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EX LIBRIS
The Cooper Union
THE GIFT OF
Dr. Alexander Sved
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WIEN
AM ANFANG DES XX. JAHRHUNDERTS.
I. BAND: CHARAKTERISTIK DER STADT. INGENIEURBAUTEN.
II. BAND: HOCHBAUTEN, ARCHITEKTUR UND PLASTIK.
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WIEN
AM ANFANG DES XX. JAHRHUNDERTS,
EIN FÜHRER
IN TECHNISCHER UND KÜNSTLERISCHER RICHTUNG.
HERAUSGEGEBEN VOM ÖSTERREICHISCHEN
INGENIEUR- UND ARCHITEKTEN -VEREIN.
REDIGIERT VON
INGENIEUR PAUL KORTZ
STADTBAURAT.
ZWEITER BAND.
WIEN 1906.
VERLAG VON GERLACH fr WIEDL1NG.
DRUCK VON FRIEDRICH JASPER IN WIEN.
3 3 S9 0Z.
VORWORT.
Indem der österreichische Ingenieur- und Architekten-Verein den zweiten Band des Werkes:
„Wien am Anfang des XX. Jahrhunderts" der Öffentlichkeit übergibt, muß vor allem
des schweren Verlustes gedacht werden, den das Unternehmen durch das Ableben des Bau-
rates Paul Kortz erlitten hat. Durch eine Reihe von Jahren widmete dieser ausgezeichnete
Mann in völlig uneigennütziger Weise, mit begeisterter Hingebung, Gewissenhaftigkeit und
Umsicht seine ganze Kraft der schönen Aufgabe; — auch dann noch, als ein schweres Leiden
ihn beugte. Ein herbes Geschick versagte ihm die Genugtuung, sich des vollendeten Werkes
zu erfreuen. Der Österreichische Ingenieur- und Architekten-Verein wird stets der hervor-
ragenden Leistung seines Mitgliedes Kortz und ihm selbst eine dankerfüllte Erinnerung weihen.
Das lange Siechtum unseres Redakteurs würde allein schon die Verzögerung, die in der
Herausgabe des zweiten Bandes eintrat, erklären. Diese Verzögerung hat aber auch noch
andere Ursachen. Der Umstand, daß die Mitarbeiter Fachmänner sind, die durch Berufs-
pflichten sehr in Anspruch genommen werden, die Notwendigkeit, für die meisten Bilder
neue photographische Aufnahmen nach der Natur herzustellen, das fortwährende Anwachsen
des Stoffes während der Arbeit: diese und manch andere Momente behinderten den Abschluß
unseres Unternehmens.
Der Ausschuß ist sich wohl bewußt, mit diesem Werke weder ein einheitliches noch
ein lückenloses Bild der reichen künstlerischen und technischen Schätze der Stadt Wien zu
bieten. Wenn man aber die Fülle von geistiger Arbeit überblickt, die hier vorgeführt wurde,
und bedenkt, daß eine Reihe zusammenfassender Darstellungen erstmalige Versuche sind —
es seien nur die Abschnitte über die Bauten für soziale Fürsorge, über die Denkmale, sowie
über die Kunstsammlungen und Bibliotheken hervorgehoben — so wird man trotzdem an-
erkennen müssen, daß der Österreichische Ingenieur- und Architekten-Verein ein wertvolles
Nachschlagewerk geschaffen hat, das wohl eine Grundlage für alle weitere Arbeit auf diesem
Gebiete bilden dürfte.
Den zahlreichen opferwilligen Förderern und Mitarbeitern des Werkes wurde schon
in den den ersten Band einbegleitenden Worten der Dank abgestattet. Zu besonderem Danke
fühlt sich heute aber der Ausschuß seinem Mitgliede Architekt Anton Weber verpflichtet,
der nach dem Ableben des Baurates Kortz in der entgegenkommendsten Weise die redak-
tionellen Schlußarbeiten übernahm.
Wien, im November 1906.
W. Exner,
C. Th. Bach, J. Gsottbauer, H. Koestler, F. Pfeuffer,
F. Berger I., H. Helmer, E. Lauda, L. Spängier,
E. v. Förster, C. Hochenegg, K. Mayreder, A. v. Wielemans,
F. v. Gruber, J. Koch, A. Oelwein, A. Weber,
P. Zwiauer.
Abkürzungen.
mm Millimeter.
cm Zentimeter.
m Meter.
km Kilometer.
m- Quadratmeter.
ar Ar = 100 m-.
ha Hektar = 10.000 m-.
km- Quadratkilometer.
m3 Kubikmeter.
kg Kilogramm.
q Meterzentner = 100 kg.
t Tonne == 1000 kg.
1 Liter.
hl Hektoliter.
sl Sekundenliter.
kg/m Kilogramm-Meter.
PS. Pferdestärke.
Atm. Atmosphäre.
Kai. Kalorien.
h Heller.
K Krone.
INHALT DES II. BANDES.
III. Hochbau und Architektur.
Seite
Die Entwicklung der Architektur Wiens in den letzten fünfzig Jahren. Von Professor Dr. Josef
Bayer 3
A. Gebäude für Kultuszwecke.
I. Katholische Kirchen des Mittelalters. Mit Zugrundelegung von Aufzeichnungen von
Dr. W. A. Neumann, Professor a. d. Universität in Wien, bearbeitet von Dr. Karl R. Holey,
Architekt 25
II. Katholische Kirchen des 17. und 18. Jahrhunderts. Von k. Rat Dr. Josef Dernjac,
Skriptor a. d. k. k. Akademie der bildenden Künste in Wien 47
III. Katholische Kirchen des 19. und 20. Jahrhunderts. Von Architekt Max Freiherrn von
Ferstel, Professor a. d. k. k. technischen Hochschule in Wien 73
IV. Evangelische Kirchen. Von Architekt Ludwig Schöne 86
V. Synagogen, griechische und russische Kirchen. Von f Max Fleischer, k. k. Baurat,
Architekt 87
B. Gebäude für den kaiserlichen Hof. Von f Heinrich Lisseck, k. k. Regierungsrat, Architekt;
Emil Ritter von Förster, k. k. Ministerialrat, Architekt; f Baurat Paul Kort z; k. Rat Dr. J. Dernjac 97
C. Verwaltungsgebäude.
I. Gebäude der Reichsverwaltung. Von Heinrich Holzeland, k. k. Oberingenieur; Josef
Meixner, k. k. Ingenieur; Karl Wopelka, k. k. Oberingenieur; k. Rat Dr. J. Dernjac; August
Fieger, k. k. Oberingenieur; Eduard Irmisch, k. k. Oberingenieur; M. von Decastello, k. k.
Oberingenieur; k. Rat Karl Erhart; Rud. Koppensteiner, k. k. Ingenieur; Anton Hillebrand,
k. k. Ingenieur; Andreas von Züllich, k. k. Ingenieur; Fried. Leonhard, k. k. Baurat; O. von
Czadek, k. k. Ingenieur; H. Koechlin, k. k. Baurat; Alois Koch, k. k. Baurat; S. Tomßa,
k. k. Oberbaurat; A. Lorenz, k. k. Ingenieur; K. A. Fieber, Konstrukteur a. d. technischen
Hochschule; k. k. Generaldirektion der Tabakregie 121
II. Gebäude der Landesregierung und -Verwaltung. Von K. Wopelka, k. k. Ober-
ingenieur; f C. von Boog, k. k. Oberbaurat 155
III. Städtische Verwaltungsgebäude. Von Josef Pürzl, städtischer Baurat 158
D. Gebäude für Bildung und Unterricht.
I. Musealgebäude. Von W. Freiherrn von Weckbecker, k. u. k. Hofrat; Jos. Folnesics, Kustos
am k. k. Museum für Kunst und Industrie 169
II. Hochschulen und wissenschaftliche Institute. Von August Fieger, k. k. Oberingenieur;
M. F. von Ferstel, k. k. Professor; Alois Koch, k. k. Baurat 174
III. Akademien, Lehrer-Bildungsanstalten etc. Von Dr. von Wiener, k. k. Ministerialrat . 190
IV. Mittelschulen. Von Karl Donda, k. k. Oberingenieur 197
V. Gewerbliche Lehranstalten. Von Dr. Wilh. Exner, k. k. Sektionschef 204
VI. Bürger- und Volksschulen. Von Karl Haubfleisch, städtischer Baurat 212
E. Humanitätsanstalten.
I. Krankenhäuser. Von Franz Berger, n.-ö. Landes-Oberbaurat; Franz Ritter von Gruber,
k. k. Hofrat 225
II. Irrenanstalten, Gebär- und Findelhäuser. Von Franz Berger,' n.-ö. Landes-Oberbaurat;
Franz Ritter von Grub er, k. k. Hofrat 255
—
VIII Inhalt des II. Bandes.
Seite
III. Anstalten für Blinde und Taubstumme. Von Franz Ritter von Gruber, k. k. Hofrat . 259
IV. Waisenhäuser und Kinderasyle. Von Franz Kitter von Grub er, k. k. Hof rat; Jos. Pürzl,
städtischer Baurat 262
V. Armen- und Versorgungshäuser. Von Dr. Jakob Dont, Magistratsrat; Rud. Helmreich,
Bau-Vizedirektor 264
VI. Asyle für Obdachlose, Wärmestuben und Volksküchen. Von Josef Pürzl, städtischer
Baurat 270
VII. Badeanstalten. Von H. Beraneck, städtischer Bauinspektor 272
VIII. Rettungs- und Sanitätswesen. Von W. Chitil, Feuerwehr-Oberinspektor; Franz Ritter
von Gruber, k. k. Hofrat; Josef Pürzl, städtischer Baurat 282
F. Militärgebäude.
I. Gebäude für das gemeinsame Heer. Von Jos. von Ceipek, k. u. k. Feldmarschalleutnant;
Rudolf Gall, k. u. k. Oberst 289
II. Gebäude der k. k. Landwehr. Von Eduard Otschenaschek, k. k. Oberst 313
G. Vereinshäuser. Von Julius Koch, k. k. Baurat s* 317
H. Gebäude für Vergnügungen und Sport.
I. Theatergebäude. Nach Mitteilungen des k. k. Oberbaurates Hermann Helmer, des Archi-
tekten Franz Freiherrn von Krauß u, a 325
II. Spezialitäten-Theater- und Zirkusgebäude. Von Dr. K. R. Holey, Architekt .... 338
III. Saalbauten. Von Dr. K. R. Holey, Architekt 343
IV. Bauten für Sportzwecke. Von Dr. K. R. Holey, Architekt 346
I. Börsengebäude und Geschäftshäuser.
I. Börsengebäude. Von A. Foltz, k. k. Baurat 351
II. Bankgebäude. Von Emil Ritter von Förster, k. k. Ministerialrat 355
III. Warenhäuser. Von F. Leonhard, Architekt, k. k. Baurat 361
K. Wohngebäude.
I. Paläste und herrschaftliche Wohngebäude. Von Theodor Bach, k. k. Baurat, Chef-
Architekt der Wiener Ballgesellschaft 371
II. Städtische Miethäuser. Von F. Leonhard, Architekt, k. k. Baurat 403
III. Familienhäuser und Villen. Von Anton Weber, Architekt 427
IV. Hotelbauten und Restaurants. Von Leopold Simony, Architekt 443
V. Arbeiterhäuser und Volkswohnungen. Von Leopold Simony, Architekt 451
L. Ausstellungsgebäude.
I. Rotunde. Von Dr. Martin Paul, städtischer Bauinspektor 459
II. Hagenbund. Von A. Weber, Architekt 463
IV. Plastik und Kunstsammlungen.
A. Denkmale und Brunnen. Von Anton Weber, Architekt.
I. öffentliche Denkmale 467
II. Monumentalbrunnen 482
a) Auf öffentlichen Plätzen 482
b) An Gebäuden und in Höfen 492
III. Private Denkmale, Votivtafeln und Grabmonumente 495
B. Sammlungen und Bibliotheken. Von W. Freiherrn von Weckbecker, k. u. k. Hofrat.
I. öffentliche Sammlungen 503
II. Privatgalerien 511
III. Bibliotheken 514
Alphabetisches Sachverzeichnis 517
Alphabetisches Namenregister 523
Verzeichnis der Textabbildungen 528
Alphabetisches Verzeichnis der Abbildungen 537
Berichtigungen 542
III. TEIL
HOCHBAU UND ARCHITEKTUR.
Bd. II.
Abb. 1. Das Burgtor (Architekt Peter von Nobile) vom Hcldcnplatz gesehen.
Kunst — war jenseits
Entwicklung einsetzte.
Man wollte nicht bloß
DIE ENTWICKLUNG DER ARCHITEKTUR WIENS IN
DEN LETZTEN FÜNFZIG JAHREN.
i.
Der neue Aufschwung der Architektur in Österreich, zunächst an der Zentralstelle in
Wien, fällt so ziemlich mit den politischen Weckrufen des Jahres 1848, wenn auch bei anderen
Tendenzen, zusammen. Die neue Kunstbewegung — die „Monumentalperiode" der deutschen
unserer Grenzen bereits in vollem Gange, als bei uns die verwandte
Hier wurde es allerdings ein Prozeß mit beschleunigten Pulsen,
nachkommen und einholen, sondern in kürzester Zeit selbständig kon-
kurrieren und auf eigenen Wegen fortschreiten, was denn bald genug auf überraschende
Weise gelang.
Der vorangegangene Zustand, auf den wir nur der Einleitung wegen zurückblicken, war
wohl nahezu trostlos. Unter allen Künsten läßt sich die Baukunst am ehesten staatlich ein-
schränken und disziplinieren, und dies geschah in der „vormärzlichen" Zeit nach allen Graden.
Es gab damals bei uns eine bauliche Zensur, ebenso drückend gehandhabt wie die literarische.
„Vor dem Jahre 1848 erschöpfte sich" — wie einmal Rudolf von Eitelberger sagte — „die
Architektur Österreichs einerseits in dem Geschäftsleben des Bauhandwerkes, anderseits in
dem Bureauleben der Baubeamten. Die Architektur als Kunst ging leer aus." Paul Sprenger
(geb. 1798, gest. 1854), zuletzt Hofbaurat, dozierte an der Akademie der bildenden Künste
seit 1828 „geometrie descriptive" als neuen Lehrgegenstand, dann auch die „schöne Baukunst"
— doch diese ganz nach den Regierungsmaximen, gleichsam als bauliche Rezeptierkunde. Ihm
gegenüber vertrat wohl schon früher Peter von Nobile (aus Campestre im Kanton Tessin, geb.
1774, gest. 1854) die offiziell zugestandene künstlerische Auffassung — zunächst mit seinem
dorischen Burgtor (siehe Abb. 1) und seinem Theseustempel im Volksgarten (1822 — 1824). Er war
Dogmatiker in Sachen der Kunst; er sah in der Antike nur die Regel und schätzte neben Vitruv
wohl auch Vignola und Palladio, insofern sie gleichfalls Regeln aufstellten. Nobile war um sieben
Jahre älter als sein großer Zeitgenosse, der Wiedererwecker der Baukunst in Deutschland,
Karl Friedrich Schinkel (1781 — 1841), und überlebte diesen um dreizehn Jahre, um aber
während dieser langen Lebensdauer lediglich über den akademischen Stillstand der Architektur
in Österreich zu wachen. Er kehrte zur Antike zurück und blieb bei ihr stehen, indes Schinkel
mit genialem Blick von ihr ausging, um dieselbe einer lebensvollen Erneuerung entgegen-
zuführen. Bei den wenigen Bauten, die in jener Zeit einen gewissen Anspruch auf Bedeutung
machten, mußte eine lokalisierte Abart des Empirestils neben Nobiles Schulantike herhalten. Ein
für die damaligen Verhältnisse noch immer beachtenswerter Bau war das Polytechnische Institut
auf der Wieden, vom Hofbaurat Direktor Schemerl von Leytenbach im Jahre 1816 erbaut,
von Prof. Stummer 1839 wesentlich erweitert. In der Herrengasse, wohin sich besonders die
staatliche Bautätigkeit hinzog, nahm man sich eigens zusammen. So tat es der sonst nüch-
terne Sprenger, der im Statthaltereigebäude (1845) sogar dekorativ wurde, und früher schon
Moreau mit der Fassade der Nationalbank und ihrem schulgerecht antikisierenden Portal,
i*
4 Die Entwicklung der Architektur Wiens in den letzten fünfzig Jahren.
dann E. Ludwig Pichl in dem Umbau des Ständehauses (1838), welcher mit der stark aus-
ladenden korinthischen Säulenstellung' des Mittelbaues an klassizistischer Anstrengung- schon
in sehr beachtenswertem Maße ein Übriges tat. Weiter durfte man aber nicht gehen. „Monu-
mentalität" war für die franziszeische Epoche und die nächste Folgezeit ein fremder Begriff.
Neben jener vorschriftsmäßigen Normalarchitcktur, die bei uns keinem aufstrebenden Talent
genügen konnte, gab es wohl allerlei fromme Wünsche — auch im Wortverstande fromm, da
sie sich zumeist auf die Kirchenbaukunst bezogen. Die den mittelalterlichen Stilen zugewandte
Bauromantik wagte sich nur schüchtern hervor; in ihrer Gefühlsrichtung ging dieselbe parallel
einher mit dem Nazarcnertum in der Malerei. Karl Rösner (geb. 1804, gest. 1869) war
damals der einzige, nicht allzuviel wagende Romantiker an der Architekturschule der Wiener
Akademie. Seine St. Johannes-Kirche in der Praterstraße (1842 — 1846) weist einen sehr will-
kürlich erfaßten Rundbogenstil auf, gefällig im verzierenden Detail, aber im ganzen von unent-
schiedener Haltung; das hatte aber der Architekt nicht allein zu verantworten, da er bauamt-
lich genötigt war, drei von ihm zur Wahl vorgelegte Projekte, ein romanisches, ein gotisches
und eines im Renaissancestil, miteinander zu verschmelzen. — Durch die verdienstvollen Restau-
rationsarbeiten des Dombaumeisters Leopold Ernst (geb. 1808, gest. 1862) am Stephansdom
wurde übrigens in dieser Zwischenzeit für die Fortwirkung der gotischen Tradition in dankens-
werter Weise Sorge getragen, was nicht vergessen werden darf.
II.
Jene jüngeren Architekten von neuen, bald volltönigen Namen, welche kurze Zeit nachher
an dem Aufschwung der Wiener Bautätigkeit in erster Stelle beteiligt sind, finden wir vor-
läufig noch in einer bescheideneren, gleichsam vorbereitenden Wirksamkeit; so insbesondere
die beiden, fortan untrennbaren Genossen: Eduard van der Null (geb. 1812, gest. 1868)
und August von Siccardsburg (1813 — 1868). Sie erbauen zusammen in der Nähe der kurz
vorher vollendeten Kirche Rösners vorerst im Jahre 1847 das Carl-Theater in der Praterstraße.
Es kann hier nicht unsere Aufgabe sein, dasselbe nach der Seite der praktischen Lösung hin
zu würdigen — künstlerisch ist es uns aber interessant, daß der figurale Schmuck gut in das
Fassadenbild eingefügt erscheint, während man bis dahin bei einem Bauwerk auf Skulptur
entweder ganz verzichtete oder mit derselben in der architektonischen Einordnung nichts
Rechtes anzufangen wußte. Im Jahre 1848 bauten van der Null und Siccardsburg das Sophien-
bad mit dem allgemein bekannten Bade- und Tanzsaal, einem wohlangeordneten großen
Interieur von gutem dekorativem Geschmack. Wichtigere Bauaufträge stellten sich damals nur
spärlich ein; doch die dringendste künstlerische Zeitfrage für Bauten von höherem monumen-
talen Anspruch war schließlich die Befreiung des architektonischen Schaffens von dem Druck
der Baubureaukratie — das Ziel der Sehnsucht für die wirklich Begabten und redlich Wollenden.
Epochemachend wurde dann in dieser Richtung bekanntlich die Erbauung der Alt-
Lerchenfelder Kirche. Es handelte sich da zunächst um eine neue Pfarrkirche, also keine
ungewöhnliche Bedarfsfrage — und so nahm die Sache auch der Hofbaurat Sprenger, nach
dessen Plänen die Grundlegung bereits 1847 erfolgte. Nun drang da zuerst über Initiative
der Architektenvereinigung die künstlerische Konkurrenz mit Erfolg durch, und der talentvolle
Schweizer Johann Georg Müller kam mit seinem eigenartigen Projekt im italienisch-romani-
schen Stil zum Bau, um leider der Vollführung seiner Aufgabe durch frühen Tod — erst
27 Jahre alt — schon im Jahre 1849 entrissen zu werden. Architekt Franz Sitte, der Vater des
kürzlich verstorbenen Kamillo Sitte, gesellte sich glücklicherweise als Bauleiter zu Müller und
vollendete nun den Bau im Sinne der ursprünglichen Intention des Meisters. In der Ausge-
staltung des Innenraumes zeigte van der Null zuerst seinen erfindungsreichen ornamentalen
Sinn auch für eine monumentale Aufgabe, und derselbe wurde in der neuen Ära zugleich der
erste Sammelort der höheren Leistungen der kirchlichen Malerei, mit jenen Führichs obenan.
Eine sehr beachtenswerte überleitende Stellung zwischen der älteren und der neueren
Epoche nimmt Ludwig Förster ein (geb. zu Bayreuth 1797, gest. zu Wien 1863). Er verfügte
über eine ruhig erwägende Einsicht in künstlerische Aufgaben, ohne sich in volle Originalität
herauszuwagen; ein Zustand, wie er in einer an Anregungen armen Übergangszeit auch bei den
Berufeneren nicht anders vorzukommen pflegt. Bei durchaus reinlicher Behandlung der Ver-
hältnisse und des Details treten darum die Försterschen Bauten nicht immer entschieden genug
hervor. In seinem Atelier treffen wir nun zuerst Theophil Hansen an (geb. zu Kopenhagen 1813,
gest. zu Wien 1891), der, eben 33 Jahre alt, auf den Vorschlag Staufferts, des Stadtbau-
Abb. 2. Mittelpartie vom Waft'enmuseum des Arsenals. Architekt Theophil von Hansen.
Ö Die Entwicklung der Architektur Wiens in den letzten fünfzig Jahren.
mcisters zu Athen, von dort im Jahre 1846 nach Wien zog, um anfangs zu Förster als dessen
Kompagnon sich zu gesellen, ohne auf die Dauer in diesem Arbeitsbündnis zu verharren.
Theophil Hansen hat sich eine eigene Perspektive in die Architektur geschaffen. Heimat-
liche Einflüsse, seit Thorwaldsen nachwirkend, bestimmten von vornher seine so ausgesprochen
hellenische Kunstgesinnung. Griechenland wurde für Theophil Hansen während eines achtjährigen
Aufenthaltes eine erworbene Kunstheimat, nicht bloß Ziel einer Studienreise. Dabei ließ er aber
die örtlichen Kunsteindrücke Griechenlands als ein ungeschiedenes Ganzes auf sich wirken.
in welches er neben dem klassischen Tempelstil auch den späteren christlich-griechischen Stil
mit einbezog. Er hielt die byzantinische Kunstweise wegen ihrer wenn auch entfernteren Ab-
stammung von der altgriechischen gleichfalls in Ehren, und nach den Anregungen, welche ihm
das Studium kleinerer Kirchenbauten dieses Stils in Griechenland dargeboten, bildete er sich
seinen eigenen, ganz persönlich aufgefaßten Byzantinismus durch, um gerade mit Stilproben
dieser Richtung - - ehe er zum klassischen Hellenismus zurückging — seine Bautätigkeit in
Wien zu beginnen. Entscheidend hierfür war sein so bedeutsamer Anteil an dem Arsenalbau.
Der ungeheuere Komplex gelangte in der allgemeinen Anlage nach Plänen von van der Null
und Siccardsburg von 1849 — 1856 zur Ausführung. Die Baulichkeiten, die für technische
Arbeitszwecke bestimmt waren, erhoben sich kaum merklich über den Kasernencharakter; doch in
den repräsentativen Hauptbauten finden wir den letzteren höchst überraschend aus dem Ziegel-
rohbau heraus stilistisch veredelt. Für die Mittelkaserne mit der spätromanischen Kapelle trat
noch Rösner ein, die Gewehrfabrik mit der Schießstättc baute Förster mit Hansen. Architek-
tonisch sehr ausdrucksvoll kommt zunächst das Kommandanturgebäude von van der Null
und Siccardsburg zur Geltung, mit seinem malerischen Burghof in frei behandeltem roma-
nischem Stil — aber in noch höherer Steigerung das Waffenmuseum Hansens, dieses Pracht-
stück seines höchst eigentümlich behandelten Byzantinismus mit Beiziehung gotisierender und
moresker Zierformen (siehe Abb. 2). Dann folgte der überkuppelte Vorbau zur griechischen Kirche
auf dem Fleischmarkt und der reizvolle kleine Zentralbau auf dem Matzleinsdorfer evangelischen
Friedhofe. Hansen zeigte sich in diesen seinen neubyzantinischen Bauten sogar erfindungs-
reicher als in den nun folgenden, die sich an das klassisch-hellenische Vorbild anschlössen,
weil er sich dort einem festen Kanon nicht so für verpflichtet erachtete.
In eben dem Jahre, da der Arsenalbau beendigt wurde — im April 1856 — erfolgte
die Grundsteinlegung der Votivkirche. Damit tritt wieder ein Hauptarchitckt der neuen Bauära,
Heinrich von Ferstel (geb. zu Wien 1828, gest. daselbst 1883), gleich anfangs mit dem
entschiedensten Erfolg auf den Schauplatz der architektonischen Tätigkeit. Erst 25 Jahre alt,
beteiligte er sich kurzweg an der Konkurrenz für den von Erzherzog Maximilian angeregten
Kirchenbau, und auf einer Studienreise durch Italien traf ihn (1855) die freudige Nachricht,
daß er im Wettkampf mit etwa 75, zum Teil sehr hervorragenden Mitwerbern — auch Friedrich
Schmidt war mit einem dritten Preis darunter ■ — den Sieg errungen habe. Die Ausführung
des Baues bereitete Ferstel allerdings noch der Sorgen genug und vollzog sich, zähe fort-
schreitend, unter manchen, meist einschränkenden Veränderungen. Mit der am 24. April 1879
eingeweihten Kirche erhielt das moderne Wien als Seitenstück zu der ehrwürdigen Hallen-
kirche von St. Stephan eine zweite gotische Kirche nach völlig durchgebildetem Kathedralen-
system mit erhöhtem Hauptschiff und vollem Kapellenkranz um die Choranlage. Die rein-
sten Formen des auf seinem Höhepunkte angelangten gotischen Stils deutscher wie fran-
zösischer Herkunft sind hier mit wählerischem Schönheitssinn zu einem wohlgestimmten Ge-
samteindruck vereinigt — und Ferstel hat es hierbei auch verstanden, der Gotik, ohne ihr an
Würde Abbruch zu tun, zugleich eine anmutige Wirkung abzugewinnen. Die Votivkirche ist
denn auch gegenüber seinen späteren großen Leistungen, in denen er zur Renaissance über-
ging, immer sein populärster Bau geblieben (siehe Abb. 3).
Vorerst verweilte aber der Künstler noch auf einer Haltestelle des Mittelalters, jedoch
bei voller künstlerischer Freiheit. Ihm fiel neuerdings im Jahre 1858 der Bau des Bank- und
Börsengebäudes, Ecke der Herrengasse und Strauchgassc, zu, mit einer eingeschobenen kleinen
Fassade nach der Freiung hinaus — der erdenklichst ungünstige Bauplatz, dessen Schwierig-
keiten aber Ferstel meisterlich bewältigte. Der Rückgriff zum romanischen Stil mag wohl bei
einem Haus, das so durchaus modernen, praktisch-nüchternen Zwecken dienen sollte, zunächst
befremdlich erscheinen. Freilich ist es ein Romanismus ohne archaistische Absichtlichkeit und
mit ganz originell geführten Stilvermittlungen : der aus sich heraus in der schönräumigen
Halle des Erdgeschosses eine originelle rundbogige Gotik entwickelt, gegen die Frciung sogar
den eleganten, etwa spätromanischen Aufbau mit einem korinthischen Hauptgesims abschließt
0 .
Abb. 3. Hauptportal der Votivkirche. Nach einer Handzeichnung von Heinrich von Ferstel.
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8 Die Entwicklung der Architektur Wiens in den letzten fünfzig Jahren.
und durch sinnreiche Kombination der Motive im Stiegenhause, im Brunnenhof und der
Passage uns vielfach überrascht. Ferstel hat hier, noch im Jugenddrang des Schaffens, ein
eigenartig ausgesonnenes Bauproblem lösen wollen, sei es auch nur für den einzelnen Fall.
Es ist ein Versuch, auf Stilentdeckung auszugehen, den er sich später nicht mehr gestattete.
So finden wir denn bis gegen Ablauf des Jahres 1860 die neuerwachten architekto-
nischen Kunstbestrebungen von verschiedenen Ausgangspunkten her bereits in vollem Zuge.
Es ist von Anbeginn nichts Uniformes in denselben; und gerade dies ist das Merkmal lebendig
vordringender produktiver Kräfte.
III.
Bekanntlich datiert man in der Regel den großen baulichen Aufschwung Wiens von der
mit kaiserlicher Entschließung vom 20. Dezember 1857 angeordneten Niederlegung der Festungs-
mauern, welche bis dahin die „Innere Stadt" umgürtet hatten. Als hierauf nach einer voran-
gegangenen Konkurrenz für die Stadterweiterungspläne, über welche an anderer Stelle ge-
sprochen wurde, die Anlage des breiten Ringstraßengürtcls und der parallel nebenher-
laufenden Straßen festgestellt war, wurde damit Wien wie durch einen heilsamen architek-
tonischen Staatsstreich auf einen Schlag in die ganz großen Verhältnisse einer modernen Metro-
pole hinübergeführt. Wir haben wohl den Beginn der neuen baukünstlerischen Entwicklung
Wiens früher angesetzt, und mit vollem Recht: von jetzt an gehen aber die berufenen Talente
nicht mehr einzeln, sondern in Gemeinschaft ans Werk.
Der erste Monumentalbau, welcher an die eben angelegte Ringstraße herantrat, war das
Opernhaus von van der Null und Siccardsburg (1861 — 1869), nach dem Tode beider
Meister vollendet von Gugitz und J. Storck. Die Gesamtanordnung und bauliche Konstruktion
gehört wesentlich Siccardsburg an; van der Null zeigt sich zunächst in diesem Bau — der
eine ganze architektonische Leidensgeschichte mit tragischem Ausgang in sich faßt und dem
man trotz mancher Einwendungen seine hohe Bedeutung keineswegs absprechen kann — sowohl
bezüglich der allgemeinen formalen Haltung wie der Details so recht als Stilsucher, der aus-
drücklich dem Traditionellen aus dem Wege geht. Wie er insbesondere die Verbindung des
Ornaments mit der Bauform sich dachte, hat er da deutlich gezeigt. Die ornamentalen Motive
hatten für ihn einen ganz selbständigen Schönheitswert, unabhängig von ihrem ursprünglichen
stilistischen Nexus; ihre Neuverwendung im gegebenen Fall galt ihm als Sache der freien Kom-
position nach subjektiver Empfindung. Das Opernhaus hat — freilich nur beiläufig — den
Charakter eines Renaissancebaues, aber die Zierformen: die in die Ecken eingestellten Schmuck-
säulen, die gewundenen Wülste in den Arkaturen, die Radformen in dem Oberbau und
in den Fenstern der Flügeltrakte — sind meistens unverkennbar aus dem dekorativen Vorrat
der florentinischen Spätgotik herübergenommen. Immerhin ist das an sich Fremdartige doch in
eine glücklich wirkende neue Zusammenstimmung gebracht. Die Durchbildung des Innenbaues
aber (mit der bewunderungswerten Anlage des Treppenhauses und dem Prachtraum des Saales)
ist nicht nur eine der glänzendsten architektonischen Leistungen Wiens, sondern überhaupt
der ganzen modernen Theaterbaukunst.
Um nur kurz noch der weiteren baulichen Verdienste van der Nulls und Siccardsburgs zu
gedenken, müßte man auf ihre unermüdliche projektierende Bemühung eingehen, mit der sie
in die Neugestaltung Wiens einzugreifen bemüht waren. Doch da es sich hier nur um das
Ausgeführte handelt, erwähnen wir zunächst das Warenhaus der Firma Haas, welches so
wirksam den Umbug vom Graben gegen den Stephansplatz hin markiert; einer der reinsten
Baugedanken von durchaus klarem Eindruck, dem wir auf den Straßen Wiens begegnen,
in schlanker, feingliederiger Renaissance (siehe Abb. 4). Dann wäre noch das Palais Larisch zu
nennen: wieder ein eigen gefaßtes Problem für ornamentale Lösung, nicht ohne feine Klügelei,
aber von richtigem Sinn für zartes und reiches Detail.
Wir müssen uns nun wieder zu Hansen zurückwenden, dessen „Heinrichshof" sich
gleichzeitig dem Opernhaus gegenüberstellte, um auf einen guten Teil der ferneren Ringstraßen-
architektur vorbildlich zu wirken. Wir stehen da vor einer überraschenden Tatsache. Der Archi-
tekt, dessen Horizont sich anfangs von Alt-Athen bis zu Byzanz hin künstlerisch zu begrenzen
schien, findet mit einem Male für sein hellenistisches Programm eine praktische Anwendung, mit
welcher er sofort in die Straßenzeilen des entstehenden modernen Wien hereinzuwirken vermag.
Er bildet sich einen neuen Haus- und Palasttypus, der sogar zum mächtigen Zinshäusergruppenbau
sich herauszuwachsen vermag. Und das konstituierende Prinzip der Formenhaltung ist hierbei
Die Entwicklung der Architektur Wiens in den letzten tüntzig Jahren. 9
die beabsichtigte Reinigung der Renaissance durch die Substituierung des ursprünglichen und
feineren griechischen Details statt des abgeleiteten römischen in den Zierformen und Profilie-
rungen. Mit dem Palais des Freiherrn von Sina am Hohen Markt und dem evangelischen Schul-
hause an der Wicdener Hauptstraße (1859 — 18öl) beginnt so ziemlich diese zweite, frucht-
barste Epoche der Bautätigkeit Hansens. Nebenher gefiel er sich noch in rein antikisierenden
Lieblingsideen (siehe seinen Rekonstruktionsentwurf für das Burgtor, Abb. 5); doch jene eben
bezeichnete, gleichsam vermittelnde Tendenz klärte sich zum edelsten Geschmack im Palast des
Deutschmeister-Ordens am Parkring (1864) und fand weiter einen charakteristischen Ausdruck
in dem Giebelbau wie in den goldgleißenden Sälen des Musikvereinsgebäudes (1867 — 1869).
Sonst erwies sich der formenstrenge Hellenist in seinen weiteren Zinshausbauten und
Palästen (ehemaliges Palais Epstein, Haus von Ephrussi u. s. f.) durchaus als Praktiker und
echt moderner Baukünstler: er disponierte auch seine Bauten in dem großen Rhythmus der
Verhältnisse entschieden nach den Prinzipien der Renaissance, wenn er auch statt der Säulen-
ordnungen Vignolas stets seine griechischen Originalsäulcn — mit Vorliebe die attisch-ionische
und die korinthische vom Lysikratesdenkmal (siehe Abb. 6) — setzte und von weiblichen
Gewandfiguren als Gebälkträgerinnen (nach dem Vorbild der herrlichen Karyatidenhalle des
Erechtheion) einen ausgiebigen Gebrauch machte. Den römischen Umbildungen der griechi-
schen Säulentypen ging Hansen grundsätzlich aus dem Wege und bediente sich aushilfsweise
nur der römisch-dorischen Säule wegen der ihm in gewissen Fällen unentbehrlichen Basis;
so am Portalbau der Akademie der bildenden Künste und in der Aula daselbst, ferner in
der unteren Säulenstellung des Saales der mit Karl Tietz erbauten Börse.
Bereits in dieser Epoche hatte Hansen das stärkste Verlangen nach Goldglanz und
Farbe zur Vervollständigung der architektonischen Wirkung. Am obersten Geschoß des Heinrichs-
hofes — in welchem Bau er übrigens vermöge der Bewältigung und Verteilung der Massen
ein echtes, volles Renaissanceproblem löste — durfte er sich farbige Fruchtgehänge, kolorierte
Wandstreifenornamente auf goldigem Grund gestatten, zuletzt als höchsten Festschmuck die
mitten im Golde schwebenden, leider stark nachdunkelnden Frauengestalten Rahls. Mit diesem
Künstler verbündete sich Hansen seit jeher gern; so schon im Waffenmuseum des Arsenals,
dann in der glänzenden Ausstattung der Wohnungsräume des noch mit Ludwig Förster ge-
meinsam erbauten Palais Todesco (1861 — 1864). — Es ist bemerkenswert, wie künstlerisch
ideale und rein praktische Absichten zuweilen ineinanderlaufen. Mit dem Heinrichshof gelangte
der „zweite Stil" Hansens sogar zur autoritativen Geltung für die Bauspekulation; er wurde bald
der Normalstil für die Baugesellschaften. Kalkül und Geschmack verständigten sich da sehr rasch.
In die unmittelbare Nähe Hansens trat damals Karl Tietz (geb. zu Jastrow in Preußen, gest.
in Döbling 1874), mit einer gewissen freieren Formenbeweglichkeit der antikisierenden Richtung
Hansens sich anschließend. Von ihm stammen das Palais Schlick in der Rossau, das Grand
Hotel am Kärntnerring (1866), das Kleinsche Haus an der verlängerten Wollzeile, mehrere
Häuser in der Maximilianstraße. Neben Tietz, mehrfach wieder dem durchschnittlichen moder-
nen Renaissancetypus sich nähernd, traten Heinrich Claus und Josef Groß hinzu: mit dem
Römischen Bad, der Polizeidirektion am Schottenring (vorerst als Hotel gebaut), dem Hotel
Britannia (jetzt Justizministerium) am Schillerplatz u. s. f.
Bei diesen Architekten und einer derselben verwandten Gruppe gibt sich die Anlehnung
an bestimmte künstlerische Impulse in verschiedenen Abstufungen zu erkennen, während zu
gleicher Zeit eine andere Linie der Entwicklung beginnt: die der selbständig gepflegten
Baupraxis, welche aus sich heraus einen eigenen kunstgemäßen Ausdruck zu gewinnen sucht.
Ohne tiefergehende Stilabsichten, war es damit zuvörderst auf Geschmack im Arrangement,
auf gefällige, womöglich effektvolle Erscheinung abgesehen. Aus einer derartigen Auffassung
resultierte denn für das baulustige Wien dieser Epoche eine eigene, fröhliche Richtung der
Renaissance, teils von italienischer, teils von französischer Herkunft der Motive, mit dem aus-
gesprochenen Zug nach Opulenz, mit einem glücklichen Geschick für wechselreiche, deko-
rative Inszenierung. Man kann dies als Merkmale der „Wiener Renaissance" bezeichnen.
Johann von Romano (geb. zu Konstanz 1818, gest. 1882) und August von Schwenden-
wein (geb. zu Wien 1817, gest. 1885) sind die Führer dieser Richtung, die bald Nachfolge
fand. Zu ihren charakteristischen Bauten gehören in erster Reihe die Palais des Freiherrn
von Schey (1866), des Fürsten Colloredo-Mannsfeld, die Häuser von N. von Dumba,
V. von Ofenheim, das adelige Kasino am Kolowratring (1867), das von Wienersche Haus
am Schwarzenbergplatz, das Palais des Grafen von Henckel-Donnersmarck (1871) u. a. m.
Romano und Schwendenwein waren so recht die Architekten für reiche Leute und verstanden
10 Die Entwicklung der Architektur Wiens in den letzten fünfzig Jahren.
sich auf ein repräsentatives Bauen. Vorher stellte sich schon A. Hefft ein mit dem in seiner
Vornehmheit doch etwas nüchternen, nur durch seine Pavillondächer sich hervorhebenden
neuen Palais des Erzherzogs Albrecht (1861); dann Zenetti und Heinrich Adam mit dem
distinguierten Bau des Palastes des Herzogs Philipp von Württemberg am Kärntnerring, jetzt
Hotel Imperial (1866). Jener früheren Epoche gehört auch das in der ursprünglichen Anlage
edelwirkende, an Sansovino leichthin erinnernde Künstlerhaus von August Weber an (eröffnet
am 1. September 1868), später mehrfach erweitert; dann vorher noch der Kursalon im Stadt-
park von J. Garben (1867), ein Stück üppiger französischer Gartenarchitektur.
IV.
Ehe wir dieser im modernen Wien vorherrschenden Baurichtung weiter nachgehen,
müssen wir vorerst an einen unserer großen Architekten herantreten, der durch seine starke
Persönlichkeit und Willenskraft einen entscheidenden Einfluß sich fast zu erzwingen verstand: dies
war Friedrich von Schmidt (geb. zu Frickenhofen in Württemberg 1825, gest. zu Wien 1891).
Wie Hansen von Athen herüberkam, so stieg Schmidt, der „deutsche Steinmetz", von den
Gerüsten des Kölner Domausbaues (unter Zwirner) herab, um dann über Berlin, Quedlinburg
und über Crefeld im Jahre 1857 seinen Weg nach Österreich zu finden, wo er — merkwürdig
genug — zuerst als Lehrer an die Kunstakademie in Mailand berufen wurde. Sein ganzes Be-
streben war darauf gerichtet, die Gotik als aktuelle Baumacht ebenso in der Gegenwart zur Geltung
zu bringen, wie Hansen in gleichem Sinn seine Antike durchzusetzen bemüht war. Was sonst
bis dahin in Wiener Neugotik von Rösner bis auf Bergmann (von letzterem die Elisabethkirche
auf der Wieden) getan wurde, ging über eine gewisse solide Tüchtigkeit nicht hinaus. Schmidts
stilistisches Programm, obgleich er wohl auch nicht mit hochgestellten Aufgaben begann, gab
sich jedoch in seiner Bedeutsamkeit von einem Bau zum anderen immer deutlicher zu er-
kennen. Er führte zunächst eine stattliche Reihe von Kirchenbauten aus, und nur ein nicht-
kirchlicher Bau — die ziemlich hart und trocken geratene Schulburg des akademischen Gym-
nasiums - - trat inzwischen herein. Schmidts Kirchen entstanden je nach Bedarf in den Vor-
städten und damaligen Vororten: die Lazaristenkirche an der Mariahilfer Linie (1862), die
St. Otmar-Kirche unter den Weißgerbern (1872), die Pfarrkirche in der Brigittenau (1874),
die geistreich-originelle Kuppelkirche in Fünfhaus (1875) und eine zweite Kirche der Laza-
risten in Währing (1878). In jeder derselben löste der Meister ein selbständig erfaßtes kon-
struktives Problem bei größter Sparsamkeit in den Baumitteln (Ziegelrohbau mit Haustein an
den Ecken und Gliederungen). Eine um die andere dieser Kirchen ist — je nach ihrer Art —
ein sehr charakteristisches Lehrexempel einer neuerstandenen, wieder produktiv gewordenen
Gotik. Das Verhältnis, in welches sich Schmidt zu seiner Aufgabe gestellt hat, ist ein völlig
eigentümliches und muß als solches scharf genommen werden. Er hat nicht in den fertigen
Formenschatz des gotischen Stils mit bequemer Hand hineingegriffen; er faßte seine Gotik an
der Wurzel, nicht an den Ranken und an der Blüte; er wollte sie aus ihrem Fundament
heraus wieder aufwachsen lassen und aus ihren konstruktiven Prinzipien neu beleben. Hierin
unterscheidet sich Schmidt sehr bestimmt von Ferstel, welcher in seiner Votivkirche eine Antho-
logie jener gotischen Motive, die ihm als die schönsten galten, eklektisch zusammenstellte.
Schmidt weicht mit Absicht den verfeinerten und geschmeidigeren Formen aus, welche dem
Höhepunkt des Stils oder gar der Spätgotik angehören; er hält sich an den Stil dort, wo der-
selbe am derbsten und herbsten ist, damit er ja von seinem Charakter nichts einbüße. Daher
sein häufiges Zurückgreifen auf die Frühgotik bis zu jenem Punkt, wo sie sich kaum erst vom
romanischen Stil losgelöst hat. Daher denn auch seine Vorliebe für massige Rundpfeiler mit
Kleeblättern an den Basisecken in der Hallenanlage (schon im akademischen Gymnasium, auf
höherer Stufe in den Arkaden des Rathauses nach der Straße und im Hof); daher ferner die
einfachste und strengste Anordnung der Dienste an den Bündelpfeilern seiner Kirchenschiffe,
sowie die möglichste Vereinfachung des Maßwerkes; dagegen wieder die Umbildung des Stab-
werkes in kräftige Klcinsäulen mit Blätterkapitälchen u. s. f. Deutlichkeit und entschiedener
Ausdruck der Konstruktion war für Schmidt die Hauptsache, doch oben in der Höhe des
Baues, in der luftigen Abschlußarchitcktur wird der strenge Konstruktor zum Baupoeten, zum
Romantiker. Wir brauchen nur auf die phantasievollen Turmbildungen des Rathauses hinzu-
weisen, das uns an späterer Stelle noch beschäftigen soll.
Die Würdigung der restauratorischen Tätigkeit Schmidts als Dombaumeister gehört eigent-
lich nicht in diesen Zusammenhang, doch können wir seine rettende Tat am Stephansturm
nicht unberührt lassen, dessen Helm er durch ein Meisterstück der Rekonstruktion wieder aufrichtete.
' "
.
Die Entwicklung der Architektur Wiens in den letzten fünfzig Jahren.
11
Abb
4. Mittelrisalit vom Haasschen Warenhaus.
Architekt Eduard van der Null.
Indes Fr. Schmidt von einem Bau zum nächsten
sein gotisches Problem tiefer ergründete, vollzog sich
der Übertritt Ferstels zur Renaissance. Nach der
Romantik seines jugendlichen Schaffens wurde sie
der Stil seiner männlichen Reife. Jene Prozesse des
Stilübergangcs, die im Verlaufe der früheren Kunst-
perioden historisch bedingt waren, vollziehen sich
heutzutage bei bestimmtem Anlaß, man darf sagen,
psychologisch in dem persönlichen Bewußtsein des-
selben Künstlers. So bei Ferstel. Er wollte eben im
Dienste der Zeit und in dem ihr zunächst gemäßen
Stil bauen. An seinen ersten neuen Stilproben im
Palastbau der Renaissance, dem fürstlich vornehmen
Palast des Erzherzogs Ludwig Viktor am Schwarzen-
bergplatz (1866) und dem bürgerlich einfacheren
des Wertheimschen Hauses vorbei gelangen wir zu
seinem Gebäude des Österreichischen Museums für
Kunst und Industrie am Stubenring (1871), der
nächsten Meisterleistung in dem neu errungenen Stil.
Die äußere Architektur ist prunklos, doch von
schlichter, edler Gediegenheit; Ziegelrohbau mit ge-
mäßigter, aber kräftig wirkender Verwendung von
Quadersteinen. Die einfach-edle Dekoration mit Majo-
likamedaillons und Sgraffitos ist bezeichnend für die
Bestimmung des Gebäudes. Den Eindruck des Innen-
baues konzentrierte Ferstel in der herrlichen Anlage
des Arkadenhofes (oder eigentlich eines hofartigen
Oberlichtsaales von zwei Säulengeschossen), um
welchen sich ringsum alle anderen Räume trefflich
gruppieren. Die Disposition dieses Innenraumes hatte
für Ferstel geradezu die Bedeutung eines Programmes
für sein Verhältnis zur Renaissance. Er bekennt sich
da deutlichst zu Bramante, indem er dessen Cancel-
leriahof (nur mit Anwendung einer anderen Säulen-
ordnung) wie im Auszug frei nachbildet. In dem fast
gleichzeitigen Bau des Chemischen Laboratoriums
(Währingerstraße) übertrug er auch mit sichtlicher
Pietät das glatte Lisenensystem von der Fassade der
Cancelleria oder des Palazzo Giraud aus dem römi-
schen Travertin in unseren Ziegelrohbau und repro-
duzierte daselbst im Erdgeschoß getreu die echte
bramanteske Fensterbildung.
Während Ferstel moderner Cinquecentist wird,
sehen wir einen anderen hochbegabten Architekten,
der bald auch in die erste Reihe treten soll, gleichfalls
entschlossen, aber wieder in anderem Sinne, den
Kunstweg der Renaissance betreten. Wir meinen Karl
von Hasenauer (geb. zu Wien 1833, gest. daselbst
1894). Aus der Schule van der Nulls hervorgegangen,
machte er sich auf seinen umfassenden Studienreisen
mit den italienischen Stilformen früherer und späterer
Epochen und gleicherweise mit der neufranzösischen
Architektur vertraut. Den Stil in seiner Fülle und
seinem Glänze zunächst zur vollen Geltung zu brin-
gen, war nun sein ausgesprochenes Bestreben. Schon
ein früher Bau von ihm, der Aziendahof am Graben
12
Die Entwicklung der Architektur Wiens in den letzten fünfzig Jahren.
(1867), ist in der bezeichneten Richtung charakteristisch; übrigens das erste Beispiel für die
Fassade eines Privathauses mit Marmorbekleidung und für die Abdeckung des Hofes mit einer
Glaskuppel. Zu bedeutendem Ausdruck kommt dann die individuelle Stilauffassung Hasenauers
in dem Palast des Grafen von Lützow. Fürstlich vornehm zeigt sich ferner sein dekorativer
Geschmack im kaiserlichen Schloß nächst Lainz und nebenher, verschieden abgestuft, in
mehreren Villen. Seine rasche Konzeption für leicht faßliche, repräsentative Baueffektc ließ
ihn als den berufenen Architekten für die Weltausstellungsbauten im Jahre 1873 an die
richtige Stelle treten.
Inzwischen wurde in Wien für den Hauptbcdarf in allen Spielarten der Renaissance
fortgebaut. Es ist jedenfalls erfreulich, auf diesem Wege älteren wie jüngeren Architekten zu
begegnen, welche die Renaissance, die sich bei bloß äußerlicher Handhabung leicht zum Aller-
weltsstil verflacht, mit persönlichem Zug zu fassen bemüht waren. So hat Andreas Streit
Abb. 5. Rekonstruktionscntwurf für das Burgtor von Th. von Hansen (1S64).
die vornehme Hausanlage mit Vorplatz und Flügelbauten (Palais Miller von Aichholz in der
Heugasse) glücklich durchzubilden verstanden. Friedrich Schachner zeigt an den Palais
Nakö, Erlanger, Pranter (jetzt Philipp Haas), Prantsch (jetzt Wittgenstein) in der Allee -
gasse u. a. einen entschiedenen Sinn für ruhig haltungsvolle Anordnung des Außenbaues;
daneben können ebenso das Hugo Ernstsche Haus in der Gußhausstraße wie jenes des Herrn
Bratmann in der Richardgasse als treffliche Beispiele einer intimen Indivualisierung der Wohn-
räume gelten. Otto Hieser, Schüler der Academie des beaux arts in Paris, leider jung ge-
storben, wußte seiner Renaissance manche feine Wirkung abzugewinnen: so in dem pikanten
halbrunden Ausbau mit Karyatiden an einem Haus der Gußhausstraße, dann in dem Schlöß-
chen des Grafen Harnoncourt im Prater. Ein sehr stattlicher Repräsentationsbau ist der Palast
der deutschen Botschaft in der Metternichgasse von Rumpclmeyer, wie überhaupt dieser
Architekt den vornehm aristokratischen Bautypus bis in die Spätrenaissance hinein mit Ver-
ständnis zu erfassen wußte. Das Amtsgebäude als Palast zu charakterisieren, wurde ebenfalls
versucht. So sorgte Wilhelm D oderer mit Erfolg dafür, den Palast des Landes-Generalkom-
mandos von der sonst herkömmlichen Nüchternheit militärischer Staatsbauten zu befreien. Als
ein Vereinspalast in stattlichem Palladiostil präsentiert sich. das Doppclhaus des Österreichi-
schen Ingenieur- und Architekten-Vereines und des Gewerbe-Vereines in der Eschenbachgasse
von Otto Thienemann (1872).
Erfreulich ist übrigens auch die Wahrnehmung, daß inmitten des Andranges materieller
Tendenzen gerade die Häuser für Geldinstitute einen künstlerischen Charakter zeigen, sich
gleichsam als Paläste der Assoziation architektonisch vornehm präsentieren: so die Verkehrs-
bank von Schachner, die vortrefflich disponierte Länderbank von Otto Wagner. In der
Bodenkreditanstalt (Tcinfaltstraße) hat Emil von Förster den Typus des Rustikapalastcs der
florentinischen Frührenaissance mit bestem Erfolg auch in die Reihe unserer historischen
Stilreminiszenzen eingeführt. - - Die verbreiterte Kärntnerstraße, fast Haus um Haus gänzlich
modernisiert, gehört jetzt ausschließlich dem Geschäftsverkehr in seiner Hauptströmung an.
Sie ist so recht die Straße der Warenhäuser geworden, von denen jenes der Firma Wahliss
- das sogenannte Porzcllanhaus -- vom Architekten Korompay, bei einer gewissen klugen
Die Entwicklung der Architektur Wiens in den letzten fünf/.ig Jahren.
13
Absicht, diese Bauspczics zu stilisieren, mit guter Materialwirkimg behandelt erscheint. Nun
folgt eines dieser Verkaufshäuscr dem anderen nach. Das Schaufenster ist da zum konstitu-
ierenden Motiv des ganzen Baues geworden; die Architektonik bildet nur die Einrahmung für
den geschäftlichen Zweck. Immerhin wäre es interessant, es weiter zu verfolgen, wie findig
und zum Teil erfindungsreich sich der Bausinn hier mit dem Industrialismus verständigt hat.
Auf die Stilform der deutschen Renaissance, die denn auch mit verschiedenen
Anläufen sich gelegentlich einstellte, führt uns nun der Gang unserer Betrachtung. Es war
der Stil des vrohlgcstcllten Bürgertums von ehedem, der in Wien durch den Hof- und
Adelsstil des Barocks im 17. und 18. Jahrhundert wie hinweggefegt wurde; der letzte Gedenk-
bau jener Herkunft, das Pachnerschc Haus am Graben mit seinem dreigeschossigen Arkadenhof
und dem spätgotischen Stiegenturm in der Ecke — fiel der modernen Bauspekulation zum
Opfer und wurde dem Neubau des Grabenhofes (von Thienemann) zulieb demoliert. Seit 1873
meldete sich die deutsche Renaissance nur episodisch an, gleichsam als Amateurstil, zuerst in
dem neuen, eleganten Quartier des vierten Bezirkes, nächst der Alleegasse, um dann im Jahre
1880 am Maximilianplatz, in einem Fall auch am Stephansplatz vorläufig innezuhalten. Wohl
die erste Stilprobe dieser Gattung war das reizend intime Wohnhaus Plösslgasse Nr. 2
(von H. Ernst und L. Wächtler); dann folgten nach: das Haus Karolinengasse Nr. 16a
(Alois Wurm); ein sehr gefälliges Zinshaus, Strohgasse Nr. 11 (Franz Roth); das behag-
liche Familienhaus in der Veithgasse von Josef von Wieser. Anläßlich der Vollendung
der Votivkirche nahm Ferstel vorübergehend auch Stellung zur deutschen Renaissance.
Es kam ihm in diesem Fall darauf an, daß die Ausgestaltung des Maximilianplatzes, der
das Chorhaupt und die Seiten der Kirche umfaßt, einen passenden Rahmen für die Archi-
tektur derselben bilde; und dafür schien ihm denn mit Recht diese Stilart am geeignetsten
zu sein. Zwei Giebelhäuser, konsequent durchgebildete Lehrbeispiele dieses Stils, sind von
Ferstel selbst: die Pfarre und das Haus Nr. 10, in welchem er zuletzt wohnte. Die Häuser, welche
am Rande den Platz gegen die Universitätsstraße einerseits und gegen die Währingerstraße ander-
seits abschließen, haben Arkaden; jenes, in einfach edlen Verhältnissen angeordnet, ist wieder
von Ferstel, das letztere von Emil von
Förster, der hier den Eindruck durch
Diamantquadern im Erdgeschoß und Säu-
len darüber ins Palastartige zu steigern
suchte. Später griff man wieder zu dieser
Stilgattung zurück — zunächst wegen des
Bedarfes der Formenabwechslung bei der
anwachsenden Bautätigkeit. Motive dieses
Stils vereinigte J. Deininger zu neuem,
eigenartigem Gesamteindruck im van
Swieten-Hof (Rotenturmstraße). Hie und
da gotisiert die deutsche Renaissance in
einer weiteren Spielart (wie in dem Anna-
hof mit seinen Erkern und altdeutsch
verschnörkelten Wandbildern oder voll-
ends in den abenteuerlich pittoresken
Formen des Hotels Meißl & Schadn von
Hofmeier). Nicht ohne einen gewissen
Effekt verbindet sie sich ein andermal
mit barocker Dekoration, wie an dem
Rothbergerschen Geschäftshaus am Ste-
phansplatz (von Fellner & Helmer). Am
meisten befremdend wirkt die Anwendung
der deutschen Renaissance auf die Theater-
anlage beim Kaiser-Jubiläums-Stadttheater
mit Giebel, Ecktürmen und bauchiger Ausrundung des Baues, obgleich man den Mut der seltsamen
Originalität dabei immerhin gelten lassen mag (Architekten: Baron Krauß und A. Graf).
Wir kommen immer mehr in den vollen, breiten Zug der Vielbauerei. Für die verschie-
densten Bedürfnisse mit einer überraschend prompten Verfügung über bequem adaptierte
Abb. 6.
Kapital vom Parlamentsgebäude. Nach einer naturgroßen
Handzeichnung von Theophil von Hansen.
14 Die Entwicklung der Architektur Wiens in den letzten fünfzig Jahren.
Stilformen standen Ferdinand Fellner und sein Kompagnon Hermann Helmer mit ihrem wohl-
bcstelltcn Atelier jederzeit in Bereitschaft; neben ihrer bewährten Spezialität im Theaterbau-
fach, von welcher sie hierorts im Stadttheater von früher her und im Volksthcater allbekannte
Proben graben, entwickelten beide Architekten noch sonst an Ort und Stelle eine erstaunlich
vielseitige Bautätigkeit. Die Sternwarte in Währing, das sogenannte „Eiserne Haus" in der
Kärntnerstraße, das Thonetsche Haus am Stephansplatz, das mit Marmor verkleidete Palais
der Herzogin de Castrics in der Rotenturmstraße, das Wohnhaus von Josef Sturany mit den
Portalfiguren von Kundmann am Schottenring wären hier zuvörderst anzuführen. In diesen und
so manchen anderen Bauten verstanden es Fcllner und Helmer, bei großer Beweglichkeit der
Formenwahl einen an Abwechslung reichen und auf die gute Gesamtwirkung wohlberechneten
Eindruck zu erzielen; in einzelnen Fällen faßten sie auch die Aufgabe feiner und strenger,
so z. B. in dem Palais des Grafen Lanckoronski (Jacquingassc). Für den Privatbau stellt
durch außergewöhnliche Leistungsfähigkeit ganz besonders Ludwig Tischler seinen Mann.
Er war von 1869 — 1874 als Chefarchitekt der Wiener Baugesellschaft tätig und kann die Ziffer
von mehr als 150 Bauten nachweisen. Ein rasches Eingehen auf verschiedene Bedürfnisse, ein
praktisch durchgeübter Baugeschmack, soweit auf denselben reflektiert wird, stehen diesem
Architekten jederzeit zu Gebote.
VI.
Wir müssen in unserer Darstellung nunmehr zu jenen vorläufig abschließenden Bauschöpfun-
gen übergehen, in welchen sich, von verschiedenen Seiten ausgehend, das architektonische
Können der ganzen Epoche zum vollsten Ausdruck bringt. Dies konnte nur in Monumental-
bauten geschehen. Durch ein glückliches Zusammentreffen der Bauaufträge reihen sich dieselben
vom Burgring bis ans Ende des Franzensringes in unmittelbarer Folge aneinander. Um den
Rathauspark stellen sich zunächst jene machtvollen Bauwerke, in welchen die bauschöpferische
Kraft der Haupt-Architekten Wiens: Hansen, Schmidt, Ferstel, denen wir bis jetzt auf den
einzelnen Stationen ihres Kunstganges folgten, sich imponierend zusammenfaßt.
Hansens Reichsratsgebäude (eröffnet 4. Dezember 1883) ist in vollem Sinne ein
Bekenntnisbau seiner künstlerischen Gesinnung. Seine nächste Vorstufe dafür war die von
ihm in reinem antikem Tempelstil erbaute Akademie der Wissenschaften in Athen, welche
schon viel früher entworfen und begonnen, aber unter verschiedenen Hemmungen erst
nach unserem Reichsratsbau vollendet wurde. Wohl hätte man glauben sollen, daß ein Ge-
bäude von so modern aktueller Bestimmung, wie das Parlamentshaus, nicht auch eine ähnliche,
fast eigensinnig klassische Ausgestaltung finden könne: und dennoch führte hier Hansen ebenso
seine gesäultc und gegiebelte Tcmpelarchitektur durch, nur für die beiden Saalbauten den zwei-
geschossigen Palasttypus (obenan mit plastisch geschmückten Attiken) sich vorbehaltend. Doch
eben diese Art der Gruppierung ist überraschend eigentümlich und genial. Modern ist übrigens
trotz allem Purismus der hellenischen Formcnhaltung die ganze Bauanlage in bezug auf das
architektonisch Wesentliche der Planbeherrschung, der Großartigkeit und doch auch Über-
sichtlichkeit der räumlichen Disposition, die weit über das einfache antike Schema hinausgeht.
Für diesen seinen Hauptbau in Wien regte sich denn bei Hansen wieder im höchsten Maße
seine alte Sehnsucht nach Farbe und Vergoldung, die ihm hier zur Komplettierung der exakt
griechischen Formengebung, wie an seiner Akademie zu Athen, geradezu unentbehrlich schien.
In der äußerst fein gestimmten Polychromic im Inneren und dem Goldglanz der Kapitale
der mittleren Prachthalle konnte der Meister wohl dieses Bedürfnis stillen, aber" im Außenbau
mußte er zu seinem Schmerz darauf verzichten. Wir haben es eben nicht zu bedauern. Wenn
Phöbus im Süden Formen und Farben hervorruft, so löscht Jupiter Pluvius letztere in unserem
Norden wieder aus.
Wir wenden uns nun dem Rathaus zu, dessen Schlußsteinlegung am 12. September 1883
erfolgte. Auch Friedrich von Schmidt hatte hier mit seiner Gotik nicht minder zu einer
durchaus modernen Aufgabe Stellung zu nehmen wie Hansen im Reichsratsgebäude mit seinem
klassischen Hellenismus: Der Kommunalpalast in unseren Tagen, die Behausung für die Re-
präsentanz und das vielfach ausgebreitete Verwaltungswesen einer Großstadt stellt etwas wesent-
lich anderes vor als das mittelalterliche Rathaus der deutschen Reichsstädte oder das zwischen
dem 14. und 16. Jahrhundert so glänzend entwickelte Stadthaus der Spätgotik in den Nieder-
landen. Auf die intimeren Reize dieser von Stadt zu Stadt sorgsam gepflegten Lokalstilc kann
man heutigen Tages überhaupt nicht weiter reflektieren. Schon die Masse des Wiener Rat-
Die Entwicklung der Architektur Wiens in den letzten fünfzig Jahren.
15
hauses ist für jenen Bautypus, der in knapper Geschlossenheit gefaßt werden muß, wenn er
in seinem eigensten Sinn wirken soll, ganz unverhältnismäßig groß. Die Behandlung der Formen
ist wohl gotisch, aber in der allgemeinen Disposition, in der Anordnung der Stockwerke,
auch in den konstruktiven Lösungen des Innenbaucs, dem großen Stiegenhaus, dem Fest-
saal u. s. f. gibt sich der im höchsten Maße modern geschulte Architekt durchaus zu erkennen.
der sehr wohl wußte, was sich
hier für das ohnehin stark
modifizierte System seiner
Gotik bei der Renaissance
noch erfragen ließ. Eigentlich
repräsentiert nur der impo-
sant durchgebildete Mittelbau,
der durch den Hauptturm
und die vier in richtigem Ab-
stand gestellten Nebentürmc
(mit den in wechselreichcr
Bildung sich verjüngenden
Aufsätzen) ausgezeichnet er-
scheint, symbolisch den histo-
rischen Baugedanken des
Rathauses nach der überlie-
ferten Bedeutung, indes die
übrigen Teile der weitge-
dehnten Anlage mit ihren
sieben Höfen uns über ihren
praktischen Dienst und Zweck
nicht im Zweifel lassen.
Wir können hier im
Anschlüsse gleich des kaiser-
lichen Stiftungshauses am
Schottenring, des sogenann-
ten „Sühnhauses" gedenken.
Es ist ein Nachklang zur
Baustimmung des Rathauses.
Mit geistreichem Eklektizis-
mus sind da gotische Motive
von verschiedener Herkunft
überraschend vereinigt. In
den Stockwerken die Säulen-
loggien mit dem sich über-
schlagenden Bogenwerk der
venezianischen Palastgotik, in
die Mitte gestellt der ge-
giebelte Kapelleneinbau mit
großer Fensterrose (dem ein-
zigen Beispiel reicheren Maß-
werkes bei Schmidt) in ech-
tester deutscher Gotik, und
die Ecken wieder flankiert
von deutschgotischen Tür-
men (siehe Abb. 7).
Bei diesem Anlasse sei
noch des Schuleinflusses von
Schmidt gedacht. Eigentlich
machte er für seine Gotik
nicht direkt Schule, außer in
einzelnen Fällen; man lernte
von ihm immer mit großem
16 Die Entwicklung der Architektur Wiens in den letzten fünfzig Jahren.
Nutzen, aber trug das Erlernte häufig in eine andere Art des Bauens hinüber. Am nächsten
stand dem Meister wohl Viktor Luntz (geb. zu Ybbs 1840, gest. zu Wien 1903), Bauführer
an der St. Otmar-Kirche, auch meisterlicher Restaurator der Kirche Maria am Gestade. Er
erfaßte das architektonische Wesen des Mittelalters mit voller Überzeugung und Gründlich-
keit. Leider starb er über dem kaum begonnenen Bau der Kaiser-Jubiläumskirche in der
Donaustadt, für deren Projekt in reich durchgebildetem romanischem Stil ihm in der Kon-
kurrenz (von 1899) der erste Preis zuerkannt worden war (siehe Abb. 8). So manche andere
Schmidt-Schüler — unter den strenger Schulgetreuen verstand es nebenher Max Fleischer,
die Gotik mit gutem Erfolg auch dem Synagogenbau anzupassen — blieben nicht im Bereich
der gotischen Bauhütte, namentlich soweit sie sich der Profanarchitektur zuwandten. Als
nächster Schritt von dort heraus bot sich die deutsche Renaissance am bequemsten dar,
wie denn auch Schmidt in dem Administrationsgebäude der Österreichisch-ungarischen Bank
sich selbst eine Diversion zu diesem Nebenstil gestattete. Alexander von Wielemans, der
aus der Schule von van der Null in jene Schmidts übergetreten war, tat sich besonders er-
folgreich in dieser Richtung hervor, wie dies sein monumentaler Hauptbau, der Justizpalast
(1876 — 1881), zeigt. In dem Haus „Zum goldenen Becher" am Stock-im-Eisen-Platz (1883)
nahm er den Stil von seiner rein zierlichen Seite und vergönnte ihm den Bilderschmuck,
mit welchem sich derselbe zur Zeit seiner Blüte in Deutschland und der Schweiz auszu-
staffieren liebte. Der hochbegabte und vielseitige Franz von Neumann, sonst einer der
treuesten Schmidt-Schüler, ohne darum Gotiker geblieben zu sein — erst kürzlich uns durch
einen jähen Tod entrissen — war ganz besonders geneigt, deutsche Renaissancemotive in
verschiedenen Übergängen bis in ein gemäßigtes Barock hinüberzuführen, wie wir dies an
seinen schmucken Arkadenhäusern zu den Seiten des Rathauses, so auch an dem von ihm
neuerbauten Regensburgerhof am Lugeck deutlich ersehen können. In den Arkadenhäusern ist
es ihm zugleich überraschend gelungen, die in der Schmidtschen Gotik latente Renaissance hervor-
zuholen und in der Zierlichkeit leicht umgebildeter Formen gleichsam spielend ausklingen zu
lassen (siehe Abb. 9). Dominik Avanzo ging mit der Staatsgewerbeschule (Hegelgasse) und
dem k. k. Anatomischen Institut (Währingerstraße) gleichfalls zum Renaissancestil über,
doch nicht ohne ein Merkzeichen gotischer Schulherkunft an der Eckturmbildung des erst-
genannten Baues. Zu der engeren Gemeinde Schmidts gehören hingegen von den Jüngeren
August Kirstein, der Nachfolger von Luntz am Bau der Kaiser-Jubiläumskirche, sowie
Anton Weber u. a.
Nächst dem Rathaus Schmidts erhebt sich der Universitätsbau Heinrich von Ferstels,
in welchem seine eigenste Interpretation der stilistischen Resultate der völlig ausgereiften Re-
naissance zum Ausdruck gelangt, und zwar in abschließender Weise. Der Bau wurde erst
1884 — ein Jahr nach Ferstels Tode — vollendet. So wie bei Hansens Parlamentspalast
beherrscht das Gruppierungssystem die ganze Anlage. Das Festsaalgebäude der Aula stellt sich
dominierend in die Mitte der Hauptfront; die „Lehrgebäude" mit ihren Hörsälen bilden die
erhöhten Seitenfassaden; nach innen öffnet sich der imposante, echt römische Hallenhof, mit
dem schönräumigen Vestibül davor, so recht das Forum der Studentenschaft. Zu beiden Seiten
des letzteren sind die imposanten Treppenhäuser angeordnet und ganz nach rückwärts erhebt
sich wieder als selbständig charakterisierter Sonderbau der Trakt der Universitätsbibliothek.
Obgleich nun das ganze umfassende Gebäude zuvörderst den Nützlichkeitszwecken der Wissen-
schaftspflege zu dienen hat, so fand hier Ferstel — wie gesagt — doch zugleich die künst-
lerische Genugtuung, den Gewinn der bedeutendsten Bauprobleme der späteren Cinquecento-
epoche: die monumentale Treppenanlage, den Saaltypus und vor allem den Pfeilerarkadenhof
mit Halbsäulen — nach seinem eigenen Wort „eines der schönsten, vielleicht das vollkommenste
Motiv, das die Renaissance geschaffen hat" — in vollem Maße und mit reinster Nachempfin-
dung für seine letzte große Bauschöpfung verwertet zu haben. Wir können nicht, ohne tiefer
ergriffen zu sein, bei der Betrachtung derselben verweilen, weil da in der Tat die Summe
eines ungemein reichen künstlerischen Lebensinhaltes nach ernstesten Mühen sich zusammen-
faßt. Ferstel, der begeisterte Gotiker in jungen Jahren, hat auf der Höhe des Manncsalters den
ganzen Kunstbegriff der Renaissance — wie auch annähernd kein zweiter Wiener Architekt —
in seiner vollen zentralen Bedeutung, freilich auch wieder als geistvoller Eklektiker, zu ergründen
verstanden und dies Ergebnis hier in reinster Vollständigkeit dargelegt.
Nun kämen die beiden Hofmuseen, der Erweiterungsbau der Hofburg und das
neue Hofburgtheater in Betracht. Bei diesen Bauwerken haben wir einen Augenblick
länger zu verweilen (siehe Abb. 10).
Die Entwicklung der Architektur Wiens in den letzten fünfzig Jahren.
17
Abb. 8. T. Angenommener Entwurf für die Kaiser-Jubiläumskirche. Nach einer Zeichnung von V. Luntz.
Jener große Architekt, der den klaren Kunstbegriff der Renaissance für Deutschland so
eigentlich festgestellt hat, Gottfried Semper (geb. zu Altona 1803, gest. zu Rom 1879), hatte
während der nur kurzen Ateliergemeinschaft mit Karl von Hasenauer (von vier Jahren und
zwei Monaten bis zum Herbst 1875) mit seinen Entwurfsarbeiten einen sehr bestimmenden Ein-
fluß auf die genannten Bauaufgaben, die dann allerdings von dem letzteren nach Sempers
Rücktritt allein weitergeführt und vollendet wurden. Es war dies ein eigenartiges Bündnis,
welches wohl zum Bruche führen mußte. Semper wie Hasenauer waren Renaissancearchitekten,
doch von sehr verschiedener Kunstgesinnung. Jener vertrat die Prinzipen des Stils mit aller
Konsequenz, Hasenauer, flott und glänzend in Erfindung und Ausdruck, redete den weichen
Wiener Dialekt der Renaissance mit größter Geläufigkeit weiter und brachte diese unsere lokale
Auffassung des Stils so eigentlich auf den Höhepunkt, nicht ohne französische Anklänge und mit
ausgesprochener Tendenz auf reichste dekorative Prachtwirkung. Die Impulse Sempers hin-
sichtlich der Komposition wurden wohl von Hasenauer akzeptiert, aber in seiner Behandlungs-
weise bekamen sie eine wesentlich veränderte Haltung; daher die eigentümlich schillernde,
nicht in reine Gleichartigkeit aufgelöste Wirkung der in Rede stehenden Bauwerke.
Bei den Hofmuseen kam es vor allem darauf an, eine ganz ungewöhnliche Frontlänge
durch angemessene rhythmische Gruppierung der Masse gliedernd zu beleben und doch dabei
die Einheitlichkeit des Gesamteindruckes nicht außer acht zu lassen. Die Aufgabe war schwierig
genug (siehe Abb. 1 1). Für die Zentralisierung glaubte Hasenauer durch die prächtigen Kuppeln über
den beiden, dem Maria Theresia-Monument zugewendeten Hauptfassaden gesorgt zu haben, die
mit reich durchgebildetem Tambour hier zuerst bei einem Profanbau zur Anwendung kommen
sollten; dagegen erwies sich in seinem ersten, immerhin interessanten Projekt von 1869 die
mehrfache Teilung der Frontlinie durch Pavillons für die einheitliche Wirkung kaum förderlich.
Die ingeniöse Korrektur Sempers (nach der Originalzeichnung vom April 1871) bestimmte
dann weiter die zur Ausführung gekommene Gestaltung des Außenbaues in der einfach wir-
kenden Mächtigkeit seiner Gliederung. Über die Innenräumc — namentlich des Kunsthistori-
schen Museums - — hat Hasenauer hierauf bei mannigfach variierter Architektonik eine bewun-
Bd. II. 2
1 8 Die Entwicklung der Architektur Wiens in den letzten fünfzig Jahren.
dcrungswerte Fülle von Dekoration hingebreitet und zudem die Raumeseinteilung der beiden
Museen dem verschiedenen Bedürfnis der Sammlungen daselbst sinnreich angepaßt.
Ein Projekt für den Ausbau der Hofburg hatte Semper schon von Zürich her, noch
vor seiner Übersiedlung nach Wien, eingesandt. In geistvoll origineller Weise wurde da die
Anlage der neu projektierten Hofburgtrakte mit den auch noch zukünftigen Hofmuseen jen-
seits der Ringstraße in eine korrespondierende Beziehung gebracht; das Ganze war als ein
großartiges, modernes Kaiserforum konzipiert, mit weitgezogenen Säulenhemizykcln zu beiden
Seiten. Nur der eine Trakt, gegenüber der Schmalseite des Kunsthistorischen Museums,
wurde von Hasenauer in Angriff genommen; er führte denselben bis zu seinem Tode
lediglich in der Außenarchitektur durch, mit den glänzendsten Palastmotiven, diese vielleicht
doch zu reich für die Rückseite gegen den Hofgarten hin. Für die Ausgestaltung des Innen-
baues waren unter Leitung Emil von Försters durch längere Zeit die Architekten Julian
Niedzielsky und Otto Hof er entwerfernd beschäftigt, die seither starben; jetzt ist die Auf-
gabe des völligen Ausbaues an Friedrich Ohmann übergegangen.
Dem Hofburgtheater lag wieder ein Sempersches Projekt zugrunde, im nächsten An-
schluß an das für München unter König Ludwig II. geplante, aber damals nicht zum Bau ge-
langte „Bühnenfestspielhaus". Von dorther stammt die Hauptanlage unseres Burgtheaters mit
den das Fassadenbild verbreiternden Treppenflügeln. Für Wien substituierte aber Semper statt
der Arkaden des Vorderbaues große Bogenfenster in reich übergiebelten Säulentabernakeln
und ließ diese in der geraden Mittelfront zu einer prächtigen Loggia sich öffnen. Als Gliede-
rungssystem der jetzt dreiteiligen Fassade ordnete er eine mächtige Pilasterstellung an,
beiläufig nach dem Vorbild des Konservatorenpalastes und Museums auf dem Kapitol.
Hasenauer ließ nun bei der weiteren Ausführung jene konstituierenden Motive im Außenbau
bestehen, doch wurde die Haltung der Formen von ihm sichtlich zu reicherer Fülle um-
gestimmt. Eine entscheidende Umwandlung führte er jedoch nach oben hinan durch, indem
er den Zuschauerraum, statt der von Semper angegebenen niedrigeren Bedachung, mit einer
höher gestellten, der Pariser Oper nachgebildeten Flachkuppel bedeckte, welche er in den
Bühnengiebel einschneiden ließ. In dem mit verschwenderischem Reichtum an Dekoration,
Plastik und Bilderschmuck ausgestatteten Innenbau — insbesondere in den Stiegenhäusern,
dem Theatersaal und dem Foyer — zeigt sich Hasenauer wohl auf höchster Stufe als Meister
festlicher Architektur von Interieurs, mit einer erstaunlichen Erfindungskraft von effektvollen
Schmuckmotiven.
Das monumentale Wien scheint vorerst — für dieses Geschlecht — in den imposanten
Baugruppen zwischen Burgtor und Universitätsstraße ausgebaut zu sein. In der jüngsten Zeit
macht sich wohl wieder eine Zunahme der Kirchenbauten bemerkbar — doch nur zum
Teil mit wirklich monumentalen Ansprüchen. Es handelt sich da weniger um selbständige
Lösung von Stilaufgaben, als um ein Bedürfnis, das in den immer mehr bevölkerten äußeren
Bezirken sich geltend macht.
In dieser letzten Epoche tritt uns auch Alexander von Wielemans als Kirchenbaumeister
entgegen. Zunächst in der Kirche von Breitenfeld, einem soliden Ziegelrohbau, an die Ziegel-
kirchen der italienischen Frührenaissance im Stilcharakter sich glücklich anschließend; dann in
der Pfarrkirche in Ottakring (mit Theodor Reuter), abermals einem Ziegelrohbau mit zwei-
türmiger Fassade, in schlichter, etwas zum romanischen Stil zurückgreifender Gotik. Für beide
Kirchen bezeichnend ist eine sehr gute Raumwirkung des Mittelschiffes. Mit stilistisch sehr be-
achtenswerten Leistungen stellten sich zwei unter Schmidt wohlgeschulte Gotiker, Karl Schaden
und Richard Jordan, in den Kirchen von Rudolfsheim und Hernais ein. In jüngster Zeit hat
Franz von Neumann, weit über das Durchschnittsbedürfnis hinaus, in der St. Antonius-Kirche
in Favoriten die neue Wiener Kirchenarchitektur um einen bedeutsamen Typus bereichert, den der
mittelalterlich-italienischen Kuppelkirche, den er auch in der Ausstattung des Inneren mit rich-
tigem Sinn für feierlich-kirchliche Dekoration zu großer Wirkung zu bringen wußte. — Als
einer recht interessanten Besonderheit mag auch der russischen Kirche (rechte Bahngasse,
III. Bezirk) gedacht werden, nach dem Entwurf eines russischen Architekten unter Leitung
von Giacomellis erbaut.
Den nächsten Stadtbercich überschreitend, müssen wir wohl auch der Cottageanlagc
gedenken, die vorerst von Ferstel beantragt, dann im weiteren Verlauf durch den Direktor
Die Entwicklung der Architektur Wiens in den letzten fünfzig Jahren.
19
Abb. 9. Eckrisalit eines Arkadenhauses. Architekt F. von Neumann.
Karl von Borkowsky von Block zu Block um-
fassend ausgebaut wurde. Andere Architekten
gesellten sich weiterhin dazu. Diese Anlage weist
einen anmutenden Wechsel halbländlicher Bau-
gedanken auf, vom vornehmeren, villenartigen Bau
bis zu dem hier vorherrschenden Normaltypus des
bescheidenen Familienhauses; in den verschiede-
neren, mehr spielenden Stilanklängcn — zumeist
an deutsche Renaissance, mit einiger Phantasie-
gotik dazu — heben sich die zierlichen, manch-
mal auch getürmten Häuser recht malerisch von
dem Gartengrün ab. In der Einteilung der Innen-
räume ist für wohnliches Behagen entsprechend
Sorge getragen.
VII.
Wenn wir uns nun wieder dem durchschnitt-
lichen Baubetrieb der letzten Epochen zuwenden,
überrascht uns eine Krise um die andere, auf die
man doch immerhin hätte gefaßt sein sollen.
Das Baugeschäft, das immer mehr zu tun bekam,
war allerdings für jeden Bedarf stilistisch einge-
schult, auch mit fertig hergestellten Stilschablonen
versorgt, aber darüber erhielt die sogenannte Stili-
sierung selbst auch etwas rein Geschäftliches. Es
kam nun weit weniger auf Reinheit, als auf augen-
fällige Wirkung der Formen an: früher oder später
mußte dann die Häufung und Steigerung der
Motive zur Abnützung, zum Verbrauch derselben
führen. Die großen Gruppenbauten oder „Höfe"
— für Wien charakteristisch — nötigten z. B. die
Architekten, um der Masse willen im Effekt der
Gliederungen das Äußerste aufzubieten; zudem
mußte der Bau als Ganzes energisch gepackt und
womöglich durch das Zentralmotiv einer Kuppel
— die freilich nur blind gezimmert und ver-
kleidet war — nach oben zusammengefaßt wer-
den (so im Maria Theresien-Hof von Tischler
und in einer bereits ganz barocken Umbildung
in dem benachbarten Maximilianhof von Emil
von Förster). Die architektonischen Illusions-
effekte — die Schauformen ohne Inhalt und
innere Bedeutung — nahmen in bedenklicher
Weise überhand. Ein bezeichnendes Wiener Motiv
bei Eckhäusern waren, wie bekannt, von Anfang
an die ausgerundeten Erkerbauten an der Straßen-
wendung, oft von Baikonen umfaßt, mit Klein-
kuppeln obenauf, um etwas über der Dachhöhe
des Hauses. Daraus sind schon lange förmliche
Türme geworden mit phantastischen Dach-
bildungen, die sich von Straße zu Straße an
Abenteuerlichkeit überbieten. Derartige Beispiele
für Überwucherung der Motive ließen sich noch
weiter anführen. Da trat denn — eigentlich
schon früher in einzelnen, rasch nachrückenden
Versuchen sich ankündigend — eine neue Stil-
wendung ein, für die man sich mehrseitig, und
2*
20 Di« Entwicklung der Architektur Wiens in den letzten fünfzig Jahren.
zwar ziemlich schnell entschied: es war der Übergang zur letzten Phase der Renaissance,
dem Barockstil.
Dieser Übergang hatte einen doppelten Grund. Einmal die vermeintliche Erschöpfung
der Renaissanceformen, die man bis jetzt so vielfach schon In Gebrauch genommen hatte.
Für die fortgesetzte Verstärkung der Motive, welche vorerst auf eigene Hand versucht wurde,
hatte man im Barockstil das Vorbild eines bereits vollzogenen Prozesses vor sich, und daran
ließ sich weit bequemer anknüpfen. Aber noch ein zweiter Antrieb kam hinzu, von jeden-
falls tieferer Berechtigung. Man erinnerte sich zuletzt doch daran, daß wir in Wien selbst
historisch keine irgendwie nennenswerte Hochrenaissance, wohl aber eine Spätrenaissance und
ein eigenwüchsiges Barock besitzen, welches namentlich in den Bauwerken von Johann Bernhard
Fischer von Erlach und Lukas Hildebrand in imponierender Vollkraft auftritt. Die Hochrenais-
sance nach den auswärtigen Mustern ihrer Blütezeit ist erst durch moderne Studien nach Wien
verpflanzt worden; es lag doch etwas künstlich Absichtliches in dieser sonst sehr gerecht-
fertigten, ja unerläßlichen Anknüpfung. In der Wiederaufnahme des Barocks gab sich aber
ganz entschieden das architektonische Ortsgefühl kund; das Wiener Naturell ging sofort mit,
es war vom ersten Anlauf an eine populäre Bautendenz. Dies zeigte sich sehr deutlich in der
zustimmenden Haltung des Publikums, als sich die Torflügel des großen Portals der Fassade
der Hofburg am Michaclerplatze (8. September 1893) dem allgemeinen Verkehr eröffneten.
Nach der Demolierung des alten Burgtheaters war im April 1890 die Bewilligung des Kaisers
zur Wiederaufnahme jenes Baues nach etwa 157 Jahren erfolgt. Fischer von Erlach, der Sohn,
mußte ihn damals nach 1737 als einen Torso zurücklassen, von dem nur der eine, reich
ausgestaltete Risalit als Abschluß der Winterreitschule mit der schön tapezierten Zierkuppel
obenauf und das unbedeckte Bruchstück der Einfahrtsrotunde halb ruinenhaft bis in unsere
Tage dastand. Burghauptmann Ferdinand Kirsch ner, sonst als Architekt kaum bekannt,
ging vom Juni 1890 an das Werk des Ausbaues, um ihn in drei Jahren fertig zu bringen.
Es geschah dies im Anschluß an den bekannten Kupferstich von Salomon Kleiner in
bester Absicht, doch in der Ausführung durchaus nicht einwandfrei; besonders die Kuppel
über dem Mittelbau mit der willkürlichen Zutat der Lukarnen ringsum steigt allzu steil empor
im Gegensatz zu der weichgeschwungenen Umrißbildung der Kuppeln über den Eckrisaliten.
Die ersten Versuche der Erneuerung des Barockstils datieren aber schon um mehr als
ein Jahrzehnt früher. In dem Viertel zwischen Alleegasse und Heugasse, wo nacheinander ver-
schiedene Stilformen probiert wurden, meldete sich auch dieser Stil an. Gustav Korompay faßte
in dem Palais Zierer (1880) daselbst sein fein anempfundenes Barock zunächst von der zierlich
dekorativen Seite. Früh genug zog nun das Neubarock durch die Innere Stadt, bald gemäßigter,
bald wieder übermütiger, nicht selten auch für den gewöhnlichen Bedarf konventionell sich
verflachend. Die bedeutenderen Architekten sahen wohl beizeiten ein, daß es dringend geraten
sei, von dem Barock in neuer Auflage einen besonnenen Gebrauch zu machen und dasselbe
ja nicht aus dem Zusammenhang mit der normalen Renaissance, selbst mit der Antike völlig
loszulösen, weil ein Spätstil bei unbedingter Wiederaufnahme sich um so rascher ausleben
müßte.
Karl König hat die Aufgabe in diesem Sinne verstanden und echt künstlerisch gelöst.
In seinem Philipphof (1883) faßte er den barocken Palast nach seiner repräsentativen
Vornehmheit, ohne neben dem entschiedenen Ausdruck der Formen dem Gelüste spielender
Verschnörkclung nachzugeben. Die Gesamtwirkung ist sehr wohl abgewogen; die ausgerundetc
Kopfseite des Baues mit der sie umfassenden, klassisch-korinthischen Säulenstellung, obenauf
mit der Kuppel, die gleichsam das Motiv der Burgfassade ankündigt, und davor mit dem
Heliosgespann des so begabten, frühverstorbenen Barockbildners Theodor Friede] — diese
ganze bauliche Komposition beherrscht als Vedute geradezu den Albrechtsplatz und die Opern-
gasse bis über die Ringstraße hinaus. In dem gräflich Herbersteinschen Palais (Ecke der
Schauflergasse) schließt König die ältere Palastarchitektur der Herrengasse mit einem wohl-
disponierten modernen Barockbau glücklich ab. Seine Frucht- und Mehlbörse (in der Tabor-
straße) zeigt wieder die Formenfülle reichster Hochrenaissance, bei allem Aufgebot ihrer glänzend
gesteigerten Mittel. — Über die barocken Formen verfügten überdies mit großer Gewandtheit
Adam Breßler, Rumpelmeycr (letzterer z. B. in dem Palais von Baumgarten in der Schwind-
gasse) und fanden bald noch weitere Nachfolger, so L. Baumann mit der Konsularakadcmie
in der Waisenhausgasse u.a. Nach der Regelung der Gußhausstraße (1897) stellten sich Karl
und Julius Mayredcr im Kreuzherrenhof mit einem trefflichen Barock ein, von einer gewissen
geistlichen Gravität, die hier ganz am Platze ist.
Die Entwicklung aet Architektur Wiens in Jen letzten fünfzig Jahren.
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22 Die Entwicklung der Architektur Wiens in den letzten fünfzig Jahren.
VIII.
Was sollte nun auf den bald auch bereits aufgebrauchten Barockstil folgen? Louis seize-
Stil ? Empirestil? Man probierte noch eines um das andere. Aber schließlich waren dies nur
Durchgangsstationen ohne längeren Aufenthalt. Wohin dann weiter? Wir stehen schon seit
mehr als einem Dezennium vor einem neuen Anfang: es ist dies die sezessionistische Be-
wegung in der Kunst überhaupt und so auch in der Architektur. Diese Tendenz bezeichnet
sich selbst gern als „die Moderne".
Dieselbe hat allerdings, ehe sie sich entschieden einstellte, eine eigenartige Vorstufe,
welche aber — wie man es eben nimmt — ebenso als Nachspiel des bisherigen Entwicklungs-
ganges aufgefaßt werden kann. Die zuletzt in Gebrauch gestandenen Stiltypen der Renaissance
und des Barocks werden in verschieden gesteigerter Weise noch einmal gebracht, ehe sie
ihrer Zersetzung in der „Moderne" anheimfallen; mit einem gewissen wagenden Talent sucht
man den oft verwendeten Stilformen neue pittoreske Wirkungen abzugewinnen, um von den-
selben bald darauf Abschied zu nehmen. Diesem letzten Übergangsstadium, das nicht ganz
von Ausschreitungen und raffinierten Besonderheiten frei ist, gehören mehrere beachtenswerte
Bauten der jüngsten Epoche an, von denen nur einige beispielsweise genannt sein mögen:
die „Casa piecola" in der Mariahilferstraße und die Häusergruppe Ecke Fleischmarkt-Postgasse
von Karl Theodor Bach; das „Bognerhaus" in der Bognergasse und der „Konkordiahof"
am Konkordiaplatz von Franz von Krauß; das Haus der Kaufmannschaft am Schwarzenberg-
platz von Gotthilf; die Palais von Scanavi und Erwin Müller am Brahmsplatz von Rudolf
Dick; das „Herrenhuterhaus" am Neuen Markt von Julius Mayreder; das städtische Bürger-
ladcfondshaus (Riemergasse-Wollzeile) von Alb. Pecha, das Haus der Wechselseitigen Brand-
schaden-Versicherungs-Gesellschaft in der verlängerten Wollzeile von Leopold Simon y etc.
Nur um einen halben Schritt weiter stehen wir völlig auf sezessionistischem Boden. Es
erscheint wohl einigermaßen befremdlich, wenn auch die Baukunst „sezediert", d. h. mit
tastenden Versuchen seitab geht, statt mitten hindurch in gerader Linie den neuen Weg zu
suchen. Mit dem Ernst ihrer Aufgabe, Pfadfinderin des Stils zu sein, verträgt sich nicht die
unstete Willkür des Experimentierens; und daß durch die unbedingte Freigebung des Versuches
die Architektur selbst wie alle übrige Kunst erst jetzt „modern" geworden sein soll, überrascht
uns um so mehr, da wir uns immer für berechtigt hielten, die ganze Kunstentwicklung des
19. Jahrhunderts bis zu diesem Zeitpunkt ihrem Hauptzug nach bereits für modern zu halten.
Es scheint uns auch bedenklich für die jungen Talente, daß diese so viel lebendig Gegen-
wärtiges bereits zur überwundenen Vergangenheit zählen und für sie dem Proszenium der
Kunst die Tiefe, der Hintergrund fehlt. Ein älterer Architekt, Otto Wagner, war es wohl,
der bei uns führend dieser Bewegung voranschntt, welche ja vorher schon von Land zu Land
ging. Er selbst kam von der normalen Renaissance her, und bis über das Jahr 1890 hinaus
entwarf und baute er mit vornehmem Geschmack in dieser geläufigen Richtung; und wenn er
sich auch zu einer „gewissen freien" Auffassung des Stils bekannte, so ist damit nichts Besonderes
gesagt. Denn die Renaissance trägt ja von vornan das Prinzip der Freiheit in sich, besteht
nur durch dasselbe und ist eben darum der Fortsetzung fähig. Seine Bahnhöfe der Stadtbahn
und die Bauten zur Donaukanalsperre sind denn noch immer nicht die richtigen Musterbeispiele
der „Moderne", als welche man dieselben gelegentlich angesehen wissen wollte; es ist noch
immer die „gewisse freie" Renaissance — hier von vorwiegend dorischer Formenhaltung,
wie sich diese für den künstlerisch zurechtgestellten Nützlichkeitsbau vermöge ihrer strengeren
Einfachheit und konstruktiven Klarheit durchaus eignet. Wenn nun Wagner in seiner Lehrschrift
„Über moderne Architektur" ausdrücklich darauf dringt, daß die Kunstform nichts der Kon-
struktion Fremdartiges ausdrücken soll, so geben wir ihm hierin recht, obgleich man dies
schon vor ihm einsah; nur folgt daraus nicht zugleich, daß es die nächste Aufgabe des modernen
Architekten sei, „Neuformen zu schaffen", da diese, wenn sie den Wert wirklicher Stilformen
haben sollen, sich nur allmählich herausbilden und nicht von einzelnen ersonnen werden können.
Darum weist die „Moderne" bis jetzt keine Entwicklungsreihe, sondern nur eine Versuchsfolge
ohne eigentlichen inneren Zusammenhang auf; und es ist bei dem raschen Wechsel des je-
weiligen Zustandes gegenwärtig noch kaum möglich, die ganze Richtung als solche oder viel-
mehr diesen Inbegriff verschiedener Richtungen nach bestimmten deutlichen Merkmalen zu
charakterisieren. Das Heraustreten aus dem Formenbereich der Renaissance erfolgte wohl rasch
genug und vollzog sich beiläufig in folgenden Stadien: absichtlich rudimentäre Vereinfachung
der Motive; Fortlassung der vermittelnden Profilgliederungen; soviel wie möglich Abschaffung
Die Entwicklung der Architektur Wiens in den letzten fünf/ig Jahren.
23
Abb. 11. Detail vom Naturhistorischen Hofmuseum.
Architekten G. Seinper und K. von Hasenauer.
der Säule; das Hinstrcbcn zum
reinen Flächenstil. Bei diesem ist
man bereits vielfach angelangt
und hat damit ein gewisses pri-
mitives Ideal erreicht: ganz platte
Fassade in leichtem Verputz mit
scharf eingeschnittenen Fenster-
öffnungen ohne Chambranlc; dar-
über hinaus, um für einigen
Schmuck zu sorgen, Belegung der
Fassade mit Fliesen oder Kacheln
und auf diesen farbig eingebrannte
Blumengehänge oder auch nur in
einer Farbe, abgetönte Schach-
brettmuster; obenauf das Gesims
bald sparrenartig, doch ohne Kon-
solen, weit hinausgeschoben, bald
wieder ganz fortgelassen. Nach
diesen vorläufig wahrgenommenen
Phasen werden in kürzester Zeit
wohl weitere folgen, denn wir
stehen inmitten des Prozesses. Hier
mag es denn genügen, einige der
Architekten zu nennen, welche in
besonders bemerkenswerter Weise
diesen Weg eingeschlagen haben:
neben Otto Wagner (Häusergruppe
Magdalenenstraße) zunächst Ol-
brich, der Erbauer des Gebäudes
der Sezession, und Josef Hoff-
mann (Villen auf der Hohen
Warte), ferner Josef Urban, Max
Fabiani (Haus Portois & Fix in
der Ungargasse und Artaria am
Kohlmarkt), Leopold Bauer, ge-
legentlich auch Friedrich Ohmann
mit J. Hackhofer (Villa Schopp
in Hietzing), dann Albert Pecha,
Max Hegele (Bauten am Zcntral-
friedhof), Plecnik (Haus Zacherl
am Bauernmarkt, ein Beispiel, wo-
hin die „Moderne" führen kann)
u. a. m. Wir finden also auch
den vielbegabten Ohmann in dieser
Reihe; und dies beirrt einiger-
maßen uns Leute von der älteren
Gewohnheit des Kunsturteils, die
wir immer genau wissen wollten, an welcher Stelle ein Künstler zuverlässig zu erfragen sei. Von
gründlichen Barockstudien ist Ohmann ausgegangen und schien sich weiter nach allen Seiten
umzublicken, immer von Fall zu Fall rasch orientiert; nun stellt er sich auch bei der Se-
zession „zu Besuch und Versuch" ein. Durch den schließlich ihm gewordenen Auftrag, für
die innere Durchbildung des Semper-Hasenauerschen Hofburgbaues Sorge zu tragen, wird er
wohl jetzt vor den einheitlichen Punkt gestellt, in welchen die auseinanderfahrenden Radien
seiner Bestrebungen wieder zurücklaufen.
Doch um zu unserer allgemeinen Betrachtung zurückzukehren, mögen noch folgende
Schlußbemerkungen folgen. Die durch ihre entschlossene Neuheit teils interessanten, teils proble-
matischen Bauproben dieser ganzen Gruppe lebendig sich regender künstlerischer Kräfte
bieten wohl Veranlassung genug zur Besprechung im einzelnen, aber nicht genügenden Anhalt
24 Die Entwicklung der Architektur Wiens in den letzten fünfzig; Jahren.
zu einer zusammenfassenden Charakteristik; gegenüber dem Werdenden, das vorerst nach neuer
Ausgestaltung strebt, muß selbstverständlich die geschichtliche Darstellung innehalten. Wir
stehen da vor einer Anweisung an die Zukunft. Es muß sich eben im ferneren Verlaufe noch
zeigen, ob diese radikale Bewegung, die aus jeder Stilüberlieferung herausgeht und die
Architektur auf ihre Elemente zurückzuführen scheint, auf dem so betretenen Wege wirklich
zu dem erhofften, aber noch unbekannten Ziel eines neuen, der Zeit völlig gemäßen Stils
hinübcrleiten mag — oder ob sich doch nicht später bei einiger Ernüchterung die Notwendig-
keit einer Korrektur des ohnehin nicht präzis gefaßten Programmes ergeben werde.
Indem wir nun diese Überschau schließen, glauben wir noch zur Verständigung bemerken
zu müssen, daß wir nicht darauf eingehen konnten, eine vollständige Namensliste unserer
begabteren Architekten sowie eine erschöpfende Aufzählung ihrer verdienstlichen Bauschöpfun-
gen zu bringen. Die Auswahl derselben, soweit wir sie besprachen oder auch nur anführten,
geschah lediglich mit Rücksicht auf die Stilwendungen und eingreifenden Entwicklungsmomente
oder mehr nur exemplifizierend für ganze Richtungen. Was man sonst an dieser Darstellung im
einzelnen vermissen mag, wird ohne Zweifel in der nachfolgenden Detaillierung der besonderen
Gebäudegruppen die erwünschte Ergänzung finden.
Mai 1905. Prof. Dr. Josef Bayer.
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Abb. 12. Stephansdom, Relief (aus der Leidensgeschichte Christi) an der Südseite des Chores.
A. GEBÄUDE FÜR KULTUSZWECKE.
I. KATHOLISCHE KIRCHEN DES MITTELALTERS.
Gering ist die Zahl der Kirchen Wiens aus romanischer Zeit und wenig bedeutsam sind
sie ihrer baugeschichtlichen Stellung nach. Nicht nur äußere Gründe, wie Verheerungen späterer
Zeiten, auch innere Gründe erklären diese Erscheinung. Wiens Bedeutung in den ersten Jahr-
hunderten des Mittelalters war weder in weltlicher noch geistlicher Hinsicht eine solche, daß
es in baulicher Beziehung in den Vordergrund treten konnte.
Nachdem Wien durch fünf Jahrhunderte, vom 5. Jahrhundert bis zum Jahre 1030, in der
awarischen und magyarischen Wüstenei für die Geschichte spurlos verschwunden war, mag es
gegen Ende des 1 1. Jahrhunderts an den ersten Versuchen des Bischofs Altmann von Passau
zur Einführung einer geistlichen Kultur teilgenommen haben. Selbst während der Zeit eines
beginnenden regeren Kulturlebens unter dem Babenberger Markgrafen Leopold III. blieb immer
noch Melk der geistige Mittelpunkt und Mautern, Krems und Tulln behielten ihre Bedeutung
als Zentren des Handels und Verkehres. Spät erst, um die Mitte des 12. Jahrhunderts, tritt
Wien in den Kreis der Kulturbestrebungen ein und wird 1156 die Residenz Heinrich Jasomirgotts,
der 1158 das erste Kloster, das Schottenkloster, gründet, und gegen Ende des 12. Jahrhunderts
erhalten wir auch die erste Kunde von einem allmählich erstarkenden Handel und bürgerlichen
Wohlstand. Man muß sich vor Augen halten, daß zur selben Zeit, als Wien noch nahezu
geschichtslos war, gegen Ende des 11. und mit beginnendem 12. Jahrhundert, in den Rhein-
landen, in Speicr, Worms, Mainz, Laach und Köln die mächtigsten Zeugen deutsch-romani-
schen Stiles erwuchsen.
Eine Tatsache von großer Bedeutung für jene Zeit, in der die Pflege der Kunst fast aus-
schließlich in den Händen der Geistlichkeit lag, muß hier Erwähnung finden: Wien wurde erst
im Jahre 1469 Sitz eines Bischofs; Prag war beispielsweise schon seit dem letzten Viertel des
10. Jahrhunderts ein selbständiges Bistum. So verging die Zeit des eigentlichen romanischen
Stiles, ohne in Wien bemerkenswerte Spuren hinterlassen zu haben. Das ursprüngliche Schotten-
kloster war wohl nur ein provisorischer Holzbau und über den 1147 von Reginbert von
Passau geweihten ältesten Bau von St. Stephan fehlen alle Anhaltspunkte. Von der in einem
Tauschvertrage zu Mautern 1137 als Pfarre bezeichneten Peterskirche ebenso wie von dem in den
Schottenstiftsbriefen von 1 158 und 1161 (neben St. Pankraz, St. Maria am Gestade und St. Johann
an der Siechenais) genannten Kirchlein St. Ruprecht behauptet die Überlieferung, daß beide
von Salzburg aus gegründet seien. Die Namen der Salzburger Patrone St. Peter und St. Ruprecht
als Schutzheilige dieser Kirchen geben der Sage einige Wahrscheinlichkeit. Die Peterskirchc
stand an der Stelle der jetzigen gleichbenannten Kirche und war, wie aus Wohlmuets Plan von
1547, aus dem Hufnageischen von 1609 und aus einem Schriftstück von 1676 zu erkennen
ist, von bescheidener räumlicher Ausdehnung, ein Mittelschiff und zwei schmale Seitenschiffe.
Von St. Pankraz ist uns kaum mehr als der Name erhalten und über Maria am Gestade erzählt
die Sage, Fischer hätten das kleine hölzerne Betkirchlein am steilen Donauufer errichtet. St. Johann
an der Siechenais war ein kleines Dorfkirchlein und mußte in der Mitte des 19. Jahrhunderts
dem Neubau des Bürgerversorgungshauses weichen. Erwähnt muß ferner der zweite, um 1200
26
Gebäude für Kultuszwecke.
geweihte Bau der Schottenkirche werden, von dem einzelne Reste vorhanden sind. Die Grund-
mauern der dreischiffigen, mit zwei Fassadentürmen und Vierungsdachreiter bedachten Basilika
stecken noch heute in dem im H.Jahrhundert umgebauten Kirchengebäude. Einzelne gefundene
romanische Fragmente, am bemerkenswertesten ein romanischer Portallöwe, gehören dieser
zweiten Bauperiode an.
Während der Übergangszeit vom romanischen Stil zur Gotik entstehen unter Leopold II.
und unter der ottokarischen Herrschaft eine größere Zahl von Kirchen und Kapellen, so daß
Wien, nach dem heutigen Stadtumfang gerechnet,
im Jahre 1282 insgesamt deren nicht weniger als
32 aufweist. Die meisten unter ihnen waren, wie
aus Gcschichisqellen hervorgeht, kleine, bedeu-
tungslose Kapellen, die spurlos verschwanden,
die wichtigeren konnten ihrer wachsenden Be-
deutung nicht mehr gerecht werden und mußten
Neubauten weichen, so daß heute von all diesen
kirchlichen Bauten nicht mehr als drei bestehen:
St. Ruprecht, St. Stephan und St. Michael.
Gegenüber der verschwindend kleinen Zahl
von Baudenkmalen aus romanischer Zeit ge-
staltet sich die Bautätigkeit im 14. und 15. Jahr-
hundert großartiger und abwechslungsreicher.
Günstigere politische Verhältnisse, reiche Stif-
tungen des Habsburgischen Fürstenhauses und
der wiedergewonnene Wohlstand der Bürger
förderten ein Emporblühen Wiens in dieser Zeit.
Eng verknüpft war dieser Aufschwung mit dem
Ansehen der Bauhütte von St. Stephan, die sich
auf dem Regensburger Steinmetzentag 1459 als
Vorort für die österreichischen Lande von Lam-
bach bis Steyr, nach Ungarn hinein und die
Donau abwärts eine Stellung errang, wie sie nur
wenigen Bauhütten eingeräumt wurde. Ein wei-
teres Zeichen für die Bedeutung der Wiener
Bauhütte ist nicht nur die Tatsache, daß Gesellen
und Meister aus allen Teilen Österreichs und
Ungarns, aus den berühmten Kunststätten des
Deutschen Reiches und selbst aus Frankreich
kamen, auch umgekehrt können wir bei vielen
hervorragenden kirchlichen Bauten des großen
Hüttengebietes, selbst bis Agram, Wiener Einfluß
verfolgen und muß auch Benedikt Ricth, der berühmte Baumeister Wladislaws II., der Wiener
Bauhütte zugerechnet werden. Unter den kirchlichen Bauten der Gotik in Wien steht obenan
St. Stephans Bau, ihm reiht sich eine Zahl höchst reizvoller und interessanter Schöpfungen an,
die zum großen Teil selbst den Neuerungsgelüsten der glanzvollsten Zeit der baulichen Ent-
wicklung Wiens, der Barocke, standhielten. Alle diese Bauten aus dem Mittelalter liegen im
I. Bezirke.
Abb. 13. Metropolitankirche zu St. Stephan. 1 : 10U0.
St. Stephan (Abb. 12, 13, 23—31 und Tafel I) ')
Der romanische Bau.-) Nach dem Brande von 1193, der die ältere Anlage zerstörte,
entstand ein Neubau, als dreischiffige, querhauslosc Basilika, mit sieben Arkaden im Langhausc
') Ogesser, Beschreibung der Metropolitankirche zu St. Stephan. 1779; Primisse r in Wiener Jahrbüchern der Literatur. 1S20.
und in Ho rmay rs Ocschichtc Wiens, 1824; Tsc h isehka. Metropolitankirche St. Stephan, 1S32; v. Perge r, Dom zu St. Stephan.
1854; von Zeitschriften : die Allgemeine Bauzcitung. 1843, 1853; die Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereines,
1860, 1893, und vor allem das Wiener Oombauvereinsblatt, das in den zahlreichen Studien Prof. W. A. Ncunianns eine reiche
Ausbeute für die Kenntnis der Baugeschichtc St. Stephans bietet. Aus der neuesten Literatur sind von besonderer Bedeutung: V h I i r z.
Die Rechnungen des Kirchmeisteramtes von St. Stephan, 1901 19U2; Lcixncr, St. Stephan zu Wien, und zwei, vielfach ganz neue
Aufschlüsse gebende Arbeiten von Prof. Neuwirth, Aus der Baugeschichte von St. Stephan, 19U2 (Monatsblättcr des Altcrtums-
vercines), und Die Stellung Wiens in der baugcschichtlichen Entwicklung Mitteleuropas, 19Ü3.
"■) Fr. Schmidt, Ober die zwei alteren Bauepochen der Dumkirchc zu St. Stephan. Dombauvcreinsblatt. I.
Katholische Kirchen des Mittelalters.
27
Abb. 15. St. Michael, f., Michaelerplatz.
Abb. 16. Burgpfarrkapelle im I. Bezirke.
R
i ,X. !i! .X.| *'. fi
^ — #
Abb. 17. Minoritenkirche im I. Bezirke.
Abb. 20. St. Elisabeth
(Deutscher Orden),
I., Singerstraße.
Abb. 19.
Maria am Gestade im I. Bezirke.
Abb. 14. St. Ruprecht
im I. Bezirke.
Abb. 18. Hofpfarrkirche zu St. Augustin, Abb. 22. St. Johann (Malteser), Abb. 21. Kirche zu den neun Chören der
I., Augustinerstraße. I., Kärntnerstraße. Engel, I., Am Hof.
Abb. 14— 22. Grundrisse m ittc laltcrlicher Kirchen. Maßstab 1 : 1000.
28
Gebäude für Kultuszwecke.
und drei halbrunden Apsiden, ähnlich St. Jakob
in Regensburg. Eine große, durch Pfeiler ge-
gliederte Westempore, die ihr Licht durch Rad-
fenster im Westen, Norden und Süden erhielt,
war als Oberkirche mit drei Altären ausge-
stattet. Zwei Türme schlössen die Westfront ab.
Diesem Bau gehört das unter Regensburger
Einfluß in dem dritten Jahrzehnt des 13. Jahr-
hunderts entstandene Riesentor an. Die trichter-
förmig sich verengenden Portalwandungen sind
in den Abtreppungen und Einsprüngen durch
je fünf reich geschmückte Säulen und zwischen-
liegendes Stabwerk geg
In einer dritten
Bauperiode, der otto-
karischen, die auf
den furchtbaren
Brand von 1258
folgte, wurde die
Kirche bedeutend er-
weitert durch den
Zubau des Quer-
hauses, einem mäch-
tigen Mittelchor und
zwei Seitenapsiden,
alle drei polygonal
geschlossen. Eine
gleichzeitige Erhöh-
ung des Mittelschif-
fes hatte die Er-
höhung der Westfas-
sade und insbeson-
dere der Turmarchi-
tektur der beiden
Heidentürme zur
Folge. Aufgedeckte
Reste lassen auf eine
reiche Bemalung der
Empore und der
Vorhalle aus dieser
Zeit schließen.
Der gotische
Bau. Ältere Pe-
riode.') Um die
Wende des 13. Jahr-
hunderts beginnt die
Bürgerschaft östlich
von dem Querschiff
in gleicher Breite mit
diesem den Neubau
eines großen drei-
schiffigen Chors.
Nach Regensburgcr
Muster, vielleicht von
') J. H erm a n n. Über
die zwei gotischen Bauperio-
den des St. Stephans-Domes.
Wiener Dombauvereinsblatt,
XIV, XV.
Abb. 24. Stephansdom, Ostseite des unausgebauten Turmes mit der Kanzel des Capistranus.
'
Katholische Kirchen des Mittelalters.
31
Abb
Schnitt des Stephansturmes in der Höhe des
Helmes. 1:200.
Regensburger Meistern, gelangt der „deutsche"
Chorgrundriß mit gesonderter Apsidenendigung
für jedes Schiff zur Durchführung. Nach 36jähriger
Bauführung, die manchen Geschmackswcchscl be-
dingte (vgl. die Pfeilervorlagcn der freien und
der Wandpfeiler), erfolgte am 23. April 1340 die
Einweihung durch den Bischof von Passau, Albert
Prinz von Sachsen, ehemaligen Pfarrer von
St. Stephan. Die drei Schiffe des Chors haben
nahezu gleich hohe Gewölbe und sind mit Achtecks-
apsiden geschlossen. Die Seitenchöre, links der
Frauenchor, rechts der Zwölfbotenchor (Apostel-
chor), sind der frühgotischen Bauweise entspre-
chend mit Kreuzgewölben überspannt, der Mittel-
chor ist um ein Gewölbsjoch länger. Der Mittelchor
ist von den Pfeilermitten aus gerechnet 13 m breit,
die Seitenchöre messen von Pfeilermitte zur Wand
105 m in der Breite. Der Abstand der Pfeiler-
mitten in der Längsachse beträgt 8'5 m, die Höhe
des Mittelchors 22'5 m, die der Seitenchöre nicht
ganz 20 m. Die Schäfte der freistehenden Pfeiler sind mit einfachen, sehr frühgotischen Diensten
und Kehlen gegliedert, die Wandpfeiler reicher mit freien Birnstäben und tiefen Kehlen. Feine
Laubkapitäle trennen Dienste und Gewölberippen. In den Apsiden tragen zart gearbeitete
Figuren die Wanddienste, und die Pfeilerschäfte werden durch je einen Baldachin auf der
Mittel- und Seitenschiffseite geschmückt. Unter den Fenstern der Apsiden ziehen einfache
Triforien hin. Elf dreiteilige Fenster in den Chorendigungen und sechs vierteilige Fenster an
jeder der Langseiten beleuchten den Raum.
Am Äußeren sind die einfachen
Strebepfeiler unten durch ein Kaffgesimse
und durch zwei Abdachungen gegliedert,
die Schlußfiale der reichen Wimperge
durchsetzt das Maßwerk der Dachgalerie.
Im Hauptgesimse phantastische Wasser-
speier auf Tragsteinen, welche Menschen
und Tiergestalten aufweisen. Die Votiv-
bildwerke zwischen den Strebepfeiler-
nischen stammen zumeist aus dem
16. Jahrhundert.
Jüngere Periode. Bald nach der
Weihe des Chors ging man in weiterer
Verfolgung des alten Erweiterungsplanes
an den Bau des Langhauses und verbrei-
terte zunächst die beizubehaltende West-
fassade durch den Zubau der Herzogen-
und Tirna- oder Moranduskapelle. Um
die Mitte des 14. Jahrhunderts dürfte man
auch den neuen gotischen Lettner fertig-
gestellt haben. Im übrigen scheint der
Bau nicht sehr schnell vorwärts gegangen
zu sein. Da greift in die bisher aus-
schließlich von Bürgern betriebene Bau-
führung Rudolf IV. energisch ein, der in
so vielen Dingen seinem Schwiegervater,
dem römisch-deutschen Kaiser Karl IV.,
nacheiferte. Er wollte ein dem Prager
St. Veits-Dom ähnliches Denkmal für Wien schaffen und veranlaßte die Abänderung des Grund-
planes durch die Stellung der Türme über den vortretenden Querhausarmen; diese Eigentüm-
lichkeit weist direkt auf den St. Veits-Dom hin, wo Peter Parier mit Beziehung auf die
Abb. 26. Ansicht des Stephansdomes vom Stock-im-Eisen-Platz.
32
Gebäude iür Kultuszwecke.
Abb. 27. Mittelschiff des Stcphansdomcs.
von seinem Vater in Schwäbisch-Gmünd errichtete Heiligkreuzkirche die gleiche Anordnung
ausführte. Die Höhenentwicklung des Langhauses wurde gesteigert und ein überreicher
Schmuck, welchen das Langhaus im Gegensatz zum Chorbau innen wie außen aufweist, sollte
von dem glänzenden Wollen Rudolfs IV. künden. Wohl nennt sich Rudolf IV. selber öfter
Fundator, doch ist es viel wahrscheinlicher, daß er am 7. April 1359 doch nur zu dem Turm
den Grundstein hat legen können, da die sonstige Erweiterung schon begonnen hatte. Es
scheint, als hätten er und seine Nachfolger vor allem den Turm vollenden wollen, die Lang-
hausmauern, die Schiffspfeiler und Gewölbe wurden etwas langsamer fertig. Nach 75jähriger
Bauzeit krönte Hans von Prachatitz am 30. Oktober 1438 den Helm des Südturms mit der
Kreuzrose und 1454 wird die Einwölbung des Langhauses geschlossen.
Wien am Anfang des XX. Jahrhunderts.
Tafel I.
Kanzel bei St. Stephan.
Katholische Kirchen des Mittelalters.
33
Der Südturm wächst ganz eigenartig, fast ohne alle erkennbare Unterbrechung im all-
mählichen Aufstreben als eine spitze Pyramide aufwärts zur Höhe von 1 36'7 m. Die Stock-
werkteilung ist vorhanden, aber die Giebel und die Eckfialenbündel decken dieselbe. Der
Turm ruht auf vier mächtigen Pfeilern mit je zwei im rechten Winkel gestellten Streben an
den Ecken. Der Raum zwischen den beiden vordersten ist als sehr reiche Vorhalle ausgebildet,
mit Netzgewölben, Säulchen, Wandpaneelen und Mittelpfeilcrn an dem inneren Tor. Die qua-
dratische Halle, zu welcher dieser Eingang führt, ist das unterste Gemach des Turmes. Fenster
des Turmes erleuchten den hohen Raum. Die Galerie des Chores setzt sich am Äußeren
zwischen den Eckpfeilern fort, darüber erheben sich die großen Giebel, die, von Süden
und Norden betrachtet, wie der Bauabschluß des Querhauses angesehen werden können und
sollen. Erst von da an scheint sich der Turm als solcher aufzubauen. Aus dem Viereck des
Querschnittes ist ein Achteck geworden und vier hohe Fenster mit je zwei verschränkten
Giebeln darüber erleichtern den Aufbau. Es folgt noch ein Geschoß mit vier schmäleren,
gleichfalls giebelgekrönten Fenstern, und die von einem Kranze von Pfeilern dargestellte
Abb. 28. Grabmal Kaiser Friedrich III. (gest. 1493) im Stephansdom.
Plattform ist erreicht. Hier sitzt der Helm auf, der in die Riesenkreuzrose und den Doppel-
adler endet.
Der Turm mußte manche Renovierungen über sich ergehen lassen, so bereits zu Beginn
des 16. Jahrhunderts nach einem schweren Brandunglück und nach der Türkenbclagerung
abermals. Die tiefgreifendsten Umänderungen erfolgten jedoch im 19. Jahrhundert, 1839 ver-
steifte Hofbaurat Sprenger die ganze Turmspitze durch ein Eisengerüst, das jedoch bald
— unter Dombaumeister Ernst, der die Turmspitze abzutragen und durch einen Neubau zu
ersetzen beschloß (1859) — wieder entfernt wurde. 1862 starb Ernst und mußte die Fort-
setzung dieser Arbeit seinem Nachfolger, Dombaumeister Friedrich Schmidt, überlassen, der den
Neubau des Turmhelmes 1864 zu Ende führte (siehe Abb. 25). An Stelle der früheren mangelhaften
Bd. II. 3
34
Gebäude für Kultuszwecke.
Konstruktion mit sehr
kleinen, unregelmäßig
aneinandergefügten
Quaderstücken wurde
ein regelrechter Ver-
band eingeführt und
die einzelnen Steine
untereinander durch
Klammern und Dübel
aus hämmerbarem Me-
tall verbunden. Die
Helmstange ist rund
und in den durch das
Gestein gehenden Tei-
len mit einer eng an-
schließenden Hülse aus
Kupferblech umgeben,
so daß die Längen-
änderungen der Stange
bei Temperaturunter-
schieden keine schäd-
liche Wirkung auf den
Stein ausüben können.
Am Fuß der Helm-
stange ist ein Gewicht
von etwa 100 q an-
gebracht. Der Südturm
ist es vornehmlich, der
den Ruhm von St. Ste-
phan begründet hat. In
seiner frei und selb-
ständig hervortreten-
den Gestalt, die trotz
des riesenhaften, alles'
überragenden Wuchses
infolge der vielen pi-y
kanten Züge und fein
abgewogenen Über-
gänge nichts Unge-
schlachtes an sich hat,
verkörpert er so recht
die glückliche Mi-
schung eines weichen
heiteren Grundtones
mit machtvoll deut-
schem Bürgerstolz, wie
sie das Wesen des
Wicnertums ausmacht.
Im Gegensatz zu
dem einfachen Chor-
bau wiederholt sich
das große Giebelmotiv
des Turmes viermal
auf jeder Seite des
Langhauses. Bis zum
Jahre 1852 war nur der
westlichste Giebel der Südseite mit Maßwerkzier versehen, die übrigen drei, dem Südturm nä
und die vier nördlichen sind von Dombaumeistcr Ernst ausgeführt und schon von seinen
Abb. 29. Deckel des Grabmales Kaiser Friedrich III. im Stephansdom.
chsten
Nach-
Katholische Kirchen des Mittelalters. 35
folgern, Dombaumeister Schmidt und Dombaumeister Jul. Hermann, restauriert worden. Zwischen
diesen Giebeln wachsen je drei Strebepfeiler empor, viel reicher an Zier als die des Chores.
Blendmaßwerk schmückt die Flächen, am höchsten Absatz steht ein Baldachin, für Statuen
bestimmt, darüber eine kleine krabbenbesetzte Fiale; der Körper des Strebepfeilers aber setzt
sich wesentlich schwächer weiter aufwärts fort und endet über der Galerie, die sich an den
Langscitcn bis zu den Heidentürmen hinzieht, wieder in eine Fiale. Zwischen den Streben ist
die Wand von je zwei reich gegliederten Fenstern durchbrochen. Paneelwerk überzieht die Zwickel
zwischen denselben. Der vierte Strebepfeiler vom Turm ab bildet die Ostwand der westlichen,
die Fassade verbreiternden Kapellen. Er hat noch Gliederung und Baldachin der anderen drei.
Das Untergeschoß der beiden zweijochigen Kapellen stammt aus der Mitte des H.Jahrhunderts
und ist reicher durchgebildet als das obere, das erst im 15. Jahrhundert aufgesetzt wurde, um
die Heidentürme, die durch den Abbruch der alten Gewölbe während des Langhausneubaues
gelitten hatten, seitlich zu stützen. Der inneren Jochteilung entspricht außen ein Strebepfeiler
mit tiefer sitzendem Baldachin. Die Lösung des Eckpfeilerproblems ist derart, daß weder dem
Anblick von der Langseitc noch der Wirkung der in den unteren Partien zum größten Teil
romanischen Fassade Eintrag geschieht. Eben deshalb hat der Meister an der Westseite der
zwei unteren Kapellen Rundfenster angebracht.
An der Westfassade, deren Erhaltung ein Hauptprogrammpunkt für den Neubau war,
hat die gotische Zeit manche ästhetisch weniger befriedigende Änderungen vorgenommen. Die
beiden früher selbständigen Heidentürme mußten zugunsten der gotischen Gesamterscheinung
in der riesigen Dachfläche ihren Untergang finden. Die Höhe der Westfassade bis zur Galerie
beträgt 30 m, ihre gesamte Breite 44 m. Der Vorraum unter der Orgelbühne, den man durch
das Riesentor zunächst betritt, ist selbst nach der in gotischer Zeit (15. Jahrhundert) voll-
zogenen Erhöhung der Empore gegenüber der Breite zu nieder. Die spätgotische Architekturzier
der Vorderseite der Empore gibt in ihrer Ausdehnung ungefähr die Breite des romanischen
Baues an. Die nach ihren Stiftern genannte nördliche Tirnakapelle hatte ihren Eingang
ehemals in der Halle unter der. Empore, ebenso die südliche, nach Rudolf IV. und seinen
Brüdern benannte Herzogenkapelle. Die ostwestliche Länge beträgt lim. die nordsüdliche
Breite 6 m, die Höhe 13-30m. Die Wanddienste der beiden Kapellen haben in der Höhe des
Kaffgesimses eine Auskröpfung, die als Sockel einer Statue mit Baldachin bestimmt ist, ähnlich
wie in der um 1400 entstandenen Freisingerkapelle in Klosterneuburg.
Das Mittelschiff der Kirche ist bis zum Querhaus 50m lang und 13m breit, die
Seitenschiffe haben je lim Breite. Das Mittelschiff hat 28m Höhe, um 6m mehr als die
Seitenschiffe. Diese bedeutende Überhöhung läßt die Wölbung des Mittelschiffes ganz in der
Dämmerung verschwinden, gehört jedoch zu den Eigentümlichkeiten der Wiener Bauschule
und führt in der Badener Pfarrkirche zu einer Art Basilika ohne Oberlichtgaden. Vier schlanke
Pfeilerpaare tragen das reiche, aus der Mitte des 15. Jahrhunderts stammende Netzgewölbe. Die
reichen Laubwerkkapitäle fehlen den bis zum Sockel herabreichenden Gliederungen der Scheid-
bögen. In halber Höhe schmückt die Pfeiler ein sonst unerreichter Reichtum von je sechs hoch-
aufgebauten Baldachinen mit Statuen. Die Wände unter den Fenstern beleben Wandtriforien
in reicher Zier. Das Maßwerk der Fenster ist edel durchgebildet.
So ist das Langhaus von St. Stephan der weiträumigste und prächtigste Hallenbau in
deutschen Landen, und wenn er infolge der erwähnten mannigfachen Unregelmäßigkeiten auch
nicht zu den schönsten gezählt werden kann, so verleihen ihm gerade diese, im Vereine mit
anderen später hinzugekommenen Zufälligkeiten, jenen eigentümlichen, mehr auf das Gemüt
des Beschauers wirkenden Zauber, der den Innenraum des Stephansdomes zu einem der
malerisch reizvollsten Raumbilder überhaupt macht.
Am zweiten Pfeiler links steht die in den verwickelten Formen der spätesten Gotik der ersten
Hälfte des 16. Jahrhunderts ausgeführte Kanzel (Tafel I). Als Meister wurde Anton Pilgram ver-
mutet. Im Unterbau sind die vier lateinischen Kirchenväter und eine Menge von kleinen Statuen
eingefügt, im Schalldeckel die sieben Sakramente und am Deckgesimse der Wendeltreppe
kriechen Frösche und allerlei anderes Getier hinan. Drei gotische Baldachine erinnern auch
hier an den Regensburger Einfluß. Statt des am Nordturm von Meister Oechsel begonnenen vierten
Baldachins setzte Meister Anton Pilgram von Brunn nach einem sagenhaften Künstlerstreit mit
Oechsel eine kleine Orgelbühne hoch oben an die Wand; darunter sein Bildnis. Ein Meister-
werk ist der Tauf st ein1), der nach einem aus Nürnberg bezogenen Entwurf 1481 durch Meister
') Neuwirth, Aus der Baugeschichte von St. Stephan. Monatsblätter des Wiener Altertumsvereines. 1902.
36
Gebäude für Kultuszwecke.
Ulrich Aucr von Salzburg vollendet wurde. Zu den reichsten Grabdenkmalen des ausgehenden
Mittelalters gehört das im südlichen Scitenchorc befindliche Hochgrab des Kaisers Fried-
rich III. (siehe Abb. 28, 29). Der von Niklas von Leyen 1467 in Wiener-Neustadt begonnene Grab-
deckel wurde im Auftrage des Kaisers Max 1493 nach Wien gebracht und mit dem von Meister
Michael Dichter 1513 voll-
flülf«jl
endeten Unterbau verei-
nigt. Der Kaiser ruht in
vorzüglicher Bildnistreue,
mit dem vollen Kaiser-
ornate aufs prunkreichste
geschmückt, auf einem
hohen Unterbau, dem acht
frei ausgearbeitete, reiche
Reliefs mit Darstellungen
aus der Geschichte der
Wiener-Neustadt und die
mit besonderer Meister-
schaft ausgeführten Statuen
der Kurfürsten eine herr-
liche Zier verleihen. Rings
umschließt den Sarkophag
ein mächtiges, mit den
Standbildern der Apostel
geschmücktes Geländer
aus rotem Marmor. Zu
beiden Seiten des Mittel-
chores steht in doppelter
Reihe das spätgotische
Chorgestühl, in mannig-
faltiger Abwechslung ge-
schmückt mit wunderlicher
Tier- und Pflanzenorna-
mentik, die Bilder aus
der Leidensgeschichte des
Herrn umschlingt; ein treffliches Werk von W. Rollinger. Am Äußeren des Domes besitzen
die beiden kleineren Portale neben den Kapellen der Westseite reizvolle Skulpturen; das
südliche Singertor zeigt unter anderen Rudolf IV. als Stifter und seine Gemahlin, das nördliche
Adlertor Albrecht III. als Bauherrn der Neustädter Kirche. Während die Technik dieser Portale
auf die reichste Zeit österreichischer Gotik hinweist (Wende des 14. zum 15. Jahrhundert),
sind die polygonen Vorhallen erst zu Anfang des 16. Jahrhunderts entstanden. Zwischen
der südlichen Vorhalle und der Herzogenkapelle ruht unter einem zierlichen Baldachin der
Bauernspötter Neidhart Fuchs.
Von dem nur durch die hohen Fenster der Turmhalle beleuchteten dämmerigen Quer-
schiff öffnet sich unter dem Südturm der Zugang zur St. Katharinen-Kapelle und ähnlich unter
dem Nordturm der Eingang zur etwas größeren St. Barbara-Kapelle. Die St. Katharinen-
Kapelle mit ihrem Sterngewölbe und dem weit herabhängenden Schlußstein ist zugleich mit
dem Südturm am Ende des 14. Jahrhunderts (1395) entstanden, die St. Barbara-Kapelle weist
die späten Formen vom Ende des 15. Jahrhunderts auf.
Der Bau des erst in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts begonnenen Nordturmes
schritt äußerst langsam vorwärts, die ermattete Gotik führte ihn nicht viel höher als den großen
Giebel, der die Höhe des Querschiffes bezeichnen soll. Meister Anton schloß den Bau mit
einer geraden Fläche ab. 1579 setzte Hans Saphoy auf den Nordturm einen abschließenden
Renaissanceaufbau, in den eine große Glocke (die „Pummerin") gehängt wurde.
Mit dem spanischen Habsburger Ferdinand I. zog die Renaissance triumphierend ein.
Manch gotisches Kleinod mag damals zerstört worden sein, doch was der siegende Stil neues
dafür schuf, fügt sich so wohl in das Raumbild, daß der jetzige, ungemein stimmungsvolle Ein-
druck des Inneren nicht zum wenigsten den zahlreichen Barockaltären und Einrichtungs-
gegenständen dieser Zeit mit zu verdanken ist. Besonders prächtig durchgebildet ist der von
Abb. 30.
Stephansdom, Annenseelcnnische an der Ostscite des Chores mit dem Fresko
(Das Fegefeuer) von Danhauser.
K atholische Kirchen des Mittelalters.
37
Jon. Jos. Bock um 1640 in schwarzem polnischen Marmor ausgeführte Hochaltar mit einem
Altarblatt seines Bruders Tobias Bock. Auch das Altarblatt in der Barbarakapcllc von Alto-
montc. von dem auch die Deckenbildcr In der Sakristei herrühren, verdient besondere Beachtung.
Das im Jahre 1S94 enthüllte Starhcmberg-Denkmal (siehe Abschnitt: Denkmale) wurde zum
Gedächtnis an die 200jäh-
rigcFeicrderRettung Wiens
aus der Türkennot (1683)
von Wiener Bürgern errich-
tet und ist ein Werk Pro-
fessor Edmund Hellmers,
der bei einer 1881 vom
Kultusministerium ausge-
schriebenen Konkurrenz
den ersten Preis erhielt.
Die romantische Be-
wegung des 19. Jahrhun-
derts hat auch den St. Ste-
phans-Dom in Mitleiden-
schaft gezogen. Glück-
licherweise behütete die
reservierte Haltung der
Finanzverwaltung den Dom
vormanchem Unheil. Nach
der in den Jahren 1842
bis 1844 erfolgten Wieder-
herstellung der Turmspitze
wollte der um die Aus-
führung dieser Arbeit ver-
diente Wasserbauinspektor
J. Baumgartner den voll-
ständigen Ausbau ganz
energisch durchführen; zunächst den Ausbau der sieben Giebel, den Umbau der Hauptfassade
in gotischem Stil mit einem Aufwand von 80.000 Gulden und den Ausbau des Nordturmes mit
einer Bausumme von 1 Million Gulden. Der damalige Fürsterzbischof Milde hielt für noch drin-
gender die Entfernung sämtlicher Barockaltäre und Einbauten, den Hochaltar nicht ausgenommen,
und Ersatz derselben durch neue, stilgerechte Kunstwerke nach den Plänen der Architekten
Rösner und Riwnatz. Die zur Deckung der erforderlichen 2 1 5.000 Gulden verlangte Staatshilfe blieb
aus. So wie Milde war auch sein Nachfolger, Kardinal Rauscher, erfüllt von edler Begeisterung
für die Pläne der Wiederherstellung der ursprünglichen Gestalt und der Vollendung
St. Stephans, und brachte sie durch Gründung des Dombaukomitees 1858 ihrer Verwirk-
lichung näher. Der im selben Jahre zum Dombaumeister bestellte Architekt Leop. Ernst hielt
für seine nächste Aufgabe eine würdige Ausstattung der Westfassade, „die in ihren plumpen,
unansehnlichen Massen mit dem Reichtum des ganzen Kirchenbaues nur unangenehm kon-
trastiert", und wies vor allem darauf hin, daß „die Einheit des ganzen Inneren auf das wider-
lichste gestört werde durch die römisch-zopfigen Altäre und andere Einbauten" und daß diese
ästhetischen Schäden nicht minder dringend nach Abhilfe verlangen als die allseits anerkannten
Baugebrechen. Alle Vorarbeiten zur Entfernung der Barockaltäre waren getroffen (auch die
Mittel waren gesichert), als die zur äußersten Notwendigkeit gewordene Abtragung des Turm-
helmes alle verfügbaren Mittel in Anspruch nahm. Während der Arbeiten am Südturm starb
Ernst 1862 und der schon seit 1860 dem Komitee angehörige Architekt Fr. Schmidt wurde
sein Nachfolger, würdig seiner größten Vorgänger aus dem Mittelalter. Der Südturm wird 1872
vollständig beendet, und auf Wunsch des Kardinals Rauscher, der es „für eine Ehrensache
Österreichs" hielt, den Nordturm auszubauen, verfaßte Schmidt ein Projekt hierfür mit einem
Kostenerfordernis von 650.000 Gulden. An der Höhe der Kosten scheiterte der Plan. Durch die
Gründung des Dombauvereines 1880 werden die Restaurationsarbeiten in einen ruhigen Fluß
planmäßigen Fortschreitens gebracht. In den Jahren 1881 — 1889 wird die Restauration des
Inneren mit sorgsamer Wahrung des Bestehenden durchgeführt. In das Jahr 1882 fällt ein
Projekt für die Wiederherstellung des romanischen Westportals, für das bis in die jüngste Zeit
Abb. 31. Stephansdom, Reliefbild (Christus am ölberg) an der Südseite des Chores.
38
Gebäude für Kultusz.wecke.
noch gekämpft wurde. 1891 stirbt Schmidt und sein Nachfolger wird der Architekt Jul. Hermann,
der schon seit 1873 unter Schmidts Leitung am Dombau tätig war. Sein Werk ist vor allem
die Wiederherstellung der Herzogenkapelle, des Singer- und Bischofstores, die neuerliche Voll-
endung der Ziergiebel und umfassende Arbeiten an der Westfassade. Den beiden letztgenannten
Meistern sind neben ihrer künstlerischen Tätigkeit auch wichtige Forscherarbeiten zu danken,
so Schmidt die Untersuchungen über die älteren Bauepochen und Hermann die Klarstellungen
der gotischen Bauperioden des St. Stephans-Domes.1)
Während bei allen ähnlichen großangelegten deutschen Domen, in Xanten, Köln und
Prag, in Straßburg und Freiburg im Breisgau, die Geistlichkeit entweder allein oder doch vor-
wiegend die Leitung und Verwaltung des Baues inne hatte, finden wir bei St. Stephan durch
das ganze Mittelalter bis in das 18. Jahrhundert Laien, Mitglieder des Rates der Stadt, als
„Kirchmeister", magister ecclesiac, als oberste Leiter des Baues. Gleichwie der Prager Veits-
dom in seiner überaus kühnen Bauart eine durchaus aristokratische Verkörperung stolzer
Fürstenherrlichkeit ist, so ist St. Stephans Bau das glanzvollste Zeugnis deutschwiener Bürger-
wollens und Bürgerkönnens.
St. Ruprecht (Abb. 14, 32 und 33) 2)
ist der einzige kirchliche Bau, von dem einzelne Teile mit Wahrscheinlichkeit der eigentlichen
romanischen Stilepoche zugewiesen werden können. Die ältesten erhaltenen Reste können aus
dem Ende des 12. oder Beginn des 13. Jahrhunderts
herrühren.
Am Anfange des 14. Jahrhunderts wurde der bis
dahin wahrscheinlich einschiffige, flachgedeckte, mit
halbrunder Apsis geschlossene Bau durch ein süd-
liches Seitenschiff erweitert und gleichfalls in goti-
scher Zeit mannigfach verändert. Im 18. Jahrhundert
erfolgte die Einwölbung des Hauptschiffes und in
der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden an
der Westfassade, am Unterbau des Turmes und durch
die Herstellung des jetzigen Haupteingangstores (1840)
eine Reihe gotisch sein sollender Umänderungen vor-
genommen. Als älteste Teile sind in dem der West-
fassade vorgelegten Vierecksturm im dritten und
vierten Geschoß nach außen vermauerte, gekuppelte
romanische Fenster zu erkennen, deren Tcilungs-
säulchen Würfclkapitäle und Basen mit Eckblättern
besitzen.
In der Kirche selbst tragen romanischen Stil-
charakter der rundbogige Triumphbogen, ein spät-
romanisches Fenster im Presbyterium und die Um-
fassungsmauern des Hauptschiffes, deren südliche in
den Dachboden hineinragt und hier ein gut erhaltenes
romanisches Rundbogenfenster birgt. Die Fragmente
von Glasmalereien über der Sakristeitür (Maria mit
dem Kinde) und über dem letzten Seitenschiffenster
in das 13. Jahrhundert zurück. Aus der Übergangszeit
runden Presbyteriumschlusses in ein Polygon mit auf
Konsolensäulchen ruhender Rippenwölbung. Der gotischen Zeit gehören an das Seiten-
schiff mit seiner jetzt als Sakristei dienenden Apsis, die Kreuzgewölbe und die Fenster
dieses Zubaucs, zwei Fenster der Nordwand und der Abschluß des Turmes. Eine mar-
morne Gruftplattc von 1521 im Seitenschiff und Reste des alten Fliesenbelages sind be-
achtenswert.
Abb. 32. St. Ruprecht im I. Bezirke.
(Christus am Kreuz) reichen
stammt die Umwandlung des
') Ober die Baugeschichte des St. Stephans-Domes im 19. Jahrhundert geben Aufschluß F. X. Kleindienst, Die Restauration
des St. Stepha'ns-Domes in den Jahren 1853—1880, im Wiener Dombauvereinsblatt, II bis VI, und über die Arbeiten seit 1880 im Wiener
Dombauvcrcinsblatt, Iff. „,. ,
■) Lind. Mittelalterliche Baudenkmäler Wiens aus der Zeit vor den Habsburgcrn, in Geschichte der Stadt Wien, herausgegeben
vom Altertunisverein, 1897, sowie Weber in Mitteilungen der k. k. Zentralkommission, 1S99, S. 26.
Wien am Anfang des XX. Jahrhunderts.
Tafel II.
Hochaltar bei St. Michael.
Katholische Kirchen des Mittelalters.
39
St. Michael (Abb. 15, 34 und 35). ')
Aus
Gegründet
dem Jahre
als
1221
Pfarrkirche
datiert die
für das Hofgesinde,
erste Kunde ihres Be-
Abb. 33. Inneres der Ruprechtskirche.
Standes. Durch Brand 1276 zerstört, wurde sie 1288
wieder hergestellt. Das Langhaus ist basilikal mit sehr
hohem Mittelschiff und zählt fünf, im Seitenschiff qua-
dratische, im Mittelschiff oblonge Gewölbsjoche; drei
quadratische Wölbfelder bilden das Querschiff. Der
Turm erhebt sich an der Westfront über dem ersten
Joche des südlichen Seitenschiffes. Über den Pfeilern
mit spätromanischem, kreuzförmigem Querschnitt und
reich mit phantastischer Pflanzen- und Tierornamentik
gezierten Kapitalen entwickelt sich das den Charakter
des Übergangsstiles tragende, aus spitzbogigen Kreuz-
gewölben bestehende Gewölbe. Am Äußeren erscheinen
neben spätromanischen Rundbogenfriesen mit Ballen
schon der frühen Gotik angehörige, jedoch wenig her-
vortretende Strebepfeiler. Nach einem Brand im Jahre
1327 wurde östlich an das Vierungsquadrat anschließend
eine 1340 (gleichzeitig mit dem Chore von St. Stephan)
fertiggestellte Erweiterung vorgenommen, die bis zu
dem jetzigen Gitter reichte; bei einem weiteren Ausbau kam 1416 der übrige Teil des Chor-
schlusses hinzu. Die Gesamtlänge der Kirche beträgt 63-84 m, davon entfallen auf das Langhaus
2812 m, das Querhaus 8-21 m und den Chor 27-50 m. Vor dem Chore stand ein gotischer Lett-
ner. An der südlichen Langhausaußenwand ist der Ölberg von Meister Hueber, ein interessantes
Holzschnitzwerk aus dem Jahre 1498, zu sehen (siehe Abb. 34). Die Folgezeit (die Barocke und
spätere Jahrhunderte) hat manches
Alte zerstört, aber auch manches
vollwertig künstlerisches Neues ge-
schaffen, wie den 1780 nach einem
Entwürfe von d'Avrange in Alabaster
ausgeführten Hauptaltar (Tafel II).
Aus dem Ende des 18. Jahrhunderts
stammt auch die Fassade, die 1792
nach einer Zeichnung des Ferdinand
von Hohenberg nach der alten
niederländischen Type ausgestaltet
wurde; Lorenzo Mattielli ist der
Meister der Portalgruppe (1725).
Der Turm erhielt seine jetzige Be-
krönung im Jahre 1594.
Hofburgkapelle (Abb. 16).2)
Der heute bestehende einschif-
fige Bau wurde 1449 geweiht; aber
schon 1265 bestand hier eine ein-
fache romanische Kapelle. Die Ge-
wölbe werden von reichen, fein
gegliederten Wanddiensten getragen,
die in ähnlicher Weise wie bei der
Herzogen- und Sankt Katharinen-
Abb. 34. Relicfbild am Äußeren der Michaeierkirche.
') Lind, Die St. Michaels-Kirche, in Be-
richten und Mitteilungen des Altertumsvereines,
III, V, XVI, XXII, und Mitteilungen der k. k.
Zentralkommission, XIX, alte Folge und 1879.
2) Montoyer und Karaja n, Die Wiener
Hofburg. Hormayr, Geschichte Wiens, Bd. II.
Berichte und Mitteilungen des Altertumsver-
eines, VI und XXVII.
m
1
40
Gebäude für Kultuszwecke.
Kapelle bei St. Stephan Auskröpfungen für Statuen und Baldachine besitzen. Licht erhält
die infolge eines späteren Einbaues ganz eingeschlossene Kapelle nur durch die Fenster der
vor die Gebäudeflucht vorspringenden Apside. Die Leibungen der Apsidenfenster sind außen
reich mit Skulpturen geschmückt. Einzelne sonderbare Formen an den Trägern der Wand-
dienste neben dem Hochaltar und an der nördlichen Seitenwand dürften durch eine Restau-
ration hereingekommen sein. Von den beiden Emporen stammt die obere von der Kaiserin
jMaria Theresia. An Stelle des gegenwärtigen Altars hat im Mittelalter wahrscheinlich jener
gotische Flügelaltar gestanden, der von Regierungsrat Lissek Ende des vorigen Jahrhunderts
in einem Magazine aufgefunden wurde und derzeit restauriert wird. Das Kruzifix hinter dem
Hochaltar ist von Raphael Donner, die Bilder über den Seitcnaltären: die hl. Katharina von
Hub. Maurer, Johannes der Täufer von Füger.
Rathauskapelle (Salvatorkapelle) (Abb. 36 und 37). ')
Als eine der vielen in der Stadt bestehenden Privatkapellen wurde sie 1316 samt dem
Hause, in dessen erstem Stock sie sich befand, von der Stadt der Familie Haymo abgekauft und
zur Rathauskapelle umgewandelt. 1360 und 1361 fand unter dem
Bürgermeister Heinrich der Schuechler eine Tieferlegung des Fuß-
bodens und 1540 der Zubau einer zweiten gegen die Salvatorgasse
gelegenen Kapelle statt; beide Räume wurden miteinander verbun-
den. Das köstliche Portal (siehe Abb. 37) wurde in der zweiten Hälfte
des 16. Jahrhunderts erbaut.
Minoritenkirche (Abb. 17, 38 und 39)."-)
Zwei unmittelbare Schüler des heiligen Franz von Assissi
führten den Minoritenorden in Wien ein, und Leopold VI. erbaute
ihm im freien Felde vor der Stadt Kloster und Kapelle. Das 1234
urkundlich zum ersten Male
erwähnte Kloster ist bereits
1235 Mittelpunkt der öster-
reichischen Ordensprovinz.
Durch Feuersbrünste, die
in der zweiten Hälfte des
13. Jahrhunderts so häufig
waren, zerstört, wurden
Kapelle und Kloster von
König Ottokar vor den
Mauern der Burg wieder
aufgebaut. Das Kloster führte
den Namen zum heiligen
Kreuz. Heute besteht weder
von den Klosterbauten noch
von dem 1251 gleichzeitig
mit der Katharinenkapelle
geweihten Chore irgendein
Überrest.
Mit den Habsburgern
beginnen die mannigfaltigen
gotischen Umänderungen
und Neubauten. Die er-
wähnte Katharinenkapelle
wird 1298 durch Dietrich
von Klichsdorf neu gebaut
widmet die Königin Blanka 1000 Pfund zum Baue eines neuen Chores. Ihr Wunsch
Abb. 36. Inneres der Salvatorkapelle.
') Berichte und Mitteilungen des Altertumsvercines, II (Lind, Die Salvatorkapelle) und XV. Mitteilungen der k. k. Zentral-
kommission, XVIII, alte Folge. Ferner Weiß, Geschichte und Beschreibung der Rathauskapcllc. 1S6U.
•) Berichte und Mitteilungen des Altertumsvereines, V (Lind), IX, XII, XVI, XXII, XXV, XXVI, und Mitteilungen der k. k.
Zentralkommission, 1902, 1903.
Katholische Kirchen des Mittelalters.
41
wird nicht erfüllt, der Provinzial ließ nur eine kleine,
1317 geweihte Kapelle an der Nordwestseitc des
heutigen Kirchenbaues errichten (1903 ausgegraben).
Erst die Gemahlin Friedrichs des Schönen, Elisabeth,
bringt den Plan ihrer Schwägerin zur Ausführung und
erbaut 1324 den St. Ludwigs-Chor samt dem neben-
stehenden Turm. (Der St. Ludwigs-Chor, längst zu
einem Wohnhaus umgestaltet, wurde 1902 und 1903
abgebrochen.) In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhun-
derts scheint man den Bau der großen Kirche be-
gonnen zu haben, der 1404 zum Abschluß kam.
Während der Reformation von 1569 — 1620 als prote-
stantisches Gotteshaus in Verwendung, mußte sie
manche Umänderungen über sich ergehen lassen. Bei
der Türkenbelagerung 1683 lag die Kirche mitten in
der Angriffslinie und verlor ihren Turmhelm. 1630
wurde die Puchheimsche Kapelle zugebaut und etwa
um 1784 unterzog Hohenberg von Hetzendorf das
Innere einer gründlichen Umgestaltung.
Die hohe Halle der Kirche wird durch zwei
Reihen von je vier Pfeilern in drei Schiffe geteilt,
von denen das mittlere breiter ist als die seitlichen.
Die Länge der Kirche beträgt 38'86 m, die Gesamt-
breite 20-85 m und die Höhe 2275 m. Die Rippen
der Kreuzgewölbe gehen ohne Unterbrechung in die
Pfeiler über und werden erst in einer Höhe von
ungefähr 5"50 m über dem Fußboden durch Dienste
Abb. 38. Portal der Minoritenkirche.
Abb. 37. Portal der Salvatorkapelle.
aufgenommen. Die Lage der Ludwigs-
kapelle machte die Entwicklung eines
Mittelchores unmöglich, so daß der Chor
der Kirche gegen die Nordseite verscho-
ben ist.
Aus der Zeit der Hohenbergschen
Restauration stammen die östlichen Eck-
gewölbe, die schrägen Abschlußwände,
die Verwendung der Zwickel als Ora-
torien und die gotisierenden Friese im
Inneren. Die Portale der in ihrem oberen
Teile unvollendeten Westfassade besitzen
interessante Skulpturen und dürften etwa
1395 entstanden sein.
Augustinerkirche (Abb. 18, 40— 42. ')
Im Jahre 1327 wies Friedrich der
Schöne den bereits 1255 urkundlich vor
dem Werdertor ansässigen Augustiner-
') Berichte und Mitteilungen des Altertumsvereines,
V (Lind), XVI, XXI. Mitteilungen der k. k. Zentral-
kommission, XIX, alte Folge.
U
42
Gebäude für Kultuszwecke.
Abb. 39. Minoritenkirche (in Restauration begriffen).
cremiten Grund zum Baue einer Kirche
neben der Burg an. 1349 wurde das Lang-
haus geweiht, der Chor war jedoch 1399
noch immer nicht vollendet. Die Kirche
erhielt 1525 eine Verbindung mit der Hof-
burg und 1784 wurde eine neue Loretto-
kapelle neben der Kirche erbaut, nachdem
die 1627 im Mittelschiffe errichtete nieder-
gerissen worden war. Der Aufbau des
Turmes, der schon im Jahre 1652 eine
Erhöhung erhalten hatte, stammt von
1849/50.
Das Langhaus ist der Wiener Schule
entsprechend ein Hallenbau, jedoch mit
drei gleich hohen Schiffen (18-64m Höhe),
zählt sechs Joche der Länge nach und er-
reicht bei einer Breite von 9"86m (Mittel-
schiff doppelt so breit wie die Seiten-
schiffe) eine Länge von 45T8m. Der
Chor erstreckt sich mit fünf Jochen auf
eine Länge von 2953 m, ist lOTlm breit
und 2275 m hoch. Der Schluß erfolgt mit
sieben Seiten des Zehnecks. Achteckige
Pfeilerschäfte mit runden Eckvorlagen
tragen die Kreuzgewölbe im Langhause;
der Übergang der Rippen wird durch
zierliche Blumenkapitäle der Eckdienste
vermittelt. Auch der Chor ist mit Ausnahme des Chorschlusses, der ein Netzgewölbe aufweist,
mit Kreuzgewölben überdeckt. Die Schlußsteine des Langhauses sind teils mit Pflanzenorna-
ment, teils mit dem Agnus dei, dem Augustinusbild und Evangelistensymbolen geschmückt.
Nur die Nordlangseite der Kirche steht frei. Ungemein hohe spitzbogige Fenster ohne Maß-
werk beleben die Fläche, die außerdem durch Strebepfeiler mit spitzen Giebeln gegliedert wird.
Berühmter als die Kirche ist das im Inneren derselben gegenüber dem Haupteingangstor im
Auftrage des Herzogs Albert von Sachsen-Teschen von Antonio Canova 1805 errichtete
Grabmal der Erzherzogin Maria Christine, Tochter der Kaiserin Maria Theresia. In äußerst
wirkungsvollem Gegensatz zu den starren Linien der Grabpyramide schreiten in weich fließender
Bewegung die Tugend und die Wohltätig-
keit dem finstergähnenden Grabinneren
entgegen (siehe Abschnitt: Denkmale).
Rechts vom Chor, von diesem
durch einen Kreuzgangflügel getrennt,
liegt die St. Ge orgs-Kapelle, die als
Vertreterin einer höchst eigenartigen
Baugruppe, der zweischiffigen Kirchen-
bauten, baugeschichtlich weit bedeut-
samer ist als die Kirche selbst. Als
Kapelle der von Otto dem Fröhlichen
gestifteten Gesellschaft der Tcmpeloise
1337 zum ersten Male erwähnt, wurde
sie erst nach dem Tode Ottos 1341
geweiht. Drei schlanke Pfeiler auf zylin-
drischen Sockeln teilen den Raum in
zwei vollkommen gleiche Schiffe, deren
jedes mit einer Apsis aus fünf Seiten
des Achtecks schließt. Den birnförmigen
Rippen entsprechen halbrunde Pfeilervorlagen, kleine, einfache Kapitale kennzeichnen die Kämpfer-
punkte. Das rechte Seitenschiff wird durch vier große, maßwerklose Fenster erleuchtet, wäh-
rend die drei schmalen Fenster des rechten Chores einfaches Maßwerk aufweisen. An den
Abb. 40. St. Gcorgs-Kapcllc. Grabmal Kaiser Leopold II.
Katholische Kirchen des Mittelalters.
43
Kapellenwänden, mit Ausnahme der Nordseite, ziehen nischenförmige Sedilicu hin, die mit
reichen maßwerkgezierten Spitzbogen nach oben abgeschlossen sind. Die Schlußsteine der
Gewölbe sind ähnlich geschmückt wie die in der anstoßenden Kirche. Auch die Georgs-
kapclle birgt mehrere interessante Grabmale, das des Feldmarschalls Daun, des Leibarztes
iMaria Theresias, van Swieten, und als bedeutendstes das Denkmal Kaiser Leopold II. von Franz
Zauner. einem späteren, ernsteren Vertreter des Klassizismus.
Maria am Gestade (Abb. 19, 43 und 44). ')
An Stelle des früher erwähnten Holzkirchleins mag schon 1369 ein Steinbau bestanden
haben. 1302 wurde von der Familie Griffo, in deren Besitz die Kapelle stand, der Zubau
eines Chores an den, „alte Kirchen" genannten, bestehenden Bau beschlossen. Der 1318 in
Ausführung befindliche Bau war im Jahre 1369 fertig, er dient noch heute als Chor. Der
mächtige Johann von Liechtenstein legte 1394 zu einem Neubau des Schiffes den Grund. Nach
seinem Sturze nahmen sich die Herzoge Wilhelm und Albrecht IV. des vom Meister Michael
Weinwurm geleiteten Baues an, doch ist derselbe kaum vor 1427 fertig geworden.
Die Achse des Langhauses schließt mit der des Chores einen Winkel ein. Das hoch-
gotische Presbyterium besitzt eine Länge von 27-8 m, eine Breite von ll-43m und ist 2275 m
hoch. Drei Kreuzrippenge-
wölbe mit Birnstabprofilen und
Schlußsteinen mit Evangelisten-
symbolen werden von runden
Wanddiensten getragen. Breite,
ungleiche . Fenster mit alten
Glasgemälden (darunter ein
Bildnis Rudolfs IV.) erhellen
den Raum.
Das Langhaus ist in der
Breite nicht überall gleich,
ungefähr 7 m und hat eine
Länge von 3540m. Die Rip-
pen der fünf Sterngewölbe
laufen an den dadurch unge-
mein reich gegliederten Wand-
pfeilern bis zu den Baldachi-
nen herab. An der Nordseite
sind zwei, an der Südseite
ein kapellenartiger Anbau.
Ebenso wie im Chore sind
auch hier im Langhause die
unteren Wandflächen durch
Blendarkaden mit Sitzen ge-
schmückt. Ähnlich wie in
St. Stephan ist die Empore
mit einem Altarunterbau ver-
sehen, an sich ein architek-
tonisches Meisterwerk. An der
äußeren Nordseite treten die
Strebepfeiler nur ganz wenig
hervor. Ein kaum seines-
gleichen findendes Zeugnis
spätgotischer Kunst ist der
Turm, der im Siebeneck, an
den Ecken mit Pilastem be- Abb. 41. Inneres der Augustinerkirche.
setzt, zwischen Chor und
Schiff emporwächst und mit einer reich durchbrochenen spätgotischen Stcinkuppel gekrönt
') Berichte und Mitteilungen des Altertunisvereines,
1856 und 1857 (Feil und Weiß), 1872, 1873, 1895.
X, XXI, XXII, XXIV, XXVI. Mitteilungen der k. k. Zentralkommission,
44
Gebäude für Kultuszwecks.
ist. An dem Bau des Turmes,
der in die Zeit von 1534
bis 1536 fällt, dürfte Meister
Benedikt Kölbl beteiligt ge-
wesen sein. Nicht minder
reizvoll sind die mit weit
ausladenden Baldachinen ge-
schützten Portale. Im letzten
Jahrzehnt des 19. Jahrhun-
derts nahm Prof. Luntz eine
gründliche Wiederherstellung
der Kirche vor; der Aufbau
des Turmes oberhalb der
Galerie mußte abgetragen
und so gut wie neu hergestellt
werden, auch die Schäden der
Westfassade wurden mit kun-
diger Hand gebessert.1)
St. Elisabeth des Deut-
schen Ritterordens
(Abb. 20). 2)
Die erste, wahrschein-
lich spätromanische Anlage
wird 1251 erwähnt. Der
jetzige Bau, der eine ähn-
liche abwechslungsreiche Ge-
schichte hat wie die Mino-
ritenkirche, wurde 1326 ge-
weiht und 1747 durchgrei-
fend restauriert. An der
einschiffigen, mit Kreuzge-
wölben überdeckten Kirche
können nur die zwei mittle-
ren Joche Anspruch auf Alter
erheben. Die ohne Absatz
bis an das Dach reichenden
Strebepfeiler sind nach innen
gezogen, dazwischen liegen
nicht wie sonst kapellen-
artige Nischen, sondern eine dicke Wand füllt den Raum aus. Aus der Scitcnwand der
Pfeiler, die zugleich die Fcnsterlcibung bildet, wächst ein Dienst, der oben in freitragende,
einem Spitzenvorhang vergleichbare, reiche Hängebogen übergeht. An der Nordscite fehlen
die Fenster, doch ist das Kaffgesimse und die darunterliegende Wand nach außen hin aus-
gebaucht. Diese Abnormalität gehört in die Barockzeit. Ursprünglich war sicher ein gerader
Chorschluß ohne Apside vorhanden.
Abb. 42. St. Georgs-Kapelle (Augustinerkirche).
Karmeiiterkirche am Hof (Abb. 21).')
Trotz der in virtuoser Weise durchgeführten Barockverkleidung dringt der gotische
Charakter überall durch. Die Karmeliten wurden von Rudolf IV. nach Wien berufen, bezogen
zuerst das von den Augustinereremiten aufgegebene Spital vor dem Werdertor, dann das Merten-
spital vor dem Widmertor und gelangten durch Ankauf 1386 in den Besitz der Kapelle im Münzhof
samt dem Münzhof selbst. Der Bau der Kirche wird die zwei ersten Dezennien des 15. Jahr-
') Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereines. 1S93 und 1SQ6.
:) Berichte und Mitteilungen des Altertumsvereines, XIII, XIV, XXVII, XXIX, und Tschischka, Kunst und Altertum im
österreichischen Kaiserstaate. Wien 1830.
■') Berichte und Mitteilungen des Altcrtumsvercines, V (Lind), XVI, und Mitteilungen der k. k. Zentralkommission, 1S73.
KlthcIlG'.ht Kuchen des Mittelalters
45
hunderts ausgefüllt haben. Wie dieser Bau ausge-
sehen hat, läßt sich an der jetzigen Kirche noch
ganz gut erkennen. So wie alle größeren Wiener
Kirchen war er ein Hallenbau, im Mittelschiff 9 in,
in den Seitenschiffen je 521 m breit, mit vier kreuz-
gcwölbten Feldern im Langhaus und einem ebenfalls
vier Joche langen, polygonal geschlossenen Chor.
Die gotischen Bündelpfeiler wurden in der Barock-
zeit in sechsseitige Pilaster umgewandelt. Die Ge-
wölbe des Chores sind hinter dem barocken hölzer-
nen Tonnengewölbe nicht erkenntlich. Die Fassade
wurde 1662 gänzlich umgebaut und verrät nur noch
in den schlanken Verhältnissen des Mittelteiles ihre
Abstammung aus der Gotik, wohl aber zeigen die
Außenseiten des Chores und des anschließenden
Langhausteilcs vollkommen gotischen Charakter.
St. Johann in der Kärntnerstraße.
(Kirche des Johanniterordens [Abb. 22].)
Von der zu Beginn des 13. Jahrhunderts er-
richteten Kapelle ist nichts mehr vorhanden und
von dem späteren gotischen Bau nur noch die Apsis
gut erhalten, das Innere aber in kalter, gotischer
Regelmäßigkeit und die Fassade im Empirestil erneuert.
An der Franziskanerkirche und an der
St. Anna-Kirche erinnern nur die Streben und an
ersterer noch die aus fünf Achtecksseiten geschlossene
Apsis an frühere gotische Bauten. Diese, sowie die
vorerwähnte Karmeliterkirche werden daher im
nächsten Abschnitte näher besprochen werden.
♦ *
Außer diesen im Bereiche der mittelalterlichen
Stadt gelegenen Kirchen gehören dem Gemeinde-
gebiete Wiens auch noch jene an, die vor den Toren
der Stadt, in den ehemaligen Vorstädten und Vor-
orten, entstanden. Von diesen sind allerdings nur
mehr wenige erhalten.
Aus romanischer Zeit stammt bei St. Jakob
in Heiligenstadt1) das ehemals wahrscheinlich
flach gedeckte, einschiffige Langhaus, der östlich
daranschließende, quadratische Chorraum mit einem
einfachen Rundfenster in der Ostwand, einem inter-
essanten, mit Zahnschnitt besetzten Fenster in der
Nordwand und einem Rest des Hauptgesimses mit
einem maskengezierten Kragstein an der südlichen
Langhausaußenseite. In den Jahren 1893 — 1894 wurde
die Kirche in maßvoller Weise restauriert und hierbei
auch die romanischen Fenster im Chor aufgedeckt.
Die kleine Jakobskirche mochte der reichen Pfarre
Heiligenstadt, zu der bis 1330 auch Ober- und Unter-
Sievering, Neustift und Salmannsdorf gehörten, bald
nicht mehr genügen, und so entstand um die Wende
des Mittelalters unweit von der Pfarrkirche der
stattliche Bau der St. Michaels-Kirche.2) 1484
J) Topographie von Niederösterreich und Mitteilungen der k. k.
Zentralkommission, 18%.
') Mitteilungen der k. k. Zentralkommission, 1896.
Abb. 43. Turmhelm der Kirche Maria am Gestade.
46
Gebäude für Kultuszwecke.
durch die Scharen Corvins, 1529 und
1683 durch die Türken zerstört, erfuhr
sie schon im 16. und 17. Jahrhundert
verschiedene Restaurationen und eine
durchgreifende Erneuerung 1894 bis
1898. Die Achse der Kirche zeigt,
wie Maria am Gestade, einen Bruch
zwischen Chor und Langhaus. Nur die
Sargmauern der Kirche entstammen
dem Mittelalter, alles übrige, der Turm
von Grund auf und der ganze innere
Ausbau ist, mit möglichster Annähe-
rung an den mittelalterlichen Bestand,
ein Werk der letzten Restauration.
In Sievering1) wurde bereits
1330 für die oberwähnten Gemeinden
eine Kapelle errichtet. Heute erscheint
die Pfarrkirche als ein durchaus unregel-
mäßiger Bau aus den verschiedensten
Zeiten, der bis in die jüngsten Jahr-
zehnte vielerlei Veränderungen erfahren
hat. Drei ungleich breite Schiffe
— in das nördliche wächst der Turm
hinein, das südliche schließt poly-
gonal — und ein rechteckiger Chor-
raum bilden den von den folgenden
Zeiten wenig veränderten Grundriß.
Die Grinzinger2) Pfarrkirche
wurde 1426 von dem Klosterneu-
burger Probst Georg Müstinger als
Kapelle zu Ehren des heiligen Kreuzes
erbaut. Sie hat ihre strengen, ein-
fachen Formen beinahe unverändert
bewahrt und ist, bis auf den Turm-
aufsatz, frei von späteren Zutaten.
Dornbach3) soll schon 1138
an Stelle einer früheren Kapelle von
Abt Balderich vom Stift St. Peter zu
Salzburg eine neue Kapelle erhalten haben, aber erst 1415 erscheint urkundlich der erste
Pfarrer. Bis zu dem Einfalle der Türken 1529 mag ein bescheidenes Kirchlein bestanden
haben, an dessen Stelle Abt Ägydius 1536 einen Neubau errichten ließ. Der ganze Charakter
des Baues läßt jedoch vermuten, daß dieser Neubau nicht von Grund auf geschah.
St. Jakob in Penzing4) ist ein gut erhaltener, wohlräumiger Bau aus dem Anfang des
16. Jahrhunderts.
Literaturnachweis.
Ogesser, Beschreibung- der Metropolitankirche zu St. Stephan. 1779.
Primisser im Wiener Jahrbuch der Literatur, 1820, und in Hormayrs Geschichte Wiens, 1S24.
Tschischka, Metropolitankirche zu St. Stephan. 1S32.
v. Perger, Dom zu St. Stephan. 1854.
Weiß, Alt- und Neu-Wien in seinen Bauwerken. 1865.
Weiß, Geschichte Wiens. 1S72.
Geschichte der Stadt Wien, herausgegeben vom Wiener Altertumsverein. 1S97, 1900.
Uhlirz, Die Rechnungen des Kirchmeisteramtes von St. Stephan. 1901, 1902.
Leixner, St. Stephan zu Wien.
Ncuwirth, Die Stellung Wiens in der baugeschichtlichcn Entwicklung Mitteleuropas.
Von Zeitschriften: Berichte und Mitteilungen des Wiener Altertumsvereines, die Mitteilungen der k. k. Zcntralkommission und
das Wiener Dombauvcreinsblatt mit zahlreichen Aufsätzen. Allgemeine Bauzeitung. 1843, 1S53. Zeitschrift des österreichischen Ingcnieur-
und Architekten-Vereines. 1893, 1896.
Abb. 44. Maria am Gestade, Portal mit Baldachin.
') Berichte und Mitteilungen des Altertumsvereines, IX.
-) Berichte und Mitteilungen des Altertumsvereines, Bd. IX, und Mitteilungen der k. k. Zcntralkommission, 1S96.
-) Alt- und Neu-Wien.
') Berichte und Mitteilungen des Altcrtumsvercincs, IX. und Mitteilungen der k. k. Zcntralkommission, VII.
Mit Zugrundelegung' von Aufzeichnungen des Prof. Dr. W. A. Neumann bearbeitet von Dr. Karl R. Holcy.
IL KATHOLISCHE KIRCHEN DES 17. UND 18. JAHRHUNDERTS.
Die Kuppeln von St. Karl und von St. Peter, der Salesianerinnen- und der Marla-Treu-Kirche
sind für das Wiener Städtebild ebenso charakteristisch wie der Stephansturm. Sie gehören mit
noch einigen anderen ihnen ähnlichen zu der jüngeren Generation der Barockkirchen unserer
Stadt. Die älteren sind im Typus von letzteren wesentlich verschieden. Ihre Entstehungszeit ist
die Epoche der beginnenden Gegenreformation, die Regierungszeit Kaiser Ferdinands II.
(1619 — 1637). Unter diesem Monarchen sehen wir Wien auf dem besten Wege, den Städten
Spaniens unter Philipp III. in bezug auf Klostergründungen es gleichzutun. Die Verpflanzung der
Barnabiten nach St. Michael mitgerechnet (1626), entsteht 1622 — 1627 fast in jedem Jahre ein
neues Kloster; im Jahre 1624 und 1627 wurden deren sogar je zwei gegründet (Kapuziner
mit der kaiserlichen Gruft, Karmeliter-Barfüßer in der Sperlgasse, Barmherzige Brüder in
der Taborstraße, Jesuiten an der Universität, Paulaner auf der Wieden). Früher als alle diese
Klöster, noch unter Kaiser Matthias (1612 — 1619), entstand die jetzige Franziskanerkirche. Sie
ward mit Benützung der Reste, die nach dem Brande von 1525 übrig geblieben, neu gebaut.
In der Regierungszeit Ferdinands III. (1637 — 1657) erhebt sich, ebenfalls aus den Resten
eines älteren Denkmals, die zweite Jesuitenkirche Wiens, St.*Anna mitsamt ihrem Kloster, das
schon Kaiser Rudolf II. dem Orden überlassen. Derselben Epoche gehören hinsichtlich ihrer
Entstehungszeit der Neubau der Dominikanerkirche und das Augustinerkloster zu St. Rochus
und Sebastian auf der Landstraße an. Dasselbe gilt von dem Neubau der Schottenkirche,
welcher nicht der Initiative des Landesherrn, sondern dem Kloster selbst zu verdanken ist,
und von dem Hernalser Kreuzweg, geschaffen durch das Zusammenwirken des Kaisers, des
Magistrates der Stadt Wien und der Corpus Christi-Brüderschaft. Fast alle die bisher genannten
Klöster gehören spanischen oder in den Provinzen der spanischen Weltmonarchie entstandenen
Orden an. Wie man sieht, erfreuten sich die Jesuiten in erster Linie der Gunst der Mächtigen,
nächst ihnen dann die zu jener Zeit in Spanien selbst bekanntlich sehr einflußreichen Domini-
kaner. Die Gegenreformation hatte in den Ländern von Innerösterreich bereits ihr Werk getan,
war in der Schlacht am Weißen Berge über die böhmischen Ketzer Sieger geblieben und
bemühte sich eifrigst, in der Hauptstadt der Donaulande ihre Erfolge sicherzustellen.
Es kam die Zeit des Dreißigjährigen Krieges, und drei Denkmale gibt es im Weichbilde
der Stadt Wien, welche heute noch an seine Drangsale und seine Helden gemahnen. Das
eine ist die Kapelle der in Schweden geborenen heiligen Brigitta, erbaut an der Stelle in
den Donauauen, wo Erzherzog Leopold Wilhelm der Gefahr, von einer Schwedenkugel ge-
troffen zu werden, glücklich entgangen war; das zweite die Kirche der in der Roßau ange-
siedelten Serviten, zu deren Erbauung Graf Oktavio Piccolomini die Mittel zur Verfügung gestellt;
das dritte die Kirche der Benediktiner von Monserrato, welche Ferdinand III. in der schlimmsten
Zeit des Glaubenskrieges angelobt und nach der Schlacht bei Lützen (1623) zu bauen be-
gonnen hatte. Die heutige „Schwarzspanierkirche" ersetzte in der Zeit Kaiser Leopolds I. diesen
Bau, den die zweite Türkenbelagerung zerstört hatte.
Von den Kirchen, die nach dem Westfälischen Frieden entstanden, der den österreichi-
schen Landen die Glaubenseinheit gesichert hatte, sind jene von St. Ulrich und die Maria-
hilfer Kirche Ableger respektive Gründungen der Schotten und der Barnabiten. Erstere bezeichnet
den Beginn, letztere steht schon so ziemlich nahe dem Ende der kirchlichen Baubewegung
in der ereignisreichen Epoche Kaiser Leopolds I. (1657 — 1705), deren endgültigen Abschluß
die Petrus- und Pauluskirche in der Apostelgasse (III. Bezirk) markiert, während die Pfarr-
48
Gebäude für Kultuszwecke.
Abb. 46. Kapuzinerkirchc,
I., Neuer Markt.
Abb. 45. Franziskanerkirche,
I., Franziskanerplatz.
Abb. 48. Barmherzigenkirche,
II., Taborstraße.
Abb. 47. Karmeliterkirche
(St. Theresa) im II. Bezirke.
Abb. 49. Jesuitenkirche
(alte Universitätskirche),
I., Universitätsplatz.
Abb. 50. Paulanerkirche
(zu den Schutzengeln),
IV., Paulanerplatz.
Abb. 51. St. Anna,
I., Annagasse.
Abb. 52. Schottenkirche
(zu unserer lieben Frau),
I., Freiung.
Abb. 53. St. Rochus und Abb. 54. Servitenkirche (Maria-
St. Sebastian im III. Bezirke. Verkündigung) im IX. Bezirke.
Abb. 56. St. Ursula,
I., Johannesgasse.
Grundrisse von Kirchen des 17. und IS. Jahrhunderts. Maßstab 1 : 1000.
Katholische Kirchen des 17. und IS. Jahrhunderts.
49
Abb. 57. St. Leopold
im II. Bezirke.
Abb. 59. St. Josef auf der Laimgrube
im VI. Bezirke.
Abb. 60. Kirche zur hl. Drei-
einigkeit, IX., Alserstraße.
Abb. 65. Kirche der
Salesianerinnen,
III., Rennweg.
Abb. 61. Piaristenkirche (Maria-Treu) im VIII. Bezirke
Abb. 63. Kirche zu den
vierzehn Nothelfern in
Lichtental.
Abb. 66. Waisenhaus- Abb. 67. St. Florian
kirche im IX. Bezirke. in Matzleinsdorf.
Abb. 6S. Stiftskirche auf ... c* ,.
der Laimgrube Abb. 64. St. Karl Borromeus im IV. Bezirke.
Grundrisse von Kirchen des 17. und 18. Jahrhunderts. Maßstab 1 : 1000
Bd. II.
Abb. 69.
St. Thekla auf
der Wieden.
50
Gebäude für Kultuszweckc.
kirche des hl. Leopold in der Vorstadt, die nach ihr benannt ist, unter seiner Regierung nach
der Judenverfolgung an Stelle der ehemaligen Synagoge erbaut wurde. In der Errichtung des
Karmeliterklosters zu St. Josef auf der Laimgrube offenbaren sich unter Leopold 1. noch einmal die
kirchcnpolitischcn Bestrebungen der früheren Generation, desgleichen an der Kirche zu den neun
Chören der Engel am Hof, der dritten Wiener Jesuitenkirche, der Kirche des „Profeßhauses"
(heute Kriegsministerium). Die pompöse Fassade, die man der innerlich modernisierten, alten
gotischen Kirche vorgebaut, ist geradezu als der monumentale Abschluß der Gegenreformation
Abb. 70. Hciligcnkreuzkirchc, III., Rennweg.
I :10U0.
Abb. 72. St. Josef
m V. Bezirke. 1:1000.
Abb. 71. St. Ägidius
in Gumpendorf. 1:1000.
Abb. 73. St. Laurenzius am
Schottenfeld im VII. Bezirke.
1 : 1000.
und als der wuchtige Ausdruck des Hochgefühles, hervorgerufen durch
den auf allen Linien über die Ketzer erfochtenen Sieg, zu betrachten.
Die Gründung des Ursulinerinnenklosters durch die Kaiserin
Eleonore, Witwe Ferdinands 111., noch unter Leopold I. und die Grün-
dung des Salesianerinnenklosters durch die Kaiserin Wilhelmine Amalie,
Witwe Kaiser Josefs I., unter Karl VI. lassen deutlicher als alle bisheri-
gen Klostergründungen die politischen Gesichtspunkte zutage treten, die
bei denselben immerdar mehr oder weniger eine Rolle gespielt. Jene
hatte man aus Lüttich berufen zu einer Zeit, da man sich noch mit der
Hoffnung auf das gesamte spanische Erbe trug, diese aus Brüssel in
einem Momente, da man die spanisch-niederländischen Provinzen bereits
besaß. Noch deutlicher offenbart sie unter Leopold I. die kaiserliche Muni-
fizenz, welche den „Schwarzspaniern" den schon oben erwähnten Neubau
ihres durch die Türken zerstörten Gotteshauses, den „Weißspaniern"
oder Trinitaricrn in der Alserstraße trotz vielfachen Widerspruches die
Niederlassung und den Bau ihres Klosters und Gotteshauses ermöglichte
und Haus und Kirche der Piaristen (VIII. Bezirk), der Brüder des von
dem spanischen Edelmann Josef von Calasanza 1607 gegründeten Ordens,
in Gnaden stiftete. Es war die Zeit der langwierigen Verhandlungen über
die spanische Erbfolge. Und alle diese Klostcrgründungen reflektieren deutlich genug die an die
verschiedenen Teilungsverträge geknüpften Hoffnungen und das Bestreben, in dem Lande, das
man an sich zu bringen für möglich hielt, sich im vorhinein einen mächtigen Anhang zu
sichern. Seine Koinzidenz mit dem Ausbruche des spanischen Erbfolgekrieges lehrt uns, daß der
Neubau der alten Peterskirche, in kolossalen Dimensionen unternommen, nicht mehr dem
himmlischen Torwart an der porta decumana der alten römischen Vindobona und der mittel-
alterlichen Vienna Austriae galt, sondern dem Landesheiligen, verehrt in Apulicn, Kalabrien
und Sizilien, in Mailand und Mantua, in Brabant und Burgund, kurz fast in allen Provinzen
der spanischen Weltmonarchie, um welche der heiße Kampf begann. Die Siege von Ramilies
und Turin waren schon erfochten, als deren Kuppel vollendet ward, die Schlachten von
Oudcnarde und Malplaquet waren schon geschlagen, als das einzige religiöse Baudenkmal
entstand, das die kurze Regierungszeit Josefs I. (1705 — 1711) zu verzeichnen hat, das Kloster
der Elisabcthinerinnen auf der Landstraße, eine Gründung der Kaiserinwitwe Eleonore Magdalena
und ihrer Tochter, der Erzherzogin Maria Elisabeth. Als die Mauern der Lichtcntaler Pfarr-
Abb. 74. Kirche zu Maria
Geburt. III.. Rennweg.
1 :1000.
Wien am Anfang des XX. Jahrhunderts.
Tafel III.
Piaristenkirche (zu Maria Treu).
Kaiholische Kirchen des 17. und IS. Jahrhunderts.
51
kirchc zu den vierzehn Nothclfern aus der Erde zu steigen begannen, da hatte Kaiser Josef I.
seinem Bruder Karl VI. bereits den Platz geräumt. Die beiden stolzen Dome, welche im Verein
mit der Peterskirche mit zu den mächtigsten architektonischen Wahrzeichen Wiens gehören,
die Karlskirche und die oben bereits erwähnte Salesianerinnenkirche, verewigen die Glanz-
periode der Regierung dieses Monarchen. Sie sind das gewaltige Monument der Epoche der
pragmatischen Sanktion, der Friedensschlüsse von Utrecht und Rastatt und von Passarowitz,
der niemals vorher und nachher erreichten Ausdehnung des Reiches, des in der „Neo-aucta
Vienna" erwachten stolzen Bewußtseins,
die Reichshaupt- und Residenzstadt eines
großen Völkerreiches zu sein. In der
Kirche des „spanischen Spitales" in der
Alservorstadt, welche der Kaiser für seine
italienischen, spanischen und belgischen
Untertanen hatte erbauen lassen (seit
Josef II. Waisenhauskirche), erzählen die
vier Altäre der Schutzpatrone von Mailand
(St. Bartholomäus), Belgien (St. Petrus),
Neapel (St. Januarius) und Sizilien (St. Ro-
salia), jeder mit dem Wappen des betref-
fenden Landes geschmückt, noch heute
von der großen Zeit, da mit der Lom-
bardei und mit den Niederlanden auch
Neapel und Sizilien zum Hause Öster-
reich gehörte. Die beiden Kreuzkirchen,
deren Bau Kaiser Karl VI. noch ange-
ordnet, jene in der Stiftskaserne und jene
des Dreifaltigkeitsspitales, des jetzigen
Hauses der deutschen Garde am Renn-
weg (vollendet erst gleichzeitig mit dem
Abschluß des Hubertsburger Friedens),
erscheinen der retrospektiven historischen
Betrachtung schier wie das Kreuz, auf-
gepflanzt auf dem Grabe aller bezüglich
des spanischen Erbes so lange genährten
überschwenglichen Hoffnungen.
Im übrigen zeigen schon die beiden,
zu Beginn der Epoche Karl VI. entstan-
denen Baudenkmale in bezug auf die Er-
bauung von Gotteshäusern eine Verän-
derung der maßgebenden Gesichtspunkte
an. Die letzten Regierungsjahre des Kaisers
sahen außer den beiden soeben erwähn-
ten Spitalskirchen nur mehr Pfarrkirchen
sich erheben, desgleichen die Zeiten Maria
Theresias, zum deutlichen Zeichen für
die Tatsache, daß „die spanischen Ideen,
mit denen man", nach den Worten der
großen Kaiserin, früher „allzeit hervorgekommen", und damit auch die spanischen Orden
beträchtlich an Interesse verloren hatten, daß fortan nur mehr die Rücksicht auf die Linde-
rung der allgemeinen Not und auf die „Ordnung der kirchlichen Verhältnisse" die kirchen-
politische Tätigkeit der Regierenden nach dieser Richtung hin beherrschte. Noch unter Karl VI.
ersteht in Matzleinsdorf an Stelle einer der Vermählung Maria geweihten Kapelle die Pfarr-
kirche zum hl. Florian und wenige Jahre später die Pfarrkirche in Neulerchenfeld; unter Maria
Theresia die Kirche des hl. Laurenz in Simmering, die Kirche der hl. Thekla auf der Wieden,
die Kirche der hl. Gertrud in Währing, die Pfarrkirche zum hl. Ägidius in Gumpendorf, die
Pfarrkirche zum hl. Josef in Margareten, die Waisenhauskirche Maria Geburt am Rennweg.
In die Regierungsjahre des letzten Sprößlings aus dem Hause Habsburg und seiner großen
Tochter fallen auch jene Gründungen glaubenseifrigen Bürgertums, wie die Kapelle des
4*
Abb. 75. Jesuitenkirche, I., Universitätsplatz.
52
Gebäude für Kultuszwcckc.
hl. Johannes von Nepomuk am Donaukanal und wie die demselben Heiligen gewidmeten
„Linienkapellen", von denen uns nur mehr wenige erhalten sind. Erstere, von Liebhabern
kunstvollen Schmiedewerkes immerdar hochgeschätzt, ist in jüngster Zeit durch ihre unfrei-
willige Standortsveränderung auch in weiteren Kreisen einigermaßen populär geworden.
Es folgen die Zeiten Josefs II.
(1780—1790), Leopolds II.
(1790—1792), Franz II. (1792
bis 1835), zunächst des Tole-
ranzpatentes (1781), der Auf-
hebung der Klöster (1782),
der Diözesenarrondierung
(1783). Viele altehrwürdige
Stiftungen erscheinen seit 1782
von der Erdoberfläche ver-
schwunden, so das Königs-
kloster (1582), das Laurenze-
rinnenstift (der Neubau be-
gonnen 1630), das Minoriten-
kloster (Umbau 1625—1836),
das Jakoberkloster (umgebaut
nach 1627), das Siebenbüch-
nerinnenkloster ( 1 633 — 1 642),
das Dorotheerstift (1699 bis
1705), das Theatinerstift und
die Kapelle des hl. Johann
von Nepomuk auf der Hohen
Brücke (1703, 1725), die
Nikolauskirche und deren
Friedhof auf der Landstraße
(1698—1708). Die beiden
Kirchen der Protestanten,
denen, gleich den unierten
Griechen, „ein ihrer Religion
gemäßes Privatexerzitium" ge-
währt wird, die eine entstan-
den durch entsprechende De-
formierung der alten Königs-
klosterkirche 1782, die andere
erbaut vom Architekten Nigelli
1784, sind kein vollwertiger
Ersatz dafür. Gleichzeitig mit
dem Erlaß des Toleranzedik-
zu einer dekorativen Pracht-
die schon ein
Abb. 7ö. Inneres der Jesuitenkirche.
tes rafft sich der katholische Kirchenbau in Wien noch einma
leistung auf, der Ausschmückung des Chores der Michaeierkirche (1781),
Halbjahrhundert zuvor (1725) ein neues, durch Lorenzo Mattielli statuarisch verziertes Portal
erhalten hatte. Allerdings weiß man bei näherem Zusehen nicht, „ob das Ding heilig ist oder
profan" und nicht vielleicht ein Kind desselben Geistes wie die beiden soeben erwähnten
protestantischen Kirchen, die St. Laurenz-Kirche am Schottenfeld (1784 — 1786), der Chor der
Kirche am Hof und die Pilasterordnung, mit welcher Hetzendorf von Hohenberg die Fassade
der genannten „Hofkirche" ausgestattet. Die jüngste unter allen hierhergehörigen Schöpfungen
in der Bannmeile Wiens ist die Nikolauskirche in Inzersdorf (1818, 1846 erweitert), in Wien
selbst die Johanniterkirche in der Kärntnerstraße. Mit dem Umbau einer gotischen Anlage
hatte die Baubewegung, die den Gegenstand dieses Abschnittes bildet, in unserer Stadt be-
gonnen, mit dem Umbau einer gotischen Anlage schließt sie ab, gleichzeitig mit dem Er-
wachen des Interesses für die Baustile des Mittelalters, mit dem Auftreten der Vorläufer der
wenige Dezennien später mit Macht einsetzenden „Stilarchitektur".
Außer diesen Gotteshäusern gibt es im Wcichbildc der Stadt noch eine große An-
zahl von Haus- beziehungsweise Palastkapellen als kärglichen Rest der zahlreichen Privat-
Katholische Kirchen des 17. und IS. Jahrhunderts.
53
heiligtümer dieser Art, welche das Wien vor der Zeit Josefs II. zu verzeichnen hatte. Wir
führen hier, als weiteren Kreisen bekannt und zugänglich, nur die Achatiuskapclle im erz-
bischöflichen Palais am Stcphansplatz (1643), die Kapelle des hl. Rochus im jetzigen Garnisons-
spital (1647), die Michaelskapellc im Theresianum (1657), die Kapelle der unbefleckten Emp-
fängnis im gräflich Harrachschen Stadtpalais (1703), die St. Januarius-Kapelle im ehemaligen
Sommcrpalais dieses Hauses, der heutigen Equitation in der Ungargasse (1734 — 1735), und
die Salvatorkapellc im Belvcdcre an. Für die kunstgeschichtliche Würdigung dieser Kapellen
werden demjenigen, der eine solche unternehmen will, die weiter unten folgenden Bemer-
kungen über die gleichzeitigen Kirchen einige Anhaltspunkte geben. Die Namen einiger Schutz-
patrone, z. B. St. Rosalia (ehemals im Starhembergschen Freihause), Maria Empfängnis („Con-
eepeion"), St. Januarius (Sto. Genuaro). reihen auch sie unter die Denkmale der österreichi-
schen Geschichte ein. Dasselbe gilt von der Kapelle des hl. Stanislaus Kostka in der Steindl-
gasse (Innere Stadt). Ihrem Gründungsjahre nach gehört sie an die Spitze dieser ganzen Serie
(1582), ihrer heutigen Gestalt nach erst der zweiten Hälfte des 1 8. Jahrhunderts an (1757).
Wir führen die einzelnen Kirchen nachstehend in chronologischer Reihenfolge an:
Franziskanerkirche, I. Bezirk (Abb. 45).
Als »Haus der Büßerinnen zum hl. Hieronymus« zum Zwecke, als eine Art Frauenasyl zu dienen,
1387 von einigen Wiener Bürgern erbaut. Durch die Feuersbrunst von 1525 teilweise zerstört. 10. Mai 1589
nach dem Aussterben der Büßerinnen von den Franziskanern von St. Niklas bezogen. Beginn des Neubaues
1603. Einweihung 11. Dezember 1611. Im 17. Jahrhundert von P. Daum im Inneren umgestaltet. 1893—1895
restauriert, Kuppelgemälde hinter dem Hochaltar von P. Andrea Pozzo; Altarbilder: Christus am Kreuz vom
Comasken Carlo Carlone (1686 — 1776), hl. Franziskus von Schmidt d. Ä., der hl. Johann Kapistran von
Franz Wagenschön, unbefleckte Empfängnis von J. M. Rothmayer u. a.
Das Äußere im Charakter der niederländischen Renaissance; die Gestaltung des Chores
mit seinen Kapellen erinnernd an einen der drei Kreuzarme von Sta. Maria del Fiore in
Florenz. Ein neuer Portalbau verdeckt die Reste des
Abb. 77. Dominikanerkirche im i. Bezirke. ehemaligen, noch von Kleiner und Pfeffel im Bilde
überlieferten schönen Portales. Ein altes Portal noch
an der rechten Langhauswand.
Kapuzinerkirche zum hl. Franciscus Seraphicus,
I. Bezirk (Abb. 46).
Samt der kaiserlichen Gruft und zugehörigen Kapelle
von Kaiser Ferdinand II. gestiftet. Grundsteinlegung 1622.
Einweihung 8. September 1632. Die »kaiserliche Kapelle« links,
der Himmelfahrt Maria geweiht, eine Stiftung der Kaiserin
Anna. In ihrer jetzigen Form mit der Pilasterarchitektur und
den Stuckverzierungen der Decke wahrscheinlich erst nach
dem Brande von 1691 ausgestaltet. Marmoraltar aus dem
18. Jahrhundert, berühmt durch eine Messe, gelesen von Papst
Pius VI. (1782). In den Ecknischen lebensgroße vergoldete
Statuen (Altarseite: links Kaiser Matthias, rechts Kaiser Fer-
dinand II., Langhausseite: links Kaiser Ferdinand III., rechts
Ferdinand IV.), wahrscheinlich erst aus der Zeit Kaiser
Leopolds I. An den Seitenwänden in Genua 1658 gemalte
Panneaux: Maria Verkündigung und Maria Geburt. Gnaden-
bild: Maria consolatrix afflictorum von G. Matthaei (?), Altar-
bild von 1727. — Im Chor: Altar von rotem Marmor mit
einer Kopie des G. Matthaeischen Bildes in Aquila. Außer-
dem Altarbilder: eines von Seb. Stief, drei von Kapuziner
P. Norbert Grund, zwei Andachtsbilder von L. Schnorr von
Carolsfeld. — In der Kapelle der Fürstengruft: Deckenfresken
von Mühldorfer (1754), ein Altarblatt von G. Matthaei, drei
Statuen von Pet. Freiherrn von Strudel. Beachtenswert: die
Sarkophage der letzten Habsburger, vor allem das berühmte
Mausoleum der Kaiserin Maria Theresia von Balthasar Moll
(1753). Die kaiserliche Kapelle restauriert 1885. (Siehe Mittei-
lungen der k. k. Zentralkommission. Neue Folge XII, 1886,
S. CLXXXII ff.) Fassade das Werk einer früheren „stilgerechten
Restauration".
54
Gebäude für Kultuszwecke.
Einschiffiges, rechteckiges Langhaus mit einem oblongen Choranbau und je einer Kapelle
rechts und links. Die quadratische Kapelle links die berühmte „kaiserliche Kapelle".
Karmeliter-Barfüßerkirche zur hl. Theresia, II., Sperlgasse (Abb. 47).
In Anerkennung- der Verdienste des Generals der Karmeliter-Barfüßer in Prag bei den Ereignissen
nach der Schlacht am Weißen Berge von Kaiser Ferdinand II. am 7. August 1623 gestiftet. Provisorischer
Abschluß des Kirchenbaues 1624. Vollendung der Fassade und feierliche Einweihung am Feste der hl.
Theresia (15. Oktober) 1639. Aufhebung des Klosters, Demolierung der Statuen vor der Kirche und Einbau
derselben in die neue Klosterumfriedungsmauer 1786. 1670 anläßlich der Judenaustreibung Schauplatz einer
vor Ausschreitungen warnenden Predigt des Bischofs Kollonitsch. (Siehe Lind, Die Karmeliterkirche in der
Leopoldstadt. Mitteilungen der k. k. Zentralkommission. Neue Folge XVI, 1890, S. 237 ff.)
Langhaus mit je zwei mit Durchgängen verbundenen Kapellen rechts und links, Tonnen-
gewölben mit Verstärkungsgurten, kaum merklich ausladendem Querhaus, einer Flachkuppel
über der Vierung und geradlinig abschließendem Chor. Muster wahrscheinlich die gleichzeitigen
Bologneser Bauten (S. Salvatore) des Giov. Ambrogio Magenta (1605—1623). Dreigeschossige
niederländische Fassade, Nachklang der Bauten eines Cornelis de Vriendt (1561 — 1565).
Kirche des Konvents der Barmherzigen Brüder zum hl. Johannes der Täufer, II. Bezirk
(Abb. 48).
Unter Ferdinand II. 1624 für die von Rudolf IL 1614 aus Feldsberg berufenen und an dieser Stelle
angesiedelten Brüder des hl. Johannes von Gott (Juan de Dio) gestiftet, durch den Brand von 1655 teil-
weise zerstört, 1676 wieder hergestellt, 1683 neuerdings be-
schädigt, 1692 neu eingeweiht. Hochaltarbild von Daniel
Gran. Restauriert 1733—1736.
Langhausanlage ähnlich jener der Theresienkirche.
Auch die dreigeschossige niederländische Fassade mit
einem Turm jener der genannten Kirche in den De-
tails verwandt.
Kirche des Kollegiums der Jesuiten zum hl. Igna-
tius und Franciscus Xaverius (Universitätskirche),
I. Bezirk (Abb. 49, 75, 76).
An Stelle der alten Kapelle des hl. Benedikt unter
Kaiser Ferdinand IL 1628 begonnen, 1631 vollendet. Die
jetzige Innendekoration mit Stuckmarmor und Fresken von
Andrea Pozzo 1705. (Vgl. Ilg, Andrea Pozzo. Berichte und
Mitteilungen des Altertumsvereines. 1886, XXIII, S. 221 ff.)
Restauration der Fresken 1827 und 1899. Hochaltarbild:
Maria Himmelfahrt von Leop. Kupelwieser.
Langhaus mit Seitenkapellen, Emporen und
flachen Kuppelgewölben, wahrscheinlich abhängig
von Paolo Maggis Kirche des Ospedale della Trinitä
in Rom (1614). In den Details des Inneren An-
lehnung an die kapitolinischen Bauten Michelangelos.
Dreigeschossige niederländische Fassade, flankiert von
zwei Türmen mit niederländischen Helmen.
Inneres der Dominikanerkirchc.
Paulanerkirche zu den hl. Schutzengeln, IV. Bezirk (Abb. 50).
Unter Ferdinand IL für die aus den Niederlanden berufenen Brüder vom Orden des hl. Franciscus
de Paula 1627 — 1651 erbaut. In der Türkenbelagerung schwer beschädigt, dann wieder hergestellt. Im
Chor Fresken von Carlo Carlone (?); Altarbilder: Kreuzigung von J. Rothmayer v. Rosenbrunn, hl. Fran-
ziskus von J. Benx, ein anderes angeblich von Jac. Tintoretto (??). Restauriert 1897.
Langhaus mit Seitenkapellen, welche mit Durchgängen verbunden sind. Mittlere Seiten-
kapelle rechts und das Detail der Ausstattung (Hochaltar) erinnert an Sta. Maria del Popolo
in Rom. Römische Fassade verwandt mit der Fassade dieser Kirche und der von S. Giacomo
degli Spagnuoli (zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts).
Katholische Kirchen des 17. und IS. Jahrhunderts.
55
Abb. 79. Schottenkirche, [., Freiung.
Kirche des Novizenhauses der Jesuiten von St. Anna, I. Bezirk (Abb. 51).
Ursprünglich gotische Kirche des 1320 für Pilger gegründeten Spitales, 1455 erbaut, von welcher nur
noch die Anna-selbdritt-Gruppe über dem Portale sich erhalten. Seit 1530 Klosterkirche der Klarissinnen,
1552 Ordenskirche der St. Stephans-Ritter, 1582 den Jesuiten übergeben, 1627 von Kaiser Ferdinand II. zu
deren Novizen-(Probations-)Haus erklärt, im folgenden Jahre vom Kardinal Khlesl und dem päpstlichen
Nuntius J. B. Pallota neu eingeweiht, 1632 in ihrer jetzigen Gestalt hergestellt, 1696 durch den Bau der
Franciscus Xaverius-Kapelle vergrößert, 1716 neu ausgestattet (Fresken von Andrea Pozzo durch den Brand
am 23. Juni 1747 zerstört). Nach der Wiederherstellung durch Daniel Gran mit Deckenfresken und mit dem
Hauptaltarbilde ausgeschmückt. Andere Altarbilder: Hl. Josef, Ignaz und Sebastian von Schmidt d. Ä.
Unter der Kirche ausgedehnte Gruft. (Siehe Hauser, Die Gruft von St. Anna. Berichte und Mitteilungen
des Altertumsvereines. XXIV, S. 44 ff.) 1887 restauriert. — Nach der Aufhebung des Jesuitenordens das an
die Kirche angebaute Kloster („St. Anna-Gebäude") Sitz der Normal- und Hauptschule und (1786—1877) der
k. k. Akademie der bildenden Künste.
Schmales, einschiffiges Langhaus mit Kapelleneinbauten, einem schmäleren, geradlinig ab-
schließenden Chor und einer größeren Kapelle (siehe oben) an der Südseite.
Dominikanerkirche zu Sta. Maria Rotunda, I. Bezirk (Abb. 77, 78).
Von Ferdinand III. 1631 neu erbaut an Stelle der Kirche des unter Leopold dem Glorreichen 1225
nach Wien verpflanzten Dominikanerordens (1258 Kirche zerstört, 1302 wieder neu eingeweiht). Enthält
das Grabmal der Erzherzogin Claudia Felicitas (neu aufgefunden anläßlich der Restauration 1895 — 1896). Decken-
gemälde von Andrea Pozzo und Carpoforo Tencala (?). Altarbilder: Hl. Dominikus, hl. Martin und hl. Maria
von J. Bock, Anbetung der Hirten und Marter der hl. Katharina von Spielberger, hl. Katharina von Siena
und hl. Vinzenz Ferrer von Roettiers, hl. Thomas von Aquino von G. Bachmann.
Langhausanlage mit Kapellen wie die der Schottenkirche, verwandt mit den Bauten eines
Vincenzo della Greca, S. Domenico e Sisto (1636), Sta. Caterina di Siena (1630), und Giovanni
Battista Sorias S. Niccolo de Tolentino (1630) sowie mit den Vorbildern der Jesuitenkirche
56
Gebäude für Kultuszwecke.
(siehe oben). Römische Fassade nach Art der
Fassaden von Francesco da Volterras Sta. Maria
di Monserrato und Martino Lunghis S. Giro-
lamo de Schiavoni (1587).
Schottenkirche zu unserer lieben Frau,
I. Bezirk (Abb. 52, 79).
An Stelle der alten romanischen, wiederholt
durch Feuersbrünste zerstörten Kirche des von
Heinrich Jasomirgott gegründeten Klosters der Schot-
tenmönche und zum Teil (im Chor) mit Benützung
ihrer alten Grundmauern erbaut 1638 (Chor und
Fassadentürme) und 1643 (Lang- und Querhaus). Als
Baumeister bei dem Chor beschäftigt Markus Spitz,
kaiserlicher Baumeister aus Linz, und Anton Carlon,
Baumeister in Wien, bei dem Lang- und Querhaus
Anton Spindler von Hofegg und Andreas Allio d. Ä.
(Siehe Hauser, Zur Baugeschichte der Schotten-
kirche. Berichte und Mitteilungen des Altertums-
vereines. 1894, XXX, S. 11 ff.) Bau des Kampanile
hinter der Kirche wahrscheinlich erst nach der
Abb. 80. Brigittakapelle im XX. Bezirke.
Türkenbelagerung von 1683, 1692 — 1694. Bau des Prälatur-
gebäudes (,, Schottenhof") 1824 — 1827. Restaurationen: 1816,
1822, „durchgreifend" 1886 und 1892—1893. Bei dieser Ge-
legenheit Verpflanzung zweier „minder wertvoller" alter
Altarbilder von Tobias Bock und G. Bachmann nach St. Ulrich,
Abgabe eines Altarbildes von Joachim von Sandrart (1649
bis 1662) an das k. k. Kunsthistorische Hofmuseum und
Ersatz derselben durch „künstlerisch bedeutendere" damals
moderner Richtung. Zwei Altarbilder von Joachim von Sandrart
und zwei von Tobias Bock in der Kirche noch vorhanden.
Die ausgedehnten, noch von der romanischen Kirche herrüh-
renden Grufträume Begräbnisstätten der Familien Windisch-
grätz und Khevenhüller. In der Kirche: Grabmale des Feld-
marschalls Ludwig Andreas Grafen Khevenhüller (1751), der
Gräfin Josefa Windischgrätz (1780) und des Verteidigers von
Wien (1683), Grafen Rüdiger von Starhemberg.
Langhausanlage mit Kapellen, nicht hervortre-
tendem Querschiff und geradlinig abschließendem
Chor. Vorbilder dieselben gleichzeitigen römischen
Bauten wie bei der Dominikanerkirche (siehe oben).
Doppeltürmige römische Fassade, mit hervortretendem
zweigeschossigem Mittelteil. Schon die Stellung des
Kampanile hinter dem Chor weist auf S. Domenico
e Sisto als das wichtigste Muster (siehe oben).
Kalvarienberg in Hernais.
Erbaut mit Genehmigung Kaiser Ferdinands 111. und mit
Unterstützung des Wiener Magistrates (1639) vom Wiener
Domkapitel und der Corpus Christi-Brüderschaft in Ausfüh-
rung einer Idee (oder des Planes?) des Jesuiten Peter Karl Muffart zu dem Zwecke, die Protestanten von Hernais
für die katholische Kirche wiederzugewinnen. Ausgangspunkt der ganzen Anlage: der Gottesleichnamsaltar in
der Stephanskirche, von dem aus bis zu dem Kalvarienberge der Weg in bezug auf seine Länge dem von
Christus mit dem Kreuze zurückgelegten gleich sein soll. Die erste der sieben Leidensstationen stand in
der Nähe des Schottentores. Eine davon noch bis in die neuere Zeit in der Alserstraße („Dreilauferhaus")
Abb. 81. St. Rochus-Kirclie im III. Bezirke.
Katholische Kirchen des 17. und IS. Jahrhunderts.
57
zu sehen. Nach der Vernichtung; der Ortschaft 1683 Grundsteinlegung; zum neuen Kalvarienberge 19. Sep-
tember 1709. Baukosten aufgebracht durch zwei reiche Wiener Bürger und die Brüderschaft der 72 Jünger
Jesu, 80.000 fl. 1724 Übergabe des Gottesdienstes seitens dieser Brüderschaft an die Pauliner-Eremiten.
Erbauung; des Klosters derselben an Stelle des einem jener beiden Bürger gehörigen Hauses 1747 (heute
k. und k. Offizierstöchter-Institut). Grundsteinlegung zur neuen Wallfahrtskirche 13. August 1766. Auf-
hebung des Klosters 1784. Restauration der ganzen Anlage 1889 — 1894.
Vorbild der ganzen Anlage vorge blich „die auf Bergen gelegenen Wallfahrtskirchen Oberitaliens
und Toskanas" (Monatsbl. des Altertumsver., 1887, S. 46). In Wirklichkeit zeigt die Kirchen-
fassade der noch bei Kleiner und Pfeffel im Bilde erhaltenen ursprünglichen Anlage eine nieder-
ländische Type. Der heutige restaurierte Kalvarienberg mit seiner ..stilgemäß" vom Presbyterium
an beträchtlich vergrößerten
Kirche sieht jener ursprüngli-
chen Anlage nicht mehr ähnlich.
Kapelle der hl. Brigitta in
der Brigittenau (Abb. 80).
Unter Kaiser Ferdinand III.
an jener Stelle in den Donauauen
zu Ehren der aus Schweden gebür-
tigen und 1373 in Rom gestor-
benen hl. Jungfrau Brigitta 1640
erbaut, wo das Zelt des Erzher-
zogs Leopold Wilhelm gestanden,
in das eine Schwedenkugel hinein-
flog, ohne ihn zu treffen. Altarbild
mit dem knienden Kaiser gegen-
wärtig in der Kanzlei der Burg-
pfarre. Restauriert 1902.
Die achteckige kuppel-
überdeckte Anlage mit dori-
■chen Säulen und Gebälk
soll an die Form des Zeltes
erinnern und ist vermutlich in
formeller Beziehung eine Re-
miniszenz an das Choroktogon
von Sta. Maria della Pace
(ursprüngliche Anlage 1482,
neu hergestellt um die gleiche
Zeit von Pietro da Cortona,
1596—1669).
Abb. 82. Servitenkirche im IX. Bezirke.
Kirche des hl. Rochus und Sebastian, ehemals Klosterkirche der Augustiner-Barfüßer,
III. Bezirk (Abb. 53, 81).
Erbaut unter Kaiser Ferdinand III. 1642, 1656 durch Brand teilweise verwüstet, hergestellt 1681, die
Schäden der Türkenbelagerung von 1683 repariert nach 1690. Oberstes Geschoß der Fassade und Türme
58
Gebäude für Kultuszweckc.
aus den Jahren 1711 — 1722, der Überlieferung nach ein Werk des Ingenieur-Oberstleutnants Franz Tobias
Kollmann. Gipsrelief des Tympanons, Moses und die Eherne Schlange, ein Werk des Bildhauers Anton
Eberl, zum Zwecke der Einsetzung des jetzigen Zifferblattes zerstört 1816. (Vgl. Ilg, Zur Geschichte der
Augustinerkirche auf der Landstraße. Berichte und Mitteilungen des Altertumsvereines. 1890, XXVI, S. 57 f.)
Unter der Kirche eine ausgedehnte Gruft. Aufhebung des Klosters unter Josef II. Hochaltarblatt mit den
Titelheiligen von P. von Strudel, ein Altarbild, Christus am Kreuze, angeblich von Lukas Kranach. Restau-
rationen 1761, 1812, 1816, 1835, 1856, zuletzt 1888-1890.
Langhausanlagc ähnlich der Type der Jesuiten- und Dominikanerkirche. Dreigeschossige
niederländische Fassade, bis auf das oberste Geschoß, welches (an Stelle des entweder 1656
oder 1683 zerstörten gesetzt) jenem der Universitätskirche ähnlich gewesen sein mochte,
römischen Charakters (Einschachtelung eines runden in einen eckigen Giebel, nach dem
Vorbilde am Portal von II Gesü). Muster der Türme: Urturm an der Ecke von Giacomo
della Portas Palazzo della Sapienza.
Serviten-Ordenskirche zu Maria Verkündigung, IX. Bezirk (Abb. 54, 82).
Erbaut unter Ferdinand III. dank der Munifizenz des Generals Grafen Oktavio Piccolomini 1651
bis 1670 an Stelle der 1639 geweihten Kapelle des drei Jahre zuvor in Wien seßhaft gewordenen Serviten-
ordens. Architekt (oder nur Baumeister) Carl-Antonio Carlone-Carnevale. Vollendung der Türme durch
den Architekten Seb. Rosenstingl 1754 — 1756.
Abb. 83. Kirche zu de
jn Chören der Engel, I., Am Hof.
Elliptischer Hauptraum mit oblonger Vorhalle, zwei größeren, länglichen Kapellen in der
Querachse, vier halbrunden in den Diagonalen und geradlinig abschließendem Chor und
Mönchschor. Das Ganze umgeben von länglichen Nebenräumen. Bemerkenswert vor allem die
aus zwei unregelmäßigen Achtecken und länglicher, halbkreisförmig geschlossener Apsis be-
Katholische Kirchen des 17. und IS. Jahrhunderts.
59
stehenden Kapellen rechts vom Chor. Die gesamte
Anlage wahrscheinlich im Zusammenhange mit dem
Chor und den ihn flankierenden Kapellenbauten von
Martino Lunghis Sta. Maria della Vallicella in Rom.
Römische Fassade, Deszendent von dem Mittelstück
der Fassade Am Hof beziehungsweise von Madonna
della Vittoria in Rom. Mit ihrem gewaltigen Dach er-
scheint die ganze Kirche fast wie eine Reminiszenz an
die nordischen Karner.
St. Ulrichs-Kirche, VII. Bezirk (Abb. 55).
1651 an der Stelle einer älteren, 1590 restaurierten An-
lage begonnen, vollendet nach 1672. Beim Bau beschäftigt als
Bauführer (oder Architekt?) Franz Raimund. Besaß Altarbilder
von Paul Troger, die 1863—1871 durch solche von Neuge-
bauer, Fr. Ruß, Herrn. Eichler und F. Dobyaschofsky ersetzt
wurden. Über zwei Altarbilder, die von den Schotten hierher
versetzt wurden, siehe oben Artikel: Schottenkirche.
Einschiffiges Langhaus mit Strebepfeilern und
einem im Korbbogen abschließenden Chor, den beider-
seits Gänge mit je vier runden Kapellenbauten umgeben,
welche hinter der Chorwand noch ein oblonger, etwas
ausladender, mit drei elliptischen Flachkuppeln gedeck-
ter Raum verbindet. Der
Chor mitseinemKorbbogen- Abb. 85.
abschluß gleicht einem der
vier Querarme nach P. da
Cortonas S. Luca e Martina.
Das Langhaus mit der Vor-
halle und dem ihr entspre-
chenden ersten Gewölbe-
joch des Chores verwandt
mit den gleichzeitigen Bauten Guarino Guarinis (1624 — 1685), wie
S. Filippo Neri in Turin. Doppeltürmige, dreigeschossige nieder-
Kirche zur Dreieinigkeit
im IX. Bezirke.
Abb. 84. Kirche zu Mariahilf im VI. Bezirke.
ländische Fassade.
Kirche des Professenhauses der Jesuiten, jetzt Pfarrkirche
zu den neun Chören der Engel Am Hof, I. Bezirk (Abb. 21, 83).
Im 15. Jahrhundert erbaute gotische Hallenkirche des Karmeliterordens,
1553 samt dem zugehörigen Kloster (jetzt Reichskriegsministerium) den
Jesuiten übergeben. Die ursprüngliche Anlage des Chores noch außen sicht-
bar. Umgestaltung des Langhauses im Inneren, Anbau von je vier Kapellen
beiderseits und Neubau der Fassade unter Kaiser Leopold I. 1662 — 1663.
Beim Baue beschäftigt Carl-Antonio Carlone-Carnevale (?). Umgestaltung
des Chores mit Stuckmarmorwänden und einem hölzernen, unter das alte
eingespannten Tonnengewölbe 1798. In einer Kapelle Fresken von Anton
Maulbertsch. Drei Altarbilder (Opferung Isaaks, Vermählung Marias und
Flucht nach Ägypten) von Joachim von Sandrart. Hochaltarbild nach einer
Skizze Hubert Maurers von Däringer (1798). Ein Altarbild (Madonna mit
dem Kinde und dem hl. Liborius) angeblich von Lodovico Carracci. Unter
dem Chore ein großer Gruftraum. Restauriert 1821, 1823, 1891 — 1893.
Großartigste aller barocken Kirchenfassaden der Stadt. Kom-
bination des römischen Villenmotivs zweier vorspringender, durch
eine Terrasse verbundener Flügelbauten (Villa Borghese u. a.) mit
der zweigeschossigen römischen Fassade Giovanni Battista Sorias
(Sta. Maria della Vittoria 1630); der Chor ein charakteristisches
Denkmal des anglo-italienischen Klassizismus.
60
Gebäude für Kultuszwcckc.
Ursulinerinnenkirche zur hl. Ursula, I. Bezirk (Abb. 56).
Unter Kaiser Leopold I. 1660 von der Kaiserin Eleonore. Witwe Kaiser Ferdinands III.. für die aus
Lüttich berufenen Nonnen des Ursulinerinnenordens gestiftet, erbaut 1665. Altarbilder von F. Spielberger
(Maria Empfängnis) und F. Wagenschön (Erscheinung der hl. Jungfrau vor dem hl. Ignatius und die
hl. Angela). Restauriert 1887.
Langhausanlage ähnlich der Type der Theresienkirche im II. Bezirke (siehe oben). Je zwei
Kapellen rechts und links
und geradlinig abschließender
Chor. Römische Fassade mit
niederländischen Anklängen
im zweiten Geschoß, nach-
gebildet jener von S. Gia-
como Scossacavallo in Rom.
Leopoldskirche, II. Bezirk
(Abb. 57).
Erbaut nach der Judenver-
treibung unter Kaiser Leopold 1.
an Stelle der alten Synagoge 1670,
„erweitert" (?) nach der Türken-
belagerung von 1683 durch den
„berühmten Baumeister" Anton
Ospel 1723. bei dieser Gelegenheit
durch Carlo Carlone (siehe oben
Artikel: Franziskanerkirche) in der
Kuppel mit einem Fresko ge-
schmückt. (Siehe Ilg, Anton
Ospel. Berichte und Mitteilungen
des Altertums vereines. 1880, XXIV.
S. 96 ff.) Hauptaltarbild mit den
Titelheiligen von Martin Alto-
monte; Seitenaltäre: Christus am
Kreuze von Andreas Altomonte.
Maria Himmelfahrt von Hauzin-
ger, hl. Antonius von Padua und
hl. Florian von M. M. Melkh.
hl. Johannes der Täufer und
hl. Johannes von Nepomuk von
Joh. Georg von Schmidt. Restau-
riert in den Siebzigerjahren.
Außen zu beiden Seiten des
Turmes die Kolossalstatuen zweier
Babenbergerherzoge.
Im Grundriß verwandt
mit der kurz vor ihrer Er-
bauung entstandenen Kirche
Sta. Maria in Campo Marzo
in Rom (erbaut von Antonio
de Rossi, 1616 — 1695), was
die beiden halbrunden Seiten-
kapcllen und die Verbindung
des Turmes beziehungsweise
der Vorhalle mit dem Haupt-
bau betrifft, mit Carlo Rainaldis Sta. Agnese auf Piazza Navona, sowie mit dessen beiden
Kirchen auf der Piazza dcl Popolo (siehe unten Peterskirchc). Römischer Turmhclm (wenig-
stens bei Sal. Kleiner). Am Turm im untersten Geschosse die dorischen Pilaster, im zweiten
die ineinandergeschachtelten Giebel der Rochus- und Sebastiankirche, im dritten das Motiv
der Waisenhauskh'che mit dem einwärts gebogenen Gebälk (siehe dort).
Mariahilfer Kirche, VI. Bezirk (Abb. 58. 84).
An Stelle der 1660 von den Barnabiten inmitten ihres neu angelegten Friedhofes errichteten. 1683
zerstörten Kapelle erbaut vom Fürsten Paul Esterhäzy 1686. Übertragung des Gnadenbildes (einer Kopie
Abb. Sb. Kirche zu St. Peter im I. Bezirke.
Katholische Kirchen des 17. und IS. Jahrhunderts.
61
nach Lukas Kranach) 1689. Vollendung des Baues 1713. Fresken von Paul Troger, Jos. Hauzinger und
Strattmann. Altarbilder der hl. Anna und des hl. Alexander Sauli von Felix Leicher. Restauriert 1890 — 1893.
Chor und kräftig ausladende Querschiffarme
polygonal abgeschlossen. Zurückgreifen auf das
Schema der alten romanischen Anlagen wie bei der
30 Jahre jüngeren Abteikirche von Vierzehnheiligen.
Auch in der doppeltürmigen
Fassade Ähnlichkeit mit deut-
schen, vor allem mit schwä-
bischen Anlagen.
Pfarrkirche, ehemals Kar-
meliter-Ordenskirche zum
hl. Josef, VI. Bezirk
(Abb. 59).
Erbaut durch den Karme-
literorden auf den Gründen des
ehemaligen, von Kaiser Fried-
rich III. gegründeten Klosters
von St. Theobald. Grundstein-
legung durch den Erzherzog
Josef, nachmaligen Kaiser Josef I.,
22. August 1687. Aufhebung des
Klosters unter Kaiser Josef II.
Orundrißschema bis auf
das fehlende Querschiff das
der Schottenkirche. In der
doppeltürmigen Fassade eben-
falls das Muster der Schotten-
kirche, schmucklos und ver-
flacht.
Schwarzspanierkirche,
auch Ordenskirche der
Benediktiner von Mon-
serrato, jetzt evangelische
Garnisonskirche, IX. Bez.
Erbaut unter Kaiser Leo-
pold I. an Stelle der von Kaiser
Ferdinand III. in der Schweden-
not gelobten und 1632 errichte-
ten, 1683 zerstörten Kirche zu
Ehren der hl. Maria von Mon-
serrato. Grundsteinlegung 11. Juli
1690. Einweihung unter Karl VI.
1727. Seit der Übersiedelung der
Benediktiner zu den Jesuiten
1779 im Besitze des Militärärars,
seit 1783 ärarisches Bettenmaga-
zin, seit 1861 protestantische
Garnisonskirche. Drei Glocken „
_ _ .. ,. . j e , ., t ,j Abb. 87. Portal der St. Peters-Kirche.
gegenwartigln der Schottenfelder
Kirche, zwei Altarbilder, eines
von Erasmus Quellinus, das andere von Peter Cosmus da Castrofranco, in der Gumpendorfer Kirche.
(Siehe Trost, Monatsblätter des Altertumsvereines. 1893, S. 30, 31 und 84; 1894, S. 91.) Das gleichzeitig
mit der Kirche erbaute Kloster („Schwarzspanierhaus") in unseren Tagen durch einen Neubau ersetzt.
Römische, zweigeschossige Fassade, Tochter der an der gleichnamigen, von Francesco
da Volterra (16. Jahrhundert) erbauten römischen Kirche, mit einem großen Mittelfenster, das
eine Weiterentwicklung der in Belgien heimischen „spanischen deurkens".
62
Gebäude für Kultuszwecke.
Trinitarier- oder Weißspanierkirche (jetzt Minoritenkirche) zur hl. Dreifaltigkeit,
IX. Bezirk (Abb. 60, 85).
Erbaut unter Kaiser Leopold I. für die 1688 in Wien angesiedelten spanischen Trinitarier. Beginn des
Klosterbaues 1690, Grundsteinlegung der Kirche 18. April 1695, Einweihung 18. Dezember 1698. Seit der
Aufhebung des Klosters unter Josef II. im Besitze der aus der Stadt hierher verpflanzten Minoriten. Statue
des „blauen Herrgott" gegenwärtig in der Pfarrkirche zu Kirchschlag. Hochaltarbild der hl. Dreifaltigkeit von
Joh. K. von Hempel (1825), Madonna von Joh. Kastner. Restauriert anfangs der Neunzigerjahre.
Grundrißschema ähnlich dem der Schottenkirche. Dreigeschossige, doppeltürmige nieder-
ländische Fassade, aber bereits nach dem Beispiele der Bauten Fr. Borrominis einwärts ge-
bogen und als solche ältestes Muster der Konkavfassaden in Wien. Auch in Details Einfluß der
römischen Architektur (Triglyphenfries in der Art des Domenico Fontana, so z. B. an der Fassade des
Querschiffes der Laterankirche, Scala santa. 1586 — 1636) sichtbar. Verwandt mit der Fassade der
Trinitaricrkirche war die der ehemaligen St. Nikolaus-Kirche auf der Landstraße, begonnen 1698.
Piaristen-Ordenskirche zu Maria-Treu, VIII. Bezirk (Abb. 61 und Tafel III).
Erbaut unter Kaiser Leopold I. Niederlassung des Ordens in Wien 1697. Grundsteinlegung 2. Sep-
tember 1698. Vollendung des Klosters 1700. Einweihung der Kirche unter Karl VI. 1719. Der angebliche
„totale Umbau" um zirka 1752 ist eine Fabel. Kuppelfresko von Anton Maulbertsch 1745. Altarbilder von
Felix Leicher, Brand und Karl Rahl. Restauration um 1890.
In der Gesamtdisposition Anlehnung an Carlo Rainaldis (1611 — 1699) Sta. Maria in
Porticu. Chorabschluß ein Korbbogen nach Muster von S. Luca e Martina (siehe oben Ulrichs-
kirche). Gestaltung des Zentralraumes nach
dem Muster von Fr. Borrominis (1599 bis
1669) S. Carlino alle quattro Fontane. Die
Fassade inklusive der Türme borromineske
Serpentine nach dem Muster dieser Kirche.
An und für sich betrachtet, das einzige
Wiener Beispiel einer Konvexfassade nach
Art der Bauten P. Berrettini da Corto-
nas (1596 — 1669) S. Luca e Martina und
Sta. Maria della Pace (oberes Geschoß).
Pfarrkirche zu St. Peter und Paul,
II I.Bezirk.
Erbaut 1700 von den Bewohnern von Erd-
berg. Eingeweiht 28. August 1726. Hochaltarbild
von Georg Schelling (1810). Madonna von M. Benko.
Sogenannter Vorarlberger Grundriß mit
zwei die Querschiffarme markierenden Ni-
schen. Um den Chor spätere Zubauten. Das
klassizistische Äußere des Langhauses mit
der tcmpelartigcn Fassade, „über welcher der
Turm sich aufbaut", wahrscheinlich aus der
Zeit des Hochaltarbildes (1810).
Peterskirche, I. Bezirk (Abb. 62, 86, 87).
Erbaut 1702 unter Kaiser Leopold I. an Stelle
der alten Peterskirche. Aufsetzung des Kreuzes auf
die Kuppel 1707. Architekt, trotz der im Knaufe
der letzteren aufgefundenen Inschriften, welche
Francesco Martinelli, Francesco Janckl und Christian
Oettel als Erbauer angeben (siehe Haus er, Die
Restaurierung der Peterskirche, in den Berichten
und Mitteilungen des Altertumsvereines, 1890, XXVI. S. 10 ff.) wahrscheinlich Joh. Bernh. Fischer von
Erlach. „Vorstudie zur Karlskirche." Portalbau aus dem Jahre 1756. Fresken von Joh. Mich. Rothmayer
von Rosenbrunn, Altarblätter zumeist von Martin Altomonte. Plastik auf dem Portalbau von Franz Kohl.
Restauration 1888—1890.
Abb. SS. Klosterkirche der Elisabethincrinnen im III. Bezirke-
Katholische Kirchen des 17. und 18. Jahrhunderts.
63
Im Grundriß Anlehnung an Daniele da Volterras (zirka 1550 — 1600) S. Giacamo
de' Incurabili und Carlo Rainaldis (1611 — 1694) Sta. Maria di Monte Santo auf der Piazza
del Popolo. Chor ein Korbbogen wie bei Michelangelos S. Giovanni de' Fiorentini, beziehungs-
weise des Deszendenten: P. da Cortonas S. Luca e Martina (siehe Maria-Treu-Kirche). Auch
lag, wie die gesamte Choranlage mit den Nebenräumen beweist, dem Architekten bereits der
Grundriß der Abteikirche von Averbode vor (erschienen bei Le Roy, 1696). (Siehe unter
Karlskirchc.) Die Fassade ebenfalls unter dem Einfluß von S. Luca c Martina und, inklusive der
Türme, Serpentine in der Art von Borrominis S. Carlino alle quattro Fontane. Der Portalbau
hat in den Türmchen dieser Kirche sein Vorbild. Wohl ein „Votivbau" Kaiser Leopolds I.
Markiert den Beginn des spanischen Erbfolgekrieges (siehe Einleitung).
Kirche des Elisabethinerinnenklosters zur
hl. Elisabeth, III. Bezirk (Abb. 88).
Erbaut 1709 — 1711 von der Kaiserin Eleonore
Magdalena, Witwe Kaiser Leopolds I., und ihrer Toch-
ter, der Erzherzogin Elisabeth, für die von der Gräfin
Maria Theresia von Leslie aus dem Kloster in Graz
igegründet 1690) berufenen Nonnen vom Orden der
hl. Elisabeth. Baumeister Matthias Gerl. (Siehe Ilg,
Monatsblätter des Altertumsvereines. 1885, S. 29 ff.)
Erweiterung der Kirche 1734 durch den Landschafts-
baumeister Franz Anton Pilgram. 1741 Reparatur der
Beschädigungen, verursacht durch den Austritt der
Wien. Vollendung des Turmes 1748. Hochaltarblatt
der hl. Elisabeth von Cimbal (?) 1711, Christus am
Kreuze und der hl. Lucinus von J. B. Baumgartner.
Restauration 1900. Bei dieser Gelegenheit durch Franz
Schönbrunner mit „stilgemäßer ßemalung", durch
Rud. Geyling mit Glasgemälden versehen.
Grundrißanlage beeinflußt von den Bauten
Guarino Guarinis und Fr. Borrominis. Drei-
geschossige niederländische Fassade mit einem
Turm, in den Details (z. B. Giebelabschluß) mit
Anlehnung an die Werke des zuletzt genannten
römischen Meisters.
Pfarrkirche zu den vierzehn Nothelfern,
IX. Bezirk (Abb. 63, 89).
Erbaut als eintürmige Kirche an Stelle einer
Kapelle der hl. Anna. Grundsteinlegung 20. November
1712. Einweihung 21. Dezember 1730 in Anwesenheit
Kaiser Karl VI. Erweiterung des Schiffes und Neubau
des Chores 1770. Grundsteinlegung in Anwesenheit
Maria Theresias und Josef II. 16. Dezember d. J. Archi-
tekt: Hofbauinspektor Thaddäus Körner, Baumeister
Josef Ritter. Stukkateur: Karl Kölber. Kuppelfresko von
Franz Zoller, Fresko über der Orgeltribüne von Frz.
Singer. Altarblätter: hl. Johann von Nepomuk von
F. Zoller, Christus am Kreuze von Ant. Maulbertsch,
hl. Franz Xaver von Knoll. Restauriert 1890—1898.
Im Grundriß verwandt mit der St. Ulrichs-
Kirche. Fassade später Deszendent der Kirche
Am Hof beziehungsweise der Madonna della
Vittoria in Rom.
Abb. 89. Kirche zu den vierzehn Nothelfern im IX. Bezirke.
Karlskirche, IV. Bezirk (Abb. 64, 90, 91 und Tafel IV).
Angelobt von Karl VI. zu Ehren des hl. Karl Borromeus im Stillen wahrscheinlich schon während
der Pest in Wien im Sommer 1713, nach dem Aufhören derselben in feierlicher Weise zur Abwehr der
64
Gebäude für Kultuszwecke.
Abb. 90. Pest in den österreichischen Staa-
vonShKarl ten am 22- Oktober desselben Jahres.
Borrumeus. Grundsteinlegung; 4. Jänner 1715. Ar-
chitekt: Hofbau-Oberinspektor Johann
Bernhard Fischer von Erlach. Bau-
meister: Ant. Erh. Martinelli. Eindachung 1723.
Vollendung der Kuppel 1725, der Kolossalsäulen
1730. Glockenweihe 18. Juli 1737. 18. Oktober des-
selben Jahres Konsekration der (innerlich noch
unfertigen) Kirche durch den Kardinal-Erzbischof
Grafen Kollonitsch. Tod Fischers von Erlach 1723.
Fortführung des Baues durch dessen Sohn Josef
Emanuel. Übertragung des Gottesdienstes an den
Prager Kreuzherrenorden vom roten Stern 29. August
1738. Tympanonrelief : Wien und die Pest von Gio-
vanni Stanetti, Kolossalstatue des Titelheiligen über
dem Giebel und Einzelstatuen auf den Treppen-
wangen von Lor. Mattielli. Reliefs der Säulen, welche
die „Säulen des Herkules", um welche der Kaiser
gestritten, bedeuten und in der Constantia und For-
titudo des Heiligen den Wahlspruch des Kaisers
„Constantia et Fortitudine': zum Ausdruck bringen
sollen, von Christoph Mader und Jakob Schletter.
Kuppelfresken von Joh. Michael Rothmayer von
Rosenbrunn, Dekoratives von Gaetano Fanti. Altar-
bilder: Heilung des Gichtbrüchigen von Ant. Pelle-
grini, Maria Himmelfahrt von Ricci: zwei: der rö-
mische Hauptmann und die hl. Elisabeth von Dan.
Gran, hl. Lukas von Jak. von Schuppen, Auf-
erweckung des Jünglings von Naim von Mart.
Altomonte. Grabmal des Dichters J. Collin (1713).
Restaurationen. 1771, 1817, 1837, 1857 und gegen-
wärtig.
Grundidee: Lucas Faid'herbes Anläge
von Averbode lez Diest (erschienen in dem
Werke von Le Roy, Castella et caenobia
Brabantiae, 1696). Mittelraum: Oval nach dem
Muster von Berninis S. Andrea am Quirinal,
Durchbildung der Kapellen in den Diagonalen
und der Korridore nach dem Vorbilde der
Pariser Kirchen (Val de Gräce, Assomption,
Invalidendom etc.).
Fassade: Anlehnung an Carlo Rainaldis
Sta. Agnese auf Piazza Navona. Unter den
Türmen Durchgänge wie bei St. Peter in Rom.
Durchbildung der Attika zu einem besonderen
Geschoß nach dem Vorbilde der Pariser Eglise
des Minimes Niederländische Turmabschlüsse
und Giebelfenster nach Art der „spanischen
deurkens". Als Zeugen des Interesses für die
„Weltwunder" die beiden Kolossalsäulen, Nach-
ahmungen der „Colonna Trajana und Antoni-
niana". Als Beweis für den beginnenden Ein-
fluß des holländischen Klassizismus das Tym-
panonrelief und des englischen Palladianis-
mus der Porticus der Villa Rotonda (wie
gleichzeitig bei der Superga in Turin und bei
S. Simone piecolo in Venedig). Länge der
Kirche: zirka 68-5 m, Breite 55 m, Höhe bis
zur Kreuzesspitze der Kuppel zirka 72 m.
Höhe der Säulen, die inwendig durch Wen-
deltreppen zu ersteigen: 3318 m (etwas nie-
driger wie die Trajans- und etwas höher
wie die Marc Aurel-Säule). Votivkirche Kaiser
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Katholische Kirchen des 17. und 18. Jahrhunderts.
65
Abb. 91. Inneres der Karlskirche.
Karls VI. Denkmal des Friedensschlusses von Utrecht und Rastatt, der Erwerbung der italieni-
schen und niederländischen Provinzen und des Erlasses der pragmatischen Sanktion.
Salesianerinnenkirche zu Maria Heimsuchung, III. Bezirk (Abb. 65, 92).
Erbaut von der Kaiserin Amalia Wilhelmine, Witwe Kaiser Josefs I., in Erfüllung eines Gelübdes für die
aus Brüssel berufenen Klosterfrauen des hl. Franziskus von Sales. Grundsteinlegung; 13. Mai 1717, Voll-
endung des Klosters 13. März 1719, der ganzen Anlage 1730. Architekt wahrscheinlich Joh. Bernhard Fischer
von Erlach. Donato d'Allio, den 11g zum Architekten macht, war vermutlich nur der Baumeister. Kuppel-
fresken von Antonio Pellegrini, Hauptaltarblatt von Jak. von Schuppen, Kreuzabnahme von Janson (?),
hl. Petrus und hl. Magdalena von Ant. Pellegrini.
Variante der Anlage von St. Peter. Versetzung der Choranlage dieser Kirche an die
Eingangsseite und nach Weglassung der beiden großen Kapellen in der Querachse Vergröße-
rung der Diagonalkapellen. Einige Ähnlichkeit der Fassade mit jener der Münchener Theatiner-
kirche und wie diese wahrscheinlich im Zusammenhange mit einschlägigen Bauten in den
Niederlanden.
Waisenhauskirche, IX. Bezirk (Abb. 66, 93).
Gegründet 2. August 1722 von Karl VI. als Gotteshaus des für seine neu erworbenen italienischen,
spanischen und belgischen Untertanen errichteten sogenannten „spanischen Spitals" (seit 14. Oktober 1785
Waisenhaus). Geweiht 24. September 1723. (Über die Altäre der Landespatrone von Mailand, den Nieder-
landen, Neapel und Sizilien siehe Einleitung. Die Altarbilder von Roettiers, Rothmayer und Martin Alto-
monte. Restauriert 1890.
Im Grundriß unter dem Einfluß der Bauten Guarino Guarinis. Eingeschossige römische
Fassade. Im Giebel das Gebälke (ursprünglich) einwärtsgekrümmt wie im Obergeschoß von
Pietro da Cortonas Sta. Maria in Via lata (1680). Dasselbe Motiv im Inneren in dekorativer
Weise verwendet. Römische Turmhelme (ursprünglich bei Sal. Kleiner) ähnlich den gleichzeitig
entstandenen von St. Rochus und Sebastian (III. Bezirk).
Bd. II. 5
66
Gebäude für Kultuszvrecke.
Pfarrkirche zu St. Florian, IV. Bezirk (Abb. 67).
An Stelle der seit 1709 bestandenen Kapelle der Vermählung: Josefs und Maria 1725 erbaut. Re-
stauriert 1900.
In ihrer Grundrißanlage sich anlehnend an die Servitenkirche. IX. Bezirk (siehe oben).
Dreigeschossige niederländische Fassade mit einem Turm.
Kapelle des hl. Johannes von Nepomuk, II., Obere Donaustraße (Abb. 94).
Gestiftet durch den Wiener Bürger Kirchlehner zu Anfang des 18. Jahrhunderts. Stand am ..Schanzl"
seit zirka 1738. Nach einer großen Überschwemmung 1744 durch das k. k. Mautamt restauriert, bei dieser
Gelegenheit auch durch die Stromregulierung samt den Statuen die Freitreppe, die vom Flusse aus zum
Eingange führte, beseitigt. Anläßlich der Baues der Stephaniebrücke als Verkehrshindernis abgetragen und
in der Parkanlage der Oberen Donaustraße neu aufgestellt, 1884—1886.
Im Grundriß Quadrat mit abgestumpften Ecken. Kuppel mit Laterne. Das Gebälkc an
der Eingangsseite aufwärts gebogen nach dem Muster von Sta. Maria in Via lata (siehe Waisen-
hauskirche, Leopoldskirche). Drei Seiten haben große Fenster, welche mit Eisengittern ge-
schlossen sind, in denen nebst Bandvcrschlingungen ä la Bcrain beziehungsweise Hilde-
brandt so etwas wie die gotische „Nase" das Grundmotiv.
Kirche zum hl. Johann von Nepomuk im Invalidenhause, III. Bezirk.
Erbaut 1727 vom Erzbischof Kollonitsch nach Übertragung des Johannesspitales aus dem Münzwardein-
hause in Gumpendorf in den Sommerpalast des Prinzen von Hannover, das jetzige Invalidenhaus.
Oblonger Saal mit rundbogig abgeschlossenen Fenstern und flacher Decke.
Kirche zum hl. Kreuz, VII., Stiftskaserne (Abb. 68, 95).
Erbaut 1736, vergrößert 1749. Altarbilder von Michael Heß, Hubert Maurer, Vinzenz Fischer. Re-
staurierung des Turmes 1882. Jetzt wieder in Restauration.
Abb. 92. Kirche der Salcsiancrinncn, III., Rciinwc
Im Grundriß verwandt mit den Anlagen Fr. Borrominis und Guarino Guarinis. Drei-
geschossige niederländische Fassade mit einem Turm.
Katholische Kirchen des 1/. und IS. Jahrhunderts.
67
Linienkapellen, dem hl. Johannes von Nepomuk geweiht (um 1740 — 1760).
Entstanden samt und sonders nach der 1720 geschehenen Kanonisation des Heiligen an sämtlichen
„Linien" (Toren des die „Vorstädte" umgebenden Linienwalles). Durch die Auflassung der Linien und die
damit verbundene Baubewegung neuerer Zeit bis auf einige wenige beseitigt. Als wertvollere Objekte von
der Demolierung verschont blieben die Kapellen: 1. Nuüdorfer Linie, gestiftet 1740 von Leopold Haber, bei
der Pulverturmexplosion von 1779 zerstört, dann wieder neu aufgebaut, mit auf jene Explosion bezüglichen
Gemälden und Reliquien, 1853 renoviert; 2. die Kapelle an der Matzleinsdorfer Linie, erbaut 1748, im Jahre
1816 vorübergehend Aufbahrungsort der aus Verona gebrachten Leiche der Kaiserin Maria Ludovika; 3. die
Kapelle bei der Hundsturmer Linie, architektonisch die bedeutendste, bis in die neuste Zeit umgeben von
einer Steinbalustrade mit Figuren, erbaut 1759.
Im allgemeinen ist die Anlage ähnlich jener der oben besprochenen Johanneskapclle.
nur in der Ausstattung ist dieselbe etwas bescheidener. Als Muster dürfte vielleicht die
Kapelle der päpstlichen Schweizergarde S. Martino beim Vatikan gedient haben.
Pfarrkirche zum
hl. Laurenz in Sim-
mering.
1746 mit Benützung
von Teilen der alten goti-
schenKirche (Chorabschluß,
Fassaden, Strebepfeiler) neu
gebaut, in den Siebziger-
jahren durch den Maler
Heinrich Bauer ausge-
schmückt. Restauriert 1897.
Zeigt bereits den
Einfluß der protestanti-
schen Predigtkirchen.
Bemerkenswert die un-
symmetrische Fassade.
Kirche zu St. Thekla,
IV. Bezirk (Abb. 69).
Gestiftet durch milde
Beiträge 1745. Kirche des
Novizenhauses der Pia-
risten. Baubeginn 1. De-
zember 1752. Einweihung
27. August 1756. Baumeister
Josef Gerl. Restauriert 1900.
Im Grundriß ver-
wandt mit St. Ulrich
(VII. Bezirk), dreige-
schossige niederländi-
sche Fassade. .
Pfarrkirche der
hl. Gertrud in Wäh-
ring, XVIII. Bezirk.
Grundsteinlegung am
11. September 1753. Jetzi-
ger Turm erst aus dem
Jahre 1858.
Kirche zum hl. Kreuz,
III., Rennweg
(Abb. 70, 96).
Eingeweiht 1 No- Abb. 93. Inneres der Waisenhauskirche im IX. Bezirke,
vember 1763 als Gotteshaus
des sogenannten Dreifaltigkeitsspitales. Hochaltarbild von Peter von Strudel. Durch Aufsetzung eines Stock-
werkes auf den rückwärtigen Zubau und Erhöhung des Turmes in der Restauration von 1890—1891 „stil-
gerecht" deformiert.
68
Gebäude für Kultuszwecke.
Grundriß nach dem Muster von Borrominis S. Ivo della Sapienza (1599 — 1669). Äußeres:
Ein Oblongum mit Dachgeschossen in griechischem Kreuz, dessen Vierung eine Kuppel
markiert, nach dem Vorbilde umbrischcr Kirchen, z. B. Sta. Maria nuova in Cortona.
Pfarrkirche des hl. Ägidius in Gumpendorf,
VI. Bezirk (Abb. 71).
Erbaut von der Grundherrschaft, dem Schotten-
stift. Baubeginn 1765. Einweihung- 19. März 1770. Bau-
meister Josef Raimund. An Stelle des Hauptaltarblattes
von Josef Abel ursprünglich ein Fresko von Anton
Maulbertsch, das als zu weltlich befunden wurde. Andere
Altarbilder: hl. Josef, hl. Anna, die unbefleckte Emp-
fängnis, Taufe Christi und hl. Cäcilia von Joh. Mart.
Schmidt („Kremser Schmidt"), Christus am Kreuze von
Josef Redl (über zwei Bilder aus der Schwarzspanier-
kirche siehe diese). Statue des Apostelfürsten von Jos.
Klieber. Restauriert 1890.
Im Grundriß Anlehnung an die Anlage
von St. Peter. Dreigeschossige niederländische
Fassade.
Pfarrkirche zum hl. Josef, V. Bezirk (Abb. 72).
Erbautl765— 1769. BaumeisterDuschinger. Haupt-
altarbild von Martin Altomonte, Seitenaltäre: hl. The-
resia, hl. Anna von J. Auerbach, hl. Leonhard von Ant.
Maulbertsch, hl. Margareta von F. Buchner.
Im Grundriß Anlehnung an das Schema der
gleichzeitigen protestantischen Predigtkirchen
Norddeutschlands. Nüchterne, glatte Fassade mit
einem Turm und einem „stilgerecht" gestalteten
Portalvorbau neuesten Datums.
Abb. 94. Johanneskapclle im II. Bezirke.
Pfarrkirche des hl. Laurenz, VII. Bezirk (Abb. 73).
Erbaut 1784—1786. Baumeister Andreas Zach. Auf dem von Henrici erbauten Hochaltar das Bild des
Titelheiligen von P. von Strudel. Andere Bilder: hl. Josef und unbefleckte Empfängnis von Paul Troger.
Bleigruppe der Grablegung Christi von J. Prokop.
Im Grundriß (wie die Margaretener Kirche) verwandt mit den protestantischen Predigt-
kirchen, bis auf den Chor, der an jenen von St. Ulrich erinnert. Dreigeschossige niederlän-
dische Fassade mit römischen Anklängen, ein Turm.
Waisenhauskirche zu Maria Geburt, III. Bezirk (Abb. 74, 97, 98).
Erbaut unter der Kaiserin Maria Theresia in dem von ihr gegründeten Waisenhause 1768. Architekt:
Leopold Großmann. Restauriert 1869 und 1892. Hochaltarbild von Anton Maulbertsch: andere Altarbilder:
Tod der Maria und hl. Theresia von Martin Altomonte, Maria Heimsuchung von J. Auerbach.
Sogenanntes Vorarlberger Grundrißschema. Im Inneren flachbogige Pfeilerarkaden und Em-
poren, Statuen und Konsolen. Rückwirkung der Gotik. Zweigeschossige niederländische Fassade
Pfarrkirche zu Inzersdorf.
• An Stelle der 1817 gänzlich zerstörten alten Kirche 1818—1819 neu gebaut. 1846 erweitert.
Rotunde mit Altarapsis und vorgesetztem reliefgeschmücktem Portikus sowie freistehendem
Kampanilc. Klassizismus Oberitaliens.
Was das Innere der Wiener Barockkirchen betrifft, so wäre zu bemerken, daß die
paar römischen Kirchen, welche Emporen besitzen, später als die ältesten mit Emporen aus-
gestatteten Wiener Barockkirchen entstanden sind. Etwas älteren Datums wie letztere sind hin-
gegen die mit Oratorien ausgestatteten Bauten des oben schon erwähnten Barnabitenpaters
Giovanni Ambrogio Magenta in Bologna. Ein Studium der später als die Kirchen selbst entstan-
Katholische Kirchen des 17. und IS. Jahrhunderts.
69
denen ornamentierten Pilaster, wie sie vor allem sttftskirche '
die Do m i n i k a n er-, P a u 1 a n c r- und S e r v i t e n- im Vit. Bc-
kirche besitzen, wird von den ähnlichen De-
korationen von S. Satiro in Mailand und von
der Ccrtosa von Pavia den Ausgang nehmen und bei den
Serviten wohl auch nach der Ursache des Vorhanden-
seins kriegerischer Embleme fragen müssen. Der franzö-
sischen Richtung, Berain vor allem, gehören schon die
einschlägigen Ornamente der Peterskirche an. Bei der
Würdigung der Stuckmarmorverzierungen wird außer italie-
nischen Beispielen auch ein Jean Lcpautre mit seinen Er-
findungen zu Rate zu ziehen sein. Frappierend wirkt beim
ersten Anblick die plastische Dekoration des Chores der
M ichaclcrkirche. Sie ist gediegenes Louis XVI. und im
Grunde nichts anderes als ein Nachklang der von jenem
französischen Meister angeschlagenen Akkorde.
Möglich, daß bei den wenigen Kirchen, deren Ver-
wandtschaftsverhältnis zu bereits vorhandenen wir aufge-
zeigt, ein den „Wiener Künstlerfamilien" meist wälschen
Ursprunges angehöriger simpler Maurermeister als Urheber
anzunehmen ist. Bei der überwiegenden Mehrzahl, und
zwar gerade bei den bedeutendsten war es wohl auch
jeweilig ein Ausländer, aber einer, der den in der ewigen
Stadt zu führenden Geistern emporgewachsenen lombar-
dischen Meistern, der den großen Architekten der nieder-
ländischen Städte in seinem künstlerischen Glaubensbe-
kenntnisse und vielleicht direkt als Schüler nahe stand.
Wie das Beispiel der Kirche von Monserrato beweist,
schufen sich die Wiener Ordensniederlassungen ihre Gottes-
häuser, sei es durch einen „kunstsinnigen Klosterbruder",
sei es durch den Hofarchitekten des Herrschers, der sie
gestiftet, nach dem Ebenbilde einer ihrer „Mutterkirchen".
Welche Beziehungen hatte der große Praktiker und Theo-
retiker Joachim von Sandrart mit den Schotten und mit
den Jesuiten Am Hof, für welche er Altarblätter ausführte?
Anfänglich dominierte in Wien die deutsch-nieder-
ländische Spätrenaissance, ausgehend von den Dietterlin,
de Vriendt u. a. Denn wiewohl die Grundrisse der frühe-
sten Kirchen des 17. Jahrhunderts auf italienische Muster
weisen, so belehren uns doch die Fassaden, daß zwi-
schen diesen Mustern und unseren Wiener Bauten noch
niederländische Mittelglieder anzunehmen sind. Aber schon
mit der Paulaner-, mit der Rochuskirche setzt die römische
Schule ein und von nun an folgt der Wiener Kirchenbau
Schritt für Schritt und in, wie man sich überzeugen kann,
verhältnismäßig kurzen Zeitdifferenzen der lombardisch-
römischen Spätrenaissance, den Werken der Domenico
Fontana, Martino Lunghi, Carlo Maderna und ihrer Tra-
banten und Satelliten. Die niederländische Richtung wird
jedoch durch dieselbe niemals ganz und gar verdrängt.
Sie bleibt maßgebend in der schlanken dreigeschossigen
Bildung der glatten Fassaden; sie drückt den Anläufen,
welche das oberste Geschoß mit dem mittleren verbinden,
ihr charakteristisches Merkmal auf; sie hat uns in den
Doppeltürmen, in den Ausklängen der Fassade in einen
Turm und in den Formen der überwiegenden Mehrzahl
X
70
Gebäude für Kultuszwecke.
Abb. 96. Kirche zum hl. Kreuz, III., Rennweg.
der Turmhelme sprechende
Zeugen ihrer direkten Einwir-
kung hinterlassen. Sie verleiht
selbst streng römischen Fassa-
den (wie die der Schwarz-
spanierkirche) durch ein Mit-
telfenster ihrer Erfindung und
malerischer behandelten (wie
die der Dorothcerkirche),
durch wuchtige Konsolen, die
Heiligenstatuen als Basis dien-
ten, einen höheren Reiz; sie
tritt noch unter Karl VI. an der
Fassade der Salesianerinnen-
kirche und im Grundriß und
in einzelnen Details der Karls-
kirchc deutlich zutage. Auf die
Bauten, an denen römischer
Grundcharakter, vermischt mit
niederländischem Detail sich
zeigt, wird wohl zu achten
sein. Sie setzen entweder
Wien als Entstehungsort der
Pläne oder ein niederlän-
disches Mittelglied zwischen der Wiener Type und dem römischen Original voraus.
Der Einfluß Giovanni Lorenzo Berninis läßt sich nur in der Ausgestaltung des Mittel-
raumes der Karlskirche konstatieren. Desto prägnanter tritt in den Zeiten Kaiser Leopolds jener
des größten Meisters der römischen Barockarchitektur, des Lombarden Francesco Borromini,
hervor. Gleichzeitig mit der Richtung dieses Künstlers gelangt auch die seiner bedeutendsten
Zeitgenossen Carlo Rainaldi und Pietro Berrettini da Cortona in den Serpentinen-, Konkav-
und Konvexfassaden zum Wort. Bei der Peterskirche bestimmen
den Grundriß, wie wir gesehen haben, neben der Kirche von
Averbode lez Diest, neben dem älteren Francesco da Volterra,
Carlo Rainaldi und P. da Cortona, die Fassade P. da Cortona
und Fr. Borromini; bei der Maria-Treu-Kirche den Grundriß
C. Rainaldi, P. da Cortona und Francesco Borromini, die Fassade
die beiden letzteren wie bei der Peterskirche.
An der Kreuzkirche am Rennweg, welche mit den vier
Kuppclkirchcn (Peters-, Salcsianerinhen-, Karls- und Maria-Treu-
Kirche) mit zu den interessantesten Wiener Kirchen gehört, mischen
sich mit der Richtung Borrominis bereits andere Ober- und Mittel-
italiens, vor allem jene Guarino Guarinis, dessen Einfluß wir auch
schon unter Kaiser Leopold wahrnehmen können. Von Guarinis
Ideen befruchtet, emanzipiert sich endlich das eigenartige nor-
dische Barock, jene Richtung, welche Gurlitt unter „Katholisches
Barock" subsumiert, als dessen Typen wir außerhalb Wiens die
Kirchen unserer kolossalen Klosteranlagen, in Wien selbst die
Waisenhauskirche, die Mariahilfer Kirche und die Kirche Maria
Geburt betrachten können. Die Kunst des deutschen Nordens
erhält zuletzt unter Maria Theresia und Josef II. die Führung. Wie
wir gesehen haben, weisen einzelne Kirchen direkt auf die vom
Protestantismus seinen Gotteshäusern gegebenen einfachen Formen
zurück.
Bei der Rochus- und Sebastiankirche führte uns die Be-
trachtung der Fassade und der Türme auf denselben Meister der
römischen Spätrenaissance, Giacomo della Porta. Diese ältere Rich-
tung übt in der Behandlung des Details neben der niederländi-
schen und borrominesken noch lange ihren Einfluß aus. An der
Abb. 97. Kirche zu Maria Geburt,
III., Rennweg.
Katholische Kirchen des 17. und IS. Jahrhunderts.
71
Pctcrskirchc gewahren wir in den dekorativen Mustern bereits die Einwirkung Frankreichs,
in dem Aufbau der Karlskirchenfassadc jene Frankreichs, Hollands und Englands. Die englische
Strömung bringt, wie die deutsche, Vereinfachung des ürundrißschemas und der Ziermotive
der Fassaden (z. B. vierzehn Nothclfer-Kirchc), die französische eine gewisse, von jener älteren
italienischen verschiedene Art der Stuckdekoration. Die sogenannte „borromineske" Richtung
ist längst vom Schauplätze abgetreten, als im Chor der Kirche Am Hof die anglo-italisch-
palladianschc und an der Johannitcrkirchcnfassade in der Kärntnerstraße die niederländische,
die ältere römische und die französisch-klassizistische allmählich verklingen.
Die großen, an das Auftreten und die Entwicklung der „Stilarchitektur" geknüpften Hoff-
nungen machten im verflossenen Jahrhundert mehrere Generationen blind für den hohen künst-
lerischen Wert der im vorstehenden besprochenen Denkmäler. Mit dem Wachsen des religiösen
Indifferentismus verliert sich das Interesse für die Titelheiligen, für die von ihnen beschützten
Bruderschaften und Orden und damit für die historische Bedeutung, welche die Mehrzahl der-
selben besitzt. In dem Wechsel der „Vorbilder", darin die Stilarchitektur sich auslebt, kommt
allmählich auch „die Barocke" an die Reihe und damit wieder zu einiger Anerkennung. Längst
hat auch den religiösen Dingen gegenüber in der Mitwelt ein erfreulicher Wechsel sich voll-
zogen. Es wäre zu wünschen, daß die geschichtlichen Erinnerungen, welche sich an die ein-
zelnen Barockkirchen knüpfen, den Zeitgenossen und kommenden Geschlechtern nicht wieder
verloren gehen. Der Kampf der Lichtgeister und derjenigen, die stets verneinen, dauert ewig
und wird ewig währen. Die Siege jener treten in Kriegen, welche Reiche gewinnen, in Domen,
deren Inneres die Seelen der Menschen durch Jahrhunderte hindurch zu den höchsten Höhen
emportragen, in Institutionen, welche Tausenden und Abertausenden Trost und Linderung
Abb. 98. Inneres der Kirche zu Maria Geburt.
72
Gebäude für Kultuszwecke.
ihrer Leiden bieten, deren Niederlagen in Länderverlusten sowie in der blindwütigen Zer-
störung aller dieser zum Heile der Menschheit ins Leben gerufenen Anstalten in die Erscheinung.
Mag auch ein oder das andere kirchliche Denkmal des Barockstiles der Vernichtung zum Opfer
gefallen sein, die Mehrzahl derselben ist uns glücklicherweise erhalten geblieben. Und die
hervorragendsten darunter markieren Momente jenes Kampfes, auf welche nicht bloß Wien,
sondern ganz Österreich stolz zu sein alle Ursache hat!
Literaturnachweis.
Karl Weiß, Alt- und Neu-Wien in seinen Bauwerken. Wien, C. Gerolds Sohn. 1S65. — Derselbe in der Topographie von
Niedcrüsterreich. Bd. II. — Berichte und Mitteilungen des Altertumsvereines und Mitteilungen der k. k. Zentralkommission (siehe oben). —
Gurlitt, Geschichte des Barockstiles (siehe oben). — Dr. Lind, Die Karlskirche. Allgemeine Bauzeitung. 1880. — Dernjac, Die
Wiener Barockkirchen des 17. und 18. Jahrhunderts. Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereines. Jahrgang 1905.
Dr. Josef Dernjac.
Wien am Anfang des XX. Jahrhunderts.
Tafel V.
Votiv-(Heilands-)Kirche.
III. KATHOLISCHE KIRCHEN DES 19. UND 20. JAHRHUNDERTS.
Die reiche Bautätigkeit der Barockmeister auch auf kirchlichem Gebiete hatte Wien auf
lange Zeit so völlig mit Kultusbautcn versehen, daß hier weder das Zeitalter Josefs II. noch
Abb. 101. Lazaristenkirche im VII. Bezirke.
Abb. 99. Kirche zu Altlerchenfeld,
VII. Bezirk.
Abb. 100. Votiv-(Heilands-)Kirche,
IX., Maximilianplatz.
Abb. 104. Pfarrkirche in Fünfhaus,
XV. Bezirk.
Ch.d.N. Chor
der Nonnen.
Ch.d.K. Chor
der Kinder.
R.f.A. Raum für
Auswärtige.
Abb. 102. St. Othmar (unter den
Weißgerbern) im III. Bezirke.
Abb. 105. Klosterkapelle der Domini-
kanerinnen in Hacking.
Abb. 103. Pfarrkirche in der
Brigittenau, XX. Bezirk.
Grundrisse von Kirchen des 19. und 20. Jahrhunderts. Maßstab 1:1000.
74
Gebäude für Kultuszwccke.
Abb. 106. Klosterkirche der P. P.
Karmeliter! im XIX. Bezirke.
Abb. 107. Klosterkirche der P. P.
Redemptoristen im XVII. Bezirke.
Abb. 110. Kaiser Franz Josef-Jubiläumskirche im II. Bezirke
A Kaiserin Elisabeth-Gedächtniskirche.
B Sakristei.
C Pfarrhaus.
Abb. 108. Pfarrkirche zu
St. Leopold in Gersthof.
Abb. 109. Pfarrkirche in Rudolfsheim,
XIV. Bezirk.
Abb. 112. Pfarrkirche am Breitcnfeld,
VIII. Bezirk.
Abb. 111.
Pfarrkirche (zur
hl. Familie) in
J Ottakring.
Abb. 113.
Kirche in Breiten-
sec, XIII. Bezirk.
Grundrisse von Kirchen des 19. und 20. Jahrhunderts. Maßstab 1:1000.
Katholische Kirchen des 19. und 20. Jahrhunderts.
75
Abb. 114. Antoniuskirche im X.Bezirke.
1 : 1000.
Franz I. anders als durch geringfügige Um- und Zubauten
sowie kleinere Ausbesserungen zum Ausdrucke kam. Der
Periode Kaiser Ferdinands entstammt ein nicht uninter-
essanter Bau, die
Pfarrkirche zu St. Johann von Nepomuk1)
in der Praterstraße (Abb. 116). Sie wurde 1842 — 1845 von
Prof. Rösner in einem eigentümlichen Kompromißstil erbaut.
Es ist dies eine dreischiffige Hallenkirche mit Emporen über
den Seitenschiffen, in der Flucht der Seitenschiffe abschließen-
den Kreuzarmen, die nach außen nicht zur Geltung kom-
men, plattem Chorschluß und einem mehrfach abgestuften,
sich stark verjüngenden Turm mit spitzem Helm über der
Vorhalle; das Innere ist durchaus gewölbt und mit Fresko-
gemälden geschmückt. Die Kirche hat eine größte Länge
von 5P3m, eine Breite von 26-6 m und das Mittelschiff
eine Höhe von 19 m.
Erst das Zeitalter der Revolution gab auch der kirch-
lichen Baukunst neue Impulse und fand prägnanten Aus-
druck in einem kunsthistorisch bedeutenden Werke, der
Pfarrkirche zu den sieben Zufluchten ')
Abb. 116. St. Johann von Nepomuk
im II. Bezirke.
in. Altlerchenfeld (Abb. 99, 117—119). Der ursprünglich
von Hofbaurat Sprenger im Jesuitenstil entworfene und
bereits bis zur Sockelhöhe ge-
diehene Bau erregte derart das
Mißfallen der ohnedies
durch die Ereignisse des
Jahres 1848 stark erreg-
ten Bevölkerung, daß
von einer Weiterführung
desselben nach den amt-
lichen Bauplänen abgesehen und
eilig ein Wettbewerb ausgeschrie-
ben wurde, aus welchem der junge
Schweizer Architekt Johann Georg
Müller als Sieger hervorging.
Nach dessen Plänen und unter
dessen Leitung wurde nunmehr
der Bau weitergeführt und nach
dem frühzeitig erfolgten Tode
des jungen Künstlers vom Archi-
Sitte und Ingenieur Fiedler, der innere Ausbau vom Ober-
van der Null vollendet. Die Weihe' erfolgte am 29. Septem-
Abb. 115. Canisiuskirche im IX. Bezirke.
Sk Sakristei. K Küche. HB Hausbesorger.
R Refektorium. Pf Pförtner. Z Zimmer.
Sp Z Sprechzimmer.
1 : 1000.
tekten
baurat
ber 1861.
Der Grundriß zeigt die Form einer dreischiffigen, kreuzförmigen
Gewölbbasilika mit platt geschlossenen Kreuzarmen und halbkreis-
förmigem Chorhaupt ohne Umgang; mit den zwei Fronttürmen an
der Westseite und dem achteckigen Vierungsturm über dem Kreuz-
mittel schließt sie sich in der Formgebung des Äußeren an mittel-
alterliche Backsteinbauten der Lombardie an. Das Innere ist von
Führich, Blaas, Engerth u. a. reich bemalt. Die größte Länge beträgt
6922 m, die Breite 26-55 m, die Mittelschiffhöhe 2402 m, die Höhe
in der Vierung 38 m, die Baukosten beliefen sich auf 1,460.000 K.
') E. Winkler, Technischer Führer durch Wien. K. Weiß, Alt- und Neu-Wien.
76
Gebäude iür Kultuszwecke.
Dieser Kirche in der Entstchungszeit am nächsten steht die
Votiv-(Heilands-)Kirche (Abb. 100. 120 und Tafel V)1),
die zum Gedächtnis an die glückliche Rettung des Kaisers Franz Josef aus drohender Lebens-
gefahr gegründet und in den Jahren 1856 — 1879 durch Heinrich von Ferstel erbaut wurde.
Aus dem zur Erlangung von Plänen für diesen Bau im Jahre 1854 ausgeschriebenen inter-
nationalen Wettbewerb ging der 25jährige Ferstel als Sieger über 74 Mitbewerber hervor,
errang nicht nur den ersten Preis von 1000 Dukaten, sondern auch die Ausführung, bei der
ihm bis 1871 der Bau- und Steinmetzmeister Kranner, ein tüchtiger Praktiker, zur Seite stand.
Die Einweihung des Domes fand am 24. April 1879 zur Feier der silbernen Hochzeit des
Kaiserpaarcs statt.
Die Kirche ist eine dreischiffige, kreuzförmige Gewölbbasilika, mit 7/i2"Chorschluß, Chor-
umgang und Kapellenkranz, im Langhaus einbezogenes Strebesystem, wodurch beiderseits je
vier platt geschlossene Kapellen entstehen. Das Querhaus einschiffig, die Arme platt geschlossen
mit je zwei flankierenden Kapellen und Treppentürmchen sowie offener Vorhalle; an der
Südseite liegt die Sakristei, an der Nordseite eine geschlossene Vorhalle mit Treppenaufgang
zu einem über dem Chorumgang triforiumartig angelegten Oratorium. An der Ostseite (das
Bauwerk ist infolge der Lage des Bauplatzes zur Stadt umgekehrt orientiert) ist eine geschlossene
Vorhalle angeordnet, darüber die Orgelempore zwischen zwei je 96 m hohen Türmen mit
durchbrochenen Steinhelmcn. Drei mit figuralem und ornamentalem Schmuck reich gezierte
Portale führen von der Hauptfront in das Kircheninnere. Dieses ist mit Kreuzgewölben zwischen
Steinrippen überspannt, die Gewölbekappen, Rippen und Kapitale sowie auch zahlreiche
vertikale Wandteile, namentlich im Chor und Umgang, ornamental und figural reich bemalt und
vergoldet, die Fenster mit Glasgemälden ausgestattet. (Führich, Laufberger, Trenkwald u. a. haben
bei der farbigen Ausstattung mitgewirkt.)
Das durchwegs aus Stein (Wöllers-
dorfer, Brunner und Mühlendorfer Stein)
ausgeführte Äußere zeigt das reduzierte
französische Kathedralensystcm in der ge-
reiften Form des 14. Jahrhunderts. Die
steilen Dächer des Hochschiffes und der
Kapellen sind mit Schiefer, die der Seiten-
schiffe und des Chorumganges mit Blei
eingedeckt. Mit demselben Materiale ist
auch das Sanktustürmchen über der Vie-
rung verkleidet. Die lichte Länge der
Kreuzflügel beträgt 48 m, die lichte Breite
des Langhauses 28-8m, die Höhe des
Mittelschiffes und der Kreuzflügel 28-5 m,
der Vierung 32 m. Die Baukosten beliefen
sich auf 6,233.000 K, die Gesamtkosten
einschließlich der inneren Ausstattung auf
8,07 1.000 K.
Eine Gruppe von vier Kirchen,
in den Jahren 1860 — 1875 erbaut, kann
am besten im Zusammenhang bespro-
chen werden, da sie vom gleichen
Meister entworfen, auch hinsichtlich des
Baumateriales — es sind durchwegs
Backsteinbauten mit mehr oder min-
der sparsamen Werkstcingliederungen — Abb- U7' ««rkirche zu AUierchenfeid.
einander nahe verwandt erscheinen und
für eine Reihe späterer, von Schülern des Meisters erbauten Kirchen vorbildlich wurden.
') Klasen. Grundrißvorbilder, S. 1394. Die Votivkirche in Wien. Denkschrift des Baukomitecs von Dr. M. Thausing.
Verlag von R. v. Waldheim, Wien. Wiener Monumentalbauten. Allgemeine Bauzeitung. 1S79, 1SS6. K. Weiß, Alt- und Ncu-Wicn.
E. Winkler, Technischer Führer durch Wien. Harte!, Modern: Kirchenbautcn. Verlag von E. Wasniuth, Berlin.
Katholische Kirchen des 19. und 20. Jahrhunderts.
77
Die älteste der Reihe, die
Lazaristenkirche (Abb. 101, 121, 127)1)
in der Kaiserstraße, VII. Bezirk, wurde von dem damals erst kürzlich nach Wien übersiedelten
Meister Friedrich von Schmidt
in den Jahren 1860—1862
als dreischiffige Hallenkirche
mit Rundpfcilcrn und vor-
gelegten Diensten erbaut.
Der 68 m hohe Turm er-
hebt sich über der Vierung
und geht in der Firsthöhe
aus dem Viereck in ein Acht-
eck über. Die Detailbildung
des Inneren wie des Äuße-
ren, namentlich das beschie-
ferte Sanktustürmchen stehen
noch ganz unter dem Ein-
flüsse der rheinischen Schule.
Bemerkenswert sind der ganz
aus Stein hergestellte Hoch-
altar, die Kanzel sowie die
14 Leidensstationen an den
Wänden. Die Kirche hat eine
äußere Länge von 59 m, eine
Breite von 36 m und eine
Mittelschiffhöhe von 19 m.
Die Baukosten betrugen rund
500.000 K.
Dieser in der Erbauungs-
zeit zunächst steht die
Pfarrkirche zu St. Othmar
(Abb. 102, 128)2),
III. Bezirk, von Schmidt in
den Jahren 1866—1873 er-
richtet, eine kreuzförmige,
dreischiffige Basilikaanlage
mit Querschiff, die Kreuzarme
und das Chorhaupt mit
5/s-Schluß, an der Vorder-
front ein secheckiger, 759 m
hoher Turm über einer offe-
nen Vorhalle. Der reichen
Grundrißgliederung ent-
spricht ein stark silhouettier-
ter wirkungsvoller Aufbau.
Die größte Länge beträgt
75 m, die größte Breite 39 m.
Die Baukosten dieser in
^Ziegelrohbau ausgeführten
Kirche einschließlich der Abb. 118. Portal der Pfarrkirche zu Altlerchenfeld.
inneren Ausstattung betrugen
1,200.000 K. Die Wandmalereien sind von F. und C. Jobst, die Statuen von Melnitzky ausgeführt.
') K. Weiß, Alt- und Neu-Wien, 1864. E.W in kler. Technischer Führer durch Wien. 1873. Kl äsen, Grund riß Vorbild er. S. 1357.
'-) Klasen, Grundrißvorbilder. S. 1359 bis 1361. Förstersche Bauzeitung. 1881. K. Weiß, Alt- und Neu-Wien. E. Winkler,
Technischer Führer durch Wien.
78
Gebäude für Kultuszwecke.
Die volle Meisterschaft des Künstlers zeigt sich in der
Pfarrkirche in der Brigittenau (Abb. 103, 129)1),
welche Schmidt in den Jahren 1867 — 1873 mit knapp bemessenen Geldmitteln erbaute. Sie
zeigt eine qucrschifflose, dreischiffige Basilikaform mit * 1(J-Chorschluß und Umgang; die
Hauptfront ist zweitürmig, das Langhaus durch Schwibbogen in sechs Joche geteilt; zwischen
den Bogen befindet sich die bemalte Holzdecke in der Form eines Satteldaches. Die Seitenschiffe
sind mit pultdachartigen Holzdecken ausgestattet, das Innere der Kirche durchwegs bemalt.
Die Fresken und Polychromierung sind von den Brüdern Jobst, der figurale Schmuck von
F. Erler ausgeführt. Von ganz besonderem Reiz ist die Chorpartie dieses hauptsächlich auf
malerische Wirkung abzielenden Bauwerkes. Die Schiffhöhe beträgt 19 m, die Mittelschiffbreite
9'5 m, die größte Länge 60 m, die größte Breite 31 m. Die Baukosten beliefen sich auf 600.000 K.
Grundrißlich die
interessanteste der vier
Kirchen ist wohl die
Pfarrkirche in Fünf-
haus (Abb. 104 und
Tafel VI)'2),
erbaut 1867— 1875 von
Schmidt, ein Ziegelroh-
bau in gotischen For-
men, dessen ungewöhn-
liche zentrale Grundriß-
gestalt durch den tra-
pezförmigen Bauplatz
bedingt war.
Der Hauptsache
nach besteht der Bau
aus einem achteckigen,
mit Klostergewölben
überdeckten Mittelraum
von 175 m Durchmes-
ser, einem 5 m breiten
Umgang von verdop-
pelter Seitenzahl, zwi-
schen dessen Strebe-
pfeilern abwechselnd
platt und polygonal
geschlossene Kapellen
angelegt sind, einem
nach sechs Seiten des
Achteckes geschlosse-
nen, von einem Kapel-
lenkranz umzogenen
Chorund einervonzwei
diagonal gestellten Tür-
men flankierten Vor-
halle. Nach außen mar-
kiert sich der Zentral-
raum durch einen aus dem Vierundzwanzigeck konstruierten Kuppelbau mit Dachreiter, dessen
Silhouette durch die zwei niedriger gehaltenen Frontaltürme und die reich gegliederten Auf-
bauten des Umganges, des Strebesystems und des Chorschlusses wirkungsvoll begleitet wird.
') Försters Allgemeine Bauzeitung. 1882. Zeitschrift des Osterreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereines. 1S69. Klasen,
GrundriUvorbilder. S. 1358. Baukundc des Architekten. Bd. II. E. Winkler, Technischer Führer durch Wien. Harte), Moderne
Kirchenbauten. Verlag von E. Wasmuth, Berlin.
-) Klasen, GrundriUvorbilder, S. 1401 f., Abb. 1791 ff. Försters Allgemeine Bauzeitung. 1875. Zeitschrift des österreichischen
Ingenieur- und Architekten-Vereines. 1871. Bauindustrie-Zeitung. 1S92. E. Winkler, Technischer Führer durch Wien.
Abb. 119. Inneres der Pfarrkirche zu Altlerchenfeld.
Katholische Kirchen des 19. und 20. Jahrhunderts.
79
Auch bei dieser Kirche
ist Zicgelfugenbau für die glat-
ten Flächen verwendet; für
Gliederungen und Architektur-
teile kam jedoch auch Hau-
stein in größerem Ausmaße
zur Verwendung. Die größte
Höhe beträgt 67 m, die größte
Länge 56 m, die größte Breite
38 m. Die Baukosten beliefen
sich auf 1,170.000 K.
Im Sinne und unter sicht-
barer Beeinflussung des Mei-
sters Schmidt wirkt eine An-
zahl Schüler und schafft für
die stets anwachsende Stadt
eine Reihe von Kirchen, unter
denen jene des Baurates Ri-
chard Jordan, als die Schmidt-
sche Schule am deutlichsten
verratend, zunächst genannt
werden sollen.
Nächst der 1881 — 1882
erbauten kleinen
Pfarrkirche von Hütteldorf
(Baukosten 184.000 K), der in-
teressanten dreiteiligen Ka-
pelle im Kloster der Do-
minikanerinnen in Hak-
king(erbaut 1885— 1886, Bau-
kosten 64.000 K) (Abb. 105),
der Klosterkapelle der
Frauen der göttlichen
Liebe, III., Jacquingasse (er-
baut 1890—1891, Baukosten
1 20.000 K) und einer statt-
lichen Reihe anderer größerer
und kleinerer kirchlicher Ob-
jekte baute Jordan 1898 bis
1901 auch die
Klosterkirche der Karme-
liter! (Abb. 106 und 125),
Abb. 120. Votiv-(Heilands-)Kirche, südliches Querschiff.
XIX., Silbergasse, eine große,
dreischiffige, zweitürmige An-
lage in Ziegelrohbau (Bau-
kosten 690.000 K). Von demselben Architekten wurde 1887—1889 die
Redemptoristenkirche in Hernais (Abb. 107 und 126) !)
erbaut. Dreischiffige, querschifflose Gewölbbasilika mit einbezogenen, platt geschlossenen Kapellen
bildendem Strebesystem, 5/$-Chorschluß, die sechs Joche des Haupt- und der Seitenschiffe mit
') Zeitschrit des österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereines. 1889. Bauindustrie-Zeitung. 1889.
80
Gebäude für Kultuszwecke.
gratigen Kreuzgewölben überdeckt. An der
Hauptfront eine geschlossene Vorhalle mit Trcp-
penanlagen zu beiden Seiten, die zu der großen
Orgelbühne emporführen. An der Nordseite ein
unten quadratischer, oben achteckiger Glocken-
turm. Ziegelfugenbau mit Hausteingliederung.
Größte Länge 48 m, größte Breite 35 m. Höhe
des Mittelschiffes 20"6 m. Baukosten 500.000 K.
Auch die
St. Leopolds-Pfarrkirche in Gersthof
(Abb. 108)
wurde 1888 — 1891 von Richard Jordan errichtet;
eine dreischiffige, querschifflose Hallenkirche mit
stark überhöhtem Mittelschiff, 5/|h-Chorschluß
und quadratischem Frontalturm, Ziegelfugenbau
mit Hausteingliederung. Größte Länge 49 m,
größte Breite 35-5 m. Baukosten 290.000 K.
Den Bahnen Schmidts folgt auch der Archi-
tekt Oberbaurat Karl Schadn mit seiner
Pfarrkirche in Rudolfsheim (Abb. 109)'),
XIV., Kardinal Rauscher-Platz. Eine querschiff-
lose, dreischiffige Gewölbbasilika mit 5/s-Chor-
schluß und quadratischem
Abb. 122. Kirche zur hl. Familie
im XVI. Bezirke.
75 m
Abb. 121. Lazaristenkirche im
hohem VII. Bezirke.
Turm
an der Seite. Die mit dem
Pfarrhaus zu einer hübschen
Gruppe vereinte Kirche ist als
Ziegelfugenbau mit sparsamer
Werksteingliederung auf mas-
sivem Steinsockel ausgeführt.
Größte Länge 5065 m, größte
Breite 26 m, Mittelschiffhöhe
215m. Baukosten der Kirche
mit der inneren Ausstattung
760.000 K.
Kaiser Franz Josef -Jubi-
läumskirche in Wien
(Abb. 110 und 130)'2),
II., Erzherzog Karl-Platz, zum
Andenken an das Regierungs-
jubiläum des Kaisers Franz
Josef und an die verewigte
Kaiserin Elisabeth im Jahre
1900 gegründet und nach den
im Wettbewerb mit dem ersten
Preis ausgezeichneten Plänen
des inzwischen verstorbenen
Prof. Viktor Luntz, eines Schü-
lers und langjährigen Mitarbei-
ters Fr. Schmidts (jetziger Bau-
leiter Baurat August Kirstein),
im Baue begriffen.
') Allgemeine Bauzeitung. 1901.
-) Siehe auch Abb. S in der Ein-
leitung d. B.
Katholische Kirchen des 19. und 20. Jahrhunderts.
81
Abb. 123. Inneres der St. Antonius-Kirche im X. Bezirke.
Dreischiffige, romanische Gewölbbasilika mit Querschiff, rundem Chorschluß und Chor-
umgang, nördlich vom Chor die Kaiserin Elisabeth-Kapelle, südlich die Sakristei. Das drei-
jochige Langhaus sowie das Querschiff ist mit Kreuzgewölben überspannt, der Chor mit einem
kuppelartigen Rippengewölbe, die Kaiserin Elisabeth-Kapelle mit einer Pendentifkuppel über-
deckt. Die Westfront wird von zwei Türmen flankiert, während sich über der Kreuzung von
Langhaus und Querschiff ein Vierungsturm erhebt. Das Äußere ist ganz mit Sandstein ver-
kleidet, die Dächer mit Ziegeln gedeckt. Größte innere Länge 68 m, größte innere Breite
41m, lichte Höhe des Hauptschiffes 21m. Die Baukosten sind mit rund 2,000.000 K ver-
anschlagt.
Auch die
Kirche zum heiligsten Herzen Jesu
(Kaisermühlen, Schüttauplatz) wurde von Viktor Luntz erbaut. Es ist dies eine querschifflose
dreischiffige Basilikaanlage mit halbrunder Apsis in den Formen italienischer Frührenaissance.
Die Pfarrkirche zur hl. Familie in Ottakring (Abb. 111, 122) l),
XVI., Wattgasse. Eine gotische, dreischiffige Hallenkirche mit 15 m breitem Mittel- und 4 m
breiten Seitenschiffen, 1894 — 1898 von dem Architekten Oberbaurat Alexander von Wielemans
und Baurat Theodor Reuter (ebenfalls Schüler Schmidts) erbaut; Ziegelfugenbau mit zwei
68 m hohen Frontaltürmen. Zu beiden Seiten des Presbyteriums befinden sich Sakristei und
Taufkapelle, durch einen chorumgangartigen Korridor miteinander verbunden. Größte Breite
23-5 m, größte Länge 6L5 m, lichte Mittelschiffhöhe 21m. Baukosten 800.000 K.
') Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereines. 18
Bd. II.
82
Gebäude für Kultuszwecke.
Pfarrkirche zum hl. Franziskus (Abb. 112, 131) l),
in Breitenfeld, Gürtelstraße. Eine dreischiffige, kreuzförmige, basilikale Anlage mit 13 m breitem
Mittel- und 320 m breiten Seitenschiffen, halbrunder Apsis und einer offenen Vorhalle zwischen
zwei 56 m hohen Frontaltürmen, als Ziegelfugenbau 1894 — 1898 von Alexander von Wielemans
in den Formen lombardischer Frührenaissance erbaut; zu Seiten der Kreuzflügel sind Sakristei,
Tauf- und Traukapelle angeordnet. Die größte Länge beträgt 60 m, die größte Breite 2L6m,
lichte Mittelschiffhöhe 20 m. Baukosten 712.000 K.
Kirche in Breitensee, Wien XIII. (Abb. 113),
vom Stadtbaumeister L. Zatzka und Architekten E. Zotter 1895 — 1898 erbaut. Dreischiffiges
Langhaus mit Querschiff, Chor und Kreuzarme nach fünf Seiten des Achteckes geschlossen,
Frontalturm von 63 m Höhe und zwei Sakristeien am Chorumgang. Ziegelfugenbau mit sparsamer
Verwendung von Sandstein für die Architekturteile. Größte Länge 575 m, lichte Höhe 20 m,
Fassungsraum 1600 — 2000 Personen, Baukosten ohne innere Einrichtung zirka 400.000 K.'2)
St. Antonius-Kirche in Favoriten (Abb. 114, 123, 124)3),
1896—1900 von
Schmidts, erbaut.
Baurat Franz v. Neumann, einem Schüler und langjährigen Mitarbeiter
Eine kreuzförmige Anlage mit halbkreisförmig geschlossenen Kreuzarmen
Abb. 124. Pfarrkirche zum hl. Antonius im X. Bezirke.
und Chorhaupt, Vierungskuppel von 295 m lichter Höhe über dem Kreuzmittel, in
gebung an die lombardisch-venezianischen Kirchen des Mittelalters, namentlich an
') Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereines. 1S96 und 1901.
!) Verwaltungsbericht des Bürgermeisters 1896— 1S9S. Wiener Bauindustriezeitung. 1899 1900.
■'') Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereines. 1900.
der Form-
st. Markus
Wien am Anfang des XX. Jahrhunderts.
Tafel VI.
J ~ '
Pfarrkirche zu Fünfhaus.
Katholische Kirchen des 19. und 20. Jahrhunderts.
83
Abb. 127. Lazaristenkirche, VII., Kaiserstraße.
Abb. 128. St. Othmar (unter den Weißgerbern) im III. Bezirke.
6*
84
Gebäude für Kultuszuecke.
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Abb. 129. Pfarrkirche in der Brigittcnau.
Abb. 130. Kaiser Franz Josef-Jubiläumskirche im II. Bezirke.
Abb. 131. Brcitcnfeldcr Kirche
Abb. 132. Canisiuskirche im IX. Bezirke.
Katholische Kirchen des 19. und 20. Jahrhunderts.
85
in Venedig und St. Antonius in Padua anknüpfend. Die Hauptfront zeigt
eine große, zweigeschossige, offene Vorhalle und zwei kampanileartige
Flankierungstürme. Neben dem Presbyterium liegt einerseits die Trau- und
Taufkapclle, anderseits die Sakristei. Ziegelfugenbau mit sparsamer Werk-
steinglicderung; die außen 525 m hohe Vicrungskuppel und die Türme sind
mit Kupfer eingedeckt. Der Innenraum ist stark farbig gehalten. Wände
und Pfeiler mit Stucco lustro überzogen, die Gewölbeflächen mit Malereien
auf Goldgrund geschmückt. Größte Länge 64-9 m, größte Breite 423 m.
Auch die im Bau begriffene
Pfarrkirche in Floridsdorf
wird nach den Entwürfen des kürzlich verstorbenen Baurates Franz
von Neumann ausgeführt. Eine dreischiffige, querschifflosc Hallenkirche mit
sehr tiefem, ä/io geschlossenem Chor, Sakristei und Taufkapelle zu beiden
Seiten desselben und mächtigem Frontalturm über einer offenen Vorhalle
der Hauptfassade.
Von dem jüngeren Bruder des Vorgenannten, dem Architekten Gustav
von Neumann, gleichfalls einem Schüler Schmidts, wurde die
Canisiuskirche (Abb. 115, 132)
(IX., Lustkandlgasse) 1899 — 1903 erbaut. Einschiffige Gewölbkirche mit
schmäleren, halbrund geschlossenen, kurzen Kreuzarmen, tiefem, ins Kirchen-
innere einbezogenem, beiderseits je drei Kapellen bildendem Strebesystem,
halbkreisförmiger Apsis und Chorumgang; dreitürige Vorhalle zwischen
zwei 85 m hohen Frontaltürmen. Unter dem Chor und Kreuzschiff eine sehr
große Unterkirche. Das Kreuzmittel wird durch einen dachreiterartigen
Vierungsturm markiert. Das Äußere ist reich silhouettiert und gruppiert,
Steinbau mit bunten Ziegeldächern in den Formen des rheinischen Übergangsstiles. Größte
Länge 60 m, größte Breite 22 m. Baukosten 800.000 K.
Von demselben Künstler rührt auch der Entwurf zur Allerseelenkapelle in Währing
(Hauskapelle der Soeurs Auxiliatrices der armen Seelen, XVIII., Martinstraße 81) und zu der
noch im Bau befindlichen Herz Jesu-Kirche mit Nonnenkloster im III. Bezirke her.
Außerhalb dieser von Schmidt und seinen Schülern erbauten Gruppe von Kirchen
steht die
Elisabethkirche (Abb. 133)'),
am Karolinenplatz im IV. Bezirke, 1860 — 1866 vom Oberbaurate im Ministerium des Innern
J. Bergmann erbaut, eine dreischiffige, kreuzförmige Hallenkirche mit überhöhtem Mittel- und
Querschiff, polygonal geschlossenem Chor und einem massigen, 66'3 m hohen Frontalturm
auf quadratischer Basis. Ziegelfugenbau mit teilweiser Verwendung von Haustein. Größte
Länge 64-5 m, größte Breite 28"9m, Mittelschiffhöhe 19 m. Baukosten 800.000 K.
Von demselben Architekten wurde auch die ältere
Pfarrkirche in Favoriten,
Keplerplatz, erbaut. Dreischiffige, kreuzförmige Basilika mit gewölbten Kreuzflügeln und
Seitenschiffen, gerader Decke im Mittelschiff und zwei Türmen zu beiden Seiten des Presby-
teriums. Putzbau in einfachen, etwas trockenen Renaissanceformen, mit allen Merkmalen einer
allzuweit getriebenen Bäuökonomie.
Abb. 133. Elisabethkirche.
') K. Weiß, Alt- und Neu-Wien. E. Winkler, Technischer Führer durch Wien.
Max von Ferstel.
86
Gebäude für Kultuszwccke.
IV. EVANGELISCHE KIRCHEN.
Abb. 134. Evangelische Kirche
A. C, I., Dorotheergasse.
Abb. 137. Evange-
lische Kirche im
XVIII. Bezirke.
Abb. 136.
Evangelische Kirche,
VI., Gumpendorfcrstraße.
Abb. 138.
Abb. 135. Evangelische Kirche Evangelische Kapelle am
H. C, [., Dorotheergasse. Matzleinsdorfer Friedhof.
Grundrisse von evangelischen Kirchen. Maßstab 1:1000.
Abb. 140.
Turm der evangeli-
schen Kirche im
XVIII. Bezirke.
Jahre 1876 durch Architekt Thienemann
vorgenommen. Als Kunstwerk bemerkens-
wert ist das alte Altarbild von Lindner.
Anstoßend an die Evangelische Stadt-
kirche A. C. befindet sich die Helve-
tische Kirche (Abb. 135, 139), welche
im Jahre 1784 nach dem Entwürfe des
Hofarchitekten Nigelli im Stil spätitalieni-
scher Renaissance (mit flach eingedeckten
Kuppeln) erbaut wurde. Ein großer Um-
bau im Inneren und Äußeren dieser Kirche
wurde im Jahre 1893 durch den Archi-
tekten Sowinski durchgeführt, welcher
insbesondere die Fassade der Kirche ganz
umwandelte und dieselbe in vornehmem
Barockstil mit einem graziösen, formvoll-
endeten Turmaufbau adaptierte.
Die zweite größere Evangelische
Kirche A. C. (VI., Gumpendorfcrstraße)
(Abb. 136) wurde in den Jahren 1846
bis 1849 von den Architekten L. Förster
und Th. Hansen erbaut. Sie besteht aus
einem mit einem halbkreisförmigen Tonnen-
gewölbe überdeckten Langhaus und aus
zwei schmalen Seitenschiffen, welche durch
acht nach innen gelegte Strebepfeiler, die
das große Mittelgewölbe stützen, unter-
brochen sind. In diesen Seitenschiffen
sind je zwei übercinandergelegene Em-
poren (welche im Parterre auf eisernen
Säulen ruhen) eingebaut. Gegen Süden
ist eine hohe, halbkreisförmige Altarnische
und an der Nordscitc eine geräumige Orgcl-
Die Evangelische Stadt-
kirche A. C. in der Dorotheer-
gasse (Abb. 134) war früher eine
katholische Klosterkirche, „St. Maria
Königin der Engel", welche im
Jahre 1582 von der Königin Elisa-
beth, Tochter Kaiser Maximilians II.,
erbaut wurde. Nach Aufhebung
des Klosters im Jahre 1782 ging
die Klosterkirche samt Nebenge-
bäuden in den Besitz der Evan-
gelischen Gemeinde A. C. über,
welche dieselbe zweckentspre-
chend umgestaltete. Eine größere
und vollständigere Restaurierung
der Kirche wurde dann erst im
Abb. 139. Evangelische Kirche H. C.
theergasse.
I., Doro-
Synagogen, griechische und russische Kirchen.
87
galcrie angelegt. Die Kirche hat
keinen Turm und ist im Inneren und
Äußeren in romanischem Stil mit by-
zantinischen Anklängen (wie dies
Hansen gern getan hat) durchgeführt.
Eine dritte Evangelische
Kirche befindet sich im XVIII. Bezirke,
Martinstraße (Abb. 137 und 140).
Diese Kirche wurde in den Jahren
1896—1898 gleichzeitig mit den die
Kirche umschließenden zwei Wohn-
häusern und dem Pfarrhaus nach
den Plänen und unter der Leitung
der Architekten Theodor Bach und
Ludwig Schöne erbaut. Die Kirche ist
im Inneren und Äußeren im gotischen
Stil durchgebildet und enthält ein-
schließlich der Galerien 680 Sitz-
plätze. Der Turmhclm ist massiv
gemauert und mit glasierten Form-
ziegeln gedeckt.
Als vierte Evangelische Kirche
ist seit dem Jahre 1899 die bisherige
Kapelle am Matzleinsdorfer Friedhof
in Verwendung (Abb. 138 und 141).
Diese reizende kleine Kirche wurde
im Jahre 1858 nach den Plänen
Th. Hansens für die Evangelische
Gemeinde erbaut und im Jahre 1898
im Inneren adaptiert und mit Galerien
versehen, wodurch Raum für 275
Sitzplätze und 225 Stehplätze ent-
stand. Der Grundriß dieser Kirche,
welche in byzantinischer Stilrichtung
durchgeführt ist, bildet eine latei-
nische Kreuzform mit anschließender Apsis. Der Bau ist in wirkungsvoller Weise in Ziegel-
rohbau durchgeführt, mit einem stattlichen, runden Kuppelaufbau über dem mittleren Quadrat.
Das Innere der Kapelle ist in stilgerechter, vornehmer Weise ausgemalt.
Abb. 141. Evangelische Kapelle auf dem Friedhof in Matzleinsdorf.
Literatur.
Die evangelische Kirche von Förster und Hansen.
Kirche Dorotheergasse. Allgemeine Bauzeitung. 1893.
Allgemeine Bauzeilung. 1S49. Sowinski, Umbau der evangelischen
L. Schöne.
V. SYNAGOGEN, GRIECHISCHE UND RUSSISCHE KIRCHEN.
Es ist eine bekannte Tatsache, daß schon zu Zeiten der Römer in Wien jüdische An-
siedler waren; doch ist über Ort und Lage der Quartiere nichts bekannt, auch nichts über
ihre damaligen Kultusstätten. Über die Juden im Mittelalter weiß man schon mehr und Näheres,
insbesondere kennt man auch die ungefähre Lage ihrer Synagoge, von der allerdings keinerlei
Rest geblieben ist. Ende des 14. Jahrhunderts befand sich am Judenplatz eine Synagoge, welche
nach der Vertreibung der Juden 1421 abgetragen wurde. Am Kienmarkt, nächst dem Hohen-
markt, stand jene Synagoge, welche 1615 durch Kaiserin Eleonore zum Kloster der Karmeliten
einbezogen wurde. Im Jahre 1670 wurde an der Stelle der Synagoge in der Leopoldstadt,
damals „Am Werd" genannt, die Leopoldskirche erbaut. Erst vom Anfang des 19. Jahrhunderts
kann auf eine noch bestehende Synagoge hingewiesen werden. Es ist dies
88
Gebäude für Kultuszwecke.
Die Synagoge I., Seitenstettengasse 4 (Abb. 142. 158).
Sie wurde 1824 nach den Plänen des Architekten Josef Kornhäusel erbaut und 1826 einge-
weiht und befindet sich im Hofe des Kultusgemeindehauses, durch welches der Zugang; stattfindet.
Abb. 142. Synagoge I., Seiten-
stettengasse.
Abb. 143. Synagoge II., Tempelgasse.
Abb. 144. Synagoge
XV., Turnergasse.
Abb. 145. Synagoge
XVI., Hubergasse.
ijy|j
r-,
Abb. 146. Synagoge
XVIII., Schopen-
hauerstraße.
Abb. 147. Synagoge
VI., Schmalzhofgasse.
Abb. 149. Synagoge
VIII., Neudeggergasse.
Abb. 150. Synagoge
X., Humboldtgasse.
Abb. 148. Synagoge
IX., Müllncrgasse.
u_z°:
Abb. 151.
Synagoge II.,
Leopoldsgasse.
Abb. 152. Synagoge
II., Zirkusgassc.
Abb. 153. Serbische Kirche, Abb. 154. Kirche der
III., Veithgasse. nichtunierten Griechen,
I., Fleischmarkt.
Maßstab 1:1000.
Abb. 155.
Kaiserlich russische Kirche
im III. Bezirke.
Abb. 156.
Kirchederunier-
ten Griechen,
I., Postgasse.
Entsprechend der zur Verfügung gestandenen Bauarea wurde zur
Grundform eine Ellipse gewählt. Am westlichen Ende der großen
Achse ist die Vorhalle, am östlichen Ende die Bundcslade ange-
ordnet. Eine große Kuppel, mit einer Laterne für die Beleuchtung,
überdeckt den ganzen Raum. Die zwei übereinanderbefindlichen
Galerien für die Frauen werden von ionischen Säulen getragen.
Das Ganze ist im Empirestil gehalten und macht einen feierlich
ie der nichtunierten würdigen Eindruck. Das Innere wurde im Jahre 1895 unter Leitung
Griechen,
I., Hafnersteig.
des Architekten Stiaßny renoviert.
Synagogen, griechische und russische Kirchen.
89
Die Synagoge IL, Tempelgasse 5 (Abb. 143, 159, 160)
wurde von Ludwig- von Förster in den Jahren 1S53 — 1858 erbaut. Der Orientierung; nach Osten
wegen wurde sie in die Mitte zwischen zwei Höfen gebaut; rechts und links von denselben
befindet sich je ein der israelitischen Kultusgemeinde gehöriges Wohnhaus.
Die Synagoge zeigt von außen einen Ziegelrohbau in den arabischen Architekturformen.
Sie ist im Grundriß dreischiffig und hat einen Fassungsraum von über 2000 Sitzplätzen, wo-
von etwa die Hälfte im Parterre (für Männer) und die anderen auf zwei Galerien (für Frauen)
untergebracht sind. Als Träger für die Galerien dienen gußeiserne Pfeilerbündel. Die Decken-
konstruktionen für die Galerien sind aus Holz. Im Jahre 1898 wurde der ganze Innenraum
neu ausgeschmückt, die Gasbeleuchtung durch elektrisches Licht ersetzt und die Ausschmückung
unter Leitung des Architekten W. Stiaßny stilgemäß unter reichlicher Anwendung von Gold
und Farben bewerkstelligt. ')
Die nun folgenden drei Synagogen fielen der Gemeinde anläßlich der Einverleibung' der
Vororte mit Wien zu, es sind dies:
Die Synagoge XV., Turnergasse 22 (Abb. 144),
1871 — 1872 von Professor Karl König erbaut, ein Putzbau im Renaissancestil. Die Hauptfront
mit den Eingängen tritt hinter einem Vorgarten zurück. Während die Südseite sich in der
Flucht der Dingelstedtgasse befindet, begrenzt die Nordseite den Hof des zugehörigen
Gemeindehauses. Die Ostseite grenzt an ein Nachbargebäude. Die Synagoge ist von drei Seiten
frei. Der Grundriß der Synagoge zeigt wohl im Parterre eine dreischiffige Anlage, wobei die
Breite des Mittelschiffes weit überwiegend ist gegen jene der Seitenschiffe, doch ist die Anlage
nicht im Sinne der Basiliken ausgebildet, denn die schlanken Eisensäulen, welche die Bestim-
') Nähere Details siehe: Allgemeine Bauzeitung. 1859. Kisch, Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten,
vorbeschriebenen Synagogen sind aus Mitteln der Wiener israelitischen Kultusgemeinde erbaut.
Beide
Abb. 158. Inneres der Syr.agogc I., Seitenstettengasse.
90
Gebäude für Kultuszveecke.
tnung haben, die Frauenemporen zu tragen, haben keine weitere Fortsetzung nach oben, die
Decke schwebt vielmehr über der ganzen Weite des Raumes. Dieselbe ist reich gegliedert
und stilgemäß bemalt. Die Bundeslade von Holz hat die Form eines reich entwickelten
Abb. 159. Portal der Synagoge II., Tempelgasse.
Abb. 160. Synagoge II., Tcmpelgasse.
Portikus. Der ganze mit vielem Geschick und Geschmack hergestellte Innenraum wurde leider
durch später von fremder Seite angeordnete und eingesetzte bunte Glasfenster verunziert. Der
Fassungsraum weist 496 Sitze für Männer im Parterre und 333 Sitze für Frauen in den Galerien auf.
Die Synagoge XVI., Hubergasse 8 (Abb. 145)
wurde in den Jahren 1885 — 1886 nach den Plänen des Architekten Ludwig Tischler erbaut. Von
drei Nachbargebäuden umschlossen, wurde sie durch Höfe von jenen losgelöst. Durch drei Ein-
gänge von der Straße gelangt man in die Vorhalle und von dieser in den Betraum mit 406 Männer-
sitzen. Die Anlage ist dreischiffig; als Träger der Galerien und der Mittelschiffwände dienen ge-
mauerte Pfeiler, die sich in zwei Etagen übereinander aufbauen. Die Decken sind in Holzkonstruk-
tion und flach. Die Galerien enthalten 266 Frauensitzc. Das Innere ist polychrom behandelt.
Die Gassenfassade ist teils in Putz, teils mit Verklcidungsziegeln ausgeführt. Das Mittelschiff ist
in derselben durch einen Risalit zum Ausdruck gebracht, der mit einem Giebel abgegrenzt ist.
Die Synagoge XVIII., Schopenhauerstraße 39 (Abb. 146),
erbaut nach den Plänen des Architekten Jakob Modern in den Jahren 1888 — 1889, befindet
sich im Hofe des obcnbezcichncten Hauses. In ihrer Anlage ist sie eine Basilika mit flachen
Decken. Die Tra»säulen in zwei Etagen übereinander sind von Gußeisen. Man o-eianol durch drei
Synagogen, griechische und russische Kirchen.
91
92
Gebäude für Kultusz.uecke.
Eingangstüren in eine
geräumige Vorhalle
und von dieser in den
Bctraum, der 328 Män-
nersitze enthält. Rechts
und links von der
Vorhalle sind die
Treppen angelegt, die
zu den Frauengalerien
führen, welche 176
Sitze enthalten. Das
Allerheiligstc ist teil-
weise in rechteckiger
Grundform ausge-
baut. Die Chorbühne
befindet sich oberhalb
der Bundcslade. Der
ganze Raum ist in ara-
bischem Stile bemalt.
Die sichtbare Fassade
ist mit gewöhnlichen
Mauerziegeln in Roh-
bau ausgeführt. ')
Die nun folgen-
den Synagogen sind
nicht Eigentum der
Wiener israelitischen
Kultusgemeinde, son-
dern durch Vereine
errichtet worden.
Synagoge VI.,
Schmalzhofgasse 3
(Abb. 147, 162).
Dieselbe wurde
vom Architekten Max
Fleischer 1883—1884
erbaut und befindet
sich im großen Hofe
des ehemaligen
Schmalzhofcs: sie ist
auf drei Seiten frei-
stehend, mit der Nordseite an den Nachbar grenzend. Im gotischen Stile durchgeführt, zeigt
dieselbe in der Grundform eine dreischiffige Anlage mit nach Osten ausgebautem Sanktuarium
in halbem Achteck. Der Parterrebetraum faßt 322 Männersitze, die Galerien 236 Frauensitze.
Der Querschnitt zeigt eine Basilika mit Emporen. Die feuersicheren Decken sind kassettiert.
Die Fassaden sind ohne jede Verwendung von Bildhauerarbeit im Ziegelrohbau durch-
geführt. Der Innenraum, der auch auf jeden bildnerischen Schmuck verzichten mußte, ist in
Ölfarben bemalt, die Fenster sind in bunter Bleivcrglasung durchgeführt. Alle Räume werden
abends durch Aucrlicht beleuchtet, eine Luftheizung dient für die kalte Jahreszeit. Die Syna-
goge besitzt eine Orgelbühne.2)
Abb. lo3. Türkisch-israelitische Synagoge, II.. Zirkusgasse; Yorhof.
Die Synagoge der türkisch-israelitischen Gemeinde, II., Zirkusgasse 22 (Abb. 152, 163),
wurde nach Plänen des Architekten Hugo von Wicdcnfcld in den Jahren 1885 — 1S87 im mau-
rischen Stile erbaut. Man gelangt von der Straße durch einen architektonisch ausgestatteten
') Försters Bauzeitung. Jahrgang 1S9J.
:) Bautechniker. Jahrgang IV, Nr. 40.
Synagogen, griechische und russische Kirchen.
93
Vorhof zu den Eingängen der
Synagoge. Das Gebäude ist
zwischen Nachbarhäusern ein-
gebaut und zeigt nach der
Gasse eine in Stein mit rei-
chem Schmuck und Vergol-
dung ausgeführte Fassade.
Durch ein Vestibül gelangt
man zur Vorhalle und in den
Betraum. Dieser ist im Grund-
riß ein Quadrat und enthält
314 Sitze. Außerhalb und
entlang der Seitenwände des-
selben, die durch Bogen-
stellungcn unterbrochen sind,
ziehen sich zwei Arkaden,
die eine Verbindung mit dem
Hinterhof herstellen. Die Ga-
lerien umziehen auf drei Seiten
den Betraum und bieten Platz
für 100 Sitz- und 250 Steh-
plätze. Gegenüber dem Aller-
heiligsten ist die Orgelempore.
Auf den 17 m hohen Um-
fassungsmauern ruht die 12 m
hohe achteckige Kuppel, wel-
che mit einer Laterne und
großen Oberlichtfenstern ver-
sehen ist. Die Bundeslade
sowie ein großer Teil des
ganzen Raumes ist mit Marmor
verkleidet, mit Stuck plastisch
verziert und mit Gold und
Farben ausgestattet. Die
Abendbeleuchtung ist elek-
trisch. Die Erwärmung im
Winter geschieht durch eine
Luftheizung. Im ersten Stock
straßenseitig befindet sich ein
Winterbetsaal mit 105 Sitzen.
Abb. 164. Griechische Kirche, I., Fleischmarkt.
Die Synagoge IX., Müllnergasse 21 (Abb. 148),
erbaut vom Architekten Max Fleischer 1888 — 1889, ist auf drei Seiten eingebaut. Die Ostseite
befindet sich in der Müllnergasse. Der Haupteingang mußte mit Rücksicht auf diesen Umstand
in das Haus Grüne-Torgasse Nr. 13 gelegt werden. Der Grundriß zeigt eine dreischiffige Anlage
in Form einer Basilika, jedoch ohne Emporen, da die Frauensitze nicht wie üblich in Galerien,
sondern in einem um sechs Stufen erhöhten Niveau untergebracht wurden. Der Männerraum
faßt 322 Sitze; für die Frauen sind 248 Sitze vorhanden. Die aufragenden Mittelschiffwände,
in welchen die großen Maßwerksfenster für das einfallende Licht angebracht sind, werden
von je sechs Spitzbogengurten getragen, die auf gußeisernen Pfeilern ruhen. Die Decke
des Mittelschiffes zeigt eine reichgegliederte Zierverkleidung aus getriebenem Zinkblech mit
reicher Bemalung und Vergoldung. Die Fassade in der Müllnergasse ist ein gotischer Ziegel-
rohbau mit einer gegiebelten Mittelpartie, die von zwei je 35 m hohen Türmen flankiert wird.
94
Gebäude für Kultuszwecke.
Abb. 165. Synagoge
in ein Vestibül
VIII., Ncudeggcrgasse.
und von diesem
Die Synagoge II., Leopoldsgasse 29 (Abb. 151. 161),
vom Architekten Wilhelm Stiaßny im Jahre 1893 in mauri-
schem Stile erbaut, ist für den polnisch-jüdischen Ritus be-
stimmt. Das Gebäude ist an drei Seiten eingeschlossen.
Gassenseitig gelangt man zwischen zwei Flügclbautcn über
einen kleinen Vorplatz zur Vorhalle und von dieser in den
dreischiffig angelegten Männerraum, in welchem dem Ritus
entsprechend der Al-Memar in der Mitte sich befindet. Der
Betraum faßt 420 Sitze. Rechts und links von der Vorhalle
führen die Treppen zu den Frauengalcrien, welche zusammen
217 Sitze enthalten. Auf den eisernen Parterresäulen erhebt
sich eine gleiche Anzahl solcher Säulen, welche, durch Huf-
eisenbogen verbunden, die Decken und Mittelschiffmauern
tragen. Für die Bundeslade ist in der östlichen Apsidenwand
ein gemauerter Ausbau in halbem Achteck. Das ganze Innere
ist sehr reich dem Stil entsprechend bemalt. Die Fassade
ist in Putz durchgeführt und mit plastischem Schmuck ver-
schen. Über der Mittelpartie erhebt sich eine Kuppel mit
turmartiger Endigung. ')
Die Synagoge X., Humboldtgasse 27 (Abb. 150)
wurde nach Plänen des Architekten J. Gärtner im Jahre 1896
auf einer unregelmäßigen Eckparzelle erbaut. Der Betraum
bildet im Grundriß ein Quadrat und enthält 428 Sitze für
Männer. Vier Kuppelständer von Quadranteisen, mit Stuck
verkleidet, dienen als Träger für die Galerien, welche
einen Fassungsraum von 277 Sitzen für Frauen haben.
Die vier Ständer tragen in Dachhöhe die in Holz kon-
struierte Vierungskuppel von oktogonaler Grundform.
Durch drei Portale gelangt man von der Humboldtgasse
in den Betraum. Das gesamte Innere ist mit Stuck verkleidet.
Die Synagoge XX., Kluckygasse 11,
erbaut vom Architekten J. Gärtner, ist von drei Seiten von Nachbargebäuden umschlossen
und konnte nur mit ihrer Seitenfront zur Ansicht gebracht werden, welche sohin als Haupt-
front entwickelt erscheint. Wegen der Orientierung nach Osten mußte der Haupteingang
künstlich durch Vorlage eines Vestibüls in die Seitenfront verlegt werden. Im Parterre finden
372 Sitze für Männer ihren Platz. Vier gemauerte Pfeiler tragen die Galerien, welche 225 Sitze
für Frauen enthalten.
Die Synagoge XI., Braunhubergasse 7,
nach Plänen des Architekten J. Gärtner im Jahre 1898 erbaut, befindet sich an der Kreuzung
der Braunhuber- und Hugogasse und ist von drei Seiten freigestellt. Der eigentliche Betraum
bildet im Grundriß ein Quadrat und faßt im Parterre 249 Sitze für Männer und in den
Galerien, welche durch vier Säulen von Eisen mit Korkdielenvcrkleidung getragen werden,
133 Sitze für Frauen. Hinter den drei Haupteingängen in der Braunhubergasse ist ein Vor-
raum, durch welchen man direkt in eine Vorhalle zum Männerraum und rechts und links zu
den Galcriestiegen gelangt. Diese haben Balkendecken; die flache Decke über dem Hauptraum
ist am Dachstuhl befestigt. Für das Heiligtum ist ein rechteckiger Ausbau in der Breite des
Mittelraumes angeordnet. Die Fassaden sind in Putz, das Innere in Stuck durchgeführt.
Synagoge VIII., Neudeggergasse 12 (Abb. 149, 165).
Erbaut vom Architekten Max Fleischer 1903. Die in gotischem Stile gehaltene Architektur
lehnt sich an die mittelalterlichen Backsteinbauten Norddeutschlands an, die zumeist auch ohne
') Försters Bauzeitung. 1S94.
Synagogen, griechische und russische Kirchen.
95
Anwendung von Stein- und Bildhauer-
arbeit durchgebildet worden sind. Von
der Vorhalle gelangt mau in den Be träum,
welcher durch Säulenreihen in drei Schiffe
abgeteilt ist und 338 Männersitze faßt.
Entsprechend der Breite des Mittelschiffes
ist das Heiligtum ausgebaut, bestimmt zur
Aufnahme der Bundesladc, welche die
ganze Apsis ausfüllt. Oberhalb der Bundes-
ladc befindet sich eine Votivtafel zur Er-
innerung an Kaiserin Elisabeth. Der Quer-
schnitt zeigt eine Basilika mit Emporen für
die Frauengalerien, die zusammen 236 Sitze
fassen. Zum Tragen der Galerien und der
Mittelschiffwand dienen gußeiserne Säulen.
Die Decken sind als Platzelgewölbe zwi-
schcnTraversen konstruiert; diegroßeMittel-
schiffdecke ist durch große Moniergurten
in Felder abgeteilt. Bemerkenswert ist auch
die ausgezeichnete Akustik des Raumes.1)
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Die serbische (griechisch-orthodoxe)
Kirche St. Sava, III., Veithgasse 3
(Abb. 153),
wurde 1893 erbaut. Dem Umfange dieser
Gemeinde entsprechend enthält der Bet-
raum an der linken Längswand 22 Männer-
sitze und rechts 22 Frauensitze; der ganze übrige Mittelraum ist frei. Abgegrenzt ist der Bet-
raum nach Osten durch eine reich in Holz und Gold ausgeführte und mit Bildern ge-
schmückte Ikonostase, hinter welcher sich der Altar in einem apsidenartigen Ausbau befindet,
Rechts an der Ikonostase befindet sich der thronartig aufgebaute Bischofsitz.
Abb. 166. Russische Kirche, III., Richardgasse.
Die Kirche zur heil. Dreifaltigkeit der n. u. Griechen, I., Am Fleischmarkt (Abb. 154, 164).
Im Jahre 1858 wurde im Auftrage und auf Kosten des Freiherrn Simon von Sina der alte
Bau2) nach den Plänen Theophil von Hansens umgestaltet und ihm insbesondere die neue
Fassade gegeben. Der byzantinische Stil wurde gewählt, weil er sich für Gebäude des
griechischen Ritus am besten eignet, auch die Fresken, von Professor Thiersch aus München,
sind im veredelten byzantinischen Stile ausgeführt. Die Fassade ist im Rohbau. Die Bilder im
mittleren Teil der Fassade sind von Rahl, im Vestibül von Bitterlich und Eisenmenger.3)
Die kaiserlich russische Kirche, III., Richardgasse 2 (Abb. 155, 166),
erbaut auf Grund des Projektes des Petersburger Architekten Professor Gregoire Kotow durch
den Wiener Architekten Luigi von Giacomelli, enthält eine Ober- und eine Unterkirche. Letztere
ist direkt von der Richardgasse zugänglich; zur Oberkirche gelangt man über eine monumental
angelegte Treppe. Die Oberkirche hat einen Fassungsraum für 400 Personen und ist 2L20m
hoch. Die mittlere Kuppel wird von vier Monolithsäulen aus rotschwedischem Granit getragen.
Die Fassaden sind in Haustein, mit teilweiser Verwendung von Ziegelrohbau und Majoliken
hergestellt. Von den fünf Kuppeln sind die mittlere 51 8 m, die anderen vier je 33 m hoch,
in Eisen konstruiert. Über der mittleren Kuppel ist das Hauptkreuz angebracht. Dasselbe ist
mit Kupferüberzug und Vergoldung versehen und mit brillantartig geschliffenen Bergkristallen
geschmückt. Über dem Haupteingang befindet sich ein Mosaikbild venetianischen Ursprunges.
') Bautechniker. Jahrgang XXIII, Nr. 38.
2) Aus dem Jahre 1787 von Peter Mollner, k. k. Fortifikations- und bürgerlicher Baumeister.
3) Allgemeine Bauzeitung von Förster. Jahrgang 1861.
96 Gebäude für Kultuszwecke.
Im Inneren ist die aus orientalischem Zypressenholz ausgeführte, reich gezierte und mit Bildern
geschmückte Ikonostasis hervorzuheben.
Die Oberkirche ist mit 200 elektrischen Glühlampen beleuchtet, die Nebenräume und
die Unterkirche, welch letztere zum täglichen Gottesdienst dient, während die Oberkirche nur
an hohen Feiertagen geöffnet wird, sind mit Gas beleuchtet. Die Heizung der Kirche geschieht
mittels einer außerhalb der Kirche angebrachten Niederdruckdampfheizung. Der Bau wurde im
Jahre 1893 begonnen und 1899 vollendet. Die Kosten, welche durch eine Spende des Kaisers
Alexander III. von Rußland gedeckt wurden, betrugen 920.000 K.
Die Kirche St. Barbara der linierten Griechen, I., Postgasse 8 (Abb. 156),
wurde 1572 erbaut und gehörte den Jesuiten. 1772 nach Aufhebung der Jesuiten wurde sie
zur griechischen Kirche eingerichtet, wie einem alten Plane zu entnehmen, der im Archiv des
Wiener Stadtbauamtes aufbewahrt ist und nach welchem der Grundriß hergestellt wurde. Ab-
gesehen von der aus letzterer Zeit stammenden Fassade und des Zubaues einer kleinen Kapelle
hinter der Sakristei, ist der alte Bestand noch erhalten. Das Kirchlein besitzt einige Geschenke
der Kaiserin Maria Theresia und hübsche Altarbilder, von denen die Darstellungen des heiligen
Spiridion von Palamino und des heiligen Nikolaus von Kastner hervorzuheben sind.
Die Kirche zum hl. Georg der nichtunierten Griechen (türkische Untertanen),
I., Hafnersteig 2 (Abb. 157),
wurde 1803 durch den Baumeister Franz Wipplinger erbaut und 1898 an den Fassaden und
auch im Inneren umgestaltet. Sie ist von zwei Seiten freistehend, sonst in Verbindung mit dem
der griechischen Gemeinde gehörigen Wohnhause Hafnersteig Nr. 2, durch welches auch ein
Zugang besteht. Der Eingang findet von der Griechengasse statt. Der Raum ist einschiffig, mit
Chorempore; eine in Mauerwerk und mit reichem Bilderschmuck ausgeführte Ikonostasis trennt
den Altar vom Betraum, der auch mit reichem Bilderschmuck versehen ist. Die Fassade am
Hafnersteig wurde anläßlich der Renovierung mit einem hübschen Giebel verschen, der in
plastischer Darstellung den heiligen Georg zeigt. An der Ecke erhebt sich ein nettes Türmchen.
Max Fleischer.
B. GEBÄUDE FÜR DEN KAISERLICHEN HOF.
Hofburg, alter Teil.
Der ausgedehnte Gebäudekomplex der ehrwürdigen Kaiserburg stammt aus mehreren
Bauperioden, deren erste in den Beginn des 13. Jahrhunderts fällt. Aus dem Umstände, daß
die in verschiedenen Jahrhunderten entstandenen Zubauten in der jeweilig herrschenden Stil-
art ausgeführt wurden, erklärt es sich, daß der äußere Gesamteindruck jener architektonischen
Harmonie entbehrt, welche in der Regel bei einem Monumentalbaue von der Bedeutung einer
kaiserlichen Residenz vorausgesetzt wird. Die einzelnen Trakte der Hofburg (siehe Abb. 167)
sind in nachstehender chronologischer Reihenfolge entstanden.1)
Äusserer Burgplatz
Abb. 167. Hofburg-, alter Teil.
Lageplan 1 :250U.
1. Der Schweizerhof (die alte Babenbergerburg) zwischen 1200 und 1221. 2. Der
Kaiserspitaltrakt auf dem Ballhausplatz, erbaut 1543 (wurde 1903 demoliert). 3. Die Stall-
burg 1556. 4. Der Amalienhof in jetziger Gestalt Anfang des 17. Jahrhunderts. 5. Der
Leopoldinische Trakt 1668—1670. 6. Die Hofbibliothek 1726. 7. Der Reichskanzleitrakt
1728. 8. Die Winter-Reitschule 1729—1735. 9. Die Redoutensäle nach 1744. 10. Die
Familien-Fideikommißbibliothek und der Augustinergang 1759 (wurden 1903 demoliert, die
Bibliothek in die neue Hofburg verlegt). 11. Der Ritter- oder Zeremoniensaal 1805. 12. Das
') Die historischen Daten sind den Werken von P. Leop. Fischer, P. Matth. Fuhrmann, Hormayr, Karajan und Realis
entnommen.
B3. II. 7
98
Gebäude für den kaiserlichen Hof.
Glashaus im Kaisergarten, 1818 begonnen (1903 demoliert). 13. Das alte Burgtor 1821 bis
1824. 14. Der Michaeiertrakt 1893. 15. Der neue Saal und die Galerie nächst des Zere-
moniensaales 1898.
1. Der Schweizerhof (die alte Babcnbergerburg).
Wie Dr. Theodor Georg von Karajan in seiner Abhandlung: Die alte Kaiserburg zu Wien aus dem
Jahre 1863, berichtet, heißt es in J. Cuspinians Austria (Basileae 1553) von Leopold dem Glorreichen aus
dem Hause Babenberg: ,, Dieser Fürst wohnte zu Wien und bauete jene Burg, die dermahl mit königlichen
Gebäuden geziert ist, dann Heinrichs des ersten Herzogs von Österreich (Jasomirgott) Wohnhaus (Am
Hof) war an die Carmeliter abgetreten worden."
Den Beweis für die Annahme Leopolds des Glorreichen (1198—1230) als Erbauer der alten Burg
erbrachte P. Leopold Fischer in seinem Werke: Brevis Notitia urbis Vindobonae (1767 — 1775) durch Mit-
teilung einer ungedruckten Urkunde Leopolds des Glorreichen über die Erbauung und Bestiftung der Kirche
Sankt Michael vom 18. November 1221, welche auch Hormayr in seiner Geschichte Wiens erwähnt. Die
auf die Burg bezügliche Stelle lautet: „Wir Leupoldt . . . Ann chunt . . . mit diesem Brief, daz wir in
eren Got, unser Vraun Marie und Sand Michel Angeli baut ein chirchen datz Wienne zet nächst unser
Neu bürg und Schaffern u. s. w." Es ist daher nicht daran zu zweifeln, daß die Burg im Jahre 1221 bereits
erbaut war. Im Jahre 1275 brannte die Burg beinahe vollständig ab, worauf Ottokar von Böhmen, der
damals in Österreich herrschte, deren Wiederaufbau begann und nach dessen 1278 erfolgtem Tode wahr-
scheinlich Albrecht I. den Bau vollendete.
Diese alte Burg hatte einen nahezu quadratischen Grundriß mit dem noch heute bestehenden Hof-
raume und war mit vier Ecktürmen umgeben, an welche sich noch ein fünfter (an Stelle des heutigen
Rittersaales gelegener), der sogenannte Widmerturm, anschloß. Unter Kaiser Ferdinand I. wurden in dem
Zeiträume von 1536 — 1552 an der alten Burg sehr bedeutende Vergrößerungsbauten vorgenommen, wovon
die beiden Inschriften, eine zunächst dem Durchgange gegen den Michaelerplatz aus dem Jahre 1536 und
die zweite oberhalb des aus jener Zeit
Hofburg, Schweizertor.
stammenden »Schweizertores«, aus dem
Jahre 1552, Zeugnis geben.
Der Schweizerhof, welcher
vom Franzensplatze aus durch das
in edlen Verhältnissen sich darstel-
lende Schweizertor (siehe Abb. 168)
betreten wird, hat mit dem Sou-
terrain und Mezzanin 5 Geschosse,
in welchen sich nachfolgende Räume
befinden. Im nordwestlichen Teile
(gegen den Franzensplatz): Im Sou-
terrain die Wachlokalitäten der Leib-
garde-Infanterie-Kompagnie u. a. Im
Mezzanin: Die k. u. k. Schatzkammer
und die Burghauptmanns -Wohnung.
Im ersten Stockwerke: Das „Ra-
detzky- Appartement", mit in Weiß
und Gold gehaltener Boiserie und
Rokokomöbeln ausgestattet, die
Wände mit Gobelins behangen. Im
zweiten Stockwerke: Suitenwohnun-
gen und das Bureau des Direktors
der k. u. k. Kabinettskanzlci Sr. Ma-
jestät. Im dritten Stockwerke: Dienst-
wohnungen. Im südwestlichen Teile
befindet sich die Botschafterstiege,
welche als Aufgang zu den Apparte-
ments sowohl im Schweizerhoftrakte
wie im Leopoldinischcn Trakte dient;
den ersten Ruheplatz dieser Stiege
schmückt die Marmorgruppe „Jason
und Medea" von Käßmann. Von
dieser Stiege aus betritt man die Hof-
burgkapclle.dieeigentlichcBurgpfarr-
kirche (siehe: Mittelalterliche Kirchen).
Hofburg, alter Teil.
99
Wien am Anfang des XX. Jahrhunderts.
Tafel VII.
Großer Saal der k. k. Hofbibliothek.
Hofburg, alter Teil. 101
Im ersten Stockwerke dieses Traktes sind die I. Antckammcr, die Ritterstube und die Tra-
bantenstube, im zweiten Stocke Suitenwohnungen und im dritten Geschosse Dienstwohnungen
untergebracht. Im südöstlichen Teile liegt im Parterre die Zuckerbäckcrci, im Mezzanin eine
Abteilung der Gencraldirektion der Allerhöchsten Privat- und Familienfonds, im ersten Stockwerke
das technische Appartement, so genannt, weil hier seinerzeit die für Lehrzwecke der kaiser-
lichen Prinzen erforderlichen technischen und physikalischen Instrumente und Apparate ihre
Aufstellung hatten, im zweiten Stockwerke ein Teil der Kabinettskanzlei, im dritten Geschosse
Dienstwohnungen. Im nordöstlichen Teile liegen im Parterre das Feuerwehrwachzimmer und
die Tapeziererci, im Mezzanin ein Teil der kaiserlichen Familicnfondsgüter-Direktion, im ersten
Stocke Suitenwohnungen, im zweiten
Geschosse die Kabinettskanzlci und im
dritten Stockwerke Dienstwohnungen.
2. Der Kaiscrspitaltrakt
auf dem Ballhausplatze, aus dem Jahre
1543 stammend, wurde 1903 demoliert.
I
3. Die Stallburg.
Im Jahre 1458 stand an der Stelle dieses
Abb. no. Hofbibliothek. I.Stock. 1:1000. Gebäudes das Haus des Landmarschalls von
Ebersdorf. Sodann in kaiserlichen Besitz über-
gegangen, wurde das Gebäude »Spanischer
Stall« oder »Zaumburg« genannt, weil in den Stallungen derselben die Pferde spanischer Rasse unter-
gebracht waren. Kaiser Ferdinand I. berief nach seiner Thronbesteigung als deutscher Kaiser im Jahre 1556
seinen Sohn Maximilian (nachmals Maximilian II.) aus Spanien nach Wien und ließ für ihn dieses Haus als
Wohnsitz entsprechend umbauen. Später befand sich die k. k. Gemäldesammlung bis zu ihrer Unterbrin-
gung im k. k. ßelvedere in den Räumen dieses Gebäudes.
Die Stallburg ist von der Habsburgergasse, der Stallburggasse, der Bräunerstraße und
dem Josefsplatze begrenzt und in der Höhe ihrer zweiten Etage durch eine Bogenüberbrückung
mit dem Trakte der Redoutensäle verbunden. Sie stellt im Grundrisse ein reguläres Viereck
dar und ist in einfachem Renaissancestile aufgeführt. Der Hofraum war ehemals auf allen
Seiten und in allen Geschossen von Kreuzgängen umschlossen, welche in späterer Zeit ver-
mauert wurden, noch heute aber deutlich wahrgenommen werden können. In dem Hofe be-
findet sich ein Brunnen mit Eisengitter, auf dessen Steingrand die Jahreszahl 1675 gemeißelt
ist. Im Jahre 1900 wurde in diesen Hof der Kassenpavillon für die k. k. Hoftheater eingebaut
und sind weiters im Parterre die k. k. Hofapotheke und die Stallungen für die spanischen Reit-
pferde gelegen. Das erste Stockwerk nehmen die Bureaux des Oberstkämmereramtes und der
Generalintendanz der Hoftheater, den zweiten Stock die Kanzleien des Ordens der eisernen
Krone und des Franz Josef-Ordens, sowie Wohnungen für Hofbedienstete ein.
4. Der Amalienhof.
An der Stelle dieses Gebäudes stand im 15. Jahrhundert der Cillyerhof, von dem dort wohnhaft ge-
wesenen Grafen Friedrich von Cilly, Statthalter von Österreich und Erzieher des Prinzen Ladislaus Post-
humus, des Sohnes Kaisers Albrecht II., so genannt. Im 16. Jahrhundert als Hof-Zeughaus verwendet, wurde
es in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts von Kaiser Rudolf II. vollständig umgebaut. Nach dem Tode
Kaiser Josef I., also anfangs des 18. Jahrhunderts, erhielt dieser Burgtrakt die Bestimmung als Witwensitz
für dessen Gemahlin Kaiserin Wilhelmine Amalia und ward seither Amalienhof benannt.
Dieser Gebäudetrakt ist vom Franzensplatze, von der Schauflergasse und dem Ballhaus-
platze begrenzt; an der vierten Seite gegen die Löwelstraße ist er durch einen Schwibbogen
mit dem Leopoldinischen Trakte verbunden. Im Erdgeschosse befinden sich das Oberststall-
meisteramt und mehrere Hof-Offizen, im Mezzanin das Gisela-Appartement, Suitenwohnungen
und Bureaux. Das erste Stockwerk gegen den Franzensplatz bewohnte weiland Ihre Majestät die
Kaiserin Elisabeth; diese Gemächer sind noch heute in ihrer Einrichtung vollständig unver-
ändert geblieben. Gegen den Ballhausplatz und die Bellaria gerichtet, befindet sich im ersten
Stocke das Alexander-Appartement, so genannt, weil dortselbst während des Wiener Kongresses
Kaiser Alexander I. von Rußland wohnte. In diesem Appartement sind namentlich die gut er-
haltenen Rokokoplafonds, mit zahlreichen Waffenemblemen geziert, erwähnenswert. Das zweite
Stockwerk enthält Suiten- und Dienstwohnungen.
02
Gebäude für den kaiserlichen Hof.
5. Der Lcopoldinische Trakt.
Im Jahre 1660 wurde voii Kaiser Leopold I. dieser, den Inneren von dem Äußeren Burgplatze tren-
nende Burgflügel als Verbindung des Schweizerhofes mit dem Cillyer-(Ama!ien-)Hofe und als kaiserlicher
Wohn- und Haupttrakt zu bauen begonnen und im Jahre 1665 vollendet. Schon zwei Jahre darauf (1668;
brannte das Gebäude ab, wurde sodann wieder aufgeführt und war in weiteren zwei Jahren (1670) voll-
endet. Auch dieser Trakt erfuhr unter Kaiserin Maria Theresia namhafte Adaptierungen, unter anderen
den Umbau der „Adlerstiege'.
Hofburg, Detail vom Reichskanzleitrakt.
Im Parterre dieses Traktes ist die Militär-Hauptwache und die Offize des Hof-Weinkellers
untergebracht. Die Weinkeller selbst bestehen aus drei Etagen unterhalb des Gebäudes.
Das Mezzaningeschoß ist gegen den Franzcnsplatz von der Militärkanzlei Sr. Majestät
okkupiert; die ganze Länge des Traktes gegen den Äußeren Burgplatz durchläuft der soge-
nannte Kontrollorgang. Das erste Stockwerk enthält das Zeremoniell-Appartement (gegen den
Franzensplatz) und das große Fremden-Appartement (gegen den Äußeren Burgplatz). In dem
ersteren befinden sich als Wandschmuck prachtvolle Gobelins nach Entwürfen von Charles
Hofburg, alter Teil.
103
Herbei (f 1703) aus der Fabrik La Malgrange bei Nancy, die Siege Herzogs Karl V. von Loth-
ringen über die Türken darstellend. Dieses Appartement besteht aus nachfolgenden Repräsen-
tationsgemächern: Trabantenstube, Ritterstube, I. Antekammcr (diese drei Räume noch im
Schweizerhoftrakte gelegen), II. Antekammcr oder Marmorsaal, Geheime Ratstube, Audienz-
saal (mit den zwei lebensgroßen Porträts Ihrer Majestäten von Winterhaider), Miniaturen-
kabinett, Spiegelsaal, Pietradurazimmer (mit den berühmten Florentiner Mosaikbildcrn) und
zwei Antekammern gegen die Adlerstiegc.
Das große Fremden-Appartement, welches parallel zu dem Zeremoniell-Appartement liegt,
wird als Wohnraum für Allerhöchste Gäste Sr. Majestät benutzt; sowohl dieses wie die Re-
präsentationsräume sind sämtlich in weißer Boiserie mit Goldornamenten im Rokokostile aus-
gestattet. Von dem Vorräume des großen Fremden-Appartements betritt man das Oratorium
der Josefs- oder Kammcrkapelle, welche gegen die Bellaria gelegen ist. Oberhalb des Altares
dieser Kapelle befindet sich ein in Nachbildung des Rubensschen Ildefonso-AItares von Hans
Canon gemaltes Triptychon. Im Mittelfelde ist die heilige Elisabeth, in den beiden Seitenfeldern
sind in betender Stellung Kronprinz
Rudolf mit Erzherzogin Marie Va- Tv. ^KM— EE^ '"^a^T^gy.tn'gaikiSF^i i j^SI
lerie und Prinz Leopold in Bayern
mit seiner Gemahlin, Erzherzogin
Gisela, dargestellt. Das zweite Stock-
werk enthält gegen den Franzens-
platz das Franz Karl-Appartement,
gegen den Äußeren Burgplatz das
Sophien-Appartement und sonstige
Gemächer. Im dritten Stockwerke,
das in seiner ganzen Länge durch
den sogenannten Fräuleingang in
zwei Abteilungen getrennt wird,
liegen Suiten- und Dienstwohnungen.
6. Die Hofbibliothek (Abb. 169,
170 und Tafel VII).
Nach P. Matthias Fuhrmann hatte
schon Kaiser Leopold I. die Absicht, das
ehemals an der Stelle der heutigen Hof-
bibliothek gestandene Theater demolieren
und ein Bibliotheksgebäude dortselbst
aufführen zu lassen. Die damaligen krie-
gerischen Zeitverhältnisse ließen aber die
Verwirklichung dieses Vorhabens nicht
zu, welches erst Kaiser Karl VI. zur Tat
machte, indem er Joh. Bernhard Fischer
von Erlach mit der architektonischen
Durchführung dieser Aufgabe betraute.
Fischer entwarf die Pläne samt allen
Details und leitete bis zu seinem 1723
erfolgten Tode selbst den Bau, welcher
im Jahre 1726 vollendet war. Im Jahre
1769 wurden unter Maria Theresia und
Josef II., da sich nicht unbedenkliche
Ausweichungen der die Kuppel tragenden
Mauerteile bemerkbar machten (wie aus
der Inschrift an der Hauptfassade hervor-
geht), Subkonstruktionen vorgenommen,
im selben Jahre auch die bis dahin be-
standene Mauer, welche zwischen der
Ecke an der Augustinerstraße und dem Redoutensaaltrakte gezogen war, demoliert und hierdurch der
offene heutige Josefsplatz geschaffen.
Die Fassade des Bibliotheksgebäudes besteht aus drei Gruppen, dem mächtigen,
kuppelgekrönten Mittelbau und den zwei Seitentrakten. Auf dem in markiger Rustik ausge-
führten Parterreunterbau erheben sich das erste und zweite Stockwerk in äußerst edlen Massen-
verhältnissen, und sind sowohl der Hauptrisalit wie die mäßigen Vorsprünge der beiden
Seitentrakte durch ionische, beide Stockwerke zusammenfassende Pilaster besonders hervor-
Abb.
Reichskanzleitrakt, Durchfahrt.
104
Gebäude für den kaiserlichen Hof.
gehoben. Auf der Attika des Mittelbaues ist Minerva auf einer Quadriga dargestellt, während
auf den seitlichen, niedrigeren Attikcn in sitzender Stellung: Atlas, den Globus tragend, und
Gäa, den Erdball haltend, die Hauptgruppen bilden. Flankierende Figuren und Vasen ergänzen
den Schmuck der Fassadenbekrönung.
Der Innenraum des Bibliotheksgebäudes kann mit vollem Rechte als der schönste Bücher-
saal der Welt bezeichnet werden. Hier gelangte die geniale Kunst Fischers von Erlach zu
glänzendem Ausdrucke, denn kaum wird wohl ein ähnliches Bauwerk zu finden sein, bei
welchem die Rücksichtnahme auf praktische, utilitäre Zwecke mit der idealsten künstlerischen
Ausgestaltung sich zu solch harmonischer und grandioser Gesamtwirkung verbände. Voll-
kommen der äußeren Fassade entsprechend, gliedert sich der imposante Saal in drei Haupt-
gruppen, den eigentlichen Kuppelraum und, durch je eine kleine Zwischenteilung vermittelt,
die beiden Scitcnräume. Architektonisch sind diese drei Gruppen nur durch gekuppelte Säulen-
stellungcn korinthischer Ordnung getrennt, so daß das ganze Interieur als ein offener Hallen-
bau sich darstellt. Der Kuppelraum wird durch eine mit ihrer Längenachse von Nordost
nach Südwest liegende Ellipse gebildet und erhält seine Beleuchtung außer von den Fenstern
durch acht mächtige, in das Kuppelgewölbe geschnittene, gleichfalls elliptische Lukarnen. Das
prachtvolle Frcskogcmälde in der inneren Kuppelfläche, sowie die Plafondfresken der Annex-
räume und die übrigen Bilder sind von Daniel Gran gemalt, in welchem Meister Fischer von
Erlach einen kongenialen Mitarbeiter gefunden hatte. Das Mittelbild ist eine allegorische Glori-
fizierung der Begründer und Förderer der Bibliothek, während die anderen bildlichen
Darstellungen die verschiedenen Wissenschaften und Künste symbolisieren. In der Mitte des
Kuppelraumcs befindet sich die lebensgroße Marmorstatue Karls VI. in Imperatorengewan-
dung, in einiger Entfernung umgeben von weiteren Herrscherstatuen, deren Ausführung
von P. Matthias Fuhrmann dem Bildhauer Peter Strudel zugeschrieben wird. Die um den
Abb. 173. Hofburg, Michaeiertrakt.
ganzen Innenraum laufende Galerie ist gleichwie die Bücherschränke aus Nußbaumholz
mit reicher Vergoldung der Barockornamentik hergestellt. Die Verbindung mit dem Saal-
fußboden, welcher mit Marmorfliesen belegt ist, wird durch vier steinerne Wendeltreppen
vermittelt.
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Hofburg, alter Teil.
105
In neuester Zeit wird dieser Büchersaal bei Gelegenheit von Besuchen auswärtiger Sou-
veräne von Sr. Majestät dein Kaiser als Cercle-Appartement nach Hof-Konzerten oder Hof-
Diners benützt. Derselbe gewährt in elektrischer Beleuchtung-, mit Blattpflanzen und kostbaren
Teppichen geschmückt, einen prächtigen Anblick.
7. Der Rcichskanzleitrakt (Abb. 171, 172).
Unter der Regierung Kaiser Karl VI. wurde nach Demolierung eines unansehnlichen,
zu Kanzleien verwendet gewesenen niederen Traktes zwischen dem Michaelerplatze und der
Schauflergasse als architektonischer Abschluß des Inneren Burgplatzes, welcher bis dahin nur auf
Abb. 174. Hofburg, neuer Teil.
Grundriß des im Bau befindlichen Flügels nach dem ursprünglichen Entwürfe Hasenauers.
1 : 2000.
drei Seiten von Gebäuden umgeben war, der imposante Kolossalbau des heutigen „Reichskanzleitraktes"
im Jahre 1728 nach den Plänen Fischers von Erlach aufgeführt. Der Name Reichskanzleitrakt rührt daher,
weil in diesem Gebäude zu jener Zeit Sr. Römischen kaiserlichen Majestät Reichs-Hof-Rat zu tagen pflegte,
welcher nach dem kaiserlichen geheimen Rats-Kollegium das höchste Gericht des heiligen römischen
Reiches war, vor welchem nicht nur Prozeßsachen der Reichsstände, sondern auch andere im Reiche
vorgefallene Angelegenheiten behandelt wurden.1) Vom Jahre 1712 — 1728 stand beiläufig an der Stelle
des heutigen Kuppelbaues gegen den Michaelerplatz die „Karolinische Triumphpforte", nach einer Idee
des seinerzeitigen Medailleninspektors Gustav Adolph Heraus von dem Baumeister Johann Lucas von
Hildebrand mit reichem ornamentalem und figuralem Schmucke zur Verherrlichung der Siege in Spanien
aufgeführt. Sie wurde anläßlich des Baues des Reichskanzleitraktes 1728 abgetragen.
Das Reichskanzleigebäude ist vier Stockwerke hoch, die Fassade durch korinthische
Pilaster gegliedert, im ersten Stockwerke mit drei Baikonen versehen und mit einer Attika be-
krönt, auf welcher in der mittleren Höhenachse das Wappen Karls VI. mit der Kaiserkrone,
flankiert von tubablasenden Famen und vier Frauengestalten, angebracht ist. Das Mitteltor
führt zur Hauptstiege des Traktes, rechts und links liegen Durchfahrten und Durchgänge gegen
den Michaelerplatz und die Schauflergasse. Zu beiden Seiten der zwei Torbogen dieser Durch-
fahrten sind Kolossalgruppen, Taten des Herakles darstellend, angebracht, und zwar bei der
Durchfahrt gegen den Michaelerplatz die Besiegung des Antäus und des Busiris, bei jener
gegen die Schauflergasse die Besiegung des nemäischen Löwen und des kretensischen Stieres.
Diese Gruppen wurden von dem Bildhauer Lorenzo Mattielli ausgeführt.
Im ersten Stockwerke liegen die Wohngemächer Sr. Majestät mit den Audienzräumen und
daranstoßend das Stephan-Appartement, in welchem kleinere Diners stattfinden. Von den
Interieurs verdient besonders die bildliche Ausschmückung des großen Audienzvorsaales her-
vorgehoben zu werden, in welchem drei große, auf Wachsgrund von Peter Krafft ausgeführte
Wandgemälde mit lebensgroßen Figuren sich befinden. Zwei dieser Gemälde haben die Rück-
kehr Kaisers Franzi, in den Jahren 1809 und 1814 von den Schlachtfeldern und eines die
erste Ausfahrt des Monarchen nach dessen schwerer Krankheit im Jahre 1826 zum Gegen-
') P. Fuh rma nn.
106
Gebäude für den kaiserlichen Hof.
Abb. 175. Neubau der Hofburg;, Ansicht vom Heldenplatz.
stände. Im Stephan-Appartement bilden besonders prächtige Gobelins den Wandschmuck
welche nach Kartons, die Anton Coypel mit Benützung Raffaelscher Zeichnungen entwarf, in
der Pariser Gobelinfabrik angefertigt wurden; darunter „Das Urteil des Paris" und „Der Raub
der Helena". Im Mezzanin befinden sich die Bureaux der beiden Obersthofmeister, das Oberst-
hofmeisteramt und das Zeremoniell-Departement. Das zweite Stockwerk umfaßt Absteigquartiere
für höchste Gäste, das dritte Geschoß Suiten- und Dienstwohnungen. Im Parterre sind die
Hof-Wäschekammer und die Uniformierungsabteilung untergebracht.
8. Die Winter-Reitschule.
Das Areale, welches heute das Reitschulgebäude und die zwischen diesem und dem Schweizerhof-
trakte liegende Sommer-Reitschule einnimmt, bildete bis in die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts den soge-
nannten Lustgarten, welcher unter dem deutschen Kaiser Ferdinand I. angelegt wurde. Kaiser Karl VI. ließ
den Bau der Reitschule nach den Plänen Johann Bernhard Fischers von Erlach im Jahre 1729 beginnen,
und wurde derselbe unter der Leitung seines Sohnes Josef Emanuel Fischer 1735 fertiggestellt. Da schon
früher der ältere Fischer die Idee hatte, die Burg gegen den Michaelerplatz mit einer monumentalen
Fassade auszugestalten, vereinigte er diese Absicht mit seinem Entwürfe der Winter-Reitschule und ließ den
pavillonartigen, kuppelgekrönten Eckbau der Reitschule als den östlichen Anfang der künftig herzustellen-
den ßurgfassade gelten.
Die spanische oder Winter-Reitschule wird vom Josefsplatze aus betreten; sie bildet ein
Rechteck von 57 m Länge und 19 m Breite und hat zwei Galerien, wovon die obere durch
steinerne korinthische Säulen getragen wird. Beide Galerien sind gegen den Innenraum von
Steinballustraden begrenzt. An der Stirnseite, unterhalb der Eckkuppel, befindet sich die Hof-
loge, mit einem lebensgroßen Reiterbilde Karl VI. geziert. Gleichwie die Innenarchitektur trägt
auch die Fassade des Gebäudes das Gepräge der durch ihre harmonischen Massenverhält-
nisse so erhaben wirkenden Kunst Fischers von Erlach.
9. Die Redoutensäle.
In dem Trakte der heutigen Redoutensäle bestanden schon in der Zeit vor Maria Theresia zwei
Theatersäle, von denen der kleinere bei großen Festlichkeiten der Abhaltung von Banketten sowie der Auf-
führung italienischer Komödien gewidmet war, während im großen Saale das damalige Hofoperntheater
sich befand, in welchem die italienische Opera seria gepflegt wurde. Im Jahre 1741 wurde ein deutsches
Komödieuhaus nach einem Projekte des Schauspielers Weißkern an der Stelle des alten Ballspielhauses er-
baut, nachdem letzteres auf den Ballhausplatz verlegt worden war. Dieses Komödienhaus, aus welchem
später das seither demolierte eigentliche Hof- Burgtheater wurde, erweiterte 1743 der Impressario Sellier und
führte darin auch italienische Singspiele auf. Aus diesen Anfängen entwickelte es sich zum italienischen
Operntheater. Nun wurden das alte Theater und der kleine Saal einem gänzlichen Umbaue unterzogen und
Hofburg, alter Teil.
107
unter Leitung des Impressario Freiherrn von Lopresti diese Räume in Redoutensäle umgestaltet. Diese
beiden Scale erhielten 1752 eine neue Innenarchitektur und im Jahre 1767 wurde die Fassade des Traktes
in der heute noch bestehenden Weise hergestellt. Weitere Restaurierungen erfuhren die Säle in den Jahren
178S. 1816 und 1840 und die letzte im Jahre 1S91 unter Mitwirkung' des Verfassers, bei welchem Anlasse
die den großen Saal umsäumende, sehr niedrige Galerie entfernt, die Wände des großen Saales mit Gobe-
lins ausgestattet und ein neuer Zugang für den Allerhöchsten Hof in der Mitte der den Fenstern gegen-
über befindlichen Wand des kleinen Saales geschaffen wurde.
Von den beiden Rcdoutcnsälcn macht der kleinere Saal, 225 m lang, 11 -20 m breit,
1218 m hoch, in seinen schönen Verhältnissen mit der Ausschmückung durch korinthische
Säulen und Pilaster den künstlerisch angenehmeren Eindruck, während der große, mit Empire-
motiven ausgestattete Saal, 397 tu lang, 169 m breit, 15-4m hoch, da er wenig Ausladungen
besitzt, sich etwas nüchtern präsentiert, jedoch durch die Dekoration mit den Gobelins und
die erfolgte Entfernung der beängstigend drückend angebracht gewesenen Galerie gleichwohl
ein vornehm freundliches Ansehen gewonnen hat. Bei Gelegenheit von Ballfesten gewähren
übrigens beide Säle in reicher elektrischer Beleuchtung und üppigem Pflanzenschmucke einen
imposanten Anblick.
10. Der Augustinergang
und die daran grenzenden Räume der Familien-Fideikommißbibliothek, erbaut im Jahre 1759,
wurden 1903 demoliert und die Allerhöchste Privatbibliothek in einen Trakt der neuen Hof-
burg verlegt.
11. Der Ritter- oder Zeremoniensaal.
Dieser Gebäudeteil der Hofburg, welcher an der südwestlichen Fassade des Leopoldinischen Traktes
einen Vorsprung gegen den Äußeren ßurgplatz bildete und deshalb im Volksmunde „die Nase" hieß, welche
Abb. 176. Neubau der Hofburg-, Ansicht vom Kaisergarten.
108
Gebäude für den kaiserlichen Hof.
Bezeichnung jetzt wegen des in neuester Zeit daran angebauten zweiten Festsaales und einer Loggia nicht
mehr berechtigt ist, steht auf dem Platze, wo bis zum Jahre 1756 auf den damaligen Basteigründen — genannt
die „spanische Bastei" oder kurzweg „der Spanier" — der „Widmerturm mit dem Widmertore" sich be-
fand. Weiland Kaiser Franz I. ließ durch den Hofarchitekten Montoyer, den Vater des späteren Burghaupt-
mannes gleichen Namens, den Saalbau aufführen, welcher 1805 beendet war.
Das Interi-
eur ist in rö-
misch-korinthi-
scher Ordnung
architektonisch
ausgestaltet,
mit freistehen-
den Säulen-
stellungen ge-
schmückt und
mit reicher pla-
stischer Kasset-
tierungdesPla-
fondsversehen.
Von besonde-
rer Zierlichkeit
sind die in ihrer übrigens ganz einfachen Empireform äußerst angenehm wirkenden, ver-
silberten Luster. Die Länge des Saales beträgt 304 m, die Breite 1960 m, die Höhe 13 m.
Der Zeremoniensaal dient bei den Eröffnungen des Reichsrates als Thronsaal, und werden in
demselben die „Bälle bei Hofe" abgehalten, während die „Hofbälle", bei welchen die Ein-
ladungen in erweitertem Umfange ergchen, im großen Redoutensaale stattfinden. Auch die
Zeremonie der Fußwaschung am Gründonnerstage wird alljährlich in diesem Saale vollzogen.
Oberes Belvedcre.
Grundriß I. Stock, 1 :1000.
12. Der Kaisergarten.
Dieser dem Volksgarten gegen-
überliegende kaiserliche Privatgarten,
dem der neuerbaute Hofburgflügel
vorgelegt ist, wurde im Jahre 1818
angelegt, nachdem im Jahre 1809 die
daselbst befindlich gewesenen Stadt-
mauern entfernt worden waren.
Eine Sehenswürdigkeit des
in englischer Art gehaltenen Gar-
tens bildete das Gewächshaus.
Abb. 17S. Belvedcre.
Gesamtanlage nach dem Stiche
von S. Kleiner.
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Hofbure:, alter Teil.
109
welches ein sehr ansehnlicher Bau war; es wurde im Jahre 1903 demoliert, um für das neue,
gegen wärt ig- im Bau begriffene Pflanzenhaus Platz zu schaffen. In einem Seitenteil des Gartens
steht eine von Balthasar Moll aus Blei geschaffene Reiterstatue Kaiser Franz I., Gemahls der
Kaiserin Maria Theresia; das Standbild wurde im Jahre 1819 vom Paradicsgärtchen hierher
versetzt. (Die sonstigen im Bereich der Hofburg errichteten Monumente werden in dem
Abschnitte: „Denkmale und Brunnen" besprochen.)
13. Das Burgtor.
Für diesen Torbau ließ weiland Kaiser Franz I. eine allgemeine Konkurrenz ausschreiben, aus welcher
das Projekt des Architekten von Nobile als das zur Ausführung; geeignetste hervorging. Sowohl sämtliche
Steinmetz- und Maurerarbeiten wie die Fuhrwerksleistung wurden seitens des k.k. Militärs besorgt; im
Jahre 1824 erfolgte die Eröffnung des Tores »siehe Abb. 1).
Die eigentliche Torhalle besteht aus 5 Bogenkörpern, welche von 12 dorischen, kanne-
lierten Säulen, 4 Pfeilern und den Seitenmauern der Wachstuben getragen werden. Die Aus-
dehnung der gegen den Äußeren Burgplatz gerichteten Fassade beträgt 722 m, die Torhöhe
samt der Attika 1385m. Auf der inneren Attika gegen den Burgplatz prangt der Wahlspruch
weiland des Kaisers Franzi.: „Iustitia regnorum fundamentum", auf der äußeren Seite nach
der Ringstraße die Inschrift: „Franciscus I. Imperator Austriae".
14. Der Michaeiertrakt (Abb. 173).
Wie schon bei Besprechung des Gebäudes der Winter-Reitschule erwähnt wurde, gedachte Fischer
von Erlach die Hofburg gegen den Michaelerplatz mit einer grandiosen Fassade abzuschließen. Doch kam
man damals kaum über die Anfänge zur Ausführung dieses Monumentalwerkes hinaus; die Fortsetzung
unterblieb und die Rudimente waren beiläufig 170 Jahre hindurch am Michaelerplatze sichtbar. Im Jahre
1889 ließ Kaiser Franz Josef I. nach dem Fassadenentwurf von Fischers den Ausbau durch den damaligen
Burghauptmann, Architekten Ferdinand Kirschner, durchführen und im Jahre 1893 war der Bau in seiner
heutigen Gestalt beendet.1)
') Siehe Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereines. 1894.
Abb. 179. Schloß Belved;re, Unterfahrt.
110 Gebäude für den kaiserlichen Hof.
Die Fassade gliedert sich einschließlich des Parterres in vier Geschosse, von welchen
das erste und zweite Stockwerk durch korinthische Säulenstellungen architektonisch besonders
hervorgehoben sind. Von beiden Eckpavillons am Michaelcrplatze schwingt sich in sanft kon-
kaver Kurve die Fassade zurück und findet an einem mächtigen Mittelrisalit ihren monumen-
talen Abschluß. Reicher figuraler Schmuck vervollständigt den imposanten Gesamteindruck.
Die beiden aus Laascr Marmor verfertigten Brunnengruppen an den Seitenpavillons symboli-
sieren gegen die Reitschulgasse „Die Herrschermacht zur See" (von Rud. Weyr), gegen die
Schauflergasse „Die Herrschcrmacht zu Lande" (von Edmund Hellmer).
Da auf dem Inneren Burgplatzc nächst den Durchfahrten des Reichskanzlcitraktes Figuren-
gruppen mit Darstellungen von Taten des Herakles aufgestellt sind, so wurde für die Gruppen
nächst des Portikus der Fassade gegen den Michaelcrplatz gleichfalls dieser Sagenkreis zum
Vorwurfe genommen. Diese vier Gruppen stellen dar: „Die Besiegung der Hydra" (von E. v.
Hofmann), „Die Befreiung der trojanischen Königstochter Hesione" (von Scherpe), „Die Be-
freiung des gefesselten Prometheus" (von Lax), „Die Bändigung des Kerberos" (von Wag-
ner). Die zwei das Kaiserwappen tragenden Famafiguren sind von Silbernagel, die Fasces-
träger auf der Attika von Schmidgrubcr und die Trophäen von Pendl ausgeführt, während
die die Hauptfassade bekrönende Mittelgruppe: „Weisheit, Gerechtigkeit und Stärke" von
Johannes Benk gestaltet wurde. Innerhalb der Eingangshalle befinden sich zwei schöne Haut-
reliefs, und zwar links: Adventus Augusti (von Stephan Schwartz), rechts: Pcrfectio Augusti
(von Otto König). Der große Kuppelraum der Durchfahrt, durch acht Lukarnen beleuchtet
und von geradezu imponierenden Dimensionen, ist mit dem Inneren Burgplatze durch eine
oktogonale Halle verbunden, welche figurale Doppclgruppen, die Wahlsprüche österreichischer
Herrscher darstellend, schmücken. In diesem Trakte sind im Parterre das Obersthofmarschallamt
und die Silberkammer untergebracht. Im Mezzanin befinden sich Suitenwohnungen und Ämter,
im ersten Stocke Suitenwohnungen und in der zweiten Etage Wachlokale von Garden und Bureaux.
15. Der neue Festsaal und die Galerie nächst des Zeremoniensaales.
Es war bei Festlichkeiten, welche im Zeremonien- oder Rittersaale abgehalten wurden, stets der Ge-
danke beängstigend, daß aus dem dichtgefüllten Saale nur drei in den Marmorsaal mündende Türen führten
und jeder seitliche Ausgang mangelte. Diesem Übelstande wurde im Jahre 1898 über Anregung des zweiten
Obersthofmeisters Fürsten von Montenuovo durch die Erbauung eines neuen Saales mit einer dem Ritter-
saale vorgelagerten Loggia und einer beide Säle in Verbindung bringenden Galerie abgeholfen; dieser Saal-
bau, welcher durch den Architekten Ministerialrat Emil von Förster in kaum sechs Monaten hergestellt
wurde, wird für so lange Zeit als Provisorium bestehen bleiben, als der für die Zukunft geplante Haupt-
trakt der neuen Hofburg gegen den Äußeren Burgplatz nicht zur Ausführung gelangt.
Der neue Saal ist im Empirestile gehalten, 39 m lang, 1264 m breit und 12'83m hoch,
mit Gemälden von Julius Schmid geziert und mit elektrischen Lustern ausgestattet und bietet
mit dem nebenliegendcn Galeriesaale angemessenen Raum für die Bewegung der Gesellschaft
bei Festlichkeiten, welche im Rittersaaltrakte abgehalten werden.
Literatur.
Karajan, Die alte Kaiserburg zu Wien; Hormayr. Geschichte Wiens, Bd. II; Österreich-Ungarn in Wort und Bild, Band
Wien; F. Ki rsch ncr, Ausbau der k. k. Hofburg gegen den Michaelerplatz. Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und Architekten-
Vereines, 1894; Die Hofbibliothek in Wien. Kunst- und Verlagsanstalt J. Lövry, Wien 1897; Gurlitt, Geschichte des Barockstiles
und des Rokoko; Beschreibung der Hofbibliothek von Salom. Kleiner. Wien 1737.
Heinrich Lisseclt.
Hofburg, neuer Teil (Abb. 174 bis 176 und Tafel VIII).
Der Bau der k. k. Hofburg gegen den Kaisergarten in der gegenwärtigen Ausdehnung
ist ein Teil der von Karl von Hasenauer für diesen Platz in großen Zügen entworfenen ein-
heitlichen Prachtbauten. Die den Platz einschließenden Gebäudeteile sind einerseits das Ge-
bäude der k. k. Hofstallungen, anderseits die beiden Museumsgebäude und der eigentliche Bau
der k. k. Hofburg, ein großes Hufeisen bildend, welches von dem Flügel der alten Hofburg
abgeschlossen wird. Der Bau der k. k. Hofmuscen, welcher zuerst in Angriff genommen wurde,
war also schon ein Teil zur Verwirklichung des Hascnauerschen Projektes. Hasenauer dachte
sich das alte Burgtor entfernt und die Ringstraße durch mächtige Triumphpforten, welche
von den Museen zu den beiden Flügeln der neuen Hofburg reichen sollten, überbrückt.
Um zur Geschichte des Baues der k. k. Hofburg zu gelangen, erscheint es notwendig,
zuerst des Baues der k. k. Hofmuscen kurz zu gedenken. Zum Zwecke der Erlangung von
Hofburg, neuer Teil.
111
Abb. ISO. Schloß Belvedere, Treppenhalle.
Plänen für die Museen wurde eine beschränkte Konkurrenz unter den Architekten Hansen,
Löhr und Hasenauer eingeleitet. Das Ergebnis dieser Konkurrenz war die Annahme des Pro-
jektes Hasenauers, wobei demselben nahegelegt wurde, im Einvernehmen mit Gottfried Semper,
welcher als Juror fungierte, Änderungen der äußeren Erscheinung des Gebäudes vorzunehmen.
Dieses nun vorgelegte Projekt wurde zur Ausführung angenommen. Bald darauf wurde Hasen-
auer beauftragt, seine Ideen für den Bau der k. k. Hofburg zu entwickeln, welche er durch
ein aus dem Jahre 1871 stammendes Gesamtprojekt zur Anschauung brachte (siehe Abb. 10).
Aus diesem Entwürfe geht hervor, daß an Seite des Kaisergartens ein Gebäudeflügel gebaut
werden sollte für die eigentlichen Wohnappartements der Majestäten, mit Räumen für kleinere
intime Festlichkeiten, während der Gegenflügel längs des Volksgartens für die Aufnahme von
hohen Gästen bestimmt war. Der dazwischen gelegte Mittelbau, welcher vor den Leopoldini-
schen Trakt der alten Hofburg vorgelegt werden sollte, war für die Aufnahme der großen
Festräume mit dem herrlichen Ausblick über den Heldenplatz bestimmt.
Über einen Vortrag des Hofbaukomitees, welches für die Errichtung der k. k. Hof-
bauten eingesetzt war, bewilligte Se. Majestät der Kaiser am 2. September 1879, daß zunächst
der Flügel gegen den Kaisergarten mit den projektierten Anschlußteilen an die alte Hofburg
in Angriff genommen werde, wozu die Mittel des Stadterweiterungsfonds heranzuziehen waren.
Hasenauer wurde mit der Anfertigung der definitiven Pläne für diesen Teil des Burgbaues
beauftragt und das Projekt durch Se. Majestät am 9. August 1881 genehmigt, so daß dieser
Bau im Herbste desselben Jahres in Angriff genommen werden konnte. Sowohl die Fun-
dierungsarbeiten als die Beschaffung der großen Menge von Bausteinen bereiteten große
Schwierigkeiten. Alte Festungswerke durchzogen den Bauplatz, wodurch eine tiefe Fundierung
112
Gebäude für den kaiserlichen Hof.
notwendig wurde. Dies ausnützend, wurden doppelte Kelleranlagen ausgeführt und der zweite
Keller insbesondere für die ausgedehnte Heizungs- und Ventilationsanlage in Anspruch ge-
nommen, während der erste Keller durch seine günstigen Beleuchtungsverhältnisse zu Nutz-
räumen verschiedener Art bestimmt wurde.
Der beigegebene Plan des ersten Stockwerkes zeigt die Anordnung der Räumlichkeiten, wie
sie bei Beginn des Baues vorgesehen war. Der an die alte Burg anschließende Teil sollte den
Speisesaal mit ausgedehnten Neben-
räumlichkeiten sowie die Audienzsäle
Sr. Majestät enthalten. — Daran an-
schließend, reihen sich, dem Kaiser-
garten zugewendet, die Wohn- und
Schlafräume Sr. Majestät des Kaisers
und vermitteln einige gemeinsame
Salons die Verbindung mit den Wohn-
und Schlafräumen Ihrer Majestät der
Kaiserin. In den durch den Korridor
getrennten rückwärtigen Räumen die-
ses Traktes befinden sich die erfor-
derlichen Diensträume. Daran fügt
sich der quadratische Anbau gegen
die Ringstraße (Corps de logis ge-
nannt), in welchem sich kleinere und größere Festsäle für Zwecke von Empfängen und
intimen Festen respektive Bällen befinden. Der mit Glas überdeckte Arkadenhof mit einer
offenen Stiegenanlage, um den sich die vorbeschriebenen Räume gruppieren, und der durch
alle Stockwerke reicht, wird ein mannigfaches und reiches Architekturbild bieten.
Gegen den Kaisergarten projektierte Hasenauer in Mitte des Gebäudes die Anlage einer
großen Freitreppe, welche vom ersten Stockwerke in den Garten führen sollte; von dieser wurde
jedoch später wegerl der großen Niveaudifferenzen abgesehen. Als Hasenauer am 4. Jänner
1894 starb, war der Bau so weit gediehen, daß er bis auf den Mittelbau unter Dach gebracht
war, auch die figurale Ausstattung der Fassaden war bestimmt und konnte sonach fertig-
gestellt werden. Durch den Hingang des leitenden Architekten trat in der Fortführung der
Arbeiten keine Stockung ein. Es wurde im Sinne Hasenaucrs weitergearbeitet, jedoch konnten
über die innere Einteilung des im Rohen fertiggestellten Baues keine definitiven Beschlüsse
gefaßt werden, da neue Bedürfnisse sich geltend machten. Das Hauptaugenmerk wurde
der völligen Herstellung der Außenerscheinun°: zugewendet. Der figuralen Ausschmückung-
Abb. 181. Belvedere, südliches Tor.
Abb. 1S2. Zierbassin im Belvedere garten.
der Fassaden lag ein reiches Programm zugrunde, nach welchem teils die Herrscher- und
Bürgertugenden versinnbildlicht, teils die Entwicklungsgeschichte der Monarchie, sowie die
Hauptstämme ihrer Bewohner zur Darstellung gebracht werden.
An der Herstellung der zahlreichen Standbilder waren die folgenden Bildhauer tätig:
Bcnk, Tilgner, Weyr, Scherpe, Hellmer, Lax, Kundmann, A. Wagner, von Hofmann, Bitterlich,
Swoboda, Schimkowitz, Heyda, Härdtl, Schmicdgruber, Silbernagel, Kalmstcincr, Düll, Sterrer,
Abb. 183. Schloß Belvedere, Mittelsaal.
Bd. II.
114
Gebäude für den kaiserlichen Hof.
Scib, Brenck, Schwarz, W. David, Koch, Kauffungen u. a. Die Vielfältigkeit und Verschieden-
artigkeit der einzelnen Statuen bot den Künstlern dankbare Aufgaben, die Gefahr der Monotonie
und Trivialität wurde vermieden und dem Bau wurde ohne irgend hervortretende Aufdring-
lichkeit das von dem Architekten geplante Ornament zugeführt.
Vom 1. Februar 1894 führten die im Atelier Hasenauers beschäftigt gewesenen Archi-
tekten Baurat Bruno Gruber und Otto Hofer, vom 1. Jänner 1897 an Baurat Julian Nied-
zielski den Bau interimistisch, bis im Jahre 1899 dem Oberbaurat Friedrich Ohmann die
Leitung des Baues übertragen wurde. Es wird einer späteren Zeit vorbehalten sein, dem
weiteren Fortgange des Baues ihr Augenmerk zuzuwenden, einem Baue, der nach seiner Be-
deutung als der hervorragendste Repräsentant seiner Zeit zu betrachten ist und in welchem
noch so vieles geschaffen werden wird, das in alle Zeiten hinaus den Sinn für die erhabene
Kunst fortpflanzt.
Das Belvedere (Abb. 177 bis 183 und Tafel IX).
Der schönste, in herrlicher Lage errichtete, architektonisch auf das einheitlichste gebaute
kaiserliche Palast ist das Belvedere, auf einem ansteigenden Terrain thronend, von einem ter-
rassierten, architektonisch gegliederten Garten umgeben, von dessen Höhe ein herrlicher Aus-
blick über die Stadt Wien gewonnen wird. Diesen Palast ließ Prinz Eugen von Savoyen durch
den kaiserlichen Architekten Johann Lukas von Hildebrand errichten. Der Ankauf der Gründe,
auf welchen diese großartige Anlage erfolgen sollte, wurde bereits 1693 erwirkt, der Bau selbst
dürfte erst 1713 begonnen haben und ist derart sukzessive fortgeschritten, daß der untere
Teil der Anlage, d. i. das am Rennweg gelegene kleine Palais mit der Stall- und Wagenburg
sowie den nötigen Vorhöfen, zirka 1716 fertiggestellt gewesen sein dürfte, welche Jahreszahl
Abb. 1S4. Schönbrunn aus der Vogelperspektive. (Nach dem Aquarell von Raschka.)
die Frcskengemälde im Mittclsaal des Gebäudes aufweisen. Dieser Teil wurde auch vom Prinzen
Eugen bewohnt. Das obere Belvedere wurde als Sommerschloß geplant und wurde zu großen
Empfängen und Festen, an welchen Tausende von Menschen teilnahmen, vom Prinzen benützt.
Die Bauweise dieses Schlosses war eine vollständig offene, mit offenen Hallen gegen die
Gartenseite und prachtvollen Durchsichten. Die Dekoration der Innenräume wurde nach An-
gaben von Claudius Le Fort du Plessy ausgeführt.
Das Belvedere.
115
Abb. 1S5. Vorderansicht des kaiserlichen Lustschlosses Schönbrunn.
Abb. 1S6. Schloß Schönbrunn von der Gartenseite.
Die Abb. 178 gibt ein Bild der Gesamtanlage und stammt aus einem Werke, welches
S. Kleiner, ein Zeitgenosse Hildebrands, im Jahre 1731 herausgab. Kleiner nennt das Schloß
ein wunderwürdiges Kriegs- und Siegeslager des unvergleichlichen Helden unserer Zeit.
Nach dem Tode des Prinzen Eugen 1736 fiel dieser Besitz an dessen Nichte, eine Prinzessin
von Savoyen, welche denselben zu verkaufen wünschte, und so verschwanden die meisten
interessanten Einrichtungsstücke. Später erwarb der kaiserliche Hof den ganzen Besitz, und
116
Gebäude für den kaiserlichen Hof.
Kaiser Franz erteilte den Auftrag-, in dein unteren Teil des Belvederes die Waffensammlung,
welche aus dem Schlosse Ambras stammte, unterzubringen, während das obere Schloß für
die Aufnahme der kaiserlichen Gemäldesammlung bestimmt wurde. Die Adaptierungen, welche
infolge des besagten Zweckes an dem oberen Schlosse durchgeführt werden mußten, haben so
manches von der ehemaligen Pracht verdorben. So z. B. hatte man die offenen Hallen im
Parterregeschoß zu Nutzräumen umgewandelt und eine höchst mangelhafte Luftheizung ein-
gerichtet.
Nach Fertigstellung der k. k. Hofmuseen am Burgring im Jahre 1884 wurden die bisher
im Belvedcrc untergebrachten Sammlungen dahin übertragen. Nun stand das Belvedere
einige Zeit verwaist, bis im Jahre 1894 das obere Schloß als Residenz des Erzherzogs Franz
Ferdinand bestimmt wurde. Die hierzu nötigen Arbeiten führte Ministerialrat E. von Förster
durch. Um, dem Zwecke entsprechend, nicht allein Repräsentationsräume, sondern auch Wohn-
Abb. 1SS. Kaiserliches Jagdschloß im Tiergarten bei Lainz.
räume zu schaffen, mußten in der Einteilung einschneidende Veränderungen vorgenommen
werden. Dabei kam zugute, daß die gegen Westen gelegenen Räume ihrer alten Dekorationen
entkleidet waren. Vollständig erhalten blieb nur der große Empfangssaal in der Mitte des
Gebäudes (siehe Abb. 183). Alle Räume wurden wieder mit Öfen versehen und außerdem eine
Niederdruckdampfheizung eingerichtet. Bei dieser Renovierung herrschte das Bestreben, die äußere
Erscheinung des Schlosses intakt zu belassen. Das untere Belvedere, welches für Wohnzwecke
nicht benötigt wird, dient derzeit zur Unterbringung der modernen Galerie, welche an anderer
Stelle beschrieben wird.
Literatur.
Kleiner, Residenccs mcmorables du Duc de Savoye et de Piemont. Augsburg 1731. Dr. Lind. Das Lustschloß Belvedere.
Allgemeine Bauzeitung. 1S80. — Robert Dohme, Barock- und Rokoko-Architektur. Berlin (Ernst Wasmuth) 1892.
Emil von Förster.
Das kaiserliche Lustschloß Schönbrunn (Abb. 184 bis 187).
An der Stelle der heutigen ausgedehnten Anlagen in Schönbrunn bestand zu Zeiten Kaiser Maxi-
milians II. ein Tiergarten mit einem im Jahre 1570 errichteten kleinen Jagdschlösse. Matthias, der jüngste
Sohn Maximilians II., entdeckte bei einer Jagd im Jahre 1619 im Garten eine Quelle, nach welcher die
Anlage seither Schönbrunn genannt wird. Er ließ auch eine Erweiterung des Schlosses vornehmen und
hielt sich oft daselbst auf. Auch Kaiser Leopold I. nahm 1661 einige Zubauten vor, doch wurde das Schloß
und die Anlagen im Jahre 1683 von den Türken gänzlich zerstört. Im Jahre 1696 beauftragte Leopold I.
Das kaiserliche Lustschloß Schönbrunn.
117
Abb. 189. Das Augartcnpalais.
den Architekten Fischer von Erlach, hier einen Sommerpalast für seinen Sohn König Josef I. zu erbauen und
ließ gleichzeitig den großen Garten anlegen. Nach Fischers Plan war die Herstellung einer großartigen Schloß-
anlage im reichsten Barockstile beabsichtigt, von welcher jedoch nur ein Teil zur Ausführung gelangte1),
der Bau wurde unter Leopold I. begonnen und unter Kaiser Josef I. im Jahre 1700 im wesentlichen
vollendet; der frühzeitige Tod Josef I. hinderte jedoch die gänzliche Vollendung. Erst Kaiserin Maria
Theresia, die sich mit Vorliebe in Schönbrunn aufhielt, und ihr Sohn Josef II. setzten den Bau fort und
ihnen verdankt das Schloß und der Garten von Schönbrunn seine jetzige herrliche Gestalt.
Kaiserin Maria Theresia ließ im Jahre 1744 das Schloß nach dem Plane des Architekten
Pacassi durch den Baumeister Valmagini vergrößern, um ein Stockwerk erhöhen und die
Menagerie und den botanischen Garten anlegen.
Durch drei Tore, von denen jedes mit zwei Obelisken geschmückt ist, gelangt man in
den Vorhof von 150 m im Quadrat, welcher auf drei Seiten durch niedere Wohngebäude,
auf der vierten durch das Schloß begrenzt wird und zwei Bassins mit Springbrunnen enthält,
welch letztere mit Gruppen von Zauner (die Flüsse Donau, Inn und Enns) und Hagenauer
(die Provinzen Galizien, Lodomerien und Siebenbürgen) geschmückt sind. Das Schloß enthält
mit seinen Nebengebäuden 1441 Gemächer und 139 Küchen. Zu nennen sind der Spiegelsaal
mit Bildern von Guglielmi, der Hamiltonsaal mit Ölgemälden der Gebrüder P. und J. Hamilton,
der Zeremoniensaal mit historischen Bildern und eine Schloßkapelle. Im Jahre 1763 wurde nach
dem Entwürfe Hohenbergs ein Theater (im Hofgebäude, rechts vom Eingange) erbaut.
]) S. Fischer, Entwurf einer historischen Architektur. Wien 1721.
Abb. 190. Kaiserliches Lustschloß in Hetzendorf.
118
Gebäude für den kaiserlichen Hof.
Die ersten Entwürfe zum Garten lieferte Adr. Steckhofen, die späteren F. von Hohenberg.
Das Gartenparterrc hat 32 Statuen aus Tiroler Marmor vom Bildhauer J. W. Beyer; besonders
bemerkenswert ist die Gruppe des Äneas, der seinen Vater Anchises aus dem brennenden Troja
trägt und den kleinen Ascanasius zur Seite hat. Gegen den Berg wird das Parterre durch das
Neptunbassin abgeschlossen; die Bildhauerarbeiten an demselben sind nach den Modellen
J. W. Beyers von den Bildhauern Hagenauer und Zächerl ausgeführt. Auf dem Plateau des Berges,
welches sich hinter dem Bassin erhebt, steht das im Jahre 1775 von Hohenberg in italienischem
Stile erbaute Glorictt mit Bildhauerarbeiten von L. Henrich Dasselbe hat in der Mitte einen
schönen Saal, an den sich zu beiden Seiten breite Arkaden anschließen; von der Terrasse über
dem Mittelsaal bietet sich eine sehr lohnende Aussicht. Das Wasserreservoir vor dem Gloriett
speist die Bassins und Wasserkünste. Auf der linken Seite des Schlosses befindet sich ein für
den Hof reservierter Teil mit dem Denkmale der Königin Maria Karolina von Neapel; hinter
diesem liegt die von Hohenberg entworfene und von den Bildhauern Hcnrici, Zächerl und Beyer
ausgeführte römische Ruine; sie bildet einen großen Bogen, welcher von zwei Flügelmauern
begrenzt wird ; zwischen diesen und dem Bogen liegt ein Bassin und neben diesem viele bauliche
und statuarische Trümmer in malerischer Gruppierung. Nahe bei der Ruine befindet sich der
schöne Brunnen; ein Grottengebäude birgt eine schöne Najade, Egeria, die eine Urne hält, aus
welcher die Quelle in ein Marmorbecken fließt. In der Nähe liegt ein zweiter Brunnen, bei dem
das Wasser aus einem Delphinkopfe fließt, mit den Statuen der Euridice und des Cincinnatus.
Sämtliche Statuen sind von Beyer. Links steht der große, 1777 errichtete Obelisk über einem
Grottengebäude auf vier Schildkröten. Die Hieroglyphenschrift, welche den Obelisk bedeckt,
enthält die Geschichte des Hauses Habsburg. Die Skulpturen stammen von Beyer und Henrici.
Literatur.
Oehler, Beschreibung des Lustschlosses Schönbrunn. Wien 1805.
Das kaiserliche Jagdschloß im Lainzer Tiergarten (Abb. 188).
Der Wunsch der verewigten Kaiserin Elisabeth, zeitweilig abseits des großen Hoflebens
in stiller Einsamkeit der Ruhe genießen zu können, ließ das kleine Jagdschloß im kaiserlichen
-
Abb. 191. Palais der königlich ungarischen Garde (Trautson-Palais).
Das Augartenpalais. — Das Hctzcndorfcr Schloß. — Das Gebäude der ungarischen Garde.
119
Tiergarten erstehen, welches, nach Plänen des Architekten Karl von Hasenaucr erbaut, mit einer
Giebclgruppe von Rud. Wcyr und Bildern von Fr. Matsch und G. Klimt geschmückt ist. Das
Schlößchen, welches zeitweilig von der kaiserlichen Familie benützt wird, ist Besuchern nicht
zugänglich.
Das Augartenpalais (Abb. 189),
im II. Bezirke, wurde 1655 von Kaiser Ferdinand III. erbaut und „Neue Favorita" benannt.
Gelegentlich der Türkenbclagerung 1683 ging auch dieses Bauwerk zugrunde. Kaiser Leopold I.
und nach ihm Kaiser Josef I. ließen den Palast wieder aufführen (1704 — 1706). Er diente
dann der Kaiserin Leonora als Witwensitz und blieb nach deren Tode verödet, bis Kaiserin
Maria Theresia und Josef II. den Palast in seiner gegenwärtigen Form herstellen ließen. Im
Jahre 1775 übergab Kaiser Josef II. den Garten der öffentlichen Benützung. Gegenwärtig dient
der Palast als Residenz des Erzherzogs Otto. Das Gebäude selbst bietet kein besonderes
bauliches Interesse. Die großen ebenerdigen Säle, welche mit Deckengemälden von Pozzo
geschmückt waren, boten einst den Schauplatz zahlreicher Feste.
Das Hetzendorfer Schloß (Abb. 190),
im XIII. Bezirke, ließ Kaiserin Maria Theresia im Jahre 1744 durch den Architekten Nie.
Pacassi (der auch Schönbrunn plante) erbauen. Das derzeit wenig benützte, im Rokokostil
gehaltene Schloß enthält Deckenbilder von Dan. Gran. k.
Das Gebäude der ungarischen Garde, VII., Hofstallstraße (Abb. 191, 192),
war ursprünglich ein Palast des kaiserlichen Obersthofmeisters Fürsten Johann Leopold
Trautson und wurde durch Fischer von Erlach in den Jahren 1720 — 1730 erbaut. Nach dem
Ableben des Fürsten kaufte Kaiserin Maria Theresia im Jahre 1760 den Palast und verlegte
dahin die ungarische Nobelgarde. In den Jahren 1848 — 1867 war hier das Landes-Armee-Kom-
mando untergebracht. Seither wird das Gebäude wieder von der ungarischen Garde benützt. Der
Palast hat zwei reich ausgestattete Fassaden, von denen nur die schmälere, der Museumstraße
zugekehrte, sichtbar ist. In einer Epoche ent-
standen, in welcher Wien kosmopolitisch und
ein Zentrum der Weltpolitik wurde, trägt das
Gebäude in einem vielleicht noch höheren
Grade wie andere Werke seiner Gattung einen
weltbürgerlichen Zug. Dem epochemachenden
Bau des Stadthauses von Amsterdam (1661),
das, bahnbrechend für den Palladionismus,
seine Giebelabschlüsse der Risalite und deren
Stuckverzierung an die nordische Architektur
vererbte, verdankt es die Gliederung der
gegen den nicht mehr vorhandenen Garten
gerichteten Fassade, welche noch hundert
Jahre später in der Seitenfassade des Land-
hauses eine Wiederholung fand, vor allem
aber den wuchtig ausladenden Risalit der
Hauptfassade mit seinem Stuckreliefschmuck.
Für die Gliederung dieses Risalites mit
Pilasterpaaren in der Mitte und je einem
Pilaster an den Ecken ist das Vorbild allem
Anscheine nach in Andreas Schlüters Portal
Nr. V in der Hoffassade des Berliner Schlosses
(vollendet 1706) zu suchen, wie denn wohl
auch die Masken und Helme in den Schluß-
steinen der großen Mittelfenster und Portale
auf Schlüters Kriegermasken und Helme am
Berliner Zeughause (1695) zurückzuführen
sind. Wie an diesem Gebäude, so unterteilt Abb. 192. stiegenhaus im Trautson-Paiais.
120
Gebäude für den kaiserlichen Hof.
auch hier eine mächtige Platte die Rustika des Erdgeschosses, welche wohl jener an Palladios
Casa Caldogno nachgebildet ist. Die Postamente der Pilaster mit dem Konsolenquerschnitt,
das 6r-Motiv als Zierelement in den herrlichen Eisengittern und in den Verdachungen der
Mittelfenster, die Gesamterscheinung dieser Verdachungen selbst (Repliken von Portalbauten
in Messina, Syracus etc.), dies alles ist berninisches beziehungsweise neapolitanisch-sizilisches
Barock. Der Atlantenschmuck der Treppe ist, wie jener des Prinz Eugenschen Winterpalais,
eine Stein gewordene Galli-Bibilenasche Theaterdekoration, die Anlage des Vestibüles und der
Treppe nach dem Vorbilde ähnlicher Schöpfungen des Palladio und Scamozzi.
Literatur.
Realis, Kuriositäten- und Memorabilien-Lexikon. Bd. II. — Weiß. Alt- und Neti-Wien in seinen Bauwerken. S. 97. —
Derselbe in der Topographie von Niederösterreich. Bd. II, S. 189. — Gurlitt, Geschichte des Barockstils. II, 2, S. 226. — Ilg,
Fischer von Erlach. S. 449. Dazu siehe Fischers „Entwurff einer historischen Architektur" und die Kupferstiche von Delsenb ach
und Kleiner und Pfeffel.
Das Hofstallgebäude, VII., Hofstallstraße (Abb. 193),
wurde 1725 von Fischer von Erlach erbaut und bildet ein Bruchstück eines großartig gedachten
Planes, bei welchem, nach der Exedra im rückwärtigen Trakte und nach der wohlüberlegten
Gliederung der Fassade zu urteilen, der Architekt die kolossalen antiken Anlagen wie das
„goldene Haus" des Nero und die Diokletiansthermen sich zum Muster nahm. (Vgl. die ein-
schlägigen Tafeln im „Entwurff einer historischen Architektur".) Das Gebäude wurde durch
Hofbaumeister Meyer in den Jahren 1850 — 1854 einer durchgreifenden Umgestaltung und Er-
weiterung unterzogen. (Aus dieser Zeit stammt der der Mariahilferstraßc zugewendete Trakt.)
Es enthält die bekannten Sammlungen prachtvoller Krönungs- und Staats-Karossen und Sättel
und nebst anderem Schmucke auch Gemälde von Hamilton. Dr. J. Dcnijac.
Abb. 193. Hofstallgcbäude.
-$£/
Abb. 194. Giebelverzierung des Laurenzergebäudes, I., Flcischmarkt.
C. VERWALTUNGSGEBÄUDE.
I. GEBÄUDE DER REICHSVERWALTUNG.
K. u. k. Ministerium des Äußern, I., Ballplatz.
Das Gebäude des heutigen auswärtigen Amtes wurde für die bis dahin in einem Hof-
burgtrakte untergebrachte „Geheimbe Hofkanzlei" im Jahre 1716 angefangen und im Jahre
1721 zur Vollendung gebracht. Der Bau dürfte jedoch seinem Zwecke nicht entsprochen
haben, da man schon in verhältnismäßig kurzer Zeit, um das Jahr 1766, wieder daran ging,
unter der Leitung des Hofarchitekten Paccassi bedeutende Erweiterungen vorzunehmen, wie
die über dem Haupttor angebrachte Inschrift nachweist.
Als im Jahre 1749 die Kaiserin Maria Theresia die bisherige österreichische und böhmische
Hofkanzlei aufhob und zu einem Direktorium als oberster Verwaltungsbehörde für die beiden
Ländergruppen vereinigte, wurde dieses Direktorium in dem Gebäude der bisherigen böhmischen
Hofkanzlei am Judenplatze (dem heutigen Ministerium des Innern) untergebracht, während das
Haus auf dem Ballplatze der Staatskanzlei (nachher Auswärtiges Amt) zu alleiniger Benützung
verblieb. Das Gebäude erwies sich für die Bedürfnisse des Auswärtigen Amtes immer mehr und
mehr ungeeignet; es wurde deshalb in den Jahren 1881/82 an Stelle des angrenzenden
Landesgerichtsgebäudes ein Zubau an der Ecke der Löwelstraße und Metastasiogasse aufgeführt.
Durch den Neubau des k. u. k. Haus-, Hof- und Staatsarchives, welches dem Gebäude
des Auswärtigen Amtes angegliedert wurde, und durch umfangreiche Adaptierungen in seinen
alten Teilen hat das Gebäude nunmehr seinen einheitlichen Charakter gewonnen und bildet
heute einen mächtigen geschlossenen Komplex, welcher vom Ballplatze, der Löwelstraße, der
Metastasiogasse und dem Minoritenplatze begrenzt wird.
Das k. u. k. Haus-, Hof- und Staatsarchiv, I., Minoritenplatz (Abb. 195 bis 197),
welches dem Ministerium des Äußern untersteht und auch räumlich mit demselben in Zu-
sammenhang steht, ist in dem in den Jahren 1900 — 1902 errichteten Neubau untergebracht.
Die Anfertigung des Detailprojektes — auf Grund des vom Baurate Pokorny ausge-
arbeiteten Programmes — und die Bauleitung war ursprünglich dem Architekten und k. k. Bau-
rate Otto Hofer anvertraut und nach dem frühzeitigen Tode desselben wurde Oberingenieur
Holzeland mit der Vollendung des Baues betraut. Das Archivgebäude erhebt sich auf einem
trapezförmigen Grundstück von 61 m verglichener Länge und bildet mit dem Ministerium des
Äußern ein geschlossenes Ganzes. Die Gebäudehöhe beträgt verglichen 2L50m bis zur Haupt-
gesimskante und 28-80 m bis zum First. An der Hauptfront gegenüber der Minoritenkirche besitzt
122
Verwaltungsgebäude.
Abb. 195. K. u. k. Haus-, Hof- und Staatsarchiv und Ministerium des Äußern, I., Ballhausplatz.
das Gebäude einen 3 m vorspringenden Risalit. Gegen den Erweiterungsbau des Ministeriums
zu blieb Raum für einen 39"42 m langen und 670 m breiten Hof, gegen die Minoritenkirche
zu für eine Straße von 15 m Breite, so daß dem Inneren des Hauses von beiden Seiten genug
Licht zugeführt wird. Als Erweiterungbau des Ministerialpalais war die Fassade nach der des
Palais durchzuführen.
Das Gebäude ist in zwei ungleich große Teile gegliedert, das Verwaltungshaus und das
Lagerhaus. Der größere Teil ist dem Lagerhause zugewiesen, welches,
vom Vcrwaltungshause durch eine Brandmauer geschieden, mit ihm
jedoch in fünf Geschossen durch Doppeltüren und zwar je eine eiserne
zweiflügelige Volltür mit einer Vortür aus Holz und Glas verbunden
ist. Das Verwaltungshaus enthält außer der Eintrittshalle und der Treppe
die Beamtenzimmer, zwei Benützersäle, einen Teil der Bibliothek, Vor-
und Dienerräume in fünf Stockwerken verteilt. Der Archivbibliothek
wurden die Hofseite des ersten Stockwerkes und die ganze Unter-
teilung eingeräumt. Auch sie ist nach dem Magazinsystem eingerichtet
und mit eisernen Büchergerüsten und Lagerböden, nach dem System
Abb. 197. K. u.k. Haus-, Hof-
und Staatsarchiv.
Abb. 196. K. u. k. Ministerium des Äußern.
K. u. k. Haus-. Hof- und Staatsarchiv. Erdgeschoß. 1:650.
Gebäude der Rcichsvcrwaltung.
123
Lippmann verstellbar, versehen. Der Bibliotheksraum zerfällt in drei Geschosse von 240 m
nutzbarer Höhe, die durch eiserne Roste getrennt und durch eine eiserne Wendeltreppe
verbunden sind. Durch eine Niederdruckdampfheizung- werden das Lagerhaus bis auf 12",
die Arbeitszimmer und die Bibliothek bis auf 20° C erwärmt. In den Arbeitszimmern und
Werkstätten wurden auch noch Gasöfen aufgestellt.
Das Lagerhaus enthält elf Geschosse; davon sind das fünfte und das achte massiv und
feuerwiderständig mit 15 cm starken Ziegelgewölben eingedeckt und diese mit Xylolith belegt.
Die übrigen Geschosse haben Rostböden aus hochkantigen Flachschiencn, in Rahmen gefaßt,
auf Untcrlagsträgcrn befestigt und sind durchschnittlich 260 m hoch. Durch eine die ganze
Höhe durchziehende Zwischenmauer zerfällt das Lagerhaus in zwei ungleich große Säle von
313 beziehungsweise 135 m2 Fläche, letzterer mit nur zehn Geschossen. Zwei eiserne Treppen
mit geraden Läufen von 1 m Breite verbinden die Geschosse untereinander. Für die Archivalien-
förderung sind Aufzüge vorgesehen. Ein elektrischer Ventilator sorgt für ausgiebigen Luftwechsel
in allen Lagergeschossen, wodurch auch der Feuchtigkeitsgrad der Luft im Lagerhause regulierbar
wird. Eine Sehenswürdigkeit ist die innere Einrichtung des Lagerhauses mit den aufgestellten
Kasten, in welchen teils geschlossen, teils offen die Archivarien gelagert und zwischen denen
Gänge von L20 bis L40m Breite angeordnet sind. Für eine ständige Ausstellung von Urkunden
wurden die der Eingangstür zunächst gelegenen zehn Gerüste des sechsten Lagergeschosses
bestimmt, das vom ersten Stockwerk des Verwaltungshauses direkt zugänglich ist. Außer den
Verwaltungsräumen und dem Magazin enthält das neue Haus in den Dachräumen des Ver-
waltungshauses Werkstätten für -galvanoplastische Siegelabformung, die Gipsgießerei und die
photographischen Werkstätten.
Das ganze Gebäude ist elektrisch beleuchtet. Die Haupt-, Schalt- und Verteilungstafel ge-
stattet unter anderem, das ganze Lagerhaus mit einem einzigen Handgriff in Licht zu setzen,
auch dann, wenn sämtliche Gruppenschaltungen der einzelnen Lagergeschosse offen sind, eine
Vorkehrung, die für den Fall nächtlicher Gefahr getroffen ist. Die Gesamtzahl der Glühlampen
in beiden Teilen des Gebäudes beträgt rund 900. Bemerkenswert ist die Einrichtung der trans-
portablen Handlampen mit automatischer Schaltung in den Lagersälen und der Bibliothek; sie
leuchten, sobald sie von ihren federnden Aufhängehaken abgehoben, und erlöschen, sobald
sie wieder dahin zurückgebracht sind. Für Kraft-
übertragungszwecke stehen vier Motoren in Ver-
wendung; einer für den Aufzug im Verwaltungs-
hause und drei für Ventilatoren. Schließlich sei
noch erwähnt, daß das Verwaltungs- und Lager-
haus in allen Geschossen reichlich mit Feuer-
hydranten versehen ist.
Literatur.
„Das neue Gebäude des k. u. k. Haus-, Hof- und Staats-
archivs zu Wien" von Gustav Winter.
H.. Holzeland.
K. u. k. Reichsfinanz-Ministerium, I., Johan-
nesgasse 5 (Abb. 198, 199).
Dieses Palais, welches nach Ausspruch
des heimischen
Kunstforschers
Dr. II g1) „eine
der interessante-
sten Barock-
architekturen
unserer Stadt"
darstellt, wurde
in seiner heuti-
gen prächtigen
Gestalt von dem
Grafen Adam
Abb. 19S. K. u. k. Reichsfinanz-Ministerium
Erdgeschoß. 1 : 800.
]) Portale von Pro-
fanbauten des 17. und
18. Jahrhunderts.
Abb. 199. K. u. k. Reichsfinanz-Ministerium, I., Johannesgasse.
124
Verwaltungsgebäude.
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Abb. 200. Genie
mer Oberster Rechnungshof.
Hcrrcngasse 23.
Hof,
von Questenberg an Stelle dreier älterer Häuser,
von denen zwei schon im Jahre 1684 dessen
Vorfahre Johann Anton Freiherr von Questen-
berg besessen hatte, nach 1690 erbaut.1) Im
Jahre 1775 kaufte es Dominik Graf von Kaunitz,
worauf es im Jahre 1810 in den Besitz des
Staates überging-. Ursprünglich Amtsgebäude
der k. k. allgemeinen Hofkammer ist es heute
hauptsächlich Sitz des k. u. k. Reichsfinanz-Mini-
steriums (zugleich Zentralstelle der Verwaltung
von Bosnien und Herzegowina) und einiger
Abteilungen der Zentralleitung des k. k. Finanz-
Ministeriums.
Der Erbauer des Palastes ist nicht bekannt,
doch weisen einzelne Eigentümlichkeiten in der
Durchbildung der Fassade auf Verwandtschaft mit
den Prinzipien Fischers von Erlach hin. Die
Einfahrtshallen sind durch geschmackvolle Bild-
hauerarbeiten geziert. Die Hauptstiege ist künstlerisch ausgestaltet und ruht auf Steinsäulen mit
Schwanenhalsbögen, die Stiegenarmc besitzen reich verzierte, steinerne Geländer und Unter-
wölbungen, welche in der Untersicht mit Bildhauerarbeit bedeckt sind.'2)
Im Inneren des Palastes sind die im zweiten
Stocke gelegenen, vornehm ausgestatteten Reprä-
sentationsräume hervorzuheben, welche mit vor-
züglichen Gemälden (im Gcschmacke der italieni-
schen Schule am Ende des 17. Jahrhunderts) ge-
schmückte Stukkodecken besitzen. Die reichste
Ausstattung unter diesen Räumen weist der ehe-
malige Bibliotheks- und gegenwärtige Speisesaal
auf, dessen al fresco (vermutlich von Chiarini)
gemalte Decke mit allegorischen Figuren geziert
ist. Die Wände dieses Saales besitzen Felder
mit freskoartig gemalter Marmorimitation, außer-
dem fünf mit Spiegelglastüren versehene Nischen,
wodurch beim Beschauer die optische Täuschung
einer Verbreiterung des nicht sehr breiten Saales
hervorgerufen wird. Die Decke eines Zimmers
ist mit wertvollen Kartons von Kuppelwieser
geschmückt. Im Jahre 1891 wurde die schad-
hafte Decke des zweiten Stockes in den gassen-
seitig gelegenen Räumen durch Einfügung einer
Eisenkonstruktion mit Wellblechen entlastet, so
daß die Auswechslung der Dippelbäumc, durch
welche Arbeit die kostbaren Deckengemälde
sehr gefährdet worden wären, vermieden werden
konnte. Meixner u. Änderte.
Gemeinsamer Oberster Rechnungshof,
I., Herrengasse 23 (Abb. 200,201).
Das Gebäude wurde im Jahre 1750 seitens
der Regierung von den Erben der Fürsten von
Portia angekauft, sodann umgebaut und diente
seither zu verschiedenen amtlichen Zwecken. Im
Abb. 20!.
Gemeinsamer Oberster Rechnungshof.
I., Herrengasse 23.
Portal,
') Siehe: Schimmers Häuserchronik, Nr. 971.
') Eine Abbildung des Palastes von dem berühmten Zeichner
der Denkmäler des Wiener Barockstiles J. Kleiner, gestochen von
A. Co rv in us, wurde in dem Werke Pfeffels und eine weitere
Aufnahme in den Prospekten des J. B. Fischer von Erlach, ge-
zeichnet von dessen Sohn, veröffentlicht.
Gebäude der Reichsverwaltune
125
Jahre 1883 wurde es neuerlich erheblichen
Adapticrungen unterzogen, welche sich auf sämt-
liche Teile des Hauses erstreckten, ohne jedoch
das Äußere namhaft zu ändern. Nach der Über-
siedlung des Verwaltungsgerichtshofes in sein
neues Heim, [., Burgring 9 (Oktober 1902), neuer-
dings in manchen Teilen adaptiert, ist es seither
der Amtssitz des im Jahre 1903 vom Mariazeller-
hofe hierher übersiedelten k. u. k. gemeinsamen
Obersten Rechnungshofes, des aus dem Statt-
haltcreigebäude hierher verlegten k. k. nieder-
österreichischen Landesschulrates sowie einer
Abteilung der k. k. Postökonomieverwaltung.
Das Haus ist zwei Stockwerke hoch, be-
sitzt zwei Höfe, eine Front in der Herrengasse
sowie eine kurze Front mit einem Einfahrtstor
"\*T*1Jä; U1 dcr Schenkenstraße (Nr. 4a). Es bedeckt eine
Fläche von etwa 2255 m2. Die wenigen vor-
handenen architektonischen Schmuckformen, wie
die Portalbildung mit dem alten theresianischen
Doppeladler und den beiden auf die Rechts-
pflege hinweisenden Figuren und Einzelheiten bei
den zwei größeren Stiegen deuten auf Barockstil.
Die Lage der Höfe, der nur teilweise be-
hobene Mangel an Verbindungsgängen, ferner
der Wechsel der Mauerstärken lassen die mehr-
fachen Umbauten, sowie den Umstand erkennen, daß das Gebäude ursprünglich ein Privat-
haus war. Karl Wopelka.
Abb. 202. K. ungarische Hofkanzlei, I., Bankgasse.
Wipplingerstraße.
Die k. ungarische Hofkanzlei, I., Bankgasse (Abb. 202),
wurde an Stelle des alten fürstlich Windischgrätzschen Hofes unter der Kaiserin Maria Theresia
1767 erbaut. Der Architekt ist nicht bekannt. Die Fassade gliedert sich in französischer Weise
in drei Vor- und zwei Rücklagen. Von den achtzehn Achsen entfallen je zwei an die Eck-
vorlagen, vier in die Mittelvorlage und je fünf in die Rücklagen. Eine einfache Horizontal-
fugenrustika belebt das Erdgeschoß, dessen Fenster in Korbbogen abschließen. Eine korin-
thische Pilasterordnung mit verkröpftem Gesimse verbindet das Hauptgeschoß mit dem Mezzanin.
Die Fenster in den Eckvorlagen zeigen eckige, die in den Rücklagen runde Giebel. In jene
ist noch ein kleines Giebelchen, in diese, deren Gebälke sich einwärts rundet, noch ein
Plättchen als Ornament eingeschachtelt. Zwischen den Verkröpfungen des Gesimses erscheinen
als dessen Träger noch
kleine Konsolen, gleich den-
jenigen an den Fensterver-
dachungen. Zwischen den
Konsolen sehen wir noch
allenthalben ein für die Ent-
stehungszeit charakteristi-
sches Festonornament. Das-
selbe Ornament begegnet
uns an den Postamenten
der Balkons und an den
Konsolen, welche als Aus-
läufer mächtiger, um das
Portal und die beiden näch-
sten Fenster des Unter-
geschosses paarweise ange-
ordneter Hermen unter den
Abb. 203. Ministerium des Innern. Erster Stock. 1:800. drei Mittelfenstern der Rück-
126
Verwaltungsgebäude.
Abb. 204. Ministerium des Innern, I., Judenplatz.
lagen den Balkons zur Stütze dienen. Die Eisengitter der Balkons erweisen sich wie jene an
der Haupttreppe als Ausklänge der Muster des Rokoko. Über der Attika links sehen wir das
ungarische Wappen. Bei der Anordnung der Treppe scheint der Architekt unter dem Eindrucke
jener des Kinskypalais gestanden zu sein. Der Hof mit seiner einfachen Lisenengliederung ist
belanglos, sehenswert hingegen der Beratungssaal mit seinem Deckengemälde von Maulbertsch.
Das Ganze zeigt den Charakter des Stiles Louis XVI. Das Gebäude dient derzeit als Wohnung
und Kanzlei des ungarischen Ministers am königlichen Hoflager.
Liter atu r.
Realis, Kuriositäten- und Memorabilien-Lcxikon. Bd. II.
Dr. J. Dernjac.
Ministerratspräsidium (Modeneser-Palais), I., Herrengasse 7.
Das Palais gelangte in seiner dermaligen Gestalt um das Jahr 1810 an die Erzherzogin
Beatrix von Modena, von der das Palais noch heute seinen Namen führt. Nach deren Tode
im Jahre 1829, kurze Zeit im Besitze des Prinzen von Wasa, wurde es 1839 von der Staats-
verwaltung angekauft und ist gegenwärtig Palais des k. k. Ministerratspräsidiums.
Das zweistöckige Gebäude bildet einen Komplex von unregelmäßiger Grundform mit
zwei fast rechteckigen Haupthöfen. Die Fassade der Hauptfront ist schlicht und ohne Gliederung
im Renaissancestil ausgeführt und erscheint infolge des zu niedrigen Parterregeschosses
gedrückt. Von den zwei Einfahrten ist die näher gegen den Michaelcrplatz gelegene architektonisch
reicher ausgestattet. Von der Haupttreppe betritt man durch ein Vorzimmer die wegen ihrer
reicheren architektonischen Ausschmückung beachtenswerten, im Stile Louis XVI. ausgeführten
Repräsentationsräume des k. k. Ministerratspräsidiums, von welchen einige mit älteren Gemälden
geschmückt sind. Hervorzuheben wären das Arbeitszimmer des Ministerpräsidenten, welches
Gebäude der Reichsvcrwaltung.
127
das Achteck zur Grundform hat, von einer kuppcl-
förmigen Oberlichte erhellt und durch diagonal
gestellte, mit Reliefplastikcn aus der klassischen
Mythologie geschmückte Nischen lebendig- ge-
gliedert ist; ferner der Festsaal, dessen Wände mit
Drcivicrtelsäulen in Stuckmarmor geschmückt sind.
Fitger.
Ministerium des Innern, I., Wipplingerstraße
(Abb. 203 bis 205).
Der sowohl architektonisch als auch histo-
risch interessante Palast des Ministeriums des
Innern besteht aus zwei beinahe gleich großen
Gebäudeteilen, welche jedoch aus verschiedenen
Bauperioden stammen. Der ältere, dem Hohen
Markte zugewendete Gebäudetrakt (den Mittel-
risalit und drei Fenster rechts und links von
demselben umfassend) wurde als Palast der böh-
mischen Hofkanzlei, von welcher die Länder der
böhmischen Krone verwaltet wurden, im Jahre
1711 unter der Regierung Karl VI. begonnen
und im Jahre 1714 vollendet. Der Antrag zur
Erbauung des Palastes ging vom damaligen
Obersten Kanzler des Königreiches Böhmen Jo-
hann Wenzel Reichsgrafen von Wratislaw aus,
der jedoch die Vollendung des Baues nicht er-
lebte; sein Nachfolger Oberster Kanzler Reichs-
graf von Schlick führte den Bau zu Ende. Archi-
tekt des Baues war Bernhard Fischer von Erlach.
Im Jahre 1749 wurde die böhmische Hof-
kanzlei aufgelöst; das Gebäude diente von nun
an den Zwecken des neuerrichteten „Directorium
in publicis et cameralibus", welche Behörde die
politischen und die finanziellen Geschäfte so-
wohl der böhmischen als auch der österreichi-
schen Länder zu besorgen hatte. Da das Palais sich zur Unterbringung der zahlreichen Ämter
bald als zu klein erwies, wurde unter der Regierung der Kaiserin MariaTheresia in den Jahren 1 752 bis
1754 anstoßend an das Hofkanzleigebäude ein Neubau, das sogenannte „Directorialgebäude"
errichtet, dessen Fassade dem alten Palais genau nachgebildet wurde. Es ist dies der gegen die
Futterergasse zu ge-
legene Gebäude-
trakt. Gleichzeitig
wurden die an das
Hofkanzleigebäude
gegen die Schulter-
gasse und Jordan-
gasse angrenzenden
Privathäuser ange-
kauft und auch an
ihrer Stelle ein, al-
lerdings nur schma-
ler Zubau ausge-
führt. In der Wipp-
lingerstraße beträgt
dieser Zubau nur
die äußerste, gegen
den Hohen Markt zu
gelegene Fenster-
Abb. 205. Ministerium des Innern. Portal in der Wipp-
lingerstraße.
A Palais des Prinzen
Eugen.
B Kleines Münzge-
bäude.
C Zubau zum P.alais.
Abb. 206.
Finanz-Ministerium
(Prinz Eugen-Palais).
Erster Stock.
1 : 800.
128
Verwaltungsgebäude.
achse. Im Jahre 1761 wurde im Gebäude
auch die Oberste Justizstelle (Justizministerium)
untergebracht, welche bis in die Vierzigerjahre
des vorigen Jahrhunderts hier verblieb. Unter
dem in der Nacht vom 11. Mai 1809 von
den Franzosen durchgeführten Bombardement
Wiens hatte das Ministerialgebäude stark ge-
litten. Gelegentlich der darauffolgenden Re-
staurierung desselben dürften alle jene Ver-
änderungen an den Fassaden vorgenommen
■worden sein, die uns bei einem Vergleiche der
Zeichnungen aus dem 18. Jahrhundert (Kleiner
und Pfeffel, Delsenbach etc.) mit der heutigen
Hauptfassade auffallen. Diese in der Wipp-
lingerstraße befindliche Hauptfassade mit ihren
schönen Mittelrisaliten, den prächtigen Portal-
gruppen und den fein komponierten Wappen,
Kartuschen und Emblemen ist besonders be-
merkenswert; die kraftstrotzenden Atlanten
sowie die sonstigen Figuren und Bildhauer-
arbeiten des Gebäudes werden Mattielli zuge-
schrieben.
Interessant ist auch die Fassade am Juden-
platz, hauptsächlich infolge ihrer originellen
Fensterverdachungen. Sehr vornehme Formen
zeigen weiters das gegen die Wipplingerstraße
zu gelegene Hauptvestibül und der sogenannte
Ministerhof; imposante Maße weist das gegen
den Judenplatz gelegene Stiegenhaus auf. Das
Ministerialgebäude wurde in den letzten Jahren
sowohl von innen als auch von außen sehr
durchgreifenden Restaurierungen unterzogen;
die Repräsentationssäle wurden unter der
Leitung des Ministerialrates Emil Ritter von
Förster im Sinne Fischers von Erlach neu
hergestellt. Irmisch.
Justiz-Ministerium, L, Schillerplatz 4.
Das Gebäude wurde im Jahre 1872 von
den Architekten Claus und Groß im Auftrage
des „Aktien-Vereines für Hotels und Bade-
anstalten in Wien" als „Hotel Britannia" erbaut,
ging jedoch schon am 1. September 1874
um den Kaufpreis von 2,400.000 K in den
Besitz des Staates über. Das im Renaissancestil gehaltene, vier Stock hohe Gebäude besitzt
drei Gassenfronten, die Hauptfassade gegen den Schillcrplatz besitzt ein Säulenportal mit
Balkon; die Seitenfassaden gegen die Elisabethstraße und Nibelungengasse sind einfacher ge-
halten. Die beiden Ecken der Hauptfassade werden von pavillonartigcn Aufbauten gekrönt.
Nebst dem Justiz-Ministerium sind in dem Gebäude noch einige andere Ämter untergebracht.
Im ersten Stocke des in der Nibelungengasse liegenden Traktes befindet sich der im Jahre
1902 hergestellte Verhandlungssaal des k. k. Reichsgerichtes; weiters gegen den Schillerplatz
und die Elisabethstraße das k. k. Landwehr- Oberkommando mit den Empfangsräumen
Sr. k. u. k. Hoheit des Herrn Erzherzogs Rainer; im Parterre, zweiten, dritten und einem
Teil des vierten Stockes das k. k. Justiz-Ministerium. Die Präsidial- und Empfangsräume sowie
die Wohnung des Ministers liegen im zweiten Stocke. Ein Teil des vierten Stockwerkes sowie
der größte Teil der Souterrainräumlichkeiten dienen zu Bureau- und Archivzwecken für mehrere
Rechnungsdepartements des k. k. Finanz-Ministeriums. Im Parterre des Traktes in der Nibc-
lungcngasse befindet sich ein Postamt. M- von Decqsiello.
Abb. 207. Finanz-Ministerium, I., Himmelpfortgasse.
Gebäude der Reichsverwaltung.
129
Finanz-Ministerium, I., Himmelpfort-
gasse 8 (Abb. 206 bis 209).
Eines der wertvollsten Denkmäler
des Wiener Barockstils ist das in der Zeit
von 1703 — 1711 von Johann Bernhard
Fischer von Erlach1) und Lukas Hilde-
brand '-) über Auftrag des Prinzen Engen
von Savoyen erbaute Palais, in welchem
derzeit das österreichische Finanz-Ministe-
rium untergebracht ist.
Über die künstlerische Urheberschaft
dieses Prachtbaues gehen die Ansichten
stark auseinander; die meisten älteren
Schriftsteller nennen Fischer als den allei-
nigen Erbauer, während der Chronist
Schimmer3) und Alfred Ritter von Arneth
Fischer und Hildebrand als Erbauer be-
zeichnen. Zweifellos dürfte Fischer als der
Erbauer der Prachtstiege und des Haupt-
gebäudes zu betrachten sein, da derselbe
den Entwurf des Palastes in sein berühm-
tes Architekturwerk „Entwurf einer histori-
schen Architektur, Wien 1721" aufgenom-
men hat. Das betreffende Blatt zeigt aber
erst 12 Fensterachsen und 2 Portale,
während das Palais heute 17 Achsen und
3 Portale besitzt.4) Im Jahre 1711 empfing Prinz Eugen in seinem neuen Heim bereits eine
türkische Gesandtschaft in feierlichster Weise; daselbst beschloß er auch am 21. April 1736
seine Heldenlaufbahn. Nach dem Tode des Prinzen fiel das Gebäude mit Zustimmung Kaiser
Karl VI. mit den auserlesensten Kunstschätzen und Einrichtungsstücken an dessen Nichte
Viktoria von Savoyen, vermählte Prinzessin von Sachsen-Hildburghausen, die jedoch alles nicht
Niet- und Nagelfeste zu Geld machte. Im Jahre 1754 wurde das Gebäude vom Staate ange-
kauft und durch Er-
werbung angrenzender
Häuser noch vergrößert.
In den folgenden Zeiten
hatten verschiedene Be-
hörden hier ihren Sitz,
schließlich seit 1848
das k. k. Finanz-Mini-
sterium.
Behufs praktischer
Verwendung der ein-
zelnen Teile des Palais
zu Bureauzwecken hat
man in früherer Zeit
an dem Gebäude zahl-
reiche, hinsichtlich der
Erhaltung des Kunst-
Treppenhaus im Finanz-Ministerium.
Abb. 209. Vestibül im Finanz-Ministerium, I., Himmelpfortgasse 8.
') Geboren zu Prag 1656,
gestorben in Wien 5. April 1723.
2) Geboren 1668 zu Genua,
gestorben 17. November 1745.
3) Der Historiker des Eu-
genschen und Theresianischen
Zeitalters.
4) Ein Bild der Fassaden
findet sich in Kisch, „Alte
Straßen und Plätze der Innern
Stadt", S. 481, nach einem Stiche
vonCorvinus gezeichnet, vor.
Bd. II.
130
Verwaltungsgebäude.
Untcrrichts-Ministcrium, [., Minoritenplatz
wertes nicht immer glückliche bauliche Veränderungen vorgenommen; so wurden beispiels-
weise bei der im Jahre 1841 vorgenommenen Renovierung einzelne Fresken in nicht besonders
geschickter Weise vom Historienmaler Schilchcr übermalt, bis endlich in den Jahren 1888 — 1890
unter Leitung des derzeitigen Oberbaurates Theodor Hödl und unter Mitwirkung der Zentral-
kommission zur Erhaltung der Kunßt- und
^ historischen Denkmale das Gebäude einer
gründlichen und sachgemäßen Renovierung
im Sinne Fischers von Erlach durch Be-
seitigung späterer Zutaten, insbesondere
der mißglückten Übermalungen, Restau-
rierung wertvoller Baubestandteile und
Einfügung stilgemäßer Ergänzungen unter-
zogen wurde.
Im Totaleindrucke der Fassade über-
wiegen besonders das die Prunkräume
enthaltende erste Stockwerk sowie die das
Dach maskierende figurenreiche Attika,
deren Gesamteindruck durch die enge
Gasse leider nicht zur Geltung kommt.
Diese Attika wurde im Jahre 1890 voll-
ständig erneuert und deren allegorische
Figuren durch die Bildhauer Beyer, Düll,
Gloß, Kalmsteiner, Kauffungen, Koch, Lax,
Rummel und Schwerzeck hergestellt.
Die Innenausschmückung ist allegorisch, bezugnehmend auf die Ruhmestaten des edlen
Prinzen; als Grundmotiv erscheint die Herkulessage sinnreich verwendet. Das prächtige, 6m
breite und 30 m lange Vestibül und das von demselben rechts abzweigende Treppenhaus
sind die künstlerisch bedeutendsten Leistungen an dem Palaste, und kommt das Treppenhaus
(nach Gurlitt, Geschichte des Barockstiles) an malerischer Wirkung und üppiger Pracht weit
überlegenen italienischen Bauten gleich. Das Vestibül enthält beiderseits Wandfüllungen mit
Stukkoarbeiten, militärische Gerätschaften darstellend, und in einer Nische eine Kolossalbrunnen-
figur. Die Stiege, deren Podest von vier von Mattielli gemeißelten Atlanten getragen wird, besitzt
im ersten Absätze eine prächtige Herkulesstatue; die mythologischen Deckengemälde des Stiegen-
hauses sind von Louis Dorigny, einem Schüler Lebruns, und stellen Apollo als Lichtgott, den
Sturz des Ikarus und die Fama dar. Die Rückwand des Treppenhauses zeigt das Relicfporträt
des Prinzen Eugen, rechts und links befinden sich Reliefs mit den Kämpfen Herkules' von
Santino Bussi.
Von den Innenräumen sind einige durch die Pracht ihrer Ausstattung hervorragend. Der
blaue Saal mit 115m Länge und 9 m Breite enthält ein Deckengemälde des Italieners Marc-
antonio Chiarini, Herkules' Vermählung mit Hebe im Olymp darstellend. Die einst mit kost-
baren Gobelins geschmückten Wände tragen nach deren Verschleuderung durch die habsüchtige
Erbin Eugens nun hübsche Brokattapeten und Gemälde österreichischer Herrscher (Maria
Theresia, Josef II., Karl VI. und Leopold IL). Das Goldkabinett enthält einen Plafond mit reich
vergoldeten Schnitzereien, Putten, Vögel, Blumen, Fruchtstücke darstellend, in den Eckmedail-
lons prachtvoll gemalte mythische Szenen. Der 100 m- große Tanzsaal ist im Stile Ludwig XVI.
gehalten. Auch in den weiteren Sälen befinden sich zum Teil noch prächtige Deckengemälde aus
der Zeit Eugens. In allen Prachträumen und den meisten Bureaux dieses Palais wurde anfangs
der Neunzigerjahre die elektrische Beleuchtung eingeführt. Die Beheizung dieser Prunksäle ge-
schieht mittels Caloriferes.
Das mit diesem Gebäude in Verbindung stehende kleine Münzgebäude, Johannesgasse 9,
ist ohne architektonische oder historische Bedeutung; es wurde im Jahre 1775 vom Staate
(nach Schimmer, Häuserchronik) zu Zwecken des k. k. Münz- und Kupferamtes angekauft und
dient gegenwärtig ebenfalls zu Bureauzwecken der Zcntralleitung des k. k. Finanz-Ministeriums.
Das an das Finanz-Ministcrial-Palais anstoßende Gebäude Himmelpfortgasse 6 wurde im Jahre
1899 vom Staate angekauft und nach entsprechender Adaptierung ebenfalls für Abteilungen
des Finanz-Ministeriums verwendet. Jose; Meixmr.
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Gebäude der Reichsverwaltung. 131
Das Ministerium für Kultus und Unterricht, I., Minoriten platz 7 (Abb. 210),
ist in dem ehemals Fürst Starhembergschen Palais untergebracht, welches 1683 im Barockstil
erbaut wurde.
Handels-Ministerium (Barbarastift), I., Postgasse 8.
Dieses Gebäude war ursprünglich ein Konvikt des Jesuitenordens und wurde bereits
im Jahre 1554 dem Orden zu Studienzwecken übergeben. 1580 war das Konvikt auch Sitz
der Bruderschaft zur heiligen Barbara. Im Jahre 1572 wurde die noch heute bestehende
hübsche Kirche St. Barbara erbaut; das Konvikt wurde im Jahre 1773 aufgehoben und die
nun verwaiste Kirche im Jahre 1775 den linierten (katholischen) Griechen, denen schon
Leopold I. seinen Schutz angedeihen ließ, zum Gottesdienste überlassen. ')
In den Jahren 1784 — 1797 war das ehemalige Konvikt Sitz der Theresianischen
Akademie, worauf dieselbe in das von ihr noch heute benützte Gebäude auf der Wieden
übersiedelte. In späterer Zeit Sitz der obersten Hofpostverwaltung wurde das Gebäude im
Jahre 1852 nach den Plänen des Hofbaurates Sprenger umgebaut; gegenwärtig wird dasselbe
vom k. k. Handels-Ministerium als Amtsgebäude benützt. Die Fassaden und Innenräume bieten
nichts Bemerkenswertes. Josef Meixner.
Ackerbau-Ministerium, I., Liebiggasse 5.
Dieses in den Jahren 1 882- — 1883 nach den Plänen des k. k. Oberbaurates Emanuel
von Trojan in Bauformen der Renaissance, ohne dekorative Überladung errichtete Ge-
bäude ist bisher das einzige für ein k. k. Ministerium eigens erbaute neuere Amtsgebäude
in Wien.2) Das Haus, aus Souterrain, Hochparterre und drei Stockwerken bestehend, mit
drei Gassenfronten, bedeckt eine Fläche von etwa 1758 m2. Das benachbarte Gebäude
I., Ebendorferstraße Nr. 7 wurde in denselben Jahren wie das vorige von den Architekten
Ferstel und Köchlin für einen Privaten als Zinshaus im Renaissancestil gebaut und im Jahre
1894 seitens des Ärars vorwiegend für Zwecke des Ackerbau-Ministeriums angekauft; es
befindet sich darin neben Bureauräumen dieses Ministeriums die Amtswohnung des Ackerbau-
Ministers. Das Haus besitzt eine Fläche von etwa 994 m2. Mit dem Hause I., Liebiggasse 5
wurde es seither in jedem Geschosse in Verbindung gebracht. Karl Wopelha.
Das Parlamentsgebäude (Abb. 211 bis 213 und Tafel X).
Nachdem Theophil von Hansen als Sieger aus dem Wettbewerb für die Erbauung eines
neuen Parlamentsgebäudes hervorgegangen war, wurde demselben von dem Ministerium des
Innern die Bauausführung übertragen und der Bau im Juni 1874 begonnen. Das Gebäude bedeckt
eine Fläche von 162 m Länge und 140 m Tiefe, dessen längere Front gegen die Ringstraße gerichtet
ist. Der im Geiste und in den Formen der griechischen Antike erbaute Palast ist außen in
harmonischer Weise mit Plastiken und Malereien geschmückt und zeigt insbesondere gegen
die Ringstraße eine reichhaltige Gliederung. Der in der Mitte hoch aufstrebende gewaltige
Portikus ist rechts und links von Flügelbauten von klassischer Einfachheit flankiert, welche
mit vorspringenden Eckpavillons abschließen.
Vor der Rampe inmitten einer Blumenanlage befindet sich der herrliche Monumental-
brunnen mit der Pallas Athene als Hauptfigur. Links und rechts von dem Brunnen erheben
sich aus reichen Bronzesockeln, welche mit den Wappen der Kronländer geschmückt sind,
zwei mit Doppeladler gekrönte Flaggenmaste aus Stahlblech von 22 m Höhe. Die Rampen-
flügel gegen die Ringstraße sind mit vier auf hohen Granitpostamenten stehenden Pferde-
bändigern aus Bronzeguß geziert, während die Rampenmauer mit acht Statuen von Geschicht-
schreibern geschmückt ist, und zwar: rechts vorne Titus Livius und Sallustius, dann Julius
Cäsar und Tacitus, links vorne Thukydides und Polybius, dann Xenophon und Herodot.
In der Gruppe des Giebels des Mittelbaues, ebenfalls aus Laaser Marmor ausgeführt, ist
dargestellt, wie Seine Majestät der Kaiser auf Grund der von ihm verliehenen Verfassung die
17 Kronländer zur Gesetzgebung und Beratung um sich versammelt. Der kleine Giebel links
enthält die Gruppe „Justiz" und der rechts „Innere Verwaltung". An den vier Ecken der
') Siehe Kirchenbauten.
!) Allgemeine Bauzeitung. 1886.
132
Vera altungsgebäude.
Abb. 211. Parlamcntsgcbäude. Gesamtansicht von der Ringstraße
A Peristyl. B Sitzungssaal des Herrenhauses. C Sitzungssaal des Abgeordnetenhauses.
Abb. 212. Parlamcntsgcbäude. Grundriß des Hauptgeschosses. 1:1000.
Gebäude der Reichsverwaltung.
133
beiden Saal bauten erheben sich mächtige Sockelauf bauten, auf welchen die acht aus Bronze ge-
gossenen Quadrigen, von einer geflügelten Nike geführt, thronen; an den Sockeln selbst sind
je zwei Reliefs angebracht, von welchen jedes von zwei Statuen flankiert ist. Die Statuen und
Reliefs stellen berühmte Männer des Altertums und deren hervorragende historische Tätigkeit
dar. Im ganzen befinden sich auf der Attika des Gebäudes 76 Marmorstatuen und 66 Reliefs.
An den Fassaden des Gebäudes sind die verschiedensten Steinarten in einer Mannigfaltig-
keit wie bei keinem der anderen Monumentalbauten verwendet. Das ganze Untergeschoß bis
unter den Stylobat der Säulen ist mit Granit aus den Brüchen von Neuhaus bei Linz ver-
kleidet; für die Sockel im Inneren der Höfe ist Leithakalkstein (aus Mannersdorf) verwendet.
Im Obergeschoß finden wir die Säulen, Halbsäulen und Pilaster aus den Karstbrüchen; die
Fenstereinfassungen aus Bresciancr Marmor; die Mauerflächen sind mit Platten von Unters-
berger Marmor bekleidet; die Gesimse der Flügel und des Mittelbaues sind von Trientiner
Marmor, während diejenigen der Saalbauten von Karststein hergestellt sind; die Kapitale sind
aus einem weicheren Stein von Pola, ebenso die Basen der Säulen und Pilaster.
Die Haupteingänge in das Gebäude befinden sich im Mittelbau, und zwar der eine
unter der Durchfahrt, welche im Niveau der Straße unter dem Portikus liegt, während sich
der zweite im Portikus im ersten Stocke befindet. Von dem erstgenannten Eingange aus ge-
langt man in das Vestibül im Parterre, von wo links und rechts Prachtstiegen in das Vestibül
des ersten Stockes führen. Außerdem vermitteln noch vier Tore den Eingang zu den Minister-,
Kanzlei- und Abgeordnetenstiegen; zwei Eingänge unter den Karyatiden sind für den Aller-
höchsten Hof und die vier Tore an den beiden Seitenfronten für den Zugang des Publi-
kums bestimmt.
Sämtliche Souterrainlokale sind von der Heizungs- und Ventilationsanlage in Anspruch
genommen. Das Erdgeschoß, welches durch 25 Treppen mit dem ersten Stock bequem ver-
bunden ist, enthält zum großen Teil Klubzimmer, Bibliothek und Bureauräume sowie Beamten-
und Dienerwoh-
nungen, ebenso
die Maschinen-
räume für die
elektrische Be-
leuchtungs-
anlage und die
sonst notwendi-
gen Utilitätsräu-
me. Von der
Ringstraße ge-
langt man auf
der Rampe zu
dem gedeckten
großen Portikus,
der vorne von
acht Säulen aus
Karstmarmor
von 1 "2 1 m
Durchmesser
und 11 "50 fn
Höhe gebildet
ist. Über dem
Eingangsportal
zieht sich im
Fries ein Glas-
mosaikgemälde
(Tiroler Arbeit)
durch den ganzen Portikus entlang. Dieses nach dem Entwürfe Lebiedzkis in den letzten Jahren
hergestellte Gemälde stellt Austria, umgeben von den im Reichsrate vertretenen 17 Provinzen,
dar. Die von Hansen seinerzeit projektierte Polychromie der Fassade, welche jedoch nicht
zur Ausführung kam, wurde hier neuerlich dank der Initiative der Herren Exzellenz Ritter von
Roza und Hofrat Ritter von Förster versuchsweise durchgeführt.
Abb. 213. Parlamentsgebäude, Zentralhal
134
Verwaltungsgebäude.
Der beigegebene Grundriß zeigt die Anordnung der Räume im ersten Stock, dem Haupt-
geschosse. An den großen Mittelbau, welcher das Herrenhaus von dem Abgeordnetenhause
scheidet, reihen sich hintereinander Vestibül, Atrium, Peristyl und zwei große Beratungssäle
an. Die innere Raumgliederung spiegelt sich im Äußeren wieder, indem der Mittelbau und
die beiden Sitzungssäle hoch aufsteigen und die niedrigen Flügel- und Zwischentrakte über-
ragen, wodurch eben jene dem inneren Organismus genau entsprechende äußere Gruppierung
hervorgerufen wird. Die unmittelbare An-
einanderreihung derjenigen Räume im ersten
Stocke, welche infolge ihrer Benützung
direkt aufeinander folgen müssen, wie
Vestibül, Atrium, Kommissions-, Versamm-
lungs- und Sitzungssäle, machte die Anwen-
dung von Oberlichtbcleuchtung zur Bedin-
gung. Außer dieser Beleuchtung vermitteln
noch im Inneren des Gebäudes acht große
und 18 kleine Lichthöfc die Erhellung der
Räume.
Im Inneren erscheinen außer den
bereits früher genannten Marmorsorten
noch die braunroten Adneter sowie die
verschiedenen Tropf- und Scheckmarmore
in allen möglichen Nuancen, dann Unters-
berger und Botticino, sowie der dem
Carrara ähnliche weiße Laaser Marmor in
reichlicher Verwendung, und an ausländi-
schen Marmoren für die Wandverkleidungen
der Rouge royal, der schwarze belgische
Marmor, dann Pavonazzo. Porto Venere
und Levante. Auch die Marmorimitationen
und gemalten Stukko haben ausgedehnteste
Anwendung gefunden.
Das Vestibül des ersten Stockes ist
von sechs Säulen ionischer Ordnung um-
geben, welche die Kassettendecke tragen.
Hinter diesen Säulen, deren kannelierte
Schäfte aus Monolithen von Trientiner Mar-
mor bestehen, steigen rechts und links die
beiden dreiarmigen Haupttreppen auf. In
den Wänden befinden sich Nischen, in
welchen aus Laaser Marmor Statuen von
Ares, Apollo, Hephästos, Minerva, Diana,
Demeter, Hermes, Hera, Poseidon und Zeus aufgestellt sind. Die Wandverkleidungen bei
den Treppen sind von belgischem Marmor, Rouge royal, darüber von geädertem Pavonazzo,
die Stufen der Treppen sowie das reich durchbrochene Gitter aus Untersberger Marmor.
Von diesem Vestibül gelangt man in eine innere Vorhalle (Atrium) und von diesem in die
Säulenhalle (Peristyl). Diese ist 40m lang und 23m breit, besteht aus einem inneren, 923m
breiten und 30'35m langen Raum und einem äußeren, diesen rings umschließenden, 6 m breiten
Umgang, voneinander durch 24 Säulen getrennt. Diese Säulen tragen über dem inneren Saale
eine giebelförmig ansteigende Glasdecke, über dem Umgang eine reich bemalte und vergoldete
Kassettendecke. Die braunroten Säulenschäftc sind Monolithe von 8 m Länge und 0-97 m Durch-
messer aus den Adneter Brüchen bei Salzburg; der Preis einer Säule belief sich auf 8000 K.
An beiden Langsciten dieses Raumes befinden sich je fünf Türen, welche rechts in die Räume
des Abgeordnetenhauses, links in das Herrenhaus führen.
Als Versammlungssaal des Abgeordnetenhauses dient ein mit Oberlicht beleuchteter
Raum von 950 auf 1900m Länge. Der Sitzungssaal ist im Grundplane ein überhöhter Halb-
kreis von 34 m Durchmesser und 255 m Tiefe und enthält 425 im Halbkreis angeordnete Sitze
auf ansteigendem Fußboden. Rings um die halbkreisförmige Umfangswand zieht sich ein Couloir,
über diesem, in Ansicht des Präsidenten, den Saal im Halbkreis umschließend, sind die Galerien
Abb. 214. Bankogebäude, I., Singerstraße.
Gebäude der Reichsverwaltung.
135
Abb. 215. Stiegenhaus im Bankogebäude, [., Singerstraße 17.
in zwei Etagen angebracht. Die Decke, welche einen Durchmesser von 40 m und eine Tiefe
von 25 m hat. ist radial gegliedert; den mittleren Teil mit 23 m Durchmesser und 12m Tiefe
nimmt das Oberlicht ein, welches ebenfalls zeltförmig konstruiert ist. Die Höhe des Saales
vom tiefsten Niveau bis zur Glasdecke beträgt 15 m. Zur künstlichen Beleuchtung des Saales
wird elektrisches Licht verwendet. Der Sitzungssaal des Herrenhauses ist etwas kleiner im
Durchmesser als der crstbcschricbene und faßt nur 243 Sitze; während er im architektoni-
schen Aufbau mit dem
anderen völlig überein-
stimmt, hat er eine an-
dere farbige Behand-
lung erfahren.
Im zweiten Stock-
werke der beiden nörd-
lich und südlich gelege-
nen Seitentrakte sind
Wohnungen für die
Kanzleidirektoren der
beiden Häuser, im zwei-
ten Stockwerke der bei-
den Saalbauten Bureaux
respektive das Archiv
untergebracht. Die Dach-
bodenräume sind größ-
tenteils durch die Be-
heizung, Ventilation, Be-
leuchtung und Ober-
lichtschächte in An-
spruch genommen.
In sämtlichen Räu-
men des Gebäudes ist
die Zentraldampfheizung in Verbindung mit einer natürlichen und mechanischen Ventilation
eingeführt. Die Anlage besteht aus 14 Ten Brink-Systemen mit zusammen 114 Dampfkesseln
und einer Heizfläche von 600 m2; die Länge der Heizrohre beträgt 47 km. Zur Ventilation
sind für die Sitzungssäle, Kommissions-, Ausschuß- und Klubzimmer zwei Dampfmaschinen
mit 6 respektive 4 PS. aufgestellt. Die Ventilation beruht auf dem System der Pulsion und
Aspiration; die Lufterneuerung findet in der Stunde fünfmal statt, so z. B. werden in den
Sitzungssaal des Abgeordnetenhauses 88.000 m3 frische Luft in der Stunde eingeführt; zur Luft-
befeuchtung sind Wasserzerstäuber und Verdunstapparate in reichlicher Menge angebracht. Im
ganzen sind 107.000 m3 Räume zu heizen und zu ventilieren. Das Gebäude ist durchaus elektrisch
beleuchtet und ist nach dem Zweileitersystem installiert; der Strom wird aus den städtischen
Werken bezogen. Der Gesamtbetrieb des ganzen Gebäudes beansprucht 2100 Amperesstunden;
der Effekt ist . gleich 75.000 Normalkerzenstärke. Für den Betrieb der 60 Uhren besteht eine
pneumatische Zentralanlage.
Die erste Sitzung in diesem Hause fand am 4. Dezember 1883 statt. Die Kosten des
Gebäudes bis zu seiner heutigen Ausgestaltung betragen 18,200.000 K. Karl Erhart.
Literatu r.
Hansen, Das Parlamentsgebäude. Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereines. 1873. Derselbe,
Das k. k. Reichsratsgebäude in Wien. Folio. Wien 1S80.
Staats-Zentralkassa (Bankogebäude), I., Singerstraße 17 und 19 (Abb. 214, 215).
Dieses Gebäude besteht eigentlich aus zwei Objekten, von welchen das Haus ander Ecke der
Grünangergasse und Singerstraße sich schon auf dem Salomon Kleinerschen Stich aus dem
Jahre 1724 als einstöckiger, mit einem Erker an der Ecke und einem mächtigen Torportale im
Stile Carlones gezierter Bau repräsentiert. Es wird auf diesem Stiche als gräflich Rothalsches
Haus bezeichnet. Das anstoßende Haus Nr. 19 war ein Stiftungshaus für arme Kranke; die
Stiftung wurde durch Dr. Pilliot, den Leibarzt Kaiser Leopolds I., ins Leben gerufen.
Es ist wahrscheinlich, daß letzteres Haus zuerst für Zwecke des Wiener Stadtbanko um 1750
erworben und eingerichtet, hingegen das ersterwähnte, 1752 umgebaute gräflich Rothalsche
136
Verwaltungsgebäude.
Palais mit dem noch ersichtlichen, ehemals durch zwei Geschosse reichenden Festsaal, der
Kapelle im ersten Stocke und der Prachttreppe zunächst als herrschaftlicher Wohnpalast größer
und prächtiger neu aufgebaut und erst später ebenfalls zu „Bankozwecken" angekauft wurde.
Im Jahre 1845 wurde auf dieses Haus ein Stockwerk aufgesetzt und die neue Attika, wie aus
ziemlich sicherer Quelle entnommen wurde, mit Figuren vom Eugcnschcn Winterpalaste in der
Himmelpfortgasse (jetziges Finanz-Ministerial-Palais) besetzt. Die Fassade des Gebäudes Singer-
straße 17 ist in edlem Barockstil gehalten. Im Inneren des Palais gehören die Einfahrtshalle und
die herrliche Treppe zu den besten Werken der Wiener Barockkunst. Das 4 m breite Vestibül er-
weitert sich gegen den Hof zu in eine zirka 8 m lange und 12 m breite Halle, deren flachgewölbte
Decke durch zwei Bündel von je vier Säulenmonolithen in toskanischcr Ordnung getragen wird.
Besonders bemerkenswert sind noch der neben der Prachtstiege befindliche große, ehemals
auch durch zwei Stockwerke reichende Saal und hofseits im ersten Stocke eine kleine Kapelle, beide
in Stuckmarmor mit Vergoldungen. Ein-
zelne sonstige Räume enthalten noch Mar-
morschmuck mit Vergoldung an den Wän-
den und Stukkodecken. Bei den seit einigen
Jahren im Zuge befindlichen umfassende-
ren Bauveränderungen (auch Einrichtung
der Zentralheizung) wurde nach Tunlich-
keit auf die Erhaltung beziehungsweise
Wiederherstellung solch künstlerischer
Ausschmückungen Rücksicht genommen.
Das mit dem vorgeschilderten Palast-
bau um zirka 1845 organisch in Verbin-
Lageplan mit Stadt-
bahntrace im Unter-
geschoß. 1 : 2000.
Abb. 216. Finanzgebäude, III., Zollamtsstraßc 3. Ebencrd. 1:1000.
Abb. 217. Finanzgebäude, III., Zollamtsstraße 5 und 7.
Abb. 218. Finanzgebäude, III., Zollamtsstraßc 5. Ebencrd. 1:1000.
Abb. 219. Finanzgebäude, III., Zollamtsstraßc 7.
Ebencrd. 1:1000.
dung gebrachte anstoßende Gebäude Or.-Nr. 19 ist bedeutend einfacher gehalten, besitzt jedoch
ein bemerkenswertes Torportal mit einer oben angebrachten Nischenfigur. Dasselbe hat in den
Vierzigerjahren des vorigen Jahrhunderts weitgehende Bauveränderungen erfahren. Seit dem
19. Jahrhunderte ist das Bankogebäude der Sitz der staatlichen Zentralkassen, der Direktion
Gcb aide der Rsichsvsrwultuns
137
der Staatsschuld und
einiger Rechnungsabtei-
lungen.
Die teilweise zwei-
geschossigen Keller bei-
der Gebäude sind amt-
lichen Zwecken dienst-
bar gemacht. Gegen-
wärtig wird teils zur
Raumgewinnung, teils
zur Schaffung der not-
wendigen Sicherheit ein
Ausbau für beide Ge-
bäude und zugleich
deren Freilcgung gegen
die Nachbarrealitäten
ausgeführt, zu welchem
Zwecke zwei der letz-
teren (Kumpfgasse 6
und 8) vom Ärar er-
worben wurden.
/. Meixner u. Änderte.
Finanzgebäude, III
Finanz-Landesdirektionsgebäude, III., Vordere Zollamtsstraße 3.
Dieses Gebäude wurde in den Jahren 1846 — 1848 nach den Plänen des Hofbaurates
Paul Sprenger ausgeführt. Die Architektur ist in dem Sprenger eigentümlichen einfachen Renais-
sancestil gehalten, derauf französischen Vorbildern fußte. Das Gebäude besitzt über dem imposanten
Toreingange Statuenschmuck von Klieber. Heute dient das Gebäude zur Unterbringung der
k. k. Finanz-Landesdirektion, des Zentral-Mappenarchivesund des Filial-Punzierungsamtes. Größere
Umgestaltungen wurden an dem Gebäude seit dessen Erbauung nicht vorgenommen.
R. Koppensteiner.
Finanzgebäude, III., Vordere Zollamtsstraße 5 und 7 (Abb. 216 bis 220).
Diese wurden als Ersatzobjekte für den zu demolierenden „Jakoberhof" ausgeführt. Die im
Zusammenhange mit der Stadtbahn festgestellten neuen Straßenregulierungen haben zur Aus-
führung zweier getrennter Amtsgebäude geführt. Der Bau wurde im April 1898 begonnen und
im April 1901 beendet. Die Fundierung wurde gleichzeitig mit der Herstellung des gedeckten
Einschnittes der Wiener Stadtbahn, deren Trace tunnelartig durch die Souterrains der beiden
Gebäude läuft, durchgeführt (Abb. 217). Die Fundierung der Haupt- und Mittelmauern an jenen
Stellen, wo dieselben über den gedeckten Einschnitt der Stadtbahn führen, erfolgte teilweise
durch mit Beton umhüllte Gitterträger.
Die Hauptfassade des Gebäudes Nr. 5 wurde anklingend an jene des Postpaketgebäudes
behandelt. Das Gebäude Nr. 7 wurde selbständig und mit Berücksichtigung der freien Lage
gegen die Ringstraße in kräftigerer Gliederung gehalten. Die Einteilung der Gebäude ist aus
den Grundrissen zu ersehen.
Die Beheizung beider Gebäude erfolgt durch Niederdruckdampfheizung, deren Kessel-
anlagen sich in den Souterrains befinden. Beide Gebäude sind elektrisch beleuchtet und mit
elektrischen sowie mit, Handaufzügen versehen.
In den Gebäuden sind derzeit untergebracht: Im Gebäude Nr. 5 einige Fach-Rechnungs-
departements des k. k. Finanz-Ministeriums, das k. k. Zentral-Tax- und Gebührenbemessungs-
amt, die k. k. Taxamtskassa, das k. k. Zentral-Stempelamt, die k. k. Technische Finanz-Kontrolle
und die Finanzwach-Kontrolle; im Gebäude Nr. 7 die Fach-Rechnungsdepartements II und V
des k. k. Finanz-Ministeriums, die Lotto-Gefällsdirektion, die Finanz-Bezirksdirektion, das Litho-
graphische Institut des Grundsteuerkatasters und das Zentral-Mappenarchiv.
Hittebrand.
1 38 Verwaltungsgebäude.
Laurenzergebäude, I., Fleischmarkt 19.')
An Stelle des heutigen, ein großes Viereck bildenden Staatsgebäudes befand sich ur-
sprünglich ein von den österreichischen Herzogen Friedrich dem Schönen und Otto dem
Fröhlichen im Jahre 1327 gestiftetes, den Dominikanerinnen gewidmetes Kloster. Im Jahre 1348
übernahmen die Augustinerinnen dieses Kloster und gegen Ende des 14. Jahrhunderts wurde
es von dem um die Entwicklung Wiens hochverdienten Herzog Rudolf IV. dem Stifter besser
ausgestattet und vergrößert. Im Jahre 1529 bei der ersten Belagerung Wiens durch die Türken
flüchteten sich die Chorfrauen des heiligen Augustin hierher. Das bald zu eng gewordene
alte Kloster wurde von 1630 — 1660 unter der Oberin Gräfin Augustine Abensberg-Traun
umgebaut und erweitert, so daß schon damals dessen äußerer Umfang jenen des heute be-
stehenden Gebäudekomplcxcs erreichte. Das Gebäude umfaßte große Gärten und hübsch ge-
zierte Innenräume. Nach der Aufhebung des Stiftes als solches im Jahre 1783 wurde es vorerst
wie so viele andere an geschichtlichen Erinnerungen und Kunstschätzen reiche kirchliche
Gebäude damaliger Zeit einem sehr profanen Zwecke, nämlich der Unterbringung von Kauf-
mannsgütern gewidmet, die Kirche aber im Jahre 1816 demoliert. Vom Jahre 1816 — 1819
wurde der Bau des gegenwärtigen Ararialgebäudes, unter teilweiser Verwendung des alten
Bestandes, aufgeführt.-)
Das Gebäude ist in den stark abfallenden Steilrand des ehemaligen Donaubettes eingebaut
und bildet ein zirka 5400 m2 Fläche einnehmendes Viereck, dessen zwei nördliche Ecken ab-
gestumpft sind. Die Fassade am Fleischmarkt besitzt eine in Sandstein hergestellte Attika, ge-
ziert mit zwei schwebenden Genien, die das von Lorbeer- und Eichenblättern umgebene kaiser-
liche Wappen in den Händen halten (Abb. 194). Im übrigen sind die Fassaden völlig bedeu-
tungslos. Das Gebäude wird gegenwärtig von Abteilungen des Reichs-Kriegsministeriums, der
Postverwaltung und Finanzverwaltung benützt. /. Meixner.
Ärarialgebäude, XV., Tannen- und Beingasse.
Auf einem rund 3700 m2 messenden Grundkomplexe zwischen der Tannen- und Bein-
gasse wurden nach dem Entwürfe der Dikasterial-Gebäudedircktion in den Jahren 1902 — 1903
vier Gebäude errichtet, und zwar:
Ein Wohngebäude in der Beingasse für Unterbringung der Finanzbeamten und der
verheirateten Finanzwachorgane des k. k. Verzehrungssteuer-Linienamtes Westbahnhof und der
Kontrollbezirksleitungen Rudolfsheim und Westbahn, ein Amtsgebäude in der Tannengasse
für Zwecke des k. k. Polizei-Kommissariates Schmelz sowie für die k. k. Forst- und Domänen-
Direktion Wien, ein Kaserngebäude im Hofe für Sicherheits- und Finanzwachmannschaftsorgane
und schließlich ein für 20 Pferde passendes Stallgebäude für die berittene Sicherheitswache.
Das Wohn- und das Kaserngebäude, sowie der Gassentrakt des Amtsgebäudes sind dreistöckig,
der hofscitig gelegene Teil des Amtsgebäudes, behufs Schaffung von genügenden geräumigen
Zeichenräumen für die k. k. Forst- und Domänen-Direktion, vierstöckig aufgebaut. Die Souterrain-
räume dieser Objekte wurden gleichfalls ausgenützt, indem außer den Parteienkellern im
Wohngebäude Dienerwohnungen, Fouragedepoträume, im Amtsgebäude größtenteils Archiv-
und Reserveräume und in der Kaserne Menageküchen und Menagezimmer, endlich auch Bäder
mit versenkten Betonwannen und Duschen für die Mannschaften etc. geschaffen wurden. Die
Korridore und Stiegendecken, die Decken der obersten Geschosse der hofscitigen Ausbauten
der Gassentrakte und des Kaserngebäudes, sowie die Decke des Stallgebäudes samt den
Zwischenpfeilern sind in armiertem Beton ausgeführt und alle Dachteile in Holzzement ein-
gedeckt. Die Fassaden dieser Gebäude sind als Putzbau in einfachen modernen Formen ausgeführt.
Die verbaute Fläche mißt 2550 m2; die Baukosten betrugen (ohne Grunderwerb) 965.000 K.
Andreas von Ziillich.
Hauptzollamt, III., Hintere Zollamtsstraße.
Der wegen seiner Lage im Überschwemmungsgebiete der Wien und des Donaukanales
viele Schwierigkeiten bietende Bau wurde in den Jahren 1840 — 1844 nach den Plänen und
unter der Leitung des Hofbaurates Sprenger ausgeführt. Das für die damalige Zeit eine hervor-
') Kisch. Alte Straßen und Plätze Wiens, und Schimmer, Häuserchronik.
-) Eine Abbildung des früheren Bestandes nebst Kirche nach Sal. Kleiner befindet sich in Kisch. a. a. 0. S. 425.
Gebäude der Reichsverwaltung.
139
lote
fron
.533öoira,wnr-
Abb. 222.
Das Postsparkassen
Amtsgebäude.
Hochparterre.
1:1000.
ragende technische Leistung darstellende Bauwerk ist in
einfachen, aber würdigen Verhältnissen gehalten. Das Ge-
bäude dient heute noch zur Unterbringung des Hauptzoll-
amtes. Mit Errichtung der gegenwärtigen Wiener Stadtbahn
ist die bestandene direkte Verbindung mit den Gleisen der
Wiener Verbindungsbahn durch einen elektrischen Waggon-
aufzug ersetzt worden. Seit 1902 werden durch die k. k.
Dikasterial-Gebäudedirektion umfassende Rekonstruktionen
vorgenommen, um den modernen Bedürfnissen Rechnung
zu tragen. Elektrische Aufzüge, ein elektrischer Laufkran,
eine ausgedehnte Halle mit Oberlichten in Eisenkonstruk-
tion zur Abfertigung ausländischer Postsendungen etc.
wurden für diese Zwecke bereits geschaffen.
A\ Koppensteiner.
Das neue Gebäude des k. k. Postsparkassen-Amtes
(Abb. 221, 222).
Der Bau des neuen Amtshauses für die k. k. Post-
sparkasse wurde auf Grund einer im Jahre 1903 ausge-
schriebenen Konkurrenz dem Oberbaurate Otto Wagner
übertragen und die Bauausführung im Jahre 1904 in Angriff
genommen. Das Gebäude liegt auf einem durch die Demo-
lierung der Franz Josefs-Kaserne gewonnenen Gelände von
5546 m2 Größe, wovon 4125 m2 zur Bebauung gelangten.
Für die Grundrißeinteilung wurden mit Rücksicht auf die
große Zahl der täglich verkehrenden Parteien und die Be-
dürfnisse des Dienstes der zirka 2000 Beamten große zu-
sammenhängende Trakte, welche beliebige innere Umstellun-
gen gestatten, als günstigste Lösung gewählt. Im Äußeren
ist nur der Mittelbau, welcher die Direktionsbureaux enthält,
durch reicheren Dekor hervorgehoben. Für die Verkleidung
der Fassaden werden im Unterbau 6 bis 9 cm starke Granit-
platten, für den Aufbau 2 cm starke Sterzinger Marmor-
platten verwendet, die mittels Steinzeugzapfen an das Mauer-
werk befestigt werden. Die äußeren Fenster und Türen sind
durchwegs aus Eisen angefertigt, das mit einer Aluminiumhülle
versehen wird. Die sämtlichen Decken sind in Betoneisen-
konstruktion hergestellt, auf die
Abb. 221. Fassadendetail des k. k. i a , .. ' • \ u n
Postsparkassen-Amtsgebäudes. in den Amtsraumen in Asphalt
40
Verwaltungsgebäude.
Abb. 223. Justizpalast.
Größe von 118X183 cm meisterhaft aus
des Mariazellerhofes
an die Gottesmutter
durch den Donator
Stephan von Hohen-
berg dar.1) Heute
dient das Gebäude
zur Unterbringung
des k. k. österreichi-
schen obersten Rech-
nungshofes, des k. u.
k. Rcichsfinanz-Mini-
sterialarchivs und der
k. k. Finanz- Mini-
sterialbibliothek.
Ji. Koppensteiner.
Der Justizpalast,
I., Schmerlingplatz
(Abb. 223 bis 225),
wurde in den Jahren
1874—1881 nach
gelegte Riemenböden verlegt vrerden. Der große
Zentralraum wird durch ein Glasdach überdeckt.
Die Gesamtkosten des Baues samt Grunderwerb
werden sich auf rund 5 Millionen Kronen belaufen.
K.
Der Mariazellerhof, I., Annagasse 5 und
Johannesgasse 6.
Der Mariazellerhof dürfte mit seiner Ge-
schichte bis ins 14. Jahrhundert zurückreichen.
1482 schenkte der damalige Besitzer Stephan
von Hohenbcrg den Hof dem Kloster Klein-
Mariazell in Niederösterreich, in dessen Besitz
er bis zu der unter Kaiser Josef II. erfolgten
Auflösung des Stiftes verblieb. Im Jahre 1798
wurde der Mariazellerhof von der k. k. Staats-
güter-Administration für den Religionsfonds über-
nommen. 1768 wurde das Gebäude auf Ver-
anlassung des Stiftes Klein-Mariazell durch den
bekannten Wiener Meister Daniel Dietrich und
1830 der in der Annagasse gelegene Teil durch
die k. k. niederösterreichische Zivilbaudirektion
umgebaut und in dem Neubau auch die Archi-
tckturschule der Akademie der bildenden Künste
untergebracht. 1843/44 wurde unter Leitung des
k. k. Hofbaurates Sprenger auch der in der Jo-
hannesgasse 6 gelegene Teil des Mariazellerhofes
für Zwecke des k. k. Hofkammerarchivs umge-
1 staltet. In diesem Trakte ist auch ein aus dem
15. Jahrhundert stammendes Steinrelief von künst-
lerischem Werte eingemauert. Es enthält bei einer
eführte Figuren und stellt die weihevolle Übergabe
') Ausführlich be-
schrieben ist dieses 1902 re-
staurierte Relief in der „Öster-
reichischen Wochenschrift
für den öffentlichen Bau-
dienst". 1903. — Siehe auch
unter „Denkmale".
Abb. 224. Justizpalast.
Ebcnerd. 1:1000.
Gebäude der Reichsverwaltung.
141
den Plänen des Architekten Alex, von Wielemans erbaut. Das Gebäude dient derzeit zur
Unterbringung des Landesgerichtes in Zivilrechtssachen mit dem ihm unterstehenden gericht-
lichen Depositenamt und dem Grundbuchs- und Landtafelamte, dem Handelsgerichte und dem
Obersten Gerichtshofe mit der Generalprokuratur nebst den erforderlichen Verhandlungssälen.
Ein durch das ansteigende Terrain sich ergebendes Untergeschoß dient zur Aufnahme der
Archive, der Wachmannschaft, der Dienerwohnungen und der Räume für die Zentralheizung.
Das Gebäude ist in einer freien Auffassung der deutschen Renaissance mit Anlehnung an den
italienischen Palastbau gebildet. Die Hauptfront ist gegen die Ringstraße gerichtet und durch
einen kräftig vorspringenden Risalit mit hohem Giebel markiert, in dessen Nische sich eine
Austriastatue vom Bildhauer Prof. Helmer befindet. Der kräftig rustizierte Unterbau ist aus Osloper
Stein (Lcithagebirge), die Untergeschosse, das Ebenerd- und Mezzaningeschoß sind mit Quadern
aus Margarethener Stein verkleidet, der Aufbau, erster und zweiter Stock, ist in Putzbau hergestellt.
Das Gebäude bedeckt eine Fläche von 9000 m2, wovon 7700 m2 verbaut sind. Der mittlere
Hof, die glasgedeckte Zentralhalle hat mit den Arkaden eine Breite von 23 m und eine Länge
von 36 m; die den Hof umgebenden Arkaden zeigen im Erdgeschoß quadratische Steinpfeiler,
im ersten Stock Säulen von Bavenogranit. Durch das Hauptvestibül gelangt man in die Zen-
tralhalle, an deren Stirnseite im ersten Stock das Marmorstandbild der Justizia von L. Pendl
sich befindet. Über dem Hauptvestibül befindet sich der Repräsentations- und Festsaal für
sämtliche Gerichtsbehörden in Wien, geschmückt mit Büsten Sr. Majestät des Kaisers und
der Kaiserin von V. Tilgner und Wandmalereien von Lenz und Peyfuß.
Die Erwärmung erfolgt mittels Zentralheizung, und zwar Warmwasserheizung für die
großen Amtslokale, Luftheizung für die Verhandlungssäle, Calorifereheizung für die Zentral-
halle, Vestibül, Korridore und Stiegenhäuser, während für die Bureauräume Ofenheizung einge-
richtet wurde. Das Gebäude ist mit einem einheitlichen pneumatischen Zentraluhrensystem
versehen. Die Gesamtkosten betragen rund 5,600.000 K.
Literatur.
Wiener Monumentalbauten. II. Abteilung. Ad. Lehmann, 1885. — Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und Architekten-
Vereines. 1880, 1884. Wiener Bauindustrie-Zeitung, Beilage „Wiener Bautenalbum".
Oberlandesgericht (Schönborn-Palais)1), VIII., Laudongasse 17 (Abb. 226).
Dieses Gebäude stammt in seiner heutigen Form aus dem Beginne des 18. Jahrhunderts
und wurde durch den Reichs-Vizehofkanzler und Fürstbischof von Bamberg und Würzburg
Friedrich Karl Grafen
von Schönborn im Ge-
schmacke der damali-
gen Zeit als Sommer-
palast in prächtiger
Weise erbaut. 2) Die
daselbst befindlichen
Schätze an Meisterwer-
ken besonders der nie-
derländischen Malerei
wurden später größten-
teils in das Schönborn-
Palais in der Renngasse
übertragen. Einzelne an
Decken angebrachte,
dann in Wandverklei-
dungen und Türaufsätze
eingefügte Bilder befin-
den sich noch heute
an Ort und Stelle.
a) Eine Ansicht des Ge-
bäudes nach Kleiner befindet sich
in Kisch, „Alte Straßen und
Plätze von Wiens Vorstädten".
Bd. II, S. 531.
2) Als Architekt des Pa-
lastes gilt Balthasar Neumann,
der Erbauer des Würzburger
Schlosses. Abb. 225. Hof des Justizpalastes, I., Schmerlingplatz.
1 42 Verwaltungsgebäude.
In späterer Zeit kamen über das Palais in der Laudongasse merkwürdige Schicksale. Es
wurde in den Fünfzigerjahren des 19. Jahrhunderts an Baronin Pasqualati zum Zwecke der
Errichtung- eines Liebhabertheaters verpachtet. Im Jahre 1862 erwarb die Kommune Wien
die gesamte Realität; sie ließ nach Durchführung der „Langen Gasse" den Rest des Parkes
restaurieren und machte ihn dem öffentlichen Besuche zugänglich. Endlich wurde das Palais für
die im Jahre 1870 neugegründete Hochschule für Bodenkultur gemietet, welche Hochschule bis
zu deren im Jahre 1894 erfolgter Übersiedlung in den auf der Türkenschanze errichteten Neubau
auch daselbst verblieb. Im Jahre 1897 wurde das Palais für Zwecke des k. k. Oberlandes-
gerichtes und der Oberstaatsanwaltschaft gemietet und adaptiert. /. Meixner.
Landesgericht, VIII., Landesgerichtsstraße 21 (Abb. 227).
Als sich im 19. Jahrhundert die Unzulänglichkeit des bisherigen Kriminalgcbäudes der
„Schrannc" herausstellte, wurde beschlossen, die Schießstätte und den Friedhof, welche sich
seit dem 17. Jahrhundert an der Stelle des jetzigen Landesgerichtsgebäudes befanden, zu be-
seitigen und dort ein neues Kriminalgebäude zu errichten. Der Bau des umfangreichen, an-
fänglich gegen die Hauptfront in der Landesgerichtsstraße genau symmetrisch angelegten Ge-
bäudes begann nach den Plänen des Architekten Johann Fischer (geboren 1772, gestorben
1849) im Jahre 1832 und wurde 1839 vollendet. Der Stilcharakter der schmucklosen, aber
eindrücklich wirkenden Fassaden, des Vestibülcs und der Bibliothek läßt sich als ein Ausklang
des Klassizismus beziehungsweise des Empires bezeichnen.
Besonders bemerkenswert sind die Abortanlagen im Inquisitentrakte. In jeder Zelle be-
findet sich ein Abort mit Kupferdeckel, welcher in einen mit Wasser gefüllten Bleikranz taucht. Zu
jedem Abort führt ein besonderer Schlauch, deren mehrere in Wasserbecken tauchen, welche
durch Zugschützen mit den Kanälen in Verbindung stehen, die heute noch als den Anforderungen
entsprechend erhalten werden. In allen Gefangenen-Trakten ist Luftheizung eingerichtet.
Die Realität wurde mit dem anstoßenden „Schützenhause" am 6. Dezember 1851 durch
das Ärar von der Gemeinde Wien um den Betrag von zirka 2 Millionen Kronen käuflich
erworben. Die erste Erweiterung des Gebäudes fand im Jahre 1874 statt. Weitere bauliche
Ausgestaltungen bezogen sich auf die Errichtung des Backhauses im Jahre 1895 und der neuen
Wirtschaftsgebäude im Jahre 1900. Letztere enthalten ein Kochhaus für die Ausspeisung der
Häftlinge, ein Waschhaus für die Reinigung der Hauswäsche, ein Arbeitshaus mit Arbeits-
sälen und Werkstätten für die Sträflinge. Eine Hochdruckdampfanlage in einem eigenen
Kesselhausc liefert den erforderlichen Betriebsdampf.
Das Gebäude hat die Hauptfront gegen die Landesgerichtsstraße mit einer Länge von
2231m; die gesamte Area beträgt etwa 21.872m2. Im Hause amtieren das Landesgericht in
Strafsachen mit dem Schwurgerichte, die Staatsanwaltschaft und das Bezirksgericht Josefstadt
in Strafsachen. Zum eigentlichen Gefangenhause gehören die großen, drei Stock hohen Hoftrakte,
nämlich der mittlere (Inquisiten-)Trakt mit der Kapelle, die gegen die Alserstraße gelegenen
Straftrakte und der gegen die Florianigasse gelegene Spitaltrakt. Letzterer schließt mit der
Nachbargrenze den kleinen dreiseitigen Richthof ein. Da das Gebäude für seine Bestimmung
nicht mehr ausreichte, wird dasselbe derzeit durch Aufbau eines Stockwerkes vergrößert.
Karl Wopelka.
Polizeidirektion, I., Schottenring 11 (Abb. 228).
Dieses Gebäude wurde im Jahre 1872 vom Architekten Fränkel als Hotel erbaut. Infolge
der finanziellen Krise vom Mai 1873 gelangte es im Jahre 1874 um den Preis von 1,950.000 K
in den Besitz des Staates, und wurde darin die ehemals Am Peter befindlich gewesene
Wiener Polizeidirektion mit allen ihren Neben- und Hilfsämtern untergebracht. Das allseits
von Straßen umgebene Gebäude bildet ein Rechteck von 41m Länge und 46 m Tiefe und
besitzt ein Souterrain, Parterre und vier Stockwerke, im Inneren einen mit einer Glaskuppel in
Hauptgesimshöhe überdeckten Hof von 123m Länge und lL4m Breite. Das Gebäude be-
sitzt an 150 Gemächer, welche von einem in jedem Geschosse ununterbrochen durchlaufenden,
von vier Lichthöfen beleuchteten Korridor zugänglich sind, so daß dadurch die Eignung des
Gebäudes zu Bureauzweckcn gegeben erscheint.
Das hübsche Vestibül an der Ringstraße, in welches man durch eine Einfahrt für Fuhr-
werke und zwei Eingänge für Fußgeher gelangt, führt zu zwei Haupttreppen, welche sich
im ersten Stocke zu einer einzigen, in die oberen Geschosse führenden Treppe vereinigen.
Gebäude der Reichsverwaltung.
143
Rückwärts befindet sich eine Nebentreppe. Das Parterregeschoß enthält in der gegen die
Maria Thcresienstraße gelegenen Front einen großen, gegenwärtig von der Polizeiregistratur
benützten Saal, der einst mit einem die Allegorie der Austria darstellenden Deckengemälde
von Schilchcr geschmückt war und ehemals der prunkvolle Speisesaal des Hotels gewesen ist.
Die Fassade des Gebäudes ist im Renaissancestil gehalten. Gegen die Ringstraße besitzt
sie zwei mächtige Eckrisalitc mit pavillonartigen Aufsätzen und Mansardeüberdachungen; im
zweiten Stocke zwischen den Risaliten ist eine Loggia angelegt, welche im dritten Stocke in einen
offenen Balkon endigt. Die Nebenfassaden in der Hohenstaufengasse, Wipplinger- und Maria
Thcresienstraße sind einfacher gehalten.
Der innere Ausbau des Gebäudes hat schon in den ersteren Jahren seiner Benützung durch
das Arar und seither fortlaufend erhebliche Wiederherstellungsarbciten erfordert. Im Jahre 1904
wurden einigeAbteilungen der Polizeidirektion, insbesondere des Zentralmcldungsamtes, und die
Kriminalpolizei in das an der Elisabethpromenade neu erbaute ärarische Polizeigefangenhaus
verlegt, um dem in dem
Polizci-Dircktionsge-
bäude bereits höchst
unangenehm fühlbar ge-
wordenen Platzmangel
abzuhelfen.
/. Meixner.
Das neue Polizeige-
bäude an der Elisa-
bethpromenade
(Abb. 229, 230)
wurde in den Jahren
1902—1904 unter der
Leitung des Vorstandes
des Hochbaudeparte-
ments im Ministerium
des Innern, Ministerial-
rat von Förster, durch
die k. k. Dikasterial-
Gebäudedirektion auf
einem an der Ecke der
Berggasse und derElisa-
Abb. 226. Palais Schönborn (Oberlandesgericht), VIII., Laudongasse 17.
Abb. 227. K. k. Landesgericht und Gefangenhaus,
VIII., Landesgerichtsstraße 21. Erster Stock. 1 : 1500.
144
Verwaltungsgebäude.
Abb. 228.
Polizei direktion, Ebenerdgeschoß.
1 :S00.
bethpromenade im IX. Bezirke gelegenen Areale von 7513 m'2
erbaut. In den beiden außer dem Parterre noch vier Stock-
werke enthaltenden Straßentrakten (zusammen 2775 m- ver-
baut) sind die Amtsräume in der Weise untergebracht, daß
der 10080 m lange Flügel gegen die Promenade den ver-
schiedenen Ressorts des Sicherheitsdienstes und dem Fund-
amte (diesem ein Teil des Hochparterres) zugewiesen ist.
Im obersten Stockwerke befinden sich das Erkennungsamt
mit den Räumen für Anthropometrie und Daktyloskopie
sowie das Polizeimuseum; im Dachgeschosse das sehr ge-
räumige photographische Atelier samt Nebenräumen. Der
Trakt Berggasse (70-54 m lang) enthält das Meldungsamt
sowie die Dienstwohnungen derjenigen Beamten, deren
ständige Anwesenheit im Hause geboten ist. In der Mitte
dieses Traktes schließt sich ein 570 m2 großer, dreigeschossi-
ger Hofeinbau an für den Parteiensaal und die Manipu-
lationsräume des Meldungsamtes. Den Verkehr zwischen den
Abb. 229.
Neues Polizei-
gebaude
(Elisabeth-
promenade).
Hochparterre.
1 : 800.
Geschossen vermitteln zwei bequeme Treppen und ein Paternosteraufzug (der erste in Öster-
reich), außerdem noch eine separate Wohnungsstiege.
Die sechs Stockwerke (einschließlich Parterre) der drei Hoftrakte (zusammen 1402 m2
verbaut) enthalten die Arreste, getrennt für Männer und Weiber, sowie nach Art der In-
haftierung (106 Einzelzellen, 36 Kumulativzellen); dieselben bieten Raum für 400 Häftlinge und
die nötige Zahl der Aufseher. Außerdem sind in diesen Trakten untergebracht: Im Souterrain
die Heizanlage, Vorratskammern und Depots sowie der Eiskeller; im Parterre die Küchen,
Bäder, ein 180 m2 großes Sammellokale für die eingelieferten Personen, welches in Verbindung
mit dem an das Polizeigebäude angrenzenden Schubhause der Gemeinde steht, endlich ein
Stall für Zellenwagenpferde. In den oberen Stockwerken sind Kranken- und Ärztezimmer, im
Dachgeschosse die Wäscherei samt Depots. Zwischen Wohn- und Arresttrakt, im Anschlüsse
an diesen liegt die ebenfalls sechsgeschossige Sichcrhcitswachkascrnc (316 m2) mit der Mann-
schaftsschule und einem Menagesaal im Parterre.
Der Gebäudekomplex umschließt drei große Höfe, welche als Kasernen- (1255 m2),
Wirtschafts- (415 m2) und Bewegungshof für die Häftlinge (443 m2) Verwendung finden. Zwischen
Gebäude der Reichsverwaltung.
145
Abb. 230. Neues Polizeigebäude, IX., Elisabethpromena
dem Gefangenhause und den Nachbarwohngebäuden liegt der 650 m2 große Zellenwagenhof, der
durch eine hohe Mauer sowie durch teilweise Überdeckung dem Einblick Unberufener entzogen
ist; derselbe kommuniziert mit dem Hofe des städtischen Schubhauses. Sämtliche Amts- und
Arresträume sind mit Niederdruckdampfheizung versehen, während in den Wohnungen Öfen
angeordnet sind. Das ganze Haus ist mit elektrischer Beleuchtung ausgestattet. Die Fassaden
sind in Weißkalkverputz mit sparsamer Verwendung von Stein ausgeführt. Die Gesamtbaukosten
betragen rund 2,400.000 k.1) Leonhard.
Das Polizeigebäude Prater, Ausstellungsstraße 171 2),
wurde 1899 — 1900 durch die k. k. Dikasterial-Gebäudedirektion erbaut; esbestehtaus einem Amts-,
einem Käsern- und einem Stallgebäude, welche auf einem Baugrunde von 4100 m2 Größe eine
verbaute Fläche von zusammen 1655 m2 einnehmen. Die ersteren zwei Gebäude haben über
dem Erdgeschoß zwei Stockwerke, das Stallgebäude ein Obergeschoß. Die Baukosten betrugen
für alle drei Gebäude zusammen 322.000 K, und zwar stellt sich ein Raummeter bei dem
Amtsgebäude auf 13"4K, für das Kaserngebäude auf 13"6K und für das Stallgebäude auf
182 K. Bei Erbauung und Einrichtung dieser Gebäude war man bestrebt, den modernen
Anforderungen möglichst Rechnung zu tragen. Der Stil ist der Umgebung angepaßt und durch
Anlage breiter Vorgärten villenartig gestaltet. r. Koppensteiner.
Die k. k. landwirtschaftlich -bakteriologische und Pflanzenschutzstation, II., Trunner-
straße 1.
Die Vorgeschichte der Anstalt reicht bis zum Jahre 1892 zurück, in welchem das k. k. Ackerbau-
ministerium an der landwirtschaftlich-chemischen Versuchsstation die Durchführung; von landwirtschaftlich-
bakteriologischen Arbeiten ermöglichte. Im Jahre 1897 wurde dann eine eigene bakteriologische Abteilung
an der landwirtschaftlich-chemischen Versuchsstation errichtet und diese erscheint als der eigentliche Vor-
läufer des jetzigen Institutes, dessen Bau im September 1900 unter der technischen Leitung des Baurates
Berger und des Ingenieurs Knoll begonnen, im September 1901 fertiggestellt wurde und das mit 1. Jänner 1902
seine Tätigkeit aufgenommen hat.
In fachlicher Beziehung ist die Anstalt selbständig, administrativ aber mit der landwirtschaftlich-chemi-
schen Versuchsstation vereinigt. Die Aufgaben des Institutes erstrecken sich auf das Studium der der
Landwirtschaft im allgemeinen nützlichen und schädlichen Mikroorganismen, insbesondere der Bakteriologie
des Bodens, des Düngers und der Pflanzen in ihrem Gesamtumfange, sowie der für die Kulturpflanzen
pathogenen Mikroorganismen. Die Erforschung der Lebensbedingungen der tierischen und pflanzlichen
1) Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereines. Jahrgang 1904, Nr. 1. Allgemeine Bauzeitung. 1904.
2) österreichische Wochenschrift für den öffentlichen Baudienst. 1904, Heft 40.
Bd. II. 10
146
Verwaltungsgebäude.
Schädlinge der Kulturpflanzen und die Gewinnung von Grundlagen für eine planmäßige Bekämpfung der-
selben, sowie das Studium der Nützlinge aus dem Tier- und Pflanzenreiche, insbesondere der tierischen
und pflanzlichen Feinde der Schädlinge u. s. \v. Im Jahre 1903 wurde der Anstalt durch die Errichtung
einer Untersuchungsstelle für Abwässer und Fischkrankheiten die Möglichkeit geboten, auch diesen Fragen
näherzutreten. Das Personal des Institutes bestellt aus dem Vorsteher, einem Adjunkten, zwei Assistenten
und drei Laboranten, überdies ist Volontären stets Gelegenheit zur Bearbeitung bestimmter Aufgaben gegeben.
Das Gebäude, in welchem die Anstalt untergebracht ist, ist ein Eckhaus, dessen Haupt-
front in der Trunnerstraße liegt und unmittelbar an die landwirtschaftlich-chemische Versuchs-
station angrenzt; die zweite Front ist in der Taborstraße gelegen. Das Ausmaß des Bauplatzes
beträgt 980 m'2, wovon 510 m'2 verbaut sind. Das Gebäude besitzt drei Geschosse. Das
Kellergeschoß liegt ungefähr 15 m unter dem Straßenniveau. Sämtliche Räume haben direktes
Licht. In den meisten Räumen erfolgt die Heizung durch Kachelöfen; es wurde jedoch schon
beim Baue auf Einführung einer Zentralheizung Rücksicht genommen. Von jedem Räume führen
Ventilationskanäle in den Mauern bis über das Dach und überdies sind die Zimmer mit ein oder
zwei Fcnsterventilationen versehen. Die Wände der bakteriologischen Laboratorien sind behufs
Ermöglichung einer gründlichen Reinigung und Desinfektion mit Porzcllahemailfarbe gestrichen.
Das Brutkastenzimmer, die Stallungen und das Badezimmer sind mit glasierten Fliesen verkleidet.
Im Hochparterre befindet sich das Zimmer des Vorstehers, an das sich ein großer Raum
anschließt, welcher die Handbibliothek enthält und in dem auch die photographischen Apparate
für die Mikrophotographie sowie für Vergrößerungen untergebracht sind, das bakteriologische
Laboratorium, ferner ein Waschraum. Auf der anderen Seite des Ganges befindet sich das
zweite bakteriologische Laboratorium mit den Aquarien für Untersuchung der Fischkrank-
heiten, das botanische Laboratorium, das chemische Laboratorium und der Präparierraum, der
als Arbeitszimmer für den Zoologen dient.
Das Souterrain enthält unter anderem einen Sterilisierraum mit einem großen Kochschen
Dampftopf, Dampfstcrilisatoren und Heißluftsterilisatoren, ferner einen Waschraum, einen Sezierraum,
einen Brutkastenraum und Stallungen für die Versuchstiere. Die Einteilung des ersten Stockes
entspricht der des Hochparterres. Derselbe enthält nebst einer Dienerwohnung die Räumlich-
keiten der landwirtschaftlich-chemischen Versuchsstation. Der Dachboden enthält auch ein
Glashaus und vor demselben auf dem Holzzementdach ein Pflanzenversuchsfeld. Außerdem
steht für solche Zwecke ein Teil des Institutsgartens zur Verfügung. Die Gesamtkosten des
Baues und der inneren Einrichtung beliefen sich auf rund 1 55.000 K.
Die k. k. landwirtschaftlich-chemische Versuchsstation, II., Trunnerstraße 3.
Das Institut wurde im Jahre 1870 vom k. k. Ackerbauministerium gegründet und im Gebäude des
k. k. Tierarznei-Institutes untergebracht. Im Jahre 1893 wurde mit einem Neubaue für die Station begonnen,
der unter der technischen Leitung des Statthalterei-Ingenieurs Franz Berger im folgenden Jahre fertiggestellt
und der Benützung übergeben werden konnte.
Die Aufgabe der Versuchsstation ist in erster Linie die Förderung der Interessen der gesamten Land-
wirtschaft und der mit ihr zusammenhängenden Industrien. Die wissenschaftlichen Arbeiten erstrecken sich
in dieser Richtung hauptsächlich auf das Gebiet des Pflanzenbaues mit besonderer Berücksichtigung des
Düngewesens und auf das Gebiet der Tierernährung. Neben den wissenschaftlichen Arbeiten befaßt sich
die Anstalt auch mit der analytischen Kontrolle. Überdies ist die Anstalt auch zur Untersuchung von
Nahrungs- und Genußmitteln ermächtigt.
Bei der Vielseitigkeit der Beanspruchung des Institutes erschien im Interesse der Sache eine Speziali-,
sierung in einzelne Arbeitsgebiete wünschenswert und notwendig. Der Anfang hierzu ist bereits mit den
vier an der Anstalt bestehenden Abteilungen gemacht, und zwar sind dies die Weinabteilung, die Pflanzen-
bauabteilung, die Abteilung für Moorkultur und Torfverwertung und die chemisch-technische Abteilung für
Untersuchungen zu amtlichen Zwecken.
Das Gebäude ist mit seiner Hauptfront nach Süden gelegen, östlich grenzt die Anstalt
an das k. k. Normal-Eichamt, westlich steht es im Bauverbande mit der k. k. landwirtschaftlich-
bakteriologischen und Pflanzcnschutzstation.
Gleichwie das Nebenhaus besitzt dieses Gebäude ein Souterrain mit Stallungen, Labora-
torien und Maschinenräumen, ein Erdgeschoß mit Laboratorien und dazu gehörigen Räumen
und einen ersten Stock mit der Wohnung des Direktors, Kanzleien und ebenfalls Laboratorien.
Die Baukosten des Institutes ohne die innere Einrichtung haben beiläufig 140.000 K betragen.
Czadek.
Die hydrometrische Prüfungsanstalt (Abb. 231).
Diese vom k. k. hydrographischen Zcntralbureau im Jahre 1895 errichtete Anstalt be-
findet sich auf dem Territorium des Lagerhauses der Stadt Wien im k. k. Prater. Sie dient
Gebäude der Reichsverwaltung.
147
Abb. 231. Hydrometrische Prüfungsanstalt.
Schnitt. 1:300.
imiiiimimu
zur Taricrung- der für Geschwindigkeitsmessungen in offenen Gerinnen verwendeten hydro-
metrischen Flügel beziehungsweise zur Bestimmung- des Verhältnisses der mit einem derartigen
Meßinstrumente erhobenen Angaben zu den zu suchenden wahren Werten der Wasser-
geschwindigkeit. Die Anstalt besteht im wesentlichen (siehe Abb. 231) aus dem Versuchs-
häuschen, dem Prüfungskanale, der maschinellen Einrichtung und dem sogenannten Prüfungs-
wagen, endlich aus der zum Betriebe desselben dienenden elektromotorischen Anlage.
Das lichte Profil des Prüfungskanales ist trapezförmig, mit muldenförmiger Sohle; die
obere Breite desselben beträgt l-5m, die untere Im, die lichte Höhe 18m, endlich die für
die Versuchsfahrten nötige Wassertiefc über der Sohle im Mittel 12 m. Die Seitenmauern des
Kanales dienen gleichzeitig als Unterbau für das Fahrgleise des Prüfungswagens, welches eine
Gesamtlänge von 120 m hat.
Die im Inneren der Hütte untergebrachte Motoranlage besteht aus einer Wechselstrom-
maschine, welche durch einen von der „Internationalen Elektrizitätsgesellschaft" gelieferten elek-
trischen Strom von 2100 Watt elektrischer Energie bei 105 Volt Spannung gespeist wird. Die
Bewegung des zweipferdigen
Wechselstromelektromotors
wird durch Kuppelung auf
eine Gleichstrommaschine
(von P5 Pferdestärken, 816
Watt, 110 Volt und 1250 Tou-
ren) übertragen, welch letz-
tere durch zwei längs dem
Fahrgleise gezogene Drähte
einen Gleichstrom nach dem
am Prüfungswagen aufgestellten Elektromotor (von zirka 800 Watt, 08 Pferdestärken, 1200 Tou-
ren) entsendet und bei Stromschluß die Bewegung des Wagens hervorruft. Zur Schließung
des Stromes, zur Dirigierung des Wagens nach vor- und rückwärts, sowie zur Regulierung
der Fahrgeschwindigkeit dient der am Wagen angebrachte Umschalter und Rheostat. Die
Einrichtung ist so getroffen, daß eine Fahrgeschwindigkeit bis zu 5 m pro Sekunde erzielt
werden kann, während die mittels elektrischen Betriebes erreichbare Minimalfahrgeschwindigkeit
0-4 m beträgt. Kleinere Geschwindigkeiten als die letztere können nur durch den Handbetrieb
(Schieben des Wagens) erreicht werden. Der Prüfungswagen gleicht einer einfachen Draisine,
welche mit dem bereits erwähnten Gleichstromelektromotor, ferner mit einem Chronographen
und mit einer Batterie, endlich mit einem Traggestell für den zu prüfenden hydrometrischen
Apparat ausgerüstet ist. Der Chronograph erfüllt eine dreifache Aufgabe, und zwar registriert
derselbe erstens die vom Wagen zurückgelegte Fahrstrecke durch Markierung der Passage der
sogenannten 10 m-Kontakte, welche am Gleise angebracht sind, zweitens die Zeit durch halb-
sekundliche Kontakte, endlich drittens die Umdrehungszahl des am Wagen befestigten, in das
Wasser getauchten hydrometrischen Flügels. Der Chronograph liefert sohin auf einem ab-
gewickelten Papierstreifen ein dreifaches Diagramm, aus welchem sich mit voller Verläßlichkeit
die Beziehung zwischen der sekundlichen Umdrehungszahl des Flügels und der Geschwindig-
keit der Fortbewegung des Flügels im Wasser ableiten läßt. l.
Die Amtsgebäude der Normal-Eichungskommission
wurden auf einem in der Nähe des Nordwestbahnhofes gelegenen Areale in den Jahren
1893 — 1895 errichtet, welches in jeder anderen Beziehung sehr geeignet war, nur den Nachteil
hat, daß sich der 30 m breite Schutzgürtel nicht herstellen ließ, welcher zur Sicherung der
Präzisionsinstrumente vor Erschütterung gefordert worden war.
Die k. k. Normal-Eichungskommission ist in drei Gebäuden untergebracht. Das an der Prager
Reichsstraße gelegene, ein Souterrain, ein Erdgeschoß und zwei Stockwerke enthaltende Admini-
strationsgebäude ist zur Aufnahme der Direktionsräume, der Verwaltungsräume und derjenigen
technischen Bureaux bestimmt, welche nahe der maschinellen Anlage gelegen sein sollen und
denen die von letzterer wie vom Straßenverkehre verursachten Erschütterungen nicht von Nach-
teil sind. Unmittelbar an das Administrationsgebäude anstoßend und in einem Niveau mit dem
Souterrain desselben, ebenfalls an der Prager Reichsstraße gelegen, befindet sich das Gebäude
für die maschinelle Anlage, bestehend aus dem Kesselhause, dem Maschinenräume, dem
Schaltraume und dem Akkumulatorenraume nebst einigen zugehörigen Nebenlokalitäten. Im
10*
148
Verwaltungsgebäude.
Maschinenräume waren ursprünglich eine 40pferdige Dampfmaschine und zwei Dynamo-
maschinen aufgestellt; derzeit befinden sich in demselben noch eine Dampf-Doppeldynamo-
maschine und ein Oleichstrom-Drchstromumformer. Von dem in der Mittelachse des Administrations-
gebäudes gelegenen Stiegenhause führt ein geschlossener, heizbarer Verbindungsgang zu dem
nur teilweise unterkellerten, mit einem Erdgeschosse und zwei Stockwerken versehenen Ge-
bäude für den technischen Dienst, welches die Räume für die Präzisionsinstrumente sowie
überhaupt alle jene Arbeitsräume enthält, welche eine ruhige, vor Erschütterungen geschützte
Lage erfordern. Außerdem befinden sich in diesem Gebäude die Wohnungen des Oberinspektors
und eines Dieners.
Von großer Wichtigkeit war die Sicherung des aufgehenden Mauerwerkes gegen das
Aufsteigen der Bodenfeuchtigkeit, weil bei hohem Wasserstande der Donau die Fundamente
vom Grundwasser erreicht werden. Als Isoliermittel wurden hier Bleiplatten von 1 mm Stärke
in Anwendung gebracht. In den Räumen, wo die separat fundierten Präzisionsinstrumente auf-
gestellt werden sollten, mußte der Fußboden von diesen Fundierungen vollständig isoliert sein,
damit die durch die Bewegungen der in den Räumen befindlichen Personen hervorgerufenen
Vibrationen nicht auf die Instrumente übertragen würden. Zur Beheizung sämtlicher Räume
wurde eine Niederdruckdampfheizung hergestellt. Das Gebäude für den technischen Dienst
erhielt einen auf Steinsäulen ruhenden Balkon, damit die Untersuchung von besonders großen
und schweren Objekten im Freien vorgenommen werden kann. Die Gesamtkosten der Anlage
betrugen rund 461.000 K, wovon auf die Gebäude zirka 347.600 K, auf die maschinelle und
elektrische Anlage zirka 85.700 K entfallen. H. Koechlin.
K. k. Generaldirektion der Tabakregie, IX., Porzellangasse 51 (Abb. 232, 233).
Vom Jahre 1869 bis zum Jahre 1905 war die k. k. Generaldirektion der Tabakregie in
den Gebäuden des ehemaligen Wiener Versorgungshauses, IX., Waisenhausgasse 1, untergebracht.
Das neue Amtsge-
bäude, welches im
Jahre 1905 seiner
Vollendung zuge-
führt wurde, steht
an Stelle der ehe-
maligen Wiener k. k.
Porzellanfabrik, wel-
che im Jahre 1867
gänzlich aufgelöst
wurde. Bereits seit
dem Jahre 1846
wurde ein Teil die-
ser Baulichkeit für
Zwecke einer Zi-
garrenfabrik verwen-
det und später die
ganze ehemalige Por-
zellanfabrik hierfür
in Benützung ge-
nommen. Im Jahre
1898 übersiedelte
die Tabakfabrik in
das neue Heim in
Ottakring.
Das neue Amts-
gebäude wurde nach
dem Detailprojekte
des Departements für Hochbau im k. k. Ministerium des Innern in der Zeit von 1903 — 1905
zur Ausführung gebracht; mit der Durchbildung der architektonischen Details war der Baurat
dieses Ministeriums, Alois Koch, betraut. Das Gebäude besteht aus einem Parterre und drei
Stockwerken. Zur Grundrißanlagc (siehe Abb. 232) ist zu bemerken, daß von den vier Gebäudc-
Abb. 232. Amtshaus der k. k. Tabakregic. Ebcncrd. 1 : S00.
Gebäude der Rcichsvcrwaltung.
149
trakten der Magazinshof und der
mittlere große Hof umschlossen
werden, zwischen welchen der Ma-
gazinstrakt liegt, der zur Aufnahme
von Tabakspczialitäten dient. Dieser
Magazinstrakt besitzt um ein Geschoß
mehr als die übrigen Trakte, doch
ist die Anordnung so getroffen, daß
im dritten Stocke die Fußböden
mit den übrigen Trakten wieder in
gleicher Höhe liegen. Durch einen
elektrischen Lastenaufzug gelangen
die Kolli in die Stockwerke dieses
Traktes.
In konstruktiver Beziehung sei
erwähnt, daß sämtliche Decken aus
Ludwigschen Patent-Ziegelgewölben
hergestellt wurden. Für die Behei-
zung aller Räume, mit Ausnahme
der Wohnungen, dient eine Nieder-
druckdampfheizung; die Wärme-
abgabe erfolgt mittels Radiatoren.
Die Außenfassaden, das Vestibül,
die Hauptstiege sowie die Stiege
zur Beamtenwohnung sind im Ba-
rockstil ausgeführt. Der Hauptrisalit,
welcher von einem Mansardendach
und einem mächtigen Reichsadler
bekrönt ist, wurde architektonisch reicher ausgebildet. Die Gesamtkosten dieses Baues betrugen
rund 15 Millionen Kronen, in welchem Betrage jedoch die Kosten des Baugrundes und der
inneren Einrichtung nicht enthalten sind. Alois Koch.
Abb. 233. Amtshaus der k. k. Tabakregie, IX., Porzellangasse 51.
K. k. Versatz-, Verwahrungs- und Versteigerungsamt („Dorotheum") (Abb. 234, 235).
Das alte Versatzamtsgebäude, I., Dorotheergasse 17 und Spiegelgasse 16, entsprach in
seiner ganzen Anlage und Einrichtung längst nicht mehr den Anforderungen des modernen
Verkehrslebens. Es ergab sich demnach die Notwendigkeit zu einer Reorganisation und
Erweiterung des Betriebes des Versatzamtes sowie zum Umbaue des Gebäudes, und zwar in
der Weise, daß in demselben nicht nur das Versatz- und Verwahrungsamt, sondern auch ein
alle öffentlichen Versteigerungen zentralisierendes Versteigerungsamt genügenden Raum habe.
Die Pläne zu diesem Neubau wurden von dem Ministerialrat Emil R. von Förster verfaßt, die
Bauausführung dem Oberbaurate der niederösterr. Statthalterei Tomßa übertragen. Der Umbau
des Gebäudes, welcher im August 1898 begann und am 12. November 1901 seinen Abschluß
fand, mußte in zwei Bauperioden erfolgen, um Störungen im Geschäftsbetriebe zu vermeiden.
Der im Wiener Barockstile gehaltene Monumentalbau hat die Form eines an den beiden
Schmalseiten angebauten Rechteckes im Ausmaße von 3173-61 m2, wovon auf die in zwei
Geschossen unterkellerten beiden Höfe und die Licht- und Luftschächte 579"92 m2 entfallen.
Eine große und eine kleine Durchfahrt vermitteln den Verkehr zwischen den vorgenannten
beiden Gassen. Das Gebäude besitzt zwei übereinanderliegende Kellergeschosse, Erdgeschoß,
Mezzanin und darüber noch zwei Stockwerke. Die drei Ämter, nämlich das Versatzamt, das
Vejwahrungsamt und das Versteigerungsamt, sind voneinander räumlich vollständig getrennt.
In den beiden Kellergeschossen befinden sich die ausgedehnten, feuersicher konstruierten
Magazine sowie die sehenswerten maschinellen Anlagen, welche dem Betriebe der Niederdruck-
dampfheizung, der Ventilation und der neun hydraulischen Aufzüge für Personen und Waren
dienen. Einer dieser Aufzüge ist so eingerichtet, daß ein beladener Wagen vom Hofniveau in das
erste Stockwerk befördert werden kann. Ferner befinden sich in den Souterraingeschossen zwei
Dienerwohnungen, die Wohnung des Maschinisten, die Wachstube für die k. k. Sicherheitswache,
das ganz in Emailkacheln verkleidete Lokal für die Lebensmittelversteigerung. Im ebenerdigen
150
Verwaltungsgebäude.
Geschoß, dessen Fußboden 176 m über dem Straßenniveau liegt, sind untergebracht die Räume
für die Einschätzung und Auslösung von Gebrauchsgegenständen und Schmuck- und Edel-
metallgegenständen, für die Verwahrungsabteilung und Wertpapierbelehnung mit dem diesen
beiden Abteilungen gemeinsamen 16 m langen Panzertresor, ferner für die Buchhaltung und
Hauptkassa, für die Fahrradremise,
die Portierloge, den Feuerwächter
und die Bedürfnisanstalten. In dem
mit Glas überdachten großen Hof-
raume werden schwere und volu-
minöse Gegenstände (Automobile,
Wagen, Fässer u. dgl.), deren Auf-
stellung in den Sälen der oberen
Stockwerke untunlich ist, versteigert.
Aus der mittleren Durchfahrtshalle,
welche 46 m lang, im mittleren Teile
12 m breit und 6"50 m hoch ist, ge-
langt man über die monumental an-
gelegte, nur bis zum ersten Stock-
werke führende Haupttreppe aus
Karstmarmor vorerst in das Mezza-
nin. Daselbst befinden sich die Räu-
me für die Auslösung von Schmuck-
und Edelmetallgegcnständen, die
unterteilten großen Magazine für
Fahrräder, Klaviere und Nähmaschi-
nen, die Kanzleiräume der Zentral-
und Buchhaltung und eine Beamtcn-
A, B Abteilungen des Versatzamtes.
C, D Verwahrungsamt.
E, F Manipulationshöfe.
G Buchhaltung und Kassa.
Abb. 234. K. k. Versatz- und Versteigerungsamt. Ebenerd. 1:800.
direktion
wohnung.
Das erste und zweite Stockwerk dienen
ausschließlich den Zwecken des Versteigerungs-
amtes. Den Mittel- und Glanzpunkt desselben
bildet der den Versteigerungen und Schau-
stellungen im großen Stile gewidmete, durch
beide Stockwerke gehende, mit einer die ganze
Decke einnehmenden Oberlichte versehene Kaiser
Franz Josef-Saal mit seinen an den beiden
Schmalseiten angeordneten, von je vier mono-
lithen Säulen aus lichtem Salzburger Marmor
getragenen und mit reichen Schmiedeeisenge-
ländern abgeschlossenen Galerien. Er ist 28 m
lang, 14 m breit und bietet für 600 bis 700 Per-
sonen bequem Raum. Um diesen Saal gruppieren
sich noch dreizehn sehr geräumige Ausstellungs-
und Versteigerungssäle mit ihren Nebenräumen.
Alle diese Lokalitäten sind mit Hängevorrichtun-
gen für Bilder, Gobelins, Teppiche u. dgl. ver-
sehen und mit hohen Holzlambcrien verkleidet,
welche mit einem Aufsatze bekrönt sind und
breite Klapptische in sich schließen. Nebstdem
sind für auszustellende Bücher, Münzen und
kleinere Objekte besondere Stellagen und Vor-
richtungen vorhanden. In unmittelbarer Nähe
des Kaiser Franz Josef-Saales sind noch ange-
ordnet ein Herrensalon mit mehreren Schreib-
tischen und ein Damensalon nebst Büffet, Garde-
robe und Teeküche.
Außer der erwähnten Haupttreppe sind noch vier bequeme Stiegen, ebenfalls aus Karst-
marmqr, vorhanden. Die Feuersicherheit im Gebäude selbst ist durch angemessen verteilte
Abb. 235. Dorotheum, I., Dorotheergasse 17.
Gebäude der Rciclisvcrwaltung.
15:
Hydranten und ausgedehnte Alarmsignalleitungen erhöht. Auch besitzt dasselbe für den internen
Verkehr im Hause eine Tclephonanlagc. Eine besondere Sorgfalt erforderten die zur Erzielung
einer vollständigen Trockcncrhaltung der Magazins- und sonstigen Räume in den Kellergeschossen
ausgeführten Isolicrungsarbeiten. Das ganze Gebäude ruht auf einem 2 m starken Betonroste.
Die Decken sind durchwegs zwischen eisernen Trägern gewölbt, der Dachstuhl aus Eisen
konstruiert. Die Fassaden — Putz in Naturfarbe — sind ziemlich einfach gehalten. Den vor-
nehmsten Schmuck bilden die die beiden Mittelrisalite bekrönenden, in Kupfer getriebenen
Reichsadler mit einer Flügclweite von 6 m und einer Höhe von 3'50 m.
Bemerkenswert sind die in einem verglasten Räume im Mezzanin aufbewahrten römischen
Funde, welche bei den Erdaushebungen zutage gefördert wurden. Die Fundstätte liegt nämlich
an der aus dem römischen Lager Vindobona nach Carnuntum führenden Römerstraße, in
deren Nähe die Lcgionssoldaten ihre Toten begruben. Im ganzen stieß man auf sechs römische
Grabstätten. Eine hiervon, aus Legionsziegeln hergestellt, enthielt, dem tadellosen Gebisse nach
zu schließen, das Skelett einer jungen Frau. Die Leiche war mit vollem Schmucke beigesetzt.
Außerdem wurden noch viele Gefäße aus Terra sigillata, dann Vasen, Lampen, Becher, Glas-
gefäße und andere Gebrauchsgegenstände vorgefunden. Die bei der Demolierung des alten
Versatzamtsgebäudes gewonnenen Bruchstücke von Grabsteinen und architektonischen Kon-
struktionsteilen sind in der das neue Gebäude von dem angrenzenden sogenannten Kloster-
neuburgerhofe trennenden Abschlußmauer — nach dem Statthalter Erich Grafen Kielmansegg
„Kielmanseggmauer" benannt — versetzt worden.
Der Umbau erforderte im ganzen einen Kostenaufwand von 2,675.000 K, wovon auf
den eigentlichen Bau 2,355.000 K und auf die innere Einrichtung 320.000 K entfallen.1)
Tomßa.
Das k. k. Hauptmünzamt (Abb. 236 bis 238).
Bis zum Jahre 1838 war die Münzbehörde des Reiches zum Teil im Palais des Prinzen
Eugen in der Himmelpfortgasse, zum Teil im alten Stadtgraben untergebracht. Die zerstreute
Lage der Werkstätten, welche die Manipulation und Kontrolle erschwerte, sowie die Unzu-
länglichkeit der Räume zwangen zur Errichtung eines Neubaues.
Das im Jahre 1835 nach den Plänen des k. k. Hofbaurates Paul Sprenger erbaute Ge-
Abb. 236. Das Hauptmünzamtsgebäude am Heumarkt.
bäude am Heumarkt bedeckt mit dem abseits gelegenen Maschinenhause eine Fläche von
5433 m2; die Figuren an der Attika über dem Mittelrisalite, darstellend: Gold, Silber, Kupfer
') Eine übersichtliche Darstellung der Geschichte und der wirtschaftlichen Entwicklung des Wiener k. k. Versatzamtes enthält
das Werk: „Das k. k. Versatzamt in Wien von 1707—1900." Wien 1901, im Selbstverlage des k. k. Versatzamtes.
152
Verwaltungsgebäude.
und Eisen, sowie die Gruppe auf derselben sind von Klieber modelliert; die Kosten des Baues
betrugen rund 900.000 K.
Das Gebäude wurde im Jahre 1838 bezogen und beherbergte folgende Ap-.ter: Haupt-
münzamt, Punzicrungs- und Einlösungsamt, General- und Landmünzprobieramt, die minera-
logiseh-geognostischen Sammlungen der Hofkammer für Münz- und Bergwesen, sowie die
Lehrzimmer für höhere Kurse der bergmännischen Wissenschaften (bergmännische Geographie,
Dozinesie und analytische Chemie). In den Jahren 1892/93 wurde anläßlich der Einführung der
Kronenwährung das Kessel- und Maschinenhaus zum Teil umgebaut und mit einer größeren,
modernen Dampfkessel- und Dampfmaschinenanlagc ausgestattet. Nebstdem steht vom Anbeginne
eine kleine Wasserkraft aus dem Wiener-Neustädtcr Kanäle zur Verfügung. Das Gebäude entspricht
in mancher Beziehung heute nicht mehr den Anforderungen des technischen Dienstes. Lorenz.
K. k. Hof- und Staatsdruckerei (Abb. 239, 240).
Die k. k. Hof- und Staatsdruckerei war seit 1804 im Gebäude des Franziskanerkonventes untergebracht
und erhielt, als die baulichen Übelstände ihre Tätigkeit zu ersticken drohten, durch Gesetz vom 21. Dezem-
ber 1888 ein neues Heim. Als Bauplatz wurde trotz Widerstandes der Anrainer, welche die Rauchentwick-
lung einer so großen Anlage fürchteten, ein ärarischer Grund, Rennweg Nr. 16, gewählt. Die Pläne zu dem
neuen Gebäude wurden im Hochbaudepartement des Ministeriums des Innern von Hofrat C. Köchlin verfaßt,
die Maschineneinrichtung schuf Prof. von Radinger.
Das an allen Seiten freistehende Bauwerk (siehe Abb. 239) bedeckt, in sieben Geschossen
von der Kellersohlc aufgebaut, eine Grundfläche von 5200 m'2, bietet 15.400 m- Benützungs-
fläche und ist ohne Prunk, bloß nach den Forderungen seines Zweckes ausgestaltet. Der
allgemeinen Einteilung nach ist der Nordtrakt für die Verwaltung, der westliche für den Wert-
papierdruck, der südliche und östliche für alle anderen Druckarbeiten bestimmt. Maschinen-
betrieb findet sich im Ost- und West- und den Verbindungstrakten. Vier Stiegen und vier
Aufzüge verbinden die Geschosse, vier Höfe, gegen Norden zwei kleinere, ein großer in der
Mitte mit 850 m2 und der Maschinenhof im Süden sondern die Trakte des Hauses.
Der Maschinenbetrieb wurde bis jetzt durch zwei Dampfmaschinen für Licht und Kraft
mit zentraler Verteilung der Antriebe durch Seilstränge vom Maschinenhof aus
im großen Hof versenkt angeordnete Wasserrohrkesselanlage unterhalten. In
jedoch ein Umbau der Kraftanlage in elektrischen Gruppen- und Einzelantrieb
an das städtische Licht- und Kraftwerk statt, wodurch auch die Transmissionsanlage von rund
1000 m Wellenlänge sich fast auf die Hälfte
verkleinert. Für den Betrieb der Dampf-
heizung in allen Arbeitsräumen und in der
großen Trockenhalle dient auch fernerhin
ein Teil der Kesselanlage.
und durch eine
letzter Zeit fand
durch Anschluß
A Uw ■
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kJ t - y\ ,jjj
' 1
G
" |a ^ S I
E Streckwerk.
ü Schneidwerk.
H Maschinenhaus.
J Neues Streckwerk.
Abb. 238. Grundriß des Maschinenhauses des Münzamtes.
1 :lü()0.
A Kcsselnaus.
B Krätzniühle.
C Glühofen.
D Garderobe.
Abb. 237. Hauptniünzamtsgebäude. Ebcnerd. 1 : 1000.
Das Kellergeschoß enthält Papier- und
Letternaufbewahrungsräume. Eine Küche für
300 Personen und eine Reparaturwerkstätte,
die Feuerwache und der Pferdestall befinden sich im Tiefparterre. Im Hochparterre arbeiten
Rotationsmaschinen in ein und zwei Farben, deren Platten in den anliegenden Räumen für
Rundstercotypic und Galvanoplastik hergestellt werden. Im ersten Stocke sind fast ausschließlich
Buchdruckschncllprcsscn aufgestellt. Den Rest des Stockwerkes erfüllen die Wohnung des
Gebäude der Reichsverwaltuns
53
Direktors und Manipulationsräume.
Im zweiten Stocke sind die Steindruck-
pressen für Maschinen- und Hand-
betrieb aufgestellt, welche alle Arbei-
ten von der Autographic bis zum
feinsten Farbendruck liefern. Hier
wird in sämtlichen Reproduktions-
verfahren für die verschiedensten
Zwecke gearbeitet. Im dritten Stock-
werke sind die Setzerabteilungen ver-
einigt. An diese Räume schließt sich
das Lcttcrnhandmagazin. Das vierte
Geschoß enthält noch eine Setzer-
abteilung und die Räume für Xylo-
graphie und Lichtdruck.
Die im Westen im freien Licht
liegenden Kreditabteilungen sind nur
von der Kreditstiege erreichbar. Im
Hochparterre werden auf Rotations-
maschinen Korrespondenzkarten,
Frachtbriefe und Postanweisungen
gedruckt. Im ersten Stocke befinden
sich Manipulationsräume für Kredit-
effekten; Magazine für fertige und
halbfertige Kreditpapiere sowie Pres-
sen für Stempelmarken sind im zwei-
ten Stocke untergebracht. Im näch-
sten Geschoß werden Postwertzeichen
erzeugt. Im vierten Stocke endlich
befindet sich die unter strengster Auf-
sicht stehende Galvanoplastik, welche
die Platten für den Kreditdruck her-
stellt, und eine domartig gebaute, 7'5 m
hohe Trockenhalle. Hier werden stünd-
lich gegen 12.000 Bogen mit Wertzeichen aller Art getrocknet. Eine ständige Militärwache
schützt Tag und Nacht das Gebäude, welches so viele unschätzbare öffentliche Werte birgt.
Literatur.
G. Fritz, Das neue Ge-
bäude der k.k. Hof- und Staats-
druckerei. — F. Kovarik, Ma-
schinelle Einrichtung der k. k.
Hof- und Staatsdruckerei. Zeit-
schrift des österreichischen In-
genieur- und Architekten-Ver-
eines. 1892, S. 529.
K. A. Fieber.
A Direktorwohnung.
B Manipulationsräume.
C Verbindungsgang.
D Zurichträume.
E Schnellpressenzimmer.
F Faktorzimmer.
G, H, K Stiegen.
J Rauchfang.
L, M, N Höfe.
O, P Aufzüge.
Abb. 239. K. k. Hof- und Staatsdruckerei, III., Rennweg.
üesllraü
Abb. 240. K. k. Hof- und Staatsdruckerei. Erster Stock. 1:1000.
K. k. Tabak- Hauptfabriken (Abb. 241 bis 243).
Von den der k. k. Generaldirektion der Tabakregie unterstehenden 30 Tabakfabriken
mit einem Gasamtarbeiterstande von 40.000 Arbeitern sind zwei Fabriken in Wien gelegen,
154
Verwaltungsgebäude.
|
I
Thalia/ - Straße
Wim] T 1 T T T T
und zwar die eine im XVI. Bezirke (Ottakring) an der Thaliastraße, die andere im III. Bezirke
am Rennweg.
Die Fabrik in Ottakring1) ist der Arbeiterzahl und der Jahreserzeugung und dement-
sprechend auch der baulichen Anlage nach bedeutender als jene am Rennweg. Sie wurde in
den Jahren 1893 — 1898 auf einem Grundstücke von 20.000 m2 Fläche erbaut.
Die Fabriksanlage (siehe
Abb. 241 und 242) besteht aus
einem Fabrikationsgebäude, einem
Verwaltungsgebäude, einem Fabri-
katen- und einem Rohstoffmagazine
und einigen kleineren, hauptsäch-
lich Wohlfahrtseinrichtungen ent-
haltenden Baulichkeiten. Für die
An- beziehungsweise Abfuhr der
Rohstoffe und Erzeugnisse dient
eine zum Frachtenbahnhofe Ottak-
ring der Stadtbahn führende
Schleppbahn; für den Verkehr
innerhalb der Fabrik ist eine Roll-
bahn vorgesehen.
Sämtliche Arbeitsmaschinen
werden mittels Elektromotoren an-
getrieben. Der erforderliche Strom
wird für gewöhnlich von der eigenen
Kraftanlage von 40 PS. Leistung,
während der Beleuchtungszeit aber
aus dem städtischen Netze bezogen.
Drei Kessel von je 90 m2 Heizfläche
liefern den Dampf für den Maschi-
nenbetrieb und die Be-
heizung des Fabrika-
tionsgebäudes. Für die
künstliche Beleuchtung
ist hauptsächlich Auer-
Gasglühlicht installiert;
nur in jenen Räumen, in
denen die Halb- und
Ganzfabrikate nach ihrer
Farbe gesichtet werden,
kommen elektrische
Glühlampen zur An-
wendung.
Besondere Aufmerk-
samkeit wurde beim
Bauentwurfe und bei
der inneren Einrichtung
darauf gerichtet, die Anlage allen an einen Fabriksbetrieb hinsichtlich der Arbeiterwohlfahrt und
des Arbeiterschutzes zu stellenden Anforderungen entsprechend zu gestalten. Demzufolge haben
alle Arbeitsräume eine Höhe von 4-ö m erhalten. Die Entfernung der Fenstermittcl voneinander
beträgt 36 m; in gleichen Abständen sind die Arbeitstafeln angeordnet. Dadurch ist auch in den
am meisten besetzten Abteilungen für jeden Arbeiter ein Luftraum von mindestens 10 m3
gesichert. Vor den Eingängen in die Arbeitssäle befinden sich Vorräume mit Kleiderkästen und
Wascheinrichtungen. Eine Verschlechterung der Luft durch den Betrieb der Arbeitsmaschinen
wird dadurch wirksam verhütet, daß der sich bildende Tabakstaub an der Entstehungsstelle
abgesaugt und in einer geschlossenen Blcchkammer mit Wasser niedergeschlagen wird.
Die Fabrik in Ottakring befaßt sich vorwiegend mit der Erzeugung von feinen Zigarren,
einigen Zigarettensorten und feinen Rauchtabaken. Die Vorbercitungsarbeiten für die Zigarren-
Abb. 241. Lagcplan der k. k. Tabak-Hauptfabrik im XVI. Bezirke. 1 : 2500.
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CüjOTren, Fabrik*
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Swürsaal 4* Ggarran,
Abb. 242. Fabrikationsgebäude. Grundriß des zweiten Stockes. 1:1000.
') Siehe auch: österreichische Wochenschrift für den öffentlichen Baudienst. 1904, Nr. 29.
Oebäude der Landesverwaltung.
155
und Zigarettenerzeugung werden in den Souterrain- und Parterreräumen durchgeführt. Es
befinden sich daselbst die Sprenglokalc für das Anfeuchten der Zigarrcndcckstoffe und des
Einlagcmateriales, Lager für die feuchten Tabakstoffe, eine mit Dampf geheizte und mit künst-
licher Luftbewegung ausgestattete Trockenstube und ein Lager für getrocknete Einlagen.
Die Arbeitssäle (siehe Abb. 243) für die eigentliche Zigarrenerzeugung sind im ersten und
zweiten Stocke gelegen. In dic-
scnSälen sind insgesamt 51 Ar-
beitstafeln für je zwölf Arbeite-
rinnen untergebracht. Zwei
einander gegenübersitzende
Arbeiterinnen (eine Wicklerin
und eine Spinnerin) bilden
eine Arbeitsgruppe. Neben
den Zigarrensälen befinden
sich kleine Lagerräume für die
fertigen Zigarren und Aus-
folgeräume (Auswagen), in
denen die einzelnen Arbeits-
gruppen die Halbfabrikate
zugewogen erhalten. Die im
zweiten Stockwerke gelegene
Zigarrenverpackung besteht
aus drei Sortiersälen, zwei
eigentlichen Verpackungsräu-
men und vier Warmlagern.
Für die Zigarettenerzeu-
gung werden die Fülltabake
in einem im Parterre gelegenen Schneidemaschinenlokale geschnitten. Die Zigarettenerzeu-
gung umfaßt je zwei Arbeitssäle im ersten und zweiten Stocke. In einem dieser Säle werden
die Hülsen maschinell erzeugt, in den drei anderen Sälen werden die Hülsen gefüllt. An die
Zigarettensäle schließen sich einige Nebenräume, wie die Handlager für Fülltabak, Aus-
wagen, Trockenräume und die Verpackung, an. Außer der eigentlichen Zigarren- und Ziga-
rettenerzeugung obliegt der Tabakfabrik in Ottakring auch die Herstellung der für den eigenen
Bedarf erforderlichen Kisten, Kistchen, Kassetten und Kartons.
An Wohlfahrtseinrichtungen verfügt die Tabakfabrik in Ottakring über eine Badeanstalt,
in' der unentgeltlich Dampf-, Dusch- und Wannenbäder an die Arbeiter verabfolgt werden,
eine Arbeiterküche und einen Speisesaal. In der Arbeiterküche werden Mittagskost und Jausen-
kaffee zu den Selbstkosten an die Arbeiter verabreicht. Die Tabakfabrik in Ottakring beschäftigt
zurzeit 18 Beamte, 22 Aufsichtsorgane und rund 1300, vorwiegend weibliche Arbeiter.
Die Tabak-Hauptfabrik am Rennweg, die sich ausschließlich mit der Zigarrenerzeugung
befaßt, ist ähnlich wie die Fabrik in Ottakring eingerichtet. Sie ist älterer Bauart (errichtet im
Jahre 1857) und viel kleiner als die Ottakringer Fabrik. Zurzeit sind in dieser Tabakfabrik
7 Beamte, 6 Aufsichtsorgane und 360 Arbeiter beschäftigt. Der Fabrik am Rennweg ist das
k. k. Tabak-Hauptmagazin angegliedert. k. k. Gmeraldirektion der Tabakregie.
Abb. 243. Zig-arrenvorrichtsaal.
II. GEBÄUDE DER LANDESREGIERUNG UND -VERWALTUNG.
K. k. Niederösterreichische Statthalterei, I., Herrengasse 11 (Abb. 244).
Anstelle des Statthaltereigebäudes stand einst (vom Jahre 1532 — 1620) ein im Besitze der
Roggendorfer, deren Ahnherr sich bei der ersten Belagerung Wiens durch die Türken hervortat,
gewesenes Haus. Nach dem Erlöschen dieses Geschlechtes kam das Gebäude 1774 in den
Besitz des Ärars und wurde vorerst für die niederländische Kanzlei bestimmt. Nach der
Losreißung der Niederlande war es der Sitz der Kanzlei der neuen venetianischen und polni-
schen Länderteile, 1806 der italienischen Hofkanzlei, später der Polizei- und Zensurhofstelle.
Hierauf wurde geplant, der k. k. niederösterreichischen Landesregierung, die seit dem Jahre
156
Verwaltungsgebäude.
Abb. 244. Nicderösterreichische Statthaltern, I., Minoritenplatz.
1784 in dem aufgehobenen und vor wenigen Jahren demolierten Minoritenkloster amtierte, an
der Stelle der abzubrechenden „Niederländischen Kanzlei" ein eigenes Amtsgebäude zu schaffen.
Das neue Gebäude wurde in den Jahren 1845 — 1847 von dem k. k. Hofbaurat und Pro-
fessor Paul Sprenger erbaut und zeigt eine dreistöckige Fassade von monotonem Charakter
im Renaissancestile, die
aber einige anmutende
Einzelheiten aufweist.
Es hat in der Herren-
gasse eine Länge von
45"8 m, in der Regie-
rungsgasse, wo seiner-
zeit gleichfalls ein Ein-
gang bestand, eine sol-
che von 82-6 m, auf
dem Minoritenplatze
eine Länge von 42-3 m
und umfaßt eine Fläche
von etwa 3638 m-.
Künstlerisch bemer-
kenswert ist der im
ersten Stocke des Hof-
quertraktes gelegene
Festsaal (1248m lang,
8-85 m breit und 5'61 m
hoch). Der Plafond,
als Spiegelgewölbe mit
Stichkappen geformt,
von verzahnten Holz-
balken getragen, wurde
in den Jahren 1848 bis
1850 von Leopold Kup-
pelwieser mit Fresken
geschmückt, die Szenen
aus der vaterländischen
Geschichte darstellen;
sie sind die ersten Male-
reien in Wien, welche
in einer Reihenfolge die
Geschichte Österreichs
darstellen. Die Wände
sind mit prächtigem
Kunstmarmor geziert.
In den letzten Jahren
kamen die Standbilder
der zwei hervorragend-
sten Landeschefs der
Vergangenheit, Wolf-
gang Freiherr von Pol-
heim (1501— 1512) und
Johann Anton Reichs-
graf von Pergen (1782
bis 1790), beide von
Josef Kassin ausgeführt, beim Portale auf dem Minoritenplatze und in der Einfahrt die ver-
kleinerten Nachbildungen der Löwen des Nußdorfcr Schleusenbaucs von Rudolf Weyr zur
Aufstellung. Größere Bauveränderungen sind an dem Gebäude seit dessen Bestand nicht vor-
genommen worden. Das Haus enthält die Amtsräumc der k. k. niedcröstcrreichischcn Statt-
halterei, die Amtswohnung des Statthalters im zweiten Stocke und die k. k. nicderösterreichische
Landeshauptkassa. Karl Wopelka.
Abb. 245. Niedcrösterrcichisches Landhaus, I., Minoritenplatz.
Gebäude der Landesverwaltung.
157
Abb. 246. Vestibül des Landhauses.
halten, und zu beiden
Seiten allegorische Fi-
guren des Ister und der
Fruchtbarkeit.
Wie erwähnt, sind
die Prachträume des
alten Landhauses in den
Neubau miteinbezogen
worden, was in bau-
technischer Beziehung
mit ziemlichen Schwie-
rigkeiten verbunden
war. Diese Prachträume
sind der Sitzungssaal
des Landtages, einst
der Saal der Ständever-
sammlungen, der Bib-
liothekssaal, früher der
Rats- oder Sitzungssaal
der Verordneten, der
Prälaten-, Herren- und
Rittersaal, die spätgoti-
schen Vorzimmer und
die Kapelle zu ebener
Das niederösterreichische Landhaus, 1., Herren-
gasse 13 (Abb. 245 bis 247).
Das Gebäude in seiner ersten Gestalt, das
die Stände im Jahre 1513 von den Herren von
Liechtenstein gekauft hatten, wurde in den Jahren
1513—1518, 1533—1539, dann von 1560 bis zum
Schlüsse des 16. Jahrhunderts durch Um- und Zu-
bauten zum Landhaus umgestaltet. Dasselbe erhielt
sich bis in das 19. Jahrhundert in seiner Form,
wie es am Ende des 16. Jahrhunderts aussah: ein
langgezogenes Viereck mit der Hauptfront und dem
großen Saale auf den Minoritenplatz hinaus. Es war
eines der ansehnlichsten Gebäude der Innern
Stadt sowohl seiner geschichtlichen als auch bau-
technischen Bedeutung nach. In seiner gegenwärti-
gen Gestalt ist es in den Jahren 1837 — 1844 von
dem bekannten Architekten Ludwig Pichl ausge-
führt worden. Pichls Plan wurde gegenüber dem
des Architekten Josef Kornhäusel von den Ständen
deshalb bevorzugt, weil er, ihren Wünschen ent-
sprechend, die historisch wie künstlerisch merk-
würdigen Räume im ersten Stocke und zu ebener
Erde beibehielt. Den Giebel zieren die vom Bild-
hauer Johann Klieber, Direktor der Akademie der
bildenden Künste, meisterhaft ausgeführte figurale
Gruppe, darstellend zwei Genien, welche das nieder-
österreichische Wappenschild mit dem Herzogshute
Abb. 247. Hof des Landhauses.
Erde, einst der Durchgang auf den Minoritenplatz hinaus, ebenfalls mit spätgotischem Gewölbe.
Der große Sitzungssaal hatte früher (1573) einen Holzplafond. Im Jahre 1710 kam an
dessen Stelle ein Freskogemälde vom kaiserlichen Hofmaler Antonio Beduzzi, das nach den
Angaben des Historiographen Conte Comazzi eine allegorische Darstellung der der Vorsehung
huldigenden Austria ist. Nach einer sorgfältigen Restaurierung im Jahre 1845 durch den Male'r
Schilcher ist dieses Gemälde heute gut erhalten und wird viel beachtet. Der zweite Saal der
158
Verwaltungsgebäude.
in seiner ursprünglichen Reinheit erhalten ist, ist der einstige Verordnetenratssaal, heute
Bibliothekssaal. Sein herrlicher Holzplafond wurde 1572 vom Hoftischler Georg Haas voll-
endet. Derselbe enthält in der Mitte das große kaiserliche, an den beiden Seitenflächen die
zwei österreichischen, dann das ungarische und böhmische Wappen. Diese sowie das von
Karyatiden getragene, mit dem kaiserlichen Wappen und den Reichsinsignien gezierte Portal sind
reich vergoldet. Bemerkenswert ist noch die kunstreiche, von beiden Seiten zu öffnende Tür.
In ihrer ebenfalls noch ursprünglichen Gestalt sind uns erhalten: Die an die Bibliothek
anstoßende Vorhalle (mit der bemalten gotischen Decke und den beiden schönen Marmor-
portalen), welche heute als Manuskriptenzimmer benützt wird, das sogenannte gotische Zimmer
(heute Sitzungszimmer) und die Kapelle, deren Altarbild ein Glasgemälde von Karl Geyling
in Wien ist und Maria Opferung im Tempel nach einem Karton vom Kustos Schnorr
von Carolsfeld zeigt. Der Prälaten-, Herren- und Rittersaal gehörten wohl auch dem alten
Landhausc an, ihre Holzplafonds und die mit englischen Ledertapeten gezierten Wände
stammen jedoch aus den Jahren 1846 und 1847. Von historischem Interesse ist auch das
Marmorportal beim Eingange zur Kapelle und in das große Stiegenhaus. Dasselbe stammt
aus dem Jahre 1571 und zierte den Aufgang zum Verordnetenratssaal. Daneben stand auch
jener schöne Gitterbrunnen, der gegenwärtig im ehemaligen Graf Breunerschen, jetzt Rati-
borschen Schlosse zu Grafenegg (Niederösterreichj sich befindet. ') c. v. Boog.
III. STÄDTISCHE VERWALTUNGSGEBÄUDE.
Das alte Rathaus (Abb. 248 bis 250).
Die Geschichte des alten Rathauses reicht bis in das Jahr 1316 zurück. Herzog Friedrich
der Schöne schenkte seinen getreuen Bürgern, dem Rate und der Gemeinde Wien das Haus
]) Aus der Geschichte des niederösterreichischen Landhauses. Vom Landesarchivar Dr. Anton Mayer.
Abb. 24S. Altes Rathaus, I., Wipplingerstraße.
Städtische Verwaltungsgebäude.
159
Abb. 249. Altes Rathaus, I., Wipplingerstraße. Ebenerd. 1:1000.
des wegen Aufstandes verbannten Ottos, Heimos Bruder, mit der Kapelle, den Stiftungen und
allem, was dazu gehörte, zu ihrer freien, unbeschränkten Benützung. Dasselbe hatte seine Haupt-
front in der Salvatorgasse und stand in der ehemaligen Judenstadt, welche durch Tore und
Mauern vom bürgerlichen Teile
der Stadt strenge abgegrenzt
war. Diese Lage änderte sich
erst im Jahre 1422 durch die
unter Herzog Albrecht V. er-
folgte Ausweisung der Juden,
worauf das Ghetto dem allge-
meinen Verkehr eröffnet wurde.
Die Häuser der nächsten Um-
gebung wurden von der Ge-
meinde nach Bedarf erworben,
aber erst im Jahre 1842 gelangte
die ganze Fläche des gegen-
wärtigen alten Rathauses in den
Besitz der Gemeinde. Wie aus
einem Kupferstich aus dem
Jahre 1671 zu ersehen ist, war
das ursprüngliche Aussehen des Rathauses ein sehr einfaches. Erst als nach Ablauf der Türken-
kriege die Baukunst sich wieder zu entwickeln begann, hielt es auch der Stadtrat für seine
Pflicht, für die Verschönerung des Rathauses etwas zu tun, und unter der Leitung des Unter-
kämmerers Georg Altschaffer wurde im Anfang des 18. Jahrhunderts die gegenwärtige barocke
Fassade gegen die Wipplingerstraße hergestellt. Zu derselben Zeit wurden auch größere
Adaptierungen vorgenommen. Die gegenwärtig noch bestehende eiserne Balkonbrüstung im
ersten Stocke mit den reichen Ornamenten, für welche der Stadtrat 460 Gulden bezahlte,
ist das Werk des Schlossermeisters Simon Vogl aus dem Jahre 1725. Im Jahre 1741 wurde
am Quertrakte ein Auslaufbrunnen errichtet und durch
den kaiserlichen Kammerbildhauer Raphael Donner mit
dem in Blei gegossenen und in einen vergoldeten Rahmen
gestellten Basrelief: Perseus befreit die an einen Felsen
gefesselte Andromeda (2634m hoch und P580m breit),
geschmückt (siehe: Brunnen).
Um dem herrschenden Platzmangel abzuhelfen, wurde
im Jahre 1820 das anstoßende Haus „zur goldenen
Muschel" und im Jahre 1842 das Haus „zum roten Stiefel"
umgebaut und in die Area des Rathauses einbezogen,
wodurch der Grundriß seine heutige Gestalt erhielt. Zur
letzteren Zeit wurde auf den rückwärtigen Trakten ein
drittes Stockwerk aufgesetzt. In demselben Jahre wurde
die von dem damals abgebrochenen Taschnerhause Nr. 526
am Lichtensteg herrührende mittelalterliche Steinskulptur,
bestehend aus einem Engel, der an Ketten zwei Wappen-
schilder mit dem österreichischen Bindenschild und dem
Kreuz des Wiener Stadtwappens hält, an der Ecke des
Rathauses, zwischen der Wipplingerstraße und dem Stoß-
im-Himmel, angebracht.
Mit der Vereinigung der Vorstädte und Schaffung
des neuen Gemeindestatutes im Jahre 1848 wurden im
Inneren größere Umgestaltungen veranlaßt. Nach den Skiz-
zen des Architekten Ferdinand Fellner wurde der Ratssaal
des früheren Zivilgerichtes und die daranstoßenden Räume
im zweiten Stockwerke in den Sitzungssaal umgestaltet.
Dieser Saal, welcher im Jahre 1853 vollendet wurde, hat
eine Länge von 23"5 m, eine Breite von 1 1 m und eine
Höhe von 77m und ist im Barockstile ausgeführt. Die
Wände sind mit Stukkomarmor verkleidet. Den Plafond Abb. 250. Altes Rati , Portal
160
Verwaltungsgebäude.
schmücken die nach Modellen des Bildhauers Hans Gasser in Stukko ausgeführten Embleme
der hervorragendsten Gewerbe mit symbolischen Figuren in den Ecken. An dem mittleren
Teil der gegen die Straße gelegenen Längswand erhebt sich ein architektonischer Aufbau.
In der Mitte des Aufbaues steht in einer Nische die lebensgroße Büste des Kaisers Franz
Josef I., von Prof. F. Bauer aus Carraramarmor gemeißelt. Weiters befinden sich im Saale
die Standbilder der Vindobona und der Austria, von Rammclmayer modelliert und von Gott-
schalk Lammasch aus Zink gegossen. Außer diesem Saale befinden sich hier noch zwei andere,
kleinere Säle, die ebenfalls reicher ausgestattet sind.
Die im alten Rathause befindliche St. Salvator-Kirche wurde an anderer Stelle besprochen.
Literatur.
Festschrift aus Anlaß der Vollendung des neuen Rathauses. Im Auftrage des Gemeinderates der Reichshaupt- und Residenz-
stadt Wien verfaßt von Karl Weiß, Archivdirektor. Wien 1883, Selbstverlag des Gemeinderates.
A Festsaal. B Buffetzimmcr. C Rauch-
salon. D Anrichträume. E. F Arbeits- und
F.mpfangszimmcr des Bürgermeisters.
G,H,J,K.L Präsidialbureau und Bürger-
meister-Stellvertreter. M Sektionszim-
mer. N Sprechzimmer. O Gcmeindcrats-
3oMtr
Sitzungssaal. P Stadtratssitzungssaal.
Q, R Bureau des Magistratsdirektors und
eines Obermagistratsrates. S Waffen-
museum. T Bibliothek. U Magistrats-
kanzleien. W Gänge. Z Höfe.
Abb. 251. Das neue Rathaus. Erster Stock. 1:1000.
Das neue Rathaus (Abb. 251 bis 254 und Tafel XI.),
erbaut in den Jahren 1872— 1883 nach den Plänen Friedrich von Schmidts, welcher als Sieger
bei dem hierfür ausgeschriebenen internationalen Wettbewerb hervorging, bildet in dem Stadt-
viertel des ehemaligen Josefstädter Glacis das hervortretendste Gebäude; es beherrscht nicht
Städtische Verwaltungsgebäude.
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Abb. 252. Neues Rathaus. Fassade gegen die Ringstraße.
nur seine nächste Umgebung, sondern übt auch im Stadtbilde - - nächst dem St. Stephans-
dome — die größte Massenwirkung aus. Wie bei anderen Rathäusern, welche mit dem Auf-
blühen deutschen Bürgertumes zusammenfallen, hat Schmidt in der Gesamtanlage an dem goti-
schen Stile festgehalten. Um jedoch den modernen Anforderungen zu entsprechen, wurden
auch konstruktive und dekorative Motive der Renaissance in Anwendung gebracht. Wir be-
gegnen dem Einflüsse der Kunstformen der Renaissance zunächst bei der Ausbildung der
Fassaden durch den stark betonten Abschluß der Geschosse, welcher bis zum Hauptgesimse
durchgeführt ist. Erst über dem letzteren überwiegt das Prinzip des gotischen Stiles durch
die vertikale Gliederung der einzelnen Baukörper und in dem Aufstreben der Massen, wodurch
das Gebäude seine scharfe Silhouettierung erhielt. Im Geiste der Renaissance ist die Anordnung
der freien Säule und die Verwendung des Pilasters, welche dort angewendet wurde, wo die
Wirkung der vornehmen Profanarchitektur erzielt werden sollte.
Das Gebäude enthält ein ebenerdiges Geschoß, ein Hochparterre, ein Mezzanin und
zwei Obergeschosse. Die unteren Etagen wurden zu einem architektonischen Ganzen zusammen-
gefaßt, der erste Stock als Hauptgeschoß durchgebildet und der zweite Stock friesartig
behandelt. Die Höhe des Gebäudes bis zur Gesimsoberkante beträgt 27"3 m und bis zum
durchlaufenden First 36-3 m. Der große Turm hat eine Höhe von rund 100 m. Der Grundriß
bildet ein regelmäßiges Viereck von 152-5m Länge und 127 m Breite. Von der Baufläche
von 19.430 m2 sind 13.670 m2 bebaut, während 5760 m2 auf die sieben Höfe entfallen. Der
große Hof, welcher von Arkaden mit runden Säulen und Spitzbogengewölben umgeben ist,
hat eine Länge von 8083 m und eine Breite von 34-72 m, somit ein Flächenmaß von 2806-42 m2.
Auf der Westseite enthält derselbe einen kapellenartigen Ausbau, welcher für eine Rathaus-
kapelle gedacht war, die jedoch nicht zur Ausführung gelangte.
Im wesentlichen sind die Räume wie folgt angeordnet: An der Hauptfront gegen den
Rathauspark liegen im ersten Stocke die Festräume, im Mezzanin die Bürgermeisterwohnung,
Bd. II. n
162
Verwaltungsgebäude.
das städtische Museum, im Parterre die Volkshalle und im Souterrain der Rathauskeller. An
der rückwärtigen Front gegen die Rathausstraße liegt im ersten Stocke der Gcmeindcratssitzungs-
saal samt Nebenräumen. Die beiden Seitentrakte in der Felder- beziehungsweise Magistrats-
straße enthalten Amtsräume, die städtische Bibliothek und das Archiv. Von den Innenräumen
sind in architektonischer Beziehung hervorzuheben: die Volkshalle, der Festsaal, der Ge-
meinderatssitzungssaal, der Stadtratssitzungssaal, der Waffensaal des städtischen Museums und
der Rathauskeller.
Den zwei Festtreppen, welche sowohl von der Mitteldurchfahrt als von dem Turmportale
zugänglich sind, wurden geräumige Vestibüle vorgelegt, die mit der Volkshalle in Verbindung
stehen. Die Volkshalle ist durch hohe, spitzbogige Fenster erhellt und mit einer Spitzbogen-
decke geschlossen. Sie dient für Versammlungen der Genossenschaften und zu sonstigen
großen Verhandlungen, z. B. zur Vergebung von Arbeiten und Lieferungen für städtische
Zwecke etc. Die Schlußsteine der Decken bilden Porträtbüsten der Mitglieder der Rathausbau-
kommission. Nebst den Festtreppen bestehen noch sechs große Stiegen, von welchen zwei an der
rückwärtigen Durchfahrt in den großen Hof und je zwei in den Quertrakten an den Durch-
fahrten der kleinen Höfe liegen. Diese sowie einige Nebentreppen und zwei Personenaufzüge
vermitteln den gewöhnlichen Verkehr aller Stockwerke. Der Festsaal von 70-7 m Länge, einer
Breite von 147 m (innerhalb der Arkaden) und einer Höhe von 1 7- 1 m reicht bis zum mittleren
Aufbau hinauf und steht mit mehreren kleineren Sälen und einem Salon für den Allerhöchsten
Hof in Verbindung. Der Längsseite des großen Saales, gegen die Fassade zu, ist eine offene
Loggia und der Turmerker vorgelagert, an der gegenüberliegenden Seite ein Arkadengang mit
Galerie angelegt. Von der mittleren Loggiatüre angefangen nach rechts befinden sich die Stand-
bilder: Rüdiger Graf Starhemberg, Bürgermeister A. Liebenberg, Johann Freiherr v. Chaos, Josef
Frank, Bürgermeister Josef Hörl, Albert Herzog von Sachsen-Teschen, Bürgermeister Stephan
von Wohlleben, Bürgermeister Vorlauf, Bürgermeister Wolfgang Treu und Niklas Graf Salm. Ober
den Orchestern rechts die Medaillonbildcr von Mozart und Schubert, links von Gluck und Haydn.
Der Gemeinderatssitzungssaal, an der Rückseite gelegen, reicht durch zwei Stockwerke
und ist mit einer kassettierten Decke abgeschlossen. An den Seiten sind Arkaden eingebaut,
über welchen die
—p^^^^^^^^^^^^^^^^^^^— Tribüne für die Jour-
I I nalisten, Gäste und
1 5^ll Bv>*'v! c'as Publikum sich
M %t-'^*f& befinden. Der Saal
ist mit Fresken von
Ludwig Mayer ge-
schmückt. Der große
Fries links vom
Präsidentenstuhl
stellt dar: die Zeit
Herzog Rudolf IV.
und Albrecht III. mit
Motiven, welche auf
die Grundstein-
legung des Turmes
von St. Stephan,
die Gründung der
Universität und die
bürgerlichen und so-
zialen Reformen Be-
zug haben. Daran
anschließend links:
Rudolf von Habs-
burg und AI brecht I.,
rechts Kaiser Fried-
rich III. und Max I.
Auf der gegenüberliegenden Seite: die Zeit Maria Theresias und Josef II. Die sieben Bogen-
felder der rückwärtigen Loggia schmücken Allegorien, darstellend: Unterricht und Erziehung,
Wissenschaft, Künste, Industrie, Handel und Verkehr, Gesundheit, Wohltätigkeit. Der Stadt-
Abb. 253. Neues Rathaus. Arkadenhof.
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Städtische Verwaltungsgebäude.
163
Abb. 254. Neues Rathaus. Gemeinderatssitzungssaal.
ratssitzungssaal ist mit Deckengemälden und Porträts geschmückt, die aus dem alten Rathause
hierher verlegt wurden. Diese Säle sowie die Räume des Waffenmuseums sind mit reich kasset-
tierten Decken versehen. Der Rathauskeller wurde vom Erbauer des Rathauses nur im Rohbau
vollendet. Die künstlerische Ausgestaltung wurde vom Maler Heinrich Lefler im Vereine mit
dem Architekten Josef Urban und anderen Künstlern in den Jahren 1898 — 1900 durchgeführt.1)
Das Mauerwerk der Fassaden ist mit Quadern verkleidetes Ziegelmauerwerk, wozu die
Steine aus den Brüchen von Wöllersdorf, Margarethen und Mannersdorf entnommen wurden.
Die Säulenschäfte der Arkaden an der Hauptfassade sind aus Oßlopper Stein, die der Arkaden
des großen Hofes aus Hundsheimer (Deutsch-Altenburger) Stein; die Schäfte für die Säulen
in den Durchfahrten und den Vestibüls sowie für die Säulen der Stiege zu den Gemeinderats-
lokalitäten aus Karststein und die Fenstersäulchen des Hochparterregeschosses, ersten und
zweiten Stockes aus Trientiner Stein; die Schäfte für die Säulen im Gemeinderatssitzungssaal,
in den großen Räumen des Mezzanins und den vier Bureaux- und zwei Feststiegen aus
St. Girolamo-Stein von den Brionischen Inseln, die Schäfte der Säulen der Loggia im ersten
Stocke der Hauptfassade aus Grisignanogranit. Sämtliche Räume sind zwischen eisernen Trägern
eingewölbt. Der Dachstuhl ist aus Eisenkonstruktion und mit Schiefer eingedeckt.
Die Heizung erfolgt durch 460 Dampfwasseröfen, welche von elf Ten Brink-Kesseln mit
zus. 990 m2 und drei Röhrenkesseln mit zus. 490 m- Heizfläche Dampf erhalten. Die Ventilation wird
durch Maschinen von 50 PS. besorgt. Die Beleuchtung erfolgt mit elektrischem Lichte, welches
in der im Rathause befindlichen Lichtanlage erzeugt wird. Außerdem wird Wechselstrom aus
dem Kabelnetze des städtischen Elektrizitätswerkes zugeleitet, welcher durch die im Maschinen-
räume befindlichen Transformatoren in Gleichstrom umgewandelt wird. Für den inneren Ver-
kehr wurde eine Telegraphenleitung von 47 km Länge und eine Telephonleitung von 26 km
') Näheres: Der Wiener Rathauskeller. Wien 1899, Verlag der Gemeinde Wien.
164
Verwaltungsgebäude.
Abb. 255. Amtshaus für den X. Bezirk mit Schule und Pfarrhaus.
Länge und 120 Haustelephonstationen hergestellt. Die Gesamtkosten des Rathausbaues samt
innerer Einrichtung betrugen bisher 27,310.000 K. Das Gebäude, welches seinerzeit nur für
die zehn Bezirke gebaut wurde, aus denen Wien bis zum Jahre 1891 bestand, reicht für
seinen Zweck derzeit nicht mehr aus; es wird deshalb noch ein Teil des alten Rathauses in
der Wipplingerstraße für städtische Amtszwecke benützt.
Literatur.
Festschrift aus Anlaß der Vollendung des neuen Rathauses. Im Auftrage des Gemeinderates der Reichshaupt- und Residcnz-
Wicn verfaßt von Karl Weiß, Archivdirektor und Vorstand der Bibliothek der Stadt Wien. Wien 1883. Selbstverlag des
inderates. Notizen über das neue Rathaus in Wien. Verlag des Magistrates. Rathaus (Abbildungen von Bambach und
nerl. Wien 1881.
Stadt
Gemein
Gröbncr). Wien 1881
Bezirksamtsgebäude.
Diese Gebäude sind bestimmt, die Amts- und Versammlungsräume der Bezirksvertretung,
des Ortsschulrates, des Bezirksschulrates, des Armeninstitutes und des magistratischen Bezirks-
amtes aufzunehmen. In den alten zehn Bezirken (mit Ausnahme des I. Bezirkes) werden für
diesen Zweck die ehemaligen Gemeindehäuser verwendet, in welchen für die magistratischen
Bezirksämter, welche erst zur Zeit der Vereinigung der Vororte mit Wien geschaffen wurden,
nicht vorgesehen war. Deshalb mußten für diese
Bezirksämter die erforderlichen Räume durch
Zubauten und Adapticrungcn erst geschaffen
werden. Häufig befindet sich in den ehemaligen
Gemeindehäusern auch eine Filiale der städti-
schen Berufsfeuerwehr. Das Bezirksamt für den
I. Bezirk befindet sich derzeit noch im neuen
Rathause. Die in den Jahren 1840 — 1860 erbauten
Gebäude sind zumeist einfach und entbehren
des architektonischen Schmuckes. Die später er-
richteten Gebäude sind reicher gestaltet.
In bezug auf seine äußere Erscheinung ist
das in den Jahren 1881 — 1882 erbaute Amis-
haus im X. Bezirke, Gudrunstraße 130 (Abb. 255),
hervorzuheben. Dasselbe ist in Ziegelrohbau mit
Anwendung gotischer Formen erbaut und bildet
mit dem anstoßenden städtischen Waisenhause,
A Hauptkassa.
B Exekutionsamt.
C Ortsschulrat.
D Bezirksschulrat.
Abb. 256. Amtshaus für den XVI. Bezirk. Richard Wagner-Platz.
Erster Stock. 1:800.
Städtische Verwaltungsgebäude.
165
dem städtischen Schulhausc und dem Pfarrhofe eine vollständig geschlossene, ziemlich ein-
heitlich durchgeführte Gebäudegruppe mit aneinandergrenzenden Hofräumen und Gärten.
Die Hauptfassade ist gegen die Gudrunstraße gerichtet. Der Mittelteil, welcher den Fest-
saal enthält, dominiert
durch seine Maße. Sehr
schön an dem Gebäude
ist die Terrakottaarbeit
von Viktor Brausewetter
in Wagram. Das Ge-
bäude ist nach dem
Projekte der Hochbau-
abteilung des Stadtbau-
amtes unter der Leitung
des Baurates Friedrich
Paul und des Ingenieurs
Josef Pürzi ausgeführt
worden. Die Baukosten
betrugen 336.000 K.
In den ehemaligen
Vororten werden für
die Bezirksamtsgebäude
die bestandenen Rat-
häuser benützt. Außer
den Räumen für die
städtische Verwaltung
sind in denselben häufig auch eine städtische Bezirkssparkasse, die k. k. Steueradministration,
das k. k. Bezirksgericht und das k. k. Postamt untergebracht. Dort, wo keine derartigen Ge-
bäude bestanden, wurden nach der Vereinigung der Vororte neue Amtshäuser erbaut, so
im XI., XVI., XIX. und XX. Bezirke. Von diesen Gebäuden wären folgende hervorzuheben:
Das Amtshaus für den XVI. Bezirk, Richard Wagner-Platz 14 (Abb. 256, 257).
Dasselbe wurde nach dem Projekte des Stadtbauamtes in den Jahren 1899 — 1900
unter der Leitung des Vizebaudirektors Rudolf Helmreich und des Ingenieurs Max Moßböck
erbaut. Es nimmt die rückwärtige Schmalseite des Platzes ein und stellt den Typus dar, nach
welchem die neueren Amtsgebäude erbaut werden. Die Einteilung ist aus Abb. 256 zu ersehen.
Die Fassaden sind in Putz hergestellt. Die verbaute Fläche beträgt 1592 m'2. Die Baukosten
belaufen sich auf 492.500 K.
Abb. 257. Amtshaus für den XVI. Bezirk.
K/ir:. 8/!i>aTicS(R /t^emretvr
Abb. 258. Gesamtansicht des Amtshauses für den XX. Bezirk mit angebauten Zinshäusern.
166
Verwaltungsgebäude.
Das Amishaus für den XVIII. Bezirk, Martinsstraße 100.
Die Pläne für dieses Amtshaus wurden im Wege eines öffentlichen Wettbewerbes
gewonnen, und wurde der mit dem zweiten Preise ausgezeichnete Entwurf der Architekten
M & C. Hinträger zur Ausführung angenommen. Der
Bau wurde in den Jahren 1890 — 1891 errichtet. Die
Architektur zeigt die Formen der deutschen Renaissance.
An der Ecke der Währingcr- und Martinsstraße erhebt
sich ein Turm von 54 m Höhe. Das Gebäude enthält
ein Parterre, ein Mezzanin und zwei Stockwerke. Die
Hauptfassade mit dem Portalbau und dem großen
Sitzungssaale liegt an der Martinsstraße und ist durch
einen kräftigen Mittelrisalit gegliedert. Die Zimmertiefen
betragen 6 m, die lichte Geschoßhöhe durchschnittlich
4 m. Alle Geschosse sind mit in Traversen einge-
spannten Platzein gewölbt. Die Baukosten samt innerer
Einrichtung betrugen 400.000 K, bei einer verbauten
n.. i . , \ , zr\ ■> i\ Abb. 259 Amtshaus für den XX. Bezirk,
ache von zirka 1150 m-.1) Erster stock. i:soo.
Das Amtshaus für den XX. Bezirk, Brigittaplatz (Abb. 258, 259).
Für den Bau dieses Gebäudes wurde ein öffentlicher Wettbewerb unter Wiener
Architekten veranlaßt. Zur Ausführung gelangte das mit einem Preise ausgezeichnete
Projekt des Architekten Karl Badstieber. Der Bau wurde in den Jahren 1904 — 1905
unter der Leitung des
Stadtbauamtes (Baurat
Josef Pürzl und Inge-
nieur Limbach) ausge-
führt. Die Architektur
ist in freien, modernen
Formen mit gotischen
Anklängen durchge-
führt. Vorläufig wurde
nur der Mittelteil der
vorliegenden Fassade,
welcher dem Amtsge-
bäude entspricht, fertig-
gestellt; die beiden Eck-
häuser mit den Pilonen
sollen als Zinshäuser,
mit der Fassade des
Amtshauses überein-
stimmend, ausgeführt
werden. Deren innere
Einteilung ist derart
projektiert, daß sie im
Bedarfsfälle zur Erwei-
terung des Amtshauses
benützt werden können.
Die verbaute Fläche
des Amtshauses beträgt
1290 m2; für den Bau
samt Einrichtung sind
51 6.000 K (400 K pro
Quadratmeter) veran-
schlagt.
Josef Pürzl.
Abb. 260. Rathaus in Floridsdorf (XXI. Bezirk).
') Allgemeine ßauzeitunu
Wien 1S92.
Städtische Verwaltungsgebäude.
167
Das Rathaus in Floridsdorf (XXI. Bezirk) (Abb 260, 261).
Für den Rathaiisbau wurde eine engere Konkurrenz ausgeschrieben, auf Grund deren
das Projekt der Architekten Brüder Drcxler zur Ausführung angenommen wurde. Mit dem
Bau wurde im Mai 1901 begonnen, doch
konnte derselbe infolge der Verhandlungen
betreffend die Vereinigung mit Wien, welche
eine Verzögerung verursachten, erst im
November 1903 der Benützung zugeführt
werden.
Die Bauarea beträgt 2214-06 m2, wo-
von 1862-23m- verbaut sind. Die Bau-
kosten beliefen sich auf 929.019 K; somit
per Quadratmeter Verbauung auf 44516K.
Die Gesamtkosten inklusive Einrichtung
der Bureaux und des Rathauskellers be-
tragen 979.023 K. Gegen den Spitzplatz,
die Brünncr- und Pragerstraße befinden
sich Amtslokale, von der Haupttreppe zu-
gänglich, gegen den Marktplatz 12 vermiet-
bare Wohnungen an zwei Stiegen gelegen,
so daß dieselben im Bedarfsfalle zu den
Amtslokalen mit Rundführung der Korri-
dore einbezogen werden können. Die Gänge sind mit Stichkappen, die Amtsräume mit Ludwig-
platzeln gewölbt. Die Hauptstiege ist von 20 Marmorsäulen und eingespannten Gewölben ge-
tragen, die Arme mit Steinbalustrade versehen. Das Stiegenhaus hat eine barocke, gewölbte
Decke mit Schildern. Auch der große und der kleine Sitzungssaal sowie der Rathaushof üben
eine gute architektonische Wirkung aus. An den Rundbauten der Fassade befinden sich Allegorien in
Stein ausgeführt, darstellend: „Handel und Gewerbe", „Ackerbau", „Wissenschaft", „Kunst"
von Alexander Illitsch, „Humanität", „Unterricht", „Verkehr", „Industrie" von Georg Leisek,
während der Giebel bekrönt ist von den allegorischen Figuren „Friede", „Arbeit" von Franz
Vogel, „Vaterlandsliebe", „Gerechtigkeit" von Franz Seifert.
Das Rathaus, welches noch von der früheren Gemeinde Floridsdorf (unter Bürgermeister
A. Anderer und Vizebürgermeister F. Hoß) erbaut wurde, dient nun als Sitz des Bezirks-
amtes für den XXI. Bezirk. k.
Abb. 261. Rathaus in Floridsdorf. Erster Stock. 1:800.
D. GEBÄUDE FÜR BILDUNO UND UNTERRICHT.
I. MUSEALGEBÄUDE.
Die k. k. Hofmuseen (Abb. 262 bis 265 und Tafel XII).
Der Bau der beiden auf dem Maria Theresien-Platze einander gegenüberliegenden Hofmuseen
wurde unter der Leitung des Architekten Prof. Karl Freiherrn von Hasenauer mit Benützung der
Projekte Sempers im Jahre 1872 begonnen und 1881 äußerlich vollendet. Dem Betriebe übergeben
wurde der Bau des Naturhistorischen Museums im Jahre 1889, jener des Kunsthistorischen in
den Jahren 1889 und 1891. Beide Museen stimmen in der äußeren Erscheinung und Dimen-
sion sowie in der architektonischen Durchbildung der Fassaden fast völlig überein. Sie er-
heben sich auf einem länglichen Rechteck von 169 m Länge und 74 m (beziehungsweise beim
Naturhistorischen Museum 70 m) größter Breite. Die Gebäude bedecken eine Fläche von
10.778 m2, wovon nach Abzug der in jedem der Museen vorhandenen zwei großen Höfe
8720 m2 als verbaute Fläche bleiben. Ihre Hauptfassade ist dem Maria Theresien-Monument
zugewendet und wird durch einen mächtigen, von einer Attika überhöhten Mittelbau, welcher
die lange Horizontallinie unterbricht, und durch zwei Eckrisalite gegliedert. Den Mittelbau
überwölbt eine große Kuppel mit Laterne, die vier Eckrisalite je eine kleinere Kuppel. Von
der Ringstraße gegen die Lastenstraße zu steigt das Terrain um mehr als 2 m, weshalb die
Gebäude an der Ringstraße höher sind als im rückwärtigen Teile. Bis zur Attika des Mittel-
baues beträgt diese Höhe 3L60m, bis zur Kuppel einschließlich der bekrönenden Figur —
beim Kunsthistorischen Museum Pallas Athene, beim Naturhistorischen Helios, beide nach Mo-
Abb. 262. Naturhistorisches Hofmuseum. Langseite gegen den Maria Theresien-Platz.
dellen von Johannes Benk — 64-32 m. Beide Museen weisen an den Balustraden und Giebel-
feldern des oberen Randes reichen Schmuck an Statuen auf, welche beim Kunsthistorischen
Museum hervorragende Künstler aller Epochen, beim Naturhistorischen teils allegorische Figuren,
teils berühmte Naturforscher darstellen.
170
Gebäude für Bildung und Unterricht.
So groß jedoch die Übereinstimmung der zwei Gebäude am Äußeren ist, so verschieden
ist mit Rücksicht auf ihre Bestimmung die Anordnung der Innenräume. Letztere erforderte beim
Kunsthistorischen Hofmuseum für die im Hochparterre befindlichen Sammlungen von Antiken,
kunstgewerblichen Gegenständen und Waffen möglichst reflexfreies, reichliches Seitenlicht, was
den Architekten veranlaßte, die größeren Ausstellungsräume an die Fassaden zu verlegen.
Die Gemäldesammlung wieder bedingte für eine Reihe von Sälen Oberlicht, für andere, kleinere
Säle Seitenlicht, wodurch die Verlegung der großen Oberlichträume an die Hofseiten erforder-
lich wurde. Im Naturhistorischen Museum gestatteten die Umstände eine gleichartige Grund-
rißlösung in allen Stockwerken.
Die Ausstattung der Innenräume ist in beiden Hofmuseen, ihrem Charakter und der zur
Zeit ihrer Erbauung herrschenden Auffassung entsprechend, eine überaus prächtige. Besonders
Abb. 263. Naturhistorisches Hofmuseum. Erster Stock. 1:1200.
II, III, VIII, IX, XII, XIII, XVIII, XIX, XXI, XXIV, XXVII, XXVIII, XXXI, XXXII Oberlichtsäle.
Abb. 264. Kunsthistorisches Hofmuseum. Erster Stock. 1 : 1200.
gilt dies vom Kunsthistorischen Museum, wo Monolithsäulen aus verschiedenfarbigen, kost-
baren Graniten, deren Basen, Kapitale und Gebälk aus Marmor mit reichen Verkleidungen
aus Goldbronze ausgeführt sind und die Säle des Hochparterres, des großen Eingangsvestibüles und
die mächtige, von Galerien umgebene Treppe sowie den hohen Kuppelraum im ersten Stock-
werke zieren. Von den vier Geschossen dieses Gebäudes ist das Tiefparterre teilweise für
Dienstwohnungen, Depots und Arbeitsräume, teilweise für die Bibliothek und das Lapidarium
bestimmt. Im Hochparterre sind für die kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiser-
hauses 23 große und 14 kleine Ausstellungsräume mit einer Gcsamtbodcnflächc von 4154*35 m-
u u'ü am Anfang des XX. Jahrhunderts.
Tafel XII.
Mittelbau am naturhistorischen Museum.
Musealgebäude.
171
gewidmet. Dort haben
die Antikensammlung
mit der ägyptischen
Sammlung, die Samm-
lung von Münzen und
Medaillen, dann jene
von kunstindustricllcn
Gegenständen des Mit-
telalters und der Re-
naissance sowie die
Waffensammlung Auf-
stellung gefunden. Das
erste Stockwerk, aus-
schließlich für die Ge-
mäldegalerie bestimmt,
enthält 14 Oberlichtsäle
und 15 Seitenkabinette
mit zus. 4875-07 m-
Fußbodcnfläche und
7330-90m2behängbarer
Wandfläche. Im zweiten
Stockwerke endlich sind
Ausstellungsräume für
die Sammlung von
Aquarellen und Hand-
zeichnungen, die Se-
kundärgalerie und Kanz-
leien untergebracht. Ei-
nige Räume des zwei-
ten Stockwerkes sind
in neuester Zeit zur
Gewinnung von Wand-
flächen mit Oberlichten
versehen worden. Die
Lokalitäten des Hoch-
parterres und des ersten
Stockes weisen reichen
plastischen und male-
rischen Schmuck auf.
So sind im großen Stiegenhause als Deckenbild eine Apotheose der bildenden Kunst von
Michael Munkäcsy, mit 12 Lünettengemälden (Allegorien) von Hans Makart und Zwickelbildern
von Klimt und Matsch, dann auf dem Treppenpodest Canovas bekannte Theseusgruppe ange-
bracht; im sogenannten Goldsaale Julius Bergers großes Deckengemälde „Die Mäzene des
Hauses Habsburg", in der Antikensammlung 76 Bilder von August Eisenmenger, in anderen
Räumen Deckenbilder von Simon, Karger, Rob. Ruß, L. H. Fischer und Laufberger; in den
Galeriesälen figurale Plastik von Lax, Düll, Silbernagl, Costenoblc, O. König, AI. Swoboda,
A. P. Wagner, Artur Straßer u. a.
Im Naturhistorischen Museum sind die Tiefparterrelokalitäten ähnlich wie beim
Kunsthistorischen Museum für Dienstwohnungen, dann für Depot- und Präparationsräume ver-
wendet. Das Hochparterre bietet 5024 m2, das erste und zweite Stockwerk je 5139 m'2 Belag-
fläche. Die Ausstattung der Innenräume ist weniger prunkvoll wie im Kunsthistorischen Museum,
immerhin aber von gediegener Pracht in den zur Bekleidung der Wände verwendeten kost-
baren Materialien, den großen Dimensionen und dem reichen malerischen und plastischen
Schmuck der Schausäle. Eingangsvestibül und Treppe sind ähnlich disponiert wie im Kunst-
historischen Museum. Das Stiegenhaus ziert Hans Canons großes Deckengemälde „Der Kreis-
lauf des Lebens", die zwölf zugehörigen Lünettenbilder enthalten allegorische Darstellungen,
gleichfalls von Canons Hand. Eine Reihe von Statuen an den Wänden gibt Porträtdarstcllungen
hervorragender Naturforscher. Mit reichem Statuenschmuck ist auch das Vestibül des ersten
Abb. 265. Kunsthistorisches Hofmuseum. Stiegenhaus.
172
Gebäude für Bildung und Unterricht.
Stockwerkes bedacht (unter anderen Arbeiten von Tilgner, Benk und Weyr). In den Schausälen des
ersten Stockes sind die Wände durch eine bedeutende Zahl großer Gemälde geziert, welche
in Beziehung zu den ausgestellten Objekten stehen. Es befinden sich darunter Werke von
H. Charlemont, Brioschi, Bernatzik, Lichtenfels, R. Ruß. Alois Schönn, Hansch, Hasch, Obcr-
müllner, Ameseder. Alb. Zimmermann, Jul. von Payer, J. E. Schindler, Hlawaczek, A. Schärfer,
L. H. Fischer. Jos. Hoffmann, Heinr. Otto, Hugo Darnaut. Gottfried Seelos, Jul. von Blaas u. a.
Vielfach ist in den Schausälen auch plastischer Schmuck verwendet.
Über die in den Hofmuseen aufgestellten Sammlungen siehe an anderer Stelle.
Literatur.
Übersicht der kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses. Wien 1899. Allgemeiner Führer durch das
k. k. Naturhistorischc Hofmuseum. Wien 1898. Ausschmückung des Interieurs im k. k. Kunsthistorischen Hofmuseum. Lichtdrucke
von J. Löwy. Verlag von Anton Schroll in Wien. Karl Hasenauer, Denkschrift über sein Projekt für die neu zu erbauenden
k. k. Museen. Wien 1S67. Die Bauten, Entwürfe und Skizzen von Gottfried Sem per. Karlsruhe 1881.
Frh. von Weckbecker.
K. k. Österreichisches Museum für Kunst und Industrie und die Kunstgewerbeschule,
I., Stubenring (Abb. 266 bis 268).
Das Museum.
Die Aufgabe dieses Institutes besteht statutenmäßig in der Darbietung der Hilfsmittel, welche Kunst
und Wissenschaft den Kunstgewerben bieten. Demgemäß umfaßt das Museum Sammlungen von Objekten
aus allen Gebieten der Kunst und des Kunstgewerbes in Originalen wie in Kopien, eine Fachbibliothek
und eine Sammlung von Zeichnungen, Ornamentstichen, Photographien etc. Außerdem können Künstler
und Kunstindustrielle ihre neuen Arbeiten unentgeltlich im Museum ausstellen. Den unmittelbaren Anstoß
zur Gründung des österreichischen Museums gab die Weltausstellung in London im Jahre 1862. Der
österreichische Kunstreferent Universitätsprofessor Rudolf von Eitelberger erhielt nach den daselbst ge-
machten Erfahrungen von dem damaligen Ministerpräsidenten Sr. k. u. k. Hoheit Erzherzog Rainer den
Auftrag, Vorschläge zur Hebung des Geschmackes zu erstatten, deren Erfolg in einem kaiserlichen Hand-
billett vom 7. März 1863 an den Erzherzog gipfelte, in welchem die Gründung eines „österreichischen
Museums für Kunst und Industrie" angeordnet wurde. Als vorläufiges Lokal erhielt das Museum das
kaiserliche Ballhaus zugewiesen, in welchem die Anstalt am 31. Mai 1864 eröffnet wurde. Bereits am
Abb. 266. österreichisches Museum für Kunst und Industrie, I., Stubenring.
30. Juli 1867 erhielt das Staatsministerium die Weisung, einen Neubau für das Museum in Angriff zu nehmen
und am 19. März 1868 erhielten die Pläne des Architekten Heinrich von Ferstel die Genehmigung. Die Grund-
steinlegung erfolgte im Herbste 1868, die feierliche Schlußsteinlegung durch Se. Majestät den Kaiser am
4. November 1871.
Musealgebäude.
173
A Vestibül.
Arkadenhof
D Oberlichtsäle
Ausstellungsräume.
Kanzlei.
Abb. 267. österreichisches Museum für Kunst und Industrie. Ebenerd. 1:1000.
Das Gebäude bedeckt an der Kreuzung des Stubenringes und der Wollzeile einen
Flächenraum von 3350 m-. Die Baukosten betrugen 1,300.000 K, die Kosten der inneren Aus-
stattung- 240.000 K. Die Gesamtanlage ist die eines zweigeschossigen Baues, der sich auf einem
1*9 m über dem Straßenniveau erhöhten Souterrain erhebt und im Mittelbau noch ein drittes Ge-
schoß, an den vorspringenden Eckbauten diesem entsprechende Halbgeschosse trägt. Derselbe
ist mit reichlicher Verwendung
von Motiven der italienischen
Renaissance in Ziegelrohbau
durchgeführt. Der Sockel und
das Portal sind aus Wöllers-
dorfer-, die Fenstcrumrahmun-
gen aus Margarethencr Sandstein.
In Anlehnung an die der italieni-
schen Frührenaissance entstam-
menden Ziertechniken wurden
zur Dekorierung der Außen-
seiten Sgraffitomalereien zuerst
nach Entwürfen von Prof. Ferdi-
nand Laufberger ausgeführt,
welche im Jahre 1888 durch
solche nach Entwürfen des Prof.
Karl Karger ersetzt wurden. Die
Majolikaplatten stellen teils Porträtmedail-
lons von Künstlern früherer Perioden dar,
die sich um die ornamentale Kunst be-
sonders verdient gemacht haben, teils
Inschrifttafeln mit Namen solcher Künstler.
Es sind ihrer im ganzen 56, und sowohl
diese, in der Art der Della Robbia aus-
geführten Majoliken sowie die Sgraffiten
bedeuteten für die in Wien übliche Fas-
sadendekorierung etwas durchaus Neues.
Die innere Einteilung ist aus dem
Grundrisse Abb. 267 zu ersehen. Säulen-
hof und Stiege bilden den Kern der inne-
ren architektonischen Entwicklung. Der
quadratische Hof geht durch alle drei Stockwerke des Mittelbaues und ist im Erdgeschoß wie
im ersten Stocke von Arkaden umgeben (8 Pfeiler aus Wöllersdorfer Sandstein und 32 Säulen,
Granitmonolithe). Die Belichtung dieses Raumes erfolgt durch ein Glasdach, der Fußboden
ist in Asphaltsiliko ausgeführt, die Wände sind mit Stukkomarmor bekleidet. An den Hof reihen
sich zu beiden Seiten in ganz gleicher Weise die Ausstellungssäle, in der Mitte je ein Ober-
lichtsaal, um den sich je drei Seitenlichtsäle gruppieren.
Die Hauptstiege, von ihrer Wendung an doppelarmig, mündet in der Galerie des ersten
Stockwerkes. Ihre Decke bildet ein Spiegelgewölbe mit Fresken von Prof. Ferd. Laufberger:
in der Mitte Aphrodite dem Meere entsteigend, in den Ecken: Architektur, Malerei, Skulptur
und Kunsthandwerk. Die Lokalitäten des ersten Stockwerkes haben ihre Zugänge von der Galerie.
Es befinden sich hier nebst einer Reihe von größeren und kleineren Ausstellungssälen die
Bibliothek, der Vorlesesaal und der Sitzungssaal, über dessen Tür das Reichswappen in gla-
sierter Terrakotta von Ginori in Doccia angebracht ist. Inschrifttafeln und Denkmale haben
im Laufe der Jahre Platz gefunden. So im Sitzungssaale das lebensgroße Porträtbildnis Sr.
kaiserlichen Hoheit des Erzherzogs Rainer von L'Allemand, auf der Galerie das Bronzedenkmal
Eitelbergers von Prof. Hermann Klotz, im Stiegenhause die Porträtbüste Ferstels u. s. w.
Die Kunstgewerbeschule des k. k. Österreichischen Museums
war ursprünglich in den Räumen des Museums untergebracht. Der provisorische Charakter
dieser Vereinigung drängte jedoch noch früher, als man es vorausgesehen hatte, zur Errichtung
eines eigenen Schulgebäudes. Demnach wurde, da die Regierung bereits im Jahre 1874 den
entsprechenden Kredit gewährt hatte, im Jahre 1875 der Bau nach den Plänen des Architekten
Abb. 26
Kunsts;ewerbeschule. Erster Stock. 1:800.
174
Gebäude für Bildung und Unterricht.
Hcinr. von Fcrstel begonnen und im Oktober 1877 der Benützung übergeben. Der gesamte
Kostenaufwand belief sich auf 927.000 K.
Das Gebäude steht mit seiner Fassade in der Flucht des Museums und wird mit dem-
selben durch einen 23 m langen Gang verbunden. Diesen schmückt gegen die Ringstraße zu
ein Zierbrunnen mit darüber befindlichem Mosaikgemälde von Salviatti in Venedig nach einem
Karton von F. Laufberger, das ursprünglich für die Wiener Weltausstellung 1873 hergestellt
worden war. Die Tiefe des Schulgebäudes beträgt 40 m, die Länge 65 m. Hierdurch war die
Anlage zweier Höfe bedingt, zwischen welchen die Treppe liegt. An der Nordseite befinden
sich nach der ursprünglichen Anordnung die Malschulen, dem Modcllsaal wurde ein Obcr-
Iichtraum angewiesen, die Bildhauerschulen und Verwandtes sowie der Vortragssaal im Par-
terre untergebracht. Die Ateliers der Professoren und Lehrer sind stets mit den betreffenden
Schulen verbunden. So wie das Museum ist auch die Kunstgewerbeschule mit Zugrundelegung
der architektonischen und ornamentalen Motive der italienischen Renaissance durchgeführt. Der
Bau ist durchwegs dreigeschossig mit schwach hervortretendem Mittelrisalit. Die Höhe des
Hauptgesimses korrespondiert mit der des Museums. Die Profilierungen sind jedoch durch-
wegs zarter und schwächer. Mit Ausnahme des Steinsockels ist das Äußere ganz in Ziegelrohbau
unter Mitverwendung von Reliefverzierungcn und Majolikaplatten im Friese und bei den Fenster-
umrahmungen aus der Wienerberger Tonwarenfabrik ausgeführt. Überdies kamen im Haupt-
geschosse des Mittelbaues vier Fayencemedaillons mit weiblichen Idealköpfen von F. Laufberger
in kartuschenartiger Umrahmung zur Verwendung.
Literatu r.
Förster, Allgemeine Bauzeitung-. Jahrgänge 1S71 und 1881. Das k. k. österreichische Museum und die Kunstgewerbeschule.
Festschrift bei Gelegenheit der Weltausstellung in Wien im Mai 1873. Wien 1S73, Verlag des österreichischen Museums. Prof. Dr. E.
Winklcr, Technischer Führer durch Wien. Eitelberger Ritter von Edelberg, Gesammelte kunsthistorische Schriften. Wien.
Wilh. ßraumüller, 1879, II. Zcntralblatt für das gewerbliche Unterrichtswesen in Österreich. Wien, A. Holder, 1S85, Bd. IV.
Das österreichische Museum für Kunst und Industrie. Ein Rückblick auf seine Geschichte. Zur Erinnerung an den 25. Jahrestag
seiner Gründung. Herausgegeben von der Direktion. Wien, Verlag des k. k. österreichischen Museums, 1889.
Jos. Fohicsics.
II. HOCHSCHULEN UND WISSENSCHAFTLICHE INSTITUTE.
Akademie der Wissenschaften (Alte Aula), I., Universitätsplatz (Abb. 269, 270).
Das heutige Gebäude der Akademie der Wissenschaften war seiner ursprünglichen Bestimmung nach
Universitätsgebäude und diente bis zum Jahre 1857 als Aula der von Herzog Rudolf IV. dem Stifter 1348
gegründeten' Wiener Universität. Eine kurze Zeit,
in der Mitte des 19. Jahrhunderts, war hier auch
die Akademie der bildenden Künste untergebracht.
Die Zeit ihrer höchsten Blüte erreichte die Wiener
Universität 1502, in welchem Jahre sie 8000 Studie-
rende zählte. Infolge der religiösen und politischen
Wirren, welche bald darauf ausbrachen, sank sie
von ihrer bisherigen Höhe herab, erholte sich jedoch
allmählich wieder und wurde im Jahre 1623 den
Jesuiten übergeben; 1772 nach Aufhebung des
Ordens laisiert, gelangte sie neuerlich zu höchstem
Ansehen. Bis zum Jahre 1857 blieb dann die Univer-
sität im Alleinbesitze dieses Gebäudes. Seit diesem
Jahre ist jedoch die kaiserliche Akademie der
Wissenschaften eigentlich die ausschließliche Be-
nutzerin dieses Palastes, welche jeweilig einigen
wissenschaftlichen Vereinen Unterkunft gewährt.
. Der Bau der Aula wurde im Jahre 1753
begonnen und im Jahre 1755 unter der Re-
gierung der Kaiserin Maria Theresia vollendet.
Dietrich und Enzcnhofer sind die Erbauer der-
selben. Das nach allen Seiten freistehende
Gebäude bildet ein oblonges Viereck und
enthält ein Parterre, ersten und zweiten Stock
und einen Aufbau, welcher bis zur Erbauung
der neuen Sternwarte auf der Türkenschanze
zu astronomischen Beobachtungen diente. Ebenerd. Erster stock.
Die gegen den Universitätsplatz ZU gelegene Abb. 269. Akademie der Wissenschaften '(Alte Aula). 1:800.
Hochschulen und wissenschaftliche Institute.
175
Hauptfassade ist durch ihre architektonische Schönheit außerordentlich wirksam. Ebenerdig sind
die zwei Eckfenster als halbrunde Nischen ausgebildet und mit je einem Brunnen geziert.1)
Im ersten Stocke tritt die Mauerfront zurück und bildet eine Loggia, deren Überdachung
auf sechs Säulen, von denen vier paarweise gestellt sind, ruht. Weitaus imposanter sind noch
Abb. 270. Akademie der Wissenschaften (Alte Aula), I., Universitätsplatz.
die beiden Seitenfassaden des Gebäudes, welche insbesondere im ersten Stocke palastartig
durchgebildet sind. Im Inneren fesseln die geräumige Halle sowie die großen Stiegen-
anlagen die Aufmerksamkeit. Im ersten Stockwerke ist über der Halle und ihr an Aus-
dehnung gleich der 381 m'2 messende Universitätssaal gelegen, die „Alte Aula", jetzt der
Festsaal der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Auf die Ausstattung des Saales wurde
vom Architekten das Schwergewicht gelegt. Stukkomarmor-Wandverkleidungen und Pilaster mit
einer hohen Attika zieren den Saal, der durch beide Stockwerke reicht und gut beleuchtet
ist. Einen Hauptschmuck des Saales bildet das herrliche, gut erhaltene Deckengemälde von
') Siehe Allgemeine Bauzeitung. IS
176
Gebäude für Bildung und Unterricht.
Abb. 271. Antiqua domus, I., Sonnenfelsgasse.
Gregor Guglielmi, die vier Fakultäten darstellend.
Gegenwärtig wird das ganze Gebäude einer
gründlichen Restaurierung unterzogen, die vor-
aussichtlich im Jahre 1906 beendet sein dürfte.
August Fieger.
Antiqua domus, I., Sonnenfelsgasse 23
(Abb. 271).
Dieses historisch nicht uninteressante Ge-
bäude wurde im Jahre 1629 von der Gesellschaft
Jesu im Sinne des mit der österreichischen Re-
gierung im Jahre 1623 in betreff der Übernahme
der Wiener Universität in die Obhut des Ordens
abgeschlossenen und vom Kaiser Ferdinand II.
am 9. August 1623 bestätigten Vertrages zu
Zwecken der Unterbringung des Konsistoriums,
der Kanzlei und des Archives der Universität
angekauft und stand bis zur Eröffnung der neuen
Universität am Franzensringe in Benützung der
Hochschule. Dasselbe enthielt auch den höchst
primitiv eingerichteten Universitätskarzer.
In architektonischer Hinsicht ist an diesem
Gebäude nur die Fassade in der Sonnenfels-
gasse mit den beiden Portalen bemerkenswert.
Im Jahre 1895 wurde das Gebäude durch einige
Adaptierungen, insbesondere durch Einbau eines Lichthofes, zu Bureauzwecken geeignet gemacht.
M.
Die k. k. Universität und ihre wissenschaftlichen Institute.
Die Wiener Universität, die Zweitälteste auf deutschem Boden, 1348 von Herzog Rudolf dem Stifter
gegründet, hatte gleich von Anbeginn mit empfindlichem Raummangel zu kämpfen, da der großangelegte
Plan seines erlauchten Gründers, den Stadtteil zwischen Burg- und Schottentor Studienzwecken und der
Studentenschaft zuzuweisen, von Karl IV., dem die seiner Prager Hochschule gemachte Konkurrenz unbequem
zu werden anfing, durchquert wurde. Fünf Jahrhunderte lang quälten sich Lehrer und Schüler in den völlig
unzulänglichen Räumen an der Dominikanerbastei ab, bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts ernstlich an
einen Neubau gedacht wurde. Aber erst nach vielen Dezennien konnte an die Ausführung geschritten und
1883 das von H. von Ferstel erbaute Hauptgebäude seiner Bestimmung übergeben werden.
Wenn auch das Pavillonsystem, welches späteren deutschen Universitätsbauten — so z. B. den Straß-
burger — zugrunde lag, für die projektierten Neubauten der Wiener Hochschule nicht in vollem Umfange
angewendet wurde, so bestand doch gleich zu Anbeginn der Programmverfassung die Absicht, in der Nähe
des Hauptgebäudes für einzelne Disziplinen getrennte Gebäude anzulegen, von denen auch eines, das
Chemische Institut, 1869—1871 auf einer an der Währingerstraße gelegenen Parzelle nach H. von Ferstels
Entwurf erbaut wurde, während die angrenzenden, für andere, namentlich für das Physikalische und
Anatomische Institut bestimmten Bauplätze später bedauerlicherweise der Privatbautätigkeit überlassen
wurden. An Stelle der alten »Gewehrfabrik«, die schon seit langem zu Studienzwecken notdürftig verwendet
wurde, entstand zu Ende der Achtzigerjahre des vorigen Jahrhunderts der Neubau des Anatomischen
Institutes und im Jahre 1904 jener für das Physiologische Institut, während der Bau jener für Histologie,
Hygienie und Embryologie auf den restlichen Teilen der Baufläche noch aussteht. Sechsthalb Jahrhunderte
nach Gründung der Hochschule dürfte der Hauptstock der Studienräume fast an derselben Stelle vollendet
sein, die ihr der erlauchte Gründer von Anbeginn zugedacht hatte.
Das Hauptgebäude der Universität (Abb. 272 bis 274), das die Hörsäle der vier Fakultäten
— soweit sie nicht in den einzelnen wissenschaftlichen Instituten untergebracht sind — die Säle
für Staatsprüfungen und Rigorosen, die Kanzleien der Dekanate und des Rektorates mit den dazu-
gehörigen Sitzungssälen, die Aula mit ihren Nebensälen, einzelne Museen, kleinere Institute,
die Bibliothek mit den Bücherspeichern und Lesesälen und die nötigsten Dienerwohnungen
enthält, wurde von H. von Ferstel in den Jahren 1871 — 1872 entworfen. 1873 begannen die Bau-
arbeiten, im September 1883, kurz nach Ferstels Tod, wurde der linksseitige Trakt seiner
Bestimmung übergeben, während der gegen die Universitätsstraße gewendete Flügel erst im
folgenden Spätherbst bezogen werden konnte. Der statuarische Schmuck wurde in den nach-
folgenden Jahren nach und nach ergänzt, während die Vollendung des malerischen im großen
Festsaal teilweise noch aussteht. Der gewaltige, 161:133 m messende, an vier Straßen gelegene
I
Bd. II.
12
178
Gebäude für Bildung und Unterricht.
Baublock mit einer Bodenfläche von 21.412 m'2. von denen 14.530 m- verbaut sind, gliedert sich
der Hauptsache nach in zwei, an der Grillparzerstraße respektive Universitätsstraße gelegene,
vornehmlich Lehrsäle enthaltende Längsflügel, die, an der rückwärtigen Front durch den
Bibliotheksbau, an der Ringstraße durch den reich gegliederten Flügel des Festsaalbaues ver-
bunden, einen großen, von Arkaden umgebenen Hof einschließen, der nach jeder Richtung
hin als Kristallisationspunkt der ganzen Anlage zu betrachten ist; er ersetzt der Studenten-
fffS {l^ilLI
A Loggia.
B Festsaal.
C Vorsäle.
D Atrium.
E Festtreppe.
F Haupttreppe.
G Treppen für Studierende.
H Nebentreppen.
J Bibliothekstreppe.
K Kleiner Festsaal.
L Sitzungssaal.
M, N Rcktorskanzlei.
O Bibliothek.
P Juristisches Dekanat.
Q Philosophisches Dekanat.
R Historisches Seminar.
S Prüfungssäle.
T österreichischeGeschichts-
forschung.
schaff den mangelnden Universitätsplatz, er erleichtert die Orientierung in dem weitläufigen
Gebäude, da von hier aus sämtliche Hauptkommunikationen zugänglich sind; von hier aus
entwickeln sich die architektonischen Hauptmotive des vornehmlich als Innenbau geplanten
Hauses auch nach außen.
Wie sehr Ferstel bemüht war, den praktischen Anforderungen dieses von 5000 bis
6000 Hörern frequentierten Gebäudes gerecht zu werden, zeigt sich in der klaren Anordnung
sämtlicher Kommunikationen, in erster Linie in der Disposition und dem Aufbau der Treppen:
auf diesen, namentlich den beiden großen, dem Hauptverkehr dienenden Treppenhäusern liegt
der stärkste Akzent, während der äußere Aufbau, den relativ knapp bemessenen Mitteln Rech-
nung tragend, bescheidener gehalten werden und sich im Wesen auf das künstlerische Durch-
arbeiten der Silhouette der einzelnen sehr heterogenen Baugruppen beschränken mußte. Die Bau-
kosten bcliefen sich, einschließlich der inneren Ausstattung und der Bauregie, auf 15,400.000 K.
Literatur.
Handbuch der Architektur. 6. Halbband. 2. Heft, S. 47 ff. Wiener Monumentalbauten. Lehmann & Wcntzcl. Wien. Bd. IL
L. Winklcr, Technischer Führer durch Wien. 2. Auflage. 1S74. S. 212. Allgemeine Bauzcitung. 1S94. Wochenschrift des österreichi-
schen Ingenieur- und Architekten-Vereines. 1S7S.
Hochschulen und wissenschaftliche Institute.
179
Das älteste aus der Reihe der wissenschaftlichen Institute, welche in den letzten Dezennien
für die Lehrzwecke der Universität errichtet wurden, ist das
Chemische Institut an der Währingerstraße (Abb. 275, 276), das 1869 — 1872 nach Angaben
des berühmten Chemikers Redtenbacher von H. von Ferstel erbaut wurde. Die ungemein klare und
übersichtliche Raumgruppierung des ursprünglichen Entwurfes wurde noch während des Baues
durch Redtcnbachers jähen Tod (1870) und die hierauf erfolgte Teilung der Lehrkanzel stark
alteriert. da in dem
halbfertigen, nur für
einen Dozenten be-
stimmten Bau nunmehr
für das Bedürfnis zweier
Lehrkanzeln gesorgt,
namentlich eines der
großen Laboratorien zu
einem zweiten Hörsaal
umgestaltet und die
Teilung des verfügbaren
Raumes zwischen bei-
den Lehrkanzeln ge-
schoßweise durchge-
führt werden mußte
Das Gebäude er-
hebt sich auf einem
gegen die Wasagasse
stark abfallenden
Grundstücke und be-
steht aus zwei Teilen:
dem eigentlichen Lehr-
gebäude und dem
Wohngebäude für die
Institutsleiter. Das Lehr-
gebäude besitzt über
einem Sockelgeschoß
zwei Stockwerke und
gruppiert sich um zwei
Binnenhöfe, zwischen
denen der 8'5 m hohe,
vom ersten Treppen-
podest zugängliche, für
zirka 400 Hörer berech-
nete große Hörsaal ge-
legen ist. Die beiden
Längsflügel und das
erste Stockwerk des
Querflügels gegen die
Währingerstraße enthal-
ten der Hauptsache nach (zum Teil mit Hofmannschen Abdampfnischen versehene) Schüler-
laboratorien mit allen erforderlichen Nebenräumen, der an das Wohngebäude anschließende
Flügel die Privatlaboratorien der Professoren. Die Außenfassaden sind in einfach gegliederter
Backsteinarchitektur ausgeführt. Die bebaute Grundfläche beträgt 2460 m2, die Baukosten, welche
durch die während des Baues getroffenen Programmänderungen wesentlich erhöht wurden, beliefen
sich auf rund 1,100.000 K.
Literatur.
Allgemeine Bauzeitung. 1874, S. 44, und BI. 52, 53. Klasen, Grundrißvorbilder. III. Abschnitt, III. Kapitel, S. 266.
E. Winkler, Technischer Führer durch Wien. S. 2171. Wochenschrift des österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereines.
1878, S. 148. Handbuch der Architektur. 6. Halbband, 2. Heft.
Abb. 274. Universität, Stiegenhaus.
Das Anatomische Institut an der Währingerstraße (Abb. 277 bis 279), von Avanzo und
Lange erbaut und 1886 vollendet, ist nur ein Teil jener großen Gruppe von Institutsbauten.
180
Gebäude für Bildung und Unterricht.
Abb. 275. Chemisches Institut der Universität.
die sich — wie eingangs erwähnt — im Laufe der nächsten Jahre an Stelle der alten Gewehr-
fabrik erheben sollen. Es ist für zwei Lehrkanzeln eingerichtet und besitzt somit auch alle erforder-
lichen Räume, wie Präpariersäle, Arbeitszimmer für Anfänger und Vorgeschrittene, für Dozenten etc.
doppelt, und zwar in vollkommen symmetrischer Anordnung; auch zwei große, amphitheatralisch
aufgebaute, für je 300 Hörer bestimmte Vortragssäle, unter deren ansteigenden Sitzreihen Räume
für Trockenpräparate und für mikroskopische Untersuchungen gewonnen wurden. Der gegen
die Währingerstraße gewendete Flügel enthält
im zweiten Stockwerke ein anatomisches Museum
von rund 500 m2 Grundfläche. Große Sorgfalt
wurde naturgemäß der Heizung und Ventilation
des Hauses zugewendet. Gleichwie beim Che-
mischen Institut ergab sich auch hier nur in der
Flurhalle und der dem Hauptverkehr sowie den
Zugängen zu den großen Hörsälen dienenden
Treppe Gelegenheit zu reicherer architektoni-
scher Entfaltung. Die Baukosten beliefen sich
auf rund 872.000 K, ohne innerer Einrichtung.
'Literatur.
Wochenschrift des österreichischen Ingenieur- und Archi-
tekten-Vereines. 1SS6, S. 332. Handbuch der Architektur. 6. Halb-
band, 2. Heft. S. 360 ff. Allgemeine Bauzeitung. 1S89.
Im Hofraume hinter dem vorgenannten er-
hebt sich der jüngste, eben vollendete Instituts-
bau: das Physiologische Institut (Abb. 280
bis 282), das vom Hochbaudepartement des k. k.
Ministeriums des Innern unter der Leitung des
Oberbaurates von Rezori erbaut wurde. Das
Gebäude gliedert sich der Höhe nach in ein
Tiefparterre, das außer Dienerwohnungen,
Werkstätten, Garderoben etc. hauptsächlich
Räume für vivisektorische Zwecke, in ein Hoch-
chemisches Institut. Ebenerdgeschoß. parterre, das Schüler- und Dozentenlaboratorien
Abb. 276.
Hochschulen und wissenschaftliche Institute.
181
mm
Abb.
Anatomisches Institut der Universität.
auf, dergestalt, daß sich über den
unteren, ansteigenden Sitzreihen
eine bis zur zweiten unteren Reihe
vorgebaute steile Galerie mit meh-
reren Sitzreihen erhebt. Es ist da-
durch dem bei anderen größeren
Demonstrationssälen stark fühl-
baren Mangel der allzugroßen Ent-
fernung der letzten Bankreihen
vom Vortragstische in glücklichster
Weise abgeholfen und eine außer-
ordentlich gute Akustik erzielt
worden. Bemerkenswert ist auch
die ungemein einfach gehaltene,
größtenteils in Ziegelrohbau aus-
geführte Außenarchitektur des Ge-
bäudes. Die Baukosten dürften sich
auf rund 540.000 K belaufen.
Literatur.
Zentralblatt für Physiologie.
Wien. Handbuch der Architektur. 6. Halb-
band, 2. Heft, S. 363 ff.
Weitab von den übri-
gen Lehrgebäuden der Uni-
versität liegt auf einem der
höchsten Punkte des Stadt-
gebietes im XVIII. Bezirke,
der fast völlige Horizontfrei-
heit gewährt, die
Sternwarte (siehe Abb.
283, 284), 1874—1878 von
den Architekten Fellner und
Helmer erbaut und mit den
größten Instrumenten ausge-
rüstet. Die originelle Anlage
zeigt die Form des lateini-
schen Kreuzes mit einer mäch-
tigen Mittelkuppel für das
große r Teleskop und drei
und einen Rigorosensaal, in ein erstes Stock-
werk, das die physiologisch-chemische Abtei-
lung, die physikalische Abteilung, einen Raum
für Gasanalysen, ein Röntgenzimmer und die
Bibliothek enthält, in ein zweites Stockwerk,
das vornehmlich der mikroskopischen Abteilung
und Assistentenwohnungen zugewiesen ist, wäh-
rend sich Sammlungen nach Bedarf der Lehr-
zwecke in verschiedenen Stockwerken vorfinden.
Ein Teil des Dachraumes wurde für photogra-
phische Zwecke benützt.
Von großem Interesse ist die nach An-
gabe Prof. S. Exners erfolgte Anlage des für
280 Hörer berechneten Vortragssaales, der in
mancher Hinsicht von älteren Vorbildern ab-
weicht. Er liegt im Niveau des Hochparterres,
besitzt eine eigene Treppenanlage, hängt mit
dem Gebäude nur durch das Vorbereitungs-
zimmer zusammen und baut sich zweigeschossig
Abb. 278. Anatomisches Institut. Ebenerdgeschoß. 1:800.
Abb. 279. Anatomisches Institut. Schnitt. 1:500.
182
Gebäude für Bildung und Unterricht.
D Schülerübungen. G Vorbereitungsraum.
E Rigorosensaal. H Großer Hörsaal.
F Demonstrationssaal. J Sammlungen.
L, M, N, O, P Laboratorien und Arbcitsräume.
Abb. 280. Physiologisches Institut. Hochparterre. 1:800.
J2Ef-~
kleinen Kuppeln an den kurzen Kreuzarmen.
Der längere Kreuzarm enthält im ersten
Stockwerke, das im gleichen Niveau mit
den wichtigsten Observationsräumen liegt,
die um eine Monumentaltreppe gruppierte
Wohnung des Direktors, Kanzleien und
Lehrzimmer, im Erdgeschoß Gästezimmer,
Wohnräume für Adjunkten, Assistenten
und Amtsdiener, im Souterrain ein Uhren-
gemach, Repositorien, Wirtschaftsräume etc.
und Wohnräume für Eleven und Amts-
diencr.
Das enge Zusammendrängen der
exakten Messungen gewidmeten Räume,
namentlich aber das direkte Anschließen des
Wohnflügels an jene erscheint insoferne
auffällig, als man anderen Ortes bei Neu-
anlagen gerne bemüht war, durch mög-
lichstes Auseinanderziehen der einzelnen
notwendigen Bauglieder einer Störung wis-
senschaftlicher Beobachtung durch Strah-
lung größerer Mauermassen und Dach-
flächen tunlichst vorzubeugen. Der Pro-
grammverfasser dieses Institutsbaues, der
gelehrte Forscher C. von Littrow, hat die
gedrängte Grundrißanlage nicht nur ver-
anlaßt, sondern war auch in seiner Schrift:
„Die neue Sternwarte der Wiener Uni-
versität" bemüht, jedes Bedenken gegen
dieselbe zu zerstreuen. Die Baukosten des
Hauptgebäudes beliefen sich auf rund
947.000 K.
Literatur.
Klasen. Grundrißvorbilder. X. Abschnitt. Engi-
neering. Vol. XXIX. Allgemeine Bauzeitung. 1881. Hand-
buch der Architektur. 6. Halbband, 2. Heft. The Builder.
Vol. XL. A. Grubb, Description of the great 27-inch re-
fracting telescop and revolving dorne for The imperial and
royal observatory of Vienna. London 1881, pag. 29. C. von
Littrow, Die npue Sternwarte der Wiener Universität.
Wien 1874.
K. k. Zentralanstalt für Meteorologie
und Erdmagnetismus, XIX., Hohe Warte
(Abb. 285).
Das Institut dient gleichwie das Obser-
vatorium in Sydney, die deutsche Seewarte
zu Hamburg u. a. vornehmlich der Luft-
beobachtung in bezug auf Druck und
Feuchtigkeit, den Messungen der Nieder-
schläge und der Winde hinsichtlich ihrer
Stärke, Geschwindigkeit und Richtung so-
wie einer Reihe von anderen, hiermit enge
verknüpften wissenschaftlichen Beobachtungen. Das Gebäude, erbaut von H. von Fcrstel
1870 — 1872, umgeben von einer Anzahl kleinerer Objekte, wie jene für absolute magnetische
Bestimmungen, für astronomische Zeitbestimmungen, Thermometerhütten, Verdunstungsmesscr
etc., liegt inmitten einer zirka 35 ha großen Parkanlage auf einem der höchsten Punkte des
Stadtgebietes. Im Hauptgebäude befinden sich die Geschäftsräume, Dienstwohnungen, die
Bibliothek sowie einzelne, wissenschaftlichen Forschungen gewidmete Räume: ein Barometer-
zimmer, ein Magnetographenraum im Kellergeschoß des Turmes, ein Raum für magnetische
Abb. 2S1. Physiologisches Institut. Schnitt. 1:500.
Abb. 282. Physiologisches Institut der Universität.
Hochschulen und wissenschaftliche Institute.
183
Variationsbeobachtungen, während
für absolute magnetische Messun-
gen im Park ein cisenfreics, acht-
eckiges Gebäude errichtet wurde.
Das Äußere des Gebäudes ist sehr
einfach in Putztechnik gehalten,
zeichnet sich aber durch eine
hübsche Gliederung der Baumassen
aus; ein zirka 24-5 m hoher, flach
gedeckter und zur Windbeobach-
tung eingerichteter Turm gibt der
Baugruppe ein charakteristisches,
die Bestimmung des Gebäudes
kennzeichnendes Gepräge.
Li teratu r.
E. Winkler, Technischer Führer durch
Wien. 2. Auflage. 1874. Handbuch der Archi-
tektur. IV. Teil, 6. Band.
K. k. Geologische Reichsanstalt,
III., Rasumofskygasse 23
(Abb. 286, 287).
Im gartenreichen Vororte
Landstraße besaßen zu Beginn des
vorigen Jahrhunderts zahlreiche
österreichische Adelsgeschlechter
Sommerpaläste; so Metternich,
Salm, unter anderen auch Fürst
Andreas Rasumofsky, der in den
Jahren 1805—1812 an der jetzt
nach ihm benannten Gasse, an-
schließend an eine ausgedehnte
Parkanlage, ein Sommerpalais er-
bauen ließ, das 1814 abbrannte,
nach kurzer Zeit aber und — wie
Abb. 283.
Sternwarte
auf der
Türkenschanze.
Ebenerdgeschoß .
1:800.
Abb. 284. Sternwarte auf der Türkenschanze.
184
Gebäude für Bildung und Unterricht.
Abb. 285. Zentralanstalt für Meteorologie und
Erdmagnetismus. Ebenerdgeschoß. 1:600.
cs scheint — ganz im Sinne seiner ursprünglichen Anlage wieder errichtet wurde. Später
ging der Besitz an den regierenden Fürsten von und zu Liechtenstein über, von dem es die
Staatsverwaltung, nachdem sie es vorher zur Unterbringung der Geologischen Reichsanstalt
durch mehr als zwei Dezennien gemietet hatte und nachdem im Jahre 1867 ein für dieses
Institut in der Nähe des alten Stubentores geplanter Neubau sich nicht realisieren ließ, im Jahre
1873 samt dem großen herrlichen Gartenkomplex käuflich erwarb. Leider wurde von diesem
bald ein Stück nach dem anderen veräußert und verbaut
und zum Schlüsse in der heutigen Sophienbrückengasse
ein großer Teil der ohnedies schon stark reduzierten
Gartenfläche zum Bau einer Lehrerbildungsanstalt und
eines Staatsgymnasiums (siehe dort) verwendet, so daß
heute nur mehr ein spärlicher Rest des einst berühmten
Parkes übrig blieb und eine dringend notwendige Er-
weiterung der Anstalt an dieser Stelle ausgeschlossen ist.
Der Grund zu dieser Anstalt wurde im Jahre 1835
gelegt, als Fürst August Lobkowitz die „Sammlung der
Hofkammer" schuf); die Geologische Reichsanstalt als
solche wurde durch die Allerhöchste Entschließung vom
15. November 1849 ins Leben gerufen. Im Jahre 1851
bezog das junge Institut die Räume des vormaligen Rasu-
mofskyschen Sommerpalais, in denen es sich so gut, als
das eben gehen mochte, einrichtete. Die Verteilung in
den beiden Hauptstockwerken des Gebäudes geschah nach der letzten Neuordnung der-
maßen, daß das Erdgeschoß der stratigraphischen Hauptsammlung, der technischen Sammlung
und der Sammlung von Schaustücken zugewiesen wurde und außerdem noch Arbeitsräume
für den Vizedirektor, für Geologen und andere Beamte der Anstalt sowie den Sitzungssaal
enthält. Im ersten Stocke befinden sich die Räume der systematischen Sammlung, das chemische
Laboratorium, die Direktion und die Bibliothek. Das Äußere zeigt die Formen palladianischer
Palastarchitektur in der Auffassung des beginnenden
19. Jahrhunderts.
Literatur.
E. Winkler, Technischer Führer durch Wien. A.m. O. C. Weiß,
Alt- und Neuwien in seinen Bauwerken. S. 15 f. Jahrbücher der Geologi-
schen Reichsanstalt. Festschrift derGeologischen Reichsanstalt vom 9. Junil900.
Die k. k. Technische Hochschule, IV., Techniker-
straße (Abb. 288, 289).
Im Jahre 1815 wurde das Polytechnische Institut zu
Wien ins Leben gerufen, das somit — eine Parallele zu den
Universitätsgründlingen — als Zweitälteste Pflegestätte tech-
nischer Wissenschaften auf deutschem Boden anzusehen und
ohne Zweifel von größtem Einflüsse auf die Gestaltung des
technischen Unterrichtes in Deutschland geworden ist.
Der erste Anstoß zur Gründung der Schule erfolgte
schon 1803 durch die Hofkammer, 1810 wurde von dem an j?
der Realakademie wirkenden Prechtl der Plan zu derselben |
ausgearbeitet, am 3. November 1815 erfolgte die feierliche =
Eröffnung der Schule bei St. Anna, am 14. Oktober 1816 die 8
Grundsteinlegung zum Neubau des Institutes neben der Karls- m
kirche, der 1816—1818 vom Hofbaurat Schemerl von Teyten-
bach ausgeführt wurde, im November 1818 die Eröffnung der
Vorlesungen im neuen Gebäude, das 1838—1839 von Stummer
wesentlich erweitert wurde. 1852 — 1858 stand das Institut
unter militärischer Leitung, 1861 gewinnt das Professoren-
kollegium einen nicht unwesentlichen Einfluß auf die Leitung
der Schule, am 17. Oktober 1865 erhebt Kaiser Franz Josef I.
das Institut zum Range einer technischen Hochschule. Am
1. Oktober 1870 endlich erfolgte die Gliederung der Hochschule in vier Fakultäten und eine allgemeine
teilung sowie die Festsetzung der Lehr- und Lernfreiheit, 1878 die Einführung der Staatsprüfungen un
Abb. 286.
Geologische Reichsanstalt.
1 : 1000.
EbcnerdgeschoU.
Ab-
d in
]) Siehe Vortrag F. von Hauers:
Wissenschaften am 31. Mai 1861.
„Die Geologie und ihre Pflege in Osterreich'-, gehalten in der Sitzung der Akademie der
Hochschulen und wissenschaftliche Institute.
185
Abb. 287. Geologische Reichsanstalt (Rasumofsky-Palais).
jüngster Vergangenheit die völlige Gleichstellung mit der Universität durch die Verleihung des Rechtes zur
Promovierung von Doktoren und zur Führung des Titels Magnifizenz für den jeweiligen Rektor.
Der für die damaligen Verhältnisse ungemein stattliche Bau der technischen Hochschule
hat des öfteren größere und geringere bauliche Veränderungen erfahren; so durch die nach
Herrs Angabe 1866 von Wappler ausgeführte Anlage eines astronomischen Observatoriums1)
und durch die zu verschiedenen Zeiten durchgeführten Stockwerksaufbauten, deren letzte, zu
Ende des vorigen Jahrhunderts unter der Leitung des Oberbaurates Prof. Chr. Ulrich erfolgt,
auch der Hauptfassade ein einigermaßen geändertes Gepräge verlieh. Dem Hauptübel dieses
fast ein Jahrhundert alten Baues, dem von Jahr zu Jahr empfindlicher werdenden Raummangel,
konnte durch diese Zu- und Aufbauten kaum abgeholfen werden. Der in Bälde zu erwartende
Ausbau des Hauses nach der Karlsgasse, die Entlastung desselben durch Errichtung einer
Reihe von Instituten für einzelne Disziplinen, von denen das elektrotechnische Institut bereits
vollendet und seiner Bestimmung übergeben ist, dürfte dem Hauptgebäude wesentlich zu statten
kommen und die Schule hinsichtlich der räumlichen Ausgestaltung modernen Anforderungen
näher bringen.
Der alte Bau Schemerls und Stummers zeigt eine lange, nach Norden gewendete Front
gegen den mit Parkanlagen ausgestatteten Karlsplatz, zwei schmälere gegen die Paniglgasse
respektive die protestantische Schule und gruppiert sich um zwei große Gartenhöfe, die den
Lehrsälen reichlich Licht und Luft zuführen. Ganz dem Geiste der Entstehungszeit ent-
sprechend wurden die drei, zur Hauptfront parallel laufenden Flügel als Doppeltrakte ohne
jedwede Korridoranlage ausgeführt; nur der Haupttrakt besitzt eine solche, die aber infolge
des Raummangels vielfach abgebaut und für Lehrzwecke herangezogen werden mußte. Eine
endgültige Raumgruppierung wird wohl erst nach Ausführung des Traktes gegen die Karlsgasse
und des chemischen Institutes durchgeführt werden können, weshalb vorläufig auf eine Be-
sprechung des gegenwärtigen Provisoriums, das überdies durch notwendige Raumverschiebungen
fast alljährlich verändert wird, verzichtet werden soll. Von architektonischem Interesse ist —
soweit der Innenbau in Betracht kommt — nur der durch zwei Stockwerke reichende, im
Mittelbau der Hauptfront gelegene Festsaal, der, aus der Gründungszeit stammend, mit ein-
facher, ungemein charakteristischer Reliefmalerei ausgestattet ist. Auch die langgestreckte
Hauptfront mit ihrer einfachen und vornehmen Gliederung und der wirkungsvollen Silhouette
der grün patinierten Kupferdächer gehört dem ursprünglichen Bau Schemerls an. J
Literatur.
W. F. Exner, Das k. k. Polytechnische Institut in Wien. 1861. E. Winkler, Technischer Führer durch Wien. 2. Auflage.
Wien 1874, S. 219. Allgemeine Bauzeitung. 1839. Joh. Georg Schoen, Die Technischen Hochschulen und deren Organisation
in Österreich. Leipzig 1883, bei E. L. Morgenstern. Handbuch der Architektur. 6. Halbband, 2. Heft, S. 54 und S. 531 f.
Festschrift des österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereines vom 4. November 1903. J. Wist, Studien über ausgeführte
Wiener Baukonstruktionen. Wien 1872.
') Siehe Handbuch der Architektur, 6. Halbband, 2. Heft, S. 531 f., und J. Wist, Studien über ausgeführte Wiener Baukon-
struktionen. Wien 1872.
186
Gebäude für Bildung und Unterricht.
Abb. 2
Technische Hochschule.
Das Elektrotechnische Institut der k. k. Technischen Hochschule, IV., Gußhausstraße (Abb 290
bis 292).
Das Elektrotechnische Institut ist nach Angaben des Institutsvorstandes Oberbaurates
Prof. C. Hochenegg und den Plänen des Oberbaurates Prof. Chr. Ulrich vom Baubureau der
k. k. niederösterreichischen Statthaltcrei (Bauleiter Baurat Wagner) auf einem Teil des Grund-
stückes der k. k. Erzgießerei er-
baut worden. Das Gebäude1)
gliedert sich der Höhe nach in
ein Kellergeschoß, das die Ma-
schinenräume, Werkstätten, die
Räume für die Heizanlagen etc.
und die Wohnung des Portiers
umfaßt, in ein Hochparterre, das
Verwaltungsräume, in ein Zwi-
schengeschoß, das vornehmlich
Arbeitsräume, in ein erstes Stock-
werk, das hauptsächlich Hörsäle
mit den erforderlichen Vorberei-
tungszimmern und Sammlungen,
und in ein zweites Stockwerk,
') Nach gef. Mitteilungen des Herrn
Oberbaurates Prof. Chr. Ulrich.
, I I I J
1—1 I II fl
Hochschulen und wissenschaftliche Institute.
187
Abb. 290. Elektrotechnisches Institut. Erster Stock.
S Sammlungen.
H Hörsäle.
das die Zeichnungssäle enthält. Im Dachgeschoß wurde für Institutszwecke ein photographisches
Atelier eingebaut. Das große, rund 400 Hörer fassende, mit einer getrennten Trcppenanlage
versehene Auditorium liegt in dem Flügel zwischen dem Hof und einer neu zu eröffnenden
Straße und reicht durch zwei Stockwerke. Ein zweiter Hörsaal für rund 140 Hörer befindet sich
im Mittelbau der Hauptfront, ein dritter, kleinerer, für rund 60 bis 70 Hörer berechneter, gegen
den Hof zu. Die Konstruktionssäle liegen durchwegs gegen Norden und erhalten für die
Abendstunden diffuses Bogcnlicht.
Sehr bemerkenswert ist der 20-30 m lange, 13-70 m breite und 8-45 m hohe Maschinen-
raum, insbesondere durch die sorgfältige Isolierung seines Fußbodens und der Maschinen-
fundamentc, infolge welcher jede Erschütterung beim Betriebe vom übrigen Gebäude fern-
gehalten wird. Die Räume für empfindliche Messungen sind mit Ausschluß aller Eisenbestand-
Tcile an Decken, Beschlägen etc. hergestellt. Das Haus wird zentral beheizt; die größeren
Räume durch Niederdruckdampfluftheizung, alle übrigen durch Radiatoren. In den auch während
der Ferien benützten Räumen
sind außerdem Gasöfen aufge-
stellt. Die Fassaden sind über
einem steinverkleideten Sockel
durchwegs in Putz ausgeführt
und dem Zwecke des Gebäu-
des entsprechend einfach ge-
gliedert. Gelegenheit zu rei-
cherer architektonischer Durch-
bildung bot nur das Vestibül
und die Haupttreppe, wo zum
Teil auch Marmor verwendet
wurde. Die verbaute Fläche
beträgt rund 2240 m'-; die
Baukosten beliefen sich auf
rund 1,070.000 K, jene der
inneren Einrichtung auf rund
900.000 K. Die Bauarbeiten
nahmen im Frühjahr 1902 ihren
Anfang und wurden so be-
schleunigt, daß das Institut
bereits im Oktober 1903 seiner
Bestimmung übergeben werden
konnte.
Mit den modernsten Ein-
richtungen versehen und nach
den Erfahrungen der letzten
Zeit errichtet, ist das Elektro-
technische Institut der Wiener
Hochschule zweifellos derzeit
das größte und eines der best-
eingerichteten des Kontinents.
Literatur.
C. Hochenegg, Das Elektro-
technische Institut der k. k. Technischen
Hochschule in Wien. Wien 1904.
M. von Ferstel.
Abb. 291.
Elektro-
technisches
Institut.
Schnitt A— B.
1:500.
Die k. k. Hochschule für Bodenkultur, XIX., Hochschulstraße 17 (Abb. 293, 294).
Von dem im Jahre 1868 in Wien stattgehabten agrarischen Kongresse war die Anregung aus-
gegangen, als Ersatz für die bis dahin beiden Reichshälften gemeinsame, im genannten Jahre aber an Un-
garn übergegangene landwirtschaftliche Lehranstalt in Ungarisch-Altenburg eine landwirtschaftliche Hoch-
schule in Wien zu errichten. Für die Unterbringung derselben wurde das ehemals Graf Schönbornsche
Palais im VIII. Bezirke, Laudongasse von der Stadt Wien in Miete genommen und entsprechend adaptiert.
Nach Auflassung der in Mariabrunn seit 1813 bestandenen Forstlehranstalt, welche im Jahre 1867 als
,, Forst-Akademie" zu einer Hochschule erhoben worden war, erfolgte die Einbeziehung derselben als
188
Gebäude für Bildung und Unterricht.
in die Hochschule für Bodenkultur, deren Errichtung vom Reichsrate im Jahre 1872 be-
war. Die Unterbringung der forstlichen Lehrkanzeln erfolgte im Jahre 1875 nach notdürftiger
Bezirke. Den Bemühungen der Rektoren der Hoch-
damals Reichsratsabgeordneter war, ist es gelungen,
zweite Sektion
willigt worden
Adaptierung im Hause Nr. 17 der Skodagasse im VIII
schule, insbesondere des Hofrates Dr. W. Exner, der
in der Session 1894 des Reichsrates ein Gesetz
zu erwirken, demzufolge für den Neubau der
Hochschule samt Grundankauf ein Betrag von
1,260.000 K bewilligt wurde.
Als Bauplatz für diese Hochschule
wurde ein bis dahin dem k. k. Militärärar
gehöriger Grund auf der Türkenschanze
im XIX. Bezirke gewählt, für welche Wahl
sowohl der geringe Preis als auch der
Vorteil einer schönen und gesunden Lage,
endlich auch der Umstand maßgebend
erschien, daß sich Großstädte erfahrungs-
gemäß gegen Westen hin entwickeln. Das
Bauprojekt wurde im Hochbaudeparte-
ment des k. k. Ministeriums des Innern,
und zwar vom damaligen Oberingenieur
Alois Koch ausgearbeitet, welcher auch
mit der Durchführung des Baues betraut
war. Wie die Abb. 294 zeigt, besteht die
neue Hochschule aus zwei Gebäuden;
aus dem Haupt- und dem Chemiegebäude,
welche beide durch hölzerne Gänge mit-
einander verbunden sind. Das Haupt-
gebäude, dessen Hauptfront nach Osten
gerichtet ist, hat eine Länge von 84 m bei
66 m Tiefe und besteht aus einem teilweise unterkellerten Tiefparterre, einem Hochparterre, einem
ersten und zweiten Stocke. Über dem Mittelrisalite und den vier Ecken sind turmartige Aufbauten
ausgeführt. Das Chemiegebäude im Hofe hat eine Länge von 354 m und eine Breite von 329 m.
Die Hochschule enthält außer den Räumen für 22 Lehrkanzeln mit ihren Laboratorien
und Sammlungen, dann den Räumen des Rektorates und der Bibliothek noch 9 Hörsäle, wo-
Abb. 292. Elektrotechnisches Institut.
Abb. 293. Hochschule für Bodenkultur.
Hochschulen und wissenschaftliche Institute.
189
Abb. 295.
1 bis 20
Wohnzimmer
Studentenheim der Hochschule für
Bodenkultur. 1:600.
Hochschule für Bodenkultur.
von 2 für je 100 und 7 für je 56 Hörer Platz bieten,
6 Zeichensäle mit je 20 bis 60 Plätzen, einen Prüfungs- und
einen Sitzungssaal, ferner 3 große Säle im Tiefparterre für
das Museum und Wohnungen. Der große Hörsaal des
Chemiegebäudes, welcher durch zwei Stockwerke geht,
bietet in aufsteigender Anordnung 100 bis 120 Sitzplätze.
Das Bücherdepot der Bibliothek, am Ende des südlichen
Flügels untergebracht, ist ganz aus Eisen konstruiert und
reicht durch drei Stockwerke, welche in fünf Geschosse
geteilt sind. Der Festsaal (die Aula) ist der einzige Raum
der Hochschule, welcher dekorativ ausgestattet wurde.
Der Hochschule war anfänglich eine Grundfläche
von 14.300 m2 zugewiesen, welche im Jahre 1903 behufs Vergrößerung des Versuchsgartens auf
17.220m'2 erhöht wurde; hier-
von entfallen auf das Haupt-
gebäude 2390 m2, auf das Che-
miegebäude 980 m2, auf Vor-
gärten und Höfe 3734 m2, der
Rest auf den Versuchsgarten.
Nach einer Bauzeit von bloß
17 Monaten wurde der Bau Ende
Oktober 1896 der Benützung
übergeben. Die Gesamtbau-
kosten samt innerer Einrichtung
beliefen sich auf 1,405.000 K.
Studentenheim (Abb. 295,
296). Der Verein zur Schaffung
und Erhaltung eines Studenten-
heims an der k. k. Hochschule
für Bodenkultur hat an der nord-
westlichen Ecke des Versuchs-
gartens im Jahre 1904 einen
zweckmäßigen und der Um-
gebung sich anpassenden Bau
ausgeführt, welcher 65 Würdigen Abb. 296. Studentenheim der Hochschule für Bodenkultur.
190
Gebäude für Bildung und Unterricht.
Studenten ein angenehmes und sehr billiges Heim bietet. Das nach den Plänen des Chef-
architekten Th. Bach errichtete Gebäude erhebt sich auf einem Eckbauplatze von 1927 m- Fläche,
wovon derzeit im Erdgeschoß rund 600 m'-. in den zwei Obergeschossen 559 m2 bebaut
sind. Im Untergeschoß sind die Wirtschaftsräume der Mensa academica, im Ebenerdgeschoß ein
Speisesaal für 75 Personen, Lesesaal, Professorenzimmer, Personalwohnungen und Kanzleien,
in den zwei Obergeschossen je 20 ein- und zweibettige Zimmer untergebracht. Die Gesamt-
baukosten samt Grunderwerb und Einrichtung betrugen rund 290.000 K. ')
Alois Koch.
III. AKADEMIEN, LEHRER-BILDUNGSANSTALTEN ETC.
K. k. Akademie der bildenden Künste, I., Schillerplatz 3 (Abb. 297, 298).
Die Akademie der bildenden Künste, welche von Leopold 1. 1692 gegründet wurde und
zuletzt in dem alten St. Anna-Gebäude in der Annagasse untergebracht war, erhielt im Jahre
1872 ihre jetzige Verfassung als Hochschule. Gleichzeitig wurde mit dem Bau eines neuen
Gebäudes begonnen, mit dessen Entwurf Theophil von Hansen betraut worden war. Das Ge-
bäude, welches im Jahre 1876 seiner Bestimmung übergeben wurde, bildet ein Rechteck von
88m Länge gegen den Schillerplatz und 61m Tiefe; es ist im italienischen Renaissancestil
ausgeführt mit Anwendung von griechischen Formen und Motiven.
Durch den gegen den Schillerplatz gelegenen Haupteingang, welchem eine Freitreppe
mit zwei bronzenen Kentauren (von E. von Hofmann) vorgelagert ist, gelangt man in das
Vestibül (A), dessen Decke von vier Säulen getragen wird. Von hier betritt man den 32 m
breiten Gang, an dessen Enden die Haupttreppen gelegen sind. Geradeaus vom Vestibül tritt
man durch drei Türen in das Gipsmuseum (B), welches zwischen den beiden Längstrakten
eingebaut ist und eine Länge von 30 m besitzt. Dieser Einbau reicht nur bis zum Mezzanin,
beziehungsweise in der Mitte bis zum ersten Stock und wird an den Längsseiten durch hohes
Seitenlicht beleuchtet. Der rückwärtige Längstrakt ist im Erdgeschoß gleichfalls für das Gips-
museum bestimmt. Rechts und links vom Vestibül befinden sich die allgemeinen Malerschulen
mit Professorenateliers. Im Mezzanin sind die Bibliothek, Lehr- und Sitzungssäle, die Archi-
tekturschulc und Räume für Kupferstecher und Kleinplastik untergebracht. Im ersten Stocke
sind die reichhaltige Bildergalerie
sowie Spezialschulen für Maler
und Architekten gelegen, während
im zweiten Stocke Ateliers und
Spezialschulen für Maler angeord-
net sind. Im Untergeschoß befin-
den sich die Gipsgießerei und
Dienerwohnungen. Die lichte Höhe
der Räume beträgt im Unterge-
schoß 5-5 m. im Erdgeschoß 5-8 m.
im Mezzanin 4 m, im ersten Stocke
5"8 m und im zweiten Stocke 76 m;
die Tiefe in den Längstrakten 76 m,
in den Quertrakten 6"6 m.
Der Unterbau besteht aus
Wöllersdorfer Stein, die Säulen
aus Tricntiner Marmor; für die
oberen Stockwerke wurde, mit
Ausnahme der Gesimse und Fen-
stereinfassungen, die ebenfalls aus
Stein hergestellt sind, Ziegelmauer-
werk verwendet, das im Ebenerd
und Mezzanin mit Mörtel verputzt ist. Der plastische Schmuck wurde zum Teil von den Bildhauern
Dill, Melnitzky und Pilz aus Mogritzer Stein ausgeführt, die Statuen in den Nischen von Schülern
der Akademie nach antiken Vorbildern modelliert und in Terrakotta ausgeführt. Auch der
A Vestibül. C Malerschulen.
B Gipsmuseuni. D Professorenateliers.
Abb. 297. Akademie der bildenden Künste. Ebenerd. 1:1000.
') Näheres siehe Denkschrift anläßlich der Eröffnung des Kaiser Franz Josef-Studentenheims an der Hochschule für Boden-
kultur. Wien 1905.
Akademien, Lehrerbildungsanstalten etc.
191
Abb. 298. Akademie der bildenden Künste. Front gegen den Schillerplatz.
sonstige figurale Schmuck ist von Terrakotta. Die Freskenbilder an den Fensternischen der
rückwärtigen Front sind von Schülern Eiscnmengers gemalt. Die Gesamtkosten des Baues und
der inneren Einrichtung belaufen sich auf 3,700.000 K.1) K.
K. k. Theresianum, IV., Favoritenstraße (Abb. 299).
Unter dem kunstsinnigen Kaiser Matthias, der Wien zu einer glanzvollen Metropole des deutschen
Reiches zu erheben beabsichtigte, entwickelte sich in der Zeit von 1616 — 1620 eine staunenswerte Bau-
tätigkeit, der auch die Favorita auf der Wieden ihre Entstehung verdankt. Er kaufte nämlich von Wolf
Sinnich in Ungarisch-Altenburg den ehemaligen Schaumburgerhof auf der Wieden und ließ nun im Zentrum
der dazugehörigen Rieden in der Zeit von 1616—1620 eine Villegiatur erbauen, die den Namen »Favorita«
erhielt.2) Als im Juli 1683 das Türkenheer unter Kara Mustapha gegen Wien heranrückte und der Komman-
dant Graf Rüdiger von Starhemberg die Vororte niederbrennen ließ, ging die »Favorita« wie auch die in
der Wolfsau (Augarten) von Kaiser Ferdinand III. erbaute sogenannte »Neue Favorita« zugrunde.3) Nach
den in Ungarn erfochtenen glorreichen Siegen dachte Kaiser Leopold I. daran, die Favorita wieder auf-
zubauen. Die Durchführung der Aufgabe übertrug er dem Theatralingenieur Ludovico Burnacini, der aber
für die Aufführung eines Monumentalbaues, wie ihn Leopold I. plante, nicht die notwendigen Kenntnisse
besaß. Die Aufführung des Palastes fällt in die Zeit von 1687 — 1690, mit Einschluß des Gartens und der
Nebenbauten bis 1693. Burnacini suchte durch Längen- und Höhenausdehnung sowie durch reichere
Fassadendekoration zu wirken. Der Höhe nach erhob sich über dem für untergeordnete Zwecke bestimmten
Erdgeschosse die Nobleetage und das Obergeschoß. Die der Straße zugekehrte Fassade enthielt drei Portale
ein jedes von zwei Trommelsäulen flankiert. Der steinerne, mit der Initiale L versehene kaiserliche Adler
weist auf den Wiedererbauer der Favorita, Kaiser Leopold I., hin.4) Das Altargemälde der Kirche sowie die
Deckenmedaillons stammen von dem berühmten Hof- und Kammermaler Leopolds I., Peter Strudel Frei-
herrn von Strudendorf, dem Besitzer des nach ihm benannten »Strudelhofes« in der Alservorstadt, her.
Der Garten wurde nach französischem Stile von dem aus Frankreich vertriebenen Garteningenieur
Jean Trehet im Jahre 1690 angelegt. Im Garten stand das Theater, in dem die großen Opern aufgeführt
wurden, unterhalb desselben lag der Turnierplatz, auf dem später unter Karl VI. die Schießstätte erbaut
wurde. Auf der Ostseite war das perspektivisch konstruierte Eisentor, ein jetzt noch erhaltenes Kunstwerk,
angebracht. Die wieder hergestellte Favorita hieß von nun an die »neue«''), im Gegensatze zu der im Au*
garten befindlichen »alten Favorita«. Die neue Favorita auf der Wieden war seit dem Wiederaufbau die
Sommerresidenz der Kaiser Leopold I., Josef I., Karl VI. und der Schauplatz vieler und glänzender Feste, wie
") Allgemeine Bauzeitung. 1876, 1879.
2) Johann Schwarz, Die kaiserliche Sommerresidenz Favorita auf der Wieden in Wien. 1898, Tempsky.
3) Ansicht in : Wien, aufgenommen zwischen den Jahren 1680 — 1682 durch den kaiserlichen Kammermaler Folbert von Alten-Allen.
*) Die alte Portalform ist heute noch bei dem oberen und unteren Tore der Theresianischen Akademie erhalten.
5) Ansicht bei Salomon Kleiner: Wahrhafte und genaue Abbildung* aller Kirchen und Klöster in Wien und Vorstädten.
Augsburg 1724 — 1734. II. Teil. Ebenso die „Favorita''. Alter französischer Stich, koloriert. Theresianische Bibliothek.
192
Gebäude für Bildung und Unterricht.
auch eine hervorragende Pflegestätte der Musik durch Aufführung großartiger Opern, wobei die Theatral-
architektur wahre Triumphe feierte.1)
Kaiser Karl VI., dessen Lieblingsaufenthalt die Favorita war, starb daselbst am 20. Ok-
tober 1740. Seitdem war die Favorita verwaist; Maria Theresia, die dort ihre Jugendzeit ver-
bracht hatte, verließ bereits am 26. Oktober desselben Jahres die Favorita und wählte von nun
an das Lustschloß Schönbrunn zu ihrem Sommcraufenthalte. 1746 überließ die Kaiserin diesen
Sommerpalast dem Jesuitenorden zur Errichtung einer Erziehungs- und Unterrichtsanstalt für
den heranwachsenden
Adel der österreichisch-
ungarischen Erbländer.-)
Als die Kaiserin im
Jahre 1753 eine voll-
ständige Absonderung
der Zöglinge des niede-
ren Studiums und der
Philosophen von den
Juristen anordnete und
man infolgedessen Raum
schaffen mußte, wurde
im oberen und unteren
Drittel der Fassade nach
Vergrößerung der Fen-
ster des zweiten Stock-
werkes unter der Lei-
tung des Hofarchitekten
Nikolaus Pacassi noch
je ein Halbstock auf-
gesetzt und am unteren
Ende der Theater- und
Festsaal erbaut. Das
mittlere Tor erhielt im
Sinne des Jesuitenstiles
eine reichere Ausgestal-
tung und eine dekora-
tive, bis zum entspre-
chenden Fenster des
zweiten Stockes rei-
chende Bekrönung. In
dieser Gestalt blieb das
Gebäude, zu dem der
(1773—1774) am obe-
ren Ende aufgeführte,
für das naturhistorische
und physikalische Kabinett bestimmte Zubau trat, bis zum Jahre 1797, in welchem Jahre die
Theresianische Akademie, die Kaiser Josef II. 1784 aufgehoben hatte, nach ihrer gesamten ein-
heitlichen Organisation durch Kaiser Franz II. wieder hergestellt und hier untergebracht
wurde. Um Raum für die vielen eintretenden Zöglinge zu schaffen, wurde durch den Bau-
meister Koch über dem mittleren Teil des Gebäudes das dritte Stockwerk abgeschlossen und
in der Mitte der Fassade ein mit mächtigen ionischen Flachpilastcrn versehener Risalit erbaut.
In ihrem jetzigen Umfange umfaßt die Theresianische Akademie einen Flächenraum von
866 ha, wovon P91 ha auf das Gebäude und 6-75 ha auf den Park der Anstalt entfallen. Das
Gebäude gliedert sich in einen gegen die Favoritenstraße gelegenen Längstrakt von 320-8 m
Länge, in vier Hofquertrakte, einen Gartenquertrakt und zwei Gartcnlängstrakte. durch welche
fünf große, lichte Hofräume eingeschlossen werden; von diesen sind zwei mit Gartcnanlagen
versehen. Der nördliche Quertrakt wurde in den Jahren 1883 — 1884 zur Unterbringung der
k. u. k. Konsularakadcmie erbaut. Am südlichen Ende des Parkes befindet sich eine große.
Abb. 299. Thcrcsianischc Akademie, IV., Favoritenstraße.
') Proszenium des Theaters im Favoritagartcn. Johann Schwarz, Favorita. S. 70.
-) Johann Schwarz, Geschichte der Thcrcsianischcn Akademie in Wien. Wien 1S90.
Akademien, Lehrerbildungsanstalten etc.
193
wohleingcrichtete Schwimmschule. Im Jahre 1875 wurde behufs Unterbringung von Zöglingen
auf einem Gartenlängstraktc und einem Hofquertrakte, ferner im Jahre 1876 zum Zwecke der
Vergrößerung der Krankenabteilung auf dem südlichen Gartenquertrakte ein drittes Stockwerk
aufgeführt. Die Fassade des dreistöckigen Haupt-(Gassen- »Traktes, gegen die Favoritenstraße
gelegen, ist in der von Ludovico Burnacini im Charakter der Barocke geschaffenen Ausführung
erhalten geblieben. Dagegen weisen das von dorischen Säulen flankierte Hauptportal und der
am südlichen Ende angebaute einstöckige Musealtrakt, deren Ausführung in eine spätere Zeit
fällt, die Formen des Em-
pirestiles auf. Die drei
Fassadeflächen des Haupt-
hofes sind in ausgespro-
chen italienischer Renais-
sance gehalten, während
zu den Fassaden des
sogenannten Direktions-
hofes und des südlichen
Hofes, woselbst sich ehe-
malige Arkadenöffnungen
der Korridore deutlich
erkennen lassen, einfache
Motive teils aus der italie-
nischen Renaissance, teils
aus der Barocke in flacher
Putzarchitektur zur An-
wendung gelangten.
Von den Interieurs
ist sowohl in historischer
als auch in dekorativer
Hinsicht das in reinem
Barockstile ausgeführte
Schreibzimmer, ferner
das Sterbezimmer Kaiser
Karls VI. von besonderem
Interesse. Beachtenswert
sind ferner die Plafond-
dekorationen, die Schnitz-
arbeiten derSchränke und
Supraporte in der Biblio-
thek und die Plafond-
dekorationen im Tanz-
saale sowie in den Speise-
sälen, bei denen allseits
der Barockstil vorwaltet.
Dr. von Wiener.
K. u. k. Konsular-Akademie, IX., Waisenhausgasse (Abb. 300, 301).
Das am 30. September 1904 eröffnete neue Gebäude befindet sich auf einem zirka
5511m2 großen Gelände. Der terrassenartige Garten von 3500 m2 Fläche an der Rückfront des
Baues ist in die Gartenanlagen der Liechtensteinstraße eingeschoben und bietet mit diesen
ein prächtiges Luftreservoir. Die Hauptfront des Baues hat eine Länge von 87 m und gliedert
sich in das von der Straßenflucht um 8 m zurückgerückte Hauptgebäude und in zwei das-
selbe flankierende, ein Stock hohe Flügelpavillons, welche, die Feuermauern der Nachbar-
häuser maskierend, in die Straßenflucht vorgeschoben sind. Diese Pavillons sind mit Säulen-
portiken in Verbindung zum Hauptgebäude gebracht. Das Hauptgebäude besitzt zwei in den
Garten eingeschobene Flügel, um die wertvolle Ostfront ausnützen zu können.
Das Tiefparterre des Hauptgebäudes enthält die Küchenanlagen mit den Nebenräumen
mit eigenem Eingang von der Straße, die Wohnräume samt Bad für das Dienstpersonal und
Depots. Eine eigene Treppe vermittelt den direkten Zugang zu der im Hochparterre gelegenen
Bd. IL 13
Abb. 300. Konsular-Akademie, IX., Waisenhausgasse.
194
Gebäude für Bildung und Unterricht.
Direktorswohnung. Das Hochparterre, 220 in über dem Straßenniveau gelegen, enthält im linken
Flügel des Hauptgebäudes die Erholungsräume, den großen Speisesaal mit Office und Speisen-
aufzug, den Billardsaal und das Spiel- und Lesezimmer, Waschräume, ein Dienerzimmer und
eine Wohnung für einen unverheirateten Präfekten; im rechten Flügel ein Sprechzimmer, das
Okonomat und die aus zwölf Räumen bestehende Direktorswohnung. Die erste Etage ist den
Räumen des Unterrichtes gewidmet und enthält sieben Hörsäle, einen Demonstrationssaal,
Bibliotheksräume, den Festsaal, Kanzleien u. s. w. Die zweite und dritte Etage sind in ganz
gleicher Weise durchgebildet und enthalten nebst einer Wohnung für einen ledigen Präfekten
und einem Inspek-
tionszimmer Wohn-
räume für 40 Zöglinge
mit je zwei Badezim-
mern in jeder Etage
und den erforderli-
chen Diensträumen.
Die Wohnräume
eines jeden Zöglings
bestehen aus einem
kleinen, vom Korridor
zugänglichen Vor-
raum, einem geräumi-
gen zweifensterigen
Zimmer und einem
großen Alkoven, wel-
cher durch eine breite,
seitlich mit Glasfen-
stern versehene Öff-
nung mit dem Zimmer
in Verbindung steht.
Die beiden Eckpavil-
lons enthalten ein
Wartezimmer, ein Or-
dinationszimmer für
den Arzt, eine Kran-
kenabteilung sowie
Diener- und Beamten-
wohnungen.
Im Niveau des
Gartens ist entlang
der rückwärtigen Front
des Hauptgebäudes
ein Parterrebau einge-
fügt, welcher einen
geräumigen Turn- und
Fechtsaal und eine
Badeanlage mit sechs
Duschkabinen enthält.
Sämtliche Räume des
ganzen Baues werden
durch eine Niederdruckdampfheizung erwärmt und elektrisch beleuchtet. Die ganze Anlage
ist mit Bezug auf die Gründerin der Anstalt im Barockstil der Maria Theresianischen Zeit ge-
halten. Die Kosten des Baues, welcher nach den Plänen des Architekten Ludwig Baumann
ausgeführt wurde, beliefen sich, ohne Einrichtung und Grunderwerbung, auf 850.000 K, die der
inneren Einrichtung auf 1 50.000 K. k.
Das k. k. Zivil-Mädchenpensionat, VIII., Josef Städterstraße,
wurde von Kaiser Josef II. 1786 zu dem Zwecke gegründet, um „Gouvernanten und Lehrerinnen
der Jugend" heranzubilden. Die Anstalt wurde zunächst im Kloster St. Ursula untergebracht
Z Zimmer der Zöglinge.
SR Schlafraum.
VR Vorraum.
D Diener.
OB Offener Balkon.
PR Putzraum.
WR Waschraum.
K Korridor.
Akademien, Lehrerbildungsanstalten etc.
195
und daselbst am 1 . März 1787 eröffnet. Im Jahre 1803 übersiedelte das Pensionat nach Hcrnals
und 1806 in den kleinen Trakt des Minoritenklosters in der Alserstraße. Da die Unterkunft
sowohl in Hernais als auch in der Alserstraße mit vielen Unzukömmlichkeiten verbunden war,
wurde im Jahre 1840 das Gartenpalais des Grafen Chotek in der Josefstädterstraße angekauft
und adaptiert, worauf 1841 die Übersiedelung- des Pensionates stattfand. An dieser Stätte be-
findet sich die Anstalt noch heute. 1853 wurde der erste Erweiterungsbau notwendig, und als
im Jahre 1869 das k. k. Zivil-Mädchenpensionat auf Grund des Reichsvolksschulgesctzes reor-
ganisiert wurde, kam 1877 — 1878 ein Zu- und Erweiterungsbau zur Ausführung, um die für
eine öffentliche Lehrcrinncnbildungsanstalt notwendigen Räumlichkeiten zu schaffen.
Das k. u. k. Offizierstöchter- Erzieh ungsinstitut in Hernais (Abb. 302).
Das Institut wurde im Jahre 1775 durch die Kaiserin Maria Theresia gegründet und befand
sich damals in St. Polten. Kaiser Josef II. beschloß am 13. Oktober 1785, das Offizierstöchter-
institut von St. Polten nach Hernais in das vormalige Paulinergebäude zu übersetzen. Dieses
Gebäude bestand seit 1743. Es umfaßte den Mittelteil des jetzigen Kalvarienbergtraktes und
behielt bis auf den heutigen Tag seine ursprüngliche Gestalt. Der an das Paulinerkloster an-
stoßende Acker wurde zur Herstellung eines Gartens für das Institut verwendet. 1786 über-
siedelte das Institut mit 40 Zöglingen in das neu hergerichtete Institutsgebäude. Nach einer
neuerlichen Erweiterung im Jahre 1857 fanden 70 Stiftlinge Unterkunft. In den Jahren 1873
bis 1876 flössen dem Institute so reichliche Spenden zu, daß eine neuerliche Erweiterung des
Institutes ermöglicht wurde. Dieser Neubau, nach der Kaiserin Elisabeth, „Elisabethtrakt" ge-
nannt, welcher für 90 Zöglinge Raum bietet, wurde am 4. Oktober 1877 bezogen. Mit der
Vergrößerung des Institutes nach außen vollzog sich im Inneren eine höchst bedeutungsvolle
Reorganisation auf dem Gebiete des Erziehungs- und Unterrichtswesens. 1877 wurde unter
anderem die Lehrerinnenbildungsanstalt am Hernalser Institute, die mit dem Öffentlichkeitsrechte
ausgestattet ist, ins Leben gerufen. Im Jahre 1883 wurde ein neuer Gartentrakt vollendet, der
zur Aufnahme der vom Kaiserhause gestifteten Freiplätze dient. Seit 1889 erhebt sich neben
dem Gartentrakt die stattliche Institutskapelle. Gleichzeitig wurde an Stelle der im Jahre 1881
gekauften, an das Institut grenzenden Häuser
der Hernalser Hauptstraße mit dem Bau
eines isolierten Krankenhauses, das schon
längst ein dringendes Bedürfnis geworden
war, begonnen. Vom Jahre 1877 bis zum
Jahre 1892 stieg zufolge reicher Stiftungen
die Anzahl der Stiftlinge in beiden Offiziers-
töchter-Erziehungsinstituten !) auf 234, und
das Institut zu Hernais erhielt 1893 einen
weiteren einstöckigen Hofanbau.
Um eine intensive Pflege der Jugend-
spiele und im Winter auch Eislaufen zu er-
möglichen, wurden 1896 — 1897 entbehrliche
Gartenanlagen zu einem Spiel- beziehungs-
weise Eislaufplatze umgebaut. Die im Jahre
1898 angekauften Häuser Nr. 61 und 63 der
Hernalser Hauptstraße ermöglichten 1899
die Erweiterung des Gartens, 1900 die Er-
richtung eines Gewächshauses und 1902,
als der Zöglingsstand in Hernais von 174
auf 196 gestiegen war, die Schaffung geeigneter Zöglingsräumlichkeiten im Hauptgebäude.
Im Institute sind seit 1901 — 1902 untergebracht: a) das Internat, zusammengesetzt aus
einer dreiklassigen Bürgerschule, einer aus vier Jahrgängen und einer Vorbereitungsklasse
bestehenden Lehrerinnenbildungsanstalt und einer zweijährigen Handelsschule, und b) das
Externat, bestehend aus einer fünfklassigen Übungsschule und einem Kindergarten. Der
Stand der internen Zöglinge betrug von 1903—1904 170 bis 200. Die Übungsschule und
der Kindergarten wird von 200 Schülerinnen und Kindern besucht.
a Hauptgebäude,
b Wohn- und Kranken-
gebäude.
Sp Spielplatz.
Pr. H. Privathäuser.
G Garten.
Abb. 302.
Offizierstöchter-Erziehungsinstitut in Hernais. Lageplan
1:3000.
]) Das zweite Institut befindet sich in üdenburg.
196
Gebäude für Bildung und Unterricht.
Die k. k. Lehrerinnenbildungsanstalt, I., Hegelgasse 14 (Abb. 303, 304).
Bald nach dem Inkrafttreten des Reichsvolksschulgesetzes vom 14. Mai 1869 erfoh
Errichtung einer staatlichen Lehrerinnenbildungsanstalt in den Räumen der 1789 von
Josef II. gegründeten k. k. Stadtmädchenschule
(Obere Bäckerstraße Nr. 755), welche gleich-
zeitig zur Übungsschulc der neuen Bildungs-
stätte bestimmt wurde. Von allem Anbeginne er-
wiesen sich die Räume der Anstalt als nach jeder
Richtung ungenügend und auch die im Jahre
1870 erfolgte Übersiedelung in das St. Anna-
Gebäude (Johannesgasse Or.-Nr. 4) war nur ein
Notbehelf, um so mehr, als durch Anglicdcrung
mehrerer Bildungskurse sowie insbesondere durch
Eröffnung von Parallelklassen die verfügbaren
Räume zu eng wurden und das Gebäude auch
baufällig war. Aber erst im Jahre 1883 wurde
die Herstellung eines Gebäudes zur Unterbrin-
gung der k. k. Lehrerinnenbildungsanstalt, der
Staatsgewerbeschule, der Vorbereitungsschule zur
Kunstgewerbeschule, des k. k. Schulbücherverlages
und der k. k. statistischen Zentralkommission auf
dem sogenannten „Hegelplatze" genehmigt.
Der Neubau, welcher nach den Plänen
der Architekten Avanzo und Lange ausgeführt
wurde, konnte im August 1885 bezogen werden.
Der mächtige Schulpalast ist ein freistehendes
Gebäude in italienischer Renaissance mit Sou-
terrain, Hochparterre, Mezzanin und drei Stock-
werken. Von den beiden Höfen ist der größere
mit einer Gartenanlage versehen und dient der Abb. 303. Lehrerinnenbildungsanstalt.
;te die
Kaiser
I. Staatsgewerbeschule.
II. Lehrcrinnenbildungs-
anstalt.
Vorbereitungsschule
zur Kunstgewerbe-
schule.
Schulbücherver
lagsdirektion.
V. Statist. Zentral-
kommission.
III
IV
Abb. 304. Lehrcrinncnbildungsanstalt, I., Hcgclgassc. Erster Stock. 1:800.
k. k. Lehrerinnenbildungsanstalt als Turn- und Spielplatz. Die Südostfront (Hegclgasse 14)
von 105 m Länge gehört fast ausschließlich der k. k. Lehrcrinncnbildungsanstalt zu. Die der
Anstalt zur Verfügung stehenden Lchrräume befinden sich zumeist im ersten und zweiten
Stocke, der Festsaal, Zeichen- und Arbeitssäle und einige Sammlungen im dritten Stocke, die
Direktionsräumc und Wohnung im Mezzanin.
Sämtliche Räume einschließlich der Gänge und des Stiegenhauses sind hell und luftig.
Die Volksschulklasscn sind am geräumigsten und haben einen durchschnittlichen Flächeninhalt
Mittelschulen .
197
von 87'53m2; auf eine Bürgerschulklassc kommen im Durchschnitte 6268 m- und auf einen
Jahrgang; 75'84m- Bodenflächc. Der auf eine Schülerin entfallende Luftraum schwankt zwischen
625 m:i und etwa 13m:i. Für die erforderliche Lufterneuerung sorgen Ventilatoren in aus-
reichendem Maße. Die Baukosten bcliefen sich auf 1,443.988 K. Von dem Bauplatze per 5400 m2
sind 3243 m- verbaut; demnach entfallen auf Im- verbauter Fläche 445 K Baukosten.
Der Kindergarten zählt 30 Zöglinge, die Übungsschule (5 Klassen Volksschule und
3 Klassen Bürgerschule) 224 Schülerinnen; in den vier Jahrgängen der Lchrcrinnenbildungs-
anstalt befinden sich zusammen 160 Zöglinge, im Handarbeitslehrerinnen-Kurse 40 und im
Kindergärtnerinnen-Kurse 35 Zöglinge. Dr. von Wiener.
Die k. k. Lehrerbildungsanstalt, III., Sophienbrückengasse 20,
wurde im Jahre 1876 auf einem Teil des fürstlich Rasumofskyschen Gartens (siehe: Geologische
Reichsanstalt) errichtet. Das Gebäude, in dem auch das k. k. Staatsgymnasium untergebracht
ist, besitzt einen Garten von zirka 2500 m2 Fläche, welcher gleichzeitig dem naturwissenschaft-
lichen Unterrichte dient. Der Bau, welcher nach den Plänen der Architekten Machitka und
Schmoranz ausgeführt wurde, ist im Stile des erhaltenen, derzeit von der k. k. Geologischen
Reichsanstalt benützten ehemaligen fürstlich Rasumofskyschen Palais durchgeführt und bedeckt
eine Fläche von 1946 m2. Die Baukosten beliefen sich auf zirka 860.000 K. Der Anstalt stehen
in diesem Gebäude elf Lehrzimmer von ungefähr 10 m Länge, 6 m Breite und 5 m Höhe, sowie
ein Festsaal, ein Hörsaal für Chemie und Physik und die nötigen Räume für Sammlungen,
Bibliothek, Kanzleien u. s. w., im ganzen 33 Räume zur Verfügung.
Die Handelsakademie, I., Akademiestraße 12'),
wurde am 13. Jänner 1858 in einem ärarischen Gebäude in der Renngasse eröffnet als eine
Schöpfung des Vereines der Wiener Handelsakademie. Das im Jahre 1862 errichtete, zwei
Stockwerke hohe Anstaltsgebäude, I., Akademiestraße 12, wurde nach den Plänen Theophil
Hansens auf einer Area von 1953 m2 erbaut. Es enthält 16 Lehrsäle, das Warenmuseum (in
zwei großen Sälen), das chemische Laboratorium, das Warenlaboratorium, das physikalische,
das geographische und das naturhistorische Kabinett, zwei Bibliotheken und zahlreiche andere
Räume, die teils für Unterrichtszwecke, teils für die Verwaltung der Anstalt, teils für Woh-
nungen (des Direktors, der Diener) bestimmt sind. Die Anstalt hat einen Fassungsraum für
800 Studierende. K.
IV. MITTELSCHULEN.
Wien zählte im Jahre 1848 vier Gymnasien, von denen drei von den Piaristen und das
vierte von den Benediktinern des Schottenstiftes geleitet wurden. Im Jahre 1849 erhielten die
Mittelschulen eine provisorische neue Organisation durch die vom Ministerialräte F. Exner und
Prof. H. Bonitz (aus Stettin berufen) stammende Reform, welche mit dem Allerhöchsten Hand-
schreiben vom 9. Dezember 1854 genehmigt wurde. Im Jahre 1864 besaß Wien außer dem
Theresianischen Gymnasium 4 öffentliche Obergymnasien und 5 Realschulen, im Jahre 1875
10 Gymnasien, 7 Realschulen; im Jahre 1889 15 Gymnasien und 10 Realschulen. Gegen-
wärtig (1903/04) bestehen 16 k. k. Staatsgymnasien, 1 Privat-Untergymnasium mit zusammen
6722 Schülern, 13 k. k. Staatsrealschulen, 4 Privat-Unterrealschulen mit zusammen 6759 Schülern
und außerdem 6 Mittelschulen für die weibliche Jugend (Mädchenlyzeen).2) Einige dieser An-
stalten werden nachstehend beschrieben.
A. Gymnasien.
K. k. akademisches Gymnasium, I., Christinengasse 6.
Dieses Gymnasium wurde im Jahre 1552 von den Jesuiten im Dominikanerkloster
eröffnet, im Jahre 1555 in das ehemalige Karmeliterkloster Am Hof und im Jahre 1622 in die
') Denkschrift über die Entwicklung; des österreichischen Handelsschulwesens. Alfred Holder, Wien 1899.
2) Nähere Daten über die Entwicklung der Mittelschulen siehe „Wien 1848 — 1888", herausgegeben vom Gemeinderate der
Stadt Wien, Absatz I: „Die Schule" von Dr. Emanuel Hannak.
198 Gebäude für Bildung und Unterricht.
Universität verlegt. Seit 1773 ist es eine Staatsanstalt; im Jahre 1816 wurde das Gymnasium
den Piaristen übergeben, im Jahre 1850 zum Obergymnasium erweitert und mit weltlichen
Lehrern besetzt. Im Jahre 1 866 erhielt das Gymnasium ein neues Gebäude, welches nach
dem Projekte Friedrich von Schmidts in den Jahren 1863 — 1866 gebaut wurde.
Das von allen vier Seiten freistehende Gebäude ist in gotischem Stile, in Ziegelrohbau,
der Sockel und sämtliche Gesimse und sonstige Konstruktionsteile sind aus Sandstein aus-
geführt. Die Hauptfassade ist reicher als die drei Seitenfassaden ausgestattet. Dagegen ist
die Innenarchitektur wesentlich reicher durchgeführt; den Glanzpunkt der architektonischen
Ausstattung bildet die große, 25 m lange und 15 m breite, im zweiten Stocke liegende Aula. ])
Die Baukosten betrugen 1,074.000 K, wovon auf die innere Einrichtung 50.000 K entfallen.
Im Jahre 1903 '04 betrug die Zahl der Schüler 478.
K. k. Gymnasium der Benediktiner zu den Schotten, I., Freiung 6.
Als infolge Vereinigung des Jesuiten-Gymnasiums mit der Universität (1622) das Profeß-
haus der Jesuiten Am Hof eines Gymnasiums entbehrte, stiftete Feldmarschall Graf Rudolf
von Teuffcnbach 1650 daselbst ein neues Gymnasium, hauptsächlich wegen Überfüllung des
akademischen Gymnasiums. Bei Aufhebung des Jesuitenordens 1773 wurde es mit dem aka-
demischen Gymnasium vereinigt, aber 1775 als kaiserliches Gymnasium zu St. Anna wieder
eröffnet, 1807 von den Benediktinern des Schottenstiftes übernommen, 1849 als Ober-
gymnasium organisiert. Die bauliche Anlage bietet nichts Bemerkenswertes; im Jahre 1904
betrug die Zahl der Schüler 352. 2)
K. k. Sophien-Staatsgymnasium, II., Zirkusgasse 48.
Das Gebäude wurde in den Jahren 1897/98 nach dem Entwürfe des Baurates Gustav
Sachs vom Hochbaudepartement des Ministeriums des Innern ausgeführt. Im Schuljahre 1899/1900
begann der Unterricht daselbst. Das auf einer Mittelparzelle aufgeführte Gebäude, dessen
Gassenfront 38-50 m lang ist, besitzt einen Gassentrakt und einen Gartentrakt, welche durch
zwei kürzere Quertrakte verbunden sind. An den Gartentrakt schließt sich ein einseitiger Flügel-
bau mit der Turnhalle und dem darüberliegenden Festsaale an.
Das Schulgebäude ist im Renaissancestile architektonisch und dekorativ einfach aus-
geführt. Für die Beleuchtung ist ausschließlich Gas (für die Unterrichtsräume Gas-Auer-Licht
mit Reflexschirmen) und nur im Physiksaale zu experimentellen Zwecken ein elektrischer
Strom eingeführt. Die Beheizung sämtlicher Schulräume und Gänge wird durch eiserne Regulier-
füllöfen bewirkt. Die Kosten des neuen Schulgebäudes inklusive der Inneneinrichtung be-
trugen rund 540.000 K. Im Jahre 1903/04 belief sich die Zahl der Schüler auf 480, welche
in acht Stamm- und vier Parallelklassen untergebracht sind.;i)
K. k. Staatsgymnasium, III., Sophienbrückengasse 22.
Dieses wurde 1869 als Real-Obcrgymnasium errichtet; seit dem Jahre 1877/78 ist das-
selbe ein normales Gymnasium. Das zweistöckige Anstaltsgebäude, in welchem auch die
Lehrerbildungsanstalt untergebracht ist, steht im Garten des Rasumofsky-Palais. Im Jahre
1903/04 hatte die Schule acht Stamm- und vier Parallelklassen mit zusammen 544 Schülern.
Das k. k. Elisabeth-Staatsgymnasium, V., Rainergasse 33 und Kriehubergasse 28 (Abb. 305 1.
wurde im Jahre 1878 mit den ersten zwei Klassen in dem Gebäude des Piaristcnkollegiums
zu St. Thckla eröffnet. Im Jahre 1885 war das Gymnasium auf acht Klassen vervollständigt.
Da jedoch die bisherigen Schulräume für die Bedürfnisse der Anstalt zu klein waren, genehmigte
das k. k. Ministerium für Kultus und Unterricht im Jahre 1893 die Durchführung des Gymnasial-
baues im V. Bezirke nach den vom damaligen k. k. Baurat Theodor Hödl entworfenen Skizzen.
Das Detailprojekt wurde vom technischen Departement der k. k. niederösterrcichischen Statt-
halterei ausgearbeitet. Die Baukosten betrugen 352.000 K, diejenigen für die innere Einrichtung
38.000 K. Die Schule hatte 1903/04 acht Stamm- und vier Parallelklassen mit zusammen
') Eine detaillierte Beschreibung ist im „Technischen Führer durch Wien", herausgegeben von Prof. Dr. E. Wink ler, 1S74.
sowie in Klascns „Grundrißvorbildcr von Schulgebäuden", 1S84, veröffentlicht.
2) Jahrbuch des höheren Unterrichtswesens in Österreich. 1903, XVI. Jahrgang.
') Eine detaillierte Beschreibung wurde vom Regierungsrat Dr. Gustav Waniek, k. k. Direktor, im Jahresberichte 1901 dieser
Schule veröffentlicht. Försters Bauzeitung. 1904.
Mittelschulen.
199
407 Schülern. ') Als Bauleiter fungierte
A. Ender zugeteilt war.
k. k. Oberingenieur J. Bacher, welchem Ingenieur
K. k. Staatsgymnasium, VIII., Piaristengasse 45.
Im Jahre 1701 wurden sowohl die Volksschule als auch zwei Grammatikalklassen (Parva
und Principia), welche in dem südlichen Trakte des im Jahre 1698 in Angriff genommenen
Piaristenklosters untergebracht wurden, eröffnet. Seit dem Jahre 1849 ist diese Schule als
Obergymnasium organisiert und im Jahre 1870 wurde sie verstaatlicht. Für die Räume ent-
richtet der Staat einen mäßigen Mietzins an das Piaristenkollegium. 2) Die Schule hatte 1903/04
acht Stamm- und vier Parallelklassen mit zusammen 561 Schülern.
Das k. k. Maximilians-Gymnasium, IX., Hörigasse,
wurde im Jahre 1869 auf Rechnung des Wiener Stadtkonviktfonds nach Plänen des Architekten
von Ferstel erbaut und am 16. Oktober 1871 als Real-Obergymnasium eröffnet. Seit 1877/78
ist diese Anstalt ein normales Gymnasium mit obligatorischem Zeichenunterricht im Unter-
gymnasium. Das Gebäude enthält auch Mietwohnungen, doch sind die vermieteten Ubikationen
vollständig von den Schulräumen getrennt. Im Parterre befindet sich der 1970 m lange, 8-77 m
breite, 4-82 m hohe Turnsaal und darüber ein ebenso großer, jedoch 6-90 m hoher Festsaal
(Aula). Das Parterre enthält sieben Klassenzimmer, die Direktionskanzlei, Konferenzzimmer, ein
Zimmer für die Schulbibliothek, eine Schuldienerwohnung und einen Turnsaal. Im ersten
Stockwerke befinden sich fünf Klassen, das chemische Laboratorium, die Lehrerbibliothek, der
naturhistorische Lehrsaal, ferner ein Zeichensaal und der physikalische Lehrsaal. Im Souterrain ist
die Wohnung des Aushilfsdieners und im zweiten Stocke die Wohnung des Anstaltsdirektors,
mit separaten Wendeltreppen. Die Höhe der Unterrichtsräume beträgt im Lichten 4'74m. Die
Lehrräume sind mit Öfen beheizt, wogegen der Turnsaal und die Aula eine gesonderte, im
Souterrain untergebrachte Heizvorrichtung haben. Die Schule hatte 1903/04 acht Stamm- und
vier Parallelklassen mit 446 Schülern.3)
K. k. Karl Ludwig-Staatsgymnasium, XII., Rosasgasse 1.
Am 17. September 1883 wurde das von der Gemeinde neu-
errichtete „Kommunal-Gymnasium in Unter-Meidling" eröffnet und
am 1. Jänner 1889 wurde es in die Staatsverwaltung übernommen,
wobei sich die Ge-
meinde verpflichtete, |— r
für den Neubau des
Gymnasiums 20.000 K
und den Bauplatz zu
geben. Am 1. Septem-
ber 1892 übersiedelte
die Anstalt aus dem
bisherigen Schulhause
in das neue Gebäude,
welches auf Grund des
im Departement für
Hochbau vom Ober-
baurate Edlen von
Rezori verfaßten Pro-
jektes im Jahre 1892
aus Staatsmitteln er-
richtet wurde. Den
Bau leitete der dama-
lige Oberingenieur der
niederösterreichischen Statthalterei Hermann Wehrenfennig. Die Baukosten betrugen rund
L Lehrzimmer. O Garderobe. B Bibliothek. T Turnsaal.
Abb. 305. Staatsgym i isium im V. B;zi rk e . Ebenerd. 1 : 800.
Abb. 306. Staatsgymnasium in
Hietzing. Erster Stock. 1:800.
1) Näheres siehe „österreichische Monatsschrift für den öffentlichen Baudienst". 1895, Heft 1.
2) Eine ausführliche Beschreibung über die Gründung des Kollegiums und des Gymnasiums der Piaristen in Wien ist vom
jetzigen Direktor, Regierungsrat Pius Knöll, in der „Festschrift zur Feier des zweihundertjährigen Bestandes des k. k. Staatsgymnasiums
im VIII. Bezirke Wien" erschienen.
') Näheres ist im Jahresberichte 1895,96 enthalten.
200
Gebäude für Bildung und Unterricht.
381.000 K, wovon auf die innere Einrichtung 40.000 K entfallen. Die Schule hatte 1903 04
acht Stamm- und drei Parallelklassen mit zusammen 401 Schülern. ')
K. k. Staatsgymnasium, XIII., Fichtnergasse (Abb. 306».
Das Anstaltsgebäude wurde auf Grund des im Departement für Hochbau im Ministerium
des Innern vom Baurat Alois Koch verfaßten Projektes in den Jahren 1899/1900 unter Bau-
leitung des damaligen k. k. Ingenieurs Emil Artmann aus Staatsmitteln aufgeführt. Das Ge-
bäude enthält zwölf Lehrzimmer, zwei Reservezimmer, einen Zeichensaal nebst Modellier-
zimmer, Physiksaal nebst anschließenden Räumen für die physikalischen und naturhistorischen
Sammlungen, die Wohnung des Direktors, die Direktionskanzlei mit Vor- und Wartezimmer,
das Konferenzzimmer, die Bibliothek, Dienerwohnungen, ferner Exhortensaal und Turnhalle.
Die Beheizung der Räume geschieht durch die Zentral-Niederdruckdampfluftheizung, für die
Beleuchtung ist das diffuse Gas-Auer-Licht mit Reflexschirmen (diffuse Beleuchtung) in Ver-
wendung. Die Kosten des Gebäudes einschließlich der inneren Einrichtung beliefen sich auf
rund 438.000 K, jedoch ohne Baugrund, der unentgeltlich in das Eigentum des Ärars von
Privaten abgetreten wurde. Anzahl der Schüler 346. -)
K. k. Staatsgymnasium, XIX., Gymnasiumstraße 83 (Abb. 307).
Dieses Gymnasium wurde 1835 als Kommunal-Untergymnasium errichtet und im
Jahre 1899 zum Obergymnasium erweitert. Vom 1. September 1895 an wurde die Anstalt in
die Staatsverwaltung übernommen. Das zwei Stock hohe Gebäude,
welches im Jahre 1887 nach dem Projekte des Architekten Karl
Hinträger erbaut wurde, ist freistehend, besitzt einen Vor- und
Schulgarten, und enthält außer den Schullokalitäten und der Turn-
halle die Direktorswohnung, welche einen separaten Eingang von
dem Schulgarten aus besitzt, und die Schuldiencrswohnung. Das
Gebäude, welches Eigentum der Gemeinde ist, steht dem Staate
unentgeltlich zur Verfügung. Die Gesamtkosten des Baues betru-
gen 150.000 K. Die Anzahl der Schüler war 342. :J)
L Lehrzimmer, DW Direktions-
wohnung. T Turnsaal.
Abb. 307.Obergymnasium in Döbling.
Ebenerd. 1:800.
B. Realschulen.
K. k. Staatsrealschule, I., Schottenbasteigasse 7.
Eine der ersten Realschulen Wiens wurde im Jahre 1861 als
Kommunal-Unterrealschule im IX. Bezirke, Grüne Torgasse, im
Gemeindehause errichtet. In den Jahren 1876 und 1877 wurde, da das alte Gebäude bald
nicht mehr ausreichte, das jetzige Schulgebäude, Schottenbasteigasse 7, nach den Entwürfen
des städtischen Baurates Paul aufgeführt. Die Gesamtbaukosten des Hauses betrugen 500.000 K,
in welcher Summe die Kosten für die Inneneinrichtung und für die Zentralheizanlage mit er-
wärmter Luft inbegriffen sind. Das Gebäude, welches Eigentum der Gemeinde ist, steht dem
Staate unentgeltlich zur Verfügung. Im Jahre 1903/04 war die Schule von 581 Schülern
besucht.4)
K. k. Staatsrealschule, II., Vereinsgasse 21.
Diese Realschule ist durch Erweiterung der früher bestandenen Unterrealschule 1871 ent-
standen und wurde 1872 zur Oberrealschule erweitert. Das gegenwärtig in der Vereinsgasse
stehende Schulgebäude wurde auf Grund des im Hochbaudepartement des k. k. Ministeriums
des Innern vom k. k. Oberingenieur Josef Schiedt verfaßten Projektes in den Jahren 1874
bis 1875 neu erbaut und im September 1875 bezogen. Nebst den Unterrichtsräumen, der
Wohnung für den Direktor und den drei Schuldienerwohnungen enthält das Gebäude eine
geräumige Turnhalle und eine darüber befindliche, 500 Schüler fassende Aula. Besondere Be-
achtung verdienen die Dimensionen der Räume; sämtliche Unterrichtslokalitätcn sind 4'80 m
im Lichten hoch, die Lehrzimmer sind 6'32 m, die Zeichensäle 6-64 m tief, die Gänge sind
') Ausführliche Beschreibung des Gymnasialgebäudes ist im Jahresberichte 1893 enthalten.
J) Näheres ist im Jahresberichte 1901 veröffentlicht.
') Näheres „Allgemeine Bauzeitung". Jahrgang 188S, Heft 12.
') Näheres in den Jahresberichten 1S7S und 1886.
Mittelschulen.
201
im Haupttrakte 316 m und in den Seitentrakten 2-92 m breit. Die Schule hatte im Jahre 1903/04
sieben Stamm- und sieben Parallelklassen mit zusammen 597 Schülern. ')
K. k. Staatsrealschule, IV., Waltergasse 7.
Mit dieser Realschule ist gegenwärtig eine gewerbliche Fortbildungsschule für Lehrlinge
und Gehilfen verbunden. Am 19. November 1855 wurde sie als Kommunal-Realschule eröffnet
und vom 1. September 1894 an von der Staatsverwaltung übernommen.
Das zweistöckige Gebäude wurde im Jahre 1855 nach dem Entwürfe des Architekten
Ferdinand Fellner von der Kommune Wien erbaut und im Jahre 1871 durch einen nach dem
Projekte des Oberingenieurs G. Hausmann ausgeführten Zubau auf seine jetzige Ausgestaltung
gebracht. Das Gebäude, welches Eigentum der Gemeinde ist, steht dem Staate unentgeltlich
zur Verfügung. Im Jahre 1903 04 hatte die Schule
sieben Stamm- und sechs Parallelklassen mit zu-
sammen 592 Schülern.2)
Die k. k. Staatsrealschule, V., Ramperstorffergasse 52,
wurde im Jahre 1875 als Unterrealschule errichtet
und vom Jahre 1902 an zur Oberrealschule erweitert.
Im Anfang war die Staatsrealschule in einem ge-
mieteten Zinshause untergebracht. Im Jahre 1902
wurde nach dem vom Statthalterei-Hochbaudeparte-
ment ausgearbeiteten Projekte ein neues Schulgebäude
aus Staatsmitteln erbaut. Als Bauleiter war der k. k.
Statthalterei-Ingenieur Mayer bestellt. Für den Bau sind
477.500 K, für die innere Einrichtung 60.000 K be-
willigt worden. Die Schule hatte 1903/04 sechs Stamm-
und vier Parallelklassen mit zusammen 433 Schülern.
K. k. Staatsrealschule, VI., Marchettigasse 3 (Abb. 308).
Diese Realschule war im Jahre 1854 als Kom-
munal-Unterrealschule errichtet und 1880 zur Ober-
realschule erweitert worden. In den Jahren 1879 bis
1881 wurde ein neues Gebäude für die Realschule
nach den Plänen des Architekten Siebreich von der
Gemeinde Wien erbaut und 1881 eröffnet. Am
1. September 1896 wurde diese Kommunal-Oberrealschule in die Staatsverwaltung über-
nommen. Das Schulhaus bildet mit der Webeschule ein geschlossenes Viereck, wovon drei
Seiten der Oberrealschule zugewiesen sind. Die vier Gebäudetrakte schließen einen 34 m
langen und 26 m breiten Hof ein. Der gegen die Marchettigasse gelegene Haupttrakt ist drei-
stöckig, der gegen Süden gelegene Trakt einstöckig und der nördliche Seitentrakt zweistöckig.
Die Schule hatte 1903/04 sieben Stamm- und vier Parallelklassen mit zusammen 494 Schülern. a)
ZS Zeichensaal.
MC Modellkabinett.
Nh M Naturhistorisches
Museum.
CfZ Konferenzzimmer.
KZ Direktionskanzlei.
D rW Direktorswohnung.
LZ Lehrzimmer.
Abb. 308. Oberrealschule im VI. Bezirke.
Erster Stock. 1 : 800.
Die k. k. Staatsrealschule, VII., Neustiftgasse,
ist mit einer gewerblichen Fortbildungsschule verbunden. Diese Anstalt wurde im Jahre 1851
aus der seit 1815 mit dem k. k. Polytechnischen Institute vereinigt gewesenen „Realschule des
k. k. Polytechnischen Institutes in Wien" J) errichtet. Das Schulgebäude befand sich früher
im Hause Westbahnstraße 25.'"') Im Jahre 1874 wurde der Unterricht in diesem Gebäude ge-
schlossen und am 15. Mai 1874 begann derselbe im neuen zweistöckigen Schulgebäude Neu-
stiftgasse. Das Projekt und die Ausführung des Gebäudes stammt vom Architekten Stattler.
') Eine nähere Beschreibung mit Grundrißplänen des Gebäudes ist im Jahresberichte 1876 veröffentlicht.
*) Eine nähere Beschreibung mit Abbildung des Parterregrundrisses findet sich im „Technischen Führer durch Wien", 1874,
vom Prof. Dr. E. Winkler.
3) Näheres findet man im Jahresberichte 1882, erstattet vom Direktor Dr. Anton Kau er.
4) Siehe Aufsatz von Prof. Johann Engel, „Zur Geschichte der Realschule Wien" im Jahresberichte 1851 52, und den Aufsatz
vom jetzigen Direktor Regierungsrat Karl Klekler, „Zur Geschichte der österreichischen Realschule unter der Regierung Franz
Josef I." in der Zeitschrift für das Realschulwesen, 18y8.
5) Näheres über das Gebäude im Aufsatz vom Prof. Moritz Kuhn, „Vorgeschichte, Gründung und Geschichte der Schotten-
felder Oberrealschule" in der Festschrift zum 50. Jahresberichte der Schottenfelder k. k. Staatsrealschule.
202
Gebäude für Bildung und Unterricht.
Diese k. k. Staatsrealschule besitzt
zwölf Lehrzimmer, vier Zeichensäle mit
zehn, ein Modellierzimmer mit drei Neben-
räumen, einen großen Turnsaal, je ein
eigenes Lehrzimmer für Physik und Chemie,
drei Räume für physikalische, zwei für die
naturgcschichtlichcn Sammlungen, ein
Handlaboratorium mit Wagzimmer und
Destillicrkammcr, ein Schülerlaboratorium,
Direktionskanzlci und Konferenzzimmer mit
je einem Vorzimmer, eine Direktors- und
eine Dienerswohnung. Alle Räume werden
von der Zentral -Warmwasserheizung be-
heizt. Im Jahre 1903/04 hatte die Schule
sieben Stamm- und sieben Parallelklassen
mit 640 Schülern.
K. k. Staatsrealschule, X., Jagdgasse 40.
Für den Neubau der Realschule
wurde auf Grund der im Departement für
Hochbau im k. k. Ministerium des Innern
vom k. k. Baurat Gruber verfaßten Projekt-
skizzen das Detailprojekt bei der k. k. n.-ö.
Statthalterci vom Baurat F. Wagner verfaßt
und der Bau am 1. September 1902 fertig-
gestellt. Die Baukosten beliefen sich auf
460.000 K, die der Inneneinrichtung auf %
50.000 K. 1903/04 hatte die Schule zwei
Stammklassen mit zus. 241 Schülern.1)
K. k. Staatsrealschule, XV., Henrietten-
platz (Abb. 309, 310).
Im Jahre 1872 wurde diese Anstalt
eröffnet und seit 1878/79 zur Oberreal-
schule erweitert. Der Fassungsraum ist auf
600 Schüler berechnet. Das aus Gemeinde-
mitteln erbaute Gebäude wurde nach dem
Entwürfe des Architekten k. k. Professor
V. Luntz in den Jahren 1876 — 1877 unter
der Leitung des k. k. Oberingenieurs E. Schönbichler durchgeführt. Die Baukosten betrugen
480.060 K und diejenigen für innere Einrichtung 57.000 K. Die Schule hatte 1903/04 sieben
Stamm- und sechs Parallelklassen mit zusammen 603 Schülern.-)
Die k. k. Staatsrealschule, XVIII., Schopenhauerstraße 49,
wurde am 15. Oktober 1879 als Unterrealschule und im Jahre 1884 als Oberrealschule
errichtet. Die Schule hatte 1903/04 sieben Stamm- und fünf Parallelklassen mit zusammen
578 Schülern. Das Gebäude, welches Eigentum der Gemeinde ist, steht dem Staate unentgelt-
lich zur Verfügung.
Abb. 309. Oberrealschule, XV., Henricttenplatz.
V Vestibül.
SL Schülerlaboratorium.
HL Handlaboratorium.
C Chemischer Hörsaal.
MS Modellsammlung.
L Lehrzimmer.
T Turnsaal.
Jfenrietten Dia fz
Abb. 310. Oberrealschule. XV., Henriettenplatz. Ebenerd. 1:800.
Die k. k. Franz Josef-Staatsrealschule, XX., Unterbergergasse 1 (Abb. 311),
wurde als Unterrealschule 1875 errichtet und 1895 zur Obcrrealschule erweitert. Bis zum
Ausgange des Schuljahres 1899/1900 war sie in einem Privathause des II. Bezirkes, Glockcn-
gasse 2, untergebracht. Vor Beginn der Sommerferien 1899/1900 übersiedelte die Anstalt
in das neue Schukrebäude Unterber^erg-assc 1. Das neue, zwei Stock hohe Gebäude liegt
') Die Beschreibung des Schulgcbäudes ist im Jahresberichte 1903 vom Direktor Dr. Alois Würzner veröffentlicht.
'-) Austührliche Beschreibung findet sich in der Allgemeinen Bauzeitimg, Jahrgang 1SS0. sowie auch im Jahresberichte 1SS0
veröffentlicht.
Mittelschulen.
203
A Kustoszimmer.
Ph S Pysikalische Sammlung.
Ng Naturhistorische Sammlung.
Ph Lchrzimmer für Physik.
N Lehrzimmer für Natur-
geschichte.
Ch Lehrzimmer für Chemie.
T Turnsaal.
Abb. 311. K. k. Franz Josef-Staatsrealschule. Ebenerd. 1:800.
in der Wasner-, Unterberger- und Karajan-
gasse, also von drei Seiten frei, an der
vierten (Nachbarscitc) ist die Turnhalle auf-
geführt. Der Festsaal ist im zweiten Stocke.
Auf Grund des im Hochbaudeparte-
ment im k. k. Ministerium des Innern vom
damaligen Oberingenieur Karl Donda aus-
gearbeiteten Skizzenprojektes wurde vom
k. k. Baurat Alois Koch das Detailprojekt
für die neue Realschule verfaßt. Der Bau
wurde unter Oberleitung des Hofrates
Emil Ritter von Förster aus Staatsmitteln
ausgeführt. Die Baukosten betrugen rund
481.700 K, diejenigen für innere Einrich-
tung rund 65.800 K. Schülerzahl 56 1.1)
C. Mittelschulen für die weibliche
Jugend.
Das Mädchen-Lyzeum des „Wiener Frauen-
erwerbsvereines, VI., Rahlgasse 4,
wurde im Jahre 1861 gegründet, 1901/02
organisiert und hat 1891 das Öffentlichkeitsrecht erhalten. Heute besitzt selbes sechs Klassen
mit 250 Schülerinnen.
Das Mädchen-Lyzeum Dr. Eugenie Schwarzwald, I., Kohlmarkt 5,
wurde 1873 als Volks- und Bürgerschule gegründet, im Jahre 1888 in ein Lyzeum umgewandelt,
1891 mit Mädchengymnasium verbunden. Daneben bestehen noch Fortbildungskurse. Besucht
wird das Lyzeum von 130, das Gymnasium von 30 und die Fortbildungskurse von 40 Schülerinnen.
Das Mädchen-Lyzeum Luithlen, I., Tuchlauben 18,
wurde 1861 gegründet; seit 1883 ist es eine Volks- und Bürgerschule mit Fortbildungskursen,
seit 1890 Mädchen-Lyzeum mit einer vierklassigen Vorbereitungsschule mit Öffentlichkeitsrecht.
Es zählt 163 Schülerinnen am Lyzeum und 57 in den Volksschulklassen.
Seit 1890 ist es
Das Mädchen-Lyzeum, V., Nikolsdorfergasse 8,
wurde 1869 als Volks- und Bürgerschule mit Fortbildungskursen gegründet.
ein sechsklassiges Lyzeum mit vier Vorbereitungsklassen. 49 Schülerinnen.
Die Private gymnasiale Mädchenschule, I., Hegelgasse 12,
wurde 1892 von dem „Verein für erweiterte Frauenbildung" gegründet. Die Anstalt umfaßt
seit 1902/03 sieben Klassen, von denen drei das Unter- und vier das Obergymnasium bilden.
161 Schülerinnen.
Das Mädchen-Lyzeum des Schulvereines für Beamtentöchter, VIII., Langegasse 47,
wurde 1890 als höhere Töchterschule gegründet, seit 1901/02 besitzt es Öffentlichkeitsrecht.
356 Schülerinnen. Das Gebäude, in welchem nebst der höheren Töchterschule noch die
Handelsschule untergebracht ist, gehört dem „Schulverein für Beamtentöchter" und wurde in
den Jahren 1892 und 1893 nach den Plänen des Architekten Karl Bringmann und des da-
maligen k. k. niederösterreichischen Statthalterei-Oberingenieurs Silvester Tomßa ausgeführt;
die Bausumme betrug rund 306.000 K. Im Jahre 1903 wurde auf das Gebäude das dritte Stock-
werk aufgesetzt. Baukosten 40.000 K. Karl Donda.
') Nähere Beschreibung mit sieben Abbildungen vom k. k. Direktor und Regierungsrat Richard Trampler im Jahresberichte
von 1901 veröffentlicht.
204 Gebäude für Bildung und Unterricht.
V. GEWERBLICHE LEHRANSTALTEN.
Das gewerbliche Bildungswesen in Österreich zerfällt in drei Gruppen von Anstalten,
welche sich mit der Vorbildung, der Ausbildung und Fortbildung von Angehörigen des Ge-
werbestandes befassen. Bei einzelnen Instituten und Schulcinrichtungen treten die hier auf-
gezählten Zwecke als Ziel der Organisation untereinander verbunden oder mannigfaltig mit-
einander verflochten auf. Die gewerblichen Abend- und Sonntagsschulen, Fortbildungsschulen,
welche Lehrlingen der Meisterlchre eine theoretische Ergänzung ihrer Befähigung bieten sollen,
unterliegen in Niederösterreich, daher auch in Wien, der Landesgesetzgebung. Für ihre räum-
liche Unterkunft ist ausnahmslos durch bestehende Volks- und Bürgerschulgebäude vorgesorgt.
Manche dieser Fortbildungsschulen sind auch in Realschulen und Gymnasien untergebracht.
Selbständige Gebäude für gewerbliche Fortbildungsschulen existieren nicht, daher treten
dieselben auch äußerlich nicht in die Erscheinung und können daher auch nicht Gegenstand
der weiteren Erörterung in diesem Buche bilden. Die Spezialschulen, Fachschulen mit Tages-
unterricht zum Zwecke der Ausbildung von gewerbetreibenden jungen Leuten sind durch
eine Anzahl von Beispielen in Wien vertreten. Schulgebäudc, für diese Anstalten speziell er-
richtet, bestehen nicht, daher entzieht sich auch diese Gruppe der Schulen der Erörterung
an diesem Platze. Der Hoftrakt eines Gebäudes in der Marchettigasse, in welchem die Fach-
schule für Textilindustrie untergebracht ist, bildet eine bedeutungslose Ausnahme von dem
eben Gesagten. Für Staatsgewerbeschulen, das sind Bündel von Fachschulen mit vorwiegend
theoretischem Unterrichte für die Ausbildung von künftigen Angehörigen der mechanisch-
technischen, bautechnischen oder kunstgewerblichen Produktionsrichtung bestehen zwei Bei-
spiele in Wien, und zwar die höhere Staatsgewerbeschule mechanisch und bautechnischer
Richtung im I. Bezirke und die Staatsgewerbeschule (niedere Staatsgewerbeschule) oder Werk-
mcisterschule mechanisch-technischer Richtung im X. Bezirke. Das Gebäude der ersteren ist nach
den Plänen der Architekten Avanzo und Lange erbaut, die Baulichkeiten für das letztere
Institut rühren vom Stadtbauamte her. Eine Anstalt, welche einen Rang zwischen der Mittel-
schule und der Hochschule einnimmt, ist das k. k. Technologische Gewerbe-Museum in Wien,
welches in einem Gebäudekomplex untergebracht ist, der von vier Straßen umgeben wird,
Währingerstraße, Prechtlgasse, Severin- und Eisengasse, und aus einer Anzahl von Gebäuden
besteht, die in verschiedenen Perioden entstanden sind. Bevor auf die Details dieses Baues
eingegangen wird, soll hier eine Darstellung der Vorgeschichte des Institutes gegeben werden,
welche einen Ausfluß aus der Entwicklungsgeschichte des gewerblichen Bildungswesens bildet.
Bei der gewerblichen Produktion, welche bis zu Ende des 18. Jahrhunderts Handwerk
oder Manufaktur war, trat bekanntlich durch die Einführung der Dampfmaschine eine neue
Produktionsform auf den Plan, gekennzeichnet durch die Kraftmaschine, die Werkzeug- und
Arbeitsmaschine und das Prinzip der Teilung der Arbeit, mit einem Worte: die Fabrik. Der
Fabriksarbeiter wurde aber ausschließlich durch (natürliche Verjüngung) Inzucht gewonnen.
Niemand verfiel auf den Gedanken einer wissenschaftlichen Vorbereitung, einer planmäßigen
Erziehung des Arbeiternachwuchses. Dabei trat die Fabrik gegenüber der Werkstätte des
Handwerkers so in den Vordergrund, daß die letztere fast ganz in Vergessenheit geriet. Viele
Produkte des Gewerbefleißes übernahm völlig die Fabrikation und eine Gruppe von Gewerbe-
betrieben nach der anderen verschwand. Die auf den neu erfundenen Maschinen und chemi-
schen Prozessen beruhende Produktion des 19. Jahrhunderts ist in unaufhaltsamer, außer-
ordentlich rascher Zunahme begriffen, stand auffallend im Vordergrund des Interesses, gestaltete
so sehr von Grund aus alle Verkehrsformen, das öffentliche Leben und die Anschauungen
um, daß die oberflächlich Beobachtenden zu der Ansicht gelangten, man könne alles Weitere
dem freien Spiel der Kräfte überlassen. Stellte sich irgendwo ein Mangel ein, so trachtete
man, ihm unmittelbar abzuhelfen. Und so waren es zunächst die Bedürfnisse, die sich in der
Großindustrie fühlbar machten, denen man Rechnung zu tragen suchte. Bei dem Ingenieur-
wesen, wie es der Hoch-, Straßen-, Wasser-, Brücken- und Eisenbahnbau zeitigte und wie es
das Maschinenwesen bedurfte, ging es mit der natürlichen Verjüngung des Nachwuchses gar
nicht. Die polytechnischen Institute, die Akademien für einzelne technische Zweige, später die
technischen Hochschulen lieferten den zukünftigen Ingenieur, während dem Arbeiterstandc
nur der bloß empirisch Ausgebildete eingereiht werden konnte. Die Fälle, daß der Praktiker,
sich selbständige theoretische Kenntnisse erwerbend, zum Range eines Ingenieurs aufstieg,
gehörten zu den Seltenheiten und werden dann oft nur in der Geschichte der Erfindungen
Gewerbliche Lehranstalten.
205
Abb. 312. Technologisches Gewerbemuseum.
aufgezählt. Es sind Ausnahmen, bei denen eine gottbegnadete Begabung den Schulsack überbot.
Während das Fabriks- und Verkehrswesen durch die ihm direkt dienenden Lehranstalten über
wissenschaftlich ausreichend vorgebildete Kräfte verfügte, blieben die Gewerbebetriebe und
die Handwerksstätten, ohnehin hart bedrängt durch die Fabrikskonkurrenz, ganz ohne jede
Hufe von außen.
Um die Mitte des 19. Jahrhunderts erkannte man ziemlich allgemein im mittleren und
westlichen Europa die dringende Notwendigkeit, dem, was vom Gewerbe und Handwerk
übrig geblieben war, zu Hilfe zu eilen. Zuerst waren es die gewerblichen Fortbildungsschulen,
allgemeine und fachliche, die den für das Gewerbe bereits gewonnenen Knaben oder Mädchen
eine Ergänzung der Volksschullehrfrüchte im Hinblicke auf allgemeine Bildung und eine Er-
gänzung der in der Meisterlehre mühselig und oft in unzureichendem Maße erlangten Routine
in fachlicher Richtung zu bieten geeignet waren. Dem Zeichnen wurde das Hauptaugenmerk
zugewendet, mit Recht, denn die Meisterlehre befaßte sich nicht damit. Dann bemerkte man
auch andere Mängel. So war die Aufstellung von Voranschlägen, die sogenannte Kalkulation,
eine der Hauptgrundlagen der Geschäftsabschlüsse in einer Fabrik, im Werkstättenbetriebe des
kleinen Unternehmers, des Handwerkers, fast gänzlich unbekannt. Sie wurde nie erlernt, oder
ging verloren. Ähnliches kann man von der Buchhaltung sagen, ohne die ein größerer Betrieb
schon wegen der bestehenden gesetzlichen Forderungen undenkbar ist. Das waren die auffälligsten,
die empfindlichsten Mängel, die dem rückständigen Gewerbe anhafteten. Man hatte sie, wie gesagt,
im Anfang der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erkannt und suchte ihnen durch die gewerb-
lichen Fortbildungsschulen abzuhelfen. Aber diese Maßregeln reichten nicht aus. Jene Gewerbe-
richtungen, welche auf mechanisch-technischer oder chemisch-technischer Grundlage beruhen
oder durch die Ergebnisse der Naturwissenschaften beeinflußt werden konnten, oder den
großindustriellen Betrieben als Hilfswerkstätten dienstbar waren, bedurften der ausgiebigen
Zufuhr wenn auch elementarer technischer Kenntnisse, die im Wege der Fortbildungsschule
nicht geleistet werden konnte. So entstand mit einer gesteigerten Einbeziehung aller graphischen
Fächer die Tagesschule für den gewerblichen Nachwuchs unter der Bezeichnung Gewerbe-
schule, Gewerkenschule, oder Handwerkerschule, oder gewerbliche Fachschule. Unter diesen
trat der Zahl und Bedeutung nach, vielleicht mit einer Überschätzung des natürlichen Bedarfes,
die kunstgewerbliche Fachschule, welche zur besonderen Pflege eines einzelnen oder einer
Gruppe von Kunstgewerben bestimmt ist, in den Vordergrund der öffentlichen Aufmerksamkeit
und der Fürsorge der Gesellschaft und der Regierung. Nach dezennienlangem und belobtem
206
Gebäude für Bildimg und Unterricht.
Abb. 313. Technologisches Gewerbemuseum. Galeriesaal.
Bestände mancher Arten von gewerblichen Bildungsanstalten zeigte sich, daß diese doch nicht
alles boten, was man vom Nachwuchs fordern mußte, und insbesondere fehlte den absol-
vierten Gewerbeschülern, die aus den theoretischen Tagesfachschulen hervorgingen, noch
mehr als den ausgelernten Lehrlingen die Präzision in der Handarbeit, das Verständnis in
der Anwendung der Werkzeuge, die Routine in der Bedienung der Maschine, die Zuverlässig-
keit in der Überwachung der chemischen Apparate und die Vorliebe für die praktischen
Seiten des Betriebes. Das auf der individuellen Leistungsfähigkeit des praktischen Gewerbe-
mannes beruhende Selbstgefühl und Standesbewußtsein war längst aus den Werkstätten ent-
schwunden, das politische Banausentum konnte hierfür keinen Ersatz bieten. Der einsichtsvolle
Konsument aber, der durch die Leistungen der Großbetriebe geschulte Konsument, erkannte
die Mängel der Gewerbebetriebe, welche sich dadurch schmerzlich erklären ließen, daß es
dem Gewerbestande an dem den heutigen Anforderungen entsprechenden Arbeiternachwuchse
fehle. Man erinnerte sich an die alten Meisterschulen, die selbst zur Zeit der Blüte der Zünfte
selten genug waren, dann aber und dort, wo der Meister ein Künstler war in seinem Fache,
Berühmtheit erlangten. Man erinnerte sich auch an die von Gemeinden, Regierungen oder
Regenten begründeten oder durch Privilegien und Subventionen mächtig geförderten Ateliers
und Bauhütten im weiteren Sinne des Wortes. Das subventionierte Atelier trat wieder in die
Erscheinung, diesmal von dem Ministerium für Kultus und Unterricht oder für Handel und
Volkswirtschaft ins Leben gerufen, organisiert, unterstützt und überwacht. Ohne Zusammen-
hang mit dem theoretischen Unterricht konnten sie sich aber nicht erhalten und hatten nur
eine Existenzberechtigung für relativ niedrig stehende Techniken, wie die Korbflechterei, die
Spitzenerzeugung, Strickerei und Stickerei und andere sogenannte Hausindustrien. Wenngleich
die Lehrwerkstätten oder subventionierte Ateliers als ausschließlich der praktischen Unter-
weisung dienende Institute sich nicht mehr bewährten, so hat doch anderseits die Angliede-
Gewerbliche Lehranstalten.
207
Abb. 314. Technologisches Gewerbemuseum. Lehrwerkstätte für Schlosserei.
rung der Lehrwerkstätte an die bisher ausschließlich ohne solche betriebene Gewerbeschule,
Zeichenschule oder Fachschule einen durchschlagenden Erfolg gehabt. Alle diese Organisationen
und Veranstaltungen betrafen die künstliche Erziehung des Nachwuchses.
Die Erfolge dieses Verfahrens abzuwarten, selbst dann, wenn es sich bereits das allge-
meine Vertrauen errungen hatte, ist immer eine mißliche Sache in unserer schnellebigen Zeit.
Es bedarf eben fast eines Menschenalters, bis der der gewerblichen Bildungsanstalt entwachsene
Jüngling zum führenden Gewerbetreibenden wird, der nicht nur den Ruf seines eigenen Be-
triebes begründet, seinen Namen ehrenvoll bekanntgemacht hat, sondern etwa gar gemein-
schaftlich mit Genossen den Ruf einer gewerblichen Richtung in einer Stadt oder in einem Lande,
die Beherrschung des Lokalabsatzes, die Begründung eines Exportes und die Wohlhabenheit und
wirtschaftliche Kraft der betreffenden Mittelstandsgruppe erzielt hat. Darüber geht ein Vierteljahr-
hundert vorbei, ein Vierteljahrhundert, in dem weltumstürzende technische Neuerungen auftreten,
die die gesamte Produktion und das Verkehrswesen revolutionieren. Also, um präzise zu sein, wäh-
rend wir im letzten Viertel des abgelaufenen Jahrhunderts mit Ungeduld auf die Wirkungen der
Gewerbeschulen und Fachschulen und der durch die Fortbildungsschule ergänzten Meister-
lehre warteten, um die Schlosserei, die Kunstschmiederei, die Bau- und Möbeltischlerei, die
Baugewerbe u. s. w. wieder auf einer befriedigenden Stufe zu sehen, haben — wenigstens in
den Produktionsmittelpunkten — die Erfindungen auf dem Gebiete der organischen chemischen
Technologie, die Photographie und die auf ihr beruhenden Reproduktionsverfahren, die Tele-
graphie durch ihre Tochtererscheinung, die Telephonie, die auf dem elektrischen Starkstrom
beruhende Umgestaltung des Straßenbahnwesens, die vielfache Ausnützung des Petroleums,
des Leuchtgases, des elektrischen Stromes, des Alkohols als Licht-, Wärme- und Kraftquellen,
unsere ganzen bürgerlichen Einrichtungen so verändert, daß wir uns kaum mehr in die Zeit
des vorletzten Viertels des abgelaufenen Jahrhunderts hineindenken konnten. Die sogenannten
208 Gebäude für Bildung und Unterricht.
technischen Errungenschaften, von denen eben einige Beispiele aufgezählt wurden, haben aber
nicht nur zahlreiche große Fabriksetablissements mit Tausenden von Arbeitern und Hunderten
von hochschulmäßig ausgebildeten leitenden Kräften mit fabelhafter Schnelligkeit ins Leben
gerufen, sondern weitere Tausende von gewerblichen Betrieben sind durch ihre Inhaber oder
Vorsteher, wenn sie ihre Zeit verstanden haben, umgestaltet, ausgebildet und ökonomisch
wirksamer gemacht worden. Diese neuen, in allen Produktionsformen auftretenden gewerb-
lichen und Verkehrsbetriebe stellten gebieterisch ihre Forderungen an alle Faktoren, die mit
dem öffentlichen Unterrichtswesen zusammenhängen: Staat, Land, Gemeinde, Korporationen,
bestehende Institute etc Man braucht sofort und täglich mehr Arbeiter aller Grade, vom
Fabriksarbeiter angefangen bis zum leitenden Ingenieur, und in der Tat wird diesen Forde-
rungen in allen Stufen der Unterrichtsorganisation von der gewerblichen Fortbildungsschule
bis zur technischen Hochschule hinauf, und zwar in allen zentral und westlich gelegenen
europäischen Staaten und Nord-Amerika entsprochen. Unter diesen Verhältnissen ist es be-
greiflich, daß wir weder die Geduld noch faktische Zeit dazu haben, um die technische Neu-
belebung und wirtschaftliche Kraft des gesamten Gewerbestandes ausschließlich im Wege der
Erziehung des Nachwuchses abzuwarten. Wir müssen dem Mittelstande, so fordert es die Zeit,
unmittelbar zu Hilfe eilen, ihn technisch tüchtiger, wirtschaftlich kräftiger und bürgerlich zu-
verlässiger zu machen
Diese Aufgabe stellte man der Regierung und den für das öffentliche Wohl verpflichteten
Körperschaften. Die Unterrichtspolitik blieb nicht bei ihren bisherigen Auffassungen stehen,
sondern trachtete auch ihre Organisationen in diesem Sinne auszunützen und, wenn es nötig,
umzugestalten. So entstand ein neues Verfahren, „Gewerbeförderung" genannt. Es gibt aber
auch andere Mittel der Einwirkung als jene, die sich im Lehramte verkörpern. Einiges von
diesen Mitteln besteht in der Errichtung und Zugänglichmachung von mit bestimmtem Ziele
geschaffenen Sammlungen, Museen.
Die Geschichte der Museen ist oft genug erzählt worden, man braucht hier nicht darauf
zurückzukommen. Die ältesten und wohl auch die wichtigsten sind die Kunstmuseen; ihnen
folgte in der Mitte des vorigen Jahrhunderts unter dem Eindrucke der Londoner Ausstellung
1851 zuerst die Begründung der sogenannten Kunstgewerbemuseen in London (South-Kensington
Museum), dann in allen Städten von Bedeutung und schließlich in vielen Städtchen ohne Be-
deutung. Ein einziges technisches Museum datiert weit voraus. Schon Descartes, der berühmte
Gelehrte, projektierte in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts ein Museum von Maschinen
und Apparaten, worin in je einem Kabinett die für ein bestimmtes Gewerbe dienlichen modernen
Hilfsmittel vereinigt, durch einen geeigneten Mann den betreffenden Gewerbetreibenden erklärt
und ihnen sonstige Ratschläge erteilt werden sollten. Realisiert wurde diese Idee etwa ein Jahr-
hundert später (1775) durch Vaucanson. Sein Privatunternehmen, das er in einem gemieteten
Hause in der Vorstadt Saint-Antoine ins Leben rief, vermachte er dem Staate. Die Regierung
trat 1783 nach dem Tode Vaucansons die Erbschaft an, und nach der Revolution während
der ersten Republik wurde im Jahre 1794 unter der Mitwirkung der hervorragendsten Tech-
niker jener Zeit das „Conservatoire des Arts et Metiers" begründet.
Eine völlig verschiedene Entstehungsgeschichte hat das technische Museum Londons,
welches gegenwärtig die Bezeichnung „Machincry and lnventions Division of the South-
Kensington Museum" führt. England besitzt ein überaus altes Patentgesetz und schon zur
Zeit der klassischen Periode englischer Erfindungen, der Dampfmaschinen, Lokomotive,
Spinnmaschinen, Werkzeugmaschinen für Holz- und Metallbearbeitung, war es Übung, ein
Modell oder das erfundene Objekt im Original in dem sogenannten Patentmuseum zu
hinterlegen. So entstand die kostbarste, historisch bedeutungsvollste technische Sammlung,
begünstigt in den letzten Stadien ihrer Verwaltung durch die großen englischen Erfinder- und
Ingenieurgenerationen. Das Patentmuseum war noch im Jahre 1851 in einem elenden schuppen-
artigen Bau in Kensington untergebracht. Bei der Regulierung und Verbauung der für die Welt-
ausstellung im Jahre 1862 erworbenen Grundstücke wurde auch ein Prachtbau errichtet, der.
durch das einstige Patentmuseum seither wesentlich vervollständigt und erweitert, das jetzige
„Machinery and lnventions Division of the South-Kensington Museum" aufgenommen hat.
Dieses technische Museum ist das einzige, welches nach dem Pariser Conservatoire ge-
nannt zu werden verdient. Dabei sehen wir von den technologischen Sammlungen ab. die als Lehr-
behelfc an den polytechnischen Instituten existieren, unter denen die älteste jene des k. k. Wiener
Polytechnischen Institutes ist. Bei dieser Sammlung soll einen Augenblick verweilt werden. Kaiser
Ferdinand erhielt, als er noch Kronprinz war, einen technologischen Unterricht. Um diese Zeit.
Gewerbliche Lehranstalten. 209
schon etwas vorher, entstand auch ein Fabriksproduktcnkabinett, das an das k. k. Polytechnische
Institut in Wien überging und von dem Professor der Technologie Altmütter aufgestellt wurde.
Das Hauptverdienst dieses Technologen war die Schaffung einer systematischen Sammlung von
Werkzeugen, die durch den Nachfolger Altmütters noch vervollständigt wurde. Das sogenannte
technologische Kabinett der k. k. Technischen Hochschule in seinem heutigen Bestände ist zwar
dem großen Publikum zugänglich, hat einen nicht zu unterschätzenden Wert als Lehrmittel-
sammlung, macht aber selbstverständlich keinen Anspruch darauf, unmittelhar für die Hebung
der technischen Tüchtigkeit des Gewerbestandes benützt, d. h. als Gewcrbeförderungsmittel
aufgefaßt zu werden. Außer dieser technologischen Sammlung entstanden ja noch eine Reihe
anderer an den deutschen technischen Instituten, so namentlich in Hannover durch Karmarsch,
in München durch Hoyer, in Dresden durch Hart ig u. s. w. Alle diese an technischen Hoch-
schulen bestehenden Lehrbehelfe kommen für die unmittelbare Erziehung des Nachwuchses der
produktiven Klassen nicht besonders in Betracht. Die Aufstellung und Benützung ist von ganz
anderen Gesichtspunkten aus geregelt, als es jene sind, welche bei der Begründung und Ver-
wertung technischer Gewerbemuseen in Betracht kommen. Die unbelebte Sammlung von Ob-
jekten an sich kann trotz räsonierender Kataloge und erläuternder Legenden keinen nachhaltigen
Einfluß ausüben. Das Conservatoire in Paris hat erst dadurch lebendige Wirksamkeit und nach-
haltige Erfolge erzielt, daß technische Fachmänner zur Abhaltung von Kursen berufen wurden,
in denen einzelne Zweige der angewandten Wissenschaften unter Benützung der Sammlungen
und unter gleichzeitiger Belehrung der Frequentanten in den Laboratorien abgehandelt werden.
Fachmänner ersten Ranges aus allen Gebieten der technischen Disziplinen, die für die Industrie
eine Bedeutung haben, vertraten die Lehrkanzeln, welche verhältnismäßig rasch Ruf und Einfluß
gewannen. Diese Kurse sind zumeist Winterabendkurse und für solche Personen bestimmt, die
bereits einem Berufe angehören. Sie sind jedermann zugänglich und es wird keinerlei Art von
Schuldisziplin ausgeübt. Sie haben in ihrer Gesamtheit den Charakter einer Fortbildungsschule
für gebildete Erwachsene, für Männer, die eine theoretisch-wissenschaftliche Ergänzung ihres
fachlichen Wissens und Könnens anstreben.
Der wiederholt unternommene Versuch, an den Kunstgewerbemuseen, die ja ausnahmslos
von einem Künstler, Kunstgelehrten oder Kunstfreund geleitet werden und mit Kunstgewerbe-
schulen in Verbindung stehen, technologische Abteilungen in der Art zu errichten, daß sie
ihrerseits der Technik der gewerblichen Betriebsamkeit Impulse zu geben in der Lage sind,
hat sich fast nirgends bewährt. Das älteste europäische Kunstgewerbemuseum, jenes zu South-
Kensington in London, hat auch diesen Versuch unternommen, aber bald wieder aufgegeben.
Noch schwächlicher war der Versuch in Wien, welcher nur noch im Titel des Institutes „Museum
für Kunst und Industrie" eine Spur zurückgelassen hat. Die einzigen Anstalten, in denen
dauernd und mit Glück die Vereinigung der Kunstgewerbepflege mit der technologischen Ge-
werbeförderung durchgeführt wurde und erhalten blieb, sind das Bayrische Gewerbemuseum in
Nürnberg und das Königliche Württembergische Landes-Gewerbemuseum in Stuttgart, doch
dominiert auch dort das Kunstgewerbe. Ähnliche Verhältnisse sind in Winterthur, Kaiserslautern,
Brunn u.s.w. Ich habe, um diesen Gegenstand halbwegs erschöpfend abzuschließen, nur noch zu be-
merken, daß sowohl das Pariser als auch das Londoner technische Museum durch ihr eigenes
Alter zu historisch bedeutsamen Kollektionen emporgewachsen sind und alles aufbieten müssen,
damit die modernen Arbeitsbehelfe nicht durch den Vorrat an alten und veralteten erdrückt
werden. Sollen diese technologischen Sammlungen die ihnen innewohnenden Kräfte in der
Beeinflussung der interessierten Kreise frei machen, so muß an solchen Sammlungen ein Kon-
sultationsdienst organisiert sein. Jeder Angehörige der verschiedenen Zweige der Industrie
und Gewerbe muß dort Auskünfte erhalten und Führer finden bei seinen technischen Be-
strebungen.
Ein anderes Mittel zur Führung der fortschrittlichen Bewegung auf dem gesamten Gebiete
der gewerblichen und industriellen Produktion sind die technischen Probier-, Untersuchungs-
oder Versuchsanstalten. Nur einige Institutionen dieser Art besitzen ein höheres Alter, so z. B.
die Eichämter, von den Staatsverwaltungen errichtet zur Feststellung von Maß und Gewicht,
die Probier- und Punzierungsämter für die Münzstätten und die Edelmetalle verarbeitenden
Gewerbe, die Probieranstalten für die Feuerwaffen etc. Jüngeren Datums hingegen sind die
bei Eisenbahnen, Hüttenwerken und an polytechnischen Instituten errichteten Prüfungsanstalten
für die Festigkeit von Bau- und Maschinenmaterialien. Der Privatunternehmungsgeist, in England
besonders empfänglich, hat dort eine derartige, dem Publikum gegen einen bestimmten Tarif
zugängliche Anstalt ins Leben gerufen (Kirkaldy, London). Auch die von industriellen Ver-
Bd. II. 14
2 1 0 Gebäude für Bildung und Unterricht.
bänden und Fachkorporationen errichteten Versuchslaboratorien sind zunächst den Interessen
der Mitglieder der betreffenden Körperschaft dienstbar.
Die an Hochschulen errichteten Laboratorien haben eine Doppelaufgabe; es müssen dort
zu Zwecken der wissenschaftlichen Forschungen Versuchsreihen, insbesondere komparative
Versuchsreihen angestellt werden, während anderseits für die industrielle und gewerbliche
Praxis die Beschaffenheit der zu verwendenden Roh- und Hilfsstoffe nach den verschiedensten
Richtungen festzustellen und zu bescheinigen ist. Großartige Entwicklungen sind zu verzeichnen
bei d<m führenden Materialprüfungsanstalten in München, Zürich und Berlin. Schon vor Dezennien
war deren Einfluß auf das Ingenieurwesen, auf Industrie und Verkehr ein beträchtlicher.
Das Prinzip der Teilung der Arbeit hat insbesondere bei den chemisch-technischen Ver-
suchslaboratorien und Prüfungsanstalten Platz gegriffen. So kennen wir heute Versuchsstationen
für landwirtschaftliche Zwecke, so viele für Düngeranalysen, für die Zuckerindustrie, für Mälzerei
und Brauerei, für Ledergerberei, für die keramische Industrie, für die Zement- und Betonindustrie,
für Färberei u. s. w. Auf dem Gebiete der Textil- und Papierindustrie erschienen schon in der
ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts die Titrieranstalten für Seide und Wolle, während die
Papierprüfung erst im dritten Viertel des Jahrhunderts anfing, sich Bahn zu brechen. In aller-
neuester Zeit sind Laboratorien für die Erprobung von Motoren und die Untersuchung der
dynamischen Verhältnisse an denselben entstanden, und zwar entweder an Lehranstalten oder
an Gewerbemuseen. Die Erprobung von Dampfkesseln und die Bremsprobe an Maschinen wird
entweder von staatlichen Organen oder von privilegierten Vereinen betrieben.
Sogar die Erscheinung ist nicht mehr selten, daß Versuchsanstalten für einen ganz
speziellen Zweck, sagen wir für einen einzelnen Artikel, ins Leben gerufen werden, z B. für
Schiffsketten und Taue oder für Gummiwaren. Die Prüfung der Handfeuerwaffen ist durch
besondere Gesetze in Österreich und in Belgien geregelt worden, zuerst in dem letztgenannten
Staate. Ein neues großes Feld für das wissenschaftliche und öffentlich betriebene Versuchs-
wesen eröffnete sich mit dem Eindringen der Elektrotechnik in alle Zweige der Industrie und
des Verkehrs. Die Grenzen zwischen den Aufgaben des Ingenieurwesens und jenen der eigent-
lichen Industrie sind oft kaum zu ziehen. Auch gibt es große, mittlere und kleine, leicht und
schwer zugängliche, mehr oder minder wirksame Anstalten aus der Gruppe der Institute für
technische Erprobung, aber allenthalben besteht das Streben nach Vereinheitlichung der Prüfungs-
methoden, der Ausdrucksweise für die Prüfungsergebnisse u. s. w. Wir stehen da unmittelbar
vor der Realisierung eines internationalen Einverständnisses. Das technische Versuchswesen hat
einen Siegeslauf zurückgelegt und muß überall dort angewendet werden, wo sich die gewerb-
liche Produktion hierfür zugänglich zeigt. Auf vielen Gebieten bedeutet heute schon die Nicht-
beachtung des Versuchswesens den Keim des Verfalles oder den Verlust der Konkurrenzfähigkeit.
Wenn man das bisher Gesagte überblickt, so gewahrt man vor allem, daß drei hervor-
ragende Gruppen von Bildungs- und Förderungsmitteln technischer Art bestehen: das Unter-
richts-, das Museal- und das Versuchswesen. Für ihre Propagierung, d. h. die Ausbildung an
sich und Einführung in das industrielle Fortschrittsbestreben, dient das gesprochene, geschriebene
und gedruckte Wort, der populäre agitorische Vortrag, das Zeitschriftenwesen und die Bibliothek
mit ihrem Lesesaale. Die Entstehungsgeschichte aller dieser Arten von Institutionen ist ebenso
mannigfaltig wie ihre Organisation, ihre rechtliche Grundlage, ihr Abhängigkeitsverhältnis, ihr
Einfluß auf die ihnen zugehörigen Arbeitsgebiete, ebenso mannigfaltig wie der Wert, Ruf und
Erfolg ihrer Schöpfer und leitenden Arbeitskräfte. In einer großen Zahl von Fällen entsprang
die Idee zur Gründung irgendeiner derartigen Institution der Gewerbepflege dem Kopfe eines
einzelnen, veranlaßt durch eine momentane technische oder wirtschaftliche Erscheinung, er
warb Genossen für Verwirklichung seiner Absichten, man begründete einen Verein oder wandte
sich an eine bestehende Korporation, oder man appellierte an die Staatshilfe und zwang schließlich
durch das Parlament oder die öffentliche Meinung die Regierung zum werktätigen Eingreifen
oder zur Übernahme des bereits anerkannten Institutes in die Staatsverwaltung. Viel seltener
sind jene Fälle, in denen die Staatsregierung selbst die Initiative ergriff, mit ihrem Projekt
vor die Öffentlichkeit trat und dann selbst zur Durchführung schritt, wenn die berufenen Kreise
ihre Zustimmung gaben, die sich dann auch zur Kooporation steigerte. Wilhelm Exner.
Das Technologische Gewerbemuseum, IX., Währingerstraße 50 (Abb. 312 bis 315).
Die Hauptfassade des Gebäudes des k. k. Technologischen Gewerbemuseums (Architekt
Tietz) liegt an der Währingerstraße. Ihr Stil ist griechisierende Renaissance und ihre Ausführung
Gewerbliche Lehranstalten.
211
Abb. 315.
Technologisches
Gcwerbcmuscum.
Erdgeschoß.
1 : 1000.
Abb. 316.
Staatsgcwer beschule
im X. Bezirke.
Erdgeschoß.
1 : 800.
1 Laboratorium.
2 Physikalisches
nett.
3 Lehrzimmer.
4 Zeichensaal.
5 Modellsammlung.
6 Schülerarbeiten.
11 Schlosserei.
12 Schmiede.
13 Motor.
14 Formerei.
1 Hörsäle.
2 Zeichensaal. \ t
3 Amtszimmer. V^
4 Kustoszimmer. %
5 Schülerarbeits-
VT
ticrwohnung.7Vor- ~ -
räum. 8 Treppe.
9 Einfahrten. 10 Por-
tierloge. 11 Elektro- i^~
technisches Laborato- «=
rium. 12Versuchsstation
für ölprüfung. 13 Ver-
suchsstation für Bau- und Maschinenmaterial. 14 Vorbereitungsräume.
15 Elektrische Lichtzentrale. 17 Lehrwerkstätte. 21 Physikalisches Kabinett.
22 Akkumulatorenraum. 23 Photometerräume. 24,25 Elektrotechnische Ver-
suchsanstalt. 26—28 Amtszimmer. 30 Kesselhaus.
Währingerstraße.
Ziegelrohbau. Von wirkungsvollen Pa-
villons mit Silhouetten flankiert, zeigt
die Mittelpartie das mächtige Portal, über
dem sich ein Balkon mit den Steinfiguren
„Technische Wissenschaft und Maschinen-
bau" vorlegt. Der vergoldete Reichsadler
in der Attika über dem Hauptgesimse
bildet eine günstige obere Be'crönung.
Während der linke Seitentrakt den ein-
fachen Fabrikscharakter bringt, ist der
rechte, nach den Plänen des Architekten Krones ausgeführt, mehr architektonisch gegliedert.
Wirkungsvoll erscheint die rückwärtige Fassade vom Architekten Berehinak, die durch ihre
großen und gut proportionierten Öffnungen auf günstige lichtvolle Innenräume schließen
läßt. Die Hauptstiege, die Museal- und Arbeitssäle in demselben Trakt sind beachtenswert.
Das inmitten des großen Hofes stehende Ebenerdgebäude enthält die Versuchsanstalt für
Elektrotechnik und ist nach den Plänen der Bauräte Fellner und Helmer gleichfalls in Ziegel-
architektur erbaut. Die Entstehungsgeschichte dieser Anstalt und deren Zweck sind aus dem
vorstehenden Aufsatze zu entnehmen, deren Einteilung aus dem Grundrisse zu ersehen.
Literatur.
Das k. k. Technologische Gewerbemuseum in Wien 1879—1904. Denkschrift von Dr. W. F. Exner.
K. k. Staatsgewerbeschule, I., Schellinggasse.
Die k. k. Staatsgewerbeschule okkupiert den gegen die Hegelgasse gelegenen Teil des
1883 — 1885 errichteten Gebäudes für staatliche Unterrichtsanstalten am ehemaligen Hegelplatz.
Neben ihr sind dort noch untergebracht: die Lehrerinnenbildungsanstalt (siehe dort), die Vor-
bereitungsschule der k. k. Kunstgewerbeschule, die k. k. Statistische Zentralkommission und
der k. k. Schulbücherverlag. Der Bau liegt von allen Seiten frei, hat Vorgärten und zwei große
Höfe, wovon einer zu Zwecken des Kindergartens benützt wird. Über dem Erdgeschoß besitzt
er noch vier Etagen, wovon der Halbstock vornehmlich Wohnungen, die anderen Stockwerke
Lehr- und Amtsräume enthalten. Das Souterrain enthält Dienerwohnungen, Turnsaal, Depots etc.
und wurde gegen Feuchtigkeit versichert. Jede Schule und jedes Amt hat seinen beson-
deren Eingang, Vestibül und Stiege, die sehr geräumig angelegt sind. Der Bau selbst ist bereits
vorstehend (S. 196) beschrieben worden.
Die Staatsgewerbeschule, X., Eugengasse (Abb. 316),
wurde von der Gemeinde Wien im Jahre 1888 erbaut und umfaßt eine Werkmeisterschule
mit Lehrwerkstätte und eine Fortbildungsschule. Das zweigeschossige Schulgebäude enthält
212
Gebäude für Bildung und Unterricht.
nach der im Jahre 1893 erfolgten Erweiterung, welche einen Aufwand von rund 103.000 K er-
forderte, 5 Zeichensäle, 2 Lehr- und 9 Lchrmitttelzimmer, 1 Bibliothekssaal, 1 chemisches Labo-
ratorium, Formerei mit Tiegelofen, Schmiede, Schlosserei, Tischlerei, Werkstätte und Labo-
ratorium für Elektrotechnik, diverse Nebenräume und Wohnungen für Angestellte. Zu der Er-
haltung der Anstalt, welche der Staatsverwaltung untersteht, leistet die Gemeinde einen Beitrag.
Die graphische Lehr- und Versuchsanstalt, VII., Westbahnstraße 25 (Abb. 317),
wurde als Staatsanstalt im Jahre 1887 errichtet
hat diese Gründung dadurch gefördert, daß sie
Abb. 317. Graphische Lehr- und Versuchsanstalt. Dritter Stock. 1 :800.
und am 1. März 1888 eröffnet. Die Gemeinde
das zweite Stockwerk des städtischen Gebäudes
dem gedachten Zwecke überließ und mit einem
Kostenaufwande von 70.000 K ein drittes und
teilweise viertes Stockwerk daselbst errichtete
und für Zwecke der Anstalt überließ. Die
Pläne hierfür sind nach Angaben des Leiters
der Anstalt Hofrat Dr. Eder vom Stadtbau-
amte verfaßt worden. Die Anstalt, welche über
vier große Ateliers und 48 Säle und Lehr-
zimmer mit den nötigen Neben- und Wohn-
räumen verfügt, beschäftigt sich mit der Photo-
graphie und deren vielfältigen Reproduktions-
verfahren.
VI. BÜRGER- UND VOLKSSCHULEN.
Geschichtliches.
Die allgemeine Volksschule wurde bereits von der Kaiserin Maria Theresia als eine Regierungs-
angelegenheit betrachtet. Sie berief den Pädagogen Abt Johann Ignaz von Felbinger aus Sagon als General-
direktor des Schulwesens und erließ am 6. Dezember 1774 die von ihm verfaßte »Allgemeine Schulordnung
für die deutschen Normal-Haupt- und Trivialschulen in sämtlichen Erbländern', von welchem Zeitpunkte
sonach die öffentliche österreichische Volksschule ihren Anfang nimmt. Als Ratgeber in wichtigen Schulfragen
standen der Kaiserin außerdem die Staatsmänner Josef von Sonnenfels, G. van Swieten und Reichsgraf von
Pergen zur Seite. Kaiser Josef II. vermehrte die Volksschulen, führte 1781 den Schulzwang gesetzlich ein
und schuf 1787 das Schulpatronat. Kaiser Franz I. erließ 1805 die politische Schulverfassung.
Nach längerem Stillstande auf dem Gebiete der Schule wurde unter Kaiser Franz Josef I. durch das
am 23. März 1848 geschaffene Unterrichtsministerium das Volksschulwesen reformiert. Nach dem vom Frei-
herrn von Feuchtersieben verfaßten Entwurf der ,, Grundzüge des öffentlichen Unterrichtswesens in Öster-
reich" sollte die Volksschule das erste und wichtigste Glied im Rahmen des öffentlichen Unterrichtes bilden.
Die Entwicklung des Volksschulwesens seit dem Jahre 1848 erforderte auch in der Reichshauptstadt
Wien die Ausgestaltung und Vermehrung der für den Unterricht der schulpflichtigen Jugend gewidmeten
Schulgebäude, denn zu Anfang des Jahres 1848 bestanden in Wien nur 7 Hauptschulen mit vier
bis fünf Klassen. 9 Pfarrschulen für Knaben mit drei Klassen und 57 Trivialschulen mit zwei Klassen für
Knaben und Mädchen. Im Jahre 1849 erfolgte die Reorganisation der Wiener Volksschulen: dieselben wurden
nun der Obsorge der Gemeinde übergeben, welche von da an für die Beistellung der Schullokalitäten zu
sorgen hatte. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hat das Volksschulwesen in Wien einen beträchtlichen
Aufschwung genommen. Von 1851—1867 gelangten sechzehn neue Schulhäuser zur Erbauung und mußten
außerdem noch Gebäude für Schulzwecke adaptiert und bestehende Schulen vergrößert werden. Die seitens
der Gemeinde übernommenen und eingemieteten Schulen, wie auch die von 1851 — 1867 erbauten Schulhäuser
können selbstverständlich den schulhygienischen Forderungen der Jetztzeit nur wenig entsprechen. Von
diesen wurden deshalb seitdem einzelne ganz aufgelassen, in den anderen die sanitären Verhältnisse durch
Legung harter Fußböden, Herstellung von Zentralheizanlagen oder Lüftungsöfen, Einrichtung der Abort-
bespülung, Gasglühlichtbeleuchtung und Beistellung neuer Schulbänke beträchtlich verbessert.
Infolge der durch das Reichsvolksschulgesetz vom 14. Mai 1869 angeordneten Verlängerung der
Schulpflicht bis zum vollendeten vierzehnten Jahre trat abermals die Notwendigkeit der Vermehrung der
Schullokalitäten ein. Der Gemeinderat hat seither sein Hauptaugenmerk der Reorganisation des Volksschul-
unterrichtes und der Erbauung neuer, zweckmäßiger Schulhäuser gewidmet, und bilden die Auslagen der
Gemeinde für das Schulwesen und die Schulbauten einen beträchtlichen Teil des Gemeindehaushaltes.
Die von 1868—1873 seitens des Stadtbauamtes nach den Projekten des städtischen Oberingenieurs
G. Haußmann erbauten Schulhäuser weisen schon mannigfache Verbesserungen bezüglich der baulichen An-
lage auf. Weitere Neuerungen, insbesondere bezüglich der Größe und natürlichen Belichtung, der Heizung
und Ventilation der Lehrräume, wie der Einrichtung und der Schulbänke führte Oberingenieur Fr. Paul bei
den seit 1874 erbauten Schulhäusern ein und seine Nachfolger. Clauser und Lichtblau, wandten von 1882
Bürger- und Volksschulen. 213
an auch neuere Konstruktionen und moderne Grundrißeinteilungen an. Auch wurden aus hygienischen
Rücksichten für die Wohnungen der Schulleiter eigene Eingänge von der Gasse aus angeordnet, damit die-
selben von den Schullokalitäten ganz isoliert werden können. Mit der Verbesserung der Heiz- und Lüftungs-
anlagen wurde bei Schulneubauten auch für die Heizung der Aborte, Gänge und Stiegen Vorsorge getroffen.
Die Ringtheaterkatastrophe im Jahre 1881 gab auch bezüglich der Schulen den Anstoß zu verschiedenen
Sicherheitsvorkehrungen, insbesondere der Herstellung von nach außen aufgehenden Lehrzimmertüren, Ver-
breiterung der Gänge, Vermehrung der Treppen u. dgl. Im Jahre 1890 begann man die in Deutschland
bereits bewährte Niederdruckdampfluftheizung einzuführen und für die künstliche Beleuchtung der Lehr-
räume Siemens-Regenerativgasbrenner, im Jahre 1897 sodann Auer-Gasglühlicht anzuwenden. Auch die
Schulbankfrage wurde im Jahre 1892 einer gedeihlichen Lösung zugeführt.
Grundsätzliche Bestimmungen für die Ausführung von Schulbauten.
Bezüglich der Organisation der Schulen sind zu unterscheiden:
1. Fünfklassige allgemeine Volksschulen, für beide Geschlechter getrennt, mit höchstens
je fünfzehn Klassen (allgemeine Volksschulen für Knaben und für Mädchen);
2. fünfklassige allgemeine Volksschulen und dreiklassige Bürgerschulen, für jedes Ge-
schlecht, mit höchstens je zwölf Klassen (allgemeine Volks- und Bürgerschulen für Knaben
und für Mädchen) und
3. dreiklassige Bürgerschulen, für beide Geschlechter getrennt, gleichfalls je zwölf Klassen
(Bürgerschulen für Knaben und für Mädchen).
Da das Verhältnis an allgemeinen Volks- und Bürgerschulen im allgemeinen für beide
Geschlechter fast gleich ist, werden die neuen Schulhäuser zumeist als Doppelschulen bezüglich
jeder der bezeichneten Schulgattungen errichtet, zuweilen aber auch drei oder vier Schulen
(Volks- und Bürgerschulen für Knaben und für Mädchen) in einer Gebäudegruppe unter-
gebracht. Nur in den entlegeneren Gebietsteilen der äußeren Bezirke müssen kleinere, ge-
mischte Volksschulen errichtet werden, in welchen jedoch von der vierten Klasse an die Ge-
schlechter getrennt untergebracht sind. Die größeren Schulhäuser für zwei oder mehrere Schulen
werden derart angelegt, daß für jede Schule beziehungsweise für jedes Geschlecht vollständig
getrennte Schuleingänge, Korridore, Stiegen, Abortanlagen, Kanzleien, Konferenz-, Lehrmittel-
zimmer, Zeichensäle und Turnlokalitäten vorhanden sind. Jede Schule erhält zumeist auch
einen eigenen Schuldiener mit einer aus Zimmer, Kabinett und Küche bestehenden Natural-
vvohnung neben dem Schuleingange. Seit 1899 ist die Herstellung von Naturalwohnungen für
die Schulleiter in den Schulgebäuden dem Ermessen der Gemeinde überlassen, weshalb solche
nur mehr in einzelnen entlegenen Gebietsteilen geschaffen werden.
Bei dem Bedürfnisse nach möglichst großen Schulen und mit Rücksicht auf die oft be-
trächtlichen Baugrundwerte werden die Schulhäuser, nach Zulässigkeit der Verbauungsweise,
mit zwei, zumeist drei Stockwerken erbaut. Bei der Wahl von Schulbauplätzen kommt die Lage,
die Umgebung, die Nähe von unangenehmen, störenden Betrieben, Fabriken, wie die herrschende
Windrichtung in Betracht, und wird insbesondere die Möglichkeit einer entsprechenden natür-
lichen Belichtung berücksichtigt. Es wird getrachtet, Schulen nicht in verkehrsreichen Straßen,
sondern in ruhigen Seitengassen anzulegen, welche jedoch so breit sein müssen, daß die Ent-
fernung der Fensterhauptmauer des Schulhauses von den gegenüberliegenden Häusern der
Höhe derselben gleichkommt. In Gassen unter 18 m Breite können sonach im Erdgeschoß
keine Lehrzimmer, sondern nur Wohnungen, Turnsäle und Nebenräume angeordnet werden,
wenn nicht die Bauflucht durch die Herstellung eines Vorgartens von 3 bis 5 m Breite zurück-
gesetzt werden kann. Die Größe und insbesondere die Tiefe von Eck- oder Mittelbauplätzen
muß eine solche sein, daß bei vollständiger Bebauung der Nachbargrenzen noch eine genügende
Belichtung der Hofräume ermöglicht ist, weshalb bei Anordnung von Hoflehrzimmern diese
von den Nachbargrenzen noch wenigstens 18 m entfernt sein müssen. Zur Verhütung der
Unterrichtsstörung durch Wagengerassel werden Straßen vor Schulhäusern mit einem Asphalt-
oder Holzstöckelpflaster versehen.
Die Dacheindeckung der Hauptgebäudetrakte erfolgt zumeist mit imprägnierten Dach-
falzziegeln, zuweilen werden dieselben auch, insbesondere die Abort- und Stiegenausbauten,
die einfachen Hoftrakte für die Turnlokalitäten und deren Aufbauten durchaus mit Holzzement-
dächern versehen. Als Deckenkonstruktion werden seit 1899 in den Lehrräumen und sonstigen
Zimmern stukkatorte Traversendecken hergestellt, während die Aborte, Gänge und Stiegen
Gewölbe- oder armierte Betondecken erhalten. Die Schultreppen erhalten derzeit eine Breite
von 170 m und schmiedeeiserne, an den Stufenköpfen befestigte Geländer von 110 m Höhe.
214 Gebäude für Bildung und Unterricht.
Im Ebenerdgeschoß werden aus Schulbetriebsrücksichten und wegen der geringeren
natürlichen Belichtung einerseits die Kanzleien samt Konferenzzimmer, eventuell Warteräume,
anderseits die Schuldiencrwohnungen, ferner die Turnsäle samt Garderoben, gegen breitere
Gassen auch einzelne Lehrzimmer angeordnet, letztere jedoch größtenteils, wie die Lehrmittel-
zimmer, in den Stockwerken, die Handarbeits- und Zeichensäle und dazu gehörige Modell-
zimmer in den obersten Geschossen untergebracht.
Die Schulzimmcr haben in der Regel 8-5 bis 10 m Länge und 6"5 m (ausnahmsweise 7 bis
7-5m) Tiefe, ferner eine lichte Höhe von 36 bis 4-2 m, zumeist von 4 m, und besitzen sonach
einen Fassungsraum von 55 bis 65 Schülern und einen Luftraum von 200 bis 273 m:!, im Mittel
von 236 ms, wobei auf ein Kind durchschnittlich 4 m3 Luftraum entfällt. Für die natürliche Belich-
tung dienen dreiteilige Fenster von 15 bis 17 m Breite oder gekuppelte zweiteilige von 1 bis 13 m
Breite und 2"5 bis 28m Höhe. Für die 13 bis 16m langen Handarbeits- und Zeichensäle geben
vier bis fünf derartige Fenster eine ausreichende natürliche Belichtung. Die 8 bis 9 m tiefen,
18 bis 25 m langen, 4-5 bis 5 m im Lichten hohen Turnsäle befinden sich zumeist in ebenerdigen
oder einstöckigen Hoftrakten und sind von dem Haupttrakte durch die Garderobe zugänglich.
Die Fußböden aus Eichenbretteln (fischgrätenartig gelegt) werden mit hölzernen Mauer-
sockeln oder, seit 1903, auch mit hohlkehlenartigen Sockeln aus Holz oder Xylolith beziehungs-
weise Asbestit gegen die Wände abgeschlossen. Versuchsweise werden auch fugenlose Fuß-
böden aus Xylolithflötz oder Asbestit auf Holzböden oder Betonunterlagen bei gewölbter
Zwischendecke, weiters auch Linoleumbelag auf weichen Fußböden oder Korksteinplatten
hergestellt, welche bezüglich der leichteren Reinigung wohl einen idealen Fußboden für Schulen
bilden. Für Turnsäle, die einen elastischen Boden verlangen, werden vielfach Schiffböden aus
5 cm starken Lärchenpfosten in Feder und Nut angewendet. Die Fußböden der Gänge werden
zumeist mit Terrazzopflaster belegt.
Je ein oder zwei Schulzimmerfenster werden mit einer Ventilationsvorrichtung zum gleich-
zeitigen Öffnen je eines oberen Flügels nach innen und nach außen versehen. Die Aborträume
sind in eigenen, durch alle Geschosse gehenden Ausbauten gegen den Hof neben den Stiegen
oder am Ende der Gänge (in Doppelschulen selbstverständlich für die Geschlechter getrennt)
unter doppeltem Verschluß angeordnet. Die Pissoire erhalten seit 1898 einen Ablaufsiphon mit
Ölverschluß nach Beetz; die freistehenden Sturzklosette werden mit direkter Wasserbespülung
eingerichtet. Von besonderer Wichtigkeit für Schulhäuser ist die Art der Beheizungs- und
Lüftungseinrichtungen. Anstatt der ursprünglichen eisernen oder Blechöfen für Kreislauf-
heizung aus den Fünfzigerjahren wurden teils die Meißnersche Luftheizung oder Meidin-
gersche Regulierfüllöfen verschiedener Systeme, ohne Frischluftzufuhr, ferner von 1867 an
Sammelheizungen eingeführt. Von 1873 — 1875 wurden einige Schulneubauten mit Warm-
und Heißwasserheizungen und Ventilation mittels Aspiration eingerichtet. Im Jahre 1887 gelangte
das in deutschen Städten bewährte System der Niederdruckdampfluftheizung mit Heizkammern
im Keller sowohl in neuen Schulen wie auch später bei Erneuerung oder Herstellung von
Heizanlagen in bestehenden Schulen zur Einführung. Dasselbe hat sich wegen der Erzielung
einer gleichmäßigen Temperatur, Vermeidung von trockener Luft im Schulzimmer und leichterer
Bedienung als sehr zweckmäßig erwiesen. Die in den Heizkammern erwärmte Luft wird durch
Warmluftschläuche in den Mittelmauern aufwärts in die Lehrräume geführt, wo sie in der
Höhe von 2 bis 22 m über dem Fußboden mit 18 bis 22° C ausströmt. Durch elektrische
Fernthermometer erhält der Heizer Kenntnis von der Temperatur jedes Raumes und kann hier-
nach den Warmluftzufluß regeln. Das Zuströmen von Frischluft zu den Heizkammern beziehungs-
weise zu den Heizkörpern während des Heizbetriebes bedingt bei der Feuerluftheizung wie bei
der Niederdruckdampfheizung und den Lüftungsöfen eine zwangsweise Ventilation im Winter.
Die Warmluft- wie die Abluftschläuche für die verdorbene Luft werden so dimensioniert, daß
bei höherer Außentemperatur eine zweineinhalbmaligc Lufterneuerung pro Stunde möglich ist.
In den Jahren 1902 und 1903 wurden mehrere Schulen mit Gasöfenheizung verschiedener
Konstruktion eingerichtet, die wohl einen einfachen, reinen Betrieb ermöglicht, jedoch größere
Betriebskosten erfordert als andere Heizungsarten mit Kohlenfeuerung. Derzeit werden auch
wieder Niederdruckdampfheizungen, jedoch mit örtlichen Heizkörpern, zuweilen Lüftungsöfen
für Kohlen- und Koksfeuerung hergestellt und die bestehenden Öfen für Koksfeuerung um-
geändert. Zurzeit sind über 100 Schulen mit Niederdruckdampfheizung, hiervon 16 mit ört-
lichen Heizkörpern, 45 mit Feuerluftheizung, 10 mit Wasserheizungen, 100 mit Lüftungsöfen
für Kohlen- und Koksfeuerungen, 19 mit Gasöfen eingerichtet und die übrigen älteren mit
gewöhnlichen Füllöfen für Kreislaufheizung versehen.
Bürger- und Volksschulen.
215
Für die künstliche Beleuchtung bestanden bis anfangs der Achtzigerjahre offene Schnitt-
brenner. 1882 gelangten in den Zeichensälen und Lehrzimmern die Siemens-Regenerativgas-
brenner mit zwei bis vier Lampen in zwei Größen zur Einführung, die jedoch verschiedene
Übelstände aufwiesen und beträchtliche Gaskosten verursachten, weshalb 1892 die Spezial-
rundbrenner von Jäckle (vier bis sechs und eine Tafelflamme) von 220 bis 235 1 Gaskonsum
Eingang fanden. Die Verbreitung des Aucrschcn Gasglühlichtes und die Entwicklung der elek-
trischen Beleuchtung, wie die Nachteile und großen Kosten der bisherigen Beleuchtung in
Schulen führten zu vergleichenden Versuchen über die verschiedenen Beleuchtungsarten, auch
bezüglich der direkten und indirekten Beleuchtung. Auf Grund derselben wurde seit 1897 das
Aucr-Gasglühlicht mit matten Augenschützern, und zwar von Brennern zu 1101 Gasverbrauch
pro Stunde, bei Schulneubauten eingeführt, wobei in den Lehrzimmern direktes, in den Zeichen-
und Arbeitssälen diffuses Licht angewendet wird. Seit dem Jahre 1902 wurde in den neuen
Schulen wie in mehreren bestehenden Schulen elektrische Beleuchtung eingeführt, und werden
Bogenlampen mit diffuser Beleuchtung nicht nur in Handarbeits- und Zeichensälen, sondern
auch in Lehrzimmern (nebst einzelnen Glühlampen für die Reinigung) eingerichtet. Auch mit
Osmiumlampen wurden Versuche angestellt, und werden dieselben dermalen für Lehrzimmer
verwendet. Zum Schutze gegen das Sonnenlicht werden in neuester Zeit Rollplachen angewendet,
welche in jeder Lage leicht festgestellt werden können und in aufgerolltem Zustande dem
oberen Teile des Fensters möglichst wenig Licht entziehen.
Bei den Schulbauten der letzten Jahre wurden auch Maßnahmen behufs leichterer Rein-
haltung und Vorkehrungen zur Hintanhaltung der Staubansammlung und Staubentwicklung
getroffen, indem nebst den schon erwähnten Ölanstrichen und fugenlosen Fußböden auf die
Abrundung aller Ecken, Winkel, Herstellung von Hohlkehlensockeln, einfachere Profilierung der
Türen und Verkleidungen u. s. w. Wert gelegt wird. Die Fußböden werden nun durchwegs
mit staubbindenden Ölen gestrichen. Eigene Garderoberäume für Kleiderablagen wurden bis-
her nur für die Turnlokalitäten geschaffen, und in einzelnen alten oder eingemieteten Schulen
Vorzimmer hierzu verwendet. Von 1893 an wurden in einigen neuen Schulen an der rück-
wärtigen Wand der Lehrzimmer hölzerne, unten vergitterte, mit Holzjalousien verschließbare
Garderobeschränke mit Ständern und Tassen für Regenschirme angebracht und selbe mit
eigenen Abzugschläuchen versehen. In neuerer Zeit werden auch Warteräume für Schulkinder
geschaffen, die zum Teil als Garderoben, hauptsächlich für nasse Überkleider und Schirme,
eingerichtet werden können. Schulbäder werden in Wiener Schulen nicht hergestellt, weil die
Schulkinder für die fast in jedem Bezirke befindlichen Volksbrausebäder Karten zur unentgelt-
lichen Benützung erhalten.
Statistische Daten und Baukosten.
Das Anwachsen der städtischen Bürger- und Volksschulen seit 1870, in welchem Jahre
sich die Wirkung des Reichsvolksschulgesetzes geltend machte, ist aus nachstehender Tabelle
zu ersehen.1)
Ende des
Jahres
1870\)
1880
1890
189P)
1900
1903
1904;')
Einwohner
(Zivilbevölke-
rung)
Anzahl der
Schul-
gebäude
Schulen
Klassen
Schüler
Anmerkun
631.846
736.450
817.299
1,341.877
1,648.335
1,753.247
1,789.681
75
89
102
183
210
219
221
83
129
177
300
411
436
442
576
1076
1669
2700
3597
3896
3965
37.327
66.856
86.803
150.742
185.072
198.936
204.514
1) Ohne die Schulabteilungen für
nicht vollsinnige Kinder.
3) Nach Einbeziehung der Vororte.
3) 6 Schulen eingemietet, 3 in an-
deren Häusern, 1 aufgelassen.
In den städtischen Schulen bestehen derzeit 310 Turnsäle, 114 Sommerturn- und Spiel-
plätze und 85 Schulgärten. Zu der vorstehenden Tabelle wird bemerkt, daß in derselben auch
die eingemieteten Volksschulen enthalten sind, welche, wie auch die älteren kleinen unzweck-
mäßigen städtischen Schulgebäude, nach und nach aufgelassen und durch neue ersetzt werden.
') Zum Vergleiche sei angeführt, daß in Berlin 1904 271 Oemeindeschulen mit 4720 Klassen und einer Schülerzahl von 219.673
bestanden.
216
Gebäude für Bildung und Unterricht.
Die Kosten der Neubauten und Erweiterungsbauten von Schulen in den letzten Jahrzehnten
sind in nachstehender Tabelle zusammengestellt, aus welcher zu entnehmen ist, daß die Neu-
bauten zumeist auf städtischen Gründen errichtet wurden, für welche der Grundpreis nicht
berechnet erscheint. Auch die für Verbesserungen der hygienischen Verhältnisse in den alten
Schulgebäuden aufgewendeten, ziemlich bedeutenden Beträge sind hier nicht ausgewiesen.
In de
r Z e i t
Neubauten
Zubauten
Stockwerks-
aufsetzungen
Grund-
erwerbungen
Kosten in
von
bis
Kronen
1861
Ende 1868
10
2
1
4
2,134.066
1869
Mitte 1878
12
2
1
2
3,615.763
Mitte 1878
anfangs 1882
28
1
6
—
8,158.893
anfangs 1882
Ende 1889
19
5
3
2
8,052.713
1890
anfangs 1894
18
5
2
1
5.880.747
1894
1897
14
11
5
1
6.412.300
1897
Ende 1899
17
1
3
2
5,545.364
1900
Oktober 1903
27
3
2
3
7,777.800
Oktober 1904
1905
10
2
1
4
4.416.990
Zusammen
51,994.636
Bei den in den letzten Jahrzehnten ausgeführten Schulhausbauten der Gemeinde Wien
ergaben sich die Kosten für Bau und Einrichtung:
für ein Lehrzimmer, wobei Arbeits- und Zeichensäle als ein, Turn-
säle als zwei Lchrzimmer gerechnet werden zwischen K 12.000
„ 1 m- Geschoßfläche, wobei nur Ebenerd und die Stockwerke
gerechnet werden „ „ 80
., 1 m:f verbauten Raum, wobei die Höhe vom Ebenerdfußboden
bis zum Dachbodenpflaster gerechnet wird „ „ 18 — 24
„ 1 m'2 drei Stock hoch verbaute Fläche „ „ 320 — 420
„ 1 m'2 zwei Stock hoch verbaute Fläche „ „ 240 — 320
6.000
05
Garten
E j E TWT ' | D - D - D
Ebenerd.
Stockwerk.
A Lehrzimmer. D Schuldiencrwohnung.
13 Kanzlei. E Direktorwohnung.
L Lehrmittclzimmer. G Garderobe.
T Turnsaal.
Abb. 318. Volksschule XIII., Linzerstraße. 1 : S00.
Beschreibung einzelner Schulbauten.
Im nachfolgenden werden einige seit Einbeziehung
der Vorortegemeinden erbaute städtische Schulhäuser für
kleinere und größere Volks- und Bürgerschulen mit ver-
schiedener Bauplatzform, verschiedenen Heizanlagen und
Beleuchtungsarten näher beschrieben. Die Entwürfe und
Detailprojekte für alle Schulbauten der Gemeinde Wien
werden im Stadtbauamte verfaßt, welches auch die Bau-
leitung besorgt.
Die allgemeine Volksschule für Knaben und
Mädchen XIII., Linzerstraße 419 (Abb. 318) wurde
1894 auf einem zirka 4800 m'2 großen Grundstücke
als freistehender, zwei Stock hoher Gassendoppel-
trakt mit 530 m'2 überbauter Fläche und einem an-
schließenden ebenerdigen Scitentrakte von 205 m'2 Fläche
errichtet. Mit Rücksicht auf die Lage wurde ein zirka
2890 m'2 großer Garten mit vorhandenen Nadelholz-
beständen belassen, auf welchem im Bedarfsfälle behufs
Trennung der Geschlechter ein gleicher zweistöckiger
Schultrakt im Anschlüsse an den Turnsaal errichtet
werden kann.
Der Haupttrakt enthält im zweiten Stocke fünf
Lehrzimmer für Knaben, im ersten Stocke fünf Lehr-
zimmer für Mädchen von je 90 X 6*5 m = 58-5 m'2 Fläche
und 4 m lichter Höhe, im Parterre je ein Kanzlei-,
Konferenz- und Lehrmittelzimmcr, die Turngarderobe,
eine Schuldienerwohnung und eine isolierte, vom Garten
Bürger- und Volksschulen.
217
ud
März -Sfraße.
#
Abb. 319. Lageplan der Schule XIII.
Reinigasse. 1 : 3000.
aus zugängliche Schulleiterwohnung-; der ebenerdige Trakt den 18X9m= 162 m- großen, 5 m
hohen Turnsaal, dessen untere Wandflächen mit Holzverkleidung versehen sind. Alle Räume
sind mit harten Brcttelfußbüden belegt. Die Heizung der Lehrräume erfolgt durch in Nischen
stehende Regulierfüllöfen mit Lüftungsbetrieb, in den Nebenräumen durch solche für Kreislauf-
heizung. Das Stiegenhaus samt Gängen werden durch einen Zentralofen (im Keller) erwärmt.
Die Kosten des Baues und der Einrichtung betrugen 194.600 K.
Die Doppclbürgcrschule XIII., Goldschlagstraße, Reinigasse 19— Gurkgasse 32 (Abb. 319,
320) wurde 1895—1896 auf einem 64-5 X 310 m = 2000 m2 großen Doppeleckplatz er-
erbaut. Das Schulgcbäude besteht aus zwei dreistöckigen Eck-
trakten mit den Eingängen in der Reinigasse (für die Knaben)
und in der Gurkgasse (für die Mädchen) und einem zwei-
stöckigen, gegen die Goldschlagstraße zurücktretenden Mittel-
trakte, welche einen gegen letztere Gasse offenen Vorhof von
283 m Länge und 2 18m Tiefe umschließen, der als Spielplatz
ausgestaltet ist. In den beiden ersteren Trakten sind zu ebener
Erde die von den Schulräumen isolierten, mit eigenen Gassen-
eingängen versehenen Direktors- und Schuldienerwohnungen,
wie die Aufnahmszimmer für jede der Schulen untergebracht.
In den drei Stockwerken mit je 4 m lichter Höhe befinden
sich in gleicher Zahl für beide Geschlechter zusammen:
20 Lehrzimmer von 9-75 X 6*5 m = 6338 m2 Bodenfläche,
2 Zeichensäle von 14"9 X 6'5 m = 9685 m- Bodenfläche,
2 Kanzleien, 2 Konferenzzimmer, 8 Lehrmittelgelasse. Im Mittel-
trakte bestehen zu ebener Erde und im ersten Stocke die Turn-
säle für die Knaben und Mädchen von 18 X 7"8 m= 1404 m2
Bodenfläche mit geräumigen Garderoben und Turnlehrerkam-
mern, im zweiten Stocke noch 2 Zeichensäle für Knaben von
15 2 X 7'8m= 11 8-56 m2 Fläche, für Mädchen von 1275 X 7'8m
= 99'45m2 Fläche. Sämtliche Schulräume, Gänge und Treppen
werden durch eine Niederdruckdampfluftheizung, erstere mit
örtlichen Ergänzungsheizkörpern, die Ne-
-ggg
benräume mit Regulierfüllöfen beheizt. Die
Kosten des Baues und der inneren Einrich-
tung belaufen sich auf 458.000 K.
Das Schulgebäude XVIII., Schopen-
hauerstraße 79 (Abb. 321, 322) wurde
auf einem gegen die Staudgasse gelege-
nen, 3150 m2 großen Baublocke in den
Jahren 1896 — 1897 erbaut. Dieses frei-
stehende, große Schulhaus mit Fassaden
im mittelalterlichen Baustile umfaßt einen
dreiteiligen, drei Stock hohen, Hochpar-
terre und Souterrain enthaltenden Doppel-
trakt mit 66T m Längsfront in der Scho-
penhauerstraße gegen Norden, gegenüber
einer öffentlichen Gartenanlage, und zwei
Stirnfronten von 19-58m Länge gegen die
Vinzenz- und Klostergasse, längs welchen
sich beiderseits einen Stock hohe, mit
Holzzementdach versehene, einfache Flü-
geltrakte von 1875 m beziehungsweise
16 m Länge und 9-2 m Tiefe derart an-
schließen, daß selbe mit dem Haupttrakte
eine bis zur Staudgasse reichende Garten-
anlage mit einem großen mittleren Som-
merturnplatz und zwei kleineren seitlichen
Spielplätzen umgrenzen. Die verbaute
Fläche des dreistöckigen Hauptgebäudes
A Lehrzimmer.
B Kanzleien.
D Schuldienerwohnung.
Direktorwohnung.
Garderobe.
Turnsaal.
Abb. 320. Doppelbürgerschule XIII., Reinigasse. 1:
800.
218
Gebäude für Bildung und Unterricht.
zusammen 320 m2, während für die Garten-
beträgt 1195 m2, jene der einstöckigen Flü^eltraktc
anlagen und Spielplätze 1635 m2 verbleiben.
In diesem umfangreichen Schulgcbäude sind untergebracht: a) Links eine Volks- und
Bürgerschule für Knaben, rechts eine ebensolche für Mädchen; deren jede enthält 14 Lchrzimmer
von 8'9 bis 96 m Länge und 65 m Tiefe, 2 Zeichensäle
von 125 X 65 m = 8L25 m2 Fläche, 1 Turnsaal für Kna-
ben von 18-25 X 8 m = 146 m2 Fläche samt Garderobe,
1 Turnsaal für Mädchen von 1 55 X 8 m = 124 m2 Fläche,
beide im ersten Stocke der Flügeltrakte; ferner je 1 Kanzlei.
1 Konferenz- und 2 Lehrmittelzimmer, b) Zwei von den
Schulräumen isolierte, von der Staudgasse durch den Garten
zugängliche, mit eigenen Eingängen versehene Schulleiter-
wohnungen, aus zwei Zimmern, Kabinett, Vorzimmer und
Küche bestehend, ferner zwei Schuldicnerwohnungen im
Souterraingeschoß, c) Ein Knabenhort im Erdgeschoß des
linken, d) ein Kindergarten im Erdgeschoß des rechten
Flügeltraktes, welche beide von der Staudgasse eigene
Zugänge durch die zugehörigen Gartenteile besitzen. Die
Verbindung der 4-4 m hohen, durch Falzziegelgewölbe
unterteilten
(4 m lichte
Abb. 321. Lagcplan der Schule XVIII
hauerstraße. 1 : 3000.
Schopen-
Geschosse
Höhe) wird
KS Knabenschule.
MS Mädchenschule.
A Lehrzimmer.
B Kanzleien.
C Konferenzzimmer.
G Garderoben.
T Turnsäle.
^
A Lehr-
zimmer.
B Kanzleien.
C Konferenz-
zimmer.
D Schul-
diener.
G Garde-
roben.
TK Turnsaal für
Knaben.
TM Turnsaal für
Mädchen.
Abb. 322. Doppel-Volks-
Erster Stock.
und Bürgerschule XVIII.,
1 : 800.
Schopcnhauerstraße.
Ebenerd.
Abb. 323. Doppelvolksschule XIV., Kauer-
gasse. 1:800.
auf der Knaben- und Mädchenseite durch je eine zweiarmige Traversenstiege von L6m Breite
vermittelt. Die mit Eichenbrettelböden belegten Schulräume sind durch L4 bis 18m breite,
2-8 m hohe, dreiteilige Fenster vorzüglich belichtet. Die Gesamtkosten des Baues einschließlich
Heizanlage und Einrichtung- stellen sich auf 552.560 K.
Die Doppelvolksschule XIV., Kauergasse 3/5 (Abb. 323) mit 20 Klassenzimmern wurde von
1902—1903 auf einer 39 X 44 m — 1716 m2 großen Mittelbaustelle erbaut. Mit Rücksicht auf
die nur 11 -38 m breite Gasse wurde behufs Erzielung einer entsprechenden Belichtung der
Lchrräume in den gassenseitigen Gebäudeteilen der mittlere Doppeltrakt von 2365 m Länge
um 9"45 m gegen die Baulinie zurückgesetzt, während die Seitentrakte, welche das Licht von
dem Vorgarten erhalten, bis an die Baulinie heranrücken. Der entstandene Vorplatz von
223-5 m2 Fläche wurde als Vorgarten angelegt und eingefriedet.
Die Knaben- und Mädchenschule sind vollständig symmetrisch ausgestaltet und besitzen
jede eine zweiarmige Traversenstiege von L7m Laufbreite aus Mrakotiner Granit. Die in den
Stockwerken an die Stiegenhäuser anschließenden 95 m langen, 4-88 m breiten, sehr gut be-
lichteten Flurgänge ermöglichen die leichte Zugänglichkeit und Überwachung der Lehrzimmer
und Eingänge. Der drei Stock hohe Gassentrakt enthält sowohl für die Knaben- als auch für
die Mädchen-Volksschule in jedem der drei Stockwerke beiderseits je 3 Lehrzimmer von
585m2 Fläche, 1 Lchrmittelzimmer von 14*1 m2, 1 Abortgruppe mit Vorraum, 5 Einzelaborten
und geräumigem Pissoirraum, im Parterre je 1 Lehrzimmer von 585 m2 Fläche, 1 Aufnahrns-
Bürger- und Volksschulen.
219
Abb. 325.
Lageplan der Schule
II., Schüttaustraße.
1 : 3000.
Abb. 324. Volks- und Bürgerschule II., Schüttaustraße.
und 1 Konferenzzimmer und die aus Zimmer, Kabinett und Küche bestehende Schuldiener-
wohnung. In beiden Schulen wird durch je eine vom Parterreflur zugängliche Garderobe der
Zugang in die rückwärts erbauten Turnsäle vermittelt, die durch eine aus zusammenklappbaren
Teilen bestehende Wand derart getrennt sind, daß selbe leicht zu einem großen, 38 m langen,
9 m tiefen und 5 m hohen Saal
für Festlichkeiten und Versamm-
lungen vereinigt werden können.
Nebst den Seiten- und Licht-
höfen besteht ein vom Haupt-
trakte, dem Turnsaalgebäude und
den Garderoben eingeschlosse-
ner, 172 m'2 großer Hofraum, der
als Sommerturnplatz dient. Die
Kosten des Baues samt der inne-
ren Einrichtung betragen zirka
330.000 K.
Die Volks- und Bürgerschule für Knaben in
Kaisermühlen, IL, Schüttaustraße 42 (Abb. 324
bis 326), wurde auf einem Baugrunde von 4703 m2
Fläche von 1903 — 1904 derart erbaut, daß das
inmitten einer Gartenanlage gegen vier Straßen freistehende, zwei Stock hohe, mit Falz-
ziegeldach eingedeckte Hauptgebäude einen parallel zur Schüttaustraße gerichteten Haupttrakt
und zwei darauf senkrechte Flügeltrakte nebst einem damit verbundenen ebenerdigen, mit
Holzzementdach überdeckten Turnsaalausbau samt Annexen gegen die Schiffmühlenstraße mit
1975 m'2 verbauter Fläche umfaßt und vor dem Schulgebäude gegen die Schüttaustraße ein großer,
mit schattigen Bäumen und Gesträuchen umgebener Sommerturn- und Spielplatz verbleibt,
während die seitlich und hinter dem Gebäude liegenden Teile als Schul- und Pflanzengarten
angelegt sind. Diese Anlagen und Spielplätze nehmen
zirka 3728 m2 Fläche ein.
Das Schulhaus enthält 12 Lehrzimmer, 1 Zeichen-
saal, 1 Turnsaal samt Ankleideraum, Turnlehrer- und
Gerätekammer, 1 Kanzlei, 1 Konferenz-, 4 Lehrmittel-
zimmer, eine Schuldienerwohnung samt Waschküche. Im
linken Flügeltrakte sind die mit einem eigenen Eingange
versehenen und von der Schule vollständig getrennten
Lokalitäten, und zwar ein Saal und ein Zimmer zu ebener
Erde, ein kleines Duschbad neben den Aborten, samt
zwei Souterrainräumen dem Vereine „Knabenhort in
Kaisermühlen" überlassen. Eine dreiarmige Pfeilerstiege
mit Granitstufen von L65m Breite vermittelt die Verbin-
dung der 4-4 m hohen Geschosse. Die Kosten des Schul-
baues samt innerer Einrichtung, der Gartenanlagen und
Spielplätze betragen zirka 300.000 K.
Das Volksschulgebäude XVI., Wilhelminenstraße 96,
Roterdstraße 1 (Abb. 327 bis 331) wurde 1904 auf einem
besonders günstig gelegenen, 5050 m2 messenden Baugrunde derart erbaut, daß unter Ein-
haltung der offenen Verbauungsweise mit 6 m tiefen Vorgärten längs beider erstgenannten
Straßen und einem Seitenabstande von zirka 12 m von der Nachbarrealität je ein 40'6 m langer
Gassentrakt parallel zur Wilhelminen- und Roterdstraße, ein denselben verbindender, 224m
langer, die beiden Eingänge und Stiegenhäuser enthaltender Doppeltrakt gegen die Sand-
leithengasse, durchaus unterkellert, drei Stock hoch, mit Dachfalzziegeln eingedeckt, einen
trapezförmigen Hof umgrenzen, der durch einen ein Stock hohen, mit Holzzementdach ver-
sehenen Verbindungstrakt für die Turnlokalitäten abgeschlossen ist. In der Mitte des Hofes
zwischen den ersteren Trakten ragt das im Souterrain vertiefte Kesselhaus mit seinem Holz-
zementdache zirka 16 m über das Hofniveau empor. Dasselbe ist mit den Brennmaterialkellern
mittels Gleiseanlagen verbunden, welche durch einen gedeckten Gang quer .durch den
Vorgarten bis zur Roterdstraße führen. Die Ausstattung des Schulgebäudes ist unter Anwen-
dung mannigfacher Neuerungen in hygienischer Beziehung durchgeführt. Die Außenseiten er-
a Lehrzimmer.
b Kanzlei.
c Konferenzzimmer.
d Schuldienerwohnung.
g Garderobe.
I Lehrmittelzimmer.
t Turnsaal,
z Zeichensaal.
Abb. 326. Volks- und Bürgerschule II., Schüttau
Straße. Ebenerd. 1:800.
220
Gebäude für Bildung und Unterricht.
scheinen in einfacher, moderner Architektur mit kräftigen Gesimsen und Risaliten durchgebildet.
Neben den Schuleingängen sind auf Postamenten drei
Alex. Swoboda, darstellend „Vindobona, Religion und
gestatteten gemeinsamen Vestibüle führen, durch ein
geteilt, zunächst Abgänge in je einen im Souterrain
gelegenen Warteraum, hierauf in die darüberlie-
genden Schuldienerwohnungen. Gegenüber sind
die beiden zweiarmigen Traversenstiegen aus
Kaiserstein mit 17m Armbreite angeordnet,
welche ins Souterrain und in die drei 4-4 m hohen
Obergeschosse bis auf den Dachboden führen.
allegorische Portalfiguren von Emerich
Fleiß", aufgestellt. Von dem reich aus-
Ziergitter für die beiden Geschlechter
A Lehrzimmer.
B Kanzlei.
C Konferenzzimmer
D Schuldiener.
L Lehrmittel.
G Garderobe.
T Turnsaal.
OEP
Abb. 327.
Lageplan der Schule XVI., Wilhelminenstraße.
1 : 3000.
Abb. 328. Volksschule XVI., Wilhelminenstraße.
Ebenerd. 1:800.
Das Schulgebäude enthält an vollständig eingerichteten Lokalitäten für die Knaben- und
Mädchenvolksschule zusammen 30 Lehrzimmer von 8 bis 10 m Länge, 65 bis 6'8 m Tiefe, 2 Turn-
säle von 20 X 9 m =
180 m- Bodenfläche,
längs derselben zwei
Garderoben von 60 m-
Fläche und angrenzend
2 Turnlehrer- und 2
Geräteräume, ferner 2
Kanzleien, 2 Konferenz-,
6 Lehrmittelzimmer.
Vom ebenerdigen Turn-
saal gelangt man rück-
wärts auf den Sommer-
turn und Spielplatz. Im
dritten Stocke ist auch
für die spätere Unter-
bringung einer dritten
Volksschule durch ein
großes Kanzlei- und
Konferenzzimmer,
6 noch nicht eingerich-
tete Lehrzimmer und
2 Lehrmittelzimmer vor-
gesorgt. Die Warte-
räume und einige eben-
erdige Lehrzimmer wur-
den mit Xylolithboden-
belag und alle Lehrräume mit hohlkehlenförmigem Wandaufputz von Xylolith versehen. Die
Kosten dieses Schulbaues samt Heizanlage und innerer Einrichtung betragen 640.000 K.
Außer den vorstehend näher beschriebenen städtischen Schulhausbauten erscheinen noch
folgende städtische Schulgebäude bemerkenswert:
Volksschule XVI. , Wilhelminenstraße.
Bürger- und Volksschulen.
221
Im II. Bezirke die im k. k. Prater, nächst der Sophienbrücke, 1897 — 1898 im Villenstil
erbaute, von Gartenanlagen umgebene Doppel-Volks- und Bürgerschule Witteisbachstraße 6, Ecke
der Valeriestraße und Pratcr-Gürtelstraße (Abb. 332), bestehend aus zwei zweistöckigen, durch
einen einstöckigen Mittelbau verbundenen Trakten mit einem in der Valeriestraße anschließenden,
einstöckigen Direkto-
renwohngebäude. Im
V. Bezirke die von
Vorgärten eingesäumte.
1882—1883
dreistöckige
bürgerschule
gasse 14 und
gasse 21 mit
erbaute
Doppel-
Bacher-
Castelli-
zwei iso-
wmm
Abb. 330. Lehrsaal der Volksschule XVI., Wilhelminenstraße.
Herten Direktoren- und
zwei Schuldienerwoh-
nungen, einem großen
Schulgarten und Som-
merturnplatz neben der
Gartenanlage am Ba-
cherplatze. Die Schul-
hausgruppe in Neu-
Margareten, V., Focky-
gasse 20— Malfattigasse
1 — Herthergasse 28 und
Steinbauergasse 27, ge-
genüber der Garten-
anlage längs der Mal-
fattigasse, 1881 — 1882,
1890 und 1894—1895
erbaut, bildet einen von
breiten Vorgärten um-
schlossenen rechtecki-
gen Baublock mit ein-
heitlichen Fassaden und
enthält Volks- und Bür-
gerschulen für Knaben
und Mädchen. Die
1895—1896 erbaute,
zwei dreistöckige Eck-
schultrakte mit einem
verbindenden einstöcki-
gen Turnsaaltrakte um-
fassende Doppelvolks-
schule V., Einsiedler-
gasse 1 — Diehlgasse 2
mit einem als Garten
und Spielplatz ausge-
statteten offenen Vor-
hofe gegen die Fendi-
gasse. Im X. Bezirke die
freistehende, von Vor-
gärten umgebene, 1899
erbaute, zwei Stock
hohe Doppelbürger-
schule am Antonsplatz 11/12, östlich von der Kirche St. Antonius von Padua, symmetrisch
zum westlich gelegenen Pfarrhofe, mit Fassaden (von K. Troll und August Rehak) in ober-
italienischer Frührenaissance, unter Anwendung von Formsteinen und Verblendziegeln in zwei
Farbentönen. Das Doppelvolksschulgebäude X., Laimäckergasse 17, erbaut 1901, und Schranken-
Turnsaal der Volksschule XVI., Wilhelminenstraße.
222
Gebäude für Bildung und Unterricht-
Abb. 332. Volksschule II., Witteisbachstraße.
berggasse 32, erbaut
1902 — 1903, bestehend
aus zwei dreistöckigen
Ecktrakten und einem
verbindenden einstöcki-
gen Turnsaaltrakte ge-
gen die Feuchtcrsleben-
gasse 66, mit Vorgärten
gegen alle drei Gassen
und einem gemein-
samen Turnhofe. Im
XI. Bezirke (Kaiser-
Ebersdorf) die 1893 bis
1894 in Ziegelrohbau
erbaute, zwei Stock hohe
Volksschule Münnich-
platz 6, mit stirnseitig
anschließendem, eben-
erdigem Turnsaal ; rings-
um von Gärten um-
geben. Im XII. Bezirke
die beiden freistehen-
den, drei Stock hohen Volksschulgebäude samt verbindendem einstöckigem Turnsaaltrakt, Rucker-
gasse 42, erbaut 1900, und Ruckergasse 44, erbaut 1902, mit Vorgärten gegen die Straße.
Im XIV. Bezirke das große, freistehende, drei Stock hohe Gebäude der Doppel-Volks- und
Bürgerschule Lortzinggasse 2— Meiselstraße 47, im Jahre 1903 erbaut, mit Vorgärten in der
Lortzing-, Beckmann- und Hustergasse.1) Im XVI. Bezirke die 1898 — 1899 erbaute Doppel-
Volks- und Bürgerschule Speckbachergasse 48— Wurlitzergasse 59, aus zwei dreistöckigen
Trakten mit eingebauten Turnsälen bestehend, mit einem dazwischenliegenden Sommerturn-
platz, großem Vorgarten gegen die Seeböckgasse. Im XVII. Bezirke die Doppel-Volks- und
Bürgerschulen Lienfeldergasse 96— Redtenbachgasse 79, im Jahre 1902 — 1903 in zwei Gassen-
und zwei Hofseitentrakten drei Stock hoch erbaut, so daß ein großer, gemeinsamer, als
Sommerturnplatz verwendeter Hof entstand. Im XIX. Bezirke die kleine Volksschule im
Kahlenbergerdorf, Wigandgasse 29, 1891 im Villenstil ein Stock hoch freistehend erbaut, mit
isolierter Schulleiterwohnung, Garten und Spielplatz. Im XX. Bezirke die beiden in der Grund-
rißeinteilung und Fassadendurchbildung gleichen, von der Pappenheimstraße aus symmetrisch
gelegenen Gebäude der Doppelbürgerschule Jägerstraße 54, im Jahre 1899 erbaut, und der
1901 erbauten Doppelvolksschule Rafaelgasse 11/13, beide mit großem Turn- und Spielplatz,
angrenzend an das neuerbaute Amtshaus am Brigittaplatze.
Von den übernommenen Schulhäusern der zu Wien einbezogenen ehemaligen Vororte-
gemeinden sind mehrere bezüglich ihrer günstigen freien Lage und zweckmäßigen Grundriß-
einteilung wie in baulicher Beziehung beachtenswert. Der geringere Grundwert dortselbst,
sowie die geringe Anzahl der Schulkinder ermöglichten die Schaffung von freistehenden, zwei-
stöckigen, von Gärten umschlossenen Schulhäusern, die allerdings bezüglich der inneren Aus-
stattung und Einrichtung noch nicht auf der Höhe der schulhygienischen Anforderungen stehen
konnten. Im Laufe der Jahre 1894 — 1905 wurden die sanitären Verhältnisse derselben durch
mannigfache Herstellungen und Verbesserungen auf die Stufe der meisten neueren Schulen in
den Stammbezirken eebracht.
Gesamtstand der Volks- und Bürgerschulen.
Im Schuljahre 1904/5 bestanden in Wien (I. bis XX. Bezirk) in 212 städtischen Schul-
gebäuden und 9 sonstigen Gebäuden 442 einzelne Schulen, darunter 116 Bürgerschulen
und 326 allgemeine Volksschulen. Die Standorte, Anzahl der Bürger- und Volksschulen in
den einzelnen Bezirken, Klassenanzahl und Leiter derselben sind in dem vom k. k. Wiener
Bezirksschulrate herausgegebenen „Verzeichnisse I der allgemeinen Volks- und Bürgerschulen
der Stadt Wien" zusammengestellt. In demselben sind auch die 4 Staats-, 1 Gemeinde- (derzeit
') Beschrieben in der Wiener Bauindustrie-Zeitung vom Februar 1904.
Bürger- und Volksschulen.
223
Landes-) und 5 Privat-Lchrcr- und Lehrerinnenbildungsanstaltcn enthalten, mit welchen fiinf-
klassige Volksschulen, teilweise auch dreiklassige Bürgerschulen als Übungsschulen verbunden
sind. Ferner sind darin die in Wien bestehenden Privat-Volks- und Bürgerschulen mit Öffentlich-
keitsrecht, deren Anzahl, Gattung, Standort und Leiter aufgenommen. Diese Schulen werden von
der k. k. Statthaltcrei, vom k. u. k. Rcichs-Kriegsministerium (1 im k. u. k. Artillerie-Arsenale),
vom Katholischen Schulverein für Österreich (4), von der Kongregation der christlichen Schul-
brüder (2) und der Marienbrüder (1), vom Konvent der Ursulinerinnen (2), von Kongregationen
mehrerer Frauenorden (12), von der evangelischen Kirchengemeinde (3), von der griechischen
und israelitischen Gemeinde (2) und anderen Vereinen (2) und Privat-Institutsinhabern (8) er-
halten und geleitet. In baulicher und architektonischer Beziehung bemerkenswert ist hiervon
das Gebäude der evangelischen Schulen, IV., Karlsplatz 14, im Jahre 1869 von Theophil von
Hansen in italienischer Renaissance erbaut.
Infolge der Einbeziehung der am linken Donauufer liegenden Gemeinden zur Stadt unter
Vereinigung derselben zum XXI. Bezirke unterstehen seit 1. Jänner 1906 auch die daselbst
befindlichen Schulen der städtischen Verwaltung. Der Zuwachs umfaßt 12 Schulgebäude mit
22 Volks- und Bürgerschulen und 184 Klassen.
Durch eigene Unterrichtsanstalten des Staates, des Landes Niederösterreich und von Ver-
einen, wie durch Spezialschulabteilungen wird in Wien für den Volksschulunterricht nicht voll-
sinniger und verwahrloster schulpflichtiger Kinder vorgesorgt. Letztere sind in nachbezeichneten
städtischen Schulen untergebracht: IX., Canisiusgasse 2 und XV., Zinckgasse 12/14 für taub-
stumme Kinder, XVI., Kirchstetterngasse 38 für blinde Kinder, II., Leopoldsgasse 3 und
XVIII., Anastasius Grün-Gasse 10 für schwachsinnige Kinder.
Karl Haubfleisch.
E. HUMANITÄTSANSTALTEN.
I. KRANKENHÄUSER.
a) Staatliche Krankenanstalten und Institute.
5
^E«^
SAbV,TI II sOLATIO
\l CRORVM
i'ösit-PWi s i; v-c
AWOM-DCCI.XXM1
Abb. 333. Tor des Allgemeinen Krankenhauses, IX., Alserstraße.
Gegenwärtig bestehen in Wien neun
k. k. Krankenanstalten mit Öffentlichkeits-
recht. Diese Anstalten unterstehen dem
Wiener k. k. Krankenanstaltenfonds, welcher
von der niederösterreichischen Statthalterei
verwaltet wird, mit dem k. k. Ministerium
des Innern als Oberbehörde. Die Organi-
sation des Krankenanstaltenfonds1) beginnt
mit Ende des 18. Jahrhunderts, als Kaiser
Josef II. in den Wirrwarr der Humanitäts-
pflege insofern Ordnung brachte, daß er
eine Trennung in verschiedene Gruppen
durchführte, für die Krankenbehandlung einen
eigenen Fonds schuf und das k. k. Allge-
meine Krankenhaus aus seinen Privatmitteln
errichtete. Die Mittel des Fonds bestanden
dazumal aus verschiedenen Kapitalien von
Krankenstiftungen, Beiträgen des Bürger-
spitalfonds etc. Anfangs des 19. Jahrhun-
derts wurde zugunsten des Fonds ein
Steuerzuschlag auf Brennholz und die Ein-
hebung von Gebühren bei Verlassenschaften
innerhalb Wiens eingeführt. Der Steuerzu-
schlag wurde später auch auf Kohle aus-
gedehnt. 1830 wurden dem Krankenhaus-
fonds 6-739"/0 des kommunalen Verzehrungs-
steuerzuschlages als Einnahme zuerkannt.
Endlich gehörte zu den Einnahmen des Fonds
noch die Einhebung der verschieden hoch
den zur Zahlung der Kosten verpflichteten
bemessenen Taxe per Krankenverpflegstag von
Kranken, Angehörigen oder öffentlichen Fonds.
Mit der Vergrößerung Wiens im Jahre 1890 durch Einverleibung der Vororte wurden
die Einnahmsverhältnisse des Fonds bedeutend geändert. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts
fließen die Einnahmen aus einem steigenden prozentuellen Betrage nach Verlassenschaften2), aus
Verpflegskosteneingängen (I. Klasse 10 K, II. Klasse 5 K, III. Klasse 2 K pro Tag), aus
Beiträgen verschiedener Behörden u. dgl. m. Die reinen laufenden Ausgaben für den Spital-
betrieb, mit Ausschluß der Ambulatorien und Investitionen, betrugen im Jahre 1901 für die
neun öffentlichen Spitäler K5,405.616-77. Hierbei wurden zirka 67.000 Patienten in 1,670.000
Verpflegstagen behandelt. In den öffentlichen Anstalten bestehen 43 Abteilungen und 15 Kliniken
') Jahrbuch der Wiener k. k. Krankenanstalten. I. Jahrgang 1892, „Einleitung".
2) L. O. ßl. Nr. 12 ex 1895.
Bd. II. 15
226
Humanitätsanstalten.
Abb. 334.
Allgemeines Krankenhaus,
IX., Alserstraße.
Lageplan. 1 : 5000.
I— XIII Höfe.
A/s er -Strasse
mit 5294 Betten. Das Personal bestand 1902 aus
246 Ärzten und Pharmazeuten, 137 Beamten,
12 Geistlichen, 136 Dienern, 230 weltlichen,
524 geistlichen Pflegerinnen und 18 Wärtern.
Das k. k. Allgemeine Krankenhaus, IX.,
Alserstraße 4 (Abb. 333 bis 336). ^ 1686 widmete
Dr. Jakob Frank, Rat des Regimentes der nieder-
österreichischen Stände, testamentarisch sein beim
Schottentor gelegenes Haus für abgedankte und in-
valide Soldaten. Doch wurde die Stiftung erst unter
Kaiser Leopold I. 16y3 im sogenannten Kontumaz-
hofe, wo heute das k. u. k. Garnisonsspital Nr. 1 steht,
provisorisch untergebracht. In demselben Jahre wurde
noch mit dem Baue in der Alserstraße begonnen und
mit Anfang des 18. Jahrhunderts war der erste große
Hof vollendet. Diese Anstalt mit der Bezeichnung ^
Großarmenhaus wurde 1725 durch die Freiherrn von
Thavonatsche Stiftung (600.000 Gulden) vergrößert.
DiesesGroßarmenhaus, ursprünglich für Invalide ^5
bestimmt, beherbergte alle möglichen Hilfsbedürftigen, '$_
Kranke, Wöchnerinnen, Arme, Sieche, Irrsinnige, "°
Waisenkinder, Studenten, Witwen, später Bettler,
Müßiggänger, für welche verschiedenen Kategorien
von Hilfsbedürftigen hier auch die speziellen Stiftungs-
gelder Verwendung fanden. Diese ungesunden Ver-
hältnisse der schwierigsten Art bewogen Kaiser Josef II.,
eine Kommission zur Regelung einzusetzen, welche
nach von ihm gegebenen Direktiven vorzugehen hatte.
So schuf nun Josef II. drei große Gruppen: 1. die
Gebär- und Findelhäuser, 2. die Krankenhäuser und
3. die Versorgungshäuser. Nun wurde das Großarmen-
haus als Krankenhaus bestimmt, von den übrigen Pfleglingen befreit und entsprechend adaptiert. Auch für
den Umbau gab Kaiser Josef II. ganz bestimmte Weisungen. Gleichzeitig ließ Josef II. den Narrenturm
(»bestimmt für die unglücklichen Opfer des Wahnwitzes«) erbauen. Vor Eröffnung der Anstalt wurde der
Dienst bis in das kleinste Detail geregelt, Vorsorge für die verschiedenen Kategorien der Kranken und Ge-
schlechter getroffen, die ambulatorische Behandlung von Dienstboten etc gesichert, in religiöser Richtung
für die einzelnen Konfessionen und für die ärztliche Behandlung und Pflege u. dgl. wurden Vorschriften
gegeben, endlich zwölf Betten für die praktische Lehrschule gewidmet. Am 16. August 1784 erfolgte die
Eröffnung des Gebäudes mit der Bezeichnung als Allgemeines Krankenspital, über dessen Eingang Josef II.
die goldenen Worte »Saluti et Solatio aegrorum« setzen ließ.
Diese von Kaiser Josef II. geschaffene Humanitätsanstalt erlitt im Laufe der nächsten 120 Jahre be-
deutende Änderungen, auch wurden die Verhältnisse aus dem Grunde immer ungünstiger, weil sich die
Unterrichtsbedürfnisse stets mehrten, viele Räume okkupierten und sonach die den Kranken zugewiesenen
Räume beengten. Der Andrang zum Spitale war so groß, daß 1829 die Verfügung getroffen werden mußte,
vom Lande kommende Kranke auszuschließen. Der Überfüllung wurde dadurch nicht gesteuert, und so kam
es im Jahre 1834 zum Baue der Trakte des VIII. und IX. Hofes. Während die alten Trakte größtenteils zwei
Geschosse für Kranke enthielten, wurden die neuen, kleinere Höfe umschließenden mit drei Krankengeschossen
ausgeführt.
Mit der Wissenschaft entwickelte sich die pathologische Anatomie, und da war es ein ganz kleines
Stallgebäude, welches im X. Hofe für Zwecke der Pathologie adaptiert wurde. Abb. 335 zeigt die Stätte, wo
Rokitansky die Studien für sein epochemachendes Werk machte. Im Jahre 1859 wurde zum Neubau des
pathologisch-anatomischen Institutes geschritten, welches im Jahre 1882 noch ein zweites Obergeschoß erhielt.
Das heutige k. k. Allgemeine Krankenhaus besitzt eine Fläche von 99.447 m2, wovon
27.355 m2 verbaut sind. Der erste Hof enthält schöne alte Gartenanlagen. In den alten ein-
fachen Trakten besitzen die Krankensäle beiderseitig Fenster. Das ursprünglich für Geistes-
kranke bestimmte Gebäude mit 140 Zellen dient seit 1869 als Magazin und enthält auch
Wohnungen für Diener. Die Gebär- und die Irrenanstalt gingen im Jahre 1865 in die Ver-
waltung des Landes Niederösterreich über.
Das Allgemeine Krankenhaus, das vor 120 Jahren in unverbauter freier Lage errichtet
wurde, liegt heute inmitten eines dichtbewohnten großen Bezirkes und entspricht auch in
sonstiger Hinsicht nicht den Bedürfnissen, die an eine moderne Krankenanstalt gestellt werden
müssen. Insbesondere aber sind es die Bedürfnisse des Unterrichtes, die hier ganz unzulänglich
befriedigt werden, und ist es kaum möglich, den ganz gewaltigen Forderungen des medizini-
schen Unterrichtes gerecht zu werden. Seit mehr als 15 Jahren wird die Frage des Neubaues
dieser Anstalt durch die einschlägigen Behörden ventiliert.
') Jahrbuch der Wiener k. k. Krankenanstalten 1892. Geschichte
Archivar. Wien 1867.
der öffentlichen Anstalten etc. Von Karl Weiß, städtischer
Krankenhäuser.
227
Abb. 335. Erste Stätte für die pathologische Anatomie in Wien.
Nun ist es gelungen, die Frage der Neuschaffung von Kliniken in der Art zu lösen, daß
eine neue Anstalt auf den Gründen des früheren Versorgungshauses und der Irrenanstalt in
unmittelbarer Nähe des heutigen Allgemeinen Krankenhauses entstehen wird und daß die
Flächen der alten Anstalt zur Parzellierung und zum Verkaufe gelangen. Es kann daher eine
detaillierte Beschreibung der alten Anstalt entfallen und soll nur in Kürze aufgezählt werden,
was im heutigen Allgemeinen Krankenhausc untergebracht ist.
Außer den 2000 Krankenbetten sind noch 600 Gebärbetten vorhanden. Es bestehen
4 medizinische und 3 chirurgische Abteilungen, ferner 1 Augenabteilung, 3 Abteilungen für
Syphilis und Dermatologie, 1 psychiatrische und 1 Zahlabteilung, ferner 3 medizinische,
2 chirurgische, 2 Augen-, 2 gynäkologische Kliniken, dann je 1 Klinik für Syphilis, Dermato-
logie, Laryngologie, Ohren-, Geistes- und Nervenkrankheiten. Die Gebärabteilung enthält
2 Kliniken für Geburtshilfe und eine dritte Abteilung mit Hcbammenschule.
An medizinisch-wissenschaftlichen In-
stituten sind untergebracht: Die Lehr-
kanzeln für pathologische Anatomie, für
experimentelle Anatomie, für Pathologie,
für medizinische Chemie und für gericht-
liche Medizin. Auch die Medikamentenregie
für alle neun k. k. Krankenanstalten be-
findet sich hier. Die ganze Verwaltung des
Hauses mit Küchen-Eigenregie, die Woh-
nungen der Ärzte, einer großen Anzahl
von Dienern und Beamten, eine große
Apotheke mit einer neuestens eingerichte-
ten Zentralsterilisationsanstalt für Verband-
stoffe, eine Desinfektionsanstalt, eine Reihe
von Werkstätten u. s. w., wie endlich die
Räume für die Leicheneinsegnung sind in verschiedenen Trakten des Hauses untergebracht.
Im Jahre 1898 wurde zur Unterbringung von geistlichen Wärterinnen in nächster Nähe
des Spitales ein Wohnhaus erbaut. Dasselbe enthält außer den Schlafsälen für zirka 100 Pflege-
rinnen noch ein großes Refektorium, einen großen Betraum, Isolierzimmer, Garderoben,
3 Bäder und eine Waschküche im Dachgeschoß. Unter der Spitalgasse führt vom Keller dieses
Hauses ein l'36m breiter, 2T0m hoher Verbindungsgang in den I.Hof des k. k. Allgemeinen
Krankenhauses.
Das Neue k. k. Allgemeine Krankenhaus (Abb. 337) wird, wie erwähnt, auf den Gründen
des Versorgungshauses in der Spitalgasse und der zu verlegenden Landes-Irrenanstalt im
IX. Bezirke errichtet, die einerseits von der Spitalgasse und der Lazarethgasse, anderseits von
der Gürtellinie begrenzt werden. Die Gesamtfläche beträgt zirka 248.000 m-, wovon ein Teil
zur Straßenerweiterung abgetreten werden muß, so daß für die neuen Kliniken eine Fläche
von zirka 240.000 m'2 verbleibt. Das Allgemeine Krankenhaus, welches heute samt der Gebär-
anstalt rund 2600 Betten umfaßt, kann in diesem
Umfange, mit Rücksicht auf die modernen hygieni-
schen Anforderungen, auf diesem Platze nicht voll
untergebracht werden; es wurde daher eine Teilung
in der Weise projektiert, daß auf den vorbezeich-
neten Gründen des IX. Bezirkes nur die Universitäts-
kliniken mit dem Kinderspitale und zwei geburtshilf-
liche Kliniken mit 2330 Betten errichtet werden, wo-
bei allerdings eine Bettenvermehrung der Kliniken
Platz gegriffen hat und auch ein Zuwachs dadurch
entstanden ist, daß das St. Annen-Kinderspital mit
seiner Klinik in diese Area einbezogen wurde. Für
die im Krankenhause untergebrachten Abteilungen
mit zirka 800 Betten wird der Ersatz in der Richtung
gefunden, daß das Wilhelminen-Spital im XVI. Be-
zirke um diese Bettenanzahl erweitert wird.
Errichtet werden 19 Kliniken und eine medizinische Abteilung, und zwar: 2 chirurgische,
2Augenkliniken, 3 medizinische, 2 geburtshilfliche, 2 gynäkologische, 2 psychiatrische, 2 dermato-
15*
Abb. 336. Allgemeines Krankenhaus, Hof I.
228
Humanitätsanstalten.
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Krankenhäuser.
229
logische Kliniken, 1 orthopädische, 1 laryngologische, 1 Ohrenklinik und 1 Kinderklinik. Die
geburtshilflichen und gynäkologischen Kliniken sind in zwei großen Objekten und einem
gemeinschaftlichen Isoliergebäude untergebracht. Die Kinderklinik umfaßt ein Hauptgebäude
und sechs Isolierpavillons für infektiöse Krankheiten. Die übrigen Kliniken erhalten jede einen
eigenen Pavillon, und ist den medizinischen Kliniken für Demonstrierung von Infektions-
krankheiten je ein kleines Gebäude zugewiesen. An weiteren Objekten werden errichtet: ein
Institut für Zahnheilkunde, Photographie und Röntgen, ein Schwesternhaus mit eigener Kapelle,
ein großes Objekt für drei pathologische Institute und für die medizinische Chemie sowie für
die gesamte Leichengebarung, unmittelbar an der Gürtelstraße liegend. Ferner verbleibt noch
ein Objekt an der Spitalgasse, der ehemalige Mitteltrakt des Versorgungshauses, welcher für
Wohnungen und Kanzleien in Verwendung genommen wird. In der Richtung von der Spital-
gasse bis gegen den Währinger Gürtel ist eine Hauptstraße projektiert, welche auch dem öffent-
lichen Fußgeherverkehr geöffnet bleiben muß. An dieser Straße liegt ein großes Administrations-
gebäude und ein separates Aufnahmsgebäude. Ein besonderes Küchengebäude ist so gelegen,
daß der Speisentransport sich nach abwärts vollzieht. In diesem Gebäude ist auch ein Kasino
für Ärzte geplant. Am Ende dieser Straße, gegen den Währinger Gürtel zu, ist ein großes
Ökonomiegebäude projektiert, welches die Materialienkanzleien mit den Magazinen, Werkstätten,
Desinfektionsanstalten, eine Wäscherei und eine Badeanlage für besondere Zwecke enthalten
wird; endlich sind noch ein Wohnhaus für den Direktor und zwei Portierhäuser projektiert.
Bei der Einteilung der Pavillons wurde nicht nur auf alle hygienischen Prinzipien, sondern
wesentlich auch darauf Rücksicht genommen, daß sowohl die umfangreiche ambulatorische
Behandlung als auch der Unterricht auf die Krankenpflege nicht störend einwirkt, daß dabei
aber doch die verschiedenen Räume in einer gewissen organischen Verbindung stehen. Auch
dort, wo es sich um die Anlage von Operationsräumen handelt, wurden dieselben so situiert,
daß sie die Krankenpflege nicht beeinflussen.
Von den bestehenden schönen Gartenanlagen wird so viel als möglich erhalten; die
Niveauregulierungen sind so gedacht, daß ein leichter Verkehr zwischen den einzelnen Pavillons
untereinander möglich ist, da aber die Niveaudifferenzen zwischen Gürtel und Spitalgasse ganz
bedeutende sind, müßten wohl Straßen mit größeren Steigungen eingelegt werden, die aber
das Maximum von 5% an einzelnen Stellen nicht überschreiten werden. Mit dem Baue wurde
nach Freiwerden der Realität des Wiener Versorgungshauses, im Sommer 1904, begonnen und
werden zunächst die zwei geburtshilflichen und die zwei gynäkologischen Kliniken samt dem
Isoliergebäude errichtet. Das Bauprojekt hat der frühere k. k. Statthaltereibaurat Franz Berger
verfaßt.
Das k. k. Krankenhaus Wieden, IV., Favoritenstraße 30 (Abb. 338).1) Am 17. Dezember 1841
wurde das »Bezirkskrankenhaus Wieden« mit einer chirurgischen und einer medizinischen Abteilung mit zu-
sammen 150 Betten eröffnet. Später vergrößert durch Zukauf von anstoßenden Häusern und Grund-
flächen, wurde 1850 zum Neubau
su~tu~^.s„,~ von Krankensälen etc. für 500 Bet-
ten geschritten. 1857 erhielt es den
Namen »K. k. Krankenhaus Wie-
den«; 1859 wurde ein besonderes
Leichenhaus errichtet. Da es dem
Spitale an Administrationsräumen
mangelte, wurde 1870 ein anstoßen-
des Haus in der Favoritenstraße
angekauft und für administrative
Zwecke ein Zubau aufgeführt, der
1885 ein oberes Stockwerk erhielt.
1877—1883 kamen umfangreiche
Ventilationseinrichtungen zur Aus-
führung. 1883 wurde im Garten,
anstoßend an die Nachbarhäuser,
eine gemauerte Baracke für 27 Bet-
ten erbaut, 1893 eine neue Augen-
abteilung mit 40 Betten errichtet
und 1898 eine den modernen An-
forderungen entsprechende Pro-
sektur an Stelle des alten Leichen-
hauses an der Ecke der Starhem-
berg- und Waltergasse mit einem
338. Krankenhaus Wieden.
Lageplan. 1:2000.
') Jahrbuch der Wiener k. k. Kran-
kenanstalten. I. Jahrgang 1892.
230
Humanitätsanstalten.
Kostenaufwande von 126.000 K neu erbaut. Endlich wurde noch, um den Mangel an Wohnungen etc. zu
beheben, im Jahre 1898 das an die Realität anstoßende Haus Rainergasse 8 erworben.
Das Krankenhaus Wieden
umfaßt eine Area von 1 9.957 m2,
wovon 5899 m2 verbaut sind.
Die Abteilungen, auf die sich
die vorhandenen 589 Kranken-
betten verteilen, sind: 1 chi-
rurgische, 2 medizinische, 1 sy-
philitisch-dermatologische,
1 gynäkologische und 1 Au-
genabteilung. Das hufeisen-
förmige Hauptgebäude enthält
in drei Geschossen in den
Flügeln 18 Säle, im verbin-
denden Mitteltrakt kleinere
Krankenräume, im Parterre die
Küche mit den erforderlichen
Nebenräumen. Im Garten, an
nachbarliche Zinshäuser ange-
baut, befindet sich noch ein
ebenerdiger Krankenpavillon
für 27 Betten. Die Verwaltung,
Apotheke, Krankenaufnahme,
das Augenambulatorium und
die Wohnungen der Ärzte sind
in dem einfachen Trakte der
Favoritenstraße untergebracht.
Im Hofe des Krankenpavillons
befindet sich die durch zwei
Geschosse gehende Anstalts-
kapelle nebst den Wohnungen
für die Anstaltsgeistlichen u. s. w.
In Verbindung mit dem Favoritenstraßentrakte ist noch ein viergeschossiges Gebäude mit
sieben Fenstern Gassenfront angegliedert, das
die Direktionskanzlei und Wohnungen enthält.
K. k. Krankenanstalt Rudolf-Stiftung, III.,
Boerhavegasse (Abb. 339, 340). l) Mit kaiserlichem
Handschreiben vom 26. August 1858 widmete Kaiser
Franz Josef I. aus Anlaß der Geburt eines Kronprinzen
8800 Quadratklafter Grund von seinem Besitztum
» Kaisergarten < im III. Bezirke mit der Bestimmung zur
Errichtung eines Spitales. Nach dem vom Architekten
Jos. Horky und Baurat Zettl ausgearbeiteten Entwürfe
wurde im Februar 1860 mit dem Bau begonnen und
konnte die mit einem Kostenaufwande von 5,000.000 K
für 860 Betten ausgeführte, von Prof. Dr. Karl Böhm
mit Ventilationseinrichtungen ausgestattete Anstalt am
28. Jänner 1865 in Benützung genommen werden.
Das im ursprünglichen Programm vorgesehene
Schwesternhaus für 200 Pflegerinnen mußte der be-
schränkten Baufläche wegen entfallen. Auch Wohn-
gebäude für Angestellte des Hauses und die Prosektur
konnten nur in beschränktem Maße geschaffen werden,
wodurch sich Übelstände ergaben, an welchen die auf
verhältnismäßig zu kleiner Area errichtete Anstalt heute
noch leidet. 1894 wurde mit einem Kostenaufwand von
78.000 K auf das Leichenhaus ein Stock aufgesetzt.
Durch Herstellung von Licht- und Luftgräben wurden
im Laufe der Jahre eine Reihe von Souterrainlokalen
für Magazine und Werkstätten adaptiert.
Abb. 339. Krankenanstalt Kronprinz Rudolf-Stiftung. Lageplan. 1:2000.
Abb. 340. Krankenanstalt Kronprinz Rudolf-Stiftung.
') Försters Allgemeine Bauzeitung. Jahrgang 1S66. Jahr-
buch der Wiener k. k. Krankenanstalten. 1. Jahrgang 1S92.
Krankenhäuser.
231
Die 860 Krankenbetten aufnehmende Rudolf-Stiftung hat heute ein Flächenausmaß von
33.229 m- mit 2 medizinischen, 2 chirurgischen Abteilungen, ferner 1 Abteilung für Augen-
und 1 für Hautkranke. Die
Kardinal Rauschergasse
n.m.P. wrdimedic. Pavillon.
s.m.P siidl, med ic. Pavillon.
Ch.P. Chirurg. Pavillon.
J.P. Jsolier Pavillon.
A. idministr Gebäuder
L. Leichenhaus.
W. Waschhaus.
P.d.
B.5t. Bellina ShTlunp Pavillon.
Errichtung einer selbständi-
gen gynäkologischen Ab-
teilung ist im Zuge. Der
Haupttrakt an der Boerhave-
gasse des in einer wenig
glücklichen Kombination
des Korridor- und Pavillon-
systems erbauten Spitales
besitzt ein überschwenglich
weites Vestibül, das bis zu
den beiden Quertrakten ein-
geschossig hergestellt ist.
Der diesem gegenüberlie-
gende Ökonomietrakt hat
vier, alle übrigen Trakte um-
fassen drei Geschosse. Die
mit 22 bis 26 Betten be-
legten Krankensäle haben
nur einseitige Belichtung.
Gegen die Rudolfsgasse liegt
ein viergeschossiges Ad-
ministrations- und Wohn-
gebäude, das in zwei Ge-
schossen durch einen ge-
schlossenen Korridor mit
der Anstalt in Verbindung
steht. Das Prosekturgebäude
mit der Leichenkapelle ist
zweigeschossig an das Nach-
bargelände angebaut. An
derselben Nachbargrenze
liegen noch drei Stallge-
bäude für die Prosektur
und das Lyssa- und Diph-
therie-Heilseruminstitut. An
der westlichen Grenze lie-
gen ein Glashaus und ein
Magazinsgebäude, ferner ein
dreigeschossiges Wohnhaus. Leider ist es trotz vielfacher Bemühungen bisher nicht gelungen,
Flächen zu erwerben, um die so notwendige Verbesserung dieser Anlage durchführen zu können.
K. k. Kaiserin Elisabeth-Spital, XIV., Huglgasse 3 (Abb. 341 bis 343). ') Das im Jahre 1857 im
bestandenen Bezirke Sechshaus von einer Anzahl umliegender Gemeinden mit einem Belagraume für 80 Betten
errichtete öffentliche Krankenhaus wurde in den Jahren 1867 und 1872 erweitert, litt aber an so vielen Übel-
ständen, daß 1878 über behördliche Anordnung umfassende Reformen durchgeführt werden mußten und
im Jahre 1883 der Neubau des Spitales erfolgte.
Zu diesem Zwecke wurde ein an der südlichen Abdachung der Schmelz gelegenes Gelände von
13.085 m- um den Betrag von 150.000 K erworben, wo das mit einem Kostenaufwande von 1,360.000 K
erbaute neue Spital unter dem Namen »Kaiser Franz Josef-Bezirkskrankenhaus in Rudolfsheim< mit einem
Belagraum für 456 Betten 1890 zur Eröffnung gelangte. 1892 erhielt es die Bezeichnung »K. k. Kaiserin
Elisabeth-Spital«. Als im Jahre 1891 sämtliche Vorortespitäler vom Wiener k. k. Krankenanstaltenfonds über-
nommen wurden, ging auch die ehemalige Sechshauser Spitalsrealität in den Besitz dieses Fonds über, und
nachdem sich schon bei der Übernahme des Elisabeth-Spitals zeigte, daß diese Anstalt namentlich in
administrativer Beziehung bedeutende Mängel aufweise und baldigst Erweiterungsbauten notwendig sein
werden, wurde über Anregung des Statthalters Erich Graf Kielmansegg die ersterwähnte alte Realität gegen
ein an das Elisabeth-Spital anstoßendes Grundstück umgetauscht und hier 1894 — 1896 der Bettina-Pavillon
für 60 kranke Frauen mit einem Kostenaufwande von 530.000 K errichtet-) und gleichzeitig in diesen Jahren
') Jahrbuch der Wiener k. k. Krankenanstalten. I. Jahrgang 1892.
*) 1894 widmete Albert Freiherr von Rothschild für diesen Zweck zur Erinnerung an seine verstorbene Gemahlin den Betrag
von 1,100.000 K. Siehe Jahrbuch der Wiener k. k. Krankenanstalten. III. Jahrgang 1894.
Felbersfrasse
Abb. 341. Elisabeth-Spital.
Lageplan. 1 : 2000.
232
Humanitätsanstalten.
eine unterirdische Verbindung von 26m Breite und 28m Höhe zwischen den durch die Goldschlagstraße
getrennten Teilen dieser Anlage hergestellt. 1897 kam ein Wohngebäude für die Pflegeschwestern und 1900
ein Wohnhaus für den Direktor, die Beamten und Diener und für Magazine, endlich ein Glashaus hinzu,
während auf das Leichenhaus noch ein Stockwerk aufgesetzt worden ist. Die Kosten aller Erweiterungs-
bauten, Ergänzungen etc. exklusive Bettina-Pavillon und Grundankauf, betrugen in den Jahren 1892 — 1900
638.000 K.
Abb. 342.
Elisabeth-Spital. Bettina-Pavillon.
Erster Stock. 1 : 600.
Die durch die Goldschlagstraße getrennten Flächen des k. k. Elisabeth-Spitales haben
ein Ausmaß von zusammen 27.230m-. Gegenwärtig vermag das Spital 530 Kranke aufzunehmen.
Die Pläne des ersten, in den Jahren 1889 und 1890 ausgeführten Baues verfaßte der den Bau
leitende Architekt Sehnal, während die Erweiterungsbauten und
der Bettina-Stiftungs-Pavillon nach Plänen des Architekten Sehnal
und des k. k. Oberingenieurs Franz Berger unter der Leitung
des letzteren ausgeführt wurden. Im Souterrain des dreigeschos-
sigen Administrationsgebäudes befindet sich die Anstaltsküche,
im Waschhaus ist eine Reservoiranlage mit Pumpstation ange-
legt, weil wegen der Nähe des Schmelzer Hochquellenreservoirs
das Hochquellenwasser nur im Parterregeschoß mit natürlichem
Drucke ausfloß. Auf dem zweiten Komplexe südlich der Gold-
schlagstraße liegt nahezu in der Mitte der Bettina-Stiftungs-
Pavillon '), der eine gynäkologische Abteilung mit 60 Betten
enthält. Im Parterre und ersten Stocke sind die Kranken in
vorherrschend kleinen Zimmern untergebracht; im Mittelbau,
sind zu ebener Erde ein Ambulatorium und Wohnungen für
Ärzte, im darüberliegenden ersten Stocke die geräumigen Ope-
rationsräume untergebracht. Der Mitteltrakt setzt sich als zweites
Obergeschoß noch fort und enthält Laboratorien für wissen-
schaftliche Arbeiten. Im Vestibül dieses Pavillons ist eine vom
Bildhauer Josef Kassin ausgeführte Gruppe „Die Pflege" mit
der Büste der Baronin Bettina von Rothschild aufgestellt. Dieser
Pavillon hat Niederdruckdampfheizung und ist elektrisch be-
leuchtet.
K. k. St. Rochus-Spital, XIII., Cumberlandstraße 53. Unter Verwendung einer Stiftung kam
es im Jahre 1866 zur Errichtung des Spitalcs mit einem Belagraume für 80 Betten. Schon 1887
durch Adaptierungen und einen kleinen Zubau erweitert, wurden nach Übernahme durch den
k. k. Krankenanstaltenfonds 1891 weitere Adaptierungen durchgeführt und im Jahre 1899
ein Zubau mit einem Kostenaufwande von 82.000 K beigefügt, so daß das Krankenhaus nun
90 Krankenbetten enthält. Die Anlage selbst bietet nichts Bemerkenswertes.
K. k. Kronprinzessin Stephanie-Spital, XVI., Thaliastraße 52 54 (Abb. 344). Das Spital wurde
im Jahre 1885 mit einem Belagraum für 108 Betten eröffnet, wozu noch 20 Betten des Epidemie-
traktes kamen. Die Gesamtkosten betrugen 335.000 K. Auf einer Gesamtfläche von 2370 m-
liegt der dreigeschossige Krankenpavillon an der Thaliastraßc, welcher eine chirurgische Ab-
teilung nebst Operationslokalitätcn und eine Kapelle enthält, im zweigeschossigen Trakte an
der Liebhartgassc sind die Administrationsräume und die Pflcgeschwcstern, in den übrigen
teils ein-, teils zweigeschossigen Trakten die Proscktur und anderes untergebracht.
Abb. 3-13. Plastik im Bettina-Pavillon.
') Österreichische Monatsschrift für den öffentlichen Baudienst. 1898, Heft 6.
Krankenhäuser.
233
Abb. 344.
Stephanie-Spital.
Ebencrd. 1 : SUO.
K. k. Krankenhaus Erzherzogin Sophien-Spitalstiftung, VII., Kaiserstraße 7 (Abb. 345).1)
Im Jahre 1872 bildete sich unter dem Protektorate des Erzherzogs Karl Ludwig ein Verein, welcher sich
die Aufgabe der Errichtung eines Spitales für die Bezirke Mariahilf, Neubau und die angrenzenden Vororte
stellte. Dieses Spital, welches nach der Erzherzogin Sophie benannt wurde, dankt sein Entstehen zahlreichen
freiwilligen Spenden, insbesondere der Frau Luise Kenyon, welche ihr Haus in der Kaiserstraße und ihr
gesamtes Vermögen dieser Stiftung zuwendete. Am 1. Juni 1880 wurde die Anstalt mit einem vorläufigen
Belag von 20 Betten eröffnet. Im Jahre 1900
übernahm der Wiener k. k. Krankenanstalten-
fonds das Spital und führte auf zwei eben-
erdigen Seitentrakten Stockaufsetzungen durch,
so daß Ende 1900 bereits 84 Betten zur Ver-
fügung standen; die Vorarbeiten für den Bau
eines chirurgischen Pavillons sind abge-
schlossen.
Die Anstalt besteht heute aus dem
Kenyon-Pavillon, einem Administrations-
gebäude und einem Leichen- und Gar-
tenhaus. Parallel zum Kenyon-Pavillon
gegen die Lazaristenkirche kommt der
neue chirurgische Pavillon zu stehen,
während in der nordwestlichen Ecke
ein Leichenhaus zur Herstellung gelangt.
Die Gesamtgrundfläche beträgt 12.420 m2.
Der Krankenpavillon enthält im Parterre
und ersten Stocke eine medizinische
Krankenabteilung und die Küche. Im
Souterrain dieses Hauses sind Bäder,
Apotheke, Räume für die Pflegeschwe-
stern, Isolierzimmer, Röntgenzimmer,
Desinfektion, Ärztewohnungen, Kleider-
magazine u. s. w. ganz unzureichend
untergebracht, doch werden diese Ver-
hältnisse durch den Neubau des chirurgi-
schen Pavillons eine wesentliche Besse-
rung erfahren. Mit Rücksicht auf die an-
stoßende breite Gürtelstraße und den
Vorpark beim Westbahnhofe ist die Lage
des Spitales eine günstige.
K. k. Kaiser Franz Josef-Spital,
X., Triesterstraße (Abb. 346 bis 349).-) Der
in den Siebzigerjahren des vorigen Jahrhun-
derts herrschende Bettenmangel überhaupt
und die Schwierigkeit der Unterbringung
von Blattern- und Flecktyphuskranken gaben Anlaß, den Bau eines Infektionsspitales ins Auge zu fassen.
Der in der Regel geringe Stand dieser Krankheiten ließ aber einen unverhältnismäßig kostspieligen
Betrieb gewärtigen, weshalb es zum Baue eines für alle Krankheitsformen bestimmten Spitales kam. Im
Jahre 1884 wurde durch das k. k. Ministerium des Innern ein Programm für die neue Anstalt aufgestellt und
hiernach durch den k. k. Statthalterei-Oberingenieur Michael Fellner und den Direktor der k. k. Rudolf-
Stiftung Dr. K. Böhm ein Projekt ausgearbeitet, das nach Vornahme bedeutender Reduktionen dem im
Jahre 1887 begonnenen und 1892 beendeten Baue zugrunde lag. Zunächst handelte es sich um Unter-
bringung der Blatternkranken, weshalb die Pavillons A, B, C bereits 1888 unter Herstellung von proviso-
rischen Nebengebäuden (Pförtner, Küche und Leichenhaus) in Benützung genommen wurden. Die mit
610 Betten eröffnete Anstalt kostete 4,566 000 K, wovon auf Grunderwerb zirka 400.000 K, auf innere Ein-
richtung 360.000 K und der Rest auf den Bau inklusive Gartenherstellung entfielen. Für künftige Erweite-
rungen wurden 1894 südlich an den Ökonomiehof anstoßend noch 24.744 m- Gründe erworben, auf
welchen dermalen das Institut zur Gewinnung von Diphtherieheilserum untergebracht ist. Im Jahre 1896
fanden in der Infektionsabteilung mit Rücksicht auf die gewonnenen Erfahrungen umfangreiche bauliche
Änderungen statt, welche die Verhütung von Hausinfektionen durch eine größere Dezentralisierung der
Kranken anstrebten. Anschließend daran folgte aus gleichem Grunde 1890 der Bau einer Beobachtungs-
baracke mit vier Betten, wovon jedes Bett für sich mit Nebenräumen isoliert ist, 1900 der eines eigenen
Aufnahmsgebäudes für die Infektionskranken, um bei der Aufnahme jede Ansteckung zu vermeiden,
und endlich 1902 jener von zwei weiteren Beobachtungsbaracken mit je zwei getrennten Abteilungen zu
je einem Bette.
Abb. 345.
Sophien-Spital.
Ebenerd. 1:600.
') Jahrbuch der Wiener k. k. Krankenanstalten. IX. Jahrgang 1900.
2) Eine ausführliche Beschreibung ist im Jahrbuche der Wiener k. k. Krankenanstalten, I. Jahrgang 1892, enthalten.
234
Humanitätsanstalten.
1 Pförtner.
2 Administrationsgebäude.
3 — 5 Wohngebäude.
6 Küchengehäude.
7 Kapelle.
8—12 Wirtschaftsgebäude.
13 — 16 Krankenpavillons.
17 Badhaus.
lc) Aufnahme Infektionskranker.
20 Arztewohnhaus.
21 — 23 Pavillons für Infektions
kranke.
24—28 Baracken für Infektions
kranke.
29 Badhaus für Infektions-
kranke.
3U Leichenhaus.
i2 Institut zur Gewinnung
von Diphtherieheil
serum.
Abb. 346. Kaiser Franz Josef-Spital, X., Triesterstraße. Lageplan. 1:3000.
Abb. 347. Kaiser Franz Joscf-Spital, X.,
Perspektivische Ansicht.
Krankenhäuser.
235
Das k. k. Kaiser Franz
Joscf-Spital, das ohne den neu-
erworbenen Grundkomplcx über
eine Fläche von 84.914 m- ver-
fügt, hat derzeit einen Belag
von 622 Betten und besteht aus
drei medizinischen, einer chirur-
gischen und einer Infektions-
abteilung. Das Spital ist durch-
wegs im Pavillonsystem ausge-
führt. Die vollkommen isolierte
Infektionsabteilung besteht aus
zwölf Objekten. Eine weitere
Gruppe umfaßt die übrigen Kran-
kenabteilungen mit vier Pavillons,
dem Küchengebäude, Badhaus
und Nonnenhaus. Nordwestlich
ist der Eingang mit Pförtnerhaus
und drei Objekten, enthaltend
Administration und Wohnungen.
Getrennt mit besonderem Zu-
gange liegt südwestlich der Öko-
nomiehof. In der westlichen Ecke
mit getrenntem Vorplatze ist die
Prosektur mit der Leichenein-
segnung situiert.
K. k. Wilhelminen - Spital,
Ebencrd und Frster Stock.
Abb. 348. Kaiser Franz Josef-Spital. Pavillon für Internkranke.
Abb. 349. Kaiser Franz Josef-Spital. Pavillon für Internkranke. Schnitt. 1:600.
XVI., Montleartstraße 1 (Abb. 350
bis 353). Aus Anlaß des 40jährigen Regierungsjubiläums des Kaisers Franz Josef I. widmete die Prinzessin
Wilhelmine Montleart-Sachsen-Curland der Gemeinde Ottakring einen Betrag von 300.000 K zur Errichtung
eines Spitales. Zu diesem Zwecke wurde an der Ecke des Flötzersteiges (Hütteldorferstraße) ein Areale
von 15.000 m- erworben und der Bau in Angriff genommen. Am 1. April 1891 wurde die Anstalt mit
einem Belagraume für 142 Betten (eine chirurgische, eine medizinische und eine Infektionsabteilung) eröffnet.
Nach der im selben Jahre erfolgten Übernahme der Anstalt durch den Wiener k. k. Krankenanstaltenfonds
wurde der sogenannte Isolierpavillon für Unterkunft der Pflegeschwestern, für Wohnungen des Verwalters
und der Diener und für Magazine in Benützung genommen. Da dieses Spital wegen seiner freien, gesunden
Lage am Abhänge des Wienerwaldes für eine spätere Vergrößerung sehr geeignet war, wurden über Antrag
des Statthalters Erich Graf Kielmansegg im Jahre 1894 die anstoßenden Grundflächen im Ausmaße von
199.549 m; um den Betrag von rund 446.000 K erworben. Im Jahre 1900 kam es zu einer bedeutenden Er-
weiterung des Wilhelminen-Spitales1;, indem der Gemeinderat der Stadt Wien im Jahre 1898 beschloß, zum
Andenken an das 50jährige Regierungsjubiläum des Kaisers 2 Millionen Kronen zur Errichtung eines Kinder-
spitales für Infektionskranke auf den Gründen des Wilhelminen-Spitales zu widmen. Gleichzeitig gelang
es den Bemühungen des Statthalters, eine Stiftung des 1895 verstorbenen Wiener Bürgers Georg Kellermann
für ein Kinderspital im Betrage von 600.000 K dem Wiener Krankenanstaltenfonds einzuverleiben. Mit diesen
Mitteln wurde nach den Plänen des derzeitigen Landes-Oberbaurates Franz Berger ein dem Wilhelminen-
Spitale angegliedertes Kinderspital errichtet und im Jahre 1902 der Benützung übergeben, das den weitest-
gehenden modernen Anforderungen entspricht.
Die nun unter dem Namen Wilhelminen-Spital vereinigten Anstalten umfassen ein Flächen-
ausmaß von 79.290 m'2, wovon 12.912 m2 verbaut sind. Sie bestehen aus einer Abteilung für
internkranke Erwachsene mit 117 Betten, einer Kinderabteilung für 43 Internkranke, einer Kinder-
abteilung für 43 chirurgisch Kranke und einer Kinderabteilung für 188 Infektionskranke. Die aus
37 Objekten bestehende Anstalt zerfällt in drei Gruppen, welche durch Drahtgeflechtzäune von-
einander getrennt sind.
Im Pavillon B (Abb. 350) befinden sich im Parterre erwachsene Kranke, in den übrigen Ge-
schossen Pflegerinnen. Das Objekt C enthält Dienerwohnungen, das Torgebäude D die Wohnung
des Pförtners und Räume für die k. k. Sicherheitswache. Wohnhaus E nimmt die Wohnung des
Direktors samt Kanzlei, ferner noch Beamten- und Dienerwohnungen auf. Das Küchengebäude
F umfaßt eine durch zwei Geschosse reichende Dampfkochküche 10X12 m samt den erforder-
lichen Nebenräumen, im ersten Stocke Speisezimmer für Arzte und Wohnungen des Küchen-
personales. Im Kessel- und Maschinenhause G sind im Tiefparterre fünf Cornwallkessel, die
') Die Neubauten beim k. k. Wilhelminen-Spital. Von Franz Berger, k. k. Baurat. Allgemeine Bauzeitung. 1902, Heft 3.
236
Humanitätsanstalten.
den Dampf für sämtliche Objekte mit Ausnahme von B, C, D, E, J und S liefern. Der
Dampf wird in unterirdischen Gängen zu den verschiedenen Objekten als Hochdruckdampf
geführt und dann reduziert. In diesen Gängen laufen auch die elektrischen Leitungen. Im
Kesselhause liegt auch die Druckzentrale für die Aufzüge. Dieses Gebäude enthält
noch im Souterrain Werkstätten und eine Kohlensäuremaschine zur Erzeugung von
Kälte und Eis. Im Parterre befinden sich zwei Räume mit Bad für Desinfektion
Abb. 350. Wilhelminen-Spital und Kinderspital der Gemeinde Wien. Lageplan. 1:3000.
Wilhelminen-Spital :
A Hauptgebäude.
B Schwesternhaus.
C Dienerhaus.
E Direktionsgebäude.
F Küchengebäude.
G Kesselhaus.
H Leichenhaus.
N, O, P, Q, R, S Kellermannsche
Stiftung.
Kinderspital :
K Aufnahmsgebäude.
L Bad.
1 — 19 Krankenpavillons.
Abb. 351. Wilhelminen-Spital. Gebäude A. Zweiter Stock. 1 : SO0.
Schnitt. 1 : 600.
jn na.
Abb. 352. Pavillon für 11 Betten. Ebcncrd. 1:600.
Wilhelminen-Spital.
Abb. 353. Operationshaus. Erdgeschoß. 1:600.
(zwei Apparate), die Waschanstalt und ein großes Magazin; das Obergeschoß enthält Diener-
wohnungen. Das Leichenhaus H enthält im Souterrain Beisetzräume mit Lcichenkühlzellcn, Sarg-
magazin u. s. w., im Parterre Wartehalle und Einsegnungskapelle mit zwei geschlossenen Aufbahr-
zcllen. Durch Aufzüge kommen die Leichen vom Souterrain direkt in diesen Raum. Nördlich
Krankenhäuser.
237
liegen in diesem Geschosse die Räume für die Prosektur, zu welcher auch die im ersten Stocke
befindlichen Laboratorien gehören. Die Pavillons N und O sind zweigeschossig mit einem
weiteren Aufbau im westlichen Teil für Ärzte und Wartepersonalc, enthalten in jedem Geschosse
einen Krankensaal für 18 Betten und entsprechende Nebenräume. Das Operationshaus ist mit dem
chirurgischen Pavillon, welcher im Stiegenhause einen Aufzug enthält, durch einen geschlossenen
Gang verbunden. Im Gebäude R befinden sich ein Turnsaal und Nebenräumc für Massage
und Röntgenbehandlung. Das Ambulatoriumsgebäude S mit zwei Abteilungen enthält Warte-
und Ordinationsräume mit Bädern, das Aufnahmsgebäude K im Parterre Kanzleien, sechs Um-
kleidezellen, im ersten Stocke Speisezimmer für Ärzte und Pflegerinnen, das Gebäude L endlich
das sogenannte Entlassungsbad mit einem Auskleideraum, Duschebad und Ankleideraum und
nach rückwärts zwei Kanzleien. Die Infektionsabteilung umfaßt 7 Pavillons für 17 Betten,
4 für 11 Betten, 3 für 5 Betten und 5 für 2 Betten, um eine größtmögliche Isolierung der
verschiedenen Krankheitsformen zu ermöglichen. Die Pavillons sind eingeschossig, die sieben
größten haben im westlichen Flügel einen Stockaufbau für Ärzte und Wärterinnen. Die Gebäude
sind durchwegs massiv; auf ihre leichte Desinfektion ist besonders Rücksicht genommen.
Eine besondere Aufmerksamkeit wurde der Steinzeug-Rohrkanalisation gewidmet, die bei
dem herrschenden günstigen Gefälle und reichlicher Spülung eine rasche Abfuhr gewährleistet.
Die gesamten Abwässer der Infektionsabteilung, des Leichenhauses, des chirurgischen Pavillons
und des Operationsgebäudes sind in ein System so zusammengefaßt, daß sie das Desinfektions-
haus I passieren, woselbst ihnen automatisch Kalkmilch in entsprechender Menge beigemischt
wird. Pförtnerhaus, Wohnhaus, Pavillon B und Dienergebäude C haben Ofenheizung, das
Ambulatorium S Gasheizung. Für die übrigen Objekte ist Niederdruckdampf-, für das Haupt-
gebäude A Recksche Schnellumlaufheizung eingeführt.
An der Einfriedung ist eine monumentale Gruppe „Opferwilligkeit", vom Bildhauer
L. Schadler ausgeführt, zur Aufstellung gelangt.
INSTITUTE ZUR BEKÄMPFUNG VON INFEKTIONSKRANKHEITEN.
K. k. Impfstoffgewinnungsanstalt, VIII., Laudongasse 12 (Abb. 354).1) Diese Anstalt wurde
im Jahre 1892 auf dem Gartengrunde der niederösterreichischen Landes-Gebär- und Findel-
anstalt erbaut. Seit dem 18. April 1898 ist mit derselben eine
öffentliche Impfstation verbunden, die in der Nähe der Anstalt
in einem Privatgebäude (VIII., Laudongasse 52) untergebracht ist.
Das freistehende Gebäude besteht aus zwei einstöckigen Seiten-
flügeln, die durch einen ebenerdigen Mittelbau verbunden sind. Im
Mittelbaue befindet sich der mit allen modernen Einrichtungen für
aseptische Verreibung und Füllung des Impfstoffes ausgestattete
Operationssaal und der Abfertigungsraum, beide Räume mit Seiten-
und Oberlicht, daran schließen sich die Ställe mit darüberliegenden
Futterböden. Der übrige Teil des Erdgeschosses und das erste
Stockwerk enthalten Parteienzimmer, Kanzleien und Laboratorien.
Institut zur Gewinnung von Diphtherieheilserum (Abb. 355). 2)
Für die Bereitung des Serums stehen im k. k. Kaiser Franz Josef-Spitale
eine Reihe von Gebäuden in Verwendung, welche auf den beim Kaiser
Franz Josef-Spitale nachträglich erworbenen Gründen errichtet wurden. Das
eigentliche Institut enthält im Erdgeschosse die Operations- und sonstigen
Arbeitsräume, im ersten Stocke weitere Arbeitsräume und Wohnungen. Im
Souterrain befindet sich die Maschinenanlage für Kälteerzeugung mittels
Ammoniak. Ferner gehören zur Anstalt Stallungen für zirka 50 Pferde,
Magazine u. s. w.
Lyssa-Institut. Gleichzeitig mit der Gründung eines Forschungsinsti-
tutes für Diphtherieheilserum wurde 1894 in der k. k. Krankenanstalt Rudolf-
Stiftung in der durch Stockaufsetzung vergrößerten Prosektur dieses Spitales
ein Institut errichtet mit der Aufgabe der Anwendung der Präventivimpfungen
zur Verhütung des Ausbruches der Wutkrankheit bei von wütenden Tieren
Abb. 354. Lymphanstalt. Ebenerd.
1 : 600.
') österreichisches Sanitätswesen. 1892, Beilage zu Nr. 51. Jahresberichte 1895—1900, erschienen in
den Jahren 1896—1900 in „österreichisches Sanitätswesen". Dr. G. Paul, Entwicklung der Schutzpocken-
impfung in Österreich. Erschienen im Jubiläumswerk „österreichische Wohlfahrtseinrichtungen 1848—1898.
-) Jahrbuch der Wiener k. k. Krankenanstalten. 1895 und 1898.
Abb. 355. Diphtherie-
heilseruminstitut.
Ebenerd. 1:600.
238
Humanitätsanstalten.
gebissenen Personen. Außer den erforderlichen Laboratorien und gesonderten Impfräumen
kamen auch Tierställe zur Errichtung. F. Beiger.
b) Kommunal-Epidemiespitäler. ')
Die Gemeinde Wien besitzt die im folgenden besprochenen vier Spitäler, welche nach
einem Übereinkommen zwischen dem Wiener k. k. Krankenanstaltenfonds und der Gemeinde,
für Epidemiefälle bestimmt, als Reserve dienen und gegebenen Falles vom Krankenanstalten-
fonds übernommen werden.
Kommunal-Epidemiespital X., Triesterstraße (Abb. 356). Infolge epidemischen Auftretens der
Blattern Ende 1872 binnen eines halben Jahres um den Kostenbetrag von 815.000 K erbaut, wurde
dieses Spital am 1. Mai 1873 eröffnet. Nach dem Erlöschen der Blatternepidemie wurde es
wiederholt dem k. k. Krankenanstaltenfonds zur Beherbergung infektiös Erkrankter überlassen.
a 3b
Abb. 356. Epidemiespital der Gemeinde im X.Bezirke. Lageplan. 1:1000.
Die Anstalt ist auf einer Area von 14.700 m2 errichtet und kann 200 Krankenbetten aufnehmen.
Das Hauptgebäude besteht aus einem zweigeschossigen Mittelbau, an den sich vier erd-
geschossige Flügel mit den Krankensälen anschließen. Dazu kommt noch ein kleines Leichen-
haus, ein Werkstätten- und ein Magazinsgebäude. Die Anlage entspricht derzeit nicht mehr
den modernen Anforderungen, auch ist der Belag viel zu hoch angenommen.
Kommunal-Epidemiespital XVII., Gilmgasse 18. 1882 von der Gemeinde Hernais für
die Aufnahme von 50 Betten mit einem Kostenaufwande von 58.000 K erbaut. Es ist auf einer
Grundfläche von 1362 m'2 errichtet, umfaßt ein zweigeschossiges Objekt mit angeschlossener
ebenerdiger Baracke und bietet baulich nichts Bemerkenswertes.
Kommunal-Epidemiespital im XII. Bezirke. Dasselbe wurde von der Vorortegemeinde
Meidling 1887 in der Nähe des Meidlinger Bahnhofes erbaut und besteht aus einer eben-
erdigen massiven Baracke für 73 Betten und zwei Nebengebäuden. Die Gesamtfläche beträgt
5940 m2.
Kommunal-Epidemiespital IL, Engerthstraße. Als im Jahre 1892 die Gefahr einer Cholera-
epidemie bestand, sah sich die Gemeinde Wien genötigt, für die Unterbringung der Kranken
Vorsorge zu treffen. Unter anderem wurde die ehemalige Schule (Zwischenbrücken) II., Engerth-
straße als Epidemiespital bestimmt. Anschließend an diese Schule wurden fünf Baracken
errichtet, von welchen drei für den Krankenbelag bestimmt sind. Die Kosten der Adaptierung
und der Neubauten betrugen 360.000 K. Die Gesamtarea mißt 5860 m2. Das Schulgebäude soll
75, jede Baracke 40 Kranke aufnehmen. F. Berger.
') Siehe Jahrbuch der Wiener k. k. Krankenanstalten. 1S93.
Krankenhäuser.
239
c) Privat-Krankenanstalten.
1. VON KORPORATIONEN ODER AUS STIFTUNGEN UND SPENDEN ERHALTENE
ÖFFENTLICHE KRANKENANSTALTEN.
Die älteste der heute noch bestehenden derartigen Anstalten ist das Krankenhaus der
barmherzigen Brüder, IL, Große Mohrengasse 9 — 13 (Abb. 357, 358).
Zu seiner Gründung gab Kaiser Matthias durch
Berufung der barmherzigen Brüder nach Wien 1614 den
ersten Anstoß, während Kaiser Ferdinand II. 1624 den
Stiftsbrief ausfertigte, nach welchem er die Grundschen-
kungen seines Vorgängers erweiterte und das Konvent-
haus am Tabor zur Aufnahme von männlichen Kranken
ohne Unterschied des Standes, der Religion und Natio-
nalität ermächtigte. Das daraufhin im 17. Jahrhundert er-
baute Konvents- und Spitalsgebäude wurde allmählich
derart vergrößert, daß die Krankenzahl bis zum Jahre
1850 von ursprünglich 57 auf 215 und das zwischen
Taborstraße und Mohrengasse gelegene Areale auf
11.110m- anwuchs, wovon 401746m- überbaut waren.
Die Kranken waren ursprünglich in einem 76968 m-
messenden, von der Taborstraße zugänglichen Saale und
in 7 Zimmern mit Absonderung der chirurgischen, syphi-
litischen, Haut- und Blatternkranken untergebracht.
Das stete Anwachsen der Hilfe suchenden
Kranken und die gesteigerten Anforderungen der
Spitalshygiene drängten endlich zu einem Neu-
baue, dessen Durchführung der tatkräftigen In-
itiative des Priors P. Wunibaldus Trümmer gelang,
wurf von den Architekten Freiherrn von Hasenauer,
A Konventsgebäude. B Spitalhauptgebäude. C Spitalzubau.
Abb. 357. Spital der barmherzigen Brüder, II., Taborstraße.
Lageplan. 1:3000.
Nach dessen Programm wurde der Ent-
Hofer und Schönmann verfaßt und der
Neubau in der Großen Mohrengassc im Jahre 1884 vollendet. Er umfaßt drei Geschosse über
dem hohen Keller, ist nach dem Korridorsysteme mit einem einzigen 92 m langen Trakte derart
angelegt, daß sich gegen die Straße kleinere, 78 bis 9 m tiefe, bei den großen Fensterachsen-
distanzen nur mäßig erhellte Krankenzimmer aneinanderreihen, zwischen welchen nach älterer
Spitalstype Badekabinette und an kleinen Lichthöfen gelegene Aborte eingeschaltet sind, während
gegen den Hof zwei Stiegenhäuser und zwei Pavillons mit einigen Nebenräumen direkt an
den Gang angeschlossen sind, von denen jeder in allen Geschossen einen gut erhellten Kranken-
saal für 16 Betten enthält. An der südlichen Grundgrenze wurde 1890 ein Operationssaal
u
1 S.K S.K I S.K. H «.£. H C.
CK Chirurgische Kranke. KS Neue Krankensäle.
SK Syphilitische Kranke. T Terrasse.
AK Augenkranke. K Kapelle.
Abb. 358. Spital der barmherzigen Brüder, II., Große Mohrengasse. Erster Stock. 1:1000.
zugebaut und 1903 am Nordende des Traktes ein von dem Architekten F. Ritter von Neu-
mann nach dem vom Provinzial P. Heribertus Kalny und Prior P. Eduardus Stur aufgestellten
Programm entworfener Zubau begonnen und 1905 fertiggestellt, welcher die Spitalskapelle auf-
nimmt und im ersten und zweiten Stocke außer einigen Nebenräumen je drei Krankenzimmer
enthält, die mit einer Tiefe von 10'3m ein Maß erreichen, das man in modernen Kranken-
häusern bei einseitiger Belichtung der Zimmer sonst kaum mehr antrifft. Unter diesen Ge-
schossen ist außer dem Erdgeschosse ein Mezzanin eingeschaltet; diese beiden Geschosse
nehmen Ärztewohnungen, Dienst- und Ordinationsräume auf. Im Dachgeschosse sind Diener-
240 Humanitätsanstalten.
wohnungcn und Magazine untergebracht. Gegen den Hof hin schließen sich an das Erdgeschoß
die Leichenhalle, der Sezierraum und das Kesselhaus unmittelbar an, unter den ersteren
Räumen liegen die Waschküche und die Desinfektionsräume. Nunmehr vermag die Anstalt
300 Kranke aufzunehmen. Bei vollständig feuersicherer Konstruktion sind die älteren Teile
mit Warmwasserheizung, jene des Zubaues mit Niederdruckdampfheizung System Reck aus-
gestattet und werden mittels eines elektrisch angetriebenen Pulsators ventiliert. Die Kosten
des Neubaues vom Jahre 1884 samt Einrichtung belaufen sich auf 1,200.000, jene des Zubaues
auf 600.000 K. Die Zahl der jährlich im Spitale verpflegten Kranken schwankt zwischen 5000
und Ö000, jene der Ambulanten zwischen 10.000 und 12.000, worin die vielen Personen,
welche sich zur Entfernung kranker Zähne einfinden, nicht mitgezählt sind.
Unabhängig von dem Spitale der barmherzigen Brüder besteht das Rekonvaleszentenhaus
dieser Bruderschaft, das im Jahre 1750 auf Anregung der Kaiserin Maria Theresia von Prin-
zessin Maria Theresia, Herzogin von Savoyen, geborene Prinzessin von Liechtenstein, deren
Andenken als edle Förderin von Humanitätsanstalten in Wien unauslöschlich bleiben wird,
mit der Bestimmung zur Aufnahme von 20 männlichen Rekonvaleszenten des Leopoldstädter
Spitales gestiftet wurde. Im Jahre 1755 wurde die Anstalt auf den Kubickschen Gründen auf
der Landstraße eröffnet, wo sie bis 1874 verblieb. Als jene Gründe durch die Straßenregu-
lierung in Anspruch genommen wurden, übersiedelte die Anstalt nach Hütteldorf (XIII., Linzer-
straße 466), nachdem die auf dem dortigen Grundstücke vorhandenen Baulichkeiten für den
neuen Zweck adaptiert worden waren. Schon im Jahre 1896 wurden aber Um- und Zu-
bauten vorgenommen, so daß sich die Zahl der unentgeltlich aufzunehmenden Rekonvaleszenten
von 24 auf 50 erhöhte und zugleich einige Zimmer für Zahlende geschaffen werden konnten.
Im Besitze einer 58.535 m- messenden Area, von der 230937 m- verbaut sind, erfreut sich die
Anstalt herrlicher Parkanlagen; es wurden aber die vorhandenen Baulichkeiten auch derart
umgestaltet und erweitert, daß den modernen Anforderungen der Spitalshygiene, soweit dies
bei alten Gebäuden überhaupt möglich wird, im vollsten Maße Rechnung getragen ist. Der
Ankauf der Realität und die Erweiterungsbauten haben bisher rund 400.000 K gekostet. Ein
modern eingerichteter Omnibus vermittelt den Verkehr zwischen dem Leopoldstädter Spitale
und der Hütteldorfer Anstalt, in welcher die Rekonvaleszenten einen Htägigen bis mehr-
wöchentlichen Aufenthalt finden.
Das St. Elisabeth-Spital für unentgeltliche Behandlung armer kranker Frauen wurde im Jahre
1709 durch Kaiserin Eleonora, Fürstin Maria Montecuculi und Maria Gräfin Kiesling mit Her-
anziehung des Ordens der Elisabethinerinnen gestiftet und im darauffolgenden Jahre in dem
notdürftig adaptierten Gebäude untergebracht, das sich auf der Realität befand, die das
Krankenhaus heute noch (III., Hauptstraße 4) inne hat. Bald darauf ausgeführte Spital- und
Klosterbauten wurden schon 1743 umgebaut und dabei das Spital auf einen Belagraum für
50 Betten erweitert; endlich erfolgte 1835 der Bau der jetzt bestehenden Spitalsanlage. Die
im ersten und zweiten Stocke verteilten Krankenzimmer bieten gegenwärtig einen Belagraum
für 91 Kranke, wobei pro Kranken 44 bis 47 m3 an Luftraum entfallen. 79 Betten sind der
medizinischen Abteilung, 12 Betten der seit vier Jahren bestehenden gynäkologischen Abteilung
zugewiesen. Zur Heizung dienen teils Kachel-, teils Gasöfen. Der Konvent verfügt über eine Area
von 12.543 m'2, wovon mit Kirche, Kloster, Spital und Nebengebäuden 4713 m2 überbaut
sind. Im Jahre 1903 wurden 1024 Kranke im Spitale verpflegt und 1095 ambulatorisch behandelt.
Krankenhaus der barmherzigen Schwestern. Zur Errichtung eines Krankenhauses für
beide Geschlechter ohne Unterschied der Konfession berief Erzherzog Maximilian von Öster-
reich-Este die ersten barmherzigen Schwestern vom Orden des heil. Vinzenz von Paul im Jahre
1832 aus Zams in Tirol nach Wien, schenkte ihnen zu diesem Zwecke das Grundstück samt
Haus VI., Gumpendorferstraße 108 und erbaute 1839 im Garten einen neuen Spitalstrakt für
50 Kranke. Durch Heranziehung eines von der Kongregation im Jahre 1886 erbauten Traktes
wurde das Spital im Jahre 1898 auf den Belag mit 100 Kranken erweitert. In diesem Spitale
ist homöopathische Behandlung eingeführt und wurden im Jahre 1903 1214 Kranke unentgelt-
lich verpflegt und 2168 Kranke ambulatorisch behandelt. Auf demselben Grundstücke an der
Liniengasse wurde das Lebenswarthsche Kinderspital erbaut, das die Kongregation in ihre Ver-
waltung übernahm. Vom k. Rat Oberstabsarzt i. P. Dr. Joh. R. Taubes von Lcbcnswarth gestiftet
und seit 4. November 1878 eröffnet, besteht es aus einer medizinischen Abteilung mit dem
Belagraum für 30 Kinder armer Arbeiter und wenig bemittelter Gevverbsleutc. welche hier
unentgeltlich streng homöopathisch behandelt und verpflegt werden. Jährlich werden zirka 300
Kinder in das Spital aufgenommen und zirka 3000 ambulatorisch behandelt.
Krankenhäuser.
241
Spital der israelitischen Kultusgemeinde, XVIII., Gürtel 97 (Abb. 359, 360). Das zur
Aufnahme von 100 Kranken bestimmte Hauptgebäude ') dieses Krankenhauses lie(3 Anselm
Freiherr von Rothschild zum Ersätze des an ungünstiger Stelle gelegenen, für 40 Betten be-
stimmten, im Jahre 1793 erbauten Spitales der Kultusgemeinde aus eigenen Mitteln erbauen,
um es der Gemeinde in das
uneingeschränkte Eigentum zu
überlassen. Der Entwurf wurde
nach dem von den Ärzten Dr.
A. Matzal und Dr. B. Wölfler auf-
gestellten Programme von dem
Architekten Wilhelm Stiaßny
verfaßt und gelangte mit den
von Professor Dr. Karl Böhm
angegebenen Einrichtungen
für Ventilation und Heizung
zur Ausführung. Auf einer Area
von 8492"5 m- freistehend an-
gelegt, war das Gebäude, dessen
Bau und Einrichtung über 800.000 K kostete, zur Zeit seiner Schaffung als mustergültig zu
bezeichnen. Für jeden Kranken entfielen von der Gesamtarea des Spitales samt Garten
84-92 m-; überbaut waren 2272*5 m- durch das Hauptgebäude und 84 m2 durch das Leichen-
haus, also etwas weniger als ein Dritteil der Area. Diese Verhältnisse wurden durch die in
den Jahren 1900 — 1902 als Stiftung des Freiherrn Albert von Rothschild durchgeführte Ver-
größerung des Krankenhauses ungünstig verschoben; da der im Anschlüsse an den Mittelrisalit
neu erbaute chirurgisch-gynäkologische Pavillon 50 Kranke aufnimmt, entfallen pro Kranken
nur mehr 56-6 m- der Area, wozu noch kommt, daß dieser Pavillon über dem Souterrain vier
Geschosse umfaßt, deren Räume sich um eine mit Glasdach gedeckte Zentralhalle gruppieren.
Die überbaute Fläche wurde dabei um rund 740 m2 vergrößert und die freie Gartenfläche
A, B, C, D Krankenpavillons. E Administrationsgebäude. F Leichenhaus.
Abb. 359. Spital der israelitischen Kultusgemeinde. Lageplan. 1 : 1750.
KS Krankensäle.
WZ Wartezimmer.
O Ordinationszimmer.
SA Sekundarärzte.
EZ Extrazimmer.
L Laboratorium.
Abb. 360. Spital der israelitischen Kultusgemeinde. Ebenerd. 1:800.
somit empfindlich verkleinert, dem gegenüber das Geschick anerkannt werden muß, mit dem
der Architekt die ihm gestellte Aufgabe löste. Die Kosten des Baues und der mustergültigen
Ausstattung des neuen Pavillons betrugen rund 300.000 K. Im Jahre 1903 wurden in dem ver-
größerten Krankenhause 881 Männer und 751 Frauen, zusammen 1632 Kranke, verpflegt, das
Ambulatorium war von 6310 Männern und 5132 Frauen, zusammen 11.442 Personen aller
Konfessionen, besucht.
') Das alte und neue Wiener Israeliten-Spital, nach authentischen Quellen dargestellt vonM.undCh. Dr. Bernhard Wölfler.
Wien, C. Gerold, 1873. F. Gruber, Neuere Krankenhäuser. Wien, C. Gerold, 1879.
Bd. II. 16
242
Humanitätsan stalten.
A Ambulatorium.
B Spitalstrakt.
C Kinderspital.
D Chirurgische
Klinik.
E Bakteriologisch-
chemisches In-
stitut.
Das Klosterspital zum heiligen Franz von
Assisi, V., Hartmanngasse 7, wurde im Jahre 1864
von der Kongregation der Schwestern vom dritten
Orden des genannten Heiligen zur unentgeltlichen
Aufnahme von armen Kranken beiderlei Geschlech-
tes gegründet und im Jahre 1890 nach dem vom
Hofbauinspektor Seitschek auf Grund des von der
Oberin M. Gonzaga Zimpel aufgestellten Program-
mes verfaßten Entwürfe auf dem allerdings sehr
beengten Grundstücke neu gebaut. Das einzige
Gebäude, aus welchem das Krankenhaus besteht,
umfaßt über dem Sockelgeschosse drei Stockwerke
und enthält außer den Zimmern für 80 bis 90 unent-
geltlich verpflegte Kranke auch sechs Zimmer für
Zahlende und die Wohnräume der Schwestern. Die
Baukosten des Spitales betrugen zirka 1,080.000 K.
Erhalten wird es durch Sammlungen und Spenden.
Im Jahre 1902 wurden im Spitale 320 Männer und
4ö8 Frauen behandelt und verpflegt.
Eine der segensreichsten Schöpfungen ist die
unter dem Protektorate des Erzherzogs Rainer
stehende, im Jahre 1872 durch hervorragende Ärzte
gegründete und seit ihrem Bestehen durch hoch-
herzige Gönner sowie seit 1886 durch einen Verein
in ihrem Bestände gesicherte Allgemeine Poliklinik
(Abb. 361)'), die mit dem Zwecke der unentgeltlichen
ärztlichen Behandlung unbemittelter Kranken die
Pflege und den Unterricht der praktischen Heil-
kunde verbindet. Zunächst als Ambulatorium er-
richtet und in Mietwohnungen untergebracht, zu-
letzt, von 1880 an, in einem für ihre Zwecke adap-
tierten Hause, wo bereits auch 12 Betten für lie-
gende Kranke Platz fanden, gelang es der Poliklinik
durch die Spende von 300.000 K der Gebrüder
Gutmann, im Jahre 1890 mit dem Baue einerneuen
Anstalt zu beginnen, deren zunächst vollendete
Teile 1892 bezogen wurden und auch spitalmäßig
angelegte Krankenunterkünfte enthalten. Anknüpfend
an das vom Baukomitee, bestehend aus den Pro-
fessoren Dr. Schnitzler, Monti, von Hebra, von
Reuß, Winternitz, \V. Ritter von Gutmann und
Architekt Andreas Streit, aufgestellte Programm
verfaßte der genannte Architekt die Pläne für den
Bau der ganzen Anstalt, welcher nun unter seiner
Leitung je nach Zulänglichkeit der Mittel abschnitt-
weise derart zur Ausführung gelangt, daß den drin-
gendsten Raumbedürfnissen jeweilig durch Provi-
sorien Rechnung getragen wird, die bei völligem Ausbaue verschwinden werden. Der Entwurf ist
den äußerst beengenden Verhältnissen der 7191m- messenden Bauarea angepaßt, von welcher
nach Vollendung der Anstalt 3018 m- überbaut sein werden. Das an der Mariannengasse gelegene
Hauptgebäude umfaßt über dem hohen Souterrain vier Geschosse und enthält außer den Räumen
der Verwaltung und für allgemeine Spitalsdienste zehn Abteilungssäle mit den erforderlichen
Nebenräumen. Im Souterrain sind ein großer Turnsaal und Inhalatorien untergebracht. Der an die
Stiege des Ambulatoriums angeschlossene Krankenpavillon enthält über dem Souterrain drei
Geschosse und einen mittleren Aufbau, in welchem die Pflegerinnen (Klosterfrauen) wohnen;
er nimmt gegenwärtig 66 Kranke auf, wird aber nach Vollendung der Anstalt für 130 Kranke
bestimmt sein. Im Tiefparterre ist eine hydrotherapeutische Anstalt untergebracht. Im Jahre 1893
Abb. 361. Allgemeine Poliklinik. Hochparterre. 1:800.
') XXXI. Jahresbericht der Allgemeinen Poliklinik in Wien, IX., Mariannengassc 10.
Krankenhäuser. 243
wurde das von den Gebrüdern Gutmann gestiftete Kinderspital in dem hierzu adaptierten, ehe-
mals Hcbraschcn Palais als Teil der Poliklinik eröffnet; es umfaßt über dem Keller zwei Ge-
schosse und bietet Raum für 60 Betten. Das Ambulatorium ist mit Heißwasserheizung-, der
Krankcnpavillon und das Kinderspital sind mit Niederdruckdampfheizung in Verbindung mit
Einrichtungen für die natürliche Ventilation versehen. Zur künstlichen Beleuchtung dienen Gas
und Elektrizität. An Baukosten wurden bisher aufgewendet 690.000 K. Durch die Spende von
1,000.000 K. welche Nathaniel Freiherr von Rothschild im Jahre 1902 der Poliklinik für Betriebs-
zwecke zuwendete, ist wohl der Ausbau noch nicht, dafür aber der Bestand der Anstalt gesichert.
Durch die Opferwilligkeit der Ärzte bestehen gegenwärtig im Ambulatorium 19 Abteilungen,
eine hydrotherapeutische Klinik und ein Röntgeninstitut; im Jahre 1902 wurde das Ambulatorium
von 36.112 männlichen und 33.339 weiblichen Kranken aufgesucht, im Krankenhause waren
764 Männer, 643 Frauen und 651 Kinder verpflegt.
Im Jahre 1872 gründete Viktor Freiherr von Erlanger mit einer größeren Zahl von
gleichgesinnten Herren und Frauen einen Verein zur Errichtung und Erhaltung eines operativen
Frauen-Hospitales, das mit dem Belagraume für 9 Betten in dem Hause VIII., Laudongasse 26
am 15. Dezember eröffnet wurde und nach der Protektorin Herzogin Maria Theresia von
Württemberg, geborene Erzherzogin von Österreich, den Namen Maria Theresia-Frauen -Hospital
erhielt. Das Gebäude entsprach den Bedürfnissen so wenig, daß der Verkauf desselben be-
schlossen und ein Neubau auf dem Grundstücke VIII., Feldgasse 9 ausgeführt wurde. Das
Programm für denselben stellte Dr. Anton Low mit dem damaligen Direktor Dr. Karl Frei-
herrn von Rokitansky auf, die Pläne verfaßten die Architekten Fellner und Helmer, welche auch
den Bau leiteten, derl25.000K kostete. Von der Gesamtarea von881-18m- mußten 457-96 m ■
mit drei Geschossen über einem hohen Sockelgeschosse überbaut werden, um den Anforde-
rungen des Programmes zu entsprechen. Im Hochparterre wurde gegen die Straße hin das
Ambulatorium gelegt, während der dem Hofe zugewendete Flügel dieses Geschosses und
der ganze erste Stock die Krankenunterkünfte (zusammen für den Belag mit 27 Betten) auf-
nehmen und im zweiten Stocke die Operationsräume (Saal mit Ober- und Seitenlicht), die
Küche und Wohnzimmer untergebracht sind. Im Sockelgeschosse befinden sich, außer der
Portiers- und Dienerwohnung und Vorratskammern, die Zimmer der Pflegerinnen und eine
gleichzeitig als Leichenkammer dienende, abgesondert zugängliche Kapelle. Im Dachraume ist
ein Wäschemagazin eingerichtet. Im Jahre 1899 wurde das Ambulatorium vergrößert und damit
auch im ersten Stocke eine Terrasse für die Rekonvaleszenten gewonnen. Zur Heizung dienen
mit Luftzuführung versehene Dauerbrandöfen, im Operationszimmer ist ein Gasofen verwendet;
die Beleuchtung erfolgt mit elektrischem Lichte. Im Jahre 1902 wurden in der Anstalt 612 Kranke
verpflegt und 3341 ambulatorisch behandelt.
Im Jahre 1874 wurde das Kaiser Franz Josef-Ambulatorium ) durch einen Verein ge-
gründet, den eine größere Zahl opferwilliger Ärzte in das Leben gerufen hatte. Der Zweck
des Vereines ist die unentgeltliche Behandlung unbemittelter Kranken, die seinerzeitige Er-
richtung einer Krankenanstalt zu deren Aufnahme und die Abhaltung von medizinischen Vor-
trägen. Bis zum Jahre 1899 in Privathäusern eingemietet und wegen Beschränktheit der Mittel
im Bestände bedroht, ermöglichte erst im genannten Jahre Josef von Baechle durch die Spende
von 20.000 K dem Ambulatorium, den Erwerb des Hauses VI., Sandwirtgasse 3 einzuleiten
und nach dem Zuflüsse von einer größeren Zahl von diesem Zwecke gewidmeten Spenden
mit 88.000 K durchzuführen, welche Summe noch um 40.000 K für Adaptierungen und Inventar
erhöht werden mußte. Das Grundstück mißt 403 m'2, wovon das Ambulatoriumsgebäude 349 m2
einnimmt. Dasselbe umfaßt über dem Keller drei Geschosse und enthält im Erdgeschosse die
Diensträume und Wohnungen des Personales, während in den beiden oberen Geschossen
ein Hörsaal mit Garderobe und in dessen Nachbarschaft ein Zimmer mit Notbetten und eine
Teeküche, dann drei Wartesäle mit je drei Ordinationszimmern und bei je einem Zimmer
jeder Gruppe ein Laboratorium, beziehungsweise ein Operationszimmer untergebracht sind.
In der Anstalt bestehen 20 Abteilungen für besondere Krankheitsformen; im Jahre 1902 wurden
sie von 36.481 Parteien besucht, während 300 Hörer den Vorträgen anwohnten, welche zehn
als Abteilungsvorstände fungierende Professoren und Dozenten hielten.
Das Haus der Barmherzigkeit-) zur unentgeltlichen Pflege armer Unheilbaren aller Kon-
fessionen und Nationen, XVIII., Antonigasse 17, verdankt sein Entstehen der im Jahre 1864
gegründeten Bruderschaft der Allerheiligsten Dreifaltigkeit. Mit dem Baue der Anstalt wurde
') Jahresberichte des Kaiser Franz Josef-Ambulatoriums.
'-) Jahresberichte des Kuratoriums der Stiftung „Haus der Barmherzigkeit". Der Bericht vom Jahre 18^5 enthält Grundrißskizzen.
16*
244
Humanitätsanstalten.
Rudolf mer-(früner Lange ) Gasse ■
im Jahre 1874 begonnen, dieselbe im folgenden Jahre mit 23 Krankenbetten eröffnet und
bis 1895 derart vergrößert, daß sie gegenwärtig über 470 Krankenbetten verfügt. Das von
der Antoni-, Vincenz-, Kreuz- und Mittcrberggasse begrenzte trapezförmige Grundstück mißt
rund 5960 m-, wovon dermalen 178 m- von erdgeschossigen, 1976 m'2 von einstöckigen und
627 m- von zweistöckigen Gebäudeteilen eingenommen werden. Die für die Krankenunterkünfte
bestimmten Trakte sind nach dem alten Korridorsystem angelegt und mit Zentralheizung ver-
schen; sie enthalten 22 kleine Abteilungen für Männer, Frauen und Knaben, darunter eine
von allen übrigen gesonderte Abteilung für Krebskranke. Eine wesentliche Förderung erfuhr
die segensreiche Wirksamkeit der Anstalt durch das vom Domdechant Prälat L. Stöger im
Jahre 1892 ins Leben gerufene Landasyl zu Weidlingau, das sowohl Pfleglingen der Anstalt als
auch den durch ihren Beruf in ihrer Gesundheit erschöpften Pflegerinnen während der warmen
Jahreszeit den Aufenthalt in frischer Luft und schöner Gegend gewährt. Im Jahre 1902 endlich
widmete der regierende Fürst Johann II. von und zu Liechtenstein einen bei Kirchstctten ge-
legenen Hof samt 70 Joch Grundstücken dem Hause der Barmherzigkeit unter dem Namen
„Clementinum" als Pflegcstätte für 30 unheilbare Krebskranke. Das Clementinum wurde nach
Durchführung einiger Adaptierungen im Jahre 1903 eröffnet. Durch Ankauf von zwei an das
Clementinum anrainenden Gebäuden mit 34 Joch Grundstücken wurde es im Jahre 1904
möglich, auch ein Asyl für Epileptische mit dem Belagraume für 30 Betten zu eröffnen, das
„St. Josef" genannt wurde. Seit dem Jahre 1874 betrugen die Kosten der Baulichkeiten der
Anstalt 1,512.163 K. Die Gesamtzahl der seit dem Bestände des Hauses der Barmherzigkeit
bis Ende 1903 verpflegten armen, schwerkranken Unheilbaren beträgt 5674 Personen. Im Jahre
1903 wurden 534 Personen weiblichen und 198 Personen männlichen Geschlechtes, also in
Summa 732 Personen, verpflegt.
Das Rudolfiner-Haus (Abb. 362 bis 364). Seit dem Jahre 1875 verfolgte Dr. Theodor Billroth
den Gedanken, zur Hebung des Krankenpflegerinnenstandes ein kleines Krankenhaus mit
. Pflegerinnen-Schule und -Asyl zu
schaffen. Seinen zielbewußten
Bemühungen gelang im Jahre
1879 die Konstituierung eines
diesen Zweck verfolgenden Ver-
eines, der sich nach seinem Pro-
tektor, Kronprinz Erzherzog Ru-
dolf, Rudolfiner-Verein nannte,
an dessen Spitze Geheimer Rat
Graf Hans Wilczek trat und der
den Bau des Rudolf ine r- Hau-
ses1), XIX., Billrothstraße 78. in
den Jahren 1882—1894 durch-
führte. Der Bau begann mit der
Anlage einer für 20 bis 24 aus
dem Kriege in der Krivoscie und
Herzegowina stammende Ver-
wundete bestimmten Baracke,
welche aus Eisen und Holz nach
dem Entwürfe konstruiert wurde,
den Architekt F. von Gruber und
Ingenieur Karl Völckner gemein-
sam verfaßt hatten und der auf
Erhellung der Krankensäle mittels
Shcdlicht basierte. Gleichzeitig
wurden die auf dem Grundstücke
vorhandenen alten Gebäude für
Administrations- und Wirtschafts-
zwecke adaptiert. Nach allmäh-
licher Vergrößerung der Area auf das Maß von 14.196 m- konnte endlich 1884 mit dem Baue
der für die Dauer bestimmten Anlagen begonnen werden, doch kamen diese wegen
Mangels der nötigen Geldmittel nur schrittweise zur Durchführun«'. Demgemäß hat das von
KR Kronprinz-Pavillon.
BP Billroth-Pavillon.
WG Wirtschaftsgebäude.
VB Verwuiidetcnbarackc.
Abb. 362. Rudolfiner-Haus. Lageplan. 1:1750.
') Jahresberichte des Rudolf iner-Vereines. F. von Gruber, Das Rudolfiner-Haus in Wien. Verlag A. Dorn. Wien 1S05.
Krankenhäuser.
245
Dr. Billroth aufgestellte
Programm und damit
auch der vom Architekten
von Gruber entworfene
Plan im Laufe der Jahre
gar manche Änderungen
erfahren. Zu dem Lage-
plane sei bemerkt, daß
die Bauanlagen an die Ostseite des Grundstückes
gerückt wurden, um den wertvolleren Baumbestand
im westlichen Teile zu schonen, und daß bei der
Gebäudcgruppicrung das größte Augenmerk darauf
gelegt wurde, alle Krankenzimmer, also auch die
mit hochliegenden Fenstergalerien versehenen
großen Säle des Billroth-Pavillons, mit einer Lang-
seite in bester Weise, also nach Süden, zu orien-
tieren. Die durch einen Gang verbundenen vier
Hauptgebäude, der Kronprinz-Pavillon für 24 Kranke
erster oder zweiter Klasse, der Billroth-Pavillon für
38 Stiftungsbetten oder Kranke dritter Klasse, der
Reserve-Pavillon für sechs Kranke erster Klasse oder
für Pflegerinnen und das Wirtschaftsgebäude sind
großenteils unterkellert und umfassen zwei Wohn-
geschosse, die in den drei zuerst genannten Ge-
bäuden nahezu übereinstimmen, während im ersten
Stocke des Wirtschaftsgebäudes sich das Schulzimmer
und die Wohnungen der Pflegerinnen und der Ärzte
in voneinander getrennten Raumgruppen befinden.
Östlich von der dem Gedächtnisse des Protektors
gewidmeten Kapelle befindet sich das erdgeschossige
pathologische Institut mit Laboratorium und Sezier-
zimmer. Auf die Einzelheiten der Anlage einzu-
gehen ist hier nicht der Ort, es sei nur noch er-
wähnt, daß die Anstalt zwei Werke des Bildhauers
Ritter von Zumbusch besitzt, die Büste des Kron-
prinzen Rudolf und jene Billroths. Die Gesamt-
kosten der Anlage be-
trugen mit Rücksicht auf waBS~t
die bedeutenden Aus-
lagen für Bacheinwöl-
bung, Fundament- und
Futtermauerherstellun-
gen 821.000 K. Im Jahre
1902 wurden im Rudol-
finer-Hause 917 Kranke
beiderlei Geschlechtes
verpflegt und im Ambu-
latorium 3156 Kranke
behandelt. Seit Grün-
dung des Rudolfiner-
Hauses bis Ende 1902
wurden 201 Schülerin-
nen aufgenommen und
100 zu geprüften Pfle-
gerinnen ausgebildet.
Seit 1903 ist eine Er-
weiterung der Anstalt
im Zuge. Abt
Abb. 363. Rudolfi
finer-Haus. Billroth-Pavillon und Kapel
24Ö Humanitätsanstalten.
Die Sommerheilstation in Kierling, „Diakonissenheim", Hauptstraße 129 Dem durch den
kaiserlich russischen Geheimen Staatsrat Michael von Cramer, dessen Gattin Olga von Cramer
und den Pfarrer D. Dr. Paul von Zimmermann im Jahre 1880 in das Leben gerufenen Verein
für die evangelische Diakonissensache dankt zunächst die Sommerheilstation in Kierling „Dia-
konissenheim" ihr Entstehen. Sie wurde 1886 in einem gemieteten und 1892 im neuerbauten
eigenen Hause eröffnet und seither auch erweitert. Es finden hier jährlich zirka 200 arme
Kranke aller Konfessionen gute Herberge, kräftige Nahrung und leibliche und seelische Ruhe.
Erst im Jahre 1899 waren die Mittel des Vereines so weit angewachsen, um das Evangelische
Diakonissenkrankenhaus, XVIII., Hans Sachs-Gasse 12, im Anschlüsse an das bereits 1895 für
ein „Diakonissenheim" erworbene Grundstück Canongasse 11 bauen und im Jahre 1901 für
Kranke aller Konfessionen eröffnen zu können. Das zwischen Nachbarhäusern eingebaute
Krankenhaus umfaßt zwei bis drei Geschosse über dem Keller und bietet Raum für 16 männ-
liche und 16 weibliche Kranke. Die Pflegeschwestern (14 Diakonissen) wohnen im jenseits des
Gartens gelegenen Diakonissenheim, wo auch einige altersschwache Personen und Kinder Auf-
nahme und Verpflegung finden. Im Jahre 1902 wurden in das Krankenhaus 266 Kranke aufge-
nommen, von denen 133 (dritter Klasse) unentgeltliche Pflege fanden. Ambulatorisch wurden
zirka 400 Kranke behandelt.
Charite, IX., Schwarzspanierstraße 18. Seit 1890 besteht das vom Verein Charite ge-
gründete Ambulatorium für Frauenkrankheiten, das außer einem Wartezimmer drei Ordinations-
räume und ein Laboratorium umfaßt und im Jahre 1902 von 648 kranken Frauen besucht wurde.
Den bemerkenswerten Stiftungen der neuesten Zeit reiht sich das Kaiser Franz Josef-
Rekonvaleszentenheim für arme Frauen an. Durch den humanitären Geselligkeitsverein „Freund-
schaft" im Jahre 1889 gegründet, war die Anstalt zunächst als Heim für arme Wöchnerinnen
in einem Miethausc in Gersthof untergebracht, übersiedelte aber im Jahre 1897 nach ihrer
Umgestaltung in das für dieselbe erworbene Gebäude XIII., Rosentalgasse 11, wo sie gegen-
wärtig in jeder Beziehung befriedigende Belagräume für 32 Frauen und 15 Kinder bietet. In
einem 19.100m'2 umfassenden Park gelegen, nehmen die Baulichkeiten zirka 600m- Boden-
fläche ein und bestehen aus dem Hauptgebäude mit Tagesräumen im Erdgeschosse und Schlaf-
räumen im ersten Stocke, einem einstöckigen Hause für Bedienstete, drei erdgeschossigen Ge-
bäuden für Administrationszwecke, Küche und Wäscherei mit Desinfektionsanstalt, endlich aus
einer transportablen Baracke für zu isolierende Pfleglinge. Der Ankauf, die Adaptierung und
innere Einrichtung der Anstalt haben 1 35.000 K gekostet. Seit Errichtung der Anstalt wurden
bis zum Jahre 1902 4500 Frauen, im Jahre 1904 404 aufgenommen.
Eine wichtige Ergänzung erhielten die Krankenanstalten Wiens durch die Heilanstalt
Allane! bei Baden '), zu deren Schöpfung Prof. Dr. Leopold von Schrötter die erste Anregung
gab und zu deren Gründung sich über von Schrötters Bemühungen im Jahre 1890 der Verein
„Heilanstalt Alland" bildete. Die Anstalt sollte nicht nur armen Brustkranken ohne Unterschied
der Nationalität und Konfession Hilfe leisten, sondern auch auf die Tuberkulose bezügliche
wissenschaftliche Arbeiten fördern. Gegenwärtig finden darin 149 Kranke Unterkunft, doch ging
man von vorneherein darauf aus, den Krankenstand seinerzeit durch Erweiterungsbauten auf
300 zu erhöhen. Die Baukosten der jetzt bestehenden Anstalt, auf deren Beschreibung hier
nicht einzugehen ist, belaufen sich (ohne Grundankauf und Einrichtung) auf 1 ,163.373 K. Die
Aufnahme der Kranken erfolgt im k. k. Allgemeinen Krankenhausc in Wien. Im Jahre 1902
standen in der Heilanstalt Alland 482 Kranke in Behandlung.
2. KRANKENANSTALTEN FÜR KINDER.')
Als Kaiser Josef II. die Wohltätigkeitsanstalten Wiens organisierte, wurde bestimmt, daß
Kinder, welche das vierte Lebensjahr erreicht haben, in das Allgemeine Krankenhaus auf-
zunehmen sind, jüngere aber nur für den Fall, als sie mit einer ansteckenden Krankheit be-
haftet wären. Besondere Kinderabteilungen kamen in den allgemeinen Krankenhäusern nicht
zur Errichtung. War schon hierdurch das Studium der Kinderkrankheiten empfindlich gehemmt
und die Pflege der Kinder sehr erschwert, so gebrach es den unter dem angegebenen Alter
stehenden erkrankten Kindern der armen Bevölkerung an jeder Möglichkeit, geregelte ärztliche
') Die Heilanstalt Alland bei Baden, besprochen vom k. k. Baurat Franz B e rge r. Zeitschrift des österreichischen Ingenicur-
und Architekten-Vereines. Jahrgang 1898.
-) Außer den hier besprochenen Anstalten bestehen noch Pavillons für Kinder in den folgenden, schon früher erwähnten
Krankenhäusern: Das Lebenswarthschc Kinderspital im Krankenhause der barmherzigen Schwestern, ein Pavillon für Kinder in der
Poliklinik und das von der Stadt Wien gestiftete Kinderspital sowie die Kellermann-Sliftung in Verbindung mit dem k. k. Wilhel-
niincn-Spitale.
Krankenhäuser.
247
Behandlung und Pflege zu finden. Hochherzige Ärzte waren die ersten, welche diesen Übel-
ständen abzuhelfen trachteten. Zunächst schuf (1787) Dr. Mastalier, dem Vorbilde des Arm-
strongschen Institutes in London folgend, das Erste öffentliche Kinderkrankeninstitut, ein
Ambulatorium, das bereits Kaiser Josef unterstützte, und das noch heute fortbesteht. In
einem Privathausc (I., Steindelgasse 2) eingemietet und bisher der Hauptsache nach durch die
Opferwilligkcit der in zehn Abteilungen für die wichtigsten Krankheitsformen wirkenden Ärzte
getragen, erfreut es sich seit 1Q01 der Unterstützung eines zu seiner Erhaltung und Förderung
gegründeten Vereines, unter dessen Mithilfe die Ambulatoriumslokalitäten eine den heutigen
Anforderungen entsprechende Umgestaltung erfahren. Für das segensreiche Wirken der Anstalt
gibt den sprechendsten Beleg, daß in den letzten Jahren daselbst rund je 21.000 Kinder zur
Behandlung gelangten.
1837 gründete Dr. L. W. Ritter von Mauthner das heutige St. Annen -Kinderspital
(Abb. 365) l), die älteste derartige Anstalt Deutschlands und der Österreichisch-ungarischen
Mariannen - Gasse
C.
■^
13
ftinderspital- Gasse
Abb. 365. St. Annen-Kinderspital. Ebenerd. 1:800.
Monarchie und die drittälteste in Europa. Das zunächst im Hause Mauthners zur Aufnahme von
12 Betten errichtete und von Mauthner erhaltene Spital erwies sich bald als zu klein, so daß
dieser schon 1840 am Schottenfeld, an sein Haus anschließend, ein neues schuf, in welchem
außer seiner Wohnung 40 Kranke Platz fanden. Nun wendete Kaiserin Maria Anna, als oberste
Schutzfrau, ihre Fürsorge der neuen Schöpfung zu, deren Erhaltung und Vergrößerung ein
von Mauthner im Jahre 1842 ins Leben gerufener Verein sich zur Aufgabe machte. Bald
darauf trat das von Mauthner geleitete Spital als Klinik für Kinderkrankheiten zu den Universitäts-
instituten in Beziehung, und im Jahre 1847 erwarb der Verein den damals ganz frei gelegenen
Platz (IX., Kinderspitalgasse 6), auf welchem das noch gegenwärtig bestehende zweigeschossige
Hauptgebäude des Spitales nach den Plänen des Architekten F. Schaden für die Aufnahme
von 120 Kranken erbaut und 1848 eröffnet wurde. Im Jahre 1856 erweiterte Kaiserin Maria
Anna die Area des St. Annen-Kinderspitales behufs Vergrößerung des Gartens durch Ankauf
des bis zur Mariannengasse reichenden Grundstückes. Nach Übernahme des Protektorates
durch Erzherzogin Gisela im Jahre 1877 wurde mit dem Aufwände von zirka 26.000 K auf
den zwei ebenerdigen Flügeltrakten je ein Stockwerk aufgesetzt und an den linksseitigen
') Jahresberichte des St. Annen-Kinderspitales. Jahrbuch der Wiener k. k. Krankenanstalten. III. Jahrgang 1894, S. 33.
248
Humanitätsanstalten.
Flügel ein ebenerdiger Anbau für zwei Sezierkammern angefügt. Die innere Einteilung des
Gebäudes zeigt den zur Zeit seiner Errichtung üblichen, durch große Zimmertiefe verschlech-
terten Korridortypus und bietet nichts Bemerkenswertes. Als im Jahre 1890 Erzherzogin Maria
Valerie und ihr Gemahl Erzherzog Franz Salvator das ihnen vom Gemeinderate der Stadt
Wien gewidmete Hochzeitsgeschenk von 100.000 K zur Erbauung eines Pavillons für an
Diphtheritis erkrankte Kinder widmeten, beschloß das Verwaltungskomitee, auf dem von der
Kaiserin Maria Anna gespendeten Grundstücke den Diphthericpavillon derart anlegen zu lassen,
daß im Anschluß an denselben später auch eine davon vollständig unabhängige Abteilung
für Scharlachkranke erbaut werden könne. Das Programm zu dem am 30. Juni 1893 eröffneten
Diphtheriepavillon wurde von dem damaligen Direktor Dr. Freiherrn von Widerhofer mit dem
Architekten F. von Gruber beraten, der Entwurf des Pavillons von dem letzteren ausgearbeitet
und unter dessen Leitung ausgeführt. In den Jahren 1894 — 1895 folgte dann der Bau des
Scharlachpavillons unter Intervention derselben Personen. Mit Rücksicht auf die Beengtheit der
Area mußte von der bei Pavillons für Infektionskrankheiten besten, ausschließlich erdgeschossigen
Anlage abgesehen und bei dem westlichen Flügel des Pavillons für Scharlach sogar auf eine
dreigeschossige Anlage gegriffen werden, damit der angesprochene Raumbedarf gedeckt werden
konnte, ohne den kleinen Garten noch mehr zu zerstören. Von dem 5310 m'2 messenden
Grundstücke sind gegenwärtig 1662 m2 überbaut. Die Diphtherieabteilung, welche auch drei
Zimmer für Kinder vermögender Familien enthält, bietet Raum für 23, die Scharlachabteilung
für 22 Betten. In den großen Zimmern entfallen 38 m:!, in den Isolierzimmern 55 bis 61 m:! an
Luftraum pro Kranken. Jede Abteilung hat im Keller gesonderte Desinfektionsräume. Bei der
Konstruktion ist das Holz auf die Herstellung der Tür- und Fensterverschlüsse beschränkt und
in jeder Beziehung auf die leichte Reinigung und Desinfektion aller Teile geachtet. Die
Niederdruckdampfheizung ist mit Einrichtungen der sogenannten natürlichen Ventilation kom-
biniert. In der Diphtherieabteilung wird den Krankenzimmern zur Luftbefeuchtung auf 80 bis
90% von einem im Keller aufgestellten besonderen Kessel Dampf derart zugeführt, daß bei
der Dampfausströmung zunächst des Kopfendes der Betten auch eine Zerstäubung von In-
halationsmitteln erfolgen kann. Zur Erwärmung des Wassers dienen Gaswasseröfen. Der Pavillon
für Infektionskrankheiten kostete einschließlich der gesamten Einrichtung 243.000 K. Der
Krankenstand betrug im Jahre 1902 2254, die Zahl der ambulatorisch Behandelten 34.314.
Das St. Josef-Kinderspital (Abb. 366) *) wurde mit Hilfe eines zu diesem Zwecke durch
Dr. V. Alexovits in das Leben gerufenen Vereines errichtet und im März 1842 für 12 Betten
in dem Hause Nr. 9 der Kolschitzky-
— ^^— gasse eröffnet. Mit Hilfe einer im Jahre
1869 demselben zugewendeten Wid-
mung der Ersten österreichischen Spar-
kasse von 60.000 K wurde wohl eine
Erweiterung durchgeführt, aber die
Anstalt entspricht nur wenig den mo-
dernen Anforderungen. Obwohl im
Jahre 1888 Baron Nathaniel Rothschild
dem Spitale 100.000 K zum Zwecke
des Baues eines Infektionspavillons
widmete, wird man an den Neubau des-
selben erst dann schreiten, bis es mög-
lich sein wird, das hinter dem Spitale
gelegene Grundstück zu erwerben, in
welchem Falle dann ein systematischer
Neubau des ganzen Krankenhauses
eingeleitet werden kann. Einstweilen
wird das im Jahre 1896 neu erworbene
Gebäude Kolschitzkygasse 1 1 als Wohn-
haus der barmherzigen Schwestern und
für Kanzlcizwccke verwendet, was es
00 Kranke Raum bieten, manche Vcr-
Kranke verpflegt, das Ambulatorium
-JUöli""
TT
M
i
Ko/schitzky - Gasse
7, 15, 17 Vorzimmer.
2 Mikroskop. Zimmer.
3, 4 Sckundarärzte.
5, 8, 12, 13, 14 Krankenzimmer.
6, 11 Operationszimmer.
9, 16, 18 Wärtcrinzimmcr.
Abb. 366. St. Josef-Kindcrspital. Lageplan. 1:800.
ermöglichte, in den alten Gebäudeteilen, die nur für '.
besserung einzuführen. Im Jahre 1903 wurden 1087
besuchten im selben Jahre 19.106 Kinder.
') Jahrbuch der Wiener k. k. Krankenanstalten. 111. Jahrgang 1894, S. 95.
Krankenhäuser.
249
Das Leopoldstädter Kinderspital (Abb. 367, 368) ') wurde durch die Bemühungen des
Bezirksvorstandes K. Ley mit Hilfe einer von der Ersten österreichischen Sparkasse im Jahre
1869 diesem Zwecke gewidmeten Summe von 200.000 K ins Leben gerufen. Hierzu wurde das
Grundstück Obere Augartcnstraße 26 angekauft und der Entwurf für das Krankenhaus vom
Architekten Karl von Hasenauer auf Grund des mit den Doktoren M. Schneller, B. Unterholzer und
H. von \\ iderhofer aufgestellten Programmes verfaßt. Von der 2042*9 m- messenden Area wurden
751*7 m2 dreigeschossig überbaut, während 279*9 m2 auf den Vorgarten fielen und 1014*03 m2 als
Garten verblieben. Der Bau samt Einrichtung kostete zirka 250.000 K und wurde am 16. Jänner
1873 seiner Bestimmung als Heilstätte für Kinder vom vollendeten ersten bis einschließlich zwölf-
ten Lebensjahre übergeben. Um eine Absonderung der Abteilungen für Infektionskrankheiten
durchführen und geräumigere Ambulatoriumsräume gewinnen zu können, stellte sich bald die
Notwendigkeit einer Erweiterung des Spitales heraus; an dieselbe konnte aber erst geschritten
werden, nachdem Frau Barbara Schwarzinger hierzu ein Legat von 200.000 K testiert hatte.
Es wurde nun für das Nachbargrundstück Nr. 28 vom Architekten Ludwig Tischler der Zubau
entworfen, wonach 31 1*42 m2 von der Gesamtarea von 40552 m2 dreigeschossig überbaut
wurden, so daß sich ein Verhältnis ergibt, das namentlich für Unterkünfte von Infektions-
kranken recht ungünstig ist und nur durch den Umstand etwas ausgeglichen wird, daß dem
Gebäude der Augarten gegenüberliegt und daß der Hof des Nachbargrundstückes voraus-
sichtlich für die Zukunft unverbaut bleibt. Derart erweitert, bietet das Spital Raum für 112
bis 117 Kranke. Der aus dem Grundrisse ersichtlichen Einteilung des Erdgeschosses sei bei-
gefügt, daß der erste Stock im Haupttrakte die chirurgische, im westlichen Flügel, davon ge-
trennt, die Abteilung für Diphtheritis, und der zweite Stock im östlichen Teile die interne
Abteilung, über dem Rest der chirurgischen Abteilung, mit dem die ganze Trakttiefe einnehmen-
den Mittelzimmer, die Abteilung für Scharlach, und endlich über der Diphtherieabteilung jene
für Masern enthält. Durch das Vorhandensein dreier Stiegen ist die Absonderung der einzelnen
Abteilungen einigermaßen erreicht. Die Heizung erfolgt mittels Ventilationsöfen. Alle Teile
des Gebäudes sind unterkellert und im Keller des östlichen Flügels ein Desinfektionsapparat
aufgestellt. Der Krankenstand erreichte im Jahre 1902 die Zahl von 1162, ambulatorisch
wurden im selben Jahre 11.909 Kinder behandelt.
Das Kronprinz Ru-
dolf-Kinderspital (Abb. 369,
370). 2) Diese im III. Bezirke,
Kleingasse 7 gelegene An-
stalt verdankt ihr Entstehen
dem Brauhausbesitzer A. I.
Mautner von Markhof und
seiner Gattin, die im Jahre
1872 für den Bau dieses
Krankenhauses 300.000 K
und den hierzu erforder-
lichen Grund widmeten.
Der Entwurf für das über
dem Keller drei Geschosse
umfassende und ganz freistehende
nunmehrige Hauptgebäude der An-
stalt wurde vom Architekten Kuschee
verfaßt und der für die Aufnahme
von 48 Kindern bestimmte Bau,
welcher zirka 260.000 K kostete, im
Jahre 1875 der Benützung übergeben.
Auf beengter Area errichtet, konnte
an eine entsprechende Absonderung
der infektiösen Kranken nicht gedacht
werden. Seit dem Jahre 1879, in
welchem ein Verein zur Erhaltung und Vergrößerung des Spitales entstand, wurden manche
Abb. 367. Leopoldstädter Kinderspital. Ebenerd. 1:800.
Abb. 368. Leopoldstädter Kinderspital. Zweiter Stock. 1 : S00.
') Das Leopoldstädter Kinderspital 1873—1898. Jahrbuch der Wiener k. k. Krankenanstalten. 3. Jahrgang 1894, S. 135.
:) F. Gruber, Neuere Krankenhäuser. Wien 1879, BraumüMer. Jahrbuch der Wiener k. k. Krankenanstalten. III. Jahrgong
1894. S. 164.
250
Humanitätsanstalten.
kleine bauliche Erweiterungen durchgeführt; die erste wesentliche Verbesserung der Anstalt
trat aber ein durch die den Bau eines Pavillons für Scharlach und einer Kapelle mit Leichen-
haus bezweckende Widmung des Karl F. Mautner von Markhof und dessen Gattin im Jahre
1889. Für jenen Pavillon hatte Architekt F. von Gruber den Entwurf verfaßt, während die
Kapelle nach
Kronprinz Rudolf-Kinderspital.
Lageplan. 1 : 1500.
Abb. 369
A Hauptgebäude.
B Scharlachpavillon.
C Kapelle.
D Diphtheriepavillon
Abb. 370. Kronprinz Rudolf-Kinderspital.
Diphtheriepavillon. Ebenerd. 1:600.
den Plänen des
Architekten Frei-
herrn von Wieser
erbaut wurde.
Samt Einrich-
tung kostete der
nur erdgeschos-
sige Scharlach-
pavillon 72.000
Kronen. Im Jahre
1901 endlich
widmete die
Familie Mautner von Markhof das westlich vom Hauptgebäude zwischen der Schlachthaus- und
Kleingasse sich erstreckende Grundstück im Werte von 61.200 K und ermöglichte dadurch
den Bau eines Diphtheriepavillons, für welchen die Mittel
durch Subventionen des Staates, des LarfÜes und der Stadt
sowie durch das Erträgnis einer Effektenlotterie und neuer-
liche Beiträge der Familie Mautner aufgebracht wurden. Das
Programm für den Entwurf des Pavillons wurde, wie im
früheren Falle, vom Direktor kaiserlichen Rat Dr. H. Gnändiger
mit dem Architekten F. von Gruber aufgestellt und das Projekt
von dem letzteren verfaßt. Um den mittels Dachreiter erhellten
Mittelgang reihen sich im Erdgeschosse alle für die Kranken-
pflege bestimmten Räume mit der für das Personal bestimmten
Kleiderwechsel- und Reinigungsschleuse neben dem Vestibül,
während in dem über dem östlichen Flügel angelegten Obergeschosse sich ein ärztliches
Arbeitszimmer, dann die Wohnung eines Sekundararztes und eines Dieners befinden. Der
absolut feuersicher, mit Ausschluß allen Holzes konstruierte, zum größten Teil unterkellerte, mit
Ventilationsofenheizung versehene Pavillon kostete 92.500 K. Das Krankenhaus bietet nun Raum
für 70 Kinder und verfügt, bei freier, hoher Lage über der Schlachthausgasse, über eine Area
von 5930 m-, von der nur zirka 1290 m- mit
Neubauten besetzt sind. Der Krankenstand betrug
im Jahre 1903 854 und die Zahl der Ambu-
lanten im selben Jahre 17.621.
Das Karolinen -Kinderspital (Abb. 371)j)
führt seinen Namen nach der im Jahre 1874
verstorbenen Bürgerswitwe Karoline Riedl, welche
ein Kapital von 200.000 K testamentarisch für
die Errichtung eines im Sprengel der Pfarre
Liechtental gelegenen Kinderspitales widmete. Im
Jahre 1878 wurde die Realität (IX., Schubert-
gasse 23) erworben, zur Aufnahme von Infektions-
fällen adaptiert und von der Firma Dehm &
Olbrich für den Pauschalbetrag von 54.000 K das
23-5 m lange und 11 -5 m tiefe, unterkellerte,
zweigeschossige Krankenhaus mit dem Belag-
raume für 24 Betten und im Garten freistehend
eine kleine Sezierkammer ausgeführt. Die gerin-
gen Kosten machen es erklärlich, daß das Ge-
bäude in Einteilung und Konstruktion hinter den
an moderne Krankenhäuser gestellten Anforderungen nicht unbedeutend zurücksteht. Durch
weitere Stiftungen wurde es möglich, im Jahre 1896 an einen Neubau auf der nunmehr
A Hauptgebäude.
B Ambulatorium.
C Pavillon für Infektionskranke.
D Leichenhaus.
Abb. 371. Karolincn-Kinderspital. Lageplan. 1:700.
') Jahrbuch der Wiener k. k. Krankenanstalten. III. Jahrgang 1S94, S. 193.
Krankenhäuser.
251
1978 m2 messenden Grundfläche zu schreiten, welcher nach den Plänen des Architekten
F. von Grnbcr in den Jahren 1896 und 1897 mit dem Kostenaufwande von 230.000 K für
Bau und Einrichtung- ausgeführt wurde; die Bauten bestanden aus einem unterkellerten zwei-
geschossigen Zubau an das bestehende Gebäude, der nur Ambulatoriums- und Operations-
räume aufnimmt, aus einem Pavillon für Infek-
tionskrankheiten und aus einem kleinen Leichen-
hause. Der außerordentlich beengte Platz machte
eine vollständige Absonderung der den einzelnen
Infektionskrankheiten zu widmenden Räume in
besonderen Gebäuden unmöglich, doch ist jede
Abteilung direkt vom Freien zugänglich. Alle
Neubauten entsprechen in ihrer Detaildurch-
führung den modernen Anforderungen. Die über-
baute Fläche mißt 87178 m2, an Krankenbetten
stehen nun 50 zur Verfügung. Gegenwärtig
werden jährlich zirka 1000 kranke Kinder im
Spitale verpflegt und zirka 19.000 ambulatorisch
behandelt.
Mädchen-Rekonvaleszentenheim Faniteum,
XIII., Ober-St. Veit, Gemeindeberg (Abb. 372, 373).
Eine der jüngsten und sehenswertesten Humani-
tätsanstalten Wiens ist das vom Geheimen Rate
Karl Grafen Lanckorofiski zum Andenken an
seine 1893 verstorbene Gemahlin errichtete
„Faniteum", ein mit schöner Kapellenanlage ver-
bundenes Mädchen-Rekonvaleszentenheim. In den Jahren 1894 — 1896 nach den Angaben des
Eigentümers und nach den Plänen des Baseler Architekten E. La Roche mit Anlehnung an den
toskanischen Stil des 15. Jahrhunderts erbaut und später unter Mitwirkung des französischen Archi-
tekten A. Bauque im Äußeren teilweise verändert und im Inneren ausgestaltet, wurde es ur-
sprünglich zur Aufnahme von 12 aus Wiener Spitälern entlassenen, der ärmsten Bevölkerung ange-
hörenden rekonvaleszenten Mädchen im Alter unter 14 Jahren bestimmt und seit zwei Jahren für
den Belag mit 16 solcher Mädchen erweitert, deren Pflege barmherzigen Schwestern übertragen
ist. Die Anstalt, welche jährlich vom April bis Dezember in Benützung steht, verpflegte im
Jahre 1903 bereits 102 Mädchen. Die Lage des Faniteum wurde mit besonderer Sorgfalt ge-
Abb. 372. Faniteum. Obergeschoß. 1:600.
Abb. 373. Faniteum im XIII. Bezirke.
252 Humanitätsanstalten.
wählt, so daß man von dem Arkadenportikus der Kapelle einen herrlichen Blick über Wien
und seine Umgebung genießt, während von den Veranden, welche den nach Südosten ge-
wendeten Wohn- und Schlafräumen der Pfleglinge vorliegen, die waldigen Höhen des kaiser-
lichen Tiergartens weit hinaus zu überblicken sind. Das Untergeschoß, welches im Flügeltrakte
das angrenzende Terrain durchgehends überragt, enthält die Tages- und Wirtschaftsräume der
Anstalt, während der nach Nordosten gewendete Haupttrakt an höheres Terrain anschließt,
deshalb in diesem Geschosse nur Kellerräume und unter der Kapelle, um ein weiteres Ge-
schoß tiefer, eine Gruft aufnimmt. Der Obergeschoßgrundriß und die Ansicht der Anstalt
lassen den Charakter des Hauptgebäudes erkennen. Die Ausstattung des Rekonvaleszentenheims
ist eine in jeder Beziehung musterhafte. Von den zur Anstalt gehörigen Gartenanb.gen und
Wiesen im Ausmaße von 45.226 m- sind 17.702 m- umfriedet und 1398 m- überbaut. Weicht
schon die äußere Erscheinung der Anstalt in der malerischen Gruppierung und vornehm
einfachen Gestaltung der Architektur von der unserer gewöhnlichen Nutzbauten in erfreulicher
Weise ab, so erinnert auch ihr Inneres an die besten Zeiten italienischer Renaissance, in
welchen Schöpfer solcher Anstalten sich selbst Denkmale bleibenden Wertes errichteten. Be-
sonders bemerkenswert ist das in der Kapelle angebrachte, auf Leinwand übertragene Fresko-
gemälde des umbrischen Malers la Spagna (15. Jahrhundert); zahlreiche Malereien und Bild-
werke in Marmor und Holz aus Italien, Frankreich und Spanien schmücken die Sakristeien
und Gänge, während an der den hochliegenden Fenstern gegenübergelegenen Wand des
längs der Sakristeien gezogenen Ganges die sieben (ausgeführt sechs) Werke der Barmherzigkeit
und an der Stirnwand des Ganges Christus als guter Hirte von Wilhelm Steinhauser, derzeit
in Karlsruhe, in Freskomalerei ausgeführt wurden. Von demselben Künstler stammen die in
der Wand der Sakristei eingelassenen Temperagemälde, die Ruhe auf der Flucht nach Ägypten
und St. Christophorus.
Es seien nun noch einige Anstalten erwähnt, die allerdings außerhalb Wiens liegen, aber
hauptsächlich dem Wohle der armen Kinderbevölkerung unserer Stadt zu dienen haben.
Das Kaiserin Elisabeth-Kinderspital in Bad Hall1), welches über einen Garten von
15.633 m- verfügt, in welchem sechs teils adaptierte, teils neuerbaute Objekte angemessen
gruppiert sind und 136 skrofulösen, zum größeren Teil aus Wien stammenden Kindern Raum
bieten, um sie mit Hilfe der an Jod und Brom so reichen Haller Solquelle Heilung oder
wenigstens Besserung finden zu lassen.
Das Rekonvaleszentenheim in Weidlingau-), im Jahre 1888 für arme, aus den Spitälern
Wiens entlassene Kinder im Alter von 4 bis 14 Jahren gegründet, liegt an der Westbahn in-
mitten hübscher Gartenanlagen auf einem Areale von 28.884 m-. Auf einer Anhöhe steht das
mit seiner Hauptfront nach Süden gewendete Hauptgebäude, welches 40 Kindern Raum bietet,
die im Hochparterre die Tagesräume und in den beiden Obergeschossen ihre Schlafsäle etc.
finden. Vom 1 . Mai bis letzten September werden jährlich 200 bis 230 Kinder aufgenommen
mit einer Verpflegsdauer von zirka 25 Tagen.
Seehospize und Asyle. In Wien hat auch seinen Sitz der Verein zur Errichtung und
Förderung von Seehospizen und Asylen3) für kranke, insbesondere skrofulöse und rachitische
Kinder, dessen nächstes Ziel es ist, armen Kindern aus Wien unentgeltlich Unterkunft, Ver-
pflegung und ärztliche Behandlung zu bieten. Im Jahre 1888 eröffnete der Verein das Erz-
herzogin Maria Theresia-Seehospiz in San Pelagio bei Rovigno mit jetzt 190 Betten
und im Jahre 1893 das Kaiser Franz Josef-Kinderhospiz zu Sulzbach bei Ischl mit
gegenwärtig 60 Betten. Im Jahre 1903 wurden in San Pelagio 479 Kinder behandelt, von
welchen 77-3% aus Wien stammten, im Asyl in Sulzbach 217 Kinder, von denen 82% aus
Wien dahin gebracht wurden.
3. AUF DEM PRINZIPE GEGENSEITIGER HILFE BERUHENDE KRANKENANSTALTEN.
Das älteste Institut Wiens zur Pflege kranker Berufsgenossen ist das .
Privatkrankeninstitut für Handlungskommis (Konfraternität)J) Dasselbe wurde im Jahre
1765 durch Miete einiger Zimmer in damals bestandenen Spitälern errichtet und bezog im
Jahre 1835 sein heutiges Heim VIII., Skodagasse 1. Im Jahre 1861 vergrößerte das Institut
') Bericht über die ersten 40 Jahre seines Bestandes. Wien 1898. Mit Skizzen der Anstalt.
'-) Jahresberichte des ersten Rekonvaleszentcnhauses in Weidlingau. Wien 1896. Mit Grundriüskizzcn.
') Jahresberichte des genannten Vereines. Wien, IX., Schwarzspanierstraße 11.
*) Dr. Konstantin J. Vidinar, Geschichte und Festschrift des unter dem Namen „Konfraternität" bekannten Privat-Krankcn-
und Pensionsinstitutes in Wien. Wien 1895.
Krankenhäuser.
253
durch Ankauf des angrenzenden Gartens seine Area auf 2512 m-, so daß es im Jahre 1892
an den Neubau eines dem Garten zugewendeten Krankenpavillons und einer Leichenkammer
schreiten konnte, für welche Architekt Heinrich Klaus den Entwurf verfaßte. Das Institut ver-
fügt gegenwärtig über 20 Krankenbetten, von denen nie mehr als 12 besetzt sind.
Dem Alter nach reiht sich an das vorgenannte Institut das seit 1870 bestehende Priester-
Kranken- und Defizienteninstitut, III., Ungargasse 38 '), in welchem derzeit 28 Einzelzimmer
für Kranke zur Verfügung stehen.
Das Krankenhaus der Wiener Kaufmannschaft besteht seit dem Jahre 1843. Im Jahre
1874 wurde die Realität V., Siebenbrunnengasse 21, welche bei einer Area von 7914 m'2 einen
schönen Garten besitzt, angekauft und das dreigeschossige, im Garten freistehende Gebäude
für einen Belagraum mit 60 männlichen Kranken adaptiert. Jährlich finden 400 bis 450 Mit-
glieder spitalsmäßige Behandlung und Verpflegung.
Spital des Vereines zur Pflege kranker Studierenden. Der im Jahre 1861 gegründete
Verein ist eben daran, im Anschlüsse an das Wilhelminen-Spital einen besonderen, für Vereins-
zwecke bestimmten Krankenpavillon zu erbauen.
Die Rekonvaleszentenheime in Königsterfen und in Zeilern bei Amstetten, die vom Ver-
bände der Genossenschaftskrankenkassen Wiens (VI., Hirschengasse 18) für die Aufnahme
von rekonvaleszenten Mitgliedern nach überstandenen schweren Krankheiten errichtet wurden,
sind dieser Gruppe von Privatkrankenanstalten zuzuzählen.
4. PRIVATSANATORIEN FÜR ZAHLENDE KRANKE.
Das Sanatorium des Dr. Anton Loew (Abb. 374) ist die älteste und nunmehr größte dieser
Anstalten. Im Jahre 1859 von Dr. Heinrich Loew gegründet und im II. Bezirke eröffnet, ging es
im Jahre 1874 auf seinen jetzigen Eigentümer über, welcher es im Jahre 1882 in das nach
seinem Programme vom Architekten Leopold Schöne erbaute Haus IX., Mariannengasse 20
übertrug und vom Jahre 1894 an auf seinen heutigen Umfang durch den Architekten Ludwig
Richter vergrößern ließ. Das Institut umfaßt derzeit ein Areale von rund 13.000 m-, wovon
zirka 4000 m2 überbaut sind. Außer dem freistehend angelegten Wohnhause des Eigentümers
A Arzt.
KZ Krankenzimmer.
B Bäder.
D Diener.
DW Direktorwohnung-.
HW Hausinspektor-
wohnung.
Abb. 374. Sanatorium Dr. Loew, IX., Mariannen
?asse. Ebenerd. 1 : S00.
besteht die Anstalt größtenteils aus Doppeltrakten, welche fünf größere und mehrere kleinere
Höfe umschließen, über dem größtenteils für Betriebszwecke dienenden Keller teilweise zwei,
') Geschichte und Statuten des Priester-Kranken- und Defizientem'nstitutes in Wien. Wien 1866.
254
Humanitätsan stalten.
drei oder auch vier Geschosse umfassen und fünf Stiegen sowie mehrere Aufzüge enthalten.
Für die Aufnahme von Kranken stehen 1 1 5 Einzelzimmer zur Verfügung, welche zum größten
Teil gegen die Mariannengasse nach Süden oder gegen den Garten nach Norden gewendet
sind; einigen der letzteren liegen Veranden oder Balkone vor. Außer den für die Kranken-
pflege erforderlichen Nebenräumen ist auch durch Damensalon, Bibliothek und vier Rauchfoyers
für den Komfort der Kranken gesorgt. Die Anstalt wird mittels Niederdruckdampf geheizt und
ist mit allen für die moderne Krankenbehandlung erforderlichen Einrichtungen, als Röntgeninstitut,
elektrisches Bad, Wasserbett, Kaltwasserkuranstalt u. s. w., ausgestattet; im obersten Geschosse
des dreistöckigen Teiles befinden sich vier voneinander unabhängige Operationsraumgruppen,
von denen drei aus je einem durch Ober- und Seitenlicht erhellten Operationssaale mit Narkotisier-
zimmer, aseptischer Toilette und ärztlichem Badezimmer bestehen. In diesem Geschosse wurden
auch ein Erwachzimmer, die Laboratorien, Sterilisierungsräume und die Anstaltsküche mit ihren
Nebenräumen untergebracht. Für die Stcrilwäsche ist eine Waschküche im Erdgeschosse des
alten Hauses vorgesehen, wo sich auch die Desinfektionsräume befinden, die Hauswäsche wird
außer dem Hause gereinigt. Die Betriebsanlagen sind im modernen Sinne musterhaft ausgeführt.
Sowohl das gesamte ärztliche (zwei Direktoren und zehn Ärzte) als auch das Dienstpersonal
wohnen im Hause, während als Pflegerinnenheim das Haus Mariannengasse 26 gepachtet wurde.
Das Sanatorium des Dr. Julius Fürth (Abb. 375) wurde im Jahre 1865 von Dr. Eder mit
einem Bestände von 26 Krankenzimmern gegründet und in einem Miethause untergebracht. Im
Jahre 1887 übersiedelte diese Anstalt in das
für ihre Zwecke vom Architekten Hans Auer
(derzeit in Bern) erbaute Haus VIII., Schmid-
gasse 14, das ursprünglich 40 Krankenzimmer
enthielt, welche Zahl durch den im Jahre 1892
eröffneten Erweiterungsbau an der Buchfeld-
gasse auf 54 erhöht wurde. Die Area dieses
Sanatoriums mißt rund 2850 m-, wovon 1 142 m-
überbaut sind, während der Rest auf Vorhof,
Höfe und den Garten fällt. Das Gebäude enthält
über geräumigen Kellerräumen ein Halbsou-
terrain- und vier Obergeschosse, zu welchen
über den beiderseitigen Flügeln des älteren
Teiles sogar noch ein fünftes Geschoß hinzu-
kommt. Wie aus dem Grundrisse ersichtlich,
sind die Räume des älteren Gebäudeteiles um
eine vom Vestibül aus zugängliche und den
Zugang zum Garten vermittelnde Zentralhalle
gruppiert, die durch Oberlicht erhellt wird.
Die Anstalt verfügt über zwei Operationssäle,
ein Röntgeninstitut sowie über die erforder-
lichen Laboratorien und Sterilisierungsräume
und ist mit einer selbständigen Betriebsanlage
ausgestattet, welche die Aufzüge, die Dampf-
kochküche, die Wäscherei, die Wasser-
beschaffung und Warmwasserbereitung
sowie die Anlagen der elektrischen Be-
leuchtung mit Kraft und Wärme ver-
sorgt und die Niederdruckdampfheizung
versieht. In dem Hause wohnen der
Eigentümer und Chefarzt und vier
Hilfsärzte. Zur Aufnahme gelangen vor-
wiegend chirurgische Kranke, ausge-
schlossen bleiben hier wie in allen
Sanatorien Wiens Geisteskranke und
Kranke, welche mit infektiösen Leiden
behaftet sind. Im Jahre 1903 wurden 1080 Patienten in der Anstalt verpflegt.
Kleiner als die beiden vorgenannten ist das Sanatorium des Dr. Th. Robert Offer,
XIII.. Wcntzgasse 19, welches im Jahre 1897 von Dozent Dr. L. Müller für Augenkranke mit
Abb. 375.
Privatheilanstalt Dr. Fürth im VIII. Bezirke.
Ebenerd. 1:600.
1 — 9 Krankenzimmer. VZ Verbandzimmer. L Loggia,
OZ Operationszimmer. T Terrasse. PfS Pflcgescl-.uestern
Abb. 376. Sanatorium Vordcrbrül
Erster Stock. 1 : 600.
Irrenanstalten, Gebar- und Findclhäuscr.
255
dem Bclegraumc für zehn Kranke gegründet und vom Baumeister Heindl erbaut wurde. Von
der Gcsamtarea von 1564m2 sind 960 m- überbaut, während der Rest als Garten dient. Die
Anstalt befaßt sich derzeit hauptsächlich mit der Behandlung von Stoffwechselkrankheiten
(Magen- und Darmleiden, Diabetes, Gicht und Nierenkrankheiten). In den letzten zwei Jahren
verpflegte die Anstalt 80 bis 100 Patienten.
Im Jahre 1898 eröffnete Dr. A. Höhender das Sanatorium für Nervenkranke, XIII., Seutter-
gassc 6. Es bietet Raum für 20 Kranke beiderlei Geschlechtes bei Ausschluß von Geisteskranken
und Epileptischen. Die Anstalt besteht aus einem Hauptgebäude mit Unterkünften für 18 Kranke
und einer Villa für 2 Kranke und liegt nahe der West- und Stadtbahn in einem Parke, der
eine Fläche von 23.019 m- bedeckt. Jährlich werden 50 bis 60 Kranke in der Anstalt verpflegt.
Außer den genannten Sanatorien bestehen noch eine größere Zahl von Privatheil-
anstalten für ambulatorische Behandlung der Kranken, deren Aufführung hier zu weit
führen würde.
Auch in der Umgebung Wiens befinden sich einige Anstalten, die hauptsächlich mit
Rücksicht auf die Bedürfnisse dieser Stadt gegründet wurden. Die älteste derselben ist die Kur-
und Wasserheilanstalt „Prießnitztal" in Mödling, welche im Jahre 1850 von Josef Erb
gegründet und nach den Plänen des Architekten Rückeshäuser in der Hinterbrühl erbaut wurde.
Im Jahre 1865 schuf Hofrat Prof. Dr. Wilhelm Winternitz die Wasserheilanstalt in
Kaltenleutgeben1), welche sich aus kleinen Anfängen (ursprüngliche Jahresfrequenz 180)
in raschem Fortschritte zur heutigen Größe mit einer Jahresfrequenz von zirka 2000 Personen
entwickelt hat.
Ferner sind anzuführen: die im Jahre 1890 gegründete Wasserheilanstalt in Sulz-
Stangau, das Sanatorium und die Wasserheilanstalt in Purkersdorf, die im Jahre
1890 von Professor von Krafft-Ebing und Dr. Anton Loew gegründet wurden, und das
Sanatorium Vo rderbrühl-Mödling, das Dr. Scheimpflug im Jahre 1893 nach den Plänen
des Architekten Franz Schachner erbauen ließ. f. von Gruber.
II. IRRENANSTALTEN, GEBÄR- UND FINDELHÄUSER.
a) Landes-Irrenanstalten.
Alte niederösterreichische Landes-Irrenanstalt (IX., Lazarethgasse 14) (Abb. 377). Für diese
Anstalt, die früher unter staatlicher Verwaltung stand, wurde bereits im Jahre 1820 das 213.000 m2
messende Grundstück erworben, ihr Bau aber erst 1848 in Angriff genommen und 1853 voll-
endet. Der Bau der Anstalt kostete 2,400.000 K. 1877 wurde das seitlich vom Hauptkomplexe
gelegene, zwei Stock hohe, sogenannte „detachierte Gebäude" für Unreine und 1888 das
gegen den Gürtel zu gelegene ebenerdige Gebäude für 30 Infektionskranke errichtet. Die An-
stalt bietet derzeit Platz für 900 Kranke. Der Mittelbau, einen großen Hof umschließend,
enthält die Direktion, die Verwaltung, Wohnungen für Ärzte und Beamte, die Kranken-
abteilungen und eine Hauskapelle. Dieser Bau mit den beiderseitigen Verlängerungen des
rückwärtigen Traktes ist zweistöckig, die nach rückwärts abgebogenen Flügel haben ein Ober-
geschoß, während die äußersten Flügelbauten in der Verlängerung des rückwärtigen Traktes
des Hauptgebäudes nur ebenerdig gehalten und zur Aufnahme der ganz Unruhigen bestimmt
sind. In den beiden vorne seitwärts angebauten Flügelbauten sind Dienerwohnungen, Remisen,
Werkstätten und Requisitenräume untergebracht, der rechte Flügel enthält auch die Anstalts-
küche. Außer den beschriebenen Objekten sind noch vorhanden: zwei Pförtnerhäuser, ein Glas-
haus, Schweinestall und ein kleines Dienerwohnhaus. In der Wiener Irrenanstalt ist auch die
zweite psychiatrische Klinik der Universität eingemietet.
Diese Anstalt wird demnächst aufgelassen und durch die nachfolgend erwähnte neue
Heil- und Pflegeanstalt ersetzt.
Neue Landes- Heil- und Pflegeanstalten in Wien (Abb. 378). Als Ersatz für die oben be-
sprochene Anstalt wird im XIII. und XVI. Bezirke auf dem Süd- und Ostabhange des Galizin-
berges eine neue Anstalt errichtet. Für diese Zwecke wurden Flächen im Ausmaße von
') Wasserheilanstalt Kaltenleutgeben. Erfahrungen, gesammelt von 1865 — 1869 (Braumüller, Wien), und Die Wasserheilanstalt
in Kaltenleutgeben nebst einer Statistik der 25jährigen Krankenaufnahme (Braumüller, Wien 1890).
256
Humanitätsanstalten.
1,430.000 m- erworben, wovon für die zunächst projektierte Anstalt 974.000 m2 in Anspruch
genommen werden. Es ist das große Verdienst des damaligen Referenten im Landesausschusse.
Herrn Leopold Steiner, diese Frage in einer weitblickenden Weise gelöst und die Schwierig-
keiten, welche sich der Erwerbung einer so umfangreichen, günstig gelegenen Grundfläche
im Weichbilde der Stadt entgegenstellten, so glücklich und rasch überwunden zu haben.
Abb. 377.
Nieder-österreichische Landcs-Irrcnanstalt
im IX. Bezirke.
Lageplan. 1 : 5000.
Die Anstalt gliedert sich in drei Teile, und zwar in die Heilanstalt mit 13 Pavillons und
zusammen 870 Betten, in die Pflegeanstalt (für abgelaufene Fälle) mit 1 1 Pavillons und
900 Betten und endlich in das Pensionat mit 10 Pavillons und 316 Betten, letzteres für die
Verpflegung von Patienten I. und II. Zahlklassc bestimmt. An einer Hauptachse, die nahezu
von Nord nach Süd gelegt ist, führt vom Flötzersteig eine 40 m breite Straße bis zum Anstalts-
eingang. Zu beiden Seiten des Einganges stehen zwei eingeschossige Pförtnerhäuschen und
weiters, noch in der Baulinie liegend, in Entfernung von zirka 70 m, zwei Wohngebäude.
Hinter dem Haupteingange liegen in der Hauptachse der Reihe nach ein Administrations- und
Wohngebäude, ein Gesellschaftshaus mit Theater, ein Küchengebäude für die Heil- und Pflcge-
anstalt und endlich die Anstaltskirche. Links von der Hauptachse liegt die Frauenabteilung, rechts
die Männerabteilung; die Pavillons sind entsprechend den verschiedenen Krankheitsformen
verschieden ausgestaltet, so daß es neben Aufnahmspavillons Pavillons für ruhige, für halb-
i\ihige und unruhige Kranke gibt. Infektiöse, insbesondere Tuberkulöse werden in zwei ge-
sonderten Pavillons untergebracht. Westlich von der eben besprochenen Heil- und Pflegeanstalt
liegt das Pensionat (Sanatorium), welches für sich eine Gruppe bildet; es besteht aus zehn
Irrenanstalten, Gebär- und Findelhäuser.
257
Bd. II.
258
Humanitätsanstalten.
Krankenpavillons verschiedener Type, entsprechend den Krankheitsformen, aus einem Küchen-
Gebäude, einem Kurhaus und einem Administrationsgebäude, das von der Straße direkten Zu-
gang erhält. Im Osten ist an einer neu eröffneten Straße ein Leichenhaus angeordnet; in
diesem Gebiete liegen auch die verschiedenen Ökonomiegebäude, und zwar ein Wohnhaus
für Bedienstete, ein Beschäftigungshaus mit Werkstätten, ein Wirtschaftswohnhaus, eine Bade-
und Desinfektionsanstalt, eine Wäscherei samt Kesselhaus, dann ein Pferde- und ein Schweine-
stall, endlich ein Glashaus mit einem Gärtnerwohnhaus. Der Plan zur Kirche rührt von
Professor Otto Wagner her, der für dieses Objekt auch den Bau leitet. Die Pläne der übrigen
Anstalt hat Landes-Oberbaurat F. Berger auf Grund der umfangreichen einleitenden Vorarbeiten
des kürzlich verstorbenen Landes-Oberbaurates Carlo von Boog verfaßt. Mit dem Bau wurde
im Frühjahre 1905 begonnen, und besteht die Absicht, die Anstalt im Jahre 1907 zu eröffnen.
Außer dieser Anstalt bestehen noch Landes-Heil- und Pflegeanstalten in Ybbs, Kierling,
Klosterneuburg, Langenlois und Mauer-Öhling, wohin auch Kranke aus Wien bei dem
Eintreten der Überfüllung der hiesigen Anstalt abgegeben werden. F. Berger.
b) Privat-Irrenanstalten.
Die größte und älteste derselben ist die von Dr. Görgen gegründete Privat-Heil-
anstalt in Ober-Döbling, XIX., Billrothstraße 65 (Abb. 379). ') Sie besteht daselbst seit dem
Jahre 1820 und steht derzeit unter der Leitung des Eigentümers Prof. Dr. Heinrich Obersteiner.
Die Anstalt verfügt über eine Area von 70.712 m-, wovon 4683 m2 überbaut sind, während
der größte Teil des nordwestlich von den Hauptgebäuden gegen den nun eingewölbten
Krottenbach abfallenden Terrains mit hochstämmigem Walde und der östliche Teil mit Park-
anlagen bedeckt ist. Die Anstalt beherbergt vorwiegend Geisteskranke, die sowohl nach
Geschlecht als nach dem Grade ihrer Erkrankung in streng voneinander geschiedenen Ab-
teilungen untergebracht sind. Im September 1903 belief sich der Stand auf 28 männliche und
27 weibliche Kranke. Außerdem bewohnen 3 Ärzte, 29 Pfleger, 28 Pflegerinnen und 26 sonstige
Personen die Anstalt. Das Hauptgebäude ist für Techniker besonders dadurch bemerkenswert,
daß dessen Luftheizung von Prof. Meißner persönlich geschaffen wurde. An das genannte
Gebäude schließt sich der 1903 erbaute ebenerdige, mit Holzzement gedeckte Pavillon. Eine
Neuheit für ähnliche
1 Hauptgebäude.
2, 3 Nehcuhäuscr.
4, 5 Isolicrabteilungen.
6 Bäder.
7 Pflegehaus.
8—12 Wirtschaftsgebäude.
13, 14 Glashäuser und Zwin
ger.
17 Kegelbahn.
IS Spielplatz.
19 Pavillons.
Anstalten ist die im
Jahre 1902 durch
einen Umbau her-
gestellte Pfleger-
garderobe. Für das
männliche Personal
ist im Erdgeschosse
ein Saal von 48 m-
gewidmet worden,
in welchem für jeden
der 26 Pfleger ein
Schrank und für alle
gemeinsam an den
Wänden Wasch-
tische angebracht
wurden. Im ersten
Stocke dient ein
88 m- messender Saal
als Garderobe für
26 Pflegerinnen, de-
ren Schränke derart aufgestellt sind, daß jede Pflegerin ihrer Schranktür gegenüber eine kleine
Waschkabinc findet, die von der Nachbarkabine durch Holzwände und nach außen durch
einen Vorhang abgeschlossen wird.
Die Heilanstalt des Dr. W. Svetlin, III., Leonhardgasse 3, wurde nach dem Programme
des Eigentümers vom Architekten Eduard Hauser erbaut und später vom Architekten Eduard
Abb. 379. Privat-Hcilanstalt in Ober-Döbling. Lagcplan. 1:4000.
') Die l'rivat-Heilanstalf für Gemüts- und Nervenkranke zu Ober-Döbling bei Wien. I. und II. Bericht über die Leistungen der
Anstalt von 1819— 1S91. Der zweite Teil mit 12 Tafeln. Leipzig und Wien, F. Deuticke, 1891.
Anstalten für Blinde und Taubstumme.
259
Fraucnfcld erweitert. Zu der für 70 Kranke (30 männliche und 40 weibliche) Raum bietenden
Anstalt gehört cmc Area von 11.790m-, von der 1100m'2 überbaut sind. Das Anstaltsgebäude
bildet ein gegen Nordost offenes Viereck. Alle Trakte umfassen über dem Souterrain drei
Geschosse; bemerkenswert ist nur der Südosttrakt, der in jedem Geschosse fünf Isolierzellen
mit Spczialeinrichtungen für unruhige Kranke enthält, die um einen großen Tagraum grup-
piert sind.
In Wien besteht noch eine Heilanstalt für Gemüts- und Nervenkranke im
XIII. Bezirke, Lainz, Jagdschloßgasse 25.
Außerhalb des Stadtgebietes gelegen, aber fast ausschließlich der Bevölkerung Wiens
dienend, sind noch die Pri vat-Heilanstalten zu Inzersdorf und Tulln zu erwähnen.
F. von Gruber,
c) Niederösterreichische Landes-Gebär- und Findelanstalt, IX., Alserstraße 21 und 23
(Abb. 380).1)
Die Gebär- und Findelanstalt wurde im Jahre 1784 von Kaiser Josef II. als Reichsanstalt
gegründet. Sie ist heute zugleich öffentliches Impf- und Ammeninstitut. Ursprünglich war die
Gebär- und Findelanstalt mit dem Allgemeinen Krankenhaus vereinigt,
später erhielt sie eine eigene Direktion. Im Jahre 1864 ging die Gebär-
anstalt und 1868 die Findelanstalt in die Verwaltung des Landes
Niederösterreich über. Der Zweck der Gebäranstalt ist: den daselbst
Aufnahme suchenden Schwangeren und Gebärenden, sie mögen ledig,
verheiratet oder verwitwet sein, ohne Unterschied der Nationalität und
Konfession, als Zufluchtsort zu dienen, denselben und deren Kindern
die entsprechende Hilfe zu gewähren, das Findelhaus mit der nötigen
Zahl Ammen zu versehen, sowie anderseits in der innigsten Verbin-
dung mit der Wiener Universität die Ausbildung von Ärzten und
Hebammen möglich zumachen. Der Zweck der Findelanstalt ist: den
daselbst aufgenommenen unehelichen Kindern möglichst die elterliche
Pflege zu ersetzen. Das Gebär- und Findelhaus liegt zwischen der
Alserstraße und der Laudongasse auf einem Areale von 9800 m2. In
diesen Baulichkeiten sind untergebracht die Räume für die zahlenden
Gebärenden und das Findelhaus. Die nichtzahlenden Gebärenden be-
finden sich heute noch in Trakten des Allgemeinen Krankenhauses,
und zwar auf zwei Universitätskliniken zur Ausbildung der Ärzte und
auf einer dritten, der Hebammenschule, zur Heranbildung von Heb-
ammen. Das Gebäude, ursprünglich ein Kloster, enthält: 139 Betten
für Wöchnerinnen und Ammen, 246 Betten für Säuglinge, 13 Betten
für größere Kinder. Für gesunde, nicht infektiös erkrankte Kinder be-
stehen drei Abteilungen, außerdem Räume für Infektionsverdächtige, für Infektionskranke und
für Augenkranke. In der Anstalt befinden sich ständig 200 bis 300 Kinder (Säuglinge und
größere); täglich wachsen 20 bis 25, jährlich durchschnittlich 7000 bis 8000 Kinder zu.
A Findel- und Gebäranstalt.
B Impfstoffgewinnungsanstalt.
C Wohngebäude.
Abb. 380. Niederösterreichische
Landes-Findelanstalt.
Lageplan. 1:3000.
III. ANSTALTEN FÜR BLINDE UND TAUBSTUMME.
K. k. Taubstummeninstitut, IV., Favoritenstraße 13.2) Auf Befehl der Kaiserin Maria
Theresia wurde 1779 in der Stadt im Bürgerspitale eine Wohnung gemietet und der Taub-
stummenunterricht an sechs Knaben und sechs Mädchen begonnen. Nach mehrfachen Wande-
rungen kam das Institut im Jahre 1822 in die auf der Wieden neuerbaute Anstalt für
70 Zöglinge. An dieser Stätte ist das Institut bis heute verblieben. Eine weitere Vergrößerung
wurde durch Aufsetzen eines Stockwerkes auf die ganze Realität im Jahre 1864 durchgeführt
und die Anstalt im Laufe der letzten Jahre durch Adaptierungen verbessert. Die gesamte
') Dr. K. Friedinger, Denkschrift über die Wiener Gebär- und Findelanstalt , aus Anlaß des hygienischen Kongresses in
Wien 1887. österreichische Wohlfahrtseinrichtungen 1848—1898. Bd. II.
■) M. Venus, Über den Wert milder Gaben und frommer Stiftungen für Taubstumme. Wien 1815, bei Anton Strauß. Alexander
Venus, Das k. k. Taubstummeninstitut in Wien. Wien 1854, W. Braumüller. Ministerium für Kultus und Unterricht vom
5. September 1872, Z. 8962, V. Bl. Nr. 273, Statut des Taubstummeninstitutes.
17*
260
Humanitätsanstalten.
Grundfläche des heutigen Institutes beträgt 5090 m-. Derzeit zählt die Anstalt 79 interne und
23 externe Zöglinge. In dieselbe werden nur geistig entwickelte Taubstumme zwischen dem
siebenten und zwölften Jahre aufgenommen. F. Berger.
Das k. k. Blinden-Erziehungsinstitut, II.. Witteisbachstraße 5 (Abb. 381, 382)1), wurde im Jahre
1804 als Privatanstalt und als ältestes deutsches Blinden-Erziehungsinstitut vom kaiserlichen Rat Johann
Wilhelm Klein im Bezirke Landstraße gegründet. Im Jahre 1816 zur Staatsanstalt erhoben, wurde ihm 1828
in der Josefstadt ein für seine speziellen Zwecke adaptiertes Haus zugewiesen, das wohl mit schönem
großem Garten (5000 m'-') ausgestattet war, aber sehr bald so zahlreiche Mißstände aufwies, daß ein Neu-
bau zum dringenden Bedürfnis wurde. Dank der Initiative des Statthalters Erich Grafen Kielmansegg widmete
der Großindustrielle A. Dreher dem Institute ein nahe der Sophienbrücke im Prater gelegenes, für offene
Bauweise bestimmtes Grundstück von zirka 7000 m-, und der Erlös bei Verkauf der alten Realität reichte
aus, die Kosten des Neubaues zu decken.
Für den Neubau, in welchem 100 Zöglinge (65 Knaben und 35 Mädchen) Platz finden,
hatte der Institutsdirektor Regierungsrat Alexander Meli ein Programm aufgestellt, nach welchem
Architekt Ministerialrat Emil Ritter von Förster die Skizzen verfaßte; die Ausarbeitung der Bau-
pläne und die Leitung der Ausführung lagen in den Händen des Statthalterei-Oberingenicurs
Franz Berger. Die neue Anstalt, welche im Jahre 1898 eröffnet wurde, hat einen Gesamt-
kostenaufwand von 723.717 K erfordert, wovon auf Ergänzung der inneren Einrichtung 1 1.964 K
entfallen. Die Anstalt besteht aus je einem Trakte für Knaben und für Mädchen, einer iso-
lierten Krankenabteilung, einer separierten Wohnung des Direktors und einer Kapelle. Den
Bedürfnissen des getrennten Unterrichtes sowie der verschiedenen praktischen Ausbildung der
Knaben und Mädchen ist gleichfalls Rechnung getragen. Das Gebäude, welches an den beiden
Straßenfronten mit 5 m breiten Vorgärten ausgestattet ist, besteht aus einem teilweise bis über
2 m aus dem Terrain vorstehenden Untergeschoß, dem 45 m hohen Erdgeschosse, einem 38 m
hohen Mezzanin und dem 54 m hohen ersten Stocke. Das zweite Stockwerk ist nur im Mittel-
trakte vollständig ausgebildet, an den übrigen Trakten ist es in das 4 m hohe Dachgeschoß
in Eisenkonstruktion eingelegt. Das Souterrain enthält Keller- und Magazinsräume, ein Knaben-
bad mit zwölf Wannen, ein Mädchenbad mit sieben Wannen und die Anstaltsküche mit den
erforderlichen Nebenräumen. Die Einteilung des
Erdgeschosses ist aus dem Plane ersichtlich. Das
Mezzanin enthält im Mittelbau die Wohnung des
Direktors, im Mädchentrakte die Arbeitsräume für
die Mädchen und die Schlafräumc des weiblichen
Dienstpersonales, im Knabentraktc ein Lehrmittcl-
zimmer und Arbeitsräume für Knaben. Den Mittel-
trakt des ersten Stockes nimmt der Festsaal von
153 m Länge und 82 m Breite ein. Daran schließen
sich auf der Mädchenseite die Direktionskanzlei,
das Museum und das Konferenzzimmer u. s. w.,
im Knabentrakte der Raum für
Chorgesang und sechs Schulklas-
sen an. Das zweite Stockwerk
enthält die Schlaf- und Wasch-
räume für die Zöglinge. Die durch
zwei Geschosse reichende Kapelle
ist dem Knabentrakte angeglie-
dert. Gegen den Hof zu liegen
in beiden Trakten im Erdge-
schosse 4 m breite, gedeckte Ter-
rassen, um den Kindern auch bei
Regenwetter das Ergehen in fri-
scher Luft zu ermöglichen.
Die Anstalt zur Beschäfti-
gung und Versorgung erwachse-
ner Blinder, VIII., Joscfstädtcr-
k. k. Blinden-Erziehungsinstitutcs
lebenslängliches Asyl zu bieten.
straße 80,
J. W. Klein
wurde im
ins Leben
Jahre 1825
gerufen, um
von dem Gründer des
erwachsenen Blinden ein
') J. W. Klein, Geschichte des Blindenuntcrrichtcs. Wien 1S37. J.W. Klein, Die Anstalten für Blinde in Wien. 1841.
IM. Pablasek. Das k. k. Blinden-Erziehungsinstitut. Wien 1864. M. Pablasek, Die Blindcn-ßildungsanstalten. deren Bau, Ein-
richtung und Tätigkeit. Wien 1876. Österreichische Monatsschrift für den öffentlichen Baudienst. 1899, Jahrgang Y. Heft 5.
Anstalten für Blinde und Taubstumme.
261
wurde im Jahre 1863
Abb. 382. Blinden-Erziehungsinstitut.
Sie steht gegenwärtig unter dem Protektorate des Erzherzogs Otto und beherbergt mit Ende
Dezember 1905 45 männliche und 51 weibliche Pfleglinge. Letztere werden mit weiblichen
Handarbeiten, erstere mit Korbflechten, Bürstenbinden und Strohmattenerzeugung beschäftigt;
beiderlei Pfleglinge betreiben fleißig Musik.
Allgemeines österreichisches israelitisches Taubstummeninstitut, III., Rudolfsgasse 22.
Diese Anstalt wurde im Jahre 1844 durch Hirsch Kollisch in Nikolsburg gegründet, über-
siedelte 1852 nach Meidling und nach Errichtung des gegenwärtig dem Institute gewidmeten
Gebäudes im Jahre 1858 nach Wien. Dieses nimmt 100 Taubstumme auf und liegt in einem
geräumigen Garten. Mit der Eröffnung zweier neuer Klassen erscheint gegenwärtig die Bildungs-
zeit auf acht Jahre berechnet.
Das israelitische Blindeninstitut, XIX., Hohe Warte (Abb. 383)1),
durch Dr. L. A. Frankl ins Leben gerufen und das für 50 Blinde
bestimmte Gebäude von J. Freiherrn von Königswarter gestiftet, vom
Architekten W. Stiaßny erbaut und 1872 eröffnet. Die Anstalt verfügt
über eine Area von 6060 m2, wovon 767 m2 mit drei über dem
Souterrain gelegenen Geschossen überbaut sind. Außer den für 20
bis 22 Mädchen und 30 bis 32 Knaben bestimmten Schlafsälen, 4 Lehr-
sälen für 15 bis 18 Schüler, 1 Betsaal, 1 Prüfungssaal, 1 Turnsaal,
Bädern und Wäscherei sind auch eine Korbflechterei, Seilerbahn und
Druckerei vorhanden. Alle genannten Räume erhielten Heißwasser-
heizung, während die Wohnung des Direktors, des Portiers und der
Diener, sowie die Krankenzimmer mittels Öfen geheizt werden.
Endlich besteht noch die Landes-BIindenanstalt in Purkers-
dorf, die zum größten Teil Angehörigen der Wiener Bevölkerung
, „ i _ Abb. 383. Israelitisches Blinden-
ZUnutzen kommt. F. von Grilber. Institut. Ebenerd. 1:800.
') Das Blindeninstitut auf der Hohen Warte bei Wien.
Blindeninstitutes. Winkler, Technischer Führer durch Wien.
Monographie. Wien 1873, Verlag vom Kuratorium des israelitischen
262
Humanitätsanstalten.
IV. WAISENHÄUSER UND KINDERASYLE.
a) Waisenhäuser (Abb. 384 bis 387).
Die älteste derartige Anstalt Wiens ist das k. k. Waisenhaus IX., Waisenhausgasse 5.
Dasselbe wurde vom Wiener Kaufmanne Michael Kirchmayer 1742 am Rennweg ge-
gründet, von der Kaiserin Maria Theresia vergrößert und unter Kaiser Josef II. 1785 an die gegen-
wärtige Stelle verlegt. Es bietet Raum für 400 Knaben, worunter sich auch Privatzöglinge be-
finden. Die Anstalt besitzt eine achtklassige Volks- und Bürgerschule, ein Kinderspital und
ein Bad. Seit der Gründung dieses Waisenhauses wurden daselbst bereits über zehntausend
Zöglinge aufgenommen.')
Außer dem k. k. Waisenhause bestehen acht städtische Waisenhäuser, die zu-
sammen für 750 Kinder Unterkunft bieten.-)
Die Aufnahme in diese Anstalten setzt das Heimatsrecht in Wien, das schulpflichtige
Alter sowie die doppelte Verwaisung oder wenigstens jene seitens des Vaters, bei unehelichen
Kindern jene seitens der Mutter voraus. Die Kinder er-
halten in den Waisenhäusern die vollständige Pflege und
Erziehung bis zum Ende ihres vierzehnten Lebensjahres.
Im allgemeinen sind in den Waisenhäusern außer den
Unterkünften nur Lehrräume für den Wiederholungsunter-
richt vorhanden. In der Regel besuchen die Kinder die
nächstgelegene öffentliche Schule. Nur in dem fünften städti-
schen Waisenhause befindet sich eine interne dreiklassige
Volksschule. Das dritte, vierte, sechste und siebente
städtische Waisenhaus sind neuere Gebäude, für deren
Einteilung die beigegebene Abb. 384 des im X. Bezirke
gelegenen Waisenhauses, das nach den Plänen des Stadt-
bauamtes unter Leitung des Baurates Anton Clauser aus-
geführt wurde, als charakteristisches Beispie! dienen möge.
Die Baukosten dieses Waisenhauses betragen rund 1 78.000 K.^)
Nebst den vorerwähnten bestehen noch Anstalten für Angehörige verschiedener
Kulte, und zwar:
a) Das Gräfin Franziska Andrässysche Waisenhaus für christliche Mädchen, XIX., Hohe
Warte 5. Gräfin Andrässy widmete eine vom Architekten Theophil von Hansen erbaute zwei-
Abb. 384. Waisenhaus im X. Bezirke.
Zweiter Stock. 1 : 800.
zimmer
Abb. 385. Evangelisches Waisenhaus. Erster Stock. 1 : 600.
V Vorraum.
A Aufsicht.
Seh Schlafsäle
-
• 3rä»
Abb. 386. Waisenhaus für israelitische Mädchen, XIX., Fcldgasse.
Zweiter Stock. 1:600.
stöckige Villa mit einem ebenerdigen Nebengebäude inmitten eines großen Gartens (die
ganze Realität mißt 17.974 m'-) für ein Waisenhaus. Die Adaptierung und Instandsetzung
der Gartcnanlage wurde von der Gemeinde Wien im Jahre 1904 mit einem Kostenaufwande
von rund 61.000 K durchgeführt. Das Gebäude enthält Raum für 45 Pfleglinge.
') Näheres in: Der Alscrgrund einst und jetzt. Von Leopold Donatin, städtischer Lehrer. Wien 1904. Selbstverlag des
Verfassers. ,.,„,., ,, r~ , ,z-
2) 1 Städtisches Waisenhaus VII.. Kaiserstraße 92 (für 100 Mädchen); 2. städtisches Waisenhaus V., Gasscrgassc 1 (für
100 Knaben)- 3. städtisches Waisenhaus IX., Galilcigassc S (für 100 Knaben); 4. städtisches Waisenhaus X.. Laxcnburgcrstraßc 43
und 45 (für 100 Knaben); 5. städtisches Waisenhaus Klostcrncuburg. Jakobshof (für 50 Knaben und 50 Mädchen); 6. und ;. städtisches
Waisenhaus VIII., Josefstädterstraße 93 und 95 (für 100 Knaben und 100 Mädchen); 8. städtisches Waisenhaus XII.. \ icrtalcrgasse 15
(für 50 Mädchen).
') Näheres siehe Vcrwaltungsbcricht des Bürgermeisters für die Jahre 1S77— 18/9.
Waisenhäuser und Kinderasyle.
263
b) Das Waisenhaus des evangelischen Waisenversorgungsvereines, V., Wienstraße 44
(Abb. 385) für 44 Knaben.
c) Das Freiherr Max Springersche Waisenhaus für israelitische Knaben, XIV., Goldschlag-
straße 84, für 53 Zöglinge, ausgeführt nach den Plänen der Architekten Fellner und Helmer.
d) Als in seiner Anlage am interessantesten erscheint das von David von Gutmann ge-
gründete Waisenhaus für 60 bis 65 israelitische Mädchen, XIX., Feldgasse 21 (Abb. 386).
Es wurde nach den Plänen des Architekten Max Fleischer in den Jahren 1889- — 1 891 ausgeführt
und enthält drei Stockwerke über einem hohen Souterrain. Die Baukosten einschließlich des
Baugrundes betrugen rund 284.000 K, die Kosten der inneren Einrichtung rund 21.000 K.')
e) Das Waisenhaus für israelitische Mädchen, XIX., Bauernfeldgasse (Abb. 387). Die
im Jahre 1896 gestorbene Frau Charlotte Merores - Itzeles widmete nahezu ihr ganzes
Vermögen von zirka zwei Millionen Kronen zur Errichtung und Erhaltung eines Waisen-
hauses für 50 Mädchen. Zur Kapitalsanlage wurde 1899 — 1900 das Stiftungshaus in der
Währingcrstraße 24 und dann 1902 — 1904 das Waisenhaus errichtet, das von einem 7600 m2
messenden Gartengrunde, bei Aussparung eines 8 m tiefen Vorgartens, 856 m- verbaute Fläche
einnimmt und Tiefparterre und drei Geschosse umfaßt. Die Gebäudeanlage wird von einem
mit Glas gedeckten, in allen Geschossen mit
Galerien umgebenen Hof beherrscht, von dem
aus alle Räume zugänglich sind und dessen
Glasboden dem Zentralraum des Tiefparterres
Licht zuführt. Über den im Hochparterre ge-
legenen Sälen (Fest-, zugleich Lehr- und
Übungssaal, Speisesaal, Turnsaal) sowie über
der das Isolierzimmer enthaltenden Raum-
gruppe befinden sich im ersten Stocke die
Schlafsäle mit daran anschließenden Wasch-
räumen; außerdem enthalten diese Geschosse
die Wohnungen der Anstaltsleiterin und der
Lehrerin, die Kanzlei, die Magazine und Ge-
räteräume. Dem Turnsaale und dem darüber-
liegenden Schlafsaale schließt sich eine Ter-
rasse an. Das zweite Stockwerk nimmt ein
Lehrzimmer, das Ordinations-, das Maroden-
zimmer, dann Räume der Wärterinnen und
der sonstigen Dienerschaft, das Wäschemagazin, sowie die Roll- und Bügelkammer auf, wäh-
rend sich im Tiefparterre die Küchenräume, das mit Glas gedeckte Kesselhaus der Nieder-
druckdampfheizung, zwei Badezimmer, die Waschküche, eine Desinfektionskammer und die
erforderlichen Vorratskammern befinden. Alle Einrichtungen des Hauses entsprechen den
modernsten Anforderungen. Entwurf und Ausführung der Anstalt, deren Bau 74.800 K kostete,
sowie des Stiftungshauses lagen in den Händen des Architekten Wilhelm Stiaßny.
f) Das Gisela-Armen- und Waisenstiftungshaus, XII., Viertalergasse 15 und 17.
g) Das Waisenhaus „Mater misericordia" für arme Mädchen, XV., Klementinen-
gasse 25, und
h) das „Norbertinum", Asyl des Katholischen Waisenvereines (für Knaben), in Tullner-
bach. Dieses letztere liegt zwar außerhalb der Gemeindegrenze von Wien, dient aber, wie die
vorerwähnten, für Kinder der Stadt.
Abb. 387.
Waisenhaus für israe-
litische Mädchen,
XIX., Bauernfeld-
gasse.
Hochparterre.
1 : 800.
E Vestibül.
F Festsaal.
S Speisesaal.
K Kanzlei.
G Garderobe.
T Turnsaal.
B Bad.
1 Isolierzimmer.
C Korridor.
V, L Wohnung des
Leiters.
b) Kinderasyle.
Von diesen Anstalten ist zuerst zu nennen das städtische Asyl für verlassene Kinder
mit einem Belagraume für 50 Kinder. Dasselbe wurde im Jahre 1889 erbaut und steht mit
dem zweiten städtischen Waisenhause V., Gassergasse 1 in Verbindung. Im Souterrain befinden
sich die Bäder und Desinfektionsräume, im Erdgeschoß der Speise-, zugleich Tagesraum,
Quarantänezimmer für Knaben und Mädchen, Garderobe und Kanzlei, im zweiten Stocke ein
Lehrzimmer und ein Schlafsaal für Knaben. Die Baukosten betrugen rund 104.000 K.2)
') Das israelitische Mädchenwaisenhaus in Wien. Von Max Fleischer. Wien 1893.
'-) Näheres siehe Verwaltungsbericht des Bürgermeisters vom Jahre 1888.
264 Humanitätsanstaltcn.
Nebst diesem gibt es zahlreiche Kinderasylc, Rettungshäuser und Schutzstationen, die von
Vereinen gegründet wurden und meistens auch von denselben erhalten werden. Von diesen
wären vorerst zu nennen: Das Kinderasyl St. Josef (XIII., Breitenseerstraße 104) mit einem
Kindergarten und einer Mädchen-Volksschule; das Erziehungshaus des Wiener Schutzvereines
zur Rettung verwahrloster Kinder (XIII., St. Veitgasse 25) für 60 Knaben.
Weiters gehören in diese Kategorie: Das Kinderasyl der k. k. priv. Südbahn-Gesellschaft
(XII., Eichenstraße 27); das Asyl für mißhandelte Kinder der Kinderschutz- und Rettungsgesell-
schaft (IX., Glasergasse 3); die Knaben-Beschäftigungsanstalt der Braun -Radislowitschschen
Stiftung (IL, Taborstraße 24); das Marianeum, Erziehungs- und Beschäftigungsanstalt für arme
Mädchen (XII., Hetzendorferstraße 117); die Knaben-Beschäftigungsanstalt von Gerstle (IX., Wäh-
ringerstraße 48): die fünf Anstalten des Vereines für Knabenhandarbeiten (im VI., VII., VIII.,
IX. und XIII. Bezirke); das Asyl für verwahrloste Mädchen in Ernstbrunn; die Stephanie-Stif-
tung für Erziehung und Pflege schwachsinniger Kinder in Biedermannsdorf; das Franz Josef-
Jugendasyl in Weinzicrl; das Asyl für verkrüppelte Kinder in Maria-Lanzendorf und viele andere
kleine ähnliche Anstalten. f. von Gruber, J. PUrzl.
V. ARMEN- UND VERSORGUNGSHÄUSER.
Das älteste Armenhaus Wiens, von dem wir Kunde haben, war das Spital zum heiligen Geist, als
dessen Erbauer, Gründer und Mitstifter der Arzt Gebhard genannt wird. Es stand hart am Wienflusse auf
dem Platze des Obstmarktes und wurde bei der ersten Türkenbelagerung zerstört. In der zweiten Hälfte des
14. Jahrhunderts taucht urkundlich das Spital zu St. Johann in der Siechenais auf, das ungefähr dort stand,
wo sich heute das Bürgerversorgungshaus befindet, bei der ersten Türkenbelagerung zerstört, aber im Jahre
1540 als Lazarett für Arme wieder aufgebaut wurde. Im Jahre 1715 gab die Regierung den Auftrag, Grund-
spitäler zur Aufnahme von Armen zu errichten, deren im Jahre 1741 bereits elf bestanden. Anläßlich der
Auflassung des Lohnwagenamtes im Jahre 1750 wurden die Stallungen am Alserbach zu einem Armen-
versorgungshause umgestaltet. Im Jahre 1783 nahm Kaiser Josef die Reform der Wohltätigkeitsanstalten in
Angriff. Ein Teil der bestehenden Spitäler, und zwar das Versorgungshaus am Alserbach, der Langenkeller
am Neubau, die Grundspitäler, die Kaserne in Ybbs, die aufgelassenen Kartäuserklöster in Mauerbach und
Imbach sowie das ßürgerspital zu St. Marx wurden nun ausschließlich zur Armenversorgung, die übrigen
zur Krankenpflege und zur Erziehung der Waisen- und Findelkinder bestimmt, aber erst im Jahre 1842
wurden die Armenanstalten dem Magistrate übergeben. In den Jahren 1848—1852 erstand in den rückwärtigen
Höfen des Versorgungshauses am Alserbache (zum blauen Herrgott) ein Armenhaus mit einem Fassungs-
raume für 700 Betten, das rund 994.500 K kostete. In den Jahren 1858—1860 wurde an der Stelle des alten
Lazarettes das Bürgerversorgungshaus erbaut.
Nach einem jahrelangen Kampfe mit der Regierung mußte die Gemeinde die Kaserne in Ybbs ab-
treten, behielt jedoch davon das ehemalige Franziskanerkloster und erhielt als Entschädigung auch das ehe-
malige Kloster in St. Andrä an der Traisen (Dezember 1858). Beide wurden als Versorgungshäuser verwendet,
jedoch das erstere vergrößert und später umgebaut.
In den Jahren 1865—1867 erstand an Stelle der alten ungesunden Hütten am Alserbach der vordere,
nach den Plänen des Stadtbauamtes erbaute Trakt des Versorgungshauses im IX. Bezirke mit dem Raum
für 800 Betten und im März 1877 wurde das Versorgungshaus in Liesing eröffnet. Trotzdem genügten die
vorhandenen Versorgungshäuser den stets wachsenden Bedürfnissen schon lange nicht mehr: der im Mai
1901 beschlossene Verkauf des Versorgungshauses im IX. Bezirke an den Wiener k. k. Krankenanstalten-
fonds nötigte also um so mehr zum Neubau einer Anstalt, die als Wiener Versorgungsheim im XIII. Bezirke
im Juli 1904 eröffnet wurde.1)
Die Gemeinde verfügt gegenwärtig über folgende Anstalten:
Das Bürgerversorgungshaus im IX. Bezirke mit 540 Betten;
das Wiener Versorgungsheim im XIII. Bezirke, derzeit 2000 Betten, erweiterungsfähig auf
mehr als 4000 Betten;
vier auswärtige Versorgungshäuser, und zwar Mauerbach (617), St. Andrä an der Traisen
(303), Ybbs an der Donau (795) und Liesing (835), mit zusammen 2550 Betten:
dann 16 Stiftungs- und Armenhäuser und ein Grundspital mit zusammen 541 Betten.2)
') Karl Weiß, Geschichte der öffentlichen Anstalten, Fonds und Stiftungen für die Armenversorgung in Wien. Dr. Jakob
Dont, Das Wiener Versorgungsheim. Eine Oedenkschrift zur Eröffnung.
:) Es sind dies die sogenannten Grundannenhäuser : Laurenz Hicßsches Stiftungshaus III., Rochusgassc S (75 Betten), Armen-
haus III., Gstettengasse 2 (24 Betten), Susanne Bachmannsches Stiftungshaus V., Pilgramgasse 3 (6 Betten). Armenhaus XI., Kobel-
gassc 24 (36 Betten), XI., Simmeringer Hauptstraße 159 (9 Betten), XIII., Trauttmansdorffgasse 24 (14 Betten), XIII., Stockhammer-
gasse 31) (12 Betten), XV., Zwölfergasse 27 (20 Betten). XVI., Arnethgassc S4 (4S Betten), XVI-, Liebhartsgasse 17 (S6 Betten). XVIII.,
Martinstraße 92 (40 Betten), XVIII., Pötzleinsdorfcrstraße 100 (3 Betten), Josef Köhlersches Stiftungshaus XVIII., Gentzgasse 126
(2 Betten), Fr. Ludwig Müllcrsches Stiftungshaus XIX., Chimanistraße 7 (18 Betten), XIX., Eiscnbahnstraüc 26 (24 Betten) und Ignaz
Widlisches Stiftungshaus XIX., Ruthgassc 7(11 Betten), das Grundspital IL, Im Werd 19 (103 Betten). Alle diese Anstalten sind in
älteren, ehemaligen Wohnhäusern untergebracht, deren Adapticrungen keine Erörterung verdienen.
Annen- und Versorgungshäuser.
2ö5
Eine Ergänzung- finden die städtischen Versorgungsanstalten durch solche, welche von
privaten Stiftungen erhalten werden; diese Anstalten bieten aber weder ihrer Größe noch ihrer
Anlage nach Bemerkenswertes.1)
Nach diesem Überblicke sollen im folgenden die bemerkenswertesten Anstalten näher
besprochen werden.
a) Innerhalb des Weichbildes der Stadt gelegene Armenversorgungshäuser der
Gemeinde Wien.
Das Bürgerversorgungshaus (Abb. 388) im IX. Bezirke, Währingerstraße und Spitalgasse,
wurde in den Jahren 1858—1860 nach den Plänen des Architekten Ferdinand Fellner erbaut
und verfügt über ein Areale von 13.382 m'2, wovon 3909 m2 verbaut sind. Die Baulichkeiten be-
stehen aus einem
Hauptgebäude
und einigen Wirt-
schaftsgebäuden.
Das Hauptgebäu-
de gliedert sich in
einen dreistöcki-
gen Mitteltrakt
und zwei zwei-
stöckige Flügel.
Im Mitteltrakte be-
findet sich die
Hauptstiege, die
Kanzleien, das
Materialdepot, die
Beamtenwohnun-
gen, die Pensions-
zimmer und der
Lesesaal. Im öst-
lichen Flügel sind
die weiblichen
Pfleglinge und die
Bäder, im west-
lichen Flügel die
männlichen Pfleg-
linge und die
Zentralküchen-
anlage untergebracht. Jeder der beiden Flügel besitzt eine breite Steintreppe; von den Korri-
doren sind die Pfleglingsräume durch zwischengelegte Vorzimmer zugänglich. Die Heizung
geschieht mittels eiserner, von außen zu bedienender Zirkulationsöfen mit gemauerten Mänteln.
Alle Geschosse sind mit Hochquellenwasser und Gas versorgt. Die Wirtschaftsgebäude liegen
im rückwärtigen Teile der Gartenanlagen, sind ebenerdig und enthalten die Waschanstalt
(mit Handbetrieb), eine Remise, zwei Dienerwohnungen, die Leichenkammer und die Ein-
segnungskapelle.
Das Wiener Versorgungsheim im XIII. Bezirke (Abb. 389 bis 395)-) liegt anschließend an
den k. k. Tiergarten in den Gebieten der ehemaligen Gemeinden Lainz und Ober-St. Veit voll-
kommen frei, wurde in den Jahren 1902 — 1904 nach den Plänen des Stadtbauamtes erbaut
und besitzt ein Gesamtareale von 353.000 m2, wovon 32.000 m2 verbaut sind, wogegen der
K Kapelle.
P Pensionszimmer.
PS Pfründnersäle.
KS Krankensäle.
G Gänge.
Abb. 388. Bürgerversorgungshaus. Erster Stock. 1:1000.
') Zu diesen gehören: Als Anstalten zur zeitweisen Versorgung: Das Franziska Jeitelessche Stiftungshaus III., Steingasse 18,
das „Norbertusheim", Studentenasyl, III., Erdbergstraße 43, das „Rudolfinum" für arme Studierende der technischen Hochschule
IV., Mayerhofgasse 3, das „Studentenheim" des Asylvereines der Wiener Universität IX., Porzellangasse 30, der Kaiserin Elisabeth-
Mädchenhort II., Rembrandtstraße 6, das „Lehrlingsheim" VI., Hirschengasse 9, das „Lehrlingshospiz" VI., Stiegengasse 12, das
„Israelitische Lehrlingsheim" IX., Grüne Torgasse 26, das „Calasantinum", Lehrlingsasyl, XV., Tellgasse 7, die Asyle für arme
Dienstmädchen III., Fasangasse 4 und XVIIL, Lacknergasse 8, das Arbeiterinnenhaus IX., Pramergasse 9. — Anstalten zur dauernden
Versorgung sind : Die Versorgungs- und Beschäftigungsanstalt für erwachsene Blinde VIII., Josefstädterstraße 62, das Altersversorgungs-
haus der israelitischen Kultusgemeinde IX., Seegasse 9, das Greisenasyl zum heil. Josef XIII., St. Veitgasse 43, das Asyl für arbeits-
unfähige weibliche Dienstboten und Handarbeiterinnen XV., Pouthongasse 18 und 20, das Greisenasyl für Personen beiderlei Ge-
schlechtes XVIIL. Gentzgasse 106, die „Rarität", Versorgungsanstalt für katholische, arme, erwerbsunfähige Dienstboten XVIIL, Antoni-
gasse 30, das Zufluchtshaus für alte, dienstuntaugliche Frauenspersonen zum heil. Josef in Breitenfurt bei Wien.
') Siehe Dr. J. Dont, Das Wiener Versorgungsheim. S. 71.
266
Humanitätsanstalten.
Rest auf Straßen, Wege und Gartenanlagen entfällt. Das von Ost gegen West um 17m an-
steigende Anstaltsterrain liegt im Mittel 795 m über dem Nullpunkte des Pegels an der
Ferdinandsbrücke.
Die nach dem Pavillonsysteme erbaute Anstalt umfaßt, wie aus dem Lageplan ersichtlich,
29 Gebäude, die auf vier einander um je 2-8 m überhöhenden Terrassen liegen und so ein-
A, B Verwaltungsgebäude
und Kirche.
C Schwesiernheim.
D Aufnahms- und
nergebäude.
E Küchengebäude.
III, V, VII, IX, XI Frauen-
Die-
III, X, XII Män-
eime.
Ehepaarheime.
Krankenheime.
erhaus.
bachtungshaus.
enhaus.
Abb. 389. Versorgungsheim im XIII. Bezirke. Lageplan. 1:6000.
A,B Kirche.
C Sakristei.
D Kapelle.
E Durchfahrten.
F — I Kanzleien.
M Apotheke.
O Kanzleien.
Abb. 390. Verwaltungsgebäude und Kirche. Ebcnerd. 1:1000.
geteilt sind, daß die
Mehrzahl der Wohn-
räume gegen Osten
sieht. Die Gebäude zer-
fallen in drei Haupt-
gruppen und eine Ne-
bengruppe, und zwar
bilden die an der Süd-
seite gelegenen fünf
Gebäude das Frauen-
heim, die gleichgestal-
teten fünf Gebäude der
Nordseite das Männer-
heim, zwischen wel-
chen Gruppen als Mit-
telgruppe das Pförtner-
haus, die Kirche mit den Verwaltungsgebäuden, die Koch- und die Waschanstalt, das Eishaus,
das Schwesternheim, das Dienergebäude und je zwei Ehepaarheime und Krankenheime einge-
schaltet sind. Am Nordostende des Anstaltsterrains befinden sich die Gebäude für infektiöse
Kranke, die Einsegnungskapelle mit dem Leichenhause, der Stall für acht Pferde, das Re-
misengebäude und endlich unmittelbar bei dem Nebeneingange das Wildsche Stiftungshaus
zur Aufnahme von Rekonvaleszenten oder anderen hilfsbedürftigen Personen, welches die
Gemeindeverwaltung in Verbindung mit dem Wiener Versorgungsheim erbauen ließ.
Die Mitte der beiläufig 600 m langen östlichen Hauptfront der Gebäude wird durch die
mit hohem Giebel und zwei Türmen ausgestattete Kirche gekennzeichnet, zu der eine breite
Treppe in drei Absätzen emporführt, vor der eine wohlgetroffene, vom Bildhauer Leisek model-
lierte, in Erz gegossene überlebensgroße Büste des Kaisers errichtet wurde.
Die dreischiffige Kirche bietet Raum für 800 bis 1000 Personen, ist in individueller Auf-
fassung romanischen Stiles ausgeführt, im Chor gewölbt, im Hauptschiffe mit polychromierter
Armen- und Vcrsorgungshäuscr.
267
Abb. 391. Kr;
Erster Stock.
Abb. 392.
Männer-und Frauen
heim.
Erster Stock.
1:1000.
A Schlafzimmer.
B Tagraum.
C Wandelbahn.
D Offene Loggia.
O Bäder.
J Terrasse.
Holzkonstruktion gedeckt. Zur Ausstattung des Inneren und zum Schmucke der Fenster mit
Glasgcmäldcn haben zahlreiche Stifter beigetragen; einen sehenswerten Schmuck bilden die
Wappen der Stadtbezirke und der Genossenschaften, ersterc am Äußeren, letztere im Inneren
der Kirche angebracht. Dreischiffige Arkadenhallen verbinden die Kirche beiderseits mit drei-
geschossigen Verwaltungsgebäuden, welche die Kanzleien der Anstalt, die Apotheke und in
den beiden oberen Stockwerken die Woh-
nkenheim. .u . i ■ i ■ nungen der Beamten, Ärzte und Seelsorger
enthalten.
Das dreigeschossige Schwesternheim
ist zur Aufnahme von 50 Pflegerinnen
(Nonnen) bestimmt, die in den beiden
Stockwerken wohnen und speisen, wäh-
rend sich im Erdgeschosse, außer Räumen
dieser Zwecke, auch eine Kapelle, Sprech-
zimmer und Baderäume befinden. Das
Dienergebäude enthält, bei ähnlicher äuße-
rer Gestalt, im Erdgeschosse die Aufnahms-
räume für Männer
und Frauen mit den
dabei erforderlichen
Bade- und Desinfek-
tionslokalitäten und
die Bibliothek für
Pfleglinge; die oberen
Geschosse nehmen
Dienerwohnungen auf.
Die Männer-
und Frauenheime
dienen zur Aufnahme der armen
erwerbsunfähigen Pfleglinge und
bieten jedes in ihren drei Ge-
schossen Raum zur Unterbrin-
gung von 280 Personen. In den
Schlafräumen entfällt für jedes
Bett ein Luftraum von 30 bis 35 mA In jedem Stockwerke dieser Pavillons besteht in der
Mitte ein großer Saal als Tagesraum und Speisesaal mit gegen Osten vorgelegter Veranda;
die beiderseits davon gelegenen Teile besitzen besondere Stiegen, die in den Stockwerken in
3 m breite Wandelbahnen münden, von denen einerseits die über 8 m tiefen Pfleglingszimmer,
anderseits die offenen Terrassen, die Wasch- und Putzräume sowie die Bäder, Klosetts etc.
zugänglich sind. Unmittelbar neben den Speisesälen führt ein Lastenaufzug durch alle Stock-
werke, welcher sowohl die Speisen als auch das Brennmaterial zu befördern hat. In den
Souterrains befinden sich Werkstätten und Magazine.
Eine Neuheit dieser Anlage bilden die zwei Ehepaarheime. Je für 55 Ehepaare be-
stimmt, enthalten sie in drei Geschossen durchwegs für nur zwei Betten bestimmte Zimmer
von zirka 19'25m'2 Grundfläche, ferner in jedem Geschosse einen Speisesaal, zwei Veranden
und die sonstigen erforderlichen, gut belichteten Nebenräume.
Auch die beiden für je 178 Schwerkranke bestimmten Krankenheime besitzen drei Ge-
schosse und im Mittelrisalite einen weiteren Aufbau für die aufs modernste ausgestatteten Operations-
räume. Jedes Geschoß enthält zwei große, zweiseitig belichtete Krankensäle und eine größere
Zahl von kleineren Zimmern mit allen erforderlichen Nebenräumen. Für jedes Bett ist ein
Luftraum von 35 bis 45m:i vorgesehen. Loggien und Veranden sind in genügender Ausdehnung
vorhanden. Ein elektrisch betriebener Aufzug vermittelt den Krankentransport. Im Souterrain
befinden sich Wannen-, Dusche-, Voll-, Heißluft- und Dampfbäder. Zur Aufnahme von
Pfleglingen, deren Krankheitsbild noch keine sichere Diagnose zuläßt, ist das ausschließlich
erdgeschossige Beobachtungshaus bestimmt, welches vier voneinander unabhängige Abteilungen
für je einen Kranken enthält.
Für Pfleglinge, welche infektiös erkranken und nicht in öffentliche Krankenanstalten ab-
gegeben werden müssen oder können, dient das Isolierhaus, welches in jedem seiner beiden
Abb. 393.
Ehepaarheim.
Ebenerd.
1 : 1000.
268
Humanitätsanstalten.
Geschosse zwei voneinander vollständig getrennte Krankenabteilungen enthält. Jede derselben
entspricht den räumlichen Anforderungen für neun bis zehn Kranke und beherbergt eine Arzt-
wohnung. Im Souterrain sind Magazine für infizierte und reine Gegenstände sowie für Des-
infektionsmittel untergebracht, dann Bäder und Verbrennöfen.
Das Wildsche Stiftungshaus, welches sich auf dem Territorium des Versorgungs-
heims befindet, bietet Unterkunft für 45 Personen, die in drei mit Tagräumen, Veranden und
Schlafzimmern ausgestatteten Geschossen untergebracht sind; das Erdgeschoß nimmt auch eine
Hausaufseherwohnung und ein Marodenzimmcr auf.
Der Größe der Anstalt entsprechen die Größe und Ausstattung der Wirtschafts-
gebäude. Im Küchengebäude sind um den mittels hohen Seitenlichtes erhellten, 240 m2
messenden, zur Aufnahme der Dampfkessel und der Brat- und Backherde bestimmten Zentralraum
gruppiert: Eine 111m- messende Kaffeeküche, der Speisenausgaberaum mit anschließender
Remise für Speisewagen, die mit zwei Vorwärmern der Thcrmophor-Speisen-Transportgcschirre
in Verbindung steht, dann die sonstigen für den Küchendienst erforderlichen Nebenräume
sowie die Treppen, die zum oberen Geschosse der Flügel führen, wo sich die Unterkünfte
des weiblichen Dicnstpersonales befinden. An das Küchengebäude ist ein 140 m2 messendes
Schanklokal angeschlossen. Im Souterrain sind die für den Küchenbetrieb erforderlichen Kessel-
anlagen und Vorratsräume untergebracht. Bei der Ausstattung des Küchengebäudes mit Koch-
apparaten sowie mit Maschinen zur Teigbereitung aller Art und zur Erleichterung des sonstigen
Küchenbetriebes fanden die Fortschritte bis zur neuesten Zeit die vollste Beachtung: und wurde
Abb. 394. Männer- und Fraucnheim. Mittelbau (Vorderansicht).
Annen- und Versorgungshäuscr.
26«
vom elektrischen Betriebe reichlich Anwenduno- gemacht. Die zubereiteten Speisen werden in
Thermophorgefäßen und Speisewagen auf Rollbahnen zu den Speiseaufzügen der einzelnen
Gebäude geführt. Die Dampfwäscherei ist in einem zweigeschossigen Gebäude derart untergebracht,
daß das Erdgeschoß dem Wäschereibetriebe, das erste Stockwerk den Wäschemagazinen, den
Ruheräumen und den Wohnzimmern des weiblichen Personales gewidmet ist, während sich
im Souterrain das Kesselhaus, das Maschinenhaus und Magazin befinden. Auch zum Wäscherei-
betriebe wurden die neuesten Apparate und Maschinen herangezogen, die als bewährt anerkannt
sind. Das Eishaus, eine erdgeschossige, nach System Biber gestaltete Anlage, bietet Raum
für 200 m:1 Eis.
Mit der Hauptfront gegen Westen gewendet steht die Einsegnungskap eile, mit
welcher das Prosckturgebäude derart verbunden ist, daß dieses aus vollständigem Erd-
geschoße und erstem Stocke besteht, welcher letztere mit dem Erdgeschosse des Kapellen- und
Leichenhauses zusammenhängt; in diesem erscheint die durch zwei Geschosse reichende Kapelle
als Zentralraum, um den sich die Warte-, Aufbahrungs-, Sakristeiräume etc. gruppieren, während
sich im Prosekturgebäudc die Sezierzimmer und Laboratorien befinden. Unter diesen Raum-
gruppen sind die Aufbahrungs- und Einsegnungsräume für Nichtkatholiken, Lcichenkcller, Räume
für Infektionsleichen etc. untergebracht.
Die Fassaden aller Gebäude wurden in einer Kombination von Ziegelrohbau und Verputz
ausgeführt. Der größere Teil der Gebäude ist mit Holzzement gedeckt, Ziegeldächer wurden
nur bei der Kirche und bei jenen Gebäuden angewendet, die größerer Dachräume bedurften.
Die Fußböden der Pfleglings-, Ehepaar- und Krankenheime und der Isoliergebäude sind teils
aus Xylolith, teils aus Asbestitbelag hergestellt. In sämtlichen Objekten ist Hochquellwasser
und elektrische Beleuchtung eingeführt. Der elektrische Strom wird vom städtischen Elektrizi-
tätswerke zugeführt. Die Verwaltungsgebäude, das Schwesternheim und das Dienergebäude
werden mittels Kachelöfen geheizt; die Männer- und Frauenheime, das Isolierhaus, das Be-
obachtungshaus, die Leichenhalle und Prosektur sind mit Meidinger-Regulierfüllöfen mit Ven-
tilationsbetrieb ausgestattet.
Die drei Obergeschosse bei-
der Krankenheime wurden mit
Niederdruckdampfheizung,
ihre Souterrainräume mit
Schnellumlaufheizung (System
Reck) ausgestattet. Zur Be-
leuchtung der Straßen und
Plätze dient Leuchtgas, das
in den Operationsräumen,
Laboratorien, Teeküchen, in
der Prosektur, Wäscherei
u. s. w. auch als Heizgas man-
nigfache Verwendung findet.
In den zur Aufnahme von
Pfleglingen dienenden Ge-
bäuden stehen 14 Lastenauf-
züge mit Handbetrieb und
zwei Krankenaufzüge mit
elektrischem Antrieb in Ver-
wendung. Die Anstalt ist
mit Schwemmkanalisation, be-
stehend aus Steinzeugrohr-
leitungen und Betonkanälen,
versehen, welche in den Kanal der Hauptzufahrtsstraße mündet. Die Abwässer des Isolier-
und Beobachtungshauses und der Prosektur werden in Zisternen gesammelt und fließen erst
nach Desinfizierung in den Hauskanal ab.
Die Baukosten betrugen einschließlich des Grunderwerbes und der Kosten der Garten-
anlagen rund 10 Millionen Kronen. Der Entwurf und die Ausführung der Baulichkeiten wurden
unter Leitung des Vizebaudirektors Rudolf Helmreich und des städtischen Architekten Johann
Scheiringer vom Stadtbauamte durchgeführt.
Abb. 395. Ehepaarheim (Vorderansicht).
270 Humanitätsanstalten.
b) Außerhalb der Stadt gelegene Armenversorgungsanstalten der Gemeinde Wien.
Die Versorgungsanstalt in Mauerbach gehört nicht der Gemeinde Wien, sondern
dem Religionsfonds, die erstere hat aber das Recht, dieselbe insolange unbeschränkt zu benützen,
als dies zu Armenzwecken geschieht. Der ganze Gebäudekomplex war seinerzeit ein Kartäuser-
kloster und wurde im Laufe der Zeit durch Rekonstruktionen in eine Versorgungsanstalt um-
gewandelt. Den Mittelpunkt der letzteren bildet die alte große Kirche, um die sich die
mehrere Höfe einschließenden Gebäudetrakte gruppieren. Die Einrichtungen dieser Anstalt
sind, als veraltet, wenig entsprechend. Die Belagräume enthalten 610 Betten. Das Areale mißt
42.930 m2, wovon 10.678 m2 teils einstöckig, teils ebenerdig verbaut sind.
Die Versorgungsanstalt in St. Andrä an der Traisen war ehedem ein zum Stifte
Herzogenburg gehöriges Klostergebäude, das der Gemeinde Wien für Armenversorgungszwecke
überlassen und von dieser, so gut es ging, adaptiert wurde. Der Fassungsraum beläuft sich
auf 303 Betten. Das Flächenausmaß des Komplexes beträgt 29.430 m2, wovon 2430 m2 zwei-
stöckig verbaut sind. Bei dieser Anstalt wurde in neuester Zeit ein Isolierpavillon erbaut.
Das an der Donau prächtig gelegene Versorgungshaus in Ybbs besteht aus zwei
Seitenflügeln, die in den Jahren 1859 — 1861 an das ursprünglich bestandene Franziskaner-
kloster angebaut wurden, und aus einem an Stelle des letzteren in den Jahren 1861 — 1863
nach den Plänen des Gemeinderates Fellner um den Betrag von 1,171.600 K erbauten Mittel-
trakt, welcher die Kanzlei, die Kapelle, die Wohnungen der Beamten, dann die Pfleglings- und
Küchenräumc enthält. Dazu gehören noch die im Garten stehenden Wirtschaftsgebäude und
ein Isolicrpavillon. Das Areale mißt 29.830 m2, wovon zirka 5000 m2 zweistöckig und 1470 m2
ebenerdig verbaut sind. Die Einteilung und Ausstattung der Gebäude ist wohl keine ganz
entsprechende, es sind aber in neuerer Zeit durch Rekonstruktion der Badeanlagen und
Aborte, durch die Einführung von Quellwasser und die elektrische Beleuchtung wesentliche
Verbesserungen eingeführt worden. In Verbindung mit dieser Anstalt und in deren unmittel-
baren Nähe besteht ein älteres adaptiertes Gebäude, die sogenannte „Weinmauth", in welchem
30 bis 40 sieche, geistesschwache oder unheilbar kranke Kinder untergebracht sind.
Die Versorgungsanstalt in Liesing bei Wien besteht aus einem alten adaptierten
Schloßgebäude und einem in den Jahren 1877 — 1879 erbauten zweistöckigen Gebäude und
bietet Belagräume für 800 Betten. Die neueren Teile sind nach altem System mit tiefen
Zimmern angelegt und auf das einfachste ausgestattet. Ein alter großer Park umgibt das
Gebäude. Das Areale mißt 41.980m2, wovon 4600m2 verbaut sind. Die Realität wurde im
Jahre 1876 um 148.000 K angekauft und mit einem Aufwände von 635.000 K zum Versorgungs-
hause umgestaltet.
Endlich sei an dieser Stelle noch des Bestandes folgender Institute gedacht: des Israe-
litischen Altersversorgungshauses (seit 1888) und Siechenhauses (1898), des Asyls für greise
Personen im XVIII. Bezirke, des Landesasyls in Weidlingau, des Greisenasyls zum heil. Josef,
des Wilhelminenheims für Pfründner und der Landes-Siechenanstalten in St. Andrä, Mistel-
bach, Altensteig und Ober-Hollabrunn. Dr. Dout, Rud. Helmreich.
VI. ASYLE FÜR OBDACHLOSE, WÄRMESTUBEN U. VOLKSKÜCHEN.
Asyl- und Werkhaus der Stadt Wien, X., Gudrunstraße 2 (Abb. 396).') Dasselbe war
ursprünglich eine Fabrik und wurde für den gegenwärtigen Zweck im Jahre 1887 umgestaltet.
Die Fläche des Asyl- und Werkhauses umfaßt 40.677 m2, wovon 23.754 m2 innerhalb und
16.923 m2 als Ackergründe außerhalb der Einfriedungsmauer liegen. Von dem innerhalb der
letzteren gelegenen Teile der Realität sind 14.122 m2 verbaut, mit einer benutzbaren Etagen-
fläche von 19 409 m2. Das Hauptgebäude bildet ein Rechteck, dessen Vordertrakt ebenerdig ist,
während die beiden Seitentrakte und der Hintertrakt einstöckig sind. Am Zusammenstoß
dieser vier Trakte befinden sich zweistöckige Pavillons. Der von den vier Trakten umschlossene
Hofraum ist durch eine Mauer in zwei Hälften geteilt und mit Shcddachungen gedeckt.
Die Verwendung der einzelnen Gebäudetrakte ist folgende: Der ebenerdige Vordertrakt
des Hauptgebäudes enthält in der Mitte das Maschinenhaus, links die Bade- und Desinfektions-
räume, rechts die Hausküche samt Nebenräumen. Der linksseitige einstöckige Trakt enthält in
') Näheres in den Verwaltungsberichten der Stadt Wien.
\s\lc für Obdachlose, WSrmestuben und Volksküchen.
271
Sclj.f. F.
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' i ' I X Ti''rM.i]i,iilt I I 1 „L. . j. 1
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B.
B.
i 1
A.S.f M.
AS fM Arbeitssaal f. Männer.
Mo; Magazin.
MA Männerasyl.
AS fF ArbeitssaalfürFrauen.
D Depots.
Abb. 396
Asyl- und Werkhaus im X. Bezirke.
Eben2rd. 1:1650.
einem Teile des Parterres die Aufnahmskaiizleien, in
dem anderen das Werkhaus für Frauen mit dem Ar-
beitssaale und einem Schlafsaale. Im ersten Stocke
sind zwei weitere Schlafsäle samt Aufscherzimmer und
ein Lehrzimmer für schulpflichtige Kinder untergebracht.
Der rechtsseitige einstöckige Trakt enthält in beiden
Stockwerken die Schlafsäle und Aufseherzimmer so-
wie auch Isolierzimmer des Männerwerkhauses. Die
zwei großen Arbeitssäle des Werkhauses befinden
sich in der rechten Hälfte des Shcdhofes. Die linke
Hälfte desselben enthält einen großen Saal für Mani-
pulationszwecke, einen dritten Arbeitssaal für Männer
und sieben Depoträume für diverse Zwecke.
Der einstöckige Hintertrakt umfaßt die beiden
Asyle für Frauen und Männer. Jedes von ihnen besteht
aus einem großen Warteraum, einem Isolierzimmer
und zwei Schlafsälen, von welchen der eine mit Betten
für jene Personen ausgestattet ist, die sich bis 8 Uhr
abends gemeldet haben und noch untersucht werden
konnten, während der zweite Schlafsaal mit Pritschen
versehen und für solche Personen bestimmt ist, die
sich erst nach 8 Uhr abends melden. Für beide Asyle
zusammen ist ein ärztliches Visitierzimmer vorhanden.
Die 15 erforderlichen Wohnungen sind in den zwei-
stöckigen Eckpavillons untergebracht. Im Souterrain des rechts-
seitigen Traktes befindet sich die Wäscherei. Die Erwärmung des
Badewassers, die Desinfektion sowie die Heizung sämtlicher Räume
erfolgt mit Dampf, zu welchem Zwecke drei Kessel mit einer
Heizfläche von 195 m2 vorhanden sind. Zum Schöpfen des
Nutzwassers aus dem großen Hausbrunnen dient ein Pulso-
meter, während das Trinkwasser der Hochquellenleitüng ent-
nommen wird.
In das städtische Asyl fanden im Laufe des Jahres 1901
1648 männliche, 122 weibliche, im ganzen daher 1770 Personen
Aufnahme. In das städtische Werkhaus wurden während des
Jahres 1901 1434 männliche und 153 weibliche, im ganzen also
1587 Personen aufgenommen. Der Stand zu Ende des Jahres 1901
war 399 männliche, 33 weibliche, zusammen 432 Individuen.
Gesamtsumme der Einnahmen belief sich auf 79.609 K 88 h,
der Ausgaben auf 11 3.542 K 95 h.
Das Asyl für Obdachlose, III., Blattgasse 4 und 6 (Abb. 397). ')
Anstalt wurde im Jahre 1870 von dem Asylvereine für
Obdachlose gegründet, wozu die Erste österreichische Sparkasse
einen Beitrag von 24.000 K spendete und noch weitere Unter-
stützungen leistete, die im Laufe der Jahre auf 200.000 K ange-
wachsen sind. Auch von anderen Seiten flössen Liebesgaben ein,
die sich in den ersten Jahren auf 1 40.000 K beliefen. Das im
Jahre 1870 eröffnete Asyl war nur für 100 Betten berechnet
und für obdachlose Frauen und Kinder bestimmt. Im folgenden
Jahre wurde auf der zweiten Hälfte des 924 m2 messenden Grund-
stückes ein Asylhaus für Männer erbaut und damit die Betten-
zahl auf 254 vermehrt. Während der kalten Jahreszeit wurde
diese Bettenzahl durch Einbeziehung einer gemieteten Filiale auf
300 bis 400 erhöht. Das Legat des Musikers Karl Millöcker von
60.000 K gab endlich die Anregung, das Asylhaus derart auszugestalten, daß es für
nähme von 600 Obdachlosen geeignet wäre. Das hierfür vom Architekten Max
Mg.
Mg.
SchfF Schlafsaal für
Frauen.
AW Aufseherwohnungen.
KH Kesselhaus.
MH Maschinenhaus.
Die
jene
Die
WdH Wohnung des Hausvaters.
MZ Marodenzimmer.
Sp fM Speiseraum für Männer.
Sp fF „ „ Frauen.
WR Waschräume. H Höfe.
Abb. 397. Asyl für Obdachlose
im III. Bezirke. Ebenerd. 1:800.
die Auf-
Fleischer
') Der Bautechniker, Nr. 44 des Jahrganges XXIII. Der Asylverein für Obdachlose 1870—1903. Wien, im Selbstverlage des
Vereines.
272
Humanitätsanstalten.
aufgestellte Projekt konnte aber wegen unzureichender Mittel erst soweit durchgeführt werden,
daß das Asyl bei wesentlicher Verbesserung seiner Anlage und Einrichtung nunmehr 450 Ob-
dachlose aufzunehmen vermag, für deren körperliche und Kleiderreinigung entsprechend vor-
gesorgt ist. Der in den Jahren 1902 und 1903 durchgeführte Neubau des im Hofe gelegenen
Gebäudes stützt sich auf Studien des Berliner Männerasylcs und umfaßt vier Geschosse, während
die an der Blattgasse gelegenen älteren Asylhäuser über dem Keller nur drei Geschosse er-
hielten. Die Ausstattung der Anlage genügt auch strengen Anforderungen; beigefügt sei, daß
die ganze Anstalt mit Niederdruckdampfheizung versehen ist, deren Kessel auch die Kochküche,
die Wäscherei, die Desinfektionsapparate und die Bäder mit dem erforderlichen Dampfe, be-
ziehungsweise warmem Wasser versorgen. Auch die alten Häuser wurden in die Zentral-
heizung einbezogen, während entsprechende Vcntilationscinrichtungen nur im Neubau durch-
führbar waren. Die Kosten der Ncuherstcllungen belaufen sich auf 350.000 K.
Heim für obdachlose Familien, XX., Universumstraße 62. Dieses Heim wurde von dem
Verein für obdachlose Familien zum Andenken an das Regierungsjubiläum Sr. Majestät des Kaisers
gegründet. Der Bau des Hauses wurde nach den Plänen des Architekten E. von Gotthilf im Jahre
1905 durchgeführt. Das Haus umfaßt über dem Parterre vier Stockwerke und ein Dachgeschoß.
Das Parterre enthält einen Vorraum, die Wohnung des Hausverwalters,
die Verwaltungskanzlei, einen Kinderwarteraum und die Küche; in den
Stockwerken befinden sich 28 Zimmer von verschiedener Größe mit Stell-
raum für 126 Betten, sämtliche eingerichtet und mittels Zentralheizung
zu erwärmen. Jedes Stockwerk enthält drei Klosetts und einen Raum
zum Reinigen der Kleider, das oberste Geschoß eine Waschküche und
einen Magazinsraum. Im Souterrain befindet sich der Dampfheizapparat
und ein Desinfektionsofen.
Wärmestuben und Volksküchen (Abb. 398). Die Wärmestuben
Wiens wurden durch die Privatwohltätigkeit gegründet und dienen dazu,
den Armen während der rauhen Winterzeit tagsüber Aufenthalt zu ge-
währen. Daselbst werden auch Suppe und Tee verabreicht. In dem an-
geschlossenen Plane ist die Wärmestube X., Puchsbaumgasse 13 zu er-
sehen, welche Freiherr Moriz von Königswarter stiftete. Außerdem be-
stehen Wärmestuben: III., Erdbergstraße 85, V., Schallergasse 24, IX.,
Rossauer Lände 15, XIV., Nobilegasse 35, XVI., Seeböckgasse 18, XX.,
Burghardtgasse 3.
Es gibt in Wien eine Anzahl von Vereinen, die sich der Errichtung
und Erhaltung von Volks- und Schulküchen widmen, in erster Linie der
im Jahre 1872 gegründete Erste Wiener Volksküchenverein, welcher schon nahezu in jedem
Bezirke eine Küche errichtet hat. Auch eine Volksküche für Krankenkost, XVI., Thaliastraße 138,
wurde durch einen besonderen Verein (1901) geschaffen. Josef Pürzl.
1 Durchfahrt. 3 Depot.
2 Wärmestube 4 Küche,
für Männer 5 Zimmer,
und Frauen. 6 Küche.
Abb. 39S. Wärmestube im
X. Bezirke.
Ebencrd 1:500.
VII. BADEANSTALTEN.
Das Bestehen öffentlicher Bäder ist in Wien — von römischer Zeit völlig abgesehen — nach glaub-
würdigen Berichten ein bis tief in das Mittelalter reichendes. Die Freude an warmen und kalten Bädern
scheint hier auch im 18. Jahrhundert, das anderswo so wenig Verständnis für Baden zeigte, nie verloren
gegangen zu sein. So wurde z. B. im Jahre 1755 die Entdeckung des Abbe Pohl, daß das Brunnenwasser
des jetzigen Theresienbades schwefelhaltig ist und sich als Trink- und Badewasser zu Heilzwecken eigne,
als eine wertvolle verzeichnet. Seitens privater Unternehmer wurde 1804 eine öffentliche ..privilegierte Bade-
anstalt" an Stelle des heutigen Dianabades nach französischem Muster durch Architekt Moreau und Maler
Hummel errichtet und 1842 diese Anstalt vergrößert. 1845 gelangte das von den Architekten van der Null
und Siccardsburg erbaute Sophienbad (nunmehr zumeist Tanz- und Vergnügungszwecken dienend) zur
Eröffnung. Daneben entstand eine große Anzahl anderer, meist kleinerer Badeanstalten.
Die Stadtgemeinde begann ihre Tätigkeit auf dem Gebiete des öffentlichen Badewesens 1876 durch
die Eröffnung des großen städtischen Bades an der Donau und des gegenüberliegenden Freibades. Das
Bedürfnis nach billigen Bädern führte von 1887 an zur Errichtung der städtischen Volksbäder und im An-
fange dieses Jahrhunderts zu jener von Strombädern im Donaukanale. Derzeit bestehen in Wien 64 Bade-
anstalten, wovon 27 in städtischem Besitze und 37 Eigentum von Privaten sind. Hiervon entfallen auf den
Badeanstalten.
273
I.. VIII. und XIV. Bezirk je eine Badeanstalt. In acht Bezirken sind je zwei Badeanstalten, in zwei Bezirken
(XV. und XVII. Bezirkt sind deren je drei. Der VI., IX. und der XIX. Bezirk haben je vier, der XVIII. Bezirk
fünf, der 111. Bezirk sechs, der XIII. Bezirk sieben und der II. Bezirk neun Bäder. Von städtischen Bädern
haben der XIII., XVII. und XX. Bezirk je zwei, der II. und III. Bezirk je drei, die übrigen fünfzehn Bezirke
je eines, der I. Bezirk keines. Geht man auf die Art der Bäder ein, so ergibt sich wegen des Vorhanden-
seins von Bädern verschiedener Art in einer und derselben Anstalt eine höhere Gesamtziffer. Schwimm- und
Vollbadanstalten mit ganzjährigem Betriebe bestehen fünf, wovon zwei im II., je eine im V., IX. und
XV. Bezirke, nur mit Sommerbetrieb 30. Wannenbäder findet man in 26, Dampfbäder in 13 Anstalten. Rus-
sische Schwitzbäder gibt es zwei. Nebst diesen Anstalten bestehen 17 städtische Volksbäder (Brausenbäder)
mit ganzjährigem Betriebe.
a) Städtische Bäder.
Das städtische Bad an der Donau (Abb. 399 bis 402), knapp am rechten Ufer, IL,
Erzherzog Karl-Platz 41), ist ein Schwimm- und Vollbad mit fünf Abteilungen, die in einem
aus Quadern gemauerten Becken von 175-4X487m Fläche untergebracht sind, dessen strom-
seitige Mauer die Kaimauer des Donauufers bildet und bis zu 379 m über Nullwasser reicht.
Das Becken ist 32 bis 3-8 m unter Null ausgebaggert, für den Wasserzulauf aus dem Strom
dient ein 475m breiter Kanal von 425m größter Höhe, dessen Sohle etwa l'6m über der
Stromsohle liegt. Ähnliche Ausmaße hat die Ableitung, deren Sohle aber gleich hoch wie
die Sohle des Behälters liegt. Durch diese Kanäle kann eine täglich 30malige Wassererneuerung
bewirkt werden. Durch hölzerne Einbauten, die auf Lärchenpiloten ruhen, werden die fünf
Abteilungen gebildet, von denen das stromabwärts gelegene Schwimmbad eine Wasserfläche
von 3300 m'2 (7475 X 4477 m) und eine Wassertiefe von 4 bis 5 m, die beiden Herrenbäder
(I. Klasse mit Zellen, IL Klasse mit Kleiderschränken) eine Fläche von je 498 m2 besitzen; die
beiden Frauenbäder, am stromaufwärtigen Ende der Anstalt gelegen, haben je 383 m2 Wasser-
fläche. Die Wassertiefe dieser vier Vollbäder beträgt 1 bis L6m. Außerdem sind noch 15 Sonder-
bäder mit zusammen 250 m2 Wasserspiegel vorhanden. In die Vollbäder ist ein Pfostenfußboden
eingebaut, der auf einer korbartigen Eisenkonstruktion ruht und mittels Schrauben entsprechend
dem Wasserstande gehoben und gesenkt werden kann. Mittels eiserner Schwimmkörper wird
das Gewicht des Eisengerippes getragen, so daß die auf die Aufhängepunkte wirkende Last
eine nur geringe ist. Im Winter werden die Eisenkörper der Eisbildung wegen über Wasser
gehoben. Die Abteilungen sind von 205 bis 22m breiten, schwimmenden Gängen umgeben,
von welchen aus Holztreppen zu den festen Gängen der das Schwimmbad und jedes der Voll-
bäder umrahmenden, zumeist ebenerdigen Holzbauten mit den Auskleideräumen, Anstands-
orten u. s. w. führen. Die Gesamtzahl der Badezellen beträgt 337, jene der Kleiderschränke
859, die Anstalt ermöglicht sonach das gleichzeitige Baden von 1200 Menschen, wobei auf
jeden einzelnen mehr als 4 m2 Wasserfläche entfallen. An der Donauseite befindet sich ein
offener, prächtige Aussicht bietender Weg mit Ruhebänken; an den anderen drei Seiten der
Abb. 399. Städtisches Donaustrombad an der Kronprinz Rudolf-Brücke.
Badeanstalt vermitteln gedeckte Galerien den Zugang zu den einzelnen Bädern. Das einstöckige
Verwaltungsgebäude ist dem Erzherzog Karl-Platz zugewendet. Ein Betriebsgebäude enthält die
') Das städtische Bad an der Donau. II. Auflage. Wien 1876, Verlag- von Eduard Hügel.
Bd. II.
18
274
Humanitätsanstaltcn.
Dampfwäschcrci, zwei Dampfkessel und eine Dampfmaschine mit 16 Pferdestärken, die auch
zwei das Heben des Wassers für die 32 Duschen besorgende Pumpen zu treiben hat. Für
Trinkwasser ist aus der Hochquellenwasserleitung gesorgt. Zu Feuerlöschzwecken stehen
23 Feuerwechsel zur Verfügung. Der von dem jetzigen Stadtbaudirektor Franz Berger ent-
Abb. 400. Städtisches Donaustrombad an der Kronprinz Rudolf-Brücke. Querschnitt. 1:500.
worfene und geleitete Bau der Anstalt wurde 1871 begonnen und beanspruchte 1,540.000 K,
wovon 650.000 K auf den Unterbau entfallen. Der Betrieb wurde am 15. Mai 1876 eröffnet.
Die jährliche Badezeit hat eine Dauer von rund 100 Tagen. Die Jahresbesucherzahl stellt sich
auf 47.500 bis 67.800. Die anfänglich verpachtete Anstalt befindet sich gegenwärtig .im städti-
schen Betriebe.
Dem vorbeschriebenen Bade gegenüber liegt am linken Ufer des Donaustromes das
städtische Freibad in einer 160 m langen und 32 m breiten Einbuchtung des Überschwem-
mungsgebietes. Auf letzterem bieten zwei7-0m breite
Hütten von 28-5 m, beziehungsweise 18'5m Länge den
männlichen, beziehungsweise weiblichen Badegästen
Raum zum Auskleiden und zum Hinterlegen der
Kleidung in sperrbaren Kleidcrkästchen. Das Männer-
bad hat eine Wasserfläche von 60 m Länge und
6 bis 7 m Breite; weiter gegen den Strom hin liegt
das Schwimmbad von 56m Länge und 10 m Breite.
Das Frauenbad mißt 30 X 6 m. Diese drei Abteilun-
gen sind gegen den Strom hin durch an Piloten be-
festigte Flöße abgegrenzt, an welchen nach unten
hin Schutzgitter hängen. Der Betrieb des Bades ist
einem Pächter überlassen, welcher von der Gemeinde
eine Jahresvergütung gegen die Verpflichtung erhält,
das Baden, beziehungsweise Schwimmen jedermann,
der die erforderliche Wäsche mitbringt, unentgeltlich
zu gewähren. Für das Ausleihen von Badewäsche
ist eine mäßige Gebühr (2 bis 10 h für ein Stück)
festgesetzt. Außerdem darf der Pächter für die Be-
nützung gesonderter, von ihm hergestellter Kleidcr-
kästchen oder Zellen eine Gebühr einheben. Die Be-
sucheranzahl des Freibades beträgt im Jahre rund 60.000.
Die Strombäder im Donaukanale (Abb. 403 bis
406). Durch die Regulierung des Donaukanales, dessen
Reinhaltung durch die Anlage der beiderseits herge- ., ^ J y. ,
, ... ~ ,, ... ... , . , , . . , .... Abb. 401. Veranda des städtischen Donaustrombades
stellten Sammelkanale gewahrleistet ist, ergab sich die an der Kronprinz Rudoif-Brücke.
Badeanstalten.
275
Möglichkeit der Anlage von Bädern in diesem Stromarme. Zurzeit bestehen zwei derartige Strom-
bader, während drei weitere im Bau begriffen sind. Ihre Anordnung ist im ganzen eine gleichartige.
Jedes besteht aus zwei Abteilungen, von welchen das Frauenbad flußaufwärts liegt. Sein
Becken mißt 88 m'2, jenes des Männerbades 132 m-, die Wassertiefe beträgt 10m bis l'6m. Diese
Abb. 402. Städtisches Donaustrombad an der Kronprinz Rudolf-Brücke. Ebenerd. Grundriß. 1:1800.
| ^ISTADT[SCHESj-r*_STROMSADI^
Abb. 403. Städtisches Strombad im Donaukanale. Ansicht und Grundriß. 1:500.
Becken sind aus vergit-
terten eisernen Körben
gebildet, die einen Boh-
lenboden tragen und
die Wasserströmung nicht
beeinträchtigen. Um die
beiden Wasserspiegel
führen 1'40 bis 221m
breite Gänge. An den
Stirnseiten derselben be-
finden sich Auskleide-
zellen von l'Om Breite
und l-48m Länge, und
zwar im Männerbad 13,
im Frauenbad 12. An
den beiden Längsseiten
sind im Männerbad 200,
im Frauenbad 140 Klei-
derschränke angebracht.
Das Bad ist gleich-
zeitig von 212 Männern und 153 Frauen benutzbar. Jede Abteilung besitzt eine Brausen-
zelle (Kopf-, Boden- und bewegliche Seitendusche mittels Hochquellwasser). In den Aborten
sind Kübel mit Torfmullstreuung angebracht, deren Inhalt zur Nachtzeit in einen Straßenkanal
entleert wird. Der gesamte Aufbau ist aus Holz hergestellt.
IS*
Abb. 404. Städtisches Strombad im Donaukanale. Querschnitt. 1:150.
276
Humanitätsanstalten.
Abb. 405. Städtisches Donaustrombad an der SophienbrücUc.
Um eine bequemere Verschiffung behufs allfälligcr Instandsetzung zu ermöglichen, haben
das Männer- und das Frauenbad unabhängige, nur durch Ketten miteinander verbundene Trag-
rohre; die Rohre bestehen aus 4 mm Eisenblech mit l"60m Durchmesser, haben eine Länge
von 3555 m für
das Frauenbad
und 2931 m für
das Männerbad
und sind durch
wasserdichte
Querwände in
Kammern von
etwa 55 m Län-
ge unterteilt; ihr
Achsenabstand
beträgt 77 m. An
der flußaufwärti-
gen Seite ist ein
1 00 m langer
Kahnabweiser
und Schmutzfän-
ger angebracht.
Um durch das
Strombad die Schiffahrt nicht zu stören, ist dasselbe auf 2 m Breite in die Uferböschung
eingebaut. Das Bad nimmt bei Nullwasser von dem Normalprofile des Flusses nur 90 m
Breite in Anspruch.
Das kleine städtische Strombad oberhalb dem Kahlenbergerdorf (XIX. Bezirk) im
abgebauten Teile des Donaustromes hat ein Männer- und ein Frauen-Vollbad sowie eine
Schwimmabteilung. Das Bad wird jährlich von rund 1900 bis 4800 Personen besucht.
Das Theresienbad, XII., Hufelandgasse 3 (Abb. 407), nächst der Stadtbahnstation Meidlinger
Hauptstraße enthält in einem ebenerdigen Gebäude Wannenbäder in 45 Zellen und ein Dampf-
bad mit Schwitz- und Frottierkammer. Das Wasser, dem man von Römerzeiten her wegen
seines Schwefelgehaltes Heilwirkung zuschreibt, wird aus einem 9 m tiefen Brunnen mittels
Hoffmeisterscher Dampfmotoren mit 6 Atmosphären Spannung geschöpft. Die Baulichkeiten
stammen vornehmlich aus dem Jahre 1822. ') Schon Kaiser Josef I. (1705 — 1711) errichtete
hier ein Jagdschlößchen in einem weiten Parke, der noch zum Teil vorhanden ist. Kaiserin
Maria Theresia schuf 1773
eine Trink- und Kuranstalt, die
in Privatbesitz überging. 1881
kaufte die Gemeinde Unter-
Mcidling die Anstalt, welche
1891 gelegentlich der Vereini-
gung der Vororte Eigentum
der Gemeinde Wien wurde
und seither Verbesserungen
und Zubauten erhielt. 1902
wurde ein Sommer-Voll- und
Schwimmbad mit einer
Wasserfläche von 525 m2
(38m X 14 m) und einer Tiefe
von 06 bis 3'8 m in Beton
unter der Leitung des Bau-
inspektors Berancck und In-
genieurs Rakuschan erbaut. Ein
einstöckiger Holzbau, welcher
das Becken von drei Seiten
umgibt, enthält 102 Anklcidezellen und im ersten Stocke 200 sperrbare Kleiderschränke für
Inneres eines städtischen Donaustrombades.
') Geschichte des Thcrcsicnbades in Wien XII. Von Karl Hilschcr. Wien 1902, im Verlage des Bürgervereines im
XII. Bezirke.
Badeanstalten.
277
die nach II. Klasse Badenden sowie einen Trockenboden. Das Bad wird mit Wasser aus der
Wientalwasserleitung mittels eines 150 mm weiten Rohrstranges binnen 55 Minuten gefüllt. Ein
75 mm weites Rohr derselben Leitung, aushilfsweise auch ein 75 mm-Rohr der Hochquellen-
Abb. 407. Schwimmbassin des städtischen Thcresienbades im XII. Bezirke.
leitung besorgen die ständige Nachspeisung. Die Temperierung des Wassers geschieht durch
Einströmen von Dampf an der Sohle. Der Bau wurde im Jahre 1902 binnen 2l/2 Monaten
durchgeführt und erforderte einschließlich der Einrichtung rund 96.000 K. Die Anstalt wurde
im Eröffnungsjahre von 11.203 Personen besucht. Der Betrieb des Theresienbades wird von
der Gemeinde geführt.
Das städtische Voll- und Schwimmbad, XVII., Jörgerstraße 52, hat ein zweiteiliges
Wasserbecken aus Beton von 10 m Breite und 25 -j- 6-4 m Länge mit einer Tiefe von 1T5
bis 2'3m. Der kleinere der beiden Teile dient als Kinderbad. Ein einstöckiger Holzbau mit
137 Ankleidezellen und 100 Kleidertruhen umrahmt den Behälter. Die Speisung erfolgt aus
der Wientalwasserleitung. Die Anstalt ist nur während des Sommers (etwa vier Monate) ge-
öffnet Dieselbe wurde 1879 von einem Privaten erbaut, 1900 von der Gemeinde Wien
gekauft, in deren Betrieb sie sich seither befindet. Im Jahre 1903 fanden sich 13.900 Besucher
ein, wobei der größte Tagesbesuch 642 betrug.
Die städtischen Volksbäder
(Abb. 408, 409) ') wurden von der
Gemeinde in dem Bestreben ge-
schaffen, dem Bade- und Reinigungs-
bedürfnisse breiter Volksschichten in
hygienisch einwandfreier Art und zu
möglichst niedrigem Preise Rechnung
zu tragen. Das Baden erfolgt in den-
selben unter Brausen, welche ent-
weder laues Wasser von 32 bis37uC
oder kaltes Wasser von 12 bis 16°C
liefern. Die Volksbäder sind als
Massenbäder gedacht, deren Be-
nützungspreis 10 h beträgt, worin die
Benützung von zwei Wäschestücken
eingeschlossen ist. Die älteste dieser
Anstalten wurde am 22. Dezember 1887 eröffnet; dieselbe ist in einem
sehr alten Gebäude untergebracht und stellt zum mindesten in Europa
den allerersten Versuch im großen bezüglich eines öffentlichen Brause-
bades dar. Der gute Besuch zeigte die Beliebtheit der neuen Badeeinrichtung und führte zum
Abb. 408. Volksbad im VI. Bezirke.
Erster Stock. 1: 500.
A Vorraum.
B Auskleideraum für Knaben.
C Baderaum für Knaben.
D Auskleideraum für Männer.
E Baderaum für Männer.
Abb. 409. Volksbad im XVI. Be-
zirke. Erster Stock. 1:500.
') Die städtischen Volksbäder in Wien. Von Ingenieur Be ran eck. Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und Architekten-
Vereines. 1898, Nr. 12 und 13.
278
Humanitätsanstaltcn.
Baue einer Reihe von Volksbadeanstalten. Die Lage und Ausdehnung derselben ist aus der
folgenden Zusammenstellung- zu entnehmen.
Bezirk
Ortsbezeichnung, Straße, Nummer
Eröffnungstag
Zahl dcrBrausen
mit mit
lauem kaltem
Wasser
o —
-o .£
— ja
~. 3
N2
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.
X.
XI.
XIII.
XIV.
XV.
XVI.
XVII.
XVIII.
XX.
Vereinsgasse 31 . . .
Apostelgasse 18 . . .
Klagbaumgasse 4 . . .
Einsiedlerplatz 68 . .
Eßterhazygasse 2 . .
Mondscheingasse 9 . .
Florianigasse 30 . .
Wiesengasse 17 . .
Gudrunstraße 163 a . .
Geiselbergstraße 54
Hütteldorferstraße . .
Heinickegasse 3 . . .
Reithofferplatz 4 . . .
Friedrich Kaisergasse 11
Gschwandnergasse 62
Klostergasse 27 . .
Treustraße 60 ....
4. August 1891
19. Juni 1893
4. August 1890
7. September 1892
22. Dezember 1887
31. August 1892
31. August 1892
4. August 1890
7. August 1900
1. Dezember 1894
30. Juli 1900
6. März 1897
9. Juli 1901
20. Mai 1899
31. August 1892
5
81
43
124
3
43
7
50
5
60
13
73
4
76
15
91
5
92
17
109
2
60
10
70
4
50
13
63
4
61
8
69
4
79
14
93
5
63
12
75
5
75
14
89
10
55
19
74
5
58
14
72
5
67
15
82
5
57
10
67
5
65
13
78
5
84
11
95
221
168
227
238
291
110
226
176
252
183
225
230
210
234
206
189
189
Die beiden 1890 erbauten, seither aber vergrößerten Volksbäder im V. und X. Bezirke
stehen frei am Rande öffentlicher Gartenanlagen und enthalten ein Obergeschoß. Die sämt-
lichen übrigen Volksbäder haben zwei Obergeschosse und befinden sich auf Mittelbaustellen.
Bei allen Volksbädern ist an dem Grundgedanken des gemeinsamen Ankleide-, beziehungs-
weise Baderaumes in jeder Abteilung des Bades festgehalten. Der Ankleideraum enthält Klcider-
kästchen von 39 cm Breite, 42 cm Tiefe und 153 m Höhe (durchaus Lichtmaße), die auf
einer vorn 30 cm vorstehenden Bank aufstehen. Die Anzahl der Kleiderkästchen ist drei- bis
viermal so groß als jene der Brausen, um letztere bei lebhaftem Besuche vollkommen aus-
nützen zu können.
Der Brauseraum enthält oben und an der Vorderseite offene Zellen von 90cm Breite
und 90 cm Tiefe. Diese Zellen sind in den neueren Volksbädern aus 6 bis 7 cm starken
Wänden in Betoneisenkonstruktion gebildet, die mit geschliffenem Verputze aus Portland-
zement und Maimorsand, in anderen Fällen mit Terrazzo überzogen sind. Ober der Zellen-
mitte befindet sich in 2'2m Höhe eine nach abwärts gerichtete Brause aus Bronze von 10 cm
Durchmesser.
Für den Fußboden der Ankleideräume haben sich Xylolith und Asphalt als praktisch
erwiesen. Jede der in den neueren Volksbädern vorhandenen fünf Badeabteilungen besteht aus
je einem Brausenraumc, einem Ankleideraume und Aborten. Vier Abteilungen wurden durch
die Trennung der Badegäste nach Geschlecht und Alter (Erwachsene und Kinder) erforderlich.
Die fünfte Abteilung dient als Reserve für eintretenden übergroßen Besuch und ist bei Aus-
besseiungsarbeiten ein nützlicher Ersatz. Das Erdgeschoß enthält in den meisten Fällen die
beiden weiblichen Abteilungen, die Badekasse und einen Raum zur Aufbewahrung der reinen
Wäsche. Das erste Stockwerk nimmt das Männer- und das Knabenbad auf; das zweite Stock-
werk das Reservebad und die Wohnung des den Dienst an der Kasse versehenden und den
gesamten Betrieb führenden Bademeisters. Im Souterrain liegt die Waschküche, zu der die nasse
Wäsche durch mit Zinkblech verkleidete Abwurfschläuche aus den Stockwerken gelangt, das
Kesselhaus und der Brennstoffvorrat. Im Dachbodenraume sind die zwei Behälter für Warm-
wasser mit zusammen 18m3 Inhalt, ein 3 m:t fassender Kaltwasserbehältcr, der künstlich er-
wärmte Wäschetrockenraum und die Wäschehängstätte für den Sommerbetrieb untergebracht.
Die Heizung der neueren Volksbäder erfolgt mittels Niederdruckdampfes, der auch
zur Bereitung warmen Wassers verwendet wird. Für die Brausenräume wurde Dampfluft-
heizung gewählt, weil hier die Aufstellung örtlicher Heizkörper Mißstände und Gefahren böte.
Zur Erhaltung gleichmäßiger Temperatur des Warmwassers dienen Fernthermometer. Die Venti-
lation der Brausenräume erfolgt im Winter unter Zugrundelegung eines mindestens zweimaligen,
meist aber höheren stündlichen Luftwechsels.
Badeanstalten.
279
Der Besuch aller städtischen 15 Volksbäder betrug im Jahre 1903 zusammen 1,705.614
Badegäste, darunter 390.353 weiblichen Geschlechtes. Das stärkstbesuchte Volksbad war jenes
im X. Bezirke, wo in jenem Jahre 163.973 Badegäste sich einfanden. Von den übrigen Bädern
hatten je eines zwischen 150.000 und 160.000, beziehungsweise zwischen 140.000 und 150.000.
zwei Bäder zwischen 130.000 und 140.000, fünf Anstalten mehr als 100.000 und weniger als
130.000, vier Anstalten endlich zwischen 80.000 und 100.000 Besucher. Ein ungünstiger ge-
legenes Bad hatte bloß einen Jahresbesuch von rund 39.000.
b) Öffentliche Bäder im Privatbesitze.
Von denselben können nur die bemerkenswertesten kurz beschrieben werden, wobei be-
zirksweise vorgegangen wird.
Das Zentralbad, I., Weihburggasse 20 (Abb. 410), ist auf wertvollem Baugrunde im
Herzen der Stadt von dem Architekten Adolf Endl (Endl und Honus) im Jahre 1889 erbaut
und im Jahre 1894 teilweise umgebaut worden.') Das Gebäude enthält in den vier oberen
Geschossen Wohnungen und zu
ebener Erde gegen die Gasse teil-
weise Geschäftsräume, während die
luxuriös eingerichtete Badeanstalt in
einen Teil des Erdgeschosses sowie
in das Mezzanin und Souterrain ver-
legt ist. Für dieselbe besteht ein be-
sonderer Eingang. Im Mezzanin be-
finden sich die Wannenbäder, die
Dampfbäder für den Gebrauch ein-
zelner, die Kaltwasserheilanstalt und
der Auskleideraum für das Herren-
dampfbad. Das vornehm ausgestattete
Dampfbad selbst befindet sich im
Souterrain. Mittels Aufzuges kommt
der Badegast aus dem Dampfbade
wieder zu den im maurischen Stile
gehaltenen Auskleidezellen zurück,
deren 67 vorhanden sind. Sämtliche
Wannen der Badeanstalt sind durch
Einlassen in den Boden tief gestellt,
bestehen aus Beton und sind mit Ma-
jolikaplatten verkleidet. Die Fußböden
sind mit Beton oder Asphalt gedichtet
und mit gerieften Mettlacher Platten
belegt. Die Wände sämtlicher Bade-
räume sind bis zu 2-2 m Höhe mit
Majolikaplatten verkleidet. Die Bade-
anstalt bezieht das erforderliche Wasser
zumeist aus einem 14 m tiefen Brun-
nen mittels zweier Pumpen. Drei
Kessel von je 83 m2 Heizfläche liefern den Dampf hierfür und für den Betrieb der sonstigen
maschinellen Einrichtungen und der Heizung.
Das Dianabad, IL, Obere Donaustraße 93 (Abb. 41 1)2), wurde im Jahre 1842 durch die
Architekten Förster und Etzel völlig umgestaltet, 1889 durch Architekt Otto Thienemann weiter
ausgebildet und 1899 mit einem Zubau versehen. Die gedeckte Schwimmhalle mit Winterbetrieb
hat eine Länge von 36T4m und eine Breite von 16'80m und enthält ein Becken von 450m2
Wasserfläche. Dasselbe ist mit Steinplatten verkleidet und hat eine Wassertiefe von 0-95 bis
22 m. Das Sommerschwimmbad hat eine ähnlich große Fläche von 36X13 m. Die Anstalt
enthält auch Dampf- und Wannenbäder, eine Wasserheilanstalt u. dgl.
WB Wannenbäder.
S Salonbäder.
AK Ankleidekabinen.
KK Kaltwasserkur.
WR Warteraum. OZ Ordinations-
DZ Dienerzimmer. zimmer.
Abb. 410. Zentralbad im I. Bezirke. Mezzar.in. 1 : 500.
') Anton Honus, Das Wiener Zentralbad. Wochenschrift des österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereines. 1890, Nr. 1.
2) Allgemeine Bauzeitung. 1843, S. 113. Wochenschrift des österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereines. 1890, S. 212.
280
Humanitätsanstalten.
Das Römische Bad, II., Kleine Stadtgutgasse 9 (Abb. 412, 413) '), enthält Dampf-, Dusche-,
Voll- und Wannenbäder und wurde 1872
ABFG Wannenbäder. DEFH Schwimmhalle.
Abb. 411. Dianabad im II. Bezirke. Ebenerd.
V Vestibül.
S-Du.WB Separat- Dampf- und Wan-
nenbäder.
WHB Warmes Herrenbad.
Lu.KBfH Laues und kaltes Bassin für
Herren.
DSfH Duschsaal für Herren.
C Kabinen.
AC fD Auskleidekabinen fürDamen.
W Wäscherei.
K Kesselhaus.
FS Frisiersalon.
C
1 : 1000.
durch eine Aktiengesellschaft mit dem Aufwände
von rund 3 Millionen Kronen auf einer Eckbau-
stelle von fast 5000 m2 Fläche und 114 m Front-
länge erbaut. Durch das an den Haupteingang an-
schließende Vestibül gelangt man in das Foyer,
welches mit Gemälden von Canon und Otto ge-
schmückt ist. Im Herrenbade sind die wichtigsten
Räume: das warme Becken in einem achteckigen
Kuppelraume mit Laternenaufbau; die Heißluft-
bäder; die drei Dampfkammern; die Frottierstube;
die Halle mit lauem und mit kaltem Becken und
zahlreichen Brausen. An diesen durch Oberlicht
gut erhellten Raum schließen sich die Nebenräume
an. Die 400 Auskleidezellen des Herrenbades sind
gegen die Gasse in großen, gut belichteten Sälen
untergebracht. Die Anzahl der Auskleidezellen des
Damenbades ist halb so groß. Der stattliche Bau
ist von den Architekten Clauß und Groß projek-
tiert und ausgeführt worden.
Wegen der lebhaften Strömung sehr beliebt
ist das seit Vollendung der Regulierung des Haupt-
stromes der Donau im Jahre 1874 eröffnete
sogenannte Holzersche Strombad, welches am
linken Ufer der Donau an der Grenze des Über-
schwemmungsgebietes unterhalb der Kronprinz
Rudolf-Brücke liegt.
Das Beatrixbad, III., Linke Bahngasse 9, wurde
1891 vom Architekten Josef Freiherrn von Wieser
im Souterrain, Parterre und Mezzanin eines ihm
Abb. 412. Römisches Bad im II. Bezirke. Parterre. 1:800.
gehörigen Fabriksgebäudes errichtet. Das Souterrain enthält das Herrendampfbad mit 19 Einzel-
vorwärmwannen, 8 Dampfkastenbädern und einem Schwimmbecken von 28'8 m Länge und
') Clautt und Groß, Allgemeine Bauzeitung. 1874. Winkler, Technischer Führer durch Wien.
Badeanstalten.
281
4-9 in Breite. Im Erdgeschosse befinden sich die Räume für die Kaltwasserkur für Herren und
für Damen, das Mezzanin enthält das Damendampfbad und Wannenbäder. Auch elektrische
Bäder (mit Wechselstrom) und Kohlcnsäurcbäder sind vorhanden. Das Kesselhaus im Souterrain
enthält drei Kessel von 221 m3 Heizfläche und 10, beziehungsweise 12 Atmosphären Dampf-
spannung. Die Beschaffung des Wassers erfolgt aus einem Brunnen. Zum Zwecke der Heizung
wird der Dampfdruck auf 2 Atmosphären verringert. Die Badeanstalt erstreckt sich zum Teil
unter der Straße und ist dort durch Glaslichten erhellt. Technisch bemerkenswert ist die
reiche Verwendung von Wellblechdecken. Eine Erweiterung dieses mit modernem Komfort aus-
gestatteten Bades ist im Zuge.
Im III. Bezirke befindet sich auch das Russische Bad, Sophienbrückengasse 12, mit
Dampf- und Wannenbädern und das Sophienbad, das unter „Saalbauten" besprochen wird.
Das seit einem Jahrhunderte seiner eisenhaltigen Quelle wegen bekannte Brünnlbad,
IX., Borschkegasse 4, wurde nach völligem Umbau im Jahre 1898 neuerdings eröffnet. Es ent-
hält zu ebener Erde eine Winterschwimmhalle mit einem Wasserspiegel von 15X10'" unter
einem in der Höhe der Decke des ersten Stockes gespannten zierlichen Glasdache. Die Wände
sowie das gesamte Badebecken sind durchaus mit farbigen Fliesen verkleidet. Der Ankleide-
raum mit 50 Zellen reiht sich in geschickter Anordnung an das Dampfbad, das mit einem
verkachelten Warmwasserbecken von 5 X 5 m Spiegelfläche und vier im Fußboden eingelassenen
Sonderwannen aus Beton mit Fliesen ausgestattet ist. Heißluft-, Dampfkammer und der Frottier-
raum schließen sich zweckmäßig an. Ferner sind 40 Wannenbäder I. und II. Klasse, zum Teil
mit versenkten und mit Fliesen verkleideten Betonwannen vorhanden. Alle Räume werden
durch Tageslicht gut erhellt und sind abends elektrisch mit Glüh-, beziehungsweise Bogen-
licht beleuchtet. Das Maschinenhaus enthält drei Tischbeinkessel mit 4 Atmosphären Dampf-
spannung und je 50 m- Heizfläche. Ein Dampfmotor von 12 Pferdestärken fördert aus
einem 160 m tiefen Brunnen Wasser für die Wannenbäder und besorgt die Beheizung der Bade-
Abb. 413. Römisches Bad. Laues und kaltes Bassin für Herren.
räume, und zwar jene der größeren mittels Luftvorwärmung. Das Schwimmbad wird mit
Hochquellwasser gespeist. Der Aufzug und die Wäschereianlage haben elektrischen Antrieb.
Die Anstalt wurde von Stadtbaumeister Klinenberg erbaut.
282 Humanitatsanstalten.
Das Georgsbad, IX., Clusiusgassc 12, enthält in den unteren Geschossen eines 1900
erbauten Zinshauses Wannenbäder mit 30 Badekammern und ein russisches Dampfbad mit
einem Behälter von 15 m- Spiegelfläche und 15" C Wasserwärme, Duschen und Schwitzkammer
mit 45 bis 50° C Wärme. Angegliedert ist eine Kaltwasserheilanstalt und eine Pistyaner Kur
(je drei Räume). Alle die zweckmäßig angeordneten Räume werden mittels Gasöfen geheizt und
elektrisch beleuchtet. Das Wasserschöpfen erfolgt mittels elektrischen Antriebes. Eine Vergröße-
rung der Anstalt steht in Aussicht.
Von den übrigen öffentlichen Badeanstalten seien noch erwähnt:
Die Wannenbäder: Florabad, IV., Floragasse 7, und Karolinenbad, VI., Dürer-
gassc 14; das Russische Schwitzbad, VI., Liniengasse 5; das Margaretenbad, V., Wilde-
manngasse 5 (Wannen-, Dampf- und Duschebäder, Winterschwimmschule und Kneippbad);
das Eßterhazybad, VI., Gumpendorfcrstraße 59 (Wannen-, Dampf- und Duschebäder. Sommcr-
schwimmschulc, Wasserheilanstalt); das Marienbad, VII., Schottenfeldgasse 94 (Schwimm-
anstalt und Wannenbäder): die Kaltwasserheilanstalt Stephaniebad, XIII., Eduard Kleingasse 3;
das Magdalenenbad, XV., Mariahilferstraße 138 (Schwimm-, Dampf- und Wannenbäder,
verbunden mit Wasserheilanstalt); das Michaeierbad, XVIII., Michaeierstraße 14 und 16
(Wannen- und Dampfbäder und Schwimmschule); die Schwimmbäder in Döbling und
Heilieenstadt und die Schwimmanstalten im X. und XIII. Bezirke. h. BeranecJt.
VIII. RETTUNGS- UND SANITÄTSWESEN.
Die Feuerwehr (Abb. 414, 415).')
Die großen verheerenden Feuersbrünste, die ganze Stadtteile Wiens zerstörten, veranlaßten Herzog
Leopold VI., jenen Hausbesitzern Geldstrafen aufzuerlegen, in deren Häusern Feuer entstanden war. wenn
-Flammen aus dem Dache ihres Hauses emporschlugen< . Diese Strafbestimmung findet sich im Stadtrechte
für Wien vom 18. Oktober 1221 und auch in den Urkunden der folgenden Jahre, zuletzt in der Handfeste
Herzog Albrechts II. für Wien vom 24. Juli 1340. In der vom Rate der Stadt Wien erlassenen »Vierer-
Ordnung- vom 10. Mai 1432 wird die jährlich vorzunehmende -Feuerbeschau* angeordnet. Mit der ersten
uns bekannten Feuerordnung- vom Jahre 1454 sowie in den folgenden Verordnungen aus den Jahren 1458,
1534, 1617. 1639, 1666, 1688 wurde auch der Bau- und Feuerpolizei erhöhte Beachtung geschenkt und das
Löschwesen organisiert. Hauseigentümer, Klöster und Anstalten sowie auch die Gemeinde Wien wurden
zur Bereithaltung von Löschgeräten und Löschwasser verpflichtet und fast sämtliche Handwerker angewiesen,
zum Löschen dienliche Werkzeuge bereit zu halten und mit diesen und ihrem ganzen Gesinde, ihren Gehilfen
und Knechten im Falle eines Brandes an den Ort der Gefahr oder an vorher bestimmte Sammelorte zu eilen,
um zu löschen und zu retten. Diese Verpflichtung erstreckte sich im Jahre 1458 auch auf Bürger und andere
Inwohner, jedoch schon im Jahre 1617 hatten die Bürger, »die nicht zum Feuer gehörten*, in Wehr und
Waffen zu erscheinen und für die Aufrechthaltung der Ordnung zu sorgen. Die Feuerordnung vom Jahre 1617
bestimmt auch, daß die zum Löschen Verpflichteten »unweigerlich zu tun haben, was ihnen vom Bürger-
meister oder Stadtkämmerer befohlen wird*. Letzterer hatte nunmehr bei der Leitung der Lösch- und
Rettungsaktion mitzuwirken. Für die Wasserzufuhr hatte der Stadtkämmerer schon seit dem Jahre 1534, für
die Herbeischaffung der Löschgeräte seit dem Jahre 1639 und für die Instandhaltung der städtischen Lösch-
geräte seit dem Jahre 1680 Sorge zu tragen.
Die Erfindung der Feuerspritze und deren Einführung in Wien (in den Jahren 1638—1686) machte die
Beistellung eines geschulten und sachkundigen Aufsichts- und Bedienungspersonales nötig. Die Gemeinde
Wien bestellte daher (vermutlich um das Jahr 1685) für diesen Zweck vier -Feuerknechte» und legte
damit den Grund der späteren Berufsfeuerwehr. Gleichzeitig erfolgte die Einstellung von drei Paar Pferden
als ständige Bespannung in dem als Gerätedepot benutzten, ehemals Wasserstadl» genannten Unterkammer-
amtsgebäude »Am Hof» (heute Nr. 9), und mit der Unterbringung des Unterkämmerers und der vier Feuer-
kneclite in diesem Gebäude war die erste ständige Feuerwache in Wien geschaffen. Diese von der Gemeinde
freiwillig durchgeführten Maßregeln wurden durch die Feuerordnung vom Jahre 1759 zur gesetzlichen
Verpflichtung, und wurde der Gemeinde überdies aufgetragen, 13 Taglöhner in der Handhabung der
Löschgeräte auszubilden und für Brandfälle bereit zu halten. An Stelle dieser dem Stadtsäuberungspersonale
entnommenen Leute traten im Jahre 1805 26 Feuertaglöhner«, deren Stand im Jahre 1853 auf 36 erhöht
wurde. Die Stelle eines Unterkämmerers, die ursprünglich ein Mitglied des Stadtrates und nach Auf-
lösung des letzteren und Errichtung des Magistrates (am 1. November 1783) ein Magistratsrat eingenommen
hatte, wurde zufolge Hofkanzleidetcretes vom 3. Jänner 1835 einem Techniker übertragen und bestimmt,
daß das Unterkammeramt lediglich die städtische Baubehörde zu sein habe.
Der Gemeinderat organisierte mit Beschluß vom 4. November 1862 die städtische Feuerwehr. Die
Zahl der Mannschaft wurde von 63 auf 172 erhöht und in jedem der damaligen acht Vorstadtbezirke <II
bis IX) eine ständige Feuerwache errichtet. Unter technischer Leitung wurde die Ausrüstung der Wiener
') Huybcnsz, Geschichte des Feuerlöschwesens der Stadt Wien. 1S7Q. Die Feuerwehr der Stadt Wien. Eine kurze Geschichte
ihrer Entstehung und ihrer Entwicklung. Wien 1901. Chitil, Das Feuerlöschwesen der k. k. Rcichshaupt- und Residenzstadt
Wien. 1903.
Rcttungs- und Sanitätswesen.
283
Feuerwehr wesentlich verbessert. Die Errichtung des Feuerwehrtelegraphen im Jahre 1855 erleichterte und
beschleunigte die Feuermeldung und gestattete in der Folge rasches Verfügen über die nun dezentralisierten
Hilfskräfte der Feuerwehr. Die Erbauung der Kaiser Ferdinands- und der Kaiser Franz Josefs-Hochquelleu
Wasserleitung und die Errichtung zahlreicher öffentlicher Wasserentnahmestellen (Hydranten) ermöglichte
der Feuerwehr ein wesentlich wirksameres Eingreifen bei Bränden.
Trotz dieser Fortschritte in der Ausgestaltung der Löschvorkehrungen und der weiteren Erhöhung
des Mannschaftsstandes auf 245 Mann zeigten die Ereignisse beim Brande des Kingtheaters am 8. Dezem-
ber 1S81 die Unzulänglichkeit der vorhandenen Einrichtungen. Im Jahre 1884 wurde dann die Trennung
der Feuerwehr vom Stadtbauamte, die Ernennung eigener Offiziere für die Feuerwehr verfügt und derselben
der Charakter einer Berufsfeuerwehr gegeben. Der Gesamtstand an Offizieren und Mannschaft wurde mit
269 Mann festgesetzt. Die fortschreitende bauliche und räumliche Entwicklung der Stadt machten in der
Folge die Errichtung neuer und die Verstärkung bestehender Feuerwachen wie auch die weitere Erhöhung
des Mannschaftsstandes nötig, so daß der letztere im Jahre 1897 bereits 448 Mann betrug.
Die Zcntralfcucrwachc befindet sich in den Gebäuden Am Hof Nr. 9 und 10, welche im
Jahre 1562 als Zeughaus erbaut und von denen später das Haus Nr. 9 als Unterkammeramt
bezeichnet wurde. Im Jahre 1732 erfolgte ein Umbau beider Häuser nach den Plänen des
städtischen Zeugwarts und Architekten Antonio Ospel und im Jahre 1820 die Schaffung eines
neuen „Löschrequisitorium" im Zeughause. Nach Vollendung des neuen Rathauses (1884)
wurden die Amtsräume des Stadtbauamtes und das städtische Waffenmuseum dorthin verlegt
und die beiden Gebäude Am Hof fast ausschließlich den Zwecken der Feuerwehr gewidmet.
Es ist selbstverständlich, daß trotz wiederholter Adaptierungen diese fast 200 Jahre alten
Gebäude den Ansprüchen, die an eine moderne Feuerwehrkaserne gestellt werden, nicht mehr
entsprechen, doch ist anderseits die zentrale Lage derselben ein nicht zu unterschätzender Vorteil.
Außer dieser Zentrale bestehen noch eine Hauptfeuerwache im V. Bezirke, dreizehn Zugswachen
in den Bezirken II bis XI und XX und drei Hausfeuerwachen. In den übrigen Bezirken be-
stehen freiwillige Feuerwehren, deren Wachlokale von der Berufsfeuerwehr mit Tclegraphisten
und Maschinisten versehen sind.
Abb. 414. Die Zentralstation der städtischen Feuerwehr, I., Am Hof.
284
Human üatsanstalten.
Altes Zeughaus
äußeren Bezirken verfügen über 1168 ausübende Mitglieder,
beliefcn sich im Jahre 1903 auf 1,408.000 K.
Die Berufsfeuerwehr be-
sitzt derzeit 10 Dienstwagen,
8 Mannschaftswagen, 6 Dampf-
spritzen, 5 Tenderwagen, 33
Löschwagen, 5 Rüstwagen,
9 fahrbare (zum Teil pneu-
matisch betriebene) Schieb-
lcitern und sonstiges Neben-
gerät. Als Normallöschgerät
dient der mit flüssiger Koh-
lensäure betriebene Lösch-
wagen. Die freiwilligen Feuer-
wehren verfügen über 27
Mannschaftswagen, 4 Dampf-
spritzen, 3 Tenderwagen,
2 Löschwagen, 7 Rüstwagen,
21 Schiebleitern, 54 Hand-
kraftspritzen u. s. w. Für die
Wasserbeschaffung dienen
1718 öffentliche Hydranten
und 1902 Hausfeuerhähne,
welche teils aus der Hoch-
quellenleitung, teils aus der
Wientalwasserleitung gespeist
werden. Zur Bespannung der
Geräte der Berufsfeuerwehr
stehen 112 Pferde zur Ver-
fügung, während für die frei-
willigen Feuerwehren zumeist
Mietpferde beigestellt werden.
Das Netz des städtischen
Feuerwehrtelegraphcn hat eine
Länge von 960 km. Städti-
sche Feuermeldestellen stehen
832 zur Verfügung; davon
sind 47 Morsestationen, 477
automatische, 249 Telephon-
und 59 Alarmstationen. Den
Personalstand der Berufsfeuer-
wehr bilden: 9 Offiziere,
1 Tierarzt, 147 Unteroffiziere,
240 Feuerwehrmänner und
85 Kutscher; die 38 frei-
willigen Feuerwehren in den
Die Kosten des Löschwesens
W. Chitil.
Die Wiener Freiwillige Rettungsgesellschaft (Abb. 416 bis 418). ^
Noch rauchten die Trümmer des Ringtheaters, dessen Brand am Abende vorher nahezu 400 Menschen-
leben vernichtet hatte, als am 9. Dezember 1881 einer der edelsten Menschenfreunde, Dr. Jaromir Freiherr
von Mundy, der seit Beginn der Siebzigerjahre des vorigen Jahrhunderts als echter Johanniter bei keinem
der in Europa geführten Kriege fehlte, um den Verwundeten Hilfe und Trost zu bringen, mit dem alles
Gute und Schöne fördernden Ehrenbürger von Wien, Grafen Hans Wilczek, und mit dem Grafen Eduard
Lamezan zur Gründung einer freiwilligen Rettungsgesellschaft für Wien zusammentrat. Aufgabe der Gesell-
schaft sollte es sein, mit Hilfe eines wohlorganisierten, mit den besten Apparaten ausgestatteten Rettungs-
J) Jahresberichte der Wiener Freiwilligen Rcttungsgesellschaft. Wien 18S5 — 1904. Die Organisation der Wiener Freiwilligen
Rcttungsgesellschaft. Wien 1900. Das neue Heim der Wiener Freiwilligen Rettungsgesellschaft. Vom Chefarzt Dr. Heinrich Oharas.
Wien 1897. Die Samariterschulc der Wiener Freiwilligen Rettungsgescllschaft. Vom Chefarzt k. Rat Dr. H. Charas. Wien 1901. Der
Sanitäts-Ambulanzwagcn der Wiener Freiwilligen Reitungsgcsellschaft. Von Dr. H. Charas. Wien 1901. Die Entwicklung und die
Erfolge des Rettungswesens. Von Dr. H. Charas. Wien 1901.
RettungS- und Sanitatswesen.
285
korps die Mängel des öffentlichen Rettungs wesens zu beheben und jederzeit bereit zu sein, bei Unglücks-
fällen, mögen sie einzelne treffen oder als öffentliche Katastrophen auftreten, unentgeltlich, hilfreich rettend
oder beschützend einzutreten. Damit war eine Schöpfung in das Leben gerufen, die als erste dieser Art
seither der Stadt Wien nicht nur zum größten Nutzen, sondern auch zur hohen Ehre gereichte und für
viele Städte des Erdkreises vorbildlich wurde, wie denn auch die Wiener Freiwillige Rettungsgesellschaft bei
Gründung solcher Gesellschaften in Abbazia, Brunn, Budapest, Czernowitz, Innsbruck, Krakau, Lemberg,
Prag, Triest und Troppau ratend und helfend mitwirkte.
Mit großem Organisationstalente verstand es von Mundy, der als erster Chefarzt und Schrift-
führer der Gesellschaft wirkte, unterstützt durch die beiden genannten und viele andere opferwillige
Männer, alle dem Unternehmen entgegenstehenden Schwierigkeiten zu überwinden und das allgemeine
Interesse für dasselbe derart zu wecken, daß es der Gesellschaft möglich ward, schon im Jahre 1883 die
erste Sanitätsstation im Privathause I., Fleischmarkt 1 zu eröffnen und den gesamten Sanitätsdienst in Tätig-
keit zu setzen, der aber mit der Schwierigkeit zu kämpfen hatte, daß. der Wagenpark nur entfernt von der
Station untergebracht werden konnte. Im Jahre 1885 wurde eine zweite Sanitätsstation in der Giselastraße
eingerichtet, die jedoch nach Erbauung des Hauses am Stubenringe gleichzeitig mit der Station am Fleisch-
markte der hohen Kosten wegen aufgelassen werden mußte. Im Jahre 1889 wurde dann auf einem vom
Stadterweiterungsfonds zur Verfügung gestellten Platze am Stubenring nächst der Radetzkybrücke für die
Sanitätsstation der Gesellschaft nach einem von Mundy aufgestellten Programme durch den diplomierten
Architekten Ferdinand Hrach ein eigenes Heim erbaut.') Als im Jahre 18% (bald nach Mundys Tod, 1894)
dieses Gebäude dem Baue der Stadtbahn und der Wienflußregulierung weichen mußte, hatte die Tätigkeit
der Gesellschaft schon einen derartigen Umfang gewonnen, daß die Räume, die im Jahre 1889 geschaffen
worden waren, weder an Zahl noch an Größe genügten, so daß die Notwendigkeit eines Neubaues um so
mehr zu begrüßen war, als die vom Stadterweiterungsfonds der Gesellschaft neuerdings gewidmete Baustelle
(III.. Radetzkystraße Nr. 1) ebenso günstig zentral gelegen ist, als es die frühere war, dabei aber mit einer
Area von 2200 m2 die Bedürfnisse der Station vollkommen zu erfüllen gestattete. Das Programm für den
Neubau stellte der derzeitige Chefarzt und Leiter, k. Rat
Dr. H. Charas, auf; der vom vorgenannten Architekten verfaßte
und nach dem Gutachten des Aktionskomiteemitgliedes Architekt
F. von Gruber erweiterte Entwurf wurde vom 1. August 1896 bis
Juni 1897 zur Ausführung gebracht.
Die Anlage der Zentralstation zerfällt in das mit
seiner kurzen Stirnseite der Radetzkybrücke zugewendete,
über dem Keller dreigeschossige Hauptgebäude, das durch
eine abschließbare, ungedeckte Durchfahrt von dem
Nebengebäude getrennt wird, dessen vier Trakte den
Stall- und Remisenhof umgeben. Das Hauptgebäude
enthält im Erdgeschoß alle für den sanitären Rettungs-
und Hilfsdienst erforderlichen Räume; im ersten Stocke
befinden sich die Kanzleien und Magazine der Verwal-
tung, die Wohnungen zweier Hausärzte, die Bibliothek,
zugleich Sitzungssaal des Aktionskomitees und endlich
der Hörsaal der mit Lehrmitteln reich ausgestatteten
Samariterschule, in der die Ärzte der Gesellschaft jährlich
mehrwöchentliche Kurse für verschiedene Berufsklassen
abhalten.2) Der zweite Stock nimmt ausschließlich Dienst-
wohnungen auf, zu denen man auch durch den Eingang
an der Radetzkystraße über eine besondere Treppe ge-
langen kann.
Dem von der Radetzkybrücke Heranschreitenden
blickt aus der Nische des Stiegenhausfensters die von
der Bildhauerin Feodorowna Ries ausgeführte Marmor-
büste Mundys entgegen. In der durch die Hauptstiege n Parteienzim- l\
und durch Oberlicht reichlich erhellten Zentralhalle des
ersten Stockes ist das von derselben Künstlerin model-
lierte, in Bronze gegossene Brustbild des Grafen Hans
WÜCZek aufgestellt, das VOm Aktionskomitee ZU Ehren Abb. 416. Zentralstation der Freiwilligen Rettungs-
des Protektors der Gesellschaft gelegentlich der Feier geseiischaft. Ebenerd. usuo.
ihres zwanzigjährigen Bestandes gewidmet wurde.
Das Nebengebäude umfaßt zum größten Teil nur ein Geschoß, bloß die mittleren Teile
der seitlichen Straßentrakte erhielten ein Obergeschoß, das für Kutscher- und Dienerwohnungen
8 Dienerzim-
mer.
9, 10 Verband
zimmer.
mer.
12 Loggia.
13 Journal.
14, 15 Inspektions
zimmer.
Stiege,
nhalle.
Journalbeamte.
21 Vorzimmer.
22 Werkstätte.
23 Tragbahren-
magazin.
24 Magazin.
25 Wagenremise.
26 Futterkammer.
27 Stall für 19 Stände.
28 Geschirrkammer.
29 Kutscherzimmer.
>) Der Bautechniker. Wien 1S89, Nr. 24.
"-) Seit dem Bestände der Samariterschule (23. November 1897) bis Ende 1905 wurden 132, in letzterem Jahre allein 18 Sama-
riterkurse abgehalten, die sich eines stets steigenden Zuspruches erfreuen. In der angegebenen Periode haben 14.230 Personen die
Samariterkurse besucht; im Jahre 1905 wurden 1607 Personen, darunter 470 Frauen in der ersten Hilfeleistung bei Unfällen aller Art
unterrichtet, von denen sich 714 (darunter 44 Frauen) einer Prüfung unterzogen.
286
Humanitatsanstalten.
bestimmt ist. Im
Erdgeschosse be-
finden sich außer
der Remise für den
Wagenpark der
Gesellschaft, dem
Hauptmagazine
und einer Werk-
stätte Unterkünfte
für Dienerund ein
Stall für 19 Pferde.
Der bemerkens-
werteste Raum
dieses Gebäudes
ist die mittels eiser-
ner Rolläden ver-
schließbare Wa-
genwartehalle, in
der vier zur Aus-
fahrt stets bereit-
stehendebespann-
te Wagen, vor den
Unbilden der Wit-
terung geschützt,
des Signales har-
ren, den Hilfs-
dienst anzutreten.
Das Hauptgebäude wird in allen seinen Räumen mittels Niederdruckdampfheizung (System
Käuffer) erwärmt und nach dem System der sogenannten natürlichen Ventilation gelüftet. Die
Böden aller Diensträume sind aus Xylolith hergestellt; alle Teile der Anstalt werden elektrisch
beleuchtet, wie überhaupt die modernsten Einrichtungen in derselben stets sofort Eingang finden.
Die Baukosten betrugen rund 338.700 K und wurden vollständig durch Spenden gedeckt.
Filiale Mariahilf. Mit Rücksicht auf die große räumliche Ausdehnung Wiens und in
Anbetracht der sich stets steigernden Inanspruchnahme der Gesellschaft beschloß das Aktions-
komitee im September 1903, an die Errichtung von Filialen in den äußeren Bezirken Wiens zu
schreiten. Die erste dieser Filialsanitätsstationen wurde auf einem 568 m- messenden, um
69.300 K erworbenen Grundstücke am Mariahilfcr Gürtel als zweigeschossiges Gebäude im Jahre
1904 erbaut und im Februar 1905 in Betrieb gesetzt. Das Programm für dieselbe verfaßte der
Chefarzt der Gesellschaft, den Plan entwarf und den Bau leitete Architekt Bernhard Pichler
Im Erdgeschosse sind alle Diensträume, dann Diener- und Kutscher-
Pferde und die Remise für vier Wagen untergebracht. Im ersten
Stocke befinden sich die
leiters, zweier Hausärzte,
Dieners. Die Baukosten
Während des bis nun
dieser Hilfsstation, die
Abb. 417. Wiener Freiwillige Rettungsgesellschaft. Loggia und Durchfahrt.
der Union-Baugescllschaft.
zimmer, der Stall für acht
Wohnungen des Stations-
eines Beamten und eines
betrugen rund 150.000 K.
clfmonatlichen Bestandes
den Namen: „Erste Filial-
sanitätsstation Mariahilf Graf Wilczck" erhielt, wurde
ihre Hilfe in 5451 Fällen angesprochen.
Seit dem Bestehen der Rettungsgesellschaft bis 31. De-
zember 1905 kamen 152.886 Fälle erster Hilfe und 105.949
Krankentransporte vor. im ganzen hatte also die Gesellschaft
258.835mal in Tätigkeit zu treten. Auf das Jahr 1905, das
die höchste Jahresleistung aufzuweisen hatte, entfielen
15.177 Fälle erster Hilfe und 10.224 Krankentransporte. Für
die Ausübung ihres Dienstes steht der Rettungsgesellschaft
gegenwärtig das folgende besoldete Personal und Sanitäts-
material zur Verfügung: 20 Arzte, 6 Beamte, 18 Sanitäts-
diener. 9 Kutscher, 25 Pferde, 1 Automobil-Ambulanzwagen
(System Jelinek-Mercedesi, 28 Krankentransportwagen aller Art und verschiedener Konstruktion, 3 Küchen-
wagen, 1 Labewagen und 1 Fourgon, 150 Tragbahren, lo Tragsessel, 18 Sanitätskasten, 8 Gegengiftkasten.
E Einfahrt.
PZ Portierzim-
mer.
J Journal.
VZ Verbandzim-
mer.
ÄZ Ärztezinnner.
OH Offener Hof.
GW Gedeckte
Wartehalle.
R Remise.
PS Pferdestall.
Abb. 41S. Filiale der Rettungsgesell-
schaftim VI. Bezirke. Ebenerd. 1 : 6UU.
RettungS- und Sanitätswesen.
287
10 Schicnensäckc. 25 Sanitäts- und Verbandtaschen; 3 mobile Baracken, 22 auf Plätzen der Stadt zur
Benützung für jedermann verteilte Tragbahren. Für Eisenbahnkatastrophen stellt ein mit Transport- und
Sanitätsmateriale komplett ausgestatteter Sanitätsambulanzwaggon in der Station Hauptzollamt der Stadt-
bahn und sind 100 Tragbetten bereit: 52 Gestelle stehen auf den Bahnhöfen Wiens. Ferner sind 12 Garni-
turen Rettungsgeräte für Ertrinkende an den k. k. Sicherheitswachstuben entlang des Donaukanales und
an den Brücken entlang des Donaustromes angebracht u. s. w.
Im Bedarfsfalle verfügt die Gesellschaft über 327 Arzte ^Ehrenmitglieder) und über 33 Studierende der
Medizin als Hospitanten. Für Feuersgefahren haben sich zehn freiwillige Feuerwehren mit 403 Mann, die in
der ersten Hilfe ausgebildet wurden, der Gesellschaft angeschlossen; für Wassernot stehen ihr 199 geübte
Ruderer als Wasserwehr zu Gebote, die einigen mit der Gesellschaft in Verbindung getretenen Ruderver-
einen angehören.
Die Gesellschaft verfügt gegenwärtig über ein Barkapital von rund 2.170.000 K und, abgesehen von
den Baulichkeiten, über ein Inventar im Werte von rund 300.000 K; ihre Einnahmen ergänzen sich durch
die Subventionen, Legate, Stifter-, Förderer-, Gönner- und Mitgliederbeiträge oder Unterstützungen, endlich
durch die Erträgnisse von Festen und Lotterien. Die Betriebskosten im Jahre 1905 betrugen rund 180.000 K.
Österreichische Gesellschaft vom Roten Kreuze.1)
Die als Bund aller „patriotischen Hilfsvereine" der diesseitigen Reichshälfte unter dem
Protektorate Seiner Majestät des Kaisers seit dem Jahre 1880 bestehende Österreichische
Gesellschaft vom Roten Kreuze erbaute im Jahre 1882 auf dem ihr von Seiner Majestät
überlassenen, im Prater nächst der Rotunde gelegenen, 12.550 m'2 messenden Grundstücke
fünf Depots für die in Wien unterzubringenden neun Blessiertentransportkolonnen. Diese
feuersicher angelegten Depots von je 46'47 m Länge und 15" 17 m Breite im Lichten haben
während des Friedens die erwähnte Bestimmung, dienen aber im Kriege als Zentralstelle zur
Aufnahme und Verteilung der für die Hilfeleistung bestimmten eingelieferten Gegenstände. Im
Jahre 1883 wurde behufs Unterbringung einer aus 48 Wagen bestehenden Materialkolonne,
dann eines aus 16 Wagen bestehenden Feldspitales und einer aus 16 Wagen bestehenden
Blessiertentransportkolonne ein sechstes Depot erbaut. Das siebente, zur Hälfte auf dem Grund-
stücke der Gesellschaft stehende Depot ist Eigentum des Deutschen Ritterordens. Ein kleines
gemauertes Gebäude nimmt die Wohnungen des Depotverwalters, des Magazineurs und eines
Depotdieners auf. Im Depot Nr. 1 wurden im Jahre 1901 zwei Dampfdesinfektionsapparate auf-
gestellt. Die Baukosten der sechs Depotgebäude und des erweiterten Wag- und Wächterhauses
betrugen rund 185.000 K
Die Österreichische Gesellschaft vom Roten Kreuze vereinigt gegenwärtig 22 Landes-Hilfsvereine mit
430 Zweigvereinen und 79 Bezirksbureaux mit einer Gesamtzahl von 53.763 Mitgliedern; sie besitzt ein Ver-
mögen von mehr als 14 Millionen Kronen und verfügt über 50 vollkommen eingerichtete Spitalsbaracken,
617 Fuhrwerke, 102 Sanitätsfahrräder (Bicycle) und sonstiges Material für 33 Blessiertentransportkolonnen
und zwei Feldspitäler mit je 200 Betten in einem Gesamtwerte, der 2 Millionen Kronen bedeutend über-
steigt. Seit dem Jahre 1899 besitzt die Gesellschaft das von ihr erbaute Gesellschaftshaus in Wien, I., Milch-
gasse 1, in dem sich ihre Bureaux befinden. F. von Gruber.
Die städtischen Sanitätsstationen (Abb. 419).
Diese seit 1894 zur Errichtung gelangenden Anstalten haben den Transport von Kranken
in die Spitäler, von Verstorbenen in die Leichenkammern über Anordnung der Sanitätsorgane
und der k. k. Polizei zu veranlassen, infizierte Gegenstände zu desinfizieren und auch zu ver-
brennen. Gegenwärtig bestehen drei vollständige Stationen: V., Bräuhausgasse 61, XVII., Gilm-
gasse 18, XX., Gerhardusgasse 2 — 5, und vier solche, welche hauptsächlich für den Kranken-
transport eingerichtet sind: XIV., Pillergasse 2, XVI., Thaliastraße 113, XVII., Rötzergasse 31,
XVIII., Sommarugagasse 4.
Die Sanitätsstation in der Gerhardusgasse wurde im Jahre 1897, jene in der Gilmgasse
im Jahre 1903 erbaut, während alle übrigen in älteren Gebäuden untergebracht sind. Die
neueste der genannten Anstalten, jene in der Gilmgasse, besteht im wesentlichen aus einem
einstöckigen Administrationsgebäude mit Stallungen im Souterrain, wozu das ehemalige Not-
spital der Gemeinde Hernais adaptiert wurde, aus zwei einstöckigen Trakten, welche die
Wagenremisen, Stallungen und eine große Waschküche für die Wäsche des Personales der
Sanitätsstationen enthalten, endlich aus einem ebenerdigen Trakte mit zwei Desinfektionsapparaten
und einem Verbrennofen. Zur Vermeidung von Rauchbelästigungen werden die Rauchgase von
') Generalbcrichte der österreichischen Gesellschaft vom Roten Kreuze.
Gesellschaft vom Roten Kreuze. XXI. Jahrgang.
„Das Rote Kreuz." Organ der Osterreichischen
288
Mumanitätsanstalten.
dem Verbrennofen und den Kesseln der Desinfektionsapparate in einen 25 m hohen Dampf-
schornstein geleitet. Bei der Anlage ist daran festgehalten, die Wohnungen vollständig von
der Anstalt zu trennen; außerdem ist
eine Zweiteilung der Anstalt in der
Richtung durchgeführt, daß in einer
Hälfte die Wagen für die nicht infizier-
ten Kranken, in der anderen jene für
infektiöse Kranke untergebracht sind.
Die zu desinfizierenden oder zu ver-
brennenden Gegenstände werden der
letzteren Seite zugeführt. Die Desinfek-
tion erfolgt in von der Firma Kurz,
Rietschel & Henneberg gelieferten Ap-
paraten mittels gespannten Dampfes.
Die Größe der Apparate gestattet die
Desinfektion ganzer Betten. Der Dampf
wird in einem besonderen Kessel ent-
wickelt. Die Aufstellung der Desinfek-
tionsapparate und ihre Bedienung ent-
spricht den gegenwärtig allgemein an-
genommenen Prinzipien. Der Verbren-
nungsofen wurde ebenfalls von vorbe-
zeichneter Firma ausgeführt und dient
hauptsächlich zur Verbrennung von Bett-
stroh. Die Mannschaftsräume befinden
sich auf der Seite, auf der nur mit ge-
Abb. 419. Sanitätsstation xvn., Giimgasse. Ebenerd. 1:600. reinigten Gegenständen hantiert wird.
Die Baukosten betrugen rund 1 80.000 K.
Die Ausführung erfolgte nach dem Projekte des Stadtbauamtes unter der Leitung von Baurat
Josef Pürzl und Bauadjunkt Cäsar Poppovits. /. Pürzl.
F. MILITÄRGEBÄUDE.
I. GEBÄUDE FÜR DAS GEMEINSAME HEER.
Die Unterbringung der Truppen, Kommanden, militärischen Behörden und verschiedenen
Zwecken dienenden Heeresanstalten in Wien war in früheren Jahren in vielen Beziehungen
sehr mangelhaft. Von den für mili-
tärische Zwecke benützten Bau-
objekten waren nur einige von
vorneherein für diese Widmung er-
baut, die anderen waren adaptierte
Objekte, und zwar ärarische und
nichtärarische, teils auch aufgelas-
sene Klöster, endlich gemietete Ge-
bäude. Die Unterkunftsräume waren
aber auch bei der fortschreitenden
Entwicklung und den reorganisato-
rischen Umformungen des Heeres
und seiner Einrichtungen bald unzu-
reichend, namentlich nach der Ein-
führung der allgemeinen Wehr-
pflicht und Organisierung der Land-
wehr. Eine durchgreifende Umge-
staltung und Besserung der mili-
tärischen Unterkunftsverhältnisse be-
gann gelegentlich der Wiener Stadt-
erweiterung; mit der Durchführung
der Wiener Kaserntransaktion ge-
wann sie einen größeren Umfang, und mit deren Beendigung dürfte die Umgestaltungs-
periode für einige Zeit zum Abschluß gelangen. Vollkommen befriedigende Zustände werden
aber damit noch nicht hergestellt sein, weil immer noch eine große Zahl höherer Kommanden
und Anstalten und insbesondere, nebst der kompletten Marinesektion, auch eine ganze Reihe
von Abteilungen des Reichs-Kriegsministeriums in gemieteten Räumen von Privatgebäuden
untergebracht sind, ferner auch noch eine Anzahl älterer Kasernen etc., die den modernen
Anforderungen nicht mehr entsprechen, in Benützung bleiben.
Im nachfolgenden sollen nur die neueren militärischen Gebäude eine eingehendere Be-
sprechung finden.
Abb. 420. Reichs-Kriegsministerium, I., Am Hof.
Verwaltungsgebäude und Bauobjekte für militärwissenschaftliche Zwecke.
Das K. u. k. Reichs-Kriegsministerium (Abb. 420) ist gegenwärtig vereint mit den Bureaux
des Generalstabes zum großen Teil im „Kriegsgebäude" Am Hof 14 und in dem zu dem-
selben gehörigen Gebäude Nr. 4 in der Seitzergasse untergebracht. Beide Gebäude wurden
1779 nach Auflassung des Jesuitenordens, als dessen Profeßhaus das erste diente, während das
zweite eine seiner Schulen aufnahm, für Zwecke des Hofkriegsrates bestimmt.
Bd. II. 19
290
Milithrgcbäudc.
Abb. 421. Generalkommando, [., Universitätsstraße.
Im Hauptgebäude Am Hof befinden sich sieben Abteilungen und die Hilfsämter des
Reichs- Kriegsministeriums, die Generalstabs-
bureaux und die Wohnung des Kriegsministers.
Im Gebäude in der Seitzergasse sind drei Ab-
teilungen des Reichs-Kriegsministeriums unterge-
bracht. Sieben Abteilungen der obersten Heeres-
verwaltung sind in Privatgebäuden eingemietet, da
infolge der natürlichen Entwicklung aller Dienstes-
zweige und der fortgesetzten weiteren Ausgestal-
tung aller Heereseinrichtungen die alten Räumlich-
keiten in den ehemaligen Jesuitengebäuden schon
lange nicht mehr allen Anforderungen zu ge-
nügen vermögen. Es besteht daher die Absicht,
ein den modernen Anforderungen entsprechendes
Gebäude, in welchem alle dermalen zerstreut
untergebrachten Abteilungen und Hilfsämter des
Kriegsministeriums und des Generalstabes vereint
Raum finden, an anderer Stelle neu zu er-
bauen.
• Das Militär-Kanzleigebäude am Dcutsch-
meistcrplatz 3, ein als Zinshaus im Jahre 1870"
erbautes Objekt, wurde der Heeresverwaltung
zum Ersatz des bei Erweiterung der Teinfaltstraßc
abgebrochenen, für militärische Zwecke dienenden
Hauses von der Finanzverwaltung 1884 übergeben.
In demselben sind der oberste Militär-Gerichtshof,
das apostolische Fcldvikariat, das Sanitätstruppen-
kommando und das Gcneralstabs-Tclegraphen-
bureail untergebracht. Abb. 422. Generalkommando. Erster Stock. 1:800.
Gebäude für das gemeinsame Heer.
291
Das Korpskommandogebäude ') (Abb. 42 1 , 422), I., Universitätsstraße 7, wurde auf den Stadt-
erweitcrungsgründen des ehemaligen Exerzierplatzes in den Jahren 1871 — 1874 nach den Plänen
des Architekten Wilhelm von Dodercr unter der Leitung- des Hauptmannes Karl Feith des Genie-
stabes von der Wiener Baugcscllschaft erbaut. Mit seiner 53 m langen Hauptfront ist es der
Universitätsstraße zugewendet und nimmt einen ringsum freistehenden rechteckigen Baublock
von 73 m Tiefe ein. Von den vier Trakten, welche den geräumigen, 24 m breiten, 34 m langen
Hof umgeben, sind die zwei kürzeren als Doppeltrakte mit Seitengang, die längeren als
solche mit Mittelgang gestaltet. Die verbaute Fläche beträgt 3006-80 m2.
Das Gebäude enthält ein durchgehends gewölbtes, 3'50 m hohes Tiefparterre, ein 3-90 m
hohes, auf Traversen gewölbtes Hochparterre, ein 3-68 in hohes Mezzanin, ein Hauptgeschoß
von 4-60m lichter Höhe und zwei obere Stockwerke, welche 44 6 m, beziehungsweise 3-80 m
Höhe messen. Im Tiefparterre, dessen Decke das Trottoir an der Universitätsstraße um 2-20 m
überragt, befinden sich außer den vom Hofe aus über eine Rampe zugänglichen Stallungen
und Remisen die Unterkünfte der Mannschaft, Aktendepots, die lithographische Anstalt, Brenn-
materialmagazine und die Heizkammer der Heißwasserheizung, womit der größte Teil des Ge-
bäudes ausgestattet ist, da nur die Wohnung des kommandierenden Generals und die Kanz-
leien der Gcneralinspektoren mit einer Warmwasserheizung versehen wurden. Es war dieses
Gebäude das erste für Kanzlei- und Wohnzwecke bestimmte Bauobjekt Wiens, bei dem die
Wasserheizung allgemein zur Anwendung kam.
Im Hochparterre liegen das Einreichungsprotokoll, die Räume der Militärkasse, dann, vom
Hofe aus direkt zugänglich, das Platzkommando. Im Hauptgeschoß fand die Dienstwohnung
des kommandierenden Generals ihren Platz, mit welcher ein reich ausgestatteter, fast zwei Ge-
schosse durchgreifender Empfangssaal verbunden ist. Außerdem enthält dieses Geschoß die
Bureaux des General-Artillerieinspektors und die Wohnung des Generalstabschefs des Korps.
Alle übrigen Räume des Gebäudes dienen als Kanzleien, und zwar zum größten Teil als
jene des Korpskommandos mit seinen Geschäftsabteilungen, sodann als solche des Landes-
beschreibungsbureaus des Generalstabes und des Militär-Appellationsgerichtes, zu welchem der
große Saal des obersten Geschosses gehört, der über dem Empfangssaal eingeschaltet wurde.
Die Baukosten betrugen 2,854.500 K, die Kosten der Einrichtung zirka 53.700 K.
Das Gebäude des Technischen Militärkomitees (Abb. 423, 424), VI., Getreidemarkt 9, wurde
in den Jahren 1862 — 1864 auf den Gründen des ehemaligen Jesuitcrhofes, welcher als Fortifikations-
bauhof gedient hat, für Zwecke des Geniewesens nach dem in der Geniedirektion verfaßten
Entwürfe von dieser erbaut und nahm zunächst das Geniekomitee und die Geniedirektion auf.
Bei der im Jahre 1868 erfolgten Vereinigung des Geniekomitees mit dem Artilleriekomitee zum
technischen und administrativen Militärkomitee wurde das Gebäude ausschließlich diesem
wissenschaftlichen Hilfsorgane des Reichs-Kriegsministeriums gewidmet und im Laufe der Zeit
mit dem wachsenden Bedarfe an Laboratorien u. s. w. durch Erweiterungs- und Zubauten
') Veröffentlicht in den statistischen Bauberichten über militärische Hochbauten. K. k. Hof- und Staatsdruckerei. Allgemeine
Bauzeitung. 1880. Wochenschrift des österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereines. 1872.
Abb. 423. Militärtechnisches Komitee, VI., Getreidemarkt.
292
Militärgebäude.
wesentlich vergrößert; so im Jahre 1878 durch
Anlage einer photographischen Anstalt, im Jahre
1899 durch den Bau eines Mannschaftswohnge-
bäudes und endlich im Jahre 1902 durch den Bau
eines Kanzleigebäudes. Die Gesamtarea dieser Ge-
bäude beträgt 9320 m-; davon sind 3946 m2 verbaut.
Das Hauptgebäude hat über dem Keller drei Ge-
* schösse, zu welchem im Mittelrisalit ein viertes
I hinzukommt. Die durch gedeckte Gänge mit dem
| Hauptgebäude verbundenen Flügelpavillons sowie
3 die photographische Anstalt haben zwei Geschosse,
das Mannschaftswohngebäude drei, der neue Kanzlei-
trakt fünf Geschosse. Die Baukosten betrugen bisher
zusammen rund 1,255.000 K.
Das Militär-geographische Institut (Abb. 425
bis 427) wurde im Jahre 1839 errichtet mit der
Aufgabe der Ausführung der astronomischen und
geodätischen Vermessungen und der militärischen
Landesaufnahme, der Reduktion der Aufnahmen in
die Kartenmaße, dann der Herstellung und Ver-
vielfältigung der Karten bei steter Evidenthaltung der vorkommenden Veränderungen. Seine
erste Heimstätte fand dieses zu europäischem Rufe gelangte Institut in dem jetzigen Haupt-
gebäude A (Landesgerichtsstraße 7), das in den Jahren 1840 — 1842 erbaut und durch sein einen
Globus als Krönung tragendes Türmchen ein Wahrzeichen Wiens geworden ist. In den Jahren
1870 — 1871 wurde es durch Aufbau eines dritten Stockes erweitert und in seiner äußeren
Architektur verschönert.
Da mit dem fortwährenden Anwachsen der dem Institute gestellten Aufgaben sowie mit
der Vervollkommnung und ausgedehnten Verwertung der neuen Reproduktionsverfahren auch
Mu/eisen-Gas.
a Hauptgebäude, b, c Stall- und Mannschaftsgebäude,
d, e Reitschulen, h Gebäude des Technischen Militär-
komitees, i Mannschaftswohngebäude, k Kanzleigebäude.
Abb. 424. Lageplan der Kriegsschule und des Technischen
Militärkomitees. 1 : 3000.
Abb. 425. Militär-geographisches Institut. Hauptgebäude A, VIII., Landesgerichtsstraße 7.
Gebäude für das gemeinsame Heer.
293
II TT Fl
ff ff II
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II I I I] II
II iffif^H
Abb. 426. Neues militär-geographisches Institut. Hauptgebäude B, VIII., Josefstädterstraße.
die Räume des erweiterten Hauptgebäudes A nicht mehr genügten, wurde im Jahre 1880 die
ehemals J. T. von Trattnernsche Realität in der Josefstädterstraße (Nr. 73) für die Zwecke des
geographischen Institutes adaptiert und als Institutsgebäude B bezeichnet.
In letzter Zeit hat sich teils wegen Raummangel, dann wegen einer beim Institutsgebäude B
unaufschieblich gewordenen Straßenerweiterung die Notwendigkeit ergeben, das Gebäude B
durch einen Neubau zu ersetzen, welcher auf einem Baublock der gegenübergestandenen
alten Kavalleriekaserne 1903 — 1905 aufgeführt wurde. Hiernach sind nunmehr im Hauptge-
bäude A nebst dem Institutskommando die geodätische, Mappicrungs- und kartographische
Gruppe mit ihren verschiedenen Unterabteilungen, dagegen im Gebäude B die ganze technische
Gruppe mit der Photographie-, Heliogravüre-, Kupferstich-, Lithographie-, Photolithographie-
und Pressenabteilung sowie die gesamte Militärmannschaftsabteilung untergebracht.
Das neue Gebäude hat eine 95'60 m lange Hauptfront gegen den öffentlichen Platz und
zwei 24-27 m lange (hofseitige) Flügel mit zwischenliegendem Hofraum. Der Baugrund hat ein
Ausmaß von 5093 m-; davon sind 4039 m2 verbaut. Die beiden Gebäudeflügel sind Doppel-
trakte mit Lichthöfen. Der Fronttrakt hat im mittleren Teil bis zum ersten Stocke eine Trakt-
breite von 28- 17 m. In diesem Stocke befindet sich der 29'40 m lange, die ganze Traktbreite
einnehmende Saal für zwanzig lithographische Schnellpressen. Dieser Saal erhielt eine Beton-
SS Schnellpressensaal. HP Handpressen. K Kanzleien. KD Kupferdruck. AP Autographieprcssen. Z Wohnzimmer.
Abb. 427. Neubau B des Militär-geographischen Institutes. Erster Stock. 1:800.
294 Militärgebäude.
eisendecke auf Pfeilern, die zugleich eine vom zweiten Stocke betretbare offene Plattform für
Arbeiten im Freilicht bildet. Im mittleren Teile der Decke ist eine große Saaloberlichte ein-
gesetzt. Im Erdgeschosse ist der mittlere Raum unter dem Pressensaal als Remise für Feldpressen-
wägen, der hofseitige Teil als Schlosserei. Maschinenwerkstätte, worin auch der dreißigpferdige
Gasmotor aufgestellt wurde, und Tischlerei gewidmet.
Das Gebäude hat ober dem Keller fünf Geschosse, der erste Stock mit 4T0m, die an-
deren Geschosse mit 380 m lichter Raumhöhe. Im vierten Stocke ist die gesamte Instituts-
mannschaft untergebracht, die in ihre Wohnräume über eine eigene Stiege von außen gelangen
kann. Die anderen vier Geschosse enthalten Arbeits- und Kanzlciräume, eine Marketenderei
und zwei kleine Wohnungen. Im Keller sind die ausgedehnten Steindepots für die Lithographie,
diverse andere Magazine und die Zentralhcizanlage untergebracht. Zur Beheizung sämtlicher
Räume für den Arbeitsbetrieb und die Mannschaftsunterkunft dient eine Niederdruck-Dampf-
heizungsanlage. Die Beleuchtung ist für Elektrizität und Leuchtgas derart eingerichtet, daß die
eine oder die andere Beleuchtungsart nach Bedarf angewendet werden kann. Der Betrieb der
Arbeitsmaschinen erfolgt mit elektrischem Strom, der bei Versagen der städtischen Stromquelle
mit Hilfe des Gasmotors selbst erzeugt werden kann. Die Gesamtbaukosten, ohne Baugrund
und ohne innere Einrichtung, betrugen 1,878.000 K.
Kasernen.
Zu den ältesten Kasernen Wiens gehörten die nun nicht mehr bestehenden Salzgries-
kaserne (1745) und Getreidemarktkaserne (1748), durch deren Bau sich die Ge-
meinde im Sinne des von der Kaiserin Maria Theresia erlassenen Einquartierungsgesetzes
(1748) von der Bequartierung der Soldaten bei den Bürgern befreite, und die bis in die zweite
Hälfte des vorigen Jahrhunderts bestanden haben. Unter Kaiser Josef II. wurde 1776 — 1779 die
Alserkaserne, IX., Alserstraße 2, gebaut. Von dem 26.673 m- betragenden Gesamtareale der-
selben sind 13.952 m'2 derart verbaut, daß fünf verschieden große, geschlossene Höfe gebildet
werden. Die unteren drei Geschosse sind gewölbt, das oberste hat Holzdecken. Die Kaserne
bietet Unterkunft für 2 Infantericregimentsstäbe, 6 Infanteriebataillone, das Garnisonsgericht
mit der Sektion I des Garnisonsarrestes und enthält weiters 21 Offizierswohnungen verschiedener
Größen und 25 Wohnungen für verheiratete Unteroffiziere. Ungefähr ebenso alt wie die Alser-
kaserne ist auch dieRennweger Artilleriekaserne, III., Rennweg 89. Diese Kaserne wurde
nie planmäßig völlig ausgebaut. Von ihrem Gesamtareale von 80.816 m2 sind nur 18.574 m2
teilweise geschlossen verbaut. Sie bietet Raum für 890 Mann und 244 Pferde sowie für elf
Wohnungen und mehrere Kanzleien.
Aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts stammten auch die Gebäude der Holz-
hofkasernc und der Poststallkaserne, die, wie schon ihre Benennungen andeuten, ur-
sprünglich für andere Zwecke gebaut waren und nun, durch Neubauten ersetzt, aufgelassen
und demoliert worden sind. Ebenso alt wie diese Kasernen waren auch die älteren Teile der
Kavalleriekaserne in der Josefstadt, welche erst 1850 ausgebaut wurde; ferner jene in der
Leopoldstadt und die Kavalleriekaserne in Meidling, deren älterer Teil 1835/1836, die
jüngeren 1851 ausgeführt wurden. Von diesen drei Objekten besteht nur mehr die letzterwähnte
Kaserne für zwei Kavallerieeskadronen.
In den Jahren 1844 — 1853 erfolgte der Bau der neueren Trakte der Heumarktkaserne.
III., Heumarkt 27, als Ergänzung zu den älteren Unterkunftsobjekten in den rückwärtigen
Partien der Kaserne. Diese Kaserne bietet gegenwärtig Unterkunftsraum für den Stab und drei
Bataillone eines Infanterieregiments, 1 Jägerbataillon, den Stab und 4 Batterien eines Divisions-
Artillerieregiments mit seinen Kadres, für das Garnisonsgericht und den Garnisonsarrest
(Sektion II) und endlich für das Transporthaus der Garnison. Ein Fortschritt war beim Bau
dieser Kaserne darin zu bemerken, daß die Stallungen in ebenerdige, selbständige Gebäude
verlegt wurden und die Bildung geschlossener Höfe vermieden blieb. Die Gesamtarea dieser
Kaserne beträgt 29.455 m2, wovon 11.872 m2 verbaut sind.
Bemerkenswert ist die Geschichte der Stiftkaserne (Abb. 428, 429), VII., Mariahilfcrstraße
22- — 24 und Stiftgasse 2. Diese Kaserne stehtauf den Gründen der ehemaligen, 1666 errichteten
Richthausen von Chaosschen Waisenstiftung, die Schul- und Versorgungszwecken diente. Als
die Herzogin Maria Theresia Felicita von Savoyen, geborene Fürstin Liechtenstein, den Entschluß
gefaßt hatte, ein Erziehungsinstitut für adelige Söhne zur Ausbildung im Militär- und Ver-
waltungsdienst zu stiften, wurde 1746 ein Teil der Chaosschen Stiftungsgründe hierfür in An-
Gebäude für das gemeinsame Heer.
295
Abb. 428. Tor der Stiftkaserne im VII. Bezirke.
spruch genommen, der große, damals dreigeschossige
Trakt an der Stiftgasse erbaut und darin die Savoysche
Ritterakademie eingerichtet, an deren Stelle später, mit
einigen Unterbrechungen, die Ingenieurakademie trat.
Zu dieser gehörte das Akademiehauptgebäude in der
Stiftgasse mit der gegen die Sicbenstcrngassc an-
schließenden gedeckten Reitschule und einigen kleinen
Nebenobjekten, dann der zweistöckige sogenannte
Mosertrakt an der Mariahilfcrstraßc, in welchem sich
früher die Chaos-Stiftung befand, ferner der den
großen Garten östlich begrenzende Sappeurtrakt mit
anschließendem Stalltrakte und endlich die als Teil
der Savoyschen Stiftung vom Architekten Henrici er-
baute Stiftkirche, die mit ihrem, durch besondere
Eleganz ausgezeichneten, barocken Turmhelme zum
Wahrzeichen und zur besonderen Zierde der Maria-
hilferstraße geworden ist (siehe Kirchenbauten).
Als im Jahre 1850 die Ingenieurakademie unter
dem Namen „Genieakademie" nach Klosterbruck bei
Znaim kam, wurden ihre hiesigen Gebäude zu Kasern-
zwecken als „Stiftkaserne" verwendet und in dem
zum Hofe gewordenen Garten ein viergeschossiger
Kasernentrakt, der sogenannte Mitteltrakt, erbaut.
Bei der Vereinigung der Genieakademie mit der
in Mährisch-Weißkirchen bestandenen Artillerieakade-
mie zur „Technischen Militärakademie" (1869) wurde
dieser das alte Hauptgebäude in der Stiftgasse zuge-
wiesen und demselben ein viertes Stockwerk aufge-
setzt. Bald darauf wurde ein Vorschlag des Baurates
Karl Freiherrn von Schwarz, den Mosertrakt durch
Umbau rentabler zu machen, von der Heeresverwal-
tung angenommen und dieses Projekt in den Jahren
1873 — 1875 ins Werk gesetzt. Hiernach blieben die
Mietzinse der Räume im Tiefparterre, Erdgeschoß und
Mezzanin (exklusive der Brennmaterialdepots für die
Wohnungen und Kanzleien der oberen Stockwerke)
dem Unternehmer auf 30 Jahre zur Verzinsung und
Amortisation des Baukapitals überlassen. Der Umbau
wurde nach den Plänen des Architekten Eugen Schweigel
und unter seiner Leitung ausgeführt und kostete
2,200.000 K. An der kräftig betonten Hauptfassade in
der Mariahilferstraße war das Zusammenziehen je dreier Fensterachsen zu einer, Erdgeschoß
und Mezzanin umfassenden großen Arkade ein glücklicher Griff, durch den im Verein mit
wirksamen Risalitanordnungen sowie Hervorhebung der beiden großen Toreinfahrten mittels
freistehender Säulenpaare jede Monotonie in der 145-6m langen Fassade vermieden wurde.
Der Sappeurtrakt und der Mitteltrakt verblieben als Infanteriekaserne bis zur Errichtung
der Infanterie-Kadettenschule, die, im Jahre 1875 hierher verlegt, bis zur Vollendung des für
sie bestimmten Neubaues hier verblieb. Die oberen Geschosse des neuen Mosertraktes wurden
für Kanzleien des General-Bauingenieurs und von Truppenstäben sowie für Wohnungen von
Offizieren und Beamten bestimmt.
An den von der Technischen Militärakademie belegten Räumlichkeiten wurden
Laufe der Jahre fortwährend Verbesserungen vorgenommen, um sie pädagogischen
hygienischen Anforderungen entsprechender zu machen; da es aber nicht möglich war,
diesem Wege einen Zustand zu erreichen, bei dem allen modernen
militärischen Hochschule genüge geleistet worden wäre,
für die Akademie auf einem großen Baugrunde bei
von 5,000.000 K einen
bezogen wurde.
a Sappeurtrakt.
b Mitteltrakt.
c Mosertrakt,
d Stalls;ebäude.
Abb. 429.
Lageplan der Stiftkaserne im VII. Bezirke.
1 : 5000.
im
wie
auf
Erfordernissen einer
entschloß sich die Heeresverwaltung,
Mödling mit einem Kostenaufwande
weitläufigen Neubau aufzuführen, der im Jahre 1904 fertiggestellt und
296
Militärgebäude.
Die für immerwährende Zeiten zur Savoyschen Rittcrakademie bestimmten Gebäude, die
über dem Portale in der Stiftgasse noch jetzt das Savoysche und Liechtensteinsche Wappen
tragen, mit allem, was später dazu kam, sind nun wieder zur Kaserne geworden und be-
herbergen außer dem Kriegsarchiv, das wegen Raummangel aus dem Kriegsministerialgebäude
in das frühere Hauptgebäude der Akademie verlegt wurde, und den schon erwähnten Kanzleien
und Wohnungen im neuen Mosertrakte Räume für Truppen- und Spezialschulzwecke und die
Unterkünfte für einen Regimentsstab und 3 Infanteriebataillonc. Die Gesamtarea mißt 35.900 m'2,
davon sind 15.000 m2 verbaut.
Einen eigenartigen Charakter hatte die im Jahre 1900 demolierte Franz Josef-Kaserne
nächst dem Stubenring und Franz Josefs-Kai und besitzt, wenn auch etwas modifiziert, die
noch bestehende Rossauer Kaserne nächst dem Schottenring und Kai. Die Franz Josef-
Kaserne hatte als sogenannte Defensionskaserne einen Bestandteil der ehemaligen inneren
Fcstungsumwallung gebildet.
Auch die Rossauer Kaserne (Abb. 430, 431) (Donaukai — Schlickplatz) sollte, wenngleich
deren Erbauung schon in die Zeit der Auflassung und Demolierung der Festungswälle fällt, den
allgemeinen Charaker eines verteidigungsfähigen Objektes erhalten, um bei militärischen Aktionen
als Stützpunkt dienen zu können. Hiermit waren aber auch gewisse Nachteile in der inneren
Verbauungsweise verbunden, wodurch diese Kaserne im Vergleiche mit modernen Kasernen-
bauten gegenwärtig hygienisch minderwertig erscheint. Diese Nachteile gipfelten insbesondere
in der gedrängten Verbauung mit völlig geschlossenen, mäßig großen und auch kleinen inneren
Höfen, in der Anwendung des alten Systems der tiefen, kasematteartigen, nur von geschlossenen
Korridoren zugänglichen Mannschaftswohnzimmer, Übereinanderlegung von vier und in den
Eck- und Mittelrisaliten fünf Geschossen und Anordnung von Stallräumen im Parterre der
beiden dreigeschossigen Quertrakte. Diese in den Jahren 1865 — 1870 in Ziegelrohbau aus-
geführte Kaserne bietet Raum für 2400 Mann und 390 Pferde. Außerdem enthält sie noch
99 Offizierswohnungen verschiedener Größe und 43 Wohnungen für verheiratete Unteroffiziere.
Ferner befinden sich in derselben die Kanzleien des Generalgenieinspektors, eines Truppen-
divisions- und eines Brigadekommandos, endlich jene des Militärpfarrers. Die Gesamtgrund-
fläche mißt 43.293 m2, wovon 17.936 m2 verbaut sind. Die Baukosten des fast durchgehends
auf Piloten fundierten Gebäudes betrugen 5,948.400 K. Die beiden vorgenannten Kasernen
wurden vom Geniestab ausgeführt.
Die gesetzliche Regelung der Unterkunftserfordernisse für die Truppen des k. u. k. Heeres
und der Landwehren und die Feststellung der Art und Weise der Beschaffung dieser Unter-
künfte gab die unmittelbare Veranlassung zur Aufstellung grundsätzlicher Bestimmungen für
den Bau von Kasernen und Militärspitälern, welche einerseits im „Einquartierungsgesetze",
anderseits in der „Instruktion zur Ausmittlung der Raumbedürfnisse für das k. u. k. Heer"
und in den „Anleitungen für den Neubau von Kasernen und Militärspitälern" enthalten sind.
Hierzu hat der damalige Hauptmann im Geniestabe und Lehrer am höheren Geniekurse (jetzige
Hofrat) Franz R. von Gruber Beispiele für den Entwurf von Kasernbauten und Truppen-
spitälern ausgearbeitet, die mit vielem Nutzen bis heute in Verwendung stehen. Sie charak-
terisieren den modernen Kasernbau in Österreich-Ungarn.
Die erste, wenigstens in der Hauptsache den neueren Vorschriften entsprechend gebaute
Kaserne in Wien ist die von der Gemeinde in den Jahren 1880 — 1882 zum Ersätze der Salz-
grieskaserne mit einem Kostenaufwande von 680.000 K der Heeresverwaltung auf einem ärari-
schen Grundstücke beigestellte Infanteriekaserne am Rennweg (Nr. 89). Dieselbe besteht
aus zwei über dem Keller viergeschossigen Mannschaftswohngebäuden, einem ebenerdigen
Torgebäude und einem Stallgebäude. In den beiden
ersteren sind alle Mannschaftsunterkünfte mit sonstigen
Nebenräumen, Kanzleien etc. untergebracht, wodurch
sich bei der inneren Raumeinteilung manche, nicht
durchwegs glücklich überwundene Schwierigkeiten er-
gaben. In der Kaserne sind der Stab und zwei Batail-
lone eines Infanterieregimentes untergebracht. Die Ge-
samtarea mißt 15.030 m2, wovon 2817 m2 verbaut sind.
Der bedeutendste Umschwung im Wiener Kasernen-
bau trat nach der Sanktionierung des Gesetzes vom
a Südtrakt, b Mitteltrakt, c Nordtrakt. 10. Juni 1891 ein, womit die sogenannte Wiener Ka-
Abb. 430. Rossauer Kaserne. Lageplan. 1:5000. seriitraiisaktion ins Leben gerufen wurde. Mit diesem
Gebäude für das gemeinsame Heer.
297
Abb. 431. Rossaucr Infanteriekaserne im IX. Bezirke.
Gesetze wurde der Finanzminister ermächtigt, die Franz Josef-Kaserne am Stubenring, die
Kavalleriekaserne in der Josefstadt, die Infanteriekaserne in der Gumpendorferstraße, die Post-
stallkaserne im III. Bezirke, die Holzhofkaserne in der Favoritenstraße, das Militär-Verpflegs-
depot in der Florianigasse und eine Anzahl ärarischer Gründe zu veräußern, den Erlös aber
der Heeresverwaltung zur Beschaffung von Ersatzunterkunftsbauten zur Verfügung zu stellen.
Zur Durchführung dieser Transaktion wurde anfangs die Vermittlung des Stadterweiterungsfonds
in Anspruch genommen, welcher die für die ersten Ersatzobjekte erforderlichen Geldsummen
vorstreckte. Durch den Verkauf der kostspieligsten Gründe, jener der Franz Josef-Kaserne, mit
dem die Aktion beginnen sollte, wollte man nicht nur die Vorschüsse des Stadterweiterungs-
fonds tilgen, sondern auch einen Fonds zur Fortsetzung der Aktion ansammeln. So entstanden
zuerst als Ersatz für die genannte Kaserne die Graf Radetzky-Infanteriekaserne auf der Schmelz,
die Erzherzog Albrecht-Infanteriekaserne und die Erzherzog Wilhelm -Artilleriekaserne im Prater.
Ferner wurde ein Neubau für die Infanterie-Kadettenschule in Breitensee aufgeführt, um die
bislang von derselben in einem Teile der Stiftkaserne innegehabten Räume als Ersatz für
die demolierte Getreidemarktkaserne verwenden zu können.
Da in den ersten 10 Jahren der Grundverkauf nicht rasch genug von statten ging, wurde
die Weiterführung der Kaserntransaktion auf rein geschäftlicher Basis, losgelöst von jeder
bureaukratischen Beengung, versucht und damit ein Konsortium, bestehend aus der Gemeinde
Wien und zwei Wiener Banken (Union-Baugesellschaft und Allgemeine Depositenbank), betraut.
Die guten Erfolge dieses Versuches ermöglichten nun, auch den Ersatzbau für die Kavallerie-
kaserne und das Gebäude B des Militär-geographischen Institutes (Bettenmagazinsgebäude) in
der Josefstadt ins Werk zu setzen, sowie die Trainkaserne in Meidling zum Ersätze der Post-
stall- und Flolzhofkaserne zu erbauen. Zum Ersätze für die Kaserne in der Gumpendorfer-
straße dienen die nach Verlegung der technischen Militärakademie in den Neubau bei Mödling
in der Stiftkaserne frei gewordenen Räumlichkeiten. Zur Verfassung der Bauprojekte und
militärtechnischen Leitung der Transaktionsbauten wurde vom Reichs-Kriegsministerium die
„Abteilung für Transaktionsangelegenheiten" aufgestellt, mit einem Oberst des Bauingenieur-
korps an der Spitze. Zur Durchführung der Bauten wurde für jede Kaserne eine Bauleitung
eingesetzt, welche bei der Radetzky-Kaserne, den beiden Kasernen im Prater und der Infanterie-
Kadettenschule aus Ingenieuren des Ministeriums des Innern und aus Militär-Bauingenieuren
bestand, bei der Kavalleriekaserne in Breitensee und der Trainkaserne in Meidling jedoch nur
298
Militärgebäude.
Abb. 432.
Graf Radetzky-
Infanterickaserne.
Lageplan. 1 : 4000.
a Offiziers-
Wohngebäude.
b Stabsgebäude.
c,d,e Mannschafts-
Wohngebäude.
f Wach- und
Arrestgebäude.
g Stallgcbäude.
J
bietenden bautechnischen Errungenschaften
durch Offiziere und Ingenieure
des Militär-Bauingenieurkorps ge-
bildet war. Dem Generalbau-
ingcnicur oblag die Entschei-
dung aller Angelegenheiten inner-
halb des genehmigten Baupro-
grammes.
Die vorbezeichneten Trans-
aktions-Kascrnbauten entsprechen
in allen Details den modernsten
Anschauungen, und ist bei den-
selben allen an Massenquartiere
zu stellenden hygienischen An-
forderungen Rechnung getragen
und von allen für derlei Unterkünfte Vorteile
Gebrauch gemacht worden.
Die Graf Radetzky -Infanteriekaserne (Abb. 432, 433) auf der Schmelz ist in den Jahren
1894 — 1896 erbaut worden. Sie enthält 14 Offizierswohnungen verschiedener Größe, 15 Woh-
nungen für verheiratete Unteroffiziere, dann Unterkünfte für 1142 Mann und 19 Pferde. Das
Gesamtareale mißt 18.668m2, wovon 5951m- verbaut sind.
Die Kaserne besteht aus 1 Stabsgebäude, 3 Mannschaftsgebäuden, 1 Stallgebäude und
1 Wach- und Arrestgebäude. Für die Wohnungen der Offiziere und die Raumbedürfnisse der
Offiziersmenage wurde ein eigenes Offiziers- Wohngebäude auf einem angrenzenden Bau-
grunde errichtet. Im Tiefparterre befindet sich außer den erforderlichen Kellerräumen auch
eine Waschküche und kleine Offiziersbadeanstalt. Das Stabsgebäude enthält die Kanzleien, die
Inspektionsräume, die Mannschaftsschulen, die Unterkünfte für die Kadetten, Einjährigfreiwilligen
und leichtkranke Mannschaft, dann alle Wohnungen für verheiratete Unteroffiziere. Das Offiziers-
Wohn- sowie das Stabsgebäude haben vier Geschosse ober dem Tiefparterre; das Mann-
schafts-Wohngebäude I hat vier Geschosse; die Mannschafts-Wohngebäude II und III, dann
das Arrest- und Wachgebäude drei Geschosse ober dem Tiefparterre; die Tiefparterreräume
der Mannschaftsgebäude sind für Küchen, Turn- und Speisesäle verwertet. Die übrigen Räume
der Tiefparterre wurden für jene Anlagen ausgenützt, welche der gemeinsamen Benützung
aller Kasernbewohner dienlich sind, als: Marketenderei, Duschraum, Waschküche etc. Zur Er-
zeugung des Warmwassers für das Duschbad und die Waschküche ist ein Niederdruckdampf-
kessel installiert, die Räume zur Wäschereinigung und Trocknung sind mit modernen maschi-
nellen Einrichtungen ausgestattet. Das Trinkwasser aus der städtischen Hochquellenleitung
ist in alle Stockwerke geleitet. Das Nutzwasser wird aus einem im Tiefparterre des Stabs-
gebäudes angelegten Brunnen mittels eines Benzinmotors gepumpt. Alle Klosetts und Pissoirs
haben Wasserspülung, die Mannschaftsaborte Trogklosetts mit gemeinschaftlichem Trog für
Abb. 433. Graf Radctzky-Infanteriekasernc auf der Schmelz.
Gebäude für das gemeinsame Heer.
299
Abb. 434. Erzherzog Albrecht-Infanteriekaserne im Prater.
vier bis fünf Sitze und automatischer intermittierender Wasserspülung. Die Beleuchtung der
Kaserne erfolgt mit Steinkohlengas. Die Kosten des Kasernbaues (ohne Grundankauf) be-
tragen 1,762.000 K
Erzherzog Albrecht-Infanteriekaserne, IL, Santa Lucia-Platz (Abb. 434, 435). Dieselbe
wurde in den Jahren 1894 — 1896 erbaut und bietet Unterkunft für 1168 Mann und 27 Pferde.
Die Gesamtarea beträgt 27.238 m'2, wovon 8027 m2 verbaut sind.
Die Kaserne besteht aus 1 Offiziers-Wohngebäude, 1 Offiziers-Schul- und Menagegebäude,
1 Unteroffiziers-Wohngebäude, 1 Stabsgebäude, 2 Mannschafts-Wohngebäuden 1 und II, 1 Wach-
und Arrestgebäude, 1 Augmentationsmagazinsgebäude und 1 Stallgebäude. Das Offiziers-Wohn-
gebäude enthält 13 Wohnungen in drei Obergeschossen. Das Offiziers-Schul- und Menage-
gebäude besteht aus Tief- und Hochparterre und enthält die Offiziers-Schul- und Speiseräume
mit ihren Nebenerfordernissen sowie eine kleine Offiziersbadeanlage. Das Unteroffiziers-Wohn-
gebäude besteht aus einem Keller- und drei Obergeschossen. Es enthält 18 Unteroffiziers-
wohnungen. Das Stabsgebäude mit einem Keller- und drei Obergeschossen enthält die Kanzleien,
die Unterkunft für leichtkranke Soldaten, die Mannschaft des Regimentsstabes, die Einjährig-
freiwilligen- und die Mannschaftsschulräume. In den Mannschafts-Wohngebäuden I und II sind
je sechs Kompagnien, und zwar je zwei in einem Geschoß, untergebracht. Im Tiefparterre
sind die Mannschaftsküchen, die Speisezimmer, die Turn- und Fechtsäle angeordnet; außer-
dem im Gebäude I die Wasch- und Duschräume, im Gebäude II die Marketendereilokalitäten.
Das Augmentationsmagazin besteht aus Souterrain, Hochparterre und erstem Stocke. Die Wasser-
versorgung, Kanalisation, Einrichtung der Aborte, des Duschbades und der Waschküche etc.
sind wie bei der Radetzky-Kaserne gestaltet. Die Beleuchtung der Kaserne wird mit elektrischen
Glühlampen bewirkt. Die Baukosten der Kaserne, welche durch die tiefe Fundierung sich
wesentlich erhöhten, betragen ohne Grundankauf 2,1 00.000 K
Erzherzog Wilhelm-Artilleriekaserne, IL, Vorgartenstraße (Abb. 436 bis 438). Der Bau
dieser nächst der vorbeschriebenen gelegenen Kaserne wurde in den Jahren 1895 — 1896 auf
einem Grundstücke von 40.522 m2 Fläche ausgeführt, wovon 9152 m2 verbaut sind.
Die Kaserne enthält die Unterkünfte für ein Divisions-Artillerieregiment mit Stab und vier
Batterien, einen Munitionspark- und einen Ersatzdepotkadre (435 Mann und 236 Pferde). Das
Offiziers-Wohngebäude,
welches nebst sechs Offi-
zierswohnungen Schul- und
Speiseräume und Kanzleien
enthält, ist auf einem von
der Kaserne durch eine
Straße getrennten Grunde
erbaut und hat drei Ge-
schosse ober dem Tief-
parterre.
Die Kasernanlage be-
steht aus: 2 Mannschafts-
Wohngebäuden, 1 Mittel-
gebäude, 7 Stalteebäuden
Abb. 435.
Erzherzog Albrecht-
Infanteriekaserne.
Lageplan. 1:4000.
a Offiziers-Wohn-
gebäude.
b Offiziers-Menage-
gebäude.
c Stabsgebäude.
d Unteroffiziers-
Wohngebäude.
e Wach- und Arrest-
gebäude.
f Mannschafts-
Wohngebäude.
g Stall- und Remi-
sengebäude.
h Magazin.
300
Militärgebäude.
Abb. 436. Erzherzog Wilhelm-Artilleriekaserne im Prater.
und den nötigen Remisen, Depots, Schmiede, einer kleinen gedeckten Reitschule u. s. w. Im
Hofe der Kaserne sind noch zwei offene Reitschulen, eine Pferdeschwemme und ein Turn-
platz angeordnet. Die beiden Mannschafts-Wohngebäude enthalten im ersten und zweiten Stocke
die Unterkunft je einer Batterie. Das Hochparterre des Mannschaftsgebäudes I dient zur Unter-
bringung der beiden Kadres, der Einjährigfreiwilligen, der Untcroffiziersschule, der Menage-
verwaltung und Werkstätten, jenes des Mannschaftsgebäudes II dient für die Unterbringung
des Augmentationsmagazins, der Marketenderwohnung und der leichtkranken Mannschaft. Im
Tiefparterre der beiden Mannschaftsgebäude wurden die Küchen, für jede Unterabteilung ge-
sondert, die Speisesäle und Depots angelegt. Das Gebäude I enthält außerdem die Waschküche
und Badeeinrichtung, dann den Raum für einen Benzinmotor für die Nutzwasserleitungsanlage.
Der Aufbau in den Mittelrisaliten der beiden Gebäude enthält Magazine. Das Mittelgebäude,
zwischen den beiden Mannschaftsgebäuden gelegen, enthält im Parterre die Räume für den
Inspcktions- und Wachdienst und für Strafzwecke. Der erste Stock in jedem der Flügeltrakte
ist zu Wohnungen für verheiratete Unteroffiziere verwertet.
Die Batteriestallungen sind als Querstallungen ausgebildet. In der Mitte jedes Stallgebäudes
sind im Erdgeschosse die Hafer- und Sattelkammern und im Halbstocke darüber die Heu-
und Strohdepots untergebracht.
Die Wasserversorgung, Kanalisierung, Details der Abortanlagen, des Duschbades und der
Waschküchen etc. und Vorkehrungen zur Beleuchtung sind in gleicher Art eingerichtet wie
bei der Erzherzog Albrecht-Infanteriekascrne. Die Baukosten der Kaserne, bei welcher sich
ebenfalls große Fundierungsschwierigkeiten ergaben, betragen ohne Grundankauf 1,816.000 K.
Die Graf Radetzky-Kascrne sowie die beiden vorbeschriebenen „Praterkasernen" sind
durchwegs in Putzbau hergestellt und in einfachem Renaissancestil gehalten.
Kaiser Franz Josef-Kavalleriekaserne, XIII., Breitenseerstraße (Abb. 439 bis 442). Die
Erbauung dieses, die Josefstädter Reiterkaserne ersetzenden großen Kascrnenetablissements
erfolgte in den Jahren 1901 — 1903. Es besteht aus zwei durch die
Breitenseerstraße getrennten Kaserngruppen, und zwar der südlich dieser
Straße liegenden Gruppe für vier Eskadronen, den Regimentsstab und
den Ergänzungskadre und der nördlichen Gruppe für zwei Eskadronen
und den Pionnierzug. Demnach bietet die Kaserne Unterkunft für ein
komplettes Kavallerieregiment. Von der nördlichen Kaserngruppe durch
B Offizicrs-Wolingebäude. b Mannschafts-Wohngebäude. c Mittelgebäude, d Stallungen.
e Geschützremisen, f Stall für den Stab etc. i Reitschule.
Abb. 437. Erzherzog Wilhelm-Artilleriekaserne im Prater. Lagcplan. 1:4000.
Abb. 43S. Erzherzog Wil-
helm-Artilleriekaserne. Offi-
ziers-Wohngebäude.
Erster Stock. 1:800.
Gebäude für das gemeinsame Heer. 30 I
eine fremde Realität getrennt, mit der Front gegen die Brcitenseerstraße gestellt, ist das Offiziers-
Wohngebände und in dem dazugehörigen Garten das Offiziers-Schul- und Menagegebäude
aufgeführt.
Östlich der nördlichen Kaserngrnppe, von dieser durch die Montleartstraße getrennt,
steht die Vcrpflcgsdcpotgriippe (Ersatz für die Brcitcnfelder Depots), welche zur Vorrathaltung
von Fourage für die in der nächsten Umgebung liegenden Truppen angelegt wurde. Zur
vollständig abgesonderten Unterbringung verdächtigkranker Pferde wurde außerhalb des Kasern-
ctablissements auf einem isolierten Baublock ein Kontumazstall erbaut.
Die südliche Kaserngruppe enthält vier dreigeschossige (Tief- und Hochparterre,
ersten Stock) Mannschafts-Wohngebäude, wovon jedes im Hochparterre und im ersten Stocke
je einer Eskadron Raum bietet, während in den Tiefparterres die Mannschaftsküchen, Fecht-
und Turnsäle, die Marketendern, die Duschbäder, Werkstätten für Waffenmeister, Tischler
und Schlosser, dann Magazine für Viktualicn und Brennmaterial eingerichtet sind. In den er-
höhten Mittelrisaliten sind die Unterabteilungsmagazinc für Bekleidungs- und Ausrüstungs-
vorräte der Eskadronen eingeteilt.
Jede der symmetrisch gegen die Hauptachse der Kaserne gestellten acht Halbeskadrons-
stallungen bietet Unterkunft für 80 Mannschaftspferde, dann in der separierten Abteilung an
den Gebäudestirnseiten Raum für 6 Offizierspferde mit den nötigen Nebenräumen. Die Stallungen
sind als sogenannnte Querstallungen ausgeführt. Die Pferdestände haben Lehmboden, die
Mittel- und Verbindungsgänge der Stallräume Holzstöckelpflaster in Asphalt auf Betonunterlage,
die Putzräume Keramit-(Kunstbasalt-)Pflaster auf Beton. Die Türen, Fenster, Streifbaumständer
sind Eisenkonstruktionen, die Stalldecken Gewölbe zwischen Eisentraversen, darüber mit zirka
0-80m Luftraum Holzzementdächer. Ganz gleich mit den vorbeschriebenen Stallungen ist das Stall-
gebäude für den Kadre und jenes für die Pferde der Einjährigfreiwilligen. Ferner besteht
noch ein Stall für 12 Offizierspferde des Stabes und ein Stall für 24 Remontpferde.
In der Hauptlängenachse dieser Kaserngruppe steht an der Leyserstraße das Stabs-
gebäude; es enthält im Parterre die Regimentskanzleien und die Abteilung für leichtkranke
Mannschaft, im ersten und zweiten Stocke die Einjährigfreiwilligenschule, die Unteroffiziers-
bildungsschule, Küche und Wohnräume der Kadremannschaft und die Kadrekanzlei. Beiderseits
des Stabsgebäudes stehen noch an der Leyserstraße eine kleine gedeckte Reitschule (22 : 50 m
Reitbahn) und zwei Fuhrwerksremisen mit angefügtem Feuerlöschrequisitendepot. An der
Breitenseerstraße liegt zwischen den beiden Mannschafts-Wohngebäuden in der Hauptachse
des großen Formierungsplatzes der Truppe das sogenannte Eingangsgebäude, durch welches
der Haupteingang in das Etablissement führt. Es hat zwei Etagen über dem Keller und enthält
im Erdgeschoß das geräumige Haupteingangsvestibül, Wach- und Arrestlokale, ein Kassenlokal
und die Räume der Regimentsfleischregie; im Mittelrisalit im ersten Stocke eine hübsche Kapelle
mit Balkon gegen den Formierungsraum, dann Kanzleien, Unteroffizierszimmer, das Telephon-
zimmer etc. Im Keller ist unter den Fleischregieräumen eine Kühlanlage für Fleisch und Vik-
tualien mit Korkziegelisolierungen nach System Kleiner & Bockmayer eingerichtet. Gegenüber
dem Eingangsgebäude befindet sich an der Spallartgasse das Unteroffiziers-Wohngebäude mit
drei Geschossen ober dem Keller, die Wohnungen für zehn verheiratete Unteroffiziere, den
Marketender und einige ledige Unteroffiziere bietend. An der Spallartgasse befindet sich ferner
noch der Stall für schwerkranke Pferde, aus zwei Stallobjekten mit dazwischenliegendem Hof-
raum bestehend. Zur Aufnahme der Vorräte an Monturen und Rüstungen für den Kriegsfall
dient das Augmentationsmagazin an der Breitenseerstraße.
Im rückwärtigen Teil der Kaserne stehen zwei große gedeckte Reitschulen mit 22 : 60 m
Reitbahnen mit eisernen Dachstuhlkonstruktionen, eine große Hufbeschlagschmiede und sechs
offene Reitschulen.
Die nördliche Kaserngruppe enthält zwei Mannschafts-Wohngebäude mit je zwei
Halbeskadronsstallungen, dann einen Stall für die Pferde des Pionnierzuges. Zu dieser Gruppe
gehören noch ein Wachgebäude mit Tiefparterre und zwei Obergeschossen, worin Wach-
und Arrestlokale, die Unterkünfte für die Mannschaft des Pionnierzuges und Magazine unter-
gebracht sind; dann ein kleines Unteroffiziers-Wohngebäude mit Wohnungen für fünf ver-
heiratete Unteroffiziere und den Marketender sowie einigen Zimmern für leichtkranke Mann-
schaft; ferner ein Remontenstall für zwölf Pferde, ein Krankenstall mit sieben Ständen, eine
Hufbeschlagschmiede, endlich eine große gedeckte und zwei offene Reitschulen. Das Offiziers-
Wohngebäude hat vier Geschosse ober dem Kellergeschoß und enthält zehn verschieden große
Wohnungen für Offiziere, eine Hausdienerwohnung und ein Kadettenzimmer. Das an der
302
Militärgebäude.
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Gebäude für das gemeinsame Heer.
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Abb. 440. Kavallerickasernc im XIII. Bezirke. Mannschafts-Wohngcbhude.
Hochparterre. 1 :S00.
Abb. 441. Kavallerickaserne im XIII. Bezirke.
Offiziersmenage. Hochparterre. 1:800.
Abb. 442. Kavallerie-
kaserne im XIII. Be-
zirke. Stallgebäude.
1 : 800.
Gartenseite des Offizicrs-Wohngebäudes
befindliche Offiziers-Schul- und Menage-
gebäude besitzt ein Hoch- und Tiefparterre. Ersteres enthält den schön
eingerichteten Speisesaal, den Schul- und Fechtsaal, ein Bibliotheks- und
ein Nebenzimmer, Empfangsräume mit Garderobe und ein Ordonnanzzimmer.
Im Tiefparterre liegen die Wirtschaftslokalitäten.
Die Verpflegsdepotgruppe besteht aus zwei hohen, ebenerdigen, ge-
mauerten, mit eiserner Dachkonstruktion überdeckten Heu- und Strohdepots,
welche baulich möglichst feuersicher eingerichtet wurden; ferner aus dem
viergeschossigen Haferdepot, einem reinen Betoneisenbau mit Holzzement-
eindeckung auf der obersten Geschoßdecke.
Die Fassaden sämtlicher Objekte sind mit Steinsand geputzt und zeigen
moderne Architekturformen in bescheidener Ausstattung. Das System der
Kanalisierung und Aborteinrichtungen gleicht jenem bei den übrigen neuen
Kasernen. Zum Trinken, Kochen und sonstige Zwecke ist Hochquellwasser
eingeleitet. Die Beleuchtung erfolgt mit Leuchtgas. Die Gesamtfläche der
Kaserngründe mißt 158.200 m2, wovon zirka 37.400 m2 bebaut sind. Die
Gesamtkosten beliefen sich auf 5,490.500 K.
Trainkaserne in Meidling (Abb. 443, 444). Diese Kaserne bildet das
Ersatzobjekt für die Trainkaserne in der Ungargasse und die Holzhofkaserne
in der Favoritenstraße. Mit dem Bau wurde im Spätsommer 1903 begonnen
und die Kaserne im Herbst 1904 mit Ausnahme der sechs großen Fuhrwerks-
depots für die Augmentationsvorräte bezogen. Die eigentliche Kaserngruppe
liegt im östlichen, die Depotgruppe im westlichen Teil der Area.
Die erstere Gruppe besteht aus dem Stabsgebäude an der kurzen Ostfront, den beiden
großen Mannschafts-Wohngebäuden an den Langfronten, welche mit den rückwärts sich an-
gliedernden Stallungen und Remisen den großen Formierungsplatz umschließen. Hinter den
Stallungen liegen die beiden offenen und die gedeckte Reitschule, vor letzterer der Remonten-
und Krankenstall und die Hufbeschlagschmiede. Die Depotgruppe umfaßt sechs große zwei-
geschossige Fuhrwerksremisen, die, zu je dreien an der Nord- und Südseite liegend, ein ge-
räumiges Werkstättengebäude mit vorliegendem Manipulationshof zwischen sich einschließen.
Längs der Westfront der Kaserne stehen in der Mitte das Magazin für Augmentationsvorräte
an Monturen, Waffen und sonstigen Rüstungsvorräten und beiderseits desselben die Depots
für Pferderüstung und Beschirrung. In die nordwestliche Ecke des Bauplatzes ist der Stall für
verdächtigkranke Pferde gesetzt.
Die Kaserne bietet Raum für den Regiments-, 1 Divisionsstab, 10 Traineskadronen und
1 Trainersatzdepotkadre. In den Mannschaftsunterkünften sind insgesamt 604 Mann unter-
zubringen, darunter auch 30 Einjährigfreiwillige. Im Unteroffiziers-Wohngebäude befinden sich
acht Wohnungen für verheiratete Unteroffiziere.
Die Stallungen enthalten 6>4 Stände für Offizierspferde, 317 Stände für Mannschaftsreit-
und Zugpferde, ferner 10 Stände für Remonten, 7 für schwerkranke, 4 für verdächtigkranke
Pferde. In den Remisen der Traineskadronen können 54 Fuhrwerke, darunter auch 4 Leichen-
wagen, in den sechs großen Fuhrwerksdepots 1 175 Fuhrwerke der Kriegsausrüstung eingestellt
werden. Das Stabsgebäude, das Unteroffiziers-Wohngebäude und die beiden Mannschafts-Wohn-
gebäude sind dreigeschossig; bei den zwei letzteren ist statt des Kellergeschosses ein Tief-
parterre eingebaut.
Der Baucharakter und die innere Einteilung der Unterkunftsobjekte, Stallungen und Re-
misen, ferner die Kanalisation, Wasserversorgung und Beleuchtung sind nach den gleichen
Grundsätzen eingerichtet wie bei der Kavalleriekaserne in Breitensee. Die großen Fuhrwerks-
304
Militärgebäude.
Abb. 443. Trainkaserne im XII. Bezirke. Lageplan. 1:4000.
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I 10 11 I 12 13 1 14- 1 1? 1 16 n\
Abb. 444.
Trainkasernc im XII. Bezirke. Mannschafts-Wohngebäude.
Ebenerd. 1:800.
Legende zu Abb. 443.
a Stabsgebäude,
b Mannschafts-Wohngebäude.
c Unteroffiziers-Wohngebäude .
d Wach- und Arrestgebäude,
g Stallungen,
i Krankenstall,
k Schmiede.
1 Gedeckte Reitschule,
m Werkstätten,
n Fuhrwerksdepots. '
o Magazin für Monturen.
p Magazin für Rüstungen.
remisen, von denen vorläufig nur die drei südlichen gebaut sind, und die beiden Depots
für Pferderüstungen und Bcschirrung sind Betoneisenbauten, das Augmentationsmagazin ein
Mauerbau mit Betoneisenzwischendecken. Bei den großen Fuhrwcrksrcmisen sind die Rampen
zur Entleerung des ersten Stockes nicht, wie sonst üblich, an die Stirnseiten gelegt, wo es an
Raum mangelte, sondern in die Zwischenräume derselben. Hier sind zwischen je zwei Remisen-
gebäuden in der Fußbodenhöhe des ersten Stockes breite Plattformen angelegt, auf welche
aus jeder Remise zwei Tore zum Ausstoßen der Fuhrwerke münden. Von den Plattformen
führen dann Rampen (1:10) beiderseits hinab. Plattformen und Rampen wurden auch ganz in
Betoncisenkonstruktion hergestellt. Die Gebäudefassaden sind in Putz nach modernen Motiven
ausgeführt. Für die ganze Kascrnanlage wurde die Herstellung 5 bis 7-5 m breiter Vorgärten
vor den Bauobjekten vorgeschrieben. Die Gesamtarea des Kasernetablisscments beträgt 89.740 mJ.
wovon 23.200 m'2 verbaut sind und 8400 m'2 auf Vorgärten entfallen. Die Baukosten betragen
ohne Grundankauf und mit Ausschluß der großen Fuhrwerksremisen 2.650.000 K. die Kosten
der drei bereits gebauten Fuhrwerksremisen (für 600 Fuhrwerke) 350.000 K.1)
') Mit Bezug auf die Organisation der Bauleitung bei Militärbauten ist in Ergänzung des im Band I, S. 44 und 46. Mitgeteilten
nachstehendes zu sagen: Im k. und k. Reichs-Kricgsministcrium besteht eine besondere Abteilung für fortifikatorische und eine solche
für sonstige Bauangelcgenheiten. Als Hilfsorgane des Rcichs-Kriegsministeriums für bautechnische Angelegenheiten sind zu nennen:
der General-Bauingenieur und die II. (Genie-)Scktion des Technischen Militärkomitees. Die hiesigen Baulichkeiten für Zwecke des
gemeinsamen Heeres fallen in den Wirkungskreis der Militärbauabteilung des 2. Korpskommandos in Wien. Der Entwurf und die
Ausführung der Militärhochbauten oblagen bis zum Jahre 1S95 mit wenigen Ausnahmen (Arsenal, Korpskommandogebäude, älteres
Militär-geographisches Institut etc.) den Ingenieur- beziehungsweise ( seit 1851) Genie-Offizieren, während nun der Hochbaudienst in
den Händen der Militär-Bauingenieure liegt. Für die bautechnischen Angelegenheiten der Landwehr ist im Ministerium für Landes-
verteidigung ein technischer Referent aufgestellt. A. d. R.
Gebäude für das gemeinsame Heer. 30 3
Exerzier-, Übungsplätze u. dgl.
Die Garnison von Wien besitzt mehrere Exerzierpätze, von welchen jener auf der Schmelz
und jener beim Artilleriearsenale ärarisches Eigentum sind, während die übrigen gemietet
werden. Der 1847 angekaufte Exerzierplatz auf der Schmelz wurde in den folgenden Jahren
durch Zuerwerbungcn allmählich derart vergrößert, daß er gegenwärtig ein arrondiertes Grund-
stück von 9S3.964 in', also nahezu 100ha umfaßt. Zunächst Breitensee befindet sich auf diesem
Grunde der technische Übungsplatz, auf welchem die Infantcriepionniere ihre Übungen vor-
nehmen. Gemietet wurden Exerzierplätze auf der Simmeringer Heide, dann ein solcher im
Inundationsgebiet der Donau zunächst der Reichsstraßenbrücke, vornehmlich für die Übungen
der Artülerietruppe. Die in der Erzherzog Albrecht-Kaserne im Prater untergebrachte Infanterie
benutzt einen ebenfalls gepachteten Exerzierplatz im Inundationsgebiete der Donau. Außer
diesen Übungsplätzen, von welchen jener auf der Schmelz auch für Paradezwecke benützt
wird, steht der Garnison Wien ein Teil des dem Hofärar gehörenden Praters zur Vornahme
taktischer Übungen zur Verfügung.
Der Grund, auf welchem 1871 die Militär-Schießstätte erbaut wurde, ist von der Stifts-
herrschaft Klosterneuburg gepachtet und liegt zwischen dem Donaudurchstiche und dem alten
Donaubette. Die Einrichtung des Platzes sowie die auf demselben befindlichen Bauobjekte
sind von der Heeresverwaltung hergestellt worden. Gelegentlich des ersten österreichischen
Bundesschießens im Jahre 1880 hat die Wiener Schützengesellschaft auf ihre Kosten eine
Verschönerung und Erweiterung der Schießhalle vorgenommen, welche dann in das Eigentum
des Arars überging. Der Schießplatz besitzt 51 Schußlinien für 200 — 600 Schritte, ferner einen
Einschießstand und sechs Revolverschießstände. Mit Rücksicht auf das Pachtverhältnis sind die
auf dem Schießplatze befindlichen Objekte meist in provisorischem Stile aufgeführt und der
Holzbau vorherrschend angewendet.
Die Militär-Aeronautische Anstalt, in der Offiziere aller Waffengattungen im Ballondienste aus-
gebildet und geübt werden, ist auf dem nächst dem Artilleriearsenale gelegenen ärarischen Exer-
zierplätze errichtet. Die Objekte derselben sind bis auf eine in Eisen konstruierte Ballonhalle pro-
visorisch hergestellt. Die Anstalt besteht aus zwei Ballonhallen, dem Kanzlei- und Schulgebäude,
der Wasserstoffgasanlage und aus mehreren Magazinen und Flugdächern, welche um den Ballon-
füllplatz gruppiert sind. Die Anstalt wurde 1893 im kleineren Umfange geschaffen und in den
folgenden Jahren, den Fortschritten der Luftschiffahrt entsprechend, weiter ausgestattet.
Arsenal- und Depotgebäude.
Das Artilleriearsenal (Abb. 445 bis 447), X. Bezirk.1) Nach Auflassung des im Inneren der
Stadt an der Renngasse gelegenen, im Jahre 1585 erbauten, 1672 unter Kaiser Leopold I. er-
weiterten oberen Arsenals und kaiserlichen Zeughauses sowie anderer derartiger Anlagen wurde
das Artilleriearsenal in dem Bestreben geschaffen, ein Etablissement zu besitzen, welches imstande
ist, alles dasjenige zu erzeugen, was an Kriegsausrüstungsmaterial für das Heer erforderlich ist.
Der Bauplatz vor der ehemaligen Belvederelinie wurde mit Rücksicht auf die Nähe der
Artilleriekaserne am Rennweg und des Neugebäudes gewählt. Für den Bau wurde ein Konkurs
veranstaltet und mit Benützung der von den Architekten von Siccardsburg, van der Null, von
Förster, Hansen und Rösner vorgelegten Konkurrenzarbeiten ein einheitlicher Plan geschaffen.
Hierbei wurde auch das Arsenal als ein großes, verteidigungsfähiges Objekt gestaltet und ein-
gerichtet, sowie auch mit einem entsprechenden Bauverbotsrayon umgeben.
Der Bau wurde im April 1849 begonnen. Die feierliche Schlußsteinlegung fand am
8. Mai 1856 statt. Die Gesamtbaukosten betrugen 18,755.970 K. Der Baukomplex bildet ein
Rechteck von 689 m Länge und 480 m Breite. Die zum Arsenal gehörige Area mißt 612.744 m-.
Das Arsenal besteht aus dem Kommandanten- und Offiziersgebäude, 2 Offiziers-Wohn-
gebäuden, 6 Kaserngebäuden, einem früheren Käsern-, jetzt Artillerie-Kadettenschulgebäude mit
Arsenalkirche, dem Museumgebäude, dann aus Werkstätten- und Maschinengebäuden, verschie-
denen Depots und dazugehörigen Nebengebäuden. Im ganzen zählt das Artilleriearsenal
72 Objekte. In den Truppenunterkünften des Arsenals sind 3 Artillerieregimenter untergebracht.
Für die Beleuchtung des Arsenals wird das Gas in der eigenen Gasanstalt (Steinkohlen-
gas) erzeugt. Die Wasserversorgung erfolgt aus der städtischen Hochquellenleitung.
') Försters Allgemeine Bauzeitung. 1864, 1865, 1866: „Das k. k. Artilleriearsenal zu Wien."
Bd. II. 20
306
Militärijcbäude.
Gebäude für das gemeinsame Heer.
307
Die sämtlichen Gebäude sind in Ziegelrohbau in romanischem Stile ausgeführt. Die durch
einen Turm und mächtige Portal- und Fenstcrarchitektur ausgezeichnete Hauptfassade des
Kommandantengebäudes ist mit Plastiken von Hanns Gasser geschmückt. Das sowohl außen
als auch innen architektonisch am reichsten ausgestattete Gebäude der ganzen Anlage ist das
Heeresmuseum, dessen Vestibül mit den Bildwerken hervorragender Feldherren reich aus-
gestattet ist, während im Stiegenhausc und in den großen Sälen des ersten Stockes Wände
lztztz^
A Wohn- und Kanzleigebäude.
B Kasernengebäude.
C Geschützwerke. E Waffenmuseum. H Schießstätte. K Werkstätten.
D Depots. G Kapelle. J Gaswerk. L Fuhrwerksdepots.
Abb. 446. K. und k. Arsenal. Lageplan. 1:5000.
und Decken mit Gemälden von Karl Rahl und Karl Blaas geschmückt sind. Den Hauptraum
des Museums bildet die mit einer Kuppel überdeckte Ruhmeshalle. Die Waffensammlungen und
Magazine vermögen zirka 800.000 Gewehre aufzunehmen.
Die gesamten Umfassungsgebäude mit Ausnahme der rückwärtigen Mittelkaserne und Kapelle
sowie die Werkstätten sind nach den Plänen der Professoren van der Null und von Siccards-
burg ausgeführt. Das Waffenmuseum (jetzt Heeresmuseum) wurde von den Architekten von Förster
und Hansen begonnen und nach Försters Tode von Hansen vollendet. Gewehrfabrik und Schieß-
stätte sind gemeinschaftliche Arbeiten der beiden letztgenannten Künstler. Die Geschütz- und
20*
308
Militärgebäude.
Abb. 447. Nordfront des Arsenals.
Munitionsgießerei und die Bohrwerke sind nach Plänen des Architekten von Förster ausgeführt.
Nach Plänen des Professors Rösner ist die Kapelle, die sie umgebende Mittelkaserne und das
kleine Gebäude zum Tormenticren der Gewehrläufe errichtet worden.
Das Neugebäude im XI. Bezirke. Das ursprüngliche Neugebäude ist von Kaiser Rudolf II.
1587 als Schloß auf demselben Platze erbaut worden, auf welchem bei der ersten Türkenbelage-
rung 1529 das Hauptzelt des Sultans Soliman und die Zelte seiner Großen standen. Mit diesem
Schlosse war lange Zeit hindurch eine große Menagerie verbunden. Nach Auflösung derselben
um das Jahr 1760 wurde das Neugebäude zur Aufbewahrung von Artilleriegütern, namentlich
Munition und Fuhrwerksmatcrial, verwendet. Zu letzterem Behufe hat es gegen Mitte des vorigen
Jahrhunderts beträchtliche Erweiterungen durch Ankauf angrenzender Grundstücke und Bau
von Depotobjekten erfahren. Dermalen ist das Neugebäude zur Auflassung bestimmt, da dessen
gesamter Grundkomplex von der Stadt Wien erworben wurde.
Das Monturdepot in Kaiser-Ebersdorf, XI. Bezirk. Das Gebäude des gegenwärtigen Montur-
depots bestand bereits 1745 als Schloßgebäude der Staatsherrschaft Ebersdorf. Diese wurde
mit dem zugehörigen Grundbesitze von der Kaiserin Maria Theresia der Wiener Almosen-
kasse geschenkt und das Schloßgebäude selbst zu einem Arbeitshause für Bettler eingerichtet.
Als solches verblieb es bis zum Jahre 1777. Anfangs 1778 wurde das Schloßgebäude von
Kaiser Josef II. zur Artilleriekaserne bestimmt und dafür der Almosenkasse die Kaserne in Ybbs
abgetreten. 1868 erfolgte die Adaptierung zu einer Infanteriekaserne; 1883 wurde in dieser
das Montursdepot untergebracht. Die Gesamtarea beträgt 31.323m'2, hiervon sind 5636m'2
verbaut.
Das Militär-Verpflegsetablissement, IL, Obere Donaustraße 17. Auf dem Baugrunde
des gegenwärtigen Verpflegsetablissements in der Leopoldstadt stand bis zum Jahre
1864 die von den niederösterreichischen Ständen 1721 erbaute Leopoldstädter Kavallerie-
kaserne. In den Jahren 1864 — 1866 wurde diese Kaserne samt ihren Nebengebäuden demoliert
und so der Baugrund für das vom Hauptmann Ferdinand Artmann des Geniestabes entworfene
Verpflcgsctablissement gewonnen. Mit dem Bau desselben wurde 1864 begonnen. 1869 waren
vollendet: das Administrationsgebäude, das Backhaus, das Silosgebäude samt Kesselhaus, dann
die Einfriedung und Terrainregulierung. Die Dampfmühle und die Zwiebackfabrik wurden
gleichzeitig begonnen, jedoch nicht vollendet und später in ein Mühlengebäude mit Frucht-
speicher umgewandelt. Im Jahre 1878 wurde das Silosgebäude, welches 122.974 hl Getreide
faßte, in ein gewöhnliches Depotgebäude umgewandelt, zu welchem Behufe die Siloseinrichtung
entfernt und Tramböden in vier Geschossen, auf eisernen Säulen und Trägern ruhend, ein-
gezogen wurden.
Zum Militär-Verpflegsmagazinc gehört auch noch ein Heu- und Strohdepot zunächst
des nachfolgend erwähnten Bettenmagazines mit einem Waghäuschen.
Das Militär-Verpflegs-Feldausrüstungsdcpot, welches eine Ergänzung des Verpflegs-
etablissements bildet, wurde nach Plänen der Architekten Fellner und Helmer im Jahre 1895
erbaut. Es besitzt 1 Souterrain, 1 Erdgeschoß und 2 Stockwerke. Das Souterrain hat eine Ge-
wölbdecke zwischen Eisenträgern auf gemauerten Pfeilern, die anderen Geschosse Tramdecken
Gebäude für das gemeinsame Heer.
309
zwischen Eisenträgern. Die Decke des zweiten Stockwerkes trägt ein Holzzementdach. Die
Kosten des Baues betrugen 240.000 K; die verbaute Fläche mißt 1530"34m2. Der im Jahre
18S9 beabsichtigte Neubau einer Kriegsbäckerei am Donaukai, für welchen 600.000 K präliminiert
waren, kam nicht zur Ausführung; doch wurde das hierfür von Prof. F. von Gruber verfaßte
Bauprojekt bei einigen seither anderwärts ausgeführten Militärbäckereien als Vorbild benützt.
Das Militär-Bettenmagazin, II., Obere Augartenstraße 20, in der Nähe des vorbe-
schricbcncn Verpflcgsetablissements gelegen, besteht aus einem Administrationsgebäude mit
den Kanzleien — ein altes ein Stock hohes Objekt — einem Magazinsgebäude — eine mehr-
geschossige Anlage mit gemauerten Umfassungswänden und Tramdecken — einem ebenerdigen
Werkstätten- und einem ebenerdigen Übernahmsgebäude. Der Bau der Magazinsobjekte er-
folgte 1880.
Militär-Medikamentendirektion, III., Rennweg 12. Das alte Medikamentendirektions-
gebäude, ein ehemaliges Privatgebäude, wurde 1794 für das Militärärar angekauft und dient
seither zur Bereitung und zur Vorrathaltung von Medikamenten für die Truppen- und Militär-
heilanstalten. Die Baulichkeiten bieten kein technisches Interesse. Im Jahre 1902 wurde ein
neues Laboratoriums- und Magazinsgebäude aufgeführt. Dasselbe ist ein ein Stock hoher Ziegel-
mauerbau mit Betoneisenzwischendecken; die Decke des ersten Stockes trägt ein Holzzement-
dach. Die Scheidemauern dieses Gebäudes sind teilweise ebenfalls als Betoneisenkonstruktion
ausgeführt. Das Erdgeschoß enthält Werkstätten, Laboratorien und den Maschinenraum, im
ersten Stocke sind Magazine, Packlokale und ebenfalls Laboratorien untergebracht. Das Kessel-
haus befindet sich in einem ebenerdigen Anbau, desgleichen der Sterilisierraum. Für die
Maschinen, welche dem neuesten Stande der Technik entsprechen, ist der elektrische Antrieb
sowie auch die Dampfzuleitung in Anwendung gebracht.
Militär-Bildungsanstalten.
Kriegsschule, VI., Dreihufeisengasse 4 (Abb. 424). Die Gebäude der 1851 errichteten, früher
in der Stiftkaserne untergebrachten Kriegsschule wurden 1863 — 1865 von Hauptmann L. Weeger
des Geniestabes erbaut. Sie nehmen außer der Kriegsschule die technischen und admini-
strativen Fachkurse, d. i. den höheren Geniekurs, den Militärbauingenieurkurs, den Intendanz-
kurs und den Verpflegsverwalterkurs auf. Die allmähliche Erhöhung des Personalstandes und
der Zahl dieser Schulen nötigte zu wiederholten Erweiterungsbauten, die in den Jahren 1875,
1895 und 1900 durchgeführt wurden. Die Anstalt besteht derzeit aus einem drei Stock hohen
Hauptgebäude, in welchem sich die Vortragssäle und die Kommandanten- und Administrations-
kanzleien der genannten Schulen befinden; zu demselben gehören zwei ein Stock hohe Mann-
schafts- und Stallgebäude mit den zugehörigen Nebenräumen, eine gedeckte und eine offene
Reitschule. Die Gesamtarea der Kriegsschule beträgt 12.192 m2, hiervon sind 4370 m'2 verbaut.
Die Kosten der ersten Anlage betrugen 561.210 K, jene der nachgefolgten Erweiterungen
162.180 K.
Infanterie-Kadettenschule, XIII , Hütteldorferstraße (Abb. 448, 449). Für die 1875 errich-
tete Infanterie-Kadettenschule, welche ursprünglich in einem Trakte der Stiftkaserne unter-
gebracht war, wurde nach dem von der Abteilung für Transaktionsangelegenheiten in Wien
ausgearbeiteten Projekte (Militär-Oberbauingenieur Paul Acham) von der Kasernbauleitung des
Abb. 448. Hauptgebäude der Infanterie-Kadettenschule in Breitensee, XIII. Bezirk. Erster Stock. 1:1000.
310
Militärgebäude.
Abb. 449. Infantcric-Kadettcnschule in Breitensee, XIII. Bezirk.
Ma-
sind
dann
Ministeriums des Innern ein
Neubau für 360 Zöglinge in
Breitensec ausgeführt und 1 898
vollendet. Diese Anstalt be-
steht aus dem Hauptgebäude,
dem Offiziers-Wohngebäude.
Mannschafts-Wohngcbä'ude,
Stallgebäude, Nebengebäude,
Marodenhaus, Gärtnerhaus
und Wirtschaftsgebäude. Das
Hauptgebäude umfaßt nebst
Tief- und Hochparterre drei
Stockwerke. Im Tiefparterre
sind die Küchen- und die
Baderäume untergebracht, im
Hochparterre die Speiseräume
der Zöglinge, die Erholungs-
räume, der Turnsaal und der Fechtsaal, die Kanzleien der Kadettenschule und das
rodenzimmer der Zöglinge mit den dazugehörigen Nebenlokalitäten. Im ersten Stocke
Lehrsäle und die Kanzlei des Kadettenschulkommandos, im zweiten ebenfalls Lehrsäle,
die Bibliothek, die Sammlungen, die Schlafsäle des ersten Jahrganges der Kadettenschule
angeordnet; der dritte Stock enthält die übrigen Schlafsäle mit den dazugehörigen Neben-
räumen. Das dreigeschossige Offiziers-Wohngebäude enthält 9 Offizierswohnungen und die
Offiziersmenagelokalitäten. Das Mannschaftsgebäude beherbergt im Untergeschoß die Wache,
den Portier, die Mannschaftsarreste, die Marketenderwohnung, im ersten und zweiten Stocke
die Mannschaft der Kadettenschule. Das Stallgebäude enthält 8 Stände für Offizierspferde, die
Wagenremise und in einem Dachaufbaue die Heu- und Strohdepots. In einem Nebengebäude
sind die Wäscherei, dann die Montursmagazine, die Werkstätten, 2 Unteroffizierswohnungen
und die Zöglingsarreste untergebracht. Das Zöglings-Marodenhaus wurde aus einer ehemaligen
fürstlich Arenbergschen Villa adaptiert und durch Zubau vergrößert. Es bietet Raum für
23 kranke Zöglinge, 2 Unteroffiziere und 6 Wärter. Die Wirtschaftsgebäude mit daranschließender
St. Lorenz-Kapelle sind alte, übernommene Objekte, welche nichts Bemerkenswertes bieten.
Die Beheizung der Räume erfolgt mit Öfen. Die Wasserversorgung aus der städtischen
Hochquellenleitung und einem Nutzwasserbrunnen, die Kanalisation und Klosettspülung sind
nach den gleichen Grundsätzen wie bei den neuen Kasernen eingerichtet. Die Beleuchtung
erfolgt mit Gas (Auerbrenner) und ist in den Lehrsälen nach dem System der diffusen Decken-
beleuchtung installiert. Die Regiemenageküche der Zöglinge besitzt einen Dampfkochherd,
System Becker.
Die Gebäude der Kadettenschule sind in einer parkähnlichen Anlage verteilt, das Offiziers-
Wohngebäude und das Marodenhaus sind von der Hauptanlage durch je eine Gasse getrennt.
Alle Gebäude sind mit Putzfassaden nach italienischen Renaissancemotiven ausgeführt. Die
Fläche des gesamten Areals beträgt 86.200 m2, wovon rund 5860 m2 verbaut sind. Die Gesamt-
kosten des Baues ohne Grundankauf belicfen sich auf 2,314.460 K.
Militär-Reitlehrerinstitut, III., Ungargasse 61. Das Militär-Reitlehrerinstitut ist seit 1850
in dem im Jahre 1839 für die damals neuerrichtete königlich lombardisch-vcnezianische ade-
lige Leibgarde erbauten Palais untergebracht, das demgemäß adaptiert und durch die jenseits
der Ungargasse erbaute, gedeckte Reitschule mit ihr benachbartem Wohn- und Stallgebäude
erweitert wurde. Die vierreihigen Stallungen für 150 Pferde sind auf Pfeilern gewölbt und
über denselben die Mannschaftswohnräume untergebracht. Gegenwärtig umfaßt das Institut
außer den erforderlichen Schulräumen 3 gedeckte Reitschulen, 58 Offizierswohnungen und
Belagräume für 182 Mann und 300 Pferde. Mit dieser Realität ist auch die St. Januarius-Kapelle
verbunden, die vom Grafen Aloisius Harrach 1735 gestiftet wurde. Das Gesamtareale des
Reitlchrerinstitutes beträgt 36.265 m2, wovon 12.028 m2 verbaut sind.
Militär-Tierarzneiinstitut und tierärztliche Hochschule, III., Linke Bahngasse 1 1 (siehe
Abb. 450, 451). Im Jahre 1777 stiftete Kaiser Josef II. die Tierarzneischule auf einem ehemals
den Jesuiten gehörigen Grunde. Die Erweiterung der Anstalt und die Errichtung neuer Gebäude
wurde schon 1804 geplant, aber erst in den Jahren 1820 — 1823 kam es zur Durchführung der
vom Hofbaurate entworfenen Projekte. Im Jahre 1874 wurde das Anatomiegebäude mit einem
Gebäude für das gemeinsame Heer.
311
I. Hauptgebäude.
II. Schmiede.
III. Rinderstall und Hundeklinik
IV. Anatomiegebäude.
V. Pferdeklinik.
VI. Stall und Reitschule.
X. Rasenplätze.
I inke - Bahnijasse
Abb. 450. Militär-Tierarzneiinstitut im III. Bezirke. Lageplan. 1:4000.
Ungar - Gasse
^
Kostenaufwandc
von 254.000 K
und 1876 die Be-
schlagschmiede
erbaut. Im Jahre
1885 wurde eine
neue Pferdeklinik
errichtet mit den
hierzu nötigen
Nebenräumen.
1894 erfolgte der
Bau eines Stalles
für verdächtig-
kranke Pferde und
die Aufsetzung
eines zweiten
Stockwerkes auf dem
mittleren Teile des
Stall- und Reitschul-
gebäudes. 1900 bis
1901 endlich wurde
an Stelle des alten,
den Anforderungen
nicht mehr entspre-
chenden Kontumaz-
stalles eine interne
Pferdeklinik errichtet. Dieser Stall enthält im Erdgeschosse in acht Stallräumen je vier Pferde-
stände und je zwei Boxes, ferner einen mit Glasoberlicht versehenen, durch zwei Geschosse
reichenden Demonstrationssaal, im ersten Stockwerke, ober einem Teile der Stallräume, die
Professorenzimmer und verschiedene Laboratorien. Die Zwischendecken und die Querscheide-
mauern in den Räumen des ersten Stockes sind in Betoneisen hergestellt, ebenso die amphi-
theatralisch ansteigenden Bänke für das Auditorium im Demonstrationssaale. Für die Beheizung
dieses Saales und der Räume des ersten Stockes sind Öfen für Kohlenfeuerung aufgestellt,
während in den Stallräumen Gasöfen zur Verwendung gelangten. Die Beleuchtung erfolgt elek-
trisch mit einer Reservegasbeleuchtung.
1902 wurde anschließend an das Anatomiegebäude ein Versuchsstall für die experimen-
telle Pathologie erbaut. Durch die vorstehend genannten Erweiterungen und Zubauten des
Tierarzneiinstitutes wurde dasselbe den Anforderungen einer Hochschule gemäß ausgestattet.
Der Belagraum des Institutes bietet Unterkunft für 282 Mann und 123 Pferde. Ferner sind
zwei Hundestallungen, ein Rinderstall und ein Schweinestall vorhanden.
Militär-Schwimmanstalt, IL, Handelskai 15.1) Die Militär-Schwimmanstalt ist auf einem
dem Donauregulierungsfonds gehörigen, von diesem gepachteten Grundstücke auf dem rechten
Ufer des Donaudurchstiches errichtet. Der Bau wurde 1873 begonnen und 1875 beendet.
Die Gesamtkosten beliefen sich auf 307.680 K. Die Area der Schwimmanstalt mißt 15.975 m-,
wovon 3028 m2 verbaut sind. Die Anstalt besteht aus dem ein Stock hohen Administrations-
gebäude mit den Kanzleien und Unterkunftsräumen, aus dem ein Stock hohen Maschinenhause,
in welchem sich die zum Heben des Wassers aus einem Brunnen erforderliche Dampfmaschine
und Pumpe befindet, aus dem Schwimmbassin samt Kabinen. Ersteres, aus Beton hergestellt,
hat eine Wasserfläche von 1295 m'2; die Kabinen sind aus Riegelwänden erbaut.
Abb. 451. Militär-Tierarzneiinstitut. Pferdeklinik. Erdgeschoß. 1 : 800.
Militärspitäler.
Garnisonsspital Nr. 1, IX., Van Swietengasse 1 — Sensengasse i,Abb. 452). Dieses Militär-
spital wurde von Kaiser Josef II. im Jahre 1787 mit einem für die damalige Zeit bemerkens-
werten Aufwände erbaut. Nur zwei Geschosse mit nahezu 5 m Höhe sind übereinandergelagert,
die Krankenzimmer längs durchlaufender Gänge gelegt und so orientiert, daß ihre Langseiten
nach Süd oder Ost gewendet sind. Den Anschauungen der damaligen Zeit entspricht die
') Veröffentlicht in den statistischen Bauberichten über militärische Hochbauten. K. k. Hof- und Staatsdruckerei.
312
Militärgcbaude.
Bildung geschlossener Höfe, doch haben diese
wenigstens eine bedeutende Größe erhalten. An
Nebenräumen gebrach es wohl in jeder Hinsicht,
doch trachtete man in der zweiten Hälfte des
19. Jahrhunderts durch Anlage eines Anatomie-
gebäudes (1864), eines Küchengebäudes, Bade-
hauses, Waschküchen-, Stall- und Remisengebäu-
des und von Depots und Werkstätten sowie durch
den Umbau der Aborte (1875—1879) das Kran-
kenhaus den modernen Anforderungen besser
anzupassen. Die Kosten des von Hauptmann
L. Weeger des Geniestabes erbauten Anatomie-
gebäudes sind mit 250.000 K, jene der nach den
Plänen des Hauptmannes im Geniestabe Franz
Ritter von Gruber in den Jahren 1875 — 1879 von
Major Kadarz ausgeführten') neueren Zubauten
mit 732.540 K angegeben. Die Gesamtgrundfläche
des Spitales beträgt 44.224 m'2; hiervon sind
14.910 m2 verbaut.
Zum Bereiche des Garnisonsspitales Nr. 1
gehört auch das Gebäude der ehemaligen medi-
zinisch-chirurgischen Josefs-Akademie (das Josefi-
num) (Abb. 453), welche im Jahre 1785 von
Kaiser Josef II. gestiftet wurde. Die Area desselben
beträgt 4353 m2, wovon 2071m'2 verbaut sind.
Dieses Gebäude enthält gegenwärtig die Garnisons-
apotheke, das chemische Laboratorium, Bibliothek,
Präparatesammlungen, die Kanzleien des Militär-
Sanitätskomitees und die militärärztliche Applikationsschule. Überdies sind auch noch einige
Wohnungen darin untergebracht.
Auf dem Grunde des seinerzeit zur Josefs-Akademie gehörigen botanischen Gartens jen-
seits der Sensengasse wurde in den Jahren 1881 — 1882 ein Offiziers-Spitalsgebäude als Er-
gänzung des Garnisonsspitales Nr. 1 erbaut. Dasselbe hat in drei Geschossen einen Belag-
') Veröffentlicht in den statistischen Bauberichten über militärische Hochbauten.
Abb. 452. Krankenpavillon im Garnisonsspital Nr. 1.
Ebensrd. 1:600.
Abb. 453. Joscfinum (militärärztliches Institut), IX., Währingcrstraße
Gebäude der k. k. Landwehr. 313
räum für 49 kranke Offiziere oder Gleichgestellte und für das entsprechende Wartepersonal.
Die Gesamtfläche des zum Offiziersspitalc gehörigen Grundes beträgt 17.436 m2; hiervon nimmt
das Spitalsobjekt nur 1035 m- ein, der übrige Teil ist Garten.
Der Ausgestaltung des Garnisonsspitales Nr. 1, den neueren Anforderungen der Heil-
kunde entsprechend, ist die stete Fürsorge der Heeresverwaltung gewidmet. Demgemäß ist
gegenwärtig auf dem Grunde eines Nebengebäudes des Garnisonsspitales ein neuer Kranken-
pavillon, ferner an der Senscngassc ein Mannschaftsgebäude mit Magazinen für Sanitätsmatcrial
erbaut worden. Das Garnisonsspital Nr. 1 bietet nun Raum für 102 Offiziere, 562 Kranke und
2S9 Gesunde des Mannschaftsstandes.
Das Garnisonsspital Nr. 2, III., Rennweg 89, ist in einem alten, mit der Rennweger
Artillerickascrne im Zusammenhange stehenden Gebäude untergebracht, das einen großen Hof
umschließt. Dieses Objekt dürfte zu gleicher Zeit wie die Artilleriekascrne entstanden sein.
Es hat einen Belagraum für 11 kranke Offiziere oder Gleichgestellte, ferner für 451 Kranke
und 204 Gesunde des Mannschaftsstandes. Dieses Spital entspricht im ganzen wie nach seinen
inneren Einrichtungen den modernen Anschauungen über die Anlage großer Spitäler nicht mehr.
Invalidenhäuser.
Das Invalidenhaus auf der Landstraße, III., Invalidenstraße 1, war ursprünglich ein
Sommerpalast des Prinzen Maximilian von Hannover. Auf Anregung des Kardinals Kolonitz
wurde dieser Palast im Jahre 1727 um den Betrag von 82.300 K zu dem Zwecke angekauft,
um darin jene Armen und Kranken unterzubringen, für welche die Lokalitäten in Gumpendorf
nicht mehr genügten. Nach der später zugebauten Johanneskirche wurde das Gebäude das
Johannesspital benannt. Im Jahre 1783 wurde das Johannesspital aufgelassen und das Gebäude
zur Unterbringung der Militärinvaliden verwendet. Die Gesamtarea beträgt 11.409 m2, wovon
5798 m- verbaut sind.
Das Invalidenhaus enthält Wohnungen für 53 Offiziere verschiedener Chargengrade,
darunter 46 Institutsoffiziere, und einen Mannschaftsbelag für 373 Gesunde und 137 Kranke.
Der große Hof ist in eine Gartenanlage verwandelt. Eine Sehenswürdigkeit des Invalidenhauses
sind die im Ehrensaale desselben aufbewahrten Schlachtengemälde von Krafft: Erzherzog Karl
mit seinem Stabe in der Schlacht bei Aspern 1809 und der Sieg bei Leipzig 1813.
Filial-lnvalidenhaus, XVI., Lerchenfelder Gürtel 57. Der Ingenieur-Oberstleutnant Simon
Baron van Ypen hatte laut testamentarischer Verfügung seinen Grundbesitz und sein son-
stiges Vermögen dem k. u. k. Militär-Invalideninstitute zu dem Zwecke vermacht, daß invalide
Offiziere in seiner Realität in Neulerchenfeld untergebracht werden. Das Invalideninstitut hat
hierauf mittels Erbserklärung vom März 1770 von der Realität Besitz ergriffen. Die zur Realität
gehörigen anderweitigen Grundstücke wurden später veräußert und aus dem Erlöse derselben
sowie aus dem ererbten Barvermögen ein Fonds mit dem Namen des Testators gebildet. 1875
bis 1877 wurde das gegenwärtig bestehende Filial-lnvalidenhaus erbaut. Die Kosten im Betrage
von 618.100 K wurden aus dem van Ypen-Fonds gedeckt. Die Gesamtarea beträgt 8374 m2,
wovon 1797 m2 verbaut sind. Die Anstalt besteht aus einem zwei Stock hohen Hauptgebäude
und einem ebenerdigen Nebengebäude. Sie enthält 27 Offizierswohnungen und im Nebengebäude
14 Verkaufsgewölbe. Josrf Ceipeh, Generalmajor. Rudolf Gatt, Oberst.
II. GEBÄUDE DER K. K. LANDWEHR.
Ministerium für Landesverteidigung, I., Babenbergerstraße 5 und Nibelungen-
gasse 10. Dieses Ministerialgebäude wurde durch inneren Umbau zweier ursprünglich als Zins-
häuser geschaffenen, vom Staate angekauften Objekte gewonnen. Es enthält die Wohnung des
Ministers und alle Kanzleien des Ministeriums.
Das Landwehr-Oberkommando ist im ersten Stocke des schon früher beschriebenen
Gebäudes des Justizministeriums, I., Schillerplatz 4, die Landwehr-Truppenstäbe und Land-
wehr-Platzkommando sind in Privathäusern untergebracht.
Die Kaiser Franz Josef-Landwehrkaserne (Abb. 454, 455), XIII., Hütteldorferstraße 138, dient
für das Landwehr-Infanterieregiment Wien Nr. 1 mit Stab und drei Bataillonen, das Landwehr-
314
Militärgebäude.
Jtfeinrich' CoUlus Straße.
ffL^UCdo
■/"■ S/raje
Abb. 454.
Kaiser Franz Josef-Landwehrkaserne im XIII. Bezirke
Lageplan. 1:2000.
Ergänzungsbezirkskommando Nr. 1 und das
Landsturm-Bezirkskommando Nr. 1. Das Ge-
bäude ist Eigentum der Gemeinde Wien und
wurde im Jahre 1901 erbaut. Die Kasernfläche
mißt 24.250 m'2, die verbaute Fläche 6973 m2.
Im Stabsgebäude sind die Kanzleien, Offiziers-
Schul- und Speiseräume, die Arreste und
die Marodenabteilung (letztere provisorisch)
untergebracht. In den beiden Magazinsge-
bäuden befinden sich auch die Remisen für
Fuhrwerke und ein Stall für 10 Pferde. Das
Mannschafts -Wohngebäude für drei Batail-
lone hat ein vollständig freigelegtes Tief-
geschoß und fünf Obergeschosse. Im Tief-
geschosse sind die Küchen, Turnsäle, Werk-
stätten, Duschbäder und die Marketenderei
untergebracht. Jeder Flügel- sowie der Mittel-
trakt enthalten die Unterkünfte für ein Ba-
taillon, indem sich in jedem Geschosse der-
der Bereich einer Kompagnie be-
Das oberste Geschoß dient für
bei Waffenübungen etc. Alle
der Gebäude sind gewölbt.
selben
findet.
Belag
schosse
den
Ge-
Im
Mannschafts-Wohngebäude sind in allen
Belagräumen die Fußböden aus Xylolith her-
gestellt. Die Magazins- und das Mannschafts-
gebäude haben Holzzementdächer. Die Be-
leuchtung erfolgt in allen Räumen mittels Gas.
Die Fassaden sind in Ziegelrohbau mit reich-
licher Anwendung von Putz hergestellt. Von
den Innenräumen ist der Offiziers-Speisesaal
Kosten des Baues, welcher nach den Plänen und
des städtischen Architekten Johann
im Stabsgebäude dekorativ ausgestattet. Die
unter Leitung des Stadtbauamtes (unter Mitwirkung
Scheiringcr) ausgeführt wurde, betrugen 2,300.000 K.
Die Kaserne des Landwehr-Infanterieregimentes Wien Nr. 24, V., Siebenbrunnen-
gasse 37, ist Eigentum des Herrn Zamarski. Das an der Siebenbrunnengasse befindliche Ge-
bäude mit vier Geschossen wurde im Jahre 1886, jenes an der Stolberggasse mit fünf Ge-
schossen im Jahre 1895 hergestellt. Die Kasernfläche beträgt 10.500 m2. Dieser Kaserne gegen-
über befindet sich das
Landwehr-Ausrüstungshauptdepot, V., Spengergasse 20 (Abb. 456). Dasselbe ist Eigentum
des Staates und wurde im Jahre 1889 erbaut. Die Anstalt besteht aus vier Gebäuden. Das an der
Siebenbrunnengasse gelegene Gebäude wurde als Landwehr-Kadettenschule erbaut und im Jahre
Abb. 455. Kaiser Franz Josef-Landwchrkascrne im XIII. Bezirke.
Gebäude der k. k. Landwehr.
315
1896 für Magazine und Kanzleien adaptiert. An der Spengcrgasse liegt das eigentliche, in
Ziegelrohbau ausgeführte Magazinsgebäude mit Halbkellcr und sechs oberen Geschossen. Im
Halbkcllcr sind hauptsäch-
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Abb. 456. Landwchr-Ausrüstungshauptdepot. Vierter Stock. 1:1000.
lieh die Versendungsräume,
zu ebener Erde die Gc-
wehrmagazine und Über-
nahmsräume untergebracht.
Die oberen Geschosse die-
nen zur Aufbewahrung der
Monturs- und Ausrüstungs-
gegenstände. Das Dachge-
schoß ist mit 16'2m Breite
mit Monier-Gewölbcn frei
überspannt und mit Holzzement gedeckt; das Tiefgeschoß hat Ziegelgewölbe für eine Nutzlast
von 1200 kg per Im2. Die Zwischendecken aller anderen Geschosse sind Monier-Gewölbe mit
Monier-Fußböden; auch die eisernen Tragsäulen sind nach Monier umhüllt. Das Monier-
Gewölbesystem wurde bei diesem Gebäude in Wien zum ersten Male in so großem Maß-
stabe angewendet. Zur Einschränkung eines Brandes ist der Magazinsraum durch drei massive
Querwände, die durch alle Geschosse reichen, unterteilt und sind die Stiegen und die vier
Aufzüge (zwei hydraulische, ein elektrischer und ein Seilaufzug) in die Flügel verlegt.
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Abb. 457. Landwehr-Kadettenschule im III. Bezirke. Lageplan. 1:2000.
316
Militärgebäude.
An der Stol-
berggasse liegt
das dreistöckige
Gebäude für die
Kanzleien und die
Wohnungen der
Offiziere und der
Mannschaft. Im
Hofe ist ein Werk-
stättengebäude
angelegt. — Die
Skizze der Ge-
samtanlage hat
Prof. Franz Ritter
von Gruber ver-
faßt; die Detail-
pläne und die
Bauleitung be-
sorgte das ßau-
bureau des Mini-
steriums. Die Fas-
saden des Ge-
bäudes an der
Siebenbrunnen-
gasse sind nach
dem Entwürfe
des Architekten
Eugen Schweigel
ausgeführt worden. Die Fläche dieser Anstalt mißt 7340 m'2. Das Gebäude B kostete (ohne
eiserne Stellagen) 71 7.000 K. Der Bau der anderen Gebäude erforderte 838.000 K.
Die Landwehr-Kadettenschule, III., Boerhavegasse 23 und 25 (Abb. 457, 458) 1), ist vom
Staate auf den sogenannten Kaisergartengründen erbaut worden und besteht aus zwei durch die
Weißenbergergasse getrennten Schulgebäuden, die durch eine eiserne Überbrückung im ersten
und zweiten Stocke verbunden sind, und aus der Landwehr-Reitschule in der Barmherzigengasse.
Das südliche Hauptgebäude wurde im Jahre 1895 erbaut, das zweite Schulgebäude im Jahre
1898. Die Baugründe der Anstalt wurden immer erst vor der jeweiligen Bauausführung der
einzelnen Objekte erworben und, soweit dies möglich war, arrondiert, wodurch sich die Un-
regelmäßigkeit der Anlage erklärt. Die Flächen betragen 12.860 m"2, 9850 m'2 und 2920 m'2, zu-
sammen 25.630 m2.
Beide Schulgebäude haben größtenteils fünf Geschosse; in den beiden oberen Geschossen
befinden sich die Schlafräume der Zöglinge. Die Reitbahn der gedeckten Reitschule ist 65 m
lang und 22'5 m breit. Den Entwurf der Fassade des Hauptgebäudes verfaßte Architekt Franz
Freiherr von Krauß. Das zweite Schulgebäude hat ähnliche architektonische Verhältnisse. Den
Entwurf sämtlicher Gebäude und die Bauleitung besorgte das Baubureau des Ministeriums.
Die Baukosten betrugen: für das Hauptgebäude 918.000 K, für das zweite Schulgebäude
860.000 K, für die gedeckte Reitschule 11 1.000 K. In diesem Gebäude sind vorübergehend auch
der Landwehr-Stabsoffizierskurs und der Landwchr-Subaltcrnoffizierskurs untergebracht.
Abb. 458. Landwehr-Kadettenschule im III. Bezirke.
') Die k. k. Landwehr-Kadettcnschule im III. Beziike,
Monatsschrift für den öffentlichen Baudienst. 1898.
Allgemein; Eauzcitung. 1S95. Die k. k. Landwehrkaserne im V. Bezirke.
Eduard Otschenaschcli, Oberst.
O. VEREINSHÄUSER.
Abgesehen von den Gebäuden, welche von Vereinen erbaut und erhalten sind, aber
Bildungs- und Unterrichtszwecken dienen, besitzt Wien eine nicht unerhebliche Zahl solcher
Vereinshäuser, die von wissenschaftlichen, künstlerischen oder geschäftlichen Vereinigungen
errichtet und ganz oder teilweise den Zwecken derselben gewidmet sind. Eines der ältesten
derselben ist das
HM
i^*.'i%::?-;
Abb. 459. Haus der Künstlergenossenschaft, I., Karlsplatz.
Künstlerhaus, I., Karlsplatz (Abb. 459, 460). Künstlervereinigungen bestanden schon in der
ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts, aber erst durch die Stadterweiterung im Jahre 1859 ist den
bildenden Künstlern Wiens Gelegenheit geboten worden, ihr eigenes Heim zu gründen. Dieses
wurde im Jahre 1865 begründet und 1868 eröffnet. Die eifrige Förderung durch Architekt
Friedrich Stach hat es möglich gemacht, die Geldmittel aufzubringen, und durch einen Wett-
bewerb wurden die Pläne für den Bau geschaffen. Die Ausführung erfolgte nach den preis-
gekrönten Plänen des jungen Architekten August Weber. Die Baukosten betrugen 564.000 K.
Aber alsbald stellte sich die Unzulänglichkeit der Räume heraus und es wurden anfänglich
Holzbauten angefügt, welche, als sie ihren Zweck erfüllt hatten, entfernt und später durch
gemauerte Zubauten ersetzt wurden. Das störte allerdings das wohlabgewogene Zusammen-
klingen der Baumassen, aber, dem Bedürfnis entsprechend, mußte die Vergrößerung durch-
geführt werden. 1881 wurde ein Erweiterungsbau durch die Architekten Streit und Schachner
hergestellt und so der Bau bis an die Straßenflucht der Giselastraße vorgeschoben. Im Jahre
1888 stellte sich das Bedürfnis heraus, die Innenräume einheitlicher zu gestalten, Höhen-
unterschiede in den Fußböden auszugleichen, den Stiegenraum zu vergrößern und eine
Mittelhalle zu schaffen. Diese Arbeiten wurden nach den Plänen und unter der Leitung des
Architekten Julius Deininger durchgeführt. Der beigegebene Grundriß zeigt die Anordnung
der Räume im Erdgeschosse, wie sie aus dieser Umformung hervorgegangen ist.1)
') Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereines. 1888.
318
Vereinshäuser.
Abb. 460. Haus der Künstlergenossenschaft. Ebenerd. 1 : S00.
Die Gebäude des Österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereines und des
Niederösterreichischen Gewerbevereines, I., Eschenbachgasse 9 u. 11 (Abb. 461 bis 463).
Die Anregung zur Erbauung
dieser nach außen ein Ganzes
bildenden Gebäude wurde
im erstgenannten Vereine im
Jahre 1869 gegeben. Es wurde
der Stadterweiterungsgrund
Ecke derNibelungen-„Eschen-
bachgasse und Getreidemarkt
gewählt und um den durch
die Gnade des Kaisers außer-
ordentlich ermäßigten Preis
von 400 K für die Quadrat-
klafter erworben.
Im April 1870 wurde
ein Wettbewerb zur Erlan-
gung von Entwürfen ausge-
schrieben, nach welchem der
erste Preis dem Architekten
Friedrich Schachner, der
zweite Preis dem Architekten
Otto Thienemann und der
dritte Preis dem Architekten
Karl König zufiel. Der Aus-
führung wurde
der Entwurf Otto
Thienemanns zu-
grunde gelegt
und derselbe mit
der Durchfüh-
rung des Baues
betraut. Der Bau
wurde im Herbst
1872 beendet
und am 26. No-
vember feierlich
durch den Kaiser
eröffnet. In bei-
den Häusern die-
nen die Unter-
geschosse Miet-
zwecken, das Zwi-
y,£^W0q111IH1Ib@ schengeschoß ist
an verwandte
Vereine vermietet
und enthält grö-
ßere, für diese
Zwecke geeigne-
te Räume. In dem
Hauptgeschosse
beider Häuser
sind die Ver-
sammlungsräu-
me, namentlich
je ein reich ausgestatteter, durch zwei Stockwerke reichender Saal untergebracht, und das
Obergeschoß jedes der beiden Häuser enthält Kanzleien für Vereinszwecke. Der Saal des
Österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereines ist in Holztäfelung, jener des Nieder-
Abb. 461. Sitzungssaal des österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereines.
Ycrcinshäuscr.
319
Ingenieur- und Architekten-Verein : VS Vortragssaal. KZ Kon-
versationszimmer. LZ Lesezimmer. B Bibliothek. VZ Vor-
zimmer.
Abb. 462. Haus des österreichischen Ingenieur- und Archi-
tekten-Vereines und des Niederösterreichischen Gewerbe-
vereines. Erster Stock. 1 : SOU.
österreichischen Gew erbevereines in Kunstmarmor ausgestaltet. Aufzüge und bequeme Treppen
vermitteln den Verkehr mit den Stockwerken. Die Baukosten jedes der beiden Häuser beliefen
sich auf annähernd 700.000 K, ohne Einrechnung
des Platzwcrtes.1)
Das Haus der K. k. Gesellschaft der Ärzte
zu Wien, IX., Frankgasse (Abb. 464). Das Ge-
bäude wurde im Jahre 1893 nach den Plänen und
unter der Leitung des Architekten Ludwig Richter
erbaut. Es umfaßt außer dem Untergeschosse, das
Wohnräume enthält, noch ein Erdgeschoß, in dem
sich der Büchersaal und die Lesezimmer befinden,
sowie ein Stockwerk mit einem großen und einem
kleinen Saale und einem Kanzleiraume. Es dient
bloß den Erfordernissen der Gesellschaft. Der
große Saal enthält eine Galerie. Die Baukosten
belaufen sich auf zirka 230.000 K, in welcher Summe
auch die innere Einrichtung inbegriffen ist.2)
Der Residenzhof, 1., Seilerstätte (Abb. 465).
Im Jahre 1896 faßte die Direktion des Residenz-
klubs den Beschluß, ein neues Klubheim zu errichten, da die in einem Miethause untergebrachten
Klubräume nicht mehr dem Komfort der Neuzeit entsprachen. Man einigte sich dahin, auf
der Seilerstätte Nr. 16, gegenüber dem Etablissement Ronacher, zwei Häuser zu kaufen und
nach den Plänen der Architekten Fellner und Helmer ein Gebäude zu errichten, welches im
Parterre Geschäftslokale, eine Restauration, in den Stockwerken vorzugsweise Klubräume und
Wohnungen erhalten solle. Der Residenzklub hat folgende Räumlichkeiten: Im Parterre gelangt
man, das vornehm dekorierte Hauptvesti-
bül passierend, in die Treppenhalle für
den Klub. Im Parterre sind die geräumi-
gen Garderoben, Klosett- und Wasch-
räume, zwei Billardzimmer, sowie Vor-
ratsräume für den Klub. Über die reich
ausgestattete Marmortreppe, welche bis
zum ersten Stockwerke führt, gelangt
man von dem Ruheplatz in der Unter-
teilung zum Sekretariat. Im ersten Stocke
befinden sich die eigentlichen Klubzimmer;
man tritt zunächst in eine große Wandel-
halle, um welche sich die Spielzimmer,
Speisesäle, die Lesezimmer, Schreib- und
Ankleidezimmer und Sprechzimmer grup-
pieren.
Im zweiten Stocke ist der Klub der
Industriellen und im Souterrain der Athletik-
sportklub untergebracht. ' Die übrigen
Stockwerke sind zu herrschaftichen Woh-
nungen ausgenützt. Die Bauzeit umfaßte
eineinhalb Jahre.
Das Gebäude der Sezession, VI.,
Getreidemarkt (Abb. 466, 467), wurde
nach den Plänen des Architekten Olbrich
für die Vereinigung bildender Künstler
(Sezession) erbaut und im Jahre 1898 er-
öffnet. Es hat seine Hauptfront gegen die
W:„„ „:i„ J i-„~± •„ j» j • i • „ Abb. 463. Gebäude des österreichischen Ingenieur- und Architekten-
lenzeile Und hegt in der dreieckigen Vereines und des Niederösterreichischen Gewerbevereines.
Gartenanlage, welche den Getreidemarkt
an dieser Stelle abschließt. Das Gebäude besitzt ein Souterrain für Depotzwecke und ein
') Denkschrift anläßlich des 25jährigen Bestandes des österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereines.
2) Bautechniker. 1894.
320
Vereinshäuser.
Abb. 464. Haus der K. k. Gesellschaft
der Ärzte. Erster Stock. 1:600.
TH Treppcnhalle.
SPS Spielsälc.
LZ Lesezimmer.
S Speisesäle.
CS Konversationssaal.
SchZ Sprechzimmer.
O Office.
HH und LH Höfe.
Abb. 465. Residenzhof. Erster Stock. 1:600.
hochgelegenes Parterre, das für Bureaux und zu Ausstellungszwecken für die obgenannte
Künstlergesellschaft dient. l)
Das Haus des Wiener Kaufmännischen Vereines, I., Johannesgasse 4 (Abb. 468, 469),
wurde in den Jahren 1892/93 erbaut. Zur Erlangung von Plänen war ein Wettbewerb aus-
geschrieben, bei dem der Entwurf der Architekten Christian Ulrich und Rudolf Dick ange-
nommen wurde. Ersterer wurde auch mit der Bauleitung betraut.
Das Gebäude ist auf einer Grundfläche errichtet, auf welcher seinerzeit das beliebte Alt-
Wiener Vergnügungslokal „Elysium" in zweigeschossigen Kellerräumen untergebracht war. Zu-
folge der beträchtlichen Höhe dieser Kellerräume mußte mit der Fundierung des Vereins-
hauses sehr tief ge-
gangen werden. Aus
diesem Grunde wur-
den auch in dem
neuerbauten Hause
zwei Keller über-
einander angelegt.
In dem oberen Kel-
ler, welcher gegen
den Lichthof als hal-
bes Untergeschoß
ausgebildet ist, be-
finden sich geräu-
mige Versammlungs-
räume, eine Kegel-
bahn u. s. w. sowie
die Gasthausküche
samt den erforder-
und Lüftungsanlage, der
Abb. 466. Gebäude der Sezession.
1 : 800.
Abb. 467. Gebäude der Sezession.
liehen Nebenräumen. In
Raum für den Motor u
dem unteren Keller ist die Zentralheiz-
dgl. Im Erdgeschosse befindet sich ein großer Saal, welcher für
die Vereinsversammlungen dient, aber auch als Ballsaal und zum Zwecke von Theatervor-
stellungen zur Vermietung gelangt. In der Unterteilung ist eine Galerie für das Publikum und
eine Orchestergalerie, im ersten Stocke die Vereinskanzlei, Bibliothek und verschiedene Versamm-
lungsräume untergebracht. Die übrigen Geschosse sind für Klubräume und Schulzwecke aus-
genützt. Die Baukosten betrugen einschließlich der inneren Einrichtung rund 508.000 K, die
Kosten des 827 m2 umfassenden Baugrundes rund 200.000 K.
Das Haus der Wiener Kaufmannschaft, IV., Schwarzenbergplatz7 (Abb. 470 bis 473).
Das Präsidium des Gremiums der Wiener Kaufmannschaft erwarb im Jahre 1902 den Eckplatz
des durch die Wienregulicrung gewonnenen neuen Teiles des Schwarzenbergplatzes von der
Gemeinde und nahm nach einem engen Wettbewerb den Plan des Architekten E. von Gotthilf
') Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereines. 1S99.
Ycrcinshüuscr.
321
V Vestibül.
F Foyer.
R Restaurant.
Gd Garderobe.
B Bühne.
NS Nebensaal.
Abb.
46S. Kaufmännischer Verein.
Ebenerd. 1 : 600.
Z Zimmer.
S Salon.
Bf Büffet.
VZ Vorzimmer der Klubräume.
Abb. 469. Kaufmännischer Verein.
Zweiter Stock. 1 : 600.
an, dem auch die Bauausfüh-
rung übertragen wurde. Die
auf diesem Bauplatze lastenden
Baubeschränkungen, bezie-
hungsweise Geschoß- und Ge-
simshöhen, Verbot von Auf-
bauten und hohen Dächern,
ausdrückliche Bedingung einer
durch zwei Geschosse gehen-
den Ordnung einerseits — an-
derseits der Wunsch der Auf-
traggeber, endlich nicht zum
geringen Teil das Empfinden
des Architekten führten zum
bodenständigen Barocke, bei
Vermeidung ängstlicher Stil-
anpassung. Das Haus, welches
sowohl Amts- und Repräsen-
tationszwecken dienen mußte,
aber auch Mieträume enthalten
sollte, besteht aus Untergeschoß,
Hochparterre, Unterteilung, erstem, zweitem und drittem Stocke. Untergeschoß und Hochparterre
Abb. 470. Haus der Kaufmannschaft, I., Schwarzenbergplatz.
Bd. II.
21
322
Yereinshäuser.
sind für die Kanzleien, der erste Stock für den Festsaal, Sektionszimmer, Garderobe, Halle etc.
bestimmt. Ein Teil des ersten Stockes wurde vermietet. Die übrigen zwei Stockwerke enthalten
Mietwohnungen.
Die Fundierung, erschwert durch schlechten Untergrund, wurde als armierter. 2 m starker
Portland-Betonflötz ausgeführt. Gegen die Lothringerstraße ist ein Lichtgraben angelegt, der
sowohl zur Belichtung des Untergeschosses als auch zur Aufnahme der durch die Stadtbahn
hervorgerufenen Erschütterungen bestimmt ist. Die Decken sind durchwegs zwischen Trägern
eeleet, und zwar als Patcnlflach<rewölbc, Tragnctzblcch- und Einschubbalkendecken ausgebildet.
Abb. 471. Festsaal im Hause der Kaufmannschaft.
Mit reicherer Ausstattung sind die Vorräume und Stiege — roter Kunstsandstein — und
der große und kleine Saal — Marmor und Eichenholz — bedacht, sonst herrscht eine ein-
fache, nur auf die zweckmäßige Benützung bestimmte Ausstattung vor. An der dekorativen
Ausschmückung waren beteiligt, Josef Heu, von dem die Gruppen auf der Attika stammen,
und Professor J. Schmid, der das große Deckengemälde des Festsaales komponierte. Die
verbaute Fläche mißt 849 m-, die Baukosten des in den Jahren 1902/03 ausgeführten Gebäudes
(ohne Grunderwerb) betrugen einschließlich der inneren Ausstattung und Einrichtung 577.500 K.
Das Wiener Arbeiterheim, X., Laxenburgerstraße 8 und 10 (Abb. 475), wurde vom
Vereine „Arbeiterheim in Favoriten" nach den Plänen und unter der Leitung des Architekten
Hubert Geßner im Jahre 1902 erbaut. Es dient den geselligen und politischen Zusammen-
künften der Arbeiter, aber auch Wohnzwecken. Im Erdgeschosse sind Gasthausräumc, eine
Halle für Versammlungszwecke und Nebenräumc untergebracht, und das erste Stockwerk enthält
außer den Amts- und anderen Zimmern einen großen, 3000 Personen fassenden Saal. In den
Obergeschossen befinden sich gassenseits 18 Wohnungen. Der Baugrund mißt 1913 m'2, von
welcher Fläche für das Wohnhaus 487 m-, für den Saalbau 800 m2 und auf den rückwärts
anschließenden Garten 427 m2 entfallen. Die Baukosten betrugen einschließlich des um 38.432 K
erworbenen Baugrundes ohne Einrichtung 523.184 K.
Das Volksheim, XVI., Koflerpark (Abb. 474) wurde am 5. November 1905 eröffnet.
Das Gebäude dient dem Zwecke der Fortbildung und Geselligkeit für jene Bevölkerungs-
schichten, welche das Fehlende an Schulbildung nachtragen wollen und geselligen Anschluß
an andere Personen suchen, aber nicht mit Mitteln ausgestattet sind, welche sonst dieses
Ziel leicht erreichen lassen. Es wurde vom Vereine „Volksheim'' nach den Plänen und unter
der Leitung des verstorbenen Architekten Franz Ritter von Neumann mit einem Gesamt-
Vereinshäuser.
323
Abb. 472. Haus der Kaufmannschaft.
Ebcnerd. 1:800.
Abb. 473. Haus der Kaufmannschaft.
Erster Stock. 1:800.
kostenaufwandc von
rund 420.000 K erbaut.
Das Gebäude enthält
einen Vortragssaal mit
Galerie mit dem Ge-
samtfassungsraum von
360 Personen und im
oberen Stockwerke ei-
nen solchen für 1 40 Per-
sonen. An diese schlie-
ßen sich Laboratorien,
Sammlungen, Büche-
reien und Leseräume.
Im Hause ist auch eine
Gastwirtschaft für abstinente Frauen untergebracht und im Dach-
raume befindet sich ein Zeichensaal. Die verbaute Fläche be-
trägt zirka 780 m2, wovon zirka 270 m2 auf den Saaleinbau ent-
fallen, der Rest ist gegen die Straße zu mit drei Obergeschossen
versehen.
Das Verbandshaus der Genossenschafts-Krankenkas-
sen Wiens, VI., Königseggasse, ist auf einem Teil der ehe-
maligen Gumpendorfer Kaserne in den Jahren 1903 — 1905 nach
den Plänen und unter der Leitung des Architekten Wilhelm
Stiaßny errichtet worden. Es hat seine Hauptfront in der Königsegg-
gasse, seine Seitenfronten gegen die Kasernengasse und den
Loquaiplatz und bedeckt eine Fläche von 1787-40m2. Das Ge-
bäude besitzt über dem Keller ein Tiefparterre, Hochparterre,
vier Stockwerke und Dachgeschoß. Das Tiefparterre, welches im
Niveau des Haupteinganges der Königseggasse gelegen ist, enthält
einen 248 m2 großen, durch drei Stockwerke reichenden Saal
nebst Garderobe, Service, Buffeträumen u. s. w., sowie Kaffee-
haus- und Gasthauslokalitäten, welche hauptsächlich für die Zwecke der Besucher des Hauses
bestimmt sind. Den Aufgang zu den oberen Stockwerken vermitteln drei bis zum Dachgeschosse
führende Treppen, während die vierte, durch das Hauptvestibül zu erreichende Stiege bloß
zu den Amtslokalitäten im Hochparterre und im ersten Stocke führt. Der große Saal besitzt
in der Höhe des Hochparterres und des ersten Stockwerkes je eine, ihn auf allen vier Seiten
umgebende breite Galerie. Diese Galerien ermöglichen einerseits die Kommunikation sämtlicher
in den genannten Geschossen liegenden Amtsräume des Verbandes sowohl als der einzelnen
Abb. 474. Volksheim im XVI. Be-
zirke. Hochparterre. 1 : 800.
B Bureaux des Verbandes.
A, C Ärztliche Kontrolle.
G, T, K, Z, WZ, HW Ge-
nossenschafts-Kranken-
kassen.
Abb. 475. Arbeiterheim im X. Bezirke. ErsterStock. 1 : 800.
Abb. 476. Verbandshaus der Genossenschafts-
Krankenkassen. Hochparterre. 1:800.
21*
324
Vereinshäuser.
Krankenkassen und bieten anderseits einer großen Anzahl von Personen Gelegenheit, den im
Saale abgehaltenen Vorträgen, Konzerten u. s. w. beiwohnen zu können. Im Hochparterre be-
findet sich eine vollständige Sanitätsstation behufs Vornahme der Überprüfung der von den
einzelnen Krankenkassenärzten gemachten Untersuchungen, nebst großen Warteräumen und An-
und Ausklcideräumen, für die einzelnen Geschlechter getrennt, ärztliche Kontrollräume mit
Laboratorium und Isolierzimmer und eine Abteilung für den Augenarzt. Hieran reihen sich
die Bureaux des Verbandes und sodann die Amtsräume für mehrere Krankenkassen. Im ersten
Stocke befinden sich ebenfalls ausgedehnte Bureaux für die Krankenkassen. Das zweite, dritte
und vierte Stockwerk besitzen größere und kleinere Wohnungen. Im Dachgeschosse befindet
sich ein großer Sitzungssaal für den Verband, ferner zwei große photographische Ateliers
und die Wirtschaftsräumlichkeiten für die Hausparteien. /. Koch.
H. GEBÄUDE FÜR VERGNÜGUNGEN UND SPORT.
I. THEATERGEBÄUDE.
Erst nach dem Anfange des 17. Jahrhunderts begegnen wir deutschen Theaterunternehmungen in
Wien, welche zeitweilig mit ihren Truppen in hölzernen Buden oder auch in den Höfen größerer Häuser
spielten. Um 1650 wurden bereits die Ballhäuser benützt. Um das Jahr 1712 räumte der Stadtrat auch
einigen deutschen Komödianten das Recht ein, gleich den bisher begünstigten italienischen Komödianten in
dem von ihm 1708 erbauten Theater nächst dem Kärntnertor spielen zu können. Außer dem Kärntner-
tortheater entstand 1741 das
Schauspielhaus in der Burg, das
1756 erweitert wurde. Im Jahre
1761 brannte das Kärntnertor-
theater ab und seit dieser Zeit
spielten deutsche und französi-
sche Schauspieler abwechselnd
im Burgtheater bis zum raschen
Wiederaufbau des Kärntnertor-
theaters. Im Jahre 1776 bestimmte
Kaiser Josef II. das Burgtheater
zum Hof- und Nationaltheater
und hob, als Chr. R. von Gluck
der deutschen Oper die Bahn
gebrochen hatte, im Jahre 1776
die italienische Oper, das franzö-
sische Schauspiel und das Ballett
auf. Nach manchen Wechsel-
verhältnissen wurden 1802 beide
Theater unter einer Direktion
vereinigt und das Kärntnertor-
theater nur der Oper und dem
Ballett gewidmet.
Die Vorstadt Leopoldstadt
war schon zeitig der Schauplatz
vieler Spektakel. Hier nahmen
auch die Tierhetzen ihren An-
fang. Im Jahre 1710 wurde das
älteste Hetztheater eröffnet (auf
der Heide) und 1755 ein Amphi-
theater für Tierhetzen unter den
Weißgerbern erbaut. Erst als
dasselbe 1796 niederbrannte,
nahmen die Tierhetzen ein Ende.
Die ersten förmlichen Theater-
vorstellungen in der Leopold-
stadt fanden von 1771 an statt,
und C. Marinelli faßte den Mut,
ein eigenes Theatergebäude für
Schauspiele und Pantomimen
aufzuführen. Es wurde 1781 er-
öffnet und bestand bis 1847 an
derselben Stelle, wo dann das
heutige Carl-Theater aufgeführt
wurde. Außer mehreren Schauspielhäusern, welche um diese Zeit und später eröffnet wurden (Landstraße-
Rochusgasse im Jahre 1787; Roßau-Porzellangasse im Jahre 1792; Josefstadt-Trautsohngasse; Neustiftgasse
im Jahre 1776; Laimgrube etc.), entstand im Jahre 1776 im Starhembergschen Freihause auf der Wieden ein
Komödienhaus. An der Stelle desselben wurde im Jahre 1787 von Roßbach ein neues Theater eröffnet,
Abb. 477.
Hof-Operntheater.
Grundriß
in Höhe der
Parterrelogen.
1:1000.
m * -*-nf
326 Gebäude für Vergnügungen und Sport.
dessen Leitung im Jahre 1788 J. Friedl und E. Schikaneder übernahmen. In diesem Hause brachte Mozart
von 1787—1798 eine Reihe seiner bedeutendsten Opern zur Aufführung. Infolge günstigen Fortganges ent-
schlossen sich dann die Direktoren, das Theater an der Wien zu bauen, welches im Jahre 1801 eröffnet
wurde.
Zwei neuere Theater, das von E. von Förster erbaute Ringtheater am Schottenring und das Stadt-
theater (von Fellner und Helmen auf der Seilerstätte, sind durch Brand, und zwar ersteres im Jahre 1881,
letzteres im Jahre 1884 vernichtet worden. An Stelle des Ringtheaters erhebt sich das vom Kaiser errichtete
Stiftungshaus, an Stelle des Stadttheaters das später zu besprechende Etablissement Ronacher. Nach dem
ersteren Brande, bei dem eine große Zahl von Menschen den Tod fanden, wurden neue Verordnungen für
den Bau und Betrieb von Theatern herausgegeben1), deren bemerkenswerteste Bestimmungen waren: Die
Forderung, daß neue Theater von allen Seiten freistehend und mindestens 15 m von benachbarten Gebäu-
den entfernt sein müssen, daß die Bühne vom Zuschauerräume vollständig feuersicher abgeschlossen und
die Bühnenöffnung durch einen feuerbeständigen Vorhang gesichert werde, sowie daß für jeden Rang
mindestens zwei Treppen vorgesehen werden. Die neueren Theater sind bereits auf Grund dieser Verord-
nungen angelegt, bei den älteren wurden durch Adaptierungen die geforderten Sicherungen nach Tunlichkeit
bewerkstelligt.
K. k. Hof-Operntheater (Abb. 477, 478).
Die Ausführung des Theaters wurde als Ergebnis eines im Jahre 1860 ausgeschriebenen
Wettbewerbes den Architekten van der Null und Siccardsburg übertragen und schon Ende 1861
in Angriff genommen. Es war der erste der aus dem Wiener Stadterweiterungsfonds be-
strittenen Monumentalbauten. Der Grundriß überrascht durch die klare, wenn auch völlig ein-
geschachtelte Treppenanlage. In der Mittelachse liegen die große Prachttreppe, zu beiden
Seiten die Galerietreppen und am Proszenium die beiden Treppen für die Hoflogen. Als
Meister ihrer Kunst zeigten sich die Architekten in der gewählten Formensprache. Die äußere
Architektur mit der vor das Foyer gelegten Loggia (mit Fresken von Schwind) übt eine ent-
zückende Wirkung auf den Beschauer aus und die Architektur des Zuschauerraumes ist von
mustergültiger Vornehmheit. Am 15. Mai 1869 wurde das Theater mit einer Vorstellung des
„Don Juan" eröffnet; doch keiner von den beiden Architekten erlebte diesen Ehrentag, da
beide kurz nacheinander im Jahre 1868 aus dem Leben gegangen waren. Mit der Vollendung
des begonnenen Werkes betraute man ihre Schüler Gugitz und Storck, die schon vom Be-
ginne an bei dem Bau beschäftigt waren.
Das Theater nimmt eine Fläche von zirka 11.000 m2 in Anspruch, wovon etwa 8000 m'2
überbaut sind; es enthält eine Hoffestloge, zwei Hoflogen im Parterre und zwei Hoflogen im
ersten Stocke, ferner in vier Rängen 92 Logen für das Publikum und zwei Theaterlogen.
Der Fassungsraum beträgt (einschließlich der Publikumslogen und Stehplätze) im Parterre und
Parkett 786 Plätze, im ersten Range (Logen) 104 Plätze, im zweiten Range (Logen) 104, im
dritten Range 545 Plätze, im vierten Range 724, im ganzen 2263 Plätze.
Der Raum der Bühne stellt nahezu einen Würfel dar, dessen Abmessungen nach der
Tiefe und Höhe 25 m und nach der Breite 2950 m betragen. Die mit einem direkten Ausgange
und einer Pferderampe versehene Hinterbühne hat 1350 m Breite, 24 m Tiefe und 1150 m
Höhe. Über derselben liegt der große Malersaal. Die Unterbühne hat vier Geschosse mit zu-
sammen zirka ll-60m Höhe. Die Bühne hat noch durchgehends hölzernen Einbau und eben-
solche Ober- und Untermaschinerie mit Handbetrieb; der hier zum ersten Male ausgeführte
Versuch, die Dampfkraft für die Bewegung der Maschinerie zu benützen, wurde bald wieder
aufgegeben. Gegenwärtig ist man damit beschäftigt, die hölzerne Bühnenuntermaschinerie zu
entfernen und durch eine in Eisen konstruierte zu ersetzen.
Für den leichten Betrieb der Bühnendekorationen sind vier sehr geräumige Dekorations-
magazine, jedes von zirka 30 m Länge, 12 m Breite und 12 m Höhe innerhalb des Gebäudes
angelegt. Sie liegen je zwei zu jeder Seite der Hinterbühne, zwei davon auf der Kellersohle
und zwei in Bühnenhöhe, die beiden ersteren sowie eines der letzteren dienen als Depots für
Kulissen und Versatzstücke, das vierte als Prospektmagazin. Das letztere bietet auf 72 Konsolen-
reihen Raum zur Aufbewahrung von zirka 450 Prospektrollen. Um den Bühnenraum ist in allen
Stockwerken ein 2 m breiter Gang geführt, welcher sowohl der Feuerwehr für Löschzwecke,
als auch dem Bühnenpersonal dient. An diesem Gange liegen auf jeder Seite zwei mit Tages-
licht versehene, durch alle Stockwerke gehende Treppen, welche ihrerseits mit einem in das
Freie führenden Gange und durch diesen auch mit den für das Bühnenpersonal bestimmten
seitlichen Unterfahrten in Verbindung stehen. Bemerkenswert ist die durch Prof. Böhm angelegte
Heizungs- und Lüftungsanlage, die für die späteren Theaterbauten vielfach als Vorbild diente.
') Slatthaltereiverordnung vom 1. Juli IS
328
Gebäude für Vergnügungen und Sport.
Die den Zuschauerraum umgebenden, dem Verkehre des Publikums dienenden Eingangs-
und Nebenräume sind groß bemessen und von besonderer Vornehmheit. An den Plastiken
des Äußeren waren beteiligt die Bildhauer: Hähnel (Pegasuse), F. Schönthaler (Ornamentik).
H. Gasser (Brunnenfiguren). Im Inneren waren tätig die Bildhauer: Cesar, Ferrari, J. Gasser,
F. Hampel, A. Kiesling, Otto König, Lavigne, J. Pokorny, Preleuthner, Radnitzky u. a.; ferner
die Maler: Bitterlich, Dobiaschofsky, Rieser, Engerth, C. Geiger, Griepenkerl, A. Isella, Laufberger,
Madjera, Rahl, Schwind, Sturm, Swoboda, Zimmermann u. a. Die Baukosten betrugen rund
12,000.000 K.1)
K. k. Hof- Burgtheater (Abb. 479 bis 481).
Ebenso wie das Hof-Opernhaus ist auch das Hof-Burgtheater aus den Mitteln des Stadt-
erweiterungsfonds erbaut worden und ebenso wie jenem haftet auch seiner Geschichte eine
gewisse Tragik an. Der Bau wurde nach den Plänen K. von Hasenauers und Sempers in den
Jahren 1880 — 1886 ausgeführt. Die Grundrißlösung ist von Semper bemerkenswert beein-
flußt; sie bildet ein Kompromiß zwischen dem Dresdener Hoftheater und dem Entwurf des
Richard Wagner-Festspielhauses in München, wo zum ersten Male die seitlichen Flügelbauten
auftreten. Im Hof-Burgtheater sind die Galerietreppen in der zwischen Zuschauerhaus und
Vestibül liegenden Zone eingebaut, wählend die Logentreppen von gedeckten Unterfahrten
und bis zur Höhe des Parketts führend in den seitlichen Flügelbauten angelegt sind. Die fest-
liche Architektur der Treppenaufgänge und Foyerräume, die Hasenauers Hand erkennen läßt,
zeigt eine solche Fülle gediegener Pracht, die noch in keinem Theater erreicht wurde. Die
Außenarchitektur ist in italienischer Hochrenaissance durchgeführt. Die kräftige Architektur der
segmentförmigen Vorderfassade wird durch gelungene Skulpturen von Tilgner und Weyr, welch
letzterer den reizend modellierten Bacchantenfries auf der Attika ausführte, wirkungsvoll unter-
stützt. Die Aichitektur im Inneren ist ebenfalls in reichster und, unter Anwendung verschiedener
edler Marmorgattungen, monumentaler Weise zum Ausdruck gebracht. Während die archi-
Abb. 479.
Hof-Burgtheatcr.
Grundriß des ersten Ranges.
1 : 1000.
tektonische Ausschmückung des Vestibüls und der Galerietreppen in einfacher Renaissance
durchgeführt ist, steigert sich die Pracht und der Reichtum bis zum Kern der Bauanlage, dem
') Wiener Monumentalbauten. Verlag von Lehmann & Wcntzel. W i nk 1 er, Technischer Führer durch Wien. Sicca rdsburg.
Wiener Bauhütte. Allgemeine Bauzeitung. 1S78.
Theatergebäude.
329
■
Abb. 4S0. Hof-Burgtheater.
Zuschauerräume, der im Louis XVI.- Stil in vornehmster Weise durchgeführt ist. Sowohl die
großen Foyers als auch die Logentreppenhäuser sind durch Skulpturen von Benk, Tilgner u. a.
sowie Plafondgemälde von Charlemont und Hynais, Matsch und Klimt geschmückt.
Die Erfüllung des gegebenen Bauprogrammes hatte Verhältnisse für Bühne und Zu-
schauerraum zur Folge, welche von berufener Seite wie auch von Laien vielfach getadelt
wurden. Das Haus sollte für eine relativ große Besucherzahl bequem Raum bieten und sowohl
für das sogenannte intime Genre, also für Schauspiel, Salon- oder Konversationsstück, als
auch zugleich für das große, alle Mittel einer vornehmen Bühne aufbietende Drama sich
eignen; Bedingungen, die nicht gut zu vereinigen sind.
Der Zuschauerraum faßt: im Parkett 292 Plätze, im Parterre (Sperrsitze und Stehplätze)
224 Plätze, in den Logen des Parterres, des ersten, zweiten und dritten Ranges 352 Plätze, in
dem dritten Range in der Mitte (Sperrsitze und Stehplätze) 150 Plätze, in dem vierten Range
(Sperrsitze und Stehplätze) 514 Plätze, im ganzen 1532 Plätze. Bei besonderen Anlässen sollen
bis zu 1700 Personen Platz finden. Diese Zahl beweist noch nicht, daß das Theater für seine
Zwecke zu groß angelegt sei, denn andere Wiener Theater, welche gleich dem Hof-Burg-
theater ausschließlich das Schauspiel pflegen, haben ungefähr dasselbe Fassungsvermögen;
aber ein Nachteil des neuen Hof-Burgtheaters als Schauspielhaus liegt vor allem in der zu
großen Höhe seines: Saales. In der Tat befindet sich der höchstgelegene Platz des vierten Ranges
16 m über dem Podium der Bühne, bei einer Entfernung von 32 m von der Vorhangs-
linie. Die mit durchgehends eisernem Einbau versehene Bühne ist 3080 m breit, 2095 m tief
und 27-90 m hoch. Die Hinterbühne ist 12 m breit, 10 50 m tief und ll'50m hoch; die Unter-
bühne hat vier Geschosse mit einer Gesamthöhe von 11 60 m. Der hydraulich bewegten
Bühnenmaschinerie liegt das „Asphalaia-System", wenn auch in wesentlich modifizierter und
ausgebildeter Form, zugrunde; in ihren Leistungen ist sie allen Anforderungen gewachsen.
Für die Dekorationen ist ein eigenes Magazin außerhalb des Gebäudes angelegt, so daß im
Theater selbst nur das Notwendigste aufbewahrt wird. Im Jahre 1898 wurde durch Emil
R. von Förster eine Rekonstruktion des Zuschauerraumes durchgeführt, die im wesentlichen
die Beseitigung seiner Lyraform bezweckte.1) Im allgemeinen kann diese Rekonstruktion wohl
als eine Verbesserung angesehen werden, indem dadurch ein besseres Sehen in den vorderen
Logen und eine kleine Vermehrung der Parkettsitze erreicht wurde; eine radikale Abhilfe der
') Der beigegebene Grundriß zeigt noch die ursprüngliche Form.
330
Gebäude für Vergnügungen und Sport.
bestehenden Mängel ist damit aber nicht erreicht worden,
belaufen sich auf zirka 9.000.000 K. ')
Die Kosten des Hof-Bur^theaterbaues
Das Theater an der Wien, VI., Magdalenenstraße 8 (Abb. 482 und 490),
wurde in den Jahren 1797 — 1801 erbaut. Auf Veranlassung des Direktors Fr. Pokorny erfuhr
dasselbe 1845 durch C. Latzel eine Umgestaltung, indem gleichzeitig die Versenkung unter der
Bühne, die Meißner-Heizung und die Gasbeleuchtung eingerichtet wurden. Das Papageno-Portal
bei dem Eingang zu den
Logen in der Millöckcr-
gassc stammt noch aus
der Zeit der ersten
Anlage her. Das Audi-
torium hat außer dem
Parterre noch drei
Ränge. Der Fassungs-
raum beträgt 1336 Per-
sonen, die sich auf
26 Logen, 930 Sperr-
sitze, 90 unnumerierte
Sitzplätze und 212 Steh-
plätze verteilen. Im
Jahre 1883 wurde das
Theatergebäude mit ei-
ner Warmluftheizung
und einer Ventilations-
einrichtung versehen.
Die ziemlich geräumige
Bühne besitzt eine Pro-
szeniumsöffnung von
1 4-5 m Breite. Die Bühne
und die Künstlergarde-
roben wurden 1904
mit einer Niederdruck-
dampfheizung versehen.
Das Theater ist
seither wiederholt re-
konstruiert worden; so
wurde im Jahre 1900
die vierte Galerie ent-
fernt und im Jahre 1902
an Stelle des Vorder-
hauses ein neues, vier
Stock hohes Zinshaus
nach der. Plänen der
Architekten Fellner und
Helmer ausgeführt. Abb. 4SI. Hof-Burgtheater. Große Logentreppe.
Das Carl-Theater, II., Praterstraße 31 (Abb. 483 und 491).
Das früher an dieser Stelle bestandene Theatergebäude wurde im Jahre 1847 abgetragen
und der Neubau nach den Plänen der Architekten Siccardsburg und van der Null binnen
der erstaunlich kurzen Zeit von sechs Monaten von Direktor Carl (Karl Bernbrunn) ausgeführt
und am 10. Dezember desselben Jahres als „Carl-Theater" eröffnet.
Der Zuschauerraum wurde im Jahre 1895 unter Direktor Jauner nach den Plänen des
Architekten Weymann umgestaltet, wobei der vierte Rang entfernt und eine neue Decke her-
gestellt wurde. Das Theater ist seit dem Jahre 1883 mit einer Heißwasserheizung und
') Sem per, Theater. Handbuch der Architektur. Wochenschrift des österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereines. 1S88.
Tlicatcrgcbäude.
331
Abb. 482. Theater an der Wien.
Parterre. 1 : 1000.
Abb. 483. Carl-Theater.
Parterre. 1:1000.
Abb. 485. Lustspieltheater im
Prater. Parterre. 1:1000.
Abb. 487. Raimund-Theater. Parterre. 1:1000.
Abb. 486. Deutsches Volkstheater.
Parterre. 1:1000.
Abb. 489. Bürgertheater.
Parterre. 1:1000.
Abb. 488. Jubiläumstheater. Parterre. 1:1000.
332
Gebäude für Vergnügungen und Sport.
Abb. 490. Theater an der Wien. Vorderhaus.
Pratcrstraße.
Ventilationscinrichtung verschen und seit
1895 elektrisch beleuchtet. Aus sicher-
heits- und feuerpolizeilichen Rücksichten
wurden im Jahre 1904 sämtliche Stiegen-
häuser des Zuschauerraumes umgebaut
und die Ausgänge abgeändert und ver-
bessert. Der Fassungsraum beträgt derzeit
1107 Personen, die sich auf 31 Logen
und 967 Sperrsitze verteilen. Die in archi-
tektonischer Beziehung bescheidene Fas-
sade zeigt in der Front sieben vorzüglich
ausgeführte Figuren von Hans Gasser.
welche Allegorien der im Hause selbst
dargestellten Genres darstellen. Diese Fi-
guren gehören zu den ersten Arbeiten
des berühmten Künstlers.
Von älteren Theatern sind noch zu
erwähnen das aus dem Jahre 1788 stam-
mende, von dem Schauspieler Karl Mayer
erbaute
Theater in der Josef stadt, VIII., Josef-
städterstraße 26 (Abb. 484),
welches in einer Häusergruppe eingebaut
und dessen Bühne von der Piaristengasse
zugänglich ist. Es wurde wiederholt Um-
gestaltungen unterzogen, um die Feuer-
sicherheit zu erhöhen und dem Publikum
ein rasches Verlassen des Hauses zu er-
möglichen. Gegenwärtig besitzt dasselbe
einen Fassungsraum von 805 Personen,
die sich auf Parterre und zwei Ränge
verteilen.
Das Lustspieltheater im Prater
(Abb. 485 und 492),
von Direktor Fürst als Holzbau aufgeführt,
wurde 1898 einer gründlichen Umgestal-
tung unterzogen, wobei die hölzernen
Umfassungswände und Treppen durch
feuersichere ersetzt wurden. Das Theater
faßt derzeit 783 Personen.
Das Deutsche Volkstheater
(Abb. 486 und 493).
Da der Wiederaufbau des abge-
brannten Stadttheaters wegen der Bedin-
gung des neuen Theatergesetzes, daß die
Theater von allen Seiten freistehend sein
müssen, ausgeschlossen war, tat sich eine
Anzahl von Bürgern zusammen, um unter
der Mitwirkung weiterer Kreise der Bürger-
schaft ein den modernen Anforderungen
entsprechendes Theater zu schaffen. Die
Durchführung dieser Idee wurde jedoch
Theatergebäude.
333
Abb. 492. Lustspieltheater im Prater.
erst ermöglicht, als der
Kaiser gestattete, daß
dem Unternehmen der
dem Stadterweiterungs-
fonds gehörige, Ecke
Burggasse und Lasten-
straße gelegene Platz
zu einem äußerst billi-
gen Preise überlassen
werde. Mit der Ver-
fassung der Pläne und
der Bauausführung
wurden die Architekten
Fellner und Helmer be-
traut; die denselben zur
Verfügung gestellten
Mittel (900.000 K) wa-
ren allerdings mit Rück-
sicht auf den geforder-
ten Fassungsraum von
zirka 2000 Personen
klein, aber trotzdem gelang es den Architekten, einen Saal zu schaffen, in welchem das
Publikum sich behaglich fühlt und aus welchem es von jedem Platze bequem und leicht ins
Freie gelangen kann. Da dieses Theater einen neuen Typus schuf, der dann zahlreiche Nach-
ahmungen fand, wollen wir es etwas ausführlicher besprechen.
Mit Rücksicht darauf, daß dieses Haus für das große Publikum bestimmt ist, wurde es
hauptsächlich mit Sperrsitzen und teilweise mit Stehplätzen, sehr spärlich aber mit Logen
ausgestattet. Das Haus bietet Raum für 32 Logen, 1223 Sitzplätze und 645 Stehplätze.
Von einem durch fünf Türen zugänglichen Hauptvestibüle gelangt man durch drei
Türen in den rund um den Saal geführten, 2-50 m breiten Parkettkorridor, während zwei
geradarmige, breite Treppen zur ersten Galerie führen. Das Parkettpublikum tritt von den
Garderoben durch 15 Türen in das Parterre des Zuschauerraumes. Das Parterre faßt bei
aufgelassenem Orchester 847, bei normalem Orchester 829 und bei verstärktem Orchester
781 Personen, wobei in allen drei Fällen 10 Personen auf zwei Logen und 301 Personen auf
Stehplätze entfallen. Beim Verlassen des Hauses können die Besucher des Hauses durch neun
Türen direkt ins Freie gelangen.
Auf der ersten Galerie führen Seitentüren zu den 317 in elf Reihen angeordneten Balkon-
sitzen. Auch das Logenpublikum kann im Gefahrsfalle direkt von den Treppen durch kleine
Vestibüls seitlich ins Freie gelangen. Durch zwei seitliche kleine Vestibüls erreicht man über
zwei Treppen den zweiten Rang, welchem ein zirka 40 m langes und 7 m breites Foyer
mit Garderobe und zwei Büffets vorgelegt sind. Von diesem Foyer führen sieben Türen zu den
in zehn Reihen angebrachten 348 Sperrsitzen und 202 Stehplätzen; dieses Publikum kann
überdies zu beiden Seiten des Hauses durch vier Türen zu je zwei großen, offenen Terrassen
gelangen, welche eine Verbindung mit der Galerietreppe haben.
Das Auditorium zeigt statt des zylinderartigen, hohen Zuschauerraumes einen mehr
saalartig entwickelten Raum, von welchem aus die Besucher in flacherem Sehwinkel die Szene
und den Schauspieler mehr vor als unter sich sehen. Die Ausschmückung des Saales ist in
leichtem Barockstil gehalten, Weiß in Gold, mit hellroten Draperien und Rückwänden. Wände
und Saaldecke sind mit figuralem Schmuck von Friedl, die Saaldecke mit zwei großen Bildern
von Veith geschmückt, der auch das Gemälde des Hauptvorhanges vor der 13-50 m breiten
Proszeniumsöffnung ausführte. Zum feuersicheren Abschlüsse der Bühne ist eine doppelwandige,
hydraulisch von der Bühne und dem äußeren Bühnenkorridor aus zu betätigende Eisenkurtine
vorgesehen. Die Bühne hat eine Breite von 20 m und samt Hinterbühne eine Tiefe von 157 m.
Die Bühneneinrichtung ist durchwegs in Eisen ausgeführt. Die Beheizung erfolgt seit 1905
durch eine Dampfniederdruckheizanlage, während die Lüftung, welche dem Hause stündlich
40.000 m3 Luft zuführt, durch einen Gasmotor mit Pulsator im Keller und Exhaustor am
Dachboden betätigt wird.
334
ücbäudc für Vergnügungen und Sport.
Abb. 493. Deutsches Volkstheater.
Für die Fassadenarchitektur wurde die italienische Renaissance gewählt. Vor dem Theater
erhebt sich das von Fr. Vogl ausgeführte Raimund-Denkmal.1)
Das Raimund-Theater, VI., Wallgasse (Abb. 487, 494 und 495).
Dieses von einem Vereine gegründete und nach den Plänen des Architekten Franz Roth
erbaute Theater wurde Ende November 1893 nach zirka zehnmonatlicher Bauzeit eröffnet.
Wie der Grundriß, dem das System Asphaleia zugrunde liegt, zeigt, ist der Korridor des Zu-
schauerraumes in zwei Zonen geteilt. Die eine bildet das 6 m breite Vestibül und die Kleider-
ablage, ist taghell und hat neben dem Hauptzugange noch zwei auf die Straße führende Aus-
gänge; neben diesen haben die beiden zum ersten Range führenden Treppenarme ihre Zu-
gangstüren. Die andere Zone besteht aus den beiden schmalen „Korridoren". Durch diese
Verschmälerung war es möglich, die aus sich kreuzenden Armen gebildeten Doppeltreppen
für den ersten und zweiten Rang anzugliedern.
Der Zuschauerraum besteht aus Parkett, erstem und zweitem Range. Nur im ersten und
zweiten Range sind je zwei Proszeniumslogen angeordnet; als sich später das Bedürfnis nach
mehr Logen ergab, wurden im ersten Range noch einige offene Logen eingebaut. Der erste
Rang ist stark über das Parkett vorgebaut und die Decke des Zuschauerraumes muschelförmig
gestaltet, welche Form sich als gut akustisch erwiesen hat.
Das Haus faßt 1641 Personen. Davon entfallen 690 auf das Parkett, 453 auf den ersten
und 498 auf den zweiten Rang. Die große Anzahl Parkettsitze wurde dadurch erzielt, daß
auch das Orchester in einer Tiefe von viereinhalb Reihen überbaut wurde. Das Bühnenhaus
ist wohl zufolge des geringen Ausmaßes der Baustelle gleichfalls aufs äußerste eingeschränkt
und entbehrt infolge der Forderung, daß das Theatergebäude mindestens 15 m von dem Nach-
barobjekte entfernt sein muß, einer Hinterbühne.2)
') Wochenschrift des österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereines. 1888.
*) Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereines. 1893. Sem per. Handbuch der Architektur.
Theatergebäude.
335
Abb. 494. Raimund-Theater. Schnitt. 1:600.
Das Kaiser-Jubiläums-Stadttheater, IX., Währinger Gürtel (Abb. 488 und 496).
Das gleichfalls von einer Vereinigung Wiener Bürger nach den Plänen der Architekten
Franz Freiherrn von Krauß und Alex. Graf ausgeführte Theater wurde am 14. Dezember
1898 nach zehnmonatlicher Bauzeit eröffnet. Die Form des Bauplatzes, ein unregelmäßiges
Viereck, dessen längste Seite
74-37 m, dessen kürzeste 38-S5 m
betrug, war keine sehr günstige
zu nennen; die Situicrung mit der
Hauptfront stadtwärts ist wohl die
einzig richtige, weil die Form des
Theatergrundrisses, der naturgemäß
sich nach rückwärts verbreitert, nur
so auf dem Bauplatze unterzu-
bringen war. Die hierdurch bedingte
diagonale Stellung des Gebäudes,
die fast ganz ohne Rücksicht auf
die Straßenfluchten gewählt wurde
— denn nur in der Fuchsthaller-
gasse steht die Front in der Bau-
linie — fällt allerdings unangenehm
auf. Eine ziemliche Schwierigkeit
boten auch die ungünstigen Niveau-
verhältnisse: Ein Höhenunterschied
von 2-68 m in der zur Achse des
Gebäudes senkrechten Richtung
bedingte eine verschiedene Lösung
der Ausgänge und
Stiegenanlage rechts
und links.
Die Zweiteilung
des Gebäudes in Zu-
schauerhaus und Büh-
nenhaus kommt schon
im Äußeren klar zur
Geltung. Ersteres nach
vorne in runder Grund-
rißform und von ge-
ringer Höhenentwick-
lung, umgeben von den
durch weite Fensterach-
sen charakterisierten,
wenig geteilten Räumen,
die Vestibüls, Foyers,
Zusehergarderoben ent-
haltend, steht im Ge-
gensatze zum mächtig
auftretenden rechtecki-
gen Bühnenhause, das
von mehrgeschossigen
Bauteilen mit kleiner
Fensterachsenstellung
und kleinen Fensteröff-
nungen umgeben wird.
Die Bauherren wünschten einerseits den deutschen Charakter des Volksschauspielhauses
durch Anwendung der deutschen Renaissance zum Ausdruck gebracht, anderseits eine von
dem bisher Üblichen möglichst abweichende Erscheinung; so entstand die an die italienische
Frührenaissance sich anlehnende Fassade. An figuralem Schmuck weist das Gebäude zwei
Abb. 495. Raimund-Theater.
336
Gebäude für Vergnügungen und Sport.
Ritterfiguren und zwei Puttigcstalten von Schimkowitz, ein Kaiserporträt von E. von Hoffmann,
sowie zwölf Rcliefbilder von P. Leiseck auf.
Die innere Raumeinteilung des Hauses ist im wesentlichen die des Deutschen Volks-
theaters, nur sind die Dimensionen fast durchgehends größer. Das Hauptvestibül, 1320 m auf
8'60 m groß, öffnet sich durch fünf Türen nach außen und fünf Öffnungen nach innen, von
denen zwei zu den Stiegen zum ersten Range, drei in das Parterre führen. Ein 260 m breiter
Kommunikationsgang umgibt den Zuschauerraum und steht rechts und links durch je vier
Öffnungen mit den Garderoben in unmittelbarer Verbindung. Zu beiden Seiten der Garde-
roben sind wieder Ausgänge angeordnet, von denen zwei direkt ins Freie führen, während
zwei außerdem durch die Logenstiegen eine zweite Verbindung mit den oberen Rängen her-
stellen. Aus dem Zuschauerräume führen im Parterre acht Türen auf den Korridor und zwei
(als Notausgangstüren) direkt ins Freie. Die Zahl der Ausgänge vom Zuschauerraum auf die
Straße beträgt 13. Das Auditorium selbst zerfällt in das Logenproszenium und das Amphi-
theater. In ersterem sind im Parterre, Balkon, ersten und zweiten Range beiderseits je fünf
Logen ä fünf Personen, also zusammen — wenn die Hofloge nicht mitgerechnet wird —
39 Logen mit 195 Personen untergebracht. Parterre und Parkett enthalten, in fünf Blocks
Abb. 496. Kaiser-Jubiläums-Stadttheater.
verteilt, 758 Sitze. Die erste Galerie, welche drei Ausgänge besitzt, überbaut das Parterre
auf zirka 7 m Breite und enthält, in drei Blocks verteilt, 344 Plätze. Die zweite Galerie,
mit sieben Ausgängen, besitzt, in vier Blocks eingeteilt, 540 Plätze. Das Haus faßt somit
insgesamt 1837 Personen. Alle Sitze sind so angelegt, daß man — auch von den schlech-
testen Plätzen — fast die ganze Bühne übersehen kann; um dies zu erreichen, wurden
die Brüstungen der Galerie von der Mitte weg fallend konstruiert, die Sitzreihen hin-
gegen steigend. Die Bühne ist 22-6 m breit und 135 m tief, die Hinterbühne 11 m breit
und 6 m tief. ')
') Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereines. 1S99. Der Architekt. 1S9S.
Tlicatcrocbiiudc.
337
Das Wiener Bürgertheater, III., Vordere Zollamtsstraße (Abb. 489 und 497).
Das jüngste der Wiener Theater, das am 7. Dezember 1905 eröffnete Wiener Bürger-
theater wurde nach den Plänen der Architekten Franz Freiherrn von Krauß und Jos. Tölk er-
baut. Es ist samt dem nebenanstehenden Zinshause „Bürgerhof" Eigentum der Bauunternehmer
Lederer & Schweinburg. Die zwischen beiden Gebäuden liegende, im Privatbesitze verbliebene,
15 m breite Straße wurde im Untergrunde teilweise für die Anlage eines Dekorationsmagazines
ausgenützt. Das Theatergebäude bedeckt eine Fläche von 1592 m'-; die größte Länge beträgt
5P57m, die größte Breite 33 m. Die gegen den Wienfluß gerichtete Hauptfassade ist segment-
förmig ausgebaucht. Der fünfachsige Mittelrisalit entspricht der Breite des Vestibüls. Die im
Parterre mäßig, im ersten Stocke bedeutend zurücktretenden Teile zu beiden Seiten dieses
Risalits enthalten die Treppen zu den Rängen. An den Seitenfassaden sind die Nebenräume
des Zuschauerraumes, die Kleiderablagen u. s. w., in drei Geschossen, die oberen über den
unteren zurücktretend, also Terrassen bildend, zu erkennen. Die Hauptfassade zeigt drei Reliefs
von Elena Luksch-Makowsky — in farbig glasiertem Steinzeug ausgeführt — und zwei Kolossal-
figuren in Kunststeinmasse von Bildhauer G. Leiseck. Die innere Einteilung weicht von dem
Typus des Deutschen Volkstheaters nicht wesentlich ab. Fünf Türen führen in das 7-8 m tiefe
und im Mittel 15 m breite Vestibül, von wo sich die Besucher durch sieben Öffnungen in
das Parterre und die Ränge verteilen. Zu jedem Range führen je zwei voneinander voll-
ständig getrennte, je 22 m breite Treppen. Die Treppen des zweiten Ranges haben direkten Aus-
gang auf die Straße. Auch aus dem Parterre gelangt man durch vier Ausgänge direkt ins
Freie, ohne das Vestibül betreten
zu müssen. Hierzu kommt noch
ein separierter Zugang zur Hof-
loge und drei Türen aus den
Bühnentrakten, so daß im ganzen
15 Ausgänge vorhanden sind.
Die Kleiderablagen sind im Par-
terre und im ersten Range beider-
seits des Zuschauerraumes, im
zweiten Range vor demselben
angeordnet. Im ersten Range be-
findet sich über dem Vestibül das
Foyer und Büffet, von dem zwei
Terrassen — bei schönem Wet-
ter als Erholungsort, im Falle
der Gefahr als Zufluchtsstätte —
erreichbar sind. Solche Terras-
sen sind auch von dem Logen-
gange im zweiten Range und von
der großen Kleiderablage der
zweiten Galerie zugänglich. Der
Zuschauerraum selbst hat eine
größte Breite von 18 m, eine
größte Tiefe von 24-5 m und
eine größte Höhe von 15 m. Er
faßt — außer der Hofloge — Abb. 497. Wiener Bürgertheater.
1238 Personen, die sich folgen-
dermaßen verteilen: Im Parterre 418 Sitzplätze und 136 Stehplätze; im ersten Range 246 Sitzplätze,
im zweiten Range 372 Sitzplätze und 66 Stehplätze. Die Sitze haben eine durchschnittliche Breite
von 555 cm und sind 75 cm bis 72'5 cm tief. Im Parterre führen nebst den Logentüren neun, im
ersten Range zwei, im zweiten Range fünf Ausgänge aus dem Zuschauerräume. Die Proszeniums-
öffnung ist 10 m breit und 67 m im Lichten hoch. Die Decke des Zuschauerraumes steigt nach
rückwärts derart an, daß der Scheitel sich bis 4-5 m über den Proszeniumslogen erhebt. Der
Zuschauerraum ist an der Proszeniumswand durch ein Gemälde von E. Veith und über den
Logen durch Lunettenbilder von G. Bauer geschmückt. Sämtliche Deckenkonstruktionen im
Zuschauertrakte sind aus armiertem Beton ausgeführt. Für die Stiegen kamen — mit Aus-
nahme der in den ersten Rang führenden, die aus Karstmarmor bestehen — durchwegs eisen-
Bd. II. 22
338
Gebäude für Vergnügungen und Sport.
armierte Betonstufen zur Verwendung, welche aber auf Anordnung der Behörde unterwölbt
werden mußten. Die Bühne ist 19'30m breit, 15 m tief und, von der Unterbühnensohle bis
zum Rollenboden gemessen, 26 m hoch. Eine Hinterbühne ist nicht vorhanden. Die gesamte
Bühneneinrichtung wurde nach den Plänen des k. u. k. Hofbühneninspektors F. B. Bretschneider
durchaus in Eisen, und zwar für Handbetrieb konstruiert. An der rückwärtigen Bühnenmauer
ist am Dache eine Abzugsesse für die Rauchgase angebracht, die 7: 2*40 m groß ist und somit
über fünf Prozent der Bühnengrundfläche einnimmt. Die Beheizung des ganzen Hauses erfolgt
durch eine Niederdruckdampfheizung mit zentraler Kesselanlage. Der Bau samt innerer Ein-
richtung wurde in der kurzen Zeit von zirka sieben Monaten durchgeführt; die Kosten des-
selben sind bisher nicht bekannt geworden.1)
Xach Mitteilungen des Oberbaurates H. Helmer, des Architekten Franz Freiherrn von Krauß u. a.
bearbeitet von P. Kortz.
II. SPEZIALITÄTEN-THEATER- UND ZIRKUSGEBÄUDE.
Erst in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts entstanden die Spezialitäten-Theater,
die mit ihren rasch wechselnden verschiedenartigsten Schaubietungen der leichten Muse dienen
und dem Zuschauer die Möglichkeit bieten, sich gleichzeitig an dem Genüsse der heiteren
Darstellungen, sowie an Speise, Trank und Zigarre zu erfreuen. So wenig prätentiös wie ihre
Muse ist mitunter auch die Baukunst, die ihr das Heim bereitet. Nur das Apollotheater ist von
vorneherein als Spezialitätenbühne gebaut, während das Orpheum aus dem 1864 — 1865 erbauten
Harmonietheater, das Etablissement Ronacher aus dem 1884 niedergebrannten Stadttheater und
das Colosseum aus einem als Vergnügungsetablissement großen Stiles gedachten Saalbau durch
spätere Umbauten ihrem jetzigen Zwecke dienstbar gemacht wurden.
Das Orpheum, IX., Wasagasse (Abb. 499).
Das Orpheum wurde 1864—1865 von dem Architekten Otto Wagner als Theater er-
baut und führte bis 1868 den Namen Harmonietheater; von da an heißt es Orpheum. Viele
Veränderungen mußte es über sich ergehen lassen, bis es endlich durch die letzten, vom
Architekten H. Dwofak durchgeführten umfassenden Rekonstruktionen den modernen Sicher-
heitsforderungen ange-
paßt wurde. Von der
geräumigen Vorhalle
im Erdgeschoß führt
eine bequeme Treppe
in den stockhoch lie-
genden rechteckigen
Zuschauerraum von
18-2 m Breite und
207 m Länge. Eine
Logengalerie mit da-
hinterliegendem Pro-
menoir umschließt, auf
schlanken Stützen ru-
hend, auf drei Seiten
den Saal und darüber
wurde 1900 durch Hin-
ausrücken der rück-
wärtigen Saalwand eine
zweite Galeric mit stark
ansteigenden Sitzreihen
geschaffen. Das Haus
WMM
Abb. 49S
inent Ronacher im I. Bezirke.
') Zeitschrift des öster-
reichischen Ingenieur- und Ar-
chitekten-Vereines. 1906, Nr. 1.
Spc/.ialitätcn-Thcatcr- und Zirkusgebaudc.
339
Abb. 499. Orpheum. Parterre. 1:1000.
V Vestibül. Z Zuschauerraum. B Bühne. R Restaurant.
Abb. 502." Apollo-Variete. Parterre. 1:1000.
V Vestibül. Z Zuschauerraum. BS Ballsal. R Restaurant.
Abb. 500. Etablissement Ronacher. Mezzanin. 1:1000.
Abb. 501.
Colosseum. Ebenerd.
1:1000.
A Zuschauerraum.
B Deutscher Saal.
G. Geschäftslokale.
Abb. 503. Zirkus Renz. Parterre. 1:1000.
Abb. 504. Zirkus Busch. Parterre. 1:1000.
22*
340
Gebäude für Vergnügungen und Sport.
bietet einen Fassungsraum für
1 120 Personen. Die ursprüng-
liche Holzkonstruktion der
Logengalerie wurde 1900
durch eine Monier-Konstruk-
tion ersetzt und die Saaldecke
in Rabitzputz erneuert. Als
Foyer und Wintergarten wer-
den früher zu Wohnzwecken
verwendete Räumlichkeiten
im etsten Stocke des Gassen-
traktes benützt. Durch wieder-
holte Adaptierungen wurden
Logen- und Galeriestiegen,
Garderoben und erst 1904
mittels Tunnels unter dem
Saal ein neuer Ein- und Aus-
gang und eine Stiege zu der
Logengalerie hergestellt. Auch
die Bühne erhielt im Laufe der
Zeit eine Hinterbühne, einen
Garderobetrakt, Magazine und
über dem Stiegenhaus einen
kleinen Probesaal.1)
Etablissement Ronacher, I.,
Seilerstätte (Abb. 498 und
500).
Auf den Grundmauern
des 1884 abgebrannten, von
Ferd. Fellner 1871 — 1872 er-
bauten Stadttheaters entstand
in den Jahren 1887—1888
das Etablissement Ronacher
nach den Plänen von Fellner
und Helmer als das erste
deutsche Variete. Ein Produk-
x tionssaal samt Podium, ein
zweiter großer Ballsaal, in den Gassentiakten des auf drei Seiten freistehenden Hauses, Hotel,
Restauration und Kaffeehaus sind mit raffiniertester Raumausnützung zu einem Ganzen ver-
einigt. Im Erdgeschosse liegt das Kassenvestibül mit einem Zugang von der Seilerstätte und
einer Zufahrt unter dem Rundbau an der Ecke. Der Zuschauerraum faßt im Parkett 719 Per-
sonen, besitzt eine Logengalerie mit einer Hofloge und 30 offenen Logen, dahinter Promenade-
foyers und einen Wintergarten und über der ersten eine zweite Galerie. An die Bühne schließt
sich in gleicher Höhe mit dem Parkett des Produktionssaales ein etwa 1200 Personen Raum
bietender Saal an, der für Festlichkeiten, Bälle, Konzerte und ähnliche Zwecke Verwendung
findet. Die Wirtschaftsräume, Maschinenanlagen und Küchen sind im Keller angeordnet. Dem-
nächst soll durch einen Umbau des Ballsaales Raum geschaffen werden für eine Vergrößerung der
Bühne und deren Nebenräumlichkeiten. Die Direktion und Verwaltung ist in dem dreistöckigen
Hoteltrakt untergebracht. Der Zuschauerraum ist in heiterem Wiener Barockstil gehalten.
Etablissement „Apollo".
Das Colosseum, IX., Nußdorferstraße (Abb. 501).
Die Saalräumlichkeiten samt der Bühnenanlage des 1899 von dem Architekten Karl
Stephann erbauten Colosseums liegen zwischen dem Gassen- und Hoftrakt einer großen Miet-
hausanlage und erhielten erst durch spätere Umbauten ihre jetzige Gestalt und Bestimmung.
') Wochenschrift des österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereines. 18S6. (Hcizungsanlage.)
Spczialitaten-Thcatcr- und Zirkusgebäude. 341
Ursprünglich war der Bau weniger als Produktionssaal denn als Vergnügungsctablissement
großen Stiles für Festlichkeiten, Bälle und Konzerte gedacht. Vom Eingangsflur gelangt man
an dem Kassenschalter vorüber über eine zweiarmige Stiege nach abwärts in einen Vorraum,
der die Garderoben enthält. Daran schließt sich der an drei Seiten von Nebensälen umgebene
60 cm tiefer liegende Hauptsaal. Ungefähr 600 Personen finden in diesem 30 m langen, 18 m
breiten und 16 m hohen Saal Platz, während die Nebensäle, die sich in großen Bögen gegen
den Hauptsaal öffnen, für Frcmdcnlogcn, Estradesitze und Entreeplätze ausgenützt sind. Der
Eingangswand gegenüber lag früher ein Wintergarten, der jedoch später infolge des Bühnen-
einbaues aufgelassen wurde. Zwei Stiegenanlagcn, seitlich von der Bühne, führen zu dem über
dem ehemaligen Wintergarten gelegenen Galeriesaal, von dem man zu einer den großen Saal
auf drei Seiten umgebenden Bogengalerie gelangt. Über dem schmäleren der beiden Nebensäle
liegt in gleicher Höhe mit den Logen ein weiterer Saal. Die architektonische Ausgestaltung des
Saales entlehnt ihre Formen dem Barockstil, während die Außenseite der ganzen Häusergruppe
im Charakter der deutschen Renaissance gehalten ist.1)
Das Apollo-Variete, VI., Gumpendorferstraße (Abb. 502 und 505).
Im Jahre 1904 von dem Architekten Ed. Prandl erbaut, vereinigt die Gebäudeanlage des
Apollotheaters das Vergnügungsetablissement, ein Hotel und drei Zinshäuser in sich. Im
Inneren der eine Eckparzelle einnehmenden Häusergruppe liegt das Vergnügungsetablissement,
das an den Gassenseiten von Wohntrakten umschlossen wird, die in den oberen Geschossen
auch teilweise den Raum über dem Zuschauerraum in Anspruch nehmen. Etwas tiefer als das
Niveau des an der Ecke befindlichen Vestibüls liegt das Parterre des Zuschauerraumes mit
720 Sitzplätzen und 10 Ausgängen. Vom Kassenvestibül gelangt man über eine 4 m breite
Treppe, unter welcher die Garderoben für das Parterre Platz finden, zu dem ersten Range, der,
zwischen Parterre und erstem Stocke des Gebäudes liegend, zwölf Logen und 315 Sitzplätze
aufweist. Den fast gleichen Fassungsraum bietet auch der in der Höhe des ersten Stockwerkes
des Gebäudes befindliche zweite Rang, den man über zwei, gleichfalls von der Eingangshalle
ausgehende Stiegen erreicht. Die Bühne ist bei einer Breite von 14 m 15 m tief und 19 m
hoch. Nebenräume für das Vergnügungsetablissement, Magazine und Maschinenanlagen finden
im Souterrain Platz. Die Umrahmung der Bühnenöffnung ist in Monier-Konstruktion durch-
geführt. Da ein Teil des Raumes über dem Zuschauerräume für Wohnzwecke ausgenützt wurde,
ruhen die Hofmauern der Wohntrakte auf 2 m hohen, genieteten Kastenträgern von 21 m Spann-
weite. Für die architektonische und reiche dekorative Durchbildung des Inneren fanden Barock-
motive in freier Auffassung Verwendung, während sich das Äußere von historischer Stiltradition
noch weiter entfernt.'2)
Zirkus Renz, II., Zirkusgasse 44 (Abb. 503).
Als erste der ständigen Zirkusanlagen überhaupt wurde der Zirkus im Auftrage E. Renz'
1853 von dem Architekten K. May und dem Baumeister F. Schebek errichtet. Massive Außen-
mauern umschlossen im Zwölfeck einen Raum von ungefähr 40 m Durchmesser; der Einbau
der Sitzreihen und die Dachkonstruktion war durchwegs von Holz. An der Straßenseite eine
Unterfahrt und an der Rückseite ein langgestrecktes Stallgebäude sowie zwei seitliche Stiegen-
anlagen mußten den Bedürfnissen des Betriebes genügen. Kurz nach dem Ringtheaterbrande
fanden im Jahre 1883 durchgreifende bauliche Umänderungen unter der Leitung des Architekten
O. Laske statt. Das Stallgebäude allein blieb unberührt; während die übrigen Teile nach außen
und innen völlig verändert wurden. Die ehemalige Außenmauer wurde erhöht und zur Innen-
mauer eines den ganzen Zirkus umschließenden, P90 m breiten Verbindungsganges, der nach außen
durch eine neue, höhere Umfassungsmauer abgeschlossen wurde. Die Nebenräume für das
Publikum erfuhren durch die Anlage eines geräumigen Kassenvestibüls, einer Konditorei, von
Aborten und Garderoben eine bedeutende Vergrößerung. Vier neue Stiegenanlagen für den
ersten und zweiten Rang, ferner an der Stelle der alten Treppen zwei Notstiegen wurden
für die Erhöhung der Sicherheit der Besucher errichtet. Für die Ausgestaltung des Inneren
mußte in ausgedehntem Maße von Eisenkonstruktionen Gebrauch gemacht werden, auch der
Dachstuhl ist in Eisen ausgeführt. Im ersten Stocke liegt über der Eingangshalle ein Ballett-
saal und daran anschließend die stattliche Hofloge mit eigener Treppe. Die Manege mißt
') Wiener Bauindustrie-Zeitung. 1899.
2) Der Bautechniker. 1904.
342
Gebäude für Vergnügungen und Sport.
Abb. 506. Musikvereinsgebäude.
13 m im Durchmesser. Über den amphitheatralisch ansteigenden Sitzreihen des Parterres ist
in der Höhe des ersten Stockes ein Kranz von 40 Logen angeordnet, dahinter ein Gang
und der erste Rang mit 7 Sitzreihen, darüber der zweite Rang mit 5 Sitzreihen. Der Zirkus
enthält insgesamt 3559 Sitzplätze. Die Gesamthöhe des Innenraumes bis zur Spitze der
Laterne beträgt rund 25 m. Für die architektonische Durchbildung der Vorderfront verwendete
O. Laske maßvolle Renaissanceformen.
Zirkus Busch, IL, Ausstellungsstraße (Abb. 504).
Das Gebäude wurde im Jahre 1882 im Auftrage der Österreichisch-Belgischen Panorama-
Gesellschaft durch den Architekten Franz Ritter von Neumann für ein Panorama erbaut,
welchem Zwecke es bis zu dem 1892 nach den Plänen der Architekten Brüder Drexler
erfolgten Umbau in einen Zirkus diente. Der Bau ist als Sechzehneck von 39 m Durchmesser
und 15 m Höhe in Eisenfachwerk mit
16 schmiedeeisernen Stützen und da-
zwischen ursprünglich 15 cm starken, bei
dem Umbau auf 60 cm verstärkten Aus-
mauerungen ausgeführt und mit einer
laternengekrönten Schwedlerkuppel über-
deckt. Die Vorbauten für Kanzlei und In-
spektion sind massiv, die Ställe als Riegel-
bauprovisorien gebaut. Die Manege mißt
1 34 m im Durchmesser, der Zuschauer-
raum vermag in der üblichen amphitheatra-
lischen Anordnung mit zwei Galerien, die
von Ziegelgewölben zwischen Trägern auf
Eisensäulen getragen werden, ungefähr
2600 Personen zu fassen. Außen sind die
Stiegenhäuser derart angeordnet, daß jede
Treppe durch gegenläufiges Führen der
Treppenarme doppelt benutzbar ist. Ein
Stall für 190 Pferde sowie eine Probier-
manege vervollständigen die Anlage.1)
GC Großer Konzertsaal.
KC Kleiner Konzertsaal.
G,H Musikcrzimmer.
F Kanzlei, Bibliothek.
A Haupttreppen.
C Dienststiegen.
Abb. 507
D, E Nebentreppen.
Musikvereinsgebäude. Erster Stock.
') Zeitschrift
Architekten- Vereines.
des österreichischen
1882.
Ingenieur- und
1 : 800.
Saalbautcn.
343
Abb. 508. Der Kursalon im Stadtpark.
III. SAALBAUTEN.
Der traditionellen Bedeutung Wiens als Musikstadt entsprechen drei nahezu ausschließ-
lich der Pflege ernster Tonkunst gewidmete Saalanlagen, das Musikvereinsgebäude, der Bösen-
dorfersaal und der Saal Ehrbar; ihre geringe Zahl erklärt sich damit, daß Wien, bald nach-
dem man daran ging, für größere Musikaufführungen eigene Bauanlagen zu schaffen, in den
beiden Sälen des Musikvereinsgebäudes für die Vorführung der gewaltigsten Klangwirkungen
symphonischer Dichtungen und auch der intimeren Reize der Kammermusik in gleicher
klassisch vollkommener Weise geeignete Lösungen erhielt. Die übrigen Saalbauten, der Sophien-
saal, der Kursalon und das Gebäude der Gartenbaugesellschaft, werden außer für Konzerte
auch anderen Zwecken dienstbar gemacht. Daneben bestehen noch eine ganze Anzahl den
verschiedensten Bedürfnissen genügender Saalbauten, die hier keine nähere Besprechung finden
können.
Das Musikvereins-
gebäude, I., Dumba-
gasse (Abb. 506, 507).
Auf Grund eines
von der Gesellschaft
der Musikfreunde aus-
geschriebenen Wettbe-
werbes wurde in den
Jahren 1868—1869
durch Theophil von
Hansen auf den von
Seiner Majestät dem
Kaiser geschenkten
Stadterweiterungsgrün -
den in der Nähe der
ehemaligen Mond-
scheinbrücke das Ge-
bäude errichtet, das
Konzerthaus, Konser-
vatorium, Vereinshaus
und Restauration in
A Entree.
V Vestibül.
G Garderobe.
RG Rundgang.
O Orchester.
T Terrasse.
GS Großer Saal.
KS Kaffeesalon.
KK Kaffeeküche.
WB Wandelbahn.
TH Trinkhalle.
V Veranda.
Abb. 509.
Der Kursalon im Stadtpark
Parterre. 1:800.
344
Gebäude für Vergnügungen und Sport.
••
trefflicher Weise vereinigt; im giebelgekrönten Mittelbau liegt der große, 1896 m breite, 51 20 m
lange und 17-6m hohe Saal, in den beiden mit flachen Zinkdächern überdeckten Seitenteilen
der kleine Saal links und rechts Geschäftsräume des Vereines sowie die Räume des Konserva-
toriums. Die ganze Frontbreite der beiden Seitenteile nehmen zwei geradläufige Prachttreppen
ein, die in das von ionischen
Säulen umfriedete Atrium des
großen Saales führen. Das mäch-
tige Rechteck des Saales besitzt
an beiden Langseiten zwei um
110 m über dem Fußboden er-
höhte Logenreihen, an der dem
Orchester gegenüberliegenden
Wand — in gleicher Höhe mit
den Logen — das Stehparterre.
In einer Höhe von 6 m über dem
Saalboden läuft rings um den
Saal eine erste Galerie und an
der Eingangsschmalseite bis an
die Hauptfront hinausgebaut be-
findet sich eine zweite Galerie,
welche mit dem Parterre Raum
für 2055 Zuhörer bieten; das
Orchester, dessen Rückwand
das Orgelgehäuse einnimmt, ge-
stattet die Mitwirkung von 500 Sängern und Musikern. Das gleißende Gold der Karyatiden,
von denen die Galerie an den Langseiten gestützt wird, das tiefe Rot der unteren Wandgründe,
über den Galerien die heller, in Giallo antico ähnlichen Tönen gehaltenen, mit Musikerbüsten
und goldenen Ornamenten reich geschmückten Wände, darüber an allen vier Seiten ein dem
Tageslicht ungehemmten Eintritt gestattender Lichtgaden von 48 Fenstern und als Abschluß nach
oben die reich kassettierte gerade Decke im Bronzeton mit den würdevoll posierten Decken-
gemälden Eisenmcngers schaffen ein Bild hehrster Festesfreude. Zahlreiche elektrische Beleuch-
tungskörper erhöhen den Farbenreiz bei Abendbeleuchtung. Parallel zu dem großen Saale, im
linken Seitenteile gelegen, bietet der kleine Saal bei einer Spannweite von ll-43m einen fein
gestimmten Raum für Kammermusik und Solovorträge. An beiden Schmalseiten werden die
, vm
1 VD
Hauptsäle.
Annexe.
Komitee.
Terrasse.
Garderobe.
Ti M H
Abb.
510.
Gartenbausäle.
Parterre.
1 : 800.
Abb. 511. Städtisches Restaurationsgebäude im Kinderpark im III. Bezirke.
Saalbauten. 345
Galerien von ionischen Säulen «jetragen, während die Balkone der Langseiten auf Konsolen
ruhen. Bei Tage erfolgt die Beleuchtung durch ein Hypäthron in der leicht kassettierten Decke.
Nebenräume für das Orchester und die beiden Säle, Galerictrcppcn und Nebentreppen liegen
zwischen dem Hauptsaale und den Scitcntrakten, Garderoberäumlichkeiten befinden sich im Erd-
geschosse zum Teil unter dem großen Saale, anschließend an die Hauptcingangshalle, und in
der Querachse führt von der Seitenstraße her eine Durchfahrt durch das Gebäude. Im rechten
Flügel sind die Bibliothek und Geschäftsräume des Vereines, sowie die Lehr- und Übungszimmer
des Konservatoriums untergebracht. An der rückwärtigen Front werden Räume vermietet für
eine Restauration und Geschäfte. Das Äußere, das jene, Hansen eigentümlichen maßvollen
Renaissanceformen zeigt, die man als griechische Renaissance bezeichnet hat, wird in seiner
Wirkung bedeutend gesteigert durch den farbigen Reiz des roten Zementputzes und der gold-
gründigen Friese. Mit Ausnahme der kleinen Genien von Nowack ist der gesamte Statuen-
schmuck, dessen Material größtenteils Terrakotta ist, von Melnitzki. Die Baukosten betrugen
samt den Kosten für die innere Einrichtung 1,200.000 k.1)
Der Kursalon im Stadtpark (Abb. 508, 509).
Die Gemeinde Wien erbaute auf dem ihr vom Stadterweiterungsfonds im Jahre 1860
mit der Widmung zur Anlage eines öffentlichen Gartens überlassenen Grund in den Jahren
1865 — 1867 durch den Architekten Johann Garben einen Saalbau, der vorwiegend Zwecken
der Geselligkeit dient. An der einen Schmalseite des Stadtparkes erhebt sich auf einer gegen
den Park vorgeschobenen Terrasse in reicher italienischer Renaissance ein Mittelbau mit zwei
niedrigeren Flügelbauten. Der Mitteltrakt enthält einen Saal von ungefähr 360 m2 Grundfläche
mit einer Orchesternische, an der vom Parke abgewendeten Seite eine Unterfahrt, Vestibül
und Garderoben; im ersten Stocke gewährt ein über der Orchesternische durch zwei Treppen
zugänglicher, halbrunder Raum einen Überblick über den großen Saal. In dem einen Flügel
des Gebäudes befindet sich ein Kaffeesalon mit Vorhalle und Nebenräumen, im anderen die
Kurtrinkhalle und Wandelbahn. Küchen, Wirtschaftsräume und Dienerwohnungen sind im
Souterrain untergebracht. Die Baukosten erreichten die Höhe von 774.000 K.2)
Gebäude der Gartenbaugesellschaft, I., Parkring (Abb. 510).
Im Auftrage der k. k. Gartenbaugesellschaft erbaute der Architekt August Weber in den
Jahren 1863 — 1864 das Gebäude, vorwiegend für Ausstellungszwecke, doch dienen die Säle
auch der Veranstaltung von Bällen, Konzerten und Festversammlungen. Die Mittelachse des
Gebäudes wird betont durch einen 14:26-60m großen Saal, der sich mit seinem innen
halbrunden, außen polygonalen Schlüsse in den Park hineinschiebt und dem gegen die Ring-
straße zu die Eingangshalle mit Kassen und eine Unterfahrt vorgelegt ist. Von dem Haupt-
saale durch Galerien, die einen schönen Überblick über die Gesamtanlage gewähren, getrennt
sind zwei gleiche, ll-40:20m große Seitensäle, die später durch Zubauten gegen den Park
erweitert wurden. Das Souterrain ist für Restaurationszwecke bestimmt. Gegen die Ring-
straße zu liegt, von zwei Treppen im Mittelbau erreichbar, im ersten Stocke ein kleinerer
Saal, der etwa 200 Personen faßt. Das Äußere zeigt den um jene Zeit in Wien üblichen Stil
der italienischen Renaissance.3)
Sophiensaal, III., Marxergasse.
Im Jahre 1838 eröffnete F. Morawetz in der Marxergasse ein nach den Plänen des
Architekten P. Gerl erbautes Dampfbad unter dem Namen Sophienbad. Ausschließlich Bade-
zwecken diente das Gebäude noch, als Siccardsburg und van der Null im Auftrage der 1845
von Morawetz gegründeten Aktiengesellschaft einen großen Mittelsaal als Winter- und Sommer-
Schwimmhalle zubauten. Bald jedoch, noch unter Morawetz, der, obgleich erblindet, die Aktien-
gesellschaft als Direktor leitete, erschien es zweckmäßiger, das große Schwimmbassin Winters
über in ein Tanzparkett zu verwandeln, und heute dient der Sophiensaal als größter Tanzsaal
vorwiegend geselligen Zwecken. Der Mittelsaal besitzt bei einer Größe von 18:46m ein
Tanzparkett von 13"6m Breite und 38m Länge; er war der erste Raum, bei dessen Über-
') Fö rstersche Allgemeine Bauzeitung. 1870. (Köstlin.) Zeitschrift für bildende Kunst. 1870. (Doderer.) Handbuch
der Architektur. IV, 6, 3. Baukunde des Architekten. II, 3. Niemann und Feldegg, Th. Hansen. Wien 1893.
2) Forste rsche Allgemeine Bauzeitung. 1872.
3) Winkler, Technischer Führer durch Wien. 1873.
346
Gebäude für Vergnügungen und Sport.
deckung von eisernen Trägern Gebrauch gemacht wurde, trotzdem die damalige Baubehörde
Einsprache dagegen erhob. Unter dem Direktor M. Mayer erhielt der Saal 1870 Galerien
nach dem Entwürfe des Architekten Petschnik. Im Jahre 1886 wurde der kleine Saal erbaut
mit einem Fassungsraum von 375 Personen. Der Fassungsraum des großen Saales beträgt bei
Versammlungen 2700, bei Konzerten rund 2000, bei Bällen (samt Nebenräumen) 2300 Personen.1)
Die Trinkhalle, III., Kinderpark (Abb. 511),
welche von der Gemeinde Wien nach den Plänen der Architekten Ohmann und Hackhofer
erbaut wurde, ist am 1. Mai 1903 der Benützung übergeben worden. Das Haus stellt sich als
ein in modernem Stile gehaltener Mansardenbau mit einem Geschosse von der Parkseite und
zwei Geschossen gegen die Flußseite dar. Gegen die Parkseite befindet sich eine kleine
Terrasse; eine zweite Terrasse, zur Aufnahme der Musikkapelle bestimmt, ist flußseitig ange-
legt. Der Innenraum ist ebenfalls in modernem Stile eingerichtet, mit Gasheizung und elek-
trischer Beleuchtung versehen. Flußseitig befinden sich angrenzend an den Mittelraum zwei
Nebenräume für kleinere Gesellschaften. An der der Karolinenbrücke zugewendeten Schmal-
seite des Baues ist eine Balkonterrasse angebracht. Im Souterrain ist der Mittelraum als Garde-
robe für die Schlittschuhläufer eingerichtet, da beabsichtigt ist, einen Teil des Wienflußbettes
als Eislaufplatz zu benützen. Außerdem befindet sich hier auch eine Kühlanlage für Zwecke
des Pächters.
IV. BAUTEN FÜR SPORTZWECKE.
a) Pferdesport.
Pferde-Wettrennplatz in der Freudenau. Die Baugeschichte der Anlagen auf dem Wett-
rennplatze in der Freudenau reicht bis in das Jahr 1862 zurück, in welchem Jahre der Jockey-
Klub das Pferde-Rennwesen in Österreich einführte. 1872 erfolgte ein Neubau der Tribünen
nach den Plänen Hasenauers. Die umfassendsten baulichen Ausgestaltungen geschahen in den
Jahren 1885 — 1887 unter der Leitung des Architekten Josef Drexler. Zunächst wurde 1885
bis 1886 eine Tribüne mit Stehplätzen und Restaurationsräumen erbaut. Vorne nach drei
Seiten offen, rückwärts mit einer vollen Mauer in Ziegelrohbau mit Putzarmierung geschlossen,
enthält die Tribüne in ihrem mittleren Teile Restaurations- und Wirtschaftsräume, von rück-
wärts zugänglich, Toiletten, Waschräume und Garderoben; in den Flügeln stufenförmig an-
steigend 1800 Stehplätze. Das Dach ist nach dem System Polonceau konstruiert und mit
Zinkblech eingedeckt. Zur selben Zeit erfolgte
ein Neubau des Totalisateur-Etablissemcnts,
das in den Seitenteilen 26 Einzahlungsstellen
und in einem halbkreisförmigen Ausbau die
Liquidatur mit acht Auszahlstellen aufweist;
das Gebäude ist ein Fachwerksbau mit einem
Pappedach. 1887 begannen die Arbeiten am
Administrationsgebäude und an den Stallun-
gen. Im Erdgeschosse des stockhohen Admini-
strationsgebäudes liegen Kanzleien und Ver-
waltungsräume, im ersten Stocke Wohnräume
des Inspektors und Wirtschaftsdepots und im
Dachboden Hafervorratsräume. In den An-
bauten sind im Erdgeschosse Stallungen und
im Dachgeschosse Wohnungen der Stall-
bediensteten nebst Sattel- und Futterkammern
untergebracht. Über den Stallräumen der Mitte
liegen vermietbare Zimmerchen. Das Äußere
stellt sich als Ziegelrohbau mit Putzarmierung
dar, mit Giebeln in Holzarchitcktur und einem
') W. Kisch, Die alten Straßen und Plätze von Wiens
Vorstädten. 18S8, Bd. I.
Abb. 512. Wiener Eislauf-Verein. Lagcplan. 1:6000.
Bauteil für Sportzwecke.
347
Abb. 513. Gebäude des Wiener Eislauf-Vereines. Ansicht von der Lothringerstraße.
B Büffet. HG Hofgarderobe.
G Garderoben. D\V Damenwartesalon.
Abb. 514. Gebäude des Wiener Eislauf-Vereines. Ebenerd. 1 : 10U0
Schieferdachc. Für die Stallungen, deren Fußboden durchaus im gleichen Niveau liegen,
kamen fünf verschiedene Typen in Anwendung. Über den Stallräumen befinden sich Wohn-
räume für die Stalljungen, ein Zimmer für den Trainer, ein Zimmer für den Jockey, Heu-
und Haferdepots und eine Sattelkammer.1)
Rennplatz des Trabrenn-Vereines. Der Wiener Trabrenn-Verein erbaute 1882 in der
Nähe der Rotunde nach den Plänen des Architekten Rudolf Frey zwei Tribünen; die größere
49-20 m lang, 920 m tief, die kleinere von gleicher Tiefe und einer Länge von 26 40 m und
zwischen beiden ein Totalisateurgebäude. Die beiden Tribünen sind durchwegs in Eisen-
konstruktion mit eisernen Ständern und massiver Rückwand in Ziegelrohbau ausgeführt, das
Totalisateurgebäude in Holz. Die Mitte der Haupttribüne nimmt die Hofloge ein, das Souterrain
ist, ähnlich wie bei der kleineren, Verwaltungs- und Restaurationszwecken dienstbar gemacht.
1885 erfolgte im Inneren der Fahrbahn der Bau einer Richtertribüne in Eisenkonstruktion und
einer weiteren Tribüne, entsprechend der kleineren, 1882 erbauten. Ein von Johann Reinhart
erbauter Restaurations- und Musikpavillon in Holz mit einem die Stiegen enthaltenden Turm-
aufbau folgte im Jahre 1889. 1897 plante man einen Neubau des Totalisateurgebäudes in
Riegelbau, eines Musikpavillons und einer Stehtribüne nach den Plänen der Architekten Brüder
Drexler. Den vorerwähnten Gebäuden gegenüber, auf der anderen Seite der Fahrbahn, liegen die
Stallungen, bestehend aus Trainierstall, Schwitzstall, Pferdeeinstellungsgebäuden und Boxständen.
Von Reitschulen, deren eine größere Anzahl besteht, bieten nur wenige ein bauliches
Interesse. Eine der ältesten ist die Shawelsche' Reitschule, IL, Kaiser Josefstraße2), die
Ende der Achtzigerjahre des vorigen Jahrhunderts durch den Architekten Otto Hieser im
Stile deutscher Renaissance umgebaut wurde, sie enthält eine Reitbahn von 13:35 m. Im Jahre
1883 baute Architekt M. Schweda für den Reitstallbesitzer W. Schlesinger im II. Bezirke am
Schüttel den Neuen Wiener Tattersaal, ein drei Stock hohes Wohngebäude mit einem
Stall- und Reitschulgebäude. Die Reitbahn hat 38 m Länge bei 18 m Breite. Die Gebäude sind
in Backsteingotik ausgeführt. — Die sonstigen Reitschulen sind zumeist in ehemaligen herr-
schaftlichen Gebäuden gelegen und für Klubzwecke adaptiert.
b) Eislauf-, Lawn-Tennis- und Radfahrsport.
Der Wiener Eislauf-Verein, III., Heumarkt (Abb. 512 bis 514). Eine der ältesten Sport-
vereinigungen Wiens ist der Eislauf-Verein, der, im Jahre 1867 gegründet, seine Tätigkeit auf
') Allgemeine Bauzeitung. 1891.
:) Architektonische Rundschau, 1892, und Baukunde des Architekten. II 1.
348
Gebäude für Vergnügungen und Sport.
Abb. 515. Gebäude des Wiener Bicycle-Klub im Prater.
Abb. 516. Gebäude des Athletiksport-Klub im Prater.
Abb. 517. Lawn-Tennis-Häuschen im Prater.
einem der Stadt gehörigen Grundstücke an der
Vorderen Zollamtsstraße von etwa 12.000 m2
Fläche begann. Die ersten Baulichkeiten daselbst
wurden nach den Plänen des Architekten Karl
Hasenauer ausgeführt. Auf diesem Platze blieb
der Verein, bis der Bau der Stadtbahn und
der Wienflußregulierung ihn zwang, sich nach
einem anderen Heim umzusehen. Als ein wegen
seiner zentralen Lage und schönen Umgebung
sehr geeigneter Platz wurde der des städtischen
Reservegartens am Heumarkt erkannt, der eben-
falls infolge der vorerwähnten Verkehrsanlagen
einer Umgestaltung unterzogen werden mußte
und von der Gemeinde Wien an den Stadt-
erweiterungsfonds abgetreten wurde. Von diesem
pachtete der Verein den gegen die Johannesgasse
gelegenen Grundteil im beiläufigen Ausmaße
von 15.000 m2, während der gegen den Schwar-
zenbergplatz gelegene restliche Grund für die
Anlage eines Sängerhauses reserviert blieb. Die
ganze Anlage, welche in einen gewissen Zusammenhang gebracht werden sollte, erhielt die
Bezeichnung Olympion.
Im Jahre 1899 übersiedelte der Verein auf den vorerst provisorisch hergerichteten Platz
und im Jahre 1900 wurde der längs des Heumarktes gelegene Bau des Hauptgebäudes durch-
geführt und der Platz selbst sukzessive definitiv ausgestaltet. Die nach den Angaben des Vor-
standsmitgliedes Baurates P. Kortz und den Plänen des Architekten Ludwig Baumann herge-
stellten Anlagen umfassen das zirka 9800 m2 messende Eisbassin, das fast zur Hälfte mit einem
Betonboden versehen ist, das 132 m lange Hauptgebäude, welches die Garderobe und Buffet-
räumc, im Mittelaufbau das Orchester mit Musikerzimmern und im Souterrain ein großes
Depot enthält, und das 1902 errichtete Gebäude an der Johannesgasse, das die Kanzleiräume
und eine Restauration aufnimmt. Der Platz ist von einer Reihe Masten aus Mannesmann-
Rohren umgeben, welche die elektrische Beleuchtung tragen. Im Sommer wird der Platz für
Lawn-Tennis-Spiel benützt. Das Hauptgebäude ist ein massiver Putzbau, in modernen Formen
gehalten, mit diskreter Verwendung von Gold an den Fassaden; der Restaurationstrakt ist ein
Riegelwandbau. Die Gesamtkosten der Gebäude und Platzanlagen beliefen sich auf rund
300.000 K.
Cottage-Eislaufverein im XIX. Bezirke. Der Entwurf zu dem an der Ecke der Gymnasium-
und Hasenauerstraßc gelegenen Gebäude rührt von dem Baudirektor des Wiener Cottage-
Vereines C. Ritter von Borkowski und dem Architekten Hans Müller her. Im Erdgeschosse
des einstöckigen Gebäudes liegen Restaurationsräume samt Küche und im ersten Stocke eine
Kanzlei, Verwaltungsräume und die Wohnung des Wirtes. An das Hauptgebäude schließt
sich in der Gymnasiumstraße eine Kegelbahn und in der Hasenauerstraßc ein in Holzkonstruktion
durchgebildetes Garderobengebäude, das im Dachgeschosse eine Orchesternische enthält. Die
Bauten für Sportzwecke. 349
beiden Eisplätzc. der größere mit 2400 m- und der kleinere mit 580 m- Grundfläche, dienen im
Sommer dem Rad- und Tennissport.')
Der Wiener Bicycle-Klub (Abb. 515). An der Prater Gürtelstraße liegt das vom Architekten
H. Bayer im Jahre 1899 erbaute Praterhcim des Bicycle-Klubs; es ist ein ebenerdiges Gebäude
mit einem Dachgeschosse, im Ebenerd geputzt, die Giebclwände in Fachwerk durchgebildet.
In weitem Bogen öffnet sich an der Stirnseite ein Vorraum, der in ein geräumiges Vestibül
führt, von dem links die Wohnung des Klubwarts, rechts ein größerer Geselligkeitsraum mit
einem Erkerausbau und ein kleineres Spielzimmer, ebenfalls mit einem Erker, zugänglich sind.
An das Vestibül schließt sich die 12 m breite, 25'5 m lange Fahrhalle, deren Tagesbeleuchtung
durch hohes Seitenlicht erfolgt. An der linken Längswand sowie an der Stirnseite liegen
Garderoben für Herren und Damen mit Toiletten und Duscheräumen. Im ersten Stocke ist über
der Wohnung des Klubwarts eine Fahrradremise untergebracht, zu der die Räder mittels Auf-
zuges hinaufgebracht werden. An der Stirnseite befindet sich über den Garderoberäumen eine
Musikerestrade. Von der Fahrhalle führt an der rechten Längswand ein großes Einfahrtstor in
eine geräumige Veranda und von da in den 15.000 m'2 großen Park, der einen Schulfahrplatz,
eine 440 m lange Promenadefahrbahn und mehrere Tennisplätze enthält. 1902 wurden nach
den Plänen des Architekten Jul. Mayreder einige Adaptierungen durchgeführt.2)
Der Radfahr-Klub der Hof- und Staatsbeamten ließ im Jahre 1898 an der Gürtelstraße
im Prater durch den Architekten Jos. Olbrich ein Klubhaus erbauen. Das 1880m breite, teils
aus vollem Mauerwerk, teils aus Holzriegelwänden bestehende, ebenerdige Gebäude enthält
in der Mitte eine 8 m breite, 285 m tiefe, gedeckte Vorhalle, dahinter in gleicher Breite eine
gedeckte Fahrbahn und Remise von 1355 m Tiefe. Seitlich daran liegen einerseits Herren-
und Damengarderoben mit Toiletteräumen und auf der anderen Seite eine Dienerwohnung
und ein Klubzimmer.
Athletiksport-Klub (Abb. 516). In der Nähe des vorbezeichneten Klubhäuschen liegt der
1898 nach den Plänen der Architekten Kupka und Orglmeister aufgeführte villenähnliche Bau.
Das stockhohe Gebäude mit ausgemauerten Fachwerkswänden, die das reichlich verwendete
Holz nach außen sichtbar lassen, ist 19:10'33m groß und enthält im Erdgeschosse einen
über Stufen zugänglichen Vorplatz, eine Eintrittshalle, von der man rechts in zwei Räume für
die Herrengarderobe, links in ein Komiteezimmer, rückwärts davon zu den Duschen, Klosetts und
Waschräumen gelangt. Außen an dem runden Erker des Komiteezimmers vorüber führt eine
Holzstiege in den ersten Stock zu den Damengarderoben samt zugehörigen Nebenräumen.
Vom Klubhause getrennt steht ein in Holz mit großen verglasten Öffnungen ausgeführtes Büffet
von 9'70:4'67m Größe.
Häuschen der Lawn-Tennis-Gesellschaft (Abb. 517). Erbaut von Karl Mayreder 1893 als
Ständerbau, der durch Verschalung das Aussehen eines Blockhauses erhielt, mit Ziegeldach und
Steinsockel. Es enthält im Parterre Ankleidezimmer für Herren und Damen und einen Wasch-
raum, im Dachgeschosse zwei Räume und eine Terrasse. Baukosten 8000 K.3)
') Der Bautechniker. 1S94.
"■) Der Bicyclist. 1899.
3) Wiener Bauindustrie-Zeitung. 1895.
Dr. K. R. Holey.
I. BÖRSENGEBÄUDE UND GESCHÄFTSHÄUSER.
I. BÖRSENGEBÄUDE.
Die Effekten- und Warenbörse, I., Schottenring (Abb. 518 bis 520).
Die Benennung 'Börse- entstand in den österreichischen Niederlanden im Jahre 1531 in der durch einen
ausgebreiteten Handel berühmten Stadt Brügge, in welcher sich die Kaufleute vor dem Hause der reichen Herren
von Boersen versammelten. Später erbauten Amsterdam und Rotterdam für die Handelsleute ein prächtiges
Versammlungshaus, dem man nach dem Beispiele von Brügge den Namen Börse gab, welcher in der Folge
allen zu diesem Zwecke erbauten Häusern beigelegt wurde. 1570 wurde die englische Börse eröffnet und erst
um 200 Jahre später die Wiener Börse gegründet. Das Börsenlokal war eine gemietete, aus einigen kleinen
Zimmern bestehende Wohnung auf dem Minoritenplatze. Von dort übersiedelte die Börse auf den Kohlmarkt,
1800 in den ehemaligen Gundelhof, 1812 in die Weihburggasse, dann in das Postgebäude, 1855 in die Traunschen
Häuser, Herrengasse 14, an deren Stelle das neue Bankgebäude aufgeführt wurde. Im Jahre 1858 kam sie
in das Zeughaus, Renngasse 5. 1860, nach Vollendung des Neubaues, in die Herrengasse zurück, 1869 in
ein provisorisches Gebäude am Schottenring und am 19. März 1877 bezog sie ihr eigenes Heim.
Abb. 518. Die Effekten- und Warenbörse.
Der Neubau der Börse wurde auf der von der Ring- und Wipplingerstraße, der Börse-
gasse und dem Börseplatz begrenzten Baustelle nach einem im Jahre 1868 von dem Architekten
Theophil von Hansen verfaßten Projekte ausgeführt. Der einfache und klare Grundriß zeigt
folgende Raumdisposition: An der Hauptfront des Gebäudes führt eine breite Freitreppe durch
352
Börsengebäude und Geschäftshäuser.
Abb. 519. Effektenbörse. Großer Börsesaal.
V Vestibül.
G Garderobe.
A Arrangement.
DS Devisensensale.
Bs Börsesaal.
ES Effektcnsensale.
J Journalisten.
St Staatstelegraph.
Abb. 520. Effektenbörse. Ebenerdgrundriß. 1:1000.
Das harmonisch gruppierte, ein besonderes
(siehe Abb. 518) weist in der Gesamtcrschcinun;
R Restaurant.
eine offene, zweigeschossige Vor-
halle in das Vestibül. Direkt von
demselben ist der dreischiffige,
durch beide Geschosse reichende
Börsesaal (2655 m breit, 5879 m
lang, 2371 m hoch) zugänglich, an
dessen Langseiten sich die 569 m
breiten, niedrigeren Seitenschiffe
hinziehen. Rückwärts an den Saal
schließt sich der dem vorderen
Vestibüle ähnlich durchgebildete
große Saal für die Warenbörse an.
In den niedrigeren Seitentrakten,
durch vier große Höfe von dem
Mitteltrakte getrennt, sind im Par-
terre, Mezzanin und ersten Stocke
zumeist Bureaux, für Börsezwecke
dienend oder vermietet, unterge-
bracht, und wird der Verkehr zu
denselben durch die an je zwei
entgegengesetzten Enden der Sei-
tenflügel gelegenen breiten Pracht-
stiegen und durch zwei Wendel-
treppen vermittelt. Die Heizungs-
und Ventilationsanlage ist im Sou-
terrain untergebracht,
monumentales Gepräge zeigende Gebäude
l vorherrschend römische Bauformen, im
Borscngcbäude.
353
den
und
Halbsäulen
die Fenster
Detail die griechi-
sche Linienführung
Hansens auf. und
laut die Gliederung
und architektonische
Durchbildung der
einzelnen Gebäude-
teile schon von au-
ßen die Gruppierung
der Räumlichkeiten
erkennen. Eine reiche
Ausstattung im In-
neren erhielten die
Vestibüls, die er-
wähnten beiden
Prachtstiegen und
insbesondere der
große Börsesaal.
Zwei Halbsäulen-
ordnungen, unten
dorisch, oben korin-
thisch, entsprechend
der Außenseite des
Mittelbaues, gliedern
die Wände. Durch
die breiten Bogen-
öffnungen zwischen
des Obergeschosses
in den Außenwänden der Seiten-
schiffe strömt reichliches Licht in
den imposanten Raum. Über dem
reichen Gebälk der korinthischen
Ordnung vermitteln Stichkappen mit
Schildern und halbkreisförmigen Lü-
netten den Übergang zu der von
einem kräftig profilierten Gesimse
umrahmten horizontalen Kassetten-
decke. Diese sowie die Wandarchitek-
tur bis herab zum Galeriefußboden
wurde von der Börsekammer suk-
zessive im Laufe der Jahre poly-
chromiert und dadurch der Saal in
prunkvoller Weise ausgestattet. Als
Baumaterial für die Treppen und
Säulen sowie für Wandverkleidungen
kamen verschiedene farbige Marmor-
gattungen zur Verwendung. Die
Kosten des Baues beliefen sich auf
rund 8,000.000 K.1)
Die Börse für landwirtschaftliche
Produkte, IL, Taborstraße 10
(Abb. 521 bis 523).
In den Dreißigerjahren des vorigen
Jahrhunderts begannen die Interessenten
des Wiener Getreidehandels geschäftliche
Abb. 521. Großer Saal der Börse für landwirtschaftliche Produkte.
A GroßerBörse-
saal.
B Kleiner Börse-
saal.
C Kündigungs-
saal.
D Sitzungssaal
E Präsident.
G Sprechzim-
mer.
H Büffet.
Abb. 522. Börse für landwirtschaftliche Produkte. Erster Stock
') Moritz Bermann, Alt- und Neu-Wien. Allgemeine Bauzeitung. Jahrgang 1879,1900. G. Niemann und F. von Feldegg,
Theophilos Hansen und seine Werke.
Bd. II.
23
354
Börsengebäude und Geschäftshäuser.
Zusammenkünfte in einem
Kaffeehause in der Innern
Stadt abzuhalten. In der Re-
volutionszeit schritt der Ma-
gistrat an die Kommunali-
sierung des Börsenvereines:
eine städtische Börse, die
Wiener Frucht- und Mehl-
börse, entstand. Diese über-
siedelte in das -Bürgerspitals-
gebäude* beim Kärntnertor.
Allmählich machten sich je-
doch Bestrebungen geltend,
sich von der Kommune los-
zulösen. Als dies Ende der
Sechzigerjahre gelungen war,
ging man daran, ein eigenes
Heim zu schaffen, doch erst
im Jahre 1887 konnte an die
Ausführung des Neubaues
geschritten werden, der dann
im August 1890 eröffnet
wurde.1)
Die Frucht- und
Mchlbörse, welche später
ihren Namen in „Börse für
landwirtschaftliche Pro-
dukte" umänderte, wurde
nach einem zur Ausfüh-
rung angenommenen Kon-
kurrenzprojekte Prof. Karl
Königs auf einer mittle-
ren, ursprünglich bis an
zwei Häuser in der Gro-
ßen Mohrengasse reichen-
den, jedoch nachträglich
bis zu dieser Gasse ausgedehnten Baustelle erbaut. Trotz der unregelmäßigen Konfiguration des
Bauplatzes und der Herstellung einer mehr als 10 m breiten Passage, welche von der Tabor-
straße zur Großen Mohrengasse offen zu halten war, wußte der Architekt eine überaus klare
und übersichtliche Grundrißanordnung zu erzielen und, aus dieser organisch herausgebildet,
eine harmonisch wirkende, rhythmisch gruppierte, palastartige Außenarchitcktur zu schaffen.
Durch die großartigen Verhältnisse und die feinempfundenen Details der in französischer
Renaissance durchgebildeten Fassade dieses Monumentalbaues ist dieses Bauwerk zu den
hervorragendsten neueren Schöpfungen auf dem Gebiete der Architektur in der Kaiserstadt
zu zählen.
Über die Raumgruppierung ist anzuführen, daß im Parterre zwei Gassengewölbe, die
Vorhalle, das Börsenvestibül und Börsencafe, die Haupt- und Bureautreppe, die erwähnte
Passage und unter dem großen Saale Kaufläden, Magazine, ein Postbureau, zwei Neben-
stiegen und eine Druckerei untergebracht sind, während in dem Zwischengeschosse — zwischen
Saal und Parterre — ausgedehnte Bureaulokalitäten geschaffen wurden. In dem ausschließlich
für Börsezwecke dienenden ersten Stockwerke befinden sich in dem Trakte gegen die Tabor-
straße der Sitzungssaal der Börsekammer, der Kündigungssaal, ein geräumiges Büffet, die
Büreaux des Präsidenten und der Börsekommissäre, ein Sprechzimmer, die Haupttreppe und
das Foyer, an welche sich nach rückwärts der kleine Börsesaal und an diesen der große
Saal mit dem symmetrisch eingefügten Postburcau und Telephonzimmcr anschließen. Der
kleine Saal, 400 m2 groß, ist mit einer dorischen Säulenordnung geschmückt und wird durch
zwei große Rundbogenfenster sowie durch hohes Seitenlicht beleuchtet. Der große Börsesaal,
als Basilika ausgebildet, erhielt vorzugsweise reichen plastischen Schmuck, da infolge der
Forderung, ruhiges und klares Licht für die Beurteilung der Getreidesorten zu erhalten, eine
polychrome Ausschmückung dieses Saales ausgeschlossen war. Durch die mächtigen korinthi-
schen Säulen, auf welchen ein reich geo-liedcrtes Gebälk mit dem durch zahlreiche Fenster
Börse für landwirtschaftliche Produkte.
') Die historischen Daten wurden von dem Generalsekretär der Börse zur Verfügung gestellt.
Bankgebäude
355
durchbrochenen Aufbau und die Kassettendecke ruhen, sowie durch die einfache Farbcn-
gebung wurde eine vornehm ruhige, dabei imposante Raumwirkung des 20 m hohen Mittel-
schiffes erzielt. Die beiden, 10' ., m hohen, mit reichen Kassettendecken versehenen Seiten-
schiffe werden alternierend durch sehr große und kleine Rundbogenfenster beleuchtet. Der
Trakt gegen die Taborstraße enthält ein zweites Stockwerk mit vermietbaren Bureaux.
Infolge der notwendig gewordenen Schaffung von Verhandlungssälen für die Schiedsgerichte
(1895) wurde das Gebäude durch einen Anbau gegen die Große Mohrengasse zu erweitert.
In demselben sind außer den für die Schiedsgerichte erforderlichen Lokalitäten und einer
besonderen Treppe untergebracht: im zweiten Stocke das Börsesekretariat, im Mezzanin Börse-
bureaux. im Parterre Kaufläden und Magazine. Die Kosten dieses Gebäudes beliefen sich ein-
schließlich des Zubaucs auf nahezu 2,000.000 K. A. Foltz.
II. BANKGEBAUDE.
Das Bankwesen, die Verwertung großer Kapitalien zu Nutzen des Handels und des Geldverkehres,
ist eine Errungenschaft des verflossenen Jahrhunderts. Wir sehen in rasch aufeinanderfolgender Weise Bank-
institute entstehen, welche sich verschiedenen Zweigen der Geschäftstätigkeit zuwenden, nachdem Handel
und Industrie einen regen Aufschwung genommen hatten. Die erste Sorge jeder derartigen Unternehmung
bildete die Frage der Unterkunft, und so entstand mit der Zeit das Bedürfnis, den Banken würdige Heim-
stätten zu geben. Wenn auch in dieser Beziehung so manches ausständig ist. hat man doch bei einer Anzahl
der neuerstandenen Bankinstitute dem Bestreben nach eigenen Palais die Schaffung mehrerer interessanter
Bankbauten zu verdanken.
Als das erste Bankinstitut wurde im Jahre 1816 die Privilegierte österreichische Nationalbank
(jetzt Österreichisch-ungarische Bank) gegründet mit dem einzigen Recht der Ausgabe von
Banknoten. Dieses Institut war vom Beginn seiner Tätigkeit bis Oktober 1823 in den ihm
von der k. k. Finanzverwaltung im Bankohause eingeräumten 20 Ubikationen untergebracht. Im
Jahre 1819 erwarb die Bank die Häuser Herrengasse 17 und Bankgasse 1 und ließ nach Demolierung
derselben nach den Plänen des fürstlich Eszterhäzyschen Architekten Karl Ritter von Moreau
das neue, drei Stock hohe Bankgebäude aufführen, welches 1823 vollendet und in Benützung
genommen wurde. Im Oktober 1849 wurde
das an das Bankgebäude anstoßende Haus
Bankgasse 3, genannt „zum schwarzen
Tor", am April 1857 das Haus Herren-
gasse 31 und im Juli 1863 das sogenannte
„freie kleine Landhaus" am Minoriten-
platz 26 von der Bank angekauft. In den
Jahren 1873 — 1875 erfolgte der Neubau
des Hauses „zum schwarzen Tor" durch
den Dombaumeister Friedrich Schmidt.
Durch das stetige Bedürfnis nach
Vergrößerung der Bankräume wurde man
veranlaßt, im Jahre 1855 die Gebäude-
gruppe gegenüber dem alten Bankgebäude,
welche an das gräflich Harrachsche Palais
stößt, zu erwerben und beschlossen, da-
selbst ein neues Gebäude aufzuführen,
welches einerseits einen Teil der Ge-
schäftslokale, anderseits einen entspre-
chenden Börsesaal mit Nebenräumlich-
keiten aufnehmen sollte. Dieser Bau (Abb.
524, 525) wurde dem Architekten Heinrich
Ferstel übertragen und von demselben im
Jahre 1860 fertiggestellt. Der Bau wurde
in vornehmster Weise und mit Verwendung
echter Materialien durchgeführt. Besonders
erwähnenswert Sind die in Stein aUSge- Abb. 524. Bank- und Börsegebäude, I., Herrengasse.
23»
356
Börsengebäude und Geschäftshäuser.
Abb. 525. Bank- und Börsegebäude, I., Herrengasse. Ebcnerd. 1 : SOO.
führten Fassaden, das
Stiegenhaus des Börse-
saales sowie dieser
selbst, welcher eine
Fläche von 394 m- ein-
nimmt, aber nach 1872
anderen Zwecken zu-
geführt wurde; ebenso
hat der Sitzungssaal,
welcher über der gegen
die Freiung zu gelege-
nen Halle im zweiten
Stocke angeordnet ist,
eine reiche Ausschmük-
kung mit Holzdecke
und Getäfel erhalten. Im
Basar, welcher durch
die Halle von der Frei-
ung aus zur Herren-
gasse führt, wurde in
einem Oktogon ein reizender Brunnen, von Fernkorn modelliert, aufgestellt (siehe Abschnitt:
Brunnen). Die Geschäftsvergrößerung der Bank, besonders die beträchtliche Steigerung des
Depositenverkehres, machte noch die Erwerbung des Hauses Freiung 1 notwendig, in welchem
sich gegenwärtig die Bureaux des Gouverneurs, der Direktion etc. befinden.
Die Niederösterreichische Escompte-Gesellschaft, gegründet 1853, befindet sich seit
ihrem Bestände in einem ehemaligen Wohngebäude, I., Freiung 8, welches für die Zwecke
der Bank adaptiert und durch Ankauf anstoßender Häuser vergrößert wurde. Erst im Jahre 1882
konnte dem Bedürfnis dieses Institutes nach einer Wechselstube an einem belebten Punkte
der Stadt Rechnung getragen werden, zu welchem Zwecke das Haus Nr. 7 in der Kärntnerstraße
erworben und an dessen Stelle nach den Plänen der Architekten Groß und Jelinek ein neues
Gebäude errichtet wurde, das im Jahre 1884 fertiggestellt war. Bei der geringen Dimensionierung
der Baustelle (330 m2) mußte selbe auf das äußerste ausgenützt werden, um den Anforde-
rungen zu entsprechen. Im Parterre wurde das Effektendepot mit einem Tresor, in den oberen
Stockwerken die Bureaux untergebracht. Im Souterrain befinden sich das Silberdepot, Archiv
und die Wohnung des Portiers, im Keller die Heizungsanlage. In den Depots und Tresors
wurden alle Seitenwände sowie die gewölbte Decke und Böden mit gehärteten Panzerplatten
auf eisernen Gerippen ausgefüttert, und überdies jene Mauern, durch welche ein Einbruch
von außen denkbar wäre, mit einer Vergitterung aus starken Eisenstäben versehen. Wie in
allen derartigen Gebäuden sind auch hier alle Decken gewölbt. Die Fassade, in italienischer
Renaissance gehalten, ist in Stein ausgeführt und auch die Innenräume in würdiger Weise und
mit Verwendung echten Materiales ausgestattet.
Die Österreichische Kredit-Anstalt für Handel und Gewerbe, gegründet 1855, ließ im
Jahre 1858 durch den Architekten Fröhlich ein Anstaltsgebäude errichten, welches mit der
Hauptfront gegen den Platz „Am Hof", mit den anderen Seiten gegen die „Freiung" und den
„Tiefen Graben" liegt. An der Fassade gegen den „Hof" sind sechs allegorische Figuren von
Hans Gasser angebracht. Das Gebäude bietet außer der hübschen Haupttreppe nichts Bemer-
kenswertes. Insbesondere fehlt demselben ein Zentralsaal für den großen Parteienverkehr, wie
derselbe jetzt allgemein verlangt wird. Vor einigen Jahren erwarb die Anstalt das anstoßende
Gebäude und richtete daselbst nach moderner Bauweise Depoträume für große Werte ein.
Die Anglo-österreichische Bank, gegründet 1863, mietete damals einen Teil des Palais
Montenuovo in der Strauchgasse 1 und brachte im Jahre 1871 dieses Palais käuflich an sich.
Dasselbe ist vier Stock hoch und zeigt eine kraftvolle Pilastcrarchitcktur. Bemerkenswert ist
der im Hofe angebrachte Brunnen mit einer Georgs-Statue von Bildhauer Fernkorn (siehe
Abschnitt: Brunnen). In dem Gebäude sind nunmehr alle Geschäftszweige der Bank unter-
gebracht.
Die Allgemeine Verkehrsbank (Abb. 526, 527), gegründet 1S64, befand sich ursprünglich im
Hause Wipplingerstraße 28, welches sie nebst einigen anstoßenden Häusern erwarb, um nach
Demolierung derselben im Jahre 1879 einen Neubau aufführen zu lassen. Hierzu wurde eine engere
Bankgcbaudc.
357
EK Einlagskasse. WA Wertpapierabteilung. WSt Wechselstube.
PE Prezioseneinschätzung. PR Publikumraum. PM Preziosenmagazin.
Abb. 526. Allgemeine Verkehrsbank. Ebencrd. 1:800.
Konkurrenz ausgeschrieben, aus welcher Ar-
chitekt Friedrich Schachncr als Sieger hervor-
ging. Demselben wurde auch die Bauausfüh-
rung übertragen.
Das Geschäft der Bank selbst zerfällt in
drei Abteilungen, für welche gesonderte Ein-
gänge verlangt wurden, nämlich die Pfand-
leihanstalt mit drei Unterabteilungen, die
Wechselstube und Wertpapierabteilung und
das eigentliche Bankgeschäft mit der Einlags-
Sparkasse. Die Absonderung dieser drei Ab-
teilungen wurde strenge durchgeführt. Durch
die Einschiebung eines Magazinstraktes, wel-
cher viele Etagen haben mußte, um möglichst
viel Belegraum zu finden, und die Forderung,
in den obersten zwei Stockwerken Wohnun-
gen unterzubringen, war die Lösung des
Grundrisses eine schwierige. Der Bau, welcher
allen diesen vielfältigen Anforderungen bestens
entspricht, wurde in den Jahren 1880 — 1883
ausgeführt. Die im Barockstil ausgeführte Fassade
mit teilweisem Rohziegelbau kommt infolge der
günstigen Lage des Gebäudes an der Ecke der
Wipplingerstraße zu guter Geltung.
Die Allgemeine österreichische Boden-
Kredit-Anstalt (Abb. 528 bis 530), gegründet 1864,
war ursprünglich in den Räumen des Palais
Liechtenstein, Herrengasse, untergebracht und
schritt im Frühjahre 1884 zur Errichtung eines
eigenen Amtsgebäudes auf dem Areale in der
Teinfaltstraße, welches unter dem Namen „die
Klepperstallungen" in Alt -Wien bekannt war.
Die Regulierung der Teinfaltstraße, welche eine
Hauptverbindungsader aus der Stadt nach dem
neuen Rathausplatze werden sollte, vollzog sich
auf das rascheste. Die Direktion der Boden-
Kredit-Anstalt schrieb zur Erlangung von Plänen
eine engere Konkurrenz aus, auf Grund welcher
dem Architekten Emil Ritter von Förster der Bau
zur Ausführung übertragen wurde. Im Jahre 1887
wurde der Neubau seiner Bestimmung zugeführt.
Die generelle Einteilung des Gebäudes ist
aus dem Grundrisse zu ersehen. Das Hoch-
parterre ist, mit Ausnahme des rechtsseitigen
Gebäudeteiles, welcher für die Geschäftsräume
der neuen Wiener Sparkasse, eines Zweiginstitutes
der Anstalt, dient, zu einem großen Kassesaal
gestaltet. Aus diesem Saale vermitteln Treppen
und Aufzüge den Verkehr mit den Souterrain-
lokalitäten, in welchen die Tresors untergebracht
sind. Diese Räume sind mit gepanzerten Mauern
umgeben und mit einbruchsicheren Türen ver-
sehen. In den Kellerräumen befinden sich die
maschinellen Anlagen zur Erzeugung des elek-
trischen Lichtes und die Anlage für Heizung
und Ventilation. Im ersten und zweiten Stocke sind Bureaux untergebracht, die durch über-
sichtliche Kommunikation miteinander in Verbindung stehen. Der dritte Stock des Hauses
wurde für Wohnungen eingerichtet, welche über eine eigene Treppe zugänglich sind.
Allgemeine Verkehrsbank.
358
Bürscngcbäudc und Geschäftshäuser.
Die großen Stockwerkshöhen und
Fenstcrachscnentfernungen, welche das
Bauprogramm verlangte, ermöglichten
es dem Architekten, dem Gebäude
einen palastartigen Charakter zu geben.
Die Grundfläche des Gebäudes mißt
2600 m-, wovon mit Einrechnung des
glasgedeckten Hofes 2520 m- verbaut
sind. Die Baukosten belicfen sich ein-
schließlich der Kosten der inneren
Einrichtung auf 2,400.000 K. Am 1. Mai
1887 wurde das Gebäude der Be-
nützung übergeben.
Der Wiener Bank -Verein, ge-
gründet 1869, ist in dem ehemaligen
Palais Liechtenstein in der Herrengasse
und in dem dazu erworbenen anstoßen-
den Hause Nr. 10 sowie in gemieteten
Räumen der angrenzenden Häuser in
der Wallnerstraße untergebracht. Von
Abb. 52S. Bodcn-Kredit-Anstalt. Ebencrd. 1:800.
architektonischer Bedeutung sind die drei großen
Säle im Ausmaße von 100, 60 und 44 m-, der
Kassensaal und die Prachtstiege, welche in den
ersten Stock zu den Direktionsräumen führt; des-
gleichen ist die Fassade gegen die Herrengasse
mit den zwei Portalen von schöner Wirkung. Der
erste Hof des Palais mit 220 m2 Fläche wurde im
Jahre 1889 eingedeckt und dient dermalen als
Effektensaal, an welchen die Panzerkassenräume
und Depots angereiht sind. Die stete Erweiterung
der Tätigkeit der Bank, welche gegenwärtig über
500 Beamte zählt, wird in Bälde zur Errichtung
eines Neubaues nötigen.
Die Union-Bank, gegründet 1870, befindet
sich seit ihrer Gründung in der Renngasse 1,
welches früher das Hotel „zum römischen Kaiser"
war. Das Gebäude bietet weder technisch noch
künstlerisch Bemerkenswertes.
Die Allgemeine Depositen-Bank (Abb. 531)
wurde 1871 gegründet und war ursprünglich im
Trattnernhofe am Graben eingemietet, bis die
Direktion das Geymüllersche Haus in der Schotten-
gasse, Ecke der Teinfaltstraße, erwarb, um da-
selbst ein neues Gebäude zu erbauen. Der Grund-
komplex dieses Hauses betrug 1362 m-. Da die
Anforderungen an Bankräume keine großen waren,
beschloß man, einen Teil von 804 m2 für das
Bankhaus, den Rest von 558 m'2 für ein Miethaus
zu bestimmen. Der Bau wurde im Wege einer
Konkurrenz dem Architekten Emil Ritter von
Förster übertragen. Durch die Bedingung, daß die
Bank in den ersten drei Stockwerken unterzubringen
sei und die oberen Stockwerke Wohnzwecken dienen sollten, war die Grundrißentwicklung
einigermaßen gebunden. Am äußersten Ende des Gebäudes in der Schottengasse befinden
sich Eingang, Vestibül und Stiegenhaus der Bank. Vom Vestibüle aus betritt man den Kassen-
saal, um den sich die Abteilungen des Bankgeschäftes gruppieren; gegen die Teinfaltstraße
ist die Wechselstube gelegen, die ihren Zugang für das Publikum an der abgestumpften Ecke
Abb. 529. Bodcn-Kredit-Anstalt, I., Teinfaltstraße.
Bankgcbäudc.
359
Abb. 530. Boden-Krcdit-Anstalt. Treppenhalle.
der beiden Straßen durch ein
windfangartiges Vestibül erhielt.
Im Mezzanin sind Bureaux unter-
gebracht, im ersten Stocke die
Direktionsräume und der Sitzungs-
saal. Im Souterrain wurden Tresore
angelegt, die feuer- und einbruch-
sicher konstruiert sind. Die Woh-
nungen im zweiten und dritten
Stocke sind von der Teinfaltstraße
durch eine eigene Stiege und
einen Personenaufzug zugänglich.
Der Bau wurde in einfacher,
aber vornehmer Weise durchge-
führt und besitzt in der Giebel-
gruppe von Prof. Rud. Weyr einen
künstlerischen Schmuck. Die Bau-
kosten beliefen sich bei einer ver-
bauten Fläche von zirka 700 m2
auf 440.000 K.
Der Wiener Giro- und Kas-
sen-Verein (Abb. 532, 533), ge-
gründet im Jahre 1872, benützte
bis zum Jahre 1882 den freige-
wordenen Saal der Börse im Ge-
bäude der Nationalbank. Im Jahre
1880 beschloß die Direktion, ein
eigenes Haus in der Nähe der
neuen Börse zu errichten. Der
hierfür erworbene Bauplatz an der
Abb. 531.
Allgemeine Depositen-Bank.
Ebenerd. 1:600.
a Vestibül.
b Parteienraum.
c Hauptkasse.
d Effektenabteilung.
e Vorstand.
f Inspektion.
einspringenden Ecke der Rockhgasse hatte eine Größe
von 1620 m2. Seine eigentümliche Form mit kurzer, um
die Ecke führender Straßenfront gestattete zwar keine
Fassadenentwicklung, ermöglichte aber die Anlage
eines großen Saales. Der Bau dieses Gebäudes wurde
dem Architekten Emil Ritter von Förster übertragen.
In das Hauptvestibül münden drei Türen, von
denen die rechts in das Vorzimmer der Direktion, die
Türe links in die Vorhalle des Geschäftshauses, die
mittlere zur Treppe für die im ersten und zweiten
Stocke liegenden Wohnungen führt. Die Form des
Saales, welcher den Mittelpunkt der Anlage bildet,
ergab sich aus der Gestalt des Platzes, der bis auf
Abb. 532. Wiener Giro- und Kassen-Verein.
360
Börsengebäude und Geschäftshäuser.
das äußerste ausgenützt erscheint. Unter
dem Saale sind ausgedehnte Depoträume
und Tresors, welche {euer- und einbruch-
sichcr konstruiert wurden, angeordnet.
Die schmale Fassade, welche in einfacher
und würdiger Weise gegliedert erscheint,
konnte in Stein durchgeführt werden, wo-
durch es möglich war, derselben einen
monumentaleren Charakter zu geben. Die
Baukosten des im Jahre 1881 fertig-
gestellten Gebäudes bcliefen sich auf
820.000 K.
Das Amtsgcbäude der Österreichi-
schen Länder-Bank, [., Hohcnstaufengasse
(Abb. 534 bis 536), wurde in der Zeit
vom Jänner 1883 bis April 1884 nach
den Plänen des Architekten Otto Wagner
ausgeführt, welcher aus einem engeren
Wettbewerbe als Sieger hervorging. Das
System der Grundrißlösung besteht darin,
das Publikum, welches die Bank fre-
quentiert, in der Mitte des Kassenraumes
zu konzentrieren, während die umgeben-
den Kassenschalter mit der Hauptkasse
und der Tresoranlage direkt verbunden
sind. Dieses System wurde bei allen in
den letzten zwanzig Jahren ausgeführten
in- und ausländischen Geldinstituten ange-
wendet und hat sich vielfach bewährt. Be-
stimmend für diese Raumausteilung waren
die Gestalt des Bauplatzes und die
Abb. 534. österreichische Länder-Bank. Kassensaal.
Abb. 533. Giro- und Kassen-Verein. Ebcncrd. 1:600.
Abb. 535. österreichische Länder-Bank. Ebenerd. 1 : S00.
angrenzenden Gärten. Von den bei diesem Bau zur Ausführung gelangten Neuerungen
wären anzuführen: Die Höhcrlegung des Fußbodens der Kassenschalter um 13 cm über das
Niveau des Publikumraumes, eine freitragende, 275 m breite Stiege bei einer Stufenhöhe von
1 1 cm und die Sicherungsmethode der Tresors durch Stampfbetonwände, in welche Granit-
würfel und Eisenbahnschienen eingebettet sind, sowie durch einen 2 m starken Betonflötz,
welcher sowohl unter diesen Räumen als unter den diese umgebenden Kontrollgängcn ange-
Warenhäuser.
361
bracht ist. Die Kosten des Bauwerkes stellten sich
bei den damals hohen Preisen auf 32 K pro
Kubikmeter umbauten Raumes, von der Kellcr-
sohlc bis Dachoberfläche gerechnet. Der Bau wurde
im April 1884, nach 15monatlichcr Bauzeit, seiner
Bestimmung zugeführt. Emil von Förster.
III. WARENHÄUSER.
Abb. 536. österreichische Länder-Bank.
Die von Alters her überkommenen Namen von Platz
und Straße lassen uns oft in den schlichten, aber bezeich-
nenden Worten die einstige Bestimmung längst entschwun-
dener Örtlichkeiten erkennen. Auch in Wien mußten die
Stätten, an welchen einst Gewerbe und Handel blühten,
den Forderungen der Zeit weichen und blieb die Erinne-
rung an den Fleiß und den Unternehmungsgeist unserer
Vorfahren nur in Bild und Wort erhalten.1) Dies ist auch
der Fall bei einigen größeren, dem Handel gewidmeten
Baulichkeiten. Meist mehreren Handelsherren gemeinsam
gehörig, hatten diese >Höfe« mit ihren weiträumigen Spei-
chern, Verkaufsstellen und Schreibstuben dem Verkehre
mit dem Auslande zu dienen. So waren es insbesondere
die deutschen Kaufherren, welche derartige Höfe ihr Eigen
nannten und uns in den Namen des Regensburgerhof<
und »Köllnerhof« noch Reminiszenzen an diese einst-
maligen Handelsemporien hinterließen.
Die häufigen Kriegswirren und Belagerungen (1485
durch Matthias Corvinus, 1529 und 1683 durch die Türken
u. s. w.) unterbrachen die Entwicklung von Handel und In-
dustrie wiederholt und wirkten ungünstig auf die bauliche
Ausgestaltung der Betriebsstätten. Zudem bot die enge
Stadt kaum genügend Raum für die Wohnstätten der
mächtig anwachsenden Bevölkerung, geschweige denn für
größere Kaufhäuser. Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts, als mit dem Wiener Kongreß (1815) sich reges
Leben in der Stadt entfaltete, hatten die Kaufleute ihr Augenmerk darauf gerichtet, die Waren den Augen
der Passanten leicht und vorteilhaft bemerkbar zu machen. Wo die Fenster der Verkaufslokale zur Aus-
stellung nicht hinreichten, wurden Schaukästen, allerdings in sehr bescheidenen Dimensionen, vor das Haus
gestellt, bis schließlich der lebhafte Verkehr mit dem Westen Europas zu Nachahmungen der Pariser Einrich-
tungen anregte. Für die Schöpfung großer Unternehmungen war jedoch die Zeit noch nicht gekommen. Erst
nach der inneren politischen Umwälzung in der Mitte des letztvergangenen Jahrhunderts gestatteten die
wirtschaftlichen Verhältnisse die Schaffung bedeutender industrieller Etablissements. Der im größeren Maß-
stabe betriebenen Fabrikation folgte naturgemäß die Ausgestaltung der Verkaufsstellen, und so entstand in
Wien anno 1865 das erste Warenhaus.
Zur allgemeinen Charakteristik der Warenhäuser Wiens sei hier bemerkt, daß fast alle
nur je einem Geschäftszweige dienen. Von Kaufhäusern, welche, den mannigfachen Bedürf-
nissen und Wünschen des Großstädters Rechnung tragend, die heterogensten Erzeugnisse des
Gewerbefleißes und der künstlerischen Phantasie an einem Orte zum Verkaufe bieten, besteht
derzeit in Wien nur ein einziges.
In der baulichen Anlage eines Warenhauses ist naturgemäß zu trachten, einen möglichst
imponierenden Ausstellungs- und Verkaufsraum zu schaffen, welcher die übersichtliche An-
ordnung der Waren und leichte Orientierung des Publikums gestattet. Hieraus resultiert die
Konzentration aller Stützkonstruktionen in wenige Pfeiler, welche die weitgespannten Decken
tragen. Als architektonisch auszugestaltendes Element verbleibt sonach nur noch die Treppe,
deren mehr oder weniger reiche Anlage und Ausstattung dem Architekten Gelegenheit zu
interessanten Lösungen bietet. Die kühnen Konstruktionen erheischen die weitestgehende Aus-
nützung ihrer einzelnen Glieder und führen somit zur Verwendung von Materialien der höchsten
Tragfähigkeit, von Stein und Eisen. In diesen die statischen Funktionen architektonisch zum
Ausdrucke zu bringen, ist nur selten möglich, weil im Hinblicke auf die unumgänglich not-
wendige Feuerbeständigkeit der Konstruktionen schützende Ummantelungen aus Mauerwerk
') Solche Straßenbezeichnungen sind z. B.: Tuchlauben, Wollzeile, Seilerstätte, Goldschmiedgasse u. a.
362
Börsengebäude und Geschäftshäuser.
Abb. 537. Warenhaus Ph. Haas & Söhne.
Ebcnerd. 1:600.
Abb. 53S. Warenhaus Ernst Wahliss. Abb. 539. Warenhaus Ernst Wahliss.
Ebenerd. 1:600.
Zweiter Stock. 1 : 600.
Abb. 543. Warenhaus Schein. Schnitt. 1:500.
Abb. 540. Warenhaus J. Roth-
berger. Parterre. 1 : 600.
Abb. 541. Warenhaus J. Roth-
berger. Vierter Stock. 1:600.
VR Verkaufsraum.
Seh K Schaukasten.
K Komptoir. A f Seh Atelier für
Schneiderei. V,Z etc. Wohnung.
Abb. 544. Warenhaus Zwieback. Abb. 545. Warenhaus Zwie-
Parterre. 1 : 600. back. Vierter Stock. 1:600.
Abb. 542. Warenhaus Stephan Esdcrs.
Ebcnerd. 1 : S00.
Warenhäuser.
363
oder Beton für Eisen und spröden Stein
(z. B. Granit) durch das Baugesetz vor-
geschrieben wird. Diese, die sichtbare
Verwendung von Eisen und kostbareren
Steingattungen auf die Dekoration be-
schränkende Vorschrift war im letzten
Viertel des vergangenen Jahrhunderts er-
lassen worden, so daß wir nur aus der
vorhergehenden Periode einige Beispiele
rein durchgebildeter Konstruktionen be-
sitzen. In neuester Zeit hat der armierte
Beton ') weite Verbreitung gefunden.
Die mannigfachen Bedürfnisse der
Stadtbevölkerung bringen es mit sich,
daß die weitaus größte Mehrzahl der Bau-
objekte in den von regem Verkehr durch-
zogenen Stadtteilen sowohl dem Geschäfts-
betriebe als auch der Unterkunft der Be-
wohner zu dienen haben. Derartige, zwi-
schen dem Waren- und dem Wohnhause
stehende Gebäude können den ersteren
füglich dann nicht zugezählt werden,
wenn der Umfang der Wohnungen relativ
bedeutend und die Geschäftslokalitäten
dem Wechsel der Miete unterworfen sind.
') Die Baukonstruktionen und diesbezüglichen
Vorschriften sind des weiteren ausgeführt in dem Ab-
schnitte: Städtische Wohnhäuser.
Abb. 546. Warenhaus Ph. Haas & Söhne.
Abb. 547. Warenhausgruppe J. Rothberger-Kranner.
364
Börsengebäude und Geschäftshäuser.
In der nachstehenden Betrachtung der hervorragend-
sten Warenhäuser Wiens bringen wir daher, und zwar
in der Reihenfolge ihres Entstehens, nur Objekte, welche
einem oder der Vereinigung mehrerer Industriellen oder
Kaufherren als Stätte ihrer Wirksamkeit dienen. An erster
Stelle nach der Zeitdauer seines Bestandes und her-
vorragend durch seine wahrhaft künstlerische Ausge-
staltung steht das von den Architekten van der Null
und Siccardsburg in den Jahren 1865 — 1867 erbaute
Warenhaus der Teppichfirma Ph. Haas & Söhne
(Abb. 537 und 546). An eminent verkehrsreichem Platze
(Ecke Graben — Stock-im-Eisen — Stephansplatz) gelegen,
umfaßt dies Gebäude nur eine kleine Fläche, so daß
ein Hof nicht zu erübrigen war. Um das Tageslicht
bis in die rückwärtigen Partien der Räume dringen zu
lassen, wurden sehr hohe Geschosse und Fenster an-
geordnet. Das Mittelfeld der Anlage bildet den Emp-
fangsraum, zugleich den Zugang zu der die sämt-
lichen Stockwerke verbindenden Haupttreppe (Eisen
und Marmor) und dem Aufzuge. In den Seitenfeldern
sind, um die Geschoßhöhen räumlich auszunützen,
Galerien untergebracht, welche über gesonderte Holz-
treppen zugänglich sind. Die Lagerräume des Sou-
terrains stehen überdies mit der Straße durch einen
großen Aufzug in Verbindung. Die Fassaden sind
ganz in Haustein ausgeführt, das Hauptportale samt
Einfassung; sowie die Unterteilungssäulchen in den.
Abb. 54S. Warenhaus Ernst Wahliss.
Öffnungen des Mittelbaues sind aus Bronze.
Die Monolithsäulenschäfte des Parterres sind
aus Granit, die Innenstützen der Stockwerke
aus Eisen. ')
Ein nach Anlage und Durchbildung
eigenartiges Etablissement ist das Warenhaus
Ernst Wahliss, I., Kärntnerstraße 17 (Abb. 538,
539 und 548), welches durch den Architekten
Gustav Korompay für die Porzellanfabriks-
Niederlage dieser Firma in den Jahren 1878
bis 1879 geschaffen wurde. Den Mittelraum
der Anlage bildet der glasgedeckte Haupthof ;
um diesen für die Verkaufstische etc. frei zu
halten, ist die Haupttreppe an die Rückseite
des Gebäudes gelegt, während vier in die
Ecken eingebaute Wendeltreppen für den
Verkehr des Geschäftspersonales dienen. Die
im Hofe und in den vorderen Teilen des
Verkaufslokales stehenden Schaukästen um-
schließen die Lichteinfallsöffnungen für das
Souterrian. In den oberen Geschossen sind
') Wiener Neubauten. II.
Abb. 549. Warenhaus Stephan Esdc
Warenhäuser.
365
Abb. 550. Warenhaus Zwieback.
Wohnungen untergebracht, für welche ein kleines
Vestibül und Treppe den Zugang bilden. Um die
Bestimmung des Gebäudes in der Fassadendekoration
zum Ausdrucke zu bringen, wurden die Mauerflächen
mit Porzellanfliesen verkleidet. Die Architekturteile sind
aus Stein, die plastischen Ornamente aus Terrakotta,
die Fliesenverkleidung aus weiß- und blauglasiertem
Porzellan; die wenigen übrigen Mauerflächen haben
roten Verputz. Die Eisenkonstruktionen im Inneren
sind unverkleidet. !)
Eine Gruppe bilden die Warenhäuser A. Kranner
(1880) und J. Rothberger (1885 und 1894), Stephans-
platz 9 bis 1 1 (Abb. 540, 541 und 547). Von den Archi-
tekten Fellner und Helmer zu verschiedenen Zeiten
erbaut, ergeben diese drei Häuser eine nahezu sym-
metrische Anlage. Bei der Raumausteilung mußte auf
die in den Obergeschossen unterzubringenden, an
diesem Platze sehr einträglichen Wohnungen Rücksicht
genommen werden. Die Fassade des Kranner-Hauses ist
im Parterre und Mezzanin mit Porphyr verkleidet. Bei
den Rothbergerschen Häusern sehen wir hier das erste
Mal das Prinzip zur Anwendung gebracht, die gesamte
Straßenfront für Schaustellungszwecke nutzbar zu
machen. Es geschah dies durch eine der ganzen
Frontlänge nach vorgestellte Glaswand (in Wien
„Portal" genannt). Die Stützkonstruktionen aller drei
Häuser sind teilweise in Stein, zum größten Teil
jedoch in Klinkerziegeln ausgeführt. 2)
Das Geschäftshaus Stephan Esders, VII., Maria-
hilferstraße 18 (Abb. 542 und 549), durch den Archi-
tekten Friedrich Schachner in den Jahren 1894 — 1895
erbaut, gewährt bei bedeutendem Umfange in seinen
um einen glasgedeckten Hof gruppierten, ziemlich
schmucklosen Räumen eine gute Übersicht. Bei der
architektonischen Ausgestaltung mußte der Architekt
die weitestgehende Ökonomie walten lassen und sich mit der
Raumwirkung bescheiden. Die in Eisen konstruierte Haupttreppe
ist im ersten Arm unterstützt, in den beiden symmetrischen Seiten-
armen freitragend. Der Stufenbelag sowie die den Hof umsäumen-
den Balustraden sind aus Eichenholz. Die Pfeiler größeren Quer-
schnittes bestehen aus Klinkern, die Zwischenpfeiler aus um-
mauerten Eisenständern; Monier-Platten zwischen eisernen Trägern
bilden die Decken. Zu erwähnen wäre noch, daß über Anordnung
der Baubehörde Brandproben veranstaltet werden mußten, um die
Feuerbeständigkeit der Stützkonstruktionen nachzuweisen. Bei
diesen unter der Aufsicht des Stadtbauamtes vorgenommenen
Proben wurde konstatiert, daß ein 15 cm stark ummauerter
Eisenständer nach zweieinhalbstündigem intensivem Feuer, mit
dem starken Strahl der Dampfspritze abgekühlt, vollkommen
unversehrt blieb. Das gleiche Resultat wurde auch bei einem
mit Monier umkleideten Eisenständer erzielt, wogegen ein nicht
umhüllter Ständer schon nach Verlauf von 20 Minuten unbrauch-
bar wurde. :()
Das von den Architekten Fellner und Helmer im Jahre 1895
erbaute Teppichhaus Schein, I., Bauernmarkt 12 (Abb. 543), ist
Abb.
551. Warenhaus Zwieback.
Schnitt. 1:500.
') Wiener Neubauten. II.
2) Wiener Neubauten. II.
*) Der Architekt. 1895.
366
Börsengebäude und Geschäftshäuser.
in seinen gesamten neun Geschossen (zwei hiervon unter Terrain) dein Geschäftsbetriebe ge-
widmet. Von den sieben über der Straße liegenden Geschossen der Hauptfront (Bauernmarkt)
sind die unteren fünf durch eine vorgestellte Eisen-Glasarchitektur vollständig in Schaufenster
aufgelöst. Die sichtbaren Mauern des sechsten Geschosses bilden für den Beschauer den oberen
Abschluß des Gebäudes, da das oberste
Stockwerk zurückgesetzt und so dem An-
blicke der Passanten entzogen ist. Bei der
geringen Straßenbreite mußte das Eisen-
gerippe der Schaufenster in die Bauflucht
gestellt und die Stützkonstruktion entspre-
chend weit hinter dieser angeordnet werden.
Hierdurch sind helle Souterrainräume und
zugleich der Einblick in dieselben von
der Straße aus erzielt. Die Lage des Ge-
bäudes zwischen zwei Parallelstraßen sowie
ein großer, glasgedeckter Mittelhof ermög-
lichen eine gute Belichtung der gesamten
weiträumigen Anlage, die schon beim Ein-
tritt durch das Portal (aus Bronze) bis zur
Glasdecke überblickt werden kann. Die
Haupttreppe (Eisen mit Marmorbelag und
in Bronze dekoriert) nebst einem Aufzuge
stellen die Verbindung der Stockwerke für
das Publikum her. Das erste Souterrain,
das Parterre und vier Stockwerke dienen
dem Kundenverkehr, das zweite Souterrain
enthält Depots, während in den obersten
Stockwerken sich der interne Geschäfts-
betrieb abwickelt, für welchen gesonderte
Aufzüge und Diensttreppen vorhanden sind.
Das Dachgeschoß dient zur Reinigung der
Teppiche. :)
Das Geschäftshaus Zwieback, [., Kärnt-
nerstraße 1 1 und Weihburggasse 2 (Abb.
544, 545 und 550,
551), wurde im Jahre
1895 nach den Plä-
nen des Architekten Friedrich Schön für das Damenkonfektionsgeschäft
dieser Firma errichtet. Von dem früher an dieser Stelle bestandenen Hause,
das durch viele Jahre, in die Straßen hineinragend, einen Engpaß bildete,
verblieb nur ein Areale von 500 m2 für die Verbauung übrig. Es war
sonach der kostbare Grund bis zum äußersten auszunützen. Über vier
Geschosse erstreckt sich der Kundenverkehr, in den obersten Stockwerken
sind die Bureaux. Werkstätten und die Wohnung des Maschinisten,
im Keller unter dem Souterrain die Depots, das Maschinenhaus etc.
untergebracht. Alle Pfeiler sind in Klinkern ausgeführt, auch die, welche
die 16 m spannende Decke der Hauptfront tragen. Die Fassaden sind aus
Stein, teilweise mit edleren Materialien verkleidet.
Nebst der Innern Stadt sind es die westlichen Bezirke, namentlich
die Mariahilferstraße, in denen sich ein überaus reger Geschäftsverkehr
abwickelt. Eine der ältesten, dort ansässigen Textilwaren- und Konfektions-
firmen, A. Herzmansky, ließ, anstoßend an ihr altes Heim, VII., Stiftgasse 3,
im Jahre 1896 durch den Architekten M. Katscher ein neues Warenhaus
errichten (Abb. 552, 553). Dieses steht im Zusammenhange mit dem
Stammhause in seiner ganzen Ausdehnung dem Kundenverkehr zur
Verfügung, da die Bureaux und Arbeitsräume im alten Hause verblieben.
Die klare, aus dem Grundplane ersichtliche Anlage bedarf wohl keiner
Abb. 553. Warenhaus A. Herz-
mansky. Ebcncrd. 1:600.
Warenhaus A. Hcrzmans
') Der Architekt. 1S96.
Warenhäuser.
367
Erläuterung, nur sei bemerkt, daß die kleine Treppe
links den Verkehr mit dem alten Hause vermittelt (da-
neben zwei Aufzüge), während die Treppe in der
rückwärtigen Ecke nach einem großen Hofe respektive
Garten führt, welcher Ausgang von der Baubehörde
im Hinblicke auf Feuersgefahr verlangt wurde. Die
eisernen Stützen im Inneren sind mit Monier-Umhüllung
versehen, während deren Architekturformen in Kunst-
marmor ausgeführt sind. Die Fassade ist aus Stein,
und zwar im Parterre aus ungarischem Kalkstein, im
ersten und zweiten Stocke aus Istrianer Marmor, im
dritten Stocke aus Savonniere. ')
Im Jahre 1900 entstand durch Professor Otto
Wagner das Warenhaus Neumann, I., Kärntnerstraße 19
(Abb. 554). Bei ungemein klarer, zweckmäßiger Anlage
besitzt das Gebäude eine fein durchgebildete Fassade.
In einer nicht breiten Straße stehend, konnte die Front
nur durch wenig ausladende Profile gegliedert werden.
Die Dekorationsglieder in vergoldetem Porzellan sind
innig mit dem weißen Marmorputz verbunden; die Ver-
goldung ist auch an den stützenden Eisenteilen durch-
geführt. -)
Das an der Stelle eines schon im 15. Jahrhundert
berühmten Kaufhauses, des Regensburgerhofes (Abb.
555, 556), durch Architekten F. von Neumann er-
richtete neue Gebäude gleichen Namens dient den
Zwecken der Textilwarenfirma Genersich & Orendi.
Hier erwuchs dem Architekten die Aufgabe, einerseits
das charakteristische alte Bild unter Wiederverwendung
Stadt-
Abb. 554. Warenhaus Neumann.
historischer Details nach Tunlichkeit wieder auf-
zurichten, anderseits ein den modernen An-
forderungen entsprechendes Etablissement her-
zustellen. Wie der Grundriß zeigt, sind hier
die Verkaufsräume den in den Obergeschossen
untergebrachten Wohnungen entsprechend, unter
Verzicht auf eine bedeutendere Raumwirkung,
in mehrere Partien geteilt. An der Fassade
weisen figurale Darstellungen auf den einstigen
und gegenwärtigen Zweck des Gebäudes hin.
') Der Architekt. 1898.
2) Der Architekt. 1898.
Abb. 555. Regensburgerhof.
Abb. 556. Regensburgerhof, I., Lugeck. Parterre. 1:600.
368
Börsengebäude und Geschäftshäuser.
'/. Hof
Abb. 557. De
Steinstraße
r Glashüttenhof, IX., Liechten-
22. Zweiter Stock. 1 : 800.
Als historische Reminiszenzen sind an dem Gebäude das
Standbild Kaiser Friedrichs III. und zwei vom alten Hause
übernommene Kragsteine an den Erkern (männliche und
weibliche Halbfigur) angebracht.1)
Der Glashüttenhof, IX., Liechtensteinstraße 22 (Abb. 557),
ist ein von den Glashüttenwerken vormals J. Schreiber im
Jahre 1903 errichtetes Waren- und Wohnhaus. Der Bauplatz
hat bei einer Frontlänge von 35 m eine Tiefe von 85 m,
so daß die Anlage von zwei Hoftrakten möglich wurde. Von
der Gesamtfläche von 2870 m2 sind 1190 m2 vierstöckig,
346 m- dreistöckig als Magazine und 146 m2 zweistöckig als
Stalltrakte verbaut. Von den Höfen sind 814 m2 mit Glas
überdeckt und als Manipulationsräume verwendet. Die Ab-
sonderung der Geschäftstrakte von den Wohntrakten erfor-
derte die Anlage von zwei Hauseingängen. Die Kellerräume,
welche ebenfalls zu Lagerzwecken verwendet werden, sind
durch Luxferprismenverglasung erhellt. Der im Stile der Alt-
Wiener Barocke gehaltene Bau wurde nach den Plänen des
Architekten AI. Graf errichtet und kostete 1,200.000 K.
Abb. 558.
Warenhaus Gerngroß
(Neubau).
Erster Stock. 1 : 800.
Abb. 559. Warenhaus Gerngroß.
Als letztes in der historischen Reihe ist das Warenhaus Gerngroß, VII., Mariahilfer-
straße 44/46 (Abb. 558 bis 560), als eine in technischer und architektonischer Durchbildung
moderne Schöpfung zu nennen. Dasselbe schließt sich an die dazugehörigen Häuser Mariahilfer-
straße 48 und Kirchengasse 2/4, sowie rückwärts an das Haus Lindengasse 15 an und ist mit
') Der Architekt. 1898.
Warenhäuser.
369
diesen nach Bedarf verbunden. Der
im Jahre 1904 fertig-gestellte Neubau
wurde nach den Plänen der Archi-
tekten FcHner und Helmer ausgeführt.
Um eine wirkungsvolle Entwicklung
des Parterrelokales nach der ganzen
Tiefe des Grundstückes zu erreichen,
sind die Anfangsarme der symmetri-
schen Hauptstiege weit auseinander-
gelegt und gewähren so einen unge-
hemmten Durchblick. Von der sieben-
geschossigen Anlage ist der ganze,
von der Mariahilferstraße zugängliche
Teil dem Kundenverkehr bestimmt,
während in dem der Lindengassc
zugewendeten Trakte die interne ge-
schäftliche Manipulation, der Verkehr
mit den Lieferanten etc. sich abspielt.
Im dritten und im vierten Stockwerke
liegen die Bureaux, Arbeits- und Sor-
tierräume, ferner Erholungsräume für
das Publikum, mit Wintergarten, Kon-
ditorei, Schreib- und Lesezimmer etc.
Im Kellergeschoß sind außer den
Depots die Heiz- und Ventilations-
anlage, die Akkumulatoren für die
Notbeleuchtung, die Maschinen für
die Aufzüge und den Vacuum Cleaner
untergebracht, ferner die Wasch- und.
Duscheräume sowie die Speiselokale
für die Bediensteten. Den Verkehr
zwischen den Geschossen vermitteln
neben der schon erwähnten Haupttreppe noch drei Nebentreppen, fünf Aufzüge und eine
rollende Rampe. Die Waren werden mittels zweier separater Aufzüge befördert. Von den
einzelnen Manipulationsräumen sind Abwurfschläuche ins Souterrain geführt. Für Lösch-
zwecke sind 29 Hydranten und die Berieselung sämtlicher Parterreschaukästen vorgesehen;
ferner stehen 37 Taster zur Alarmierung der Hausfeuerwehr und zwei Automaten zur Benach-
richtigung der städtischen Feuerwehr zur Verfügung. Die Beleuchtung wird mittels 350 Bogen-,
2100 Glühlampen und 84 Notlampen bewirkt. Zur Verhinderung von Einbrüchen sind an den
Nachbargrenzen elektrische Alarmklingeln angebracht.
Die Konstruktion des Neubaues ist in armiertem Beton durchgeführt, in der Fassade,
soweit dieselbe nicht durch Eisen und Glas verkleidet wurde, gelangte Stein zur Verwendung. ')
Abb. 560. Warenhaus Gerngfroß. Innenansicht.
!) Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vcreir.es. 1905, Heft 1.
F. Lconhard.
Bd. II.
24
K. WOHNGEBÄUDE.
I. PALÄSTE UND HERRSCHAFTLICHE WOHNGEBÄUDE.
a) Paläste von Mitgliedern des kaiserlichen Hauses.
Palais Erzherzog Ludwig Viktor, I., Schwarzenbergplatz (Abb. 561, 562). 1) Als die Stadt-
wälle fielen und aus dem Chaos der Demolierungsarbeiten die ersten Anfänge der Ringstraße
emporwuchsen, war der heutige Schwarzenbergplatz für Gartenanlagen bestimmt, in deren
Abb. 561. Palais des Erzherzogs Ludwig Viktor.
Mitte sich das Standbild des Siegers von Leipzig erheben sollte; erst auf ausdrücklichen
Wunsch des Bildhauers Hähnel, des Schöpfers des Denkmales, der einen geschlossen archi-
tektonischen Hintergrund für sein Werk vorzog, wurde die möglichst einheitliche Verbauung
des Platzes beschlossen. Das erste Bauwerk an demselben, das auch den Tenor der archi-
tektonischen Durchbildung der Anlage bestimmte, war das Palais, das sich der damals erst
') Klasen, Grundrißvorbilder. I.Abschnitt, S.66. Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereines. 1868,
S. 136, Blatt 15, 16, 19, 20. Österreichisch-Ungarische Monarchie in Wort und Bild. Band „Wien", S. Slf. E. Winkler, Tech-
nischer Fuhrer durch Wien. S. 107 f. C. Weiß, Alt- und Neu-Wien in seinen Bauwerken. Wien 1865, S. 139.
24*
372
Wohngebäude.
21jährige Erzherzog Ludwig Viktor an der Ecke der Ringstraße und des Schwarzenbergplatzes
durch Heinrich von Fcrstel errichten ließ.
Die unregelmäßige Figur des verhältnismäßig nicht großen Bauplatzes (1422 m2) mit drei
Straßenfronten und die vom Bauherrn selbst ausgearbeiteten Programmforderungen bereiteten
den Entwurfarbeiten nicht geringe Schwierigkeiten.
Die geforderten Räumlichkeiten wurden auf fünf
Stockwerke in folgender Weise verteilt: Das Keller-
geschoß enthält außer der Küche mit ihren Neben-
räumen einen geräumigen Pferdestall, der durch
eine von der Durchfahrt abzweigende Rampe zu-
gänglich gemacht ist; das Erdgeschoß ein großes
Vestibül mit dem Treppenaufgang zu den Ober-
geschossen, die Loge und Wohnung des Portiers,
die Wagenremise und Wohnungen für das Küchcn-
und das Stallpersonale; das Mezzanin die Apparte-
ments des Erzherzogs; das als Hauptgeschoß durch-
gebildete erste Stockwerk die Repräsentations-
räume; das zweite Stockwerk wurde dem Hof-
staate, den Kanzleien etc. zugewiesen.
Von der in die Pestalozzigasse führenden
Durchfahrt geht eine Nebentreppe in alle Stock-
werke. Die Haupttreppe führt von dem am Schwar-
zenbergplatz belegenen Vestibül als einarmige, im
rechten Winkel geknickte Stiege zum Mezzanin und
Hauptgeschoß und gibt in ihrer ebenso monumentalen wie ungemein originellen Anlage Zeugnis
Abb. 562.
Palais des Erz-
herzogs Ludwig-
Viktor
Erster Stock.
1 : S00.
A Großer Saal.
B Speisesaal.
C Galerie.
D Wintergarten.
E Haupttreppe.
F Wohnung des
Erzherzogs.
G Kapelle.
H Großer Hof.
Abb. 563. Palais des Hoch- und Deutschmeisters.
Paläste und herrschaftliche Wohngebäude.
373
deren Einzelheiten
1864 begonnen und
Umrahmungen und
iii BF|i i.
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G Wohnung' des Erzherzogs.
H Festräume.
Abb. 564.
Palais des Hoch-
Erster Stock.
I Dienerwohnungen.
F Wirtschaftsräume.
und Deutschmeisters.
1:800.
für Fcrstels besondere Hinneigung zu interessanten Treppcnbildungcn. Im Hanptgeschoß schließt
sich an das Treppenhaus gegen den Schwarzenbergplatz zu eine Galerie an als Vorsaal für
den großen Ballsaal, den Speisesaal und den Wintergarten, die zusammen eine Gruppe von
Festräumen bilden.
Über die künstlerische Seite dieser Bauaufgabe
äußert sich Ferstel in der Zeitschrift des Öster-
reichischen Ingenieur- und Architekten-Vereines,
XX. Jahrg., folgendermaßen: „Als Stil wurde von
Sr. k. Hoheit jener der italienischen Renaissance be-
zeichnet, und ich war bemüht, jenen Charakter zur
Geltung zu bringen, welcher von den Meistern in
der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts zur höchsten
Vollkommenheit entwickelt wurde." Aber auch
französischer Einfluß läßt sich nicht nur hinsichtlich
der Dachsilhouette, sondern auch in manchen an-
nachweisen. Der Bau wurde
1869 beendet. Sockel, Gesimse,
Rustika wurden aus Wöllers-
dorfer, Mühlendorfer und Mannersdorfer Stein, der
Risalit gegen den Schwarzenbergplatz durchwegs aus
Istrianer Stein ausgeführt. Auch beim Innenausbau
kamen echte, zum Teil — wie im Festsaal — kostbare
Steinsorten zur Verwendung. Max Ferstel.
Palais des verstorbenen Herzogs von Modena
(heute Erzherzog Franz Ferdinand)» III., Beatrix-
gasse 29. Im Jahre 1779 stand an der Stelle dieses Palastes ein kleines, der Freiin von
Harruckcr gehöriges Haus, das, nachdem es sich mit dem zugehörigen großen Parke vorüber-
gehend im Besitze des Grafen Leopold Kolowrat befunden hatte, im Jahre 1812 durch Erz-
herzogin Maria Beatrix erworben wurde. Auf dem durch Ankauf eines im Besitze der Fürstin
Eleonora Liechtenstein befindlichen Nachbargebäudes erweiterten Grundstücke ließ Erzherzogin
Maria Beatrix den heute bestehenden Palast erbauen, über dessen Haupttore an der Brüstung
des Balkons das herzoglich Modenasche Wappen angebracht wurde. Neben dem an das Palais
anschließenden, durch einen Ehrenhof ausgezeichneten Gebäude (Bcatrixgasse Nr. 27) befindet
sich ein drei Stock hohes, ebenfalls zum Besitze gehöriges Haus (Nr. 25), in welchem die reichen
Sammlungen des Erzherzogs Franz Ferdinand untergebracht sind.
Das Palais des Hoch- und Deutschmeisters, I., Parkring 8 (Abb. 563 bis 565) '), wurde
für weiland Erzherzog Wilhelm, Hoch- und Deutschmeister, als Privatpalais von Theophil von
Hansen 1864 — 1868 erbaut, und ist jetzt Eigentum des Deutschen Ritterordens und Sitz des je-
weiligen Großmeisters (derzeit Erzherzog Eugen) desselben, der seit dem Preßburger Frieden
(1805) aus den Reihen der österreichischen Erzherzoge ernannt wird. Der rund 55 m breite
und 50 m tiefe, zwischen Ringstraße und Cobdengasse belegene Bauplatz begünstigte die von
Hansen sehr bevorzugte, streng symmetrische Ausbildung des Grundrisses mit zentraler Hof-
anlage. Das Raumerfordernis war im gegebenen Falle weniger kompliziert als bei anderen Palais-
bauten, da nach den Satzungen des Deutschen Ritterordens der Großmeister unvermählt bleiben
muß und somit eine ganze Reihe von Anforderungen, die sonst die Grundrißkonzeption
schwierig machen, hier in Wegfall kamen. Dagegen erschwerte die geforderte Anlage eines
außergewöhnlich großen Stalles mit all seinen Nebenräumen, auf dessen sorgfältigste Venti-
lation mit vollem Rechte das größte Gewicht gelegt wurde, dem Architekten die Aufgabe in
hohem Maße. Die Verteilung der Räume in den fünf Stockwerken erfolgte in der Weise, daß
das Erdgeschoß der Hauptsache nach der Stallanlage, das darüberliegende Mezzanin dem
Hofmarschall und dem Dienstkämmerer zugewiesen wurde, während der erste Stock die Reprä-
sentationsräume und die Wohnräume des Erzherzogs enthält; ein darüberliegendes niedriges
Zwischengeschoß, ein über dem Mittelrisalit errichteter Attikenaufbau und verbleibende Teile
der übrigen Stockwerke wurden für Dienerwohnungen, Depots u.dgl. verwendet; Küchen- und
sonstige Nutzräume sind im Kellergeschoß untergebracht.
])Klasen, Grundrißvorbilder. I. Abschnitt. Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereines. 1S6S.
Österreichisch-Ungarische Monarchie in Wort und Bild. Band „Wien". E. Winkler, Technischer Führer durch Wien. C.Weiß.
Alt- und Neu-Wien in seinen Bauwerken. Wien 1S65.
374
Wohngebäude.
Abb. 565. Palais des Hoch- und Deutschmeisters. Großer Speisesaal.
Von der Ringstraße aus führt eine prächtige, dreischiffige Einfahrt in den glasüberdeckten,
19m breiten und 266m langen Zentralhof, der das Wenden einzelner Wagen wohl gestattet
und auch als Winterreitschule verwendet werden kann; bei größeren Festlichkeiten ermöglicht
eine weiträumige, an der Hinterfront gelegene Remise die Durchfahrt nach der Cobdengasse.
Rechter Hand vom Haupteingang erstreckt sich durch den ganzen Bau eine monumental aus-
gestattete Stallanlage, linker Hand führt eine breite zweiarmige Prunktreppe zu den Repräsen-
tationsräumen und den Appartements des Erzherzogs, während drei Nebentreppen dem in-
ternen Verkehr dienen; ein Lastenaufzug berührt sämtliche Stockwerke.
„Was den Stil des Gebäudes anbelangt, so ist dasselbe in griechischer Renaissance aus-
geführt", schreibt Hansen selbst im Jahre 1868 über diese eigenartige Arbeit, die den besten
des Meisters beizuzählen ist. Die ganz in Karststein ausgeführte Fassade gegen die Ringstraße
charakterisiert durch die schöne Klimax seiner Stockwerksgliederung den Bau als Wohnung
eines kaiserlichen Prinzen aufs trefflichste; die ruhige, einfach rustizierte Wandfläche des Unter-
baues (Keller, Erdgeschoß und Mezzanin), in welche die schlank einschneidenden Einfahrtstore
kräftige Akzente bringen, bildet ein vortreffliches Basament für die Ordnung des Hauptgeschos-
ses: Säulen ionischer Ordnung im Mittelrisalit, die sich in den beiden Seitenflügeln zu Wand-
pilastern verflachen. Das dreiteilige Gebälke dieser Ordnung, in dessen Fries sich die Fenster
eines niedrig gehaltenen Dienerschaftsgeschosses einschneiden, ist von ganz besonderem Reiz.
Über der Säulenstellung des Mittelrisalits erhebt sich ein Attikengeschoß, dessen Gebälk von
Karyatiden — Herolde des Ordens — getragen wird; Waffentrophäen krönen den Mittelbau,
während die Statuen von je drei Ordensmeistern die beiden Seitenflügel schmücken. Die
Rückfassade gegen die Cobdengasse ist wesentlich einfacher gehalten. Der monumentale Cha-
rakter der Hauptfassade erstreckt sich auch auf den inneren Ausbau und tritt namentlich in
dem zweigeschossigen, glasüberdeckten Zentralhof, der zweiarmigen Haupttreppe, den Fest-
räumen und der großen Stallanlage zutage. Max Fersiel.
Das Palais des Erzherzogs Rainer, IV. Bezirk, ist ein von schönen Gartenanlagen durch-
zogener Gebäudekomplex zwischen der Wicdener Hauptstraße, Schaumburgergasse, Schönburg-
Paläste und herrschaftliche WohngcbUude.
375
straße und Rainergasse aus dem 18. und 19. Jahrhundert, über dessen Entstehung; und allmähliche,
durch zwei Jahrhunderte sich hinziehende bauliche Umgestaltung- wenig bekannt ist. Kaiser
Karl VI. ließ den Mitteltrakt des Palais für Gräfin Althan erbauen.1) In den Zwanzigerjahren
des 19. Jahrhunderts gehörte das Anwesen der in Wien sehr bekannten Familie Oeymüller, die
verschiedene bauliche Veränderungen vornehmen ließ, späterhin diente es als Kaserne der
berittenen Gendarmerie, im Jahre 1853 kaufte es Erzherzog Rainer, welcher unter anderem
den Bibliothekstrakt und das Stallgebäudc aufführte und dem Palais seine heutige Gestalt
geben ließ.
Palais des Erzherzogs Friedrich, I., Augustinerbastei.2) In den Jahren 1801 — 1804 von
Montoyer auf der Augustinerbastei für Erzherzog Karl, den Sieger von Aspern, erbaut, er-
scheint es als ein langgestrecktes, stattliches, aber etwas akademisch nüchternes Gebäude, das
durch einige bauliche Zutaten späterer Perioden nicht gewonnen hat. Erzherzog Albrecht ließ
Mitte der Sechzigerjahrc durch Heft an der Augustinerbastei und der Albrechtsgasse ein
großes, zinshausartiges Gebäude, das hauptsächlich Beamtenwohnungen und Administrations-
kanzleien enthält, aufführen und durch einen, die Zufahrt zur Rampe der Augustinerbastei
übersetzenden gedeckten Gang mit dem Palais verbinden. Nach dem Ableben des Erzherzogs
Albrecht fiel das Palais 1895 an Erzherzog Friedrich.
Palais des Erzherzogs Leopold Salvator, IV., Alleegasse 29. Das Palais entstand im Jahre
1867 durch Umbau eines alten, durch großen Parkbesitz ausgezeichneten Gebäudes, das ehe-
mals Eigentum des Malers Heinrich Füger, dann des Dichters Adolf Bäuerle gewesen war. Es
besteht aus einem ungefähr 60 m langen, dreistockhohen Straßentrakte mit Aufbauten über
den beiden eingeschobenen Risaliten und einem dem Garten zugewendeten Hoftrakte, der in
Verbindung mit zwei die Nachbargrenzen deckenden Seitentrakten den zirka 800 m'2 großen
Hof umschließt. Die in Putzbau mit Verwendung von Haustein ausgeführte Fassade zeigt die
Formen klassischer Renaissance.
Palais der Familie des verstorbenen Erzherzogs Karl Ludwig» IV., Favoritenstraße 7. Das
Palais erhielt, von kleineren, in späterer Zeit vorgenommenen Adaptierungsarbeiten abgesehen,
seine heutige Gestalt am Anfange der Siebzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts, als nach
den Plänen des verstorbenen Architekten Heinrich Freiherrn von Ferstel der aus einem
') Nach einer anderen Version, der sich Hg in seinem Buche: Leben und Werke Joh. Bernh. Fischers von Erlach des Vaters,
Wien (C. Konegen) 1S75, auf S. 490 anschließt, wäre das von Leopold von Engelskirchen 1710 — 1711 errichtete Palais am 14. Oktober
1724 in das Eigentum des berühmten Gelehrten Johann G. von Garelli übergegangen.
2) C. Weiß, Alt- und Neu-Wien.
Rotenturmslraße.
376
Wohngebäude.
Straßentrakt und aus zwei
beiderseits in den Hof ein-
gebauten Flügeltrakten be-
stehende alte Bau ein zweites
Stockwerk erhielt und ein
die beiden Hoftrakte verbin-
dender Neubau aufgeführt
wurde, der den zirka 1 200 m2
umfassenden Ehrenhof von
dem sich auf eine Tiefe von
mehr als 100 m erstrecken-
den schönen Park trennt.
Die rund 44 m lange Haupt-
fassade ist in den beiden
Obergeschossen mit einer
zweifachen korinthischen Pi-
lasterordnung geziert. Über
dem Hauptgesimsc erhebt
sich eine Attika, die im Mittel-
risalite von vier Figuren-
gruppen, in den beiderseiti-
gen Rücklagen von Vasen
gekrönt ist.
b) Herrschaftliche Wohn-
gebäude.
Abb. 567. Palais Lobkowitz, I., Lobkowitzplatz.
Erzbischöfliches Palais,
I., Rotenturmstraße 2 (Abb.
566). Der Pfarrhof von St. Stephan, in welchem seit dem jähre 1471 die Bischöfe von Wien
residierten, wurde im Laufe der Zeiten vielfachen Umwandlungen unterzogen, deren weitest-
gehende unter den Bischöfen Anton Wolfrath (1631 — 1639) und Friedrich Graf Breuner
(1639 — 1669) sowie unter dem Erzbischofe Siegmund Graf Kollonitz (1716 — 1751) stattfanden.
Unter Bischof Wolfrath begann der Umbau der zweifellos einer älteren Bauperiode entstam-
menden Andreas- und Achatius-Kapelle und auch die Neuaufführung des von Loggien um-
schlossenen Hofes. Der Kapellenumbau wurde unter dem Nachfolger Wolfraths, dem Bischöfe
Grafen Breuner, vollendet, ebenso auch die Fassade des Palastes, welche besonders durch
die eigenartigen Bekrönungen der Fenster des Hauptgeschosses bemerkenswert ist, die, an
florentinische Vorbilder mahnend, in Wien nur noch am Bau des Ministeriums des Innern in
ähnlicher Weise wiederkehren. A. 11g vermutet als Architekten dieser Bauperiode den Floren-
tiner Meister Giovanni Coccapani (1582 — 1649), einen Nachfolger Bcrnardos Buontalcnti delle
Girandole (1536 — 1608), der, 1622 nach Österreich berufen, als Festungsarchitekt in Komorn
und bereits 1631 am bischöflichen Hofe in Wien tätig war. Unter Erzbischof Kollonitz erfuhr
der Palast im Stile der späteren Barocke noch mancherlei Ergänzungen, von welchen der
monumentale Brunnen im Hofe und die reichverzierten Vasen, die über den Gesimskröpfun-
gen des in strengen Formen gehaltenen Säulenportales stehen, besonders zu erwähnen sind.
Palais des Fürsten Lobkowitz, I., Lobkowitzplatz 2 (Abb. 567, 568). Die künstlerische
Urheberschaft an diesem auf Veranlassung des Grafen Philipp Sigismund von Dietrichstein
(1651 — 1716) in den Jahren 16S5 — 1690 erbauten und seit dem Jahre 1753 im Besitze der
fürstlich Lobkowitzschen Familie stehenden Palastes schreibt 11g dem in Wien zu dieser Zeit
tätigen Architekten Carl Antonio Cannevale zu, eine Anschauung, welcher auch Gurlitt ') bei-
pflichtet. Die eigenartige Fassadengestaltung, welche durch die mit gekuppelten Quadern ab-
geteilten Wandlisenen und die in vertikalem Sinne vollzogene Zusammenziehung der Fenster-
architcktur gegeben ist, stellt eine Steigerung jener Profanarchitektur des 17. Jahrhunderts dar,
welche in Wien durch den Leopoldinischen Trakt der Hofburg charakteristisch vertreten ist.
Einer späteren Zeit gehört das Hauptportal an, mit seinen über Eck gestellten und in ein Bündel
') Geschichte des Barockstiles, ßd. II, S. 135.
Paläste und herrschaftliche Wohngebäude.
377
von Pilastern eingebetteten toskanischen
Säulen, die schöngeformte Vasen mit
Schlangenhenkeln tragen. Beachtenswert
ist besonders der diademartig sich aus-
bauende, von Konsolen gestützte Tor-
bogen mit feinen ornamentalen Füllungen,
nicht minder der prächtige Reliefschmuck
der Torflügel. Auch die mit Statuen ge-
schmückte hohe Attika über dem Haupt-
gesimse gehört zweifellos einer späteren
Zeit, dem Anfange des 18. Jahrhunderts,
an. Der Palast ist Sitz der französischen
Botschaft, für welche auf dem Schwarzen-
bergplatze gegenwärtig ein eigenes Palais
nach dem Entwürfe des Pariser Archi-
tekten Chedanne errichtet wird.
Palais des Fürsten Schwarzenberg,
III. Bezirk (Abb. 569 bis 571).') Nach-
dem Kaiser Leopold I. mit dem Bau des
kaiserlichen Lustschlosses zu Schönbrunn
begonnen hatte, war es Heinrich Franz
Fürst Fondi, Graf von Mansfeld (gest.
8. Juni 1715), welcher im Jahre 1697 auf
den Gründen des heutigen Heumarktes
und Rennweges bedeutende Grundankäufc
machte, um auf dem durch die Türken
verwüsteten Boden nach dem Vorbilde
römischer Villegiaturen einen groß ge-
dachten Sommerpalast zu erbauen und
hierdurch dem Adel ein hervorragendes Beispiel der Förderung der nach den Greueln des
Krieges arg darniederliegenden heimischen Kunst zu geben. Der Bau war im Jahre 1705 im
Äußeren vollendet, scheint aber dann ins Stocken geraten zu sein, bis nach dem Tode Fondis
im Jahre 1716 der Besitz in das Eigentum des Fürsten Adam Franz Karl Schwarzenberg über-
ging. Unter dem neuen Besitzer wurde die herrliche Parkanlage ausgeführt, die Wasserleitun-
gen vollendet und die Kaskaden durch den Eggenburger Steinmetz Andrea Steinböckh her-
gestellt; Lorenzo Mattielli fertigte die mythologischen Gruppen im Garten, und im Jahre 1724
begann Daniel Gran mit der Ausmalung des großen Kuppelsaales und anderer Räume, bis
der im Jahre 1732 erfolgte Tod des Fürsten den weiteren Unternehmungen ein Ende be-
reitete. Über den künstlerischen Schöpfer des Palastes herrschten bis in die jüngste Zeit Meinungs-
verschiedenheiten, bis Ilg auf Grund eingehender Forschungen nachwies, daß, wenn auch mehrere
Baukünstler in den Anfangsstadien sich mit der bedeutenden Baufrage beschäftigt haben, doch
der ältere Fischer von Erlach in die Planverfassung und Bauführung zu einem Zeitpunkte
eingegriffen hat, in welchem es ihm möglich war, dem Baue das unverkennbare Gepräge seines
genialen Geistes zu verleihen. Nach seinem Tode (1723) war auch sein Sohn Josef Emanuel
mit der Fortführung des Baues beschäftigt.
Das Äußere des Palastes ist besonders charakterisiert durch den ovalen Mittelbau, der
sich zwischen zwei durch ionische Pilaster wirkungsvoll gegliederten Seitenflügeln erhebt.
Dieser Mittelbau ist gegen die Vorderfassade zurückgeschoben, um einer mit Säulenarkaden
geschmückten gedeckten Unterfahrt Raum zu bieten, zu welcher eine Rampe aufsteigt. An
der dem Parke zugewendeten Seite tritt der Mittelbau, mit den in Doppelstellung verwendeten
ionischen Pilastern verziert, halbkreisförmig vor. Wie aus dem Pfeffelschen Werke ersichtlich,
war sowohl für den Tambour des Mittelbaues wie auch für die Attiken der Flügelbauten
statuarischer Schmuck projektiert, wie denn, nach den Entwürfen zu schließen, überhaupt
mehrfache Abweichungen von der ursprünglich gefaßten Konzeption vorgenommen wurden.
Die beiden schmiedeeisernen Gittertore, welche die Zufahrten vom Rennwege und von der
Abb. 56S. Portal am Palais Lobkowitz.
]) Albert Ilg, Das Palais Schwarzenberg am Heumarkt in Wien. Wien 1SQ5, J. Löwy. Albert Ilg-, Leben und Werke Joh. Bern-
hard Fischers von Erlach des Vaters. (S. 302—326.) Wien 1895, C. Konegen. G. Niemann, Palastbauten der Barockzeit. Wien 1883.
Adolf Berger, Das fürstlich Schwarzenbergsche Oartenpalais am Rennweg in Wien. Mitteilungen des Wiener Altertumsvereines. 1886.
Dr. R. Lind, Der fürstlich Schwarzenbergsche Sommerpalast in Wien. Förstersche Bauzeitung. Jahrgang 1882.
378
Wohngebäude.
Abb. 569. Palais Schwarzenbersf. Straßenseite.
Heugassc zum Vorhofe abschließen, wurden erst in jüngster Zeit durch Fürst Adolf Josef von
Schwarzenberg nach Entwürfen des verstorbenen Architekten Heinrich Adam hergestellt. Die
dem ovalen Mittelbau vorgelegte offene (jetzt durch eine Glaswand unterteilte) Vorhalle zeigt drei
prächtige Brüstungsgitter. Die schöne Stukkodecke der Vorhalle stellt Helios auf seinem Wagen
dar. Der durch die ganze Höhe des Hauses reichende große Kuppelsaal im Mittelbau gehört zu den
bedeutendsten Werken des Barockstiles. Die Wände und die die Pendentifs aufnehmenden
Gurtungen sind in reichvergoldeter Marmorarchitektur ausgeführt, die Fresken der Kuppel-
decke, darstellend den Kampf des Lichtes gegen die Gewalten der Finsternis, und der Lünetten
(Urteil des Paris und die Dioskurcn) rühren von Daniel Gran her. Der linke Flügel des
Palastes nimmt den Speisesaal, das Arbeits- und Schlafzimmer und ein kleines quadratisches
Kabinett sowie die sogenannte Galerie auf, während im rechten Flügel sich die Hauskapelle
und die Salons der Fürstin befinden. Die Galerie, ein oblonger Saal, welcher die Ostscitc
des Palastes einnimmt, ist ausgezeichnet durch die prächtige, von den Brüdern Hagenmüller
in Stuckmarmor ausgeführte Dekoration der Wände und das von prunkvoller Architektur-
malerei umrahmte Freskodeckenbild Daniel Grans, das den Sonnengott — umgeben von
allegorischen Gestalten — auf der Höhe seines Laufes darstellt. Die anderen Räume sind zu-
meist mit herrlichen barocken Stukkodeckcn und vielfach schon dem Empirestile angehörendem
Wandschmucke ausgestattet. Die Wirkung der Innenräume wird ergänzt durch das verschie-
denen Stilperioden angehörige kostbare Mobiliar, das zum großen Teil aus dem ehemaligen
Schwarzenbergschen Palaste auf
dem Neuen Markte stammt, so-
wie durch zahlreiche Gemälde,
von denen besonders zu erwäh-
nen sind: die Rubens zuge-
schriebenen Bilder „Romulus
und Remus" und „Ganymed"
sowie das als Werk Albanis ge-
nannte Ölgemälde „Venus und
Amor".
Majoratshaus des Fürsten
Liechtenstein, I., Bankgasse 9
(Abb. 572 bis 575).') Fürst Hans
Adam Andreas von Liechten-
stein erwarb 1694 ein an der
Stelle des Majoratshauses be-
findliches Gebäude, das dem
Grafen Dominik Kaunitz ge-
hörte. Auf dem von drei Straßen-
fronten begrenzten Bauplatze
ließ er in den Jahren 1699 bis
') Kleiner und Pfcffcl,
Tafel Will.
II. Teil,
Paläste und herrschaftliche Wohngebäude.
379
1711 (?) den Palast errichten, als dessen Architekt wohl mit größter Wahrscheinlichkeit Abbatc
Domenico Martinclli aus Lucca ( 1 650 — 1718) bezeichnet werden darf. Infolge eines heftigen Streites
über die Anlage der großen Hauptstiege, der zwischen dem Bauherrn und seinem Architekten
ausgebrochen war, zog sich Martinclli noch vor Vollendung des Baues zurück, worauf die weitere
Planverfassung anderen Künstlern übertragen wurde, als welche Ilg den aus Rovercdo gebürtigen
Gabriele di Gabriclli (1Ö71 — 1741) und Alexander Christiani aus Innsbruck nennt. Tatsächlich
ist sowohl in der Anlage und der Ausstattung der Prachtstiege als auch in der Formen-
gebung der beiden Portale in der Bankgasse und auf dem Minoritenplatze im Vergleiche zur
Hauptfassadcnbildung eine verschiedenartige künstlerische Auffassung und eine Änderung in
der Bauführung deutlich erkennbar. Ganz besonders zeigt das Seitenportal im Gegensatze zu
der feierlich-ernsten Architektur der Hauptfassade in seiner an das Portal des Kinskyschen
Palastes erinnernden Konzeption so sehr die graziöse Pracht Hildebrandscher Architektur, daß
manche Forscher sogar versucht waren, seine Erfindung direkt Hildebrand zuzuschreiben. Die
drei Straßentrakte umschließen mit einem rückwärtigen Verbindungstrakte einen quadratischen
Hof von 23 m Seitenlänge. Die fünf Achsen des Mittelrisalites in der Bankgasse bestimmen
ein säulen- und pfeilergetragenes Vestibül, das links zu einer Nebentreppe, rechts zu der
Hauptstiege führt, welch letztere, mit Statuen, durchbrochenen Geländern und herrlichen
Stukkoarbeiten geschmückt, zu den bedeutendsten Innenräumen Wiens gezählt werden muß.
Der Hauptsaal des mit großer Pracht ausgestatteten Palastes liegt im zweiten Stocke über
dem gegen die Bankgasse gerichteten Vestibüle. Sehr bemerkenswert sind die sinnreichen
Vorrichtungen, mittels welcher die Fenster einer Gassenfront mit einem einzigen Federdruck
geöffnet und geschlossen werden und welche Verschiebungen von Wänden, ja sogar das
Hinabsenken des Saalfußbodens aus dem zweiten Stocke in den ersten Stock gestatten. Die
Fassaden gliedern sich in ein Tiefparterre- und Hochparterregeschoß, zwei Stockwerke und
ein niedriges Obergeschoß. Über einem das Erdgeschoß abschließenden kräftigen Gurtgesimse
steigen im Mittelrisalit sechs korinthische Pilaster auf, die ein konsolengeschmücktes Haupt-
gesimse und über diesem eine von Statuen gekrönte Attika tragen. Das Mittelfenster des ersten
Stockwerkes ist mit dem fürstlichen Wappen geziert, über welchem zwei liegende weibliche
Abb. 571. Schnitt durch das Palais Schwarzenberg. (Nach der Aufnahme von Prof. G. Niemann.)
380
Wohngebäude.
Figuren den Fürstenhut halten. Das ein breiteres Mittel- und zwei schmälere Seitentore um-
rahmende Hauptportal besteht aus zwei Säulenpaaren und Pilastern mit weitausladenden ioni-
schen Kapitalen, die einen Balkon stützen, dessen Postamente zwei größere und zwei kleinere
Figurengruppen tragen. Bei dem originell komponierten Seitenportale wird die halbkreisförmig
geschlossene Toröffnung von je einer Atlantcngestalt, die auf runden Sockeln stehen, flankiert.
Die Mitte des geschweiften Gebälkes und des Balusterbalkons wird durch ein mächtiges
Wappen betont, über dem reizende, sich unter einem Mantel halbversteckende Putti die
Fürstenkrone tragen. Als Meister der gesamten figuralen Zier gilt der Vcnetianer Giovanni
Giuliani, der Lehrer Raphael Donners.
Altes Sommerpalais des Fürsten Liechtenstein, IX., Fürstengasse 2 (Abb. 576). Nach der
zweiten Türkenbelagerung erwarb der kunstsinnige Fürst Hans Adam Andreas von Liechtenstein
ausgedehnte Liegenschaften im Bezirke Aisergrund und ließ auf dem zwischen der heutigen
Liechtensteinstraße und der Porzellangasse gelegenen, bis zur Alserbachstraße reichenden
Areale durch den Architekten Domenico Martinelli (1650 — 1718) den vornehmen Palast
erbauen, der gegenwärtig die auch von Fürst Adam Liechtenstein angelegte fürstliche Gemälde-
galerie enthält. Dem gegen die Fürstengassc zu um beiläufig 60 m zurückgeschobenen Haupt-
gebäude ist ein Ehrenhof vorgelagert, der von erdgeschossigen Nebengebäuden im Halbkreise
begrenzt ist, während zwischen dem Palaste und der Alserbachstraße sich ein im Stile Le
Notre entworfener Park erstreckte, der, mit Fontänen, plastischen Gruppen und Schmuck-
anlagcn versehen, ein in der Hauptachse des Palastes gelegenes Lustgebäude aufnahm, das
später Gloriette oder Belvedere genannt wurde. Dieses von Joh. Bernh. Fischer von Erlach
entworfene reizvolle Gebäude mußte infolge der Errichtung eines neuen fürstlichen Schlosses
längs der Alserbachstraße (nach Ferstels Plänen) leider demoliert werden. Der Park wurde
später, unter dem Enkel des Gründers, dem Feldmarschall Fürsten Johann Liechtenstein, im
englischen Stile umgewandelt und mit der Widmung, die an dem in der Fürstengasse errich-
teten Portalbaue angebracht ist: „Der Natur
und ihren Verehrern — der Kunst und den
Künstlern" der öffentlichen Benützung über-
geben. Der Palast unterscheidet sich von den
in anderen Vorstädten gleichzeitig errichteten
Adelspalästen besonders durch die bedeuten-
den Abmessungen und die bei sparsamer Ver-
wendung bildnerischen Schmuckes ernste Mo-
numentalität seiner Verhältnisse. Der Grundriß
zeigt die Form eines 75 m langen und 40 m brei-
ten Rechteckes. Der Mittelteil des Erdgeschosses
nimmt eine sich sowohl nach dem Vorhofe als
auch nach dem Garten öffnende, gewaltige Halle
auf, die Rottmayr im Jahre 1708 mit herrlichen
Fresken und Bussi mit prächtigen Stukkoarbei-
ten zierte. Zu beiden Seiten der Halle ist je ein
mit großer Pracht ausgestattetes Treppenhaus
angeordnet mit Plafondmalercien von Rottmayr.
Im Hauptgeschosse bildet den Glanzpunkt der
Anlage der 25 m lange, 21'5m tiefe und 16 m
hohe Saal mit einer der kunstvollsten Decken-
perspektiven in Fresko von Andrea Pozzo.
Auch die übrigen Gemächer weisen bedeu-
tende Plafondgcmälde von Beluzzi, Frances-
chini u. a. auf. Dem Haupteingange zum Parke gegenüber liegt in der Fürstengasse ein Komplex
von Nebengebäuden, der den Namen „Pomeranzenhaus" führt und gegenwärtig eine Reihe von
Künstlerateliers enthält. Auch in einem der Nebengebäude des Vorhofes wurde in jüngster Zeit
nach dem Entwürfe des Architekten Th. Bach ein geräumiges Bildhaueratelier für die Kunst-
bildhauerin Feodorowna Ries eingebaut (Abb. 578). Es besteht aus einer Ausstellungshalle, zu der
von der 215 m höher gelegenen Liechtensteinstraße eine hölzerne, geschweifte Stiege hinabführt,
aus zwei gegen Norden orientierten Atelierräumen von je 45 und 98 m- Grundfläche, zwei
Empfangszimmern und den erforderlichen Nebenräumen. Die Zufuhr von Steinblöcken erfolgt
durch den Park, mit dem das große Atelier durch eine 32 m breite Tür in Verbindung steht.
Abb. 572. Palais Liechtenstein, I.. Bankgasse. Ebenerd. 1 : S00.
Paläste und herrschaftliche Wohngebäude.
381
Abb. 573. Slicgenhaus im Palais Liechtenstein, I., Bankgasse 9. (Nach der Aufnahme von Prof. G. Niemann.)
Gartenpalais des Fürsten Liechtenstein, IX., Alserbachstraße (Abb. 577). An der Stelle, an
welcher sich im Liechtensteinschen Parke ehemals ein reizendes Lustgebäude befand, wurde im
Jahre 1876 nach den Plänen des Architekten H. von Ferstel der Palast erbaut. An der Garten-
seite befinden sich in der Mitte der beiden Rücklagen der 102 m langen Hauptfassade zwei
Eingänge, von welchen einer zu der einarmigen, säulengetragenen Hauptstiege, der andere zur
dreiarmigen Prinzenstiege führt. Das Erdgeschoß nimmt außer einigen Gastzimmern Diener-
und Wirtschaftsräume auf, während das Hauptgeschoß die Festsäle und Wohnräume enthält.
Gegen die Alserbachstraße zu ist das Hauptgeschoß teilweise unterteilt behufs Aufnahme von
Nebenräumen. Die Gartenseite ist ausgezeichnet durch eine triumphbogenartig gestaltete Loggia
382
Wohngebäude.
im Mittelrisalit, die Straßenseite durch die fünf mächtigen Rundbogenfenster des im Mittel-
risalite angelegten Wintergartens.
Palais des Fürsten Liechtenstein, I., Herrengasse 6 und 8. Schon im 15. Jahrhundert
werden als Eigentümer des aus vier Häusern bestehenden Besitzes Christoph und später Georg
und Franz von Liechtenstein genannt.
Im Jahre 1497 wird er als „das Haus,
so auf der Hochstraße nächst der Bad-
stuben (daher Neubadgasse) gelegen,
gegen der Wallnerstraße als ein Frei-
eigen mit sambt dem Caplanhaus, Ca-
pelle und Garten" bezeichnet. Die ge-
genwärtige Gestalt erhielt der Palast im
Jahre 1792 unter dem damaligen Be-
sitzer Fürsten Alois von Liechtenstein.
Der Architekt ist nicht bekannt. l)
Majoratshaus des Fürsten Eszter-
häzy, I., Wallnerstraße 4. Der Majorats-
palast besteht aus mehreren Häusern,
welche drei mit gemeinsamer Durch-
fahrt versehene Höfe umfassen. Diesen
Umfang erhielt der Palast durch Zu-
sammenlegung mehrerer Gebäude in
den Jahren 1668 und 1754. Im Jahre
1690 wurde der gegen die Wallner-
straße gelegene Teil nach den Plänen
des Architekten Francesco Martinelli
umgestaltet. Dieser Palast weist ein
Erdgeschoß, ein Hauptstockwerk und
einen Oberstock auf. Die Fenster sind
in den oberen Geschossen durch ioni-
sche Pilaster getrennt, welche auf glat-
ten, mit Füllungen versehenen Lisenen
ruhen, die das rustizierte Erdgeschoß
durchschneiden. Die Fenster des letz-
teren wurden, wie deutlich ersichtlich,
nachträglich erhöht. Das Mittclfenster
des ersten Stockes ist mit dem fürst-
lichen Wappen geziert. Die drei mittleren Achsen des Parterres nehmen den Portalbau auf, über
welchem, von Konsolen getragen, ein mit schöngeschmiedetem Gitter versehener Balkon ruht.
Gurlitt '-) erblickt in der Lösung der Fassade eine Steigerung jener Fassadenbehandlung,
welche durch die Paläste Lobkowitz, Starhemberg (Unterrichtsministerium) und durch den Leo-
poldinischen Trakt der Hofburg gekennzeichnet ist. Die Grundrißanlage bietet nichts Bemer-
kenswertes.
Ehemaliges Sommerpalais des Fürsten Eszterhäzy, VI., Amerlingstraße. Fürst Wenzel
Kaunitz kaufte im Jahre 1759 die an der Stelle der heutigen Amerlingstraße gelegenen Gründe,
um daselbst einen Sommerpalast mit schönem Parke anlegen zu lassen. Nach seinem im
Jahre 1794 erfolgten Tode ging der Besitz auf seine Erben, im Jahre 1812 an den Großhändler
Löwenthal und im Jahre 1815 an die fürstliche Familie Eszterhäzy über, die in dem Palaste
ihre in verschiedenen Schlössern verteilt gewesenen Gemälde zu einer bedeutenden Bilder-
galerie vereinigte. — Im Inneren des Gebäudes ist besonders zu erwähnen das im Haupt-
saale befindliche Deckengemälde von Antonio Marini, das die Götter im Olymp zum
Vorwurfe hat. — Im Jahre 1874 erwarb die Gemeinde Wien die Realität, im Sommerpalaste
wurde das Mariahilfer Gymnasium untergebracht und der Park der öffentlichen Benützung
übergeben.
Palais des Fürsten Auersperg (ehemals Marquis Roffrano), VIII., Auerspergstraße (Abb. 579).
Dieses Palais soll Girolamo Fürst Copece, Marchcsc di Roffrano, Generalpostmeister in
Abb. 574. Portal des Palais Liechtenstein, I., Bankgasse.
') Wilhelm Kisch, Die alten Straßen und Plätze Wiens. Wien 18S3 (M. Oottlicb). Kleiner und Pfeffel, III. Teil, Tafel XXII-
'-) üurlitt, Geschichte des Barockstiles und des Rokoko. Bd. II, S. 136.
Paläste und herrschaftliche Wohngebäude.
383
Italien, im Jahre 1721 oder 1722 durch den Baumeister Giovanni Christiano Neupauer '), und
zwar nach dem Plane des Johann Bernhard Fischer von Erlach haben errichten lassen. Fürst
|ohann Adam Auerspcrg kaufte den Besitz im Jahre 1778 um den Betrag von 70.000 Gulden.
Angesichts der äußerst mangelhaften Literatur, welche uns über die Baugeschichtc Wiens aus
dem 17. und IS. Jahrhundert zu Gebote steht, ist es
auch bei diesem Paläste nicht möglich, den Archi-
tekten mit Bestimmtheit anzugeben. Während Gurlitt-)
als den Schöpfer der Fassade den jüngeren Fischer
bezeichnet, neigt Albert 11g 3) der Anschauung zu,
daß der Entwurf von Fischer von Erlach dem Vater
herrühre und von dessen Schüler Neupauer ausge-
führt worden sei. Gegen Schluß des abgelaufenen
Jahrhunderts erhielt das Gebäude einen mit frei-
stehenden Säulen versehenen Vorbau vor dem poly-
gonal ausgebauten Mittelteile der Fassade und einen
turmartigen Erkerausbau an der linken Fassadeseite
nach den Plänen des Architekten Gangolph Kayser.
Das Innere des Palastes hat in der späteren Zeit des
18. Jahrhunderts und in der Zeit des Empirestiles
vielfache Änderungen erfahren. Im Hauptsaale befindet
sich ein Deckengemälde von Nicolo Rossi, dem für
den architektonischen Teil Johann David zur Seite
stand. Als Verfertiger der Stukkaturarbeiten wird
Hcnrici genannt. Diese Arbeiten gehören bereits der
Zeit an, in welcher Johann Adam und später dessen
Neffe Karl Fürst zu Auersperg Besitzer waren.
Palais des Fürsten Batthyanyi-Strattmann, I.,
Bankgasse 2 und Herrengasse 19."1) Aus der wenig
aufgeklärten Entstehungsgeschichte des Gebäudes ist
bekannt, daß im Jahre 1720 drei alte Häuser, welche
an der Stelle des gegenwärtig bestehenden Palastes
bestanden, von Gräfin Eleonora Batthyanyi-Strattmann,
Witwe nach dem 1703 verstorbenen Feldmarschall
Adam (II.) Grafen von Batthyanyi und Tochter des
Hofkanzlers Grafen Theodor von Strattmann, der im
Jahre 1693 den Sohn Fischers von Erlach Josef
Emanuel aus der Taufe gehoben hatte, angekauft
wurden. Diese Beziehungen der gräflichen Familie
zu Fischer und ihr freundschaftliches Verhältnis zu dem Prinzen Eugen von Savoyen, den
mächtigen Förderer Fischers, lassen es wohl als unzweifelhaft erscheinen, daß Gräfin Eleonora
den Architekten Johann Bernhard Fischer von Erlach mit der Ausführung ihres Palastbaues
beauftragte, eine Annahme, die auch durch einen Stich Georg Nicolais betätigt wird.
Der Bau besteht aus Erdgeschoß, Halbstock, einem Hauptgeschosse mit Oberstock. Aus
dem durch Fugenschnitt gezierten Erdgeschoß tritt das prächtige Portal vor, dessen Architektur
das mittlere Fenster des Hauptstockwerkes einbezieht und in der mit dem Allianzwappen ge-
schmückten Giebelverdachung dieses Fensters in wirkungsvoller Weise endigt. Die seitlichen,
in ihrer nach unten sich vollziehenden Verjüngung an Hildebrand erinnernden Torpilaster
tragen mit Trophäen geschmückte Schilder; die Zwickelfüllungen über dem Torbogen nehmen
schöne allegorische Figuren, der Torbogen selbst ein prächtiges geschmiedetes Gitter auf. Im
Inneren des Gebäudes sind die feinen Stukkoornamente an der Decke und den Wänden des
Vestibüles besonders bemerkenswert. Nach dem Ableben des älteren Fischer von Erlach er-
warb die Familie Batthyanyi-Strattmann auch die zu beiden Seiten des vorbeschriebenen
Palastes gelegenen alten Häuser, von welchen das an der Ecke der Herrengasse und der
Bankgasse gelegene, heute das Hotel Klomser enthaltende Gebäude, das im Jahre 1730 zum
jf
Abb. 575.
Portal des Palais Liechtenstein
am Minoritenplatz.
1) Siehe Palais des Grafen Breuner.
2) Kornelius Gurlitt, Geschichte des Barockstiles und des Rokoko in Deutschland. S. 242.
3) Alb. Ilg, Leben und Werke Joh. Bernh. Fischers von Erlach des Vaters. S. 731.
*) Ilg, Leben und Werke Joh. Bernh. Fischers von Erlach. Wien 1895, C. Konegen. Ilg, Portale von Wiener Profanbauten des
17. und 18. Jahrhunderts. Wien 1894, Anton Schroll & Co.
384
Wohngebäude.
Abb. 576. Altes Gartenpalais des Fürsten Liechtenstein im IX. Bezirke.
Umbau gelangte, besonders zu erwähnen ist. Es zeigt in der Front der Herrengasse einen
Portalbau, dessen Architektur das über dem Tore befindliche und mit dem Batthyanyischen
Wappen gezierte Fenster einschließt. Auffällig wirkt die Durchschneidung des nach einer Kurve
eingezogenen Hauptgesimses des Portales durch das erwähnte Fenster und die etwas gezwun-
gene Einschiebung eines flach ausladenden, mit schmiedeeisernem Brüstungsgitter und reich-
verzierten Vasen versehenen Balkons in den Torbogen. Der Architekt dieser merkwürdigen,
aber dennoch sehr wirkungsvollen Lösung ist nicht bekannt. Ilg vermutet als Urheber einen
italienischen Baukünstler.
Palais des Grafen Schönborn (ehemals Batthyanyi), I., Renngasse 4 (Abb. 580). An
der Einmündung der Renngasse in die Freiung ließen an Stelle eines Teiles des „Schlegel-
hofes" ungefähr im Jahre 1700 Graf Adam von Strattmann und dessen Gemahlin Eleonora
einen Palast erbauen, der im Jahre 1770 in den Besitz der gräflichen Familie Schönborn
überging. Die letztere Tatsache mag zu der Annahme geführt haben, daß der Erbauer
des Palastes Johann Balthasar Neumann gewesen sei, der für die Familie Schönborn reich
Abb. 57/. Neues Gartenpalais des Fürsten Liechtenstein im IX. Bezirke.
Paläste und herrschaftliche Wohngcbäudc.
385
Abb. 578.
Atelier Feodorowna
Ries im Sommer-
palais des Fürsten
Liechtenstein.
1 :600.
V Vorraum.
E Empfangsraum.
S Salon.
SA Steinatelier.
MA Modellatelier.
beschäftigt war. Da aber die Schünborn erst beiläufig- 70 Jahre nach der Erbauung in den
Besitz des Hauses Renngasse gelangten und da die gräflich Batthyanyi-Strattmannsche Familie
— wie schon erwähnt — zu Fischer dem Vater in nahen freundschaftlichen Beziehungen
stand, so darf kaum gezweifelt werden, daß als Schöpfer des Palastes Fischer von Erlach
anzusehen ist. Das Palais besteht aus einem
niedrigen Erdgeschoß, einem Hochparterre,
einem Haupt- und einem Obergeschosse.
Über dem Hochparterre liegt ein Kordon-
gesimse; die Fenster des Obergeschosses
sind sehr hoch über jenen des Hauptge-
schosses angeordnet. Die Fenster des Mittel-
risalits sind begleitet von hermenartigen
Pilastern mit auffallend reichen Kapitalen.
Das Mittelfenster des Hauptgeschosses zeigt
eine reiche, mit Wappen und Figuren ge-
schmückte Verdachung, während zwischen
den übrigen Fenstern des Hauptgeschosses und jenen des Obergeschosses tafelartige Kartu-
schen mit Reliefs mythologischen Inhaltes angebracht sind. Das rundbogige Portal ist flankiert
von kannelierten toskanischen Säulen, welche ein verkröpftes Triglyphengebälke und über
diesem das balustergeschmückte Balkongeländer in flachsegmentförmiger Ausladung tragen. Zu
beiden Seiten des Haupttores befinden sich zwei rechteckige Nebentore, über welchen sich in
je einer ovalen Nische eine reichornierte Vase aufbaut. Das Vestibül ist durch zwei Reihen
von Säulenstellungen und ziemlich kräftig gehaltene Ornamentik ausgezeichnet. Das Stiegenhaus
nimmt eine doppelarmige Treppe mit schönem Statuenschmuck auf und zeigt ebenso wie
die Salons im Hauptgeschosse vornehme Komposition und Detailbehandlung.
Palais des Fürsten Kinsky, I., Freiung 4 (Abb. 581, 582).') Graf Philipp Laurenz von
und zu Daun (1668 — 1741), der berühmte Verteidiger Turins im Jahre 1706, erwarb das
zwischen Freiung und Herrengasse gelegene Haus des Grafen Waldstein, um in den Jahren
1709 — 1713 jenen Palast erbauen zu lassen, der, nachdem er sich vorübergehend im Besitze
der Grafen Khevenhüller-Metsch, Harrach und Lamberg befunden hatte, seit 1790 Eigen-
I-) Dr. Albert Ilg, Das Palais Kinsky auf der Freiung in Wien. Wien 1894, J. Löwy. Niemann, Die Palastbauten des Barock-
stiles in Wien. Wien 1883. Dr. Albert Ilg, Plafond- und Wanddekorationen. Wien, Ed. Hölzl. Kornelius Gurlitt, Geschichte des
Barockstiles. Bd. II. Dr. Albert Ilg, Portale von Wiener Profanbauten. Wien 1894, Anton Schroll & Co.
Abb. 579. Palais Auersperg, VIII., Auerspergstraße.
Bd. II.
25
386
Wohngebäude.
Abb. 580. Palais Schönborn, I., Renngasse.
tum der fürstlichen Familie Kinsky
ist. Wie bei arideren hervorragen-
den Schöpfungen aus dem Zeitalter
der Barocke, das im Drange unge-
stümen Schaffens es nur zu oft unter-
ließ, seine glänzenden Taten durch
schriftliche Aufzeichnungen zu be-
gleiten, herrschte auch über die
Autorschaft des Palastes Daun-
Kinsky mancherlei Zweifel. Hg nimmt
mit Bestimmtheit an, daß, wie be-
sonders die Stilverwandtschaft mit
dem Belvedere und dem Lustschlosse
Mirabell in Salzburg bezeugen, die
Urheberschaft Johann Lukas von
Hildebrand (geb. 1668) zugeschrie-
ben werden müsse, während Gurlitt
mangels vollkommen einwandfreier
urkundlicher Belege sich darauf be-
schränkt, den Bau nur als in den
Schaffenskreis des Hildebrand ge-
hörig zu bezeichnen. Die Front
gegen die Freiung besteht aus einem
rustizierten Erdgeschoß, aus welchem
ein mit über Eck gestellten Säulen
und zwei prächtigen Atlanten ge-
ziertes Portal wirkungsvoll hervor-
tritt, einem mit geraden Verdachun-
gen versehenen Mittelgeschoß und
einem mit reichgegliederten Fenster-
giebeln geschmückten Hauptgeschoß. Die beiden
oberen Stockwerke sind durch korinthische
Pilaster zusammengefaßt, von welchen die vier
mittleren, eine eigentümliche hermenartige Aus-
bildung aufweisend, einen Mittelrisalit betonen,
der sowohl im Erdgeschosse als auch in dem
kräftigen, konsolengeschmückten Hauptgesimse
zum Ausdrucke kommt und in einer statuen-
tragenden Attika ausklingt. Die letztere, über
dem Risalite in durchbrochene Arbeit aufgelöst,
setzt sich über die beiderseitigen Rücklagen fort
und ist an den Endigungen der Fassade mit je
einer Statue, über dem mittleren Pilaster jeder
Rücklage mit einer Trophäengruppe geziert. Das
Mittelfenster des Zwischengeschosses ist durch
das von Putti begleitete Kinskysche Wappen (drei
Eberzähne) gekrönt und verbindet sich durch
Voluten mit dem Hauptportale zu einer Gesamt-
komposition von bedeutender Wirkung. Durch
das Hauptportal und durch ein verhältnismäßig
schmales, mit zwei Figurengruppen geziertes
Foyer gelangt man in eine ovale Einfahrtshalle,
welche rechts zu einer Neben-, links zur Pracht-
treppe führt. Bei einer Höhe von beiläufig 10 m
reicht diese Halle mit ihrer gewölbten Decke in
das Mittelgeschoß. Im unteren Teile ist sie durch
eine toskanische Ordnung belebt, über deren
Stiegenhaus im Palais Kinsky.
Paläste und herrschaftliche Wohngebäude.
387
Abb. 582. Palais des Fürsten Kinsky, I., Freiung.
Pilastcrn sich die von
Stichkappen unterbro-
chene und mit reicher
Stuckarbeit versehene
Gewölbdecke erhebt,
deren Dekor an das
Treppenhaus des Bel-
vederes gemahnt. Die
einarmige Hauptstiege
gehört trotz der Be-
schränkung des Rau-
mes, welchen sie ein-
nimmt, zu den bedeu-
tendsten Anlagen die-
ser Art. Durch die
gewaltige Telamonen-
figur, welche am Fuße
der Treppe das Ge-
wölbe trägt, erinnert
sie nicht nur an den
Karyatidensaal im Erd-
geschosse des Belve-
deres, sondern auch
an die großartige Stie-
genhalle im Palaste
des Prinzen Eugen
(jetziges Finanzmini-
sterium) in der Him-
melpfortgasse, als de-
ren Autor der ältere
Fischer von Erlach
sichergestellt ist, während die reichen durchbrochenen Steinbrüstungen mit den spielenden
Puttifiguren auf den Postamenten die Erinnerung an das jüngere Werk Hildebrands, das
Schloß Mirabell in Salzburg, wachrufen. Das in drei Felder geteilte Freskogemälde der Decke
des Stiegenhauses, von Marcantonio Chiarini (1652 — 1730) aus Bologna, stellt den Übergang
des Kriegshelden, von Genien des Ruhmes geleitet, in die Unsterblichkeit dar. Der ovale
Hauptsaal des Palastes liegt, durch eine Zimmerreihe von der Hauptfassade getrennt, über
dem ovalen Vestibüle. Der an den Wänden mit Marmor geschmückte Raum trägt an der
Decke ein Freskogemälde Carlo Carlones, dessen Vorwurf, obgleich es mythologische Gestalten
auf Wolken thronend darstellt, nach Ilg einem Teil der Lebensgeschichte des Bauherrn, nämlich
der Erlangung der Würde eines Vizekönigs von Neapel, entnommen zu sein scheint. Der im
Halbstock gelegene Speisesaal ist durch die Wandverkleidungen bemerkenswert, die sich ehe-
mals hinter dem Chorgestühle der von Raphael Donner im Barockstile umgestalteten Martins-
kirche in Preßburg befanden. Auch die übrigen Räume des Palastes zeichnen sich durch schöne,
zum Teil auch moderne, von Professor Rudolf Weyr entworfene Stukkodecken aus. Einer der
kleineren Räume des ersten Stockes weist die in unseren Barockwerken nicht häufig vorkom-
mende Anordnung von vier, um ein plastisches Mittelstück gruppierten Ölgemälden auf. Unter
den kostbaren Einrichtungs- und Dekorationsgegenständen sind die verschiedenen Zeiten ent-
stammenden Gobelins im Salon der Fürstin, ein wirkungsvoll gestalteter Maskeron im ersten
Hofe und der reiche Statuenschmuck in der Einfahrtshalle und im Stiegenhause besonders
zu erwähnen.
Palais des Grafen Breuner-Enkevoirth, I., Singerstraße 1 6 (Abb. 583). Der Palast gehört zu den
glänzendsten Schöpfungen des Wiener Barockstiles und wird in der monumentalen Wucht seiner
Konzeption kaum von einem anderen Werke jener Periode übertroffen. Über seine Geschichte
wissen wir, daß sich an seiner Stelle 1684 eine dem Grafen Karl Ludwig de Souches gehörige Reali-
tät befand, die von dessen Erben 1 725 oder 1 730 an den Stadthauptmann Johann Christian Neupauer,
später (1775) an die Grafen Hallweyl, und endlich, nach noch mehrmaligem Wechsel, in den letzten
Dezennien des vergangenen Jahrhunderts an die gräfliche Familie Breuner-Enkevoirth überging.
25*
388
Wohngebäude.
Neupauer war Architekt und wohl einer der
bedeutendsten Schüler des älteren Fischer
von Erlach. Nach dem Ableben des letzte-
ren soll er nach Fischerschen Plänen den
Bau des Palastes Roffrano, heute Auersperg.
vollendet haben, und es ist daher nicht
ausgeschlossen, daß Neupauer selbst die
Pläne für das in seinem Besitze befind-
liche Palais in der Singerstraße verfaßte.
Das Haus weist vier Stockwerke über
einem Tiefparterre auf und zeigt gegen
die Straße 1 1 Fensterachsen. Auf eine
durch die drei mittleren Fenster gegebene
Breite dehnt sich in den Untergeschossen
die prachtvolle Portallösung aus. Das halb-
kreisförmig geschlossene Haupttor und die
mit ovalen Fenstern gekrönten Nebentore
sind durch vier Telamonenhermen flankiert,
welche über dem Portalgesimse reichen
bildhauerischen Schmuck tragen. Beson-
ders bemerkenswert sind die über den
beiden mittleren Atlantengestalten befind-
lichen figuralen Kompositionen, die durch
die Wahl ihres Vorwurfes: Herkules mit
Antäus einerseits — Äneas und Anchises
anderseits, auffallend an die Reliefs ge-
mahnen, welche an einem der Haupttore
des Palastes des Prinzen Eugen (Finanz-
ministerium) angebracht sind. Zwischen
diesen beiden statuarischen Gruppen ist
ein schmiedeeisernes Balkongeländer an-
geordnet. Die Portalanlage wird in ihrer
mächtigen Wirkung ergänzt durch die in
glänzender Linienführung komponierte
Bekrönung des Mittelfensters im Haupt-
geschosse, die in reichgegliederter Ver-
dachung das von zwei Puttifiguren ge-
tragene Wappen der gräflichen Familie
Breuner aufweist. Die übrigen Fenster
des ersten Stockes zeigen in den Ver-
dachungen flache, mit zarten figuralen
Reliefs gezierte Schilder, wie sie in ähn-
licher Weise an dem Palaste Trautson
(gegenwärtig Haus der ungarischen Garde)
ersichtlich sind. Im Inneren sind die mächtige Einfahrtshalle und die links von dieser gelegene
dreiarmige, mit figuralem Schmuck reichgeschmückte Prachttreppe sowie die plastischen Pla-
fonds des Hauptgeschosses beachtenswert.
Palais des Fürsten Clary, I., Herrengasse 9.1) Dasselbe dürfte in den Jahren 1690 — 1700
durch den damaligen Besitzer des Grundes, Max Grafen Mollart, erbaut worden sein. Seit der
zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ist das Palais im Besitze des fürstlichen Geschlechtes Clary.
Die einfache Fassade fällt besonders durch die originelle Lösung des Portales auf. Die Rund-
bogenöffnung wird beiderseits begleitet durch Dreivicrtclsäulen, deren runder Schaft von sechs
viereckigen und fünf achteckigen über Eck gestellten Quadersteinen durchschnitten wird, ein
Motiv, dem wir in einigermaßen verwandter Art auch am Portalbaue des ehemals Simon
Prennerschen Hauses, I., Dorotheergasse 10, begegnen. Bemerkenswert ist die über dem Portal-
gesimsc vorgeschobene, von einer geschwungenen Konsole gestützte Balkonplatte, welche eine
Balustrade aufnimmt, deren Postamente mit auffallend fein konzipierten Füllungsornamentcn
Abb. 5S3. Portal am Palais des Grafen Breuner-Enkcvoirth,
I., Sinoerstraüe 16.
') Ilg, Portale von Wiener Profanbauten des 17. und 18. Jahrhunderts.
Paläste und herrschaftliche Wohngebäude.
389
geschmückt sind. Auch die Komposition der beiden unterhalb der Balkonplatte befindlichen
Zwickelfiguren mit besonders schöner Behandlung des Faltenwurfes ist eine so eigenartige, daß
es nicht möglich ist, den Schöpfer dieses Bauwerkes zu erraten.
Palais des Landgrafen Fürstenberg, L, Himmelpfortgasse 13. Über dessen Geschichte
ist wenig bekannt. Der Grund, auf welchem es steht, gehörte einstens zu dem Kloster Maria
porta coeli, das der Straße den Namen verlieh, gelangte in den Besitz der fürstlichen Familie
Rakoczy, später der Grafen Erdödy und endlich der Landgrafen Fürstenberg. Der Bau, der in
die Zeit um 1700 fallen dürfte, besteht aus Tief- und Hochparterre und drei Obergeschossen
und weist bei im allgemeinen einfacher Fassadengestaltung ein reiches Portal auf, das, mit
Atlantenhermen und durchbrochenem Balkongeländer geschmückt, einen bedeutenden Eindruck
macht. Der Architekt des Hauses ist unbekannt; die Lösung des Portales und der Atlanten
erinnert an Hildebrand und an Mattielli.
Palais des Fürsten Paar, I., Wollzeile 30. Das Haus, das im Laufe der Zeiten vielfachen
Umwandlungen unterzogen worden ist, befindet sich seit Ende des 16. Jahrhunderts im Besitze
der Reichsgrafen, später Fürsten Paar, welchen Kaiser Rudolf II. die Würde der Erbland-Post-
meister verliehen hatte. Im rückwärtigen, der Zedlitzgasse zugewendeten Trakte liegen noch
heute die ausgedehnten Stallungen, welche den Zwecken der hier bestandenen ältesten Wiener
Postanstalt dienten. Ihre mächtigen gewölbten Decken sind mit prachtvollen Stuckdekorationen
geschmückt. Die Fassade weist zwölf Fenster auf, deren unregelmäßige Verteilung das höhere
Alter des Hauses erkennen läßt; sie zerfällt in Tief- und Hochparterre, ein Hauptgeschoß und
ein durch niedrige Fenster beleuchtetes Dienergeschoß. Die dem Erdgeschosse eingefügten
beiden Portale zeigen ein rundbogig geschlossenes Einfahrtstor, das beiderseits begleitet wird
von über Eck gestellten hermenartigen Pilastern in der Art Hildebrands. Der Architrav und die
Abb. 5S4. Palais des Fürsten Schönburg, IV., Rainergasse.
Zwickel über dem Torbogen sind mit Reliefornamenten geschmückt. Über dem Schlußstein
des Bogens erhebt sich der gekrönte Doppeladler, der als Brustschild das Paarsche Wappen,
mit der Kette des goldenen Vlieses und der Fürstenkrone geschmückt, trägt. Das rechtsseitige
Portal ist ausgezeichnet durch ein herrliches hölzernes Haustor. Die Oberlichte über dem
Tore ist geziert mit einem schöngezeichneten schmiedeeisernen Gitter, in dessen Mitte sich
das oben erwähnte Motiv des Doppeladlers wiederholt. Die Portale dürften aus der Zeit um
1700 stammen. Sehr bedeutend sind im Inneren die Prachttreppe und die gegen die Woll-
zeile gerichteten Festräume, deren glänzende Ausstattung dem Hofbaumeister Carlo Cannevale
zugeschrieben wird.
Palais des Baron Geymüller, I., Wallnerstraße 8.1) In der bestehenden Gestalt dürfte der
Palast unter dem Feldherrn Emerich Grafen von Caprara entstanden sein. Über den künstle-
rischen Urheber des eigenartig schönen Bauwerkes besitzen wir keine Kenntnis. Während das
mit Atlanten und einem geschweiften Balusterbalkon gezierte Portal sich an heimische Portal-
1 Dr. Alb. Ilg, Portale der Wiener Profanbauten des 17. und 18. Jahrhunderts.
390
Wohngebäude.
Abb. 585. Palais des Markgrafen Pallavicini, I., Josefsplatz.
formen anschmiegt, weist die Forti-
fikationsarchitektur der Fassade mit
den merkwürdigen rustikalen Ein-
rahmungen der Fenster einen im
Vergleiche mit der Formensprache
der Wiener Barocke fremdartigen
Charakter auf. Das Gebäude fällt aus
dem Gepräge der Wiener Profan-
architekturen des 17. und 18. Jahr-
hunderts heraus wie das ehemalige
Palais Questenberg in der Johannes-
gasse und das Palais Fürst Clary in
der Herrengasse. Der Palast, der
nach dem Besitze durch Baron Gey-
müller wenige Jahre lang Eigentum
der freiherrlichen Familie Pouthon
war, wurde im Jahre 1905 durch
das Land Niederösterreich erworben,
um einige Landesämter aufzunehmen.
Ilg gibt in seinem Werke „Portale
der Wiener Profanbauten etc." den
Palast irrtümlich als Eigentum der
Familie Palffy an.
Palais des Fürsten Schönburg,
IV., Rainergasse (Abb. 584).1) Gegen-
über der Einmündung der Schaum-
burgergasse in die Rainergasse liegt,
gegen die Straßenfront zurückge-
schoben in schönem Parke, dessen
Eingang von zwei ruhenden Sphin-
xen bewacht wird, dieses Palais. Es
bildet einen Teil der ehemals be-
deutenden Anlage, welche durch
den Bruder des berühmten Vertei-
digers von Wien, den Grafen Thomas
Gundacker von Starhemberg (1663
bis 1745), zwischen 1700 und 1716
errichtet worden sein dürfte. Das
prachtvolle vordere Hauptgebäude,
das ein Blatt bei Delsenbach wieder-
gibt und das nach einem früheren
Besitzer den Namen „Schaumbur-
gerhof" führte, wurde 1813 nieder-
gerissen. Der kleinere, rückwärtige,
noch heute bestehende Sommerpalast
kam im Jahre 1811 in den Besitz
des Grafen Johann von Keglevich
und 1841 in jenen der Fürsten
Sehönburg-Hartenstein. Der reizende
Bau erinnert mit seinem rund vor-
springenden Mittelteile und seiner
figurengeschmückten Attika lebhaft an den Palast Schwarzenberg und verrät, wenn auch die
Autorschaft historisch nicht völlig zweifellos nachgewiesen ist, so sehr den Typus der Archi-
tektur Joh. Bernh. Fischers von Erlach, daß Rob. Dohme keinen Anstand nimmt, ihn diesem
Künstler zuzuschreiben. Der von reichen korinthischen Pilastern umgebene Rundbau wird
beiderseits von Flügelbauten begleitet, welche ein Tiefparterre und ein Hauptgeschoß auf-
Abb. 586. Portal am Palais Pallavicini.
') Dr. Alb. Ilg, Leben und Werke Fischers von Erlach des Vaters. Wien 1S95, C. Konegen. R. Dohme, Barock- und Rokoko-
Architektur. Berlin 1888, E. Wasmuth.
Paläste und herrschaftliche Wohngebäude.
391
nehmen. Über dem großen Gesimse der Hauptordnung erhebt sich in den Flügelbauten ein
niedriges Obergeschoß, dessen ganze Höhe über dem Mittelbau von einer statuengezierten
Attika eingenommen wird. Über der letzteren, etwas zurückgeschoben, erscheint eine mit
durchbrochener Balustrade und gleichfalls mit Figuren versehene zweite Attika.
Palais der Herzogin von Savoyen-Carignan (heute Savoysches Damenstift), I., Johannes-
gasse 15. Der Architekt dieses durch originelle Komposition hervorragenden zweistöckigen
Palais ist nicht bekannt. Das Haus besitzt zwei gleichgestaltete Portale, zwischen welchen
sich in der Höhe des ersten Stockes eine herrliche Immakulata-Figur in Bleiguß von
Franz X. Messerschmidt befindet. Die Erbauerin des Palais, dessen Errichtung in das Jahr
1770 fallen dürfte, Herzogin Theresia Anna Felicitas von Savoyen-Carignan, geborene Fürstin
Liechtenstein, bestimmte das Haus durch testamentarische Verfügung zu einem Stifte für adelige
Damen. ')
Das Harrachsche Majoratspalais, I., Freiung 32), wurde an Stelle dreier Häuser, welche
nach mehrmaligem Besitzwechsel Graf Ferdinand Bonaventura Harrach 1677 wieder erworben
hatte, von letzterem wahrscheinlich durch Johann Lukas von Hildebrand erbaut. Eine durch-
greifende Restauration 1845 — 1859 gab der Fassade ihr heutiges Aussehen. Eine frühere Re-
stauration hatte bereits die Arkaden des Hofes, über welchen in einem prächtig dekorierten
Holzbau der neapolitanische Gesandte 1767 das bekannte Ballfest gegeben, zu Remisen,
Kanzleien und Wohnungen verbaut und den Stuckplafond des Stiegenhauses im Chambertstile
dekoriert. 1903 ward diese Dekoration durch eine neue, mit dem Charakter der übrigen
Stuckplafonds harmonierende ersetzt.
In seiner heutigen neuen Fassade zeigt das Palais ein Erdgeschoß, Haupt- und Mezzanin-
geschoß, verziert von einer korinthischen Kolossalpilasterordnung und einem Abschluß nach
oben mit einem mächtigen Gebälke. Aus einem kreisrunden, an den Wänden mit Nischen
Abb. 587. Palais Koburg. Fassade gegen die Ringstraße.
verzierten Vestibül mit stukkierter Wölbung gelangt man zur Linken in die der Quere nach
durch Pfeiler in zwei Schiffe, in ein vorderes breites und in ein rückwärtiges schmales, um
eine Stufe erhöhtes, eingeteilte Vorhalle, aus dieser in das eigentliche, in französischer Weise
in die Ecke verlegte, mit den Kolossalbildern Niccolo Maria Rossis 3) und dem Reiterporträt
') Ilg, Franz X. Messerschmidts Leben und Werke. 1885. Ilg, Portale von Wiener Profanbauten des 17. und 18. Jahrhunderts.
Anton Schroll & Co., 1895.
2) Nach Mitteilung von Dr. Josef Dernjac.
3) Die Funzioni pubbliche des Grafen Thomas Alois Harrach, Vizekönigs von Neapel.
392
Wohngebäude.
des Generals Grafen Buquoy dekorierte Trep-
penhaus. Der gegen die Freiung zu gelegene
Trakt enthält die Festräume mit kostbaren
Möbeln, Gobelins u. s. w., gegen den Hof zu
läuft die berühmte Gemäldegalerie mit Fresko-
plafonds und der Trakt gegen die Herrengasse
nimmt die große Bibliothek und Wohnräume
sowie die Hauskapelle auf.1)
Palais der Nuntiatur, I., Am Hof. Inner-
halb der im Zuge der heutigen Naglergasse ein-
stens bestandenen Stadtmauer befand sich zu
Beginn des 12. Jahrhunderts eine kleine, dem
heiligen Pankraz geweihte Kapelle. An ihrer
Stelle erhob sich, wie der Wollmuthsche Plan
zeigt, im Jahre 1542 ein größeres Gebäude,
das nach mehrfachem Besitzwechsel in das
Eigentum des Grafen Michael Adolf Althann
überging, der es dem päpstlichen Stuhle als Sitz
für die Nuntiatur geschenkweise überließ. Das
bereits baufällige Haus ließ Papst Klemens XII.
niederreißen und an seiner Stelle im Jahre 1768
den heute bestehenden Nuntiaturpalast auffüh-
ren, wovon uns die an der Fassade des Ge-
bäudes befindliche Gedenktafel Kunde gibt.
Palais des Fürsten Windisch-Graetz, I.,
Renngasse 12. Die Geschichte dieses Hauses
führt zurück bis zum Jahre 1398. Doch erst
im Jahre 1785 kamen die daselbst stehenden
Häuser in den Besitz der Theresia Gräfin zu
Windisch-Graetz. Über die Geschichte des
gegenwärtig bestehenden Palastes ist nur be-
kannt, daß er in den Jahren 1894-1895
nach den Plänen des Architekten Emil Breßler renoviert wurde und besonders die Prunksäle des
ersten Stockwerkes zum Teil neuen dekorativen Schmuck erhielten. Er enthält im Haupt-
geschosse die mit schönen Stuckplafonds gezierten Festräume und einen Teil der Wohnräume,
welch letztere durch die
Räume des zweiten Stockes
ergänzt werden. Die Fassade
zeigt eine vornehme Anord-
nung. Das Einfahrtstor ist
begleitet von toskanischen
Pilastern, die einen mit Balu-
sterbrüstung versehenen Bal-
kon aufnehmen. Im Inneren
ist bemerkenswert die ein-
armige, von Pfeilern gestützte
Hauptstiege mit schönem
Stukkodekor der Wölbungen.
Palais des Markgrafen
Pallavicini, I., Josefsplatz 5
(Abb. 585, 586). Moritz Graf
Fries ließ den Palast in den Jahren 1783 — 1784 durch den Erbauer der Gloriette in Schönbrunn,
Joh. Ferdinand Hohenberg von Hetzendorf, errichten. Die in strengen und vornehmen Formen
gehaltene Fassade ist ausgezeichnet durch ein mächtiges Portal, dessen Verdachung getragen
wird von je zwei über 35 m hohen weiblichen Figuren von großer Schönheit und von
besonders fein empfundener Behandlung des Faltenwurfes. Der Schöpfer dieses bedeutsamen
Abb. 588. Palais des Grafen Larisch-Münnich,
I., Johannesgasse 26.
Ebenerd :
a Vestibül,
b Haupttreppe,
c Nebentreppe,
d Portier,
e Koch,
f Dienerspeise-
zimmer,
g Waschraum,
i Küche,
m Anrichte,
o Wagenremise.
Abb. 589. Palais des Grafen Larisch-
Mönnich. Ebenerd. 1:800.
Abb. 590. Palais des Grafen Larisch-
Mönnich. Erster Stock. 1 : S00.
') Dr. Josef Dem jac, Das Harrachsche Majoratshaus (Kunst und Kunsthandwcrk. III, Heft 10). Empfang der Gesellschaft öster-
reichischer Kunstfreunde im Palais Harrach am 9. Mai 1903. Wien 1903, K. Gruschek.
Paliiste und herrschaftliche Wohngebäude.
393
Schmuckes ist Franz Zauncr Edler von Felpatan (1746 — 1822), der gleich Hohenberg als
Professor an der Wiener Akademie tätig war. Der Palast besteht aus Erdgeschoß, Mezzanin und
einem Hauptstocke, welch letzterer in der Seitenfront in zwei niedrigere Geschosse aufgelöst
ist. Über dem Mittelteile der Hauptfassade erhebt sich eine Attika mit zwei liegenden alle-
gorischen Figuren und dem vergoldeten Doppeladler, der im Brustschilde das gekrönte
Familienwappen trägt. Unterhalb des Adlers steht die Jahreszahl 1783 in römischen Lettern. Im
Inneren sind die prachtvoll ausgestatteten Festsäle des Hauptgeschosses besonders bemerkenswert.
Palais des Grafen Philipp Sternberg, III., Ungargasse 43. In den Jahren 1821 — 1822 im Auf-
trage des Med. Dr. Johann
Christian Schiffner durch y^^yfy.'' ■' l
den fürstlich Eszterhäzy-
schen Baumeister Ehmann
erbaut, gelangte das Palais
in den Siebzigerjahren des
vergangenen Jahrhunderts
durch Kauf in den Besitz
der gräflichen Familie Stern-
berg. Im Jahre 1900 ließ
Graf Philipp Sternberg nach
den Plänen des Architek-
ten Ludwig Richter ein
neues Stiegenhaus und
Foyer mit einem über dem
letzteren liegenden Saale
zubauen und eine Durch-
fahrt zu den gleichzeitig
neuerbauten Stallungen und
zu dem Parke herstellen.
Von den Innenräumen ist
hervorzuheben ein im links-
seitigen Seitenflügel gelege-
ner Saal im Empirestil.
Palais des Fürsten
Metternich, III., Rennweg 27.
Im Jahre 1815 ließ Fürst
Klemens Metternich inmit-
ten eines herrlichen Parkes
eine Villa erbauen, die eine
große Anzahl von Kunst-
werken — Bilder, Sticke-
reien, Waffen, Bronzen,
Plastiken von Canova,
Rauch, Thorwaldsen —
aufnahm. Der heute be-
stehende Palast, der seine
Hauptfassade dem Renn-
wege zuwendet, wurde
Ende der Vierzigerjahre
des vergangenen Jahrhun-
derts nach dem Entwürfe
von Romanos errichtet.
Palais des Grafen Hardegg, I., Freiung 1. Zwei kleinere, an der Stelle des heutigen
Palastes bestehende Häuser, deren eines früher Eigentum des Grafen Palffy gewesen, befanden
sich in der Zeit von 1694 — 1797 im Besitze der Familie Kaunitz, von welcher sie übergingen
an die Gräfin Metternich und später an Fürst Rudolf Colloredo, der beide Häuser durch
einen Neubau ersetzen ließ. Nach vorübergehender Erwerbung des Hauses durch Franz Munsch
gelangte es in den Besitz der gräflichen Familie Hardegg, die im Jahre 1847 den heute stehen-
den Palast aufführen ließ.
Abb. 591. Palais der deutschen Botschaft, III., Metternichgasse 3.
FS Festsaal.
S Salons.
SS Speisesaal.
FZ Fremdenzimmer.
DZ Dienerzimmer.
Abb. 592. Palais der deutschen Botschaft, III., Metternichgasse 3. Erster Stock. 1:800.
394
Wohngebäude.
Abb. 593. Festsaal im Palais der deutschen Botschaft.
Palais des Herzogs
von Koburg, I., Koburg-
bastei 4 (Abb. 587).1) Der
ältere, gegen die Seiler-
stätte gelegene Teil des
Palastes bestand ursprüng-
lich aus zwei kleinen Häu-
sern, in welchen Feld-
marschall Graf Daun und
Feldmarschall Graf Lacy
starben. Beide Häuser
gingen im Jahre 1801 in
den Besitz der herzogli-
chen Familie Koburg über,
die das jetzt bestehende
Gebäude in der Seiler-
stätte errichten ließ. Der
auf der Höhe der Bastei
stehende Teil des Palastes,
dessen säulengeschmückte
Front gegen die Ringstraße
gerichtet ist, wurde in den
Jahren 1843—1847 nach
dem Plane des fürstlich Liechtensteinschen Architekten Schleps neuerbaut.
Palais des Grafen Clam-Gallas, IX., Währingerstraße 20. Das an der Ecke der Waisenhaus-
gasse und der Währingerstraße in schönem Parke stehende Palais, das sich ehemals im Besitze
der fürstlichen Familie Dietrichstein befand, wurde in den Dreißigerjahren des abgelaufenen
Jahrhunderts erbaut. Die Hauptfassade ist mit einer von ionischen Säulen getragenen Giebel-
front geschmückt.
Palais des Freiherrn Simon Sina (gegenwärtig des Grafen Wimpffen), I., Hoher Markt.2)
Das Gebäude verdankt seine heutige Gestalt dem im Jahre 1860 über Veranlassung des
Freiherrn von Sina durch den Architekten Theophil von Hansen vollzogenen Umbau eines
Hauses. Die Restaurierung betraf insbesondere die Fassaden und die Einfahrt, bei welch älteren
letzterer zum ersten Male wieder Freskomalereien (nach Entwürfen von Rahl) zur Anwendung
gelangten. Die bereits vor 1860 durchgeführte Erneuerung der Innenräume erfolgte nach
Plänen des Architekten Kreuter.
Palais des Grafen Otto Chotek, IX., Währingerstraße 18. Das ursprünglich nur ein Stock
hohe Gebäude, dessen palastartiges Gepräge bei schlichter Dekoration durch bedeutende Ver-
hältnisse gegeben ist, wurde auf ausgedehnter Area nach den Plänen des verstorbenen Archi-
tekten Lothar Abel in den Jahren 1871 — 1874 erbaut. Wohn- und Empfangsräume der Herrschaft
befinden sich im ersten und zweiten Stocke, Diener- und Serviceräume im Erdgeschosse. Der
große Speisesaal wurde von Schönthaler mit einer aus Eichen-, Ahorn- und Birnbaumholz
bestehenden Kassettendecke geschmückt, seine Wände nehmen prächtige alte Gobelins auf.
Palais des Grafen Larisch-Mönnich, I., Johannesgasse 26 (Abb. 588 bis 590). 3) Dieses
vom Architekten van der Null in den Jahren 1867 — 1868 erbaute Palais stellt eines der
eigenartigsten und vornehmsten Beispiele herrschaftlicher Wohnhäuser dar. Die Fassaden,
von welchen die dem Stadtparke zugewendete Seite eine bedeutend komponierte Mittelpartie
zeigt, und der originell ausgebildete Erkerturm an der Ecke sind zum großen Teil in Stein
ausgeführt. Die Festräume liegen im Hauptgeschosse über dem an der Parkseite situierten
Vestibüle, die Wohnräume an der Seitenfassade. Im Inneren ist die schöne Haupttreppe mit
reichem Geländer aus Gußeisen besonders zu erwähnen.
Palais des Herzogs Philipp von Württemberg (Strudelhof), IX. Bezirk.4) Der Hof- und
Kammermaler Peter Strudel erwarb im Jahre 1690 von dem Hatschieren-Rittmeister Romanus
') E. Winkler, Technischer Führer durch Wien. Wien, Lehmann &Wentzel, 1894. W. Kisch, Die alten Straßen und Plätze
Wiens. Wien, M. Oottlieb, 1883.
:) Forste rsche Allgemeine Bauzeitung. Bd. XLI, Tafel XLVIII bis L.
3) Wiener Neubauten, Bd. I.
*) Ilg, Leben und Werke Fischers von Erlach des Vaters. Wien, C. Konegen, 1895. Donatin, Der Aisergrund einst und
jetzt. Wien 1904.
Paliistc und herrschaftliche Wohngebäude.
395
Bernhard Tschagon die Realität, welche heute noch den Namen „Strudelhof" führt, und erbaute
einen Palast, den ein späterer Besitzer, namens Mallmann, im Jahre 1873 demolierte, um an
dessen Stelle ein neues Palais aufzuführen, das, als es noch im Baue begriffen war, samt dem
schönen Parke in das Eigentum des Herzogs Philipp von Württemberg überging.
Palais der deutschen Botschaft, III., Metternichgassc 3 (Abb. 591 bis 593). Dieses vornehme
Botschaftspalais wurde in den Jahren 1877 — 1879 nach den Plänen des verstorbenen Architekten
Viktor Rumpelmeyer auf einem von der Metternichgasse, Richardgasse und der Reisnerstraße
begrenzten Grundstücke von 8P66m Länge und 64-46 m Tiefe erbaut. Es besteht aus drei-
geschossigen Dienerschafts- und Kanzleitrakten, welche die Feuermauern und Höfe der auf
den Nachbarparzellen errichteten Gebäude decken, und dem zweigeschossigen Hauptgebäude, das
um rund 18 m gegen jede der drei Straßenfronten zurückgesetzt ist. Die in die Metternich-
gasse verlegte Haupteinfahrt führt durch den Kanzleihof zu einer gedeckten Unterfahrt, von
welcher das geräumige Treppenhaus zugänglich ist, im weiteren Zuge seiner Achse zu einem
Ehrenhof und mittels einer zweiten Durchfahrt zu dem an der Reisnerstraße gelegenen Stall-
hof Der erste Stock des Hauptgebäudes nimmt die im Stile der Wiener Barocke durch-
gebildeten prächtigen Repräsentationsräume, unter denen der große Tanzsaal besonders zu
erwähnen ist, auf, das Hochparterregeschoß enthält die Wohnräume des Botschafters. Für die
Ausgestaltung der Fassaden wurde italienische Renaissance mit französischen Anklängen ge-
tfMMMNNi
Abb. 594. Palais des Grafen Lanckororiski, III., Jacquingasse.
wählt. Der durch das Zurücktreten der Fronten
des Hauptgebäudes gegen die Straßengrenzen
gewonnene Raum wurde mit reichem gärtne-
rischen Schmucke bedacht.
Palais der großbritannischen Botschaft,
III., Metternichgasse 6. Im Jahre 1875 nach
dem Entwürfe des verstorbenen Architekten
Viktor Rumpelmeyer auf einer an der Ecke
der Metternichgasse und der verlängerten
Richardgasse gelegenen Baustelle von 2844m
Breite und 49'65 m Tiefe erbaut, besteht der
Botschaftsbesitz aus dem an der Ecke ge-
legenen dreigeschossigen Hauptgebäude und
einem architektonisch getrennt behandelten
viergeschossigen Dienerschafts- und Stallgebäude. Das Palais enthält im Hochparterre die
Amtsräume der Botschaft, im ersten Stocke die Repräsentationsräume und im zweiten Stock-
werke die Wohnung des Botschafters. Dem Dienerschaftsgebäude gegenüber liegt in der
Abb. 595. Palais des Grafen Lanckororiski. Ebenerd. 1:800.
396
Wohngebäude.
Flucht der verlängerten Richardgasse die Bot-
schaftskapelle, in englischer Gotik von Rumpel-
meyer erbaut, die durch die schöne Holzdecke
im Inneren bemerkenswert ist.
Das Palais der russischen Botschaft, III.,
Rcisnerstraßc 37 '), wurde für den Herzog von
Nassau in den Jahren 1872 — 1873 nach den
Plänen des Architekten Alois Wurm erbaut. Die
Hauptfront zeigt ein Souterrain, Hochparterre
und ein Stockwerk, während der rückwärtige Teil
zwei Obergeschosse enthält. Die Fassaden sind
in Putz bei reichlicher Verwendung von Hau-
stein ausgeführt. Im Inneren sind erwähnenswert
das imposante Treppenhaus mit Marmorsäulen
und glasgedeckter Kuppel und die Empfangs-
räume. Die Bauarea beträgt 2100 m2, die ver-
baute Fläche 1100 m2. Baukosten 610.000 K.
Palais K. Wittgenstein (ehemals Pranter),
IV., Allecgasse 16. Um ein reich ausgestatte-
tes, mit grauem schlesischen Marmor bekleidetes
Treppenhaus gruppieren sich die herrschaft-
lichen Wohnräume in prachtvoller Ausstattung.
Das Herrenzimmer schmücken Deckengemälde
von Fux, der Speisesaal ist von Schönthaler,
der Gartensaal im Erdgeschosse von den Ge-
brüdern Jobst ausgeschmückt. Für die ganz in
Stein ausgeführte Straßenfassade gelangten zur
Verwendung Oszloper, Margarethener und Brei-
tenbrunner Stein. Die Gartenseite ist in Ziegel-
rohbau mit glasiertem Terrakottaschmuck ausgeführt.
1871 — 1873.
Palais des Freiherrn Philipp von Haas (ehemals Pranter), IV., Waaggasse 6.2) Die
vornehme Wirkung dieses von Architekt Friedrich Schachner erbauten, aus Erdgeschoß
und zwei Stockwerken bestehenden Herrschaftshauses beruht auf den schönen Verhältnissen
der sieben Fensterachsen aufweisenden Fassade, welche in den einfachsten Formen italieni-
scher Renaissance gehalten ist. Die dem Garten zugewendete, reicher bewegte Front zeigt
einen durch alle Stockwerke reichenden Loggienvorbau mit Säulen aus Veroneser Marmor und
Deckenmalerei von Jobst. Bauzeit 1874 — 1875.
Palais Hugo Ernst, IV., Plösselgasse 2. Die im Stile der deutschen Renaissance ent-
worfene Fassade ist in ihren glatten Wandflächen in Putz hergestellt, während für alle Archi-
tekturgiieder Margarethener und Oszloper Stein verwendet wurde. Im Inneren sind bemerkens-
wert die schönen Holzdecken mit Malerei von den Gebrüdern Jobst und zahlreiche alte Eisen-
arbeiten, die bei Füllungen, Beschlägen und Bekrönungen passende Verwendung fanden. Archi-
tekten: Hugo Ernst und Ludwig Wächtler. Bauzeit 1873 — 1874.
Palais des Grafen Lanckoronski, III., Jacquingasse 18 (Abb. 594, 595). 3) Der in den
Jahren 1894 — 1895 nach den Plänen der Architekten Fellner und Helmer erbaute Palast
erhebt sich auf einem an der Ecke der Jacquingasse und des Landstraßer Gürtels gelegenen
Grundstücke von 4800 m2 Fläche. Das Hauptgebäude ist 22 m gegen die Flucht der Jacquin-
gasse zurückgeschoben und von letzterer durch zwei mit schmiedeeisernen Gittern versehene
Einfahrtstore und eine zu einer überbauten Unterfahrt führende Rampe zugänglich. An
der in der Jacquingasse gelegenen Nachbargrenze erhebt sich ein Pförtnerhaus. Die verbaute
Fläche des Palastes und des Pförtnerhauses beträgt 1060 m2, der verbleibende Rest des
Besitztums ist als Garten angelegt. — Der im Barockstile gehaltene Palast gliedert sich
in Keller- und Erdgeschoß, ein Haupt- und ein Dachgeschoß. Im Parterre gelangt der
Besucher vom Vestibüle in eine geräumige Halle mit eingebauter Prachttreppc und durch
') Wiener Neubauten. Bd. I. Tafel XXV bis XXX.
:) Wiener Neubauten. Bd. II, Tafel XII bis XV.
') Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereines. 1S94, S. 1. Handbuch der Architektur. IV. Teil
2. Halbband, Heft 1, S. 3S9, 392.
Abb. 596. Palais Dr. Kranz, IV., Alleegasse 27.
Architekt: Friedrich Schachner. Bauzeit
Paläste und herrschaftliche Wohngebäude.
307
seitliche Durchgänge zu zwei Stiegen, die dem gewöhnlichen Verkehre dienen. In der linken
Gebäudehälfte liegen die Empfangsräume, in der rechtsseitigen die Gemächer der Frau mit
den erforderlichen Nebenräumen. Im Hauptgeschosse befindet sich über dem Vestibüle und
Abb. 597. Palais des Freiherrn Albert von Rothschild, IV., Heugasse 26.
G a r t er,
der Unterfahrt ein mit Fres-
ken geschmückter Saal, der
sich mit den beiderseits an-
geordneten Sammlungssälen
zu einer Raumwirkung von
bedeutender Größe vereinigt.
Außerdem nimmt das Haupt-
geschoß die Wohnräume des
Herrn und einen Salon der
Frau auf. Das Dachgeschoß
enthält Diener- und Garde-
roberäume, das Kellerge-
schoß Küchen- und Wirt-
schaftsräume. Die mit erlese-
nem Geschmacke ausgestat-
teten Säle des Palastes ent-
halten eine kostbare Kunst-
sammlung (siehe: Samm-
lungen).
Palais der Gräfin Marie
Hoyos, III., Rennweg 3.1)
Das nach den Plänen des
Architekten Otto Wagner
sen. erbaute Palais war ursprünglich auch das Heim des Erbauers. Es erhebt sich auf einer
Fläche von 20 m Länge und 226 m Tiefe und enthält in einem Erdgeschosse, zwei Ober-
und einem Dachgeschosse, im Parterre außer einigen Wohnräumen die Stallungen und Diener-
räume, im ersten und zweiten Stockwerke reich ausgestattete Fest- und Wohnräume. Die
Abb. 598. Palais Albert von Rothschild, IV., Heugassc. Erster Stock. 1:800.
') Aus Otto Wagner, Einige Skizzen, Projekte und ausgeführte Bauten. Wien 1905, Verlag Anton Schroll & Co.
398
Wohngebäude.
Abb. 599. Palais des Freiherrn Albert von Rothschild, IV., Heugasse 26. Gartenseite.
ebenso originell als reizvoll komponierte Fassade ist vornehmlich in Putz mit Verwendung von
aufgetragenem bildhauerischem Schmucke ausgeführt.
Palais Josef Bratmann, III., Metternichgasse.1) Auf einer 285 m breiten und 52"5 m tiefen
rechteckigen Baustelle erbaute in den Jahren 1897 — 1898 Architekt Friedrich Schachner
dieses Palais, das im Erdgeschosse und im ersten Stocke die Wohnung des Besitzers aufnimmt,
während der zweite und dritte Stock Mietzwecken zugeführt sind. Dem Verkehre zu den Miet-
wohnungen dient eine zweiarmige Parteientreppe, zur Herrschaftswohnung führt eine schöne
Marmorstiege, die sich mit der im ersten Stocke gelegenen Halle in vornehmster Weise verbindet.
Palais Dr. Kranz, IV., Alleegasse 27 (Abb. 596). Das Palais wurde für Herrn W. Zierer
in den Jahren 1880 — 1881 nach dem Entwürfe des Architekten Gustav Korompay erbaut. Im
Hochparterre und im ersten Stocke befinden sich Repräsentations- und Wohnräume, in präch-
tiger Weise ausgestattet mit Wand- und Plafondgemälden von Julius Berger und Tina Blau
und mit figuralem Schmucke von Franz Koch. Am Ende des Gartens sind die Stallungen und
Remisen, sowie Glas- und Treibhäuser gelegen. Verbaute Fläche 860 m2, Baukosten rund
500.000 K.
Palais Eugen Miller von Aichholz, IV., Heugasse 36. 2) Der Hauptteil des nach dem
Entwürfe des Architekten Andreas Streit in den Jahren 1877 — 1880 errichteten Hauses ist
zurückgeschoben und umschließt samt den beiderseits bis zur Flucht der Straße vorgescho-
benen Flügel-
bauten • einen
straßenseitig
geöffneten Hof.
Das Hauptge-
schoß des Mit-
telbaues ent-
hält die reich
ausgestatteten
Repräsenta-
tionsräume, an
welche sich,
') Bautechniker.
Jahrg. 1901, Heft 1.
-) Wiener Neu-
bauten. Bd. II, Tafel
LXXII bis LXXVII.
Abb. 600. Palais des Freiherrn Alfons von Rothschild, IV., Theresianumgasse.
Ebenerd. 1:800.
Paläste und herrschaftliche Wohngebäude.
399
durch Galerien verbunden, die in den Flügclpavillons untergebrachten Räume für Kunstsamm-
lungen anschließen. Im Stiegenhause befinden sich drei Gemälde Tiepolos aus dem Palazzo
Dolfini in Venedig.
Palais Adolf Ritter von Schenk, IV., Theresianumgasse 21. Dasselbe wurde in den Jahren
1888 — 1890 nach den Entwürfen der Architekten Fellner und Helmer erbaut. Die in der
Theresianumgasse angelegte Einfahrt führt zu einem oktogonalen Vestibüle, von welchem
man zu einer großen, von Säulen getragenen Halle und zu der zum ersten Stocke führenden
Haupttreppe gelangt. Das Hauptgeschoß nimmt die um ein großes Atrium gruppierten Salons
und Speisesäle, sowie die Küchenräume auf. Im zweiten Stocke und im Erdgeschosse sind
die Wohnräume untergebracht. Die Fassaden sind in Stein ausgeführt.
Palais des Freiherrn Albert von Rothschild, IV., Heugasse 26 (Abb. 597 bis 599). ^
Die von dem französischen Architekten M. Destailleur in den Jahren 1879 — 1884 ge-
schaffene Anlage besteht aus dem an der Ecke der Plösselgasse und der Heugasse gelegenen
und hinter die Flucht der letzteren Gasse zurückgeschobenen Palaste und einem Dienst-
gebäude, das sich in der Heugasse an einen zirka 30 m tiefen und 45 m langen, dem Haupt-
gebäude vorgelagerten Ehrenhof anschließt. Der Ehrenhof ist gegen die beiden Straßenfronten
durch schmiedeeiserne Gitter abgeschlossen und im Zuge der Heugasse durch kleine Pavillons
lankiert, welche Wohnungen für den Portier und Dienerschaft aufnehmen. Aus der gedeckten
Unterfahrt gelangt man in ein gewölbtes Vestibül und von diesem zu dem in edelstem
Materiale ausgeführten und mit vier großen Gobelins, Spiegeln und Wandgemälden
geschmückten Stiegenhause. Im Erdgeschosse befinden sich Fremdenzimmer und einige Salons,
im ersten Stocke, als dem Hauptgeschosse, die Wohn- und Empfangsräume. Die Innenräume
sind zumeist im Stile Louis XV. ausgestattet und mit Deckengemälden von Tiepolo und
Jean de Witt geschmückt. Das Hauptgeschoß ist durch eine hölzerne Treppe mit dem zweiten
Stocke verbunden, in welchem sich die Räume für die Kinder befinden. Außerdem vermitteln
zwei kleinere steinerne Stiegen den Verkehr zwischen allen Geschossen.
Abb. 601. Palais des Freiherrn Alfons von Rothschild, IV., Theresianumgasse. Gassenseite.
Palais des Freiherrn Alfons von Rothschild, IV., Theresianumgasse (Abb. 600 bis 602).
Der von vier Straßen begrenzte Besitz umfaßt einen herrlichen Park und in der Flucht
der Theresianumgasse einen im wesentlichen in drei Teile gegliederten Gebäudekomplex. In
den Jahren 1871- — 1878 für den damaligen Besitzer, Freiherrn Nathaniel von Rothschild, durch
den Pariser Architekten Jean Girette erbaut, bestehen die Gebäude aus einem der Alleegasse
zunächstliegenden Teile, der zur Aufnahme der reichen Kunstsammlungen dient, dem zwei
Stockwerke hohen Wohngebäude und dem der Ecke der Schmöllerlgasse zugewendeten Ver-
') Wiener Neubauten. Herausgegeben von Ludwig Tischler. Wien, Ad. Lehmann.
400
Wohngebäude.
waltungsgebäude. Das Hauptgebäude enthält im Erdgeschosse die Empfangsräume, von welchen
der direkte Austritt in das ihnen vorgelagerte, mit Blumen und bildhauerischem Schmucke
reich gezierte Gartenparterre möglich ist. Im ersten Stocke, mit dem Parterre durch eine
prunkvolle Marmortreppe verbunden, befinden sich ebenfalls Repräsentationsräume, welche im
Gegensatze zu den Parterreräumen mehr winterlichen Empfängen dienen, und im zweiten
Stocke, der gegen die Parkseite zu als Mansardegeschoß ausgebildet ist, die Wohnräume des
Abb. 602. Palais des Freiherrn Alfons von Rothschild, IV., Theresianumgasse. Gartenseite.
Hausherrn. Unter den Räumen des ersten Stockes ist der Tanzsaal bemerkenswert, dessen
Einrichtung und Dekoration einem im Haag bestehenden Palaste entnommen worden ist.
Von hervorragender Wirkung ist die dem Parke zugewendete Hauptfront des Gebäudes,
deren malerische Wirkung ergänzt wird durch die im Garten aufgestellten Bronzen (Vasen,
die beiden lebensgroßen „Ballspieler" u. a.) und Marmorbildwerke und insbesondere durch
die an der Front des Verwaltungsgebäudes angeordnete herrliche Wandbrunnenarchitektur.
Palais R. von Wessely, IV., Alleegasse 23. :) Das durch die Architekten Fellner und
Helmer in den Jahren 1891 — 1892 errichtete Gebäude zeichnet sich durch künstlerische
Durchbildung im Inneren und Äußeren aus und besitzt ein Tief- und Hochparterre mit zwei
Obergeschossen. Die Durchfahrt führt zu einer ganz in Eichenholz ausgestatteten prächtigen
Halle, welche die freicingebaute Hauptstiege aufnimmt. Der Stiegenraum ist durch eine reich-
verzierte Oberlichte erhellt. Die Herrschaftswohnung ist verteilt auf Hochparterre und die
beiden Obergeschosse. Im ersten Stockwerke befinden sich die in vornehmer Pracht ausge-
statteten Empfangsräume, die mit Deckengemälden geziert sind, während im zweiten Stocke die
Räume für eine Gemäldegalerie untergebracht sind. Die in Stein ausgeführte, in italienischer
Hochrenaissance entworfene Hauptfassade weist unter dem Hauptgesimse einen Fries aus
Glasmosaik von Salviati in Venedig auf. Sämtliche Bildhauerarbeiten stammen aus der Hand
V. Tilgners.
Palais Gebrüder Seybel, III., Reisnerstraße 50. Das aus Tiefparterre, Hochparterre und
zwei Stockwerken bestehende Haus enthält in jedem der drei Obergeschosse eine herrschaftlich
ausgestattete Wohnung, die durch eine dreiarmige säulengetragene Hauptstiege und eine Neben-
stiege verbunden sind. Rechts von der Haupteinfahrt befindet sich ein erdgeschossiger Bau,
der außer einer getrennten, zu den im Tiefparterre des Hauptgebäudes angeordneten Magazins-
räumen führenden Zufahrt die Kontors der Besitzer des Palais aufnimmt. Die in italienischer
Renaissance entworfene Fassade ist in Stein ausgeführt. Die Planverfassung erfolgte im Jahre
1889 durch die Architekten Fellner und Helmcr in Wien.
>) Architekt. 1896, Tafel I und II.
Paläste und herrschaftliche Wohngcbäudc.
401
Palais Friedrich Böhler, IV., Theresianumgasse 27. Das nach dem Entwürfe des Archi-
tekten Karl König- in den Jahren 1904 — 1905 erbaute Haus besitzt — von der Durchfahrt
zugänglich — zwei Stiegen, von welchen die linksseitig gelegene und mit Oberlicht erhellte
Prachttreppe nur bis zum ersten Stocke führt, während die rechtsseitige Stiege den Verkehr
durch alle Stockwerke vermittelt. Das Hochparterregeschoß und der erste Stock enthalten die
Wohnung der Herrschaft; in dem nur straßenseitig aufgeführten zweiten Stockwerke befinden
sich ein geräumiges Billard- und Fremdenzimmer. Die mit einem Erker gezierte, durch feine
Formengebung ausgezeichnete, 245 m lange Fassade ist in Stein ausgeführt. Bei einer ver-
bauten Fläche von beiläufig 570 m'2 beliefen sich die Baukosten auf rund 320.000 K.
Palais Karl Probst, IV., Theresianumgasse 23. Im Hauptgeschosse des vom Architekten
Karl König 1891 — 1892 erbauten Hauses sind die Empfangsräume der Straßenfront, die eigent-
lichen Wohnräume der Gartenfront zugewendet. Zwischen diesen beiden Trakten befinden sich
die Küche mit Nebenräumen und die schöngeformte Hauptstiege samt einer Nebentreppe.
Beide Stiegen sind im Erdgeschosse von einer gewölbten Durchfahrt zugänglich. Die vierge-
schossige Fassade ist durch einen im Korbbogen vorspringenden Erker und durch ein großes,
reich geschmücktes Atelierfenster in der Mansarde ausgezeichnet. Der figurale Schmuck wurde
von Theodor Friedl ausgeführt. Die Baukosten beliefen sich bei einer verbauten Fläche von
zirka 610 m2 auf rund 340.000 K.
Palais Dr. Max Landau, IV., Heugasse 60. Das auf einer zirka 22 m breiten und zirka
47 m tiefen Parzelle von Architekt Karl König erbaute Palais nimmt bei einer verbauten Fläche
von 542 m2 nur ungefähr 52% der Grundfläche in Anspruch. Es enthält außer einem Souterrain
ein Parterregeschoß mit breiter Durchfahrt und Bureauräumlichkeiten, ein Hauptgeschoß mit
der um eine zentral angelegte dreiarmige Haupttreppe gruppierten Wohnung der Herrschaft
und ein Obergeschoß, das die Küche, Dienerzimmer und mehrere Fremdenzimmer aufnimmt.
Besonders zu bemerken ist die opulente Anlage der nur bis zum ersten Stocke führenden
Haupttreppe, die sowohl durch Seiten- als auch durch Oberlicht eine reichliche Beleuchtung
erhält. Die in Mannersdorfer und Stotzinger Stein ausgeführte Fassade zeigt vornehme Einfach-
heit und wohlabgewogene Verhältnisse. Bauzeit: 1900 — 1901. Baukosten zirka 350.000 K.
Palais Ernst Wahliss, IV., Alleegasse 21.1) Das durch den Architekten Heinrich Adam
in den Jahren 1882 — 1883 in dem Garten des demselben Besitzer gehörigen Miethauses,
IV., Alleegasse 21, erbaute Palais ist im Stile Louis XV. erbaut. Die Fassaden sind größten-
teils aus Stein hergestellt, die Fensterumrahmungen enthalten Porzellanfriese. Die Innenräume
sind mit Stukko- und Holzdekorationen versehen.
Palais Rudolf Freiherr von Isbary, IV., Schmöllerlgasse 2. Das nach dem Entwürfe des
Architekten Karl Mayreder in den Jahren 1901 — 1902 ausgeführte Haus besteht aus Parterre,
zwei Stockwerken und Mansarde. Die 26'5 m lange Straßenfassade ist in Stein, die Hoffassade
Abb. 603. Palais Redlich,
III., Richardgasse 3. Erster
Stock. 1:800.
Abb. 604. Palais Othon Baron Bourgoing,
III., Metternichgasse 8. Ebenerd. 1:800.
Abb. 605. Palais des Grafen Lützow,
I., Giselastraße 13. Erster Stock. 1:800.
mit glasierten Klinkersteinen hergestellt. Die Innenräume sind reich ausgestattet. Besonders
bemerkenswert ist die bis zum ersten Stocke führende Haupttreppe. Die verbaute Fläche
beträgt 478 m2.
Palais Theodor Redlich, III., Richardgasse 3 (Abb. 603). Die Fassade des von dem Archi-
tekten Karl König in den Jahren 1900 — 1901 erbauten Hauses tritt nur mit dem an der linken
Seite angeordneten, 7'5m breiten Risalite bis zur Baulinie vor, während sie in der verblei-
') Wiener Neubauten. Bd. III.
Bd. II.
26
402
Wohngebäude.
sance gehalten. Bei
25"50 m und einer
30-60 m nimmt das
Fläche von 720 m'2
benden Länge von 105m gegen die letztere zurückgeschoben ist und dadurch die Anlage
eines Vorgartens gestattet. Das Hochparterre enthält eine zur Hauptstiege und zu einer Diener-
treppe führende Durchfahrt und die Küchen-
und Dienerräume sowie eine Garage, das
erste Stockwerk die aus Tanzsaal, Speise-
saal, Boudoir, Billard- und Herrenzimmer
bestehenden Repräsentationsräume und
das zweite Stockwerk die Wohn- und
Schlafzimmer der Familie. Die Fassade
ist in den Formen französischer Renais-
einer Frontlänge von
Tiefe von 26-30 bis
Palais eine verbaute
ein. Die Baukosten
beliefen sich auf rund 360.000 K.
Palais Othon Baron Bourgoing, III.,
Metternichgasse 8 (Abb. 604). Durch die
Architekten Bauque und Pio in den Jahren
1892—1893 entworfen, besteht das Ge-
bäude aus Parterre, einem Stockwerke
und Mansarde. Die Architektur ist sowohl
außen als innen im Stile Louis XVI. aus-
geführt; nur für das Bibliothekszimmer
kam unter Benützung alter Malereien der
Empirestil zur Verwendung. Bauarea
1421 m2, verbaut 561 m2.
Palais der Fürstin Pauline Metter-
nich-Sändor, III., Jacquingasse 35. Das
durch die Architekten Bauque und Pio
in den Jahren 1895 — 1896 erbaute Haus besitzt eine Fassade im Barockstil und umfaßt
Souterrain, Parterre und zwei Stockwerke. In dem gegen die Fasangasse gelegenen Trakte
befinden sich die Stallungen, Remisen und Dienerwohnungen. Grundfläche 1385 m2, Baufläche
736 m2.
Palais Graf Vrints (gegenwärtig von Redlich), IV., Alleegasse 14. 1) Erbaut in den Jahren
1887 — 1889 nach den Plänen des Architekten Ludwig Richter. Das aus Souterrain, Parterre
und zwei Obergeschossen bestehende Gebäude enthält ein reichausgestattetes Stiegenhaus,
Empfangsräume und einen Tanzsaal. Die aus Kaiser- und Margarethener Stein hergestellte Fas-
sade ist bekrönt durch eine Figurengruppe von Bildhauer E. Pendl. Von der zirka 1500 m2
messenden Baufläche sind 990 m2 verbaut. Die Baukosten betrugen 626.500 K.
Palais des Grafen Lützow, I., Giselastraße 13 (Abb. 605, 606). Dieses nach Plänen des
Architekten Karl Freiherrn von Hasenauer erbaute Haus enthält im Parterre, Mezzanin und
im ersten Stocke die Dienerschafts-, Wohn- und Festräume des Besitzers, während das oberste
Stockwerk eine herrschaftlich ausgestattete Mietwohnung enthält. Die bei teilweiser Verwendung
von Haustein in Putz hergestellte Fassade zeigt die Formen italienischer Hochrenaissance.
Im Inneren ist besonders die prachtvolle Ausstattung des großen Speisesaales hervorzuheben.
Abb. 606. Palais des Grafen Lützow, I., Giselastraße 13.
') Wiener Neubauten. 1890—1891.
Theodor Bach.
II. STÄDTISCHE MIETHÄUSER.
-Der Bürger Häuser sind hoch, geräumig, wohlgeziert, gut und fest gebaut; ein angenehmer Hofraum,
mächtige Zimmer, die sie Stuben nennen und heizen, denn der Winter ist sehr rauh. Überall sind Fenster
von Glas und Türen, Gitter meist von Eisen, die Vögel singen in den Stuben und man erblickt zahlreiches
und köstliches Gerät. Den Rossen und jeder Gattung Zugvieh
öffnen sie weite Ställe. Die Häuser tragen ihre Giebel hoch,
sie sind mit Geschmack und Pracht verziert, meist von innen
und außen bemalt, durchaus von Stein, die Dächer aber leider
meist mit Schindeln, wenigere mit Ziegeln gedeckt. Wo du zu
einem Bürger gehest, meinst du in eines Fürsten Haus zu
treten. — Die Keller sind so tief und so weit, daß das allge-
meine Sprichwort gilt, es gebe ein oberirdisches und ein
unterirdisches Wien.«
So schrieb Aeneas Sylvius Piccolomini, Geheimschrei-
ber Kaiser Friedrich III., anno 1442 über die Häuser Wiens1)
und wenige Jahrzehnte später hat Anton de Bonfinis (in des
Matthias Corvinus Diensten) einer ähnlichen Beschreibung
noch beizufügen: »Die Gewölbe über der Erde sind den
Apotheken, Niederlagen, Kramläden und Mietwohnungen für
Einheimische und Fremde gewidmet.-) Beide erwähnen noch
der Bilder am Äußeren der Häuser, von welchen viele Gebäude
ihre Bezeichnung erhielten.
Mit diesen und ähnlichen späteren Schilderungen, sowie
einigen noch erhaltenen Stadtansichten müssen wir uns be-
scheiden, wenn wir, um ein Bild der Häuser des alten Wien
zu erhalten, die Geschichte unserer Stadt durchblättern. Kein
Künstler fand sich durch die intimen Reize eines Bürgerhauses
zu dessen Darstellung angeregt. Die Deutschen und Hollän-
der, die Franzosen und Niederländer, sie alle hatten Meister,
die es nicht verschmähten, das Volksleben in ernster und
heiterer Zeit mit ihrem Pinsel darzustellen und uns so auch
ein Bild der Räume zu überliefern, welche dem Bürger als
Heimstätte dienten. Die vielfachen Belagerungen, denen unsere
Stadt ausgesetzt war, die Kämpfe, die ihre Straßen durch-
tobten, ließen nur wenige Wohnhäuser in ihrer ursprünglichen
Gestalt bestehen, so daß die ältesten noch heute existieren-
den (z. B. Bäckerstraße, Fleischmarkt, Griechengasse) nicht weiter als bis ins 17. Jahrhundert zurückreichen,
wenn auch vielfach einzelne Teile derselben aus früherer Zeit stammen.
Eine durchgreifende Baubewegung, welcher die innerhalb der Festungsmauern liegende Stadt und ein
Teil der Vorstädte teilhaftig wurden, war der nach glücklich abgewendeter Türkengefahr (1683) eingetretenen
Kunstblüte (Kirchen und Paläste) in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gefolgt. Die kleinen, alten
Wohnhäuser verschwanden, um größeren Platz zu machen, welche der gewaltig anwachsenden Bevölkerung
Unterkunft bieten sollten. Insbesondere waren es die für Wien charakteristischen »Höfe», welche von Hoch-
stiften, Abteien3) oder weltlichen Körperschaften, vorerst für den eigenen Bedarf errichtet, später Miet-
zwecken zugeführt wurden, als die rasche Zunahme der Bevölkerung in der Vermietung höchst einträgliche
Einnahmsquellen erschloß. Eines der bekanntesten Gebäude dieser Art, der heute noch den Zisterziensern
gehörende »Heiligenkreuzerhof«, ist in der durch den Umbau zu Anfang des 18. Jahrhunderts geschaf-
fenen Gestalt fast unverändert erhalten. Inmitten des belebten I. Bezirkes (Grashofgasse-Drachengasse-
Schönlaterngasse) gelegen, umschließt derauf einem Areale von 5459m2 erbaute Komplex von Baulichkeiten,
worunter die anno 1660 und 1730 erneuerte Kapelle, einen freundlichen Hof, dessen weltabgeschlossene
Ruhe an längstvergangene Zeiten gemahnt. Ein charakteristisches Beispiel der für die Bürgerhäuser beliebten
Bauweise mit offenen Gängen besitzen wir noch in dem Hofe des Hauses I., Fleischmarkt 17 (die Fassade
wurde im Jahre 1819 im Geschmacke der Zeit umgeändert), einer Stätte, welche insbesondere dem Handels-
verkehr mit der Levante gewidmet war (Sitz der Griechen, Serben etc.). Später erbauten begüterte Private
Abb. 607. Hof des Hauses I., Fleischmarkt 17
') Deutsch in der österreichischen Chronik des Albrecht von Bonstetten, Dechant zu Einsiedeln, siehe Hormayr, „Wiens Ge-
schichte und seine Denkwürdigkeiten", IX, 130.
2) Hormayr, X, 36.
3) Melk, Göttweih, Heiligenkreuz, Schotten (Klosterneuburg), St. Polten etc.
26*
404
Wohngebäude.
Abb. 608. Heiligenkreuzerhof, I., Grashofgasse.
umfangreiche Gebäude (z. B. den
Trattnernhof 1773—1776), die
gleich von vorneherein für Miet-
wohnungen und Kaufläden be-
stimmt waren. Die weitaus größte
Mehrzahl der noch erhaltenen
Miethäuser damaliger Zeit ent-
spricht unseren heutigen Begrif-
fen von Wohnlichkeit durchaus
nicht. Bestand eine Wohnung
doch meist aus einer nur zufäl-
ligen Aneinanderreihung von
Gelassen verschiedenster Grund-
formen, bei deren Konzeption
weder der günstigen Verbindung
noch der Zufuhr von Licht und
Luft besonderes Augenmerk zu-
gewendet worden war.
Ein klassisches Beispiel
hierfür gibt uns die Beschreibung
Grillparzers von der Mietwoh-
nung, in der er seine Kindheit
verbrachte: »Finster und trüb
waren die riesigen Gemächer.
Nur in den längsten Sommertagen fielen um die Mittagszeit einzelne Sonnenstrahlen in das Arbeitszimmer
unseres Vaters, und wir Kinder standen und freuten uns an den einzelnen Lichtstreifen am Fußboden. Ja
auch die Einteilung der Wohnung hatte etwas Mirakuloses — « u. s. w.
Der zu Anfang des 19. Jahrhunderts eingetretene wirtschaftliche Aufschwung hatte eine
rege Bautätigkeit zur Folge. Hierbei war wohl der räumlichen Ausgestaltung etwas mehr
Aufmerksamkeit zugewendet worden, doch hatte in der äußeren Erscheinung der damals
herrschende Klassizismus eine Nüchternheit erstehen lassen, welche bei dem bürgerlichen
Wohnhause zur gänzlichen Formlosigkeit führte. Erst die nach der politischen Umwälzung in
der Mitte des Jahrhunderts endlich durchgeführte erste Stadterweiterung ließ einen Wandel
in der Baukunst Wiens eintreten. Wenn auch die auf den freigegebenen Gründen des Festungs-
gürtels in der Hast massenhaft errichteten Spekulationsbauten vorerst ein ideales Wohnen nicht
gewährten, so schien doch der Anstoß zu freierer sachgemäßer Entwicklung des Wohnhaus-
baues nunmehr gegeben. Des zu dieser Zeit eingetretenen Umschwunges in dem Kunstleben
unserer Stadt wurde bereits an anderer Stelle dieses Werkes gedacht, und sei hier nur her-
vorgehoben, daß die neue Ära durch die Architekten van der Null und Siccardsburg einge-
leitet wurde.
Um diesen Werdegang, den eine Reihe von Beispielen uns zeigen soll, richtig beurteilen
zu können, scheint es geboten, vorerst die Bedingungen kennen zu lernen, welche auf die
Gestaltung des Wohnhauses von Einfluß sind. Von gleich wichtiger Bedeutung für alle einem
und demselben Zwecke gewidmeten Baulichkeiten eines Ortes sind die klimatischen Verhält-
nisse, die zur Verfügung stehenden technischen Hilfsmittel, sowie die durch die Gesetze be-
züglich der Errichtung eines Hauses auferlegten Verpflichtungen und Beschränkungen. Maß-
gebend für den Charakter des einzelnen Objektes sind die sozialen Verhältnisse der Inwohner
und die in der Lage und Konfiguration des Bauplatzes gegebenen örtlichen Bedingungen.
Das Klima Wiens ist charakterisiert
durch oft unvermittelt erfolgenden Tem-
peraturwechsel, nahezu stets bewegte Atmo-
sphäre und häufige, zum Teil sehr heftige
Stürme. Sein Einfluß äußert sich in den
später zu besprechenden konstruktiven Maß-
nahmen. Die Baumaterialien erscheinen
schon im I. Teil behandelt und wäre nur
beizufügen, daß nahezu sämtliche für den
Bau eines Wohnhauses in Betracht kom-
menden Konstruktionsmaterialien inländi-
scher Provenienz sind, und daß nur edlere
Steingattungen, Fliesen, Hölzer etc. für
Abb. 609. Fattonsches Haus, Abb. 610. Palais Ephrussi, I., Fran- dekorative Zwecke VOU aUSW'ärtS bezogen
I., Hegelgasse 13. Erster zensring 24. Zweiter Stock. 1:800. j„„
stock. 1:800. werden.
Städtische Micthäuscr.
405
Die bau gesetzlichen Bestimmungen, welche als ein
GL Gcschäftslokalc.
\Y Wohnzimmer. V Vorzimmer. K Küchen.
D Diener. B Bad.
Abb. 611. Ebenerd. 1:600.
Thonet-Haus, I.,
Abb. 612. Erster Stock. 1:600.
Kärntnerstraße 12.
SO-
Kompromiß zwischen den
Forderungen des allgemei-
nen Wohles und den Privat-
interessen betrachtet wer-
den können, sind natur-
gemäß von maßgebendem
Einflüsse auf die Bauweise,
zu deren besserem Verständ-
nis wir einige Bemerkungen
über die „Bauordnung für
Wien" (1883) und die hier
gebräuchlichen Konstruktio-
nen einfügen müssen.
In den bestehenden
Normen ist den Baubehör-
den die Möglichkeit gebo-
ten, einerseits im Interesse
der Allgemeinheit liegende
Verbesserungen zu veran-
lassen, wie dies speziell in hygienischer Beziehung des öfteren geschieht, anderseits in außer
gewöhnlichen Fällen das allgemeine Wohl nicht schädigende Erleichterungen zu gewähren, welche
unter Umständen erforderlich sind, um einen Bau überhaupt durchführen zu können. Die An-
forderungen der Hygiene, der persönlichen Sicherheit und des allgemeinen Verkehrs sowie
auch die im Hinblick auf das Straßenbild gebotenen ästhetischen Rücksichten sind in den
Vorschriften in zweifacher Beziehung zur Geltung gebracht. Dieselben enthalten nämlich
wohl die Bestimmungen für die Gesamt-
anlage des Hauses (Anordnung der Höfe,
Wohnräume, Kommunikationen, Fassaden
u. s. w.) als auch für die Details der tech-
nischen Durchführung in den einzelnen
Konstruktionsgliedern. Von den ersteren
sind hervorzuheben die der Hauptsache
nach sanitären Anordnungen über die
zulässige Verbaubarkeit im horizontalen
und im vertikalen Sinne. Es besteht in
dieser Hinsicht eine Einteilung der Stadt
in verschiedene Verbauungszonen nach
den unterschiedlichen Zweckbestimmun-
gen der einzelnen Gebiete (siehe Bd. I).
Im allgemeinen ist nach der horizontalen
Ausdehnung ein Mindestmaß von 15u/0
der Area als unverbaut zu bleibende
Fläche festgesetzt. Im vertikalen Sinne kann
bei der Maximalzahl von vier Geschossen
über dem Parterre der Fußboden des
letzten Geschosses bis zu 20 m, die Haupt-
gesimsoberkante bis zu 25 m über dem
höchsten Punkte des Trottoirs angelegt
werden. In den äußeren Bezirken sind,
je nach den Verbauungsgebieten, eine
geringere Geschoßanzahl und auch ge-
ringere Geschoßhöhen zugelassen. Bezüg-
lich der Anlage von Wohnungen besteht
die Vorschrift, daß die Wohnräume min-
destens 3 m Höhe (Lichtmaß) besitzen,
leicht ventilierbar und gut erhellt sein
sollen. In den äußeren Bezirken ist die
Zimmerhöhe mit 2'60 Cm noch ZUge- Abb. 613. Thonet-Haus, I., Stephansplatz.
'■■&:
406
Wohngebäude.
lassen. Souterrainwohnungen können (aber müssen nicht) in der Mehrzahl der Bezirke gestattet
werden.
Mit Rücksicht auf die Feuersicherheit sind Dachbodenwohnungen in Häusern, deren
letztes Geschoß 20 m über dem Terrain liegt, ausnahmslos untersagt, dagegen ist bei feuer-
sicherem Abschluß gegen den eigentlichen Dachboden die Anordnung solcher Lokalitäten
unmittelbar unter Dach gestattet, deren Bestimmung diese Lage erfordert, z. B. photographische
oder andere Ateliers, allenfalls auch Waschküchen und Trockenkammern.
Bezüglich der Stiegen und Gänge ist die Bestimmung getroffen, daß man vom Dach-
boden und von allen Wohnungen aus mittels feuersicherer Treppen zum Hauseingange, be-
ziehungsweise ins Freie und in den Keller soll gelangen können. Die Fassung dieser Vor-
schrift dürfte in der künftigen Bauordnung vermutlich eine Erweiterung dahin erfahren, daß
insbesondere auch Bestimmungen über die Anzahl der Treppen, respektive über die zulässige
Maximalentfernung
eines Punktes des
Hauses von einer
ins Freie führenden
Treppe aufgenom-
men werden. Die
Gesamtanlage des
Gebäudes ist ferner
noch beeinflußt
durch die Anord-
nungen bezüglich
der Ausgestaltung
des straßenseitigen
Teiles des Wohnge-
bäudes. In denselben
finden sowohl die
ästhetischen Forde-
rungen als auch die
Ansprüche des Ver-
kehres eine entspre-
chende Berücksichti-
gung. Den Platz
oder die Straße of-
fenbarverunzierende
Fassaden werden zur
Ausführung nicht zu-
gelassen; über die
Bauflucht vortreten-
de Gebäudeteile, als:
Risalite, Portale,
Sockel, Erker, Bal-
kons u. s. w., unter-
liegen der fallweisen
behördlichen Bewil-
ligung, und ihre nach
Zahl oderDimension
ausgedehnte Anwen-
dung ist nur in brei-
ten Straßen und in
den Stadtteilen mit
freier Bebauung
(Vorgärten) zuge-
lassen. Für einzelne
bevorzugte Platzan-
lagcn, so z. B. die
Abb. 615. Philipphof, I., Augustinerstraße 8. Erster Stock. 1:600. Umgebung dCS Rat-
Abb. 614. Philipphof, I., Augustinerstraße 8. Ebenere!. 1:600.
Abb. 616. Philipphof, I., Augustinerstraße 8.
408
Wohngebäude.
hauses und der Votivkirchc. waren zur Erhöhung der architektonischen Gesamtwirkung die
Gebäudesilhouetten und die Anordnung von Arkaden für einzelne Gebäudegruppen vor-
gezeichnet worden.
Auf die einzelnen Baukonstruktionen übergehend, haben wir mit den wichtigen Be-
stimmungen über die Herstellung der Mauern zu beginnen. Sie enthalten die genauen An-
Vierter Stock. 1 :600.
Abb. 617. „Zum Fenstergucker", I., Kärntner-
straße 49.
Abb. 618. Kaiserliches Stiftungshaus, I., Schottenring 7.
Erster Stock. 1:600.
gaben bezüglich der in Wien zur Verwendung gelangenden Ziegel, welche in vorzüglicher
Qualität erhältlich sind. Über die Zulässigkeit anderer Materialien für Stützkonstruktionen ent-
scheidet die Baubehörde fallweise. Säulen oder Pfeiler aus sprödem Steine müssen in Räumen,
welche eine größere Menge brennbarer Substanzen enthalten (Geschäftslokale und Depots),
Eisenkonstruktionen jedoch unter allen Umständen mit einer schützenden Hülle von Mauer-
werk oder Beton umgeben werden. Hierdurch findet die in den Wohn- und Geschäftshäusern
Wiens spärliche Anwendung sichtbarer Eisenkonstruktionen (diese aus der Zeit vor Erlassung
der Umhüllungsvorschrift) sowie edler Steingattungen ihre Erklärung.
Die durch die Bauordnung Wiens vorgeschriebenen, im Vergleiche zu den verwandten
Bestimmungen anderer Großstädte bedeutenden Mauerstärken sind nicht nur durch das ange-
strebte hohe Maß von Sicherheit (und wohl auch durch das übliche große Ziegelformat),
sondern bezüglich der Außenmauern auch durch die klimatischen Verhältnisse geboten, wrelche
einen wirksamen Schutz gegen Wind erfordern. In den alten Bauordnungen war wegen der
massiven Holzdecken (Dübelböden) für jedes Auflager ein 15 cm breiter Mauerabsatz vorge-
sehen, so daß in den unteren Geschossen enorme Mauerbreiten resultierten. Überdies hatten
diese Mauern die großen, schliefbaren Rauchschlote aufzunehmen. An die Stelle dieser Schlote
traten die engen (nur 25 cm'2 weiten), sogenannten russischen Rauchfänge, welche je für höch-
stens vier Feuerungen geringen Umfanges eines und desselben Stockwerkes zu dienen haben.
Die Zwischen- oder Scheidewände eines Miethauses erfordern wegen des oftmals not-
wendigen Wechsels in der Raumeinteilung separate Tragkonstruktionen für nahezu jede Wand.
Dieser Umstand ließ schon seit langem die Herstellung feuerbeständiger Zwischenwände
wünschenswert erscheinen, die sich selbst tragen oder bei geringem Gewicht nur billige Trag-
konstruktionen erfordern. In früheren Zeiten suchte man ein Auskunftsmittel in beiderseits mit
Mörtel verputzten Holzwänden. Jetzt finden Gipswände in den verschiedensten Herstellungsarten,
Lochziegelwände, Monier-Konstruktionen oder Korkziegelwändc häufig Anwendung.
Städtische Mictliäuscr.
409
Die Fassaden werden selten in Stein, zumeist in Putz mit der Beschränkung des Steines
auf die Architekturgliederungcn oder auch ganz in Putz hergestellt. Für Gesimse, Verdachungen
u. s. w. kommen Stein oder große Gesimszicgel zur Verwendung. Bei Bauten mit weitausladenden
Gesimsen werden diese oft zwischen auskragenden eisernen Trägern betoniert. Plastische Ver-
zierungen (Ornamente, Reliefs) werden bei Putzbauten in Weißkalkmörtel aufgetragen. Für
diese Technik, die erst seit einigen Jahren wieder in Aufnahme begriffen ist, haben wir an
zahlreichen noch bestehenden Gebäuden des 18. Jahrhunderts außerordentlich gute Vorbilder.
Terrakotta wird zur Herstellung von Architckturteilen nur in geringem Maße verwendet, ob-
gleich vorzügliches Materiale zu Gebote steht. Neuester Zeit ist die Inkrustierung der Fassaden
mit glasierten Fliesen beliebt. Die Erfahrungen über diese Dekorationsweise sind zu jung, als
daß ein Urteil über die Haltbarkeit, insbesondere an exponierten Stellen, abgegeben werden
könnte.
Sgraffito und Malerei, die im Süden so beliebten Schmuckmittel, sind bei dem Klima
Wiens nur an besonders geschützten Orten von Dauer, und somit nur an wenigen Gebäuden
zu finden. Als einziges Beispiel von Sgraffitodekoration kann, da wir hier von den öffent-
Abb. 619. Kaiserliches Stiftungshaus, I., Schottenring
liehen Gebäuden absehen müssen, nur die Fassade des Hauses Helferstorferstraße-Hohen-
staufengasse 1 1/13-Schottenbastei genannt werden, an welcher Architekt E. R. von Förster
(1873) diese Technik in größerer Ausdehnung mit reizvoller Wirkung zur Anwendung ge-
bracht hat. Polychrome Malerei sehen wir an den Häusern „zum goldenen Becher" und „zur
Weltkugel" (Stephansplatz-Stock-im-Eisen). In dem edelsten Materiale, das für die farbige
410
Wohngebäude.
Abb. 620.
I., Kärntnerstraße 14.
Erster Stock. 1:600.
Seh Z Schlafzimmer.
FZ Familienzimmer.
H Z Herrenzimmer.
Bd Boudoir.
S Salon.
Sp Z Speisezimmer.
S Z Spielzimmer.
T Terrasse.
K Küche.
D Z Dienerzimmer.
Flächendekoration zur Verfügung steht,
dem Mosaik, ist der große Figurenfries
an dem Hause I., Kärntnerstraße 16
(Architekt Hofmeier und Maler Veith)
ausgeführt, das einzige Beispiel dieser
monumentalen Wandbekleidung im
Wohnhausbau Wiens (siehe: Hotels).
Die horizontalen Raumtrennungen
oder Abschlüsse haben in den mannig-
fachen Deckenkonstruktionen, wel-
che während der letzten fünfzig Jahre
mit mehr oder weniger Erfolg zur An-
wendung gelangten, eine hohe Ausbil-
dung erfahren, und die Techniker sind fortwährend am Werke, weitere Verbesserungen zu
ersinnen. Nach der Bauordnung bleibt die Wahl der Art der Deckenkonstruktion dem Bau-
werber überlassen, mit der Beschränkung, daß Souterraindecken nicht aus Holz hergestellt
werden dürfen. Die Decke des obersten Geschosses, welche mit der Dachkonstruktion nicht in
Verbindung stehen darf, muß feuersicher belegt sein. Alle hölzernen Deckenkonstruktionen
müssen durch eine 8 cm starke Schuttlage von dem darüberliegcnden Holzfußboden isoliert sein.
Vor einem halben Säkulum war in dem städtischen Wohnhause Wiens der Dübelboden
mit seiner horrenden Verschwendung an Holz und Mauerwerk weitaus die gebräuchlichste Art
der Deckenkonstruktion (nebeneinanderliegende behauene oder geschnittene Bäume durch Dübel
verbunden). Die gelegentlich der ersten Stadterweiterung eingetretene rege Bautätigkeit brachte
die Tramdecke in Aufnahme, welche durch ihr geringeres Gewicht und ihre kleineren Auf-
lagerflächen geringere Mauerstärken gestattet, ein Moment, welches bei den mehrere Stock-
werke umfassenden städtischen Wohngebäuden von großer ökonomischer Bedeutung ist. Die
oft als spezieller Vorteil des Dübelbodens gerühmte Schalldichtheit ist in demselben Maße
auch bei der Tramdecke durch die vorgeschriebene Beschüttung zu erreichen.
Abb. 621.
Herrenhuterhaus,
I., Neuer Markt.
Parterre. 1 : 600.
Abb. 622.
Herrenhuterhaus,
I., Neuer Markt.
Vierter Stock.
1 : 600.
Abb. 623. Herrenhuterhaus, I., Neuer Markt.
Städtische Miethäuscr.
411
Abb. 625. Wohn- und Geschäftshaus der k. k. priv. Wechselseitigen
Brandschaden-Versicherungsanstalt, I., Wollzeile 39.
Abb. 624. Wohn- und Geschäftshaus der k.k. priv. Wech-
selseitigen Brandschaden-Versicherungsanstalt, [., Woll-
zeile 39. Ebenerd. 1 : 800.
Die Tramdecke hatte allerdings bei
forcierter oder unvorsichtiger Bauführung
oftmals das Anfaulen oder Ersticken der
eingemauerten Tramköpfe zur Folge. Um
diesem Übelstande zu begegnen und um
an Konstruktionshöhe zu sparen, werden
die Träme zwischen eiserne Träger, auf
deren Unterflanschen liegend, eingeschoben. Das fortgesetzte Bestreben, die größtmögliche
Sicherheit bei geringster Konstruktionshöhe zu erreichen, führte zu der Verwendung feuer-
sicherer ebener Decken, sowohl der zahlreichen Arten flacher Patentziegelgewölbe, der
Gips- oder Zementplatten zwischen eisernen Trägern, als auch der Agraffendecken aus Eisen
und Gips. Die Anwendung des armierten Zementbetons ist erst jüngsten Datums und ge-
langte im Wohnhausbau nur in verhältnismäßig geringem Umfange zur Ausführung. Die Bau-
weise Hennebique, welche die einheitliche Durchbildung ganzer Konstruktionssysteme in Ständern,
Tragbalken und Deckenfeldern gestattet, hat sich in den zehn Jahren ihrer praktischen Anwen-
dungin Wien rasch eingebürgert. Als Beispiele dieser Bauweise führen wir die Häuser: Bognerhaus
(I., Bognergasse), die Häuser der Firma Stibitz (in derselben Gasse), der Firma Hutter & Schrantz,
der Firma Zacherl und der k. k. priv. Wechselseitigen Brandschaden-Versicherungsanstalt an.1) Die
Kosten der Decken aus armiertem Beton stellen sich nur unbedeutend höher als die gewölbter
Decken zwischen eisernen Trägern, auch wenn die zur Erzielung der ebenen Untersicht anzu-
hängende Rabitz-
decke (welche zu-
gleich schall-
dämpfend wirkt)
mitgerechnet
wird.
Das als Wär-
meschutz und
Schalldämpfer
über der Trag-
konstruktion aus-
gebreitete Be-
schüttungsmateri-
ale wird in Wien
meistenteils dem
Bauschutt ent-
nommen. Zur Be-
seitigung von in
demselben etwa
Abb. 626. „Casa piecola", VI., Mariahilferstraße lb, c, d. Erster Stock. 1:600.
]) Näheres siehe
„Beton und Eisen". 1905.
412
Wohngebäude.
Abb. 627. „Casa piecola", VI., Mariahilferstraße lb,c.
enthaltenen organischen Substanzen wird die
Durchleitung giftiger und desinfizierender Gase,
sowie die Röstung unter hohen Hitzegraden
angewendet. Leichte, einwandfreie Beschüttungs-
materialien, z. B. Kieselgur, verursachen relativ
hohe Kosten.
Bezüglich der Dächer bestehen nur die
Vorschriften der feuersicheren Eindeckung, so-
wie der schon erwähnten Isolierung von der
Deckenkonstruktion des obersten Geschosses.
Bei Dachlängen von mehr als 30 m ist der Dach-
bodenraum nach der ganzen Breite durch Brand-
mauern abzuteilen; etwaige Kommunikations-
öffnungen in denselben sind mit eisernen, selbst
zufallenden Türen zu versehen. Bei den in
Wohnhäusern meist nicht bedeutenden Spann-
weiten ist die Konstruktion des Dachstuhles
verhältnismäßig einfach und noch immer nach
den verschiedenen alten Systemen des Holz-
dachstuhles üblich. Eiserne Dachgerippe werden
der Kostspieligkeit wegen zumeist nur bei Ober-
lichten (Stiegen, Ateliers) oder in besonderen
Fällen komplizierter Grund- oder Aufrißform
gewählt.
Die Dachdeckung, welche in Berücksich-
tigung der herrschenden Winde eine äußerst
solide sein muß, besteht aus Schiefer (rheini-
scher, französischer oder englischer, bei Wohn-
häusern minderer Kategorie mährischer oder
schlesischer Schiefer) oder aus Falzziegeln (in
sehr guter Qualität in loco erzeugt), bei expo-
nierten Objekten mit Dachpappeunterdeckung;
~~~~\ :
hBäbiih«
nBPP
m
Abb. 629. „Zur Weltkugel", I., Stephansplatz 2. Dritter Stock.
1 : 603.
«
. R
J-,1,.,1, 1
Abb. 62S. „Zur Weltkugel", I., Stephansplatz 2.
Abb. 630. Haus I., Stubenring 12. Erster Stock. 1:600.
Städtische Micthauser.
413
gewöhnliche Dachziegel (Taschen, Biberschwänze) werden nur selten verwendet. Die in Wien
relativ spät (vor zirka 20 Jahren) eingeführten Holzzementdächer gewinnen an Verbreitung,
hingegen sind die verschiedenen Arten der Blechschuppen, Zement-, Asbest- etc. Platten nur in
vereinzelten Fällen zu finden. Die Ableitung des Dachwassers hat gedeckt in die Kanäle zu
erfolgen. In zweckmäßiger Weise werden hierzu die Abortschläuche benützt, welchen das
Wasser durch überdeckte Blechrinnen oder Steinzeugrohrc innerhalb der Dachböden zugeführt
wird. Dachtraufen sind zu vermeiden; gegen das Abrutschen des Schnees sind Schutzvor-
richtungen (Schncerechen) anzubringen.
Bezüglich der Treppen enthält das Gesetz die schon oben erwähnte Vorschrift der Feuer-
sicherheit, ferner Angaben über die Stufendimensionen (Minimum der Treppen- und der Stufen-
breite, Maximum der Stufenhöhe), Geländerhöhen und Anhaltestangen. Nebentreppen dürfen
aus Holz hergestellt werden, wenn die durch sie verbundenen Räume auch über eine feuer-
sichere Treppe zugänglich sind.
Die in Wien erhältlichen Steinmaterialien gestatten die Ausführung von Steintreppen auch
in den bescheidensten Wohnhäusern. Besonderer Beliebtheit erfreuen sich die freitragenden
Stiegen, welche, bei nahezu jeder Grundrißform des Stiegenraumes verwendbar, eine überaus
Abb. 631. Wohnhaus I., Schotten-
ring 21. Ebenerd. 1:800.
Abb. 632. Wohnhaus I., Schotten-
ring 21. Erster Stock. 1:800.
Abb. 633. Wohnhaus
■ IV., Schwindgasse 4. ^^^^™
1 Erster Stock. 1:600. |
£
D
h m i
Wohn- und
I., Kärntner-
Erster Stock.
: 600.
ökonomische Ausnützung des Bauplatzes zulassen und überdies ein
leichtes, gefälliges Ansehen bieten, sich jedoch schon öfter als nicht
feuersicher herausgestellt haben, da sie bei starken Bränden leicht ein-
stürzen. Die Materialien für Treppenstufen sind Karstkalke, für einfachere
Treppen Leithakalk, für Kellerstiegen Granit und Sandstein, letzterer aus
dem Wienerwald. Salzburger und Tiroler Marmor wird in ganzen Stufen
selten verwendet, öfter (sowie auch Carrara) als Plattenbelag auf Eisen
oder Beton.
Die erwähnten ungünstigen Erfahrungen, welche mit freitragenden
Steinstiegen bei größeren Feuersbrünsten gemacht wurden, ließen die Be-
schaffung anderer Materialien wünschenswert erscheinen, welche bei ent-
sprechender Widerstandsfähigkeit gegen Bruch und Abnützung eine höhere
Sicherheit gegen die Einwirkung des Feuers gewähren. Die in dieser
Absicht erzeugten Kunststein- und Betonstufen (mit und ohne Eisenein-
lagen) haben jedoch bis jetzt nur wenig Anwendung gefunden. Beton-
eisenkonstruktionen, welche die ganze Treppe als eine in der Umfassungs-
mauer eingespannte Platte betrachten lassen, gelangten im Wohnhausbau
bisher nicht zur Ausführung. Treppen aus Eisengerippe mit Steinplatten-
belag finden in Wohnhäusern der hohen Kosten wegen nur dort Anwen-
dung, wo konstruktive Schwierigkeiten von Steinstufen absehen lassen.
Ein Beispiel hierfür bietet die freitragende Stiege in dem Hause I., Stephans-
platz Nr. 2, welche bei schwachen Umfassungsmauern nur auf einigen
Pfeilern ruht.
Im Anschlüsse hieran seien die ebenfalls den Verkehr zwischen den
Geschossen vermittelnden Aufzüge erwähnt. Zur Personenbeförderung
standen früher hydraulische Aufzüge in Verwendung, welche sowohl in
der Anlage als im Betriebe große Kosten verursachten und nur in wenigen
bevorzugten Gebäuden angeordnet wurden. (Charakteristisch hierfür ist,
daß in dem 1874 erschienenen Technischen Führer durch Wien, der viel-
414
Wohngebäude.
fach konstruktive Details erläutert, und auch in der Bau-
ordnung vom Jahre 1883 die Aufzüge überhaupt keine Er-
wähnung finden.) Erst mit der Nutzbarmachung der Elek-
trizität zum maschinellen Betrieb war die Möglichkeit einer
ausgedehnteren Anwendung von Aufzügen gegeben. Der
stetige Fortschritt in der Technik, welcher bei erhöhter
Sicherheit nunmehr die Inbetriebsetzung der Maschine ver-
einfacht, und überdies billige, nur geringen Raum bean-
spruchende Anlagen gestattet, bringt es mit sich, daß jetzt
in vielen Wohnhäusern, auch der Vorstädte, Personenaufzüge
zur Verfügung stehen.
Die Konstruktion der Fenster ist durch die klimati-
schen Verhältnisse Wiens (heftige Winde) bedingt. In dieser
Hinsicht sind die von alters her überkommenen doppelten
Fenster, deren äußere Flügel in der Mauerflucht liegen und
nach außen aufschlagen, sehr zweckmäßig, für die Fassaden-
wirkung jedoch unvorteilhaft. So ist denn jetzt ein doppelter
Verschluß, dessen sämtliche Flügel nach innen zu öffnen
sind, die usuelle Ausführung. Hierbei werden die beiden
Glasflächen in einem Abstände von 16 bis 20 cm angeordnet,
da erwiesenermaßen eine weniger tiefe Luftschichte (wie
z. B. bei aneinanderliegenden Flügeln) keinen entsprechen-
den Schutz gewährt. Schubfenster bedingen einen, wenn
auch geringen Spielraum in der Führung, werden daher mit
Vorteil nur an windgeschützten Stellen verwendet. Die Per-
siennes, hier Jalousien genannt, und Vorhänge (Piachen)
werden am Sturze des Fensterstockes, oft in einem über-
höhten Kasten, zwischen den beiden Verschlußflächen, an-
gebracht. Rollbalken aus Holz oder Eisen, vor der äußeren
Glasfläche liegend, werden meist nur dort angewendet, wo
es sich um besonderen Schutz handelt.
Von den den inneren Ausbau des Wohnhauses be-
treffenden Einrichtungen mögen noch die auf die Feuer-
stellen, die Beleuchtung und die Versorgung mit Wasser
bezughabenden Vorkehrungen Erwähnung finden.
Gegenüber den älteren Herdkonstruktionen ist mit
dem kompendiösen, in der Benützung Zeit und Geld spa-
renden Gasherde ein gewaltiger Schritt nach vorwärts getan.
Derselbe konnte allerdings bisher noch nicht allgemein
Eingang finden, da erst die jüngster Zeit erfolgte Verbilli-
gung des Heizgases (14 h pro Kubikmeter) dessen öko-
nomische Vorteile zur Geltung bringt. Ebenso steht zu
hoffen, daß die alten Öfen (meist Tonöfen) nunmehr durch
die Gasheizkörper verdrängt werden und somit die Ver-
pestung der Luft, wenigstens in den Wohnbezirken, eine
Verminderung erfahre. Zentralheizungen gelangten nur in
wenigen größeren Gebäuden und Wohnhausgruppen zur
Ausführung. Die Einbürgerung der Gasheizung, welche den
individuellen Bedürfnissen der Bewohner besser Rechnung
tragen läßt, dürfte künftighin einer häufigeren Anwendung
von Zentralheizungen entgegenstehen.
In der Beleuchtungsfrage wogt noch immer der Kampf zwischen Gas- und elektrischem
Lichte, und es wird noch geraume Zeit verstreichen, bis zu den hygienischen Vorteilen der
elektrischen Beleuchtung sich auch die ökonomischen gesellen und so dieser zum Siege ver-
helfen. Dermalen ist das Gasglühlicht noch wesentlich billiger (Im3 Leuchtgas 19h) als das
elektrische Glühlicht, wie es für den normalen Wohnungsbedarf in Frage kommt (1 Hekto-
watt 7 h). Nur dort, wo mit den sanitären Forderungen das Bedürfnis nach Komfort Hand
in Hand geht, verhilft dies dem elektrischen Lichte zu weiterer Verbreitung.
Abb. 635. Fassadendetail vom Mattonihof.
Abb. 636. Mattonihof. Erster Stock. 1:600.
Stadtische Miethauser.
415
Die Versorgung der Stadt mit Wasser (siehe
Bd. I) geschieht seit Ende des Jahres 1873 durch
die Hochquellenleitung. Der in dem Rohrnetz herr-
schende Druck gestattet die Zuführung des frischen,
klaren Gebirgsqucllwassers bis in die höchstgelegenen
Wohnungen der Stadt. In den besseren Wohngebäuden
finden wir die Auslaufmuscheln in den einzelnen
Wohnungen, in den einfachen Häusern der Vororte
für die Bewohner je eines Stockwerkes gemeinsam
auf dem Korridor. Für die vorgeschriebene Wasser-
spülung der Aborte, sowie für die Bäder besteht seit
einigen Jahren eine von der Trinkwasserleitung ge-
sonderte Nutzwasserleitung, welche bei billigeren
Konsumtaxen die Wohltat erfrischender Bäder für
weitere Kreise ermöglicht. Die Wasserbezugspreise sind
bereits in Bd. I besprochen.
Die Ableitung der Bade- und Spülwässer hat
unter Anwendung von Geruchverschlüssen (Siphons)
zu erfolgen. Die Entwässerung wird zumeist durch
glasierte Steinzeugrohre bewirkt, seltener durch ge-
mauerte oder betonierte Kanäle. Die einzelnen Stränge
sind an geeigneten Stellen mit Reinigungsschächten zu
versehen. Die Führung von Ableitungen unmittelbar
unter Parterrewohnräumen wird nur ausnahmsweise
und unter Vorschreibung besonderer Sicherungen
(weitere, undurchlässige Umhüllungen) gestattet. Für
die Ventilation der Kanäle ist durch über Dach ge-
führte, vom Mauerwerk möglichst isolierte Rohre oder
Schachte Vorsorge zu treffen. Zu diesem Zwecke
werden die Abortschläuche über Dach geführt.
Von den weiteren technischen Einrichtungen eines Wohnhauses wäre noch der Kehricht-
abwurf zu nennen. Dieser besteht aus einem Blech- oder Tonschlauch (innen glasiert), dessen
Abb. 637. Miethaus VI., Magdalenenstraße.
Mezzanin. 1:600.
Abb. 638. Wohnhausgruppe VI., Magdalenenstraße.
416
Wohngebäude.
Abb. 639. „Zum]
I., Bognergasse !
Stock. 1:1
unteres Ende mit dem Deckel des eisernen, leicht auswechselbaren Kehricht-
behälters verbunden ist, während der obere Teil behufs Abzug der Gase
über Dach geführt werden muß. Die Einwurftrichtcr in den einzelnen
Geschossen sind mittels Klappen verschließbar einzurichten.
Schließlich haben wir noch die für Stallungen und Futterkammern
vorgeschriebenen Maßnahmen zu erwähnen. Diese Räume sind mittels
feuersicherer Decken gegen die darüberliegenden Räume möglichst dicht
abzuschließen und mit entsprechenden Dunstabzügen zu versehen. Die
Fußböden, Wandverkleidungen, Abzugskanälc etc. sind derart herzustellen,
daß eine Infiltration des Bodens und der Wände vermieden werde. Fenster
gegen die Straße sind mit bleibendem, luftdichtem Verschluß zu versehen,
demnach als Ventilationen nicht zu benützen.
Nachdem wir nun die für alle Wohnhäuser
unserer Stadt in gleichem Maße wichtigen Be-
stimmungen in den Hauptpunkten kennen gelernt
haben, erübrigt noch, uns über die Art des Ein-
flusses der sozialen und lokalen Verhältnisse auf
die Gestaltung des Hauses Klarheit zu verschaffen.
Die sozialen Verhält nisse der Bewohner
kommen in ihren Wohnungsbedürfnissen zum
Ausdrucke, sie geben die Basis für die Zahl,
Größe, Gruppierung und Ausstattung der Woh-
nungsbestandteile. Unser städtisches Wohnhaus
bildet das Mittelglied zwischen dem nur einer
begüterten Familie Raum bietenden Palais und
dem zur Unterbringung einer möglichst großen
Zahl von Menschen auf kleinstem Räume be-
stimmten Miethause letzter Kategorie. Für die vor-
liegende Betrachtung sind die Lebensbedingungen
des Mittelstandes maßgebend, der genötigt ist,
sein Heim in fremdem Hause aufzuschlagen. Als
Minimum der Forderungen können wir zwei bis
drei Wohnräume mit Vorzimmer, Küche, Magd-
kammer und Klosett annehmen. Daß durch An-
reihung von weiteren Wohnräumen, sowie von
Bad, Garderobe, Vorratskammern etc. die mannig-
fachsten Bereicherungen und Kombinationen ein-
treten können, liegt in der Natur der Sache, und
wir nähern uns mit der Steigerung dem reichen
Einfamilienhause, dem Palais. Vielfach sind, den
unterschiedlichen Anforderungen Rechnung tra-
gend, in ein und demselben Objekte Wohnungen
verschiedener Größe in der Weise untergebracht,
daß in den unteren Stockwerken eine oder wenige
große, in den oberen mehrere kleine Wohnungen
Platz finden.
Der Einfluß der lokalen Verhältnisse ist
der Hauptsache nach gegeben in der Situation
des Objektes bezüglich der dasselbe begrenzenden öffentlichen Verkehrswege. Je nach Zahl
und Stellung der den Straßen zugewendeten Hausfronten haben wir Eckhäuser (zwei oder
mehr zusammenhängende Straßenfronten) und Mittelhäuser (mit nur einer oder zwei getrennten
Straßenfronten) zu unterscheiden. Einzelnstehende Objekte sind bei der Straßenführung einer
großen Stadt höchst selten, doch können wir als solche die Gruppenbauten auffassen, welche
ein architektonisch einheitlich durchgebildetes Objekt darstellen.
Wir wollen nun einige für die Entwicklung des Wohnhausbaucs
vier Jahrzehnte charakteristische Beispiele anführen.
Abb. 640. Schnitt des Bognerhauses, I., Bognergasse 3. 1:300.
während der letzten
Städtische Micthäuscr.
417
Eckhäuser.
Aus der Zeit der ersten Stadterweiterung stammt der
Grundriß (Abb. 609) des im Jahre 1863— 1864 von Wehren-
fennig erbauten Fattonschen Hauses, I., Hegelgassc 13, der
uns bei intensiver Grundausnützuno; noch deutlich die Spuren
der früher üblichen „mirakulosen" Raumanordnung erkennen
läßt. Gleichwohl wurden in einer Beschreibung des Hauses ')
die Ausmaße und Verteilung der Räume als „den Mietern
in jeder Richtung vollkommen genügend" bezeichnet. In
der gleichen Periode (1863 — 1866) entstand die Gruppe
der Häuser am Opernring 4 bis 10 2), in welchen schon eine
von Zufälligkeiten befreite, auf bessere Verwertung der Hof-
räume abzielende Grundrißdisposition gewählt wurde.
An der Grenze zwischen dem bürgerlichen Wohnhause
und dem Palais stehend, zeigt das im Jahre 1872 von Meister
Hansen erbaute Palais Ephrussi, I., Franzensring 24 3), einen
architektonisch durchgebildeten Grundriß (Abb. 610); in
seiner Fassade gibt es ein Beispiel des damals herrschenden
Eklektizismus, welches für viele weitere Bauten vorbildlich
wurde. Die Raumdisposition hatte den verschiedensten An-
forderungen Rechnung zu tragen. Im Parterre waren Ge-
schäftslokale unterzubringen, im ersten Stocke die Wohnung
des Hausherrn (mit separater Stiege), während die oberen
Stockwerke behufs besserer Verwertung als Mietwohnungen
auszugestalten waren. Wir sehen, daß in diesem nur für den
begüterten Mittelstand bestimmten Gebäude der Komfort der
Badezimmer nur in den unteren Stockwerken besteht.
Ein vollständig anderes Bild gibt uns das in dem be-
lebtesten Geschäftsviertel der Stadt in den Jahren 1875 — 1876
von Fellner und Helmer erbaute Thonetsche Haus I., Kärnt-
nerstraße 12 (Abb. 611, 612). 4) Die unteren Geschosse
sind in eminent praktischer Weise zu Geschäftszwecken aus-
genützt, während die oberen Stockwerke die Wohnungen
in klarer, zweckmäßiger Einteilung enthalten. In diesem Ob-
jekte besitzen wir das einzige Beispiel einer in der äußeren
Erscheinung zum Ausdrucke gebrachten Eisenkonstruktion
der Pfeiler. (Wenige Jahre später, wurde für Neubauten die
Umhüllung der konstruktiven Eisenteile vorgeschrieben,
welche eine architektonische, die statische Funktion versinn-
lichende Durchbildung unmöglich macht.) Die Steinpfeiler
des Parterres sind mit poliertem Granit, die Mauerflächen
der Obergeschosse mit Marmor verkleidet.
Das Thonetsche Haus an der Ecke Stephansplatz-
Rotenturmstraße -Brandstätte, von den Architekten
Fellner und Helmer im Jahre 1883 erbaut, enthält außer
den Geschäftsräumlichkeiten des Eigentümers (Fabrik von
Möbeln aus gebogenem Holze) noch andere Verkaufsläden,
ferner in den oberen Stockwerken Bureaux und Wohnungen.
Die hierdurch bedingte Mittelstellung des Gebäudes zwischen
Wohn- und Geschäftshaus kommt in der Grundrißlösung
sowie auch in der architektonischen Durchbildung (Abb. 613)
zum Ausdruck. Das Areale umfaßt 512 m2, von welchen
482 m'2 mit zwei Kellern, dem Parterre und fünf Stock-
werken verbaut sind. Das letzte Geschoß ist in der äußeren
ULM J
Abb. 641. „Zum Bogner", I., Bognergasse 3.
') Försters Allgemeine Bauzeitung. 1868, 1869.
:) Allgemeine Bauzeitung. 1865.
3) Allgemeine Bauzeitung. 1874.
*) Allgemeine Bauzeitung. 1877.
Bd. II.
Abb. 642. Wohn- und Geschäftshaus
I., Wipplingerstraße 12.
27
418
Wohngebäude.
Abb. 643. Ebenerd. Abb. 644. Erster Stock.
WZ Wohnzimmer. Sp Z Speisezimmer. SZ Schlafzimmer. V Vor-
zimmer. K Küche. B Bad. DZ Dienerzimmer.
Wohn- und Geschäftshaus f., Wipplingcrstraße 12. 1:600.
Erscheinung- als Mansarde in das hohe Dach
einbezogen, um die bedeutende Gebäudehöhe
und Geschoßzahl wenigstens scheinbar zu
verringern. Das Parterre und erste Stockwerk
erhielten eine Blendarchitektur aus Eisen,
grünem schwedischen Granit und poliertem
Istrianer Marmor. Hervorzuheben ist die Figu-
rengruppe an der Ecke unter dem Erker von
Bildhauer Professor Weyr. Die Fassaden der
übrigen Stockwerke sind in reichen Formen
aus Sandstein von angenehmer warmer Farbe
hergestellt.1)
Durch die interessante Grundrißlösung
sowohl als auch durch die architektonische
Ausgestaltung hervorragend, nimmt der in
den Jahren 1883—1884 erbaute Philipphof,
I., Augustinerstraße 8-Tegetthoffstraße 10-Füh-
richgasse (Abb. 614 bis 616) auch als ein
Beispiel eines von allen Seiten freistehenden
Wohngebäudes eine exzeptionelle Stellung
ein. Der Architekt, Professor Karl König, hatte
außer der Schwierigkeit, welche die abnorme
Grundkonfiguration bot, auch noch die hetero-
genen Zweckbestimmungen der einzelnen Ge
schosse zu überwinden. Im Hauptgeschosse
(erster Stock) und in einem Teile des Mezzanin (Zwischengeschoß zwischen Parterre und
erstem Stocke) waren, über eine gesonderte Treppe zugänglich, die Repräsentations- und
sonstigen Räume des österreichischen Jockey-Klub unterzubringen, wogegen die oberen Stock-
werke Mietwohnungen aufzunehmen hatten. Das Parterre enthält Geschäftslokale und eine
Restauration. Im Souterrain haben die Klub- und die Restaurationsküchen nebst anderen Office-
und Depotlokalitäten Raum gefunden. Das in den verschiedenen Partien reizvolle Innere des
Hauses zeigt durchwegs eine gediegene, auch in den reich dekorierten Klubräumen maßvolle
Ausstattung.
Als Typus des den Mietverhältnissen in den belebten Straßen der Innern Stadt ent-
sprechenden Hauses können wir das Haus „Zum Fenstergucker", I., Kärntnerstraße 49 (Abb. 617).
bezeichnen. Von Architekt
Ludwig Tischler, dem unsere
Stadt viele zweckmäßige
Wohnhausanlagen verdankt,
im Jahre 1 886 erbaut, enthält
das Gebäude im Parterre
und Souterrain ein Kaffee-
haus, in den Stockwerken
durchwegs Wohnungen.'-)
Eines der hervorra-
gendsten Gebäude Wiens
ist noch an dieser Stelle
zu nennen, das, wenn-
gleich ein Monumentalbau
im wahrsten Sinne des
Wortes, füglich den bürger-
lichen Wohnhäusern zuge-
zählt werden darf, nämlich
das Stiftungshaus, auch
„Sühnhaus'' genannt, I..
Schottenring 7 (Abb. 618.
Abb. 645. Wohnhausgruppe I.. Börsc-Werdcrtor-Ncutor-Eßlinggasse. Zweiter Stock. 1 : 600.
') Baugcwcrk-Zeitung. 1SSS.
=) Allgemeine Bauzeitung. 1SS9.
Städtische Mictlinuscr.
419
TT-T1
!WrLir
Abb. 646. „Heinrichshof", I., Opernring. Erster Stock. 1:800.
öl 9). welches wir der Fürsorge
unseres Kaisers verdanken. An
der Stelle des am 8. Dezember
1881 abgebrannten Ringthea-
ters durch Dombaumeister
Friedrich Schmidt 1885 erbaut,
hatte es über Wunsch des kai-
serlichen Bauherrn an hervor-
ragenderStellc eineGedächtnis-
kapelle zu enthalten. Um diese
gruppieren sich, auch in der
äußeren Erscheinung vollstän-
dig gesondert, die Mietwohnun-
gen, deren Erträgnis verschie-
denen wohltätigen Zwecken
gewidmet ist. Die schwierige
Aufgabe, eine würdige Andachtstätte in Verbindung mit einem nutzbringenden Miethause zu
schaffen, hat durch Meister Schmidt eine eigenartige Lösung gefunden. Das Hauptmotiv der
geistvoll gegliederten Gesamtkomposition bildet, in der Mitte der Ringstraßenfront liegend, die
Kapelle. In dieser steht an der Außenwand unter dem großen farbigen Fenster der Altar,
während der Rückwand eine von Säulen getragene Empore vorgelegt ist. Die reich bemalten
Gewölbe, der ernste Freskenschmuck der Wände mit dem Goldmosaik der Altarwand, harmo-
nisch ergänzt durch den farbigen Marmorbelag des Fußbodens, gewähren einen überaus
stimmungsvollen Gesamteindruck. Daß auch in den Wohnungen durchwegs auf gediegenste
Ausführung bei Komfort und reicher Ausstattung (Holzplafonds unter gewölbten Decken) Be-
dacht genommen wurde, erscheint bei dem Charakter des Gebäudes selbstverständlich. ')
Abb. 647. „Heinrichshof", I., Opernring.
Von drei Seiten freistehend, enthält das von Professor Karl König in den Jahren 1895
bis 1896 erbaute Haus I., Neuer Markt 1-Kupferschmiedgasse-Kärntnerstraße 14 (Abb. 620)
bei intensiver Verbauung durchwegs gut belichtete Räume. Obzwar reicher durchgebildet, als
') Allgemeine Bauzeitung. 1887.
420
Wohngebäude.
allgemein üblich, gewähren die im Parterre und Mezzanin untergebrachten Geschäftslokalitäten,
sowie die Wohnungen in den Stockwerken ein reichliches Erträgnis.
Das Wohn- und Geschäftshaus „Zum Herrnhuter", I., Neuer Markt (Abb. 621 bis 623),
wurde in den Jahren 1900 — 1901 vom Architekten Julius Mayreder erbaut. Im Souterrain,
Parterre und Mezzanin ist das Leinen- und Modewarengeschäft „Zum Herrnhuter" untergebracht.
Die übrigen Geschosse enthalten je zwei Mietwohnungen, im Dachgeschosse sind Arbeits-
und Lagerräume für die Firma angeordnet. Vom Souterrain bis Mezzanin, also durch drei Ge-
schosse, ruht das Gebäude gassen- und hofseitig auf Granitpfeilern, die Mittelmauer auf mit
Beton umhüllten Eisenständern. Sämtliche Decken sind Monier-Konstruktion auf Traversen. Der
Dachstuhl ist ebenfalls aus Eisen hergestellt. Die den Aufbau am Neuen Markt zierenden
Figuren wurden von Professor Hans Bitterlich modelliert. Da der Haupthof des Hauses voll-
ständig überbaut, daher für Reparaturen nur schwer zugänglich ist, wurden seine sämtlichen
Wandflächen mit glasierten Steinzeugplatten belegt. Das Gebäude ist mit Zentralheizung aus-
gestattet; auch ist eine Nutzgasleitung neben dem Beleuchtungsnetz vorgesehen, so daß jedes
Zimmer auch mittels Gas beheizt werden kann.
K. k. priv. Wechselseitige Brandschaden-Versicherungsanstalt, I., Wollzeile 39 (Abb. 624,
625). Dieses nach den Plänen des Architekten L. Simony in den Jahren 1902 — 1903 für die
Zwecke der Anstalt errichtete Gebäude bedeckt eine Grundfläche von l040T2m2. Der hohe
Preis des Baugrundes
zwang den Architek-
ten zu intensiver Aus-
nützung des Gebäu-
des, insbesondere im
Hinblick auf die For-
derung nach getrenn-
ten Eingängen und
Stiegenhäusern für die
Wohnungen und die
Bureaux der Anstalt.
Bemerkenswert ist,
daß die im Erdge-
schosse, Mezzanin und
ersten Stocke mit je
1 5 m2 dimensionierten
Lichthöfe im zweiten
und dritten Stocke
sich auf je 2L65m2, im Dachgeschosse auf 27'63 m2 erweitern. Dieser Anordnung in Ver-
bindung mit seitlichen Oberlichten ist auch die zufriedenstellende Beleuchtung des Treppen-
hauses (für die Anstalt) zuzuschreiben, in welches bis in das Parterre direktes Himmelslicht
gelangt. Die Bureaux der Anstalt sind in das Mezzanin, den ersten Stock und einen Teil
des Erdgeschosses verlegt, im zweiten und dritten Stocke befinden sich Wohnungen, in dem
anderen Teil des Erdgeschosses Verkaufsläden. Dem schlichten, aber durch glückliche Ver-
teilung des Ornamentes und des Reliefs würdigen Äußeren des auf drei Seiten freistehenden
Gebäudes entspricht die einfache und maßvolle Ausschmückung der Innenräume. Die Bau-
kosten betrugen einschließlich der Personen- und Lastenaufzüge und der Zentralheizung für
einen Teil der Bureaux 630.000 K.
Wohn- und Geschäftshausgruppe „Casa piecola", VI., Mariahilferstraße 1 b, 1 c
und 1 d (Abb. 426, 427). Diese durch die Wiener Baugesellschaft nach den Plänen der k. k. Bau-
räte Theodor Bach und f Karl Schumann errichtete Baugruppe ist durch die Verbauung des alten
Wohnhauses „Casa piecola" und eines Teiles des ehemaligen Metzenhauses entstanden. Sie
besteht aus drei getrennten Wohn- und Geschäftshäusern, welche sich trotz der angestrebten
Gruppenwirkung durch verschiedenartige Fassadengestaltung auch im Äußeren kennzeichnen.
Die Parterre- und Mezzaningeschosse enthalten Geschäftslokalitäten, das Eckhaus im Parterre
ein reich ausgestattetes Kaffeehaus. In den Obergeschossen sind Wohnungen angeordnet. In-
folge der Tiefenlage der Rahlgasse gegen die Mariahilferstraße (Niveaudifferenz 7 m) ergaben
sich in den rückwärtigen Teilen der Häuser unter dem Parterre noch zwei Geschosse, welche
als Magazine und Geschäftsräume Verwendung finden. Die exponierten Teile der vornehm-
lich in Putz ausgeführten Fassaden, insbesondere die Attikagalerien, deren Postamente Vcntila-
Abb. 64S. .Kärntnerhof-, I., Kärntnerstraße. Ebenerd. 1 : S00.
Städtische Miethäuscr.
421
tionsschläuchc enthalten, wurden in Haustein ausgeführt. Der an der Ecke der Mariahilfcr-
straße und der Rahlgasse postierte turmartige Aufbau erreicht eine Höhe von 50 m über dem
Niveau der Mariahilferstraße. Die Bauarca der Häuser 1 b, 1 c und ld beträgt 912, 902, be-
ziehungsweise 889 m-.
Hier möge auch eines der nach der Grundausdehnung kleinsten Häuser der Innern
Stadt Erwähnung finden. An der Ecke Stephansplatz 2-Stock-im-Eisenplatz 1 im Jahre 1897
durch von Wielemans und Leonhard erbaut, bildet das Haus „Zur Weltkugel" (Abb. 628, 629)
ein Monument des Wiener Lokalpatriotismus. Es hatte nämlich eine Zahl opferwilliger Bürger mit
Unterstützung des Stadterweiterungsfonds die Freigebung eines großen Grundteiles des früher
an dieser Stelle bestandenen, weit vorragenden Hauses erkauft, um den Anblick des Stephans-
turmes vom „Graben" aus für alle Zeiten frei zu halten. Bei der geringen horizontalen Ausdehnung
und exponierten Lage des Objektes wurde dasselbe in der äußeren Erscheinung dem von
Wielemans im Jahre 1881 erbauten Hause „zum goldenen Becher" (Hotel Royal) angegliedert.
Wegen des beschränkten Raumes mußte die Treppe freitragend in Eisen konstruiert werden.
Schließlich sei noch der Grund-
riß des vom Architekten Goldschlä-
ger im Jahre 1905 erbauten Hauses
I., Stubenring 12 wegen seiner
glücklichen Lösung hier vorgeführt
(Abb. 630).
Abb. 649. Wohnhausgruppe IX., Maximilianplatz 14. Ebenere). 1:800.
Abb. 650. Wohnhaus Maximilianplatz 14.
Erster Stock. 1:800.
Mittelhäuser.
Der Grundriß des von Claus und Groß im Jahre 1883 erbauten Wohn- und Geschäfts-
hauses I., Kärntnerstraße 5 läßt uns die Schwierigkeiten erkennen, welche die ungünstige,
in Wien sehr häufige Parzellenform dem Architekten bereitet. Souterrain, Parterre und Mezzanin
enthalten die Lokalitäten einer Porzellanwaren-Niederlage, darüber türmen sich die Miet-
wohnungen auf. Nachdem der Bauherr, zugleich Geschäftsinhaber, keinen Raum des Parterres
für den Hausbesorger opfern wollte, mußte derselbe unter dem Dache untergebracht werden;
eine Lösung, welche derzeit durch die Bauordnung nicht mehr zugelassen wird') (Abb. 634).
Als Beispiel eines eingebauten Miethauses mit Herrschaftswohnungen kann das Wohnhaus
Sturany, I., Schottenring 21 (Architekten Fellner und Helmer, Abb. 631, 632), dienen. Im
ersten Stocke ist nur Eine herrschaftliche Wohnung untergebracht, während der zweite und dritte
Stock auf je zwei Wohnungen abgeteilt sind, von denen die kleinere durch einen über den Hof
geführten Verbindungsgang zugänglich ist. Die Fassade dieses Hauses, in Haustein ausgeführt,
ist in vornehmer Barockarchitektur gehalten und reich mit figuralem Schmuck ausgestattet.2)
Auch das Haus des Herrn Baumgarten, IV., Schwindgasse 4, im Jahre 1881 durch
Architekten V. Rumpelmayer sen. in vornehmer Barockarchitektur erbaut, ist ein gutes Beispiel
eines herrschaftlichen Miethauses (Abb. 633).
Eine originell durchgebildete Fassade schuf Korompay mit dem im Jahre 1886 erbauten
„Mattonihof", I., Tuchlauben 12. Auf der Stätte des ersten in Wien der Musikpflege gewidmeten
l) Allgemeine Bauzeitung. 1884.
-) Handbuch der Architektur. Bd. II, Teil IV.
422
Wohngebäude.
Abb. 651. Gebäudegruppe am Maximilianplatz.
Gebäudes (Haus der Gesellschaft der Musikfreunde, 1830) erbaut, erfuhr es durch Architekt Karl
Haybäck in den letzten Jahren eine Umgestaltung durch einen Zubau, so daß das Haus nun-
mehr eine Straßenecke bildet. Die ungünstigen Grundverhältnisse erforderten 13 m tiefe Funda-
mente, bei deren Herstellung man Teile einer römischen Stadtmauer aufdeckte. Die bedeutende
Tiefe konnte für Zwecke des Hauseigentümers (Mineralwasserversandt H. Mattoni) als drei-
geschossiger Lagerkeller ausgenützt werden (Abb. 635, 636).
Interessant und architektonisch durchgebildet ist der Grundplan eines Wohnhauses neueren
Datums und modernster Erscheinung. Dieses von Professor Otto Wagner 1898 in der
Magdalenenstraße 40 (VI. Bezirk) erbaute Objekt bietet sowohl in künstlerischer als auch in
technischer Hinsicht vielfach interessante Details, auf welche einzugehen hier jedoch zu weit
führen würde1) (Abb. 637, 638).
Ein Beispiel guter Ausnützung eines kleinen Baugrundes unter Anwendung moderner
Baukonstruktionen bildet das Haus „Zum Bogner", I., Bognergasse 3 (Abb. 639 bis 641), welches
an Stelle eines fast 100 Jahre alten Hauses im Jahre 1902 durch die Architekten Franz Freiherrn
von Krauß und Josef Tölk zur Ausführung gelangte. Nach Abtretung der zur Straßenverbreiterung
erforderlichen Flächen verblieb eine Baufläche von rund 229 m2, wovon 212 m2 zur Ver-
bauung gelangten. Die Frontlänge in der Bognergasse beträgt 14'28m, in der Naglergasse
ll-86m. Das Haus enthält drei Geschosse für Geschäftslokale und vier Wohngeschosse mit
je einer Wohnung. Das Mittelzimmer gegen die Bognergasse wurde durch einen 090 m aus-
ladenden, die ganze Zimmerbreite einnehmenden Erker entsprechend vergrößert. Sämtliche
Deckenkonstruktionen wurden in armiertem Beton, System Hennebique, ausgeführt. Die Bau-
kosten beliefen sich auf 165.000 K, somit per 1 m2 verbaute Fläche auf 778 K.
Bei der Planung des Wohn- und Geschäftshauses (., Wipplingerstraße 12 (Abb. 642 bis 644),
das im Jahre 1901 durch die Wiener Baugesellschaft nach dem Entwürfe ihres Chefarchitekten
Theodor Bach errichtet wurde, mußte auf die tunlichste Ausnützung jenes Teiles des Bau-
platzes Wert gelegt werden, dem der Vorteil der 18jährigen Steuerfreiheit zukommt. Es wurde
demnach der Haupthof des Gebäudes hinter die 25 m von der Straßenfront entfernte Grenz-
linie, bis zu welcher sich die erwähnte Begünstigung erstreckt, verlegt. Das Haus enthält im
Souterrain, Erdgeschosse und Mezzanin Geschäftslokalitäten, in den vier Obergeschossen vier
bis fünf Wohnungen, welche in bezug auf ihr Raumausmaß verschiedenartige Kombinationen
zulassen. Die Fassade ist bei reichlicher Verwendung von Haustein in Putz ausgeführt. Bei
einem Gesamtausmaße der Baustelle von 720 m2 sind 56275 m'-; verbaut.
Einzelne sehr große Mittclhausparzellen wurden behufs besserer Verwertung in der Weise
verbaut, daß der große Haupthof nur an drei Seiten von den Wohntrakten umgeben, auf der
vierten Seite gegen die Straße zu offen blieb und so einer größeren Zahl von Wohnungs-
') Allgemeine Bauzeitung. 1900.
Städtische iMiethauscr.
423
Abb. 652. Arkadenhäuser, I., Reichsratsstraße. Ebenerd. 1:800.
bestandteilcn den Ausblick auf den öffentlichen Verkehrsweg gestattet. Diese Gebäude, ge-
meiniglich „Straßenhöfe" genannt, dienen, wenn zwischen zwei Straßen gelegen, gewöhnlich als
Passagen mit Kaufläden, wogegen andernfalls der in der Regel bepflanzte, dem Straßenlärm
wenigstens einigermaßen entrückte Hof ein angenehmeres Wohnen gewährt, als dies bei voll-
ständig geschlossenem Hausgevierte möglich wäre. In den ehemaligen Vorstädten bestehen etliche
derartiger Straßenhöfe, von welchen als größter der Brahmsplatz (IV., Favoritenstraße 20)
erwähnt sei; als Geschäftspassage dient im I. Bezirke der „Kärntner-Durchgang" (Kärntner-
straße S und Seilcrgasse 5).
Ein größerer Grundkom-
plex des V. Bezirkes ist
von Alleen durchzogen,
welche gegen die öffent-
lichen Straßen durch Git-
tertore abgeschlossen sind
(„Margaretenhof" am Mar-
garetenplatzc).
Ist in diesen letzten
Fällen ein höheres Erträg-
nis des großen Grund-
stückes durch dessen Auf-
teilung in mehrere kleine
Baustellen angestrebt, so
wurde derselbe finanzielle
Zweck auch durch das
entgegengesetzte Verfah-
ren, nämlich die wenig-
stens scheinbare Vereini-
gung mehrerer Parzellen
zu einer Baugruppe zu
erreichen gesucht. Dieser
Vorgang ergibt die
Gruppenbauten.
Hier führte das Stre-
ben, bei möglichst inten-
siver Verbauung auch die
hofseits gelegenen Räume
möglichst gut zu verwer-
ten, zur Anlage der meh-
reren Häusern gemein-
samen Höfe. Solcherweise
entstanden auf den Stadt-
erweiterungsgründen, wo
die Verbauung ganzer
Blocks innerhalb weniger
Jahre erfolgte, durch das
Einvernehmen der Grund-
besitzer einige Gruppen-
bauten, welche allerdings der Mehrzahl nach in ihrer äußeren Erscheinung kein einheitliches
Ganzes bilden. Ein Beispiel hierfür bietet die in den Jahren 1871 — 1873 von Dörfel erbaute
Häusergruppe Börse-Werdertor-Neutor-Eßlinggasse ') (Abb. 645).
War ein ganzer Baublock in Händen eines Eigentümers, so lagen naturgemäß die Ver-
hältnisse noch günstiger und ermöglichten eine architektonische Gesamtkomposition. So ent-
stand eines der hervorragendsten Wohngebäude Wiens in dem zu Anfang der Sechzigerjahre
des verflossenen Jahrhunderts von Hansen erbauten „Heinrichshof" (gegenüber der Oper).
Dem Künstler war hier die Möglichkeit geboten, einen drei Häuser umfassenden Baublock
') Allgemeine Bauzeitung. 1882.
Abb. 653. Arkadenhäuser, I., Reichsratsstraße. Erster Stock. 1 : S00.
424
Wohngebäude.
einheitlich zu verbauen und so ein Werk zu schaffen, welches sowohl durch die großzügige
Gruppierung (das Mittelhaus bildet beiderseits Risalite und ist um ein Geschoß höher als die
Nebenhäuser) als auch durch die überaus fein empfundenen Details für die ganze noch folgende
Stadterweiterungsperiode von erkennbarem Einflüsse war. Der Grundriß kann heute allerdings
nicht als mustergültig angesehen werden. Zur Erläuterung des beigegebenen Schaubildes sei
bemerkt, daß die Mauerflächen der Fassaden in rotem Putz (Quaderimitation), die Architektur-
teile teilweise in Stein, teilweise in Terrakotta und Verputz ausgeführt sind; die Flachnischen
und die Felder zwischen den Pilastern der letzten Stockwerke erhielten Freskenschmuck auf
Goldgrund (von Rahl) ') (Abb. 646, 647).
Im „Kärntnerhof" (Kärntnerstraße- Führichgasse -Tegetthoffstraße -Maysedergasse) schuf
Thicnemann 1875 einen acht Objekte umfassenden Gebäudekomplex, der in seinem von den
vier Straßen zugänglichen, glasgedeckten Haupthofe einen wertvollen, über 500 m- großen Ge-
schäftsraum enthält2) (Abb. 648).
Nicht dem Gutdünken der Erbauer überlassen, sondern durch den Plan der Stadterwei-
terung auch bezüglich der architektonischen Durchbildung festgelegt war die Gestaltung der
Häusergruppen, welche in der unmittelbaren Umgebung der neuen Monumentalbauten (auf dem
ehemaligen Festungs-
glacis) sich dem archi-
tektonischen Gesamt-
bilde einzufügen hatten.
So sind in der Umge-
bung der Votivkirche
und des Rathauses der-
artige Gruppen, und
zwar in einzelnen Par-
tien als Arkadenhäuser,
entstanden. Eine der
hervorragendsten dieser
Anlagen wird durch das
von Emil Ritter von
Förster im Jahre 1876
bis 1877 erbaute Wohn-
haus Angerer, IX., Ma-
ximilianplatz 14, ge-
bildet, welchem sich
beiderseits symmetrisch
zwei Miethäuscr anglie-
dern3) (Abb. 651). Das
dominierende Mittel-
gebäude, dessen Par-
terrefront bestimmungs-
gemäß in Arkaden auf-
gelöst ist, enthält in
den Hauptetagen die
über eine separierte
Marmortreppe zugäng-
liche Wohnung des Be-
sitzers, in den oberen
Geschossen Mietwoh-
nungen.
Die Absicht, in
der Umgebung des Rat-
hauses ein neues ele-
gantes Wohnviertel er-
stehen zu lassen, brachte es mit sich, daß die daselbst erbauten Häuser nicht nur mit allen zur
Erhöhung des Komforts dienenden Mitteln der modernen Technik (Aufzüge, Zentralheizung u. s. w.),
Abb. 654. Gruppe von Arkadenhäusern, I., Reichsratsstraße.
') Allgemeine Bauzeitung. 1S86— 1S87.
-) Allgemeine Bauzeitung. 1877.
3) Allgemeine Bauzeitung. 1880.
Städtische Micthauscr. 425
sondern auch mit einer bei Miethäusern ungewöhnlich reichen dekorativen Ausstattung be-
dacht wurden. Die beigefügten Abb. 652 bis 654 ') zeigen die von F. von Neumann für die
Union-Baugesellschaft in den Jahren 1882 — 1883 erbaute Häusergruppe I., Reichsratsstraße.
Wohnhäuser der Vororte.
Diese bieten weder in ihren Grundrißlösungen, noch in der sonstigen Ausgestaltung
bemerkenswerte Leistungen, sie sind durch das Miethaus letzter Kategorie charakterisiert, welches
den minder bemittelten Bevölkerungsschichten, meist Arbeitern und kleinen Geschäftsleuten,
Unterkunft gewähren soll. Im Gefolge der letzten Stadterweiterung (1891) und der hierdurch
bedingten Ausbildung des Verkehrsnetzes (Stadtbahn, elektrische Straßenbahnen) sind einige
Wohnviertel an der Peripherie der Stadt im Entstehen begriffen, welche, mit Vorgärten ver-
schen, dem Mittelstände angenehme Wohnbedingungen gewähren sollen. Anschließend an
diese Gebiete dehnen sich die Villenviertel bis zu den Dörfern der Umgebung aus. In diesen
Vorgartenstraßen ist die Gebäudehöhe je nach der Bauzone auf zwei oder drei Stockwerke
beschränkt, hingegen eine größere Freiheit in der Anbringung von Erkern, Balkons etc. ge-
währt, so daß diese Bauten den Übergang vom innerstädtischen Wohnhause zur Villa bilden.
Bei dem nunmehr in weiteren Kreisen erwachenden Verlangen, die Wohnung außerhalb
des Lärmes und der schlechten Luft der inneren Bezirke aufzuschlagen, entwickelt sich in
diesen Bezirksteilen eine äußerst rege Bautätigkeit, deren bisherige Resultate jedoch durchaus
nicht erfreulich genannt werden können. Meist sind es ohne jedes Verständnis durchgeführte
Spekulationsbauten von gewöhnlichem Vorstadttypus, denen durch Verranden, Erker etc. der
Anschein eines komfortablen Heims gegeben werden soll.
Bei Betrachtung der wenigen angeführten Beispiele müssen wir das Streben nach mög-
lichst klarer und ökonomischer Anordnung bei relativ reichlichen Raumdimensionen kon-
statieren. Insbesondere sind die früher allgemein gebräuchlichen, langen, den hofseitigen Ubika-
tionen vorgelegten Gänge verschwunden, die den Hinterräumen alles andere eher als frische
Luft zuführten.
Wenn wir unsere Bauweise mit der anderer Städte vergleichen, so gewinnen wir den
Eindruck, daß der Wiener alle Ursache hat, mit seinem Miethause im großen und ganzen zu-
frieden zu sein. Die Dimensionen der Wohnräume sind in Wien bedeutend größer als die in
Paris und London; auch in Berlin enthalten die Wohnungen relativ mehr kleine Zimmer.
Ebenso werden in Wien die Vor- und Nebenräume bequemer angelegt und ist für deren Be-
lichtung und Ventilation besser vorgesorgt. Es fehlen bei uns die engen finsteren Passagen,
in weiterer Konsequenz die über Eck gestellten Zimmereingänge und die allerdings Raum
sparenden, jedoch manche Unzukömmlichkeiten mit sich bringenden Schiebetüren.
Die Baukonstruktionen sind bei gleicher Güte der Materialien in Wien sowohl betreffs
der Mauern als auch der Deckenkonstruktionen stärker als anderwärts. Es wurde unserer Bau-
weise oft der Vorwurf der Materialverschwendung gemacht, diese besteht jedoch tatsächlich
nicht; ist es doch Tatsache, daß bei der Dimensionierung der Außenmauern besserer Wohn-
häuser nur selten auf die von der Bauordnung festgesetzte Minimalstärke von 45 cm herab-
gegangen wird. Wir sind durch unsere Mauern gegen die klimatischen Einflüsse, durch die
Deckenkonstruktionen vor den störenden Geräuschen und den Temperaturverhältnissen der
anderen Geschosse besser geschützt, als dies in anderen Städten der Fall ist. Unsere Treppen
sind im allgemeinen weiträumiger angelegt und leichter zu steigen.
Bezüglich der äußeren Erscheinung jedoch ist das zuweilen bestehende Mißverhältnis
zwischen der Schale und dem Kern nicht in Abrede zu stellen. Der Wiener liebt es oder
liebte es wenigstens, sein Haus zu schmücken, und zwar oft mehr, als dessen Bestimmung zu-
kommt, wobei er denn ohne viel Bedenken zu billigen Auskunftsmitteln greift. Diese cache misere
(wie unsere und auch die Berliner Zinshausfassaden oft genannt werden) besteht in dem Maße
in Paris allerdings nicht, das durch seinen ausgezeichneten, billigen Stein in der Lage ist, auch
bei bescheidenen Bauten Steinfassaden herzustellen, die bei einfachster Formgebung schon durch
das Materiale wirken. Mit London, das auf das Äußere des Miethauses wenig Wert legt, ist
bei der Verschiedenheit der Ansprüche ein Vergleich in dieser Beziehung nicht anzustellen.
J) Allgemeine Bauzeitung. 1885.
426 Wohngebäude.
Wir können übrigens in Wien mit Freuden einen Wandel in dieser Richtung konstatieren, der
sich in dem Bestreben zeigt, jedem Materiale die seiner Natur zukommende Form zu geben
und schmückendes Beiwerk nur auf wenige bevorzugte Bauteile zu beschränken.
Wenn der Wiener seine Wohnung relativ teuer bezahlen muß, so ist dies weniger in
dem kostspieligen Bau als in den hohen Grundpreisen und den enormen Staats- und sonstigen
Abgaben begründet.1) In erster Beziehung befindet sich Wien derzeit in einem Übergangs-
stadium, indem das Bestreben, die Wohnungen in die gesünderen Gebiete an der Peripherie
der Stadt zu verlegen, die Grundpreise dortselbst zu exorbitanter Höhe schnellte, während in
den inneren Bezirken eine bemerkbare Herabmindcrung bisher nicht zu bemerken ist; es dürfte
noch eine Reihe von Jahren verstreichen, che eine Sanierung dieser Verhältnisse eintritt.
') Vom Nettomietzins sind insgesamt etwa 38% an Steuern und Umlagen an Staat, Land und Stadt abzugeben.
F. Lconhard.
III. FAMILIENHÄUSER UND VILLEN.
Trotz der günstigen kli-
matischen und landschaftli-
chen Vorbedingungen, und
obwohl ehemals die Wein-
gärten bis an die Mauern der
Innern Stadt reichten, der
Wienerwald zu den Fenstern
der Vorstadthäuser hereinsah
und heute noch sich die Hänge
des Galizinberges, des Kah-
len- und Leopoldsberges sanft
der Stadt zukehren, und an
den Donauauen und Ufern
das wässerige Element nie
fehlte, besitzt Wien nicht den
Kranz von reizenden Gärten
und blinkenden Landhäusern,
wie ihn manche, von der
Natur stiefmütterlicher ausge-
stattete Residenz des Nordens
oder Westens von Deutsch-
land aufweist. So wie sich
das Wohnen im vielstöckigen
Zinshaus in Wien ausgebildet
hat, so ist auch der Landhaus-
bau zumeist der Spekulation
ausgeliefert worden, die ein-
zelnen Stockwerke der „Villa"
werden vermietet und der
ohnehin spärlich bemessene
Garten wird unter viele Par-
teien geteilt.
Nur wenig Glückliche
oder vielleicht auch Verstän-
dige gönnen sich ein gemüt-
lich eingerichtetes Landhaus
oder erwerben, wenn mehr
Mittel zur Verfügung stehen,
einen größeren Grundkom-
plex, um allein zu wohnen.
Die Zahl dieser ländlichen
Wohnhäuser oder Villen ist
leider eine recht geringe, und
der Fall, daß die Künstler:
Abb. 655. Haushof in Heiligenstadt.
Abb. 656. Villa in Penzing.
428
Wohneebäude.
Abb. 657. Haushof in Döbling.
Maler, Architekt und Bildhauer, ein entscheidendes Wort mitzureden haben, heute ein sehr
seltener. Nicht immer war es so, und als im 18. Jahrhundert die großen Gartenpaläste, die
Favorita (heute Theresianum), das Belvedere (Sommerresidenz des Prinzen Eugen), das Schloß
von Schönbrunn (Sommerresidenz seit der großen Kaiserin), der fürstlich Liechtensteinsche
Gartenpalast in der Roßau u. a., entstanden, gab es noch viele kleine Schlößchen und schmucke
Landhäuser in der nächsten Umgebung Wiens, die sich der niedere Adel und das Bürgertum
im Geschmacke jener Zeit errichten ließen (Abb. 655, 656). Mancher große Meister der
Barocke hat im Auftrage oder für sich Haus und Garten draußen vor den Toren Wiens ge-
Abb. 65S. Gartenhof in Pcnzing.
Familicnhauscr und Villen.
429
Abb. 659. Villa in Hietzing:.
schaffen. Nicht viel ist mehr
von diesen Bauten erhalten;
nur merkwürdige Garten-
häuschen, Vasen und Figuren,
Treppen und Brunnen in den
ehemaligen Vororten Wiens
deuten auf frühere Land-
häuser.
Meidling und Hietzing.
Es war natürlich, daß
sich eine solche Ansiedlung
von Landhäusern vor allem
um die Sommerresidenz des
Kaisers gruppierte, und so
finden wir heute noch in
Meidling, Hetzendorf, Hiet-
zing und Penzing Land-
häuser, welche in das 1 8. Jahr-
hundert zurückreichen. Unter
diesen ist besonders das
schöne Schlößchen beim
Meidlinger Tor von Schön-
brunn mit der griechischen
Inschrift „XAIPE" (Chaire),
in welchem der Herzog von
Reichstadt zeitweilig gewohnt
haben soll, hervorzuheben
(Abb. 661).
In Hietzing in der Au-
hofstraße, der Lainzerstraße
und ihren Nebenstraßen
haben sich sehr viele kleine
Landhäuser mit großen Gär-
ten aus dem Ende des 18.
und dem Beginne des 19. Jahr-
Abb. 660. Villa Krug, Hohe Warte.
Abb. 661. Villa Chaire in Meidling.
430
Wohngebäude.
«S^g^4Äöä
-•>=-_=
mmmm
Abb. 662. Villa Weidmann, Hietzing.
^
hunderts in den schlichten
Formen jener Zeit erhalten.
Gegen Ende des 19. und in
den ersten Jahren des 20. Jahr-
hunderts kamen einige präch-
tige Neubauten von Villen
hinzu oder einige ältere Villen
wurden sehr glücklich umge-
baut. So zu Beginn der
Hietzinger Hauptstraße die
Villa Weidmann durch die
Architekten Plecnik und Krasny
(Abb. 662), so in der Trautt-
mansdorffgasse die Villa
Schopp durch die Architek-
ten Friedrich Ohmann und
J. Hackhofer (Abb. 663, 664).
Letztere kann wohl als Neu-
bau bezeichnet werden, da
von dem alten Bau kaum
etwas übrig- geblieben ist. Die
Hietzing. 1:600.
geschmackvolle Gesamtanlage und originelle Detailbildung in sorgfältigster Ausführung gehören
zu dem Besten dieser Art. Auch das Pförtnerhaus, die Einfriedung, die Straßenlaterne sind in
die Gesamtkomposition einbezogen und mit der gleichen Liebe behandelt.
Die Villa Taussig am sogenannten Küniglberge von Architekt
Karl König (Abb. 665 bis 667) zeigt eine große Anlage in domi-
nierender Lage, mit Turm, Balkons und Terrassen in den eleganten
Formen der französischen Renaissance. Zu den neueren Bauten gehört
in Hietzing die Villa Roth, Auhofstraße 4, erbaut vom Architekten
Franz Roth (Abb. 668), bei welcher im Souterrain die Wirt-
schaftsräume und in dem darüber befindlichen Hauptgeschoß die
Wohn- und Gesellschaftsräume untergebracht sind. Ein reicher Putzbau
Abb. 663. viii im Stile der französischen Spätrenaissance mitten in einer größeren
Gartenanlage. Außerdem sei hier noch einer kleinen Villa des Archi-
tekten Krasny gedacht und
einer Anzahl Familienhäuser,
welche, wie z. B. die Villen
Wolter, Hohenfels, Johannes
Benk, der Architekten O. Hof er,
Frankl, Ehrenfeld, Albrecht
u. a., eigentlich in die Kate-
gorie der Einfamilienhäuser
gehören, da sie Sommer und
Winter bewohnt werden.
Glücklicherweise wurden die
der Verbauung anheimgege-
benen großen Bauterrains der
ehemaligen „Neuen Welt" in
Hietzing durch die Bauord-
nung für die offene Bebauung
bestimmt, so daß freistehende
Gebäude mit nur zwei Stock-
werken entstehen mußten.
Hier hat die Wiener Bau-
gesellschaft durch ihren Ar-
chitekten Th. Bach mehrere
Objekte in der Reichgassc
664. vilia schopp, Hietzing. und in der Leopold Müller-
Familienhäuser und Villen.
431
Abb. 665. Villa Taussig,
Hietzing. 1:600.
gasse ausgeführt. An der
Ecke dieser Gasse und der
Neuen Weltgasse wurde be-
reits das Prinzip des Ein-
familienhauses durchbrochen,
indem auch größere Bauten
mit Mietwohnungen geschaf-
fen wurden. Zu den jüngsten
Villen in dieser Gegend ge-
hört der vom Bildhauer Pro-
fessor Otto König in der
Neuen Weltgasse 1 1 erbaute
Putzbau mit gutem Grund-
riß (Abb. 669, 671). Auf
einem hohen Erdgeschoß,
in welchem sich das bei-
nahe ein Drittel der Grundfläche einneh-
mende Atelier befindet, erhebt sich das
einzige Wohnstockwerk und darüber im
Dachgeschosse ordnen sich in ungezwun-
gener Weise noch einige Wohnräume an.
St Veit und Hütteldorf.
Im benachbarten Ober- und Unter-St.
Veit entstanden neben der geschlossenen
Bauweise einige hübsche Villenbauten, so
unter anderen die Villa H. Bahr des Archi-
tekten Josef Olbrich in reizender Lage und
einfacher Durchführung (Abb. 670, 672).
Im benach-
barten Hütteldorf
hat Otto Wagner
für sich selbst
in noch ganz
unverbautem
Terrain eine ge-
schmackvolle
Villa (Abb. 673)
erbaut, welche,
im italienischen
Charakter gehal-
ten, im wahren
Sinne des Wor-
tes den Namen
Villa verdient.
Ursprünglich
nur ein bewohn-
barer Mittelbau
mit wenig Räu-
men und offenen
Annexen, wurde
sie später aus-
gebaut und wird
nun Sommer und
Winter bewohnt.
Gegenüber ste-
Abb. 666. Villa Taussig, Hietzing. Lageplan. 1:3000.
Abb. 667. Villa Taussig, Hictzin
432
Wohngebäude.
hen die Villen Bujatti in prachtvollen Gärten und nicht weit davon die Villa Wilhelm von
van der Null und Siccardsburg (Abb. 674), ein schlichter einstöckiger Bau in hübschen Pro-
Abb. 66S. Villa Roth, Hietzing
Abb. 669. Villa Otto König,
Hietzing. 1:600.
Abb. 670. Villa Bahr,
Ober-St. Veit. 1:600.
Portionen. In dem durch einen großen
Teich sowie durch Brücken und Stege
künstlerisch belebten Parke erhebt sich
eine für jene Zeit sehr charakteristische
Einsiedelei, ein ruinenartiger, gotisie-
render Bau.
Dornbach und Neuwaldegg.
In Dornbach hat sich nur wenig vom älteren Villenbau erhalten, und was das 19. Jahr-
hundert schuf, ist von geringer architektonischer Bedeutung. Erst gegen Ende desselben ent-
stand hier eine Anzahl Villen, welche sich von ihrer Umgebung günstig abheben; so die
Villa Wielemans (Abb. 675), welche Sommer und Winter bewohnt wird. Sie wurde von
dem Eigentümer selbst erbaut und zeigt gute Komposition und schöne Details.1) Die Villa
Kuffner (Abb. 676, Architekt F. R. von Neumann) ist ein mit großen Mitteln durchgeführter
') Siehe Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereines. 1884.
Abb. 671. Villa Otto König, Hietzing.
Abb. 672. Villa Bahr, Ober-St. Veit.
Familienhäuser und Villen.
433
Abb. 673. Villa Otto Wagner in Hütteldorf.
malerischer Bau mit reicher Silhouette, vielgliederig mit Türmen, Toren, Erkern, Balkons und
Terrassen, mit Verwendung von Haustein.1) Die Villa Schöller ist der vorigen verwandt in der
architektonischen
Durchbildung, mit
mächtigem Dache,
schöner Detailbil-
dung und figuralem
Schmuck im Äuße-
ren, ebenfalls mit
reichlicher Verwen-
dung von Haustein
und hübscher Por-
talarchitektur. Dieser
Bau wurde nach den
Plänen des Archi-
tekten M. Freiherrn
von Ferstel ausge-
führt, der auch Ma-
lerei und Plastik
glücklich heranzog.
Pietätvoll sei hier
auch der kleinen
Villa Schmidt ge-
dacht, die sich der
verstorbene Dom-
baumeister im Grü-
nen in schlichter Weise nach Südtiroler Motiven und mit Verwendung alter Korbgitter erbaut hat.
In den letzten Jahren entstand in Dornbach die Villa Marbach nach den Plänen der
Architekten J. Hackhofer und F. Rumpelmeyer. In ruhiger Silhouette weist sie schöne Details
auf, welche an Hackhofers
«1^ kJ35Ä''fc> y ■&'££l*| Mitarbeiterschaft bei der Villa
Schopp in Hietzing erinnern.
Im benachbarten Neu-
waldeggistdie Villa Gerold
zu erwähnen, welche im letz-
ten Viertel des 19. Jahrhun-
derts der Architekt K. Frei-
herr von Hasenauer erbaute.
Im französischen Frührenais-
sancecharakter gehalten, mit
Verwendung von Haustein
und Schieferdeckung, bildet
diese Villa, wie sie ins Grüne
gebettet dasteht, eines der
wenigen guten Beispiele des
kleineren Wiener Landhauses
aus jener Zeit.
Ähnliche glückliche Grundsätze und verwandte Auffassung im Stil zeigen die Villen des
verstorbenen Architekten Otto Hieser und des Architekten Leopold Theyer, welche auch auf
diesem Gebiete manches Schöne geschaffen haben.
Abb. 674. Villa Wilhelm in Hütteldorf.
Grinzing und Kahlenberg.
In dem benachbarten Pötzleinsdorf, in Neustift am Walde und Salmannsdorf hat sich in
neuerer Zeit, in Grinzing, welches an der Kahlenbergbahn liegt, schon früher der Landhaus-
bau lebhafter entwickelt und sind die Villen Ferstel und Hochenegg (beide in Grinzing)
zu erwähnen. An den Geländen des Kahlenberges und auf diesem selbst hat sich nicht in so
') Siehe Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereines. 1895.
Bd. II.
28
434
Wohngebäude.
Itulcon
Abb. 676. Villa Kuffner, Dornbach. 1:600.
Abb. 675. Villa Wielemans, Dornbach.
Abb. 677. Villa Carola, Abb. 678. Hotel-Villa
Kahlenberg. 1:600. Kahlenberg. 1:600.
Abb. 679. Villa Rittershausen, Hohe
Warte. 1 : 600.
c^
Abb. 680. Villa Schenker, Hohe Warte.
1 : 600.
Abb. 6S1. Villa Wielemans, Dornbach.
1 : 600.
Abb. 6S2. Villa Schauta, Hohe Warte.
1 : 600.
Abb. 6S3. Villa Schenker, Hohe Warte.
Faniilicnhäuser und Villen.
435
Abb. 6S4. Villa Moll, Hohe Warte. 1 : 600.
Abb. 685. Villa Spitzer, Hohe Warte. 1:600.
Abb. 686. Moll-Moser-Haus, Hohe Warte. Gartenseite.
lebhafter Weise der Landhausbau entwickelt, als es der schönen Lage nach zu erwarten gewesen
wäre. Die vor einigen Jahren durch den Umbau des Schlosses Cobenzl des Baron Sothen ent-
standene Hotelanlage blieb verwaist, die dort geplante Villenansiedlung ist noch nicht zustande
gekommen. Auf dem Kahlenberg blieben die seit der Erbauung des Aktienhotels (ein Riegel-
bau der Architekten Fellner und Helmer) entstandenen Landhäuser, die Villa Felix, die
Villa Carola (vom Architekten H. von Wiedenfeld erbaut) und einige wenige andere (Abb.
677, 678) ohne Nachfolge in neuerer Zeit.
Döbling, Heiligenstadt und Hohe Warte.
Kahlenbergerdorf, Nußdorf und Sievering,
zu Füßen des Kahlenberges reizend gelegene
alte Ortschaften, welche heute dem Gebiete der
Stadt angehören, zeigen einige interessante alte
Bürgerhäuser oder typische Häuser von Wein-
bauern; von Villenbauten ist hier nichts Be-
merkenswertes zu sagen. Hingegen hat man in
Abb. 687. Villa Spitzer, Hohe Warte.
Abb . 688. Villa Henneberg-,
Hohe Warte. Lageplan. Abb. 6S9. Villa Henneberg, Hohe
1:1500. Warte. 1:600.
28*
436
Wohngebäude.
Döbling und Heiligenstadt schon seit dem Ende des 16. Jahrhunderts gerne Landhäuser errichtet
und zu Ende des 18. und am Beginn des 19. Jahrhunderts hat sich hier eine lebhafte Bau-
tätigkeit entwickelt. So wie in Hietzing hat sich auch hier der Adel und der reiche Kaufmanns-
stand seine Sommerhäuser gebaut. Die säulengetragenen Giebel, akroteriengeschmückten Fenster,
antikisierenden Gartenhäuschen, Chinoiserien und Vasen, vielfach noch aus dem 18. Jahrhundert,
geben diesen meist nur einstöckigen Döblinger Landhäusern ihr eigenartiges Gepräge.
Auch in neuerer Zeit sind in Döbling hübsche Land- und Familienhäuser erstanden. So hat
sich um das Restaurant Hohe Warte seit der Mitte des 19. Jahrhunderts eine vornehme Villen-
ansiedlung gebildet. Der erste Bau war die Villa Kratzer (später Andrassy, jetzt Waisenhaus),
eine charakteristische Arbeit des Architekten Teophil Hansen. Später folgte die opulente Villa
Rittershausen der Architekten Fellner und Helmer (Abb. 679), eine vornehme Anlage in den
reichen Formen der Spätrenaissance mit einem der Straße zugekehrten Gartensalon und
schöner Treppe, sowie die Adaptierung der Villa Schauta durch dieselben Architekten
(Abb. 682). Weiter hinauf liegen mitten in großen Gärten eine Anzahl Villen versteckt, welche
aus dem Ende des 19. Jahrhunderts stammen; so die Villa Kattus des Architekten Julius Mayreder
und daneben die Villa Matsch des Architekten Otto Hofer, welche am Ende eines ansteigenden
Gartens, von großen Bäumen eingefaßt, mit hübschen Brunnen geziert und mit einem Atelier-
bau des Künstlers verbunden ist. In der Nähe stehen: die stattliche Villa Schenker der Archi-
tekten Karl und Julius Mayreder (Abb. 680, 683), sowie die Villa Kellner des Architekten
M. Fabiani mit interessanter Dachlösung und schlichten, weißgestrichenen Holzveranden, an die
Empirezeit anklingend. Auf dem höchsten Punkte der Hohen Warte hat Baron Nathaniel Roth-
schild einen großen Komplex mit prächtigen Gartenanlagen versehen, großartige Glashäuser
erbaut und sich selbst ein Schlößchen mit hübschen Wirtschaftsgebäuden im Stile der franzö-
sischen Frührenaissance errichtet. Die prächtigen Gartenanlagen mit den üppigen Glashäusern
sind alljährlich im Frühjahre das Ziel vieler Gartenfreunde. Hier hat sich auch in neuester Zeit
(in der Steinfeldgasse) eine Villenkolonie gebildet, welche der Architekt Josef Hoffmann für einige
Künstler und Kunstfreunde erbaute. So die Villa Moll (Abb. 684, 686), ein origineller Bau, in
schlichtem Verputz und mit bunten Hölzern teilweise in Riegelbau ausgeführt; die Villa Moser.
mit hübscher Silhouette unter starker Betonung des Riegelbaues; die Villa Spitzer (Abb. 685,
687), ein Putzbau mit charakteristischen Fenstern und originellen Fensterteilungen, und schließlich
die Villa Henneberg (Abb. 688 bis 690), in gleicher Technik wie die drei genannten Häuser,
mit großer Pergola, Rundbalkon an der Ecke, mit Anklängen an die Architektur des Südens.
Abb. 690. Villa Henneberg. Hohe Warte.
Cottage Währing-Döbling.
Um die Bevölkerung Wiens an das Familien-
haus zu gewöhnen und um für die nach und nach
verschwindenden Gartengründe der alten Bezirke
an der Peripherie der Stadt Ersatz zu schaffen,
trat der Architekt Heinrich Freiherr von Ferstel im
Jahre 1872 mit einer Anzahl gleichgesinnter Män-
ner mit dem Gedanken hervor, auf den noch un-
verbauten Terrains nördlich von Währing zwi-
schen der sogenannten Türkenschanze und Döb-
ling eine Villenanlage zu schaffen (Abb. 691). Es
sollten hier in der Art des englischen Wohn-
hauses, das auf einer kleinen verbauten Fläche die
Wohnräume übereinander angeordnet hat. und
in schlichter Architektur, von allen Seiten frei,
von einem Garten umgeben, Einzelwohnhäuser
geschaffen werden, deren Bau nur ein Sechstel
der Grundfläche einnehmen durfte. Ferstcls Idee
drang durch und es bildete sich ein Verein mit
dem Architekten von Borkowsky an der Spitze,
der binnen einigen Jahren mehrere Objekte in
ganz schlichten gotisierenden Formen in Putzbau,
ab und zu mit Giebeln von sichtbaren Holzsparren
gebildet, aufführte und deren Verkauf vermittelte.
Familienhäuser und Villen.
437
Abb. 691. Die Cottage-Anlage Währing-Döbling an der Türkenschanze 1873—1906.
Abb. 692. Villa Blaschek, Cottage.
Der Grundriß ist bei den meisten Objekten
dieser Bauperiode auf das knappste bemessen,
die Stiegenanlage meist bescheiden, und je nach
der Art der Ausbildung der Stiege und des
Haupteinganges mit oder ohne Vortreppe, wird
die Anlage dieser Gebäude größer oder kleiner.
Die Kommunikation der einzelnen Räume in den
verchiedenen Geschossen ist immer eine gute,
wenn auch das Übereinanderlegen der Räume
einer Wohnung manche Unzukömmlichkeit mit
sich bringt. Wir bringen aus dieser Zeit drei
Grundrisse, von denen Abb. 693 einen Grundriß
zeigt mit direktem Eingang in das Stiegenhaus
Abb. 694. Type II.
Abb. 695. Type III.
Abb. 693. Type I
Abb. 693 bis 695. Cottage-Typen in Währing-Döbling.
von der Straße, Abb. 694 einen Grundriß, bei welchem der Eingang zwischen Stiege und Haus
eingeschoben ist, und Abb. 695 einen Grundriß mit größerem Stiegenhaus, wobei der Eingang
in einen breiten Vorplatz vor die Stiege gelegt, die Abortanlage daneben eingebaut ist. Die
438
Wohngebäude.
Parterre
Abb. 696. Villa Oberwimmer, Cottage.
Außenarchitektur ist anspruchslos und schlicht
(Abb. 692, Architekt H. Müller). Gleichzeitig
war es den Wiener Privatarchitekten möglich,
in diesem Villenviertel unabhängig von der Cot-
tage-Vereinstätigkeit hübsche Familienhäuser zu
bauen; so entstand schon damals die Villa
Oberwimmer in der Karl Ludwigstraße nach
Abb. 697.
Villa Oberwimmer,
Cottage.
1 : 600.
Va Veranda.
Dz Damenzimmer.
S Salon.
Spz Speisezimmer.
V Vestibül.
Hz Herrenzimmer.
U Unterfahrt.
GK Geschirrkam-
mer.
\VR Wagenremise.
St Stall.
Kz Kutscherzim-
Abb.698. Villa Hoch
stetter. Cottage.
1 : 600.
Abb. 699. Villa Wolf, Cottage. 1 : 600.
Cottage.
Familicnhauser und Villen.
439
Abb. 702. Villa Rumpel, Cottage.
Abb. 705.
Villa Gerlach,
Cottage, Hoch-
schulstraße.
1 : 600.
Abb. 706.
Villa Himmel-
bauer, Cottage.
1 : 600.
Abb. 704. Villen Scheid und Gerlach, Cottage, Hochschulstraßi
den Plänen der Architekten Fellner und Helmer (Abb. 696, 697), ein großangelegter Bau
im Stile der Spätrenaissance mit mächtigem figurengeschmücktem Turm, schöner Einfahrt und
prächtigem Gitter.
Als Architekt H. Müller die Baudirektion des Wiener Cottage-Vereines übernahm, trat
mehr Abwechslung in der äußeren Gestalt der Villen ein, die Grundpreise waren inzwischen
gestiegen, der reiche Mann, der da baute, wollte sich neben den alten einfachen Cottage-
häuschen sehen lassen, es trat bald eine reichere Tendenz in Grundriß und Außenarchitektur
hervor. Anfangs war auch Müller bei dem ursprünglich. einfachen Typus geblieben, dies zeigen
unter anderen die Villen Schwackhöfer in der Karl Ludwigstraße, die Villen Römpler, Kalbeck,
Machanek, das Familienhaus des Dr. Brichta in der Hasenauerstraße, später die Villen Hochstetter
(Architekten H. Müller und A. Pecha, Abb. 698), sowie die hübsche Villa Wolf in der Hasen-
auerstraße 18 (Abb. 699, 700). Dann wurde manches alte Haus bereichert, erweitert oder
umgebaut, es entstanden kleine Schlößchen oder Palais. Dieser Zeit gehören die Villen Rumpel
440
Wohngebäude.
Abb. 709. Villa Futter, Cottage.
1 : 600.
Abb. 707. Villa Himmelbauer. Cottage.
Abb. 710. Villa Kuffner, Cottage.
Abb. 711. Villa Futter, Cottage.
Abb. 70S. Villa Kuffner, Cottage. 1:600.
in der Colloredogasse 36 (Abb. 701,
702), Maschl in der Hochschul-
straße 32, das Familienhaus Dr. Po-
litzers in der Sternwartestraße und
viele andere aus den allerletzten Jahren an. Mit dem Archi-
tekten Jos. Hackhofer baute Müller die
Villa Scheid in der Hochschulstraße
(Abb. 703, 704). Auch die Architekten
J. Deininger (Villa Gerlach, Abb. 705),
Max Freiherr von Ferstel, Max Fleischer
u. a. schufen hier hübsche Villen.
Hierher gehört auch die Villa Him-
melbauer, erbaut von Architekt M. Kropf
(Abb. 706, 707), ein Putzbau mit seitlich
vorgelegter Treppe, welche in das Hoch-
parterre zu einer Art Diele führt, in der
sich eine hölzerne Wendeltreppe befindet.
Die hübsche und schlichte Außenarchi-
tektur wird in der zweiachsigen Straßen-
front durch einen weit vorkragenden Erker
bereichert.
Zu den ersten Villen, die noch zur
Zeit, als Architekt von Borkowsky Bau-
direktor des Cottage-Vereines war, durch
Privatarchitekten entstanden, gehört die
Villa Kuffner, erbaut von Franz R. von
Neumann in der diesem Baukünstler eige-
nen reichgegliederten Grundrißform und
Außenarchitektur (Abb. 708, 710). Sehr
schön detaillierte Erker, Balkons, Veran-
den und Holzgiebel, sowie lebhaft bewegte Dachlinien
geben diesem Bau, welcher aus einem Untergeschosse,
einem hohen Erdgeschosse, einem ersten Stocke und
stark betontem Dachge-
schosse besteht, ein statt-
liches Aussehen. Ver-
wandt mit der genann-
ten, nur mit weniger rei-
chen Mitteln ausgestattet,
ist die Villa Futter, erbaut
von Architekt K. Lich-
mann (Abb. 709, 711),
ebenfalls auf reichbeweg-
tem Grundriß ein mehr-
geschossiger Bau mit
einer größeren Anzahl
~ ö , .. -, Abb. 712. Mietvilla, XIX., Lanner-
von Dachraumen. Zum straße i8. i:6oo.
Familienhäuser und Villen.
441
Teil in Putz, das hohe Dach-
geschoß in Riegelbau aus-
geführt, das ganze eine male-
rische Anlage in guten Pro-
portionen.
Als Beispiel einer grö-
ßeren Mietvilla aus der jüng-
sten Zeit sei des großen Baues
im XIX. Bezirke, Lanner-
i, von Architekt
Erwähnung getan
713). Drei voll-
ganz regelmäßige
durch das
der zwei
Straße 1
R. Örley
(Abb. 712,
ständige,
Stockwerke sind
Zusammenfassen
untersten glücklich geglie-
dert; an den beiden Ecken
sind zweigeschossige, kräftige
Rundbauten mit niedrigen
Kuppeln angeordnet und das
ganze durch ein gut silhouet-
tiertes Dach abgeschlossen.
Ein Wohnhausbau, wie wir
ihn uns zu Mietzwecken ge-
fallen lassen können.
Der Cottage-Verein blieb
aber bei seinen eigenen Bau-
ten dem Prinzipe des ein-
facheren Familienhauses, wie
es in der ersten Bauperiode
entstand, nicht untreu, und
hat sich jetzt zur Aufgabe ge-
stellt, Musterhäuser zu bauen,
um, wie er sagt, „dem fra-
genden Baubewerber durch
Besichtigung von auf Grund
langjähriger Erfahrungen in
vollkommenster Weise und
unabhängig von den Sonder-
wünschen einzelner Bauher-
ren ausgeführter Familien-
häuser am nachdrücklichsten
den Wert und die Vorteile
eines zweckmäßig eingerich-
Abb. 713. Mietvilla, XIX., Lannerstraße IS.
Abb. 714. Villa Liechtenstein, Prater.
teten eigenen Heims vor Augen führen zu kön-
nen". Der Wiener Cottage-Verein ist führend
auf diesem Gebiete geblieben, doch haben sich
nach seinem Vorbild in Hütteldorf, Hetzendorf,
St. Veit und Meidling ähnliche Vereine und
Heimstättengesellschaften gebildet. Der Wiener
Cottage-Verein zählt heute zirka 350 Familien-
häuser auf einem verbauten Flächenraum von
400.000 m2.
Abb. 715. Villa Liechtenstein, Prater. 1:600.
442
Wohngebäude.
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Abb. 717
Villa Harnoncourt
Prater.
Abb. 716. Villa Harnoncourt, Prater.
Prater.
Auch der Prater wurde in den Achtzigerjahren des 19. Jahrhunderts dem Familien-
hausbau eröffnet, als Graf Harnoncourt sich sein reizendes Schlößchen durch den Archi-
tekten O. Hieser dort erbauen ließ. Die hübsche Silhouette des ganzen Gebäudes, der charak-
teristische Turm sind gut in die Praterlandschaft hineingedacht, die schöne Detaildurchbildung
die reiche Ausgestaltung des Inneren zeigen von dem vornehmen Geschmack des Bauherrn
und des leider so früh verstorbenen Architekten (Abb. 716, 717).
Etwas später folgte hier das Familienhaus des Fürsten Alois Liechtenstein, welches
Architekt Franz Ritter von Neumann in der ihm eigenen eleganten Frührenaissance durchführte.
Im Prater kamen auf den Hasenauerschen und Rothschen Gründen noch einige villenartige Ge-
bäude zur Ausführung, aber der größte Teil der zur Verbauung gekommenen Gründe in der
Ausstellungsstraße, in der Engerthstraße u. a. wurden der geschlossenen Bauweise ausgeliefert.
Es entstanden da vielstöckige Zinshäuser mit armseligen Vorgärten und der Villenbau blieb
hauptsächlich auf die westlichen und nordwestlichen Gebiete Wiens beschränkt. Viele Wiener
ziehen es eben vor, die ferner gelegenen schönen Ortschaften an der Westbahn, an der
Südbahn bis zum Semmering hinauf und in die Seitentäler von Payerbach hinein aufzu-
suchen und ihre Landhäuser dort oder an den Salzkammergutseen oder in Tirol zu erbauen.
Anton Weber.
IV. HOTELBAUTEN UND RESTAURANTS.
Im Vergleiche mit anderen europäischen Großstädten hat Wien einen nur geringen
Fremdenverkehr; von diesem entfällt ein kleiner Teil auf das internationale Publikum, der
größere Teil des Fremdenzuflusses ergibt sich aus dem Verkehre der Kronländer mit der
Reichshauptstadt. Diese Verhältnisse waren nicht geeignet, die Hotelbauten unserer Stadt auf eine
solche Stufe der Entwicklung zu bringen, wie dies in anderen Großstädten gelang, und zwar
weder in bezug auf ihre Zahl noch in Hinblick auf ihre räumliche oder architektonische Aus-
gestaltung, wenn auch bei den meisten der
__ „ ._ . älteren Anlagen durch Ergänzungen und
Erweiterungen danach gestrebt wurde, den
neuzeitlichen Ansprüchen gerecht zu werden.
Bei der Anordnung der nachstehend
g beschriebenen Hotels ist nicht deren Rang,
§ sondern die bauliche Anlage und Ausdeh-
■3 nung maßgebend gewesen. Nebst diesen
e besteht noch eine große Zahl kleinerer, teils
älterer, teils neuerer Hotels, die jedoch kein
besonderes bauliches Interesse bieten und
deshalb hier auch nicht beschrieben werden.
Das Grand Hotel1), I., Kärntnerring 9
(Abb. 718), war das erste größere, mit
allen damals beanspruchten Bequemlich-
keiten ausgestattete Hotel; der nach den
Plänen des Architekten Karl Tietz geführte
Bau wurde 1871 vollendet und erhebt sich
auf einer Fläche von 3300 m- (56 m lang,
59 m breit). Zur Erweiterung wurde ein
angrenzendes Hotel Garni erworben, mit
welchem zusammen 300 Passagierzimmer
vorhanden sind. Der große Speisesaal von
über 200 m2 Fläche ist reich ausgestattet und mit Deckengemälden von V. Eisenmenger und
Zwickelfüllungen von Bitterlich geschmückt. An diesen schließt sich der „Weiße Saal", der wie
auch die übrigen Gesellschaftsräume und der glasgedeckte Hof mit seinen Bronzefontänen archi-
tektonisch ausgebildet ist. Dem Restaurationsbetriebe dienen auch noch eine größere Zahl
Souterrainräumlichkeiten. Die Fassade zeigt den Charakter von Hansens Renaissance.
Das Hotel Metropole?), I., Morzinplatz (Abb. 719, 720). 1871 — 1873 nach den Plänen der
Architekten C. Schumann und L. Tischler durch die Wiener Baugesellschaft auf einer Area von
2970 m2 erbaut, enthält in vier oberen Geschossen 360 Wohnräume, die einzeln oder zu
Appartements zusammengezogen vermietet werden können. Die Dienerunterkünfte befinden
sich in einem an der Hauptfassade aufgebauten fünften Stockwerke, die Küchenräume im
Souterrain. Das Erdgeschoß ist gassenseitig zu vermietbaren Geschäftsräumen ausgenützt, im
Inneren des Hauses den Gesellschaftsräumen vorbehalten, die sich um eine architektonisch aus-
gebildete zentrale Hofanlage von 127 m lichter Höhe anfügen; eine in diesem glasgedeckten Hofe
ringsum laufende erhöhte Terrasse ist von besonders reizvoller Wirkung. Die Terrassen in
einer Höhe mit den 6-8 m hohen Speisesälen dienen gleichen Zwecken, während der tiefer-
m Passagierzimmer, d Vorzimmer, h Badezimmer.
Abb. 718. Grand Hotel. Erster Stock. 1:800.
') Klasen, Grundrißvorbilder. Försters Allgemeine Bauzeitung. 1871.
2) Försters Allgemeine Bauzeitung. 1879. Wiener Neubauten. Bd. II, Heft 3. Klasen, Grundrißvorbilder.
444
Wohngebäude.
liegende Mittelteil als Lescraum benützt wird. Die Architektur, auch des Äußeren, ist in den
Formen der italienischen Renaissance, teils in Putz, teils in Sandstein, mit einfacher, aber schöner
Gliederung der Baumassen durchgeführt. Die Baukosten belicfen sich auf 740 K für den Quadrat-
meter verbauter Fläche.
Hotel Imperial, I., Kärnterring 16 (Abb. 721). In den Jahren 1863—1865 nach dem Ent-
würfe des Architekten Zanetti in reicher italienischer Renaissance als Palais für den Herzog von
Württemberg erbaut, wurde es 1873 in ein Hotel umgewandelt, das vermöge seiner vornehmen
räumlichen Anlage hauptsächlich von einem internationalen Publikum und Fürstlichkeiten auf-
gesucht wird; es besitzt 150 Fremdenzimmer.
Hotel Bristol, I., Kärntnerring 7, gegründet 1892 in einem 1861 als Wohnhaus erbauten
Gebäude. 1898 erfolgte eine namhafte Vergrößerung durch den Erwerb des nachbarlichen
Palais des Grafen Hoyos. Die sehr wesentlichen Umbauten, welche in diesen beiden Gebäuden
notwendig waren, sind von den Architekten Breßlcr und Wittrisch geleitet worden; dabei
wurden 235 Fremdenzimmer (mit 30 Appartements, verteilt im Parterre und in vier Geschossen)
gewonnen. Die Appartements bestehen aus ein bis zwei Zimmern oder Salon mit Vorraum,
Bade- und Dienerzimmer und Klosett; die Ausschmückung dieser Räume entspricht den Anforde-
rungen, welche die dort verkehrende vornehme internationale Gesellschaft zu stellen gewohnt
ist. Außer einem großen Speisesaal im glas-
gedeckten Hofe für 150 und dem Frühstück-
zimmer für 70 Gäste stehen noch eine Reihe
kleinerer Säle zu Gebote, so zwar, daß der
gesamte Fassungsraum der Speise- und Restau-
rationsräume 400 Personen beträgt. Diese sowie
der American Bar, die Lesezimmer und Damen-
salons sind in vornehmstem Charakter dekorativ
durchgebildet, wobei an interessanten Licht-
effekten nicht gespart wurde. Die Umgestaltung
der beiden Gebäude für die neuen Zwecke ist
so geschickt ersonnen, daß die aller Orten
noch verbliebenen Anklänge an die ursprüng-
liche Raumteilung dem Hause einen intimen,
vertraulichen Charakter bewahrten, der von den
Fremden, im Gegensatze zur eintönigen An-
-* Ordnung der großen modernen Hotelbauten
anderer Städte, angenehm empfunden wird.
Hotel Krantz, I., Neuer Markt 6 (Abb. 722,
723). Dieser im Jahre 1898 nach den Plänen
der Architekten Kupka und Orglmeister er-
richtete Hotelbau ist an Stelle des in früheren
Jahrhunderten bestandenen Hauses „Zur alten
Mehlgrube", welches in seiner letzten Gestal-
tung von Fischer von Erlach dem Jüngeren
herrührte, getreten. Der 793 m2 messende Bau-
grund wurde im Erdgeschosse bis auf einen
Lichthof von 12 m2 gänzlich verbaut, während
in den Stockwerken sich ein zweiter Hof von
zirka 50 m'2 bildet, um welchen herum im
zweiten, dritten und vierten Stocke die Frem-
denzimmer angeordnet sind; diese besitzen
Vorraum und Badezimmer; ein Teil des ersten
Stockwerkes wird von dem Speisesaal, der mit
einem Deckengemälde in Temperafarben und
Gobelins geziert ist, den Rauch-, Lese- und Damensalons, der Rest von Fremdenzimmern ein-
genommen. Das Erdgeschoß ist mit Ausnahme der Seite gegen die Kärntnerstraße, welche jetzt
durchwegs vermietbare Geschäftslokale aufweist, zu eleganten Restaurationsräumen ausgenützt,
zu denen der in diesem Geschosse mit Glasdach überdeckte Hof einbezogen ist. Eine inter-
essante Durchbildung hat ein im Souterrain angelegter Restaurationssaal erhalten, in welchem
die Wände und die auf Marmorsäulen ruhenden Kreuzgewölbe in ihrer Gänze mit farbigen
U Unterfahrt. G Sp S Großer Speise-
V Vestibül. saal.
Gr H Großer Hof. RS Restaurationssaal.
DS Damensalon.
HS Herrensalon.
VG Verkaufsgewölbe
Abb. 719. Hotel iMetropole. Ebenerd. 1:800.
Hotclbautcn und Restaurants.
445
und gemalten Majolikaplatten bekleidet sind; anschließend ist die große Küche und im Keller
eine Kühlanlage für die Vorratsräumc, die Dampfheizungs- und Aufzugszentrale, von welch
letzterer sieben Personen- und Lastenaufzüge betätigt werden. An den Fassaden und in den
Innenräumen sind die Formen italienischer Renaissance durchgeführt. Die Baukosten werden
mit beiläufig 1,200.000 K angegeben.1)
Das Hotel Sacher, I., Augustinerstraße 4, ist im Jahre 1876 von der Union -Baugesell-
schaft nach den von ihr verfaßten Plänen auf einem Areale von 415 m2 für den bekannten
Restaurateur E. Sacher errichtet und der Betrieb in den folgenden Jahren durch mietweise
Einbeziehung von vier benachbarten Häusern wesentlich erweitert worden, so zwar, daß nun-
mehr 84 Zimmer und Appartements zur Verfügung stehen. Es sind drei größere Speisesäle und
mehrere kleinere Speisezimmer vorhanden, die zusammen beiläufig 250 Gästen Raum bieten; der
größte, sogenannte weiße Saal, der auch architektonisch reich geziert ist, faßt etwa 50 Personen.
Hotel Meißl & Schadn, I., Neuer Markt 2 (Abb. 724, 725). Das an Stelle des demolierten
alten Hotels gleichen Namens anstoßend an dasselbe im Jahre 1896 vom Architekten Karl
Hofmeier erbaute Hotel bedeckt eine Fläche von 600 m2, wovon 538 m2 mit Erdgeschoß und
fünf Geschossen bebaut sind, und enthält 70 Zimmer. Die Speisesäle für das Hotel sowie die
Gesellschaftsräume liegen im Mezzanin, die Restauration im Erdgeschosse. Für den Hotelbetrieb
wurde der Bau erst während seiner Ausführung — er war ursprünglich als Wohnhaus geplant —
eingerichtet.2)
Hotel Matschakerhof, I., Seilergasse. Der Bestand des Hauses läßt sich urkundlich bis
zum Jahre 1476 verfolgen, in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wird es als Gasthaus
Abb. 720. Hotel Metropole, I., Morzinplatz.
erwähnt. Durch wiederholte Aufbauten und Erweiterungen, deren letzte 1873 stattfand, hat es
seinen heutigen Umfang, 92 Zimmer und schöne Restaurationsräume, erhalten.3)
Hotel Österreichischer Hof, I., Fleischmarkt 2. Dieses 1864 vom Architekten Baumgartner
auf einer Fläche von 1150 m2 mit einem Aufwand von beiläufig 1,000.000 K erbaute Hotel
') Der Architekt. 1899.
2) Monatsschrift für den öffentlichen Baudienst. 1896, Tafel 46 und 47. Moderne Neubauten. Jahrg. III, Tafel 4 und 22.
3) Festschrift aus dem Jahre 1901 : „Der Matschakerhof." Im Selbstverlage der Hotelbesitzer.
446
Wohngebäude.
Abb. 721. Hotel Imperial, I., Kärntnerring.
wurde in den Jahren 1900 und 1901 über Anregung des jetzigen Pächters einem vollständigen
Umbau unterworfen, den Architekt Ludwig Schmidl leitete. In seiner gegenwärtigen Gestalt
umfaßt das Haus in fünf Geschossen 120 Fremdenzimmer, deren einer Teil so angeordnet ist,
daß durch Zusammenlegungen Familienappartements gebildet werden können; im Erdgeschosse
sind die Speiseräume in der in Wien üblichen Dreiteilung: Schankzimmer, Speisezimmer für
den Betrieb des Restaurants und der Speisesaal, der vornehmlich von den Hotelgästen auf-
gesucht wird. Ein Teil der gassenseitig gelegenen Erdgeschoßräume ist als Verkaufsläden ver-
mietet. Im Mezzanin ist ein größerer Saal für besondere Veranstaltungen: Versammlungen,
Bankette etc.
Hotel Post, 1., Fleischmarkt 16, ist ein Neubau aus dem Jahre 1902, nach den Plänen
der Architekten Ferd. Dehm und F. Ulbricht ausgeführt. Von der Baufläche, die im gesamten
1118T4m- mißt, wurde nur ein Teil für den Hotelbetrieb in Anspruch genommen, der Rest
zu einem Wohnhause verwendet. Bemerkenswert ist die Anlage eines Konzertsaales, dessen
Bodenfläche im Niveau des Souterrains liegt und dessen Galerien in der Ebene des Erdge-
schosses angeordnet sind. Die Baukosten einschließlich des Wohngebäudes betragen 1,240.000 K.
Hotel und Restauration „Hietzinger Hof", XIII., Hauptstraße 22, ist in den Jahren 1883 bis
1900 durch mehrfache Erweiterungen aus kleinen Anfängen zu seinem heutigen Umfange
emporgewachsen; mit dem ausgedehnten Restaurationsgarten bedeckt diese Anlage eine Fläche
von rund 5800 m-. Das Hotel verfügt über 60 Fremdenzimmer. Die Restaurationsräume fassen in
mehreren großen Sälen zusammen etwa 1500 Personen. Der große, in Verbindung mit dem
Garten stehende Saal hat Raum für 1000 Personen; er ist ein dreischiffiger Bau, dessen Decken
von 22 Marmorsäulen getragen werden. Die dazugehörigen Gartenanlagen bieten 3000 Gästen
Platz, so daß der Gesamtfassungsraum sich auf 4500 Personen beziffert.
Das Hotel „Cobenzl" im XIX. Bezirke, am Abhänge des Latisberges, der sich im Nordwesten
der Stadt erhebt, liegt inmitten ausgedehnter Laub- und Nadelholzwaldungen (83.700 m- Wald
und 197.000m- Parkanlagen gehören der Unternehmung); von seinen Terrassen bietet sich eine
herrliche Rundsicht über die Stadt und weit in das Land gegen Norden. Ursprünglich ein
herrschaftliches Schloß, wurde der alte Bestand in der Zeit von 1896 — 1899 von der Allge-
meinen holländisch-österreichischen Baugesellschaft nach den Plänen des Architekten R. Miksch
Hotelbautcn und Restaurants.
447
für Hotclzwcckc umgebaut und dabei 50 Fremdenzimmer samt den nötigen Nebenräumen,
sowie ein kleiner Speisesaal und andere Gesellschaftsräume gewonnen. Ein großer Speisesaal
für 200 Personen und ein Kaffecsaal, die Hotelküche samt Nebenräumen wurden durch An-
bauten geschaffen; im Souterrain ist eine geräumige
Badeanlage mit zwei Schwimmbassins und römischem
Bad eingerichtet. Der Architekt hat sich im Inneren wie
Äußeren der heiteren Formen des Wiener Barock be-
dient, mit Ausnahme des Kaffeesaales, dessen Archi-
tektur, und zwar im Sinne arabischer Baukunst, in
Rosenburger Fayencen durchgebildet worden ist. Die
gesamten Kosten dieser Umgestaltung werden mit
837.000 K angegeben. Leider konnte der Betrieb infolge
widriger Verhältnisse bisher noch nicht eröffnet werden.
In gleich schöner landschaftlicher Lage wie das
Hotel „Cobenzl" liegt am Südostabhange des Kahlen-
berges das Hotel und Restaurant Kahlenberg, das in
den Jahren 1871 — 1872 von der Union-Baugesell-
schaft unter Direktor Architekt M. Hinträger errichtet
wurde. Der Hotelbetrieb beschränkt sich auf 58 Frem-
denzimmer. Dagegen sind die Restaurationsräume von
ansehnlicher Ausdehnung. Das gesamte Areale ein-
schließlich der Wirtschaftshöfe beträgt 4021m2, von
welchen 1917 m2 von den Baulichkeiten eingenommen
werden.
Restauration und Pension Ottakringer Bräu, XIII.,
Hietzing, Auhofstraße 1 (Abb. 726 bis 728). Dem Archi-
tekten des im Jahre 1902 errichteten Gebäudes, F. von
Neumann, gelang es, der in technischer Beziehung be-
scheidenen Aufgabe — handelte es sich doch nur um die
Schaffung einer kleinen Anlage für etwa 250 Gäste —
eine interessante Seite dadurch abzugewinnen, daß er die
räumliche Nähe seines Neubaues und des kaiserlichen
Lustschlosses Schönbrunn und die axiale Beziehung
beider künstlerisch auszuwerten bestrebt war, indem er
durch die Komposition des Baues in Formen, die jenen verwandt
sind, in die Fischer von Erlach den Schloßbau kleidete, diese räum-
lichen Verhältnisse hervorhob; mit ähnlichen Formen ist auch die
in einfacher Weise gegliederte innere Ausschmückung geziert. Der
Bau erhebt sich auf einer Fläche von 2131 m2, von denen 836 m2
mit Erdgeschoß und zwei Stockwerken verbaut sind. Das erstere
wird zur Gänze von den Restaurationsräumen in Anspruch ge-
nommen. Der anschließende Garten mit einer gedeckten Veranda
faßt zirka 2000 Personen. Die zwei Obergeschosse enthalten eine
Pension mit Familienappartements, aus je drei bis vier Wohn-
räumen samt Bade- und Dienerzimmer nebst Klosett bestehend.
Die gesamten Kosten dieser Anlage betrugen 750.000 K.
Restauration St. Annahof, I., Annagasse 3 (Abb. 729, 730).
In einem der verkehrsreichsten Teile der Innern Stadt ließ Herr
Viktor Silberer im Jahre 1894 durch die Architekten Fellner und
Helmer auf einer Fläche von 1629 m2 ein Etablissement errichten,
welches durch seine großzügige Anlage zu den bemerkenswertesten
unserer Stadt zu zählen ist. In der äußeren Erscheinung haben die Architekten mit Glück den
Versuch unternommen, den in München und anderen deutschen Städten entwickelten Typus
der Gastwirtschaften auf den heimischen Boden zu übertragen; in der Höhe der unteren
Stockwerke ist die Fassade mit Fresken, die heitere Szenen aus den dem Schankgeschäfte
nahestehenden Gewerbebetrieben darstellen, geschmückt. Im Inneren ist es zumeist die Wiener
Barocke, welcher die fröhlichen und heiteren Dekorationsmotive entnommen sind. Der Haupt-
raum, dessen Fußboden in dem Souterrainniveau liegt, ist ein großer Saal von 590 m2 Boden-
Abb. 723. Hotel Krantz. Dritter Stock.
Abb.
724. Hotel Meißl & Schadn.
Zweiter Stock. 1:600.
448
Wohngebäude.
fläche, in dem samt der Galerie, welche eine Fläche
von beiläufig 230 m2 bedeckt, etwa 1000 Personen
Platz finden. Der Saal ist in den Hof eingebaut und
ist in der Höhe von 9 m über dem Fußboden mit
einem Glasdache überspannt; in unmittelbare oder
mittelbare Verbindung mit diesem Saale treten Speise-,
Extra- und Restaurationszimmer und eine Anzahl von
Chambres separees. Die Vestibüle, Garderoben, Kegel-
bahnen und Wirtschaftsräumc nehmen den restlichen
Teil dieser beiden Geschosse ein; die oberen sind
zu Mietwohnungen verwendet, deren Räume sich um
einen zentralen Hof von 22-20 m Länge und 12 m
Breite lagern, um dessen Wandungen offene Gänge
herumziehend den Zugang von den Stiegen zu den
Wohnungen vermitteln — eine der Budapester Zins-
haustype verwandte Lösung — für Wien eine ganz
vereinzelte Anordnung, die sich in diesem Falle durch
m - die Anlage des großen Saales ergab.
Brauhaus-Restauration Simmering, XI., Simme-
ringer Hauptstraße 99 (Abb. 731). Für den mit einer
Länge von 60 m an die Hauptstraße des XI. Bezirkes
grenzenden, sehr tiefen Bauplatz hat der Architekt des
im Jahre 1895 errichteten Gebäudes, Julius Koch,
durch die Errichtung eines Wohntraktes entlang der
Straße eine sehr vorteilhafte wirtschaftliche Aus-
nützung erzielt. An der Rückseite des Bauplatzes, die
unmittelbar an das Brauhaus anschließt, sind die wich-
tigsten Restaurationsräume gelegen. Dieselben bestehen
vornehmlich aus drei größeren Sälen, deren einer
29 m lang, 155 m breit bei lLöOmHöhe, der andere
15 m lang und 9"50 m breit ist. Der Fußboden des
ersteren liegt gegen den des anderen, sowie der
übrigen Räumlichkeiten um 220m erhöht, und wurde
dadurch ein interessantes architektonisches Motiv ge-
wonnen, das ebenso wie die in der Gebäudehaupt-
achse disponierte Aufeinanderfolge der drei Säle von
besonderer Wirkung ist. Die beiden erwähnten Säle
haben Orchesternischen, und wurde ihre Höhe in
Rücksicht auf musikalische Vorführungen nicht allzugroß bemessen. Dem großen Saale, zu
welchem gemeinsam mit dem kleineren Saale eine Einfahrt samt Vorhalle und Garderobe
Abb.
Hotel Meißl & Schadn, I., Kärntnerstraße.
E, G, S Restaurationsräume.
K Küche. V Veranda.
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Abb. 726. Ebenerd. 1:800. Abb. 727. Erster Stock. 1:S00. Abb. 728.
Abb. 726 bis 72S. Restauration und Pension Ottakringcr Bräu, XIII., Hietzing. Auhofstraße 1.
Hotclbautcn und Restaurants.
449
Abb. 729. Restauration St. Annahof, I. Annagasse 3.
Souterrain. 1:800.
Abb. 731.
Brauhaus-Restauration Simmering, XI., Simmeringer Haupt-
straße 99. Erster Stock. 1:800.
V Vestibül.
GL Geschäftslokale.
G Galerie des Saales.
R Restaurant.
S Kleiner Saal.
H Hof.
Abb. 730.
Restauration St. Annahof, I., Annagasse 3.
Parterre. 1:800.
führt, sind Nebenräume, hauptsächlich als Speise-
zimmer dienend, angegliedert. Die Küchen- und
Schankwirtschaft, zentral gelegen, gestattet eine
bequeme Bedienung in allen Räumen wie auch
in dem etwa 2000 bis 3000 Personen fassenden
Garten. Einschließlich einer Luftheizung für die
beiden größeren Säle und deren Nebenräume
und einer Niederdruckdampfheizung für die
Gassenlokale betrugen die Baukosten (samt dem
dreistöckigen Wohnhaustrakte) 480.000 K.
Restauration „Am Tivoli", XII., Tivoligasse 79- Die Gartenanlagen erstrecken sich über
eine Fläche von 50.000 m-, von denen etwa der dritte Teil von der Restauration zur Auf-
stellung von Tischen in Anspruch genom-
men wird; sie ist räumlich die bedeu-
tendste derartige Anlage in Wien und
wird, da sie an die östliche Grenze des
Schönbrunner Schloßparkes unmittelbar
anraint, zumal an schönen Sonntagen viel
besucht. Auf gleicher Höhe wie das große
Gloriette in Schönbrunn gelegen, bietet
sich in vielen Teilen der Gartenanlage ein
schöner Blick über die westlichen Teile
der Stadt und die Ausläufer des Wiener-
waldes. Innerhalb der Gartenanlagen
finden sich mehrere Pavillons, von denen
der größte, 1888 — 1889 erbaute, in einem
großen und vier kleineren Sälen etwa
5000 Personen fassen kann; in die Ver-
täfelung der Wände sind zahlreiche große
Gemälde von Hlavacek und Käsmayer,
hauptsächlich Ansichten von Tirol (die
Brentagruppe, Geislergruppe, Teile aus
dem Zillertal und von Gossensaß) dar-
stellend, eingefügt. Der älteste Pavillon
stammt aus dem Jahre 1831 und enthält
in einem großen Saale des ersten Stockes
einen alten bemerkenswerten Majolikaofen. Abb. 732. Gasthaus „zur güldenen Waldschnepfe" in Dornbach.
Bd. II. 29
450 Wohngebäude.
Das Gasthaus „zur güldenen Waldschnepfe" in Dornbach (Abb. 732), nach den Plänen
der Architekten Avanzo und Lange erbaut, ist im Charakter der patriarchalischen Einkehrwirts-
häuser des 17. Jahrhunderts gehalten; es enthält im Erdgeschosse die sogenannte „Schwemme"
(Schankzimmer) mit Küche, Nebenräume und Keller; ferner ein Cafe mit anreihenden Spiel-
zimmern; gegen den Platz sind Lauben angeordnet, über denen eine Veranda liegt. Im ersten
Stocke sind der große Saal mit Orchester, Speise- und Extrazimmer untergebracht. Der Garten
liegt im Niveau des ersten Stockes.
Leopold Simony.
V. ARBEITERHÄUSER UND VOLKSWOHNUNGEN.
Für die Erbauung von Arbeiterhäusern wurden mit den Gesetzen vom 9. Februar 1892
und 8. Juli 1902 gewisse Begünstigungen und Erleichterungen zugestanden. Die im nach-
stehenden besprochenen Bauten sind entweder von Arbeitgebern für ihre Arbeiter, mit oder
ohne Inanspruchnahme der Begünstigungen vorerwähnter Gesetze, oder aber von Korporationen
im Sinne dieser Gesetze zu dem Zwecke errichtet worden, Arbeitern ein entsprechendes Heim
zu billigen Preisen bieten zu können.
Abb. 733. Volkswohnuneen im XIII. Bezirke.
a) Familienhäuser.
Die Wienerberger Ziegelfabriks- und Baugeselischaft besitzt bei ihren im X. Bezirke
gelegenen Werken zahlreiche (angeblich mehr als 100) ältere und neuere Arbeiterhäuser ver-
schiedener Größe für ihre Arbeiter, darunter mehrere mit einem Fassungsraume für 50 bis
66 Familien. Die Qualität der älteren Häuser ist in den letzten Jahren vielfach durch beträcht-
liche Aufwendungen für Umbauten gehoben worden. ')
Südbahn-Gecellschaft. Seit 1870 besitzt der „Pensionsfonds für Beamte der Südbahn" Reihen-
häuser, welche auf einem ihm von der Gesellschaft kostenfrei im XII. Bezirke, Eichengasse 1 1
bis 23, zur Verfügung gestellten Grunde von 3032 m2 errichtet wurden. Diese Gebäude von
153922 m2 verbauter Fläche enthalten im Parterre und drei Stockwerken 84 Wohnungen,
bestehend aus Küche, Zimmer, Kabinett mit zusammen 36m2 Bodenfläche; 10 aus Küche und
Zimmer mit 30-4 m2 und 16 aus Zimmer mit Kochofen bestehend mit 14-80m2 Bodenfläche.
Auf eine Person der Bewohnerschaft, welche zusammen 420 Köpfe, einschließlich beiläufig
120 Kindern beträgt, entfällt eine Wohnfläche von 7'50m2 und ein Luftraum von 2P30ms. Die
Wohnungen werden nur an Bedienstete der Südbahn vermietet, aus deren Kreisen allein auch
Aftermieter und Bettgeher aufgenommen werden dürfen. Der Mietzins beträgt nach Ablauf der
12jährigen Steuerfreiheit 190 K für die kleinste bis 240 K für die größte Wohnung einschließ-
lich Reinigungsgeld. Hofseitig sind Gärten, welche den Kindern als Spielplätze dienen, angelegt.
') Nähere Angaben über diese Anlagen wurden von der Gesellschaft leider nicht zur Verfügung gestellt.
29*
452
Wohngebäude.
Kaiser Franz Josef I.-Jubiläums-Stiftung für Volkswohnungen und Wohlfahrtseinrich-
tungen. l)
1. Besitz im XIII. Bezirke, Wernhardtstraße. Aus Anlaß des Regierungsjubiläums
Sr. Majestät mit einem Kapitale von 1,200.000 K gegründet, begann die Stiftung nach Durch-
führung eines Planwettbewerbes2) im August des Jahres 1898 ihre Bautätigkeit auf Grund
der Pläne der Architekten Theodor Bach und Leopold Simony auf einem von ihr am Ab-
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Abb. 735. Volkswohnungengruppe im XIII. Bezirke.
Erster Stock. 1 : 600.
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Puchsbaum - Gasse
™ Projektiert.
■■ Ausgeführt.
Abb. 734. Volkswohnungen im XIII. Bezirke. Lageplan. 1:8000.
/Veu zu eröffneside G3SSG
Abb. 738.
Arbeiterwohnhäuser im X. Bezirke.
Lageplan. 1:2000.
Abb. 736. Arbeiterwohnhausgruppe. Ebenerd. 1:600.
hange des Wilhelminenberges im XIII. Be-
zirke erworbenen Gelände von zusammen
49.000 m2 mit Erbauung von neun Familien-
wohnhäusern und zwei Ledigenheimen (letz-
tere siehe unter „Ledigenheime") (Abb. 733
bis 735). Im Jahre 1900 und 1901 wurden
weitere 17 Familienwohnhäuser hinzugefügt,
so daß die Stiftung an dieser Stelle seither über
einen Besitz von 26 Wohnhäusern für Familien
und zwei Ledigenheime verfügt, die zusammen
einen Wert von 1,700.000 K darstellen. Die
Familienwohnhäuser mit zusammen 392 Woh-
nungen fügen sich um große Höfe von je mehr
als 4000 m2 als Reihenbauten aneinander, und
zwar je mit vier Geschossen, von denen jedes vier ganz selbständige Wohnungen, d. h. mit
eigenem Klosett, enthält; bei der Hälfte derselben finden sich sämtliche Bestandteile innerhalb
des Wohnungsverschlusses, bei den anderen ist das Klosett außerhalb desselben. Die Woh-
nungen bestehen aus Küche und Kabinett; Küche und Zimmer; Küche, Zimmer und Kabinett
und Küche und zwei Zimmern mit einer durchschnittlichen Bodenfläche von 20"50 m2, beziehungs-
weise 32 m2, 42 m2, 51m2, wovon auf die Küche beiläufig je 9 m2 bis 12 m2, auf die Zimmer
18m2 bis 25m2 entfallen; jede Küche besitzt einen lüftbaren Speiseschrank im Fensterparapett.
Die zulässige Bewohnerzahl wird unter Annahme einer Bodenfläche von 4 m' für jede erwachsene
Person ermittelt, woraus sich bei 3 m bis 32 m lichter Höhe ein Luftraum von 12 bis 1-3 m:! ergibt.
Die zulässige Bewohnerzahl wird — wenige Fälle ausgenommen — nie erreicht, so daß in
Wirklichkeit sich jene Maße noch bedeutend erhöhen. Aftermieter und Bettgeher sind aus-
geschlossen. Die derzeit vorhandenen Wohnungen werden von beiläufig' 1700 Personen be-
Abb. 737. Arbeiterwohnhausgruppe. Erster Stock. 1:600.
') Jahresbericht der Kaiser Franz Josef I.-Jubiläums-Stiftung 1899 u. ff.
2) Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereines. IS
Heft 6 und 7.
Arbeiterhäuser und Volkswohnungen.
453
wohnt. Die Mietpreise, und zwar einschließlich der Benützung der später erwähnten Wohl-
fahrtseinrichtungen betragen für das Monat: für Küche und Kabinett 14K, für Küche und
Zimmer von 24 bis 30 K, für Küche, Zimmer und Kabinett zirka 36 K, für Küche und zwei
Zimmer 42 K; Reinigungsgclder werden nicht eingehoben.
An Wohlfahrtseinrichtungen besteht eine Dampfwäscherei, in welcher jedem Bewohner
5 kg Wäsche monatlich gereinigt werden (in einzelnen Häusern sind Waschküchen am Dach-
boden angeordnet, in welchen die Parteien die Wäschereinigung selbst besorgen; dagegen
Abb. 739. Arbeiterwohnhäuser im X. Bezirke.
wird ihnen ein Nachlaß von 10 bis 12°/n von obigen Zinsen zugestanden). Ferner stehen den
Bewohnern warme und kalte Duschebäder und eine Volksbibliothek zur Verfügung; auch
können die Mieter ärztliche Hilfe während der täglich in der Ansiedlung stattfindenden
Ordinationsstunde des Hausarztes unentgeltlich in Anspruch nehmen.
Die Höfe sind teils als Ziergärten, teils zu gegen mäßiges Entgelt mietbaren Nutzgärtchen
und zu Kinderspielplätzen ausgestaltet.
Die Baukosten betragen durchschnittlich 287 K für 1 m2 verbauter Fläche (das Ge-
lände nicht eingerechnet); das Verhältnis der verbauten zur unverbauten Fläche stellt sich
auf 44"90:55'10. Um die nachträgliche Zuerkennung der Steuerfreiheit auf Grund des Gesetzes
vom 8. Juli 1902 ist angesucht worden.
2. Besitz im X.Bezirke (Abb. 736 bis 739). ') Der im Jahre 1886 über Anregung des
Dr. Maximilian Steiner gegründete „Verein für Arbeiterwohnhäuser" löste sich 1896 auf und
übertrug sein Vermögen an die Stiftung. Dasselbe besteht aus 18 Einfamilienhäusern im X.Be-
zirke, welche nach den Plänen des Architekten Josef Unger hergestellt wurden und mittels in den
Mietzins eingerechneter Annuitäten innerhalb 25 Jahren in das Eigentum des Mieters übergehen
sollen. Die Häuschen, welche zum Teil nur die für eine Arbeiterfamilie unbedingt nötigen
Wohnräume umfassen, zum Teil auch noch im Erdgeschosse eine Werkstätte oder einen an
ledige Arbeiter zu vermietenden Raum aufweisen, haben eine gesamte Wohnfläche von
67-30m'2 bis 97-50 m2 und sind um eine monatliche Miete von 35 bis 50 K (einschließlich
Annuität, aber ausschließlich Steuern, Feuerversicherungsprämie
und Wassergebühren, welche unmittelbar vom Mieter zu entrichten
sind) abgegeben worden; sie hatten alle bis zum Jahre 1899 Käufer
gefunden, welche, wenige Ausnahmefälle abgerechnet, ihren Zah-
lungsverpflichtungen pünktlich nachkommen. Zu jedem dieser
Häuschen gehört ein Gärtchen, dessen Ausmaß von 2879 m2 bis
68'46 m2 schwankt. Die Baukosten (ohne Baugelände und Gebühren)
beliefen sich bei zweigeschossiger Verbauung auf K 12F66 für
1 m2 verbauter Fläche, wobei bemerkt wird, daß die Häuschen
zu je drei oder fünf in eine Gruppe zusammengelegt sind.
Die k. k. Staatsbahnen und deren Humanitätsfonds verfügen zur Vermietung an die eigenen
Angestellten über folgenden Besitz:
c
Abb. 740. Arbeiterwohnhaus im
XIII. Bezirke. Dritter Stock. 1:600.
') Wochenschrift des österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereir.es. Jahrgang
454
Wohngebäude.
a) Zwei Häuser XIII., Hütteldorf, Keißlergasse. Die beiden aus Erdgeschoß und zwei
Obergeschossen bestehenden Gebäude von je 585 m2 verbauter Fläche enthalten zwölf Woh-
nungen von Küche und Zimmer mit 44 m2 Bodenfläche und zehn von Küche, Zimmer und
Kabinett mit 53"50 m2 Bodenfläche; die Anlage ist von 78 Personen (darunter 41 Kinder)
besiedelt; auf den Kopf entfallen 12 m2 Bodenfläche und 37 m:i Luftraum (Raumhöhe 3-15 m).
Der Baugrund von 2000 m2 kostete 20.000 K, die Baukosten betrugen 11 5.000 K. die Garten-
pflanzungen 1000 K. Die Wohnungen
kosten bei Ausschluß von Aftermietern
und Bettgehern (bei zwölfjähriger Steuer-
freiheit) 436 K respektive 535 K und
Abb.
741. Arheiterfarnilienhaus der Brauerei
Nußdorf. Erster Stock. 1:600.
sind den ortsüblichen gleich. Die Wasch-
küchen sind in einem gesonderten Ge-
bäude (Baukosten 8000 K) untergebracht.
Ärztliche Ordination ist eingerichtet.
b) Sieben Häuser XIII., Hütteldorf,
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Abb. 742. Komitee zur Begründung der Ersten gemeinnützigen Baugesell-
schaft für Arbeiterwohnungen in Wien. Grundriß des ersten Stockes. 1 : 600.
Hackingerstraße. Die auf
einem Areale von 3800 m2
in den Jahren 1901 — 1904 als Reihenhäuser mit Erdgeschoß und drei Stockwerken erbauten
Objekte bedecken eine Fläche von 1554 m2. Die Zusammensetzung der Wohnungen ist wie
bei a, mit Ausnahme einiger, welche aus Küche und zwei Zimmern bestehen; die Bodenfläche
beträgt 34, beziehungsweise 43-50 und 55 m2, beziehungsweise per Kopf 10 m2 und der Luft-
raum 30m:! (Raumhöhe 3 m). Von dem Gesamtbauaufwand entfallen auf den Grunderwerb
48.000 K, den Bau 399.000 K und die Anpflanzungen 1500 K. Die bei zwölfjähriger Steuerfreiheit
mit 264 K, beziehungsweise 348 Kund 440 K erhobenen jährlichen Mietzinse sind um beiläufig
25"/0 billiger als die ortsüblichen. Den Mietern steht an Wohlfahrtseinrichtungen ein Lese-
zimmer mit Bibliothek und ein Kindergarten zur Verfügung.
c) Zwei Häuser XIX., Heiligenstadt, Halteraugasse, erbaut im Jahre 1903 nach den
Plänen des Architekten Baurat Rudolf Herrmann. Die Wohnungseinteilung, Geschoßzahl, Bewoh-
nungsdichtigkeit, Mietpreise etc. sind wie bei b. Der Gesamtkostenaufwand 124.600 K, wovon
auf Grunderwerb von 835 m2 8000 K, auf Baukosten von 445 m2 verbauter Fläche 1 16.000 K
und Anpflanzungen 600 K entfallen.
Hofbrauhaus in Nußdorf (Abb. 74 1).1) Die Besitzer dieses Brauhauses, Bachofen & Medinger,
ließen im Jahre 1893 durch den Architekten Baurat Julius Koch ein Gebäude für die verheirateten
Bediensteten auf Grund des Gesetzes vom 9. Februar 1892 im XIX. Bezirke erbauen2); es
enthält in drei Geschossen eine einräumige Wohnung mit 26 m2 Grundfläche, neun zweiräumige
mit beiläufig 42 m2, acht dreiräumige mit 53 bis 61m2, zusammen 18 Wohnungen, welche an
zwei Stiegen angeschlossen sind. Der Zugang zu den Wohnungen findet über einen hofseitigen
offenen Gang statt; auf je drei Wohnungen entfallen zwei Klosetts. Die Waschküche ist in
einem eigenen Gebäude im Hofe untergebracht. Die Baukosten betrugen 142 K für Im2
verbauter Fläche. Die Verzinsung beträgt in Berücksichtigung eines billigen Grundpreises
nach Abzug der Kosten für Beleuchtung, Erhaltung und Steuer, jedoch exklusive Amortisation,
3'58"/„. Jedem Mieter ist ein kleines Nutzgärtchen zugewiesen.
Ziegelwerke von M. Kreindls Wwe., XIX., Heiligenstädterstraße 107. Die Firma besitzt
daselbst mehrere Wohnhäuser für ihre verheirateten Arbeiter. Die Häuser sind zweigeschossig
und enthalten in überwiegender Zahl Wohnungen, bestehend aus Zimmer mit Koch-
gelegenheit und einem kleinen Vorräume; die Zimmer mit 16 bis 17 m2 Bodenfläche
beherbergen im Durchschnitte zwei Erwachsene mit zwei bis drei Kindern, so daß sich bei
') Mitteilungen des Gewerbehygienischen Museums in Wien. Nr. LIII.
2) Es ist das einzige Arbeiterwohnhaus, das in Wien nach diesem Gesetze errichtet wurde.
Arbcitcrhäuser und Volkswohnungcn.
455
Abb. 743. Arbeiter-Unfallversicherungs-Anstalt. Situation. 1:1500
3-10m Raumhöhe beiläufig 10 bis 12m3 Luftraum auf den Kopf ergeben; einige etwas größere
Wohnungen haben in zwei Gelassen eine Bodenfläche von 27 m2. Die Waschküche sowie eine
Anzahl von Klosetts sind in einem Hofgebäude untergebracht. Baukosten ohne Grunderwerb
48 K für 1 m2 verbauter Fläche. Die Wohnungen werden unentgeltlich abgegeben.
Komitee zur Begründung der Ersten gemeinnützigen Baugesellschaft für Arbeiterwohnungen
in Wien, XX., Engerthstraße 41 und 43 (Abb. 742). Dieses aus der Vereinigung von Männern der
verschiedensten Berufe hervorgegangene Unternehmen hat im Jahre 1904—1905 zwei drei Stock
hohe Wohnhäuser, für welche die Begünstigungen des Gesetzes vom 8. Juli 1902 in Anspruch
genommen worden sind, durch den Architekten Leopold Simony erbauen lassen. Auf Grund-
lage dieses Unternehmens soll eine Baugesellschaft gemeinnützigen Charakters gebildet werden.
I I Die Häuser enthalten 1 1 Wohnungen,
' — bestehend aus Küche und Kabinett mit
zirka 22 m2, 28 aus Küche und Zimmer
- mit 30 bis 33 m-, fünf aus Küche,
Zimmer und Kabinett mit 41 bis 45 m2,
zwei aus je einem Zimmer mit Koch-
vorrichtung und einem Laden. Die
Mietzinse konnten infolge der Steuer-
begünstigungen auch bei einer Ver-
zinsung des Kapitales innerhalb der
gesetzlich zulässigen Grenze um bei-
läufig 15(l/0 niedriger angesetzt werden
als die in den umliegenden Miethäu-
sern. Die Anlage wird im Jahre 1906
_ durch Hinzufügung eines Hoftraktes
um beiläufig 20 Wohnungen erweitert
_ werden.
Die Arbeiter-Unfallversicherungs-
Anstalt für Niederösterreich (Abb. 743,
744) ist im Begriffe, im XXI. Bezirke, Leopoldauer-
straße 79,81'), eine größere Gruppe von Arbeiter-
häusern auf einem 5900 m2 großen, auf drei Seiten
von Straßen umgebenen Grundstücke nach den
Plänen der Architekten Theodor Bach und Leopold
Simony zu erbauen; auf dem Gelände sind 14 drei
Stock hohe Objekte (einschließlich eines Ledigen-
heimes für Männer) projektiert mit einer verbauten
Fläche von zusammen 2550 m2, so daß 57"/0 der
Area unverbaut bleiben. Bisher sind zehn Objekte
ausgeführt, von denen neun Familienwohnungen
(zusammen 125) enthalten (eines ist Ledigenheim,
siehe dort); neun Wohnungen bestehen aus Küche
und Kabinett mit 22 m2, 107 aus Küche und Zimmer
mit 26 bis 34 m2, sechs aus Küche, Zimmer und Kabi-
nett mit 42 bis 45 m2. Jede derselben hat einen
außer Wohnungsverschluß gelegenen Abort. Die
jährlichen Mietzinse betragen 160K, beziehungsweise
192 K bis 269 K, beziehungsweise 324 K bis 360 K.
Bettgeher und Aftermieter sind, da sämtliche Objekte
die Steuerfreiheit nach dem Gesetze vom 8. Juli 1902
genießen, ausgeschlossen. Die bisherigen Baukosten
beziffern sich mit 440.583 K, die Grundkosten mit
47.023 K. Als Wohlfahrtseinrichtungen sind eine
Volksbibliothek und Nutzgärten anzuführen. Diese
Anlage soll im Jahre 1906 durch Erbauung weiterer
vier Familienhäuser mit zusammen 80 Wohnungen
Abb. 744. Arbeiter-Unfallversicherungs-Anstalt.
Teil des ersten Stockes. 1:600.
2) Der Bautechniker. XX. Jahrgang, Nr. 24.
456 Wohngebäude.
gleicher Art wie die vorbeschriebenen ergänzt und eine ärztliche Ordination eingerichtet
werden.
Die Schrauben- und Schmiedewaren-Fabriks-Aktiengesellschaft (Brevillier & Co. und
A. Urban & Söhne), XXI., Floridsdorf, verfügt daselbst über 13 Wohnhäuser, in denen nur
Angestellte Unterkommen finden; es sind meist einstöckige, freistehende Häuser mit vier bis
fünf Wohnungen im Geschosse, zusammen 95 Wohnungen, die außer Küche ein bis drei
Wohnräume umfassen. Die Bodenfläche einer Wohnung wechselt von 26 bis zu 79 m2, wovon
6 bis 15 m2 auf den Kopf der Inwohner (zusammen 470) entfallen. Die jährlichen Mietzinse
betragen (nach Ablauf der zwölfjährigen Steuerfreiheit) 185K für Küche und Zimmer bis zu
405 K für Küche und drei Zimmer.
Die Wiener Lokomotiv-Fabriks-Aktiengesellschaft, XXI., Floridsdorf, besitzt seit 1871 und
1873 in unmittelbarer Nähe der Fabrik, Hauptstraße 109 bis 125, eine nach den Plänen des
Architekten F. Wilhelm erbaute Kolonie von sechs freistehenden Wohnhäusern, zu welcher
ein Restaurationsgebäude und ein Badehaus mit Dusche- und Wannenbädern gehören. Die
Wohngebäude enthalten im Erdgeschosse und zwei Geschossen je zehn Wohnungen, aus
Küche, Zimmer und Kabinett bestehend, mit 45 m2 Bodenfläche und 14 aus Küche und Zimmer
mit 35 m2. Auf einen Bewohner entfallen durchschnittlich 7"7 m2 Bodenfläche und 219 m' Luft-
raum. Die jährlichen Mietpreise der Wohnung kleinerer Kategorie betragen 198K, der größeren
Kategorie 270 K. Eine ärztliche Ordination ist kostenlos.
Die Kaiser Ferdinands-Nordbahn ) errichtete nach den Plänen des Architekten Albin
Prokop im Jahre 1873 zunächst ihrem Bahnhofe in Floridsdorf (Rieplgasse) die aus 14 Wohn-
häusern, Restaurant und Badeanlage bestehende Kolonie. In den je Erdgeschoß und zwei Ge-
schosse umfassenden Gebäuden befinden sich zusammen 144 Wohnungen mit Küche, Zimmer,
Kabinett und Vorraum mit 4085 bis 4302m2 Bodenfläche und ebensoviele mit Küche und
Zimmer von 2614 bis 27-53 m2. Die Kolonie beherbergt 1450 Personen, worunter 600 Kinder,
so daß auf den Kopf durchschnittlich 688 m2 Bodenfläche und 19*54 m:t Luftraum entfallen.
Die Mieter sind ausnahmslos eigene Angestellte. Der jährliche Mietzins — nach Ablauf der
15jährigen Steuerfreiheit — beträgt K 18564 bis K 289*64, wobei die Aufnahme von After-
mietern und Bettgehern beschränkt ist. Jedes Haus hat im Keller eine Waschküche. Zwischen
den Gebäuden befinden sich Gartenanlagen. Kostenlose ärztliche Ordination und Badebenützung
ist nur für die Arbeiter, nicht aber für deren Angehörige vorhanden.
Die österreichische Nordwestbahn hat im Jahre 1873 im XXI. Bezirke nächst dem Bahn-
hofe Floridsdorf nach den Plänen des Architekten Rudolf Frey acht einstöckige Wohnhäuser,
je zu zweien aneinandergebaut, für je acht bis zwölf Familien der eigenen Bediensteten
errichtet; sie umsäumen einen geräumigen Hof, der Nutzgärtchen und ein eigenes Waschküchen-
gebäude enthält. Jede der 80 Wohnungen besteht aus Küche und Zimmer mit zusammen
32*25 m2 und wird um 200 K vermietet. Die Raumhöhe beträgt 3 m; Baukosten 324.000 K.
Die Siemens & Halske-Kabelfabrik, XXI., Floridsdorf, hat im Jahre 1898 durch Baumeister
Alois Frömmel auf einem 2630 m2 großen Grunde für ihre eigenen Arbeiter vier Familien-
wohnhäuser erbauen lassen, welche im Erdgeschosse und zwei Stockwerken zusammen
24 Wohnungen von Küche und Zimmer mit 3375 m2 und ebensoviele von Küche, Zimmer und
Kabinett mit 47*25 m2 umfassen. Durchschnittlich wird eine Bodenfläche von 6"5 m2 und ein
Luftraum von 19*5 m;i für die Person geboten. Die Mietzinse betragen jährlich 228 K, beziehungs-
weise 300 K. Die gesamten Kosten betrugen 179.000 K, wovon 12.000 K auf Grunderwerb
entfielen. Wohlfahrtseinrichtungen sind nicht vorhanden.
b) Ledigenheime.
Kaiser Franz Josef I. -Jubiläums-Stiftung für Volkswohnungen und Wohlfahrtseinrichtungen.
a) Männer- und Frauenheim2) im XIII. Bezirke. Innerhalb der früher beschriebenen
Anlage dieser Stiftung befinden sich zwei Heime, eines für ledige Männer, eines für ledige
Frauen. Die Unterkünfte bestehen in voneinander völlig getrennten, eingerichteten Wohnräumen
für ein, zwei und drei Betten und haben eine Bodenfläche von 7, beziehungsweise 14 m2, einen
Luftraum per Kopf von 21 bis 27 m'\ Das Männerheim umfaßt 41 Kabinen mit zusammen 58 Betten,
das Frauenheim 25 Räume mit 43 Betten (13 zu einem, sechs zu zwei und sechs zu drei
Betten); beide Objekte haben eine Niederdruckdampfheizung und jedes Heim verfügt über
') Allgemeine Bauzeitung (Fö rs 'ersehe Bauzeitung). 1890, S. 31 ond Blatt 26.
"■) Jahresbericht der Stiftung. 1899.
Arbeitcrhäuscr und Volkswohnungcn.
457
eine Anzahl von Räumen zum Reinigen der Kleider und Schuhe, ein Lesezimmer und eine Früh-
stücksküche; seinen Bewohnern stehen auch die übrigen in der Kolonie vorhandenen Wohlfahrts-
cinrichtungen (siehe S. 453) zur Benützung frei. An Miete zahlt man wöchentlich für den Raum
mit einem Bette K350, für den mit zwei Betten K550 und für den mit drei Betten K650.
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a Flur. c Kartenausgabe, e Umkleidezimmer. h Putzraum, t Speisesaal. v Küche,
b Warteraum, d Dienstwohnung, f Kastenraum. o, p Lesesäle. u Speisenausgabe, w Vorräte.
Abb. 745. Männerheim im XX. Bezirke. Hochparterre. 1 :600.
z Arzt.
a Schlafsäle, d Waschgelegenheiten, e Wärter.
Abb. 746. Männerheim im XX. Bezirke. Stockwerke. 1:600.
Die Erwirkung der Steuerbegünstigungen im Sinne
des Gesetzes vom 8. Juli 1902 ist im Zuge.
b) Logierhaus für Männer, XX., Melde-
mannstraße 25, 27 und 29 (Abb. 745, 746). l) Der
vor einiger Zeit der Benützung übergebene, nach den
Plänen der Architekten Leopold Ramsauer und Otto
Richter errichtete Bau ist auf Grund des Gesetzes
vom 8. Juli 1902 nach dem Vorbilde der Londoner
Rowton-Häuser eingerichtet und enthält in 24 Schlaf-
sälen (je sechs in einem Geschosse) 544 vermiet-
bare Schlafabteile, je zu einem Bette. Die Anordnung
der Schlafsäle ist eine solche, daß einzelne vom Be-
triebe ausgeschaltet werden können. Alle Schlafabteile
haben direkte Licht- und Luftzufuhr, schließen an
einen l"35m breiten Mittelgang an, von dem sie,
wie auch unter sich durch bloß 2 m hohe Wände
aus Monier-Konstruktion getrennt sind, während die lichte Höhe der Säle 3 m beträgt; die Boden-
fläche jedes Abteiles mißt 2'18m Länge und L4m Breite, d. i. 4 m2, und entfallen demnach 12 m3
Luftraum auf jeden Schlafgast. Jedes Abteil ist mit einem Eisenbett samt vollständiger Einrichtung,
') Männerheim, Wien, XX., errichtet von der Kaiser Franz Josef I. -Jubiläums-Stiftung für Volkswohnungen und Wohlfahrts-
einrichtungen. Wien 1905, im Selbstverlage der Stiftung.
Abb. 747. Arbeiterhaus der Brauerei Nußdorf.
Erster Stock. 1:600.
45S Wohngebäude.
Linoleumbettvorleger, Stockerl mit Unterfach und Kleiderrechen ausgestattet. Zwischen den Schlaf-
sälen eingebaut, in jedem Geschosse in zwei Gruppen sind Waschgelegenheiten in eigenen
Waschräumen. Die Schlafabteile sind den Gästen nur von 8 Uhr abends bis 9 Uhr früh geöffnet;
tagsüber stehen denselben der Speisesaal und die beiden Lesezimmer zur Benützung frei, von
denen der erstere bei 16288 m2 Fläche (2085 m lang, 792 m breit und 3'8 m hoch) 180 Per-
sonen, das Lesezimmer für Raucher (57-63m')40, das für Nichtraucher (35"02 m2) 26 Personen
faßt. Den Schlafgästen ist Gelegenheit geboten, auf fünf Gaskochern, die in einem Nebenraume
des Speisesaales aufgestellt sind, sich selbst Speisen zu bereiten, oder solche aus der Wirt-
schaftsküche zu festgesetzten Preisen zu beziehen. Die Verabreichung gebrannter geistiger
Getränke ist dem Pächter untersagt. Zu den den Rowton-Häusern nachgebildeten Einrichtungen
ist die Anlage von Kleiderschränken in großen Sälen zu rechnen, in welchen der Schlafgast
seine Kleider, Wäsche und übrigen Habseligkeiten, da im Schafabteil keine verschließbare
Aufbewahrungsvorrichtung geschaffen ist, zu hinterlegen hat, während Gepäckstücke in eigenen
Magazinen eingelagert werden. Tagsüber steht ein Umkleideraum zum Wechseln der Kleider,
sowie ein Putzraum zur Reinigung von Kleidern und Schuhen zur Verfügung. Von den
anderen Einrichtungen dieses Hauses sind die aus Wannen-, Brause- und Fußbädern be-
stehende und zu bestimmten Stunden geöffnete Badeabteilung, sowie der ärztliche Dienst zu er-
wähnen. Dieser verfügt über ein Warte- und Sprechzimmer und zwei Krankenzimmer zu je
zwei Betten. Der ärztliche Dienst erstreckt sich auf die Durchführung aller hygienischen Maß-
nahmen im Heime, die allabendlich abzuhaltende Ambulanz und die Aufnahme Erkrankter
in die eigenen Krankenzimmer oder deren Übergabe in die Pflege eines Spitales. Vermietbare
Arbeitsräume für einen Friseur, Schneider, Schuster und Wäscher sind im Hause, deren
Dienste die Schlafgäste gegen Entgelt in Anspruch nehmen können. Alle Räume des Hauses,
dessen Betrieb einem Verwalter untergeordnet ist, sind mit einer Dampfniederdruckheizung
erwärmt. Die Bauarea beträgt 2476'29 m2, von welchen 132550 m2 verbaut sind (davon
92L43m2 mit Tief- und Hochparterre und vier Geschossen, 404-07m2 mit Tief- und Hoch-
parterre). Der Rest ist Garten und Hofraum. Die Kosten des Grunderwerbes beliefen sich auf
50.000 K, des Baues auf 450.000 K, der Einrichtung und der Organisation auf 60.000 K. Der
Mietzins für ein Schlafabteil beträgt für eine Nacht 60 h, für zwei aufeinanderfolgende Nächte
1 K, für sieben aufeinanderfolgende Nächte K2-50.
Das Hofbrauhaus in Nußdorf (Abb. 747) besitzt ein Ledigenheim, das in mehreren Schlaf-
sälen von 8 bis 20 Betten Fassungsraum zusammen 80 Arbeitern Unterkunft bietet. Die Höhe
der Säle beträgt 4 m, so daß durchschnittlich 26 m' Luftraum auf die Person entfallen;
außerdem ist für eine ausgiebige Ventilation Vorsorge getroffen. Bequem von den Schlaf-
räumen zugänglich ist das Wasch- und Badezimmer, in welchem blecherne Waschbecken,
eine Wanne und drei Duschen vorhanden sind. Für die Trocknung von nassen Kleidern
wurde neben dem Baderaume eine Trockenstube angelegt, in welcher die Trocknung mit
heißer Luft vorgenommen wird. Im Parterre dieses Hauses ist eine Küchenwirtschaft mit
Speisesaal für 80 Personen zur Verköstigung der Arbeiter vorgesehen.
Ledigenheime befinden sich weiters noch bei der Bierbrauerei der Herren Kuffner,
XVI., Ottakringerstraße, und bei der Anlage der Arbeiter-Unfallversicherungs-Anstalt im
XXI. Bezirke (siehe Abb. 744).
Private Logierhäuser. In verschiedenen Bezirken der Stadt, zumeist in den industrie- und
gewerbereichsten, gibt es von Privatleuten unterhaltene Unterkünfte für ledige Männer; es sind
meistens große Säle, von denen einzelne bis zu 66 Betten enthalten. Das größte derartige
Haus ist im X. Bezirke (der überhaupt die meisten Logierhäuser hat) mit 320 Betten. Die
Preise für das einmalige Übernachten weichen voneinander ziemlich ab, und zwar von 32 h bis
zu 1K; sie wechseln in ein und derselben Unternehmung, je nach der Zahl der in einem
Räume vorhandenen Schlafstellen. In einzelnen Bezirken werden höhere Preise als in den
anderen verlangt, und zwar die höchsten im XV. und II. Bezirke.
Leopold Simony.
L AUSSTELLÜNOSOEBAUDE.
I. ROTUNDE.
Wien ist nichts weniger als reich an Ausstellungsgebäuden; denn streng genommen, kann
es an solchen Baulichkeiten keine anderen als die Rotunde (Abb. 748, 749) aufweisen, den
einstigen Zentralbau der Wiener Weltausstellung des Jahres 1873; sie allein hat sich im Gegensatze
zu den mit ihr gleichzeitig aufgeführten sowie den späteren Ausstellungsbauten, die alle mehr
Rotunde mit Südportal.
ephemeren Charakter aufwiesen, bleibend erhalten, und ihre unschöne, scheinbar nahe dem
Boden beginnende lampenschirmartige Dachform bildet nun seit Jahrzehnten einen charakte-
ristischen, aber schon so gewohnten Zug im Stadtbilde, daß man bereits die vielfachen berech-
tigten Klagen unserer damaligen hervorragenden Architekten und Ingenieure über dieses Bau-
werk vergessen hat.
Der Entwurf eines großartigen Zentralbaues für Weltausstellungen rührt von dem eng-
lischen Schiffbauer Scott-Russel her, welcher den Generaldirektor der Wiener Ausstellung
vom Jahre 1873, Baron Schwarz-Senborn, für seine Idee gewann und auf Grund seiner
angeblich 20jährigen Studien hierüber Pläne und Kostenanschläge zu liefern versprach; im
September des genannten Jahres erhielt die Ausstellungsdirektion drei Skizzen nebst einer
kurzen Baubeschreibung, jedoch keinerlei theoretische Berechnung, welche den abzuschließenden
Verträgen als Grundlage hätte dienen sollen. Mit Hilfe der Daten der Baubeschreibung und
der drei Skizzen hatten die Architekten der Ausstellung — als Chef-Architekt fungierte
Hasenauer — ein Bild des Zentralbaues zu entwerfen, welches die Planskizzen vervoll-
ständigte, und darauf gestützt wurden am 22. September 1871 mehrere Firmen zur Einbringung
von Preisanboten bis zum 7. Oktober aufgefordert. Obgleich es höchst gewagt erschien, auf diese
Zeichnungen hin, die gar nichts erraten ließen, ein Offert zu basieren, zumal dem Offerenten
460 Ausstellungsgebäude.
auch noch die Verpflichtung auferlegt war, binnen zehn Tagen sämtliche Details in Natur-
größe auszufertigen, langten doch Preisanbote ein, von denen das von J. C. Harkort über-
reichte sich als das billigste darstellte, weshalb ihm die Eisenkonstruktion am 16. Oktober
übertragen wurde. Begreiflicherweise war der Ersteher der Arbeiten nicht imstande, in der
erwähnten Frist die Detailzeichnungen zu liefern, um so weniger, als Scott-Russel
auch in diesem Zeitpunkte weder Berechnungen noch Pläne vorlegte. Es blieb also nichts
anderes übrig, als durch das am 30. Oktober errichtete Ingenieurbureau der Weltausstellung,
dessen Chef Hofrat Ritter von Engerth war, unter Leitung des Oberinspektors Heinrich
Schmidt die Berechnungen und Konstruktionen durchführen zu lassen. Dabei zeigte sich,
daß der Scott-Russelsche Entwurf absolut unbrauchbar war, daß die Pfeiler weitaus zu
schwach waren, und daß das Dach so ohne alles Verständnis angegeben war, daß dessen
Ausführung nach Scott-Russels Weisungen geradezu unmöglich gewesen wäre. Inzwischen
hatten die Architekten auf Grundlage der gegebenen Hauptabmessungen ihre Entwürfe voll-
endet und die architektonischen Verkleidungen entworfen; auch der Vertrag zur Ausführung
des Zentralbaues war bereits abgeschlossen. Sollte nun der Beginn der Ausstellung nicht voll-
kommen in Frage gestellt werden, so war nichts mehr zu ändern, und es wurde sonach die nicht
mehr zu ändernde Form der Rotunde von Schmidt konstruktiv durchgebildet und ausgeführt,
und Scott-Russel hatte nicht den geringsten Einfluß hierauf, weder auf die Projektverfassung
noch auf die Durchführung. Es ergab sich ferner, daß die in der Baubeschreibung Scott-Russels
summarisch angegebenen Gewichte der Eisenkonstruktion nicht richtig, daß die in den Skizzen
angedeuteten Konstruktionen meist zu schwach und unausführbar, teilweise unnötig stark
waren, ja sogar, daß der ganze Grundgedanke des schirmförmigen Daches, wie er Scott-
Russel vorgeschwebt hatte, ein verfehlter war. Der zu überdachende Raum sollte nach seinen
Skizzen mit einer Blechhaut von der Form einer abgestumpften Kegelfläche überdeckt werden,
welche keinen Horizontalschub, sondern, alle Kräftespannungen in sich aufnehmend, nur einen
Vertikaldruck auf die Unterstützungspunkte ausüben sollte; da eine solche Konstruktion bei einer
entsprechenden Blechstärke wohl imstande wäre, einer gleichförmig verteilten ruhenden Last hin-
länglich Widerstand zu bieten, jedoch den durch Winddruck, hohen Schnee etc. entstehenden
ungleichförmigen Belastungen nicht begegnen könnte, so hatte Scott-Russel an dem Kegel-
dach ein fächerartiges System von Radialsparren angebracht gedacht, welch letztere unterein-
ander durch konzentrische Ringe verbunden sein sollten. Diese Radial- und Ringträger betrach-
tete er also nicht als den eigentlich tragenden Teil der Dachkonstruktion, dieselben sollten
ihm aber bei der Montierung des Daches wesentliche Dienste leisten. Das Ingenieurbureau
fand jedoch, daß die Dachhaut unmöglich den tragenden Konstruktionsteil bilden könne; in
der Tat zeigte sich dann bei der Ausführung, daß schon die 10 m'2 messenden Blechfelder
zwischen den Radialsparren und konzentrischen Ringen sich 7 bis 10 mm durchgesenkt haben.
Es mußte unter den vorangegebenen Verhältnissen nun das Prinzip dahin geändert werden,
daß das fächerförmige Gerippe von Radialsparren mit den konzentrischen Ringen als allein
tragender Konstruktionsteil angesehen werde, die nun aber viel zu schwere Dachfläche mußte
als tote Last in den Kauf genommen werden. Die hierdurch notwendig gewordenen Änderungen
bedingten ein Mehrgewicht der Sparren und Träger. Während das Gesamtgewicht der Kon-
struktion nach Scott-Russels Baubeschreibung 2200t hätte betragen sollen, berechnete man
dasselbe nach seinen Skizzen und den Dimensionen seiner Beschreibung richtig mit 3200 t,
während die wirkliche Ausführung dasselbe zu 3800 1 ergab. Hierzu kam noch das Gewicht
der nachträglich für nötig befundenen, in der Rotunde umlaufenden Galerie mit 160 t und die
Stiegenanlagen und Fahnenstangen mit 60 1, so daß das Gesamtgewicht der ausgeführten
Rotundenkonstruktion rund 4000 t betrug. In Übereinstimmung mit Harkort kam das Ingenieur-
bureau auch zur Überzeugung, daß die von Scott-Russel vorgeschlagene Montierungsart
unausführbar sei, worauf Harkort die späterhin auch anstandslos durchgeführte Monticrungs-
weise in Vorschlag brachte. Trotzdem ferner das Ingenieurbureau es vom konstruktiven Stand-
punkte aus zweckmäßiger erachtet hatte, das eigentliche Traggerippe des Daches entgegen dem
Vorschlage Scott-Russels nach innen zu legen, weil sonst in den außerhalb liegenden Kas-
setten sich Schnee und Eis anhäufen würden, wurde von der Generaldirektion für die Verlegung
der Dachrippen nach außen entschieden. Bloß den Anträgen des Ingenieurbureaus auf Legung
des Traggerippes der großen Laterne nach innen und auf Anbringung der ringförmigen Rippen
des großen Daches in gleichen Entfernungen voneinander wurde Folge gegeben. Im Anfange des
Jahres 1872 waren die Pläne soweit ausgearbeitet, daß Harkort einen großen Teil der Detail-
zeichnungen erhielt und die wirklichen Gewichte angegeben werden konnten. Nun ergaben
Rotunde.
461
sich manche Schwierigkeiten in der Beschaffung des Eisenmaterialcs, das endlich im April 1872
zum größten Teil sichergestellt war. Am 1. Mai 1872 wurde mit Harkort ein Nachtrags-
vertrag abgeschlossen, in welchem unter Festsetzung neuer Lieferfristen dem Unternehmer für
das 2200 1 übersteigende Mehrgewicht eine mäßige Preiserhöhung zugestanden wurde.
Die Rotunde, wie sie heute besteht — sie bildete ursprünglich den Mittelteil des Industrie-
palastes der Weltausstellung — erscheint als ein großer quadratischer Bau mit vier umlaufenden
Galerien, die in den Achsen je 190 m Länge besitzen. Der Grundriß des Industriepalastes be-
stand aus einer 2526m breiten Hauptgalerie, an die beiderseits senkrecht ausspringende,
Abb. 749. Schnitt durch die Rotunde von Süd nach Nord. 1:1440.
15*26 m breite Seitengalerien anstießen. In der Mitte der ganzen Anlage erhob sich der schon
erwähnte große eiserne Zentralbau, die eigentliche Rotunde. Um deren äußere Wand legt
sich noch die Hauptgalerie in halber Breite herum, während ein Transept in den Maßen der
Hauptgalerie, mit der Achse auf den Mittelpunkt der Rotunde gerichtet, den Haupteingang
bildet. Die beiderseits der Rotunde nächstgelegenen Seitengalerien sind nach vorne und rück-
wärts durch Querbauten verbunden; dieselben erscheinen durch Eckpavillons flankiert und
öffnen sich links und rechts vom Eingangsportal als Arkaden. Die an der Vorderseite gegen
die Prater Hauptallee zu liegende Galerie ist zur Unterbringung von Bureaus eingerichtet, die
hinter den erwähnten Arkaden liegen. Nach dem Ausstellungsende blieb bloß der durch
die vier Eckpavillons markierte Mittelteil erhalten.
Der Zentralbau selbst besteht aus 32 in einem Kreise aufgestellten parallelopipedischen
eisernen Säulen, auf welchen das kegelförmige Dach ruht, auf dem wiederum zwei Laternen
übereinanderstehen, von welchen die letztere eine Krone trägt, die den Abschluß bildet. Der
Durchmesser des Säulenkreises beträgt, von Säulenmitte zu Säulenmitte gemessen, 104784 m;
jede Säule ist L220m breit und hat eine Tiefe von 3-048 m, so daß sich ein innerer lichter
Durchmesser der Rotunde von 10L736m und ein Außendurchmesser von 107*832 m ergibt.
Die Säulen sind oben nach der Dachschrägung, welche 31° beträgt, schief abgeschnitten und
mit kurzen Bogen versehen, welche sich an das Dach anschließen; die Höhe derselben, in
der Mittelachse gemessen, ist 24-4 m. Das auf diesen 32 Säulen ruhende Dach ist in jedem
Horizontalschnitte kreisrund und hat im Vertikalschnitt die Form eines abgestutzten Kegels.
Die Säulen sind mit einem kastenförmigen Ringe, dessen Breite 3'548 m und dessen Höhe
1 "5 m beträgt, überdeckt und zusammengehalten. Dieser Kastenring bildet den das Dach tragen-
den, unteren Zugring, von welchem aus 30 Stück gerade Radialsparren abgehen, die in einer
Höhe von48'185m von einem zweiten Ringe, dem Druckringe, zusammengehalten sind; dieser
besitzt ein Plateau von 4-076 m Breite, auf welchem die 1524 m breiten Säulen der Laterne
derart aufgestellt sind, daß nach innen eine Galerie von l'126m und nach außen eine solche
von P426m Breite bleibt. An der Innenseite der Hauptpfeiler, und zwar in 231 m Höhe, ist
noch eine weitere, P43m breite Galerie angebracht, zu welcher man über zwei Stiegen und
mittels zweier Aufzüge gelangen kann, die zwischen zwei enger gestellten Säulen eingebaut
sind. Von den 30 radialen Dachsparren gehen 28 jeweils von einer Säule aus, sind mit kurzen
Anschlußbogen gestützt und mit den Säulen verbunden; die beiden übrigen Sparren stützen
sich auf den Zugring in der Mitte zwischen zwei Säulen. Die Radialsparren sind Blechträger,
462 Ausstellungsgebäude.
welche an ihrem unteren Ende beim Zugring eine Höhe von 15m und am oberen Ende
beim Druckring eine solche von 061 m haben. Die Obergurten derselben bestehen aus zwei
10 mm starken Blechen, welche in der Breite von unten nach oben von 600 mm bis 400 mm
abnehmen; den Untergurt bildet die 12 mm starke Dachhaut. Die ganze Länge eines Radial-
sparrens vom Zug- bis zum Druckringe beträgt 41 "42 m. Zwischen dem unteren Zugringe und
dem oberen Druckringe sind noch vier horizontale Spannringe angeordnet, welche je 8 m
voneinander entfernt liegen, und deren Höhe jeweils derjenigen des Radialsparrens am Befesti-
gungsorte entspricht. Sie sind zwischen je zwei Radialträger durch drei nach oben laufende
Dreiecke gehalten und abgesteift, so daß auch die unter dem tragenden Dachgerippe liegende
schwere Dachhaut, deren Blechdicke, von unten nach oben abnehmend, 12, 11 und 10 mm
beträgt, von diesen Versteifungsdreiecken noch teilweise getragen wird. Oberlichter sind im
Dache nicht angebracht.
Die auf den Hauptbau aufgesetzte Laterne hat einen Durchmesser von 30"9 m von Mitte
zu Mitte Säule, sonach einen inneren lichten Durchmesser von 29"38 m und einen Außen-
durchmesser von 32-43m; sie besteht aus 30 Säulen, welche, in der Achse gemessen, je
10-48m hoch sind; das Dach, welches ebenfalls unter einem Winkel von 31° ansteigt, hat
eine Höhe von 813 m, so daß die Laterne eine Gesamthöhe von 18-61 m besitzt. Auch das
Laternendach ist im Horizontalschnitte kreisrund, aber die nur 56 mm starke Dachhaut liegt
über der tragenden Dachkonstruktion, welch letztere aus 30 Radialsparren, einem Zug- und
einem Druckringe sowie drei zwischenliegenden, 4*5 m voneinander abstehenden Horizontal-
ringen besteht. Diese Laterne hat ebenfalls keine Dachlichter, sondern nur Seitenfenster, durch
welche das Licht in die Rotunde fällt. Der Druckring endigt wieder in einem Plateau, welches
3'07 m breit ist, und auf dem die zweite Laterne steht. Die 30 Säulen der großen Laterne
stehen jeweils über einem der 30 Dachsparren des Hauptdaches; 10 Stück von ihnen sind
stärker gehalten als die übrigen 20, wobei die stärkeren bestimmt sind, vermittels der Dach-
sparren den Druck der zweiten, kleinen Laterne aufzunehmen. Die schwächeren Laternensäulen
stehen mit ihren geometrischen Achsen nicht gleich weit voneinander entfernt, um die deko-
rative Verkleidung mit Haupt- und Zwischensäulen von verschiedener Stärke, jedoch mit da-
zwischenliegenden gleichbreiten Fenstern zu ermöglichen; ihre Konstruktionsachsen haben
aber gleiche Entfernungen voneinander.
Die zweite Laterne hat einen Durchmesser von 7-44m von Mitte zu Mitte Säule, einen
äußeren Durchmesser von 7'932 m und einen inneren von 6948 m, eine Höhe von 9065 m
bis zum Dachanfange und ein überhöhtes Kuppeldach von 4" 15 m, so daß die ganze Höhe
derselben 13215m beträgt. Diese Laterne besitzt nur 10 Säulen, zwischen welchen hohe
Fenster angebracht sind; das Dach ist im Horizontalschnitt polygonförmig, mit Holz und Zink
eingedeckt und hat 10 runde Dachluken.
Die ganze Höhe des Zentralbaues vom Fußboden bis zur obersten Dachhöhe der zweiten
Laterne beträgt 8001m; dieselbe wird von einer Krone von 4 m Durchmesser und 529 m
Höhe überragt, so daß der höchste Punkt 85-3 m über dem Fußboden liegt.
Um den Zentralbau zieht sich ein Rundgang von lim Lichtweite und 1615m Höhe
bis zum Dachanfang. Die Seitenfenster dieses Rundganges sind ll-8m hoch und 6 m breit,
und fällt durch diese sowie durch die Fenster der großen Laterne das Licht in die Rotunde
ein; leider erweist sich diese Beleuchtung als eine mangelhafte und nichts weniger als aus-
reichende, so daß schon wiederholt Vorschläge für eine bessere natürliche Beleuchtung des
Bauwerkes zur Diskussion gestellt worden sind. Für das Dach dieses Rundganges wurden
48 Halbbogen, 4 Querträger zwischen den Rotundensäulen, 8 Diagonalbogen für die Dach-
kehlen mit 6 Zwischenstücken erforderlich. Diese Dachbogen sind massive Blechbogen mit
Winkelversteifungen und sehr stark konstruiert. Auch die Galerien sind mit Eisengerippen,
und zwar als Dachbogen mit Ständern und Fußplatten, ausgeführt worden.
Die oben beschriebenen Eisenkonstruktionen bildeten das Gerippe für die architektonische
Ausgestaltung, die im Stile der italienischen Renaissance gehalten ist. Der figurale Schmuck
des Hauptportales wurde nach dem Entwürfe des Professors Laufberger vom Bildhauer
V. Pilz ausgeführt.
Zur Besteigung der Rotunde und ihrer Laternen sind Stiegen und Wendeltreppen ange-
bracht. Auf die innere Galerie führen zwei Stiegen, auf denen man auch auf das Dach des
Rundganges gelangt. Von diesem aus leiten wieder zwei Wendeltreppen auf das Dach der
Rotunde, von wo aus gerade, auf den Radialsparren liegende Stiegen bis zum Druckring an-
gelegt sind ; die letzteren laufen jedoch nicht auf einem Dachsparren fort, sondern sind derart
Hagenbund.
463
abgebrochen, daß man je zwischen zwei Radialsparren wieder horizontal geht. Vom unteren
Teile des Druckringes führen von den Enden der geraden Stiege zwei Wendeltreppen auf das
Plateau desselben. Von diesem auf das Dach der Laterne leitet nur noch eine Wendeltreppe,
sodann auf einem Sparren dieses Daches eine gerade Stiege bis zum Druckring der zweiten
Laterne, endlich von diesem eine Wendeltreppe auf das zweite Plateau; von diesem Plateau
der zweiten Laterne kann man nur noch mittels einer eisernen Steigleiter wcitergelangen. Die
Treppen sind 80 cm breit, mit Brustgcländcrn versehen. Um den unteren Saum des Haupt-
daches führt ein Schutzgeländer, aus welchem in gleichen Abständen 28 Fahnenstangen empor-
ragen; auch auf dem Dache der ersten Laterne befindet sich ein Schutzgeländer mit 10 solchen
Flaggenstangen. Der zu der Innengalerie der Rotunde führenden beiden Aufzüge wurde schon
oben Erwähnung getan.
Die Abfuhr des Dachwassers geschieht durch Zinkrohre innerhalb der eisernen Säulen.
Das Wasser von den beiden Laternendächern tropft einfach auf die äußeren Galerien ab und
fällt durch darin angebrachte Öffnungen und Röhren auf das Hauptdach in die oberste Kas-
settenreihe. Da die Bleche der Dachhaut nicht bündig, sondern der Länge nach über- und
untereinander liegen, so lassen die Horizontalringe zwischen jedem zweiten Dachbleche einen
Zwischenraum von der Dicke der Bleche; durch diese Zwischenräume fließt das Wasser ab
bis in die untersten Kassetten, deren jede in den beiden Ecken neben den Radialträgern
Öffnungen hat, durch welche das gesammelte Wasser in die Blechrohre abfällt.
Der Berechnung der Dachkonstruktion war eine größte Last von 300 kg/m2 zugrunde
gelegt worden; das Eigengewicht beträgt allein 100 kg/m2, so daß für die zufällige Last (Schnee,
Eis und Wind) noch 200 kg/m2 entfallen.
Für jede der 32 Säulen ist ein Betonfundament hergestellt worden, welches an seiner
Oberfläche 5 m lang und 2 m breit ist, sich nach allen vier Seiten mit etwa ein Drittel Anzug
abböscht und bis auf die Schotterschichte reicht, die in Tiefen von 3 bis 5 m getroffen
wurde. Auf ihnen wurden die mit Winkeleisen eingerahmten Fußplatten der Säulen ver-
setzt und mit in den Beton eingelassenen Steinschrauben befestigt. Die Betonfundamente
wurden im Oktober 1871 ausgeführt. Die sehr interessante Montierung der Eisenkonstruktion
begann am 11. März 1872; am 1. Februar 1873 war die Arbeit so weit vollendet, daß die
ganze Rotunde freigestellt und sich selbst überlassen werden konnte; die Abtragung der
Mittelgerüste erforderte dann noch die Zeit bis zum 8. März 1873.
Die innere Bodenfläche der Rotunde mißt 8130m2; ihr Kubikinhalt von der Fußboden-
höhe bei den Pfeilern bis zum Plateau des großen Druckringes, auf dem die erste Laterne
steht, beträgt 286.570 m3. Die erste Laterne hat innerhalb der Säulen 678 m2 Bodenfläche und
umfaßt bis zum Plateau des Druckringes 9623 m3. Die zweite Laterne weist 38 m2 Fläche und
430 m3 Inhalt auf.
Literatur.
Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereines. 1872 — 1874.
Dr. Martin Paul.
II. HAGENBUND.
Das Ausstellungshaus des Künstlerbundes „Hagen" in Wien (Abb. 750, 751) muß hier
genannt werden. Es wurde von dem Architekten Josef Urban in die Markthalle I., Zedlitzgasse
Nr. 6 eingebaut und erhielt eine dekorative Fassadenarchitektur. Über dem Haupteingang
(Abb. 750) befindet sich ein
großes polychromes Relief aus
Kunststein, welches vom Bild-
hauer Wilh. Hejda entworfen und
ausgeführt wurde. Der Hagen-
bund veranstaltet jährlich meh-
rere Ausstellungen, teils von
Werken seiner Mitglieder, teils
Kollektivausstellungen hervor-
ragender ausländischer Künstler.
Abb. 750. Ausstellungshaus des Künstler-
bundes „Hagen". Hauptansicht.
A. Weber.
äf
'■■ faMjHKtljH Jims!
Abb. 751. Ausstellungshaus desKünst-
lerbundes „Hagen". Vorraum.
IV. T E I L.
PLASTIK UND KUNSTSAMMLUNGEN.
Bd. II. 30
A. DENKMALE UND BRUNNEN.
I. ÖFFENTLICHE DENKMALE.
Von den seit frühester Zeit beliebten Wegsäulen, Licht- und Bildstöcken, den ältesten
Formen unserer öffentlichen Denkmale, hat sich in der großen Stadt nicht mehr viel erhalten.
Die ältesten Werke dieser Art dürften die gotische Wegsäule in Gersthof, Hauptstraße, sein,
welche, arg entstellt, zur Hälfte in das Haus Nr. 152 eingemauert, aus dem Ende des 15. Jahr-
hunderts stammen dürfte, und die sogenannte Spinnerin am Kreuz, an der Triesterstraße gelegen,
welche der Stadtrat im Jahre 1451 durch Dombaumeister Hanns Puchsbaum errichten ließ.
Einst an einsamer, etwas erhöhter Stelle, an der ehemaligen Grenze des Wiener Burgfriedens
gelegen, ist die Spinnerin am Kreuz (Abb. 752) heute fast in dem Häusermeer des X. Bezirkes
verschwunden. Sagen und Legenden knüpfen sich an dieses Denkmal, hervorgerufen durch den
Umstand, daß hier bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts die Richtstätte war. Diese gotische
Denksäule hat eine Höhe von etwas über 16 m, ist achteckig, mit kreuzförmigem Grundriß
und endigt mit einer quadratischen Phiale, welche von acht kleinen Phialen umgeben ist.
Aus dem 16. und dem Beginne des 17. Jahrhunderts ist
in Wien auf öffentlichen Plätzen nichts erhalten geblieben, da
es sowohl an dem Verständnis des
Publikums als auch an der plan-
mäßigen Kunstpflege fehlte. Oftmals
als herrenloses Gut angesehen, wur-
den sie nach und nach von den
Menschen vernichtet, wenn sie durch
die Unbilden der Witterung bereits
stark gelitten hatten. Aus dem Ende
des 17. Jahrhunderts besitzen wir
noch die Mariensäule am Hof
(Abb. 753), der Maria Immaculata
gewidmet, welche einem Gelübde
Kaiser Ferdinands III. ihre Entstehung
verdanken soll. Als die befürchtete
Belagerung Wiens durch die Schwe-
den 1645 glücklich abgewendet war,
wurde 1647 eine Mariensäule Am
Hof eingeweiht. Ihre heutige Gestalt
verdankt sie einem Nürnberger Erz-
gießer, welcher nach einem Ent-
würfe Burnacinis 1668 die figuralen
und ornamentalen Teile des Denk-
males goß, und ist eine Type für
Säulendenkmale jener Epoche.
Burnacini war durch Entwürfe
an manchem öffentlichen Denkmal
jener Zeit, besonders unter Kaiser
Leopold I. beteiligt und schuf 1693
für die Dreifaltigkeits- oder Pest-
säule am Graben (Abb. 755, 756)
Abb. 752. Spinnerin am Kreuz
(X. Bezirk).
Abb. 753. Mariensäule Am Hof
(I. Bezirk).
30*
468
Denkmale und Brunnen.
den Entwurf, welcher durch Paul von StrudI, Rauchmiller
und Frühwirth zur Ausführung kam. Das Denkmal zur Er-
innerung an das endliche Erlöschen der Pest, von Kaiser
Leopold I. errichtet, zeigt in schwungvollster Komposition
auf hohem Sockel einen Obelisken, welcher von Wolken
umgeben und von der heiligen Dreifaltigkeit gekrönt ist.
Der Kaiser kniet in voller Rüstung lorbeerbekrönt auf dem
Sockelbau, der mit Reliefs, kupfergetriebenen Wappen und
Inschriften geschmückt ist, die auf die überstandene Pest-
gefahr hinweisen; die Vertreibung der Pest kommt dabei
bildnerisch zur Darstellung (Abb. 756). Diese Pestsäulen
wurden seitdem eine sehr beliebte Denkmalsform und finden
sich in vielen Bezirken Wiens häufig vereinfacht wieder.
Zu den aus dem Ende des 16. Jahrhunderts stam-
menden Denksäulen dürfte die im III. Bezirke Ecke der
Hauptstraße und Baumgasse stehende Säule mit späterer
Basis und viereckigem Aufbau gehören, sowie eine Drei-
faltigkeitssäule auf dem Wege nach Schönbrunn, kurz hinter
der ehemaligen Mariahilfer Linie linker Hand. Im III. Bezirke
ist auch eine Dreifaltigkeitssäule zur Erinnerung an das
Verlöschen der Pest im Jahre 1683 und zum Gedächtnis an
eine von den Türken zerstörte Kirche auf dem kleinen
Platze zwischen Radetzky- und Zollamtsstraße heute noch
erhalten. Auf einem reliefgeschmückten hohen Sockel steht
Abb. 754. Kaiser Franz I. (Kaisergarten).
Abb. 755.
Dreifaltigkeits-
oder Pestsäule
am Graben.
Abb. 756. Darstellung der Vertreibung der Pest.
öffentliche Denkmale.
469
Abb. 757.
Reiterstandbild
Kaiser Josefs II.
(I., Josefs-
platz).
Abb. 758.
Schubert-
Denkmal
(Stadtpark).
eine Säule, deren Kapital eine Drei-
faltigkeitsgruppe trägt. Eine Inschrift
am Sockel berichtet von sechs Restau-
rierungen. Im VII. Bezirke befindet
Abb. 760. Bruckner-Denkmal (Stadtpark).
sich vor der St. Ulrichs-Kirche in der Burggasse eine Marien-
säule aus dem Jahre 1713 in der Art der Pestsäule am Graben,
bekrönt mit einer Marienstatue und flankiert von Statuen der
heiligen Rosalia und der heiligen Barbara. Im VIII. Bezirke vor
der Maria Treu-Kirche in der Piaristengasse steht ebenfalls eine
Mariensäule aus dem
Abb. 759. Emil Schindler-Denkmal (Stadtpark). Anfang des 18. Jahrhun-
derts, welche, mit Figu-
ren, Wappen und In-
schriften geschmückt,
eine Madonna im Ster-
nenkranz an ihrer Spitze
trägt; und auch im
IX. Bezirke steht vor
der Servitenkirche eine
solche Pestsäule. Hier
ist auch der Statue des
heiligen Johannes von
Nepomuk zu gedenken,
welche an der Mündung
der Mariahilferstraße in
die Lastenstraße steht
und mit einer Mensa
versehen ist, da all-
jährlich der Namens-
tag des Heiligen hier
gefeiert wird.
470
Denkmale und Brunnen.
Die Geschichte der
Denkmale Wiens im 19.
Jahrhundert ist innig ver-
knüpft mit der Geschichte
der bildenden Kunst Öster-
reichs überhaupt. Die künst-
lerische Entwicklung- Wiens
Abb. 761. Makart-Denkmal (Stadtpark).
Abb. 763. Beethoven-Denkmal (I., Beethoven-Platz)
Abb. 762. Kaiser Franz I. (Innerer Burghof).
bekommt im Laufe des 19. Jahrhunderts durch
Errichtung einer großen Anzahl monumen-
taler Plastiken profanen Charakters auf Straßen
und Plätzen eine ganz neue Richtung, da bis
dahin die große Plastik außer bei den bisher
genannten Werken nur bei monumentalen
Bauten und bei Brunnenanlagen zur Geltung
kam. Auch die Neueinführung des Bronze-
gusses und die Verwendung des Laaser
Marmors veranlaßte in Wien das Heraus-
treten mit der Porträtplastik aus Kirchen
und Palästen auf die öffentlichen Straßen
und Plätze, welche hierdurch besonders im
I. Bezirke ein ganz neues Aussehen bekamen.
Das erste öffentliche Porträtdenkmal
Wiens ist das Reiterstandbild des Kaisers
Josef II. (Abb. 757) auf dem gleichnamigen
Platze vor der k. k. Hofbibliothek, welches
im Gußhause der k. k. Artillerie gegossen
und 1807 enthüllt wurde. Das Modell hier-
für schuf F. Zauner, welcher die Hauptfigur,
dem Stile der Zeit entsprechend, in römi-
scher Kaisertracht darstellte. Die zwei Reliefs
auf dem granitenen Unterbau, die Hebung
des Handels und des Ackerbaues darstellend,
und die interessanten Reliefmedaillons in
Form großer Denkmünzen auf den runden
öffentliche Denkmale.
47:
>■■
Abb. 764. Schiller-Denkmal (I., Schiller-Platz).
Abb. 765. Reiterdenkmal des Feldmarschalls Radetzky
(I., Am Hof).
Eckpfeilern sind sowohl in künstlerischer
als technischer Beziehung vorzügliche
Arbeiten, deren schöner Glanz noch heute
nach hundertjährigem Bestand, besonders
bei den polierten Bronzeteilen des Denk-
males, bemerkenswert ist. Das Denkmal
hat eine Höhe von 11 '38m, ist 1464m
lang und
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i*V^Ca H *NAStASlus
GRÜN.
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Abb. 766. Anastasius Grün
(I., Schiller-Platz).
1169 m breit; das verwendete Stein-
material ist Mauthausener Granit.
Im Jahre 1846 ließ Kaiser
Ferdinand seinem Vorgänger, dem
Kaiser Franz I., im Inneren Burghof,
jetzt Franzensplatz genannt, ein
Denkmal durch den Mailänder Bild-
hauer Pompeo Marchesi errichten
(Abb. 762), welches den Kaiser, in
die Toga gehüllt, stehend, mit dem
Scepter in der Linken, darstellt, um-
geben von vier sitzenden allegori-
schen Figuren, den Haupttugenden
des Herrschers, dem Glauben, der
Stärke, dem Frieden und der Ge-
rechtigkeit. Im achteckigen Sockel
sind in überlebensgroßen Relieffigu-
ren Wissenschaft, Handel und Ge-
werbe, Berg- und Hüttenbau, Acker-
bau und Viehzucht, sowie Kunst und
Krieg dargestellt. Das Denkmal hat
zirka 18 m Höhe und ist in großen
Dimensionen gehalten, wirkt jedoch
Abb. 767. Nikolaus Lenau
(I., Schiller-Platz).
472
Denkmale und Brunnen.
infolge der strengen und kühlen akademischen Formengebung in seiner antiken Behandlung
wenig günstig zu seiner Umgebung. Im Kaisergarten ist Kaiser Franz I. noch ein Reiterdenkmal
errichtet worden, welches nach einem Modelle von Moll in Bronze gegossen ist (Abb. 754).
Mit dem Namen Fernkorn ist in Wien eine Reihe der schönsten und populärsten Denkmale
verknüpft, welche auch hier gegossen werden konnten, da durch Fernkorns Einfluß die
k. k. Kunst-Erzgießerei in Wien entstand,
deren erster Leiter er war. So ließ Kaiser
Franz Josef I. auf dem Äußeren Burg-
platze 1859 dem heldenmütigen Feldherrn
Erzherzog Karl (Abb. 769), 1860 dem
ruhmreichen Sieger Prinz Eugen von
Savoyen (Abb. 768) Reiterstandbilder er-
richten, welche sowohl in künstlerischer
als technischer Beziehung hervorragende
Werke des Kunstgusses bilden. Die Ar-
chitektur zu diesen beiden Denkmalen
schuf van der Null. Die Sockel aus
Untersberger Marmor sind mit Wappen-
schildern, Trophäen und Inschrifttafeln
reich geziert. Das erste Denkmal ist bis
zur Fahnenspitze 165m hoch, das zweite
etwa um einen Meter niedriger.
Im Jahre 1862 folgte, gleichfalls in
Bronzeguß von Fernkorn, vor der techni-
schen Hochschule das Denkmal für Josef
Ressel, dem Erfinder der Schiffsschraube,
in ganzer Figur auf einem Unterbau von
Karststein.
Als drittes Reiterdenkmal entstand
1867, durch Bildhauer Julius Hähnel aus-
geführt, das Denkmal des Feldmarschalls
Fürsten Schwarzenberg, welches Kaiser
Franz Josef I. „dem siegreichen Heer-
führer der Verbündeten in den Kriegen
1813—1814" errichten ließ. Zwischen
dem Palais des Fürsten und der Ring-
straße auf dem gleichnamigen Platze
stehend, zeigt dieses Denkmal im Gegen-
satze zu den zwei oben genannten größte
Ruhe und Einfachheit, ohne künstlerisch
besonders anzusprechen. Der glatte Sockel-
unterbau und die umschließenden Pfeiler
sind aus Karstmarmor.
Nicht der Mangel an geeigneten Plätzen für die Aufstellung von Denkmalen in der
Innern Stadt und den Bezirken, sondern der mehr malerische als monumentale Zug in der
Plastik gegen Ende des 19. Jahrhunderts führte bald zur Wahl des Stadtparkes als beliebtesten
Aufstellungsort für unsere Denkmale, in welchem 1872 als erstes das Schubert-Denkmal
(Abb. 758) vom Wiener Männergesangsvereine errichtet wurde. C. Kundmann schuf die
sitzende Figur aus Carraramarmor, auf mäßig hohem Karstmarmorsockel, dessen vier Seiten
noch mit Marmorreliefs geschmückt sind; der Stufenunterbau ist aus sächsischem Granit. Ganz
in der Nähe folgte 1877 vom Bildhauer Franz Pönninger das kleine Denkmal, dem Andenken
des Bürgermeisters Andreas Zelinka gewidmet, eine Büste auf Porphyrsockel.
Gleichfalls hier errichtete 1896 eine Anzahl von Künstlern und Verehrern dem hoch-
geschätzten Landschaftsmaler Emil Schindler (Abb. 759) ein Denkmal, von E. Helmer aus
Carraramarmor ausgeführt, welches den Künstler auf einem Fclsblock ruhend, mit dem
sinnenden Blick in die Ferne, darstellt. Zwei Jahre später folgte 1898 das Makart-Denkmal
(Abb. 761) von Viktor Tilgner, den großen Meister Hans Makart im Kostüme seines berühmten
Festzuges vom Jahre 1879, gewissermaßen als Triumphator seiner populären Schöpfung, in
Reiterstandbild des Prinzen Eugen von Savoyen
(Äußerer Burgplatz).
Öffentliche Denkmale.
473
Laascr Marmor ausgeführt. Bereits 1899 folgte das hübsche Bruckner-Denkmal (Abb. 760),
die monumentale Bronzebüstc von Tilgner, auf hohem Grundsockcl, an den sich eine reizende
Figur aus Laascr Marmor von F. Zerritsch anschmiegt, dem Meister der Tonkunst mit der
Rechten ein Lorbeerreis reichend und mit der linken Hand die Dornen abwehrend. 1901
wurde dem Maler van Fiaanen eine Büste von Tilgner aus Bronze auf hübschem Unters-
berger Marmorsockel in einem stillen
Winkel des Stadtparkes errichtet. Im Jahre ^^
1902 kam noch schließlich eine Büste des
Malers Amcrl ing von Johannes Benk aus
Laaser Marmor in der Nähe des Teiches
im Stadtpark zur Aufstellung.
Im I. Bezirke wurde 1876 die An-
lage vor der Akademie der bildenden
Künste mit einem Schiller-Denkmale
(Abb. 764) geschmückt. Auf einem hohen
Unterbau aus grauem Mauthausener und
rotem schwedischem Granit steht das
Bronzestandbild des Dichters, umgeben
von den sitzenden Figuren der vier
Lebensalter und dazwischen im Sockel
Hochreliefs mit den Darstellungen von
Genie, Poesie, Wissenschaft und Hei-
matliebe.
In der Nähe des Stadtparkes in
einer kleinen Gartenanlage vor dem aka-
demischen Gymnasium wurde 1880 das
Beethoven-Denkmal (Abb. 763), eine Ar-
beit von Kaspar Zumbusch, errichtet. Auf
einem Unterbau aus rotem schwedischem
Granit und ebensolchem Sockel ruht die
ernste, sinnende Gestalt des großen Ton-
dichters, rechts und links flankiert von
den Gestalten des gefesselten Prometheus
und einer Viktoria, welche durch tan-
zende und musizierende Puttis verbunden
werden. Dieses Denkmal, ursprünglich
mit der Rückseite der Wien zugekehrt,
wurde nach Überwölbung derselben im
Jahre 1899 umgedreht.
Auf hervorragendem Platze zwi-
schen den beiden Hofmuseen wurde 1887
aus den Mitteln des Stadterweiterungs-
fonds das Denkmal der Kaiserin Maria
Theresia (Tafel XIII) errichtet. Auf hohem, von 4 Paar Doppelsäulen von Sterzinger Serpentin
flankiertem Sockel aus böhmischem Granit thront die Herrscherin, begleitet von vier sitzenden
kleinen Figuren, den Herrschertugenden, Weisheit, Kraft, Gerechtigkeit und Milde. Der Sockel
ist mit vier großen Reliefgruppenbildern verdienstvoller Männer aus der Zeit der Kaiserin
geschmückt, von welchen vier der bedeutendsten, in freier Figur stehend, fast 3*5 m hoch sind.
So tritt vor die Gruppe der Staatsmänner Wenzel Graf Kaunitz, vor den Gesetzgebern Graf
Haugwitz, vor dem Kriegswesen Wenzel Fürst Liechtenstein, vor Kunst und Wissenschaft
van Swieten hervor. Am diagonal vorspringenden Unterbau befinden sich die Reiterfiguren
der hervorragendsten Feldherren der theresianischen Zeit: Laudon und Daun, Khevenhüller
und Traun. Das Denkmal, welches eine Höhe von 19'40m besitzt, ist eine Arbeit des Bild-
hauers C. von Zumbusch und des Architekten K. von Hasenauer. Der figurale und ornamentale
Teil stammt aus der k. k. Erzgießerei.
Im Jahre 1889 wurde im Volksgarten das Grillparzer-Denkmal (Abb. 770) errichtet, zu
welchem C. Kundmann die sitzende Figur des Dichters, Rudolf Weyr sechs prächtige Reliefs
schufen, während die Architektur von Hasenauer stammt. In einer halbkreisförmigen Nische,
Abb. 769.
Reiterstandbild des Erzherzogs Karl
(Äußerer Burgplatz).
474
Denkmale und Brunnen.
Abb. 770. Grillparzer-Denkmal (Volksgarten).
Abb. 771.
Mozart-Denkmal
(I., Albrechts-
Platz).
von Halbsäulen flankiert, sitzt
der sinnende Dichter, beiderseits
in einer niedrigen Wand sind
Szenen aus seinen Hauptwerken
eingefügt. Links die Schlußszene
aus der „Ahnfrau" und „Traum
ein Leben", sowie die Belehnungs-
szene aus „König Ottokars Glück
Abb. 772.
Friedrich von
Schmidt-Denk-
mal (hinter dem
Rathause).
X
X
-
ja
n
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öffentliche Denkmale.
475
j und Ende", rechts „Sapphos
v^y Abschied", „Medea wird von
** ihren Kindern getrennt" und
„Hero findet Leanders Leiche".
Zur Erinnerung an Lieben-
berg, welcher zur Zeit der zwei-
ten Türkenbclagerung (1683)
Bürgermeister von Wien war,
wurde durch die Munifizenz des
Fabrikanten Fr. Freiherrn von
Leitenbcrger im jähre 1890 am
Franzensring, gegenüber der
Universität, ein 9 m hoher Obe-
lisk aus schwedischem Granit
errichtet (Abb. 773). Derselbe
ist mit dem Bronzemedaillon
Liebenbergs und einer 4-5 m
hohen Viktoria geschmückt. Auf
dem Sockel liegt ein Löwe,
welcher türkische Waffen und
Trophäen zwischen den Pranken
hält. Das Monument ist eine
Arbeit des Bildhauers Silber-
nagel.
Seit 1891 schmücken die Anlagen beim Schiller-Denkmal Hermen der Dichter Nikolaus
Lenau (Abb. 767) und Anastasius Grün (Anton Graf Auersperg) (Abb. 766), welche Bildhauer
R. Schwerzek aus Laaser Marmor mit hübschen Putten und vergoldeten Bronzegehängen ausführte.
Im Jahre 1892 wurde Am Hof das bronzene Reiterdenkmal des Feldmarschalls Radetzky
(Abb. 765) von K. von Zumbusch errichtet. Architekt G. Niemann entwarf den architektonischen
Abb. 773. Liebenberg-Denk
mal (I., Franzensring).
Abb. 774. Goethe-Denkmal (I., Opernring).
Abb. 775. Raimund-Denkmal (vor dem Deutschen Volkstheater).
Abb. 776. Tegetthoff-Denkmal (Praterstern).
476
Denkmale und Brunnen.
Abb. 777.
Heinrich Jasomirgott.
Abb. 778.
Rudolf der Stifter.
Abb. 779.
Graf Rüdiger von Starhemberg.
Abb. 7S0.
Fischer von Erlach.
Teil. Auf hohem Granitsockel, welcher mit zwei Kolossalreliefs aus dem Leben des Feldherrn
geschmückt ist, erhebt sich das Denkmal, den Feldherrn in ruhiger Haltung zu Pferde dar-
stellend, mitten im Marktleben dieses Platzes, ein Bild voll Leben und Wahrheit.
1896 erhielt endlich auch Wolfgang Amadeus Mozart ein Denkmal auf dem Albrechts-Platze
(Abb. 771), als Ergebnis einer zweimaligen Konkurrenz, bei der Viktor Tilgner als Sieger hervor-
gegangen ist. Bei einer früheren Konkurrenz (1887) war das Denkmal vor der Oper gedacht,
und erhielt damals der Bildhauer Ant. Wagner den ersten Preis, ohne jedoch die Ausführung
seines Entwurfes verwirklicht zu sehen, da sich berechtigte Bedenken gegen die Wahl dieses
Platzes erhoben. Mit diesem Denkmal hat nun Tilgner, obwohl die Hauptfigur nicht ungeteilten
Beifall findet, eine der reizvollsten Plastiken Wiens geschaffen sowohl in bezug auf den wohl pro-
portionierten Aufbau als die schönen Reliefs und die entzückenden musizierenden Kindergruppen.
Im Jahre 1896 ehrte man das Andenken an Friedrich von Schmidt (Abb. 772), den Er-
bauer des neuen Wiener Rathauses, indem in der Garten-
anlage, an der Rückseite dieses seines größten Baues, von
den Schülern, Freunden und Verehrern unseres Meisters
der Baukunst, ein Bronzestandbild errichtet wurde, dessen
Figur Bildhauer von Hoffmann, dessen Architektur Julius
Deininger schufen.
Dem siegreichen Feldherrn Erzherzog Albrecht er-
richtete die Armee (1898) ein Reiterdenkmal, das vor dem
Palais des verewigten Erzherzogs zur Aufstellung kam (siehe
Abb. 818 [Albrechts-Brunnen]). Das Denkmal, abermals ein
Werk des Meisters C. von Zumbusch, ist in der k. k. Kunst-
Erzgießerei gegossen und steht mit seinem hohen Sockel
von Konopischter Granit, auf einem dominierenden Platze.
Der populäre Wiener Dichter und Schauspieler
Ferdinand Raimund erhielt 1898 vor dem Deutschen Volks-
theater ein Denkmal aus Laaser Marmor, welches den sin-
nenden Dichter, auf einer Steinbank sitzend, darstellt, wäh-
rend eine Waldnymphe (die Poesie), sich vorneigend, dem
Dichter zuflüstert, ein Werk des Bildhauers Franz Vogl
(Abb. 775).
Im Jahre 1900 entstand am Opernring, auf einem
ungünstigen Platze, ohne Zusammenhang mit der Umgebung,
das Goethe-Denkmal (Abb. 774), dem Edmund Hclmer die
Abb. 78i. stagdbM Kajserft-anz Josef .. schöne Gestalt gab Dje sjtzende figur mit dem herrlichen
öffentliche Denkmale.
477
Kopfe, die ausdrucksvollen Hände in ruhc-
samer Haltung-, ist imponierend und voller
Leben. Der schöne Bronzeguß stammt aus
der k. k. Kunst-Erzgießerei, der Sockel ist von
Mauthausener Granit. Im selben Jahre wurde
das Gutenberg-Denkmal (Abb. 789) am Lugeck
von Hans Bitterlich errichtet, eine Bronzefigur
von schöner Bewegung auf einem reliefge-
schmückten Sockel aus Untersberger Marmor,
mit Architektur von M. Fabiani.
Auch die übrigen Bezirke Wiens be-
kamen nach und nach ihre Denkmale, so im
II. Bezirke der Praterstern das weithin sicht-
bare Tegetthoff-Denkmal (Abb. 776) von
Kundmann und Architektur von Hasenauer,
eine mächtige Säule aus Bavenogranit von
19-50 m Höhe, mit bronzenen Rostren ge-
schmückt, an der Spitze die 3-50 m hohe
Figur des Seehelden trag-end, am Fuße Grup-
pen von Seepferden und Viktorien. Der figu-
rale Teil ist aus Bronze, der architektonische aus
Sterzinger Marmor auf hohem Granitunterbau.
Im selben Bezirke ist noch zu erwäh-
nen in der Großen Pfarrgasse eine hübsche
St. Leopolds-Statue aus Stein und im
k. u. k. Augarten das im Jahre 1890 dahin
übertragene sogenannte Stiftungskreuz,
eine Renaissancegruppe (Christus am Kreuz,
am Fuße Maria), die bereits einmal im Jahre
1807 restauriert wurde und aus dem 17. Jahr-
hundert stammen soll.
Im IV. Bezirke wurde im Jahre 1855 vom Bildhauer E. Pendl an der Ecke der Kolschitzky-
gasse und Favoritenstraße eine kleine Bronzestatuette des aus dem Türkenkriege bekannten
F. G. Kolschitzky durch den Cafetier Zwirina errichtet.
Im VI. Bezirke wurde 1887 vor der Mariahilfer Kirche das Denkmal von Josef Haydn
(Abb. 788) errichtet, das Bildhauer Natter und Architekt Hieser schufen; die Figur ist
Abb. 782. Anzengruber-Denkmal (I., Schmirling-Platz).
Abb. 783.
Leopold der Glorreiche.
Abb. 784.
Graf Niklas Salm.
Abb. 785.
Bischof Kolonitz.
Abb. 786.
Josef von Sonnenfels.
478
Denkmale und Brunnen.
Abb. 787. Strauß-Lanner-Denkmal (Rathhauspark).
aus Carraramarmor, der Sockel aus Untersberger
Marmor und Granit.
An der Peripherie des VII. Bezirkes, am Ende der
Westbahnstraße, wurde 1901 in einer kleinen Garten-
anlage für P. Urban
Loritz, dem ver-
dienstvollen Pfarrer
dieses Bezirkes, vom
Bildhauer Fr. Seifert
eine Bronzebüste ge-
schaffen, die in der
Erzgießerei von Hans
Frömml gegossen
wurde.
Im XIII. Bezirke
wurde im Jahre 1871
vor der Hietzinger
Kirche ein Denkmal
für den verewigten
Kaiser Maximilian
von Mexiko, ein
Bronzestandbild auf
hohem Marmor-
sockel, vom Bild-
hauer Meixner, er-
richtet.
Im Jahre 1904
stiftete vor der Infan-
terie - Kadettenschule
in Breitensee ein
Herr Bock das Stand-
bild Kaiser Franz
Josefs I. (Abb. 781), das, in Carraramarmor von Joh. Benk ausgeführt, den Monarchen in
Feldadjustierung mit der Mütze, das erste Mal auf einem öffentlichen Platze Wiens, darstellt.
Acht Figuren, welche auf der Elisabeth-Brücke im Jahre 1869 vom Vereine zur Beförderung
der bildenden Künste mit Subvention der Gemeinde errichtet wurden, erhielten im Jahre 1902
Abb. 788. Josef Haydn-Dcnkmal (VI. Bezirk).
Abb. 7S9. Gutenberg-Denkmal (1., Lugeck).
Öffentliche Denkmale.
479
Abb. 790. Türkendenkmal (St. Stephans-Kirche).
rechts und links von
der Zufahrtsstraße zum
neuen Rathause eine
überaus glückliche Auf-
stellung; es sind links
(Abb. 777 bis 780) die
Standbilder von Hein-
rich Jasomirgott, Rudolf
dem Stifter, Graf Rü-
diger von Starhemberg
und Fischer von Erlach,
rechts (Abb. 783 bis
786) von Leopold dem
Glorreichen, Graf Niklas
Salm, Bischof Kolonitz
und Josef von Sonnen-
fels, welche von den
Bildhauern Melnitzky,
Preleuthner, J. Gasser,
J. Feßler und von V. Pilz,
Purkhartshofer, H. Gas-
ser, J. Cesar in Car-
raramarmor ausgeführt
wurden.
Im Jahre 1894 er-
richtete ein Komitee zur
Erinnerung an die rühm-
liche Befreiung Wiens
von den Türken anno
1 683 ein Denkmal (Abb.
790),welchesvondemin
einer Konkurrenz preis-
gekrönten Bildhauer Ed-
mund Helmer in der
Stephanskirche in der
Westmauer der großen
Turmhalle zur Aufstel-
lung kam. Dieses präch-
tige Denkmal im Stile
der bekannten groß-
angelegten Feldherren-
Grabdenkmäler in den
VenezianerKirchen zeigt
als Hauptgruppe den
Sieger Rüdiger von Star-
hemberg zu Pferde, von
Kriegern begleitet und
von einer schweben-
den Viktoria mit dem
Lorbeerkränze bekrönt.
Rechts und links ste-
hen die Figuren des
Erzbischofs von Kolo-
nitz und des Bürgermei-
sters Liebenberg, dar-
über Karl von Lothrin-
gen, J. Sobieski, König
von Polen, u. a. in kräf-
480
Denkmale und Brunnen.
tigen Gestalten, das Ganze mit einer Madonna im Strahlenkranz endigend, welche von den
knienden Gestalten des Papstes Innozenz XI. und des Kaisers Leopold I. flankiert wird.
Im XVI. Bezirke wurde am Hoffer-Platz ein Erinnerungsdenkmal an Kaiser Josef II.
errichtet, welcher für Ottakring eine Brunnenanlage schaffen ließ. Auf dem von einem Kaiser-
adler bekrönten Obelisk aus Kalkstein ist das Porträtmedaillon Josefs II. angebracht.
Im XIX. Bezirke wurde auf dem Wege von Nußdorf nach Grinzing in einer von Beethoven
gerne aufgesuchten kleinen Parkanlage eine mächtige Bronzebüste des großen Tonkünstlers,
von Fernkorn, errichtet, und in Hietzing, im sogenannten Hügelpark, eine schöne Büste für
Freiherrn von Hügel, nach einem Modell von Joh. Benk, in Marmor ausgeführt.
Der stetig zunehmenden Denkmalsfreude in Wien sind noch zu verdanken: 1905 an der
Ecke des Stadtparkes, der Ringstraße zugekehrt, das Bronzestandbild des Malers Hans Canon
von R. Weyr, in der kleinen Parkanlage vor dem Palais Auersperg das Anzengruber-Denkmal
(Abb. 782), welches der Bildhauer Joh. Scherpe als Preisträger in einer Konkurrenz schuf, die
kräftige Gestalt des Dichters auf einen Felsen heraustretend, zu seinen Füßen der Steinklopfcrhans
bei der Arbeit, das Ganze gärtnerisch glücklich behandelt, und im Rathauspark, gegen das Parla-
mentsgebäude gekehrt, das Strauß-Lanrter-Denkmal (Abb. 787), das Bildhauer Franz Seifert
und Architekt Örley geschaffen haben. Vereint stehen die beiden Meister der schönsten Wiener
Tanzweisen vor einem großen Halbrund aus Marmor, auf dem friesartig tanzende Paare sich
bewegen. Die freien Figuren beider Denkmale sind in der Erzgießerei von Hans Frömml
gegossen. Im Volksgarten ist bereits das Kaiserin Elisabeth-Denkmal in großangelegter Archi-
tektur von Friedrich Ohmann und von Bildhauer Bitterlich in Angriff genommen worden.
Ein langgestreckter Vorgarten mit Sitzbänken, ein Wasserbassin mit zwei Springbrunnen und
zwei seitlichen Wandbrunnen bilden die Einleitung zu dem eigentlichen Denkmale, welches
die geliebte Kaiserin sitzend darstellt, von einer halbkreis-
förmigen Steinwand rückwärts abgeschlossen, welche die
Inschrift trägt: „Ihrer unvergeßlichen Kaiserin Elisabeth
errichteten dieses Denkmal in unwandelbarer Liebe und
Treue Österreichs Völker." Die reiche Architektur, zwei
mächtige, mit Vasen bekrönte Säulen aus finnländischem
Marmor versprechen heute schon eine günstige Wirkung
der Gesamtanlage und die Hauptfigur von Professor
Bitterlich läßt das Beste erwarten.
Im September 1906 kam auf dem Platze vor der
Rudolfs-Kaserne ein Deutschmeister-Denkmal (Abb. 791,
792) zur Aufstellung, das zur Erinnerung an das 200jäh-
rige Jubiläum des Wiener Hausregimentes errichtet wurde.
Bildhauer Johannes Benk machte den reichen figuralen
Teil, während der architektonische Teil des Denkmales
und die Platzan-
lage dem Archi-
tekten A. Weber
übertragen ward.
Der architektoni-
sche Aufbau aus
geschliffenem und
poliertem Kono-
pischter Granit bil-
det den ruhigen
Rahmen für zwei
Reliefe im Sockel
(die „Schlacht bei
Zenta" [Abb. 792]
und die „Schlacht
bei Kolin") und
für zwei freistehende Gruppen, den Opfermut und die Kameradschaft darstellend („Der treue
Kamerad" und „Der Grenadier von Landshut"). Vorne reicht Vindobona den Lorbeerkranz zu
der Widmungsinschrift: „Die Wiener ihrem Hausregimente", welche sich mit der rückwärtigen
Inschrift: „Mit Gott für Kaiser und Vaterland" und den seitlichen Namen der Hauptschlachten
Abb. 791.
Deutschmeister-Denkmal (I., Deutsch-
meisterplatz).
Abb. 792.
Reliefgruppe am Deutschmeister-
Denkmal.
Öffentliche Denkmale.
481
Abb. 793.
Rossebändiger (I., Maria Theresien-
Platz).
Abb. 794. Rossebändiger (I., Maria Theresien-
Platz).
auf dem Mittelsockcl be-
finden, der die Haupt-
figur, den Deutschmei-
ster-Fahnenträger in leb-
hafter Bewegung als Be-
krönung trägt. Die archi-
tektonische Umrahmung
des Denkmales aus Neu-
hauser Findlingsgranit
mit Bronzestangen und
Bronzekugeln, rückwärts
mit zwei großen Inschrift-
tafeln, vorne mit zwei
Steinbänken gibt der
ganzen, zirka einen Meter
über die Ringstraße ge-
hobenen Anlage einen
geschlossenen Charakter.
Die meisten dieser
neueren Denkmale sind
durch die Unterstützung
der Gemeinde gefördert
worden, welche dieFun-
dierungsarbeiten sowie
die Gartenanlagen jemalig kostenlos beistellte. Von kunstfreundlichen Kreisen Wiens soll
noch ein Schwind-, ein Hamerling sowie ein Pfarrer Kneipp-Denkmal errichtet werden, weiters
ein Stifter-Denkmal im Türkenschanzpark, und vor der Karlskirche im IV. Bezirke ein groß-
gedachtes Denkmal für Kaiser Karl VI. Am 30. Oktober 1906 wurde in der Nähe des Schwarzen-
bergplatzes dem großen Bildhauer Raphael Donner, dessen Werke wir in gebührender Weise
genannt haben, ein schönes Standbild errichtet, welches nach dem Modelle des Bildhauers
Richard Kauffungen in Erz gegossen wurde. Wir sehen den großen Meister auf einem Granit-
sockel im Arbeitskittel am Modelltisch, darunter die Inschrift: „G. Rafael Donner 1692 — 1741."
Einen prächtigen Wandschmuck erhält jetzt die Peterskirche an der Ostseite, ein Riesenrelief,
die Einführung des Christentums durch Karl den Großen in Österreich darstellend, das R. Weyr
übertragen ist. Von sonstiger Plastik auf öffentlichen Plätzen wären noch zu erwähnen: die zwei
Rossebändiger (Abb. 793, 794) an der den Hofstallungen zugekehrten Schmalseite des
Kaiserin Maria Theresien-Platzes, rechts und links von dessen mittlerem Zugang, welche Bild-
hauer Th. Friedl 1892 in Carraramarmor ausführte. Zwei herkulisch gebaute Gestalten, ein Römer
und ein Germane, mit hochaufbäumenden
Rossen, ganz im Stile der großen Barockmeister.
Im Jahre 1899 schuf Bildhauer Anton
Straßer eine Gruppe, Marc Anton von Löwen
gezogen (Abb. 795), welche, im Staatsauftrag
in Erz gegossen, provisorisch neben dem Aus-
stellungsgebäude der Sezession zur Aufstel-
lung kam.
Im Herbste 1903 wurden vor der Tech-
nischen Hochschule in Wien acht Hermen
hervorragender Lehrer dieser Hochschule
enthüllt, deren Aufstellung der Initiative des
Österreichischen Ingenieur- und Architekten-
Vereines zu danken ist. Es sind dies die
Büsten von Johann von Prechtl, Simon
Stampfer, Adam F. von Burg, Anton von
Schrötter, Georg von Rebhahn, Heinrich von
Ferstel und Johann von Radinger.
Abb. 795. Marc Anton-Gruppe (neben dem Ausstellungsgebäude
der Sezession).
Bd. II.
31
482
Denkmale und Brunnen.
II. MONUMENTALBRUNNEN,
a) Auf öffentlichen Plätzen.
Die Geschichte der künstlerischen Ausgestaltung der Brunnen Wiens reicht wohl weit
zurück, doch sind aus der Zeit vor dem 18. Jahrhundert keine künstlerisch ausgeschmückten oder
monumentalen Brunnen auf Plätzen erhalten geblieben. Der älteste ist der in der Stallburg
befindliche runde, steinerne Brunnen, welcher die Jahreszahl 1675 aufweist und mit einem hohen
Abb. 796 und 797.
Bassins mit Brunnen-
gruppen in den Gar-
tenanlagen zwischen
den beiden Hof-
museen.
zylindrischen Gitter und einem Blechdach versehen ist. Teile eines ähnlichen Ziehbrunnens
finden sich im Hofe eines Hauses in der Himmelpfortgasse. Auf alten Stadtbildern sehen wir an
Stelle manches unserer jetzigen kleinere Brunnen: so z.B. am Neuen Markt hochvergitterte Röhren-
brunnen im Stile des 17., Am Hof zwei Brunnen im Stile des 18. Jahrhunderts, welche zu Beginn
des 19. Jahrhunderts im Empirestil erscheinen, heute sind sie verschwunden, ebenso ein Brunnen
vor dem Schönbrunner-Haus unter den Tuchlauben, den noch Stiche vom Jahre 1730 zeigen.
Als Kaiser Leopold 1. im Jahre 1702 für den Fall des Sieges seines Sohnes (späterem
Kaiser Josef I.) nach dem Falle der Festung Landau eine Denksäule zu Ehren des hl. Josef
zu errichten gelobte, entstand diese im Jahre 1719 vorder städtischen Schranne in Form eines
tempelartigen Brunnenbaues, von vier Holzsäulen getragen. Seine jetzige Gestalt erhielt der
Brunnen auf dem Hohen Markt (Abb. 802) unter Karl VI. nach den Entwürfen von J. B. Fischer
von Erlach und mit Figuren von Ant. Corradini und wurde 1732 vollendet. Unter einem
von vier schönen korinthischen Säulen getragenen Baldachin von sehr bedeutenden Dimen-
sionen ist die Vermählung Josefs mit Maria, vom Hohenpriester eingesegnet, in überlebensgroßen
Figuren dargestellt; die Säulenbasen werden flankiert von vier großen Engelsgestalten, unter
denen am Sockel Inschriften und Reliefdarstellungen abwechseln. Rechts und links befinden
sich zwei mächtige Brunnenschalen mit vier Bronzevasen und grüner Glasfüllung.
Den herrlichen Brunnen auf dem Neuen Markt (früher Mehlmarkt) (Abb. 805), den die Ge-
meinde Wien an Stelle eines älteren Brunnens 1739 errichten ließ, schuf R. Donner, unser
größter Plastiker des 18. Jahrhunderts. Der Brunnen ist bekrönt von einer sitzenden weiblichen
Figur, mit der Schlange und dem Medaillon Äskulaps; am Fuße des Sockels spielen Putten
mit wasserspeienden Fischen. Am Rande des großen Beckens ruhen abwechselnd zwei männ-
liche und zwei weibliche Figuren, die Enns, Ybbs, Traun und March darstellend. Die männ-
lichen Figuren sind mit Harpunen bewaffnet; eine Figur zielt auf einen im Beckengrunde
angebrachten Fisch, die weiblichen Figuren halten große Wassergefäße. Im Jahre 1801 wurden
die Donnerschen Bleifiguren bereits ausgebessert, das weiche Material hielt jedoch nicht Stand
und wurden 1873 sämtliche Figuren in der k. k. Erzgießerei in Bronze gegossen und die
Originale von der Gemeinde aufbewahrt. In die Mitte des 18. Jahrhunderts fallen die Brunnen-
skulpturen im Schönbrunner Park von Grassi und Joh. Bayer und die künstliche Ruine im
Geschmacke jener Zeit, Fragmente eines Nympheums darstellend. Als Abschluß des Blickes,
durch den Park vom Schloßeingange gesehen, am Fuße des Gloriettehügels, befindet sich der
großartige Neptuns-Brunnen (Abb. 804) in einer Bassinanlage mit Nymphen, Seepferden und
Monumcntalbrunnen.
483
Abb. 798. Der „Schöne Brunnen"
(Schönbrunn).
anderen Seebewohnern,
und, in einer Laube ver-
steckt, der sogenannte
„Schöne Brunnen", eine
ruhende weibliche Figur
mit einer Urne, verkörpert
die Quelle in der edel-
sten Art des R. Donner
(Abb. 798).
Im Anschlüsse daran
wäre hier außer der rei-
Abb. 799. Moses-Brunnen
(I., Franziskanerplatz).
Abb. 800. Tilgner-Brunnen
(Volksgarten).
chen Gartenplastik
des Schönbrunner
Parkes von Grassi
und Joh. Bayer des
Belvederes und des
Schwarzenberg - Gar-
tens zu gedenken, wo
dekorative Garten-
figuren, die verschie-
denartig aufgefaßten
Sphinxe und große
Abb. 801. Engelbrunnen
(IV., Wiedener Hauptstraße).
Abb. 802. Brunnen auf dem Hohen. Markt
(I. Bezirk).
Abb. 803. Brunnen am Graben
(I. Bezirk).
31*
484
Denkmale und Brunnen.
Abb. 804. Neptuns-Brunnen (am Fuße des Gloriettes in Schönbrunn).
Blumenvasen. Terrassenbrüstungen, Rampen und Bänke die Parkplätze und Wege schmücken. —
J. Martin Fischer (welcher die erste Ausbesserung der Donnerschen Figuren vorzunehmen'
hatte) schuf bereits im Jahre 1798 für die Gemeinde Wien vor der Franziskanerkirche im
Abb. 805. Brunnen auf dem Neuen Markt (I. Bezirk).
tf .
Monumcntalbrunncn.
485
Abb. 807. Hygieia-Brunnen im Vor-
garten des Josefinums (IX., Währin-
gerstraße).
I. Bezirke den Moses-
Brunnen (Abb. 799), des-
sen schlichte Architektur
aus Kaiserstein, dessen be-
krönende, sehr schön
bewegte Moses-Figur aus
Abb. S06.
Donauweibchen-
Brunnen (Stadt-
park).
Abb. 808.
Brunnen der
hl. Margarete
(V. Bezirk).
einem zinkartigen Metall-
guß (vermutlich Zink,
Spießglanz, Antimon und
Blei) hergestellt ist. An
der Vorderseite ist ein
Metallrelief eingelassen,
die Juden in der Wüste
ihren Durst stillend, rück-
wärts ein mächtiger Lö-
wenkopf, wasserspeiend.
Den gleichen Charakter
zeigen heute die Figuren
Abb. S09. Gänsemädchen-Brunnen
(VI. Bezirk).
Abb. 810. Brunnen in der Alser-
straße (IX. Bezirk).
Abb. 811. Austria-Brunnen auf der Freiung
(I. Bezirk).
486
Denkmale und Brunnen.
der beiden Brunnen am Graben (Abb. 803), doch entstanden dort schon zwei Brunnen mit
der Pestsäule und sollen 1681 von Frühwirth entworfen worden sein, dessen Figuren 1730
durch Steinbilder von Mattielli ersetzt wurden, welche wiederum 1804 den Bleifiguren
J. M. Fischers, die wir heute sehen, weichen mußten. Auf Bildern von 1719 sehen wir die
älteste Form dieser damals mit einem Schmiedeeisengitter umgebenen Brunnenschalen mit der
charakteristischen Gestalt des heiligen Leopold, das Kirchenmodell haltend, vor dem Trattnern-
Hof. Auch Fischer mußte den Brunnen wieder mit einer Leopold-Statue zieren, die Kirche
erscheint jetzt als Zeichnung auf einem Plane, den ein Knabe dem Heiligen hinhält. Der zweite
Brunnen ist heute mit einem heiligen Josef geziert, welcher ebenfalls einen Knaben zur Seite hat.
Auch der hübsche Brunnen in der Alserstraße (Abb. 810), an der Mündung der Skoda-
gasse, verdankt seinen
figuralen Schmuck J. M.
Fischer, welcher hier die
Wachsamkeit darstellt,
eine gut bewegte weib-
liche Figur mit prächti-
gem Kopfe, mit einer
Ampel in der Hand,
einen steinhaltenden Kra-
nich zur Seite. Der Blei-
guß stammt aus dem
Jahre 1783, ebenso die
wasserspeienden Löwen-
köpfe. Der heutige anti-
kisierende hübsche Stein-
unterbau stammt aus
der zweiten Hälfte des
19. Jahrhunderts und
dürfte seine Entstehung
dem Architekten A. Hau-
ser zu verdanken haben.
Verwandten Charakter
zeigt der Hygieia-Brun-
nen (Abb. 807) im Vor-
garten des Josefinums
in der Währingerstraße
mit einer überlebens-
großen Hygieia auf ho-
hem quadratischem Stcin-
sockel in einem großen
Bassin.
Im Jahre 1834
wurde im VIII. Bezirke
auf dem Albert-Platz ein
Isis-Brunnen errichtet,
dessen Mittelpunkt in
einem großen Steinbas-
sin die Figur der Isis
bildet, ein Eisenguß der
ehemaligen Werke des
Grafen Salm in Blansko.
1836 entstand im V. Be-
zirke auf dem Margare-
ten-Platze ein Brunnen
der hl. Margarete (Abb.
808), den Drachen zu
den Füßen mit dem
Abb. 812. Pallas Athene-Brunnenanlage vor dem Parlamentsgebäudc. KrCUZC besiegend, nach
Monumentalbrunnen.
487
Abb. 814.
Mozart-
Brunnen
(IV., Mo-
zartplatz).
einem Modell von Joh. Schaller in Blei gegossen, 1886 je-
doch nach dem Entwürfe des Architekten A. Hauser neu auf-
gestellt mit einem neuen Unterbau aus Hundsheimer Stein.
Im IV. Bezirke errichtete die Gemeinde Wien 1843 vor der
Paulaner-Kirche den Schutzengel-Brunnen (Abb. 816) nach
den Plänen der Architekten van der Null und Siccardsburg,
mit einer Gruppe von J. Preleuthner, der Schutzengel ein
Kind führend, bei dem die Figuren und ornamentalen Teile,
wie die vier wasserspeienden Drachen, in Eisenguß hergestellt
sind. Im Jahre 1846 errichtete die Gemeinde den Austria-
Brunnen auf der Freiung (Abb. 81 1), dessen Ausführung unse-
rem damals in München lebenden Landsmann Ludwig Schwan-
thaler übertragen wurde, welcher diese Aufgabe in origineller Weise löste. In einem großen
Bassin, aus vier Granitschalen bestehend, erhebt sich eine stilisierte Eiche aus Kaiserstein, unter
deren Blätterbaldachinen die Personifikationen von Österreichs Hauptflüssen jener Zeit, die Donau,
der Po, die Elbe und die Weichsel, stehen, bekrönt von der Austria, mit Schild und Schwert
bewehrt. Die Inschriften sagen, dieser Brunnen wurde „unter der Regierung Kaiser Ferdinands I.
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Abb. 813. Opernhaus-Brunnen.
Abb. ,'815.
„Die Befreiung der Quelle"
(Stadtpark).
Abb. 816. Schutzengel-Brunnen vor der
Paulaner-Kirche (IV. Bezirk).
Abb. 817. Brunnen vor der protestan-
tischen Schule (IV. Bezirk).
488
Denkmale und Brunnen
Abb. SIS. Albreehts-Brunnen (I., Albrechtsrampe).
Abb. S19. Hochstrahl-Brunncn (IU., Schwarzenberg-platz).
Morumentalbrunnen.
489
Abb.
S20. Hofbrunnen im alten Land-
hause (I., Herrengasse).
Abb. 821. Wandbrunnen
(I., Bräunerstraße 5).
Abb. 822. Wandbrunnen im erzbischöf-
lichen Palais (I., Rotenturmstraße).
von Wiens Bürgern errichtet MDCCCXLVI" und „gegossen von Ferd. Miller in München zur
Zeit des Bürgerministeriums Ritter von Csapka".
Im sogenannten Kinderpark beim Stadtpark errichtete die Gemeinde Wien 1850 einen kleinen
Brunnen, mit drei hübschen Kindern geziert, ebenfalls ein Kunstguß aus Blansko, und im Stadtpark
selbst, in einem lauschigen Winkel, umgeben von schattigen Bäumen, den volkstümlich gewordenen
Donauweibchen-Brunnen (Abb. 806), mit einer Marmorfigur von Hans Gasser. Die Figur steht
auf einem hohen Karststeinsockel mit vier Wasserausläufen und ebenso vielen Brunnenschalen.
Abb. 823 und 824.
Wandbrunnen
an den beiden Rund-
bauten des Michae-
lertraktes der Hof-
burg".
490
Denkmale und Brunnen.
Abb. 825.
Wand-
brunnen
im Hofe
des
Kriegs-
Ministe-
riums (I.,
Am Hof).
Im Jahre 1866 errichtete die Gemeinde auf der Brandstätte im I. Bezirke einen Brunnen
mit dem Gänsemädchen (Abb. 809) (Bildhauer Anton Wagner). Im Jahre 1880 wurde der
Brunnen vor die Barnabitenkirche in der Mariahilferstraße, und als das Haydn-Denkmal im
Jahre 1886 vor diese Kirche kam, auf seinen gegenwärtigen Platz vor der Rahlstiege übertragen,
wo er sich mit der hübschen Figur in Bronze und den wasserspeienden Gänsen aus dem
gleichen Materiale in seinen Umrissen gut von der Umgebung abhebt.
Gleichzeitig mit dem Opernhause entstanden im Jahrel866 die zwei schönen Opernhaus-
Brunnen (Abb. 813) in den beiden kleinen Gartenanlagen rechts und links von diesem Monu-
mentalbaue nach den Entwürfen der Architekten van der Null und Siccardsburg mit hübschen
Figuren des Bildhauers Hans Gasser. Beide Brunnen sind von sitzenden weiblichen Figuren,
Melusine und Lorelei mit Lyren, bekrönt. Unterhalb befinden sich je drei weibliche Gestalten aus
den bekanntesten Tonwerken, wie Gretchen, Adelheit, Rosina etc., und flache Brunnenschalen
auf reichen Sockeln, in der geschmackvollen Architektur des Opernhauses, mit welcher diese
beiden Brunnen überaus glücklich zusammenstimmen.
Gleichfalls im Jahre 1866 wurde in einem großen Bassin des Volksgartens ein Brunnen in
Bronzeguß aufgestellt, dessen Modell noch Meister Fernkorn schuf, zwei Schalen in reichster
Ornamentik mit wasserspeienden Delphinen und Löwenköpfen, ohne jeglichen figuralen Schmuck.
Anläßlich der Eröffnung der Kaiser Franz Josef-Hochquellenleitung entstand im Jahre 1873
in dem kleinen Parke vor dem
fürstlich Schwarzenbergschen
Palais der sogenannte Hoch-
strahl-Brunnen (Abb. 819),
dessen Wassermengen sich mit
einem 40 m hohen Haupt- und
einigen Seitenstrahlen in ein
großes Bassin ergossen. Der
Brunnen war bisher ohne
jeden figuralen oder architek-
tonischen Schmuck. Gegen-
wärtig wurde er umgebaut,
mit großen. Kosten in eine
Fontaine lumineuse (Leucht-
brunnen) verwandelt, und ist
eine reiche künstlerische Aus-
schmückung dieses Brunnens
nunmehr ausgeschlossen.
In den Achtzigerjahren
entstand im Volksgarten in
der Nähe des Einganges vom
Äußeren Burgplatze der
schöne Tilgner-Brunnen, ein
Bronzeguß aus der k. k. Erz-
gießerei, mit einem Faun,
der eine lebhaft bewegte
Nymphe hält (Abb. 800). Auf
dem Gertrudplatz im XVIII.
Bezirke vor der Pfarrkirche
errichtete die Gemeinde einen
kleinen Brunnen, welcher,
kandelaberartig, aus einer La-
ternen tragenden Säule besteht
und von zwei Knaben mit
einer Laterne bekrönt wird,
vermutlich eine Arbeit nach
dem Entwürfe Hausers.
Im Jahre 1888 entstand
ebenfalls durch die Gemeinde
Wien im XVI. Bezirke auf
Abb. 826.
Wand-
brunnen
im Hofe
des Palais
Harrach
(I., Frei-
ung).
Abb. S27. Siebenbrunnen (V. Bezirk).
Monumentalbrunnen.
491
Abb. 828. Andromeda-Brunnen im alten Rathause.
der Neulerchenfelderstraße nach dem Entwürfe des
Bildhauers A. Scherpe ein Austria-Brunnen. Auf einem
hohen achteckigen, mit Bronzewappen und Inschrift-
tafeln gezierten Steinsocke! erhebt sich eine sitzende
Austria mit Scepter und Krone, das Porträtmedaillon
des Kaisers haltend.
In den Gartcnanlagcn zwischen den beiden Hof-
muscen wurden im Jahre 1894 vier flache Bassins mit
Brunnengruppen (Abb. 796, 797) errichtet, von denen
die zwei dem Ringe zugekehrten von A. Schmidgruber,
jene rückwärts von E. von Hoffmann und von H. Härdtle
ausgeführt wurden. Sie alle stellen Gruppen von Tri-
tonen und Najaden dar, mit den Schätzen des Meeres,
mit Vögeln, Fischen, Krokodilen und allerhand See-
tieren, in der Art der schönen Barockbrunnen, wie
wir sie aus den großen Parks von Schönbrunn und
Hetz^ndorf, vom Belvedere und Schwarzenberggarten
kennen.
Der sogenannte Engel-Brunnen (Abb. 801) auf
der Wiedener Hauptstraße an der Mündung der Star-
hemberggasse wurde im Jahre 1893 aus einer Stiftung
des Herrn Engel nach dem Entwürfe des Bildhauers
Anton Wagner errichtet. Er behandelt die Sage von
der Teufelsmühle am Wienerberg. Auf einem mäßig
hohen Sockel steht die dem Gänsemädchen verwandte Gestalt der hübschen Müllerstochter,
welche sich das Haar flicht, unter ihr die beiden Unholde gefesselt, welche das Wasser in
zwei Steinbecken speien. Die Figuren aus Bronzeguß wurden in der kaiserlichen Erzgießerei
hergestellt.
Eine hervorragende Zierde erhielt Wien im Jahre 1898 durch die noch von Meister
Hansen entworfene und aus Mitteln des Stadterweiterungsfonds errichtete Pallas Athene-
Brunnenanlage (Abb. 812) vor dem Parlamentsgebäude. Den Mittelpunkt bildet eine gedrungene
antike Säule, bekrönt von einer 6 m hohen Pallas
Athene, die Bildhauer Kundmann schuf; darunter stehen
rechts und links zwei ebenfalls mächtige weibliche
Figuren, die gesetzgebende und die ausübende Gewalt,
von Tautenheyn, während vorne und rückwärts die
Gruppen Inn und Donau von Härdtle, beziehungsweise
Elbe und Moldau von Kundmann lagern. Zu ihren
Füßen befinden sich Tritonen, spielende Putten mit
Delphinen, wie die anderen Figuren ebenfalls aus
Laaser Marmor, während die Wasserbecken aus grauem
Granit sind.
Zur Erinnerung an die goldene Hochzeit des
Erzherzogs Rainer und der Erzherzogin Marie wurde
im Jahre 1904 an der Mündung, der Margaretenstraße
in die Wiedener Hauptstraße ein Marmorbrunnen er-
richtet mit einem Obelisken, der das vergoldete Bronze-
relief des hohen Paares zeigt und mit einer Krone
abschließt; eine Arbeit des Bildhauers Wilhelm Seib.
Eine Brunnengruppe »Die Befreiung der Quelle«
(Abb. 815) vom Bildhauer Heu stellte die Gemeinde
im Jahre 1903 an der Wienflußböschung im Stadtparke
auf. Zwei muskulöse, nackte Männer trachten einen
Stein wegzuwälzen, unter welchem eine Quelle hervor-
bricht und über zwei Felsstufen in ein Becken fließt.
In dem Parke vor der protestantischen Schule
auf der Wieden errichteten Freunde und Verehrer des
r,., ji w., , t-., i . r... , Abb. 829. Wandbrunnen im Hofe des adeliffen Damen-
Bildhauers Viktor Tllgner nach einem Unausgeführten stiftes in der Johannesgasse 15 (I. Bezirk).
492
Denkmale und Brunnen.
Modelle dieses Meisters einen kleinen Brunnen aus rotem Porphyr
mit reizender Bronzeplastik, Kinder mit Fisch und Gans und wasser-
speienden Fröschen (Abb. 817). Um das Zustandekommen dieses
Brunnens bemühten sich besonders der akademische Maler A. Moll
und die Architekten Mayreder.
Mit der Freude an öffentlichen Denkmalen nimmt auch die
Errichtung von öffentlichen Brunnen unter der steten Fürsorge und
Unterstützung der Gemeinde zu. So ist im Sommer 1905 auf der
Wieden am Mozartplatz ein neuer Mozart-Brunnen (Abb. 814) vom
Bildhauer Wollek und Architekt A. Schönthal aufgestellt worden,
den Manen des großen Musikers gewidmet, mit Tamino und Pamina
als Hauptgruppe inmitten, ein Bronzeguß von Hans Frömml, zu Füßen
wasserspeiende Ungeheuer und das große Bassin vor denselben aus .
Badener Stein. — Zur Erinnerung an die segensreiche Tätigkeit des
Bürgermeisters Dr. Karl Lueger wurde im V. Bezirke, Siebenbrunnen-
gasse, der hübsche Siebenbrunnen (Abb. 827) errichtet. Derselbe
ist mit dem Bilde des Bürgermeisters geschmückt, von der ein Lor-
beerreis haltenden Vindobona bekrönt. Darunter sieben mit Wappen
gezierte Wasserausläufe, welche sich in ein Bassin ergießen.
Der Erinnerung an den Maler Moritz Schwind ist ein Brunnen
gewidmet, welchen Bildhauer Schimkowitz im Auftrage eines
Komitees mit Motiven der schönen Melusine, der Quellennymphe,
ausführen soll.
Ein Brunnendenkmal soll auch Vinzenz Prießnitz, der Begründer des Wasserheilverfahrens,
erhalten, für welches ein Porträtmodell des Hydropathen von Fernkorn als Grundlage dienen
und das nach dem Entwürfe des Architekten A. Weber und mit einer Bronzefigur des Bild-
hauers C. M. Schwerdtner im Türkenschanzparke zur Aufstellung kommen soll; weiters wird
ein Brunnendenkmal für Pfarrer Kneipp, für unseren Franz Schubert und für Meister Führich
im VIII. Bezirke geplant.
b) An Gebäuden und in Höfen.
Abb. 830. Wandbrunncn
(I., Wollzeile 12).
Als
architektonischer Schmuck am Äußeren eines Gebäudes war der Brunnen ehemals gern
gepflegt, so sehen wir z. B. an der Front der alten Aula
(Akademie der Wissenschaften) rechts und links vom Haupt-
eingange zwei große Wandbrunnen mit Muschelbassin und
Steinbecken, bekrönt von Knaben, welche mit wasserspeien-
den Delphinen spielen, von großer Einfachheit und Schönheit.
Hierher gehört auch der Albrcchts-Brunnen (Abb. 818),
eine große Brunnenanlage vor der Albrechtsrampe im I. Be-
zirke, welche Kaiser Franz Josef I. errichten ließ und die
im Jahre 1869 durch Schenkung in den Besitz der Gemeinde
überging. Den Mittelpunkt dieses Monumentalbrunnens bildet
die Marmorgruppe des Danubius und der Vindobona mit
dem Donauschlüssel in einem Granitbecken, von Atlanten
getragen; rechts stehen in überlebensgroßen Marmorfiguren
und in Kindergcstalten die Theiß, Raab, Enns, Traun und
der Inn, links die Save, March, Salzach, Mur und Drau. Die
kräftigen Figuren schuf Bildhauer Johann Meixner, die Archi-
tektur M. von Löhr in schlichten Formen der Renaissance.
Nach dem Wiener Ausstellungsjahre 1873 wurde an
der Verbindungsmauer zwischen dem Österreichischen
Museum für Kunst und Industrie und der Kunstgewcrbe-
schule ein von der Ausstellung herrührendes großes Mosaik-
bild von Salviati in Venedig, die gerüstete Pallas Athene,
mit einem reizenden kleinen Brunnen vereint; der zierliche
Wandbrunnen und das in das Trottoir eingelassene Brunnen-
becken wurden von dem akademischen Maler Ferdinand
Abb. 831. RebeWca-Brunnen (I., Spiegel- Laufberger und Architekt H. VOn Ferstl entworfen.
Monumcntalbrunnen.
493
Abb. 832. Alt-Wiener Hausbrunnen
(VII., Westbahnstraße 8).
Die zwei grandiosen Wandbrunnen an den beiden
Rundbauten des Michaeiertraktes der Hofburg (Abb. 823,
824) schließen sich in ihrer Großzügigkeit den Werken aus
der Zeit Fischers von Erlach in der alten Hofburg würdig
an. Der Brunnen links von R. Weyr stellt die Herrschaft
zur See dar; die Königin des Meeres, eine 4 m hohe, gra-
ziöse Figur mit einem Krönlein auf dem Haupte, steuert ihr
Schiff sicher durch die Brandung, aus welcher ein mächti-
ger Triton und ein grausiges Meerungeheuer emportauchen,
um gegen das Schiff anzustürmen, während auf der ande-
ren Seite Neptun mit dem Dreizack ruhig auf das Getümmel
herabsieht. Am Brunnen rechts von E. Helmer wird die
Herrschaft zu Lande durch eine edle männliche Figur dar-
gestellt, mit einem Schwerte in der Linken, mit der Rechten
wild anstürmende Unholde bannend. Ein prächtiger Adler
.greift einen abstürzenden Titanen an, während ein großer
Wurm aus dem gesprengten Erdreiche hervorkommt. Als
Material ist an beiden Brunnen für Figuren, Tiere und Blatt-
werk Laaser Marmor verwendet, für die Felsen, welche in
den Bassins aufgetürmt sind, Lindabrunner Stein, die Bassins
selbst sind aus rotem schwedischem Granit.
Der Brunnen als Wandbrunnen in den Höfen und Stiegen
unserer Alt-Wiener Häuser, in öffentlichen Gebäuden und
Palästen war von jeher ein beliebtes Dekorationsmotiv. Womöglich dem Haupteingange gegen-
über im Hofe aufgestellt oder in einer Mittelachse der Hoffassade, in einer Wandnische des Stiegen-
hauses, ob mehr oder weniger reich ausgestaltet, fehlte er ehemals selten. Zu den Brunnen in
Höfen von Gebäuden gehört der bereits in der Einleitung erwähnte Brunnen der Stallburg aus
dem Jahre 1675. Nicht viel später dürfte der Wandbrunnen
im Schweizerhofe der Hofburg datieren, welcher ein großes
Bassin mit erneuer-
ter Schmiedeeisen-
einfassung und dar-
unter ein kleines
Bassin mit dem Dop-
peladler zeigt. Der
Brunnen steht noch
in einer alten Bogen-
nische, wie solche
einstmals den gan-
zen Schweizerhof
umgaben. In das
18. Jahrhundert ge-
hört auch noch die
schöne Steinfigur des
hl. Leopold auf dem
großen Brunnen im
ersten Hofe des
Schottenhofes, I. Be-
zirk. Die Figur ist
heute wie ehemals
zum Teil vergoldet
und hält ein neues
Kirchenmodell aus
Blech in der Hand.
Dieser Brunnen soll
ehemals auf einem
öffentlichen Platze
gestanden haben.
Abb. 833. St. Georgs-Brunnen (im ehemaligen Palais
Montenuovo).
Abb. 834. Hofbrunnen im Bankgebäude
(I., Herrengasse).
494 Denkmale und Brunnen.
Eine Anzahl schöner Wandbrunnen hat uns das 18. Jahrhundert hinterlassen, und da ist
es auch wieder Raphael Donner in erster Linie, welcher mit dem prächtigen Andromeda-
Brunnen (Abb. 828) im alten Rathause ein typisches Werk geschaffen. Wir sehen in einem
großen Bleirclief die gefesselte Andromeda von einem wasserspeienden Drachen bewacht,
während der Befreier Perseus hoch zu Roß durch die Lüfte naht. Die ganze architektonische
Einrahmung dieses Brunnens, der schöne schmiedeeiserne Brunnenrand auf dem Steinbassin
und die den Balkon tragenden Putten zeugen für Donners hervorragende Künstlerschaft.
Gleichfalls Donner zugeschrieben wird der schöne Wandbrunnen in der Johannesgasse 15
im Hofe des adeligen Damenstiftes (Abb. 829). Einer edlen weiblichen Figur, die aus einer Am-
phora Wasser spendet, werden von zwei Putten Vasen hingehalten; zwei Löwen flankieren den
Brunnen. Die Nische ist mit Metall verkleidet, darüber eine schöne Architektur mit Inschriften
und Wappen, bekrönt von einem Metallrelief St. Hieronymus in der Einöde. Auch dieser Brunnen
ist ein Metallguß (die Löwen von Bronze), jedoch nicht so geschmeidig und weich im Detail
und in der Komposition wie der vorige und mehr zu strengeren, beinahe steifen Formen in
der Plastik hinneigend.
In dieselbe Zeit fällt auch der Brunnen im Lobkowitzschen Palais (I., Lobkowitzplatz),
an einer dem Tore gegenüberliegenden Wandnische befindlich. Unter der Brunnenfigur des
ruhenden Herkules auf einem höheren Sockel, von einer Viktoria gekrönt, befindet sich der
nemeische Löwe und der gezähmte Stier von Kreta, aus dem Wasserbecken trinkend.
Dem Ende des 18. Jahrhunderts gehört wohl auch der kleine barocke Wandbrunnen
im Palais Harrach (Abb. 826) auf der Freiung an, in der Ecke des Mittelhofes, mit gutem
schmiedeeisernem Gitter, von einer hübschen Vase bekrönt.
Eine rein architektonische Lösung zeigt ein Brunnen aus dieser Zeit im Hause I., Bräuner-
straße 3, wo der Brunnen mit einem Maskeron in ein vergittertes Hoffenster eingepaßt ist, und
zwei symmetrische Wandbrunnen aus derselben Zeit im Palais Bräuner, Singerstraße, mit
originellen Maskerons. Im Hofe des Kriegs-Ministeriums (Abb. 825) befindet sich ebenfalls ein
schön in Stein gearbeiteter, heute ganz vernachlässigter kleiner Wandbrunnen aus dem letzten
Viertel des 18. Jahrhunderts in den Formen des Louis XVI.-Stiles, mit einem schilfumrahmten,
bärtigen Kopf, der einst Wasser spendete, und davor ein kleines Steinbassin.
In den Stiegenhäusern und Höfen aus dem 18. Jahrhundert finden wir noch manches
schöne Beispiel, so z. B. im ehemaligen Palais des Prinzen Eugen, jetzt Finanz-Ministerium,
in der Himmelpfortgasse, im erzbischöflichen Palais (Abb. 822) (in der Mittelachse des Hofes
eine große Wandnische mit einer weiblichen Figur mit Kanne und Becher, darunter ein
großes Bassin).
Aus dem Anfange des 19. Jahrhunderts stammen eine große Anzahl schöner Haus- und
Wandbrunnen in Wien, so der schöne, freistehende Hofbrunnen im alten Landhause, I., Herren-
gasse (Abb. 820), ein ruhender, schilfbekränzter Flußgott mit einer Urne und einem hübschen
Putto, eine Arbeit des Bildhauers J. Klieber, welcher in der Empirezeit manches Gebäude
Wiens mit seinen Werken in Giebelfeldern und Friesen schmückte.
Aus derselben Zeit stammen unter anderen noch ein Wandbrunnen im Hofe Bräuner'
straße Nr. 5 (Abb. 821) mit einer für die Empirezeit charakteristischen weiblichen Figur und
einem Delphin. Das Wasserbecken von rötlichem Marmor, die Figur in Metallguß in der Art
J. M. Fischers. Der Rebekka-Brunnen (Abb. 831) im Hause I., Spiegelgasse 15, ein Wandbrunnen
mit maurischer Architektur, zeigt eine ganz vortreffliche weibliche Figur, Rebekka mit einer
vorgehaltenen Urne, in hübscher Bewegung und außerordentlich schönem, mit dem Turban
bedeckten Kopfe. Die Figur ist in Metallguß ausgeführt, die Architektur von Stein, leider aber
mit Ölfarbe überstrichen. Wiederholungen dieser schönen Figur finden sich Franziskanerplatz 1
und Weihburggasse 4, jedoch mit kleinen Veränderungen.
Ähnliche Brunnen finden sich in der Dorotheergasse, Spiegelgasse, Wollzeile 12 (Abb. 830).
Ein außerordentlich schönes Beispiel eines Alt-Wiener Hausbrunnens sehen wir im Hause
Westbahnstraße 8 (Abb. 832); eine Frau aus dem Volke neben der landesüblichen Wasserbutte
sitzend, aus welcher das Wasser fließt; eine überaus originelle Bildhauerarbeit von volkstüm-
licher Kraft.
Auch um die Mitte des 19. Jahrhunderts war noch die Freude an künstlerisch aus-
gestalteten Brunnen in monumentalen Gebäuden vorhanden und so entstand 1853 im Bank'
gebäude, I., Herrengasse (Abb. 834), ein reizender Brunnen, nach dem Entwürfe Ferstels von
A. Fernkorn ausgeführt. In einem Marmorbecken spielen Nixen, darüber stehen in einem
Private Denkmale, Votivtafeln und Grabmonumente.
495
zweiten Bassin drei männliche Gestalten, der Krieger, der Bürger und Bauersmann, bekrönt
von einer Donaunixe, welche Perlen betrachtet.
Aus demselben Jahre und auch von Fernkorn stammt der im ehemaligen Palais Montc-
nuovo, ganz in der Nähe des vorigen befindliche St. Georgs-Brunnen (Abb. 833), welcher in der
Achse des Haupteinganges an der rückwärtigen Hofmauer steht,
bei dem das Hauptgewicht auf die lebendige Bronzegruppe des
prächtigen Reiters und des kolossalen Drachen gelegt ist, während
die Brunnenschale und das belebende Element des Wassers
untergeordnet behandelt sind. Das Brunnendenkmal weist die
Inschrift auf: „Anton Fernkorn invenit, fecit annae 1853." Eine
Wiederholung dieses St. Georg kam später mit einigen kleinen
Abänderungen nach Agram.
Das 19. Jahrhundert hat sich bei öffentlichen und privaten
Gebäuden immer weniger für künstlerisch ausgestattete Haus-
brunnen interessiert. Meister Schmidt schuf im Jahre 1865 einen
hübschen Brunnen in einem eigenen Brunnenhaus des Akademi-
schen Gymnasiums mit Granitbecken und hübschen gotischen
Säulen aus weißem Kalkstein, in der Art der Klosterbrunnen
in den mittelalterlichen Kreuzgängen. Ein hübscher Haus-
brunnen entstand beim Neubau des Anna-Hofes in der Anna-
gasse, auf einer Säule ein Hanswurst mit ausgebreiteten Armen.
Ein herrlicher Brunnen ist in allernächster Zeit für den Universi-
tätshof zu erwarten, ein Werk des Bildhauers E. Helmer, ge-
schmückt mit Kastalia, der träumenden jungfräulichen Hüterin
der reinen Quelle, den Mittelpunkt des Brunnens bildend.
III.
PRIVATE DENKMALE, VOTIVTAFELN UND
GRABMONUMENTE.
Abb. 835. „Stock im Eisen" (I. Bezirk).
An privaten Denkmalen ist Wien, wie es in der Natur
der Sache liegt, recht arm.
Zu den privaten Denkmalen könnte die Büste van Swietens von Messerschmidt im Allge-
meinen Krankenhause und die schöne Figur Zauners im Sammlungsraum des k. k. Münzamtes
gerechnet werden, der sogenannte Genius Bornii,
eine Jünglingsgestalt mit wissenschaftlichen In-
strumenten; Bleiguß aus dem Beginne des
19. Jahrhunderts.
Im Jahre 1864 wurde im Garten der
Theresianischen Akademie ein kleines Büsten-
denkmal für Anton R. von Schmerling in An-
wesenheit des durch das Denkmal geehrten
damaligen Kurators der Akademie enthüllt. Auf
einem Marmorobelisken ruht die Bronzebüste
nach einem Modell des Bildhauers Fernkorn.
Im Garten des Arztes Frisch, VIII., Josefstädter-
straße 15, steht eine hübsche Billroth-Büste
aus Marmor. Im Hause Währing, Gentzgasse
Nr. 117 wurde im Frühjahre 1905 ein. Elisabeth-
Denkmal enthüllt und an einem Hause in der
Nußdorferstraße eine Herme zur Erinnerung
an Theodor Körner nach dem Modelle des
Bildhauers Leissek errichtet.
Künstlerisch ausgestattete Votivtafeln,
welche nicht der Grabplastik als Epitaphien
u- i i lir- ■ j i_ • j j. Abb. 836. Theseus den Minotaurus bezwingend (Kunst-
angehoren, hat Wien wenig, doch ist an dieser historisches Hofmuseum).
496
Denkmale und Brunnen.
Stelle auf die vielen schönen Hauszeichen Wiens aufmerksam zu machen, welche in der Innern
Stadt oft epitaphartig die Fassaden, meist über dem Eingang, schmückten oder rund gearbeitet
auf Konsolen, meist an einer Ecke, vorsprangen. Zu den schönsten der ersten Kategorie gehört
am Judenplatz das große Relief „Die Taufe im Jordan" aus dem 15. Jahrhundert. Aus der-
selben Zeit stammt ein Wappenfries im Steyrerhof mit vier Wappen, den Buchstaben J. M. P.
und der Jahreszahl 1476. Aus späterer Zeit sind der „Pelikan" am Hohen Markt, der
„Goldene Becher" Ecke der Singerstraße vom Jahre 1592. Hier ist auch der sogenannte
„Stock im Eisen" (Abb. 835) zu erwähnen, das sagenumwobene Hauszeichen an der Ecke des
Grabens und der Kärntnerstraße.
Zu den freistehenden Hauszeichen gehört das sogenannte „Wintermännchen" (jetzt im
Museum der Stadt Wien), der „Heidenschuß", bereits erneuert, u. a.
Die in der Innern Stadt reichlich angebrachten historischen Erinnerungstafeln sind in
schöner Schrift, sonst aber schmucklos ausgeführt worden. Doch wäre hier das prächtige,
wenio- bekannte gotische Epitaph im zweiten Hofe des k. k. Hofkammer-Archives und
Obersten Rechnungshofes, I., Annagasse 5, der ehemalige Mariazellerhof (Abb. 838), zwischen
Annao-asse und Johannesgasse, welcher 1834 umgebaut wurde, aus dem Jahre 1482 zu erwähnen.
Eine thronende Muttergottes mit dem Jesuskind unter einem sehr hübschen Baldachin, vor ihr
der Donator Stephan von Hohcnberg, mit dem Modell eines an dieser Stelle gestandenen
Hauses, das er dem Kloster Klein-Mariazell schenkte, umgeben von einer Schar trefflich
Abb. 837. Sarkophag Kaiserin Maria Theresias und Franz von Lothringen in der Kapuzinergruft.
Private Denkmale, Votivtafeln und Grabmonumentc.
497
Abb. 838. Relief im Mariazellerhof (I., Annagasse).
gearbeiteter Gestalten, rechts der Abt des Stiftes, im Hintergrunde Mönche und Klosterfrauen
in einer Landschaft, ein Spruchband mit lateinischer Widmung und der Jahreszahl 1482. Auch
des großen, aus dem Ende des 19. Jahrhunderts stammenden Reliefbildes an der Seitenfront
der Schottenkirche sei hier gedacht. Es stellt die Gründung des Schottenklosters durch
Heinrich Jasomirgott dar. Im Hause IX., Nußdorferstraße Nr. 54 sehen wir eine mit der Büste
Schuberts geschmückte Tafel an seinem Sterbehaus. In der Währingerstraße Nr. 81 eine solche
auf den Maler Canon bezügliche. In der Gumpendorferstraße schmückt die Ecke des Hauses
Nr. 56 eine Votivtafel mit dem Reliefmedaillon Anzengrubers Sterbehaus.
Hierher gehören auch die schönen Epitaphien in Gängen und Arkaden der neuen
Universität. Im Stiegenhause der Oper wurden den Erbauern van der Null und Siccardsburg
zwei Medaillons gewidmet. Im Stiegenhause des neuen Rathauses, Feststiege I, wurden dem
Erbauer des Hauses, Friedrich Schmidt, und dem Bürgermeister, der den Grundstein zu dem-
selben gelegt, Kajetan Felder, zwei Tafeln mit Porträtmedaillons im Jahre 1886 errichtet und
im Vestibül dieser Stiege zwei große bronzene Erinnerungstafeln mit Bezug auf das fünfzig-
jährige Regierungsjubiläum unseres Monarchen und dem von der Stadt Wien veranstalteten
Kinderfestzug im Jahre 1898 angebracht. Im Österreichischen Museum für Kunst und Industrie
wurde in pietätvoller Erinnerung an den Gründer des Hauses E. von Eitelberger ein hübsches
Denkmal mit Büste und Putten, vom Bildhauer St. Schwarz 1889 entworfen, sowie dem Archi-
tekten des Hauses H. von Ferstl ein Porträtmedaillon im Stiegenhause daselbst gewidmet. So
auch in der Aula der Akademie der bildenden Künste eine Porträttafel, dem Meister Hansen
von seinen dankbaren Schülern gewidmet, von Architekt Auer und Bildhauer Kundmann.
Zu den öffentlichen Denkmalen kann auch die Kolossalgruppe „Theseus den Minotaurus
bezwingend" (Abb. 836), von Canova im Jahre 1819 in Carraramarmor ausgeführt, gerechnet
werden, welche früher in dem hierfür von Nobile erbauten Tempel im Volksgarten unter-
gebracht war. Diese einheitliche künstlerische, vom Bildhauer und Architekten so gewollte Auf-
stellung wurde 1891 zerstört, als die Theseusgruppe in das Stiegenhaus des kunsthistorischen
Museums übertragen wurde, wo sie in der reichen Architektur dieses Hauses verschwindet.
Bd. II. 32
498
Denkmale und Brunnen.
Die alten Wiener Friedhöfe boten,
nachdem sie aus der .Umgebung der
Kirchen an die Grenzen der äußeren
Bezirke verlegt wurden, dem Bildhauer
des 18. Jahrhunderts einen weiteren
Spielraum für die Grabplastik, welche
sich bis dahin hauptsächlich mit Epi-
taphien an dem Äußeren und Inneren
der Kirchenmauern bescheiden mußte,
bis im 19. Jahrhundert durch die Anlage
des Zentral-Friedhofes eine überreiche
und glänzende Tätigkeit den Bildhauern
Wiens gegeben ward.
Zu den hervorragendsten Grab-
denkmalen Wiens gehört der mächtige
Sarkophag für den 1493 gestorbenen
Kaiser Friedrich III. in der St. Stephans-
Kirche, ein Werk von M. Lerch (siehe
„Kirchenbauten", Abb. 28). Aus Unters-
berger Marmor mit prächtigem figuralen
und ornamentalen Schmuck versehen,
mit reizenden Tierbildern in der Art
des späten Mittelalters am Sockel ge-
schmückt, gehört es zu den bedeutend-
sten Werken der Spätgotik überhaupt.
Die Votivkirche erhielt in dem aus Raitz
in Mähren wieder nach Wien übertrage-
nen Marmorsarkophag des Grafen Niko-
laus Salm eine schöne Arbeit aus dem
Jahre 1529, die zuerst in der Dorotheer-
kirche stand. Auch ein interessantes früh-
gotisches Grabmal hatte die Minoriten-
kirche, das der 1305 verstorbenen Königin Bianca, welches aber spurlos verschwunden ist.
Zu den vornehmsten Arbeiten der Grabplastik des 18. Jahrhunderts gehört der Sarkophag
der Kaiserin Maria Theresia und des Kaisers Franz I. (Abb. 837) in der Gruft der PP. Kapu-
ziner, ein imposantes Werk des Barockstiles von Balth. Moll, einem Schüler Donners, welcher
das Herrscherpaar auf einem mächtigen Sarkophag
halb aufrecht ruhend mit Scepter, Reichsapfel und
Abb. 840.
Christinen-Denkmal
in der Augustiner-
kirche.
Abb. 839. Detail des Christinen-Denkmales in der Augustinerkirche.
Abb. 841.
Grabmonument am
Währinger Fried-
hofe.
Private Denkmale, Votivtafcln und Grabmonumente.
499
Abb. 842.
Grabmonument am
Döblinger Fried-
hofe.
Abb. 843.
Grabmonument am
Währinger Fried-
hofe.
Schwert darstellt. Trauernde Genien an den Ecken, Trophäen und Reliefdarstellungen, die Krö-
nungen in Frankfurt, Preßburg und Prag, an den Wänden schmücken das Denkmal, welches in
Zinnguß ausgeführt ist. Das Christinen-Denkmal in der Augustinerkirche (Abb. 839, 840) von
Canova wurde 1803 vom Herzog Albrecht von Sachsen-Teschen seiner Gemahlin Maria
Christine, einer Tochter der Kaiserin Maria Theresia, errichtet. Das Denkmal, durchwegs aus
Carraramarmor ausgeführt, ist sowohl in bezug auf Komposition als auch Durchbildung die
originellste und bedeutendste Arbeit Canovas. Zwei Stufen führen zu einer Gruftpyramide,
deren Pforte geöffnet ist, darüber das Medaillon der Fürstin und die Überschrift: „Uxori
optimae Albertus". Trauernde Gestalten betreten mit Urne, Fackeln und Blumengewinden die
Grabkammer. Eine edle weibliche Gestalt, die Nächstenliebe, führt einen Greis am Arme
die Stufen herauf zur Linken. Zur Rechten ein trauernder
Genius auf einem Löwen ruhend, alles Ernst und Klage. Mit
Abb. 844.
Abb. 845.
Grabmonumente am Döblinger Friedhofe.
Abb. 846.
32*
500
Denkmale und Brunnen.
dem Einsetzen des Empirestiles, Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts, beginnt die
Grabplastik eine mehr architektonische Richtung zu nehmen; doch auch hier sind die Bildhauer
Bb^^ä^I
Abb. 847.
Abb. S48. Abb. 849.
Grabmonumente am Zentral-Friedhofe.
Abb. 850.
J. M. Fischer, Zauner und Canova wieder die hervorragendsten. Die Friedhöfe auf der Schmelz,
St. Veit, Dornbach, Hietzing, Währing (Abb. 841, 843), in dessen Mittelpunkt sich eine
große Dreifaltigkeitssäule aus der Mitte des 18. Jahrhunderts befindet, und Döbling (Abb. 842,
844 bis 846) zeigen aus dieser Zeit manches Schöne. Besonders der Hietzinger aus der Mitte des
19. Jahrhunderts bis in die neueste Zeit eine schöne Grabplastik, so z.B. das Grab der Familie
Notar Wagner vom Architekten Otto Wagner, das Grab der Familie Kapösy vom Bildhauer
Kundmann, Denkmale von J. Benk u. a. m.
Den größten Reichtum an monumentaler Grabplastik weist naturgemäß der Zentral-
Friedhof auf. Sehen wir von älteren Arbeiten, die Grabmonumente Mozarts und Beethovens,
das Grab des Grafen Fries von Zauner, hierher übertragen, ab, so gehört dieser Friedhof
doch ganz der neueren Grabplastik des 19. und 20. Jahrhunderts an. Es seien vor allem die
Denkmale am Grabe Hansens (Abb. 851) von Kundmann, Ghegas (Abb. 850) vom Architekten
Abb. 851.
Abb. 852.
Grabmonumente am Zentral-Friedhofe.
Abb. S53.
Private Denkmale, Votivtafeln und Grabmonumente.
501
Avanzo, Th. von Hoermanns von R. Tautcnhcyn, der Familien Liebig und Radetzky von
Tilgner, des Johannes Brahms von Frl. Konrad und das reizende Grabmal des Johann Strauß
(Abb. 853) von Joh. Benk gebührend erwähnt. Auch das Grab Friedrich Schmidts, ent-
worfen von Architekt Luntz, Nikolaus Dumbas und Hugo Wolfs (Abb. 852) von E. Helmer
und eines Sohnes von Dr. Strauß von Fcodorowna Rieß, sowie das Grab Betty von Passys
(Abb. 847) von Architekt A. Weber und andere (Abb. 848, 849) mögen wegen ihrer schlichten
Auffassung erwähnt sein. Hier sei noch des Grabmales der Familie
Engelhardt mit der schönen Bronzefigur eines weinenden Jünglings,
von Maler Engelhardt, gedacht und des Grabmales des Hofrates
von Radinger, von Architekt Jul. Koch entworfen, mit einem Relief,
Pallas Athene darstellend, von R. Weyr (Abb. 854).
Überaus groß ist noch die Liste der schönen Grabmale am
Zentral-Friedhofc; mit den reichsten Mitteln sind jene unter den Arkaden
ausgeführt. Immer größer wird die Zahl der Ehrengräber, und die
Grabmale bei Grüften und Einzelgräbern zeigen vielfach das Be-
streben nach Eigenartigkeit. Dennoch herrscht das Motiv des Obelisken
vor, allerdings oft mit Verwendung des schönsten Materiales. Granit
und Syenit werden hauptsächlich verwendet, dann ist es der Unters-
berger Marmor in seinen verschiedenen Varietäten und Carrara, die
häufig zur Verwendung kommen, ebenso die Karstmarmore, neuer-
dings auch Leithakalk- und Badener Stein für ganze Figuren.
Zum Schluß muß noch das großangelegte Grabmal für die im
Ringtheater Verunglückten, von R. Weyr, erwähnt werden. Eine große
Schriftvvand, von bronzenen Palmenzweigen und Kränzen unterbrochen,
wird in der Mitte durch zwei mächige Karyatiden geteilt, welche ein Gebälk tragen, auf dem
eine sitzende weibliche Figur mit dem Wappen der Stadt Wien und einem Kranze in der
Linken den Abschluß bildet (Abb. 855).
Abb. 854. Grabdenkmal des Hof-
rates von Radinger.
Abb. 855. Grabmal der 1881 im Ringtheater Verunglückten.
Literatur.
Kirsch, Die alten Plätze und Straßen Wiens. — Weiß, Geschichte der Stadt Wien. — Die österreichisch-ungarische Monarchie
in Wort und Bild, Band Niederösterreich. — Kunst und Kunsthandwerk. Artaria & Comp. — Schroll, Der Architekt. 1902, Heft 11
und 12. — Schroll, Die Denkmäler am Wiener Zentral-Friedhofe und anderen Wiener Friedhöfen.
Architekt Anton Weber.
Wien am Anfang des XX. Jahrhunderts.
Tafel XIV.
Kunsthistorisches Hofmuseum, Ägyptischer Saal.
B. SAMMLUNGEN UND BIBLIOTHEKEN.
Wien beherbergt eine Reihe interessanter und wertvoller Kunstsammlungen. Hier, als am
Sitze eines der ältesten und mächtigsten Herrscherhäuser, flössen schon früh die Schätze und
Kostbarkeiten des Allerhöchsten Erzhauses zusammen. Die ersten Geschlechter wetteiferten mit
der Dynastie in der Betätigung von Kunstsinn und Kunstliebe, so daß auch in den Adels-
palästen und manchen Patrizierhäusern der Hauptstadt sich ein reicher Stock von bemerkens-
werten Kunstwerken vorfindet. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war denn auch Wien, was
Kunstbesitz anbelangt, sicherlich eine der ersten Städte der Welt. Die Entwicklung der poli-
tischen Verhältnisse in Europa gestatteten allerdings nicht, diesen hohen Rang bis ins 20. Jahr-
hundert voll zu behaupten. Doch berechtigen die in mancher Beziehung als einzig zu bezeich-
nenden Sammlungen des Allerhöchsten Hofes im Zusammenhalte mit der eifrigen Sammel-
tätigkeit, die von öffentlichen Faktoren wie von Privaten in zunehmendem Maße entwickelt
wird, wohl zu dem Ausspruche, daß Wien in bezug auf die Quantität, namentlich aber auf
die Qualität seines Kunstbesitzes noch immer zu den hervorragendsten Plätzen gezählt
werden muß.
Die nachfolgenden Darlegungen sollen, soweit es im Rahmen dieses Werkes möglich ist,
in gedrängter Kürze eine Charakteristik dieses Besitzes zu geben suchen. Es werden dabei
zunächst die öffentlich zugänglichen, dann die bedeutenderen Privatsammlungen und im
Anschlüsse hieran die bemerkenswerten Bibliotheken der Stadt angeführt.
I. ÖFFENTLICHE SAMMLUNGEN.
Kunsthistorisches Hofmuseum. In diesem Museum (betreffs des Gebäudes siehe Abschnitt
„Musealgebäude") sind die kunsthistorischen Sammlungen des Kaiserhauses aufgestellt. Diese
umfassen den reichen Komplex von Gegenständen der Kunst und des Kunstgewerbes, welche im
Laufe der Jahrhunderte an das Allerhöchste Erzhaus gelangten. Die Sammlungen bilden ein
Denkmal des durch Generationen fortgepflanzten historischen Sinnes für Kunst und Kunst-
förderung bei der Allerhöchsten Dynastie und erweisen die Blüte des Kunstlebens und Kunst-
sinnes in der Geschichte derselben. Deshalb tragen sie, zum fideikommissarischen Eigentume
des Herrscherhauses gehörend, mehr den Charakter privater Sammlungen, ohne sich deshalb
der weitestgehenden Verwertung für Zwecke der Wissenschaft, der Kunstpflege und der Volks-
bildung zu entziehen.
Historisch lassen sich die Bestände der einzelnen Sammlungen bis in das Mittelalter
zurückverfolgen; allerdings kann erst vom 16. Jahrhunderte angefangen von Kunstsammlungen
im eigentlichen Sinne die Rede sein, denn erst mit der Epoche des Humanismus beginnt eine
bewußte Sammeltätigkeit. Ferdinands I. großer Kunstbesitz teilte sich bei seinem Tode 1564
in die drei gesonderten Besitzstände des Kaisers Maximilian IL, des Erzherzogs Ferdinand II.
von Tirol und des Erzherzogs Karl von Steiermark. Auf diese Teilung sind im wesentlichen
die drei Kunstkammern in Wien, Innsbruck (später Ambras) und Graz zurückzuführen. Die
sogenannte Ambraser Sammlung wurde 1806 nach Wien überführt; einzelne Teile derselben
waren schon früher den Wiener Sammlungen einverleibt worden, so unter Karl VI. die numis-
matischen Bestände, unter Josef II. die wertvollsten Gemälde. 1765 wurde die Kunstkammer
in Graz aufgelöst und kamen deren Objekte nach Wien. Hier hatte schon Maximilian II. an-
sehnliche Schätze an Kunstwerken der Antike, Münzen und Medaillen, Kleinodien und Ge-
mälden erworben. Dazu kamen späterhin die Reste der im Dreißigjährigen Kriege geplünderten
504
Sammlungen und Bibliotheken.
ehemals so reichhaltigen Präger Kunstkammer Rudolfs II. Die Hauptbestandteile der Wiener
Gemäldegalerie gelangten durch das Legat des Erzherzogs Ernst (1595) und nach dem Tode
des Erzherzogs Leopold Wilhelm, Statthalters der Niederlande (1659), hierher. Eine der reichsten
Quellen für den heutigen Bestand der Sammlungen des Kunsthistorischen Hofmuseums bildete
die kaiserliche Schatzkammer, deren Besitz an Hoheitszeichen und Kleinodien in die Zeiten
der Verbindung der Häuser Habsburg und Burgund zurückreicht. ') Das Münzen- und Antiken-
Kabinett erfuhr seine Ausgestaltung hauptsächlich durch Leopold I. und Karl VI., dann später
durch Franz I. Was den kostbaren Besitz an Waffen anbelangt, so stammt er zum Teil aus
der Ambraser Sammlung, zum Teil geht er auf das von Rudolf II. eingerichtete Zeughaus
zurück, welches dann unter Karl VI. und Maria Theresia bedeutend vermehrt und namentlich
durch Waffen aus der Grazer Kunstkammer verstärkt wurde und zuletzt als Hof-Waffenmuseum
im Arsenale aufgestellt war.
Über Allerhöchsten Befehl wurden im Jahre 1889 sämtliche Kunstgegenstände aus dem
fideikommissarischen Besitze des Kaiserhauses im Kunsthistorischen Hofmuseum nach kunst-
wissenschaftlichen Gesichtspunkten aufgestellt. Ihre früheren Bezeichnungen wurden aufgehoben
und neue Abteilungen gebildet, welche sich durch Abgabe alles Zusammengehörigen aus den
bisherigen Sammlungen gestalteten, so daß lediglich die Hoheitszeichen, Hauskleinodien, Krö-
Abb. 856. Kunsthistorisches Hofmuseum, Kuppelraum.
nungsinsignien und Reliquien des heiligen römischen Reiches, das kaiserliche Taufzeug und
der Privat- und Familienschmuck als Habsburg-Lothringischer Hausschatz von der Einverleibung
in das Hofmuseum ausgeschlossen blieben. Die kunsthistorischen Sammlungen gruppieren sich
dermalen in folgender Weise: I. Antiken-Sammlungen, umfassend die ägyptischen Altertümer
') Ober den dermaligen Besitzstand der Schatzkammer (Habsburg-Lothringischer Hausschatz) vgl. im folgenden S. 50S.
öffentliche Sammlungen.
505
Abb. 857. Kunsthistorisches Hofmuseum, Saal XXII.
und die griechischen und römischen Antiken, ferner die Sammlung geschnittener Steine ein-
schließlich der späteren Epochen bis zum 18. Jahrhunderte (Direktor Professor Dr. Robert
von Schneider); II. die Münzen- und Medaillen-Sammlung (Kustoden Dr. K. Domanig und
Prof. Dr. W. Kubitschek); III. die Sammlungen von kunstindustriellen Gegenständen des Mittel-
alters und der Renaissance und von Waffen (Direktor Prof. Dr. Jul. von Schlosser) und IV.
die Gemäldegalerie (alte Gemälde der verschiedenen Schulen und moderne Gemälde) nebst
der Sammlung von Aquarellen und Handzeichnungen (Direktor Hofrat A. Schäffer). Diesen
Sammlungen gliedern sich als Hilfsanstalten an eine Bibliothek, die Restaurieranstalt der
Gemäldegalerie, die Adjustierungs- und Reproduktionswerkstätte (Restaurieranstalt für plastische
Objekte und Gipsgießerei), endlich eine Administrationskanzlei.
Die Sammlung ägyptischer Altertümer umfaßt Monumente aus allen Hauptperioden
der ägyptischen Kunst, die ältesten aus der zweiten Hälfte des vierten Jahrtausends v. Chr.,
die jüngsten aus der römischen Kaiserzeit. In der Antiken-Sammlung sind griechische,
etruskische, sabäische und römische Altertümer aufgestellt. Bemerkenswert ist die reichhaltige
Vasensammlung; an diese anschließend eine Terrakottensammlung mit besonders schönen
Stücken. Die Sammlung von Steinskulpturen enthält hervorragende Werke, so die Reliefs vom
Heroon in Trysa (Lydien), die sogenannte „sterbende Amazone", die Artemis von Larnaka,
das Köpfchen der Artemis aus Tralles, den Fuggerschen Amazonen-Sarkophag. Nicht minder
erlesene Stücke hat die Sammlung von Bronzen aufzuweisen, so die Jünglingsstatue vom
Helenenberge in Kärnten, den Herakles aus Brigetio, ein Ares-Figürchen. Hieran reihen sich
Arbeiten in Gold und Silber, unter denen der Goldfund von Szent-Miklös und ein silberner
Votivteller aus Aquileja hervorragen. Einzig in ihrer Art ist die Sammlung geschnittener
Steine, welche eine Reihe berühmter Stücke enthält, wie den Onyx mit den Ptolemäerporträts,
die sogenannte Gemma Augustea, dann unter den Renaissancekameen die Leda des Ben-
venuto Cellini. An diese Kollektion reihen sich noch Sammlungen von antiken Gläsern, Elfen-
beinarbeiten, Gegenstände aus Halbedelstein und Bernstein.
506 Sammlungen und Bibliotheken.
Eine Auswahl der bemerkenswertesten Funde aus Ephesus hat teils im „Theseustempel"
des k. k. Volksgartens, teils in Räumlichkeiten des unteren Belvedereschlosses Aufstellung
gefunden. Jene des Theseustempels enthält unter anderem ein Hauptstück dieser Fundgruppe,
die überlebensgroße Bronzestatue eines Epheben, dann einen bronzenen Lampenträger von
erlesener Arbeit und die reizvolle Kleinplastik „Herakles im Kampfe mit einem Zentauren"
(Bronze), Bruchstücke eines Marmorfrieses mit jagenden Eroten u. a. m. Im unteren Belvedere sind
es wieder nebst einigen hervorragenden Statuen die zehn kolossalen Marmorreliefs eines Ehren-
dcnkmals auf den parthischen Feldzug Marc Aureis, die besondere Beachtung verdienen.
Von der Sammlung von Münzen und Medaillen, welche über 200.000 Nummern
zählt, sind gegen 5500 Stücke ausgelegt, an denen die Entwicklung der Münze und Medaille
vom klassischen Altertume bis in die neueste Zeit zur Anschauung gebracht wird. In einer
besonderen Suite ist die Kunstgeschichte der deutschen und niederländischen Medaille darge-
stellt; eine eigene Abteilung bilden auch die Münzen und Medaillen des Allerhöchsten Kaiser-
hauses. In den Räumen dieser Sammlung ist die in ihrer Art einzige Porträtkollektion des
Erzherzogs Ferdinand von Tirol aufgestellt, Bildnisse europäischer Fürsten und ihrer Ahn-
herren bis zum Jahre 1590 sowie berühmter Männer des 15. und 16. Jahrhunderts enthaltend.
Die Sammlung kunstindustrieller Objekte umfaßt zunächst eine Gruppe mittel-
alterlicher Kunstgegenstände: Holzschnitzwerke — bemerkenswert eine figurale Gruppe aus
St. Florian, vom 15. Jahrhundert — Becher (hervorzuheben ein Pokal Friedrichs III.), den
berühmten burgundischen Meßornat, Reliquienschreine, Elfenbeinschnitzereien u. s. w. Hieran
reihen sich kunstvolle Arbeiten der Mechanik, sodann die einzigartige Kollektion von Gold-
schmiedearbeiten und Gegenständen aus Bergkristall und Halbedelsteinen. Um hier aus der
Fülle von Werken ersten Ranges nur einiges hervorzuheben, sei auf das Salzfaß von Ben-
venuto Cellini, Schüsseln und Kannen von Christoph Jamnitzer, das „Nachtzeug" der Kaiserin
Maria Theresia hingewiesen. Es folgen nun Werke der Poterie und Tonplastik, Glas und
Email, darunter wertvolle Urbino- und Gubbio-Schüsseln, Limousiner Arbeiten; dann Prunk-
möbel der italienischen und deutschen Renaissance, Pietradura-Arbeiten, eine reiche Kollektion
erlesener Elfenbeinarbeiten aus der Renaissance und Barocke, eine kleine Sammlung alter
Musikinstrumente, dann zahlreiche Steinskulpturcn, endlich die Sammlung von Bronzen der
Renaissance und neuerer Zeit mit Stücken hervorragendster Art, so Arbeiten von Donatello,
Giovanni da Bologna, Adriaen de Vries, Leone Leoni, Raphael Donner bis zu modernen Ar-
beiten von Charpentier, Roty u. a. Zu erwähnen ist auch noch eine Sammlung von Manu-
skripten und Kunstblättern des Mittelalters und der Renaissance, darunter Kaiser Maximilians
Turnierbuch, das „Kunstbuch" und eine Anzahl anderer kolorierter Handzeichnungen von
Albrecht Dürer und die hochinteressante Kupferstichsammlung des Erzherzogs Ferdinand von
Tirol in ihren alten Klebebänden.
Die Waffen-Sammlung ist neben der Armeria in Madrid und der in Turin wohl als
eine der ersten der Welt zu bezeichnen. Besonders reich ist sie an Stücken aus der Zeit des
ausgehenden Mittelalters und der Renaissance. Die erste Gruppe umfaßt Waffen bis zur Zeit
Maximilians I., darunter die Turnierwaffen dieses Kaisers, worauf jene aus der Epoche Karls V.
folgen. Besonders sind hier zu nennen die Rüstung dieses Kaisers und sein Paradedegen,
Arbeiten in der Art des Wenzel Jamnitzer, der Prunkharnisch des Erzherzogs Ferdinand von
Giovanni Serabaglio; dann Waffen aus der Zeit Maximilians II., Rudolfs II. (Prunkharnisch dieses
Kaisers), endlich verschiedene Stücke einschließlich kostbarer Feuerwaffen aus späteren Epochen
Die Gemäldegalerie bietet, wie sich aus ihrer oben skizzierten geschichtlichen Ent-
wicklung erklärt, ein glänzendes Bild der niederländischen Malerei des 16. und 17. Jahr-
hunderts, während die Italiener, namentlich die Meister des Quatrocento, zurückstehen und
nur durch die Zahl der hier vertretenen reifen Meister des 16. und 17. Jahrhunderts, besonders
der Vcnetianer, den Vergleich mit anderen großen Galerien aushalten können. Immerhin sind
gerade auch unter den Italienern, um mit diesen zu beginnen, Bilder ersten Ranges zu nennen,
wie beispielsweise Peruginos Taufe Christi, Raffaels Madonna im Grünen, Andrea dtl Sartos
Beweinung, Correggios Jo. Weiters wären zu erwähnen: Giorgione, die drei Weisen, Tizian,
der neben der Kirschen-Madonna und der Grablegung mit einer ganzen Reihe seiner besten
Werke vertreten ist, Palma der Ältere und der Jüngere, Tintoretto, Morctto (heilige Justina),
Tiepolo, Paul Veronese und zahlreiche Werke des Bassano ; dann die Carracci, Guido Reni,
Salvator Rosa u. s. w. An diese Bilder schließen sich einige Franzosen, so Clouet, Rigaud, Poussin,
hierauf die großartige Suite Velazquezschcr Porträts, Murillo (Johannes der Täufer als Kind).
Bei den Niederländern sind die Primitiven mit nicht vielen, aber vorzüglichen Stücken ver-
öffentliche Sammlangen.
507
treten, so zwei Porträts von Jan van Eyck, Triptychon von Rotier van der Weyden, Arbeiten
von Gerard David, Memling, vom Meister vom Tode Maria; es folgen Meister, wie Patinir, Bles,
Lucas von Leydcn, Qu. Massys, dann die stattliche Folge von Bildern des älteren Peter
Brucghel, hierauf die Romanisten wie Mabusc, B. von Orley, Floris, Moro mit beachtenswerten
Bildnissen. Den ersten Rang behaupten P. P. Rubens und sein Kreis, der Meister selbst
glänzend vertreten durch
seinen lldefonso-Altar, das
Venusfest, das Porträt der
Helene Fourement, eine
große Landschaft und eine
ganze Reihe anderer Bilder,
dann van Dyck (besonders
die „Vision des seligen Her-
mann Josef" und Christus
am Kreuze), van Thulden,
Jordans, beide Teniers, Sny-
ders, endlich die Tiermaler,
wie Fyt, van Kessel, die Ha-
miltons. Von den vlämischen
Malern ist Rembrandt mit
einer Anzahl vorzüglicher
Bildnisse vertreten, ihm
schließen sich an F. Hals,
Ostade, Steen, Hobbema,
Ruisdael(„dergroßeWald"),
Mieris, J. M. Molenaer u. a.
In der altdeutschen Schule
sind zu nennen Albr. Dürer
(Allerheiligenbild), Holbein,
die beiden Cranach, Schon-
gauer, Burgkmair, Baidung
Grien, Schäuffelein, B. Stri-
gel, B. Spranger, Heinz.
Verschiedene Meister des
18. Jahrhunderts (unterihnen
besonders Canaletto mit
seinen österreichischen Ve-
duten) und die Wiener Aka-
demiker des späten 18. und
frühen 19. Jahrhunderts ver-
mitteln sodann den Über-
gang zur modernen Abteilung. In dieser sind die Wiener Meister des 19. Jahrhunderts, wie
Fendi, Karl und Albert Schindler, Danhauser, Waldmüller zum Teil mit ihren besten Werken
vertreten. An sie schließen sich die Bildnismaler, wie Daffinger, Amerling, Kriehuber, Eybl, die
Landschafter, wie Thomas Ender, Marko, Raffalt, Gauermann, dann die religiösen Maler, wie
Führich, Scheffer von Leonhardshof, Steinte, die Kuppelwieser, endlich die neueren Meister
mit Rahl, Makart (Triumph der Ariadne), Canon, Matejko, Blaas, Rudolf und Jakob Alt, Petten-
kofen, Kurzbauer, Defregger (letztes Aufgebot), Schönn, Leopold Karl Müller, Angeli, Brozik,
F. von Pausinger, Moll. Aus der im zweiten Stockwerke befindlichen, über 500 Stücke um-
fassenden Sammlung von Aquarellen und Handzeichnungen seien angeführt Blätter von
Schwind (Melusine), Passini, Jak. und Rud. Alt, Pettenkofen, Führich, Overbeck, Mafäk,
Schwaiger, Myrbach, Klimt etc. Die gleichfalls im zweiten Stocke untergebrachte Sekundär-
galerie enthält eine Anzahl Kunstgeschichtlich interessanter Werke älterer Meister, welche
wegen Raummangels im ersten Stockwerke nicht Aufstellung finden konnten.
Die Bibliothek des Kunsthistorischen Hofmuseums enthält gegen 30.000 Bände; neben
Werken und Zeitschriften allgemeingeschichtlichen oder kunsthistorischen Inhaltes sind hier
insbesondere alle jene Fächer berücksichtigt, welche zu den Disziplinen der einzelnen Spezial-
sammlungen des Museums in Beziehung stehen, so Ägyptologie, klassische Archäologie,
Abb. 858. Kunsthistorisches Hofmuscum, Wal
50S
Sammlungen und Bibliotheken.
Numismatik, Geschichte des Kunstgewerbes, Waffen- und Gemäldekunde. Die Bibliothek ist
jedoch nicht öffentlich zugänglich.
Habsburg- Lothringischer Hausschatz (Schatzkammer in der k. k. Hofburg). Den Inhalt
dieser Sammlung bilden die Insignien, Hoheitszeichen und Krönungsgewänder des heiligen
römischen Reiches deutscher Nation, die österreichischen Hoheitszeichen, die Heroldsgewänder
und Kleinodien aus dem Schatze des Ordens vom Goldenen Vließe, dann die Juwelen und
Schmuckgegenstände der Allerhöchsten Familie und einzelne hervorragende Memorabilien.
Unter den Krönungsinsignien ist vor allem die alte, edelstein- und perlengeschmückte
Kaiserkrone, das Evangeliar Karls des Großen und die unter Rudolf II. hergestellte öster-
reichische Kaiserkrone zu nennen; unter den Kleinodien des Goldenen Vließes die Collane
(Potence) dieses Ordens und ein reichverziertes Kruzifix Philipps des Guten von Burgund.
Der Familienschmuck des Allerhöchsten Hauses, zumeist aus der Zeit Maria Theresias und
Franz I. stammend, doch auch einige ältere Stücke enthaltend, birgt Objekte von unschätz-
barem Werte, so den in einer Agraffe befestigten „Florentiner", den viertgrößten Diamanten
der Welt, ehemals im Besitze Karls des Kühnen von Burgund.
Die ethnographische und prähistorische Abteilung des Naturhistorischen Hofmuseums
muß in diesem Zusammenhange ob ihres reichen Besitzes an künstlerisch oder kunstgewerb-
lich interessanten Objekten auch genannt werden. In der ethnographischen Sammlung sind
besonders Brasilien, das Gebiet des Oberen Nil, Ostafrika, der Malaische Archipel, Japan, die
Stidsee, Mexiko und die alten Kulturstaaten Zentralamerikas gut vertreten. Merkwürdig sind
altmexikanische Gegenstände aus der Zeit der Eroberung Mexikos durch die Spanier, welche
von der ehemaligen Ambraser Sammlung
des Erzherzogs Ferdinand von Tirol an
diese Kollektion abgegeben wurden. In
der prähistorischen Sammlung, die sich
durch große Zahl der Gegenstände aus-
zeichnet, ist namentlich die Hallstätter
Periode mit den zum Teil ganz hervor-
ragenden Funden aus Hallstatt gut ver-
treten. Sonstige glänzende Partien dieser
Sammlung sind auch die Pfahlbaufunde
der jüngeren Steinzeit und die zahlreichen
Gräberfunde aus den Ostalpen.
Die zum Hofmarstalle gehörigen drei
Sammlungen: Hofgewehr kämme r, Hof-
sattelkammer und Hofwagenburg ent-
halten eine Anzahl künstlerisch und kunst-
gewerblich bemerkenswerter Gegenstände,
so die Gewehrkammer eine Suite schön
eingelegter und tauschierter Schußwaffen,
die Sattelkammer prunkvolle Pferdege-
schirre aus der Zeit Karls VI. und Maria
Theresias, einige Türkenzelte von 1683,
die Wagenburg eine große Zahl reichst
ausgestatteter Karrossen aus der Zeit
Karls VI. bis Franz I. von Österreich.
Betreffs der Kupferstiche und
Miniaturen der Hofbibliothek ist auf
den folgenden Abschnitt „Bibliotheken"
zu verweisen.
Neben der Kupferstichsammlung der
Hofbibliothek ist die unter dem Namen
„Albertina" bekannte erzherzogliche Sammlung (Eigentümer Erzherzog Friedrich, Direktor Josef
Meder) als die bedeutendste, öffentlich zugängliche Kollektion dieser Art zu bezeichnen.
Sie umfaßt an Kupferstichen zirka 220.000 Blätter aller Schulen; in jeder dieser Abteilungen
sind die Meister älterer und neuerer Zeit fast vollständig vertreten. Die Sammlung der Hand-
zeichnungen zählt gegen 18.000 Nummern, darunter kostbare Stücke von Raffael, Michelangelo,
Dürer, Holbein, van Eyck, Memling, Velazquez und anderen Meistern ersten Ranges, die
Abb. 859. Akademie der bildenden Künste, Gipsmuscum.
öffentliche Sammlungen.
509
österreichischen Meister des 18. und 19. Jahrhunderts in seltener Vollständigkeit. Mit der
Sammlung- steht eine reichhaltige Bibliothek in Verbindung.
Die Sammlungen der Akademie der bildenden Künste. Die Gemäldegalerie (Kustos kaiscrl.
Rat E. Gerisch), bis auf Karl VI. zurückgehend und später durch das ansehnliche Legat der gräflich
Lambergschen Gemäldesammlung und andere Zuwendungen vermehrt, weist gegen 1300 Bilder auf,
darunter hervorragende Stücke der niederländischen und spanischen Schulen (Rubens, Rembrandt,
Murillo), dann bedeutende Italiener (Tizian, Botticelli, Paul Veronese), die Wiener Akademiker
des 18. und 19. Jahrhunderts, endlich eine Reihe hervorragender moderner Gemälde. Das
Museum der Gipsabgüsse umfaßt gegen 1700 Abgüsse nach Werken der Antike, des
Mittelalters, der Renaissance
und der späteren Epochen;
auch einige griechische Ori-
ginalwerke sind ihm einverleibt.
Was die Bibliothek und die
mit derselben verbundenen
Sammlungen von Handzeich-
nungen, Kupferstichen und
Photographien anbelangt, siehe
den nachfolgenden Abschnitt
„Bibliotheken".
Die „Moderne Galerie",
vom k. k. Ministerium für
Kultus und Unterricht im Jahre
1903 ins Leben gerufen und
mit einem Teil ihrer Bestände
provisorisch in den Räumen
des unteren Belvederes aufge-
stellt, strebt einen Überblick
über die Kunstentwicklung des
19. und des beginnenden 20.
Jahrhunderts an. Wenn auch
dieses Ziel in Anbetracht des
kurzen Bestandes der Galerie
noch nicht vollständig erreicht
ist, läßt sich doch selbst an
der Auswahl der zurzeit aus-
gestellten Bilder die Entwick-
lung der österreichischen Ma-
lerei bis in die romantische
Epoche zurück gut verfolgen.
So finden sich dort vorzüg-
liche Arbeiten von Führich,
Schwind, Eybl und Danhauser.
Besonders gut ist Waldmüller
vertreten (unter anderen die
„Klostersuppe" und „Johannis-
Andacht"). Es folgen einige
bemerkenswerte Gemälde Pet-
tenkofens und Leopold Karl
Müllers, dann Bilder von Jak.
Em. Schindler, Th. von Hör-
mann, Eugen Jettel. Rudolf
von Alt ist mit einer ganzen Reihe ausgezeichneter Werke zu sehen. Hans Makart wurde ein
eigener Saal eingeräumt, in dem sowohl ein Deckengemälde als die „Fünf Sinne" zu schöner
Geltung kommen. Rahl, Canon, Schnorr von Carolsfeld gelangen mit einigen Studien zu Worte.
Ihnen reihen sich die jüngeren österreichischen Künstler in ziemlicher Vollständigkeit an. Von
ausländischen Meistern ist Max Klinger mit zwei seiner Hauptwerke („Christus im Olymp"
und „Urteil des Paris") vertreten. Zu nennen wären noch etwa Böcklin („Meeresidyll"), Feuer-
Abt». 860. Arkadenhof des österreichischen Museums für Kunst und Industrie.
510
Sammlungen und Bibliotheken.
Abb. 861. Historisches Museum der Stadt Wien.
bach, Stuck, Kaikreuth, Thoma,
Uhde, Kuehl, Axel Gallen,
AlmaTadema(„Fredegunde")
und Segantini, von welchem
unter anderen die „Bösen
Mütter" und die Kreidezeich-
nung zum großen Triptychon
„Sein, Werden und Vergehen"
zu sehen sind.
Das Österreichische Mu-
seum für Kunst und Industrie
(Direktor Hofrat Artur von
Scala), im Jahre 1863 als eine
der ersten Anstalten dieser
Art auf dem Kontinente ge-
gründet, ist Staatsanstalt und
umfaßt gegen 31.000 Gegen-
stände der Kunst und des
Kunstgewerbes in folgenden
24 Gruppen: Geflecht, Textil-
kunst, Lackarbeiten, Email,
Mosaik, Glasmalerei, Malerei, Schrift, Druck und graphische Künste, äußere Buchausstattung,
Glasgefäße, Tongefäße und dekorative Tonplastik, Arbeiten aus Holz, Arbeiten aus Hörn, Bein,
Elfenbein, Wachs, Arbeiten aus Alabaster, Marmor und sonstigem Stein, dann aus Kupfer,
Messing, Zink und Zinn, Eisenarbeiten, Glocken und Uhren, Bronzearbeiten, Goldschmiede-
kunst, Bijouterien, Graveurkunst, Ornamentenzeichnungen für Reliefs, Skulptur im großen.
Unter diesen Gruppen finden sich zahlreiche Objekte von ganz hervorragender Bedeutung
und Kostbarkeit. Das Museum veranstaltet wechselnde Ausstellungen sowie öffentliche Vor-
träge. Die mit dem Institute verbundene und stark benützte Bibliothek besteht aus zwei
Abteilungen, der Büchersammlung von zirka 29.000
Bänden und der Sammlung von Kunstblättern mit
ungefähr 58.000 Nummern. Die letztgenannte Ab-
teilung umfaßt unter anderen eine reichhaltige Samm-
lung von Ornamentstichen und eine eigene Vor-
bildersammlung.
Im Handelsmuseum, welches aus dem orien-
talischen Museum hervorging, sind rein kommer-
zielle Sammlungen mit solchen kunstgewerblichen
und ethnographischen Charakters vereinigt, welche
wertvolle Objekte aus Ostasien und aus dem moham-
medanischen und buddhistischen Oriente enthalten.
Mit dem Institute steht eine Exportakademie in Ver-
bindung.
Das Technologische Gewerbemuseum (Präsident
des Kuratoriums Sektionschef Dr. F. W. Exner), vor-
zugsweise zur Förderung der technischen Seite der
Gewerbe bestimmt, stellt sich mit seinen reichhalti-
gen Kollektionen an die Seite der größten ähnlichen
Institutionen des Auslandes. Eine spezielle Abteilung
dieses Museums bildet das „Museum der Ge-
schichte der österreichischen Arbeit". Das
Institut, welches mit seinen Kursen und Werkstätten
eine der bedeutendsten gewerblichen Lehranstalten Wiens bildet, wird unter namhafter Bei-
steuer aus Staatsmitteln vom Niederösterreichischen Gewerbeverein erhalten.
Eine kunstgeschichtlich wichtige Kollektion ist die Archäologische Sammlung der Wiener
Universität, welche mit der archäologischen Lehrkanzel und dem archäologisch-epigraphischen
Seminare in Verbindung steht. Sie enthält gegen 700 Gipsabgüsse und einen reichen Apparat
von Photographien und Wandtafeln.
Abb. S62. Historisches Museum der Stadt Wien.
Privatgalcrien.
511
Abb. 863. Historisches Museum der Stadt Wien.
Das Historische Museum der Stadt Wien im neuen Rathause (Direktor J. E. Probst),
Eigentum der Stadtgemeinde und von dieser erhalten, birgt Denkmäler vom St. Stephans-Dom,
topographische Objekte, Darstellungen bemerkenswerter politischer und lokaler Ereignisse,
Gegenstände, welche sich auf die städtische Verwaltung beziehen, Münzen und Medaillen, ein
eigenes Grillparzer-Zimmer, eine bedeutende Waffensammlung und die städtische Gemälde-
galerie, deren seinerzeitige räumliche Vereinigung mit der „Modernen Galerie" geplant ist.
Die römischen Funde aus Wien haben in einem eigenen „Museum Vindobonense" gesonderte
Aufstellung gefunden.
Im Museum für österreichische Volkskunde (Direktor Kustos Dr. Haberlandt) sind ungefähr
13.000 Objekte volkstümlichen Charakters in folgenden Gruppen vereinigt: Deutsche in den
Alpenländern, Deutsche in den Sudetenländern, Tschechoslawen, Polen undRuthenen, Südslawen,
Romanen. Viele der Gegenstände sind durch künstlerisches oder kunstgewerbliches Interesse
ausgezeichnet.
Das Heeresmuseum im k. u. k. Arsenal (Konservator Dr. John) umfaßt Siegestrophäen,
Gedenkstücke aller Art, dann Waffen und Ausrüstungsgegenstände, welche die Entwicklung
der k. u. k. Armee seit Beginn des stehenden Heeres illustrieren, darunter viele Gegenstände
von hohem Kunst- oder Geschichtswerte.
II. PRIVATGALERIEN.
Zu den Zierden des Wiener Kunstbesitzes zählen vier der öffentlichen Besichtigung durch
den Gemeinsinn ihrer Eigentümer zugänglich gemachte Privatgalerien, jene der Grafen Czernin,
Harrach und Schönborn und die des regierenden Fürsten von und zu Liechtenstein.
Die Czerninsche Galerie, über 350 Gemälde umfassend, birgt eine Anzahl aus-
gezeichneter Niederländer (darunter das berühmte „Atelier" des van der Neer von Delft),
einige vorzügliche Italiener der älteren Schulen, sowie gute Arbeiten neuerer Meister. Bei
Harrach — über 400 Nummern — sind am zahlreichsten und auch der Qualität nach aus-
512
Sammlungen und Bibliotheken.
gezeichnet gleichfalls die niederländischen Meister vertreten; daneben behaupten aber auch die
Deutschen, dann die Italiener, Spanier (mit interessanten Stücken) und Franzosen einen hohen
Rang. Auch in der Schönbornschen Galerie mit 120 Nummern sind die Niederländer an
erster Stelle zu nennen (Rubens' „Blendung des Simson"), ebenso in der Liechtenstein-
Galerie, die jedoch an Zahl und Bedeutung der Bilder die vorgenannten noch übertrifft. Unter
den beiläufig 1000 Gemälden dieser Sammlung finden sich eine ganze Reihe von Perlen der
Abb. 864. Museum für österreichische Volkskunde im Börsengebäude.
älteren Malerei. Obenan stehen Rubens, van Dyck und Rembrandt und die bedeutendsten
übrigen niederländischen Meister. Die Italiener sind nicht so zahlreich, aber mit Stücken ersten
Ranges vertreten (Tizian, Palma der Ältere, Caravaggio). Auch die Altdeutschen dieser Gemälde-
sammlung sind vorzüglich.
Unter den öffentlich zugänglichen Sammlungen mögen endlich noch das Museum der
Gesellschaft der Musikfreunde mit über 100 älteren Musikinstrumenten, einer Kollektion
von Musikermedaillen und einer großen Porträtsammlung, dann die Sammlungen der Gesell-
schaft für Konservierung derKunst- und historischen Denkmale des Judentumes,
schließlich die interessante Sammlung von Münz- und Medaillenstempcln des k. k. Haupt-
münzamtes Erwähnung finden.
Bemerkenswerte Kirchenschätze befinden sich im St. Stephans-Dome und im Kapuziner-
kloster (letzteres nicht öffentlich zugänglich), eine interessante kleine Gemäldegalerie im
Schottenkloster. In diesem Zusammenhange ist auch des Ordensschatzes des Deutschen Ritter-
ordens zu gedenken, welcher eine Anzahl kostbarer Gegenstände birgt.
Von den bedeutenderen, öffentlich nicht zugänglichen Kunstsammlungen im Privat-
besitze seien angeführt '):
') Detailliertere Angaben über die Privatsammlungen wie auch über die öffentlichen Sammlungen Wiens finden sich in
dem „Handbuch der Kunstpflege in Österreich", herausgegeben vom k. k. Ministerium für Kultus und Unterricht, redigiert von
W. Freiherrn von Weckbecker. Wien 1902.
Privatgalerien.
513
Brüder Albert und Karl Figdor (Gegenstände des Mittelalters und der Renaissance mit
besonderer Betonung- des kulturgeschichtlichen Momentes, Gemälde, Kunstblätter und Skulp-
turen); Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich-Este (antike, mittelalterliche Skulp-
turen und Plastik der Renaissance, hervorragende Gemälde, Miniaturhandschriften, Stiche und
Handzeichnungen, kunstgewerbliche Gegenstände und eine reiche ethnographische Sammlung);
Karl Graf Lanckororiski (reiche Kollektion von Gemälden alter und neuerer Meister, Skulp-
Abb. 865. Heeresmuseum im k. u. k. Arsenal.
turen, Fächer und Miniaturen, antike Marmorwerke, Terrakotten und Vasen, ostasiatische
Gegenstände); Fürst Johannes von und zu Liechtenstein (Bronzen und Antiken, Gemälde,
namentlich solche von Meistern des 19. Jahrhunderts); Ludwig Lobmeyr (Gemälde älterer
Meister, vorwiegend jedoch solche des 19. Jahrhunderts, besonders Alt und Pettenkofen);
Alfons Freiherr von Rothschild (Gemälde, Kunstgegenstände, Handzeichnungen, Minia-
turen, Waffen, Möbel, vorwiegend französische Arbeiten des 18. Jahrhunderts). Zu erwähnen
wären weiters noch die Viennensia-Sammlungen von Georg Edel, Dr. August Heymann,
Jos. Wünsch (auch eine SpezialSammlung von Holzschnitten), dann die Sammlungen von
Gustav Benda (Kunstgegenstände und Waffen), Friedrich Dobner von Dobenau (Gemälde),
Marie Dumba (Gemälde, Plastik), Gräfin Hoyos-Amerling (Gemälde, Kunstgegenstände),
Dr. G. von Jurie (Gemälde, Kunstgegenstände), Hermann Freiherr von Königswarter
(Gemälde), Dr. Adolf von Marenzeller (alte Gemälde), Johann von Metaxa (Wiener
Porzellanminiaturen), Fürst Paul Metternich (Gemälde, Kunstgegenstände), Karl Mayer
(Porzellan), Dr. Adam Pollitzer (Gemälde, Kunstblätter), Albert Freiherr von Roth-
schild (Gemälde, vorwiegend Engländer, Franzosen und Niederländer des 17. und 18. Jahr-
hunderts, Waffen, Bronzen), Gustav Freiherr von Springer (Gemälde), Dr. Max Strauß
(Gemälde, Kunstgegenstände), Baronin Stummer von Tavarnok (Gemälde), Ernst Prinz
zu Windischgrätz (Münzen, Waffen).
Bd. II.
33
514
Sammlungen und Bibliotheken.
III. BIBLIOTHEKEN.
Von den 204 Bibliotheken Wiens, welche das „Adreßbuch der Bibliotheken" der Öster-
reichisch-ungarischen Monarchie von Bohatta und Holzmann 1) anführt, können hier nur jene
in Betracht gezogen werden, welche zur Kunst- oder Kulturgeschichte in näherer Beziehung
stehen. Da ist vor allem der k. k. Hof bibliothek (Direktor Hofrat Dr. Karabacek) mit ihren
') Wien 1900.
Abb. 806. Palais Lanckororiski, Zentralhalle.
Bibliotheken.
515
Abb. 867. Sammlung „Albertina"
reichen Schätzen an Miniaturhandschriften, Inkunabcldrucken und Kunstblättern aller Art zu
gedenken. Die Miniaturhandschriften umfassen altchristliche Manuskripte (darunter der berühmte
Dioskorides-Kodex), byzantinische, frühmittelalterliche Handschriften, dann solche der späteren
deutschen, italienischen, niederländischen Schulen wie auch orientalische Manuskripte, viele
davon mit den kostbarsten Malereien geziert; in der Kupferstichsammlung, die zu einem
großen Teil auf die Kollektion Eugens von Savoyen zurückgeht, sind die Italiener des 15.
und 16. Jahrhunderts besonders gut vertreten, doch auch die Deutschen und Niederländer
sind in seltener Reichhaltigkeit vorhanden;
die neueren Schulen sind bis in die letzte
Zeit mit Blättern aller Art repräsentiert. Die
k. u.k. Familien-Fideikommißbiblio-
thek (Leiter Kustos Dr. Franz Schnürer)
birgt neben einigen kostbaren Hand-
schriften eine Reihe wertvoller Kunstblätter
und zahlreiche seltene Illustrationswerke.
Besondere Erwähnung verdient hier die
reichhaltige und systematisch geführte Por-
trätsammlung. Die Bibliothek der k. k.
Akademie der bildenden Künste
(Direktor S. Laschitzer) vereinigt neben
einer sehr bedeutenden Bücherei eine
reichhaltige Sammlung von graphischen
Blättern, eine Handzeichnungensammlung
mit besonders wertvollen Stücken und
eine Photographiensammlung. Der Büche-
reien, welche mit der erzherzoglichen
Sammlung „Albertina" und mit dem Kunsthistorischen Hofmuseum verbunden sind,
wurde bereits oben gedacht. In der reichhaltigen Bibliothek der Stadt Wien sind vor-
zugsweise Geschichte und Topographie von Wien, Theater und Literaturgeschichte — rück-
sichtlich dieser besonders wichtig die Nachlässe von Raimund, Grillparzer, Anzengruber>
Bauernfeld — Städtegeschichte und Städteverwaltung vertreten. Die Niederösterreichische
Landesbibliothek (Landesarchivar Dr. Anton Mayer) birgt neben einer großen Zahl histo-
rischer Werke Kollektionen von topographischen Ansichten aus Niederösterreich, Ansichten
von Denksäulen und Marterln und Porträts. Von kunstgeschichtlicher Wichtigkeit ist auch
die Bibliothek der k. k. Zentralkommission für Kunst- und historische Denkmale.
Das k. u. k. Haus-, Hof- und Staats-Archiv enthält außer den historisch hochbedeutsamen
Stücken, welche, in Vitrinen zur Besichtigung aufgelegt, die Verfassungs- und Rechtsgeschichte
von der Zeit der Babenberger bis in die neuere Zeit illustrieren, eine ganze Reihe sphra-
gistisch wie sonst kunsthistorisch wertvoller Stücke. In der Bibliothek der technischen
Hochschule finden sich zahlreiche Werke über Architektur, Malerei und Skulptur, ebenso
in der reichhaltigen Bibliothek des Österreichischen Ingenieur- und Architekten-
Vereines. Rücksichtlich der Bibliothek des Österreichischen Museums für Kunst und
Industrie ist auf Abschnitt „Musealgebäude" (S. 173) zu verweisen. Mit der Bibliothek der
k. k. Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt ist eine Kollektion von Pracht- und
Illustrationswerken sowie eine reiche, nach Techniken geordnete Sammlung von graphischen
und photomechanischen Reproduktionen verbunden. Die Fideikommißbibliothek des regie-
renden Fürsten von und zu Liechtenstein ist eine der umfangreichsten Privatbüchereien
in Wien und enthält nebst zahlreichen kunst- und kulturgeschichtlich wichtigen Stücken (auch
viele Miniaturhandschriften und Inkunabeln) die große, ehemals Hauslabsche Sammlung von
Kunstblättern. Wertvolles kunsthistorisches Material ist endlich auch' in der Bibliothek und
dem Apparate des archäologisch-epigraphischen Seminars der Wiener Universität und
in jenem der Lehrkanzel für Kunstgeschichte an dieser Universität enthalten.
Fr. von WeckbecJicr.
33*
ALPHABETISCHES SACHVERZEICHNIS.
Ackerbau-Ministerium 131.
Ägydiuskirche, IV. Bezirk 68.
Ärarialgebäude,XV.Bezirk(Tannen-
und Beingasse) 138.
Äronautische Anstalt, Militär- 305.
Akademie der bildenden Künste
190, 509.
Akademie der Wissenschaften 174.
Akademisches Gymnasium 197.
Albertina 508.
Albfechts-Brunnen 492.
Albrechts-Denkmal 476.
Albrechts-Kaserne 299.
Allgemeine Depositenbank 358.
Allgemeine österreichische Boden-
kreditanstalt 357.
Allgemeine Poliklinik 242.
Allgemeine Verkehrsbank 356.
Allgemeines Krankenhaus 226.
Allgemeines Krankenhaus, Neues
227.
Allgemeines österreichisches israe-
litisches Taubstummeninstitut
261.
Alt- Wiener Hausbrunnen, VII. Bez.
(Westbahnstraße 8) 494.
Ambulatorium, Kaiser Franz Josef-
243.
Amtsgebäude d. Normal-Eichungs-
kommission 147.
Amtshaus X. Bezirk 164.
— XVI. Bezirk 165.
— XVIII. Bezirk 166.
— XX. Bezirk 166.
Anatomisches Institut 179.
Andromeda-Brunnen 494.
Angerer-Haus 424.
Anglo-österreichische Bank 356.
Annahof 447.
Annakirche, I. Bezirk 55.
Annen-Kinderspital 247.
Anstalt zur Beschäftigung und Ver-
sorgung erwachsener Blinder
260.
Antiqua domus, I. Bezirk (Sonnen-
felsgasse 23) 176.
Antoniuskirche 82.
Anzengruber-Denkmal 480.
Apollo-Variete 341.
Arbeiterheim 322.
Arbeiter-Unfallversicherungs-
anstalt, s. Niederösterreich 455.
Archäologische Sammlung der
Wiener Universität 510
Arsenal 305.
Arsenal, Heeresmuseum 511.
Artilleriearsenal 305.
Artilleriekaserne 299.
Asyl für Obdachlose 271.
Asyl- und Werkhaus der Stadt
Wien 270.
Athletiksportklub 349.
Auersperg-Palais 382.
Augarten-Palais 119.
Augustinerkirche 41.
Austria-Brunnen auf der Freiung
487.
XVI. Bezirk 491.
Bankverein, Wiener 358.
Bassins mit Brunnengruppen zwi-
schen den beiden Hofmuseen
491.
Beatrixbad 280.
Beethoven-Denkmal 473.
Befreiung der Quelle 491.
Belvedere 114.
Bibliotheken 514.
Bicycle-Klub, Wiener 349.
Blindenanstalt 260.
— Purkersdorf 261.
Blinden-Erziehungsinstitut 260.
Bodenkreditanstalt, Allgemeine
österreichische 357.
Börse 351.
— für landwirtschaftliche Produkte
353.
Bogner-Haus 422.
Brandschaden-Versicherungs-
anstalt 420.
Brauhaus-Restauration Simmering
448.
Breitenfelder Kirche 82.
Breuner-Enkevoirth-Palais 387.
Brevillier & Co. und A. Urban
& Söhne, Arbeiterhäuser 456.
Bristol-Hotel 444.
Bruckner-Denkmal 473.
Brunnen, I.Bezirk (Bräunerstraße 3)
494.
— — (Bräunerstraße 5) 495.
(Wollzeile 12) 494.
— VII. Bezirk (Westbahnstraße 8)
494.
— am Graben 486.
— auf dem Hohen Markt 482.
Neuen Markt 482.
— der hl. Margareta 486.
— im akademischen Gymnasium
495.
Brunne« im alten Landhause 494.
— — Annahof 495.
— — Bankgebäude 494.
— — ehemaligen Palais des Prinzen
Eugen 494.
— — erzbischöflichen Palais 494.
— — Lobkowitzschen Palais 494.
— — Universitätshof 495.
— in der Alserstraße 486.
— zwischen den Hofmuseen 491.
Bürger-Theater 337.
Bürgerversorgungshaus 265.
Burgtheater 328.
Busch-Zirkus 342.
Canisiuskirche, IX. Bezirk 85.
Carl-Theater 330.
Casa piccola 420.
Charite, IX. Bezirk 246.
Chemisches Institut an der Wäh-
ringerstraße 179.
Christinen-Denkmal 499.
Cobenzl-Hotel 446.
Colosseum 340.
Cottage-Eislaufverein 348.
Damenstift, Savoyisches 391.
Depositenbank, Allgemeine 358.
Deutsche Botschaft, Palais 395.
Deutsche Ritterordens-Kirche 44.
Deutsches Volkstheater 332.
Deutschmeister-Denkmal 480.
Dianabad, II. Bezirk 279.
Diakonissen-Krankenhaus, Evan-
gelisches 246.
»Die Befreiung der Quelle« 491.
Diphtherieheilserum, Institut zur
Gewinnung von 237.
Dominikanerkirche zu Sta. Maria
Rotunda 55.
Donaukanalbäder 274.
Donaustrombad, Städtisches 273.
Donauweibchen-Brunnen 489.
Dreifaltigkeits- oder Pestsäule am
Graben 467.
Effekten- und Warenbörse 351.
Eislauf-Verein 347.
— Cottage- 348.
Elektrotechnisches Institut der tech-
nischen Hochschule 186.
Elisabeth-Denkmal 480.
Elisabeth-Kirche 44, 63, 85.
Elisabeth-Spital 231, 240.
Elisabeth-Staatsgymnasium 198.
518
Alphabetisches Sachverzeichnis.
Engel-Brunnen 491.
Epidemiespital, II. Bezirk (Engerth-
straße) 238.
— X. Bezirk (Triesterstraße) 238.
— XII. Bezirk 238.
— XVII. Bezirk 238.
Erste gemeinnützige Baugesellschaft
für Arbeiterwohnungen 455.
Erzbischöfliches Palais 376.
Erzherzog Albrecht-Denkmal 476.
— Albrecht-Infanteriekaserne 299.
— Franz Ferdinand-Palais 373.
— Friedrich-Palais 375.
— Karl-Denkmal 472.
— Karl Ludwig-Palais 375.
— Ludwig Viktor-Palais 371.
— Leopold Salvator-Palais 375.
— Rainer-Palais 374.
— Wilhelm-Artillerikaserne 299.
Escomptegesellschaft, Niederöster-
reichische 356.
Esders Stephan, Geschäfthaus 365.
Eszterhazy, Majoratshaus 382.
— Sommerpalais 382.
Eugen von Savoyen-Denkmal 472.
Evangelische Kirche A. C. VI. Bezirk
(Gumpendorferstraße) 86.
— — am Matzleinsdorfer Fried-
hof 87.
XVIII. Bezirk (Martinstraße)
87.
— Stadtkirche A. C. (Dorotheer-
gasse) 86.
H. C. (Dorotheergasse) 86.
Evangelisches Diakonissenkranken-
haus, XVIII. Bezirk 246.
Exerzierplatz auf der Schmelz 305.
Feuerwehr 282.
Filial-Invalidenhaus 313.
Finanzgebäude, III. Bezirk (Vordere
Zollamtsstraße 5 u. 7) 137.
Finanz-Landesdirektionsgebäude
137.
Finanz-Ministerium 129.
Findelhaus 259.
Fleischmarkt 17.
Florian-Kirche 66.
Franziskanerkirche, I. Bezirk 53.
Freibad 274.
Gänsemädchen-Brunnen 490.
Garnisonsspital Nr. 1 311.
— Nr. 2 313.
Gartenbau-Gesellschaft 345.
Gasthaus »Zur güldenen Wald-
schnepfe« 450.
Gebär- und Findelanstalt 259.
Gebäude der Gartenbau-Gesell-
schaft 345.
— der Sezession 319
— der ungarischen Garde 119.
— des Österreichischen Ingenieur-
und Architekten-Vereines und
des Niederösterreichischen Ge-
werbe-Vereines 318.
— des Technischen Militärkomitees
291.
— für Vergnügungen und Sport
325.
Gemeinsamer Oberster Rechnungs-
hof 124.
Generaldirektion der Tabakregie
148.
Genius Bornii 495.
Genossenschafts-Krankenkassen,
Verbandshaus 323.
Geographisches Institut, Militär-
292.
Geologische Reichsanstalt 183.
Georgsbad, IX. Bezirk 282.
Georgs-Brunnen 495.
Gerngroß, Warenhaus 368.
Gersthofer Kirche 80.
Geschäftshaus Esders Stephan 365.
— Herzmansky A. 366.
— Zwieback 366.
Gesellschaft der Ärzte, Haus der
319.
Gesellschaft vom Roten Kreuze 287.
Gewerbe-Museum, Technologi-
sches 510.
Gewerbevereinsgebäude 318.
Giro-undKassenverein, Wiener359.
Glashüttenhof 368.
Goethe-Denkmal 476.
Grabdenkmal Nikolaus Dumba 500.
— der Familie Engelhardt 500.
— Ghegas 500.
— Hansens 500.
— Th. v. Hoermanns 501.
— Betty v. Passys 501.
— Radingers 501.
— Friedrich Schmidts 501.
— Johann Strauß' 501.
— Dr. Strauß' 501.
— Hugo Wolfs 501.
Grand-Hotel 443.
Graphische Lehr- und Versuchs-
anstalt 212.
Grillparzer-Denkmal 473.
Großbritannische Botschaft, Palais
395.
Grün, Anastasius, Denkmal 475.
Gumpendorfer Kirche 68.
Gutenberg-Denkmal 477.
Gymnasium der Benediktiner zu
den Schotten 198.
Haas & Söhne, Warenhaus 364.
Habsburg-Lothringischer Haus-
schatz 508.
Häuschen der Lawn-Tennis-Gesell-
schaft 349.
Häusergruppe Reichsratsstraße 425.
Hagenbund, Ausstellungshaus 463.
Handels-Akademie 197.
Handels-Ministerium 131.
Handels-Museum 510.
Harrachsches Majoratspalais 391.
Hauptmünzamt 151.
Hauptzollamt 138.
Haus der Barmherzigkeit 243.
— — k. k. Gesellschaft der Ärzte
zu Wien 319.
— — Wiener Kaufmannschaft 320.
— des Wiener Kaufmännischen
Vereines 320.
Haushof Fleischmarkt 17 403.
Haus-, Hof- und Staatsarchiv 121.
Haus zur Weltkugel 421.
Heeresmuseum im k. u. k. Arsenal
511.
Heilanstalt Alland 246.
Heiligenkreuzer-Hof 403.
Heim für obdachlose Familien 272.
Heinrichs-Hof 423.
Herrenhutterhaus 420.
Herz Jesu-Kirche, Kaisermühlen 81.
Herzmansky, Warenhaus 366.
Hetzendorfer Schloß 119.
Hietzinger Hof 446.
Historisches Museum der Stadt
Wien 511.
Hochschule für Bodenkultur 187.
Hochstetter-Villa 439.
Hochstrahl-Brunnen 490.
Hoch- und Deutschmeisters, Palais
des 373.
Hofbrauhaus Nußdorf, Bedienste-
ten-Haus 454, 458.
Hofburg, alter Teil 97. —
— neuer Teil 110.
Hofburgkapelle 39.
Hof-Burgtheater 328.
Hofmuseen 169.
Hofmuseum, Kunsthistorisches 503.
— Naturhistorisches 508.
Hof-Operntheater 326.
Hofstall-Gebäude 120.
Hof- und Staatsbeamten, Rad-
fahrklub der 349.
Hof- und Staatsdruckerei 152.
Holzersches Strombad 280.
Hotel Bristol 444.
— Cobenzl 446.
— Hietzinger-Hof 446.
— Imperial 444.
— Kahlenberg 447.
— Kranz 444.
— österreichischer Hof 445.
— Matschaker-Hof 445.
— Meißl & Schadn 445.
— Metropole 443.
— Post 446.
— Sacher 445.
Hydrometrische Prüfungsanstalt
146.
Hygieia-Brunnen 486.
Impf stoff gewinnungsanstalt, VIII.
Bezirk 237.
Infanterie-Kadettenschule, XIII. Be-
zirk 309.
Infanteriekaserne am Rennweg 296.
Institut zur Gewinnung von Diph-
therieheilserum 237.
Invalidenhaus auf der Landstraße
313.
Irrenanstalt, Niederösterreichische
Landes- 255.
Irrenanstalten 258
Israelitisches Blindeninstitut 261.
— Taubstummeninstitut, Allge-
meines österreichisches 261.
Jagdschloß im Lainzer Tiergarten
118.
Johann von Nepomuk-Kapelle 66.
Johann vqnNepomuk-Kirche66,75.
Josefs-Akädemie 312.
Josefs-Kinderspital 248.
Josefs-Kirche 61.
Jubiläumstheater 335.
Justiz-Ministerium 128.
Justiz-Palast 140.
Alphabetisches Sachverzeichnis.
519
Kärntner-Durchgang 423.
Kärntner-Hof 424.
Kärntnerstraße 5 421.
Kahlenberg-Hotel 447.
Kaiser Ferdinands-Nordbahn,
Arbeiterhäuser 456.
Kaiser Franz I. -Denkmal 471.
Kaiser Franz Josef-Ambulatorium
243.
Kaiser Franz Josef I.-Denkmal 478.
Kaiser Franz Josef-Jubiläumskirche,
II. Bezirk 80.
Kaiser Franz Josef I.-Jubiläums-
stiftung für Volkswohnungen
und VVohlfahrtseinrichtungen
452, 456.
Kaiser Franzjosef-Kavalleriekaserne
300.
KaiserFranzJosef-Landwehrkaserne
313.
Kaiser Franz Josef-Rekonvale-
szentenheim fürarmeFrauen 246.
Kaiser Franz Josef-Spital 233.
Kaiser Friedrich Ill.-Sarkophag 498.
Kaiser Josef-Reiterstandbild 470.
Kaiser- Jubiläums-Stadttheater 335.
Kaiserin Elisabeth-Denkmal 480.
Kaiserin Elisabeth-Kinderspital in
Bad Hall 252.
Kaiserin Elisabeth-Spital 231.
Kaiserin Maria Theresia-Denkmal
473.
Kaiserin Maria Theresia und Kaiser
Franz, Sarkophag der 498.
Kalvarienberg in Hernais 56.
Kapelle der hl. Brigitta in der
Brigittenau 57.
Kapuzinerkirche, I. Bezirk 53.
Karl Ludwig-Staatsgymnasium 199.
Karlskirche, IV. Bezirk 63.
Karmeliterkirche zur hl. Theresia,
II. Bezirk (Sperlgasse) 54.
— XIX. Bezirk 79.
Karolinen-Kinderspital 250.
Kaserne des Landwehr-Infanterie-
regimentes Nr. 24 314.
Kaufmännischen Verein, Haus des
Wiener 320.
Kaufmannschaft, Haus der Wiener
320.
Kavalleriekaserne 300.
Kinderasyle 263.
Kinderpark III. Bez., Trinkhalle 346.
Kinderspital Bad Hall 252.
Kirche des Konvents der Barm-
herzigen Brüder, II. Bezirk 54.
— St. Barbara >der unierten Grie-
chen, I. Bezirk 96.
— St. Georg der nichtunierten
Griechen (türkischeUntertanen),
I. Bezirk 96.
— in Breitensee^82.
— zu den neun Chören der Engel
Am Hof 44, 59.
— zum hl. Kreuz, III. Bezirk (Renn-
weg) 67.
VII. Bezirk (Stifts-
kaserne) 66.
— zur hl. Dreifaltigkeit der nicht-
unierten Griechen, I. Bezirk 95.
Klosterspital zum hl. Franz von
Assisi, V. Bezirk 242.
Komitee zur Begründung derErsten
gemeinnützigen Baugesellschaft
für Arbeiterwohnungen 455.
Kommunal-Epidemiespital, II. Be-
zirk (Engerthstraße) 238.
X. Bezirk (Triesterstraße) 238.
im XII. Bezirk 238.
XVII. Bezirk (Gilmgasse 18)
238.
Konsular-Akademie 193.
Korpskommando-Gebäude 291.
Krankenanstalt Rudolf-Stiftung 230.
Krankenhaus, Allgemeines 226.
(Neues) 227.
— der Barmherzigen Brüder, II. Be-
zirk 239.
— — — Schwestern 240.
— — Wiener Kaufmannschaft 253.
— Erzherzogin Sophien-Spital-
stiftung 233.
— Wieden 229.
Kranner A., Warenhaus 365.
Kreditanstalt, österreichische 356.
Kriegsschule 309.
Kronprinz Rudolf-Kinderspital 249.
Kronprinzessin Stephanie-Spital
232.
Künstlerhaus 317.
Kunstgewerbeschule 172.
Kunsthistorisches Hofmuseum 503.
Kursalon im Stadtpark 345.
Länderbank, österreichische 360.
Lanckoronski-Palais 396.
Landau-Palais 401.
Landes-Blindenanstalt in Purkers-
dorf 261.
Landes-Gebär- und Findelanstalt,
Niederösterreichische, IX. Bezirk
259.
Landesgericht 142.
Landes-Heil- und Pflegeanstalten
in Wien, Neue 255.
Landes-Irrenanstalt, Niederöster-
reichische 255.
Landesverteidigungs-Ministerium
313.
Landhaus 157.
Landwehr-Ausrüstunghauptdepot
314.
Landwehr-Kadettenschule 316.
Landwehrkaserne des Regimentes
Nr. 24 314.
Landwehrkaserne, Kaiser Franz
Josef- 313.
Landwehr-Oberkommando 313.
Landwirtschaftlich-bakteriologische
und Pflanzenschutzstation 145.
Landwirtschaftlich-chemische Ver-
suchsstation 146.
Lanner-Strauß-Denkmal 480.
Laurenzergebäude, I. Bezirk 138.
Laurenzerkirche 67, 68.
Lawn-Tennis-Gesellschaft, Häus-
chen der 349.
Lazaristenkirche, VII. Bezirk 77.
Lehrerbildungsanstalt 197.
Lehrerinnenbildungsanstalt 196.
Lenau-Denkmal 475.
Leopolds-Kirche 60, 80.
Leopoldstädter Kinderspital 249.
Liebenberg-Denkmal 475.
Liechtenstein, Majoratshaus 378.
Liechtenstein-Palais 381, 382.
Liechtenstein-Sommerpalais 380.
Linienkapellen 67.
Logierhäuser 458.
Lustschloß Schönbrunn 116.
Lustspieltheater im Prater 332.
Lyssa-Institut 237.
Mädchengymnasium 203.
Mädchen-Lyzeum des Schulvereines
für Beamtentöchter 203.
— — »Wiener Frauenerwerb-
vereines«, VI. Bezirk 203.
— Luithlen, I. Bezirk 203.
— Dr. Eugenie Schwarzwald, I. Bez.
203.
— V. Bezirk 203.
Mädchenpensionat 194.
Mädchen-Rekonvaleszentenheim
»Faniteum« 251.
Magdalenenstraße 40 422.
Majoratshaus Fürst Eszterhazy 382.
Majoratspalais, Harrachsches 391.
Makart-Denkmal 472.
Marc Anton-Gruppe 481.
Margareten-Kirche, V. Bezirk 68.
Maria am Gestade 43.
Mariahilfer Kirche, VI. Bezirk 60.
Maria Theresia-Denkmal 473.
Maria Theresia- Frauen - Hospital
243.
Mariazeller-Hof, I. Bezirk 140, 496.
Mariensäule Am Hof 467.
Matschakerhof 445.
Mattoni-Hof 421.
Maximilians-Gymnasium 199.
Medikamentendirektion, Militär-309.
Meißl & Schadn, Hotel 445.
Meteorologie undErdmagnetismus,
Zentralanstalt für 182.
Michaeierkirche 39.
Milchtrinkhalle, III. Bezirk, Kinder-
park 346.
Militär-äronautische Anstalt 305.
Militär-geographisches Institut 292.
Militärkomitee, Technisches 291.
Militär-Medikamentendirektion 309.
Militär-Reitlehrer-Institut 310.
Militär-Schießstätte 305.
Militär-Schwimmanstalt 311.
Militär-Tierarznei-Institut und tier-
ärztliche Hochschule 310.
Militär-Verpflegsetablissement 308.
Ministerium des Äußern 121.
— — Innern 127.
— für Kultus und Unterricht 131.
— — Landesverteidigung 313.
Ministerratspräsidium 126.
Minoritenkirche, I. Bezirk 40.
Moderne Galerie 509.
Monturdepot, XI. Bezirk 308.
Moses-Brunnen 485.
Mozart-Brunnen 492.
Mozart-Denkmal 476.
Museum der Stadt Wien, Histori-
sches 511.
— für Kunst und Industrie, Öster-
reichisches 510.
— — österreichische Volkskunde
511.
Musikvereinsgebäude 343.
520
Alphabetisches Sachverzeichnis.
Nationalbank, Priv. österreichische
355.
Naturhistorisches Hofmuseum 508.
Neptuns-Brunnen 482.
Neuer Markt 1 419.
Neugebäude im XI. Bezirk 308.
Neumann, Warenhaus 367.
Niederösterreichische Escompte-
Gesellschaft 356.
— Statthaltern 155.
— Landhaus 157.
Null, van der 497.
Nuntiatur-Palais 392.
Oberlandesgericht 141.
Oberster Rechnungshof 124.
Österreichische Gesellschaft vom
Roten Kreuze 287.
Österreichischer Hof 445.
österreichischer Ingenieur- und
Architekten-Verein, Vereinshaus
318.
Österreichische Kreditanstalt 356.
Österreichische Länderbank 360.
Österreichisches Museum für Kunst
und Industrie 510.
Österreichisches Museum für Kunst
und Industrie und Kunstgevverbe-
schule 172.
Österreichische Nordvvestbahn-
häuser für Bedienstete 456.
Offiziers-Spitalsgebäude 312.
Offizierstöchter - Erziehungsinstitut
in Hernais 195.
Opernhausbrunnen 490.
Operntheater 326.
Orpheum 338.
Othmarkirche 77.
Ottakringerbräu 447.
Palais Auersperg, Fürst 382.
— Batthyanyi-Strattmann, Fürst
383.
— Böhler Friedrich 401.
— Bourgoing, Othon Baron 402.
— Bratmann Josef 398.
— Breuner-Enkevoirth, Graf 387.
— Chotek, Graf Otto 394.
— Clam-Gallas, Graf 394.
— Clary, Fürst 388.
— Deutsche Botschaft 395.
— Ernst 396.
— Erzbischöfliches 376.
— Erzherzog Franz Ferdinand 373.
— — Friedrich 375.
Karl Ludwig 375.
— — Leopold Salvator 375.
Ludwig Viktor 371.
Rainer 374.
— Fürstenberg, Landgraf 389.
— Geymüller, Baron 389.
— Großbritannische Botschaft 395.
— Haas, Philipp Freiherr von
(ehemals Pranter) 396.
— Hardegg, Graf 393.
— des Hoch- und Deutschmeisters
373.
— Hoyos, Gräfin Marie 397.
— Isbary, Rudolf Freiherr von 401.
— Kinsky, Fürst 385.
— Koburg, Herzog von 394.
Palais Dr. Kranz 398.
— Lanckoronski, Graf 396.
— Landau, Dr. Max 401.
— Larisch-Mönnich, Graf 394.
— Liechtenstein, Fürst 381, 382.
— Lobkowitz, Fürst 376.
— Lützow, Graf 402.
— Metternich, Fürst 393, 402.
— Miller von Aichholz, Eugen 398-
— Modena, Herzog von 373.
— der Nuntiatur 392.
— Paar, Fürst 389.
— Pallavicini, Markgraf 392.
— Probst Karl 401.
— Redlich Theodor 401, 402.
— Rothschild, Albert Freiherr von
399.
Alfons Freiherr von 399.
— Russische Botschaft 396.
— Savoyen-Carignan, Herzogin
391.
— Schenk, Adolf Ritter von 399.
— Schönborn, Graf 384.
— Schönburg, Fürst 390.
— Schwarzenberg, Fürst 377.
— Seybel 400.
— Sina, Freiherr Simon 394.
— Sternberg, Philipp Graf 393.
— Vrints, Graf 402.
— Wahliss Ernst 401.
— Wessely, Ritter von 400.
— Wimpffen, Graf 394.
— Windischgrätz, Fürst 392.
— Wittgenstein K. (ehem. Pranter)
396.
— Württemberg, Herzog Philipp
von 394.
Pallas Athene-Brunnengruppe 491.
Parlamentsgebäude 131.
Passy, Betty von, Grabdenkmal 501.
Paulanerkirche zu den hl. Schutz-
engeln, IV. Bezirk 54.
Pension Ottakringerbräu 447.
Pestsäule am Graben 467.
Peterskirche, I. Bezirk 62.
Peter- und Paulskirche, III. Bezirk
62.
Pfarrkirche in der Brigittenau 78.
— — Favoriten 85.
— — Floridsdorf 85.
Fünfhaus 78.
Hütteldorf 79.
— — Inzersdorf 68.
Rudolfsheim 80.
— zu den sieben Zufluchten, Alt-
lerchenfeld 75.
— — — vierzehn Nothelfern, IX.
Bezirk 63.
— zur hl. Familie, XVI. Bezirk 81.
Pferde-Wettrennplatz Freudenau
346.
Physiologisches Institut 180.
Piaristen-Ordenskirche zu Maria
Treu, VIII. Bezirk 62.
Poliklinik, Allgemeine 242.
Polizeidirektion 142.
Polizeigebäude IX. Bezirk (Elisa-
bethpromenade) 143.
Polizeigebäude Prater 145.
Postsparkassenamt (neues Ge-
bäude) 139.
Pranter-Palais 396.
Priester-Kranken- und Defizienten-
institut 253.
Prinz Eugen von Savoyen-Denk-
mal 472.
Private gymnasiale Mädchenschule
I. Bezirk 203.
— Logierhäuser 458.
Privatgalerien 511.
Privatkrankeninstitut für Hand-
lungskommis (Konfraternität)
252.
Privilegierte österreichische Natio-
nalbank 355.
Radetzky-Denkmal 475.
Radetzky-Infanteriekaserne 298.
Radfahrklub der Hof- und Staats-
beamten 349.
Raimund-Denkmal 476.
Raimund-Theater 334.
Rathaus, Altes 158.
— Neues 160.
— in Floridsdorf 167.
Rebekka-Brunnen 494.
Redemptoristenkirchein Hernais 79.
Regensburgerhof 367.
Reichs-Finanzministerium 123.
Reichs-Kriegsministerium 289.
Reichsratsstraße, Häusergruppe 425.
Reiterstandbild Kaiser Josef II. 470.
Reitschulen 347.
Rekonvaleszentenhaus der Barm-
herzigen Brüder 240.
Rekonvaleszentenheini für Frauen
246.
Rekonvaleszentenheime in König-
stetten und in Zeilern bei Am-
stetten 253.
Rekonvaleszentenheini in Weid-
lingau 252.
Rennplatz des Trabrennvereines
347.
— Freudenau 346.
Renz-Zirkus 341.
Residenzhof 319.
Ressel-Denkmal 472.
Rochusspital 232.
Rochus- und Sebastian-Kirche 57.
Römisches Bad, II. Bezirk 280.
Ronacher 340.
Roßauer Kaserne 296.
Rothberger J., Warenhaus 365.
Rotunde 459.
Rudolfiner-Haus 244.
Ruprechtskirche 38.
Russische Botschaft, Palais 396.
— Kirche, III. Bezirk (Richard-
gasse 2) 95.
Sacher-Hotel 445.
Salesianerinnenkirche, III. Bezirk65.
Salm, Nikolaus Graf, Sarkophag
498.
Salvatorkapelle 40.
Sammlung >Albertina« 508.
Sanatorium des Dr. Julius Fürth
254.
— — — Anton Loew 253.
Th. Rob. Offer 254.
— für Nervenkranke 255.
St. Ägydius-Kirche in Gumpendorf.
VI. Bezirk 68.
Alphabetisches Sachverzeichnis.
521
St. Anna-Kirche, I. Bezirk 55.
St. Annen-Kinderspital 247.
St. Anton-Kirche, X. Bezirk 82.
St. Elisabeth-Kirche des Deutschen
Ritterordens 44.
St. Elisabeth-Kirche, III. Bezirk 63.
St. Elisabeth-Spital 240.
St. Florian-Kirche, V. Bezirk 66.
St. Franziskus-Kirche in Breiten-
feld 82.
St. Gertrud-Kirche in Währing,
XVIII. Bezirk 67.
St. Johann-Kirche in der Kärntner-
straße 45.
St. Johann von Nepomuk-Kapelle,
II. Bezirk 66.
— — — Nepomuk-Kirche, II. Be-
zirk 75.
— — im Invalidenhaus, III.
Bezirk 66.
St. Josef-Kinderspital 248.
St. Josef-Kirche, V. Bezirk 68.
VI. Bezirk 61.
St. Laurenz-Kirche, VII. Bezirk 68.
in Simmering 67.
St. Leopold-Kirche, II. Bezirk 60.
in Gersthof 80.
St. Michael-Kirche 39.
St. Othmar-Kirche, III. Bezirk 77.
St. Peter und Paul-Kirche, III. Be-
zirk 62.
St. Rochus-Spital, XIII. Bezirk 232.
St. Rochus und Sebastian-Kirche,
III. Bezirk 57.
St. Ruprecht-Kirche 38.
St. Stephan-Kirche 26.
St. Thekla-Kirche, IV. Bezirk 67.
St. Ulrich-Kirche, VII. Bezirk 59.
St. Ursula-Kirche, I. Bezirk 60.
Sanitätsstationen 287.
Sarkophag der Kaiserin Maria
Theresia und Franz von Loth-
ringen 498.
— Kaiser Friedrich III. 498.
Savoyisches Damenstift 391.
Schein, Teppichhaus 365.
Schenk-Palais 399.
Schiller-Denkmal 473.
Schindler-Denkmal 472.
Schmidt-Denkmal 476.
Schmidt Friedr. 497.
Schöne Brunnen 483.
Schottenkirche zu unserer lieben
Frau, I. Bezirk 56.
Schrauben- und Schmiedewaren-
fabriks-Aktiengesellsch. Florids-
dorf, Arbeiterhäuser 456.
Schubert-Denkmal 472.
Schule II. Bezirk (Schüttaustraße42)
219.
— IL Bezirk (Witteisbachstraße 6)
221.
— V. Bezirk (Bachergasse 14,
Castelligasse 21) 221.
— V. Bezirk (Einsiedlergasse 1,
Diehlgasse 2) 221.
— V. Bezirk (Fockygasse 20, Mal-
fattigasse 1, Herthergasse 28,
Steinbauergasse 27) 221.
— X.ßezirk(Antonsplatzll/12)221.
— X. Bezirk (Laimäckergasse 17,
Schrankenberggasse 32) 222.
Schule XI. Bezirk (Münnichplatz 6)
222.
— XIII. Bezirk (Goldschlagstraße,
Reinigasse 19, Gurkgasse 32)
217.
- XIII. Bezirk (Linzerstraße 419)
216.
— XIV. Bezirk (Kauergasse 35)
218.
— XVI. Bezirk (Wilhelminenstr. 96,
Roterdstraße 1) 219.
— XVIII. Bezirk (Schopenhauer-
straße 79) 217.
Schutzengel-Brunnen 488.
Schwarzenberg-Denkmal 472.
Schwarzspanierkirche, IX. Bezirk 61.
Schwindgasse 4, IV. Bezirk 421.
Seehospize und Asyle 252.
Serbische (griechisch-orthodoxe)
Kirche St. Sava, III. Bezirk 95.
Servitenkirche zu Maria Verkündi-
gung, IX. Bezirk 58.
Sezessionsgebäude 319.
Siccardsburg 498.
Siebenbrunnen 493.
Siemens & Halske, Kabelfabrik,
Arbeiterhäuser 456.
SimmeringerBrauhaus-Restauration
448.
Sommerheilstation in Kierling, »Dia-
konissenheim« 246.
Sophiensaal 345.
Sophien-Staatsgymnasium 198.
Spinnerin am Kreuz 467.
Spital der israelitischen Kultus-
gemeinde 241.
— des Vereines zur Pflege kranker
Studierender 253.
Staatsbahnen, Häuser für Ange-
stellte 453.
Staatsgewerbeschule I. Bezirk 211.
— X. Bezirk 211.
Staatsgymnasium III. Bezirk (So-
phienbrückengasse 22) 198.
— VIII. Bezirk 199.
— XIII. Bezirk 200.
— XIX. Bezirk 200.
Staatsrealschule I. Bezirk 200.
— IL Bezirk 200.
— IV. Bezirk 201.
— V. Bezirk 201.
— VI. Bezirk 201.
— VII. Bezirk 201.
— X. Bezirk 202.
— XV. Bezirk 202.
— XVIII. Bezirk 202.
- XX. Bezirk 202.
Staats-Zentralkassa 135.
Stadttheater, Kaiser Jubiläums- 335.
Stadt. Bad an der Donau 273.
— Freibad 274.
— Sanitätsstationen 287.
— Voll- und Schwimmbad XVII.
Bezirk 277.
— Volksbäder 277.
Statthaltereigebäude 155.
Stephanie-Spital 232.
Stephanskirche 26.
Sternwarte 181.
Stiftskaserne 294.
Stock im Eisen 497.
Straßenhöfe 423.
Strauß Johann-Grabdenkmal 502.
Strauß-Lanner-Denkmal ,481.
Strombäder im Donaukanale 274.
Stubenring 12, I. Bezirk 421.
Südbahn-Gesellschaft, Arbeiter-
häuser 451.
Synagoge I. Bezirk (Seitenstetten-
gasse 4) 88.
— IL Bezirk (Leopoldsgasse 29) 94.
— IL Bezirk (Tempelgasse 5) 89.
— VI. Bezirk (Schmalzhofgasse 3)
92.
— VIII. Bezirk (Neudeggergassel2j
94.
— IX. Bezirk (Müllnergasse 21) 93.
— X.Bezirk (Humboldtgasse 27) 94.
— XL Bezirk (Braunhubergasse 7)
94.
— XV. Bezirk (Turnergasse 22) 89.
— XVI. Bezirk (Hubergasse 8) 90.
— XVIII. Bezirk (Schopenhauer-
straße 39) 90.
— XX. Bezirk (Kluckygasse 11) 94.
— der türkisch-israel. Gemeinde,
II. Bezirk (Zirkusgasse 22) 92.
Tabak-Hauptfabriken 153.
Tabakregie 148.
Taubstummen-Institut, Allgemeines
Österreichisch, israelitisches 261.
— IV. Bezirk 259.
Technische Hochschule 184.
Technisches Militärkomitee 291.
Technologisches Gewerbemuseum
210, 510.
Tegetthoff-Denkmal 477.
Teppichhaus Schein 365.
Theater an der Wien 330.
— in der Josefstadt 332.
Theresianum 191.
Theresienbad 276.
Theseusgruppe 497.
Thonet-Haus 417.
Tierarznei-Institut und tierärztliche
Hochschule 310.
Tilgner-Brunnen 490.
Tivoli, Restauration 449.
Trabrennplatz 347.
Trainkaserne in Meidling 303.
Trinkhalle, III. Bezirk (Kinderpark)
346.
Ulrichskirche 56.
Ungarische Garde 119.
— Hofkanzlei 125.
Unionbank 358.
Universität 176.
Universitätskirche, I. Bezirk 54.
Verbandshaus d. Genossenschafts-
Krankenkassen Wiens 323.
Verkehrsbank, Allgemeine 356.
Versatz-, Verwahrungs- und Ver-
steigerungsamt (»Dorotheum«)
149.
Versorgungsanstalt in Liesing 270.
Mauerbach 270.
— — St. Andrä an der Traisen
270.
Versorgungshaus in Ybbs 270.
Versorgungsheim 265.
522
Alphabetisches Sachverzeichnis.
Villa Bahr H 431.
— Carola 435.
— Futter 440.
— Gerlach 440.
— Harnoncourt 442.
— Himmelbauer 440.
— Hochstetter 439.
— König Otto 431.
— Kuffner 440.
— Liechtenstein 442.
— Moll 436.
— Oberwimmer 438.
— Roth 430.
— Rumpel 439.
— Schauta 436.
— Scheid 440.
— Sc hopp 430.
— Taussig 430.
— Wagner Otto 431.
— Weidmann 430.
— Wilhelm 432.
— Wolf 439.
Voll- und Schwimmbad, XVII. Bez.
277.
Volksbäder, Städtische 277.
Volksgarten-Brunnen 490.
Volksheim, XVI. Bezirk 322.
Volksküchen 272.
Volkstheater, Deutsches 332.
Votiv- (Heilands-) Kirche 76.
Währinger Kirche 67.
Wärmestuben undVolksküchen 272.
Wahliss Ernst, Warenhaus 364.
Waisenhäuser 262.
Waisenhauskirche Maria Geburt,
III. Bezirk 68.
— IX. Bezirk 65.
Wandbrunnen, I. Bezirk (Johannes-
gasse 15) 494.
— an der Hofburg 493.
— im Hofe des Kriegs-Ministeriums
494.
— — Palais Breuner 494.
— Harrach 494.
Warenhaus Esders Stephan 365.
— Gerngroß 368.
— Haas & Söhne, Ph. 364.
— Herzmansky A. 366.
— Kranner A. 365.
— Neumann 367.
— Rothberger J. 365.
— Wahliss Ernst 364.
Wechselseitige Brandschaden-Ver-
sicherungsanstalt 420.
Weltkugelhaus 421.
Wiener Arbeiterheim 322.
— Bankverein 358.
Wienerberger Ziegelfabriks- und
Baugesellschaft, Arbeiterhäuser
450.
Wiener Bicycle-Klub 349.
— Bürgertheater 337.
— Eislauf-Verein 347.
— freiwillige Rettungsgesellschaft
284.
— Giro- und Kassenverein 359.
— kaufmännischer Verein, Haus
des 320.
— Kaufmannschaft, Haus der 320.
— Lokomotivfabriks-Aktien-
gesellschaftFloridsdorf, Arbeiter-
häuser 456.
— Versorgungsheim, XIII. Bezirk
265.
Wilhelminen-Spital 235.
Wilhelm-Kaserne 299.
Wipplingerstraße 12 422.
Wolf Hugo, Grabdenkmal 502.
Zelinka-Denkmal 472.
Zentralanstalt für Meteorologie und
Erdmagnetismus 182.
Zentralbad, I. Bezirk 279.
Ziegelwerke M. Kreindls Wwe.,
Arbeiterhäuser 455.
Zirkus Busch 342.
— Renz 341.
Zivil-Mädchenpensionat 194.
Zwieback, Geschäftshaus 366.
ALPHABETISCHES NAMENVERZEICHNIS.
Abel Josef 68.
Abel Lothar, Architekt 394.
Acham Paul, Militär-Ober-
bauingenieur 309.
Adam Heinrich 10, 378, 401.
Albani 378.
Albrecht, Architekt 430.
Alexowits V., Dr. 248.
Allio Andreas d. Ä. 56.
Allio d'Donato 65.
Altmütter, Prof. 209.
Altomonte Andreas 60.
Altomonte Martin 60, 62,
64, 65, 68.
Altschaffer Georg, Unter-
kämmerer 159.
Ameseder 172.
Anderer A., Bürgermeister
167.
Anderle 124, 137.
Andrässy 262.
Anton 36.
Arneth, Alfred R. v. 129.
Artmann Emil, k. k. In-
genieur 200.
Artmann Ferdinand, k. u. k.
Hauptmann 308.
Auer Hans, Architekt 254,
497.
Auer Ulrich 36.
Auerbach J. 68.
Avanzo Dominik, Prof. 16,
179, 196, 204, 450, 501.
Avrang d' 39.
Bach Karl Theodor, k. k.
Baurat 22, 87, 190, 380,
402, 420, 422, 430, 452,
455.
Bacher J., k. k. Oberin-
genieur 199.
Bachmann G. 55, 56.
Badstieber Karl, Architekt
166.
Baechle, Josef v. 243.
Bauer F., Professor 160.
Bauer G. 337.
Bauer Heinrich 67.
Bauer Leopold 23.
Baumgarten J. 37, 63, 445.
Baumann L., Architekt,
k. k. Oberbaurat 20, 194,
348.
Bauque A., Architekt 251,
402.
Bayer H., Architekt 349.
Bayer Joh. 482, 483
Bayer Josef, Dr. 24.
Beduzzi Antonio, kais. Hof-
maler 157.
Beluzzi 380.
Benk Johannes 54, 110,112,
169, 172, 329, 473, 478,
480, 500, 501.
Benko M. 62.
Berain 66, 69.
Beranek Hermann, Bau-
inspektor 276, 277, 282.
Berehinak 211.
Berger Adolf 377.
Berger Franz, k. k. Ober-
baurat, Stadtbaudirektor
274.
Berger Franz, k. k. Ober-
baurat 145, 146, 229, 232,
235, 238, 246, 258, 260,
274.
BErger Julius 171, 398.
Bergmann J., k. k. Ober-
baurat 85.
Bergmann 10.
Bermann Moritz 353.
Bernatzik 172.
Bernbrunn Karl 330.
Bernini Giovanni Lorenzo
64, 70.
Beyer J. W. 118, 130.
Billroth Theoder, Dr. 244.
Bitterlich 95, 112, 328, 420,
443, 477, 480.
Blaas, Jul. v. 75, 172.
Blaas Karl 307.
Blau Tina 398.
Bock Joh. Jos. 37, 55.
Bock Tobias 56.
Bock 478.
Böhm Karl, Professor, Dr.
230, 233, 241, 326.
Boog C. v. 158, 258.
Borkowsky Karl v. 19, 348,
436, 440.
Borromini Fr. 62, 63, 66,
68, 70.
Brand 62.
Bramanto 11.
Brausewetter Viktor 165.
Brenek 114. "
Breßler Emil, Architekt,
k. k. Baurat 20, 392.
Bretschneider F. B. 338.
Bringmann Karl, Architekt
203.
Brioschi 172.
Buchner F. 68.
BuontalentidelleGirandole,
Bernardo 376.
Burnacini Ludovico 191,
193, 467.
Bussi Santino 130, 380
Cannevale Carlo Antonio
376, 389.
Canon Hans 103, 171, 280.
Canova Antonio 42, 171,
499, 500.
Carlon Anton 56.
Carlone Carlo 53, 54, 58,
59, 60, 387.
Carracci Lodovico 59.
Cartona, P. da 59.
Cassar J., Bildhauer 479.
Castrofranco, Cosmus da
61.
Ceipek Josef, k. u. k. Ge-
neralmajor 313.
Cesar 328.
Charas H., Dr., Chefarzt
derWr. freiw. Rettungs-
gesellschaft 284, 285.
Charlemont H. 172, 329.
Chedanne 377.
Chiarini 124, 130, 387.
Chitil W., Oberinspektor
282, 284.
Christiani Alexander 379.
Cimbal 63.
Claus Heinrich 9, 128,421.
Clauß, Architekt 280.
Clauser Anton, städt. Bau-
rat 212, 262.
Coccapani Giovanni 376.
Comazzi Conte 157.
Corradini Anton 482.
Cortona, Pietro Berettini
da 62, 63, 65, 70.
Corvinus A. 124, 129.
Costenoble 171.
Coypel Anton 106.
Cuspinian J. 98.
Czadek 146.
Däringer 59.
Darnaut Hugo 172.
Daum P. 53.
David Johann 383.
David W. 114.
Decastello, M. v. 128.
Dehm F., k. k. Baurat 250,
446.
Deininger J., k. k. Baurat
13, 317, 440, 476.
Delsenbach 120, 128.
Dernjac Josef, Dr. 72, 120,
126, 391, 392.
Descartes 208.
Destailleur M., Architekt
399.
Dichter Michael 36.
Dick Rudolf 22, 320.
Dietrich Daniel 140, 174.
Dietterlin 69.
Dill 190.
Dobyaschofsky F. 59, 328.
Doderer, Wilhelm v., Ar-
chitekt 12, 291, 345.
Dörfel 423.
Dohme Robert 116, 390.
Domanig K., Dr., Kustos
des Kunsthistor. Muse-
ums 505.
Domenico 69.
Donatin Leopold 262, 394.
Donda Karl, k. k. Ober-
ingenieur 203.
Donner Raphael 40, 159,
380, 387, 482, 483, 494,
498.
Dont J, Dr. 265, 270.
Dorigny Louis 130.
Dreher A. 260.
Drexler Josef, Architekt
346.
Drexler, Brüder, Architek-
ten 167, 342, 347.
Düll 112, 130, 171.
Duschinger, Baumeister 68.
Dwofak H., Architekt 338.
Eberl Anton 58.
Eder, Dr. 254.
Eder, Dr., Hofrat 212.
Ehmann 393.
Ehrenfeld, Architekt 430.
Eichler Herrn. 59.
Eisenmenger August 95,
171, 191, 344, 443.
Eitelberger, Rudolf v. 3,
172, 174.
Ender A., Ingenieur 199.
Endl Adolf, Architekt 279.
524
Alphabetisches Namenverzeichnis.
Engel 492.
Engel Joh., Professor 201.
Engerth, R. v., Hofrat 75,
328, 460.
Enzenhofer 174.
Erb Josef 255.
Erhart Karl 135.
Erler F. 78.
Ernst H. 13, 396.
Ernst Leopold 4, 33, 34, 37.
Etzel, Architekt 279.
Exner S., Professor 181.
Exner W., Dr., Hofrat 185,
188, 210, 211, 510.
Fabiani Max 23, 436, 477.
Faid'herbes Lucas 64.
Fanti Gaetano 64.
Feil 43.
Feith Karl, k. u. k. Haupt-
mann 291.
Feldegg, F. v. 353.
Fellner Ferdinand, Archi-
tekt, k. k. Oberbaurat
13, 14, 159, 181,201,211,
243, 263, 265, 308, 319,
326, 330, 333, 340, 365,
369, 396, 399, 400, 417,
421, 435, 436, 439, 447.
Fellner Michael, k. k. Ober-
baurat 233.
Fellner, Gemeinderat 270.
Fernkorn 356, 472, 480,
490, 492, 494, 495.
Ferrari 328.
Ferstel Heinrich Freiherr v.,
Architekt 6, 7, 8, 10, 11,
13, 14, 16, 18, 76, 172,
173, 174, 176, 178, 179,
182, 355, 372, 373, 375,
380, 381, 436, 492, 494,
497.
Ferstel, Max Freiherr v.,
Architekt 85, 131, 187,
373, 374, 433, 440.
Feßler J., Bildhauer 479.
Fiedler, Ingenieur 75.
Fieger August 127, 176.
Fischer Johann 142.
Fischer v. Erlach Joh.
Bernh. 20, 62, 64, 65,
103, 104, 105, 106, 109,
117, 119, 120, 124, 127,
128, 129, 377, 380, 383,
385, 387, 388, 390, 447,
482, 493.
Fischer v. Erlach Josef
Emanuel 64, 106, 377,
383, 444.
Fischer J. M. 484, 486,
494, 500.
Fischer Leop. 97, 98.
Fischer L. H. 171, 172.
Fischer S. 117.
Fischer Vinzenz 66.
Fleischer Max, k. k. Baurat,
Architekt 16, 92, 93, 94,
96, 263, 271, 440.
Förster, Emil v., Ministerial-
rat, Architekt 12, 13, 18,
19, 86, 87, 92, 110, 116,
128, 133, 143, 149, 203,
305, 307, 308. 326, 329,
357, 358, 359, 361, 409,
424.
Förster Ludwig 4, 6, 9, 89,
279.
Folnesics Jos. 174.
Foltz A., k. k. Baurat 355.
Fontana 69.
Fränkel, Architekt 142.
Franceschini 380.
Frankl, Architekt 430.
Frankl L. A., Dr. 261.
Frauenfeld Eduard, Archi-
tekt 259.
Frey Rudolf, Architekt 347,
456.
Friedel Theodor 20, 401,
481.
Friedinger K., Dr. 259.
Friedl J. 326, 333.
Fröhlich, Architekt 356.
Frömml Alois, Baumeister
456.
Frömml Hans 478, 480,
492.
Frühwirth 468, 486.
Füger 40.
Führich 75, 76.
Fürst 332.
Fürth Jul., Dr. 254.
Fuhrmann Matth. 97, 103,
104, 105.
Fux 396.
Gabrielli, Gabriele di 379.
Gall Rudolf, k. u. k. Oberst
313.
Garben Johann, Architekt
345.
Garden J. 10.
Gärtner J., Architekt 94
Gasser Hans, Bildhauer
160, 307, 328, 332, 356,
479, 489, 490.
Gasser J., Bildhauer 479.
Gebhard 264.
Geiger C. 328.
Gerisch E., kais. Rat,
Kustos 509.
Gerl Josef, Baumeister 67.
Gerl Matthias 63.
Gerl P., Architekt 345.
Gerstle 264.
Geßner Hubert, Architekt
322.
Geyling Karl 158.
Geyling Rud. 63.
Giacomelli, Luigi v., Archi-
tekt 18, 95.
Girette Jean, Architekt 399.
Giuliani Giovanni 380.
Gloß 130.
Gnändiger H , Dr., kais.
Rat 250.
Görgen, Dr. 258.
Goldschläger, Architekt
421.
Gotthilf, E. v., Architekt
22, 272, 320.
Graf'A., Architekt 13, 335,
368.
Gran Daniel 54, 55, 64,
104, 119, 377, 378.
Grassi 482, 483.
Greca, Vincenzo della 55.
Griepenkerl 328.
Groß Josef, Architekt 9,
128, 280, 356, 421.
Großmann Leopold, Archi-
tekt 68.
Grubb A. 182.
Gruber Bruno, k. k. Baurat
114, 202.
Gruber, F. v., k. k. Hofrat
241, 244, 245, 248, 249,
250, 251, 255, 259, 261,
264, 285, 287, 296, 309,
312, 316.
Grund Norbert 53.
Guarini Guarino 59, 63,
65, 66, 70.
Gugitz 8, 326.
Guglielmi 117, 176.
Gurlitt 70, 72, 110, 120,
130, 376, 382, 383, 385,
386.
Haas Georg, Hoftischler
158.
Haberlandt, Dr., Direktor,
Kustos 511.
Hackhofer J., Architekt 23,
346, 330, 433, 440.
Hähnel Julius, Bildhauer
328, 371, 472.
Härdtl 112.
Härdtle H. 491.
Hagenauer 117, 118.
Hagenmüller 378.
Hamilton J. 117.
Hampel F. 328.
Hamilton P. 117.
Hannak E., Dr. 197.
Hansch 172.
Hansen,Theophil v., Archi-
tekt 4, 5, 6, 8, 9, 10, 12,
14, 16, 86, 87, 95, 111,
131, 133, 135, 190, 197,
223, 305, 307, 343, 345,
351, 353, 373, 374, 394,
417, 423, 436, 443, 491.
Harkort J. C. 460, 461.
Harrach Aloisius, Graf 310.
Hartel 76, 78.
Hartig 209.
Hasch 172.
Hasenauer Karl, Freiherr v.,
Architekt 11, 12, 17, 18,
110, 111, 112, 114, 119,
169, 172, 239, 249, 328,
346, 348, 402, 433, 459,
473, 477.
Haubfleisch Karl, städt.
Baurat 223.
Hauer, F. v. 184.
Hauser A., Architekt 55,
56, 62, 486, 487, 490.
Hauser Eduard 258.
Hausmann G., Oberinge-
nieur 201, 212.
Hauzinger Jos. 60, 61.
Haybäck Karl, Architekt
422.
Hefft A. 10.
Hegele Max, Architekt 23.
Heindl, Baumeister 255.
H.ejda Wilhelm, Bildhauer
463.
Helmer Edmund, Bild-
hauer 37, 110, 112, 141,
471, 476, 479, 493, 495,
500.
Helmer Hermann, Archi-
tekt, k. k. Oberbaurat
13, 14. 181, 211, 243,
263, 308, 319, 326, 330,
333, 338, 340, 365, 369,
396, 399, 400, 417, 421,
435, 436, 439, 447.
Helmreich Rudolf, Vize-
baudirektor 165, 269, 270.
Hempel, Joh. K. v. 62.
Henrici L. 68, 118, 295,
383.
Heraus Gustav Adolf 105.
Herbei Charles 103.
Hermann J., Architekt,
Dombaumeister 28, 35,
38.
Herr 185.
Herrmann Rudolf, Archi-
tekt, k. k. Baurat 454.
Heß Michael 66.
Hetzendorf v. Hohenberg
52.
Heu Josef 322, 491.
Heyda 112.
Hieser Otto, k. k. Baurat
12, 347, 433, 442, 477.
Hildebrand, Lukas v. 20,
66, 105, 114, 115, 129,
379, 383, 386, 387, 389,
391.
Hillebrand 137.
Hirecher Karl 276.
Hinträger C, Architekt
166, 200.
Hinträger M., Architekt
166, 147.
Hlawaczek 172, 449.
Hochenegg C, Oberbau-
rat, Professor 186, 187.
Hödl Theodor, Architekt,
Oberbaurat 130, 198.
Hofer Otto, k. k. Baurat,
Architekt 18, 114, 121,
239, 430, 436.
Hoffmann Josef 23, 172,
436.
Hofmann. E. v. 110, 112,
190, 336, 476, 491.
Hofmeyer, Architekt 13.
410, 445.
Hohenberg, Ferdinand v.
39,41,117,118, 392, 393.
HoleyKarlR., Dr., Architekt
46, 349.
HoIIender A.. Dr. 255.
Holzeland H., Oberinge-
nieur 121, 123.
Honus Anton, Architekt
279.
Horky Jos., Architekt 230.
Hormayr 26, 39, 97, 98,
110, 403.
Alphabetisches Namenverzeichnis.
525
Hoß F., Vizebürgeroieisfer
167.
Hoyer 209.
Hrach Ferdinand, dipl. Ar-
chitekt 285.
Hueber 39.
Hufnagel 25.
Hummel 272.
Huybensz 282.
Hynais 329.
Ilg 60, 65, 120, 123, 375,
376, 37-7, 379, 383, 384,
385, 386, 387, 388, 389,
390, 391, 394.
lllitsch Alexander 167.
Irmisch 128.
Isella A. 328.
Janckl Francesco 62.
Janson 65.
Jauner 330.
Jelinek, Architekt 356.
Jobst C. 77, 78, 396.
Jobst F. 77, 78, 396.
John, Dr., Konservator 511.
Jordan Richard, Architekt.
k. k. Baurat 18, 79, 80.
Kadarz, k. u. k. Major 312.
Käsmayer 449.
Käuffer 286.
Kalmsteiner 112, 130.
Kalny Heribertus 239.
Karabaöek, Dr., Hofrat,
Direktor 514.
Karajan, Theodor Georg v.,
Dr. 39, 97, 98, 110.
Karger Karl, Professor 171,
173.
Karmarsch 209.
Kassin Josef 152.
Kastner Joh. 62, 96.
KatscherM., Architekt 366.
Kauer Anton, Dr., Direktor
201.
Kauffungen 114, 130, 481.
Kayser Gangolph, Archi-
tekt 383.
Kiesling A. 328.
Kirchlehner 66.
Kirchmayer Michael 262.
Kirschner Ferdinand 20,
109, 110.
Kirsch 501.
Kirstein August, Architekt,
k. k. Baurat 16, 80.
Kisch 89, 129, 138, 141,
346, 382, 394.
Klasen 76, 77, 78, 179, 182,
198, 371, 373, 443.
Klein Joh. Wilh., kais. Rat
260.
Kleindienst F. X. 38.
Kleiner Salomon 20, 53,
57, 60, 65, 108, 110, 115,
116, 120, 124, 128, 135,
191, 378, 382.
Klekler Karl, Reg.-Rat, Di-
rektor 201.
Küchsdorf, Dietrich v 40.
Klieber Johann, Direktor
der Akademie der bilden-
den Künste 68, 137, 152,
157, 494.
Klimt G. 119, 171, 329.
Klinenberg, Stadtbau-
meister 281.
Klotz Hermann, Professor
173.
Knöll Pins, Reg.-Rat, Di-
rektor 199.
Knoll, Ingenieur 63, 145.
Koch Alois, k. k. ßaurat
148, 149, 188, 190, 200,
203.
Koch F. 398.
Koch Julius, Architekt, k. k.
Baurat 324, 448, 454.
Koch, Baumeister 192.
Koch, Bildhauer 114, 130.
Köchlin C, Hofrat 152.
Koechlin H., k. k. Baurat
148.
KölberKarl, Stukkateur 63.
Kölbl Benedikt 44.
König Karl, Architekt, k. k.
Professor 20, 89, 318,
354, 401, 418, 419, 430.
König Otto, Bildhauer 110,
171, 328, 431.
Königswarter, J. Freih. v-,
261, 272.
Körner Thaddäus, Hof-
baumeister 63.
Kohl Franz 62.
Kollisch Hirsch 261.
Kollmann Franz Tobias,
Ingenieur-Oberstleut-
nant 58.
Konrad 501.
Koppensteiner R. 137, 139,
140, 145.
Kornhäusel Josef, Archi-
tekt 88, 157.
Korompay Gustav, Archi-
tekt 12, 20, 364, 398,421.
Kortz Paul, städt. Baurat
338, 348.
Kotow Gregoire, Professor
95.
Krafft Peter 105, 313.
Krafft-Ebing v., k. k. Pro-
fessor 255.
Kranach Lukas 58, 61.
Kranner, Bau- und Stein-
metzmeister 76.
Krasny, Architekt 430.
Krauß, Baron, Architekt
13, 22, 316, 335, 337,
338, 422.
Kreuter, Architekt 394.
Krones 211.
Kropf M., Architekt 440.
Kubitschek W., Dr., Pro-
fessor 505.
Kuhn Moritz, Professor 201.
Kundmann C. 14, 112,472,
473, 477, 491, 497, 500.
Kupelwieser Leopold, Hi-
storienmaler 54, 124, 156.
Kupka, Architekt 349, 444
Kuschee, Architekt 249.
L'Allemand 173.
Lamezan Eduard, Graf 284.
Lammasch Gottschalk 160.
Lanckoronski Karl, Graf
251.
Lange 179, 196, 204, 450.
La Roche E., Architekt 251.
Laschitzer S., Direktor 515.
Laske O., Architekt 341.
Laszel C. 330.
Laufberger Ferd., k. k. Pro-
fessor 76, 171, 173, 174,
328, 462, 492.
Lavigne 328.
Lax 110, 112, 130, 171.
Lebiedzki 133.
Lebrun 130.
Lefler Heinrich, Maler 163.
Le Fort du Plessy Claudius
114.
Lehmann Ad. 141.
Leicher Felix 61, 62.
Leiseck P. 336, 495.
Leisek Georg 167, 266, 337.
Leixner 26, 46.
Lenz 141.
Leonhard, k. k. Baurat 145,
369, 421, 426.
Lepautre Jean 69.
Lerch M. 498.
Le Roy 63, 64.
Ley K., Bezirksvorstand
249.
Leyen, Niklas v. 36.
Lichmann K., Architekt
440.
Lichtenfels 172.
Lichtblau, städt. Baurat212.
Limbach Karl, Architekt
166.
Lind, Dr. 38, 39, 40, 41,
44, 54, 72, 116, 377.
Lindner 86.
Lissek Heinrich 40, 110.
Littrow, C. v. 182.
Löhr 111, 492.
Low Anton, Dr. 243, 253,
255.
Lopresti, Freih. v. 107.
Lorenz 152.
Luksch-Makowsky Elena
337.
Lunghi Martino 56, 59, 69.
Luntz Viktor, Architekt,
k. k. Professor 16, 80,
81, 202, 501.
Machitka, Architekt 197.
Mader Christoph 64.
Maderna Carlo 69.
Madjera 328.
Magenta Giov. Ambrogio
54, 68.
Makart Hans 171.
Marchesi Pompeo 470.
Marinelli C. 325.
Marini Antonio 382.
Martinelli Abbate Dome-
nico 379, 380.
Martinelli Ant. Erh. 64.
Martinelli Francesco 62,
382.
Mastalier, Dr. 247.
Matsch Fr. 119, 171, 329.
Mattielli Lorenzo 39, 52,64,
105, 128, 130, 389, 486.
Matzal A., Dr. 241.
Maulbertsch Anton 59, 62,
63, 68, 126.
Maurer Hub. 40, 59, 66.
Mauthner, L W. Ritter v..
Dr. 247.
Mautner v. Markhof A. I.
249.
Mautner v. Markhof Karl F.
250.
May K., Architekt 341.
Mayer Anton, Dr., Landes-
archivar 158, 515.
Mayer Karl 332.
Mayer M. 346.
Mayer, Statthalterei-Inge-
nieur 201.
Mayreder Julius, Architekt
20, 22, 349, 420, 436, 492.
Mayreder Karl, Architekt,
k. k. Professor 20, 349,
401, 436, 492.
Meder Josef, Direktor 508.
Meißner, Professor 258.
Meixner, Bildhauer 124,
130, 131, 137, 138, 142,
143, 478, 492.
Melkh M. M. 60.
Meli Alexander, Regie-
rungsrat 260.
Melnitzky 77, 190, 345,477.
Meroses-Itzeles Charlotte
263.
Messerschmidt Franz X.
391, 496.
Meyer, Hofbaumeister 120.
Michelangelo 63.
Miksch R„ Architekt 446.
Miller Ferd. 490.
Millöcker Karl 271.
Modern Jakob, Architekt
90.
Moll A. 492.
Moll Balthasar 53, 109, 472,
498.
Mollner Peter, k. k. Forti-
fikations- und bürger-
licher Baumeister 95.
Monti 242.
Montoyer 39, 108, 375.
Morawetz F. 345.
Moreau, Karl Ritter v.,
Architekt 3, 355.
Moreau, Architekt 272.
Moßbäck, Max, Ingenieur
165.
Mühldorfer 53.
Müller Hans, Architekt 348,
438, 439, 440.
Müller Johann Georg,
Architekt 4, 75.
Muffart Peter Karel 56.
Mundy Jaromir, Dr. 284,
285.
Munkäcsy Michael 171.
Natter, Bildhauer 477.
Neugebauer 59.
526
Alphabetisches Namen Verzeichnis.
Neumann Balthasar 141,
384.
Neumann, Franz Ritter v.,
Architekt, k. k. Baurat
16, 18, 82, 85, 239, 322,
342, 367, 425, 432, 440,
442, 447.
Neumann, Gustav Ritter
v., Architekt 85.
Neumann, Dr. W. A., Pro-
fessor 26, 46.
Neupauer Giovanni Chri-
stiano 383, 387, 388.
Neuwirth, Dr. Josef, Hof-
rat 26, 35, 46.
Nicolai Georg 383.
Niedzielsky Julian, Archi-
tekt 18, 114.
Niemann G., Architekt, k.k.
Professor 353, 377, 475.
Nigelli, Architekt 52, 86.
Nobile, Peter v. 109, 497.
Nowack 345.
Null, Eduard van der, Ar-
chitekt, k. k. Oberbaurat
4, 6, 8, 11, 75, 272, 305,
307, 326, 330, 345, 364,
394, 404, 432, 472, 487,
490.
Obermüllner 172.
Obersteiner Heinrich, Dr.,
Professor 258.
Oechsel 35.
Oehler 118.
örley R., Architekt 441,
480.
Oettel Christian 62.
Offer Robert Th„ Dr. 254.
Ogesser 26, 46.
Ohmann Friedrich, Archi-
tekt, k. k. Oberbaurat,
Professor 18, 23, 114,
346, 430, 480.
Olbrich Jos, Architekt 23,
250, 319, 349, 431, 446.
Orglmeister, Architekt 349,
444.
Ospel Anton, Architekt 60,
283.
Otschenaschek Eduard,
k. u. k. Oberst 316.
Otto Heinrich 172, 280.
Pablasek M. 260.
PacassiNik. 117, 119, 121,
192.
Palamino 96.
Palladio 120.
Parier Peter 31.
Paul Friedrich, städt. Bau-
rat 165, 200, 212.
Paul G., Dr. 237.
Paul Martin, Dr. Bau-
inspektor 463.
Payer, Jul. v. 172.
Pecha Alb., Architekt 22,
23, 439.
Pellegrini Ant. 64, 65.
Pendl 110, 141, 402, 477.
Perger v. 26, 46.
Peyfuß 141.
Pfeffer 53, 57, 120, 124,
128, 378, 382.
Pichl Ludwig, Architekt 4,
157.
Pichler Bernhard, Architekt
286.
Pilgram Anton 35.
Pilgram Franz Anton 63.
Pilz 190, 462, 479.
Pio, Architekt 402.
Plecnik, Architekt 23, 346,
430.
PönningerFranz, Bildhauer
472.
Pohl 272.
Pokorny F. 330.
Pokorny J., Bildhauer 328.
Pokorny, Baurat 121.
Poppovits Cesar, Architekt
288.
Porta, Giacomo della 70.
Pozzo Andrea 53, 54, 55,
119, 380.
Prachatitz, Hans v. 32.
Prandl E., Architekt 341.
Prechtl 184.
Preleuthner, Bildhauer 328,
477, 487.
Primisser 26, 46.
Probst J. E., Direktor 511.
Prokop Albin, Architekt
456.
Prokop J. 68.
Puchsbaum Hans, Dom-
baumeister 467.
Pürzl Josef, Baurat 165,
166, 264, 272, 288.
Purkartshofer, Bildhauer
479.
Quellinus Erasmus 61.
Radinger v., Professor 152.
Radnitzky 328.
Rahl Karl 9, 62, 95, 307,
328, 394.
Raimund Franz 59.
Raimund Josef, Baumeister
68.
Rainaldi Carlo 60, 62, 63,
64, 70.
Rakuschan Ferdinand, In-
genieur 276.
Rammelmayer 160.
Ramsauer Leopold, Archi-
tekt 457.
Rauchmiller 468.
Realis 97, 120, 126.
Reck 269.
Redl Josef 68.
Redtenbacher 179.
Rehak August, Architekt
221.
Reinhart Johann, k. k. Bau-
rat 347.
Reuter Theodor, k. k. Bau-
rat 18, 81.
Rezori v., Oberbaurat 180,
199.
Ricci 64.
Richter Ludwig, Architekt,
k. k. Baurat 253, 319,
393, 402.
RichterOtto, Architekt 457.
Riedl Karoline 250.
Rieser 328.
Rieth Benedikt 26.
Ritter Josef, Baumeister 63.
Riwnatz 37.
Rösner Karl, Professor 4,
6, 10, 37, 75, 305, 308.
Roettiers 55, 65.
Rokitansky, Karl Freih. v.,
Dr. 243.
Rollinger W. 36.
Romano, Johann v. 9, 393.
Rosenstingl Seb., Architekt
58.
Roßbach 325.
Rossi Antonio de 60.
Rossi Nicolo 383, 391.
Roth Franz, Architekt, k. k.
Baurat 13, 334, 430.
Rothmayer v. Rosenbrunn
J. M. 53, 54, 62, 64, 65.
Rottmayr 380.
Roza, Ritter v. 133.
Rubens 378.
Rückeshäuser, Architekt
255.
Rummel 130.
Rumpelmeyer, Architekt
12, 20, 395, 396, 421,
433.
Ruß Fr. 59.
Ruß Rob. 171, 172.
Sachs Gustav, k. k. Baurat
198.
Salviatti 174, 400, 492.
Sandrart, Joachim v., 56,
59, 69.
Saphoy Hans 36.
Scamozzi 120.
Schachner Franz, Architekt
255, 317.
SchachnerFriedrich, Archi-
tekt, k. k. Baurat 12,317,
318, 357, 365, 396, 398.
Schaden F., Architekt, k. k.
Oberbaurat 247.
Schaden Karl, Architekt,
Oberbaurat 18, 80.
Schadler L. 237.
Schaeffer A., Hofrat 172,
505.
Schaller Joh. 487.
Schebek F., Baumeister 341.
Scheiringer Johann, Archi-
tekt 269, 314.
Schelling Georg 62.
Schemerl v. Teytenbach,
Hofbaurat 3, 184, 185.
ScherpellO, 112, 480. 491.
Schiedt Josef, k. k. Ober-
ingenieur 200.
Schikaneder E. 326.
Schilcher 130, 143, 157.
Schimkowitzll2, 336, 492.
Schiinmerl24,129,130,138.
Schindler J. E. 172.
Schinkel Karl Friedr. 3.
Schleps, Architekt 394.
Schletter Jakob 64.
Schlosser, Dr. Jul. v., Di-
rektor, Professor 505.
Schlüter Andreas 119.
Schmid J., Professor 110,
322.
Schmidgruber 110,112,491.
Schmidl Ludwig 446.
Schmidt, Friedrich Freih. v.,
Architekt, k. k. Ober-
baurat 6, 10, 11, 14, 15,
16, 18, 26, 33, 35, 37, 38,
77, 78, 79, 80, 81, 82, 85,
160, 198, 355, 419, 495.
Schmidt d. Ä. 53, 55.
Schmidt Heinrich, Ober-
inspektor 460.
Schmidt, Joh. Georg v. 60.
Schmidt Joh. Marl, »Krem-
ser Schmidt« 68.
Schnorr v. Carolsfeld L.
53, 158.
Schnürer Franz Dr., Kustos
515.
Schön Friedrich, Architekt
366.
Schoen Joh. George, Hof-
rat, Professor 185.
SchönbichlerE., k.k. Ober-
ingenieur 202.
Schönbrunner Franz 63.
Schöne Leopold, Architekt
253.
Schöne Ludwig, Architekt
87.
Schönmann, Architekt 239.
Schönn Alois 172.
Schönthal A„ Architekt 492.
Schöntaler F. 328, 394, 396.
Schrötter, Leop. v., Dr.,
Professor 246.
Schumann Karl, k. k. Bau-
rat 420, 443.
Schuppen, Jak. v. 64, 65.
Schwanthaler Ludwig 487.
Schwartz Stephan 1 10, 1 14.
Schwarz Johann, 191, 192.
Schwarz, Karl Freih. v.,
Baurat 295.
Schwarz-Senborn, Baron
459.
Schwarzinger Barbara 349.
SchwedaM., Architekt 347.
Schweigel Eugen, Archi-
tekt 295, 316.
Schwendenwein, Aug. v. 9.
Schwerdtner C. M., Bild-
hauer 492.
Schwerzek R., Bildhauer
130, 475.
Schwind 326, 328.
Scott-Russel 459, 460.
Seelos Gottfried 172.
Sehnal. Architekt, k.k. Bau-
rat 232.
Seib 114, 491.
Seifert Franz 167, 478,481.
Seitschck.Hofbauinspektor
242.
Alphabetisches Namenverzeichnis.
527
Sellier 106.
SemperOottfricd, Architekt
17, 18, 111, 169, 172,
328, 330, 334.
Siccardsburg, August v.,
Architekt 4, 6, 8, 272,
305, 307, 326, 328, 330,
345, 404, 432, 487, 490.
Siebreich, Architekt 201.
Silbernagel 110, 112, 171,
475.
Simon 171.
Simony Leopold, Architekt
22, 420, 450, 452, 455,
458.
Singer Franz 63.
Sitte Franz 4.
Sitte Kamillo, Architekt 4,
75.
Sorias Giovanni Battista
55, 59.
Sowinski, Architekt 86, 87.
Spielberger 55, 60.
Spindler v. Hofegg 56.
Spitz Markus 56.
Sprenger Paul, Hofbaurat
3, 4, 33, 75, 131, 137,
138, 140, 151, 156.
Stach Friedrich, Architekt
317.
Stanetti Giovanni 64.
Stattler, Architekt 201.
Stauffert 4.
Steckhofen Adr. 118.
Steinböckh Andrea 377.
Steiner Leopold 256.
Steinhauser Wilhelm 252.
Stephann Karl, Architekt
340.
Sterrer 112.
Stiaßny, Architekt 88, 89,
94, 241, 261, 263, 323.
Stief Seb. 53.
Stöger L. 244.
Storck J. 8, 326.
Straßer Anton, Bildhauer
481.
Straßer Artur 171.
Strattmann 61.
Streit Andreas, Architekt,
k. k. Oberbaurat 12, 242,
317, 398.
Strudl, Paul v. 468.
Strudel Peter, Freih. v. 53,
58, 67, 68, 104, 191.
Stummer, Professor 3, 184,
185.
Stur Eduardus 239.
SwobodaAl., 112,171,328.
Swoboda Emerich Alex
220.
Taubes Joh. R , Dr., kais.
Rat, Oberstabsarzt 240.
Tautenheyn 491, 501.
Tencala Carpoforo 55.
Thausing M , Dr. 76.
Theyer Leopold 433.
Thienemann Otto, Archi-
tekt 12, 13, 86, 279, 318,
424.
Thiersch, Professor 95.
Thorwaldsen 6.
Tiepolo 399.
TietzKarl, Architekt 9, 210,
443.
Tilgner 112, 141, 172, 328,
329, 400, 472, 473, 476,
492, 501.
Tintoretto Jac. 54.
Tischler Ludwig, Architekt
14, 19, 90, 249, 399, 418,
443.
Tölk Jos., Architekt 337,
422.
Tomssa, k. k. Oberbaurat
149, 151, 203.
Tramplar Richard, k. k.
Direktor, Regierungsrat
203.
Trehet Jean 191.
Trenkwald 76.
Troger Paul 59, 61, 68.
Trojan Emanuel v., k. k.
Oberbaurat 131.
Troll K., Architekt 221.
Trost 61.
Trümmer Wunibaldus 239.
Uhlirz 26, 46.
Ulrich Chr., Oberbaurat,
Professor 185, 186, 320.
Unger Josef, Architekt 453.
Unterholzer B., Dr. 249.
Urban Josef, Architekt 23,
163, 463.
Valmagini 117.
Vaucanson 208.
Veith 333, 337, 410.
Venus Alexander 259.
Venus M. 259.
Vidmar Konstantin Z., Dr.
252.
Völckner Karl, Ingenieur
244.
Vogel Franz 167, 334, 476.
Volterra, Daniele da 63.
Volterra, Francesco da 56,
61, 70.
Vriendt-Cornelis de 54,69.
Wächtler L., Architekt 13,
396.
Wagenschön Franz 53, 60.
Wagner A. 110, 112, 476,
490, 491.
Wagner A. P. 171.
Wagner Otto, Architekt,
k. k. Oberbaurat 12, 22,
23, 139, 258, 338, 360,
367, 397, 422, 431, 501.
Wagner, Baurat 186, 202.
Waniek Gustav, Dr., k. k.
Direktor 198.
Wappler, Architekt, k. k.
Professor 185.
Weber Anton, Architekt
16, 38, 442, 463, 480,
492, 501.
Weber August 10, 317, 345.
Weckbecker W., Freih. v
172, 512, 515.
Weeger L., k. u. k. Haupt-
mann 309, 312.
Wehrenpfennig Hermann,
k. k. Oberingenieur 199,
417.
Weinwurm Michael 43.
Weißkern 106.
Weymann, Architekt 330.
Weyr Rudolf 110, 112, 119,
172, 328, 359, 387, 418,
473, 480, 481, 493, 501.
Wiedenfeld, Hugo v., Ar-
chitekt 92, 435.
Wielemans, Alexander v.,
Architekt, k. k. Ober-
baurat 16, 18, 81, 82,
141, 421, 432.
Wiener v., Dr. 193, 197.
Wieser, Freih. v., Architekt
250, 280.
Wilczek Hans, Graf 244,
284, 285.
Wilhelm F., Architekt 456.
Winkler E., Dr., Professor
75, 76, 77, 78, 85, 174,
178, 179, 183, 184, 185,
198, 201, 261, 280, 328,
371, 373, 394.
Winter Gustav 123.
Wipplinger Franz, Bau-
meister 96.
Wist J. 185.
Witt, Jean de 399.
Wittrisch, Architekt 444.
Wölfler Bernhard, Dr. 241.
Wohlmuet 25, 392.
Wollek, Bildhauer 492.
Wopelka Karl 125, 131,
142, 156.
Würzner Alois, Dr., Direk-
tor 202.
Wurm Alois 13, 396.
Ypen, Simon Baron van,
Ingenieur-Oberstleut-
nant 313.
Zach Andreas, Baumeister
68.
Zanetti, Architekt 444.
Zauner Franz 43, 117, 393,
470, 500.
Zenetti 10.
Zerritsch F. 473.
Zettl, Baurat 230.
Zimmermann Alb. 212, 328.
Zimpel Gonzaga 242.
Zoller Franz 63.
Zotter E„ Architekt 82.
Züllich, Andreas v. 138.
Zumbusch, Kaspar P. v.,
k. k. Professor 245, 473,
475, 476.
Zwirner 10.
VERZEICHNIS DER TEXTABBILDUNGEN.
Abb. Seite
1 Das Burgtor (Architekt Peter von Nobile)
vom Heldenplatze gesehen 3
2 Mittelpartie vom Waffenmuseum des Arsenals.
Architekt Theophil Hansen 5
3 Hauptportal der Votivkirche. Nach einer
Handzeichnung von Architekt Heinrich
von Ferstel 7
4 Mittelrisalit vom Haasschen Warenhaus. Ar-
chitekt E. van der Null 11
5 Rekonstruktionsentwurf für das Burgtor von
Architekt Th. von Hansen (1864) .... 12
6 Kapital vom Parlamentsgebäude. Nach einer
naturgroßen Handzeichnung von Architekt
Theophil von Hansen 13
7 Mittelteil vom Sühnhaus. Architekt Friedrich
von Schmidt 15
8 Angenommener Entwurf für die Kaiser-Jubi-
läumskirche. Nach einer Zeichnung von
Architekt V. Luntz 17
9 Eckrisalit eines Arkadenhauses. Architekt
F. von Neumann 19
10 Entwurf für den Ausbau der Hofburg und
die Hofmuseen. Nach einer Zeichnung von
den Architekten G. Semper und K. von
Hasenauer 21
11 Detail vom Naturhistorischen Hofmuseum.
Architekten G. Semper und K. von Hasen-
auer 23
12 Stephansdom. Relief (aus der Leidens-
geschichte Christi) an der Südseite des
Chores ... 25
13 Metropolitankirche zu St. Stephan. 1 : 1000 . 26
14 Kirche St. Ruprecht im I. Bezirke .... 27
15 » St. Michael, I., Michaelerplatz ... 27
16 Burgpfarrkapelle im 1. Bezirke 27
17 Minoritenkirche im I. Bezirke 27
18 Hofpfarrkirche zu St. Augustin, I., Augustiner-
straße 27
19 Kirche Maria am Gestade im I. Bezirke . . 27
20 » St. Elisabeth (deutscher Orden),
I., Singerstraße .27
21 Kirche zu den neun Chören der Engel,
I., Am Hof 27
22 Kirche St. Johann (Malteser), 1., Kärntner-
straße 27
23 Westseite des Stephansdomes mit den Heiden-
türmen-und dem großen Turm 28
24 Stephansdom, Ostseite des umgebauten
Turmes mit der Kanzel des Capistranus . 29
25 Schnitt des Stephansturmes in der Höhe des
Helmes 31
26 Ansicht des Stephansdomes von Stock-im-
Eisen-Platz 31
27 Mittelschnitt des Stephansdomes 32
Abb. Seile
28 Grabmal Kaiser Friedrich III. (gest. 1493) im
Stephansdom 33
29 Deckel des Grabmales Kaiser Friedrich III.
im Stephansdom 34
30 Stephansdom, Armenseelennische anderOst-
seite des Chores mit dem Fresko (das
Fegefeuer) von Danhauser 36
31 Stephansdom, Reliefbild (Christus am öl-
berge) an der Südseite des Chores ... 37
32 St. Ruprecht im I. Bezirke 38
33 Inneres der Ruprechtskirche ...... 39
34 Reliefbild am Äußeren der Michaeierkirche 39
35 Michaeierkirche .... 40
36 Inneres der Salvatorkapelle 40
37 Portal der Salvatorkapelle 41
38 > » Minoritenkirche 41
39 Minoritenkirche (in Restauration begriffen) 42
40 St. Georgs-Kapelle. Grabmal KaiserLeopoldll. 42
41 Inneres der Augustinerkirche 43
42 St. Georgs-Kapelle (Augustinerkirche) ... 44
43 Turmhelm der Kirche Maria am Gestade . 45
44 Maria am Gestade, Portal mit Baldachin . 46
45 Franziskanerkirche 48
46 Kapuzinerkirche 48
47 Karmeliterkirche (St. Theresa) im II. Bezirke 48
48 Barmherzigenkirche, II., Taborstraße ... 48
49 Jesuitenkirche (Alte Universitätskirche), I., Uni-
versitätsplatz 48
50 Paulanerkirche (zu den Schutzengeln), IV.,
Paulanerplatz 48
51 St. Anna, I., Annagasse 48
52 Schottenkirche (zu unserer lieben Frau), I.,
Freiung 48
53 St. Rochus und St. Sebastian im III. Bezirke 48
54 Serviten-Kirche (Maria Verkündigung) im
IX. Bezirke 48
55 St. Ulrichs-Kirche (Maria Trost) im VII. Be-
zirke 48
56 St. Ursula, I., Johannesgasse 48
57 St. Leopold 49
58 Kirche zu Mariahilf, VI. Bezirk 49
59 St. Josef auf der Laimgrube im VI. Bezirk 49
60 Kirche zur hl. Dreifaltigkeit, IX., Alserstraße 49
61 Piaristenkirche (Maria Treu) im VIII. Bezirke 49
62 St. Peter im I. Bezirke 49
63 Kirche zu den vierzehn Nothelfern in Lichten-
tal 49
64 St. Karl Borromeus im IV. Bezirke .... 49
65 Kirche der Salesianerinnen. III., Rennweg . 49
66 Waisenhauskirche im IX. Bezirke 49
67 St. Florian in Matzleinsdorf 49
68 Stiftskirche auf der Laimgrube 49
69 Kirche St. Thekla auf der Wieden .... 49
70 Heiligenkreuzkirche, III. Rennweg 50
Verzeichnis der Textabbildungen.
529
Abb. Seite
71 St. Ägydius-Kirche in Gumpendorf .... 50
72 Kirche St. Josef im V. Bezirke 50
73 St. Laurenzius-Kirche am Schottenfeld im
VII. Bezirke . . . 50
74 Kirche zu Maria Geburt, III., Rennweg . . 50
75 Jesuitenkirche, I., Universitätsplatz .... 51
76 Inneres der Jesuitenkirche 52
77 Dominikanerkirche im I. Bezirke 53
78 Inneres der Dominikanerkirche 54
79 Schottenkirche, I., Freiung 55
80 Brigittakapelle im XX. Bezirke 56
81 St. Rochus-Kirche im III. Bezirke . . . . 56
82 Servitenkirche im IX. Bezirke 57
83 Kirche zu den neun Chören der Engel,
I., Am Hof 58
84 Kirche zu Mariahilf im VI. Bezirke . . . . 59
85 » zur Dreieinigkeit im IX. Bezirke . . 59
86 > zu St. Peter im I. Bezirke 60
87 Portal der Peterskirche 61
88 Klosterkirche der Elisabethinerinnen im
III. Bezirke 62
89 Kirche zu den vierzehn Nothelfern im IX. Be-
zirke .63
90 Glockensäule der Kirche St. Karl Borromeus 64
91 Inneres der Karlskirche 65
92 Kirche der Salesianerinnen 66
93 Inneres der Waisenhauskirche . . . . 67
94 Johanneskapelle im II. Bezirke 68
95 Stiftskirche im VII. Bezirke 69
96 Kirche zum hl. Kreuz, III., Rennweg ... 70
97 » zu Maria Geburt, III., Rennweg . . 70
98 Inneres der Kirche zu Maria Geburt ... 71
99 Kirche zu Altlerchenfeld, VII. Bezirk ... 73
100 Votiv-(Heilands-)Kirche, IX., Maximilian-
platz 73
101 Lazaristenkirche im VII. Bezirke 73
102 St. Othmar (unter den Weißgerbern) im
III. Bezirke 73
103 Pfarrkirche in der Brigittenau, XX. Bezirk 73
104 in Fünfhaus, XV. Bezirk ... 73
105 Klosterkapelle der Dominikanerinnen in
Hacking 73
106 Klosterkirche der P. P. Karmeliten im
XIX. Bezirke 74
107 Klosterkirche der P. P. Redemptoristen im
XVII. Bezirke 74
108 Pfarrkirche zu St. Leopold in Gersthof . . 74
109 » in Rudolfsheim, XIV. Bezirk . . 74
110 Kaiser Franz Josef-Jubiläumskirche im II. Be-
zirke 74
111 Pfarrkirche (zur hl. Familie) in Ottakring . 74
112 am Breitenfeld, VIII. Bezirk . . 74
113 Kirche in Breitensee, XIII. Bezirk 74
114 Antoniuskirche im X. Bezirke 75
115 Canisiuskirche im IX. Bezirke ..... 75
116 St. Johann von Nepomuk 75
117 Pfarrkirche zu Altlerchenfeld 76
118 Portal der Pfarrkirche zu Altlerchenfeld . . 77
119 Inneres » » » » . . 78
120 Votiv-(Heilands-)Kirche, südliches Quer-
schiff 79
121 Lazaristenkirche im VII. Bezirke 80
122 Kirche zur hl. Familie im XVI. Bezirke . 80
123 Inneres der Antoniuskirche im X. Bezirke . 81
124 Pfarrkirche zum hl. Antonius im X. Bezirke 82
125 Klosterkirche der Karmeliten im XIX. Bezirke 83
126 Redemptoristenkirche in Hernais .... 83
127 Lazaristenkirche, VII., Kaiserstraße .... 83
128 Kirche St. Othmar (unter den Weißgerbern)
im III. Bezirke 83
129 Pfarrkirche in der Brigittenau 84
Bd. II.
Abb. Seite
130 Kaiser Franz Josef-Jubiläumskirche im II. Be-
zirke 84
131 Breitenfelderkirche 84
132 Canisius-Kirche im IX. Bezirke 84
133 Elisabeth-Kirche im IV. Bezirke 85
134 Evangelische Kirche A. C, I., Dorotheergasse 86
135 » » H. C, I., Dorotheergasse 86
136 » > VI.,Gumpendorferstraße 86
137 » » im XVIII. Bezirke . 86
138 » Kapelle auf dem Matzleinsdorfer
Friedhofe 86
139 Evangelische Kirche H.C., I., Dorotheergasse 86
140 Turm der evangelischen Kirche im XVIII. Be-
zirke 86
141 Evangelische Kapelle auf dem Friedhofe in
Matzleinsdorf 87
142 Synagoge I., Seitenstettengasse 88
143 » II., Tempelgasse 88
144 » XV., Turnergasse 88
145 » XVI., Hubergasse 88
146 » XVIII., Schopenhauerstraße ... 88
147 VI., Schmalzhofgasse 88
148 » IX., Müllnergasse 88
149 VIII.,~Neudeggergasse 88
150 X., Humboldtgasse 88
151 > IL, Leopoldsgasse 88
152 » IL, Zirkusgasse 88
153 Serbische Kirche, III., Veithgasse 88
154 Kirche der nicht unierten Griechen, L, Fleisch-
markt 88
155 Russische Kirche, III., Richardgasse .... 88
156 Kirche der unierten Griechen, L, Postgasse 88
157 » » nicht unierten Griechen, I., Hafner-
steig 88
158 Inneres der Synagoge L, Seitenstettengasse 89
159 Portal der Synagoge IL, Tempelgasse ... 90
160 Synagoge IL, Tempelgasse 90
161 Inneres der Synagoge IL, Leopoldsgasse 91
162 » » VI., Schmalzhofgasse 91
163 Türkisch-israelitische Synagoge, IL, Zirkus-
gasse, Vorhof 92
164 Griechische Kirche, L, Fleischmarkt .... 93
165 Synagoge VIII., Neudeggergasse .... 94
166 Russische Kirche, III., Richardgasse .... 95
167 Hofburg, alter Teil; Lageplan. 1:2500. . . 97
168 Hofburg, Schweizertor 98
169 Fassade der Hofbibliothek gegen den Josefs-
platz 99
170 Hofbibliothek, I. Stock. 1 : 1000 101
171 Hofburg, Detail vom Reichskanzleitrakt . . 102
172 Reichskanzleitrakt, Durchfahrt 103
173 Hofburg, Michaeiertrakt 104
174 Hofburg, neuer Teil (Grundriß des im Bau
begriffenen Flügels nach dem ursprüng-
lichen Entwürfe Hasenauers). 1 ; 2000 . . 105
175 Neubau der Hofburg. Ansicht vom Helden-
platze 106
176 Neubau der Hofburg. Ansicht vom Kaiser-
garten .107
177 Oberes Belvedere. Grundriß I. Stock. 1 : 1000 108
178 Belvedere. Gesamtanlage nach dem Stiche
von S. Kleiner 108
179 Belvedere, Unterfahrt 109
180 » Treppenhalle 111
181 » südliches Tor 112
182 Zierbassin im Belvederegarten 112
183 Belvedere, Mittelsaal 113
184 Schönbrunn aus der Vogelperspektive (nach
dem Aquarell von Raschka) 114
185 Vorderansicht des kaiserlichen Lustschlosses
Schönbrunn 115
34
530
Verzeichnis der Textabbildungen
Abb. Seite Abb.
186 Gartenseite des kaiserlichen Lustschlosses 231
Schönbrunn 115
187 Schönbrunn. Gloriett 115 232
188 Kaiserliches Jagdschloß im Tiergarten bei
Lainz 116 233
189 Das Augartenpalais 117
190 Kaiserliches Lustschloß in Hetzendorf . . .117 234
191 Palais der königlich ungarischen Garde
(Trautson-Palais) 118 235
192 Stiegenhaus im Trautson-Palais 119
193 Hofstallgebäude 120 236
194 Giebelverzierung des Laurenzergebäudes, 237
I., Fleischmarkt 121 238
195 K. u. k. Haus-, Hof- und Staatsarchiv und
Ministerium des Äußern, I„ Ballhausplatz 122 239
196 K. u. k. Ministerium des Äußern ; k. u. k. Haus-, 240
Hof- und Staatsarchiv. Erdgeschoß. 1 : 650 122
197 K. u. k. Haus-, Hof- und Staatsarchiv. Quer- 241
schnitt 1 : 500 122
198 K. u. k. Reichs -Finanzministerium. Erdge- 242
schoß 1 : 800 123
199 K. u. k. Reichs-Finanzministerium. 1., Jo- 243
hannesgasse 123 244
200 Gemeinsamer Oberster Rechnungshof. Hof,
I., Herrengasse 23 124 245
201 GemeinsamerObersterRechnungshof. Portal,
I., Herrengasse 23 . 124 246
202 Königl. ungarische Hofkanzlei, I., Bankgasse 125 247
203 Ministerium des Innern. Erster Stock. 1 : 800 125 248
204 » » I., Judenplatz ... 126 249
205 » » » Portal in der Wipp-
lingerstraße 127 250
206 Finanz-Ministerium (Prinz Eugen-Palais). 251
Erster Stock. 1 : 800 127 252
207 Finanz-Ministerium, I., Himmelpfortgasse . 128
208 Treppenhaus im Finanz-Ministerium . . . 129 253
209 Vestibül im Finanz-Ministerium 129 254
210 Unterrichts-Ministerium, I., Minoritenplatz . 130 255
211 Parlamentsgebäude. Gesamtansicht von der
Ringstraße 132 256
212 Parlamentsgebäude. Grundriß des Haupt-
geschosses 1 : 1000 132 257
213 Parlamentsgebäude. Zentralhalle 132 258
214 Bankogebäude, I., Singerstraße 17 .... 134
215 Stiegenhaus im Bankogebäude, I., Singer- 259
Straße 17 135
216 Finanzgebäude, III., Zollamtsstraße 3. Eben- 260
erd. 1 : 1000 136 261
217 Finanzgebäude, III., Zollamtsstraße 5 und 7 136 262
218 Finanzgebäude, III., Zollamtsstraße 5. Eben-
erd. 1 : 1000 136 263
219 Finanzgebäude, III., Zollamtsstraße 7. Eben-
erd. 1 : 1000 136 264
220 Finanzgebäude, III., Vordere Zollamtsstraße 137
221 Fassadenteil des k. k. Postsparkassenamts- 265
gebäudes 139 266
222 Das Postsparkassenamtsgebäude. Hoch-
parterre. 1 : 1000 139 267
223 Justizpalast 140
224 Justizpalast. Ebenerd. 1 : 1000 140 268
225. Hof des Justizpalastes, I., Schmerlingplatz . 141 269
226 Palais Schönborn (Oberlandesgericht),
VIII., Laudongasse 17 143 270
227 K. k. Landesgericht und Gefangenhaus,
VIII., Landesgerichtsstraße 21. ErsterStock. 271
1 : 1500 143 272
228 Polizeidirektion. Ebenerdgeschoß. 1 : 800 . . 144
229 Neues Polizeigebäude (Elisabethpromenade). 273
Hochparterre. 1 : 800 144
230 Neues Polizeigebäude, IX., Elisabethprome- 274
nade 145 275
Seite
Hydrometrische Prüfungsanstalt. Schnitt.
1 : 300 147
Amtshaus der k. k. Tabakregie. Ebenerd.
1 : 800 148
Amtshaus der k. k. Tabakregie, IX., Porzellan-
gasse 51 149
K. k. Versatz- und Versteigerungsamt (Doro-
theum). Ebenerd. 1:800 150
K. k. Versatz- und Versteigerungsamt (Doro-
theum), I., Dorotheergasse 17 150
Das Hauptmünzamtsgebäude, Am Heumarkt 151
Hauptmünzamtsgebäude. Ebenerd. 1 : 1000 . 152
Grundriß des Maschinenhauses des Münz-
amtes. 1 : 1000 152
K. k. Hof- und Staatsdruckerei, III., Rennweg 153
» » » » » Erster Stock.
1 : 1000 153
Lageplan der k. k. Tabak-Hauptfabrik im
XVI. Bezirke. 1 : 2500 154
Fabrikationsgebäude. Grundriß'des zweiten
Stockes. 1 : 1000 ".."... 154
Zigarrenvorrichtsaal 155
Niederösterreichische Statthalterei, I., Mino-
ritenplatz 156
Niederösterreichisches Landhaus, I., Mino-
ritenplatz . . 156
Vestibül des Landhauses 157
Hof des Landhauses 157
Altes Rathaus, I., Wipplingerstraße ... 158
» » » » Ebenerd.
1 : 1000 159
Altes Rathaus, I., Wipplingerstraße. Portal 159
Das neue Rathaus. Erster Stock. 1 : 1000 . 160
Neues Rathaus. Fassade gegen die Ring-
straße 161
Neues Rathaus, Arkadenhof ...... 162
» » Gemeinderats-Sitzungssaal . 163
Amtshaus für den X. Bezirk mit Schule und
Pfarrhaus 164
Amtshaus für den XVI. Bezirk, Richard
Wagner-Platz. Erster Stock.. 1 : 800 ... 164
Amtshaus für den XVI. Bezirk 165
Gesamtansicht des Amtshauses für den XX. Be-
zirk mit angebauten Zinshäusern .... 165
Amtshaus für den XX. Bezirk. Erster Stock.
1 : 800 166
Rathaus in Floridsdorf (XXI. Bezirk) ... 166
Erster Stock. 1 : 800 167
Naturhistorisches Hofmuseum. Langseite
gegen den Maria Theresien-Platz .... 169
Naturhistorisches Hofmuseum. ErsterStock.
1 : 1200 170
Kunsthistorisches Hofmuseum. ErsterStock.
1 : 1200 170
Kunsthistorisches Hofmuseum. Stiegenhaus . 171
Österreichisches Museum für Kunst und
Industrie, I., Stubenring 172
Österreichisches Museum für Kunst und
Industrie. Ebenerd. 1 : 1000 173
Kunstgewerbeschule. Erster Stock. 1:800 . 173
Akademie der Wissenschaften (Alte Aula).
1 :800 174
Akademie der Wissenschaften (Alte Aula),
1., Universitätsplatz 175
Antiqua domus, L, Sonnenfelsgassc . . . 176
Hauptgebäude der Universität. Front gegen
die Ringstraße 177
Universitäts-Hauptgebäude. Erster Stock.
1 : 1200 178
Universität, Stiegenhaus 179
Chemisches Institut der Universität .... 180
Verzeichnis der Textabbildungen.
531
Abb. Seite
276 Chemisches Institut. Ebenerdgeschoß. 1:1000 180
277 Anatomisches Institut der Universität. 1:800 181
278 » » Ebenerdgeschoß.
1 : 500 181
279 Anatomisches Institut. Schnitt. 1 : 500 . . . 181
280 Physiologisches Institut. Hochparterre. 1:800 182
281 » » Schnitt. 1 : 500 . . 182
282 der Universität ... 182
283 Sternwarte auf der Türkenschanze. Ebenerd-
geschoß. 1 : 800 183
284 Sternwarte auf der Tiirkenschanze ... 183
285 Zentralstation für Meteorologie und Erd-
magnetismus. Ebenerdgeschoß. 1:800. .184
286 Geologische Reichsanstalt. Ebenerdgeschoß 184
287 » > (Rasumofsky-
Palais) 185
288 Technische Hochschule 186
289 » » Ebenerd. 1 : 1000 . 186
290 Elektrotechnisches Institut. Erster Stock.
1 : 800 187
291 Elektrotechnisches Institut. Schnitt. 1 : 500 . 187
292 » » 188
293 Hochschule für Bodenkultur 188
294 » » » Hochparterre
1 : 1000 189
295 Studentenheim der Hochschule für Boden-
kultur. Parterre und erster Stock. 1:600 189
296 Studentenheim der Hochschule für Boden-
kultur 1 :600 189
297 Akademie der bildenden Künste. Ebenerd.
1 : 1000 .190
298 Akademie der bildenden Künste. Front gegen
den Schillerplatz 191
299 Theresianische Akademie, IV., Favoriten-
straße 192
300 Konsularakademie, IX., Waisenhausgasse 193
301 » Ebenerd und zweiter
Stock. 1 : 600 194
302 Offizierstöchter-Erziehungsinstitutin Hernais.
Lageplan. 1 : 3000 195
303 Lehrerinnenbildungsanstalt 196
304 » I., Hegelgasse.
Erster Stock. 1 : 800 . . . . 196
305 Staatsgymnasium im V. Bezirke. Ebenerd.
1 : 800 199
306 Staatsgymnasium in Hietzing. Erster Stock.
1 : 800 1 99
307 Obergymnasium in Döbling. Ebenerd. 1 : 800 200
308 Oberrealschule im VI. Bezirke. Erster Stock.
1 : 800 .... 201
309 Oberrealschule, XV., Henriettenplatz . . 202
310 » » » Ebenerd.
1 : 800 202
311 K. k. Franz Josef-Staatsrealschule. Ebenerd.
1 : 800 203
312 Technologisches Gewerbemuseum .... 205
313 Technologisches Gewerbemuseum, Galerie-
saal 206
314 Technologisches Gewerbemuseum, Lehrwerk-
stätte für Schlosserei . . 207
315 Technologisches Gewerbemuseum. Erd-
geschoß. 1 : 1000 211
316 Staatsgewerbeschule im X. Bezirke. Erd-
geschoß 211
317 GraphischeLehr- und Versuchsanstalt. Dritter
Stock. 1 :800 212
318 Volksschule, XIII., Linzerstraße. Ebenerd,
Stockwerk. 1 : 800 . . . 216
319 Lageplan der Schule, XIII., Reinigasse. 1 :3000 217
320 Doppelbürgerschule, XIII., Reinigasse. Par-
terre und erster Stock. 1 : 800 217
Abb. Seite
321 Lageplan der Schule XVIII., Schopenhauer-
straße. 1 : 3000 218
322 Doppel-Volks- und Bürgerschule, XVIII.,
Schopenhauerstraße. 1:800 .... 218
323 Doppel-Volksschule, XIV., Kauergasse. 1 :800 218
324 Volks- und Bürgerschule, II., Schüttaustraße 219
325 Lageplan der Schule II., Schüttaustraße.
1 : 3000 219
326 Volks- und Bürgerschule, II.. Schüttaustraße.
Ebenerd. 1 : 800 219
327 Lageplan derSchule XVI., Wilhelminenstraße.
1 : 3000 220
328 Volksschule, XVI , Wilhelminenstraße. Eben-
erd. 1 : 800 220
329 Volksschule, XVI , Wilhelminenstraße . . 220
330 Lehrsaal der Volksschule, XVI., Wilhelminen-
straße 221
331 Turnsaal der Volksschule XVI., Wilhelminen-
straße 221
332 Volksschule, IL, Witteisbachstraße ... 222
333 Tor des Allgemeinen Krankenhauses, IX ,
Alserstraße 225
334 Allgemeines Krankenhaus, IX., Alserstraße.
Lageplan. 1 : 5000 . . . . 226
335 Erste Stätte für die pathologische Anatomie
in Wien 227
336 Allgemeines Krankenhaus. Hof I . . . 227
337 Neue k. k Krankenanstalt, IX., Spitalgasse.
Lageplan. 1 : 4000 228
338 Krankenhaus Wieden. Lageplan. 1 : 2000 . 229
339 Krankenanstalt Kronprinz Rudolf-Stiftung.
Lageplan. 1 : 2000 230
340 Krankenanstalt Kronprinz Rudolf-Stiftung 230
341 Elisabeth-Spital. Lageplan. 1:2000 ... 231
342 » Bettina-Pavillon. Erster
Stock. 1 : 600 232
343 Plastik im Bettina-Pavillon 232
344 Stephanie-Spital. Ebenerd 1 : 800 .... 233
345 Sophien-Spital Ebenerd. 1 : 600 233
346 Kaiser Franz Josef-Spital, X., Triesterstraße.
Lageplan. 1 : 3000 234
347 Kaiser Franz Josef-Spital, X., Triesterstraße.
Perspektivische Ansicht . 234
348 Kaiser Franz Josef-Spital. Pavillons für
Internkranke. 1 : 600 235
349 Kaiser Franz Josef-Spital. Pavillons für
Internkranke. Schnitt. 1:600 . .235
350 Wilhelminen-Spital und Kinderspital der
Gemeinde Wien. Lageplan. 1:3000 . 236
351 Wilhelminen-Spital. Gebäude A. Zweiter
Stock. 1 : 800 . 236
352 Wilhelminen-Spital. Pavillon für elf Betten.
1 : 600 236
353 Wilhelminen-Spital. Operationshaus. Erd-
geschoß. 1 : 600 236
354 Lymphanstalt. Ebenerd. 1 : 600 237
355 Diphtherieheilseruminstitut. Ebenerd 1 : 600 237
356 Epidemiespital der Gemeinde Wien im
X. Bezirke. Lageplan 1 : 1000 238
357 Spital der Barmherzigen Brüder, IL, Tabor-
straße. Lageplan. 1 : 3000 239
358 Spital der Barmherzigen Brüder, IL, Große
Mohrengasse. Erster Stock 1 : 1000 . . .239
359 Spital der israelitischen Kultusgemeinde
Lageplan. 1 : 1750 241
360 Spital der israelitischen Kultusgemeinde.
Ebenerd. 1 : 800 241
361 Allgemeine Poliklinik. Hochparterre. 1:800 242
362 Rudolfiner-Haus. 1 : 1750 244
363 » Hauptgebäude. Erdgeschoß.
1 : 800 245
34*
532
Verzeichnis der Textabbildungen.
Abb. Seite
364 Rudolfiner-Haus. Billroth-Pavillon und Ka-
pelle 245
365 St. Annen-Kinderspital. Ebenerd. 1 : 800 . . 247
366 St. Josef-Kinderspital. Lageplan. 1 : 800 . 248
367 Leopoldstädter Kinderspital. Ebenerd. 1 : 800 249
368 » > Zweiter Stock.
1 : 800 249
369 Kronprinz Rudoli-Kinderspital. Lageplan.
1 : 1500 250
370 Kronprinz Rudolf-Kinderspital. Diphtherie-
Pavillon. Ebenerd. 1 : 600 250
371 Karolinen-Kinderspital. Lageplan. 1:700. 250
372 Faniteum. Obergeschoß. 1 : 600 251
373 » im XIII. Bezirke 251
374 Sanatorium Dr. Loew, IX., Mariannengasse.
Ebenerd. 1 : 800 253
375 Privatheilanstalt Dr. Fürth im VIII. Bezirke.
Ebenerd. 1 : 600 254
376 Sanatorium Vorderbrühl. Erster Stock . . 254
377 Niederösterreichische Landes-Irrenanstalt im
IX. Bezirke. Lageplan. 1 : 500 256
378 Landes-Heil- und Pflegeanstalten im XIII. Be-
zirke. Lageplan. 1 : 8000 257
379 Privat-Heilanstalt in Ober-Döbling. Lage-
plan. 1 : 4000 258
380 Niederösterreichische Landes-Findelanstalt.
Lageplan. 1 : 3000 259
381 Blindenerziehungsinstitut. Ebenerd. 1 : 600 . 260
382 Blindenerziehungsinstitut 261
383 Israelitisches Blindeninstitut. Ebenerd. 1 : 800 261
384 Waisenhaus im X. Bezirke. Zweiter Stock.
1 : 800 262
385 Evangelisches Waisenhaus. Erster Stock.
1 : 500 262
386 Waisenhaus für israelitische Mädchen, XIX.,
Feldgasse. Zweiter Stock. 1 : 600 . . . 262
387 Waisenhaus für israelitische Mädchen, XIX.,
Bauernfeldgasse, Hochparterre. 1 : 800 . . 263
388 Bürgerversorgungshaus. Erster Stock. 1:1000 265
389 Versorgungshaus im XIII. Bezirke. Lageplan.
1 : 6000 266
390 Versorgungshaus. Verwaltungsgebäude und
Kirche. Ebenerd. 1 : 1000 266
391 Versorgungshaus.Krankenheim. ErsterStock.
1 : 1000 267
392 Versorgungshaus. Männer- und Frauenheim.
Erster Stock. 1 : 1000 267
393 Versorgungshaus. Ehepaarheim. Ebenerd.
1 : 1000 267
394 Versorgungshaus. Männer- und Frauenheim
(Mittelbau, Vorderansicht) 268
395 Versorgungshaus. Ehepaarheim (Vorder-
ansicht) 269
396 Asyl und Werkhaus im X. Bezirke. Ebenerd.
1 : 1650 271
397 Asyl für Obdachlose im III. Bezirke. Eben-
erd. 1 : 800 271
398 Wärmestube im X. Bezirke. Ebenerd. 1 : 500 272
399 Städtisches Donaustrombad an derKronprinz
Rudolf-Brücke 273
400 Städtisches Donaustrombad an derKronprinz
Rudolf-Brücke. Querschnitt. 1 : 500 . . . 274
401 Veranda des städtischen Donaustrombades
an der Kronprinz Rudolf-Brücke .... 274
402 Städtisches Donaustrombad an derKronprinz
Rudolf-Brücke. Ebenerd-Grundriß. 1 : 1800 275
403 Städtisches Strombad im Donaukanal. An-
sicht und Grundriß. 1 : 500 275
404 Städtisches Strombad im Donaukanal. Quer-
schnitt. 1 : 150 275
Abb. Seite
405 Städtisches Donaustrombad an der Sophien-
brücke 266
406 Inneres eines städtischen Donaustrombades 276
407 Schwimmbassin des städtischen Theresien-
bades im XII. Bezirke 277
408 Volksbad im VI. Bezirke. Erster Stock. 1 : 500 277
409 » XVI. » » > 1 : 500 277
410 Zentralbad im I. Bezirke. Mezzanin. 1 : 500 279
411 Dianabad im II. Bezirke. Ebenerd. 1:1000 280
412 Römisches Bad im II. Bezirke. Parterre. 1:800 281
413 » » laues und kaltes Bassin für
Herren 281
414 Die Zentralstation der städtischen Feuer-
wehr, I., Am Hof 283
415 Altes Zeughaus, I., Am Hof 284
416 Zentralstation der Freiwilligen Rettungs-
gesellschaft. Ebenerd. 1 : 800 . . . .285
417 Wiener Freiwillige Rettungsgesellschaft.
Loggia und Durchfahrt . 286
418 Filiale der Rettungsgesellschaft im VI. Be-
zirke. Ebenerd. 1 : 600 286
419 Sanitätsstation XVII., Gilmgasse. Ebenerd.
1 : 600 288
420 Reichs-Kriegsministerium, I., Am Hof . . . 289
421 Generalkommando, I., Universitätsstraße . 290
422 Erster Stock. 1 : 800 . . 290
423 Militärtechnisches Komitee, VI., Getreide-
markt 291
424 Lageplan der Kriegsschule und des Techni-
schen Militärkomitees. 1 : 3000 292
425 Militär-geographisches Institut. Haupt-
gebäude A, VIII., Landesgerichtsstraße 7 292
426 Neues militär-geographisches Institut. Haupt-
gebäude B, VIII., Josefstädterstraße 73 . 293
427 Neubau B des Militär-geographischen In-
stitutes. Erster Stock. 1 : 800 293
428 Tor der Stiftskaserne im VII. Bezirke . . . 295
429 Lageplan der Stiftskaserne im VII. Bezirke.
1 : 5000 295
430 Roßauer Kaserne. Lageplan. 1 : 5000 .... 296
431 Roßauer Infanteriekaserne im IX Bezirke . 297
432 Graf Radetzky-Infanteriekaserne. Lageplan . 298
433 Graf Radetzky-Infanteriekaserne auf der
Schmelz . . < ... 298
434 Erzherzog Albrecht-Infanteriekaserne im
Prater 299
435 Erzherzog Albrecht-Infanteriekaserne. Lage-
plan 299
436 Erzherzog Wilhelm-Artilleriekaserne im Prater 300
437 »
Lageplan. 1 : 4000 300
438 Erzherzog Wilhelm-Artilleriekaserneim Prater.
Offiziers-Wohngebäude. ErsterStock. 1 :800 300
439 Kavalleriekaserne und Kadettenschule im
XIII. Bezirke. 1 : 5000 302
440 Kavalleriekaserne im XIII. Bezirke. Mann-
schafts - Wohngebäude. Hochparterre.
1 : 800 303
441 Kavalleriekaserne im XIII. Bezirke. Offiziers-
menage. Hochparterre. 1 : 800 . . 303
442 Kavalleriekaserne im XIII. Bezirke. Stall-
gebäude. 1 : 800 303
443 Trainkaserne im XII. Bezirke. Lageplan.
1 : 4000 304
444 Trainkaserne im XII. Bezirke. Mannschafts-
Wohngebäude. Erster Stock. 1 : 800 . . 304
445 Das Arsenal aus der Vogelperspektive im
Jahre 1864 306
446 K. und k. Arsenal. Lageplan. 1 : 5000 ... 307
447 Nordfront des Arsenals 308
Verzeichnis der Textabbildungen
533
Abb. Seile
448 Hauptgebäude der Infanterie-Kadettenschule
in Breitensee, XIII. Bezirk. Erster Stock.
1 : 1000 309
449 Infanterie-Kadettenschule in Breitensee,
XIII. Bezirk 310
450 Militärtierarzneiinstitut im III. Bezirke. Lage-
plan. 1 :4000 311
451 Militärtierarzneiinstitut im 111. Bezirke, Pferde-
klinik. Erdgeschoß. 1 : S00 311
452 Krankenpavillon im Garnisonsspital Nr. 1.
Ebenerd. 1 : 600 312
453 Josefinum (militärärztliches Institut), IX.,
Währingerstraße 312
454 Kaiser Franz Josef-Landwehrkaserne im
XIII. Bezirke. Lageplan. 1:2000 314
455 Kaiser Franz Josef -Laridwehrkaserne im
XIII Bezirke 314
456 Landwehr-Ausrüstungshauptdepot. Vierter
Stock. 1 : 1000 315
457 Landwehr-Kadettenschnle im 111. Bezirke.
Lageplan. 1 : 2000 . 315
458 Landwehr-Kadettenschule im III. Bezirke . 316
459 Hans der Künstlergenossenschaft, I., Karls-
platz 317
460 Haus der Künstlergenossenschaft. Ebenerd.
1 :800 318
461 Sitzungssaal des österreichischen Ingenieur-
und Architektenvereines ..... . . 318
462 Haus des Österreichischen Ingenieur- und
Architekten-Vereines und des Niederöster-
reichischen Gewerbe-Vereines. Erster
Stock. 1 :800 319
463 Haus des Österreichischen Ingenieur- und
Architekten-Vereines und des Niederöster-
reichischen Gewerbe-Vereines . . . 320
464 Haus der k. k. Gesellschaft der Ärzte. Erster
Stock. 1 : 600 320
465 Residenzhof. Erster Stock. 1 : 600 320
466 Gebäude der Sezession. 1 : 800 320
467 » 320
468 Kaufmännischer Verein. Ebenerd. 1 : 600 . 321
469 » Zweiter Stock.
1 : 600 321
470 Haus der Kaufmannschaft, 1., Schwarzen-
bergplatz 321
471 Festsaal im Hause der Kaufmannschaft . . 322
472 Haus der Kaufmannschaft. Ebenerd 1 : 800 323
473 » » Erster Stock.
1 : 800 323
474 Volksheim im XVI. Bezirke. Hochparterre.
1 : 800 ... .323
475 Arbeiterheim imX.Bezirke.ErsterStock. 1:800 323
476 Verbandshaus derGenossenschafts-Kranken-
kassen. 1 : 800 323
477 Hof-Operntheater. Grundriß in Höhe der
Parterrelogen. 1 : 1000 325
478 Hof-Operntheater 327
479 Hof-Burgtheater. Grundriß des ersten Ranges.
1 : 1000 328
480 Hof-Burgtheater 329
481 » Große Logentreppe . . . 330
482 Theater an der Wien. Parterre. 1 : 1000 . . 331
483 Carl-Theater. Parterre. 1:1000 331
484 Theater in der Josefstadt. Parterre. 1 : 1000 331
485 Lustspieltheater im Prater. Parterre. 1 : 1000 331
486 Deutsches Volkstheater. Parterre. 1 : 1000 . 331
487 Raimund-Theater. Parterre. 1 : 1000 .... 331
488 Jubiläumstheater. Parterre. 1 : 1000 .... 331
489 Bürgertheater. Parterre. 1 : 1000 331
490 Theater an der Wien. Vorderhaus .... 332
491 Carl-Theater, IL, Praterstraße 332
Abb. Seite
492 Lustspieltheater 333
493 Deutsches Volkstheater 334
494 Raimund-Theater. Schnitt. 1:600 335
495 Raimund-Theater 335
496 Kaiser-Jubiläums-Stadttheater ....... 336
497 Wiener Bürgertheater 337
498 Etablissement Ronacher im I. Bezirke . . . 338
499 Orpheum. Parterre. 1 : 1000 339
500 Etablissement Ronacher. Mezzanin. 1 : 1000 339
501 Kolosseum. Ebenerd. 1 : 1000 339
502 Apollo-Variete. Parterre. 1 : 1000 339
503 Zirkus Renz. Parterre 1 : 1000 339
504 Zirkus Busch Parterre. 1 : 1000 1W
505 »Apollo «-Variete 340
506 Musikvereinsgebäude 342
507 Erster Stock .... 342
508 Der Kursalon im Stadtpark 343
509 » Parterre. 1 : 800 343
510 Gartenbausäle. Parterre. 1 : 800 . . . 344
511 Städtisches Restaurationsgebäude im Kinder-
park im III. Bezirke 344
512 Wiener Eislaufverein. Lageplan. 1:6000 . 346
513 Gebäude des Wiener Eislaufvereines. Ansicht
von der Lothringerstraße 347
514 Gebäude des Wiener Eislaufvereines. Eben-
erd. 1 : 1000 347
515 Gebäude des Wiener Bicycle-Klub im Prater 348
516 » Athletiksport-Klub 348
517 Lawn-Tennis-Häuschen im Prater .... 348
518 Die Effekten- und Warenbörse 350
519 Effektenbörse. Großer Börsesaal 352
520 » Ebenerdgrundriß. 1 : 1000 . . 352
521 Großer Saal der Börse für landwirtschaft-
liche Produkte 353
522 Börse für landwirtschaftliche Produkte. Erster
Stock. 1 : 800 ,353
523 Börse für landwirtschaftliche Produkte . . 354
524 Bank- und Börsegebäude, I., Herrengasse . 355
525 » » < » »
Ebenerd. 1 : 800 356
526 Allgemeine Verkehrsbank. Ebenerd. 1 : 800 357
527 » „ 357
528 Bodenkreditanstalt. Ebenerd. 1 : 800 . . . . 358
529 - I., Teinfaltstraße .... 358
530 Treppenhalle . . . . 359
531 Allgemeine Depositenbank, Ebenerd. 1:600 359
532 Giro- und Kassenverein 359
533 Giro- und Kassenverein. Ebenerd. 1 : 600 . 360
534 Österreichische Länderbank. Kassensaal . . 360
535 » » Ebenerd. 1:800 360
536 » » 361
537 Warenhaus Ph. Haas & Söhne. Ebenerd. 1 : 600 362
538 Warenhaus Ernst Wahliss. Ebenerd. 1 : 600 362
539 » > » Zweiter Stock.
1 : 600 362
540 Warenhaus J. Rothberger. Parterre. 1 : 600 362
541 » Vierter Stock.
1 : 600 362
542 Warenhaus Stephan Esders. Ebenerd. 1 : 800 362
543 » Schein. Schnitt. 1 : 500 . . . .362
544 Zwieback. Parterre. 1 : 600 . . 362
545 » » Vierter Stock. 1 : 600 362
546 » Ph. Haas & Söhne 363
547 Warenhausgruppe J. Rothberger-Kranner .363
548 Warenhaus Ernst Wahliss ......... 364
549 » Stephan Esders 364
550 Zwieback 365
551 » » Schnitt. 1 : 500 . . 365
552 A. Herzmansky 366
553 » > » Ebenerd.
1 ; 600 366
534
Verzeichnis der Textabbildungen.
Abb. Seite Abb.
554 Warenhaus Neumann 367 604
555 Regensburgerhof . 367
556 I., Lugeck, Parterre. 1 :600 367 605
557 Der Glashiittenhof. IX., Liechtenstein-
straße 22. Zweiter Stock. 1 : 800 ... 368 606
558 Warenhaus Gerngroß (Neubau). ErsterStock. 607
1 : 800 368 608
559 Warenhaus Gerngroß 368 609
560 Warenhaus Gerngroß. Innenansicht .... 369
561 Palais Erzherzog Ludwig Viktor 371 610
562 » des Erzherzog Ludwig Viktor. Erster
Stock. 1 :800 372 611
563 Palais des Hoch- und Deutschmeisters . . 372 612
564 » » » » » Erster 613
Stock. 1 : 800 373 614
565 PalaisdesHoch-undDeutschmeisters. Großer
Speisesaal 374 615
566 Erzbischöfliches Palais, I., Rotenturmstraße 375
567 Palais Lobkowitz, I., Lobkowitzplatz . . . 376 616
568 Portal am Palais Lobkowitz 377 617
569 Palais Schwarzenberg. Straßenseite .... 378
570 » Erster Stock. 1 : 800 379 618
571 Schnitt durch das Palais Schwarzenberg.
(Nach der Aufnahme von Prof. G. Nie- 619
mann.) 379 620
572 Palais Liechtenstein, I., Bankgasse. Ebenerd. 621
1 : 800 380
573 Stiegenhaus im Palais Liechtenstein, I., Bank- 622
gasse 9. (Nach einer Aufnahme von Prof.
G. Niemann.) 381 623
574 Portal des Palais Liechtenstein, I., Bankgasse 382 624
575 » » » » amMinoriten-
platz 383
576 Altes Gartenpalais des Fürsten Liechtenstein
im IX. Bezirke . . . ■ 384
577 Neues Gartenpalais des Fürsten Liechten-
stein im IX. Bezirke 384
578 Atelier Feodorowna Ries im Gartenpalais 626
des Fürsten Liechtenstein 385
579 Palais Auersperg, VIII., Auerspergstraße . . 385 627
580 » Schönborn, I., Renngasse 386 628
581 Stiegenhaus im Palais Kinsky 386 629
582 Palais Kinsky, I., Freiung 387
583 Portal am Palais Breuner-Enkevoirth, I., 630
Singerstraße 16 388 631
584 Palais Schönburg, IV., Rainergasse .... 389 632
585 » Pallavicini, I., Josefsplatz 390
586 Portal am Palais Pallavicini 390 633
587 Palais Koburg. Fassade gegen die Ring-
straße 391 634
588 Palais Larisch-Mönnich, I., Johannesgasse 26 392
589 » Ebenerd. 1 : 800 . .392 635
590 » » Erster Stock. 1 : 800 392 636
591 » derDeutschen Botschaft, III., Metternich- 637
gasse 3 393
592 Palais der Deutschen'Botschaft. Erster Stock. 638
1:800 " 393 639
593 Festsaal im Palais der Deutschen Botschaft 394
594 Palais Lanckororiski, III., Jacquingasse . . . 395 640
595 » » Ebenerd. 1 : 800 . . . 395
596 » Dr. Kranz, IV., Alleegasse 27 . . . .396 641
597 >» Albert von Rothschild, IV., Heugasse26 397 642
598 » » » » Erster Stock.
1 :800 397 <=..,
599 Palais Albert von Rothschild. Gartenseite . 398
600 > Alfons von Rothschild, IV., Theresia-
numgasse. Ebenerd. 1:800 398 644
601 Palais Alfons von Rothschild. Gassenseite . 399
602 » » » Gartenseite . 400
603 Palais Redlich, III., Richardgasse 3. Erster
Stock. 1 : 800 401
Seite
Palais Othon Baron Bourgoing. III., Metternich-
gasse 8. Ebenerd. 1 : 800 401
Palais Lützow, I., Giselastraße 13. Erster
Stock. 1 : 800 401
Palais Lützow, I.. Giselastraße 13 402
Hof des Hauses I., Fleischmarkt 17 . . . 403
Heiligenkreuzerhof, I., Grashofgasse . . .. 404
Fattonsches Haus, I., Hegelgasse 13. Erster
Stock. 1 : 800 404
Palais Eplmissi, I., Franzensring 24. Zweiter
Stock. 1 : 800 404
Thonethaus. Ebenerd. 1 : 600 405
Erster Stock. 1 : 600 405
» I., Stephansplatz .... 405
Philipphof, I., Augustinerstraße 8. Ebenerd.
1 : 600 406
Philipphof. I .. Augustinerstraße 8. Erster
Stock. 1 : 600 406
Philipphof, I , Augustinerstraße 8 . . ... 407
»Zum Fenstergucker«, I., Kärntnerstraße 49.
Ebenerd und IV. Stock. 1 : 600 408
Kaiserliches Stiftungshaus, I., Schottenring7.
Erster Stock. 1 : 600 408
Kaiserliches Stiftungshaus, I., Schottenring 7 409
I., Kärntnerstraße 14. Erster Stock. 1 : 600 . 410
Herrenhuterhaus, I.. Neuer Markt. Parterre.
1 : 600 414
Herrenhuterhaus, I., Neuer Markte Vierter
Stock. 1 : 600 ". ... 410
Herrenhuterhaus, I., Neuer Markt 410
Wohn- und Geschäftshaus der k. k. priv.
Wechselseitigen Brandschaden- Versiche-
rungsanstalt, L, Wollzeile 39. Ebenerd.
1 :600 411
Wohn- und Geschäftshaus der k. k. priv.
Wechselseitigen Brandschaden- Versiche-
rungsanstalt, I.. Wollzeile 39 411
»Casa piccola«, VI., Mariahilferstraße 1 b. c.
Erster Stock. 1 : 600 411
»Casa piecola«, VI., Mariahilferstaße . . . 412
»Zur Weltkugel«, I., Stephansplatz 2 ... 412
»Zur Weltkugel«, I . Stephansplatz 2. Dritter
Stock. 1 : 600 412
Haus I.. Stubenring 12. Erster Stock. 1 : 600 412
Wohnhaus I., Schottenring 21. Ebenerd. 1:800 413
I., » 21.' Erster Stock.
1 :800 413
Wohnhaus IV., Schwindgasse 4. Erster Stock.
1 :600 413
Wohn- und. Warenhaus. I., Kärntnerstraße 5.
Erster Stock. 1 : 600 413
Fassadenteil vom Mattonihof 414
Mattonihof. Erster Stock. 1 : 600 414
Miethaus, VI., Magdalenenstraße. Mezzanin.
1 :600 415
Wohnhausgruppe, VI., Magdalenenstraße .415
»Zum Bogner«, I.. Bognergasse 3. Erster
Stock. 1 :600 416
Schnitt des Bognerhauses, I., Bognergasse 3.
1 : 300 416
»Zum Bogner«, I., Bognergasse 3 . . . . 417
Wohn- und Geschäftshaus, I., Wipplinger-
straße 12 417
Wohn- und Geschäftshaus, I., Wipplinger-
straße 12. Ebenerd. l':600 418
Wohn- und Geschäftshaus, I., Wipplinger-
straße 12. Erster Stock. 1 : 600 418
Wohnhausgruppe, I., Börse- Werdertor-
Neutor - Eßlinggasse. Zweiter Stock.
1 : 600 418
Verzeichnis der Textabbildungen.
535
Abb. Seite
646 »Heinrichshof«, 1., Opernring, Erster Stock.
1 : 800 419
647 »Heinrichshof«. I., Opernring 419
648 »Kärntnerhof«, I.. Kärntnerstraße. Ebenerd.
1 : 800 420
649 Wohnhausgruppe, IX., Maximilianplatz 14.
Ebenerd. 1 : 800 . 421
650 Wohnhaus Maximilianplatz 14. Erster Stock.
1 :800 421
651 Gebäudegruppe am Maximilianplatz . . 422
652 Arkadenhäuser, I., Reichsratsstraße. Ebenerd.
1 : 800 423
653 Arkadenhäuser, I., Reichsratsstraße. Erster
Stock. 1 : 800 423
654 Gruppe von Arkadenhäusern, I., Reichsrats-
straße 424
655 Haushof in Heiligenstadt • 427
656 Villa in Penzing 427
657 Haushof in Döbling 428
658 Gartenhof in Penzing 428
659 Villa in Hietzing 429
660 Villa Krug, Hohe Warte 429
661 Villa Chaire in Meidling 429
662 Villa Weidmann, Hietzing 430
663 Villa Schopp, Hietzing. -1 : 600 430
664 » » »■ 430
665 Villa Taussig, Hietzing. 1 : 600 431
666 » » » Lageplan. 1 : 3000 . 431
667 » » » 431
668 Villa Roth, Hietzing 432
669 Villa Otto König, Hietzing. 1 : 600 . . . .432
670 Villa Bahr, Ober-St. Veit. 1 : 600 432
671 Villa Otto König, Hietzing 432
672 Villa Bahr, Ober-St. Veit 432
673 Villa Otto Wagner in Hütteldori 433
674 Villa Wilhelm in Hütteldorf 433
675 Villa Wielemans, Dornbach 434
676 Villa Kuffner, Dornbach. 1 : 600 434
677 Villa Carola, Kahlenberg. 1 : 600 434
678 Hotel-Villa Kahlenberg. 1 : 600 434
679 Villa Rittershausen, Hohe Warte. 1 : 600 . . 434
680 Villa Schenker, Hohe Warte. 1 : 600 ... 434
681 Villa Wielemans, Dornbach. 1 : 600 . . . . 434
682 Villa Schauta, Hohe Warte. 1 : 600 . . . .434
683 Villa Schenker, Hohe Warte 434
684 Villa Moll, Hohe Warte. 1 : 600 435
685 Villa Spitzer, Hohe Warte. 1 : 600 435
686 Moll-Moser-Haus, Hohe Warte. Gartenseite 435
687 Villa Spitzer, Hohe Warte 435
688 Villa Henneberg, Hohe Warte. Lageplan.
1 : 1500 435
689 Villa Henneberg, Hohe Warte. 1 : 600 . . . 435
690 » » » » 436
691 Die Cottageanlage Währing-Döbling an der
Türkenschanze 1873-1906 • 437
692 Villa Blaschek, Cottage 437
693 bis 695 Cottagetypen in Währing-Döbling . 437
696 Villa Oberwimmer, Cottage 438
697 » » » 1 : 600 .... 438
698 » Hochstetter, Cottage 1 : 600 438
699 Villa Wolf, Cottage. 1 : 600 438
700 » » » 438
701 Villa Rumpel, Cottage. 1 : 600 439
702 » » . » 439
703 VillaScheid, Cottage, Hochschulstraße. 1:600 439
704 Villen Scheid und Gerlach, Cottage, Hoch-
schulstraße 439
705 Villa Gerlach, Cottage. 1 : 600 439
706 Villa Himmelbauer, Cottage. 1 : 600 . . . .439
707 » > » 340
708 Villa Kuffner. Cottage. 1 : 600 440
Abb. Seite
709 Villa Futter, Cottage. 1 : 600 . • 440
710 Villa Kuffner, Cottage 440
711 Villa Futter. Cottage 440
712 Mietvilla, XIX., Lannerstraße 18. 1 : 600 . . 440
713 » XIX., 18 441
714 Villa Liechtenstein, Prater 441
715 » » 1 :600 441
716 Villa Harnoncourt, Prater 442
717 » 1 : 600 442
718 Grand Hotel. Erster Stock. 1:800 . . . .443
719 Hotel Metropole. Ebenerd. 1 :800 444
720 Hotel Metropole, I., Morzinplatz 445
721 Hotel Imperial. L, Kärntnerring 446
722 Hotel Krantz. Parterre. 1 : 600 447
723 » » Dritter Stock. 1 : 600 . . . .447
724 Hotel Meißl & Schadn. Zweiter Stock. 1 : 600 447
725 » » 1., Kärntnerstraße . 448
726 bis 728 Restauration undPensionOttakringer
Bräu, Xlll., Hietzing, Auhofstraße 1 . . 448
729 Restauration St. Annahof, I., Annagasse 3.
Souterrain. 1 : 800 449
730 Restauration St Annahof, I., Annagasse 3.
Parterre. 1 : 800 449
731 Brauhausrestauration Simmering, XL, Sim-
meringer Hauptstraße 99. Erster Stock.
1 : 800 449
732 Gasthaus »zur güldenen Waldschnepfe« in
Dornbach -449
733 Volkswohnungen im XIII. Bezirke . . . 451
734 » » XIII. » Lageplan.
1 : 800 452
735 Volkswohnungen im XIII. Bezirke. Erster
Stock. 1 : 600 452
736 Arbeiterwohnhausgruppe. Ebenerd. 1 : 600 . 452
737 ErsterStock. 1:600 452
738 Arbeiterwohnhäuser im X. Bezirke. Lage-
plan. 1 : 2000 452
739 Arbeiterwohnhäuser im X. Bezirke .... 453
740 Arbeiterwohnhaus im XIII. Bezirke. Dritter
Stock. 1 : 600 453
741 Arbeiterfamilienhaus der Brauerei Nußdorf.
Erster Stock. 1 : 600 454
742 Komitee zur Begründung der Ersten gemein-
nützigen Baugesellschaft für Arbeiter-
wohnungen in Wien. Grundriß des ersten
Stockes. 1 : 600 454
743 Arbeiter-Unfallversicherungs-Anstalt. Situa-
tion. 1 : 1500 455
744 Arbeiter-Unfallversicherungs-Anstalt. Teil
des ersten Stockes 1 : 600 455
745 Männerheim im XX. Bezirke. Hochparterre.
1 : 600 457
746 Männerheim im XX. Bezirke. Stockwerke.
1 : 600 457
747 Arbeiterhaus der Brauerei Nußdorf. Erster
Stock. 1 : 600 457
748 Rotunde mit Südportal .- 459
749 Schnitt durch die Rotunde von Süd nach
Nord. 1 : 1000 461
750 Ausstellungshaus Hagenbund, Hauptansicht 463
751 » Vorraum . • 463
752 Spinnerin am Kreuz (X. Bezirk) 467
753 Mariensäule Am Hof (I. Bezirk) 467
754 Franz von Lothringen (Kaisergarten) . . . 468
755 Dreifaltigkeits- oder Pestsäule Am Graben . 468
756 Darstellung der Vertreibung der Pest . . . 468
757 Reiterstandbild Kaiser Josefs II. (I. Josefsplatz) 469
758 Schubert-Denkmal (Stadtpark) 469
759 Emil Schindler-Denkmal (Stadtpark) .... 469
760 Bruckner-Denkmal (Stadtpark) 469
761 Makart-Denkmal (Stadtpark) 470
536
Verzeichnis der Textabbildungen.
Abb. Seite
762 Kaiser Franz I. (Innerer Burghof) .... 470
763 Beethoven-Denkmal (I., Beethovenplatz) . . 470
764 Schiller-Denkmal (I., Schillerplatz) .... 471
765 Reiterdenkmal des Feldmarschalls Radetzky
(I., Am Hof) 471
766 Anastasius Grün (I., Schillerplatz) . . 471
767 Nikolaus Lenau (I., Schillerplatz) 471
768 Reiterstandbild des Prinzen Eugen von Sa-
voyen (Äußerer Burgplatz) 472
769 Reiterstandbild des Erzherzogs Karl i Äußerer
Burgplatz i 473
770 Grillparzer-Denkmal (Volksgarten) .... 474
771 Mozart-Denkmal d.. Albrechtsplatz) ... 474
772 Friedrich v. Schmidt-Denkmal (hinter dem
Rathause i .... 474
773 Liebenberg-Denkmal iL. Franzensring) . . 475
774 Goethe-Denkmal (I., Opernring) 475
775 Raimund-Denkmal (vordem Deutschen Volks-
theater i 475
776 Tegetthoff-Denkmal (Pratersternj . . . . 475
777 Heinrich Jasomirgott 476
778 Rudolf der Stifter 476
779 Graf Rüdiger von Starhemberg 476
780 Fischer von Erlach 476
781 StandbildKaiserFranzJosefl (XII.. Breitensee') 476
782 Anzengruber-Denkmal (L, Schmerlingplatz) 477
783 Leopold der Glorreiche 477
784 Graf Niklas Salm 477
785 Bischof Kollonitz 477
786 Josef von Sonnenfels 477
787 Strauß-Lanner-Denkmal iRathauspark) . . . 478
788 Josef Haydn-Denkmal (VI. Bezirk) .... 478
789 Gutenberg-Denkmal (I., Lugeck) 478
790 Türkendenkmal (St. Stephans-Kirche) ... 479
791 Deutschmeister-Denkmal (I., Deutschmeister-
platz) 481
792 Reliefgruppe am Deutschmeister-Denkmal 481
793 Rossebändiger (I., Maria Theresien-Platz) . 482
794 » 482
795 Marc Anton-Gruppe (neben dem Ausstellungs-
gebäude der Sezession) 482
796 und 797 Bassins mit Brunnengruppen in den
Gartenanlagen zwischen den beiden Hof-
museen 483
798 Der .Schöne Brunnen- (Schönbrunn) . . . 483
799 Mosesbrunnen (I. Franziskanerplatz) . . . 483
800 Tilgner-Brunnen (Volksgarten) 483
801 Engelbrunnen (IV., Wiedener Hauptstraße) 483
802 Brunnen auf dem Hohen Markt (L, Bezirk) 483
803 Brunnen am Graben (I. Bezirk) . . . . 483
804 Neptuns-Brunnen (am Fuße des Gloriettes
in Schönbrunn) 484
805 Brunnen auf dem Neuen Markt (I. Bezirk) 484
806 Donauweibchen-Brunnen (Stadtpark) . . . 4S5
807 Hygieia-Brunnen im Vorgarten des Josefinums
(IX., Währingerstraße) 485
808 Brunnen der hl. Margarete (V. Bezirk) . . 485
809 Gänsemädchen-Brunnen (VI. Bezirk) . . . 485
810 Brunnen in der Alserstraße (IX. Bezirk) . . 485
811 Austriabrunnen auf der Freiung (I. Bezirk) 485
812. Pallas Athcne-Brunnenanlage vor dem Parla-
mentsgebäude) 486
S13 Opernhaus-Brunnen 487
814 Mozart-Brunnen (IV., Mozartplatz) .... 487
Abb. Seite
815 »Die Befreiung der Quelle iStadtpark) . . 487
816 Schutzengel-Brunnen vor der Paulanerkirche
(IV. Bezirk) 487
817 Brunnen vor der protestantischen Schule
(IV. Bezirk) 487
818 Albrechts-Brunnen (I., Albrechtsrampe) . . 488
819 Hochstrahlbrunnen (Schwarzenbergplatz) . 488
820 Hofbrunnen im alten Landhause (1.. Herren-
gasse) 489
821 Wandbrunnen (I., Bräunerstraße 5) . . . 489
822 » im erzbischöflichen Palais (I..
Rotenturmstraße) 489
823 und 824 Wandbrunnen an den beiden Rund-
bauten des Michaeiertraktes der Hofburg 489
825 Wandbrunnen im Hofe des Kriegsministeriums
(I., Am Hof) 491
826 Wandbrunnen im Hofe des Palais Harrach
(I., Freiung) . . . ■ 490
827 Siebenbrunnen (V. Bezirk) 490
828 Andromeda-Brunnen im Alten Rathause . . 491
829 Wandbrunnen im Hofe des adeligen Damen-
stiftes in der Johannesgasse 15 (I. Bezirk i 491
830 Wandbrunnen (1.. Wollzeile 12) 492
831 Rebekkabrunnen (I., Spiegelgasse 15) . . . 492
832 Alt-Wiener Hausbrunnen (VII., Westbahn-
straße 8) 493
833 St. Georgs-Brunnen (im ehemaligen Palais
Montenuovo) 498
834 Hofbrunnen im Bankgebäude(I., Herrengasse i 493
835 »Stock im Eisen« (I. Bezirk) . . . . .495
836 Theseus, den Minotaurus bezwingend (Kunst-
historisches Hofmuseum) 495
837 Sarkophag Kaiserin Maria Theresias und
Kaiser Franz I in der Kapuzinergruft . 496
838 Relief im Mariazellcrhof (I., Annagasse) . 497
839 Detail des Christinen -Denkmales in der
Augustinerkirche 498
840 Christinen-Denkmal in der Augustinerkirche 498
841 Grabmonument am Währinger Friedhofe 498
842 » » Döblinger . 499
843 » Währinger . 499
844, 845, 846 Grabmonumente am Döblinger
Friedhofe 499
847, 848, 849. 850 Grabmonumente am Zentral-
Friedhofe 500
851, 852, 853 Grabmonumente am Zentral-Fried-
hofe 500
854 Grabdenkmal des Hofrates Radinger . . 500
855 Grabmal der 1881 im Ringtheater Verun-
glückten 501
856 Kunsthistorisches Museum, Kuppelraum . 504
857 » » Saal XXII . . 505
858 » Waffensaal . . 507
859 Akademie derbildenden Künste. Gipsmuseum 508
860 Arkadenhof des Österreichischen Museums
für Kunst und Industrie 509
861 Historisches Museum der Stadt Wien . . . 510
862 » .... 510
863 » » * «... 511
864 Museum für österreichische Volkskunde im
Börsengebäude 512
865 Heeresmuseum im k. u. k. Arsenal .... 513
866 Palais Lanckoronski, Zentralhalle 514
867 Sammlung »Albertina« , 515
ALPHABETISCHES VERZEICHNIS der ABBILDUNGEN.
Ägydiuskirche 50.
Akademie der bildenden Künste
190, 191.
— — — — Gipsmuseum 508.
Wissenschaften 174, 175.
»Albertina« 515.
Albrechts-Brunnen, I. Bezirk (Al-
brechtsplatz) 488.
Albrecht-Kaserne 299.
Allgemeine Depositenbank 359.
Allgemeines Krankenhaus 225, 226,
227.
Neues 228.
Allgemeine Poliklinik 242.
Allgemeine Verkehrsbank 357.
Altes Zeughaus 284.
Alt-Lerchenf eider Kirche (Grundriß)
73, 76, 77, 78.
Alt-Wiener Hausbrunnen, VII. Be-
zirk (Westbahnstraße 8) 493.
Amtshaus X. Bezirk 164.
— XVI. Bezirk 164, 165.
— XX. Bezirk 165.
— Floridsdorf, XXI. Bezirk 166,
167.
— der Tabakregie 148, 149.
Anatomie, Erste Stätte für die
pathologische 227.
Anatomisches Institut der Univer-
sität 181.
Andromeda-Brunnen im alten Rat-
hause 491.
Annahof 449.
Annakirche 48.
Annen-Kinderspital 247.
Antiqua domus 176.
Antoniuskirche (Grundriß), X. Be-
zirk 75, 81, 82.
Anzengruber-Denkmal, I. Bezirk
(Schmerlingplatz) 477.
Apollo-Variete 339, 340.
Arbeiterfamilienhaus der Brauerei
Nußdorf 454, 457.
Arbeiterheim, X. Bezirk 323.
Arbeiter- Unfallversicherung^ -An-
stalt 455.
Arbeiterwohnhäuser, X. Bezirk 452,
453.
Arbeiterwohnhaus im XIII. Bezirke
453.
Arbeiterwohnhausgruppe 452.
Arbeiterwohnungen, Komitee zur
Begründung der Ersten gemein-
nützigen ßaugesellschaft für
454.
Arkadenhäuser 19, 423, 424.
Arsenal 5, 306, 307, 308.
— Heeresmuseum 513.
Artilleriekaserne 300.
Asyl für Obdachlose, III. Bezirk
271.
Asyl- und Werkhaus, V. Bezirk
271.
Atelier Feodorowna Ries 385.
Athletiksport-Klub Prater 348.
Auersperg-Palais 385.
Augartenpalais 117.
Augustinerkirche 27, 43, 44.
Austria-Brunnen auf der Freiung,
I. Bezirk 485.
Bad bei der Kronprinz Rudolfs-
Brücke 273, 274, 275.
— im Donaukanal 275, 276.
— XII. Bezirk (Theresienbad) 277.
Bahr-Villa, Ober-St. Veit 432.
Bankogebäude 134, 135.
Bank- und Börsegebäude (Herren-
gasse) 355, 356.
Barmherzige Brüder, Spital der 239.
Barmherzigenkirche 48.
Bassins mit Brunnengruppen in den
Gartenanlagen zwischen den
beiden Hofmuseen 482.
Baugesellschaft für Arbeiterwoh-
nungen 454.
Beethoven-Denkmal, I. Bezirk (Beet-
hovenplatz) 470.
Belvedere 108, 109, 111, 112, 113.
Bicycle-Klub im Prater 348.
Blaschek-Villa 437.
Blinden-Erziehungsinstitut260,261.
Bodenkreditanstalt 358, 359.
Bodenkultur, Hochschule für 188,
189.
Börse für landwirtschaftliche Pro-
dukte 353, 354.
Börsegebäude 351, 352.
Bognergasse 3 416.
Bogner-Haus 416, 417.
Bourgoing-Palais 401.
Brandschaden - Versicherungsan-
stalt 411.
Brauhausrestauration Simmering
449.
Breitenseer Kirche 74.
Breuner-Enkevoirth-Palais 388.
Brigittakapelle 56.
Bruckner-Denkmal (Stadtpark) 469.
Brunnen am Graben, I. Bezirk 483.
Brunnen auf dem Hohen Markt,
I. Bezirk 483.
— — — Neuen Markt, I. Bezirk
484.
— der hl. Margarete, V. Bezirk
485.
— im alten Landhause, I. Bezirk
(Herrengasse) 489.
— in der Alserstraße, IX. Bezirk
485.
— vor der protestantischen Schule,
IV. Bezirk 487.
— zwischen den Hofmuseen 482.
Bürgerschule, Volks- und, II. Bezirk
(Schüttaustraße) 219.
— XIII. Bezirk (Reinigasse) 217.
— XVIII. Bezirk (Schopenhauer-
straße) 218.
Bürgertheater 331, 337.
Bürgerversorgungshaus 265.
Burgpfarrkirche 27.
Burgtheater 328, 329, 330.
Burgtor 3, 12.
Canisiuskirche, IX. Bezirk 75, 84.
Carola- Villa 434.
Casa piccola 411, 412.
Chaire-Villa, Meidling 429.
Chemisches Institut der Universi-
tät 180.
Christinen-Denkmal in der Augu-
stinerkirche 498.
Colosseum 339.
Cottage - Anlage Türkenschanze
437.
Darstellung der Vertreibung der
Pest 468.
Depositenbank, Allgemeine 359.
Der »Schöne Brunnen« (Schön-
brunn) 483.
Deutsche Botschaft 393, 394.
Deutsches Volkstheater 331, 334.
Deutschmeister-Denkmal, I. Bezirk
(Deutschmeisterplatz) 480.
Dianabad, II. Bezirk 280.
»Die Befreiung der Quelle« (Stadt-
park) 487.
Diphtherieheilseruminstitut 237.
Döblinger Friedhof, Grabmonu-
ment 499.
Dominikanerinnen - Klosterkapelle
73.
Dominikanerkirche 53, 54.
Donaukanal-Bad 275, 276.
538
Alphabetisches Verzeichnis der Abbildungen.
Donaustrombad an der Kronprinz
Rudolfs-Brücke 273, 274, 275.
Donau weibchen-Brunnen (Stadt-
park) 485.
Doppelbürgerschule XIII. Bezirk
(Reinigasse) 217.
Doppelvolksschule XIV. Bezirk
(Kauergasse) 218.
Doppel-Volks- und Bürgerschule
XVIII. Bezirk (Schopenhauer-
straße) 218.
Dorotheum 150.
Dreieinigkeitskirche, IX. Bezirk 49,
59.
Dreifaltigkeits- oder Pestsäule am
Graben 468.
Effekten- und Warenbörse 351, 352.
Eislaufverein 346, 347.
Elektrotechnisches Institut 187, 188.
Elisabethinerinnenkirche 62.
Elisabethkirche 27, 85.
Elisabethspital 231, 232.
Engelbrunnen, IV. Bezirk (Wiede-
ner Hauptstraße) 483.
Ephrussi-Palais 404.
Epidemiespital 238.
Erzbischöfliches Palais 375.
Erzherzog Albrecht-Kaserne 299.
— Karl-Denkmal (Äußerer Burg-
platz) 473.
— Ludwig Viktor-Palais 371, 372.
— Wilhelm-Kaserne 300.
Esders Stephan, Warenhaus 362,
364.
Eugen von Savoyen-Denkmal
(Äußerer Burgplatz) 472.
Evangelische Kapelle am Matzleins-
dorfer Friedhof 86, 87.
Evangelische Kirche A. C, I. Bezirk
(Dorotheergasse) 86.
— — H. C, I. Bezirk (Dorotheer-
gasse) 86.
— — VI. Bezirk (Gumpendorfer-
straße) 86.
XVIII. Bezirk 86.
Evangelisches Waisenhaus 262.
Faniteum 251.
Fattonsches Haus 404.
Fenstergucker 408.
Feuerwehr, Zentralstation der städ-
tischen 283.
Finanzgebäude 136, 137.
Finanz-Ministerium 127, 128, 129.
Findelanstalt, Niederösterreichische
Landes- 259.
Fischer von Erlach 476.
Floriankirche 49.
Franziskanerkirche 48.
Franz Josef-Landwehrkaserne 314.
Franz Josef-Spital, Kaiser 234, 235.
Franz Josef-Staatsrealschule 203.
Freiwillige Rettungs- Gesellschaft
285, 286.
Friedrich III. -Grabmal 33.
Fürth, Dr., Privatheilanstalt 254.
Futter-Villa 440.
Gänsemädch en-Brunnen, VI. Bezirk
485.
Garnisonsspital Nr. 1 312.
Gartenbausäle 344.
Gartenhof in Penzing 428.
GartenpalaisLiechtenstein 384, 385.
Gasthaus »zur güldenen Wald-
schnepfe! 449.
Gebäude der Sezession 320.
Gebäudegruppe IX. Bezirk (Maxi-
milianplatz) 421, 422.
Gefangenhaus 143.
Gemeinsamer Oberster Rechnungs-
hof 124.
Generalkommando 290.
Genossenschafts - Krankenkassen,
Verbandshaus der 323.
Geologische Reichsanstalt 185.
Georgs-Brunnen (im ehemaligen
Palais Montenuovo) 493.
Georgskapelle 42, 44.
Gerlach-Villa 439.
Gerngroß, Warenhaus 368, 369.
Gersthofer Kirche 74.
Gesellschaft der Ärzte, Haus der
320.
Gewerbemuseum, Technologisches
205, 206, 207.
Gewerbe-Vereinshaus 319.
Giro- und Kassenverein 359, 360.
Glashüttenhof 368.
Gloriette, Schönbrunn 115.
Goethe-Denkmal, I. Bezirk (Opern-
ring) 475.
Grabdenkmal Radingers 501.
Grabmal der 1881 im Ringtheater
Verunglückten 501.
Grabmal Kaiser Friedrich III. 33, 34.
Grabmonument am Döblinger
Friedhof 499.
Währinger Friedhof 499. 500.
Grabmonumente am Zentral-Fried-
hof 500.
Grand Hotel 443.
Graphische Lehr- und Versuchs-
anstalt 210.
Griechische Kirche, I. Bezirk
(Fleischmarkt) 93.
Grillparzer-Denkmal i Volksgarten)
474.
Grün Anastasius, I. Bezirk (Schiller-
platz) 471.
Gutenberg-Denkmal, I.Bezirk (Lug-
eck) 478.
Gymnasium V. Bezirk 199.
— Döbling 200.
— Hietzing 199.
HaasschesWaarenhaus 11,362, 363,
Hagenbund- Ausstellungshaus,
Hauptansicht 463.
— — Vorraum 463.
Harnoncourt-Villa 442.
Hauptmünzamtsgebäude 151, 152.
Haus der Gesellschaft der Ärzte
320.
— — Kaufmannschaft 321, 322,
323.
— — Künstlergenossenschaft 317,
318.
Haus, Hof- und Staatsarchiv 122.
Haushof, I. Bezirk (Fleischmarkt 17)
403.
— in Döbling 428.
Heiligenstadt 427.
Haus »zum Bogner« 416.
— »zur Weltkugel« 412.
Haydn-Denkmal, VI. Bezirk 478.
Heeresmuseum im k. u. k. Arsenal
513.
Heiligenkreuzer-Hof 404.
Heiligenkreuzkirche 50, 70.
Heinrich Jasomirgott 476.
Heinrichs-Hof 419.
Henneberg-Villa 435, 436.
Herrnhuterhaus 410.
Herzmansky A., Warenhaus 366.
Hetzendorfer Schloß 117.
Himmelbauer-Villa 439, 440.
Historisches Museum der Stadt
Wien 510, 511.
Hochschule für Bodenkultur 188,
189.
Hochstetter-Villa 438.
Hochstrahl-Brunnen (Schwarzen-
bergplatz) 488.
Hoch- und Deutschmeister, Palais
des 372, 373, 374.
Hofbibliothek 99, 101.
Hofbrunnen im Bankgebäude, I.Be-
zirk (Herrengasse) 493.
Hofburg 21, 97, 98. 102, 103, 104.
— Neubau 106, 107.
Hofburgpfarrkirche 27.
Hofburgtheater 328, 329, 330.
Hofkanzlei, königlich ungarische
125.
Hofmuseen 21, 23, 169, 170, 171.
Hofmuseum, Kunsthistorisches,
Kuppelraum 504.
Saal XXII 505.
Waffensaal 507.
Hofoperntheater 325, 327.
Hofstallungen 120.
Hof- und Staatsdruckerei 153.
Hotel Imperial 446.
— Krantz 447.
— Meißl & Schadn 447, 448.
— Metropole 444, 445.
Hydrometrische Prüfungsanstalt
147.
Hygieia-Brunnen im Vorgarten des
Josefinums, IX. Bezirk (Wäh-
ringerstraße) 485.
Infanterie-Kadettenschule 302, 309,
310.
Irrenanstalt, Niederösterreichische
Landes- 256, 257.
— Ober-Döbling, Privat- 258.
Israelitisches Blindeninstitut 261.
— Spital 241.
— Waisenhaus, XIX. Bezirk (Feld-
gasse) 262, 263.
Jagdschloß Lainz 116.
Jasomirgott, Heinrich 476.
Jesuitenkirche 48, 51, 52.
Johanneskirche 27.
Johanneskapelle, II. Bezirk 68.
Johann von Nepomuk-Kirche 75.
Josefinum 312.
Josefs-Kinderspital 248.
Josefskirche, V. Bezirk 50.
— auf der Laimgrube 49.
Josefstädter Theater 331.
Alphabetisches Verzeichnis der Abbildungen.
539
Jubiläumskirche 17, 74, 84.
Jubiläumstheater 331, 336.
Justizpalast 140, 141.
Kadettenschule 302, 309, 310.
Kärntnerhof 420.
Kärntnerstraße 5 420.
Kärntnerstraße 14 410.
Kahlenberg-Villa 434.
Kaiser Franz I. (Innerer Burghof)
470.
— — — (Kaisergarten > 468.
— — — und Kaiserin Maria The-
resia-Sarkophag in der Kapu-
zinergruft 496.
— Franz Josef I., XIII. Bezirk (Brei-
tensee) 476.
— Franz Josef- Landwehrkaserne
314.
— Franz Josef-Spital 234, 235.
— Josef II.-Reiterstandbild 469.
Kaiserin Maria Theresia und Franz
von Lothringen-Sarkophag in
der Kapuzinergruft 496.
K k. Franz Josef-Staatsrealschule
203.
Kaiser-Jubiläumskirche 17, 74, 84.
— Jubiläums-Stadttheater 331, 336.
Kaiserliches Stiftungshaus, I. Bezirk
(Schottenring 7) 15, 408, 409.
K. und k. Haus-, Hof- und Staats-
archiv und Ministerium des
Äußern 122.
Kapuzinerkirche 48.
Karlskirche 49, 64, 65.
Karl-Theater 331, 332.
Karmeliten-Klosterkirche 74, 83.
Karmeliterkirche 48.
Karolinen-Kinderspital 250.
Kaufmännischer Verein 321.
Kaufmannschaft, Haus der 321,322,
323.
Kavallerie-Kaserne 302, 303.
Kinderpark, III. Bezirk, Restaura-
tionsgebäude 344.
Kinderspital der Gemeinde Wien
236.
— Karolinen- 250.
— Kronprinz Rudolf- 250.
— Leopoldstädter 249.
— St. Annen- 247.
— St. Josef- 248.
Kinsky-Palais 386, 387.
Kirche der nichtunierten Griechen
I. Bezirk (Hafnersteig) 88.
— I. Bezirk (Fleischmarkt)
88.
— — unierten Griechen I. Bezirk
(Postgasse) 88.
— zu den neun Chören der Engel
Am Hof 27, 59.
Klosterkapelle der Dominikane-
rinnen Hacking 73.
Klosterkirche der Elisabethine-
rinnen 62.
Karmeliten, XIX. Bezirk 74,
83.
Redemptoristen 74, 83.
Koburg, Palais 391.
Königl. ung. Hofkanzlei 125.
König-Villa, Hietzing 432.
Kollonitz, Bischof 477.
Komitee zur Begründung der Ersten
gemeinnützigen Baugesellschaft
für Arbeiterwohiningen 454.
Konsular-Akndemie 193. 194,
Krankenanstalt Kronprinz Rudolf-
Stiftung 230.
Krankenhaus, Allgemeines 225,
226, 227.
Neubau 228.
— Wieden 229.
Krankenkassen, Verbandshaus der
Genossenschafts- 323.
Kranner-Rothberger, Warenhaus
363.
Krantz-Hotel 447.
Kranz, Dr., Palais 396.
Kriegs-Ministerium 289.
Kronprinz Rudolf-Kinderspital 250.
— Rudolf- Stiftung, Krankenanstalt
230.
Krug-Villa, Hohe Warte 429.
Künstlergenossenschaft 317, 318.
Kuffner-Villa 434, 440.
Kunstgewerbeschule 173.
Kunsthistorisches Hofmuseum 170,
171.
— — Kuppelraum 504.
Saal XXII 505.
Waffensaal 507.
Kursalon 343.
Länderbank 360, 361.
Laimgrubenkirche 49.
Lainzer Jagdschloß 116.
Lanckororiski-Palais 395.
— Zentralhalle 514.
Landes- Findelanstalt, Niederöster-
reichische 259.
Landesgericht und Gefangenhaus
143.
Landes-Irrenanstalt, Niederöster-
reichische 256, 257.
Landhaus, Niederösterreichisches
156, 157.
Landwehr-Ausrüstungsdepot 315.
Landwehr-Kadettenschule 315, 316.
Landwehr-Kaserne, XIII. Bezirk 314.
Lanner-Strauß-Denkmal (Rathaus-
park) 478.
Larisch-Mönnich, Palais Graf 392.
Laurentiuskirche am Schottenfeld
50.
Lawn-Tennis-Häuschen im Prater
348.
Lazaristenkirche 73, 80, 83.
Lehrerinnenbildungsanstalt 196.
Lenau-Denkmal, I. Bezirk (Schiller-
platz) 471.
Leopold der Glorreiche 477.
Leopoldskirche, II. Bezirk 49.
— Gersthof 74.
Leopoldstädter Kinderspital 249.
Lichtentaler Kirche 49, 63.
Liebenberg-Denkmal, I. Bezirk
(Franzensring) 475.
Liechtenstein-Palais 380. 381, 382,
383, 384, 385.
Liechtenstein-Villa 441.
Lobkowitz-Palais 376, 377.
Loew, Dr., Sanatorium 253.
Ludwig Viktor-Palais 371, 372.
Lützow-Palais, Graf 401, 402.
Lustschloß Hetzendorf 117.
Lustspiel-Theater 331, 333.
j Lymphanstalt 237.
Männerheim, XX. Bezirk 457.
Makart-Denkmal (Stadtpark) 470.
Malteserkirche 27.
Marc Anton-Gruppe (neben dem
Ausstellungsgebäude der Sezes-
sion) 481.
Maria am Gestade 27, 45, 46.
Maria Geburt-Kirche am Rennweg
50, 70, 71.
Mariahilfer-Kirche 49, 59.
Maria Treu-Kirche 49.
Maria Trost-Kirche 48.
Mariazeller-Hof, Relief im 497.
Mariensäule Am Hof, I. Bezirk
467.
Mattoni-Hof 414.
Matzleinsdorfer Kirche 49.
Meißl & Schadn, Hotel 447, 448.
Meteorologie und Erdmagnetismus.
Zentralanstalt für 184.
Michaeierkirche 27, 39, 40.
Michaeiertrakt der Hofburg 104.
Miethaus Magdalenenstraße 415.
Mietvilla 440, 441.
Militärärztliches Institut 312.
Militär-geographisches Institut 292,
293.
Militärkomitee 291, 292.
Militärtechnisches Komitee291, 292.
Militär-Tierarznei-Institut 311.
Ministerium des Äußern 122.
Innern 125, 126, 127.
Minoritenkirche 27, 41, 42.
Moll-Moserhaus 435.
Moses-Brunnen, I. Bezirk (Franzis-
kanerplatz) 483.
Mo'zart-Brunnen, IV. Bezirk (Mo-
zartplatz) 487.
Mozart-Denkmal 474.
Münzamtsgebäude 151, 152.
Museum der Stadt Wien, Histo-
risches 510, 511.
— für Kunst und Industrie 172,
173.
Arkadenhof 509,
— — österreichische Volkskunde
im Börsegebäude 512.
Musikvereinsgebäude 342.
Naturhistorisches Hofmuseum 23,
169, 170.
Neptuns-Brunnen (am Fuße des
Gloriettes in Schönbrunn) 484.
Neumann, Warenhaus 367.
Neun Chöre der Engel-Kirche 27,
59.
Niederösterreichisches Gewerbe-
Vereinshaus 319.
Niederösterreich, Landes-Findel-
anstalt 259.
— Landes-Irrenanstalt 256, 257.
Niederösterreichisches Landhaus
156, 157.
Niederösterreichische Statthalterei
156.
540
Alphabetisches Verzeichnis der Abbildungen.
Obergymnasium Döbling 200.
Oberrealschule VI. Bezirk 207.
— XV. Bezirk 202.
Oberster Rechnungshof 124.
Oberwimmer-Villa 438.
Österreichisches Ingenieur- und
Architekten-Vereinshaus 318,
319.
österreichische Länderbank 360,
361.
osterreichisch.es Museum für Kunst
und Industrie 172, 173.
Arkadenhof 509.
Offizierstöchter-Erziehungs-Institut
195.
Opernhaus-Brunnen 487.
Operntheater 325, 327.
Orpheum 339.
Othmarkirche unter den Weiß-
gerbern 73, 83.
Ottakringerbräu 448.
Palais Auersperg 385.
— Bourgoing, Othon Baron 401.
— Breuner-Enkevoirth, Graf 388.
— Deutsche Botschaft 393, 394.
— Ephrussi 404.
— Erzbischöfliches 375.
— Erzherzog Ludwig Viktor 371,
372.
— des Hoch- und Deutschmeisters
372, 373, 374.
— Kinsky 386, 387.
— Koburg 391.
— der königl. ung. Garde 118,
119.
— Dr. Kranz 396.
— Lanckoronski, Graf 395.
— — Zentralhalle 514.
— Larisch-Mönnich, Graf 392.
- Liechtenstein 380, 381, 382,
383, 384, 385.
Lobkowitz 376, 377.
— Lützow, Graf 401, 402.
— Pallavicini, Markgraf 390.
— Redlich 401.
— Rothschild, Albert Freiherr von
397, 398.
- — Alfons Freiherr von 398,
399, 400.
— Schönborn 143, 386.
— Schönburg 389.
— Schwarzenberg 378, 379.
Pallas Athene-Brunnen vor dem
Parlamentsgebäude 486.
Pallavicini-Palais 390.
Parlamentsgebäude 13, 132, 133.
Pathologische Anatomie, Erste
Stätte für die 227.
Paulanerkirche 48.
Pension Ottakringerbräu 448.
Pestsäule am Graben 468.
Pest, Vertreibung der 468.
Peterskirche 49, 60, 61.
Pfarrkirche Breitenfeld, VIII. Be-
zirk 74, 84.
— Brigittenau 73, 84.
— Fünfhaus 73.
— Rudolfsheim 74.
— zur hl. Familie in Ottakring
74, 80.
Philipp-Hof 406, 407.
Physiologisches Institut der Uni-
versität 182.
Piaristenkirche 49.
Poliklinik 242.
Polizeidirektion 144.
Polizeigebäude, Neues 144, 145.
Postsparkassen- Amtsgebäude 139.
Prinz Eugen-Denkmal (Äußerer
Burgplatz) 472.
Privatheilanstalt Ober-Döbling 258.
— Dr. Fürth 254.
Prüfungsanstalt, Hydrometrische
147.
Radetzky-Denkmal, I. Bezirk (Am
Hof) 471.
Radetzky-Kaserne 298.
Radinger, Grabdenkmal 501.
Raimund-Denkmal (vor dem Deut-
schen Volkstheater) 475.
Raimund-Theater 331, 335.
Rathaus, Altes 158, 159.
— Neues 160, 161, 162, 163.
— Floridsdorf, XXI. Bezirk 166,
167.
Realschule VI. Bezirk 201.
— XV. Bezirk 202.
Rebekka-Brunnen, I. Bez. (Spiegel-
gasse 15) 492.
Rechnungshof, Oberster 124.
Redemptoristenkloster-Kirche 74,
83.
Redlich-Palais 401.
Regensburger-Hof 367.
Reichsanstalt, Geologische 185.
Reichs-Finanzministerium 123.
Reichskanzlertrakt, Hofburg 102,
103.
Reichs-Kriegsministerium 289.
Reiterdenkmal des Feldmarschalls
Radetzky, I. Bezirk (Am Hof)
471.
Reiterstandbild Kaiser Josef II.,
I. Bezirk (Josefsplatz) 469.
— des Erzherzogs Karl (Äußerer
Burgplatz) 473.
— des Prinzen Eugen von Savoyen
(Äußerer Burgplatz) 471.
Reliefgruppe am Deutschmeister-
Denkmal 480.
Relief im Mariazeller-Hof, I. Bezirk
(Annagasse) 498.
Residenz-Hof 320.
Restaurationsgebäude Kinderpark,
III. Bezirk 344.
Rettungs-Gesellschaft 285, 286.
Ries Feodorowna, Atelier 385.
Rittershausen-Villa 434.
Rochuskirche 48, 56.
Römisches Bad, II. Bezirk 280,281.
Ronacher 338, 339.
Roßauer Kaserne 296, 297.
Rossebändiger, I. Bezirk (Maria
Theresien-Platz) 481.
Rothberger J., Warenhaus 362,
363.
Rothschild, Albert Freiherr von,
Palais 397, 398.
— Alfons Freiherr von, Palais 398,
399, 400.
Roth-Villa, Hietzing 432.
Rotunde 459, 461.
Rüdiger von Starhemberg, Graf
476.
Rudolf der Stifter 476.
Rudolfinerhaus 244, 245.
Rumpel-Villa 439.
Ruprechtskirche 27, 38, 39.
Russische Kirche im III. Bezirke
88, 95.
Salesianerinnenkirche 49, 66.
Salm, Niklas Graf 477.
Salvatorkapelle 40, 41.
Sammlung »Albertina« 515.
Sanatorium Dr. Loew 253.
— Vorderbrühl 254.
Sanitätsstation, XVII. Bezirk (Gilm-
gasse) 288.
St. Ägydius-Kirche 50.
St. Anna-Kirche 48.
St. Annen-Kinderspital 247.
St. Elisabeth-Kirche 27, 85.
St. Florian-Kirche 49.
St. Johann-Kirche, I. Bezirk (Kärnt-
nerstraße) 27.
St. Johann von Nepomuk-Kirche.
II. Bezirk 75.
St. Josef-Kinderspital 248.
St. Josefs-Kirche auf der Laim-
grube 49.
St. Josefs-Kirche, V. Bezirk 50.
St. Karls-Kirche 49, 64, 65.
St. Laurenzius-Kirche am Schotten-
felde 50.
St. Leopolds-Kirche, II. Bezirk 49.
St. Leopolds-Pfarrkirche, Gersthof
74.
St. Othmar-Kirche (unter den Weiß-
gerbern) 73, 83.
St. Peters-Kirche 49, 60, 61.
St. Rochus- und Sebastian-Kirche
48, 56.
St. Stephans-Kirche 26, 28, 29, 31,
32, 33, 34, 36, 37.
St. Thekla-Kirche 49.
St. Ulrichs-Kirche 48.
St. Ursula-Kirche 48.
Sarkophag Kaiserin Maria There-
sias und Franz von Lothringen
in der Kapuzinergruft 496.
Schauta- Villa 434.
Scheid-Villa 439.
Schein, Warenhaus 362.
Schenker-Villa 434.
Schiller-Denkmal, I.Bezirk (Schiller-
platz) 471.
Schindler-Denkmal (Stadtpark) 469.
Schmidt, Fried, von, Denkmal
(hinter dem Rathause) 471.
Schönborn-Palais 143, 386.
Schönbrunn 114, 115.
Schönburg-Palais 389.
»Schöne Brunnen« Der (Schön-
brunn) 483.
Schopp-Villa, Hietzing 430.
Schottenfelderkirche 50.
Schottenkirche 48, 55.
Schottenring 21 413.
Schubert-Denkmal (Stadtpark) 469.
Schule II. Bezirk (Schüttaustraße)
219.
— II. Bezirk (Witteisbachstraße)
222.
Alphabetisches Verzeichnis der Abbildungen.
541
Schule XIII. Bezirk (Reinigasse)
217.
— XIV. Bezirk (Kauergasse) 218.
— XVI. Bezirk (Wilhelminenstr.)
220, 221.
— XVIII. Bezirk (Schopenhauer-
straße) 218.
Schutzengel-Brunnen vor der Pau-
lanerkirche, IV. Bezirk 487.
Schwarzenberg-Palais 378, 379.
Schwindgasse 4 421.
Serbische Kirche 88.
Servitenkirche 48, 57.
Sezessionsgebäude 320.
Siebenbrunn, V. Bezirk 490.
Simmeringer Brauhaus-Restaura-
tion 449.
Sonnenfels, Josef von 477.
Sophien-Spital 233.
Spinnerin am Kreuz, X. Bezirk
467.
Spital der Barmherzigen Brüder
239.
- israelitischen Kultusgemeinde
241.
Spitzer-Villa 435.
Staatsgewerbeschule X.Bezirk 211.
Staatsgymnasium V. Bezirk 199.
— Hietzing 199.
Stadttheater, Kaiser- Jubiläums- 331,
336.
Städtisches Amtshaus X. Bezirk
164.
XVI. Bezirk 164, 165.
XX. Bezirk 165.
- Floridsdorf, XXI. Bezirk 166,
167.
— Donaustrombad an der Kron-
prinz Rudolfs-Brücke 273, 274,
275.
— Feuerwehr, Zentralstation der
283.
— Restaurationsgebäude im Kin-
derpark, III. Bezirk 344.
— Strombad, Donaukanal 275, 276.
Statthalterei, Niederösterreich. 156.
Stsphanie-Spital 233.
Stephanskirche 26, 28, 29, 31, 32,
33, 34, 36, 37.
Stephansplatz 2 412.
Sternwarte auf der Türkenschanze
183.
Stiftskaserne 295.
Stiftskirche 49, 69.
Stiftungshaus, I. Bezirk (Schotten-
ring 7) 15, 408, 409.
»Stock im Eisen«, I. Bezirk 495.
Strauß-Lanner-Denkmal (Rathaus-
park) 478.
Strombad an der Kronprinz Ru-
dolfs Brücke 273, 274, 275.
— im Donaukanal 275, 276.
Stubenring 12 412.
Sühnhaus 15 408, 409.
Synagoge I. Bezirk (Seitenstetten-
gasse) 89.
— II. Bezirk (Tempelgasse) 90.
— II. Bezirk (Leopoldsgasse) 91.
— II. Bezirk (Zirkusgasse) 92.
— VI. Bezirk (Schmalzhofgasse) 91.
Synagoge VIII. Bezirk (Neudegger-
gasse) 4.
Synagogen (Grundrisse) 88.
Tabak-Hauptfabrik 154, 155.
Tabakregie 148, 149.
Taussig-Villa, Hietzing 431.
Technische Hochschule 186.
Technisches Militärkomitee 291,
292,
Technologisches Gewerbemuseum
205, 206, 207.
Tegetthoff-Denkmal, Praterstern
475.
Theater an der Wien 331, 332.
— in der Josefstadt 331.
Theklakirche 49.
Theresianische Akademie 192.
Theresienbad, XII. Bezirk 277.
Theseus den Minotaurus bezwin-
gend (Kunsthistorisches Hof-
museum) 495.
Thonet-Haus 405.
Tierarznei-Institut 311.
Tilgner-Brunnen, Volksgarten 483.
Trainkaserne 304.
Trautson-Palais 118, 119.
Türken-Denkmal (St. Stephans-
Kirche) 479
Türkisch-israelitische Kirche, II. Be-
zirk (Zirkusgasse) 92.
Ulrichskirche 48.
Ungarische Garde 118, 119.
— Hofkanzlei 125.
Universität 177, 178, 179, 180, 181,
182.
— Anatomisches Institut 181.
— Chemisches Institut 180.
— Physiologisches Institut 182.
Universitätskirche 48, 51, 52.
Unterrichts-Ministerium 130. ,
Ursulakirche 48.
Verbandshaus d. Genossenschafts-
Krankenkassen 323.
Verkehrsbank, Allgemeine 357.
Versatz- und Versteigerungsamt
150.
Versorgungsheim, XIII. Bezirk 266,
267, 268, 269.
Vertreibung der Pest 468.
Vierzehn Nothelfer-Kirche 49, 63.
Villa in Hietzing 429.
— — Penzing 427.
— Bahr. Ober-St. Veit 432.
— Blaschek 437.
— Carola 434.
— Chaire in Meidling 429.
— Futter 440.
— Gerlach 439.
— Harnoncourt 442.
— Henneberg 435, 436.
— Himmelbauer 439, 440.
— Hochstetter 438.
— Kahlenberg 434.
— König Otto, Hietzing 432.
— Krug, Hohe Warte 429.
— Kuffner 434, 440.
— Liechtenstein 441.
Villa Moll 435.
— Oberwimmcr 438.
— Rittershausen 434.
— Roth, Hietzing 432.
— Rumpel 439.
— Schauta 434.
— Scheid 439.
— Schenker 434.
— Schopp, Hietzing 430.
— Spitzer 435.
— Taussig, Hietzing 431.
— Wagner Otto 433.
— Weidmann, Hietzing 430.
— Wielemans 434.
— Wilhelm 433.
— Wolf 438.
Volksbad VI. Bezirk 277.
— XVI. Bezirk 277.
Volksheim, XVI. Bezirk 323.
Volks- und Bürgerschule II. Bezirk
(Schüttaustraße) 219.
Volksschule IL Bezirk (Wittels-
bachstraße) 222.
— XIII. Bezirk (Linzerstraße) 216.
— XIV. Bezirk (Kauergasse) 218.
— XVI. Bezirk(Wilhelminenstraße)
220, 221.
— XVIII. Bezirk (Schopenhauer-
straße) 218.
Volkstheater 331, 334.
Volkswohnungen im XIII. Bezirke
451, 452, 453.
Votivkirche 7, 73, 79.
Währinger Friedhof, Grabmonu-
ment 498, 499.
Wärmestube X. Bezirk '272.
Wagner- Villa 433.
Wahliss Ernst, Warenhaus 362, 364.
Waisenhaus, X. Bezirk 262.
— Evangelisches 262.
— für israelitische Mädchen 262,
263.
Waisenhauskirche 49, 67.
Wandbrunnen, I. Bezirk (Bräuner-
straße) 489.
- I. Bezirk (Wollzeile 12) 492.
— an den beiden Rundbauten des
Michaeiertraktes der Hofburg
489.
— im erzbischöflichen Palais, I. Be-
zirk (Rotenturmstraße) 489.
— im Hofe des adeligen Damen-
stiftes in der Johannesgasse 15
(I. Bezirk) 491.
— im Hofe d. Kriegs-Ministeriums,
I Bezirk (Am Hof) 490.
— ina Hofe des Palais Harrach,
I. Bezirk (Freiung) 490.
Warenhaus Esders Stephan 362,
364.
— Gerngroß 368, 369.
- Haas & Söhne, Ph. 362, 363.
— Herzmansky, A. 366.
— Neumann 367.
— Rothberger, J. 362, 363.
— Schein 362.
— Wahliss Ernst 362, 364.
— Zwieback 362, 365.
Wechselseitige Brandschaden- Ver-
sicherungsanstalt 411.
542
Alphabetisches Verzeichnis der Abbildungen.
Weidmann-Villa, Hietzing 430.
Weltkugel-Haus 412.
Wiedener Krankenhaus 229.
Wielemans-Villa 434.
Wiener Bicyele-Klub im Prater348.
— Bürgertheater 331, 337.
- Eislauf-Verein 346, 347.
— freiwillige Rettungs-Gesellschaft
285, 286.
— Giro- undKassenveiein359, 360.
Wilhelm-Kaserne 300.
Wilhelm-Spital 236
Wilhelm-Villa 433.
Wipplingerstraße 12 417, 418.
Wohnhaus Kärntnerstraße 5 420.
— Magdalenenstraße 415.
— Schottenring 21 413.
— Schwind^asse 4 421.
Wohnhausgruppe, I. Bezirk (Börse-
Werdertor-Neutor-Eßlinggasse l
418.
— IX. Bezirk (Maximilianplatz 14)
421, 422.
Wohn- und Geschäftshaus, I.Bezirk
(Wipplingerstraße 12) 417, 418.
Wolf-Villa 438.
Zentralanstalt für Meteorologie und
Erdmagnetismus 184.
Zentralbad, I. Bezirk 279.
Zentral-Friedhof, Grabmonumente
500.
Zentralstation der städtischen
Feuerwehr 283.
Zeughaus 284.
Zirkus Busch 339.
Zirkus Renz 339.
Zwieback, Warenhaus 362, 365.
Berichtigungen.
I. BAND.
S. 356, letzte Zeile, statt „Le Blond" „von Steckhoven und Hohenberg".
„ 356, „ ., statt „Kaiser Franz I." „Franz von Lothringen".
„ 357, Abb. 357 soll heißen: „Partie aus dem unteren Belvedere".
„ 357. 2. Zeile bei: „Der k. k. Belvederegarten" statt „Fischers von Erlach" „von Girard"
II. BAND.
S. 20, 5. Zeile von unten, statt „Adam Breßler" „Adam, Brcßler, etc.".
„ 373 bei „Das Palais des Hoch- und Deutschmeisters', 4. Zeile, statt „Großmeisters"
statt „Hofmarschall" „Kammervorsteher".
S. 392, 14. Zeile von oben, statt „Wollmuth" „Wolmuet".
„ 46S, Abb. 754, statt „Kaiser Franz I." soll es heißen „Franz von Lothringen".
„Hochmeisters" und 5. Zeile von unten
VERZEICHNIS DER TAFELN.
Tafel I. Kanzel im Stephansdom.
II. Hochaltar bei St. Michael.
„ III. Piaristenkirche (Marie Treu).
„ IV. Kirche St. Karl Borromeus.
„ V. Votiv-(Heilands-)Kirche.
„ VI. Pfarrkirche zu Fünfhaus.
VII. Großer Saal der k. k. Hofbibliothek.
„ VIII. Entwurf Sempers für den Neubau der k. k. Hofburg und der k. k. Hofmuseen.
„ IX. Belvedere, Südfront.
„ X. Parlamentsgebäude, Mittelbau.
„ XI. Festsaal des neuen Rathauses.
„ XII. Mittelbau am k. k. naturhistorischen Hofmuseum.
„ XIII. Kaiserin Maria Theresia-Denkmal.
„ XIV. K. k. kunsthistorisches Hofmuseum, ägyptischer Saal.
SMITHSONIAN INSTITUTION LIBRARIES
3 9088 00628 9367