petrusstrasse
und Maximiner Allee zur Auffindung
römischer Gräber, aber nicht in der
Anzahl, wie sie weiter westlich an der
WMtd. ZeitMhr. t OMoh. a. Konit VII, ni.
Digiti
21
zedby Google
300
Museographie.
Paulinstrasse in früheren Jahren zum
Vorschein gekommen sind.
Die Sammdihätigkeä war in diesem
Jahre in erster Linie auf die in Trier
seit Garinus (283 — 285) geschlagenen
rumischen Münzen gerichtet; in der
Erlangung einer möglichst vollständigen
Sammlung dieser Münzen erkennt das
Museum eine ihm pflichtmässige und
für die Gesamtwissenschaft sehr . nütz-
liche Aufgabe; denn diese in der Trierer
Umgegend häufigen Münzen geben, zu
einer zuverlässigen £missionsfolge zu-
sammengestellt, für eine ganze Reihe
histor. Forschungen die gesichertste
Unterlage. Die Sammlung wurde von
380 Prägvermerks-Varietäten auf 716
gebracht und zu Exemplaren schlechter
Erhaltung in sehr vielen Fällen gute
gefügt. Diese rascheYermehrung wurde
ermöglicht durch eine grossartige, dem
Hm. Gusav Adt in Forbach zu ver*
dankende Schenkung ausgezeichnet er-
haltener Mittel erzmünzen der diocle-
tianischen Zeit (vgl. Wd. Zs. VI, S. 131),
ferner grössere Erwerbungen aus einem
Luxemburger (vgl. Wd. Zs. VII, S. 117)
und einem niederrheinischen (vgl. Wd.
Zs. VII, S. 124) Münzfund und vielen
Einzelankänfen. Aus diesen sind her-
voi-zuheben ein Mittelerz mit den Brust-
bildern der beiden Caesaren Constantius
und Galerius (16775), ein Silberme-
daillon von Valens (14362), zwei Aurei
von Valentinianus (14360/61) u. Magnus
Maximus (14844).
Was die anderen Teile der Münz-
sammlung anlangt, so konnte der grosse
Denar- u. Antoninianfund aus Mürlen-
bach (vgl. Wd. Zs. VI, S. 121), welcher
schon im vergangenen Jahre vorbehalt-
lich der Genehmigung der Kommission
erworben war, in diesem als gesicherter
Zuwachs inventarisiert werden und ein
Gesamtfund trefflich erhaltener Con-
stantinischer Kleinerze aus*Dhrou von
der Mosel (vgl. Wd. Zs. VII, S. 118) neu
erworben werden. — Auch die Samm-
lung Kurtrierischer Münzen wurde um
zwei sehr gute Stücke, einen Goldgulden
Johanns von Baden (16578) und einen
scharf erhaltenen Thaler von Philipp
Christoph v. Soetern (16579) erweitert.
Aus den übrigen Teilen der Samm-
lung seien noch erwähnt: Marmorköpf-
chen eines Satyr aus Langsur (16568) ;
Ksüksteinkapitäl mit vier Köpfen aus
Trier (15879); eine Anzahl Skulpturen
aus Nenmagen (14570/73) als Geschenk
des Hm. Lehrer Seibert daselbst Sil-
berner Löffel mit römischer Inschrift,
Geschenk des Ober-Regierungsrat von
Guerard in Strassburg (16596, vgl. Wd.
Korr. VII, S. 184); hübscher Arm einer
Bronzestatuette gef. in Trier (16120);
sehr gut erhaltene emaillierte Fibeln
aus Dalheim (15736—87), tausch ierler
Bronzegriff aus Trier (16583), abgeb.
Taf . 10 Fig. 1 - 3 ; obscöne Terracotten-
gruppe aus einem Grabe in Trier (13668) ;
Thonlampe mit Pferdekopf am Henkel,
gef. auf der Dietrichsstrasse (14616),
abgeb. Taf. 9 Fig. 14; Homscheibe mit
Darstellung einer Quadriga (13628), gef.
in Trier, abgeb. Taf. 9 Fig. 15; sehr
fein gearbeitete grüne Glaspaste, Brust-
bild eines Juppiter darstellend (16569),
gef. beim Bau des neuen Gasometers
in Trier, abgeb. Taf. 9 Fig. 16; Instruk-
tives Modell des Amphitheaters zu
Trier, angef. von Oberinsp. Lohmeyer
(15768). Der Gesamtzuwachs der Samm-
lung beträgt 3163 St
Eine sehr nützliche Arbeit hofft der
Director in diesem Jahre begonnen zu
haben, indem er sämtliche auf Alter-
tümer des Bezirkes bezügliche Fund-
notizen auf Zetteln zu vereinigen be-
schloss; es wurde zu diesem Zweck
ein Schrank angefertigt, welcher für
jeden Kreis ein besonderes Fach ent-
hält. Bis jetzt wurden die Berichte
der Trierer Gesellschaft, die Bonner
Jahrbücher und die sämtlichen sehr
zahlreich in Trier erschienenen Tagoa-
blätter excerpiert; namentlich die zu-
letzt erwähnten gaben eine überraschend
reiche Ausbeute.
Auf dem Ruinenterrain in St. Bar-
bara wurde das neue Wärterhaus im
Frühjahr bezogen, das alte abgerissen
und veräussert. [Hettner.]
K01n, Sammlung des Hm. E. Herstett86
ZuuHichs. 1) Lampe, Minerva im Be-
griffe eine Oelpflanze in eine Vase zu
zerdrücken. 2) Lampe mit Mercurins,
sehr schön. 3) Lampe, Hercnles den
kerynitischen Hirsch im Laufe aufhal-
tend, gutes Exemplar. 4) Lampe von
länglicher Form mit Amor, abgeb. Taf.
8 Fig. 1—4. 5) Grospe Urne von hell-
brauner Farbe mit Spuren des Brandea,
sehr gut erhalten, zeigt auf der Run-
dung 8 Reihen Lotos-Blätter, Höhe 98
cm, Diam. 26 cm. 6) ThonJfigur 0,21
hoch, Juno mit Patera. Der Kopf ist
Digiti
zedby Google
Mttseographie.
301
verschwommeD, die Gewandaog dagegen
noch gut. Abgeb. Taf. 8 Fig. 5. 7)
Grosser silberner Ring, vor dem Weyer-
tiior gefunden, mit geschnittenem Stein,
woranf Hercules mit dem nemeischen
Löwen. Der Stein ist in goldener Fas-
sung über den Ring erhöht 8) 26 cm
hohe cylindrische Flasche mit engem
langen Halse, an dessen Seite 3 flugel-
formige Ansätze, mit gravierten Ringen,
in einem röm. Sarg gefunden. 9) Ein
Tigerkopf von Bronze , sehr gutes schar-
fes Exemplar mit dunkelbrauner Patina.
[E. Herstatt]
87 Kdfai, Sammlung Msrkens. 1) Zwei-
benkelige Gesichtsume mit Gesichts-
darstellnng auf beiden Seiten; gran-
f^elber Thon von etwas roher Arbeit
Höhe der Yase 11 cm, Breite einschliess-
lich der Henkelausladung 12 cm. Abgeb.
Taf. 9 Flg. 10. 2) Terrasigillata-
Schaale feiner Qualit&t, mit Delphinen
verziert, 19 cm Dm., Höhe 9 cm. 3)
Eine gleiche Schaale, Dm. 21 cm, Höhe
9 cm., verziert mit Vögeln und einem
Adler. 4) iS50 Stück Denare der röm.
Republik; 1 goldener Caesar, Familie
Hirtia, darunter 3 Silbermedaillons.
5) 77 Stack Gross- und Mittelerze der
röm. Republik Monetarier des Augustus.
6) 17 Stück römische As.
[Merkens.]
88a Kdln, SammlungW. Forst Römische
Altertümer. Die Sammlung wurde,
als vor einigen Jahren infolge der Stadt-
erweitemng zahlreiche röm. FundQ zu
Tage gefordert wurden, zu dem Zwecke
angelegt, die besseren der gefundenen
G^enst&nde, soweit dieselben zugäng-
lich waren und die Mittel reichten,
zusammenzustellen und insbesondere
Tor der Verschleppung ins Ausland,
die leider schon so vieles entführt hat
und auch zur Zeit noch schwunghaft
betrieben wird, thunlichst zu bewahren.
Die Sammlung besteht daher fast aus-
aahmslos aus Kölner Funden und um-
fasst zur Zeit etwa 300 Nummern, von
denen die bemerkenswerteren nach-
folgend zusammengestellt sind.
I. Stein: Kopf eines Imperators, Tuff-
stein, '/« Lebensgrösse, spätrömisch. —
Hockender Affe, Kalkstein, 9 cm hoch,
siemlich roh, aber sehr bezeichnend.
Oestkmttene Steine: Flacher, ovaler
rötlicher Stein, 7 cm hoch, 3Vt cm breit,
dfinn, darauf vertieft ein männlicher
Kopf mit langem Barte und Haare
nebst Kopfbinde, darunter Buchstaben,
davor ein blankes Schwert. (Frühchrist-
lich ?) — Ähnliche Scheibe von gelbem,
rot gesprenkeltem Stein, 5 ä 4 cm,
darauf erhaben der Kopf eines Mannes
von semitischen Zügen und mit schup-
piger Kopfbedeckung. — Brustbild des
Kaisers Tiberius, flacher Cameo, 5 cm
hoch, 3 cm breit, sehr schönes Portrait.
— Rötlichgelbe transparente Gemme,
2V> ä 2 cm. Darauf vertieft das Dop-
pelportrait zweier Männer (Griechen),
der vordere bekränzt. — Bläulich trans-
parente Gemme, darauf vertieft : Her-
cules im Kampfe mit der Hydra. — Onyx,
schwarz und blau, viereckig, 1 ä 2 cm.
Ein nackter geflügelter Knabe, einen
Schmetterling haschend. — Onyx, bläu-
lich transparent, oval, 2 k V/t cm,
Portrait einer bekränzten Dame. —
Onyx, braun u. blau, 3 ä l'/i cm, oval.
Eine Jungfrau, die Zither schlagend,
an die Säule eines Götterbildes ge-
lehnt — Cameo, weiss, schwarz u. gelb,
2 ä IV* cm, eine K ubierin mit gelbem
Kopf- und Brusttuch darstellend.
IL Terracotten. Zwei flache Schalen
von Sigillata mit Lotosblättem auf dem
Rande, 25 resp. 19 cm Dm. Stempel
Victorin f. — Zwei do., 20 resp. 18 cm
Durchm. Stempel Atta /. u. Biga fec.
— Eine do. mit Lotosblättem und zwei
Henkeln, 13 cm Durchm, zierliches
Stück. — Grosse kumpenförmige Urne
von Sigillata, 25 cm Durchm., 16 cm
hoch. Aussen elegant verziert mit
Eierstab und Arkfuien, dazwischen
Hunde und Eber. — Grosse glänzend
schwarze Aschenurne, 23 cm hoch,
22 cm Durchm., aussen mit einem
System von horizontalen Ringen, ver-
tikalen und gekreuzten Linien verziert.
•^ Noch grössere Urnen aus grauem
rauhen Thone, 30 cm h., 26 cm Dm.,
mit schönen langstieligen Kleeblättern
ringsum verziert. — Ein Speisenapf mit
einem Henkel, inwendig mit grüner,
schwarz gesprenkelter Glasur über-
zogen. Mehrere Trinkbecher von
schlanker Form, schwarz mit kumpi-
gen vertikalen Eindrücken, 9 bis 19 cm
hoch. — Kleinere Trinkbecher mit den
Umschriften : Copo, Lude, Arno, Vivas,
Bene te, Vita, Dami und Btbe, durch-
schnittlich 10 cm h. — Vier grössere
Trinkbecher mit weissen gemalten Blatt-
verzierungen und den Umschriften:
I Viüos, Vitula und 8i potes tu» — Ei-
Digiti
zedby Google
302
Museographie.
förmiger Topf von Sigillata, 17 cm
hoch, mit Lotosblättem und der Um-
schrift Copo, — Ähnlicher schwarzer
Topf, 15 cm h., ohne;Schrift. — Schö-
ner schwarzer Topf mit griechischem
Stempel (unleserlich), von auffeilend
dünner Wandstärke und ganz geringem
Gewichte, 14 cm hoch. Kugelförmiger
schwarzer Topf, 10 cm hoch, mit auf-
gemaltem netzförmigem Ornament aus
geometrischen Figuren. — Barbotine-
topf, 11 cm hoch, 9Vi cm Dm., mit ge-
panzertem Jäger, Bären und Hunden,
sehr schön. — Drei kleinere Barbotine-
töpfe, 7-— 8 cm hoch, mit Reh, Hase
u. Hund. — Einige zwanzig Lampen mit
verschiedenen Darstellungen, darunter
mehrere erotische. — Sodann Lampe
in Form eines Adlerkopfes ; Lampe in
Form eines Fisches (christlich ?) ; Lampe
in Form eines menschlichen Kopfes
mit Bockshörnern; Lampe in Form
einer Lade auf drei Füsschen, darauf
ein weiblicher Kopf mit Schleier;
Lampe in Form eines Fusses mit rei-
cher Sandale bekleidet, darauf eine
schreiende Furie von einer Schlange
gebissen, schöne griechische Arbeit;
Lampe in Form eines hockenden Affen,
mit Mantel bekleidet, Eiuffuss im
Nacken, der mächtige Phallus als
Dochtröhre benutzt, Stempel Capia f.
Merkwürdiges und gut erhaltenes Stück,
8 cm hoch. -- Zwölf weibliche hübsch
behandelte Frauenköpfe, Bruchstücke
von Statuetten, welche 8 bis 30 cm
hoch gewesen zu sein scheinen. — Kopf
eines bärtigen Mannes (Priesters ?) mit
Kopfbinde, 5 cm hoch, Bruchstück ei-
ner Statuette. — Männlicher Kopf, an-
scheinend Portrait, incU Hals 9 cm
hoch, kein Bruchstück, sondern busten-
artig zum Aufstellen bestimmt — Le-
bensgrosse Portraitbüste der Sencca, be-
schrieben im Heft LXXXV der Bonner
Jahrbücher 1888. — Kopf einer V« le-
bensgrossen Statue aus Terracotta,
Bruchstück. — Statuette eines geflügel-
ten Genius, 12 cm hoch ; Statuette ei-
ner römischen Dame, 15 cm hoch;
desgl. ebenso hoch; Statuette der
Daphne, welche sich in einen Baum
verwandelt, 12 cm hoch ; Statuette ei-
ner Priesterin, zwei Tauben haltend,
polychromiert, 16 cm hoch; Statuette
eines nackten Knaben, coloriert, 14 cm
hoch. Noch einige kleinere, zum Teil
colorierte Figürchen. Eine Taube, ein
Hase und ein Schwein in gebranntem
Thon, 6 bis 8 cm hoch.
IlL Mäda, a) GM: Ein zierliches
goldenes Löffelchen, 6 cm lang. Drei
Siegelringe mit Gemmen, einer davon
mit den eingravierten Buchstaben D M S,
Q 1 S, u. L. — Sieben Goldmünzen von
875 bis 610 n. Chr. Ein goldenes
sog. Regenbogenschüsselchen (keltische
Münze.)
h) Süher: Zierrat, anscheinend von
einem Pferdegeschirr, 13 cm lang. —
Zierlicher durchbrochener Schaum-
löffel, der Stiel mit Löwenköpfchen und
Blättern verziert. — Schreibgriffel, 13
cm lang, hübsch geschnitten. — Zwei
grosse Armbrustfibeln, vergoldet, 9 u.
12 cm lang. — Runde fränkische Fibel,
öV< cm Dm., mittauschierten Arabesken
u. fünf vergoldeten Buckeln verziert. —
Fränkisches Armband, 6 cm Durchm.,
mit Gravierungen und Almandinen reich
verziert, dazu 2 Fibeln vom nämlichen
Charakter, mit kleinen Glasflüssen. --
Eine emaillierte Kupferplatte, 8 cm
lang, 4 cm breit. — Ein in Drahtnetz
gefasster kugelförmiger Erzknollen, viel-
leicht als Gewicht benutzt
e) Bronze: Sieben ärztliche Instru-
mente, zierlich in Silber tauschiert,
dazu das Bruchstück des Etuis, in
welchem dieselben steckten. —Vierecki-
ger Spiegel, 14 cm lang, 6 cm breit,
darunter ein kleiner Reibstein zum Her-
ausziehen. — Drei emaillierte Fibeln
verschiedener Form. Fibel, einen Mann
.und eine Frau darstellend, welche sich
die Hand reichen. Eiförmiges sog.
Giftfläschchen, 3 cm lang und hoch.
Wasserkrähnchen, 11 cm lang. Läng-
licher Griff in Gestalt eines Eberkopfes,
6 cm lang. Kopf eines langschnäbe-
ligen Vogels, 10 cm lang, 6 cm hoch.
Schön geschnittener Architektenzirkel
mit Keilvorrichtung zum Stellen, 12 cm
lang. Packnadel, 17 cm lang. Noch
verschiedene Löffel, Pincelten etc. —
Ein Grabfund, enthaltend eine Anzahl
von landwirtschaftlichen Geräten en
miniature: Hacke, Spaten, Leiter, Re-
chen, Sense, Wage, Pflug nebst Schlit-
ten davor, Egge, Sieb, Mulde, Löffel,
ferner Schlange, Eidechse und Haua-
hahn. — Schön geschnittenes Kastenge-
hänge von zwei Löwenköpfen gehalten,
15 cm lang, 6 cm hoch. Kleine schwim-
mende Ente, 5^/s cm lang, 3 cm hoch.
Kleine Lampe mit zwei Brennlöchem.
Digiti
zedby Google
Museographie.
303
— Stierkopf, za den Seiten desselben
Phallns and menschlicher Arm, zum
Aafhftngen, 10 cm lang, 3 cm hoch. —
Kriechende Schlange, 12 cm lang. —
Flacher runder Spiegel, 10 cm Dm. —
Kästchen zum Ausziehen, 14 cm lang,
8 cm br., 2 cm hoch, der Auszug mit
6 durch noch gangbare Deckel ver-
schlossenen F&chem. — Ovale Arm-
spange, 6 ä 8 cm Dm., nebst 10 cm langer
Fibel, reich graviert (fr&nkisch). — Be-
schlagteile Bebst Schloss von einem
ehemaligen Holzkasten, 19 cm h., 13
cm br. — Beschlag zu einem konischen
(rekonstruierten) Holzgef&sse : drei
horizontale Reifen, die oberen durch
zierliche Griffe verbunden, der untere
mit 3 Fässchen, 17 cm hoch, oben 18,
unten 12 cm Durchm. — Brustbild eines
jagendlichen Bacchus, 6 cm h., 4 cm vor-
springend, anscheinend zum Fond einer
Schale gehörig. — Komische nackte
Figur mit schmaler Leibbinde und über-
mässigem Phallus, H cm h. — Schön
modellierte und patinierte Frauenhand,
8 cm lang, kein Bruchstück, anschei-
nend zum Beschweren bestimmt. — Ei-
förmiges Essenz- oder Räucherfläsch-
cben mit dünnem Halse und Fusse,
zum Öfihen eingerichtet, aussen ganz
emailliert, 8 cm h. — Sitzender, aus«
ruhender Faun, 7 cm h. >- Statuette
des Neptun, 11 cm hoch, ganz nackt,
von vollendeter Arbeit. — Ein Apis, 6
cm hoch, ebenso vorzüglich. Tiger,
mit Spuren von Vergoldung, 6 cm hoch
(sp&trömisch). — Hahnchen u. Käuzchen,
3 resp. 2 cm hoch, hübsch geschnitten.
— Sitzendes Männchen mit gefaltenen
Händen, 4 cm h. — Springendes Pferd,
4 cm hoch. — Ein Jupiter, Statuette
von schwungvoller Haltung mit beson-
dersschönem Kopfe, 12cm h. — Pferde-
kopf, 4 cm hoch. Schale, 9 cm Durchm.,
3 cm hoch, aussen mit eingravierten
Laubomamenten, darunter Reiter und
Tiere mit einander kämpfend. — Sta-
tuette eines geflügelten laufenden Kna-
ben (Amor), 7Vs cm h., sehr zierlich. —
Statuette eines Mercur mit Geldbeutel
in der Rechten, 9'/2cmh. — Statuette
eines Mannes von geringem Stande
(Landmann oder Handwerker), bar-
häuptig, im Kittel und mit Schuhen
bekleidet, 13 cm hoch. — Runder con-
caver Bronzespiegel, 10 cm Durchm.,
mit Bruchstück des Stieles, auf der
Rückseite mit einer schönen noch
nicht festgestellten mythologischen Dar-
stellung geschmückt. — Drei sitzende
ägyptische Statuetten, ca. 12 cm hoch,
Osiris, Isis den Horus nährend, und
der erwachsene Horus, letzterer sehr
hübsch.
d) Eisen: Die Beschlagteile der Aus-
rüstung eines Soldaten: zwei Speer-
und zwei Lanzenspitzen, Schildbuckel,
Schwert, Dolch, Schnalle, Scheere,
Feuerstein mit Stahl etc. Messer mit
Griff von Knochen, Beil und langer
Nagel mit schwerem Kopf, zusammen
gefunden.
IV. Elfenbein: Messergriff, Yenus
und Amor darstellend, 6 cm lang. —
Messergriff, ein Satyr die Flöte blasend,
7'/'icm lang. — Messer mit geschnitz-
tem Elfenbcingriff und eiserner Klinge,
16 cm lang. — Würfel nebst einer
Anzahl von Spielmarken.
F. Oku: Kleiner Fingerring von
braunem Glas. — Grösserer von violet-
tem Glase mit spiral umlaufendem hel-
lem Glasfaden. — Sechseckige Flasche
mit delphinartigen Ansätzen am Halse,
auf der Standfläche die Umschrift in
erhabenen Buchstaben: FatÜamus, 27
cm h. ^ Runde Flasche ohne Schrift,
24 cm h. — Vier gehenkelte Flaschen
verschiedener Form, 14 bis 18 cm hoch.
— Flasche in Form eines weiblichen
Kopfes (Larvenglas), wie Westd. Zs.
VI, Taf. 7 abgebildet, jedoch mit Hen-
kel, 15 cm hoch. — Eiförmige Flasche
mit hohem Halse und mit blauen, gel-
ben, weissen und vergoldeten Filigran-
fäden verziert, 17 cm hoch. — Flacon-
artiges Henkelfläschchen mit blauem
und vergoldetem Filigran verziert, 13
cm hoch. — Flache Schale, aussen
reich mit geschliffenen geometrischen
Figuren verziert, 16 cm Dm., 5 cm
hoch. -— Bläulich - grüne Schale mit
vertikalen Rippen verziert, 10 cm Dm.,
3V< cm hoch. — Grosse Henkelkanne,
22 cm h. — Mehrere Trinkbecher mit
kumpigen Eindrücken, bis 10 cm h. —
Zwei aussen geschliffene Trinkbecher,
3 und 5 cm hoch. Viereckiges Flacon
mit hohem Halse, auf den Seiten Pal-
metten, unten mit dem Stempel F,B.
L M., 14 cm h. — Noch ca. 30 wei-
tere Flaschen und Becher von ver-
schiedener Form und Grösse j aber
minderer Bedeutung.
Köln, im Juli 1888. [W. Forst.]
Digiti
zedby Google
304
Maseographie.
89 Aachen, SuermondMIuseum. Zuwadis.
Erwerbungen des Museums- Vereins. 1.
Sta. Anna Selbdritr, Figur von Eichen-
holz, 15. Jahrh. 2. Engel mit DorneO'
kröne, Eichenholz, 3. Engel mit Lanze,
Eichenholz, beide um 1500. 4. Sta.
Anna Selbdritt, Lindenholz, um 1500.
5. St. Sebastian, Birnbaumholz, um 1700.
6. Nachbildung des Borghesischen Fech-
ters, Bronzefigur, 17. Jahrh. 7. Gips-
abguss zweier Bronzetafeln von den
Thüren des Domes zu Hildesheim. 8.
Gipsabguss des ehernen Taufbeckens
aus dem Dom zu Hildesheim. 9. Gips-
abguss einer männlichen Figur im
Harnisch vom Grabdenkmal des Gra-
fen von Nassau in der Kathedrale zu
Breda. 10. Gipsabgüsse nach ge-
schnitzten Holzverziernngen vom Ge-
stühl der Kathedrale zu Dordrecht. 11.
Alte kunstgewerbliche Gegenstände von
Schmiedeeisen : Fenstervergitterungen,
Kunstschlösser, Schlossbleche, Kasten-
griffe, Thürklopfer. — Geschenke ein-
zelner Gönner: 1. Reich verziertes,
schmiedeeisernes Gitter, Mitte des 18.
Jhs., Geschenk Richard Croon. 2. Gips-
büsten des (damaligen^ Kronprinzen
(Kaisers Friedrich) und des Fürsten
Bismarck von R. Begas , Geschenk
Berthold Suermondt. 3. Gipsreliefs von
V. Reth, Verstossung der Hagar, An-
betung der h. drei Könige, Alexander
an der Leiche des Darius, Gesch. des
Künstlers. 4. Gipsrelief in 1 : 100 der
bei Stolberg im Propsteiwalde 1880/81
aufgedeckten Römischen Villa, Gesch.
Fr. Berndt. [Fr. Berndt]
90 Neuss, städtische Sammlung. Mehrere
Goldgulden und Silbermünzen derje-
gen Fürsten, welche an der Neusser
Belagerung durch Karl den Kühnen von
Burguud (1474) beteiligt waren, näm-
lich Herrmann von Hessen, Ruprecht
von der Pfalz und Karl dem Kühnen
selbst, sowie von Friedrich HI, dem
deutschen Kaiser, welcher Neuss be-
freite. [Dr. Sei 8.]
94a Crefeld, Sammlung des Museumsvereins.
Hierselbst befinden sich folgende ein-
heimische Altertümer: 1 — 4) Votiv-
steine aus Gripswald CIRh. 253, 254,
258 und Fragment MA. 5) Stein an
'matf^ibtts meis Germanis Suehis* aus
Köln, bespr. Bonn. Jahrb. 83 S. 145
Nr. 273. 6) Altar an lun. et Genio loci
ans Asberg'), bespr. Wd. Korr. VII,
67. 7) Juppiterstatue aus Sandstein,
52 cm hoch, gef. 1877 an der Fischei-
ner Landstrasse ; der Gott sitzt, unter-
wärts bekleidet, die rechte hielt ver-
mutlich den Blitz, die linke erhobene
Hand das Scepter. 8) Handmühle aus
Tuf, gef. zu Xanten. 9) Grosse An-
zahl Thongeschirre, meist in Gelb ge-
funden, aus den Sammlungen Rein-
Grefeld und StoUwerk-Uerduigen, und
aus den 1885 vom Museumsverein in
Asberg geführten Ausgrabungen. 10)
einige Glassachen. 11) Steinwerkzenge.
12) Einige Münzen.
[Nach den Angaben Wollseifen's
im 3. Bericht des Museumsvereins für
1887].
Xanten, Sammlung des niederrheiii. Alter- 95
tumsverelns. Gesehäfb^ahr 1887 — 6S,
A. Unternehmungen: Im Spätsommer
wurde in der NUie der östl. Ecke der
in unseren früheren Berichten beschrie-
benen Umfassungsmauer vor dem Cle-
ver Thore Fundamente eines Gebäudes
aufgedeckt, welches in elliptischer Form
85 m Längendurchmesser hat. Die Be-
schaffenheit und Stärke der Grund-
mauern lässt annehmen, dass dort ein
Hyppodrom sich befunden hat Im
Winter wurde die Aufdeckung oben
genannter Umfassungsmauer vervoll-
ständigt und zwar wurde zunächst die
südöstl. Mauer soweit, wie die Ortsbe-
schaffcnheit es zuliess, blosgelegt, um
die südliche Ecke aufzufinden. Dies ge-
lang aber nichr, weil gerade an der
Stelle heute Gebäude stehen. Dann
wurde bei weiterem Nachgraben der
NO-Mauer an einer Stelle, die ca. 100 m
von der Pisley entfernt ist, früher also
wohl diesem jedenfalls breiter ausge-
dehnt gewesenen Wasserlauf näher ge-
legen hat, die unterste Fundamentli^e
aus grossen Grauwackenstucken auf
eingerammten Pfählen aufgebaut ge-
funden. Es wurden 6 dieser Pfähle,
welche ca. 80 cm von einander ent-
fernt standen, herausgezogen. Die
1) WollBeifen lOst auf Ivn(ani) tl Otnio loeL
Fall! der *iftulenf Ormig«' AlUr nicht
etwa Terttttmmelt ist und eingangs die Dedi-
kation an Jnppiter eathalten hat, scheint mir
eine Besiehnag aaf die rOmisohe Inno Qn>
wahrscheinlich, weil diese immer mit anderen
olympischen Gottheiten aaftritL Ich wArde
dann glanben, dass lunonibus anfzalOsen sei,
womit die Inschriften bei Ihm, Bonn. Jahrb.
83 Nr. 195, 333, 384 su vergleichen sind. (Hr.)
Digiti
zedby Google
Museographie.
305
Länge derselben wechselt zwischen
2,30 und 1,90 m, der Dnrchm. zwischen
19 und 27 mm. Die aus rohem Eichen-
nindholz behufs Herstellung der Spitzen
erst abgekanteten Pfähle gehen in
sorgfältig gerundete Spitzen über,
welche 70 cm bis 1 m lang sind. —
An derselben Stelle entdeckten wir
nach der inneren Mauerkante hin die
Fundamente eines Anbaues von 7 m
Breite und 3,öO m Dicke. Von dem-
selben aus zieht sich eine zweite Mauer
von 1,30 m Dur ehm. in schräger Rich-
tung durch das betreffende Ackerstück,
deren weiterer Verlauf verfolgt wird,
wenn uns die benachbarten Grundstücke
zur Verfügung stehen. — Gefunden
wurde bei diesen Arbeiten eine sehr
gut erhaltene Gewandnadel von Bronze
in einer Tiefe von 3 m im Grundwas-
ser^ was vielleicht die Ursache ist, dass
dieselbe gar keine Oxydation zeigt.
Eine ebensolche Nadel mit Patina,
eine Lampe von Bronze. Ein Henkel
in Gestalt eines springenden Löwen.
Die aufgefundenen Münzen sind alle
von schlechter Erhaltung. Ein Ziegel-
bruchstück mit Stempel LEXV (mit
fehlendem G), ein ebensolches mit Vex
Ex Ger. Zwei Dachziegel, welche als
Stempel ein Hakenkreuz inmitten eines
Kreises zeigen. Eine Schaale von terra
sigillata mit: lANVARIVSF, mehrere
Bruchstücke von demselben Thon mit:
OFPRM — MANDVIMA — CAIDACI
— CuRISSOF. Eine Schale mit Stem-
pel: 0 Femer mehrere Spinnwirtel,
eine Anzahl eiserner Nägel in verschie-
dener Grosse. Ein Schlüssel von Eisen,
10 cm lang, der flache Griff hat oben
eine runde Öffnung, läuft nach unten
konisch zu; der Bart ist durch Oxy-
dation unkenntlich.
B. Zuwachs. Durch Ankauf : 5 Gem-
men. Mehrere Thonkrüge. Urnen, ei-
nige Sigillatagefässe ohne Stempel,
L&mpchen, gef. auf dem Friedhof vor
dem Marsthor. Ein Gefäss von terra
sigillata mit eingedrückten Seitenwän-
den, sowie ein Napf von weisslichem
Thon, gef. zu Vynnen.
Durch Geschenk: Mehrere römische
Münzen, eine Anzahl Silber- u. Kupfer-
münzen der neueren Zeit, verschiedene
Assignaten der ersten französischen Re-
publik. Ein Thonlämpchen mit Stempel
SATTONS, gef. vor dem Marsthor.
[Dr. Steiner.]
Holland.
Nimwegen, Städtische Sammlung. Prae- 97
historisches: Radnadel aus Bronze und
Thonurnen vom Hunerberg. Eamisches:
Gemmen : 4 Cornaline, darstellend Amor
ein brennendes Herz auslöschend-, ein
Schreiber mit einem Buch u. Schreib-
zeug; ein Kaiserkopf ; eine undeutliche
Figur. — Ein Fraüenring mit grau-
farbigem Stein, worauf eine Oellampe
mit der Umschrift VIVAM ZIVIZ ein-
graviert ist, sämtlich vom Hunerberg.
Ebendaher viele Thongeschirre u. Bron-
zegegenstände. Eine grössere Anzahl
Münzen von 257 v. Chr. bis Constan-
tinus II. (darunter viele Familienmün-
zen), fast sämtlich aus der Umgegend
von Nymwegen.
[Nach einem gedruckten Bericht von
Abeleven und van Voorthuijsen.]
Utrecht, Provinziaimuseum. Vonl8d6l7. 98
Eine schöne reich verzierte Sigillata-
schüssel mit dem Stempel CORNELIVS,
gefunden in dem Hydepark unterhalb
Doom.
[Nach gedrucktem Bericht von
Hulsebos.]
Leyden, Ktfnigiich Niederländ. Reichs- 99
museum der AtiertOmer. Zuwachs an
einheimischen Altertümern im J. 1887.
Provinz Gdderland, aus Millingen
an der Scheidung von Rhein und Waal,
woher im J. 1837 der Altar deae do-
minae Bufiae Matemae für das Reichs-
museum erworben wurde, und seitdem
bei verschiedenen Gelegenheiten zahl-
reiche römische Altertümer 'dem Mu-
seum zugekommen sind, erhielten wir
wiederum viele kleinere Gegenstände,
darunter : 2 kleinere Tassen von terra
sigillata ; ein Topf oder Urne von grö-
berer Arbeit, H. 16, Dm. 25 cm; ein
gläsernes Becherchen, H. 10,4, Offn.
9 cm; viele Fragmente von Ziegeln,
Dachziegeln, Wärmeröhren u. s. w.;
eine eiserne Lanzenspitze von 17,2 cm;
Messer, Nägel und sonstige Geräte.
Seltener ist ein Zierrat (vielleicht eine
Phalera?) von Bronze : vier runde dünne
Platten, zwei grössere und zwei klei-
nere, 3 und 2 cm, die auf drei schma-
len, dünnen Streifen gelötet sind. Auf
jedem dieser Plättchen ist, wie mit
einem Stempel, die Büste des Kaisers
Postumus ausgeschlagen, auf V« von
vorne gesehen, mit Strahlenkrone und
Umschrift: PostumiM Aug. Abgeb. Taf.
9 Flg. 11. — Aus Beehbergen:
Digiti
zedby Google
306
Museographie.
eine Urne mit Menscbengebeinen, H.
23,5, Dm. 29, öflfh. 10 cm. — Aus
Dieren: eine Urne mit Asche und
Gebeinen, 24 u. 23 cm; ein kleines
Töpfchen, 3,5 u. 6,5 cm ; einige platt-
runde Koralien von Bernstein und zwei
einfache Fibeln. — Aus Velp: zwei
Urnen mit Menschengebeinen, 18,9 u.
22,6; 10,5 u. 17 cm. — Aus Voort-
huizen: eine Urne mit Menschenge-
beinen, 17 u. 13 cm. — Aus Keste-
ren: ein Spindelsteinchen und eine
bronzene Schnalle. — Aus Nymegen:
ein sehr schön bearbeitetes silbernes
Näpfchen, an der Unterseite ein wenig
verletzt, sonst gut erhalten. Der iiber-
gebeugte Oberrand ist mit einer ein-
gravierten Wellenlinie verziert. Auf
dem Bauche in erhabener Arbeit zwei
Satyrmasken mit langem Barte, und
von jeder Maske nach beiden Seiten
auslaufende Blumen- u. Blätterrauken,
H. 3,1, Dm. 6,6 cm, schwer 8 gr. Abgeb,
Taf. 9 Fi(|. 12. Eine reichet Samm-
lung römischer Münzen: viele Familien-
munzen, Kupfermünzen bis auf Arca-
dius, 1 gallische Münze, in Tongern
geprägt.
Provinz Süd-HdUand, ans W o e r d e n :
Bei dem Abtragen der alten Festungs-
werke dieser Stadt, deren Lage mit
der der Manm Niger ptiÜfM auf der
Peutingerschen Tabula ziemlich wohl
übereinstimmt, wurden unter den stei-
nernen Fundamenten der in den Wällen
anwesenden alten Festungsmauern, und
unter den Fundamenten eines alten
Thores, eine ganze Meuge römischer i
Überreste gefunden: Bruchstücke von
Dachziegeln, Schutt, Schüsseln, Schalen,
Kniffe, Ziegel mit Marke der Legio
XXX • V • V, Fragmente von terra si-
gillata u. s. w. Das Museum erhielt
einen silbernen Denarius von Antoninus
Pius, und einige Bronzemünzen von
CaligulajVespasianus, Domitianus, Tra-
janus, Aelius, Antoninus Pius, Marcus
Aurelius und einige unlesbare.
Provinz Zedand: Ein Abguss eines
bei Domburg im J. 1647 entdeckten,
jetzt in dem Mus^e royal d'antiquit^s
et d^armures in Brüssel befindlichen
Nehalennia - Altars mit der Inschrift :
deae nehaHenmcte\\t. Cdlümua \\ Secun-
dinu8\\o(b) mdiorts actus,
Provinz Utrecht, aus W y k b e i D u u r -
stede: ein golaener Fingerring mit
gläsernem Stein, der Reif neben dem
Kästchen mit einem eingeschnittenen
Palmzweige verziert, Dm. 2,2, Br. 0,4
cm. Ein silberner Siegelring, mit sechs-
seitigem Knopfe und eisernem Plätt-
chen mit eingeschnittenen Zeichen,
Dm. 2,6 cm.
Froy'inz Frieaiandj ans Stiens: (Ab-
guss). Stück einer menschlichen Hirn-
schale, in der Form eines platten
Scbüsselchens, mit einer Öffnung bei
dem Rande, um es an einem Faden zu
befestigen. Dm. 10,4 cm, aus einer
Terp. — Aus Hartwerd: ans einer
Terp : ein Töpfchen. U. 2,4, Dm. 4 cm.
— Aus Idaard: eine Glaspaste, blau
mit schwarzem Rande, dann sehr roh
eingeschnitten drei Personen, die ein-
ander bei den Händen halten. Siehe
über solche Gemmen: Bartels, die
Gemme von Alsen und ihre Verwandte.
Zeitechr. für Ethnologie u. Berl. B. lU
1871, und jetzt neuerdings ebenda
Olshansen, ebenda, Verhandlung vom
10. Dezbr. 1887.
Provinz Overyssd, ans Oldenzaal:
grosse Urne mit verbrannten mensch-
lichen Gebeinen, H. 29, Dm. 2,7 cm,
und ein Axthammer von Diorit, L.
12,8, Br. 5,5, Dicke 6 cm.
FroYinz Drenthe, ausEmmen: zwei
grosse Urnen mit verbraunten mensch-
chen Gebeinen, H. 83,5 u. 30, Dm.
30,5 u. 28,7, und eine kleinere, H. 9,5,
Dm. 13,5 cm. •— Aus Val the: ein klei-
nes Töpfchen, H. 4,4, Dm. 8,5 cm, aas
einer grossen Urne.
Provinz Limburg: aus der Maas zwi-
schen Tegelen und Blerik, ein prächtig
erhaltenes germanisches Bronzeschwert,
mit dem Griff'e aus einem Stucke. Cber
der ganzen Länge der spitz zulaufen-
den Klinge zwei schmale Bänder, die
an der Spitze sich vereinen. Die obere
Fläche des Griffes ist mit punktierten
Zickzackfiguren verziert, L. 63,8 cm, die
Klinge breit 3,5 cm. Abgeb. Taf. 9 Fi«. 13
u. 13«. -— Aus Heer len: Ein in Sand-
stein ziemlich roh bearbeitetes Manns-
bild auf einem Sessel mit Rückenlehne,
das Haupt teils mit einem Gewände
bedeckt, in einem Kleide mit langen
Ärmeln, darüber ein Mantel, Schabe
an den Füssen. Der rechte Ann ruht
ausgestreckt auf einem runden Schilde.
Die Seiten des Sessels sind mit grossen
Eichenblättern, die Rückenlehne in
gleicher Weise und mit einem runden
Schilde, mit zwei darunter sich kreuxen-
Digiti
zedby Google
Museographie.
307
den Stäben verziert, H. 43, Br. 24 cm.
Wohl ein topischer Gott. — Oberh&lfte
einer Grabstele von Sandstein. Unter
einem Fronton mit einer Rosette und
Acanthusblättern, in hoch erhabener
Arbeit, zwei Männer neben einander;
der eine im Unterkleide mit Ärmeln
und Mantel hält die linke Hand auf
dem Knopfe seines Schwertes, die rechte
streckt er aus nach der Schulter des
anderen. Dieser ist ebenso gekleidet,
hat jedoch das Haupt mit einer runden
turbanartigen Mütze bedeckt. Die
rechte Hand hält er auf der Brust,
H. 69, Br. 72 cm. Vier Gefässe oder
Töpfe von weisser Pfeifenerde, 10 bis
20 cm. Zwei kleinere, die Oberfläche
schwarz gefärbt mit kleinen weissen
Tüpfelchen, 12 cm; Töpfchen mit
Deckel, H. 8 cm ; zwei tiefe Schüsseln
mit Gussröhre in dem Rande, H. 7 u.
3, Dm. 18 cm: Schale, Dm. 18 cm;
Schüsselchen von terra sigillata mit
nnlesbarer Marke; drei Krüge oder
Kannen von weisser Pfeifenerde, H.
19 — 12 cm; eine Lampe; drei vier-
eckige gläserne Flaschen mit Henkel,
H. 12 cm; ein gläserner Becher mit
Heliefverzierung , H. 13,5 cm; zwei
gläserne Schüsseichen und viele Frag-
mente. Ein Bronzelöffelchen mit langem
Stiele, H. 6 cm; eine Fibel und zwei
Kaisermünzen. — Aus Maasniel: aus
Gräbern bei Thüserhof: sechs tiefe
Schüsseln, darunter drei mit umge-
bogenem Rande und Gussröhre, Dm.
17 — 24 cm, und eine von terra sigil-
lata mit unlesbarer Fabrikmarke; zwei
Töpfe von feinerer Thonerde, schwarz
ge&rbt, der eine mit eingedrückten
Streifchen, 9 cm. Dm. 9 und 11 cm.
Krug mit Henkel, 19 cm. Ein Gefäss
von weisser Erde, aber dunkelgrau
fefarbt, der untere Teil auf der Ober-
äche mit Sandkörnchen besetzt, H.
14, Dm. 14 cm. Eine Tasse von terra
sigillata mit Marke in dem Boden
CIAlMAT • F, H. 6, Dm, 10,7 cm. Eine
Kaisermünze von Antoninus P., und
eine Menge eiserner Nägel. — Aus
Grubbenvorst: grosse Urne mit
menschlichen Gebeinen, H. 27,5, Dm.
29,6 cm, darin ein kleines Näpfchen,
H. 2,6, Dm. 5,7 cm. — Aus Lusseike
bei Yenlo : sechs römische Kaisermün-
zen, vier unkennbar, zwei von Domi-
tianus. — Aus Assenraij: grosses
Beil oder Keil von Serpentin, sorgfältig
poliert und gut erhalten, L. 23,5, Br.
9.4, Dicke 2,8 cm. Zwei kleine Beile
von Grünstein, 8 u. 11 cm. — Aus
M 0 n t f 0 r t ; grössere Hälfte eines Bei-
les von Feuerstein, L. 11,5, Br. 7,5,
Dicke 5,8 cm; zwei Beile von Feuer-
stein, das eine L. 8, Br. 4,6, Dicke
1,7 cm, das andere länglich und schmal,
L. 11, Br. 4,6, Dicke 1,6 cm. — Aus
Blerik erb rock: ein Beil von oliven-
farbigem Feuerstein, L. 8,5, Br. 5,5,
Dicke 2,1 cm. — Aus Nie r: 26 Stück-
chen oder Splitter von Feuerstein,
durch Menschenhände bearbeitet und
vielleicht als Pfeilspitze benätzt. —
Aus Rijckholt: in einer angeblich
praehistorischen Werkstätte ein Nu-
cleus und 43 verschiedene Stücke von
Feuerstein, für Messer, Krätzer, Lan-
zen oder Pfeilspitzen oder sonstiges
Geräte.
ÄusserJudb der Niederlande gefunden.
Aus C 1 e V e : bronzene Kaisermünze von
Yespasianus, in dem Stadtwalde ge-
funden. — Vom Monterberg bei
Calcar : ein gläsernes Balsamfläschchen
mit dickem Bauche, kurzem Halse und
zwei Henkeln, H. 7,9, Dm. 7,2 cm.
— Aus Trier: ein Topf eben, H. 9,5,
Dm. 12,3 cm. — Aus Diekirch
(Grossh. Luxemburg) : zwei Köpfe von
Frauenbildchen in Pfeifenerde, das
eine teils mit einem Tuche bedeckt,
das andere mit einer Stimkrone (Ste-
phane). — Aus het Meir (Belgien),
in der Nähe von Groot-Zunderd fNort
Brabant): ein sogenannter Kelt, Paal-
stab oder Cateja, von Bronze, L. 12,7,
Br. 5,1, Dicke 2,4 cm. -— Aus Ton-
gern: ein gläsernes Trinknäpfchen, H.
6.5, Dm. 8,2 cm.
In Amsterdam wurde bei einer öffent-
lichen Versteigerung eine Sammlung
angekauft von 35 Thongefässen von
verschiedenen Formen und Dimensio-
nen: Schüsseln, Schalen, Krügen,
Kannen u. s. w., auch eine Lampe und
ein gläsernes Näpfchen; alles vor
einigen Jahren bei Neuwied a. R. aus-
gegraben. [C. Leemans.]
Weatd. Zeltvohr. L Oeaob. u. Knnit. VII, ni.
Digiti
zedby Google
308
Museographio.
2. Decouvertes d'antiquites en
Par H. Sehuermans.
ue.
Les Stades dites „pr^historiques**
continuent ä avoir do norobreux pro-
sälytes en Belgique: M. Marcel de
Paydt a fait de belles decouvertes ä
S. Gertrude, pr^s de Maestricht, et en
beaucoup d'autres endroits. Des Haches
de pierre aiguis^e ont dtä trouv^es k
Lokeren (Flandre Orientale), Modave
(Li^ge), Diepenbeek (Limbourg), Har-
mignies (Hainaut), Assche (Brabant, et
ä Tamise (Flandre) on a däcouvert
des silex tailläs en pointes de flache.
A Solwaster (Sart, province de Lidge)
on a d^couvert, dans le bois de Iloussd,
une pierre de 3,70 m de long sur 2,56 m
de large et 0,70 d^^paisseur; son
poids est de 14 ä 15 mille kilogrammes.
Cette pierre ätait en dessous du ni-
veau; ses fortes dimensions attirerent
Tattention et suscit^rent des commen-
taires : bientöt on y vit un dolmen que
le christianisme aurait renversö et en-
seveli dans le sol. Les premi^res de-
scriptions indiquaient la pierre comme
„pos^e sur cinq pivots, et comme un
„peu inclinde vers P^toile polaire."
On se mit ä fouiller en dessous et
Ton ne trouva pas du tout les cinq
piliers; seulement une seconde pierre
de 0,öO m de face gisait en dessous de
la premiöre ; mais le sol n'y avait pas
M remud, et tout porte k croire quUl
s'agit d'un bloc erratique, comme il y
en a beaucoup (de gres quartzeux),
dans cette partie des Fagnes.
Pour qu'il ne prenne envie k per-
sonne d'attirer les dtrangers en cet
endroit, par un pseudo-dolmen, auquel
on ajouterait les pivots qu'on decri-
vait dans le principe et qui manquent
encore aujourdhui, je fais surveiller ce
prdtendu monument „mögalolithique'',
par un voisin intelligent qui me tien-
dra au courant de tout changement.
Le marquis de Wavrin a ddcouvert
rdcemment k Bruyäre-Saint- Job (Basse-
Wavre, Brabant) un cimeti^re que
M. le D' Cloquet rapporte k l'dpoque
dite „Premier äge du fer". On y a
trouvd une centaine de vases grossiers,
et dans un petit tumulus „une pierre
polie „sur toutes ses faces; eile dtait
„brisde en petits morceaux placds en
„cercle autour des cendres". Cette dd-
couverte rappelle celle de plusieurs
hachettes de pierre rangdes circulaire-
ment dans une sdpulture sous un tu-
mulus, ddcrite, dans le temps, par M.
Joly, de Renaix. M. Stassin a ddcoa-
vert dgalement dans un petit tumulus
k Basse- Wa vre, un fragment d'dpt^
en bronze, avec soie et cinq trous de
rivure, plus un de ces Instruments
qu'on appelle rasoirs en bronze, et
ayant une grande ressemblance avec
ceux de Magny - Lambert et du Pay-
de-D6me, citds par M. Cartailhac, dans
ses Matcriaux pour Vhistoire de Vhamme
(XIV, p. 489). Ou se rappelle qu'un
rasoir en bronze, du m^me genre, a dt6
ddcouvert k Sinsin (Westdeutsche Zeit-
schrift 1885, p. 229).
WA, Bamps et Van Neuss, de Has-
selt, ont continud leurs fouilles k Necr-
haeren; ils ont rassembid les ddbris
au chef-lieu de la province, entre au-
tres des briques qui superposdes for-
maient des piliers d'hypocauste , des
spdcimens de ciment et de dallages,
avec quantitd d'ossements.
Aijgourd'hui les fouilles sont termi-
ndes; elles ont fait ddcouvrir un second
bätiment sur le territoire de Reckbeim,
k Cent m^tres des premieres substnic-
tions prdcddemment signaldes.
Les monnaies ddterrdes k Necrhae-
ren commencent k Antonin Pie pour
finir k Honorius; elles sont au nombre
de treize.
Dix monnaies ont dtd ramassdes dans
les fouilles de Reckheim; elles vont
de Hadrien k Yalentinien, plus un petit
bronze fruste de temps d'Honorius et
Arcadius.
11 y a lacune de part et d'autre de-
puis Marc-Aurele jusqu'ä Constantin.
On y a trouvd un cachet avec une
intaille qui reprdsente un dcureuil man-
geant un fruit, une bague aussi avec
une intaille oü l'on voit un capricome
placd au-dessus d'un dauphin; de nom-
breux objets en bronze et en fer, de
beaux morceaux de stuc peint etenfin,
perdus dans la masse de tessons ro-
mains, quelques ddbris de potenes
qui paraissent frankes.
Sur des tuiles, on a trouvd les marqoes
AAF, C(TE)C; sur des rebords de
Digiti
zedby Google
Mttseographie«
309
«tMes«: MA..., MADVIO et ...DV-
RIO, que mes correspondants rappor-
teot k MADVRI Offficma) ; M ARTIAL';
VIRG..., 1CVR(MA)ISSIVSI (?), sur
une anse: MIP; au fond d'nn vase en
poterie dite samienne, quatre fois r^-
p^t^ MILEDVO (?).
M. Donny, Ingenieur ä Gand, qui a
soomis & rAcad^mie royale de Bei-
gique (Buüain, 1886, 2«, p. 442) quel-
ques notes sur ses fouilles i La Panne
(commune d'Adinkerque, Flandre occi-
dentale), a continu^ ses explorations et
il est venu m'en montrer les principaux
r^sultats. Jusqu'ici les däcouvertes ont
dtä seulement de d^bris ^pars, comrae
provenant de terrains rapport^s d'ail-
leurs; cependant quatre vases de T^-
poque romaine, trouväs ensemble k un
endroit voisin du Heu oü ^taient les
däbris, se rapporteot sans doute ä une
säpulture, et indiquent par lä le voi-
sinage d'habiutions et m^me la proxi-
mit^ d'une route ou au moins d'une
voie de communication. II y a ä Stu-
dier ä ce 8i:get les itin^raires dont il
est parl^ & propos des vies des Saints
ou du transport de leurs reliques: nous
avons entre autres un itin^raire de
Tan 944 pour la translation des chässes
de SS. Wandrille, Ansbert et Wulfran
depuis Boulogne jusqu'ä Gand, en pas-
sant par Bergues, Dixmude, Bruges
(Ann. Acad. d'archiol, de Bdg. 1872,
p. '268). EUes sont du reste tr^s nom-
breuses, les localit^s de la Flandre
occidentale, oü sous des couches de
tourbe (indiquant un envahissement de
le mer depuis T^poque romaine), on
a d^couvert des objet« belgo-romains :
la collection van Hueime, de Bruges,
en avant recueilli provenant de loca-
litäs voisines de la Panne, comme de
Oostduynkerke, et encore de Manne-
kensvere, Schoore, Slype, Zevecoote,
etc. (antiquit^s pass^es depuis dans
d'autres coUections, comme la collec-
tion B. Verhelst, BüU. des Comm. roy.
d^art et d'archeol., XI, p. 35).
On a d^couvert ä Charleroy un ci-
metiere belgo-romain dans les terras-
sements näcessit^s par la construction
d'une caserne de cavalerie, derri^re
la caserne d'infanterie. Les tombes sont
signal^es comme nombreuses et leur
mobilier se retrouve avec la disposition
d^jä signal^e dans les fouilles de cette
partie du pays: au centre, une ume
basse k pause rebondie, et aux coins
des soucoupes plates en terre grise ou
samienne, contenant de petites cruches
coach^es. Aucune marque de potior n'a
^t^ d^couverte, et les monnaies, tr^s
frustes, n^ont pas ^t^ d^ciffr^es jusqu'ici.
La Sambre coule au bas du plateau
qui semble avoir ^t^ le cimeti^re de
plusieurs villas plac^es aux environs.
Cette hypothlse est plus vraisem-
blable que celle des premiers explora-
teurs (Gazette de Charleroy, du l«r Qc-
tobre 1887); leur imagination leur a
fait voir en cet endroit la n^cropole
du camp de Quintus Cic^ron , et Tune
des preuves foumies est la suivante:
„Un Episode du si^ge montre que c^^-
tait en pays bouiller que se trouvait
le camp »ttaquä par les allids beiges;
ceux-ci ne pouvant pas Temporter, es-
say^rent d^un moyen que permettait
le pays. Le septi^me jour du siäge,
ils m^langärent du charbon et de la
terre glaise; ils firent de veritables
boulets de foyer et pendant un assaut,
k Taide de frondes de fer, les lancerent
sur le camp romain, bientöt incendi^.
II est Evident qu^l y avait du charbon
de terre sur les lieux. Les Beiges ve-
nant de loin n'avaient pas pr^parä d'a-
vance ces boulets. Chaque soir ils es-
p^raient prendre le camp romain. Si les
d^couvertes ult^rieures moutrent, soit
par les sigles, soit par les monnaies
que le cimetiäre date de l'an 54 avant
notre äre, il n'y aura plus de doute.
Lä ou pr^s de lä, se trouvait le camp
de Quintus Cic^ron."
Cet espoir ne se rdalisera pas: par
ce que je connais des fouilles, il s'agit
seulement d'un cimeti^re assez secon-
daire du II« ou peut-^tre duIV« si^cle.
Nous laisserons cette question du
camp de Cic^ron se d^battre entre les
archäologues de Charleroy et deNamur;
car ceux-ci ägalement (Ann, de la so-
ciäe archeol. de Namur, 1888, p. 471)
revendiquent pour leur territoire, Pem-
placement de ce camp.
Une autre fouille, qui est aussi däcrite
avec plus d'imagination que de critique,
a ^t^ rattach^e encore aux ^pisodes
de la guerre des Gaules sous C^sar:
ä Hontem (Limbourg hollandaise), une
fosse nomm^e Henkeput, contenait
beaucoup de restes humains, de che-
vaux, decerfs, derenards, demoutons
et de chiens, ainsi que beaucoup de
Digiti
zedby Google
SlO
Museographie.
poterie romaine et franke (ce qui
nou8 ramöne k une ^poqae de beau-
coup post^rieure k Cdsar).
Les ossements se rapportant au moins
k Cent individas diff^rents, sont consi-
d^r^s comme ^tant ceux de soldats tu^s
apr^s une batailie, et cela est plus
iogique qne Venterrement individuel
dont on parle k Charleroy, pour lee
morts du „camp de Cic^ron**.
Mais k tirer de cette d^couverte d*08-
sements m^Us k des poteries frankes,
la conclusion qu'on est sur Pemplace-
ment d'nne batailie livräe par Ambio-
rix aux Romains, il y a loin et je
n'ai pas vu jusqu'ä präsent, quoique
je sois aux af^ets, se räaliser cette
annonce que je lis dans un Journal
(Meuse, 18 aoüt 1887) et qui indique
enfin la Solution d^une question topo-
grapbique des Commentaires de Cäsar,
tont aussi interessante que celle da
camp de Quintus Cicäron: „Sous peu,
le monde savant connaftra le vateur
des decouvertes qui viennent d'ätre
faites k S. Gertrude et k Ryckholt.
Des fouilles sur le plateau de Mon-
taigle (Falaen, Namur), oü s'est älevä
un chäteau fäodal, y ont fait däcouvrir
difFärents objets dämontrant que lä
avait ätä un refuge belgo-roman: £päe
de 0,75 m du longueur, y compris la
poignäe ; hache ; hone tres lourde; grand
hame^on k loup, avec chaine; poids en
pierre; clefs en fer. lames de couteau,
nbules, äpingles ä cheveux en bronze,
etc. On y a däcouvert 150 pi^ces de
monnaies romaines allant de Yictorin
k Gratien (265 k 883) sans Interrup-
tion ; un lot de 80 de ces pi^ces trouväes
ensemble, contenait des monnaies de
Magnence et de Gratien, ä fleur de coin ;
le däp6t du träsor doit donc avoir ef-
fectuä ä la fin du lY« si^cle au plus tard.
Un autre camp de refuge k Pry
(prfes de Walcourt, Namur) a foumi
^90 pi^ces de monnaie; celles qui ont
pu ätre dächiffräes appartiennent k la
deuxieme moitiä du lU« si^cle. Ce camp
servit de cimeti^re aux Franks, dans
le VI« si^cle et peut-ätre jusqu'a VII«.
M. Soil, de Toumay, auteur dUmpor-
tants travaux sur la cäramique de sa
ville natale, m'a soumis denx lampes
de forme romaine, en terre blanche
portant au centre un mädaillon reprä-
sentant un guerrier en buste, et au
centre le mot tornaco.
Malgrä toute, ma bonne volontä, je
n*ai pu me resoudre k accepter ces
objets comme authentiques, et je pense
qu'ils pourraient bien devoir rejoindre
parmi les tnncriptiones spuriae, celle da
genio tornaeesiu du LouYre, graffitto
d'apres moi moderne et dont j'ai k
peu pr^s indiqnä la date. (Buü, des
Camm, roy. cPart et tPardteol., X, p.
70; XV, p. 140).
D'apr^s M. Soil, ces deux lampes
avaient ätä achetäes k Gand, il y a
20 ou 30 ans, dans une vente publique,
et elles furent payäes 50 francs. A
cette äpoque, on späculait beauconp
sur la crädulitä d'un Toumaisien trös
äclairä, mais fermant les yeux pour
tout ce qui concemant sa ville natale,
et pour lequel on a fabriquä entre autres
des monnaies des „rois de Toumay";
c'ätait peut-^tre lui que visait l'auteur
des lampes tornaco: celui-ci aura atteint
le but jusqu'k un certain point, puisque
les objets sont arriv^s ä Toumay.
M. Soil me Signale en mime temps
une Statuette ^gyptienne de 0,15 m iL
16 de hauteur, qui aurait dt^ trouvto
ä Toumay. Cela n^est nullement im-
possible, et Ton a däcouvertdes objets
^gyptiens dans des sdpultures romai-
nes; mais il faudrait que les circon-
stances de la trouvaille, exceptionnelle
en soi, fussent articuMes avec plus de
präcision.
A Foy-Marteau (Falaen, Namur) on
a ddcouvert dans une sablonniäre, une
rdunion de treize sdpultures de femmes
et d'enfants: une urae noire avec orne-
ments k la roulette dtait ddposde au pied
d'un cadavre. Ces sdpultures ont 6t6
rapportdes k Fdpoque mdrovingienne.
Au Tombois (Waroant, Namur) on
a ddcouvert 32 tombes fruikes dont
le mobilier dtait pauvre: des boucles
de fer, de petits couteaux, un collier
de perles en verre et en päte cdra-
mique, deux bracelets en bronze, des
anneaux, etc.
A Jusaine (Rosde, Namur) 65 sdpul-
tures frankes ont foumi des scrama-
saxes, une lance, de petits couteaux,
des boucles en fer et en bronze avec
Plaques et contreplaques, des colliers
formdes de verroteries et de quelques
perles d'ambre, des bracelets en bronze,
un briquet. Lä, ont dtd trouvdes les
deux fibules d'or circulaires, dont il a
Digiti
zedby Google
Museographie.
311
et6 question dans le Westd, Zeäschr.
de 1887, p. 316 et pl. X, fig. 6.
Les Annales de la societe archedo-
gique de Namur, 1888, p. 479, pr^sen-
tent le dessin barbare d'une autre fibale
circulaire d'or, mais sang inscription,
trouY^e au m^me endroit.
Des vases funäraires de IVpoque
franke ont ^t^ däcouverts r^cemment
ä Waesmunster (Flandre Orientale) et
cette ^poque a particuliärement attir^
PattentioD du comte Alfred de Loe, ä
Harmignies (Hainaut), qui a d^jä op^rä
dans des cimetiäres franks, des fouilles
dont il est rendu compte dans les pu-
blications relatives k des Congr^s d'bis-
toire et d'archdologie qui se sont tenus
depuis quelques anndes k Anvers, Na-
mur^ Bruges (en 1888 k Charleroy).
Puisque j'en suis k l'^poque franke,
je veux ne pas omettre la d^couverte
faite il y a quelque temps d^jä, k
Amay (Liäge), dans un terrain longeant
la Chaussee romaine, de quelques bou-
tons de bronze et de deux scrama-
saxes, trouv^s k 1,20 m de profon-
deur, k c6td de deux squelettes dont
la t^te reposait de petites dal! es. L'un
des squelettes se trouvait aux pieds de
Tautre horizontalement. Les scrama-
saxes avaient 0,485 m de long, sur
environ 0,055 m de large et 0,008 m
d'^paisseur au dos; la soie destin^e a
entrer dans le mancbe, augmentait la
longueur de 0,187 m. Cette d^couverte
a 4i6 signal^e par M. Ed. Gu^rette,
ing^nieur ä Hermalle sous Huy.
M. Alf. Bäqnet, de Namur, a sp^-
cialement ^tudi^ l'^poque franke en
Belgique et il a fait paraftre ä ce sujet,
dans le tome XVn des Ännales de la
Societe archedogique deNamur, un travail
important intitul^ „La Belgique avant
et pendant les invasions des Franks".
Je sais de plus que la question a ^t^
mise au concours par TAcadäraie d'ar-
ch^ologie de Belgique, qui se rdunit
ä Anvers, et que deux m^moires sont
en ce moment entre les mains des
commissaires-rapporteurs, dont M. le
cbanoine Reusens, de Louvain.
Enfln, la question des origines frankes
a 4t4 discut^e, il y a quelques jours,
au Congr^s arch^ologique de Cbarle-
roy, oü eile a donn^ Heu ä des Solu-
tions contradictoires.
Weittd. ZeiUohr. f. Oevoh. u. fCuuti. Yll, UI.
Digitized
byCooQle
Digiti
zedby Google
Westd,ZtitschrV7l
Taf.ff-
Her RingH^cM ffennebtirQ im Domanialmiid
Bistrict Kernbach beiLiditenderj^,
^i^aassstad
iery vMa/or jt.JO.i^. Fried. Äof/er.
Digiti
zedby Google
Der Ringwall „Heuneburg^^ bei Lichtenberg im
Grossherzogtum Hessen.
Von Friedrieh Kofler.
(Hierzu Tafel 11).
Im Grosiilierzogtum Hessen linden sich zalilreiche Zufluchtstätten
fler \ eisjchieJüiisten Art, aus vorgeschichtlicher wie aus späterer Zeit.
Teils äißJ es jingförmige Wälle aus Erde oder aus Stein, teils sind es
hügel artige Erhebungen mitten in sumpfigem Gelände ohne Spuren fester
aiki Holz oder aus Stein erbauter Wohnungen.
Die meisten enthält die Provinz Oberhessen und wir finden darunter
die mii€htigstyii Bollwerke der Taunusgegend: die Wälle des Altkönigs,
die GickeLsburg iu der Nähe der Saalburg, das Bollwerk auf dem Brtt-
lerberg und tlie vierfachen Wälle des Hausbergs. Weiter im Osten ragt,
at^ Ausläufer des Vogelsbergs, die Glauburg direkt über die Ebene em-
por mit ihren doppelten Wällen, welche später die kaiserliche Reichsburg
gleichen Namt^ns umschlossen und zu diesem Zwecke teilweise umgebaut
w urden ; noch weiter nördlich in der Nähe von Schotten erhebt sich der land-
schaftlich Hcböne Alteburgskopf mit seinem mächtigen Steinwalle u. a. m.
Die Pi-ovinz Starkenburg ist mit Ringwällen weniger gut bedacht,
besitzt aber in der Heuneburg bei Lichtenberg einen Ringwall höchst
intarebsauter Art. den ich hier zum Gegenstand einer Mitteilung mache.
Im mittleren Odenwald, in der Nähe des Marktfleckens Gross-
Bieberau erhebt sich eine prachtvoll bewaldete Kuppe, welche den Namen
die Kftmbach oder Kembach führt. An ihrem nach dem Thale vor-
^ilinogenden Hände Hegen die stolzen Reste des hessen-darmstädtischen
Schlosses Lielitenberg, das in den Jahren 1570 — 1580 an Stelle einer
alten Katzenollenbogenschen Burg gleichen Namens errichtet ward. Die
Wettd* /ifiiUciir. f. Gesch. u. Kunst. VII, IV. 24
Digitized by VjOOQ IC
314 F. Kofler
Spitze der Höhe umgürtet ein Ringwall, der die „Heuneburg** (im Volks-
mund „Haineburg") oder auch das alte Schloss genannt wird. Das Boll-
werk zeigt eine länglich ovale Form und besitzt auf der nach Süden und
Südosten liegenden Angriffsseite zwei Vorwälle, welche, wie ein Teil des
Hauptwalles, aus Erde und Steinen bestehen. Der erste dieser Vorwille
schmiegt sich an der Ostseite des Hauptwalles an diesen an und zieht
in einem grossen Bogen nach Südwesten, wo er sich am steilen Berg-
hange verliert. Der zweite Vorwall beginnt ebenfalls auf der Ostseite
des Hauptwalles, lehnt sich aber nicht an diesen, sondern an die steile
Bergseite an. Er beschreibt erst einen kurzen, schwachen Bogen, ver-
folgt dann eine gerade Richtung und wendet sich einen rechten Winkel
bildend plötzlich nach S.-S.-W., wo er sich mit dem ersten Vorwalle
vereinigt. Der letzten Richtung entlang zeigt er einen vorliegenden
breiten und tiefen Graben, der auch den ersten Teil desselben begleitet
haben mag, aber jetzt verschwunden ist, weil man den nach dem Forst-
hause „Kernbachhütte" führenden Weg eine grosse Strecke weit hin-
eingelegt hat. Das Bollwerk hat zwei Thore, von denen jedes durch
einen Vorwall mit vorliegendem Graben in Gestalt eines kleinen Hofes
geschützt ist. Im südlichen Teile wird der Ringwall von einem Wege
durchschnitten, der auch durch beide Vorwalle führt, und in neuerer Zeit
angelegt ward. Spuren von festem Mauerwerk in Mörtelverband finden,
sich nicht vor. Innerhalb des Walles machen sich zwei grössere trichter-
förmige Vertiefungen bemerkbar, die vielleicht zum Auffangen des Regen-
wassers dienten, da die nächste Quelle etwa 8 — 10 Minuten weit von
dem Bollwerk entfernt ist. Die aus den Thoren kommenden W^e
führen abwärts nach Rodau, also in das Fischbach- und Gersprenztbal.
Herr Forstinspektor Morneweg, der mit seinem Sohne, Herrn Karl Mome-
weg uns bei der Aufnahme des Ringwalles behülflich war, machte uns
auf ähnliche Gruben aufmerksam, welche sich auf der Aussenseite des
Walles zwischen den beiden Schutzwällen der Thore befinden. Er glaubte
in ihnen Wolfsgruben zu erkennen, die man zum Zwecke der Vertei-
digung angelegt habe, wir konnten jedoch in diesen Gruben keine Wehr
erkennen.
Die Heuneburg, welche früher auch Quembergk oder Quernburg
genannt wurde, ist zweimal Gegenstand der Untersuchung gewesen.
Bei der ersten Untersuchung fand man nach den Notizen im Archiv
für hessische Geschichte und Altertumskunde (Bd. IE. n. IX S. 6 u. 7)
Fragmente von rohen tellerartigen Thongefässen und die Bruchstücke
einer Handmühle aus Sandstein. Der Einschnitt in den Wall zeigte
Digiti
zedby Google
Der Ringwall „Heunebarg" bei Lichtenberg. 316
auf der inneren Seite nur Erde ohne Steine, an der äusseren Seite
aber wurden „unter wenig Erde viele Steine von der Grösse Avie sie
ein Mann heben und aufwerfen kann, so liegend vorgefunden, dass sie
mehr nur auf einander geworfen, als gelegt zu sein schienen^. Bei
einer zweiten Untersuchung des Walles, (vgl. Archiv III. m. XVI,
Chronik des Vereins S. 15 ff.) „fand man die an der Aussenseite des
Walles auf einander gewälzten Steine etwas mehr in der Ordnung
liegend, als an der bei der ersten Nachgrabung eröffneten Stelle; auch
an der inneren Seite des Walles lagen einige Steine. Das SteingeröUe
war etwa einen Fuss tief mit Erde überlagert**.
Bei einer Besichtigung des Walles lässt sich jetzt nirgends eine
horizontale Lagerung oder Schichtung der Steine erkennen, doch hege
ich keinen Zweifel, dass einst hier, wie an vielen anderen ähnlichen
Orten die Steine des Bollwerks zu regelrechten Mauern ohne Mörtel-
verband aufgeschichtet waren. Vor etwa 25 Jahren zeigten die Wälle
der Goldgrube im Taunus in dem unteren oder südwestlichen Teile, in
der Nähe des Heidtränkbaches, gewaltige auf einander geschichtete Fels-
blocke, die durch eingekeilte Steine in horizontaler Lage gehalten wur-
den. Sie mögen vielleicht heute noch zu sehen sein. Dieselbe Beobach-
tung machte ich, als ich 1883 in Gesellschaft des Herrn Oberlehrer
Fritz Möller in Metz den interessanten Ringwall „das Schloss" im Huns-
rück besuchte. Ganz ähnlich verhielt es sich an der Nordseite des
Ringwalles auf dem Wildfraukippel bei Eschenrod im Vogelsberg, der
während der letzten Jahre abgefahren wurde, und auch der zweite Wall
des Hausbergs zeigte, als man ihn bei einer Weganlage anschnitt, eine
horizontale Schichtung seiner Gesteine, die man bei den Wällen der
Glauburg in Oberhessen ebenfalls wahrgenommen hat. Nur ist es mir
bis jetzt noch nicht geglückt Holzeinlagen, wie sie Herr v. Cohausen
bei den Wällen des Altkönigs nachgewiesen hat, an anderen Wällen
zu finden, denn man müsste zu diesem Zwecke die Mauern auf grosse
Strecken freilegen, was seither nicht durch mich geschehen konnte. Wenn
aber auch bei Untersuchungen der eine o4er der andere Wall ebenfalls
Holzeinlagen ergeben mag, (an dem grossen Ringwalle bei Otzenhausen,
den der anthi'opologische Verein von Trier aus 1883 besuchte, war
nichts der Art wahrzunehmen), so halte ich die senkrecht im Walle
stehenden Pfosten nicht für künstliche, sondern durch die Natur ge-
gebene Anlagen.
Man nimmt im Allgemeinen an, dass die Ringwälle unserer Gegend,
obschon sie zur Verteidigung eingerichtet, nicht dazu bestimmt waren,
Digitized by VjOOQ IC
316 F. Kofler
lange Belagerungen anszuhalten; man bält sie vielmehr für Zuflucht-
stätten, die der Bewohner des flachen Landes zur Zeit der Gefahr für
kürzere Zeit aufsuchte und nennt sie hin und wieder auch Verstecke.
Verstecke sind aber gewiss nicht auf kahler, weithin sichtbarer Höbe,
sondern im Waldesschatten angelegt worden. Dass man bei der Wahl
hauptsächlich solche Orte ins Auge fasste, die durch ihre steile Lage eine
etwa notwendig werdende Verteidigung erleichterten, brauche ich hier
nicht näher zu erörtern. Bei der Anlage des Werkes wird man wohl
alle Bäume, welche hinderlich warea, entfernt haben ; dass man aber die
Stämme, welche in die Linie der Umwallung fielen, ebenfalls beseitigte
und sie durch Pfosten ersetzte, das will mir doch nicht einleuchten. Ein
junger kräftiger Baum, der mit seinen Wurzeln das zerbröckelte und
zerklüftete Gestein des Berges umklammert und umspannt und mit
den Felsen gleichsam zu einer Masse zusammengewachsen ist, muss na-
türlicherweise der an ihn sich anlehnenden Mauer oder nach innen
laufenden Holzeinlagen mehr Halt geben, als ein Pfahl oder Pfosten,
den man auf unseren steinigen Bergkuppen wohl nicht einmal ein-
schlagen,^ sondern nur aufstellen könnte.
Es scheint mir mehr der Sache entsprechend, dass man den
kräftigen, gesunden Baum stehen liess und ihn auf einer Höhe, wo er
die freie Bewegung der Verteidigung zu hindern begann, abkippte. Hier-
durch wurde er, denken wir uns den Fall, dass es z. B. eine Hain-
buche war, nicht einmal viel in seinen Lebensverrichtungen gestört, er
konnte vielmehr weiter wachsen und gedeihen und dem hinter den
Wällen befindlichen Flüchtling auch noch anderen Nutzen gewähren,
denn die Äste mussten jedenfalls über der Mauer wieder ausschhigeQ
und konnten bei richtiger Behandlung als lebende Hecke dem Ver-
teidiger eine Brustwehr abgeben, wie er sich eine solche aus Stein oder
Reisig nicht herstellen konnte. Der Gebrauch Hainbuchen zur Wehr
zu benützen datiert aus der frühesten Zeit und es ist gewiss kein Zufall,
dass noch heute vor und innerhalb vieler dieser Bollwerke aus Stein
die Hainbuche den Hauptbestand des Walles bildet. Unter vielen Bei-
spielen will ich nur den Altkönig erwähnen, der als ich ihn vor etwa
40 Jahren zum ersten Male besuchte, vor und zwischen seinen Wällen
einen breiten Gürtel von sehr alten knorzigen Hainbuchen zeigte (Herr
Forstmeister Dr. Heyer in Lorsch wird das bestätigen können), nicht
unähnlich den Hainbuchen des Rbeingauer Gebücks.
Der Bingwall auf der Kernbach ist besonders ausgesteint und
Domanialeigentum. Innerhalb seiner Wälle wurden, wie mir Herr
Digiti
zedby Google
Der Ringwall „Henneburg** bei Lichtenberg. 317
Forstinspektor Morneweg mitteilte, seit alter Zeit von den Bewohnern
der Umgegend grosse Frühlingsfeste gefeiert. Da die Kuppe mit Unter-
holz bewachsen ist, so werden die Feste zur Zeit auf halber Berges-
höhe in schattigem Buchenhochwald abgehalten. Sobald es aber die
Umstände gestatten, soll der Festplatz wieder nach der Heuneburg ver-
legt werden.
Das Kirchlein zu Hiltrup.
Von J. B. Nordhoff in Miinster i. W.
(Hierzn Tafel 12.)
Die kleine Kirche zu Hiltrup bei Münster i. W. verrät mit ihrem
schlichten Äussern wohl Niemanden, dass sie zu den ältesten und merk-
würdigsten Denkmälern der Landesarchitektur gehört. Vorab gebahrt
dieser Ruhm dem Westwerke, doch auch das Langhaus trägt einen gaton
Teil zur archäologischen Bedeutung des Gesamtbaues bei, insofern das
Einschiff bei einer Länge von zwei Gewölben und einer ansehnlieben
Breite eine hohe Altersstufe bekundet und der allerdings weit jünger*?
Chorbau nur ungelenk an das Schiff lehnt und aus dessen Achse merk-
lich nach Süden abweicht. Daher stösst auch das ihm zeitverwandte
Dach, welches Chor und Schiff in gleicher Höhe und Firstlinie befasst,
im Westen nicht auf das Mittel, sondern auf die Südhälfte des Turmes,
Der letzte Vorgänger war, wie eine Kalkleiste zeigt, regelmässig ange*
schlössen und zufolge seines Firstwinkels noch in gothischer Zeit.
Der Chor endigt mit fünf Seiten eines Achtecks und den Scliliiss-
stein belebt das Flachbild des Patrons, Clemens mit dem Anker; die
Wölbung und Rippenlage sind der Münsterischen Gothik entsprungen,
welche Maasse und Konstruktion so zu beherrschen verstand, dass i]h^
Gewölbe sich sogar über kleinen Räumen frei, elastisch und erhaben
aufspannten. An diesem Vorzuge nimmt in ihrer Art auch die ob-
longe, senkrecht auf die Längsachse gesetzte Chorvorlage Teil, die
Trägerin eines hochbusigen Kreuzgewölbes und das Mittel des Clior-
schlusses und Schiffes. Die Mauern des Chorbaues sind dünn mit Fuss-^
Kaff- und Decksimse von schlichtem oder flachem Schnitte versehen,
die Aussenstreben nach ihren Etagen verjüngt und in Giebelchen auf-
gelöst, die schmalen zweiteiligen Fenster oben mit Fischblasen und rei-
nerem Maasswerk gefüllt, die Profile schwach, die Rippen beiderseits
Digiti
zedby Google
318 H. Nordhoff
bloss noch gekehlt und schon ohne die geringste Unterlage ans der
Wand emporgezogen, mit andern Worten : der schöne Gesamtplan offen-
bart im Einzelnen so viele Anzeichen des hinsiechenden Stiles, dass der
eigentliche Ostban sicher dem 16. Jahrhunderte und schon eher den
zwanziger, als den früheren Jahren desselben entstammen möchte. Es
steht auch an den ungeföhr gleichzeitigen Thürge wänden des Schiffes
die Zahl 1519, auf einer Glocke ') 1521, wie denn der zierliche
Schrank an der Nordwand des Chores in den Blenden des Aufsatzes,
der wagerecht mit Blumenkämmen abschliesst, der gothischen Spätzeit
nicht enträt. Wer dafür übermüthigere Konstruktionen und ausschwei-
fendere Stilzierden verlangt, bedenkt nicht, dass Derlei sich wohl kaum
mit dem Baufonds einer Dorfkirche vertrug und hier zu Lande oft nicht
einmal monumentalen Gebäuden angedieh.
Mit dem Chorbau wurde eine wesentliche Vergrösserung des Alt-
baues bezweckt und erreicht; der frühere Chor beschränkte sich nach
landesüblichem Brauche der romanischen Bauweise, welche das Schiff
vertritt, nur auf eine halbrunde oder viereckige Apsis, die keinenfalls
die ganze Weite des Schiffes bespannte; jedenfalls sprang sie beiderseits
nur so viel gegen dasselbe ein, als dessen schmale Ostmauer bis heute
noch von Norden gegen Süden ausweichet, um an die Chorvorlage zu
greifen und mit ihr einen Winkel für den Sakristeibau zu bilden.
Thatsächlich reichte im Norden die alte Chorwand, deren Mauer hier
im Neubaue benutzt ist, ungefähr bis an den Anfang des heutigen
Chorschlusses, und wenn ihr südliches Gegenstück gleich weit gegen
das Schiff einsprang, so verhielt sich die Länge zur Breite der Apsis
ungefähr wie 7 zu 9. Dass die alte, jedenfalls nicht geräumige, Sakristei
(aussen) in jenem Winkel lag, ersieht man an der Ostmauer des
Schiffes, oder vielmehr an ihrer rundbogigen Aussennische, die in die
Kirche, zur Kanzel, emporleitete und sehr enge ist, wie die vermauerte
Kanzeltreppe in einem Pfeiler der Ludgerikirche zu Münster. Die ge-
genwärtige Sakristei richtet sich mit dem Giebel nach Norden und zwar
im unschönen Aufputze moderner Romanik.
Nur um das Maass jener östlichen Quermauer verengt sich also
auch der spätgothische Chorbau gegen das Schiff, also bloss im
^) Ihr von Lilienblumen unterbrochenes Spruchband lautet:
Sancta Anna hedt ick
De levendigen rop ick
De doden beschrei ick.
Anno Domini m d XXI.
Digiti
zedby Google
I)as Kirchlein zu Hiltrup. 319
Norden, während er im Süden aussen die Flucht der alten Schiffsmauer
innehält, die an Stärke jene des Chores wobl um das Doppelte über-
trifft. Warum dieser zu Ungunsten der Nordseite geschmälert oder viel-
mehr nach Süden verschoben, hier also auch die Ostmauer des Schiffes
getilgt wai*d, ob mit Rücksicht auf den Baugrund oder den Verhalt des
früheren Gemäuers oder aus anderen Beweggründen, das sei vorerst
dahingestellt.
Genug, Chorvorlage und Langhaus verbindet ein breit-runder Quer-
gurt, im Norden getragen von der erwähnten Ostmauer des Schiffes,
im Süden, wo ihr Gegenstück fiel, von der Langmauer und zwar von
ihrem östlichen unverletzten Stirnstücke. An diesem haftet, obgleich unten
abgeschlagen, noch der alte Eckpilaster mit einem einfachen Kämpfer
von Platt« und Schräge, welch letztere indes ihr Schachbrettmuster
bewahrt hat. Eckpilaster von kühnem Yorsprunge, soweit sie sichtbar
sind, der Kämpfer baar^), füllen auch die drei übrigen Winkel des
Schiffes^ um die beiden Gewölbe zu stützen, welche quer zur Längsachse
liegen und ihre Kreuzkappen durch Gräten anzeigen; ihr breiter Mittel-
gurt ruht auf einem Paare von starken Wandpilastem. Dafür, dass
die Wölbung ursprünglich ist, sprechen die Stärke der Stützen und die
Dicke der Langmauern; beide sind so reichlich bemessen, als hätte der
Baumeister von vornherein jede Besorgnis bezüglich der wohl noch selten
einer Kirche gewährten Wölbung verscheuchen wollen. Dass das Schiff
selbst im Planendes Turmbaues lag, bezeugt in dessen Südflanke die
Treppenlage, insofern diese sich in ihrer unteren Windung nach dem
sadwestlichen Eckpilaster des Schiffes richtet; der Aussenbau verzichtet
auf jedwede Gesimsanlage oder ursprüngliche Zier. Doch nur im Kerne
erstrebt dasselbe das hohe Alter des Turmes; in den edleren Einzeln-
heiten kommen allerlei Neuerungen und Umbildungen zum Vorscheine.
Die beiderseitigen Fensterpaare, welche jedes Mal in eine Gewölbeblase
münden, sind mit spätgothischem Stab- und Maasswerk ausgesetzt und
gleichviel, ob mit rund- oder spitzbogigem Schlüsse nachträglich ausge-
weitet, die einzige Thüröffnung, am Westende der Südwand, ist spitzbogig
geschlossen — offenbar im Zusammenhange mit dem Chorbaue. Allein
das Rundbogenfester hierüber, welches auch der Verstabung entgangen
ist, macht den Eindruck des ursprünglichen Entwurfs, — die Halbsäulen
sind den beiden Wandpilastem wohl noch später vorgelegt, und anschei-
nend nur als Stützen der Orgelbühne ; ihnen mangelt eine entsprechende
^) In der nordöstlichen Ecke verlor er sich unzweifelhaft bei der An-
lage oder Beseitigimg der früheren Kanzel.
Digiti
zedby Google
320 H. Nordhoif
Vorlage des Quergurtes, und ihren Würfelkapitälen der Ausdruck alter
Formtreue, ihrem Material die Härte, deren selbst die Keilsteine der
Bögen nicht entbehren.
Eine höhere Bedeutung hat der Turmbau, indem er dem acht-
samen Auge schon von aussen halbwegs bemerkbar fortifikatorische,
liturgische und ästhetische Zwecke zusammenfasst. In dem Gesamtplane
klingen Erinnerungen an die ersten Westtürme des liandes wieder, nur
dass hier, was längst bei Stiftskirchen und Basiliken entwickelt und fest-
gestellt war, in sinnvoller und geschickter Vereinfachung einem kleinen
Pfarrgotteshause angepasst wurde. Wenn dort ein massiges Westwerk
mit allerhand Gelassen und Aufgaben ein Paar Türme auf den Ecken
trug, oder der Einturm von Grund ans zwischen zwei Trabanten aufstieg,
so nimmt der Turmbau zu Hiltrup dem gegenüber in der Raumbedeutung
wie in der Einrichtung eine Mittelstellung ein, der Form nach zu ver-
gleichen den Westwerken zu Fischbeck, Soest und zu Wildesbausen.
Nicht wie ein schmales Prisma rückt er vor ein breites Schiff, sondern er
erhebt sich erst auf dessen Höhe, nämlich über einem oblongen Unter-
baue, welcher die ganze Fronte des Langhauses deckt, als Viereck in
massiger Entwickelung , jederseits von einem Lichtloche durchbrochen,
oben mit einem klaren Gesimse bekränzt und einer niedrigen Pyramide
bedacht.
Der für sein Gewähr wuchtige Unterbau kehrt das Starke und
Fortifikatorische, das die alten Dorftürroe überall vertreten, im Maaer-
werke klar hervor, duldete daher als Lichter der Innengelasse nur
schmale Schlitze, und höchstens eine oder zwei weitere Öffnungen, ein
kleines Fenster für eine Kapelle der Nordseite und in der Westmauer
eine später bis auf ein Rundloch vermauerte Thüre mit Rundbogensturz;
in ihr verkündigt sich zugleich deutlich der Übergang zu den späteren
Tnrmanlagen. Im Inneren erweist sich das Mittel, worin das Oblonge
der Kirchenräume schwach wiederkehrt, als Grundlage des Hochbaues,
doch besitzt es ausser einem Gewölbe aus Kreuzgräten keine Bauzierden,
nicht einmal Kämpfer unter den grösseren und kleineren Gurten, oder
ein bemerkbares Profil am Westeingange. Zu dem Mittel thut sich im
Süden eine hohe Nische auf, erweitert den Unterraum, bricht und ver-
ringert die Mauermasse. Nischen dieser Art begleiten fortab den ro-
manischen Turmbau und reichen bekanntlich in der Mehrzahl auch am
Langhause angebracht in die Frühbauten des Stiles zurück.
Die Nordflanke wurde als Kapellchen ausgebaut, mit einem Tonnen-
gewölbe bedeckt und in dessen Achse dem Thurminnern, also nach Süden,
Digiti
zedby Google
Das Kirchlein zu Hiltnip. 321
aof ganzer Breite erschlossen; in der Nordwand findet sich das kleine
Fenster, von dem oben die Rede war. Was sollte das Kapellchen?
Das sagt nns der teilweise hineingerQckte Taufstein, ein ausgehöhlter
nach unten verjüngter Gylinder, dessen kräftiger Blattfries am Oberrande
auf eine Entstehung hinweist, die nur um wenige Jahrzehnte dem Turm-
bau nachgab. Die Base ist unsichtbar weil tief im Boden eingesenkt,
oder vielmehr von ihm umwachsen, — ein Zeichen, dass er stets an
dieser Stelle gestanden hat. Taufe und Taufraum fanden hier also bau-
lich eine ebenso zweckmässige a)i liturgisch passende Stätte — nämlich
an der Nordseite des (Turm-)Einganges , wie es der Brauch und die
kirchlichen Satzungen vorschrieben^). Die Baugeschichte des Landes
kennt gesonderte Taufhäuser gar nicht '^) und nur noch ein jüngeres
Beispiel einer erklärten Taufkai)elle, die ähnlich an den Turm schliesst
wie hier, nämlich das zum Pianghause durch eine Säulenstellung geöff-
nete Chörlein der Hohnekirche zu Soest ''). Denn je mehr die Kirchtürme
als schlichte Prismen behandelt wurden, verlor sich dafür der äussere
Anlass, welcher zu Hiltrup im Unterbau gegeben und so weise benutzt
wurde. Das regt schon nicht wenig unsere Wissbegierde bezüglich der
Bauzeit an.
Fügte sich die Nordflanke des Turmes so der kirchlichen Ver-
richtung, so diente die Südfianke mehr einem profanen, nämlich einem
militärischen Bedürfnisse der Umwohner. Ihre dicke Mauermasse enthält
vom Kircbeninnern aus, wie gesagt, zugänglich die Treppe zum Gewölbe,
eine ummauerte und gewölbte Gangröhre, nicht von der Schmalheit des
späten, immerhin schon ohne die Bequemlichkeit frühen Romanismus,
kurzum hier von einer solchen Weite, dass man sie ungestört nur
einzeln besteigen und leicht mit Steinen gegen einen Feind sperren
konnte, wenn die Umwohner ihre Zuflucht nach oben genommen hatten.
*) Vgl. das Nähere bei Brenner, Geschichtliche Darstellung der Sakra-
mente;^ 1818 I, 299; Münster. Pastoral-Blatt VII, 43—45.
*) Von den Pfarrkirchen getrennt kommen solche nur auf vormals rö-
mischem Boden in Deutschland vor (F. v. Quast in der Zeitschrift fi'ir christl.
Archäologie und Kunst I, 30) und daher schon konnte nur die Flüchtigkeit
in der sogen. Johanneskirche zu Essen eine Taufkapelle finden (F. v. Quast
das. I, 32 und darnach H. Otte, Kunst - Archäologie A* I, 22, 83), die viel-
mehr von Haus aus der h. Walburgis geweiht und im 13. Jahrhundert, als sie
dem h. Johannes das Patronat einräumte, vollkommene Pfarrkirche war. Vgl.
J. Evelt in der Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde 31, II. 115.
^) Vgl. Jahrbücher des Vereins von Altertumsfreunden im Rheinlande
H. LXVII 109, und W. Liibkc, Mittelalter!. Kunst in Westfalen 1853 S. 162
Taf. XVU, 6. Nr. 5.
Digiti
zedby Google
3ä2 M. Nordhoff
Wieder and wieder brandeten Kriege und Fehden um die bewehrten
Kirchhöfe, um die Türme und die Mauern der Kirche. Die Schiess-
scharten des romanischen Kirchleins zu Weslarn bei Soest sind heute
aussen vom Erdboden verdeckt, nach innen aber noch so unverletzt,
als wären sie gestern erst gemacht. Im zweiten Geschosse hat der
Hiltruper Turm noch kein zweites Gewölbe, womit gerade der MOns-
terische Romanismus die Wehrhaftigkeit zu steigern liebte, dafür im
Norden über der Taufkapelle, gleichsam als zweites Geschoss derselben,
eine rundbogige Tiefnische, im Westen eine Flachnische, im Osten ein
Paar davon. Stand hier einst, wie zu Balve und Idensen ein Altar,
oder eröffneten sich die Ostnischen dem Schiffe für einen kleinen
Sangerchor, wie noch heute die Westemporen in Böhmen und Oester-
reich? Oder bildeten die Nischen nach altromanischer Bauart blos eine
Belebung und Erleichterung der Mauermasse? Aufklärung hierüber lässt
sich erst dann erhoffen, wenn eine völlige Entblössung der Wände die
nähere Untersuchung des Mauerwerks erlaubt.
Vom Gewölbe führen nach einander mehrere Leitern im innem
Turmraume zum vierten und höchsten Geschosse mit einem Deckgesimse,
dessen entwickelte Gliederung mir eher auf eine Zeichnung der neueren,
als auf einen Meissel der romanischen Zeit zurückzugehen scheint. Da-
gegen atmen die vier Schallöcher in ihren vornehmsten Ziergliedem
Ursprünglichkeit und naiven Formensinn: die Mittelsäulchen sind die
beredsten Zeugen bezüglich der Bauzeit. Unter einem verhältnismässig
weit ausladenden Kämpfer, welcher die beiden freien Bogenschenkel
aufnimmt, steht durch ein Plättlein geschieden die Säule, nach oben
verjüngt und hier mit einem Ringe gegürtet, sonst ausgezeichnet durch
das Würfelkapitäl und die Base. Das Würfelkapitäl, welches die deutsche
Architektur zuerst um 1000 zu Essen, also auf westfälischem Boden
hervorbrachte^), zeigt bereits zwischen den Wangen eine Rippe und
damit jedenfalls eine weitere Stufe der Entwickelung.
Das attische Profil, welches der Base zu Grunde liegt, ist so ver-
zogen, dass der untere Pfühl, welcher längst im 11. Jahrhunderte, viel-
leicht der Fernwirkung halber, das Übergewicht erlangt hatte, hier un-
geföhr zu einer Halbkugel anschwillt, Kehle und Oberpfühl dagegen
förmlich verschrumpfen, letzterer wie ein Ring, doch immer noch von
erheblicherer Masse, als jener am Säulenhalse. Auch kleine Eckblätter *)
•) G. Humann in den Bonner Jahrbüchern LXXXII, 85.
') f'ber das gegen P^nde des 11. Jahrhunderts aufkeimende „Eckblatt**
vgl. F. V. Quast im Correspondenzblatte des Gesammtvereins (1872) XX,
Digiti
zedby Google
Das Kirchlein zu Hiltnip. 323
entwachsen der Base und zwar in Zapfenform, also noch abhold jener
Gestaltung, der sie im 12. Jahrhunderte entgegengingen, als die Base
wieder ein regelrechtes Profil annahm. Also bleibt als Mittel nur die
Zeit von 1100 übrig und ihr entsprechen die Armut an Profilen und
Stilzierden im Tunne und Schiffe, sowie die strenge und sorgliche Aus-
bildung aller Glieder im Dienste der Wölbung: ähnliche Behandlang
and Bauzeit verrät die Kirche zu Hellefeld®) bei Arnsberg — und ein
Bauwerk mit gleichartigen Stilcharakteren, der mächtige Kirchturm zu
Liesbom, entstand beglaubigten Zeugnissen zufolge gerade auf der Wende
der beiden Jahrhunderte*). Auch hier ein Kreuzgewölbe mit Mauer-
nischen, Schallöcher mit Teilangssäulchen, deren Basen zwar schon
stilgerechte Umrisse, obgleich einen geschwollenen ünterpffthl und keil-
förmige Eckblätter besitzen. Der etwaige £inwand, dass dasselbe be-
reits in allen Teilen gereckter, schlicht ohne Flanken, ferner mit
mehreren ziervoll gruppierten Schallöchern eine jüngere Turmgestalt,
also einen Fortschritt gegen das Hiltruper Seitenstück, dies also ein
höheres Alter darstelle, verliert seine Kraft, sobald man bedenkt, dass
der Liesborner Bau unstreitig der Soester Bauschule angehört und der
Westen des Landes, dem Hiltrup zugeteilt ist, überhaupt die Keime
des Kunstbaues von Osten erwartete.
£s ist, als hätte die Münsterische Bauschule im Westwerke zu
Hiltrup noch zu guterletzt wenigstens eine Probe von den ältesten
Turmformen des Ostens und von dem reicheren Grundplane der alten
Zeit überhaupt geben wollen, eben als das Grundschema der grossen,
geschweige der kleinen Gotteshäuser sich gemesseneren Formen und
schlichteren Linien fügte.
Was den Baustoff anbetrifft, so ist erst das eine oder andere
Glied, z. B. ein Kämpfer der Wandpilaster aus den Baumbergen be-
schafft, das sonstige Material, sogar in den Bögen, besteht wahrschein-
lich diirchgehends aus dem grauen harten Plener ^% welcher schon auf
2t), das. (1865) XIII, 51 und F. Kraus, Kunstdenkmäler des Grossherzog-
tums Baden (1887) I, 107, 108.
*) Vgl. B. Grueber in der Westfäl. Zeitschrift für Geschichte und Alter-
tumskunde (1866) XXVI, 273 ff. mit 2 Tafeln.
*) Oderadis penultima abbatissa fuisse reperitur und zwar (nach der
durchschnittlichen Regierungszeit ihrer Vorgängerinnen und Nachfolgerin)
1099—1115, quae et turrim grandem ecclesiae contiguam polito lapide
construxit, cuius turris pars inferior sancto Severino dedicata est . . .
De abbatia Liesbornensi apud B. Wittium, Historia Westphaliae 1778 p. 753.
*<*/ Über dessen Lager und Gebrauch vgl. meinen Holz- und Steinbau
Digiti
zedby Google
324 H. Nordhoff
der Nordseite der Stadt Münster gebrochen wurde und gerade den
älteren Kirchen ihrer Umgebung zugute kam, bis die Bauentwickelung
einen bildsameren und farbenschöneren Stein verlangte.
Wie uns der Stilvergleich überzeugt hat, ist also das Baudenkmal
zu Hiltrup eine Gründung des Bischofs Burchard (1098 — 1118) und
dann wahrscheinlich verknüpft mit seinem Vorhaben, in Münster die
Ludgerikirche zu errichten, in deren Verwaltungsbereich die Pfarre
Hiltrup dauernd übergehen sollte ^^).
Lassen wir schliesslich die Frühblüten des Münsterländischen
Kirchenbaues an uns vorüberziehen, so giebt es ausser ganz vereinzelten
Mauerresten nur ein etwas älteres Werk, welches, wie man annehmen
sollte, schon eine Leistung der Münsterischen Bauleute ist, die Drei-
zahl der Türme von St. Mauriz. Die frühern Bauten oder vielmehr
Bauteile weisen entweder, wie der Turm zu Liesborn, auf Soest oder
noch fernere Bauschulen zurück und selbst die grosse Stiftskirche zu
Freckenhorst folgt, bereits 1129, im Turmbaue einer ausw&rtigen Vorlage.
Wie so oft in der Baugeschichte halten die Höbe der Lage und
die Höhe des Alters in dem Hiltruper Heiligtum einander die Wage;
was ihm ausserdem zu vorzüglicher Ehre gereicht, ist die unver-
letzte Erhaltung bis auf den (alten) Chor. Gott erhalte es und be-
schütze es vor dem Zahne der Zeit, der Wut der Elemente und jeder
Unbill von Menschenhand. Schöner und ursprünglicher wird die Kirche
auf uns wirken, wenn das Bodenniveau im Innern und Äussern ernie-
drigt, dort die weisse Tünche, hier der Kalküberzug und Thürvorbau
entfernt und der Turmeingang wieder freigelegt ist. Die Restauration
bedeute im Ganzen, wie sich eigentlich von selbst versteht, die sorg-
liche Erhaltung*^) und Wiedergabe des Vorfindlichen und bei
Westfalens 1873 S. 429. Von der von Bischof Friedrich (1064—1084) also,
etwas früher erbauten Maurizkirche zu Münster sagt die Chronik: Und die
steine, darvan he de kercken hefft bawen laten, de seindt thor Einckingh-
möhllen (beim jetzigen Schlachthause) gebracken an der siedt na Münster,
dar de windemohlle steit. Und in einem Epigramme wird dem Erbauer be-
sonders nachgerühmt:
Hie extra muros, Mauritie, levibus urbis
Struxerat e saxis splendida templa tibi.
Geschichtsquellen des Bistums Münster (1866) III, 196.
") Vgl. A. Tibus, Gründungsgescbichte der Stifter, Pfarrkirchen . . .
im Bereiche des alten Bistums Münster 1885 I, der S. 413 den Kirchenbau auf
Bischof Hermann H (etwa 1180) und B. 416 auf denselben „oder einen seiner
unmittelbaren Vorgänger" zurückführt.
*2) Daher erachtete der kunstwissenschaftliche Kongress in Wien 1873
Digiti
zedby Google
Das Kirchlein zu Hiltrup. 325
etwaigen Ergänzungen und Neuerungen strengste und willfährigste
Befolgung der Orts- und Landesformen *^j — wie für die Bauteile,
so fOr alles Bild- und Zierwerk künstlerischen Charakters ; dann werden
Fehler, Verflachungen und Vandalismen sicher verhütet.
-^♦^©€^«
Zur Geschichte der grossen Heidelberger, sog. {Manes-
sischen Liederhandschrift.
Von Prof. Karl Zangemeister in Heidelberg.
Die berühmte sog. Manessische Minnesänger - Handschrift ist am
10. April dieses Jahres nach etwa 250jähriger Verbannung in ihre
alte Heimat, nach Heidelberg zurückgekehrt und in der hiesigen Uni-
versitäts-Bibliothek den übrigen 892 uns wiedererstatteten Codices Pa-
latini eingereiht worden. Sie bildet hier jetzt den Schluss unserer
deutschen pfälzer Handschriften und trägt als deren letzte die Nummer 848.
Ich habe als Hüter dieses litterarischen Kleinods es für meine
Pflicht gehalten, seiner Geschichte nachzuforschen, uud bei Prüfung der
bisherigen Arbeiten gefunden, dass neben vielen sehr verdienstlichen
Xachweisungen und scharfsinnigen Kombinationen doch auch manche
Annahmen jetzt als feststehend betrachtet werden, welche unzulässig
oder mindestens unbewiesen sind, und dass umgekehrt Anderes als un-
möglich hingestellt worden ist, was grosse Wahrscheinlichkeit besitzt.
Ich beabsichtige im Folgenden aus den Ergebnissen meiner Unter-
suchung Mitteilungen zu machen und einige der wichtigsten Punkte,
welche sich auf die Entstehung der Handschrift und ihre späteren Schick-
sale beziehen, zu erörtern. Eine Besprechung der Zusammensetzung
des Codex möge einem späteren Artikel vorbehalten bleiben.
Über die Zeit, in welcher die Handschrift geschrieben und gemalt
ist, besteht kein Zweifel; wegen des Zusammenhangs dieser Frage mit
„es für geboten, auszusprechen, dass den Denkmalen der Kunst gegenüber als
erste Pflicht bei der Restauration Konservierung bezeichnet werde".
Mitteilungen des k. k. Oesterreicb. Museums für Kunst u. Industrie VIII, 493.
>»} Vgl. Otte a. a. 0. I, 127, 128 und P. Beissel in den Stimmen aus
Maria-Laacb XXI, ö8 f., 63,59: „Jeder Stein, den er (der Architekt) ergänzt,
jedes Profil, jede^ Blume, jede Statue muss zu der Kirche passen, die er
wiederherstellt, muss dem Charakter der Provinzialschule entsprechen,
die in dieser bestimmten Zeit diese bestimmte Kirche baute."
Digiti
zedby Google
326 K. Zangemeister
der weiteren, der nach dem Ort ihrer Entstehung, ist es aber erforder-
.lich, das Wesentlichste hier zu erwähnen.
Die Schriftzüge weisen den Codex der ersten Hälfte des 14. Jahr-
hunderts an; damit stimmt das, was wir Ober die Lebenszeit der in
dieser Sammlung enthaltenen Dichter wissen, und wir gewinnen aus den
hierauf bezüglichen Daten noch eine genauere Zeitbestimmung. Za
unterscheiden ist hierbei zwischen dem Grundstock von etwa 110 Dichtem
und den allmählich eingefügten Nachträgen der Werke von weiteren
30 Sängern und Bildern. Unter jenen Dichtern nun reichen einige
mit ihrer poetischen Thätigkeit oder (da sich diese oft nicht genau
datieren lässt) mit ihrer Lebenszeit in den Anfang des 14. Jahrhunderts
hinüber: Konrad von Kilchberg (1286—1315), Konrad der
Schenk von Landegg (1271 — 1306)^) und Johannes Hadlaub.
Über den Letzteren sind wir besonders gut unterrichtet, und, wie unten
erwähnt werden wird, ist derselbe für diese unsere Liedersammlung von
ganz besonderem Interesse. Nach seinen eigenen Gedichten, welche uns
nur dieser Codex aufbewahrt hat, verkehrte er in Zürich am „Hofe" des
Rüdiger Manesse IL, welcher am 5. September 1304 starb (s. G. Wyss
in dem später zu erwähnenden* Werke). In einem seiner Lieder spricht
Hadlaub von dem Sohne dieses Rüdiger „dem Küster^ als einem be-
reits Verstorbenen. Damit ist Johannes Manesse gemeint, welcher nach
Wyss S. 11 am 20. Mai 1297 als custos oder thesaurariusy d. h. Be-
wahrer des Kirchenschatzes des Chorherrenstifts zu Zürich, gestorben
ist. — Unter den Persönlichkeiten, welche Hadlaub bei Erzählung seiner
Liebesgeschichte erwähnt und deren Unterstützung er sich in Zürich
bei dem Werben um die Huld einer hochgeborenen Dame zu erfreuen
hatte, kommen ausser jenem Rüdiger Manesse selbst u. A. vor: 1) Leut-
hold von Regensbet-g, welcher noch 1325 lebte; 2) Rudolf von
Landenberg (1297 und 1314 in Urkk. nachweisbar; f 1318);
3) der Fürstbischof von Konstanz, Heinrich von Klingenberg. Dieser
bedeutende Mann war früher Kanzler Rudolfs von Habsburg gewesen
und hatte eine, leider verloren gegangene, Geschichte der Grafen von
Habsburg geschrieben. (Lorenz, Geschichtsquellen 3. A. I S. 74). Fürst-
bischof von Konstanz war er von 1293 — 1306; 4) desseu Bruder
Albrecht (in Urkk. 1300 — 1321, f ^324). Vgl. Bartsch SM.
S. CLXXXV ff. Die betreffenden Gedichte Hadlaubs fallen also in
diese Jahre 1293—1306, bezw. nach 1297.
^) Bartsch, Licderd. 2. A. 1879 S. LXX ; Schweizer Minnas. 1886
S. CXXVIII ff.
Digiti
zedby Google
Zar Geschichte d. gross. Heidelberger, sog. Maness. Liederhandschrift. 327
Zu diesem Grundstock unseres Codex sind dann, aber nur wenig
später, von vei-schiedenen Händen Nachtr&ge gefügt worden und zwar
nicht am £nde. sondern an verschiedenen Stellen inmitten der Samm-
lung gemäss der ursprünglichen Anordnung der Dichter nach deren I^ebens-
stellnng. Nach den bisherigen Untersuchungen über die Lebenszeit gehören
die frühesten dieser Dichter der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts
an, während die spätesten bis in das 4. und 5. Jahrzehnt des 14. Jahr-
hunderts hinabreichen. Die letzten sind folgende:
1) Meister Heinrich von Meissen, mit dem Beinamen Frauen-
lob, welchen er in Folge eines mit Regenbogen in Mainz ausge-
fochtenen Wettgesanges über die Bezeichnung ^Frau" und „Weib" er-
halten haben soll. £r lebte in Mainz von 1312 an und starb 1318,
2) Der eben genannte Regenbogen, von Hause aus ein Schmied,
welcher den Frauenlob überlebte und sein Gedächtnis feierte.
3) Herr Otto von Turne, in Urkunden 1312—1331 erwähnt,
wahrscheinlich zwischen 1331 und 1339 gestorben (Bailsch, Schweizer
Minnes. 1886 S. CCX ff.). '
4) Herr Heinrich Hetzbold von Weissensee, in Urkunden
1312 bis 1345 erwähnt.
5) Graf Wernher von Honberg. Er starb 1320 (Bartsch
S. CLXI ff.).
6) Herr Heinrich der Rost Kirchherr zu Samen, wahr-
scheinlich identisch mit dem, Ende 1329 verstorbenen Heinrich (Bartsch
S. CCXVI fg.).
7) Johannes von Rinkenberg. Er lebte noch im Jahre
1349. Vielleicht gehen aber die Gedichte auf seinen Sohn zurück,
welcher um 1347 starb (Bartsch S. CG ff.). [Einen Freih. Johann
von Ringgenberg weist aus einer Urkunde vom 5. Juni 1308 nach:
Baechtold, Gesch. d. d. Lit., Anm. S. 43.]
Es verdient hierzu bemerkt zu werden, dass die Gedichte von
8. 4. 5. 6. 7 nur im Manesse-Codex stehen und 3. 5. 6. 7 Schwei-
zer sind.
Ohne Zweifel nahm nun das Zusammenbringen der Dichterwerke,
welche den Grundstock dieses Codex bilden, die Erwerbung von
dnzelnen Liedern oder Liederbüchern einzelner Dichter, sowie von
Sammlungen verschiedener Dichter, eine geraume Zeit, wohl eine Reihe
von Jahren in Anspruch, und diese ursprüngliche Sammlung mag etwa
bis zum 7etzten Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts zu Stande gebracht ge-
wesen sein. Auf Grund dieses Materials wurde dann dieser Sammel-
Digiti
zedby Google
328 K- Zangemeister
codex mit seinen Gemälden hergestellt, — eine Ai'beit, welche gewiss
wieder mehrere Jahre erfordert hat. Wir werden nicht sehr fehlgreifen,
wenn wir dieselbe in die 10 oder 15 ersten Jahre des 14. Jahrhunderts
setzen. Nach Beendigung dieser Handschnft erhielt sich aber das In-
teresse ftlr diese Aufgabe, und man war darauf bedacht, die Sammlang
noch zu ergänzen ; es geschah dies, wie der Augenschein, besonders auch
das Inhaltsverzeichnis, lehrt, allmählich, und die verschiedenen Hände,
welche in diesen Nachträgen, sowohl in den Texten als in den Bil-
dern, sich unterscheiden lassen, weisen darauf hin, dass eine grössere
Reihe von Jahren auf diese Ergänzung des Liederschatzes verwendet
worden ist. Andererseits entsprechen diese Nachträge ganz dem ur-
sprünglichen Plane : sie sind auch der urspranglichen Anlage der Hand-
schrift gemäss hergestellt und an den geeigneten Stellen eingeschaltet.
Die Fürsorge, welche wir hier für dies grosse Liederkorpus dauernd
bethätigt finden, erklärt sich nun am einfachsten durch die Annahme,
dass sich in der reichen Familie, welche die jedenfalls recht kostspielige
Handschrift auf Grund von mühsam gesammeltem Material hatte her-
stellen lassen, mit diesem Kleinod auch die Liebe zur Sache vererbte,
dass uns also hier höchst wahrscheinlich die Frucht eines Jahrzehnte
lang in einer Familie fortgesetzten Sammeleifers vorliegt
Wenn, wie wir gesehen haben, die spätesten Dichter dieser Nach-
träge noch bis in die vierziger Jahre des 14. Jahrhunderts lebten and
ihre dichterische Thätigkeit möglicherweise , ja wahrscheinlich etwas
früher fiel, so werden wir schwerlich fehlgehen, wenn wir die Nach-
träge etwa in die Zeit von 1315 bis 1330 oder auch bis
1340 setzen. Weiter lierabzugehen verbietet auch die paläographische
Betrachtung dieser Texte. Wenn daher F. X. Kraus S. 13 der Licht-
druckausgabe (Strassburg, Trübner, 1887) sagt, dass „unser Pariser
Codex sicher vor 1330 seine Zusammenstellung nicht erfuhr^, so kann
diese Behauptung höchstens für die Nachträge, nicht aber für den Haupt-
stock als annähernd richtig angesehen werden.
Wir gehen über zur Besprechung der Frage: Wo ist dieHand-
schrift entstanden und mit welchem Recht heisst sie Manesse-
Handschrift?
Alle Forscher sind darüber einig, dass dieselbe, wie die ältere
Heidelberger (Pal. Germ. 357) und die Konstanzer (zeitweilig Wein-
gartner, jetzt Stuttgarter) Sammlung, im südlichen Schwaben, etwa zwischen
Bodensee, Zürichsee und Oberrhein ihre Heimat hat. Franz Pfeiffer sagt
in seiner Ausgabe des Cod. 357 (Stuttg. 1844) S. VH: „An den Ufern
Digiti
zedby Google
Zur Geschichte d. gross. Heidelberger, sog. M&ness. Liederhaudschrift. 3'^V^
des ^schwäbischen Meeres', im Thurgau, St. Gallen und in jenem trau-
lichen, versteckten Winkel, den der jugendliche Rhein vor seiner Mün-
dung in den Bodensee bildet, waren im 13. Jahrhundert nur wenige
Bargen von einiger Bedeutung, die nicht in die Reihen deutscher Sänger
ihre Stellvertreter gesandt hätten. ... Es giebt in ganz Deutschland
keinen Landesstrich, der verhältnismässig so viele Dichter erzeugt
hat. . . . Wo aber eine geraume Zeit hindurch eine so lebendige
Liederlust herrschte, da muss sich auch die Lust, diese fröhlichen Kinder
des Augenblicks zu sammeln, schon frühe eingefunden haben Es kann
daher nicht auffallen, wenn der Ruhm, die drei ältesten, wichtigsten
Liedersammlungen iiervorgebracht zu haben, dieser Gegend zugesprochen
wird." — Soweit Pfeiffer. Was speziell die uns hier beschäftigende,
bei Weitem umfangreichste und prachtvollste dieser drei Sammlungen
betrifft, so genügt es hervorzuheben, dass die Schweiz mehr als irgend
ein anderes Land hier vertreten ist: von den Dichtern, deren Heimat
sich nachweisen lässt, gehören 32 diesen Territorien an^, und
darunter sind manche, deren Werke nur in diesem Codex enthalten sind,
wie z. B. der schon erwähnte Züricher Hadlaub. Besonders charak-
teristisch ist ferner, dass gerade in den Nachträgen sich 9, vielleicht
10 Dichter finden (19. 20. 21. 62. 63 64. 76. 93. 94. 120?), welche
der Schweiz angehören und nur aus dieser Handschrift bekannt sind.
Dazu kommt, dass auch der Dialekt der Handschrift bestimmt auf die
Schweiz hinweist (Bartsch S. CLXXXIX).
Was ist nun von Bodmer's Vermutung zu halten, die Handschrift
sei zu Zürich in der Familie Manesse entstanden? Bodmer hat diese
Hypothese zuerst 1748 ausgesprochen und auf dem Titel seiner „Proben
der alten schwäbischen Poesie", welche in jenem Jahre erschienen, dem
Codex den Namen „Manessische Sammlung" beigelegt. Er bezog näm-
lich die Stelle des Züricher Dichters Hadlaub, welchen wir (wie bereits
bemerkt worden ist) nur aus unserer Handschrift kennen, auf diesen
Ck)dex. Hadlaub sagt nun aber (v. d. Hagen, Minnesinger H S. 280;
Bartsch SM. S. .296): Wo fände man zusammen so viele Lieder?
Man fände ihrer nicht im Königreiche (d. h. im deutschen Keiche)*"^)
so viele, als zu Zürich in Büchern stehen. Deshalb kann man da viele
') Bartsch, Schw. Minnes. 1887 [und Baechtold, Geschichte d. Lit.,
Anm. S. 41]. Für ein paar Dichter ist dieser Nachweis noch nicht ganz
sicher erbracht.
') Bartsch S. CLXXXIX nimmt hiernach an, dass das Lied vor die
KaiserkröDung Heinrichs VII. (1309) fallen wird.
We»td. ZeiUchT. f. Gesoh. u. Kumt. VH, IV. 25
Digitized by VjOOQ IC
330 K. Zangemeister
„Meistersänge^ (kunstreiche Gresänge) kennen lernen. Der Manesse be-
bemühte sich danach eifrig und daher besitzt er jetzt die Liederbfleher.
Gegen seinen Hof sollten die Sänger sich verneigen, sie sollten ihn
preisen hier und anderswo, denn Sang hat Stamm und Wurzeln dort
(in Zürich), und erführe er, wo sonst noch gute Lieder vorhanden
wären, Manesse würde sich eifrigst bemühen, sie zu erwerben. — Sein
Sohn, der Küster, trieb's auch so (d. h. war auch darauf bedacht);
deshalb haben sie gar viele edle Gesänge zusammengebracht. — Am
£nde der Strophe heisst es: Einen Gesang, mit dem man schöner
Frauen Lob mehren kann, den wollten sie nicht untergehen lassen*).
Über die Familie Manesse sind wir durch die Monographie von
Georg Wyss, Beiträge zur Geschichte der Familie Maness (Zürich 1850),
genau unterichtet und es steht fest, dass, wie schon oben bemerkt wurde,
der hier genannte Rüdiger der IL dieses Namens ist, welcher zuerst
1252 bezeugt ist und seit 1264 im Züricher Rate vorkommt; er starb
am 5. September 1304. Sein Sohn, der Küster, ist Johannes, und
dieser war bereits am 20. Mai 1297 gestorben.
Nun ist die Schlussfolgerung ohne Zweifel unrichtig, dass dieser
Codex selbst von Hadlaub erwähnt werde. Denn H. spricht von „Lie-
derbüchern^, überhaupt einer ungemein reichen Sammlung von Liedern,
keineswegs aber von einer Handschrift, in welcher diese Liederbücher
zusammengeschrieben gewesen seien. Ganz abzuweisen ist natürlich auch
die Annahme, dass wir hier Hadlaubs Autograph besässen: für dieselbe liegt
kein Anhaltspunkt vor und gegen sie sprechen „die kleinen Auslassungen.
Versetzungen, überhaupt Verstösse gegen Versmass, Sinn und Sprache
und vielfältige Schreibfehler« (v. d. Hagen IV 632; vgl. Pfeiffer,
Weing. Hs. S. XI); höchstens liesse sich daher vermuten, dass Had-
laub durch einen Schreiber die Arbeit hätte ausführen lassen. Be-
merkenswert ist jedenfalls, dass Hadlaubs Werke nicht allein in
keiner anderen Handschrift enthalten sind, sondern auch in dem von
der ältesten Hand (A) geschriebenen Grundstock am Ende der Schweizer
Dichter stehen und Hadlaub der einzige Dichter ist, welchen wir hier
durch ein Doppelbild (mit zwei Scenen) ausgezeichnet sehen ^). Jene
*) Für die Erklärung dieser Stelle hat mir Prof. Braune seinen sach-
kundigen Rat angedeihen lassen. Vgl. Bartsch S. CLXXXIX [und Baecbtold
S. 144].
^) Das andere Doppelbild (f. 219) bezieht sich auf den Sängerkriege
also nicht auf einen einzelnen Dichter, — wenngleich es unter der Überschrift
„Klingesor von üngerlant" steht.
Digiti
zedby Google
Zur Geschichte d. gross. Heidelberger, sog. Maness. Liederhaudschrift. 331
relativ mangelhafte Textüberlieferung wird aber meines Erachtens niclit
gegen einen solchen Zusammenhang, überhaupt nicht gegen die Ent-
stehung unserer Handschrift in Zürich selbst und ihre Herstellung nach
dem Original-Manuskript oder einer diesem sehr nahe stehenden Ab-
schrift von Hadlanbs Liedern geltend gemacht werden dürfen. Denn es
ist eine feststehende Thatsache, dass die Hauptverderbnisse der Texte in
antiker wie moderner Zeit sehr häu% gerade in dem ihrem Ursprung
zunächst liegenden Zeitraum entstanden sind, in welchem man die Schriften
mehr im Ganzen geniesst als Einzelheiten mit kritischem Auge prüft,
wozu noch kommt, dass manche Dichter sich um die Korrektur ihrer
Werke wenig gekümmert haben. Dies lehren z. B. noch die Ausgaben
von Goethe, Schiller und Uhland. Aus des Letzteren Gedichten und zwar
ans der noch zu seinen Lebzeiten erschienenen 45. Auflage weist
Holland einige interessante Fehler nach bei A. Merx, Hiob (1871)
S. LVIII, welcher auch selbst noch charakteristische Belege bei-
bringt.
Dagegen ist die andere Annahme keinesw^egs unwahrschein-
lich, dass "auf Grund einer mit so grossem Eifer Jahre hindurch zusam-
mengebrachten und einzig dastehenden Sammlung von Liederbüchern
ein solches zusammenfassendes Corpus und eben dieser Codex hergestellt
wurde, und es liegt dann allerdings am nächsten, die Initiative dazu
diesem Rüdiger II. selbst zuzuschreiben, der jedenfaUs auch bei seinem
Reichtum die sehr bedeutenden Kosten leicht bestreiten konnte. Nach
seinem Tode würde dann sein Sohn Rüdiger IV., der einzige, welcher
ihn überlebte, und, als dieser 1309 gestorben war, dessen Söhne Rü-
diger V. (t 1331) und Ulrich I. (t 1344/45) und dessen Sohn Rüdiger VII.
(seit 1336 im Rat, f 1383) das Werk haben ausführen können.
Ort und Zeit stimmen vortrefflich zu dieser Annahme; denn der
Codex muss in jener Gegend geschrieben sein, und dass seine Herstel-
lung dem Anfang des 14. Jahrhunderts angehört, beweisen die Schrift-
züge, beweist ferner die Lebenszeit der in dem Grundstock des Codex
enthaltenen spätesten Dichter.
Dazu kommt folgende Erwägung: Hadlaub sagt, dass im (ganzen
deutschen) Reiche sich keine zweite solche Liedersammlung fände als
in Zürich bei den Manesse, und in der That haben wir auch sonst nicht
den mindesten Anhalt dafür, dass ein gleich reicher Schatz von mittel-
hochdeutschen Miniiegesängen irgendwo existiert hätte. Nun ist es eine
Thatsache, dass unser Codex an Grossartigkeit der Anlage, an Pracht
der Ausführung und Ausstattung und vor Allem an Reichhaltigkeit
25*
Digiti
zedby Google
332 K. Zangemeister.
des Inhalts vollständig als ein Uni cum dasteht, ja wir besitzen auch
keine Nachricht über eine verlorene Hs., welche dieser gleichgestellt
werden könnte. Hat da die Schlnssfolgemng „eher etwas Unwahrschein-
liches" (wie Wyss, Allg. Biogr. unter „Manesse" sagt), dass uns hier
eben das Corpus vorliegt, welches aus jenem unvergleichlichen Schatze
von Liederbüchern von einzelnen, sowie Anthologieen aus verschiedenen
Dichtern zusammengestellt worden ist und zwar auf Veranlassung des
Mannes oder der Männer, deren Eifer für diesen Zweck ausdrücklich
überliefert ist und über deren Reichtum ebenfalls kein Zweifel obwaltet?
Im Gegenteil: dieser Schlass darf Anspruch auf grosse Wahrschein-
lichkeit erheben^). — Schon Jacob Grimm hat sich im Jahre 1817
in demselben Sinne ausgesprochen in seiner Rezension von W. Maliers
Blnmenlese aus den Minnesingern (Berlin 1816), und es scheint geboten
die betreffende Stelle, welche in den neueren Behandlungen dieser Frage
nicht erwähnt wird und von mir selbst erst nach dem Abschluss meiner
Untersuchung gefunden worden ist, hier mitzuteilen. Jac. Grimm (Leipz.
Litt-Zeitung 1817 I S. 208 = kl. Sehr. VI, 1882, S. 239 fg.) spricht
sich gegen Müller, welcher „die bisher sogenannte Manessische Samm-
lung, d. h. die noch zu Paris aufbewahrte und von Bodmer herausge-
gebene Handschrift, nicht für die wahre Sammlung hält^, folgender-
massen aus: „Rec. im Gegenteil nimmt gar keinen Anstand, die Sache
„bei der bisherigen Meinung und Benennung bleiben zu lassen, welches
„ihm folgende Gründe höchstwahrscheinlich machen. Einmal das nn-
„ verdächtige, gerade in dieser und keiner andern Handschrift stehende
„Zeugnis Hadloubs von der Manessischen Liedersammlung; keine andere
„enthält überhaupt Lieder von Hadloub, noch von so vielen Schwei-
„zern '^). Endlich stimmen die Schriftzüge und sorgfältige Be-
•) Die kleine Weiugartener Handschrift in Stuttgart (B), welche nur
31 Minnesänger nebst 25 unbedeutendeD Bilderchen enthält, geht ohne Zweifel
auf dieselbe Sammlung von Liederbüchern zurück, und man könnte daher
vielleicht auch diese Handschrift nach Manesse benennen. Wenn aber diese
Benennung seit längerer Zeit ausschliesslich der grossen Heidelberger Lieder-
sammlung beigelegt wird, so hat dies seine natürliche Berechtigung in der
zweifellos viel grösseren Bedeutung und Reichhaltigkeit derselben.
^ Der zweite von J. Grimm angeführte Grund ist, dass unsere „Hand-
schrift, ehe sie im Anfang des 17. Jalirh. der Kurfürst zu Pfalz erwarb, von
dem freiher liehen, mit der Stadt Zürch in Burgrecht und vielfacher Freund-
schaft stehenden Hause Hohensax besessen wurde". Grimm konnte damals noch
nicht wissen, dass diese Hs. kein Familienerbstück derer von Hohensax gewesen
ist. S. S. 340 u. 355. ~ Ebenso ist das weiterhin von Grimm geltend gc-
Digiti
zedby Google
Zur Gescliichte A. gross. Heidelberger, sog. Maness. Liederhandschrift. 3B3
„handlung des Buchs vollkommen zu der Zeit der beiden Manessen und
„dem Eifer, den sie darauf verwendet hatten. Oder man müsste au-
fnehmen, dass in der Schweiz, vielmehr in dem blossen Zürcherischen,
„zwei vollständige, kostspielige Minneliedersammlungen gleichzeitig ge-
M macht worden wären; ja dass gerade die berühmtere darunter, die
„sogar in der andern den Namen ihrer Urheber verewigt gesehen hätte,
„selbst zu Grunde gegangen wäre, und das in einer Stadt, wo Häus-
,lichkeit und Ordnung herrschten. Jiauter sehr unvermutliche und un-
„nötige Annahmen.''
Es erübrigt hier noch eines Einwandes von F. X. Kraus zu ge-
denken. Dieser Gelehrte hält die Zurückführung der Handschrift auf
die Manesse nicht allein für unwahrscheinlich, sondern geradezu für un-
möglich. Seine Worte lauten (S. 13 der Lichtdruckausgabe vom Jahre
1887): „Der Umstand, dass der jüngere Manesse [Johannes] zur Zeit,
„wo Hadlaub sang und das 'Liederbuch' bereits 'gewonnen war', noch
„lebte (bis 1297), unser Pariser Codex aber sicher vor 1330 seine
„Zusammenstellung nicht erfuhr, macht in meinen Augen Bodmers
„Hypothese geradezu unmöglich". — Gegenüber dieser Auseinander-
setzung ist zunächst an das oben S. 328 Bemerkte zu erinnern, wonach
sich die Jahreszahl 1330 höchstens auf den letzten Abschluss des Codex
nach Einfügung der spätesten Nachträge beziehen kann, jedoch eine so
bestimmte Ansetzung dieses Abschlusses auf die Zeit von 1330 an nicht
möglich ist. Völlig unberechtigt aber ist es, auch den Grundstock des
Codex erst der Zeit nach 1330 zuzuweisen. — Hiervon aber abge-
sehen ist die Schlussfolgerung aus dem Grunde unhaltbar, weil sie
auf unrichtiger Erklärung von Hadlaubs Worten beruht. Der Züricher
Dichter sagt' nämlich dm liederbuock, dies heisst aber „die Lieder-
bücher" und nicht, wie Wyss S. 7 übersetzt und Kraus^) an mehreren
Stellen auf S. 13 angiebt, „das Liederbuch". Es lag also eine Samm-
lung von Liederbüchern vor: aus einer solchen aber ist ohne Zweifel
unser Codex dann zusammengestellt worden. — Ferner lebte der jüngere
machte Argument nicht stichhaltig: der Zürcher Geschichtschreiber J. Stumpf
sei der erste, der in seinem 1548 erschienenen Buch derselben Handschrift
erwähnte. Wie wir S. 352 sehen werden, steht die betreffende Stelle zuerst
in der von Waser und Widler besorgten 3. Aasgabe der Stumpfschen Chronik,
welche 1603 erschien.
«) Ihm folgt hierin Springer, Eepertor. für Konstwiss. XI (1888) S. 329,
indem er sagt: „Dass die Handschrift nicht mit dem Liederbuche des
Herrn Rüdiger von Manesse in Zürich identisch sei, wird gegenwärtig allge*
mein anerkannt.^ c
Digiti
zedby Google
334 ^- Zangemeister
Manesse (Johannes) zur Zeit als Hadlaub dieses sang, nicht mehr.
Denn bei Hadlaub steht: treü)s (= treibz) d. h. nicht „treibt's**, son-
dern „trieb's", wie z. B. schon Hagen MS. IV 627 und bei Mathieu
S. VI es richtig erklärt hat. Auch zu diesem Missverständnis ist Kraus
offenbar durch Wyss verführt worden, welcher S. 7 jenes Wort mit
dem Praesens „nimmt wahr" übei-setzt. — Damit verliert aber die ganze
Argumentation ihren Boden.
Derselbe Gelehrte stellt jedoch zugleich noch seinerseits eine Hypo-
these über die Heimat des Codex auf, welche, wenn sie richtig wäre,
unser Baden mit besonderer Genugthuung erfüllen müsste. Er vermatet
nämlich, dass die Handschrift in Konstanz entstanden sei. Am Ende
seiner Auseinandersetzung verwahrt er sich zwar „gegen die Unterstel-
lung, als glaubte er damit den Konstanzer Ursprung der Liederhand-
schrift erwiesen zu haben" ; er schliesst jedoch mit den Worten: „Immer-
hin aber dürfte ^das Beigebrachte genügen, um die Ansprüche der alten
'Constantia' und des 'schwäbischen Meeres' an die Herstellung unserer
Liederhandschrift über diejenigen Zürichs und der Manesse zu stellen^.
Diese Hypothese entbehrt aber, wie sich ergeben wird, jeder sicheren
Grundlage. Auf Konstanz weist nach Kraus zunächst hin, dass „die
Geschlechter, aus denen Dichter erwähnt werden, ebenso, ja mehr noch
die Gegend des Bodensees und Höhgaus als Zürich angehen **. Diese
Behauptung ist aber von K. nicht durch namentliche Aufführung der be-
treffenden Geschlechter erwiesen, was um so mehr erforderlich gewesen
wäre, als bekanntlich die Herkunft mancher Dichter noch bestritten ist.
Nach meiner Zusammenstellung ist es obendrein sehr fraglich, ob die Yer-
gleichung zu Ungunsten Zürich's ausfallen würde. Selbst wenn aber das
Gegenteil der Fall wäre, führt wohl die in solcher Weise aufgestellte These
zu einem unrichtigen Resultat. Mit Zürich wäre nicht der Bodensee und
Höhgau, sondern Konstanz zu vergleichen: aus Konstanz stammt aber
kein einziges dieser Dichtergeschlechter. Oder es wäi*e dem Bodensee
nebst Höhgau das ganze nach Zürich gravitierende Gebiet gegenüberzu-
stellen: aber auch in diesem Falle würde die von Kraus behauptete
Thatsache sich als unzutreffend erweisen; und im günstigsten Falle
weist dieselbe ja nicht speziell auf Konstanz selbst hin. — Das weitere
Argument, welches K. anführt, die stilistische Übereinstimmung der
Miniaturen von C mit Kunstwerken in Konstanz, bezeichnet der Verf.
selbst als „kein entscheidendes". Auch Springer, Repertor. für Kunst-
wissenschaft XI S. 329 spricht sich gegen dasselbe aus. — Der einzige
bestimmt auf Konstanz hinweisende Anhaltspunkt, welchen Kraus an-
Digiti
zedby Google
Zur Geschichte d. gross. Heidelberger, sog. Manese. Liederhandschrift. 335
fahrt, ist ein Zeugnis über Heinrich von Klingenberg, Bischof von Kon-
stanz, 1293 — 1306, von welchem oben S. 326 bereits die Rede war.
Kraus sucht diesem Mann die Urheberschaft zuzuschreiben, übrigens ohne
sich darüber auszusprechen, ob er diese auf unsern Codex oder nur auf
die Liedersammlung bezieht, aus welcher der Codex zusammengestellt ist.
Durch erstere Annahme würde Kraus mit sich selbst in Widerspruch
kommen, da nach ihm der Codex „sicher vor 1330 seine Zusammen-
stellung nicht erfuhr" (S. 13), Klingenberg aber schon 1306 starb.
Aber auch, wenn wir die Entstehung des Codex früher ansetzen (s. S. 328),
und selbst, wenn wir die Urheberschaft des Kl. nur auf die ursprüng-
liche Liedersammlung erstrecken, so ergiebt sich die Hypothese von
Kraus als völlig unsicher, denn die ganze Bezugnahme auf den
Klingenberger entbehrt jedes sicheren Anhalts. Dass Heinrich von
Klingenberg ein feingebildeter Mann, Geschichtschreiber und nach Had-
laub's (2, 87), sowie Eisengrein's Zeugnis auch Dichter war, ist bekannt^).
Die einzigen neuen Citate, welche Kraus für seine Ansicht beibringt,
sind die folgenden zwei:
1) Merck, Chronik des Bisthums Konstanz, 1627 S. 186, wo es
heisst, dieser Bischof habe „ein besondere lust unnd naigung gehabt;
„sich in Historiis unnd alten Geschichten zu ergötzen, unnd Kurtzweil
„zu suchen^. Aber dieses Zeugnis enthält nichts, was nicht schon an-
derweitig bekannt wäre, und obendrein gar keine Andeutung einer solchen
Liedersammlung. Dazu kommt, dass ein solches Büchlein aus dem Jahre
1627 überhaupt nicht als eine Quelle für jene Zeit (um 1300) be-
nutzt werden darf.
2) Josua Eiselein, Geschichte und Beschreibung der Stadt
Konstanz (Konst. 1851) S. 235. Ich habe das Buch, eine populäre,
oberflächliche Arbeit, eingesehen; die betreffende Stelle steht S. 236
(nicht 235) in einer Übersicht der Geschichte der Konstanzer Bischöfe
und lautet also: „1293. Heinrich der H., Freiherr von Klingenberg,
^Sohn des Ritters Uodalrich v. Klingenberg und der Erentrude
„von Castel, Abt in der Reicbenau, Kanzler des Kaisers Ruodolf
„und Adalbrecht, Bischof von Freisingen. Er schreibt eine Geschichte
„des Hauses Habsburg, sammelt vor Maness die Gesänge der
„deutschen Dichter; restauriert die Kirche sanct Laurenz in
„Konstanz" u. s. w. — Nun giebt aber Eiselein diese, hier gesperrt
gedruckte Behauptung ohne jeden Beleg und Kraus hat diese Lücke
V. d. Hagen MS. IV 625 u. Neugart, ep. Const. U (1862) 478 ff. u. 498.
tizedby Google
Digitiz
336 ^- 2angemei8tci'
auch Dicht etwa ergänzt. Es ist danach durchaus unberechtigt, eine
solche Angabe eines modernen Buches, welches auf Wissenschaftlich-
keit kaum Anspruch erheben kann, als Zeugnis zu verwerten. —
Ob es gelingt, die Genesis dieser Notiz nachzuweisen oder nicht, ist
zwar gleichgültig; es möge aber doch in dieser Beziehung auf Folgendes
hingewiesen werden. Es lässt sich nämlich vermuten, dass Eiselein's
Angabe auf den folgenden Annahmen Lassberg's u. A. beruht, nämlich
1) der letzte Dichter der Manessischen Sammlung ^Der Kanzler* sei
identisch mit diesem Freiherm von Klingenberg, früherem Kanzler Ru-
dolfs won Habsburg, und 2) derselbe habe die sog. Manessische Samm-
lung veranstaltet. Beide, längst aufgegebene, Vermtitungen beruhen aber
lediglich auf Verwechselung und Missverständnis, wie bereits von der
Hagen MS. IV 701 und 808, sowie bei Mathieu (1852) S. VII gezeigt
hat. Jener Dichter „Der Kanzler^ war vielmehr ein Bürgerlicher, wie
sich aus seinen eigenen Gedichten ergiebt (vgl. Bartsch. Liederdichter
2. A. 1879 S. LXVII). Obiger Vermutung liegt nach v. d. Hagen
(zu Mathieu S. VII; vgl. MS. IV 883) vielleicht noch zu Grande eine
Verwechselung mit dem in der Zimmernschen Chronik^®) erwähnten
„Herrn Hainrich", Sekretär des Bischofs Nikolaus von Konstanz **), wel-
cher danach „gleichfalls mit den deutschen Liedern und gerüempten **)
Gedichten umbgangen" ist. Es bedarf übrigens kaum der Erwähnung, dass
aus diesen Worten nicht auf die Anlage einer Sammlung geschlossen
werden darf. — Die von Eiselein noch beigefügte Behauptung, „vor Ma-
tt esse" habe Klingenberg Lieder gesammelt, ist ebenfalls unbewiesen
und unbeweisbar '^), sie beruht offenbar nur auf eigener Erfindung, zu
der Eiselein vielleicht auch durch jene unrichtige Identifizierung ver-
anlasst wurde; denn Kanzler Rudolfs von Habsburg (f 1291) war
Klingenberg in früherer Zeit gewesen. Kraus lässt beim Anführen der
Eiseleinschen Stelle diese Worte („vor Manesse*) stillschweigend weg.
Und allerdings waren sie für seine Hypothese gänzlich unbrauchbar, da
ja Kraus den Konstanzer Ursprung der Sammlung nachweisen wollte. —
Diese Notiz Eiselein 's i^t nun aber durchaus das einzige Zeugnis, wel-
ches Kraus für den Klingenberger als Urheber einer, bezw. dieser Lie-
dersammlung anführt. Seine Hypothese entbehrt mithin jeder Grundlage.
»0) hgg. von Barack, 2. A., II S. 194.
") Nicolaus I, 1333—1344.
^*) d. h. gereimten.
>») Jacob Grimm schrieb schon im J. 1817 (kl. Sehr. VI 239): „Ob
eine umfassende Sammlung vor der Manessischen versucht worden sei, darüber
gehen uns Zeugnisse ab." Und so steht es damit noch heute.
Digiti
zedby Google
Zur Geschichte d. gross. Heidelberger, sog. Maness. Liederhandechrift. 337
Eher Hesse sich vermuten, dass der Stuttgarter Codex in Kon-
stanz oder auf Veranlassung eines Konstanzer hergestellt wäre. Diese
Handschrift war vor 1613 nachweislich in Konstanz; sie basiert auf
denselben Sammlungen wie die Manessische; das Einzige aber, was sie
allein enthält, ist die (von anderer Hand wenig später angefügte) Minne-
lehre des Heinzelin von Konstanz. Mag dieser Heinzelin nun der
Züricher Adelsfamilie „von Konstanz" angehört haben oder nicht (s^
Pfeiffer in der Vorrede zu seiner Ausgabe, L. 1852), in jedem Falle
wäre es leicht begreiflich, dass der Konstanzer Besitzer der Handschrift
sich für jenen Dichter, welcher den Namen dieser Stadt trägt, inter-
essierte und dessen Werk nachträglich einfügen Hess. Es liegt mir fern,
diese Vermutung weiter zu verfolgen oder an derselben festhalten zu
wollen, — unwahrscheinlicher als jene andere ist sie gewiss nicht.
Fassen wir kurz die Ergebnisse der vorstehenden Erörterung zu-
sammen :
1) für Konstanz als Heimat unserer grossen Liederhandschrift liegt
nicht der mindeste Anhalt vor;
2) dassHadlaub diesen Codex erwähne, beruht auf Missverständnis ;
3) es ist allerdings nicht überliefert und nicht sicher erwiesen,
dass dieser Codex auf dem durch die Manesse gesammelten Material
beruht oder auf Veranlassung der Manesse geschrieben und gemalt ist.
Diese Annahme ist aber sehr wahrscheinlich. Denn es stimmen zu
derselben Zeit und Ort sehr wohl, ferner das Interesse der Manesse für
solchen Zweck und ihr Reichtum. Die Reichhaltigkeit der Manessischen
Sammlung von Liedern, bezw. Liederbüchern wird ausdrücklich als einzig
dastehend von einem Zeitgenossen bezeugt, und andererseits ist die in
unserem Codex niedergelegte Sammlung nicht allein jetzt ein Unicum,
sondern sie war dies, soviel wir wissen, auch ehedem. [Vorstehendes
war bereits geschrieben, als mir J. Baechtold 's Auseinandersetzung in
seiner „Geschichte der Deutschen Litteratur in der Schweiz", Heft 2
(Frauenfeld 1887) bekannt wurde. Es hat mich gefreut, bei diesem
Forscher dieselbe Ansicht vertreten zu finden. B. sagt S. 146: ^Immer-
hin ist der Widerstand gegen die Benennung "Manessesclie Handschrift'
ein übertrieben hartnäckiger. Erwiesen ist ihre schweizerische Herkunft,
wahrscheinlich ist, dass sie sich im sechszehnten Jahrhundert in Zürich
befand ^^). Wo anders in der Ostschweiz hätte damals ein derartiges
'*) Für diese Annahme aber gewährt die Uberliefenrng, wie wir sehen
werden, nicht den mindesten Anhalt.
Digiti
zedby Google
j)38 K. 2angcraeistci*
Werk überhaupt seinen Ursprung nehmen können? Was liegt somit
naher, als die Annahme, dass der Codex aus jenen Manesseschen Lie-
derbüchern hervorgegangen ist? Ware nur jede Hypothese in der
Litteraturgeschichte in einem so hohen Grade der Gewissheit
nahe gebracht!"]
Ich gehe über zur Besprechung der Schicksale des Codex in
der späteren Zeit. Über drittehalbhundert Jahre vergehen seit der Her-
stellung der Handschrift, ehe wir von ihrer Existenz erfahren. Sie
taucht zum ersten Male auf nach dem im Jahre 1596 erfolgten Tode
des Freiherrn Johann Philipp von Hohensax auf Forst^ck ^^) und
findet sich in dessen Nachlass vor. Die Lebensgeschichte dieses Mannes,
welcher für uns wegen der Handschrift und seiner Beziehungen zum
Heidelberger Hofe von besonderem Interesse ist, hat Heinr. Zeller-
Werdmüller im Jahrbuch für Schweizerische Geschichte, Bd. III (Zürich
1878) S. 51 ff. auf Grund von Quellenforschungen geschildert. Aus
dieser vortrefflichen Arbeit hebe ich hier das Wesentliche aus.
Geboren wurde Johann Philipp Freiherr von Hohensax, Herr zu
Sax und Forstegk am 1. April 1550 auf der vaterlichen Burg Forstegk.
Zum kurpf^lzischen Hofe trat er schon im Jahre 1567 in Beziehung,
in welchem der damals in Genf weilende Pfalzgraf Christoph, Sohn des
Kurfürsten Friedrich III (1559 — 1576), ihn in sein Gefolge aufnahm.
Im folgenden Jahre begleitete der junge Freiherr den Pfalzgi*afen nach
Heidelberg und blieb dort längere Zeit am Hofe. Dann bezog er,
um sich ungestörter seinen Studien widmen zu können, eine Privatwoh-
nung und zwar bei dem berühmten Arzt Thomas Erast (eigentlich Liebler),
ebenfalls einem Schweizer. Er hörte Vorlesungen an der Universität,
immatrikuliert wurde er aber (wie ich Zeller's Bericht nachtragen
kann) erst am 2. Januar 1570, denn unter diesem Datum wird er in
unserer Matrikel (bei Töpke II S. 54 Nr. 8) aufgeführt mit den Worten:
„Johannes Philippus baro ab Hohen Sax." Im Herbst 1571 verliess er
Heidelberg und reiste gegen Ende des Jahres, mit Empfehlungen des
*'>) Die Burg Forsteck (Forstegk) liegt am 1. Rheinufer bei Saletz [jetzt
Eisenbahnstation zwischen Rorächach und Sargans] , südwestlich davon das
Dorf Sax und westlich über diesem auf der Höhe die Ruine Hohensax. —
Die Herrschaft Forsteck war reichsfrei, der Freiherr nur durch Burgrecht
mir Zürich der Eidgenossenschaft verwandt (Zeller S. 53 u. 93; vgl Henne
in dem Werke: Die Schweiz in ihren Ritterburgen von G, Schwab u. J. Dalp
I [Chur 1828] S. 143).
Digiti
zedby Google
Zur Gescliichte d. gross. Heidelberger, sog. Mauess. Liederhandschrift 3.49
Kurfürsten ausgestattet, nach Paris, um dort seine llniversitätsstudien
fortzusetzen, zugleich aber auch, um woraögJich einen Hof- oder Kriegs-
dienst zu erlangen. Hohensax war Reformierter; er trat dort u. A.
mit Coiigny und dem jungen Heinrich von Navarra in Verbindung.
In der Bartholomäusnacht (24. August 1573) entging er „auf wunder-
bare Weise" dem Tode, die näheren Umstände der Rettung giebt aber,
wie Zeller-W. bezeugt, keine Quelle an^®).
Noch in demselben Jahre (1573) reiste H., wieder vom Kurfürsten
empfohlen, nach England an den Hof der Elisabeth. 1574 erwarb er
in Oxford den Titel eines Magister artinm. — Am 13. September des-
selben Jahres linden wir ihn wieder in Heidelberg. Hier wurde er
von Friedrich HI. zum Eintritt in den pfälzischen Staatsdienst bewogen
und zum pfälzischen Rat ernannt. Nach kurzer Abwesenheit, von Hei-
delberg (seit Ende 1574) kehrte er im Frühjahr 1575 dahin zurück und
trat seine Stelle als Pfalzrat an. Das Vertrauen, welches Friedrich HI.
ihm schenkte, kam z. B. dadurch zum Ausdruck, dass der Freilierr
1576 als Vertreter des Kurfürsten an den Regensburger Reichstag ab-
gesandt wurde. Nach dem Tode Maximilians II. (am 12. Okt. 1576)
reiste er nach Heidelberg zurück, fand doit aber Friedrich III. tot-
krank. Sein hoher Gönner verschied bereits am 26. Oktober.
Dessen -Nachfolger Ludwig VI. (1576—1583) war strenger I^uthe-
raner. Dieser Umstand veranlasste den Freiherrn, seine Stellung auf-
zugeben. Von da an bis 1587 hielt er sich in den Niederlanden auf
und zeichnete sich bei verschiedenen Kommandos im Dienste Oraniens
gegen Spanien als Kriegsmann aus. In diesem Jahre (1587) vermählte
er sich mit Adriana Francisca, Fräulein von Brederode u. s. w., einer
Dame aus einer der ältesten Adelsfamilien Hollands. 1588 reiste
Hohensax nach Heidelberg zurück und besuchte Johann Casimir, welcher
als Vormund von Friedrich IV. Administrator der Pfalz war (1583 — 1592)
und der reformierten Konfession anhing. Bei diesem Fürsten trat Johann
Philipp wieder in den Dienst : er erhielt den Titel eines Rates und wurde
als Vogt (Fauth) und Oberamtmann von Mosbach angestellt. Hier
in Mosbach finden wir nun den Freiherrn mit kurzen Unterbrechungen
von 1590 — 1593. Neben seinen amtlichen Arbeiten beschäftigte er
sich „sehr eifrig mit wissenschaftlichen Studien, die er auch im Kriegs-
getümmel in Holland so weit als möglich betrieben hatte '^. Die folgende
") Naef, St. Gallen, 1867 S. 108 sagt, dass H. dem Blutbad jener
Xacht „nur durch besondere Verwendung König Karls IX. entronnen ist."
Digiti
zedby Google
;-)4() 1^. i^angemeistei'
Stelle der urkundlichen Darstellung Zeller-Werdmüllers (S. 79 fg.) ist
für unsern Zweck von ganz besonderem Interesse und verdient hier
vollständig mitgeteilt zu werden, zumal das Jahrbuch vielen Lesern der
Westd. Zeitschr. nicht zugänglich sein dürfte. „Er verkehrte geläufig
„in deutscher, lateinischer und französischer Sprache mit in- und aus-
„ ländischen Gelehrten über profane und heilige Geschichte und Litteratur
„und suchte sich nun neuerdings eine Büchersammlung zusammenzu-
„stellen, nachdem er eine reiche in Holland mit einem Aufwand von
„über fl. 2000 angelegte Bibliothek auf dem Heimweg auf räuberische
„Weise verloren. Laut neuerer Angabe, deren Richtigkeit ich nicht
„konstatieren konnte, soll er schon 1590 gegenüber befreundeten Ge-
„lehrten darauf hingewiesen haben, es sei notwendig, die deutsche
„Sprache grammatikalisch in ganz gleicher Weise zu behandeln, wie das
„Lateinische und Griechische. Wir lassen dies dahingestellt; — jeden-
„ falls zeugt für sein Interesse auch für deutsche Vorzeit der Umstand,
„dass seine Bibliothek die berühmte Miunesängerhandschrift, den später
„sogenannten Codex M anesse, enthielt. Es wird vielfach angenommen,
„der Freiherr habe den Codex als ein altes Familienerbstück besessen.
„Diess ist indessen sehr fraglich ; denn im Jahre 1575 [vielmehr 1574]
„er wieder te er auf eine Anfrage von Josias Simmler [oder Simler] in Be-
„treff derer von Hohensax'^), dass die Familienpapiere und Dokumente
„zum grössten Teile von Luitfried Mötteli, Vormund der Kinder von
„Hohensax und Pfandherr von Forstegk, nach Mitte des 15. Jahr-
„hunderts entfremdet und beseitigt worden. Johann Philipp kannte nur
„die Stammfolge von 1390 an, sowie einige frühere Namen aus Rüxner's
„Turnierbuch, die er Simmler mitteilt. Wäre ihm der Codex damals
^ schon bekannt gewesen, sicher würde er nicht ermangelt haben, von
„den in der Sammlung eingereihten zwei Minnesängern, Albrecht und
„Bruder Eberhard von Sax, dem befreundeten Gelehrten Kenntnis zu
„geben. Auf welche Weise und wo er das Manuskript erworben, wird
.jkaum mehr zu ermitteln sein. Kurfürst Friedrich IV., Marquard
„Freher und andere Gelehrte haben dasselbe erst durch ihn in Mosbach
„oder Heidelberg kennen gelernt; daher glaubten sie später nicht an
„das Mährchen Schobinger's vom Untergang der Handschrift beim Brande
„Forstegk 's, wobei in Wirklichkeit z. B. das Landbuch der HeiTschaft
„zerstört wurde" '*).
") Seine zwei Schreiben vom 18. Nov. und 30. Dec. 1574 sind abge-
druckt bei Zeller-Werdin. S. 110 und 112, Beilage VI und VII.
^'^) Jener Brand hatte im J. 1586 stattgefunden; s. Tbomanus im Mu-
seum Helv. part. 18 (Turici 1751) p. 287 und Henne in Schwab und Dalp,
Digiti
zedby Google
Zur Geschichte d. gross. Heidelberger, sog. Maness. Liederhandschrift. 341
Im Jahre 1592 wurde Johann Philipp alleiniger Besitzer von
Forstegk. Nach längerer Abwesenheit kehrte er Mai 1593 in die Pfalz
zurück; die Oberaufsicht über seine Besitzungen und die Verwaltung
seiner Grelder übertrug er dem Dr. iuris Bartholomäus Schobinger
in St. Gallen, von dem noch öfter die Rede sein wird. Aber noch in
demselben Jahre entschloss er sich, seine Güter selbst zu verwalten, und
legte daher seine Stellung im Dienste des Kurfürsten Friedrichs IV.
(1592—1610) nieder. 1594 zog er auf dem (nach Goldast AI. scr. I
p. 221 noch nicht wieder restaurierten) Schlosse Forstegk ein, von Scho-
binger und seinen Unterthanen festlich empfangen. — Von einer schweren
Krankheit, an welcher er im März 1595 litt, glücklich genesen, legte
er in einem ausführlichen Testament seinen letzten Willen nieder. Zeller-
Werdmüller (s. S. 88) hat dasselbe nicht abgedruckt, mir jedoch auf
Anfrage gütigst mitgeteilt, dass sich in ihm in Bezug auf den Manesse-
Codex nichts findet. — Schon im nächsten Jahre aber wurde dem thä-
tigen Leben des Freiherm ein jähes Ende bereitet. Im April 1596
• kehrte plötzlich sein katholischer, verschollen gewesener, Stiefbruder
Jobann Albrecht aus Spanien zurück und beanspruchte als der älteste
des Geschlechtes die Regierung. Während des Maiengerichtes in Saletz
am 4. Mai machte dessen Sohn Ulrich Georg einen meuchelmör-
derischen Anfall auf seinen Onkel ; schon am 7. Mai erlag Johann Philipp
seinen Wunden. Der Mörder floh und er soll 1601 wegen neuer
Schandthaten in Wien enthauptet worden sein ***) ; sein Vater und seine
Mutter sind wenige Jahre darauf verdorben und verstorben.
Nach dem Wunsche des Ermordeten bestellte der Rat von Zürich
eine Vormundschaftsbehörde; dieser gehörten an als Vormünder: Hein-
rich Bräm, Pannerherr, und Junker Jost von Bonstetten, als Bei-
stände: Wolfgang Wambolt von Umbstatt und Dr. Bartholomäus
Schobinger, zwei alte Freunde des Verstorbenen. Die Angelegenhei-
ten auf Forstegk hatte zunächst Schobinger zu besorgen. Der An-
Ritterburgen I S. 132. — Naef, St. Gallen, S. 792 giebt, offenbar unrichtig,
dafür das Jahr 1585 an. — Goldast, Alam. rer. scr. I (1606) p. 221 sagt un-
genau: annis abhdnc quasi decem. — Zeller- W. behauptet ebenso, wie v. d.
Hagen MS. IV S. 99, nach Schobiuger^s Angabe sei der Codex bei dem Schloss-
brande 1586 untergegangen. Davon ist aber nichts überliefert. Freher sagt
nur, nach Schobinger's Mitteilung sei der Codex verbrannt, über Zeit und
Ort aber findet sich kein Wort (s. S. .S47). Dies rauss hier hervorgeho-
ben werden, da man aus dieser ganz unbegründeten Deutung schliessen konnte,
der Codex sei in jener Zeit (1586) schon in der Schweiz gewesen.
»»») Zeller- W. S. 93 u. 137; vgl. Goldast am a. 0.
Digiti
zedby Google
342 K. Zaiigemeister
teil, welchen Kurfürst Friedrich IV. an dem tragischen Schicksal des
Freiherrn nahm, wird bezeugt durch sein Schreiben an den Bürgermeister
und Rat von Zürich vom 13. Sept. 1596'*); in demselben bittet Fr.
zugleich den Rat von Zürich, er möge der Witwe und deren Kindern
seinen Schutz angedeihen lassen. Hiezu sei bemerkt, dass Friedrich IV.
bei der Taufe des jungen Freiherrn Friedrich Ludwig im Jahre 1592
Gevatterstelle vertreten hatte (Naef, St. Gallen S. 109). — Der Züricher
Chorherr Wilhelm Stuck i, von welchem auch weiterhin noch die Rede
sein wird, Hess 1597 in Basel eine demselben Kurfürsten gewidmete
„Narratio de vita et obitu Johannis Philippi, lib. Baronis ab Alto Saxo"
u. s. w. erscheinen, welche als eine Hauptquelle von Zeller- Werdmüller
benutzt worden ist.
Die Vormundschaftsbehörde wurde bald in eine schwierige Lage
versetzt durch den Hang nach Verschwendung, welcher sich bei der
Witwe Adriana Francisca zeigte; „sie und ihre Amtleute liintergiogen
die arglosen Vormünder auf alle mögliche Weise" (Z. -W. S. 97).
Schliesslich verkaufte sie i. J. 1615 die Herrschaften Forstegk, Sax
und Frischenberg an die Stadt Zürich (S. 99). Wenn Zeller -Werd-
müller in diesem Zusammenhang S. 97 bemerkt: „sie (die Witwe) ist
„wohl schuld, dass der Minnesänger - Codex insgeheim in Besitz des
„Kurfürsten von der Pfalz überging, welcher sodann das Werk in ZQrich
„abfordern liess^. so unterliegt diese Behauptung mehrfachen Bedenken.
Zunächst liegt kein Zeugnis dafür vor, dass die Witwe das Manuskript
aus eigener Initiative und nicht auf Grund einer von Johann Philipp
dem Kurfürsten gemachten Zusage an Letzteren abgegeben hat, auch
ist nirgends von Verkaufen oder Verschenken an den Kurfürsten die Rede,
vor Allem aber fehlt jede Spur einer Überlieferung dafür, dass der
Codex Eigentum des Freiherrn von Hohensax war. Was endlich die
Behauptung betrifft, die Abgabe sei „insgeheim^^ vollzogen worden, eine
Behauptung, welche Kraus S. 4 (Sp. 2 Z. 5) annimmt, so widerspricht
dieselbe den ausdrücklichen positiven Angaben in dem Briefwechsel
Goldast's, aus welchen gerade das Gegenteil hervorgeht. Denn, wie
wir unten sehen werden, schreibt der Kurfürst Friedrich IV. im Jahre
1607 nicht allein an die Baronin, sondern auch an den Züricher Dom-
herrn Wilh. Stucki (Zeugn. XII, vgl. XVI) und Freher korrespondiert
über die Rückgabe der Handschrift mehrere Jahre hindurch offen mit
Goldast, dem nahen Vertrauten Schobinger's. Der Codex wird bei der
Zürcher Stadtbehörde deponiert, auch Holzhalb und Waser wissen um
") Abgedruckt bei Zeller-Werdmüller S. 133.
Digiti
zedby Google
Zur Geschichte d. gross. Heidelberger, sog. Maness. Liederhandschrift. 343
die Angelegenheit (XIII. XIX). Den Dr. Schobinger trifft vielmehr der
Vorwurf, dass er versuchte, den Codex, auf welchen Friedrich ein An-
recht hatte, insgeheim für sich zu erwerben. Denn schon 1601 machte
er Goldast Vorwürfe, dass er in einer Publikation den Aufbewahrungs-
ort des Codex so: apud Baronein etc. (also immer noch in recht ver-
schleiernder Weise) bezeichnet hatte; und Freher gegenüber äusserte
Schobinger damals, die Handschrift, welche nach seinem gleichzeitigen
Briefe sich in seinen, d. h. Schobinger 's, Händen befand, sei verbrannt.
Wir sind damit schon eingetreten in die Erörterung der Frage:
Ist der Manesse-Codex je im Besitze der Heidelberger Biblio-
theca Palatina gewesen oder nicht?
Anton Springer hat in der „Kunstchronik" vom 12. April 1888
bei der Besprechung der Wiedergewinnung dieses litterarischen Schatzes
der Freude darüber Ausdruck gegeben, „dass wir die Handschrift wie-
der besitzen und dass sie fortan unter den Kostbarkeiten der Heidel-
berger Bibliothek in erster Reihe prangen soll"; der berühmte Kunst-
historiker betont zugleich, dass es „doch als selbstverständlich gilt, dass
das sangesreiche Heidelberg, welches an der Wiege unserer romantischen
Kunst und Dichtung stand, die würdigste Stätte bildet, wo das wieder-
gewonnene schönste Denkmal der Minnesängerpoesie niedergelegt werden
kann.'^ Es sei Niemand eingefallen, das seit Menschengedenken aner-
kannte Anrecht Heidelbergs in Zweifel zu ziehen. Aber andererseits
erklärt Springer dieses Anrecht für ein „man möchte sagen moralisches".
Denn dass die Handschrift bereits früher Eigentum der Heidelberger
Bibliothek gewesen sei, stehe kaum fester, als das Anrecht des Züricher
Ritters und Ratsherrn Rüdiger Manesse auf die Sammlung der Ijieder.
„Wir wissen nur (fährt Springer fort), dass die in der ersten Hälfte
des 14. Jahrhunderts auf alemannischem Boden (Zürich? Konstanz?)
geschriebene und mit Bildern geschmückte Handschrift seit dem Ende
des 16. Jahrhunderts vielfach wanderte, zuletzt (1607) in Heidelberg
gesehen wurde und ein Menschenalter später in Paris auftauchte.^
Noch weiter geht derselbe Gelehrte in seiner kürzlich erschienenen
Anzeige der von Kraus im Auftrag des Badischen Ministeriums besorgten
Lichtdruckausgabe (im Repertorium f. Kunstwiss. XI S. 328). Hier
halt es Springer sogar für zweifelhaft, ob die Handschrift im J. 1607
in Heidelberg gewesen sei, denn er sagt: „Ist doch selbst die Nachricht,
sie hätte sich einmal in Heidelberg befunden, nicht völlig zureichend
begründet." Darauf citiert er die Bemerkung von Kraus ^°): „Der
*°) Die Stelle steht (fast wörtlich wie von Springer angeführt) bei
Krans S. 4 f. r" T
Digitized by VjOOQ IC
344 K. Zangemeister
Kurfftrst Friedrich IV. von der Pfalz hatte seit dem Sommer 1609 die
(aus der Schweiz stammende) Origiuaihandschrift in seine persönliche
Verwahrung genommen und den Blicken Aller entzogen. Ein halbes
Jahrhundert (1657) später erscheint die Liederhandschrift bereits der
königlichen Bibliothek in Paris einverleibt." Diesen Worten von Kraus
fügt Springer nur noch hinzu die Bemerkung: „So lautet die offizielle
Erzählung, welche, wie man sieht, recht dunkel und lückenhaft ist."
Dem gegenüber wird die nachstehende Erörterung, wie ich über-
zeugt bin, ergeben, dass diese ganze Darstellung und Schlussfolgerung
auf Irrtum und mangelhafter Benutzung der Quellen beruht. Es wird
sich ergeben, dass das Anrecht Heidelbergs vielmehr ausser Zweifel steht.
Heidelberg ist der einzige Ort unseres deutschen Reiches, wo
sich diese Handschrift früher in festem Besitz befunden hat.
Es liegen dafür ganz unzweideutige und beweiskräftige Zeugnisse vor,
besonders in den 1688 veröffentlichten Briefen an Goldast Diese
sind auch bereits grossenteils von anderen Gelehrten, namentlich von
Bodmer in seinen „Proben der alten schwäbischen Poesie" (Zürich
1748) S. VI ff. für die Schicksale unserer Handschrift verwertet
worden. Kraus hat allerdings die Ausgabe der Goldast - Briefe
nirgends citiert, auch gerade diese für Heidelberg wichtige Frage nur
wenig eingehend behandelt, und Springer hatte ja keine Veranlassung,
für sein Referat über die Publikation von Kraus selbst in den Quellen
und nach den Quellen nachzuforschen, seine Schlussfolgerung beruht daher
wesentlich nur auf Kraus' in dieser Beziehung allerdings „dunklen und
lückenhaften'* Darlegung.
Was Springers Ausdruck betrifft: „So lautet die offizielle Er-
zählung, welche recht dunkel und lückenhaft ist", so unterliegt derselbe
einem doppelten Bedenken. Eine „offizielle^ Darstellung kanu als solche
in wissenschaftlichen Fragen nur da Wert besitzen, wo es sich um Mit-
teilung von sonst unbekannten amtlichen Akten handelt. Dies ist aber
hier nicht der Fall: solche Akten existieren nicht; die Bemerkung von
Kraus beruht lediglich auf jenen Briefen, und diese liegen seit 1688
gedruckt vor. Zweitens kann die Erzählung überhaupt nicht als eine
„offizielle^ bezeichnet werden. Es ist hier von Bibliotheksgeschichte
die Rede; amtlich wäre daher die Darstellung nur, wenn sie von der
Direktion einer der betreffenden Bibliotheken ausginge, der Heidelberger,
der Vatikanischen oder der Pariser Dazu kommt, dass diese „offizielle
Erzählung** sogar inkorrekt ist und auf Missverständnis eines Briefes von
Marquard Freher beruht, wie sich unten S. 362 ergeben wird. Das, womit
Digiti
zedby Google
Zur Geschichte d. gross. Heidelberger, sog. Maness. Liederhandschrift. 345
Freher droht, um Goldast zum baldigen Abschreiben der Handschrift
za bestimmen, gibt Kraus als etwas Erfolgtes; aber Futurum und Per-
fectum sind doch verschiedene Zeiten.
Zur Aufklarung der Schicksale des Codex in den Jahren seines
ersten Auftauchens ist es erforderlich, alle vorhandenen Zeugnisse zu-
sammenzustellen und dem Leser zu eigener Prüfung vorzulegen; ich habe
mich dieser Mühe unterzogen und will hoffen, dass mir nichts Wesent-
liches entgangen ist Ehe ich zu der Mitteilung und Besprechung dieser
Zeugnisse übergehe, sei über die Goldast -Briefe, welche hierfür die
meiste Ausbeute bieten, Folgendes bemerkt. Sie sind veröffentlicht unter
dem Titel: „Virorum eil. et doctorum ad Melchiorem Goldastum, ICtum
et Polyhistorem celebratissimum, epistolae. Francofurti et Spirae 1688 4®.
Ein günstiges Geschick hat uns aber auch die Originale dieser Briefe
erhalten. Nach einigem vergeblichen Suchen an anderen Orten ist es
mir gelungen, dieselben in der Frankfurter Stadtbibliothek zu
ünden, und die Verwaltung der letzteren hat die Güte gehabt, mir
die Benutzung dieses Manuskriptes in Heidelberg zu ermöglichen. Der
Band besitzt deshalb noch ganz besonderen Wert, weil er auch einige
Briefe von Goldast enthält und hierin sich noch wichtiges Material für
uns findet^'). Ich bezeichne ihn mit F.
Wir haben gesehen, dass der St. Gallener Rechtsgelehrte Dr. Scho-
binger zu Johann Philipp von Hohensax in naher Beziehung stand, nach
dessen Tode der Vormundschaftsbehörde angehörte und in erster Linie
die Geschäfte auf Forstegk besorgte. Er hatte nun für die im Nachlass
von ihm gefundene**) Lieder- und Bilderhandschrift ein lebhaftes
Interesse gewonnen, und daher finden wir dieselbe in der ersten Zeit
nach ihrem Auftauchen teils in Forstegk selbst, teils in St. Gallen
bei Schobinger. Letzterer sandte sie auch an verschiedene Freunde, so
dass der Prachtcodex im Anfang des 17. Jahrhunderts mannigfach
herumgeschleppt worden ist, — übrigens mehr zur Befriedigung der
Neugierde und aus Begehrlichkeit von Sammlern als zum Nutzen der
Wissenschaft
-•) Der Folioband ist bezeichnet Ms. VI, 9 und besteht aus 339 Blättern
mit Originalbriefeu an Goldast und eigenhändigen Entwürfen von Briefen
Ooldast's. Die alte Aufschrift lautet: Epistolae clarorum virorum ad Mel-
chiorem Goldastum Haiminsfeldium, nee non quaedam ab hoc ad alios scriptae.
Die Frankfurter Bibliothek hat den Codex anii 3. August 1771 von ihrem
Bibliothekar Jo. Simon Franz von Liechtenstein geschenkt erhalten.
22) Goldast schreibt 26. Nov. 1603 an M. Welser, cod. F fol. 332^:
repeHus a Schobingero tJiesaurm ingem (s. unten Nr. IV).
Westd. Zeitsohr. f. Gesch. u. Kunst. VII, IV. 26
Digitized by VjOOQ IC
346 K- Zaugemeister
Die ernte Erwähnung des Codex findet sich in einem Werke jenes
Schweizer Gelehrten Melchior Goldast, betitelt: „S. Valeriani Cimeliensis
episcopi De Bono Disciplinae Sermo. S. Isidori Hisp. ep. De Praelatis
Fragmentum. Melior Hamenvelto Goldastos dedit cum coUectaneis. £x-
cudebat Petrus de la Rouiere". 1601. 8®. In den Anmerkungen p. 120.
151. 153. 154. 155 hat Goldast zum ersten Male Stellen aus dem
Manesse-Codex ediert, und zwar sind es Strophen des Königs der mit-
telalterlichen Lyriker, Walther's von der Vogelweide.
Am Schlüsse des Buches p. 157 steht: „Dictum et descriptum
S. Galli, in aedi&us Schobingeri, prid. Nonas Aprilis, ipso Isidori
nostri feste die, A. 1599" *'). Hier giebt er nun p. 151 eine Strophe
Walther's**) und bemerkt über das Manuskript:
I. Exstat apud generosum Baronem etc. monumentum Poeticum
antiquum et venerandnm a Germanis nobilibus conscriptnm in
anla Henrici lY [sie]. In eo multa sunt carmina ....
Obiges Werk schickte Goldast nach dessen Erscheinen i. J.
1601 von Grenf aus, wo er sich damals aufhielt, an seinen Freund
Schobinger. Dieser hatte aber inzwischen das Ms. von Forstegk mit
nach St. Gallen genommen und gedachte es zu behalten, per fas oder
nefas, obgleich es von pfälzischer Seite reklamiert wurde. Sehr un-
gelegen kam es ihm daher, dass Goldast hier den Codex als bei einem
Baron befindlich angab, — wenn auch ohne Beiftlgung des Namens, denn
er sagte „apud generosum Baronem etc." Schobinger schrieb daher am
28. Juli 1601 an Goldast (ed. p. 55; fehlt in F):
II. Temas brevi intervallo a te accepi et, quae iis adiuncta eraut.
Dosithei *^) et Valeriani, valde mihi grata, longe vero gratiora,
si integra mitteres: rithmos germanicos ex monumento veteri
concinne insertos cum voluptate legi; verum enim vero quod
apud Baronem etc. ^^ exstare illud notasti, apud me vidisse
te scribtum mavelim, idque non sine ratione aliqua; est
«*) Dass Goldast sich vom August bis September 1599 in St. Gallen bei
Schobinger aufhielt , erhellt aus ihrem Briefwechsel p. 8, 9, 10, 19, 20
(ed. 1688). An den beiden letzten Stelleu heisst es ausdrücklich: „apud D.
Barthol. Schobingerum", bezw. „in aedibus D. Barthol. Schobingeri",
^^) Sie steht in dem Manessecodex fol. 125o, in der Ausgabe von Wil-
manns 1883 S. 122, 17—24.
**) Gemeint ist das Werk : Dosithei Magistri über III. Melior Hamen-
velto Goldastus maximam partem auxit, emendavit, illustravit. Excudebat
Petrus de la Rouiere. 1601. 8^
»•) In der Ausgabe ist irrtümlich ft gedruckt.
Digiti
zedby Google
Zur Geschichte d. gross. Heidelberger, sog. Maness. Liederhaudschrift. 347
enim über ille, quem Dux Biponjinus*'), Frehenis**) et alii
necqaiquam ambierant, in mea nunc mann, et huius quidem
generis plnra habet, Historica quoque multa et politica, quae
notis tuis non absque lepore et venustate magna passim aspergi
possint.
Dagegen machte derselbe Schobinger den Heidelbergern die Mit-
teilung sei es brieflich oder mündlich (er war gerade 1601, einige Mo-
nate vor dem November, in Heidelberg bei Hof: s. p. 60), die Hand-
schrift sei verbrannt. Dies erfahren wir aas einem Briefe Freher's,
einem „vetus amicus^ von Schobinger (p. 50), an Goldast vom 26. Sep-
tember 1601. Die Worte lauten (F fol. 38 = ed. p. 58):
Quam placuerunt versus illi Teutonici veteres, quos ex ms. ui.
libro Cantilenarum Aulicarum vel Torneariarum , sub Henrico
yjl. * Imp. conscriptarum (quem apud Baronem Hohensaxicum
et ipse vidi, et exscripta nomina canentium habeo, cum duabus
primis cantilenis Imp. Henrici et Conrad! Regis) excerpsisti, et
servasti. Audio enim, tide Schobingeri, librum incendio peri-
isse; quod serio animo excrucior. Tu quae spes sit de eo*'"*)
videndo, quaeso signitica. Yel si quas cantiones integras ex-
scriptas habes, communica: gratissimum super omnia officium
facturus.
* Id"^) liquido mihi constat, indicio Marchionis Ottonis Don
iJubcnburg '*) mitt bcm p^tjlt (qui sextus aumero est) de quo
videsis Bucholzer in indice chrono!, sub a^. 1308.
Die letzten Worte „Tu, quae spes sit de eo videndo" u. s. w. zeigen,
dass Freher an Schobingers Angabe nicht glaubte.
Bis gegen Ende des J. 1603 blieb der Codex noch bei Schobinger
in St. Gallen. Wir erfahren dies aus folgenden zwei Zeugnissen. Goldast
hatte den Plan . gefasst, die Handschrift zu veröffentlichen, und wandte
*^ Ohne Zweifel Pfalzgraf und Herzog Johann I. von Zweibrückeu,
geb. 8. Mai 1550, f 12. Aug. 1604. (J. G. Lehmann, Gesch. des Herz. Zwei-
brücken, 1867, S. 370 ff). Johann stand zu diesem schweizerischen Gelehr-
tenkreise in Beziehung. Der Sohn des Züricher Domherrn Wilh. Stucki war
1602 am Hofe des Herzogs, s. Goldast epp. p. 91.
-^) Schobinger verschweigt den Kurfürsten selbst und erwähnt nur seiner
Mandatare. Dass Freher im Auftrag des Kurfürsten reklamirte, steht fest ; von
Johann lässt sich dasselbe mit grösster Wahrscheinlichkeit annehmen.
***) Die Worte de eo sind in der Hs. mit einer Ecke des Blattes ver-
loren gegangen.
^°) Diese Bemerkung steht im Original am Bande.
'^) So statt „Brandenburg".
26*
Digiti
zedby Google
348 K. Zaugeineister
sich an Marquard Welser in Augsburg, um diesen für den Liederschatz
zu interessieren, in der Hoffnung auf seine Unterstfltzung. Der Brief.
dessen eigenhändigen Entwurf die Frankfurter Hs. f. 329 — 333 enthält,
ist in St. Gallen am 26. Nov. 1603 geschrieben (s. u.). Er enthält
nun folgende interessante Stellen über unsern Codex (fol 332^):
IV. Nunc quod nobis Reique Germanae bene vertat, repertus a
Schobingero thesaurus ingens, quive omnes Groesi Phrj-xique.
quae memorari solent, divitias solus anteeat. Monumentum est
aeque vetustum atque venustum, scriptum in aulis Impp. Hen-
rici V., Cunradi 111., Friderici I., Henrici VI., denique Phi-
lippi, ad exemplum priscorum. • Auetores numeravi CXLV, Cae-
sarem, Reges, Principes, Duces, Marchiones, Lantgravios, Ck)-
mites, Barones, Nobües. Quo de quin ab Schellenbergio **)
iam inaudieris, nullus addubito. Yidit is et penes se habuit:
videbis et ipse, el ^£Ö; ßouXi^aet. Nunc syllabum virorum
principum habe.
Kaiser Heinrich.
Künig Chftnrad der Junge
[«. s. w. bis:]
Her Heinrich von Morungen
Der Schinke von Linpurg [sie].
Qui sequuntur homines nobiles ordinis sunt equestris. De quibus
plerisque omnibus res clara est et expedita. In Tyrone, sioe,
ut in textu legitur, Tyrole, Scotorum Hege, inque Fridebrando
haeret aqua.
Er bittet dann Welser um Aufklarung verschiedener Fragen,
namentlich auch über die Familie der Winsbek, von denen er gehört
habe, dass sie bayerische Adliche seien. Die Gedichte des Wmsbek
und der Winsbekin wolle er zunächst edieren mit denen des Tyrol.
Ex omnibus enim istos tres elegi, quos in antecessum darem.
Weiterhin bittet er Welser, seine Publikation, die er ihm widmen
wolle, zu unterstützen. Fol. 333 sagt er:
Fac quaeso mihi uti subvenias. Memorem dices beneficii.
Yolo autem hos libellos illustri nomine tno commendatioreb
prodi. Gerte me numquam minus olei atque operae iioenitet,
quam cum in indagandis illustrandisque Germaniae antiqui-
tatibus cum paucis pono. Et est fortean, nt illos ipsos
") S. unten S. 349 u. 351.
tizedby Google
Digitiz
Zur Creschichte d. gross. Heidelberger, sog. Maness. Liederhandschrift. 349
paucos docere queam. Rem auctorem dabo. Nee editionem
nunc quicqnam, quam rescripti tui, quod Interim exspecto,
mora tardabit. . . .
Die Unterschrift lautet:
Script, in aedibns Barthol. Schobingeri, qui tibi salutem pluri-
mam impertit, a. d. VI. KL. Xbr. A. N. D. MDCIII. stilo
Gregoriano. S. Galli.
Aber Goldast's Hoffnung, Welser's Unterstatzung zu gewinnen, ging
nicht in Erfftllung; dies zeigt Welser's Antwort vom 4. Febr. 1604 (p. 111)
und der weitere, unten S. 350 zu erwähnende Brief vom 8. Sept. (p. 119) *^),
Das zweite Zeugnis vom J. 1603 enthält das von Goldast in dem
obigen Briefe angedeutete Werk, seine Paraenetici veteres, pars I, mit
dem Erscheinungsjahr 1604. In diesem wurden zum ersten Male grössere
Stücke aus dem Minnesänger- Codex veröffentlicht, nämlich „Tyrolis regis
Scotorum, Winsbekii . . , Winsbekiae . . paraeneses^ . . . Diese
Abteilung, welche p. 257—458 umfasst, erschien mit einem besonderen
Titel, und auf diesem wird ausdrücklich angegeben, dass sich die Hs.
bei Schobinger befinde, denn es heisst da: ^Ex bibliotheca Bartholomaei
Schobingeri IC." Das Schlusswort (p. 458) ist datiert: „1603 mense
Novembri". Ferner findet sich in dieser Ausgabe p. 259 — 268 ein
von St. Gallen 1603 datiertes Widmungsschreiben Goldast's an Junckher
Hans von Schellenberg (Herrn von Hüfingen, Staufen, Randegg u. s. w.),
worin er p. 266 ausdrücklich sagt:
Vidisti cum alia, tum illa aurei, quod Schobinger noster V.
possidet, monumenti. Inde has iuvit in antecessum dare
Paraeneses, dum ceterorum deproperarentur.
Dass dieser Herr von Schellenberg die Handschrift eine Zeit lang
bei sich hatte, wissen wir bereits aus dem obigen Briefe an Welser
(S. 348). Aus dem in Goldast's Paraenetici p. 271 abgedruckten „lu-
dicium" dieses Seh. „de hoc Aulicorum libro", „ex epist. ad Schobingerum^
lässt sich diese Thatsache dagegen nicht mit Sicherheit entnehmen.
Die Mähr von dem Untergang des Codex war also aufgegeben
worden; Schobinger wurde jetzt, zwar nicht als Eigentümer, aber doch
als Besitzer der Handschrift bezeichnet. Lange jedoch sollte er sich dieses
Besitzes nicht mehr erfreuen. Er starb, 'erst 38 Jahre alt, am 27. Juni
1604^*). Damals (wenn nicht schon etwas früher) scheint die Hand-
*^) Beide Briefe stehen auch in Velseri opera, Norimb. 1682 p. 856
und 857. Im PVankfurter Codex fehlen sie.
«) Vgl. Epp. ad Goldast. p. 113 u. 119.
Digiti
zedby Google
350 K. ifiangeraelstci'
Schrift nach Forstegk zurückgebracht worden zu sein, denn hier wurde
sie vermutlich von Goldast benutzt, welcher dort als Hofmeister des
jungen Baron Friedrich Ludwig von Hohensax fungierte ^'') ; nach den
Briefadressen hielt er sich dort sicher vom Dezember 1603 (p. 107)
bis März 1604 (p. 113) auf. Er hätte dort also die beste Gelegenheit
gehabt, seine Beschäftigung mit der Liedersammlung fortzusetzen.
An dieser Stelle sei eine Erwähnung des Codex, welche auf
Schobinger selbst zurückgeht, eingefügt. Dieser Gelehrte sagt in seinen
„Additiones ad Joach. Vadiani Farraginem antiquitatum*', welche nach
dessen Tode von Goldast in seinen ^Alamann. renim scriptores" III
(1606) p. 113 if. veröffentlicht wurden, auf p. 145 Folgendes:
VI. Exstat et apud Baronem de Hohensaxium in arce Forsteckia
venerandum antiquitatis raonumentum , et quod vere aureum
rerum Germanicarum thesaurum continet, abhinc annos CCCGL
et amplius scriptum ab Impera^tore Henrico, Guonrado rege
luniore, aliisque Imperii Principibus, Ducibus, Marchionibus,
Comitibus, Barouibus, Nobilibns, &c, in certamine, ut Goldastns
arbitratur, Musico: qui mos ab Aulis nostris desuerit.
In welchem Jahre Schobinger dieses schrieb, ist unbekannt; mög-
lich ist aber, dass Goldast selbst der Stelle über den Aufbewahrungsort
bei der Ausgabe diese Fassung gab.
Schobinger's Beschäftigung mit dieser Handschrift erwähnt Gold-
ast ^^) in dem kurzen liebensabriss, den er jenem III. Bande der AI.
rer. scr. vorausschickt. Auf dem sechsten Blatte dieses Bandes sagt
Goldast von Seh. : j^Moritur . . anno MDCIY summis vigiliis fati-
gatus, quas . . et tandem exscribendis ac illustrandis Principum, Comi-
tum, Baronum, Nobilium quorundam vetustis carminibus lucubratns fuit^.
Der Wunsch, die ganze Handschrift möge veröffentlicht werden,
wurde damals von keinem Geringeren als Welser ausgesprochen. In
einer Antwort auf einen nach Schobinger's Tod geschriebenen Brief
Goldast's spricht er sich folgendermassen aus (8. Sept. 1604, p. 120):
VII. Tyrole et Winsbekio imprimis delectatus sum, et quam vellem
totum illud carminum volumen ab homine docto et diligente.
**) Kurfürst Friedrich IV., Pathe des Baron, hatte über die Emennang
des Hofmeisters zu verfügen. Ursprünglich war beabsichtigt, den Friedrich
Ludwig in Heidelberg ausbilden zu lassen, und Goldast war 1603 zu diesem
Zwecke hierher gereist Vgl. epp. p. 74, 350, 101, 102.
»») V. d. Hagen MS. IV 896 und zu Mathieu S. VIII hält in Folge
einer seltsamen Verwechselung den Vadianus (f 1551!) fiir den Verfasser
dieses Lebensabrisses.
Digiti
zedby Google
Zur Geschichte d. gross. Heidelberger, sog. Maness. Liederhaudschrift. 351
qai tua vestigia secutus eruditas notas adderet, in vulgus dari ?
Principe aliquo Viro ea cogitatio digna sit, aut certe homine,
qni animum Principe dignum gerat.
Auch der grosse Joseph Seal ig er sprach sich für Fortsetzung
der Veröffentlichung aus. Er schrieb am 25. Febr. 1608 an Goldast
(eplst. ed. Lugd.-Bat. 1627 p. 862 = epp. ad Gold. 1688 p. 239):
In illis'^) igitur gratias tibi agebam de Paraeneticis tuis.
Quod opus valde me oblectavit : atque utinam plura huinsmodi
a te impetrare possimus.
Ob aber der CJodex nach Schobinger^s Tod in der That nach
Forstegk gebracht wurde, l&sst sich nicht mit voller Sicherheit fest-
stellen. Vielleicht kam er gleich nach ZOrich, wo wir ihn später finden,
vielleicht auch wanderte er noch bei Liebhabern umher. Ebenso wissen
wir nicht genau, in welchem Jahre die folgenden Zeugen die Hand-
schrift sahen; sicher geschah dies aber 1606 oder in einem der nächst
vorhergehenden Jahre.
Johann Jakob Rüeger sagt in seiner 1606 verfassten oder be-
endigten ^^) Chronik der Stadt und Landschaft Schaffhausen ^^) II S. 633 :
So hab ich bi iunkherr Hansen von ScheDenberg*®) zu Randegk*^) vill.
ein uraltes geschribenes permentin Buch gesehn, ouch selbs
in miner Herberig alhie ghan, so under keiser Heinrichen
dem ersten difz nammens zngenant Vogler, so im 920. iar
des Herrn angefangen regieren, geschriben und gemalet ist
worden ; darin sind ob hundert alter helmen fflrsten und herren
und vom adel, die all beschlossen sind. Unter diesen helmen
sind unserer landsart gewesen: Toggenburg, Kilchberg, Wart,
Klingen, Hohen Sax, von Ast, Tuffen, Strettlingen, Gutenburg,
Lirapurg, Winterstetten, Rinach , Eschenbach, Raperschwil,
Stamheim, Samen und Tettingen.
Auf S. 636 erwähnt Raeger den Codex noch einmal:
Sonst würt ouch deren von Ast gedacht in keiser Heinrichs ix.
des ersten difz nammens gedieht- und liederbuch, dessen daoben
in der vorred difz sibenten buches gedacht worden.
**^) In einem früheren, verloren gegangenen Briefe.
«) Siehe I S. 1.
'«) Herausgegeben ist bis jetzt Hälfte I (Schaffh. 1880) und Hälfte II
Teil 1 (Seh. 1884).
*o) S. oben S. 348.
**) Im Hegau.
Digiti
zedby Google
352 ^' Zangemeister
Mit vollem Recht wird von J. Meyer in der Anm. zu S. 633
angenommen, dass hiermit der Manesse - Codex gemeint ist, und ihm
treten auch darin Baechtold (Germania XXXI, 1886, S. 437) und
Kraus S. 4 hei.
Ein weiteres Zeugnis bietet Joh. Kasp. Was er oder Max Wid-
1er, welche zusammen 1606^*) zu Zürich die Schweizer Chronik von
Joh. Stumpf neu herausgaben. In dieser wird auf Bl. 373v**) bei
Gelegenheit der Besprechung des Wappens der Familie Vogelweyde der
Manesse-Codex mit folgenden Worten erwähnt :
X. Walther von der Vogelweid war ein frommer biderber nothafter
Ritter, an Keysers Philippi Hof : wie sölchs bezeuget sein selbst
eigen Lied in einem uralten Buch under Keyser Heinrich und
König Cunraden dem jungen geschriben : dannnen auch sein
Waapen abgemaalet, hat aber nichts mit disem gleychs.
Wo Waser oder Widler den Manesse-Codex sah, wissen wir nicht.
Dass die Handschrift damals schon (1606 oder kurz vorher) in Zürich bei dem
Bannerherrn Holzhalb sich befand, wie Kraus S. 4 annimmt, ist möglich,
aber nicht bezeugt; wir wissen nur, dass Holzhalb ihn im Jahre 1607
hatte und einige Monate vor dem 30. August 1607 dem Waser zeigte
(epp. Gold. p. 193). Wenn Kraus S. 4 ausserdem angiebt, der Codex
sei nach Zürich „in Folge des Ablebens des Freiherrn von Sax an den
Bannerherrn Holzhalb gekommen, der die Vormundschaft über die Erben
des Freiherrn führte", so kennen wir vielmehr erst seit dem Jahre
1599 den Aufbewahrungsort der Handschrift, und dieser war St. Gallen.
Auch haben wir gesehen, dass der in Folge des Ablebens des Freiherrn
(1596) ernannten Vormundschaftsbehörde ein Bannerherr Bräm ange-
hörte (Zeller-Werdm. S. 95), nicht aber Holzhalb. Dafür dass Holz-
halb später etwa zum Vormund ernannt war oder, wie Kraus angiebt,
„die Vormundschaft führte*, finde ich keinen Belegt).
**) Das Vorwort des Verlegers Johann Wolff (in welchem er diese
Beiden als Bearbeiter bezeichnet) ist datiert „Zürich 1. Juni 1606 ''.
*^) Bodmer 1748 S. XII giebt unrichtig „473" an, Kraus gar keine
Blattzahl. — Die 1. Ausgabe Stumpfs (f 1566) erschien Zur. 1548, die
zweite Zürich 1586. In beiden fehlt obige Stelle noch; s. 1. Ausg.: Buch V
Bl. 31v, 2. Ausg. : Bl. 314v.
**) Goldast selbst gedenkt des Codex an drei Stellen seiner 1606 er-
schienenen Alamannicarum rerum scriptores, tom. I, ohne aber anzugeben, wo
das Ms. damals existierte : 1) p. 198 (das Wort ser kommt vor :) „ ... et
apud CLIV illos veteres Poetas, quorum volumen soleo Anlicum et antiqni-
tatis Germanicae thesaunim appellare". Bei einer vorher in demselben Zu-
Digiti
zedby Google
i^ur Oeschichte d. gross. Heidelberger, sog. Maness. Liederliandschrift. )ioA
Wir kommen jetzt in die Zeit, iu welcher von Heidelberg aus
die Handschrift energischer reklamiert wurde, so dass sie endlich dahin
abgeliefert oder vielmehr zurückgegeben wurde. Der Kurfürst Fried-
rich IV. wurde ungeduldig darüber, dass ihm das wertvolle Manuskript
noch immer nicht zugegangen war, dies Manuskript, auf welches er,
wie wir sehen werden, ein bestimmtes Anrecht besass. — Die folgenden
Stellen stammen sämtlich aus Briefen Frehers an Goldast. welcher da-
mals in Frankfurt wohnte.
15. Mai 1606 (F fol. 43 r= ed. p. 144):
De libro ms. ad Baronissam Hohensax. scribet Princeps. XI.
NoUem perire.
30. März 1607 (F fol. 61 = ed. p. 176):
Sed heus, quod primum volo, scripsit Sereniss. meus super XII.
libro isto ad viduam Hohensaxiam et Stuckium ut vides ^^) :
et non desinit nie urgere, ubi responsumV ubi liberV missurus erat
peculiarem cursorem (laqua*f)'^% sed suasi, ut expectarentur
nundinae, in <|uis forte per Bibliopolas Tigurinos acciperemus,
quod desideratur. Insta etianu si opus, apud ipsum Stuckium ^^).
Inquire sodes cum studio et rem age qua et Piincipi gratum
fiat, et nobis commodum inde proveniat. Nam si recipia-
mus*®), faciam, ut reliqua exscribere possis, et totum publicare.
10. April 1607 (F 62 = ed. 177):
Narro tibi, heri iri liortis Princeps coenavit, cuius epulis mihi XIII.
accumbere contigit: aderat legatus Caesaris Baro Wolckenste-
<ammenhang erwähnten Hs. sagt Goldast: „ab heredibus Schobingeri possi-
detor'^ ; den Manessecodex besassen diese also nicht. — 2) p. 205 (zu einem
Citat aus Dietmar dem Se/zer): „carmine, quod extat in multotiens laudato
a me Mnsico Aulicorum libro''. — 3) p. 219 (indem er den Landgraf von
Thüringen erwähnt): „Ilermanunm sc, de quo miranda canunt Poctae illi
Xobiles in aureo illo Musico Aulicorum libro''.
*^) Dies bezieht sich offenbar auf die beigelegten Schreiben Friedrichs IV.,
welche aber leider sowohl in dem Frankfurter Codex als auch in der Aus-
gabe fehlen, ebenso wie die unten in den Briefen Nr. XVI u. XX erwähnten
Beilagen. Vielleicht finden sie sich noch in einem Archiv oder einer Auto-
^aphensammlung.
*^) Dies Wort ist von Freher über „cursorem" gesetzt. In der Ans-
uche ist es weggelassen.
*') Die Worte „Insta — Stuckium" stehen im Ms. am Kande; der
Herausgeber hat sie weggelassen.
**) Die hier und iu den folgenden Texten von mir in gesperrter Schrift
{gegebenen Worte sind im Ms. und in der Ausgabe nicht henorgehoben.
Digiti
zedby Google
;{r>4 1^- Zaiipremc ister*
nius, Bipontioi, Hanovici, alii. Statim ad me de libro illo, ubi
moreturV Adfuisse sibi bis diebus nobilem ex Ulis partibos
oriundum. ei se dedisse negotium apud Baronissam instandi.
Imo res in vado est, inquam, über extat in manibns Cos. Ti-
gurini, mittendus propediem buc. — Fiat, inquit: ego enim
illum desidero. Quare pro primo et sommo capite mandato-
mm te rogo, ut hocce negotium confectum nobis duis.
17. April *^) 1607 (F 65 = ed. 180) in einem Postscriptum:
XIV. Princeps in curru nuper ad me, So tücrbcn tü'xt baS S5iic4
mibcr balb bef ömmcu. Fr. ^a, ©näbigftcr ©crr et quae plura
ex tuis litteris etc. lUe. ®iict, 34 ff ero ntic^ fcfton baruff ^).
— Yides desiderium, et bene merebere, si te etiam sollicitante
faces(|ue submittente über redeat. Cum habuerimus, venire,
si libeat, et quae desideras, describere potens. Eabebis apud
me focum, et locum, unb bcn SBciu im ffülmaffcr.
Doch die Züricher versuchten abermalige Weiterungen. Sie wollten das
Ms. wenigstens noch so lange behalten, bis sie den ganzen Inhalt (fOr
die von Goldast beabsichtigte Gesamtausgabe?) hätten abschreiben lassen.
Darauf mahnt Freher in einem Briefe an Goldast in Frankfurt vom
19. April 1607 (ed. p. 181; fehlt in F):
XV. Non placet, librum apud Tigurinos describi, non quod ini?i-
deam, sed quod ea re restitutio longius tempus extrahatur,
non enim tam cito über spissus describetur: adde quod inter
scribarum manus magis magisque teretur liber, maculabitor,
corrumpetur. Utroque nomine gratia apud Principem Sereniss.
peribit, mihi tibique et illis.
Quare averte (si potes) hortor, et significa^^), iam potissimam
partem apud te descriptam manu Schobingeri extare, descriptnm
iri et reliqua, omnia ctjv Oe^ edenda. Cuius rei copiam po-
testatemque tibi procurabo si velis. Et haec res me anxium
habet, (lui ingenium morae impatiens Principis novi, et is bir
quid nisi suum suo iure repetit.
20, Mai 1607 (ed. p. 185; fehlt in F):
XVI. Quid Stukius ad Sereniss. scribat, vides"*): quod ipse Sere-
nissimus mihi dedit, vix se amplius desiderium ferre testatus.
■•») In der Ausgabe steht unrichtig: 7. April.
"*') So und nicht „drauff'* (wie die Ausg.) scheint in der Handschrift
zu stehen.
'■') „significo" irrig die Ausg.; ebenso nachher ^dcscripta iri".
*-) Dieses Schreiben fehlt.
Digiti
zedby Google
Zur Geschichte il. uross. tteidclherjifer, »ojr. Maiicss. Liederhandschrift. ;-{;■);")
Urge quaeso, quafntum] potes, ut über quantocyns redeat,
asni et nobis privatim futunts.
12. Juni 1607 (F 66 ^ ed. 186):
Stuckio ipse scribam bis diebas. Princeps quoties me videt, XVII.
de libro quaeiit. Et inique carte ab illis agitnr, qui rem
suam tanto Principi detineot. Intercede, ur^e, mone,
soUicita ((aantum potes.
1. Juli 1607 (ed. 189 Z. 1; fehlt in F):
. . . Quid a Stuckio (liabesV:* piget iniquissimae^morae in libro illo. XVIII.
Wir ersehen hieraus, dass der Kurfürst und Freher nicht heim-
lich, wie Zeller -Werdmüller S. 97, Kraus S. 4 Sp. 2 Z. 9 [und
Baechtold, Gesch. d. Lit. 1887 8. 148J annehmen, zu der Handschrift
zu gelangen suchten, sondern ^anz oifen darüber verhandelten. — Ferner
ergiebt sich, dasi^ der Kurfürst vollen rechtlichen Anspruch auf die
Handschrift l)esass. Freher sagt dies ganz ausdrücklich:
„quid nisi suum suo iure repetit" und
„qui rem suam tanto Principi detinent**.
Worauf dies Recht beruhte, wissen wir nicht. I 'nsere Quellen schweigen
darüber und die Schreiben des Kurfürsten an die Witwe von Hohensax
und an W. Stucki, sowie deren Antworten, aus welchen wahrscheinlich
eine Aufklärung über diesen Punkt zu gewinnen wäre, sind verloren
oder verschollen (s. Zeugnis XII. XVI. XX). Man hat vermutet, der
Baron Job. Phil. v. Hohensax habe die Hs. dem Kurfürst zugesagt oder
aber die Witwe sie diesem verkauft. Für beide Annahmen liegt aber gar
kein Anhalt in der Überlieferung vor. Und steht überhaupt fest, dass der
Codex Eigentum des Hohensax warV Ich glaube, die Zeugnisse führen
mit Bestimmtheit zu einem ganz anderen Schlüsse: Die Handschrift
war früher schon, ehe sie auf Forstegk im Nachlasse des
Hohensax auftauchte, in Heidelberg als Eigentum des Kur-
fürsten gewesen; sie gehörte ihm, nicht Hohensax. Dies geht
mit Sicherheit hervor aus den folgenden von Freher und dem Kurfürst
selbst gebrauchten Ausdrücken: recipiamus XII, rfdeat XIV und XVI,
restitutio XV, repetit XV, retnissum XX (s. unten), retuW XX, micber
betommen XIV. Alle diese Worte beziehen sich auf den Codex und
dessen Zurückerstattung. Dieses achtmalige re-, bezw. teieder lässt
schlechterdings gar keine andere Erklärung zu. Die Handschrift wird
zurückgefordert wie ein nur verliehenes Eigentum. An die Verwen-
dung unzutreffender Worte ist bei einem Manne wie Freher nicht zu
denken: Freher war nicht allein einer der bedeutendsten damaligen Ge-
Digiti
zedby Google
;l5() ^' i^angcmelstei"
lehrten, sondern auch ein hervorragender lateinischer Stilist. Auch sagt
ja der Kurftlrst selbst: „wieder bekommen".
Ferner findet sich nirgends in den vielen Briefen auch nur die
Spur einer Einrede gegen einen dieser Ausdrucke oder gegen den durch
dieselben geltend gemachten Rechtsanspruch. Hätte Schobinger dieses
Recht des Kurfürsten bestreiten können, so hätte er nicht seine Zuflucht
zu der — Erfindung genommen, die Handschrift sei verbrannt (Zeugnis
Nr. ni).
Es dürfen auch nicht etwa gegen diese meine Feststellung des
Sachverhältnisses die Worte Freher's (HI) eingewendet werden, er habe
den Codex bei Hohensax gesehen und die Dichterliste sowie die zwei
ersten liieder der zwei ersten Dichter kopiert. Dass er die Handschrift
dort gesehen hat, erwähnt er in jenem Briefe, um damit zu konstatieren,
dass dieselbe bei dem Baron existierte. Jene Stücke aber schrieb er sich
ab, sei es um eine Unterlage zur Identifizierung zu besitzen oder weil er
den Codex früher in Heidelberg selbst nicht studiert hatte. Letzteres ist
leicht erklärlich: in Heidelberg gab es damals Tausende von Hand-
schriften, und dazu kommt, dass Freher sich vermutlich früher für alte
deutsche Litteratur nicht in dem Grade interessiert hatte. Seine betref-
fenden Werke fallen ja erst in die Jahre nach Hohensax' Tod. — Die
Handschrift hatte also früher schon dem Kurfürst gehört und war dem
Hohensax nur leihweise überlassen worden. Nun wissen wir, dass sich
der Freiherr gerade auch während seiner letzten Heidelberg-Mosbacher
Zeit gelehrten Studien widmete und der Erforschung des Deutschen
sein Augenmerk schenkte. Diese Minnesänger-Sammlung besass aber
für ihn persönlich noch eine ganz besondere Anziehungskraft. Denn
unter den Dichtern sind auch zwei seiner Vorfahren vertreten, "Bruder
Eberhart von Sax' (f. 48^) und 'Her Heinrich von Sax' (f. 59^), die
ihm nach seinen Briefen an Simmler ganz unbekannt gewesen waren
(s. oben S. 340). Es liegt also ausserordentlich nahe zu vermuten, dass
der Freiherr, als er durch Familienverhältnisse unvermutet bald seine
pfälzische Stellung niederzulegen veranlasst wurde, seinen hohen Gönner
und Freund, Friedrich IV., bat, die Handschrift mit nach Forstegk neh-
men zu dürfen, um sie dort mit Müsse zu studieren, wohl auch die
betreifenden zwei Bilder kopieren zu lassen.
Kehren wir zu der Reklamation des Codex zurück. Der Kurfürst
verlor endlich die Geduld und Hess durch einen eigenen Boten, einen
geborenen Schweizer, das Ms. von der Witwe H. auf Forstegk abholen.
Kurz vorher war es noch zu Zürich in Holzhalb 's Händen gewesen.
Digiti
zedby Google
Zui* Geschichte d. gross. Heidelberger, sog. Mancss. Liederhaudschrift. B57
und, wie es scheint, hatte vor diesem den Codex Stucki in Verwahrung
gehabt. Kaspar Waser in Zürich schreibt am 30. August 1607 an
Goldast in Frankfurt (ed. p. 192 sq.; im Ms. fehlt der Brief):
Libmm antiquitatum Germanicarum , (luem tantopere a Dn. XIX.
Stuccio et aliis tu dominusque Freherus flagitabatis. spero
iam accepistis. Nam aliquot ante menses ilium mihi inspi-
ciendum dederat Dn. Signifer Holzhai bius noster in aedibns
suis, eo ipso momento, quo illum Altosaxum missurus erat per
proprium nuntium. Gerte insignis über est et te dignus aliisque
viris summis.
Endlich am 31. Dezember 1607 konnte Freher seinem Freunde
Goldast die Mitteilung machen, dass der Codex in Heidelberg wieder
eingetroffen wäre (F fol. 69 = ed. p. 205)^*):
Scias etiam nobilem et desideratum illum liibrum a Baronissa XX.
Saxia Principi remissum, per s^itellitem ({uendam nostrae
aulae^) Helvetium, qui istuc ob res suas profectus, retulit
librum et epistolam, cuius apographum vides-^*). Eum Princeps
aliquot diebus oblectationis ergo pervolutatum meae iam lidei
et usui concredidit: e quo certe spero me segetem non con-
temnendam rerum optimarum et verborum collecturum. Scire
cupio quas quorum^®) cantiones iam descriptas habeas, ut et
reliquas paulatim et successive ^'^) describere eurem ; si forte
editio integra aliquando possit''*) institui: cui*^) adderem
Glossarium vocum rariorum, et notas aliquas, non supervacuas.
Wir haben hier also ein durchaus bestimmtes Zeugnis dafür, dass
der Manessecodex 1607 nach Heidelberg zurückgebracht und dem Kur-
fürsten auf dem Schlosse wieder übergeben wurde, — es gescliah dies
gerade in demselben Jahre, in welchem sein grossartiger Neubau, der
sog. Friedrichsbau, zum Abschluss gelangte *°).
*•) Durch Druckfehler steht in. der Ausgabe oben die Ziffer „200**;
danach findet man hin und wieder diese sehr wichtige Stelle in irreführender
Weise von p. 200 citiert.
**) Die Worte nostrae atdae sind in F über der Zeile nachgetragen.
^^) Dies Schreiben fehlt leider in dem Ms. und in der Ausgabe.
^*^) quorum hat Freher über der Zeile eingefügt. Die Ausgabe lässt
dies Wort weg.
*') sucdsive hat Freher geschrieben.
^) possei die Ausgabe.
^) cum die Ausgabe.
•«) 8. Cod. Pal. Lat. 1854 fol. SQv.
Digiti
zedby Google
358 K- Zangemeister
Diesen authentischen Nachrichten gegenüber ist es völlig unbe-
rechtigt zu leugnen, wie dies geschehen ist, dass die Handschrift einst
in der kurfarstlichen Bibliothek in Heidelberg sich befunden hat; wir
haben gesehen, dass sie sogar schon vorher dieser Bibliothek angehört hatte.
Durch Gustav Freytag's gesammelte Werke XIV 108 ist erst jOngst
bekannt geworden, dass Moriz Haupt 1870 ein Gutachten hierüber
behufs etwaiger Rückforderung der Handschrift abgegeben hat. Er
wurde zu demselben veranlasst, als im Hauptquartier des Kronprinzen
diese Frage sorgfältig erwogen und von diesem eine Anfrage an hervor-
ragende Gelehrte gerichtet wurde. In seiner Antwort sagte nun der
Berliner Gelehrte u. A. : „Es ist ein von dem konfusen von der Hagen
unermüdlich wiederholter Irrtum, dass diese Handschrift jemals in der
Heidelberger Bibliothek gewesen sei." Haupt war über die Geschichte
der Bibliotheca Palatina wenig unterrichtet und konnte damals auch
schwerlich viel mehr unterrichtet sein. Um so vorsichtiger hätte er
aber in einem solchen Gutachten auftreten müssen, bei welchem es sich
um dieses deutsch-nationale Interesse handelte.^ Indessen ist dieses Gut-
achten, so viel ich weiss, nicht daran Schuld gewesen, dass man die
Wiedererlangung nicht sehr ernstlich betrieben hat.
Der damalige Kronprinz, der jetzt heimgegangene Kaiser Fried-
rich hat in dem (unten abgedruckten) Schreiben an Se. Königl. Hoheit
den Grossherzog von Baden vom 6. April d. J. die sog. Manesse-
handschrift „der Bibliotheca Palatina wieder zuführen^ lassen.
Dieser Ausdruck ist vollkommen korrekt, er entspricht durchaus den
historischen Thatsachen und Verhältnissen. „Kurfürstliche" oder „Pfäl-
zische Bibliothek*', „Bibliotheca Palatina"* hiess sowohl die Bibliothek
in der Heiliggeistkirche als die auf dem Schlosse. Otto Heinrich (reg.
1556 — 1559) hatte 1553 seine bis dahin im Schloss aufbewahrte
Bibliothek mit Erlaubnis der Universität ^^) in die Heiliggeistkirche
transferiert und sie dort mit der Stiftsbibliothek vereinigt. Dadurch
kam der Name „Stiftsbibliothek" ausser Gebrauch. Sie hiess jetzt „Land-
bibliothek"'^*), „Kurfürstl. Landbibliothek" oder „Kurfürstliche Biblio-
thek", ^Seiner Durchlaucht Bibliothek", und „Bibliotheca Palatina*.
Jeder der Nachfolger Otto Heinrich's besass aber wieder eine eigene
Privatbibliothek auf dem Schlosse, die dann ebenfalls Bibliotheca Pala-
•') Wilken, Gesch. der Heidelb. BüchersanimluDgen, Heid. 1817, S. 109.
»») Wilken S. 127. 182. 184; Cod. Pal. Germ. n. 481 (bei Wilken
S. 489). Der Ausdruck „Pfalzbücher" kommt i. J. 1617 vor; s. Wilken S. 183.
Digiti
zedby Google
Zur Geschichte d. {^ross. Heidelberger, sog. Maiiess. Liederhandsclirift. 359
tina oder principis Palatini oder principam Pall. genannt wurde*').
Diese Privatbibliothek wurde aber gewöhnlich nach denoi Tode des betr.
Kurfarsten, da der beabsichtigte Bibliotheksbau auf dem Schlosse nicht
zur Ausführung gelangt war, ganz oder teilweise in die Heiliggeistkircbe
übertragen und dort mit der grossen Centralbibliothek vereinigt. So
erhielt z. B. Melissus, Vorstand dieser grossen Bibliothek 1586 — 1602,
die Privatbibliothek Friedrichs III. (1559 — 1576), von welcher im
Vatikan noch der Katalog aus dem Jahre 1589 existiert und zwar
1) das Original (Cod. Pal. Lat. 1917) und 2) eine Abschrift (Nr.
1918)^*). — Ob die Bibliothek Friedrichs IV., in welcher sich also
der Manessecodex befand, nach seinem Tode (1610) im Schlosse blieb
oder auch in die Heiliggeistkirche kam, ist nicht bekannt ^^).
Wie weit die Eigentumsrechte für die verschiedenen Bestände der
Universitäts-, Landes- und Hofbibliothek vorbehalten waren, lasst sich
nicht mehr genau feststellen. Es scheint aber in jenen Zeiten eine
strenge privat- und staatsrechtliche Scheidung in dieser Beziehung nicht
durchgeführt gewesen zu sein. In manchen Fällen ist es bei gleich-
zeitigen Erwähnungen daher oft schwer zu unterscheiden, welche Biblio-
thek gemeint ist, z. B. in den Schreiben, welche Ruland, Serapeum XVII
S. 188. 190. 191. 195 aus Gruter'scheri Papieren mitgeteilt hat. Hier
ist die Rede von der Bibliotheca Palatina, libraria Celsitudinis Vestrae,
Bibliotheca Principis, Bibliotheque de Tlllustre Prince Palatin.
Der päpstliche Abgesandte Leo Allatins hat denn auch im J. 1622
diesen Umstand verwertet. Maximilian von Bayern wollte die Privatbib-
liothek des Kurfürsten, also die Schlossbibliothek, für sich behalten und
hatte bereits vor Allatius' Ankunft vier Fuhren mit Handschriften von
•*) Über die Schlossbibliothek in früherer Zeit s. Wilkeii S. HO ff.
**) Bethmann in Pertz' Archiv XII 35H und Rockingcr, Pflege der
Geschichte durch die Witteisbacher, 1880 S. (4G).
^) Der jetzt wieder in Heidelberg befindliche Codex Pal. Germ. 801)
(nicht DCCCIII, wie Bahr, Heidelberger Jahrbücher 1872 S. 506 angiebt),
enthält f. 74 ff. ein Inventar der Bücher Friedrich IV. ; in diesem steht der
Manessecodex nicht, daraus darf aber keineswegs geschlossen werden, dass
diese Hs. damals nicht im Schlosse war. Denn f. 151 ▼ wird ausdrücklich
gesagt, das Inventar sei nach Friedrichs Absterben in grosser Eile, wie
die Bücher da haufenweise im Saal (der alten Ratstnbc) gelegen hätten, an-
gefangen worden. Handschriften sind hier überhaupt nur wenige aufgeführt,
und aller Wahrscheinlichkeit nach lag dieser Prachtcodex nicht so im Saale
in dem Haufen, sondern war, wie die meisten Handschriften überhaupt, sorg-
faltiger aufbewahrt. — Vielleicht existiert im Vatikan ein besserer Katalog.
Digiti
zedby Google
360 K- Zaiigemeister
Heidelberg nach Manchen bringen lassen ^^). Rockinger (Pflege der
Gesch. S. 19) weist aus den Aufzeichnungen des Allatius nach, das«
in der Oession Maximilians an den Papst die kurf. Pri?atbibliothek
wirklich nicht einbegriffen war, — eine Stelle, welche Theiner S. 33 fg.
stillschweigend weggelassen hat! Aber die Instruktion an AUatios ent-
hielt die Bestimmung (Theiner S. 55), er solle auch die Werke mit-
nehmen, welche aus der (grossen) Bibliotheca Palatina in das Arbeitszimmer
oder andere Räume des vertriebenen Kurfürsten („del giä Conte Pala-
tino") oder seiner Minister transferiert wären. Dieser Auftrag bot ihm
Anhalt, auch die Schlossbibliothek zu entführen : er Hess sich dazu durch
den anwesenden Tilly ermächtigen, und schliesslich musste Maximilian,
als Allatius nach München kam, seine Genehmigung erteilen, ja er sagte
sogar die Zurückgabe der früher nach München gebrachten Codices za.
Aber die Münchener behielten trotzdem, wie sich allmählich herausge-
stellt hat, einige kostbare Miniaturhandschriften zurück, z. B. die für
Otto Heinnch zwischen 1542 und 1551 hergestellte Kopie des ungemein
wichtigen und leider (1552?) verloren gegangenen Speierer Codex mit vielen
Gemälden ^^), Monac. 10291 = Pal. cum picturis n. 41*; die durch Bern-
hard von Weimar 1632 von München entfühite und jetzt in Gotha be-
findliche Prachthandschrift (I n. 10) mit Bildern des Math. Gerung").
welche derselbe für Otto Heinrich gemalt hat; das Autograph der (Hirsauer)
Chronik des Abts Tritheim (Wilken S. 216; jetzt cod. Mon. Lat. 703—704).
Der Schlossbibliothek rühmt Leo Allatius selbst in seinem Rechenschafts-
berichte nach, sie enthalte assai lihri msa,, belli et atüichi ^*). Er war
ferner darauf stolz, dass, während er nach Heidelberg gekommen wäre, um
eine Bibliothek abzuholen, er drei mitgenommen hätte: 1. la bibl. pubblka.
2. quella dd Palatino e 3. clel Collcyio della Sapienza'^^). Sehr viele,
••) Theiner, Schenkung der Heid. Bibliothek, 1844 S. 17. 81-87; Bahr,
Serapeum 1845 S. 147; Ruiand, Serapeiim 1856 S. 239.
•') Itin. Anton, ed. Parthey et Pinder p. XXHI ; Seeck im Hermes IX
218 und Not. dign. p. IX.
•«) Jacobs, Beiträge z. alt. Litt. II (1836) S. 41 Nr. 45. Herrn Direktor
Saltzer, welcher eine Notiz über ein von Gerung für Otto Heinrich figuriertes
Bibelbuch gefunden hatte, machte ich auf die mir wohlbekannte Hs. iu Goth«
aufmerksam, und nach der durch die dortige Bibliothek gl\tigst bewilligten
Zusendung ergab sich die Riclitigkeitder von mir vermuteten Identität Vgl.
S(altzer) in der Heidelb. Zeitung 24. März 1886 (danach in der Allg. Zeitung
1886 S. 1262); Lübke in der Allg. Zeitung 1886 S. 1818.
«») Bahr, Heidelb. Jahrb. 1872 S. 493 (vgl. S. 506).
'0) Theiner S. 44.
Digiti
zedby Google
Zur Geschichte d. gross. Heidelberger, sog. Maness. Liederhandschrift. 361
besonders gerade deutsche Codices Palatini, welche uns 1816 vom Vatikan
zurückgegeben worden sind, gehörten nachweisslich der Schlossbibliothek
an, z. B. Gebetbücher, Stammbücher und Tagebücher von Mitgliedern -
der kurfürstlichen Familie, ferner die Handschrift des Mich. Beheim,
Codex Palatinus Germ. 335 '^*). Es ist aber bisher noch für keinen
dieser Codices geleugnet worden, dass er ein Palatinus sei.
Mit den vorstehenden Erörterungen hoffe ich den Leser überzeugt
zu haben, dass der Manessecodex unbestreitbar in der hiesigen Biblio-
tbeca Palatina gewesen ist, dass also Heidelberg, wie ich S. 344 sagte,
in der That der einzige Ort unseres deutschen Reiches ist, wo sich
diese Handschrift früher in festem Besitze befunden hat.
Die letzten Erwähnungen unserer Hs. aus dem Anfang des 17.
Jahrhunderts sind die folgenden.
Freher liatte mit Goldast den Plan gefasst, die ganze Lieder-
samuilung zu veröffentlichen. Das Kopieren des noch fehlenden grösseren
Teiles hatte er selbst besorgen wollen und zu diesem Zwecke sich von
dem Kurfürsten die Handschrift im Jahi*e 1607 geben lassen (s. Zeugn.
Nr. XX). Es handelte sich nun vor Allem um Beendigung der Kopie ;
denn Schobinger und Goldast hatten erst einen kleinen Teil abgeschrieben.
Freher schreibt am 23. Januar 1608 an Goldast in Frankfurt (cod.
F f. 70 = ed. p. 226) :
Descripta Cantilenarum allata sunt domum raeam, me absente: xXL
ubi ille me reviserit, faciam quod vis. Agnosco tuam manum
et Schobiogeri : alicubi aliam iuniorem, quae '*) depravatissime
scripsit. lam quis continuabitV Circumspiciendus mihi idoneus
scriba, quali iam careo.
Freher kam aber nicht dazu die Abschrift herzustellen oder durch
cineu Schreiber besorgen zu lassen. Im nächsten Jahre ersuchte er daher
üoldast, er möge selbst nach Heidelberg kommen und diese Arbeit
ausführen. Die aus früheren Jahren bereits vorliegenden Abschriften
liatte er unterdessen offenbar wieder an Goldast gesandt. Freher schreibt
nämlich an Letzteren nach Frankfurt am 16. Juni 1609 (cod. F f. 89
= ed. p. 327), er könne nächsten Montag einen von Mainz zurück-
fahrenden AVa^en des Kurfürsten benutzen, „qui te commodissime cum
^') Melissas bei Freher, origg. Pal. ed. 1599 p. (58 --- ed. 2, I (1613)
p 12 sagt, dass derselbe „in Bibliotheca Principum Palatinorum" «ich befinde.
'*) Das Wort quae fehlt in der Ausgabe.
W«ttd. Zeitaehr. f. Goioh. u. Knint. VlI, IV. 27
Digitized by VjOOQ IC
362 K. Zangemeister
reculis, quascuraque babes, buc adducet" (d. h. nacb Heidelberg)"). Hier
könne er wabrscheinlich im SapienzcoUeg wobnen. Dann fäbrt Freber fort :
XXn. Cuperem te descriptionem libri Suevici absolvere, nam (ne
nescias) Princeps peremtorium terminum mibi praefixit, unius
mensis, intra quem Codicem ipsam reddam; qui si semel
scriniis eins privatis inseratur, non facile sub ullins aspectam
redibit. Itaque velim te descripta priora per Scbobingenim
et te buc afferre tecum, ut conferamus cum ipso MS.
Die Worte „qui si semel — redibit" erklärt Kraus S. 4 (zu
Ende) also : „Der Kurftlrst Friedrieb IV. batte seit dem Sommer 1609
die Originalbandschrift in seine persönlicbe Yerwabrung genommen und
den Blicken Aller entzogen", und Springer (Repert. f. K. 1888 S. 328)
bat, wie wir oben S. 344 saben, diese Erklärung wiederbolt. Aber
davon sagt Freber nichts. Er drängt Goldast, sofort und energisch die Ar-
beit wieder aufzunehmen ; jetzt sei die Handschrift noch in seinen (Freber 's)
Händen, wäre sie erst wieder an die Privatbibliothek des Kurfürsten
zurückgeliefert, so würde sie nicht leicht wieder zugänglich sein. Dass
der Kurfürst die Drohung, den Codex „den Blicken Aller entziehen" zu
wollen, überhaupt ausgesprochen hat, ist gar nicht überliefert. Kraus
nimmt aber sogar die Ausführung einer solchen Drohung als erfolgt an.
Übrigens starb der Kurfürst schon im folgenden Jahre, 9. Sept. 1610.
Goldast kam indessen damals nicht nach Heidelberg, und in dem
weiteren Briefwechsel wird weder von Freber'*) noch anderen Korre-
spondenten die Angelegenheit weiter erwähnt. Offenbar war der Plan der
Ausgabe aufgegeben: Goldast sehen wir mit ganz anderen Arbeiten be-
schäftigt ; das Abschreiben der Hs. wurde .nicht weiter, sicherlich nicht
weit gefördert ; jene Kopie ist in Goldast's Nachlass in der Stadtbib-
liothek zu Bremen noch erhalten: sie enthält nur 59 Dichter dieser
grossen Liedersammlung (v. d. Hagen IV 896).
Den Codex selbst erwähnt Goldast noch einmal und zwar in
seiner grossen Streitschrift gegen den Jesuiten Jac. Gretser in Ingol-
stadt, Replicatio pro sac. Caesarea et Regia Francorum raaiestate,
Hanoviae 1611, 4®.'^). Gretser hatte aus Goldast's ^Paraenetici" den
^') Reuter in Heidelberg schreibt unter demselben Datum an Goldas^t,
dass Freher ihn zu sehen wünsche (ed. p. 326).
'*) Freher starb 12. Mai 1614 (s. Cod. Pal. Lat. 1854 F. 103v).
") Die Widmung an Moriz von Hessen ist von Frankfurt a. M. 28. Febr
1611 datiert. — • Der Columnentitel lautet: Beplicatio [Beplica Hagen zn
Matbieu S. IX!] pro imperio.
Digiti
zedby Google
Ziir Geschiebte d. gross. Heidelberger, sog. Maness. Liederhandscbrift. 363
Winsbeke citiert gegen Goldast's Ansicht über die Absetzung des Papstes
Johann XII. Dafür straft Letzterer nun den Gretser, indem er hier
(p. 281 — 293) ans derselben Hs. eine ganze Reihe von Versen Walther's
von der Vogelweide und anderer Dichter anführt, welche gegen den
Papst gerichtet sind. Der Handschrift gedenkt er dabei mit folgenden
Worten. Erstens p. 281:
£ae (paraeneses Winsbekii) descriptae a nobis sunt ex pretio- XXIU.
sissimo aureae antiquitatis cimelio, quod in Serenissimi Electoris
Palatini palatio Heidelbergensi adservatur.
Am Schlüsse (p. 293):
Haec et alia id genns multo plurima in nobilissimo illo Pala-
tini palatii cimelio a Principibus, Comitibus, Baronibus et
Equitibus Imperii memorantur; cuius autographum originale
anreis picturis illustratum olim ipse Parricida, potente id a me
Reverendo et lUustri Principe Bernhardo Abbate S. Galli^*),
inspiciandum et legendum äccepit, et haec ipsa, quae hactenns
a me adscripta sunt, thematia diligenter consideravit, ut de
veritate eorum et simol fide mea dubitare nemo debeat.
Schon diese beiden Zeugnisse hätten von der Behauptung abhalten
sollen, die Liederhandschrift sei nie in der kurfürstlichen Bibliothek zu
Heidelberg oder gar überhaupt nicht in Heidelberg gewesen. — Dem
ungemein fleissigen von der Hagen ist übrigens.bei Erwähnung dieser
Stelle ein sehr sonderbares Missverständnis begegnet. Er sagt (MS. IV 896
Anra. 5) : y^Dieser parricida war der Oheimsmörder im bald darauf ausge-
storbenen Hause Hohensax." Vgl. zu Mathieu S. VIII u. IX Anm. **
— Natürlich konnte Georg Ulrich so genannt werden, und z. B. braucht
Goldast (Alam. rer. scr. I, 1606, p. 221) für jenen Mord den Aus-
druck „parricidium" ; man könnte dann aus der Notiz schliessen.
dass der Codex schon ehe Schobinger denselben nach dem Tode Johann
Philipp's (1596) von Forstegk mit nach St. Gallen nahm, hier gewesen
>vaLre, nämlich zwischen 1594 und 1596^'). Aber ein Blick in Gold-
ast's Streitschrift genügt, um zu erkennen, dass vielmehr Gretser
gemeint ist. Goldast widmet die ersten drei Kapitel dem Nachweise,
dass Gretser ein „parricida" sei, und bezeichnet ihn dann in dem
ganzen Werke unzählige Male mit diesem Worte. An der obigen Stelle
erwähnt er also zur Beglaubigung seiner antipäpstlichen Citate aus
'•) Bernhard war Fürstabt von St. Gallen 1594 — 1630.
•') Der Mörder floh nach Verübung seiner Frevelthat hinweg nach
Ungarn und fand bald sein verdientes Ende; s. R. 341.
27*
Digitized by VjOOQ IC
364 ^' Zangemeister
dem Codex die Thatsache, dass Greiser selbst seiner Zeit diese Stellen zu St.
Gallen im Original eingesehen habe und dass der Codex jetzt in Heidelberg sei.
Als die letzte Spur unserer Handschrift aus der Zeit vor der
Pleidelberger Katastrophe des Jahres 1622 darf vielleicht angesehen
werden eine Stelle des zweiten Teiles der 2. Auflage von Fr eher 's
Orig'mes Falatinae^ welcher 1612 erschien'®). Hier p. 88 sq. druckt
Fr. zuerst Verse des Marner ab:
XXIV. Poetae Germani nomine Marner locus, in cantilenis Teutoni-
cis circa aetatem Friderici Imp. II. conditis, versiculo XXXVH,
ubi Rhenenses populos perstringit, inter alia cautillantis :
Stad vf stad abe in wechset win,
In dienet ouch des Rines grünt. Et mox :
Der Ymelunge hört lit in dem Lurlenberge in bi.
Ohne Zweifel entnahm Freher die Steile aus dem Manessecodex,
welcher in der That diesen Schreibfehler „Ymelunge" statt „Niuelunge"
(= Nibelunge) aufweist; ob Freher aber diese Worte gerade kurz
vorher excerpiert hatte, muss natürlich dahin gestellt bleiben. Jeden-
falls stehen sie in der 1599 erschienenen ersten Auflage der „Origines"
noch nicht.
Wir sind am Ende der Zeugnisse aus jener Zeit angelangt. An
dieser Stelle verdient noch hervorgehoben zu werden, dass aus der Zeit
vor dem 30jährigen Kriege für keinen codex Palatinus, selbst nicht fQr
die allerwertvoUsten, wie z. B. die Anthologia Graeca (Gr. 23), die
Paradoxographi (Gr. 398), den alten Virgil (Lat. 1631)'«) so viele Er-
wähnungen vorliegen als für den Manessischen, viele, auch sehr wichtige
Handschriften erst erheblich später überhaupt bekannt geworden sind.
Seit dieser Zeit erfahren wir nichts mehr von unserem Codex bis
einige Jahre nach dem dreissigjährigen Kriege. Der am 17. November
'*) V. d. Hagen (zu Mathieu S. IX) und Kraus S. 4 citieren nur die ed. 3 v.
J. 1686 [H p. 83]. Diese wurde aber nicht mehr von Freher besorgt, der ja 12.
Mai 1614 starb ; sie kann also für unseren Zweck nicht in Betracht kommen.
'') Es sei hier beiläufig erwähnt, dass dieser wichtige Codex 18 lö nur
durch ein Versehen von Paris nach Rom statt nach Heidelberg zurückgekehrt
ist Der Papst hatte die Zurückgabe aller von Napoleon 1797 aus dem
Vatikan nach Paris entführten Codices Palatini an uns angeordnet. Bei der
schliesslichen Ablieferung aber wurde jener Virgil übersehen, da er in dem
gedruckten Verzeichnis jener Hss. (Recensio, Lipsiae 1803) nicht bei den
übrigen Palatini latini (p. 120) verzeichnet steht, sondern unter den wert-
vollsten Stücken auf p. 146.
Digiti
zedby Google
55ur Geschichte d. gross, rieidelberger, sog. Maness. Ijiederhandschrift. 365
1656* verstorbene Gelehrte und Gustos der Königlichen Bibliothek zu
Paris, Jacques Dupuy (= Puteanus) hatte die von seinem Vater Claude,
von seinem Bruder Pierre ^°) und ihm selbst gesammelte Bibliothek ein-
schliesslich der Handschriften und eines zweibändigen Katalogs der ganzen
Sammlung®*) dem Könige von Frankreich geschenkt. Die Bibliothek
des Königs ergriff von dieser Schenkung Besitz am 4. Juli 1657, und
über diesen Akt wurde ein Protokoll aufgesetzt, welches noch vorhanden
ist. Unter jenen Handschriften befand sich nun unsere Liedersammlung ;
denn der Katalogband 10373 enthält auf fol. 679 von der Hand des
Jacques Dupuy folgenden Eintrag, in welchem sich mit Sicherheit der
Titel unserer Handschrift wiedererkennen lässt:
Paraeneses variorum et cantilenae amatoriae scriptae ante CCCC
annos, lingua theutonica, cum variis figuris, folio.
Diese Thatsachen hat der Pariser Generaladministrator Leopold
Deiisle in einer Zuschrift an Alb. Duncker^*) constatiert, und es ist
durchaus unzulässig, an der Richtigkeit dieser Angaben zu zweifeln®^).
— Auf welchem Wege die Dupuy in den Besitz dieser Handschrift
gelangt waren, ist unbekannt. Vielleicht findet sich darüber noch einmal
eine Andeutung in den Korrespondenzen der Dupuy. In dem soeben
erschienenen 1. Bande des Briefwechsels mit Peiresc (Paris 1888,
914 pp., 4^) habe ich bis jetzt vergebens nach einer Spur gesucht.
Dann kämen besonders noch in Betracht die unedierten Papiere der D.
in Paris und der in der Barberinischen Bibliothek zu Rom aufbewahrte,
grossenteils noch ungedruckte Briefwechsel mit dem vatikanischen Biblio-
thekar Holstenius, auf welchen Kraus im Repert. f. Kunstw. VI
(1888) S. 299 mit Recht aufmerksam macht.
Ob die Handschrift 1622/23 bei der grossen Heidelberger Biblio-
thek.skatastrophe mit nach Rom entführt wurde oder nicht, dafür be-
sitzen wir keine Nachricht; aber andrerseits ist es unberechtigt zu
behaupten, dass sie damals nicht nach Rom gebracht worden sei. Jeden-
®®) Pierre Dupuy starb 14. Dez. 1651. Er war, wie sein Bruder
Jacques, seit 1645 „garde de la Bibliotheque du Roi** gewesen.
«») Ms. Lat. Nr. 10372 und 10373 der jetzigen National bibliothek.
«-) Centralbl. für Bibl I (1884) S. 55 fg. ; auch bei Kraus S. 5 abge-
druckt. — Vgl. Deiisle, Cabinet des mss. I (1868) p. 261 ff.
^) Baechtold, Gesch. der deutschen Lit. in der Schweiz, 2. Lieferung
(Frauenfeld 1887) S. 143 hat wohl Delisle's Mitteilung nicht gekannt; er
sagt nämlich, die Handschrift „sei dort (in Paris) — nach der mit Vor-
sicht aufzunehmenden französischen Tradition — in der Privat-
bibliothek der Brüder Dupuy aufgetaucht".
Digiti
zedby Google
3ß6 ^- ^angemeistet'
falls muss bis zum Beweise des Gegenteils als die wahrscheiiilicbste
Annahme die angesehen werden, dass der Codex in jenem Jahre von
Heidelberg fortgekommen ist, sei es nun nach Rom oder sonstwohin.
Es liegt nicht der mindeste Anhalt dafür vor, dass dieser eine Codex
bei anderer Gelegenheit von hier entführt worden ist wie sämtliche
übrige Palatini.
Nähme man an, die Handschrift sei nicht nach Rom gebracht
worden, so Hessen sich natürlich sehr viele andere Möglichkeiten denken.
Es sei hier aber doch auf folgendes hingewiesen. Am 16. September
(n. St.) 1622 wurde die Stadt Heidelberg und am 19. September
das Schloss eingenommen. Schon am 18. Sept. lasen die Jesuiten Messe
in der Heiliggeistkirche®*), in welcher ja die grosse Bibliothek aufge-
stellt war. Nach Rockinger, Pflege der Gesch. 1880 S. 18, sollen in
der That die Jesuiten in Ingolstadt dann Handschriften aus Heidelberg
besessen haben und zwar „les plus pretieux'', welche sie angeblich von
Tilly geschenkt erhalten hatten. Darunter konnte die Manessehs. sein,
mag sie nun damals noch auf dem Schloss oder unten in jener Biblio-
thek sich befunden haben. Leo Allatius traf erst am 13. Dezember
in Heidelberg ein: in der Zwischenzeit konnten natürlich manche Hss.
und sonstige Wertstücke entfremdet werden; z. B. hatten „Liebhaber"
Gemälde aus der Gallerte des Schlosses mitgenommen (Theiner S. 34).
Ein Codex des Nonius in Leiden enthält die Notiz : „Hie über Ms.
Nonii Marcelli in expugnatione urbis Heidelbergae ex bibliotheca Archi-
Palatina direptus fuit a milite quodam a. 1622 a. d. 20 Septemb.,
a quo ego illum redemi dimidio floreno et quatuor integris panibus.
Factum bene! Job. Philippus Pareus, Dav. filius m. propr." ®®). —
Im Jahre 1798 wurde in Nürnberg eine Handschrift: „Expositio in
Cantica canticorum^ ausgeboten, welche auf dem Einband das Portrait
Otto Heinrichs zeigte, also sicherlich aus der Palatina stammte®^).
Möglich ist auch, dass sich der Minnesängercodex wie das Gothaer^
von Gerung illustrierte Neue Testament (s. oben S. 360) unter den nach
München transportierten Prachtstücken befand, von dort aber später
entführt wurde.
Doch waren dies Ausnahmen, und die Zahl der nicht nach Rom
entführten Palatini ist offenbar eine sehr kleine gewesen. Wir können
8*) Wüken S. 196.
«*) Wilken S. 198; Geel, Cat. mss. Leid. p. 151 Nr. 479; L. Müller.
Jahrb. für Philol. 95 (1867) S. 501; Bahr, Heid. Jahrb. 1872 S. 516.
«•) Ruland im Serapeum 1856 S. 231 A. 1.
Digiti
zedby Google
Üur Geschichte d. gross. Heidelberger, sog. Maness. Liederhandschrift. 367
L, B. fOr die 432 griechischeD Palatini aus Stevenson's Katalog p. 305
ersehen, dass nur 9 derselben im Jahre 1623 nicht dem Vatikan über-
geben wurden: drei davon waren 1620 nach Wittenberg verliehen worden
und sind 1881 über Halle hierher zurückgelangt. — So lange also kein
Anhalt für das Gegenteil vorliegt, dürfen wir es 1. als höchst wahrschein-
lich betrachten, dass der Minnesängercodex im Jahre 1622/23 von Hei-
delberg weggekommen ist, und 2. es für nicht unwahrscheinlich erklaren,
dass ihn 1623 AUatius®^) mit nach Rom entführt hat. Man wird also
demgemäss Nachforschungen anstellen müssen. Vorläufig sei in dieser
Beziehung auf Folgendes hingewiesen: dass Maximilian dem Gardinal-
Staatssekretär Ludovisi Bestandteile der Heidelberger Bibliothek geschenkt
habe, versichert der sehr gut unterrichtete und völlig glaubwürdige Ez.
Spanheim (Wilken S. 216); derartige Schenkungen mögen dann auch
in Rom noch vorgekommen sein. Es ging nach der Ankunft der
Palatina das Gerücht, manche Gardinäle hätten Werke aus derselben
erhalten ^^), und namentlich sollte die Barberinische Bibliothek mit
p^zer Manuskripten bereichert worden sein. Das Gerücht mag über-
trieben haben, und welcher Kern von Wahrheit den bestimmt auftreten-
den Behauptungen zu Grunde lag, wird sich jetzt schwerlich feststellen
lassen. Man erinnere sich aber, dass Urban Vni. (1623 — 1644) ein
Barbenni war, sein Neffe Francesco Barberini 1623 Cardinal wurde,
päpstlicher Legat in Paris war und mit französischen Gelehrten wie
Peiresc und den Dupuy in Verbindung stand ®^). Wäre es da so bei-
spiellos gewesen, wenn damals der Cardinal im Einverständnis mit dem
Papst einem einflussreichen Franzosen ein solches Manuskript zum Ge-
schenk gemacht hätte? Eine derartige Veräusserung konnte um so
gerechtfertigter erscheinen, wenn durch sie als Gegengabe ein wichtiges
politisches Zugeständnis von dem mächtigen Frankreich, bezw. von dem
1622 Cardinal gewordenen und 1624 in den Staatsrat eingetretenen
Richelieu erreicht werden konnte. Natürlich soll damit nur eine der ver-
schiedenen nahe liegenden Vermutungen ausgesprochen werden, welche das
Auftauchen der Hs. in Paris erklären können.
Woher Moscherosch in seinem zuerst 1643 erschienenen
Weiberlob (Philander, Th. U Ges. 3) das Gedicht von Leiningen und
*') All. verliess Heidelberg mit seiner Beute am 14. Febr. (n. St.) 1623.
"*) AUatius wurde beschuldigt, Palatini verkauft zu haben, konnte sich
aber von dieser Anklage vollkommen reinigen; s. Wilken S. 215.
*•) Man vgl. die oben erwähnte Korrespondenz der Dupuy mit Peiresc
z. ß. p. 23. 59. 124. 128. 138. 846. — Der Cardinal starb 1679.
Digiti
zedby Google
3g^ K, Zangemeister
die Strophe des ^Rottenburg« entlehnt hat (S. 201 u. 229 in Bobertag's
Ausg.), ist noch nicht nachgewiesen. Goldast, aus dessen Paraenet. p. 293.
11-15 und p. 452 fg. Moscherosch Anderes entnommen hat, bringt diese,
übrigens nur in unserem Codex enthaltenen, Gedichte nicht.
Von 1657 an gehörte die deutsche Liedersammlung ununterbrochen
der grossen Pariser Bibliothek an. Über die Gelehrten, denen wir Kondo
über die Handschrift aus dieser Pariser Zeit im 17. und 18. Jahrhun-
dert verdanken, findet man das Nähere bei von der Hagen MS. IV S.
896 und zu Mathieu S. X; ferner bei Jac. Grimm, Berl. Monatsber.
1845 S. 111 = kl. Schriften V S. 360 fg.
Im Jahre 1815 Hess Jacob Grimm, welcher den Codex 1805
das erstemal gesehen hatte, „nichts unversucht, um ihn für das Vater-
land wieder zu gewinnen. Die preussische Behörde . . . that . . bei
dem französischen Ministerium alle geeigneten Schritte und suchte dringend
wenigstens als £rsatz für andere von den Franzosen in Deutschland
mitgenommenen Denkmäler der Wissenschaft und Kunst die Handschrift
der Minnesinger und Originale Winkelmanns zu erlangen. Aber die
Verhandlung scheiterte". So berichtet J. Grimm selbst^®) und druckt
zugleich als Beleg den Auszug aus einem interessanten Aktenstück ab,
nämlich einem unterm 24. Nov. 1815 vom Minister von Altenstein
an den Herzog von Richelieu gerichteten Schreiben^*). Von der Hagen
(zu Mathieu S. XI) theilt mit, die Hs. sei damals bereits an den General
von Gneisenau abgeliefert gewesen, dann aber zurückgegeben worden,
u. A. aus dem Grunde, weil nachgewiesen wurde, dass er nicht (wie
jene 39 Palatini) vou Napoleon 1797 aus dem Vatikan nach Paris
entführt worden sei. Wie weit diese Angabe richtig ist, kann ich
nicht feststellen.
Dann hat im Jahre 1823 von der Hagen noch einen Versach
gemacht, die Handschrift nach Deutschland zurück zu führen und zwar
für die Stadt Breslau durch Austausch gegen altfranzösische Handschriften
der dortigen Stadtbibliothek. Aber auch diesmal waren die Verhand-
lungen erfolglos; s. v. d. Hagen, MS. I S XV und zu Mathieu 8. XI.
In diesem Jahre (1888) ist es nun dem Buchhändler Karl J.
Trübner in Strassburg gelungen, das nationale Kleinod für Deutschland
^) Monatsber. der Bed. Akad. 1846 S. 111 =- kl. Sehr. V (1871) S. 3ßl.
•*) Monatsber. 1845 S. 113. In Grimms kl. Schriften is t dies Schreiben
seltsamer Weise nicht mit abgedruckt.
Digiti
zedby Google
i?ur Oeschichte d. pross. Heidelberger, soff. Maneas. Liederhandschrift. 3H0
durch seine eigene Initiative wieder zu gewinnen. Nach Ermächtigung
und Bewilligung der erforderlichen, ausserordentlich hohen Mittel seitens
des Kaisers Wilhelm I. hat Trübner diese Erwerbung ermöglicht durch
eine glückliche Kombination und durch lange sehr geschickt geführte
Unterhandlungen. Er kaufte dem Lord Ashburnham ^^) 166 Hand-
schriften ab, welche von den französischen Beamten Libri und Barrois
aus öffentlichen französischen Bibliotheken entwendet worden waren, und
bot dieselben der pariser Bibliothek zum Tausch gegen den Manesse-
Codex und eine noch darauf zu zahlende Summe an. Dort legte man den
grössten Wert darauf, diese für P>ankreich wichtigen Manuskripte wieder
zu gewinnen, und acceptierte den angebotenen Austausch. Am 23. Februar
1888 wurden die 166 Handschriften in London von K. J. Trübner
an L. Delisle übergeben und gleichzeitig in Paris die Manessehand-
schrift auf der deutschen Botschaft deponiert ^^). Von hier wurde
der wertvolle Band am 10. April durch einen Abgesandten des Bot-
schafters Grafen zu Münster. Lieutenant Walter Stumpff, in wohl-
versiegelter Kiste nach Heidelberg gebracht und der Universitäts-Biblio-
thek übergeben. Einige Tage später gelangten zur allgemeinen Kenntnis
die zwei Schriftstücke, kraft deren diese Überweisung erfolgte, nämlich
ein Schreiben Sr. Majestät des Kaisers Friedrich an Se. Königl. Hoheit
den Grossherzog Friedrich von Baden und die Antwort des Gross-
herzogs. Der Wortlaut dieser Handschreiben ist der folgende ^^) :
L Durchlauchtigster Fürst, freundlich geliebter Vetter, Bruder und
Schwager! Euerer Königlichen Hoheit bin Ich in der angenehmen
liage mittheilen zu können, dass sich der von Eurer König-
lichen Hoheit befürwortete Erwerb der bisher im Besitze der
Nationalbibliothek in Paris gewesenen sogenannten Manesse 'sehen
Handschrift in der geplanten Weise vollzogen hat. In Erfül-
lung der Eurer Königlichen Hoheit von Meinem in Gott
^^) Sein Schloss Ashbumham Place liegt bei Battle (in Sussex auf
dem Schlachtfelde bei Hastings).
»*) Über die Verhandlungen, welche zu diesem beide Teile befriedigenden
Ziele führten, haben die zwei zunächst Beteiligten Berichte veröffentlicht;
1) Der Administrateur geu(^ral der Pariser Bibliothek Leopold Delisle im
Journal officiel vom 2ö. Februar p. 840 fg., wieder abgedruckt in der Biblio-
thäque de Tficole des chartes 1888 p. 41—46 (Bericht an den französischen
Unterrichtsminister, datiert London 23. Febr.) und 2) K. .1. Trübner im
Centralblatt für Bibliothekswesen V (1888) S. 225 ff.
»*) Karlsruher Zeitung vom 12. und 13. April 1888.
Digiti
zedby Google
;17() ^' Jlaußeroeistei'
ruhenden Herrn Vater gemachten Zusage habe Ich bestimmt,
dass die gedachte Handschrift, welche sich vorläufig in der
Verwahrung des Botschafters Grafen zu Münster befindet, der
Bibliotheca PaMina in Heidelberg, welche sich bisher mit einer
Kopie der Handschrift begnügt hat, wieder zugeführt werde.
Indem Ich Meiner Freude über die Wiedererlangung des
literarischen Kleinods hiermit Ausdruck gebe, verbleibe Ich mit
herzlicher Liebe und unveränderlicher aufrichtiger Freundschaft
Euerer Königlichen Hoheit freundwilliger Vetter, Bruder und
Schwager
Charlottenburg, den 6. April 1888.
Friedrich.
An des Grossherzogs von Baden Königliche Hoheit.
II. Durchlauchtigster, Grossmächtigster Kaiser und König, Hoch-
geehrtester Herr Vetter und Schwager ! Euere Kaiserliche und
Königliche Majestät haben die Gewogenheit gehabt, Mir die
erfreuliche Mittheilung zu machen, dass die auf Meine Befür-
wortung erworbene, bisher im Besitze der Nationalbibliothek in
Paris gewesene Manesse'sche Handschrift der Bibliotheca PaJa-
tina in Heidelberg wieder zugeführt werden soll. Indem Euere
Kaiserliche und Königliche Majestät hierdurch eine Zusage
Allerhöchst Ihres in Gott ruhenden Herrn Vaters , Seiner
Majestät des Kaisers Wilhelm zu erfüllen geruhen, erweisen
Allerhöchstdiesel ben der Ruperto-Carola eine hohe Auszeich-
nung, welche die altehrwürdige Hochschule hochschätzen wird
und für welche Ich als ihr Rector Magnificentissimus den tief-
gefühlten Dank darzubringen Mich beehre. Euere Kaiserliche
und Königliche Majestät waren Zeuge von der Übergabe einer
Kopie dieser werthvoUen Handschrift an die Universität Hei-
delberg bei Gelegenheit ihres öOOj. Jubiläums. Dass diese
werthvoUe Handschrift selbst nunmehr durch Euerer Kaiser-
lichen Majestät hochherzige Entschllessung dieser Hochschule
anvertraut wird, begrüsse Ich mit besonderer Freude. Em-
pfangen Euere Kaiserliche Majestät geneigtest den wiederholten
Ausdruck Meines wärmsten Dankes für die Mir zu Theil ge-
wordene so überaus erfreuliche Botschaft und zugleich die
Digiti
zedby Google
Zur Geschichte d. gross. Heklelberger, sog. Maness. 1 jederhandschrift. 37 1
Versicherung jener höchsten Verehrung, womit Ich unwandelbar
zu verhaiTen die Ehre habe
Euerer Kaiserlichen und Königlichen Majestät gehorsam-
willigster Vetter, Bruder und Schwager
Berlin, 9. April 1888. Friedrich.
Möge dieses berühmte Manuskript aus den ersten Jahrzehnten des
14. Jahrhunderts, welches den Wert einer ganzen mittelhochdeutschen
Bibliothek von 140 einzelnen Handschriften repräsentiert und für die
deutsche Nation von unschätzhaiem Werte ist, nun vor weiterer Ent-
fremdung bewahrt werden und für alle Zukunft ^die grosse Heidel-
berger Liederhandschrift** sein und bleiben !
-•-»^O*^«^
Recensionen.
Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert.
Zwanzigster Band: Die Chroniken der westfälischen und nieder-
rheinischen Städte. Erster Band. Dortmund, Neuss. Leipzig,
1887. XXXIV S. Vorrede, 640 S. — Beiträge zur Geschichte
Dortmunds und der Grafschaft Mark. IV: Die grosse Dortmunder
Fehde von 1388 und 1389; von Alexander Mette. 296 S. —
Angezeigt von Dr. Rubel in Dortmund.
Erst in den beiden letzten Jahrzehnten ist den reichen Geschichts-
quellen der Stadt Dortmund diejenige Beachtung zu Teil geworden, welche
dieselben verdienen. Die Gründung des historischen Vereins für Dortmund
und die Grafschaft Mark durch den damaligen Oberbürgermeister von Dort-
mund, späteren von Köln, Dr. Becker, gab den Anstoss, das vorhandene Mate-
rial zu sammeln, vor weiterer Verschleuderung zu schützen und in wissenschaft-
licher Weise zu veröffentlichen. Zunächst wurde die Ordnung und Repertorisie-
mng des sehr reichhaltigen Archivs durch den Unterzeichneten vorgenommen
und sodann in einem orientierenden Aufsatze von mir in den Beiträgen zur Ge-
schichte Dortmunds und der Grafschaft Mark I (1875) über den Bestand des
Archivs berichtet, sowie die Forderung erhoben und näher begründet, dass
in Angriff zu nehmen sei die Herausgabe 1) eines Dortmunder Urkunden-
buches, 2) der Dortmunder (-hronikcn, 3) des Doi*tmunder Hechtes. Bei dem
Mangel an Arbeitskräften rückten die Arbeiten langsam vor. Einen ersten
Halbband des Dortmunder ürkundenbuches (Nr. 1—547, Ann. 899 — 1340)
konnte ich 1881 herausgeben*, den zweiten Halbband (Nr. 548 — 873 Ann.
1341—1372) 1885. Sodann wurde von den lateinischen Chroniken die des
Dominikaners Johann Nederhoft von Hoese 188() herausgegeben, im übrigen
1) Besprochen in von Diekamp iu Weütd. Zs. 2, 05—75.
Digitized by VjOOQ IC
•i72 hecensioneil.
war es^ jedoch nicht möglicli ausser den Beiträgen zur Geschichte Dortmunds
und der Grafschaft Mark, von denen bis jetzt 5 Hefte vorliegen, auch die
Bearbeitung des Dortmunder Rechtes und der Dortmunder Chroniken in An-
griff zu nehmen. Um so erfreulicher war es, dass von dem Hansischen Ge-
schichtsverein zunächst die „Dortmunder Statuten und Urteile" von Ferdinand
Frensdorff, Halle 1882, herausgegeben wurden. Dieses Werk entliält mehr
als der Titel andeutet. Die Einleitung zur Geschichte und Verfassung der
Stadt Dortmund 8. I— CLVHI giebt eine gedrängte Übersicht der Geschichte
der Stadt Dortmund überhaupt, die eine vortreffliche Sammlung und Znsam-
menfassung des gesamteu einschlägigen Materials bietet
Jetzt folgt nun seitens der Historischen Kommission die Herausgabe
der Dortmunder Chroniken unter dem obigen Titel; ich stehe nicht an, die-
selbe als eine durchaus wohlgeluugene, allen berechtigten Anforderungen ent-
sprechende Arbeit zu bezeichnen. Sowohl die Auswahl des Textes und die
Art der Behandlung desselben, wie die Behandlung des Kommentars ist mit
genauer litterarischer Kenntnis umsichtig und verständig angelegt, so dass
die Ausgabe vollstes Lob verdient. Es ist nicht nur das gedruckte Material
fast vollständig verwertet, sondern auch die zahlreichen Urkunden des Dort-
munder Archivs, datierte und undatierte, sind in durchaus zweckentsprechen-
der Weise herangezogen. Selbstvei*ständlich sind im Einzelnen manche Nach-
träge und Zusätze zu machen, auch hätten Einzelheiten wie beispielsweise
die Verwendung der Dominikanerchronik des ('rawinkel (p. 196 ff.) vielleicht
in ftbersichtlicherer Form gebracht werden können, aber es ist ein vortreff-
liches Zeichen für die Edition, dass die Nachträge nicht sehr zahlreich aus-
fallen. Manche Angaben der Chroniken werden erst durch die weitere Her-
ausgabe der Dortmunder Urkunden in das richtige laicht gesetzt werden,
aber soweit die Urkunden zur p]rläuterung in kurzer Zusammenziehung ge-
bracht werden konnten, ist es fast durchgängig in zweckentsprechender Weise
geschehen. Nicht allein die von mir in das Repertorium der datierten Ur-
kunden eingetragenen Urkunden, sondern auch die zahlreichen undatierten
nur mit Regest versehenen Urkunden sind fast durchweg von dem Heraus-
geber mit Umsicht an richtiger Stelle benutzt. Nur den Rechnungsbucheni
hiitte au manchen Stellen eine eingehendere Beachtung zu Teil werden könneu.
Nach einem Vorwort von Herrn Prof. Hegel über den Plan der Her-
ausgabe der Chroniken der westfälischen und niederrheinischen Städte be-
spricht Herr Prof. Lamprecht kurz die Vorarbeiten für die Herausgabe der
Quellen städtischer Herkunft am Niederrhein und in Westfalen, um deren
Sammlung er sich bemüht hat. An der vorliegenden Edition hat er speciellerea
Anteil, nachdem er den Arbeitsplan festgestellt, nicht weiter genommen. Die
Absicht, eine kurze l Übersicht der geschichtlichen sowie verfassungsgeschicht-
licheu Entwicklung Dortmunds zu geben, hat L. aufgegeben, teils wegen
Mangel un Raum, teils weil er nicht sah „wie er in seinen Untersuchungen
wesentlich fiber die Ergebnisse der neuesten ebenso eindringlichen wie vor-
sichtigen Forschungen Frensdorffs hätte hinausgelangen können." Ich bedauere
das Fehlen einer solchen wenn auch kurzen Einleitung. Nach dem Erscheinen
des Frensdorffschen Buches ist manches neue Material erschienen. Das all-
mähliche Anwachsen des Dortmunder Handels lässt sich urkundlich verfolgen
Digiti
zedby Google
Keceusioneu. 3t3
(vgl. Hans. ÜB. 3 Xr. 601), vor allem aber giebt Haus, ÜB. 3 p. 405» er-
wünschten Aufschluss über die zunehmende Bedeutung des Dortmunder Han-
dels nach London bin, sodann ist für das 14. Jahrhundert von hervorragender
Bedeutung das Lehnsleute-Verzeichnis der Grafen von Dortmund (veröffentlicht
in den Beiträgen zur Geschichte Dortmunds 5 p. 28), endlich hätte die Ver-
teilung des Grundbesitzes in Dortmund ', der sich nach den Hechnungsbüchern
jrut verfolgen lässt (vgl. Beiträge 5 p. 65 ff.) wohl Stoff geboten, die wirtschaft-
lichen Vorgänge in Dortmund näher zu untersuchen. Überhaupt erscheint die
ganze Entwicklung Dortmunds bedingt durch die wirtschaftliche Position der
Grossgrundbesitzer. Die ländlichen Verhältnisse, aus denen heraus der Reichs-
hof Dortmund sich zur Stadt entwickelt hat, dauerten auch noch fort, als die
Stadt sich längst zur freien Keichsstadt entwickelt hatte, ja sie bildeten die
Grundlage für die entscheidende, wirtschaftliche Machtposition der Dortmunder
Patrizier. Die Verteilung des Grundbesitzes lässt sich an den Schossböchern
nun ziemlich genau darlegen, und die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der
Stadt daraus erschliessen. Für die Zeit aber, über die die beiden vorliegen-
den Chroniken handelten, hätten diese Verhältnisse eine eingehende Berück-
sichtigung wohl verdient. Beispielsweise muss man meines Krachtens die
grosse Fehde von 1388/1389, die in der Westhoffschen Chronik so eingehend
behandelt ist, unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten auffassen. Wenn man
liest, wie in dieser Fehde, sowie in der Soestischen Fehde die Gegner
einander nicht aufsuchten, sondern vielmehr aus dem Wege gin-
gen, so kann man diese ganzen Fehden nicht anders betrachten, als dass es
eine gegenseitige wirtschaftliche Exploiticrung war. Es handelte
sich 1388 gar nicht ernstlich um die Eroberung der Stadt Dortmund durch
den Grafen von der Mark und den Erzbischof von Köln, sondern es handelte
sich darum, die Stadt durch Plünderung und Verwüstung so zu ermüden,
dass sie sich zu Geldzahlungen bis an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit ver-
stand. Es war in derartigen Fehden also eine Ausnahme und nicht die Kegel,
wenn wirklich einmal, wie bei Soest und Xcuss, eine ernsthafte Belagerung
versucht wurde. Diese uns Modernen ganz unverständliche Kriegsführung,
weiche anstatt militärischer Erfolge nur Beutemachen und Verwüstung im
Auge hatte, findet in den vorliegenden Chroniken sowohl für 1388 Sd als auch
für 1444/49 die eingehendste Beleuchtung. Ja, man kann sogar sagen, duss
die Feinde Dortmunds ihre Absicht, die wirtschaftliche Exploitierung der
Stadt, durchgesetzt haben. Wie sehr die Stadt durch die Fehde zurückge-
gangen ist, und welches die Folge der Fehde war, wird weiter unten noch
berichtet werden.
Die beiden Herausgeber der Dortmunder Chroniken, die Herren Dr.
Hansen, jetzt in Münster, und Professor Dr. Franck in Bonn haben die Ar-
beit so untereinander geteilt, dass Hansen den Kommentar und die Ein-
leitung geschrieben sowie die Feststellung des Textes der Westhoffschen
2) Nebenbei bemerkt ist der dort auf p. 404 Zeile !) genannte (fudekiu de Kuyveld
jedenfalls identisch mit Gotfridus de Custveldia. D. UH. 1. Nr. 176.
3) Auch Hegel hatte bei der Besprechnug des FrensdorffHchen Baches iu der His-
torischen Zeitschrift XlII p. 882 f. auf diese Verhältnisse noch ansdrttcklich anfmerksam
gemacht.
Digiti
zedby Google
374 äeceusionen.
Ghrouik übernommen hat, während Professor Franck die Textrevision der
Kerkhördeschen Chronik und die Begründung für seine Herstellung des Texten
übernommen hat. In einer Einleitung p. XII— XXX IV giebt Hansen eine
„Übersicht über die Dortmunder Geschichtsschreibung bis zur Mitte des 16.
Jahrhunderts.^ Über diese Einleitung kann ich das Urteil nur wiederholen,
dass die Hansensche Arbeit durchaus korrekt und zutreffend ist. Über die
Dortmunder Chroniken hatte ich in den Beiträgen zur Geschichte Dortmunds
und der Grafschaft Mark I p. 30 ff. berichtet. Seitdem ist zwar wesentlich
neues Material nicht gefunden, aber in vielen Punkten Hessen sich die Re-
sultate erweitern, namentlich auch liess sich aus den inzwischen repertori-
sierten Urkunden zahlreiches Material über die Lebensverhältnisse der Chro-
nisten bringen. Als vorbereitende Arbeit hat Hansen die Ileiuoldisage in
den Forschungen XXVI p. 103 ff. behandelt und nachgewiesen, dass in der
Dortmunder Keinoldisage zwei verschiedene Sagen zusammengeflossen sind,
eine altfranzösische und eine zweite, enthaltend die Übertragung eines Gel-
legiatstiftes aus Dortmund nach Köln und die Gründung der Reinoldikirche.
Das Resultat wird hier kurz wiederholt. Sodann rekapituliert Hansen die
Resultate seiner Herausgabe der Chronik der Pseudorektoren der Bene-
diktskapelle zu Dortmund in dem Neuen Archiv für ältere deutsche
Geschichtskunde XI 493 ff. Schon 1875 war ich zu dem Resultate gekommen,
dass diese Pseudorektoren eine absichtliche Fälschung des Rektors Heinrich
von Broke seien, der dieselbe anlässlich ein^ Prozesses, den er 1382 gegen
die Stadt anstrengte, produzierte. Dieses Resultat ist zwar von Koppmaun
angefochten worden, aber auch Hansen ist in dem Hauptpunkte zum gleichen
Ergebnis gekommen; der Zusammenhang zwischen dem Prozesse und der
Fälschung ist derartig evident, dass die Frage nach Entstehung der Chroniken
damit wohl erledigt ist. In Bezug auf die Einzelheiten des Prozesses ist
Hansen zu manchen abweichenden Aufstellungen gekommen. Der historische
Wert der Arbeit Brokes ist ausserordentlich gering, die kritische Ausschei-
dung der von Broke fabrizierten Chroniken war aber um so wichtiger, als
• bis in die neueste Zeit hinein, so noch in der ersten Auflage von Lorenz,
Geschichtsquellen, Nachrichten in den verschiedensten Büchern auftauchten,
die auf die Pseudorektoren zurückgehen.
Sodann berichtet Hansen über eine Reihe von Denkversen, die sich
in den verschiedenen Chroniken vei'streut linden. Er schreibt sie mit Recht
einem Verfasser zu, der Fran/iskancrmönch gewesen sein muss. Was von
diesen Denkversen erhalten ist, — es sind im ganzen 18 verschiedene von
ihm zusammengestellt, — ist abgedruckt in den Beilagen p. 463— 466.
Dass für das Ende des 14. Jahrhunderts officielle, städtische Auf-
zeichnungen vorgelegen haben und von städtischen Chronisten benutzt sind,
ist wohl sicher. Westhoff p. 267,io berichtet bei «1er grossen Fehde 1389,
dass in seiner Vorlage, dem Buche, welches ihm als t^Xielle diente, die Blätter,
welche die Ereignisse von Januar 8 bis Februar 15 behandelten, ausgerissen
waren. Von diesen offiziellen Aufzeichnungen hat sich ein kleines Blättchen
in die Prozessakten Heinrichs von Broke verirrt und ist von Hansen in den
Beilagen p. 466—468 sowie von Mette in den Beiträgen zur Geschichte Dort-
munds IV p. 265, (>6 abgedruckt. Diese Aufzeichnungen sind sonst nur noch
Digiti
zedby Google
Recensionen. 375
in der Westhoifschen Chronik und teilweise iu Nederhoff erhalteu. Die beiden
ausführlichsten Chronisten des 15. Jahrhunderts sind Johann Kerkhörde,
auf den ich weiter unten zurückkomme, und der Dominikaner Johann Ne-
derhoff. Des letzteren Chronik liegt in der Ausgabe von Roese vor, wo-
selbst das Einzelne über (Quellen und Abfassung zu lesen ist. Grossen ge-
schichtlichen Wert hat die Chronik nicht, Hansen schlägt ihre Bedeutung
noch geringer an als Roese.
In das letzte Viertel des 15ten Jahrhunderts und zum Teil auch noch
in den Anfang des 16ten Jahrhunderts hinein fallen die Chroniken des
Reinold Kerkhörde und die der Dorstelmanns. Keinold Kerkhürde
schrieb eine deutsche Ueimchronik von 897 Versen, die 3mal ediert ist,
zuletzt von Woeste in der Zs. des Bergischen Geschichtsvereins X 1 ff .
Der Inhalt ist unbedeutend; da indessen in der Woesteschen Ausgabe nicht
der ganze handschriftliche Apparat benutzt ist, hätte sich eine nochmalige
Herausgabe dieser kurzen Reimchronik, welche die Zeit von 1491 — 1500 be-
handelt, der Vollständigkeit wegen wohl gelohnt. Eine die Jahre 1491—1508
behandelnde Prosaaufzeichnung, welche wohl als Vorarbeit für die Ueim-
chronik aufzufassen ist, hat in Westholf Aufnahme gefunden, verdiente also
den Wiederabdruck nicht. Endlich bringt Hansen eine kurze lateinische
Reimchronik des Reinold Kerkhörde, die Belagerung von Neuss behandelnd,
auf p. XXI zum Abdruck.
Sodann behandelt er kurz die Aufzeichnungen der Dorstelmanns
und des Johannes Voss, die in dieselbe Zeit fallen; bei ihrem fragmenta-
rischen Charakter ist eine Edition derselben überflüssig. Es folgen Ausfüh-
rungen über die geistlichen Chroniken, von denen das Chroniken Dominica-
norum 1221-1543 (ca. 1550) in lateinischer Sprache eine Edition wohl ver-
diente *), und von denen die Schultz-Crawinkciche Chronik *) von Hansen im
Auszuge mitgeteilt ist (p. 206—209), sodann bespricht Hansen kurz die
(Chronik Westhoffs.
Zur Heransgabe gelangen nun und zwar mit Recht die Chronik des Jo-
hann Kerkhörde ganz und die des Dietrich Westhoff im Auszuge.
Über Johann Kerkhördes Leben und Familie besitzen wir ziem-
lich ausgiebige Nachrichten. Sowohl in den iTkunden als auch in Rechnungs-
büchern tritt uns seine Thätigkeit und die seiner Familie entgegen, und die
von Hansen gebrachten Nachrichten aus dem Vrkundenbestande Massen sich
noch vermehren. So wird beispielsweise der älteste Sohn Johanns, der
Priester Reinhold, 1438 als Priester der Marienkirche genannt (Nr. 2059),
Albert wird nicht allein in den Rechnungen über Reichsgut 1448 (Nr. 2158 b)
als Schenker bezeichnet, sondern er tritt uns auch noch als Grundbesitzer
1475 entgegen (Fahne ÜB. 2 p. 334 Anni.). Der Reichtum des vorletzten
Sohnes Johanns, Lambert, zeigt sich in den bedeutenden Weinkäufen des
Jahres 1447 (Nr. 2143 »»). wonach er 2 Stück Wein zu 13 Ohm und 1 Stück
4) Ich werde veraulaoscu, daüs der liisturiäche Verciu für Dortmund die Edition uls
zweites Heft der Dortmunder Ciironikeu besorgt.
5) Die p. XXXI Ann. 2 gegebeneu Nachrichten Ober die FamiHo Crawinkel lassen
■ich noch durch eine Deleke Crawinkel 144S (Nr. 2098h) vermehren.
Digiti
zedby Google
376 Recensionen.
zu 4 Ohm kauft, und über Johann selbst ist noch nachzutragen, dass er in
den Westerbauerschafts rech nungen von 1448 (Nr. 2158^) als mit der Ausloh-
nung der Fussgänger betraut erscheint. Kerkhörde war, wie aus den Ur-
kunden, der Katslinie und den von ihm gebrachten Nachrichten hervorgeht,
vielfach in städtischen Diensten beschäftigt. In den Feldzügen von 1427, wie
in der Soester Fehde 1446—1448 war er nicht allein persönlich thätig, sondern
wurde auch in der letzteren gefangen genomiuen, 15 Jahre lang gehurte er
dem Dortmunder Rate an und zwar wird er regelmässig an vorletzter Stelle
angeführt, was bei der meist streng eingehaltenen Reihenfolge der 6 Gilden
(Frensdorft* LH) wahrscheinlich macht, dass er der Gilde der Butterleute an-
gehörte. An den Hatsgeschäfton nahm Kerkhörde vielfachen Anteil, seine
Sympathieen sind auf Seiten der Gilden, und ein besonderer Abschnitt seiner
Chronik ist der Gildenerhebung von 1400 gewidmet. Seine Darstellung ist
schlicht, einfach und, so weit sein Gesichtskreis reicht, zuverlässig. Hansen
sucht die Abfassung der Chronik so zu erklären, dass dieselbe ursprünglich
nur für die Familienmitglieder bestimmt gewesen sei, eine Ansicht, die sich
durch manche Gründe stützen lässt. Die Abschreiber Kerkhördes haben eine
Reihe von Familiennachrichten als überflüssig unterdrückt: wie gross der
ausgefallene Teil ist, lässt sich jedoch nicht aus der Paginierinig schliessen.
Die Herausgeber meinen nämlich (p. 14), es müsste über die Hälfte der Kerk-
hördeschen Chronik nicht überliefert sein. Dieser Schluss rechtfertigt sich
jedoch nur unter der Voraussetzung, dass die Urhandschrifc alle Seiten gleich-
massig beschrieben hatte. Die meisten Handschriften derartiger Natur zeigen
aber durchaus nicht diesen Charakter. Manche haben leere Seiten neben
anderen durch Nachträge überfüllten.
Was die Herausgabe Kerkhördes so schwierig machte und die
Mitglieder des historischen Vereins in Dortmund, welche den Versuch hierzu
machten, immer wieder abgeschreckt hat, ist der schlimme Zustand des Textes.
Von Kerkhörde haben wir nur zvei Handschriften. A. in Berlin rührt von
Detmar Müller her: „De superfluis a me castratum." „Ex autographo ego
Dethmarus Mulherus propria manu descripsi 1612 et tinivi primo Miyi.
Hung ego Joannes Ursinus sequutus eodem anno atque tinivi 17, Julii." Von
dieser Abschrift hat im vorigen Jahrhundert J. C. Beuerhaus eine Abschrift
B. genommen, welche im Dortmunder Archive aufbewahrt wird. Dazu kouimeu
einzelne Nachirä.^e am Rande der Westhoffschcn Chronik. Nun ist Müller
als durchaus nachlässig, sowie als bewusster Fälscher bekannt, (er ist bei-
spielsweise der Fabrikant des gefälschten Praeceptum Karoli Magni), ferner
hat er offenbar seinen Text nicht immer verstanden, es liegt also hierin für
die Herstellung des Textes eine gmsse Schwierigkeit. Der Heransgeber des
Textes, Herr Professor Dr. Franck, ist hier nun radikaler vorgegangen als
irgend einer seiner sonstigen Vorgänger in der Heraus;^ahe der Städtechroniken
Während Hänselmann beispielweise für seine niederdeutschen, braunschweigi-
sehen Chroniken (VI p. XXXIX) sich genau dem bei den nürnberger Chroniken
gewählten Verfahren anschloss, einen urkundlich treuen Abdruck zu geben,
haben andere wie Lexer fiir Augsburg und namentlich Janicke für Magde-
burg (VII) sehr wesentliche l'mgestaltungen der Ortiiographie vorgenommen.
So radikal wie Franck mit der Tcxtesgestaltung vorgegangen ist, ist indessen
Digiti
zedby Google
Recensioncn. 377
bis jetzt uoch keiner verfahrcu. Die besondere Lage, in der der Herausgeber
war, rechtfertigt dies nicht allein, sondern machte unbedingt eine durchgängige
Kevision des Textes nötig. Wir sind gar nicht in der Lage, die ursprüng-
liche Handschrift herzustellen. In A. ist die Ortliographie der absoluten Will-
kiir unterworfen, und es ist gar nicht zu sagen, welche dieser Willkürlich-
keiteu auf Rechnung Kcrkhördes und welche auf Rechnung der späteren Ab-
schreiber zu setzen sind. Ich bringe zur Erläuterung eine beliebige Stelle
aus A., welche Handschrift mir allerdings nur in einer nicht ganz korrekten
Abschrift von Dr. Sauerland vorliegt: 1434 „Gerconis und Victoris dagh war
op encn Sondagh. defs Donnerstages darvore in dem avcute tho 7 Uhrenn
do begande datt wedder to blixenn; en klene an XI uhren quam so grot
wiudt alfs jw mensche .gclevet hadde, dar woll VI c boeme in der Stadt
umme veelleD, veele paerten, veele gelinde veelen, velle huse worden daeck
lofg, grot schaden schach in den weiden an boemen^ dat men de buren moste
laten de wege ruemen doer de gewelde, in veel hoven vellen 12 oif 20 boeme
uedder etc.". Diesen Text giebt Franck in folgender Weise wieder: „Gereo-
uis et Victoris dach was op eneu sondach ; des donnerstages daervore in dem
avende to 7 uren do begande dat wedder to blixen; en klene an 11 uren
quam so groet wint, als ju mensche gelevet hadde, daer wol 600 bome in
der stat umme velcn; velc paerten, vele gelinde velen, velc huse worden
dacklos. Groet schade schach in den weiden an bomen, dat men de buren
moste laten de wege rumen doer de gewelde. In veel hoven vcllcn 12 oft
20 lH>me neddcr." etc. Der Herausgeber hat also, wie man sieht, aufge-
räumt mit der Verdoppelung von Cousonanten nach langen Silben, oder im
Auslaute nach kurzen Silben u. s. w. Über die Grundsätze, nach denen er
verfahren ist, giebt die Vorrede p. 15—23 genaue Auskunft. Ich finde, dass
über alle abweichende Schreibungen hier Rechenschaft abgelegt ist. Über
die Einzelheiten lässt sich natürlich streiten. Wenn Franck, um einige Bei-
spiele herauszugreifen, „sccppel", „mollen" auf Grund von Erscheinungen in
rheinischen Dialekten schreibt, so stimmt dieses mit dem heutigen Dortmun-
der Dialekte nberein. Fraglich kann eine Schreibung wie 33,i5, 99,i4, I01,r,,
104,31 „Diikmollen" sein. Die Handschriften haben „Dyck, Dyk, Dyck-mollen",
die Urkunden des 15. Jahrhunderts (56 Anm. 1) Dikmoler boem, was weder
fiir noch gegen ^Diikmolle" beweisst. Die Ge;rend heist heute „Dickmüllerbaum"
Imt aber diese Bezeichnung erst in den letzten Jahrzehnten durch falsche
Ktyniologie erhalten, sie hiess friiher Diekmühle, also ist dem entsprechend
richtig „Diikmollcn'* geschrieben worden. Sicher ist durch die Tcxtbehand-
lung erreicht, dass ein lesbarer, verständlicher Text hergestellt ist, der aller-
dings von dem Archetypus sicher mehr abweicht, als die Mnllcr'sche Abschrift.
Kein Schriftsteller des lo. Jahrhunderts hat so geschrieben, wie es die Edition
bringt ; da indessen •nicht allein die Grundsätze, nach denen Franck verfiihren
ist, genau auseinandergesetzt sind, fondem auch die ursprüngliche Schreibung
der einzelnen Wörter aus der Einleitung zu erkennen ist, lassen sich gegen
die Art der Textesgestaltung erhebliche Einwendungen nicht machen, es ist
vielmehr anzuerkennen, dass der Text an Lesbarkeit und Deutlichkeit gewon-
nen hat. Wenn man die Chronik in den Handschriften mit ihren unleidlichen
Curiosis wie „Basellt, Collenn" etc., namentlich in B. gelesen hat, empfindet
WeBld. ZeitBchr. f. Geich. u. Kumt.' VII, IV. 28
Digiti
zedby Google
378 Kecensionen.
maii die Regelung der Orthographie in der Edition als einen grossen Vorzug
der Ausgabe. Sehr zu bedauern ist es, dass das Glossar mit diesem Bande
nicht zur Ausgabe gekommen ist, und ich hoffe, dass die Verlagsbuchhand-
lung sich wird bereit finden lassen, den Besitzern dieses Bandes das im
nächsten Bande nachzuliefernde Glossar separat nachzuliefern. Es ist eine
grosse Reihe von Stellen da, deren Aufklärung von einem Glossar zu erwarten
ist. An einzelnen Stellen findet man in den kritischen Anmerkungen die
Bemerkung, dass die Stelle unverständlich ist, aber auch bei andern Stellen
wäre Aufklärung darüber, wie der Herausgeber die Stelle auffasst, wünschens-
wert. Was heisst z. B. 41,i8 „mit nonvem gesiebte'^ V Sollte es nicht etwa
verschrieben sein für „mit rouwem gesiebte" =« mit blossen Augen, oder 20,^
„si scbumeden den kerkhof''. Die Handschriften haben allerdings „schumcden^,
doch ist das jedenfalls verschrieben füc „schinneden'^. An einer andereu
Stelle 71,12 haben die Handschriften „Ovenakkenschem", doch waren die Ab-
schreiber schon unsicher. Gemeint ist offenbar „Evcnackenschemm*'. Evenackc
ist eine ganz gebräuchliche Form für Eving, ein „schemm", eine schmale
Brücke hinter dem Burgholze nach Eving hin, die auf die Lokalität passt,
ist heute noch vorhanden. Wie erklärt der Herausgeber 42,38-so? An man-
chen andern Stellen, wo der Text durch die Abschreiber bis zur Unkenntlich-
keit entstellt ist, hätte das noch mehr hervorgehoben werden können. Andere
Verschreibuugen , welche den Abschreibern sicher zur Last gelegt werden
müssen, wie beispielsweise 57,8i „swine, de he op dem hove vodet*' ftir
„vodert" hätten im Texte oder in den kritischen Anmerkungen verbessert
werden können.
Der Text ist also, so weit nicht ziemlich zahlreiche Lücken oder
Missverständnisse der Abschreiber ihn überhaupt unentzifi'erbar machen, mit
Geschick wieder hergestellt Gleiche Anerkennung verdient der Kommen-
tar. Kerkhörde behandelt die innere wie äussere Geschichte der Stadt. Die
vielfachen Fehden der Stadt, vor allem die Soester Fehde mit ihren wechseln-
den Schicksalen, die mancherlei Bündnisse und Aufsagungen erzählt Kerk-
hörde als zuverlässiger Augenzeuge ohne Voreingenommenheit. Über allge-
meinere Angelegenheiten sind seine Mitteilungen dürftig. Sehr schätzbar ist
die Chronik für die Soester Fehde auch in sofern, als Dortmund auf der
Seite des Kölner Erzbischofs stand, die Chronik also somit ein Gegenstück
zu dem angeblichen Tagebuch des Bartolomäus von Lake bildet. In Einzel-
heiten ist sie oft viel ausführlicher als die genannte Chronik. Über alle diese
auswärtigen Beziehungen bringt der Hansensche Kommentar sehr eingehenden
und sachlichen Aufschluss. Zu der dort verwendeten Litteratur werden sich
wohl kaum noch erhebliche Ergänzungen bringen lassen. Auch die Urkunden
des Dortmunder Archivs sind durchaus in richtiger und vollständiger Weise
herangezogen und die Ortsnamen richtig gedeutet. Für die Soester Fehde war
ja Hansen durch seine Vorarbeiten mit dem ganzen einschlägigen Material
genau bekannt, so ist also der Kommentar dementsprechend ausgefallen. Auch
für die innere Geschichte ist aus den Urkunden und Rechnuugsbüchern durch-
weg das betreffende Material entweder in kurzen Auszügen gegeben, oder es
ist wenigstens angeführt, wo wir im Dortmunder Archiv weitere Quellen finden.
Nur an einer allerdings für die Beurteilung Kerkhördes wichtigen Stelle finde
Digiti
zedby Google
Recensionen. 370
ich den Koinmeutar nicht ausreichend: p. 41 — 4B greift Kerkhörde von den
Kreiguissen des Jahres 1433 auf die Gildeurevolution des Jahres 14(M) zurück
iu der die G Gilden sich von den Id Sitzen im Rate die untersten 6 erstritten.
Veranlassung, Entwicklung und Verlauf der Bewegung werden von Kerkhörde
eingehend behandelt. Diese Darstellung ist indessen vom Standpunkte eines
Gildegenossen geschrieben und bedarf erheblicher Berichtigungen an der
Hand der Urkunden und Rechnungsbücher. Gerade hier geht alter der
liansensche Kommentar nicht ilber die Darstellung bei Frensdorft* GVIII—
GXII hinaus, welcher seinerseits wiederum sich durchweg an Kerkhörde
anschliesst. Die Kerkhördeschc Darstellung der Angelegenheit läuft aber
nun darauf heraus, dass die grossen Geldverlegenheiten, in die die Stadt
durch die prrosse Fehde 1388 89 geraten war, durch die Gilderevolution von
1400, welche die untersten 6 der 18 Ratsstellen den Gildegenossen verschaff-
ten, beigelegt seien. Diese Darstellung ist nur in sehr beschränktem Sinne
richtig, bedarf vielmehr im Einzelnen sehr eingehender Kontrole, und diese
Kontrole hätte zur Charakterisierung Kerkhördes sowohl wie der ganzen
Gildenbewegung von 1400 nicht fehlen dürfen. Die Hauptpunkte, welche
demgcmäss als Ergänzung zu Kerkhörde und zu dem Kommentar zu dienen
haben, seien hier kurz hervorgehoben:
Die Finanzverhältnisse Dortmunds sind bei Freussdorif nach den ge-
druckten Quellen in sehr übersichtlicher Weise zusammengestellt. Zu der
dortigen Zusammenstellung ist Folgendes nachzutragen: zu den regelmässigen
Aussahen der Stadt kamen im Jahre 1376 ausserordentliche dadurch hinzu,
dass der Reichshof in und ausserhalb der Stadt Dortmund, zu dem 19 grös-
sere Königshöfe, 6 kleinere Königshöfe, reiches Ackerland, Weide, Wieso
und Wald gehörten, von dem Grafen von der Mark an die Stadt Dortmund
für 6700 Gulden verkauft wurde. Die Summe wurde teils von dem Ueichs-
schultlißissen Johannes von Wickede vorgestreckt, teils dadurch aufgebracht,
dass man in den Jahren 1376—1382 Leibrenten verkaufte, welche der Stadt
die jährliche Zahlung von 524 Gulden und von 260 Schilden und 41 Mark
auferlegten. Zu diesen Veqitlichtungen kamen die Kosten aus der grossen
Fehde 138^89. Die Stadt zahlte hier an Sold, wie das jetzt gedruckte
Mandsoldhuch (Mette p. 125—215) ausweist, 36 018 Gulden 3 Denare. Dazu
kamen ]40(K) Gulden Entschädigungssumme und 3256 Gulden an sonstigen
Ausgaben Die Zahlung dieser 53 274 Gulden, deren Goldwert allein auf
etwa eine halbe Million Mark heutiger Goldwährung zu veranschlagen ist,
ging weit über die Kräfte der Stadt. Teilweise wurde die Summe aufge-
bracht durch Darlehen befreundeter Städte, von denen Lübeck UKX), Stral-
sund 500 Mark sundisch, Zwolle 5(X), Deventer 1000 Gulden lieh. Dazu kamen
sehr bedeutende Anleihen bei Privatleuten, Bernd der Droste lieh 1389 500
Schilde und 1000 Gulden, Sander Droste 1000 Gulden, Heinrich Buyck 1390
4000 rh. Guldrn, Heinrich Düker 300 Gulden, Elisabeth von Kerpeu für sich
und iliren Sohn Johann Sobbe 6'JOO Gulden, Johann Sobhe 2000 Schilde,
Bernd von Strunckede 6000 Gulden. Für alle diese Summen musste eine jähr-
liche Prolongation von 10 Prozent gezahlt werden. Sodann wurden 1390 bei
Kölner Juden 800 Gulden zu 15 Prozent anfgenommcn, ferner erfolgte die
Aufnahme einer grossen Zahl von Erbrenten und Leibreuten. Sodann schrieb
28*
Digiti
zedby Google
380 llecensionen.
man eine aussergewöluiliche Steuer, die Puntiugsteuer , aus, in welcher von
dem Gesamtvermugen der Burger 5 Prozent erhoben wurden. Die Puuting
wurde 3 Mal erhoben und ergab (Mette p. 227):
1393 = 12636 Gulden.
1394 = 15802 „ /
1396 = 13025 „ 5 Sh. 8 Den. 1 Qu.
Summa 41463 Gulden 5 Sh. 8 Den. 1 Qu.
Der Schreiber des Puntingsbuches rechnet heraus 41,414 Gulden minus
17 Verlinge. Aber auch diese Summen deckten die Verpflichtungen der Stadt
nicht, ebensowenig wie die neu erhobene Wein- und Mahl-Accise. Die Leib-
rentenzahlungen, die Zahlungen für Prolongationen der Schulden verschlangen
auch diese Summen und die Abrechnungen von 1399 Sept. 16, die der Rat
erstattete, zeigte, dass man vor dem Bankerott stand. Diese Verhältnisse
führten zu der Gildenbewegung von 1400.
Die ersten Leibrentenaufnahmen waren, wie gesagt, vor der grossen
Fehde geschehen, über diese existiert noch das älteste Leibrentenbuch im
D. Archiv, welches allerdings unvollstiLndig erhalten ist: „Dyt sind dey gene,
den men liftucht schuldich is van des rykes gude wegen und van der uygeu
win assyse**. Das „rykes gude" ist der 1376 von der Stadt angekaufte Kö-
nigshof, dessen Einkünfte also neben der Accise zu Leibrenten verwandt
wurden. Die Klage Kerkhördes p. 43,6 „dat dat rike unredelichcn besweert
was met groter erfreute und dat man verkoft hadde to veer liven rente vor
10 den." bezieht sich auf dieses Buch. Dann fährt Kerkhörde fort: „Dat was
gescheen Gerwiu Breckerfelde sinen kinderen, daer Gerwin die stat umme
geladen hadde vor den koning, dat der stat to groter kost quam ; vaert hedde
Geerwin die stat toe banne ; dat men hier sweech lange tiit". Diese Darstel-
lung Kerkhördes ist, ob absichtlich oder unabsichtlich, ganz falsch. Nach
Kerkhörde fallen obige Ereignisse vor das Jahr 1400, und sind durch das
Eintreten der 6 Gildengenossen in den Rat 1400 alle finanziellen Schwierig-
keiten beseitigt. In Wirklichkeit haben aber die Vorladungen vor den König
und die Belegung mit dem Banne in Sachen Gerwins von Aldcnbreckerfelde
erst 1404 begonnen, und die Widerwärtigkeiten, die die Stadt wegen nicht
gezahlter Leibrenten zu erdulden hatte, dauerten noch Jahrzehnte. Ebenso
ist die folgende Darstelluug Kerkhördes durchaus ungenau: „Item do men
do dedingde met Geerwin und andren luden to Collen to Duesburch und
vaert waer se weren, to jaren juweliken siin liiftucht to betalen und sin
versat". Auch diese Verhandlungen erscheinen nach Kerkhördes Darstellung
als vor dem Konflikte im Jahre 1400 gefuhrt. In Wirklichkeit fallen sie,
wie der zweite Band des Leibrentenbuches zeigt, in das Jahr 1402, und wer-
den später noch fortgesetzt. Wir sehen also auch hier das Bestreben Kerk-
hördes hervortreten, die ganze Sache so darzustellen, als sei die Gildenbe-
wegung von 1400 stark genug gewesen, alle Schw^ierigkciten zu beseitigen.
Er beruft sich für seine Darstellung auf das „dicke boke op dem Lohuse
beschreven, in dem vinster nicht in dem blöke". Das wird das grosse Kopier-
buch sein, in das die Leibrentenbriefe eingetragen sind. Da Kerkhörde also
hier die betreffenden Bücher vorlagen, ist er nicht gerade mit urkundlicher
Digiti
zedby Google
liecensioüert. 3g 1
Treue verfaliren. In Wirklichkeit hat äie Bewegung von 1400 zwar bewirkt,
dass die einheimischen Gläubiger ihre Forderungen fallen Hessen, hat aber
auch zahlreiche Bürgerschaftsaufsagen gerade der Leute zur Folge gehabt, in
deren Besitze die grössten Keichtümer waren und die den auswärtigen Handel
beherrschten. Thatsächlich hat also die Fehde von 1388 die wirtschaftliche
Exploitierung Dortmunds zur Folge gehabt, und ich habe schon früher be-
merkt, dass vor allem der Welthandel Dortmunds durch diese Fehde schwer
getroffen ist.
Die genauere Darstellung dieser Verhältnisse gehört in das Urkunden-
buch, welches diese finanziellen Verhältnisse klar stellen wird. Im Übrigen
verdient der Uansensche Kommentar nur volles Lob. Auf den reichen Inhalt
der Kerkhurdeschen Chronik näher einzugehen, verbietet mir der Kaum, doch
mögen hier noch die Notierungen über die Getreidepreise und deren Schwan-
kungen hervorgehoben werden. Das Hauptinteresse wird durch die Darstel-
lung der Soester Fehde in Anspruch genommen.
Der zweite Autor, dessen viel umfangreicheres Werk ebenfalls Hansen
teilweise zum Abdruck bringt, ist Diedrich West hoff.
Von der sehr umfangreichen Chronik des Stadtschreibers Diedrich
Westhoff, der in den Jahren 1548—1551 seine Chronik schrieb, liegen drei
Handschriften vor. A beruht im Dortmunder Archive. Es ist die Original-
handschrift Westhoffs und könnte somit dem Drucke allein zu Grunde gelegt
werden, wenn sie vollständig wäre. Nun fehlen aber von der Handschrift
die wichtigsten Particcn. Dieselbe reicht mit 518 paginierten Seiten nur bis
zum Jahre 1437, und von den 518 Seiten sind ausserdem noch 74 Blätter
verloren gegangen. In diesem Zustande war die Handschrift bereit« im Jahre
1775, wo sie von Job. Christoff Beurhaus vor gänzlichem Verderben gerettet
wurde. Die Handschrift zeigt deutlich, wie Westhoff gearbeitet hat. Er hat
ursprünglich nur die eine Hälfte vollständig beschrieben und folgt dabei eini-
gen wenigen Quellen. Dann sind auf der andern Hälfte Nachträge und wei-
tere Ausführungen vorgenommen, welche die Sorgfalt und den Fleiss West-
hoffs zeigen. Sie sind zum Teil viel umfangreicher als der ursprüngliche
Text, enthalten den Tenor von Originalurkunden oder sonstige Nachträge.
„Text und Nachträge stammen durchweg von Westhoffä Hand'^ sagt Hansen.
Im Ganzen ist das zweifellos richtig, doch erkenne ich eine zweite Hand,
welche von der Westhoffschen aber nicht wesentlich abweicht, in einzelnen
Nachträgen. Diese Nachträge sind einem verloren gegangenen „Schützen-
bnche"^ entnommen, sie enthalten die Ordnung der Schützengesellschaft aus
dem Jahre 1378, und zu den einzelnen Jahren die Namen der Hauptleute
und Scheffer der Schützen. Diese Nachträge rühren von einer zweiten Hand
her. Hansen hat die Nachträge überall mit einem o bezeichnet, sie lassen
sich also leicht herauslösen. An einer Stelle ist die Setzung des o unter-
blieben, und zwar an einer Stelle, wo möglicherweise noch eine dritte Hand
zu konstatieren ist. In einzelnen Jahren wie 139i) und 1399 sind nämlich zwei
Richter genannt. Der zweite Richter ist jedesmal am Rande nachgetragen
und zwar, wie ich für möglich halte, nicht von Westhoft*. Das hätte bei
1399 p. 290 Zeile 20 '21 hervorgehoben werden müssen, indem zu „ouch
Christian Schulte richter*^ das o gesetzt werden müsste. Abgesehen von
Digiti
zedby Google
;-iS2 Ixccensioncu.
diesen beiden Nachträgen der Hauptleute der Schützen und der der Richter
trete ich der Hansenschen Ansiclit voll bei, dass wir es nur mit Wcsthoffs
eignen Aufzeichnungen in A zu thun haben.
Ausser A existieren noch zwei Handschriften, eine vollständige B, dem
Gymnasium zu Pa<lerbom gehörig, aus dem Ende des 16. oder dem Anfange
des 17. Jahrhunderts, und eine dritte (", welche teilweise dem Staatsarchive
zu Münster gehurt, teilweise sich in Privatbesitz befindet. Beide Hand-
schriften gehen, wie Hansen richtig nachweist, auf eine gemeinsame Abschrift
von A zurück, die bereits verschiedene Fehler enthielt, welche sich in B
und C gleichmässig vorfinden.
Die Textesbehandlung war somit eine sehr einfache. A diente überall
als Grundlage ; wo A nicht erhalten ist, tritt B unter Hinzuziehung von f ' ein.
Die Behandlung des Textes ist nach ähnlichen Grundsätzen vor-
genommen wie die Textesbearbeitung des Kerkhurde. Der absoluten Regel-
losigkeit der Orthographie des WesthofT gegenüber ist ein^ Vereinfachung der
Orthographie vorgenommen, die durchaus ;'u billigen ist. Dafür ein Beispiel.
Der Westhoffsche Satz aus der Fehde von 1388 '89: „In eynem idem nycn
wercke hüten der Stadt unnd tusschen den portcn weren alle nacht dric wer-
hefftige wachende mans, die ouch ihr sunderlingg gelt ther mandt dar van
hadden" lautet bei Hansen: „In einem idem nijen werke hüten der stat und
tuschen den poerten weren alle nacht drie weerheftige wachende mans, die
ouch ir sunderlings gelt ter maent dar van hadden.^ Es ist also von Hansen
die Orthographie durchweg nach bestimmten genau motivierten Grundsätzen
vereinfacht.
Die Untersuchung über die Quellen AVcsthoffs wird wohl als abschlies-
send zu gelten haben. Westholf benutzte Koelhofs Chronik van der hil-
ligen staet van Coellen, Sebastian Francks Chronika, Werners Bolevinks Fas-
oicnlus temporum und die Chronik des Martin von Troppau für die allge-
meine Geschichte. Ausserdem hat er noch andere Nachrichten geschichtlichen
Inhalts, die wohl auf einen nicht zu konstatierenden mittelalterlichen Schrift-
steller zurückgehen, denn selbständige philologische Studien sind bei ihm
nicht anzunehmen. Für die westfälische Provinzialgeschichte dienten
Westhoff als Quellen Albert Krantz Saxonia, Johann von Essen, Bernarcl
Wittius, Leuvold von Nordhoff, das „Anonymi Chronikon de genealogia suc-
cessione ac rebus gestis comitum ac postea ducum Clivensium, die „wahrhafte
historie" etc. von Henricus Dorpius, der „wahrhafftige Bericht"* etc. gedruckt
in der „Zeitschrift für vaterländische Geschichte und Altertumskunde*' XXX
p. 1 ff. Nicht ganz klar ist das Verhältnis zu Georg Spormacher. Hansen
weist darauf hin, dass zwischen Spormacher und Westhoff persönlicher Ver-
kehr stattgefunden hat. In der Ausgabe von Spormacher haben wir nun aber
offenbar wie in dem Codex Bersword. B. des Nederhoff eine Sammlimg vor
uns, die nicht auf Spormacher allein zurückgeht. Wie hier demnach das
gegenseitige Verhältnis der heute als Spormachersche Chronik bezeichneten
Edition und des Westhoff zu denken ist, bedarf einer besondern Untersuchung.
Ob die vita Meinwerci und die Nachrichten i'iber Kappenberg in den Mon.
G. Ss. XII 513 ff. direkt benutzt sind, ist nicht sicher zu entscheiden.
An Quellen für die Dortmunder Lokalgeschichte hat Westboff
Digiti
zedby Google
liccensioncu. ;^8J]
benutzt die Pseudorektoren, sodauD, wie ich schon früher hervorgehoben
habe, offizielle städtische Aufzeichnungen, namentlich aber die Fehde von
1388 89 und über die Anwesenheit Karls IV und seiner Gemahlin in
Dortmund. Zu diesen offiziellen Aufzeichnungen, die verloren gegangen sind,
sind noch andere offizielle Verzeichnisse hinzuzusetzen, die bei Hansen nicht
erwähnt sind. Es sind das die Notierungen über den Wert der Geldmünzen
wie eine aus 1418, und vor allem des Gulden in den einzelnen Jahren, und
die höchst bemerkenswerten Notierungen der Getreidepreise und der Preise
für Lebensmittel. Stellt man diese Preise zusammen, so sieht man, dass die
Schwankungen des Getreidepreises von 3 Sh. 4 Den. bis zu 26 Sh. 8 Den.
innerhalb zweier Jahrzehnte, wie sie für England aus den von Adam Smith
zusammengestellten Tabellen hervorgehen (Adam Smith, Untersuchung über
das Wesen und die Ursachen des Volkswohlstandes, deutsch von Stöpel 1878
p. 849 f.), in noch höherem Masse für Dortmund hervortreten. Die Getreide-
preise variieren von 8 Denare pro Scheffel Roggen (1418) bis zu 48 oder 72
Denare (1482) und in einem Jahre 1493 wechselte der Octreidepreis von 84
und 96 Denaren bis zu 20—16 Denaren. Diesem Wechsel gegenüber ist es
ganz unmöglich, wie Adam Smith es gethan hat, und wie es viele andere
nach ihm gethan haben, einen Durchschnittspreis für das Getreide zu kon-
stniiercn und diesen Durchschnittspreis zum Wertmesser der übrigen Gegen-
stünde zu machen. Die Erklänmg dieser Schwankungen liegt, wie ich in den
Beiträgen V p. 73 hervorgehoben habe, in dem weittragenden Dühringschen
Gesetze der Konkurrenz, das auch fi'ir die heutige Lage des Getreidemarktes
•den Schlüssel giebt*^.
Als eine Quelle für Westhoff, die grössere Beachtung verdient, als ihr
bis jetzt zu Teil geworden ist, hebt Hansen die Chroniken der beiden Rei-
nolt Dorstelmann hervor. Es gelingt ihm nämlich der Nachweis, dass wir
zwei lieinolt Dorstelmann in Dortmund haben, Vater und Sohn, von denen
wohl schon der ältere die Chronik begonnen hat, während der jüngere, ein
Mitglied des Minoritenklosters, dieselbe fortsetzte. Die von Hansen über das
Leben des älteren Dorstelmann gebrachten Nachrichten lassen sich dahin
vermehren, dass er 1452, Juli 15, auf dem Krankenbette ein ausführliches
Testament aufsetzen Hess, (die Notiz Hansens p. 170 Anm. 3 über das Tes-
tament ist dem entsprechend zu korrigieren) und dass bei der Testaments-
aufnähme unter den 4 Zeugen auch Reinhold Kerkhörde der ältere erscheint ;
die persönliche Freundschaft dieser beiden Familien mag also auch bei
der Abfassung der Dorstelmannschen Chronik von Eintiiiss gewesen sein ').
fi) (iewiss läBBi sich der Darchschnittspraiii des (ietreidds nicht als allein massRehen-
der Wertmesser für alle Kntwickluugsperinden der Volkswirtschaft ansehen. Das ist jetr.t
aach nahezu allKemein anerkannt; frafflioh bleibt uns daf^e^eu, ob man die allf^emein aner-
kannte Thateaohe mit dem vom Verf. erwähnten DUhrin^scheu „(Jesetze** in Verbindung bringen
darf. Vgl. zur ganzen Frage Lamprecht, Deutsches Wirtschaftsleben Bd. 2 S. 601 IT. D. Red.
7) Neuerdings hat Prof. HOhlbaum bei seiner Besprechung der Hansenschen Edition
in der Berliner Litteraturzeitung LX p. 474 die Vermutung aufgestellt, dass Kerkhörde einen
Mitarbeiter von geistlicher Bildung gehabt habe; das ist mir wenig wahrscheinlich, aber
sein ältester Sohn (Reinold) war ja Priester, und der enge Verkehr zwischen den beiden Fa-
milien der Dorstelmanus und KerkhArdes, die ja beide geistliche Mitglieder hatten, tritt aus
der obigen Urkunde genügend hervor.
Digiti
zedby Google
3^4 Kecensioneri.
1453, August 15, vergleichen sich die Söhne Reinolt Dorstelmanns über itas
Testament. Der jüngere Reinolt Dorstelmann scheint die Chronik bis ca. 1494
fortgeführt zu haben. Der Nachweis, dass diese Chronik im Auszuge in der
Huningscheu Sammlung uns vorliegt, ist als erbracht zu gelten und somit von
Hansen eine weitere Klarstellung der Quellen Westhoflfs geliefert.. Ausserlem
sind noch von Westhoff benutzt die Aufzeichnungen des Reinold Kerkhörde,
des Johann Voss und das Chronikon Dominicanorum. Letzteres ler-
dient, wie oben gesagt, wohl eine besondere Herausgabe.
Die urkundlichen Quellen Westhoffs, die fast durchweg. noch exis-
tieren, sind sodann angegeben, es folgt eine Betrachtung über den Ver-
fasser und den Wert der Chronik. Die Bedeutung Westhoffs als Schril-
steller ist keine hohe. Er besitzt Wert hauptsächlich, weil er viele uns vci-
lorcn gegangene Quellen benutzen konnte. Seine Darstellungsweise ist schwer-
fallig und von ermüdender Breite, was vor allem da hervortritt, wo wir seine
lateinischen Vorlagen vergleichen können. Für seine Zeit berichtet er eint
Menge unwesentlicher Dinge. Die grossen Ereignisse seiner Zeit, wie die
Reformation u. dergl. behandelt er ganz oberflächlich. Seines Zeichens wai
er ursprünglich Schmied, bis er wegen seines Fleisses zum Stadtsrhrciber
ernannt wurde. Er scheint seine Chronik für den Druck bestimmt zu habe«.
Was nun den Text selbst betrifft, so habe ich schon oben hervorge-
hoben, dass durch die Behandlung der Orthographie grössere Deutlichkeit
und Lesbarkeit des Textes erreicht ist, ohne dass der Charakter der llan.1-
schrift verwischt wäre. Wo ich den Text mit der Vorlage verglichen habe
— und das ist an sehr vielen Stellen geschehen — kann ich nur sehr sorg-
same Textesbehandlung konstatieren. Ebenso kann ich mich mit der Aus-
wahl des abgedruckten Textes durchaus einverstanden erklären. Vielleicht
hätten die Nachrichten, welche auf die Pseudorektoren zurückgehen, ganz
wegbleiben können. Da dieselben indessen durch Spätere in eine Reibe ge-
druckter Bücher, vor allem in viele Städtegeschichten übergegangen sind, so ist
eine Kontrole dieser Nachrichten durch den Wiederabdruck hier leicht mög-
lich, zumal Vielen der Druck der Pseudorektoren nicht zur Hand sein winl
Vollständig zu billigen ist es, dass Alles, was Westhoff über die allgemeine
Geschichte ohne Quellenangabe bringt, nicht wieder mit abgedruckt ist. Sehr
erleichtert die Übersicht die Art des Druckes, wonach Nachrichten aus be-
kannten Quellen in kleinem Drucke gegeben sind. Durch diese Zusammeii-
ziehung füllen die Nachrichten bis zum Jahre 1300, die in A. ^^00 Seilen
einnehmen, einen einzigen Druckbogen, und sind dieselben durch den Kom-
mentar unter dem Texte durchweg auf ihre Richtigkeit kontroliert. Zum
Jahre 1254 bringt Westhoff eine Nachricht über die Schlacht bei Brechten.
Die Westhoffschen und Huningschen Nachrichten haben Grauert in seiner
Arbeit: Die Herzogsgewalt in Westfalen veranlasst, eine ausführliche Unter-
suchung über die Quellen dieser Berichte anzustellen und auf diese Quellen
hin seine Hypothese über den Verlauf der Gelnhausener Teilung von llHOnnd
deren Modifikation infolge der Schlacht von Brechten aufzustellen. Die
Grauertschen Untersuchungen über Landfrieden sind neuerdings von Lindner
in der „Veme** p. 471 ff. genauer gepri'ift, es hätte an dieser Stelle vielleicht
auch von Hansen eine nochmalige Aufnahme der Untersuchung des Quollcn-
Digiti
zedby Google
ftecensioneü. 38o
Bestandes über die Schlacht von Brechten gelohnt. Die Nachrichten aus der
ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts betreffen meist die Gründung der Petri-
kirche und des Dominikanerklosters. Letzteren ist ein Auszug aus der
Schulz- Crawinkelschen Chronik beigefügt. Die Gründung des Klosters mit
den begleitenden Nebenumständen bilden einen sehr wertvollen Beitrag zur
Geschichte Ludwigs IV. und seiner schwankenden Politik, die durch die
zahlreichen Urkunden Ludwigs (D. ÜB. 1 Nr. 462 ff.) vortrefflich charakteri-
siert wird. Ich finde nicht, dass dieses Material in der neueren ziemlich
umfangreichen Tiitteratur über Ludwig IV. verwertet ist. Ebenso bringt das
Dortmunder Urkundenbucfa eine Reihe bisher ungedruckter Urkunden (679—
697) über eine Fehde, in welcher Dortmund mit dem Grafen von Arnsberg
gegen den Grafen von der Mark verbündet war. Diese bei Nederhoff eben-
falls behandelte Fehde findet bei Westhoff eine ausführlichere Behandlung,
die wunderbare Errettung der Stadt bei Westhoff ist wohl nach einer mund-
lichen Legende er/ählt. In der Folgezeit begegnen bei W^esthoff dann Auf-
zeichnungen über Münzwerte und Getreidepreise, die wohl auf offizielle Auf-
zeichnungen zurückgehen. Auf solchen offiziellen Aufzeichnungen beruht auch
wohl die Schilderung des Konfliktes mit Engelbert von der Mark 1376 '7 7 —
das Dortmunder Stadtarcliiv bewahrt einen Holzkasten mit der Aufschrift
„Arcana'', in dem ursprünglicli alle Streitsachen mit dem Grafen von der
Mark aufbewahrt waren ~, die Schilderung des Aufenthaltes Karls IV. 1877,
seiner Gemahlin Elisabeth 1378 und die der Fehde 1388 '1389. Zum Jahre
1378 ist eine Neuordnung der Schützengesellschaft wohl aus dem verloren
gegangenen Schützenbuche mitgeteilt. An der Westhoffschen Urhandschrift
ist hier an einem Worte (236 Z. 30) korrigiert, es sieht aus, als ob hier ur-
sprünglich ^synden'^ gestanden hat, die Mutmassung Hansens, als hiesse es
„sniden'' ist durch die Handschrift nicht gerechtfertigt. Gleich darauf findet
sich die Bestimmung, dass das „voder des piils^ nicht breiter wie ein Pfennig
sein darf. Hansen bezeichnet „voder" als unverständlich , es wird das
„Vordere** die Pfeilspitze gemeint sein.
Das grösste Interesse nimmt aus dem 14. Jahrhundert die Schildenmg
der Fehde in Anspruch. Die Westhoffsche Darstellung hat Mette bei seiner
für das grössere Publikum bestimmten und daher popularisierten Darstellung
in den Beiträgen zur Geschichte Dortmunds und der Grafschaft
Mark lY gedient. Dieses Werk ist um so mehr bei der Benutzung der West-
hoffschen (.*hronik heranzuziehen, da dasselbe eine sehr wesentliche Ergän-
zung Westhofis in seinen urkundlichf^n Beilagen enthält. Das Mettesche
Werk bringt nämlich in deu Beilagen p. 66—124 das Fehdebuch, die Auf-
sagungen der Kölnischen, Märkischen, Limburgschen, Münsterschen Ritter-
schaft, p. 125—225 das Mannsoldbuch, in dem eine vollständige Abrechnung
über den gezahlten Sold enthalten ist, p. 226—264 Auszüge aus dem Rech-
nungsbuche und p. 265—271 einzelne Urkunden. In Verbindung mit der
Westhoffschen Darstellimg ermöglichen diese Publikationen einen so voll-
ständigen Überblick über alle Einzelheiten der Fehde, wie er in gleicher
Vollständigkeit wohl kaum über eine andere mittelalterliche Fehde existiert.
Die Zahlen über die Höhe des Soldes, die Bezahlung der Englischen
Schützen, die der Piekenmänner, die sonstigen Urkunden sind vollständig er-
Digitized by VjOOQ IC
HAf) liCrcMisloncn.
halten und bieten für die wirtschaftliche Auffassung der Fehde und die Er-
gänzung und genauere Erklärung des Westhoffschen Textes vielseitiges Ma-
terial. Beispielsweise glaubt Hansen p. 256 Anm. 4 f. annehmen zu müssen,
„dass Westhoif die Angaben seiner Vorlage vermutlich miss verstand! ich auf
Pulvergeschiitze deutet". Nun sind aber in den Rechnungen nicht allein die
verschiedenen „dunüerbussen" erwähnt und zwar zum Preise von 165 Gulden
15 denare das Stück (p. SiöO), sowie Holz und Bänder für eine solche (p. 264)
(255), ferner der Preis für eine donnerhusse und 1300 pfeile p. 220 = 9 gld.
angegeben, sowie der Preis für 3 dunnerbussen, 2 libr. „crudes" (Pulver) 300
Pfeile p 260 = 4 mark 12 den, (p. 261) der Preis für 5 neue „dunerbussen
unde vor ene clene stenbussen unde nyge arnborste unde aide amborste wider
to makene" -= 22 mark 20 den., sondern es sind auch die Preise für Sal-
peter -- 37 Gulden p. 220 und ]». 237 und -- 4 Gulden p. 243 erhalten.
Es sind also nicht allein grosse Geschütze zur Anwendung gekommen, son-
dern auch kleinere Handfeuerwaffen, vgl. Westhoff p. 263,i.
Aus dem Ende des 14. und dem Anfange des 15. Jahrhunderts ver-
dienen auch hohe Beachtung die Preise der Arbeitslöhne. Eine genaue Be-
trachtung zeigt, dass dieselben im Vergleich zum heutigen Geldwerte durch-
aus über dem heutigen Niveau standen. Die Gildenbewegung von 1400,
sowie die politischen Verwicklungen des 15. Jahrhunderts sind hei Westhoff
weniger genau als bei Kerkhurde erzählt, auch die Soester Fehde findet bei
weitem nicht die Berücksichtigung, wie bei Kerkhorde, dagegen sind über
Baulichkeiten in der Stadt, Raufereien in dem benachbarten Bracke!, Bewegim-
gen in den Ämtern und Gilden, Bestimmungen über das Bierbrauen, Schick-
sale der Schützengesellschaft, Veränderungen in den Steinbrüchen vor der
Stadt, Änderungen an den Befestigungen, Durchlegung von Strassen und der-
gleichen Dingen, die für den Lokalhistoriker Wert haben, reiche Notizen bei
Westhoff zu finden. Die Einzelheiten hier hervorzulieben fehlt der Raum,
ich will aber auch hier konstatieren, dass der Kommentar so sorgsam ist,
dass der ortskundige, ansässige Dortmunder wenig nachzutragen finden wird.
Einzelne Strassen- und Flurnamen sind natürlich aus den Katasterkarten
und aus nur Lokalkundigen bekannten Bezeichnungen genauer zu konstatieren,
doch liat eine solche nähere Bezeichnung ohne Karte hier keinen Wert. Um
nur ein derartiges Beispiel hervorznh(*ben, ist p. 372 „dat kleine strateken
van der Wistrate na dem Gruethus" die heutige Brauhausstrasse. Der
„Villeplasse** 109,2, 434,i2 ist kein Eigenname, es ist = „Schindanger*,
Viller =-- Abdecker. Manclimal hätten einzelne Bezeichnungen wolil als
Eigennamen gefasst und so Aufnahme in die Register finden können. So
hätte p. 369 der „oester rennebom" und der „reichstorn** p. 4l7,io „der
kaek^ (Pranger) u. m. andere als Eigennamen gross gedruckt werden sollen,
liitterarisches Interesse erregen die Notizen über die Auffülirung von bürger-
liclien Schauspielen in Dortmund ; dieselben haben eine besondere Behandlung
in Picks Monatsschrift VII 301 ff. durch Kinkel gefunden. Zu beachten ist
bei dem Durchlesen des Textes ab 1421, dass hier A. nicht mehr vorhanden
ist, der Text ist hier nicht mehr so gesichert, auch lassen sich die Xarh-
tragungen, die Westhoff' später gemacht hat, und die bei Hansen durch ein
o 0 hervorgehoben sind, nicht mehr erkennen. Sicher gehören hierher die
Nachträge aus dem Schützenbuche
Digitized by VjOOQ IC
Iicrciisioncii. 3H7
Am austülirlichsten hat Westboff sein Zeitalter, das 16. Jahrhundert,
behandelt, ohne dass er indessen den entscheidenden Bewegungen der da-
maligen Zeit grosses Interesse entgegenbringt, «er ist Lokalhistoriker, der
treuherzig fabelhafte Wundererscheinungen berichtet, im übrigen aber durch-
weg auf Glaubwürdigkeit Anspruch macht. Seine Ausführungen zeigen, was
dazumal in erster liinie das Interesse des Bürgers einer mittelgrossen Stadt
in Anspruch nahm. Man muss sich billig wundern, wenn man liest, wie in
den Jaliren des Schmalkaldener Kriegs Westhoft' desselben mit keiner Zeile
Erwähnung thut, dagegen ausführlich die Vorstellungen von Gauklern und
Jongleurs auf dem Markte beschreibt. Im übrigen ist auf das Buch selbst
zu verweisen.
Als Anlagen hat Hansen beigegeben 1) 18 lateinische Denkverse
des 14. Jahrhunderts aus dem Minoritcnkloster, 2) Fragmeut einer Dort-
munder offiziellen historischen Aufzeichnung aus dem Ende des 14. Jahr-
hunderts (gedruckt aucli bei Mette p. 285 f.), 3) Zusätze zu dem Sechsgilden-
recht, 4) eine Nottel den wyntappen belangende und des einigen wynstappen
upkomst 1476 Sept. 27, 5) ein Münzabschied der clevischen, kölnischen,
münsterschen und osnabrückschen Käthe und eines Teils der zu den genann-
ten Gebieten gehörigen Städte zu Dortmund 1488 März 10 aus dem Staats-
archive zu Münster. Letzterer Abdruck beruht wahrscheinlich auf dem Um-
stände, dass die Urkunde in Münster beruht. Die Münz- und Geld Verhältnisse
Dortmunds bedürfen noch einer genaueren Erörterung. Das Buch von Adolf
Meyer: Die Münzen der Stadt Dortmund. Wien, 122 p. (ohne Jahr) genügt
keineswegs. Einzelne Ausführungen finden sich in den Beiträgen V p. 71 ff.
Ausser den Dortmunder Chroniken enthält der Band Christianus
Wierstrat Histori des belecgs von Nuis, herausgegeben von Dr. Nör-
renberg in Marburg und Dr. Ulrich in Hannover. Über diese Herausgabc
kann ich mich nur referierend verhalten, da die Vorlagen mir nicht zur Hand
sind. Der historische Teil ist übernommen von Dr. Ulrich. Der kaiser-
liche Notar Christian Wicrstraat — diese Schreibung seines Namens ergiebt
sich aus dem Akrostichon seiner Reimchronik — erlebte die denkwürdige
Belagenmg der Stadt Neuss durch den Burgunderherzog Karl den Kühnen
1474 Juli 29—1475 Juni 26 als Sekretär der Stadt und schilderte diese
Belagerung kaum ein viertel Jahr später in einer Reimchronik, welche er
1475 Dez. 20 abschloss und bereits 1476 in den Druck gab. Die Darstel-
lung des Wierstraat lässt sich durch zahlreiche urkundliche Quellen, Briefe
der kölner, der italienischen Gesandten und andere Schriftsteller kontrolieren.
Diese Kontrole ergiebt durchweg gewissenhafte und eingehende Berichter-
stattung durch Wierstraat. Ausser dem Berichte des Wierstraat sind noch
die von 5 anderen Augenzeugen erhalten, der eines Mönches Obcrkloster bei
Neuss, die KoelboiTsche Chronik, der Bericht des Baseler Kaplans Johannes
Knebel, die Memoiren des Franzosen Olivier de la Marche und die chroniques
des Jean Molinet. Erst diese Berichte zusammen ergeben ein vollständiges
Bild der Belagerung, indessen steht die Reimchronik an Bedeutung oben an.
Nach einer Darstellung der Vorgeschichte der Neusscr Belagerung gicbt
Ulrich einen knappen Ahriss der Geschichte der Stadt Neuss (p. 482—495).
Denselben wird wohl noch Mancher mit mir vollständiger und umfangreicher
Digiti
zedby Google
388 iiccensionea.
wünschen. So dunkel auch die allererste Geschichte dieses alten Reichshofes
ist, so hätte doch mancher kleine Zug über die Geschichte der Stadt Neos«
aus den niederrheinischen Urkundcnbüchern, Lacomblets Archiv u. dergl. mit
hineinverwoben werden können. Erreicht ist allerdings durch die Behand-
hingsweise Ulrichs, dass der einleitende Text sehr übersichtlich ist, zudem er
für fast alle litterarischen Nachweise ein besonderes Verzeichnis zum Schlüsse
des Buches p. 615 angefertigt hat.
Die Textesgestaltung und Behandlung der Orthographie hat Dr. Nören-
berg übernommen. Mit dem Texte des Wierstraat steht es so, dass ein Druck
von ihm im Jahre 1476 erschien. Dieser, von Nörenberg als T bezeichnet,
ist jedoch nur teilweise in Düsseldorf erhalten ; von den 69 bedruckten Blät-
tern fehlt Blatt 1. '2, 8. 2S. 29. Ein Nachdruck dieses Werkes, welcher 1497
erschien, (K), hat dem Neudruck des Evcrhard von Groote, Köln 1855, als
Vorlage gedient; eine hochdeutsche Übersetzung erschien 1564 zu Köln,
wahrscheinlich von Hans Wilhelm Kirchhof. Nun sollte man denken, in der
vorliegenden Ausgabe würde T, als von Wierstraat herrührend, zu Grunde
gelegt werden. Indessen liegt es mit dem Drucke nicht anders als mit der
Handschrift des Kerkhörde und des Westhoff. Dieselbe absolute Gleichgül-
tigkftit gegen eine geregelte Orthographie, wie sie bei Kerkhörde hervorzu-
heben war, findet sich bei Wierstraat und erfordert eine gleiche Vereinfachung.
Nörrenberg hat nun den Beweis erbracht, dass bei dem Drucke T die Ein-
flüsse sowohl der (levis eben wie der Kölnischen Schreibtradition sich
zeigen. Möglicherweise hat der Setzer von T mit einer gewissen Willkür
gehandelt und, da kurz vorher die clevische Chronik von Schüren in derselben
Druckerei wie T erschienen war, hat der Setzer hier sich durch dieselbe zn
Eigenmächtigkeiten bestimmen lassen. So auffallend uns dies erscheint, so
ist doch zu bemerken, dass K, welches eine Wiedergabe von T sein soll,
mehrere tausende graphischer Abweichungen von T enthält. Vielleicht ist
aber auch der Grund dafür, dass beispielsweise für o bald a, bald ae, bald ai,
bald ay gesetzt ist, meiner Ansicht nach einfach darin zu suchen, dass die
Typen einer Druckerei von 1475 sicher sehr wenig zahlreich waren, und der
Drucker sich vielleicht durch Wi^lkürlichkeiten im Vokalismus geholfen hat,
wie es eben ging. Ich habe den Druck nicht zur Hand, vermag also nicht
zu verfolgen, ob diese meine Vermutung sich, wenn man die Bogen einzeln
durchsieht, halten lässt.
Im Allgemeinen ist der Kölnische Schreibgebrauch massgebend ge-
wesen. Cber denselben giebt Nörrenberg den eingehendsten Aufschluss. Ich
muss hierfür auf die Vorrede selbst hinweisen, wo auch ausgeführt ist, wie
der niederrheinische Dialekt im Einzelnen sich geltend gemacht hat. Ebenso
ausführlich wie Franck für Kerkhörde die orthographische Regelung motiviert
hat, ebenso eingehend ist es hier bei Wierstraat durch Nörrenberg geschehen.
Eigentümlichkeiten Wierstraats in Flexion und Syntax sind besonders her-
vorgehoben.
Die 3165 Verse, die die Reimchronik enthält, sind meistens sehr kunstlos
gebaut. Es wiegt eine einfache aus 8 Silben bestehende Kurzzeile vor, meist
mit männlichem Keim. Dabei kommen Keime vor wie
2655: wie die arm havelose Nuisser
sich enthieldcn mit wuester wer.
Digiti
zedby Google
KccensioncB. 389
Daneben erscheinen Tsilbige Kurzzeilen mit weiblichen Reimen, 15silbige
Langweilen gelegentlich mit Binnenreimen und andere. Die Sprache ist ge-
reimte Prosa. Der Kommentar gewinnt an Übersichtlichkeit sehr dadurch,
dasB der Inhalt der einzelnen Abschnitte summarisch in demselben verzeichnet
ist, die aufgelösten Daten des Textes sind durchweg in den Kommentar ge-
setzt; man sieht nicht recht ein, waram die herkömmliche >Veise das moderne
Datum an den Rand des Textes zu setzen, nicht beibehalten ist. Der Her-
ausgeber des Kommentars Ulrich liatte als Vorarbeit für die Edition in den
Mitteilungen des Kölner Stadtarchivs Heft 8 p. 1—37 die Regesten zur Be-
lagerung der Stadt Neuss herausgegeben*, in den Anmerkungen zeigt sich
dementsprechend durchweg die genaue Vertrautheit mit dem urkundlichen
Material **). Etwaige Nachträge zu demselben zu geben, bin ich bei dem mir
zu Gebote stehenden Material nicht in der Lage. Ein Glossar vermisst man
weniger als bei Kerkhörde, da der sprachliche Ausdruck Unklarheiten wenig
enthält, auch der Kommentar an den entsprechenden Stellen den Sinn richtig
erläutert. Von Interesse ist es, dass die Steinkohlen, welche in Dortmund
schon 1388/89 nötig waren, auch in Neuss unter den Dingen aufgezählt werden
(3154), welche bei eüier erfolgreichen Verteidigung unentbehrlich sind. Kr-
staunlich hoch sind die Kosten für die Verteidigung, nämlich 24000 Gulden
für Sold, die Gesamtkosteu veranschlagt Wierstraat auf 150000 Gulden.
Das Personen- und Ortsverzeichnis zu den Dortmunder und
Neusser Chroniken ist von Hansen zusammengestellt und durchweg korrekt,
die Ausstattung des Werkes ist entsprechend den früheren Bänden der Chro-
niken der deutschen Städte solide und elegant.
Mitteilungen des Vereins fUr Kunde der Aachener Vorzeit, im Auftrag
des Vorstands herausgegeben von Richard Pick, Archivar der Stadt
Aachen. Erster Jahrgang, zweites lieft. Aachen, Kommissions-
verlag der Cremer'schen Buchhandlung (C. Cazin) , 1888, IV
u. 100 S. 8. — Angezeigt von Professor Dr. Hugo Loersch
in Bonn.
Dem ei-sten, von mir im Jahrgang VI dieser Zeitschrift, S. 275 ff. an-
gezeigten Hefte der Mitteilungen reiht sich das zweite, den ersten Jahrgang
abschliessende nach Form und Inhalt würdig an. Es wird eröffnet durch
zwei als kleinere Beiträge zur Aachener Geschichte und Topographie be-
zeichnete Abhandlungen des Herausgebers R. Pick. In der ersten derselben
(S. 98—104) wirft der Verf. die Frage auf: Wann erhielt Aachen seine erste
Befestigung? Die Frage klingt fast wunderbar, denn wer kann sich die erste
römische Niederlassung, die Aachen den Namen gab, die Pfalz, welche viel-
leicht schon die Merovinger hier besassen, die dann Karls des Grossen Lieb-
lingsaufenthalt war, den Ort, der sich um sie herum bildete, im Ernst zu
irgend einer Zeit ohne Befestigung denken, wenn er sich nur vergegenwärtigt,
8) Vom selben Verfasser wird demn&cbst eine ebeufallM noch mit den Vorstudien
zur Herausgabe Wierstniats xnsammeuh&ugende , von Prof. Lamprecht revidierte Edition
von Urkunden erscheinen: Akten «um Nousscr Kriege 1472— 147f>, Aunalon des Historischen
Vereins fttr den Niederrhein, Heft 48. Die Red.
Digiti
zedby Google
390 Recensionen.
unter welchen Verhältiüsseu Ilömci* und Frauken hier ihre Sitze auf^hlugen.
Aber iu dieser Frage hat eine ebenso wertvolle wie lakonische Nachricht der
Annales Aquenses Unheil angerichtet. Sie sagen zum Jahr 1172: Äquenses ab
imperatore commonäi iuraverunt, in 4 annis muro et moenihm cipUaUm nuudre;
et mum'tus est vions Berenstein. Dieser, in die Zeit von August bis Oktober
1171 zu verlegende Vorgang (vgl. nun auch Giesebrecht, Geschichte der deut-
schen Kaiserzeit, Bd. V, S. 692) hat einige auf dem Gebiete der Aachener
Lokalgeschichte th&tige Forscher zu der Annahme verleitet, Aachen sei vor
dem Zeitpunkte, in welchem seine Einwohner die Ausfuhrung des eben er-
wähnten Versprechens unternahmen, ein völlig offener, gänzlich unbefestigter
Ort gewesen. Sie haben dabei die Zustände, welche vom 8. bis zum 12. Jahr-
hundert herrschten, offenbar nicht genügend gewürdigt und übersehen, dass
es in jener Zeit eigentlich überhaupt keine menschliche Wohnstätte gab,
welche nicht in einem gewissen Sinne befestigt gewesen wäre. Der kleinste
bäuerliche Hof und der stattlichste Edelsitz, das geringste Dorf so gut wie
die Künigspfalz, die Klöster und Abteien, die oft im freien Felde liegenden
Volkskirchen (man betrachte die Lage von Dietkirchen an der Lahn) , die
Handelsplätze an den grossen Verkehrsstrassen, die alten Römerstädte wie
die neueren aus Dörfern erwachsenden Flecken, sie alle mussten in jener Zeit
wildesten Kampfgetümmels und rnhester Vergewaltigung des Schwachen durch
den Starken Sicherheit für ihre Insassen zu schaffen suchen, Vorkehrungen
treffen gegen Angriffe von Aussen. Das ist den Zeitgenossen so selbstver-
ständlich, so natürlich erschienen, dass sie gar nicht daran denken davon zu
reden, dass sie nur hervorheben, wenn ausnahmsweise die Schutzwehr fehlt,
dass letztere daher nur beiläufig, zufällig genannt wird, wenn irgend ein Zu-
sammenhang dies mit sich bringt. So kann eigentlich bei einem Wohnsitz,
einer Ansiedlung nie die Frage aufgeworfen werden, ob eine Befestigung vor-
handen, es kann sich nur darum handeln, welcher Art und von welcher Stärke
sie war. Und da entscheiden die natürliche Lage einer-, die Macht und die
Mittel der Bewohner andererseits. Dass es in Aachen bis zum Jahre 1171
an einer den nun nicht mehr ganz unbedeutenden Ort umgebenden Mauer
fehlte, das lehren die Annales Aqueutes, über das, was bis dahin an Vertei-
digungs- und Schutzvorrichtungen vorhanden war, schweigen die Quellen so
gut wie ganz. Die Pfalz hat selbstverständlich von Anfang an schon in der
Festigkeit ihres Baues, in ihren steinernen Mauern mit Thoren und Türmen
einen gewissen Schutz gefunden; davon mochte manches seit Karls des Grossen
Tagen vernachlässigt, zerfallen, verschwunden sein. Im 11. und 12. Jahrh.
konnte sie jedoch immer noch als eine Art von Zitadelle, als eine Zutlucht
für den Notfall dienen. Um so mehr aber bedurfte der um diesen Kern sich
lagernde Ort einer Wehr nach aussen und diese hat naturgemäss aus Erdwall
und Graben bestanden. Von letzterm spricht, ganz zufällig, nebenbei eine
Urkunde K. Lothars III von 1137, September 22, indem sie ihn zu einer
Grenzbestimmung verwendet. Dass es sich nur um einen Befestigungsgraben
handeln kann, zeigt der Verf. mit einem fast überflüssigen Aufwand von Be-
weismitteln. Dass es neben dem Graben, dessen Füllung in einer von drei
starken Bächen durchflossenen Gegend sehr leicht war, und dem Wall nicht
an ergänzenden mehr oder weniger vollkommenen Verteidigungseinrichtimgen
Digiti
zedby Google
Recensioncn. 391
fehlte, iet 8elbstvei*8tätidlich und in einer so waMreichen Qegeud auch das
uötige Material für „ein aus massiven Baumstämmen und Holzbohlen gezim-
mertes Plankenwerk^, welches überall in Deutschland als frühester Behelf
erscheint (Gengier, deutsche Stadtrechts- Altertümer, S. 5), niemals ausgegangen.
Dass das alles sehr ungenügend war, Erneuerung und Arbeit häuüg nötig
machte, ist selbstverständlich, und das hat eben den Anlass zu Kaiser Fried-
richs Vorgehen geboten. P. C. Bock hat darauf hingewiesen, dass die Nor-
mannen in deiv achtziger Jahren des neunten Jahrhunderts die Pfalz mit
Leichtigkeit einnahmen, es lassen sich auch noch bis 1171 einige andere
Fälle anführen, in denen Aachen ohne grosse Mühe eingenommen worden ist.
Das alles beweist jedoch nichts gegen das Vorhandensein einer Befestigung,
sondern nur, dass dieser die nötigen Verteidiger fehlten. Das gleiche Loos
der Einnahme und Plünderung durch die Normannen hat eine Anzahl von
Plätzen getroffen, über deren verhält nismässij; starke Befestigung durch
Mauern gar kein Zweifel herrscht. Ich nenne Köln und die Pfalz Nimwegen
(Dümmler, Geschichte des ostfränkischen Reichs, Bd. II, S. 157, 148). Aber
in Bezug auf Besatzung und Verteidigung war es gerade in Aachen seit der
zweiten Hälfte des neunten Jahrhunderts bis zur Mitte des zwölften meist
recht schlecht bestellt. Immer seltener wurden seit Lothar I, der noch fast alle
Winter, soweit dies verfolgt werden kann, dort verlebte (Dümmler a. a. 0.
S. 625, Anm. 9), die Besuche der Herrscher, und damit verfiel nicht bloss
die Pfalz, sondern auch die Organisation ihrer Verwaltung, auf welcher die
Verteidigimg des Ortes allein beruhte, denn diese musste im Wesentlichen
von dem Vorsteher der Pfalz mit seinen Unterbeamteu und den in Aachen
und der Umgegend angesiedelten Ministerialen und fiskalischen Leuten ge-
leistet werden ; die übrige Bevölkerung des Ortes kam noch wenig in Betracht.
Vom 10. bis 12. Jahrhundert ist sicherlich an dieser entlegenen Stelle des
Ueiches die Pfalzverwaltung sehr oft in ungeeigneten Händen, ja wahrschein-
lich oft förmlich unterbrochen gewesen. Mit richtigem Blick hat Friedrich I
aber erkannt, dass die Verhältnisse sich geändert hatten, dass er für die Ver-
teidigung der neu 7u errichtenden Mauern a\if eine zur sclbstbewussten Bür-
gerschaft heranreifende, auch der Zahl nach nicht mehr ganz kleine Bevöl-
kerung zählen dürfe, und in der That hat diese dann auch schon, unterstützt
von einer waffenkundigen Besatzung, im Jahre 1198 hinter ihren neuen Mauern
eine mehrwöchentliche Belagerung ausgehalten.
Der um Aachens Geschichte und Topogi'aphie verdiente Christian Quix
hat an verschiedenen Stellen die Ansicht aufgestellt, dass der heutige Fisch-
markt im Mittelalter Eisenmarkt genannt worden sei. In seinem zweiten
„Beitrage" (S. 104—111 nebst Nachtrag S. 180) liefert Pick den Nachweis,
dass jener Platz diesen Namen nie geführt hat und dass die gelegentlich vor-
kommende Bezeichnung „up't Iseren'^ sich auf Sperrvorrichtungen, in Form
von stehenden oder liegenden Eisengittern bezieht, welche an verschiedenen
Stellen der Stadt vorkamen, auch anderwärts vielfach nachgewiesen sind
(vgl. das Korrespondenzblatt zu dieser Zeitschrift, Jahrg. VII, 1888, Sp. 96)
und jn Aachen wie an zahlreichen Orten des Rheinlandes zur Bildung von
Familiennamen den Anlass gegeben haben.
Zwei Aufsätze dieses Heftes beschäftigen sich mit der Pfarrkirche
Digiti
zedby Google
392 Recensionen.
von St. Peter. S. Planker schildert (S. 112—115) ein im Jahre 1718 voll-
endetes Deckengemälde des Aachener Malers Chrysanth Bollenrath, das die
Heizdecke schmückt, welche die Vierung der 1717 neu errichteten Kirche
überspannt. Es stellt den Triumf des Apostelfürsten dar. Ein auf ihm an-
gebrachtes Distichon kann, wie der Verf. zutreffend ausfuhrt, als Bestätigung
der Überlieferung gelten, wonach, statt der bemalten Holzdecke, eine Kuppel
sich über der Vierung erheben sollte, wegen Mangels an Mitteln aber nicht er-
richtet wurde. K. Wacker bespricht (S. 143—152) die in der Kirche 150-1
durch den schon 1465 fungierenden Pfarrer Wilhelm Lenz errichtete Bruder-
schaft vom Leiden Jesu auf Gnind von Aufzeichnungen, welche im Jahre
1630 der damalige Pfarrer Gerhard Breuer sammelte und die dann bis zum
Jahre 1722 fortgesetzt worden sind. Sie werden vom Verf namentlich für die
Kunde der Aachener Personennamen verwertet.
Emil Pauls bringt die im ersten Hefte begonnene Sammlung von Für-
stensagen in Aachen und seiner Umgebung zum Abschluss (S. 116—142).
Auch diesmal wird eine Reihe von eigentümlichen und interessanten Erzäh-
lungen zur Sprache gebracht, welche an Granus, Papst Leo IH und die Weihe
der Münsterkirche, Ludwig den Frommen und die späteren Kaiser, an Na-
poleon I und ihre vielfachen Beziehungen zu Aachen anknüpfen. Dass Kaiser
Friedrich III am 1. September 1475 bei der Ausstellung des Hauptes des
hl. Adalbert zugegen war, bestätigt Wierstraat in seiner Histori des beleegs
van Nuis, Vers 2967 ff. (Vgl. Hansens Ausgabe, Chroniken der deutschen
Städte Bd. XX, S. 608.)
Pauls giebt (S. 153—162) ebenfalls Auszüge aus dem in seinem Besitz
behndlichen Tagebuch des 1729 geborenen, 1795 verstorbenen letzten Stadt-
syndikus Peter Fell, welcher 1752 zu Trier als Dr. juris promoviert wurde.
Sie bieten mancherlei charakteristische Einzelheiten über dessen Thätigkeit
als Rechtsanwalt, llatsmitglied und Syndikus wie i'iber die im Familienleben
beobachteten Gebräuche. Fell erteilte auch Privatunterricht in der Juris-
prudenz an junge Leute, welche Aussicht auf eine Stelle im Schölfcnstuhl
hatten oder Rechtsanwälte werden wollten. Er „las" mit ihnen „den Ueinec-
cium ad instituta"; gemeint sind offenbar die viel benutzten ElcmenUi juritt
civilis aecundum ordinem inMiUionum von Johann Gottlieb Heineccius, welche
1725 zu Amsterdam erschienen.
Anknüpfend an den feierlichen Abschiedstrunk, der einer im Jahre
1385 zur Belagerung des Raubnestes Reifferscheid ausrückenden Aachener
Abteilung gereicht wurde und über den die Stadtrechnung gewissenhaft lie-
richtet, behandelt K. Wictli (S. 163—173) in frischer Darstellung St Ger-
truden Minne.
Drei kleinere Miscellen, Antworten auf einige der im ersten Hefte ge-
stellten Fragen, die Chronik des Vereins für die Jahre 1885— 18ö7, Statuten
und Mitgliederverzeichnis schliessen das Heft.
»-o^Q€^^
Digiti
zedby Google
▼OB Dr. Htttiür in Tritr
aad
PrtiMMr Dr. Lamprtolit
in
der
VtrUf
dw
FR. LiNTZ'telitn
BoohhMidliuic
in Tritr.
Westdeutschen Zeitschrift für Geschichte und Kunst,
M^eielL OrgUL der kistoriseli-Mitiqaariseliem Yereise zu B«ekiftiig, Birkemfeld, Dttrk-
Mh, Difisddorf , Fnnklfkrt a. M., Karlsriih«, Maims, MAnnlLeiH, Neuss, Speyer,
Strassburg, Stuttgart and Worms, sowie des aithropolegiseliem Vereins la Stnttfpwt.
♦
Janar. Jahrgang Vn, Nr. 1. 1888.
Dm KoiTMpondensblatt '«rtchefiit in einer Auflage ron S0OO Exemplaren. Inserat« k 85 Pfg. f&r die
feepaltene Zeile werden von der Veriagthandioug und allen Interaten-Burj^ant angenommen, Beilagen
naeb Uebereinknnft. — Di» 9!eiftaokrift ertoheint vierteljihrlioh, dai Korreapondenablatl monatlioh. —
Abonnementepreie 15 Mark fAr die Zeitschrift mit Korrespondensblatt, fOr letsteres allein 5 Mark.
Neue Funde.
t. Rottweil. Auf Onind eines Besuches in
Rottweil am 3. Sept. v. J. kann ich fol-
gendes l>erichten: Seit 1884 leitet Professor
Holder, unterstützt von einem Fabrikanten
der Stadt, Ausgrabungen auf „Hoch-
mauern," zwischen Neckar und Prim,
östlich von dem römischen Lager.
Letzteres, westlich vom Neckar auf einem
ziemlich hohen Plateau gelegen, besteht
aus einem sehr ausgedehnten viereckigen
Erdwerk, dessen Wall und Graben sich
zum Teil noch verfolgen lassen. Im süd-
lichen Teil desselben hat mir Holder eine
etwa 4 m über den jetzigen Boden empor-
ragende Mauer gezeigt, welche er, wie es
scheint mit Recht, für römisch hält; sie blieb
erhalten, weil sie l>eim Bau eines Hauses
benutzt wurde. Auf Hochmauem da^^cgen
befand sich eine bürgerliche Niederlassung,
ohne Zweifel eine reich ausgestattete Villa
mit Wirtschaftsgebäuden, deren Grundriss
den von Näher veröffentlichten (Altstadt
bei Messkirch u. a) ähnlich ist. Hier
wurde 1834 der Mosaikboden mit der be-
rühmten Orpheus-Darstellung ausgegraben,
ferner eine grosse Zahl von Töpferstempeln
auf terra sigillata, auch Stempel der 11.
Legion : LEG • XI • C * P • F und eine Stein-
inschrift mit [toh. ?] 1 Flav. . . . Vergl.
Bramb. 1645 f. und Königreich Württ. I
S. 148.
unter den neueren Funden Hölders hebe
ich hervor: 1. Tausende von Münzen,
unter welchen die aus der Zeit der Flavicr
am zahlreichsteu zu sein scheinen. 2.
Unzählbare Scherben von terra sigillata,
aus denen von Prof. Holder und seiner
Gattin mit grosser Kunst und Geduld
manche ganze Gefässe wieder zusammen-
gefügt sind. Über die Art der Fabrikation
der verschiedenen Gattungen dürfen wir
hoffentlich von Holder, der hierin sehr
kompetent ist, eine Abhandlung erwarten.
Zahlreich sind auch die Töpferstempel,
unter welchen sich einige ganz neue be-
finden sollen. 3; Ausser dem Stempel der
11. Legion, welcher sich in zwei weiteren
Formen fand — die eine "[ohne Interpunk-
tion, die andere in rückläufiger Schrift mit
Punkten — habe ich als neu entziffert den
Stempel CO///'ITVU, d. h. eohors I Itu-
raeorum. Von den mittleren Buchstaben
HI- sind Reste vorhanden, VR ist ligiert.
IHiss diese Kohorte in Ober - Germanien
stand, war aus den Mainzer Grabschriften
Bramb. 1233, 1234, 1289 bekannt; ein
Stempel von ihr ist meines Wissens in
unserer Provinz noch nirgends entdeckt
worden. 4. Ein Gefässscherben von gepress-
tem blaugrünem Glas, darauf ein Mann, der
auf vierspännigem Wagen fährt, über ihm
die Inschrift lERAX VA, vielleicht lerax,
vide! ilierax ist als griechischer Name
bekannt ; hier scheint jedoch das H gefehlt
zu haben, wie oft im Anlaut. 5. Ein kleiner
Bronzering mit der Inschrift AVII, d. h.
ave^ sei gegrüsst. 6. Eine Gemme von
Karneol: emporspringende Ziege, die an
einem Baum frisst. 7. Eine Gemme von
Jaspis : Äskulapskopf mit Binde, vor dem-
selben ein Stab von einer Seh
Digitized by'
^ 3 -
wanden. 8. Eine Bronze • Statuette dos
Juppiter, 6 cm hoch; Darstellung wie ge-
wöhnlich: b&rtig, langgelockt, in der aus-
gestreckten Bechten der Donnerkeil, in der
erhobenen Linken das (verlorene) Scepter.
9. Ein Becher von gewöhnlichem Thon,
10 cm hoch, aber mit Kupferbronze über-
zogen und reich mit Figuren geschmückt.
10. Ein schöner steinerner Tisch mit Fuss.
Andere Fundgegenstände, welche sich ge-
wöhnlich in römischen Niederlassungen
finden, wie eiserne und bronzene Werk-
zeuge und Geräte, Nadeln, Fibeln u. dgl.
übergehe ich (Vgl. die Berichte in der
Schwab. Kronik vom 23. Nov. 1886, 7.
Juli und 9. Okt. 1887).
Bemerkenswert ist, dass nach Ilölders
Beobachtung zwei Brandschichten über ein-
ander sich finden. Eine sorgfältige Schei-
dung der Münzen der unteren Schicht
dürfte zeigen, in welche Zeit die erste
Zerstörung fällt
Die bekannte Frage, ob bei Rottweil
wirklich, wie die meisten annehmen, Arae
Flaviae zu suchen ist, wird ihrer Lösung
vielleicht näher gebracht werden, wenn
über die Ausgrabungen bei Unter-Iff-
lingen (c. 28 Km nördlich von Rottweil)
Näheres verlautet. Hier hat der ältere
Paulus bekanntlich Arae Flaviae gesucht,
und nun soll im letzten Herbst, nach
schriftlicher Mitteilung Hölders, der jüngere
Paulus eine bedeutende römische Befestig-
ungsanlage daselbst aufgedeckt haben.
(F. Hang.)
2. Varmttadt. [Das Beerfurttr 8chl0sschen.]
Im Auftrag des Historischen Vereins wurde
durch Dr. Anthes das sog. „Beerfurter
Schlösschen" einer genauen Untersuchung
imterzogen. Die Ruine liegt im Gersprenz-
thal, einem breiten Thal des nördlichen
Odenwalds, etwas über 1 Stunde südl. vom
Schnellerts (vgl. Korr.-Bl. 1886, S. 246).
Die Ausgrabungen ergaben, dass die über-
aus stark zerstörte Anlage auf einen mit-
telalterlichen Burgbau zurückzufuhren ist.
Festgestellt wurde* in der Mitte des nach
B Seiten steil abfallenden Bergs (c. 325 m
beträgt die Höhe des Bergs) der Rest eines
starken Turmes von 14 m im Geviert,
dessen Aussenseiten mit sehr sorgfaltig
bearbeiteten Sandsteinquadern verkleidet
— 4 ^
waren. Bemerkenswert erscheint, dass diese
Sandsteine aus ziemlicher Entfernung her-
beigeholt werden mussten; denn erst 1
Stunde weiter südl. überschreitet man die
Sandsteingrenze, während die Gemarkung
Kirch-Beerfurt und das Schlösschen selbst
auf Gneiss liegen, der überall in mächtigen
Massen zu Tage tritt. Um den Hauptbau.
der Gestalt und Zweck eines Wohnturmes
gehabt haben mag, zog sich in unregel-
mässigem Abstand eine Art Zwinger, für
den der Raum durch umfängliche .\uf-
schüttungen an den Steil Seiten des Bcr^
gewonnen werden musste. Gerade dieser
Teil der Anlage ist sehr zerstört, da die
Einwohner von Beerfurt bis in unser Jahr-
hundert hinein die Ruinen als billiiren
Steinbruch benutzten. — ' Nach der siidl..
der Angriffsseite zu erweitert sich der
Zwinger zu einem ca. 20 m breiten ood
35 m langen Hof, an den sich der 6 m
tiefe zum Teil in den harten Fels gescliro-
tene Graben anschliesst. Jenseits des
Grabens scheint eine Verbürg gestanden
zu haben; doch sind hier die Mauern voll-
ständig ausgebrochen, sodass etwas Sicherem
über Gestalt und Aussehen der hier vor-
auszusetzenden Gebäude nicht mehr zu
sagen ist. Ausser geringen Eisenresteu
wurden keine Funde gemacht. ArchiMi-
lische Nachrichten fehlen fast jranz: die
Kunde von dieser festen Niederlassung
scheint schon frühe verschollen zu sein.
Eine einzige Urkunde von 1551 nennt es
„das steinerne Haus.^ Eine genaue Auf-
nahme des „Schlösschens^ wird in den
Quartalblättern des Vereins veröfFentlicht
werden.
Pfalz. [Die Ausgrabungen auf der Heiden- 3.
bürg bei Krelmbach. Vgl. Korr. VI. 165]
Die Ausgrabimgen wurden Mitte Ok-
tober wieder aufgenommen und ergaben
günstige Resultate. Alle Fundstucke ;;p-
langten in das Kreismuseum zu Speyer.
Man zog zuerst von dem an der westli-
chen Umwallung gelegenen Ausgangspunkte
einen Graben quer über das Plateau. Der-
selbe traf in 30— 40 cm Tiefe auf das Ur-
gestein, verwitterten Melaphyr, und lieferte
besonders viele römische Münzen {Gral»eii
1 und 2). Weiter nach Südwesten zu m-:
man von der UmvattuPSL AWS^ die sich ini
Digitized by
r
— fe-
iner mehr als die Rndera einer mit Mörtel
hergestellten Mauer herausstellte, nach Os-
ten zu einen 1 m tiefen Einschnitt (Gra-
ben 3), der ansehnliche Funde an Eisen-
s^hen und Thongeräten ergab. Südlich
vom Brunnenschacht wurde schliesslich ge-
gen die Umwallnng zu ein 70 cm tiefer
(iraben gezogen (Graben 4), der ähnliche
Resultate wie Graben 3 an den Tag brachte.
Überall traf man auf rö mische Gefäss-
scherben, Knochen, Schlacken,Mürtelstöcke,
Münzen, Eisenteile und andere Altsachen.
£s kann besonders nach den Münzen
keinem Zweifel unterliegen, dass diese Burg
als Zufluchtstatte in der zweiten Hälfte
des 4. Jahrb. für die umwohnende Bevül-
kenmg gedient hat. Es fanden sich 20
Münzen; davon sind 2 gallisch, die andern
römisch, 8 Mittelerze des Magnentius, «o
Constantinus 1., 1 Crispus, 4Constantius II.
Die einzige Silbermünze, noch nicht ent-
ziflert, trägt auf dem Avers das nach links
schattende Bildnis eines Kaisers, auf dem
llevers ist die Wöltin mit Romulus und
Uenms dargestellt mit dem Prägevermerk P.
CoH. Der grössere Teil der Münzen fällt
ia die Regierung der beiden Gegner Mag-
nentius und Constantius II. Es kann dem-
nach die letzte Hauptbenutzung der Hei-
denburg nur in diese Zeitepoche fallen
oder kurz darnach. — Die andern Funde
bestehen aus Architekturfragmenten, zwei
silbernen Anhängern, einigen Waifenresten
und Hausgeräten. — Aus einem ebenda
aufgefundenen Bronzemesser wie den 2
gallischen Münzen ersieht man, dass die
Stätte schon in prähistorischer Zeit als
Refugium benutzt wurde.
(Nach G. Mehlis in Berl. phil.
Wochenschrift.)
4, Kdtn, 7. Dez. [Rtfmischtt Lager]. In den
letzten Wochen sind auf dem Gebiete
der Alteburg unter Leitung des Herrn
Generalmajors Wolf Nachgrabungen vor-
genommen worden. Man soll daselbst ein
vollständiges römisches Lager biosgelegt
haben, dessen Breite etwa 400 m beträgt.
Die Ausgrabungen werden fortgesetzt. Die-
selben geschehen zum Teil auf Kosten des
Staates.
5. Aachen. Bei Erdarbeiten in dem s. g.
(iras, dem vormaligen Rathaus, spätem
— 6 —
Gefängnis der Stadt, an dessen Stelle mit
Beibehaltung der altehrwürdigen Fa^ade
gegenwärtig das neue Stadtarchiv errichtet
wird, fand man ausser mehrem mit Jahres-
zahlen versehenen Scherben von Siegburger
oder Raerener Thonfabrikaten des 16. Jahr-
hunderts in der Tiefe von 2,80 m unter
dem Zellen-Fussboden, der mit der Strasse
ungefähr in gleichem Niveau liegt, den
untern Teil einer Terra sigillatä- Schale,
welcher im Innern auf dem Boden den von
einer Kreislinie eingefassten Töpferstempel
EVPITVS trug. Mehr einwärts nach dem
Hofe hin wurde beim Auswerfen der Fun-
damente in der Tiefe von 3 m unter dem
Strassenpflaster eine Anzahl senkrecht iü
die Erde eingetriebener Pfähle aufgefun-
den, die im obern Teile abgefault und
unten zugespitzt waren, ö dieser Pfähle,
etwa 90 cm lang und 30 cm dick, wurden
herausgezogen, die übrigen Hess man, da
sie dem Neubau nicht hinderlich waren,
im Boden stecken. In der über den Pfählen
zunächst liegenden Erdschichte kamen zwei
Bruchstücke (Hälse) von römischen Thon-
krügen zum Vorschein, höher hinauf einige
dem Mittelalter und der neuem Zeit ange-
hörige Altertümer, darunter ein dem von
Kindern zum Spielen benutzten Klicker
ähnliches Steinkügelchen, eine Mosaikpaste,
(grünes Glas mit Gold), ein glasiertes
Töpfchen, verrostete Eisenketten und ein
fragmentarisches Relief in Blaustein: der
untere Körperteil eines Kriegers in Stiefeln,
der den Fuss auf seinen hingestreckten
Feind setzt. Leider gestattete die Bau-
fälligkeit der Fa^ade nicht, weitere Unter-
suchungen über die Ausdehnung des wohl
spätestens der Römerzeit angehörigen Pfahl-
baus vorzunehmen. Die Fundstelle liegt
ziemlich tief und es ist unzweifelhaft, dass
in ältester Zeit dorthin das Wasser von
der Höhe der Jakobstrasse her abgeflossea
ist. Hierauf deutet auch der Knüppel-
damm, den man 1879 bei Legung der
Röhren der städtischen Wasserleitung in
der benachbarten Klappergasse entdeckte.
(R. Pick.) •
HUnstorff in Luxemburg. [Praehitt. Grab.] 6.
Am Anfang Dezember, zu Hünstorf gegen
Lorenzweiler, auf einer das Thal domi-
nierenden Anhöhe, Fund eines Frauen-
-- 7 -
grabes aus germanischer Zeit ; an dem einen
Arme waren 6, an dem andern 7 Bronze-
Armbänder, an der einen Hand ein kleiner
Fingerring aus Bronze, ähnlich unsern
jetzigen Schlangenringen. Die Armbänder,
mit prachtvoller Patina, siild etwa6miUim.
dick und breit, und nur wenig verziert.
Von dem Körper war weiter nichts erhalten,
als nur ein Schenkelknochen; die beiden
untern Armknochen, an denen die Arm-
bänder staken und einige Fragmente vom
Schädel. Die Grösse der Knochen und
des Fingerringes zeigen hin auf einen erst
halb erwachsenen Menschen. Der Finger-
ring geht mir nicht einmal in den halben
kleinen Finger hinein, wiewohl ich eine
sehr dünne Hand habe. — Trotz späteren
Nachsuchens ist weiter nichts mehr gefun-
den worden. (van Werveke.)
7. Fentingen in Luxemburg. [R0m. Mauer-
werk.] In Fentingen, Ende November,
stiess der Ackerer Scholer auf römische
Substructionen, und zwar auf einen halb
kreisförmigen Ausbau, etwa' 2'/2 m tief
und ebenso breit; und herum ist eine
Ziegelmauer, etwa 0,70 m hoch und 0,08 —
0,10 m dick; vorne eine etwas dickere
Mauer von grösseren, platten Ziegeln, von
derselben Höhe. Zwischen dieser und einer
Yordermauer ein schmaler Gang, zu dem
der Ein- und Ausgang erst später ausge-
brochen worden war; die Yordermauer geht
noch nach beiden Seiten weiter, und wird
noch aufgedeckt werden. — Der Boden ist
mit einer schweren Schicht Estrich bedeckt.
— Yon Münzen, Gefässen etc. keine Spur,
(van Werveke.)
Chronik.
3^ Eine vornehmlich nach Urkk. u. Akten
des Koblenzer St-Archivs gearbeitete Bio-
graphie des Trierer Kurf Orsten Philipp Christoph
V. Soetom (1567—1652) verdanken wir P.
Wagner (im neuesten Bande der Allg. D.
Biographie). Bei der geringen Yertiefung
der Bearbeitungen, welche die rheinische
Territorialgeschichte vom 16. Jh. ab neuer-
dings erfahren hat, ist ein Beitrag wie der
vorliegende ganz besonderer Beachtung
wert. Möchte endlich auch der Geschichte
- 8 -
der Territorialverwaltung dieeer Zeit ein
grösseres Interesse entgegengebracht wer-
den.
Einen interessanten Beitrag zur Gesch. 9.
der Frankfurter Juden bietet G. Schnap-
per-Arndt in seinem Aufsatz Jüdische
Intorleurt zu Ende des 17. Ibe. (Zs. f. d.
Gesch. d. Juden in Deutschland 1887), in
welchem er eine Reihe jüdischer Inven-
tarien aus der genannten Zeit publiziert
und verwertet.
SchntidttTr F. Deatsohe pSlfanbelnskalptiiren deil(
früheren MitteUltert. Leipsig. A. SeenumiL
1887. Klfol. 12 S., 2 Abb. (Sonderabi. a.
d. Kanstgewerbebl Bd. 8.)
Lpt. Der Yerf. publiziert in diesem Hefte
2 Skulpturen, deren eine bestimmt aas
Mettlach stammt und sich jetzt im Besitz
von Geh. R. Boch befindet, und deren andere,
jetzt Eigentum des Yerf, einst in der Samm-
lung des Mainzer Domherrn Gr. Kesselstadt
vermutungsweise der Mainzer Gegend zu-
geschrieben wird. Die erste grössere uod
besser erhaltene Tafel stellt den h. Petras
dar, die zweite das Abendmahl und die
Fusswaschung. Gemeinsam ist beiden £ot-
stehungszeit und Charakter : beide sind Er-
zeugnisse der Karolingisch - Ottonischen
Renaissance, wohl aus der 1. H. des 10.
Jhs., beide beweisen wieder einmal von
Neuem die in der Kunstgeschichte von A.
Springer, in der politischen Geschichte von
L. von Kanke mit so viel Gluck betonte
und auch für die Litteraturgeschichte von
W. Scherer nachgewiesene Continuität der
Kulturentwicklung vom 8. bis 11. Jh. In-
nerhalb dieser Kulturentwicklung geboren
sie der besondern wichtigen Klasse kunst-
geschichtlicher Denkmäler an, in welcher
sich der Geist germanischer Anschammg
aus den hergebrachten Formen altklas-
sischer Überlieferung losreisst, und bilden
grade auf dem Gebiete der Elfenbein-
skulptur eine wichtige Ergänzung des bisher
bekannten Materials, wie es zum ersten
Male Bode in s. Gesch. der Plastik in
wahrer Anschaulichkeit und im Sinne grösse-
ren geschichtlichen Znsammenhangs vor-
geführt hat. — Der Verf. zeigt diesen be-
sondern Charakter der beiden Skulpturen
unter Heranziehung der besten Autoritäten,
wie Gh. de Linas, Springer^ Bodes, die er
- 9 -
um ihre Meinung vorher befragt hdt, uuJ
trägt fremde und eigene Ansicht mit seiner
bekannten Geschicklichkeit in sorgsamen
Abwägungen vor.
11. St
8. J. Gesohioht« der Aaavtattung der
Kiroha des heU. Victor zu. Xanten. Mit 6
Ulnstrfttionen. Freiburg i. B. Herder. 1887.
148 S.
Der Verfasser der Baugeschichte der
Kirche des h. Victor zu Xanten (1883)
und der auf Xantener Archivalien beruhen-
den Arbeit über Geldwert und Arbeitslohn
im Mittelalter bietet hier den Abschluss
der Studien, welche er lange Jahre hin-
durch den in seltenem Reichtum erhaltenen
Litteralien und Monumenten des ehrwür-
digen St. Victorstifts gewidmet hat. Das
neue Heft umfasst fünf Kapitel, in welchen
die Geschichte des Hochaltars und seiner
nächsten Umgebung, die Steinbilder, die
Nebenaltäre und die Maler der Victors-
kirche in ihrem Verhältnis zur Galcarer
'Schule' behandelt werden. Die Art der
Verarbeitung des Materials ist dieselbe wie
in den früheren Heften; der archivalische
Stofi^ namentlich der Rechnungen, wird in
hochdeutscher Übertragung lebhaft vorge-
führt, und die Beschreibung der Denkmäler,
auf welche er sich bezielit, ihm angeschlos-
sen. Finden sich auch in diesem Hefte
nicht so grobe Fehler, wie in der Studie
über Geldwert und Arbeitslohn, welche
namentlich durch eine völlig verungliickte
Reduktionstabelle der mittelalterlichen
Geld- und Miinz werte auf die uns geläufi-
gen modernen Begriffe entstellt ist, so ist
andrerseits der Gegenstand selbst diesmal
von geringerem Interesse, wie in den frü-
heren Heften. Von allgemeiner Bedeutung
sind fast nur die Untersuchungen über das
Verhältnis der Xantener Kunstthätigkeit
zu deijenigen von Galcar. Ihr Ergebnis
ist, dass es nie eine Malerschule, und eben-
sowenig eine wirklich so zu nennende Holz-
schnitzerschulc von Calcar gegeben hat.
12. Die treffliche Biographie Alfreds von
Reumoitt, von H. Hü ff er, welche zuerst
in einigen Artikeln in der Beilage zur
Münchener Allgemeinen Ztg. 1887, Nr.
235 ff, erschien, ist nunmehr auch im
Sonderabdruek veröffentlicht worden. Dem-
nik^t wird eine Erweiterung derselben
- lö -
erscheiucn, verbunden mit einer Biblio«
graphie de* vielen Studien des verewigten
Gelehrten, welcher trotz langer Abwesen-
heit vom heimischen Boden der rheini-
schen Geschichtsforschung im Herzen stets
treu blieb.
Die HandtchrlttefiMinmlung der SociM 13.
d'ArcbMegie iorraine ist neuerdings bear-
beitet worden von Favier, Catalogue des
Mss. de la Soc. d'Arch. Iorraine. Nancy.
Wiener, 1887.
. Von den JahrMbericktoii der Qotehicbtt- 14.
Wissenschaft, im Auftrage der Histor. Ge-
sellschaft zu Berlin herausg. von J. Her-
mann u. J. Jastrow, ist der sechste Jahr-
gang, die Besprechung der Litteratur des
Jahres 1883 enthaltend, erschienen. Berlin,
R. Gaertner, XVI u. 8ö8 S., 22 M. Über
die Bedeutung des bekannteQ Unternehmens
bedarf es weiter keiner Auseinandersetzung.
In der mittelalterlichen Abteilung werden
unsere Leser die allgemeinen Abschnitte,
wie die westdeutschen Abschnitte auf S. 87,
118 und 372 besonders interessieren. Auf
S. 87b ff. behandelt J. Jastrow mit glück-
licher Auswahl die Studien zur deutschen
Verfassungsgeschichte schon bis z. J. 1886.
LKnard, Fillx, ArcMologi« d« la MtUM, description 16.
des voieii ancienues et des mouamento aux
«poques celtiqae et gmUo - romaine. Pabli-
cation de la sooi^tä philomathiqne de Verdan.
Verdau, (Gh. Laurent, qaai de la r^publique
18) 1881— 18iS5. 8 Binde und 8 Atlanten iu
gr 4. 1. Band Partie sud du d^partement
Itb 8., Atlae 41 Tfln.; 2. Band Partie cen-
trale S. 191, Tfl. 48; 8. Band Partie nord
S 144, Tfl. 40. — 96 Mark.
Hr.] Wer eine sorgfältige Fundstatistik
eines grösseren Distriktes giebt, liefert
unter allen Umst&nden ein sehr nützliches
Werk von bleibendem Wert. Die vor-
liegende ist der Erfolg SOjähriger Be-
mühungen des Sekretärs der Verduner ge-
lehrten Gesellschaft; sie ist sehr umfang-
reich, macht den Eindruck peinlicher Auf-
sammlung des Stoffes durch Nachforschung
an Ort und Stelle wie Durcharbeitung der
Litteratur, ist luxuriös ausgestattet und mit
zahlreichen Abbildungen versehen.
Die Benutzung des Werkes wird indes
sehr dadurch erschwert, dass ein Sachregister
fehlt, ein bei einem Repertorium geradezu
unbegreifliches Unterlassen. Auch ist nicht
der Vei^uch gemacht, durch Unterschiede
^ li -
12 -
im Dnick Wichtiges von Unwichtigem ab-
zuheben und durch Stichwortc 'die Über-
sicht zu erleichtern. Auf den Abbildungs-
tafeln sind die Gegenstände nach den Gat-
tungen, sogar Praehistorisciies, Komisches
und Fränkisches gemischt, zusammenge-
stellt, wodnrch die Gesamtfunde ausein-
andergerissen und Studien sehr erschwert
werden. Man vermisst für die interessanten
Befestigungswerke Durchschnitte, welche
über deren Höhenlagen und Bauart Auf-
schlusB gäben. Auch die topographischen
Karten sind nicht recht instruktiv.
DasDepart. de laMeose umfasst 1 130 M.
Vergleicht man dasselbe beispielsweise mit
dem ISO O M umfassenden Reg.-Bez. Trier,
so erscheinen die aus dem französischen
D^part. bekannten Funde ausserordentlich
gering an Zahl, selbst dann, wenn man die
an Altertümern besonders reiche Stadt
Trier ausser Rechnung lässt. Ein Rück-
schluss auf geringere Besiedelung scheint
deshalb noch nicht gestattet, die archäo-
logische Forschung wird vielmehr in jenen
Gegenden nicht sehr intensiv gewesen sein.
Besonderes Interesse bieten die auf
Anhöhen liegenden Befestigungen, die
meist schon in praehistorischer Zeit ange-
legt durch die Römerzeit dauerten, so die
von Boviolles bei Nasium, wo gallische
Münzen und die bekannten Rädchen und
in einem Thore römische Skulpturen ge-
funden wurden ; der mit doppelten Mauern
versehene Bering von Fontaiues, sicher in
vorrömischer Zeit schon benutzt, von den
Römern aber mit einem Tempel, Thermen
und einem Aquädukt versehen; so die
Befestigung bei der Comune Chätilion en
Woevre, in welcher vermutlich das von
Gregor von Tours erwähnte Castrum
Vabrense zu suchen ist.
Unter den vorgeschichtlichen Denk-
mälern zeichnen sich ferner folgende aus :
der Cromlech bei Montplonne (ö oder 7
Steine umgrenzen einen Kreis von 30 m,
in der Mitte ein 1,80 m hoher Stein), so-
wie der 'la röche des Poirons' genannte,
der Monolith von Brau vil Hers, der 6,50 m
hohe Stein von Montplonne mit der der
römischen Zeit angehörigen Inschrift Vtro-
marus litatäi /. — In einer Höhle des
8. g. Teufelstisches von St. Mihiel, wel-
chen der Volksmund för eine Opferstitte
der Dniidcn erklärt, wurden menschlicfaf
Skelette gefunden, der Typus der Schädel
glich jenen von Engis; unweit davon am
Bar, auf den Feldern und in einer Grotte
finden sich jederzeit unzählige SilexgenUe
wie Splitter.
Die römischen Steinskulpturen sind
nicht zahlreich, aber teilweise sehr inter-
essant, so namentlich der Fund von'Roncher'
bei Malmaison, wo der viel behandelte
Magounusstein, die aussergewöhnliche De*
dikation des Catullinus (Oberkörper mit
Inschrifttäfelchen) u. A. zum Vorschein
kamen '). Aus Yerdun stammen die Reste
zweier Yiergötteraltäre ; ans Stenay und
Baälon einige freilicli meist schlecht er-
haltene Skulpturen vom bekannten gallo-
belgischen Typus. Li^nard geht über deren
Erklärung schnell hinweg. VI, 2 wird
schwerlich ein Opfer, was an Grabmona-
menten sonst nicht entgegentritt, bedeuten.
VI, 3 von L. sicher verkannt, scheint die
häufige Scene des Mahles: liegender Mann,
sitzende Frau, dahinter stehende Dienerin
darzustellen. VI, 4 und VII, 2 vergegen-
wärtigen ähnliche Situationen: beide zwei
Männer im Sagum, die einen prüfen ein
Sagum, die anderen ein Tuch (bei letzterem
stimmt die Besprechung L. nicht zur Ab-
bildung). VIII, 2 stellt eine nach rechu
reitende Frau dar, die zur Gattung der s. g.
reitenden Matronen gehört*). VUI, 4 Rei-
ter mit Gigant. Die X, 4 abgebildete
tempclartige kleine Stele wird als Grab-
monument aufzufassen sein, wie die mit
wallendem Schleier tanzenden Figuren und
die Öffnung am Boden nabelten.
Unter den abgebildeten Thon- und Glas-
Sachen sehe ich nichts von Bedeutung.
Dagegen ündet sich unter den Bronzen
manches sehr gute Stück. Eine Fälschung
1} Es wttre vuu hohem Intereue tOTtinstvIIen.
ob der PI. XIII, S abRebildet« rechte Arm, ««Ithtf
ein Kad h<, asu dem in demselben Bmnoen gl«ith-
xeitig (I p. 64) geraudeoeii 'd^bris tr^ fmtte»
d*ane statae ^qaestre de petite dimeotioii, tro|>
incomplet« pour puavoir *tre rapproch^s et da«-
ainöii' gehört'; die Frage ttber die Bedentnng der
Jnppitersftuleugrappe könnte damit mit nii*^
SCale endgültig entschieden sein.
2) Ihm'i (B. J. 8^ S. b4) ROckkehr tnx alt«i>
Erklimng anf Epoua^^-encheint jmir all Mdrk-
schritt. Digitized by V^OOg IC
^ 13 -
- 14 —
ist zweifellos die Minerva von Nasium
I, XXVI, 3; die Schnallen I, XXIX, 15,
20, 21 gehören wie vermutlich auch die
Löffel II, XXXm, 5, 7, 10 der Renaissance-
zeit an. Anf Taf. 38 u. 39 des 1. Bandes
ist der herrliche Schatz- und Schmuck-
fund von Nasium (jetzt im Louvre) abge-
bildet, der 1809 in einem Holzkästchen
liegend gehoben wurde : 1450 Stück darin-
li^ende Antoniniane und Denare bestimm-
ten die Yergrabungszeit auf das 3te Vier-
tel des 8. Jahrb. Dabei lagen 8 Colliers,
eins von sehr aparter Form: ö proldene,
mit Filigran gezierte Cylinder wechseln
mit 6 Medaillons, die in darchbmchener
Fassung vier Goldmünzen des Hadrian,
Septimius, Caracalla und Geta und 2 Ca-
nieen der Julia Domna und Minerva ent-
halten. Die anderen bestehen aus Gold-
perlen und Gliedern verschiedener Form;
das Ganze gewährt einen guten t'berblick
über den Damenschmuck des 3. Jahrb.
Vereinsiiaohrichten
unter Redaction der Vereins vorstände.
'^- Backnang, Altertumsverein. Am Mitt-
woch den 28. Dez. hielt der Altertumsverein
seine Winterversanimlung zu Murrhardt im
Gasthof z. Stern. Dieselbe war zahlreich
besucht. Aus den geschäftlichen Mittei-
lungen des Vorstandes, Herrn Obcramts-
banmeister Hämmerle, war zu entnehmen,
dass der Verein gegenwärtig 204 Mitglieder
zählt Einem Antrag des Ausschusses ent-
sprechend, wurde eine namhafte Summe
für Anschaffung der, speziell für rumische
Funde, notwendigsten littcrarischen Hilfs-
mittel bewilligt.
Vorträge wurden zwei gehalten, einer
von Herrn Lehrer Kniescr von Backnang
über das deutsche Bürgertum im Mittel-
alter. Derselbe gab für diesmal eine Über-
sicht über die allgemeine innere und äussere
Entwickhing der deutschen Städte im Mit-
telalter und stellte dazugehörende kultur-
geschichtliche Bilder für ciu anderes Mal
in Aussicht.
Der zweite Redner, Herr Helfer Lumpp
von Murrhardt, behandelte in einem länge-
ren Vortrag die Katakomben. Von einem
Teil der Katakomben Roms wusste der
Redner aus eigener A nschauung zu berichten.
Zunächst fl\hrtc er aber in einer histo-
rischen Einleitung den Ursprung dieser
unterirdischen Begräbnisstätten auf alt-
römische Sitte bei der Totenbestattung
zurück. Es wurde dann von den Namen
der Katakomben gesprochen und sehr ein-
gehend über die Anlage und den Schmuck
derselben. Letztere Ausführungen waren
unterstützt durch treffliche Zeichnungen,
die dem Vortragenden durch Präzeptorats-
kandidat Veitinger geliefert worden waren.
Frankfurt a.M. Verein für Geschichte ^7*
und Altertumskunde. Am 27. No-
vember machte der Verein einen Ausflug
nach Darmstadt, um im dortigen Mu-
seum die neuhergestellte Madonna
Hol b eins zu besichtigen. Vor dem in
herrlichem Farbenglanze erstrahlenden
Kimstwerkc gab Herr Geh. Hofrat Prof.
Dr. Schacfer einen kurzen Überblick
über die bisherigen Schicksale des Bildes,
während Herr Gallerie - Inspektor Hof-
mann die Art und Weise der Restau-
rierung einp^ehend darlegte. Der Verein
darf nicht verfehlen, den gen. Herren auch
an dieser Stelle seinen verbindlichsten
Dank für die so bereitwillig gebotenen Er-
läuterungen auszusprechen.
Am 5. Dez. hielt Herr Konsistorial- ^•*
rat Pfarrer Dr. \V. Basse einen Vortrag
über die Frankfurter Wohlthätig-
keitsanstalten im Mittelalter. Nach-
dem der Redner nachgewiesen, dass die
antike Welt die Pflicht der Liobesthätig-
keit nicht kannte, sondern dass erst mit
dem Christentum die Notwendigkeit und die
Übung derselben erwachte, zeigte er an
der Hand der Geschichte, wie dieselbe, mit
der Zunahme der Gemeinden äusserlich
wachsend, bald in die Hände der Bjschöfe
kam, dort büreaukratisch und durch den
Glauben an die süudcntilgendo Macht des
Almosens auf falsche Fährte kam. Auf
Grund der Lehre des Thomas von Aquino,
nach welcher Eigentum und Erwerh nur
insofern berechtigt seien, als zum persön-
lichen Bedarf notwendig, aller Überfluss
aber der Gemeinschaft gehöre, welche ihn
durch die Kirche den Armen verteile und
dem Gebenden ewige Güter Ermittle, er-
jitized by V:i'
-- 16 -
wuchs eine grossartige Liebestbätigkeit in
KlOdtem und Stiftern und den geistlichen
Ritterorden. Nach Verlust des heiligen
Landes wurde deren Liebesai^beit durch die
Bettelmunche ins Volkstümliche übersetzt,
und es entstanden die zahlreichen Orden
mit ihrer Armenpflege in den Spitälern und
auf den Strassen. Doch wurden alle diese
Anstalten mit der Armut darum nicht fer-
tig, weil sie sich nicht um die Armen,
sondern um die Armut bemühten und darum
den Bettel in erschreckender Weise gross-
zogen. Infolge dessen nahmen die Magistrate
die Wohlthätigkeit in die Hand, und seit
der Reformation bemüht sich die bürger-
liche Gesellschaft um die Losung der
Armenfrage. Darauf sprach der Vor-
tragende über das Hospital zum hei-
ligen Geist, ein Glied des grossen von
Guido von Montpelliers 1197 gestifteten
Ordens zum heiligen Geiste; der Ursprung
ist unbekannt, von 1278 ist die erste Ur-
kunde, 1461 wurde Kirche und Halle ge-
baut, die 1840 nach der Übersiedelung in
das neue Geb&ude abgebrochen wurde.
Der Antoniterhof — 123 5 von Ross-
dorf aus erbaut, beherbergte die Tönies-
Herren, welche die vom Feuer des hl. An-
tonius Befallenen pflegen sollten. Der Orden
kam zu Ansehen und Wohlstand, entartete
rasch, stellte seine Thätigkeit ein und
kam in die Hände der Kapuziner, welche,
1633 vertrieben, 1725 zurückkehrten, aber
1802 säkularisiert wurden. Die Beginen
wohnten hier in 59 Häusern, pflegten
Arme, ernährten sich als halb klöster-
liche Genossenschaft von ihrer Hände Ar-
beit. Die Rosenberger Einigung ist 1452
von der Witwe des Heinrich Rosenberg
als Beginenhaus gestiftet worden. Zum
Sehluss wurden noch die B e c k a r d e n er-
wähnt, die ihr Haus am Eck der Wilden
Manns -Gasse und des Trierischon Hofes
hatten, bei Beerdigungen mitgingen. Tote
bestatteten und Kranke pflegten. 1587
sind sie verschwunden.
19. Am 18. Dezember wurde in Gemein-
schaft mit dem Freien Deutschen Hochstift
und dem Verein für das Hlstorisrhe Museum
die alljährlich stattfindende W i n c k e 1 -
mannsfeier begangen ; das Arrangement
hatte das Hochstift übernommen. Hr. Prof.
- 16 -
Dr. A. Schmarsow aus Breslau hielt die
Festrede üherDonatello; dieselbe wird in
dem bald erscheinenden zweiten Hefte der
Berichte des Freien Deutschen Hocfastiftes
1888 veröffentlicht werden, weshalb ein
ausführlicherer Bericht über den trcfliichen
Vortrag an dieser Stelle unterbleiben mag.
REVUE HISTORiaUE
DIRIGfiE
PAB
G. MONOD,
Maltre de Conferences k T^ole normale sap^rieare,
Directeur-adjolnt k r£oole des Haute« «indes.
(XIII ANN£e, 1888.)
La BBVÜK H18T0BIQÜE paralt ton« le» deax
moi«, par lirraisons «rrand in-S de 15 k 16 fenUles.
de mani^re k former & la fin de rann6e trois besux
volnmes de 500 pages chacnn.
CHAQÜE LIVRAISON CONTIENT.
I. Plusienre artieiUs de/ond», comprenaat ohacun.
s'il e«t possible, nn travall eomplet — II Des
Milanges et Variä'^s, compoe^s de doenment« inMH;
d'une «tendue restreinte et de conrtes notices «qt
des point« d*h{«tolre curienz ou mal connu. —
IIL Un BuUetin kistorique de la France etder^traager.
foumissai»t des rensetgnement« aosst eomplete qn«
possible snr tont co qni tonohe aux «indes histo-
riqnes. — IV. Une anal»»« de» pMieaiums pinaüqmeM
de ]a France et de l'Mrsnger, au point de Tne de?
«indes hfstoriqnes. — V. Des eoMpUe rendw criü^ita
des livres d^histoire noureanx.
Abonnements: Un an, FarU, 30 fr.
Departements et «tranir«'« ^ ^•
La Uvralson 6 fr.
Les anuöes 6conl6ee se vendent 8«par«meiit 9ß
francs, ei par fascicules de 6 franos lies fascicnlw
de la preml^re ann«e se vendent 9 franos.
La RKVUE HI8TORIQUK, fond«« en 187S.
a acqnis, par la solidit« de ses iravaux, par l'aboa-
dance de ses informations et par rimpartialit^ d«
ses jugemenis, nne auioriti:' incontestve dans le
monde savant. Ind«pendamment de« mimolrw
origiuanx inscr^s dans cfaaqne livrabon, et qni
sont signöB des noms le« plus antori««» de U
«cience, par ses bulleiin«, «es compies rendos. m
chronique et son analyse des recneils p#riodiqne*.
eile fournit snr le monvement historiqne en France
et k rötrantrer nn ensemble de ren««ign«in«it>
qn'on ne pcnt trouver dan« ancune pnblicatton
aualogue. Interessante pour tont«« les cUsses df
lectenr«, la REWK HISTOKIQUE est un T*per-
tolre et un gnide indispensable ponr le« histoneof
de profeesion, en particnlier pour les archiviite»
et les professeurs, et pour cenx qni »e destinenl
k reuseignement de Thisioire.
A Paris, chez MlTx ÄLCäN, 10,\
bouleoard SaitU-Germam.
Chez tou8 les Ubraires et dans Um ie$
bureaux de poste,
Verlag der Fr. LlllU*«cben Bnehhaudlnng in Trier:
Lahneck und ÖberJahnstein.
Bin Beitrair ««' SpemtalseseUehte <•'
von Dr. luL Wtgeler.
Preis 80 Pfg.
m. LINTZ-aCHC BUCMDRUCKCRCt IN TRlI
Z-aCHC BU
iß^pitized c
Kedigirt
Ton Dr. Htttiitr In Trier
und
ProfMStr Dr. Lam^rtcht
In Bonn.
der
der
FR. LINTZ'lcDfln
In TrL«r.
Westdeutschen Zeitschrift für Geschichte und Kunst,
zngleieh Organ der historieelL-aiitiqaarischen Vereine zn Backnang, Birkenfeld, Diirk-
hein, Dfisseldorf, Frankfart a. M., Karlsruhe, Mainz, Mannheim, Neuss, Speyer,
Strassbnrg, Stuttgart und Worms, sowie des anthropologischen Vereins zu Stuttgart.
♦
Februar.
Jahrgang TU, Nr. 2.
1888.
Dm Korrespondensblatt erscheint in einer Auflage von 3600 Bxemplaren. Inserat« k 26 Pfg. für die
gespaltene Zeile werden von der Verlagshandlang und allen Inseraten -Bnreans angenommen, Beilagen
nach Uebereinkonft. — Die Zeitschrift erscheint riertelj&hrlichf das Korrespondenzblatt monatlich. —
Abonnementepreis 15 Mark für die Zeitschrift mit Korrespondensblatt, für letsteres allein 5 Mark.
Neue Funde.
0. Saalburg. [Oculiftenfttmpel]. Auf der Saal-
Inirg, dieser reichen Fundstätte fiirj römi-
sches Gerät, haben die durch Baurat Ja-
oobi mit dankenswertester Energie und
Sorgfalt geleiteten Ausgrabungen nun auch
einen Oculistenstempel zu Tage gefördert.
Das Steinchen wurde „am 13. August
1887 etwa 80 Meter vor dem Kastell
Saalbnrg neben der Hauptstrasse im Brand-
schutt hinter einem Keller in Gemeinschaft
mit Terra Sigillata-Scherben u. A. gefun-
den^. Es ist jetzt dem Saalburg-Museum
iu Homburg überwiesen.
Das Plättchen hat die gewöhnliche, bei-
nahe quadratische Form (es ist 42 mm.
lang, 35—36 breit und 10 dick), besteht
aber nicht wie die meisten der Übrigen
derartigen Petschafte aus Serpentin, son-
dern aus feinem Steine, welcher von einem
Sachverständigen , vorbehaltlich näherer
Untersuchung, für sandigen Thonschiefer
erklärt wird*). Von der oberen und un-
teren Fläche sind Teilchen abgebrochen
und dadurch die vier Kanten mehr oder
weniger defect geworden. Dieser Stein
eignet sich (wenigstens jetzt) nicht gut
zum Siegeln, da er Feuchtigkeit absor-
biert und die zu bestempelnde Masse
leicht an ihm haften bleibt. — Was von
Aufschriften noch sichtbar ist, habe ich
nachstehend abgebildet. Die 4 Kanten-
äächen sind auf diesem Facsimile in der
1) Orotefeud, Die Stempel der röm. Augen-
ärzte, Hannover 1867, S. 3 erwähnt das Vorkom-
men von Ocalistenstempeln ans Schiefer.
Reihenfolge imter einander gesetzt, wie sie
auf dem Original hintereinander stehen
(also 2 hinter 1, 3 hinter 2, 4 hinter 3
und vor 1).
Auf Seite 1 ist deutlich zu lesen:
LEPIDIP
Der letzte Buchstabe (P oder vielleicht
defectes R) ist nicht wie die vorhergehen-
den eingeschnitten, sondern besteht nur
aus fein eingeritzten Linien. Die Ober-
fläche ist hinter Lepidi und unten abge-
rieben; ob eine 2. Zeile dagestanden hat,
lässt sich natürlich nicht feststellen. —
Der Augenarzt Lepidus hat sich, soviel ich
weiss, bisher noch auf keinem Stempel
gefunden*). Das P würde dann der An-
fang des Medicaments sein, z. B. peniciUum
oder dgl. Die Erklärung L. Epidi(i) mit
1) Es sind deren bis Jetzt weit über 100 be-
kannt. Grotefend a. a. O. fahrt 112 StUck auf;
sp&ter zu Tage gekommene findet man bei ViUe-
fosse und Thödenat (im Bull. Monum. t. 47-49).
in den Bonner Jahrbüchern und in anderen Zeit-
schriften. Eine vollständige Sammlung wird dar
Xin. Band des Corpus Inscr. Lat. geberQOö[^
— 19 —
— 20
folgendem Cognomen wäre ebenfalls mög-
lich, sie ist aber deshalb weniger wahr-
scheinlich, weil nach L kein Punkt dasteht,
die betr. Stelle aber gut erhalten ist.
Übrigens kommt auch ein L. Epidius auf
keinem dieser Stempel vor. — Auf der 2.
Kante sind nur ein paar ganz dünne Striche
zu sehen, welche zufällige Verletzungen oder
Gekritzel zu sein scheinen. — Die 3. Fläche
zeigt oben in der Mitte Reste von ein-
gravierten Buchstaben, welche unlesbarsind.
Nach dem Ende dieser Zeile zu kann noch
etwas gestanden haben und abgebrochen
sein, sonst ist aber diese Seite nicht be-
schrieben gewesen. Denn die Oberfläche
ist ziemlich intakt erhalten, wie die vor-
gezogenen Linien beweisen. Derartige kurze
Aufschriften finden sich auch sonst; so
enthält der Stempel von Poitiers (Villefosse
u. The'd. n. IX, Bull. xMon. 47 p. 599) auf
Seite 1: diu zmi/r(nes), 2: dia gla(uceu)j
3 : phoSj ohne jede Angabe des Arztes. —
Auf der 4. Seite steht nur PO und zwar
ganz fein eingeritzt; wahrscheinlich sind
ausserdem noch Spuren vorgezogener Linien
zu erkennen. Wir dürfen daher annehmen,
dass auf dieser und vermutlich auch auf
der anderen Schmalseite (2) überhaupt keine
Inschrift eingraviert war.
Auf der oberen und unteren Fläche ist
keine Schrift oderZcichnung zu sehen. Jene
ist grösstenteils, diese zu einem Drittel ab-
geblättert; der Rest beider aber abgerieben,
und zwar ist das Steinchen hier offenbar
zum Wetzen verwendet worden.
Grotefend S. 8 Anm. 7 erwähnt ohne
Beleg, dass in römischen Lagern dergleichen
Stempel gefunden worden sind; wahrschein-
lich gehört dahin das auf dem Glacis von
Karlsburg (Apulum) zu Tage gekommene
Stück iGrotcf. S. 22; Corp. III n. 1636).
Dass die römischen Truppen ihre Ärzte
und die Lager ihre I^azarette hatten, ist
bekannt genug. Auch ein Specialist für
Augen hat sich im römischen Heere schon
gefunden, nämlich bei der britannischen
P^lotte: "A^Log, 6q>%ctliny.bq czcXov Bgerccv-
vixoi', wie Grotefend S. 66 aus Galenus
(XII 786 ed. Kühn) richtig nachgewiesen
hat. (K. Zangemeistcr.)
21. Steinwerkzeuge von Offstein in Rhetn-
Hesten. Gelegentlich meines Aufenthaltes
in Obrigheim im Jahre 1886 zum Zwecke
von ^Ausgrabungen brachten mir die Ar-
beiter 3 Steinwerkzeuge. Dieselben wur-
den beim Bahnbau der Linie Ofistein-
Worms ganz nahe dem Bahnkörper in der
Tiefe von ca. 1 m gefunden in Vergesell-
schaftung mit Knochen und irdenen Scher-
ben. Dass die Knochen von einer mensch-
lichen Bestattung herrührten, liess sich
noch konstatieren. Die Leichenreste lageo
darnach wie die Skelette von Monsheim
und Kirchheim a. d. Eck (vgl. d. V.'s
„Studien" V. Abt.) von Korden nach Sü-
den im blossen Lehm. Offenbar haben wir
es hier demnach, sowie nach dem Typus
der dabei vorgefundenen 3 Steinwerkzeuge
mit einer Bestattung aus neolithischer
Zeit zu thun. Die 3 Stein Werkzeuge, welche
bei den Leichenresten lagen, repräsentieren
drei vcrechiedene T}T)en von Werkzeugen.
Alle drei bestehen nach ihrer Struktur
aus einem entweder vom Taunus oder
vom Hunsrück stammenden Schieferge-
steiue (Hornblendegneis?). Das 1. Instru-
ment ist ein durchbohrter Hammer von
1(\8 cm Länge, 6,8 cm gröSBter Breite,
3 cm Höhe. Das central gebohrte Loch
von 2,8 cm Durchmesser liegt mehr dem
Barte des Hammers als der Schneide zn.
Das 2. Instrument besteht aus einem zom
Teil abgebrochenen M e i s s e 1. Erhalten ist
er noch auf eine Länge von 10 cm. Das
Werkzeug hat eine Höhe von 3,8 cm, eine
Breite von 2,8 cm. Die untere Seite zeigt
sich glatt abgeschliffen. Das interessan-
teste Stück ist das dritte. Es ist eine
kleine Hacke, wohl erhalten, während die
übrigen 2 Stücke stark lädiert sind. Sie
hat eine Länge von 6,8 cm, eine Schneiden-
breite von 3,8 cm, eine Dicke von 3—5 mm.
Diese kleine Hacke zeigt zugleich oben
eine nach den Seiten zulaufende gleich-
förmige Abdachung, während sie unten
flach zugeschliffen und an der Schneide
sich bis auf eine Breite von 1,2 cm
abgeschliffen zeigt — Auch zu Mons-
heim und Kirchheim a. d. Eck wurden
solche Bodenhacken, aber von grösseren
Dimensionen vorgefunden, während 2 klei-
nere, entsprechend der von Offstein, von
Kirchheim a. d. Eck herrühren und vom
Verfasser in den^-^nStudi^** VII. Abt
Digitized by VjOOQIC
— 21 —
- 22 —
S. 36 — 37 besprochen resp. abgebildet sind.
Ob diese kleine Hacken mit horizontal
wirkender Schneide auch zum Bodenauf-
hacken gedient haben, ist eine offene
Frage. Jedenfalls benützte man diese
Werkzeuge zu Geschäften des Friedens,
und es unterscheiden sich diese Typen
von mittelrheinischen Steinwerkzeugen sehr
scharf von den zahlreichen Beilen aus
derselben Gegend mit vertikal wirken-
der Schneide und doppelter Abschlei-
fimg an der Schneide. Letztere mögen
immo laco als Waffen benutzt worden
sein, ähnlich den späteren Eisenbeilen.
— Aus der Yergleichung der Steinwerk-
zeuge vom Ostabhang der Hart, insbeson-
dere von Monsheim, Offstein, Kirchheim
2l. d. Eck, sowie von Mussbach mit solchen
von der Dürkheimer Ringmauer und
dem Drachen fcls geht offenbar eine be-
deutende Differenz hervor. Wir müssen
in Zukunft Ackerwerkzeuge u. Kriegs-
waffen scharf scheiden. Ob diese beiden
Arten von Artefakten denselben Stämmen
oder verschiedenen, ob einer und der-
selben Epoche oder mehreren angehörten,
ist eiije offene Frage. — Auch Prof. Fraas
hob jüngst bei Besprechung der neolithi-
schen Gräber von Cannstatt in der Bei-
lage zur Allgem. Zeitung 1886 Nr. 208 diese
Differenz der deutschen Steinwerkzeuge
hervor. (Dr. C. Mehlis.)
22. Miwsbach. Auch von Mussbach bei
Neustadt a. d. Hardt ist d. V. dieser Zeilen
eine der oben geschilderten kleinen Hacken
jüngst bekannt geworden und zwar aus dem
Nachlass des f Lehrers Philipp Schneider.
Dieselbe besteht aus [demselben Gestein
wie die Offsteiner, ist aber etwas- kleiner
6 cm L. gegen 6,8 cm, 4 cm Schneidenbreite
5^7 mm Dicke — und plumper gearbeitet-
— Mögen die HH. Kollegen Ihre Beobach-
tungen über diese Hacken in ihren Samm-
lungen mit diesen Bemerkungen gef. ver-
flrleichen! (Dr. G. Mehlis.)
23. DOrfcheim, 26. Dez. Die romanische Chor-
kirche des Klosters Seebach, für dessen
Herstellung Hr. Regierungspräsident von
Braun ausserordentlich viel gethan hat,
soll mit einem Abzugskanal versehen wer-
den. Bei der Entfernung alter Schutthaufen
wurden vor Weihnachten viele Architektur-
stücke gefunden, welche für die Entwick-
lung der mittelrheinischen Baukunst von
Belang sein dürften. Bei der Freiräumung
des nördlichen Seitenchores stiess man auf
einige Hunderte von menschlichen Schädeln
und Beinknochen. Dieselben rühren von dem
früheren, in der kleinen Krypta (viereckigen
Raum mit vier starken, in einem Mittel-
stücke sich schneidenden rechteckig ge-
formten Rippen) befindlichen Beinhause her.
Auf der Westseite fanden sich, etwa 8 m
von der Nordwestecke des n. Seitenchores,
im Schutte die Rudera eines reichgeglie-
derten Portales, welches an der Nordfagade
den Haupteingang zur Kirche bildete. Er-
wähnt seien davon die hübsch kannelierten
Bogenstücke, ferner eine ganze Reihe von
Kapitalen, geziert mit elegantem Blätter-
werke in der Art des spätkorinthischen
Akanthusblattes (vgl. ähnliche Kapitale von
Heiligenkreuz und vom Portal zu Heils-
bronn bei W. Lübke: „Grundriss der
Kunstgeschichte" I F. 234 und 235). Eine
besonders schöne Kämpferplatte ist for-
miert aus 3 Kapitalen und hat eine Länge
von 1 m, Breite von 60 cm, Höhe 40 cm.
Erhalten ist ferner das Tympanon von
1,1*^ m Länge, 60 cm Höhe und 40 cm
Breite. Die Mitte desselben nimmt ein
byzanthinisches Kreuz mit verdickten Bal-
kenenden ein. Das Portal ist vermutlich
dem ersten Dritteil des 13. Jhrh. zuzu-
weisen, wie auch Hr. Otte nach den spitzen
Scheidbögen des Hauptchores annimmt.
(Dr. C. Mehlis.)
Fels in Luxemburg [R0m. Gräber]. Am 24.
5. Januar fanden Steinbrecher bei Fels,
am s. g Hasenley, ein oder vielleicht auch
zwei röm. Gräber (Genaues zu erfahren
war mir nicht möglich). Erhalten sind : 2
doppelhenklige Urnen aus weisser, etwas
gelblicher Erde, c. 0,35 m h., von denen
jede etwa 8 — 10 Liter halten mag, in der
einen waren die Asche und einige Knochen-
fragmente; eine einhenklige Urne, etwas
kleiner als die andern, von derselben Ge-
stalt und aus demselben Stoff; eine Urne
aus demselben Stoff, etwa 0,20 m hoch ;
eine Urne aus hellgrauer Erde, mit einer .
etwa 10 cm h. Verzierung aus kleinen neben
einander liegenden Quadraten wurde zer-
brochen; ein Teller von 0,26 m. Dchm.,
schwarz, im Bruche weiss, mit dem Tupfer-
siegel ilVHÖFF', das sich dreimal wieder-
holt. Andere kleinere Gefässe wurden ganz
zerschlagen.
Von Beigaben wurden gefunden : 2 Paar
grosse Scheibenilbein, mit erhabenem Bug,
der ebenso wie der hinterste Teil mit Schmelz
ausgelegt war; beide schön verziert. An
dem einen Paar befindet sich, auf dem
Rucken, das Siegel (CON), das andere Paar,
ein wenig kleiner, hat keine Siegel. — Ein
Metallspiegel, ohne jede Verzienmg, wurde
in mindestens 20 Stücke zerbrochen und an
vielleicht 8 — 10 Personen verteilt.
Die auf diese Funde hin von der histori-
schen Gesellschaft veranstalteten Nach-
grabungen haben kein Resultat ergeben.
Ein in der Nähe befindlicher Mauerkom-
plex wird im Frühjahr ausgegraben werden.
(N. van Werveke.)
25 Cleve, 13. Dez. 1887. [ROm. Sarg in Qual-
burg]. Im vorigen Jahre wurde in Qualburg
im Bruchkamp immittelbar an der jetzigen
Chaussee von Cleve nach Calcar, etwa 7
Min. von dem Abweg dieser Chausee nach
Berg und Thal, bei der Fundamentierung
eines Schuppens ein tufsteinerner roher
Sarg gefunden. Er ward zerschlagen. Neben
demselben standen 3 einhenklige und 1
zweihenkliger Krug und lagen mehrere
Brachstücke eines dünnen Bronzebleches.
Die beiden grössten derselben weisen auf
eine ehemalige Länge von Wlt, eine Breite
von 13 cm; das Blech ist mit Rosetten, die
mit concentrischen Kreisen ornamentiert
sind, geziert und ist auf der Oberfläche
hellglänzend; vermutlich bildete es den
Beschlag eines Kästchens; es befindet sich
in meinem Besitze. (Dr. Schölten.)
Chronik.
Mg [Harster], Katalog der historischeu Ab-
teilung desMuseums in Speier, Speier
1888. 8«. 116 S. mit 1 Tfl. in Lichtdruck.
Hr.] Die Schrift ist herausgegeben zur
sechzigjäh rigeu Gedenkfeier der Gründung
des historischen Vereines der Pfalz. Wie uns
die Einleitung belehrt, ist der Verein, wie
viele bayerische Vereine, auf eine im Mai
1827 gegebene Anregung König Ludwigs I
entstanden und trieb unter seinem Präsi-
— 24 —
deuten, dem kgl. Regierungspräsidentes
J. von Stichaner, einem um die historische
Wissenschaft eminent verdienten Manne.
sofort eine kräftige Blüte. Aber sie faieh
unglücklichen Einflüssen nicht stand. £r5t
1839 erwachte der Verein wieder und die
von Prof. Rupert Jäger 1842 und 1847
herausgegebenen Jahresberichte legenZetig-
nis davon ab, welcher Rührigkeit sich der
Verein damals befleissigte, welcher intel-
ligenten Leitung er sich erfreute. hW
Jahre 1^8 und 1849 aber gaben den
Pfälzer Patrioten eine ganz andere RichtunL^
ihrer Interessen ; 20 Jahre schlummerte der
Verein; erst 1869 wurde er von neuem
begründet und hat von nun ab durch re?el-
massiges Erscheinen seiner Publikatione:.
von seiner ununterbrochenen Thätigken
Zeugnis abgelegt.
Er hat im Laufe der Zeit eine der
interessantesten rheinischen Altertüms-
sammlungen zusammengebracht. Sie über-
ragt an Sigillatagefössen sowohl durch Zahl
wie Güte alle andern Sammlungen ; in an-
deren Kategonen weniger zahlreich, ent-
hält sie aus allen eine Anzahl ganz her-
vorragend guter Stücke, welche für die
Wohlhabenheit der fröhlichen Pfalz auch
in praehistorischer und fränkischer Zeit
sicheres Zeugnis ablegen ; ich brauche un-
ter den praehistorischen Stücken nur an
das Otterstadt er Nephritbeil , an die
Meckenheimer Gussformen, die Leimers-
heimer Halsreife, an den Rodenbacber
Grabhügelfund, die goldenen Armspangen
von Bohl, den Dürkheimer Goldschmuck,
die Hasslocher Bronzeräder und den Drei-
fuss von Dürkheim zu erinnern. Unter
den römischen Anticaglien ist es die Statuette
des Apollo von Speyer, der reiche Fund
von Bronzegef&ssen aus Rheinzabem, das
Pferdegeschirr samt dem rcichemaOiierten
Gehänge von Geinsheim, der Gladius mit
silberbelegtem Griff :^aus Rheingünnheim,
der Bronzekopf eines Tritons angeblich ans
Schwarzenacker, das Bronzemedaillon mit
Ganymed, die selbst der grössten Samm-
lung zur Zierde gereichen würden. Die
fränkische Abteilung ist namentlich durch
die neuerdings in Obrigheim geführten
Nachgrabungen bereichert worden.
Seit sieben Jahren verwaltete Barster
— 25 —
- 26 -
das Amt des Sekretärs und des Konser-
vators; jetzt wo er im Begriff ist, das
letztere in andere Hände zu geben, hielt
«r es für seine PRicht, nachdem er die
Aufstellung fast der gesamten historischen
Abteilung von Grund aus veränderte und
der frühere von Dr. Maverhofer 1880 ver-
fasstc Katalog dadurch unbrauchbar wurde,
seinem Nachfolger eine raschere und sichere
Orientierung zu ermöglichen, als sie aus
Sttjsseii von Inventarien und Aktenfasziklen
zu gewinnen ist. Dieser Katalog ist er-
treulicher Weise auch zum Nutzen des
Publikums und der Gelehrten veröffent-
licht worden. Er umfasst die ganze Samm-
lunsf, ausser den Antiken auch die zahl-
reichen historischen Ansichten, Münzen,
kunstgewerblichen Altertümer und den
Waffensaal ; nur das Lapidarium wurde
ausgeschlossen, weil dessen 'jetzige Auf-
stellung allzu ungünstig ist.
Der Katalog bezeichnet gegenüber dem
Ma\ erhofer'schen einen grossen Fortschritt ;
die zahlreichen neuen Erwerbungen sind
nachgetragen, die Beschreibungen sind ge-
nauer, die Erkläruugen richtiger, die Fund-
angaben mit musterhafter Sorgfalt aus den
Inventarien zusammengetragen. — Die Be-
schreibung folgt, mit wenigen Ausnahmen,
der Aufstellung ; diese konnte aber wegen
der Art der Räume nicht eine historische
Folge einhalten. Hierdurch ist für den
Benutzer in der Ferne der Katalog nicht
ganz übersichtlich und Überschriften mit
fetten Typen und ein, wenn auch kurzes
Register, wäre sehr erwünscht gewesen.
Dem scheidenden Konservator aber wird
man für die vielen Verdienste, die er trotz
seiner amtlichen Thätigkeit und der vielen
Arbeiten auf anderen Gebieten, um die
Speyerer Sammlung sich erworben hat,
einen herzlichen Dank nachrufen dürfen.
n, Dr. Rieh. Arnoldi in Winningen a. d. Mosel
veröffentlichte vor kurzem einen geschickt
abgefassten Katalog (8", 38 S., Bonn, Buch-
druckerei Georgi 188 7) .seiner Sammlung von
Altertümern, die zum grössten Teil aus vor-
rOmischeu, römischen und fränkischen Grab-
funden von Cobem und Gondorf bestehen.
Darunter befindet sich anscheinend manches
sehr gute Stück. Auffallend ist die Inschrift
DE(ae) DIANAE • V" S'L- M auf einem
schwarzen Trinkbecher.
Im 37. Jahrgang (1887) der Zeit- 23.
Schrift für Bauwesen (red. von Sar-
razin u. Schäfer) hat Oberst von Cohauton
eine Reihe von Abhandlungen (S. 51 — 68,
2)1-t2U, 587—600) über die Mauerverblndo
an alten Bauwtrken d<s Rheinlandet veröffent-
licht, welche folgende Untertitel enthalten:
Quaderbau der Römer, Bearbeitung harten
Gesteines bei den Römern, Quaderbau zur
Zeit der Völkerwanderung, der karolingi-
schen, der höh enst aufischen Zeit. Mörtel -
mauerverband. Handquaderverband. Der
Netzverband. Mauermosaik. Rauhmauer-
Werk. Fischgräten -Verband. Ziegelbau.
Verbindungsmittel. Der Lehm. Der Kalk.
Der Gips.
Den Catalogut quartut abbatu*n Epterna- 29.
censlum von Wiillbrord Schräm hat H. v.
Werveke neuerdings in sorgsamer Be-
arbeitung im Organ f. christl. Kunst ver-
öffentlicht. Entnommen ist derselbe der
Hs. 81 der Sammlungen derHist. Gesellsch.
von Luxemburg, vermutlich dem Gr., oder
wenigstens einer besseren Hs., als sie
Martene et Durand (IV, 510—517) bei der
ersten Publikation (Abdruck nach ihnen
MG. S. XXIII) benutzen konnten.
Misoellanea.
Römischer NHUizfund von Badtn • Baden. 30.
Im J. 1824 wurden auf dem sog. „Quettich"
bei Baden in einem Acker eine grössere
Anzahl röm. Silbermünzen (und 1 Gold-
münze) gefunden. „Die Münzen lagen zer-
streut, mit Grünspan und Kost überzogen
ziemlich auf der Oberfläche des Ackers.
Schon seit längerer Zeit hatte der Eigen-
tümer des Ackers seiner Aussage nach
dergleichen Münzen gefunden und sie je-
weils als altes Silber verkauft.*'
Obgleich die Münzen zerstreut lagen,
ist doch kein Zweifel, dass sie einem ver-
grabenen Schatze angehören. Wahrschein-
lich wurde das Gefäss, in dem sie vergra-
ben waren, da es nicht tief in der Erde
stand, beim Ackern durch den Pflug zer-
brochen und die darin enthaltenen Münzen
zugleich über einen etwas weiteren Raum
verbreitet.
Von den gefundenen Münzen wurde eine
Anzahl „an des Königs von Bayern Iftfje-
stät abgegeben'', andere kamen in die Hände
— 27 —
von Händlern. Den grössten Teil aber,
ungefähr öOO Stück, erwarb Se. Hoheit der
Markgraf (der spätere Grossherzog) Leo-
pold von Baden für seine Privatsammlung.
In den Akten des grossh. Münzkabinets
befindet sich noch ein (nicht allzu genaues)
Verzeichnis dieser Münzen, dem auch die
Angaben über die Auffindung entnommen
sind. Danach waren es folgende Stücke:
Antonius Legionsden. 2 (darunter leg. XIX).
Galba 1 aur. Coh. 2. Aufl.327, 1 den. Coh.öl.
Yespasian 3 den., darunter G. 365.
Titus 3 den., C. 309. 318. 224.
Domitian 8 den., darunter C.51. 217. 234.
280. 286. 397.
Traian 17 den., darunter C. 63. 77. 83. 98.
118. 152. 196. 213. 227. 242. 270. 400.
402. 502.
Hadrian 18 den., darunter C. 99. 137. 263.
464. 601. 716. 74Ö. 963. 1360. 1467.
1460. 1477.
Sabina 3 den., darunter C. 43. 73. 94.
Antoninus Pius 20 den., darunter C. 167.
242. 357. 437. 682. 736. 804. 831. 1023.
Faustina I. 6 den., darunter C. 96. 111. 175.
M. Aurelius 21 den., darunter C. 102. 178.
208. 279. 283. 296. 321. 326. 412. 507.
618. 880. 938. 949. 954.
Faustina II. 9 den., darunter C. 31. 64. 95.
99. 120. 139. 266. 286.
L. Verus 3 den., C. 6. 127. 206.
Lucilla 3 den., C. 6. 36. 89.
Commodus 19 den., darunter C. 45. 63. 216.
279. 346. 365. 382. 408. 662. 664. 746.
803. 830. 833. 878.
Crispina 1 den., C. 16.
Pertinax 2 den., darunter C. 48.
Severus 63 den., darunter C. 31. 39. 109.
136. 186. 206. 212. 219. 236. 261. 301.
330. 342. 359. 361. 386. 396. 404. 442.
464. 464. 472. 476. 476. 501. 614. 526.
531. 643. 686. 692. 606. 612. 628. 642-
669. 660. 697. 741. 744. 764. 794.
Julia Severi uxor 18 den., darunter C. 14.
32. 47. 58. 79. 82. 123. 150. 156. 168.
174. 205. 215. 218. 230. 246.
Caracalla 56 den., darunter G. 26. 61. 64.
71. 76. 80. 84. 89. 97. 108. 143. 160
165. 175. 178. 205. 208. 281. 302. SU!
315. 413. 416. 420. 422. 431. 466. 608.
509. 642. 562. 504. 599. 60(K 658. 664.
688.
— 28 —
Derselbe 7 antoniniane, darunter G. 282.
338. 365. 569. 612.
Plautilla 6 den., darunter G. 10. 16. 21. 25.
Geta 20 den., darunter G. 36. 38. 44. 7(i.
83. 90. 101. 104. 114. 149. 157. 170.
183. 188. 198. 206.
Macrinus 6 den., G. 33. 64. 106. 114. 123.
Diadumenianus 2 den., G. 14. 21.
Elagabal 1 den. G. 32.
„ 2 ant. G. 31. 138.
Julia Aquilia 1 den., G. 2.
Julia Soaemias 1 den., G. 14.
Julia Maesa 1 den., G. 36.
Severus Alexander 2 den., G. 270. 512.
Julia Mamaea 1 den., G. 35.
zusammen 1 aureus, 305 denare und
9 antoniniane.
Der Schatz ist jedenfalls unter der He-
gierung des Severus Alexander vergraben
worden während der Kriegsunruhen, die
damals die Decumatlande heimsuchten.
Nach einer dem Verzeichnis beiliegen-
den Notiz waren nun aber unter den von
Grossherzog Leopold angekauften MönzeD
ausser den obigen noch 180 Stück Dnbletten.
welche, wie es scheint, von dem hohen Be-
sitzer zu Geschenken verwendet wurden. Ein
Teil derselben befindet sich höchst wahr-
scheinlich in dem fürstl. FürstenbergischeD
Münzkabinet in Donaueschingen. In dea
Akten desselben findet sich nämlich ein leider
nur summarisches „Verzeichnis über die ro-
mischen Silbermünzen von Baden, welche im
Jahr 1824 daselbst gefunden worden^ mit
dem Vermerk „die 20 Stücke sind ein Ge-
schenk Seiner Hoheit des Markgrafen Leo-
pold. ** Dass die Donaueschinger Stücke
aus den Dubletten dieses Fundes vom
Quettich stammen, wird eine Zasammeo-
Stellung der Verzeichnisse ergeben:
Karlsr. F.Farswnb.
Dabletten- Mfiiiz-
Varzeichai«. Miunliiug.
Vespasian 1 1
Titus 1 1
Domitian 1 1
Traian 4 1
Hadrian 10 l
Sabina 2 1
Antoninus Pius ... 6 1
Faustina I .... 5 1
M. Aurel 2 1
Faustina II . . f^r^JL]^ ^
Digitized by VjOOJjIC
— 29 —
Karl». F. Fttrstenb.
Dubletten- Mttnx-
Verzeiohnis. sammlang.
Lucilla — 1
Commodus 2 1
Sept. Severus .... 57 1
Julia Domna .... 29 1
Caracalla 28 B
Plautilla 10 1
Geta 19 1
Macrinus . , . . . 1 1
isöst. ~ 2o"st,
(Denare ■. Antonio iane nicht unterschieden).
Die kleine Disharmonie bei Lucilla
dürfte sich wohl aus einer Ungenauigkeit
des sehr fluchtigen Karlsruher Dubletten-
Verzeichnisses erklären.
Die F. Fürstenbergische Sammlung hat
aber auch nach derselben Notiz in den Ak-
ten ans dem gleichen Funde aus Baden durch
Yermittelung des Munzhändlers Ecke! in
Strassborg 66 weitere Stück angekauft. Da-
nach würde der Fund also mindestens be-
stehen aus:
Sammig. t^, . ,.. F. Fttrs-
Sr. k. ^'^^^- tenberg.
Höh. des .^„., Samm- kus.
Groseh. **J'"*- lung
Leopold ^^^- (gekft.)
Antonius m vir. 2 — — 2
Galba laur. Iden. — — laur. l
Yespasian 3 1 1 5
Titus 3 115
Domitian 8 1 — 9
Nerva — — 1 1
Traian 17 4 6 27
Hadrian 18 10 2 30
Sabina 3 2 16
L. Aelius — — 1 1
Antoninus Pius 20 6 14 40
Faustina I 5 5 4 14 .
M. Aurelius 21 2 7 30
Faustina 11 9 2 4 15
L. Verus 3 — — 3
Lucilla 3 1—4
Commodus 19 2 1 22
Crispina 1 — — 1
Pertinax 2 — — 2
ClodiusAlbinus — — 1 1
Sept. Severus 63 57 10 120
Julia Domna 18 29 3 50
Caracälla 63') 28 5 96
PlautUla 6 10 — 16
— 30 —
1) darunter 7 ant.
Sammig.
Sr k.
Höh. des
Grossh.
Leopold
Dublet-
ten
dersel-
ben.
F. Fürs-
tenberg.
Samm-
lung
(gekft.)
aus.
Geta
20
19
3
42
Macrinus
5
1
—
6
Diadumenian
2
—
—
2
Elagabal
3 0
—
—
3
Maesa
1
—
1
2
Soaemias
1
—
—
1
Aquilia
1
—
—
1
Sever. Alexand. 2
—
—
2
Mamaea
1
. 314
—
66 1+
1
1 aur
181
561
Der ganze Fund, soweit er sich noch
konstatieren lasst, bestand also aus 1 au-
reus von Galba und 561 Silbermünzen,
unter denen mindestens 9 Antoninianc, der
Rest Denare waren.
Der Münzfund als solcher ist jetzt nicht
mehr vorhanden. Die Stücke der Fürsten-
bergischen Sammlung wurden ohne weitere
Bezeichnung eingereiht, so dass sie sich
jetzt nicht mehr auffinden lassen. Was aus
den im Besitz Seiner königl. Hoheit des
Grossherzogs Leopold gewesenen Stücken
geworden, konnte ich nicht erfahren; in
das Grossh. Münzcabinet zu Karlsruhe sind
sie jedenfalls nicht gekommen.
(K. Bissinger)
Wiesbaden. [Römisches Gebäude auf dem 31^
Kranzplatze]. Der frühere Konservator des
Museums und Sekretär des nass. Alter-
turosvereins, der um die Erforschung der
nassauischen Vorzeit hochverdiente Archi-
var Habel berichtet in den Annalen des
genannten Vereins III, 2 S. 235 ff. und 3
S. 207 ff. von einem merkwürdigen Funde
römischer Grabsteine, welcher im März 1841
und im Frühjahr des folgenden Jahres auf
dem Kranzplatze gemacht wurde. Als man
beim Umbau des Eckhauses von Langgasse
und Kranzplatz, gegenüber dem Badhause
zum Bock, die Fundamente grub, kam man
einen Fuss unter dem Strassenpflaster auf
eine, die Ecke des Hauses berührende
römische Mauer von 2^]% Fuss Dicke,
welche in der Richtung nach dem Bad-
hause zum Engel, also nach Osten verlief.
Dieselbe ruhte auf grossen Sandsteinplat-
ten, welche ihrerseits auf einem Pfahlroste
1) daroater 2 ant
Digiti
zedby Google
- 31
— 82 —
lagen, offenbar wegen der früher sumpfigen
iieschaffenheit dieser Örtlichkeit, gerade
wie auch die Ueidenmauer in der Tiefe
der Langgasse auf Pfählen geruht hatte.
Die Sandsteinplatten erwiesen sich später
als Grabsteine mit Inschriften; dieselben
hat Habel mit den später gefundenen an
den angeführten Stellen der Annalen ver-
öffentlicht, nach ihm sind sie dann in den
Inscript. Nassoicae und nach diesen bei
Brambach abgedruckt worden. Weitere
Nachforschungen ergaben, dass die ge-
nannte Mauer sich noch weiter erstreckte
und die eine (nördliche) Seite eines rö-
mischen Gebäudes bildete, dessen andere
Seiten alsbald ebenfalls in den Fundamen-
ten zum Vorschein kamen. 18 Fuss näm-
lich von dem genannten £ckhause zweigte
sich eine Mauer rechtwinklig nach dem
Badhaus zum Bock zu ab, von welcher
ebenso eine der ersten parallele Mauer
nach Osten ausging; zuletzt schloss eine
vierte Mauer im Osten das Ganze. Der
Baumeister Kihm nahm damals sofort ei-
nen Grundriss des unzweifelhaft römischen
Bauwerkes auf, sowie der nachher gefun-
denen Mauern und legte denselben der
Generalversammlung des Vereins vor ; doch
weder er noch Habe! fanden nachher die
Zeit den Riss mit einer Beschreibung 'zu
veröffentlichen, ja er scheint ganz verloren
gegangen zu sein. Das Verdienst, nähere
Angaben über den Befund gerettet zu ha-
ben, gebührt dem Ober - Med. - Rat Dr.
Reuter, welchem Kihm in seiner letzten
Krankheit auf Ersuchen seine Notizen in
die Feder diktierte. Dochj auch Reuter
kam mit der beabsichtigten Bearbeitung
nicht zu Ende; er scheiterte an der Zeich-
nung, da nicht alle Angaben mit einander
oder mit der Örtlichkeit selbst stimmten.
Da Reuter dem Unterzeichneten schliess-
lich die Kihm'schcn Notizen übergab, so
erachtet derselbe sich für verpflichtet, die-
selben nicht länger zurückzuhalten, zumal
es gelungen zu sein scheint, durch Ände-
rung einer Angabe die Lage des Gebäudes
festgestellt zu haben, welches sich nunmehr
mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit rekon-
struieren lässt. Wir haben den Versuch
gemacht und legen ihn unter Vorbehalt
etwaiger Verbesserungen hier vor.
«9
'S
l",.
Das römische Gebäude auf dem Eranz-
platz bildete nach den Mitteilungen Kihms
ein verschobenes Oblongum mit ungleichen
Seiten :
die uördl. Langseite war 101' 9" rh. lang;
die südl. „ „ 99^ 6" „ „
die östl. Schmalseite „ 44' 8" „ „
die westl. „ „ 43' 6" „ „
Es war durch drei Quermauem in vier
Räume von ungleicher Grösse abgeteilt;
diese Mauern waren 21" breit und 18"
hoch. Der erste Raum von der Langgasse
aus gerechnet war 31' 6" breit, 40' lang^:
der zweite war 21' 8" breit, 40' laag:
der dritte „ 11' 3" „ 40' 8" lang:
der vierte „ 23' 8" „ 40' 8" ^
Da, wo die westliche Mauer nach dem
Badhaus zum Bock sich abzweigte, war sie
im Fundament 3' 1 1" breit, 4' 5" hocb
und 1' unter dem Pflaster*).
1) DieM Zahl ist — wio bei den folgeadeo
Bäumlichkeitea — xu grosi; di« Lftage betrag
43< 5" — 2 X (8' 11") ^ c. 86'.
2) Man bat offenbar die Kaner an den vaden
Stellen zu messen niclifr-far nötigr gehalten.
Digitized by VjOOQ IC
- m —
^ M —
Der AüfanjEf der Mauer an dem erwähn-
ten Eckliüuse mhte auf einem Grabstein
von Sandstein, welcher 7 9" lang und 3'
breit, 1' dick war*). Seine glatte Ober-
däcbe zeigte eine rumische Inschrift; der
Stein lag auf einem Fundament von rohen
Bruchsteinen mit einem Mörtel von Kalk
und zerstossenen Ziegelsteinen. Der obere
Teil zeigte Verzierungen, der untere war
bis auf 2" Länge roh behauen. An diesen
Stein stiess ein zweiter, lang 6' 9", breit
2' 9", dick 9",
ein dritter 6' lang, 2' 10" breit,
ein vierter 8' „ 3' „
ein fünfter 7' „ 2' 9" „
ein sechster 6' 9" „ 3' 4" „
ein siebenter 7' 4" „ 2' 9" „
Die beiden folgenden (Nr. 8 und 9) waren
in Hinsicht auf Grösse und Bearbeitung
den genannten ähnlich, aber i noch ?) ohne
Inschrift und Verzierung, 4' 4" lang,
der zehnte Stein war 8' lang, 2' 9" breit,
der elfte „ „ 6' „ 3' 3" „
der zwölfte „ „ 5' „ 2' 9" „
der dreizehnte „ 5' 4" „ 2' 9" „
Es folgten wieder vier kleinere roh
behauene, zu Grabsteinen bestimmte Plat-
ten, dann ein grösserer, 6' 5" lang, 2' 10"
breit, ohne Inschriften; der letzte bildete
das Fundament der nordöstlichen Ecke;
auf einem gleichen Steine ruhte auch die
südöstliche Ecke.
Die Schriftseite der zwei ersten Grab-
steine war nach oben, die der anderen
nach unten gekehrt; sie alle ruhten, wie
oben bemerkt, auf einer Lage von acht
römischem Mörtel von 6" bis 10" Höhe;
ein gleicher Mörtel bildete die Unterlage
der auf ihnen aufgf'führten Mauer, welche
aljcr nur mit gewöhnlichem Speis von Kalk
und Sand errichtet war. — Die Pfähle,
auf denen das Ganze ruhte, waren 6" dick
und standen 3' tief in der Erde, doch wa-
ren sie zum Teil ganz verfault."
In der Mitte der Umfassungsmauer [auf
welcher Seite ?] war ein Eingang, 4* 4" im
Lichten breit; Schwelle und Seitenmauem
bestanden aus behauenen Steinen, diese in
^rei Lagen, 3' hoch, jene 1' hoch. — An
1) Wir fahren die Kihmischen Mause an,
aacU wenn sie mit den von Habet angegebenen
nicht aberall itiiBmen.
die südliflic Lau^eitc sticsa ein gewölb-
ter Keller* dessen eine ij?eiie durch die
Umfas 8 nng^ m lui e r ge bild et w u rde ; mau 1 1 o -
merkte uebeu derselben den Ansatz zu
einem Gewölbe. Der Keller war l(i' 9"
lang, 12' 2" iin Liebten breit. Die Trepi>e,
welche hinab fuhrt e, war 4' 4" breit und
hatte vier aus Bruchs t einen gemauerte
Tritte; die Tiefe betrug 4'.
Die erste Äbteilungsmauer setzte sich
bis 'iw diin Häusern nach N. fort und
konnte deshalb nicht weiter verfolgt wer-
den. Die östliche lief nach beiden Seiten
weiter, und 7war traf sie im N\ in einer
Entfernung von 12' *), im S. in einer Knt-
fernung vc^u IC *) auf die Häuser (im S,
auf den englischen Hof).
In dorn Keller und den oberen Räumlii-h-
keiten wurden u. a, gefunden ein Kraluiea
von Broiwc, oVs' lang, 5" dick, ein massi-
ver Kno]>f von Bronze, prünsclich unkennt-
liche iliinüen, anscheinend Kleiuerz, Bnicli-
stücke einer Fibula und von terra sigillata:
in dem Hofe des Eckhauses, zwölf Schritte
von dem Gebäude, eine Mlinze von Cnn-
stantin (Klcinerz), ein Stück eines oberen
Säulcnschaftes; unter dem ersten Ontb-
stein lag ein dorisches und ein jonisches
Kran^gesinis.
" ParallH mit den Ostlichen Mauern, iF
!• '' davon entfernt, zog eine andre Mauer,
mit dieser iu einer Entfernnnt? von IV
3" ebenso oine zweite, beide Itis ku Hanseru
hin. Der umscbloasene llanm wurde dtircU
drei Mauern in tvrel geschlossene Zimmer
abgeteilt; das südliche war VA* 2** lanj?,
11' 4'' hreii(?) und hatte in der tist Heben
Ecke einen W 9" weiten Eingang: die
Schwelle war von rauhem Sandstein ge-
bildet, das Zimmer selbst mit Estrich
belegt, [Jas aweite Zimmer war ebensa
breit und lang und hatte zwei ThüröflT-
nungen, die eine gleichfalls in der süd-
1) Dift» beid«n ZahLiiD aitid fal»cfa^ wArAn
•I« rictitltr, Bu wUrd« die Kutf^mung vom Kord^
puakCfl Uii Eiim S(li]pDtikt4 li' -f 44' S' -|- 1B'
7i' 8" liGtmg«[i, wahre u4 uxei io Wahrheit o Vhä'
betrigt. mlir» c, 4(1' iiifl>ir, wulc?lifl fn deti inbrniste-
nftDDteD ZaIiIaq ztigAfltfit werdau iiiliiBDn, Sstzflu
wir ^i HtAtt lä und Sß Btatt l&, »o ar^l«bt alolk
danftcli aina Kichtna^ dsi Qftbaiitlvfii wAlehe intt
den ADflulian eiii[g«r nuch lebaadca Feriuneti
stimmt, ilk bei der Aaignbiihg ftiiffBgaii w»f«a
und geu4Q AufdiarlttAa.
Digitized by
Google
— 3.J —
— 3) —
liehen Ecke, 3' 9" weit, mit einer Schwelle
von Sandstein und in gleicher Höhe mit
dem Estrich des Zimmers ; die andere war
in der Abteil ungsmauer, von gleicher >yeite
und mit gleicher Schwelle.
. Parallel mit diesen flauem verlief eine
dritte, welche gleichfalls unter den Häusern
verschwand. Der Zwischenraum — W G" —
war ebenfalls durch Zwischenmauern in
kleinere Räume abgeteilt. In der äusseren
Mauer befand sich [wo ?] eine Nische, 1' 4"
breit, 1' 2" tief; nach oben waren Ziegel-
steine gegeneinander gestellt und bildeten
eine dachförmige Decke ; ein Ziegel zeigte
noch den Rest eines Stempels der 22ten
Legion. Neben den kleinen Räumen war
[wo?] ein viereckiges Postament von 1' 4"
im Quadrat aus rotem Sandstein, in der
Mitte ein Loch. Man fand hier einen
sehr verschliffenen Schleifstein von rotem
Sandstein.
An dieses Gebäude schien sich ein
anderes anzuschliessen, wenigstens stiess
man in einer Entfernung von 1' 6'' auf eine
weitere Mauer, 2' dick, 2' 4" hoch; doch
konnte sie nicht weiter verfolgt werden.
Soweit Kilim. Es erhellt, dass nament-
lich die letzten Angaben unzulänglich sind
und ein genaues, klares Bild nicht geben.
Wir enthalten uns auch aller Vermutungen
und fügen nur soviel hinzu, dass, wenn, wie
versichert wird, der ganze Charakter der
Mauern ein ächtrumischer war, das grosse
Gebäude erst in der letzten Zeit der An-
wesenheit der Römer kann gebaut sein,
da man die Grabsteine zum Unterbau
zu verwenden sich erlaubte. (Otto.)
32. Zu dem Hetfdemheimer Militärdiptom. Der
auf dieser Urkunde (Wd. Korr. III, 74 und
IV, 11) genannte Konsularlegat, von
dessen Namen nur der Schluss des Cog-
nomen erhalten ist, kann, wie ich glaube,
mit ziemlicher Sicherheit bestimmt werden.
Hammeran las ALBINO oder VLLINO
und riet auf Clodius Albinus, von dem
bezeugt ist, dass er unter Commodus gegen
die uberrheinisclien Germanen kämpfte.
Mommsen las VILINO oder ebenfalls
VLLINO und dachte an Beinamen wie
Aquilinus, Paullinus, Catullinus, Nenxllinus
(Eph. epigr. V p. 617). Nun steht aber
auf der Öhringer Inschrift Brambach 1559
nach genauer Lesung P * COR • A . . .
. . . 0 • LEG ■ AVG • PR . . . , wie ich schon
in meinen „Rom. Inschr. im Wirt. Franken"
(1870) nachgewiesen habe, und zwar so^
dass die senkrecht stehende erste Hasta
von A auf die Ligatur AN hinweist Die
von E. Hübner (ohne Kenntnis der Beste
des Cognomen) ausgesprochene Vermutung,
dass hier an P. Cornelius Anullinus,
COS. 216 (Wilmanns 2317. 2868), zu denken
sei, ist daher so gut als sicher. Wenn
wir nun sehen, dass auf dem Militärdiplom
von Heddernheim VLLINO nicht blos mög-
lich, sondern durch die Übereinstimmung
Hammerans und Mommsens wahrscheinlich
ist, so wird wohl hier derselbe Mann ge-
nannt sein. Allerdings kommt noch ein
zweiter AnuUinus im Jahr 199 als Konsul
vor (Wilmanns 1488. 1500), aber dessen
andere Namen sind nicht bekannt, und so
bleibt die grössere Wahrscheinlichkeit iur
den ersteren. Die Statthalterschaft des-
selben in Obergermanien fällt in die Zeit
nach 216, also unter Elagabal oder Alexan-
der Severus. (F. Haug.)
Rottenbttrg. Beim Bau des Kreisgefang* 33L
nisses sind hier 1842/43 gefunden worden
zwei grosse Viergötteraltäre, ein Wochen-
götteraltar, eine sog. Gigantengruppe und
ein Inschrift-Fragment (Jaumann, Bonner
Jahrb. IV, 144 ff. und Col. Sumlocenne,
Nachtrag S. 24 ff. m. Abb.; Königr. Württ
I 151, n. 11 ff.). Nach dem Vorgang Hett-
ners (Juppitersäulen, Westd. Zs. IV 36ö ff.)
und Donner- v. Richters (Heddemheimer
Ausgrabungen, Frankf. 1885) können mr
einen der Viergötteraltäre mit dem Wochen-
götteraltar und der Gigantengruppe zu ei-
nem Juppitermonument verbinden. Die
Massverhältnisse, die Gleichheit des Fund-
ortes und des Materials (grobköniiger Sand-
stein) geben dazu ein Recht. Es fehlt dann
von den Hauptteilen des Denkmals nur noch
die Säule, auf welcher die Gigantengnippe
stand. — Mit der anderen Viergötter-Ara
aber können wir das bisher nicht verstan-
dene Inschrift-Fragment (Brambach 1630)
zusammennehmen. Dasselbe lautet:
COL
MCY
L lYLl
Digitized by VjOOQ IC
— 37 —
Eine senkrechte Randleiste links bezeich-
net den Anfimg der vier Inschriftzeilen,
auf den drei andern Zeilen ist der Stein
verstümmelt. Die einzelnen Buchstaben sind
ca. 10 cm hoch. Jaumann hat bei COL an
seine ^colonia Sumlocenne** gedacht, wäh-
rend bekanntlich nur ein saltus Sumelo-
cennensis and eine civi(ta8) Suma(loceno
nensis) nachweisbar ist (vgl. Königr. Württ.
I 138. 149 ff. 154). Brambach hat die In-
schrift mangelhaft abgeschrieben und un*
erklärt gelassen. Ich ergänze nach Ana-
logie der Udelfanger Inschrift (Hcttner a.
a. O.) so:
i. o. m
Signum et
CO Lumna
M CM mar a
l\yi\U8 86
C}f ndinus
posuit
Anfang und Ende sind natürlich nicht ganz
sicher. Die Grösse der Buchstaben weist
auf ein ansehnliches Denkmal hin, und die
Grösse des Steins lässt es nicht zu, die
Inschrift auf einem Zwischenglied ange-
bracht zu denken. Der Würfel, auf dem
sie stand, mnss die Stelle vertreten haben,
welche sonst häufig ein achteckiger Wochen-
götteraltar oder ein anderer Aufsatz ein-
nahm. So hätten wir also auch hier die
zwei unteren Hauptglieder eines Juppiter-
monuments; darüber ist die in der Inschrift
genannte Säule zu denken und darauf wie-
der die Gigantengruppe oder eine eigent-
liche Jnppiter-Statue.
Da die Jaumann'schen Legionsstem-
pel alle unecht sind und die Herzog-
Kall^e'sche Ausgrabung auf der 'Altstadt',
dem Orte des römischen Kastells, befremd-
licherweise keine Inschriften geliefert hat
(vgl. den Bericht in der Wd. Zs. III 326 ff-),
sind biflf jetzt als inschriftliche Belege för
die Anwesenheit römischer Truppen in Su-
melocenna nur der Votivstein der ala Val-
leusinm und der eines Soldaten der 22.
Legion bekannt geworden (Kgr. Württ. I
löO, n. 4. d). Bei einem Besuch in Rot-
tenbarg am 1. Sept. v. J. sah ich jedoch
bei Stadtbaumeister Pfletschinger zwei
unzweifelhaft echte Stempel der LEG - VIII«
AVG, welche 1886 im heutigen Rottenburg
— 38 —
selbst zufällig ausgegraben und von dem
genannten treuen Hüter der dortigen Al-
tertümer gerettet worden sind.
(F. Haug.)
Zu der Gruppe „Reiter und Schlangen- 34.
mensch''. Alle bisher bekannten Denkmäler
des „Reiters und Schlangenmenschen" —
einige vierzig an Zahl — sind mit Aus-
nahme des einen Stückes aus La Jouchere
(Auverge) in den gallisch - germanischen
Grenzprovinzen aufgefunden worden. Ei-
nen sehr beachtenswerten Beitrag über
die Verbreitung dieser merkwürdigen Rei-
tergruppe liefert A. Prost in den Memoi-
res de la soc. d^arcli. et d'hist. de la
Moselle. XVII. 1887. Hier berichtet er
p. 193 in dem Aufsatz „Les deux monii-
ments de Herten et de Heddernheim'' über
drei Stücke aus der Bretagne, auf die-
zuerst Tr^v^dy in dem Bull, de la soc. arch..
du Finistere 1886 aufmerksam gemacht hat..
Von der einen Gruppe, die zu Guälen (Kom-
mune Briec) gefunden ist und sich jetzt m
dem Museum von Quimper befindet, sind
nur die Schlangenleiber, die Beine des Rei-
ters, der Kopf, der Hals, die Beine und
der Schwanz des Pferdes erhalten. Der Rei-
ter war bis zum Jahr 1825 unversehrt und
ist von vielen noch jetzt lebenden Personen,
in Augenschein genommen worden Nach
sichern Zeugnissen war er nackt, nur ein
kleiner Mantel flatterte auf seinen Schultei*n,.
der Kopf war unbedeckt und bärtig. Die
gegenwärtige Höhe des Denkmals beträgt
1,35 m, die Länge 1,25 m, das Gewicht
],200 kil. Ergänzt würde es eine Höhe-
von 2 m und eine Länge von 1,65 m
haben. — Die zweite Gruppe, zu Kerlot
(Kommune Plomelin) gefunden und vooi
roher Ausführung, hat den Kopf und dea
rechten Arm des Reiters, den Kopf, die-
Beine und den Schwanz des Pferdes, den
Kopif und die Hände des Schlangenmen-
schen und die Schlangenleiber zum grössten.
Teil eingebüsst. Der Reiter scheint nackt
zu sein. Die Masse sind: 1,40 m H , 1,20 m.
L. — Die dritte zu Saint-Mathieu (Kom-
mune Plouaret) gefundene Gruppe ist un-
förmlich. Der Reiter scheint nackt, die-
schlangenfussige Person eine Frau zu sein.
Die eine Hand der letzteren hält den linken«
Fuss des Reiters, die anderi^die^rechte-
Digitized by VjXJO^
— :iO
— 40 —
Schulter des Pferdes. Wegen der Masse
und des Gewichts ist es Prost zweifelhaft,
ob diese Gruppen, namentlich die erste,
ui-sprünglich auf Säulen Aufstellungen ge-
funden hätten. Dieser Ansicht trete ich
ohne weitere Beweise nicht bei. £s ist zu
bedauern, dass aus Prost's Bericht nicht
mit Sicherheit hervorgeht, ob die lleiter-
gestalten wirklich unbekleidet gewesen seien.
(Fritz Möller in Metz.)
35. Gesellschaft für Rheinische Ge-
schichtskunde.
Die 7. Jahresversammlung ist am
28. Dezember 1887 in Köln gehalten worden.
Der Vorsitzende berichtete über den
Stand der Arbeiten der Gesellschaft und
über eine Erweiterung ihres Arbeitsplanes.
Seit der 6. Jahresversammlung gelangte
die vierte Gesellschafts - Publikation zur
Ausgabe :
Das Buch Weinsberg, Kölner
Denkwürdigkeiten aus dem 16. Jahr-
hundert, bearbeitet von Konstantin
Höhlbaum. Bd. 11. 1552 — 1577.
Von den Kölner Schreinsurkun-
<len des 12. Jahrb. befindet sich die
dritte und Schi uss - Lieferung vom ersten
Bande unter der Presse. Der Bearbeiter
Herr Dr. Hoeniger in Berlin hat das
Manuskript für den Band vollendet. Die
Lieferung wird die Schreinsurkunden aus
der S. Laurenz-, der S. Kolumba- und
S. Brigiden - Pfarre der Stadt umfassen,
in der erste ren besonders das jüdische
Element in der städtischen Bevölkerung
des 12. Jahrh. vorführen. Eine Ergän-
zung findet dieses Werk durch die Heraus-
gabe des Kölner Judenschreinsbuches aus
dem 13. und 14. Jahrh. im Kölner Stadt-
.archiv, im Auftrage der Historischen Kom-
mission für die Geschichte des Judentums
gleichfalls von Herrn Dr. Hoeniger besorgt.
Der erste Band der Schreinsurkunden,
welche die Gesellschaft für Rh. G. K. ver-
•i>flFentlicht , wird im Frülyahr n. J. im
Drucke abgeschlossen sein.
Der Druck des in dem vorigen Berichte
seinem Inhalte nach näher bezeichneten
•ersten Bandes der Rheinischen Weis-
tümer, von Prof. Dr. Loersch vorbe-
reitet, hat durch die philologische Bear-
beitung der Texte, welche Hj*. Dr. Kon-
stantin Nörrenberg in Marburg erst
im November d. J. übernehmen konnte,
eine Verzögerung erfahren, wird aber nun-
mehr i. J. 1888 begonnen werden können.
Im Staatsarchiv zu Koblenz hat der Kgl.
Archivar Dr. Max Baer die Durchmuste-
rung der Bestände und die Eintragung der
ermittelten Weistümer in den Zettelkatalog
abgeschlossen. Herr Gymnasiallehrer Ros-
bach hat die Durchforschung der Hand-
schriften der Trierer Stadtbibliothek be-
hufs Verzeichnung von Weistümem begon-
nen, jedoch aus Mangel an freier Zeit nur
langsam fördern können. In jüngster Zeit
ist auch ein Zettelverzeichnis der Weis-
tümer des nördlichen Teils der Proviuz
angelegt worden, indem Herr Dr. Herrn.
Forst, Hülfsarbeiter am Staatsarchiv zu
Düsseldorf, die systematische Durcharbei-
tung der in diesem Archiv beruhenden
Akten der einzelnen Ämter des Erzstifteä
Köln übernommen hat.
Die Ausgabe der Aachener Stadt-
rechnungen von Professor Dr. Loersch
konnte aus den schon im letzten Jahres -
bericlit dargelegten Gründen nur geringe
Förderimg erfahren; dieselbe wird aus-
schliesslich den Bemühungen des Aachener
Stadtarchivars Herrn R. Pick verdankt.
Für die Bearbeitung der Urbare der
Erzdiözese Köln, welche Professor Dr.
Creceiius besorgt, sind Hilfskräfte ge-
wonnen worden. Die in Köln befindlichen
Urbare wird Herr Leonard Korth in
Köln, die im Düsseldorfer Staatsarchiv
liegenden Herr Dr. Wächter daselbst für
die Ausgabe vorbereiten. Inzwischen wird
die Karte, welche zunächst die Orte ans
den schon bearbeiteten Werdener Urbaren
aufzunehmen hat, unter Leitung des Pro-
f4;ssors Creceiius hergestellt sein ; in sie
werden die der anderen Gebiete eingetra-
gen werden können.
Die Herausgabe des Buches Weins-
berg ist, insoforn die Gesellschaft die-
selbe übernommen hatte, abgeschlossen.
Der Erläuterungsband, welciier als dritter
Band hinzutritt, wird von Professor Pr.
Höhl bäum bald in Angriff genommen
und vielleicht im nächsten Jahre im Ma-
nuskript beendet werden. t
Digitized by VjOOQ IC
41 —
— 42 —
Die Erwartung, dass noch gegen Ende
d. J. 1887 der Dnick der Landtagsak-
ten der Herzogtümer Jülich-Berg,
von Herrn Dr. vonBelow in Marburg
unter der Leitung von Professor Dr. Ritter
bearbeitet, werde beginnen können, hat
sich nicht verwirklicht. Indes ist doch
das im Düsseldorfer Staatsarchiv befind-
liche Material für die Zeit des 16. Jahrb.
im wesentlichen aufgearbeitet, und seit
einiger Zeit hat Herr Dr. von Bei ow be-
gonnen, den höchst umfangreichen Stoff
zum Zweck der Herausgabe zu sichten.
Wenn seine Forschungen über die Auffinge
der jalich-bergischen landständischen Ver-
fassung nicht zu weit in die älteren Zeiten
und auf verwandte Gebiete ausgedehnt wer-
den, so kann im Laufe des nächsten Jahres
die Redaktionsarbeit und eine in den Ar-
chiven von Berlin und München für die
Zeit von 1589 ab zu haltende Nachlese so
weit gefördert werden, dass vor Schluss
d. J. 1888 der Druck beginnen darf.
Die von den Herren Dr. Hermann
Keussen und Direktor Dr. Wilhelm
Schmitz vorbereitete Ausgabe der älte-
ren Matrikeln der Universität Köln
hat im verflossenen Jahre sehr wesentliche
Fortschritte gemacht. Der erste hand-
schriftliche Band ist bearbeitet und mit
zahlreichen Anmerkungen, welche die ein-
gezeichneten Namen erläutern und den
Znsammenhang der Universitäten unter
einander nachweisen wollen, versehen wor-
den ; der zweite liegt in Abschrift vor und
ist eifrig in Angriff genommen. Ergän-
zungen aus Löwen und aus den handschrift-
lichen Sammlungen von Paris sind in
nächster Zeit zu erwarten. Übersichts-
tabellen werden die ursprünglichen Ein-
tragungen statistisch verwerten (Besuch der
Universität, Herkunft der Lehrer und Stu-
denten, Studium derselben auf anderen
Universitäten u. dgl.). Das Manuskript
geht seinem Abschluss entgegen.
Für die Regesten der Erzbischöfe
von Köln bis z. J. 1500, deren Ausarbei-
tung Prof. Dr. Menzel leitet, ist der grösste
Teil der gedruckten Urkunden der Erz-
bischöfe bis zum Jahre 1300 jetzt ver-
zeichnet. Die Drucke sind weiter mit den
Originalen oder guten Kopieen verglichen
und das Urkundenwesen der Erzbischöfe
überhaupt ist näher untersucht worden.
Der Leiter des Unternehmens wird i. J.
1888 diesem voraussichtlich noch mehr
Zeit und Kräfte widmen können als bisher.
Für die Ausgabe der ältesten Ur-
kunden der Rheinlande bis zum.
Jahre 1000, gleichfalls von Professor Dr.
Menzel übernommen, sind alle die preussi-
schen Rheinlaude betreffenden Urkundeni
abgeschrieben; dieses Material wird noch
durch Urkunden aus deu Nachbarlanden ^
die mit jenen zusammenhängen, zu ver-
mehren sein. Im Frühjahr und Herbst
d. J. wurde das Prümer Chartular in Trier
einer eingehenden Untersuchung unterzo-
gen, die darin befindlichen Urkunden sind
verglichen und zum Druck vorbereitet. Der
erste Teil des Werkes wird etwa bis z. J.
900 hei-ab reichen.
Für die Bearbeitung der sog. Ada*
Handschrift in det* Stadtbibliothek voi>
Trier sind die verschiedenen Mitarbeiter,
auch auf wiederholten Reisen, thätig ge-
wesen. Die technischen Vorarbeiten, bei
denen es sich im wesentlichen um Repro-
duktionen hervorragender Denkmäler der
karolingischen Buchmalerei sowohl in der
Ada-Handschrift selbst als ausserhalb der-
selben handelte, sind unter der Fürsorge-
von Professor Dr. Lamprecht um Pfing-
sten d. J. beendet worden. Um dieselbe
Zeit hat Herr Dr. Corssen seine Bear*
beitung des Yulgata - Textes der Hand-
schrift für den Druck hergerichtet. Die
paläographischen Untersuchungen von Pro-
fessor Dr. Menzel sind nahezu beendet.
Die kunstgeschichtliche Abhandlung von
Herrn Professor Dr. Janitschekin Strass-
bürg i. E. steht noch aus. Der Beitrag voa
Herrn Domkapitular Schnütgen in KöIdi
wird ohne Verzug geliefert werden. Der
Beginn des Abdrucks wird hoffentlich in
nächster Zeit vor sich gehen können.
Auf Antrag des Mitgliedes Herrn Dr..
Max Baer, Kgl. Archivar in Koblenz,,
hat die Gesellschaft die Herausgabe der
Rechnungen über den Bau derStadt-
mauer von Koblenz aus dem 13. Jahr-
hundert ihren Aufgaben eingereiht. Das
von dem Herrn Antragsteller bearbeitete
Manuskript lag vollständig druckreif vor.
4:l —
— 44 —
Der Text der Kechnungen wird gekürzt
wiedergegeben; eine Einleitung ist voraus-
4;esandt, in welcher über die Erhebung,
Verwaltung und Verwendung des für den
Bau bestimmten Ungelds, über das Ver-
hältnis zwischen der Stadt und dem Erz-
i)isc]iof von Trier in den Steuerfragen, zu-
gleich auch über ihr Verhältnis in den
Fragen der städtischen Verfassung und
iiber die Entwicklung des Stadtrates ge-
handelt, ferner die Art der Baubeamten-
«chaften, der Löhne und der Preise unter-
sucht wird; Übersichtstabellen, welche die
Ergebnisse des Textes in Kürze vorführen,
l'rkunden als Beilagen und ein Situationsplan
beschliessen das Manuskript. Der Abdruck
kann sogleich beginnen, wenn die buchhänd-
ierischen Verabredungen getroffen sind.
Zwei weitere neue Werke der Gesell-
schaft verdanken ihre Entstehung der An-
regung durch den Provinzial-Verwaltungs-
rat und den Landesdirektor der Rhein-
provinz Herrn Klein in Di'isseldorf: die
Bearbeitung eines Geschichtlichen At-
las der Rheinprovinz und die Heraus-
frabe einer Denkmäler - Statistik der
Rheinprovinz.
Der Geschichtliche Atlas der
Rheinprovinz, für welchen besondere
Mittel von Seiten der Provinzial - Verwal-
tung zur Verfügimg gestellt wurden, wird
von dem Plane ausgehen, welchen das Vor-
standsmitglied Professor Dr. Loersch,
zugleich Mitglied der provinzial en Museums-
Kommission, entworfen hat. Diese Denk-
schrift, die durch den Vorstand eben ver-
vielfältigt worden ist, betont die Bedürf-
nisfrage im Interesse der Praxis und der
AVissenschaft, der gelehrten Forschung und
der Verwaltung; sie zeichnet die Art der
Bearbeitung und verteilt den Stoff von der
prähistorischen Zeit bis in das 19. Jahrb.
Auf 12 Kartenblätter mit Nebenkarten. Ein
besonderer Ausschuss des Vorstandes für
dieses Werk hat den Beistand des Ver-
treters der geographischen Wissenschaft
an der Universität Bonn, des Herrn Pro-
fessor Dr. Johannes Rein gewonnen;
Professor Dr. Lamprecht leitet die
Vorarbeiten; Herr Cand. des höheren
Schiilamts Konstantin Schnlteis, z. Z.
in Köln, stellt die Urkarte her, welche
allen Blättern zugrunde gelegt werden
soll. Der letztere hat zugleich den Auf-
trag, ein wissenschaftliches Repertorium
über alle kartographischen Darstellnngen
des Rheinlandes und seiner Teile ans
älterer und jüngerer Zeit auszuarbeiteo :
er hat für diesen Zweck bereits die Plan-
kammer des Stadtarchivs und die Samm-
lungen der Stadtbibliothek von Köln durch-
gearbeitet und die Materialien des Stadt-
archivs von Frankfurt a. M. und der Stadt-
bibliothek von Mainz, deren Verwaltungen
in dankenswerter Weise den Wünschen
des Vorstandes entsprochen haben, her-
angezogen. Zu Beginn des neuen Jahres
wird die Urkarte vollendet werden.
Die gleichfalls von dem Herrn Landes-
direktor der Rheinprovinz angeregte Be-
arbeitung einer Denkmäler- Statistik
der Rheinprovinz ist von dem Vor-
stande der Gesellschaft in jüngster Zeit
unter die Werke der Gesellschaft aufge-
nommen worden. Einen Plan für die
Bewältigung der grossen Aufgabe wird eine
für dieses Unternehmen eingesetzte Kom-
mission entwerfen ; da aber die sehr be-
trächtlichen Mittel, welche für die Aus-
führung erforderlich sind, aus den allge-
meinen Mitteln der Gesellschaft nicht ent-
nommen werden können, so dürften di^
selben durch die Provinzial - Verwaltung
und diejenigen grossen Städte, die durch
den Reichtum ihrer Denkmäler an dem
Zustandekommen des Werkes besonders
interessiert sein müssen (Köln, Aachen,
Trier), dargeboten werden; eine Beisteuer
ist von der ersteren der Gesellschaft b^
reits zugewiesen worden. Durch dieses
Unternehmen, welches jedoch noch ganz in
seinen Anföngen steht, hofft die Gesellschaft
mit der Provinz, welcher sie sich widmet,
noch fester zusammen zu wachsen als bisher.
Ein Werk zur neuesten Geschichte der
Rheinlande, welches geplant worden var,
die Bearbeitung der hinterlassenen Pa-
piere desGrafenFriedrich zuSolms-
Laubach, des ersten preussischen Ober-
Präsidenten für Jülich - Kleve - Berg za
Köln, wurde vorläufig zurückgestellt. Se.
Erlaucht der reg. Herr Graf Friedrich
zu Solms -Laubach hatte die Durch-
sicht der Papiere ^^stattet; Professor Dr.
Digitized by "LjOOQIC
— 45 —
Dove und Professor Dr. Höhlbaum
nahmen die Prüfung vor, glaubten aber die
Benutzung der reichhaltigen Papiere erst
für eine sp&tere Zeit empfehlen zu sollen.
Zu froheren Notizen.
36. Zu Korr. VI, 148. Das ,,Sycken Hylss"*
(wohl Huyss) bei Neuss hat mit „Seuchen^
nichts zu thun, sondern ist ein Siechen-
o4er Leprosenhaus (im südlichen Deutsch-
land Gutleuthaus) , von siech, mnd. s6k
= siech, krank, besonders aussätzig. Sol-
cher Hospitäler gab es im Mittelalter
fast bei allen grossem Niederlassungen;
überall befanden sie sich ausserhalb des
Orts, oft V< Stunde davon entfernt (Me-
laten bei Köln und Aachen, Lazarushaus
auf der Höhe bei Bonn, Melatenhaus
bei Cleve und Ginderich, Siechhaus bei
Düren, Leprosenhaus an der Mündung
des Bruckbachthals bei Koblenz u. s. w.).
Die Lage der Siechenhäuser ist in zwei-
facher Hinsicht von Bedeutung: einmal
findet man sie da, wo es römische Strassen
giebt, regelmässig an oder nahe bei einer
solchen, so dass hierdurch ein neuer An-
haltspunkt für die Bestimmung des Alters
der Strasse gewonnen wird, dann aber
liegen sie auch vielfach in der Nähe der
Richtstätte (Galgen). Letzteres ist z. B.
in Köln, Aachen, Bonn und gewiss noch
an manchen andern Orten der Fall. Wo-
mit es zusammenhängt, ist mir nicht klar.
Möglicherweise lag der Grund darin, dass
man die mit dem Aussatz Behafteten schon
zu fränkischer Zeit gleich den zum Tode
Verurteilten aus der menschlichen Gesell-
schaft ausstiess und sie behandelte, als
wären sie nicht mehr unter den Lebenden.
Die erstere Beobachtung, dass nämlich die
Siechen häuser in der Regel an römischen
Heerstrassen gelegen sind, hat für die
Wormser Gegend auch Dr. Kohl gemacht
(vgl. Weckerling, Die römische Abteilung
des Paulus -Museums der Stadt Worms II
S. 29). Über das Leprosenhaus von Giesscn,
das rechts von der sehr bedeutenden Ver-
kehrsstrasse von dort nach Selters, jetzt
Frankfurter Strasse^ lag, vgl. Rady im
5. Jahresbericht des Oberhessischen Ver-
eins für Lokalgeschichte (1886/87) S. 110.
Die hiergegen vorgebrachten Bemerkungen
— 46 —
des Prof. Gar eis (ebendas.) entbehren
nach dem Vorstehenden der Begründung.
_ (R. Pick.)
Vereinsnachrichten
unter Redaction der Vereinsvorstände.
DOrkheim, Altertumsverein. Inder37.
letzten Ausschusssitzung vom 3. Januar
wurden folgende Beschlüsse gefasst: 1) Der
Vorstand des Vereins wurde ermächtigt, eine
ueuePublication des Vereins herauszu-
geben, welche ausser einem Berichte über
den Stand der Sammlung, der Mitglieder,
der Kasse eine Reihe von Abhandlungen
enthalten soll, welche sich mit unserer
ältesten einheimischen Geschichte
beschäftigen. Auch mehrere Tafeln sollen
dieser Vereinsschrift beigegeben werden.
2) Für weitere Ausgrabungen im W^inter-
refectorium der Abtei Limburg wur-
den 50 JL bewilligt. 3) Für Bergung und
Aufstellung der jüngst an der Seebacher
Kirche gefundenen, wohlerhaltenen Reste
eines reichgegliederten Portales aus
dem Beginn des 13. Jahrhunderts (vgl.
Wd. Korr. VU, 23) wurden 30 JL zur
Verfügung gestellt. Ein Ausflug zur See -
bacher Kirche fand am 6. Januar statt.
4) Es wurden mehrere neue Mitglieder
von hier und Weiseuheim a. B. aufgenom-
men. 5) Stadtdiener Bergner wurde mit
der Reinhaltung des im Stadthause aufge-
stellten Museums betraut. — lieber ein
vom Leipziger Museum zur Begutachtung ge-
sandtes kupfernes Hufeisen mit Eisen-
kern entspann sich eine längere lebhafte
Debatte. Dasselbe rührt von der Heiden-
mauer zu Kreuznach her, es fand sich
dort mit römischen Altsachen. Man erklärt
den kupfernen Ueberzug als herrührend
von einem zufalligen galvanischen Pro-
zesse. Dieselbe Ansicht ausseiet Ingenieur
Gurlt in den Bonner Jahrbüchern Heft 84,
S. 43. — Ob das Hufeisen nicht als
Wahrzeichen eines Schmiedes zu
gelten hat, rauss dahingestellt bleiben, eben-
so das Zeitalter des Objectes.
Frankfurt a. M. Verein für Geschichte 38.
und Altertumskunde. In der Sitzung
vom 9. Jan. 1888 sprach Hr. Dr. H. Pall-
maun über die Frankfurter Gold-
schmiede im 16. u. 17. Jahrhundert.
.... ^ - . Digitized ' ,_
Anknüpfend an semen ersten \ ortrag am
— 47 —
^1. Nov. 1887 (vgl. Korbl. VI, 206) berich-
tete der Vortragende, da88 die Ordnung des
Handwerks vom Jahre 1613 nur kurzen
Bestand hatte, weil durch das sogenannte
Transfix vom 27. Febr. 1616 alle Zttnfte
und Gesellschaften aufgehoben wurden.
An Stelle derselben traten reine Gewerbe-
vereine mit ziemlich gleichlautenden Satz-
ungen, die eine vollständige Abhängigkeit
vom Rate bedingten. Es durften die Ge-
schworenen oder Schaumeister keine Strafen
mehr aussprechen, ja nicht einmal die an
sie gerichteten Briefe öffnen; alles hatte
diuxh die dazu verordneten Ratsherren in
Gemeinschaft mit dem älteren Herrn Bür-
germeister zu geschehen. Diese schärfere
Beaufsichtigung trug aber nichts zur Hebung
der Rechtschaffenheit innerhalb des Hand-
werks bei, denn viel mehr als früher wer-
den uns grössere und kleinere Schelmen-
stücke von Seiten der Handwerksgenossen
berichtet. Um so engherziger verfuhr man
bei der Aufnahme neuer Meister, wenn sie
nicht Meistersöhne waren oder Witwen oder
Töchter von Meistern zur Ehe nahmen.
Im Gegensatz zu den Meistern, die gänz-
lich abhängig von\ Rate der Stadt waren,
behaupteten die Gesellen der Behörde
gegenüber eine gewisse Unabhängigkeit.
Trotz mehrfacher Aufforderung, gleich den
übrigen Handwerksgesellen einen Eid auf
dem Rathause zu leisten, Hessen sie sich
nicht dazu bewegen, indem sie erklärten,
sie hätten eine Kunst erlernt und wollten
nicht wie die andern gemeinen Handwerker,
sondern wie Kaufmanns- und Krambediente
gehalten sein. An zahlreichen Beispielen,
geschöpft aus der Chronik und aus Akten
des Goldschmiedehandwerks im Frankfurter
Stadtarchiv, schilderte der Vortragende das
Leben und Treiben des Handwerks wäh-
rend des 17. Jahrhunderts und suchte
damit ein Bild jener einseitigen Kultur-
bestrebungen zu geben, welche nur in
den Rahmen ihrer Zeit passen.
Am 30. Januar 1888 fand die G en e ral -
Versammlung statt. Aus dem vom Vor-
stande erstatteten Jahresberichte über die
Thätigkeit des Vereins im Jahre 1887 sei
hier mitgeteilt, dass der erste Band der
dritten Folge des Archivs für Frank-
furts Geschichte und Kunst (fortan
— 48 —
die einzige periodische Publikation des
Vereins), sowie die erste Lieferung der mir
städtischer Subvention vom Vereine ver-
öffentlichten Inventar! en des Stadt-
Archivs I bereits beinahe fertig gestellt
sind und demnächst ausgegeben werden.
— Nach Erledigung des geschäftlichem
Teils spraclr- Herr Stadtarchivar Dr. R.
Jung über die Verhaftung Voltaires
in Frankfurt auf Veranlassuu?
Friedrichs des Grossen (1753). Der
Vortragende leitete seine Ausführungen mit
der Bemerkung ein, dass die bisherigen
Darstellungen dieser Angelegenheit (Vam-
hagen von Ense, Frau BelU-Gontard n. a.^
die im Stadtarchive vorhandenen Akten ver-
nachlässigt hätten, und stellte sich die
Aufgabe, auf Grund derselben das Ver<
halten des Frankfurter Rates gegenülier
dem König von Preussen und dessen Ver-
tretern, sowie gegenüber dem Dichter ?ii
schildern. Der Verlauf dieser Inhaftieruu;:
Voltaires — sie darf in ihren äusseren
Vorgängen hier als bekannt vorausgesetzt
werden — ist darum auch von einem po-
litischen Interesse, weil die preussiscbeu
Agenten sich in ihrem Vorgehen gegeu
Voltaire mehrfache Eingriffe in die Juris-
diktion der Stadt zu Schulden kommen
Hessen: auf die Beschwerden der Stadt
gab König Friedrich ziemlich nichtssagende
Beschwichtigungen zur Antwort, in denen
er sich auf eine Widerlegung der von der
Stadt gegen seine Vertreter erhobenem
Vorwürfe, geschweige denn auf eine Ent-
schuldigung für deren üebergriffe nicht
einliess. Bemerkenswert ist weiter, dass
der König in seinem Schreiben an die
Stadt für alle Massregehi seiner Agenten
voll und ganz eintritt, obwohl er sicherlich
die bei der Verhaftung des Dichters vor-
gekommenen Brutalitäten missbilligte: er
entschuldigt sie mit dem Verhalten Vol-
taires, für dessen Charakter die Schreiben
des früheren königlichen Freundes sehr
wenig schmeichelhaft lauten. Die in den
Frankfurter Akten sehr zahlreich vorhan-
denen Briefe Voltaires, welche er in dieser
Angelegenheit an den Rat der Stadt rieh«
tete, sind nicht weniger charakteristisdi
für die Persönlichkeit des Dichters, wie die
erwähnten Schreiben Friedrichs des Grossen.
FR. LlNTrSCHC 8UCHDRU0KERCI IN TRICR.
Uiigltt
Bf« IntlMf n Tftof
kl r
der
VerUf
fl. LINTI'stkeii
BaoUMBdloBff
In Tritr.
Westdeutschen Zeitschrift für Geschichte und Kunst,
n^eiek Orgu 4er Usterbeli-uiti^nftrisckeB Yereiie in Btckmf , Birkeifeld, Mrk-
heiM, DiaseUorf , Fraikfkrt a. M., Karlsmke, Maiiix, Mauikeim, Nenss, Speyer,
StriMkirg, 8tnttc»rt mnd Wems, Bowie deB Mtkropolo^scken VereinB zu Statt^^.
♦
Min.
Jabriranir VII, Nr. 8.
1888.
Du KDiT«8poud«nBbUtt erscheint iu einer Auflage von S600 Exemplaren. Interat« k 96 Pfg. fttr die
getpaltene Zeile werden von der Verlagehandlung und allen InMraien-Bnreaas angenoaun«», Beilagen
aaeh Uebareiaknaft. -> Die Selliehrift arecheint riertaUAltfUeh, da« Korraepondeaablatt monattioh. —
AboauBantapreit 16 Mark Ar die Zeiteehrift mit KorreepondenabUtt, (Ar latalara« allein 6 Mark.
Neue Funde.
10. Ur. Trier. [Rlm. OeuüsteesteiiiHl ah*
Kr. BHNff]. Im Kreise Bitburg wurde
kürzlich, wie ich höre in einem Grabe, ein
Oculistenstempel gefunden, er kam in Pri-
vatbesitz. Ich Teröffentiiehe denselben nach
Siegeiabdrücken und einer Skizze ; er soll
aus Marmor bestehen, ist 4 cm breit, et-
was über 2 cm hoch und 14 mm tief. Auf
den beiden längsten Schmalseiten steht:
1) CR0C0DADA8P,
8ECVNDANT0N
2) CRODIAUPIDO
ANTONIMEDICI
1) Crocod(e8) ad aspOUHdinem) Se-
vmuUü) Antom(i).
2) Cro(code8) diaiapido(») Antoni(i) medici.
Fehlerhaft ist das a iu dialepidos {Ötu
/.»riAos).
Chronik.
^1> In ilcr Kuglish historial review (liondou,
LoDgmans) giebt 1887 S. 625-606 E. G.
Hardy auf Gruud der Quellen eine Ge-
!«<'hichte der Bewegungen der römischen
JiCjrionen von Augustus bis Severus (W.
f. kl. Phil.).
^2. Das Bruchstück der Lebenserinnerungen
Ernst FBrtlers, des bekannten Kunsthisto-
rikers und Malers, welches unter dem Ti-
tel 'Aus der Jugendzeit' bei W. Spemann
(Berlin u. Stuttgait) erschienen ist, enthält
u. a. auch interessante rheinische Krinne-
ruügcn a. d. JJ. 1823 u. 1824. Förster
verbrachte diese Jahre teils in Düsseldorf
nuter den Augen von Cornelius, teils in
Bonn, wo er mit Hermann zusammen die
allegorische Darstellung der Theologie, ei-
nes der vier Freskobilder der Universitäts-
aula, ausführte. Allerliebst geschildert ist
späterhin auch die Beurteilung, welche
Goethe diesem Bilde wie den damaligen
Bestrebungen von Cornelius zu Teil wer-
den Hess.
Misceiianea.
Zur Qeteliiolile der eivifat Treverorum. 43.
Die Erklärung der 1886 in Mainz gefun-
denen und zuerst von J. Keller in diesem
Blatt 1886 Sp. 140 veröffentlichten ') In-
schrift macht Schwierigkeit in dem Haupt-
punkte, nämlich in Bezug auf die in dersel-
ben erwähnte Belagerimg. Ehe ich diese
bespreche, sei über den Stein selbst, wel-
chen ich kürzlich im Mainzer Museum un-
tersucht habe. Folgendes vorausgeschickt.
Die Lesung der Inschrift, deren Buchsta-
ben in der 1. Zeile 48 mm, von Z. 2 an
38 mm hoch und fast durchgängig wohl-
erhalten sind, unterliegt überall keinem
Zweifel. Namentlich lauten also in Z. 6,
wie Keller Korr.-Bi. 1886 Sp. 187 bereits
nachgetragen hat, die Beinamen der Ijegion
FR ■ P • F, nur sind von dem F die untere
Hälfte der Hasta und der untere Quer-
strich zerstört. Zu dem von Keller zuletzt
in der Maijizer Zeitschrift 1887 S. 142
(= 2. Nachtrag des Becker'schen Katalogs
1) Danach in der KOlnisohen Zeitung vum 34.
Mai 1886, Bl III and von Uftfner in den Bonner
Jahrbb. 62 S. 805 ohne Angabe der U|ielle ; tsI.
B. J. 83 8. 289 n. S. 841 Anm. 1. ovCjOOQIC
>gl
— 51 -
- 62 -
n. 184«) gegebenen Text ist (abgesehen von
dem Druckfehler in Z. 2 PEPTINA) nur
sehr wenig nachzutragen: 1) Z. 6 ist das
0 jezt verschwunden; 2) Z. 7 ist hinter Q
(von welchem nur noch das vordere Halb-
ruud existiert) kaum Platz vorhanden für
ein kleines vk, und Qv (wie Keller S. 143
annimmt) wäre eine abnorme Abkürzung,
eher wäre au Q^ zu denken; wahrschein-
licher ist aber, dass nur Q dastand; 3) Z.
8 ist ClVITAS mit langem t der ersten
Silbe zu lesen ; 4) von TRE fehlen jetzt
die obersten Teile; 5) Z. 10 sind die Buch-
staben N und E, hinter welchen übrigens
die Interpunktion erhalten ist, sicher li-
giert, es fehlt aber jetzt der mittlere Quer-
strich des E. — Die P haben sämtlich of-
fene Rundung. — Bei der Wichtigkeit des
Denkmals ist es zweckmässig, hier den
berichtigten Text wiederzugeben.
In h(onorem) L. Septimi Severi Pa Per-
tinacis Äug(u8ti) invicti imp(eratoris) et M.
Aurdi Äntmuni Cae8(an8) legioni XXII
pr(imigemae) p(iae) f(iddi) honoris virtutis-
[que] causa civüas Treverorum in öbsidione
ab ea defensa.
Die Inschrift ist nach Mommsen's un-
zweifelhaft richtiger Kombination (Korr.-
Blatt 1886 Sp. 185) in der Zeit nach der,
am 19. Febr. 197 bei Lyon erfolgten, Be-
siegung des Albinus gesetzt. Der terminus
ad quem ist, wie Jeder sieht, durch das
„Caes.*' in Z. 5 gegeben. Die Erhebung
Caracalla's zum Augustus erfolgte sicher-
lich vor dem 8. Mai 198 (Corp. Vm n. 24ß^
vgl. n. 4583 vom lo. Mai), wahrscheinlich
Ende 197 oder Anfang 198.
Es liegt nun nahe den Ausdruck deiifu
Treverorum y da von einer Belagerung die
Rede ist, auf die Stadt Trier zu beziehen,
und so ist die Inschrift bisher allgemein
erklärt worden, ohne daes eine andere Deu-
tung auch nur erwähnt worden wäre. Meiner
Ansicht nach ist aber diese Erklärung un-
möglich. Denn es müsste dann 'colonia Au-
g\i8ta Treverorum' oder 'cd. Aug! dastehen .
da das Wort 'civitas* damals in Gallien noch
nicht die Bedeutung von Ortschaft besass.
sondern stets die Landschaft eines Volks-
stammes, die Volksgemeinde oder (wie mtn
vielleicht sagen könnte) „ Volkscbaft* *) be-
zeichnete. Jene intramuranc Bedeutung bat
das Wort in den tres GaRiae erst viel, über
ein Jahrhundert später erhalten. Wenn z. B.
Tacitus (Hist IV, 72) sagt: * Cerialis positrfj
die coiotmm Treceromm ingressus est, arvh
milüc eruendae civitatis', so spricht er mh
proprie, sondern italischem Gebrauche ge-
mäss; dieser freiere Ausdruck ist hier aoch
ganz unverfänglich, da „eolonia Trecerorm
unmittelbar vorhergeht und jedes Missver-
ständnis ausgeschlossen ist. Jedenfalls dür-
fen derartige Stellen nicht gegen den fest-
stehenden ofAciellen Gebrauch eingeveodet
werden. Die Panegyrici brauchen cititn*
auch für die tres GaUüte synonym mit «W><
und oppidmn, z. B. heisst Aug%t^od»im^
V, 21 (V. J. 297) an anderen Stellen (Mll.
4 u. 14; 311) civitas Aeduorum, Trier baid
civit^ (VII, 1 u. 22 v. J. 310) bald mW>
(VIIl, 2 V. J. 311). Diese Reden gehören
der Übergangszeit an, während welclier
sich in diesen Provinzen allmählich der Be-
deutungswechsel vollzog, aber techoisch j
war auch damals dieser Ausdruck für 'Stadt'
noch nicht; jedenfalls ist er für die Zeit. |
welcher imsere Inschrift angehört, in tech-
nischer Sprache, also in dei*artigen In-
schriften, durchaus nicht nachweisbar. ,
Bezeichnet also 'civäcus Trereronm dir
Volksgemeinde, so müssen wir an die Be-
lagerung und Verteidigung des Gemeinde-
gebiets, aber nicht des Vorortes Trier den-
1) Vgl. d«n offtxleUen »chweis«ritcbcii .Vus-
drook „Thalsohaft" für eine G^meindt, welche
aber ein ganses Thal bin centraat lieft
- &ä -
keu, denn in tlieaem Falle würde dastelicti !
quia aohmani AitguMam (Treverorum) in ob-
.<idione defendtt od. ähnl. ; vielmebr liegt es
(knn am nächsten, jenen Vorgang auf die
(irenze und zwar die Grossgermanien zu-
nächst liegende Grenze zu beziehen. Und
hei dieser Annahme lassen sich die Worte
m obsidwne ab ea defensa ohne alle Schwie-
rigkeit erklären, denn die Treverer konn-
ten sich bei einem Einfall in ihr Gebiet ver-
schanzen, konnten von den Feinden belagert
oder blokirt und durch die 22. Legion ver-
teidigt werden. Obendrein erwähnt Tacitus
einen ganz analogen Vorgang, an welchen
mich A. von Domaszewski erinnert. Tacitus
erzahlt nämlich Uist. IV, 37, dass zur Zeit
des Civilis- Aufs tandes germanische Stämme,
Hu.rtHs ex Chattis, Umpts, MaUiacis exercititif\
den Mittelrhein überschritten und Mainz
belagerten, aber vou den römischen Trup-
pen vertrieben wurden. Dann fahrt er fort:
tfitin et hricam raliunique per fines swos
Treveri struxere magnisque in vüxm dacU'
bu8 cnm Gtrmanis certaba»U\ £s ist hier
also die Rede von Verschanzungen, welche
die Treverer gegen einen Angriff der rechts-
rheinischen Germanen anlegten. Derartige
Anlagen haben sich noch bis jetzt erhalten
z. B. von Eich (bei Andernach) gegen Westen
zu, über welche Steininger, Gesch. d. Trcv.
i (L845) S. 191 handelt. Andere, welche
siidl. der Mosel liegen, hat von Cohausen,
Bonner Jahrbb. 18 S. 27 und 26 S. 1 be-
ücbrieben und auf den beigefügten Karten
eingezeichnet. Diese letzteren liegen aber
nicht innerhalb des damaligen Treverer-
gebietes, vielmehr auf dem Territorium der
Germania superior. Und ob die von Stei-
ninger angegebenen Linien gerade identisch
sind mit denen von Tacitus erwähnten, ist
äelbstverständlich gänzlich unsicher und
eine blosse Möglichkeit; zweifelhaft ist auch
die Annahme Steiningers (S. 186) u. A.,
die Tacitus • Stelle beziehe sich auf die
sog. „Langmauer^ in der Eifel, vgl. F. W.
Schmidt, B. J. 5 S. 386 fg. und 7 S. 146;
Düntzer, B. J. 9 S. 163; von Veith, B. J.
78 Tai! 1 u. S. 16. Cbrigens sind bes. die
von (.-ohausen beschriebenen Verschanzim-
gen sehr geeignet, uns derartige Landwehren
anschaulich zu machen. Sie dienen, wie ein
Blick auf die Karten lehrt, zur Sperrung
Ä. A4 -*■
der Massage und sind an den hierzu ge^
eigneten Stellen, quer über die Strassen
und namentlich auf den Wasserscheiden
angebracht. — Was die Worte loricam vai-
lumgue betrifft, sei beiläufig bemerkt, dass
dieselben wohl mit Unrecht als sog. Hen-
diadyoin erklärt werden, so dass sie f&r
vaUum cum lorica ständen. Tacitus würde
dann den naturlicheb und unzweideutigen
Ausdruck in seltsamer Weise verschmäht
haben. Die Verwendung der Figur bei nicht
abstrakten Substantiven ist an sich schon
nicht die gewöhnliche, und ausserdem würde
hier der Teil-Begriff vorangesetzt sein, wie
wenn Jemand sagte: „N. N. baate einen
Balkon und ein Haus". Dazu kommt, dass
Tacitus selbst Ann. IV, 49 n. 51 eine und
dieselbe Anlage abwechsehid 2ortca^ und wü-
Iwn nennt Und es liegt auch gar keine
Nötigung vor, ein Hendiadyoin anzunehmen;
denn es ist völlig zulässig, die Stelle in der
Weise zu erklären, dass die Treveri an
einzelnen Stellen statt eines Walles nur
eine Brustwehr anlegten, nämlich da wo
eine solche wegen des günstigen Terrains
genügte.
Handelt es sich also in unserer In-
schrift um die Blokade und Verteidigung des
Trevercr-Gebietes, so liegt es ohne Zwei-
fel am nächsten, dieselbe auf einen Ger-
manen-Einfall zu beziehen. Mommsen
(Korr.-BI. 1886 Sp. 185) hat einen solchen
bereits vermutet, nimmt aber eine Belage-
rung der Stadt Trier an. Diese Vermutimg
gewinnt jetzt, wenn wir die Worte 'dvitas
Trereronm in der angegebenen und meines
Erachtens einzig möglichen Weise erklä-
ren, eine festere Stütze und darf als eine
sehr wahrscheinliche betrachtet werden.
Die Beziehung auf den Krieg zwischen
Albinus und Severus ist, selbst wenn cicüas
Trev. hier die Stadt Trier bezeichnen könnte,
sehr bedenklich, mag man nun die Treveri
und die 22. Legion als Anhänger des Severus
oder des Albinus betrachten. Im ersteren
Falle ist mit Mommsen einzuwenden, dass
„nichts darauf deutet, dass in Gallien
selbst eine derartige Spaltung ausgebrochen
wäre-* ; noch weniger ist die zweite Alter-
native zulässig, weil dann diese Inschrift
schwerlich dem Severus und der Legion zu
Ehren gesetzt worden wäre. — Man wende
- 5A -
nicht ein, dass unsere Quellen einen Ger-
maaen*£infftll in Jener Zeit nicht erwähnen.
Die Lückenhaftigkeit der uns vorliegenden
Überlieferung ist ja bekannt genug. Vor
Allem aber liegt über eine Belagerung der
Stadt Trier ebenfalls gar kein Zeugnis vor,
wie überhaupt keines über die Bekämpfung
des Albinus innerhalb der Belgica.
Wir werden nns den Vorgang, dessen
Kunde wir dieser Inschrift verdanken, wohl
in der Weise vorstellen dürfen, dass die
Germanen den Bürgerkrieg und den Abxug
der römischen Truppen aus der Germania
nach der Rhone benutzten, um über den
Rhein vorzudringen. Die Treveri vertei-
digten ihr Gebiet und verschanzten sich
wie einst im Jahre 6970, benutzten auch
vielleicht dazu die damals angelegten Linien.
Ihre Yerschanzungen wurden angegriffen,
sie wurden in die Lage einer Blokade ver-
setzt. In dieser Bedrängnis kam ihnen die
22. Legion zu Hilfe, welche vermutlich
nach der am 19. Februar 197 erfolgten
Niederwerfung des Albinus nach dem Rhein
zurückkehrte. Für diese Hilfleistung brachte
die Treverer- Gemeinde ihre Dankbarkeit
zum Ausdruck durch dies in dem Haupt-
quartier zu Mainz errichtete Denkmal. Die
Einzelheiten dieses Kampfes zu bestimmen
fehlt uns jeder Anhalt.
(K. Zangemeister.)
44. ^ BfMzoteftln von Cremena. Im April 1887
wurde bei Cremona ein Fimd gemacht, von
dem die rheinische Forschung Kenntnis
zu nehmen hat. Nach den Mitteilungen des
Cremoneser Professors L. Astegiano berich-
tet darüber Prof. Bamabei in den Notizie
degli Scavi 1887 p. 209 fg. ; ebendaselbst
ist das wichtigste Fundstück photographisch
abgebildet.
Ausserhalb Cremona, etwa 50 Meter
von porta Vmeeiay fanden sich zusammen
keinem Grabe angehörige Reste aus rö-
mischer Zeit, mehrere Schädel, von denen
einer in der Mitte einen Hieb zeigte, eine
Amphora, Ziegelbmchstücke , vor allem
aber Trümmer mehrerer aus Holz (wovon
deutliche Spuren sich zeigten) gearbeiteter
mit Eisen umlegter und dann mit Kupfer-
platten gedeckter Kasten. Zu diesen ge*
hurten wahrscheinlich eine mit Kupfer plat-
tierte rechteckige Tafel von Eisen, eine An-
- 6ß -
zahl Bronzestreifen, Bronzenägel, achl
grosse Bronzeringe mit zwei Einschnitten
auf der einen Seite, in die die beiden
Enden eines eisernen Riegels (ttpranghettn^
eingriffen ; endlich und vor allem zwei be-
schriebene Bronzetafeln. Von der einen
ist nur ein kleines Fragment übrig:
^sTo^sXfv'i^i
EIO PA/LIIM
Die zweite wenig beschädigte, 31 cm. lan^
22 hoch, auf aJlen vier Seiten mit einer
zierlichen Guirlande von IjorbeeiMittera
eingefasst und in dieser Einfassung mit
Nägellöchem versehen, trägt die folgende
Inschrift, deren letzte Zeile, nach der
Photographie zu schliessen, von anderer
Hand zugesetzt ist:
LEG IUI MAC
Stierkopf Bockkopf
M YINfCIO TäVRO STäT/tlt^O
II CORVmO/oo^S
C V»IO RYF INO LE«
CHOKATIO //!/! OPRIliC ?[rad]
Zwischen den Consnlnamen befindet si< li
ein quadratischer oben mit einem Halb-
kreis versehener Einschnitt, um den sieben
Nagel löcher sich zeigen:
Offenbar war einst in diese Oifuunii
ein Schliessricgcl eingelegt und mit sieben
Nägeln befestigt»). Späterhin ist, wahr-
scheinlich in Folge der Beschädigung die-
ser Vorrichtung, unter dem ersten Schlots
1) BMMb«i verwirft »it Reeht die rawet aef-
gestellte Vermatung, dMs hier ein KAiserbildoti
befestigt gewesen tel, und hat erkannt, dsM an
dieser Stelle ein Sehloss angebraclrt war. Abtr
•eineVermntuug, dass die LÖcImt gedieat Utttn,
am bei Anssergebranchsetznng des Sehlosus dit
Öffnung durch eine aufgelegte Platte s« scUle«««.
trifft schon darum nicht su, weil auch set^
dem zweit m Sohloss Ihnliche LOoher sieh bafla-
den. Offenbarwar daa SeUose, wie Um«« '»
Altertum (Marqnardt, Privmtalteit. 8. SM), «■
aussen vorgelegter Kiegel und dieser nittAl^t
N&geln in den Deckel oder die VorderpUtic «in-
Digitized by VjOOQIC
^ hl -
ein zweites quadratisch eingeschnitten wor-
den, wobei das Cognomen des Centurio bis
anf den letzten Bachstaben und die dar-
unter befindliche Blättergiiirlande wegge-
sehnitten wurden; auch neben diesem
jtveiten Schloss befindet sich auf jeder
Seite ein Nagelloch.
Es ist sofort erkannt worden, dass diese
Trümmer herstammen aus der Niederlage,
welche die germanischen Armeen im Herbst
des .1. 69 unter den Mauern von Cremona
erlitten und durch die die Herrschaft
Vespasians entschieden ward. Die vierte
macedonische Legion wui-de bekanntlicti
im J. 43 in Folge der Besetzung Britan-
niens aus Spanien nach Mainz geschickt und
blieb hier, bis Caecina sie, um Vitellius
auf den Thron zu setzen, nach Italien
fährte; siegreich ia dem ersten Treffen
bei Cremona befand sie sich, als der Kampf
mit den Flavianem begann, in Hostilia bei
dem Gros der Viteüiaaer und gelangte mit
iliesem, als die Flavianer sich gegen Cre-
mona wandten, nach einem Gewaltmarsch
dort hin, wo sie dann in jener ent-
scheidenden nächtlichen Schlacht in die
Stadt zurückgeworfen und bei deren Ein-
nahme und Einftscherung aufgerieben zu
Grunde ging. Der Kasten ist für diese
Legion, wie die Inschrift zeigt, im J. 45
n. Chr. angefertigt worden und was sich
hieraus ergiebt, dass er 24 Jahre im Ge-
brauch geblieben ist, bestätigt der Augen-
schein durch die an ihm vorgenommene
Reparatur.
MH Hülfe dieser fast vollständig er-
eihaltenen Inschrift hat der Herausgeber
auch das Bruchstück der zweiten in be-
friedigender Weise so weit möglich also
ergänzt:
p ' cornelio scipione
cm
qvohi$\0 SATVRn»no
.. pompElO PAYLINo leg
Die Consuln sind die des J. 56.
Von weiterem Interesse sind, abge-
sehen von dem Doppelwappen der Legion,
das denen auf den Legionsmünzen Galliens
und der Stadt Yiminacinm analog ist, die
Namen der beiden Legaten und die Nen-
nung des Centurionen, sowie die Bestim-
mung des Gerätes selbst.
- 68 -
Die Legaten sind beide bekannt. C.
Vibius Rufinus kehrt wieder auf einer Yor
wenigen Jahren in Mainz gefundenen In-
schrift, dem Kaiser Claudius im J. 43 ge-
setzt von den eives Bomani ynanticulari
negotiatores C. Vüm JRufino leg. pro pr.^);
wir sehen jetzt, dass er von 43 bis 45
Legat von Obergermanien war. Er hat
einige Zeit vor dem J. 48 mit dem Vater
des Kaisers Nerva das Consulat verwaltet').
Der Kasten, der unter seiner Statthalter-
schaft für die vierte macedonische Legion
angefertigt ward, ist also wahrscheinlich
Mainzer Arbeit. — Pompeins Paulinus war
nach Tacitus') im J. 58 Legat von Nieder-
germanien; das cremoneser Fragment zeigt,
dass er bereits im . J. 66 dieselbe Stel-
lung bekleidete. — Dass zwei wahrschein-
lich gleichartige Geräte, das eine einer
obergermanischen, das andere einer unter-
germanischen Legion, bei Cremona sich zu-
sammen gefundenhaben , ist wohl merk-
würdig, aber nicht weiter aulfallend; beide
Heere, deren Hauptquartier diese Reste
1) J. Klein, rbein. Mut. 1880 8. 154. Barnabei,
der diese Inschrift nicht gekannt hat, betrachtet
ihn anrichtig als Legat der Legion.
2) Die beiden stadtrümischen Inschriften, die
Baninsohrift des Caroer If amertinus : G. Vibmt
0, /. Iti^ug M. Coeeeitu M. /. Serva cos. ex s, c
(C. 1. L. VI, 1539) nnd eine Orabsohrift mit dem
Datum deeessit Tum, AugustU J/. Cocceio Nerva C. Vibio
ÜTH/Iiio 00«. (C. L L. VI, 9006) setst noch Klein
kars vor 24, weil er in dem Collegen de« Bnflnus
den Tor diesem Jahr snm Consulat gelangten
Grossrater des Kaisers Merva erkennt. Aber das
Intervall swiscben Consulat und Legation ist dabei
alliu lang angesetst nnd man wird in dieeem
Nerva vielmehr den Vater des Kaisers in erkennen
haben. Dieser ist in den Kleinechen Fasten
im Auschlnss an eine beil&ufige Äusserung Heniens
als »uffectu» des J. 40 mit Pnblioola Teraelohnet.
Aber die interpolierte Consulaitafel des Prosperi
auf der diese Aufstellung allein beruht, nennt
keine tv^ffeetiy sondern wiederholt hier, wie sie
pflegt, an unrichtiger Stelle das in das J. 718
gehörende Consnlpaar Publioo/la ei Nerva. Das
Jahr der Consnln Nerva und Itnftnus ist nicht ge-
nau Bu bestimmen, aber sie mttssen kura vor
dem J. 48 die Fasces geführt haben. — C, Vibiu»
C. /, Ru/m, den Dio 57, 15 als Consnl und die In-
schrift C. VI, 1237 als ersten der fanf eurat&rtM
riparum erw&bnt, ist wafatkcheinlieh nicht ver-
schieden von dem in den sehr fehlerhaften Fasten
von Antinm als C. Vibius lAbo unter dem J. 16
n. Chr. aufgef&hrten Consul und vermutlich der
Vater unseres Legaten. ^->. j
3) tnn. 13, 53. DigitizedbyVjOOQlC
- M -
ahgchöreu möj^cii, waren hei jener Nieder-
lage vereinigt.
Die Nennung des Ceuturio liängt eng
zusammen mit der Bestimmung der Kasten.
Da dieselben den Legionen als solchen
gedient haben, so kann nur an einen der
C/enturionen der ersten Gehörte gedacht
werden. Demnach ist es kaum zweifelhaft,
dass der Kasten, dessen Schriftseite sich
erhalten hat, für den pHmeps praetorii^
den zweiten der Legion gedientliat *). Die
Annahme Barnabeis, dass dies der Qeld-
kästen der Legion gewesen sei, ist da-
mit nicht vereinbar. Wir wissen sehr
wenig von der Modalität der Soldzah-
lung in der Kaiserzeit; aber allem An-
schein nach ist dieselbe nicht durch die
der Legion angehurigen Soldaten oder
Centurionen effectuiert worden. Der ß^ci
citrator, welcher dabei wohl beteiligt ge-
wesen sein mag, kommt nur bei den
hauptstädtischen Truppen vor und die ein-
zigen mit Sicherheit bei der legionaren Sold-
bezahlung beschäftigten Personen, welche
die Inschriften uns nennen, sind kaiser-
liche Sklaven'). Bei dem n^assenhaften
Material, das uns über die niederen Mili-
tärchargen vorliegt, kann es als gesichert
gelten, dass der princeps praetorii mit der
Soldzahlung nichts zu thun gehabt hat.
Andererseits führt, was i'iber denselben
sonst bekannt ist, auf eine andere Spur.
Ich habe schon früher darauf hingewiesen,
dass die Angabe des Vegetius') über die
durcli diesen ('enturio geführte allgemeine
Administration der Legion durch die bei
keinem anderen Centurio in dieser An-
zahl wiederkehrenden Gehülfen desselben,
1) Barnabeis Krgftncang firior] oder p[o9Urior]
Ut Dicht Kvlässlg; von den lewaniig jnincipes der
Legion heisst der erste princept pratiorii oder prin-
eep* schlechtweg ', priwept primus, was dasselbe sein
würde, Bohelnt nicht anders als bei Vegetins 2, 8
▼orinkommen. Die nevnsehn flbrigea principe*
beseichnen sich noch den Xnmmem ihrer Cohorte
nud daneben als prior oder poHerior^ können also
hier schon dämm nicht gemeint sein, well die Co-
hortennummer auf der Bronze nicht stand. Vgl.
Eph. epigr. 4 p. 231.
2) Caaer, Kph. epigr. 4 p. 484. 437.
8) 2, 8: prineepa autem primae eohwti* crntnriam
•emit . . . ffubemabal, ad quem in leffiane prope omnia
quae ordinanda sunt pertinerU, Das nach einer
einzigen Handschrift von Lang eingesetste m-
cundue ist Interpolation.
- 60 -
insbesondere durch den librarim jtrimifi^
der Strassburger Inschrift vollauf bestätigt
wird. Also werden die beiden Kasten,
deren Trümmer sich bei Cremona fanden,
einstmals die Listen und die sonstigen
Papiere der Legionen enthalten haben,
welchen sie gehörten. (Mommsen.)
In der Bonner Inschrift von J. 222 4S. j
(C. I. Rhen Nr. 464) pflegt der Name des 1
Legaten Aufidiu^ Coresinus 3fiircöffiw*ge- ü
lesen zu werden. Aber auf dem Stein }
steht CORESlIO, nicht CORESiJO ; es moss *
also Coresnim gelesen • werden. Dies be-
stätigt die Inschrift desselben aus Pedne-
lissos in Pisidien (C. L Gr. 4379 d): tw
XnfiitifOZfttov nQSößhvrfjv Kcti ilvziaTQthriYm
Avtpiöiov KoQtoviov Mdg^sllov ij noli^
in der freilich auf Grund des oben erwähn-
ten Lesefehlers von den Herausgebern ge-
schlimmbessert worden ist Ko^öivov.
(Mommsen.)
Mtttmafstichos Umookastoll M Born. k4(.
seinem Werke über den römischen Grenz-
wall in Deutschland S. 187 ff. h< es Hr.
v. Co hausen für möglich, dass in dem Ört-
chen Born, dessen Entfernung vom Kastelle
Zugmantel 8400 m, und vom Kastelle zu
Kemel 6400 betrage, ebenfalls ein Limes-
kastell gelegen habe, etwa 700 Schritt hin-
ter der als Pfahlgraben zu vermutenden
Linie. Für diese Linie fehlen jedoch fast
alle Anhaltspunkte und es ist der Limes
viel weiter nördlich zu suchen, an dem nach
dem Pohlbache abfallenden Berghange, wo
ich vor beinahe 3 Jahren Hügel fand, welche
Turmfundamentc zu überdecken erfaeinen.
Nehmen wir hier den Pfahlgraben an, so
stimmt dies so ziemlich mit den Mittei-
lungen, welche Hrn. v. Cohausen, vgl. S.
166, seiner Zeit gemacht wurden und was
man auch mir schon vor langen Jahren er-
zählte. Der Zug des Pfahlgrabens, welcher
auf der Cohausen'schen Karte zwischen der
Jägerwiese und dem Hundskippel in zick-
zackartigen Linien eingezeichnet ist, winl
sich hierdurch in eine sanft gebogene Linie
verwandeln.
Was nun das mutmassliche Kastell zu
Born betrifft, so bietet der Ort selbst da-
für keinerlei Anhaltspunkte. Trotz der eif-
rigsten Nachforschung konnte ich nicht in
Erfahrung bringen, dass dort Je eis römi>
- 61 -
scher Gegenstand sei gefunden worden.
Ist ein Kastell in der Nähe, so müsste
es weiter nördlich, etwa an dem nach
Steckenroth führenden Wege gelegen sein.
Merkwürdig bliebe es dann immerhin, dass
man das dicht dabei gelegene, durch die
Ahr gebildete Thal, das jedenfalls mit
einem Verkehrswege versehen war, ohne
Deckung, ohne eine Sperre gelassen habe.
Es liefe dies allen Erfahrungen zuwider,
die ich bei meinen Forschungen in Ober-
hessen nnd im Taunus gewonnen habe.
Auch Herr v. Cohausen (S. 190) hält es für
wahrscheinlich, dass im Ahrthale, ebenso
wie z. B. im Kuppemer Thale, hinter dem
Pfahlgraben ein kleines Kastell gelegen
habe, das aber bis jetzt nicht aufgefunden
wurde. Dass die dort befindliche „alte
Schanze^ nicht das gesuchte Kastell und
überhaupt kein Rumerwerk ist, wurde von
Hm. V. Cohausen (S. 190) genau nachge*
wiesen. Zwischen dieser Schanze und dem
Dörfchen Linschied aber^ auf der nach
Xorden sanft abfallenden Fläche des ,,Poh1-
feldes** möchte der geeignetste Platz fi'ir
das Kastell zu suchen sein, unbeschadet
der kurzen Entfernung von Kemel Hier
wurden aber auch, wie mir vor 19 oder
20 Jahren ein alter Mann aus Licnschied
erzählte, einst bedeutende Mauern ausge-
brochen und Gegenstände der verschie-
densten Art gefunden.
Da die Örtlichkeiten weit ausser dem
Bereiche meiner Wirksamkeit liegen, so
nimmt vielleicht der nassauische Verein
aus diesen Zeilen Veranlassung, die bei-
den Stellen genau zu prüfen.
(Fried. Kqfler.)
Vereinsnachrichten
unter Redaction der Vereinsvorstände.
47. Frankfurt a. M. Verein für Geschichte
und Altertumskunde. In der Sitzung
vom 13. Februar sprach Herr Pfarrer Dr.
H. Dechent über einen Zensurprozess
siegen die Frankfurter Gelehrten
Anzeigen, in welchem er die Forschungen
W. Scherere (in der Einleitung zum Neu-
drucke des berühmten Jahrgangs 1772 die-
ser Zeitschrift) in mannigfacher Weise er-
gänzte. Als neues Material hatte er die
bis dahin fUf den Gegenstand noch nicht
eingesehenen Zensurakten des Frankfurter
Stadtarchivs benutzt; ferner die Ratspro-
tokolle und Bürgermeisterbücher in dem-
selben, die Protokolle des Predigerministe-
riums und andere Urkunden. Der Vor-
tragende verband diese Nachrichten über
den vorliegenden Prozess mit Notizen aus
Goethes Briefwechsel und schilderte auf
Grund dieses Materials eine Episode des
geistigen Lebens in Frankfurt aus der Sturm-
und Drangzeit, an welcher der damals hier
weilende Dichter in hervorragender Weise
Anteil nahm. Er sprach zuerst über das da-
malige Predigerroinisterium, besonders über
den gelehrten Senior D. Plitt, welcher
Wolfsche Philosophie mit Lutherischer
Rechtglaubigkeit zu verbinden suchte und
besonders den Deismus bekämpfte. Er war
der entschiedenste Gegner der Frankfurter
Gelehrten Anzeigen, welche seit 1772 als
Fortsetzung der bereits 1736 begründeten
„Frankfurter Gelehrten Zeitung*^ von dem
Waldeckischen Hofrat Deinet verlegt und
im Anfange von Merck in Darmstadt, in
der zweiten Hälfte des Jahres aber von
Goethes künftigem Schwager J. G. Schlosser
redigiert wurden. Die neue Zeitschrift, von
deren keckem, genialen Ton einige Proben
mitgeteilt wurden, erregte schon in den
ersten Nummern durch scharfe theologische
Rezensionen denUnwillen der durchweg noch
orthodox gerichteten lutherischen Geistlich-
keit, welche die kirchliche Zensurbehörde,
die sogenannten Deputati ad rem librariam
(eine Abteilung des Konsistoriums), anrief.
Man machte den Versuch, Deinet zur Nen-
nung der Verfasser jener anstössigen Ar-
tikel zu nötigen und ihm die Aufnahme^ ähn-
licher Kritiken zu wehren; allein Schlosser
verteidigte als dessen Anwalt in einer (noch
ungedruckten) mit gewaltigem Pathos ab-
gefassten Vorstellung den Verleger, so dass
trotz der Verstimmung über die von ihm
gebrauchte „unziemliche Schreibart^ die
Sache vorläufig ruhte. Deinet aber brachte
weiter verletzende Artikel, und besonders
ein Aufsatz vom 21. Juli 1772 beschwor
einen neuen Sturm herauf. Der nachmals
so berüchtigte Giessener Professor Bahr dt
veröffentlichte nämlich eine höchst spöt-
tische Kritik über eine dem Frankfurter
- 64 -
Rat gewidmete Schrift des durch LeBsingB
Oegnertchaft bekannt gewordenen Hambur-
ger Hauptpastors Johann Melchior Goeze:
„Erbauliche Betrachtungen über das Leben
Jesu". Da der Artikel anonym war (man
vermutete Herder als Verfasser), wurde
Deinet abermals vor die Deputation gela-
den, um den Namen des Rezensenten mit-
zuteilen, und als er sich dessen weigerte,
wurde er mit einer Geldstrafe von 20 Rthlr.
belegt. Deinet, der mit Unrecht Goeze
allenthalben als den Urheber des Prozesses
gegen ihn verdächtigte, protestierte, weil
er reformiert sei, sowohl gegen die Strafe
als auch gegen die ihm auferlegte Ver-
pflichtung, keine Besprechungen theologi-
scher Schriften zu bringen, welche nicht
die Genehmigung des Predigerministeriums
gefunden hätten. Inzwischen trat auch das
Ministerium selbst wieder mit einer Anklage
hervor, welche sich besonders auf eine von
Goethe (?) verfasste Anzeige der Münterschen
Bekehruugsgeschichte am Struensee bezog.
Abermals verteidigt Schlosser, der indessen
Redakteur geworden war, den Verleger in
höchst geistreicher Weise, und auch Goethe
selbst trat während der Abwesenheit des
Freundes für Deinet ein (in einer von ihm
entworfenen, noch nicht bekannt gemach-
ten Vorstellung). Nun fasste der Rat den
Beschluss, die Akten der Leipziger juristi-
schen Fakultät zur FjUtscheidung zu über-
geben. Es geschah dies um dieselbe Zeit, als
Goethe und seine Freunde sich (Ende 1772)
von der Zeitschrift zurückzogen, die nun
ganz in die Hände von Bahrdt überging,
der sie vielfach zur Führung seiner theo-
logischen Streitigkeiten gebrauchte. Deiuet
that nun am Anfang des Jahres 1773 einen
neuen kühnen Schritt, indem er sich an
die öffentliche Meinung wandte und sämt-
liche gerichtliche Akten drucken Hess. Für
dieses Vorgehen wurde ihm ausser der Kon-
fiskation dieser Schrift eine zweite Geld-
strafe von 100 Rthlr. auferlegt, gegen wel-
che er aber auch sofort Protest erhob. Ehe
noch das Gutachten von Leipzig einlief,
starb der Uauptgegner Pütt, und sein Nach-
folger, Senior Mosche, nahm den Streit nicht
weiter auf, an dem, wie es scheint, überhaupt
nicht alle Mitglieder des Ministeriums sich
gerne beteiligt hatten. Doch musste Deinet,
als trotz der Bemühungen von Goethe und
Bahrdts Vater die Strafe von 20 Rthhr.
durch die Leipziger Juristenfakultät bestä-
tigt ward, im Februar 1774 zur Entrich-
tung des Geldes sich entechliessen, wäh-
rend die Strafe von 100 Rthk., die ihm
1775 gelegentlich eines neuen Streites mit
dem Kasseler Pfarrer Piderit noch einmal
eingefordert wurde, auf dem Gnadenwege
erlassen ward. Aber wenn auch der Ver-
leger der Gelehrten Anzeigen eine Nieder-
lage erlitten hatte, so hatte doch die Geist-
lichkeit insofern nicht gesiegt, als der Ver-
such der theologischen Zensur dem Blatte
gegenüber gescheitert war. Der Redner
bemerkte zum Schlüsse, dass die Geistlich-
keit damals wohl Grund hatte, den m^st
satirischen Ton der von ihr beanstandeten
Artikel um ihrer Gemeinden willen ernst-
lich zu beklagen, dass es aber unmöglich
war, die Gemeinden gegen die von allen
Seiten eindringenden neuen Ideen herme-
tisch abzuscliliessen.
Verlag der Fr. Lintz'schen Buchhandlaug in Trier:
Dte Facskniles
von Originalplänen dentseher De««
auf 7S cm breitem Pa|iier.
Origiuftlplaa des Domes tu KSIn 9 Jl 1 UaU
2,27 m hoch.
Originalplan des Dome« xu ■•fsiiifewf 9 JL 1 Blatt
ir,S9 m hoch.
Originalplan des Domes tu Ulm 6 UH 1 Blatt
1,72 m hoch.
3 Entwarfe sum Dome au Fnuikfurt 6 JL 1 Blatt
1,10 m hoch.
4 Pläne sum Manster au SIraMblirg 21 Ji
Gfsdilcite jliii fxoSM Trier
d. i. der Htadt Trier und de« Trierischen t^^aade^
aU Clmrfttrstentoin und als Diözese rou den
ältesten Zeiten bis aum Jahre ISIS.
Ton Domkapitular
l^r. J. Marx.
5 Bände. 18&S-64. Preis M Sf.25.
nehtfi VN Cniffeidii n Villnlli
Erzbischef und KurfUrst ven Triwr 161 1— IUI .
Ein Beitrag cur Bpecialgoschichte der Bbainlande
von
Dr. Jnl. Wegeier.
Mit einer Tafel. Preis X 1.50.
Bai luihKh kt fkknl vra Ini AAn
aus
handschriftlichem neugriechischem Crtezt aben»et24
mit Anmerkungen von OMrM C A. Mi «1
Von Dr. Oo4«hard Seha«f«r.
1865. Preis 9 M.
FR. LINTZSCHE BUCHDRVCKeRCI IN TRICft
TOB Dr. NitiMr in Tritr
«Bd
PfOlMMf Dp« LMipMCllt
in r
der
d«r
Fl. LINTZ'ttthtii
BiiohliMidlnng
In Tritr.
Westdeutschen Zeitschrift fUr Geschichte und Kunst,
n^eieb Orgui der Usteriseli-MtiqiiMriselieB Yereiie zu Baeknu^, BirkenfeK, Dirk-
Iieiii, DILweMorf , Fnuikfturt t. M., Karlgmke, Miinx, MauihelM, Neuss, Speyer,
Strasslirg, Stuttgart ud Woms, sewie des utkrepelegiseheii Vereins zu Stattgart.
April.
Jahrgang YH, Nr. 4.
1888.
Das KonrMpondttnxbUtt •nch«int in eintr AofUge toxi 3M0 Exemplaren. Inserate k 95 Pfg. ffix die
gespaltene Zeile werden Ton der Yerlagshandlnng und allen Inseraten-Bnreans angenommen, Beilagen
nach Uebereinknnfk. — Die Zeiteehrift erscheint Tierteljfthrlich, das Korrespondensblatt monatiioh. —
Abonnementspreis 16 M^rk fllr die Zeitsohrift mit Korrespondensblatt, für letsteres allein 6 Mark.
Neue Funde.
18. Ober - Florstadt. [Mitliraeum]. In der un-
mittelbaren Nähe des Kastelles voa Ober-
Florstadt, das vor zwei Jahren von mir
aufgefunden und im Auftrage des histor.
Vereins für das Grossherz. Hessen von mir
aufgedeckt ward, wurden im Laufe dieses
Wmters von dem Landwirte Wilh. Stoffel
beim Ausbrechen von Mauerresten inmitten
der das Kastell umgebenden bürgerlichen
Niederlassung verschiedene Altare und eine
65 cm hohe Steinfigur gefunden, welche
zur Annahme berechtigten, dass diese
Mauerreste einem Mithrasheiligtume ange-
hörten.
Die Grossherzogl. Museumsdirection,
welcher ich Mitteilung von dem Funde
machte, beschloss die Fundstelle näher zu
untersuchen und übertrug mir die Leitung
der Ausgrabung, die zur Aufdeckung eines
Mithräums führte, dessen Grundriss und
Profile auf umstehender Tafel dargestellt
sind.
Zur Erläuterung des Grundrisses sei
erwähnt, dass das Kastell, wie das etwa
100 m links vor ihm liegende Mithräum
auf einer sanft nach Nordost und Ost,
nach der Nidda, abfallenden Erhöhung
liegen, welche die Warte genannt wird.
(Yergl. Qnartalblätter des histor. Vereins
1886, I, 42 und 1887, H, 66). Diesem
Umstände ist es zoziischreiben, dass, wie
es der Plan zeigt, die Mauer der West-
seite des Gebändes in einer grösseren Höhe
erhalten ist als die der Ostseite.
Das Ganze bildet ein unregelmässiges
Rechteck von 13,90 resp. 13,40 m Länge
und 6,78 resp. 6,90 m Breite. Die Mauern,
welche aus unregelmässig keilförmig be-
hauenen Steinen bestehen, welche in Lagen
übereinandergeschichtet und ziemlich stark
durch Mörtel miteinander verbunden sind,
haben eine durchschnittliche Stärke von
63 cm und wurden 22 cm tief unter der
Ackeroberfiäche angetroffen. Sie zeigten
zum Teil noch einen starken Bewurf (Ver-
putz) von braungelbem Mörtel, der geglättet
und dann mit gelblicher Farbe übermalt
war. Hin und wieder zeigten sich lineare
Ornamente, welche die Wand in einzelne
Felder abzuteilen schienen, in denen man
häufig blutrote Spritzer bemerkte. Eine
Treppe, welche einst zu diesem Räume
hinabführte, wurde nicht vorgefunden und
es ist anzunehmen, dass dieselbe, wie
ich später noch erörtern werde, auf der
Südseite des Gebäudes gewesen sein muss,
schon vor längerer Zeit gefunden und der
schönen Sandsteine wegen ausgebrochen
ward.
Dieser Raum zerfällt in 2 Teile, einen
höher gelegenen, der sich an der Ost-,
Süd- and Westseite hinzieht, und einen in
der Mitte befindlichen, um 1 m tiefer ge-
legenen, der 3,83 m von der Südseite be-
ginnt und 46 cm vor der Nordseite endet.
Eine Reihe von Sandsteinstufen, von denen
noch 4 von je 1,33 m Breite, 30 cm Tiefe
und 15 cm Stärke erbalten waren, führten
hinab nach demselben. Da bei der früher
angestellten Ausgrabung noch weitere 2
bis 3 vollständig verwitterte Stufen ange-
— 67 —
— 6!J
SdinillB-C.
troffen wurden, so darf man, wenn man
die Höhe der fehlenden Stufen ebenfalls
zu 15 cm berechnet, im Ganzen 7 Stufen
annehmen. Die Treppen wandungen endigen
jedoch bei der 4. Stufe. Sie sind je 36 cm
breit und schlies.sen sich
an die Mauern des un-
teren Raumes an, auf
jeder Seite eine Koke
oder einen Winkel bil-
dend.
In der Ecke links von
der Treppe fand Stoffel
eine 65 cm hohe Bild-
säule aus weissem Sand-
stein, einen Jüngling dar-
stellend, bekleidet mit
Leibrock, Mantel und
phr>'gischer Mütze, der
mit Armen und Händen
zwei gesenkte Fackeln
hält, auf die er sich zu
stützen scheint. Das Bild-
werk samt seinem daran
befindlichen Sockel stand
auf einem Postament-
clicn von gestampftem
blauen Letten, der ab-
geschlagene Kopf lai? \or
ihm auf dem Boden. In
dem Winkel zur Rechten
wurde eine Hand au«:
weissem Sandstein gefun-
den, die einem anderen
Fackelträger angehört
haben musste, der eben-
falls auf einem noch er-
haltenen Postamentchen
aus blauem Letten, seioe
mutmassliche Aufstel-
lung gefunden hatte. Die
Bildung dieser Hand
lässt eine aufwärts gt-
richtete Fackel anneh-
men. Der Kopf dieser
Figur, welcher eine auf-
fallende Ähnlichkeit mit
dem der ersten zei^
wurde von mir im oberen
Räume gefunden.
Der untere Raum misst
dicht bei der Treppe
1,95 m, verengt sich aber bald biszn 1,72 m
und erweitert sich gegen das Ende hio
bis zu 2,10 m Breite. Diese VerengerunÄ
scheint durch den Druck des Bauschuttes
auf die schwachen FutLermanem er-
Digitized by VjOOQ IC
— ß9
— 70 —
folj^ zu sein, welche den (Raum nach
Ost und West abschliessen. Der Boden
desselben steigt von der Treppe ab bis zur
Mitte allmälich um 30—35 cm. Er be-
steht ans einer festgestampften 20 cm
starlcen Schicht schön hellblauen Lettens,
der etwa 15 Minuten von dem Orte vor-
kommen soll. 7,85 m von der Treppe ent-
fernt zeigt der tiefere Raum auf jeder
Seite eine um 61 cm einspringende Nische
von 42 cm Breite und daran anschliessend
in dem oberen Teile des Gebäudes ein
von einer 22 cm hohen, 35 cm breiten auf-
gemauerten Wulst umgebenen Ranm, der
vielleicht zur Aufstellung zweier Altäre von
70 cm Höhe und 25 resp. 28 cm Breite
gedient haben mochte, welche Stoffel an
den Stellen Aa und Bb, den einen liegend,
den andern stehend vorfand. Diese mit
Wülsten und Hohlkehlen versehenen Altäre
zeigen weder Bildwerk noch Inschriften;
doch trägt der eine am oberen Teile unter der
Opferschale das eingehauene Zeichen tß»
das in älinlicher Form zuweilen auf Stem-
peln der 22. Legion vorkommt.
Von Nische zu Nische zieht im unteren
Raum (vergl. den Onindriss) eine an die
Nordwand des Gebäudes sich anschlies-
sende Futtermauer, die bis zur Höhe der
Wulste hinaufreicht und nach vorne zu
schräg abgedacht ist. Hier waren wohl
die an anderen Orten aufgedeckten Stein-
tafeln zu vermuten, von denen jedoch
Nichts aufgefunden ward. Da die Wand
durch meinen Vorgänger in der Untersuch-
ung stark beschädigt und vom Verputze
befreit worden war, so konnte nicht ein-
mal nachgewiesen werden, ob sie einst
Malereien trug, oder nicht. Stoff^el will
hier die schönsten und feinsten Stücke
Wandbekleidung gefimden haben. Der Ver-
putz der übrigen Wandteile war mit bläu-
lich rother Farbe übermalt.
Über dem blauen Letten des Bodens
will der vorher Genannte eine dicke Schicht
dunkler Asche gefunden haben, mit der auch
der ganze Nischenraum angefüllt gewesen
sein soll. Über der Aschenschicht lagen
die Verputzstücke der Decke, welche auf
weissem Grunde ockergelbe und braunrote
von Schwarz eingefasste lineare Ornamente
zeigen, aus denen vielleicht noch einige
Figuren hergestellt werden können. Eins
der vor mir liegenden, in der Nähe der
Nordwaud gefundenen Stücke, zeigt einen
sechsstrahligen ockergelben Stern, ein an-
deres einen brannroten Stengel mit paar-
weise stehenden chromgrünen Blättern.
Die Decke des höher gelegenen Teiles
des Baues zeigt weniger feine Bekleidung.
Auch hier war der Boden mit einer dünnen
Schicht jenes blauen Lettens bedeckt, unter
dem sich durchweg Mörtelspuren zeigten.
Dicht darunter stand der gewachsene Boden,
der, wie ich schon in meinem Berichte über
die Ausgrabungen des Kastelles betonte,
fast allerwärts auf der Warte aus einem
stark verwitterten porösen Basalt (Lung-
stein) besteht, der im Volksmunde „Tauk '^
genannt wird. Die Fundamente der von
mir auf der Warte untersuditen römischen
Gebäude, ja sogar die Abfallsgruben sind
in diesen Stein eingehauen. Bei a, b, c
d und e befanden sich kleine aufgemauerte
Postamentchen, aufweichen allem Anscheine
nach die säulenförmigen Träger (?) der Decke
ruhten, wenn man nicht etwa annehmen
will, dass sie einem anderen Zwecke dienten.
Unter den Fundstücken, welche fast alle
vor meiner Ankunft dem Boden waren ent-
nommen worden, erwähne ich: 1) das
Bruchstück eines kleinen Altares samt
zwei irdenen Lämpchen, die bei £ im
oberen Räume vor einem aufgemauerten
Postamentchen liegend (vgl. den Grund-
riss) waren gefunden worden; 2) einen
etwa 1 Fuss hohen cubischen Stein mit
stark beschädigtem Bildwerk, das einen mit
einer Lanze bewaffneten Mann darzustellen
scheint, der einem anderen gegenüber-
stehenden Manne die Hand reicht, ähnlich
wie auf dem Mittelbild ^w linken Seite
des Neuenheimer Steines (vgl. Creuzer : das
Mithraeum von Neuenheim bei Heidelberg) ;
3) einen starken eisernen Ring und meh-
rere Glieder einer Kette, welche dicht bei
dem Altare £ in der Südwesteckc des Ge-
bäudes lagen ; 4) 20—21 zum Teil verzierte
Thonlämpchen, von denen einige auf dem
Boden ein SF eingeritzt zeigten, und
welche in dem tiefen Räume zwischen beiden
Nischen gelegen hatten ; 5) Überreste eines
ganz dünnen, reich verzierten Gefässes aus
— 71 —
Bronzeblech, das in der Mitte des vertieften
Raumes gefunden ward; 6) ein kleines
Thongef)&88, das an der Nordwand gelegen
hatte ; 7) ein 4 cm breites grosses bandarti-
ges StückEisen mitLöchem versehen, in de-
nen Nägel mit flachem aber breiten rundem
Kopf staken, welche samt dem Eisen einen
bläulicheu Überzug zeigten, der sie frei von
Rost erhalten hatte; 8) Bruchstück eines
breiten Messers, in der Nähe der Kette ge-
funden; 9) Elfenbeingriff eines schmalen
Messers oder anderen Instrumentes mit ge-
schnitztem vogelkopfartigenEnde ; 10)Bruch-
stück eines weissen Terracotta-Figürchens,
jugendlicher Kopf mit turbanartiger Be-
deckung ; 11) Bronzemünze der Julia Domna,
gefunden in der Asche der Nische zur Rech-
ten (Nord-Ost-Ecke); 12) einige kleinere
Bronzebeschläge; 13) allerlei kleinere Ge-
genstände aus demselben Metall und aus
Eisen, Nägel, Haken, Maueranker, Holzkoh-
len u. s. w. ; 14) zahlreiche Scherben von
Thon- und terra sigillata-Gefässen, auf de-
nen häufig Köpfe und Brustbilder erkenn-
bar waren; 15) eine grosse Anzahl von
Knochen, unter denen ich Rinderknochen,
Ziegenknochen (vielleicht auch Schafkno-
chen) unterscheiden konnte, Rehstangen
u. s. w. •); 16) ein Postamentchen aus
behauenem roten Sandstein ; 17) das Stück
einer Backsteinplatte, mit dem Stempel
LEG Vni, der erste dieser Legion, der
in Ober-Florstadt gefunden wurde. In un-
mittelbarer Nähe wurden noch folgende
Stempel gefunden:
m
SFM^EKOt
3Ö
1) Dies« Knochen Bollen noch im OroBBherz.
Mnseum einer genauen Untennchnng ontersogen
werden.
— 72 —
4—5 m westlich vom Mithraemn will
Stoffel einen aus zwei rechtwinkelig ao-
einander stossenden Mauern gebildeten
Raum gefunden haben, der mit weissem
Sande bestreut war und zu dem ein kurzer,
gepflasterter Weg führte. Da die Steine
der Mauer ausgebrochen und der ganze
Raum durchwühlt war, so konnte von mir
nicht nachgewiesen werden, ob derselbe
früher mit dem Mithraeum zusammenge-
hangen hatte. Der Finder verneinte dies,
allein es könnte das fehlende Stück Mauer,
das seinen Angaben nach rechtwmkelig auf
die Mauer des Mithraeums hätte stosseo
müssen, schon in früherer Zeit ausgebrochen
worden sein, da die Warte, wie wir wissen,
schon manchen Baustein nach Florstadt
hatte abgeben müssen. Bei meinen Nachgra-
bungen fand ich nur noch einen kleinen
0,76 m im Quadrat messenden Mauerklnm-
pen, den mein Vorgänger bei der Arbeit
hatte stehen lassen.
N irgends zeigten die Mauern des Mithrae-
um Anschluss an andere Gebäude. Bei
den Versuchsgräben aber, die gezogen
wurden, stiess man überall auf dunkle
Asche, mit Ausnahme der Gräben vor der
Südseite, wo ich eine 3,50 m breite Strasse
mit 10 cm hoher Wölbung antraf, welche
nach der Mitte dieser Seite zulief, an welcher
sich, der erwähnten Treppe gegenüber, eine
Öfihung oder Thüre befunden haben mnsste.
Da die Strasse etwas höher als die Mauer
des Gebäudes lag, so musste sie heim
Pflügen hinderlich gewesen sein und man
hatte sie 4 m von dem Baue entfernt aus-
gebrochen.
Bei den sorgfältigen Arbeiten utnd Be-
obachtungen, die ich anstellte, hätten sich
vielleicht noch manche interessante Wahr-
nehmungen machen lassen, wenn nicht vor
meiner Ankunft durch den Finder der ganze
Raum wäre durchwühlt worden.
Masse und Aufzeichnungen, die ich
machte, habe ich später mit Herrn Mu-
seumsinspektor Professor Dr. Adamj ge-
prüft. Den hier beigegebenen, nach meinen
Notizen gefertigten Gnindriss verdanke ich
der Güte des Herrn Gamison-Bauinspektor
H. Rettig dahier.
(Friedr. Kofier.)
Mainz, lo^Febr. l^^^rluk. 6nM«M49.
bei Schwabsbu^gf.^^^twa eine halbe Stunde
— 73 —
von dem weinberuhmten Nierstein landein-
wärts nach Südwesten liegt, wie Nierstein
2om rheinhessischen Kreise Oppenheim ge-
hörig, das Dorf Schwabsbnrg, dessen aus-
gedehnte Gemarkung einen dem Niersteiner
SR Güte wenig nachstehenden Wein liefert.
Das Bächlein Schwabbach oder Schwabach,
das, bei Harxheim entspringend, bei Nier-
stein in den Rhein miindet,flies8t an Schwabs -
barg vorüber. Inmitten bedeutenderer Höhen
erhebt sich auf einer flachen rebenbepflanz-
ten Kuppe im Süd- Westen des Ortes (etwa
''4 Stunde entfernt) der gewaltige vier-
eckige Befestigungsturm der Schwabsburg ;
\on dem Pallas und den übrigen Burgge-
bäuden ist nicht der geringste Rest mehr
erhalten. Auch ist keine Spur davon zu
bemerken, dass der Turm ursprünglich in
organischer Verbindung mit weiteren Burg-
gebäuden angelegt worden sei. Der Turm
ist ofienbar als Wartturm oder Signalsta-
lion, wahrscheinlich gleichzeitig mit der
Landskron bei Oppenheim, im 11. Jahrb.
erbaut worden; erst später haben sich dann
weitere Barggebäude an den Turm ange-
schlossen. Für die anfänglich isolierte An-
Jage des Schwabsburger Turmes spricht
die Gleichartigkeit ähnlicher Anlagen, die
Stärke und Technik des Mauerwerks (es
sind Buckelquader), die Lage des erhöhten
Eingangs und die strassenbeherrschesde
ÖrtKchkeit. Der Schwabsburger Turm ist
mit ähnlichen Bauten der Rhein-, Main-
uud Donaulande, wegen der Buckelquader-
technik, früher für römisch gehalten worden.
Urkundlich erscheint die Schwabsburg (auch
Swabesberg, Swabisberg, Schwoberg, Suabs-
berg genannt), von der das Dorf offenbar
seinen Namen hat, zuerst 1257, wo König
Richard, kurz nach seiner Erwählung, den
Rheingrafen Werner III mit dem Schlosse
Schwabsberg und demDorfe Gross-Wintem-
heim belehnt Die Burg war Reichsdomäne
und hatte, wie die Landskron bei Oppen-
heim, eigene Burgmänner zu ihrer Vertei-
digung und Hut Die Belehnung der Rhein-
grafen mit Schwabsburg kann nicht lange
bestanden haben; denn 1274 stellt Philipp
von Hohenfels eine Urkunde zu Swabes-
berg aus. Als Ruprecht III von der Pfalz
zum Kaiser gewählt worden, wurde die
Scbwabsburg samt den Städten und Schlös-
— 74 —
sern Oppenheim, Odemheim, Ober- und
Nieder- Ingelheim. Nierstein, (Gro8s)-Win-
temheim, die von den Luxemburgern den
Pfalzgrafen verpfändet waren, der Kur-Pfalz
einverleibt. Seitdem hörte sie auf, eine
Keichsburg zu sein. Die Zerstörung er-
folgte gleichzeitig mit der Verwüstung der
Landskron am 31. Mai 1689. Vergeblich
suchten die Franzosen die mächtigen Bos-
senquader zu sprengen; nur ein Stück un-
ten an dem einen Eck ward abgesprengt,
während die übrigen Gebäude völlig ver-
schwanden, ein weiterer Beweis für die
Annahme, dass der Turm der Schwabsburg
ursprünglich allein und in anderer nnd
festerer Technik, als die später zugefügten
Bauteile, errichtet worden ist Von der
Schwabsburg durch einen Einschnitt ge-
trennt, zieht sich eine flache Erhebung bis
zu dem nach Dexheim führenden Wege hin.
Hier befindet sich, in einer die Landschaft
überschauenden prächtigen Lage, ein frän-
kisches Grabfeld, auf das der Ehrenkon-
servator des Mainzer Altertiunsvereins, Hr.
Georg Werther in Mommenheim, aufmerk-
sam wurde. Auf seine Veranlassung und
unter seiner sachkundigen Leitung wurde im
Anfang dieses Jahres durch kundige Arbeiter ,
die schon bei früheren Ausgrabungen des
Vereins sich bewährt hatten, das Grabfeld
so weit aufgedeckt, als es möglich war,
nämlich bis zur Grenze des anstossenden
Weinberges, unter dem sich die Gräber-
reihen zweifellos noch fortsetzen. Herr
Lehrer Bastian in Schwabsburg, der dem
Unternehmen sein lebhaftes Interesse zu-
wandte, hatte die Güte, die Ausgrabung
auf jede mögliche Weise zu unterstützen
und zu fördern; die Eigentümer des Ge-
ländes, die Herren Job. Bomgärsser V und
F. W. Huf in Schwabsburg, stellten mit
dankenswertester Bereitwilligkeit ihr Ter-
rain dem Vereine zur Verfügung. Das
aufgedeckte Grabfeld ist ein, zum Teil
schon früher durchwühlter, fränkischer Rei-
hengräberfriedhof aus merovingischer Zeit,
an den einerseits Spuren frühgermanischer
Wohnplätze (kenntlich durch Aschenschich-
ten und Topfscherben aus schlechtgebrann-
tem, porösem, mit Quarzsand stark durch-
setztem Thone) von Gefässen, die ohne
Hilfe der Scheibe geformt sind7> anderseits
jitized by vj
— 75 —
76 —
Sparen frühgeiinauischer Gräber anstiessen.
Das Grabfeld, Männer-, Frauen- und Kin-
dergräber enthaltend, wies einige Platten-
gräber auf, meist von Kindern ; bei einzel-
nen war der Schädel von Steinen umsetzt;
in einem war die Steinsetzung um den Schä-
del ausserdem von einer Platte tiberdeckt.
Die meisten ergaben, ausser einer etwa
20 cm hohen Lehmstampfung, keinen Lei-
chenschutz ; Holzreste von Särgen oder Bo-
denbrettem waren nicht nachzuweisen, da-
gegen erwiesen sich da, wo das Gräberfeld
am unversehrtesten erhalten war, die Grä-
ber durch Steine gezeichnet. An derselben
Stelle waren die Gräber genau in west-
östlicher Richtung orientiert, in der Längen-
axe so geordnet, dass von Schmalseite zu
Schmalseite nur ein Zwischenraum von 30
cm war; die Reihen waren durch etwa 1 m
breite Gänge geschieden. In anderen Teilen
des Friedhofes waren die Gräber weniger
dicht geordnet, die Reihen zuweilen bis
zu 3 m von einander entfernt, auch die
Entfernung der Stirnseiten bedeutender.
Die Gräber lagen auf 0,70 bis 1,65 m Tiefe;
die Länge wechselt von 1,90 bis 2,30 m;
was die Breite anlangt, so überwiegen, wie
auf fränkischen Friedhöfen gewöhnlich, die
schmalen, enggepackten Begräbnisse; es
sind solche von 0,40 m Breite vorhanden ;
doch wechselt sie bis zu 1 m. Die Kinder-
gräber wechseln in der Länge von 1,10 bis
1,45 m, in der Breite von 0,42 bis 0,47 m.
Was die Ausstattung der Gräber anbelangt,
60 gehört das Grabfeld zu den ärmeren
dieser Gattung. 16 Gräber von den 43,
die aufgedeckt wurden, waren ganz ohne
Beigaben, manche davon zeigten allerdings
die deutlichen Spuren früherer Durchwüh-
lung. Die Frauengräber wiesen einige Per-
lenschnüre auf, meist kleinere Thonperlen
in vielfarbigem Schmucke, auch einige Glas-
perlen; ausserdem fanden sich mannigfache
Bronze- und Eisenschnällchen, Riemenzun-
gen- und Schnallenbeschläge aus Bronze,
ein Spinnwirtel, kleine Messer aus Eisen,
ein Ohrring aus Bronzedraht. Das am kost-
barsten ausgestattete Frauengrab enthielt
ausserdem eine Scheibenfibel mit goldner
Platte, darauf die für jene Kimstepoche
typische Darstellung eines grossscbnäbeli-
gen Vogels , umzogen von einem Punkten-
kreise, und einen grossen Anhänger aus
Krystall, in Bronzeblecbspangen gefasst.
Beinerne Kämme fanden sich drei, aller-
dings nur in Bruchstücken. Die Männer-
gräber weisen an Waffen fast ausschliesslich
den Sachs, das einschneidige Uiebschwert
mit breitem Rücken und langem Grifl^ aui;
Die Sachse von Schwabsburg wechseln in
der Länge zwischen 0,50 und 0,60 m, einer
geht noch über 0,60m hinaus; sie gehören
also zu den grösseren Beispielen dieser
Waffe. Eine Spatha (Langschwert) fand sich
nicht. Der Sachs lag manchmal quer über
den Leib, den Griff nach rechts gekehrt:
zuweilen fand sich der Sachs mit einem
kleinen Messer zusammen. An sonstigen
schneidenden Waffen fand sich nur eine
Lanzenklinge mittlerer Grösse und eine
Pfeilspitze aus Eisen mit eisernem Dome
zum Einstecken in den Pfeilschaft, als»!
ein Beispiel der seltneren und älteren Gat-
tung der Pfeile der fränkisch-alamannischen
Epoche. Von der Schutzbewaffnung fanden
sich drei Schildbuckel nebst Stücken des
Schildgrifies. Von Gegenstanden der männ-
lichen Toilette erwähnen wir eine Bartzange
aus Erz. Alle Beschläge der Gürtel nnd
Riemen sind Erz; tauschierte Stucke sind
nicht gefunden worden. Auch die Glasfunde
sind spärlich: ausser den Scherben zweiei'
zerdrückter Becher wurde ein tadellos er-
haltener länglicher Becher aus gelbschin-
memdem Glase mit kugeligem Boden nnd
ein flacher Becher in weissem Glase mit
schönem Irisglanze gefunden. Die gefun-
dene Thonware besteht in 15 Gefiissen;
meist sind es die bekannten schwär/licheu
umenartigen Gefasse mit parallellaufenden)
Strich- oder Punktomamcnt. Merkwürdii^
ist eine kleine Doppelume (zwei Unieu
aufeinander) und ein grosses Gefl^s aus
rotem Thon mit zwei Henkeln und Au«-
gussrohr. Die Schädel des Schwabsbu^er
Gräberfeldes sind nur zum Teil ausge
sprochene LangscLädel; es sind auch me-
socephäle Köpfe darunter, die auf eiQ&
Mischbevölkerung hinweisen, wenn wir sie
nicht Hörigen zuweisen wollen. Damit auch
das Curiosum nicht fehle, fand sich in einem
der am reichsten ausgestatteten Männer-
gräber zu dem wohlerhaltenen Skelet kein
Schädel.
Digitized b;
(Dn Jakob Keller.)
— n —
— 78 —
SO. Werms. [Rümitchet Grab und Bronzefi^urJ.
Vor Kurzem wurde beim Ausheben der
Erde tnr das Maschinenhans der städtisclien
Wasserleitung dicht an der Klostergasse
(aüso nur wenige Schritte östlich der Römer-
slrasse auf dem Tafelacker der Firma
Dderr u. Reinhart) ein röm. Grab gefun-
den; es war ein mit Ziegeln umstelltes
Brandgrab. Darin stand eine Aschenurne
mit den verbrannten Gebeinen, welche aber
leider von den Arbeitern ohne nähere Un-
tersuchung weggeschüttet worden waren,
nnd auf denselben sollen 6 Münzen gelegen
haben, darunter 3 von Trajan, 1 von Marc
Aurel, 1 von Lucius Verus und 1 von
Oordianus III. Das Grab ist bis jetzt das
am weitesten nach Norden und Osten ge-
legene des grossen südlichen Rümerfried-
hofes, vielleicht aber bildete es eine ver-
einzelte Bestattung und stand mit dem
Gräberfeld nicht in direktem Zusammen-
hang; wenige Schritte davon au der Rö-
merstrasse finden sich noch Reste römi-
acber Gebäude').
In der ausgehobenen Erde fanden sich
ausser vielen zerstreut liegenden Scherben
römischer Gefässe und Ziegelbruchstücken
in einiger Entfernung von dem Grabe noch
ein Thonbecher, ein Lämpcben aus Thon,
das aber verloren ging, mehrere Münzen,
die verbrannten Reste einer Strigilis und
ein eigentümlicher Gegenstand aus dünnem
Bronzeblech. Derselbe besteht aus einem
mit ausgeschnittenen Ornamenten verzierten
wagerechten Streifen von 22,3 cm L. und
zwei von ihm ausgehenden, halbkreisförmi-
gen^ 19 cm 1. Armen, deren Enden in einan-
der gesteckt werden können. Wozu derselbe
gedient hat, ist vorerst nicht zu entscheiden.
Mit diesen Gegenständen wurde zusammen-
gefunden, kam aber erst auf Umwegen ins
1) In den letzten Tagen wnrden. nachdem
diese Notis nicht mehr abgeftndert werden konnte,
bei derselben Fnndamentiernng 60 m östlich von
d«m zuerst gefundenen Grabe, noch einige Grä-
ber entdeckt; in dem ganzen grosssn Zwischen-
raum fand sich nichts. Dabei standen grössere
nnd kleinere doppelhenklige Krttge mit weisser
Farbe bestrichen; auf einem steht etwas unterhalb
dei Halsee auf beiden Selten eine Aufschrift, die das
eine mal vermutlich amalü, das andere mal amate
zu lesen ist. Femer wurden mehrere schwarze
Krttge ohne Henkel, mehrere Teller und eine
Hcizkachel gefundea.
Museum: eine Löwin aus Bronze, die in vol-
lem Spi-uug, mit geöffnetem Rachen, vorge-
streckten Tatzen und gekrümmtem Schweif
anscheinend auf ihre Beute losstürtzt; sie
steht auf einer oval gefonnten 8,7 cm 1. und
5 mm d. Platte, deren Rand mit Einkerb-
ungen verziert ist. Die beiden Uinterfüsse
stehen auf der Platte auf, dagegen ruht
der vordere Teil der Figur auf einer von
der Platte aufragenden Stütze in Form
eines Baumstammes. Die Figur misst in
der Länge 11,5 cm, in der Höhe 8 cm und
ist 406 Gramm schwer. Die Arbeit ist
gut, namentlich die vorderen Partieen sind
fein modelliert und in gutem Verhältnisse,
auch sind die Sprungbewegungen richtig
wiedergegeben, doch ist die Arbeit ande-
rerseits etwas fluchtig, wie meist bei den
provinziellen Denkmalen; so sind die Hin-
terfüsse und besonders die Tatzen plump
und die beiden von der Mitte der Hinter-
füsse auslaufenden Stützen, auf welchen
der Schwanz ruht, wirken geradezu un-
schön; auch hat die Platte verschiedene
Gussfehler. Die Figur ist durch Ciselie-
rung nachgearbeitet, die Haare sind durch
Strichelung, ihre verschiedene Färbung
aber durch Pimktierung angedeutet.
Ein anderer derartiger Löwe wurde schon
1884 auf dem Terrain au der Römerstrasse,
wenige Schritte westlich von der jetzigen
Fundstelle gefunden (vgl. Wd. Korr. IV, 23
und Wd. Zs. IV, Taf. X, 1) ; beide zeigen
dieselbe Art der Befestigung an einen an-
deren Gegenstand, so dass die Vermutung
nahe liegt, beide hätten zur Verzierung
eines und desselben Gegenstandes gedient.
Wie dort nämlich die untere Fläche der
die Figur tragenden Platte eine runde Löth-
stelle zeigt, so ist dasselbe auch genau bei
der neu gefundenen der Fall; die Löthstelle
misst hier 3,5 cm im Dm. Ausserdem ist
die Platte bei der letzteren noch an zwei
gegenüberliegenden Stelle durchbohrt, doch
scheinen dies Fehler im Guss zu sein.
Bei der früher gefundenen Figur ver-
muteten wir, sie sei ein römisches Signum,
jetzt glauben wir annehmen zu müssen,
dass beide Figuren eher zur Verzierung
eines grösseren Gegenstandes, vielleicht
eines Wagens gedient haben könnten.
(Dr^KoehL)
Digitized by VjOOQ IC
— 79 —
Chronik.
51. KtmfMtnkiiiiltr Im OraMhwzOftimi Hmmii, Provinz
Bh«iahwfen, Kreii Worms, Ton Erost
W ö r a e r , BachUanwmlt in DarmsUdl. Mit
119 Textillnitrationeu und 22 Tafeln, anage-
fUhrt unter Leitung von Professor E .Marx.
Darmstadt 1867, Kommissionsverlag von A.
Bergstrieser.
Von den 18 Kreisen des Grossberzog-
tums Hessen, deren Kunstdenkmäler nach
einem von Prof. Schafer ausgearbeiteten
Plane beschrieben werden sollen, hat der
Kreis Offenbach die Reihe eröffnet durch
die grtindliche Arbeit, welche im Jahrg. V
(1886) S. 373 ff. unserer Zeitschrift be-
sprochen worden ist. An sie schliesst sich
unmittelbar die Bearbeitung des Kreises
Worms an, bei der die leitenden Gnmd-
sätze, Drucker und Illustrator dieselben
geblieben sind, nur der Verfasser gewechselt
hat. Durch diesen Wechsel hat die Be-
geisterung für die Sache und die Gründ-
lichkeit der Forschung keine Embusse er-
litten. Das Verständnis des Verf. für die
Werke der Architektur, die in jeder Mo-
numentalstatistik weitaus den ersten Platz
einnehmen, für die kirchlichen wie für die
profanen, macht sich überall geltend, nicht
minder die Sorgfolt, mit der er sich in
alle Formen derselben vertieft hat« Aber
auch die Schwesterkünste der Malerei und
der Plastik sind ihm sehr geläufig und mit
den Kleinkünsten lebt er gleichfalls auf ver-
trautem Fusse. Von ihren Erzeugnissen hat
sich hier leider verhältnismässig Weniges
an den ursprünglichen Stätten erhalten.
Allzu Vieles ist verschleppt worden, Ein-
zelnes in die Sammlungen, denen der Verf.
hinreichende Beachtung schenkt, ohne sie
jedoch als etwas ganz Stabiles zu behan-
deln. Die Illustrationen, unter denen
auch die erforderliche Anzahl von Grund-
rissen, beruhen auf vorzüglicher Auswahl,
an der sie als eine wesentliche Bereicherung
des kunstgeschichtlichen Formenschatzes
erscheinen und ihre Ausführung entspricht
in Grusse und Technik allen berechtigten
Anforderungen.
Den Löwenanteil an diesem Buche be-
hauptet die Stadt Worms, der mehr als
• als die Hälfte desselben gewidmet ist, und
von dieser nimmt der Dom mehr als ein
Drittel in Anspruch. Ganz mit Recht; denn
— 80 —
er bildet ja den Ausgangs- und Mittelpunkt
der architektonischen Bewegung nicht nir
in diesem Kreise. Man braucht nur de
anderen romanischen Bauten desselben
zu prüfen und ihre Abhängigkeit vom Done,
namentlich in Bezug auf die noch numdi-
ÜEtch erhaltenen Turmanlagen springt sofort
in die Augen, besonders in deren Steii-
helmen resp. eigentümlichen knppelartigei
Bekrönungen. Eine ganz eigenartige Er-
scheinung ist die romanische Synagoge, dei
mit Recht sechs Gruppen von Abbüdrngen
gewidmet sind. — Der gothische Stil hat
sich in diesem Kreise nicht zu einer dem
romanischen ebenbürtigen Bedeutung zu
erheben vermocht, dafür aber nm so länger
sich behauptet, und zwar nicht nur in den
Kirchen, sondern auch in den Profanbau-
ten, die er noch bis in das 17. Jahrh. be-
herrscht, um dann einer tüditigen und
fruchtbaren Barock- und Rococoströ-
mung zu weichen. Auf die Durchforschung
all dieser zum Teil im Lauf der Zeit unv
gestalteten Bauwerke hat der Verf. giosie
Mühe verwandt, mit grossem Eifer und
Erfolg die geschichtlichen Anhaltspuckte
sammelnd und zusammenstellend. Den
Steinmetzzeichen hat er eine ganz be-
sondere Aufinerksamkeit gewidmet nad da-
durch für den Zusammenhang der Hau-
hütten und die Gemeinschaftlichkeit des
Betriebes dankbares Material gewonnea. —
Besondere Beachtung haben die zahlreichen
und teilweise sehr bedeutsamen Überreste
alter Befestigungen gefunden, denen
bislang die entsprechende Aufmerksamkeit
vorenthalten geblieben ist An sie schliessen
sich die Privathäuser an, deren aus
dem XVI. und XVII Jahrh. eine erhebliche
j Anzahl erhalten geblieben ist. — Eine
ganze Geschichte der Skulptur aus der
romanischen Zeit bis in die des Zopfes
enthält allein schon der Dom, der an dies-
bezüglichem Reichtum fast nur noch von
dem Mainzer und Xantener äbertroffen
wird. Sehr zahlreich und hervorragend
ist gerade nicht, was sich ausserdem er-
halten hat, aber doch in manchfacher Be-
ziehung, namentlich auf dem Gebiete der
Renaissance-Gralntttier, recht beachtens-
wert Noch spärlicher ist die Ausbente
auf dem Gebiete der^and- und Tafel-
Digitized by VjOOQ IC
— 81 —
— 82 —
malerei; dafür hat die letztere aber den
Vorzag, in zwei höchst merkwürdigen Altar-
flägehi ane dem Dom eine Periode zu ver-
aoBchaolichen, welche die Tafelmalerei erst
in die Kunstgeschichte eingeführt hat —
Auffallend gering ist die Anzahl von
Kleinkunstgegenst&nden, namentlich
von liturgischen Gfrefikssen, Gewändern,
Büchern u. s. w., die der Verf. erwähnt.
Da ihn aber in Bezug auf diese sein
Forschungstrieb und sein Spürsinn gewiss
Dicht im Stich gelassen haben, so muss
hier leider eine gewisse Armut konstatiert
werden.
Auf den Versuch, die Monumental-Be-
stande dieses Kreises in ihrer Wechsel-
wirkung mit der allgemeinen Kunstbewe-
gang darzustellen, hat der Verf. mit Recht
verzichtet. Eine solche Darstellung gehört
nicht in die Beschreibung der einzelnen
Kreise, die eine Art von eingehendem In-
ventar sein soll und deswegen gegen Re-
flexionen möglichst geschützt sein muss,
sondern in eine eigene Kunstgeschichte
einer grösseren Anzahl zusammengehöriger
Kreise, also für das ganze Grossherzog-
tum. Sie muss in ihrem Zusammenhange
mit der allgemeiubi Kunstgeschichte, wie
in ihrer Eigenart aufgefasst und dargelegt
werden, was natürlich erst möglich ist,
nachdem die Einzelforschung ihren Ab-
schluss gefunden hat Möge dieser sich
nicht alkulang hinausschieben und ' jeder
folgende Kreis sich in seiner Bearbeitung
an die beiden bereits beschriebenen wür-
dig anschliessen!
Köln. (Scbnütgen.)
BZ. E. Zaii. Die karmaina lache Porsellaa-M«nafaktar
ZQ HOchBt. Ein Beitrag sur Geschichte dea
deutachen KuDatgewerbea. Mit 8 Tafeln nnd
18 Abb. im Text. Malna, J. Diemer, 1887.
Lex 8». IX n. 18S BS. H. SO.
L. Das ist ein vortrefflicher, anch
äusserlich von der bekannten Firma Wal-
lau in Mainz aufs stattlichste bedachter
Beitrag zur Geschichte der westdeutschen
Porzellanmanufaktur. Solche Studien, wie
die hier vorliegende, welche sich nüchtern
und sachlich über Herstellungsart, Ver-
breitung, Stil und kunstgewerbliche Ver-
wandtschaft des Porzellansr einer bestimm-
ten Provenienz auslassen, sie thun vor
allem auf dem Gebiete der keramischen
Geschichte des vorigen Jhs. Not, wo bis-
lang noch vielfach die unglaublichsten Be-
hauptungen und Kombinationen von Lieb-
habern und Händlern um die Wette auf
den Markt gebracht werden. Auch der
Wirtschaftshistoriker wird in der Schrift
eine Fülle schönen Materials und anregen-
der Betrachtungen finden: über Zahl, Or-
ganisation und Lohnverhältnisse der Ar-
beiter, über Konjunkturen des Absatzes,
monopolitische Territorialpolitik und die
im vorigen Jh. so beliebte Form des Aus-
spielens zur Aufrechterhaltung schlecht
gehender Geschäfte, vor allem über den
interessanten Versuch der Umgründung der
Manufaktur in eine Aktiengesellschaft. —
Die Abbildungen im Text sind Zinkhoch-
ätzungen, die Tafeln geben drei Arbeiten
von P. P. Melchior, dem Hauptplastiker
der Manufaktur, wieder, nämlich die Por-
traitmedaillons Goethes, des Kurfürsten
Emmerich Joseph und des Fürsten Kari
Anselm von Thum imd Taxis.
F. J. Ktlltttr. Die Landfriedenabilndaiaae swiaehen 53.
M aaa und Niederrheio Im 14. Jh. (Manateriache
Beiträge aur Oeeohichtaforachung , hagg. von
Th. Lfndner, Heft 11), Paderborn, F. Schoe-
ningh, 8. 100 SS. M. 8.
L. Mit Freude machen wir auf diese
gewissenhafte Arbeit aus der Schule Ltnd-
ners aufmerksam. Sie ergänzt in glück-
licher Weise das im J. 1883 erschienene
Buch Fischers über die Landfriedens Ver-
fassung unter Karl IV, und sie übertrifft
sie nach zwei Richtungen : indem der Verf.
in die Vergangenheit des 12* u. 13. Jhs.
zurück gi*eift, stellt er die Bestrebungen
des 14. Jhs. in grösseren Zusammenhang,
und indem er sein Thema auf eine lokal
umschriebene Entwicklung begrenzt, weiss
er der blossen schematischen Darstellung
der Institution durch Schilderung des rei-
chen Details der Wirkungen des Land-
friedens Leben und Farbe zu verleihen.
Im Einzelnen interessiert in diesen Land-
frieden des 14. Jhs. zwischen Maas und
Rhein besonders die schliessliche Entwick-
lung von Präventivmassregeln zur Sicherung
des Rechtsschutzes und die Ausnutzung der
neu begründeten territorialen Verwaltungen
im Dienste der Landfriedensbestrebungen.
Vor allem der letztere Punkt, das Hinein-
ziehen der fürstlichen Lokalbeamten, der
Digitized b
— 83 —
— 84
Amtleute, in den Organismus dieser inter-
territorialen Bündnisse scheint mir sehr
bemerkenswert. Es hielt freilich auf die
Dauer nicht vor: eben die kräftigere Ent-
wicklung der Territorien führte zu einem
eigenen, genügend gesicherten territorialen
Kechtsschutze und damit zu einer immer
Starkeren Abneigung der Landesfürsten ge-
gen bundesgem&sse Verpflichtungen auf
einem Gebiete, das nunmehr als der in-
neren Landesentwicklung angehörig betrach-
tet ward.
54. Das Bulletin des bibliotheques et ar-
chives (Champion) enthält in Nr. 2 vom
J. 1887 einen Katalog der Collection des
Inventaires-Sommaires des archives ddparte-
mentales, communales et hospitallkres au-
tdrieures ä 1790, der bis zum 31. Juli
1887 reicht.
.M. Der Conservateur des belgischen Pro-
vinzialarchivs zu Gent, U. d'Hoop, hat
eine Obersicht der flandrischen Archive her-
ausgegeben, u. d. T. „La Flandre Orientale
et ses anciennes Archives''. Gent, Van der
Scheiden, 236 SS.
Miscellanea.
S6. Jagsthausen. Als Nachtrag zu den in
der Wd. Zs. VI S. 55—63, 71 — 79, mit
Tafel 2 und 3 von Prof. Miller und mir,
sowie in Konbl. VI, 136 von Prof. Hang
gegebenen Mitteilungen möchte ich hier
über neue, im Lauf des vorigen Jalires [1887]
in Jagsthausen und Umgebung gemachte
Funde berichten*).
1) Auf Tafel 8 ist in der Mitte des OrUpIaues
f>tatt j,Diana"' zu lesen: „JHtcina'* (Angabe von
Fest, Miller S. 60 unten.) An der südlichen Ecke
der im Plan angegebenen Kastellnuifassung gilt
von den zur sadlichen Umfassungsmauer parallel
•ingeseichneten Strichen nor der oberste, dicke
Strich, welcher das ausgegrabene Stück der 8 m
starken Tufl'steinmauer (8. 57. 58) bezeichnet. Diese
Fehler rühren daher, dass die früheren Kinzelch-
nungen von Fest erst während des Drucks zur
Benutzung kamen.
Was die auch von Haug besprochenen In-
schriften betrifft, ko wurde Kr. 15 nicht in dem
Gebäude B, sondern in dem Gemach ß des Ba-
des A gefunden, gebOrt also dem Fundort nach
der 1. german. Kohorte an. Dazu bemerke ich
noch auf Grund meiner Abklatsche uud Zeich-
nungen: die auf dem Stein links von OK einge-
rissenen Linien weisen, der Hang*schen Lesart
•ntsprechend, mehr auf ein T als auf ein N hin.
Die Überreste des Bades wui-den im
verflossenen Fri^hjahr vollends niederge-
rissen und zugedeckt, obgleich Versuche
zu ihrer Erhaltung gemacht worden waren,
die bleiernen Abilussröhren des Bassins C
herausgenommen. Dabei ergab sich, dass
der Abzugskanal, welcher unter dem Kaum
O (Taf. 2, Fig. III) an dessen sudöstlicher
Mauer hervortritt, die geradlinige Fon-
setzung einer grösseren, von Nordwestea
herkommenden und an der Ostseite de»
Bades verlaufenden Kloake ist, zu welcher
der Kanal aus C eine Seitenleitung bildet.
Nach der von HeiTn Schultheiss Rausen-
berger gemachten Aufnalime ist dieser
Hauptkanal eine Deckeldohle von der heute
noch üblichen Konstruktion und hat eioe
II. von 1 ra, eine Br. von 60 cm. Wände
und Decke bestehen aus Backsteinen imd
sind gut erhalten.
Die Kastellmauer, welche bisher
nirgends sicher nachgewiesen war, habe
ich im Sept. v. J. in der Nähe des Neuea
Schlosses gefunden. Das dem Neuen Schloss
östlich gegenüberstehende Gebäude (Taf. 3)
ist Waschküche und Stall. Durch einen
am südlichen Teil dieses Gebäudes vorge-
nommenen Umbau begünstigt, fand ich hier
folgendes : Auf der Aussenseite der West-
mauer der Waschküche steht die römische
Mauer ca. V t m unter dem Boden an, und
zwar liegen die östliche Fläche der röm.
und die westliche Fläche der Waschküchen-
mauer beinahe in einer Ebene. Die rüm.
Mauer läuft in der Richtung gegen Nord-
westen etwas mehr nach links als die an-
dere. Sie ist 1,9 m dick, aas kleinerem
Kalksteinen und viel Mörtel, d. h. Kalk
mit Sand und Kies, aufgefiihrt und geht
bis in eine Tiefe von 1,6 m. Die West-
seite deraelben wurde auf eine kurze Strecke
blossgelegt. Sie steht, von ihrem unteren
Ende an gemessen, bis zu einer Höhe von
Das F «wischen B uud C ist sehr undeutlich, da-
gegen ist an das B ein wie mir scheint vom Steio-
raetz herrührender, nach links laufender h^irizon-
taler Mittelstrich angehängt, also die Ligatur ß fflr
BF. Bei Nr. 16 sind auf dem obersten sUrk be-
sohftdigtcn Absats des Sockels linke noch Spnmi
von Schriftseichen zu finden, wahrech«iulich A(r)N,
halb so gross als die Buchstaben der oberen Zeile,
so dass an lesen ist NORVM * A • ' X | AN, wodarcb
die Havg'sche Lesart (Alexandrina) weitere B«-
stätignng findet.
Digitiz
tizedby Google
— 85 —
— 8<i —
^»8 cm in gestampftem, gelbrotem Saml —
iüs künstlich aufgetuhrter und nicht als
nirewachsener'* Boden, ist dieser Sand, der
auch an der „südwestlichen Kastellecke^
(Wd. Zs. VI, S. 57) vorkam, zu betrachten
— und ist bis zu dieser Höhe weniger
sorgfältig gemanert, hat aber darüber noch
22 cm hoch ein gut erhaltenes, zu Tag
gemauertes Haupt. Über dem Sandboden
lag Schutt. Der Boden in der Wasch-
küche, welcher vor den neuesten Verändc-
mngen 1 m höher lag als der Boden west-
lich ausserhalb derselben, wurde nunmehr
nm 60 cm abgehoben, und man di-ang da-
mit eben noch in eine Schicht ein, welche
ziemlich viele Sigillata- und andere röm.
Scherben föhrte. Darunter kam an der
westlichen Wand wieder der gestampfte
Sandboden, und erst in einer Tiefe von
2 m, bezw. jetzt nur noch 1,4 m, der na-
türliche Lettenboden. Die hier gefundene
Mauer liegt also genau an der von Miller
vermuteten Stelle. Dass sie Kastellmauer
ist, wird durch den Befund unzweifelhaft.
Damit ist auch die Mauer hinter dem
Pfarrhaus (Miller S. 59), welche ehemals
ancli von Fest gesehen und für römisch
erklärt wurde, als Stück der Kastellmauer
gesichert.
Ein weiterer Beweis, dass die Kastell-
mauer auch auf der Nordseite den von
Miller angenommenen Verlauf hat, ist der
35 Schritt lansre, 7 m breite, 1,5 m hohe
Wall, auf welchem die sog. Götzenruhe
liegt. Dieser Wall nimmt die Mitte der
in Taf. 3 angegebenen Nordfront des Kastells
ein, in ihr verlaufend. Seine nördliche
Böschung soll früher, ehe der Schlossgar-
ten verändert wurde, allerdings nicht so
bedeutend gewesen sein, dagegen hat die
südliche durch Gebüsch versteckte Bösch-
ung noch ihre frühere Form. — Der künst-
lich hergestellte röm. Sandboden wurde im
verflossenen Frühjahr auch im östlichen
Verlauf der Nordfront beim Graben einer
Dohle gefunden.
Der Ostfront dürfte in den etwas süd-
lich von ihrer Mitte, vor oder in (?) ihr
gelegenen Gärten unschwer beizukommen
sein, und die südliche Kastellmäuer wäre
vielleicht nicht nur in der Gegend des
Soniiengartens (Miller S. 61, Hang, Korrbl.
VI, 186), sondern auch in den etwa 40 m
von der südöstlichen Ecke der eingezeich^
neten Umfassungslinie abstehenden, sich
von der Ostfront nach Westen zwischen
die Häuser hereinziehenden Gärten zu fin-
den, denn gerade auch in diesen Gärten
hat das Terrain einen starken Abfall gegen
Süden.
Von Funden auf dem Boden der rv-
mischen Ansiedlung sind noch zu nennen:
Ein im Jahr 1886 von Miller beim Sträss-
eben G gefundener Stempel auf terra sig..
DOMIT * ' Der Anfang eines Stempels auf
terra sig., im Besitz von Herrn Pächter
Klein, in der nordöstlichen Ecke des
Kastells in einer Tiefe von 2 m gefunden.
Eine im Boden der Waschküche gefundene'
Kritzelei, aussen auf dem Boden eines
Sigelerdescherbens angebracht. Eine grös-
sere Anzahl römischer Scherben, welche
der junge Freiherr G. v. Berlichingen im
Langen Garten, westlich vom Neuen Schloss.
gefunden hat, darunter schön verzierte-
Sigelerdescherben , zwei mit Stempeln:
• • ^VS • Y(ecU), und in rückläufiger Schrift^
08^130, d. h.: O(fficina) Ciaso, mit ei-
nem hineingeflickten A. Eine in der Nähe
der Kirche gefundene Silbermünze des
Alexander Severus, Bild und Umschrift
noch sehr deutlich, Revers SALVS. Eine-
Kupfermünze des Trajan, nachträglich im
Gebäude B gefunden.
Weitere Forschungen vorigen Jahres
erstreckten sich auf die Umgebung von
Jagsthausen. Im Oktober habe ich bei
sehr niedrigem Wasserstand mit einenv
Nachen die mehrfach genannte ,,Furt^
(F auf Taf. 3, Miller S. 63) untersucht.
Ihre Lage ist die in Tafel 3 angegebene,,
dagegen glaube ich sie als eine natürliche^
Bodenerhebung bezeichnen zu können,
welche, nach beiden Seiten langsam ab-
fallend, dammartig, in einer Breite von
etwa 6 m und einer Höhe von 1 m über
dem umgebenden Flussgrund, sich quer
durch die Jagst zieht. Hier wie auch an.
anderen Stellen stehen aus dem Flusskies^
ziemlich viele grosse Steine hervor, nnd
diese mögen die Sage veranlasst haben,,
dass hier im Fluss „die alte Stadtmauer^
sichtbar sei. Übrigens bot die Jagst wohl
schon zur Römerzeit unmittelbar unterhalb
— 87 —
^er alten Brücke, wo sie ganz seicht ist,
den bequemen Übergang.
Dass in alter Zeit auch am Limes ein
lilttssübergang bestand und benutzt wurde,
entweder in der Limeslinie selbst oder an
«iner seichteren Stelle etwa 200 m weiter
finten, darauf scheint der Name der dor-
tigen Flur „Ebernau^ hinzudeuten, welcher
nach der Bemerkung von Hm. Schultheiss
Rausenberger in den ältesten Lagerbüchem
^Obere Nohe" lautet, also die Obere Furt
l)edeutet (Xohe fränkisch gleich Fähre oder
Furt »).
Für den Limes und seinen Verlauf in
dieser Gegend scheint mir bemerkenswert,
dass die doch ziemlich zahlreichen Anhalts-
punkte, Gewandgreuzen u. s. w., welche
natürlicher Weise mit ihm in Beziehung
gebracht werden müssen, zum geringeren
Teil genau in der hypothetischen geraden
Linie liegen, sondern, sich dem Terrain
einpassend, in ilachen Bögen in einander
laufen, so dass eine durch sie gezogene
Verbindungslinie manche kleine Ausbiegnu-
gen erhält, dadurch aber gerade diejenige
Lage bekommt, welche für den Limes die
günstigste war.
Von Strassen bei Jagsthausen möchte
ich als wahrscheinlich römisch bezeichnen:
Den zum Teil im Oberen Weinbergweg
laufenden Fussweg nach dem Leutersthaler
Hof, welcher, mit gutem Bau und vorteil-
hafter Führung, die direkteste Linie gegen
Osterburcken darstellt. Gegraben wurde
hier nicht. — Den Oberen Hofackerweg,
«und in seiner Verlängerung die Strasse
und eine Strecke des Feldwegs durch den
^roten Grund". Der erste, 2 m breit, führt
direkt von der alten Brücke zum Limes,
oind hat eine Strecke weit einen auffallend
regelmässigen Bau und regelmässige Steig-
oing, der letztere führt dem Limes entlang
in der lUchtung gegen Sindringen allmäh-
lich auf die Höhe, während der auf der
archäologischen Karte von Württemberg
als römisch angegebene Weg über den
Stolzenhof wegen seiner Steilheit kaum
S>efahrbar ist. In ersterem und letzterem
liess ich graben, kam auf Sparen von äl-
1) Von den vermutlichen t^berretten des LlmeB-
•dammes «n der Jagst (8. 6S) sind die genanen
JfaeM : Lftnge 8 «, Breite 5 m.
— 88 —
terem Pflaster, aber schon in der Tiefe
von 30 cm auf Felsboden.
Sicherer sind folgende Resultate: Die
zwischen Kocher und Jagst laufende, bisher
durch mündliche und schriftliche t-berlie-
ferung ') als zweifellos römisch hezeichnete
Hoch Strasse ist, wenigstens auf der
Strecke vom Seehaus zum Limes, nicht
römisch. Dies beweist sowohl die schlechte
Führung als das Fehlen jeglicher älteren
Pflasterung. Vom Seehaus bis Neuzweif-
lingen ist sie überhaupt nicht mit Steinen
beworfen, der Römerstab fand hier nirgends
harten Widerstand. Von Neuzweiflingen
an läuft sie in der Leopoldshauser Strasse,
welche im Anfang dieses Jahrhunderts in
moderner Weise überbaut wurde. Am
„Bazenhäusle*', dem östlichsten Teil der
Pfitzhöfe, ist eine Stelle, wo die römische
Strasse, wenn sie überhaupt vorhanden
wäre, ziemlich genau imter der heutigen
Strasse liegen müsste. Hier liess ich meh-
rere Probelöcher graben und untersuchte
ausserhalb der Strasse mit dem Römerstab,
fand aber sowohl unter dem heutigen
Strassenkörper von 30 cm Dicke, der aus
schweren Feldsteinen und kleinem Beschlag
darüber besteht, als auch seitlich den reinen
Lehmboden. Auch auf dem Ortsweg, der
vom Bazenhäusle zum Mittleren Pfitzbof
gerade gegen Westen führt, liess ich nach
der römischen Strasse graben, olme eine
solche zu finden.
Dagegen fand ich im „S e e d a m m^, unmit-
telbar beim Unteren Pfitzbof zwei alte, über-
einander gelegte, unzweifelhaft römische,
Strassen. Die vom Damm an westlich sich
muldenförmig gegen den Berg hinziehenden,
eine Quelle enthaltenden „Seewiesen*' sollen
früher Seegrund gewesen sein, allein es
zeigte sich, dass der Damm jedenfalls ur-
sprünglich nichts , mit einem See zu thun
hatte, sondern ein über sumpfigen Grund
gelegter Strassendamm ist. Jetzt fuhrt die
Strasse von Olnhausen nach Sindringeo
über denselben; noch vor wenigen Men-
schenaltern war an ihrer Statt ein moras-
tiger Feldweg. Durch das freundliche Ent-
gegenkommen des Besitzers vom Unteren
Pfitzhof, Hm. Anwalt Härcher, war es er-
1) Beschreibnng des Olt^nmU Keek«rti
Digitized by VjOOQIC
tulmS.SM.
— 90 —
möglich t, die Grabungen vorzunehmen.
Einer der Arbeiter war als'Strassenwart
Sachverständiger. Zanächst wurden im
Seedamm in einigem Abstand von einander
zwei Schlitze gemacht, der eine von rechts,
der andere von links bis gegen die Mitte.
Das Ergebnis war: Der heutige Strassen-
kürper, 15 — 20 cm stark. Darunter Lehm-
boden. Dann in einer Tiefe von 70 cm
eine Fahrbahn auf feinerem und gröberem
Beschlag. Dieses 10 cm stark. Dann dunk-
lerer Boden und unter diesem in einer
Tiefe von 1 m ein dritter Strassenkörper,
fest, pilasterahnlich, mit Sandsteinen,* 10 cm
dick. Dieser dritte Strassenkörper fehlte
im südlichen Probeschlitz. Dann gewöhn-
licher Boden. Die heutige Strasse ist 3 m
breit, die Breite der älteren Strassenkörper
war hier nicht festzustellen.
Ein dritter Schlitz wurde in der Nähe,
ausserhalb des Dammes, 22 Schritt südöst-
lich von der „Härchersgrenze", über die
volle Breite der Strasse gemacht. Das
Ergebnis war: Die heutige Strasse 25 cm
dick. Aufgeschlämmter Boden bis zu 55 cm.
Zweiter Strassenkörper von 55 cm bis 80 cm
Tiefe, 3 m breit, gröbere Steine und kleines
Beschlag, auf der westlichen Seite etwas
höber als auf der anderen, keine Rand-
steine; in der Oberfläche zwischen den
Steinen ein viereckiger, 2,7 cm breiter
Nagelkopf eingeklemmt. Von 80 bis 90 cm
Tiefe aufgeschlämmte feine Erde. Dann
eine Schicht Brandschutt: stark verbrannte
Backstein-, Sandstein-, Kalksteinbrocken,
Kohle und Asche, Gefässscherben von dem-
selben rohen schwarzen Ton, der vielfach
den römischen Gebäuden in Jagsthausen
vorkam, einige derselben mit Verzierungen
römischen Charakters, ein Stückchen Eisen,
ein zugerichtetes Handstück von Toneisen-
stein, das zum Polieren gedient haben mag.
Dann in 1 m Tiefe eine dritte Fahrbahn
auf dem naturlichen Lettenboden. Die
Brandschicht setzt sich nach Westen und
Süden fort. Ich hatte entschieden den
Eindruck, es hier nicht etwa mit aufge-
führtem Schutt, sondern mit einer verlas-
senen Brandstätte zu thun zu haben.
Die grosse Tiefe und die Funde be-
weisen das Römertum dieses Platzes. Die
Römer mögen hier, an einer zuerst weniger
sorgfältig angelegten Strasse und nahe bei
der in den Seewiesen entspringenden Quelle,
eine ihrer früheren Stationen in dieser
Gegend gehabt haben. Nach Zerstörung
derselben, und nach Vertiuss eines Zeit-
raums, in welchem sich am Damm eine
Humusschicht von 20 cm, an der Stelle
des dritten Probelochs eine solche voi>
10 cm bilden konnte, haben die Römer
hier zum zweitenmal eine Strasse, und zwar
jetzt einen Steinbau, angelegt. Dass die-
selbe im Damm weniger gut erhalten ist,,
als vor dem Damm, ist durch die Wirkung
des Wassers leicht au erklären. Nach-
römisch kann sie nicht wohl sein. Etwaige
Überreste römischer Wohnungen aus der
späteren Zeit wären durch weiteres Grabe»
zu linden. Der römische Name der Station
ist uns im Ortsnamen Pfitzhöfe erhalten ^) ;.
und in jenem Kunrad Phusecbe, der in
Gesellschaft des Pfarrers von ( Jagst)hausen,.
des Diether von Berlichingen, des Diether
Konrad von Rossach u. A. im J. 1294 in
einer Schenkungsurkunde vorkommt') ha-
ben wir auch einen Vertreter des Ge-
schlechtes, das im Mittelalter hier seinen
Wohnsitz hatte. Zur Stütze meiner Deu-
tung obiger Funde verweise ich auch auf die
Untersuchungen, welche Miller über röm.
Strassen im badischen Oberland in ausge-
dehntem Massstab angestellt hat.
Eine weitere Verfolgung der römischen
Strasse war mir aus Mangel an Zeit nicht
mehr möglich. Ich nehme an, dass sie aus^
der Gegend des Seehauses her über den
Unteren Pfitzhof nach Sindringen führt. Am
Unteren Pfitzhof dürfte eine röm. Strasse
nach Jagsthausen abzweigen, „durch die
tiefe Klinge" (Oberamtsbeschreibung S. 454)
hinab, und in der „Altenau", gleich alte
Nohe oder Furt, die Jagst überschreitend.
Noch mag bemerkt werden, dass das-
in der archäologischen Karte von Würt-
temberg im Hardthäuser Wald am Simons- '
berg, südlich von Olnhausen, eingetragene
römische Gebäude sich entschieden al»
mittelalterlich erweist: ausser den Resten
von vier, ein längliches Viereck bildenden,.
1) „Pfits" Tom altd. phuzi und 1*1 puteu«. Be-
•chreibung des OberamU Ifeckarinlm S. 458.
2) Ebenda S. 448. pigitized by GoOglC
vu
ÜO
Mauern fand und findet man statt römischer
Gegenstände nur Hohlziegel.
(W. Gross.)
57. Dacianut und Rictiut Varut. F. Görres
sagt in seinem verdienstlichen Aufsatz über
Hictius Yarus in der Westd. Zeitschrift
VII S. 34 Anm. 16: „Die Geschichtlich-
keit des dämonischen Christen Verfolgers
Dacianus ist auch durch eine echte, von
^Truterus verüft'entlichte, Inschrift bezeugt,
wonach er die Grenzen zwischen dem Ge-
l3iete von Fax lulia und jenem von Ebora
(Städte des südlichen Lusitanien!) bestimmt
hat, vgl. Gibbon" u. s. w. — Wenn aber
<lie Geschichtlichkeit des Dacianus ledig-
lich auf diesem Denkmale beiiihte, so wäre
•es schlecht um sie bestellt. Denn es lian-
delt sich um die Inschrift, welche bei
Grnter p. 199, 4 steht, und diese ist un-
echt, ein Machwerk des bekannten Fälschers
Resende; sie findet sich in dem (bereits
1869) von Ilubner veröffentlichten 2. Bande
-des Corpus Inscr. Lat. unter den spuriae
ü\b n. 17.* Einen Verteidiger wird diese
Fiction hoffentlich nicht mehr finden. Man
3L)eachte nur die beiden archaisirenden lietnc
in der nicht minder singulären Formel fiehic
Pacenses, IteincEbaremes, femer das termi-
nis im Ablativ und ohne Verbum. Beson-
ders verräterisch ist aber die in Inschriften
unerhörte Einfügung von lovio und Ercuieo
<sic!) in die Nomenclatur des Diocletian
und Maximian, zu welcher der Fälscher
durch Münzen (s. Eckhel VIII p. 9) ver-
führt wurde. Resende hat die Stadt Ebora
und den ager Pacensis mit Erinnerungen
an Viriatns, Sertorius und lulius Caesar
ausgestattet (s. Hübner n. 9*— 12*, 14*—
16*) und ist deshalb schon im 17. Jahrhun-
dert durch einen einheimischen Gelehrten
verspottet worden (s. Hübner p. 14). Un-
ter diesen berühmten Personen durfte na-
türlich der Datianus (so schreibt Kesende)
nicht fehlen.
WasdenRictius Varus oder Rictiova-
rus betrifft, so sei hier erwähnt, dass dieser
mythische Wüterich auch bei Tholej in
dem auf einem Ausläufer des Schauenber-
ges gelegenen „Varuswalde*^ sein Wesen
getrieben haben soll. So heisst es in dem
alten Lagerbuch der Abtei Tholey in einem
Aktenstück des J. 1755: „allwo nach dem
gemeinen Gespräch eine von dem llixiovaro
her erbawte Statt zur Zeit solle gestanden
haben" (s. Fitester, Bonner Jahrbb. 49 S.
188 fg). Aber hier lautet der Name die-
ses Gehölzes noch „Waresswäldtgea". In
dem 1. Bericht des Vereins von St. WendeU
1838 S. 15 liest man: ^Die Sage des Vol-
kes meldet, wie gewöhnlich übertreibend,
von einer Stadt 'Warres', die sich bis zur
Saar erstreckt habe; sie fügt hinza, ein
goldner Wagen liege doi-t in der Erde ver-
borgen, dessen Deichsel so nahe an die
Oberfläche reiche, dass ein Hahn sie aus-
scharren könne." — Die Form 'Wareswald'
werden wir weiter unten finden. — Die
Beziehung auf Rictius Varus beruht also
offenbar nur auf einer falschen Etymologie
dieses Namens, und infolge derselben ist
dann erst in neuester Zeit die Schreibung
'Varuswald' eingefiihrt worden. Die dor-
tige römische Ansiedelung existierte jeden-
falls schon in bedeutend älterer Zeit, wie
die Inschriften und namentlich auch (vfrl.
F. W. Schmidt, Bonner Jahrbb. 31 S. 213)
die Münzen lehren. Zu den von Brambach
n. 751 fg., von Eltester a. a. 0. und von
Bergk, B. J. 55 S. 245 veröffentlichten In-
schriften ist (wie bei dieser Gelegenheit
bemerkt sei) namentlich noch zu fügen die
von Robert, epigraphie de la Mosdle I
(1873) p. 59 besprochene und abgebildete
Bronzeplatte von einem dem (Mercurius)
Visacius geweihten Denkmal. Robert hat
irrtümlich angenommen, dass dieselbe in
einer Ortschaft im Departement de la Mo-
selle gefunden sei, und sie deshalb in die-
ser seiner Sammlung veröffentlicht, denn
er sagt: ypvuve ä Wareswäld (MoseHef.
Elinen solchen Ort giebt es aber in dem
Mosel-Departement nicht, und ich weiss
aus anderer Quelle, dass die Platte aus
Tholey stammt. Nach einer in den Cor-
pus-Scheden befindlichen 'Mitteilung Julius
Friedländer's besitzt nämlich da« (Berliner)
Museum eine bei Tholey gefundene nod
mit der Böcking'schen Sammlung 1858 er-
worbene „Platte von ganz dünnem Silber-
blech, welche wohl mit einem andern Stoff
gefuttert war**. Die Inschrift stimmt voll-
kommen mit der von Robert abgebildeten
(nur fehlt auf dem Silberplättchen der
Rest des L in der^^etzten Zeile), desglei-
Digitized by VjOO^
— es-
chen erscheinen hier aucli die vier Löcher
über der Inschrift, es ist aber in der oberen
Reihe das linke zu '/« und das rechte (vom
Feschaner) ganz erhalten, während die
Bronze hier defekter ist. Andrerseits fehlt
rechts der Ansatz der tabella ansata. Offen-
bar war mit diesem Silber das Bronzetafel-
eben plattiert. Bei diesem Silberplättchen
befindet sich nach Friedländer noch „der
lironzene Arm einer Statuette, welcher mit
eben solchem Silberbleoh überzogen war*".
— Eine nähere Untersuchung und Beschrei-
bung dieser Fundstätte wäre sehr zu w an-
sehen. Die „ausführliche Beschreibung^
der Ausgrabungen vom J. 1836 hat der
Verein von St. Wendel 1838 S. 17 seinem
nächsten Berichte vorbehalten, derselbe ist
aber nicht erschienen. Die jetzt im Trierer
Museum aufbewahrten Akten des St. Wen-
deler Vereins enthalten (nach Uettner's
gütiger Mitteilung) einen ausfuhrlichen Be-
richt des Friedensrichters Bach aus dem
J. 1842 über die vom Verein seit Novbr.
1836 im Varuswalde ausgeführten Ausgra-
bimgen. „Nur der Grundriss eines Hau-
ses, wenig vollständig, wurde ausgegraben;
die Einzelfunde (unter denen alier nichts
Inschriftliches) waren ergiebiger." — Ei-
nige Notizen über den Varuswald giebt
Job. Ant. Jos. Hansen in der „Verhand-
lung des Vereins zu Ottweiler " n. 2 (1850)
S. 19 ff. (E. Zangemeister.)
Vereinsnachrichten
unter Redaction der Vereinsvorstände.
58. Strattburg. Gesellschaft für Erhal-
tung der histor. Denkmäler. Sitzung
vom 8. Juni 1887. Herr Schlosser be-
richtet über die Entdeckung von vier viel-
leicht römischen Gräbern bei Burbach im
Kanton Drulingen (Lothringen). Wälirend
aus kleinen Steinen errichtete Mauern die
Langseiten bilden, sind die Schmalseiten
und die Decken aus Kalksteinplatten her-
gestellt. In den Gräbern fand sich nichts
Bemerkenswertes. — Derselbe spricht
über einen beim Forstbaus Lntterbach
(Kanton Saarunion) gemachten Münzfund,
der vom Pfarrer Dahlet in Hambach er-
worben worden ist. In einem Topfe be-
fanden sich mehr als 500 römische Bronze-
— 94 —
münzen aus dem dritten Jahrhundert, von
Valerian bis Aurelian und Tetricus (dieser
besonders zahlreich vertreten). Vermutlich
ward der Schatz anlässlich des Einfalls der
Franken und Alamaimen nach Aurelians
Ermordung (Jan. 275) vergraben. Ausge-
dehnte römische Mauerreste sind in der
Nähe des Fundplatzes zum Vorschein ge-
kommen. — Derselbe erörtert eine Stelle
in einem von Lehmann Gesch. der Graf-
schaft Hanau - Lichtenberg II , 383 ver-
öffentlichten Vertrage von 1540, wo von
einer Strasse „von dem Breitensteiu bis
auf die Bunde bei [Saar-] Gemünden" die
Rede ist. Herr Schlosser erinnert daran,
das8 in manchen Gegenden des Elsass das
Wort „Bunde" eine Fähre bezeichne, und
vermutet diese Bedeutung auch an jener
Stelle.
Generalversammlung vom 22. Juni. Der 59.
Vorsitzende Herr Straub giebt einen kiu*-
zen Überblick über die Funde und Aus-
grabungen des letzten Jahres, namentlich
diejenigen von Lembach (Wd. Korr. VI, 92.
117). Von dem Jahrbuch (Bulletin) der
Gesellschaft ist kürzlich die erste Hälfte
des 13. Bandes ausgegeben worden, darin
unter Anderem als Beginn einer Sammlung
kleiner Strassburger Chroniken die „kleine
Münsterchronik" (507—1530) und Sebald
Bühelers Strassburger Chronik (bis 1594),
herausgegeben von L. Dacheux, sowie der
Anfang von Specklins 1870 untergegange-
nen Collectanea in usum Chrofiici Argenti-
liensis (bis 1299), nach den verschiedenen
erhaltenen Auszügen zusammengestellt und
bearbeitet von R. Reuss. Von Straubs
Ausgabe von Herrads Hortus ddiciarum
ist das fünfte Heft in Vorbereitung. Der
Vorsitzende erbittet weitere Beiträge zu
einem von ihm entworfenen und kürzlich
unter die Mitglieder der Gesellschaft ver-
teilten Verzeichnis verachwundener ehema-
liger Ortschaften im Elsass, das in mög-
lichst vervollkommneter Gestalt im Jahr-
buch erscheinen soll, und gedenkt endlich
der verstorbenen Ausschussmitglieder Blank,
Baumgartner und Dietsch. — Bei den Er-
neuerungswahlen zum Vorstand werden die
Herren Straub, Sengenwald, Euting, R.
v. Türkheim wiedergewählt, dazu die HH.
Schricker und Martin, und för üplmar Hr.
Digitized by VjOO^
— 95 —
Yoltz. Herrn' Straub wird aufs neue der
Vorsitz übertragen. — Herr Wie gand hält
darauf einen Vortrag über die Alamannen-
Schlacht vor Strassburg im Anschluss an
die von ihm darüber verfasste Schrift.
60. Sitzung vom 20. Juli 1887. Auf den
Bericht des Herrn S a 1 o m o n über den repa-
raturbedürftigen Zustand der dem Herrn R.
V. Türkheim gehurigen ansehnlichen Lands-
berger Schlossruine bei Barr erklärt sich
der Vorstand bereit, ihrerseits einen ersten
Beitrag von 1000 M. unter gewissen Be-
dingungen beizusteuern. — Herr Schlosser
beantragt die Aufnahme eines neuen ge-
naueren Planes der römischen Bäder bei
Mackweiler und wünscht grössere Schonung
der dortigen Römerstrasse bei Anlage neue-
rer Wege. — Herr Euting spricht über
die von Herrn Winkler aufgefundenen Reste
einer Synagoge in Ruffach aus dem 13. oder
dem Beginn des 14. Jahrhunderts. — Herr
Stamm legt einen fi\r das Jahrbuch be-
stimmten Aufsatz über die alte Gelehrten-
schule in Schlettstadt vor.
61. Sitzung vom 9. November. Herr Salo-
mon legt die Pläne zur Einrichtung des
Kammerzellschen Hauses (vgl. Jahrg. 1886
Nr. 218) vor. — Herr Euting giebt die
Übersetzung einer an der alten Rufbcher
Synagoge gefundenen Inschrift: „Die Steine
der Pforten des Gotteshauses hat gekauft
David der Sohn des Rabbi Israel^. — Herr
Wiegand verteidigt seine Ermittelungen
über die Alamannenschlacht gegen die von
Nissen (Wd. Ztschr. VI, S. 319) dagegen
erhobenen Einwürfe (vgl. Wd. Ztschr. VH,
S. 63).
62. Sitzung vom 14. Dezember. Hr. Straub
spricht über ein rundbogiges Giebelfeld der
alten Kirche in Scharbach (bei Bitsch).
Auf dem Bogen steht die Inschrift Anno
ab inc(amaikme) d(omim) MCXLIII de-
dk(<aa) e(8t) hec ee(de$)ia \ VllI id(us)
Sept(efnbre8) a venerabüi Teotwitw ap(asto)-
lici [so] legoito. Letzterer, ein Elsässer von
Geburt, früher Prior von Maursmünster,
später Kardinal von Porto und Silva Can-
dida, krönte 1138 als apostolischer Legat
Kaiser Konrad HI in Aachen; in seinem
Heimatlande hat er auch noch andere Kir-
chen geweiht (1137 Sindeisberg, 1143 Kreuz-
feld bei Zabern). Im Giebelfelde sind die
— 96 —
Heiligen genannt, denen die Kirche gewidmet
war, darunter an letzter Stelle XeoFI/IZ^.
— Herr Straub weist auf einige in Garsch
(beiDiedenhofen) and in Simons wald (Baden)
erhaltenen Beispiele einer in alten Synodal-
ordnungen als crurifragae erwähnten Ein-
richtung hin. Vor dem Thor ummauener
Kirchhöfe war der Graben mit einer git-
terartig durchbrochenen Brücke überdacht,
die den Tieren, besonders den Schweinen,
den Zugang zum Kirchhofe wehrte. Eine
ausfuhrlichere Mitteilung über diese aoch
in alten Abbildungen nachweisliche Ein-
richtung ist für das Jahrbuch bestimmt. —
Derselbe berichtet über ein paar in der
Kapelle des Strassbarger „Raspelhanses-
kürzlich zum Vorschein gekommene Wand-
malereien aus dem 18. Jahrhundert (E(te.
hämo, Mutter Gottes). — Auf Antrag d»
Herrn Schlosser werden Massregein zur
besseren Erhaltung der Überreste des rö-
mischen Bades bei Mackweiler beschlossen.
Im Verlage von l>«aok«r Jb HWBblot in
IiSlystiT erschien soeben und ist darch sll«
Bnohhandlongeu xn bestehen:
Stoiiti zur litistei fietcbieUe
ier Rheiilaiie
von Dr« €• MeUls.
tO. Abteilung mit 4 lithograph. Tafeln.
gr. 8». Prtit 3 Mtrfc. l
Verlag der Fr. Llntz'tchen Bnohhandlvag in Tritr.
Trier. Zeitbuch
T«B Jikn SS T. Ohr. bii ns Jahr» U21
Ton
Th. TOM Hampt.
PreU X 130.
lirliuoilliclie GescIiiciitB der Abtei htUuli
▼on
Dr. J. C. Uftr.
Mit 8 Tafeln. Preis 6 A
Lahneck und OberiahnsMn.
Bin Bsitraff *« SpABtalc^aeUolit* ä»
Ton Dr. Jul. mfHttor*
Preis 80 Pfg.
TU. uNTrecMt aucHDiiuoKiiia IM Tnita
r* ItotiMf hl TfMf
IB WRn»
der
FR. LINTZ'tohtii
BnobbAüdlung
In Tritr.
Westdeutschen Zeitschrift für Geschichte und Kunst,
xs|:l6iek Orgfti ier lüfftorisek-utitiArisekei Verefai« i« Baekiug, BirkeileM, Dttrk-
keha, DiBMMorf , Frukfirt a. IL, KirkrMk«, Mftfa», IfauiMkeia, N«im, Speyer,
Strankvg, SUtt^rt «li Womg, sowi« iM utkropologisekei Tereiis ra Stitt^rt
Mai.
Jahr^iiiS YII, Nr. 5.
1888.
Dm KonMp<md«ublatl enoh«int In •iner AnlUg« toa 9600 Exemplaren. Inserate 4 t6 Pfg. fttr die
geepalteae ZeU« werden ron der Yerlagehandlnng und allen Ineeraten-Bnreane angenommen, Beilagen
nach ITebertinknnft. ~ Die Zeltaobiift enebelnt rierteljtbrlleb, dai Korreepondeniblatt monatlicb. —
Abonnemanlepreit 15 Xarb fttr die Zeiteebrift mit Korreepondenablatt, Ittr letateret aUeiA 6 Mark.
Neue Funde.
S3. In Nierttein am Kelterhaose ist eine
römische Grabinschrift von kleinen Buch-
staben eingemanert, in ziemlicher Höhe
und Ton wilden Weinranken überzogen.
Soweit ich dieselbe von unten habe lesen
können, lantet sie:
D - FABRICIO - M
ET ACCEPTIO DE
CEMBRI PATERNIA
PRISCILLA MATER IL
US DE SVO FECIT
D(is) M(ambus). Fabricio et Acceptio De-
cenhbri Paternia PrisdUa mater ißis^) de
siio feciL
Den Schattengöttera. Dem Fabricius
und Acceptius December. Die Mutter
Paternia Priscilla hat ihnen (dies Grab)
auf ihre Kosten bereiten lassen.
Manche Anzeichen weisen darauf hin,
dass die Inschrift der späteren römischen
Kaiserzeit angehört.
(Dr. J. Keller in Mainzer Ztg.)
M. Aas der Pfalz, Ende April. Im Westrich
wurde letzter Tage wiederum ein grösserer
Bronzefund gemacht Ein Schuhmacher,
Namens Holzhäuser von Nanzdiezweiler am
obem Glan (2 Stunden nordöstlich von
Landstuhl), fand auf einem Bergplateau
nordöstlich des genannten Örtchens beim
Kartoffelsetzen am ,»alten Schloss'' an 30
Bronzeringe, worunter zwei mit kleinen
Ringlein gezierte Halsringe, drei Fussringe,
der Rest Armreifen, letztere der Quere nach
1) [Auf dem Stein stebt wobl FILIS? Ancb
i»t der einnamige Fabricias bedenklieb. Hr.]
von parallelen Linien geziert. Bei einer
von Unterzeichnetem am 27. April an Ort
und Stelle gemachten Nachgrabung fand
sich der Rest eines aus kantigen, rohzu-
gehauenen Sandsteinen bestehenden Grab-
gewölbes. Darin lagen noch ein glatter
Fussring, zwei Stacke des einen Halsringes,
ein halber Armreif^ mehrere. Scherben ei-
ner rötlichen, flachen Schale und ein kal-
zinierter Knochen (?). Die Ringe lagen
ursprünglich von SOS. nach NWN. verteilt,
und zwar so, dass die zwei Halsringe von
14 bis 15 cm Durchmesser am südost-
südlichen Ende lagen, darauf folgten an
den beiden Seiten 24 Armreife von 5,5 cm
Durchmesser, von denen 12 plattigen, 12
runden Querschnitt aufzeigen; ein starker
kantiger Reif von dreieckigem Querschnitt
scheint als Brustschmuck gedient zu haben.
Am nordwestnördlichen Ende fanden sich
die vier Fussringe, von denen zwei unver-
ziert 8 cm Durchmesser, zwei 9,5 cm
Durchmesser mit je drei Stollen haben;
beide Typen zeigen runden Querschnitt.
Nach allen Anhaltspunkten ist in diesem
reichen Bronzefund der Schmuck einer im
Übergang von der reinen älteren Bronze-
zeit zur älteren Eisenzeit (Hallstattperiode)
in einem Tumulus bestatteten weiblichen
Person zu sehen. Tiefe Rinnen an ein-
zelnen Grabsteinen scheinen nämlich den
bereits eingetretenen Gebrauch des Eisens
zu verraten. Die Funde, welche zum Teil
vom Besitzer, der in ihnen Gold zu sehen
glaubte, durch Feuer, Säge, Hammer ver-
letzt sind, wurden vom Unterzeichneten
•- 99 —
— 100 —
für das Kreismuseum zu Speyer erworben
und ergänzen die Bronzefünde von Asch-
bach, Potzbach, Odemheim und anderen
Orten des Westrichs wesentlich.
(Dr. C. Mehlis.)
65. Aus der Pfalz, Anfang Mai. Gelegentlich
obiger Ausgrabung konstatierte der Unter-
zeichnete in den Ortschaften im oberen Glan-
gebiete auch geschliffene Steinwerk-
zeuge. Und zwar fanden sich zu Nanz-
diezweiler ein sogenanntes Donneraxt-
Beil und ein Donnerkeil, zu Glanmttnchweiler
ein Donnerkeil, zu Kirchmohr ein Donner-
keil. Alle 4 Artefakte sind von schwarzer
Farbe und glatt geschliffen. Hoffentlich
gelingt es, eines oder das andere Zeugnis
der Besiedlung des Glangebietes zur neo-
lithischen Zeit für das Kreismuseum zu
erbringen. Sie werden z. Z. noch gegen
das Schwellen der Kuheuter in der Volks-
medizin gebraucht.
(Dr. C. Mehlis.)
66. Dattenberg bei Linz, 3. Mai. [Frftnic.
Grftberfeid.] Vorigen Freitag stiess man
bei den Erdarbeiten für die Förderbahn,
welche den Basaltsteinbruch Dattenberg
mit dem Rheine künftig verbinden wird,
auf eine fränkische Begräbnisstätte, die
nach der Art des bisher Gefundenen bei
fachmännischer Ausbeutung grosse Aus-
dehnung und Reichtum zu entwickeln ver-
spricht.
Infolge der Umsicht des Ingenieurs
Wagner und des Geschäftsführers Wolters
von der Firma D. Zervas Söhne und Gebr.
Goedkoop war bald ein Platz in einer
Tiefe von etwa 1 m blossgelegt, wo an-
scheinend drei Reihen Leichen gelegen
hatten. Leider war nur eine Reihe noch
ziemlich erhalten, während die andern
durch den schlecht erhaltenden Lehm sich
mit dem Erdreich schon derart vermengt
haben, dass nur der kalkige Bestandteil
des Bodens auf menschliche Gebeine
schliessen lässt
Unter den Schädeln sind einige mit schar-
fen Instrumenten, wahrscheinlich Streitäx-
ten, gespalten, andere durch irgend einen
starken Druck in die ungeheuerlichsten
Formen gebracht. Der besterhaltene ist
durchaus brachycephal, man sollte fast ei-
nen Hunnen vermuten. Dann wurden Streit-
äxte, Lanzen, Messer, mehrere Perlen-
schnüre von Thon und Bernstein, weldbevon
weiblichen Leichen herrühren mögen, Gür-
telbeschläge von WeissmetaU ond Schnal-
len von Bronze, sowie einige Thongefasse
mit dem charakteristischen fränikischeii
Viereck-Ornament gefunden. An Qlis er-
gab die Ausbeute einige sogenannte Tnmm-
ler, d. h. Trinkgläser, welche wegen ihres
runden Bodens beim Trunk in der Hand
gehalten, nach demselben aber amgelcehrt
aufgestellt werden. (Köfat Ztg.)
An der Römerstrasse bei Atkerf wurde (7
ein säulenförmiger Altar von Sandstein,
0,44 h., 0,27 dick gefunden und von Hm.
Fabrikant W. Weyermanns dem Mnseams-
verein in Orefeld geschenkt Die Inscfarifi
lautet :
I V H - E T
QEHIO'LOCI
IVH-VALEHS
VS • L • M
(Gymn.-Director Dr. M. WoUseiffen
im Dritten Bericht des Crefelder Museans-
Vereins über seine Thätigkeit im J. 1887 j
S. 9; nach Mitt von Zangemeister.)
Chronik.
RömlsdM Mosaiken aus Trier and deeeen U«fle|iiii6&
gexeichnet and erUatert Ton DomkapituUr
J. N. von Wllmowelcy. Nach dest«n Tode h«^
•Qtgogebm Ton der Qeaellechaft Ar >Qtt-
licbe Fortchnngtn in Trier. 9 Tafeln in
gr. Folio u. Textheft XVI 8. n. 83 S. in <«.
Trier, Lints*goher CommiMionsTerUg. \fi^
20 Mark.
Das vorliegende Werk giefot einen Ein-
blick in den Reichtum und die Mannigfal-
tigkeit der Mosaiken des romischen Trier.
Auf 9 Foliotafeln vereinigt es 20 Fuss-
bodenmosaiken, 1 Wandmosaik und 3 Mar-
morplattenbeläge, sämtlich mustergültig fein
von V. Wilmowsky gezeichnet und in gan-
zen Reichtum der Farben der Originale
wiedergegeben. Die Mosaiken, meist nur
omamental decoriert, werden jedem Kumt-
freund Grenuss gewähren, sind aber anch
in hohem Grade geeignet, dem modernen
Kunstgewerbe neue Motive znzuführeD ond
dem Archäologen Anhaltspunkte ffir die
Geschichte des römischen Mosaikes, wie
für die Datierung von Romerbauten zu
geben.
Digiti
zedby Google
- IM ^
Der TttLt stellt die allmähliche Ent-
wicklftpg des Mosaikes in der letzten Kaiser-
zeit dat und bietet ein reiches Material
für die Topographie des römischen Trier.
Die . Herausgabe des Werkes ist von
mir bfnorgt. In einem Vorwort habe ich
über: die Art derselben Rechenschaft ge-
gebeomnd ausführlicher über die Datierung
der gallischen Mosaiken gehandelt.
(Hettner.)
Au« Hohenzollem. Die hohenzollemschen
69. Laqde werden nunmehr auch eine Auf-
nahme sämtlicher Bau- und Kunstdenk-
maler vornehmen. Eine Kommission, wel-
cher verschiedene gereifte Techniker und
Gelehrte, Historiker und Archäologen ange-
hören, hat unter Vorsitz des Landgerichts-
präsidenten Evelt, des Präsidenten des
hohenzollemschen Landesausschusses, die
nötigen Massnahmen beraten und in An-
griff genommen. Pfarrer Baur von Ne-
ringendorf ist mit der Aufnahme keltischer,
römischer und alemannischer Bauüberreste
beauftragt. Mit der Beschreibung und bild-
lichen Wiedergabe der sonstigen Kunst- u.
Baudenkmäler sind der fürstliche Archiv-
und Hofrat Dr. Zingeler und der Architekt
Laur von Sigmaringen betraut. (Köln. Ztg.)
Misceiianea.
70. Stekiwer kzeiHie mit wtflerechter Schneide.
In Wd. Korr. VII, 21 wird eine kleine sg.
„Hacke mit horizontal wirkender Schneide**
aus Ofifotein erwähnt Hier seien drei
andere derartige Stücke rheinhessischen
Fundortes nachgetragen. Die eine ist im
vergangenen Jahre inFlomborn gefunden
und ins Paulus-Museum gekommen; sie ist
im Vergleich mit den anderen bekannten
von bedeutenden Dimensionen, sie wiegt
beinahe 4 Pfd. (genau 1,790 Kilo) und
besteht aus dunklem Kieselschiefer. Vom
Rücken bis nach der Schneide zu veijüngen
sich beide Flächen ziemlich gleichmässig.
Sie ist mit Ausnahme eines kleinen von
der einen Fläche abgesplitterten Stückchens
völlig erhalten. Ihre L. beträgt 17,5, ihre
Schneidenbr. 13,5 und ihre Br. am Rücken
10,5 cm. Ihre D. misst am Rücken 5,5
und an der Durchbohrungsstelle 5 cm. Der
Dm. des StieUoches beträgt auf der einen
— 102 —
Seite 23, auf der anderen 26 mm. Es ist
unerklärlich wie bei dieser geringen Stärke
des Stieles das schwere Werkzeug gehand-
habt werden konnte, ohne dass der Stiel
abbrach. Ob sie daher eine Hacke zu
nennen ist, dürfte fraglich sein.
Eine andere von der Grösse der bis
jetzt schon häufiger gefundenen „Hacken'^
stammt aus Monsheim. Sie besteht aus
hellerem und weicherem Schiefer als die
vorhin erwähnte. Ihre obere Seite ist ziem-
lich gewölbt und fällt stark zur Schneide
ab, die untere ist eben und die zur Schneide
abfallende Fläche weniger geneigt. Auch
nach dem Rücken zu verläuft eine der-
artig zugeschliffene Fläche, jedoch ist hier
die Schneide stumpfer. Ihre L. beträgt
7,5, die Schneidenbr. 5, die Br. am Rücken
3,5 und die D. an der Durchbohrnngsstelle
8 cm; das Gewicht beträgt 115 Gramm.
Das Stielloch hat 15 mm auf der oberen
und 16 mm im Dm auf der unteren Seite.
Wie das vorhin erwähnte Werkzeug
wegen seiner Grösse, so dürfte das eben
beschriebene wegen seiner Kleinheit kaum
als „Bodenhacke^ Verwendung gefunden
haben. Hingegen kann das mit grosser
Bestimmtheit von dem 3. behauptet wer-
den, wie dessen charakteristische Form
ipeigt. Es ist das Prototyp einer Boden-
hacke. Noch jetzt nach mehreren tausend
Jahren ist dieselbe Form als Gartenhacke
in Verwendung.
Die Hacke ist abweichend von den bis-
her beschriebenen von dreieckiger Form,
sie ist im Verhältnis zu ihrer Grösse von
sehr geringer Dicke, ist an der Schneide
am breitesten und läuft in eine scharfe
Spitze aus, stellt also Hacke und Pickel
zugleich iror. Sie ist aus einer dunklen,
von roten Adern durchsetzten Gesteinart
durch Spaltung und Zuschlagen hergerich-
tet, ihre ganze Oberfläche ist rauh und
uneben und zeigt nirgends eine zugeschliffene
Fläche. Mit Ausnahme eines von der ei-
nen Fläche bei der Auffindung abgesplit-
terten Stückes und zweier kleineren an
der Schneide ist sie noch vollständig er-
halten. Ihre L. von der Mitte der Schneide
bis zur Spitze beträgt 15,5, ihre gr. Br.
12,5, die Schneidenbr. 12, die Dicke an der
Durchbohrungsstelle wie am Rand 1,5 cm,
— Kö-
der Dm. des StieUoches 16 mm aaf jeder
Seite. Dasselbe ist 6 cm von der Schneide
und 7,5 cm von der Spitze entfernt Das
Gewicht beträgt 890 Gramm. Herr Prof.
Fraas, der die Güte gehabt hat, einen
Splitter davon zu untersuchen, erklärte
das Gestein für Quarzit, es scheine aus dem
Gebiete der Quecksilber-Erze von Moschel-
landsberg zu stammen.
Gefunden wurde das interessante Stück
auf der Grenze der Gemarkungen von Mols-
heim und Monsheim, etwa 20 Min. west-
lich von dem auf derselben Anhöhe ge-
legenen und durch Lindenschmit bekannt
gewordenen Grabfeld am Hinkelstein bei
Monsheim. Es wurde dieser Tage dem
Paulusmuseum von Herrn Gutsbesitzer
Möllinger in Mölsheim zum Geschenk ge-
macht, der es beim Umroden eines Wein-
berges mit verschiedenen anderen Stein-
artefakten gefunden hat. Unter diesen be-
finden sich grössere und kleinere Bruch-
stücke von sechs meiselartigen Werkzeugen
aus grünlichem Kieselschiefer und ein
Feuersteinschaber, ferner Handmühlsteine
und ein Schleifstein zum Zuschleifen grös-
serer Werkzeuge, sowie das Bruchstück
eines kleineren Schleifsteines aus hellem
Sandstein mit einer »Rille in der Mitte,
gerade wie die aus dem Grabfeld am Hinr
kelstein stammenden bei Lindenschmit A.
u. h. Vorz. n, 8, 1, 2. Femer viele Ge-
fiUsscherben, Muschelschalen und ein aus
einer fossilen Muschel dargestellter An-
hänger.
Ob die Gegenstände einem Grabfelde
oder Wohnplätzen der neolithischen Zeit
entstammen, konnte bis Jetzt nicht fest-
gestellt werden.
Das Feld ist schon lange Weinberg
und durch das vielfache Umroden könn-
ten die Gegenstände leicht zerschlagen
worden sein. Das benachbarte Feld da*
gegen ist noch nie umgerodet; deshalb wird
seine Untersuchung vom Altertumsverein
im Sommer vorgenommen werden und vor-
aussichtlich Licht in die Sache bringen.
Interessieren würde es zu erfahren,
ob sich noch mehr derartiger Bodenhacken
in anderen Museen befinden.
(Dr.Koehl.)
— 104 —
Monumenta Germaniae 1887—88.71
Die Plenarversammlung der Genenl-
direktion wurde [vom 17. — 19. März in
Berlin abgehalten. Erschienen waren alle
Mitglieder, mit Ausnahme des Prof. Huber,
welcher sich entschuldigt hatte. Noch
immer dauert der provisorische Zustand,
doch ist ein bedeutender Fortschritt zu
verzeichnen, indem durch Allerhöchsten
Erlass vom 14. November 1887 der erste
Satz des § 3 des StatuU für die Fortfuh-
rung der ManumetUa Germaniae hiäorica
folgende Fassung erhalten hat : „Der Vor-
sitzende der Centraldirektion wird, nach
erfolgter Präsentation mindestens zweier
von der Generaldirektion für geeignet er-
achteter Personen, auf Vorschlag des Bun-
desrats vom Kaiser ernannt." Der Vor-
sitzende .wird also künftig die Rechte und
Pflichten eines Reichsbeamten haben.
Die Plenar- Versammlung erwählte zu
neuen Mitgliedern der Direktion den Herrn
Prof. H. Bresslau und Herrn Dr. 0. Hol-
der-Egger, beide in Berlin.
Vollendet wurden im Laufe des Jahres
1887/88
in der Abteilung der Auäares An-
tiquissimi:
Tomus VIIL Gai Soüü ApoUmam Si-
donii epiäulae et carmiiML recenwü et
ewiendavü Christianus Luetjohami. Acce-
dunt Fausti aliorumque epistulae ad
Buridum aüosque, Buricä epistuiaej n-
censuU et emendavä Brwno Krusdt,
in der Abteilung Scriptares:
Scriptorum Tomus XKVIU.
in der Abteilung Epiatoiae:
Tom I pars I. GregorH L papae Bit-
gistri m. I^IV, ed. P. Ewald.
Epistdae saec. XIII. e Begestis pont^m
Bomanarum sdectae Tarn IL ed. C. Bo-
denberg.
in der Abteiluqg AnOguitates:
Necrölogiae Germaniae II, 2 ed. F. L
Baumann.
von dem Neuen Archiv der Ge-
sellschaft:
Band XHL
Der Leiter der Abteilung Auctart^
Antignissimi, Herr Prof. Mommsen, bat
leider, durch andere Arbeiten verhindert,
— 106 -
die Bearbeitnng der kleinen Chroniken aus
der Zeit des Übergangs vom Altertum zum
Mittelalter noch nicht, wie in Aussiebt ge-
stellt war, zum Dnick bringen können;
er hofft jedoch jetzt, nachdem jene abge-
schlossen sind, die so lange ersehnte Aus-
gabe voHenden zu können. Für die Variae
des Cassiodor ist der vorhandene kritische
Apparat geordnet, es bedarf jedoch noch
einiger Yergleichungen, nach deren Besor-
gung Herr Mommsen mit Beihülfe des
Dr. Kr u seh die Ausgabe herstellen wird.
Die Ausgabe des Claudian von Prof. Birt
ist im Druck, der Sidonius, wie oben schon
bemerkt, vollendet. Nachdem Prof. Luet-
johann durch einen frühen Tod am 8.
April abgerufen war, hat Mommsen selbst
mit Beihülfe der Prof. F. Leo, Büche-
ier und V. Wilamowitz - Möllendorff
die Ausgabe zum Schluss geführt, Dr.
Krusch die Briefe des Faustus und Ru-
ricius bearbeitet; die Register sind von
Eug. Geis 1er und Ed. Grupe besorgt.
Für die Abteilung Scriptores hat Herr
Dr. Krusch den 2. Band der SS. Mero-
vingici bearbeitet, welcher Fredegar mit
seineu Fortsetzungen, die Gesta Franco-
rum, und von den Heiligenleben diejenigen
enthält, welche der Königsfamilie ange-
hören. Der Druck des Textes ist vollen-
det und nur die Register fehlen noch ; für
die Heiligenleben, welche im folgenden
Bande sich anschliessen werden, ist noch
eine Reise zur Durchforschung französi-
scher Bibliotheken erforderlich.
In der Hauptabteilung der alten Reihe
der Scriptorea in Folio fiel wiederum der
bei weitem grösste Teil der Arbeitslast
auf Herrn Dr. 0. Holder-Egger, und
bei dem Mangel der noch immer unersetz-
ten Arbeitskraft vonWaitz konnten zwar
die begonnenen Ausgaben gefördert, aber
nicht ausreichend für die Zukunft vorge-
arbeitet werden. Vollendet ist der von
Herrn Dr. Liebermann bearbeitete 28.
Band, welcher die Auszüge aus Englischen
Gescbichtsquellen, für die Zeit der Staufer
bekanntlich von ganz besonderer Wichtig-
tigkeit, zum Abschluss bringt. Das Register
hat Herr Dr. L. v. Heinemann bear-
Iteitet. Begonnen ist der Druck des 29.
Bandes mit den noch von Waitz bear-
beiteten Auszügen aus Dänischen Geschichts-
quellen, welchen sich die von Herrn Dr.
Finnur Jönsson schon fertiggestellten
Auszüge Isländischer Sagas anschliessen
werden. Darauf folgen die Polnischen Ex-
cerpte von Herrn Dr. Perlbach, die Un-
garischen von Dr. L. v. Heinemann schon
fast vollendet. Für den noch übrigen
Raum dieses Bandes sind einige neu ans
Licht getretene kleinere Quellen der Stau-
ferzoit und andere Nachträge bestimmt.
Die Italienischen Quellen, welche wegen
der immer noch gewachsenen Fülle des
Stoffes in den vorhergehenden Bänden für
den 30. bestimmt werden mussten, konnten
nicht wesentlich gefördert werden; doch
hat Dr. H. Simonsfeld auf wiederholten
Reisen nach Italien vorgearbeitet und ist
auch jetzt in Oberitalien dafür thättg.
Im 15. Bande sind die ursprünglich für
diesen Band bestimmten Stücke vollständig
gedruckt, es bleiben aber noch einige
übrig, welche teils früher übergangen waren,
teils erst in neuester Zeit aufgefunden sind.
Das Carmen de hello Saxonico, an dessen
Ausgabe Dr. Pannenborg durch Krank-
heit verhindert wurde, hat Herr Dr. Hol-
der-Egger bearbeitet. Sehr erwünscht
wäre es, wenn auch die kürzlich aufge-
fundene Vita Paulinae von Sigiboto hier,
wohin sie gehört, noch gebracht werden
könnte. Die Auffindung der noch fast
ganz vollständig erhaltenen Denkschrift
über den Bischof Otto von Bamberg, deren
Existenz einst Dr. G. Haag nachgewiesen
hat, verbunden mit der sehr veränderten
Wertschätzung der verschiedenen Lebens-
beschreibungen des Bischofs und dem Nach-
weis neuer Hilfsquellen, hat zu 'dem Be-
schlüsse geführt, diese wichtige und lehr-
reiche Gruppe von Denkmälern in einem
Octavbande zu vereinigen.
Auch die lange und dringend erwünschte
Separat- Ausgabe des Thietmar von Merse-
burg ist von Herrn Dr. F. Kurze über-
nommen und der Druck wird bald begin-
nen können.
Für die Sammlung der Streitschriften
aus der Zeit des Investiturstreites hat Herr
Dr. L. V. Heinemann bedeutend vorge-
arbeitet, und sobald Herr Prof. Bern-
heim die von ihm übernommene Schrift
— 107 —
— 108 —
Anselms gegen Wibert fertig gestellt haben
wird, soll mit dem Druck des Bandes be-
gonnen werden.
Sehr wenig fortgeschritten ist leider der
Druck der von Prof. £. Schroeder be-
arbeiteten Deutschen Kaiserchronik, und
es hat deshalb auch mit dem Druck des
von Prof. Strauch in Tübingen bearbei-
teten Enenkel, welcher ihr folgen soll,
noch nicht begonnen werden können. Da-
gegen ist Herr Dr. Seemüller in Wien
mit Otackers Steyerischer Reimchronik
rüstig fortgeschritten, und es ist gute Aus-
sicht vorhanden, dass diese so überaus
wichtige Geschichtsquelle in nicht zu langer
Zeit druckfertig sein wird.
Einzelne Collationen und Abschriften
wurden für diese Abteilung freundlichst
besorgt von den Herren A. Molinier in
Paris, E. Ouverleaux in Brüssel, Dr. A.
Bauch, Dr. E. Schaefer und Dr. H.
Simonsfeld in München, Archivrat
Becker in Koblenz, Dr. P. Ladewig in
Karlsruhe, Archivdirektor W. Wieg and
in Strassburg, Chorherr Prof. H. Ammann
in Brixen, P. W. Hauthaler in Salzburg,
Dr. Redlich in Innsbruck, Wladimir Wis-
locki in Krakau, Prof. Pi renne in Gent,
Braunschvig in Montpellier.
Hss. wurden zur Benutzung zugesandt
von den Bibliotheken des Stifts Admont,
zu Bamberg, Leiden, München, St. Gallen,
des Gymnasiums zu Pomm. Stargard, Wien,
Wolfenbüttel.
In der Abteilung Leges ist unter der
Leitung des Herrn Prof. Brunn er der
Druck der neuen, von Prof. E. Lehmann
besorgten Ausgabe der Lex Alamannorum
dem Abschluss nahe; ihr wird sich die
von Herrn Dr. K. Zeumer bearbeitete
Lex Romana Curiensis anschliessen. Über
die Zeit und Art ihrer Entstehung hat
derselbe in der Zs. der Sa vigny -Stiftung,
Germanist. Abt., 8. Band, eine längere
Abhandlung veröffentlicht. Demnächst soll
auch die Gapitulariensammlung des Bene-
dictus levita in Angriff genommen werden,
für welche ein Mitarbeiter in Aussicht
steht.
Für die Sammlung der Fränkischen
Concilien- Akten hat unter der Leitung des
Herrn Hofrat Maassen Herr Dr. Stoeber
eine Anzahl von Condlien des 6. Jbs* be-
arbeitet, und durch Yergleichung der sehr
alten Hss. eine sichere Grundlage der
Textkritik gewinnen können ; der in den
vorhandenen Ausgaben zu Grunde gelegten
zweiten Klasse steht eine ältere gegen-
über, welche sich noch nicht so weit wie
jene von der reineren Latinität eajtfemt.
Bei der Entscheidung über die hier be-
gegnenden schwierigen Fragen philol(>gi-
scher Art hat Herr Hofrat v. Hartel in
Wien ihm freundlichst mit sachkundigem
Rate beigestanden. — Herr Prof. Weiland
setzt die vorbereitenden Arbeiten für die
Sammlung der Reichsgesetze fort und ist
dabei durch Herrn Dr. Donabaum in
Wien unterstützt worden ; es werden aber
noch mancherlei Abschriften und Ver-
gleichungen beschafft werden müssen, be-
vor mit dem Druck begonnen werden kann.
In der Abteilung Diplomata ist unter Lei-
tung des Hofrats v. Sickel der Druck der
Diplome Otto's II. bis zum 36. Bogen fort-
geschritten und soll bis zum Juli beendet
sein. Auch für Otto III. ist schon viel
vorgearbeitet, aber da Herr Dr. Kehr ab
Mitarbeiter ausscheidet, bedarf es für die
Fortführung eines neuen Mitarbeiters.
Die Abteilung EpisUdae erlitt einen
sehr schmerzlichen Verlust durch den plötz-
lichen Tod des Dr. P. Ewald nach kivzer
Krankheit Soeben war der lange unter-
brochen gewesene Druck des Registnim
Gregorii I. mit frischer Kraft in Angriff
genommen und bis zum Schlüsse des 4.
Buches das Manuskript vollendet Um doch
etwas von der Frucht seiner Arbeit bieten
zu können und zugleich für die Fortführung
eine Vorlage zu geben , wurden diese 4
Bücher herausgegeben. Femer erschien
der 2. Band der aus den pl^istlichen Re-
gesten entnommenen Briefe^ bearbeitet von
Dr. Rodenberg; für die weitere Fort-
setzung liegt nur noch ein kleiner Rest
der einst von Pertz besorgten Abschriften
vor, und Herr Dr. Rodenberg ist gegen-
wärtig in Rom mit der Gewinnung weiterer
Materialien aus dem grossen Schatze der
Regestenbände beschäftigt
Für die Briefe der Merowingerzeit ist
Herr Dr. Gundlach unausgesetzt thätig
gewesen; eine Abhandlung über die Austra-
— lae —
— HO —
siscb«Q Briefe ist im N. Archiv gedruckt,
und ^ine Untersuchung über den Prima-
tialstreit zwischen Arles und Vienne ist
zu erwarten. Darauf nämlich bezieht sich
eine sehr wichtige und noch niemals im
Zusammenhang kritisch untersuchte Samm-
lung Ton Briefen, vorzüglich päpstlichen
Schreiben und Privilegien, welche unmit-
telbar ans der Römischen Kaiserzeit in
die fränkische Periode hinüberführen. Die
Untersuchung der Handschriften erwies die
Echtheit der Sammlung von Arles, wäh-
rend fär Yienne eine handschrifUicbe Be-
glaubigung nicht au&ufinden ist, innere
Grunde aber eine ausgedehnte Fälschung
zweifellos machen. Die vorläufige Mittei-
lung des Verzeichnisses der Briefe bis 911
im Neuen Archiv hatte ungemein wertvolle
MitteilungOü von Herrn Bibliothekar Du
Rieu in Leiden und P. Gabriel Meyer
im Stift Einsiedeln zur Folge, worüber im
Neuen Archiv das Nähere zu finden ist
Ungedruckte Schriften von Hinkmar aus
einer Leidener Hs., welche uns bei dieser
Gelegenheit bekannt wurden, giebt Herr
Dr. Gundlach in Brieger's Zs. für
Kirchengeschichte heraus. Einigen Zu-
wachs gewährte auch die mühsame Durch-
sicht der Acta Sanctorum; häufig ist die
Vorrede oder Widmung einer Legende in
Briefform gekleidet und darf deshalb nicht
übersehen werden, während vollständiger
Abdruck in der Sammlung selbst bei der
Fhrasenhaftigkeit dieser Schriftstücke kaum
ratsam sein möchte. Auch die einst von
P. Ewald übernommenen westgothischen
Briefe sind nun Dr. Gundlach zugefallen.
In der Abteilung Antiguüates, unter
Leitung des Prof Du mm 1er, ist der erste,
von Herrn Dr. Bau mann bearbeitete Teil
der Nekrologien vollendet, und es beginnt
jetzt der Druck des zweiten Bandes, der
Oesterreichischen Nekrologien, welche Herr
Dr. Herzberg-Fränkel in Wien bear-
beitet Die Arbeiten für den Band HI, 2
der Poetae Latini hat Herr Prof Harster
längere Zeit unterbrechen müssen, hat sie
aber jetzt wieder aufgenommen und ver-
spricht den Abschluss des Manuskripts bis
Ostern 1889.
Von dem von Prof Wattenbach re-
digierten Neuen Archk ist in regelmässiger
Folge der 13. Band erschienen. Ein gegen .
die Methode der Führung des ganzen Un-
ternehmens durch Waitz gerichteter An-
griff musste zurückgewiesen werden, was
in noch ausführlicherer Weise durch Herrn
Dr. O. Holder-Egger in einer eigenen
Schrift geschah. Im Neuen Archiv bot
sich dadurch die willkommene Gelegenheit,
den im Jahre 1884 von G. Waitz an das
Reichsamt des Innern erstatteten meister-
haften Bericht zu veröffentlichen.
Vereinsnachrichten
unter Redaction der Vereinsvorstände.
DHrkheim, April. In der letzten Sitzung 72
des Altertums- Vereins kamen folgende
Gegenstände zur Verhandlung:
1) Zur Mitteilung kam, dass der vom
Vorstande verfasste Bericht, sowie
„Studien zur ältesten Geschichte
der Rheinlande" X. Abt., ca. 8 Bogen
mit 4 lithographierten Tafeln, fertiggestellt
ist und unter die Mitglieder sowie an die
mit dem hiesigen Verein in Tausch stehen-
den Gesellschaften verteilt wurde. Die-
jenigen Personen, welche in diesem Jahre
noch eintreten, erhalten diese Schrift als
Vereinsgabe.
2) Als Geschenke liefen ein: Mehrere
Proklamationen vom Jahre 1848/49 und
Streitschrift von Struve, gegeben von den
Erben J. S. Jumiteino, ein hebelfurmiges
Steinwerkzeug (Kieselschiefer), gegeben von
Chr. von Fritz von Friedeisheim. Dafür
wird geziemenden Dank gesagt.
3) Im Ankaufe wurde erworben eine
reiche Sammlung römischer und pompeja-
nischer Eunstgegenstände aus dem Nach-
lasse des Herrn Oberst von Genning zu
Nürnberg (ca. 60 Stück).
4) Das löbl. Bürgermeisteramt soll ver-
anlasst werden, die Bleiurkunde über die
Grundlegung des Schlosses, welche jetzt
im Stadthaussaale hängt, in die Sammlung
hinüberzugeben, wo jedenfalls der beste
Platz dafür ist.
5^ Die Hügel am Ebniberge sollen
demnächst der Besichtigung unterzogen
und, wenn dieselben Tumuli sind, unter-
sucht werden. (Dr. C. Mehl|3.)
111
— 112 —
73. Frankfurt a. M. Verein für Geschichte
und Altertumskunde. In der Sitzung
vom 5. März teilte Hr. H. v. Nathusius-
Neinstedtim Anschluss an seinen letzten
Vortrag (vgl. Jahrg. VI, 267-269) weitere
Nachrichten über die Familie von Gl au-
bürg am Ende des 16. Jahrhunderts
mit, die teilweise dem handschriftlichen
Nachlasse Fichards entstammten, meist aber
wiederum aus bisher unbekannten Quellen
des Archivs des Frhm. von Holzhausen
geschöpft waren. Der Vortragende schil-
derte zunächst die einzelnen Mitglieder der
Familie in dieser Zeit, die meist im Dienste
der Vaterstadt standen oder auswärts
Kriegsdienste nahmen, ohne besonders her-
vorragende Persönlichkeiten zu sein, und
schloss daran einzelne kulturhistorisch be-
sonders merkwürdige Bemerkungen. Be-
sonders auffallen muss, dass zweimal in
dieser Zeit Ehen zwischen Vater und Sohn
einer-, Mutter und Tochter andererseits
in der Familie Glauburg geschlossen wur-
den. Die meisten Nachrichten sind aber
über den Verfasser der Chronik, Joh. Adolf
V. Glauburg, erhalten, der über alle in sei-
ner Familie vorkommenden Feste genau
Buch geführt hat. Nicht nur Zahl und
Namen der eingeladenen Gäste nebst Be-
merkungen über ihr Erscheinen sind er-
halten, sondern auch die Speisezettel, Zu-
sammenstellungen der Unkosten u. s. w.,
die einen reizvollen Einblick in das Leben
einer Patrizierfamilie der damaligen Zeit
thun lassen. Erhöht wird dieser Reiz
durch zahlreiche Briefe, die Joh. Adolf
meist mit der Familie seiner zweiten Frau,
Ursula Freher aus Nürnberg, wechselte,
und die sich meist auf die Vorbereitungen
zur Hochzeit beziehen (zum Teil schon in
Fichards Archiv und daraus in Freytags
Bildern aus der deutschen Vergangenheit
abgedruckt). Diese wurde sehr glänzend
in Frankfurt gefeiert, wie die darüber vor-
handenen Aufzeichnungen des Bräutigams
nachweisen. Zum Schluss legte der Vor-
tragende ein gerichtlich aufgenommenes
Inventar über den Nachlass des 1611 ver-
storbenen Joh. Adolf V. Glauburg vor, das
bis auf die kleinsten Einzelheiten des Be-
sitzes dieses reichen Mannes sich erstreckt
und wegen seines kulturgeschichtlichen
Wertes im nächsten Bande des Frankfurter
Archivs zum Abdruck kommen soll.
Am 19. März hielt Hr. Dr. K Schwe-7i.
mer einen Vortrag über die Reform der
preussischen Heeresverfassang
nach dem Tilsiter Frieden. Er anter-
zog dabei unter Darlegung der früheren
Missstände die Gesetze vom Augast 1808
einer eingehenden Würdigung und besprach
sodann die Umgestaltungen, welche in den
Ausbildungsgrundsätzen sowie in der Ver-
waltung der Armee vorgenommen wurdeo.
Er beleuchtete zugleich die Bestrebuogeo,
die auf die Einführung der allgemeinen
Wehrpflicht gerichtet waren, von ihrem
ersten Auftreten bis zum Wehrgesetze vom
Sept. 1814. — Hierauf legte Herr Dr. R.
Jung den soeben ausgegebenen ersten
Band der dritten Folge des Archivs für
Frankfurts Geschichte and Kunst
sowie als Beilage zu demselben den ersten
Band der mit städtischer Unterstützung
vom Vereine veröffentlichten Inventare
des Frankfurter Stadtarchivs vor
und gab eine kurze Übersicht über den
Inhalt beider Publikationen.
Gefl. Beachtung empfehle ich den reichhaltigen
Katalog meinet antlqaarischen Bacherlagen :
MX. ao
AreUib|iii Init, biitinnrli.
Architectur. lilutt. Werke des 15.— 19. Jabrh.
Der Katalog steht gratis u. franko an Dieastea.
BllwaniTOB (Warttemberg).
J. Hess,
2 Buch- <£* An^uarhandluitg.
Im Verlag der Fr. ZiiBts'tchen Bnchhaadltmg
in Tri*r ist soeben erschienen:
Eriiinqtleft iV k Wotititidtti labckrili,
herausgegeben Ton
Dr. K. I^ampreclit.
Enthält:
Krvse E. Dr., Kölnische Oeldgeaohichte bis 1386
nebst Beiträgen sur karrheiaiechen Geldge-
schichte bis zum Ende des Mittelalters.
TflM 4 Hark,
für die Abonnenton der Wtstd. ZeltseMIt 3 HariL
Buch- und Antiqnarhaodlnag in
SllwansOB (WarttembcrgS
sucht stets XU fcamfieB g»»*
BIMIetlieken, eowle einielMMft-
velle Wefke nnd wissenschafU. ZeitschriflcB jeder
Art. Insbesondere kaufe ich auch au guten Preisen :
alte Drucke, alte Bttdier mit Holzfldmltlem alle Or-
namentkncher, alte Spftten*, Stiekerai- wd «aber-
bOdier, Pergamentminiatoreii , faistorieche Dok«-
mente, Autographen. S
J. Hess,
nt LINTZ'BCHC BUCHOnUOKCRei IN TfflCft
K«41ffrt
▼OD Dr. HettiMT in Trtor
and
rDr.
in BMin.
der
rerlftg
der
FR. LINTZ'tchen
Baohhandlung
In Trier.
Westdeutschen Zeitschrift für Geschichte und Kunst,
xa^leiek Orgfto der historigch-utiqiiiarigcbei Tereia« tu Baeknug, Birkeifeld, Mrk-
heia, Disseldorf, FraBkfnrt a. M., Karhrnbe, Maine, Maimbem, Nenss, Speyer,
Strasskarg, Stntt^rt nid Woras, sowie des antkropelo^sckei Tereins n Stntt^irt
♦
Juni. Jahrgang YII, Nr. 6. 1888.
Dm KoiTMpondensbUtt erscheint in einer Auflage von 3900 Exemplaren. Interate k 85 Pfg. far die
geepdUene Zelle werden von der Verlagibandlong and allen Ineeraten-Bareans angenommen, Beilagen
nach Uebereinknnfl. — Die Zeitoohrift ergebeint rierteljfthrlich, dai Korretpondensblatt monatlich. —
Abonnementflpreie 16 Mark far die Zeitschrift mit Konrespondenablatt, fftr letsterei allein 5 Hark.
Neue Funde.
rs. Heidelberg. [Mercur - Intclirift). Am 20.
April 18S7 ist auf dem oberen Gipfel des
Ileiligenberges bei Heidelberg in den Kui-
uen der alten Michaels-Basilika von neuem
eine römische Inschrift aufgefunden wor-
den*). Dieselbe lautet:
MERCVbo
MLVSIVSViCA
RIV8ETME88,;
RiVSPERPETV
V8ET VALMAR
V8
L P
Mercario M(arais) Lusius Vicarius et
Mesit[o]nus Perpetuus et Vcdmarus l(iben-
tes) p(oguerunt).
Die Inschrift steht auf einer 0,64 m
hohen, 0,205 m tiefen und 0,29 m breiten
Basis Ton rotem Sandstein ohne Verzie-
raugen; in der oberen Fl&che ist eine
(^22 m lauge, 0,085 m in der Mitte breite
uiid 0,05 m tiefe, vom grad-, hinten aber
krummlinige Vertiefung eingehauen, welche
offenbar zum Einlassen eines mit einem
Zapfen versehenen Gegenstandes, wohl ei-
ner Mercurstatuette diente.
Der Stein war im 11. Jahrhundert bei
dem Bau der vorderen Krypta verwendet
1) Von mir zuerst in der Heidelberger Zeitnng
vom 22. April 1887 verOffenÜicht. Über die frohe-
ren Fände s. K. Schnmacher, Korrbl. lY Sp. 140,
K. Christ ebendas. V Sp. 194 und die im Korrbl.
VI 8p. 110 besprochene Monographie von W.
ächleuning, die Michaels-Baeilika.
worden und zwar fand er sich in der
Mauer vor dem rechten (südl.) Durchgang
aus dieser Krypta nach Osten eingemauert,
mit der oberen Seite nach vom gewendet.
Jetzt ist das Denkmal dem Lapidarinuseum
der Universität einverleibt, welches sich
mit der städtischen Sammlung im Fried-
richsbau des Heidelberger Schlosses befindet.
Die Form der sorgfältig eingemeisselten
Buchstaben weist etwa auf die Zeit um
200 n. Chr. hin. Der vordere Teil der rech-
ten Nebenseite ist abgehauen und infolge
davon ist der Endbuchstabe von Z. 1, 2, 4, 5
halb, der von Z. 3 aber ganz zerstört. Die
Lesung bezw. Ergänzung unterliegt je-
doch nirgends einem Zweifel. In der 3. Z.
ist der Name 'Messorius' einzusetzen, wel-
cher sich auch bei Brambach 992 und 1331&
findet — Die Reste am Ende der 5.
Zeile lassen nur R zu, keineswegs N, so
dass also 'Valmanus' (Corp. HI n. 6150)
unmöglich ist. Der Name Valmarus, wel-
cher vermutlich germanisch ist, scheint
sonst nicht vorzukommen, aber ich wieder-
hole, dass die Lesung feststeht.
Bemerkenswert ist noch, dass zufällig
von- den drei Widmenden der eine 3, der
zweite 2 und der dritte als Peregrinus nur
1 Namen hat.
Es ist dies der vierte Mercurstein vom
Heiligenberg'). Diese Höhe erweist sich
1) Bramb. 1703, Bonner Jahrb. 46 S. 179 (M.
Cimbrins), Korrbl. IV Sp. 140. — Vgl. die Inschrift
des Visucius (Br. 1704), welcher anderswo ausdrdck-
lich mit dem Merkar identificiert wird (Br. 1581
und 1696).
Digiti
zedby Google
^ 115 —
— 116 —
also immer mehr als eine Kultusstätte des
Mercur, bezw. des Wodao.
Heidelberg. (Zangemeister.)
76. Worms. [Mars Loucetiut]. Nach der
Mitteilang von Dr. Weckerling wurden am
28. April 1888 bei Worms am Wasser-
werk gegen Mariamünster zu zwei Sand-
steinquadern gefunden, von denen der eine
nachstehende Inschrift trägt, während das
zweite aus anderem (grobkörnigerem und
etwas anders gefärbtem) gelbem Sandstein
bestehende Stück den Sockel, vielleicht
aber auch nur das Mittel stück desselben
bildete. Denn vermutlich war links und
rechts ursprünglich noch ein Stein ange-
setzt; sonst würde die Ausladung des
Sockels gänzlich gefehlt haben. Dieser
Untersatz ist sogar etwas schmaler als der
daraufstehende Block mit der Inschrift').
Letzterer hat auf der rechten Seite (vom
Beschauer) und auch auf der Rückseite je
zwei grosse Zapfenlöcher, und in den beiden
oberen Löchern steckt jetzt noch der Teil
eines eisernen Zapfens. Leider hat sich
der Stein, welcher den obersten Teil des
Denkmals (ob es eine Ära oder Basis war,
lässt sich jetzt nicht entscheiden) gebildet
haben muss, noch nicht gefunden, trotzdem,
wie ich von Dr. Weckerling höre, am 6.
Juni diese Stelle noch einmal mittelst
Nachgrabungen genau zu diesem Zwecke
durchforscht worden ist. — Ich habe die
Inschrift, von welcher mir Dr. Weckerling
eine Abschrift gesandt hatte, am 19. Mai
in dem Paulus-Museum selbst untersucht.
Klar und deutlich ist zu lesen:
D 0 M V D i V h A E
MARTI LOVCETd)
8ACRVMAMAM>V8
VELVGNIFDEVA8
//////
63 miu
51
48
45
Domu könnte der Dativ sein, und diese
Form findet sich auch auf Inschriften.
Aber die gleichzeitige Widmung an die
domus diüina und an eine Gottheit ist sinn-
los, und hier fehlt obendrein ein et. Es
muss vielmehr angenommen werden, dass
der Anfang In homrem fehlt und auf
dem noch nicht gefundenen Aufsatz des
1) Der obere Quader ist 83 cm hoch, 65 br.,
32^ tief, der anter« 80 h., 59,5 br., 85,5 t.
Denkmals gestanden hat. Auffallend ist
dann allerdings donui statt domus ; es wäre
dies nur durch ein Versehen des Stein-
metzen zu erklären. Nicht unmöghch ist
aber auch, dass nach DOMV ein kleines s
sehr flach eingehauen gewesen ist, und
vielleicht sind Reste dieses s vorhanden.
Die betreffenden Vertiefungen sind aber
so schwach, dass sie auch zufällig sem
können und also die Entscheidung unsicher
bleibt. — Am Ende ist nichts verloren ge-
gangen, weder auf diesem "Stein (dessen
Oberfläche bis auf ein kleines Stückchen
am unteren Rande unter den Buchstaben
FDEV wohlerhalten ist) noch auf dem
Untersatz; die Schlussformel v. s. 1. m.
oder dgl. war also überhaupt weggelassen
oder sie stand auf fehlenden Teilen des
Untersatzes. — Die Inschrift hat demnücb
gelautet :
[In honorem] domu[s] dicinae Martt
Loucetio sacrum Amandus Vdugni f(üms)
Devas,
Der Mars Loucetius oder Leucetios ist
bereits aus mehreren anderen rheinischen
Inschriften bekannt; s.Bramb. 1510(Fniaen-
stein bei Wiesbaden) : Marti LeucetiOy Br.92^
und 930 (aus Mariabo m bei Mainz) : MarU
Loucetio und Marti Leucetio, Br. 9iö (Klein-
wintemheim bei Mainz) : [Marti Lejwxtio^)
Dazu kommt noch die dem Götterpaare
Loucetio Marti et Nemetona(e) in Britannien
aber von einem civis Trever gesetzte In-
schrift Corp. VII n. 36, wobei daran zu
erinnern ist, dass bei Altripp in 4er Plalz^
also bei den Nemetern, ein ebenlalls dem
Mars und der Nemetona geweihter Stein
gefunden worden ist (Br. 1790) und dass
bei dem soeben genannten Kleinwintern-
heim neben dem Leucetius auch die Neme-
tona verehrt wurde, wie uns die Votivtafel
des Veiento gelehrt hat').
1) Zu dieser mteressaaten Bmnaeuiiiechrift lei
hier vorläufig bemerkt, dass die swet etvM fn^
montierten Quadern, auf denen sie steht (a and ^;
bisher fälschlich untereinander gesetst worden üad ,
b gehört aber, wie ich gefunden habe, vielmebr
h i u t e r a und Z. 2 tem schliesst sich unmittelbsr ao
fon an, ebenso Z. 3 das m an «mo, es ist sogar dv
untere Ende der rechten Hast« des A snf dw
Steine b Tor dem M noch erhalten.
2) Keller, Korrbl. 1884 Sp. 86 und i. XschtraB
»r., ^^y Mainser Kat. Nr. 82a. Von mir in Msini
Jana IN T.
zedby Google
117 —
— 118 ^
Der Name des Vaters unseres Dedi-
canten findet sich auch in einem Töpfer-
stenipel von Köln : Vdugni o(fficina), siehe
Hettner, Kat. des Bonner Museums S. 63
(= Schuermans 5607).
DevM ist offenbar die Heimatsbezeich-
nung und heisst „aus Deva^. Deva ist das
heutige ehester (s. Hübner, Corp. VH
p. 47), falls nicht etwa ein uns unbekann-
ter gleichnamiger Ort Galliens oder Ger-
maniens gemeint ist (vgl. das Devüua bei
Ptol. II 11 § 14). Unserer Inschrift ver-
danken wir das erste epigraphische Zeug-
nis für diesen Ortsnamen.
Heidelberg. (Zange meist er.)
r?. Mainz, 5. Juni. Auf dem kitrzlich hier
aufgedeckten römischen Gräberfelde
wurde heute ein Frauensarg mit wert-
vollem Inhalt gehoben. Bei dem gut er-
haltenen Knochengerüste fanden sich sechs
Gläser der bekannten Form und zwei Thon-
gefasse, femer aber sehr hübsche Be-
schläge aus Bronze zu einem Kästchen,
drei Haarnadeln und ein zierliches Kett-
chen mit Bronzegliedem und Perlen. Einige
der letzteren sowie ein Anhänger in Huf-
eisenform sind wahrscheinlich aus dünn
geschlagenem Gold angefertigt. (M. Ztg.)
78. Hr.] Bonn. [RSmitche Inschriften]. Bei den
Erdarbeiten an der Ecke des Rosenthaies
und des Rheindorferwegs stiess man auf
die äussere Umfassungsmauer des Bonner
Castrums. In der Nähe derselben wurde
an der Krone des vorliegenden Wallgra-
bens eine Reihe von Inschriftsteinen ge-
funden, welche durch Mörtel mit einander
verbunden und zum Teil damit überdeckt
als Werksteine für ein, wie es scheint,
mittelalterliches Gebäude verwendet wor-
den waren. Die betreffenden Inschriften
sind soeben von Prof. J. Klein im 85.
Bonner Jahrbuch behandelt worden. Im
Wesentlichen folgen wir seinen Ausfüh-
rungen :
l) Steinblock von Drachenfelsor Trachyt,
1,34 m lang, 59 cm h. und 36 cm t. mit der
Orabschrift
D(is) m(ambu8) Aurdi(i) Armem Turesi
cä(erani) ex leg(ione) 1 M(inerim) et Au-
rfli(i) AviHan%fiti(i) h ' h(eredes) /(adendum)
c(uraverunt) et sibi Secundinia Avüa viva
f(aciendum) c(uravit) et su^ osd« dfeätt)
d(edicatü).
In Turesi sieht Klein die neimai«1>e*
Zeichnung und denkt an Titruw^ welches
nach der Angabe des Ilinerarium d&s An-
toninus in Noricum h^ Der Sohn fü]jil
ein Cognomen, welches aus 4kn> derMtitfur
gebildet ist.
2) Gelber Sandstein, oben 87 cm breit ^
ebenso links vom Bescliüuer Q2 cm hocli,
während die rechte Seite imtcn ali^ehrrichen
ist, und 41 cm tief.
D
LIBERALINIO VlTALliC
iMMATVRINAGh^T
CONIVGlINCOKf^ARI
SVBIToDESIDERA^
Die Inschrift ist unten tmd an der
rechten Seite vom Beschauer iuivri11<^tiimli|^.
Klein liest:
D(is) [m(anibus)] hUm'iümio Vitali
eqfuiti) lleg(ionis) primae M{t»errme]} Im-
maturina Ga!et[ana?] etumtgi hico^iMmi'
[büi] subito desiderat[o] , . ,
Fehlen, wie es nach der Publikation
scheint, auf dem Steine Intcrpanktionen
und Wortzwischenräume, sn sdielnf es
mir wahrscheinlicher, dass die Fvan Ma-
turin(i)a gehiessen und die ersten Zeirhen
dieser Zeile I M(inervpte) ku tleuten sind.
Dafür spricht die Länge der Ilaeta, welche
die übrigen überragt und der UmstaiHl,
dass Maturus u. dgl. em gelüutiger Nama
ist, dagegen nicht Immatums
3) Gelber Sandstein, an der r. Belle
58 cm h., 72 cm br. und 42 cm tief.
0 T 0 R /.
MILlt ' DVPLA RIOlEG
I-m-decvminiaverin;//
c0nivgmnc0para7 ///
IVA^F^C//////
[Vilftorli?] mihti du-
plario leg(ioni8) primae Miin^rvinf.) JM'u-
minia Verina coniugi incofnjparafhifi ti mhi
vjiüa /(aciundum) c(uravit)*
4) Gelber Sandstein, oboii noch Beste
von ehemaliger Verzierung, ru uLLeu Steilen
verstümmelt, 57 cm h., 77 cm br. und
44»/2 cm tief, am Schlj^^ |^^p^i^^
— 119 —
Zeilen 'der Inschrift fehlen mehrere Buch-
staben.
HALJ^vVO MI/; 0 V/
BF'L-LEG'lü'0//////ITO/
S T I P - XXIII * G E N I A L I N I
IV8TINA CONIVX/
Trotz der Verstümmelung der ersten
Zeile kann man mit Wahrscheinlichkeit
den Geschlechtsnaraen des Verstorbenen
Haedavwmms lesen. Das V am Schluss
wird der Anfang des Gognomens sein, wel-
ches ans 4 — 5 Bnchstaben bestand.
Haedawonto V[ero ?] b(ene)f(iciario) 1(6-
gaU) leg(iom8) primae M(inerTiae) obäo
[an(norum) XL?], 8tf'p(encUorum) trium et
viginti Crentalmi[a] lustina coniux [/(acmn-
dum) c(uravü)\
5 u. 6) Zwei grosse Blöcke aus Drachen-
felser Trachyt. Der erste ist 55 cm h.,
47 cm br. und 79 cm tief, der zweite 51 cm
h., 67 cm br. u. 77 cm tief. Wenn gleich
die Grössenverhältnisse beider Steine eher
gegen als für ihre Zusammengehörigkeit
zu sprechen scheinen, so beweist die Über-
einstimmung der Grösse, der Form und
des Charakters der Buchstaben, dass sie
Teile eines Monnmentes sind, dessen In-
schrift sich über eine Reihe von Steinen
fortgesetzt hat. Auf dem ersten Block steht
COS
P 0 T I
co{n)8(ul) .... [tnb(umciae)] pot(e8-
taUa) I
Die Buchstaben der 1. Zeile sind 12 cm,
die der 2. Zeile 11 cm hoch. Der zweite
Stein enthält das einzige Wort
F E C I T
in 11 cm hohen Buchstaben. Wir haben
es hier also mit der Inschrift eines grossen
Gebäudes zu thun, und da die Steine hart
vor der Umfassungsmauer des Lagers aus-
gegraben worden sind, so wird die In-
schrift sich auf die Erbauung resp. Wieder-
herstellung eines Teiles desselben beziehen.
Die Form der Buchstaben weist auf das
zweite Jahrb., auf die Zeit der Antonine,
welcher auch die ebenfalls aus dem Lager
stammende, Bonn. Jahrb. 67 S. 65 ver-
öffentlichte Ehreninschrift angehört.
79. Köln, 28. April. [Rdmischer Fund]. Bei
den Kanal - Arbeiten an der Wollküche
— 120 —
stiess man am Samstag in der Tiefe tod
ungefähr drei Meter auf einen 20—25 cm
dicken Boden aus Ziegelguss, zweifellos
römischen Ursprungs, welcher mit Flieseo
von feinem Sandstein und Marmor belegt
war. Dieser Boden erstreckt sich unge-
fähr 20 m lang von Norden nach Sndeo;
seine Grösse von Westen nach Osten ist
einstweilen nicht zu erkennen. Nördlich
wird der Boden von senkrechtem Bnich-
stein-Mauerwerk begrenzt, dessen Steine
mit sehr hartem weissen Mörtel gebunden
sind. Südlich stösst er an Tnffistein-Maner-
werk, aus grossen Steinen ohne ersichtlicbr
Mörtelbindung bestehend. An dieses Tiiflf-
stein-Gemäuer ist nach aussen schwarzer
Grund gelagert. In demselben fand sich
ein Stück Eisenmasse in Form und Grüsse
eines Uferbasalts. Ausserdem wurden viele
ninde und viereckige Ziegclplatten too
etwa 10 cm Dicke und 30 cm im Geviert
mit russgeschwärzten Rändern und anfg^e-
pressten Wellenlinien ausgeworfen. Das
Ganze macht den Eindnick einer Fetienin^-
Anlage. Der Boden ist durch die Kanal-
Arbeiten schon teilweise zerstört.
(Köln. VoUßztg.)
K«in, 18. Mai. An der alten Römer 80.
Strasse, der jetzt erbreiterten Luxembaii^er-
strasse, ist man bei Ausscbachtnngsarbeiten
auf dem Terrain zwischen dem neuen Snd-
bahnliofe auf einen römischen Begräb-
nis platz gcstossen. In etwa metergrossen
Zwischenräumen entdeckte man etwa 2 m
tief eine ganze Reihe quadratisch geform-
ter Steinsärge, welche teils in runden,
teils viereckigen Vertiefungen Urnen mit
Asche, Gläsern, Krügen und Münzen ent-
hielten. Auffallend ist, dass tun diese
Steingräber mitten in einer tiefen Sand-
schicht schwarzer Mutterboden gelagert
ist. (Rh.-W. Ztg.)
Hr. Kdln. [RSmlsche Inschrfften]. Am 8t
17. Juni wurde dem hiesigen Museum dnrf h
Herrn Stadtbaumeister Stcuemagel ein am
Maria - Ablassplatz bei den Kanalarbeiten
gefundener römischer Grabstein übeiireben.
Seine Höhe beträgt jetzt 75 cm, die Breite
49 cm, die Dicke 14 cm, nrsprihiglich ist
der Stein vielleicht etwas länger gewesen,
aber sicherlich nicht viel. Der Stoff ist
ein unreiner weisser Sandstein mit grossen
121 —
- 122 -
eingesprengten roten Flecken. Die Erhal-
tung ist im Ganzen gut, obgleich der Stein
durch einen Sprung, der von der linken
oberen Ecke anfangend bis zur Mitte der
rechten Seite geht, in zwei Stücke zer-
föllt; nur die linke Ecke ist dadurch we-
sentlich beschädigt. Zu oberst befinden
sich Blattomamente und links und rechts
davon Stauden die Buchstaben D und M, von
denen aber nur der zweite noch erhalten
ist. Die folgenden 40 cm verteilen sich
aaf 5 Zeilen Schrift so, dass zwischen je
zwei Zeilen 3 cm freier Raum sich findet.
Die Inschrift lautet:
[D] M
CA8SIV8
TAGITVS
VERNACLO
F-VIXIT
DIEBV8 Villi
Die Buchstaben sind schön und klar
und ihre Verteilung über die Zeile eine
sehr gleichmässige. Ein dreispitziger Punkt
findet sich nur hinter dem F. Bemerkens-
wert ist noch, dass die linke Seitenfläche
mit einem Blattornament versehen ist,
während dies auf der rechten Seite fehlt;
sollte sieh hier ursprünglich ein gleich-
artiger Stein daneben befunden haben?
Zugleich mit diesem Steine wurde ein
aus derselben Fundstelle herrührendes
Bruchstück abgeliefert; dasselbe hat eine
Breite von 25 cm, eine Gesamthöhe von
80 cm und eine Dicke von 10 cm; es ist
der obere Bruchteil eines kleinen Yotiv-
steines, der abgeschlossen wird durch ei-
nen ornamentierten Wulst, wie er sich
häufig findet. Nur 2 Zeilen sind erhalten,
deren Inschrift lautet:
18 10 1
I N V I P [tae]
Die Schrift ist völlig klar, aber nicht
tief; bei D ist sogar die Verbindung des
Hakens mit dem Vertikalstrich nicht voll-
ständig.
Dieser uns von Hm. Gymnasiallehrer
Dr. C Uppers freundlichst zur Verfiigimg
gestellten Mitteilung fügen wir nur die
Übersetzung der ersten Inschrift bei : *Den
(irabcsgeistern ! Cassius Tacitus errichtete
seinem kleinen Haussklaven den Stein. Er
lebte 9 Tage'. Die Namensgebung fand
bei Knaben am 9. Tage statt, so dass das
Fehlen des Namens bei dem gerade an
diesem Tage verstorbenen Knäbchen nicht
aufiUlIig ist.
Chronik.
8trattburg, 27. April. Am 8. d. M. ist 82.
hier das neugegründete städtische Kuntt-
Uewerbemuteum eröffnet worden, welches
in der „Alten Metzig'', einem früher
als Stadtbibliothek verwendeten Bauwerke
des alten Speklin, untergebracht und der
Leitung des früheren Senatssekretärs an
hiesiger Universität, Dr. Schricker, anver-
traut ist, dessen Verdienst es ist, die An-
stalt ins Leben gerufen und die erste Ord-
nung der Sammlung mit grosser Sachkunde
imd Geschmack durchgeführt zu haben.
Das Kunstgewerbemuseum hat es sich in
erster Linie zur Aufgabe gesetzt, Muster-
vorlagen und Mustersammlungen für die
verschiedenen Handwerkszweige zu schaffen ;
unter letztern nimmt die erste Stelle die
von der Stadt ervorbene Lippmannsche
Sammlung von Schmiede- und Schlosserar-
beiten ein, welche insbesondere die Ent-
stehung und Ausbildung des Schlosses und
des Schlüssels im Lauf der Jahrhunderte
in seltener Vollständigkeit vorfiihrt. Auch
die Mustersammlung für Holz- und Flach-
schnitzerci wie f&r Kunsttischlerei ist eine
sehr reichhaltige, besonders was Bilder-
rahmen betrifft. Zu den Mustersammlun-
gen sind ferner zu rechnen vollstän-
dige Zimmereinrichtungen im Stile der
gothischen, der Renaissance-Zeit und des
Rococomusters. Zu letzterm sind aus-
schliesslich die von der Stadt Strassburg
aus dem Nachlasse Königs Ludwig II. von
Baiem erworbenen Stücke, Wandfüllungen
(spielende Amoretten nach Boucher), Zim-
merdecke, Spiegel, Bilder, Lehnstühle,
Tische u. s. w., verwandt worden. Das
Ganze bildete früher das Schlafzimmer des
Königs in Linderhof. Aus dem Nachlasse
des kunstsinnigen Königs stammt aber noch
eine Reihe anderer Gegenstände verschie-
denster Art, von welchen wir nur einige
anführen wollen, wie eine Nachtlampe in
Gestalt eines gothischen Erkers von St.
Sobald in Nürnberg, eine Reihe von Thon-
Digitized by VjOO*^
— 123 —
nnd PorzellaDarbeiten, darunter eine soge-
nannte Schlachtenvaae Ludwigs XIV., Gegen-
stände mannigfachster Art aus Bronze, da-
runter der heilige Georg von Halbreiter,
Jeanne d'Arc von Fr^nier, das von Harrach
u. Sohn in München gefertigte Modell einer
Krönungskutscbe des Königs, Elfenbein-
schnitzereien, Glasarbeiten, darunter alte
mit dem Diamantstichel gearbeitete aus
Murano, alte Porzellanarbeiten aus S^vres,
Meissen u. s. w., Majoliken, Limoges, Nach-
bildimgen der verschiedensten Muster,
Waschgeräte, Schreibzeug u. s. w. Neben
diesen Prachtstücken finden wir in der
Abteilung für Thonbildung auch Muster-
werke aus der im vorigen Jahrhundert von
den Marquis de Custines gegründeten Fa-
brik von Niederweiler bei Saarburg. Die
Sammlung hat auch schon verschiedene
Gaben aus dem Lande zu verzeichnen;
auch der Statthalter Fürst von Hohenlohe
hat der Sammlung Geschenke zugewandt,
insbesondere die in Freiburg erworbenen
Porzellane in den verlorengegangenen Lus-
treferben, deren Wiedertindung das Ver-
dienst von Komhaas in Villingen ist. Ein
von Dr. Schricker verfesster „Führer durch
das Kunstgewerbemuseum in Strassburg"
y.eigt, dass die Leitung ihre besondere Auf-
merksamkeit der Vorlagensammlung zu-
wendet ; denn auf Benutzung dieser durch
eine gut gewählte Bibliothek und der mass-
gebenden Zeitschriften unterstützten Samm-
lung ist in erster Linie der Zweck des
Kunstgewerbemuseums in Strassburg ge-
richtet. (Köln. Ztg. 1888, Nr. 120).
83. OUsMldorf, 3. Juni. Am 14. August 1288
hat Graf Adolph Y. v. Berg unsere Ort-
schaft zur Stadt erhoben. Das sechs-
hundertjährige Bestehen der Stadt
Düsseldorf soll nun in diesem Jahre
feierlich begangen werden. U. A. soll
eine geschichtliche Ausstellung veranstaltet
werden, welche Gegenstände aller Art, die
sich auf die Geschichte Düsseldorfs be-
ziehen, enthalten soll. Darin soll eine
Sonderausstelhmg eingefügt werden, welche
den Entwickelungsgang der Düsseldorfer
Kunstschule in der ersten Hälfte des 19.
Jahrhunderts zur Darstellung bringt
(Düsseid. Ztg.)
— 124 —
Miscellanea.
Der Name der Rtfmerstadt bei Hedderfi-84.
heim. In den rechtsrheinischen Gebieten
von Germania superior hat sich fast kein
einziger römischer Stadtname durch die
Zeit der alamannischen Eroberung im dritten
Jahrhundert hindurch erhalten, bis auf die
Namen einiger wenigen Städte, die in
nächster Nähe des Rheins gelegen sinJ,
wie Castellum (Mattiacorum) Kastei, Ln-
podiuium Ladenburg, Tarodunum Zarten
In den anderen Fällen ist es nicht der
StÄdt-, sondern ein die Völker überdancm-
der Flussname, der erhalten blieb : so ha-
ben die vicani Murrenses (Bramb. 1595)
und das jetzige Murrhardt beide von dem
Flusse Murra, Murr, ihren Namen; so ist
die civitas Alisinensis (nur aus einer In-
schrift bei Bonfeld, Bramb. 1593, bis jetzt
bekannt) gewiss wie ich vermute von dem
Elsenzflusse benannt, der im Mittelaher
dem Elisanzgau den Namen gab; so wird
es w^ohl auch mit Snmelocenna und dem
Sulichgau und der Sulchenkapellc sein.
Über den vicus Aurelius, oder richtiger
vielleicht über Aurelianum = Öhringen
und die Inschrift Br. 1561 wohl ein ander-
mal; die Identificienmg scheint mir zu Be-
denken Anlass zu geben. Alle andern
Ortsnamen: Aquae Mattiacae, Aquae, da-
renna, Grinarione, Arae Flaviae, Brigo-
banne, Juliomagus, die der vici der Bivi-
enses, Nedienses*), Confanesses Armisses,
Senotenses, sind mit den Orten selbst von
der Wut der Alamannen vernichtet worden.
Eine Ausnahme hiervon lässt man nun
den Namen Nida machen, in welchem die
allgemeine Ansicht, zuletzt von A. Ham-
meran (Urgeschichte v. Frankf. a. M. S. 91)
besprochen, den Ort Nied nahe der Nidda-
mündung erblickt. Doch, wie ich glaube,
mit Unrecht. Der Name ist uns bekannt
durch zwei zu gleicher Zeit in Kastei ge-
fundene Inschriften (Bramb. 1311. 1312),
welche einige Römer errichtet haben dem
luppiter bez. der Inno PLAT • DEXT • E '
N (1311) oder PLAT • DEX \ EVNTNIP
(1312). Also 'plateä dexträ euntiNid../,
1) Wenn in dessen Nähe jetzt '>'eideiutem'
liegt, so ist beides wohl nach einem Bache Ne<ia
(Nida) benannt, der in die Eisens mftndet; rql
Christ, Bonner Jahrb. 8S, **?pk(jTp
-^ 125 —
das heisst Vechts an der Strasse für
den Dach N. Gehendeu'. Beide Inschrifteu
hält Zange meister, laut freundlicher brief-
licher Mitteilung, für echt. Nun wissen
wir zwar aus Lehne's Ges. Sehr. 1 123 u. 200
über den Fundort nur, dass beide Bronzen
in Kastei 'im Jahre 1810 bei den Festungs-
arbeiten unter den Trümmeni eines Hauses'
gefunden sind-, dass aber die genannte
platea nur eine sein kann, nämlich die in
ihrer Verlängerung jetzt unter dem Namen
Elisabethenstrasse nach Heddernheim füh-
rende, teilweise erhaltene^ Strasse, zeigt
ein unbefangener Blick auf die Hamme-
ran'sche Karte. Von dieser Ileerstrasse
wird nach Nied, wobei ja eine kleine rö-
mische Sirdolung war, ein kurzer Seitenweg
rechts abgezweigt sein; dass aber von
Kastei aus noch ein besonderer, neben der
llauptstrasse (die kaum eine halbe Stunde
nördlicher die gleiche Richtung verfolgte)
noch dazu unnötiger Weg oder ein Weg
durch die Sümpfe des Mainthals nach Nied
geführt haben sollte, ist eben so undenk-
bar wie unerwiesen.
Die genannte Platea in Kastei führte
also in ihrer Verlängerung nach Heddern-
heim. Dass nun mit Nid . . etwa, wie Lehne
es auffasste, der Fluss Nida, dessen Name
uns zuerst bei dem Geographen von Ra-
veuna begegnet, gemeint sein könnte, wäre
grammatisch unmöglich: es müsste 'ad
Nidam* heissen ; auch würde es allen sonsti-
gen Beispielen solcher Strassenbestimmun-
gen widersprechen, die nie einen Fluss,
sondern immer eine Stadt als Endpunkt
nennen; man vgl, z. B. das Itinerarium
Antonini. So ist also mit Nid . . eine Stadt
an jener Strasse gemeint; natürlich ist dies
aber weder Hofheim noch Friedberg, son-
dern eine an der Nied gelegene Stadt:
eine solche ist aber nur Heddernheim. Wir
hätten somit für diese Hauptstadt der Tau-
uenser, die man früher gern vicus Hadriani,
dann seit Habel Novus vicus, zuletzt Artau-
num nannte (vgl. Hammeran S. 16. 66),
alles ohne wirkliche Bezeugung, endlich
einen inschriftlich bezeugten Namen ge-
funden. — Den Namen selbst? Nein, lei-
der nur seinen Anfang. Man ergänzt zwar
frischweg 'eunti Nidam' : aber wer sagt, ob
die Ergänzung richtig ist? Sehr selten
— 126 —
findet sich eine Stadt, die einfach einen
Flussnamen trägt, wie Mosa auf der Peu-
tinger'schen Tafel ; öfter, wenngleich nicht
oft, finden sich im Kcltenlandc Zusammen-
setzungen wie Samarobriva (Samarabrücke),
Mosomagus (Maasfeld). So dürfte wohl
auch hier ein keltischer Name wie Nido-
briga (Niedburg), Nidomagus (Niedfeld)
oder dgl. zu ergänzen sein. Ob dessen
Entstehung *der römischen Okkupation vor-
anging oder nachfolgte, soll hier nicht be-
sprochen werden: möglich ist beides:
sicher aber ist nun, dass der Vorort der
civitas Taunensium einen Namen trug, der
die Lage der Stadt an der Nida bezeichnete.
Auch dieser Name Nid . . . verschwand
mit der Stadt selbst, als die Alamanneu
in der>.weiten Hälfte des 3. Jahrhunderts
einbrachen und rechts vom Rhein das
Römertum vernichteten. Jahrhunderte spä-
ter entstanden'^ westlich und östlich von
dem Ruinenfelde zwei deutsche Dörfer,
Praimheim und Heddernheim. Den Namen
des letzteren, früher auf Hadrian gedeutet,
leitet man jetzt (Hammeran S. 66) von den
'Heiden' ab, obgleich es so wenig wie Praun-
heim auf dem Boden der alten Heiden-
stadt steht. Aber diese Ableitung ist
grammatisch unhaltbar: denn von 'der
beiden' (so heisst der Nominativ im mhd. ;
ahd. 'der heidan') müsste Heidenesheim
oder Heideneheim gebildet sein, wie es in
Heidenesdorp (jetzt Heddesdorf) bei Neu-
wied wirklich der Fall ist, wohl auch in
Heidesheim bei Grünstadt, und anderseits
in Heidenheim (Franken, Schwaben). Aber
woher in Heddernheim das r? — Ich denke
so: bei den meisten Orten der hiesigen
Gegend bezeichnet der Name das Heim
des ersten alamannischen oder fränkischen
Besitzers. So bedeuten Bockenheim, Ecken-
heim, Sossenheim, Massenheim, Bom(en)-
heim, Epp(en)stein, Seckbach das Heim
des Bokko, des Ekko (Eggo), des Sasso,
des Masso, des Bomo, des Eppo, des
Sekko — die Namen sind sämtlich aus
dem 8. u. 9. Jahrhundert belegt bei Förste-
mann. Altdeutsches Namenbuch I S. 273,
10, 1065, 917, 276, 358, 1086 — , so ist
ferner, um zur starken Deklination über-
zugehen, Eschersheim, Preungesheim, Bom-
mersheim das Heim des Aschar, des Bru-
— 127 -^
QiDg, des Bodomar (Förstemauu S. 127,
281, 1226), ebenso Hattersbeim das Heim
des Hadur (ebd. 642). So wird Heddern-
heim denn einfach das Heim des Haitar,
(Heiter, Hetter, vorher Heituwar) sein:
diesen Namen bezeugt in diesen sämtlichen
Formen Förstemann S. 584 f. ebenfalls
aus dem 8. und 9. Jahrhundert. An der
schwachen Abwandlung auf -n darf man
nicht Anstoss nehmen, da sie nicht ur-
sprünglich ist: denn in den ältesten Ur-
kunden von 1145 (in Sauer' s Nassauischem
Urkundenbuch I Nr. 216) und von 1242
und 1248 (in Böhmer's Frankf. Urkunden-
buch) heisst der Ort (ähnlich wie Heiters-
heim im fireisgau, Heidersbach bei Buchen,
Hedersdorf bei Hersbruck) einmal noch
'Heideresheim' und zweimal 'Heidersheim',
daneben einmal abgeschliffen 'Hedcrheim'
(ähnlich wie Haiterbach bei Nagold, Heiter-
wang in Tirol), und aus letzterer Form
ging erst durch falsche Analogie mit
Eckenheim u. a. die Form Heddernheim
(Nass. Urk. Nr. 944 von 1278, vielleicht
auch schon Nr. 188 von 1132 *j ) und dar-
aus auch die Bezeichnung des Trümmer-
feldes als „Heddernburg'^ hervor*), für
welche bisher Bezeugungen von 1460 an
bekannt waren, für welche mir aber Herr
Dr. H. V. Nathusius-Neinstedt aus einer
Urkunde des Stuttgarter Staatsarchivs
(Deutschorden - Urkunden Preussen 165)
schon aus dem Jahr 1307 eine Erwähnung
in den Worten nachgewiesen hat: „duo
jugera, die da stoszen üf die Hedemburg''.
Dass übrigens in dieser Urkunde als von
„Hedernheim^ ausgehend die „Menzer-
strasze", aber der „Frideberger Weg"
genannt sind, zeugt wohl dafür, dass die
— jetzt verschwundene — Fortsetzung der
Römerstrasse nach Osten schon damals
schlechter erhalten war, als die Strasse
von Kastei bis Heddernheim.
Frankfurt a. M.
(Alexander Riese.)
1) Die im Druck vorliegende Form *Hetdern-
heim' erregt allerdings deu Verdacht falscher
Lesung.
2) Der Vollst&ndigkeit wegen möge auch an
den Namen Hederammas, Adoramnus, Aderam
(Förstemann S. 134; 6i5) erinnert sein; auch an
die Dörfer Heiteren bei Colmar und H&teru-ach
in Tirol.
— 128 —
Zu Ausonius' MoMlIa. Ausonius redet in 85.
der Moseila v. 418 ff. den Rhein au uud
gebraucht dabei v. 434 f. die Worte:
Äccedent vires, quas Francia quasque
Chofnaves
Oennanique tremant: tunc verus habe-
bere Umes.
Diese Stelle des in den Jahi'en 370—
871 geschriebenen Gedichtes bezieht sich
darauf, dass im Jahre 369, wie Ammianas
XXVm 2, 1 sagt. ' ValenUnianua . . Ehe-
num omnem a Baetiarum exordio adusque
fretalem Oceanum magnis nwlibus (»mmu-
niebat, castra extdlena altms et castdln Uir-
resque . . qua GdUiamm extendäur longi-
tudo\ Tacitus hatte den Rhein ohne Be-
festigung bei Untergermanien selbst scfaoD
für einen genügenden Schutz des Reiches
iqai termimis esse sufficiat, Germ. 32J ge-
halten (so erklärte ich Korrbl. V 73 die
Worte und fand die Zustimmung J. .Vs-
bach's, Wd. Zs. V, 371): Ausonius aber,
der es hatte erleben müssen, dass die
Franken Köln zerstörten (Amm. XVI, H, 1),
bei Jülich plünderten (XVII 2, 1), Toxi-
andria nahmen (ib. 8, 3), drei Castelle aii
der Maas vernichteten (XVII 9, 1) uud
viele Städte am Rhein von Holland bis
nach Bingen ebenso besetzt hielten (XVUl
2, ö) wie die oflFenen Gebiete der Stadt«
von Mainz bis Strassburg (XVI, 2, 12):
Ausonius, sage ich, konnte allerdings uur
einen durch neue Befestigungen geschütz-
ten Khein — daher das bezeichnende iunc
habebere Umes — für einen verus Umes^ tTir
eine wirksam schützende Grenze ansehen
(A, Riese.)
Zu froheren Notizen.
DOrkheim, 17. Juni. Im letzten Vereius- 86.
berichte Nr. 72 sind folgende Druck-
fehler übersehen:
1. Erben J. G. Zumsteiu für J. S.
Jumiteino.
2. Oberst v. Gemming für Genuiug.
3. am Ebersberge für Ebniberge.
(Dr. C. Mehlis.)
Auf dem Grundriss des Mithreeum von 87.
Ober-Florttadt in Nr, 48 muss das Mass
der Nordseite 6.90 und das der Südseite
6.78 lauten, anstatt umgekehrt
r^ (Kofier.)
DigitizGd by ^
ra. LINTZ'SCHE BUCHORUCKERCI IN TRIER.
U4igiTt
TOB Dr. Hettner In Trttr
und
Profitsor Dr. Lamprocht
in B«nii.
der
FR. LINlZ*iCh«n
Btichbuidluug
In Triar.
Westdeutschen Zeitschrift für Geschichte und Kunst,
SBgleieli Or^n der historiseli-aBtiqurisebeii Yereiie xa Backnang, Birkfnfeld, Dtirk-^
heim, Düsseldorf , Frankfurt a. M., Karlsruhe, Mains, Mannheim, S^üm, Speyer,
Strassbnrg, Stntt^rt nnd Worms, sowie des anthropologischen Verein§ zu Stattgart.
Jnli.
Jahrgang YII, Nr. 7.
1S88.
Dm Korrespondenablatt erscheint in einer Auflage von 3900 Exemplaren. Inserat« ^ 36 Ffg. (ar die
gespaltene Zeile werden Ton der Verlagshandlnng nnd allen Inseraten-Bureaas angeac^mmen, BflUa^en
nach Uebereinknnft. — Die Zeitachrift erscheint yiertelj&hrlich, das KorrespondenEblaU monaUifib. --
Abonnementspreis 15 Mark fflr die Zeitschrift mit Korrespondensblatt, fdr letatersfl allein fi Marie
Neue Funde.
$8. Getbingen bei Schw. Hall. Beim Graben
eines neuen Eiskellers stiess Herr Bier-
brauereibesitzer Firnkom Mitte Juni auf
die Überreste eines Mammuts, die als
Beleg fiir das einstige Vorkommen dieses
Tieres im mittleren Kocherthal von Wich-
tif^keit sind. Gefunden wurden zwei Backen-
zähne (10 — 12 cm lang, 7 cm dick, 15
bezw. 24 cm breit) , ein Schulterblatt
(34x24 cm) und bedeutende Reste eines
8 cm im Durchmesser haltenden Stoss-
zahnes. Ausserdem fand sich vom Geweih
eines Riesenhirsches der untere Zinken
(82 cm von der Krone bis zur Spitze).
Sämtliche Reste lagen, ziemlich gut er-
halten (nur wenig versintert), an zwei ver-
schiedenen Stellen in einer durch den
nahen Bach angeschwemmten Geröllschicht,
über welcher eine Humusschicht von 2 bis
4 m Mächtigkeit lagert. Die Funde wer-
den wohl in die in Hall befindliche Samm-
lung des bist. Vereins für württ. Franken
wandern. Dieselben erinnern an die vor
drei Jahren im Murrthal bei Backnang
and bei Murr unter ähnlichen Verhältnissen
gefundenen Mammutreste (Unterkiefer,
Stosszahn, Schenkelknochen), welche in
der Sammlung des Altertumsvereins für
das Murrthal und Umgebung zu Backnang
sich befinden. (Th. Drück.)
89. Lembach (Kreis Weissenburg i. £.) [Ver-
schiedene Funde]. Schon seit einigen Jahren
hat man auf einem Berge bei Lembach im
Sauerthale, zunächst durch Zufall, sodann
durch absichtliche Nachgrabungen Spuren
längst vergangener Zeiten entdeckt. Die-
selben lassen sich in drei Grappen unter-
scheiden. Auf dem nicht breiten Cirndc
des Bergvorsprungs befimlet sich in einer
Höhe von etwa 300 m ein ach anzart ige a
Erdwerk, im Volksmunde Sdiwedeusclianze
genannt. Sie liegt da, wo die niedrigste
Stufe des von N. nach S. ziehenden Berges
aufhört und in^ eine etwa 140 m hühere
Stufe übergeht. Sie bildet ein etwa 120
Schritt br., 150 Schritt 1. Rechteck, quer
über den Berg ziehend. Durch Querwülle
zerfallt ihre ganze Fläche in 3 Felder.
Eigentümlich ist, dass die eine breite Seite»
und zwar die nach W. gelegene, bedeutend
verlängert ist. Der w. Wnll zieht nilnilich
ca. 500 Schritt bis zum St eil ab fall des
Berges, von wo man sämtliche Thaler,
welche bei Lembach sich vereinigeu, liher-
schauen kann. Die Gestalt des Errlwerltea
liesse sich somit mit derjenigen einer Fahne
wobei die Stange der 600 Schritt langen
Linie und die eigentliche Fahne dem Recht-
eck des Schanzwerkes gleicht. Bis jetzt
haben Erhebungen über Bestimmung, A[ter
und Zusammenhang der Schanze mit, römi-
schen Vorarbeiten nicht statf^efunden, wes-
halb diese Beschreibung allein vor der
Hand geboten werden kann.
Auf dem steilen Ostabhangc eben des-
selben Bergvorsprungs hat man ferner eine
Anzahl röm. Altertümer gefunden (vgl. Wd.
Korr. VI, 92 u. 117). Diese bilden die
zweite Gruppe der Merkwürdigkeiten des
Berges. In der Nähe einer im Laube eich
verkriechenden Quelle fand w.n einen
Digitized by CjOOQIC
— 131 —
Altar aus Sandstein mit je 4 Figuren in
Bas-Relief. Offenbar ist dies ein Mercur-
altar. Bei Nachgrabungen stiess man auf
Sandsteine, teils behauen, teils nicht, welche
dazu dienten, Fundament für Altar und
Statue zu sein, oder auch eine Einfriedigung
um den Standort des Altars zu bilden.
Auch Stücke eines ziemlich grossen Sand-
steins mit einer ausgehauenen Rinne waren
unter der Erde verborgen.
Femer fanden sich hier in geringer Zahl
stark verrostete Eisenteile und eine An-
zahl röm. Münzen : 3 Denare (wovon 2 im
Privatbesitz), 1 Julia, 1 Antoninus Pius,
1 Faust ina. Alle übrigen sind Kupfermün-
zen und zwar meistens Doppelasse. 30
Stück, nicht genau zu bestimmen, gehören
dem 1. und 2. Jahrh. an, 7 Domitian, 6
Trajan, 32 Hadrian, 3 Sabina, 5 Anton.
Pius, 4 Faustina maj., 6 M. Aurel, l Faus-
tina jun., 5 Lucilla, 2 Crispina, 1 Sept.
Sev., 1 kleine wahrscheinlich constanti-
nische Kupfermünze. Im Ganzen sind dies
105 Münzen, wovon 9 sich im Privatbesitz
befinden. Keine Münze reicht über die
Kaiserzeit, die jüngste ist die wahrschein-
lich constantinische. Das Fehlen der Mün-
zen zwischen Septimius und Constantin
legt den Schluss nahe, dass die Benutzung
der Kultusstätte während des 3. Jahrh. un-
terbrochen war, wenn nicht wegen der ver-
vereinzelten Auffindung der constantinischen
Münze anzunehmen ist, dass diese nur zu-
fällig hier verloren wurde und der Kult
mit Septimius sein Ende nahm. Von wel-
chem Umfang die Kultusstätte gewesen,
lässt sich bis jetzt nicht bestimmen. Man
hat kein Fundament gefunden, also schwebt
auch der Mercurtempel, den man hier ge-
funden haben will, noch in der Luft. Die
spärlichen Überreste an Ziegelsteinen lassen
ebenfalls nicht auf ein Dach schliessen.
Jedenfalls war hier eine römische Opfer-
stätte. Sie stand in Verbindung mit der
in der Nähe befindlichen Quelle.
Eine dritte Gruppe bilden nicht-römische
Altertümer. Zunächst eine auf dem Boden
anfliegende Steinplatte, welche auf der ei-
nen Seite durch lose nebeneinander ge-
schichtete Steine zu einer ovalen Form
ergänzt ist. Grösster Durchmesser beträgt
ungefähr 2 m. Auf der Platte befanden
— 132 —
sich eine Menge, wohl über 200 Stück,
von mannigfaltig geformten, in der Gegend
von Lembach auf ,der Oberfläche häufig
vorkommenden grauen Kalksteingebildeo.
Man könnte meinen, Kinder hätten hier
einen Spielplatz gehabt und die ihnen auf-
gefallenen sonderbaren Steine und Stein-
chen auf der Sandsteinplatte zusammenge-
tragen. Allein bei näherer Betrachtung
gewinnt die Sache eine ernste Seite. Man
sieht deutlich, dass die Herz- und Fass-
form vorherrschen. Manche sind täuschend
ähnlich. Andere wieder haben auffallende
Aderzeichnungen oder eine sonst merk-
würdige Oberfläche, ein durchbohrter Stein
in Herzform und ein bronzener Ring be-
fanden sich ebenfalls darauf, so dass die
Vermutung nahe liegt, es sei diese ^and-
steinplatte eine Art Altar gewesen und die
Kalksteingebilde Voti vsteine. Weitere Nach-
grabungen haben zwei vermutliche Grab-
stätten getroffen, „vermutlich" deshalb,
weil zwischen den in Mannsbreite entfernt
nebeneinander stehenden mächtigen Sand-
steinplatten sich keine andern Spuren ge-
funden haben, welche auf Bestattung hin-
deuten. Sollten indessen, die Frage liegt
nahe, diese Grabstätten mit dem oben be-
schriebenen Votivaltar zusammenhängen?
Soviel lässt sich indessen sicher an-
nehmen, dass diese zuletzt genannten Er-
gebnisse der Nachforschungen nicht-römi-
scher Natur sind.
Die Nachgrabungen selbst werden fort-
gesetzt. (Stromberg^r.)
Florstadt. [Rtfmerstrassen]. Neue Erbe- 90.
bungen, die ich in Florstadt über die von
dem Kastelle aus nach Westen ziehenden
Strassen machte, ergaben in der Nähe von
Nieder-Florstadt zwei Übergänge über die
Nidda. Der eine liegt oberhalb des Ortes,
genau an der von mir in den Quartal-
blättem d. h. Ver. 1887 Nr. 2, S. 71 be-
zeichneten Stelle, in der Nähe des v. Löw'-
schen Wohnsitzes und besteht in einer
schmalen Felsbarre, welche hier durch das
Niddabett zieht. Denkt man sich die
Strasse über die Barre hin verlängert, so
trifft sie auf das sog. Höhlchen und laoft
dann als Fusspfad an Banemheim vorüber
nach Friedberg. Der andere Übergang be-
findet sich südwestlich von Nieder- Flor-
Digitized by VjOOQ IC
— 133 —
Stadt, also unterhalb des Ortes, dicht an
der Stelle (man vergl. die hess. General-
stabskarte), wo der Teufelsgraben auf die
Nidda trifft; er soll, wie mir von glaub-
würdiger Seite versichert wurde, aus ei-
nigen Pfahlreihen bestehen. Der Teufels-
graben fuhrt zu einer ausgedehnten Römer-
stätte (nicht untersucht !) genannt die AI te-
barg. Denkt man sich die Achse oder
eine der Flankenseiten des Kastelles zu
Ober-Florstadt verlängert, so würde die
Linie etwa auf die Übergangsstelle treffen.
(Fr. Kofi er.)
I. Geisenheim im Rheingau. [Grabstätten der
Spftt-Ia T^ne-Zeit auf dem Muhlberge]. Ein
Pfad, welcher westlich vom Marienthaler
Weg von Geisenheim aus über die Haide
nach Marienthal führt, zieht durch eine
Thalmulde, deren östlicher Hang der Muhl-
berg genannt wird. Der nördliche Teil
dieses Hanges ist mit Reben bepflanzt, der
südliche war bis vor kurzem mit Gebüsch
bewachsen. Es war mir seit lauger Zeit
bekannt, dass sowohl auf dem Hange des
Mnhlberges wie auf der im Nord -Osten
sich anschliessenden Ebene Grabstätten
mit reichem Inhalte waren aufgefunden
worden, ohne dass es mir möglich gewesen
wäre, Fundstücke daraus zu Gesichte zu
bekommen.
Als vor mehr denn einem Jahre der
südl. Teil des Muhlberges gerodet ward,
hatte ich den Arbeitern möglichste Vor-
sicht bei dem Roden anempfohlen und
ihnen den Ankauf etwaiger Fundstücke in
Aussicht gestellt. Leider wurden nur zwei
Grabstätten unberührt aufgefunden.
In dem ersten Grabe befanden sich vier
rohe Thongefässe von ungleicher Grösse,
die so aufgestellt waren, dass die Ränder
sich berührten ; sie waren mit einem grossen
flachen Steine überdeckt. 3 der Gefässe
waren mit der Hand geformt, das 4., das
einem Milchtopfe ohne Ohr nicht unähn-
lich sah, war mittelst Drehscheibe gefer-
tigt. Der Inhalt dieser Gefässe soll aus
Asche bestanden haben. Neben den Töp-
fen lagen die Bruchstücke eines Armringes
aus kobaltblauem Glase mit eingesprengten
weissen Pünktchen oder Spritzerchen*).
1) Ahnllohe Fnndstücke sind nach Herrn Prof,
Dr. LindenBcfamit ans Gräbern der oimetitoes
ganlois erhoben worden.
— 134 —
Die Fundstücke des zweiten Grabes
bestanden aus einer Anzahl dunkelblauer,
gelblich geäderter Glasperlen von unglei-
cher Grösse, die wie ein dabei gefundenes
Stück Bronzedraht bewies, Teile einer
Halskette gebildet hatten, ferner aus einem
Armring aus tief blauem Glase und einer
runden eisernen Büchse, die einer kleinen
runden Reiseuhr sehr ähnlich ist und am
Rande einen Ring hat, der zum Aufhängen
oder Tragen bestimmt sein mochte. Neben
dem Ringe am Rande ist ein in Chamier
sich bewegendes Thürchen oder kleine
Klappe, durch das die Büchse geöffiiet und
geschlossen werden konnte. Der Inhalt
derselben bestand aus Asche und einer
schön erhaltenen Nähnadel aus Bronze.
(Fr. Kofier.)
Aachen, 29. Juni. Die neulich von uns 92.
Wd. Korr. VII, 6 berichteten Ausgra-
bungen von rätselhaften, pallisadenartigen
Gehäusen in hiesiger Stadt haben inzwischen
insofern eine Ergänzung erfahren, als bei der
Legung der Fundamente des neuen Real-
gymnasialgebäudes auf dem Terrain der
früheren sog. Prinzenhofkaserne — be-
nannt nach dem belgischen Adelsgeschlechte
der Prinzen von Ligne, die wie viele an-
dere . Adelsgeschlechter hierselbst einen
Hof hatten — ähnliche viereckige Eichen-
pföhlungen von derselben Art, wie in die-
sem Blatte beschrieben, aufgedeckt worden
sind und noch aufgedeckt werden. Be-
trachtet man nun einen altern Plan des
reichsstädtischen Aachens, wie wir sie aus
dem 17. Jahrh. besitzen, so fällt auf, dass
die Fundstätten dieser Gehäuse an drei
verschiedenen Punkten hart an der Innen-
seite der mittelstädtischen Befestigung
Aachens liegen, deren Peripherie noch
heute durch den Ring der sogenannten
Grabenstrasse bezeichnet wird. In der
letzten Monatsversammlung des „Aachener
Gv." wurde über jene Funde Bericht er-
stattet, doch konnte über den Charakter
dieser Einfriedigungen noch nichts Be-
stimmtes aufgestellt werden. Die Vermu-
tung gewinnt aber immer mehr an Wahr-
scheinlichkeit, dass dieselben mit der alten
Befestigung Aachens in irgend einem Zu-
sammenhange stehen. Wenn demnach auf
eine sichere Erklärung jener Ausgrabungen
einstweilen verzichtet werden muss, so ge-
— 135 —
winnt im Zasammenhange damit der Vor-
trag des Herrn Stadtarchivars Pick in der
letzten Versammlung des Gv. ein um so
höheres Interesse auch für andere Städte.
Danach ist die Stadt Aachen, wie der Vor-
tragende unter Heranziehung bisher zum
Teil unbeachtet gebliebener urkundlicher
Belegstellen nachwies, nicht erst im Jahre
1172, wie man annahm, befestigt worden,
sondern schon 1137 mit Wall und Graben
versehen gewesen. Bald nach 1257 hat man
bereits an dem äussern Ring zu bauen be-
gonnen, so dass um 1320 die ganze Be-
festigung als abgeschlossen zu betrachten
ist. Das Letztere entspricht auch der all-
gemeinen Vermauerungswut, wie sie sich
im 13. Jahrh. bei fast allen rheinischen
Städten zeigt, auch da, wo eine ältere Be-
festigung schon vorhanden war.
93. Siegen, 6. Juni. In dem Nachbardorf e
Afholderbach ist bei der Legung der Grund-
mauern zu einem Neubau ein Schatz
von alten Silbermünzen gefunden wor-
den; es sind im Ganzen 60 Stück, 40 spa-
nische aus den Jahren 1562 — 1666, von
denen einige das Bild Philipps H. zeigen,
8 französische (1643—1652), 11 deutsche
(1655 — 1666) und ein aus einer Mischung
von Blei und Zinn hergestelltes Falsch-
stück. Eine der deutschen Münzen trägt
das Bildnis Karls V., eine andere das des
Erzbischofs Maximilian von Köln, dessen
Name im Geleit von 13 Titeln erscheint.
Der Fund wird zunächst der Verwaltung
der königl. Museen in Berlin vorgelegt
werden, bleibt aber der Provinz Westfalen
erhalten. (Köln. Ztg.)
Chronik.
94. Hr.] In der Juni-Sitzung der archäo-
logischen Gesellschaft in Berlin
sprach Hr. Senz über das römische Felsen-
Denkmai bei Schweinsciiied (Kr. Meisenheim),
welches mehrfach in den Bonner Jahr-
büchern erwähnt, nur einmal von P. Engel-
mann im 9. Bericht des Antiq. Vereins
für Nahe und Hunsrücken 1867/68 genauer
beschrieben ist. In der Deutung scheint
Hr. Senz (nach den Berichten in der Wo-
chenschrift für klass. Philologie 1888 Nr.
29/30) nicht weiter gekommen zu sein als
— 136 —
Engelmann ; aus seinen Angaben über das
noch Sichtbare ergiebt sich leider, dass
die Zerstörung in den letzten 20 Jahren
grosse Fortschritte gemacht hat Es wäre
deshalb dringend zu wünschen, dass von
dem noch jetzt Vorhandenen eine möglichst
genaue Aufnahme hergestellt wurde.
Ktfln, 16. Juli. Heute ward das Kunst- 9
gewerbe-Museum in dem ehemaligen
Gebäude der Taubstummenanstalt eröfihet.
Dasselbe steht unter Direktion des Herrn
Pabst, bisher Direktorialassistent am kgl.
Kunstgewerbe-Museum in Berlin.
Ktfln, 14. Juli. In ihrer gestrigen Sitz- 9<
ung beschloss die Stadtverordneten -Ver-
sammlung die Errichung eines histo-
rischen Museums für Köln und
Umgebung in der Hahnenthorburg und
die Überführung der im Museum Wallraf-
Richartz, im städtischen Archiv und in
der Stadtbibliothek enthaltenen betreffen-
den Gegenstände in die letztere. Das Mu-
seum wird Mittwochs und Sonntags je zwei
Stunden dem Publikum unentgeltlich zu-
gänglich sein. Ein zweiter Beschluss be-
traf die Übernahme bezw. Unterbringung
der Dom-Modelle in der Eigelsteiner
Thorburg, sobald diese fertiggestellt ist
Bis dahin werden die Modelle in dem
Pantaleousthor untergebracht werden.
(Köln. Ztg.)
In der Dezember-Sitzung der Berliners!
Anthropologischen Gesellschaft vom
vergangenen Jahre (vgl. Verhandlungen
1887 S. 688) sprach Hr. Olshausen über
neue Gemmen vom Typus der Alsener imd
behandelte dabei das ganze einschlägige
Material und die sich daran knüpfenden
Streitfragen. Diese Gemmen bestehen be-
kanntlich aus Glaspasten von zwei Schich-
ten, von denen die obere meist ein helle-
res oder dunkleres Blau ist und enthalten
oberflächlich eingeritzte rohe menschliche
Figuren; meist stehen mehrere Figuren,
vollkommen nackt neben einander, sich die
Hand reichend. Man zählt jetzt 35 Stück
solcher Gemmen, die vereinzelt in der Erde
gefunden oder zum grösseren Teil an alten
Kirchenschätzen befestigt sich finden. Die
Erdfunde wurden sämtlich in Küstengegen-
den der Niederlande und des Jeverlandes
gemacht. Die Kirclutnschätze treffen wir
Digitized by VjOOQ IC
— 137 —
hauptsächlich zwischen dem unteren Laufe
des Rheines und der Elbe. In diese Ge-
gend verlegt daher 0. auch ihre Fabrikation.
Bezüglich der Entstehungszeit stimmt 0.
den früheren Ausfuhrungen von Sophus
Müller und Karl Friedrich, welche sie in
der 2. Hälfte des 8. Jahrb. und in der 1.
Hälfte des 9. Jahrb. entstanden sein lassen,
— sie im Einzelnen bekämpfend — im All-
gemeinen bei. Die Yergrabung der Gemmen
im Küstengebiete bringt 0. mit den Raub-
zügen der Wikinger in Verbindung.
96. In der Gymnasialbibliothek zu Rinteln
befindet sich nach einer Mitteilung des
Dr. Pulch in dem Osterprogramm der An-
stalt 1888 S. 5—7 ein Blatt, welches, an-
scheinend aus einem Buche des Klosters
zu Fulda stammend, zum Einbmden be-
nutzt war, mit einer Aufzeichnung aus dem
Ende des 16. Jahrb. Dieselbe enthält eine
historische Notiz, die für die Geschichte
des Mittelrheins nicht ohne Bedeutung ist.
Sie berichtet nämlich, leider ohne den Ort
und die Zeit, welche sich indes als etwa
das J. 1486 bestimmen lässt, und auch den
Gegenstand näher zu bezeichnen, von der
Schlichtung eines Handelt zwischen den
Qrafen von Sayn, deren drei genannt wer-
den, Gerhard der ältere (f 1493) und seine
Sohne Gerhard (f 1506), Sebastian (f 1498),
und den Pfandherren durch die Abgesand-
ten des Erzbischois von Trier und der
Landgrafen von Hessen. Unter diesen Ab-
gesandten befinden sich ausser einigen
Grafen wie Johann von Nassau und Diez,
Heinrich von Nassau - Öeilstein, Dietrich
von Manderscheid, Friedrich von Wied-
Runkel (f 1487) und andern Herren die
Namen von Räten und Beamten sowohl
der streitenden als auch der vermitteln-
den Parteien, die wir hier nicht einzeln
auffuhren können. Da Graf Friedrich von
Yfied im J. 1487 starb, Sebastian von Sayn
im J. 1464 geboren war, so wird die Ver-
handlung, welcher der letztere doch als
erwachsen beiwohnte, kurz vor 1487 ge-
fallen sein.
Wiesbaden. (Otto.)
99. Sammlung von Vortrigen, g«hftlt«n im Mannheimer
Altartumtvareln. 2. Serie. Mannheim (LoefT-
1er). 1888. 8». 181 S.
Enthält: 1) Karl 6 au mann, Urge-
geschichte von Mannheim und Umgegend ;
— 138 —
eine gut geschriebene, gut orientierende
Übersicht über die Vorzeit der mannhei-
mer Gegend bis auf die Herrschaft der
Franken. 2) Karl Christ, 'römische Feld-
züge in der P&lz, insbes. die Befestigungs-
anlagen des Kaisers Yalentinian gegen die
Alamannen', stützt sich auf eingehende
Erklärung der betreffenden Abschnitte des
Symmachus und behandelt anhangsweise
*Die alten Neckarläufe in ihrem Bezüge
zum munimentum Yalentiniani*. 3) Seu-
bert, die erste Belagerung und Einnahme
von Mannheim im J. 1622. 4) £. Her-
mann, die Walpurgisnacht in Sage und
Dichtung.
K. BiMingar, Fnnde römischer Manien im Gross- 100>
hersogtam Baden. II, Beilage xnm Pro«
gnunm des Progymnatioms in Donanesch-
ingen 18S8. 4». S. 1»>8S.
Wir b^^ügen uns mit einem kurzen
Hinweis auf den rüstigen Fortgang des
Westd. Korr. VI, 122 geschilderten Unter-
nehmens. Auch die jetzt erschienenen
Blätter, welche die Funde aus Stadt Baden
und Umgegend, vom Nordabhange des
Schwarzwaldes, aus der unterbadischen
Rheinebene und deren Hügelrand, vom
Hügellande zwischen Schwarzwald und
Neckar und die vom Neckarufer und jen-
seits des Neckars verzeichnen, zeigen gleiche
Sorgfalt und Ausdauer. Dem Schluss sieht
man mit Erwartung entgegen.
Wtosmann, Karl. Die Welssenbnrger Linien. Oe- IQI.
sohiohtl. Beilagen zvun Programm des Ojmna*
Bioms an Weissenburg im Bis. 1 1885, II 1888.
Die vorliegende Arbeit ist von nicht zu
unterschätzendem Verdienste. Sie giebt
im ersten Teile eine eingehende Beschrei-
bung der jetzigen Überreste der Linien
und konstruiert aus denselben ihren voll-
ständigen Lauf und ihre Ausdehnung auf
beiden Ufern der Lauter. Hierin liegt der
Hauptwert der Abhandlung, welche als
Darstellung eines Augenzeugen später ein-
mal die Bedeutung einer Quellenschrift be-
sitzen wird. Ganz besonders sei auf die
hierzu entworfene Karte aufmerksam ge-
macht. Sodann folgt die Geschichte der
Linien in dem spanischen Erbfolgekrieg.
Der zweite Teil enthält den Schluss der
Schilderung der Linien in dem Zeitraum
von 1701 — 13, beschäftigt sich femer mit
den Kämpfen um die LinienfWährend des
Digitized by VJ»
— 139 —
österreichischen Erbfolgekrieges und des
Revolutionskrieges von 1793. Gewiss wird
Jedermann die in eigenartigem Sprachko-
lorit, mit sachkundigem Urteile, umfang-
reicher Quellenbenutzung und kritischer
Sichtung geschriebene Einzeldarstellung der
allmählich verschwindenden Weissenburger
Linien nicht ohne Gewinn aus der Hand
legen.
102. Johann von Dalberg, ein deutscher Humanist und
Bischof (geb. 1455, Bischof von Worms 1482,
t 1508) von Karl Momeweg. Hit Dalbergs
Bildnis. Heidelberg, Karl Wlnter's Univer-
sitfttsbuohhandlung 1S87. VI, 875 B. gr. 8».
Eine gründliche und umsichtige Arbeit,
die einem wiederholt geäusserten Bedörf-
uisse in dankenswerter Weise gerecht wird.
Gestützt auf ein reichhaltiges handschr.
Material entwirft der Vf., unter sorgfältiger
Ausnutzung der zeitgenössischen gedruckten
Quellen, ein lehrreiches Bild von dem
Lebens- und Bildungsgange des Wormser
Bischofs, „des grössten der Humanisten
am Mittelrhein, des freigebigen Schirm-
herm aller Gelehrten^, und seiner Betei-
ligung an den politischen und wissenschaft-
lichen Bestrebungen seiner Zeit. Aus der
Fülle der hier gebotenen bemerkenswerten
Nachrichten hebe auf als neu die Fest-
stellung des Geburtsjahres (14ö5.'statt 1445,
wie nach Zapf noch in der A. D. B. zu
lesen ist), die chronologische Fixierung
seines wiederholten Aufenthaltes in Italien
und damit zusammenhängend seine Bezieh-
ungen zu Rudolf Agricola d. Ä., sein Wirken
als Bischof wie als lüinzler der Universi-
tät und der Eurpfalz hervor; auch die
Ausführungen über die „allgemeine deut-
sche Sodalität" und ihr Verhältnis zur
rheinischen und zur Donau - Gesellschaft
erscheinen mir beachtenswert. — Die recht
lesenswerte Monographie hätte m. E. we-
sentlich gewonnen, wenn der Vf. sich kürzer
gefasst und sich namentlich da, wo ihn
die Quellen im Stich liessen, nicht in weit-
schweifigen Betrachtungen und Vermutun-
gen ergangen hätte, wie beispielsweise S. 23,
wo er sich über Jacob. Publicius Kufus
ausspricht, oder S. 208 ff., wo er sich über
die Feier des „Philosophenfestes" verbreitet.
(Man vgl. die „vielleicht** und „wohl" auf
S. 24 Z. 5, S. 54 Z. 16, S. 84 Z. 2, S. 176
Z. 12, S. 211 Z. 1 ff., S. 232 Z. 1 u. s. w.).
— 140 —
Dieses Verfahren des Vf. ist um so auf-
ialliger, als er in dem Vorwort S. IV sei-
nem Vorgänger Zapf gegenüber selbst den
Vorwurf erhebt, dass er da am „breitesten,
wo die Quellen schweigen". — Vielleicht
hätte auch der panegyrische Ton etwas
herabgestimmt werden dürfen. Die schrift-
stellerische Begabung und Thätigkeit Dal-
bergs, über die wir doch eigenUich nur
vom Hörensagen urteilen können^ wird m.
E. zu hoch angeschlagen ; jedermann weiss,
dass von den Berichten der lobhadelnden
Zeitgenossen stets ein gut Teil abzuziehen
ist. Auch scheint der Vf. selbst hierbei
seine Skrupel gehabt zu haben. Mass man
nach S. 95 ff. und S. 343 annehmen^ dass
als Verfasser der „Beglückwünschungsrede
an den Papst Innocenz Vni" selbstver-
ständlich Dalberg zu betrachten sei, so er-
fährt man S. 306, dass Dalberg dieselbe
„wohl mit Agricola gemeinsam verfasst*"
habe. Demgegenüber braucht nur auf die
S. 95 a. 94 citierte Ausg. der Schriften
Agricolas von 1511 verwiesen zu werden
(auch mir war wie dem Vf. nur < ie ge-
nannte Ausg., nicht Hain No. 5909 u. 5910
erreichbar), wo es deutlich heisst (Bl. 55^):
Eiusdem Badolphi Agricolae Phrisü Grata-
latoria oratio, pro Joanne Camerario Dal-
burgio Vormacten. Episcopo, ac oratore
lüustrissimi PMippi Cofnäis PäUxUni Bheni.
Dicta Innocentio octam PonUfid maxüno.
Auch ist nicht recht einzusehen, wie der
Vf. den Satz (S. 348): „Zum Präsidenten
der deutschen Sodalitas konnte sich denn
auch niemand besser eignen als Dalberg.
Das in ihn gesetzte Vertrauen hat er denn
auch auf dem Nürnberger Reichstage von
1501, bei der Herausgabe der Werke der
Roswitha, aufs beste gerechtfertigt" be-
gründen will. Einen Hinweis auf Dalbergs von
Momeweg, soviel ich sehe, nicht erwähnte
etymologischen Studien finde ich, nebenbei
bemerkt, in Sigm. Gelenius' Vorrede zu
8. Lexicum symphonum Bas. M.D.XXXVII.
4. — Auch über andere Männer, die za
dem Dalberg'schen Kreise gehörten oder
sonst zu dem Bischof in Beziehungen tra-
ten, giebt der Vf. gelegentlich beachtens-
werte Nachrichten. Nur was er über
Wimpfeling (der Vf. schreibt stets Wim-
pheling) berichtet (S. 54, 55) möchte ich
Digitized by VjOOQ IC
— 141 —
nicht unterschreiben. Wimpfeling ist um
das Jahr 1480 ebensowenig ein „Vertreter
der neuen Richtimg" an der Universität
Heidelberg als ein „bekannter Schriftstel-
ler" gewesen (vgl. darüber meine Ausfüh-
rungenf in Zs. f. Gesch. d. Oberrh. N. F.
I 317 fF.). Dass Publicius Rufus in Erfurt
Wimpfeling humanistische Anregungen ge-
geben, ist eine Vermutung, die ebenso
wenig für sich hat, wie diejenige, welche
der Vf. S. 24 ausgesprochen: „Zu seinen
Füssen mag denn auch der junge Dalberg
gesessen haben" u. s. w. Was die zweite
Behauptung angeht, so ist nur richtig, dass
W. damals allerdings schon einige poetische
Kleinigkeiten geliefert hatte, von denen
aber um das J. 148 L noch nichts gedruckt
gewesen zu sein scheint. Dass der Stylpho
nicht 1474 im Druck erschienen (wie S. 54
steht), wird vom Vf. selbst im Nachwort
S. 192 a. 329 richtig gestellt. Bei Theo-
dericus Gresemundt d. J. (S. 212 a. 371)
wird ein Hinweis auf die wertvollen Mit-
teilungen von G. Bauch (Arch. f. Littera-
turgesch. XH 346—359) vermisst. Hier-
nach war auch als Geburt^ahr Gr. 1477
statt 1475 anzusetzen. Dort auch eine
Notiz über Dalbergs Bibliothek (S. 366).
— Bei Jo. Rynmann (S. 224, d. Register
schreibt unrichtig 242) konnte der Vf. 0.
Schmidt, Z. Gesch. d. ältesten Bibl. S. 141
eitleren, der nichts davon weiss, dass „teut-
scher Nation fumehmster Buchfuhrer" eine
eigene Druckerei besessen. Sollte der S.
181 a. 306 genannte Risch, den Wimpfe-
ling grüssen lässt, nicht mit dem berühm-
ten Vf. der Margarita philosophica, Gre-
gorius Reich, identisch sein ? Dieser letzte
war wenigstens um jene Zeit, wie Schmidt
Eist, litt^r. II 89 wahrscheinlich gemacht,
in Heidelberg. Ich bemerke, dass Wimpfe-
ling diesen letztern auch sonst als Rieschius
bezeichnet (vgl. pro re publ. Christ Bl. 7^).
Bei Jac. Spiegel (S. 227) hatte der Vf: nicht
auf Aschbachs höchst oberflächliche Zu-
sammenstellung verweisen dürfen. Hätte der
Vf. das Schlettst Progr. 1884 [u. 18B6]
über Spiegel zu Rate gezogen, so hätte er
S. 156 zum J. 1494 den Joh. Vigilius nicht
als „Domherrn von Worms" bezeichnet
(vgl. Progr. 1884 S. 14 a. 1 Trithem. a.
Celtes (Würzb. 1. Juli 1507): vigüius nost^r,
— 142 —
Maecenas pTtüasophorum, canonicatum War-
tnatiensem obtinuit . .), auch hätte er dort
noch S. 15 a. 1 ein weiteres Epitaph auf
Dalberg gefunden, das Spiegel in seiner
Ausg. der scaenica progymn. Reuchlins
fo. LXXX als von ihm verfasst mitteilt. —
S. 190 a. 326 Z. 7 muss es heissen AnÜ^
logium contra Wigandum Cauponis (statt
Campoms).
Schlettstadt. (Knod.)
Vatentin-SniHh: Foiiiltot dane la valJ<« du Formwit 103.
f: an 1862. Lyon, Auguste Brun. 1886.
Unter diesem Titel erschien vor kur-
zem ein sehr sorgfältig und gewissen-
haft zusammengestelltes Werk, das der
Beachtung der Geschichts- und Altertums-
forscher zu empfehlen ist. Der jetzt 92-
jährige Verfasser behandelt eingehend die
Ausgrabungen, die im Auftrag des Kaisers
Napoleon III an der Saone vorgenommen
wurden, um den Ort festzustellen, wo Cäsar
die Tiguriner besiegte. Es gewährt schon
hohes Interesse, die Geschichte dieser
Forschungen zu verfolgen, und dazu bieten
zahlreiche Briefe, die als pieces justifica-
tives abgedruckt sind, die beste Gelegen-
heit. Man erhält einen Einblick in die
Art, wie Napoleon verfuhr; man durch-
schaut die Intriguen, die sogar seinen wis-
senschaftlichen Bestrebungen entgegenwirk-
ten, weil gewisse Leute fürchteten, er Hesse
sich dadurch zu viel von wichtigeren Din-
gen abziehen. Das Interessanteste aber
sind die Ergebnisse, in Karten, Verzeich-
nissen der Fundstücke und Abbildungen
derselben so ausführlich vorgelegt, dass
der Leser wohl in den Stand gesetzt ist,
genau zu prüfen und selbst zu urteilen.
Das Urteil lautete im Anfang allgemein
zustimmend. Napoleon nahm in sein Werk
über Cäsar die Angabe auf, die Ausgra-
bungen zwischen Trdvoux und Riottiers
auf den Hochflächen von La Bruy^re und
Saint-Bamard' Hessen keinen Zweifel dar-
über besteben, dass dort die Helvetier ge-
schlagen seien. Einige Jahre später, 1868,
wurden aber Einwendungen erhoben ; ein
junger Archäolog, Adrian Arcelin, behaop«-
tete, die gefundenen Grabstätten konnten
nichts beweisen, sie gehörten- in veraohie^
dene Zeiten, seien Jahrhunderte lang vor
Cäsar angelegt. Jeder, der mit solchen
Digiti
zedby Google
— 148 —
Dingen etwas vertraut ist, die beschriebe-
nen und zum Teil auch abgebildeten Fund-
gegenstftnde aufmerksam verfolgt und den
Inhalt der Hügelgräber an der Saone mit
dem unserer deutschen vergleicht, wird
einräumen, dass Arcelin im allgemeinen
das nichtige erkannt hat; nur in Betreff
des Alters der Gräber geht er zu weit;
manche derselben scheinen sogar in die
Zeit nach Cäsar zu gehören. Wenn aber
auch auf die Gräber zu viel Gewicht ge-
legt und der Umstand, dass eine Anzahl
davon (mit Schmucksachen von Bronze)
Frauengräber sind, nicht mit in Betracht
gezogen ist, bleiben doch noch genug Gründe
übrig (z. B. ein Massengrab), die es wahr-
scheinlich machen, dass das Schlachtfeld
wirklich in dortiger Gegend war. Es ist
ein grosses Verdienst des Herrn Valentin-
Smith, dass er mit objektiver Treue ein
reiches Material, das zur Aufklärung dienen
kann, vorführt, alle Polemik vermeidet und
es den Gelehrten überlässt zu entscheiden,
ob die Bemühungen, jene Ortlichkeit siche-
rer und genauer festzustellen, als es dem
Obersten v. Göler (Cäsars gallischer Krieg,
Stuttgart 1868, Seite 16 und 16) möglich
war, Erfolg gehabt haben.
Hanau. (R. Suchier).
104. Mitteilungen der praehlttorleclien Kommlselon der
kftleerl. Akademie der Wleeenechaften. Kr. i.
1887. Heraatgegoben Ton der Ak*d. in Wien.
Wien (Tempsky) 1888. 4«. 40 B.
Diese Veröffentlichung verdankt ihre
Entstehung einem sehr erfreulichen Be-
schlufis der philosophisch-historisch. Klasse
der Akademie, sich fortan auch ihrerseits
an den praehistorischen Studien beteiligen
zu woUen; es wurde infolge dessen eine
Commission aus^ Mitgliedern dieser Klasse
und der mathematisch • naturwissenschaft-
lichen gewählt, welche letztere unter Hoch-
stetters Leitung diesen Arbeiten sich schon
seit dem J. 1878 unterzogen hatte.
In sauberer Ausstattung giebt das Heft
einen Bericht von Szombathy, Ausgra-
bungen am Salzberg bei Haistatt 1886,
welchem eine sehr dankenswerte über
sämtliche daselbst geführte Ausgrabungen
orientierende Karte beigegeben ist. Hegner
berichtet über erfolgreiche ebenda 1877
u. 1878 ausgeführte Ausgrabungen; Moser
— 144 —
über eine ganze Reihe Untersuchungen
praehistorischer und römischer Fundstätten
im Küstenlande und in Krain.
Die Publikation verspricht für die prae-
historischen Studien von hervorragendem
Interesse zu werden.
Im März-Aprilheft des laufenden Jahr- 1 0
gangs der Revue arch^ologique ver-
öffentlicht Salomon Reinach S. 254 bis
268 eine sehr dankenswerte 'Liste des
oculistes romalns mentiomi^s snr les cachets',
welche kurz und bündig eine Übersicht
über das seit Grotefend und Villefosse
wieder erheblich angewachsene Material
giebt.
Miscellanea.
Zeitbestimmung eines HOgelgrabes nit 1(N
Bronzebeigaben. In diesem KorrbL Jahrg. V,
S. 165 u. 166 ist die Aufdeckung eines
Hügelgrabes (VI) im Walde bei Waller-
Städten, Provinz Starkenburg, beschrie-
ben worden, in welchem sich an einem
noch erhaltenen Skelette eine Halskette
von Bemsteinperlen, 2 Arm-, 1 Beinspirale,
1 massives Armband aus Bronze und eine
über der Magengegend liegende 20 cm
lange Radnadel aus Bronze gefunden hatten.
Verschiedene Teile der Leiche, nament-
lich der Kopf mit dem Halse, waren samt
der umgebenden Erde dem Boden entnom-
men und einzeln in kleine Körbchen ver-
packt Herrn Professor Dr. Lindenschmit
zur Untersuchung übergeben worden. Als
die Gegenstände zurück nach Darmstadt
gelangten, fand Herr Museumsinspektor
Professor Dr. Adamy bei der Halskette
eine römische Münze von schlechtem Ge-
präge aber mit gut erhaltener Umschrift,
die durch Herrn Joseph als eine Münze
des Kaisers Augustus bestimmt wurde.
Auf eine Anfrage, wie diese Münze zu den
Bronzegegenständen komme , antwortete
Herr Lindenschmit, sie sei mit der Kette
aus dem Erdklumpen entfernt worden. Da
der Hügel eine Höhe von 1,85 m hatte
und das Grab bei 2 m Tiefe gefunden
ward (man vergL den Bericht), so ist wohl
denkbar, dass die Münze dem Toten mit-
gegeben wurde, aber nicht, dass sie durch
Zufall in die Tiefe und gerade an diese
Stelle gekommen sei.^ (Fr. Kofi er.)
Digitized by LjOOQ IC
— 145 —
1Qf7. Die rechttrheinitche Rtfmerttrasse, welche
von Mainz aus über Ladenburg nach dem
Süden zog (vgl. Wd. Zs. 1884 S. 246 ff.)
und auf badischem Gebiete von Herrn
Ammon festgelegt ward, bildet schon seit
langer Zeit den Gegenstand meiner Unter-
suchungen. Sie war auf der von Herrn
Pfarrer Fronhänser (zur Zeit in Mainz)
nachgewiesenen Strecke im Lorscher Walde,
wo sie Steinerstrasse genannt wird, bereits
im Jahre 1881 von mir auf ihre Grund-
lagen hin untersucht worden. Das Auf-
finden der grössten aller Rumerstatten in
der Provinz Starkenburg, in und um Gems-
heim führte auch zur Aufdeckung der
Trajansstrasse in der Nähe dieses Städt-
chens. Von dort ab hielt es gerade nicht
schwer, die Kiesschüttung der Strasse an
Biebesheim, Stockstadt und Erfelden vor-
über durch „den Forst", zwischen Wolfs-
kehlen und Leeheim zu verfolgen. Der
Zufall führte mich dann wieder auf die
Strasse westlich von Wallerstadten, wo sie
bis zum Landgraben (einer mittelalter-
lichen Entwässerungsanlage) verfolgt wer-
den konnte. Hier verschwanden alle Spu-
ren und die Einschnitte, die ich jenseits
des Landgrabens machte, ergaben nirgends
das von mir gewünschte Resultat Da die
Strasse in den feuchten Niederungen mehr-
mals ihre im Allgemeinen gerade Richtung
verlassen hatte, so vermutete ich ihre Fort-
setzung in dem sog. hohen Weg, der jen-
seits des Landgrabens beginnend immer
der höchsten Bodenerhebung folgend nach
l^ord-Osten zieht und von dem ein nach
Norden abzweigender Weg auf „dem Sand"
die höchste Stelle der Gegend erreicht.
An dem Gedanken festhaltend, dass die
Strasse nicht nach dem Rheine gezogen
sein konnte, sondern dass sie unter günsti-
gen Verhältnissen, wenn auch nur in einer
Fürth den Main überschreiten und An-
i^ehluss an die Elisabethenstrasse und da-
durch an die Kasteller Brücke gewinnen
musste, suchte ich den Übergang bei dem
ausgegangenen Orte Seilfurth westlich von
Rüssdsheim und machte im vergangenen
.Sommer in dieser Richtung verschiedene
Einschnitte in den Feldern, ohne dabei
auf Steine oder Kies zu stossen. Wie man
jnir schrieb, fand man vor kurzem, in der
— 146 —
Nähe des Schonauer Hofes, unweit der
Stelle, da ich gesucht hatte, das Pflaster
der Strasse etwa 0,20 m unter dem Acker-
boden. Die Entfernung dieses Punktes vom
Maine beträgt etwa 2*/t km.
Auch im Süden, wo man die Strasse
nur kannte, soweit sie im Lorscher Walde
Steinerstrasse genannt wird, war ich so
glücklich, ihre mutmassliche Richtung zu
finden. Eine im Grossherz. Forstvermess-
ungsbureau befindliche alte Karte zeigt
ihren einstigen Zug von der Grenze des
Lorscher bis an die Grenze des Yiernheimer
Waldes, unweit Viernheim. Genaue Mittei-
lungen über den Lauf und die Beschaffenheit
der Strasse werde ich geben, sobald die
Übergangsstelle am Maine (?) festgestellt und
die Strasse im Viemheimer Walde durchEin-
schnitte nachgewiesen ist (Fr. K o f 1 e r. )
Hr.] Zu den Trierer IntchrHten, vgl. Wd. 108.
Korr. n, 104 u 124.
8) Victor Simon schreibt in den m^m.
de Tacad^m. de Metz 1854/56 in Notice ar-
ch^ologique sur Metz et ses environs p.
572 „tous les objets provenant de cette
s^pulture sont ä Mettlach pr^s de Sarre-
louis, dans le cabinet de M Boch, qui re-
cherche avec un zMe tr^s-^claire les an-
tiquit^s de la conträe, quUl habite. Entr'-
autres choses interessantes ou remarque
dans ce cabinet un conduit ou tuyau en
terre cuite, sur lequel on lit Finscription
suivante LEG- X-XXIIPP Cette inscrip-
tion est un monnment de plus qui atteste la
pr^ence, dans nos contr^es, de la dixiäme
et de la vingt-deuzi^me l^gion*'.
Durch freundliche Mitteilungen des Hm.
Boch bin ich in der Lage, diese Notiz in
2 Punkten zu berichtigen. Einmal hat Si-
mon eine X zu ^'iel wiedergegeben; der
Stempel sieht nach Hm. Boch's Zeichnung
so aus: LEGX'XllP^, gehört also zu der
von Becker im Mainzer Katalog unter 110
vei'zeichneten Sorte. Zweitens ist das Stück
sicher nicht in der Umgegend von Mettlach
gefunden, sondern wurde, wie sich Herr
Oberst v. Gehäusen, der die Mettlacher
Sammlung eine Zeitlang verwaltete, bestimmt
erinnert, vom Mainzer Museum als Tausch-
objekt dahin gegeben. Der Fundort selbst
kann nicht mehr angegeben werden, ist
aber jedenfalls am Rhein zu suchen.
Digitized by^VjOOQlC
— 147 —
— 148 —
9) Von dem in der römischen Villa zu
■Fliestem (Kr. Bitburg) gefundenen Bronze-
täfelchen, welches seit Januar 1886 im
Provinzialmuseum aufbewahrt wird, er-
scheint hier eine zinkographische Nach-
bildung, da die Wiedergaben in Typen
(Barsch, Bonn. Jahrb. 1 S. 42; ders., Eiflia
ill. 3, I, 2 S. 495; Brunn, B. J. 2 S. 157;
Becker, B. J. 27 S. 78; Brambach, CIRh.
840; Bergk, B. J. 56 S. 245) sämtlich
nicht vollkommen korrekt sind.
Becker bezog die Inschrift auf den
Lenus Mars, Bergk erklärte diese Deutung
für unmöglich, da deutlich Marü, nicht
Marti stehe. Diese Thatsache ist zweifel-
los richtig, aber erwägt man, wie leicht
der Fehler I für T entstehen kann, und
dass in Zeile 3 der Anfertiger nachweis-
bar einen ähnlichen Fehler beging, indem
er IVIIA für IVLIA schrieb, so wird man
an diesen Fehler glauben müssen auf einem
Täfelchen, welches seiner ganzen Form
nach wie durch das tussu am Ende sich
als Votiv zu erkennen giebt, zumal in einer
Verbindung mit Lern, die ebenso auf dem
Leno jlfarti-Stein von Virton erscheint.
Interpunktionen sind nicht angebracht,
wohl aber befinden sich nach den einzelnen
Worten grössere Zwischenräume. Im An-
fang von Z. 1 sieht man unmittelbar vor
D den Rest eines Bogens, der nur ein D
sein kann, da er für ein 0 zu voll ist;
zwei D aber weisen auf In h(onorem)
d(omu8) d(mnae). Hiernach fehlen auf
Z. 2 im Anfang zwei Buchstaben, auf Z. 3
fünf bis sechs ; die Inschrift wird also ge-
lautet haben:
In. h. dj d. Leno Marti Arte-
, , CO M, ledussius Mag-
[nm? et] lulia Iuti[ni]a[na]
[coniux. iu]88u p[o8uerunt]
Die Ergänzung des männlichen Cogno-
men ist nicht sicher. Vom weiblichen Cog-
nomen lautete der Anfang sicher luti, darauf
folgt eine Lücke von 2 Buchstaben, dann
der Rest eines A oder M, dann wieder der
Kopf einer Hasta. Trifft die übrigens nur
beispielsweise vorgeschlagene Ergänzung
das Richtige, so ist wohl vor T ein S nur
durch Unachtsamkeit ausgefallen. Vom
letzten Buchstaben der Inschrift ist nur
eine die Zeile überragende Hasta mit einem
Schwänzchen erhalten; dieses ist kleiner
als die Schwänzchen an den T. Ein P zum
Vergleich enthält die Inschrift nicht.
In dem vermutlich topischen Beinamen
des Mars fehlen zwei Buchstaben, deren
Ergänzung ich den Kennern des Keltischen
überlassen muss.
Vom Lenus Mars kennen wir ausser
der schon erwähnten Inschrift von Maje-
roux bei Virton, die nach Zangemeisfers
Angabe bis jetzt nicht wiedergefunden ist,
noch eine aus Mersch im Luxemburgischen,
die, wie mir gleichfalls Zangemeister mit-
teilt, von Becker a. a, 0. im Wesentlichen
richtig wiedergegeben ist. Einen Mars
Lenus auf einer Bitburger Inschrift zu
finden, hat demnach nichts Auffalliges.
10) Zu diesen drei schon von Becker auf
Lenus Mars bezogenen Inschriften kommt
meines Erachtens noch eine vierte, näm-
lich der 1876 an der Maximinstrasse bei
Trier gefundene zweiseitig beschriebene
Stein, welcher von Buch der in den Bonner
Jahrb. 58 S. 175 veröffentlicht ist Auf
der einen Seite steht der Anfang aus dem
7. Buch von Lucan's Pharsalia, sinnlos mit
dem Worte aethera endend, auf der andern
die Inschrift
LENOMAR
8VLPICIVS
I I Loch I
Bücheier fasst dieselbe als zwei Namen
auf, Lenomar(u3) Sidpicius, Aber es wäre
nicht nur die Stellung der Nomina,) für
welche man die Folge Suipicius Lenomar
erwartete, sehr auffällig, sondern auch die
Verbindung eines so gut italischen Namens
mit einem celtischen Namen und das Fehlen
der Endung -us bei dem letzteren.
Das Lucancitat kann schwerlich in
irgend einem Zusammenhang mit der an-
deren Seite der Inschrift stehen, mag man
— 149 —
— 150 —
nun I^momar als Namen oder als Xeno
Jfafti auffassen. Es muss, wie auch Büche-
ier annimmt, irgend eine Zufälligkeit in
der Verbindung der beiden Inschriften vor-
liegen, die man nicht erforschen, nur vor-
muten kann. Sicher ist, dass der Stein,
als das Lucancitat aufgeschrieben wurde,
nicht breiter war als heute, ja dass auch
das Loch schon vorhanden war. Das Loch
aber kann schwerlich beabsichtigt sein, und
wer auf einem derartig zerlöcherten Stein
eine Inschrift auftrug, that es zu seinem
Vergnügen oder zu seiner Übung. Aus
diesem Grunde komme ich also zu einer
ganz ähnlichen Annahme wie Bücheler : ein
junger Steinmetz mag auf einem verworfe-
nen Stein seine Übung gemacht haben und
zwar scheint mir, dass der Meister auf
jeder Zeile 6 — 7 Buchstaben vorgeschrie-
ben und der Lehrling die Zeilenenden ziem-
lich stümperhaft und in schlechten Buch-
stabenintervallen hinzugefügt hat.
Betrachtet man nun die andere Seite
wie sie vorliegt, so ist das I, welches die
letzte Zeile beginnt, sinnlos. Da es gerade
unmittelbar vor dem Loche steht, scheint
es mir zweifellos, dass der Steinmetz wider
sein Erwarten auf eine schlechte Stelle im
Stein stiess, welche sich zum Loch erwei-
terte und dass er infolge dessen den Stein
verwerfen musste. Ob der Stein bei der
ersten Verwendung breiter war als bei der
zweiten, vermag ich nicht sicher zu ent-
scheiden; die Buchstaben treten ziemlich
nahe, doch nicht zu nahe an die Ränder.
Irre ich indes mit meiner Beziehung auf
Xteno Marti nicht, so scheint es mir wahr-
scheinlich, dass anfänglich der Stein breiter
und MarÜ ausgeschrieben war.
Ich muss noch hervorheben, dass nach
Ijeno ein Punkt nicht steht; ein solcher
wäre für unsere Deutung erwünscht, aber
das Fehlen desselben bietet kein Bedenken.
Bachelor hält die Inschrift für ziemlich
später Zeit angehörig. Die trefflichen Buch-
staben der Leno MarfttJ-Seiie wie die der
Zeilenanfangen der Rückseite erregen mir
starke Bedenken gegen diese Auffiissung;
meines Erachtens fällt die Inschrift nicht
nach dem J. 100.
Es erübrigt noch die Bemerkung, dass
schon Dr. Bone in einer Notiz der Trier.
Zeitung von 1876 Nr. 90 die Beziehung
auf Mars Lenus vortrug, dieselbe aber als-
bald wieder fallen Hess (vgl. Picks Monats-
schrift n S. 117).
Beiirttge zur Biographie SIeidant. Unser 109.
erster Kenner Sleidans, Professor Baum-
garten in Strassburg, sagt in seiner Mono-
graphie *Über Sleidans Leben und Brief-
wechsel' S. 86 von ihm : 'Nachdem er sich
so der Stadt mehrfach nützlich gemacht
hatte, konnten seine Gönner vorschlagen,
ihn dauernd in den Dienst derselben zu
nehmen, was dann im Juni (15ö2) ge-
schah*. Im Anhang seiner Schrift teilt er
uns sodann ein Schreiben Sleidans vom
24. Juni mit, *aus dem wir allein über dieses
Verhältnis Kunde erhalten*.
In den Strassburger Ratsprotokollen,
die ich neuerdings behufs einer anderwei-
tigen Untersuchung eingehender durchge-
sehen habe, fand ich nun noch verschie-
dene Einträge, die neben einer kleinen
chronologischen Berichtigung uns in die
Verhandlungen, welche dem Abschlüsse des
Vertrages vorausgingen, nähere Einsicht
gewähren, andererseits für die Gesichts-
punkte, die dabei für die Verordneten
des Kriegs, die Herrn XIII, sowie für
Sleidan selbst massgebend gewesen sind,
einen Anhalt bieten.
Es heisst daselbst Samstag den 3. Sep-
tember 1552:
'Pringen mein herrn die XIII: Sie ha-
ben, meine herrn, Johann Schledanum uf
das concilium gepraucht und denselben
auch vorirt. (?) Do hab er nmb dienst an-
gesucht, und weil derselb bei Gülich und
sonst wol dienst haben mocht, und aber
sein schweher Dr. Hans von Metz und er
lieber hie weren, haben sie mit im handien
lassen, ob er hundert gülden dienstgelt
jars nem, in ansehen, das der Franzoss
nunmehr neher genachpart und man sein
zu schicken bedürfen wurde. Do hab er
wol erstlich uf 200 gülden behart und letz
dahin gewilligt, 150 gülden zu nemen; doch
so er von meiner herren wegen reite, das
man im das gewonlich reitgelt geben solt
und einen freyen sitz lasse. Do beten sie,
die herrn XIII, gedacht, das im die an-
derthalb hundert gülden und das reitgelt
zu geben und zu willigen, aber des freyen
— 161 —
— 152 —
«itz halben, damit es sich nit soweit ein-
liss, das man ine der zunft hütens und
Wachens erlassen wurde, aber stall-, zoll-
und ungelt solt er wie ein burger ent-
richten. Dieweil es aber nit in meiner
hn. dreizehn gwalt, haben sie es hieher
pringen wollen. — Erkannt: So er sich
uf die mass jetz anzeigt bestellen lassen
wolle, soll man uf ein jaracht ') mit im
handien, wie man sich darin verglichen mag*.
Derselbe Gegenstand konunt zur Sprache
am 3. Oktober 1552:
*Licentiat Schiedanus begert, das man
sein bestallung uf Johannis soll lassen
anghop'. Erkannt: 'Wo er doruf beharrt,
im sollichs bewilligen und der jaracht hal-
ben auch mit ime handien'.
Femer am 17. Oktober: *l6t Licentiat
Schledani bestallung, das er vier jar lang
dienen, und dieselbigen uf Joannis anno 52
angangen sein sollen. Ericannt : lasst mans
darbey pleiben'.
Endlich am'19. Oktober: 'Johann Schie-
danus ^Licentiat hat sein bestallung ge-
schworen'.
Hiemach war für die Herrn XHI die
Nachbarschaft der Franzosen, die 1552
das Herzogtum Lothringen in Besitz ge-
nommen hatten, ausschlaggebend, da sie
Sleidans als Gesandten nicht entbehren
-zvL können glaubten, für letzteren der Auf-
enthalt in Strassburg, das Zusammensein
mit der Familie seiner Frau, höchst wün-
schenswert Femer haben die Verhand-
lungen nicht im Juni stattgefunden, son-
dem erst im September begonnen und Mitte
Oktober ihren Abschluss gefunden, die
Bestallung selbst ist aber auf Johanni 1552
zurückdatiert worden.
Noch einmal, am 8. September 1555,
£nden wir das Dienstverhältnis erw&hnt:
*Dweil der kosten für mein herra funf-
zehen gewisen, sollt man Sleidani dienst-
gelt eingedenk sein'; und weiter unten:
^Uf den dritten punkten erkannt : *Sleidani
bestallung suchen, wiederherbringen und
alsdann davon reden'.
Im April 1555 war das bei Rihel, sei-
nem Strassburger Verleger, gedruckte Ge-
1) Jaraoht - - namerns certas annornm ex pacto
-val lege observandus (Scherz, Glossarlnm).
Schichtswerk Sleidans im Handel. Dasselbe
erregte bekanntlich in ganz Deutschland
das grösste Aufsehen, zog aber dem Ver-
fasser und Strassburg selbst die Ungnade
des Kaisers zu. Bereits Ende 1555 wurde
in Basel eine deutsche Übersetzung der
Kommentare durch Heinrich Pantaleon
veranstaltet, von der Sleidan die übelsten
Folgen fär sich befürchten musste.
Auf seine Beschwerde trag im Namen
der Herrn XIH Mathis Pfarrer bei dem
Strassburger Rate am 80. Nov. 1555 vor:
'Es hab inen Schiedanus berichtet, das
ein doctor zu Basel, der sein Cronik zu
verteutschen willens und auch im werk,
und vieleicht nit wie es die notturft er-
fordert; zudem es, wie zu besorgen, noch
mher ungnad geberen würde, und vermeint,
mein herren XHI sollten den geheimen
rhaten zu Basel daram zuschreiben, damit
es mochte abgestelt werden, so woU er
auch für sich selbs schreiben. Erkannt:
Den geheimen rhaten zu Basel darum, wie
er begehrt, zuschreiben mit vermeldung,
was es Schledano für ungnad bracht und
begeren, man wolt es einstellen'. (Strass-
burger Stadtarchiv R. u. 21.)
Daraufhin sandten die Verordneten des
Kriegs am 19. Dezember den bei Baum-
garten a. a. 0. p. 117 abgedrackten Brief
an den Rat von Basel, in welchem sie sich
für ihren Bürger verwendeten. Schon vor-
her im November hatte Sleidan selbst dem
Züricher Geschichtsschreiber Joh. Stumpf^
der ebenfalls eine deutsche Übersetjcung
der Kommentare vorbereiten sollte, ge-
schrieben'): *Si vos non desistatis, tum
Rihelius, quiLatina dedit, Germanica quoque
cogetur edere, quae nunc habet parata,
sed in mei gratiam supprimit. Qaanto an-
tem vendibilior sit illius editio futura,
quam cuiusvis alterius, id vobis aestiman-
dum relinquo. Nee enim'ei sum defaturus,
si vos incoeptum urgebitis\
Während Sleidan über Stumpf falsch
berichtet gewesen war, erschien die deutsche
Übersetzung Pantaleons anfang 1556 unge-
achtet der Intervention der Herren XIII.
Dieser Umstand mochte wohl Sleidan und
seinen Strassburger Verleger bestimmen.
1) Baumgarten, SleiftaHs^Bcief Wechsel p. 90A.
Digitized by Vj(J(J^
— 153 —
nunmehr ihrerseits mit der in dem Briefe
an Stumpf erwähnten deutschen Übertragung
hervorzutreten. Ich finde nämlich in den
Ratsprotokollen vom 1. Juni 1556 bemerkt :
*Jo8ia8 Ruel supliciertlime zuzulassen,
Schledani chronik in teutscher sprach zu
drucken, us ursach, in der suplikation ver-
meldet'.
Indessen der Rat beschloss: Ime mit
bestem fug abschlagen und sagen, das er
noch zur zeit mit ruwig stee. Herr Jabob
Meier altammeister und Pfarrer .
In einem im Strassburger Stadtarchive
vorhandenen Auszug aus der verloren ge-
gangenen Chronik Daniel Specklins be-
findet sich über dem Tod Sleidans folgen-
der Eintrag: ,
*1556. den 31. October starbe der hoch-
gelert und weitberühmt herr Job. Sleidanus
zu Strassburg. Er hatte im ein fluss am
Schenkel lassen zuheilen, daruff er darnach
gar kein gesunde stund mehr, und hat
solches nit geacht'.
Endlich dürfte folgende Mitteilung in
den RatsprotokoUen vom 18. September
1557 nicht uninteressant sein:
'Melchior Specker: es were in diser
stund ime von einem treffenlichen gelerten
mann und pfarrern zu Pforzheim zukom-
men, darin er ime zu erkennen gebe, dass
er die fiirtreffiich histori Schledani, der-
gleichen in 1500 jaren keine beschriben
worden, ins teutsch bracht, damit dieselbig
auch an die posteritet gelangen möchte
verteutscht, und dieweil der autor meiner
herrn burger und diener gewesen, mein
herm dedicieren wellen, praesentiert ein
exemplar und bittet von des guten, ehr-
lichen mans wegen, der sonst hie unbe-
kannt, man wolls in gnaden ufnehmen.
Erkannt: Die schulherren sollen ime ein
schillingthaler geben*.
Strassburg i. E.
Dr. A. Hollaender.
Zu froheren Notizen.
110. Zu dem Namen „Turesus''. In der von
J. Klein, Bonner Jahrb. 85 S. 85 und von
Hettner, Korrbl. 1888 Sp. 117 besprochenen
Kölner Inschrift heisst ein Veteran der
— 154 —
leg. L Min. Aurelius Arusenus Turesus-
(es steht der Genetiv da: „Aureli Aruseni
Turesi*^). Schwerlich ist in dem letzten
Worte mit Klein die Heimatsbezeichnung
zu suchen; es scheint mir vielmehr un-
zweifelhaft, dass Turesus identisch ist mit
Thyresus, dem Namen eines „Celticus prin»
ceps**, mit welchem Scipio nach der Ein-
nahme von Numantia sich unterhielt (Oro-
sius y 8 § 1 nach einer Epitome aus
Livius, lib. 59). In allen guten Hand-
schriften des Orosius ist Thyresus über-
liefert, aber offenbar liegt darin nur eine
gräcisierende Umbildung des keltischen
Namens vor, dessen korrekte Form wir
jetzt erst durch den Kölner Stein kennen
lernen. Keltische Eigennamen auf Tur-
kommen auch sonst vor. — Zwei Cogno-
mina (ein italisches und ein ausländisches)
bei einer Person sind gerade in Inschriften
von Soldaten peregriner Herkunft und
speziell auch in der Zeit, welcher unser
Stein wahrscheinlich angehört, der ersten
Hälftn des 3. Jahrhunderts, nicht auffällig.
— Nicht ganz ausgeschlossen ist auch die
Möglichkeit, dass einer der beiden Namen
Arusenus oder Turesus der des Vater»
wäre, obwohl allerdings das Auslassen von
„filius^ in diesem Falle wegen der Zwei-
deutigkeit sehr sonderbar sein würde.
Heidelberg. (K. Zangemeister).
Vereinsnachrichten
unter Redaction der Vereinsvorstände.
Frankfurt a.ll. Verein für Geschichte m.
und Altertumskunde. Am 9. April
sprach Herr Reallehrer Dr. J. Kracauer
über das Thema: Ein Versuch Ferdi-
nands IL, die Jesuiten in Frank-
furt einzuführen. In seiner Einlei-
tung wies der Vortragende darauf hin, dass
schon bei Gelegenheit des Fettmilch'schen
Aufstandes (1614 ff.) Papst Paul V. den
Erzbischof Schweikhard von Mainz aufge-
fordert habe, in Frankfurt für die Gründ-
ung eines Jesuiten-Collegiums zu wirken;
doch hielt damals der Erzbischof die Zeit
für noch nicht dazu angethan. Erst die
Siege der kaiserlichen Waffen im ersten
Drittel des 30jährigen Krieges gaben der
Gegenreformation die Möglichkeit, von
Digitized by VjOOQ IC
— 156 —
neuem und ernstlich die Einführung der
Gesellschaft Jesu in die altprotestantische
Reichsstadt zu versuchen. Nachdem schon
1628 die Kapuziner im Antoniterhof festen
Fuss gefasst hatten, erfuhr die Stadt im
folgenden Jahre, nach dem Erlass des
gegen die Reichsstädte so rücksichtslos
durchgeführten Restitutionsediktes, dass
die Jesuiten das Weissfranenkloster für
sich in Anspruch zu nehmen gedächten.
Zur Abwendung der drohenden Gefahr
suchte der Rat den Kurfürsten Georg von
Sachsen zu gewinnen, liess alle auf das
Kloster bezüglichen Schriftstücke ordnen,
um mittelst derselben sein gutes Recht auf
das schon lange vor dem Passauer Ver-
trage säkularisierte Kloster zu erhärten,
und sicherte durch eine Besatzung das
Kloster vor einem Handstreich der Gegner.
Im Mai 1630 erschienen die Subdele-
gierten der kaiserl. Kommissarien, des Erz-
bischofs von Mainz und des Kurfürsten
Maximilian von Baiem, in Frankfurt und
verlangten die Herausgabe des Weissfrauen-
klosters. Der Rat legte den Subdelegierten
alle möglichen Hindemisse in den Weg und
gewann dadurch wenigstens Zeit. Auch auf
dem Kurfürstentage zu Regensburg 1630
Hessen die Frankfurter ihre Sache vor-
tragen, jedoch ohne Erfolg. Die Jesuiten
waren mächtiger als je, und die Stadt zog
sich sogar durch ilire Widersetzlichkeit
die höchste Ungnade des Kaisers zu. Des-
halb machte der Rat eine direkte Eingabe
an den Kaiser, in der er den Rechtsfall
klar zu legen suchte und neuerdings um
Aufschub bat. Aber auch dieses Gesuch
fruchtete nichts. Bald darauf erschienen
die Subdelegierten zum zweiten Male in
der Stadt. Der Rat wurde angehalten, bei
Vermeidung schwerer Strafe binnen sechs
Wochen das Kloster auszuliefern. Man be-
schloss, a Caesare male informato ad me-
lius informandum zu appellieren und fügte
dieser Appellationsschrift eine durch Ak-
tenstücke beglaubigte Geschichte des Klo-
sters bei, die das Recht des Rates auf das
Kloster klar bewies. Bald kam die An-
gele^^enheit zu einem plötzlichen und für
die Stadt glücklichen Abschluss. Am 17.
November 1631 stand Gustav Adolf vor
Frankfurt, das ihm bald die Thore öffnete
— 156 —
und huldigte. Dadurch war die Stadt von
den Jesuiten befreit, und sogar die Kapu-
ziner mussten bald darauf dieselbe wieder
verlassen. Näheres über diesen auch reichs-
geschichtlich interessan ten Streit wird der
nächste Band des Archivs für Frankfurts
Geschichte u. Kunst aus der Feder des
Vortragenden bringen.
Herr E. Padjera erörterte sodann die
Beschaffenheit und Bedeutung der gelegent-
lich eines Neubaues aufgedeckten Reste
mehrerer Bogen des Judenbrückchens,
d. h. der in der zweiten Hälfte des 16.
Jahrb. an Stelle eines hölzernen Stegs er-
richteten steinernen Brücke, welche, den
Graben der ersten Stadterweiterung (ca.
1140) überspannend, das Judenviertel mit
der Altstadt verband.
In der Sitzung vom 23. April sprach || 2,
anlässlich des Hütten- Jubiläums Herr Stadt-
archivar Dr. R. Jung über die Bezieh-
ungen Huttens und Sickingens zu
Frankfurt a. M. Der Vortrag gab we-
niger eine auf neuer Grundlage beruhende
Darstellung des schon öfter (besonders von
G. E. Steitz im Archiv f. Frankf. Gesch.
u. Kunst. N. F. IV) behandelten Thema,
als vielmehr eine knappe Zusammenfassung
der Beziehungen beider Männer zu Frank-
furt unter besonderer Berücksichtigung des
Verhältnisses, in welchem die gedachten
Beziehungen zur Politik Sickii^ens im Rei-
che, bezw. zu Huttens Kämpfen stehen.
Für Sickingen genügt hier darauf hinzu-
weisen, dass sein Vorgehen gegen Frank-
furt 1518 u. 1519 seinem ersten Ursprünge
nach als die Rache für die wohlwollende
Neutralität der Stadt gegenüber Worms und
Hessen in deren Kämpfen mit Sickingen
betrachtet werden muss. Bedeutsamer hat
Hütten in die Politik der Reichsstadt ein-
gegriffen: ihm gebührt neben den kleineren
Taunusrittem das Verdienst, durch sein
energisches.Auftreten gegen den verhassten
Stadtpfarrer Dr. Meyer die reformatorische
Bewegung in Frankfurt in Fluss gebracht
zu haben; als sehr interessant für Huttens
phantastische Pläne, in welchen auch Frank-
furt eine Rolle zugedacht war, ist ein Brief
an Philipp Fürstenberger hervorzuheben
(Böcking II, 114). — Herr Prof. Dr. A.
Riese besprach sodann>die bisherigen
Digitized by VjOO^
— 157 —
ForschHDgea über den Namen der Körner*
Stadt Heddembeim und stellte aaf insclirift-
licher Grundlage eine neue Vermutung über
denselben auf: Näheres über diesen Vor-
trag vergl. Wd. Korr. VII Nr. 84.
13. Am 14. Mai legte Herr Senator Dr. E.
V. Oven einen bisher unbekannten Stamm-
baum der Familie Scholl Yor, welcher in-
teressante Aufschlüsse über die Familie
der Friederike Brion von Sesenheim
giebt und die Forschungen des Pfarrers
Lucius über die Familie Brion ergänzt und
berichtigt. — HerrE. Padjera berichtete
über einen in Sachsenhausen gefundenen
massiven Mauerrest, der als Rest nicht
emes Befestigungsturmes, sondern eines Pri-
vatbaues, der mit einem Bergfried versehen
war, zu erklären sei. — Sodann wurde
über den am Himmelfahrtstage unternom-
menen Ausflug nach Burg Münzenberg
in der Wetterau u. nach Fried berg Be-
richt erstattet und ein Pfingstansflug nach
Rothenburg ob der Tauber beraten.
14. Karlsruher Altertumsverein. In der Sitzung
am 24. Nov. 1887 legte Geh. Hofrat Wag-'
ner Erwerbungen der gr. Altertumshalle
vor, bestehend in Nachbildungen von skyth-
isch-griechischen Goldfunden der Krim, die
er mit dem reichen von der russischen
Regierung publizierten Material von der
archäologischen Seite erläuterte. Prof.
Marc Rosenberg machte Mitteilungen
zur Geschichte des Zahnstochers unter Vor-
legung einer interessanten Sammlung. —
Am 12. Jan. 1888 schilderte Prof. Lucken-
bach in einem Vortrage „Neue Forschun-
gen auf der Akropolis" die jüngsten Aus-
grabungen mit ihren grossen Aufschlüssen
für die Baugeschichte der Burg. — Dr.
Wilser referierte am 16. Febr. über „Die
Stellung der germanischen Runen in der
Geschichte der Buchstabenschrift". Nach
seiner Ansicht ist die Runenschrift nicht
aas der lateinischen entstanden, sondern
hat eine urarische Schrift zur Grundlage,
womit Redner seine Theorie von der Her-
kunft der Indogermanen aus Skandinavien
verband. — In der darauf folgenden Gene-
ralversammlung wurden die üblichen Be-
richte abgelegt, und es erfolgte die Wieder-
wahl des Vorstandes. — In der Sitzung
— 158 —
am 8. März sprach Dr. Lad ewig als Er-
gänzung zu der von Geheimrat Wagner ge-
gebenen archäologischen Analyse der helle-
nischen Goldfunde „Über die südrussischen
und verwandte Goldfunde in historischer
Beziehung". Dr. L.* schilderte Skythien
und seine verschiedenen Bewohner, sowie
die Entwickelung der griechischen Kolo-
•nieen am Pontus. Er schloss daran, aus-
gehend von den bekannten Goldfunden der
Donaugebiete, die Darstellung einer resp.
mehrerer auf Grundlage der skythisch-
griechischen Kultur während der Völker-
wanderung weit verbreiteter Stilrichtungen,
in welchen Zusammenhang auch die mero-
wingische Kunst tritt. Geh. Hofrat Wagner
legte Bronzegefässe 14. und 15. Jahrb. vor.
Den letzten Vortrag des Turnus der
Versanmilungen hielt am 26. April Prof.
Bö ekel „Über die deutschen Ausgrabungen
auf Pergamon". Alle Vorträge fanden leb-
hafte Teilnahme, auch durch meist sich
daran knüpfende Diskussion.
HerderVhe VerUji^sbanlloD:^, Freibur^ (Breisgai).
Soeben ist erochienen nnd dnroh alle Buch-
handlangen zu beliehen:
I ifill F H I ^^^ Oarsteliungen der allenelig-
LIGII| I . n. J| Bten JnnKfrau u. Ootiefgebärerin
Maria auf den lunstdenkmälern der
VaffilMBkftH I^ogmf n- nnd knnetgeachicht-
MIIUMWH. lieh bearbeitet. Mit Appro-
bation des hochw. Ordinariats Regensburg.
Mit Titelbild, 6 Parbentafeln und 67 Abbil-
dungen im Text. gr. 8«. (XX und 410 S.)
M. 8; in Original - Einband, Leinwand mit
Lederrflcken und Rotschnitt M. 10 50.
Die cahlreiohen Abbildungen dieses Werkes
sind grossenteils nach Original-Aufnahmen des
Verfassers oder Photographieen hergestellt. 7
Wichtige Biiclier- Kataloge:
Soeben sind erschienen:
XataloiT« ftb«r 0«Bolilolit«, Cl«n«a-
loflTi« V« B«nadlk, Thttoloffi«, Mvalk,
Xonat , 0«heim« WlM«aBohaft«a,
Aütronoml« v. Utt«rar. 8elt«n]i«tt«ii.
Interessenten wollen gefl. yerlAngen.
Aus unserem sehr reichhaltigen Lager von
BQchern, AMichton, Flugbiattorn und Fortritt zur
KuiturgeschichtO deutscher StSdte senden wir Samm-
lern auf Verlangen handschriftliche Verseichnisse.
München, Juni 1888.
liudwiip Bosenthal'»
6 Antiquariat» t
Digitized by VjOOQ IC
— 169 —
— 160 —
Im-
• r
z
z
$
X
Q
CA
cc
■ :^
.9 00 ^
X
u
ra
u
3
;5
H
o
O
Q
z
o
H
Q
U
(4
z
•Sa
ü « g
I .^>
3 0) hfl :s
SS ^ J
ß i:
2 3
.-. tß a
^ S J «
-c = 'S *!
2 s 'S
S
tO G
^Z«
-3 2=»
cn
=f
4 ö fc ^ ö
I
1^
£ Ch > (MO
<§a
*- 's
*> S y
::: ß - ö
^£^^
^ « ?.
«■5 &£
5 f. I? g ,
2 ^3 :rt .a
. — CS r* •— «
I,
U3 >
i .a fl 2
13 'S g
:5 « 'S ^
s
CO
CO
o
o
CO
ft C
•L.
Neuer Verlag der Fr. X»lntz*0chen Baohhand-
lung in Tri«r. Zu beziehen durch •ämtliche
Buchhandlungen :
Besehreibendes Verzeichnis
der
Handschriften der Stadtbibliothek
EU Trier«
Heft 1 (BIbol-Toxte und Commmtare)
von
M. KenflTer,
Bealgymnasiallehrer und Stadt-Bibliothekar.
Pr«lB ff«b. 3 Xark.
Römische Mosaiken aus Trier
und Umgegend
von Domkapitular
J. X. Ton Wilmowsky.
Nach dessen Tode herausgegeben von der Gesell-
schaft fttr ntttzliche Forschungen
durch deren Sekretlr Museums-Olrektor Dr. Hettner.
Neun chromolithographierte Tafeln auf Garton in
der Grösse you 58 auf 46 cm und ein Textheft in
Quart. Preis In Mappe 20 Mark.
Das Werk ist von gleicher Bedeutung für das
moderne Kunstgewerbe wie für die archäologische
Forschung. Das römische Trier hatte eine Falle
herrlicher Mosaiken, v. Wilmowsky hat die in
den Jahren 1840—1870 aufgefundenen Fussboden-
und Wandmosaiken, sowie Marmortäfelungen der
Basilika, vieler Prachtgebäude Trier's und J der
Villen des Saar- und Moselgebietes in peinlidi
ausgeführten Zeichnungen von hervorragender
Schönheit zusammengestellt, welche In diesem
Werke jetzt im ganzen Reichtum der Farbenseala
der Originale, in trefflichen Reproduktionen der
lithographischen Anstalt von C. Welabacher in
Darm Stadt vorliegen. Die Mosaiken, teils nur mit
Ornamenten, teils mit Figuren geziert, eignen sich
in hohem Masse fttr moderne Nachahmang in
Thonplatten, Stickereien und Teppichen. Der Text
giebt Anfschluss Ober die Auffindung der einzel-
nen Mosaiken und einen Überblick Aber die Ge-
schichte des Mosaikes Überhaupt.
Im Verlage von AlphOM Dftrr in Letpsi«
erschien soeben:
Der Koblenzer Manerban.
Rechnungen 1276—1289,
bearbeitet von Dr. Hax Bilr«
Kgl. Archivar.
Hit •lii«m Plan«.
(Publikationen der Gesellschaft fQr Rhelnfsdie
Geschichtskunde V.)
Gr. 8». Brosch. 3 UKl 60 ^. Geb. in Leinw. 4 J( 50 ^A
An der Hand eines reichen urkundlichen
Quellen-Materials gewährt die vorliegende Publi-
kation nach verschiedenen Seiten ein in gewissem
Sinne typisches Bild. In einer ausfahrlichen Ein-
leitung wird die Erhebung, Verwaltung und Ver-
wendung der fttr den städtischen Befestignngsbaa
bestimmten Mittel eingehend erörtert, wobei prin-
zipielle Steuer-, Geld- und Verfasanngsfragen be-
handelt werden. Nicht minder unterwirft der
Verf. wichtige Finanz- und wirtachaftageschicht-
liche Fragen seiner Untersuchung, indem er die
Verwendung der Baugelder, die Art der Baube-
amteaschaften, der Löhne, Preiae und Arbeits-
zeiten untersucht. Auch die banteebnisohe Seite
findet sorgfältige Behandlung. Übersichtstafehi,
Urkunden als Beilagen und ein Situationsplan
dienen dem Buche als wertvolle Beigaben. i
nt LiNTracNi auoMoauoicnii in tricr.
jitized
byC^OOgk
Uilgtri
Ton Dr. Ntttmr Ir Tritr
imd
ProfMtor Dr. LaaiprteM
!■ Bonn.
der
Verlig
An
FR. LINTZ'tehen
BaohhAndlung
in TrItr.
Westdeutschen Zeitschrift für Geschichte und Kunst,
ngleiek Organ der historiseli-aiitiqiiarisclieii Vereine zn Backnang, Birkenfeld, Därk-
heini, Düsseldorf , Frankfurt a. M., Karlsruhe, Mainz, Mannkeim, Neuss, Speyer,
Strassknrg, Stuttgart und Worms, sowie des anthropologischen Vereins zu Stuttgart.
♦
Antust Jahrgang YII, Nr. 8. 1888.
Das Korrespondeniblatt erscheint in einer Auflage von 390O Exemplaren. Inserate k 25 Pfg. fOr die
gespaltene Zeile werden von der Verlagshandlung and allen Inseraten-Bnreaas angenommen, Beilagen
nach Uebereinknnft. — Die Zeitschrift erscheint rierteljfthrlich, das Korrespondensblatt monatlich. —
Abonnementspreis 15 Mark ffir die Zeitschrift mit Korrespondensblatt, fttr letsteres allein 5 Mark.
Neue Funde.
5. Kontbuiz. [Mmerfunde]. Hier wurden
bei den Fandamentausgrabungen zur Her-
stellung dea vom Vincentius verein den
barmherzigen Schwestern gewidmeten Asyls
Funde aus der Römerzeit gemacht, beson-
ders Bruchstücke feiner Vasen und Schalen
aus Terra sigillata mit antiker Ornamen-
tierung, sowie eine Anzahl von Kupfer-,
Erz- und Silbennunzen. Das Grundstück
war seit Menschengedenken ein Gras- und
Baumgarten, in der Nähe des früheren
Schottenklosters und gehörte, nach den
Fanden zu schliessen, zu einer ausserhalb
des eigentlichen Castrums (jetzigen Münster-
platzes) gelegenen römischen Niederlassung
(der späteren Niederburg). Die Funde
wurden dem Rosgarten-Museum übergeben.
16. Riedlingen. [Nacligrabungen am Haldenrain-
hDgel bei Riedlingen]. Auf dem linken ziem-
lich hohen und schroffen Abhang gegen
die Donau — dem sogenannten Halden-
rain — Markung Daugendorf, ist ein
grosser künstlich aufgeworfener Hügel, auf
welchem nach der Yolkssage eine Burg
gestanden haben soll, was aber nach dem
beschränkten Raum der Scheitelfläche und
mehr noch aus dem Grunde nicht der Fall
gewesen sein kann, weil auch nicht die
geringste Spur von Mauerwerk gefunden
wird.
Diesen Hügel umgab ehemals ein Gra-
ben, woraus das Material zu ersterem ge-
wonnen worden. Der Hügel selbst hat
durch Abrutschung am südöstlichen Teil
in die jähe Tiefe und auf der entgegen-
gesetzten Seite durch Abgrabung zur Ver-
besserung eines Ackers an Umfang vieles
eingebüsst.
Sein Durchmesser betrug dieses Früh-
jahr in der Länge ca. 30 m und in der
Breite 10 m, seine Scheitelhöhe 5 m. Da
er augenscheinlich durch Menschenhände
entstanden, so beschloss der Altertumsver-
ein denselben zu untersuchen, umsomehr
als schon in den vorigen Herbstferien durch
die hiesige studierende Jugend ein ziem-
lich grosser Einschnitt gemacht worden,
wobei aber nur einige Knochen, Kohlen
Steine zum Vorschein
und verbrannte
kamen.
Im Februar i
Verein durch 4
der Südwestseite
es J. 87 liess nun der
Arbeiter die Abgrabung
unter Aufsicht und An-
leitung des Vorstandes und einiger Mitglie-
der vornehmen. Nachdem man etwa lOFuss
vorgedrungen war, kam man auf eine
1 — IV2 Fuss mächtige rotgebrannte Lehm-
schicht (wie Ziegelerde), welche sich über
dem gewachsenen Lehmboden durch den
Hügel durchzog, so weit er abgehoben
wurde und unmittelbar unter demselben
war ein schwarzer Streif, bestehend aus
Kohlenstückchen, Staub und Asche, 1 — 2
Zoll hoch. Ein Beweis, dass daselbst ein
mächtiges Feuer lange andauernd gebrannt
haben muss, da sogar in Kalk verwandelte
Steine und Eisenschlaken sich vorfanden.
Über der gebrannten Erde lagen sehr grosse
Steine wie zur Bedeckung und in der Mitte
viele schieferartige Steine aufgehäuft, die
in der näheren Umgebung gar nicht vor*
163 —
— 164
kommen. Es lag nun die Vermutung nahe,
dass darunter sich eine Totenkammer be-
finden könnte. Der Platz wurde abge-
räumt und 1^/2 m lange und breite und
etwa 1 m tiefe Einschnitte gegraben, ohne
ein Resultat zu erzielen. Die Nachgra-
bungen wurden nun sistiert und im Herbst
87 von neuem in Angrifif genommen. Doch
scheint uns auch diesmal der rätselhafte
Geselle im Unklaren lassen zu wollen.
Knochen von verschiedenen Haustieren
und sogar Geflügel, Homer von jungen
Stieren, Eberzähno von verschiedener
Grösse, welche sämtlich von Herrn Prof.
Dr. Fraas in Stuttgart als solche agnosciert
wurden, fanden sich wieder in Menge vor.
Ebenso wieder gebrannte Steine u. Kohlen.
Da weder Gefasse noch Scherben zum
Vorschein kamen, so liegt der Gedanke
nahe, dass dieser Hügel kein Grabhügel
war, sondern als Opferhügel gedient haben
mag, woselbst über den Resten der ge-
opferten und verbrannten Tiere ohne Zwei-
fel dieser Hügel aufgeworfen wurde.
Wir gestatten uns nun die Anfrage,
ob ähnliche Hügel schon aufgedeckt wur-
den und in welche Zeit sie wohl gerechnet
werden dürfen. Umsomehr sind wir zu
dieser Frage berechtigt, da in unserer
Grabhügel reichen Gegend, welche so ziem-
lich alle der vorrömischcn Zeit angehören,
dies der einzige ist, der uns so eigentlich
recht Kopfzerbrechen macht.
(Miller und Setz).
117. .Darmttadt. [Zwei Gräber der la T^ne-
Periode beim SchSnauer Hofe]. In der Nähe
von Gross-Gerau befindet sich ein ausge-
dehntes la T^ne-Totenfeld, auf dem zwi-
schen vielen Gräbern ohne Beigaben auch
recht reiche Grabstätten aufgeschlossen
wurden. Die Fundstücke bestanden na-
mentlich aus zusammengebogenen Eisen-
Schwertern, prachtvollen Fibeln und Ringen
aus Bronze, die zum Teil in die Museen
zu Darmstadt und Mainz gelangten.
Etwa '/« Stunden von diesem Toten-
felde entfernt, auf einem Sandhügel in der
Nähe des Schönauer Hofes fand ein
Bauersmann beim Ernten der Karto£feln
ein grosses Geföss, das angeblich mit Asche
angefüllt war'). Um den Inhalt näher zu
1) Nach einer früheren Angabe sollte er ein
Skelett gefunden haben; er selbst bestritt dies.
untersuchen, hatte er es zerschlagen und
zwischen den Scherben eine Anzahl grüner
Ringe gefunden. Da er sie für wertlose
Sarggrifi^e hielt, hatte er sie über den Acker
hinweg auf die Strasse geschleudert, wo
sie mehrere Tage liegen blieben und teil-
weise entzwei gefahren wurden, bis zwei
vorübergehende Bauersleute den Rest mit
nach Hause nahmen. Und auch von diesen
wurden nur zwei erhalten, die später durch
Kauf in meinen Besitz gelangten. Der eine
ist ein reich verzierter massiver Bronze-
halsring, der beim Anlegen auseinander
genommen werden konnte, indem man das
in kleinen Domen sitzende Mittelstück des
Ringes öffnete und nachdem er um deo
Hals gelegt war, wieder schloss. Dies Mit-
telstück besteht aus zwei tellcrartigen Flä-
chen und mehreren reich verzierten, mit
Einschnitten versehenen Knäufen; Teller-
chen sowohl wie Einschnitte waren mit
weissem und farbigem Email angefüllt.
Unter den Ringen, der la Tcne-Zeit nimmt
der eben beschriebene sicher die erste
Stelle ein. Der Armring, welcher dabei
gefunden ward, besteht aus 45 aneinander
gereihten Bronzeperlen mit einem schön
verzierten Knaufe an jedem Ende derReife^).
Die übrigen Ringe, Arm- wie Beinringe,
sollen teils hohl, teils massiv gewesen sein.
Bruchstücke eines Beinringes, welche mir
vorliegen, lassen schliessen, dass derselbe
aus 35 Perlen bestand.
100—160 Schritt von dem Fundorte
entfernt wurde vor kurzem ein zweites
Grab der la Töne-Zeit geöffnet und darin
folgende Gegenstände gefunden: 1) drei
schön verzierte Fibeln aus Bronze, von
denen die grösste an dem Schlussstöck
eine Vertiefung zeigt, die zur Aufnahme
von Schmelzwerk oder einer Koralle ge-
dient haben mochte; 2) ein ganz kleines
und hohles, übereinander springendes Arm-
band aus Bronze in stark beschädigtem
Zustande; 3) ein kleinerer Ohrring ans
Bronzedraht mit kobaltblauer Glasperle:
4) ein Halsring aus dünnem vierkantigen
und gewundenen Bronzedraht mit mehre-
ren kleinen blauen Glasperlen, von denen
die grössere gelbliche kreisförmige Ver-
zierungen trägt ; 5) drei Glieder einer gan?
1) Vom Haie- wie Armring bringt du 3. Haft
dor Wd. Zaitsohr. anf Taf. 6 eine Abbildang.
— 165 —
feinen Bronzekette, die in einer der Perlen
staken ; 6) ein ganz kleines schwarzes Thon-
gefass, das zerschlagen ward, und 7) ein
Knochenrest und ein Zahnsplitter, dessen
Glasur durch die Bronze grün gefärbt ist.
Das Grab, ein Kindergrab, enthielt weder
Kohlen noch Asche und gehört also unter
die Skeletgräber ; die Fibeln lassen in ihrer
Form die frühe la Töne-Zeit erkennen.
(Fr. Kofier.)
Hr. Trier. [Christliche Inschrift]. In der
ersten Hälfte des Juni wurde in Maximin
bei Trier die christliche Inschrift, welche
hier im Massstabe von 1 : 5 wiedergegeben
ist, aufgefunden; sie kam auf Umwegen
in das hiesige Museum. Es ist eine weisse
Marmorplatte von 17 mm Dicke und nicht
ganz gleichmässiger rechteckiger Form von
etwa 36 cm gr. Länge und 22 cm gr. Höhe.
Die Oberfläche ist stark verwittert, wo-
durch die Conturen der nicht tief gehaue-
nen Buchstaben etwas verwischt sind und
für die Erklärung au einigen Stellen Schwie-
rigkeiten entstehen; ein Sprung teilt die
Platte in zwei Hälften.
(ü8b yi(f)iTai iv XQiat^ OvQöiyitvog 'Ava-
Tohxog, firjafv 8l fitKQw «A(f)i<» hrj x'-^',
Qui vixU an(no8) X Villi. Das heisst:
'Hier liegt in Christo UrsiKinos aus dem
Morgcnlande. Er war etwas über 29 Jahre
alt'. — Zu dieser griechischen Angabe ist
— 166 —
in lateinischer Sprache hinzugefügt: *Er
war etwas über 19 Jahre alt'.
mos in der dem späteren Griechisch
üblichen Bedeutung für *hier' anstatt des
in gallischen Inschriften sonst gebräuch-
lichen iv&K oder hd^aöf. In witcci ist i
wie in den gallischen Inschriften meist
durch Jotazismus geschwunden, vgl. Le
Blant 225, 267, 423, 621 ; nüre 248. Das
vor dem Christusraonogramm stehende a
ist bis auf geringe, aber deutliche Spuren
zerstört. Namen wie UfsuSy Ursicinus,
Ursinianus u. s. w. sind auf christlichen
Inschriften häufig. 'Avcetohyicg bezeichnet
bei den Klassikern 'aus dem Morgen-
lande'; erst bei den Byzantinern ist es
nachweisbar gleichbedeutend mit Klcin-
Asien. Constantinus Porphyrogenitus han
delt hierüber im Anfang seiner The-
mata. Aber eine so allgemeine Bezeich-
nung wie * Morgenländer' ist auf einer Grab-
inschrift so ungewöhnlich, dass man glauben
möchte, die speziellere Bedeutung des
Wortes habe sich damals schon angebahnt.
Anstatt des n in nlim steht deutlich TC,
der zweite Strich war in der Vorlage offen-
bar geschwungen, was den des Griechischen
unkundigen Steinmetzen irre führte; dass
er Griechisch nicht verstand, beweisen auch
die Interpunktionen im Worte f^rjasv. Ein
Fehler liegt ferner in den nicht überein-
stimmenden Altersangaben vor; entweder
ist im griechischen Text K für I verhauen,
oder es ist im lateinischen eine X weg-
gelassen.
Zwei andere christliche griechische In-
schriften aus Trier, von den Syrern Agripa
(Le Blant 225) und der Eusebia (248)
stammen aus dem Ende des 4. und dem
Beginn des 5. Jahrb. Die jüngst gefundene
scheint, wenn man die Schriftzüge mit der
noch erhaltenen des Agripa vergleicht,
etwas früher zu fallen.
Eine kurze Notiz, gezeichnet Kr., brachte
über diesen jüngsten Fund die Trier.
Landesztg. vom 21. Juli.
Hr. Trier. [ROmische Inschrift]. Am Gar- 119.
tenhause im Bischöflichen Garten dienten
bis vor kurzem zur rechten Einfassung
einer Kellcrthür zwei Blöcke aus Metzer
Kalk, auf denen in grossen Buchstaben
das Wort PRINCIPI8 zu lesen war. Herr
— 167 —
Regierangsrat Meydenbauer machte mich
auf diese Steine, die meines Wissens in
der Litteratur noch niemals erwähnt wor-
den sind, aufmerksam; bei seinen photo-
graphischen Aufnahmen des Domes war
er an diese sonst Wenigen zugängliche
Stelle geraten und hatte scharfen Auges
sofort den rumischen Ursprung der Buch-
staben erkannt. Der Herr Bischof Dr.
Korum, dem übrigens die Inschrift gleich-
falls bekannt war, gestattete mit liebens-
würdigstem Entgegenkommen die die Blöcke
teilweise deckende Futtermauer zu ent-
fernen und als sich nun noch eine zweite
Inschnftzeile fand, welche den wissenschaft-
lichen Wert des Steines erhöhte, gewährte
er die Herausnahme der Steine und machte
dieselben dem Museum zum Qeschenke.
Es sind nur wenige Buchstaben, welche
die Inschrift enthält. Aber wenn die nach-
folgend vorgetragene Erklärung nicht irrig
ist, so ist die Inschrift die älteste nicht
nur aus Trier, sondern aus den Rheinlanden
überhaupt und für die Geschiclite Triers
von hervorragender Bedeutung.
Das Clichd, d^m eine photographische
Aufnahme zu Grunde liegt *), zeigt die bei-
den Blöcke wie sie der Inschrift nach an-
einander gehören; in derselben Folge
waren sie aufrecht gestellt auch ehedem
als Thnrpfosten verwendet.
Einige Ausserlichkeiten, die nicht ohne
Wichtigkeit sind, seien gleich hier erwähnt.
Längen- und Breitenmasse sind dem Clichd
beigeschrieben; die Tiefe der Blöcke be-
trägt bei dem einen (a) 56 cm, bei dem
— 168 —
1) Die Photographie, welche dem Glich« in
Ornnde liegt, itt, da die Steine inr Zeit keine
sehr günstige Anfitellnng haben, nicht yollkom-
men, giebt aber doch den Charakter der Buch-
staben darchans richtig wieder; nicht das Gleiche
gilt von dem in der bekannten Offisin von Angerer
nnd OOtschel in Wien hergestellten Cliohö. Die
Bachstaben erscheinen wie gemalt nnd lassen den
scharf keilförmigen Querschnitt in keiner Weise
mehr erkennen. Der Querstrich des ersten L, auf
dem Original Tollkommen deutlich, ist auf dem
Clioh6 fast gans geschwinden, das N leigt durch
ein merkwürdiges Spiel des Zufalls einen gewun-
denen Mittelstrich. — Es wird deshalb später,
wenn der Stein eine günstigere Aufstellung ge*
funden hat, eine bessere Abbildung in Lichtdruck
nachgeliefert werden; das Angerer'sche Verfahren
scheint für derartige Zwecke prinsipiell ausge-
flohloBsen werden su müssen.
anderen {b) 58 cm. Auf der Oberfläche
der Blöcke beflnden sich vier Schwalben-
schwanzlöcher; zwei innere, einander zu-
gekehrte und zwei äussere ; letztere zeigen,
dass zu diesen Blöcken mindestens noch
zwei andere gehörten. Nun ist das Schwal-
benschwanzloch an der linken Kopfseite des
Blockes a um 5 cm kürzer als alle übrigen,
welche 9V2 cm lang sind. Dies, im Ver-
ein mit der Thatsache, dass die betreffende
Kopfseite vollkommen glatt gehauen ist,
während die 3 übrigen Kopfseiten mit
Stossfugen in der bekannten romischen
Weise verseheA sind, beweist, dass der
Stein ursprünglich um 5 cm länger war,
und erst bei seiner Verwendung zum Thür-
— 169 —
— 170 —
pfosten gekürzt worden ist; bei dieser Ge-
legenheit ist das erste L der Länge nach
durchspalten worden.
Die Unterkante der Vorderseite der
beiden Blöcke ist mit einem Profil ver-
sehen; dasselbe Profil zeigen nicht nur
der andere Thürpfosten der KoUerthür,
sondern eine Anzahl Steine, welche unweit
davon gleichfalls im bischöflichen Garten,
in der Futtermauer gegenüber der Lieb-
frauenkirche, eingemauert sind; sie bestehen
allesammt aus demselben Material. Zweifel-
los entstammen sie demselben Römerbau,
aber sie haben später als Material für eine
mittelalterliche Kirche dienen müssen und
erst bei dieser Verwendung das besprochene
Profil erhalten. Soweit angängig^), wurden
alle Steine auf allen Seiten auf Reste jener
Inschrift untersucht, aber vergeblich.
Die Buchstaben S A am Ende der
ersten Zeile sind teilweise ausgesprungen,
in dem dadurch entstandenen Loche wie
auch an anderen Eintiefungen jener Blöcke
finden sich Reste spätrömischen Mörtels,
wodurch auch noch eine spätrömische Wie-
derverwendung dieser Steine bewiesen
wird. Also mindestens vier Verwendungen
haben diese Blöcke durchzumachen gehabt,
bis sie ihre Ruhe in unserem Museum ge-
funden! Eine bemerkenswerte Thatsache
für diejenigen, welche leichtsinnig jeden
Werkstein zu topographischen Schlüssen
verwerten.
Die Buchstaben der Inschrift haben in
der oberen Zeile eine Höhe von 21 V« cm,
in der unteren von 19 cm. Diese unge-
wöhnliche Grösse der Buchstaben zeigt,
dass die Inschrift von einem öffentlichen
Bau, die Art der Buchstaben, dass sie aus
guter Zeit herrührt Die Buchstaben sind
ungewöhnlich exakt und monumental aus-
pro Sälute L - CAE8ARI8
PRINCIPI8
Da wir aber bei dem Stande unseres
paläographischen Wissens, namentlich bei
provinziellen Inschriften, auf die Schrift-
züge allein einen Beweis nicht aufbauen
möchten, versuchen wir die obige Annahme
auf anderm Wege zu begründen; nur glau-
1) Unnntersucht blieben die Steine imlDmale
jener Fattermaaer, weil dies za grossen Erd- und
MaurerM-beiten geführt hfttte.
geführt. Die G sind weit geschwungen, die
P offen, die Querstrichelchen am E nach
oben gerichtet, die R fast ohne jeden
Schwung. Vor allem die beiden zuletzt
hervorgehobenen Punkte bestimmen mich
neben dem Gesamteindruck zu dem Glau-
ben, dass die Inschrift nicht später als das
erste Jahrh. n. Chr. fällt; am nächsten
verwandt scheint sie mir den Inschriften
augustischer Zeit. Zwar bezeichnet man
die augustische Schrift in der Regel als
quadratisch, aber schmale Formen des E,
L, N, S zeigen ebenso der Bonner Caelius-
stein, wie die Überschrift des Monumen-
tum Ancyranum und eine ganze Reihe ähn-
licher Erscheinungen weisen Hübner's
Exempla auf (so 51, 62, 70, 193„ 195,
202). Sicher ist, dass unter sämtlichen
Inschriften des Trierer Museums — und
unter den in Neumagen gefundenen be-
finden sich gewiss solche, aus triyanischer
Zeit — die uns beschäftigende Inschrift
den weitaus ältesten Eindruck macht.
Hält man den augustischen Ursprung für
möglich, so drängt die Übereinstimmung
zwischen dieser Inschrift und der grossen
Anzahl Inschriften, welche dem Adoptiv-
sohn August's, dem Lucius Caesar, in den
verschiedensten Teilen des römischen Rei-
ches gesetzt (vgl. CIL. II 1063, 2109, 2157
ni 323; V 2067, 6416; VI 898, 900, 901
IX 727, 3914; X 1622, 1623; XH 146,
3156 ; XIV 2910a), alle ungef&hr den Wort-
laut: L, Caesari Äug, f. dim 'n. aug(un)
COS. desig. principi juventu^ haben, ge-
radezu zu der Annahme, dass auch dieser
Stein dem Lucius gewidmet sei; nur be-
dingen die erhaltenen Genetive einen Ein-
gang wie pro Salute^ so dass die Inschrift
etwa lautete:
KMg, /. 'auguri cos. desig,
V iuveniutis
ben wir uns der Mühe entheben zu dürfen»
auch die Kaiser des 3. Jahrhunderts mit
in den Kreis unserer Combinatiou ziehen
zu müssen; soweit sprechen die Buchsta-
ben doch deutlich, dass sie dieser Zeit
nicht mehr angehören können.
Der erste erhaltene Buchstabe ist sicher
ein L. Steht er hier in der Bedeutung
von Lucius, dann kann die Inschrift nur
Digitized by VjOOQ IC
— 171 —
auf Lucius Caesar, Augusts Adoptivsohu
gehen, denu L. Aelius, L. Verus, L. Aure-
lius Commodus, die das gleiche Praenomen
führten, haben diesem jederzeit das Gentile
beigefügt.
Aber lassen wir die Bedeutung des L
zunächst dahingestellt, und suchen mit Zu-
hülfenahme der Worte Caesaris Au eine
Aufklärung zu erhalten.
1) Bei sämtlichen Kaisern und Prinzen
von Augustus bis Yitellius steht yor dem
Cognomen Caesar immer das Praenomen,
bez. ausserdem das Gentile. Also kann
aus dieser Reihe nur L. Caesar in Frage
kommen. Augustus selbst wird zwar auch
Caesar Augustus genannt, aber auf einer
an ihn gerichteten Inschrift könnte Imp(e-
raior) nicht fehlen.
2) Alle Kaiser von Vespasian ab be-
ginnen ihre Titulatur mit imp. Nimmt man
an, dieses habe auf dem verloreneu Teil
der Inschrift gestanden und das L bilde
einen Bestandteil des Kaisernamens, so ist
dies irrig, denu auf die in Frage kommen-
den Namen Ad(ms) und Aurel(iu8) folgen
immer Namen wie Hadrianus, Antouinus,
Verus, Commodus, nie unmittelbar der
Titel Caesar.
3) Von den Prinzen aus der Zeit Ves-
pasians bis ans Ende des 2. Jahrh. könn-
ten in unserer Inschrift nur die erwähnt
sein, \if eiche prindpes juüentutisYfüren, also
Titus, Domitian, M. Aurel, Commodus
(Eckhel, doct. n. VIÜ p. 375). Aber nur
die Nomenclatur Domitians fügt sich in
die überlieferten Reste; in mehreren In-
schriften (III, 318; V, 7239; X, 867; VIÜ,
10116) und den besonders beachtenswerten
VI, 932c und VIU 10119, wird derselbe
Caesar Aug. /. Doinüianus genannt. Aug,f.
anstatt Vespasiani f, kann derselbe freilich
uur dann heissen, wenn auf demselben
Monumente Vespasian schon erwähnt ist;
dies auch für das uns interessierende Mo-
nument vorauszusetzen, erregt Bedenken,
wird man aber nicht geradezu als unstatt-
haft bezeichnen können.
Das Resultat also wäre, dass der Stein
entweder Lucius oder Domitian gesetzt
sein muss. Letzterer kommt aber nur dann
in Frage; wenn das L als Schlussbuch-
— 172 —
Stabe eines abgekürzten Wortes betrachtet
wird und schwerlich kann an etwas anderes
als die Formel pro sal{tUe) gedacht werden.
Eine derartige Abkürzung ist aber in einer
so monumentalen Inschrift auch in der Zeit
Domitians schlechterdings ausgeschlossen
und hiermit scheinen mir alle Bedenken
gehoben, die gegen eine Beziehung unserer
Inschrift auf Lucius sprechen können.
Auf allen Inschriften, welche Lucius
prmceps juventutis nennen, fülirt er auch die
Bezeichnung consul designaius. Es wird
infolge dessen anzunehmen sein, dass er
beide Ehren 752 empfing (vgl. auch Momm-
sen, res gestae divi Augusti' p. 52 fg.)
und auch auf dieser Inschrift cos. desig.
zu ergänzen ist. Lucius starb noch als
Ritter und bevor er das Consulat antrat,
im August 755. Die Inschrift könnte aber
auch noch kurz nach seinem Tode, dann
freilich nicht pro salute, sondern in nie-
numam errichtet sein.
Die Inschrift scheint wie die des dem
Gaius und Lucius gewidmeten Tempels von
Nemausus auf 2 Zeilen beschränkt gewesen
zu sein. Wie dort die untere Zeile nur
aus den Worten principibus iuventutis be-
steht, so führt auf unserer Inschrift der
freie Raum vor prmcipis wie der zwischen
diesem Worte und dem Punkte zu der
Annahme eines gleichen Arrangements und
dieses wiederum zieht auch für die erste
Zeile eine Buchstabenanordnung nach sich,
wie sie schon eingangs als Ergänzung ge-
geben wurde. Hiernach hätte die Inschrift
eine Länge von etwa ß^/i m.
Eine Inschrift von solcher Länge kann
nur an einem grossen Bau Platz gefunden
haben ; leider lässt sich dieser nicht näher
bestimmen ; an ein Tempelchen zu denken
erschwert die Kürze der einzelnen Steine^
die 98, resp. 85 cm lang die Intercolum-
nien nicht überspannen können; nimmt
man aber an, die erhaltenen Blöcke hätten
nur den Fries gebildet und ein aus längeren
Steinen zusammengesetzter Architrav habe
unter diesem gelegen, so wird das Gebälk
für einen nur 6V» m langen Tempel zo
hoch. Freilich könnte die Front auch
länger als die Inschrift gewesen sein. Ebenso
würde diese aber auch an der Attika eines
Triumphbogens ihr^assende Stelle änden.
jitized by V3
173 —
174 —
Doch alles dies gehört in das Reich der
Vermutangen.
Für die Geschichte Triers ist der Stein
von Wert. Bekanntlich ist es noch nicht
zur Entscheidung gehracht, oh an der Stelle
der heutigen Stadt schon eine vorrömische
gestanden und wer dies verneint, für den
entstand die Frage, ob die römische Neu-
gründung unter Augustus oder Claudius
falle. Der neue Fund lehrt, dass um
Christi Geburt die Stadt sicher begründet
war; ob dieser aber sofort eine Colonie
zugeführt wurde, diese viel umstrittene
Frage muss ein späterer Fund entscheiden.
120. KSIn, 28. Juli. [Steinsarg]. Einen Stein-
sarg, vollständig erhalten, fand man bei
den in dieser Woche auf dem Gereons-
kloster begonnenen Kanalarbeiten, nahe
der Kirche. Auf dem Deckel lag ein sg.
Memorienstein von rotem Sandsteiu, wel-
cher in romanischen Grossbuchstaben die
Inschrift trägt: „XIIII ' KL • SEPB ' OB •
MATHELGOZ • PRB.« In den weiter west-
lich auf dem Platze gefundenen mittel-
alterlichen Grundmauern der ehemaligen
Stiftsgebäude von St. Gereon sind zahl-
reiche Architekturreste römischer Bauten
eingemauert. (Kölo. Yolksztg.)
121. Damme. [Rtfmerlager]. Dieser Tage wur-
den von Reallehrer Dr. Böcker und Ober-
Amtsrichter Kreymborg zwei Römerlager
in der Nähe von Damme aufgefunden,
deren Echtheit nicht bezweifelt wird, da
sie alle Merkmale des römischen Feld-
lagers (viereckige Form mit abgerundeten
Ecken, Graben an der Aussenseite der
hohen Wälle, Tränken, bzw. für eine Armee
genügendes Wasser, innere mit Wall um-
gebene Abteilung für die Heerführer, sog.
Prätorium) aufweisen. Beide Lager sind
trotz ihrer 1900 Jahre gut erhalten. Sie
haben einen Umfang von pl. m. 1 Kilome-
ter und liegen etwa eine halbe Stunde von
einander entfernt, das erste in Ossenbeck
hinter dem Hause des Colons Niebur, das
andere in der Grapperhäuser Mark hinter
Schiigen- Tannen in der Nähe der Quelle
der sogenannten Wimmelbäke. Sie liegen
in den Bergen, ungefähr in der verlänger-
ten Linie des römischen Bohlweges im
Divenmoor zwischen Damme und Hunte-
burg. Durch diese Entdeckung gewinnt
die Ansicht an Wahrscheinlichkeit, dass
die Römer auf ihren Kriegszügen von der
Ems (Dollart) bis zur Weser (Minden) bis
Meppen beziehungsweise bis zum Lager
von Bocelo &uf Schififen vorgedrungen, dann
die Hafen - Niederungen umgehend, über
Löningen, Essen nach Lohne gezogen und
von dort teils auf den Bohlwegen bei Brä-
gel, teils nach Steinfeld und Handorf sich
wendend und in der Grapperhäuser Mark
die Berge am bequemsten überschreitend,
auf den Bohlwegen bei Damme das Moor
überschritten haben und regelmässig auf
diesem Wege nach Minden vorgedrungen
sind. Wahrscheinlich werden sich auf der
Linie Meppen^ Löningen, Lohne, Grapper-
hausen noch andere Lager und sonstige
Spuren der Römer auffinden lassen, da sie
die Hauptheerstrasse gewesen zu sein
scheint und die Römer auf dem Marsche
jeden Abend an einem Orte, wo hinrei-
chendes Wasser vorhanden war, ein Lager
aufzuschlagen pflegten. — In der Nähe
der neuentdeckten Lager findet sich eine
Reihe von Hünen - Steiugrabmälern und
Grabhügeln, die vielleicht zu einer grösse-
ren Schlacht Beziehung haben.
(Nach Köln. Volksztg. Nr. 207.)
Chronik.
A. V. Cohawon, Autiquariach-tochniBoher 1 22.
Führer durohdasAltertums-Ma-
aeum su Wieabftden. Wiesbadon,
Bechthold u. Comp. 8». 212 S. mit 8 Ab-
bildnugen.
Hr.] Als Führer bezeichnet der Ver-
fasser das vorliegende Büchlein; er be-
rechnet es (vgl. S. 2) hauptsächlich für
den Besucher des Museums, [nicht für
den Gelehrten, der in der Ferne über die
Altertümer des Wiesbadener Museums
Kenntnis sich verschaffen will. Und in
diesem Sinne können wir dieser neusten
Erscheinung in den meisten Punkten un-
seren vollen Beifall spenden. Das be-
suchende Laienpublikum will vor Allem
über die Zeiten und die Völkerschaften
denen die im Museum aufbewahrten Gegen-
stände angehörten, unterrichtet sein, es
will kurz erfahren, mit welchen Hülfs-
mitteln und Kombinationen die Wissen-
schaft zu ihren Feststellungen gelangt,
Digitizedby VjOO*^
— 175 —
will den Gebrauch und die Namen der
Waffen, Werkzeuge, Schmuckgegenstände,
wie deren Material und Herstellungsweise
kennen lernen. Schon E. Wagner hat in
seinem 'Führer durch das Karlsruher Mu-
seum', nach dieser Richtung ein treffliches
Muster gegeben, v. Cohausen behandelt
diese allgemeinen Fragen noch ausführ-
licher und berücksichtigt namentlich auch
die Technik in grossem ümfanee; sicher
zum Nutzen des Publikums, dem das Ver-
ständnis der Wiesbadener Sammlung und
der Zweck der Altertumssammlungen über-
haupt durch diesen Führer wesentlich näher
gebracht wird; aber auch der Gelehrte
wird sehr anregende und lehrreiche Be-
merkimgen und Beobachtungen in grosser
Menge durch das ganze Büchlein zerstreut
finden. Ob bei dieser ausschliesslichen Be-
rücksichtigung des Besuchers nicht manche
Aufzählungen gekürzt und diese vielmehr
auf den Etiketten angebracht werden konn-
ten, lasse ich dahingestellt ; dagegen muss
auf die nur zu Irrungen Anlass gebende
Wiedergabe der lateinischen Inschriften
ausdrücklich aufmerksam gemacht werden,
welche samt Auflösungen und Interpre-
tationen, und ohne dass diese in irgend
einer Weise kenntlich gemacht würden, in
Msguskeln gesetzt sind; Beispiele wie
STIPENDIORVM VIGINTI DVORVM,
TITyS, CA JVS werden genügen. Die bei-
gegebenen Abbildungen enthalten ausser
dem Grundriss der röm. Villa von' Ma-
rienfels interessante Altertümer des Mu-
seums, unter diesen auch eine vor einigen
Jahren erworbene Bronzestatue eines Sa-
tyrn, welche angeblich auf dem linken Ufer
des Mittelrheins gefunden sein soll ; sie ist
eine Nachbildung des das Kroupezion treten-
den Satyrn, der aus der Marmorstatue
der Ufflzien (Dütschke 546) bekannt und
in Repliken von Marbury Hall (Michaelis
arch. Ztg. 32 S. 47) und der Sammlung
Torlonia (Matz-Duhn 416^) vertreten ist.
Auf mich machte bei genauer Betrachtung
die Bronzestatuette sowohl wegen ihrer
plumpen Arbeit wie wegen der Art ihrer
Patina entschieden den Eindruck der ün-
ächtheit.
1) Der aiofaer dasa gehörige Kopf zeigt blek-
kendo Z&hne und einen Pinienkranz.
— 176 —
Hoffen wir, dass dem 'Führer' recht
bald ein 'Katalog' folgt, welcher sämt-
liche Steinmonumente und (mit Ausnahme
der gewöhnlichsten Thon-, Bronze- und
Eisenwaaren) auch alle anderen Altertumer
einzeln beschreibt unter Zufugong der
Masse, der Fundnotizen, der Litteratur
und, wenn nötig, auch einer Abbildung.
J. Heieril giebt im Anzeiger färi23
schweizerische Altertumskunde eine
sehr dankenswerte Zusammenstellung der
Vorrtfmitchen Gräber im' Kanton ZOrich. Sie
beginnt im 4. Heft 1887 und ist zur Zeil
noch nicht beendet Bis jetzt sind behan-
delt I. Gräber der Stein- und Bronzezei;
von SchöfEisdorf-Oberweningen, Gossaii^
Weiach, Glattfelden, Rafz und Egg. IL
Gräber der vorrömischen Eisenzeit von
Affoltem bei Höngg, Bülach, Dintikm,
Unter -Engstringen, Hettlingen, Höngg. —
Die Arbeit wird fortgesetzt.
Jacob Heiartl, Pfahlbauten, Ster BerichLl24.
(Mitteilungen der antiquar. GetelUcbaft in
Zttrioh). Leipiig, Hiertemann, 1888. 4«. 66 S.
mit 21 Tfln. meitt Liohtdmok. 6 fn.
Seit dem Erscheinen des 8ten, noch
von Ferdinand Keller herausgegebenen
Pfahlbautenberichtes haben sich die Fmide
der Art gemehrt, dass eine neue Pabli-
kation nötig wurde. Die Züricher Gesell-
schaft legte dieselbe in die Hände des
durch seine anderen Arbeiten auf diesem
Gebiete hochgeschätzten Herrn Jacob
Heierli, welcher von anderen Pfahlbaa-
tenforschern unterstützt, ein Werk von
bleibendem Werte geschaffen hat, über
dessen Inhalt wir die sehr sachgemässe
Anzeige von R. Forrer in der Antiqua
1888, Nr. 3 S. 28 reproduzieren: „Der
Bericht setzt sich aus den Rapporten zu-
sammen, welche die verschiedenen Lokal-
forscher der antiquarischen Gesellschaft
eingesandt haben und Heierlis Combination
dieser zu einem Ganzen darf als eine sehr
gelungene bezeichnet werden. Das Werk
wird eröffiiet durch Mitteilungen Leiners,
Schenks und Messikommers über die neuen
Befundnisse in den Pfahlbauten des Bo-
denseegebietes. Entgegen der frohem
Ansicht, dass die Pfahlbauer dieser Region
fast ausschliesslich nur des Steines sieb
bedient haben, beweisen zahkeiche Bron-
— 177 —
- 178 -
zen, welche die Aasfnrabuiigen der letzten
Jahre an mehreren Stellen zu Tage geför-
dert, das8 auch hier die Bronze eine aus-
gedehnte Verwendung gefunden hat. Reines
Kupfer ist in diesen Gebenden mehreren-
orts konstatiert worden. Nephrite sind hier
ausserordentlich häufig, ja man darf dieses
Gebiet ohne Weiteres als das Nephrit
reichste Europas bezeichnen. Seltener
sind Jadeite und Ghloromelanite. Zu den
neuentdeckten Stationen z&hlen diejenigen
von Arbon, Steckbom n etc. Die mittel-
schweizerischen Stationen haben seit
dem Erscheinen des Ylll. Pfahlbautenbe-
richtes wieder eine ungemein reiche Aus-
beute ergeben. Neben mehreren neuen
Stein-, Kupfer- und Bronzeansiedlnngen
sind es besonders auch eine Reihe älterer
Stationen, die wiederum ein reiches Ma-
terial geliefert haben. Von besonderem
Interesse ist ein Kapitel, das wir speziell
der Feder des Herrn Heierli verdanken
und das uns eine endgültige Erklärung
über die bisher noch immer rätselhaften
Limmatfunde giebt Die aus dem
Zürichsee fliessende Limmat hat von jeher
zahlrdche vorgeschichtliche Funde aller
Zeiten ergeben und insbesondere war es
in der Gegend des unterhalb Zürich ge-
legenen „Letten", beim Zusammenfluss von
SihI und Limmat, wo bei Anlass der Was-
serwerkarbeiten eine grosse Menge von
Funden gemacht worden sind. Ferdinand
Keller vermutete hier eine Landansiedlnng,
die am Ufer sich längs des Flusses ausge-
breitet haben sollte, da an eine Pfahlbau-
tenanlage im Wasser wegen gänzlichem
Mangel an Pfählen nicht zu denken war,
und die Gegenstände ihm als nicht her-
geschwemmt erschienen. Heierli weisst
nun jedoch an der Hand der Terrainver-
hältnisse nach, dass an jener Stelle früher
unmöglich eine Landansiedlnng bestanden
haben könne, dass vielmehr diese Gegen-
stände ebenso wie die ebendort gefunde-
nen römischen und mittelalterlichen Ob-
jekte hergeschwemmt worden sein
müssen — dies von der Wiege des alten
Zürich: dem Lindenhof und seinen Ab-
hängen, wo sich nach dem Verlassen ihrer
Seeansiedlungen die Bronzeleute Zürichs
festgesetzt -haben müssen. Damit stimmt
der Charakter der Funde überein, die in
ihrer Mehrzahl dem Ende des Bronzealters
und dem Beginne der Eisenzeit angehören,
also gleichsam die Seefunde ablösen!
Die westschweizerischen Stationen,
deren Behandlung Dr. v. Fellenberg, Lehrer
Süsstrunk, Prof. Forel etc. oblag, sind in
der Hervorbringung neuer Funde nicht zu-
rückgeblieben. Lehrer Süsstrunk in Mur-
ten hat sich durch eine sorgfUtige und
eifrige Erforschung des Murtnersees ein
besonderes Verdienst erworben und eine
bedeutende Zahl hervorragender Funde zu
Tage gefördert. Die durch Fellenberg,
Gross u. A. untersuchten Ansiedlungen des
Bieler- und Neuenburgersees haben neben
manchen ausserordentlichen Fundstücken
der Stein- und Bronzezeit als besonders
wertvoll mehrfach zahlreiche Kupfei^eräte
geliefert. Ein besonderes Interesse bean-
spruchen die von Herrn Dr. Fellenberg
veröffentlichten Funde bei der Jura-
gewässer-Korrektion insbesondere von
Port (im Flussbett des alten Zihl), Brügg
und Schwadernau. Hier fiind sich bei An-
lass der Baggerungen eine Menge von zu-
meist gallischen Waffen, aber auch zahl-
reiche Geräte aus der Bronze- und Römer-
zeit. Die Bronzeschwerter repräsentieren
mehrere verschiedene Typen, im allgemei-
nen aber alles einfache Formen, wovon
nur ein prächtiges Schwert osteuropäischer
Form eine Ausnahme macht Diesen
schliessen sich Dolche, Lanzenspitzen,
Schildbuckel, Gelte, Messer, Sicheln, Na-
deln etc. aus Bronze an. Der Eisenzeit
gehören die bronzenen u. eisernen Schwert-
scheiden, Schwerter (T^netypus), Sensen
und Sicheln, Hufeisen, Lanzenspitzen, Beile
(mit Dülle), die Trensen, femer eine Reihe
von Bronzekesseln etc. an. Viele dieser
letzteren Geräte, insbesondere der Waffen
von Port tragen unverkennbare Spuren
starken Gebrauchs und Fellenberg ver-
mutet, dass hier ein Kampf stattgefunden
habe. Die Anwesenheit von Pfählen unter-
halb Port lässt darauf schliessen, dass dort
eine Brücke gestanden sei und dass mög-
licherweise um diese gestritten worden ist
— möglich auch, dass dort, analog La
T^ne selbst, ein Oppidum vorhanden war",
Digiti
zedby Google
— 179 —
Miscellanea.
125. Aus der Pfalz, Mitte Juni. In den
„Studien zur ältesten Geschichte der Rhein-
lande« X. Abt. S. 108 ist die Zahl der im
Mittelrheinlande bisher bekannt geworde-
nen praehistorischen Eisenbarren
auf 42 angegeben. Die Zahl derselben,
welche alle peripherisch um Eisenberg —
Rufiana liegen (vgl. Fig. 17 a. a. 0.) wird
durch einen neuen Fund um 6 derselben
auf 48 vermehrt. Im Woogthal, west-
lich von Weissenheim a. Berg, 6 Kilo-
meter nördlich von Dürkheim, fanden sich
beim Wegmachen V' m tief im Boden
sechs solcher Eisenbarren mit den Spitzen
nach oben. Der Ort liegt zwischen Weissen-
heim und dem sogenannten Krummholzer-
stuhl «= Brunholdisstuhl, einem altgerma^
nischen Opferplatze, von wo aus der Weg
über Altleiningen nach Eisenberg führt.
Beigaben wurden nach einer vom Unter-
zeichneten Mitte Mai vorgenommenen Gra-
bung keine vorgefunden. Von diesen 6
Stück gelangten 4 als Geschenk des Guts-
besitzers Georg Messer in das Kanto-
ualmuseum zu Dürkheim.
Es sind nach dem Gewichte Ilalb-
barren und zeigen die bekannte Gestal-
tung, zwei an den Basen zusammengesetzte
einseitige Pyramiden mit langen Spitzen.
Über Grösse und Gewicht folgende
Angaben :
L&nge : Breit« : Gewicht :
1. 40 cm 6 u. 4 cm
2. 41 cm 7 u. 3,5 cm
3. 45,5 cm 6,3 u. 3,8 cm
4. 46 cm 6,5 u. 3,2 cm
Das ursprüngliche Gewicht dieser stark
oxydierten . aus gutem Schmiedeeisen be-
stehenden Eisenbarren mag um 300—400
gr. höher gewesen sein = 2,5—2,7 kgr.
Das Gewicht der Vollbarren von Lim-
burg, Studernheim, Monzemheim beträgt
rund ö kgr. (Dr. C. Mehlis.)
126. ^^'] Zu den Trierer Inschriften, vgl. Wd.
Korr. Vn, 108.
11) Im CIRh. 771 wird unter a als im
Amphitheater gefunden ein Fragment
. . ATVLIANVS nach Haupts Panorama
und der Bemerkung videdwr perüsse ange-
führt. Dasselbe scheint mir identisch zu
sein mit einem noch jetzt in der Porta
ca. 2,220 kgr.
ca. 2,300 kgr.
— 180 —
nigra aufbewahrten, 76 cm langem und 20
cm hohem Block aus rotem Sandstein, der
auf der rechten Schmalseite ornamentiert
ist und auf der Vorderseite folgenden lu-
Schriftrest trägt:
rCTt^wy Ycvk
ljAmjJ«V8^ET
Alle übrigen Seiten sind moderne Brucb-
flächen.
Als Fundort dieses Stückes ist im Ver-
zeichnis der Altertümer der Porta nigra vom
J. 1863 Nr. 32 angegeben: „1844 im Am-
phitheater gefunden^ und auch die In-
schrift selbst beweist die Gleichheit mit
dem von Haupt erwähnten Stücke. Der
Block ist jedenfalls erst später in das
Amphitheater, welches den .Trierern oft
zur Festung gedient hat, gekommen, denn
er ist eine Grabinschrift. Den Anfang
werden die Namen der Eltern eingenom-
men haben, dann folgt die Formel fajden-
dum cur[averunt] . . . Von den Namen der
Erbauer ist nur ein Cognomen erhalten,
dasselbe kommt auch sonst am Rhein vor,
CIRh. 1842, vgl. 8atüau8 692.
12) CIRh. 772 ist eine aus der Basilika
stammende Inschrift von Brambach arg
gemisshaudelt worden, die von Florencoart
in den Bonn. Jahrb. 10 S. 106 in allen
Punkten richtig abgeschrieben und erklärt
ist. Auch bei dieser ist die Basilika nicht
der ursprüngliche Standort.
13) CIRh. 773 ist die Bezeichnung des
Fundortes wie die Abschrift ungenau. Der
Stein befindet sich jetzt im Museum; es
ist ein roter Sandstein von 44 cm U. and
72 cm Länge, der bei seiner Verwendung
als Mauerstein nur seine Oberkante be-
halten hat. Die Buchstaben haben eine
Grösse von 6V« cm. — Den Fundort be-
zeichnet genau J. J. Stammel im Trierer
Ankündiger X, Nr. 71 (vgl. Leonard j, die
angebl. Trierischeu Inschriftenfalschungen
S. 38 u. 39) als etwas nördlich vom Herren-
brünnchen über den Bach hin, in der Nähe
des Weges, der vom Altthore in die Olewig
führt. Die Inschrift lautet:
MARTI VICT/brt
faJVG-C-ALPALP/tntt«;
/^(/l BERT V8 AV(7
Der Name C, Alp(inius) Alp[im8], den
-. 181 —
— 182 —
Florencourt und Brambach nicht erkannten,
ist zweifellos. Dieser Alpinus setzte als
libertus Augusti dem Mars Victor Augustus
diesen Stein. Am Schluss wird die Dedi-
kationsformel v, 8. 2. m. bei der späteren
Verwendung weggeschlagen sein.
14) Das CIRh. 807 edierte Inschrift-
fragment, zu welchem der Herausgeber
^perüt^ bemerkt, wurde jüngst bei Herstel-
lung eines Zettelkatalogs der Trierer Stein-
deiikmale von Herrn Bautechniker Ebertz
in einer dunklen Ecke der Porta nigra
entdeckt. Brambach giebt die Inschrift
nach einer Notiz des Landgerichtsrat
Müller m Ilansen's Treveris 1 1840 S. 102;
schon vorher hatte sie Haupt in seinem
Panorama (Trier 1822) S. 157 kurz er-
wähnt. Die Inschrift wurde 1821 in der jetzt
Kaiserpalast benannten Ruine gefunden.
Haupt giebt an, auf dem Stein seien 2
Genien und die Worte .... ANVS
MARTIA zu sehen, Müller giebt die In-
schrift wieder:
ANVS
ICCI
.... MARTIA
Der wiedergefundene Stein ist ein Kalk-
stein, jetzt 1,16 m lang und 19 cm hoch ;
er zeigt links auf einem Pfeiler die Mitte
vom Körper eines Genius und rechts davon
die Buchstaben:
GNi i'u;
ANVS ICCI
MARTIA
Es zeigt sich also, dass Müllers Zeilen-
abteilung inkorrekt, und Ilaupt's Angabe,
zwei Genien seien sichtbar, gleichfalls
falsch ist, wenn nicht der Stein seit jener
Zeit einen Verlust erlitten hat. Die In-
schrift ist oben, unten und auf der rech-
ten Seite verstümmelt. Der Genius, wel-
cher die Inschrifttafel hält, beweist, dass es
eine Grabinschrift ist. Auf ddr oberen Zeile
ist gn sicher und von den folgenden Buchsta-
ben gra und nach einem unsicheren wieder
ein a wahrscheinlich. Auf der unteren Zeile
ist zwischen anu8 und icd ein Punkt nicht
zu entdecken, trotzdem zweifellos amis
Icci Martia[li8?] ßüis zu lesen, resp. zu
erklären. Zu Iccius vgl. mehrere Beispiele
in CIL. Xn. ,
15) Die Inschrift CIRh. 810, welche sich
an einem dem Juppiter gewidmeten und
mit 3 Götterbildern gezierten Altar befin-
det, stammt nicht aus dem Trierer Bezirk,
sondern aus einer Kirche an der Ahr und
kam als Geschenk des Bischof v. Hommer
in unser Museum (vgl. Schneemann, das
römische Trier und die Umgegend, Trier
1852, S. 18 Nr. 62 M und ebenderselbe
in Saar- und Mosel-Ztg. 1852, Nr. 82).
16) Im CIRh. ist unter 821 die Auf-
schrift eines im Trierer Museum aufbe-
wahrten silbernen Löffelchens (Invent. der
Gesellschaft für nützl. Forschungen T,
Nr. 1) wenig genau wiedergegeben. Die-
selbe befindet sich im Innern der Kelle
und ist wie diese teilweise zerstört. Deut-
lich steht geschrieben:
S EVVANTMi'"»Y\8
Vor Vivas stand als Interpunktion ein
Blatt. Zwischen S und E steht kein Punkt,
befindet sich aber ein etwas grösserer
Zwischenraum, so dass, da Seuvantia als
eine unmögliche Namensbildung erscheint,
S(eceria ? ?) Euvantifa vi] vaa zu lesen ist.
Euvantia statt EumüMa auch CIL V, 6222,
Euvantm IX, 6083, 167.
17) Die fragmentierte Inschrift unbe-
kannten Fundortes CIRh. 824, welche jetzt
im Museum aufbewahrt wird, ist von Bram-
bach nicht in allen Punkten richtig wie-
dergegeben. Es ist ein Kalkstein von
29 cm Länge und 48 cm Breite; die In-
schrift ist oben und rechts verstümmelt.
n L D n///
ET- L- ALB////
V E 8 Till II
Lal BANV//////
LIB' I PS £////;//
[Dis manilms L.] Alba[nto Fimio] et
L. Alb(anio) [Secundo] vestfiariis] L. AI-
banius [Primus] lib(ertu8) ipse [fecit]. Die
Ergänzung der Nomina ist selbstverständ-
lich nur beispielsweise.
18) Das Fragment CIRh. 826» unbe-
kannten Fundortes, jetzt im Museum auf-
bewahrt, ist ein Postament aus weichem
grauen Sandstein. Auf der Oberseite des-
selben sind noch Reste von Füssen einer
Statue sichtbar ; die auf der Vorderseite be-
findliche Inschrift war immer nur zweizeilig ;
der Anfang derselben ist abgeblättert, aber
- 183 -
die noch scharf erhaltene linke Kante zeigt,
dass im Anfang der 1. Zeile nicht mehr
als 2—3 Buchstaben fehlen; dagegen ist
das Ende vollständig abgebrochen. Die
Inschriftflftcbe ist 11 cm hoch und jetzt
36 cm lang.
///////OAPOL
llllllllliniyzm]
Zweifellos ist ApollUm]; der Anfang
hiess wahrscheinlicher deo als in, K d, d;
in der 2. Zeile ist vom Gentile die Endung
und vom Cognomen der Anfang erhalten.
19) Der Fundort der Westd. Korr. II,
Nr. 104 (Nr. 2) = C. Rh. 826 e und f be-
handelten Inschrift ist Gasteil bei Saarburg,
wie aus Barsch, einige Nachrichten über
Otzenhausen, Castell, Monclair, herausge-
geben von Schriever, 2. Aufl., Trier 1839,
S. 16 hervorgeht.
20) Brambach übersah ein Meilenstein-
fragment, welches Philanthrop (Blätter für
Gewerbe u. s. w.) Trier 1846, Nr. 3 in ei-
nem Berichte über die Gesellschaft, f. nützl.
Forschungen für 1845 erwähnt worden und
sich im Museum befindet Es ist eine
Trommel aus grauem Sandstein von 34 cm
Dm. und 27 cm Höhe. Auf derselben
steht deutlich die Inschrift:
PIO-FkLICI-INVI
CTO- AVG-P-M
'ül BV Nl CIE
Im Philanthrop lautet der Anfang MO,
das übrige ist richtig angegeben. Durch
den Beinamen invictus^ welcher sich zuerst
bei Caracalla findet (vgl. Wilmanns, exempla
992) erfahren wir, dass der Stein frühestens
unter diesem Kaiser gesetzt ist Der Fund-
ort ist leider nicht bekannt, es wird nur
angegeben, dass der Stein als Geschenk
des Oberbergrates Böcking in das Museum
gekommen sei und da derselbe den grössten
Teil seiner Sammlung aus der Umgegend
von Saarbrücken und der Nahegegend zu-
sammenbrachte, liegt es nahe zu vermuten,
auch dieser Stein stamme aus jener Gegend.
21) Im vergangenen Jahre kam ein In-
schriftfragment aus grauem Sandstein, von
36 cm gr. Breite u. 26 cm gr. Höhe in die
Sammlung (luv. 14335), aus altem Trierer
Besitz. Die Stadt Trier wird, vermutlich
mit Recht, als Fundort angegeben.
- 184 -
II -tm//////
C 0 N I V G I
Rl -ARTIS'R H
SIBI-VIVA-r edi
Die Ergänzung negotiatori wird man als
sicher betrachten können (vgl. negotiaU>r
artis cretariae CIL m 5833, negoUator artis
purpurariae III 5824) ; dagegen bleibt leider
die nähere Bezeichnung zu artis zweifelhaft ;
am wahrscheinlichsten ist rosariae] die Art
des Bruches hinter R spricht nicht gegen die
Annahme, dass ein 0 dem R folgte. Der
Blumenluxus der Römer und gerade der
mit Rosen ist bekannt
22) Ein silbernes Löifelchen, durch eme
handschriftliche Notiz Ladner's in einem
bei den Akten der Gesellschaft für nutz!.
Forschungen aufbewahrten Hefte 'Antiqua-
rische Funde u. Entdeckungen* mir schon
länger bekannt, kam im vergangenen Jahre
durch die Güte des Herrn Oberregierungs-
rates von Guerard in unser Museum (Inv.
16595). Es wurde im Winter 1868 auf 69
beim Eisenbahnbau bei Rilchingen (bei Saar-
brücken) gefunden. Das Löffelchen ist gut
erhalten, hat ein Gewicht von 10,60 Gr. und
eine Länge von 12 cm. Die Kelle ist rund
und von 24 mm Dm. Auf der Aussenseite
der Kelle steht in punktierten Buchstaben
X
IVL
SiLVIN
Das Zeichen X ist schwerlich nur Orna-
ment; da bei Wertmetallgegenständen sehr
oft das Gewicht angegeben ist, so wird die
X sich auf dieses beziehen, obwohl das
Fehlen der Gewichtsorte auffallend ist; man
wird an Scripula denken müssen, deren X
» 11,37 Gramm. Der Verfertiger heisst
M(ni8) Süvin(u8).
Erneuerte Statuten desTrarbacher 12?.
Pfarr-Lehngutes.
(Yerfasst von dem dermaligen 2ten Pfiarrer
H. Pfeiffer, vorgelegt auf dem Geding
[22. Juni] 1829.) >)
Littera A. Bestimmung dieses Leimgirtes.
Es besteht solches aus erblichen, der
1) Wir bringen diese Statuten lum Abdiuck,
d« lie einen reichen Binbliok in dM Poztlebra
miUeleUlterlicher WirU^fteformen an der Motel
geeUtten. ^^.^.^^^ ^^ GoOglc
— 185 —
eyangelischen Kirche dahier zugehörigen,
von den Lehnsleuten frei zu bebauenden
Drittel¥ringerten, von deren Ertrag diese
(die Lehnsleute oder Erbbeständer) zwei,
und der zeitige evangelische zweite Pfarrer
dahier als Lehnsbesitzer ein Drittel
zu ziehen hat
Litten B. Von den Verbftitnitten und Pflichten
der Leiintleute.
Sectio L Bauregeln.
Nr. 1) Jeder Lehnsmann ist überhaupt
verpflichtet: sein Gut gehörig zu bauen,
beim Abteilen und Abliefern der Drittel-
trauben gewissenhaft und redlich zu ver-
fahren, auch Alles, was ordnungswidrig ist,
ohne Scheu und Menschenfurcht anzuzeigen,
und stets das Frommen und Beste des
Lehnsherrn eifrigst zu befördern.
2) Wer seinen Wingert ungegraben lie-
gen lasst, oder überhaupt nicht gehörig
baut, wird das erste Jahr schlecht (blos)
gemahnt, ebenso das zweite, das dritte Jahr
wird er gerügt, und das 4. caducirt.
3) Die Rüge zieht 4 Quart Wein Strafe
nach sich. Wer dieselben bis zum Herbste
nicht gezahlt hat, dem werden die Trauben
zum Nutzen des Lehnsbesitzers confiscirt.
Giebt es keinen Herbst, so wird man am
nächstfolgenden seinen Regress nehmen.
4) Wird ein Wingert caducirt (d. h.
abgenommen und versteigert, was allemal
auf dem Geding geschieht), so erhält der
Lehnsbesitzer die eine, und das Geding die
andere Hälfte des Erlöses, der bis zum
nächsten Geding verabreicht werden mnss.
5) Kein Lehnwingert unter 400 Stöcken
kann getheilet werden.
6) Kein Lehnwingert kann ohne Erlaub-
niss des Lehnsherrn gebrochen werden.
Ist dieselbe ertheilet worden, so ist er
fünf Jahre frei, wie auch im 6ten, als
dem vorgeschriebenen zweiten Düngjahre.
Es muss nämlich auch im zweiten oder
3ten Jahre bei vier Quart Wein Strafe
gedüngt, und solches (jedoch kostenfrei)
den Gedingvögten angezeigt werden, wobei
gestattet ist, im ersten Jahre Runkelrüben
(Rommein) zu setzen.
7) Beim Brechen und Ausbessem darf
kein Roth mehr gepflanzet werden, bei
Ein Quart Wein Strafe für jeden Stock
(ProtocoU de 1827). Auch ist den Lebns-
- 18« -
leuten, da kein Roth mehr gelesen wird,
untersagt, im rothen Herbste in die Drit-
telwingerte zu gehen.
8) Jeder Lehenwingert mnss alle sie-
ben Jahre gemistet werden, und ist solches
Düngjahr frei; die Anzeige von Mistungen
muss aber den Gedingvögten — unter Ver-
abreichung von sechs Pfennig prenssisch —
vor Matthiastage gemacht werden, nachher
werden keine Mistungen mehr angenommen.
9) Die Weinberge müssen vor dem 20ten
Mai gegraben seyn, bei zwei Quart Wein
Strafe (1823).
10) Es dürfen keine Rüben, Kohle, noch
sonstige Gemüse gepflanzet werden, den
Nr. 6 vorgesehenen Fall ausgenommen, bei
vier Quart Wein Strafe auf je 100 Stöcke.
11) Jeder Lehensmann muss seinem Win-
gert einen Namenspfahl vorsetzen bei vier
Quart Wein Strafe (1825).
Sectio II. Herbstregeln.
1) Die Lehenwingerte müssen zufolge
der Beschlüsse vom Jahr 1825 und 1827
vor den eigenen Vormittags gleich nach dem
Glockenlänten (dem gewöhnlichen Zeichen
zur Lese) gelesen werden, bei acht Quart
Wein Strafe.
2) Die Lehnsleute sollen beim Abtheilen
der Tranben, ihres eidlichen Versprechens
eingedenk, redlich und gewissenhaft dem
Lehnsbesitzer ohne irgend eine Unterschlag-
ung und Verheimlichung, weder in den Wein-
gärten selbst, noch beim Nachhausetragen
das ihm zukommende Drittel, welches der
dazu bestellte Theiler gewählet hat, ver-
abfolgen lassen.
3) Das Ausbrechen von Tranben ist
untersagt; Erlaubniss hierzu muss vorher
bei dem Lehnsbesitzer eingeholet werden.
Dasselbe gilt auch von dem sogenannten
Hängelschneiden.
4) Die Lehnsleute müssen dem Pfarrer
(Lehensbesitzer) die Dritteltrauben frei auf
den Kelter liefern.
5) Wer sich irgend eine Veruntreuung
zu Schulden kommen lässt, muss nicht nur
vollkommenen Schadenersatz leisten, son-
dern zieht sich auch — ausserdem, dass
er als ein pflicht- und gewissenloser Mensch
Ehre und guten Namen verletzt — eine,
auf dem nächsten Geding näher zu be*
stimmende Strafe zu«
Digitized by VjOOQ IC
- 187 -
Sectio ni. Von den besondern Ver-
hältnissen und Pflicliten der
Gedingvügte.
1) Dieselben sollen überhaupt ihrem Amt
als Mitvorsteher der Lehnsgutsgesellschaft
und Gesandte des Lehnsherrn treu und ge-
wissenhaft vorstehen, ein wachsames Auge
auf den guten Bau der Lehngiiter haben,
streng über die Handhabung der guten
Ordnung halten, und alles Rügbare ohne
Scheu und Menschenfurcht, noch irgend
eine Parteilichkeit, oder Rücksicht der
Person zur Kenntniss des Lehnsherrn ge-
langen lassen, und auf dem Gedinge vor-
bringen — Alles zufolge ihrer besondern
Gedingsvogtsverpflichtüng.
2) Sie haben sich zu dem Ende sorg-
faltig mit den einzelnen Lehengütern be-
kannt zu machen;
3) die Mistungen gehörig zu notiren ; und
4) vor dem Geding eine genaue Güter-
besichtigung vorzuehmen, damit sie im Stande
seien, über den Stand der Dinge gehörigen
Bericht abzustatten. Für diese let^cre Be-
mühung (Güterbesichtigung) erhalten sie von
dem Lehnsherrn eine Extravergütung von
einem Sester Wein.
Littera C. Gedingregeln.
Sectio I. Vorbestimmungen.
1) Das Baugeding wird alljährlich am
Montage vor Johannis-Baptistae (Johanns-
tag) am gewöhnlichen Orte, Nachmittags
Schlags 2 Uhr gehalten, und durch einen
der Gedingvügte mit der üblichen Anrede
eröffnet.
2) Den Gedingvorstand bilden und sitzen
an einem besondern Tische: a) der Pfarrer
als Lehnsbesitzer praeses; b) die beiden
Gedingvögte; c) der Secretaire oder Pro-
tokollführer.
3) Jeder Lehnspflichtige ist verbunden
auf dem Geding zu erscheinen.
4) Ausbleiben ohne Anzeige bei den
Gedingvögten und bei denselben eingehol-
ten Urlaub zieht eine Strafe von zwei
Quart Wein nach sich (1827).
5) Wer zu spät erscheinet, muss zwei
Quart Wein zahlen.
6) Der Besteller muss zu dem Ende
vor der Eröffnung des Gedings vor die
Thüre treten, und 3mal mit lauter Stimme
rufen: „Herein! wer herein gehört.**
— 188 —
7) Sobald die Sitzung eröffnet ist, and
solange die Protocollirung der Verhand-
lungen dauert, muss jeder stillschweigen,
und darf kein Lehnsmann das Wort neh-
men, ohne dass er vorher mit den Worten:
„Ich bitt' ums Wort" darum angesucht
hat, oder ausdrücklich dazu aufgefordert
worden ist.
Sectio IL Vom Gang der Verhand-
lungen.
Diese finden folgendermassen Statt:
1) Werden die Statuten vorgelesen,
2) folgen die Empfängnisse.
Wer als neuer Lehns- oder Baumann
auftritt, wird auf die herkömmliche Weise
in Verpflichtung genommen, worauf er die
Statuten zu unterschreiben hat. Derselbe
zahlt zwei Kopfstück (12 Silbergroschen)
Hüll- oder Einstandsgeld, wovon die Ge-
dingvögte die Eine Hälfte ziehen, und die
andere dem Geding zu gut kommt Was
die Wittweiber anlangt, so haben dieselben
nach dem Tode des Mannes zwar auch sirh
zur Verpflichtung zu stellen, brauchen aber
kein Hüllgeld zu zahlen. Dasselbe gilt auch
von den Bauleuten.
3) a. werden die Mistungen vorgelesen,
b. werden die vorgelesen, welche neuge-
setzt haben.
4) Die Rüg' u. Mahnungen vorgenommen.
5) werden die Beurlaubten vorgelesen.
6) Schliesslich werden dieLehnslente auf-
gefordert, wer noch was anzubringen habe,
solches jetzt zu thnn; worauf das Protokoll
der eigentlichen Verhandlungen geschlos-
sen und keine Anträge mehr angenommen
werden.
Sectio III. Vom Gedingwein.
Der Lehnsherr ist eigentlich nur ver-
pflichtet, sechs Sester Gedingwein zuge-
ben, und zwar immer vom letzten Jahrgange.
Was er mehr thut — wie bisher geschab —
(wenn kein Missjahr eintrat), ist freier Wille.
Sectio IV. Vom Verhalten derLehns-
leute während der Sitzung, dieso-
lange dauert, bis sie von dem Ge-
dingvogt für geschlossen erkläret
wird,woraufdann die gedinglichen
Gesetze aufhören, und die etwani-
gen Vorfallenheiten der Polizei
überlassen werden.
Da das Geding aus scsshaften ehrsamen
- 189 ^
Bürgern (reap. Frauen) besteht, so lässt
sich mit Recht auch erwarten, dass die-
selben sich eines anständigen, ehrbaren
nnd ordnungsmässigen Verhaltens während
der Zusammenkunft befleissigen werden.
Um jedoch allen und möglichen Unord-
nungen vorzubeugen, sind noch folgende
besondere Hegeln festgesetzt worden:
1) Keiner darf des andern Platz, ohne
dessen Genehmigung, einnehmen, oder sich
von eines andern Wein einschenken. Wer
dawider handelt, unterliegt einer Strafe
von Ein bis Vier Quart Wein.
2) Das Tabakrauchen in dem Sitzungs-
zimmer ist untersagt.
3) Wenn von dem Vorstand stillschwei-
^cn geboten wird, muss gleich Folge ge-
leistet werden, bei zwei Quart Wein Strafe
(1823).
4) Wer Streit anfängt und sich wider
einen Lehnsmann mit Scheltworten vergeht,
wird als autar rixae in Acht, und wer da-
gegen schimpft in Vier Litres Strafe ge-
nommen (1816).
5) Wer unanständige Reden führt, und
sich überhaupt durch sein Betragen die
Unzufriedenheit der Gesellschaft zuziehet,
wird entweder angewiesen, sich nach Hause
zu begeben, oder er kann auch, wenn das
Geding es für gut findet, in eine Strafe
von 1 bis 4 Quart Wein genommen werden.
6) Sowohl der Geding- als Strafweiu
wird auf dem Geding getrunken, und darf
unter keinem Verwände davon mit nach
Hause genommen werden; wesshalb die-
jenigen, die früher (vor dem gesetzlichen
Schluss) die Versammlung verlassen wollen,
ihre Kruge oder Flaschen an dem soge-
nannten Herrentische umgekehrt zu zeigen
haben.
Sectio V. Von dem Besteller.
1) Er wird jedesmal von seinem Vor-
gänger gewählt.
2) Er hat den Gedingwein, nachdem er
ihn vorher erprobet und für gut befunden,
bei dem Lehnsherrn abzuholen.
3) Er hat das sub I^it. C. Sect. I Num.
6 Festgesetzte zu befolgen.
4) Er besorgt das Einschenken und
Austheilen, und hat dabei Acht zu geben,
dass Nichts verschüttet, und dass der Wein,
^- 190 -
sowie auch im vorkommenden Falle die
Wecke, gehörig vertheilt werden.
5) Wenn das Weinfasschen leer ist,
muss er solches umstellen, und durch Auf-
klopfen zu erkennen geben, dass nichts
mehr drinnen ist.
6) Endlich hat er überhaupt die ver-
schiedenen Gänge, und was noch sonst zu
bestellen wäre, zu thun.
Schlussbemerkung.
Jeder Lehnsmann unterwirft sich durch
seine Unterschrift nicht nur allen in gegen-
wärtigen Statuten erneuerten Anordnungen
und Regeln, sondern auch dem, was künftig
das Gesammtlehen weiter zu beschliessen
und anzuordnen für gut finden wird.
So geschehen zu Trarbach, am 22. Mai
(Montags vor Johannis Baptistae) 1829.
Folgen viele Unterschriften.
Zusatzartikel zu der neuen Lehn-
und Gedingordnung de 1829.
(Vide Protokoll dat. 22. Juni 1829.)
Es soll künftig Jeder Ein und dasselbe
Gefäss von Einer Maass, sei es Krug oder
Quart, mitbringen ; bringt er kleineres Ge-
fäss mit, so bekommt er (falls der Lehns-
herr mehr als das sub Lit. C. Sectio HI
bestimmte Quantum von circa \!% Maass
per Mann giebt) nur dieses eingeschenkt
und hat weiter nichts nachzufordern.
Auch wurde, indem heute die neue Ge-
ding- und Lehnsordnung vorgelesen, ange-
nommen und unterschrieben wurde, zugleich
in Erinnerung gebracht, dass Jeder, der
auf dem Geding erscheint, den Anstand
und Respekt nicht durch seine Kleidung
verletzen dürfe, und daher, wie es gezieme,
in einem Rocke erscheinen solle.
Zusatzartikel de 1832 (vide Protocoll).
Wenn künftig ein Lehnsmann bricht
und neu setzt, so muss der ganze Wingert
neugosetzt und kein Stock verlegt
werden, unter der Strafe, dass er keine
Freiheit zu geniessen hat.
Zusatzartikel de dato 21. Juni
1847, wobei festgesetzt wurde, dass, wenn
wiederum der Fall der Wahl eines neuen
Gedingvogts eintreten sollte, dieselbe durch
die abzugebenden Stimmzettel eines jeden
Lehnsmannes vollzogen werden solle, mit
Digitized by VjOOQ IC
- 191 -
der aasdrücklichen Bestimmong, dasd &A
dieser Wahl der Geding- Vorstand selbst
keinen Anteil nehmen dürfe.
L e h n s e 1 d.
Derjenige, welcher als Lehnsmann em-
pfängt, soll geloben, und zu Gott dem All-
mächtigen schwören einen körperlichen Eid,
mit aufgehobenen Fingern, dem zweiten
Pfarrer dahier als Lehnsbesitzer hold und
getreu zu sein; dessen Frommen und Bestes
zu befördern, Schaden und Nachtheil zu
verhüten; das Lehngut getreulich zu bauen,
dabei und im Abtheilen die Pflichten eines
redlichen und treuen Lehenmannes bestens
zu erfüllen, und anzuzeigen, was jordnungs-
widrig und ruchbar ist, es sei an Missbau,
Hängelschneideo, Legelstürzen, oder sonsten
eine Unternehmung, wodurch das Gut und
die dem Lehnsherrn gebührende Erträgniss
geschmälert werde.
Bestallung.
Was mir jetzo vorgehalten worden und
ich wohl verstanden, dem gelobe ich und
schwöre ich getreulich nach zu kommen,
so wahr mir Gott helfe und sein heiliges
Evangelium.
Gedingvogtseid.
Ihr sollt hiermit in Bezug auf euren
bereits geleisteten Lehenseid zu Gott dem
Allmächtigen schwören einen körperlichen
Eid, dass Ihr dem Euch anvertrauten Amt
wollet getreulich vorstehen, Euch die Le-
hengüter genau bekannt machen, auf deren
guten Bau ein wachsames Auge haben, die
Mistungen gehörig notiren und besichtigen,
Alles Rügbare ohne Scheu und Menschen-
furcht auf dem Geding anbringen, und über-
haupt so handeln werdet, wie es von einem
ehrlichen und rechtschaffenen Dingvogt zu
handeln erfordert wird.
Bestallung.
Was mir jetzo vorgehalten worden —
und ich wohl verstanden — dem gelobe
und schwöre ich — getreulich nach zu
kommen — so wahr mir Gott helfe —
und sein heiliges Evangelium.
— 192 —
Von dar
Wettieitteliei Zeitschrift
wurde »asgegeben Jahrg. YII (1888) Heft I n. II,
enthaltend:
H«ftl.
P. J. Blek, Die heinuttliehe Oeeehiebtafonchug
in Holland.
PrME GSrren. Biotini Vami (oder Bietiovanu),
der berachtigte niTthische Verfolger der gal-
lischen und Bumal der trieriaohen Kirche.
J. HftB86B, Jahreerechnnng dee Kölnischen Offi-
aiaUtgerlchts in Soeit rom 1. MEra 1498 hh
14S9.
Ludwig WellMd, Vertrag awischan Erzbitckof
Bald sin ron Trier nnd Bisehof Adolf tob
lifittioh Aber die Veraetanng dee letsteroi asf
den Ersstahl ron Mains. 1SS4 Jnni 9.
Lldwig WellMdi Ungedrudkte Urkunden der Kn-
bischOfe Johann I. und Arnold II. ron Trier,
die Kirche su Engers, Kreis Neuwied, be-
treffend.
0. Dfthm, Übergang Aber den Doppelbiergraben-
sumpf in der Bulaa bei Hanau.
W. Wiegaad, Die Alamannenschlacht bei Sirsss-
burg. Eine Entgegnung.
Receisleaei :
Die Miniaturen der Uni Tersitftts-
Bibliothek su Heidelberg, be-
schrieben TOn li. Ton Oechelhaoier.
Erster TeiL — Angeseigt von Karl Laap-
recht in Bonn.
Quellen anr Oeschichte der Stadt
Worms auf Veranlassung und mit Uat«^
sttttsung des Herrn G. W. Heyl, ronsali
Mitglied des Deutschen Beichstagee, hertu-
gegeben durch H B o o s. L Teil: U r k n b -
denbuch der Stadt Worms. L Bd,
627—1300. — Angeseigt ron OusUt Frhn.
Schenk an Bchweinebergin Dsroi-
stadt.
H«ft n.
E. Slebeirg, Zum Matronenknltns.
Hettaer. BOmische Mflnsschatafnnde in den Sheia-
landen. (ForUetxung an Jahrg. VI 8. 119-1S4)
H. Boeif Erwiderung auf die Bieoenaioa mein«
Urkundenbnches der Stadt Worms 1. Ban^
▼on O. Freiherm Schenk au Sehweiasberg.
0. Frhr. Seheak sn SehwefasberSi Erwidonug.
Bibllegraphle:
I. Zeitschriften.
II. Bflcherschau.
Verlag der Fr. Lintz'schen Buchhandlung in Trier
Dir Dom in TrUr
in seinen drei Hauptporioden:
der BinisdieB, der FriBkiflckei, der Knuiirk
beschrieben nnd durch 2ß Tafeln erlintert
von
Dr. J. N. von Wilmowtky.
Preis 90 Mark.
Herabgesetster Barpreia 80 Mark.
Die Facsimiles
von Originalpläiion iontsekor Done
auf 72 cm breitem Papier.
Von O. W. Bohmldt, Architekt.
Originalplan dos Domes au KMn 8 A 1 BlsU
8,87 m hoch.
Originalplan des Domes an Regonibyrg 9 X 1 Blstt
lr,39 m hoch.
Originalplan des Domes su Uhn 6 Jl 1 Blstt
1,78 m hoch.
8 Entwürfe sum Dome au Frukfurl 6 A 1 Blsfl
140 m hoch.
4 PlAne aum Maniter au SlriMOurs tl ü
nt UNTraoNt buohdiiuokcrki in TRisa
JtMgtrt
▼oa Dr. H«ttiitr in Tritr
und
Pr«fiMor Dr. LaMprteM
in Bonn.
der
VerUg
d«r
FR. LiNTZ'tchtn
BuohhftBdlung
In Trinr.
Westdeutschen Zeitschrift für Geschichte und Kunst,
SKf leieh Organ der historteek-antiqnarisehen Yereine zu Backnang, Birkenfeld, Dürk*
keim, D&sseldorf, Frankftirt a. M., Karlsrnke, Mainz, Mannheim, Neuss, Speyer,
Strassbnrg, Stuttgart nnd Worms, sowie des anthropologisehen Vereins zn Stuttgart
♦
Sept & Okt
Jahrgang YII, Nr. 9 & 10.
1888.
I>aa Korrmpoadenxblatt «nobttint in einer Auflage Ton 360O Exemplaren. Inierate i 86 Pfg. für die
gespaltene Zeile werden von der Verlagahandlong nnd allen Inieraten-Bnreani angenommen, Beilagen
nneh Uebereinknnft. — Die Zeiteohrift erscheint TiertelJ&hrlich, dai Korrespondenablatt monatlioh. —
Abonnementepreii Ifi ICark für die Zeitschrift mit Korrespondenablatt, für letateres allein 6 Mark.
Neue Funde.
128. Siratsburg, 18. Sept. [ROmitche Funde].
Wir haben den archäologischen Funden,
welche beim Dohlenbaa in der Blau wölken-
gasse gemacht worden sind, unsere Auf-
merksamkeit zugewandt und gefunden, dass
es römischer, aus dem rumischen Castell
herrührender Bauschutt ist, welchen wir
hier aufgelagert finden. Etwa 1 m unter-
halb des Pflasters bemerken wir in einer
Stärke von 30—40 cm eine mit roten
Ziegelstücken vermengte Bodenscbichte,
dann folgt eine Lehmschiebte und unter
derselben nochmals eine auf dem etwa 1 m
starken Letten ruhende Schichte römischen
Schuttes. Die ganze Höhe bis zu dem
Eies, auf welchen die neue Dohle gelegt
wird, beträgt etwa 3 m. Wir finden nun
in dem römischen Bauschutt Bruchstücke
sämtlicher bei den römischen Häusern vor-
kommender charakteristischer Bauteile ver-
treten, als: Leistenziegel, Hohlziegel, Bo-
denplatten (teils mit dem Siegel der 8.
Legion), Bodengussmörtel- und Wandstück-
teile (letztere mit dem Pompejanisch-Roth
bemalt). Ferner fanden wir ein Thränen*
fläschchen, sehr schöne Bruchstücke von
Gefössen aus terra sigillata mit Verzie-
rungen von Tierstücken und menschlichen
Gestalten. Der untere Teil einer Vase zeigt
deutlich den Namen des Tupfers Pecnliae.
Ans der ganzen Art der Ablagerung des
römischen Bauschuttes — insbesondere
da Teile der römischen Wandmauerung
fehlen, muss man schliessen, dass derselbe
nicht von hier gestandenen rumischen Ge-
bäulichkeiten herrührt, sondern dass der-
selbe beim Ausgraben der Häuserfunda-
mente im Bereich der römischen Stadt,
welche am Broglie abschloss, in die Blau-
wolkengasse abgeführt und aufgeschichtet
wurde. Diese Stadterweiterung fällt in das
13. Jahrhundert, und der Wiederaufbau der
römischen Stadt dürfte schon im 6. und 7.
Jahrhundert stattgefunden haben. — Kürz-
lich wurden beim neuen Gasometer römische
Münzen, meist von Antonin [gemeint wohl
Caracalla] und Gordian, in einem Klumpen
zusammengeballt, gefunden.
(J. Na eher in Strassb. Post.)
Kdln, 10. Sept. [ROm. Kanal bei Kendenich.] 129.
Bei der Anlage eines Anschlussgeleises von
der Braunkohlenzeche Franziska I bei Ken-
denich nach Bahnhof Kaischeuren stiessman
vor einigen Tagen auf den bekannten Bö-
merkanal, welcher hier eine nordöstliche
Richtung verfolgt, die auf ca. 15 mver*
folgt werden konnte. Er liegt an der Fund-
stelle, einem Einschnitt im Gelände, ca. 2
bis 2,50 m unter der ursprünglichen Ober-
fläche und konnte nur bezüglich «einer
lichten Höhe auf ca. 0,90 m bestimmt wer-
den, da er voll von Schlamm und Wasser
stand; an der Wölbung ist eine schwache
Schicht von Kalksiuter erkennbar. Die Lei-
tung zieht sich an der angegebenen Stelle
von den sanften Abhängen des Vorgebirges
in die Kölner Ebene hinab.
(Dr. Cüppers.)
Hannover [ROmerttrasse]. Die im Auf- 130.
trage des Kultusministeriums von Professor
Dr. Knoke aus Bemburg ausgeführten Un-
Digiti
zedby Google
— 195 —
tersuchuQgen Über die Beschaffenheit der
im südlichen Teile der Provinz Hannover
in ihren Resten noch vorhandenen rumi-
schen Heeres Strassen zwischen Mehr-
holz und Br&gel (im Kegierungsbezirk Han-
nover) ergaben die Thatsache, dass die
beiden Bohlwege, welche von einem Bande
des Moores nach dem andern in paralleler
Richtung laufen, teilweise zu römischen
Zeiten bereits durch neue auf die alten
gelegte Brückenbestandteile nach vorange-
gangener Abnutzung oder Zerstörung wie-
derhergestellt worden sind. Man fand auf
der einen Brückenlage einen Schlägel zum
Festnageln der Bretter, welchen die Hand-
werker haben liegen lassen. Professor Dr-
Knoke vermutet in diesen Diepholzer Bohl-
wegcn die pontes longi gefunden zu haben,
welche der römische Feldherr Cäcina 15
nach Christus auf seinem Rückzüge nach
dea Emsufern benutzt hat. Die zahlreichen
Spuren von römischen Heerstrassen, welche
sich im nordöstlichen Teile der Provinz
Westfalen und im südlichen Teile von Han-
nover vorfinden, verdienten auch wegen
ihrer interessanten Fundstücke grössere
Beachtung. (Köln. Ztg.)
Chronik.
131. Hr.] Am 20. August starb in Metz
Fritz Moeiter in einem Alter von erst 41
Jahren. Die lothringische Altertumskunde
hat in ihm ihren eifrigsten, aufopferungs-
vollsten und kundigsten Forscher ver-
loren. Möller gehörte zu den treuesten
Freunden unserer Zeitschrift ; von der Not-
wendigkeit der Begründung eines Central-
organes für die Westdeutsche Altertums-
kunde fest durchdrungen, hat er von dem
ersten Aufruf, den wir erliessen, sich uns
fest verbunden; die wissenschaftliche Kor-
respondenz führte bald zu persönlicher
Begegnung und treuer Freundschaft. Ein
zuverlässiger Charakter war er ein zuver-
lässiger Forscher ; seine Abhandlungen über
das Nymphäum in Sablon (H, S. 249), Zu
dem Denarfund von Metz (HI, S. 129), Die
Gans auf Denkmälern des Mars (V, S. 321),
seine ausführliche Anzeige von Schricker's,
Älteste Grenzen und Gaue im Elsass (V,
S. 264), seine jährlichen Berichte über den
— 198 —
Zuwachs des Metzer Museums wie seine
zahlreichen Notizen in unseren Korrespon-
denzblättern (I 3, 52, 82. H 139, 153, 188.
HI 2, 36, 79, 143, 163. IV 153. V 44, 132,
155, 190. VI 51, 179, 196. VII 34) liefern
dafür den Beweis.
• Geboren am 20. September lS46inDoden-
hausen im damaligen Kurhessen, wo sein
Vater Oberförster war, besuchte er in Mar-
burg Gymnasium und Universität. Unter-
brochen wurden seine Studien durch den
Krieg von 1870/71; er machte denselben
von Anfang bis zu Ende mit und wurde
mit dem eisernen Kreuze dekoriert Ostern
1873 kam er an das Gymnasium zu Metz,
wo er 15 Jahre thätig war, alle Musse-
stunden auf die Westdeutsche Altertums-
kunde, in der ihn ausser dem Lothringischen
besonders die etymologischen Fragen be-
schäftigten, verwendend. Ein Gedanke, der
ihn im letzten Jahre seines Lebens lebhaft
beschäftigte, die Begründung eines histo-
rischen Vereins für Lothringen, ist mit
seinem Tode glücklicher Weise nicht unter-
gegangen-, der soeben begründete Verein
wird die Thätigkeit Möllers über dessen
Grab hinaus zu ehren wissen.
Metz, 14. Octbr. Gestern Nachmittag 132
wurde im hiesigen Bezirkspräsidiatgebäude
imter zahlreicher Beteiligung eine „Ge-
sellschaft für lothringische Ge-
schichte und Altertumskunde" ins
Leben gerufen. Dieselbe setzt sich nach
den unter dem Vorsitze des Bezirkspräd-
deuten Freiherm von Hammerstein ange-
nommenen Satzungen die Aufgabe, „das
Interesse an der Geschichte und Alter-
tumskunde Lothringens zu fördern, insbeson-
dere durch Studien, gemeinsame Besprech-
ungen, Vorträge, Sammlungen, Herausgabe
eines Jahrbuches ; auch die Erhaltung his-
torischer Denkmäler soll in den Kreis der
Vereinsthätigkeit gezogen werden". Ähn-
liche Zwecke verfolgte vor 1870 die „Sociätd
d'arch^ologie et d^histoire de la Moselle'^.
Dieselbe besteht jedoch nur mehr dem
Namen nach ; wenigstens hat sie seit einer
Reibe von Jahren kein Lebenszeichen mehr
von sich gegeben. Da sie mit den deat-
schen Verhältnissen keine Fühlung zu finden
vermochte, so ist durch Tod und Answan-
dening die Mitgliederzahl auf ein kleines
Digitized by VjOOQ IC
— 197 —
— 198 —
Häufchen znsammengeschmolzen. Unter
solchen Umständen mnss das Inslehentreten
der neuen Gesellschaft als ein zeitgemässes
Unternehmen bezeichnet werden. Bei der
reichen, in vielen Punkten noch nicht auf-
gehellten geschichtlichen Vergangenheit
unseres Landes, in welchem der letzte
Widerstand des römischen Reiches durch
die Germanen gebrochen wurde und in
welchem Sprache und Sitte ebenso wie die
Städte-Entwicklung ganz eigenartige Bahnen
•einschlug, findet dieselbe ein geradezu un-
erschöpfliches Gebiet für geschichts- und
, Altertumsforschende Thätigkeit. Erfreulich
ist es, dass auch bereits zahlreiche Ein-
geborene durch ihren Beitritt sich bereit
«rklärt haben, Hand in Hand mit den Ein-
gewanderten sich die Förderung der ge-
meinnützigen Bestrebungen des jungen
Vereins angelegen sein zu lassen. Zum
Vorsitzenden des letzteren ist der Bezirks-
präsident Freiherr v. Hammerstein gewählt
worden. (Köln. Ztg.)
33. Xanten, 12. Oct. Demnächst werden
•die Ausgrabungen auf dem Kuinenfelde
vor dem Kleverthore wieder aufgenommen
werden können, und zwar dieses Mal in
bedeutend erweitertem Umfange, da dem
Vereine zu diesem Zweck 1000 M. von
dem Provinzial- Verwaltungsrat bewilligt
worden sind.
34. Aachener Stadtarchiv. Aus dem Verwal-
tungsbericht des Stadtarchivars Pick für
das Jahr 1887. Vgl. Korr. VI, Nr. 65.
Die auf die Herstellung der innern Ord-
nung gerichteten Arbeiten wurden fortge-
setzt, namentlich wurden wiederum zu
einer ansehnlichen Reihe von Urkunden
und Briefen ausfuhrliche Regesten unter
Beifügung der Druckwerke, in welchen
jene veröffentlicht oder verzeichnet sind,
angefertigt. Letzteres war insbesondere
mit dea zahlreichen Mann- und Sühne-
briefen (1315 — 1507), den Urkunden der
Erzbiscböfe vea Köln (1280—1524), der
Bischöfe von Lattich (1348—1567), unter
deren geistlicher Jurisdiktion die Stadt
Aachen vormals stand, der Herren von
Heinsberg (1359—1429), femer mit den
auf den Aufstand der Aachener Bürger
gegen den Bat 1428 bezüglichen Urkunden
(1429— 1431X den Urkunden über die lang-
wierigen Streitigkeiten der Stadt mit Go-
dart von dem Eichhorn und Godart Proist
(1428—1465), den Urkunden der Pfarr-
kirchen von St. Foilan (129&— 1508) und
St. Jakob (1440—1463), sowie mit einer
beträchtlichen Zahl im Sommer 1885 aus
dem Granusturm entnommener Urkunden
verschiedenen Inhalts, der Fall. In ähn-
licher Weise bearbeitete auf Anregung
des Archivars Herr Dr. F. J. Kelleter die
im Archiv befindlichen Urkunden des Land-
friedensbunds zwischen Maas und Rhein
(1351—1387), von denen er auch mehrere
in seiner Dissertation : „Die Landfriedens-
bünde zwischen Maas und Rhein im 14.
Jahrhundert« (s. Korr. VII, 53) bekannt
machte.
Dem neu angelegten Sammelwerk, das
zur Ergänzung des vorhandenen Materials
alle ausserhalb des Archivs befindlichen
Aachener und {Burtscheider Urkunden in
Abschriften oder Regesten vereinigen soll,
flössen von verschiedenen Seiten zum Teil
wertvolle Beiträge zu. U. a. wurde auch
von einer „Beschreibung der Stadt Ach**
aus dem 16. Jahrhundert, welche sich in
der in der Herzoglichen Bibliothek zu
WolfenbuttelberuhendenHelmstädter Hand-
schrift Nr. 765 befindet (von Heinemann,
Die Handschriften der Herzoglichen Biblio-
thek zu Wolfenbüttel, Bd. P, Nr. 856),
Abschrift genommen und dem Sammelwerk
einverleibt. Femer stellten Herr Stadt-
dechant Oberpfarrer Planker und Herr
stud. jur. A. Heusch hierselbst, jener eine
Handschrift über die vormalige Bruder-
schaft vom Leiden Jesu (mit zahlreichen
Namen hiesiger Bürger aus den Jahren
1505—1722) im Pfarrarchiv Ton St. Peter,
dieser eine Anzahl in dem Archiv seiner
Familie befindlicher Urkunden des Aache-
ner Schöffenstuhls aus dem 16. und 17.
Jahrhundert dem Archivar behufs Abschrift-
nahme zur Verfügung.
Auch an Originalurkunden erhielt das
Archiv reichen Zuwachs. Zunächst wurde
ihm eine erhebliche Reihe von Urkunden
und Handschriften überwiesen, welche bis-
her in der hiesigen städtischen Bibliothek
beruhten; sie ergänzen vielfach in will-
kommener Weise das im Archiv vorhan-
dene Material. Von den 56> Nummern
Digitized by VJ^
— 199
— 200
yerdienen eine besondere Hervorhebung:
Sammelband des 17. Jahrb. mit geschicht-
lichen Aufzeichnungen über Aachen, dar-
unter Abschrift der von H. Loersch nach
^iner Berliner Handschrift veröffentlichten
Aachener Chronik (147 beschr. Bl. Fol.):
Extractus chronicae Aquensia (Ausgewählte
Kapitel einer lat. Aachener Chronik vom
Ursprung der Stadt bis auf Heinrich III.),
Hb. des 17. Jahrb. (108 beschr. BI. kl. 40) ;
Aachener Chronik des Bürgermeisterdie-
ners Job. Janssen f 1780, 3 Bde. (237,
193 und 242 beschr. Bl. Fol.); Zunftbö-
eher verschiedener Aachener Gaffeln, der
Schmiede und Radermacher 1443 — 1782,
2 Bde. (94 und 204 beschr. Bl. Fol.), der
Wundärzte und Barbiere 1662 — 1775
(Prachtband, 37 beschr. Bl. und 37 Wap-
pentafeln, Fol.), der Schneider 1612-1797,
7 Bde. (23, 26, 61, 72, 189, 33 und 48
beschr. Bl. Fol.) ; Protokollbuch des Gartz-
weiler Lehens in der Burtscheider (jetzt
Franz-) Strasse 1575 — 1659 (74 beschr.
Bl. gr. 4^); Geschichte der Religionsun-
ruhen in Aachen (Seditio protestantium
Aquisffrani), mit besonderer Berücksich-
tigung der Ereignisse des Jahres 1611,
Hs. des 17. Jahrb. (294 beschr. Bl. Fol.);
Beschreibung oder kurze Nachricht des
Aachener Brandes und unser armen Pre-
diger-Klosters, nebst etlichen schönen Rei-
sen und Terminen, die für dieses ver-
brannte Kloster gehalten worden sind, wie
dann auch eine schöne Beschreibung et-
licher vornehmer Reichsstätte auch aus
andern Königreichen etc. von Bruder Abra-
ham Erven, Ord. praed, converaus, 1666 —
1671 verfasst (393 beschr. Bl. kl. 4<>); Buch
der Aachener Fleisch- und Fischmarkt-
meister 1660 — 1778 (40 beschr. Bl. und
41 Wappentafeln, Fol.); Hauptbuch der
Aachener Weinschule (Weinhändler-Gilde)
1676—1797 (118 beschr. Bl. 4»); Statuta
capituLi ecdesiae regalis B, M, V, Agnen-
818, Abschrift des 18. Jahrb. (123 beschr.
Bl. kl. 4<»); Satzungen der (1766 gegrün-
deten) Gelehrten - Gesellschaft (coUegium
lUteratorum) zu Aachen (Prachtband, 11
beschr. Bl. Fol., darunter 3 mit Namen
der Mitglieder und beigedrückten Siegeln);
Verhandlungen der Gelehrten-Gesellschaft
ZXL Aachen 1766-1780 (12 beschr. Bl. Fol.) ;
MiaceUanea Porcetano-Aquisgratiensia oder
Sammlung verschiedener die Reichsstadt
Aachen und die Herrschaft Burtscheid be>
treffenden Urkunden nebst Beifügung ei-
niger an letzterm Ort vorgewesener und
ins gemeine Wesen einschlagender merk-
würdiger Rechtspflegen von C. F. Meyer,'
Notar und Sekretär. 2 Bde. (427 und 294
beschr. Bl. Fol.) ; Statuta archiepiscoporum
Coloniensum (enthält auch Sermones et
glossae de passione domini), Hs. des 15.
Jahrb. (157 beschr. Bl. gr. 4<») ; Hauschro-
nik des Karthäuserklosters Vogelsang be«
Jülich 1473 — 1776, von Bruder Bruno
Gulich verfasst (227 beschr. BL kl. 4t%
enthält zu Eingang einen Bericht über die
Feindseligkeiten zwischen Herzog Wil-
helm y. von Jülich und Kaiser Karl V.
aus einem Rentbuch der Kommende Kir-
ringen; Liber benefactorum Cantor» (Chro-
nologisches Verzeichnis der dem Kloster
Vogelsang bei Jülich gemachten Zuwen-
dungen) 148Ö— 1779 (205 beschr. Bl. i^):
Kopiar des Augustinereremiten - Klosters
Frauweiler im Kreise Bergheim, Urkk. des
15.— 17. Jahrb. (60 beschr. Bl. Fol.); Ko-
piar des Cisterzienserklosters Mariawald,
Urkk. des 16. Jahrh. (45 beschr. Bl. kl. Fol.) ;
Reut- und Lagerbuch des Cisterzienser-
klosters Mariawald, 16. Jahrh. (58 beschr.
Bl. Fol.).
Sodann erwarb das Archiv durch Schen-
kung von Seiten des Hm. Prof. Loersch
in Bonn, des Hm. Premierlieut E. von
Oidtman in Berlin und anderer eine
Reihe voi^ Urkunden und anderes band-
schriftliches Material.
Jacobs, Dr. Ed., Die SchDtzenkMnotflMi und dasISS.
PapaotitntChiosSM. Ein Beitrag sar Kultur-
geschichte des Mittelalters. Weniigerode. B.
Angerttein. J887. 186 S. gr. Okt. — Catitl,
Dr. Paulus, Dar orQna Papagel. Eine Sjrm-
bolik des Grfln und Apologie der ,PfsifeD\
Berlin, 1888. B. Schiffer. Daodes. 66 S.
Beide Schriften gehören zusammen, wie
denn die kleine Schrift von Cassel durch
die von Jacobs hervorgerufen. Jacobs hat
mit unsäglichem Fleiss ein reiches kultur-
historisehes Material zusammengebracht,
das auf das Schützenleben des Mittelalters
ein Licht wirft. Ganz besonders hat er die
Schützenkleinodien, welche der Schützen-
könig an seiner Ehrenkette tragen mosster
Digitized
byGoO
O
— 201 —
«iner Untersuchung unterzogen. Dabei ist
ihm die auffallende Erscheinung entgegen-
getreten, dass vieler Orten der Papagei
das Schützenkleinod bildete, aber auch der
Vogel war, nach dem die Schützen schössen.
Die Spuren dieses Gebrauchs gehen nicht
über die Mitte des dreizehnten Jahrhun-
derts hinauf, dagegen findet er sich in der
Mitte des vierzehnten in Frankreich, Sa-
voyen, den Niederlanden und vielleicht
auch in England verbreitet.
In Deutschland wird man den ganzen
Westen, so weit er unter dem Einfluss
Frankreichs und der Niederlande stand,
mid das Gebiet der Hansa bis tief nach
Mitteldeutschland hinein als den Bereich
ansehen dürfen, innerhalb dessen der Papa-
gei als Schützenvogel galt. Die Hansa wird
ihn auch nach Dänemark, nach Lund in
Schweden und in die Ostseeprovinzen ge-
bracht haben. Im südlichen und östlichen
Deutschland lässt sich dagegen nichts ähn-
iiches auffinden. Jacobs weist auch nach,
dass in England der Papagei den Hahn
verdrängt hatte. Vielleicht war das auch
in Deutschland der Fall. In Frankreich
und den Niederlanden schoss man auch
nach der Gans, was doch vielleicht ein
ülterer Brauch sein könnte, wenn es sich
gleich erst im 16. Jahrh. nachweissen l&sst.
Jacobs erhebt nun die Frage: Wie
Icommt der Papagei dazu, als Schützen-
vogel zu dienen? Er geht zur Beantwor-
tung der Frage von der Farbe und dem
Namen des Papagei aus, der italienisch
parocchetto, französich perroquet, englisch
parrot heisst, wie denn auch die Deutschen
^r den Schützenvogel nie den Namen
ISittich brauchten. Deshalb deutet Jacobs
den Namen des Papagei als Pfaffen- oder
Priestervogel, als das Pfarrerchen Hier
«etzt Paulus Cassel, der in den voraus-
gehenden Abschnitten seines Schriftchens
«in ganzes Füllhorn seiner geistreichen
Bemerkungen über die Symbolik der grü-
nen Farbe ausschüttet, ein, indem er wohl
mit Recht den morgenländischen Ursprung
des Namens Papagei behauptet, aber über-
sieht, wie der Volksmund einen überkom-
menen, fremdartigen Namen sich zugleich
«ehr wohl aneignen kann, indem er ihn in
Verbindung mit geläufigen Begriffen zu
bringen sucht. Man wird gleichwohl
Jacobs Recht geben müssen, wenn er an-
nimmt, dass das Volk im Papagei den
Pfaffenvogel sah, der jene Farbenpracht
an sich trug, wie sie die priesterlichen
Messgewänder aufzeigten und der „sein
Sprüchlein sagen'' konnte wie der Priester,
wenn uns dieser Schillersche Ausdruck
gestattet ist. Daher ist es völlig verkehrt,
wenn Cassel seinem „positiven und christ-
lich gesinnten** Freund den Gedanken un-
terschiebt, als sei der Schuss auf den
Papagei ein Spott auf die Kirche gewesen.
P. Cassel muss gar nicht gelesen haben,
wie Jacobs überall die nahen freundschaft-
lichen Beziehungen der Schützengesell-
schaften zur Kirche und die Teilnahme
der Priester an den Schützenfesten, die
zugleich kirchlich gefeiert wurden, hervor-
hebt. Man wird Jacobs Gedanken eher
zustimmen müssen, dass der Papagei dem
Schützen zum Symbol der Farbenlust, der
Lebensfreudigkeit und Lebensherrlichkeit
wurde, die ihm auch in der Kirche ent-
entgegentrat, als der sich ganz unmög-
lichen Annahme Cassels, dass der Papagei
ein Symbol des „grünen* Teufels gewesen,
den die Schützen erlegten. Ist es denn
denkbar, dass dann der Papagei das hoch-
geehrte und stark begehrte Schützenkleinod
werden konnte, das mit Ehrfurcht betrach-
tet und feierlich im Gottesdienst getragen
wurde? Oder waren auch die Taube, der
Hahn, die Gans, der Falke, nach dem der
Schütze schoss, ein Symbol des „bösen''
Feindes.
Dabei 'macht Jacobs allerdings nicht
den Anspruch, das letzte Wort in dieser
Frage gesprochen zu haben, die noch wei-
tere Forschungen auf dem Gebiete des
Schützenwesens fordert, ehe sie als abge*
schlössen bezeichnet werden darf,
^ächlingen. (G. Bessert.)
Miscellanea.
Das TSmitche Feltendenkmal bei Schwein* 196.
tcliied (Kreis üelsenlieim). Im Korrbl. VII,
94 findet sich ein kurzer Bericht über den
in der Juni-Sitzung der archäolog. Gesell-
schaft In Berlin gehaltenen Vortrag von
Senz über obiges Denkmal. f~£s wird ia
jitized by V3 ■
— 203 —
dem Bericht sehr richtig bemerkt, dass
Senz in der Deutnng des Denkmals nicht
weiter gekommen zu sein scheine als
Engelmann in seiner Beschreibung vom
Jahre 1868. Man darf jedoch sagen, dass
Senz hinter dieser noch zurückgeblieben
ist, ein Mangel an rheinischer Denkmäler-
künde ist nicht zu verkennen.
Da ich kurz vor Erscheinen des Be-
richtes über den Senz'schen Vortrag in
meiner Heimat Meisenheim war zum
Zwecke der Erforschung rumischer Denk-
mäler, über welche in diesen Blättern
demnächst berichtet werden soll, beschloss
ich auch meinen schon längst gehegten
Vorsatz auszuführen und das Denkmal bei
Schweinschied einer genauen Betrachtung
zu unterziehen. Ich gedachte von dem-
selben nicht nur genaue Masse aufzuneh-
men, sondern es auch von der die Oberfläche
überziehenden und die Bildwerke zum
Teil verdeckenden Moosschichte einiger-
massen reinigen zu lassen, um sodann eine
genaue photographische Aufnahme sowohl
des ganzen Denkmals wie jedes einzelnen
Feldes desselben folgen zu lassen. Leider
konnte der letztere Teil des Planes vor-
läufig nicht zur Ausfährung gelangen, weil
der das Denkmal umgebende Schälwald
bereits so hoch gewachsen war, dass er es
zum Teil verdeckte und die Aufstellung
eines photographischen Apparates in der
nötigen Entfernung nicht gestattete. Ich
habe jedoch Auftrag gegeben, dass sobald
der Wald abgeholzt und dias Terrain frei
geworden ist', ich davon benachrichtigt
werde und alsdann durch eine genaue Auf-
nahme des Denkmales ein schon längst
gehegter Wunsch erfüllt und ein grosses
Versäumnis endlich 'feut gemacht wird.
Obwohl ich das Denkmal seit meiner
Jugend, seit etwa 30 Jahren, nicht ge-
sehen hatte, war ich trotzdem erstaunt üb'er
die verhältnismässig gute Erhaltung des-
selben ; ich hatte mir dieselbe weit schlim-
mer vorgestellt. Ich bin auch der festen
Überzeugung, dass nach der Reinigung von
Moos und Schmutz eine scharfe photo-
graphiscbe Aufnahme noch weitere Einzel-
heiten, möglicherweise sogar noch Reste
der Inschrift erkennen lassen wird.
Bei genauerer Betrachtung erkennt man,
— 204 —
dass die Engelmann'schen Zeichnungen bis
auf wenige Einzelheiten zuverlässig sind.
Wir müssen auch mit Engelmann's aller-
dings nicht bestimmt genug ausgesproche-
ner Ansicht uns einverstanden erklären^
dass wir es mit einem römischen Grab-
denkmale zu thun haben. Senz sagt
zwar: Der Zweck des Denkmals, das bis-
her nur einmal (Engelqi^nn'scher Bericht
des histor. Vereins für "Nahe und Hans>
rücken) beschrieben worden sei, lasse sich
bei der starken Zerstörung schwer er-
kennen. Dem ist jedoch nicht so, viel-
mehr lassen die einzelnen Bildwerke, wie
aus Folgendem hervorgehen wird, einen
ganz bestimmten Schluss zu über den ehe-
maligen Zweck des Denkmales. Es ist
auch dasselbe nicht einmal, sondern schoa
mehrmals beschrieben worden, so in den
Bonner Jahrbüchern Bd. IV S. 94, in dem
Intelligenzblatt des bayerischen Rhein-
kreises, 1830, S. 345 und mit kurzen Wor-
ten in dem Bericht des antiquar. Vereins
in den Kreisen St. Wendel und OUweiler
1838, S. 48. Ausserdem existiert darüber
eine Schilderung von Oertel (W. 0. von
Hörn) vom Jahre 1856. Dass es einmal
sogar für ein Mythraeum erklärt worden
ist, darf nicht Wunder nehmen, da man
sich früher ohne Kenntnis ^er einschlägigen
Denkmäler zu den phantastischsten Erklä-
rungen versteigen musste.
Betrachten wir nun die einzelnen Fel-
der des Denkmals, so finden wir auf der
Mittelnische der Vorderseite, trotz der
starken Verwitterung deutlich erkennbar,
das bekannte Relief der römischen Reiter-
grabsteine, den Eques zu Ross, die Lanze
erhoben und zum Stoss ausholend, nnd
unter dem Pferde mit dem Schild gegen
den Lanzenstoss sich deckend den unter-
liegenden Germanen. Es ist dies bekannt-
lich eine ganz typische Darstellung auf
den rheinischen Grabsteinen dieser Gruppe.
Ein Gegenstand über dem Kopfe des Rei-
ters ist vorläufig noch schwer zu erkennen;
es ist fraglich, ob derselbe einen Helm-
busch, ein feindliches Trophäum oder ein
römisches Signum, wie auf dem Wormser
Grabsteine des Ingenuus, darsleUt Viel-
leicht wird später die photographische Aaf-
nähme darüber Aufschluss geben können
— 206 —
ebenso -wie über die Inschrift, die jeden-
f«l]8 auf dem freien Felde unterhalb der
Gruppe gestanden haben muss. Senz nennt
das Bildwerk eine „Kämpfergruppe ähn-
lich der des Dexileos-Reliefs''. £tne Ver-
gleichung mit den oben erwähnten rheini-
schen Denkmälern hätte zum Mindesten
näher gelegen.
An diese Mittelnische sphliessen sicli
xwei Seitennischen an, die beide dasselbe
Bildwerk aufweisen. Senz nennt es ein
^stab- oder fackelähnliches Gerät""!!) Engel-
mann bat es jedoch richtig erkannt, in-
dem er deutlich einen blätterreichen Baum
zeichnet und beschreibt. Obwohl Senz
sagt : die hnke Seitennische sei verwittert,
so dass man auf derselben keinen Gegen-
stand mehr erkennen könne, so ist doch
auch hier der untere Teil des Baumes
noch deutlich zu sehen. £s ist dieses
der Baum (wie es scheint Lorbeer- oder
Oelbaum) mit schlankem Stamm und grosser
Krone, wie er ungemein häufig auf rhei-
nischen Grabdenkmälern jeder Gattung er-
scheint und immer die beiden Seitenflächen
des Denkmals bedeckt. Wer denselben
einmal gesehen hat, muss ihn hier sofort
erkennen, so charakteristisch ist er wie-
dergegeben. Er soll wahrscheinlich das
Leben symbolisieren. Über dem Baum
erscheint in einer halbkreisförmigen Nische
ein Hippocampus (Seepferd), gerade so
wie er auf vielen Grabsteinen diesseits
und jenseits der Alpen zu sehen ist. Be-
sonders schön ist er auf {einem unserem
Steine benachbarten römischen Grabdenk-
male, das in St. Julian im Glanthale ge-
fdnden worden ist, wiedergegeben. Hier
bildet er die Hauptfigur der Vorderseite
des Denkmals inmitten einer reichen Um-
rahmung von Rankenomamenten. Ausser
dem Seepferd erscheinen auf Grabdenk-
mälem vielfach noch andere Seetiere wie
Tritonen und Fische, besonders häufig
Delphine. Auf den beiden Leisten, welche
die mittlere Nische von den beiden Seiten-
niseben trennen, ist je eine Attysfigur zu
sehen ; auf der rechten deutlicher als auf
der linken. Während Engelmann diesel-
ben abbOdet, scheint Senz sie nicht ge-
sehen zu haben, denn er erwähnt von
ihnen nichts. Von der rechten Nebenseite
— 206 —
sagt Senz: sie zeige in der ersten Nische
eine Artemis, welche ausschreitend mit
der Rechten über die Schuh er nach dem
Köcher lanirc. Auch hierin irrt sich Senz,
ebenso wie En^relmann, der auch diese
„Artemis** abbildet, denn nicht diese ist
es (was sollte sie auch an dieser Stelle?)
sondern die auf rheinischen Grabdenkmä-
lern bekannte Figur der Tänzerin, wie sie
mit der rechten und linken Hand die
Zipfel eines über dem Kopf geschlungenen
Schleiers festhält und dabei leichte, schrei-
tende Bewegungen ausführt. Von der
zweiten Nische rechts sagt Senz : sie zeige
eine bis auf die Waden verloren gegangene
männliche Figur. Man kann jedoch auf
derselben unschwer eine grosse Attysfigur
erkennen, wie auch Engelmann ein«^ solche
in allen Einzelheiten abbildet. Während
rechts sich noch Spuren eines Oberge-
schosses mit Resten von Figuren deutlich
erkennen lassen, sind links selbst die Fi-
guren des Untergeschosses bis auf geringe
Reste zerstört Möglich dass sie dieselben
Bildnisse wie auf der rechten Seite dar-
stellten. Über diese und über die Reste
des rechten Obergeschosses wird vielleicht
die photographische Aufnahme näheren
Aufschluss geben können. Ob auf der
linken Seite ebenfalls eiii Obergeschoss
vorhanden war, dürfte fraglich sein, es
mnsste denn ein grosser Teil des Felsens
zerstört worden sein. Wahrscheinlich hat der-
selbe keine regelmässige, quadratische Form
gehabt, und es sind nur die vorhandenen
Flächen mit Figuren bedeckt worden.
Wenn wir nun die Ergebnisse unserer
Untersuchung zusammenfassen, so kommen
wir zu dem Schluss, dass gar kein Zweifel
darüber bestehen kann, dass wir es mit
dem Grabdenkmal eines römischen
Reiters zu thun haben. Dieses wird
zur Genüge bewiesen durch das Haupt-
reiief und durch das gleichzeitige Auftre-
ten der vier sepulcralen Bildwerke: der
Attysfiguren, des Baumes, der Tänzerin
und des Seepferdes. Eine dieser letzteren
Darstellungen würde sogar schon zur Be-
stimmung genügt haben. Denken wir uns
das Hauptrelief als Vorderseite ^ines Grab-
steines und die beiden dasselbe flankieren-
den Bäume als Schmuck der Seitenflächen
^ 207 —
und alle übrigen Darstellungen hinweg,
80 haben wir eines jener am Rheine so
häufig erscheinenden Grabdenkmäler. Ge-
rade so gut konnte anstatt des Baumes
die Attysfigur, die Tänzerin oder das See«
pferd auftreten. Dass hier alle zusam-
men, einige sogar doppelt und dreifach
auf dem Denkmal angebracht sind, geschah
wohl deshalb, weil Material und Platz ge-
nug vorhanden war, vielleicht auch um den
Verstorbenen besonders zu ehren.
Dass ganz in der Nähe des Denkmals
eine römische Niederlassung, welche viel-
leicht das Anwesen des hier bestatteten
Veteranen umschlosa, bestanden hat, von
welcher noch interessante Reste sich er-
halten haben, davon ein anderes Mal.
Worms. (Dr. Koehl.)
Aus der Pfalz, Mitte Oktober. (Archftoio-
137. gitchet.) Bisher nahm man an, dass nur
die Vorderpfalz Steinwerkzeuge in grös-
serer Anzahl be.'iitze. In den letzten Monaten
vorgenommene Untersuchungen und Erwer-
l^ungen zeigen dagegen, dass selbst im Hart-
gebirge geschliffene Steinwerkzeuge als
Reste früherer, niederer Kultur, noch in grös-
serer Anzahl vorhanden sind. So glückte es
solche aus der Gegend von Zweibrücken,
von Neualtheim zu konstatieren. Besonders
reich an solchen geschliffenen Beilen, Meis-
sein, Hacken, Messern u. dgl. ist jedoch
di^ Gegend westlich von dem schon den
Römern als Tahemae morUanae bekannten
Bergzabern in der Südpfalz. Dort werden
solche Erinnerungen der Vorzeit gleichsam
als Amulette für heilig gebalten, und als
Mittel gegen das Schwellen der Kuheuter,
sowie gegen Blitzschlag hoch verehrt. Es
ist deshalb schwierig, in den Besitz solcher
„Donnerkeile** zu kommen. Was den Ur-
sprung derselben betrifft, so glauben viele
Leute in den dortigen Ortschaften steif und
fest, dieselben würden durch Blitzschlag in
den Erdboden getrieben. Ein Bauer zu Bir-
kenhördt, ö km westlich von Bergzabern,
Hess sich diesen Glauben nicht ausreden und
behauptete, gerade unter einem vom Blitze
getroffenen alten Baume habe er seinen
Donnerkeil gefunden. So spuckt der Aber-
und Wunderglaube noch bis an das Ende
des 19. Jahrb. hinein und ist kaum aus-
zurotten! — Mit Hilfe der Behörden glückte
— 208 —
es dem Unterzeichneten, in folgenden Ort-!
Schäften westlich von Bergzabern geschlif-
fene Steinwerkzeuge festzustellen: zu Bir-
kenhördt 11 Stück, worunter 3 Hacken.
6 Beile, 1 Messer, 1 Glättestein: zu Dör-
renbach 4 Stück, worunter 1 kleine Hacke,
2 Beile, 1 Fragment (eines der Beile zeigt
auf seiner Oberfläche ein eingeritztes deut-
liches Kreuz auf, ein Beweis, dass man
das Teufelswerkzeug entsühnen wollte); za
Böllenborn mehrere Stücke, zu Erlenbach
2 Beile. Die Mehrzahl dieser Steinwerk-r
zeuge besteht aus Dioritschiefer, 2 aas
Melaphyr. Letzteres Mineral kömmt in den
nahen Orten' Silz und Waldhambach lager-
haft vor und wird jetzt noch tedmisch ver-
wendet zu Strassenmaterial. Die Diorit-
schiefer dagegen sind nach der Bestimmung
des Herrn Oberbergwerkdirektors Prof.
Dr. von Gümbel alpinen Ursprunges und
ähneln sehr dem Material bei Ponteresina
im Engadin und am Julierpasse. Zu Ober-
otterbach fand sich ferner ein Annreif aus
Bronze mit starken Petschaftknöpfen und
verzierten Querbändern vor. Derselbe ge-
hörte der älteren La T^ne-Zeit an. Zwei-
fellos gehört derselbe einem Grabfunde an.
Dass sich in einer solchen Gegend auch prl-
historische Befestigungen vorfinden müssen,
ist selbstverständlich. Es wurden solche
Refugien in den letzten Monaten von Unter-
zeichnetem auf folgenden Bergen aufge-
funden : 1) auf der Petemell, 2 Kilometer
westlich von Bergzabern, ein Doppelstein-
wall von ca. 200 Schritten Länge und 2—
3 Schritten Breite. Die Sage sieht in ihm
die Reste der Wohnung einer gewissen Fe-
tronclla. 2) Auf dem Hexenplatz, 1 j Kilo-
meter nordwestlich von Bergzabern, ein
kreisförmiger Steinwall von ItiO Schritten
Durchmesser. 3) Auf dem Abtskopf, nord-
westlich von Bergzabern oberhalb Silz, ein
ellipsenförmiger Steinwall von 130 Schritten
Länge und 10^15 Schritten Durchmesser.
Die Aufschüttung hat bei Nr. 1) noch 1
bis 14 Meter Höhe, bei 2) und 3) noch
50—80 cm Höhe. Roh zubehauene Stein-
blocke fanden sich beim Nachgraben bei
Nr. 2, im Inneren des Walles, bei Nr. 1)
und 3) liegen solche auf der Oberfläche
der Umwallung umher. — Bemerkenswert
sind noch in Birkeiüiödtt, Dörrenbach, Pleis-
Digitized by V^jOO-
— 209 —
— 210 —
weil er die ornamentalen Holzschnitzereien,
-welche in diesen Ortschaften an den Holz-
einrahmungen der Fenster angebracht sind.
Dieselben bestehen zumeist aus verschlunge-
nem Bandwork, einem Nachhall der romani-
schen Ornamentik. Das Rathaus zu Durren-
bach ist damit ganz besonders geschmückt;
an der Fa^ade steht die Jahrzahl 1590 in
Holz geschnitten. (Dr. C. Mehlis.)
Ober alte Schmuckttllcke aus Qagatkohie
38. und verwandten Stoffen. Im Herbst 1884
(siebe Westd. Korrbl. IV,. 1885, März 22.)
fand sich in einem Grabhügel im Bannwald
von Hügelsheim, A. Rastatt, ein merk-
würdiger Armschmuck, bestehend aus einem
sehr massigen, verzierten Bronzering mit
picken Endknupfen, einem schmalen ge-
schlossenen Bronzering mit 6 Ösen und einem
weiteren dicken, 4,8 cm breiten schwärz-
lichen Ring'), der in dem Fundbericht
als aus „Gagat oder Lignit*^ bestehend be-
zeichnet wurde. In der That brennt die
kompakte Substanz mit etwas Flamme vor
<lem Löthrohr und zeigt nahezu muscheligen
Bruqh ohne Spuren organischer Struktur,
wenn auch die etwas verwitterte Aussen-
üäche mit ihren Rissen an ein Artefact
aus Holz oder Bein erinnern könnte.
Später, im Juni 1886 traten dieselben
schwärzlichen Ringe zum zweiten Male in
<ler badischen Rheinebene za Tag aus ei-
nem weiter südlich bei Meissenheim, A.
Lahr (s. Korr.-Bl. v. Mai 1887,6?) befind-
lichen, auch sonst interessanten Grabhügel,
welcher mehrere Bestattungen barg. Hier
tragen 2 Skelette wieder, aber jedes an
beiden Armen, jene Ringe (Fig. 1), und
/>>/.
unmittelbar unter denselben, der Hand zu^
offene, in Knöpfen endigende Armbänder
von Bronze; an einem dritten waren die
beiden schwärzlichen Ringe vorhanden, aber
von viel geringerem Querschnitt. Eine der
beiden ersten Leichen war indessen noch
ausserdem mit zwei grossen doppeltkoni«
sehen Perlen von feinster, schwarz-
glänzender Gagatkohle (B'ig. 2) ge-
/?y2
schmückt, welche beiderseitig am Halse»
Bierflascbenköpfen nicht ganz unähnlich,
aus der Erde schauten und einer Hals-
schnur angehört haben mochten.
Die grossen, gröberen Armringe sind
in noch weiterem Umkreise bekannt und
nicht selten gefunden. Man sieht sie mehr-
fach im Museum von Basel aus Grabhügeln
der Umgegend (Hügel von Muttenz, Prat-t
teln und Hardthäusle), ebenfalls zusammen
mit kleinen Schmuckringen aus feinem
schwarzem Gagat; ob sie in Württemberg
vorkommen, konnte nicht sicher in Erfah-
rung gebracht werden; um so häufiger wer-
den sie im Elsass und da und dort in
Frankreich getroffen. Dr. Bleicher in
Nancy führt in einem schätzbaren Aufsatze,
auf welchen wir zurückkommen werden *),
solche Ringe aus den Museen von Colmar,
Hagenau (Sammlung des Hm. Nessel) und
besonders Besangon an, in zweiter Linie
aus der Champagne und vielleicht der Bre-
tagne, jn der Sammlung des Hm. Nessel
erscheinen sie aus Grabhügeln des Hage-
naner Waldes teils schwärzlich grau, teils
braun, und da sich neben ihnen braune
Armbänder aus Holz befinden, so könnte
man zu der irrigen Ansicht verleitet wer-
den, dass ihre Substanz in Übergängen
allmählich dem Holze nahe komme. Anderer-
seits scheinen sie sich dem eigentlichen
1) Der g»ns6 Armschmuck abgebildet in: Wag-
ner, HttgelgrAber and Umenfriedhöfe in Baden.
JCarlsrabe, 18S5, Taf. Y, «.
1) „Matiiret premi^ret ntit^ei per les popn-
lations anciennes d'Altace*' etc. in den „MatÄriaux
ponr une.^tvda pr^hietoriqne de TAIaace' y. Faa-
del-Bleicher, V. PnbL Colmar 1888, pag. 96» ff.
— 211 —
— 212 —
schwarzen Gagat zu nähern, der, wie wir
sahen, zugleich mit ihnen Verwendung fand
und sich, neben dem Bernstein hergehend,
als wertvolles Material zu Schmuckgegen-
ständen von den ältesten Zeiten durch alle
Kultnrperioden hindurch zieht. Verweilen
wir zunächst bei diesem wertvolleren, ge-
suchten Material, das uns für die archäo-
logische Forschung noch nicht die ihm ge-
bührende Beachtung gefunden zu haben
scheint.
Die Gagatkohle ') (Pechkohle, Glanz-
kohle), französ. Jayet, engl. Jet, spanisch
Azabache, scheint in der Mineralogie be-
grifflich nicht genau begrenzt zu sein, da
neben ihr eine Reihe mehr oder minder
verwandter Substanzen aufgezählt wird.
Auch bei den Alten (Plinius, Dioscorides)
6ind die Begriffe schwankend. Es ist eine
mattglänzend schwarze, auffallend spezifisch
leichte, etwas bituminöse Kohle von grosser
Zähigkeit und Dichte , mit muscheligem
Bruch, aber von grosser Widerstandsfähig-
keit gegen Witterungseinflüsse, gut verar-
heitbar und schöne Politur annehmend. Sie
ist unzweifelhaft pflanzlichen Ursprungs,
allmählich in mineralische Kohle überge-
gangen. Dr. Bleicher fand nach gütiger brief-
licher Mitteilung in Stücken von sChwäb.
Jura und von Whitby in England bei gründ-
licher chemisch-mikroskopischer Untersuch-
ung neben mineralisch gewordener Kohle
noch Partikeln pflanzlicher Struktur, sonst
keine oder verschwindende mineralische
Bestandteile; ich selbst sah im naturhist.
Museum in London grössere Stücke von
Jet aus Whitby, von denen eines zur Hälfte
noch ganz deutliche organische Struktur
zeigte, während die andere Hälfte durch
Druck oder andere Agentien ganz in mine-
ralische Kohle übergegangen war. Der wich-
tigste Fundort für Gagatkohle in Deutsch-
land ist der schwäbische Jura, genauer der
Lias mit den unmittelbar angrenzenden For-
mationen (Keuper u. unterer brauner Jura),
in England die Nordostküste, wo der ge-
schätzte Whitby- Jet gewonnen wird, wel-
chen man gräbt, wo ihn nicht, ähnlich
1) S. Nöggerath über den Gagat, in den Jahrb.
d. Vereins d. Altertnmefreunde im Bheinland,
H«ft XIV, p. 52 fr.; H. Blümner, Technologie d«r
Oxiechen n. BOmer. Lelpaig, Teubner, IIL 18M.
wie Bernstein, in grösseren und kleineren*
Stücken das Meer ausspült, in Frankreich
das Depart. Aude am NO.-Rand der Pyre-
näen, wo sie gleichfalls noch immer ver>
arbeitet wird, in Spanien Galizien und As-
turien, zumal Santiago dl Compostella, in<
Italien die Insel Sicilien, auf welcher Gagat
neben vollkommen schwarzem Bemstciir
verarbeitet werde ^). Auch bei Whitby ist
das Gestein Lias; es wird an der Käste
vom Meer unterwühlt, das die spezifisch
leichten Gagatstücke auswirft. Über das
Gestein im Depart. Aude und in Santiago
fehlt mir Kenntnis. Die Gagatkohle bildet
im Lias nicht wie die eigentliche Stein-
kohle, ganze mehr oder minder mächtige-
Lager, sondern kommt nur in Nestern^
in kleineren Stücken eingebettet vor. Im
Depart Aude werden Stücke von 8 Kg.
Gewicht als selten bezeichnet; im Schwab.
Jura erreichen sie nach Mitteilung von
Prof. Fraas eine Länge von bis zu &0 cm
bei einer Dicke von 2— 3 cm; ähnlich sind
die englischen Stücke von Whitby.
Im Ganzen dürfte sich für die minera-
logische Einreihung der Gagatkohle ihre
geologische Lagerung als massgebend er-
weisen. Die schichtenbildende eigentliche
Steinkohle, welche wegen ihrer Brüchigkeit
und Weichheit sich nicht verarbeiten lässt,.
gehört den früheren Formationen an ; jüngere
Schichten, vom Tertiär abwärts, enthaltea
die Braunkohle und die weicheren, mehr
oder weniger noch die Holzstruktur zei-
genden Lignite; die Gagatkohle, deren Merk-
male wir beschrieben haben, hält in gewis-
sem Sinne die Mitte ein und scheint, je-
denfalls überwiegend, der jurassischen For-
mation, dem Lias, anzugehören. Da sie
im jurassischen Geröll und Geschiebe so-
wie in der Ausspülung des Meeres an ju-
rassischen Küsten leicht aufgefunden wer-
den konnte, und durch ihren eigentimilich
schönen mattschwarzen Glanz, der durch
Politur stark erhöht wird, ihre Festigkeit
und Leichtigkeit als willkommenes Material
zur Herstellung von Schmuck erscheineo
musste, so ist nicht zu verwundem, dass
ihre technische Verwertung sich durch alle
1) Dr. Oscar Sehneider, natorwita. Beitrig»
Bur Geogr. und Knlturgesohiehte. Draeden 1S83,
S. 194. ^ .
Digitized by-VjOOQlC
— 213 —
Kalturperioden verfolgen lässt. Das Ros-
garten-Museum in Konstanz besitzt wenig-
stens ein verarbeitetes Stückeben Gagat aus
den Bodensee-Pfahlbauten von Wallhausen;
dann aber eine ganze Anzahl von Schmuck-
stückchen aus dem bekannten Höhlenfund
im Kessler Loch bei Thayingen '). In den
Süd westdeutschen Grabhügeln aus der Hall-
statt-Periode und der von La Tene sind
Schmuckgegenstände, Anhänger, Ringchen
etc. nicht selten (so in den Museen von
Karlsruhe, Stuttgart, Basel, Colmar, Ha-
genau etc.); besonders ergiebig sind rö-
mische Fundstätten, so die prächtigen Grab-
funde von Köln im Besitz der Frau Mertens-
Schaaffhausen (Jahrb. des Ver. v, Altert-
Freunden im Rheinland, Heft XIV p. 46 ff.
mit Abb.) mit Schmucknadeln von 30 cm
Lange, Reliefschnitzereien u. dgl., mancher-
lei Material im Paulus -Museum in Worms,
ähnliches in der anglo-römischen Abteilung
des Britischen Museums u. dgl. Aus der
merovingischen Periode finden sich Schmuck-
gegenstände aus Gagat z. B. im Paulus-
Museum in Worms und im Brit. Museum.
Von besonderm Interesse ist die Benütz-
ung unseres Materials im Mittelalter. Man
verwendete den Gagat unter dem Namen
des Aidsteins oder Agdsteins (s. Georg
Agricola de nat. fossil. 1546), Agsteins,
oder Augsteins, und unterschied je nach
der Bearbeitung desselben Augsteinschnei-
der und Augsteindreher. In Schwab. Gmünd
waren solche urkundlich schon 1433 ansäs-
sig ; sie benützten Gagat aus dem Schwab.
Jura von der. nahen Gegend von Boll und
von Balingen, — an letzterem Orte komme
der beste, festeste und schönste „schwarze
Bernstein*' vor — und verarbeitete ihn zu
Halsketten, Mreazeit, Anhängern, Rosen-
kränzen u. Heiligenbildchen. ~ Von Santiago
di Compostella sind Reliefbilder des hl.
Jakobus aus Gagat bekannt; im Brit. Mu-
seum befinden sich deren zwei von 11 —
13 cm Höhe, ein kleineres ist im Besitz
des Herrn Kommerzienrats J. Erhard in
Schw, Gmünd. Auch im 17. u. 18. Jahrh.
1) Darunter ein Stack mit dem eingeritxten •
Bild einet Wiient, ein anderes mit einer eigen-
tümlichen Zeichnung, welche für eine praehiBtor.
Landkarte der Thayinger Gegend gebalten wird
<». Mnseogr. d. Wd. Zt. in, S. 169).
— 214 —
wurde schwarzer Schmuck von Gagat ge-
trsgen; bis in die neueste Zeit ist be-
sonders der englische Jet von Whitby als^
Material für Trauerschmuck beliebt und
kommt in ächten und gefälschten Stücken^
in den Handel.
Eine durchgängige Eigentümlichkeit die-
ser sämtlichen Artefacte aus Gagatkohle-
durch alle Perioden hindurch ist die, dass
sie eine Dicke von 2—3 cm kaum je über-
schreiten. Jene römischen Haarnadeln aus
Köln erreichen 30 cm Länge, der Kopf
von einer derselben, in Kerbschnittmanier
verziert, ist 3,4 cm breit, aber nur 1,9 cnv
dick ; ein Armring hat wohl 6,1 cm Durchs
messer, er ist aber im Querschnitt ganz-
dünn, aus einem dünnen Plättchen heraus-
geschnitten. Perlen von Gagat zeigen 1 —
2 cm im Durchmesser, die beiden Halsperleni
von Meissenheim (Fig. 2) haben 2,2 cm
Höhe; die Jakobusfiguren von Santiago- sind
bei 11— -13 cm Höhe nur 1—2 cm dick;-
der moderne Schmuck von Jet hält sich
in den einzelnen Stücken beständig in der-
selben massigen Dicke. Alles erscheint au.s^
Platten von 2—3 cm Dicke herausgeschnit>
ten und dann weiter durch Schneiden oder
durch Drehen verarbeitet, ganz entsprechend
dem oben berührten Vorkommen des juras-
sischen Gagats.
Wie verhalten sich nun aber zu die-
sem Material die im Eingang besprocheneor
dicken, gröberen Armringe von HQgelsheim
und Meissenheim (Fig. 1), welche letztere
eine Dicke von 5,3 cm erreichen? Prof.
Fraas meint zwar, unter den ihm zur Ver-
fügung stehenden Gagatstücken aus dem
Schwab. Jt^ra befinden sich solche, aus wel-
chen man leicht derartige Ringe herstellen
könnte. „Sehr dauerhaft würden dieselbeni
allerdings nicht sein, doch möchten sie^
dem Bernstem nicht nachgestanden haben. ^
Immerhin müssten aus so dicken Platten
geschnittene Ringe (Hügelsheim 4,8 cnv
Meissenheim 5,3 cm) zu den gross ten Sel-
tenheiten gerechnet werden, während wir-
von ihnen doch aus deii verschiedene»
Fundorten eine ganz erkleckliche Anzahl
aufzuführen hätten. Dazu kommt die dem^
unbefangenen Auge unmittelbar auffallende-
Verschiedenheit im Aussehen des venu*-
beiteten Materials, welche besonders deut-
Digiti
zedby Google
— 215 —
— 216
lieh bei dem Fund von Meissenheim zu
Tage tritt, wo die grossen Armringe an
derselben Leiche zusammen mit den grossen
Perlen von unzweifelhaft achtem Gagat
«ich zeigten. Die ersteren erscheinen grö-
ber, etwas weniger kompakt, rissig, ohne
Politur, nicht eigentlich schwarz, mehr
grau, oft mit starkem Übergang in braun.
Ein eigentlicher Unterschied zwischen bei-
den Substanzen Hess sich trotzdem auch
<lurch Dünnschliffe . nicht feststellen, bis
die verdienstvolle, sehr eingehende, nach
4)er Methdd« v. Gümbel's (Beiträge zur
Kenntnis der etc., in den Sitzungsberich-
ten der Künigl. Bayr. Akad. 1883 I p.
1 1 1 — 216) geführte chemisch " mikrosko-
pische Untersuchung von Dr. Bleicher,
welche in dem oben berührten Aufsatze
geschildert wird, mehr Licht .über den
Gegenstand verbreitete. Das Resultat der-
selben geht dahin, dass die Substanz der
grossen Ringe nicht fossiles Holz sein kann,
sondern aus feinen Schichten teils von
verkohlter organischer Materie, in welcher
noch Reste verschiedener Pflanzen und
PÜanzenteile, Fasern, GefÜtose, Epidermis-
«tückchen, Polleukümer von Coniferen
(wahrsch. abies und taxus) nachgewiesen
werden können, teils von pulverisierten
mineralischen Stoffen, Kalk und Quarz,
4>esteht, die sich aus Wasser oder aus
sumpfigem Terrain abgesetzt haben muss;
gerade in den Ringen von Meissenheim,
von welchen Dr. Bleicher Stücke unter-
rsuchte, waren jene mineralischen Bestand-
teile ziemlich stark vertreten. In der Sub-
sunz der grossen Gagat - Halsperle von
Meissenheim fehlten dagegen nach Dr.
Bleichers Beobachtung die mineralischen
Bestandteile fast ganz, während holzartige
Reste, gestreifte und spiralige Gefässe und
vielleicht Coniferen -Pollenkörner in der^
-selben ausserordentlich reich vorhanden
sind. Ein ähnliches Resultat ergab seine
Untersuchung von Stückchen Gagat von
Balingen und von Whitby. Im übrigen
4)ezeichnet er die beiden Materien, die der
grossen gröberen Ringe und den eigent-
lichen Gagat, der ihm zur Verfügung stand,
als sehr verwandt. Beide sind aus ver-
kohlten Pflanzen und Pflanzenteileo, haupt^
:sächlich von Conileren, abgctftet^; im Ga-
gat sind die^e Substanzen unvermischt, so
dass sich manchmal, wie an dem oben be-
rührten Stück von Whitby im Londoner
naturhistorischen Museum, noch die Holz-
struktur nachweisen lässt, die Substanz
der grossen Ringe zeichnet sich dadurch
aus, wird dadurch vergröbert, dass ihr
Kalk und Quarz beigemischt ist.
Wie steht es nun aber mit der Pro-
venienz unserer für die praehistorische
Fabrikation verwendeten Stoffe? Für die
Artefakte aus reinem Gagat ist, wenigstens
soweit die südwestdeutsche Region in Be-
tracht kommt, das Material unzweifelhaft
aus den Liasschichten des Jura genommen;
da8s;da88elbe zugleich wahrscheinlich schon
sehr frühe geschätzter Handelsartikel, ähn-
lich wie der Bernstein, war, ist hei dem
auf die Ware verwendeten ausgebildeten
technischen Geschick und bei der Leich-
tigkeit ihres Transportes mit gutem Grunde
anzunehmen, wenn auch Näheres darüber
sich schwer feststellen lassen wird. Das
Material der gröberen Ringe dagegen ist
noch nicht gefunden. Wenn Dr. Bleicher
die Ansicht äussert, die in demselben nach-
gewiesenen Pflanzenreste gehören (pag. 112
oben) der tertiären Periode an, so möch-
ten wir das bezweifeln und die Kohlenab-
lagerung bei ihrer nachgewiesenen grossen
Verwandtschaft mit dem eigentlichen Gagat
vorläufig lieber gleichfalls der Juraforma-
tion zuweisen. Er schlägt vor, die Heimat
der grossen Ringe, welche bis jetzt nnr
aus der Periode jener Hügelgräber —
Übergang zu la T^ne? — 4)ekaunt sind,
im Nordosten von Europa, an der Ostsee
zu suchen, von wo sie mit dem Bernstein
zu uns gekommen wären. Dem steht aber
ihr, soweit wir ihn bis jetzt kennen, be-
schränkter Yerbreitungsbezirk, der S&d-
Westdeutschland, Ostfrankreich und die
nördliche Schweiz umfasst, gegenüber, und
die Hoffnung dürfte nicht aufzugeben sein,
doch auch noch einmal innerhalb dieser
Grenzen, vielleicht im Jura, ihres Roh-
stofis habhaft zu werden. Man lasse sich
nur das Suchen nicht verdriessen.
Karlsruhe. (E. Wagner.)
Digiti
zedby Google
— 217 —
39. Historische Kommission
bei der kfli. bayer. Akademie der Wieeenschaften.
Vgl. dazu Korr. VI, Nr. 180.
Die diesjährige Plenanrersammlung fand
in München vom 27. bis 29. September
statt. Von den auswärtigen ordentlichen
Mitgliedern nahmen an den Sitzungen teil:
Hof rat TonSickel aus Wien, Klosterprobst
Frhr. vonLiliencron aus Schleswig, die
Geheimen Regierungsräte Dum ml er und
Wattenbach aus Berlin, die Professoren
Baum garten aus Strassburg, Hegelaus
Erlangen, vonKluckhohn aus Göttingen,
von Wegele aus Würzburg und von Wyss
aus Zürich ; von den einheimischen ordent-
lichen Mitgliedern : Professor Cornelius,
Geheimrat von Lüher, Geheimer Hofrat
von Rockinger, und die neuernannten
ordentlichen Mitglieder: die Professoren
von Druffel, Heigel, Stieve u. Ober-
bibliothekar Riezler. Auch die beiden
neuerDanntenausserordentlichen Mitglieder :
Dr. Lossen, Sekretär der Akademie der
Wissenschaften, und Dr. Quid de aus Kö-
nigsberg wohnten den Sitzungen bei. Da
der Vorstand der Kommission, der Wirk-
liche Geheime Oberregierungsrat v. S y b e 1 ,
aus Gesundheitsrücksichten zu erscheinen
verhindert war, leitete der ständige Sekre-
tär der Kommission, Geheimrath von Gie-
sebrecht, die Verhandlungen.
Seit der voijährigen Plenarversammlung
sind folgende Publikationen durch die Kom-
mission erfolgt:
1. Jahrbücher der deutschen Geschichte.
— Jahrbücher des fränkischen Reiches
unter Karl dem Grossen vonSigurd
Abel. Bd. I: 768 — 788. Zweite
Auflage, bearbeitet von Bernhard
Simson.
2. Jahrbücher der deutschen Geschichte.
— Geschichte des ostfränkischen Rei-
ches von Ernst Dümmler. Zweite
Auflage. Bd. UI. Die letzten Karo-
linger. Konrad I.
3. Deutsche Reichstagsakten. Bd. VI. —
Deutsche Reichstagsakten unter König
Ruprecht. Dritte Abteilung (1406—
1410). Herausgegeben von Julius
Weizsäcker.
— 218 —
4. Die Chroniken der deutschen Städte
vom 14. bis ins 16. Jahrhundert. Bd.
XX. — Die Chroniken der westfälischen
und niederrheinischen Städte. Bd. 1 1
Dortmund. Neuss.
5. Allgemeine deutsche Biographie. Lie*
ferung 126—135.
Mit Unterstützungder Kommission wurde
veröffentlicht :
6. LudwigMolitor,Urkundenbuchzur
Geschichte der ehemals pfalzbaye-
rischen Residenzstadt Zweibrücken.
Die im Laufe der Verhandlungen er-
statteten Berichte ergaben, dass die Arbeiten
für die meisten Unternehmungen der Kom-
mission in ununterbrochenem Fortgange
sind und auch für das nächste Jahr wich*
tige neue Publikationen in Aussicht stehen.
Die Nachforschungen in den Archiven und
Bibliotheken sind in grossem Umfange fort-
gesetzt worden, und immer von neuem hat
die Kommission mit dem wärmsten Danke
die Zuvorkommenheit anzuerkennen, mit
welcher ihre Arbeiten von den Vorständen
der Archive und Bibliotheken unterstützt
werden.
Das grosse Unternehmen der deutschen
Reichstagsakten ist auch ini verflossenen
Jahre nach verschiedenen Seiten gefördert
worden. Von der älteren Serie der Reichs-
tagsakten ist noch im Jahre 1887 der
sechste Band zur Ausgabe gelangt. Er
behandelt die zweite Hälfte der Regierung
K. Ruprechts (1406—1410) und schliesst
damit die bisher noch bestehende Lücke,,
so dass nun eine ununterbrochene Reihe
von neun Bänden die Zeit von 1376—1431
umfasst. Der sechste Band ist von Pro-
fessor Weizsäcker, dem Leiter dieser
Serie, von Professor Bernheim und Dr.
Quidde bearbeitet, die Register hat Dr.
Schellhass geliefert. Für die Fortsetz-
ung dieser Serie waren die Mitarbeiter
Dr. Quidde, Dr. Schellhass und Dr.
Heuer unausgesetzt thätig. Auf verschie-
denen Reisen wurde von ihnen aus italie-
nischen und deutschen Archiven und Bib-
liotheken ein umfassendes Material ge»
sammelt, besonders für den Romzug K.
Sigmunds und für die kirchenpolitischen
Verhandlungen der deutschen Reichstage
in der Zeit des Basler Konzils. Längere
219 —
— 220 —
2eit arbeiteten Dr. Quid de und Dr. Heuer
in Venedig und Rom, ersterer dann allein
.in Mailand, Dr. Heuer auf einer Reise,
-die Genf, Turin, Genua, Pisa, Lucca, Flo-
renz, Siena, Bologna, Modena, Ferrara,
J^arma, Mantua berührte. Dr. Schell-
hass arbeitete, zeitweilig mit Dr. Quidde
.zusammen, in Wien; ausserdem besuchte
er Oldenburg, Bremen, Hamburg, Lübeck,
Hannover und Braunschweig. Die unver-
meidliche Ausdehnung eines Teils der Ar-
beiten auf einen längeren Zeitraum wird
allerdings eine Verzögerung im Erscheinen
des nächsten Bandes bedingen, doch ist zu
erwarten, dass dann eine Reihe von Bänden,
bis zu Friedrichs HI. Kaiserkrönung, in
rascher Folge wird ausgegeben werden
können.
Die Arbeiten für die zweite Serie der
Heichstagsakten, welche sich auf die Zeit
K. Karls V. beziehen, nahmen in Göttingen,
wo Dr. Friedensburg von den Hilfsar-
i)eitern Dr. Wrede und Dr. Redlich
»unterstützt wurde, einen erspriessUchen
Fortgang. Eine stattliche Reihe von Ar-
chiven und Bibliotheken stellte. Dank der
gütigen Vermittelung der Verwaltung der
^öttinger Universitätsbibliothek, Akten und
Handschriften zur Verfügung, wodurch zu-
jiächst die Materialien für die Jahre 1520
— 1525 ansehnlich vermehrt wurden. Das
Wiener geheime Haus-, Hof- und Staats-
archiv, in welchem, unter der Leitung des
geheimen Haus-, Hof- und Staatsarchivars
Dr. Winter, Archivar Peukert für das
Unternehmen arbeitete, lieferte wertvolle
Beiträge, besonders aus den Beständen des
ehemaligen Erzkanzler - Archivs. Reisen
wurden unternommen- von dem Leiter dieser
Serie selbst. Professor von Kluckhohn,
nach zahlreichen thüringischen, fränkischen
und schwäbischen Archiven — von Alten-
burg bis Augsburg und Memmingen, später
nach Constanz und zu den Archiven der
deutschen Schweiz in SchafFhausen, Zürich,
Luzem, Bern und Basel. Dr. Redlich
besuchte Trier, Metz und die ehemaligen
üeichsstädte im Elsass, arbeitete dann
längere Zeit in Ulm. Dr. Wrede ist ge-
genwärtig mit der Benützung des geheimen
Staatsarohivs zu München beschäftigt, wäh-
.rend Dr. Friedensburg sich im Interesse
der Reichstagsakten nach Rom begeben bat.
Mit wenigen Ausnahmen gewährten die bis-
her benützten Archive eine erfreuliche, ofi
überraschende Ausbeute.
Von der Sammlung der deutschen Städte-
Chroniken ist der im voijährigen Bericht
angekündigte zwanzigste Band, welcher als
erster Band der niederrheinisch -westfä-
lischen Serie die Chroniken von Dortmund
und Neuss enthält, im vergangenen Spät-
hei-bste erschienen. Der folgende Band
dieser Serie, der gegenwärtig gedruckt wird.
bringt Chroniken der Stadt Soest : Bartho-
lomäus von der Lake, eine noch unbekannte
Reimchronik und Volkslieder, sämtliche
Stücke auf die Soester Fehde mit Cölo sich
beziehend; er ist, unter der Leitung des
Professors Lamprecht in Bonn, von Dr.
Hansen und Dr. Jostes, beide in Munster,
bearbeitet. Für den dritten und letzten
Band dieser Serie sind Soester Au£Eeich-
nungen von 1417 — 1556, eine noch unbe-
kannte Chronik von Duisburg und Aachener
Reimchroniken bestimmt. Um dem Wonsche
des Professors Lamp recht zu entsprechen
und ihn von der ferneren Leitung der
Herausgabe der niederrheinisch - westfä-
lischen Chroniken, der er sich bisher in
sehr dankenswerter Weise unterzogen bat.
zu entbinden, wird Dr. Hausen dieselbe
für den letzten Band der Serie, unter der
fortdauernden Oberleitung des Professors
Hegel, des Herausgebers der ganzen
Sammlung, übernehmen.
Der Druck des sechsten Bandes der
älteren Hanserecesse, bearbeitet von Stadt-
archivar Dr. Kopp mann in Rostock, isi
nach längerer Unterbrechung wieder aufge-
nommen und so weit gefördert worden, dass
die Veröffentlichung desselben in naher
Aussicht steht.
Die vatikanischen Akten zur Geschichte
E. Ludwigs des Bayern, herausgegeben von
Oberbibliothekar Dr. Riezler, sind im
Druck begonnen, doch ist derselbe durch
einen beklagenswerten Unfall unterbrochen
worden. Nachdem 16 Bogen gesetzt waren,
brach am 24. Januar d. J. in der Wagner-
sehen Druckerei in Innsbruck ein Brand
aus, der einen ansehnlichen Teil des Ma-
nuskripts zerstörte. Da das Werk mit einer
so klaffenden Lücke^ nicht jzu veröffent-
jitizedby Google
221 —
— 222 —
lieben war, unternahm der Herausgeber
eine neue Reise nach Eom und es gelang
ihm in wenigen Wochen die Lücke des
Manuskripts völlig wieder auszufüllen, so
dass der Druck demnächst fortgesetzt
werden kann.
Die Arbeiten für die Witteisbacher
Korrespondenzen sind, teils wegen Erkran-
kungen, teils wegen anderweitiger Behin-
derungen der Herausgeber, wenig gefordert
worden, sollen aber im nächsten Jahi-e um
^0 kräftiger fortgeführt werden.
Die Geschischte der Wissenschaften in
Deutschland wird um zwei neue Bände in
kurzer Zeit vermehrt werdeiv Der Druck
der Geschichte der Kriegswissenschaft, be-
arbeitet von Oberstlieutenant a. D. Dr. M.
Jahns in Berlin, wird jetzt begonnen und
anch die Geschichte der Medicin, bearbei-
tet von dem Geheimen Medicinalrat Pro-
fessor A. Hirsch in Berlin, voraussichtlich
noch im Laufe des Geschäftsjalires druck-
fertig hergestellt werden. Für die Bear-
beitung der Geschichte der Geologie ist es
der Kommission zu ihrer Freude gelungen,
Professor Dr. K. A. von Zittel hierselbst
zu gewinnen. Auch für die Geschichte der
Physik sind die Verhandlungen mit einem
hervorragenden Gelehrten so weit gediehen,
<las3 der Abschluss iu sicherer Aussicht
steht.
Von mehreren im Buchhandel vergrif-
fenen Bänden der Jahrbücher der deutschen
Geschichte sind neue Auflagen nötig ge-
worden. Die zweite Auflage des ersten
Bandes von Abels Geschichte Karls des
Grossen, bearbeitet von Professor B. von
Sirason in Freiburg ist erschienen; auch
Dum ml er s Geschichte des ostfränkischen
Keiches liegt nunmehr in zweiter Auflage
vollendet vor. Von des verstorbenen H.
£. Bonneil Werk: „Die Anfänge des
karolingischen Hauses" hat Professor L.
<) eisner in Frankfurt a. M. die Bearbei-
tung der neuen Auflage übernommen und
{gedenkt sie im nächsten Jahr zu vollenden.
£ine neue Bereicherung werden die Jahr-
bucher durch die Geschichte K. Friedrichs U.
in der Bearbeitung des Geheimen Hofrats
Professor Ed^Winkelmannin Heidelberg
«rhalten ; der Druck des ersten Bandes hat
bereits begonnen. Auch Professor G.Meyer
von Knonau verspricht den ersten Band
der Jahrbücher K. Heinrichs IV. in nächster
Zeit so weit zu vollenden, dass um Ostern
der Druck in Angriff genommen werden
kann.
Die Allgemeine Deutsche Biographie hat
auch im abgelaufenen Jahre ihren regel-
mässigen Fortgang genommen. Es sind der
sechsundzwanzigste und der siebenundzwan-
zigste Band erschienen. Der Druck des
Buchstaben R wird sich noch in das Jahr
1889 hineinziehen. Mit dem Buchstaben
S beginnt das letzte Viertel des grossen
Werkes.
Der Kommission lag ein grosser Teil
der von Professor Dr. Eduard Rosen-
thal in Jena bearbeiteten Geschichte der
Gerichts- und Aemterverfassung Bayerns
im Manuskript vor und wurde ein Druck-
zuschuss beantragt, um die Veröffentlich-
ung desselben zu ermöglichen. Die Kom-
mission hofft die gewünschte Unterstütz-
ung für die verdienstliche Arbeit erwirken
zu können.
Vereinsnachrichten
unter Redaction der Vereinsvorstände.
Frankfurt a. M. Verein für Geschichte 140.
und Altertumskunde. Am 4. Juni
sprachen die Herren Stadtarchivar Dr. R.
Jung, E. Padjera u. Dr. H. Pallmann
über Rothenburg ob der Tauber,
seine Geschichte, seine Befestigungen und
seine Kunstwerke. Die Vorträge waren le-
diglich Berichte über einen Pfingstausflug
nach dem interessanten Tauberstädtchen,
welchen die drei Herren gemeinsam unter-
nommen hatten. Mit diesem Abend beschloss
der Verein auf mehrere Monate seine wis-
senschaftlichen Sitzungen; in den geselligen
Zusammenkünften, welche nicht ausgesetzt
wurden, kamen mehrfach in zwangloser
Weise allgemein interessierende Frankofur-
tensien zur Vorlage und Besprechung.
Die wissenschaftlichen Sitzungen wur- 141.
den am 3. Sept. wieder aufgenommen. Zu-
nächst legte Herr Dr. R. Jung unter an-
deren neueren Erscheinungen zur Frank-
furter Geschichte den von ihm bearbeiteten
2. Band der „Quellen zur Frankfurter
Geschichte*' vor, der die Chroniken und
Digitized r
1 una
— 224
annalistischen Aufzeichnangen der Keforxna-
tionszeit sowie eine eingehende Darstellung
der Belagerung von 1652 enthält. Sodann
wurde über den am 26. Aug. nach Lorsch
und Heppenheim unternommenen Yer-
einsaustlug Bericht erstattet. Herr Ober-
stabsarzt Dr. Kuthe legte darauf das vom
preussischen Kultnsministeriam herausge-
gebene Merkbuch vor, welches kurzgo-
fasste Yerhaltungsregeln bei Ausgrabung
und Erhaltung von Altertümern giebt, und
schloss daran einige erläuternde Bemerkun-
gen. Schliesslich sprach Herr Dr. 0. H e u e r
über die Gefährdung der Frankfurter
Messe in den Jahren 1429 und 1430.
Am 28. August 1428 hatte der Erbkäm-
merer Konrad von Weinsberg durch einen
unerwarteten Überfall die ganze Karawane
der zur Herbstmesse ziehenden schwäbi-
schen Kaufleute in seine Gewalt gebracht.
Ein solches Ereignis konnte nicht ohne
den schädlichsten Einfluss auf den Besuch
der Messen bleiben. Doch wusste man
bisher nur, dass Nürnberg sich längere
Zeit vom Messverkehre fern hielt, seinen
Kaufleuten ihn ernstlich untersagte. Neues
Licht auf die Vorgänge werfen die Pro-
tokolle der Städtetage zu Konstanz des
Jahres 1429, welche nur im Nürnberger
Archiv erhalten zu sein scheinen. Sie zei-
gen, dass eine Zeit lang die Gefahr, welche
dem Fortbestande der Frankfurter Messe
drohte, eine viel schwerere war, als man
bisher angenommen. Die Majorität der
oberdeutschen Reichsstädte war im Beginne
des Jahres 1429 der Ansicht, dass bis auf
weiteres der Messbesuch völlig eingestellt
werden müsse. Es kam der Entwurf eines
allgemeinen reichsstädtischen Bündnisses
zu Stande, welches die einzelnen Mitglieder
zum Nichtbesuche verpflichten sollte. Er
enthielt die schärfsten Bestimmungen, um
etwaigem Zuwiderhandeln vorzubeugen, ja
selbst mit allen ausserhalb des Bundes
stehenden, welche die Verbindung mit Frank-
furt nicht lösten, sollte der Vei^ehr abge-
brochen werden. Auf mehreren Städtetagen
wurde dieser Entwurf einer eingehenden
Beratung unterzogen. Vergebens suchte
der Frankfurter Rat, durch die eifrigsten
Bemühui^en die Sicherheit des Geleites
zu erhöhen, den Sturm zu beschwören.
Die Rettung brachte di^ Uneinigkeit der
Gegner. Die Sonderinteressen hinderten,
wie stets bei den Städten, auch jetzt ein
gemeinsames Vorgehen. Das reiche Augs-
burg erklärte bald, dem Bündnisse sich
nicht anschliessen zu können, da es die
Messe für seine Textilindustrie nicht ent-
behren könne. Fragen über die innere
Einrichtung der Einung, die Stimmberech-
tigung, machten auch bald die Städte des
schwäbischen Bundes schwierig. Hier setzte
nun die Frankfurter Politik ihre Hebel ein.
Dadurch, dass sie in eifrigster Weise sich
der Interessen des Schwabenbundes in sei-
nen Streitigkeiten mit Konrad von Weins-
berg annahm, gelang es ihr, diese wichtige
Gruppe von der Mt^orität zu trennen. Der
Ulmer Bundestag gestattete zuerst seinen
Gewerbetreibenden auf eigene Gefahr die
Messe zu besuchen, um dann ganz das alte
Verhältnis wieder herzustellen. König Sij^-
mund trat ebenfalls für d]e gefährdete Messe
ein, Nürnberg allein konnte endlich den
über den Mess verkehr verhängten Bann
auch nicht aufrecht erhalten. Das grosse
Projekt, Frankfurts Handel lahm zu legen,
zerrann so kläglich im Sande.
Neuer Verlag der Fr. ZiiBtX'eohen Bachhand-
lang in Tri«r. Zu beziehen durch s&mtliche
Buchhandlungen :
Römische Mosaiken aus Trier
und Umgegend
von Domkapitular
J. N. Ton Wilmowsky«
Nach dessen Tode herausgegeben von der Gesell«
Schaft für nQtzliche Forschungen
durch dertn 8«krotir MutMimt-DIrektor Dr. Hettner.
Neun chromolithographierte Tafeln auf Garton in
der Grösse von 58 auf 46 om und ein Texthefl i&
Quart. Pr«ft in Mapp« 20 Marie.
Das Werk ist von gleicher Bedeutung f&r da«
moderne Kunstgewerbe wie fQr die arohftologische
Forschung. Das rOmische Trier hatte eine Ffille
herrlicher Mosaiken, v. Wilmowsky hat die in
den Jahren 1840 — 1870 aufgefundenen Fussboden-
und Wandmosaiken, sowie Marmort&felungen der
Basilika, vieler Prachtgebttnde Trier*8 und der
Villen des Saar- und Moselgebietes in peinlich
ausgeführten Zeichnungen von hervorragender
Schönheit susammengestellt , w«Iohe in diesem
Werko Jetit im ganzen Beldhtom der Farbenscala
der Originale, in trefflichen Beproduktionen der
lithographischen Anstalt von G. Welsbacher in
Darmstadt vorliegen. Die Mosalkon, teils nur mit
Ornamenten, teils mit Figuren gesiert, eignen sich
in hohem Masse für moderne Nachahmung in
Thonplatten, Stickereien und Teppichen. Der Text
giebt Aufschluss fiber die Auffiitidang der ei&tel-
nen Mosaiken und einen Überblick aber die &»•
schichte des Mosaikes ttberhaupt
nt. UNTreoHK buohdruckeiici in Tmcit.
▼OB Dr. H«ttMr In Trier
oad
r Dr. LaiHprMht
inl
VerUg
der
FR. LINTZ'SGh«ii
BuohhMkdlaug
In Tritr.
der
Westdeutschen Zeitschrift für Geschichte und Kunst,
n^leich Orgui der historiseli-aiitiqiArisclieii Vereine zu Baeknaii^, Birkenfeld, Dürk-
heiB, Disseldorf , FrankAirt a. M., Karlsnüie, MaiiiE, Mannlieim, Neuss, Speyer,
Strassbsrg, Stuttgart and Woms, sowie des anthropologischen Vereins zu Stuttgart
♦
November. Jahrgans VH, Nr. 11. 1888.
Dm KorrMpondensblatt •rsoheint in einer Auflag« Ton 80OO Exemplaren. Inserate A 86 Pfg. fflr die
geepaltene ZeUe werden Ton der Verlagshandlnng nnd allen Ineeraten-Bnreaue angenommen, Beilagen
naoh Uebereinknnft. — Die Zeitachrift erscheint rierteljftfarlioh, das Korrespondensblatt monatlich. —
Abonnomentspreis 15 Mark fdr die Zeitcchrtft mit Korrespondensblatt, far letsteres allein 6 Mark.
Neue Funde.
i2. Neuss, 17. Nov. Bei den Arbeiten zur
Aufdeckung des Rumerlagers vor Grimm-
linghausen wurde gestern ein interessanter
Fund gemacht. In einer Tiefe von etwa
acht Fuss stiess man unter dem Eingange
des westlichen Thores des Lagers auf ei-
nen aus Tuffstein hergestellten Kanal einer
römischen Wasserleitung, welcher
eine Breite von etwa IV'2 Meter und eine
entsprechende Höhe hat. (N. Gr. Ztg.).
Chronik.
^- Aus der Pfalz, Ende Oktober. Imlsenach-
thale hat sich in letzter Zeit in den Resten
der ehrwürdigen Benediktinerabtei Lim-
burg und der altersgrauen Stammburg der
Fürsten von Leiningen, der Hartenburg'),
ein reges Leben entwickelt, berechnet auf
Herstellung mancher Bauteile. — In der
Limburg wurden zwei Seitenausgänge
des spätgotischen Kreuzganges im alten
Stile hergestellt und zwar der östliche Aus-
gang, dessen Profilierung eine Hohlkehle
zwischen zwei glatten Leisten aufweist,
und der südliche, der eine durch einen
Eselsrücken herbeigeführte Überschneidung
des dnrch einen Rundstab reicher geglieder-
ten Profiles u. zwar auf Grund des vorhande-
nen Sockels aufzeigt In der Ecke rechts oben
befand sich früher ein mit einem Wappen
gezierter Haustein. Derselbe ward direkt
über dem Spitzbogen eingemauert. Auf
1) Hartenbnrg nicht Hardenburg itt.die h i st o -
r liehe Schreibweise.
dem schief gestellten, oben geradlinigen,
nach unten spitz zulaufenden Schilde ist
ein — heraldisch — nach links schreiten-
der Greif oder Drache dargestellt mit er-
hobenen Vordertatzen. Auf dem Haupte
mit aufgesperrtem Rachen trägt er drei
Zinken, welche entweder Homer oder eine
Mauerkrone darstellen sollen. Das Wappen-
tier ist durch zwei Schweife ausgezeichnet.
Der Haustein besteht aus weissem Sand-
stein, während die ganze Abtei aus rotem
Sandsteine gebaut war. Das Wappen ge-
hört wohl dem 12. Jahrhundert an. — In
der Chorwand, über welche die Stiftungs-
tafel die Jahrzahl 1551 trägt, wurden die
zwei Seitenthüren mit neuen Bogen stücken
versehen, sowie die Bank der grossen Mit-
telthüre erneuert. Die Profilieruug ward
genau nach den alten Stücken — Hohl-
kehle mit zwei Seitenleisten, Spitzbogen
— hergestellt. Femer wurden im Refek-
torium mehrere Öffnungen zugemauert,
so dass jetzt der ganze 83,70 m lange,
9,40 m breite Innenraum von vollständigen
Seitenwänden eingeschlossen ist. Der Raum
des Langschiffes wurde an mehreren Stel-
len mit neuen Tritten versehen und zwar
dort, wo die alten im Laufe der Zeit ver-
schwunden waren. Die Kosten dieser Ar«
beiten stellen sich auf ca. 600 Mk. Im
Frühjahre sollen mit dem Reste der vom
Staate bewilligten Mittel (500 Mk.) die
Zinnen des Chores z. T. neu belegt, z. T.
eincementiert werden. — In der H arten -
bürg wird die vom Inspektor N^er (vgl.
die Burgen der rheinischen Pfalz S. 23)
Digitized by VjOOQ IC
— 227
228
besonders henorgohobene Bergfried mit
seinem Kuppelgewölbe so gut als möglich
hergestellt. Die zusammengestürzten Teile
wurden im SW. und SO. durch einen neuen,
allerdings gegen den alten Mauer zug
nur halbdicken Mantel aus kleineren, be-
hauenen Steinen verbunden, die Öffnungen
nach SW. und SO. im alten Stile ausge-
spart; das Kuppelgewölbe wird z. T. neu
hergestellt und mit einer Cementdecke ver-
sehen. Zu diesem Zwecke haben die kgl.
Ministerien des Innern und des Kultus auf
den Antrag des Verfassers 1800 Mk. be-
willigt. Zwar ist d. V. mit der im Bau
begriffenen Renovierung nicht ganz einver-
standen, da der Mauermantel zu dünn an-
gelegt ist und an einer Stelle im S. sogar
geradlinig verläuft, allein von dem kostbaren
Bollwerk des 16. Jahrhunderts bleiben we-
nigstens für die Nachwelt seine kolos-
salen Reste erhalten, und das ist die
Hauptsache. (Dr. C. Mehlis.)
144. In A. WeyPs 'Berliner Münzblätter' 1888,
Juli-August, veröffentlicht Menadier einen
Artikel über 'die Heilandspfennige
der Benediktinerabtei Prüm*. Bis-
her sei es nicht gelungen Münzen dieser
Abtei festzustellen, sowohl der Versuch
Longp^rier's (Rev. num. 1868, 230) wie der
Schneemanns (Jahrb d. Ges. f nütz!. For-
schungen zu Trier 1859) seien zurückzu-
weisen. — Prüm ist das einzige münzbe-
rechtigte geistliche Stift des alten deut-
schen Reiches, welches dem Weltheiland
selbst geweiht war. — Da die Konvents-
siegel übereinstimmend das Bild des Hei-
lands tragen, so werden auch die einzig
unter allen deutschen Mittelaltermünzen
.mit diesem Bilde versehenen Münzen wie
Dannenberg 1272, 1187—1189, 1239 nach
Prüm gehören.
145. Von Henry Cohen, description historique
des mounaies (medailles imperiales) wurde
kürzlich der 7. Band in 2. Auflage ausge-
geben, welcher die Kaiser von Carausius
bis auf Constantius II enthält.
146. Auf der diesjährigen Generalversammiuno
des Gesamtvereins der deutschen Geschichts-
und Altertumsvereine zu Posen brachte Herr
Oberst V. Cohausen folgenden motivierten
Antrag ein :
„Die klassische Archäologie ist eine
wirkliche Wissenschaft, die, wenn sie auch
wie jede andere fortgebildet wird, doch
ein vollendetes Ganze darstellt, das aus
Lehrbüchern und Abbildungen erlernt wer-
den kann.
Nicht so ist es mit der vaterländischen
Altertumskunde: es besteht kein Lehrbuch,
mittels welchem sie zu erlernen, kein Hand-
buch, aus welchem sich Rats zu erholen
w^äre — und es kann noch kein solches
geben — , die hundertspältige Litterator
kann noch nicht zu einem solchen Kach-
schlagewerk zusammengefasst werden, ihr
stehen weder die klare Einheit des klas-
sischen Altertums noch dessen gleichzeitige
Schriftsteller zur Seite.
Und doch ist der Aufbau unserer Ur-
geschichte und dazu die Pflege der vater-
ländischen Altertumskunde eine vollberech-
tigte Forderung. — So viel auch aus allen
Teilen des Vaterlandes, von Jahr zu Jahr
oft mit recht unzureichenden Mitteln in
Beschreibungen und Abbildungen zusam-
mengetragen wird, 80 kann doch nur durch
den persönlichen Verkehr der dazu Be-
rufenen, durch mündlichen Austausch und
Vergleich ihrer Erfahrungen eine allge-
meine Verständigung, eine Grundlage für
eine vaterländische Altertumswissenschaft
und endlich auch — für einen Lehrstuhl
derselben gefunden werden.
Der preussische Herr Kultusminister hat
in dem Hohen Erlass vom 17. Mai 18d6
auf die Konferenzen hingewiesen, zu wel-
chen in Österreich die Konservatoren und
Korrespondenten der Central - Kommission
für Kunst- und historische Denkmale zu-
sammen berufen werden, und hat in dan-
kenswertester Weise schon in demselben
und dem darauf folgenden Jahr zu den
Generalversammlungen der deutschen G^
schichts- und Altertumsvercine Kommissare
abgesandt; ein Gleiches ist in diesem Jahr
von Sachsen und Mecklenburg geschehen.
In der bezeichneten llichtung sollte aber
noch ein Schritt weiter gegangen werden.
Es sind nicht nur Gutachten organisa-
torischer — sondern auch ganz realer Na-
tur, über Gegenstände der Museen, d. h-
über Belegstücke der einstigen vaterlän-
dischen Kultur, welche abzugeben sind;
und eben wegen dieser würde es ungemein
Digitized by VjOOQ IC
— 230 —
förderlich sein, wenn der Herr Kultusmi-
nister die Konservatoren oder Direktoren
aller vom' Staate subventionierten Museen
der yaterländischen Altertümer nicht nur
mit Ermächtigung sondern mit der Anwei-
sung versehen wollte, die besagten Gene-
ralversammlungen zu besuchen und in den-
selben kurz über die wichtigsten innerhalb
ihres Gebietes gemachten Entdeckungen
und Erwerbungen zu berichten, sowie dar-
auf bezügliche Fragen zu beantworten oder
— zu stellen.
Wir glauben, dass die durch die bud-
getmässige Staatsdotation zu deckenden
Kosten, welche allerdings etwaigen Ankäu-
fen oder Ausgrabungen abgingen, reichlich
aufgewogen würden durch die wissenschaft-
lichen Ergebnisse, sowie durch den frischen,
ganz Deutschland durchströmenden patrio-
tischen Zug, der dadurch in die vaterlän-
dische Geschichts- und Altertumsforschung
käme, da, wie eingestanden werden muss,
sowohl auf Seiten der klassisch-philologi-
schen Kunstarchäologen wie auf Seiten
der Anthropologen mindestens unbewusst
das Streben vorliegt, jene Disziplin bei
Seite zu schieben.
Unsere Bitte geht vorläufig nicht weiter,
als dass es dem preussischen Herrn Kultus-
minister gefallen möge, die Konservatoren
der vom Staate subventionierten vaterlän-
dischen Altertumsmuseen anzuweisen, den
jährlichen Versammlungen des G^samtver-
eins der deutschen Geschichts- und Alter-
tumsvereine im nächsten Jahr (1889) bei-
zuwohnen, in denselben Bericht zu erstatten
und ihre 'Keiseauslagen bei der Dotation
ihrer Museen zu liquidieren.^
Es ist dieser Vorschlag nicht nur mit
Beifall aufgenommen, sondern dahin er-
weitert worden, dass er auf alle deutschen
Staaten, insbesondere aber auch auf die
deutschen Staatsarchive derartig ausgedehnt
werden solle, dass auch von diesen Dele-
gierte mit Bücksicht auf § 10 Nr. 4 der
Vereinsstatuten vom 18. Mai 1885 entsen-
det werden mögen.
Dem Vorort wird überlassen, die be-
züglichen Anträge an die deutschen Re-
gierungen zu formulieren.
(Korrbl. des Gesammt-V.)
Misceilanea.
über das rdmische Lager zu Bonn ent- 147.
nehmen wir einem kürzlich auf der Anthro-
pologen-Versammlung in Bonn (abgedruckt
im Korrbl. der anthr. Ges. 1888 S. 97)
gehaltenen Vortrag von Prof. J. Klein fol-
gende Angaben: Das Lager liegt 60 m
über dem Spiegel der Nordsee, also voll-
ständig gegen jode Überschwemmung ge-
sichert. Es bildete ein Viereck von 500
m Länge und 500 m Breite. Es wurde
durchschnitten von 2 Römerstrassen, von
denen die eine von Mainz über Köln nach
Xanten, die andere von Limburg über
Düren nach Bonn ging. Das Lager hatte
einen 9 m breiten Wall, der nur an den
Ecken abgerundet war. Vor diesem Vi^alle
befand sich ein 18 m starker Wallgraben,
der jedoch auf der östlichen Fronte fehlte,
da hier der Rhein die natürliche Schutz-
wehr bildete. Im Innern des Walles lief
eine 5—6 m starke Kiesstrasse, jdie noch
heute der Hacke die grösste Schwierigkeit
entgegensetzt. Von den Thoren des Lagers
war es möglich, zwei bloszulegen, das süd-
liche und das westliche, diese sind aber auch
vollkommen rekonstruiert. Die Metzelei
vom Jahre 69 fand am südlichen Thore,
der Porta decumana, nach der heutigen
Nordseite von Bonn statt. Es hatte eine
Länge von 20 m, eine Tiefe von 10 m.
Es hatte ein mittleres Hauptthor von 4,50 m
Breite und zwei Nebenthore. In seinen
Flügehi waren, worauf die Fundamente
hinweisen, zwei^starke Wachtlokale. Nach
den noch erhaltenen Resten zu urteilen,
war das Thor architektonisch prachtvoll
ausgestattet. Über das westliche Thor,
Porta sinistra, sind wir noch besser unter-
richtet; es hatte eine Länge von 26 m,
eine Tiefe von 11 m. Seine beiden Seiten
waren von starken vorspringenden^ vier-
eckigen Türmen besetzt, in denen sich eben-
falls Wachtlokale befanden, das Hauptthor
sprang 5 m zurück gegen die Seitentürme.
Die Porta praetoria zeigt dieselbe Ein-
richtung. Von der Porta deztra sind wir
leider am schlechtesten unterrichtet, ob-
wohl deren Reste noch bis ins Mittelalter
hinein erhalten geblieben sind. Im 16.
Jahrhundert hat der Canonici^ Campiua
Digitized t
O
— 231 —
232 —
turmartige Überreste desselben gesehen, ja
selbst alte Leate erinnern sich, dass noch
Mauertrömmer von ihm am Wicheishofe
zam Vorschein kamen.
Bewunderungswürdig ist die Versorgung
des Lagers mit Wasser ; von der südwest-
lichen Ecke durchschneiden drei grosse
Kanäle das ganze Lager. Der eine geht
am innern Fusse des Südwalles entlang
an der Porta decumana vorbei zum Rhein,
wo er in einen grossen Aussenkanal ein-
mündet. Der zweite Kanal geht von der
Südwest-Ecke die ganze westliche Front
entlang bis zur Porta sinistra, verfolgt
dann die Via principalis bis zur Porta
dextra. An der Porta sinistra zweigt sich
von diesem Kanäle ein dritter grosser Kanal
ab, welcher die westliche Fronte bis zur
Nordwest-Ecke verfolgt, dann herumbiegt
und, der Umwallung folgend, an der Porta
praetoria vorbei zum Rhein führt. Es war
nicht möglich, die Einmündung in den Rhein
zu finden, obgleich dies sehr wichtig wäre,
um festzustellen, auf welchem Niveau zur
Rumerzeit das Bett des Rheines gelegen
hat. Bis jetzt waren die Untersuchungen
von keinem Erfolge gekrönt. Zahlreiche
Kanäle gehen in die Bauten des Lagers
hinein, der Hauptkanal kam vom Abhänge
der Ville bei Buschhoven und wurde in
seiner Leitung mehrfach aufgedeckt. Vor
Bonn musste er die Thalsenkung des £u-
denicher Baches überschreiten und wurde
deshalb in einem Aquaedukt ins Lager ge-
führt. Von diesem waren im 16. Jahr-
hundert die Pfeiler noch vorhanden. Karl
Simrock erinneit sich, in seiner Jugendzeit
die Stümpfe derselben noch gesehen zu
haben. Was die einzelnen Bauten anbe-
langt, so sind an 2 Ecken, der Ost- und
Südwest-Ecke, 8 Kasernements biosgelegt.
Dieselben zeigen sich mit kleineren und
grösseren Kammern für Offiziere und Mann-
schaften ausgestattet. Grosse Fürsorge ist
für Heizung und Wasserleitung getroffen.
In einer findet sich ein Bad und ein Brunnen
für den nötigen Bedarf, bei andern befinden
sich vor den Kasernements Pferdeställe,
ein Zeichen^ dass auch regelrechte Kaval-
lerie sich in Bonn befand. In einem an-
deren Kasernement sieht man kleine Kam-
mern für die Vexillarier, wie dies aus den
dort vorgefundenen Ziegelstempeln erhellt :
sogar eine Küche fehlte nicht mit einge-
mauertem Ofen, interessant ist es, dass
sogar in einzelnen Kasernements die Löcher
für die Waflenständer gefunden sind. Fast
dieselbe Einrichtung findet sich auch in
den 4 südwestlichen Kasernements, welche
jedoch zerstört sind durch den Bau des
Stiftes Dietkirchen. Die Rest« jedoch
machen es wahrscheinlich, dass auch dort
eine Gruppe von 8 Kasernements im Qua-
drat sich befand, von gleicher Einrichtung,
wie die an der Ostfronte.
Das Troparium von PrOm und 1411.
sein Bilderschmuck,
aufbewahrt unter No. 9448, fonds latm,
d^part. des manuscrits, in der Xational-
Bibliothek in Paris. Von Ad. Reiners,
Pfr. in Nagem (Luxemburg).
Dieser ugf. 30 cm hohe, 15 cm breite
u. 91 Bl. zählende Pgtcodex ist das 'älteste
aller uns in den reichhaltigen Bibliotheken
zu Paris, Brüssel, liOndon, Krakau bekannt
gewordenen Troparien. „Troparien", auch
„Troponarien**, nannte man jene liturgischen
Bücher, welche die im 10. Jahrh. an den
höheren Festtagen gesungenen rhythmischen
Einschaltungen, Präambeki oderVorgesinge,
festivas laudes oder tropi, den Introitus,
Kyrie, Gloria, Offertorium, Sanctus, Agnus,
Postcom. des Messamtes enthielten. Zu-
meist sind diese Gesänge in Versen nur
Erläuterungen, Ergänzungen oder Erwei-
terungen des liturgischen Textes ')■ Kaum
dem Namen nach waren bis jetzt diese
dichterischen Gesänge bekannt. Wenn nun
schon wegen seines Alters und des kost-
baren Inhaltes das Prümer Tropar von den
Freunden des Choralgesanges, von Philo-
logen und Liturgikern hochgeschätzt wird»
so muss die Handschrift wegen der zahl-
reichen, Miniaturbilder, Darstellungen
1) Siehe Darandus, Ration. IV c. 5 n. 6, ancb
Dncange, GlosBarium. Tropariua dicebatox Über ia
qao oontinebantar hnjasmodi oantica. Tropni ttt
genaa monastici cantaSf qui ante mitiae introitnin
in tolennitatibuB dici solebat, a. D. Gregorio Psp»
iustitutus est. (Maori Hierolexicon.)
tTber Tropen lese man korxe Bemerkungen bei
Gerbert H p. 342 der Mutica I 804, 840; Lebo^af,
Trait« snr le cfaant, p. 104; Belethns, £xpUc p. 95ß:
Sohubiger, S&ngenchule ; Schmitt, Litnrgik S.54S;
Kornmüller, Lexicon etc. ")Oq1c
— 234 —
von Scenen ans dem Evangeliam, dem deut-
schen Kunstfreund überaus wertvoll sein ^).
Eine zu Anfang des Buches vermerkte
Notiz gibt an, der Mönch Notker habe um
989 dieses Neumenbuch geschrieben. Indes
besagt eine von der Hand des Schreibers
selbst, fol. 48, gleichsam als Gedächtniss-
tafel hingesetzte Notiz, dass es auf Kosten
und Bitten des Mönches Wickring unter
Abt Hilderich (t993) begonnen, unter Abt
Stephan (flOOl) beendet und dem Salva-
torsaltare geopfert worden sei*).
In der 722 gestifteten Abtei Prüm wurde
im 9. Jahrb. der Gesang besonders eifrig
gepflegt, wie die Schriften über Musik u.
Gesang des berühmten Abtes Regino von
Prüm (892-899), teilweise noch ungedruckt,
genugsam bekunden. Für die Pflege des
Kirch engesanges spricht auch unser Tropar.
Folio 1 wird auf beiden Seiten von
Darstellungen aus dem Evangelium einge-
nommen. Die obere Hälfte der ersten Seite
stellt die Verkündigung dar.
"Vor einem Hause, das einer Kirche mit
Kuppelbau ähnlich ist, sitzt die h. Jung-
frau, hebt voll Staunen bei der Botschaft
die Hände empor. Der Engel scheint auf
dem Regenbogen, der im Halbkreis gezeich-
net ist, vom Himmel herabgestiegen zu sein.
Das Bild ist bei Fleurj- PI. XII, p. 84, als
Kupferstich ohne Farbenangabe mitgeteilt;
doch ist die Abbildung dem Original nicht
entsprechend, da sie mehr technische Voll-
endung als das Urbild verrät. Die Farbe
des Ziegeldaches ist gelber Oker, der Nimbus
oder Radius der Madonna golden ; die turm-
artige Nische, worin die Gottesmutter sitzt,
ist von einem Kreuz überragt.
Die Heimsuchung Mariens erblickt man
in der unteren Hälfte der Seite. Der Mi-
niaturist gab der bejahrten Elisabeth zur
Unterscheidung von der jüngeren Gottes-
mutter einen gelben, dieser einen goldenen
Nimbus. Maria trägt den charakteris-
tischen blauen Mantel, aber einen grünen
Rock mit Goldblumen und weissen Punkten.
1) Vgl. Lampracht, InitUlornamentik S. 28
Kr 48.
2) Codicem istum cantui modulamine pUnum
domini Hilderlci venerabilit abbatlt tempore ejus-
qufl licentla Wlokeringi fidelii mouachi inpansis
«tqua praecatn scribere coaptum
Hnio sancto PmmlenBi coanobio perhanni me-
moria norimnB traditum.
Nach den Bildern folgt der Text der
numerierten Tropengesänge. Der eigent-
liche Buchanfang fehlt. Es steht gleich
zu Anfang ein Stück des Graduale der 2.
Weihnachtsmesse. Die ersten Bilder schei-
nen die Sonntage des Advents ehedem ge-
ziert zu haben.
Fol. 2. Folgt die Prose : „Eja turma"
aut „Dies sanctificatus major'S aut „Christi
hodiema" *).
Es folgt dann die Notkerische Sequenz :
Eja recolemus laudibus piis digna^).
Fol. 3. Neumenreihe mit Alleliya. Es
folgt die Prose: Dominus regnavit (Dns
rignavid) autFilia matris. Nostratuba
regatur Dei dextra von Notker^).
Fol 3'. Offertorium: Dens enim fir-
mavit Eingeschoben ist hier die
Sequenz : Laetemur gaudiis quos redemit . . .
Es ist ein Bruchstück aus einer grösseren
Sequenz Notkers : Et sicut liliorum candor,
bei Kehrein Nr. 85, welche auf die Melo-
die „in longitudine dierum" gesungen wurde.
Die Neumen folgen in 3 Reihen nach dem
Texte.
Fol. 4 wird auf der ersten Seite von 2,
auf der anderen Seite von 3 Bildern ein-
genommen. Diese sind weniger kunstvoll
und in noch grellerer Farbe als die beiden
ersten ausgeführt.
a) Im obern Bilde sitzt ein Kaiser mit
Krone, Scepter und Reichsapfel, während
im UBtem Bilde ein Schreiber in einer
Festung sitzt. Sollten nicht die beiden
Darstellungen Bezug haben auf das Prümer
Kloster, die Gründung, Dotation, Immuni-
täten-Verleihung durch einen Kaiser dar-
stellen? Leicht möglich, aber auch, dass
dies erste Bild den gekrönten Psalmen-
könig David als Almherrn des Messias ver-
sinnbildet. Es fehlen hier auch die Gold-
Nimben.
b) Der im ontem Bilde in einer Fes-
tung oder Burg sitzende Schreiber mag
Isaias, den „Evangelist des alten Bundes**
mit seinen prophetischen Weissagungen auf
1) Diese Titel waren Benennungen der ursprüng-
lichen Malodieen der Seqnensan.
S) Der voUsUlndige Text kann in meinem Buche :
Die Tropen-, Prosen- und Pr&fktionsgesftnge, 1884
nachgelesen werden. Kehrein Nr. 10; Schnbigar
Singersohula Nr. 86 in moderner Notehsohrift ;
Daniel U 888, in 886; Migne etc.
8) Kehrein Nr. 43; Daniel T 5L
Digiti
zedby Google
— 235 —
den Messias andeuten. Bei Fleury fehlen
die beiden Darstellungen.
Fol. 4' wird von 3 Scenen der Geburt
des Heilandes eingenommen.
a) Geburt Christi; bei Fleury PI.
XXni p. 121. Beim ersten Blick möchte
man die Flucht nach Egypten sehen. Ein
näherer und eingehenderer Vergleich lässt
aber die Ankunft im Egyptenland erkennen.
Joseph, im Reisekleid, mit schwarzen
Haaren, ganz bärtig, trägt auf einem un-
gefügen, wuchtigen Reisestock seinen Man-
tel, hält den Zaum des Esels, das die
Gottesmutter trägt, am Arm befestigt. Das
Oberkleid ist grün, mit rötlichen Streifen,
es reicht nur wie ein langer Kittel bis an
die Kniee und scheint an den Hüften zu-
sammengeschnürt zu sein. Blaugrün ist
der Mantel Mariens, doch mit roten Streifen
durchzogen. Blümchen und Erbsen (4 — 5
Punkte zusammen) verschönem den Mantel
der Mutter Gottes und die Beinkleider des
hl. Joseph. Maria hält gleichsam zum
Staunen und voll Erwartung beide Hände
vor sich erhoben. Vor einem Stalle hält
der Esel mit der teuem Last. Der Fries
des StaUes, der einem Kirchlein ähnelt, ist
aus Holz, mit Säge und sonstigen Instru-
menten bearbeitet und durchbrochen.
b) In der zweiten Sceno schläft die
Jungfrau in einer Festung im Bette, das
Kind daneben in einer langen Wiege.
Joseph wacht und sieht auf die Beiden.
c) Das 3. Bild stellt einen Schreiber
mit einer Rolle auf dem Schosse dar, vor
ihm Schreibgegenstände.
Fol. 6. Sequentiaaurea: — Cläre
sanctorum senatus apostolorum ...
von Notker*).
Dies sanctificatus major. — Natus
ante saecula von Xotker').
Fol. 6. Offertorium mit Neumen,
wie im Miss. Rom. Zweite Weihnachts-
messe. „Lux fulgebit*S wie heute noch
im Missale Romanum.
Fol. 7. Dritte Weihnachtsmesse mit
den Präambeln u. Tropen:
1) Bei Kehrein Kr. 869; Daniel II 29, 8S4;
Schäbiger Nr. 84.
2) Kehrein Nr. 11; Schabiger Nr. 5; Daniel n
ft, 888.
— 236 —
Introitus:
Hodie nobis puer cantandus est, quem
gignebat ineffiibiliter ante tempora pater,
et eundem snb tempore generavit in-
clyta mater etc
Ecce adest de quo prophetae cecinerant
dicentes: Puer natus est Quem viigo
Maria genuit ... Et filins datns . . .')
Kyrietrope: 1) Te Christe rez suppti-
ces exoramus, cunctipotens, ut nostri dig-
neris: eleyson, Kyrie eleyson*).
Fol. 8. Gloria in excelsis . . . Laas
tua Dens resonet coram te rex. Laudamos
te . . . Qui venisti propter nos, rex an-
gelonun Dens.
Fol. 9. Offertorium. Tui sunt coeli . . .
Magnus et metuendus . . . Misericordia et
veritas . . Tu humiliasti . . .
Nate Dei, qui fortem alligasti adversa-
rium et redemisti in carne mortali bomi-
nem, fove, rege nos tuos hodie dextera
tua domine.
Offert. (Justus )
Sit tibi summe Deus laus et benedictio
virtus. Tui sunt . . .
Quapropter digne jubilant tibi cunctacreata.
Orbem . . .
Quod maris et terrae, coeli quod continet
ordo. Justitia . . .
Glorificant semper quem sancti laudibus
almi. Magnus . . .
Parcens conversis qui parvis debita reddis.
Misericordia . . .
Apparens humilis vestitus tegmine camis^}.
Tu humiliasti . . .
Fol. 10. Sanctus. Pater lumen aetemam.
„ Genitus ex Deo Dens.
„ Spiritus mtgestate con-
similis.
Pleni sunt . . . Ciyus in laudem voces
dabant pueri, regem Christum coUaudantes
in altissimis.
1) Siehe Tropengesinge S. 84. Diese Introita?-
trope findet sich ferner sa Paris: Nr. SH49 der
Nationalbibl., am 1060 gesehrieben, Fol. Iff; in Kr.
1285 Nirernense XH s., Fol. 184; Nr. 1119, XI it
Fol. 6; Eptemac. Nr. 10610, Fol. 2; in der Arte-
naibibliothek Nr. 1189, FoL 8.
8) Siehe Tropengesange S. 27. Findet sich anch
zu Paris in Nr. 2449 Fol. 8; Nr. 1238 Fol. 184; Kr.
19507 XII 8. Fol. 6.
3) 6 Verse (siehe Tropengesange 8. 87} ohas
Digitized by VjOOQ IC
— 2:i7 —
— 238
Com. Ad corpas Domini sumen-
dnm.
Emitte angelum tuum Domine, et dig-
nare sanctificare etc. ').
Agnus Dei . . • Hodie natus est rex re-
gum dominus.
Hodie nobis venit saliis muudi
Redemplio nostra, eja dicamus omnes:
Agnus Dei.
Qui sedes ad dexteram Patris, solus,
invisibilis rex.').
Ad Com. Intuitu fidei credentes corde
fideli — Viderunt . . .
De coelis missum sancta de virgine ua-
tum. — Salutare.
(Forts, folgt.)
1. Erzbischof Bcdduin beurkundet, dass er
ausser des Bifanges seiner neuen Burg zu
Elts nicht mehr Rechte am Wald liabe, als
cor der Eltzer Fehde. 1336 Februar ^S.
Or. Kobletu St.'A, EUz. Das grüne otvle Siegti
de* Enbischo/s mit HOektiegel hängt verietst'an
Pgtstrti/ftu Reg. Ooerz Beg. der ErA, S, 7S,
'Wir BaMewiu von gotes gnaden ertze-
bischof zft Triere des Rom eschen richs
ertzekantzeler diVrch Welschlant don kunt
allen lüteu, daz wir noch unser Stift zft
den weiden der . . gemeiner von Eltz, die
Qzwendig der bivange unsers nühen huses
zft Eltz gelegen ^int, uns nicht me rechtes
vermessen noch die selben weide nicht
vorder angrifen oder ir uns underwinden
sullen, danne also verre als wir und unser
Stift zu Triere z& den vorgenanten weiden
rechtes hatten, ^ wir mit den egenanten
gemeinern zweigen urlougen und crigen
begunden. und daz bekennen wir mit be~
heltnisse doch der süne in allen stucken,
die zwischen uns und en und den . . ge-
meinem von Waldecken Schonecken und
Erenburg und umbe die vorgenanten zwei-
finge und enge gemachet ist, und der brive,
die sie uns über die selben sftne mit iren
ingesigeln besigelt gegeben habent. Z&
urkonde so han wir imser ingesigel an
disen brief gehangen, Der gegeben
ist do man zalte nach Cristup gebürte
drizenhündert jar dar nach in deme fönf
und drizzegesten jare an der mittcwochen
aller nebest nach deme sontage, als man
singet reminiscere in der vasteu.
1) AiMh in Nr. S87 Troparium Martialls XI s.
Fol. &, wo die Abweichung Emitte Splritnm sanotum
«nd in 17r. 903, XI t. FoL 11.
2) Findet sieh in 9 Rdaohr. zu Paris.
BadJsche historische Kommission. 150.
Vgl. Korr, VI, 196.
Die siebente Plenarsitzung der
badischen historischen Kommission
hat am 9. und 10. November in Karlsrahe
stattgefunden. Derselben wohnten unter
dem Vorsitze ihres Vorstandes, Geh. Hofrat
Winkelmann aus Heidelberjr, die ordent-
lichen Mitglieder Geh. Rat Knies, Geh.
Hofrat Schröder undHofrat Erdmanns-
dörfer aus Heidelberg, Geh Hofrat von
Holst und Professor von Simson aus
Freiburg, Archivdirektor von Weech,
Geh. Archivrat a. D. Dietz, Archivrat
Schulte und Geh. Hofrat Wagner aus
Karlsruhe und Archivar Baumann aus
Donaiieschingen , sowie die ausserordent-
lichen Mitglieder Professor Hartfelder
aus Heidelberg und Professor Roder aus
Villingen, und als Vertreter der Grossher-
zoglichen Staatsregierung der Präsident des
Grossh. Ministeriums der Justiz, des Kultus
und Unterrichts, Wirkl. Geh. Rat Dr. N o k k ,
Geh. Referendar Frey und Geh. Referen-
dar Dr. A r n s p e r g e r bei. Die ordentlichen
Mitglieder Archivdirektor a. D. Freiherr
Roth von Schreckenstein aus Karls-
ruhe und die Professoren Kraus und Kö-
nig aus Freiburg hatten ihr Ausbleiben
entschuldigt.
Hofrat Erdmannsdörfer konnte zu-
nächst auf den im Juli d. J. im Verlag der
Universitätsbuchhandlung von Karl Winter
in Heidelberg erschienenen I. Band der von
ihm unter Mitwirkung des jetzigen Archiv-
assessors Dr. Obs er bearbeiteten Poli-
tischen Korrespondenz Karl Frie-
drichs von Baden, welcher die Jahre
1783—1792 umfasst, hinweisen, und die
Hoffnung aussprechen, dass im Laufe des
Jahres 1889 der U. Band, welcher über
die Ereignisse von 1792 bis in die Zeit
des Rastatter Kongresses aus den Archiven
zu Karlsruhe, Berlin und Paris viel neues
enthalten wird, zum Abschlüsse und wo-
möglich auch zur Ausgabe werde gebracht
werden können. ^ t
Digitized by VjOOQ IC
239
— 240 —
Von den Hegesten der Pfalzgrafen
am Rhein, welche unter Winkelmanns
Oberleitung Universitäts- Bibliothekar Dr.
Wille in Heidelberg bearbeitet, wurde die
dritte Lieferung, welche die Zeit des Pfalz-
grafen Ruprecht I von 1350—1373 umfasst,
vorgelegt. Der eben erst vollendete Druck
derselben war durch das Brandunglück,
von welchem bekanntlich die Wagnersche
Universitäts - Buchdruckerei in Innsbruck
im Januar d. J. betroffen wurde, erheblich
verzögert worden. Die vierte und fünfte
Lieferung werden voraussichtlich ohne wei-
tere Unterbrechung im Laufe des Jahres
1889 erscheinen können, womit der I. Band
aum Abschlüsse gebracht werden solL
Der erwähnte Brand trägt die Schuld,
dass von den unter von Weech^s Ober-
leitung durch Dr. Lad ewig bearbeiteten
Regeisten zur Geschichte der Bi-
schöfe von Konstanz im Jahre 1888
keine Lieferung erscheinen konnte, obwohl
genügendes Material fUr deren 2—3 druck-
reif vorliegt. Soeben aber hat der Druck
mit Bogen 21 wieder aufgenommen werden
können und wird nun voraussichtlich bis
zum Schlüsse des L Bandes nicht wieder
nnterbrochen werden müssen.
Die Wirtschaftsgeschichte des
.Schwarzwaldes und der angrenzen-
den Gaue, deren Bearbeitung die Kom-
mission dem Professor Dr. Gothein in
Karlsruhe übertragen hat, wurde im Jahre
1888 soweit gefördert, dass ein Teil des
Manuskriptes vorgelegt werden konnte.
Nach dem von dem Bearbeiter eingesand-
ten und von Geh. Rat Knies verlesenen
und erläuterten Berichte ist zu erwarten,
dass das ganze Manuskn])t bis Ende des
Jahres 1889 druckfertig sein wird. Inzwi-
schen hat die Kommission den Prof. Go-
thein zur Veröffentlichung zweier aus den
Vorstudien zu seinem Werke hervorgegan-
gener Ausarbeitungen Ober die Geschichte
der Murgschifferschaft und über die £nt-
wickelung der Pforzheimer Bijouterie -In-
dustrie ermächtigt.
Die Geschichte der Herzoge von
Z ä h r i n g e n forderte Privatdocent Dr.
Heyck in Freiburg durch eingehende Stu-
dien in Archiven und Bibliotheken der
Schweiz soweit, dass er den Beginn des
Druckes des ihm zur Ausarbeitung über-
tragenen Buches für £nde April 1889 glaubt
in Aussicht nehmen zu dürfen.
Ebenso sind die Heidelberger Uni-
versitäts-Statuten des 16. — 18. Jahr-
hunderts, deren Herausgabe Direktor
August Thorbecke in Heidelberg über-
nommen hat, mit der dazu gehörigen Ein-
leitung und erläuternden Anmerkungen so
weit in der Bearbeitung vorgeschritten, dass
zu Anfang des Jahres 1889 deren Druck >
legung beginnen soll.
Auch die durch Archivrat Schulte zu
besorgende Herausgabe der Tagebücher
und Kriegsakten des Markgrafen
Ludwig Wilhelm von Baden i. d. J.
1693—97 nähert sich ihrer Vollendung,
nachdem der Herausgeber bei einem Be-
suche der Archive in Wien reiche Ausbcuce
gefunden hat. Bis zur nächsten Plenar-
sitzung wird das Werk zur Ausgabe ge-
langt sein.
Nicht minder schreitet die Bearbeknn^r
des Topographischen Wörterbuches
des Grossherzogtums Baden durch Dr.
Krieger in Karlsruhe unter v. W e e c h ' s
Oberleitung rüstig vorwärts und der Be-
arbeiter hofft, der nächsten Plenarsitzung
das Manuskript für die ersten Bogen druck-
fertig vorlegen zu können.
Die Bearbeitung der Phy.siokrati-
sehen Korrespondenz Karl Frie-
drichs von Baden, welche neben eigent-
lichen Korrespondenzen auch sehr inter-
essante theoretische Ausführungen der be-
kannten französischen Physiokraten Dupont
de Nemours und Mirabeau enthalten wird,
hat Geh. Hat Knies soweit gefördert, dass
auch ftir dieses Werk die Drucklegung im
Verlaufe des Jahres 1889 in Aussicht ge-
nommen ist.
Die von den sämtlichen akadenüsob
gebildeten Beamten des Grossherz. Gene-
ral-Landesarchivs in Angriff gmommene
Sammlung und Herausgabe der Regesten
der Markgrafen von Baden ist begon-
nen und zunächst durch Bearbeitung eines
erheblichen Teiles der im Karlsruher Ar-
chiv beruhenden Materialien soweit vorge-
schritten, dass 1120 Regesten' voriiegen.
Für das Jahr 1889 ist der Besuch einiger
auswärtigen Archive dnrch den seit Juli
Digitized by VjOOQ IC '
— 211
— 242 —
d. J. an Stelle des zum Archivassessor be-
förderten Dr. Obser getretenen Hilfsar-
Ijeiter Dr. Fester beabsichtigt.
Von der neuen Folge der Zeitschrift
für die Geschichte des Oberrheins
ist unter Archivrat Schulte's Redaktion
der IIL Band mit Nr. 9 der Mitteilun-
gen der badischen historischen
Kommission erschienen, das I.Heft des
IV. Bandes befindet sich im Drucke.
Der Durchforschung, Ordnung und Ver-
zeichnung der Archive und Registra-
turen der Gemeinden, Pfarreien,
Körperschaften und Privaten des
Orossherzogtums widmeten sich auch im
Jahre 1888 in den 4 durch Bau mann,
Roder, v. Weech und Winckelmann
veitretenei) Bezirken mit grossem Eifer
und Erfolg 60 Pfleger. Im Ganzen liegen
jetzt Berichte und Verzeichnisse über die
Archive und Registraturen von 802 Ge-
meinden, 284 katholischen, 158 evange-
lischen Pfarreien, 2 katholischen Kapiteln,
22 Grnndherrschaften, 2 Standesherrschaf-
ten, 3 weiblichen Lehr- und Erziehungs-
anstalten, 1 Gymnasium, 1 Altertumsverein
und 41 Privaten vor. In den Mitteilun-
gen der badischen historischen
Kommission sind bis jetzt Verzeichnisse
über die Archivalien von 267 Gemeinden,
126 katholischen, 38 evangelischen Pfar-
reien, 1 kathol. Kapitel, 4 Grundherr-
Schäften, 27 Privaten, 1 Altertums verein
und 1 Gymnasium veruft'entlicht. Neben
der fortzusetzenden regelmässigen Veröf-
fentlichung der Pfiegerberichte, die nach
Massgabe des verfügbaren Raumes allmäh-
lich sämtlich zum Abdrucke gelangen sollen,
ist für das Jahr 1889 der Druck zweier
umfangreicher und wichtiger Repertorien
beabsichtigt, des von Stadtarchivar Haupt-
mann a. D. Poinsignon bearbeiteten Re-
pertoriums des Stadt- und des Pfarrarchivs
von Altbreisach (mit dankenswerter
Unterstützung des dortigen Gemeinderates)
imd des von Landgerichts rat Birken-
meyer bearbeiteten Repertoriums des
Stadtarchivs von Waldshut.
Dem von Professor Kraus gestellten
Antrag auf Abfassung einer Geschichte
der Abtei Reichenau wurde grund-
sätzlich zugestimmt und für die nächste
Plenarsitzung von deni Antr«gatellev unter
Mitwirkung anderer Ki^ntTuissionsrnitj^lieder
die Vorlage eines eingehend ausgeführten
Arbeitsprogrammes erbeten.
Ein die Aufnahme eines weiteren or-
dentlichen Mitgliedes der Kommission be-
treffender Bcschluss ' unterliegt noch der
Allerhöchsten Bestätigung.
Nach Erledigung der geschäftlichen
Angelegenheiten, |über welche der Sekretär
berichtete, schloss der Vorstand die VII,
Plenarsitzung mit dem warm empfundenen
Ausdnicke des Dankes an Seine König-
liche Hoheit den Grossherzog, die Gross-
herzogl. Regierung und deren anwesende
Vertreter.
Jahresbericht des Hansischen 151.
Geschichtsvereins,
erstattet vom Vorstande am 22. Mai 1888.
Vgl. dazu Korr. VI Nr. 131.
Ausser einem Hefte der Hansischen Ge-
schichtsblätter, Jahrgang 1886, ist der von
Professor Dr. Schäfer bearbeitete dritte
Band der Hanserecesse Abteilung III so-
eben erschienen. Derselbe umfasst den
Zeitraum von 1491—1497.
Von der Abteilung H der Hanserecesse,
deren Veröffentlichung Professor von der
Ropp übernommen bat, konnte der fünfte
Band, der von 1460—1467 reicht, schon
vor mehreren Monaten dem Drucke über-
geben werden und st^ht seine Herausgabe
für die nächste Zeit bevor.
Den drei früher erschienenen Bänden
Hansischer Geschichtsquellen haben sich im
verflossenen Jahre zwei weitere angereiht.
In dem einen hat Professor Dr. Schäfer
das Buch des Vogtes auf Schonen, in dem
andern Professor I )r. Stieda Revaler Zoll-
bücher und Quittungen des 14. Jahrhunderts
zum Abdruck gebracht. Beide Arbeiten sind
mit ausführlichen Einleitungen versehen,
durch welche die Kenntnis von den Han-
dels- und Verkehrsbeziehungen der Hansa
sehr erheblich gefordert wird. Zur Zeit
ist Professor Dr. Stieda mit der Heraus-
gabe eines Rechnungsbuches der Lübecker
Novgorodfahrer beschäftigt, dessen Veröf-
fentlichung als sechster Band der Geschichts-
— 243 —
quellen noch hn Laufe dieses Jahres erfol-
gen wird.
Die Arbeiten für die Fortfuhrung des
Hansischen Urkundenbuchs hat Senatssekre-
tär Dr. Hagedom nur in geringem Masse zu
fördern vermocht, da seine Amtsgeschäfte
ihn auch im vergangenen Jahre sehr in
Anspruch genommen haben.
Da Dr. L. Riess durch Übernahme einer
Professur in Tokio daran verhindert ist,
die Ausbeute, die er auf einer im Auftrage
des Vereins nach England unternommenen
Reise in den dortigen Archiven gewonnen
hat, selbst zu bearbeiten, so ist das ge-
samte von ihm abgeschriebene Urkunden-
material Dr. Kunze aus Göttingen über-
geben worden, der dasselbe schon seit län-
gerer Zeit zur Veröffentlichung vorbereitet.
Um die Erforschung der hansischen
Geschichte des sechszehnten und siebzehnten
Jahrhunderts zu fördern, ist seit dem 1.
April ds. Js. Dr. Eeussen in Köln damit
beschäftigt, die auf diese Zeit sich be-
ziehenden Akten vorerst im Stadtarchiv
zu Köln zu verzeichnen. Über den Um-
fang, der dieser Arbeit gegeben werden
soll, und über die Art und Weise, in wel-
cher später eine Veröffentlichung zu er-
falgen hat, wird der Vorstand demnächst
Beschluss fassen.
152. Sitzung der Kgl. Preuss. Akademie der
Wissenschaften zu Berlin vom 26. April.
Über das lateinische Inschriftenweric be-
richtete Herr Mommsen: Der Druck der
4. Abteilung des VI. stadtrömischen
Bandes ist infolge der Übersiedelung des
Bearbeiters Herrn Hülsen nach Rom ins
Stocken geraten, soll indes jetzt wieder auf-
genommen werden. Die Drucklegung des
früher als 4. Abteilung des VI. Bandes, jetzt
als selbständiger XV. Band bezeichneten, die
römischen Ziegel- und Gerätinschriften um-
fassenden Abschnittes ist von Hrn. D res sei
bis zum 20. Bogen fortgeführt worden ; zur
Vervollständigung des Materials für die spä-
teren Teile des Bandes hat sich derselbe
nach Rom begeben. Von dem mittel-
italischen Bande (XI) ist, um bei dem
langsam fortschreitenden Satz wenigstens
den gedruckten Teil der Benutzung zu-«
— 244 —
gänglich zu machen, die 1. Hälfte als pars
prior zur Ausgabe gelangt. Der Druck
der 2. Hälfte ist in demselben Verhältni»
wie früher weitergeführt worden. Die snd-
französischen Inschriften (XII) hat Hr.
Hirschfeld fertiggestellt, und ist dieser
Band jetzt zur Ausgabe gelangt. Die Samm-
lung der Materialien für den XUI. Band
wird für Nordgallien von demselben, für
G er manienvon Hm. Zange meist er wei-
tergeführt und der Beginn des Drucks von
diesem für das Ende des Jahres 1888 in
Aussicht genommen. Der XIV. Band, die
von Hrn. Dessau bearbeiteten Inschriften
Latiums enthaltend, ist im Herbst 1887
erschienen. Für die Supplementarbeiteu,,
deren gleichförmige Gestaltung für die
wissenschaftliche Benutzung wesentlich ist,
ist von der Akademie ein daliinzielendes
Regulativ aufgestellt und dieses den Mit-
arbeitern zur Kenntnis gebracht worden.
Auch hat dieselbe Massregeln getro£Pen,
um die Einhaltung dieser Vorschriften zu
überwachen. Das Supplement für den 2.
spanischen Band ist von Hm Hühner
in der Handschrift fertiggestellt worden und
wird dessen Drucklegung sofort beginnen.
In dem Supplement des III. Bandes ist
der den Orient betreffende Teil von Hm.
Mommsen in der Handschrift fertigge-
stellt worden, und hat der Satz begonnen.
Die Nachträge für lUyricum sind von den
HH. von Domaszewski und Hirsch-
feld vorbereitet und wird deren Dmck-
legung sich unmittelbar an die ersten
Abteilungen audchliessen können. Die
Drucklegung des Supplements zu Band VI
(pompejanische Pinsel- und Griffel-
inschriften) hat Hr. Zangemeister
auch in diesem Jahre noch nicht begonnen.
Der grosse Ergänzungsl)and zu dem VIII.
afrikanischen ist teils durch eine dort-
hin von Hm. Dessau untemommene, die
Furgoldsche fortsetzende Reise, teils durch
die von Hrn. Cagnat im Auftrage der
französischen Regierung ausgeführten Rei-
sen und dessen Durcharbeitung der Renier-
sehen Papiere, teils durch ein weiteres von
Hrn. Job. Schmidt für die Ephemeris
epigraphica bearbeitetes vorläufiges Sup-
plement gefördert worden. Die Ausarbei-
tung selbst ist von Hm. Schmidt gleiciifialls
Digitized by VjOOQIC
— 245 —
in Angriff genommen, nud steht der Be-
ginn des Drucks für den Sommer d. J. in
Aussicht Die neue Ausarbeitung des I.
Bandes, für welche zunächst die noch von
Hrn. Henzen grösstenteils ausgeführte
und zum Satz gelangte Neubearbeitung der
Konsularfasten durch Hrn. Hülsen fertig
zu stellen ist, hat im abgelaufenen Arbeits-
jahre geruht
I. Zu froheren Notizen.
Die vom Unterzeichneten zu Beckers-
lobe bei Nürnberg gemachten wichtigen
Hallstatt-Funde sind nicht wie Hr. Direktor
Dr. Lindenschmit iu der Museographie für
1887 (Wd. Zs. Vn S. 297) angiebt im Be-
sitze des Hrn. Hagen, sondern des natur-
historischen Museums daselbst. Hr. Be-
zirksarzt Dr. Hagen hatte nur die Güte,
diese Funde zum Teil nud zwar auf des
Untei*zeichneten Ersuchen dem Central-
museum einzusenden. — Eine eingehende
Würdigimg dieser Grabfunde hat der Ent-
decker derselben in der Berliner philol.
Wochenschrift 1888 Nr. 12-14 veröffentlicht.
Dürkheim, 19. Okt 1888.
Dr. C. Mehlis.
Vereinsnachrichten
unter Redaction der Vereinsvorstände.
54. Birkenfeld. Verein für Altertums-
kunde im Fürstentum Birkeufeld.
Die diesjährige Generalversammlung wurde
im Saale des Casinos dahier am 18. Juli
abgehalten, nachdem eine Besichtigung der
Steinskulpturensammlung des Vereins im
Gymnasialgebäude vorangegangen war, die
auch im abgelaufenen Vereinsjalir Zuwachs
erhalten hat. Nach Eröffnung und Be-
grüssung der von hiesigen und auswärtigen
Mitgliedern zalilreich besuchten Versamm-
lung erstattete der Präsident, Herr Gym-
nasialdirektor Back, Bericht über den
Bestand (95 Mitglieder), das Rechnungs-
wesen und die Thätigkeit des Vereins im
abgelaufenen Jahre, welcher ein in jeder
Hirisicht erfreuliches Bild gedeihlicher Ent-
wicklung und erfolgreicher Bestrebungen
auf dem Gebiete der Altertumskunde hie-
siger Gegend entrollte. Über die im Laufe
des Jahres stattgefundenen Aufgrabungen
— 246 —
bei Elchweiler und auf dem „Steinernen
Mann" bei Preisen, die interessante und
wichtige Ergebnisse zu Tage forderten, so
wie Jäher die weitere Verfolgung der Spu-
ren des römischen Strassennetzes und rö-
mischer Befestigungen in unserer Umgebung
wurde Mitteilung gemacht, namentlich aber
die kurz nach Pfingsten erfolgte Eröffnung
eines Hügelgrabes bei Wickenrodt
unter Vorzeigung einiger dabei gemachten
Funde, so wie die römischen Spuren
von Idar, besonders die auf genauer Un-
tersuchung der Örtlichkeit beruhenden Mut^
massungen hinsichtlich der „Heidenheck"'
bei Idar in eingehender Weise erörtert.
Im Anschluss an diese Mitteilungen ent-
wickelte sich eine lebhafte Besprechung
seitens der anwesenden Mitglieder, wobei
über frühere Aufgrabungen und Funde
schätzenswerte Mitteilungen gemacht, so
wie neue, für weitere Untersuchung in Be-
tracht kommenden Örtlichkeiten zur Sprache
gebracht wurden. Als Arbeitsfeld des
nächsten Jahres wurde namentlich eine
Fortsetzung der Aufgrabung bei Wicken-
rodt, Aufgrabimgen zum Zweck der Auf-
hellung alter Strassenlinien, femer die Un-
tersuchung eines alten Begräbnisplatzes
zu NiederbrombachJns Auge gefasst, bezw.
von der Versammlung beschlossen, so wie
eventuell zur Fortsetzung der Aufgrabungen
bei Elchweiler die Zustimmung erteilt.
DUrkheim, im August Die Sammiun-155.
gen des Altertums- Vereins wurden
letzthin wesentlich bereichert durch Ge-
schenke und Ankäufe: 1) Se. Excl. Graf von
Leiningen- Westerburg, kgl. Brigade- Adju-
tant, machte dem Museum die Abgüsse
von 23 Leiningen'schen Siegeln vom 13.
bis 15. Jahrhundert zum Geschenke. 2)
Die löbl. Stadtverwaltung deponierte die
auf einer Bleitafel befindliche Stiftungs-
Urknnde des Leiningen'schen Schlosses
vom Jahre 1776. 3) Durch Ankauf wurden
mehrere Münzen römischen und mittelal-
terlichen Gepräges, so^ie mehrere archäo-
logische Werke von Heibig, Moqimsen und
Näher erworben. — Den freundlichen
Gebern sei im Namen des Vereins hiermit
bester Dank ausgesprochen.
Der Vo^rstaad.
Digitized by VjOOQ IC
— 247 —
248
156. Frankfurt a. M. Verein für Geschichte
undAltertumskunde. In der Sitzung
vom 1. Oktober sprach Herr 0. Donner-
V. Richter Über die ^Portraitsfunde
von Rubajj&t in Mittelägypten". In-
schriften auf einigen der mit den Portraits
aufgefundenen Mumienetiquetten lassen es
als ziemlich sicher erscheinen, dass die
Höhlen von Rubajjät in der Oase el Fiyjüm
in Mittel • Ägypten, die Beerdigungsstätte
einer Stadt Kerke {Ktgui^) waren, welche
als Hafenstadt bezeichnet wird, also an
einem Kanäle des Niles liegen musste,
dessen vertrocknetes Bett auch in der That
noch nachweisbar ist ; ihre Entfernung von
dem Arsinoe der Ptolemäer, dem früheren
' Krokodil opolis, beträgt ca. 22 Kilometer,
«0 dass wir nicht wohl annehmen können,
dass es die Begräbnisstätte für diese Stadt
war. — Dem Vortragenden war bald nach
Auffindung der Portraits eine Anzahl von
Fragmenten derselben nebst vier wohler-
haltenen Bildern zur Untersuchung der
Technik derselben von deren Besitzer, Hm.
Theodor Graf in Wien, übersendet worden ;
es ergab sich das merkwürdige Resultat,
dass ein grosser Teil der Gemälde in der
enkaustischen Technik der Alten ausge-
führt ist, und zwar teilweise in Cestrum-,
teilweise in Pinsel-Enkaustik, so dass wir
nun erst eine sichere Anschauung von die-
isem gänzlich verloren gegangenen Teile der
Technik der Alten bekommen haben. Das
Wachs wurde nämlich in der als „puni-
eches Wachs** von den Alten bereiteten
besonderen Qualität mit balsamischem Harz,
z. B. Chiosbalsam (von der Pistacia There-
biatus), und etwas Olivenöl geschmolzen,
in diesem Zustande mit dem Farbenpulver
vermengt und dadurch nach dem Erkalten
«ine weiche, pflasterartige Masse gewon-
nen, welche mit dem Cestrum aufgetragen
und nach Vollendung des Bildes einge-
brannt wird, indem man Wärme dem Bild,
oder umgekehrt, nähert, wodurch die Ober-
üäche des Bildes etwas gleichmässiger ge-
macht wird („ut peraequetur**, Vitr. L.
VII c. IX) und zugleich ein fimissartiger
Olanz sich der Farbe mitteilt. Der Vor-
tragende zeigt die von ihm nach den An-
deutungen der alten Schriftsteller angefer-
tigten Instrumente, Cestrum oder Verri-
culum und Stylus, vor, mit welchen er
nach den Originalen Kopieen gemacht hatte,
welche er gleichfalls zur Ansicht vorlegte.
Ein anderer Teil dieser Portraits sind ächte
Tempera-Malereien,* auf Tafeln ausgeführt,
welche mit einem Überzuge von Kreide
und Leim bedeckt sind, eine Technik, wie
sie bis in das späte Mittelalter in ununter-
brochener Tradition ausgeübt worden ist.
Ebenso finden wir auch Tafeln, auf wel-
chen die Tempera-Malerei auf eine mit
Kreide und Leim grundierte grobe Lein-
wand aufgetragen wurde, mit welcher man
die Holztafel überzog, gleichfalls ein Ver-
fahren, welches, um etwaiges Reisseu der
Holztafel unschädlich zu machen, in dem
Mittelalter unausgesetzt verwendet wurde.
Und schliesslich finden wir auch Portraits.
welche auf die mit Kreidegrund präpa-
rierte, oberste Leinwand der aus verschie-
denen Leinwandschichten bestehenden Mu-
mienhülle a tempera gemalt sind, so dass
wir mit Ausnahme der Fresco- und etwa
der Leimfarbenmalerei alle Technikarten
der Alten in einzelnen Beispielen in dieser
Portraitssammlung vertreten finden.
Am 15. Oktober berichtete Herr Stadt- 15'
archivar Dr. R. Jung zunächst über den
Verlauf der diesjährigen Generalver-
sammlung des Gesamt-Vereins der
deutschen Geschichtsvereine in
Posen, worüber das Nähere aus den im
Korrespondenzblatte des Gesamtvereins ab-
gedruckten Protokollen zu ersehen ist Der-
selbe berichtete weiter über die kürzlich
von H. Wederer veröffentlichte Biographie
des katholischen Theologen J. Dieten-
berger (1475—1537), des bekannten Geg-
ners Luthers und Btbelübersetzers, und
machte darauf aufmerksam, dass sich in
diesem Werke die erste von katholischer
Seite herrührende Darstellung der Frank-
furter Reformationsgeschichte fände. So-
dann trug Herr Pfarrer Dr. Dechent über
die Frankfurter Pfarrerfamilie
Ritter vor, aus welcher von der Refor-
mationszeit bis in die Mitte des 17. Jahr-
hunderts 6 Geistliche in ununterbrochener
Folge der Generationen in Frankfurt Pfarr-
ämter bekleidet haben. Als hervorragend
unter diesen sind zu erwähnen : die beiden
Matthias Ritter, Vater und Sohn, welche
Digitized by VjOOQ IC
— 249 —
in der Frankfurter Reformationsgeschichte
eine bedeutende Rolle spielten, und weiter
Johann Balthasar Ritter (gest. 1743), der
erste und grundliche Geschichtschreiber
der Frankfurter Reformationszeit.
i8. Am 29. Oktober widmete Herr Senator
Dr. V. Oven dem Andenken an Gerhard
Thomas (gest. 1. Nov. 1838, Verfasser
des Frankfurter Oberhof, der Frankfurter
Annalen u. s. w.) und an Johann Friedrich
Boehmer (gest 22. Okt. 1863, Verfasser
des Frankfurter Urkundenbuchs, der Kaiser-
regesten u. 8. w.) einige Worte der Er-
innerung und gedachte der hohen Verdienste
beider Männer um die vaterstädtische und
vaterländische Geschichtsforschung. — Dar-
auf sprach Herr Bau -Inspektor A. Koch
über die in Angriff genommene Wieder-
herstellung der zum Römer gehö-
rigen Gebäude, insbesondere über die
jetzt vollendete Herrichtung der Häuser
Frauenstein und Salzhaus, indem er
im Einzelnen nachwies, dass die Arbeiten
unter Erhaltung dessen, was irgend erhal-
ten werden konnte, sich genau an die vor-
gefundenen Spuren der früheren Aui^stat-
tung anschliessen und, wo solche nicht
mehr zu erkennen, auf rein historische
Quellen (alte Pläne und Zeichnungen im
städtischen Museum) zurückgehen.
59. Strassburg. Gesellschaft für Erhal-
tung der histor. Denkmäler. Sitzung
vom 11. Januar 1888. Herr Straub teilt
mit, dass der seiner Zeit von dem Bürger-
meister von Selz dem Landesmuseum, das
unter Obhut der Gesellschaft steht, ge-
schenkte wertvolle Bronzefund von dem
Schenkgeber zurückgenommen worden und
durch Kauf in die Sammlung des Herrn
Nessel in Hagenau übergegangen sei.
Herr Nessel erklärt, dass diese Gegen-
stände künftig in das Eigentum der Stadt
Hagenau übergehen würden. — Femer be-
richtet Herr Straub über eine Eingabe
der in Strassburg anwesenden Vorstands-
mitglieder an die Stadtverwaltung behufs
Erhaltung des sogen. Drachenhofes, eines
alten ritterlichen Hauses, in dem 1418
Kaiser Sigmund gewohnt hat; seit 1580
Hof der Markgrafen von Baden-Durlach,
war es 1683 Residenz des französischen
— 250 —
Gouverneurs geworden und 1771 in den
Besitz der Stadt übergegangen. Hier hatte
1725 Maria Leszscynska gewohnt, ehe sie
als Königin nach Paris übersiedelte, und
öfter soll sie auf dem noch vorhandenen
Balkon am Spinnrade sitzend gesehen wor-
den sein. Das sehr vernachlässigte Haus
mit seinem Treppenturm war zum Abbruch
bestimmt, um einem Schulgebäude Platz
zu machen. Der Bezirkspräsident, Herr
von Stichaner, verspricht ernstliche Prü-
fung der Angelegenheit. — Herr Martin
übergiebt einige von Hrn. Roth in Darm-
stadt gemachte Auszüge aus dortigen Hand-
schriften über die Geschichte des Klosters
Murbach, die im Jahrbuch abgedruckt wer-
den sollen.
Sitzung vom 4. Februar. Der Ausschuss 160.
berät auf Anlass eines Schreibens des Bür-
genneisters über die Mietbedingungen für
das Kammerzellsche Haus (vgl. Jahrg. 1887
Nr. 115) und beschliesst eine Miete von
1000 Mk. anzubieten. — Herr R. Reuss
widmet der Gesellschaft ein Exemplar sei-
ner Geschichte des Strassburger Münsters
während der Revolution. — Auf Anregung
des Herrn von Müllenheim-Rechberg
wird eine regelmässigere Veröffentlichung
der Protokolle beschlossen.
5. April. Die in Strassburg anwesenden 161.
Vorstandsmitglieder versammeln sich im
Drachenhofe (s. oben Nr. 159) und stellen
in Gemeinschaft mit dem Bezirkspräsidenfen
Herrn von Stichaner und dem Stadtbau-
meister Herrn Ott die genügende bauliche
Festigkeit des Hauptgebäudes mit seiner
Wendeltreppe und eine Stockwerkhöhe von
3,60 m fest. Der Bezirkspräsident erklärt
der Stadtverwaltung die Erhaltung dieses
Gebäudes empfehlen zu wollen. (Dies ist
geschehen und dieser Teil des Bauwerkes
ist von dem Abbruch verschont geblieben.)
Sitzung vom 9. Mai. Der seit Jahren 162.
der Gesellschaft übergebene Garten des
Akademiegebäudes, in dem mit bedeutenden
Kosten und Mühen eine beträchtliche An-
zahl von Architekturresten und Bildwerken
Aufstellung gefunden hatte, war plötzlich
in den öffentlichen Blättern zur Vermietung
ausgeboten worden. Auf den Protest des
Herrn Vorsitzenden hatten der Bürger-
meister Herr Unterstaatssekretäiva. D. B ac k
jitizedby Google
— 251 —
— 252
und einige Mitglieder des Gemeinderates
den Garten besichtigt und beruhigende Ver-
sicherungen abgegeben. — Herr Straub
berichtet, dass bei der Abnahme der Tünche
im Chor der Kirche zu Sulz unter dem Wald
mehrere Grabsteine der Familie von Flecken-
stein an der Mauer zum Vorschein gekom-
men sind. Manche derselben sind bei der
Anlage des Gestühls in den dreissiger Jahren
unseres Jahrhunderts beschädigt worden.
163. Sitzung vom 30. Mai. Der Kassierer
Herr Kurz legt die Jahresrechnung vor. —
Herr Aim^ Reinhardt schenkt der Ge-
sellschaft ein Exemplar seines Werkes über
den Odilienberg, Herr Christmann eine
Anzahl von Lichtdrucken des Kapitelsaales
in Neuweiler. — Herr Schlosser berichtet
nach einer Mitteilung des Herrn Zange-
meister in Heidelberg, dass die beiden
Blöcke eines aus Wolfskirchen stammen-
den merovingischen Sarkophags im Strass-
burger Museum römische Grabinschriften
tragen und daher ehemals als Grabsteine
verwendet gewesen sind. Die besterhal-
tene der beiden Inschriften lautet
U ' d ' IVL m V n I #% I
in A8CELLI0NI-M A T Y
TINI-FIL-DEFvNCTOET
nATYTINO-MARCAri
I -IL-PATREEEY8ET ! so
und ist nach Herrn Zangemeister zu Anfang
D - r-NEMORIAEHI
d. i. Bis manibus et memoriae zu erganzen.
154, Sitzung vom 14. Juli. Der Vorsitzende
Herr Straub berichtet über den Miets-
kontrakt mit der Stadt betreffend das Lo-
kal der Gesellschaft. Es wird dabei der
dringende Wunsch ausgesprochen, bald-
möglichst in den Besitz des ehemaligen
Fechtsaales des Akademiegebäudes, der
jetzt von dem mineralogischen Institut der
Universität als Packraum benutzt wird, zu
gelangen, um darin eib Abgussmuseum an-
zulegen. Die Sammlungen der Gesellschaft
«ollen fortan zweimal wöchentlich dem Pu-
blikum geöf&et werden. — Herr Käst ner
in Paris hat das frühere Vermächtnis sei-
ner Mutter, der verstorbenen Frau Kastner-
Boursault, durch einige weitere Geschenke
ergänzt. — Herr Fleischhauer, Präsident
der Schongauer-Gesellschaft inColmar, stellt
für die dort abzuhaltende Generalversamm-
lung die Käamlichkeiten des Klosters Tn-
terlinden zur Verfügung.
Generalversammlung vom 21. Juli in 11
Colmar. Herr Straub erstattet den Jah-
resbericht. Von dem Jahrbuch ist der 13.
Band durch Ausgabe der zweiten Hälft«
fertiggestellt, von Herrads Hortus delicia-
rum das ö. Heft nahezu vollendet. Über die
Ausgrabungen und Funde des Jahres wird
zusammenfassend berichtet, desgl. über be-
reits unternommene oder geplante Erhal-
tungsarbeiten an den Kirchen von Feldbach
und Thann, an der Fideskirche in Schlett-
stadt, der St. Jakobskapelle auf dem Odi-
lienberge und an der Ruine Landaberg. —
Herr Kurz legt die Jahresrechnung ab.
— Die ausscheidenden Vorstandsmitglie-
der Barack, Fleischhauer, Martin,
Reuss, Seh ricker werden wiedergewählt
und der Vorsitz von neuem Hrn. Straub
übertragen. — Dieser legt einen alten Rc-
liquienbehälter von Eich mit einer merk-
würdigen Inschrift auf Blei vom Jahr 1035
vor. — Herr Win ekler berichtet über
die Erhaltungsarbeiten an der Ruine Wineck.
— Herr Fleischhauer weist auf eine An-
zahl beachtensweiter neuer Erwerbungen
des Museums Unterlinden hin.
Stuttgart. Der Württembergische 16
Altertumsverein zählt 1888 S90 Mit-
lieder, womnser 18 Gemeinden und Amts-
korporationen. Er hat im Winter 1887 8
7 zahlreich besuchte Vorträge vminstaltet
und bereitet die Herausgabe eines grösse-
ren Werkes über die Siegel und Wappen
der Württembergischen Geschlechter, der
abgegangenen und der noch blühenden, vor.
Stuttgart. Anthropologischer Ver-16i
ein. Ein Rückblick auf die Vorgänge im
Vereinsjahr 1887/88 hat zuerst eines schwe-
ren Verlustes, des Todes von Senatsprä-
sident von Führ, zu gedenken. Es ist
hier nicht der Ort, die Verdienste des
rastlos thätigen Forschers eingehend zu
würdigen, der in so hohem Mass die Kennt-
nis der Vorgeschichte Württembergs ge-
fördert hat Nur flüchtig kann daran er-
innert werden, wie v. Föhr in den Jahren
1883—87 aus Privatm|tteln zahlreiche Aus-
Digitized by V^jOO^
— 253
— 254 —
grabungen vorrümischer Grabhügel auf dem
Höhenzug der schwäbischen Alb unter-
nahm und wie er hiebei die reichsten
Schätze zu Tage förderte; besonders ist
-den Forschungen v. Führs eine vorzug-
liche Kenntnis der Keramik jener Zeit, der
-die Hügelgräber entstammen, zu verdanken.
In uneigennützigster Weise, nur gegen Er-
stattung der Barauslagen, wurde die ganze
Sammlung, zahlreiche Funde aus Bronze
und Eisen und nicht weniger als 170 Thon-
gefässe umfassend, der kgl. Württemberg.
Staatssammlung der Altertümer überlassen.
V. Fuhr war es selbst noch vergönnt am
zweiten Winterabend des anthropologischen
Vereins über die von ihm auf der Münsin-
ger Alb unternommenen Ausgrabungen zu
berichten und den Anwesenden in langer
Reihe die dabei gehobenen Schätze vorzu-
führen, unter denen vor allem prächtige
Urnen allgemeine Bewunderung erregten.
Die von v. Führ geöffneten Grabhügel der
Münsinger Alb gehören verschiedenen Zei-
ten an. Die ältesten enthielten hauptsäch-
lich Bronzegegenstände, Nadeln und Fuss-
ringe von eigenthümlicher Technik ; schon
4iber beginnt die Macht des Eisens, in
dieser Zeit allerdings noch ein Luxusar-
tikel und zum Schmuck verwendet, wie
zwei Eisenperlen an einem Halsband be-
weisen. In der zweiten Gruppe [der Grab-
hügel, die jüngeren Datums sind, fanden
«ich Eisen- u. Bronzebeigaben in wechseln-
den Verhältnissen; von den Thongefäss-
resten, die bei den erst erwähnten Grab-
hügeln sehr zurücktraten, ist hier die häu-
fige Ausfall ung der Eindrücke mit einer
"weissen Masse zu erwähnen, wie dies in
ganz der gleichen Weise bei Thongefässen
von Hallstatt, aus den Pfahlbauten und von
Troja bekannt ist. Die dritte Gruppe der
eröffneten Grabhügel gehört der letzten
HalUtattperiode an; Bronze und Eisen
haben ihre Rollen gegen früher getauscht,
die Bronze dient nur noch zum Schmuck,
•die Waffen sind aus Eisen; unter den
letzteren fallt besonders ein prächtiges,
über 1 m langes Schwert auf, dessen Griff
mit ornamentiertem Goldblech überzogen
ist. Die Keramik ist in dieser Periode
zur höchsten Blüte gelangt ; die zahlreichen
Platten, Schüsseln und Urnen, von v. Föhr
mit erstaunenswerter Geduld wieder zu-
sammengestellt, sind reich ornamentiert
und manche auch vielfarbig bemalt; sie
zeigen zum Teil eine bis jetzt unbekannte
Grösse, indem z. B. bei einer derselbeu
der Bauchdurchmesser 70 cm beträgt. In
den Toten, die in den von v. Föhr er-
forschten Grabhügeln unter Beigabe der
erwähnten Funde bestattet wurden, sind
nach Dr. v. Holder unstreitig echte Ger-
manen zu sehen.
Halten wir nach der Vorwegnahme die- 168.
ses bedeutsamen Vortrages in der Auf-
zählung der Vortragsabende des anthropol.
Ver. die chronologische Reihenfolge inne,
so ist von dem ersten zu erwähnen, dass
an ihm der Vorstand Prof. Dr. O. Fr aas
Bericht erstattete über den Verlauf der
XVIII. allgem. Vers, der deutschen anthro-
pologischen Gesellschaft imd eine Über-
sicht gab über die Thätigkeit des Stutt-
garter anthropol. Vereins im Vereinsjahre
1886/87. (S. Korrbl. VI, Nr. 12 Dezember
1887). An gleichem Abend referierte Dr.
L a m p e r t über Rieh. Andree's interessante
ethnograph. Studie „Die Anthropophagie".
Eine andere hervorragende, neuere lit- 169.
terarische Erscheinung, Dr. Much's be-
kannte Publikation „Die Kupferzeit in
Europa und ihr Verhältnis zur Kultur der
Indogermanen" bildete die Grundlage für
einen von Landgerichtsdirektor Hauff ge-
haltenen eingehenden Vortrag über die
Existenz einer Kupferperiode und den
ersten bergmännischen Betrieb auf Kupfer.
Im Anschluss hieran legte Prof. Dr. Fr aas
zwei Kupferbeile aus Bolivia vor und un-
terzog Miyor V. Tr ölt seh die in der kgl.
Staatssammlung befindlichen Kupferarte-
fakte einer näheren Besprechung.
Unter dem Titel „Neues aus der Pfahl- 170.
bauzeit*^ gab am vierten Winterabend Msgor
V. Tröltsch eine vollständige Übersicht
über unsere Kenntnis von den Pfahlbauten
von deren erster Entdeckung an bis auf
die neueste Zeit. An der Hand von Kar-
ten, welche die Verbreitung der Pfahlbau-
ten in der Schweiz und am Oberrhein
illustrierten und von Abbildungen, welche
die besonders wichtigen Fundobjekte dar-
stellten, entwarf der Redner ein Bild von
den Pfahlbauten, ihrer Anlage und Bauart,
Digitized by V^jOO^
— 255 —
— 256 —
ihrer Verbreitung und Einteilung, sowie
▼on dem Leben und Treiben ihrer Bewoh-
ner. Besonders schilderte der Redner
die Kulturunterschiede zeitlich getrennter
Pfahlbauniederlassungen und wies hin auf
das deutlich ausgeprägte System der Ar-
beitsteilung in der Industrie. Die Dis-
kussion, in welcher Dr. Lampert an die
von Dr. 0. Finsch beschriebenen Pfahlbau-
niederlassungen der Neuzeit an der Ost-
küste von Neu -Guinea erinnerte, gewann
ein besonderes Interesse durch die Aus-
führungen des als Gast anwesenden, kurz
darauf so plötzlich verstorbenen Dr. B e s s e 1 s
aus Washington, der die grosse Ähnlichkeit
mancher Pfahlbaufunde mit den Enochen-
artefakten der Eskimos erörterte.
171. Die anatomische Richtung der Anthro-
pologie kam zur Geltung am letzten Win-
terabend, an welchem Obermedizinalrat
Dr. V. Holder über „die Anthropologie
der Verbrecher" sprach. Die langjährige
Beschäftigung mit Gefängnis- und Irren-
wesen Hess den Redner in erster Linie
befähigt erscheinen in diese neue von
Lombroso begründete Wissenschaft einzu-
führen, die allerdings nach v. Holder
besser den Namen „Pathologie der Ver-
brecher" tragen würde. Unter Vorlage
der Lucae'schen „Abbildungen anormaler
Schädelformen" und zahlreicher, nach
Kategorien geordneter Photo graphieen der
verschiedensten Verbrecher schilderte Red-
ner die Entartungsmerkmale, welche ein
gewisser Prozentsatz der Verbrecher, be-
sonders die rückfälligen, mit bestimmten
Bewohnern der Irrenhäuser gemein hat.
Entschieden 'trat jedoch v. Holder der
Ansicht entgegen, als ob auf Grund hie-
von die betreifenden Verbrecher zu den
Geistesgestörten zu zählen seien ; denn die
körperlichen Entartungszeichen beweisen
nichts als das Vorhandensein einer Anlage
auch zu geistiger Entartung, deren weitere
Entwickelung oft genug in soweit aufge-
halten werden kann, dass der Wille nicht
so leicht in falsche Bahnen gelenkt wird,
und auch bei den mit Entartungsmerk-
malen behafteten Gewohnheitsverbrechern
ist im Gegensatz zu den Geisteskranken
die Urteilskraft durch keinerlei krankhafte
Vorgänge getrübt; sie sind sich über das
Vorhandensein und die Wirksamkeit des
Sittengesetzes ganz klar, nur halten sie
eine Anwendung auf ihre eigene Handlimg
nicht für „opportun". Der Redner besprach
sodann nach den einzelnen Kapiteln Lom-
broso^s Werk Puomo delinquente etc., kann
jedoch nicht der Ansicht des Turiner Ge-
lehrten beipflichten, dass ein eigener
Menschentypus mit angeborenen Verbre-
cherneigungen bestehe, der sich zunächst
durch eine Reihe geistiger und körperlicher
Entartungsmerkmale auszeichne. Über-
haupt tadelte der Redner bei aller Aner-
kennung des Lombroso'schen Buches, wel-
ches eine Fundgrube der interessantesten
Mitteilungen ist und das grosse Verdienst
hat, die allgemeine Aufmerksamkeit aufs
Neue auf die in den letzten Jahren so er-
schreckende Zunahme der Verbrechen zu
lenken, doch die ~in demselben henrort re-
tende Neigung, die Hypothese in den Vor-
dergrund zu stellen und zu generalisieren.
(Dr. Kurt Lampert, Schriftführer.)
Von der
Westdeutscben Zeitscbrift
wurde ausgegeben .lafarg. VII (1888) Uefl III.
enthaltend :
H. Haogeweff, Der k&lner Domscholastcr Olher
als Kreuzprediger 1214—1X17.
Arthur Wyss, J. P. A. Maddon und die Druckerei
im Kloater Weidenbach bu Köln.
Maseaicrapbie über das Jahr 1887:
1. Schweiz, Westdeutschland, Holland, von
Dr. Hettner.
2. D^couvertes d'antiquites en Belgiqne, par
H. Schuermans.
Verlag der Fr. Lilltz'schen Buohhandlting in Trier :
Beschreibendes Yerzeiehuis
der
Haidsebriften der Siadtbibliothik
BU Trier.
Heft 1 (Bibel-Texte und Commentare)
TOD
M. Keaffer,
RealgymnasiaUehrer and Stadt-Bibliothekar.
PrMs s^h. 3 Hark.
Riehanl vor EreiffeRclu zi Vollriths
Erzbischof Hnd Kurfürst von Trier 1511—1531.
Ein Beitrag zur Specialgeschichte der RheinlaiMle
▼on
Dr. Jul. Wegeier.
Mit einer Tafel. Preis Jk 1.50.
Googk
rn. LrNTrscHc buchoruckirc] in Tfum.
Digitized by
TOD Dr. Httttnor in Tri«r
and
ProfMSor Dr. Lamprecht
In Bonn.
der
VerUg
d«r
FR. LINTZ'schtn
Bttohh»niilimg
In Trier.
Westdeutschen Zeitschrift für Geschichte und Kunst,
Eiigleieli OrgiiiL der historiseh-aiitiqiiariseheii Vereine zu Backnang, Birkenfeld, Dilrk-
heim, Düsseldorf, Frankfurt a. M., Rarlsrnbe, Mainz, Mannheim, Nenss, Speyer,
Strassbnrg, Stuttgart nnd Worms, sowie des antliropologisehen Vereins zu Stuttgart.
♦
Dezember.
Jahrgang YII, Nr. 12.
1888.
Das Korrespondensblatt ersoheint in einer Ai^age Ton 3600 Exemplaren. Inserate h 86 Pfg. fQr die
gespaltene Zeile werden ron der Verlagshandlang nnd allen Inseraten-Bareans angenommen, Beilagen
naoh Uebereinknnft. — Die Zeitschrift erscheint TierteU&hrlloh, das Korrespondensblatt monatlich. —
Abonnementspreis 16 Mark fttr die Zeitschrift mit Korrespondensblatt, fttr letsteres »Uein 6 Mark.
Neue Funde.
72. Karlsruhe. [GrabbOgel-Untersuchungen.] Im
Laufe des Jahres sind seitens des Grossb.
Konservators der Altertümer zwei Grab-
bügelimtersnchiingcn vorgenommen worden,
über welche im Folgenden berichtet wer-
den soll.
Die eine bezog sich auf einen von Hm.
"NVömer in Bretten im Lehrwald, ^,'2
Stunde nördlich von der Stadt, entdeckten
Hügel von 20 m Dm. und 1,50 m Höhe.
Derselbe steht im Buchenwalde, nahe dem
Waldsaura auf einer vorspringenden Höhe
mit hübscher Aussicht gegen Südwesten
und wurde im Mai ausgegraben und durch-
sucht. Ungefähr in der Mitte desselben
zeigte sich in der Tiefe des gewachsenen
Bodens eine nicht sehr dicke Schicht von
Asche mit Eohlenstuckchen von einem
Laubholz, 1—2 Quadratmeter gross, und
nördlich daran anstossend das, was von
der Bestattung übrig geblieben war. Auf
dunkler, ursprünglich von Holz herrühren-
der Unterlage fand sich eine grosse, 31 cm
lange verzierte Nadel von Bronze,
welche zum Zusammenhalten des Gewan-
des über der Brust gedient haben mochte.
In der Höhe ihrer Spitze lag eine Anzahl
kleiner Bronzenägel mit breiten Köpfen,
deren Bedeutung leider nicht mehr sicher
erkannt werden konnte, dabei etwas Bronze-
blech in dürftigen Besten und die Spitze
eines Dolches von Bronze. Von der
Leiche selbst war keine Spur mehr vor-
handen; man durfte annehmen, dass sie
auf einer Holzunterlage bestattet (nicht
verbrannt) lag; die Nadel schloss dann
vorne das Gewand ; Nägel und Bronzeblech
gehörten vielleicht einem Gürtel an, in
welchem der Dolch gesteckt haben mochte.
Form und Verzierung der Nadel weisen
auf eine sehr frühe Periode hin, die man
zur „Bronzezeit^ zählen kann. Da die Na-
del aber bei uns doch auch noch mit For-
men einer etwas späteren Zeit zusammen
vorzukommen scheint, so könnte bei den
spärlichen Resten einer genaueren Zeitbe-
stimmung für das Grab nur mit Vorsicht
näher getreten werden.
Die zweite Ausgrabung, welche bedeu-
tendere Arbeit in Anspruch nahm, fand
am Südabhange des Kaiserstuhls Mitte
Juni im Gemeinde wald von Merdingen,
A. Breisach, statt. Dort erhebt sich ein-
sam ein gewaltiger Hügel von 45 m Dm.
bei 5—6 m Höhe^ der sog. Zwölferbuck,
der auf seiner oberen breiten Fläche einen
zweiten kleineren Hügel von 11 an
Dm. und 1 m Höhe trug. £r berge i^
goldenem Sarge die Leiche des Hunnen-
königs, so ging die Sage ; in der Weihnacht
habe man schon demselben eine Kiste ent-
steigen und dann wieder versinken gesehen.
Zunächst führte die Untersuchung des
oberen kleinen Hügels auf ein in dessen
Mitte auf der Oberfläche des grossen lie-
gendes noch leidlich erhaltenes, von 0.
nach W. gelegtes menschliches Skelett
ohne weitere Beigaben. Der Langschädel
desselben konnte auf alemannische Her-
kunft deuten; der Zustand der Knochen
sprach für frühere Zeit; dex; Zusammen-
Digitized by VJ^
— 259 —
— 260 —
hang dieser Bestattung mit der im grossen
Hügel blieb ein Rätsel. In dem letzteren
stiess man nach lauger Arbeit in der Tiefe
des gewachsenen Bodens nördlich von der
Mitte auf Reste des Begräbnisses. Längere
und kürzere Holzstücke in leider sehr ver-
modertem Zustande zusammen mit vielem
Eisen Hessen bei genauerer Betrachtung
die Überbleibsel eines zweiräderigen
Wagens erkennen, welcher dem Toten
mit in's Grab gegeben worden war. Beide
Räder mit sehr schmalen angenagelten
Eisenreifen von 75 cm Dm. und kräftigem
eisernem Nabenbeschläge Hessen sich wie-
der zusammensetzen; nach Bruchstücken
zu urteilen, scheinen die Felgen auch seit-
lich mit Eisenblech beschlagen gewesen zu
sein. Die dabei gefundenen Reste einer
eisernen Trense und eines Pferde-
schmucks aus Ringchen und durchbroche-
nen Kugeln von Bronze, welche an Leder-
streifchen aufgereiht waren, sowie von
Leitringen aus Bronze, lassen vielleicht
schliessen, dass der Wagen als Einspänner
verwendet wurde. Bemerkenswert, aber
nicht mehr weiter zu deuten, erschien auch
ein kleineres zugespitztes Eisenstück, an
welchem dreifache Um Wickelung mit aus
Flachs bereiteter Leinwand noch
deutlich erkennbar war.
An drei je etwa 2 m von einander ent-
fernten Stellen fanden sich zusammengehäuft
farbig verzierte Thonscherben; ihre
genauere Untersuchung zeigte wider Er-
warten, dass sie zusammengehörten und
das Material zu zwei bauchigen Gcfässen
lieferten, von denen eines, aus nicht weniger
als 235 Stücken zusammengesetzt, sich jetzt
als prächtige, farbig verzierte Urne
von 48 cm Dm. und 37 cm Höhe darstellt,
während das andere, gleichfalls farbig ver-
zierte, 19 cm Dm. und 13 cm Höhe zeigt.
In der Nähe stiess man noch auf eine
Brand platte von etwa 70 cm in^s Ge-
vierte mit Asche, geschwärzter Erde und
einigen sehr kleinen verbrannten Knochen-
stückchen, sonst da und dort auf kleine
Stücke geschlagenen Feuersteins.
Da aber bis dahin weder von menschlichen
Knochen, noch von Waffen oder von Schmuck
eine Spur gefunden war und einige weitere
Thonscherben sich als Reste einer zweiten,
der ersten gleich grossen Urne auswiesen,
so schien es angezeigt, die Grabung, welche
des schlechten Wetters wegen hatte auf-
gehoben werden müssen, im September
weiter zu verfolgen. Die erneute Arbeit
ergab aber keine weiteren Funde und es
ist deshalb die Annahme nicht unstatt-
haft, dass an dem Hügel schon in vorge-
schichtlicher Zeit, wie das auch sonst iu
ähnlichem Falle (z. B. an dem grossen
„Heiligenbuck'^ bei Hügelsheim, A. Rastatts
erwiesen wurde, Leichenraub verübt wor-
den war. Immerhin sind die gefundenen
Stücke, welche vorrömischer Zeit, wahr-
scheinlich der sog. „Uallstatt- Periode" an-
gehören, bedeutend genug, um als wert-
volle Bereicherung der vaterländischen
Sammlung bezeichnet zu werden.
Einige weitere einzeln stehende Hügel
und zwei grössere 'Gruppen in derselben
Gegend, in der Nähe von Gündlingen und
Ihringen, haben zum Teil schon wertvolle
Ausbeute geliefert und versprechen bei
weiterer Untersuchung noch weiteres Merk-
würdige und Lehrreiche zu gewähren.
(E. Wagner in Karlsruher Ztg. vom
25. Novbr.).
Kirn, 20. Okt. In der Backsteinbren- 17^
nerei des Hrn. W. Simon wurde heute
wieder ein steinei-ner rffm. Behälter mit
drei Krügen gefunden. Der Behälter selbst,
der mit einer schweren Steinplatte bedeckt
war, misst im Lichten 25 und 31 cm bei
einer Tiefe von 20 cm und besteht aus
einer Art Sandstein, soweit sich bei der
Verwitterung des Materials noch beur-
teilen lässt.
Kffln, 3. Dez. Bei den Ausschachtungs- 17^
arbeiten auf dem Baugelände des Herrn
Christoph zur Erweiterung des Hotel Disch
ist man auf einen wertvollen Mosatk-
boden gestossen. Derselbe ist schon teil-
weise blossgelegt, vom Conservator des
städtischen Museums Herrn Niessen be-
sichtigt und dann dem Museum vom Bau-
herrn Übermacht worden. (Köln. Ztg.)
Kffln. [Alteburg]. Bezüglich der durch 175
die Tagespresse laufenden Nachrichten von
der Seitens des Herrn Generalmajor Wolf
erfolgten Entdeckung eines Römerlagers
an der „Alteburg'' oberhalb Köln dürfte
Digitized by VjOOQ IC
— 261 —
die Mitteilang zu beachten sein, dass ich
▼or einigen Wochen das Oberflächliche
dieser Örtlichkeit einer näheren Unter-
suchung unterzogen habe. Ich fand, dass
die Ebene sich so sehr nach dem Kheine
hin neigt, als habe man es nur mit einer
Befestigung zu thun, die für den Rhein
bestimmt wurde, — nicht der Lage eines
Legionslagers entspricht, das der Reichs-
grenze als Bollwerk dienen sollte (wie die
älteren Standlager von Köln). Auch rei-
chen die zahlreichen Qefässscherben, welche
ich auf der Oberfläche, innerhalb des sehr
unregelmässigen und verschobenen Mauer-
einschlusses, fand, nicht bis in das Zeit-
alter des Augustns, sondern sie sind in die
Zeit zwischen Constantin d. Gr. und
Trajan zu setzen. Das Zeitalter der An-
tonine ist durch charakteristische Bruch-
stücke vertreten. Ein Ziegel Stempel, den
ich fand, zeigt : C G P F • Die Fischer reden
von treppenartigen Steiubauten, welche sich
vom Fuss der Yeste aus in den Rhein hin-
ziehen sollen. Gemäss Lage, Anlage,
Scherben und Ziegelstempel bin ich sehr
geneigt an eine Befestigung zu denken,
welche für die Classis Germanica pia fiddis
bestimmt war. Für die Wahrscheinlichkeit,
dass an derselben Örtlichkeit schon in der
Augustischen Zeit ein Detachement der
germanischen Provinzialflotte thätig war,
spricht der von As b ach (B. Jahrb. H. 86
S. 129) besprochene, bei der Marienburg
gefundene Grabstein eines Steuermanns der
rheinischen Provinzialflotte, wenigstens nach
dem Charakter der Inschrift; andere Be-
weise habe ich nicht gefunden.
Um nicht zu irren, habe ich mein Ur-
teil dem Herrn Museumsdirektor Professor
Klein (Bonn) und Herrn Professor Momm-
s e n vorgelegt. Ersterer erinnert an B r a m -
b a c h 436g. M o m m s e n hatte die liebens-
würdige Bereitwilligkeit auf Brambach
CIRh. 385 zu verweisen und hinzuzufügen
„Ihre Lesung ist zweifellos richtig und
• auch schon mehrfach aufgestellt. Ein
Cohortenlager kann demnach daselbst nicht
angenommen werden, wohl aber die Sta-
tionierung einer Abteilung der Flotten-
soldaten".
Es wäre zu wünschen, dass Herr General
Wolf unter Zugrundelegung seiner Ausgra-
— 262 —
bungsresultate dem pro und contra dieser
Hypothese näher treten würde.
(Constantin Koenen.)
Chronik.
Die Gesellschaft für lothringische Geschichte 176.
und Altertumskunde in Metz wird mit Beginn
kommenden Jahres das Westdeutsche Korre-
spondenzblatt an ihre sämtlichen Mitglieder
verteilen, so dass die Zahl der uns ver-
bundenen Vereine auf 15 steigt.
Bezüglich der Refugien der Schweiz 177.
schliesst H. Messikommer in Antiqua
1888 S. 75 aus der Vergleichung von Topf-
scherben, dass die Bewohner der Refugien
entweder den Pfahlbauern vorangegangen
sind oder aber eine, neben jenen, mit ihnen
parallel gegangene selbständige Landbe-
völkerung gebildet haben.
W. Osborne, Das Beil und seine typi- 178.
sehen Formen in vorhistorischer
Zeit; ein Beitrag zur Geschichte des Bei-
les. Dresden, 1887. Mit 19 Tafeln (186
Figuren) in Lithographie. 4^ 67 Seiten.
10 Mk. Es werden der Reihe nach sämt-
liche bekannt gewordene Formen des Stein-,
des Kupfer-, des Bronze- und Eisenbeiles
besprochen und in charakteristischen Ab-
bildungen vorgeführt.
Schneider, J. Die alten Heer- und 179.
Handelswege der Germanen, Rumer und
Franken im deutschen Reiche, 6. Heft,
Düsseldorf, 1888. 8^. 31 S. Behandelt
vorgeschichtliche Handels- und Verkehrs-
wege 1) von Marseille bis zur Wesermün-
dung, 2) von Nizza nach der Rheinmün-
dung, 3) von Genua bis zur Elbemündung,
4) von der Emsmundung in südöstlicher
Richtung bis zur Donau, 5) von der Ems
bei Lathen in östlicher Richtung bis zur
Elbe, 6) von der Ems bei Lingen in öst-
licher Richtung bis zur Elbe, 7) vom Rheine
bei Xanten bis zur Elbe bei Stade. An-
lage A : Über das rechtsrheinische Römer-
land am Niederrhein.
Otto Dahm, Major in der Artillerie, die Herr- 180«
mauusohlacht, Vortrag gehalten im Fe-
bruar 1886 im OesohiohtsTerein an Hanau.
Hanau 1888. 8^. 52 S. mit einer Karte.
Hr.] Drei Jahre nach seiner Entstehung
erscheint dieser Vortrag in seiner ursprüng-
lichen Gestalt, ohne dass auf die mittler-
Digitized by VjOOQ IC
— 263
— 2(;4 —
weile erschienenen zahlreichen Behandlun-
gen desselben Gegenstandes lUicksicht ge-
nommen würde. Angeregt durch Mommsen's
Schrift, unterzog Dahm die in Frage kom-
menden Gegenden einer Rekognoszierung;
er gelangt zur selbpn Lokalisierung des
Schlachtfeldes wie Mommsen und Zange-
meister und bietet so zu jener Gelehrten
philologisch-numismatischen Beweisführun-
gen eine erwünschte Ergänzung vom mili-
tärischen Standpunkte. In klarer Darlegung,
die durch eine gute Karte unterstützt wird,
führt Dahm vor unseren Augen das Varia-
nische Heer von dem Sommerlager, welches
er bei Rehme annimmt, an Bünde vorbei
durch das Huntethal über Vennc zum Orte
der Katastrophe nach Barenau und !ässt
dann Germanicus denselben Weg ziehen.
Jene Kämpfe müssten nach Dahm in einem
Defilec stattgefunden haben, aus welchem
kein Entweichen zu den Römerstrassen an
der Lippe möglich war und die Hoffnung
auf Rettunsf nur in der Flucht nach vor-
wärts bestanden habe. „In eine derartige
Situation aber konnten die Römer nur in
dem westlich vom Sommerlager nach Os-
nabrück zu gelegenem Terrain kommen, in
welchem das breite sumpfige Thal der obe-
ren Else und der Hase, die nördlich daran
gelegene Bergkette und die an letztere im
Norden angrenzenden ausgedehnten Sümpfe
und Moore zwei mehrere Meilen lange
Defileen bilden, in welchen in damaliger
Zeit ein Ausweichen sicher unmöglich war.
In keiner anderen noch in Betracht kom-
menden Gegend entsprechen die Terrain-
verhältnisse in dieser Hinsicht auch nur
annähernd so vollkommen dem Verlauf der
Schlacht als gerade hier, am wenigsten
aber dort, wo das Schlachtfeld am meisten
gesucht worden ist, nämlich in der Um-
gegend von Detmold und Bielefeld." Dieses
Urteil des durch seine Limesstudien vor-
teilhaft bekannten Militärs scheint uns sehr
beachtenswert, da es für die Barenauer
Münzfunde, deren Bedeutung Dahm frei-
lich nicht genügend würdigt, die trefflichste
Erklärung bieten würde ; indes müssen wir
es uns versagen zu entscheiden, ob that-
sächlich die dortigen Terrain Verhältnisse
nur diese eine Lösung gestatten.
Ausserdem enthält der Vortrag einen
geschichtlichen Überblick der römischen
Okkupation des rechtsrheinischen Germa-
nien bis zurVaruskatastrophe, Übersetzung
der für die Varusschlacht in Frage kom-
menden antiken Quellen, und Studien über
die Lage von Aliso, welches Dahm weder
auf den 'groten Kamp' an die Glennemün-
dung, noch nach Elsen, sondern an die
untere Lippe verlegt und geneigt ist mit
dem grossen Erdcastell von Haltern zn
identifizieren.
Die Kunstdenkmaier des Grossherzogtumt Baden, im fg
Auftrage des GrosshersogL Miutitorinms der
Justiz, de« Kultus und Uuterrichts und in Ver-
bindung mit Oberbaurat Dr. Jos. Dnrm and
Geh. Hofrat Dr. E. Wagner herausgegeben tob
Prof. Dr. Fr. X. Kraus. I.Band. Die Knnst-
denkm&Ier des Kreises Konstanz. Freiburg i.
B., J. C. B. Mohr 1887.
Die planmässige Sammlung und Auf-
zeichnung der Werke deutscher Baukunst
Bildnerei, Malerei und kunstgewerblicher
Thätigkeit hat mit dem vorliegenden Buche
einen bedeutenden Fortschritt gemacht. Ein
grosser, schön ausgestatteter und reich mit
Abbildungen versehener Band erschliesst
uns die Denkmäler an der südwestlichen
Grenze des Vaterlandes. Einige heraos*
gegriffene Beispiele werden die Bedeutung
der Gegend erkennen lassen.
Wie in anderen Kunsttopographieen
nimmt auch hier die kirchliche Bau-
kunst die herrschende Stellung ein. An
der Spitze stehen dem Alter nach, neben
der frühromanischen Krypta zu Burgweiler,
die Kirchen der Insel Reichenau, welche
unter Angabe der reichen Litteratur von den
hochalten Entwicklungsstadien bis zn den
neueren Umwandlungen behandelt werden.
Die Liebfrauenkirche zu Engen, welche dem
Cbergangsstil und der Gothik entstammt,
die ansehnliche, gothische Kirche zu Pfui-
lendorf, die zu Markdorf, das jetzt ftinf-
schiffige Münster zu Überlingen, die Klo-
sterkirche zu Salem, ein charakteristischer
Cisterzienserbau, welcher in den letzten
Jahrhunderten glänzend bereichert wurde,
sie alle haben gebührende Beachtung ge-
funden; den breitesten Baum nimmt be-
greiflicherweise der bauliche Mittelpunkt,
das Münster zu Konstanz ein. Von öffent-
lichen Gebäuden zu weltlicher Benutz-
ung seien das Rathaus zu Meersburg und
Digitized by VjOOQIC
— 2(^b —
— 2m —
das zu Überlingen mit den prächtigen Ver-
läfelungen genannt, die Stadtkanzleien zu
Konstanz und Überlingen mit ihren Re-
naissance-Portalen, das Schulhaus in Ra-
dolfzell. In den alten Zunfthäusern, wie
zu Konstanz und Überlingen stecken noch
manche schöne Studien für unsere Vereins-
häuser. Städtische Befestigungen sind
am besten in Überlingen erhalten, dann in
Konstanz und Pfullendorf. Reich ist das
Gebiet an Burgen, deren Vielgcstaltigkeit
die Neuzeit mit Interesse verfolgt, so in
Hausen a. Donau, üohenewen bei Ansel-
fingen, Hohenstoft'eln bei Binninj^cn, Hom-
burg, Krumbach, Mägdcbcrg bei Muhlhau-
sen, Neuhuven bei Stetten und Riedheim.
Wie mittelalterliche Burgen und Schlös-
ser auch in späteren Jahrhunderten Be-
nutzung wahrten und weiteren Schmuck
erhielten, sehen wir an den beiden Glanz-
punkten des Gebietes, dem malerischen
Wildenstein und dem köstlichen Heiligen-
berg, dann an den derartigen Bauten in
Blumenfeld, Burgberg, Engen, Ilegne,
Langenstein und Werenweg. Wesentlich
aus jüngerer Zeit sind die Schlösser in
Meersburg und auf der Mainau. Den sel-
tenen Fall des aus einem Kloster entstan-
denen Gasthofes bietet das Inselhotel in
Konstanz. Zum Studium alter Wohnhäu-
ser in Holz und Stein findet sich reichlich
Gelegenheit in Dingeisdorf, Hagcnau, Kon-
stanz, Markdorf, Meersbnrg, Oehningen»
Pfullendorf, lladoifzell und zumal in Über-
lingen, wo auch einer der besten Brunnen
des Kreises steht.
Heben wir neben der Architektur noch
einige Werke der übrigen Künste hervor.
Dass die grösseren kirchlichen Ausstat-
tungsgegenstände in den auch baulich
hervorragenden Kirchen zu finden sind,
zeigen der frühromanische, in Engen er-
haltene Altartisch, die gothischen Sacra-
mentshäuscben und Chorstühle in Salem
und im Münster zu Konstanz, welches
auch in der Orgelbühne, Rcliquienbühne
und Thüren geschätzten Schmuck birgt,
während in Überlingen's Kirche das Sacra-
mentsh ansehen eine anmutige Schöpfung
d er Renaissance ist. Grabmäler und G e -
denktafeln (Epitaphien), jeneWerke, bis-
weilen handwerklichen, aber gerade darum
volkstümlichen Charakters, welche zudem
den unschätzbaren Vorzug der Datierung
haben, wie sie auch durch ihre Inschriften oÜ
die besten Einblicke in das Geistesleben
der Vergangenheit gewähren, sind teils be-
kannt, teils neu erschlossen, zahlreich in
Altbodmann, Engen, Immenstaad, Konstanz
(im Münster und in der Stephanskirche),
Messkirch (prachtvolle derllochrenaissance),
Orsingen, Radolfzell, Reichenau-Mittelzell,
Überlingen und Weilerdingen.
Die deutsche Plastik des Mittelalters
und der Renaissance ist bisher im Ver-
hältnis zu Italien und anderen Ländern
noch nicht zu ihrem Rechte gekommen;
das Publikum, welches bloss einige Schlag-
worte, wie Nürnberg und Adam Krafft,
Ulm und Georg Syrlin kennt, ahnt nicht,
welche Fülle von Schönheit und Vielseitig-
keit in den zahllosen Lokal-Schulen oder
richtiger Meister- Stätten, welche, im 15.
und 16. Jahrhundert blühend, von Kirchen
und weltlichen Donatoren Förderung fanden.
Bode's treffliches Werk, natürlich nur eine
ge.drängte Zusammenstellung, ist ein be-
merkenswerter Wegweiser. Gerade auf die-
sem Gebiete zu entdecken, zu ordnen und
die man 'feinde Kenntnis zu erweitern, ist
eine der Hauptaufgaben der In ventarisations-
thätigkeit. So verdient Hans Morinck, einer
der feinsinnigsten Renaissance-Meister vom
Schlüsse des 16. Jahrh. volle Beachtung, au
dessen Werken, dem Tabernakel und dem
Grabmal seiner Frau in der Stephanskirche,
dem prächtigen Annen -Altar im Münster
zu Konstanz, den Reliefs in Hepbach, und
denen im karlsruher und konstanzer Museum
wir uns erfreuen. Eigenartig ist der Spät-
renaissance-Guss des Schwedenkreuzes in
der Mainau, hervorragende Arbeiten, eben-
falls aus der Spätrenaissance sind die Stein-
reliefs in der Kirche zu Herdwangen. Nicht
klar ist die Angabe, dass der Antonius-
Altar im Münster zu Konstanz Roccoco-
formcn und das Stift ung^jahr 1571 zeigt.
Eine eigene Kunstgattung bilden die Al-
tar werke (Altaraufsätze), welche in der
Spätzeit des Mittelalters, besonders um die
Wende des 15. Jahrhunderts in den ge-
schnitzten Umrahmungen, den mit Farben
und Gold überzogenen Holzfiguren der
Schreine und den bemalteiKinuicejLTAer
•2Ü7 -
— 268 —
Flügel alle damaligen Künste in glänzend-
ster Weise zu einem barmonischen Ganzen
yereinigten. Bis vor kurzem nur in ge-
ringer Anzahl bekannt, werden sie durch
die neuere Lokalforschung in allen deut-
schen Landschaften an das Licht gezogen.
Schöne Beispiele solcher Altäre oder ihrer
Reste giebt es in den Kirchen zu Ernaths-
reute, Leutkirch, Markdorf, PfuUendorf,
Roth, Schwende und Zell am Andelsbach.
Die Malerei scheint im Übrigen im Kreise
weniger bedeutend vertreten zu sein, viel-
leicht aber auch bei den Verfassern ge-
ringere Liebe gefunden zu haben. Am be-
kanntesten sind wohl die hochalten Wand-
malereien in Reic^enau-Oberzell geworden,
doch auch besonders hervorzuheben die in
der Sylvesterkapelle und der oberen Sa-
kristei des Münsters zu Konstanz und im
Schlosse zu Heiligenberg, die Tafelgeniälde
und Miniaturen in Konstanz (der Mauritius-
kapelle und der oberen Sakristei des Mün-
sters), Messkirch, PfuUendorf (Spitalka-
pelle), Reichenau-Mittelzell , dann in dem
Herrenhause zu Altbodmann, dem Ökono-
miegebäude zu Kirchberg und dem Schlosse
zu Meersburg. Dass im Kreise Konstanz
noch viele, zum Teil musterhaft gearbeitete
Geräte und Gef äs sc erhalten sind, wird
den Kenner nicht wundernehmen; besonders
reich sind die Kirchenschätze in Reichenau-
Mittelzell und Überlingen. Auf kunstvolle
Gitter, wie in Konstanz, Mittelzell und
Meersburg, auf Kreuzsteine und andere
kleine Erzeugnisse, auf römische und vor-
geschichtliche Denkmäler, auf die Fülle
von Inschriften sei nur hingewiesen, um
anzudeuten, welchen Stoff die Verfasser
fanden und zusammentrugen.
Man erkennt, dass der gewählte Titel
„Kunstdenkmäler" ein zu bescheidener ist.
Wir haben eben keinen deutschen Ausdruck
für Alles das, was in einer solchen Knust-
topographie unterzubringen ist Während
übrigens früher Kraus für die Bezeichnung:
„Kunst und Altertum" (nach Goethe) ein-
getreten ist und sich lebhaft gegen den
von mehreren deutschen Staaten angenom-
menen Titel: „Bau- und Kunstdenkmaler"
gewendet hat, erkennen wir in der wenig-
stens teilweisen Annahme dieser Fassung
das Aufgeben von Beservat- Ansichten, was
in Deutschland immer besonderen Dank
verdient. Auch sonst erkennen wir de«
Anschluss an die durch seitherige, ähnliche
Veröffentlichungen bewährten Gnindsätze
freudig und in der Hoffnung an, dass alle
die leider in so verschiedenartiger Weise
und Auffassung, je nach den Ansichten der
bestimmenden staatlichen Kommissionen,
Provinzen und Vereine begonnenen Inven-
tarien allmählich zu einer gewissen Einheit-
lichkeit gelangen
Werfen wir einen Blick auf die Arbeit
selbst. Ungemeine Sorgfalt und fleissige
Ausführung tritt uns überall entgegen. Sind
doch allein an (vorhandenen) Kirchen and
Kapellen über 230 in den Kreis der Be-
trachtung gezogen! Von dem Interesse des
kunstsinnigen Grossherzogs und der Behör-
den getragen, ist das Werk ein Erzeugnis
liebevoller Hingebung und gediegener Sach-
kenntnis. Wie in der Vorrede hervorge-
hoben ist, hat der verstorbene Redtenbacher
anfangs mitgewirkt, Oberbaurat Durm eine
Anzahl wichtiger Bauwerke behandelt, Ge-
heimerat Wagner vielfach hülfreiche Hand
geboten und noch mancher Andere Mate-
rial beigesteuert. Aber das Hauptverdienst
gebührt doch dem Gesamt-Bearbeiter und
Herausgeber Kraus, welcher seit vielen Jah-
ren iiber und unter der Erde, in alten wie
in neuen Landen auf allen Gebieten der
Kunst und Geschichte bewährt ist. Einst
schrieb Kraus in der deutschen Litteratur-
zeitung über ein ähnliches Werk, betreffend
die Bau- u. Kunstdenkmäler von Coblenz (in
einer Besprechung, welche der Unterzeich-
nete begreiflicherweise mit Aufmerksamkeit
durchlas): ,.Man wird niemanden finden, der
auf allen Gebieten des archäologischen und
kunsthistorischen Wissens gleichmässig be-
wandert wäre, ja überhaupt als Fachmann
ebenso über römische und mittelalterliche
Denkmäler, über Inschriften und Werke
der bildenden Kunst, über Karolinger/. ei t
oder Schöpfungen der kölnischen Maler-
schule zu berichten im Stande wäre. Ich
bin daher der Meinung, dass bei Ausarbei-
tung unserer Kunsttopograph ieen wo mög-
lich eine Teilung der Arbeit nach Mass-
gabe des 80 disparaten Stoffes eintreten
sollte: ein Prinzip, das nun auch bei on-
1 serer badischen Kunsttopographie obge-
~ 269 —
— 270 —
waltet hat, deren ersten Band ich so eben
abschliesse." Wo möglich!
Durch dieses Prinzip soll eine Unfehl-
barkeit auf jedem einzelnen Gebiet erreicht
werden. Das wird es dennoch nicht. Wenn
beispielsweise in dem vorliegenden Werk
auf S. 107 f. der Säulenbau des konstanzer
Münsters für die Bauthätigkeit zwischen
1054 u. 1089 in Anspruch genommen wird,
auch trotz ' der von der heutigen Kunst-
wissenschaft erst dem 12. Jahrhundert zu-
gesprochenen Form der Säulen (mit Eck-
hlatt- Basis) und nun mit allem fachmänni-
schem Rüstzeug unter Heranziehung reich-
licher Litteratur einige Säulen in anderen
Kirchen, als von gleicher Form und sicher
dem 11. Jahrhundert angehörig, zum Beweis
genommen werden (wie in Alpirsbach, Hir-
sau etc.), so lässt sich ganz gut denken,
dass hernach ein anderer Fachmann mit-
telalterlicher Baukunst nachweist: die zum
Zeugnis angeführten Säulen gehörten doch
(lern 12. Jahrhundert an oder hatten ur-
sprünglich andere Form (Basen ohne Eck-
blätter).
Abgesehen davon aber, dass in einem
Inventarisationswerk solche abschliessenden
Erörterungen nicht erreichbar sind, auch
nicht das letzte Ziel bilden, sprechen zwei
andere Gründe gegen das Prinzip der Ar-
beitsteilung. Erstens verbietet selbst in den
wohlhabendsten Teilen unseres Vaterlandes
die Rücksicht auf die Kosten, einzeln oder
in Gestalt einer Expedition einen Kenner
römischer Bauten, einen Gothiker, einen
Fachmann der Karolingerzeit, einen in In-
schriften Geübten, einen Spezialisten der
kölnischen bezw. einer anderen Malerschule
und so und so viele andere Spezialgelehrte
durch das Land zu schicken. So ist auch
in Baden thatsächlich die Beihülfe anderer
Kenner nur eine zwar hochwillkommene
aber beschränkte gewesen, denn der wich-
tige Teil der gesamten kirchlichen Kunst-
topographie ward dem Herausgeber von An-
fang an übertragen und später kam, wie wir
in der Vorrede lesen, noch die Bereisung
des Landes und die Beschreibung der klei-
neren Kunstdenkmäler zu seiner speziellen
Aufgabe hinzu. Gerade aber in der Hebung
dieser letzteren an das Licht zu ziehenden
Schätze liegt der Hauptwert der Inventa-
risationsarbeit und es ist Unterschätzung
eigenen Verdienstes von Kraus, wenn er
diese Thätigkeit für unbedeutend hält. Hier
und nicht an den grossen, bekannten Denk-
mälern wird er am meisten Kenntnis des
disparaten Stoffes zu entwickeln und in
den einzelnen Fächern entscheidend und
belehrend aufzutreten haben. Wenn der
Herausgeber aber kompetent ist, in irgend
einem kleineren Ort über die gothische,
verzopfte Kirche, altdeutsche Skulptur der
ulmer Schule, Barock- Kelch, Burg und
Wegekreuz Auskunft und Urteil abzugeben^
so gilt auch hier das: Wer im Geringsten
treu ist, der ist auch im Grossen treu.
Den Gang ähnlicher Arbeiten kennend,
glaube ich sogar voraussagen zu können,
dass dieser wackere Kunsthistoriker in der
Folge noch weit mehr auf seine Schultern
nehmen und zufrieden sein w^ird, wenn ihm
von fachkundigen Arbeitsgenossen in wich-
tigen ^Fällen Material herbeigebracht wird.
Denn — und das ist der zweite Grund,
welcher gegen die Arbeitsteilung spricht,
— es erscheint gerade als Zweck der
vorliegenden Aufgabe, dass nicht Spezial-
gelehrte, sondern Männer von allgemeiner
und genügender kunstgeschichtlicher Bil-
dung, mit gleicher Liebe und Unparteilich-
keit alle Zeiten, alle Kunstzweige und Er-
zeugnisse umfassen, ihnen gleichmässig ge-
recht werden und dadurch allein ein rich-
tiges Gesamtbild geben, in welchem Licht
und. Schatten nach gleichem Massstab ver-
teilt sind. Das ist es, was Behörden, Kunst-
forscher und andere Leser mit Recht ver-.
langen. Von diesem Standpunkt aus treten
auch am klarsten die Vorzüge des Werkes
und die für die folgenden Teile sich gel-
tend machenden Wünsche heraus.
Die Zurückhaltung bezuglich der vor-
geschichtlichen und der römischen Denk-
mäler ist in Rücksicht auf die Spezial-
I^itteratur eine sehr weise und für andere
deutsche Inventarisations- Werke beherzig-
enswerte. In trefflicher Weise ist der Bau-
kunst, sowohl der kirchlichen als auch der
weltlichen (dieser besonders durch Durm)
Rechnung getragen, nicht zu gedrängt und
nicht zu breit die Geschichte, Litteratur
und Beschreibung gegeben. Dass Einiges
anfechtbar ist und anregenden Stoff zu
Digitized by VjOOQ IC
— 271 —
— 272 —
weiterer Forschung und Erkenntnis giebt,
ist, wie ich schon angedeutet habe, unver-
meidlich und eher ein Reiz des Buches;
dass der historische Teil und die Fest-
stellung des gegenwärtigen Zustandes bis-
weilen zu sehr, bis zur Unklarheit mit
einander verflochten sind, wird für die wei-
tere Inventarisation zu verbessern sein.
Von hohem Interesse sind die zahlreichen
Pläne und Ansichten der Burgen und
Schlüsser. Die gleiche Anerkennung der
Sachkenntnis und richtigen Darstellung go-
bührt dem Werk bezüglich des grösseren
imd kleineren Mobiliars der Geräte und
Gefässe, des gesamten kunstgewerblichen
Teiles. Der vollständige Abdruck der Inven-
tarien - Verzeichnisse von Kirchengeräten
aus früheren Jahrhunderten ist zwar in-
teressant, geht aber über die vorliegende
Aufgabe hinaus und dürfte in solchem Fall
eine vorherige Veröffentlichung an anderer
Stelle (etwa in der Zeitschrift für die Ge-
schichte des Oberrheins), in der Kunst-
denkmäler-Statistik aber ein Hinweis auf
jene Veröffentlichung, nach Bedarf mit kur-
zem Auszug und Angabe des noch Vorhan-
denen zu geben sein. Auf dem Gebiete
der Plastik in Holz und Stein wird da-
gegen eine Erweiterung willkommen sein.
Gerne wird der Leser mehr über Entsteh-
ung, Stil Charakter, Schule und besondere
Eigenart der einzelnen Werke, der Reliefs,
der Grabmäler und besonders der Altar-
werke unterrichtet werden. Das Gleiche
gilt von den Gemälden, wo im Texte gern
auf Waagen zurückgegangen wird, während
eigenes bestimmtes Urteil über Zeit und
Richtung, Zeichnung und Malweise, Berück-
sichtigung nicht nur des Ikonographischen
sondern auch des Künstlerischen bei aller
Kürze möglich und erwünscht ist. Dass
die Epigraphik eine ganz bevorzugte Stel-
lung erhalten hat, erklärt sich aus der
persönlichen Neigung und Vorbildung des
Herausgebers. Wenn sich hier Kraus etwas
Zwang anthat und die Wiedergabe von nicht
mehr vorhandenen und mit Kunstwerken
gar nicht zusammenhängenden Inschriften
etwas einschränkt (mindestens im Druck
weniger breit giebt), wird dies zum Vorteil
der heutzutage wirklich vorhande-
nen Kunstdenkmäler und zu Gunsten
der Obersichtlichkeit geschehen. Ans dem
gleichen Grunde kann in der Folge die
Behandlung des Zerstörten und verloren
Gegangenen ausser! ich etwas zuräcktreteu.
Ich bin weit entfernt, dessen Bedeutung
zu unterschätzen, aber bei der Verlockung,
die Vergangenheit der Gegenwart vorzu-
ziehen, ist ein gewisses Masshalten dem
Historiker nicht schädlich, eine Trennung
aber des Gewesenen uhd des uns Geblie-
benen, durch irgend ein von ihm festge-
haltenes äusseres Merkmal nötig. Aus dem
gleichen Prinzip empfiehlt es sich, Kunst-
werke, die früher in Orten des Kreises,
wie Petershausfn, Birnau, Hegue sich be-
fanden und jetzt in Karlsruhe etc. zu tin-
den sind, bei den erstgenannten Orten uur
kurz, unter Angftbe ihres gegenwärtigen
Aufbewahrungsortes, zu erwähnen, genaue
Beschreibung und Abbildung jedoch ihnen
an dem Orte ihrer jetzigen Aufstelhng
zu Teil werden zu lasseu; denn das Werk
soll nicht Kimstgcschichte sondern Kunst-
topographie enthalten. Hieran sei der
Wunsch angeknüpft, dass überhaupt in
den folgenden Teilen ein grösserer Wert
auf Übersichtlichkeit und systematisrlie
Anordnung gelegt werde. In einem Bach.
welches in erster Linie ein Hills- undXach-
schlagebuch sein soll, darf das Suchen und
Finden dem Leser nicht zu schwer gemacht
werden. Der Herausgeber wird sich gewiss
an dem fertig vor ihm liegenden Werke
selbst klar darüber geworden sein, dass
ohne Schädigung der Arbeit und ohne Pe-
danterie der gegebene reiche Stoff in be-
stimmter Reihenfolge und Ordnung des ge-
schichtlichen und litterarischen, wie de^
beschreibenden Teiles und der Material-
Angaben, kurz in einer inhaltlich wie äus-
serlich erkennbaren Sonderung und Anreih-
ung dargeboten werden kann. Durch solche,
dem Herausgeber gewiss leicht werdende
Verbesserung wird das trefHiche Werk uocli
viel mehr in weitere Kreise eindringen.
Denn es ist einem so mühevoll gearbeiteten
und verdienstlichen Unternehmen zu wün-
schen, dass es bei Kennern und Laien, hei
Badensem und anderen Deutschen ein will-
kommener und anregender Besitz werde.
Doch auch in seiner, etwas höhere An-
sprüche machenden Bearbeitiug ist der ftir
— 273 —
- 274 -
Jedermann Etwas bringende und mit Ab-
bildungen der verschiedenartigsten Kunst-
zweige, mit architektonischen Plänen und
Schnitten von Kirchen, Burgen und Schlös-
sern, mit vielen nach Photographie und
Zeichnung gewonnenen Wiedergaben von
Bildwerken und Gemälden und kunstge-
werblichen Arbeiten aller Art versehene
im besten Sinne zu empfehlen. Dass auch
äiisserlich das Buch sich vornehm und ge-
diegen ausnimmt, ist angesichts der Leiter
des Unternehmens selbstverständlich, und
mit l)crcchtigtem Stolze nennen sich die zur
Arbeit vereinten Kräfte, Gelehrte und Künst-
ler, Vervielfältigungs-Anstalten, Druckerei
und Papierfabrik.
Berlin. (P. Leb fei dt.)
Miscellanea.
1^2. Cber die vorgeschichtliche Ansiedelung in
Andernach giebt H. Schaaifhausen im 86.
Hefte der Bonner Jahrbücher einen aus-
führlichen Bericht, dem wir folgendes ent-
nehmen : Im Neu wieder Becken habe der
Bimstein nicht, wie man früher meinte,
sich im Wasser abgesetzt, sondern sei aus
der Luft niedergefallen, dies folge aus
dessen Anschmiegung an die Terrainwcllen,
aus dem Vorhandensein schwerer Schiefer-
steine in den Bimsteinschichu n und aus
dem Fehlen des Bimsteins in allen tiefen
Stellen der heutigen Rheinebene. Unter
dieser Bimsteinschicht nun wurden 1888
\'on Seh. am Martinsberge Spuren einer
praehistorischeu Ansiedlung zwischen Lava-
blücken lagernd ausgegraben, bestehend aus
gespaltenen und zum Teil bearbeiteten
Knochen von Renntier, Eisfuchs, Schnee-
huhn, Edelhirsch, f)08 lyi'hnigeniuHy und be-
sodders von tqaiis cühaüus fossüis, welches
letztere das Hauptnahrungsmittel der da-
maligen Menschen gebildet haben muss;
aych wurden einige Rippenstücke von
Menschen gefunden, die unter den Resten
von Mahlzeiten liegend schwerlich als von
einem Begrabenen herrührend zu betrach-
ten sind. Ferner fand man zahllose Scha-
ber und Bohrer aus tertiärem Quarzit, die
wie die gleichzeitig aufgefundenen Stein-
kerne beweisen, an Ort und Stelle ange-
fertigt wurden, einen faustgrossen Reib-
stein, einen durchbohrten Zahn, der als-
Amulet getragen wurde, Angelhaken aus
Knochen, knöcherne Nähnadeln und Stücke-
von Röthel, welche zu mannigfachen Fär-
bungen gedient haben mögen. Von Töpfe»
wurden auch nicht die geringsten Scherben
entdeckt und da auch kein einziger Kno-
chen Feuerspuren zeigte, schliesst Seh.,,
dass jene Bevölkerung das Fleisch in rohem
Zustande verspeist habe.
Unweit dieser Stelle, \'s Stunde rhein-
abwärts von Andernach, bei Weissenthumv
wurde zur selben Zeit etwa 7 Fuss unter
der OberÜäche unter den ungestörten
Schichten von Tuff und Bimstein in einer
Lage von grobem Bimstein ein roher Topf
mit parallelen Strichen gefunden. Während
also zur Zeit der Andernacher Ansiedlung,
die älter ist als der Bimsteinauswurf, die
Töpfe noch fehlten, erscheinen sie hier
gleichzeitig mit dem Bimsteinauswurf.
Das Troparium von PrUm und ib?.
sein Bilderschmuck.
Von Ad. Heiners, Pfarrer in Nagern
(Luxemburg).
(Fortsetzung).
Fol. 10^. Fest des hl. Stephan.
Zwei Darstellungen aus dessen Martertode.
a) Mit einem Buche in der Hand steht
der Diakon vor einem andern, wohl sei-
nem Schüler, der Erklärungen über das-
Evangelium erhält.
b) Im 2. Bilde reicht eine Hand aus
dem Himmel dem auf den Knieen liegen-
den Märtyrer bei der Steinigung den Kreuz-
nimbus entgegen.
Introitustrope : 1. Eja conlevitas in pro-
tomartyris Steph *) 2. Salus mar-
tyrum hodie Steph ^)
Kyrie. Föns origo lucis perpetiie ^j
Gloria. Qui celicolas et terrigenas *)
Fol. 12'. 1. Sequens. Concordia. Von
Notker Balbulus. Hanc concordi famulatu*'^).
2. Sequens. Hypodiaconissa. Christi
Domini militis*).
1) Nnr im Prümer Codex.
2) Nr. 9449 Paris; Nr. Iiri9 Arseualb.
3) Nur im Prflmer Codex.
4) Eptem. ö; Nr. 1235; Nr. 9446; Nr. 10Ü04 Paris.
5) Bei Kebrein Nr. 711; Daniel II, 6; Schu-
biger 26.
6) Bei Kebrein 710; Mone llOOT^ ^aniel II 5a.
Digitized by v300^
— 275 —
27li —
Offert. 1. GIorio8U8 es Deus ....
2. Postquam cimctipotens ....
Fol. 14. Sanctus. Ante saecula Deus
pater . . . J)
Com. Inter latraotium turbarum ....
Fol. 15. In Natali 8. Johannis.
Bild. Johannes sitzt in mcgestätischer Hal-
tung, hält das Evangelienbuch mit der In-
schrift: „In principio** in der Hand.
Introitustrope. 1. Gratia celsa Dei Jo-
hannis pectus adimplens, etc 2. Caclica
•caelestem decantant ....')
Kyrie. Omnipotens 'genitor lumenque
-et lucis origo, eleyson*).
Gloria. Laudat in excelsis caolum ter-
ramque regcntem*).
Scqucns. Romana. Johannes Jesu Chnsto
multum dilecte . . . .^)
Fol. 18. Offert, (alternis vocibus). Pan-
gat vox humana ....
Sanctus. Deus fortis ....
Agnus. A Christo quaerens Petrus ....
In natali s. Innoccnt.
Ein Vs ^^^ Seite einnehmendes Bild
-stellt den König Herodes mit Scepter und
Krone sitzend dar. Den Henker sieht man
mit dem Schwerte unter den Kindern wür-
gen. Acht hingeschlachtete Kinder liegen
mit abgetrenntem Kopfe am Boden. Diese
Darstelhing ist von einem Friese umrahmt.
Wie kein anderes Fest scheint dieser Tag
in Prüm hoch gefeiert worden zu sein, da
4 Sequenzen vorkommen.
Introitus. 1. Nate Dei Clemens parvo-
t'um suscipe laudes. — Ex ore.
2. Hodie te Domine sugentes uhcra
sanguinc clamant ....
Sequens. 1. (Justus ut palma major) •).
Laus tibi Christe, cui sapit quod videtur . . .^)
2. (Te martyrum.) Laus tibi Christi
<(]ui humilis homo^) ....
3. Hex magne Deus qui intiieris abys-
1) Kpteru.; Nr. 1119; Nr. 887; Nr. 1134; Nr.
1235; Nr. {»410; Nr. 10598, alle Nb. ParKs untl 38
TV. 8 SU London.
2) Beide nur im FJchternacher u. im Prilmer
Codex.
3) Nur im Trümer Codex.
4) Oanx in Distichen, in 6 andern Hdtchr.
5) Kehrein Nr. 403; Mone III 11.
G) Titel der Melodie.
7) Kehrein Nr. 812; Hone III 33; Dan. IL
8) Kehrein Nr. 34i; Schabiger Nr. 6; Mone
III 34; Eptern. (10510) f. 59.
SOS ac montes ponderas tua magna po-
tentia. In ci\jus manu sunt omnia regna
atque non latent omnia occnlta. Te lau-
dat .. . ')
Fol. 20. 4. Sator summe. Praeconia
canimus tibi consona. Quo valeant tibi-
met fore placita-).
Fol. 5?2. Dominica infra Octavam.
Introitus. Quod prisco vates cecinerunt
tempore sancti ....
Gloria. Quem cives coelestes sanctum
clamantes frequentant etc.').
Sequens. Cignea*). Gaude Maria Virgr©
Dei genitrix . . . . ^)
Offert. Concentu parili chorus omnif^
ccclesia psallat").
Sanctus. Deus pater ingenitus ....
Fol. 21. Theophania (Epiphanie).
Auf ^ 's der Seite das Bild der hl. drei
Könige, die ihr Opfer darbringen.
Introitus. 1. £ja Sion gaude ....';
Gloria. Pax sempiterna Christus il-
luxit ....")
Fol. 25. Sequens. Festa Christi omnis
Christianitas celebret •).
Sanctus. Ingenitus genitor coclesti roce
fateris.
Fol. 2(5. Dom. in Oct. Epiph.
Zwei Abbildungen stellen die Taufe
Christi im Jordan und die'Weinvermehrang
dar, welche die ganze Seite einnehmen.
Folgt die Sequenz*. Planctus steritis: Iste
dies celebris von Notker*®).
Fol. 28. Purificatio. Das Bild der Dar-
stellung Christi im Tempel nimmt */» der
Seite ein und ist gänzlich von den heutigen
Darstcllungs weisen verschieden. Merkwür-
dig ist ein Kirchlein mit einer laternen-
artigen Kuppel in der Mitte dreier Türm-
chen. Sehr wahrscheinlich sollte durck
1) Dieae Prose ist gans anbekanat. Di«
Stolle hat 28 Silben.
2) 12 Silben.
3) Epter. 9. Nr. 1235; Kr. 9449; Nr. 10508; Nr.
903; alle Nationalb. Nr. 1169 Areenalb. Parit.
4) Titel der Melodie von Kkkehartr I.
h) Kehrein Nr. 20; Schnbiger Nr. 7; Mone II
89; Daniel II 55.
f> Nur in Pram.
7) Aach in Kr. 9449 f. 11' Paris.
8) Nr. 9440 f. 8; Kr. 123& f. 185 Paria.
9) Kehrein Kr. 81; Schubiger Nr. 8: Diai«!
II 9; Wackernagel I 97.
18) Krtr.i« Nr. »^.^^ byGoOglc
^ 277 —
diese Laterne in der Mitte des Daches das
Licht für das Innere beschafft werden. Am
Kircheneingange steht der Altartisch mit
4 Eisenstäbchen an den 4 Ecken, wahr-
scheinlich Cordinenträger zu Velumsbe-
hängen. Ein Kreuz ist im Hinterteile des
Altares angebracht. Mit Ausnahme der
Prophetin Anna tragen alle Personen Nim-
])en. Maria hat einen lilafarbenen Rock
mit blauem Mantel.
Die Prose „Symphonia** : Concentu
imrili von Notker*).
Fol. 3P). Dominica in Palmis. Zwei
Bilder stellen Jesu PJmzug in Jerusalem
dar. Sie nehmen die ganze Seite ein.
Fol. 33. Pascha. Bild der Aufer-
-stehung, das die Hälfte der Seite einnimmt
wnH die Engel in der leeren Grabkammer
darstellt. Unter den Tropengesängen ist
hier ein Dialoggesang, den man auch zu
Paris in Nr. 1235 Trop. Niverncnse XH
«. fol. 205' und Nr. 9449, geschrieben 1060,
fol. 34 vorfindet, und welcher der Selten-
heit wegen mitgeteilt zu werden verdient.
'Quoui quaeritis in sepulchro Domini, o
CliristicoliV
Jesum Nazarenum cnicifixum, o coelicole
Non est hie, surrexit sicut praedixerat, ite,
nuntiate, quia surrexit, alleliga.
Resurrexit Dominus hodie, resurrexit leo
fortis, Christus filius Dei,
Deo gratias, dicite cja. Te Dcum laudamus.
Folgt die Osterwoche mit 7 Prosen
\ind «,Pascha annotinum" oder In medio
Pasch« e^).
Fol. 44. Quasi modo. Das Bild stellt
nach dem Evangelium des Tages den Hei-
land unter seinen Aposteln dar. — Prose
Virgo plorans. Haoc est sancta sollcmni-
tas ....*). Auffallend ist hier das Fest
<iordiani et Epimachi eingeschoben.
Fol. 45. Ascensio Himmelfahrtsbild.
Die Mutter Jesu trägt einen roten Nimbus,
während die Apostel blaue Glorienscheine
liaben. Aus dem Himmel streckt sich eine
1) Kehreia Nr. 817.
2) Weil die Auftthraug aller Tropengeaftug^
allzuviel Raum einnehmen würde, glaube ich vq^^
liier ab nur mehr Bilderechmuck angeben zu «olia
8) Alle Sequenson lind bekannt n. bei Ke)|w /*
Nr. 18 ff. gedruckt. ^'^^
4) Kehrein Nr. 82.
— 278 -
Hand dem Heilande entgegen. Dieses Bild
ist bei Fleury, PI. LIV. p. 230 reproduciert.
Fol. 47. Prose Captiva: Summi trium-
phum regis, von Notker ^).
Fol. 49. Pentecosten. Bild der Sen-
dung des hl. Geistes. Die Apostel stehen
in 2 Eeihen, tragen alle Bücher, als Lehrer
der Völker. Die Gottesmutter befindet
sich in der Mitte, ihr zur Rechten steht
Petrus. Hier stehen die Prosen Occiden-
tana: Sancti Spiritus, dann Benedicta sem-
per Sit, Benedicta gratias Deo *).
Im IL Teile, Proprium Sancto-
rum, befinden sich Fol. 54, am Feste von
Peter und Paul, 4 Darstellungen auf 2
Seiten des Blattes.
a) Bekenntnis Petri an den Heiland.
b) Petri Befreiung aus dem Kerker durch
einen Engel.
c) Kreuzigung Petri mit dem Kopfe
nach unten.
d) Pauli Enthauptung.
Fol. 61. Assumptio. Das Bild] ist
sehr originell. Die verstorbene Gottes-
mutter liegt auf dem Todesbette, die mit
einem Decktuche verhüllte Bahre mit 4
Füssen ist nach jüdischer Sitte mit Lein-
tüchern kreuzweise umwickelt. Christus
selbst nimmt die mumienartig eingewickelte
Seele vom Todesbette, reicht sie einem
Engel, der sie einem anderen Engel ent-
gegenträgt. Aus den Wolken des Himmels
wird ein Arm mit einer Krone sichtbar, die
dem Haupte der Himmelaufgenommenen
aufgesetzt wird. Nur der Heiland hat in
diesem Bilde den Nimbus. Drei Episoden
befinden sich auf einem und demselben
Bilde dargestellt. Bei Fleury, PL LX. p. 277.
Fol. 62 sitzt Maria als Gnadenmutter
mit ausgebreiteten Armen. Bei Fleury,
n. Teil, PL xcvn.
Fol. 66. Bild des Ordensstifters Benc-
diktus, der auf einem Stuhle mit einem
Buche in der Hand dargestellt ist und
wohl die Ordensregel in der Hand hält.
Fol. 68. Laurentiuä nimmt mit seinem
Bilde zwei Dritteile der Seite ein.
Fol. 70. Drei Sceneu aus dem Leben
der Blutzeugen Mauritius und seiner Ge-
i föhtten.
l ' l) Kebrela Kr. 14.
\ 2) AUe a bei Kebre'm.
Digitized by VjOOQ IC
~ 271) —
— 2m -
Fol. 71. Die Hälfte der Seite wird von
einem Bilde des Erzengels Michael ein-
genommen.
Fol. 73. Drei Scencn aus dem Leben
der beiden Märtyrer Chrysanth und Darias.
Fol. 76. Bischof Martin ist in der gothi-
scheu oder Bernhardskasel dargestellt.
Fol. 79. Nach dem Feste des Apostels
Andreas kommen noch eine Anzahl von
Prosen ohne Xeumen, aber keine Tropen,
das Commune Sanctorum, bis Fol. 89, wo
nach der seltenen „Litaniac trcs" in farbi-
gem Schmuck der Schluss steht. Als un-
bekannte Prosen sind hier Fol. 87 „De
profundis Christe", Fol. 89 „Invocavi te",
Fol. 89 „Offeram tibi" zu verzeichnen.
Vereinsnachrichten
unter Redaction der Vereinsvorst&nde.
184. Backnang. Altertumsverein für das
Murrthal und Umgebung. Ausgrabun-
gen fanden in diesem Jahre nicht statt. —
An Vorträgen bei Versammlungen sind zu
verzeichnen: 1) Im Frühjahr in Marbach
von Präzeptor Stingel in Grossbottwar über:
„Die Handwerkszünfte und die Verord-
nungen gegen deren Missbräuche in den
letzten Jahrhunderten, speziell in Württem-
berg". — 2) Im Sommer in Murrhardt von
Pfarrer Kalchreuther ülier „die Parzival-
sage". Der erste Vortrag ist, der zweite
wird demnächst in Beilagen zum hiesigen
„Murrthalboten" veröffentlicht. Aus letz-
teren ist noch zu erwähnen eine Arbeit
von Drück in Reutlingen über „Franzosen-
einfiUle in Württemberg zur Z'^it Lud-
wigs XIV. mit besonderer Berücksichtigung
des Murrthals und Umgebung"*.
185. Düsseldorf. Geschichtsverein. Es
war nahe daran, dass Dusseldorf die Feier
seines 60()jährigen Bestehens als Stadt bei-
seite geschoben hätte. Dem besseren Sinne
der Bürgerschaft und der wiederholten
Initiative seitens des Düsseldorfer Ge-
schichts-Vereins ist es zu danken, dass
des Jahres 1888 gedacht wurde, in welchem
der Sieger in der Schlacht bei Worringen,
Adolf V von Berg, das Dorf an der Düssel-
mündung zur Stadt erhob. Von dauernder
Bedeutung wird unter den verschiedenen
Veranstaltungen') neben der Festscfani't
des Geschichts - Vereins -) namentlich die
historische Ausstellung sein, welche, von
der Stadtverordneten - Versammlung nicht
begünstigt, durch die eifrige Thätigkeit
einzelner Bürger einerseits und die Be-
reitwilligkeit der Kunsthailen-Verwaltung^
in finanzieller Hinsicht andererseits inner-
halb weniger Wochen zu Stande kam. Der
Erfolg hat die Erwartungen in erfreolicher
Weise übertroffen, wenn auch manche
Schwierigkeiten von den Ordnern des Gan*
zen und der einzelnen Abteilungen wohl
erkannt wurden, aber unter den obwalten-
den Umständen als vielfach unbesiegbare
nur bedauert werden konnten. Der Katalog^.^
welcher mit der grössten Eile in zwei Auf-
lagen hergestellt wurde, musste von einer
{genaueren Beschreibung des Einzelneu, wie
1) Aasfahrliches Programm der Festlicbketten
und Festakte der Jubelfeier sur Einuerung an das
GOOJ&hrige Bestehen Düsseldorfs als Stadt vom 13.
bis 16. Okteber ISSS. Verlag von C. Krane. —
GOOJäbrige Jubiläums- Feier DQsseldorfs \-om t3>
bis 16. Oktober 1888. Fest- Anffahruag im SUdt-
theater bestehend sus Dichtung von K. Henonmoot
und lebenden Bildern. Der Text gesprochen von
Herrn Prof. Dingeldey und Herrn Kinecke. Ver-
lag von C. Kraus.
2) (3. Jahrbuch des Das«eldurfer Oeschichu-
Vereiiis). Geschichte der Stadt DQsseKlurf in l:^
(besw. 14) Abhandlungen (Zur Ältesten Geschichte
des Stadt- und Landkreises Ddsseldorf Vun Prof
J. Schneider. — Politische Geschichte des bergi-
schen Landes, insbesondere der Smdt Düsseldorl
V< n Dr. Hermann Fürst. — Zur Verfassungsice-
schtchte der SUdt DüsselJorf Vou Dr. H K«ch-
baoh. — Geschichte der katholi«cheu Gemeinde
Dttssuldorfs. Vun Dr. Ludwig Küpper. — Ge-
schichte der cvüiigolischen Geiueiude UQsselUorfs.
Vou Adülbert Natorp, k. Cousistorialrat etc. —
Geschichte der jttdlscheu Gemeinde Dfisseldorfs.
Von Habbiner Dr. Abr. Wedell. - Kutwieklnng
dos Schulwesens lu Dasseldorf Vou Ormnaeial-
lehrer G. Kniffler. — a) Zur Geschichte der biU
dendea Kunst in DAKveltlorf. Von E. Daelen. b>
Buchdruck und Buchhandel in DAseeldorf. Von
L. Merlftnder. — Die Bsngeschichte Ton DAseeU
dorf. Von Ottoniar Moeller, Königl. Banrat. —
Theater und Musik. Von Dr. G. Wimmer. — Ge-
schichte der militArischen Verhältnisse der Stadt
Dflsseidorf. Vou Hauptmanu Kohts. Dazu: Die
Abtei Düsvelthal. -> Hsndel und Industrie der
Stadt Düsseldorf. Von Handelskammer- Sekretär
P. Schmitt.) Festschrift sum 600jährlgen Jubiläum.
Herausgegeben vom Dflsseldorfer Geschichte-Ver-
ein. Verlag von C. Kraus.
8) Katalog der AussteUvag xar Feiar dea
600jährigen Bestehens Diissel Jorfs als SUdL Zweite
vermehrte Auflage. Verlag Ton L. Vos« n« Cte.
— 2Sl
282
solche sonst wohl üblich ist, absehen, so-
viel aber ist erreicht, dass wenigstens för
den spezifisch historischen Teil der Aus-
stellung festgestellt ist, in welchen Hunden
die Denkmäler, deren sich die Forschung
bedienen möchte, sich befinden; und das
ist um so wichtiger, als an eine Wieder-
holung dieser Ausstellung in absehbarer
Zeit kaum wieder gedacht werden wird.
Die Ausstellung zerfiel in zwei Haupt-
abteilungen, deren erste — die historische
Ausstellung im engeren Sinne — in den
unteren, die zweite — die Gemälde -Aus-
stellung — in den oberen Räumen der
Kunsthalle untergebracht war. — Die letz-
tere konnte den ursprünglichen Plan, ein
Bild von der Geschichte der Düsseldorfer
Kunst in der ersten Hälfte dieses Jahr-
hunderts und zugleich der einzelnen her-
vorragenderen Künstler selbst zu geben,
nur in sehr beschränktem Masse einhalten;
aber wenn auch leider die meisten Haupt-
werke fehlten, so war es gleichwohl ein
erhebender Genuss, sich in dieser idealen
Luft zu bewegen und die wohlthuezrde
Harmonie, die weise' Mässigung, die hin-
gebende Liebe zur edlen Kunst auf sich
einwirken zu lassen, bei welcher nicht das
Können allein, sondern auch, und vielleicht
in höherem Grade das höchste Wollen den
Meister ausmacht Die zahlreich einge-
gangenen Handzeichnungen, Entwürfe und
tSkizzen konnten aus räumlichen Gründen
nur zum allergeringsten Teile ausgestellt
werden; der Saal, welcher anfangs dafür
bestimmt war, wurde noch ganz durch die
erste Abteilung in Anspruch genommen,
während man anfangs geglaubt hatte, diese
würde kaum einen einzigen massigen
Saal füllen. — In drei Sälen und in den
Vorhallen des Gebäudes war diese im
engeren Sinne historische Ausstellung un-
tergebracht; dieselbe schied sich in acht
Gruppen, innerhalb deren bzw. der Unter-
abteilungen, soweit thunlich, eine chrono-
logische Anordnung eingehalten war. Mit
ganz vereinzelten Ausnahmen gehörten die
ausgestellten Gegenstände dem späteren
Mittelalter, der neueren Zeit und der ersten
Hälfte dieses Jahrhunderts an, ein Um-
stand, der in der Geschichte Düsseldorfs
ausreichende Erklärung findet. Die acht
Gruppen waren folgende.
I. Karten, Pläne und Ansichten. 200
Nummern, unter denen keine vor die Mitte
des 16. Jhs. zurückreichte.
n. Historische Gemälde und Bildwerke.
322 Nummern in vier Abteilungen, nämlich
a. Fürstliche Persönlichkeiten, insbesondere
bergische Landesherren und deren Ange-
hörige, b. Künstler, Gelehrte, Dichter etc.,
welche in Düsseldorf geboren sind oder
dort gelebt haben. Bekannte Düsseldorfer
Persönlichkeiten, c. Werke von Düssel-
dorfer Kiinstlern des 17. und 18. Jabrh.
(darunter namentlich eine Reihe kleinerer
Werke von Grupello, dem Meister der
Reiterstatue Johann Wilhelms auf dem
Markte zu Düsseldorf). Kupferstich- etc.
Nachbildungen von Gemälden der alten
Düsseldorfer Gallerie.
III. Dokumente, Handschriften, Bücher
und Druckwerke. 262 Nummern. Als älteste
Urkunde erscheint,*neuerdings aufgefunden,
ein Indulgenzbrief für die Lambertuskircfae
vom J. 1300. Unter den Hss. besonders
bemerkenswert die Original-Hs. zu D. Gra-
minäus, Beschreibung Derer Für&tlicher
Gülich'scher etc. Hochzeit etc., mit den
Graminäus'schen Korrekturen etc., Briefe
der Herzogin Sibylla, der Jakobe von Ba-
den, ein Stammbuch aus dem Schluss des
16. und Anfang des 17. Jhs. Unter den
Druckwerken : Oridryus, Prakticae Musicae
utriusque Praecepta etc.
IV. Stempel und Siegelstampfen. 26
(bezw. 132) Nummern. Darunter eine Col-
lektion von 117 Gipsabgüssen nach Origi-
nalen des Königl. Staatsarchivs zu Düssel-
dorf (vom J. 1218 anfangend).
V. Münzen und Medaillen. Darunter
zahlreiche Stücke von der höchsten Selten-
heit und Schönheit.
VI. Kirchliche Gegenstände. 118 Num-
mern, unter denen jedoch nur wenige (im
Kirchenschatze der St. Lambertuskirche
befindliche) vor das 16. Jh. zurückreichten;
besonders reiche Arbeiten des 17. Jhs. be-
sitzt die St. Andreaskirche, Stickereien das
Ursulinenkl oster.
VIL Kupferstiche, Handzeichnungen und
plastische Bildwerke. 127 Nummern, mehr
oder weniger Ergänzungen der drei ersten
Abteilungen.
VHI. Geschichtliche Gegenstände ver-
schiedener Art. 167 Nummern in zwei
283 —
— 284 —
Abteilungen : a. Zur Vorgeschichte der Stadt
(Gegenstände aus dem Altertum u. frühesten
Mittelalter), b. Aus der Geschichte der
Stadt; hierunter neben Gegenständen von
hervorragender Bedeutung auch manche
Curiosa. — Ganz besondere Anziehung
übten auf die Besucher der Ausstellung
aus die minutiösen und gefälligen Aus-
schneidearbeiten und Silhouetten in schwar-
zem Papier des sog. Ausschneider-Muller,
der ein seltenes Beispiel von angeborenem
sicherem Formensinn war.
Leider ist bei weitem das meiste von
den ausgestellten Gegenständen wieder in
die Hände der Besitzer zurückgegangen
und nur Vereinzeltes dem historischen Mu-
seum der Stadt übergeben worden; für
das Eigentum der Kirchen und öffentlichen
Anstalten hier und anderwärts, sowie der
Besitzer grösserer Sammlungen war das
freilich nicht anders zu erwarten ; für das
Weithinzersplitterte aber ist es sehr zu
bedauern, da Vieles davon später nicht
mehr aufzufinden sein wird.
(Dr. Bone.)
Mannheim. Jahresbericht des Al-
tertumsvereins für das Jahr 1888.
Der im Jahre 1859 begründete Verein steht
unter dem Protektorat S. K. H. des Erb-
grossherzogs Friedrich von Baden
und darf sich auch im verflossenen Jahre
eines erfreuHchenWachstnms und Gedeihens
rühmen. Die Zahl der ordentlichen Mitglie-
der ist von HOS auf 319 gestiegen, der Be-
such der Sammlungen und die Beteiligung
an den Vorträgen und Vereinsausflügen
zeugt von dem stetig zunehmenden allge-
meinen Interesse für die Unternehmungen
und Bestrebungen des Vereins. Den Vor-
stand bilden wie im Vorjahre die Herren:
Landgerichtsrat Christ als Vorsitzender,
Prof. K. Baumann Schriftführer, A. Rö-
singer Kassierer, Rud. Bassermann, Prof.
Dr. Claasen, Gymnasiums* Direktor Hang,
Hofrat Kumpel M^jor a. D. Seubert und
Bankdirektor Zeiler.
Zu Beginn des Jahres waren die Thä-
tigkeit und die Geldmittel des Vereins in
erster Linie in Anspruch genommen durch
die Herausgabe der 11. Serie von Ver-
einsvorträgen (Mannheim bei Tob. Löff-
1er, 129 S. 8). Dieselbe enthält: 1) Urge-
schichte von Mannheim und Umgebung von
Prof. K. Baumann (mit Karte). 2) Hö-
mische Feldzüge in der Pfalz, mit beson-
derer Berücksichtigung der Befestigungs-
anlagen des Kaisers Valentinian gegen die
Alemannen von K. Christ, Heidelberg. 3)
Die erste Belagerung und Einnahme Mann-
heims im Jahre 1622 von Major Seubert
(mit Plan). 4) Die Walpurgisnacht in Sage
und Dichtung von Prof. Dr. E. Hermann,.
Baden-Baden. Diese Publikation kam in
einer Auflage von nahezu 5(X) Exemplaren
an unsere Mitglieder und Ehrenmitglieder^
an befreundete Vereine und Korporationen^
an Gemeinde- und staatliche Behörden zur
Versendung. Zugleich wurde für die erst-
genannten auch ein gedrucktes Mitglieder-
verzeichnis ausgegeben.
Infolge dessen sah man zunächst von.
grössern Unternehmungen ab, auch musste
die für den Herbst geplante Ausgrabung
von Hügelgräbern bei Rappenau, zu deren
Vornahme der Grundherr, Freiherr von
Gemmingen zu Fränkisch- Crumbach in dan-
kenswertester Weise die Erlaubnis gegeben
hatte, mit Rücksicht auf die vorherrschende
schlechte Witterung auf das nächste Früh-
jahr verschoben werden. Aber trotzdem
erfuhr unsere Sammlung durch interessante
Funde in der Umgegend, sowie durch Schenk-
ungen und Ankäufe wertvollen und reich-
lichen Zuwachs.
Unter den ersteren ist vor Allem ein
praehistorischer Fund bei Mannheim
selbst hervorzuheben. Jenseits des Neckars
am Rand des Hochufers beim Isolierspital
wurde beim Abheben der Erde zu bau-
lichen Zwecken ein Flachgrab aus vorge-
schichtlicher Zeit entdeckt Das Skelett^
das leider beim Auffinden zerstört wurde^
lag in etwa 1 m Tiefe, und am Fnssende
fanden sich drei glatte Ringe von massivem^
6—9 mm dickem Bronzedraht. Der grösste^
kreisrund und geschlossen, hat 11cm Weite,,
die beiden andern wurden von den Findern
leider zerbrochen und sind nicht vollstän-
dig erhalten, sie waren wahrscheinlich eben-
falls geschlossen und 5^ bzw. 7^ cm weit.
Der Fund beansprucht für uns eine beson-
dere Wichtigkeit, weil bis jetzt auf der von
alten Flussläufen und Niederungen darch-
Digitized by VjOOQ IC
— 285 —
— 2^6 —
zogeneo Mannheimer Gemarkung nur sehr
wenige Altertümer entdeckt^ worden sind
und ausser einem Einzelfund in den 1860er
Jahren noch keine praehistorischen Funde
hier nachgewiesen waren. Ein anderer Grab-
fund im Gewann Meerfeld (nahe der Fabrik
von Propfe) scheint trotz seiner Ähnlich-
keit mit Reihengräbern dem Mittelalter
zugewiesen werden zu müssen.
Während das römische Ladenburg im
verflossenen Jahre ausnahmsweise keine
bedeutenderen Funde ergab, verdanken wir
der Güte unseres Ehrenmitglieds, des Herrn
Karl Christ in Heidelberg eine Anzahl rö-
mischer Münzen (A. Licinius Nerva, Vitel-
lius, Vespasian, Domitian, Nerva, Trajan,
Hadrian, Antoninus Pius und Elagabal),
die sämtlich in Neuenheim bei Heidel-
berg gefunden sind. Ein anderer Römer-
fund aus der Umgegend Heidelbergs wurde
durch die gütige Vermittlung des Herrn
Gntsverwalters Edinger in Spechbach er-
worben. Es ist dies der Oberteil eines
sogen. Viergötteraltars, der in einer
Scheune des dem pfälzischen kath. Kirchen-
fond gehörigen Hofgutes Mönch z eil ein-
gemauert war. Der Stein misst 37 cm Höhe
und hat einen quadratischen Grundriss von
52 cm Seitenlänge. Die Figuren stehen in
rundbogigen Nischen, sind aber nur bis
zur Mitte der Brust erhalten. Auf der
Vorderseite Merkur mit Flügeln am Haupte,
die Chlamys über der linken Schulter, links
Juno mit Schleier, fast nur in den Umris-
sen erhalten, rechts männliche Figur mit
Vollbart (Herkules). Die vierte Seite ist,
wahrscheinlich bei der Verwendung des
Steins zum Bau, glatt abgearbeitet. Die
Skulpturen sind ziemlich gut gearbeitet,
das Material ist Neckar - Sandstein. In
Mönchzell selber sind unseres Wissens bis
jetzt noch keine römischen Funde gemacht
worden, wohl aber in dem eine halbe Stunde
thalaufwärts gelegenen Lobenfeld, so z B.
ein kleines von unserm Verein ausgegra-
benes Gebäude (Wachthaus?) an der Rö-
merstrasse, die aus der HeMelberger Ge-
gend nach Osten (Obrigheim am Neckar)
führt (vgl. Wd. Zs. IV, Museogr. 45) und
zwei Altäre, die sich in unserer Sammlung
befinden (vgl. Zangemeister, Wd. Korr. II,
141). Wahrscheinlich war unser Denkstein
von Lobenfeld nach Mönchzeil verschleppt
worden.
in alemannisch-fränkische Zeit
gehören die Funde, die im Frühjahr im
benachbarten Schwetzingen gehoben
wurden. Schwetzingen, dessen Name im
Lorscher Codex erstmals im Jahre 765 ge>
nannt wird, war in der frühgermanischen
Zeit offenbar kein unbedeutender Ort. Im
vorigen Jahrhundert wurden bei der Anlage
des kurfürstlichen Gartens an zwei Stellen
Gräber entdeckt, die damals für römisch
gehalten wurden, aber nach der in den
Akten der Pfälzer Akademie (Band IV,.
pars histor. S. 52 ff.) gegebenen Beschrei-
bung als alemannische oder fränkische Rei-
hengräber zu bezeichnen sind. Ein drittes-
Gräberfeld wurde im Jahre 1884 beim Bau
der neuen Aktienbrauerei zum Ritter (nahe-
dem nördlichen Ausgang des Schlossgartens)
aufgedeckt (vgl. Wd. Korr. III, 98), die
Funde kamen durch Schenkung in unsere-
Sammlung. Seitdem wurden an letztge-
nannter Stelle wiederholt Skelette ausge-
graben, bis sich im April d. J. wieder drei
Gräber mit Beigaben (Schildbuckel, Speer-
eisen, Kamm, Messer und je einem irdenei^
Topfe) fanden. Die Gräber lagen von West
nach Ost in 0,70 bis l,öO m Tiefe, aber
ziemlich weit auseinander. Eine systema-
tische Ausgrabung wäre daher zu kostspie-
lig und erscheint auch mit Rücksicht auf
die Bauten und den Betrieb der Brauerei
unthunlich. Aber unser besonderer Dank
sei auch an dieser Stelle der verehrlichen
Brauerei- Direktion ausgesprochen, welche*
in der entgegenkommendsten Weise An-
ordnungen traf für eine sorgfältige Aus-
grabung und Bergung der Funde und die
letztem auch diesmal wieder durch Schen-
kung unserer Sammlung überliess.
Einen interessanten Altertumsfund au&
der Schweiz verdanken wir unserm ver-
ehrten Mitglied Herrn Landgerichtsrat 0.
von Stockhorner, der denselben in Aigle
(Kanton Waadt) erwarb und unserer Samm-
lung schenkte. Es ist ein praehistorischer
Grabfund, bestehend in einer 23 cm langen
Bronzenadel und einem offenen Armband
von 1 cm breitem Bronzeblech. Das letz-
tere läuft am einen Ende in ein Häkchea
aus, welches in eine am anderen Ende an-
Digitized by VjOOQ IC
287 —
288
-gebrachte Öse eingehakt wird. Die Nadel
hat einen flachen Knopf und ist mit Strich-
ornamenten geziert; sie ist ein Seitenstück
zu denjenigen, die wir bei Heidelberg (vgl.
Wd. Zs, IV. Taf. XII) und bei Ladenluirg
(vgl. Wd. Zs. V, Museogr. 45) in Flach-
gräbern gefunden haben.
Bei der grossen Zahl von Erwerbungen
aus dem Mittelalter und der neueren
^eit kann hier nur das AVichtigste Erwäh-
nung finden. In erster Linie sind die An-
käufe von ^lünzen und Medaillen zu nennen.
Bei den zur Verfügung stehenden beschei-
denen Mitteln glaubt der Verein sich auf
Pfälzer Münzen der Kurfürstl. Hauptlinie
beschränken zu sollen, strebt aber hierin
möglichste Vollständigkeit an. Femer wur-
den erworben Stiche, Radirungen und Holz-
schnitte, Portraits, Landschaften, Städte-
ansichten und Pläne, Spottbilder und Karri-
katuren aus älterer und neuerer Zeit. Im
Einzelnen verdienen noch genannt zu wer-
den: Ein Thonabdruck des Wappens der
Rüdt von Collenberg von der Ruine Minne-
4)urg bei Neckargerach, ein Siegelabguss
in Zinn von der goldenen Bulle (nach dem
in der Karlsruher Münze befindl. Original-
stock), eine eiserne Kassette imd desgl.
Ofenplatten, eine Terracottastatuette (Chri-
stus) gef. im Rhein bei Bingen, u. A. m.
Endlich sei noch der Anschaffungen für
die Bibliothek und die Urkundensammlung
gedacht.
Ijuter den Gegenständen, die unter Vor-
behalt des Eigentumsrechts von ihren Be-
sitzern bei uns deponiert wurden, sind
vier Portraits (Ölbilder der Kurfürsten Karl
Philipp und Karl Theodor und des Jesuiten-
paters Desbillons, Portraitbüste in Wachs
des Hofrats Weikum, ehem. Lyceumsdirek-
tors hier, f 1824) hervorzuheben, die, seit-
her in der Bibliothek des hies. Gymnasiums
Aufbewahrt, dank dem freundlichen Ent-
gegenkommen des Grossh. Oberschal rats
und der Gymnasiumsdirektion durch ihre
Verbringung in unsere Sammlung auch wei-
tern Kreisen zugänglich gemacht werden.
Möchten solche Beispiele von Liberalität
auch weiterhin und namentlich auch bei
Privaten Nachahmung finden. Gar manches
interessante Familienstück verliert schon
in der dritten oder vierten Generation sei-
nen Wert und geht schliesslich verloren,
während es ip, einer öffentlichen Sammlun;:
eine würdige und dauernde Stätte finden
und ihr zur Zierde, der betr. Familie aber
zum bleibenden Andenken gereichen könnte
Unsere Beziehungen zu auswärtigen Ge-
schichts- und Altertums -Vereinen wurden
im verflossenen Jahre durch Versendung
unserer Publikation gepflegt und in erfreu-
licher Weise erweitert, auch hatten wir
un: von Seiten des hiesigen Stadtrates
sowie der staatlichen Behörden wohlwol-
lender Unterstützung und Fördenmg zu
erfreuen. Ihnen sowie den verehrt. Mit-
gliedern und Freunden, die sich durch
Geldbeiträge und Schenkungen um den
Verein verdient gemacht, sei hiermit der
verbindlichste Dank ausgesprochen.
Im letzten Winter wurden drei Vereins-
abende mit Vorträgen veranstaltet. Es
sprachen: Herr Architekt Manch ot über
die Klosterruine Limburg a. d. Haardt,
Herr K. Christ über römische Kultur in
den Rheinlanden und Herr Fr. Algardi
über das Mannheimer Theater im Torigen
Jahrhundert.
Im Anschluss an erstgenannten Vortrag
wurde ein Verein sau sf lug nach der Lim-
burg unternommen, der sich einer zahlrei-
chen Beteiligung von Seiten der Mitglieder
erfreute und besonders anziehend und lehr-
reich wurde durch den Umstand, dass Herr
Manchot sowie einige Herren vom Dürk-
heimer Altertums- Verein in liebenswürdiger
Weise die Führung übernahmen.
Verlag der Fr. LIntz'schen Bachhandliing in Trier
Dtr Dom in Tritr
in seinen drei Hauptperioden:
der RöDiscben, der FiiokisdifD, der RtBuiscbei,
betchrieben nnd dnrch 26 Tafeln erl&utert
von
Dr. J. N. von Wilmowsky.
Preis 90 BCark.
Herabgeeetxter Barpreis 80 Mark.
GescUcliteilesErzsUnes Trier
d. L der Stadt Trier nnd de« Trierischen Lande»
als Chnrfttrstentnm nnd als Diözese von deo
ältesten Zeiten bis snm Jahre 1816.
Von Domkapitnlar
'^ Dr. J. Marx.
5 Bünde. 18&8-64. Preis Ji B23&.
FR UNTTSOHC BUCHDRUCKCRei IN TRin.
Digiti
zedby Google
Digiti
zedby Google
This bock should be rctumed *to the
Library on or before the last datc stamped
below.
A finc of fivc Cents a day is mcurred by
rctainliig it beyoDd thc specified time.
Pleasc return promptly«
Digiti
zedby Google
n
i:
Digiti
zedby Google