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umſchlagbild: Wilh. in 2
Gemälde von Franz
(Herlag von F. Bruckmann, ; a 0.
Von Carl W. Neumann
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Mit 88 Abbildungen
Zweite Auflage „„ ö
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a 1921
Bielefeld und Leipzig
Verlag von Velhagen & Klaſing
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Wilhelm Buſch
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2 1 Gebildete kennt Wilhelm Buſch aus dem einen oder anderen ſeiner
fröhlichen Werke, aber verhältnismäßig wenige haben ſich zu der Er-
kenntnis ſchon durchgerungen, daß Meiſter Buſch ſehr viel mehr als ein bloßer
kurzweiliger Spaßmacher, daß er als Dichter ein Philoſoph, als Zeichner
ein genialer Künſtler und als Menſch allen Schrullen und Wunderlich
keiten zum Trotz eine prachtvoll in ſich geſchloſſene Perſönlichkeit war.
Der biedere deutſche Philiſter, den er ſo luſtig am Ohrläppchen zauſte,
freut ſich mit ſeinen Kindern über die tollen Streiche von Max und
Moritz oder Hans Huckebein, amüſiert ſich königlich bei der Lektüre
der Knopp⸗Trilogie oder der Frommen Helene, ſchmunzelt vergnüglich,
wenn immer von neuem die Bosheit über die Tugend den Sieg davon-
trägt, und tröſtet ſich ſchließlich als braver Familienvater im Sinne des
noch viel braveren Onkel Nolte:
PR Ei ja! — da bin ich wirklich froh!
Denn, Gottſeidank! Ich bin nicht ſo!!
Gewiß, was der Wilhelm Buſch da in guter Laune zuſammengereimt
hat, iſt ſpaßhaft und kurzweilig zu leſen, und was er an netten
Bildern dem Texte hinzugefügt, iſt nicht minder ergötzlich. Aber Kunſt?
Wirkliche, ernſthafte Kunſt? Dazu ſind doch die Bildergeſchichten ein
bißchen zu harmlos, zu 5 nur auf Augenblickswirkung berechnet.
Das Geburtshaus Wilhelm Buſchs in Wiedenſahl. Aufnahme von Hans Breuer in Hamburg
1*
Bis um die Mitte Ber 9 Jahre war das nich loß die Anfiı
des deutſchen e ſondern 8110 die Dr id a kriti un
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ſchaft fehlte. Ein
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wirklich was kann,
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mit der Schöpfung
ſo leichter Kontur⸗
weſen nicht auf
die Dauer zufrie⸗
den zu geben.
Auch noch von ten“ und dem ein
anderer Seite ſuch⸗ für allemal al
te man Buſch in die Humoriſten abge⸗
Schranken zu wei⸗ ſtempelten Dich⸗
ſen. Da er in ein⸗
zelnen ſeiner Bil⸗
terzeichner ſatiri⸗
ſche Seitenſprünge BR
de 1 geſchichten ſati⸗ Schattenriß Buſchs in jungen Jahren. Von energiſch verwie⸗ =
riſch geworden — Ed. Schulz⸗Brieſen (Zu S. 27) ſen. Das Köſt⸗
im „Heiligen An⸗ lichſte leiſtete ſich
in dieſer Beziehung der ſonſt ſo vortreffliche „Auch⸗ ⸗Einer“-Viſcher, den
den „ geſchickt-ungeſchickten“ Wilhelm Buſch im Jahre 1881 — man
höre und ſtaune! — als Pornographen entlarvte. In den Verſuchungs
bildern zum Heiligen Antonius ſollte die Formengebung nicht nur das
Ziel des Pikanten, ſondern darüber hinaus auch den Wunſch noch er⸗
kennen laſſen, „Leuten, die dafür Sinn haben, ein meckerndes Bocks⸗
gelächter zu entlocken“. Höchſt wahrſcheinlich ſei dem alten Aſthetiker bei
der Beſtellung des eigenen Ackers ein Stäubchen Guano ins Auge geflogen,
meinte der Angegriffene fünf Jahre ſpäter in ſeiner geiſtreichen Plauderei
„Was mich betrifft“ und ſchob damit lächelnd die unfreiwillig komiſche
Brandmarkung beiſeite. „Wer mit ſeinen Kunſtkindern bei Sonnenſchein
im Freien ſpazieren geht, muß eben erwarten, a ihm allerlei weck
Zeug um die Ohren ſchwirrt.“ | |
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Die Erkenntnis, daß Wilhelm Buſch doch viel mehr als ein kurz
weiliger Schalk oder Spaßmacher ſei, brach erſt durch mit dem Ende der acht⸗
ziger Jahre, als ten) Werke er⸗
chon mit Aus⸗ ſchienen wa⸗
nahme ſeiner ren. Ein Haupt⸗ |
Proſadichtun⸗ verdienſt hatte
gen „Eduards
mm und
„Der Schmet⸗
terling“, ſowie
bes hübſchen
daran unzwei⸗
felhaft Eduard
Daelen, deſſenn
luſtige Streit⸗
ſchrift über
Gegenſtücks „Wilhelm
zur „Kritik des Buſch und ſei⸗
Herzens“, des ne Bedeutung“
feinen Bilder⸗ Unzähligen i
buchsohneBil⸗ mittelbar oder
der „Zu guter unmittelbar die
feine Augen geöffnet
ſämtlichen (vor hat. Mag ſein,
ſeinem Tode daß dem Ge⸗
e 5 Wilhelm Buſch. Zeichnung nach dem Leben von Ed. \ a
veeröffentlich⸗ Schulz⸗Brieſen. Aus der Antwerpner Zeit (Zu S. 27) feierten vieles
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Erich Bachmann, der Sohn des Müllers
in Ebergötzen und langjährige Freund
Wilhelm Buſchs. Bleiſtiftzeichnung von
a Wilhelm Buſch
| Hermann Nöldeke Später verficherte und
hervorgeht, vor allem die unnötig ſcharfen
die übertrieben begeiſterte Einſchätzung
ec nicht gepaßt 777 wie 115 fei Neſſe
wie aus den Briefen an Eduard Daelen
perſönlichen Angriffe auf ſeine Gegner und =
jeiner Lebensarbeit, jo daß ihm die Schrift
„immer ärgerlich“ war; dem aber n | .
er ſich doch wohl ſchwerlich verſchließen,
daß dieſes Daelenſche Buch daran hoch⸗
gradig mithalf, wenn in der Folge von
Jahr zu Jahr eine immer größere ren
ſeine heitere Kunſt durchaus ernſt nahm.
In ihre dritte und letzte Phaſe jedoch
trat die Wertſchätzung Buſchs ‚exit: et
jenem denkwürdigen 9. Januar 1908, da
von dem ſtillen Pfarrhauſe zu Mechtshauſen im ſüdlichſten Zipfel des alten
Amtes Bockenem (Regierungsbezirk Hildesheim) die Nachricht ausging, der
ſechsundſiebzigjährige Meiſter des Stifts und des Worts ſei geſtorben.
Wilhelm Buſch? Man mußte ſich erſt mal beſinnen. Richtig, ſechs 15 2 .
Jahre früher war ja durch alle Zeitungsblätter ein mächtiges Rauſchen
gegangen, und aus dieſem
Rauſchen war damals die
Meldung herausgeklun⸗
gen, daß ſich der Alte,
den man ſchon lange für
tot und begraben hielt,
irgendwo in der Nähe der
waldigen Harzberge in
einem nicht mal im Kurs⸗
buch verzeichneten Dörf⸗
chen aufhalte und dort
bei Verwandten im Onkel⸗
ſtübchen ein friedſam⸗
beſchauliches Stilleben
führe. Ein paar Verehrer
hatten den Alten in ſeiner
ländlichen Einſamkeit auf-
geſtöbert, wußten dieſes
und jenes von ihm zu
erzählen und meldeten ins⸗
beſondere das erfreuliche
Faktum, daß Wilhelm &
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Selbſtbildnis Wilhelm Buſchs 221
Bleiſtiftzeichnung um 1850—55 (?)
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München“ (Zu S. 27ff.)
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Aus dem Karikaturenbuch der ehe
- und Studiengenoſſen
Vereins.
Vereinigung „Jung
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München
Karikatur auf Theodor Pixis, Buſchs Alters
maligen geſelligen Künſtler
Präſidenten des „Jung
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| Aus Bonn Karikaturenbuch der ehemaligen geſelligen Künſtler⸗Vereinigung RER 1
n „Jung- München“ (Zu S. 27 ff.) f welt wieder
ſchneiden. A
e e Geburtstag herankam, floh er drache nach erh
1 5 geſtorben. Nun konnte man demnach 100 aus dem Lebens
des zur Ruhe gegangenen Zeichners und Dichters die Summe ziehen, o
befürchten zu müſſen, daß der an ſich Unberechenbare die Welt noch durch
ein neues Werk überraſchen könne. „Zu guter Letzt“ hatte der Titel jener
ſpäten Ausleſe ſeiner Gedichte gelautet, in ſeinem „Dank und Gruß“ von
April 1907 hatte er ſchon dem Fährmann von drüben ſtill reſigniert mit
dem Hut in der Hand zugewinkt, und in einem Geleitgedicht zur Feſt⸗
ausgabe der Frommen Helene hieß es mit einem e Ausblick. 5
Mir ſelbſt iſt jo, als müßt ich bald verreifen .
Als müßt ich endlich mal den Ort verändern ei
Und weiter ziehn nach unbekannten Ländern.
Mein Bündel iſt geſchnürt. Ich geh zur See,
Und ſomit, Lenchen, ſag ich dir Ade!
So ſpricht man nicht, wenn man noch Manujfripte im Pult und 1
Abſicht im Kopf hat, ſie herauszugeben. So konnte nur einer a
agen betrachtete. 5
Es lam aber dennoch ganz anders. Auf „Zu guter Letzt“ folgte
noch ein „Hernach“, ein luſtig philoſophierendes Bilderbuch mit nicht
minder luſtigen nachdenklichen Verſen, deſſen eingeſiegeltes druckfertiges
Manuſkript der Meiſter feinem Neffen, dem Paſtor Otto Nöldeke, ſchon
im Frühjahr 1905 mit dem Bemerken übergeben hatte, es könne nach
e Tode veröffentlicht werden. Und auf „Hernach“ folgten noch ſo
viele Veröffentlichungen von Bildern und Verſen, daß ſich ſogar die offi—
zielle Kunſtgeſchichte genötigt ſah, ihr Urteil über das Lebenswerk Wilhelm
Buſchs einmal gründlich zu überprüfen.
Im Frühjahr 1908, bald nach dem Tode des „Oanſigl im Hinter⸗
wald“, wie er ſich ſelbſt einſt bezeichnete, faßten die Inhaber einer
Münchner Kunſthandlung den löblichen Plan, eine Wilhelm-Buſch⸗
Ausſtellung zu veranſtalten, die F. A. Kaulbach, der Freund Wilhelm
Bruſchs, ordnete. 8
Man forſchte
den Ver⸗
wandten und
Freunden des
Humoriſten eif⸗
rig nach Wer⸗
ken von ſeiner
Hand, und ſiehe:
es kam ein ſo um⸗
fangreicherzeich⸗
neriſcher und
maaleriſcher
Nachlaß zutage,
daß ſich der er⸗
ſten Ausſtellung
von mehreren
hundert Num⸗
mern noch eine
zweite, kaum
weniger ſtatt⸗
liche anſchließen
konnte. Später
iſt dieſe Ge⸗
ſamtausſtellung
dann auch auf
Reiſen gegan⸗
Aus dem Karikaturenbuch der ehemaligen geſelligen Künſtler-Vereinigung
gen, und aber⸗ „Jung⸗München“ (Zu S. 27 fl.)
ſehr wertvollen Ausſtellungsobjekte! in würdiger Nachbildung in 15 1 801
gekommen; zur Hauptſache in Geſtalt eines umfangreichen Prachtwerke
„Wilhelm Buſch, Künſtleriſcher Nachlaß“, das nicht weniger als zwei⸗
hundertfünfzig Fakſimile⸗ Kunſtdrucke nach Zeichnungen und Gemälden ent⸗
hält, zum andern Teil in dem Lebensbild „Wilhelm Buſch, Ernſtes und
Heiteres aus ſeiner Werkſtatt“ von Hermann, Adolf und Otto Nöldeke, den
drei Neffen des Dichterzeichners, die ſeine Eigenart ein Menſchenalter lang
im vertrauten Umgang bis in die letzten Herzfalten hinein zu ſtudieren
vermochten. Was Onkel Wilhelm an Poeſie hinterlaſſen hatte, iſt abs
geſondert von allem anderen als „Schein und Sein“ noch erſchienen, alls
eine Sammlung von fünfundſiebzig Gedichten, die ſich als mindeſtens gleich?
wertig ſeinen früheren anreihen. Fürwahr: ein faſt fürſtlicher Nachlaß,
unendlich viel reicher, als ſelbſt die kühnſte Phantaſie ſeiner Verwandten
und Freunde inn
träumen konnte.
Mit dieſer ſpüäten
Ernte erſt rundete
ſich uns das Bild
des ſo weit bekannten
und jo wenig erkann?
ten Freudenbringers.
Wer den Menſchen
und Grübler verſte⸗
hen will, der in Wort
und Bild um die Welt
und um alles, was
kreucht oder fleucht,
ſeine eigenen Ge⸗
dankenfäden geſpon?
nen, darf fh nicht
mehr beſcheiden bei
dem, was der Meifter
einſt ſelbſt unters
Volk geſandt hat. Er
würde den Menſchen
und Künſtler in Buſch
nur zur Hälfte er⸗
kennen. Gerade im
i „Nachlaß“ muß der
: Biograph, der es
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Selbfifarifatur Wilhelm Buſchs. Aus dem Karikaturenbuch der ehe⸗ - . f
maligen geſelligen Künſtler⸗Vereinigung „Jung⸗München“ ſeiner Arbeit, am
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hat das im vollen Umfang beſtätigt.
ſeine Pläne geäußert;
Frager gründlich heimzuſchicken.“
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Enthuſiaſtiſche Huldigung
Bei einer Vorſtellung der ſo ſehr gefeierten Taglioni in der fran⸗
zöſiſchen Oper, als man das ſchöne Ballett „die Sylphide“ gab, geriet
ein Herr ſo in Ekſtaſe, daß er einer Dame neben ihm die Blumen, die
ſie in den Haaren trug, ſowie das Bukett, das ſie in der Hand hielt,
herausriß und zu den Füßen der Tänzerin warf.
Eine der erſten Zeichnungen Wilhelm Buſchs für die „Fliegenden
Blätter“ (vom Jahre 1859). Mit Genehmigung des Verlages
Braun & Schneider in München (Zu S. 30 ff.)
„Wenn etwas Neues im Werde
war, ſo merkten wir das daran, daß der Onkel mehr als ſonſt ſich zur
zog. Schließlich meldete dann eine Zeitung, und auch Baſſermann tai
der Welt kund, daß ein neuer Buſch erſchienen war.
auch. Nie hat der Onkel auch nur ein Wort über ſeine Arbeiten
er hätte ſich auch nicht fragen laſſen, ohne
10 es ein Wunder, daß über
Arbeit?
So erfuhren
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ein biſſel Geſchwätzmal
dabei ſein muß“, at
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verkündet. Wie
der Entſtehung der
Bilder jedoch blieb ein 3
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lich ritſch⸗ratſch mit
dem fliegenden Stift
aufs Papier geworfen,
fröhliche Kinder ver⸗
gnüglicher Stunden?
Oder waren ſie trotz
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eines Könners verra⸗
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das Ergebnis ern⸗
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„Maler“ Buſch ſich FEN
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mit ihnen hinwegtröſten wollen über
das Defizit einer verunglückten Lauf⸗
bahn, oder waren ſie umgekehrt zu
verſtehen als das notwendige Reſul⸗
tat einer temperamentvollen Maler-
individualität? Auf all dieſe Fragen
erteilt im Verein mit dem Lebensbild
der Gebrüder Nöldeke der Nachlaß
die bündigſte Antwort.
Wenn irgend ein Künſtler es
gründlich und ernſt nahm mit ſeinen
ſich ſelber geſtellten Aufgaben, jo war
es Buſch. Und wenn irgend einer
ſein Leben lang eifrig bemüht blieb,
in ſeiner Kunſt die denkbar höchſte
Stufe der Vollkommenheit zu er-
reichen, fo war es ebenfalls Wilhelm
Buſch. Die Dokumente ſeiner künſt⸗
leriſchen Entwicklung erzählen von
raſtloſer Arbeit und ernſthafteſtem
Studium, von unermüdlichem Ringen
nach immer beſſeren Ausdrucksmitteln,
von dem heiligen Streben, ſeinem
ureigenen Stil zu immer mehr ge⸗
ſteigerter Klarheit und Innerlichkeit
zu verhelfen. Wie als Philoſoph, der
Am St. Nikolaustage |
„Ahh, Herr Geheimer Regiſtrator, Sie begegnen
mir wie gerufen! .. Möchten Sie nicht ſo gut ſein
und für meine Kinder den Wauwau machen?“
Zeichnung für die „Fliegenden Blätter“ (1860)
Mit Genehmigung des Verlages
Braun & Schneider in München (Zu S. 30 ff.)
mit Leidenſchaft und Ausdauer Kant,
Darwin und Schopenhauer las, obwohl ihre Schlüſſel, wie er erkannte,
„zwar zu mancherlei Türen paſſen in dem verwunſchenen Schloß dieſer
Welt, nur nicht zur Ausgangstür“, ſo war Buſch auch als Zeichner und
Maler ein ewig Suchender. „Gewiß warf er ſeine Zeichnungen leicht,
ſchnell und ſicher hin“, berichtet ſein Neffe, „aber ſein Papierkorb konnte
gelegentlich auch Zeugnis davon ablegen, daß er dieſelbe Zeichnung zwanzig⸗,
ja dreißigmal und öfter probiert hatte, ehe ſie zu ſeiner Zufriedenheit
geriet. Mußten doch die Menſchen vor allem in den verzwickteſten Ver—
drehungen und Verrenkungen immer dieſelben bleiben. Gründliche Vor-
ſtudien waren ja in Hülle und Fülle gemacht, wie die Skizzenbücher und die
vielen, vielen Einzelzeichnungen verſchiedenſter Art lehren. (Siehe S. 50, 53.)
Da finden ſich Beweiſe in Menge, wie genau Buſch nicht nur den Menſchen
ſtudierte, ſeine Anatomie, ſeinen Habitus, ſein Mienenſpiel, ſeinen Mund
und anderes mehr, ſondern auch alles Getier, bald Mäuſe, bald Hühner,
bald Käfer, bald Schwalben, bald Hunde, bald Haſen, bald Katzen, bald
Kühe ſeitenweiſe zeichnete und in allen möglichen und unmöglichen Stel-
SELLLLLLELLELLELLLLLELLLLELLPLLLEELLLELLLLLLELLLLLLLELLLLLEOLLLLLLLELT LITT IT TI
Bilderrätſel aus der Geſchichte
.
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Aus den „Fliegenden Blättern“ (1862). Mit Genehmigung des Verlages Braun
Wenn Menſchenknochen vorzugsweiſe zum Raffinieren des Zuckers tauglich ſind, dann müſſen
die Knochen von Gaunern, Heuchlern, Induſtrierittern und ſonſtigen Subjekten ſicherlich den
(Die Dargeſtellten ſind, von links nach rechts: Krempelſetzer, F. Loſſow, W. Buſch, v. Angeli,
Zeichnung für die „Fliegenden Blätter“ (1862). Mit Genehmigung des Verlages Braun
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Der Komfort in den modernen Wohnungen. Anſicht einer Türwohnung in der Marimilianftraße
in München von der Vorder- und Rückſeite. Zeichnung für die „Fliegenden Blätter“ (1861). Mit
Genehmigung des Verlages Braun & Schneider in München (Zu ©. 30 ff.)
lungen probierte. An vielen Zeichnungen in „Hernach“ ſehen wir, wie
er den Tieren gerade ihre charakteriſtiſche Eigenart abgeſchaut und ab—
ſtudiert hat. Dann wieder zeichnete er unermüdlich den Baum nach, den
Strauch, die einzelne Blume, das Kornfeld, die Flügel der Windmühle,
den Waldrand, die Landſchaft, und bei allem entwickelte ſich ſeine Manier
aus Nachahmung und Anlehnung an Richter oder Schwind z. B. in
früherer Zeit, wo auch von ihm noch alles mit peinlichſter Sorgfalt im
einzelnen ausgeführt ward, zu ſeiner Eigenart, die immer mehr darauf
den Nachdruck legte, im charakteriſtiſchen Strich mit möglichſt wenig
Mitteln möglichſt viel zu ſagen.“ Buſchs unübertreffliche Fertigkeit, die
Geſtalten ſeiner Bilder auf die allereinfachſten Linien zu reduzieren,
16 BESFSHEHH HET TODD ZZ A :
mit. einem einzigen Schwung feines Stiftes den Kern der Dinge zu geben,
das Weſentliche ſcharf und knapp zur Erſcheinung zu bringen und feine alle
Geſetze der Schwere verlachenden Umrißweſen in ausdrucksvoller, geradezu |
bejeelter Lebendigkeit vor uns hinzuſtellen — das iſt es, was er in müh⸗
ſamer Arbeit errungen und was ihm ein feiner Kenner ſeiner Eigenart
mit voller Berechtigung als eine künſtleriſche Tat erſten Ranges nachrühmt.
5 Die Hinterlaſ⸗
ſenſchaft Wilhelm
Buſchs aber gibt
über den Zeichner
und ſeinen Werde⸗
gang, ſie macht uns
zugleich auch bekannt
mit dem Maler und
Landſchafter Buſch,
von deſſen Daſein
Lebens nur die aller⸗
nächſten Verwandten
nung hatten (Siehe
die Bilder Seite 56
und 57). Als die
Gemälde zuerſt in
erſchienen, war das
Erſtaunen ganz all⸗
gemein; nun, wo ſich
die beſten der Bilder
gut reproduziert in
Selbſtbildnis Wilhelm Buſchs. Gemälde den Händen von vie⸗
len befinden, beginnt
auch die zünftige Kunſtgeſchichte bereits, ſie in Rechnung zu ſetzen. „Es
geht jetzt nicht mehr an“, ſagt der Erlanger Kunſthiſtoriker Friedrich Haack
in der dritten Auflage ſeiner Geſchichte der Kunſt des 19. Jahrhunderts,
„Wilhelm Buſch nur noch als Zeichner zu betrachten. Man lernte ihn
in München koloriſtiſch und der Auffaſſung nach als Nachfolger alter
Holländer vom Schlage der Frans Hals und Adrian Brouwer kennen
und ſchätzen, der dabei zugleich im Figürlichen wie in der Landſchaft über
eine ſelbſtändige Naturanſchauung verfügte.“ Fritz v. Oſtini bewunderte in
den impreſſioniſtiſch flott hingeſtrichenen holländiſchen Anſichten mit Wind⸗
uns nicht bloß will⸗
kommenen Aufſchluß
bis ans Ende ſeines
und Freunde eine Ah⸗
den Ausſtellungen
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: Die Lerche in die Lüfte ſteigt,
: Der Löwe brüllt, wenn er nicht ſchweigt.
Aus dem Münchner Bilderbogen „Naturgeſchichtliches Alphabet
für größere Kinder und ſolche, die es werden wollen“.
Mit
Genehmigung des Sera Braun & Schneider (Zu S. 31)
mühle 1 Dächern |
und ſilbergrauen Weiden,
goldenen Kornfeldern und
tiefblauen Fernen die
Kraft und Farbenfröh⸗
lichkeit und meint ferner, 1
daß Wilhelm Buſch in
den beiten ſeiner hell-
dunklen Federzeichnungen
faſt Rembrandt eben
bürtig erſcheint.
Wie viel oder wie
wenig in ſolchen Urteilen
die allgemeine Verehrung
des Künſtlers mitſpricht,
mag einſtweilen dahin
geſtellt bleiben; uns Heu⸗
tigen fehlt wohl noch vor
erſt der nötige Abſtand
für eine ſachlich gerechte x
Würdigung der Gemälde. S9 indeſſen iſt ſicher, daß ihnen nur eine hart
an die Grenze der Starrköpfigkeit ſtreifende Wunderlichkeit ihres Schöpfers
den längſt verdienten Eintritt in die Offentlichkeit zu W vermochte. 175
Wilhelm Buſch ne-
ben Rembrandt, Frans
Hals und Adrian Brou—
wer! Mit Hohngelächter
hätte man den über⸗
ſchüttet, der ſolche Ver⸗
gleiche vor ein paar
Jahrzehnten ſich auch
nur im Scherz erlaubt
hätte. Freilich: es konnte
auch keiner dergleichen
wagen, weil Onkel Wil⸗
helm auf ſeinem Schatz
ſaß wie ein verknöcherter
Geizhals auf feinen Du—
katen. Nur daß er die
alten Holländer ſchwär⸗
meriſch liebte, war all⸗
bekannt, ſeit er ſich ſelbſt
in ſeinem „Was mich
so....su.o.....„„ee„...„s„„.„e..s0sses„„„....000.0.0.s.e....ssu...s.se.s.s....
Froſch“.
Drei Wochen war der Froſch ſo krank!
Jetzt raucht er wieder, Gott ſei Dank!
Aus dem Münchner Bilderbogen „Die beiden Enten und der
%
.
UN 19
2
768
Mit Genehmigung des Verlages Braun & Schneider
in München (Zu S. 31)
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y%%%ꝓàꝙy%Sà!G!!!! 1
betrifft“ dahin ausgeſprochen: „In Antwerpen ſah ich (1852) zum erſten⸗
mal in meinem Leben die Werke alter Meiſter: Rubens, Brouwer, Teniers,
ſpäter Frans Hals. Ihre göttliche Leichtigkeit der Darſtellung, die nicht
patzt, kratzt und ſchabt, dieſe Unbefangenheit eines guten Gewiſſens, welches
5 nichts zu vertuſchen braucht, dabei der ſtoffliche Reiz eines ſchimmernden
Juwels, haben für immer meine Liebe und Bewunderung gewonnen,
und gern verzeih ich's ihnen, daß fie mich zu ſehr geduckt haben, als
daß ich's je gewagt hätte, mein Brot mit Malen zu verdienen wie manch
anderer auch. Die Verſuche freilich ſind nicht ausgeblieben, denn geſchafft
muß werden, und ſelbſt der Taſchendieb geht täglich auf Arbeit aus.“
Aus dem Münchner Bilderbogen „Der Virtuos“: Fortissimo vivacissimo. Mit Genehmigung
des Verlages Braun & Schneider in München (Zu S. 31 u. 62)
Das alſo war es? Geduckt war er worden? Weil er's den Großen
und Größten nicht gleichtun konnte, hat er als Maler gleich völlig ver—
zichtet und ſich ſein Leben lang hinter dem Stachelzaun der Beſcheidenheit
ängſtlich verkrochen? Bis ihn der Tod dann hervorzog? Wohl ausgeſonnen,
Pater Lamormain! Aber leider nicht eben wahrſcheinlich. Ich meine, der
gute Onkel Wilhelm wußte trotz allem, wieviel er als Zeichner und Maler
konnte, und nur eine Schrulle vermochte ihn dahin zu bringen, ſich ſelbſt
zu verleugnen. Hat er doch auch als Zeichner mit vollem Bewußtſein
Jahrzehnte lang kühl bis ans Herz hinan neben ſeinem Ruhm geſtanden,
gewiſſermaßen ſich ſelbſt überdauernd. Und wußte doch, wie ſehnſüchtig
die Welt nach einem künſtleriſchen Lebenszeichen ausſchaute. Auch daß er
noch übers Pſalmiſtenalter hinaus der Palette getreu blieb — aufs Zeichnen
2*
wiße Kriegt den eren,
ae,
weil er am beguemiren 2
Aus: „Die Drachen“ in dem Bilderbuche „Der Fuchs — Die Drachen“ Be 35
(Fr. Baſſermannſche Verlags⸗Buchhandlung in München; zu S. 42) 5
IE:
Ss
N
N
Die Hexe macht das Feuer an, Daß fie die Kinder kochen kann.
Aus: „Bilder⸗Poſſen“: Hänſel und Gretel. (Fr. Baſſermann in München; zu S. 32)
Ein- Mäuslein hat ihm
unterdeſſen
ganz unbemerkt ein Loch
gefreſſen.
s rinnt das Korn in leiſem
Lauf.
Die Mäuſe knuſpern's emſig auf.
Aus: „Der Sack und die Mäuſe“ in dem Bilderbuch „Sechs Geſchichten für Neffen und Nichten“
(Fr. Baſſermannſche Verlags-Buchhandlung in München; zu ©. 42)
22 SEES ZZZEIZ I
mußte er lange vorher ſchon
verzichten, dieweil ſeine Augen
nicht mehr recht mitwollten —,
beweiſt nicht gerade den Ernſt
des Geducktſeins. Man malt
nicht im Greiſenalter mit einem
Eifer, daß ſich zuzeiten an allen
auf allen Paneelen und Bücher⸗
brettern die Bilder derartig
häufen, daß ſchließlich wegen
Platzmangels je zwei und zwei
aneinanderkleben, wenn man
nicht von ſeiner Kunſt über⸗
zeugt iſt. Was ſeine Neffen
dem Flammentod abtrotzten,
wenn der pietätlos die eigenen
Kunſtkinder verleugnende Ra⸗
benvater im Pfarrgarten Auto⸗
dafés ſeiner Gemälde und Skiz⸗
. zen veranſtaltete, und mehr noch
Nach einer bgtob 0 hne oom Jahre 1860 03, man er ſelber . Flam⸗
mentode bewahrte, war ſicherlich
auch nach feiner Meinung der Auszeichnung wert, auf die Nachwelt zu
kommen. Die Unbefangenheit eines guten Gewiſſens, die er den alten
Holländern nachrühmt, beſaß auch er, und die göttliche Leichtigkeit der
Darſtellung war dem Maler ſowohl wie dem Zeichner Buſch eigen.
Sei's, wie es will! Auch Schrullen zu achten iſt Pflicht, wenn es
Schrullen von wirklichen Großen ſind. Und da wir den ängſtlich gehüteten
Schatz ſchließlich doch noch bekommen haben, iſt's müßig, nach dem Warum
der Zurückhaltung all ſeiner Koſtbarkeiten zu fragen. Vergegenwärtigen
wir uns ſtatt deſſen den Lebens- und Werdegang unſeres lachenden Philo⸗
ſophen und den ſeiner Muſenkinder.
In Wiedenſahl, einem hart an den Grenzen der Provinz Weſtfalen
und des Fürſtentums Schaumburg-Lippe gelegenen hannoverſchen Flecken
von etlichen hundert Einwohnern, einem „klimperkleinen Plätzchen, vom
großen Weltall abgeſondert, aber gemütlich erwärmt und feierlich beleuchtet“,
kam Wilhelm Buſch am 15. April 1832 als Erſter von Sieben auf die
Welt. Sein Vater, Friedrich Buſch, war Krämer, ſeine Mutter eine
Tochter des Wiedenſahler Wundarztes Georg Kleine, und beide lebten
nach der Bekundung des Sohnes ſo einträchtig und häuslich, daß einſt
über zwanzig Jahre vergingen, ohne daß ſie zuſammen ausfuhren. Der
flottgehende Kramladen und die Erziehung ihrer alle zwei Jahre ſich
Wänden und auf allen Tiſchen,
d 23
mehrenden Buben⸗ und Mädchenſchar nahm ſie völlig i in Anſpruch, obgleich
mit der Zeit i immer eins nach dem andern der Kinder aus Wiedenſahl aus⸗
zog, weil in dem weltabgeſchiedenen Neſt jede Möglichkeit zur Erlangung der
höheren Schulbildung fehlte. Vater Buſch aber hielt ſehr auf gute Erziehung.
Als erſter zog Wilhelm mit neun Jahren aus, um von Onkel Kleine
in Ebergötzen, der eben ſeine dortige Landpfarre übernommen hatte, zum
tüchtigen Menſchen erzogen zu werden. „Früh vor Tag wurde das dicke
Pommerchen in die Scheerdeichſel des Leiterwagens gedrängt. Das Gepäck
iſt aufgeladen; als Hauptſtück der wohlverwahrte Leib eines alten Zinke—
dings von Klavier, deſſen läſtig geſpreiztes Beingeſtell in der Heimat blieb;
ein ahnungsvolles Symbol meiner muſikaliſchen Zukunft. Die Reiſenden
ſteigen auf; Großmutter, Mutter, vier Kinder und ein Kindermädchen;
Knecht Heinrich zuletzt. Fort rumpelt's durch den Schaumburger Wald.
Ein Rudel Hirſche ſpringt über den Weg; oben ziehen die Sterne; im
Klavierkaſten tunkt es. Nach zweimaligem Übernachten bei Verwandten
wurde das Ebergötzener Pfarrhaus erreicht.“
Onkel Kleine, der fortan den Vater vertreten mußte, war ein Mann
mit den prächtigſten Eigenſchaften: klug, aufopfernd, milde und liebevoll,
fromm ohne jeglichen Fanatismus, ein ſtiller Naturverehrer und ſcharfer
Beobachter, kurz der geborene Erzieher. Sein Lieblingsſtudium in der amts⸗
freien Zeit galt den Bienen,
denen er nicht nur als prak⸗
tiſcher Imker, ſondern auch als
Forſcher zu Leibe ging. Im
wiſſenſchaftlichen Streit um die
Parthenogeneſis dieſer reiz-
vollen Hautflügler, den der
katholiſche Pfarrer Dzierzon in
den vierziger Jahren durch ſeine
Entdeckung entfeſſelt hatte, focht
er mit Eifer an deſſen Seite, und
durch ſeine eigene Bienenzeitung
trug er nicht weniger bei zur
Enträtſelung vieler verzwickter
Lebensgeheimniſſe der kleinen
Honiglieferanten als durch ſeine
treffliche Überſetzung des zwei⸗
bändigen grundlegenden Bie—
nenwerkes von Francois Huber.
Man hat dem begeiſtert die
Liebhaberei ſeines Onkels ver—
folgenden Neffen in ſpäteren
Wilhelm Buſch
Jahren oft nachgeſagt, daß auch Nach einer Photographie aus den 60er Jahren
15555 SSSFSSTITHEHZ ESS ze 333331 3
u) nach Baaſlte 1 Dorado der Imker, eine le
erſchienene Plauderei im Ma a 0 1
an
Ergebniſſe der
lebhaften Teil⸗
ein in Pro⸗ 1
nahme am Im⸗ zentſatz der aus⸗
kerſport. Dar⸗ gezeichneten Ei⸗
über hinaus aber : genſchaften ſei⸗
ſind auch die nes Erziehers
ſcharfe Beobad)-
tungsgabe und
| ihm ſpiegelte.
ein bis ins Grei⸗
lenhaftoder wun⸗
derlich war im
Weſen des künf⸗
tigen großen
Meiſters, gehört
ſenalter bewahr⸗
tes Intereſſe für
alles kriechende
und fliegende
Getier auf das
Eben geht mit einem Teller
Witwe Bolte in den Keller,
Daß ſie von dem Sauerkohle
Konto von Eber⸗ Eine Portion ſich hole, freilich kaum auf
götzen und Lüt⸗ Wofür ſie beſonders ſchwärmt, dasſelbe Konto. 5 0
horſt (wohin er Wenn er wieder aufgewärmt. — f „Vererbung“ | a
im Herbſt 1846 J ſcheint dafür der .
mit dem Onkel MUS Mer und ee nme gf) Schlüſelzu hel⸗
überſiedelte) zu ßen, denn wenn
Wilhelm Buſch uns in ſpäteren Jahren ſeinen Vater als immer beſorgt,
aber niemals zärtlich, zum Spaß geneigt, aber Dummheiten ebenſo abgeneigt
ſchildert und weiter erzählt, daß er eifrig die Pfeife, als Feind aller Neue
rungen aber niemals Zigarren rauchte und demgemäß ebenſowenig je
Streichhölzer nahm, ſondern bei Zunder, Stahl und Stein oder Fidibus
blieb; wenn er ferner verzeichnet, daß Friedrich Buſch jeden Abend allein
durch das Dorf ſpazierte und ebenſo einſam zur Zeit des Nachtigallenſchlags
durch den Wald, während ſich die Mutter daheim beim Leſen erholte, ſo iſt's
mir, als wär's ein Stück Selbſtkonterfei. Ich ſehe ihn förmlich im Geiſte
vor mir, den Einſiedler von Wiedenſahl oder Mechtshauſen, der ſich gegen
Fremde beinahe luftdicht abſchließt und ſelbſt vor den nächſten Verwandten
und Tiſchgenoſſen faſt ängſtlich ſein Wirken und Schaffen verbirgt. Ich ſehe
ihn wie den Vater ſelig in Einſamkeit ſeine Wege wandeln oder in ſeinem
ſpartaniſch einfachen, faſt primitiven Arbeitszimmer beim matten Schein der
Petroleumlampe, die er „als Feind aller Neuerungen“ nur ungern mit
der alten Olfunzel vertauſcht hatte, zeichnen und Briefe ſchreiben — nicht
BSSSFSTIIITIIITDTIITDTEISSSSSSSZSSZSSSZZN 25
mit der Stahlfeder, fondern nach Urväterfitte mit dem Gänſekiel, für den
er die „Tinte“ ſich ſelber mit Sepia einrieb. Dem allen hat Onkel
Kleine nicht vorbeugen können, weil es erſt ſpäter, viel ſpäter hervortrat.
Als Wilhelm Buſch im September 1847 das kleine Pfarrdorf Lüthorſt
(bei Einbeck) verließ, um nach dem Wunſche des praktiſch denkenden Vaters
auf der Techniſchen Hochſchule zu Hannover Maſchinenbauer zu ſtudieren,
ſchlummerten all dieſe Sonderbarkeiten ſeines Weſens noch ebenſo tief im
Bereiche des Unbewußten, wie ſeine ungewöhnlichen Talente, die nach⸗
mals ihm Weltruhm verſchafften. Die letzteren freilich begannen ſich ſehr
bald zu regen. In den erſten Jahren gingen ſeine Studien auf der
Polptechniſchen leidlich voran; im Zeichnen und Modellieren war er einer
der Beſten und in der elementaren Mathematik brachte er es ſogar zur
Eins mit Auszeichnung. Aber je mehr er zur angewandten Mathematik
vorrückte, zum Konſtruktionszeichnen und praktiſchen Maſchinenbau, deſto
matter wurde, wie er ſelbſt einmal ſagte, ſein Flügelſchlag, deſto mehr ſah
er ein, daß die Wahl des Berufs doch ein Mißgriff geweſen. Der Aufent-
halt in der kunſtfrohen Reſidenzſtadt und der anregende Verkehr mit befreun⸗
deten Jüngern der freien Kunſt hatten den ſchlummernden Keim ſeines eigent—
lichen Talents in ihm aufgeweckt und den feſten Entſchluß in ihm reifen
laſſen, den Maſchinentechniker endgültig aufzugeben und Maler zu werden.
„Wer weiß die Hallen und dergleichen
So welthiſtoriſch zu beſtreichen?
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Hoch iſt hier Frau Böck zu preiſen!
Denn ein heißes Bügeleiſen,
Auf den kalten Leib gebracht,
Hat es wieder gut gemacht.
Aus „Max und Moritz“. Mit Genehmigung des Verlages Braun & Schneider (Zu S. 33f.)
26 S Q ———————
Alfresko und für ewig faſt, |
Wenn's mittlerweile nicht verblaßt?
Wer liefert uns die Genreſachen,
So rührend oder auch zum Lachen?
Wer ſchuf die grünen Landſchaftsbilder,
ö S EEE EEE
Die Wirtshaus⸗ und die Wappenſchilder?
Wer hat die Reihe deiner Väter
Seit tauſend Jahren oder ſpäter
So meiſterlich in Ol geſetzt?
Wer wird von allen hochgeſchätzt?
Der Farbenkünſtler!
Er macht uns dieſe Welt ſo bunt.
Darum, o Jüngling, faſſe Mut;
Setz' auf den hohen Künſtlerhut
Und wirf dich auf die Malerei,
Vielleicht verdienſt du was dabei!“ EN
Zuvor mußte freilich auch Vater Buſch noch bewogen ee bie &
Umſattelung vom ſicheren Brotſtudium zur brotloſen Kunſt feine Zuſtimmung
Puh!! — da faufte mit großem Rumor
Der Satanas durchs Ofenrohr.
Aus „Der heilige Antonius von Padua“.
Verlag von Moritz Schauen⸗
burg in Lahr (Zu S. 35 ff.)
Und mit Grund!
zu geben, was keine
ganz einfache Sache
war. Geglückt aber
iſt es, wennſchon der
aller Schwarmgeiſte⸗
rei gründlich abholde
Alte, dem nun mal
als Kaufmann der
Spatz in der Hand
zehnmal lieber war
als die Taube auf
dem Dache, im Grun⸗
de des Herzens den
Tauſch niemals gut⸗
hieß. „Tief ergrei⸗
fend,“ ſagt Hermann
Nöldeke, „iſt mir im⸗
mer das Bild, das
nach der Erzählung
meiner Mutter mir
vor Augen ſteht, wie
mein Onkel an einem
trüben, öden Spät⸗
herbſtmorgen in der
Frühe von Hauſe
fortgegangen iſt, um
nach München zu
reiſen, kreidebleich
BESSSSSISFIIITTIIIIIISSSSSSSSZSZZZIZM 27
und mit Tränen im Auge |
über die Erklärung des
Vaters, daß die Rolle
Taler, die er beim Ab⸗
ſchied erhielt, nun das
Letzte ſei, was er von
ihm bekomme.“
In Düſſeldorf, in
Antwerpen und Mün⸗ :
chen holte Wilhelm Buſch ;
ſich für jene Kunſt, die :
*
>
er ſpäterhin übte, das : = % |
nötige Rüſtzeug, und i Und da der Uleine
zwar ſcheint ihm Düſſel⸗ g | Mit Minchen, dem Bienchen, f
dorf von den drei akade⸗ H :
mischen Kunſtſtätten am )%7%••¹o»ͥ» r 8 =
een e dae mar alt . ieh 8 m
das meiſte geboten zu
haben. Der kleinbürgerlich⸗ſelbſtzufriedene Zug in der holländischen Malerei
war dem friedſam in ländlicher Stille erzogenen norddeutſchen Kunſtſchüler
offenbar äußerſt ſympathiſch, mußte er doch ganz von ſelbſt bald verwandte
Saiten in ihm zum Mittönen bringen; was er darüber hinaus zu bewundern
fand an den Bildern der alten holländiſchen Meiſter, das haben wir ja von
ihm ſelbſt ſchon gehört. Wie viel oder wie wenig er praktiſch den Lehrern
der Malſchule zu Antwerpen verdankte, weiß niemand; auch ſeine damaligen
Freunde und Studiengenoſſen Ed. Schulz-Brieſen (dem wir die feinen Buſch⸗
porträte auf S. 4 und 5 zu verdanken haben), Moritz Delfs und Ernſt Stückel⸗
berg hätten uns ſchwerlich darüber aufklären können. Buſch liebte es nicht, ſich
zu offenbaren oder von anderen in die Karten ſehen zu laſſen, damals ſo wenig
wie ſpäter. Wiſſen wir doch nicht einmal, was er in München als Kunſt—
jünger trieb, nachdem ihn Direktor W. von Kaulbach am 25. November 1854
„definitiv in die techniſche Malklaſſe aufgenommen“, obgleich er ſich in der
Iſarſtadt enger als jemals zuvor oder ſpäter an gleichgeſinnte und gleichaltrige
Genoſſen anſchloß. Nach ſeinen eigenen kargen Mitteilungen ſaß bei der da—
maligen akademiſchen Strömung in München (Ph. Foltz, Schmied, Schrau—
dolph uſw.) „das kleine, nicht eben geſchickt geſteuerte Schifflein ſehr bald
auf dem Trockenen“, und die einzige Entſchädigung für den Enttäuſchten
war der verlockende Künſtlerverein Jung-München, dem unter vielen anderen
Theodor Pixis, Fritz Loſſow, Wilhelm Diez, von Angeli, Otto Stöger,
G. Krempelſetzer, der Vereinskomponiſt, und Otto Baſſermann, der ſpätere
Buſch⸗Verleger, angehörten. Das Karikaturenbuch des Vereins, das erhalten
blieb, gewährt uns vortreffliche Einblicke in das vergnügliche Treiben der
immer zu Boshaftigkeiten aufgelegten Akademiker, und was es ver—
.eos.u..,u..,.90..u..,..,ses..9999099999099s22.2.9009d5e909990099.u0982029209e92992900999992200299992922920000020998990202.2909920299099990920920099909990808908909000809009000009909000090089080980 88
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Der Tiſch ift glatt — der Böſe taumelt —
Das Ende naht, — ſieh da! er baumelt!
„Die Bosheit war ſein Bauptpläfter,
Drum,“ fpriht die Tante, „hängt er hier!“
= 00060900686000900009099806090988909062902 0009000909902 0000990000 0
Aus: „Hans Huckebein, der Unglücksrabe“. (Deutſche
Verlag3-Anftalt in Stuttgart; zu S. 39 u. 57)
ſchweigt, hat
unerwartet Beſuch, fi
zum Teil weni
Gelegenheit des
ſten Geburtstage
helm Buſchs luſtig
erzählt. „Was er eige
trieb, wußte niemand. Be
kam er in ſeiner Wohnung
ſchwand gewöhnlich i
ob ein angefangenes Ge⸗
dicht oder eine in Arbeit
befindliche Skizze oder eine
Regensburger Wurſt,
er vor dem eintretenden
Freunde retten wollte. Bei
den ſonntäglichen Fuß⸗
wanderungen in das Iſar⸗
oder Würmtal oder an den
Starnberger See hatte
Buſch meiſt ein Notiz⸗
büchlein bei ſich; bald
fielen ihm ein paar Verſe
ein, bald ſkizzierte er
irgend einen Gegenſtand
mit wenigen Strichen.
Ebenſo war's bei dem
Sommeraufenthalt im
Gebirge, wobei beſonders
Brannenburg am Inn viel
beſucht wurde. Da ſchien
er zu bummeln; wenn die
anderen ihre Plätze auf⸗
ſuchten und anfingen zu
malen, lag er behaglich
im Gras, rauchte ſein
Pfeifchen und machte ſeine
ſcharfen Bemerkungen und
Witze, während den Aka⸗
demikern der Schweiß von
Stirne rann. Doch wanderte ganz verſtohlen ſein Büchlein aus der
aſche und, wenn es wieder hineinglitt, war einer oder der andere darin
feſtgenagelt. Dieſe Karikaturen tauchten dann in München auf, wenn ſich
dort die Mitglieder des Vereins wieder zuſammenfanden.“
nähernder Vollſtändigkeit
Piber erſchienen die Blätter
N ers 1909 in dem Lebens⸗
bild der Gebrüder Nöldeke,
mit dem zuſammen ſie drei
Jahre ſpäter ins Neue
Wilhelm Buſch-Album
übergingen, das als ein
Ergänzungs- und Gegen⸗
ſtück zum Baſſermann⸗
ſchen „Humoriſtiſchen
Hausſchatz“ herauskam.
Es muß luſtig herge—
gangen ſein in Jung⸗
München, und auf Buſch
ſelbſt muß das fröhliche
Treiben befruchtend und
anregend eingewirkt ha⸗
ben. Nicht nur ſeine
Zeichnungen beweiſen's,
die übermütigen Verul⸗
kungen dieſer und jener
Vereinsmitglieder (Seite
7 —11), auch mancher⸗
lei Verſe aus jener Zeit
und ſogar ein paar
heitere Singſpiele und
Poſſen, zu denen meiſt
Krempelſetzer die Muſik
lieferte, legen Zeugnis
ab für die ſprudelnde
Manch intereſſanten Beitrag aus dem Karikaturen-Album hat Eduard
n bereits 1886 in ſeiner luſtigen Streitſchrift veröffentlicht; in an⸗
Gemalt von Franz von Lenbach, radiert von Wilhelm Hecht
Aus „Nord und Süd“, Verlag der Schleſiſchen Buchdruckerei,
Kunſt⸗ und Verlagsanſtalt (vorm. S. Schottlaender), A.⸗G.,
in Breslau
Laune des werdenden Humoriſten. Das Münchener Bier, dem er
kräftig zuſprach, mag das Seinige dazu beigetragen haben.
München, Kneipzeitung und Karikaturen-Album aber hatten für Buſch
über alles „Selbſtpläſier“ hinaus noch das weitere Gute, daß ſie den
alten Kaſpar Braun, der 1844 die Fliegenden Blätter begründet hatte,
auf ihn aufmerkſam machten. Hier war ein vielverſprechendes Talent,
222227 een das man aus⸗
nutzen mußte, und
da Wilhelm Buſch
von dem offenbar
immer noch nicht
mit dem brotloſen
Künſtlerberufe
verſöhnten Vater
: recht knapp an
: Zafchengeld ges
i halten wurde, jo
: nahmermitZreu
: den die Öelegen-
heit wahr, feinem
ſchlaffen Geld⸗
mäßige Mitarbeit
Hier ſieht man ihre Trümmer rauchen. : den aufzuhelfen. |
Der Reſt iſt nicht mehr zu gebrauchen. : Die erſten Bei⸗ i
1 Ben 3 4 we a träge lieferte er im
us: „Die fromme Helene“. (Fr. Baſſermannſche Verlags-Buchhandlung RN
November 1858;
in München; zu S. 39 u. 57) ö
. | das überhaupt
erſte Bild, das er für die Offentlichkeit ſchuf, war „Der harte Winter“:
beutel durch regel⸗
an den Fliegen⸗
zwei Männer mit Schlittſchuhen, die im ärgſten Winterfturm mühſam
durch kniehohen Schnee ſtapfen; den Text dazu bildet ein kleines Ge⸗
ſchichtchen aus dem hannoverſchen Sagenkreis. Der eigentliche Buſch-Vers
begegnet uns nicht in den erſten Jahren ſeiner Mitarbeiterſchaft an dem
Münchner Witzblatt, vielmehr beſchränkte er ſich vorderhand darauf, ent⸗
weder die von anderen gelieferten Witze und Schnurren zu illuſtrieren oder
eigene Proſatexte zu ſeinen Bildern zu ſchreiben (Abb. S. 12 - 15). Wer
ſich im einzelnen unterrichten will über Buſchs Werdegang an den Fliegenden
Blättern, der braucht nur Albert Vanſelows hübſches Buch über „Die
Erſtdrucke und Erſtausgaben der Werke von Wilhelm Buſch“ in die Hand
zu nehmen und den dritten Teil des bei Braun & Schneider erſchienenen
„Kunterbunt“ dazu aufzuſchlagen; er findet darin den geſamten köſtlichen
Bilder- und Texteſchatz Wilhelm Buſchs, der bis zum Jahre 1911 in
den alten und älteſten Jahrgängen der Fliegenden Blätter in Vergeſſenheit
ſchlummerte, unbekannt ſelbſt den genauen Kennern des Lebenswerks,
weil er zum Teil nicht vom Künſtler ſigniert worden iſt. Es war
nicht nur ein Akt pietätvoller Buſchverehrung, es war auch ein wirk⸗
lich verdienſtvolles Werk, die noch immer verſtreuten Erzeugniſſe des
Dichterzeichners geſammelt herauszugeben, weil ſie das Bild ſeiner künſt⸗
.. BIEEIIFERTIUCAC IT IST SS S3SSSISSSSISZN 31
eriſchen Perſönlichkeit abermals ſchärfer und deutlicher machen und namentlich
auf ſeine zeichneriſche Entwicklung intereſſante Schlaglichter werfen. Die
erſte jener eigentlichen Bildergeſchichten, die für Buſch ſpäter charakteriſtiſch
wurden, erſchien im Jahre 1860 unter dem Titel „Die Maus oder die
geſtörte Nachtruhe“, und gleich in der folgenden Nummer der Fliegenden
findet ſich das berühmte „Naturgeſchichtliche Alphabet“, das bald darauf
ebenſo wie ſeine übrigen umfangreicheren Beiträge erneut in den Münchner
Bilderbogen veröffentlicht wurde. (Abb. S. 17—19.)
Das Honorar für die Beiträge Buſchs war nicht reichlich bemeſſen;
der alte Braun war Geſchäftsmann und ging von dem einmal bewilligten
Satze von etwa drei Gulden für die Zeichnung nicht ab. Aber gleichviel:
vob die Verleger recht oder unrecht gehabt, jedenfalls haben fie Reklame
für mich gemacht“. Grund genug für den werdenden wie für den fertigen
Humoriſten, die Honorarfrage gelind anzuſehen. „Obgleich der alte Knabe
(Kaſpar Braun nämlich) meine Adreſſe nicht wußte, als andere Verleger
darnach fragten,“ ſchrieb der Meiſter im Jahre 1886 an Proelß, „obſchon
er in den ſechziger Jahren in einem Artikel über ſich und ſeine Mitarbeiter
den Grafen Pocci mit einer Zeichnung ausſtattete, die von mir war;
obſchon er mir, trotz ſpärlichen Honorars, auch noch das Manufkript
mit den Originalzeichnungen zu Max und Moritz abbettelte — könnte
er jetzund, wo er auch ſei, zu mir herauf oder herunter ſteigen, ich gäbe
„Und ach! wie iſt es hierzuland :
Doch jetzt ſo ſchrecklich anigant!“ 5
> Aus: „Die fromme Helene“. (Fr. Baſſermann in München; z. S. 39 u. 62)
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3
„Erſtens, Geliebte, iſt es nicht ſod Zweitens, das Laſter dahergegen
fe x; > *.
“..o.........
*
„ee.
— * 2 x *
Wie kommt das nur d So hör ich fragen. Das machet, drittens, die böſe Seit,
Oh, Geliebte, ich will es Euch ſagen. Man höret nicht auf die Geiſtlichkeit.
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Aus: „Bilder zur Jobſiade“. (Fr. Baſſermannſche Verlags - Buchhandlung in München;
zu S. 39 u. 62)
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ihm lächelnd die Hand, falls das bei einem Geiſt überhaupt rätlich iſt.“
Trotz des beſcheidenen Drei-Gulden-Honorars übergab er dem Fliegenden⸗
Blätter-Verlag alſo auch noch das Buch, das ihn raſcher als alle vorauf-
gegangenen Schöpfungen volkstümlich machte: „Max und Moritz“.
Es war nicht ſein Erſtlingsbuch, wie man meiſtenteils annimmt, wohl
aber ſeine erſte zuſammenhängende größere Schöpfung. Schon 1864 hatte
er bei J. H. Richter in Dresden, einem Sohne des liebenswürdigen
Malers der ſonnig- behaglichen Kleinbürgerwelt, ein Bändchen „Bilder⸗
poſſen“ mit Text erſcheinen laſſen, das die vier kleinen Geſchichten „Der
Eispeter“, „Katze und Maus“, „Kriſchan mit der Piepe“ und „Hänſel und
L 57575 S 33
Sermalmet fie! Zermalmet fie!
Sie müſſen all in der Hölle braten!!| Nicht eher wird es anders allhie.
Aber Geduld, geliebte Freunde! Als Hieronymus geredet alfo,
Sanftmütigkeit ziert die Gemeinde!“ Stieg er herab und war ſehr froh.
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Aus: „Bilder zur Jobſiade“. (Fr. Baſſermannſche Verlags⸗Buchhandlung in München; zu S. 39 u. 62
Gretel“ in ſich vereinigte (Abb. S. 21). Das Buch war aber garnicht
gegangen, ſo wenig, daß Richter ſich nach dieſem Mißerfolge nicht einmal
zur honorarfreien Verlagsübernahme von „Max und Moritz“ zu entſchließen
vermochte. So ſchickte Buſch denn das Manuffript ſeiner Bubengeſchichte
im Februar 1865 an Kaſpar Braun mit der Bitte, „das Ding recht
freundlich in die Hand zu nehmen und hin und wieder ein wenig zu
lächeln. Ich habe mir gedacht, es ließe ſich als eine Art kleiner Kinder—
Epopöe vielleicht für einige Nummern der Fliegenden Blätter und mit
entſprechender Textänderung auch für die Bilderbögen verwenden.“ Und
Kaſpar Braun lächelte wirklich. Er veröffentlichte die Kinder- 1 weder
Neumann, 9 Buſch
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Eben wandelt in der ſtillen
Abendkühle der Natur
Baſe Gelika im Garten —
Horch! da tönt der Racheſchwur!
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Aus: „Pater Filucius“. (Fr. Baſſermannſche Verlags⸗Buchhandlung in München; zu S. 39)
in den Fliegenden Blättern noch in den Münchner Bilderbogen, ſondern
in Farben geſetzt“ (vom Künſtler natürlich) in Buchform
gab ſie „gar ſchön
heraus und er⸗
zielte damit trotz
des anfänglichen
Widerſpruchs der
Pädagogen, die
vielleicht eine
Nachahmung die⸗
ſes und jenes Bu⸗
benſtreichs fürch⸗
teten, großen Er⸗
folg. In weit
mehr als einer
halben Million
von Exemplaren
iſt „Max und
Moritz“ heute ver⸗
breitet, ins Por⸗
tugieſiſche, Eng⸗
liſche, Schwediſche,
Walloniſche und
Japaniſche über⸗
Hingegen dieſe, voll Empfindung,
Erſtreben herzliche Verbindung.
Aus: „Dideldum!“ (Fr. Baſſermannſche Ver⸗
lags⸗Buchhandlung in München; zu S. 42)
ſetzt, auf der Bühne
geſpielt (zuerſt
1878 im Groß⸗
herzoglichen Hof⸗
theater zu Mann⸗
heim) und vom
Geſangspodium
herab unzählige
Male geſungen
worden. Es gibt,
wie ich glaube,
keinen Gebildeten,
der nicht ein oder
das andere Zitat
aus dem luſtigen
Kinderbuch ſchon
im Munde ge⸗
führt und nicht
ſchon mittelbar.
oder unmittelbar
mit dem Schneider
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: So ſchrie man laut und fürchterlich. :
: Der Tiſch fällt um. Man prügelt ſich. — :
Aus: „Der Geburtstag oder Die Partikulariſten“. (Fr. Baſſermannſche Verlags-Buchhandlung in
München; zu S. 54)
Böck oder der Witwe Bolte, „die das auch nicht gerne wollte“, Bekannt—
ſchaft gemacht hätte (Abb. S. 24 — 25).
Gleichzeitig mit „Max und Moritz“, vielleicht gar noch vor dieſem
(bei Buſch tappt man, wie ſchon geſagt, oft im Dunkeln bezüglich der
Entſtehungsgeſchichte feiner Bücher) entſtand der fo grundſätzlich anders
geartete „Heilige Antonius von Padua“, die ganz aus dem ſonſtigen
3 *
36 PSSS> S S e ä
Etwas nicht alleine kann,
Iſt ſie gleich darauf bedacht,
Daß ſie es zurechte macht.
Aus: „Abenteuer eines Junggeſellen“.
(Fr. Baſſermannſche Verlags⸗Buchhand⸗
lung in München; zu S. 42)
für die Herausgabe des ge⸗
fährlichen Buches verſagte
dem Käufer dann plötzlich der
Mut. Erſt ſechs Jahre ſpäter
erſchien die Satire, und zwar
nicht bei Hallberger, ſondern
bei Moritz Schauenburg in
Lahr, der die für fünfhundert
Taler gekauften Holzſtöcke
übernommen hatte.
Zu irgendwelchen nach—
teiligen Folgen für Verfaſſer
und Verleger führte die Ver⸗
öffentlichung jedoch nicht. In
Rußland und Oſterreich (nach
Vanſelows Angabe auch in
Bayern) war das Buch lange
verboten, und Schauenburg
ſelbſt wurde namentlich wegen
der Schlußworte der Dich—
tung, die Maria an den
Und auch, wenn er dann und wann
Lebenswerk herausfallende |
noch in Bildern und Verſen die
ſchaft nirgends verleugnende
Satire auf die Ultramontanen
S. 26). Bereits im Jahre!
hatte Buſch dem Verleger Karl!
berger, dem „roten Hallberger“,
er ihn zum Unterſchied von dei
Firma Eduard Hallberger in Stu
gart nannte, das druckfertige Ma⸗
nuſkript des Antonius zum Kaufe
angeboten, und der Handel war auch
zum Abſchluß gekommen, obgleich der
Verleger eine teilweiſe Zahlung des
Honorärs in Zigarren anbot. Die
Holzſtöcke wurden angefertigt, allein
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——ds u.: „„
Hier ſitzt Knopp am ſelbigen morgen
Greulich brütend im Stuhl der Sorgen;
Tyrann vom Scheitel bis zur Zeh;
Und heftig tut ihm der Daumen weh.
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us: „Herr und Frau Knopp“. (Fr. Baſſermannſche Ver⸗
lags⸗Buchhandlung in München; zu S. 42)
mit feinem treuen
Schwein vor der Him⸗
[en]
melspforte knienden
Antonius richtet:
Willkommen! Gehet ein
in Frieden!
Heier wird kein Freund
vom Freund geſchieden.
Es kommt ſo manches
Schaf hinein,
Warum nicht auch ein
\ braves Schwein?
wegen Religionsver⸗
letzung angeklagt, vor
demBadiſchen Kreis⸗
und Hofgericht in
Offenburg aber frei⸗
geſprochen. Buſch,
der nicht mit ange⸗
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i Julchen iſt nun wirklich groß, i
: Pfiffig, fett und tadellos, :
Und der Vater ruft: was feh :
: ich?
Die Mamſell ift heiratsfähig! :
Aus: „Julchen“. (Fr. Baſſermannſche
Verlags⸗Buchhandlung in München)
Jetzt kommt Mutter, jetzt kommt Tante,
Beide ſchon im Nachtgewande.
Oh, das war mal eine ſchöne
Kührende Familienſzene!!! —
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klagt war, nahm auch
nicht teil an der hoch⸗
notpeinlichen Ver⸗
handlung, wohl aber
rechtfertigte er die
Tendenz ſeines Wer⸗
kes in einem aus⸗
führlichen Schreiben
an Schauenburg:
„Wenn das Buch
eine Ironie enthält,“
hieß es darin nach
Otto Nöldekes Mit⸗
teilung, „ſo geht
dieſelbe gegen die
Darſtellung in ka⸗
tholiſchen Wunder⸗
büchern und iſt da⸗
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Aus: „Julchen“. (Fr. Baſſermannſche Verlags⸗Buchhandlung in München; zu S. 42) AR
„Schau ſchau!“ ruft fie in Schmerz verſunken,
„Mein guter Swiel hat ausgetrunken!
Von nun an, liebe Madam Pieter,
Bitt ich nur um ein Viertel Liter!“
Aus: „Die Haarbeutel“. (Fr. Baſſermannſche Verlags⸗Buchhandlung in München; zu S. 42 u. 57)
durch veranlaßt. Z. B. findet ſich in „Unſerer lieben Frauen⸗Kalender“
eine Stelle mit Bild, wo Maria den frommen Kloſterbruder an ihren
Brüſten ſaugen läßt. Dieſe Übertreibung des Marienkultus iſt in dem
Büchlein karikiert. Die Perſon der Maria iſt, ſoweit in meinen Kräften,
ideal dargeſtellt. Jeder Unbefangene muß dieſe Abſicht erkennen und wird
nichts Lüſternes finden. „Uppig“ ſind die Zeichnungen nicht; ſo könnte man
die Darſtellungen der großen Meiſter nennen, die die Geſtalten der Heiligen
Geſchichte mit allen Reizen der Farbe und Form ausgeſtattet haben und
ſie in voller Nacktheit und in der Fülle ihrer geſchlechtlichen Schönheit
zeigen. Wer eine geſunde Phantaſie hat, wird da nur das Schöne,
aber in den kindiſch-humoriſtiſchen Darſtellungen des Büchleins auch nur
das Drollige ſehen. Das Lächerliche und Wollüſtige ſind geradezu
Gegenſätze, und es zeigt ſich die Übertriebenheit der Anklage darin, daß
fie etwas Tadelnswertes mit Gewalt finden und an den Haaren herbei—
ziehen will.“ Die beanſtandeten Sätze wurden in einigen Auflagen des
Antonius weggelaſſen, ſpäter jedoch wieder aufgenommen.
Während das Buch bei Hallberger ſeiner Drucklegung entgegen⸗
ſchlummerte, blieb Wilhelm Buſch wie bisher eifriger Mitarbeiter der
Fliegenden Blätter, ohne daß ihm die Veröffentlichung von „Max und
Moritz“ vorderhand zur Herausgabe weiterer kontinuierlicher Bilder—
geſchichten Veranlaſſung gab. Erſt 1869 erſchien „Schnurrdiburr oder
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die Bienen”, und erſt im Kriegsjahr 1870, dem Jahr der Geburt des
Antonius, wurde der treffliche, mit den Erfolgen von Max und Moritz
fortan wetteifernde Unglücksrabe „Hans Huckebein“ flügge (Abb. S. 28).
Die ſämtlichen anderen Bücher von Wilhelm Buſch, ſoweit ſie nicht wie die
„Schnaken und Schnurren“ nur Wiederholungen früherer Bildergeſchichten
waren, erſchienen erſt nach den Kriegsjahren, nachdem auch die Mitarbeit
aan den Fliegenden Blättern mit der Geſchichte „Der haſtige Rauſch“ ihren
Abſchluß gefunden hatte. Das Jahr 1872 brachte „Die fromme Helene“
(Abb. S. 30 —31), die „Bilder zur Jobſiade“ (Abb. S. 32 — 33), zu denen
der Plan der Groteſchen Verlagsbuchhandlung in Berlin, eine zeitgemäß
illuſtrierte Neuausgabe des Kortümſchen Werkes zu veranſtalten, die An—
regung gab, den allegoriſchen „Pater Filucius“ (S. 34) und das Bilderbuch
„Die kühne Müllerstochter — der Schreihals — die Priſe“. Von da an
erfreute dann Buſch Jahr für Jahr ſeine raſch ſich vermehrenden Freunde
durch neue Bücher, bis er mit „Maler Kleckſel“ (1884) der Schöpfung
ſeiner Bildererzählungen ein Ende ſetzte. Die Proſabüchlein „Eduards
Traum“ (1891) und „Der Schmetterling“ (1895), mit denen er ſpäter
noch überraſchte, ſind anderer Art als die früheren Werke, Schöpfungen
des mittlerweile ſchon ganz in ſich eingeſponnenen, ganz Philoſoph und
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Das Eiſen glüht, es ziſcht das Ohr,
Ein Dampfgewölk ſteigt draus hervor.
Aus: „Fipps, der Affe“. (Fr. Baſſermannſche Verlags-Buchhandlung in München; zu S. 42)
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soou.....„.„.s„„„...„.„„„..„„.„..„e.0200080800s...,......s........ s.....................eesees:
„Warte, Pliſch! du Schwerenöter!“
Damit reichte ihm der Peter
Einen wohlgezielten Hieb. —
Das iſt aber Paul nicht lieb.
—
Aus: „Pliſch und Plum“. (Fr. Baſſermannſche Verlags⸗Buchhandlung in München; zu S. 42)
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2 Elze > ; Ba 8 8
Einſiedler gewordenen Wilhelm Buſch, nur für beſinnliche Leſer geeignete, 5 9
aber für dieſe auch wirklich ſehr hübſche und anregende Produkte der Neigung
ihres Verfaſſers, „in der Gehirnkammer Mäuſe zu fangen, wo es nur
gar zu viel Schlupflöcher gibt.“ „Eduards Traum“ nannte er ſelbſt einmal
einen „kleinen Scherz, nicht ohne Fleiß, denk' ich, durchdacht, zur Unter⸗
haltung für Wenige, die an ſo was Vergnügen finden. Die Probleme
ſind eingewickelt und wollen nicht losgemacht ſein. Sonſt müßte man dem
Vogel die Federn ausrupfen, und dann fliegt er nicht mehr.“ Dasſelbe
gilt von dem „Schmetterling“, obgleich die Probleme bei dieſem viel loſer
verpackt und verſchnürt ſind. Sein letztes Buch, das er ſelbſt noch zum
Druck gab, war die ſchon erwähnte Sammlung von hundert Gedichten
„Zu guter Letzt“ (1904), die mit der drei Jahrzehnte früher erſchienenen
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„Kritik des Herzens“ und der erft nach feinem Tode veröffentlichten
Gedichtſammlung „Schein und Sein“ in dieſelbe Gattung gehört. (Siehe
S. 46 und 48.) | |
N Was ſollte er uns nach dem Vielen noch bieten? Ihm bangte wie
jedem echten Künſtler vor Wiederholungen, und die Gefahr, daß ſie kommen
mußten, lag nahe. Wie viele luſtige Einfälle waren allein in den fünfzig
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Vergebens iſt die Kraftentfaltung;
Der Sahn verharrt in ſeiner Haltung.
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Aus: „Balduin Bählamm, der verhinderte Dichter“. (Fr. Baſſermannſche Verlags⸗Buchhandlung
in München; zu ©. 42 u. 62)
Münchner Buſch⸗ Bilderbogen verwertet, die im Laufe 145 Jahre a .
ſeiner Werkſtatt hervorgingen! Wie viele komiſche Situationen hatte ſein
Zeichenſtift außerdem feſtgehalten, ſeine Feder gloſſiert! Und dazu die
lange Reihe der Bücher von „Schnurrdiburr“ bis zu „Maler Kleckſel x
(S. 43). Er hatte in der Knopp⸗-Trilogie: „Abenteuer eines sung
geſellen“ (1875), „Herr und Frau Knopp“ (1876) und „Julchen“ (1877),
die ich neben der Frommen Helene für ſein reifſtes und beſtes Erzeugnis f
halte (Abb. S. 36 — 37), dem biederen deutschen Philiſter bis in die innerften
Herzfalten geſchaut, in den „Haarbeuteln“ (1878) die fröhlichen Zechbrüder
aufs Korn genommen (S. 38), in „Fipps der Affe“ (1879) und „Pliſch
und Plum“ (1882) den Tieren die heiteren Seiten ihres Weſens abgelauſcht
(S. 39 — 40), in „Balduin Bählamm“ (1883), dem verhinderten Dichter,
gewiſſermaßen ein Gegenſtück zu Kleckſel, dem Maler, geſchaffen (S. 41)
und im „Geburtstag“ (1873) wie in „Dideldum“ (1874) feinen Humor
kräftig ſprudeln laſſen (S. 3435). Daneben hatte er obendrein auch den ;
Kindern noch ein paar vortreffliche Bücher beſchert: „Sechs Geſchichten für
Neffen und Nichten“ und „Der Fuchs — die Drachen, zwei luſtige Sachen“,
die beide im Jahre 1881 herauskamen (Abb. S. 20 — 21). Zumal bei dem
erſteren weht durch die anmutigen, in zinkographiſchem Farbendruck her⸗
geſtellten Bilder und die ſie begleitenden Textverſe ſo zarte Märchen⸗
ſtimmung und Märchenpoeſie, daß die verhältnismäßig geringe Ver⸗
breitung des Werkes im höchſten Maße verwunderlich iſt. Was ſollte er
uns nach dem allen noch geben? Vielleicht wäre aus den Entwürfen, die
ſpäter bekannt wurden, nochmals ein luſtiges Büchlein geworden, ein
beſſeres jedenfalls nicht, als die voraufgegangenen waren. „Das ſind
unwillkürliche Ausſchwitzungen wie Biſam und Moſchus,“ hatte er früher 1
einmal mit Bezug auf die Bilder zur Jobſiade an Baſſermann geſchrieben,
„und alles Reden iſt vergeblich.“ Er wird wohl gewußt haben, weshalb
er Mitte der achtziger Jahre die Muſe auf Urlaub b um ſie nur
noch gelegentlich zu ſich zu bitten.
Inzwiſchen war auch im Menſchen Buſch jene innere Wandlung vor
ſich gegangen, die ſich im ſtändig wachſenden Hang zum Alleinſein äußerte,
ihn immer mehr der Großſtadt und ſeinen einſtigen Freunden entfremdete
und ſchließlich zu jenem beinahe menſchenſcheuen Einſiedler und Sonderling
machte, als der er uns aus den letzten Jahrzehnten ſeines Lebens bekannt
iſt. Faſt alle feine Bücher und Bildergeſchichten waren bereits in Wieden⸗
ſahl, in der ländlichen Stille entſtanden, wo er entweder im Elternhaus
(der Vater ſtarb 1868, die Mutter 1870) oder in der Pfarre des Schwagers
Nöldeke Einkehr hielt; den größten Teil des Jahres indeſſen pflegte er
doch ſtets in München und ſonſtwo bei Verwandten und Freunden zu
verbringen. Seit Mitte der ſiebziger Jahre war das aber anders geworden.
Immer ſeltener wurden ſeine Reiſen und immer kürzer ſeine Beſuche der
kunſt⸗ und bierberühmten Reſidenz, und als gar im Jahre 1878 der Pfarrer
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| Noldeke ſtarb und deſſen Witwe mit ihren drei Söhnen allein ſtand, da
ſiedelte Wilhelm Buſch ganz und gar in das Heimatneſt über, um ſich
mit ſeiner Schweſter Fanny in die Sorge für ihre Kinder zu teilen. Auf
feine Koſten wurde das Wiedenſahler Pfarrwitwenhaus freundlich und
wohnlich neu hergerichtet, und ſelten, ganz ſelten kroch nun noch der Dachs
aus dem Bau. „Mit ein paar Angehörigen, die ich liebe,“ heißt es in
einem Briefe an Paul Lindau, „wohne ich längſt in äußerſter Beſcheidenheit,
WW RE wahrſchen.
der Erwar⸗ licher die Ge⸗
tung, ſo leicht i legenheit, ji)
nicht erwiſcht ; in aller Stille
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der Welt, wo: ſchneuzen.“
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ol Aus „Maler Kleckſel“. (Fr. Baſſermannſche Verlags-Buch⸗ 1 0 5
gt, handlung in München; zu S. 42) ö aldern,
daſelbſt um ſo Wieſen und
Feldern lag. Tageszeitungen, Zeitſchriften und gute Bücher, Pinſel und
Palette ſchützten ihn vor der Gefahr der Verſimpelung, aber ob es ihm
trotzdem „getaugt“ hat, dies gleichförmige, abwechſlungsloſe Selbander—
leben mit ſeiner nur zwei Jahre jüngeren Schweſter?
Wer einſam iſt, der hat es gut,
Weil Keiner da, der ihm was tut,
philoſophierte er zwar in einem vermutlich auf dieſe Wiedenſahler Einſiedelei
gemünzten Gedichte (S. 46), aber wir hören doch auch von den nächſten
Verwandten, daß er allmählich ſo einſilbig ward und ſich langſam ſo voll—
kommen eingrübelte, daß ſeine Stimmung beängſtigend wurde und die ihm
44
Naheſtehenden ernſtlich erwogen, ob es nicht ratſam oder gar nber
ſei, dieſer zumal in den langen Wintern unſäglich öden Zurückgezogenheit
ein Ende zu machen. Man trat dem Gedanken näher, nach Bückeburg zu
ziehen, nach Celle oder nach Wolfenbüttel, wo Buſchs Bruder Guſtav eine
Konſervenfabrik beſaß und wo er ſelbſt früher gerne geweilt und gemalt
hatte, aber immer blieb's wieder bei Wiedenſahl. Bis 1898 Otto Nöldeke,
der jüngſte der drei
Neffen, von ſeiner
erſten Pfarrſtelle nach
Mechtshauſen am
Harz verſetzt wurde
und die beiden ver⸗
einſamten Alten aus
Wiedenſahl zu ſich
herüberzog. Dort hat
Wilhelm Buſch dann
das letzte Jahrzehnt
ſeines Lebens ver⸗ |
bracht, geliebt und
vergöttert von allen,
die um ihn waren;
und iſt dort auch
friedlich hinüberge⸗
ſchlummert ins große
Vielleicht eines beſſe⸗
ren Jenſeits, ein ſtill;
zufriedener Erdenpil n
ger, dem das Schickſal
gewährt hatte, was
er von ihm wollte.
Die große Welt
kam nicht zu ihm in
ſeine Klauſe, ſeitdem
2 Wilhelm Buſch. Aufnahme zum 70. Geburtstag er ſich beſchaulich |
„ins ſelbſtbewußte |
Sein“ zurückgezogen hatte, umſo mehr aber kam er in all jeinen Büchern
zur großen Welt. Und wie ihn dieſe bei Lebzeiten mehrfach geſtorben
ſein ließ, ſo iſt er jetzt, da ihn wirklich die kühle Erde des kleinen Mechts⸗ |
hauſener Kirchhofes deckt, für die Welt fo lebendig wie jemals. Man
hält ihn nicht mehr für den bloßen Spaßmacher, der er im Anfang ſeiner
Künſtlerlaufbahn zu ſein ſchien, ſondern man würdigt ihn heute als
lachenden Philoſophen, der das Leben des Homo sapiens, ſpeziell der
Philiſter und Spießbürger benamſeten Untergattung, in Bild und Wort
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Wilhelm Buſch im Verwandtenkreiſe
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gleichſam auf kurze, treffende Formeln zu bringen wußte, der uns das
Leid der Welt, wie es in einem feinen poetiſchen Nachrufe Fritz v. Oſtinis
hieß, im hohlen
Spiegel zeigte,
weil er den bitte⸗
ren Kern dieſes
Erdenlebens zwar
kannte, im tiefſten
Grund ſeiner See⸗
le indeſſen trotz al⸗
lem ein Freier und
Fröhlicher war.
„Lachen iſt mir
ein Ausdruck rela⸗
tiver Behaglich⸗
keit. Der Franzl
hinterm Ofen
freut ſichder Wär⸗
me umſo mehr,
wenn er ſieht, wie
ſich draußen der
Hanſel in die
Fanny Nöldeke, Wilhelm Buſchs Schweſter
Nach einer Photographie
rötlichen Hände
puſtet. Zum Ge⸗
brauch in der Of—
fentlichkeit habe
ich jedoch nur
Phantaſiehanſeln
genommen. Man
kann ſie auch beſ⸗
ſer herrichten nach
Bedarf und ſie
eher ſagen und tun
laſſen, was man
will. Gut ſchien
mir oft der Tro⸗
chäus für biederes
Reden; ſtets prak⸗
tiſch der Holz⸗
ſchnittſtrich für
ſtilvoll heitere Ge⸗
ſtalten. So ein
.....n„„„e„„„„„e„sssssssnssessssssnsssssseessnnscneneenenesnunnennnensenssnnnennsseneeeencnnn nen.
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Nachbildung in Originalgröße der Buſchſchen Niederſchrift des Gedichtes „Der Einſame“
aus „Zu guter Letz“. (Fr. Baſſermannſche Verlags⸗ Buchhandlung in München; zu S. 41)
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_ BSESSSSSSSTTIUTTTTZTTSTSTSTTSTTTTETETTTTN 11
Kaonturweſen macht ſich leicht frei von dem Geſetze der Schwere und
kann, beſonders wenn es nicht ſchön iſt, viel aushalten, eh' es uns
weh tut. Man ſieht die Sache an und ſchwebt derweil in behag⸗
Wilhelm Buſch. Aufnahme aus feinen letzten Jahren von Hans Müller-Brauel in Zeven
lichem Selbſtgefühl über den Leiden der Welt, ja über dem Künſtler,
der gar ſo naiv iſt.“ Kurz und treffend hat er ſein Werk und ſich ſelbſt
ſo gekennzeichnet. „Man denkt ſich halt“ — heißt es in dem Begleit—
gedicht zu der am 75. Geburtstage Buſchs erſchienenen Jubiläumsausgabe
der „Frommen Helene“ —:
—
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Nachbildung in Originalgröße der Buſchſchen Niederſchrift des Gedichtes „Bewaffneter
Friede“ aus „Zu guter Letzt“. (Fr. Baſſermann in München; zu S. 41)
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Hans Huckebein
ſich vor Schmerz
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Aus dem Stammbuch von Hans Müller - Brauel
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Man denkt fich halt: Es ift ja Phantaſie,
Ein Puppenſpiel. Wir täten ſo was nie. Geruhig leben, recht gehudelt werden,
Und eben dies macht uns ein Hauptvergnügen, Daß ſie vor Arger faſt die Kränke kriegen
Wirklich, es iſt ſo. Wir alle, die ſeine Bildergeſchichten ſo gern in
Wenn Biederleute, die allhier auf Erden
die Hand nehmen, find Franzlnu am warmen Ofen, denn wir alle ſchmunzeln
••3F1j1 N Nacht auf der Re⸗
haglichem Selbſt⸗ gentonne zu Eis
erſtarrt (S. 38),
direkt aus der Hei⸗ und der Bauer
delbeerkompott⸗ Bunke ſich ſtatt
ſchüſſel kommende ins Bett in den
weichen, aufge⸗
henden Brotteig
legt; wenn im
„Geburtstag“ die
Ehrenkutſche des
der Tante über
die friſchgebügelte
Wäſche läuft,
Affe dem Bauern langen Korte mit
das Ohr mit der Stinkels faulen
glühenden Brenn⸗ Eiern verunglückt
ſchere kräuſelt
(S. 39) oder den
und die Ehren⸗
jungfern „in Ei⸗
gelb merklich ein-
gehüllt“ aus der
Kutſchenpforte
herausſteigen,
krümmenden Ne⸗
ger am Naſen⸗
ring hinter ſich
herzieht, wenn oder wenn ſonſt
Meiſter Zwiel Buſchs Schweſter Fanny Nöldeke. Bleiſtift⸗ eine der Buſch⸗
nach durchkneipter zeichnung von Wilhelm Buſch ſchen Geſtalten
Neumann, Wilhelm Buſch 4
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zu S. 13 ff.)
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“, „Das Nilpferd“ und „Unverhofft“
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in „Hernach“. (Lothar Joachim Verlag in München
Entwürfe zu den Bildern „Proſit Neujahr
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= den Teufelshumor des auf Bos⸗
beit und Tücke finnenden Objekts,
um mit Viſchers Auch Einer zu
reden, am eigenen Leibe zu ſpüren
bekommt. Die „allgemeine Ten⸗
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denzioſität und Animoſität des
Objekts“ iſt bei Buſch auf den
Gipfel geſteigert, das Unglück
ſchreitet ſchnell bei ihm, und die
verzwickten, qualvollen Zwangs-
lagen, in die er die hundert und
aberhundert Helden und Hel-
dirnnen ſeiner Geſchichten geraten
läßt, ſehen ſich überaus luſtig an
für den unbeteiligten Zuſchauer,
aber ſie erleben ſich ſchlecht.
Blut iſt für Buſch kein be⸗
ſonderer Saft, denn es fließt oft
und ergiebig, und der Tod hält
in ſeinen Bildererzählungen nicht
nur eine gleich große Ernte wie
in den verfloſſenen wilden Ro⸗
manen der Hintertreppe, es iſt
obendrein gar nicht ſelten ein
ausgeſucht ſchrecklicher, peinvoller
Tod, dem die Opfer anheimfallen.
Max und Moritz werden zur
Strafe für ihre Streiche wie
Korn zerſchroten, und „ſogleich
verzehret ſie Meiſter Müllers
Federvieh“; die fromme Helene
verbrennt in der Bezechtheit bei
lebendigem Leibe, nachdem die
Lampe, „gefüllt mit dem Petro—
leum“, auf ſie geſtürzt iſt, während
ihr Ehegatte ſich jämmerlich an
einer Gräte zu Tode huſtet:
Er huſtet, bis ihm der Salat
Aus beiden Ohren fliegen tat;
Alktſtudie. Zeichnung. Aus: „Buſchs;
künſtleriſcher Nachlaß“. (Verlag von:
F. Hanfſtaengl in München; zu S. 11 f.);
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die kühne Müllerstochter tötet drei Räuber, indem fie den erften unter
Mühlſtein zerquetſcht, den zweiten ſich „wie Rollenknaſter“ auf die Welle de
und ſich dann mit dem ganzen Gewicht ihres rundlichen Körpers auf den D
ſetzt; die böſen Buben von Korinth werden „plattgewalzt wie Kuchen
vom großen Faß des Diogenes (S. 17), dem Eispeter und anderen gel
und der verzweifelte Monſieur Jacques lädt während der Belagerung vor
Paris ſeine eigenen Stiefel und ſprengt ſich ſelbſt gegen die Stubendeck
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Raufende Zecher. Zeichnung. Aus: „Buſchs künſtleriſcher Nachlaß“. (Verlag von Franz Hanfſtaengl N
in München; zu S. 11f.) N
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Gegenſtände wild durcheinander ſtürzen, oder heftige Katzbalgereien zwiſchen 1
zeichnet en tolle bei denen a rs 1
etwelchen feindlichen Brüdern, die ſich in ganzen Bilderfolgen mit allerlei
tückiſchem Kampfgerät auf den Leib rücken. Die dem „Geburtstag“ ent⸗
nommene Probe auf S. 35 ift noch ein harmloſer Fall gegen andere, bei
denen Körperverletzungen mancherlei Art an der Tagesordnung ſind. Da
ſauſen Beſen und Stöcke, fliegen Bierſeidel durch die Luft, ſpießen Miſt⸗
gabeln und Degenſpitzen, gehen Schußwaffen los und entleeren ſich große und
kleine Gefäße mit nicht immer harmloſem Inhalt; es muß ſchon ein Wunder
geſchehen, wenn die Beteiligten heil aus dem e hervorgehen ſollen. 255
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Die erſten Gehverſuche. Studienzeichnung aus: „Buſchs künſtleriſcher Nachlaß“. (Verlag von n gran
Hanfſtaengl in München; zu S. 11f.)
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Alter Bauer. Zeichnung. Aus: „Buſchs künſtleriſcher Nachlaß“. (Verlag von Franz Hanfſtaengl
i in München; zu S. 11f.)
Dennoch macht es uns Spaß, dieſes tolle, dramatiſche Geſchehen;
dennoch ſchmunzeln wir ſelbſt bei der abgefeimteſten Grauſamkeit! Wie iſt
das möglich? Nun, weil der goldene Humor Wilhelm Buſchs jede peinliche
Wirkung von vornherein ausſchließt; weil ſeine Verſe das entſetzliche Ge—
ſchehnis mit geradezu teufliſcher Sachlichkeit und Teilnahmloſigkeit feſt—
ſtellen, als handle es ſich um die ſelbſtverſtändlichſten Dinge der Welt, und
dadurch unweigerlich ein befreiendes Lachen erzeugen; vor allem aber, weil
der Verfaſſer nie klein und philiſterhaft mitten drinſteht in ſeinen Bilder—
erzählungen, ſondern jederzeit über ihnen, weil er als Philoſoph mit
56 D=>2>2>2>2>2>2>3>3>2>3>2>3>2>2> 2er ee ee ee ee ==
Studie aus: „Buſchs künſtleriſcher Nachlaß“ (Verlag von F. Hanfſtaengl in München; zu S. 17)
gereifter Lebensanſchauung das tragikomiſche Einzelpech ſeiner Helden
und Heldinnen durch eine glückliche Wendung zur Tragikomödie des
Menſchen überhaupt zu erheben verſteht. „So ſtarben die drei ganz
unverhofft,“ heißt es z. B. am Schluſſe der „Kühnen Müllerstochter“ —
O Jüngling, da ſchau her!
So bringt ein einzig Mädchen oft
. Drei Männer ins Malheur!
Ich möchte den Leſer kennen lernen, der angeſichts dieſer erlöſenden Schluß⸗
verſe nicht den Genuß der dreifachen grauſigen Moritat mit einem
vergnüglichen Lächeln beſcheinigte.
Es iſt ein vergebliches Unternehmen, den Buſchſchen Humor definieren
und analyſieren zu wollen, weil ſeine Wurzeln zu tief in der reichen
Perſönlichkeit des trotz (oder vielleicht auch gerade wegen) ſeiner Einſiedelei
jo abgeklärten Lebens- und Menſchenkenners ſteckten. Paul Lindau hat
es in „Nord und Süd“ einſt verſucht, und die „unverdient liebenswürdige
Viviſektion des Karnickels“ hat dem Meiſter viel Spaß gemacht. Geglückt
aber war ihm ſein Vorhaben trotzdem nicht, ſo wenig es jemals gelingen
wird, Wilhelm Buſch als Philoſophen unter eine Formel zu bringen.
Immerhin hat Lindau das Verdienſt, als Erſter ausführlich auf die
mancherlei Eigenheiten in Stoffwahl und Vortragsweiſe unſeres Humoriſten
verwieſen und dadurch zum kritiſchen Leſen ſeiner luſtigen Bücher den
Anſtoß gegeben zu haben.
Die auffallendſten Beſonderheiten ſind ſchon erwähnt worden: ſeine
Vorliebe für qualvolle Lebenslagen und ſeine im ſchärfſten Gegenſatz dazu
ESS HEHE CC HC HH ——— ZZZZZZZN 57
ſtehenden erſchreckend fachlichen Verſe. Der im furchtbaren Flammentod
endenden frommen Helene widmet er in größter Gemütsruhe den ſchaurigen
Nachruf: Hier ſieht man ihre Trümmer rauchen,
der Reſt iſt nicht mehr zu gebrauchen —
(S. 30), die Geſchichte Hans Huckebeins, der ſich in Strickwolle verheddert
und darnach, vom Tiſch gleitend, aufhängt, ſchließt mit den Worten:
Die Bosheit war ſein Hauptpläſier,
Drum, ſpricht die Tante, hängt er hier —
(S. 28), und Frau Zwiel in den „Haarbeuteln“, die in der Morgenfrühe
ihren ganz Eis gewordenen Mann auf dem Regenfaß ſitzen ſieht, während
ſie gerade mit der Milchfrau verhandelt (S. 38), findet ſich mit dem
Familienverhängnis in folgender Weiſe ab:
„Schau, ſchau,“ ruft ſie, in Schmerz verſunken,
„Mein guter Zwiel hat ausgetrunken!
Von nun an, liebe Madam Pieter,
Bitt ich nur um ein viertel Liter.“
In ſchroffem Gegenſatz zu dieſer haarſträubenden Nüchternheit und Gefühl-
loſigkeit finden wir häufig ein ganz falſch angebrachtes Pathos, wofür u. a.
die Einleitung zur „Frommen Helene“:
Wie der Wind in Trauerweiden
Tönt des frommen Sängers Lied uſw. |
oder die bekannte Klage der Witwe Bolte über ihr von den böfen
Buben gemordetes Federvieh ein ſehr luſtiges Beiſpiel iſt:
Studie aus: „Buſchs künſtleriſcher Nachlaß“ (Verlag von F. Hanfſtaengl in München; zu S. 17)
Fließet ans dem Aug’, ihr Tränen! „
All mein Hoffen, all mein Sehnen,
Meines Lebens ſchönſter Traum
Hängt an dieſem Apfelbaum! a
Oder der Dichter ſtellt umſtändliche wiſſenſchaftliche Beratungen am.
Da 1 vom fürchterlichſten Zahnweh geplagt wird!:
Das Zahnweh, ſubjektiv genommen,
Iſt ohne Zweifel unwillkommen;
Doch hat's die gute Eigenſchaft,
Daß ſich dabei die Lebenskraft, |
Die man nach außen oft verſchwendet,
Auf einen Punkt nach innen wendet uſw.
oder wenn jemand nach einem unerwarteten Backenſtreich verdutzt i in die Welt
ſchaut — „anſtatt ſich erſt mal ſolche Sachen in aller Ruhe klar zu mae
Hier ſtrotzt die Backe voller Saft,
Da hängt die Hand, gefüllt mit Kraft.
Die Kraft, infolge von Erregung,
Verwandelt ſich in Schwungbewegung. f ee
Bewegung, die im ſchnellen Blitze :
Zur Backe eilt, wird hier zu Hitze. f e ee
Die Hitze aber, durch Entzündung 5
Der Nerven brennt als Schmerzempfindung
Bis in den tiefſten Seelenkern,
Und dies Gefühl hat keiner gern.
Ohrfeige heißt man dieſe Handlung,
Der Forſcher nennt es Kraftverwandlung.
Der anſpruchsvolle Vortrag von Vp die mit wirbenofe
Philoſophenmiene verzapft werden: ee
Alſo lautet ein Beſchluß,
Daß der Menſch was lernen muß .,
Liebe — ſagt man ſchön und richtig 5
Sit ein Ding, was äußerſt wichtig .
Vater werden iſt nicht ſchwer,
Vater fein dagegen ſehr .
Muſik wird oft nicht ſchön gefunden,
Weil ſie ſtets mit Geräuſch verbunden uſw.
die Einkleidung von Binſenwahrheiten und Gemeinplätzen in die Form
prunkvoller, beinahe gelehrt klingender Sprüche:
Enthaltſamkeit iſt das Vergnügen
An Sachen, welche wir nicht kriegen ...
Das Gute, dieſer Satz ſteht feſt,
Sit ſtets das Böſe, was man läßt.
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g 1 * . a 5 Er 5 u.
94
Das Pfarrhaus in Mechtshauſen. Aufnahme von Theodor Reinhard in Hildesheim
(Im eren Stock das mittlere Fenſter das des Arbeitszimmers, die beiden rechts daneben die des
Sterbezimmers von Wilhelm Buſch)
der ängstliche Vorbehalt in der Aufſtellung ſolcher Alltagsweisheiten, als
ob etwa Widerſpruch zu befürchten wäre; die Einſchränkung ihrer All—
gemeingültigkeit durch Einfügung von „bisweilen“, „mitunter“, „oftmals“,
„meiſtens“ uſw.; die umſtändliche Beſchreibung der einfachſten Dinge
von der Welt mit „erſtens, zweitens, drittens“ oder „einesteils —
andernteils“; die außergewöhnlich häufige Anwendung klangmalender
Worte, wie in den vielzitierten Verſen:
Ach! — Die Venus iſt perdü —
Klickeradoms! — von Medici! —
all das find ſchon von Lindau aufgeſpürte äußerliche Mittel und Bejonder-
heiten des Buſchſchen Humors, die uns auf Schritt und Tritt in ſeinen
Werken begegnen, von denen wir aber beileibe nicht annehmen dürfen, daß
fie der Dichter gewiſſermaßen abſichtlich nach einer Art Schema oder Rezept
immer neu vor uns auskrame. Im Gegenteil: „ſtets findet Überraſchung
ſtatt, wo man es nicht erwartet hat.“ Der Kern ſeines Humors liegt viel
tiefer, oder richtiger noch: es gibt überhaupt keinen Kern und kein äußeres
Drumherum in der Schöpfung des Dichters. Von ſeinem Humor gilt
dasſelbe, was Goethe von der Natur einſt erklärte: er hat, wie er iſt,
weder Kern noch Schale, alles iſt er mit einem Male. Man fühlt
ſeine Schlagkraft, ſeine zündende Wirkung; man verzieht unwillkürlich
angeben könnte. Angewandte Philoſophie iſt er, die ein
hauers Fußtapfen wandelnder, mit allen Bitterniſſen und K
der Welt und des Lebens vertrauter, in innerſter Seele ab
friſch⸗frei⸗fromm⸗fröhlich gebliebener neuer Demokritos lächelnd
zum beſten gibt.
| Von dem, was Paul Lindau und andere liebevoll i in den Ver 12
an charakteriſtiſchen Zügen aufſpürten und gleichſam für Abſicht, Abfich:
auf die Fine ie 9 00 Ausführungen 0
Debatte zwiſchen ihm und dem 7 die 1877 in 0 M
bekannt zu 1 1 verdient.
Die Unterhaltung brehie ſich um die Möglichkeit 5 w
täuſcht, 1 110 1 der könnte on als 1 a & a zw
zu, daß es meiſterhafte Gemäldekopien gäbe, die ſogar Kenner mit d
Originalen verwechſeln könnten, aber niemals vermöge ein Nachfolge 1
in das Weſen ſeines Vorgängers einzudringen, ſich deſſen Eigenart ſo vi ig
einzuverleiben, daß er im Weſen und in der e des Vorbi
weiter zu ſchaffen imſtande ſei. Die Worte flogen hinüber, herü 1
aber Buſch ließ ſich nicht überzeugen. „Bei Meiſtern von ganz großem
Kaliber,“ meinte er ſchließlich, „mag der Verſuch, das grob Sinn⸗
fällige nachzuahmen, vor Halbblinden allerdings mal gelingen; aber den
möchte ich ſehen, der dem ſimplen Humoriſten von beſcheidenem Format,
der gar nichts Auffälliges an ſich hat, eine Simpelei ſo nachmacht,
daß er einen einigermaßen Feinfühligen über den Urſprung täuſchen
könnte. Der Nachbeter braucht ein Schema, das er dem Vorbilde en
nimmt und an das er ſich halten kann; er muß es ſich aus der Analhſe
des Originals ſchaffen. Nun verſuchen Sie einmal, mich zu 11 5%
ſieren! Sie werden ſehen, wie bei dem erſten Scheidungsexperiment die 195
ganze Geſchichte verduftet und nichts mehr übrig bleibt.“ Er hat 1
behalten — trotz Lindau.
»o0o0000099030900090002020220092900900000000000 020900001 „„ „„ 229 „„ „% „% „% „% „% „ „% „„ %%% % „„ „„ „„ „% 900 00
Wilhelm Buſch. Letzte Aufnahme nach dem Leben
Aufnahme des Ateliers Niederſachſen (Aug. Böhne) in Verden
Was von den Verſen 195 gilt in der Haupt ſache auch von Sen
Bildern. „Nur zu gern,“ heißt es in einem Briefe an Eduard
Daelen vom Januar 1886, „betrachtet man den neckiſchen Zwiſt betrie
ſamer Wünſche mit dem, was nicht ſo will; denn da man das Spiel
durchſchaut, da Verdruß und Ungeſchick bei anderen ſind, ſo fühlt man
ſich derweil an Leib und Seel ſo angenehm gedocken, daß man lachen
muß. Die Neigung, ſich das vorerwähnte Vergnügen auch unabhängig
von der nicht immer gefälligen Wirklichkeit zu ver 1 liegt nahe.
Man ruft ein biſſel Kunſt herbei. Da ſteht z. B. eine Windmühle,
oder ein braver Onkel, oder eine freundliche Tante, oder ein heißer
Ofen, oder eine Tabakspfeife, oder ein Knabe, der Vieles vorhat; und
ein wahrhaft tugendſamer Menſch wär's, der nicht jeden dieſer an ſich
harmloſen Stoffe als eine Quelle der allerpeinlichſten Konflikte zu
benutzen wüßte.“ Buſch war, wir wiſſen es, kein derart tugendſamer 5
Menſch, und wir wiſſen nicht minder, daß das herbeigerufene „biſſel
Kunſt“ ihn befähigte, mit wenigen Strichen die Menſchen und Tiere,
die er aufs Korn nahm, in Ruhe wie Bewegung jo ausdrucksvoll und
lebendig vor uns hinzuſtellen, daß wir ins Tiefſte ihrer Weſensart
ſchauen zu können vermeinen. Man braucht nur die Bilder des Lehrers
Bokelmann in „Pliſch und Plum“, Hieronymus Jobs auf der Kanzel
(S. 32 — 33), das Liebesbriefkapitel in der „Frommen Helene“ (S. 310, 1
den Bilderbogen „Der Partikulariſt“ uſw. anzuſehen, um das beſtätigt zu
finden. Virtuos und geiſtvoll zugleich ſpiegelt Buſch da mit einfachſten
Mitteln den ganzen Menſchen, mit all feinem Sinnen und Trachten, feinen
Affekten und Leidenſchaften. Nichts Menſchliches war ihm fremd, ber
auch nichts Menſchliches gibt es, was er nicht darſtellen konnte und dar
geſtellt hat. Lachen und Weinen, Sanftmut und Tücke, Verwunderung
und Erwartung, Freude und Schmerz, Schreck, Zorn, Grauſamkeit —
die ganze Stufenleiter der Gemütsbewegungen und Gefühlsäußerungen 75
mit all ihren Übergängen hat er als Künſtler heruntergeſpielt. Die
fürchterliche Augenblickswirkung eines Magenbittern und das ſchmerzvolle
Beinſtrampeln eines Menſchen beim Zahnarzt (S. 41) weiß er: eben
„impreſſioniſtiſch“ und „futuriſtiſch“ im Bild zu fixieren, wie die Läufe 0
und Triller des taſtengewaltigen Virtuoſen und die Verwunderung ſeines
ganz Auge und Ohr gewordenen Zuhörers (S. 19). Wir verſtehen es,
wenn er gegenüber ſeinen Verlegern immer von neuem über die Holz⸗
ſchneider klagt, die nicht begreifen wollen, „daß dieſe Sachen trotz allen
anſcheinenden Flüchtigkeit im Ausdruck höchſt gewiſſenhaft ſind“, wenn
er zu einer einzigen Zeichnung Dutzende von Studien machte, bevor fie
ſeinem anſpruchsvollen Künſtlerauge genügte. 5
So wenig ſich aber die Eigenart des Humors ſeiner Texte ergründe
läßt, ſo wenig iſt's möglich, den feinen Humor und die Treffſicherheit
ſeines Stiftes mit Worten zu kennzeichnen. Man muß ſeine Zeichnungen
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Er ; ; inneren Reichtum erfaſſen und 1
wäar ein Eigener, eine Perſönlichkeit.
nicht zum zweitenmal finden. |
„Was aber das Kunſtwerk benift, meine Lieben * heißt es
Proſaſchrift Eduards Traum, „ſo meine ich, es ſei damit
mit dem Sauerkraut. Ein Kunſtwerk, möcht ich ſagen, müßte ge
am Feuer der Natur, dann hingeſtellt i in den Vorratsſchrank der Er
dann dreimal aufgewärmt im goldenen Topfe der Phantaſie, da; a
von wohlgeformten Händen, und ſchließlich müßte es dankbar ge
werden mit gutem Appetit.“ Genießen wir alſo! Mache wir e
die Witwe Bolte in „Max und Moritz“ die auch von er it
in den Keller hinabſteigt —
Daß ſie von dem Sauerkohle
Eine Portion ſich hole,
Wofür ſie beſonders ſchwärmt,
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5 a 26. Raffael. Von Dr. Ernſt Diez
„35/36. Friedrich der Große. Von Dr. Max Hein
ee
„ 60. Goethes Fauſt. Von Karl Strecker
„ 85. Der Hausgarten. Von A. Janſon
= „ 86. Thüringen. Von A. Trinius
„ 91. Der Harz. Von Guſtav Uhl
5 „ 104/105. Goethe. Von Johannes Höffner
„ 140. Hans Thoma. Von Prof. Heinrich Werner
„ 141. Wilhelm Buſch. Von Carl W. Neumann
„ 142. Kino. Von Dr. Max Prels. . .
„ 143. Ernſt Moritz Arndt. Von Dr. Erich Gülzow
„144. Die Mark Brandenburg. Von Erich Griebel.
Bisherige Ausgabe:
„ 32. Millet. Von Dr. E. Diez .
es 53. Ernſt Moritz Arndt. Von Dr. R. Geerds
„ 58. Der Große Kurfürſt. Von Dr. W. Steffens
*
102. Nettelbeck. Von Hans Caſpar Starken
113. Salzkammergut. Von F. Broſch
8 * 2
124. Das perfide Albion. Von Alfred Beijer .
8 * 2
135. Kaiſer Franz Jofef. Von Richard Charmatz.
Vorbereitung.
zurzeit 100% beträgt.
Preisänderungen vorbehalten.
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126. Unſere Feinde unter ſich. Von Paul Weiglin '
„ 134. Die Seeſchlacht vor dem Skagerrak. Von E. von Hersfeld
8 = 43. Königin Luiſe. Von Dr. Herman von Peters dorff
„ 57. Das Landhaus. Von Regierungsbaumeiſter A. Wentſcher . 2.20
148. Der Maler Karl Spitzweg. Von Fritz von Oſtin i
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66. Yorck von Wartenburg. Von Walter von Bremen
122. Deutſche Heerführer im Weltkrieg. Von O. Bocce
Folgende Bände der i Seng ſind noch .
Neue Bände in erweitertem Umfange:
1 10 Albrecht Dürer. Von Prof. Dr. Hans W. Singer
„ 19. Richard Wagner. Von Prof. Dr. Ferd. 5
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EM.
. 4.50
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3.20
. 2.40
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2.60
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mr. 12, Luitpold, Prinz⸗Regent von Bayern. Von Arthur e
8
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80
de nicht aufgeführten Bände fehlen. Neue Bände und neue Auflagen find in
8888888888
Auf die vorſtehend angegebenen Preiſe wird für die Dauer der Teuerung auf dem
. und im Druckereigewerbe ein Perlagsteuerungsaufſchlag berechnet, der