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Full text of "Wissenschaftliche Ergebnisse der Deutschen Tiefsee-Expedition auf dem Dampfer "Valdivia" 1898-1899"

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WISSENSCHAFTLICHE  ERGEBNISSE 


DER 


nEIITSCHEN  TIEFSEE-EXPEDITION 

h\JV  DEM  DAMPFER  „VALDIVIA"  1898-1899 


IM  AUFTRAGE  DES  REICHSAMTES  DES  INNERN 

HERAUSGEGEBEN  VON 

CARL    CHUN 

PROFESSOR   DER   ZOOLOGIE   IN   LEIPZIG 
LEITER   DER    EXPEDITION 


VIERTER     BAND 


MIT  EINEM   ATLAS   VON  52  TAFELN 


TEXT 


JENA 

VERLAG  VON  GUSTAV  FISCHER 

1Q04 


WISSENSCHAFTLICHE  ERGEBNISSE 


DER 


DEUTSCHEN  TIEFSEE-EXPEDITION 

AUF  DEM  DAMPFER  „VALDIVIA"  1898-1899 


IM  AUFTRAGE  DES  REICHSAMTES  DES  INNERN 

HERAUSGEGEBEN  VON 

CARL    CHUN 

PROFESSOR   DER   ZOOLOGIE   IN   LEIPZIG 
LEITER    DER    EXPEDITION 


VIERTER    BAND 
TEXT 


JENA 

VERLAG    VON   GUSTAV   FISCHER 

1904 


WISSENSCHAFTLICHE  ERGEBNISSE  DER  DEUTSCHEN  TIEFSEE-EXPEDITION 
AUF  DEM  DAMPFER  „VALDIVIA"  1898— 1899.     BAND  IV 


HEXACTINELLIDA 


BEARBEITET  VON 

FRANZ  EILHARD  SCHULZE 

PROFESSOR  IN  BERLIN 


M  IT    52    TAFELN 


TEXT 


~~<r 


JENA 

VERLAG   VON  GUSTAV   FISCHER 

1904 


Uebersetzungsrecht   vorbehalten. 


Inhaltsübersicht. 


Seite 

Erster  Teil:  Systematik i  — 182 

Kap.  I.     Beschreibung  des  nach  Species  geordneten  Materiales 3  —  125 

Holascus  tenitis  F.  E.  Sch 3 —  7 

„          obesits  F.  E.  Sch 7 —  8 

fibulatus  F.  E.  Sch 8 —  9 

Euplectella  suberea  Wyv.  Thomson 9 — 15 

nobilis  F.  E.  Sch 15—17 

„          asper gillum  R.  Owen 17  —  21 

„          [?  simplex  F.  E.  Sch.) 21 — 22 

Regadrella  (?  phoenix  O.  Schm.) 22  —  23 

Hertwigia  falcifera  O.  Schm 23 — 24 

Caulophacus  valdiviae  F.  E.  Sch 25 — 28 

Placopegma  solutum  F.  E.  Sch 28 — 31 

Chaunangium  crater  F.  E.  Sch 31 — 33 

Rhabdocalyptus  baciilifer  F.  E.  Sch 34- -36 

Farrea  occa  (Bwbk.)  Carter 36—37 

Farrea  spec. 37 

Enrete  spec 37  —  38 

Ramella     tubnlosa  F.  E.  Sch 38 — 39 

Aphrocallistes  beatrix  J.  E.  Gray 39— 47 

Aidoplax  auricularis  F.  E.  Sch 47 — 5° 

Plieronema  carpenteri  (Wyv.  Thomson) 50—52 

Pheronema  raphanus  F.  E.  Sch 52 — 58 

Platylictrum  platessa  F.  E.  Sch 59 — 64 

Hyalonema  proximuni  F.  E.  Sch 64 — 67 

thomsonis  W.  Marshall 67—69 

calix  F.  E.  Sch 69-  71 

„             nicobaricum  F.  E.  Sch ■ 72  —  73 

„           somalicum  F.  E.  Sch 73  —  74 

globiferum  F.  E.  Sch 75 — 77 

solutum  F.  E.  Sch 77 — 78 


G 


V] 


Inhaltsübersicht. 

Seite 

Hyaloncmn  valdiviae  F.  E.  Sch 78—80 

rapa  F.  E.  Sch 80—  82 

validum  F.  E.  Sch 82—83 

tulipa  F.  E.  Sch 83—   85 

simile  F.  E.  Sch 85—88 

coniforme  F.  E.  Sch 88—89 

tinia  F.  E.  Sch 89 —  91 

„           apertum  F.  E.  Sch 91 —  95 

molle  F.  E.  Sch 95 —  96 

Bruchstücke  von  unbestimmbaren  Hya/onema-Avten 97—98 

Compsocalyx  gibberosa  F.  E.  Sch 99—103 

Semperella  cucumis  F.  E.  Sch 103  — 1 10 

spicifera  F.  E.  Sch 1 10— 112 

Monorhaphis  chuni  F.  E.  Sch 112 — 121 

„            dives  F.  E.  Sch 121  — 125 

Kap.    IL      Verwertung    der    gefundenen    Tatsachen    für    den    Ausbau    des 

Systemes 126  —  182 

a)  Gattungen 126—168 

Tabellarische  Uebersicht  des  von  der  D.  T.-E  erbeuteten  Hexactinelliden-Materiales     .  126 — 129 

Holascus  F.  E.  Sch 129 — 131 

Euplectella  R.  Owen 131 — 132 

Regadrella  O.  SCHM 133-134 

Hertwigia  O.  SCHM 135 

Caulophacus  F.  E.  Sch 136 —  137 

Placopegma  F.  E.  Sch 137  — 138 

Chaunangium  F.  E.  Sch 138 

Rhabdocalyptus  F.  E.  Sch 138  —  140 

Farrea  Bwbk 140—142 

Eurete  Semper 143 — 144 

Ramella  F.  E.  Sch 144 

Aphrocallistes  J.  E.  Gray 144-148 

Auloplax  F.  E.  Sch 148—149 

Pheronema  Leidy 149— 1,52 

Hyalonema  J.  E.  Gray 152 — 164 

Compsocalyx  F.  E.  Sch 164  —  165 

Ptatylistrum  F.  E.  Sch 165 

Semperella  J.  E.  Gray 166  —  167 

Monorhaphis  F.  E.  Sch 167—168 

b)  Familien  und  höhere  Gruppen 169  — 172 

I.  Unterordnung:    Hexasterophora  F.  E.  SCH 172  —  180 

1.  Euplectellidae  Ijima 172—173 

2.  Caulophacidae  Ijima      .     .         173  — 174 

3.  Leucopsacidae  Ijima      .    .    .    .    • 175 

j.  Rossellidae  F.  E.  Sch 175 — 176 

5.  Euretidae  Zn  1  i;i 177 


Inhaltsübersicht.  VII 

Seite 

6.  Coscinoporidae  Zittel 178 

7.  Aphrocallistidae  F.  E.  Sch 178  —  179 

8.  Tretocalycidae  F.  E.  Sch 179 

9.  Dactylocalycidae  Ijima 180 

10.  Aulocystidae  F.  E.  Sch 180 

II.  Unterordnung:    Amphidiscophora  F.  E.  Sch 180 — 181 

11.  Hyalonematidae  F.  E.  Sch 181 

12.  Semperellidae  F.  E.  Sch 181 

Tabellarische    Uebersicht    des     Systems    der    lebenden    Hexacti  nelliden    bis   zu   den 

Gattungen         182 

II.  Teil:    Morphologie 183—254 

Kap.      I.     Körperform        185—186 

Kap.    IL     Größe 187—188 

Kap.  III.     Konsistenz 188 — 189 

Kap.  IV.     Oberflächenbeschaffenheit 189 — 190 

Kap.    V.     Gröberer  Bau 190—197 

Choanosom 194 

Dermatosom IQ4—  '95 

Epirhysom 195 

Aporhysom 196 

Gastrosom 196—197 

Kap.  VI.     Histologie 197 — 2I9 

a)  Choanocyten 197  —  202 

b)  Trabekelgewebe        202 — 204 

c)  Spiculascheide  und  Spiculoblasten 204—209 

d)  Archäocyten 210 

e)  Thesocyten 210—213 

f)  Sorite 213—215 

g)  Eier  und  Larven 215 — 218 

h)  Sperma 219 

Kap.  VII.     Skelet 219 

a)  Chemische  Natur  der  Xadelsubstanz 219 — 221 

b)  Struktur  der  Nadeln 221  —  236 

c)  Verhalten  der  Nadeln  im  polarisierten  Lichte       236—243 

d)  Entstehung  und  Wachstum  der  Nadeln 243  -  254 

III.  Teil:   Geographische  Verbreitung 255—265 

Kap.  I.  Horizontale  Verbreitung 257 — 262 

Tabellarische    Liebersicht    des    von    der   D.    T.-E   erbeuteten     Hexactinelliden-Materiales, 

geordnet  nach  der  Folge  der  Grundfangstationen 257 — 259 


,  - ,  t  t  Inhaltsübersicht. 

Seite 

Kap.  IL     Bathymetrische  Verbreitung 262—265 

Bathymetrische  Verbreitung  der   von    der  D.  T.-E.  erbeuteten  Hexactinelliden,  geordnet 

nach  dem  zoologischen  System 263     2Ö4 

Bathymetrische  Verbreitung   der  von  der  D.  T.-E.   erbeuteten  Hexactinelliden,   geordnet 

nach  den  Stationstiefen 264—265 

Alphabetisches  Register 2Ö6 


Erster  Teil. 


Systematik. 


Kap.      I.     Beschreibung  des  nach  Species  geordneten  Materiales Seite  3 

Kap.     II.     Verwertung  der  gefundenen  Thatsachen  für  den  Ausbau  des  Systems.     .         „  126 

a)  Gattungen „  126 

b)  Familien   und  höhere  Gruppen „  169 


Deutsche  Tiefsee-Expedition  1898 — 1899.     Bd.  IV. 


Eingegangen  den    16.  Dezember   190; 


C.  Chun. 


Kap.   I.    Beschreibung  des  nach  Species  geordneten  Materiales. 

Wie  das  Studium  der  von  der  deutschen  Tiefsee-Expedition  heimgebrachten  Hexactinelliden 
mit  einer  mehrfach  wiederholten  anatomischen  Durcharbeitung  des  gesamten  Materiales  beginnen 
mußte,  so  soll  auch  hier  im  I.  Kapitel  zunächst  die  aus  den  direkten  Beobachtungen  gewonnene 
Grundlage  meiner  Arbeit  in  Form  einer  einfachen  Beschreibung  des  nach  Species  systematisch 
geordneten  Materiales  mitgeteilt  werden.  Im  IL  Kapitel  werde  ich  sodann  die  Verwertung  der 
gefundenen  Thatsachen  für  den  Ausbau  des  Systemes  in  der  Weise  vornehmen,  daß  ich  sämtliche 
hier  repräsentierten  Gattungen  eine  nach  der  anderen  in  systematischer  Folge  unter  Berücksichtigung 
aller  zugehörigen  bekannten  Arten  bespreche  und  schließlich  auch  die  betreffenden  Familien 
resp.  Unterfamilien  charakterisiere.  Dabei  wird  jedoch  keineswegs  eine  erschöpfende  Behandlung 
des  ganzen  Hexactinelliden-Systemes  beabsichtigt,  da  eine  solche  weit  über  den  Rahmen  dieses 
Berichtes  hinausgehen  würde. 

Im  III.  Kapitel  soll  die  Morphologie  und  Histologie,  im  IV.  die  geographische  Ver- 
breitung und  Oekologie  behandelt  werden. 

Holascus  F.  E.  Sch. 

An  einer  der  südlichsten  Stationen  (152),  nordöstlich  von  Enderby-Land,  waren  aus  der 
beträchtlichen  Tiefe  von  4636  m  von  dem  mit  Radiolarienschlamm  bedeckten  Boden  zugleich 
mit  einer  neuen  Caulophacw-Axt  drei  zur  Gattung  Holascus  gehörige  Stücke  emporgebracht. 
Zwei  derselben  stellen  ziemlich  gleichartige,  mit  terminaler  Siebplatte  und  basalem  Wurzelschopfe 
versehene,  schlanke,  dünnwandige  Röhren  von  Fingerlänge  und  Bleistiftdicke  dar,  während  das 
dritte,  welches  nur  in  seinem  mittleren  Teile  erhalten  ist,  zwar  den  gleichen  äußeren  Durch- 
messer, aber  eine  bedeutend  dickere  WTandung  hat. 

Die  genauere  Untersuchung  ergab,  daß  die  beiden  ersteren  zu  ein  und  derselben  bisher 
noch  nicht  bekannten  Art  gehören,  und  auch  das  letztere  eine  neue  Species  repräsentiert.  Die 
erstere,  dünnwandige  Form  werde  ich  Holascus  tenuis,  die  andere,  dickwandigere  H.  obcsus  nennen. 

Außerdem  ist  von  der  „Valdivia"  noch  vor  der  ostafrikanischen  Küste  bei  Dar-es-Salaam 
ein    Exemplar    des    bereits    bekannten   Holascus  fibulatus  F.  E.  Sch.    in   295a.   m  Tiefe    gefunden. 

Holascus  tenuis  F.  E.  Sch.  n.  sp. 

Taf.  I,  Fig.    1  — 14. 
Von  den  beiden  zwar  stark    arrodierten,    aber   doch   in    einigen  Teilen    noch    ziemlich   gut 
erhaltenen  Exemplaren  dieser  Art  ist  das  eine  (vom  Basalschopfe  abgesehen)   75  mm,  das  andere 

1 : 


Franz  Eilhard  Schulze:  Hexactinelliden. 
4 

(in  Fig.  i  der  Taf.  I  dargestellte)  nur  65  mm  lang;  beide  haben  in  der  Mitte  einen  Querdurch- 
messer von  7  mm,  welcher  sich  nach  dem  oberen  wie  unteren  Ende  zu  allmählich  etwas  ver- 
mindert. Der  aus  dem  basalen  Ende  noch  etwa  20  mm  weit  frei  vorragende  Wurzelfaserschopf 
setzt  sich  aus  8  einzelnen  Nadelbündeln  zusammen,  welche  im  Kranze  gestellt  sind  und  in  Ab- 
ständen von  1,5  —  2  mm  gesondert  entspringen.  Erst  in  5 — 10  mm  Abstand  von  dem  Austritt 
vereinigen  sie  sich  durch  Divergieren  aller  Nadeln  zu  einem  gemeinsamen  Schöpfe.  Die  im 
ganzen  gleichmäßig  gewölbte  Außenfläche  der  nur  1  — 1,5  mm  dicken  Röhrenwand  zeigt  bei 
näherer  Betrachtung  eine  durch  zahllose  kleine,  spitzkegelförmige  Erhebungen,  Conuli,  bedingte 
Rauhigkeit,  während  die  Innenfläche  zwar  ähnliche,  aber  weit  niedrigere  Erhebungen  besitzt 
und  daher  fast  glatt  erscheint.  Nach  dem  oberen  Grenzrande  zu  nimmt  diese  Rauhigkeit 
übrigens  sowohl  an  der  Außenfläche  als  auch  an  der  Innenfläche  der  Wand  allmählich  ab.  An 
beiden  Flächen  schimmern  die  rundlichen  Oeffnungen  der  die  Röhrenwand  quer  durchsetzenden 
zu-  und  ableitenden  Kanäle  als  dunkle  Flecke  durch  die  dünne  Dermal-  resp.  Gastralmembran 
durch.  Am  oberen  Grenzrande  der  ganzen  Röhre  selbst  findet  sich  ein  niedriger  Randsaum, 
welcher  die  hier  leider  nur  noch  in  Resten  erhaltene  terminale  Siebplatte  kreisförmig  umgiebt. 
Am  unteren  Ende  springt  ein  das  Röhrenlumen  nahezu  abschließender  querer  innerer  Ringwulst 
irisartig  fast  bis  zur  Achse  vor. 

Da  der  ziemlich  gut  erhaltene  Weichkörper  Form,  Bau  und  Lage  des  Kammerlagers, 
der  beiden  Grenzhäute  und  des  Trabekelgerüstes  recht  deutlich  erkennen  ließ,  habe  ich  in  dem 
Kombinationsbilde  Fig.  2  der  Taf.  I  eine  übersichtliche  Darstellung  dieser  Verhältnisse  bei 
schwacher  Vergrößerung  zu  geben  versucht.  Die  einzelnen  fingerhutförmigen  Kammern  weichen  in 
ihrem  histologischen  Aufbau  nicht  wesentlich  von  den  normalen  Verhältnissen  der  meisten  andern 
Hexactinelliden  ab.  Am  längsten  erscheinen  sie  an  den  blindsackförmigen  dermalen  Kuppen 
des  ableitenden  Kanalsystemes,  wo  sie  auch  nicht  selten  ziemlich  unregelmäßige  Aussackungen 
und  Biegungen  aufweisen.  Von  der  siebartig  durchlöcherten  Dermalmembran,  welche  sich  an 
dem  äulleren  Radialstrahle  der  degenförmigen  Hypodermalia  überall  zipfel-  oder  hohlkegelförmig 
emporzieht,  geht  das  aus  zarten  Balken  und  Membranen  gebildete,  mehr  oder  minder  weit- 
hige  subdermale  Trabekelwerk  bis  zur  dermalen  Oberseite  des  Kammerlagers  herab  und 
zieht  sich  an  dem  letzteren,  meistens  den  größeren  Skelettnadeln  folgend,  bis  in  die  blinden  inneren 
Enden  des  zuleitenden  Kanalsystemes  hinab.  In  gleicher  Weise  breitet  sich  von  der  durch  die 
Gastralia  ebenfalls  zipfelartig  erhobenen  Gastralmembran  aus  das  ähnlich  geartete  -astrale 
Trabekelwerk  in  dem  Subgastralraume  bis  zu  der  gastralen  Endfläche  des  Kammerlagers  aus 
und  zieht  sich  in  Form  eines  lockeren,  zarten  Balkennetzes  zwischen  den  Kammerapopylen  an 
leren  dünnen  freien  Scheidewandfirsten  entlang  bis  in  die  blindsackförmieen  Anfang-steile  der 
ableitenden   Kanäle  hinauf. 

Das  Grundgerüst  des  ganzen  Skelettsystemes  besteht  aus  grollen  und  kräftigen  Oxypent- 
aktinen,  welche  sich  mit  ihren  lang  ausgezogenen,  rechtwinklig  gestellten,  paarigen,  longitudinalen 
und  transversalen  Strahlen  zu  einem  quadratischen  Gitternetze  aneinander  legen,  während  der  weit 
kürzere  unpaare  fünfte  Strahl  in  radiärer  Richtung  bis  in  die  Nähe  der  äußeren  Körperoberfäche 
des  Schwammes  reicht.  Die  ziemlich  geraden  langen  paarigen  Strahlen  sind  größtenteils  glatt 
und  zeigen  höchstens  an  dem  zugespitzten  Ende  kleine  Rauhigkeiten.  Der  Radialstrahl  dagegen 
ist  nur  in  seinem  basalen  Teile  glatt,  in  dem  größeren,  zugespitzt  auslaufenden  Distalteile  dagegen 
mit  zahlreichen  kleinen   Höckern   besetzt.     Die  longitudinal  gerichteten  Strahlen  haben  eine   Länge 


Erster  Teil.     Systematik.  - 

von  10 — 20  mm;  die  an  der  Innenseite  jener  Liegenden  und  sie  rechtwinklig  kreuzenden  trans- 
versalen Strahlen  sind  gewöhnlich  nur  etwa  halb  so  lang.  Der  radiale  Strahl  endlich  erreicht 
höchstens  die  Länge  von  ca.  1  mm.  In  der  Nähe  des  Knotenpunktes  beträgt  die  Dicke  der 
Strahlen  40 — 80  ;j,  um  von  da  an  bis  zu  dem  rauhen,  zugespitzten  Ende  ganz  allmählich  an 
Durchmesser  abzunehmen.  An  dieses  Gittergerüst  der  großen  pentaktinen  Principalia  legen  sich 
nun  ganze  Bündel  feiner  Comitalia  an,  welche  größtenteils  aus  langen  Oxystauraktinen,  Oxytri- 
aktinen  und  hauptsächlich  Oxydiaktinen,  seltener  Oxypentaktinen  und  (  >xyhexaktinen  mit  glatten 
Strahlen,  aber  rauhen   Enden  bestehen. 

Das  ganze  so  gebildete  Faserbalkennetz  liegt  von  der  dermalen  wie  gastralen  Oberfläche 
der  Körperwand  ziemlich  gleichweit  entfernt,  nähert  sich  jedoch  nach  oben,  d.  h.  dem  Oberrande 
des  Schwammes  zu,  mehr  der  gastralen  Innenfläche,  nach  dem  unteren,  d.  h.  dem  Basalende  zu, 
dagegen  der  dermalen  Außenfläche,  und  zwar  so  sehr,  daß  schließlich  unten  die  ganze  longitudinale 
Faserbalken masse  aus  dem  Weichkörper  nach  außen,  d.  h.  an  der  Dermalseite,  frei  hervortritt  und 
mit  ihren  sehr  verlängerten  glatten  Longitudinalstrahlen  zur  Bildung  der  freien  Faserbündel  des 
Basalnadelschopfes  wesentlich  beiträgt.  Der  letztere  besteht  außerdem  fast  nur  noch  aus  jenen  mit 
YViderhäkchen  besetzten  und  am  unteren  Ende  mit  einem  Ankerkolben  endigenden  typischen 
Ankernadeln,  welche  in  ihrer  Jugend  als  selbständige  Nadeln  in  der  Röhrenwand  zwischen  den 
jongitudinalen  Strahlen  der  pentaktinen  Principalia  eingelagert  sind  und  erst  von  hier  aus  all- 
mählich abwärts  vorwachsend,  schließlich  an  der  Bildung  des  Basalschopfes  teilnehmen. 

Als  mikrosklere  Parenchvmalia  treten  sowohl  im  Bereiche  des  eigentlichen  Choanosomes 
als  auch  in  dem  Trabekelwerke  des  Subdermal-  und  Subgastralraumes  in  unregelmäßiger  Ver- 
teilung zahlreiche  Oxvhexaster  auf,  deren  mittellange,  mäßig  starke  Hauptstrahlen  sich  in  je  2 — 5 
mittelstarke,  mäßig  divergierende  gerade  Endstrahlen  zerteilen.  Im  Subdermalraume  finden  sich 
vereinzelt  die  allen  Ho/asats  zukommenden  Graphiocome  mit  (ca.  200  \>.  langen)  Bündeln  der 
parallelen  oder  ganz  schwach  divergierenden  Endstrahlen  (Tai.  I  Fig.  1)  und  daneben  etwas 
reichlicher  große  Calycocome  von  300 — 350  \i.  Durchmesser  mit  verhältnismäßig  langen,  rauhen, 
am  Ende  schwach  geknöpften,  mäßig  divergierenden   Endstrahlen  (Taf.  I,  Fig.   7   und  8). 

Dagegen  kommt  im  Bereiche  des  Subgastralraumes  und  besonders  häufig  in  den  gipf ei- 
förmigen Erhebungen  der  Gastralmembran  selbst  noch  eine  zweite  bedeutend  kleinere  (nur  ca. 
100  [j.  große)  Form  von  Calycocomen  mit  dichten  Büscheln  ziemlich  stark  divergierender  rauher, 
imgeknöpfter  Endstrahlen  vor.  Bemerkenswert  ist  der  FJmstand,  daß  diese  kleinen  gastralen 
Calycocome,  welche  an  der  Endfläche  jedes  kelchähnlich  verdickten,  soliden  Hauptstrahles  eine 
größere  Zahl,  20 — 30,  Endstrahlen  tragen,  meistens  so  weit  in  die  spitzen  Erhebungen  der 
Gastralfläche  vorgeschoben  erscheinen,  daß  sie  (ähnlich  den  dermalen  Floricomen  der  Euplectellen) 
oft  nur  an  der  Spitze  der  prominenten  Gastralhautzipfel  hängen  (Taf.  I,  Fig.   2.) 

Als  Hypodermalia  sind  in  regelmäßiger  Lagerung  kräftige  Oxyhexaktine  mit  ca.  0,4  mm 
langem,  verdicktem,  schuppig-stacheligem  äußeren  Radialstrahle  vorhanden,  deren  1  — 1,5  mm  und 
darüber  langer  innerer  Radialstrahl  häufig  etwas  gebogen  erscheint,  während  die  vier  paratangen- 
tialen Strahlen  meistens  nur  etwa  0,5  m  lang  und  gewöhnlich  ganz  gerade  sind.  Im  Gegensatze 
zu  dem  schuppig-stacheligem  äußeren  Radialstrahle,  an  welchem  sich  die  konischen  Erhebungen 
der  Dermalmembran  hinaufziehen,  sind  die  5  übrigen  Strahlen  der  Hypogastralia  entweder  ganz 
glatt  oder  nur  an  dem  zugespitzten  Distalende  etwa  rauh  oder  höckerig. 


5  Franz  Eii.hard  Schulze  :  Hexactinelliden. 

Eine  besonders  kräftige  Entwickelung  erlangen  die  degenförmigen  Hypodermalia  an  dem 
oberen  Rande  des  ganzen  Schwamm  -  Körpers.  Sie  erscheinen  hier  nicht  nur  im  Ganzen  viel 
dicker,  sondern  auch  mit  bedeutend  längerem  Innenstrahle  und  besonders  starken,  schuppigen 
äußeren  Radialstrahle  versehen,  während  ihre  4  Tangentialstrahlen  zwar  dicker,  aber  minder  lang 
sind  als  bei  den  übrigen  Hypodermalia;  auch  sind  sie  von  zahlreichen  diactinen  Comitalia  um- 
hüllt. An  dem  so  gestützten  starken  oberen  Verdickungsrande  des  ganzen  Röhrenskelettes  findet 
die  hier  quer  einwärts  abgehende  terminale  Siebplatte  genügenden  Halt. 

Sehr  ähnlich  den  Hypodermalia  sind  die  ebenfalls  oxyhexactinen  Hypogastralia.  Sie 
unterscheiden  sich  von  jenen  eigentlich  nur  durch  größere  Schlankheit  und  Kürze,  sowie  durch 
etwas  geringere  Schuppenbildung  an  dem  nur  schwach  verdickten  inneren,  d.  h.  in  das  Gastral- 
lumen  vorragendem  Radialstrahle.  Während  aber  den  Radialstrahlen  der  Hypodermalia  fas 
regelmäßig  mehrere  lange,  glatte,  oxydiactine  Comitalia  parallel  oder  in  leichter  Spirale  dicht 
angelagert  sind,  und  sie  außen  gewöhnlich  sogar  noch  mehr  oder  minder  weit  überragen  (Taf.  I, 
Fig.  5),  kommen  solche  Comitalia  an  den  Hypogastralia  nur  spärlich  oder  ganz  vereinzelt  vor. 
Dagegen  findet  sich  neben  dem  in  die  Gastralhautzipfel  vorragenden  Radialstrahle  der  letzteren 
fast  stets  eines  der  schon  oben  erwähnten  kleineren  Calycocome,  welche  mit  ihren  zahlreichen 
ausgebogenen  Endstrahlen  verhältnismäßig  breite  Endquasten  bilden.     Taf.  I  Fig.   2   und  8. 

Obwohl  von  der  oberen  queren  Siebplatte  nur  noch  Reste  vorhanden  sind,  ließ  sich  doch 
erkennen,  daß  die  stützenden  Nadeln  derselben  hauptsächlich  Oxytriactine  und  Oxydiactine  mit 
buckeiförmigen  Andeutungen  der  vier  unentwickelten  Querstrahlen  sind.  Die  Länge  dieser 
Nadeln  beträgt  500 — 600  \j. 

Die  Ankernadeln  des  ßasalschopfes  unterscheiden  sich  im  allgemeinen  nicht  wesentlich 
von  denjenigen  anderer  ffo/ascus-Arten.  Ihre  Länge  und  Stärke  variiert  sehr  nach  dem  Alter. 
Die  ganz  grazilen  jüngeren,  welche  oft  noch  nicht  1  mm  lang  sind,  finden  sich  schon  in  der 
mittleren  Höhe  des  Schwammkörpers,  wachsen  allmählich  abwärts,  und  zwar  gleichzeitig  in 
die  Dicke  wie  in  die  Länge,  und  erreichen  schließlich  eine  Größe  von  20  mm  und 
darüber  bei  einer  Kolbendicke  von  40  \).  Während  das  gleichmäßig  sich  verschmälernde  und 
in  eine  schlanke  Spitze  auslaufende  obere  Ende  ganz  glatt  ist,  findet  man  den  mittleren  und 
unteren  Teil  der  Nadel  mit  unregelmäßig  jverteilten  Widerhäkchen  besetzt,  deren  Dimensionen 
mit  der  Größe  der  ganzen  Nadel  nur  wenig  zunehmen.  In  einer  Entfernung  (ca.  200  [>.) 
oberhalb  des  Basalkolbens  steht  gewöhnlich  ein  Wirtel  von  4  im  Kreuz  gestellten  etwas 
stärkeren  Widerhaken,  und  an  dieser  Stelle  bemerkt  man  dann  auch  das  Achsenkreuz  des 
die  ganze  Nadel  der  Länge  nach  durchziehenden  Centralkanales.  Beim  Ansatz  an  den  unteren 
Endkolben  verbreitert  sich  der  Stiel  etwas  und  verliert  hier  die  Widerhaken.  Vom  Rande  des 
oberen  breiten  Teiles  des  im  ganzen  einem  ausgebauchten  Kegel  mit  unterer  Spitze  gleichen- 
den Basalkolbens  selbst  stehen  4  — 8  (selten  weniger  oder  mehr)  spitze  und  ziemlich  dicke 
Zacken  oder  Zähne  schräg  nach  oben  und  etwas  nach  außen  ab.  Der  Achsenkanal  durch- 
setzt den  Kolben  bis  dicht  an  seine  untere  Spitze  und  erfährt  hier  zuweilen  eine  kleine  terminale 
Verbreiteruno;  oder  Zerteilune  in  ein  schmales  Büschel  mehrerer  Endausläufer.  Die  oberen  Rand- 
zahne  des  Kolbens  haben  selbstverständlich  nicht  die  Bedeutung  von  quer  abstehenden  Haupt- 
strahlen, sondern  gehören  in  die  Gruppe  der  einfachen  Widerhaken.  Wie  die  weiter  oben  be- 
findlichen kurzen  Ouerkanäle  des  Achsenkanalkreuzes  lehren,  sind  die  queren  Hauptstrahlen 
hier  abortiert. 


Erster  Teil.     Systematik.  _ 

Gefunden  sind  die  beiden  beschriebenen  Exemplare  von  Holascus  tenuis,  wie  erwähnt, 
nebst  einem  unbedeutenden  Bruchstück  eines  dritten  Exemplares  an  einer  der  südlichsten  Stationen 
(Station  152)  -  -  630  16,5'  S.  Br.  570  51,0'  O.  L.  -  in  4636  m  Tiefe  auf  einem  Grunde  von 
blauem  Thon,  welcher  überaus  reich  ist  an  Radiolarienskeletten  und  Diatomeenschalen.  Alle 
von  dieser  Station  152  stammenden  Spongien  sind  dicht  erfüllt  mit  kleinen  oder  größeren  Bruch- 
stücken solcher  aus  Kieselsäure  bestehenden  Diatomeen-  und  Radiolarienskelette,  wodurch  das 
Studium   der  feineren   Bauverhältnisse  erheblich  erschwert  wird. 

Holascas  obesus  F-  E.  Sch.  n.  sp. 

Taf.  I,  Fig.    15—18. 

Zugleich  mit  den  eben  beschriebenen  beiden  Repräsentanten  des  auffällig  dünnwandigen 
Holascus  tenuis  wurde  noch  ein  leider  nur  in  dem  mittleren  Teile  seines  röhrenförmigen  Körpers 
erhaltener  andersartiger  Holascus  erbeutet,  dem  ich  wegen  seines  feisten  Aussehens  den  Namen 
Holascus  obesus  gebe.  Das  Stück  hatte  eine  Länge  von  50  mm  und  einen  Querdurchmesser 
von  10  mm.  Die  Dicke  der  Wand  beträgt  ca.  3  mm,  das  cylindrische  Röhrenlumen  un- 
gefähr 4   mm. 

Ob  die  anderen  Holascus  gegenüber  auffällig  höckerige  Beschaffenheit  der  äußeren  Ober- 
fläche hier  als  Speciescharakter  aufzufassen  ist  oder  nur  dem  zufälligerweise  ungünstigen  Er- 
haltungszustande des  vorliegenden  Stückes  zuzuschreiben  ist,  wage  ich  zwar  nicht  mit  Bestimmt- 
heit zu  entscheiden,  doch  möchte  ich  das  letztere  annehmen.  Die  im  ganzen  ziemlich  gleich- 
mäßig sammetartige  Innenfläche  erscheint  von  zahlreichen  verschieden  großen  länglich-ovalen  Aus- 
gangsöffnungen ableitender  Kanäle  durchbrochen.     (Taf.   1,  Fig.   15). 

Der  schlecht  erhaltene  und  durch  die  eingedrungenen  Massen  von  zerbrochenen  Kiesel- 
panzern verschiedener  Protozoen  und  Diatomeen  überhaupt  schwer  zu  studierende  Weichkörper 
läßt  außer  der  Dicke  keine  wesentlichen  Abweichungen  von  den  bei  anderen  Holascus-Arten, 
speciell  //.   tenuis  beschriebenen  Verhältnissen  erkennen. 

Das  Röhrengittergerüst  weist  kräftige  oxypentaktine  Principalia  auf,  deren  lang  (20 — 30  mm) 
ausgezogenen,  glatten,  äußeren  longitudinalen  und  kürzeren  (5 — 10  mm)  inneren  transversalen 
Strahlen  an  ihrem  basalen  Ende  die  Dicke  von  120  y.  erreichen,  während  der  nur  ca.  1  mm 
lange  mehrhöckerige  Radialstrahl  etwas  schwächer  ist.  Die  den  longitudinalen  und  transversalen 
Strahlen  dieser  Principalia  reichlich  anliegenden  langen,  dünnen  Comitalia  stellen  glatte  Diaktine 
und  Triaktine  mit  höckerigem,  oft  schwach  kolbig  verdicktem,  doch  stets  terminal  zugespitztem 
Ende  dar. 

Sehr  wesentlich  tragen  zur  Stütze  des  Weichkörpers  auch  die  langen  und  kräftigen, 
degenförmigen  Hypodermalia  und  Hypogastralia  bei.  Der  meist  etwas  gebogene  glatte  Innen- 
strahl der  ersteren  erreicht  die  Länge  von  1,5  mm,  während  er  bei  den  letzteren  wesentlich 
kürzer  (ca.    1    mm)  und  erheblich  schmächtiger  ist. 

Der  dem  Handgriff  des  Degens  entsprechende  schuppig-zackige  Strahl  erreicht  bei  den 
Hypodermalia  eine  größte  Dicke  von  24  ;j.  bei  einer  Länge  von  250 — 300  ;j,  während  er  bei 
den  Hypogastralia  zwar  die  gleiche  Länge,  aber  nur  die  halbe  Dicke  hat  und  viel  weniger 
kräftige  Dornen  trägt.  Die  4  rechtwinklig  gekreuzten  paratangentialen  Strahlen  haben  bei  beiden 
Nadelarten  etwa  die  Länge  des  vorragenden  Radialstrahles,  sind  aber  bedeutend  schmächtiger 
und  ebnso  wie  der  innere  Radialstrahl  ganz  glatt. 


g  Franz,  Eit.harii  Schulze:  Hexacünellide». 

Die  Radialstrahlen  der  Hypodermalia  sind  fast  stets  von  mehreren  glatten  oxydiaktinen, 
in  der  Mitte  eine  abgesetzte  Anschwellung  aufweisenden  Comitalia  (Tai.  I,  Fig.  1 7),  in  sehr  ge- 
streckter Spirale  dicht  umlagert.  Die  letzteren  ragen,  gewöhnlich  zu  einem  Bündel  vereint, 
mehr  oder  weniger  weit  über  die  Spitze  des  äußeren  Radialstrahles  der  ersteren  hinaus.  An  den 
Hvpogastralia  finde  ich  derartige  Comitalia  nicht. 

Als  parenchymale  Intermedia  sind  Oxyhexaster  mit  kurzen  Hauptstrahlen  und  je  2  bis 
5  schmächtigen,  geraden,  mäßig  divergierenden  Endstrahlen  sowohl  im  Choanosom  als  auch  in 
dem   Subdermal-  und  Subgastralraum   reichlich  vorhanden. 

Auch  die  bei  allen  Holascus-Arten  bisher  gefundenen  Graphiocome  kommen  im  Sub- 
dermalraume  nicht  selten  vor  (Taf.  I,  Fig.   18). 

Als    einen    wichtigen  Speciescharakter    betrachte    ich    das    völlige  Fehlen  der  Calycocome. 

Da  das  untere  Ende  an  dem  einzigen  vorhandenen  Stück  dieser  Species  fehlt,  so  läßt 
sich  von  den  basalen  Ankernadeln  nichts  aussagen. 

Gefunden  ist  Holascus  obesus  zugleich  mit  Holascus  tenuis,  Caulophacus  valdiviac  und 
anderen  Charaktertieren  sehr  großer  Meerestiefen  an  Station  152  --  630  16,5'  S.Br.,  570  51,0' O.L. — 
in  4636  m,  auf  blauem  Tongrund,  welcher  letztere  reichlich  mit  Diatomeen-  und  Radiolarien- 
skelettbruchstücken  durchsetzt  ist. 

Holascus  fibulatus  F.  E.  Sch. 

1887  F.  E.  Schulze,  Report  of  the  Challenger-Hexactinellida,   1887,  p.  89,  Taf.  XVI. 

[895   F.  E.  Schulze,   Hexactinelliden  des  Indischen  Oceans,    in  den  Abhandl.   Königl.   Preuss.   Akademie  zu   Berlin, 
1895,  S.   10  u.    n. 

Von  der  Species  Holascus  fibulatus,  welche  innerhalb)  der  Gattung  Holascus  besonders 
durch  das  Vorkommen  von  pentaktinen  Hypogastralia  und  zu  einfachen  Fibulae  reduzierten 
Intermedia  eine  ziemlich  isolierte  Stellung  einnimmt,  hat  sich  in  dem  „Valdivia"-Material  ein 
(leider  stark  abgeriebenes)  Stück  gefunden,  welches  den  seines  oberen  Endteiles  beraubten, 
nahezu  kleinfingerdicken,  dünnwandigen,  röhrenförmigen  Schwammkörper  mit  leidlich  erhaltenem 
Basalschopfe  darstellt.  Die  Principalia  des  rechtwinklige  (häufig  quadratische)  Maschen  bilden- 
den Röhrengittergerüstes  bestehen  aus  großen  Oxystaur aktinen  und  anliegenden  dünnen 
Comitalia.  Als  mikrosklere  intermediäre  Parenchymalia  treten  die  nämlichen,  doppelt  ge- 
krümmten und  ziemlich  stark  gebogenen  S-förmigen  Fibulae  mit  ventralem  Verdickungsknoten 
auf,  welche  ich  schon  im  Challenger-Report  ausführlich  beschrieben  und  1.  c.  PL  XV,  Fig.  3b,  c 
und  d,  sowie  PL  XVI,  Fig.  3 — 7  abgebildet  habe.  Auch  solche  dreistrahligcn  Nadeln,  wie  sie 
dort  in  PL  XV  Fig.  3a  und  PL  XVI,  Fig.  3  und  4  dargestellt  sind,  fanden  sich  mehrfach.  Ja  es 
kommen  sogar  einzelne  Nadeln  ähnlicher  Bildung  vor,  welche  5  oder  6  rechtwinklig  zu  einander 
gestellte,  stark  gekrümmte  Strahlen  aufweisen.  Letztere  sprechen  deutlich  für  die  Ansicht,  daß 
jene  Fibulae  durch  Reduktion  aus  entsprechend  gestalteten  Oxyhexaktinen  oder  vielmehr  Oxy- 
hexastern  mit  stark  gekrümmten  Endstrahlen  hervorgegangen  sind,  wie  sie  ja  auch  bei  der  von 
mir  im  Challenger-Report,  p.  86  beschriebenen  und  ebendort  auf  PL  XV,  Fig.  6 — 13  abgebildeden 
Species  Holascus  stellatus  in  Menge  zugleich  mit  einzelnen  Reduktionsformen  vorkommen. 

Während  die  parenchymalen  Calycocome  ebenso  wie  bei  Holascus  stellatus  und  bei  //.  obesus, 
jedoch  im  Gegensatze  zu  allen  übrigen  Holascus-Arten,  hier  vollständig  fehlen,  kann  ich  von  solchen 


Erster  Teil.     Systematik.  ,. 

Oxyhexastern  mit  langen,  geraden  Endstrahlen,  wie  sie  in  der  Fig.  2  der  PI.  XVI  meines  Challenger- 
Report  in  Menge  dargestellt  sind,  nichts  finden.  Dies  bestärkt  mich  in  der  schon  daselbst 
p.  89  geäußerten  Auffassung  „that  neither  the  ( )xyhexasters  nor  the  prickly  small  Discohexactins 
represented  in  the  diagrammatic  sections  (PI.  X\TI,  Fig.  2)  belong  to  the  species  but  have  been 
accidentallv  intruded".  Dagegen  kommen  auch  hier  in  den  Subdermalräumen  nicht  selten  typische 
Graphiocome  mit   Bündeln  langer  feiner  Endstrahlen  vor. 

Während  die  langen,  degenförmigen  Hypodermalia  mit  schuppig-stacheligem  Außenstrahl 
nebst  ihren  oxydiaktinen  Comitalia  durchaus  den  entsprechenden  Nadeln  der  übrigen  Holascus- 
Arten  gleichen,  weichen  die  Hypogastralia  von  denjenigen  aller  anderen  Holascus  dadurch  ab, 
daß  der  sonst  in  das  Gastrallumen  vorstehende  Strahl  zu  einem  einfachen  rundlichen  Höcker  reduziert 
ist.  Es  kommen  hier  demnach  nicht  oxyhexaktine,  sondern  oxy  p  entakt  in  e  Hyp  ogastrali  a 
vor.     Von  der  oberen  terminalen  Siebplatte  war  nichts  erhalten. 

Die  Ankernadeln  des  Basalschopfes  und  unteren  Körperendes  haben  hier  ebenso  wie  bei 
den  „Challenger"-Exemplaren  verhältnismäßig  kurze,  dicke  Endkolben  mit  stets  nur  4  im  Kreuz 
gestellten    kräftigen  Zähnen,    während    bei    anderen  Ho/ascusSpeües  häufig  mehr  Zähne  auftreten. 

Gefunden  ist  das  hier  beschriebene  Exemplar  von  Holascus  fibulatus  F.  E.  Sch.  an  der 
,,Yaldivia"-Station  240  —  6"  12,9'  S.  Br.,  41"  17,3'  O.  L.,  -  -  also  vor  der  ostafrikanischen  Küste 
unweit  Dar-es-Salam,  in   2959   m  Tiefe. 

Die  übrigen  bisher  bekannt  gewordenen  Fundorte  dieses  merkwürdigen  Bewohners  großer 
.Meerestiefen  liegen  übrigens  gleichfalls  im   Gebiete  des  Indischen  Oceans,  nämlich: 

1)  42"  42'  S.  Br.  und    134"   10'  O.  L.,  in   2758   m. 

2)  46"  46'  S.  Br.  und   450  31'  O.  L.,  in   2516   m, 

3)  46"   16'  S.  Br.  und  48"  27'  O.  L.,  in   2928   m. 

Danach  scheint  also  das  Verbreitungsgebiet  von  Holascus  fibulatus  innerhalb  des  Indischen 
Oceans  zwar  ein  recht  weites  zu  sein  und  die  Tiefe  seiner  Fundstätten  einigermaßen  gleich  zu 
bleiben. 

Euplectella  snberea  Wyv.  Thomson. 

Taf.  II. 

1877  Wyv.  Thomson,  The  voyaye  of  the  Challenger,  The  Atlantic,  Vol.   I,  p.    138 — 140,  Fig.   29. 
1881   Milne-Edwards  in  Comptes  rendus,  Vol.XCIII,  p.  871—931. 

1885  H.  Filhol,  La  vie  au  fond  des  mers,  p.   282,  PI.   III. 

1886  Edmond  Perrier,  Les  explorations  sous-marines,  p.  337,  Fig.  241,  4. 

1887  F.  E.  Schulze,  Report  Challenger  Hexactinellida,  p.   73 — 76,  PI.  V  u.  VI,  Fig.  3. 

1892   E.  Topsent    in  Resultats    des    campagnes    scientif.    du    Prince  de    Monaco,    Spongiaires    de  1' Atiantique    nord, 
p.  24  u.   25. 

Die  bisher  unter  dem  Speciesnamen  Euplectella  suberea  Wyv.  Thomson  zusammengefaßten 
Euplectellen  stimmen  unter  sich  nicht  so  gut  überein,  wie  die  Angehörigen  anderer  Euplectella- 
Arten.  Schon  die  zur  Darstellung  der  äußeren  Erscheinung  dieser  Species  gegebenen  Abbildungen 
differieren    nicht   unerheblich,    ebenso   aber   auch    die  Berichte    über    die    einzelnen    Nadelformen. 

Eine  Textfigur,  welche  Wyville  Thomson  selbst  bei  seiner  ersten  kurzen  Beschreibung 
der  Art  im  Jahre  1877  in  seinem  Buche  „The  Atlantic",  p.  139,  Fig.  29  gegeben  hat,  zeigt  im 
Hauptteile  der  nahezu  cylindrischen  Röhre  zwischen  den  Spiralreihen  der  mit  Wandlücken  ver- 
sehenen   quadratischen  Felder   keine   geschlossenen,    d.  h.  undurchbohrten  Maschen,    sondern  nur 

Deutsche  Tiefsee-Expedition  1898 — 1899.     Bd.   IV.  2 


jq  Franz  Eilhard  Schulze:  Hexactinelliden. 

fortlaufende  Firsten.    Dabei  hat  der  Körper  einen  ziemlich  dichten  Besatz  von  radiär  vorstehenden 
Prostalia  lateralia. 

Eine  andere  Zeichnung  jedoch,  welche  ebenfalls  nach  Wyville  Thomson's  eigenen  Angaben 
durch  Kombination  mehrerer  Fragmente  hergestellt  und  von  mir  im  Challenger-Report,  PI.  V 
Fig.  i  publiziert  ist,  stellt  zwar  ebenfalls  eine  ganz  schwach  ausgebauchte,  annähernd  cylindrische 
Röhre  dar,  läßt  jedoch  zwischen  je  zwei  benachbarten  Spiralreihen  der  Wandlücken  immer  je 
eine  Parallelreihe  undu  rchboh  rter  Alaschen  mit  flachen  kuppenartigen  Vor- 
w  ö  1  b  u  n  g  e  n  erkennen  und  zeigt  nur  spärliche  Prostalia  lateralia. 

Eine  dritte,  im  Jahre  1885  von  Filhol  in  seinem  Werke  „La  vie  au  fond  des  mers"  auf 
PL  III  gegebene  Abbildung  von  Euplecteila  suberea  Wyv.  Th.  schließt  sich  an  die  erste  Figur 
Wyv.  Thomson's  an,  während  die  im  Jahre  1886  von  Edmond  Perriek  in  seinem  Buche 
„Explorations  sous-  marines"  auf  p.  337,  Flg.  241  gegebene  Zeichnung  eine  stärker  ausgebauchte, 
der  Prostalia  lateralia  ganz  entbehrende  Röhre  vorstellt,  zwischen  deren  in  schrägen  Spiralreihen 
geordneten  Wandlückenmaschen  sich  (ähnlich  wie  in  Wyville  Thomson's  zweiter  Abbildung  des 
Ch allenger- Reports)  Schrägreihen  gedeckter  Maschen  alternierend  einschieben.  Der  den  oberen 
Röhrenrand  krönende  weitmaschige  Gitterring  mutet  bei  dieser  Per  kiek  'sehen  Darstellung  etwas 
fremdartig  an   und   dürfte  wohl  auf  ein   Versehen  des  Zeichners  zurückzuführen  sein. 

In  dem  „Valdivia"-Material  befinden  sich  einige  Eupledelkn,  welche  den  bisher  als 
Euplecteila  suberea  beschriebenen  Stücken  mehr  oder  weniger  gleichen,  freilich  zum  großen  Teile 
nur  mangelhaft  erhalten  sind. 

Zum  Zwecke  einer  möglichst  sicheren  Bestimmung  derselben  scheint  es  wünschenswert, 
zuvor  den  Speciesbegriff  von  Euplecteila  suberea  Wyv.  Th.  etwas  schärfer  zu  präcisieren,  als  dies 
bisher  möglich  war.  Ich  werde  dabei  von  den  Abbildungen  und  Oriefinalbeschreibung-en 
Wyv.  Thomson's,  als  des  Begründers  der  Art,  ausgehen,  darauf  meine  eigene,  im  fahre  1887 
im  Challenger-Report  gegebene  Darstellung  auf  Grund  erneuter  Untersuchnng  der  Original- 
exemplare revidieren  und  endlich  auch  noch  die  Angaben  späterer  Bearbeiter  in  Betracht  ziehen. 

Für  die  Beurteilung  der  ganzen  Körperform  und  des  gröberen  Baues  wird  die  unter 
Wyv.  Thomson's  Leitung  besonders  sorgfältig  hergestellte  Abbildung  im  Challenger-Report,  PI.  V, 
Fig.  1,  ebenso  maßgebend  sein,  wie  die  im  Jahre  1877  m  The  Atlantic,  Vol.  r,  p.  138—140 
von  Wyv.  Thomson  selbst  gegebene  Beschreibung.  Letztere  lautet:  „A  hollow  cylinder,  about 
25  cm  in  length  by  5  cm  in  diameter.  The  walls  are  composed,  as  in  Euplecteila  aspergillum, 
of  a  fundamental,  Square  meshed,  silicous  network,  bands  of  spicules  running  longitudinally  from 
end  to  end  of  the  sponge,  and  transverse  bands  intersectrng  these  at  right  angles.  The  spicules 
are  in  some  cases  straight  and  smooth,  frequently  four  projeeting  knobs  ranged  round  the  centre 
of  the  shaft  of  the  spicule  show  that,  in  essential  form,  the  spicule  is  six-rayed,  and  often  one 
of  the  side  rays  is  strongly  developed  and  projeets  to  a  distance  of  half  an  inch  or  more  from 
the  surface  of  the  sponge.  The  spicules  are  all  free  from  another,  and  those  composing  the 
bands  can  easily  be  teased  asunder  with  a  pair  of  needles.  In  this  species,  as  in  Euplecteila 
aspergillum,  the  corners  of  the  square  meshes  are  filled  up,  a  pale  brown  corky-looking  substance 
reducing  them  to  round  tube-like  holes  and  rising  into  spirally  arranged  ridges  between  them; 
but  the  ridges,  instead  of  having  a  continuous  glassv  skeleton,  have  their  soft  substance  supported 
by  a  multitude  of  delicate  six-rayed  separate  spicules  interspersed  with  the  usual  minute  silieeous 
stars  and  rosettes.     The  sponge  is  hirsute,  with  sheaves  of  feathered  spicules  which  projeet  from 


Ersler  Teil.     Systematik.  j  , 

the  crcsts  of  the  spiral  ridges,  and  a  series  of  like  sheaves  of  great  length  replace  round  the 
fretted  frill  of  the  Philippine  Islands  form  \Eupl.  aspergi/lu?ii^  The  mouth  is  closed  by  a  very 
delicate  network  of  a  gelatinous  substance  supported  by  sheaves  of  finc  n< -edles.  The  conv- 
spondence  in  form  between    its    ultimate   spicules   and   those    of  Euplectella  aspergillum    appeared 

to  be  so  close,  that  when  I  first  saw  this  sponge  I  suspected  that  it  might  turn  out  to  be  the 
same  thing  nnder  different  condition.  I  am  now  however  convinced  that  the  two  sponges  are 
entirelv  distinct." 

In  meiner  eigenen  ausführlichen  Beschreibung  der  Art  im  Challenger-Report,  p.  73 — 76, 
habe  ich  zunächst  das  Fehlen  von  äußeren  Leisten  und  einer  oberen  kontinuierlichen  Ring-- 
manschette,  das  Vorkommen  zahlreicher  radiär  vorstehender  Prostalia  lateralia  und  die  regel- 
mäßige Anordnung  der  je  eine  runde  Wandlücke  führenden  Maschen  zwischen  je  4  mit  flach 
gewölbter  Decke  versehenen  Maschen  hervorgehoben.  Die  Grundlage  des  aus  longitudinalen 
und  transversalen  Strängen  bestehenden,  quadratische  Gittermaschen  bildenden  Hauptstützgerüstes 
liefert  ein  System  von  starken  oxypentaktinen  Principalia,  deren  lange  longitudinale  Strahlen 
bei  der  Kreuzung  mit  den  kürzeren  Transversalstrahlen  der  benachbarten  Nadeln  diesen  außen 
aufliegen,  während  der  Radialstrahl  mehr  oder  minder  weit  als  Prostale  laterale  außen  vorragt. 
Bemerkenswert  ist  der  Umstand,  daß  (wie  1.  c.  PI.  V,  Fig.  1 5  dargestellt  ist)  nicht  alle  Kreuzungs- 
stellen des  Gitters  je  ein  Pen  taktin  enthalten,  sondern  (sowohl  beim  Zählen  in  querer  wie  in  Ion-  i- 
tudinaler  Richtung)  nur  eine  um  die  andere,  sodaß  die  aus  den  Maschenecken  vorragenden  langen 
prostaten  Radialstrahlen  ähnlich  den  Wandlücken  schräge  Spiralreihen  bilden.  Viel  dünner  als 
diese  durchgängig  pentaktinen  Principalia  sind  deren  meistens  triaktine  oder  diaktine,  seltener 
tetraktine  Comitalia  und  gewisse  gröbere  Parenchymalia,  über  welche  Text  und  Abbildungen 
(13 — 20)  des  Report  ausführliche  Nachricht  geben.  Als  für  den  Speciescharakter  besonders 
typische  Nadeln  verdienen  die  in  der  Ringmembran  der  Wandlücken  zahlreich  vorkommenden 
geraden  rauhen  Diaktine  mit  stumpfen  Enden  und  4  centralen  Ab  ort  i  vstra  h  1- 
höckern  besondere  Beachtung. 

Durch  das  ganze  Choanosom  zerstreut  kommen  parenchymale  Oxyhexaster  von  80 — 100  \x 
Durchmesser  vor,  deren  mäßig  starke  kurze  Hauptstrahlen  je  3  oder  4  lange  grade  Endstrahlen 
von  mittlerer  Stärke  und  Divergenz  tragen,  welche  sämtlich  allmählich  spitz  auslaufen  (Ch.-Rep., 
PI.  V,  Fig.  2).  Neben  und  zwischen  diesen  Oxyhexastern  finden  sich,  wenn  auch  minder  reichlich 
gleich-große  Onychaster,  welche  auf  den  ziemlich  starken  kurzen  Hauptstrahlen  in  der  Regel 
je  4  mäßig  divergierende,  sehr  dünne  Endstrahlen  tragen.  Diese  letzteren  erscheinen  meistens 
nach  dem  mit  3  oder  4  quer  abstehenden  und  etwas  zurückgebogenen  Krallen  versehenen  Distal- 
ende  zu  ein  wenig  verdickt.  Daß  diese  in  Fig.  2  u.  3  der  PL  V  des  Chall.-Rep.  ganz  leidlich 
dargestellten  Onychaster  wirklich  zu  dem  Schwammkörper  gehören,  und  nicht  etwa  (wie  ich  im 
Chall.-Rep.,  p.  75,  noch  als  möglich  annahm)  von  anderen  Hexactinelliden  aus  eingeschwemmt 
sind,  habe  ich  jetzt  durch  erneute  Untersuchung  zahlreicher  Schnitte  der  „Challenger"-Originale 
selbst  sicher  feststellen  können.  Dasselbe  gilt  von  der  eigentümlichen  intermediären,  ca.  1 20  p. 
großen  Parenchvmnadel,  welche  auf  PI.  V  des  Chall.-Rep.  in  Fig.  9  ziemlich  gut  abgebildet  ist 
und  mir  früher  entgangen  war.  Sie  findet  sich  gar  nicht  selten  in  den  Subdermalräumen  und 
dürfte  die  bei  manchen  anderen  Eitplectella-KxXstn  häufig  vorkommenden,  hier  aber  ganz  fehlenden 
Graphiocome  vertreten.  Ich  werde  sie  fortan  als  Lophocom  bezeichnen.  Ihre  6  Haupt- 
strahlen, welche  etwas  länger  und  schlanker  sind  als  diejenigen  der  Oxyhexaster  und  Onychaster, 


12 


Franz  Eii.hard  Schulze:  Hexactinelliden. 


verbreitern  sich  nicht  so  allmählich  gegen  das  Distalende  wie  jene,  sondern  tragen  am  Ende  eine 
ziemlich  scharf  abgesetzte  kreisrunde  Ouerscheibe  mit  schwacher  äußerer  Konvexität, 
wie  'dies  auch  bei  den  bekannten  Graphiocomen  vorkommt.  Am  Scheibenrande  stehen  ca. 
12  Endstrahlen  von  52  p.  Länge,  welche  nur  an  ihrem  dünnen  Proximalende  eine  mehr  oder 
minder  auffällige  Ausbiegung  aufweisen,  im  übrigen  aber  gerade  sind,  im  mittleren  Teile  eine 
geringe  Verdickung  erfahren  und  gegen  das  freie  Distalende  sich  wieder  etwas  zuspitzen.  Ge- 
legentlich erscheint  ein  oder  der  andere  Endstrahl  auch  aus  dem  Randkreise  in  die  mittlere 
konvexe  Partie  der  Basalscheibe  hineingerückt.  Doch  bilden  diese  Endstrahlen  hier  niemals  ein 
so  dichtes,  fasces-ähnliches  Bündel  gerader  paralleler  Fasern  wie  bei  den  sonst  offenbar  nahe 
verwandten  Graphiocomen. 

Ganz  vereinzelt  traf  ich  auch  Sigmatocome,  wie  ich  sie  ähnlich  zuerst  bei  Dirtyaulus 
elegans  E.  F.  Sch.  gefunden  und  beschrieben  habe1). 

Am  vorstehenden  Distalende  der  degenförmigen  oxyhexaktinen  Dermalia  hängt  in  der  Regel 
je  ein  Floricom  von  ca.  1 20  ;j.  Durchmesser,  mit  je  6 — 8  kräftigen,  distad  stark  verdickten  und 
7 — 9  starke  Randzähnchen  tragenden  Endstrahlen  an  jedem  Hauptstrahl  (Chall.-Rep.,  PI.  V,  Fig.  5). 

An  der  Gastralfläche  finden  sich  die  auch  sonst  bei  den  Euplectella-Kxtevi  bekannten 
kräftigen  oxypentaktinen  Hypogastralia  nur  an  der  Oberfläche  der  innen  vorspringenden 
Gitterleisten.  An  der  konkaven  Seite  der  uhrglasartig  gewölbten  Maschendecken  treten  dagegen  als 
Hypogastralia  schmächtige  Oxyhexaktine  auf,  an  deren  frei  vorspringendem  Radialstrahl  fast 
stets  je  ein  nur  60 — 80  ;j.  großes,  zartes  Floricom  hängt.  Diese  gastralen  Floricome  sind  durchweg 
weit  schmächtiger  und  nur  hall)  so  groß  als  die  dermalen.  Jeder  ihrer  Hauptstrahlen  trägt  je 
10 — 12  dünne  Endstrahlen  mit  7 — 9  kleinen  Randzähnchen  an  der  Endscheibe  (Chall.-Rep., 
PI.  V,  Fig.  4). 

Die  langen,  einige  Centimeter  weit  über  die  Körperaußenfläche  vorragenden  Radialstrahlen 
der  großen  principalen  Pentaktine,  sowie  einzelne  stark  verlängerte  Distalstrahlen  von  besonders 
kräftigen  Hexaktinhvpodermalia  sind  teilweise  eng  umlagert  mit  rauhen  Oxydiaktinen,  welche  dem 
betreffenden  Strahle  bald  nahezu  parallel,  bald  in  gestreckten  Spiralzügen  dicht  anliegen. 

Ueber  3  Stücke  von  Eupledella  suberea  Wvv.  Thomson,  welche  von  dem  Fürsten  von 
Monaco  in  der  Nähe  der  Azoren  in  927  m,  1372  m  und  2870  m  Tiefe  erbeutet  waren,  hat  im 
Jahre   1902  Topsent  berichtet2). 

Derselbe  stimmt  im  allgemeinen  meiner  im  Chall.-Rep.  gegebenen  Beschreibung  zu  und 
spricht  sich  näher  aus  über  die  intermediären  Parenchymalia,  welche  in  Fig.  2,  3,  <S  und  9 
der  PL  V  des  Chall.-Report,  abgebildet  und  von  mir  zum  Teil  vermutungsweise  als  Eindringlinge 
gedeutet  waren.  Die  in  Fig.  9  jener  Tafel  dargestellte  und  von  mir  oben  S.  1 1  als  Lophocoem 
benannte  Nadel  hält  Topsent,  meiner  früheren  (aber  jetzt  von  mir  aufgegebenen)  Auffassung 
folgend,  für  ein  verstümmeltes  Floricom.  In  einem  dicht  bei  den  Azoren  -  -  39°  18'  5"  N.  Br„ 
330  22'  15"  W.  —  in  1372  m  gefundenen  Pasalstücke  (seinem  Exemplare  b)  hat  er  die  Oxy. 
hexaster  und  einige  an  Fig.  X  (Oxychaster)  der  PL  V  des  Chall.  Rep.  erinnernde  Nadeln,  sowie 
Lophocome  in  Menge  angetroffen.  Bei  einem  nicht  weit  davon  -  -  380  23'  45"  N.,  30"  57' 
|.S"  W.  L.  —    in    1)27   m    Tiefe   erbeuteten    Oberende   (seinem    Exemplare   a)    kamen    zwar    auch 


1)  Hexactinelliden  des  Indischen   Oceans.   —    Ahh.  der  Kgl.    Preuß.  Akad.,   1895.  S.  40  und  Taf.  IV,   Fig.    18  und    19. 

2)  Contrib.    ä   l'etude    des   Spongiaires    de    l'Atlantique   Nord,    in  Resultats    Campagnes    scient.  acc.   p.    Albert    1,    Prince   de 
Monaco;  p.   24 — 25. 


Erster  Teil.     Systematik.  I  t 

Onychaster  und  I.ophocome  vor,  dagegen  fehlten  die  Oxyhexaster  ganz.  Bei  dem  dritten,  in  der 
Nähe  des  42"  N.  Br.  und  290  W.  L.  gefundenen  Exemplare  (c),  einem  Basalende,  zeigten  sich 
Oxyhexaster  (und  Lophocome?),  aber  keine  Onychaster. 

Ob  nun  diese  drei  von  Topsent  als  Euplectella  suberea  Wyv.  Thoms.  beschriebenen 
Exemplare  wirklich  alle  zur  Species  Euplectella  suberea  YYvv.  Thoms.  oder  zu  verschiedenen 
Arten  gehören,  möchte  ich  hier  nicht  entscheiden,  da  mir  einerseits  nur  allzubekannt  ist,  wie 
leicht  diese  oder  jene  Nadelform  übersehen  werden  kann,  und  ich  andererseits  doch  auch  wieder 
selbst  das  Variieren  gewisser  Hexaster  zwischen  Formen  mit  und  ohne  terminale  Endkrallen 
(z.  B.  bei  der  Gattung  Aphrocallistes)  hinreichend  kennen  gelernt  habe. 

Unter  dem  Material  der  „Valdivia"-Expediton  kommen  mehrere  Stücke  vor,  welche  zwar 
hinreichend  mit  der  oben  für  Euplectella  suberea  Wyv.  Thoms.  aufgestellten  Charakteristik  über- 
einstimmen ,  um  sie  zu  dieser  Art  stellen  zu  können,  welche  aber  doch  auch  untereinander 
einige  nicht  ganz  unbedeutende  Abweichungen  zeigen.  Bei  der  Beschreibung  derselben,  welche 
fast  sämtlich  ein  und  derselben  Fundstelle,  „Valdivia"-Station  3$,  südwestlich  von  Cap  Bojador  — 
24"  3^,3'  N.  Br.,  17"  4,7'  W.  L.  —  in  2500  m  Tiefe  mit  dem  Trawl  erbeutet  sind,  werde  ich 
diese  Differenzen  besonders  hervorheben. 

Zunächst  kommen  einzelne  Bruchstücke  der  Röhrenwand,  sowie  die  abgerissenen  Basal- 
enden  zweier  Exemplare  in  Betracht,  welche  Fragmente  sowohl  hinsichtlich  der  Gestalt  und  des 
Baues  als  auch  der  Spikulation  durchaus  mit  jenem  Originalexemplar  der  „Challenger"-Expedition 
übereinstimmen,  welches  hauptsächlich  Www  Thomson's  Zeichnungen  und  meiner  Beschreibung 
im  Challenger-Report  zu  Grunde  lag.  Ich  habe  hier  in  der  Fig.  1  der  Taf.  II  eine  Uebersicht 
der  wichtigsten  Nadelformen,  sowie  eine  Darstellung  ihrer  Anordnung  in  einem  senkrechten 
Wanddurchschnitt  gegeben  und  außerdem  einzelne  Parenchymnadeln  bei  stärkerer  Vergrößerung 
in  Fig.  2 — 6  derselben  Taf.  II  abgebildet. 

Neben  den  kräftigen  Principalpentaktinen  des  derben  und  ziemlich  großmaschigen  qua- 
dratischen Gittergerüstes  mit  den  meistens  triaktinen  Comitalia  finden  sich  vorwiegend  diaktine 
bis  hexaktine  makrosklere  Parenchymalia,  ferner  die  bekannten  degenförmigen  hexaktinen  Hypo- 
dermalia  und  teils  hexaktine,  teils  pentaktine  Hypogastralia.  In  der  irisähnlichen  Ringmembran 
der  kreisförmigen  Wandlücken  trifft  man  stets  die  für  die  ganze  Art  so  charakteristischen  stab- 
förmigen  Diaktine  mit  den  4  im  Kreuz  gestellten  centralen  Buckeln  und  abgerundeten  Enden. 
Als  intermediäre  mikrosklere  Parenchymalia  finden  sich  überall  im  Choanosome  Oxyhexaster  und 
Onychaster;  von  welch  letzteren  eines  hier  Taf.  II,  Fig.  2  abgebildet  ist,  sowie  ganz  vereinzelt 
auch  Sigmatocome  (Taf.  II,  Fig.  3).  Außerdem  lassen  sich  in  der  Subdermalregion  zahlreiche 
typische  Lophocome  von  der  nämlichen  Form  und  Größe  nachweisen,  wie  sie  in  den  „Challenger"- 
Originalen  von  Euplectella  suberea  Wyv.  Thomson  vorkommen  und  auf  Taf.  V,  Fig.  9  der 
Challenger-Hexaktinellida  von  Wyv.  Thomson  selbst  richtig  abgebildet  sind. 

Ferner  kommen  auch  hier  2  verschiedene  Floricome  vor,  nämlich  größere  dermale  mit 
6 — 8  kräftigen  Endstrahlen  (Taf.  II,  Fig.  5  und  5a)  und  kleinere  gastrale  mit  mehr  (ca.  1 2)  End- 
strahlen an  jedem  Hauptstrahle.  Beide  sind  schon  von  Wyv.  Thomson  auf  seiner  Taf.  V  in  Fig.  5 
und  4   der  Challenger-Hexaktinelliden  und  hier  in  Fig.   5   und  4   der  Taf.  II  abgebildet. 

Die  Kolbenanker  des  Basalschopfes  tragen  am  oberen  Seitenrande  4 — 7  schräg  empor- 
stehende Zähne. 


j  i  Franz  Eii.hakd  Schulze:  Hexatinelliden. 

Ein  in  toto  erhaltenes,  wenngleich  ziemlich  stark  lädiertes  Exemplar,  welches  von  der 
nämlichen  Station  No.  33  stammt,  ist  in  natürlicher  Größe  in  der  Fig.  7  der  Taf.  II  allgebildet. 
Wie  man  sieht,  handelt  es  sich  um  eine  in  der  oberen  Hälfte  ziemlich  stark  ausgebauchte,  gerade 
Röhre  von  ca.  120  mm  Länge  (ohne  den  Basalschopf  gemessen)  und  60  mm  größter  Breite. 
Die  Yergleichung  mit  dem  im  Chall.-Rep.,  PI.  V,  Fig.  1 ,  abgebildeten,  etwas  längeren  und  weniger 
stark  ausgebauchten  Originalexemplare  zeigt  große  Uebereinstimmung  beider  Stücke  im  gröberen 
Bau.  Besonders  gleichen  sich  beide  durch  die  Anordnung  der  runden  Wandlücken  in  schrägen 
Spiralreihen,  ferner  in  der  Bildung  der  damit  alternierenden  gedeckten  Maschen  mit  flach 
konvexer  Kuppe,  in  der  aus  dünnen  Balken  gebildeten,  flach-uhrglasförmigen  terminalen  Gitter- 
platte und  in  dem  zwar  deutlich  abgesetzten,  aber  nur  ziemlich  schwach  entwickelten  Marginalsaum 
ohne  deutlich  ausgebildete  Randmanschette,  Auch  die  Größe  und  Stellung  der  radiär  über  die 
Röhrenwand  etwa  5  mm  weit  vorragenden  Radialstrahlen  der  principalen  Oxypentaktine  stimmt 
bei  beiden  überein.  Hier  wie  dort  treten  solche  Radialstrahlen  nicht  von  sämtlichen  Gitter- 
knoten des  Skelettgrundgerüstes  ab,  sondern  es  alternieren  meistens  sowohl  in  der  Längs-  wie 
Ouerrichtung  Gitterknoten  mit  oder  ohne  einen  derartigen  Radialstrahl,  so  daß  letztere  ähnlich 
wie  die  Wandlücken  in  schrägen  Spiralreihen  gestellt  erscheinen. 

Hinsichtlich  der  übrigen  Nadeln  will  ich  als  auffälligste  Abweichung  zunächst  den  Um- 
stand hervorheben,  daß  ich  hier  zwischen  den  zahlreichen  gut  entwickelten  parenchymalen  ( >xy- 
hexastern  (Taf.  II,  Fig.  9)  nur  ganz  vereinzelt  Onychaster  finden  konnte,  während  diese  Nadeln 
doch  in  den  oben  erwähnten  Bruchstücken  ebenso  wie  in  dem  „Challenger"-Exemplare  gar  nicht 
selten  vorkommen.  Außerdem  zeigen  die  subdermalen  Lophocome  insofern  eine  geringe  Ver- 
schiedenheit, als  die  Endstrahlenbüschel  distad  ein  wenig  mehr  divergieren  (Taf.  II,  Fig.  8)  als 
dort,  was  durch  eine  an  sich  allerdings  nur  unbedeutende  Auswärtsknickung  im  Basalteile  bedingt 
ist  (Taf.  II,   Fig.  8a). 

Die  gleichen,  an  sich  offenbar  recht  geringfügigen  Abweichungen  in  der  Spikulation  fanden 
sich  auch  in  einigen  an  demselben  Fundorte,  Station  33,  erbeuteten  Wandbruchstücken  mit 
engeren  Gittermaschen  und  einem  ebendaher  stammenden  kleinen  Röhrenstücke  von  nur  3  cm 
Länge  und    1,5   cm   Breite,  welches  auf  Taf.  II,  Fig.    10  abgebildet  ist. 

An  dem  letzteren  offenbar  noch  sehr  jungen  Exemplare  ist  mir  aufgefallen,  daß  sich  an 
dem  außen  vorragenden  Strahle  mancher  degenförmigen  Hypodermalia  ein  Bündel  schmächtiger 
zackiger  Oxydiaktine  mit  centralen  Buckeln  (Taf.  II,  Fig.  13)  anfügt,  und  daß  sich  weiter  abwärts 
in  der  Regel  außerdem  noch  das  typische  Dermalfloricom  findet  (Taf.  II,  Fig.  12),  Manche 
dieser  Dermalfloricome  zeigen  hier  eine  größere  Anzahl  Endstrahlen,  von  welchen  einer  nicht 
selten  in  die  Mitte  des  Büschels  rückt  und  dann  insofern  eine  Abweichung  von  der  gewöhn- 
lichen Form  aufweist,  als  seine  distale  Endplatte  nicht  einseitig  nach  außen  überhängt,  sondern 
in  ihrem   Centrum  aufsitzend  eine  Kreisscheibenform  annimmt  (Taf.  II,  Fig.    n). 

An  der  Gastralseite  finde  ich  nur  pentaktine  (keine  hexaktine)  Hypogastralia.  Auch  fehlen 
hier  Gastralfloricome. 

Von  den  in  der  Subdermalregion  zahlreich  vorhandenen  Lophocomen  zeichnen  sich  einige 
durch  sehr  dünne  und  gerade,  aber  mäßig  divergierende  Endstrahlen,  andere  dagegen  durch  erheb- 
liche Knickung  und  starkes  Divergieren  der  Endstrahlen  eines  jeden  Büschels  aus  (Taf.  II,  Fig.  14). 

Endlich  ist  hier  noch  ein  stark  lädiertes  Stück  zu  berücksichtigen,  welches  nicht  im 
Atlantisehen    Ocean,  sondern  bei  Sansibar  im    Pemba-Kanal,  Station   246  -      50  24,0'  N.  Br.,  39° 


Erster  Teil.     Systematik.  j  - 

19,8' O.L.  —  in  818  m  Tiefe  auf  blauem  Thongrund  gefunden  wurde  In  seiner  ganzen  äußeren 
Erscheinung  gleicht  es  den  bisher  beschriebenen  Eupkdella  suberea  und  speciell  dem  Original- 
exemplar der  „Challenger"-Expedition  ziemlich  gut  bis  auf  die  hier  nur  recht  kurzen  und  daher 
nicht  weit  über  die  Außenfäche  hervortretenden  radiären  Distalstrahlen  der  großen  pentaktinen 
Principalia  des  Stützgerüstes.  Bei  der  mikroskopischen  Untersuchung  zeigte  sich  zwar  auch 
in  Form  und  Verteilung  der  Nadeln  im  allgemeinen  große  Uebereinstimmung,  doch  haben  die 
an  den  hexaktinen  Hvpodermalia  sitzenden  Dermalfloricome  an  jedem  Hauptstrahl  8 — 12  bald 
recht  schmächtige,  bald  ziemlich  kräftige  Endstrahlen  mit  6 — 8  Randzähnchen.  Gastralfloricome 
fehlen  ganz,  wie  denn  auch  nur  pentaktine  Hypogastralia  vorkommen.  Auffallend  ist  die  Klein- 
heit der  nur  ca.  80  ;j.  messenden  Lophocome,  deren  Endstrahlen  stark  geknickt  sind  und  ähnlich 
wie  bei  dem  auf  Taf.  II,  Fig.  14  dargestellten  Lophocome  eines  anderen  (in  Fig.  10  abgebildeten) 
Stückes  erheblich  divergieren. 

Da  es  fraglich  erscheinen  kann,  ob  die  soeben  erwähnten  Abweichungen  der  beiden 
zuletzt  beschriebenen  Stücke  noch  als  Variationen  innerhalb  des  Speciesbegriffes  Eupkdella 
suberea  W.  Th.  oder  als  tvpische  Charaktere  differenter,  von  dem  alten,  durch  Wyv.  Thomson 
und  mich  aufgestellten  Artbegriff  zu  trennender  Species  zu  gelten  haben,  so  werde  ich  sowohl 
das  offenbar  noch  junge  Stück,  welches  an  Station  ^  südwestlich  von  Cap  Bojador  im  Atlan- 
tischen Ocean  gefunden  und  auf  Taf.  II  in  Fig.  10  dargestellt  ist,  als  auch  das  aus  dem  Indischen 
Ocean  (bei  Sansibar,  Station  246)  stammende,  etwas  ältere  Exemplar,  dessen  Abbildung  ich  in 
Fig.   15  der  Taf.  II  gegeben  habe,  einstweilen  als  Eupkdella  (1  suberea  W.  Th.)  aufführen. 

Vielleicht  gehört  Eupkdella  suberea  Wyv.  Th.  zu  jenen  Species,  deren  Repräsentanten  nach 
verschiedenen  Richtungen  hin  variieren;  indessen  reichen  die  bisherigen  Funde  noch  keineswegs 
aus.  um  die  Variationsbreite  dieser  Art  feststellen  zu  können. 

Fundorte:    1)  Station  $1,  südwestlich  von  Cap  Bojador  -  -  24"  35,3'  N.Br.,  170  4,7'  W.  L.  - 
2500  m    tief. 

2)  Station   246,  Pembakanal  bei  Sansibar  --  5"  24,0'  N.  Br.,  39"   ig  8'  O.  L.  —  818  m  tief. 

Eupledella  nobilis  F.  E.  Sch.  n.  sp. 

Taf.  III. 

Zugleich  mit  Eupkdella  suberea  YVvv.  Th.  und  einer  später  ausführlich  zu  beschreibenden 
merkwürdigen  Dictyonine  {Auloplax)  wurde  an  der  „Valdivia'-Station  a  bei  Cap  Bojador  noch 
eine  andere  Eupkdelh-Art  gefunden,  welche  (bisher  noch  nicht  bekannt)  von  mir  als  Eupl.  nobilis 
bezeichnet  wird.  Obwohl  kein  vollständig  erhaltenes  Exemplar  vorhegt,  läßt  sich  doch  Gestalt 
und  Bau  dieser  Form  ziemlich  gut  erkennen  und  die  Spekulation  ausreichend  feststellen.  Das 
auf  Taf.  III  in  Fig.  1  in  natürlicher  Größe  abgebildete  Oberende  gehört  zweifellos  zu  einem 
über  fußlangen  Körper  von  der  Gestalt  einer  mäßig  stark  ausgebauchten  Röhre.  Außerdem  fand 
sich  noch  ein  ähnliches,  jedoch  weniger  gut  erhaltenes  Oberende  eines  zweiten  Stückes,  ferner 
ein  Bruchstück  der  Seitenwand  und  ein  ausgerissener  Basalschopf. 

Die  Körperwand,  welche  von  zahlreichen  kreisförmigen  Wandlücken  durchbrochen  ist,  hat 
nur  geringe  Dicke.  In  dem  schwach  ausgebauchten  Mittelteile  ist  sie  ca.  3  mm,  am  oberen  Ende 
kaum  1  mm  stark.  Während  sich  an  der  Außenseite  zahlreiche  karunkelartige  Erhebungen  in 
unregelmäßiger  Form   und  Verteilung  bald  isoliert,  bald  zu  kurzen  Wällen  vereint  finden,  erscheint 


l6  Franz  Eilhasd  SCHULZE:   Hexactinelliden. 

die  Innenseite,  wie  bei  allen  Euplectellen,  gleichmäßiger  eben,  jedoch  durch  ein  niedriges,  glattes 
Leistenmaschenvverk  in  nahezu  quadratische,  etwas  vertiefte  Felder  geteilt,  deren  Breite  von  der 
Mitte  bis  zum   Oberrande  des  Körpers  allmählich  abnimmt. 

Obwohl  der  Erhaltungszustand  dieses  Stückes  nicht  ausreicht,  um  die  Verteilung  und  An- 
ordnung der  nur  in  einzelnen  Maschen  deutlich  erkennbaren  Wandlücken  sicher  festzustellen, 
so  läßt  sich  doch  annehmen,  daß  die  letzteren  nicht  in  schrägen  Spiralreihen,  sondern  entweder  in 
Längs-  und  Querreihen  oder  ohne  bestimmte  Ordnung  verteilt  stehen.  Die  Weite  der  auch  hier 
von  longitudinalen  und  transversalen  Fasersträngen  gebildeten  quadratischen  Gittermaschen  des 
Stützgerüstes  beträgt  in  der  mittleren  Region  des  Körpers  ca.  8  mm,  nimmt  aber  nach  dem 
oberen  Rande  zu  bis  auf  2  mm  ab.  Die  stets  in  einer  kraterförmigen  Vertiefung  der  Außenfläche, 
im  Centrum  einer  Masche  gelegenen,  von  einer  schmalen,  irisähnlichen  Ringmembran  umgebenen, 
kreisförmigen  Wandlücken   haben  einen   Durchmesser  von  etwa  3   mm   oder  weniger. 

Während  die  Weite  des  ganzen  Körperrohres  an  seinem  kreisförmigen  queren  Oberrande 
ca.  5  cm  beträgt,  verbreitert  sich  dasselbe  abwärts  bald  auf  8  cm  und  darüber,  um  sich  nach 
dem  unteren,  mit  Basalnadelschopf  versehenen  Ende  wieder  zu  verschmälern.  Seine  Länge  war 
leider  nicht  genau  festzustellen.     Die  obere  terminale  Siebplatte  ist  nicht  erhalten. 

Als  Grundlage  des  quadratischen  Gitterbalken netzes  der  Körperwand  dienen  kräftige,  glatte 
oxystauraktine  Principalia  (Laf.  III,  Fig.  11),  zwischen  denen  jedoch  hie  und  da  auch  einzelne 
Pentaktine  mit  kurzem  äußeren  Radialstrahl  vorkommen.  Die  Longitudinalstrahlen  dieser 
Principalia  erreichen  eine  Länge  von  2  cm  und  darüber,  während  die  Transversalstrahlen  stets 
erheblich  kürzer  sind.  Bei  beiden  findet  eine  ganz  allmähliche  Verschmälerung  vom  proximalen 
bis  zum  spitzen  distalen  Ende  statt.  Bei  der  rechtwinkligen  Kreuzung  dieser  Principalia  liegen 
die  Longitudinalstrahlen  auswärts  von  den  Transversalstrahlen ;  dementsprechend  springen  denn 
auch  die  letzteren  mehr  an  der  Innenseite,  die  longitudinalen  Strahlen  dagegen  mehr  an  der 
Außenseite  der  Röhre  leistenartig  vor. 

Die  zahlreichen  langen,  dünnen  Nadeln,  welche  diese  Principalia  als  dicht  anliegende 
Comitalia  teils  parallel,  teils  in  langen  Spiraltouren  begleiten  und  umhüllen,  sind  vorwiegend 
Oxytriaktine  (Taf.  III,  Fig.  10)  oder  Oxydiaktine  mit  2  oder  4  centralen  gekreuzten  Buckeln 
(Taf.  III,  Fig.  1 2),  seltener  Oxystauraktine  oder  gar  Oxypentaktine.  In  den  dickeren  Wandpartien 
kommen  im  Parenchym  isoliert  gelegene,  radiär  gerichtete  Oxyhexaktine  ähnlicher  Bildung  ohne 
Anlehnung  an  die  großen  Principala  vor. 

Die  hauptsächlich  zur  Stütze  der  Dermalmembran  bestimmten  langen,  degenförmigen 
hypodermalen  Oxyhexaktine  (Taf.  III,  Fig.  1 3)  unterscheiden  sich  nicht  wesentlich  von  den  ent- 
sprechenden Nadeln  anderer  Euplectellen. 

Dagegen  finden  sich  als  Hypogastralia  hier  fast  überall  die  gleichen  degenförmigen 
Oxyhexaktine  (Taf.  III,  Fig.  9)  wie  an  der  Dermalseite.  Nur  vereinzelt  kommen  oxypentaktine 
Hypogastralia  vor,  wie  sie  den  meisten  anderen  Euplectellen  eigen  sind. 

Als  intermediäre  Parenchymalia  fallen  zunächst  durch  ihre  Häufigkeit  die  80 — 100  ij. 
großen  Oxyhexaster  mit  je  4  (selten  weniger  oder  mehr)  geraden,  langen  und  dünnen,  mäßig 
divergierenden  Endstrahlen  an  jedem  der  kurzen  und  kräftigen  Hauptstrahlen  in  die  Augen 
(Taf.  III,  Fig.  3).  Die  Schlankheit  der  Endstrahlen  kann  hier  bei  der  Größe  des  Schwamm- 
köqjers  nicht  als  Jugendcharakter,  sondern   nur  als  Speciescharakter  aufgefaßt   werden. 


Erster  Teil.     Systematik.  j  - 

Als  gelegentlich  vorkommende  Abnormität  will  ich  hier  einen  in  Fig.  7  der  Taf.  III  ab- 
gebildeten Hemioxyhexaster  erwähnen,  bei  welchem  nur  2  kräftige  verlängerte  Hauptstrahlen 
(ein  und  derselben  Achse)  sich  ähnlich  wie  die  sämtlichen  Hauptstrahlen  der  gewöhnlichen 
Oxyhexaster  in  5  resp.  6  lange,  mäßig  stark  divergierende  und  spitz  auslaufende  Endstrahlen 
teilen,  die  mittellangen  Strahlen  der  beiden  anderen  Achsen  jedoch  ganz  ungeteilt  bleiben.  Auch 
mache  ich  auf  den  in  Fig.  6  der  Taf.  III  abgebildeten,  ein  einziges  Mal  beobachteten  Oxydiaster 
aufmerksam,  welcher  zwar  ebenso  wie  der  soeben  besprochene  Hemioxyhexaster  den  Charakter 
der  übrigen  intermediären  Oxyhexaster  bewahrt  aber  überhaupt  nur  2  in  derselben  Achse  ge- 
legene Hauptstrahlen  mit  je  einem  Büschel  von  langen  Endstrahlen  aufweist. 

In  der  Subdermalregion  finden  sich  in  wechselnder  Häufigkeit  Lophocome  (Taf.  III,  Fig.  5) 
von  120 — 130  \i  Gesamtdurchmesser  mit  geraden  Endstrahlen.  Sie  gleichen  im  allgemeinen  den 
bei  Eupledella  suberea  so  reichlich  vorkommenden  Lophocomen;  doch  fiel  mir  eine  flache  centrale 
Erhebung  der  Außenfläche  an  den  kreisrunden  Endscheiben  der  Hauptstrahlen  auf  (Taf.  III, 
Fig.   5a  und   5b). 

Onychaster  fehlen  hier,  wie  es  scheint,  ganz;  denn  die  vereinzelt  in  Zerzupfungs- 
präparaten  einmal  angetroffenen  Nadeln  dieser  Art  rühren  höchst  wahrscheinlich  als  Eindringlinge 
von  den  an  derselben  Fundstelle  offenbar  häufigen,  in  demselben  Trawl  reichlich  mitgefangenen 
Exemplaren  von  Eupledella  suberea  her. 

Bemerkenswert  ist  das  Fehlen  von  eigenartigen,  bei  den  meisten  anderen  Eupledella-Arten 
so  auffälligen   Nadeln  in  der  Wandlückenumrandung. 

Die  Floricome,  welche  in  der  Regel  an  dem  frei  vorstehenden  kräftigen  und  etwas 
höckerigen  äußeren  Radialstrahl  der  degenförmigen  oxyhexaktinen  Hypodermalia  hängen,  messen 
ca.  80 — 90  ;j.  und  haben  insofern  einen  eigenartigen  Charakter,  als  an  jedem  der  6  kurzen, 
mäßig  starken  Hauptstrahlen  sich  ein  blumenkelchähnlicher  Endstrahlenkranz  von  16 — 20  (selten 
weniger)  dünnen,  stark  S-förmig  gebogenen  Endstrahlen  findet,  deren  auffällig  kleine  Terminal- 
verbreiterung gewöhnlich  nur  4  oder  3  Randkrallen  zeigt  (Taf.  III,  Fig.  4  und  4a). 

Ausnahmsweise  kommen  auch  erheblich  kleinere  Floricome  (von  ca.  60  jjl  Durchmesser) 
mit  etwas  abweichender  Biegung  der  Endstrahlen  (Taf.  III,  Fig.  8  und  8a)  oder  solche  mit  etwas 
stärkeren  Endstrahlen  und  dickerer  Endverbreiterung  vor. 

Die  Kolbenanker  des  Basalschopfes  (Taf.  III,  Fig;  14)  weichen  in  der  Form  und  Zahl 
ihrer  schräg  aufwärts  gerichteten  Randzähne  (4 — 8)  nicht  wesentlich  ab  von  den  entsprechenden 
Nadeln  anderer  Euplectellen. 

Gefunden  sind  alle  mir  vorliegenden  Stücke  von  Eupledella  nobilis  an  der  „Valdivia"- 
Station  33,  südwestlich  von  Kap  Bojador  -  -   24'-'  35,3'  N.  Br.,  170  4,7'  W.  L.  —   in  2500  m  Tiefe. 

Eupledella  aspergillam  R.  Owen. 

Taf.  IV,  Fig.   1—3. 

184 1    R.  Owen,  Proc.  Zool.  Soc.  London,  Vol.  IX,  p.  3 — 5. 

1843   R.  Owen,  Trans.  Zool.  Soc.  London,  Vol.  III  (2),  p.  203 — 206,  PL  XIII. 

1858  Bowerbaxk,  Phil.  Trans.,  Vol.  CXLVIII. 

1867  Gray,  Ann.  and  Mag.  Xat.  Hist,  S.  3,  Vol.  XIX,  p.  44  u.    138. 

1868  Claus,  Ueber  Eupledella  aspergillum. 

1874  Htggin,  Ann.  Mag.  Nat.  Hist.  S.  4,  Vol.  XIII,  p.  44 — 48. 

187s   W.  Marshall,  Zeitschr.  f.  wiss.  Zool.,  Bd.  XXV,  Suppl.,  S.   142. 

Deutsche  Tiefsee-Expedition  1898 — i8go.     Bd.  IV.  3 


jg  Franz  Eii.hard  SCHULZE:   Hexactinelliden. 

1875   Bowerbank,  Proc.  Zool.  Soc.  London,  p.  503. 

1880  F.  E.  Schulze,  Trans.  Roy.  Soc.   Edinb.,  Vol.  XXIX,   2,  p.  661. 

1887  F.  E.  Schulze,  Voy.  Challenger,  Hexactinellida,  p.  64 — 73. 

Unter  den  Euplectellen  der  „Valdivia"-Ausbeute  finden  sich  3  Exemplare,  welche  ich  der 
philippinischen  Species  E.  aspergülum  R.  Owen  (trotz  der  großen  Entfernung  ihres  bei  Dar-es- 
Salaam  und  im  Sansibar-Kanal  gelegenen  Fundortes  von  der  bisher  bekannten  Heimat)  zurechnen 
muß.  Eines  dieser  Stücke  besteht  aus  dem  völlig  ausmacerierten,  fest  verbundenen  Skelett 
einer  schwach  gebogenen,  nach  oben  sich  allmählich  erweiternden,  ca.  18  cm  langen  und  oben 
4  cm  breiten  Röhre  von  kreisförmigem  Querschnitt  (Taf.  IV,  Fig.  2),  dem  das  unterste  Ende 
fehlt.  Ein  zweites,  auf  Taf.  IV,  Fig.  3  abgebildetes,  mit  dem  Basalschopfe  versehenes  Exemplar, 
welches  trotz  einiger  kleiner  Defekte  der  Seitenwand  im  Weichkörper  ziemlich  gut  erhalten  ist, 
zeigt  erst  geringe  Anfänge  einer  Verlötung  der  gröberen  Nadeln.  Es  muß  als  ein  noch  im 
Wachstum  begriffenes  Stück  aufgefaßt  werden.  Das  dritte,  ebenfalls  mit  dem  Weichkörper  kon- 
servierte, auf  Taf.  IV,  Fig.  1  abgebildete  Exemplar  hat  nur  eine  Tange  von  5  cm  und  eine 
größte  Breite  in  der  Mitte  von  12  mm.  Es  stellt  ein  ganz  junges  Stück  dar,  dessen  Nadeln 
noch  rar  keine  Tendenz  zur  Verlötune  zeigen. 

Bei  den  beiden  älteren  Exemplaren  erscheint  die  eigentümliche  Biegung  des  Körpers 
sowie  die  deutlich  ausgebildete  Marginalmanschette,  besonders  aber  die  starke  Entwickelung  und 
der  eigentümliche  Verlauf  der  schrägen  äußeren  Riffe,  welche  zu  der  Körperbiegung  in  einer 
gewissen  Beziehung  stehen,  recht  charakteristisch.  Diese  Riffleisten  ziehen  nämlich  an  beiden 
Seiten  ziemlich  svmmetrisch  in  paralleler  Richtung  schräg  empor  und  bilden  meistens  an  der 
konvexen  Seite  der  Röhre  solche  V,  an  der  konkaven  dagegen  solche  f\  Winkel  miteinander. 
Zuweilen  ist  aber  auch  in  einzelnen  Regionen  die  Lage  der  Leisten  umgekehrt,  so  daß  sie 
von  der  konkaven  Seite  schräg  aufwärts  zur  konvexen  emporziehen. 

Diese  Verhältnisse,  welche  hier  so  deutlich  hervortreten,  sind  auch  an  der  philippinischen 
Euplectella  aspergülum  mehrfach  beschrieben  und  abgebildet,  so  von  K.  Owen  bereits  1841  und 
1843  in  seiner  ersten  Beschreibung  der  Art,  ferner  von  Claus  1868  auf  der  seiner  Abhandlung 
beigegebenen    photographischen  Tafel    und    von    mir    selbst   1887    im    Rep.  Chall.,  Hexactinellida. 

Das  hier  (Taf.  IV,  Fig.  2)  nach  einer  Photographie  in  seitlicher  Ansicht  abgebildete 
Skelett  gleicht  in  dieser  Hinsicht  dem  größeren  der  beiden  von  Claus  photographierten  Stücke, 
sowie  dem  in  Fig.  1  meiner  Taf.  I  des  Chall.-Rep.  dargestellten  Exemplare,  während  das  hier 
in  Fig.  3  der  Taf.  IV  nach  einer  Zeichnung  in  Seitenansicht  wiedergegebene  jüngere  Stück 
ähnlich  wie  K.  Owen's  Originalexemplar  eine  rechtwinklige  Stellung  der  oberen  Seitenriffe  zu 
den  unteren  aufweist. 

An  dem  ganz  jungen  Stücke  (Taf.  IV,  Fig.  1)  treten  die  Riffe  noch  in  Form  eines  mehr 
gleichmäßigen  niedrigen  Leistennetzes  auf. 

Die  nähere  Untersuchung  des  Skelettes  aller  3  Stücke  lehrt,  daß  die  als  Grundlage 
des  ganzen  Röhrengerüstes  dienenden  longitudinalen  und  transversalen  Faserstränge  hauptsächlich 
aus  großen  kräftigen  Oxystauraktinen  und  deren  Comitalia  aufgebaut  sind.  Ueberall  liegen 
die  cirkulären  Transversalbalken  an  der  Innenseite  der  longitudinalen  Stränge,  was  natürlich  nur 
durch  ein  geringes  x\bweichen  der  betreffenden  Stauraktinstrahlen  aus  der  idealen  Cylinder- 
inantelfläche  der  ganzen  Schwammkörperchen  nach  innen  resp.  nach  außen  möglich  ist.  Auch 
hier  übertrifft,  wie  bei  allen  Euplectellen,  die  Länge  der  oft  mehrere  Centimeter  lang  ausgezogenen 


Elster  Teil.     Systematik.  I  , , 

Longitudinalstrahlen  diejenige  der  transversalen  Strahlen  erheblich.  Indem  sich  an  die  zuerst 
gebildeten  Stauraktinstrahlen  die  immer  länger  auswachsenden  entsprechenden  Strahlen  nicht 
lateral,  sondern  außen,  d.  i.  distal  (bei  den  Longitudinalbalken),  resp.  innen,  d.  i.  proximal  (bei 
den  Transversalbalken)  anlegen,  entstehen  radiär  gerichtete  Leisten,  Längs-  resp.  Ringplatten 
des  quadratischen  Stützgerüstes,  deren  Höhe  nach  dem  oberen  und  unteren  Schwammende  all- 
mählich zunimmt.  Von  den  longitudinalen  Gittergerüstbalken  heben  sich  am  unteren  Röhrenende 
die  zu  Basalschopf fasern  werdenden  unteren  Stauraktinstrahlen  als  isolierte  Fäden  ab,  um  sich 
mit  den  selbständigen  freien  diaktinen  Basalia  zu  vermischen,  welche  letzteren  jedoch  ebenfalls  mit 
ihrem  oberen  Endteile  den  Längsbalken  des  Gittergerüstes  (locker)  anliegen.  Indem  sich  diese 
freien  Basalia  bei  älteren  ganz  ausmacerierten  Skeletten  teilweise  mit  ihrem  oberen  spitzen  Ende 
von  der  zusammenhängenden  Gitterröhre  außen  abheben,  entsteht  der  [von  manchen  Beschreibern 
als  Thatsache  aufgefaßte1)]  Anschein  rückläufiger  Kieselfasern  des  Basalschopfes. 

Da  die  Größe  der  von  diesen  Hauptbalken  gebildeten  quadratischen  Netzmaschen  bei 
ausgewachsenen  Schwämmen  in  allen  Teilen  nahezu  gleich  bleibt,  das  obere  Röhrenende  aber  in 
der  Regel  erheblich  weiter  ist  als  das  untere,  so  muß  eben  die  Zahl  der  Längsbalken  oben  größer 
sein  als  unten,  was  durch  spitzwinklige  Teilung  oder  Spaltung  einzelner  Balken  von  oben  her  in 
verschiedener  Höhe  erreicht  wird.  Während  ich  am  oberen  Ende  des  in  Fig.  2  abgebildeten 
Exemplares  54   Längsstränge  zähle,  kommen   am    unteren  nur    27  auf   den  Querschnitt. 

Daß  es  indessen  auch  Individuen  giebt,  bei  welchen  die  Verbreiterung  der  Röhre  nach 
oben  geringfügig  ist  oder  ganz  unterbleibt,  ja  gelegentlich  in  das  Gegenteil  umschlägt  und  somit 
eine  Verengerung  des  oberen  Endes  gegenüber  dem  mittleren  und  unteren  Teile  eintritt,  lehrt 
die  von  einem  schon  erwachsenen  Exemplare  entnommene  photographische  Abbildung  des  kleineren 
Stückes  bei  Claus. 

Uebrigens  stellt  diese  letztere  Ausnahmeform  ein  Beharren  auf  einem  jüngeren  Stadium 
dar,  wie  aus  der  Abbildung  eines  solchen  in  der  Fig.  3   unserer  Taf.   IV  hervorgeht. 

Im  Gegensatz  zu  der  zur  Erweiterung  der  Röhre  notwendigen  Längsspaltung  der  longi- 
tudinalen Gitterbalken,  welche  während  des  Wachst umes  in  verschiedener  Höhe  erfolgen  kann, 
findet  die  Vermehrung  der  queren  Ringbalken  durch  Neubildung  solcher  am  oberen  Röhren- 
rande und  langsames  Auseinanderrücken  derselben  in  einer  hier  gerade  besonders  lange  weich 
bleibenden  Gürtelzone  statt.  Dementsprechend  konnte  ich  bei  dem  ausgewachsenen  Exemplar 
an  der  Innenseite  der  Röhre  90  Ringbalken  zählen,  während  die  Zahl  derselben  bei  dem  erheblich 
jüngeren,  jedenfalls  noch  lange  nicht  ausgewachsenen  Stücke  (Fig.  3)  nur  48  beträgt. 

Bei  dem  ganz  jungen  Exemplare  (Fig.  1)  ließen  sich  nur  34  Ringbalken  erkennen,  welche 
am  dünnen  oberen  Röhrenrande  dicht  gedrängt,  in  der  Mitte  und  unten  dagegen  ca.  2  mm  weit 
auseinanderstehen.  Von  Längsbalken  zählte  ich  hier  am  oberen  Ende  29,  in  der  Mitte  20  und 
unten  nur   10. 

Bemerkenswert  ist  der  Umstand,  daß  dies  jüngste  Stück  noch  nichts  von  der  den  älteren 
fast  ausnahmslos  zukommenden  Biegung  des  ganzen  Körpers,  sondern  die  bekannte  tonnen- 
förmige  Ausbauchung  aufweist,  welche  den  entsprechenden  Jugendstadien  anderer  Euplectellen  und 
auch  sämtlichen  Jfo/asc?ts-Arten  zukommt. 


11  W.  Marshall   in  Zeitschr.  f.  wiss.  Zoo].,  1875,  Bd.  XXV,  Suppl.,  S.  101. 

3* 


2Q  Franz  Eilharu  Schulze:  Hexactinelliden. 

Offenbar  wird  hierdurch  die  auch  aus  manchen  anderen  Thatsachen  sich  ergebende  Vor- 
stellung einer  primitiveren  phylogenetischen  Entwickelungsstufe  der  Gattung  Holascus  gegenüber 
Eupledella  gestützt. 

Ein  zweites  Balkensystem  besteht  aus  ziemlich  kräftigen  Oxypentaktinen,  welche  in  schrägen 
Spiralreihen  über  den  von  Wandlücken  nicht  durchbohrten  Maschen  liegen  und  so  geordnet 
sind,  daß  das  Kreuz  ihrer  4  basalen  Paratangentialstrahlen  ziemlich  genau  den  Diagonalen  des 
unterliegenden  quadratischen  Feldes  entspricht,  während  der  mehrere  Millimeter  lange  unpaare 
fünfte  Strahl  um  so  weiter  radial  nach  außen  vorsteht,  als  diese  ganzen  Nadeln  auf  der  Außen- 
fläche des  zuvor  erwähnten  Balkengitters  aufliegen.  Obwohl  sich  die  benachbarten  Nadeln  dieser 
Art  mit  ihren  in  der  gleichen  Flucht  liegenden  Paratangentialstrahlen  nicht  nur  berühren,  sondern 
auch  später  fest  verbinden  und  so  zur  Bildung  langer,  schräger  Spiralfasern  führen,  erreichen  sie 
selbst  doch  keineswegs  die  Länge  der  zuerst  beschriebenen  starken  Stauraktine  des  quadratischen 
Grundnetzes. 

Sind  es  nun  zweifellos  diese  kräftigen  diagonalen  (  )xypentaktine,  welche  wichtige  centrale 
Stützen  abgeben  für  die  sie  umschließenden  schrägen  äußeren  Spiralleisten,  so  erhalten  die  letzteren 
doch  ihr  eigentliches  Hauptgerüst  durch  zahlreiche  parallele,  kammzinkenähnliche  Balken,  welche  an 
jeder  der  beiden  schrägen  Leistenflanken  dachsparrenartig  emporstreben  und  sich  auf  der  Firste 
vereinigen.  Es  sind  dies  hauptsächlich  tue  unpaaren  Strahlen  jener  langen  triaktinen  Comitalia, 
welche  die  principalen  Stauraktine  des  quadratischen  Grundgitters  liegleiten.  Das  Gleiche  gilt  für 
die  obere  Marginalmanschette,  welche  ja   mit  den  Außenleisten  gleichwertig  erscheint. 

Zur  Herstellung  jenes  zarten,  filigranähnlichen  und  oft  ziemlich  unregelmäßigen  Kiesel- 
fasernetzes, welches  in  verschiedener  Lageanordnung  die  ganze  Seitenwand  des  Schwamm körpers 
durchsetzt,  dienen  lange,  dünne,  in  schräger  Spiralrichtung  verlaufende  Oxydiaktine  und  Oxy- 
triaktine  sowie  zahlreiche  kleinere  schlanke  Oxyhexaktine,  Oxypentaktine  und  besonders  Oxy- 
triaktine,  welche  sich  zwischen  den  schon  beschriebenen  gröl  leren  Nadeln  sowohl  an  der  äußeren 
wie  inneren  Seite  des  quadratischen  Grundbalkengitters  in  mehr  unregelmäßiger  Verteilung 
um  so  reichlicher  entwickelt  finden  und  um  so  fester  untereinander  sowie  mit  den  benach- 
barten übrigen  Nadeln  verlötet  zeigen,  je  älter  die  betreffende  Körperregion  resp.  der  ganze 
Schwamm   ist. 

Weit  weniger  regelmäßig  als  das  Stützgerüst  der  seitlichen  Röhrenwand  ist  dasjenige  der 
terminalen  Siebplatte,  deren  schmale  Balken  nicht  ein  quadratisches  Gitter  mit  dicken  Principal- 
nadeln  bilden,  sondern  ein  zu  unregelmäßigen,  3 — s-seitigen  Polygonen  mit  abgerundeten  Ecken 
formiertes  Balkennetz  mit  sehr  verschieden  weiten  Maschen.  Die  ungleich  großen  Nadeln,  welche 
durch  Verlöten  das  zusammenhängende  Stützgerüst  der  Siebplatte  bilden,  haben  wechselnde  Strahlen- 
zahl von  6 — 2.  Am  zahlreichsten  sind  Triaktine,  deren  paarige  Strahlen  häufig  zusammen  einen 
fortlaufenden  Bogen  bilden. 

Von  den  nicht  verschmelzenden  Nadeln  sind  als  die  größten  die  den  Wurzelschopf 
bildenden  langen  ankerförmigen  Basalia  zuerst  zu  nennen.  Es  sind  größtenteils  Kolbenanker, 
seltener  echte  Kreuzanker.  Da  ich  beide  in  meinem  „Challenger"-Report  ausführlich  beschrieben 
und  abgebildet  (1.  c.  PI.  111,  Fig.  29  und  2$)  habe,  will  ich  hier  nur  folgendes  hervorheben. 
Während  bei  den  ersteren  das  Achsenkanalkreuz  nicht  in  dem  mit  Randzähnen  besetzten 
Endkolben,  sondern  mehr  oder  weniger  weit  oberhalb  des  letzteren  in  dein  mit  Widerhaken 
besetzten   Stiel   liegt,  findet  es  sich   bei  den   pentaktinen  Kreuzankern   nicht  in   dem   nackten  Stiele, 


Erster  Teil.     Systematik.  9 1 

sondern  in  dem  mit  4  langen,  seitlichen,  von  Achsenkanälen  durchzogenen,  zurückgebogenen 
Zähnen  versehenen  Unterende. 

Sodann  kommen  die  zur  Stütze  der  Dermalmembran  dienenden  langen,  degenförmi-i  n, 
oxyhexaktinen  Hypodermalia,  sowie  die  an  der  Gastralfläche  gelegenen,  hier  stets  oxypentaktinen 
Hypogastralia  in  Betracht.  In  die  Reihe  der  letzteren  lassen  sich  vielleicht  die  mit  5  kurzen, 
aber  dicken,  konischen  Strahlen  von  ziemlich  gleicher  Länge  versehenen  Oxypentaktine 
stellen,  welche  in  der  irisähnlichen  Ringmembran  der  runden  Wandlücken  im  Kreise  an- 
geordnet liegen. 

Im  Parenchvm  und  speciell  in  der  Nähe  der  ab-  und  zuleitenden  Kanäle  kommen 
reichlich  mäßig  starke  Oxyhexaster  vor,  deren  kurze,  kräftige  Hauptstrahlen  am  schwach  ver- 
breiterten Distalende  in  3 — 5,  gewöhnlich  4,  ziemlich  große,  lange  Endstrahlen  mittlerer  Divergenz 
auslaufen. 

In  der  Subdermalregion  finden  sich  Graphiocome,  deren  gleichmäßig  dünne,  parallele 
Endstrahlen  die  Länge  von  80 — 100  ij.  erreichen.  Ob  der  Umstand,  daß  die  Endstrahlen  der 
betreffenden  Nadeln  bei  dem  jüngsten  Exemplare  erheblich  kürzer  sind  als  bei  den  größeren, 
auf  die  Jugend  desselben  bezogen  werden  kann,  oder  etwa  für  dessen  Zugehörigkeit  zu  einer 
anderen  Species  sprechen  könnte,  vermag  ich  zwar  nicht  sicher  zu  entscheiden,  halte  aber  das 
letztere  bei  der  sonstigen  Uebereinstimmung  des  kleinen  Schwammes  mit  den  größeren  Exemplaren 
von  E.  aspergillum  um  so  weniger  für  plausibel,  als  er  ja  hinsichtlich  der  Lage  und  Tiefe  der 
Fundstelle  nicht  erheblich  von  jenen  abweicht.  Die  an  dem  vorstehenden  Strahle  der  oxyhexaktinen 
Hvpodermalia  hängenden  Floricome  unterscheiden  sich  in  Form  und  Größe  nicht  wesentlich  von 
den  allbekannten   Floricomen  der  philippinischen  Eupledella  aspergillum. 

Gefunden  sind  die  beiden  hier  beschriebenen  größeren  Exemplare  an  Station  245  im 
Sansibar-Kanal  --  5"  27,0'  S.  Br.,  39"  18,8'  O.  L.  --  in  463  m  Tiefe,  das  ganz  junge  Stück  dagegen 
an  Station   243  vor  Dar-es-Salaam  -  -  6°  39,1'  S.  Br.,  390  30,8'  O.  L.  ••  -  in  400  m  Tiefe. 

Eupledella  {?  Simplex  F.  E.  Sch. ). 

Taf.   IV,  Fig.  4  und  5. 

1895  F.  S.  Schulze,    Hexactinelliden    des    Indischen  Oceans,    in    den  Abhandlungen    der  Königl.  Preuß.  Akad.  der 
W'issensch.,  S.    15  —  26,  Taf.  II,  Fig.    1  — 13. 

Zur  Gattung  Eupledella  gehören  endlich  noch  2  stark  ausmacerierte  und  in  sich  fest 
zusammenhängende  röhrenförmige  Stützgerüste,  deren  eines  westlich  von  Sumatra  bei  der  Insel 
Siberut  gefunden  ist  und  dem  unteren  Ende  eines  etwa  nur  fingerbreiten  Schwammes  angehört, 
während  das  andere,  nördlich  von  Sansibar  erbeutete  zwar  ebenfalls  nur  der  unteren  Körper- 
hälfte entspricht,  aber  einem  bei  weitem  größeren  Exemplare  als  Stütze  diente.  Beide  Skelette 
stimmen  trotz  ihres  bedeutenden  Größenunterschiedes  in  Gestalt  und  Bau  so  vollständig  überein, 
daß  an  ihrer  Zugehörigkeit  zu  derselben  Species  wohl  kaum  zu  zweifeln  ist,  wenn  auch  wegen 
des  Fehlens  aller  freien  Nadeln  die  Artbestimmung  selbst  kaum  über  eine  Vermutung  hinaus- 
gehen darf.  Beide  stellen  ganz  gerade,  glatte  Röhrengitterkelche  dar,  ohne  irgendwelche  äußer- 
lich hervorstehende  Stacheln  oder  Riffe.  Letzteres  hängt  offenbar  mit  dem  Umstände  zusammen, 
daß  in  diesem  fest  zusammenhängenden  Grundbalkengerüste  durchaus  keine  hexaktine  oder 
pentaktine,  sondern  nur  s tau r aktine  Principal  ia,  resp.  deren  triaktine  oder  diaktine 
Derivate,  vorkommen.     Außer   diesen,    rechtwinklige   oder   quadratische  Hauptmaschen  bildenden, 


2  2  Franz   Eilhard  Schulze:  Hexactmelliden. 

kräftigen  principalen  Stauraktinen  mit  ihren  langen  Longitudinalstrahlen  und  weit  kürzeren,  an 
der  Innenseite  jener  cirkulär  verlaufenden  Transversalstrahlen  nebst  anliegenden  weit  dünneren 
triaktinen,  seltener  diaktinen  Comitalia  kommt  noch  ein  System  von  dünneren  Fasersträngen  vor, 
welche  in  diagonaler  Richtung  zu  jenen  sich  kreuzende  schräge  Spiraltouren  um  den  ganzen 
Körper  beschreiben.  Diese  letzteren  diagonalen  Stränge  bestehen  hauptsächlich  aus  langstrahligen 
Triaktinen  und  Diaktinen. 

Während  nun  die  cirkulär  verlaufenden  Transversalfaserstränge  des  Hauptgerüstes  bei 
beiden  Stücken  in  jeder  Höhe  nahezu  den  gleichen  Abstand  voneinander,  nämlich  3 — 4  mm 
behalten,  verbreitert  sich  der  Abstand  der  Längsstränge  bei  beiden  Exemplaren  von  dem 
unteren  Körperende  an  bis  zur  Mittelpartie  des  Schwammes  erheblich,  und  zwar  bei  dem  kleinen 
Stücke  um  1 — 2  mm,  bei  dem  großen  um  2 — 4  mm.  Die  Distanz  der  Längsstränge  würde 
sogar  nach  oben  zu  noch  stärker  zunehmen,  wenn  nicht  durch  Spaltung  einzelner  Stränge  sich 
aufwärts  allmählich   mehrere  Längsstränge  einschöben. 

In  dem  Hauptteile  des  größeren  Stückes  erscheinen  demzufolge  die  meisten  Maschen  des 
principalen  Gerüstes  ganz  oder  doch  annähernd  quadratisch,  während  bei  dem  kleineren  Stücke 
sämtliche  Maschen  langgezogene  Rechtecke  darstellen. 

Die  diagonalen  Spiralfaserstränge,  welche  einen  durchschnittlichen  Abstand  von  ungefähr 
4  mm  einhalten,  liegen  zwar  annähernd  parallel,  bleiben  aber  keineswegs  immer  in  der  gleichen 
Mantelfläche,  sondern  ziehen  bald  an  der  inneren,  bald  an  der  äußeren  Seite  des  aus  den 
longitudinalen  und  transversalen  Fasern  gebildeten  Hauptgitters,  ohne  dieses  jedoch  mit  einer 
deutlich  hervortretenden  Regelmäßigkeit  zu  durchflechten. 

Am  verengten  Unterende  der  Röhre  lösen  sich  von  den  hier  leistenartig  nach  außen 
vorspringenden  Longitudinalsträngen  zahlreiche  lange  Kieselnadeln  ab,  welche  zur  Bildung  des 
Basalschopfes  zusammentreten. 

Obwohl  nun  außer  diesen,  nur  das  zusammenhängende  Stützgerüst  betreffenden  Charakteren 
keine  weiteren  Anhaltspunkte  zur  Bestimmung  der  Art  gegeben  sind,  glaube  ich  doch  beide 
Stücke  mit  größter  Wahrscheinlichkeit  auf  die  von  mir  im  Jahre  1895  beschriebene  Eupledelh 
simplex  beziehen  zu  dürfen,  welche  bei  den  Andamanen  in  mäßiger  Tiefe  (402 — 457  m)  gefunden  ist. 

Hierfür  spricht  die  gerade  Form  der  sich  aufwärts  ganz  allmählich  erweiternden  Röhre 
und  besonders  die  einfache  und  sehr  regelmäßige  Bildung  des  Gittergerüstes,  mit  kräftigen,  rein 
stauractinen   Principalia. 

Erbeutet  wurde  das  kleinfingerlange,  unten  6,  oben  14  mm  breite  Stück,  welches  etwa 
der  unteren  Hälfte  des  betreffenden  Schwammkörpers  entsprechen  dürfte,  an  der  „Valdivia"- 
Station    191   bei  der  Insel  Siberut,   westlich   Sumatra,  o°  39,2'  S.  Br.,  98°  52,3'  O.  L.  in 

750  m  Tiefe;  das  größere,  28  cm  lange,  unten  2  cm,  oben  6  cm  breite  Skelett  dagegen,  welches 
ebenfalls  etwa  der  unteren  Hälfte  des  ganzen  Schwammes  entspricht,  vor  der  ostafrikanischen  Küste 
nördlich    von  Sansibar  an  der  „Valdivia"-Station   250  1"  47,8'  S.  Br.,    41"  58,8'  O.  L    ■       in 

1668  m  Tiefe  auf  einem  Grunde  von  blauem  Thon  mit  Globigerinenschlamm. 

Regadrella  {?  phoenix  O.  Schm.). 

Taf.  V,   Fig.    1. 

1880  O.  Schmidt,   Die  Spongien   des    Meerbusens    von    .Mexiko,   Bd.    II,  S.   6l,   Tai'.    VIII,    Fig.   6,    ~ 
1887  F.  E.  Schulze,  Rep.  Voy.  Ghali.,  Hexact.,  p.  84,  PI.  XIII,  Fig.i— 4. 


Ersler  Teil.     Systematik.  2  X 

1888  Al.   Agassiz,  Three  cruises  of  the   Blake,   Vol.   II,  p.   173,  Fig.  524. 

1896  Topsekt,  Res.  scientif.  camp,  du  Caudan,  in  Ann.   Univ.   Lyon,  p.   275 — 77,   PI.   VIII,  Eig.    1. 

180g  F.  E.  Schulze,  Amerik.  Hexact.  Albatross,  p.   20,  Taf.  III,  Fig.  3  —  ". 

1900  F.  E.  Schulze,  Hexact.  Ind.  Ocean,  in   Al.h.  d.  Berl.  Akad.,  S.  30,  Taf.  VI,  Fig.    10 — 18. 

1901  IjlMA,  Studies   Hexactin.   I,  in  Joum.   Coli.   Sc.  Japan,   Vol.   XV,   p.   265,   PI.   X   und   XI. 

Unter  dem  „Valdivia"-Material  findet  sich  ein  von  dem  Westeingange  des  Sombrero-Kanals 
(Nikobaren)  aus  805  m  Tiefe  stammendes,  röhrenkelchförmiges  Gittergerüst,  welches  zwar  völlig 
ausmaceriert  ist  und  offenbar  nur  der  unteren  Partie  eines  Schwammkörpers  angehört,  aber  so 
sehr  mit  den  bekannten  Beschreibungen  und  bildlichen  Darstellungen  des  betreffenden  Skelett- 
teiles von  Regadrella  O.  Schm.  übereinstimmt,  daß  an  der  Zugehörigkeit  zu  dieser  Gattung  wohl 
kaum  gezweifelt  werden  kann,  während  allerdings  die  Species  R.  phoenix  O.  S<  hm.  zweifel- 
haft bleibt. 

Wir  haben  es  mit  einem  18  cm  langen,  unten  nur  2  cm  breiten,  an  dem  zerrissenen 
Oberende  dagegen  4  cm  weiten,  schwach  gebogenen  Röhrenkelche  von  kreisförmigem  Quer- 
schnitt zu  tun,  dessen  Unterrand  nicht  in  einen  Faserschopf  ausläuft,  sondern  mit  einer  derben, 
knorrigen  Basalverbreiterung  der  steinigen  Unterlage  fest  aufsitzt. 

Da  die  Balken  des  Stützgerüstes  hier  nicht  wie  bei  Euplectella  aus  regelmäßig  gelagerten 
und  rechtwinklig  sich  kreuzenden  longitudinalen  und  transversalen,  d.  h.  cirkulär  verlaufenden 
Fasersträngen  bestehen,  sondern  einen  schrägen,  mehr  unregelmäßigen  Verlauf  haben,  so  tritt 
auch  die  Anordnung  der  zahlreich  vorhandenen  kreisförmigen  oder  ovalen  Wandlücken  keines- 
wegs mit  der  typischen  Regelmäßigkeit  auf  wie  dort.  Immerhin  kann  man  auch  Jiier  im  all- 
gemeinen längs,  quer  und  diagonal,  d.  h.  in  schrägen  Spiralen  gerichtete  Faserzüge  unterscheiden. 

Die  kräftigen,  bis  zu  60  [j.  und  darüber  dicken  Principalia  bestehen  hier  nicht  wie  bei 
Euplectella  aus  Pentaktinen  oder  Stauraktinen,  sondern  ausschließlich  aus  langen  (bis  zu  8  cm 
und  darüber),  glatten  Oxydiaktinen,  welche  entweder  nahezu  gerade  oder  doch  nur  leicht  gebogen 
sind  und  weder  eine  centrale  Anschwellung  noch  ein  deutliches  Achsenkanalkreuz  erkennen  lassen. 
Neben  diesen  dicken  Hauptnadeln  treten  in  großer  Menge  lange,  dünne  Comitalia  teils  parallel 
zu  Bündeln  vereint,  teils  mehr  isoliert  auf,  welche  sich  durch  Synapticula  oder  einfache  Verlötung 
vom  untersten  Schwammende  aufwärts  erst  untereinander  und  später  auch  mit  den  Principalia 
fest  vereinigen. 

Sie  hören  beiderseits  mit  schwach  kolbig  verdickten  und  etwas  rauhen  Enden  auf.  Außer- 
dem finden  sich  hier  und  da  angelötete  schmächtige  Pentaktine  mit  weit  kürzeren,  aber  ähnlich 
endenden  Strahlen.     Leider  ist  von  freien  Nadeln  nichts  erhalten. 

Gefunden  ist  das  einzige,  nur  im  Skelett  des  unteren  Teiles  erhaltene  Exemplar  von  Regadrella 
{?  phoenix  O.  Schmidt)  im  Westeingange  des  Sombrero-Kanales  (Nikobaren),  Station  211  — 
70  48,8'  N.  Br.,  930  7,6'  O.  L.  —  in  805  m  Tiefe. 

Hertwigia  falcifera  O.  Schm. 

Taf.  V,  Fig.   2   und   3. 

1880  O.  Schmidt,  Spongien  des  Meerbusens  von  Mexiko,  Bd.  II,  S.  62. 

1892  E.  Topsent,  Contr.  ä  l'etude  des  spong.  de  l'Atlantique  Nord,  p.   25  u.   26,  PI.  V,  Fig.   10. 

1900  F.  E.  Schulze  in:   Amerikanische  Hexactinelliden,  S.   22 —  24,  Taf.  III,  Fig.   7 — 13. 


2  1  Franz  Eilhard  Schulze:  Hexactinelliden. 

In  der  „Valdivia"-Ausbeute  befindet  sich  ein  stattliches,  alter  leider  völlig  ausmaceriertes 
Skelett  dieser  merkwürdigen  Form. 

Die  Zugehörigkeit  zur  Species  Hertwigia  falcifera  O.  Schm.  ergiebt  sich  zwar  schon  aus 
der  unverkennbaren  Uebereinstimmung  des  eigenartigen  Gerüstes  in  Form  und  Bau  mit  den 
bisher  gelieferten  Beschreibungen,  wird  jedoch  vollends  gesichert  durch  das  Auffinden  einer  jener 
überaus  charakteristischen,  relativ  großen  „Sichelrosetten",  wie  sie  von  O.  Schmidt  (1.  c.  Taf.  VI, 
Fig.  8)  abgebildet  ist  und  in  dieser  Form  und  Größe  bisher  außerdem  nur  noch  in  dem  Stiele 
meines  ganz  abweichend  gestalteten    Trachycaulus  gurlitti  gesehen  wurde. 

Wie  die  auf  Taf.  V,  Fig.  2  und  3  gegebene  Abbildung  zeigt,  handelt  es  sich  um  ein 
Röhrengeflecht,  welches  sich  von  einer  knorrigen,  der  festen  Unterlage  aufsitzenden  Basis  erhebt 
und  vielfach  anastomosierend  nach  verschiedenen  Richtungen  emporgewachsen  ist. 

Von  einem  etwa  kindskopfgroßen,  basalen  Hauptteile  zweigt  sich  ein  mehr  als  fußlanger, 
armdicker  Ast  schräg  seitwärts  ab,  welcher  sich  der  Länge  nach  an  einen  fremden  Körper 
angelehnt  zu  haben  scheint. 

Obwohl  die  ganze  äußere  Oberfläche  des  Skelettgerüstes  vielfach  abgestoßen  und  ab- 
gerieben ist,  lassen  sich  doch  an  manchen  Stellen  noch  intakte  Partien  der  äußersten  Röhren- 
mündungen erkennen. 

Hier  sieht  man  kelchförmige  Enderweiterungen  des  anastomosierenden  Röhrensystemes, 
deren  Weite  mit  der  Entfernung  von  der  Basis  in  der  Art  zunimmt,  daß  sie  am  letzten  Ende 
des  großen  Seitenastes,  30  cm  weit  von  der  Unterlage,  schon  eine  Apertur  von  ca.  7  cm  zeigen. 

Während  die  Röhrenwand  im  basalen  Teile  des  Ganzen  ziemlich  derb  und  dicht,  etwa 
1 — 2  mm  dick  erscheint,  nimmt  ihre  Stärke  nach  den  freien  Mündungsrändern  allmählich  ab 
und  gewinnt  den  Charakter  von  lockeren,  aus  scheinbar  unregelmäßig  gekreuzten  Faserzügen 
gewebten  Faserplatten.  Bei  sorgfältiger  Betrachtung  läßt  sich  jedoch  der  Verlauf  dieser  Kiesel- 
fäden in  gewisse  Beziehung-  bringen  zu  dem  Verlauf  der  betreffenden  Röhren.  Und  da  es  mir 
nach  längerer  Bemühung  gelungen  ist,  das  ganze,  zunächst  so  unverständliche  Röhrenlabyrinth 
in  seinem  Zusammenhang  und  Aufbau  einigermaßen  zu  erkennen,  ließ  sich  damit  auch  meistens 
die  Richtung  der  einzelnen,  sich  so  mannigfach  kreuzenden  Faserzüge  verstehen. 

Es  handelt  sich  nämlich  um  ein  ganz  ähnliches  Röhrenwerk,  wie  wir  es  bei  größeren 
Exemplaren  von  Farrea  und  manchen  anderen  Dictyoninen  kennen  und  seiner  Entstehung  nach 
leicht  begreifen. 

Dadurch,  daß  die  kelchartig  erweiterten  Endröhren  eines  dichotomisch  sich  teilenden 
Röhrengerüstes  beim  Weiterwachsen  durch  Zusammenneigen  und  Verwachsen  zweier  gegenüber- 
liegender Oeffnungsrandpartien  immer  wieder  zu  dichotomischer  Teilung  kommen,  und  die  in 
gleichem  Niveau  sich  gegenüberstehenden  Ränder  der  beiden  neuen,  ebenfalls  wieder  trom- 
petenartig sich  ausweitenden  Röhrenstücke  gleichfalls  verwachsen,  entsteht  ein  in  sich  zusammen- 
hängendes, kommunizierendes  System  von  Röhren  mit  zwischenliegenden,  untereinander  in 
Kommunikation  stehenden  kanalähnlichen  Räumen,  den  Interkanälen,  welche  häufig  in  Form  und 
Größe  Aehnlichkeit  haben  mit  den  Röhrenkanälen  selbst 

Gefunden    ist  das    einzige,    nur  im    ausmacerierten  Skelett   erhaltene  Stück    von  Hertwigia 
falcifera  O.  Schm.  bei    den  Cap  Verden,    nördlich    von  Boavista    an    der  „Valdivia"-Station  37  - 
i6°   14,1'  N.  Br.,  22"  38,3'  W.  L.  —  in    [694   m    Tiefe. 


Erster  Teil.     Systematik. 


25 


Caulophaciis  valdiviae  F.  E.  Sch. 

Tai'.    VT. 

Von  der  Gattung  Caulophacus,  deren  Angehörige  zu  den  Charaktertieren  der  größten 
Meerestiefen  gehören,  ist  an  einer  der  südlichsten  Stationen  (Station  1  52)  der  ,,Valdivia"-Expedition 
aus  der  beträchtlichen  Tiefe  von  4636  m  eine  neue  Species  in  mehreren  Stücken  ans  Licht  ge- 
bracht. Ich  will  die  zierlich  geformte  Art  nach  dem  Namen  des  Schiffes,  welches  die  Expedition 
glücklich  bis  in  die  Nähe  des  antarktischen  Enderby-Landes  trug,  Caulophacus  valdiviae  nennen. 
Von  den  erbeuteten  Exemplaren  sind  zwei  hinreichend  gut  erhalten,  um  die  Gesamtform  deutlich 
erkennen  zu  lassen,  die  übrigen  nur  in  Bruchstücken  vorhanden. 

Das  auf  Taf.  VI,  Fig.  1  in  natürlicher  Größe  dargestellte  pilzförmige  Exemplar  zeigt 
außer  dem  vollständig  erhaltenen  Stiele  einen  beträchtlichen  Teil  der  etwa  kinderhandgroßen 
Scheibe. 

Der  40  mm  lange,  solide  Stil  ist  drehrund,  jedoch  in  der  Mitte  etwas  knieförmig  ge- 
lingen. Er  hat  mit  einer  5  mm  breiten,  kreisrunden,  scheibenförmigen,  basalen  Verbreiterung 
der  festen  Unterlage  aufgesessen.  Etwas  oberhalb  dieser  konischen  Basis  hat  er  nur  eine 
Dicke  von  3  mm  und  breitet  sich  dann  erst  trompetenförmig  und  schließlich  zu  einer  ovalen 
Scheibe  von  80  bis  100  mm  Breite  aus,  deren  Dicke  in  der  Nähe  der  Stielinsertion  ca.  10  mm 
beträgt  und  nach  dem  zugeschärften  Rande  ganz  allmählich  abnimmt.  In  der  Mitte  ihrer  Ober- 
seite bemerkt  man  eine  flach-dellenförmige  Vertiefung,  während  der  äußere  Randteil  ringsum 
sanft  nach  unten  gebogen  ist. 

Gleiche  Dimensionen  und  ganz  ähnliche  Form  hatten  mehrere  nur  im  Stiel  und  einigen 
Scheibenbruchstücken  erhaltene  Exemplare.  Jedoch  fehlte  dort  die  Knickung  des  Stieles  oder 
war  durch  eine  schwache  Biegung  ersetzt. 

Von  einem  kleineren,  wahrscheinlich  jungen  Exemplare  findet  sich  die  auf  Taf.  VI, 
Fig.  2 — 4  von  verschiedenen  Seiten  in  natürlicher  Größe  abgebildete  zierliche  Scheibe  mit 
30 — 35   mm  Breitendurchmesser  und  einer  Dicke  von   2 — 4   mm. 

In  Form  und  Bau  gleicht  diese  der  Scheibe  des  größeren  Stückes.  Als  Andeutung  des 
abgerissenen  Stieles  findet  sich  an  dem  flach  konisch  vortretenden  Mittelteile  der  Unterseite  ein 
Stumpf  von  4  mm  Dicke. 

Stimmt  mm  hiernach  Caulophacus  valdiviae  in  seiner  Gestalt  recht  gut  mit  dem  im 
„Challenger"-Report  ausführlich  beschriebenen  und  ebenda,  PI.  24,  1,  abgebildeten  Caulophacus 
latus  überein,  so  treten  doch  in  der  Nadelbildung  und  speziell  in  der  Form  der  parenchymalen 
Mikrosklere  nicht  unerhebliche  Abweichungen  sowohl  von  jener  als  auch  den  übrigen  bisher 
bekannten  Arten,  nämlich  Caulophacus  elegans  F.  E.  Sch.,  C.  pipetta  F.  E.  Sch.  und  C.  agassizi 
F.  E.  Sch.  auf. 

Sowohl  an  der  unteren  dermalen  wie  an  der  oberen  gastralen  Scheibenfläche  bemerkt 
man  mit  freiem  Auge  als  dunklere  rundliche  Flecke  von  ca.  1  —  2  mm  Durchmesser  die  ziemlich 
gleichmäßig,  aber  nicht  gerade  in  regelmäßiger  Anordnung,  verbreiteten  Oeffnungen  der  die 
Scheibe  quer  durchsetzenden  zu-  und  ableitenden  Kanäle.     Sie  sind  voneinander   ungefähr   1   bis 

Deutsche  Tiefsee-Expedition  1898— 1899.    Bd.  IV.  4 


26  Franz  Eilhard  Schulze:  Hexactinelliden. 

iy2  mm  entfernt  und  nehmen  von  der  Scheibenmitte  zum  Rande  hin  ganz  allmählich  an  Größe 
ab.  Ueberdeckt  werden  diese  Kanalmündungen  beiderseits  durch  das  ausgeprägt  quadratische 
Gitternetz  der  über  die  ganze  Scheibenfläche  ausgebreiteten  Dermal-  resp.  Gastralmembran; 
welches  hauptsächlich  durch  die  rechtwinklig  gekreuzten  Tangentialstrahlen  der  kräftigen  pentaktinen 
Hypodermalia  und  Hypogastralia  hergestellt  wird. 

Die  Weite  dieser  meistens  quadratischen  Maschen  beträgt  durchschnittlich  400  ;j,  wechselt 
jedoch  von   200 — 500  \x. 

Wenngleich  im  allgemeinen  die  Richtung  der  Netzbalken,  welche  aus  den  sich  aneinander- 
fügenden Tangentialstrahlen  der  Hypogastralia  formiert  sind,  als  radial  und  paratangential  be- 
zeichnet werden  kann,  so  trifft  dies  doch  im  einzelnen  keineswegs  überall  zu,  da  häufig  die 
gleichmäßige  Orientierung  der  Netzbalken  sich  nur  über  1  qcm  große  Regionen  erstreckt  und 
bei  benachbarten  schon  nicht  unerheblich  abweicht,  so  daß  sie  am  Grenzgebiete  mehr  oder  minder 
stumpfwinklig  aufeinandertreffen. 

Ebenso  wie  bei  den  übrigen  hisher  bekannt  gewordenen  Cau/oßAaczts-Arten,  ist  auch  hier 
die  Schirmplatte  im  allgemeinen  von  ziemlich  weicher  und  brüchiger  Konsistenz,  während  der 
Stiel  in  seinem  oberen  breiten  Teil  kompakt  und  derb,  nach  unten  zu  immer  fester  wird  und 
endlich  in  seinem  dünnen  Basalteile  sogar  eine  harte,  starre  Beschaffenheit  annimmt.  Es  erklärt 
sich  dies  leicht  aus  dem  Verhalten  der  Makrosklere,  welche  zwar  überall  zur  Stütze  der  Weich- 
masse vorhanden  sind,  aber  in  den  verschiedenen  Regionen  in  recht  verschiedener  Zahl  und 
Anordnung  vorkommen. 

Als  solche  treten  in  dem  Choanosom  der  Scheibe  neben  zahlreichen  langen,  dünnen 
glatten  Diaktinen  mit  rauhen  Enden  kräftige,  1  —  2  mm  große  Oxyhexaktine  auf,  deren  Strahlen 
zwar  in  der  Nähe  des  Achsenkreuzes  glatt,  jedoch  in  dem  etwas  dickeren  Mittelteile  mit  Zacken 
besetzt  sind.  Die  letzteren  nehmen  gegen  den  glatten  äußeren  Teil  allmählich  an  Höhe  ab, 
treten  aber  wieder,  wenngleich  schwach  entwickelt,  am  äußersten  Distalende  auf. 

Ganz  ähnlich  verhalten  sich  auch  die  Strahlen  der  kräftigen  hvpodermalen  und  hypo- 
Ljastralen  Oxypentaktine ,  deren  vorwiegend  glatte  Tangentialstrahlen  das  schon  oben  erwähnte 
qviadratische  Gitternetz  bilden,  während  die  etwas  dickeren  und  reichlicher  mit  Höckern  be- 
setzten Radialstrahlen  gleich  starken  Nägeln  tief  in  das  Choanosom  eindringen  (Taf.  VI, 
Fig.  5  und   14). 

Von  parenchymalen  Mikroskleren  kommen  überall  in  Menge  derbe  stachelige  Disko- 
hexaktine  von  180 — 190  [j.  vor,  deren  nicht  sehr  breite  Endscheiben  stark  gewölbt  und  mit 
4 — 6  (gewöhnlich  5)  kräftigen  Randzähnen  versehen  sind.  Die  recht  dicht  stehenden  spitzen 
Seitenstacheln  der  kräftigen  geraden  oder  nur  ausnahmsweise  schwach  gekrümmten  Strahlen 
sind  sämtlich  hakenförmig  und  zwar  einwärts,  d.  h.  zum  Achsenkreuz  zu  gebogen  (Taf.  VI, 
Fig.  6). 

Zahlreicher  noch  als  diese  kräftigen  Diskohexaktine  kommen  schmächtige  Onychaster  von 
ca.  100  [j.  Durchmesser  sowohl  in  den  subdermalen  und  subgastralen  Räumen  als  auch  im 
Choanosome  selbst  zwischen  den  Kammern  vor  (Taf.  VI,  Fig.  9  und  10).  Von  dem  Distalende 
jedes  der  schlanken,  glatten,  25 — 30  \>.  langen  Hauptstrahlen  gehen  4,  seltener  5,  stark  diver- 
gierende feine,  glatte  Endstrahlen  mit  zartem  gezahnten  queren  Terminalscheibchen  oder  quer 
abstehenden    Endkrallen    ab.     Bei    manchen  dieser   zierlichen    Onychaster    sin»!    die    dünnen    End- 


Erster  Teil.     Systematik.  ->  -j 

strahlen    gerade    (Taf.    VI,    Fig.    9),    bei    anderen    sämtlich    mehr    oder    minder   auswärts    gebogen 
(Taf  VI,  Fig.   10). 

Die  an  der  flachen,  resp.  schwach  konkav  gebogenen  unteren  Dermalfläche  ziemlich  dicht 
nebeneinander  stehenden  Autodermalia  stellen  kräftige  oxyhexaktine  (selten  oxypentaktine)  Pinule 
dar.  Sie  haben  einen  ca.  20  \>.  breiten  und  150 — 200  ;j.  langen  buschigen  Außenstrahl  mit 
kräftiger  glatter  Endspitze  und  5  (resp.  4)  mäßig  rauhe,  gegen  das  zugespitzte  Distalende 
höckerige  einfache  Strahlen  von  80  —  100  \>.  Länge  (Taf.  VI,  Fig.  <S). 

Weit  schlanker  und  auch  nicht  unbeträchtlich  länger  sind  die  in  der  oberen  Gastralhaut 
in  gleicher  Anordnung  vorkommenden  oxypentaktinen  (seltener  oxyhexaktinen)  Autogastralpinule, 
deren  bis  zu  300  ;j  langer  und  nur  etwa  10  ;x  breiter  freier  Pinulstrahl  in  eine  lange  glatte  End- 
spitze  ausläuft,  während  die  vier  schwach  rauhen,  am  Distalende  höckerigen  oder  fein  stacheligen 
Tangentialstrahlen  nicht  länger  sind  als  bei  den  Autodermalia  (Taf.  VI,  Fig.   7). 

Ist  der  gewöhnlich  nur  durch  einen  glatten  Buckel  vertretene  sechste  Strahl  ausgebildet, 
so  gleicht  er  den  4  Tangentialstrahlen. 

Bemerkenswert  ist  der  Umstand,  daß  bei  der  kleinen  in  Fig.  2 — 4  der  Taf.  VI  abgebildeten 
Scheibe  einige  Abweichungen  von  den  soeben  geschilderten,  zunächst  auf  die  größeren  Exemplare 
zu  beziehenden  Verhältnisse  vorkommen,  welche  offenbar  nicht  nur  von  der  hier  wohl  voraus- 
zusetzenden größeren  Jugend  derselben  abhängig  sind,  sondern  auch  individuelle  Eigentümlich- 
keiten darzustellen  scheinen,  wenn  man  sie  nicht  gar  als  Varietätencharakter  auffassen  will.  Es 
betrifft  dies  vor  allem  die  mikroskleren  Parenchymalia  und  speziell  die  derben  stacheligen  Disko- 
hexaktine,  welche  hier  zwar  in  gleicher  Größe  und  Gestalt  wie  bei  den  größeren  Schwamm- 
individuen vorkommen,  aber  in  vielen  Fällen  eine  Spaltung  eines  oder  mehrerer,  ja  zuweilen 
selbst  aller  6  Strahlen  in  2,  3  oder  4  gleichartige  kräftige  stachelige  Endäste  mit  der  gleichen 
stark  gewölbten  Endscheibe  erfahren,  so  daß  also  Diskohexaster  entstehen,  welche  in  ihrem 
Charakter  allerdings  von  den  Diskohexaktinen  nicht  wesentlich  abweichen  (Taf.  VI,  Fig.  15  u.  1 6). 
Auch  ist  es  mir  aufgefallen,  daß  die  schlanken  Onychaster  hier  meistens  eine  Teilung  der  Haupt- 
strahlen in  je  5  stark  nach  außen  umgebogene  Endstrahlen  zeigen  (Taf.  VI,  Fig.   1 1 ). 

Da,  wo  der  Stiel  in  die  Scheibe  übergeht,  weicht  er  in  seinem  Aufbau  nicht  wesentlich 
von  jener  ab,  weiter  abwärts  nimmt  er  jedoch  insofern  einen  anderen  Bau  und  Oberflächen- 
charakter an,  als  das  parenchymale  Skelettgerüst  vorwiegend  aus  längsgerichteten  Bündeln  und 
Zügen  von  langen  glatten,  geraden  Diaktinen  mit  schwachen  rauhen  Terminalkolben  und  centraler 
Verdickung  oder  4  kreuzweise  gestellten  Buckeln  besteht.  Während  diese  Stabnadeln  im  oberen 
Teile  des  Stieles  noch  frei  nebeneinanderliegen,  beginnt  schon  in  der  Mitte  hier  und  da  eine 
Verlötung  an  etwaigen  Berührungsstellen  und  weiter  abwärts  die  Bildung  von  Synapticula,  welche 
schließlich  leitersprossenähnliche  Regelmäßigkeit  aufweisen  (Taf.  VI,  Fig.   1 2   und    1 3). 

In  dem  untersten  basalen  Teil  des  Stieles  zeigt  sich  ein  dichtes,  in  jeder  Richtung  ziemlich 
gleichmäßiges  Balkengerüst,  dessen  konstituierende  Nadeln  schwer  zu  erkennen  sind  und  sich 
höchstens  durch  die  Achsenkanäle  bestimmen  lassen. 

Die  im  oberen  Stielteile  noch  ganz  freien  starken  hypodermalen  Pentaktine  werden  weiter 
unten  mit  in  den  allgemeinen  Verlötungspmzeß  hineingezogen.  Auch  hört  hier  schließlich  die 
oben  noch  deutlich  ausgebildete  Decke  der  oxyhexaktinen  Derminalpinule  ganz  auf. 

4 


2  g  Franz  Eilhard  Schulze  :  Hexactinelliden. 

Gefunden   sind   die   sämtlichen    mit  Diatomeenschlamm  reichlich  durchsetzten  Stücke  von 
Caulophacus    valdiviae   F.  E.  Sch.   an    ein    und   derselben  Station    152  630    16,5'    S.  Br.,    570 

51,0'  O.  L.  -  -  auf   einem  Grunde    von    blauem    Thon    in  4636   m    Tiefe,    zugleich    mit  Holascus 
obesus  F.  E.  Sch.  und  TZ  tenuis  F.  E.  Sch. 


Placopegma  solnüim  F.  E.  Sch. 

Taf.  VII. 

1895  F.  E.  Schulze,  Hexactinelliden  des  Indischen  Oceans  II  in    Abhandl.   Königl.  preuß.  Akad.,    S.  63,  Taf.  VI, 
Fig.   11  — 17. 

Zu  meiner  großen  Freude  hat  sich  unter  den  „Valdivia"-Spongien  ein  recht  gut  erhaltenes 
Exemplar  jener  interessanten  Hexactinelle  gefunden,  welche  ich  vor  einigen  Jahren  nach  einem 
vom  „Investigator"  in  der  Bai  von  Bengalen  erbeuteten  Bruchstücke  beschrieben  und  Placopegma 
sohl  tum  genannt  habe. 

Das  auf  Taf.  VII  in  Fig.  1 — 3  abgebildete  Stück  hat  -  ganz  entsprechend  dem  früher 
von  mir  studierten  Bruchstücke  -  -  Apfelgröße  und  stimmt  auch  im  übrigen  mit  jenem  in  allen 
dort  überhaupt  vorhandenen  Teilen  wesentlich  überein.  Dies  gilt  speziell  von  dem  auffallend 
lockeren  Gefüge  des  überall  von  ziemlich  großen  Lücken  durchsetzten  Körpers,  ferner  von  der 
sehr  weitmaschigen  Hautschicht  und  besonders  von  dem  recht  charakteristischen  Oskularbezirk, 
welcher  sich  hier  wie  dort  auf  dem  quer  abgestutzten  Gipfel  der  konisch  sich  erhebenden  Ober- 
seite befindet  und  innerhalb  eines  scharfkantig  vorspringenden  kreisförmigen  Oskularsaumes  von 
2  cm  Durchmesser  eine  schwach  deprimierte  weitmaschige  Siebmembran  aufweist. 

Die  von  der  letzteren  überdeckte  Centralhöhle  macht  etwa  Vi  des  ganzen  Schwamm- 
volumens aus  und  zeigt  in  ihrer  sackförmigen  Seitenwand  nicht  nur  zahlreiche  Ausfluß- 
öffnungen des  ableitenden  Kanalsystemes ,  sondern  auch  große  rundliche  Wandlücken  des 
Sch  warn  mkörpers. 

Sehr  merkwürdig  ist  die  an  dem  vorliegenden  Objekte  gerade  recht  deutlich  erkennbare 
Gesamtform,  von  welcher  die  nach  Photographien  angefertigten  Allbildungen  Fig.  1,  2  und  3  der 
Tafel  VII  eine  Vorstellung  geben. 

Die  obere  Partie  des  Körpers,  welche,  abgesehen  von  der  queren  Abstutzung  der  centralen 
Oskularerhebung,  eine  konische  und  dabei  schwach  gewölbte  Oberseite  zeigt,  bildet  mit  seinem 
mantelartig  überhängenden,  zugeschärften  und  unregelmäßig  ausgefransten  Seitenrande  gleichsam 
ein  ringsum  herabragendes  Dach.  Zwischen  diesem  letzteren  und  dem  mittleren  cylindrischen 
Stil-  oder  Basalteile  des  Schwammes  bleibt  eine  etwa  kleinfingerbreite  Furche,  von  welcher 
aus  mehrere  (6 — &)  aufwärts  gerichtete  Einstülpungen  in  den  oberen  Teil  des  Schwammkörpers 
eindringen. 

Der  2,5  cm  lange  und  ebenso  breite  centrale  .Stiel  zeigt  denselben  lockeren  lakunen- 
reichen  Bau  des  übrigen  Schwammkörpers.  An  seiner  Außenfläche  markieren  sieh  mehrere 
flache  Längsfurchen.  Nach  unten  hin  setzt  er  sich  in  mehrere  ca.  1 2  ungefähr  gleichweit  von- 
einander entfernte  konische  Zipfel  fort,  aus  deren  jedem  ein  schmales,  2 — 3  cm  langes  Bündel 
von  Basalnadeln  senkrecht  hinabragt. 


Erster  Teil.      Systematik. 


29 


Als  prinzipale  Stütznadeln  dienen  zahlreiche  gerade  oder  schwach  gebogene  Oxydaktine 
verschiedener  Dicke  (bis  zu  0,5  mm)  und  einigen  Centimetern  Länge,  welche  teils  isoliert,  teils 
in  Bündeln  oder  Zügen  die  platten  form  igen  Teile  des  lockeren  Weichkörpers  durchsetzen  und  an 
gewissen  Stellen,  so  besonders  an  dem  aufgefransten  überhängenden  Seitenrande  und  aus  den 
unteren  Zipfeln  der  breiten  Mittelpartie  mehr  oder  weniger  weit  hervorragen.  Die  Enden  dieser 
Diaktine  sind  entweder  ebenso  glatt  wie  der  meist  mit  einer  abgesetzten,  aber  schwachen  centralen 
Verdickung  versehene  Mittelteil  oder  rauh,  ja  in  vielen  Fällen  höckerig;  sie  laufen  entweder 
allmählich  in  eine  Spitze  aus  oder  sind  terminal  leicht  kolbig  verdickt.  Letzteres  kommt  besonders 
bei  jenen  Nadeln  häufig  vor,  welche  den  einfachen  Oskularrand  oder  den  abwärts  ragenden 
Seitenrand  erreichen  oder  aus  den  Basalzipfeln  büschelweise  hervorstehen. 

Zwischen  diesen  langen  Diaktinen  treten  hier  und  da  schlanke  und  nahezu  glatte  oder 
schwach  höckerige  Oxyhexaktine  auf,  deren  Strahlen  die  Länge  von  300 — 500  u.  erreichen. 

Ziemlich  häufig  kommt  auch  im  Parenchym  ein  bis  zu  80  mm  langes  schwach  knie- 
förmig  oder  bumerangähnlich  gebogenes  Diaktin  vor,  wie  ich  es  anderwärts,  z.  B.  bei  gewissen 
Hyalonema-KrXen,  kurz  als  „Balken"  bezeichnet  habe. 

Als  Intermedia  gehören  dem  Choanosome  zahlreiche  unregelmäßig  zerstreute,  im  ganzen 
kugelig  erscheinende  mikrosklere  Diskohexaster  von  durchschnittlich  100 — 120  \i  Durchmesser 
an,  deren  kurze,  kräftige,  am  Distalende  schwach  verbreiterte  Hauptstrahlen  meistens  je  4 — 6 
oder  mehr  (selten  weniger)  mäßig  divergierende  lange  Endstrahlen  tragen.  Die  letzteren  sind 
glatt,  in  der  Nähe  ihres  Ursprunges  ganz  dünn  und  nehmen  distacl  etwas  an  Stärke  zu.  Die 
ihrem  Distalende  quer  aufsitzende,  uhrglasartig  gewölbte  Endscheibe  von  8 — 10  ;j.  Breite  trägt 
am  Rande  stets  eine  größere  Anzahl  (20 — 30)  ganz  kurzer  Randzähnchen  (Taf.  VII,  Fig.  10a 
und   1 5a). 

Merkwürdigerweise  kommen  außer  diesen  allerdings  in  der  Größe  und  besonders  in  dem 
Umfange  der  Terminalscheiben  nicht  unerheblich  variierenden  Diskohexastern  keine  anderen  mikro- 
skleren,  intermediären  Parenchymalia  vor.  Besonders  möchte  ich  das  Fehlen  der  Aspidokome 
hervorheben,  welche  wir  bei  der  in  mancher  Beziehung  ähnlich  gebauten  Gattung  Chaunangium 
zahlreich  neben  den  Diskohexastern  antreffen  werden. 

Die  aus  den  Basalzipfeln  in  Büscheln  weit  hervorragenden  Basalia  sind  teils  lange  glatte 
oder  im  freien  Teile  höckerige,  beiderseits  spitz  auslaufende  Nadeln  von  recht  verschiedener 
Dicke  (von  80  bis  zu  400  ;j.),  oder  solche  Kolbenanker  mit  schmalem,  stacheligem  Stiele,  wie 
ich  sie  schon  in  meiner  ersten  Beschreibung  im  Jahre  1895  charakterisiert  und  (1.  c.  Taf.  VI,  Fig.  16) 
abgebildet  habe,  doch  möchte  ich  hier  noch  hervorheben,  daß  das  obere,  spitz  auslaufende  Stiel- 
ende dieser  Kolbenanker  gewöhnlich  glatt  erscheint  und  die  hakenförmig  zurückgebogenen 
Stacheln  oft  erst  in  der  Mitte  des  Nadelstieles  ganz  niedrig  beginnen,  um  abwärts  allmählich 
bis  in  die  Nähe  des  ziemlich  breit  abgerundeten  Endkolbens  an  Dicke  und  Länge  zuzunehmen 
(Taf.  VII,  Fig.   14  u.   14  a). 

Die  am  Endkolben  selbst  sitzenden  starken  Ankerzähne  sind  gewöhnlich  in  Vierzahl  und 
kreuzweiser  Anordnung  vorhanden.  Zuweilen  kommen  weniger,  sehr  selten  5  vor.  Während  ich 
bei  der  ersten  Beschreibung  dieser  Kolbenanker  im  Jahre  1895  am°  Grund  der  Beobachtung 
einer  Andeutung   von  Achsenkanalkreuz    im  Kolben    selbst  geneigt  war,   die  4  Ankerzähne  nicht 


30 


FüANZ  Eilhard  Schulze:   Hexactinellidcn. 


als  bloße  Seitendornen,  sondern  als  echte  Strahlen  aufzufassen,  muß  ich  jetzt,  nach  Untersuchung 
zahlreicher  basaler  Ankernadeln  die  Ansicht  aussprechen,  daß  die  schräg  aufsteigenden  Randzähnc 
der  Kolben  hier  ebensowenig  wie  bei  den  oft  beschriebenen  Kolbenankern  der  Euplectelliden 
echten  Strahlen  mit  Achsenkanal  entsprechen,  sondern  nur  den  morphologischen  Wert  von 
Seitenstacheln  gleich  den  zahlreichen  am  Stiele  sitzenden  haben.  Bei  einigen  habe  ich  auch  das 
Achsenkanalkreuz  im  Stiel    etwas    oberhalb    des  Kolbens   angetroffen    (Taf.  VII,    Fig.    14  u.    14a). 

Als  charakteristisch  habe  ich  bereits  früher  (1.  c.  S.  64)  die  stacheligen  oxypentactinen 
Hypodermalia  beschrieben  und  (1.  c.  Taf.  VI,  Fig.  13)  abgebildet.  Ihre  200 — 500  \x  langen 
Tangentialstrahlen,  welche  gewöhnlich  bis  an  ihr  Distalende  gleichmäßig  an  Stärke  abnehmen 
und  spitz  endigen,  sind  in  dem  proximalen  Teile  ringsum,  besonders  aber  an  der  Außenseite, 
dicht  mit  kleinen,  rechtwinkelig  abstehenden  spitzen  Stacheln  besetzt,  welche  letzteren  nach  dem 
Distalende  zu  allmählich  immer  spärlicher  werden  und  schließlich  ganz  schwinden.  Weniger 
dicht  mit  solchen  spitzen  Stacheln  besetzt  ist  der  tief  in  das  Choanosom  eindringende  Radial- 
strahl, welcher,  bald  länger  bald  kürzer  als  die  Tangentialstrahlen,  ebenso  wie  jene  entweder 
allmählich  zugespitzt  oder  mit  einer  schwach  kolbigen  Anschwellung  endet. 

Zur  Stütze  der  Gastralmembran  dienen  schmächtigere  und  weniger  stachelige  pentactine 
oder  hexactine  Hypogastralia  mit  längerem  Radialstrahle.  Sowohl  dieser  letztere  als  die  Tangential- 
strahlen enden  entweder  spitz  oder  mit  einer  schwach  rauhen,  kolbigen  Endanschwellung. 

Der  einfach  glattrandige,  schmale,  nur  etwa  1  mm  emporragende  Randsaum  der  kreis- 
runden Oskularöffnung  zeigt  den  Charakter  der  äußeren  Haut.  Die  mit  rauher,  schwachkolbiger 
Endverdickung  im  Niveau  der  Randsaumkante  selbst  aufhörenden  oberen  Enden  der  senkrecht 
emporsteigenden  langen  Diaktine  von  8 — 10  ;j.  Dicke  werden  von  ganz  ähnlichen  Diaktinen  recht- 
winklig gekreuzt,  welche,  dem  freien  Rande  des  Oskularsaumes  parallel  ziehend,  eine  ziemlich 
gleichmäßige  einschichtige  Lage  bilden.  Besonders  ausgezeichnete  Marginalia  habe  ich  nicht 
gesehen. 

Dagegen  traten  schon  an  der  Innenfläche  des  Marginalsaumes  vereinzelt  eigentümliche 
rauhe  Hexactine  mit  einem  besonders  stark  entwickelten,  frei  vorstehenden  Strahle  auf,  wie  sie 
in  größerer  Anzahl  an  der  Außenfläche  der  Balken  und  Knoten  der  verhältnismäßig  großmaschigen 
Siebplatte  vorkommen.  Es  sind  dies  recht  kräftige  Nadeln  von  600 — 800  ;j.  Gesamtlänge,  deren 
frei  vorstehender,  schwach  ausgebauchter,  spitz  auslaufender,  radialer  Außenstrahl  von  ca.  500  ;j. 
Länge  und  40 — 50  |j.  größter  (in  der  Mitte)  Dicke  nur  an  der  Basis  glatt,  im  übrigen  aber  dicht 
mit  kleinen  Höckern  besetzt  ist. 

Die  in  der  Deckhaut  liegenden  vier  Tangentialstrahlen  zeigen  den  nämlichen  Höcker- 
besatz  in  ihrem  (größeren)  Distalteile.  Sie  enden  abgestumpft  oder  leicht  kolbig  verdickt  und 
werden  ca.  200  [j.  lang  bei  einer  durchschnittlichen  Dicke  von  20 — 30  ij.  Aehnlich  verhält  sich 
der  in  seiner  Länge  sehr  schwankende  (100 — 400  jj.  und  darüber)  innere  Radialstrahl,  welcher 
rechtwinklig  zwischen  die  dicht  und  ziemlich  parallel  gelagerten,  langen  makroskleren  Diaktine 
eindringt. 

An  der  Innenfläche  der  Siebplattenbalken  kommen  die  nämlichen  glatten  oder  höckerigen 
Pentaktine  mit  meist  kolbig  verdickten  Strahleilenden  vor,  wie  wir  sie  oben  als  Hypogastralia 
kennen  lernten. 


Erster  Teil :  Systematik. 


31 


Gefunden  ist  das  auf  Taf.  VII,  Fig.  [—3  abgebildete  Exemplar  von  Placopegma  solutum 
F.  E.  Sch.  nebst  einigen   Fragmenten  südöstlich  von  Dar-es-Salaam  an  der  „Valdivia"-Station  240 

—  6°  12,9'  S.  Br.,  41"  17,3'  O.  L.  -  in  einer  Tiefe  von  2959  m.  Das  früher  von  mir  studierte 
Stück  war  von  dem  „Investigator"  in  der  Mitte  der  Bai  von  Bengalen  1 2"  50'  N.  Br., 
900  52'  O.  L.  —  in  3008  m  Tiefe  erbeutet. 

Chaunangium  crater  F.  E.  Sch.  nov.  gen.;  nov.  spec. 

Taf.  VIII. 

Die  Abbildung  Fig.  1  der  Taf.  VIII,  welche  Chaunangium  crater  in  natürlicher  Größe 
darstellt,  ist  mit  Ergänzung  einiger  Defekte  nach  einem  etwas  zerrissenen  Exemplare  angefertigt, 
an  dem  jedoch  alle  wichtigen  Teile  noch  im  Zusammenhang  erhalten  waren.  Außer  diesem  aus 
dem  Sombrero-Kanal  der  Nicobaren  stammenden  Stücke  sind  noch  einige  andere  bei  den  süd- 
lichen Nicobaren-Inseln  erbeutete  Bruchstücke  vorhanden,  welche  aber  in  Gestalt,  Bau  und 
Dimensionen  ganz  mit  den  entsprechenden  Teilen   des  abgebildeten  Objektes  übereinstimmen. 

Im  ganzen  handelt  es  sich  um  einen  etwa  18  cm  breiten  und  9  cm  hohen  Schwamm, 
welcher  die  Gestalt  eines  von  mehreren  Füßen  getragenen  flachen  Beckens  mit  dünnem,  scharf- 
kantigem Rande  hat. 

Der  dickwandige  untere  Bodenteil  dieses,  einem  Tiegel  oder  antiken  Mischkruge  -  -  Kpomfe 

—  gleichenden  Schwammkörpers  wird  gebildet  von  einem  lockeren  Lamellenwerk,  welches  zahl- 
reiche blasige  Hohlräume  verschiedener  Weite  umschließt  und  seinen  äußeren  Zu-  und  Abfluß 
durch  eine  reichlich  durchlöcherte  Deckhaut  findet.  Von  der  Unterseite  gehen  in  Form  von 
zipfelförmigen  Ausziehungen  8  fingerbreite,  aber  seitlich  allgeplattete  Fortsätze  ab,  welche,  in 
Büschel  divergierender  Basalnadeln  auslaufend,  sich  gleichsam  als  Stützfüße  darstellen.  Die 
Seitenwand  des  so  gebildeten  tiegelähnlichen  Gefäßes  besteht  aus  einer  2 — 3  cm  hohen,  fast 
senkrecht  aufsteigenden,  dünnen  Randplatte  mit  zugeschärftem,  freiem  Randsaume.  An  der 
oberen  Bodenfläche  bemerkt  man  mehrere  große  und  zahlreiche  kleinere  Ausflußöffnungen  des 
ableitenden  Kanalsystemes  und  eine  hier  wohl  nur  zufällig  (individuell)  entwickelte,  senkrecht  bis 
zur  halben  Höhe  des  Gastrallumens  sich  erhebende  Falte  (Taf.  VIII,  Fig.   1). 

Die  das  Parenchym  reichlich  in  Zügen  oder  isoliert  durchsetzenden  und  meistens  parallel 
zu  den  Lamellengrenzflächen  gerichteten  Makrosklere  bestehen  fast  ausschließlich  aus  langen 
(hier  und  da  über  fingerlangen),  glatten  Oxydaktinen  von  geringer  (selten  bis  zu  40  u)  Dicke, 
deren  Enden  entweder  gleichmäßig  zugespitzt  oder  schwach  kolbig  verdickt  und  dann  etwas  rauh 
sind.  Solche  dicken  „Balken"  von  1 — 8  cm  Länge,  wie  sie  bei  Placopegma  sohlt  um  häufig  vor- 
kommen, sind  hier  nur  selten  (zuweilen  aber  bis  zu  5  cm  lang)  zu  finden.  Ziemlich  regelmäßig 
longitudinal  und  transversal  stellen  sich  die  langen  Diaktine  in  der  den  oberen  Randsaum 
bildenden  dünnen  Seitenwand;  in  den  platten  unteren  Basalzipfeln  liegen  sie  sämtlich  annähernd 
parallel  und  treten  dann  als  Basalia  in  Büscheln  frei  hervor.  Unter  den  letzteren  finden  sich 
außer  den  langen,  glatten,  spitz  auslaufenden  oder  am  Ende  einfach  kolbig  verdickten  und 
höckerigen  Nadeln  auch  die  als  Kolben  an  ker  bezeichneten,  welche  ähnlich  wie  bei  Placopegma 
an  dem  langen,  oben  glatten  und  zugespitzten  Stiele  in  dessen  mittlerem  und  unterem  Teile  zahl- 
reiche, abwärts  an  Stärke    zunehmende,   aufwärts  gekrümmte  Widerhäkchen  tragen,    während  das 


32 


Franz  Ellhard  Schulze:  Hexactinelliden. 


unterste  Ende  zu  einem  30 — 40  ;j.  breiten  Endkolben  mit  4  (seltener  mehr  oder  weniger)  kräftigen 
schräg  nach  oben  und  außen  gerichteten  Seitenzähnen  verdickt  ist. 

Die  Basalia  erreichen  nur  ausnahmsweise  einen  Querdurchmesser  von  100  \x,  sind  aber 
häufig  in  ihrem  freien  Teile  mit  kleinen  Höckern   mehr  oder  minder  dicht  besetzt. 

Die  durchweg  stacheligen  Dermalia  erreichen  lange  nicht  die  Größe  der  entsprechenden 
Nadeln  von  Placopegma  solutum  und  stellen  auch  keineswegs  sämtlich  gleichartige  Oxypentaktine 
dar  wie  dort.  Vielmehr  treten  hier  neben  und  durcheinander  Hexaktine,  Pentaktine  und  zuweilen 
sogar,  bei  zunehmender  Verkürzung  der  beiden  Radialstrahlen,  auch  Stauraktine  auf.  Die  vier 
ca.  8  \>.  dicken  Tangentialstrahlen  haben  in  der  Regel  die  Länge  von  160  jj,  variieren  aber 
zwischen  120  und  200  p..  Der  meist  etwas  stärkere  innere  Radialstrahl  kann  400  \>.  und  darüber 
lang  werden  oder  sich  bis  auf  einen  einfachen  Buckel  verkürzen,  zeigt  aber  bei  den  gewöhnlichen 
Pentaktinen  eine  Länge  von  200 — 300  ja.  Ist  ein  äußerer  Radialstrahl  ausgebildet,  so  pflegt  er 
erheblich  kürzer  zu  sein  als  die  Tangentialstrahlen  und  selten  über  50  ij.  hinauszugehen.  Ob- 
wohl alle  Strahlen  der  Dermalia  mit  kurzen,  spitzen,  konischen  Stacheln  ringsum  besetzt  zu  sein 
pflegen,  nehmen  diese  letzteren  doch  an  den  Distaienden  des  inneren  Radialstrahles  bedeutend 
an  Zahl  und  Höhe  ab,  oft  bis  zum  fast  völligen  Verschwinden,  und  sind  an  der  äußeren  Seite 
der  Tangentialstrahlen  stets  weit  kräftiger  und  höher  als  an  der  inneren.  Die  Endzuspitzung 
erfolgt  am  inneren  Radialstrahle  ziemlich  allmählich,  bei  den  Tangentialstrahlen  und  dem  äußeren 
Radialstrahl  (falls  ein  solcher  vorhanden)  ist  sie  meist  nur  kurz  und  geht  besonders  bei  den 
letzteren  oft  in  eine  einfache  Abrundung  über. 

Die  Gastralia  gleichen  zwar  im  allgemeinen  den  Dermalia,  treten  aber  meistens  nur  in 
der  Form  von  stacheligen  Hexaktinen  auf  (Taf.  VIII,  Fig.  2). 

Im  allgemeinen  ähneln  zwar  die  im  Choanosom  zerstreuten,  aber  nicht  sehr  zahlreich 
vorhandenen  kugeligen  Discohexaster  den  bei  Placopegma  beschriebenen,  unterscheiden  sich  jedoch 
von  diesen  durch  folgende  Merkmale. 

Zunächst  sind  sie  etwas  kleiner  als  dort,  gewöhnlich  nur  80  ;j.  im  Durchmesser,  sodann 
trägt  jeder  der  sehr  kurzen  Hauptstrahlen  nur  je  4  oder  5  lange  Endstrahlen  und  endlich  laufen 
die  schwach  gewölbten  Endscheiben  der  letzteren  am  Rand  hier  nicht  in  zahlreiche  kleine 
Zähnchen,  sondern  nur  in   5,  seltener  6  oder  7  kräftige  Randzähne  aus  (Taf.  VIII,  Fig.  3). 

In  Menge  kommen  hier  sowohl  im  Subdermal-  als  auch  im  Subgastralraume  jene  zierlichen 
Mikrosklere  vor,  welche  ich  zuerst  im  Jahre  1887  im  „Challenger"  -  Report  von  Caulocalyx 
teuer,  sodann  1895  J3^  Saccocalyx  peduueulala  und  schließlich  im  Jahre  1900  bei  Hertwigia 
falcifera  auffand  und  unter  dem  Namen  Asp  i  d  oplu  m  ikom  e  eingehend  beschrieben  habe 
(Taf.  VIII,  Fig.  4). 

Das  Auftreten  so  eigentümlicher  Nadeln  wie  die  Aspidoplumikome  ist  jedenfalls  ein 
Charakter,  welcher  die  Gattung  Chaunangium  scharf  trennt  von  der  ihr  in  der  übrigen  Spikulation 
auffallend  ähnlichen  Gattung  Placopegma,  von  welcher  sie  ja  außerdem  auch  durch  die  stark 
abweichende  Körperform   und  das   Fehlen  der  Siebplatte  geschieden  ist. 

Das  besterhaltene,  in  Fig.  1  der  Taf.  VI  II  abgebildete  Stück  von  Chaunangium  crater  ist 
am  Westeingange  des  Sombrero-Kanals  der  Nicobaren,  „Valdivia"-Station  211  70  48,8'  N.  Br., 


Erster  Teil.     Systematik. 


33 


93°  7,6'  O.  L.       -  in  805   m  Tiefe    erbeutet,    ein    zweites   unbedeutendes  Bruchstück   südwestlich 
von  Groß-Nikobar,  „Valdivia"-Station   210  —  6°  53,1'  N.  Br.,  93°  33,5'  O.  L.  -      in   752  m  Tiefe 
und    mehrere    größere   Fragmente    südwestlich    Groß-Nikobar    an    der   „Valdivia"-Station  209 
6°  56,3'  N.  Br.,   930  32,7'   O.  L.  —  in  362  m  Tiefe. 


Chaunanglum  spec.  F.  E.  Sch. 

In  der  Nähe  des  Suadiva-Atolles,  im  Aequatorialkanal  (südlich  von  den  Maladiven)  wurde 
von  der  „Valdivia"-Expedition  aus  einer  Tiefe  von  2253  m  ein  etwa  walnußgroßes  ziemlich, 
formloses  Schwammbruchstück  von  lockerem,  blättrigem  Gefüge  heraufgeholt,  welches  (reichlich 
mit  Radiolarienschlamm  erfüllt)  in  seiner  ganzen  Figuration  und  Struktur  sehr  an  das  soeben 
beschriebene  Chaunaripium  crater  erinnert.  Diese  Uebereinstimmumi  stellt  sich  bei  näherer 
Untersuchung  des  feineren  Baues  und  besonders  der  Nadeln  als  so  weitgehend  heraus,  daß  es 
sich  wahrscheinlich  nur  um  eine  andere  Species  der  nämlichen  Gattung  handeln  kann,  welche  in 
bei  weitem  größerer  Meerestiefe  lebt  als  jene  oben  beschriebene,  bei  den  Nikobaren  in  nur  362  bis 
805   m  Tiefe  gefundenen  Art. 

Leider  kann  ich  über  Größe  und  äußere  Gestalt  dieser  Chaunangium-Art  nichts  weiter 
aussagen,  als  daß  sie  wahrscheinlich  (nach  dem  ganzen  Charakter  des  Bruchstückes  zu  urteilen) 
auch  in  dieser  Hinsicht  eine  große  Aehnlichkeit  mit    Chaunangium  crater  haben  wird. 

Es  ist  anzunehmen,  daß  es  sich  um  einen  Bruchteil  des  voluminösen  Bodens  eines  kelch- 
oder  beckenähnlichen  Körpers  handelt.  Darauf  deuten  besonders  die  in  verschiedener  Richtung 
verbundenen,  am  Rißrande  leicht  ausgefransten,  1 — 2  mm  dicken  Platten  des  lockeren  Fachwerkes. 
Einigermaßen  gestüzt  werden  diese  an  sich  ganz  locker  gewebten  und  sogar  weichen  Platten 
durch  Züge  von  mehrere  Centimeter  langen,  jedoch  meistens  nur  8 — 20  \>.  dicken,  glatten  makro- 
skleren  Diaktinen,  welche  durchaus  den  entsprechenden  Prinzipalnadeln  des  Ch.  crater  gleichen. 
Vereinzelt  treten  freilich  auch  hier  sogenannte  „Balken",  d.  h.  oxydiaktine  Nadeln  von  400  bis 
600  [j.  Dicke  auf,  welche  ganz  glatt  sind  und  gar  nicht  selten  jene  schwache,  bumerangähnliche 
Biegung  zeigen,  wie  sie  sich  bei  derartigen  Nadeln  häufig  findet  und  auch  oben,  S.  31,  bei  den 
ganz  ähnlichen  „Balken"  von  Pkzcopegma  solutum  beschrieben  und  auf  Taf.  VII,  Fig.  5,  abgebildet 
ist.  Makrosklere  parenchymale  Hexaktine  habe  ich  zwischen  diesen  langen  Diaktinen  vergeblich 
gesucht. 

Als  mikrosklere  Intermedia  treten  dagegen  reichlich  die  nämlichen,  100 — 140  ;j.  großen, 
kugeligen  Diskohexaster  und  kleineren  Aspidoplumicome  auf  wie  bei  Chaunangium  crater.  Als 
wesentlichen  Unterschied  der  beiderseitigen  Diskohexaster,  welche  hier  wie  dort  je  4  oder  5  lange 
Endstrahlen  an  jedem  der  kurzen  Hauptstrahlen  und  uhrglasähnlich  gewölbte  Endscheiben  mit 
gezähntem  Rande  zeigen,  hebe  ich  jedoch  die  verschiedene  Zahl  und  Größe  der  Endscheiben- 
Randzähne  hervor,  welche  dort  (wie  oben  S.  32  angegeben  und  auf  Taf.  VII,  Fig.  3  bildlich 
dargestellt  ist)  nur  aus  5  kräftigen  Zähnen,  hier  dagegen  aus  ca.  20  kleinen,  spitzen  Zähnchen 
bestehen.  Es  gleichen  hierin  die  Diskohexaster  des  Chaunangium  spec.  mehr  denjenigen 
von  Placopegma  solutum  (Taf.  VII,  Fig  10a  und  11a)  als  von  Chaunangium  crater;  während  die 
subdermal  und  subgastral  gelegenen  Aspidoplumicome  wieder  durchaus  übereinstimmen  mit  den 
bei    Ch.  crater  so  reichlich,  bei  Placopegma  aber  überhaupt  nicht  vorhandenen  Aspidoplumicomen. 

Deutsche  Tiefsee-Expedition  1898 — 1899.     Ed.  IV.  5 


•3*  Franz  Eilhard  Schulze:  Hexactinelliden. 

Die  zur  Stütze  der  beiden  Grenzhäute  der  einzelnen  Platten  dienenden  Hypodermalia 
und  Hypogastralia  sind  hier,  wie  es  scheint,  fast  ausschließlich  stachelige  Pentaktine,  deren  4  mäßig 
starke  Tangentialstrahlen  durchschnittlich  200 — 300  |jl  lang  und  besonders  an  der  nach  außen 
gewandten  Seite  mit  kurzen  Stacheln  besetzt  sind,  während  der  meist  erheblich  längere  innere 
Radialstrahl  gewöhnlich  schwächer  bedornt  ist.  In  der  Regel  enden  die  Tangentialstrahlen,  oft 
auch  der  Radialstrahl  mit  einer  geringen  kolbigen,  höckerigen  Endanschwellung,  bisweilen  auch 
einfach  abgerundet  oder  schwach  verjüngt. 

Gefunden  ist  dieses  C//mt/hmo/?/W-Bruchstück  im  sogenannten  Aequatorialkanal,  zwischen 
dem  Suadiva-Atoll  und  den  südlichsten  Malediven,  an  der  „Valdivia"-Station  21g  -  -  o,  2,3'  S.  Br., 
730  24,0'  O.  L.  —  in  2253  m  Tiefe. 

Rhabdocalyptiis  bacnlifer  F.  E.  Sch.,  n.  sp. 

Taf.  IX. 

Die  Rosselliden-Gruppe  der  Acanthascinae,  welche  schon  durch  den  ausschließlichen 
Besitz  8-strahliger  Schirmnadeln,  der  Disko ktast er,  hinreichend  scharf  charakterisiert  ist,  fand 
ich  in  dem  „Valdivia"-Materiale  nur  durch  3  Exemplare  einer  neuen  R//abdoca/ypfusS\yec\cs  ver- 
treten. Dieselben  stammen  sämtlich  von  der  vor  der  Südspitze  Afrikas  liegenden  Agulhasbank. 
Eines  der  Stücke,  welches  ich  mit  A  bezeichnen  will  und  in  Fig.  1  und  3  der  Taf.  IX  abgebildet 
habe,  ist  besonders  geeignet,  von  der  äußeren  Erscheinung  der  Art  eine  deutliche  Vorstellung 
zu  geben;  aber  auch  die  beiden  anderen,  nämlich  ein  größeres,  in  Fig.  2  der  Taf.  IX  dar- 
gestelltes, B,  und  ein  kleineres  nicht  abgebildetes  Stück,  C,  zeigten  den  inneren  Bau  und  be- 
sonders die  Nadeln  noch  hinlänglich  konserviert,  um  ihre  wesentliche  Uebereinstimmung  mit  A 
erkennen  zu  lassen. 

Das  Exemplar  A  stellt  einen  ca.  30  mm  hohen  und  12  mm  breiten,  dickwandigen  Sack 
dar,  welcher  mit  einer  scheibenförmigen  Verbreiterung  auf  einem  Steine  aufgewachsen  ist.  An 
seinem  oberen  Ende  findet  sich  eine  4  mm  breite  kreisrunde  Oscularöffnung  mit  niedriger,  nur 
schwach  abgesetzter  Randsaumleiste  (Taf.  IX,  Fig.   1   und  3). 

Die  unregelmäßig  höckerige  Außenfläche  der  in  der  Mitte  ca.  3  mm  dicken,  zum  Oscular- 
rande  jedoch  allmählich  an  Stärke  abnehmenden  Wand  ist  in  2 — 3  mm  Abstand  umgeben  von 
einem  Schleier  paratroper  Prostalpentaktine,  zwischen  welchen  überall  (besonders  aber  am  oberen 
Endteile)  in  Menge  kräftige  Oxydiaktine  von  einigen  Centimeter  Länge,  schräge  aufwärts  ge- 
richtet, hervorragen  und  dem  Ganzen  einen  stacheligen  Charakter  geben. 

Bei  allen  3  Exemplaren  zeigt  die  an  sich  glatt  erscheinende  Innenfläche  der  tiefen  Gastral- 
höhle  eine  Anzahl  kreisrunder  Oeffnungen,  die  Ausmündungen  ableitender  Kanäle  von  2 — 3  mm 
Weite,  in  ziemlich  unregelmäßiger  Verteilung.  Nach  dem  Oscularrand  zu  nimmt  die  Weite 
dieser  Kanalmündungen  allmählich  ab  (Taf.  IX,  Fig.  2). 

Das  in  Fig.  2  der  Taf.  IX  abgebildete,  etwas  größere  Exemplar  B  ist  7  cm  lang  und 
etwas  oberhalb  der  Mitte  2,5  cm  dick.  Leider  ist  dieses  Stück  ebenso  wie  das  erheblich  kleinere 
Exemplar  C  stark  abgerieben  und  so  lädiert,  daß  die  ursprüngliche  Form  kaum  noch  zu  erraten 
ist.  Immerhin  lassen  sich  bei  B  noch  neben  der  rundlichen  Oscularöffnung  einige  Prostalki 
lateralia  erkennen,  welche  gruppenweise  aus  kleinen  konischen  Krhebungen  der  Haut  hervorragen 


Erster  Teil.     Systematik. 


35 


und  ebenso  wie  bei  A  aus   langen    kräftigen  Oxydiaktinen    und    Oxypentaktinen    mit    stacheligen 
paratropen  Paratangentialstrahlen  bestehen. 

Als  parenchymale  Makrosklere  finden  sich  bei  allen  3  Stücken  zahlreiche  lange,  zu  Zügen 
aggregierte  oder  isoliert  verlaufende  glatte  Diaktine  von  8 — 12  jt  Ouerdurchmesser  mit  abgesetzter 
centraler  Verdickung  oder  Buckelbildung  und  einfach  spitz  auslaufenden  oder  schwach  kolbig 
verdickten,  höckerigen  oder  doch  rauhen  Enden.  Makrosklere  Hexaktine  sah  ich  nicht,  dagegen 
kommen  in  Menge  mikrosklere  parenchymale  Oxyhexaster,  Hemioxyhexaster  und  Derivatoxy- 
hexaktine  von  100 — 160  ij.  Durchmesser  mit  sehr  kurzen,  ja  oft  fast  verschwindenden  Haupt-  und 
langen  kräftigen  rauhen  Endstrahlen  vor  (Taf.  IX,  Fig.  15  und  4 — 7).  Die  Zahl  der  unter  mäßiger 
Divergenz  von  je  einem  Oxyhexaster-Hauptstrahl  entspringenden  Endstrahlen  ist  in  der  Regel 
nur  2  oder  1,  selten  mehr.  Sehr  häufig  sind  sie  Derivatoxyhexaktine,  bei  welchen  sich  fast  stets 
der  Absatz  zwischen  der  Haupt-  und  Endstrahlpartie  jedes  Strahles  deutlich  markiert  (Taf.  IX, 
Fig.  4).  Zwischen  diesen  Mikroskleren  kommen  nun  in  wechselnder  Zahl  die  bekannten  Disk- 
oktaster  vor,  welche  hier  zwar  im  einzelnen  hinsichtlich  der  Gestalt  und  Ausbildung  des  Axial- 
kreuzes, der  Form  und  Dicke  der  16 — 20  ij.  langen  Hauptstrahlen,  sowie  auch  in  der  Zahl  ihrer 
schwach  divergierenden  schlanken,  geraden  Endstrahlen  mannigfach  variieren,  aber  doch  im 
allgemeinen  einen  ziemlich  übereinstimmenden  Charakter  und  durchgängig  die  annähernd  gleiche 
Größe  von  ca.   1 60  ij.  zeigen  (Taf.  IX,  Fig.   1 6  und   1 7). 

Speciell  möchte  ich  noch  hervorheben,  daß  die  in  der  Nähe  der  Gastralmembran  liegenden 
Diskoktaster  sich  von  den  übrigen  prinzipiell  nicht  unterscheiden. 

Nicht  leicht  ist  es  mir  geworden,  hier  die  bei  anderen  Rhabdoca lypi >/.v-Arten  so  zahlreich 
vorkommenden  winzigen  Mikrodiskohexaster  aufzufinden  (Taf.  IX,  Fig.  8).  Doch  ist  auch  dies 
schließlich  mit  Sicherheit  in  der  Subdermalregion  gelungen.  Uebrigens  weiß  ich  aus  ander- 
weitiger Erfahrung,  wie  selten  und  schwer  erkennbar  diese  überaus  zarten  Nadeln  bei  einzelnen 
Individuen  mancher  Rhabdocalyphis-hxten  unter  Umständen  sein  können. 

Die  Dermalmembran  wird  von  kräftigen  pentaktinen  Hypodermalia  gestützt,  deren  recht- 
winklig gekreuzte,  glatte  Paratangentialstrahlen  in  der  Regel  mit  verschmächtigten,  höckerigen, 
abgerundeten  oder  etwas  kolbig:  verdickten  Distalenden  versehen  sind.  Außerdem  kommen  auch 
größere  paratrope  Pentaktine  mit  spitz  auslaufenden  Strahlenenden  vor,  welche  einige  Millimeter 
weit  über  die  Haut  hinausgeschoben  werden  und  dann  als  Prostalia  lateralia  den  schon  oben 
erwähnten  Schleier  bilden  (Taf.  IX,  Fig.  9,  10  und  15).  Gewöhnlich  stehen  sie  gruppenweise 
um  je  eines  der  mehrere  Centimeter  langen  und  bis  zu  300  ;j.  dicken  prostaten  Oxydiaktine.  Der 
über  die  Haut  frei  hinausragende  Teil  dieser  beiderlei  Prostalia  lateralia  ist  mit  dicht  stehenden 
Höckern  oder  dachziegelförmig  angeordneten,  feinen,  spitz  auslaufenden  Schüppchen  besetzt 
(Taf.  IX,  Fig.  9).  An  den  langen  Paratangentialstrahlen  der  prostaten  paratropen  Oxypentaktine 
finden  sich  zahlreiche  distad  gekrümmte  Dornen,  während  der  kräftige,  lange  Radialstrahl  dornenlos 
ist  (Taf.  IX,  Fig.  9). 

In  der  Dermalmembran  selbst  liegen  zahlreiche  gerade  oder  ganz  schwach  gekrümmte 
Diaktine  mit  gewöhnlich  etwas  verschmächtigten  und  schwach  abgerundeten  Enden.  Zuweilen 
findet  sich  in  der  Mitte  der  Stäbe  eine  Anschwellung  oder  4  resp.  2  sich  gegenüberliegende 
Buckel  (Taf.  IX,  Fig.  12),  Die  Länge  dieser  recht  variabeln,  ca.  8  jj.  starken  diaktinen  Auto- 
dermalia  beträgt  200 — 600  ;x. 


36 


Franz  Eilhard  Schulze  :  Hexactinelliden. 


Ganz  ähnlich,  aber  gewöhnlich  etwas  länger  sind  die  in  der  Gastralmembran  liegenden, 
8 — 12   [j.  dicken  diaktinen  Autogastralia  (Taf.  IX,  Fig.   13). 

Hypogastralia  fehlen  ganz. 

Die  reiche  Entwickelung  solcher  stabförmigen  Diaktine  in  den  beiden  Grenzhäuten  hat 
Veranlassung  gegeben  zu  der  Speciesbezeichnung  „baculifer"'. 

Die  hier  beschriebene  Rhabdocalyptus-hxX.  ist  zweifellos  sehr  nahe  verwandt  —  wenn  nicht 
vielleicht  gar  specifisch  identisch  -  -  mit  der  von  Kirkpatrick  im  Jahre  1901  in  den  Annais  of 
Nat.  Hist,  Ser.  7,  Vol.  VII,  p.  457  u.  ff.  unter  dem  Namen  Rhabdocalyptus  lophodigüatus  Kirkp. 
beschriebenen  Form,  von  welcher  er  2  Stücke  aus  der  Nähe  von  Lions  Head  (Cap  Colony) 
aus  256  und  282   m  Tiefe  erhalten  hatte. 

Freilich  stimmt  Größe  und  Gestalt  jener  Stücke  nicht  besonders  gut  mit  der  unserigen 
überein,  da  das  größere  Exemplar  23  cm  lang  bei  18  cm  Basalbreite,  das  kleinere  13  cm  lang 
und  13  cm  breit  war  und  beide  an  der  Unterseite  ihres  dickwandigen  halbkugeligen 
Körpers  fingerförmige  Fortsätze  mit  dichten  Basalnadelbüscheln  aufwiesen.  Dagegen  ist  in  der 
Spikulation  große  Uebereinstimmung  vorhanden,  was  sich  speciell  auch  in  dem  Umstände  aus- 
drückt, daß  hier  wie  dort  sowohl  die  Autodermalia  als  auch  die  Autogastralia  ausschließlich 
feindornige  Diaktine  sind. 

Als  einzigen  erheblichen  Unterschied  beider  Arten  in  der  Spikulation  sehe  ich  das  Vor- 
handensein von  2  wesentlich  verschiedenen  Diskoktastern  bei  Kirkpatrick's  Rh.  lophodigüatus 
an,  nämlich  einer  großen,  nur  wenige  Endstrahlen  an  jedem  Hauptstrahle  aufweisenden  Form 
und  einer  bedeutend  kleineren  mit  stark  buschigen  Strahlen,  während  bei  Rh.  baculifer  nur  eine 
Diskoktastersorte  mit  schlanken,  langen  Strahlen  vorkommt.  Denn  daß  Kirkpatrick  nicht  im 
stände  war,  die  minutiösen  Diskohexaster  in  seinen  Stücken  aufzufinden,  während  ich  solche  fand, 
will  nicht  viel  bedeuten. 

Die  Etiquette  des  Gläschens,  in  welchem  sich  die  beiden  Exemplare  B  und  C  von 
Rh.  baculifer  befanden,  gab  nicht  die  Nummer  der  „Valdivia"-Station  an,  sondern  trug  nur  die 
Aufschrift  „Agulhas-Bank". 

Als  Fundort  des  in  Fig.  1  und  3  der  Taf.  IX  abgebildeten  Exemplares  A  ist  die 
Station  103  angegeben,  welche  am  östlichen  Abfall  der  Agulhas-Bank  —  350  10,5'  S.  Br.,  230 
2,0'  O.  L.  —  liegt  und  eine  Tiefe  von  500  m  aufweist. 

Fairea  occa  (Bowerbank,)  Carter. 

1862   Bowerbank,  Phil.  Trans.,  Vol.  CLII,  p.   747,  PI.  XXXII,  Fig.  7. 

1885  Carter,  Ann.   Mag.  Nat.  Hist.,  Ser.   5,  Vol.  XV,  p.  387. 

1887  F.  E.  Schulze,  Rep.  Chall.,  Hexact.,  p.  277  —  285,  PI.  LXXI— LXXIII  und  LXXVI. 

Von  der  weit  verbreiteten  Gattung  Farrea  sind  nur  wenige  Stücke  erbeutet,  welche  eine 
sichere  Artbestimmung  gestatten,  darunter  ein  zwar  stark  lädiertes,  aber  doch  noch  mit  dem 
Weichkörper  erhaltenes,  circa  hühnereigroßes  Exemplar,  welches  in  allen  wesentlichen  Merkmalen 
mit  der  von  mir  früher  im  „Challenger"-Report  gegebenen  Darstellung  von  Farrea  occa  (Bwbk.) 
Carter  übereinstimmt.  Als  geringfügige  Abweichung  wäre  höchstens  der  Umstand  anzuführen, 
daß    an    den    Tangentialstrahlcn    der   Dermalpentaktine    die    dort    recht    auffälligen    Höcker  und 


Erster   Teil.      Systematik.  ?-j 

Zacken  der  Außenseite  hier  nur  schwach  angedeutet  sind  und  bei  den  schmächtigeren  Gastral- 
pentaktinen  fast  ganz  fehlen. 

Gefunden  ist  dies  leidlich  erhaltene  Stück  an  der  „Valdivia"-Station  192,  in  der  Siberut- 
Straße  bei  Sumatra,  o°  43,2'  S.  Br.,  98°  33,8'  O.  L.,  in  371    m  Tiefe. 

Ein  zweites,  weniger  gut  erhaltenes  Stück  stammt  von  der  „Valdivia"-Station  209,  süd- 
westlich von  Groß-Nicobar,  6°  56,3'  N.  Br.,  930  32,7'  O.  L.,  aus  einer  Tiefe  von  362   m. 

Farrea  spec. 

Zwei  andere  Stücke  stellen  völlig  ausmacerierte  Diktyonalgerüste  geringer  Größe  dar. 
Das  eine  derselben  ist  ein  zweimal  dichotomisch  verzweigtes  Röhrengerüst  von  3  cm  Höhe  mit 
einer  Röhrenweite  von  5 — 8  mm  und  wurde  an  der  „Valdivia"-Station  37,  nordöstlich  von 
Boa  Vista  (Cap  Verden)  —  160  14,1'  N.  Br.,  22°  38,3'  W.  L.  —  in  1694  m  Tiefe  zugleich  mit 
mehreren  Aph/vcallistcs  gefunden. 

Das  andere  Stück  besteht  nur  aus  einer  einfach  gegabelten,  5 — 8  mm  breiten  und  3,5  cm 
langen  abgebrochenen  Röhre  und  stammt  von  dem  Westeingange  des  Sombrero-Kanales, 
„Valdivia"-Station  211       -  70  48,8'  N.  Br.,  930  7,6'  O.  L.  -      aus  805  m  Tiefe. 

Eurete  spec. 

Die  im  westlichen  Pacifik  so  reichlich  vertretene  Gattung  Eurete  (Semper)  Carter  scheint 
im  Gebiete  des  Indischen  Oceans  nicht  so  häufig  zu  sein.  Wenigstens  hat  sich  unter  dem 
früher  von  mir  bearbeiteten  Materiale  des  „Investigator"  kein  Repräsentant  dieser  Gattung  gefunden, 
und  in  dem  „Valdivia"-Materiale  kommt  nur  ein  einziges  aus  der  Gegend  der  Insel  St.  Paul 
stammendes  Stück  vor,  welches  übrigens  nicht  genügend  gut  erhalten  ist,  um  eine  sichere  Art- 
bestimmung zu  gestatten.  Es  handelt  sich  um  ein  etwa  hühnereigroßes  Exemplar,  dessen  reichlich 
dichotomisch  verzweigte,  gänsefederkielbreite  Röhren  sich  nach  oben  zu  etwas  erweitern,  und  in 
der  bekannten  Weise  anastomosierend,  ungefähr  eine  Wanddicke  von  1,5  mm  haben.  Während 
der  einem  Korallenbruchstücke  mit  geringer  Verbreiterung  aufsitzende  einfache  Basalteil  ganz 
abgestorben  ist,  d.  h.  nur  noch  aus  dem  dichten  Diktyonalgerüst  besteht,  hat  sich  in  den  oberen 
Regionen  des  ganzen  Röhrengerüstes  zwar  noch  etwas  vom  Weichkörper  erhalten,  aber  nicht 
ausreichend,  um  die  dermale  und  gastrale  Grenzregion  mit  den  zugehörigen  Nadeln  zu  zeigen. 
Wegen  dieses  Mangels  der  für  die  Bestimmung  der  Arten  so  wichtigen  Dermalia  und  Gastralia 
trage  ich  auch  Bedenken,  auf  Grund  der  sonstigen  Eigentümlichkeiten  und  Abweichungen  von 
den  bis  jetzt  beschriebenen  Eurete- Arten  einen  neuen  Speciesbegriff  zu  schaffen. 

Das  Diktyonalgerüst  gleicht  wegen  des  Fehlens  abgesetzter  Verdickungen  der  Netzknoten 
und  wegen  der  durchgehenden  Bewaffnung  mit  zahlreichen  kleinen  spitzen  Stacheln  am  meisten 
demjenigen  von  Eurete  carte/-/,  wie  ich  das  im  „Challenger"-Report,  p.  296  beschrieben  und  1.  c. 
PL  LXXVIII,  Fig.  8  abgebildet  habe.  Uebrigens  will  ich  besonders  hervorheben,  daß  auch  die 
in  den  Zuwachsregionen  zahlreich  anzutreffenden,  teils  noch  freien,  teils  eben  angelöteten  hexaktinen 
Dictyonalia  schon  stets  mit  kleinen  Stacheln  besetzt  sind. 

Die  überall,  besonders  aber  in  der  Nähe  der  Gastralfläche  reichlich  vorhandenen  par- 
enchymalen  Diskohexaster  haben  einen  Durchmesser    von  80 — 90  p.    und    zeigen    an  jedem    der 


ig  Franz  Eilhard  Schulze:  HexactinellideD. 

kurzen  Hauptstrahlen  je  4 — 6,  selten  mehr,  im  Wirbel  stehende,  .S-förmig  gebogene  Endstrahlen, 
welche,  mit  einem  dünnen,  schwach  ausgebogenen  Basalteil  entspringend,  distad  allmählich  an 
Stärke  zunehmen  und  schließlich  mit  je  einer  kräftigen,  queren,  uhrglasförmigen  Endscheibe 
enden.  Der  Außenrand  der  letzteren  weist  gewöhnlich  7 — 12,  selten  mehr,  derbe  Randzähne  auf. 
Bemerkenswert  erscheint  an  diesen  Nadeln  die  bei  den  bisher  beschriebenen  Eurete-Axtea  noch 
nicht  beobachtete  starke  Verdickung  des  Distalendes  und  die  kräftige  Ausbildung  der  Endscheibe 
mit  ihren  stark  entwickelten  Randzähnen.  Freilich  finden  sich  neben  diesen  derben  Diskohexastern 
auch  hier  und  da  zartere  mit  ganz  schmächtigen  Endstrahlen,  doch  sind  diese  wohl  nur  als 
junge,  d.  h.  in  der  Ausbildung  begriffene  Nadeln  anzusehen. 

Gefunden    ist   diese   Eurete-Form    an   der    „Valdivia"-Station    165    im  Osten    von    St.  Paul 
-  3 8°  40,0'  S.  Br.,  770  38,6'  O.  L.  -  -  in  672   m  Tiefe. 

Ramella  tubulosa  F.  E.  Sch.,  n.  g.,  n.  sp. 

Taf.  XIV,  Fig.  7—9. 

Obwohl  mir  von  der  hier  zu  beschreibenden  Art  nur  einige  stark  ausmacerierte  Stücke 
vorliegen,  finde  ich  doch  an  dem  ziemlich  gut  erhaltenen  Diktyonalgerüst  so  erhebliche  Ab- 
weichungen von  der  offenbar  nächstvervvandten  Gattung  Eurete,  daß  ich  es  mit  dem  Repräsen- 
tanten einer  eigenen  neuen  Gattung  zu  thun  zu  haben  glaube,  welche  ich  der  verzweigten 
Gestalt  wegen  Ramella  nennen  will. 

Es  handelt  sich  um  das  auf  Taf.  XIV,  Fig.  7  nach  einer  Photographie  in  natürlicher 
Größe  dargestellte  Objekt  nebst  einigen  kleineren  Bruchstücken,  von  welchen  eines  in  der  Fig.  8 
in  natürlicher  Größe,  ein  anderes  in  Fig.  9  bei  3-facher  Vergrößerung  (beide  nach  Photographien) 
abgebildet  ist. 

Das  große,  dichotomisch  verzweigte  Stück  hat  eine  Gesamtlänge  von  14  cm,  stellt  aber, 
wie  die  Bruchfläche  seines  unteren  Endes  beweist,  noch  nicht  das  ganze  Exemplar,  sondern  nur 
einen  oberen  Teil  desselben  dar. 

Während  das  untere  Ende  einen  Querdurchmesser  von  9  mm  hat,  nehmen  die  Aeste 
aufwärts  allmählich  an  Stärke  ab,  so  daß  die  letzten  Endzweige  nur  noch  etwa  3  mm  dick  sind. 
Obwohl  im  allgemeinen  von  rundlichem  Querschnitt,  zeigen  doch  sämtliche  Aeste  ebenso  wie 
das  basale  Stammstück  keineswegs  reine  Cylinderform,  sondern  weichen  von  einer  solchen 
ebensowohl  durch  schwache  Biegungen  in  verschiedener  Richtung  als  besonders  durch  zahlreiche 
lokale  Abflachungen  und  dellenartige  Oberflächenvertiefungen  von  ovaler  oder  doch  rundlicher 
Form  mit  schwach  erhabenem  Rande  ab,  wodurch  das  Ganze  eine  unregelmäßige,  schwach 
knorrige  Oberfläche  erhält.  Außerdem  finden  sich  in  unreoelmäßiafer  Verteilung  hie  und  da 
längsovale,  ziemlich  glattrandige  Wandlücken  von  2 — 4  mm  Durchmesser,  welche  zuweilen  auch 
eine  deutliche  Randerhebung  erkennen  lassen  und  den  Einblick  in  das  den  ganzen  Stock  durch- 
ziehende centrale  Röhrenlumen  gestatten.  Dieses  letztere  erscheint  als  ein  ca.  2  mm  weiter 
Centralkanal  von  kreisförmigem  Querschnitt  und  zeigt  an  den  äußersten  Zweigenden  nahezu 
dieselbe  Weite  wie  in  den  unteren  Partien  des  Stockes.  Hier  und  da  wird  das  Röhrenlumen 
allerdings  eingeengt  durch  ein  Netz  von  Leisten  und  Höckern,  welche  von  der  Röhrenwand 
mehr  oder  weniger  weit  nach  innen  vorragen,  wie  z.  B.  gerade  an  der  angeschnittenen  Stelle  des 
linken  Hauptastes  des  in  big.  7  dargestellten  großen  Exemplares. 


Erster  Teil.     Systematik. 


39 


Die  Dicke  der  Röhrenwand  beträgt  an  den  oberen  Zweigen  ungefähr  i  mm,  während  sie  in 
den  unteren  Partien  des  ganzen  Stockes  3  mm  und  darüber  erreicht.  Am  Rande  der  ovalen 
Wandlücken  und  am  äußersten  Ende  der  letzten  Zweige  findet  sich  eine  geringe  Zuschärfung. 
Vergleicht  man  nun  diese  Deirstellung  nebst  den  zugehörigen  Figuren  7—9  der  Taf.  XIV  mit 
der  von  mir  in  meinen  „Amerikanischen  Hexactinelliden"  S.  72 — 75  und  1.  c.  Taf.  XVII,  Fig.  1 — 3 
gegebenen  Beschreibung  einer  in  der  allgemeinen  Körperform  nicht  sehr  abweichenden  Eitreie,  so 
ergiebt  sich  außer  der  hier  viel  geringeren  Röhren- 
weite und  der  verhältnismäßig  großen  Wanddicke 
als  Hauptunterschied,  daß  dort  das  gerade  Rohr 
jedes  einzelnen  Astes  eine  größere  Anzahl  kurzer 
Röhrenäste  besitzt,  während  hier  die  jenen  Seiten- 
ästen vielleicht  entsprechenden  Wandlücken  nur  spär- 
lich vorhanden  sind  und  entweder  ein  einfaches 
Loch  darstellen  oder  nur  eine  geringe  Randver- 
dickung aufweisen.  Ob  einige  dellenförmige  Ver- 
tiefungen, welche  hier  und  da  in  unregelmäßiger 
Verteilung  auftreten,  vielleicht  als  nachträglich  ge- 
schlossene Wandlücken  anzusehen  sind,  kann  ich 
nicht  entscheiden. 

Das  Diktyonalgerüst  selbst  besteht  in  der  Haupt- 
sache aus  einem  fest  zusammenhängenden  Gitter 
glatter  Balken  mit  vorwiegend  viereckigen  Maschen 
ohne  deutlich  ausgebildete  Gerüstknoten.  Nur  die 
an  der  Außen-  und  Innenfläche  frei  vorragenden 
konischen  Zapfen  zeigen  einen  Besatz  mit  kleinen 
Höckern. 

Von    isolierten    Nadeln    konnte    ich    nur   einige 
lange  Uncinate  mit  ziemlich  dicht  anliegenden  dünnen  Seitenstacheln    auffinden,   welche  zwischen 
den  Balken  des  Diktyonalgerüstes  eingeklemmt  waren. 

Gefunden  ist  das  in  Fig.  7  der  Taf.  XIV  abgebildete  Exemplar  nebst  einigen  kleinen 
Bruchstücken  an  Station  37  bei  den  Cap  Verden,  nordöstlich  von  Boa  Vista  -  ■  1 6°  14,1'  N.  Br., 
220  38,3'  W.  L.  —  in  einer  Tiefe  von  1694  m.  Die  in  Fig.  8  und  9  derselben  Tafel  dar- 
gestellten Stücke  fanden  sich  dagegen  als  einzig  erbeutete  an  der  Station  198  im  Nias-Südkanal 
—  o°   16,5'  N.  Br.,  98°  7,5'  O.  L.  —  in  677  m  Tiefe. 


Fig.  I.  Ramella  tubulosa  F.  E.  Sch.  Radiärer  Längs- 
schnitt durch  das  Diktyonalgerüst  der  Röhrenwand.  Ver- 
größerung 50  :  1. 


Aphrocallistes  beatrix  J. 

Taf.  XI— XIII  und  Taf.  XIV, 


E.  Gray. 

Fig.   1 — 6. 

Der  Umstand,  daß  sich  nicht  nur  zahlreiche,  sondern  auch  recht  verschieden  gestaltete 
Repräsentanten  dieser  polymorphen  Species  in  der  „Yaldivia"-Ausbeute  befinden,  hat  mich  be- 
stimmt, zugleich  mit  dem  hier  vorliegenden  noch  einmal  das  ganze  mir  zugängige  ältere 
Af>/iroca//isfes-MaXenal  früherer  Expeditionen  vergleichend  durchzuarbeiten,  um  einen  möglichst 
großen  Ueberblick  zu  gewinnen. 


*q  Franz  Eilhard  Schulze:  Hexactinelliden. 

Es  waren  hauptsächlich  folgende  vier  Regionen,  an  welchen  die  „Valdivia"-Expedition 
Aphrocallistes  beatrix  J.  E.  Gray  (in  dem  erweiterten  Sinne)  erbeutet  hat,  erstens  im  Atlantischen 
Ocean  bei  Cap  Boa  Vista  der  Cap  Verden  in  der  verhältnismäßig  großen  Tiefe  von  1694  m, 
zweitens  bei  der  südindischen  Insel  St.  Paul  in  680  m  Tiefe,  drittens  bei  den  der  Westküste 
Sumatras  vorgelagerten  Inseln  in  Tiefen  von  141- — 1024  m  und  endlich  bei  den  Nikobaren  in 
209 — 2 1 2   m  Tiefe. 

Es  wird  zunächst  von  Interesse  sein,  zu  verfolgen,  inwieweit  die  äußere  Gestalt  aller  dieser 
Stücke  variiert  und    etwa    mit   den    so    weit    auseinanderliegenden  Fundorten    in  Beziehung  steht. 

Die  meisten  der  an  Station  3  7,  bei  den  Cap  Verden,  in  nahezu  1 700  m  Tiefe  gefundenen 
Aphrocallistes  zeigen  die  oft  beschriebene  Spitzkelchgestalt  der  typischen  Aphroc.  bocagei  P.  Wright 
mit  zahlreichen  seitlichen  Ausbauchungen  von  Buckel-  bis  Handschuhfingerform,  wie  ich  sie  schon 
früher  im  Chall.-Rep.,  PL  LXXXIII,  Fig.  1  und  hier  auf  Taf.  XIV,  Fig.  6,  abgebildet  habe  und 
von  vielen  atlantischen  und  indischen  Fundorten  her  kenne.  Bald  erscheint  die  Hauptachse  des 
Körpers  leicht  gebogen,  bald  ganz  oder  nahezu  gerade.  Die  allmählich  aufwärts  zunehmende 
Weite  der  centralen  Kelchhöhle  erreicht  an  der  gewöhnlich  eine  Bruchfläche  zeigenden,  rundlichen, 
freien  oberen  Endöffnung  in  der  Regel  3 — 5  cm.  Gestalt,  Größe  und  Anordnung  der  seitlichen 
Divertikel  variiert  bedeutend,  wenngleich  in  dieser  Hinsicht  gewisse  Verhältnisse  zweifellos  als  die 
am  häufigsten  vorkommenden  wohl  normal  zu  nennen  sind.  Danach  nimmt  die  Höhe  und 
Breite  der  auf  dem  Durchschnitt  kreisförmigen  und  etwa  halbkugelig  endenden  Aussackungen  im 
allgemeinen  von  unten  nach  oben  allmählich  zu.  Auch  läßt  sich  eine  gewisse  Regelmäßigkeit 
ihrer  Anordnung  in  geraden  oder  leicht  spiralig  verlaufenden  Längsreihen  nicht  verkennen, 
während  deutliche  Querreihenbildung  nicht  vorkommt.  Die  Zahl  dieser  am  unteren  schmalen 
Kelchende  in  der  Regel  nur  4  betragenden  unregelmäßigen  Divertikel-Längsreihen  steigt  nach 
oben  zu  bis  auf  6,  selten  mehr.  In  der  Regel  hängen  die  meisten  Divertikel  etwas  herab,  doch 
kommen  auch  oft  genug  völlig  quer  abstehende   ausschließlich   oder   zwischen    den   übrigen  vor. 

Neben  solchen  normal  gebauten  Exemplaren  finden  sich  nun  aber  auch  zahlreiche  andere, 
welche  in  dieser  oder  jener  Richtung  abweichen.  Besonders  ist  es  die  Größe  und  speciell  die 
Länge  der  Aussackungen,  welche  teils  bei  den  verschiedenen  Stücken,  teils  an  ein  und  demselben 
Stücke  erheblich  schwankt.  Nicht  selten  treten  zwischen  den  kleinen  Divertikeln  des  spitzen 
unteren  Kelchendes  einzelne  kleinfingerdicke  und  mehrere  Centimeter  lange  Aussackungen  auf, 
welche  oft  bis  an  die  gemeinsame  feste  Unterlage  oder  an  nebenstehende  Festkörper  heranreichen 
und  sich  an  diesen  fest,  gewöhnlich  sogar  mit  einer  Verbreiterung  ansetzen;  ein  Verhalten,  welches 
auch  in  meiner  citierten  Abbildung  des  Chall.-Rep.  zu  sehen  ist.  Zuweilen  bleiben  alle  oder 
gerade  die  oberen  Aussackungen  klein  und  flach,  ähnlich  wie  dies  von  J.  E.  Gray  bei  seiner 
Aphrocallistes  beatrix-Form  von  Malacca  und  von  mir  bei  einem  der  ebenfalls  als  Aphroc.  beatrix 
bezeichneten  Andamanen-Exemplaren  in  den  Abhandl.  Kgl.  Preuß.  Akad.,  1895,  Taf.  VII,  schon 
früher  abgebildet  ist.  In  derartigen  Variationen  der  Form  und  Größe  der  Seitendivertikel  kann 
ich  jetzt  um  so  weniger  einen  unterscheidenden  Speciescharakter  anerkennen,  als  ich  gleich  zeigen 
werde,  daß  mit  denselben  keine  besonderen  Eigentümlichkeiten  anderer  Art  Hand  in  Hand  gehen. 

Leider  ist  an  keinem  der  vielen,  mehr  oder  minder  stark  lädierten  Exemplare,  welche 
von  den  Cap  Verden  stammen,  das  obere  Ende  des  kelchförmigen  Körpers  unversehrt 
erhalten.      Damit    wird    es    auch    zusammenhängen,    dal!    hier    nirgends    etwas    von    einer  solchen 


Erster  Teil.     Systematik.  a  j 

regulären  terminalen  Siebplatte  zu  sehen  ist,  wie  sie  in  anderen  Fällen  hei  völlig  erhaltenen 
Exemplaren  sich  findet  und  schon  von  J.  E.  Gray  für  seine  Aphr.  Iwalrix  abgebildet  wurde, 
sondern  daß  nur  bei  einzelnen  Kelchen  in  mittlerer  Höhe  eine  viel  unregelmäßigere  aus  feineren 
Balken  gebildete  quere  Siebplatte  vorkommt  ■  gleich  derjenigen,  welche  ich  im  Chall.-Rep., 
PI.  LXXIII,  2,  abgebildet  habe.  Aehnliche  quere  Scheidewände  von  Netzform  finden  sich  auch 
zuweilen  da,  wo  ein  röhrenförmiges  Seitendivertikel  sich  teilt  oder  in  die  centrale  Trichterhöhle 
einmündet. 

Ziehen  wir  nun  auch  die  äußere  Gestalt  der  von  den  übrigen  Fundorten  stammenden 
Stücke  in  Betracht,  so  muß  zunächst  das  in  der  Nähe  der  Insel  St.  Paul  erbeutete  Material 
unberücksichtigt  bleiben,  weil  es  nur  aus  einem  geringfügigen  Bruchstück  eines  etwa  fingerbreiten 
röhrenförmigen  Seitendivertikels  besteht. 

Dagegen  treten  bei  den  Afi/irocaäzstes-Stücken,  welche  an  der  .,Valdivia"-Station  192,  in 
der  Siberut-Straße,  westlich  von  Sumatra  gefunden  sind,  abweichende  Gestaltungsverhältnisse  auf, 
welche  eine  etwas  ausführlichere  Beschreibung  verlangen. 

Zunächst  finden  sich  neben  mannigfachen  kleineren  uncharakteristischen  Bruchstücken 
einige  fingerlange  schwach  gebogene  Röhren  mit  wenigen  unregelmäßig  verteilten,  flachen  seit- 
lichen Ausbauchungen. 

Ein  Stück  der  Art  hat  die  Weite  eines  Handschuhfingers  und  ist  ungefähr  8  cm  lang, 
ein  anderes  stellt  eine  weit  engere,  zweimal  dichtomisch  geteilte  Röhre  dar  und  gleicht  einiger- 
maßen meiner  im  Chall.-Rep.  gegebenen  Abbildung  von  Apkrocallistes  ramosus.  Ein  besonders 
merkwürdiges  Objekt  aber  ist  das  hier  auf  Taf.  XIII  dargestellte  über  kindskopfgroße  Stück, 
welches  aus  zwei  kompliziert  gebauten,  mehrfach  verwachsenen  und  durch  seitliche  Röhren- 
divertikel  mannigfach  anastomosierenden  Kelchen  besteht.  Die  Seitenwand  jedes  dieser  beiden  im 
allgemeinen  trichterförmig  nach  oben  erweiterten  Kelche  ist  in  6  unregelmäßige  Längsfalten 
gelegt,  welche  so  tief  in  die  centrale  Trichterhöhle  vorspringen,  daß  diese  letztere  zu  einem 
System  von  6  nur  etwa  5 — 10  mm  breiten,  radiär  ausstrahlenden  Spalten  eingeengt  erscheint. 
Während  die  nach  innen  in  die  Trichterhöhle  vorspringenden  Längsfalten  eine  ziemlich 
kontinuierlich  herablaufende  Wand  aufweisen  und  kaum  irgendwo  Durchbrechungen  zeigen,  sind 
die  auswärts  vortretenden  Ausladungen  mit  zahlreichen  röhrenförmigen  Ausstülpungen  von  5  bis 
10  mm  Weite  besetzt,  welche  aber  nicht  wie  bei  den  früher  beschriebenen  Stücken  als  radiäre 
Divertikel  einfach  abgerundet  blind  endigen,  sondern  sich  ein-  oder  mehrmals  dichotomisch  teilen 
und  schließlich  entweder  mit  blindsackförmitren  Divertikeln  endigen  oder  mit  benachbarten  Röhren 

o  o 

gleicher  Art  des  eigenen  wie  des  Nachbarkelches  in  offener  anastomotischer  Verbindung  stehen. 
So  haben  wir  denn  ein  reich  entwickeltes  mannigfach  kommunizierendes  Röhrensystem  vor  uns, 
welches  einigermaßen  an  die  bekannten  Röhrengerüste  von  Farrea-  oder  Eurete-Stöcken  erinnert. 
Leider  fehlt  an  dem  ganzen  Stocke  sowohl  der  Basalteil  (welcher  zweifellos  aus  den  verengten 
Fußstücken  der  Kelche  bestand),  als  auch  die  offenbar  abgebröckelte  obere  Endpartie.  Aus 
letzterem  Umstände  dürfte  es  sich  erklären,  daß  keiner  der  beiden  Kelche  durch  eine  terminale 
quere  Siebplatte  oben  abgeschlossen  ist,  sondern  mit  einem  unregelmäßigen  Bruchrand  aufhört. 
Dagegen  sieht  man  ziemlich  weitmaschige  Gitternetze  das  Kelchlumen  hie  und  da  in  der  Tiefe 
quer  durchsetzen. 

Deutsche  Tiefsee-Espedition  1898 — 1899.     Bd.  IV.  ^ 


42 


Franz  Eilhard  Schulze:  Hexactinelliden. 


Von  einem  anderen  Exemplare  derselben  Station  192  ist  nur  der  etwa  hühnereigroße 
Basalteil  erhalten,  welcher  jedoch  denselben  Charakter  eines  anastomosierenden  Röhrenlabyrinthes 
zeigt,  wie  das  vorige  Stück. 

Die  Siberut-Straße  (Station  192)  hat  außerdem  noch  zwei  merkwürdige  korbförmige,  ca. 
wallnußgroße  Gittergerüste  geliefert,  welche  ich  anfänglich  für  eine  ganz  neue  Hexactinelliden- 
Form  zu  halten  geneigt  war,  bis  es  sich  bei  der  näheren  Untersuchung  ergab,  daß  es  sich 
um  eine  eigentümlich  gestaltete  terminale  Siebplatte  von  Aphrocallistes  beatrix  handelte  (Taf.  XI, 
Fig.  8  und  9). 

Jedes  der  beiden  Stücke  stellt  einen  2 — 3  cm  langen  und  ebenso  weiten  Gitterkorb  von 
rundlichem  Querschnitt  dar,  dessen  eines  offenes  Ende  abgebrochen  ist,  während  das  andere 
durch  ein  queres  flaches  Gitternetz  gleicher  Beschaffenheit  abgeschlossen  ist.  Die  V* — 1  mm 
starken  Netzbalken  dieses  Körbchens  verbinden  sich  zu  4 — 6-eckigen  leicht  abgerundeten  Maschen 
von  ziemlich  unregelmäßiger  Gestalt  und  3 — 4   mm   Durchschnittsweite. 

Ohne  Zweifel  handelt  es  sich  um  terminale  Siebnetzplatten  von  Ap/iroca//istes-K.elchei\. 
Während  derartige  Platten  nun  aber  in  der  Regel  als  nahezu  ebene  Gitterscheiben  die  End- 
apertur eines  Kelches  abschließen  oder  doch  nur  schwach  uhrglasförmig  eingebogen  erscheinen, 
sind  sie  hier  zu  einem  tief  eingesenkten  Korbe  mit  flachem  Boden  geworden. 

Die  meisten  der  bei  der  Insel  Nias,  Station  194,  196,  198  und  199,  südlich  von  Bang- 
kam, Station  202,  südlich  von  den  Surat-Passagen,  Station  207,  und  weiter  nördlich  bei  den 
Nikobaren,  Station  209 — 2 1 2,  gefundenen  ApAroca/Zistes-Stäcke  zeigen  einen  ähnlichen  Form- 
charakter wie  die  eben  beschriebenen  Exemplare  der  Siberut-Straße,  d.  h.  sie  stellen  handhohe 
Kelche  mit  röhrenförmigen  zu  einem  vielfach  anastomosierenden  Gerüste  verbundenen  Seiten- 
divertikeln  dar;  doch  wachsen  gelegentlich  entweder  die  Kelche  selbst  oder  die  von  ihnen 
seitlich  ausgehenden  Röhrendivertikel  zu  langen  einfachen  oder  verästelten,  vielfach  auch  sich 
dichotomisch  teilenden  Röhren  aus,  wie  ich  sie  selbst  früher  unter  dem  Speciesnamen  Aphr. 
ramosus  beschrieben  hatte.  Daß  aber  diese  einfachen  oder  verästigten  Röhren  nicht  scharf  zu 
trennen  sind  von  den  typischen  Buckelkelchen,  zeigen  nicht  nur  die  zahlreichen  Uebergangs- 
bildungen  zwischen  beiden  an  und  für  sich  ja  recht  differenten  Gestalten,  sondern  noch  deutlicher 
solche  zusammenhängende  Stöcke,  wie  einer  auf  Taf.  XII  abgebildet  ist.  An  diesem  aus  dem 
Nias-Südkanal  (von  der  Station  198  aus  677  m  Tiefe)  stammenden,  in  sich  zusammen- 
hängenden Komplex  von  über  Kopfgröße  lassen  sich  etwa  10  mehr  oder  minder  typisch  aus- 
gebildete Buckelkelche  unterscheiden,  deren  seitliche  Divertikel  bald  kurz  und  einfach,  bald  röhren- 
förmig lang  und  verästigt,  vielfach  untereinander  anastomosieren  und  im  letzteren  Falle  ein 
zusammenhängendes  Röhrennetz  darstellen.  Einige  von  diesen .  Kelchen  zeigen  auch  an  ihrer 
oberen  breiten  Endapertur  eine  wohlentwickelte  terminale  Siebplatte  mit  centraler  Einbiegung. 
Außerdem  kommen  mehrere  finger-  bis  spannenlange  einfache  Röhren  von  Federkiel-  bis  Finger- 
breite vor,  welche  sich  in  leichten  Biegungen  zwischen  den  genannten  Kelchen  durchwinden  und 
zuweilen  in  unregelmäßiger  Verteilung  flache  Ausbauchungen  oder  eine  geringe  Verästigung 
zeigen  (Taf.  XIV,  Fig.  1 — 5)  und  zum  Teil  an  die  Aphroc.  raniosus-Yorm.  erinnern  oder  sogar 
mit  dieser  übereinstimmen. 

Es  fragt  sich  mm,  ob  mit  diesen  erheblichen  Variationen  der  äußeren  Gestalt  typische 
Unterschiede    anderer    Art    in    der    Weise    Hand    in    Hand    gehen,    daß    man     wenigstens    diese 


Erster  Teil.     Systematik.  ,  ? 

letzteren  zur  scharfen  Trennung    bestimmter   systematischer  Einheiten    niederen  Grades   benutzen 
könnte. 

Hierbei  wird  zunächst  Bau  und  Struktur  des  für  die  ganze  Gattung  so  höchst  charak- 
teristischen Diktyonalgerüstes  in  Betracht  zu  ziehen  sein.  Bekanntlich  stellt  dieses  mit  Ausnahme 
der  später  gesondert  zu  behandelnden  queren  Gitterplatten  überall  ein  zusammenhängendes 
Wabenwerk  dar  mit  ziemlich  regelmäßig  sechsseitigen  Maschen  von  annähernd  gleicher  Weite 
(Vü — i  mm),  welche  den  Zellen  einer  Bienenwabe  gleichen.  Die  so  gebildeten  Wabenzellen, 
oder  „Radialt üben",  wie  ich  sie  lieber  nennen  will,  gewinnen  bald  nach  ihrer  Entstehung 
durch  allmähliche  Erhöhung  der  Scheidewände  die  Form  von  sechsseitig-prismatischen  Räumen, 
deren  Länge  mit  dem  zunehmenden  Alter  (in  der  Regel  gleichmäßig)  bis  zu  3  mm  und  darüber 
zunimmt  (Taf.  XI,  Fig.  1 — 3).  Auch  die  Dicke  ihrer  Scheidewände  wächst  mit  dem  Alter. 
Da  hierbei  zuerst  die  Ecken  der  Prismenräume  ausgefüllt  zu  werden  pflegen,  so  nehmen  diese 
letzteren  mit  der  Zeit  eine  mehr  cylindrische  Form  an.  Das  Lumen  der  Radialtuben  wird 
schließlich  immer  enger  und  erscheint  an  der  Basis  älterer  Stücke  oft  ganz  ausgefüllt,  so  daß 
eine  gleichmäßig  kompakte,  höchst  engmaschige,  poröse,  steinharte  Masse  entsteht.  Diese  Wand- 
lung des  Baues  der  Seitenwand  kommt  mit  zunehmendem  Alter  bei  allen  hier  berücksichtigten 
Stücken  in  gleicher  Weise  vor,  mögen  sie  nun  Kelch-  oder  Röhrenform  haben. 

Die  Balken  des  bekanntlich  aus  früh  verschmelzenden  Diktyonalhexaktinen  aufgebauten 
Gerüstes  erscheinen  bald  ganz  glatt,  bald  mehr  oder  minder  reichlich  mit  kleinen  spitzen 
Höckern  besetzt.  Jedoch  stehen  diese  Differenzen  keineswegs  in  nachweisbarem  Zusammen- 
hang mit  der  Gesamtform  der  einzelnen  Stücke,  sondern  sind  hauptsächlich  abhängig  vom  Alter 
der  einzelnen  Körperpartien.  In  den  älteren  Regionen  der  verschiedensten  Stöcke  finde  ich  die 
hier  meist  sehr  dicken  Balken  vorwiegend  glatt,  in  den  jüngeren  dagegen  fast  stets  Höcker 
tragend.  Nur  an  der  äußeren,  d.  h.  oberflächlichen  Seite  derjenigen  Balken,  welche  die  dermale 
und  die  gastrale  Kante  der  Radialtubenscheidewände  bilden,  kommen  auch  in  älteren  Körper- 
teilen noch  zerstreute  Höckerchen  vor,  und  an  den  zugespitzten  oder  keulenförmigen  Enden 
der     frei     vorragenden    Stacheln    ist    überall    ein    dichter    Höckerbesatz    die    Regel    (Taf.    XI, 

Diejenigen  Stacheln,  welche  von  den  Dermalkanten  der  Tubenscheidewände  und  deren  drei- 
kantigen Seitenwandverbindungen  aus  zur  Schwamm-Oberfläche  emporragen,  stehen  fast  überall 
untereinander  nahezu  parallel,  wie  die  Zinken  eines  Kammes  und  bezeichnen  die  Zuwachsrichtung 
der  radiären  Tubenwände  (Taf.  XI,  Fig.  1  u.  2),  während  von  deren  Gastralkanten  außer  den  recht- 
winklig zur  Gastralfläche  des  kelch-  oder  röhrenförmigen  Körpers  gerichteten  Stacheln  auch  noch 
bedeutend  längere  abgehen,  welche  annähernd  parallel  mit  der  (inneren)  Körpergastralfläche  ver- 
laufen und  gewöhnlich  die  gastrale  Tubenöffnung  radiär  durchsetzen,  zuweilen  aber  auch  alle 
nach  einer  bestimmten  Richtung,  nämlich  parallel  zur  Achse  des  Kelches  oder  dessen  Röhren- 
divertikel  sich  erstrecken  (Taf.  XI,  Fig.  2  u.  3). 

In  älteren  Regionen  des  Schwammkörpers  treten  Verlötungen  dieser  gastralen  Stacheln 
untereinander  ein,  so  daß  ein  Balkengitter  die  gastrale  Oeffnung  der  Radialtuben  stark  einengt 
oder  geradezu  mehr  oder  weniger  ausgiebig  verlegt  (cf.  PI.  LXXXIII,  Fig.  3  meines  „Challenger"- 
Report). 

6* 


aa  Franz  Eilhard  Schulze:  Hexactinelliden. 

Auch  von  der  inneren  planen  Seitenfläche  der  Radialtubenwand  ragen  Stacheln  in  das 
Lumen  vor,  allerdings  in  recht  verschiedener  Richtung.  Bald  sieht  man  sie  ziemlich  rechtwinklig, 
bald  schräg  zur  Wandfläche  gerichtet  oder  dieser  ganz  dicht  anliegend.  Ebenso  verschieden  wie 
die  Richtung  dieser  Wandstacheln  zeigt  sich  ihre  Länge.  Oft  treten  sie  nur  als  kleine  Buckel 
vor,  so  daß  das  Gitternetz  der  Scheidewand  zwischen  den  benachbarten  Radialtuben  fast  in 
ein  und  derselben  Ebene  sich  ausbreitet,  in  anderen  Fällen  aber  erreichen  sie  als  quer  in  das 
Radialtubenlumen  hineinragende  schlanke  Kegel  eine  Länge  von  150  11  und  darüber.  Am 
längsten  aber  wachsen  sie  aus,  wenn  sie  der  Wand  dicht  anliegen.  Bemerkenswert  ist  der 
Umstand,  daß  diese  besonders  langen  Stacheln  mit  der  Spitze  meistens  dermalwärts  gerichtet 
sind  (Laf.  XI,  Fig.  2). 

Wie  verschieden  sich  nun  auch  hiernach  der  Bau  des  Diktyonalgerüstes  gestalten  kann,  so 
lassen  sich  doch  keine  charakteristischen  Differenzen  zwischen  der  Buckelkelch-  und  der  Röhren- 
form, ebensowenig  aber  auch  zwischen  den  früher  als  Aphroc.  beatrix  und  bocagei  unterschiedenen 
beiden  Buckelkelchformen  nachweisen.     Ausgeprägter   erscheinen  dagegen  die  Altersunterschiede. 

Erwähnen  will  ich  schließlich  noch  die  ganz  unregelmäßigen  engmaschigen  Balkengerüste, 
welche  an  manchen  Stellen  in  massiger  Ausbildung  die  Lücken  des  typischen  Diktyonalgerüstes 
in  Gestalt  eines  dichten  Flockengewebes  ausfüllen  und  so  eine  ziemlich  kompakte  Masse  her- 
stellen. Sie  entstehen  durch  die  regellose  Verlötung  unzähliger  Oxyhexaktine,  deren  Strahl  mit 
kleinen  quer  abstehenden  Stacheln  mehr  oder  minder  dicht  besetzt  sind.  Die  Strahlenlänge  dieser 
Nadeln  schwankt  zwischen  40 — 400  \>.  Anfänglich  sind  sie  äußerst  schlank,  nehmen  aber  noch 
nach  der  Verlötung  allmählich  an  Stärke  zu,  wodurch  dann  die  Maschen  des  betreffenden  Balken- 
werkes immer  mehr  verengt  und  schließlich  ziemlich  dichte,  ja  nahezu  solide  Kieselmassen  her- 
gestellt werden. 

Ich  bin  der  Ansicht,  daß  diese  regellosen  Wucherungen  auf  abnorme  Reizursachen 
zurückzuführen  und  demnach  als  pathologische  Veränderungen  anzusehen  sind.  Letzteres  gilt 
auch  von  den  großen  rundlichen  Lücken,  welche  sich  so  häufig  an  dem  unteren  Ende  der 
schräg  herabhängenden  sackförmigen  Divertikel  oder  auch  wohl  an  der  Unterseite  von  hori- 
zontalen  Röhrenausbauchungen  der  Schwammkörper  finden.  Ich  habe  schon  früher  darauf  hin- 
gewiesen, daß  es  sich  hierbei  wahrscheinlich  um  Usuren  handelt,  welche  durch  eingelagerte 
Schlickmassen  herbeigeführt  sind. 

Indem  ich  hinsichtlich  der  außerordentlich  variabeln,  isolierten  Nadelformen  der  Kelch- 
und  Divertikelwand  auf  meine  in  früheren  Arbeiten  gegebenen  Mitteilungen  und  die  zugehörigen 
zahlreichen  Abbildungen  verweise,  möchte  ich  hier  nur  hervorheben,  daß  sich  aus  diesen  freien 
Nadeln  noch  weniger  als  aus  der  Gesamtgestalt  des  Schwammkörpers  und  der  Bildung  des 
Diktyonalgerüstes  die  Möglichkeit  einer  Speciestrennung  der  genannten  3  Aphrocallistes-¥ ormen 
herleiten  läßt. 

Dagegen  möchte  ich  hier  näher  eingehen  auf  den  Bau  der  bisher  weder  von  mir  noch 
von  anderen  Autoren  näher  beschriebenen  queren  Diaphragmabildungen  und  der  nahe  verwandten 
terminalen  Siebplatte,  welche  in  allerdings  recht  verschiedener  Ausbildung  bei  einigen  kelch- 
förmigen  Exemplaren  der  Stationen    192,   194  und   198  vorkommen. 

Schon  in  meinem  „Challenger"- Report,  p.  314,  habe  ich  darauf  hingewiesen,  daß  die  netz- 
förmigen Quersepta,    welche  sich  hier  und  da  im   Innern  der  kelchförmigen  Aphrocallistes  finden, 


Erster  Teil.     Systematik.  *  c 

(abgebildet  im  „Challenger"-Report  PI.  LXXXIII,  Fig.  2)  in  Form  und  Bau  nicht  völlig  überein- 
stimmen mit  der  terminalen  Siebplatte,  wie  sie  schon  von  J.  E.  Gray  in  den  Proc.  Z.  S.,  London 
1858,  Part.  XXVI,  PI.  XI,  Fig.  2  vortrefflich  abgebildet  ist.  Während  die  Ausbildung  der  letzteren 
offenbar  einen  gewissen  Abschluß  des  Wachstums  des  einzelnen  Kelches  bedeutet  in  demselben 
Sinne,  wie  etwa  die  terminale  Siebplatte  einer  Eupledella,  indem  sie  die  ganze  Kelchapertur 
durchsetzt  und  deckt,  haben  wir  in  den  weit  unregelmäßiger  gebauten,  mehr  lockeren  und  stets 
mit  großen  Lücken  an  der  Ursprungsstelle  der  Wanddivertikel  versehenen  inneren  Septen  nur 
Finrichtungen  vor  uns,  welche  sich  unter  gewissen  Umständen,  gleichsam  gelegentlich,  während 
des  Wachstums  bilden,  jedoch  keineswegs  überall  zur  Entwickelung  kommen. 

Es  kann  daher  auch  nicht  auffallen,  wenn  in  einzelnen  Fällen,  so  z.  B.  bei  den  auf  der 
Taf.  XIII  abgebildeten,  stark  in  die  Breite  gezogenen  und  sogar  durch  Längsfaltelung  der  ganzen 
Wand  in  der  Form  erheblich  veränderten  Kelchen  hie  und  da  statt  eines  durchgehenden  Septums 
nur  ästige  Rälkchen  von  der  Innenwand  ringsum  in  das  Kelchlumen  vorragen. 

Die  Netzbalken  dieser  inneren  Septa  setzen  sich  aus  rauhen  Hexaktinen  und  langen 
höckerigen  geraden  Diaktinen  mit  4  centralen  Buckeln  zusammen,  welche  in  ganz  unregelmäßiger 
Anordnung  zu  einem  annähernd  planen,  meist  nur  einschichtigen  Gitternetz  verlötet  sind 
Taf.  XI,  Fig.  4. 

An  einer  ziemlich  gut  erhaltenen,  jungen,  des  Diktyonalgerüstes  noch  entbehrenden  Septal- 
platte  der  Art  ließ  sich  auch  der  Bau  des  Weichkörpers  und  die  Form  der  isolierten  Nadeln 
erkennen.  Es  zeigte  sich,  daß  hier  ein  ziemlich  einfaches,  gleichmäßig  gefaltetes,  jedoch  nur 
niedriges  Kammerlager  vorkommt,  über  welches  sich  die  von  hexaktinen  Dermalpinulen  gestützte 
Dermalmembran  flach  ausspannt,  während  das  hohe,  subgastrale  Trabekelwerk  nebst  der 
Gastralmembran  von  zahlreichen,  langen,  feinhöckerigen,  geraden  Diaktinen  eingenommen  wird. 
Die  letzteren  sind  in  paratangential  liegenden  Strängen  und  Zügen  ziemlich  dicht  angeordnet 
(Taf.  XI,  Fig.  5). 

Bemerkenswert  ist,  daß  ich  hier  keine  parenchymalen  Hexaster,  dagegen  hie  und  da 
senkrecht  zur  Dermalmembran  gestellte  rauhe  Scopulae  mit  4  kräftigen  parallelen  Endstrahlen 
fand,  welche  letzteren  mit  zahlreichen  Widerhäkchen  besetzt  sind  und  meistens  mit  einer  knopf- 
artigen Verdickung  enden. 

Wesentlich  anders  ist  der  Bau  der  zum  Teil  recht  gut  konservierten  terminalen  Siebplatte 
zu  deren  Beschreibung  ich  jetzt  übergehe. 

Die  bald  ziemlich  ebene,  bald  mehr  oder  minder  eingebauchte,  gelegentlich  selbst,  wie  oben 
erwähnt,  zu  einer  sack-  oder  korbähnlichen  Form  (Taf.  XI,  Fig.  8  u.  9)  eingezogene  Platte,  deren 
Ausbildung  mit  dem  Abschluß  des  Längenwachstums  des  betreffenden  Schwammes  zusammenfällt, 
besteht  aus  einem  Balkennetz  mit  unregelmäßig  vieleckigen,  oft  auch  etwas  abgerundeten  Maschen 
von  3 — 5  mm  Weite.  Einige  dieser  Maschen  sind  an  der  Oberseite  mit  einer  dünnen  Haut 
geschlossen  (Taf.  XI,  Fig.  10),  die  bei  Weitem  meisten  aber  offen  und  mit  glattem,  abgerundetem 
Rande  versehen.  An  ihrem  äußeren  Seitenrande  geht  die  ganze  Siebplatte  ringsum  in  einen 
2 — 3  mm  hohen,  etwa  0,5  mm  dicken,  oben  distal  zugeschärften  Randsaum  über,  welcher  schräg 
nach  außen  und  oben  vorragt  und  mit  einem  glatten,  freien  Rande  endet. 

Es  soll  hier  zunächst  das  Diktyonalgerüst  der  terminalen  Siebplatte  und  sodann  ihr 
Weichkörper  mit  den  isolierten  Nadeln  besprochen  werden. 


46 


Franz  Eilhard  Schulze:  Hexactinelliden. 


In  ausgebildeten  älteren  Siebplatten  werden  die  ca.  0,5  mm  dicken  Gitterbalken  gestützt 
durch  ein  derbes  Diktyonalgerüst,  dessen  feinerer  Bau  im  allgemeinen  mit  demjenigen  der 
wabigen  Körperwand  übereinstimmt.  Auch  hier  ist  ein  durch  Verlötung  höckeriger  Oxyhexaktine 
und  langer  dicker,  höckeriger  Diaktine  entstandenes  Balkenwerk  vorhanden,  welches  ziemlich 
enge,  meist  dreiseitige  Maschen  zeigt.  Jedoch  sind  die  an  der  Oberfläche  vorragenden  höckerigen 
Stacheln  in  der  Regel  niedrig,  oft  nur  als  einfache  Buckel  entwickelt  (Taf.  XI,  Fig.  7  u.   1 1 ). 

Von  isolierten  Nadeln  kommen  außer  den  für  den  Zuwachs  des  Diktyonalgerüstes 
bestimmten  feinstacheligen  Oxyhexaktinen  und  den  meist  sehr  reichlich  vorhandenen,  langen, 
höckerigen  Diaktinen  zarte  Diskohexaster  verschiedener  Bildung  und  Größe  vor.  Von  jedem  ihrer 
mäßig  kurzen  Hauptstrahlen  geht  ein  Wirtel  von  3 — 6  nahezu  geraden  oder  schwach  S-förmig 
gebogenen  dünnen  Endstrahlen  ab,  welche  am  Distalende  ein  kleines  Querscheibchen  tragen. 

Die  (äußere)  Dermalmembran  wird  gestützt  von  kräftigen  Dermalhexaktinen  oder  Pentak- 
tinen,  deren  am  Ende  etwas  zugespitzter  Radialstrahl  ca.  300 — 400  \k  tief  in  das  Parenchym  ein- 
dringt und  ganz  gerade  bleibt,  während  die  oft  weit  längeren  Tangentialstrahlen  gewöhnlich 
schwach  einwärts  gebogen  sind  (Taf.  XI,  Fig.  7 —  1 1). 

Sehr  wechselnde  Ausbildung  zeigt  der  bald  mit  mehr  oder  minder  deutlichen  Seiten- 
stacheln versehene  (Taf.  XI,  Fig.  6),  bald  nur  einfach  höckerige  oder  auch  ganz  glatte  äußere 
Radialstrahl,  welcher  in  manchen  Regionen  zu  einem  kurzen  Kolben  oder  sogar  zu  einem  ein- 
fachen Buckel  reduziert  ist,  wodurch  dann  die  Nadel  zum  Pentaktin  wird  (Taf.  XI,  Fig.  7 — 11). 
Ganz  ähnlich  erscheinen  die  an  der  Seitenfläche  oder  Innenkante  der  Netzbalken  in  der  gastralen 
Grenzmembran  gelegenen  Gastralia.  Gelegentlich  finden  sich  sowohl  in  der  Dermal-  wie  Gastral- 
membran  zwischen  den  Hexaktinen  und  Pentaktinen  auch  ähnliche  Stauraktine  mit  zu  einfachen 
Buckeln  reduziertem  inneren  und  äußeren  Radialstrahl.  Neben  den  Dermalia  habe  ich  hie  und 
da  auch  Scopulae  mit  je  4  distanten  geknöpften  Endstrahlen  in  senkrechter  Stellung  zur  Ober- 
fläche angetroffen  (Taf.  XI,  Fig.  7 — 11).  Merkwürdiger  Weise  scheinen  jedoch  Uncinate  in  der 
Siebplatte  ganz  zu  fehlen. 

Der  die  ganze  Siebplatte  umrahmende  Marginalsaum  weicht  weder  in  seinem  derben 
Diktyonalgerüst  noch  in  der  Bildung  seiner  isolierten  Nadeln  von  der  Gitterplatte  selbst  ab. 

Besondere  Berücksichtigung  verdient  jene  schon  oben  erwähnte  dünne,  weiche  Haut, 
welche  sich  über  einzelne  Maschen  an  deren  Dermalseite  entweder  ganz  kontinuierlich  oder  mit 
einzelnen  glatt  begrenzten  runden  Lücken  verschiedener  Größe  hinwegschlägt,  und  in  mancher 
Hinsicht  mit  jener  Dermalmembran  verglichen  werden  kann,  welche  die  Radialtuben  der  Körper- 
wand  außen  deckt.  Während  sie  in  den  meisten  Fällen  der  Kammern  ganz  entbehrt,  setzt  sich 
das  Kammerlager  zuweilen  von  dem  umrahmenden  Maschenringe  aus  mehr  oder  minder  weit  in 
diese  flach  ausgespannte  Membran  hinein  fort.  Doch  bleibt  in  der  Regel  der  mittlere  stark  ver- 
dünnte Teil  von  Kammern  frei  (Taf.  XI,  Fig.  6  u.   10). 

Von  den  isoliert  liegenden  Nadeln  dieser  Haut  fallen  durch  ihre  Größe  zunächst 
die  kräftigen  höckerigen  diaktinen  Balken  in  die  Augen,  welche  100  \x  und  darüber  lang 
und  ca.  20  p.  dick  werden  und  ganz  den  entsprechenden  Parenchymalia  des  übrigen  Körpers 
gleichen.  Daneben  finden  sich  aber  noch  zahlreiche  kleinere  schmächtigere  Diaktine  ähnlicher 
Bildung,  welche  ebenso  wie  die  großen  in  der  Mitte  bald  die  bekannten  4  Höcker  resp.  eine 
ringförmige  Anschwellung  zeigen,  oder  ohne  solche   nur  das   innere  Achsenkreuz    als  Andeutung 


Erster  Teil.     Systematik. 


47 


ihrer  Abstammung  vom  Hexaster  bewahrt  haben.  Die  Enden  aller  dieser  höckerigen  oder  fein- 
stacheligen, geraden  oder  schwach  gebogenen  Diaktine  pflegen  leicht  kolbig  verdickt  und  mit 
etwas  höheren  Stacheln  resp.  Höckern  besetzt  zu  sein  als  die  innere  Hauptpartie.  Daneben 
finden  sich  reichlich  und  in  ziemlich  gleichmäßiger  Verteilung  rauhe,  höckerige  oder  feinstachelige, 
ziemlich  schmächtige  Hexaktine,  rechtwinklig  orientiert  zur  Oberfläche.  Dieselben  sind  etwa  300  jj. 
groß  und  erlangen  dadurch  den  Charakter  gewöhnlicher  Dermalia,  daß  ihr  meist  verlängerter, 
mehr  oder  minder  weit  über  die  äußere  Hautfläche  hinausragender  äußerer  Radialstrahl  besondi  rs 
lange  Dornen  oder  Seitenstacheln  produziert  und  so  der  ganzen  Nadel  den  Charakter  des  der- 
malen Hexaktinpinuls  giebt  (Taf.  XI,  Fig.  6). 

Endsprechende  Nadeln  fehlen  an  der  unteren  Fläche.  Hin  und  wieder  ließ  sich  auch  ein 
kleiner  parenchymaler  Diskohexaster  gleicher  Art  bemerken,  wie  sie  im  Balkennetz  der  Sieb- 
platte vorkommen. 

Ueber  die  einzelnen  Fundorte  der  bei  der  „Valdivia"-Expedition  erbeuteten  Aphrocallistes 
giebt  die  folgende  Tabelle  Auskunft. 


Stations- 
No. 

Tiefe 
in  m 

Position 

37 

1694 

Bei  Cap  Boavista  (Cap  Verden) 

|  160 

|   2  2° 

14,1' 
38,3' 

N.  Br., 
W.  L. 

Zahlreiche  ca.   30  kelchfönnige  Stücke. 

165 

680 

Bei  St.  Paul 

i  38° 

177" 

40,0' 
38,6' 

S.  Br., 
O.  L. 

Ein  kleines  Bruchstück. 

192 

37 1 

In  der  Siberut-Straße  bei  Sumatra 

/    °" 
198° 

43-2' 
33.8' 

S.  Br., 
O.  L. 

Ein  Stock  anastomosierender  kelchförmiger  Exemplare 
und  2  sackförmige  Siebplatten.  Außerdem  Bruchstücke. 

194 

614 

S.  von  P.  Nias.  im  Nias-Südkanal 

|      0° 

1  98° 

15.2' 

8,8' 

N.  Br., 
O.  L. 

Zwei  kelchfönnige  Exemplare  und  einige  Bruchstücke. 

196 

646 

SO.  von  P.  Nias,  im  Nias-Südkanal 

|    o° 

(98° 

27,3' 
7-4' 

N.  Br., 
0.  L. 

Teil  eines  kelchförmigen  Stückes. 

198 

677 

Im  Nias-Südkanal 

,  0» 

l-.S" 

16,5' 

7-5' 

N.  Br., 
O.  L. 

Kolonien  von  ca.  20  kelch-  und  röhrenförmigen  Stücken, 
nebst  zahlreichen  Bruchstücken. 

199 

470 

Im  Nias-Südkanal 

1    on 
198° 

15.5' 

N.  Br., 
O.  L. 

Ein  Stock  anastomosierender  kelchförmiger  Exemplare. 

202 

Mi 

S.  von  Bangkam 

1     '" 
197° 

48,1' 
6,o' 

N.  Br., 
O.  L. 

Bruchstück  eines  kelchförmigen  Exemplares. 

207 

1024 

S.  von  der  Surat-Passage 

1    5° 
(94° 

23,2' 
48' 1 

N.  Br., 
O.  L. 

Ein  Bruchstück. 

209 

362 

SW.  von  Groß-Nikobar 

|    6" 
»93° 

56,3' 
32-7' 

N.  Br., 
O.  L. 

Stücke  von  2  kelchförmigen  ExemplareD. 

212 

302 

SW.  von  Kachal 

1     7" 
»93° 

49,1' 
10,5' 

N.  Br., 
O.  L. 

Einige  Bruchstücke  von  2  Exemplaren. 

Auloplax  aiiricularis  F.  E.  Sch. 

Taf.  X. 
Ein  neue  Gattung  Auloplax  (von  a:Ai;  —  Röhre  und  rCka.%  =  Platte)  begründe  ich  auf 
einige  (ca.  5)1)  feste  Platten  von  Thaler-  bis  Handgröße  und  8 — 12  mm  Dicke,  an  welchen 
der  Weichkörper  noch  teilweise  erhalten  ist.  Sie  sind  entweder  nahezu  eben  oder  ganz  schwach 
gewölbt,  haben  in  der  Regel  Ohrform  und  sitzen  mit  einem  verschmälerten,  meistens  etwas 
knorrig  verdickten  Ende  der  Unterlage  direkt  auf  (Taf.  X,  Fig.   1  —  6). 


1)  Eine  sichere  Angabe  der  Stückzahl  ist  nicht  möglich,  da  nur  Bruchstücke  vorhanden  sind. 


48 


Eranz  Eilhard  Schulze  :  Hexactinelliden. 


Der  Hauptsache  nach  bestehen  sie  aus  einem  System  sehr  spitzwinklig  dichotomisch  ver- 
zweigter Röhren  von  3 — 4  mm  Weite  und  etwa  1  mm  Wanddicke,  welche  nahezu  in  einer 
Ebene  dicht  aneinanderliegen,  nach  dem  oberen  Rande  der  Platte  zu  fächerförmig  ausstrahlen 
und  dabei  seitlich  der  Länge  nach  so  innig  verwachsen  sind,  daß  sie  nur  hier  und  da  eine 
kleine  Spalte  oder  längliche  Lücke  zwischen  sich  übrig  lassen.  Durch  rundliche  Wandlücken 
von  3 — 5  mm  Größe  kommunizieren  die  benachbarten  Röhrenzweige  hier  und  da  miteinander. 
Aehnliche  Wandlücken  kommen  aber  auch  in  der  beiderseits  freiliegenden  Außenwand  der  Röhren 
vor  und  sind  hier  an  gut  erhaltenen  Partien  stets  von  einer  dünnen,  quadratische  Massen  bildenden 
Weichkörper-,  Haut-  oder  Siebnetzplatte  überdeckt  (Taf.  X,  Fig.  6). 

Zwischen  den  Seitenwandungen  der  an  den  beiden  Plattenflächen  etwas  vorspringenden 
Röhren  bleiben  äußerlich  mehr  oder  weniger  tiefe  Rinnen  (Taf.  X,  Fig.  1 — 3),  welche  zum  Teil 
von  einer  Deckhaut  überbrückt  oder  ausgefüllt  sein  können.  Die  kreisförmigen  Mündungsränder 
der  seitlichen  oskularen  Röhrenwandlücken  erheben  sich  häufig  (und  besonders  an  den  älteren 
Partien)  in  Form  kurzer  Röhrenstücke,  welche  etwas  über  das  übrige  Plattenniveau  hervortreten 
und  somit  eine  Verdickung  der  ganzen  Platte  bedingen  (Taf.  X,  Fig.   1,  2  u.  3). 

Das  zusammenhängende  Dikty onalger ü st,  welches  in  der  Hauptanlage  aus  dem  ziem- 
lich o-leichmäßiy-  entwickelten,  länolich-rechteckiye  Maschen  umschließenden  Balkensvstem  der 
Röhrenwand  besteht,  zeigt  in  seinen  äußeren  Anlagerungen  häufig  einen  mehr  unregelmäßigen 
Bau  mit  vorwiegend  dreieckigen  Maschen  recht  verschiedener  Form  und  Größe  (Taf.  X,  Fig.  8)- 
Die  Dicke  der  Balken  nimmt  mit  dem  Alter  allmählich  zu.  Bald  sind  sie  nahezu  glatt,  bald 
mehr  oder  minder  reichlich  mit  kleinen  spitzen  Höckern  besetzt,  und  besonders  die  an  der 
Oberfläche  des  Gittergerüstes  frei  vorragenden,  gewöhnlich  am  Ende  kolbig  verdickten  Strahlen 
sind  stets  mit  höckeriger  Oberfläche  versehen  (Taf.  X,  Fig.  7).  Eine  Verdickung  oder 
sonstige  Differenzierung  der  Netzknoten  gegenüber  den  Balken  besteht  jedoch  nirgends.  Das 
ganze  Gerüst  ist  entstanden  aus  isoliert  angelegten  Hexaktinen  mit  geraden  oder  schwach  ge- 
bogenen, dünnen,  höckerigen,  am  Ende  oft  kolbig  verdickten  Strahlen  und  einer  glatten  Achsen- 
knotenverdickung,  welche  sich  zipfelförmig  in  die  Strahlen  selbst  auszieht  (Taf.  X,  Fig.  1 5). 
Während  die  meisten  dieser  jungen,  diktvmalen  Hexaktine  sich  an  den  freien  Gerüstflächen  aus- 
bilden und  hier  durch  Anlötung  in  bestimmter  Richtung  (rechtwinklig  zur  Oberfläche)  zur  Ver- 
größerung des  Umfanges  des  ganzen  Balkennetzes  dienen,  kommen  auch  innerhalb  der  schon 
bestehenden  älteren  Gerüstmaschen  solche  dünnen  Zuwachs-Hexaktine  vor,  welche,  in  beliebiger 
Orientierung  mit  den  Enden  an  die  benachbarten  Balken  oder  Knoten  angelötet,  zur  Verdichtung 
des  Skelettgerüstes  zumal  in  den   unteren  Partien  beitragen  (Taf.  X,  Fig.  8). 

Ich  will  nicht  unterlassen,  darauf  aufmerksam  zu  machen,  daß  dieses  ganze  Diktyonal- 
gerüst  eine  unverkennbare  Aehnlichkeit  sowohl  in  der  gröberen  Form,  als  auch  in  dem  feineren 
Aufbau  zeigt  mit  dem  von  mir  im  Challenger-Report  abgebildeten  Skelett  einer  zweifelhaften, 
damals  provisorisch  als  Dactyhcalyx  ?  pcdella  bezeichneten  Diktyonine,  welche  sogar  möglicher- 
weise specifisch  (oder  doch  der  Gattung)  nach  mit  unserer  Auloplax  auricularis  übereinstimmen 
könnte.  Doch  ist  diese  letztere  Vermutung  wegen  des  gänzlichen  Mangels  aller  isolierten  Nadeln 
bei  jenem  ausmacerierten  Fragmente  natürlich  ohne  Belang  für  die  Benennung  unserer  Art 

Von  parenchymalen  Intermedia  habe  ich  nur  Diskohexaktine  auffinden  können,  welche 
unregelmäßig  zerstreut,  aber  keineswegs  häufig  vorkommen.    Die  ca.  30;).  langen,  geraden,  "der 


Erster  Teil.     Systematik.  ,  q 

ganz  schwach  gebogenen,  schlanken  Strahlen  sind  etwas  höckerig  und  tragen  am  Distalende  die 
ungefähr  6  jj.  breite,  uhrglasförmig  gewölbte  quere  Endscheibe  mit  5 — 7  spitzen  Randzähnen 
(Taf.  X.  Fig.   13  u.   14). 

Zur  Stütze  der  Dermalmembran  dienen  kräftige  1  [ypodermalpentaktine,  deren  4  gerade 
oder  schwach  gebogene  Paratangentialstrahlen  die  Länge  von  600  p.  und  darüber  erreichen  und 
ebenso  wie  der  bald  kürzere,  bald  noch  längere  innere  Radialstrahl  größtenteils  (und  besonders 
reich  an  dem  oft  etwas  kolbig  verdickten,  schließlich  aber  stets  zugespitzten  Ende)  mit  kleinen 
Höckern  besetzt  sind.  An  Stelle  des  nicht  entwickelten  äußeren  Radialstrahles  findet  sich  ein 
mehr  oder  minder  weit  vorragender,  kräftiger,  glatter  und  gleichmäßig  abgerundeter  Höcker 
(Taf.    X,   Fig.    10  u.   7). 

Dieselben  Pentaktine  kommen  auch,  dicht  aneinandergelagert  (aber  nicht  verschmolzen), 
als  Stütze  jener  quadratischen  Gittermembran  vor,  welche  die  lateralen  ( )scularöffnungen  quer 
verschließt  (Taf.  X,  Fig.  9).  Hier  pflegen  die  Strahlen,  besonders  aber  der  innere  Radialstrahl 
durchschnittlich  noch  dicker  und  länger  zu  sein  als  unter  der  Dermalmembran. 

An  der  -astralen  Innenfläche  der  Röhren  sind  in  oder  unter  der  hier  liegenden  gastralen 
Grenzmembran  keine  derartigen  pentaktinen  Gastralia  oder  Hypogastralia  zu  finden. 

In  der  Dermalmembran  und  dicht  unter  derselben  in  den  Trabekeln,  welche  den  Sub- 
dermalraum  mehr  oder  minder  reichlich  durchsetzen,  kommen  als  echte  Autodermalia  zahlreiche 
dünne,  glatte  Oxydiaktine  von  400 — 600  jj.  Länge  und  nur  2 — 4  jj.  Dicke  in  tangentialer  Lagerung, 
aber  ohne  bestimmte  Orientierung  vor,  welche,  nach  beiden  spitzen  Enden  ganz  allmählich 
abschwellend,  nur  selten  eine  centrale  ringförmige  Verdickung  oder  abgesetzte  centrale  Buckel 
zeigen  (Taf.  X,  Fig.  7,  9,    11    u.    12 ). 

Das  in  gewöhnlicher  Ausbildung  vorhandene,  vielfach  gefaltete  Kammerlager  des  Weich- 
körpers, welches  auch  hier  als  Grenzschicht  zwischen  den  die  Röhrenwand  radial  durchsetzenden 
zu-  und  ableitenden  Kanälen  fungiert,  besteht  aus  verhältnismäßig  kurzen,  bienenkorbähnlichen 
Kammern  von   30 — 60  \i.  Breite  und  nur  wenig  größerer  Höhe  (Taf.  X,  Fig.   7). 

An  der  freien  Oberfläche  der  Dermalmembran  wie  der  die  Oscularöffnungen  deckenden 
Siebmembranen  lassen  sich  in  Menge  jene  hyalinen,  stark  lichtbrechenden  „Knollen"  erkennen, 
welche  ich  bei  der  arktischen  Schaudinnia  so  reichlich  vorfand  und  im  Jahre  1890  in  der  Fauna 
arctica,  Bd.  I,  S.  98  ausführlich  beschrieben  und  1.  c.  Taf.  III,  Fig.   1,  7  und  8  abgebildet  habe. 

Zum  Schluß  will  ich  noch  erwähnen,  daß  ich  im  Weichkörper  hier  und  da,  besonders 
aber  an  der  äußeren  Oberfläche  ziemlich  häufig  verschiedene  Nadeln  anderer  Spongien,  speciell 
Hexactinelliden,  wie  Amphidiske,  Pinule,  Floricome,  Oxyhexaster  etc.  angetroffen  habe,  welche 
zweifellos  als  Fremdkörper  eingeschwemmt  oder  vom  Schwämme  selbst  aufgenommen  waren. 
Dies  kann  ich  jedoch  nicht  mit  Sicherheit  behaupten  von  einigen  ganz  vereinzelt  in  der  Haut 
gefundenen  Scopulae  und  einem  allerdings  (bei  der  Durchmusterung  zahlloser  Schnitte  und  Zer- 
zupfungspräparate)  nur  ein  einziges  Mal  gesehenen  langen  Uncinat  Wenn  nun  auch  in  Betracht 
der  ganz  außerordentlichen  Seltenheit  dieser  letzteren  Funde  und  der  keineswegs  typischen  Lage 
der  betreffenden  Nadeln  ihre  Zugehörigkeit  zu  Auloplax  kaum  anzunehmen  ist,  so  kann  dies 
doch  auch  andererseits  nicht  als  ganz  unmöglich  gelten.  Immerhin  will  ich  darauf  hinweisen, 
daß  bei  der  im  allgemeinen  wohl  nächstverwandten,  wenigstens   in   vieler  Hinsicht  ziemlich  ähnlich 

Deutsche  Tiefsee-Expedition   1898 — 189a.     Bd.  IV.  7 


rQ  Franz  Eilharo  Schulze  :   Hexactinelliden. 

organisierten  Gattung  Dactyhcalyx  Stuchburg  diese  beiden  (sonst  so  vielen  Dictyonien  eigenen) 
Nadelformen  ebenfalls  gänzlich  fehlen. 

Es  wird  demnach  Auloplax  einstweilen  wenigstens  zu  derjenigen  Gruppe  von  Dictyoninen 
zu  stellen  sein,  welche  ich  gerade  wegen  des  Fehlens  der  Uncinate  und  Scopulae  als  Inermia 
bezeichnet  und  den  Uncinataria  gegenübergestellt  habe.  Sie  würde  dann  wohl  ihren  Platz  im 
System  etwa  neben  Dactyhcalyx  Stuchburg  erhalten  müssen. 

Möglicherweise  ist  auch  die  von  Oscar  Schmidt  in  seinem  Werk:  „Spongien  des  Meer- 
busens von  Mexiko",  1880,  S.  55  und  56  als  [oanella  compressa  O.  Sch.  beschriebene  und  1.  c. 
Taf.  IV,  Fig.  1  1  abgebildete  Hexactinellide  mit  Auloplax  nahe  verwandt  doch  würden  die  inter- 
mediären Parenchvmalia  immerhin  erheblich  differieren,  da  Schmidt  dort  außer  freien  „Sechs- 
strahlern mit  wirtelständigen  Knötchen  und  Zähnchen"  noch  „Schirmrosetten"  und  „Kolben- 
rosetten"  anführt. 

Erbeutet  sind  die  zum  größten  Teile  nur  thalergroßen,  meistens  ganz  ausmacerierten 
Exemplare    von    Auloplax   aurkularis    an    der   „Valdivia"-Station    33  240    35,3'    N.  Br.,    17" 

4,7'  W.  L.  -  -  also  südwestlich  von  Cap  Bojador,  in   2500  m  Tiefe  mit  dem  Trawl. 

Pheronema  carpenteri  (Wyv.  Thomson). 

Taf.  XV. 

1869  Wvville  Thomson  in  Philos.  Transact,  Vol.  CLIX,  p.   701  —  720,  PI.  LXYII — LXXI. 
1887  F.  E.  Schulze  in  Chall.  Rep.,  Hexact,  p.  241 — 246,  PI.  XLIII. 

Von  der  Pneronema-Species,  welche  Wyville  Thomson  zuerst  nordwestlich  von  Schott- 
land aufgefunden  und  unter  den  Namen  Holtenia  carpenteri  in  einer  besonderen  Abhandlung 
vortrefflich  beschrieben  hat,  kommen  mehrere  Repräsentanten  in  dem  „Valdivia"-Material  vor. 
Ein  Exemplar  ist  ganz  in  der  Nähe  des  Fundortes  der  von  Wyv.  Thomson  beschriebenen 
Stücke  nordwestlich  von  Schottland,  die  übrigen  vor  der  Ostküste  Afrikas  bei  Sansibar  erbeutet. 

Trotz  der  großen  Entfernung  beider  Fundorte  von  einander  habe  ich  doch  keine  wesent- 
lichen Unterschiede  zwischen  den  aus  dem  Indischen  und  den  aus  dem  Atlantischen  Ocean 
stammenden  Exemplaren  nachweisen  können. 

Das  Stück,  welches  nordwestlich  von  Cap  Lewis  aus  1326  m  Tiefe  heraufkam,  stellt  das 
abgerissene  obere  Ende  eines  sehr  kräftigen,  überfaustgroßen  Exemplares  dar  und  stimmt 
sowohl  in  der  äußeren  Gestalt  als  auch  im  gröberen  und  feineren  Bau  und  in  den  Nadelformen 
vollständig  überein  mit  der  von  Wyv.  Thomson  schon  im  Jahre  1869  gegebenen  und  von  mir 
1887  im  Chall- Rep.  vervollständigten  Beschreibung.  Dasselbe  gilt  aber  auch  von  den  zahlreichen 
Stücken  verschiedenen  Alters,  welche  vor  der  ostafrikanischen  Küste  bei  Sansibar  an  Station  247 
gefunden  sind,  sowie  von  einem  noch  ganz  jungen  Fxemplare,  welches  etwas  weiter  nördlich, 
an  Station   251,  erbeutet  ist  (Taf.  XV,  Fig.   1). 

Der  nur  14  mm  lange  und  11  mm  breite  Körper  des  letzteren  zeigt  die  nämliche  ovoide 
Gestalt  mit  oberer  Abstutzung,  welche  Wyv.  Thomson  von  einem  etwa  gleichgroßen  Exemplare 
auf  seiner  PI.  LXXI  in  Fig.  6  dargestellt  hat.  Man  erkennt  hier  bereits  an  dem  scharf  abgesetzten 
Rande  der  3  mm  breiten,  kreisrunden  oberen  Oscularöffnung  den  Kranz  der  in  einfacher  Weise 
senkrecht  emporragenden  Marginalia,  umgeben  von  einer  an  Prostalia  armen  Ringzone,  auf  welche 
letztere  dann  eine  mit  langen  Prostalia  lateralia  ziemlich   dicht  besetzte  breitere  Zone  und  sodann 


Erster  Teil.     Systematik. 


51 


die  übrige,  nur  vereinzelt  und  zerstreut  stehende  Prostalia  aufweisende  Seitenfläche  folgt,  so- 
wie schließlich  im  unteren  gewölbten  Ende  mehrere  schmale  Büschel  von  langen,  größtenteils 
Anker  tragenden  Basalia  (Taf.  XV,  Fig.   1). 

An  4  etwa  walnußgroßen  Exemplaren  der  Station  247,  welche  zum  Teil  etwas  mehr 
kugelig  geformt  erscheinen,  lassen  sich  alle  diese  Eigentümlichkeiten  der  Species  noch  deutlicher 
erkennen  (Taf.  XV,  Fig.  3,  4   u.   5 1. 

Die  5  erwachsenen,  circa  faustgroßen  und  sämtlich  eiförmigen  Stücke,  welche  die  Station  247 
außerdem  noch  geliefert  hat,  gleichen  durchaus  den  von  Wyv.  Thomson  auf  PL  LXYII  seiner 
Arbeit  und  den  von  mir  aus  PL  XLIII  meines  Challenger-Hexactinelliden-Report  abgebildeten 
Stücken. 

Wo  die  Prostalia  lateralia  nicht  abgestoßen  sind,  sieht  man  sie  in  kleinen  Bündeln  oder 
ganz  isoliert  aus  knötchenförmigen  Erhellungen  der  Seitenfläche  mehr  oder  minder  lang  schräg 
nach  oben  gerichtet  hervorragen, 

Ihre  Verteilung  über  die  Dermalfläche  des  Schwammkörpers  ist  jedoch  in  den  einzelnen 
Regionen  recht  ungleich.  Auf  den  (  Vscularnadelsaum  folgt  außen  zunächst  eine  etwa  fingerbreite, 
ziemlich  glatt  erscheinende  Ringzone  mit  derber  Hautschicht,  aus  welcher  nur  spärliche  kurze 
radiäre  Nadeln  emporragen.  Dann  aber  kommt  ein  fast  daumenbreiter  Kragen  von  ziemlich 
dicht  stehenden,  langen,  oft  mehrere  Centimeter  weit  schräg  nach  außen  und  oben  vorstehenden 
Prostalia,  während  unterhalb  desselben  die  ebenfalls  einige  Centimeter  langen  Prostalia  lateralia 
in  unregelmäßiger  und  spärlicher  Verteilung  mehr  isoliert  radiär  hinausstehen,  aber  begreif- 
licherweise häufig  abgebrochen  sind. 

Aus  dem  entweder  gleichmäßig  gewölbten  oder  in  mehrere  abgerundete,  spitzenförmige 
Erhebungen  auslaufenden  VJnterende  ragen  aus  den  Gipfeln  der  letzteren  oder  aus  niedrigen 
Buckeln  eine  Anzahl  (15 — 20)  Bündel  von  überfingerlangen  Basalnadeln  hervor,  deren 
untere  Endausläufer  sich  in  der  Regel  zu  einem  gemeinsamen  dichten  Basalschopfe  verfilzen. 
(Taf.  XV,  Fig.   1). 

Die  gastrale  Innenfläche,  deren  Aussehen  und  Charakter  recht  gut  auf  der  Fig.  1  der 
PL  LXIX  Wyv.  Thomsons  wiedergegeben  ist,  zeigt  keine  makroskleren  Prostalia.  Sie  erscheint 
dem  unbewaffneten  Auge  in  einer  fingerbreiten,  unmittelbar  auf  den  Oscularrand  folgenden  Zone 
ziemlich  glatt,  nimmt  aber  dann  eine  deutlich  retikulierte  Beschaffenheit  an. 

Die  Form  der  stets  bis  über  die  Hälfte  der  Körperlänge  hinabragenden,  3 — 4  cm  weiten 
Gastralhöhle  gleicht  entweder  einem  unten  halbkugelig  abgerundeten  Hohlcylinder  oder  zeigt  eine 
mehr  oder  minder  bedeutende  untere  Ausweitung,  ähnlich  wie  das  von  Wyv.  Thomson  in  der 
Fig.   1   seiner  PL  LXIX  abgebildete  Exemplar. 

In  der  angegebenen  Figur  tritt  auch  der  Charakter  des  den  Körper  durchsetzenden 
Lakunen-  und   Kanalsvstems  deutlich  hervor. 

Indem  ich  nun  hinsichtlich  der  Nadeln  und  ihrer  Anordnung  auf  Wyv.  Thomsons  und 
meine  eigene  im  Chall.-Rep.  gegebene  Darstellung  verweise,  will  ich  hier  nur  darauf  anfmerksam 
machen,  daß  die  parenchymalen  Oxyhexaktine  nicht  immer  so  glatt  erscheinen,  wie  sie  von 
Wyv.  Thomson  1.  c.  PL  LXXI,  Fig.  9  und  10  bildlich  dargestellt  und  von  mir  im  Chall.-Rep., 
p.  242  geschildert  sind,  vielmehr  gewöhnlich  mehr  oder  minder  rauh,  zuweilen  sogar  fein- 
stachelig sind.    Sie  gleichen  darin  sowie  in  ihrem  ganzen  Charakter  den  oxypentaktinen  Canalaria. 

7* 


52 


Franz  Eilhard  Schulze  :  Hexactinelliden. 


Eine  genaue  Angabe  der  Fundorte  liefert  folgende  Tabelle: 


„Valdivia"- 
Station 

Boden-        1   Tiefe  in 
Ort                                                                 .                                           Anzahl  und  Beschaffenheit  der  Stücke 
bescliaftenneit         m 

10 

-47 
2S> 

|  59"  37,3'   N.  Br., 
|    8»  49,8'  W.  L. 
/     3°  38,8'  S.  B,., 
|  40»   ib,o'   O.  L. 
|      1"  40,6'  S.  Br., 
»  41°  47.1'   O.  L. 

NW.  von  Schottland 
N.  von  Sansibar 
N.  von  Sansibar 

Globigerinen- 
schlick 

1326 
863 
693 

Oberes  Stück  eines  überfaustgroßen  Exemplares 
4  walnußgroße  und  5   faustgroße  Exemplare 
Ein  junges  Exemplar  von   Kirschengröße. 

Pheronema  raphanus  F.  E.  Sch. 

Taf.  XVI  u.   XVII. 

1894   F.  E.  Schulze,  Hexactin.   Ind.  Oceans  in:  Abhandl.  Königl.   Preuß.  Akad.,  S.  8 — 13,  Taf.  I,  Fig.  1  — 12,  und 

S.    13 — 17,  Taf.   II. 
iqoo  F.  E.  Schulze,  Hexactin.  Ind.  Oceans  in:   Abhandl.   Königl.   Preuß.  Akad.,  S.    1 — 7. 

Die  Species  Pheronema  raphanus  wurde  von  mir  im  |ahre  1894  nach  einem  einzigen 
faustgroßen  Stücke  aufgestellt,  welches  vom  „Investigator"  bei  den  Andamanen  gefunden  war. 
Später  (im  Jahre  1900)  konnte  ich  dann  nach  mehreren  Exemplaren  verschiedener  Größe,  welche 
ebenfalls  bei  den  Andamanen  vom  „Investigator"  erbeutet  waren,  die  erste  Beschreibung  vervoll- 
ständigen und  auch  nachweisen,  daß  ein  stark  lädiertes,  etwa  walnußgroßes  Pheronema,  welches 
ich  noch  im  Jahre  1894  unter  der  Bezeichnung  PIi.  circumpalatum  F.  E.  Sch.  als  Repräsentant 
einer  eigenen  Art  beschrieben  und  abgebildet  hatte  (1.  c.  S.  13 — 17  und  Taf.  II),  nichts  weiter 
ist  als  ein  Jugendstadium  von   Pheronema  raphanus  F.  E.  Sch. 

Durch  die  „Valdivia"-Expedition  ist  jetzt  ein  reichliches  Material  von  erwachsenen  und 
jugendlichen  Exemplaren  verschiedenen  Alters  von  den  Stationen  196,  198,  199,  210  und  211 
(bei  Sumatra  und  den  Nikobaren)  geliefert. 

Das  kleinste  der  mir  vorliegenden  Stücke  hat  eine  länglich -eiförmige  Gestalt  mit  oberer 
querer  Abstutzung.  Von  seinem  verschmälerten  Unterende  geht  ein  schmales  Bündel  von  Basal- 
nadeln  ab.  Aus  dem  oberen  Randsaume  ragen  vereinzelt  Marginalia  senkrecht  empor,  während 
aus  der  Seitenfläche  hier  und  da  isolierte,  zarte,  amphioxe  Prostalia  pleuralia  in  radiärer  Richtung 
vorstehen  (Taf.  XVI,  Fig.  2). 

Die  Gesamtlänge  des  Körpers  beträgt  5   mm,  die  Breite  im   oberen  Drittel  3   mm. 

Etwas  größere  Stücke  von  7  mm  Körperlänge  und  6  mm  größter  Breite  nähern  sich 
in  ihrer  Form  der  Gestalt  eines  schwach  ausgebauchten  Kreisels  mit  Verschmälerung  des  oberen 
Randes  auf  4  mm  und  etwas  eingezogener  Siebplatte.  Aus  der  Marginalkante  stehen  nicht 
isolierte  Randnadeln,  sondern  5  Gruppen  nahezu  linear  angeordneter  Marginalia  in  gleichen 
Intervallen  bis  zu  5  mm  weit  ziemlich  senkrecht  frei  hervor.  Der  vom  verschmälerten  Unter- 
ende ca.  20  mm  weit  abwärts  vorragende  Basalnadelschopf  läßt  schon  eine  Zusammensetzung 
aus  einzelnen  getrennten   Nadelbündeln   erkennen. 

Die  unregelmäßig  zerstreut  stehenden,  radiär  gerichteten,  zarten  Prostalia  lateralia  bleiben 
an  Länge  hinter  den  Basalia  zurück  und  sind  vorwiegend  in  der  oberen  Körperhälfte  entwickelt, 
ohne  jedoch  an  den  Marginalsaum  heranzureichen  (Taf.  XVI,  Fig.  3  u.  4). 


Erster   Teil.     Systematik.  r  -. 

Dieses  Zurückbleiben  der  Prostalia  lateralia  in  den  oberen,  nach  innen  gegen  den  Marginal- 
saum  umgebogenen  Seitenrandzone  der  Körperoberf lache  tritt  bei  Exemplaren  von  ca.  10  mm 
Körperlänge  noch  deutlicher  hervor,  und  /war  um  so  mehr,  als  sowohl  die  4  oder  5  Gruppen 
der  Marginalia  als  auch  die  schon  dicht  unterhalb  jener  relativ  glatten  Zone  in  schmächtigen 
Bündeln  auftretenden  Prostalia  lateralia  allmählich  stärker  und  länger  werden.  Was  aber  an 
diesen  erbsen-  bis  kirschengroßen  Stücken  besonders  auffällt,  ist  die  erhebliche  Zunahme  der 
Breite  des  konischen  oder  kreiseiförmigen  Körpers  im  Verhältnis  zu  seiner  Länge.  Während 
die  letztere  in  diesem  Entwicklungsstadium  selten  über  10  mm  hinausgeht,  erreicht  der  dicht 
unterhalb  der  glatten  Zone  im  Bereiche  der  besonders  kräftigen  und  dichtstehenden  Prostalia 
pleuralia  befindliche  größte  Breitendurchmesser  oft   12 — 15   mm. 

Bei  den  nächst  größeren,  15 — 20  mm  langen,  aber  ganz  ähnlich  gestalteten  Exemplaren 
(Taf.  XVI,  Fig.  1  u.  5)  bleibt  dies  Ueberwiegen  der  Breite  im  Verhältnis  zur  Länge.  Durch 
kräftige  Entwickelung  der  Marginalia  einerseits  und  der  oberen  Prostalia  pleuralia  an  der  am 
weitesten  seitlich  vorstehenden  äußeren  Ringzone  andererseits  hebt  sich  hier  die  zwischenliegende 
glatte  oder  doch  nur  einzelne  kurze  zarte  Prostalia  pleuralia  aufweisende  Submarginalzone 
in  einer  Breite  von  4   mm   noch   deutlicher  ab  (Laf.  XVI,  Fig.    1). 

Die  Marginalia  bilden  4 — 6  weit  getrennte  Gruppen  von  5 — 8  einreihig  parallel  neben- 
einanderstehenden starken,  bis  zu  '/,  mm  dicken  Nadeln,  welche  2 — 2,5  cm  weit  emporragen. 
Zwischen  je  zwei  benachbarten  dieser  ca.  3  mm  breiten  Marginalnadelgruppen  befindet  sich  je 
eine  schwach  konkave  Partie  der  Marginalsaumkante  von  6 — 8  mm  Länge,  welche  entweder 
gar  keine  oder  nur  wenige  ganz  zarte  und  kurze  Marginalnadeln  aufweist.  Die  diesen  Marginalia 
gegenüber  etwas  weniger  kräftig  entwickelten  Prostalia  pleuralia  der  äußersten  seitlichen  Vor- 
wölbung, welche  teils  isoliert,  teils  in  Gruppen  von  je  2 — 3  etwa  1,5  cm  weit  radiär  hervorragen, 
bilden  hier  eine  Art  von  lockerem  Kragen,  welcher  jedoch  keineswegs  eine  so  dichte  und  üppige 
Entwickelung  wie  bei  P/i.  carpenteri  erreicht.  Noch  spärlicher  und  schwächer  treten  die  Prostalia 
pleuralia  weiter  abwärts  an  der  schräg  abfallenden  langen  unteren  Seitenwand  des  Körpers  auf, 
um  erst  in  der  unmittelbaren  Nähe  des  Basalschopfes  wieder  an  Zahl  und  Nadelreichtum  der 
einzelnen  Bündel  zuzunehmen. 

Sehr  auffällig  ist  der  Unterschied  in  der  Bildung  der  Dermalmembran,  welche  die  obere 
submarginale  Ringzone  deckt,  von  derjenigen  der  ganzen  unteren  Seitenwand.  Während  die 
erstere  sich  fast  überall  als  eine  zusammenhängende  derbe  Hautplatte  darstellt,  ist  die  letztere  zu 
einem  mehr  oder  weniger  weitmaschigen  Gitternetze  mit  vorwiegend  quadratischer  Maschenbildung 
geworden,  in  welchem  sich  hier  und  da  buckeiförmige  Erhebungen  als  Austrittstellen  der  Prostalia 
pleuralia  markieren. 

Noch  deutlicher  treten  alle  diese  Charaktere  bei  den  weiter  entwickelten  Exemplaren  von 
ca.  30  mm  Körperlänge  und  35  mm  größter  Breite  hervor,  wie  sie  in  den  Figuren  7  und  8 
der  Taf.  XVI  dargestellt  sind.  Hier  sind  die  4 — 6  Gruppen  der  bis  zu  25  mm  weit  vorstehenden 
und  über  \  mm  Dicke  erreichenden  Marginalia  schon  so  weit  auseinandergerückt,  daß  die 
schwach  konkav  eingesenkten  Interstitiell  des  Marginalsaumes  eine  Breite  von  15  mm  und  darüber 
erreicht  haben,  und  der  mehr  als  fingerlange  Basalschopf  eine  Zusammensetzung  aus  10 — 15 
und  mehr  deutlich  getrennten  Bündeln  von  ca.  2  mm  Dicke,  zu  je  20  und  mehr  Nadeln 
aufweist. 


r  ,  Franz  Eilhard  Schulze:  HexactinelUden. 

Ein  nächst  größeres  Stück,  dessen  basaler  Teil  fehlt,  hat  einen  größten  Breitendurchmesser 
von  65  mm,  während  die  obere  Siebplatte  50  mm  breit  ist.  Die  Abstände  zwischen  den  6  nicht 
ganz  gleichmäßig  verteilten  Gruppen  der  Marginalia  schwanken  zwischen  1  5  und  30  mm.  Neben 
den  bis  zu  1  mm  starken  oxydiaktinen  Marginalia  finden  sich  übrigens  in  jeder  Gruppe  zahl- 
reiche   dünnere  Nadeln,    welche    bei    den  mittelgroßen  Schwämmen  minder  reichlich  vorkommen. 

Die  Breite  der  auch  hier  im  ganzen  glatt  erscheinenden  nadelarmen  submarginalen  Zone 
beträgt  ca.  1 5  mm.  Leider  sind  die  kräftigen  Prostalia  pleuralia,  welche,  an  der  am  weitesten 
lateralwärts  vortretenden  stark  gewölbten  Uebergangszone  radiär  heraustretend,  eine  Art  Kragen 
formieren,  größtenteils  abgebrochen  (Taf.  XVI,  Fig.  6). 

Wenden  wir  uns  nun  zu  den  zahlreich  vorhandenen  ganz  oder  nahezu  ausgewachsenen 
Exemplaren.  Dieselben  gleichen  dem  von  mir  schon  im  Jahre  1894  (1.  c.  Taf.  I,  Fig.  1  u.  2) 
abgebildeten  mäßig  großen  Stücke.  Ihr  Breitendurchmesser  beträgt  durchschnittlich  10 — 15  cm,, 
während  die  Höhe  meistens  erheblich  hinter  der  Breite  zurückbleibt.  An  einem  besonders 
mächtigen,  etwas  querovalen  Stücke  betrug  die  größte  Breite  20  cm,  eine  kleinere  16  cm,  und 
die  Höhe  nur   1 2  cm. 

Wie  ich  schon  im  Jahre  1900  (1.  c.  S.  5  u.  6)  hervorhob,  unterscheiden  sich  die  in  4 — 6 
Gruppen  stehenden  Marginalia  der  erwachsenen  Stücke  von  Pheronema  raphanns  in  mehrfacher 
Beziehung  von  denjenigen  der  Jugendformen.  Zunächst  ist  zu  beachten,  daß  die  Zahl  der  Nadeln 
und  damit  die  Ausdehnung  der  einzelnen  Gruppen  so  bedeutend  zugenommen  hat,  daß  die  oft 
über  hundert  zählenden  Nadeln  einer  Gruppe  nicht  mehr  in  linearer  Anordnung  nebeneinander 
Platz    finden,    sondern    eine   10 — 20  mm    lange  Reihe   kleiner  Büschel    bilden    (Taf.  XVI,  Fig.  9). 

Vor  allem  aber  fällt  auf,  daß  die  Marginalia  hier  sämtlich  viel  dünner  und  weicher  sind, 
auch  keineswegs  weiter  vorragen,  als  die  entsprechenden  Nadeln  der  jüngeren  Exemplare.  Das- 
selbe gilt  übrigens  auch,  wenngleich  weniger  ausgeprägt,  von  den  Prostalia  pleuralia,  welche  teils 
isoliert  teils  in  Bündeln  unregelmäßig  zerstreut  aus  der  Seitenwand  hervorragen. 

Es  bleibt  hierbei  keine  andere  Deutungsmöglichkeit,  als  daß  die  dicken  Marginalia  resp. 
Prostalia  pleuralia  der  walnuß-  bis  apfelgroßen  Jugendstadien  nach  und  nach  ausfallen  und  dafür 
zahlreiche  dünnere  Nadeln  an  ihre  Stelle  treten. 

Dieser  Wechsel  von  typischen  Skelettstücken,  welche  gerade  in  der  ersten  Jugendzeit 
besonders  kräftig  heranwachsen  und  bis  zu  einem  gewissen  Grade  an  Stärke  zunehmen,  dann 
aber  ausfallen  und  durch  zahlreichere  etwas  anders  geartete  ersetzt  werden,  stellt  eine  deutliche 
Analogie  zum  Zahnwechsel  der  Säugetiere  dar.  Es  wird  nicht  leicht  sein,  die  physiologische 
Bedeutung  dieser  merkwürdigen  Erscheinung  vollständig  zu  würdigen;  doch  möchte  ich  immer- 
hin auf  folgendes  aufmerksam  machen. 

Offenbar  nimmt  die  Stärke  und  Festigkeit  des  ganzen  Skelettgerüstes  bei  Pheronema 
raphanus  mit  dem  wachsenden  Alter  beständig  zu.  Dies  hat  vornehmlich  seinen  Grund  in  der 
Zahl-  und  Größenzunahme  sämtlicher  Nadeln,  besonders  aber  der  megaskleren  Parenchymalia, 
I  Ivpodermalia  und  Hypogastralia.  Möglicherweise  werden  dadurch  von  einem  gewissen  Zeit- 
punkte an  die  besonders  dicken  und  schweren  Marginalia  und  Prostalia  pleuralia  als  Stützen 
überflüssig. 

Zur  Festigung  des  Weichkörpers  dienen  hier,  abgesehen  von  den  sehr  verschieden  tief  ein- 
dringenden langen  Prostalia,  fast  ausschließlich  zahlreiche  kräftige  Oxypentak tine,  welche  sich 


Erster  Teil.     Systematik. 


55 


jedoch    nicht    als    Parenchymalia,    sondern    als    Hypodermalia,    Hypogastralia    und    Hypocanalaria 

anlegen  und  mit  ihren  paarigen  Strahlen  die  betreffende  I  laut  tragen,  während  der  unpaare,  mehr 
oder  weniger  stark  verlängerte  Strahl  wie  ein  Nagel  tief  in  das  Parenchym  eindringt.  Da,  wo 
die  Haut  nicht  einem  dickeren  Parenchym  aufliegt,  sondern  frei  über  einem  Hohlraum  ausgespannt 
ist,  zeigt  der  unpaare  Strahl  häufig  eine  beträchtliche  Verkürzung  oder  rundliche  AI  (Stützung, 
welche  so  weit  gehen  kann,  daß  er  schließlich   nur  noch  wie  ein  Höcker  erscheint. 

Wo  Gelegenheit  für  die  4  Tangentialstrahlen  ist,  sich  ungestört  zu  entwickeln,  wie  etwa 
in  der  Dermalmembran  und  der  flach  ausgespannten  Gastralmembran  der  Siebplatte,  sind  sie 
gerade    und   rechtwinklig    zu  einander  gestellt,    während  sie    bei  Behinderungen  so  besonders 

in  der  freien  Fläche  der  inneren  Lakunen  und  Kanäle  häufig  nach  dieser  oder  jener  Seite  gebogen 
erscheinen.  Diese  Biegung  besteht  gar  nicht  selten  vorwiegend  in  der  Nähe  des  Ursprunges 
zweier  benachbarter  Strahlen  und  geht  unter  Umständen  so  weit,  daß  die  letzteren  mit  ihrem 
längeren  Distalende  nebeneinander  nahezu  parallel  liegen  (Taf.  XVII,  Fig.    1). 

Auch  ist  der  Winkel,  welchen  die  4  Tangentialstrahlen  mit  dem  unpaaren  Radialstrahl 
machen,  keineswegs  immer  genau  ein  rechter.  Vielmehr  kommen  im  Innern  des  Schwammkörpers 
ziemlich  häufig  Abweichungen  in  beliebiger  Richtung,  an  den  Hypodermalia  der  äußeren  Haut 
jedoch  gewöhnlich  in  dem  Sinne  vor,  daß  alle  vier  Tangentialstrahlen  zwar  gerade,  aber  ein  wenig 
nach  einwärts  gegen  das  Parenchym  gerichtet  sind,  der  Winkel,  welchen  sie  mit  dem  Radialstrahle 
machen,  also  etwas  kleiner  als  90"  ist.  Hierdurch  entstehen  häufig  flach  buckeiförmige  Erhebungen 
an  der  äußeren  Hautoberfläche,  welche  besonders  an  getrockneten  Stücken  deutlich  hervortreten. 
Die  Dicke  der  glatten,  drehrunden  und  bis  an  das  zugespitzte  Distalende  ziemlich  gleichmäßig 
verschmälerten  Strahlen,  welche  10  mm  und  darüber  lang  werden  können,  ist  bei  den  ein- 
zelnen Nadeln  außerordentlich  verschieden,  bei  ein  und  derselben  Nadel  aber  nahezu  gleich,  und 
kann  200  p.  und  mehr  erreichen.  Uebrigens  nimmt  sowohl  die  Länge  als  auch  die  Stärke  der 
Strahlen  mit  dem  Alter  zu. 

Eine  zweite  häufig  vorkommende  Form  von  Makroskieren  sind  die  großen  Uncinate, 
welche  ca.  5  mm  lang  werden  und  meist  eine  Dicke  von  10  jjl  und  mehr  aufweisen.  Sie 
kommen  in  der  Regel  bündelweise  neben  dem  Radialstrahl  der  pentaktinen  Hypodermalia  vor, 
stehen  also  senkrecht  zur  äußeren  dermalen  Köqueroberfläche,  welche  sie  mit  ihrem  zugespitzten 
Außenende  gerade  erreichen  oder  etwas  überragen.  Obwohl  sie  sich  nach  beiden  spitzen  Enden 
allmählich  verschmälern,  liegt  doch  der  größte  Dickendurchmesser  dem  äußeren  (bei  der  als 
Harpune  gedachten  Nadel  vorderen)  Pole  viel  näher.  Es  erscheint  daher  das  innere  (hintere) 
Ende  im  ganzen  schmächtiger  als  das  äußere  (vordere).  Die  zahlreichen  einwärts  (rückwärts) 
gewandten  schmalen  und  sehr  spitzen  Stacheln  erreichen  im  mittleren  Teile  größerer  Uncinate 
eine  Länge  von  40  \i.  und  darüber,  während  sie  nach  hinten  zu  allmählich  kürzer  werden  und 
schließlich  ganz  schwinden,  so  daß  das  letzte  Hinterende  häufig  glatt  erscheint.  Alle  Stacheln 
liegen  der  Nadeloberfläche  ziemlich  dicht  an,  überdecken  aber  eine  seichte,  rinnenartige  Depression 
oder  Auskehlung  (Taf.  XVII,  Fig.  3)  derselben. 

Neben  und  außer  diesen  für  die  ganze  Gruppe  der  Uncinataria  typischen  großen  Uncinaten 
kommen  hier  die  in  mancher  Hinsicht  abweichenden  und  in  ihrer  Eigenart  für  die  Species 
charakteristischen  kürzeren  Uncinate  von  500 — 800  >j.  Länge  und  15 — 20  <j.  größter  Dicke  zahl- 
reich vor  (Taf.  XVII,  Fig.  4). 


rg,  Franz  Eilhakd  Schulze:  Hexactinelliden. 

Auch  bei  ihnen  erscheint  das  vordere  Drittel  im  ganzen  stärker  als  die  beiden  hinteren, 
bei  welchen  eine  ganz  allmähliche  Abnahme  bis  zu  dem  letzten  besonders  schlanken  und  fast 
glatten  Hinterende  erfolgt.  Die  ringsum  stehenden  Stacheln  sind  viel  kürzer,  kräftiger  und  mehr 
quer  abstehend  als  bei  den  zuvor  besprochenen  großen  Uncinaten.  Auch  zeigen  sie  eine  geringe 
hakenartige  Rückbiegung.  Die  Größe  dieser  Stacheln  nimmt  von  dem  zugespitzten  Yorderende 
der  Nadeln  bis  etwa  zu  deren  Mitte  schnell  zu,  um  von  da  an  bis  zu  dem  ziemlich  glatt  aus- 
laufenden  Hinterende  allmählich  wieder  abzunehmen. 

Von  den  makroskleren  Prostalia  will  ich  zuerst  die  sehr  einfachen  und  glatten  amphioxen 
Prostalia  pleuralia  ausgewachsener  Exemplare  besprechen,  welche,  wie  schon  oben  S.  54  erwähnt, 
spärlich  und  in  recht  unregelmäßiger  Verteilung  bald  ganz  isoliert,  bald  in  kleinen  Gruppen  in 
annähernd  radiärer  Richtung  aus  der  Seitenoberfläche  des  Körpers  mehr  oder  minder  weit  hervor- 
stehen. Ihre  Zahl,  Größe  und  Anordnung  wechselt  individuell  ungemein.  Am  reichlichsten  finden 
sie  sich  an  der  stark  konvexen  Seitenrandzone,  dicht  unterhalb  der  ganz  nackten  Submarginalzone. 
Häufig  sind  sie  nahe  dem  Austritt  abgebrochen.  Wo  sie  aber  gut  erhalten  sind,  können  sie 
recht  weit  (bis  zu  170  mm  und  länger)  hervorragen.  Bald  sind  sie  ganz  gerade,  bald  nach 
einer  Richtung,  und  zwar  gewöhnlich  abwärts,  schwach  gebogen.  Ihre  Dicke,  welche  meistens 
in  der  Gegend  der  Austrittsstelle  liegt,  nimmt  nach  beiden  spitzen  Enden  allmählich  ab,  doch 
gewöhnlich  weit  langsamer    an    den    frei  vorstehenden    als  an  dem    im  Körper  geborgenen  Teile. 

Wie  schon  oben  (S.  53  und  54)  auseinandergesetzt  ist,  nimmt  beim  Wachstum  des 
ganzen  Schwammkörpers  die  Stärke  dieser  Nadeln  allmählich  zu,  bis  sie  bei  wallnuß- 
großen  Schwämmen  eine  größte  Dicke  von  72  mm  und  bei  apfelgroßen  Stücken  sogar 
bis  zu  "/*  mm  erreicht.  Dann  aber  tritt  bei  noch  größeren  Exemplaren  nicht  nur  keine 
weitere  Verdickung,  sondern  vielmehr  zunächst  eine  Verminderung  der  Zahl  und  schließlich 
ein  völliges  Schwinden  (Ausfallen)  dieser  dicken  Nadeln  ein,  während  gleichzeitig  viel  dünnere 
Nadeln  gleicher  Bildung  dafür  auftreten  und,  allmählich  auswachsend,  Fingerlänge  und  darüber 
erlangen,  ohne  jedoch  dabei  die  Stärke  der  bei  den  jüngeren  Schwämmen  vorhandenen  Prostalia 
zu  erreichen. 

Gleiche  Form  und  ein  ganz  analoges  Verhalten  zeigen,  wie  schon  früher  auf  S.  54  an- 
gegeben wurde,  die  aus  dem  Marginalsaum  ziemlich  senkrecht  frei  hervorragenden  reihenweise 
geordneten  oxydiaktinen  Marginalia,  welche  bei  ausgewachsenen  Schwämmen  häufig  im  gleichen 
Sinne  schwach  nach  einer  Seite  gebogen  sind  und  gewöhnlich  nur  20 — 30  mm  weit  über  die 
Körperoberfläche  vorstehen.  Doch  finden  sich  neben  diesen  so  gestalteten  auch  noch  andersartige 
kürzere  und  in  der  Mitte  nur  etwa  20  jjl  dicke  Marginalia,  welche  weder  ganz  glatt  sind  noch 
in  eine  einfache  Distalspitze  auslaufen,  sondern  in  ihrem  distalen  (oberen)  Teile  reichlich  mit 
kleinen  quer  abstehenden  oder  etwas  aufwärts  gekrümmten  Stacheln  besetzt  und  am  freien 
oberen  Ende  an  einer  eigenartigen  vierzackigen  kolbigen  Verdickung  mit  einem  mehr  oder 
weniger  lang  ausgezogenen  Terminalstachel  versehen  sind  (Taf.  XVII,  Fig.  2).  Derartige  Nadeln 
sind  bereits  1887  von  mir  bei  Pheronema  carpenteri  aufgefunden,  Chall.-Rep.,  p.  244,  und  auch 
in  meiner  ersten  Beschreibung  von  Pher.  raphanus,  kurz  erwähnt  (1.  c,  p.  10).  Ich  werde  sie 
künftig  als  „Scepter"  bezeichnen.  Die  Form  und  Stärke  ihrer  kolbigen  Endanschwellung  variiert 
ebenso  wie  die  Ausbildung  des  Terminalstrahles.  Die  untere  sich  gleichmäßig  bis  zur  Endspitze 
verschmälernde  Hälfte  der  Scepter  erscheint  glatt. 


Erster  Teil.     Systematik.  cj 

Die  den  Basalschopf  bildenden  langen  BasaHa  gleichen  zum  Teil  den  Pleuroprostalia ; 
zum  anderen  Teil  stellen  sie  wohlausgebildete  Anker  dar.  Die  Art,  wie  sie  zu  einzelnen  Bündeln 
gruppiert  sind,  und  wie  die  letztern  sich  sondern,  ist  individuell  recht  verschieden.  Bald  sind 
zahlreiche  schmale  Bündel,  bald  wenige  größere  vorhanden;  bald  stehen  diese  Bündel  weit  aus- 
einandergerückt, bald  nahe  zusammengedrängt.  In  einigen  Fällen  erscheinen  sämtliche  Bündel 
zu  einem  ringsum  scharf  abgesetzten  Basalschopf  vereinigt,  in  anderen  entspringen  dicht  neben 
den  Nadelbündeln  des  Basalschopf  es  recht  ähnliche  Bündel  von  Pleuralia,  so  daß  geradezu  ein 
Uebergang  zwischen   beiden  besteht  und  die  Abgrenzung  schwierig  erscheint. 

Die  bei  den  ausgewachsenen  Schwämmen  mindestens  fingerlangen,  oft  auch  die  doppelte 
Länge  zeigenden  Ankernadeln,  haben  recht  verschiedene  Dicke  des  Stieles. 

Bei  mehreren  gemessenen  Ankernadeln  ausgewachsener  Schwämme  fand  ich  in  der  Mitte 
des  Ankerstieles  einen  Durchmesser  von  40 — 80  ]x.  Von  hier  ab  nimmt  der  Durchmesser  nach 
dem  oberen  spitz  auslaufenden  Ende  gleichmäßig  ab,  während  er  abwärts  zwar  auch  gleichmäßig, 
aber  nur  ganz  unbedeutend  abnimmt,  um  dann  dicht  vor  dem  Abgange  der  beiden  großen 
Ankerzähne  sich  plötzlich  erheblich  zu  verdicken.  Der  untere  Teil  des  Stieles  ist  ringsum  besetzt 
mit  den  etwas  schräg  aufwärts  gebogenen  Dornen,  welche,  als  kleine  flache  Buckel  beginnend, 
weiter  abwärts  allmählich  an  Zuspitzung  und  Höhe  gewinnen,  dann  in  einiger  Entfernung  von 
den  großen  Ankerzähnen  wieder  an  Stärke  abnehmen  und  schließlich  das  unterste  Stielende  ganz 
frei  lassen.  Die  beiden  sich  gegenüberliegenden,  schräg  aufwärts  gebogenen  kräftigen  Anker- 
zähne bilden  mit  ihrem  äußeren  Randkontur  einen  ziemlich  breiten  gotischen  Bogen  mit 
schwacher  Abrundung  der  Gipfelspitze  (Taf.  XVII,  Fig.    10). 

In  der  Regel  setzt  sich  der  kolbig  verdickte  Mittelteil  an  beiden  Flachseiten  des  Ankers 
durch  eine  nach  oben  konvexe  Kante  gegen  den  Ankerstiel  deutlich  ab.  Die  mit  starker  Basis 
aus  dem  Mittelteile  entspringenden  beiden  Ankerzähne  erscheinen  an  ihrer  konkaven  Innenfläche 
etwas  abgeflacht,  an  der  konvexen  Außenseite  stark  gewölbt  und  zeigen  in  der  Regel  an  dem 
proximalen  Drittel  eine  flache  Vorwölbung  jeder  Seitenkante.  Ihre  stumpfen  Endspitzen  stehen 
ca.   200  ;.).  auseinander  und  sind  ungefähr  ebensoweit  von  dem  Scheitel  des  Ankerbogens  entfernt. 

Der  gerade  Achsenkanal  des  Schaftes  setzt  sich  bis  über  die  Mitte  der  kolbigen  Zentral- 
verdickung des  Ankers  fort  und  wird  dicht  vor  seinem  Ende  von  einem  kurzen  Transversalkanal 
gekreuzt.  Da  sich  der  letztere  aber  nicht  in  die  beiden  Ankerzähne  erstreckt,  können  diese  auch 
nicht  als  echte  Strahlen,  sondern  nur  als  stark  entwickelte  Dornen  angesehen  werden. 

Im  Parenchym  kommen  in  großer  Menge  schlanke  Oxydiaktinen  vor,  deren  gerade  oder 
leicht  gebogene  Strahlen  schwach  rauh  erscheinen  und  eine  Länge  von  60 — 80  [j.  erreichen 
(Taf.  XVII.  Fig.  9). 

Von  Amphidisken  finden  sich  in  der  äußeren  Hautschicht  in  sehr  wechselnder  Menge 
und  ungleicher  Verteilung,  Makramphidiske,  deren  Länge  zwischen  200  und  300  ;j  (selten  mehr) 
schwankt,  während  die  Breite  der  nahezu  halbkugeligen  Endglocken  60 — 80  und  ihre  Länge 
50 — 60  •).  beträgt  (Taf.  XVII,  Fig.   14). 

Der  ca.  1 2  ;j.  dicke  Achsenstab  zeigt  unregelmäßig  verteilte,  nicht  sehr  reichliche  Buckel 
hauptsächlich  in  den  mittleren  2/:J,  während  seine  Enden  glatt  sind.  Die  Zahl  der  schaufeiförmigen 
und  breit  abgerundet  endenden  Zähne  jeder  Glocke  ist  gewöhnlich  8.  Wiederholt  sah  ich  junge 
Makramphidiske  von  der  Länge  der  alten,  doch  ohne  ausgebildete  Glocken  und  mit  schmächtigerem 

Deutsche  Tiefsee-Expedition  1898 — 1899.     Bd.  ^- 


5« 


Franz  Eii.hard  Schulze:   Hexactinelliden. 


höckerigen  Achsenstab.     In  ganz  jungen  Schwämmen  fand  ich  nur  solche  Anlagen  von  Makram- 
phidisken  (Tai.  XVII,  Fig.   16  u.   17). 

Mesamphidiske  kommen  hier  nicht  vor.  Mikramphidiske  mit  halbkugeligen,  8 — 12-zähnigm 
Endschirmen  und  oft  ziemlich  starkem,  höckerigem  Schaft  finden  sich  dagegen  in  Menge  und 
von  etwas  verschiedener  Größe  (30 — 60  ;j  lang)  in  allen  Grenzhäuten,  besonders  aber  in  der 
äußeren  Dermalmembran  und  in  der  Gastralhaut  (Taf.  XVII,  Fig.   11  — 13  u.   15). 

Schließlich  sind  noch  die  auf  der  Außenfläche  der  Balken  des  dermalen  und  gastralen 
Hautgitternetzes  in  ziemlich  regelmäßiger  Anordnung  zu  findenden  Pentaktinpinule  und  Hexaktin- 
pinule  zu  besprechen.  Kanalare  Pinule  fehlen  entweder  oder  sind  nur  hie  und  da  durch 
schmächtige  Oxypentaktine  oder  Oxyhexaktine  vertreten,  deren  frei  vorragender  (oft  gebogener) 
Strahl  spärliche  kleine  Seitenstacheln  trägt  (Taf.  XVII,  Fig.  8). 

Die  Dermalpinule  haben  4  kräftige,  gerade,  am  Distalende  zugespitzte,  etwas  höckerige, 
tangentiale  Basalstrahlen  von  50 — 80  \>.  Länge,  welche  sich  rechtwinkelig  kreuzen  und  auch  zum 
Radialstrahl  rechtwinkelig  gerichtet  sind. 

Ihr  buschischer  Radialstrahl  variiert  zwar  in  seiner  Länge  von  60 — 100  \>,  doch  über- 
wiegen die  kürzeren  Formen.  Auf  den  gedrungenen,  ungefähr  10  \>.  dicken  Basalteil  folgt  zunächst 
eine  Gegend  mit  kurzen  Seitenstacheln,  welche  jedoch  aufwärts  bald  an  Stärke  und  Länge 
zunehmen  und  sich  immer  mehr  emporbiegen,  bis  sie  schließlich  den  centralen  Endstachel  dicht 
umgeben  (Taf.  XVII,  Fig.  6). 

Zieht  sich  der  letztere,  wie  es  hier  und  da  vorkommt,  lang  aus,  so  gewinnt  dadurch  das 
ganze  Pinul  ein  schlankeres  Aussehen  und  größere  Länge.  Diese  letztere  Form  ist  die  gewöhn- 
liche auf  dem  Balkengitter  der  gastralen  Siebplatte,  wo  der  tannenbaumähnliche  Radialstrahl  der 
Gastralpinule  durch  kräftige  Entwickelung  seines  basalen  Stieles  und  durch  Ausziehen  des 
terminalen  Centralstachels  ein  etwas  anderes  Aussehen  gewinnt  (Taf.  XVII,  Fig.  5). 

Während  die  Mehrzahl  der  dermalen  und  gastralen  Pinule  zu  den  Pentaktinen  rechnet, 
und  nur  gelegentlich  eine  geringe  buckeiförmige  Erhebung  an  der  Kreuzungsstelle  der  Strahlen 
an  den  geschwundenen  6.  Strahl  erinnert,  kommen  doch  vereinzelt  auch  Hexaktinpinule  sowohl 
auf  dem  dermalen  wie  gastralen  Hautgitternetze  vor,  welche  sich,  abgesehen  von  ihrem  wohl- 
entwickelten, den  Tangentialstrahlen  ähnlichen  inneren  Radialstrahlen  in  nichts  von  den  benach- 
barten  Pentaktinpinulen  unterscheiden  (Taf.  XVII,  Fig.   7). 

Die  folgende  Tabelle  giebt  Auskunft  über  die  Fundorte  von  Pheronema  raphamts  F.  E.  Sch. 


„Valdivia"- 
Station 

Ort 

Boden- 
bescbaffenheit 

■  Tiefe  in 
m 

Anzahl  und  Beschaffenheit  der  Stücke 

196 

/    0" 

)98" 

27,3' 
7.4' 

N.  Br., 
1  1.  1.. 

Im  Nias-Südkanal 

646 

Ein  walnußgroßes  Exemplar. 

198 

)      0° 

|98° 

■6,5' 

7.5' 

X.  Br., 

0.  ].. 

Im  Nias-Südkanal 

<>77 

Ein   walnußgroßes  Exemplar. 

199 

|    0" 
l  98° 

'So' 
4,0' 

N.  Br., 
O.  L. 

Im  Nias-Südkanal 

47" 

Ein  kleinfaustgroßes  Exemplar  mit  zahlreichen  Büscheln 
langer  Pleuroprostalia 

210 

S    6° 
1  93° 

53.-' 
33,5' 

X.  Br., 
0.  1.. 

SW.  v.  GroßNikobar 

752 

Zahlreiche,  ca.  44  meist  kleinere  Exemplare  verschiedener 
Größe  von  5  — 150  mm  Durchmesser 

1    7" 

48,8' 

X.  Br., 

Wcsteingang  des 

805 

Zahlreiche  (ca.  30)  meistens  große  Exemplare  von  100  bis 

(93° 

7,6' 

O.  L. 

S<  imbrero-  Kanals. 

200  nun    Durchmesser. 

Erster  Teil.     Systematik. 


59 


Platylistrum  platessa  F.  E.  Sch.,  nov.  gen.  n.  sp. 

Taf.  XVIII  und  XIX. 
1900  C.  Chun,  Aus  den  Tiefen  des  Weltmeeres,  S.  480. 

Vor  der  ostafrikanischen  Küste  sind  nördlich  von  der  Insel  Sansibar  mehrere,  zum  Teil 
recht  ansehnliche  Exemplare  einer  neuen  Amphidiskophore  gefunden,  welche  die  Gestalt  einer 
Schöpfkelle  oder  eines  ganz  flachen  Löffels  -  Platylistrum  (von  ^Xa-ru;  platt  und  X-/j:fov  Löffel), 
mit  kurzem  dicken  Stiele  hat  und  in  ihrer  Gesamtform  einigermaßen  an  eine  Scholle,  Pleuronedes 
platessa  L,  erinnert.  Der  Hauptteil  des  Schwammkörpers  wird  gebildet  von  der  länglich 
elliptischen,  flach  gewölbten  Scheibe,  welche  in  ihrem  allmählich  verschmälerten  unteren  Ende 
mit  einer  leichten  Rückbiegung  kontinuierlich  in  den  geraden,  terminal  schwach  verdickten,  unten 
etwas  quer  abgestutzten  Stiel  übergeht  (Taf.  XVIII,  Fig.  a  u.  b).  Die  Biegung  der  Ueber- 
gangsstelle  des  senkrecht  stehenden  Stieles  in  die  schräg  gestellte  und  daher  mit  der  einen  Fläche 
etwas  aufwärts  schauende  Scheibe  erreicht  eine  Winkelgröße  von  ca.  30",  was  besonders  bei  der 
Seiten-(Profil-)Ansicht  des  ganzen  Schwammes  deutlich  wird. 

Aus  der  ziemlich  planen  unteren  Endfläche  des  Stieles,  welche  sich  von  der  Seitenfläche 
durch  eine  gebogene  Randpartie  wenig  scharf  absetzt,  ragen  zahlreiche  gerade  abwärts  gerichtete 
Basalia  mehr  oder  weniger  lang  hervor.  Diese  bilden  zusammen,  ohne  in  einzelne  Fascikel 
gruppiert  zu  sein,  einen  lockeren  Basalschopf  von  der  Breite  des  Stielendes. 

Die  schräge,  aufwärts  gewandte,  g astrale  Scheibenfläche  erscheint  in  ihrem  mittleren 
Hauptteile  nahezu  eben ;  die  ihr  gegenüberliegende,  schräg  nach  unten  schauende  Dermal  fläche 
dagegen  ist  schwach  konvex  gewölbt. 

Der  mit  einer  zugeschärften  Kante  versehene  Scheibenrand  krümmt  sich  ringsum  (mit 
Ausnahme  des  Stielendes)  über  die  Gastralfläche  empor,  so  daß  die  beiden  seitlichen  Randpartien 
bei  älteren  Exemplaren  sich  sogar  mit  ihrer  Kante  etwas  einwärts  biegen,  während  der  Rand- 
saum des  terminalen  oberen  Scheibenendes  nur  ganz  schwach  emporgebogen  erscheint. 

Am  unteren,  verschmälerten  Scheibenrande  gehen  die  beiden  aufgebogenen  Seitenrand- 
kanten  kontinuierlich  auf  den  Stiel  über  und  ziehen  an  dessen  gastraler  Seite  in  Gestalt  zweier 
niedriger,  nahezu  paralleler  Leisten  allmählich  verstreichend  hinab  (Taf.  XVIII,  Fig.  a  u.  b). 

Die  Dimensionen  der  erbeuteten  Exemplare  variieren  (offenbar  nach  dem  Alter)  vom 
Umfange  eines  Menschenohres  bis  zu  dem  einer  großen  Manneshand  und  noch  darüber.  Das 
kleinste,  von  der  Station  252  herrührende  Stück  besteht  aus  einer  von  dem  Stiele  abgerissenen 
ovalen  Scheibe  von  nur  40  mm  Länge  und  32  mm  größter  Breite.  Sie  ist  in  der  Mitte  etwa 
8  mm  dick  und  nimmt  nach  dem  schwach  emporgebogenen  zugeschärften  Rande  allmählich  an 
Stärke  ab. 

Gegen  den  Stiel  zu  erscheint  die  Scheibe  nicht  unbeträchtlich  verdickt.  Ein  nächstgrößeres, 
von  der  Station  247  stammendes  Exemplar  hat  eine  Körperlänge  von  10  cm  und  größte  Scheiben- 
breite von  4  cm.  Der  frei  vorragende  Teil  des  Basalschopfes  mißt  etwa  10  cm.  Die  Körper- 
länge von  6  anderen,  an  derselben  Station  erbeuteten  und,  wie  es  scheint,  ausgewachsenen 
Stücke  schwankt  zwischen  23  und  30  cm,  die  größte  Scheibenbreite  zwischen  10  und  13  cm. 
Ihr  emporgebogener  Seitenrand  überragt  die  plane  Oberfläche  der  Scheibe  um  Kleinfingerbreite. 
Der  nach  unten  sich  etwas  verbreiternde    Stiel   hat    hier    circa  Fingerlänge   und    eine  Dicke  von 

8* 


Aq  Franz  Eilhard  Schulze:  Hexactinelliden. 

durchschnittlich    3  cm.      Bald   hat  er  einen   nahezu  kreisförmigen,  bald  einen  unregelmäßig  ovalen 
Querschnitt  (Taf.  XYI1I,  a  u.  b). 

Zahl,  Länge  und  Stärke  der  verschieden  weit  vorragenden  Basalia  nimmt  mit  dem  Alter 
zu.  Bei  ausgewachsenen  Schwämmen  dürften  im  Schöpfe  etwa  200  solcher  Nadeln  vorkommen. 
Einige  derselben  erreichen  eine  Dicke  von  nahezu  300  jj.,  die  meisten  bleiben  dünner.  Geringere 
Dimensionen  aber  gleiche  Gestalt  zeigt  ein  an  Station  252  erbeutetes,  übrigens  stark  lädiertes 
Exemplar. 

Die  im  allgemeinen  glatt  erscheinende  Körperoberfläche  läßt  bei  näherer  Betrachtung 
überall  ein  ziemlich  selbständiges,  d.  h.  von  der  Unterlage  mehr  oder  weniger  deutlich  ab- 
gehobenes Hautgitternetz  erkennen,  dessen  vorwiegend  quadratische  Maschen  indessen  nicht  überall 
gleiche  Weite  haben.  In  demselben  treten  sowohl  an  der  konvexen  Dermalfläche  als  auch  an 
der  planen  resp.  konkav  eingebogenen  Gastralfläche  longitudinale  und  transversale  Hauptbalken 
hervor,  ohne  daß  jedoch  das  so  gebildete  Gitter  einen  ganz  regelmäßigen  quadratischen  Charakter 
hätte.  In  seinen  ca.  2  mm  weiten  Hauptmaschen  findet  sich  meistens  ein  zartes,  engeres, 
quadratisches  Gitternetz  ausgespannt,  in  dessen  Maschen  sich  gewöhnlich  noch  Reste  der  weichen 
Dermal-  resp.  Gastralmembran  deutlich  erkennen  lassen. 

In  die  ziemlich  weiten,  ein  reichlich  anastomosierendes  netzförmiges  Lakunensystem  dar- 
stellenden Subdermal-  und  Subgastralräume  münden  die  das  eigentliche  Scheibenparenchym  in 
entgegengesetzter  Richtung  quer  durchsetzenden  zu-  resp.  ableitenden  Kanäle  mittelst  zahlreicher 
unregelmäßig  verteilter  kreisrunder  Oeffnungen  ein,  welche,  je  nach  der  Größe  des  ganzen 
Schwammkörpers,  verschieden  groß  sind  und  verschieden  weit  auseinanderstehen.  Im  allgemeinen 
sind  die  vom  Subdermalraum  aus  in  das  Parenchym  rechtwinklig  eindringenden,  annähernd 
geraden  Haupteinführungsgänge  von  etwas  geringerer  Weite  und  dichter  gestellt  als  die  ebenfalls 
geraden,  rechtwinklig  in  den  Subgastralraum  mündenden  Hauptausführungskanäle.  Letztere  er- 
reichen bei  ausgewachsenen  Schwämmen  eine  Weite  von  4 — 5  mm  und  stehen  10 — 15  mm  weit 
auseinander,  erscheinen  jedoch  nach  dem   Rande  zu  etwas  dichter  gestellt. 

Von  dem  subdermalen  und  subgastralen  Lakunennetz  werden  unregelmäßig  sternförmige 
Felder  von  Erbsenbreite  umschlossen,  welche  wegen  des  Mangels  der  dunkleren  Kanalmündungen 
bei  auffallendem  Lichte  heller  erscheinen.  Hier  setzt  sich  die  Oberfläche  des  Parenchyms  durch 
rechtwinklig  abgehende  Verbindungsstränge  mit  dem  sich  flach  darüber  ausspannenden  Gitter- 
netze der  Dermal-  resp.  Gastralmembran  in  Verbindung.  Nur  an  dem  aufgebogenen  Randteile 
der  Scheibe  sieht  man  statt  der  sonst  netzartig  verbundenen  Subdermalräume  gerade  Kanäle 
gleicher  Weite,  welche  in  einer  Länge  von  15 — 20  mm  und  in  Abständen  von  3 — 5  mm  neben- 
einander bis  zur  Randkante  hinziehen  (Taf.  XVIII,  b). 

Die  Dermalhaut,  welche  den  Stiel  umkleidet,  zeigt  ein  ziemlich  gleichmäßiges  und  dichtes 
Gefüee.  Die  unter  ihr  liegenden  Subdermalräume  gewinnen  den  Charakter  vielfach  anastomo- 
sierender  Längskanäle. 

Berücksichtigt  man  den  gröberen  Bau  des  Stützgerüstes  im  Innern  des  Schwammkörpers, 
so  erkennt  man  leicht  ein  System  von  sträng-  und  faserähnlichen  Balkenzügen,  welche  von  dem 
Stiel  aus,  wo  sie,  längsgerichtet,  in  paralleler  Lagerung  zusammengedrängt  liegen,  in  das  Scheiben- 
parenchym fächerartig  ausstrahlend  eindringen  und  sich  hier  zwischen  den  zu-  und  ableitenden 
Gängen  in   Form   eines  lockeren  Fasernetzes  ausbreiten. 


Erster  Teil.     Systematik.  ^  j 

Die  makroskleren  Nadeln,  welche  dieses  derbe  Fasenverk  zusammensetzen,  sind,  abgesehen 
von  den  eigentlichen  Basalia,  ausschließlich  Oxypentaktine  mit  sehr  verlängerten  Strahlen.  Es 
gleicht  also  hierin,  wie  in  vielem  anderen,  die  Gattung  Platylistrum  der  Gattung  Pheronema. 
Ob  alle  diese  <  >xypentaktine  bestimmte  Lagebeziehung  zu  den  Kanalsystem  haben,  wage  ich 
nicht  zu  entscheiden.  Thatsache  ist,  daß  bei  größeren  Kanälen  die  Ausbreitung  der  4  Tangential- 
strahlen  in  oder  dicht  unterhalb  der  Grenzmembran  gewöhnlich  deutlich  hervortritt,  während  an 
vielen  kleineren  Kanälen  die  betreffenden  Nadeln  überhaupt  ganz  fehlen.  Die  Länge  der  fünf 
langen,  glatten,  bald  ganz  geraden,  bald  leicht  gebogenen  oder  geschlängelten  und  bis  zu  ihrem 
zugespitzten  Distalende  ganz  allmählich  sich  verschmälernden  Strahlen  variiert  ebenso  wie  die 
Winkel,  welche  sie  miteinander  machen.  Besonders  lang-,  bis  zu  20  mm  und  darüber  (ja  hier 
und  da  bis  zu  mehreren  Centimetern)  pflegen  sich  die  10 — 30  ;j.  dicken  Tangentialstrahlen  aus- 
zuziehen, während  der  Radialstrahl  gewöhnlich  erheblich  kürzer  ist.  Obwohl  der  letztere  in  der 
Regel  nahezu  rechtwinklig  zu  den  (wenigstens  in  der  Nähe  des  Ausgangspunktes  meistens  an- 
nähernd in  einer  Ebene  liegenden)  4  Tangentialstrahlen  gerichtet  ist,  weicht  er  doch  häufig  genug, 
teils  vom  Ursprung  an,  teils  im  weiteren  Verlaufe  ganz  erheblich  von  dieser  typischen  Richtung 
ab.  Noch  mehr  können  sich  die  Tangentialstrahlen  selbst  von  der  typischen  rechtwinkligen 
Kreuzung  entfernen,  so  daß  gar  nicht  selten  2  sehr  spitzwinklig  zu  einander  gestellte  Tangential- 
strahlen nach  einer,  die  beiden  anderen  mit  gleicher  geringer  Divergenz  in  entgegengesetzter 
Richtung  vom  Kreuzungspunkte  ausgehen  (Taf.  XIX,  Fig.    1,  unten). 

Die  Strahlen  solcher  paratroper  Pentaktine  sind  gewöhnlich  mehr  oder  weniger  stark 
gebogen  oder  verlaufen  in  flachen  Wellenlinien,  können  aber  auch  geradlinig  sein. 

Mit  den  parenchymalen  resp.  kanalaren  Oxypentaktinen  stimmen  die  hypodermalen  und 
hypogastralen  Oxypentaktine  im  wesentlichen  überein.  Als  Unterschied  wäre  zunächst  hervor- 
zuheben die  viel  regelmäßigere  Ausbildung  als  Orthopentaktine.  Zwar  kommen  auch  hier 
Abweichungen  von  rechtwinkliger  Kreuzung  der  5  Strahlen  vor,  doch  sind  sie  selten  und  nicht 
erheblich.  Sodann  sind  die  Strahlen  in  der  Regel  kräftiger,  bis  0,1  mm  dick  und  minder  lang. 
Das  letztere  gilt  besonders  von  dem  Radialstrahl,  welcher  oft  recht  stark  verkürzt  sein  kann 
(Taf.  XIX,  Fig.  1  oben).  Beachtenswert  ist  auch  die  viel  regelmäßigere  Lage,  welche  die  stets 
deutlich  quadratische  Gitterbildung  bedingt. 

Zu  den  pareT)chvmalen  Makroskleren  lassen  sich  die  großen  Uncinate  rechnen,  welche 
2  mm  und  darüber  lang  werden,  ihre  größte  Dicke  —  bis  20  p.  und  darüber  —  etwa  auf  der 
Grenze  des  vorderen  und  mittleren  Drittels  haben,  an  der  schlanken  Vorderspitze  kleine,  in  der 
Mitte  dagegen  lange,  dicht  anliegende  Dornen  besitzen,  und  am  lang  ausgezogenen  ganz  allmählich 
sich  zuspitzenden  und  fast  glatt  auslaufenden  Hinterende  nur  spärlich  mit  kurzen  Dornen  ver- 
sehen sind  (Taf.  XIX,  Fig.  r  u.  1  1).  Außer  dieser  meistens  rechtwinklig  zur  Oberfläche  gerichteten 
und  dieselbe  mindestens  erreichenden,  oft  auch  überragenden,  selten  schräg  oder  parallel  zur 
Grenzfläche  im  Parenchym  liegenden  langen  Uncinaten,  wie  sie  ja  ähnlich  auch  bei  Pheronema 
reichlich  vorkommen,  finden  sich,  wenn  auch  nicht  sehr  zahlreich,  am  aufgebogenen  Randteile 
als  Marginalia  (häufiger  noch  und  derber  im  Basalschopfe)  die  schon  oben  bei  Pheronema 
beschrieben  „Scepter".  Ihr  sehr  verschieden  (400 — 1000  ;j.  und  darüber)  langer,  schlanker, 
gewöhnlich  nur  einen  Dickendurchmesser  von  4  ;j.  erreichender  Schaft,  welcher,  von  seinem 
inneren    Endteile    abgesehen,    überall    mit    kleinen,    kurzen,     schräg    emporgerichteten    Dornen 


62 


Franz  Eilhard  Schulze:  Hexatinelliden. 


besetzt  ist,  läuft  von  dem  freien,  äußeren  Ende  (ebenso  wie  bei  Pheronemd)  in  einen  kleinen, 
schwach  verdickten  Kolben  aus,  welcher  mit  4  im  Kreuz  gestellten  kurzen  Seitendornen  und 
einem  schlanken,  terminalen  Stachel  von  ca.  20  \l  Länge  versehen  ist.  Das  im  Parenchvm  ver- 
borgene, nahezu  glatte  Ende  verschmälert  sich  ganz  allmählich  bis  zur  Spitze  (Taf.  XIX, 
Fig.  10).  Einfache  oxydiaktine  Marginalia  habe  ich  hier  nicht  gefunden,  wie  denn  ja  überhaupt 
ein  aus  reihenweise  dicht  nebeneinanderstehenden  und  erheblich  vorragenden  Marginalia  gebildeter 
Randsaum  fehlt.  Ebensowenig  sind  hier  über  die  Scheibenoberfläche  frei  vorragende  Prostalia 
pleuralia  vorhanden. 

Die  den  Basalschopf  bildenden  Nadeln,  Basalia,  bestehen  teils  aus  kräftigen,  bis  zu  300  ;j. 
Dicke  erreichenden,  glatten,  wahrscheinlich  unten  spitz  auslaufenden  Rhabden,  welche  bis  zu 
Spannenlänge  erreichen  und  hier  leider  sämtlich  mehr  oder  minder  weit  vom  Schwammstielende 
abgebrochen  sind,  teils  aus  zweizähnigen  Ankern  mit  langem  stacheligem  Stiele,  teils  endlich  aus 
schlanken  Sceptern  mit  feinstacheligem  Schafte. 

Es  ist  natürlich  nicht  möglich,  darüber  eine  sichere  Entscheidung  zu  treffen,  wie  die 
abgebrochenen  Basalnadeln  unten  enden.  Die  Möglichkeit,  daß  es  sich  auch  hierbei  um  Anker- 
nadeln handelt,  ist  nicht  ausgeschlossen,  doch  habe  ich  keinen  bestimmten  Anhalt  dafür  finden 
können.  Vollständig  erhaltene  Ankernadeln,  welche  (ebenso  wie  bei  Pheronemd)  sehr  verschieden 
dick  und  meistens  über  fingerlang  sind,  erscheinen  in  ihrem  vom  Weichkörper  umschlossenen, 
ganz  allmählich  sich  zuspitzenden  oberen  Teile  durchaus  glatt.  Etwa  von  der  Grenze  des 
mittleren  und  unteren  Drittels  an  oder  auch  tiefer  abwärts  beginnen  die  zunächst  ganz  niedrigen, 
allmählich  höher  werdenden,  schräg  aufwärts  gerichteten  Seitenstacheln,  welche  dann  erst  an  dem 
schwach  verjüngten  Unterende  in  der  Nähe  der  großen  Ankerzähne  plötzlich  aufhören.  Das  wieder 
glatte  unterste  Stielende  erfährt  schließlich  eine  geringe  kolbige  Verdickung,  von  welcher  die  sich 
gegenüberstehenden  beiden  mäßig  stark  zurückgekrümmten  großen  Ankerzähne  seitlich  abgehen. 
Während  die  äußere  Fläche  dieser  zugespitzten  Zähne  stark  gewölbt  ist,  zeigt  sich  die  dem  Stiele 
zu,  also  nach  innen  und  oben  gewandte  Fläche  abgeflacht  oder  sogar  schwach  ausgekehlt,  so 
daß  jederseits  eine  deutliche  Seitenkante  hervortritt.  Rechtwinklig  zur  Ebene  dieser  beiden 
Hauptzähne  tritt  jederseits  an  dem  Endkolben  in  der  gleichen  Höhe  noch  ein  Vorsprung  auf, 
welcher  gewöhnlich  mit  einer  geringen,  nach  oben  zu  scharf  abgesetzten  Erhebung  mit  wellen- 
förmiger Grenzkontur  endet  (Taf.  XIX,  Fig.  15  u.  16),  gelegentlich  aber  auch  zu  einem  den 
typischen  Ankerzähnen  gleichenden  Zahne  auswachsen  kann  (Taf.  XIX,  Fig.  14).  Der  die  ganze 
Nadel  der  Länge  nach  durchsetzende  enge  Achsenkanal  hört  in  dem  Endkolben  unweit  von 
dessen  abgerundetem  unteren  Ankerende  einfach  quer  abgestutzt  auf,  zeigt  aber  etwas  ober- 
halb dieses  Endes  zwei  rechtwinklig  gekreuzte  und  in  ihrer  Richtung  den  Ankerzähnen  ent- 
sprechende kurze  (nur  wenige  [x  lange)  Ouerkanäle,  welche,  ohne  sich  in  die  Ankerzähne  hinein 
verfolgen  zu  lassen,  gleichfalls  einfach  quer  abgestutzt  enden. 

Wenn  nun  auch,  wie  Jjjma  unlängst  richtig  hervorhob,  die  Ankerzähne  sich  wegen  des 
mangelnden  Achsenkanals  nicht  direkt  als  „Hauptstrahlen"  auffassen  lassen,  so  wird  doch  durch 
die  Lage  und  Richtung  der  rudimentären  Ouerkanäle  des  Endkolbens  angedeutet,  daß  sie  sich  an 
Stelle  von  verkümmerten   Hauptstrahlen  entwickelt  haben. 

Endlich  sind  die  basalen  „Scepter"  zu  besprechen,  welche  hier  ziemlich  reichlich  zwischen 
den    übrigen  Basalia    unregelmäßig    verteilt   vorkommen.     Sie   gleichen    im    allgemeinen    den    als 


Erster  Teil.      Systematik. 


63 


Marginalia  oben  beschriebenen,  sind  aber  stärker  und  bedeutend  länger  als  jene.  Der  im  Stiel 
verborgene  lange,  gleichmäßig  und  allmählich  spitz  auslaufende  obere  Teil  ist  ganz  glatt.  Der 
untere  Teil,  welcher  mit  allmählich  etwas  an  Höhe  zunehmenden,  aber  niemals  ansehnlichen, 
etwas  emporgekrümmten  Dornen  besetzt  ist,  ragt  mit  seinem  leicht  kolbig  verdickten  vier  Seiten- 
dornen   und  einen  Endstachel  aufweisenden  Endteil  frei  nach   unten   vor. 

Von  mikroskleren  Parenchymalia  will  ich  zunächst  die  in  sehr  ungleichmäßiger  Verteilung 
und  wechselnder  Zahl  auftretenden  Oxyhexaktine  besprechen,  welche  eine  Größe  von  ca.  100  \i. 
haben.  Ihre  durchaus  gleichartigen  und  auch  gleich  langen,  mäßig  starken  Strahlen  nehmen 
vom  Centrum  bis  zur  schlanken  Distalspitze  ganz  gleichmäßig  an  Dicke  ab  und  sind  stets  in 
ganzer  Länge  mit  spitzen  Höckerchen  besetzt,  die  gelegentlich  selbst  zu  quer  abstehenden  kleinen 
Stacheln  auswachsen  können  (Taf.  XIX,  Fig.  1 8,  Fig.  1  u.  2).  Obwohl  sie  in  manchen  Regionen 
ganz  fehlen,  in  anderen  selten  sind,  finden  sie  sich  an  gewissen  Stellen  doch  ziemlich  reichlich. 
Am  häufigsten  traf  ich  sie  bei  älteren  Schwämmen  in  der  Nähe  des  Marginalsaumes  an.  Zugleich 
mit  diesen  Oxyhexaktinen  kommen  in  ganz  ähnlicher  ungleicher  Verteilung  spitzhöckerige  Oxy- 
pentaktine,  Oxystauraktine  (Taf.  XIX,  Fig.  17  u.  19)  und  ausnahmsweise  sogar  Oxytriaktine 
gleicher  Bildung  und  Strahlenlänee  vor.  Sodann  treten  hier  in  großer  Zahl,  aber  auch  recht 
wechselnder  Häufigkeit  und  ungleicher  Verteilung  gerade  Oxydiaktine  verschiedener  Bildung  und 
Größe  auf.  Von  diesen  mögen  zunächst  die  größeren  berücksichtigt  werden,  welche  sich  in 
mehrfacher  Hinsicht  an  die  schon  oben  unter  den  Makroskieren  aufgeführten  Uncinate  mit 
anliegenden,  schlanken,  rückwärts  gerichteten,  geraden  Dornen  anschließen  und  wohl  auch  als 
Uncinate  mit  kurzen,  schräg  nach  hinten  abstehenden  Dornen  bezeichnet  werden  können.  Die 
größten  derselben  haben  eine  Länge  von  400 — 500  a  und  eine  größte  Dicke  von  ca.  6  ;j,  welche 
aber  nicht  in  der  Mitte,  sondern  weit  näher  dem  zugespitzten  Vorderende  liegt,  während  das 
etwas  schlankere  hintere  Ende  mehr  gleichmäßig  abnimmt  und  mit  einer  ziemlich  glatten  Spitze 
aufhört  (Taf.  XIX,  Fig.  9).  Die  der  Größe  nach  folgende  Kategorie  oxydiaktiner  Parenchymalia 
hat  eine  Länge  von  100 — 120  ;j.  und  ist  nur  mit  sehr  kleinen,  spitzen,  etwas  schräg  nach  hinten 
gerichteten  Höckern  besetzt.  Auch  hier  liegt  die  größte,  ca.  4  ;j.  betragende  Dicke  näher  dem 
zugespitzten  Vorderende,  während  die  Zuspitzung  des  glatteren  Hinterendes  ein  wenig  gleich- 
mäßiger von  der  Mitte  an  erfolgt  (Taf.  XIX,  Fig.  8).  Dieser  Unterschied  in  der  Länge  der 
Zuspitzung  des  vorderen  und  hinteren  Endes  tritt  noch  auffälliger  hervor  bei  den  im  ganzen 
glatt  erscheinenden  Oxydiaktmen  von  80 — 40  ;j.  Länge.  Hier  markiert  sich  nicht  selten  an  der 
Stelle  des  größten,  2 — 3  ;j.  betragenden  Dickendurchmessers,  welcher  ungefähr  auf  der  Grenze 
des  vorderen  und  mittleren  Drittels  liegt,  eine  schwach  abgesetzte  Verdickung,  in  welcher  man 
das  Nadelcentrum  vermuten  darf  (Taf.  XIX,  Fig.  4  u.  5). 

Die  in  den  Grenzhäuten,  und  zwar  nicht  nur  in  der  Dermal-  und  Gastralmembran,  sondern 
auch  in  der  Haut  der  größeren  Kanäle  überall  häufigen  Amphidiske  zeigen  hier  merkwürdiger- 
weise trotz  nicht  unbeträchtlicher  Größenunterschiede  (von  120  bis  zu  24  ;j)  nicht  die  bei  den 
meisten  übrigen  Amphidiskophoren  so  ausgeprägte  Differenzierung  in  Makro-,  Meso-  und  Mikro- 
amphidiske  verschiedener  Bildung,  sondern  gleichen  sich  im  allgemeinen  in  Form  und  ganzem 
Charakter.  Alle  haben  einen  Achsenstab  von  gleichmäßiger  Dicke,  welcher  mit  mäßig  zahlreichen, 
quer  abstehenden  Stacheln  in  unregelmäßiger  Anordnung  besetzt  ist.  Die  von  den  Endglocken 
umschlossenen  Enden  des  Achsenstabes  tragen  übrigens  weit  kleinere  Dornen  als  das  freie  Mittel- 


64 


Franz  Eilhard  Schulze:  Hexactinelliden. 


stück.  An  dem  letzteren  sind  die  dem  Centrum  entsprechenden  Dornen  in  keiner  Weise  von  den 
übrigen  unterschieden. 

Die  Endglocken,  welche  ebenso  breit  wie  lang  sind,  haben  1/i — 1/3  der  ganzen  Nadellänge 
und  bestehen  aus  8  ziemlich  schmalen,  aber  doch  schaufelartig  abgeplatteten  und  am  Ende  nach 
Art  eines  gotischen  Bogens  zugespitzten  oder  abgerundeten  Zähnen.  Bemerkenswert  ist  die 
reichliche  Entwicklung  von  Amphidisken  verschiedener  Größe  in  der  die  größeren  Kanäle  aus- 
kleidenden Haut  (Taf.  XIX,  Fig.   12  u.   1 3,  sowie  Fig.   1 ). 

Die  dermalen  Pentaktinpinule,  mit  welchen  das  <|uadratische  Hautgitternetz  dicht  besetzt 
ist,  zeichnen  sich  durch  ihre  Größe  aus.  Jeder  der  vier  kräftigen,  geraden,  rechtwinklig  gekreuzten 
Basalstrahlen  ist  80 — 100  \>.  lang  und  zeigt  nur  an  dem  zugespitzten  Endteil  kleine  Höcker. 
Der  kurze,  glatte  Basalteil  des  1 50 —  1 70  \>.  langen,  buschigen,  freien  Radialstrahles  hat  eine 
Dicke  von  durchschnittlich  8  \>..  Mit  dem  Stachelbesatze  beträgt  der  Querdurchmesser  des  nahezu 
cylindrischen  Mittelteiles  dieses  Radialstrahles  ca.  3$  \y.  Am  Distalende  findet  sich  ein  kräftiger, 
solider  Endstachel,  von  dessen  gewölbtem  Distalende  sich  gewöhnlich  noch  ein  kleiner,  terminaler, 
konischer  Centralkörper  absetzt  (Taf.  XIX,  Fig.  3b),  zuweilen  aber  auch  fehlt  (Taf.  XIX,  Fig.  3a 
und  Fig.    1). 

Aehnlich  diesen  Dermalpinulen  sind  die  ebenfalls  pentaktinen  Gastralpinule,  nur  erscheint 
ihr  buschiger,  freier  Radialstrahl  durchgängig  erheblich  schmaler  als  dort.  Kanalare  Pinule  habe 
ich  nicht  gefunden  (Taf.  XIX,  Fig.  2). 

Der  nicht  besonders  gut  erhaltene  Weichkörper  ließ  keine  auffälligen  Eigentümlich- 
keiten erkennen.  Die  meistens  einfach  sackförmigen  Kammern  haben  eine  Durchschnittslänge 
von   100  ij.  und  eine  Breite  von   50  \k  (Taf.  XIX,  Fig.  2). 

Ueber  die  Fundorte  sjiebt  folgende  Tabelle  Auskunft: 


,,Valdivia11- 
Station 

Ort 

Boden- 
beschaffenheit 

Tiefe  in 
m 

Anzahl  und  Beschaffenheit  der  Stücke 

24- 

|      3"  38,8'  S.  Br., 
1   400   16,0'  O.  L. 

N.  von  der  Insel 
Sansibar 

863 

7  große  und  ein  mittelgroßes  Exemplar 

249 

/      3"     7,0'  S.  Br., 
|    40"  45.8'  O.  L.    . 

NO.  von  der  Insel 
Sansibar 

748 

Ein  kleines  Exemplar  mit  verkümmerter  Platte 

250 

/      1"  47,8'  S.  Br., 
|   41"  58,8'  0.  L. 

Nahe    der     ostafrika- 
nischen Küste 

Pteropoden  u. 
blauer  Thon 

1668 

Ein  lädiertes  großes  Exemplar 

252 

|      o°  24,5'  S.  Br., 
|   42"  49,4'  O.  L. 

Nahe    der    ostafrika- 
nischen Küste 

Pteropoden  u. 
blauer  Thon 

1019 

Ein   kleines  Exemplar,  Platte  ohne  Stiel 

Hyalonema  proxinuim  F.  E.  Sch.,  n.  sp. 

Taf.  XXVI. 

Vor  der  Westküste  Sumatras  sind  an  zwei  Stationen,  nämlich  bei  den  Pageh-Inseln  und 
bei  der  Insel  Nias  Schwämme  gefunden,  welche  sich  in  Form,  Größe,  Bau  und  Spikulation  von 
dem  längstbekannten  japanischen  Hyalonema  siebofdi  }.  E.  Gray  zwar  nachweisbar  unterschieden, 
aber  doch  so  wenig,  daß  ich  lange  schwankte,  ob  ich  aus  ihnen  eine  Subspecies  jener  Art  oder 
eine  eigene  Species  zu  machen  habe. 

Das  größere  von  zwei  in  der  Nähe  der  Pageh-Inseln  erbeuteten  Stücken  besteht  aus  einem 
etwa  faustgroßen  Schwämme,  dessen  unteres  Ende  grollten  teils  abgerissen  ist,  und  stimmt  in   der 


Erster  Teil.     Systematik. 

Form  durchaus  mit  Hyahnema  sieboldi  überein.  Das  quer  abgestutzte  <  >berende  des  einem 
Bildhauerschlegel  ähnlichen  oder  einer  umgekehrten  Glocke  entsprechenden  Körpers  wird  gedeckt 
von  einer  flach  ausgespannten,  großmaschigen  Siebmembran,  welche  (ganz  ähnlich  wie  bei 
IL  sieboldi)  an  einigen  Stellen  in  angewachsene  Hautpartien  von  1—2  qcm  Größe  und  sammet- 
ähnlicher  Oberfläche  übergeht  und  ringsum  von  einem  nach  außen  und  oben  vorstehenden,  scharf- 
kantigen  Rand   mit  deutlichem   Nadelsaum   begrenzt  ist  (Taf.  XXVI,   Fig.    1    u.   2). 

Die  äußere  Körperoberfläche  wird  von  einem  etwas  unregelmäßigen  Hautgitter  gedeckt, 
in  welchem  sich  zahlreiche  kreisrunde,  regellos  verteilte  Löcher  von  2 — 3  mm  Durchmesser 
befinden,  jede  dieser  Oeffnungen  ist  umrandet  von  einer  über  die  Umgebung  etwas  hervor- 
ragenden, derben  Ringkante  und  stellt  den  Ausgang  einer  mörserähnlichen  Vertiefung  von 
5 — 10  mm  dar,  in  welcher,  ebenso  wie  bei  H.  sieboldi,  in  der  Regel  eine  kommensale  Aktinie 
anzutreffen  ist. 

Die  das  Innere  des  Schwammkörpers  durchziehenden  Lakunen  und  größeren  Ausführungs- 
sänee  nehmen  in  der  Nähe  des  soliden  Achsenstranges  an  Weite  zu. 

Das  zweite,  offenbar  noch  recht  jugendliche  Stück  des  gleichen  Fundortes  hat  Citronen- 
form  und  zeigt  trotz  mancher  sonstigen  Verletzungen  einen  ziemlich  gut  erhaltenen  Basalnadel- 
schopf.  Die  Länge  dieses  Schwammkörpers  beträgt  32  mm,  seine  größte,  etwas  oberhalb  der 
Mitte  befindliche  Breite  23  mm.  An  dem  quer  abgestutzten  Oberende  befindet  sich  das  ca.  7  mm 
breite,  wahrscheinlich  kreisrunde  Oskularfeld,  dessen  scharfkantiger  Rand  nur  unvollständig  erhalten 
ist.  Ob  eine  Siebmembran  vorhanden  war,  läßt  sich  nicht  mehr  entscheiden.  Die  Außenfläche 
wird  von  einem  ziemlich  engmaschigen,  quadratischen  Hautgitter  gedeckt,  in  welchem  sich  hie 
und  da  kreisrunde  Vertiefungen  von  ca.  2  mm  Durchmesser  erkennen  lassen,  welche  wahrscheinlich 
kommensalen  Polypen  zur  Wohnung  dienten  (Taf.  XXVI,  Fig.   1). 

Mit  dem  zuerst  beschriebenen  größeren  Exemplare  stimmt  auch  ein  bei  der  Insel  Nias 
gefundenes,  faustgroßes,  des  unteren  Endes  beraubtes  Stück  in  Form  und  Bau,  sowie  im  Besitz 
der  kommensalen  Polypen  überein. 

Da  die  Spikulation  bei  allen  3  Exemplaren  keine  wesentlichen  Unterschiede  zeigt,  kann 
ich  sie  hier  zusammenfassend  behandeln  und  beginne  mit  der  Besprechnng  der  parenchymalen 
Megasklere.  Unter  diesen  fallen  durch  ihre  Größe  die  vorwiegend  unter  der  Hautschicht  vor- 
kommenden, ziemlich  dicken  (50 — 200  \l  und  darüber)  und  langen  (2 — 8  mm),  glatten,  spindel- 
förmigen Oxydi aktine  auf,  welche  zwar  einen  deutlichen  Achsenkanal,  aber  gewöhnlich  kein 
deutliches  Achsenkanalkreuz  erkennen  lassen.  Sie  sind  nur  selten  ganz  gerade,  gewöhnlich  leicht 
gebogen  oder  schwach  gekniet.  Die  Endspitzen  sind  meistens  nicht  ganz  spitz,  sondern  schwach 
abgerundet.  Selten  nur  kommen  Uebergänge  zu  den  weit  kleineren  Oxydiaktinen  gewöhnlicher 
Art  vor.  Da  diese  Balken,  welche  nicht  nur  hier  und  bei  dem  nahe  verwandten  Hyalonema 
sieboldi,  sondern  auch  bei  vielen  anderen  Hya/onema-Arten  zwar  in  recht  verschiedener  Anzahl 
und  Größe,  aber  doch  im  allgemeinen  von  gleichem  Charakter  und  meistens  auch  bei  derselben 
Species  konstant  als  eine  besonders  große  und  auffällige  Nadelform  auftreten  und  sich  gewöhnlich 
mehr  oder  minder  deutlich  von  allen  übrigen  unterscheiden,  so  scheint  es  mir  passend,  dafür 
einen  besonderen  internationalen  Namen  einzuführen.  Ich  werde  sie  daher  künftig  „Tignul" 
(von  dem  lateinischen  tignum  —  der  Balken)  nennen. 

Deutsche  Tiefsee-Expedition  1898 — 1899.     Bil.  IV.  {) 


66 


Franz  Eii.hard  Schulze:  Hexactinelliden. 


Weit  kürzer  und  schmächtiger  als  diese  Tignule  sind  die  überall  zahlreich  vorhandenen 
gewöhnlichen  oxydiaktinen  Parenchymalia,  welche  bald  gerade,  bald  gebogen,  gewöhnlich 
ganz  glatt,  seltener  mit  abgesetzter,  centraler  Anschwellung  versehen  sind  und  sich  größtenteils 
zu  mehr  oder  minder  langen,  bald  einfachen,  bald  verzweigten  oder  netzartig  verbundenen 
Strängen  aneinander  legen,  aber  auch  ganz  isoliert  vorkommen. 

In»' der  Nähe  der  Körperachse  und  besonders  des  Achsenstranges  resp.  des  Centralconus 
sind  die  Enden  der  megaskleren  diaktinen  Parenchymalia  häufig  abgerundet  oder  selbst  mehr 
oder  weniger  stark  kolbig  verdickt  (Taf.  XXVI,  Fig.  21   u.  22). 

Recht  beachtenswert  erscheint  mir  der  Umstand,  daß  hier  auch  bei  einzelnen  megaskleren 
parenchymalen  Oxydiaktinen  von  1 — 2  mm  und  mehr  Länge  an  beiden  Enden  die  nämlichen 
Widerhaken  in  mehr  oder  minder  kräftiger  Ausbildung  zu  finden  sind,  welche  sonst  nur  bei  den 
von  mir  als  Ambuncinate  bezeichneten  und  für  die  Hyalonema  siebo/t/i-Gruppe  charakteristischen 
dünnen,  mikroskleren,  intermediären  Oxydiaktinen  von  ca.  200 — 300  \>.  Länge  zu  finden  sind 
(Taf.  XXVI,  Fig.   18). 

Auf  das  Vorkommen  dieser  makroskleren  Ambuncinate  ist  hier  um  so  mehr  Gewicht  zu 
legen,  als  derartige  Megasklere  bei  dem  sonst  so  nahestehenden  H.  sieboldi  fehlen. 

Parenchymale  Makro-Oxyhexaktine  mit  glatten  geraden  Strahlen  finden  sich  in 
recht  verschiedener  Größe.  Von  gleichem  Charakter  sind  die  ebenfalls  sehr  verschieden  großen 
hypodermalen,  hypogastralen  und  (wenn  auch  seltenen)  hypokanalaren  Oxy- 
pentaktine. 

Intermediäre  mikrosklere  parenchymale  Oxyhexaktine  fehlen  hier  ebenso  wie  bei  H.  sieboldi 
gänzlich.  Dafür  sind  jedoch,  ebenso  wie  dort,  schlanke  Am buncinate  im  ganzen  Parenchym 
reichlich  vorhanden.  Freilich  erscheinen  diese  letzteren  meistens  so  lang  und  kräftig,  daß  man 
sie  kaum  als  Mikrosklere  wird  gelten  lassen  wollen.  Sie  messen  etwa  1000  \x  und  mehr  und 
gehen  in  die  schon  erwähnten  starken ,  megaskleren ,  parenchymalen  Ambuncinate  über.  Nur 
bei  dem  ganz  jungen  Exemplare  finden  sich  kleinere  zarte  Ambuncinate  von  200 — 500  p.  Länge 
mit  abgesetzter  centraler  Verdickung  oder  2  vorstehenden  Buckeln.  Letztere  können  auch  zu 
rudimentären  oder  zuweilen  selbst  typischen  Strahlen  mit  Widerhäkchen  auswachsen,  so  daß 
alsdann  3-  oder  4-strahlige  (stauraktine)  Uncinate  vorliegen. 

Die  ca.  300  \k  langen,  kräftigen  Makr  amph  i  d  i  ske,  welche  nur  in  der  Dermal- 
haut und  in  der  Siebmembran  unregelmäßig  zerstreut  vorkommen,  gleichen  denjenigen  von 
//.  sieboldi. 

Ihre  8-zähnigen,  im  ganzen  halbkugeligen,  aber  am  Ende  oft  ganz  leicht  quer  abgestutzten 
Schirme  sind  durchschnittlich  130  |j.  breit  und  80  [j.  lang.  Die  schaufeiförmigen  Zähne  enden 
mit  einem  breiten,  am  Ende  zwar  abgerundeten,  aber  mehr  gotischen  Bogenrande  (Taf.  XXVI, 
Fig.  5).  Der  nur  an  den  Enden  sich  verbreiternde,  im  übrigen  cylindrische,  über  20  [jt.  dicke 
Achsenstall  trägt  wie  bei  //.  sieboldi  unregelmäßig  zerstreute,  rundliche  Buckel,  von  welchen  jedoch 
gewöhnlich  8  im  Centrum  zu  einem  Wirtel  geordnet  erscheinen.  Diese  Buckel  stellen  sieh  bei 
den  in  der  Ausbildung  begriffenen  Makramphidisken  als  flache,  spitze  Erhöhungen  oder  Zacken 
dar  (Taf.  XXVI,  Fig.  6). 

Mesamphidiske  habe  ich  bei  allen  3  Stücken  trotz  lange  fortgesetzten  Suchens 
nicht  finden  können    und  sehe  in   dem   gänzlichen  Fehlen  derselben    den   Hauptunterschied  dieser 


Erster  Teil.     Systematik.  fo-, 

Species  Hyalonema  proximum  von  der  nahestehenden  //  sieboldi,  welche  in  der  Kanalarwandung 
hier  und  da  vereinzelte  oder  zu  Nestern  vereinigte  große  Mesamphidiske  mit  langen,  co-strahligen, 
glockenförmigen  Schirmen  und  stacheligem  Achsenstabe  besitzt.  Dagegen  sind  hier  wie  bei 
allen  Hyalonema-hrten  Mikramphidiske  von  15 — 30  jj.  Länge  mit  halbkugeligen,  8 — 1 2-strahligen 
Glocken  und  mäßig  dünnem,  in  der  Mitte  gewöhnlich  etwas  verdicktem  Achsenstabe  in  allen 
Grenzhäuten,  besonders  aber  in  der  Dermalmembran  häufig,  jedoch  in  unregelmäßiger  Verteilung, 
zu   finden. 

Die  in  ziemlich  regelmäßiger  Anordnung  überall  reichlich  vorhandenen  dermalen,  gastralen 
und  kanalaren  Fentaktinpinule  gleichen  den  entsprechenden  Nadeln  von  II.  sieboldi,  nur  finde 
ich  die  Dermal-  und  Gast  ral  p  i  nul  e  hier  durchgängig  etwas  kürzer  als  dort.  Der  ganz 
allmählich  spitz  auslaufende,  schlanke,  mit  kurzen  und  wenig  abstehenden  Seitenstacheln  besetzte 
Radialstrahl  der  Dermalpinule  hat  durchschnittlich  nur  eine  Länge  von  300  ;j.,  während  er  bei 
//.  sieboldi  meist  400  \l  und  darüber  mißt.  Die  am  Ende  zugeschärften  kräftigen  Basalstrahlen 
von  ca.  35  jjl  Länge  sind  spärlich  mit  kurzen,  spitzen  Höckern  oder  Dornen  besetzt.  Aehnlich 
sind   die  Pentaktinpinule  der  Siebmembran  beschaffen  (Laf.  XXVI,  Fig.  3   u.    10). 

Dagegen  erscheinen  die  meist  nur  spärlich  vorhandenen  kanalaren  Pentaktinpinule  viel 
schmächtiger,  kürzer  (nur  ca.  100 — 200  \i.  lang)  und  mit  dünnen,  stärker  bestachelten  Basal- 
strahlen von  60 — 80  (jl  Länge  versehen  (Taf.  XXVI,  Fig.   1 1). 

Als  Fundort  der  beiden  zuerst  beschriebenen  Exemplare,  nämlich  des  wahrscheinlich  aus- 
gewachsenen faustgroßen  und  des  etwa  taubeneigroßen  jungen  Stückes  ist  genannt  die  Station  185 
bei  den  Pageh-Inseln  —  3"  41,3'  S.  Br.,  ioo°  59,5'  O.  L.  -  -  mit  614  m  Bodentiefe  und  blauem 
Thongrunde.  Das  andere  Stück  von  Faustgröße  ist  gefunden  an  der  Station  198  bei  der  Insel 
Nias  —  o°   16,5'  N.  Br.,  980  7,5'  O.  L.  —  in  677  m  Liefe. 

Hyalonema  thotnsonis  W.  Marshall. 

Taf.  XXVII. 

1875  Hyalonema    thomsonis    W.    Marshall    in:    Zeitschr.    wiss.    Zool.,    Suppl.-Bd.  XXV,    S.   225    u.  ff.,   Taf.    XVII, 

Fig.  84  u.  85. 
1887    Hyalonema    thomsonis  W.    Marsh.   F.   E.   Schulze    in:    Chall.   Rep.,    Hexact,    Vol.  XXI,    p.    211,    PI.   XXXIV. 

Ein  9  cm  langes  Bruchstück  von  der  Seitenwand  eines  ausgebaucht-konischen ,  oben 
etwas  kelchartig  vertieften,  weichen,  lockeren  Schwammkörpers  ist  nordwestlich  von  den  Hebriden 
an  der  Station  10  in  1326  m  Liefe,  also  ganz  nahe  bei  der  Gegend  gefunden,  aus  welcher  auch 
das  von  mir  im  Chall.-Rep.,  PI.  XXXIV,  Fig.  1  abgebildete  Hyalonema  thomsonis  W.  Marshall 
stammt.  Da  dieses  Fragment  nicht  nur  in  der  Form,  sondern  auch  in  der  Oberflächen- 
beschaffenheit, dem  ganzen  inneren  Bau  und  besonders  in  der  Spikulation  mit  den  bisher  be- 
schriebenen Stücken  in  allen  wesentlichen  Punkten  übereinstimmt,  so  ist  an  der  Zugehörigkeit 
unseres  Exemplares  zu  derselben  Species  nicht  zu  zweifeln,  obwohl  wichtige  Leile,  wie  der  Conus 
centralis  und  der  Basalschopf,  hier  nicht  erhalten  sind.  Immerhin  wird  es  zweckmäßig  sein,  die 
an  diesem  Bruchstück  gewonnenen  Untersuchungsresultate  ausführlich  mitzuteilen. 

Das  ziemlich  dichte  und  gleichmäßige  Netz  der  Dermalmembran  ist  oben  durch  eine 
scharfe  Marginalkante  von  der  ganz  dichten  und  dem  bloßen  Auge  kaum  als  Netz  erscheinenden 

9" 


£.q  i  i    ■  ■   i  ii  i!  n.  ' ,.  in  i  n     1 1. -v.ii  ttoelUden 

l  i.i  .1 1 alhaul  abgegrenzt,  Einige  größere,  glatl  begrenzte,  rundliche  Oeffnungen  der  letzteren 
nehmen  centralwärLs  an  Weite  zu.  Wegen  des  ziemlich  steilen  Abfalles  der  Gastralfläche  von  der 
Vlarginalkante  nach  innen  erschein!  lie  Randpartie  des  Körpers  stark  verdünnl  und  zugeschärft, 
Eine  geringe  Aufbiegung  an  dem  zerrissenen  Innenrande  deutel  auf  den  wahrscheinlich  nur 
abgerissenen  Conus  centralis  hin.  Aul  dei  radiären  Längsschnittfläche  zeigl  die  Körperwand 
reichlich  Kanäle  und  Lakunen,  welche  einwärts  an  Weite  zunehmen  und  hauptsächlich  den 
größeren  Ableitungswegen  entsprechen  (Taf.  XXVII,  Fig.   i). 

I  >ie  Hu  gaskleren   Parenchymalia  bestehen  vorwiegend  .ms  den  überall  zahlreich  vorhandenen 

und    sich    häufig  zu  Sträng ml   Netzen  aggregierenden,    meisl  schwach  gebogenen,  nur  selten 

in  gi  raden  '  >xydiaktinen,  wel<  he  eine  Länge  von  i  \  nun  und  darüber  und  dabei  eine  Stärke 
von  circa  ,;  u  erreichen.  Sehi  gewöhnlich  finde!  sich  in  der  Nähe  ihrer  Mitte  eine  mehr  oder 
minder   deutlich    abgesetzte,    ringförmige   oder   in     >,    resp.    |   gekreuzte,   abgesetzte  Höcker   sich 

erhebende   Verdickung    I    in    dieser   das   zugehörige  Achsenkanalkreuz.     Außerdem   sind    par 

enchymale  megasklere  Oxyhexaktine  von  0,5  1  mm  Durchmesser,  aber  mil  ofl  rechl 
ungleich  langen,  8  io  ;>  dicken  und  gleichmäßig  bis  zum  spitzen  Distalende  an  Stärke  ab 
nehmenden,  glatten,  geraden  Strahlen  in  wechselnder  Häufigkeil  vorhanden.  Einen  ähnlichen 
(  haraktei  wie  dii  ie  parenchymalen  Oxyhexaktine  haben  die  hypodermalen  und  hypo 
gastralen  Oxypentaktine,  bleiben  jedoch  an  Größe  und  Stärke  meisl  hinter  jenen  zurück, 
mil  Ausnahme  ihres  Radialstrahles,  welcher  gelegentlich,  aber  keineswegs  immer  die  anderen 
(paratangentialen)  Strahlen  an   Länge  übertrifft. 

Von  den  starken  diaktinen  „I  ignulen",  welche  bei  manchen  anderen  Ffya/onema-Arten 
im   Parenchym   reichlich  zu  linden  sind,  habe  ich  hiei    nichts  gesehen. 

Als  intermediäre  parenchymale  Mikrosklere  erscheinen  zahlreiche  Mikroxyhexaktine,  deren 
ziemlich  schlanke,  gerade,  rauhe  Strahlen  vom  Ursprung  bis  zum  spitzen  Distalende  gleichmäßig 
.in  Stärke  abnehmen  und  durchschnittlich  eine  Länge  von  80  \x  (60  ioo)  erreichen 
'  l.il.  XXVII,  Fig.  7). 

Besondere  Beachtung  verdienen  die  für  die  Charakteristik  der  Ari  wichtigen  Makr- 
amphidiske,  welche  in  ziemlich  unregelmäßiger  Verteilung  im  Parenchym  und  besonders  reichlich 
in  der  Wand  mancher  größeren  ableitenden  Kanäle  in  meisl  tangentialer  Lagerung  zu  linden 
sind  (Taf,  XXVII,  Fig,    i   u     ;      ,) 

Ihre  Länge  variier!  von  1  ;o  [80  [>.  Die  Endschirme,  welche  8,  7,  of)  aber  auch  nur 
6  Zähne  haben,  sind  o  60  [i.  breit,  dabei  auffällig  kurz  (40  \X  [>.)  und  Flach  gewölbt;  die 
Schirmzähne  sind  mir  mäßig  breil   und  ,un  freien  Ende  zugespitzt.     Der  6     8  [>.  dicke  Achsenstab 

1  1  gl    feimäßig    verteilte,   niedrige,   spitze  Dornen    oder  Stacheln,    welche  zuweilen   auch  ver 

ein/eli   höhei    und  hakenförmig  gebogen  sein  können. 

Auffällig   häufig  begegne!   man  hier  abnormen  Bildungen  von  [Vlakramphidisken,  bei  welchen 

.in  11 1  odei    beiden   Endschirmen  mehrere  odei   einzelne  Schirmzähne    verkümmert  oder    nichl 

cntwickell  sind,  und  statl  deren  dann  weiter  einwärts  am  Achsenstabe  starke,  gebogene  Haken 
auftreten  (Taf,  XXVII,  Fig.  |  u.  5);  gleichsam  als  wären  die  betreffenden  fehlenden  Schirmzähne 
.im   Achsenstabe  mehi   odei    minder  weil   hinabgerückt. 

Die  VI  1  samphidiske,  welche  nichl  sehen  in  der  Auskleidung  der  größeren  Ableitungs 
kanäle     u   linden  sind,  haben  im  ganzen   Eiform  und  variieren  in  der  Größe  von  |.o     80  ji  Länge 


Erster  Teil.     Systematik.  (5o 

und  20  36  |*  Breite.  Die  Länge  ihrer  i<>  [  3-strahligen,  tief  glockenförmigen  Schirme  beträgl 
stets  mehr  als  l/s  der  Nadellänge,  ihre  /filme  sind  schmal  und  am  Hndc  zugespitzt.  Der  mäßig 
starke  Achsenstal»  ist  höckerig  und  besonders  in  dem  Mittelteile  mit  kurzen  Stacheln  besetzt 
(Taf.  XXVII,  Fig.  8). 

Die  vorwiegend  in  den  Grenzhäuten  häufigen,  aber  auch  hie  und  da  im  Parenchym  zu 
findenden  Mikramphidiske  von  20  —40  [*.  Länge  haben  Schirme  von  meist  halbkugeliger  Form 
mit    10 — 20  schmalen  Zähnen   (Taf.  XXVI I,   Fig.  9 — in. 

I  )ie  recht  dicht  stehenden  dermalen  Pentaktinpinule  haben  durchschnittlich  eine 
Länge  von  150  ja.  Der  schlanke  Radialstrahl  ist  spärlich  besetzt  mit  mäßig  kurzen,  schwach 
emporgekrümmten  Stacheln,  welche  ca.  20  ]x  oberhalb  des  Basalkreuzes  klein  beginnen,  etwa  in 
der  Mitte  des  Strahles  am  längsten  sind  (bis  12  \l  lang)  und  gegen  die  schlanke,  glatte  Distal- 
endspitze  von  10 — 20  \x.  Länge  allmählich  abnehmen.  Die  30 — 40  jj.  langen  Strahlen  des  Basal- 
kreuzes sind  nur  in  dem  proximalen  Teile  glatt;  gegen  das  spitze  Distalende  zu  werden  sie 
dagegen   rauh   oder  selbst  etwas  kurzstachelig  (Taf.  XXVII,  Fig.  6). 

Gleiche  Form  und  Größe  zeigen  die  ebenfalls  dicht  gestellten  gastralen  Pentaktinpinule; 
während  die  in  allen  größeren  Abflußkanälen  (wenngleich  in  spärlicher  Verteilung)  zu  findenden 
kanalaren  Pentaktinpinule  zwar  im  allgemeinen  auch  den  dermalen  gleichen,  aber  etwas  kürzer 
und  schlanker  sind.  Nach  den  engeren  Ableitungskanälen  zu  werden  sie  allmählich  durch 
Reduktion  der  Seitenstacheln  des  Pinulstrahles  immer  schlanker,  bis  der  letztere  endlich  nur  noch 
ganz  kurze  Dornen  oder  Rauhigkeiten  aufweist.  Dabei  tritt  dann  gleichzeitig  der  innere  (sechste) 
Radialstrahl  mehr  und  mehr  hervor,  so  daß  man  schließlich  die  Innenfläche  mancher  engen 
Gänge  nur  noch  mit  ähnlichen  rauhen  Oxyhexaktinen  besetzt  findet,  wie  sie  als  parenchymale 
Intermedia  oben  beschrieben  wurden. 

Ganz  ähnlichen  Charakter  wie  die  Dermalpinule  zeigen  auch  die  ca.  1  mm  langen,  schlanken 
oxydiaktinen  Marginalia,  deren  frei  vorragender,  meistens  über  500  jj.  langer  Strahl  von  dem 
ca.  40  ia  langen,  glatten  Basalteile  an  bis  zu  der  schlanken  glatten  Endspitze  hin  mit  schräg 
aufwärts  gerichteten  kurzen  Stacheln  mäßig  spärlich  besetzt  ist,  während  der  in  der  Regel  kürzere 
innere  Strahl  glatt  bleibt.  Nahe  der  Mitte  ragen  4  im  Kreuz  gestellte  abgerundete  Buckel  von 
ca.  4  jj.  Höhe  vor  und  zeigen  deutliche  Achsenkanäle  (Taf.  XXVII,  Fig.   1 2). 

Gefunden  ist  das  einzige  von  der  deutschen  Tiefsee-Expedition  erbeutete  defekte  Exemplar 
des  Hyalonema  thomsonis  W.  Marshall  an    der  Station    10,   nordwestlich  von    den  Hebriden  - 
590  37,3'  N.  Br.,  8°  49,8'  W.  L.  -      südlich    vom  Thomson-Rücken,   in    1326  m  Tiefe  auf  einem 
Grunde  von  Globigerinenschlamm. 

hyalonema  calix  F.  E.  Sch.  n.  sp. 

Taf.  XXVIII. 
Von  der  jetzt  zu  beschreibenden  Art  liegt  nur  der  obere  Teil  eines  kinderfaustgroßen, 
dickwandigen  Kelches  vor,  dessen  Unterende  nebst  einem  Teile  der  Seitenwand  abgerissen  ist. 
Während  die  flachgewölbte  äußere  Körperoberfläche  ziemlich  gleichmäßig  glatt,  sehr  fein  netz- 
förmig oder  schwach  höckerig  aussieht,  ist  die  Innenfläche  der  hier  und  da  ausgebauchten  gastralen 
Trichterhöhle  von  einer  derben  Gastralhaut  bekleidet,  welche  an  dem  ziemlich  stark  vorgebauchten 
oberen  Randteile,  sowie  an  einzelnen  tieferen  Partien  derb,  dicht  und  glatt  erscheint,  an  anderen 


7o 


Franz  Eilhard  Schulze:  Hexactinelliden. 


zwischenliegenden  Regionen  sich  jedoch  hie  und  da  in  Gestalt  einer  großmaschigen  Siebplatte 
von  der  Unterlage  abgehoben  hat  und  größere  Ausflußlakunen  überdeckt.  Ein  niedriger,  aber 
scharf  abgesetzter  Randsaum  zieht  sich  am  oberen  äußeren  Kelchrande  in  welliger  Linie  auf  der 
Grenze  der  vorgewölbten  oberen  Gastralfläche  und  der  ziemlich  senkrecht  abfallenden  Außen- 
fläche hin  (Taf.  XXVIII,  Fig.   i). 

Ob  und  wie  weit  sich  ein  Centralconus  in  die  Gastralhöhle  erhob,  läßt  sich  nicht  erkennen, 
da  derselbe  ganz  ausgerissen  ist. 

Von  parenchymalen  Megaskleren  treten  hier  neben  den  allen  Hyalonemen  zukommenden 
glatten,  geraden  oder  schwach  gebogenen  Oxvdiaktinen  auch  zahlreiche  glatte  Oxyh  exakt  ine 
von   mäßiger  Größe  (200 — 600  \>)  auf. 

Die  Oxydiaktine,  welche,  isoliert  oder  zu  Strängen  aneinander  gelagert,  hie  und  da  selbst 
Netze  und  Gerüste  bilden,  sind  0,5 — 2  mm  und  darüber  lang  und  nur  selten  über  20  \x.  dick. 
Sie  verschmälern  sich  beiderseits  bis  an  die  spitzen  Enden  ganz  allmählich  und  zeigen  gewöhnlich 
in  der  Mitte  eine  mehr  oder  minder  scharf  abgesetzte  spindelförmige  Verdickung,  resp.  2  oder 
4   Buckel  mit  entsprechendem  Achsenkanalkreuz. 

Die  geraden  glatten  Strahlen  der  meistens  rechtwinklig  zu  den  benachbarten  Grenzflächen 
orientierten  megaskleren  Oxyhexaktine  haben  etwa  dieselbe  Form  und  Stärke  wie  die  Strahlen 
der  diaktinen  Amphioxe,  sind  aber  durchschnittlich  erheblich  kürzer  als  jene.  Ihr  Distalende  ist 
häufig  konisch  zugespitzt.  Gleichen  Charakter  in  Gestalt  und  Länge  zeigen  die  Strahlen  der 
recht  verschieden  großen  hypodermalen  und  hypogastralen  Oxypentaktine,  deren  Radialstrahl  sich 
in  der  Länge  von  den  4  paratangentialen  Strahlen  gewöhnlich  nicht  wesentlich  unterscheidet. 
Auch  bei  den  größeren  Ableitungskanälen  und  -Lakunen  kommen  hypokanalare  Oxypentak- 
tine gleicher  Größe  und  Bildung  vor,  während  sie  den  kleineren  Ableitungskanälen  und  den 
Zuleitungshohlräumen  fehlen. 

Ueber  die  Basalia  und  Akanthophore  kann  ich  nichts  mitteilen,  da  ja  der  ganze  Basalteil 
und  der  Schopf  an  dem  einzigen  vorliegenden  Stücke  fehlt. 

Als  mikrosklere  Parenchymalia  kommen  in  wechselnder  Menge,  doch  nirgends 
häufig  schlanke  Mikroxyhexaktine  mit  geraden,  schwach  rauhen,  allmählich  spitz  auslaufenden 
Strahlen  von  40 — 60  \t.  Länge  vor. 

Die  Mak  ramphidiske,  welche  sich  nicht  in  der  Dermal-  oder  Gastralmembran, 
sondern  stets  unterhalb  derselben  im  Parenchym  zerstreut  finden,  variieren  in  der  Länge  von 
150 — 200  [j..  Sie  haben  ungefähr  halbkugelige  Schirme  von  ca.  40  \t.  Länge  und  ca.  60  \>. 
Oeffnungsbreite. 

Die  Zahl  ihrer  schaufeiförmigen  Schirmzähne  variiert  zwischen  6 — 8;  sehr  selten  kommen 
4  im  Kreuz  gestellte  Schirmzähne  vor.  Bei  kleineren  Makramphidisken  wiegt  die  Zahl  6,  bei  den 
größeren  7  und  H  vor.  Der  cylindrische  Achsenstab  ist  ca.  8  \>.  dick,  hat  in  der  Mitte  einen 
Wirte!  von  4  oder  8  knopfförmig  abgerundeten  Buckeln,  welche  auf  breiter  konischer  Basis 
sitzen,  und  zeigt  außerdem  noch  mehrere  auf  seiner  übrigen  Oberfläche  unregelmäßig  zerstreute 
Buckel  ähnlicher  Form  (Taf.  XXVIII,  Fig.  7  u.  8). 

Die  ebenfalls  im  Parenchym  unregelmäßig  zerstreuten,  doch  besonders  unterhalb  der 
( 1  astral-    und    Kanalarmembran    häufigen   recht    variablen  Mesamphi  diske   haben    eine  Länge 


Erster  Teil.     Systematik.  ~  . 

von  50 — [2o;j.  und  eine  Breite  von  20 — 60  \x.  Da  ihre  ziemlich  tief  glockenförmig  gestalteten 
Schirme  sich,  wenn  auch  nicht  erreichen,  so  doch  bedeutend  nähern  und  die  konvexen  End- 
flächen etwas  abgestutzt  sind,  so  erinnert  ihre  Gestalt  an  die  Tonnenform;  was  übrigens  bei  den 
größeren  Mesamphidisken  deutlicher  hervortritt  als  bei  den  mehr  gleichmäßig  gewölbten  kleineren. 

Die  Anzahl  der  Glockenzähne,  welche  gewöhnlich  schmal,  bei  größeren  Nadeln  etwas 
breiter  und  platt-spatenförmig  mit  abgerundetem  oder  leicht  zugespitztem  freien  Ende  sind, 
wechselt  erheblich.  Selten  sind  es  9  oder  10,  gewöhnlich  11,  12  oder  13,  am  häufigsten  die 
letztere  Zahl.  Ihre  Länge  beträgt  angefähr  3/8  derjenigen  der  ganzen  Nadel,  so  daß  zwischen 
den  sich  gegenüberstehenden  freien  Strahlenden  der  beiden  Glocken  nur  ungefähr  ein  Abstand 
von  2/s  der  Nadellänge  bleibt. 

Der  mäßig  starke,  cylindrische  Achsenstab  zeigt  meist  in  der  Mitte  einen  Wirtel  spitzer 
Buckel  und  ist  im  übrigen  auch  noch  ziemlich  dicht  mit  kleineren  spitzen,  quer  abstehenden 
Stacheln  besetzt  (Taf.  XXVIII,  Flg.  9  u.   10). 

Bei  manchen  ableitenden  Kanälen  ist  die  Grenzhaut  mit  zahlreichen  kleineren  Mesamphi- 
disken durchsetzt,  welche  aber  nicht  senkrecht  zur  Fläche  stehen,  sondern  dieser  unter  beliebigem 
Winkel  schief  oder  tangential  eingelagert  sind  (Taf.  XXVIII,  Fig.  2). 

Mikramphidiske  gewöhnlicher  Form  und  Größe  (von  40 — 70  \>.),  mit  halbkugeligen,  viel- 
strahligen  Glocken  und  mäßig  schlankem,  in  der  Mitte  etwas  verdicktem  Achsenstabe,  finden  sich 
sowohl  in  den  Grenzhäuten  als  auch  im   Parenchym  unregelmäßig  zerstreut. 

Auf  der  äußeren  Haut  und  auf  der  inneren  gastralen  Fläche  stehen  in  ziemlich  gleich- 
mäßiger und  dichter  Anordnung  buschige  Pentaktinpinule  von  ca.  2 00  [j.  durchschnitt- 
licher Länge. 

Der  kräftige  Radialstrahl,  welcher  an  der  Basis  ungefähr  8  [x  dick  ist,  verbreitert  sich 
aufwärts  beträchtlich  und  ist  nur  im  untersten  Abschnitt  ganz  glatt.  Schon  in  einer  Höhe  von 
10 — \2  ^  über  dem  Achsenkreuz  beginnen  einzelne  kurze  Dornen,  welche,  allmählich  an  Länge 
und  Stärke  zunehmend,  sich  emporbiegen  und  schließlich  in  starke,  schräg  aufwärts  gerichtete 
Stacheln  übergehen.  So  entsteht  ein  ca.  40  \x  breiter,  buschiger  Kolben,  welcher  am  Ende  mit 
einem  kräftigen  Terminalconus  abschließt  (Taf.  XXVIII,  Fig.  3).  Der  letztere  zeigt  gewöhnlich 
in  der  Mitte  seines  frei  vorragenden  Teiles  eine  plötzliche  Verschmälerung,  so  daß  sich  wenigstens 
bei  den  kräftigeren  Nadeln  dieser  Art  meistens  eine  schmächtigere  Endspitze  von  dem  breiteren, 
mit  4  longitudinalen  Leisten  versehenen  Basalteile  absetzt.  Bei  den  schmächtigeren  Pinulen 
erscheint  der  Terminalconus  schlanker  und  gleichmäßiger  zugespitzt.  Die  4  ziemlich  starken 
(ca.  6  jjl  dicken)  Strahlen  des  Basalkreuzes  sind  in  ihrem  Proximalteile  nahezu  cylindrisch  und 
erst  nahe  dem  Distalende  mehr  oder  minder  stumpf  zugespitzt.  Sie  erscheinen  meist  in  ganzer 
Länge  spärlich   mit   kurzen,  feinen  Stacheln  besetzt. 

In  den  Aussackungen  der  Gastralhöhle  werden  die  Pentaktinpinule  schmächtiger  und  noch 
mehr  in  den  größeren  Ableitungskanälen,  wo  sie  spärlich  zu  sein  pflegen.  Bemerkenswert  ist, 
daß  bei  der  Reduktion  des  buschigen  Radialstrahles  die  4  tangentialen  Basalstrahlen  gewöhnlich 
an  Länge  zunehmen. 

Gefunden  ist  das  einzige  vorliegende  Exemplar  von  Hyalonema  calix  an  der  Station  207, 
20  Seemeilen  südwestlich  von  der  Surat-Passage  -  -  50  23,2'  N.  Br.,  940  48,1'  O.  L.  —  in  einer 
Tiefe  von    1024   m  auf  Globigerinenschlamm. 


<j2  Franz  Eilhard  Schulze:  Hexactinelliden. 

Hyalonetna  nicobaricum  F.  E.  Sch.  n.  sp. 

Taf.  XXIX. 

Im  Westeingange  des  Sombrereo-Kanales  ist  ein  stattlicher  1/ya/onema-K.örper  von  ziemlich 
schlanker  Kegelform  gefunden,  dessen  Länge,  abgesehen  von  dem  (samt  dem  Basalnadelschopfe) 
abgerissenen  zugespitzten  Unterende,  ca.  160  mm  beträgt,  während  die  nahezu  kreisförmige, 
schwach  trichterförmig  vertiefte,  quere  obere  Endfläche  einen  Durchmesser  von  ca.  90  mm  hat. 
Die  von  einem  feinbalkigen  quadratischen  Hautgitternetze  überdeckte  äußere  Kegelmantelfläche 
läßt  zahlreiche,  oft  in  Längsreihen  geordnete,  2 — 4  mm  große,  rundliche  Eingangsöffnungen  des 
zuleitenden  Lakunensystemes  und  die  vorwiegend  längsgestellten  Trennungsplatten  zwischen  diesi  n 
Reihen  erkennen,  während  an  der  durch  einen  deutlichen  Marginalsaum  scharf  abgesetzten  oberen 
Gastralfläche  eine  dichtere,  sammetähnliche  Haut  von  größeren  (4 — 10  mm  weiten),  scharfrandigen, 
rundlichen  Ausgangsöffnungen  der  subgastralen  Lakunen  in  der  Weise  durchbrochen  wird,  daß 
die  größeren  Löcher  sich  mehr  in  der  Nähe  des  Centrums,  die  kleineren  nahe  dem  Rande  finden 
(Taf.  XXIX,  Fig.   1). 

Das  ziemlich  weiche,  elastische  innere  Körperparenchym  besteht  aus  einem  System  von 
2 — 4  mm  dicken  Platten,  welche  relativ  weite  Lakunenräume  umschließen  und  im  ganzen  Grenz- 
wände zwischen  dem  zu-  und  ableitenden  Kanalsystem  darstellen. 

Die  hier  und  da  unter  der  äußeren  Haut  zu  findenden  geraden,  schwach  gebogenen  oder 
leicht  geknieten  Tignule  erreichen  eine  Länge  von  6 — 8  mm  bei  einer  größten  Dicke  von  etwa 
160  jj.  Die  zahlreichen  glatten,  geraden  oder  schwach  gebogenen  parenchymalen  megaskleren 
Oxydiaktine  gewöhnlicher  Art,  welche  meistens  1  —  2  mm  lang  sind,  zeigen  häufig  4  centrale 
Buckel  oder  doch  eine  abgesetzte  schwache  Verdickung  in  der  Mitte.  Ihre  Dicke  beträgt  10  bis 
20  [j..  Aehnlichen  Charakter  zeigen  die  nicht  gerade  häufigen  makroskleren  parenchymalen 
Oxyhexaktine  verschiedener  Größe,  sowie  die  ungleich  großen  oxypentaktinen  Hypodermalia 
und   Hypogastralia. 

Die  intermediären  parenchymalen  Mikroxyhexaktine  haben  schmächtige,  gerade,  gleichmäßig 
spitz  auslaufende,  etwas  rauhe  Strahlen  von  100 — 120  jj.  Länge.  Sie  kommen  in  recht  ungleicher 
Verteilung,  jedoch  an  manchen  Orten  ziemlich  reichlich  vor  (Taf.  XXIX,  Fig.  4). 

Sowohl  in  der  Dermalhaut  als  auch  in  der  Gastralhaut  sind  reichlich  kräftige  Makram- 
phidiske  von  200 — 250  jj,  meist  240  jj.,  Länge  vorhanden,  deren  annähernd  halbkugelige  End- 
schirme durchschnittlich  60  \>.  breit  und  56  p.  lang  sind.  Die  schaufeiförmigen,  am  Ende  ziemlich 
breit  abgerundeten  Schirmzähne  finden  sich  in  der  Regel  in  der  7 -Zahl.  Der  cylindrische 
Achsenstab  hat  eine  Dicke  von  ca.  1 2  \>..  Von  den  rundlichen  Buckeln,  welche  in  ziemlich  un- 
regelmäßiger Verteilung  vorkommen,  bilden  einige  (meist  4  oder  8)  in  der  Gegend  der  Mitte 
einen  Wirtel  (Taf.  XXIX,  Fig.   12). 

Zwischen  diesen  Makramphidisken  finden  sich  nun  ziemlich  häufig,  aber  in  recht  wechselnder 
Zahl  die  für  diese  Species  besonders  charakteristischen  Mesamphidiske  von  50 — 80  jj.  Länge  und 
20 — 30  jj.  größter  Breite,  deren  glockenförmige  Endschirme  von  15 — 30  \x  Länge  fast  stets  nur 
8  schmale  schaufeiförmige,  schwach  divergierende  Zinken  mit  abgerundetem  Ende  tragen.  Der 
mit  spitzen  Höckern  mäßig  besetzte  Achsenstab  zeigt  in  der  Mitte  einen  Wirtel  von  etwas 
höheren   Stacheln   (Taf.  XXIX,  Fig  9  u.    10). 


Erster  Teil.     Systematik.  -,  -, 

Kleinere  und  schmächtigere  Mesamphidiske  ähnlicher  Art  mit  8-zähnigen,  aber  auch  (selten) 
solche  mit  16 — 12-zähnigen  glockenförmigen  Schirmen  finden  sich  vereinzelt  in  den  Kanalwänden 
(Taf.  XXIX,  Fig.  8). 

Von  den  bekannten  Mikramphidisken  mit  zahlreichen  Zähnchen  und  halbkugeligen  End- 
schirmen kommen  Vertreter  verschiedener  Größe  (16 — 30  jj.  lang)  in  allen  Grenzhäuten  ziemlich 
reichlich  vor. 

Die  dermalen  und  gastralen  Pentaktinpinule  haben  einen  200 — 300  jj.  langen  schlanken, 
mit  kurzen  emporgerichteten  Seitenstacheln  besetzten  Pinulstrahl,  dessen  glatter  Basalteil  4 — 6  jl 
dick  ist,  während  das  Distalende  in  eine  lange  glatte  Spitze  ausläuft.  Die  4  geraden,  am 
zugespitzten  Distalende  etwas  rauhen  Basalstrahlen  sind  ca.  30  jjl  lang  (Taf.  XXIX,  Fig.  3).  Auf 
der  Oberfläche  der  das  innere  Körperparenchym  bildenden  Platten  stehen  in  spärlicher  Verteilung 
kanalare  Pentaktinpinule,  welche  zwar  im  ganzen  den  gleichen  Charakter  haben  wie  die  eben 
beschriebenen,  aber  kürzer  (120 — 160  jjl),  schmächtiger  und  spärlicher  mit  Seitendornen  besetzt 
sind,  dagegen  etwas  längere  und  dünnere  Basalstrahlen  haben  (Taf.  XXIX,  Fig.  5). 

Fundort     dieses    einzigen     Exemplares    der    neuen    Species    ist    die    Station    211  70 

48,8'  N.  Br.,  930  7,6'  O.  L.  -  -  bei    den  Nikobaren   im  Westeingange   des  Sombrero-Kanals,    wo 
eine  Tiefe  von  805  m  gelotet  war. 

Hyalonema  somalicnm  F.  E.  Sch.  n.  sp. 

Taf.   XXX. 

Ein  im  allgemeinen  eiförmiger,  jedoch  oben  quer  abgestutzter  und  unten  verschmälerter, 
ziemlich  weicher  //yrt/cwe/«tf-Schw'ammkörper  von  80  mm  Tange  und  45  mm  größter  (etwas  ober- 
halb der  Mitte  gelegener)  Breite  ist  vor  der  ostafrikanischen  Somali-Küste  in  628  m  Tiefe  auf 
Foraminiferen-Schlammgrund  gefunden. 

Der  zugeschärfte  Rand  des  oberen  rundlichen,  etwa  3,5  mm  weiten  Oskularbezirkes  ist 
stark  lädiert  und  der  Basalnadelschopf  mit  einem  Teile  des  unteren  Körperendes  ganz  ausge- 
rissen. Im  übrigen  ist  der  Erhaltungszustand  ausreichend,  um  feststellen  zu  können,  daß  der 
Körper  außen  ganz  von  einer  dünnen,  feine  quadratische  Maschen  zeigenden  dermalen  Gitterhaut 
gleichmäßig  gedeckt  war,  und  daß  die  obere  trichterförmige  Gastraleinsenkung,  von  den  Aus- 
gangsöffnungen der  ableitenden  Kanäle  reichlich  durchbrochen,  einen  sam metähnlichen  Ober- 
flächencharakter zeigt.  Oli  in  die  Gastralvertiefung  ein  Centralconus  emporragte,  ist  nicht  zu 
entscheiden,  da  sich  gerade  hier  eine  offenbar  mit  dem  Ausreißen  des  Basalschopfes  in  Beziehung 
stehende  Tücke  findet.  Dicht  um  diese  centrale  Rißstelle  finden  sich  einige  größere  fast  finger- 
breite Ausgangsöffnungen  des  ableitenden  Kanalsystemes,  während  die  übrigen  rundlichen  Oeff- 
nungen  desselben  nach  der  Peripherie  der  Gastralfläche  allmählich  an  Größe  abnehmen.  Von 
dem  schwach  zugeschärften  Außenrande  selbst  ist  wenig  erhalten,  doch  scheint  er  scharfkantig 
gewesen  zu  sein  (Taf.  XXX,   Fig.   1). 

Unter  den  parenchymalen  Megaskleren  fallen  zunächst  durch  ihre  Größe  die  unter  der 
Dermal-  und  Gastralhaut  ziemlich  reichlich  vorkommenden  und  vorwiegend  in  meridionaler  Rich- 
tung   orientierten    kräftigen,   schwach  gebogenen  oder  geknieten  Tignule  auf,    welche  eine  Tange 

Deutsche  Tiefsee-Expedition  1898— 1899.     Bd.  IV.  Iu 


74  Franz  Eii.hard  Schulze:  Hexactinelliden. 

von  mehreren  (bis   10)  Millimetern  und  im  Mittelteil  eine  Dicke  von    10  [j.  und  darüber  erreichen 
(Taf.  XXX,  Fig.   16). 

Zwischen  den  zahlreich  vorhandenen,  meist  schwach  gebogenen,  glatten,  ]/2  -  -  -  mm 
langen,  megaskleren  Oxydiaktinen  mit  oder  ohne  abgesetzter  centraler  Verdickung  resp. 
Buckeln  kommen  nicht  besonders  häufig  verschieden  große  Oxyh  ex  aktine  vor.  Gleichen 
Charakter  wie  die  letzteren  haben  die  verschieden  großen  hypodermalen,  hypogastralen  und 
hypokanalaren  Oxypentaktine. 

Die  intermediären  Mikrohexaktine  des  Parenchyms  haben  gerade,  schwach  rauhe  oder 
nahezu  glatte  Strahlen  von  ca.  80  (x  Länge  und  sind  keineswegs  reichlich  vorhanden  (Taf.  XXX, 
Fig   15)- 

Makramphidiske  kommen  ziemlich  reichlich  vor,  sind  hier  aber  ganz  auf  die  dermale  und 
gastrale  Grenzhaut  beschränkt.  Sie  haben  durchschnittlich  eine  Länge  von  200 — 250  jj.,  kommen 
aber  hier  und  da  auch  erheblich  kleiner  vor.  Ihre  halbkugelig  gewölbten,  ca.  80 — 100  \x  breiten 
und  60 — 80  [j.  langen,  kräftigen  Schirme  haben  gewöhnlich  7,  seltener  6  oder  8  breite  schaufei- 
förmige Zähne  mit  abgerundetem  Ende.  Der  ungefähr  1 5  \x  dicke  cylindrische  Achsenstab  ist 
ziemlich  reichlich  besetzt  mit  unregelmäßig  verteilten,  mäßig  starken,  rundlichen  Buckeln,  von 
welchen    meistens   einige    in  der  Mitte  zu  einem  Wirtel   geordnet  erscheinen  (Taf.  XXX,  Fig.  3). 

Mesamphidiske  von  50 — 80  \l  Länge  und  mit  halbeiförmigen  Schirmen  von  20 — 30  \l 
Breite  und  gleicher  Länge  finden  sich  ziemlich  häufig  in  und  unter  den  Grenzhäuten,  seltener 
im  Parenchym.  Die  Zahl  ihrer  Schirmzähne  beträgt  gewöhnlich  12.  Der  mäßig  starke  cylin- 
drische Achsenstab  ist  mit  unregelmäßig  verteilten  konischen  Höckern  besetzt,  von  welchen  auch 
hier  nicht  selten  einige  zu  einem  centralen  Wirtel  zusammentreten  (Taf.  XXX,  Fig.  4,  9  u.  1  1). 
Mikramphidiske  der  gewöhnlichen  Form  und  Größe  sind  in  den  Grenzhäuten  in  Menge  vor- 
handen. Dazwischen  kommen  aber  auch  größere  (bis  zu  30  \k  lang)  von  ähnlicher  Gestalt  vor, 
welche  einen  Uebergang  zu  den  Mesamphidisken  bilden  (Taf.  XXX,  Fig.  5 — 8). 

Die  recht  dicht  stehenden  Dermalpinule  haben  mäßig  starke,  am  Ende  etwas  höckerige 
Basalstrahlen  von  nur  40  jj.  Länge  und  einen  200 — 400  \>.  langen  gleichmäßig  zugespitzten 
Radialstrahl  mit  mäßig  kurzen  schrägen  Seitendornen.  Aehnlichen  Bau  und  gleiche  Dimensionen 
zeigen  die  ebenfalls  dichtstehenden  Pen taktinp in  ule  der  oberen  trichterförmigen  Gastralfläche, 
während  die  viel  weiter  auseinanderstehenden  schmächtigeren  oxypentaktinen  Kanalarpinule 
längere  Basalstrahlen,  aber  einen  erheblich  kürzeren  und  weit  spärlicher  bedornten  Pinulstrahl 
haben  (Taf.  XXX,  Fig.  2  und    12). 

Der  Fundort  des  hier  zunächst  allein  beschriebenen  Stückes  -  -  Station  265  -  liegt  vor 
der  Somaliküste  -  -  6"  24,1'  N.  Br.,  49"  31,6'  O.  L.  -  -  und  hat  eine  Tiefe  von  628  m. 

Zu  derselben  Species  stelle  ich  aber  noch  ein  zweites,  nahezu  handgroßes  Fragment, 
welches  in  der  Nähe  des  eben  genannten  Fundortes,  Station  266  —  6°  44,2'  N.  Br.,  49"  43,8'  O.  L. 
-  in   74 1  m  Tiefe  gefunden  ist. 

Es  stellt  ungefähr  ein  seitliches  Drittel  des  betreffenden  Schwammkörpers  dar  und  ent- 
spricht sowohl  in  seiner  Form,  wie  auch  im  Bau  und  besonders  in  der  Spikulation  dem  vorigen 
Stück  so  vollständig,  daß  die  beträchtlichere  Größe  des  Köq^ers  keinen  Grund  gegen  die  Zu- 
gehörigkeit zur  gleichen  Art  abgeben  kann. 


Erster   Teil.      Systematik. 


75 


Hyalonema  globifemm  F.  E.  Sch. 

Taf.  XXXI,  Fig.    I  — 13. 

Bei    der  Insel  Groß  Nikobar   ist    in    752   m  Tiefe  ein  nahezu  kugeliges,  ungefähr  erbsen- 
großes Hyalonema   mit  kurzem,   röhrenförmigen  Oskularrand   und  ganz  dünnem   Basalschopfe  ge 
fanden,   welches    ich    als  Vertreter   einer    neuen  Art    ansehe    und    der  Kugelform   mancher  seiner 
Amphidisken  wegen  H.  gbbiferum  nenne. 

Die  im  allgemeinen  glatte  äußere  Oberfäche  des  8  mm  dicken  Körpers  läßt  bei  genauerer 
Betrachtung  eine  feine,  deutliche,  quadratische  Gitternetzbildung  der  Hautschicht  erkennen,  welche 
nach  oben  zu  allmählich  feinmaschiger  wird  und  beim  Uebergange  in  das  ca.  1  mm  hohe, 
dünnwandige,  glatte  Oskularrohr  ganz  aufhört.  Der  ziemlich  scharfe  Rand  des  letzteren  wird 
von  einem  gleichmäßigen,  aus  dem  Kranze  der  Marginalia  bestehenden  Randsaume  gebildet 
(Taf.  XXXI,  Fig.   1). 

Durch  die  ca.  1  mm  weite  kreisrunde  Oskularöffnung  gelangt  man  in  einen  durch 
4  rechtwinklig  gekreuzte,  und  in  der  Mitte  zu  einem  schmächtigen  Conus  centralis  verbundene, 
dünne  longitudinale  Septa  in  4  Fächer  geteilten  Gastralraum,  in  welchen  von  unten  und  außen 
her  die  ableitenden  Kanäle  der  Körperwand  einmünden. 

Unter  den  parenchymalen  Megaskleren  ragen  durch  ihre  Stärke  die  Tignule  hervor,  welche 
bei  einer  Länge  von  3 — 5  mm  eine  größte  Dicke  von  80  jjl  erreichen.  Sie  sind  gestreckt 
spindelförmig  und  selten  ganz  gerade,  vielmehr  gewöhnlich  schwach  gebogen  oder  unbedeutend 
gi  kniet.  Sie  liegen  unter  der  äußeren  Hautschicht  und  sind  vorwiegend  meridional  gerichtet. 
Unter  Abnahme  der  Länge  und  des  Dickendurchmessers  gehen  sie  gelegentlich  über  in  die  zahl- 
reich vorhandenen,  schmächtigen  Oxydiaktine  von  20 — 10  \x.  und  weniger  Durchmesser,  welche 
gewöhnlich  ebenfalls  schwach  gebogen  sind,  jedoch  meistens  in  der  Mitte  eine  deutliche  lokalisierte 
Anschwellung,  resp.  2  oder  4  Buckel,  mit  Andeutung  der  zugehörigen  Achsenkanäle  aufweisen. 
Diese   Nadeln   ordnen  sich  häufig  zu  Strängen,  doch  kommen  sie  auch  isoliert  vor. 

In  recht  regelmäßiger  Anordnung,  rechtwinklig  zur  Oberfläche  orientiert,  finden  sich  ferner 
im  Parenchym  mäßig  starke,  -Litte  Oxyhexaktine  mit  200 — 300  \>.  langen,  an  der  Basis 
4 — 8  \k  dicken  Strahlen  vor,  welche  mit  den  Strahlenden  sich  aneinanderlegend,  kubische  Maschen 
formieren.  Ganz  ähnliche  Gestalt  und  Größe  zeigen  die  Strahlen  der  oxypentaktinen  Hypo- 
dermalia. 

Von  den  langen,  aber  kaum  60  jjl  dicken  Ankernadeln  des  Basalschopfes,  ließen  sich  einige 
über  den  mit  Widerhäkchen  besetzten  Teil  des  Unterrandes  hinaus  bis  zu  dem  unteren  vier- 
zähnigen  Ankerende  verfolgen,  welches  unten  nicht  zugespitzt,  sondern  mäßig  abgerundet  erscheint. 

Akanthophoren  wurden  nicht  gefunden;  welcher  Umstand  aber  wohl  mit  der  Jugend  des 
Individuums  zusammenhängt  und  daher  nicht  als  charakteristisch  für  die  Art  anzusehen  ist. 

Als  mikrosklere  Parenchymalia  kommen  zahlreiche,  mäßig  schlanke  O x y h e x a k - 
tine  vor,  deren  ca.  100  ji  lange,  schwach  rauhe  Strahlen  gewöhnlich  gerade,  ausnahmsweise 
auch  wohl  ganz  schwach  gebogen  sind  (Taf.  XXXI,  Fig.   12). 

Die  im  Parenchym  ziemlich  reichlich  vorhandenen,  aber  unregelmäig  zerstreuten,  den 
Grenzmembranen  jedoch  ganz  fehlenden,  recht  verschieden  gerichteten,  länglichen  Makram- 
phidiske    sind    durchschnittlich    400 — 460    [«,   lang.      Ihre    beiden,     annähernd    halbkugeligen, 


.,/;  Franz  Eilhard  Schulze:  Hexactinelliden. 

ca.  140  ij.  breiten  und  etwa  eben  so  langen  Endschirme  haben  8 — 9  scharf  zugespitzte  und  mit 
scharfem,  glattem  Seitenrand  versehene  Zähne.  Der  kräftige  Achsenstab  ist  in  der  Regel  ganz 
glatt,  seltener   mit  spärlichen   Buckeln    unregelmäßig  oder   nur   im  Centrum    besetzt    (Taf.    XXXI, 

Fig.   5)- 

Neben  ihnen  finden  sich  im  Parenchym,  und  zwar  ebenfalls  nicht  selten,  länglich-ellipsoide 
Mesamphi  diske  recht  verschiedener  Größe,  von  durchschnittlich  80 — 100  jx  (ausnahmsweise 
aber  auch  60  bis  zu  140  jjl)  Länge.  Ihre  bald  ungefähr  halbkugeligen,  bald  mehr  gestreckten 
Endschirme  haben  8 — 10  Zähne,  deren  Seitenrand  nach  Art  eines  gothischen  Bogens  mehr 
oder  minder  stark  zugespitzt  ist,  seltener  schwach  abgerundet  endet.  Bei  den  mehr  länglichen 
Mesamphidisken,  deren  Schirmbreite  erheblich  unter  der  halben  Gesamtlänge  bleibt,  sind  die 
Enden  der  gegenüberstehenden  Schirme  durch  ein  mehr  oder  minder  breites  Spatium  getrennt, 
welches  aber  niemals  die  Länge  der  Schirme  erreicht ;  bei  den  etwas  gedrungeneren  und  breiteren 
kommen  die  Schirmenden  näher  zusammen,  doch  niemals  bis  zur  Berührung.  Der  annähernd 
cylindrische,  mäßig  starke  Achsenstab  ist  mit  kleinen  spitzen  Höckern  unregelmäßig  aber  mehr 
oder  minder  reichlich  besetzt  (Laf.  XXXI,  Fig.   7 — 9). 

Einen  ganz  abweichenden  Eindruck  machen  andere,  in  oder  dicht  unter  der  äußeren 
Haut  unregelmäßig  zerstreut  liegende  Mesamph idiske  von  ebenfalls  recht  verschiedener  Größe, 
welche  hauptsächlich  in  der  unteren  Körperhälfte,  und  besonders  reichlich  in  der  Nähe  des 
Schopfaustrittes  zu  finden  sind.  Sie  erscheinen  ganz  oder  nahezu  kugelig.  Ihr  Längsdurch- 
messer beträgt  meistens  60 — 80  \x,  kann  aber  zwischen  40  und  120  <j.  schwanken;  der  Quer- 
durchmesser ist  oft  nur  unbedeutend  geringer,  kann  aber  auch  bis  auf  2/3  der  Länge  herabgehen, 
wodurch  dann  die  Nadelform  sich   mehr  der  ellipsoiden  nähert. 

Die  beiden  ausgeprägt  halbkugeligen  Schirme  haben  10 — 14  breite  schaufeiförmige,  aber 
mit  nahezu  parallelen  scharfen  Seitenrändern  versehene  Zähne,  welche  nicht  zugespitzt,  sondern 
abgerundet  enden.  Die  sich  gegenüberstehenden  und  oft  bis  zur  Berührung  genäherten  Zahn- 
enden der  beiden  Schirme  treffen  nicht  aufeinander,  sondern  alternieren  (Laf.  XXXI,  Fig.  3  u.  4). 
Verschmelzungen  habe  ich  jedoch  niemals  bemerkt.  Der  mäßig  starke  cylindrische  Achsen- 
stab erscheint  in  der  Regel  ganz  glatt. 

Die  12 — 20  [jl  großen  Mikramphidiske  gewöhnlicher  Form  und  Bildung  werden 
hauptsächlich  in  der  äußeren  Hautschicht,  aber  nicht  besonders  häufig  gefunden. 

Die  schlanken  Pentaktinpinule  der  äußeren  Haut  sind  durchschnittlich  160  p.  lang.  Die 
kurzen  und  ziemlich  schmächtigen,  schräg  abstehenden  Stacheln  ihres  radialen  Hauptstrahles 
beginnen  ca.  10 — 15  \>.  oberhalb  des  Basalkreuzes  als  ganz  niedrige  Dornen  und  erreichen  ihre 
größte  Länge  von  ca.  10  ja  etwa  in  der  Mitte  des  Strahles,  von  wo  an  sie  wieder  abnehmen 
bis  zu  dessen  dünnem  glatten,  spitz  auslaufenden  Distalende.  Die  4  allmählich  sich  zuspitzenden 
mäßig  starken  Basalstrahlen  sind  gerade,  durchschnittlich  40  \l  lang,  und  fast  in  ganzer  Länge 
mit  kleinen  spitzen  Höckern  besetzt  (Laf.  XXXI,  Fig.  6). 

Gleichen  Charakter  zeigen  die  500 — 700  jx  langen  schlanken  diaktinen  Marginalia,  deren 
längerer  freier  Distalstrahl  ganz  allmählich  spitz  ausläuft  und,  abgesehen  von  einem  ganz  kurzen 
glatten  Basalende,  mit  gekrümmten  Dornen  besetzt  ist,  welche  bis  zum  Ende  des  ersten  Drittels 
an  Länge  (bis  ca.  10  jj.)  zunehmen  und  von  da  an  ganz  allmählich  wieder  abnehmen  bis  zur 
schlanken  glatten   Endspitze  (Laf.  XXXI,  Fig.   13). 


Erster  Teil.     Systematik.  -,-, 

Leider  Hegt  nur  dies  eine,  offenbar  noch  sehr  jugendliche  Exemplar  dieser  Species,  vor, 
welche  aber  besonders  durch  die  Kombination  der  langen  Makramphidiske  mit  den  kugeligen 
Mesamphidisken  der  äußeren  Haut  sich  von  allen  bekannten    Ffya/onema-Arten  unterscheidet. 

Erbeutet  ist  das  Stück  im  Südwesten  der  Insel  Groß-Nikobar  an  der  Station  210  -  -  6° 
53,1'  N.  Br.,  93°  33,5'  O.  L.  —  in   752   m  Tiefe. 


Hyalonema  soliitum  F.  E.  Sch.  n.  sp. 

Taf.  XXXI,  Fig.   14 — 22. 

In  der  Mitte  des  Indischen  Oceans  ist  etwas  südlich  vom  Aequator  in  fast  3000  m  Tiefe 
auf  Globigerinen-Schlammgrund  ein  ca.  8  cm  langer  und  oben  etwa  4  cm  breiter  Hyalonema- 
Körper  gefunden,  welcher  die  Gestalt  eines  umgekehrten,  ziemlich  schlanken  Kegels  von  Hühnerei- 
größe hat,  und  dessen  obere,  ca.  4  cm  breite  Endfläche  schräg  abgestutzt  ist,  während  die 
untere  Spitze  nebst  dem  Basal nadelschopfe  leider  durch  Abreißen  verloren  gegangen  ist.  Die 
Konsistenz  ist  so  weich,  daß  sich  die  Form  beim  Herausnehmen  aus  dem  Spiritus  nicht  erhält. 
An  der  ziemlich  ebenen  abgeschrägten  oberen  Gastralfläche  läßt  sich  ein  flach  ausgebreitetes 
zartbalkiges  Gitternetz  erkennen,  welches  von  dem  etwas  aufgewulsteten  Randteile  sich  locker  über 
den  flachen  Subgastralräumen  hinzieht;  während  die  unregelmäßig  rauhe  Seitenwand  nur  hie  und 
da  noch  Reste  des  feinmaschigen  quadratischen  Hauptgitternetzes  erkennen  läßt. 

Der  mäßig  scharfkantige  Marginalrand  ist  etwas  nach  außen  umgebogen.  Ein  deutlicher 
Marginalsaum  ist  mit  bloßem  Auge  nicht  wahrzunehmen  (Taf.  XXXI,  Fig.   14). 

Unter  den  parenchymalen  Megaskleren  prävalieren  auch  hier  der  Zahl  nach  die  bekannten 
langen  schlanken  glatten  Oxyd  i  aktine  mit  abgesetzter  centraler  Verdickung  oder  Höckerbildung. 
Ich  fand  sie  meistens  nur  300 — 500  jx  lang,  gerade  oder  schwach  gebogen  und  kaum  dicker  als 
6  [/..  Bald  liegen  sie  isoliert,  bald  zu  schwachen  Bündeln  aggregiert.  Obwohl  ihre  Orientierung 
keine  bestimmte  ist,  wiegt  doch  die  paratangentiale  Richtung  im  ganzen  vor.  Ziemlich  häufig 
sind  auch  kräftige,  radiär  orientierte  Oxyh exaktine  von  300 — 500  jjl  Größe;  Tignule  fehlen. 
Zur  Stütze  der  Grenzhäute  sind  kräftige,  glatte  Oxypentaktine  reichlich  vorhanden,  von 
welchen  die  Hypodermalia  durch  Größe  und  erheblicheren  Dickendurchmesser  (bis  zu  40  jj.)  der 
Strahlen  sowie  durch  den  Umstand  ausgezeichnet  sind,  daß  die  geraden  Paratangentialstrahlen 
nicht  ganz  rechtwinklig  zum  längeren  Radialstrahl,  sondern  gewöhnlich  mehr  oder  minder  ein- 
wärts gerichtet  sind.  Gar  nicht  selten  findet  sich  an  den  pentaktinen  Hypodermalia  und  ähnlich 
auch  bei  manchen  Hypogastralia  und  Hypocanalaria  das  Rudiment  eines  nach  außen  vorspringen- 
den sechsten  Strahles.  Von  den  Schopfnadeln  und  den  Acanthophoren  ist  nichts  erhalten.  Die 
mikroskleren  parenchymalen  Oxyhexaktin  e,  welche  überall  reichlich  vorhanden  sind,  haben 
eine  Durchschnittsgröße  von  250  ja.  Ihre  fein  höckerigen  oder  schwach  rauhen  Strahlen  sind 
gerade  und  erreichen  an  der  Basis  nicht  selten  eine  Dicke  von   5  jj.. 

Die  Makramphidiske,  welche  in  der  Nähe  der  äußeren  Haut  in  unregelmäßiger  Lagerung 
ziemlich  häufig  vorkommen,  messen  200 — 360  jjl.  Ihre  beiden  glockenförmigen,  zuweilen  auch 
etwas  ausgebogenen  oder  sich  gleichmäßig  erweiternden  Endschirme  sind  ca.  80  [x  lang  und 
am    freien   Rande  50 — 60  \x    breit.     Ihre    8    mäßig    breiten    und    ziemlich  parallelrandigen  Zähne 


78 


Franz  Eilhard  Schulze:  Hexactinelliden. 


enden  nicht  scharf  zugespitzt,  sondern  schwach  abgerundet.  Der  ungefähr  6 — 8  {i  breite  Achsen- 
stab ist  glatt  und  bis  auf  eine  geringe  centrale  Verdickung  mit  einem  Wirtel  von  4 — 8  radiären 
Höckern  ganz  cylindrisch  (Taf.  XXXI,  Fig.   1 7). 

Amphidiske  geringerer  Größe  (von  40 — 100  \i  Länge)  und  erheblich  zarterem  Bau 
finden  sich  in  mittleren  Regionen  des  Parenchyms  ziemlich  häufig  und  können  als  Mesam- 
phidiske  unterschieden  werden  (Taf.  XXXI,  Fig.  18 — 20).  Bei  ihnen  nimmt  der  besonders 
schlanke  Achsenstab  meist  einen  höckigeren  Charakter  an  und  entbehrt  des  Wirteis  centraler 
radiärer  Vorsprünge.  Endlich  giebt  es  auch  hier  die  typischen  Mikramphid  iske  von 
20 — 40  jx  Länge  mit  halbkugeligen  10 — 20 -zähnigen  Endglocken  und  einem  schmächtigen 
rauhen  Achsenstabe. 

Die  200 — 300  (jl  langen,  ziemlich  kräftigen  pentaktinen  Der malpinule  zeigen  an  ihrem 
mäßig  starken,  unten  glatten  äußeren  Radialstrahl  die  nicht  sehr  reichlichen,  sogar  eher  spärlich 
zu  nennenden,  aber  ziemlich  langen,  schmalen  Seitenstacheln  schräg  abstehend  oder  etwas  ernpor- 
gebogen.  Diese  treten  zunächst  über  dem  unteren  glatten  Strahlteile  als  ganz  niedrige  Dornen 
auf,  nehmen  aber  bald  an  Länge  zu,  bis  sie  auf  der  Grenze  des  unteren  und  mittleren  Dritteiles 
des  Strahles  zu  Stacheln  von  40  [j.  und  darüber  auswachsen,  dann  aber  aufwärts  an  Länge  wieder 
abnehmen.  Das  freie  obere  Strahlende  läuft  in  eine  einfache  glatte  Endspitze  aus  (Taf.  XXXI, 
Fig.  21).  Die  mäßig  starken,  ca.  60  [i  langen  geraden  Basalstrahlen  sind  in  ihrem  spitz  aus- 
laufenden Distalende  rauh  oder  leicht  höckerig.  Aehnlich,  nur  kleiner  und  schmächtiger  sind 
die  gastralen  und  kanalaren  Pentaktinpinule.  Die  bis  zu  1  mm  und  darüber  langen  schlanken 
Marginalia,  welche  einen  schmalen  Randsaum  bilden,  haben  nur  schwach  entwickelte  Dornen  am 
Distalstrahl,  während  der  innere  Strahl  ganz  glatt  ist.  In  der  Mitte  stehen  4  Buckel  im  Kreuz 
gestellt  quer  ab  (Taf.  XXXI,  Fig.  22). 

Der  Fundort  des  hier  beschriebenen  Repräsentanten  der  neuen  Species  Hyalonema  solutum 
ist  die  Station  220  -  1"  57,0'  S.  Br.,  73"  19,1'  O.  L.  -  -  nördlich  vom  Chagos-Archipel,  also  in 
Mitten  des  Indischen  Oceans,  wo  der  mit  Globigerinen-Schlamm  bedeckte  Boden  eine  Tiefe  von 
2919  m  hat. 

Hyalonema  valdiviae  F.  E.  Sch.  n.  sp. 

Taf.  XXXII. 

Südwestlich  von  Groß  Nikobar  sind  in  mäßiger  Tiefe  mehrere  JFfyälonemctrK.ör\>er  gefunden, 
welche  untereinander  hinlängliche  Uebereinstimmung  zeigen,  um  sie  zu  ein  und  derselben,  bisher 
noch  nicht  beschriebenen  Art  zu  stellen.  Ihre  Konsistenz  entspricht  etwa  derjenigen  eines  recht 
weichen,  mit  Wasser  vollgesogenen  Badeschwammgerüstes.  Alle  haben  nahezu  die  nämliche  Form 
und  ungefähr  Faustgröße.  Sie  gleichen  einem  Ei,  dessen  oberes  Viertel  quer  abgeschlagen  ist,  resp. 
einen  umgekehrten  Kegel  mit  mäßig  ausgebauchter  Seitenfläche,  dessen  obere  quer  abgestutzte 
(-astrale)  Basalfläche  mehr  oder  weniger  tief  dellenförmig  vertieft  und  von  verschieden  weiten 
(bis  bohnengroßen)  radiär  gerichteten  glattrandigen  ovalen  Löchern  oder  Oeffungen  des  ableitenden 
Kanalsystems  ziemlich  reichlich  durchsetzt  ist,  während  die  Seiten  Oberfläche  von  einem  gleich- 
mäßigen feinmaschigen,  quadratischen  Hauptgitternetz  überdeckt  ist,  durch  welches  die  rundlichen 
Einströmungsöffnungen     der    zuleitenden    Kanäle    durchschimmern.      Ein    deutlich     ausgeprägter, 


Rrster  Teil  :   Systematik.  yq 

scharfkantiger,  oberer,  nahezu  kreisförmiger  Rand  von  ziemlich  rechtwinkligem  Durchschnitte 
trennt  beide  verschiedenen  Flächen  voneinander,  ohne  jedoch  einen  dem  bloßen  Auge  deutlichen 
Marginalsautn  aufzuweisen  (Taf.  XXXII,  Fig.   i). 

Leider  ist  bei  sämtlichen  Stücken  das  verjüngte  zugespitze  Unterende  nebst  dem  Basal- 
schopfe  abgerissen. 

Die  Figuration  des  den  Körper  durchsetzenden  zu-  und  ableitenden  Kanalsystemes  stimmt 
im  wesentlichen  mit  dem  der  meisten  anderen  ffya/onema-Krten.  überein.  Während  von  der 
ganzen  Außenfläche  zahlreiche  zuleitende  Gänge  mäßigen  Kalihers  von  den  Subdermalräumen 
aus  den  Körper  vorwiegend  in  radiärer  Richtung  durchsetzen,  ziehen  die  verschieden  weiten  und 
zum  Teil  Fingerdicke  erreichenden  ableitenden  Kanäle  in  geringerer  Zahl  in  mehr  oder  weniger 
senkrechter  Richtung  zur  oberen  Gastralfläche  empor,  wo  dann  besonders  in  der  Nähe  der  Längs- 
achse einige  größere  Kanäle  (von  fast  Fingerlänge)  mit  entsprechend  weiter  Oskularöffnung  aus- 
münden, während  die  kürzeren  und  engeren  Gänge  sich  mehr  in  der  Nähe  der  Peripherie,  hie 
und  da  auch  zwischen  den  größeren  öffnen  (Taf.  XXXII,  Fig.   2). 

Von  den  reichlich  vorhandenen  geraden  oder  schwach  gebogenen,  glatten,  parenchymalen, 
megaskleren  Oxydiaktinen,  welche  durchschnittlich  1 — 2  mm  lang  und  6 — 10  [x  dick  sind,  und 
zum  Teil  in  der  Mitte  eine  abgesetzte  Verdickung  oder  2  resp.  4  Buckel  aufweisen,  spitzen  sich 
die  meisten  beiderseits  allmählich  zu,  doch  zeigen  auch  manche,  besonders  in  der  Nähe  des 
centralen  Schopfes  der  langen  Basalia,  einfach  abgerundete  oder  selbst  schwach  kolbig  verdickte 
Enden.  Obwohl  keine  typischen  Tignule  vorkommen,  treten  doch  hier  und  da,  und  besonders 
am  unteren  Körperende  einzelne,  außergewöhnlich  lange  und  dicke  oxydiaktine  Parenchymalia 
auf.  Die  kräftigen  oxypentaktinen  Hypodermalia  und  Hypogastralia  haben  durch- 
schnittlich 300 — 400  ]x  lange  und  10 — 200  \l  dicke  Strahlen,  von  welchen  der  radiale  der  längste 
zu  sein  pflegt.     Schmächtiger  und  weniger  groß  sind  die  oxypentaktinen  Hypocanalaria. 

Als  mikrosklere  Parenchymalia  kommen  ziemlich  reichlich  schmächtige  Oxyhexaktine  vor, 
deren  Strahlen  mit  schwach  gebogenen,  seltener  geraden  (bei  einigen  Stücken  auch  durch- 
weg nur  mit  geraden)  mäßig  rauhen  Strahlen  von  ca.  60  jx  Länge  vor  (Taf.  XXXII,  Fig.  4  und  5). 

Von  Makramphidisken  giebt  es  hier  zwei  verschiedene  Formen,  mämlich  starke  breite,  welche 
sich  nur  in  der  dermalen  und  gastralen  Grenzschicht,  und  zwar  in  radiärer  Stellung  finden 
(Taf.  XXXII,  Fig.  3  u.  8)  und  erheblich  schmächtigere  schmale,  welche  im  Parenchym  unregel- 
mäßig zerstreut  liegen,  in  manchen  Gegenden  aber  auch  ganz  fehlen  können  (Taf.  XXXII,  Fig.  6). 

Die  ersteren  haben  eine  Durchschnittslänge  von  22  \x.  Ihre  halbkugelig  gewölbten, 
ca.  50  [j.  langen  und  80  jx  breiten  Schirme  zeigen  6  oder  (seltener)  7  breite  schaufeiförmige 
Zähne  mit  breit  abgerundetem  Ende.  Der  1 2  jx  dicke  cylindrische  Achsenstab  trägt  unregel- 
mäßig zerstreute  Buckel  (Taf.  XXXII,   Fig.  8). 

Die  schmaleren  Makramphidiske  von  nur  50  [x  Breite  sind  meist  nur  etwa  160  jjl  lang. 
Ihre  halbkugeligen,  ca.  40  jx  langen  Schirme  haben  gewöhnlich  auch  6  (seltener  7)  schaufei- 
förmige Zähne  mit  abgerundetem  Ende.  Der  6 — 8  \y.  dicke  cylindrische  Achsenstab  trägt  eben- 
falls unregelmäßig  zerstreute  Höcker. 

Andersartige  Mesamphidiske  fehlen  hier.  Dagegen  kommen  die  bekannten  kleinen  Mikram- 
phidiske  besonders  in  den  Grenzhäuten  reichlich  vor. 


8o 


Franz  Eilhard  Schulze  :  Hexactinelliden. 


Die  140 — 200  \f.  langen  schlanken,  pentaktinen  Dermal-  und  Gastralpinule  haben  an  ihrem 
mäßig  starken  Pinulstrahl  nur  ziemlich  kurze,  schräg  emporragende  oder  etwas  emporgebogene 
Seitenstachel  und  enden  mit  schlanker  Spitze.  Ihre  mäßig  starken,  nur  20 — 35  \l  langen  Basal- 
strahlen  sind  gerade  und  glatt  oder  schwach'  bedornt  (Taf.  XXXII,  Fig.  10  u.  11).  Kürzer 
und  schlanker,  aber  im  übrigen  ähnlich  gestaltet  sind  die  stets  viel  spärlicheren  Canalaqiinule 
(Taf.  XXXII,  Fig.  9). 

Gefunden  sind  die  hierher  gehörigen  mehr  oder  minder  defekten  Stücke  (ca.  8)  an  der 
Station  208  -  -  6°  54,0'  N.  Br.,  930  28,8'  O.  L.  -  südwestlich  von  Groß-Nikobar  in  der  ver- 
hältnismäßig geringen  Tiefe  von   296  m  auf  Pteropodenschlamm. 

Hyalonema  rapa  F.  E.  Sch.  juv. 

Taf.  XXXIII. 

1900  H.  rapa  in:  Abh.  d.  K.  Preuß.  Akad.,   iqoo,  S.  9 — 11   und  Taf.   I. 
1902   H.  rapa  in:   „Indian   Triaxonia",  S.    18  —  21. 

Westlich  von  Sumatra  und  bei  den  Nikobaren  sind  an  4  verschiedenen  Stationen  in 
Tiefen  von  600 — 800  m  mehrere  (9)  meistens  ziemlich  kleine  (bohnen-  bis  walnußgroße)  Hyalo- 
nema gefunden,  deren  mäßig  fester  Körper  von  Spindel-  oder  langgestreckter  Eiform  am  ver- 
schmälerten Oberende  eine  verhältnismäßig  kleine  rundliche  Oskularöffnung  mit  centralem  Zapfen 
erkennen  läßt,  während  aus  dem  verschmälerten  Unterende  ein  schmächtiger,  nur  wenige  Basalia 
enthaltender  Nadelschopf  hervorragt.  Die  äußere  Körperoberfläche  ist  gleichmäßig  von  einem 
ziemlich  dichten  quadratischen  Hautgitternetz  gedeckt  (Taf.  XXXIII,  Fig.   1 — 4). 

Die  ziemlich  gut  übereinstimmende  Spikulation  dieser  meistens  leidlich  erhaltenen 
Stücke  gleicht  trotz  mancher  kleinen  Einzeldifferenzen  im  allgemeinen  derjenigen  von  Hyalonema 
rapa  F.  E.  Sch.,  so  daß  ich  sie  ungeachtet  der  etwas  abweichenden  Körpergestalt  als  Jugend- 
formen dieser  letzteren  glaube  ansehen  zu  dürfen.  Es  scheint  mir  nämlich  sehr  wahrscheinlich, 
daß  die  eigentümliche  Rübenform  mit  oberer  querer  Abstutzung  jenes  in  der  Bai  von  Bengalen, 
westlich  von  den  Andemanen  erbeuteten,  einzigen  bekannten,  etwa  fingerlangen  Exemplares  von 
H.  rapa  sich  aus  einer  solchen  Jugendform  entwickelt  haben  dürfte. 

Von  parenchymalen  Megaskleren  finden  sich  bei  allen  diesen  10  kleinen  Stücken  (ebenso 
wie  bei  dem  typischen  Stück  von  //.  rapa)  unter  den  Grenzflächen  dicke  (bis  zu  200  u.)  ge- 
kniete, seltener  schwach  oder  gerade  gebogene  Tignule  von  mehreren  Millimeter  Länge  in  meri- 
dionaler  Lagerung. 

Im  Parenchym  liegen  zahlreiche  megasklere  Oxydiaktine  mit  oder  ohne  abgesetzte 
centrale  Verdickung  resp.  Buckel,  bald  vereinzelt,  bald  zu  Strängen  aggregiert.  Auch  kommen 
häufig  kräftige,  radiär  orientierte  megasklere  Oxy  hex  aktine  und  unter  den  Grenzhäuten 
ähnliche  hypodermale  resp.  hypogastrale  Oxypentaktine  vor. 

Die  nur  in  ihrem  allmählich  zugespitzten  oberen  Teile  glatten,  im  übrigen  mit  spiralig 
gestellten  anliegenden  Widerhäkchen  reichlich  besetzten  starken  Basalia  tragen  am  unteren 
Ende  den  für  Hyalonema  typischen   Kolbenanker  mit  4   kräftigen  Zähnen. 

Von  den  intermediären  mikroskleren  Parenchymalia  ist  hervorzuheben,  daß  die  überall, 
jedoch  in  recht  verschiedener  Anzahl  vorkommenden  Oxyhexaktine  zwar  niemals  ausgeprägt 
hakenförmig  gebogene  Strahlen  besitzen,    aber  doch  je  nach  dem  Fundorte  und  selbst  nach  den 


Erster  Teil.     Systematik.  g  j 

Individuen  desselben  Fundortes,  ja  nebeneinander  in  ein  und  demselben  Schwämme  bald  ganz, 
gerade,  bald  schwach  gebogene  glatte  oder  schwach  rauhe  Strahlen  zeigen.  Auch  die 
Länge  der  Strahlen  unterliegt  Schwankungen  von  60 — 100  ja,  wenngleich  die  Durchschnittslänge 
von  80  ja  fast  überall  bedeutend  überwiegt. 

Besonders  charakteristisch  für  die  Species  sind  die  ca.  600  tx,  bisweilen  auch  800  jj.  und 
mehr  langen,  seltener  kürzeren,  kräftigen  Makramphidiske,  welche  niemals  in  den  Grenz- 
häuten, sondern  nur  im  Parenchym  unregelmäßig  zerstreut,  aber  ziemlich  reichlich  vor- 
kommen. Ihre  nahezu  halbkugeligen  Endschirme  von  ca.  200  jj.  Breite  und  1 20  p.  Länge 
haben  nicht  breit  aligerundete  oder  in  einem  Spitzbogen  auslaufende,  sondern  ziemlich  keilförmig 
zugespitzte  Zähne,  deren  Zahl  zwar  zwischen  7  und  1  o  variiert,  aber  gewöhnlich  8  oder  9  beträgt 
Der  zuweilen  mit  spärlichen  Höckern  besetzte,  gewöhnlich  ganz  glatte  Achsenstab  ist  nicht  rein 
cylindrisch,  sondern  nimmt  von  der  schmaleren  Mittelpartie  ziemlich  gleichmäßig  nach  den  ver- 
dickten Enden  an  Stärke  zu  (Taf.  XXXIII,  Fig.   14). 

Mesamphidiske  mit  glockenförmigen,  meist  1 2-zähnigen  Schirmen  kommen  in  ver- 
schiedener Reichlichkeit  in  der  Wand  der  größeren  Kanäle  vor.  Ihre  Länge  wechselt  von 
40 — 80  jjl,  die  Breite  von  1 5 — 30  jj..  Auch  die  Länge  der  Schirme  differiert  nicht  unerheblich, 
übertrifft  jedoch  nur  selten  %  der  Nadellänge  (Laf.  XXXIII,  Fig.  11  u.  12).  Die  Mikramphidiske 
typischer  Form  sind  in  den  Grenzhäuten  zahlreich  zu  finden  (Taf.  XXXIII,  Fig.   13a  u.  b). 

Die  dicht  stehenden  Dermal-  und  Gastralpentaktinpinule  haben  eine  Länge  von  circa 
1 20  [j..  Ihr  mäßig  starker  Radialstrahl  trägt  ziemlich  kurze,  schräg  emporstehende  Seiten- 
stachel, welche  wie  gewöhnlich  in  solchen  Fällen  nach  dem  sich  allmählich  zuspitzenden  Distal- 
rande  zu  an  Länge  gleichmäßig  abnehmen.  Ihre  4  mäßig  starken,  geraden  Basalstrahlen  sind 
ca.  30  jj.  lang  und  besonders  am  zugespitzten  Distalrande  mit  kleinen  Höckern  besetzt 
(Taf.  XXXIII,  Fig.  6  u.  7). 

Erheblich  schmächtiger  und  viel  spärlicher  verteilt  sind  die  etwas  kleineren,  jedoch 
mit  verhältnismäßig  längeren  Basalstrahlen  versehenen  kanalaren  Pen  takt  inpin  ule 
(Taf.  XXXIII,  Fig.  8. 

Es  sind  bei  Sumatra  an  der  Station  189  --  o°  57,5'  S.Br.,  990  51,1'  O.  L.  —  in  768  m  Tiefe 
3  durch  ziemlich  gestreckte  Spindelform  ausgezeichnete  Stücke  gefunden,  deren  Länge  ca. 
20  mm,  deren  Breite  in  der  Mitte   10  mm  beträgt. 

An  dem  schwach  abgerundeten  oberen  Ende  läßt  sich  bei  zweien  statt  einer  deut- 
lichen Oskularöffnung  nur  eine  Hautvorwölbung  erkennen,  wie  es  die  Fig.  1  der  Taf.  XXXIII 
zeigt.  Das  dritte  Exemplar  ist  stark  lädiert  und  völlig  zusammengedrückt.  An  keinem  dieser 
drei  Stücke  ließen  sich  Akanthophoren  nachweisen ;  wie  denn  auch  am  Basalschopf  der  Palythoa- 
belag  fehlte. 

Von  einem  vierten,  etwas  größeren  (über  30  mm  langen)  Exemplar,  welches  an  derselben 
Station  189  erbeutet  war,  liegt  außer  dem  Basalnadelschopfe  nur  ein  Bruchstück  der  Seitenwand 
vor,  doch  ist  auch  hier  nach  der  Gestalt  des  Fragmentes  eine  Spindel-  oder  langgestreckte 
Kelch-Form  des  Schwammköquers  anzunehmen. 

Drei  weitere  Exemplare  derselben  Art  sind  ganz  in  der  Nähe  des  erstgenannten  Fund- 
ortes an  der  Station  191  -  -  o°  39,2'  S.  Br.,  980  52,3'  O.  L.  -  -  in  750  m  Tiefe  erbeutet.  Von 
diesen  gleicht  das  eine  in  Form  und  Größe  dem  oben  zuerst  besprochenen,  läßt  aber  am  oberen 

Deutsche  Tiefsee-Expedition  1898 — 1899.     Bd.  IV.  I  * 


g2  Franz  ElLHARD  Schulze:  Hexactinelliden. 

Ende  eine  kleine  Oskularöffnung  mit  emporragendem  Centralconus  erkennen  (Taf.  XXXIII,  Fig.  3), 
während  die  beiden  anderen  zwar  auch  spindelförmig  gestaltet  sind,  aber  eine  erheblichere  Größe 
erlangt  haben,  da  sie  eine  Körperlänge  von  ca.  50  mm  und  eine  größte  mittlere  Breite  von  25  mm 
aufweisen. 

Auch  hier  läßt  sich  am  oberen  Ende  eine  rundliche  Oskularöffnung  von  ca.  4  mm 
Durchmesser    mit   einem  die  Randfläche  etwa  erreichenden  Centralconus    erkennen  (Taf.   XXXIII, 

Fig-  4)- 

Im   Nias- Nordkanal,    15  Seemeilen  südlich  von  Bangkam,    ist  sodann  an  der  Station   203 

i°  47,1'  N.  Br.,  960  58,7'  O.  L.  --  in  660  m  Tiefe  ein  schlecht  erhaltenes  Exemplar  gefunden, 
dessen  stark  zerrissener,  spindelförmiger  Weichkörper  ca.  5  cm  lang  ist  und  am  unteren  Ende  noch 
einen  schmalen,  aber  fußlangen  Basalnadclschopf  zeigt. 

Ferner  sind  noch  hierher  zu  rechnen  zwei  ebenfalls  spindelförmige  Stücke,  welche  bei  der 
Insel  Groß-Nikobar  an  der  Station  210  --  6°  53,1'  N.  Br.,  93"  33,5'  O.  L.  --  752  m  Tiefe  gefunden 
sind.  Das  besser  erhaltene  derselben,  welches  auf  der  Taf.  XXXI II  in  Fig.  2  abgebildet  ist,  hat  eine 
Länge  von  25  mm  bei  einer  nahe  dem  oberen  Ende  gelegenen  größten  Breite  von  1  2  mm  und  zeigt 
deutlich  eine  obere  Oskularöffnung  mit  Centralconus,  während  das  etwas  längere  andere,  stark  ver- 
drückte gerade  am  oberen  etwas  verjüngten  Ende  stark  beschädigt  ist. 

Hyalonema  validam  F.  E.  Sch.   n.  sp. 

Taf.   XXXIV. 

Ein  plattes,  zungenförmiges,  überhandgroßes,  weiches  Schwammkörperbruchstück,  welches 
vor  der  nordafrikanischen  (Sansibar-)Küste  in  1362  m  Tiefe  gefunden  ist,  sehe  ich  als  obere 
Randpartie  eines  oben  abgeschrägten  kelchförmigen   Hyalonema  an. 

Von  dem  mindestens  5  cm  dicken  Bruchrande  bis  zu  dem  wohlerhaltenen,  scharfkantigen, 
stark  gebogenen  freien  Oberrand  findet  eine  ziemlich  allmähliche  Abnahme  der  Scheibendicke 
statt.  Die  etwas  konvexe  Außenfläche  des  Bruchstückes  ist  mit  einer  gleichmüßig  feinmaschigen, 
fest  anhaftenden  Haut  gedeckt,  während  die  konkave  Innenfläche  eine  unregelmäßige  Grenz- 
schicht aufweist,  welche  sich  stellenweise  in  Gestalt  einer  weitmaschigen  Siebnetzplatte  über 
breite  Subgastrallakunen  ausspannt,  an  anderen  Stellen  aber  die  Form  einer  angewachsenen 
sammetähnlichen  Hautschicht  annimmt  (Taf.  XXXIV,  Fig.   1). 

Auch  eine  wenige  Millimeter  breite  Randzone  zu  beiden  Seiten  der  scharfen  Randkante 
zeigt  dieses  gleichmäßige  sammetähnliche  Ansehen. 

Von  megask leren  Parenchymalia  fallen  als  häufig  und  allgemein  verbreitet  zu- 
nächst  die  bald  vereinzelt  liegenden,  zu  dünnen  Strängen  aggregierten  Ox  yd  i  aktine  von 
ca.  1 — 2  mm  Länge  und  10 — 20  jj.  Dicke  auf,  welche,  gerade  oder  schwach  gebogen,  entweder 
gleichmäßig  glatt  oder  in  der  Mitte  mit  2  oder  4  niedrigen  Buckeln,  resp.  einer  ringförmigen 
Anschwellung  versehen  sind.  Wenn  auch  hier  und  da  einige  dieser  Oxydiaktine  das  gewöhnliche 
Maß  überschreiten,  so  kommen  doch  nirgends  solche  dicken  und  mehrere  Millimeter  langen  Diaktine 
vor,  wie  ich  sie  bei  manchen  anderen   Hya/onema-Species  als  „Tignule"  beschrieben  habe. 

Dagegen  finden  sich  vereinzelt  auch  Oxyhexaktine  verschiedener  Größe  im  Parenchym. 
Aehnlichen  Charakter  haben  die  ebenfalls  recht  verschieden  großen  hypodermalen  und  hypo- 
gastralen  Oxypentaktine.     Hypocanalaria  habe  ich  nicht  gefunden. 


Eister   teil.     Systematik.  g-. 

Die  im  Parenchym  überall  reichlich  vorhandenen  Mikroxyhexaktine  haben  einen  Durch- 
messer von    ca.  80  ]j.  und    deutlich  hakenförmig  gebogene  glatte  Strahlen  (Taf.  XXXIV,  Fig.  7). 

Ziemlich  gracile  Makramphidiske  von  300 — 400  \x  Länge  finden  sich  nicht  in  den 
Grenzhäuten,  sondern  nur  im  Parenchym.  Sie  haben  einen  mäßig  dünnen  (6 — 10  \t),  mit  unregel- 
mäßig zerstreuten  Stacheln  und  einem  centralen  Stachelwirtel  besetzten  Achsenstab  und  glocken- 
förmige Schirme,  deren  8  schauf eiförmige,  am  Ende  abgerundete  Zähne  zuweilen  eine  feine 
Krenelierung  der  Seitenränder  erkennen  lassen   (Taf.  XXXIV,  Fig.    10  u.  8). 

Ganz  vereinzelt  kommen  im  Parenchym  Mesamphidiske  von  40 — 60  \>.  Länge  vor, 
welche  zwar  im  ganzen  den  kleineren  Makramphidisken  ähnlich  erscheinen,  aber  gewöhnlich 
10  Schirmstrahlen  aufweisen  (Taf.  XXXIV,   Fig.  6d). 

Von  den  bekannten  20 — 30  [j.  langen  Mikramphidisken  mit  halbkugeligen,  20  strahlten 
Schirmen  sind  sowohl  in  den  Grenzhäuten  als  auch  im  Parenchym  reichlich  Vertreter  zu  finden 
(Taf.  XXXIV,  Fig.  6a— c). 

Die  ziemlich  dicht  stehenden,  kräftigen  und  buschigen  dermalen  und  gastralen  Pentaktin- 
pinule  haben  eine  Durchschnittslänge  von  200  \>,  während  die  derben  geraden  Strahlen  ihres 
Basalkreuzes  nur  40 — 50  jj.  lang  sind.  Der  Radialstrahl,  welcher  in  seinem  glatten  Basalteile 
ca.  10 — 12  \>  dick  ist,  erreicht  auf  der  Grenze  des  mittleren  und  oberen  Dritteiles  mit  seinen 
dicken,  schwach  emporgebogenen  Seitenstacheln  eine  Gesamtbreite  von  50  \>.  und  darüber.  Das 
freie  Distalende  wird  gebildet  von  einem  kurzen  plumpen,  ungefähr  12  \>.  dicken  und  über  20  \>. 
weit  frei  hervorragenden  Conus  terminalis,  welcher  sich  in  seinem  oberen  Endteil  meist  ziemlich 
plötzlich  erheblich  verschmälert  und  stets  mit  abgerundeter  Spitze  endet  (Taf.  XXXIV,    Fig.  4a). 

Eine  schmale,  helle  axiale  Längszone  an  diesem  Terminalconus,  welche  ich  anfänglich  für 
die  Andeutung  einer  äußeren  Leistenbildung  zu  halten  geneigt  war,  entspricht  dem  hier  schwach 
erweiterten  Achsenkanal  (Taf.  XXXIV,  Fig.  4b,  c). 

Die  diaktinen  Marginalia,  welche  durchschnittlich  etwa  800  jj.  lang  sind,  zeigen  am  Ende 
ihres  ungefähr  30  [x  breiten  bestachelten  Distalstrahles  ebenfalls  einen  plumpen  am  Ende  breit 
abgerundeten    freien  Terminalconus   von  ca.  40  \>.  Länge  und    1 5  [j.  Breite  (Taf.  XXXIV,    Fig.  5). 

Kürzer  und  schlanker  als  die  dermalen  sind  die  in  den  größeren  Ableitungskanälen 
spärlich  vorhandenen  kanalaren  Pentaktinpinule;  doch  können  sie  meistens  wegen  der  ziemlich 
reichlichen  und  kräftig  entwickelten  Seitenstacheln  des  freien  Radialstrahles  wohl  auch  noch  als 
buschig    bezeichnet    werden.     Ihr   schlanker  Terminalconus  läuft  spitz  aus  (Taf.  XXXIV,    Fig.  3). 

Gefunden  wurde  das  einzige  Stück  von  Hyalonema  validum  an  der  Station  258  vor  der 
Sansibar-Küste  -  -  20  58,5'  N.  Br.,  460  50,8'  O.  L,  in  einer  Tiefe  von  1362  m  auf  Pteropoden- 
schlamm  und  blauem  Thongrund. 

Hyalonema  tnlipa  F.  E.  Sch.  n.  sp. 

Taf.  XXXV,  Fig.  1—9. 
Ein  recht  gut  erhaltenes  Hyalonema  mit  schlankem,  70  mm  langem  und  22  mm  breitem, 
nahezu  drehrundem,  tulpenförmigem  Körper,  dessen  1  5  cm  langer  Basalnadelschopf  noch  größten- 
teils von  einer  Palythoa-Kruste  gedeckt  ist,  wurde  bei  der  Insel  Siberut  (westlich  von  Sumatra) 
gefunden.  Während  sich  die  größte  Körperbreite  (22  mm)  etwa  in  Fingerbreite  oberhalb  des 
ausgebaucht-konischen    unteren    Körperendes    befindet,    nimmt   der   Querdurchmesser   von    da   an 


84 


Eranz  Eilhard  Schulze:  Hexactinelliden. 


ganz  allmählich  ab  bis  zu  dem  nur  noch  14  m  breiten  oberen  Körperende,  dessen  nahezu  kreis- 
förmiger, zugeschärfter  Rand  eine  dellenförmig  vertiefte,  quere,  gastrale  Endfläche  umsäumt. 
Aus  deren  Mitte  erhebt  sich  wiederum  ein  kräftiger,  ca.  5  mm  weit  frei  hervorragender,  senk- 
rechter Centralconus.  Durchsetzt  wird  diese  konkave  Gastralfläche  von  4  um  den  Central- 
conus im  Kreuz  gestellten,  2 — 3  mm  weiten,  kreisförmigen  Oskularöffnungen.  Die  äußere 
(dermale)  Körperoberfäche  zeigt  ein  ziemlich  gleichmäßig  entwickeltes,  quadratisches  Gitternetz 
der  Haut,  welches  nur  von  einigen  wenigen  rundlichen,  ca.  3  mm  weiten  Oeffnungen  unterbrochen 
ist  (Taf.  XXXV,  Fig.  1).  Ob  diese,  von  einem  etwas  vorragenden  glatten  Rande  scharf  be- 
grenzten und  in  glattwandige,  gleichweite  radiäre  Kanäle  führenden  Löcher  die  Bedeutung  von 
Oskularöffnungen  haben,  oder  ob  es  sich  um  Ausgangsöffnungen  der  Wohnstätten  von  Raum- 
parasiten handelt,  wage  ich  nicht  zu  entscheiden.  In  einem  dieser  Kanäle  traf  ich  einen  ent- 
sprechend breiten  Polychäten.     Die  anderen  waren  leer. 

Zur  Festigung  des  im  ganzen  recht  derben  Schwammkörpers  dienen  zahlreiche,  vorwiegend 
longitudinal  gerichtete,  starke  Tignule  von  ca.  5  mm  Länge  und  bis  zu  250  \x  Dicke,  welche 
vorwiegend  in  der  Nähe  der  Grenzhäute  zu  finden  sind  und  die  gewöhnliche,  schwach  gebogene 
oder  gekniete,  selten  gerade  Spindelform  aufweisen  (Laf.  XXXV,  Fig.  8).  Stets  lassen  sie  den  Achsen- 
kanal und  die  konzentrische  lamellöse  Schichtung  der  Kieselmasse  deutlich  erkennen.  Das  Parenchym 
wird  außerdem  reichlich  durchsetzt  von  den  bald  ganz  glatten,  bald  in  der  Mitte  mit  einer  ab- 
gesetzten Verdickung  oder  mit  4  Buckeln  versehenen,  megaskleren  Oxydiaktinen,  welche  hier 
oft  die  Länge  von  2  mm  und  einen  Dickendurchmesser  von  30  [j.  erreichen.  Dieselben  liegen 
entweder  isoliert  oder  bilden  durch  Aneinanderlegen  lange,  schmale,  oft  ziemlich  rechtwinklig 
zueinander  orientierte  Züge  oder  Stränge  und  legen  sich  auch  wohl  als  Comitalia  an  die  großen 
Tignule  oder  von  innen  her  dicht  an  die  Grenzhäute  an.  Zur  Stütze  der  letzteren  dienen  jedoch 
vorzüglich  die  mehr  oder  weniger  kräftigen  oxypen  taktin  en  Hyp  oder  mal  ia,  resp.  Hypo- 
gastralia,  während  pentaktine  Hypocanalaria  fehlen.  Vereinzelt  treten  auch  im  Parenchym 
kräftige  megasklere  Oxyh  ex  aktine  verschiedener  Größe  auf.  Dagegen  finden  sich  durch  das 
ganze  Parenchym  ziemlich  gleichmäßig  zerstreut  zahlreiche  mikrosklere  Oxyhexaktine 
mit  mäßig  starken,  glatten  oder  ganz  schwach  rauhen,  deutlich  hakenförmig  gebogenen, 
gleichmäßig  spitz  auslaufenden  Strahlen.  Die  Größe  dieser  intermediären  Parenchymalia  variiert 
durchschnittlich  zwischen  80  und   100  [j.  (Taf.  XXXV,  Fig.  3). 

Von  Am  phidisken  finden  sich  in  der  Dermal-  und  Gastralmembran  zahlreiche 
kräftige  Makra m ph id  iske,  und  zwar  zur  Hautfläche  rechtwinklig  orientiert,  während  solche 
in  der  Kanalarmembran  und  im  ganzen  Parenchym  fehlen.  Ihre  länge  beträgt  durchschnitt- 
lich etwa  250  \>.  Ihre  ziemlich  flachen,  nahezu  halbkugelig  gewölbten  Schirme  von  ca.  112  \). 
Breite  und  nur  60  ix  Höhe  haben  6 — 8  (gewöhnlich  7)  breite,  schaufeiförmige  Zähne,  welche 
mäßig  abgerundet  enden.  Der  cylindrische,  etwa  20  ;j.  dicke  Achsenstab  trägt  eine  größere 
Anzahl  kräftiger,  kugelig  abgerundeter  Buckel,  welche  unregelmäßig  zerstreut  stehen,  aber  vor- 
wiegend in  der  mittleren  Hälfte  entwickelt  sind.  Meistens  kommt  auch  ein  Wirtel  von  4  oder 
mehr  solcher  Buckel  im  Centrum  vor  (Taf.  XXXV,  Fig.  4). 

Mesamphidiske    habe   ich    nirgends   gefunden ;   dagegen  sind  M i k r a m p h i d i s k e  ge- 
wöhnlicher Form   und  Größe  (ca.  20  \i.  lang)  in  den  Grenzhäuten   nicht  selten. 


Erster  Teil.     Systematik.  Cr 

Die  dermalen  Pentaktinpinule  haben  eine  Durchschnittslänge  von  200  \x.  Ihr 
in  eine  einfache,  schmale,  lange,  glatte  Spitzt'  auslaufender,  schlanker  Pinulstrahl  ist  im  unteren 
Drittel  ganz  glatt  und  auch  im  übrigen  Teile  nur  ziemlich  spärlich  mit  kurzen,  schräg  empor- 
stehenden Stacheln  besetzt,  welche  ungefähr  an  der  Mitte  des  Strahles  ihre  größte  Länge  er- 
reichen. Die  am  Ende  etwas  zugeschärften  geraden  Basalstrahlen  tragen  besonders  an  ihrem 
distalen  Teile  kleine,  spitze  Höcker  und  sind  ca.  40  \x  lang  (Taf.  XXXV,  Fig.  5).  Kürzer  und 
schmächtiger,  im  übrigen  aber  ähnlich  gestaltet  sind  die  ziemlich  weit  auseinanderstehenden 
kanalaren  Pentaktinpinule  (Taf.  XXXV,  Fig.  6  und  2). 

Aehnlichen  Charakter  wie  die  Dermalpinule  haben  die  500  \i  und  darüber  langen  oxy- 
diaktinpinulen   Marginalia  mit  4   Buckeln  am  Centrum   (Taf.  XXXV,  Fig.   7). 

Am  untersten  Ende  zeigen  sich  in  der  Nähe  der  Palythoa-Kruste  Akanthophore  in 
Gestalt  mäßig  (300 — 400  \i)  langer,  dicker  Diaktine,  welche  entweder  ganz  oder  nur  an  den 
Enden  dicht  mit  konischen  Zacken  oder  Dornen  besetzt  sind  (Taf.  XXXV,  Fig.  ga  und  b). 

Der  Basalnadelschopf  hat  nur  eine  Dicke  von  ca.  2  mm  und  besteht  aus  ca.  30  recht 
verschieden  dicken,  Widerhäkchen  tragenden   Basalia  gewöhnlicher  Bildung. 

Der  Fundort  des  hier  beschriebenen  einzigen  vorliegenden  Exemplares  von  H.  tulipa  ist 
die  Station    iqo  bei  der  westlich  von  Sumatra  gelegenen  Insel  Siberut  o°  58,2'    S.  Br.,    9g11 

43,2*   O.  L.  —  und    1280  m  tief. 

Myalonema  sinüle  F.  E.  Sch.  n.  sp. 

Taf.  XXXV,  Fig.    10—16. 

Den  neuen  Speciesbegriff  Hyalonema  simile  stelle  ich  auf  nach  einigen  zum  Teil  leidlich 
gut  erhaltenen,  zum  Teil  allerdings  nur  in  Bruchstücken  vorliegenden  Stücken,  welche  vor  der 
ostafrikanischen  (Somali-) Küste  in  der  Nähe  des  Aequators  an  zwei  verschiedenen,  doch  nicht  gar 
weit   voneinander    liegenden  Stationen,    252   (101g  m  tief)  und  258  (1362   m  tief)  gefunden  sind. 

Das  auf  Taf.  XXXV  in  Fig.  10  abgebildete  größte  und  besterhaltene  Exemplar  stellt 
einen  Schwammkörper  von  40  mm  Länge  und  25  mm  größte  Breite  dar,  welcher  im  allgemeinen 
die  Gestalt  eines  mäßig  stark  ausgebauchten  umgekehrten  Kegels  mit  abgerundeter  unterer 
Spitze  und  flach-trichterförmig  vertiefter  oberer,  25  mm  breiter,  ziemlich  kreisrunder  Basal- 
fläche  hat.  An  dem  Außenrande  der  letzteren  ragt  ein  kurzer  Alarginalsaum  etwas  schräg  nach 
oben  und  außen  vor.  Während  die  äußere  Körperoberfläche  von  einem  nur  sporadisch  erhaltenen 
dünnbalkigen  Hautgitternetz  überzogen  ist,  wird  die  obere  gastrale  Endfläche  von  einer  derben, 
sam metähnlichen  Gastralhaut  gebildet,  welche  von  zahlreichen  rundlichen,  isoliert  oder  gruppen- 
weise vorkommenden,  1 — 3  mm  weiten  Ausgangsöffnungen  des  ableitenden  Kanalsystems  durch- 
brochen ist  (Taf.  XXXV,  Fig.   10). 

Im  Centrum  dieser  trichterförmig  vertieften  Gastralgrube  ragt  in  Form  eines  aufgerichteten 
Hautfetzens  der  Rest  eines  kleinen  (wahrscheinlich  in  Verbindung  mit  dem  völlig  ausgerissenen 
Basalschopf)  verloren  gegangenen  freien  Centralconus  hervor. 

Von  einem  zweiten  Stücke,  b,  ähnlicher  Form  und  Größe,  ist  nur  der  centrale  Teil  des 
Körpers  mit  einem  Teil  des  Basalnadelschopfes  erhalten,  während  die  äußere  Rindenpartie  und 
die  obere  gastrale  Region  abgerissen  erscheint.  Jedoch  ist  der  ca.  5  mm  lange  und  2  mm  dicke 
Centralconus    mit    seiner   Gastralhautdecke    noch    erhalten,    ebenso    die    Palythoa-Bekleidung    des 


Qfa  Franz  Eilhard  Schulze:  Hexactinelliden. 

Basalnadelschopfes.     Neben    dem  Centralconus    münden    4    im  Kreuz    gestellte,  2 — 3   mm    weite, 
rundliche  Hauptkanäle  des  ableitenden  Systemes  aus. 

Ein  drittes,  etwas  plattgedrücktes,  an  einer  Seite  zugeschärftes  Stück,  c,  von  ca.  4  qcm 
Umfang,  stellt  ein  Seitenrandbruchstück  eines  größeren,  wahrscheinlich  kelchförmigen  Schwamm- 
körpers dar.  Man  erkennt  an  den  beiden  Seitenflächen  noch  die  netzförmige  Dermal-  und  die 
kompaktere  Gastralhautdecke,   sowie  den  ziemlich  gut  erhaltenen  Marginalsaum. 

Außer  diesen  3  von  der  Station  252  stammenden  Objekten  rechne  ich  zu  derselben 
Species  noch  2  an  der  Station  258  gefundene  Stücke,  cl  und  e,  von  welchen  das  eine  die 
merkwürdige  Abnormität  eines  seitlich  verbundenen  Zwillingspaares  darstellt,  mit  einfacher  oberer 
Oskularöffnung  und  daraus  hervorragendem  einfachen  Centralconus,  aber  mit  zwei  getrennten 
unteren  Körperenden,  deren  jedes  aus  seinem  konisch  zugespitzten  Unterende  je  einen  gesonderten 
Basalnadelschopf  abgehen  läßt.  Dieser  Doppelkörper,  welcher  in  der  Fig.  1 2  der  Taf.  XXXV 
abgebildet  ist,  hat  eine  Länge  von  ca.  20  mm  und  eine  größte  (in  der  Mitte  befindliche) 
Breite  von  1 2  mm.  Der  deutlich  zugeschärfte  und  mit  einem  zarten  Marginalnadelsaume  ver- 
sehene, ziemlich  kreisförmige  Seitenrand  der  oberen  halbkugelig  vertieften  Gastralhöhle  hat  einen 
Ouerdurchmesser  von  ca.  6  mm. 

Neben  dem  im  Centrum  frei  emporragenden,  nur  etwa  3  mm  hohen  Centralconus  finden 
sich  4  im  Kreuz  gestellte  und  ca.  2  mm  weite  Hauptausgangsöffnungen  des  ableitenden  Kanal- 
systemes.  Während  die  äußere  Körperoberfläche  Andeutungen  eines  feinl xilkigcn  quadratischen 
Dermalhautnetzes  zeigt,  erscheint  die  konkave  Gastralfläche  ziemlich  gleichmäßig  sammetartig 
(Taf.  XXXV,  Fig.   12). 

Das  andere,  erheblich  kleinere,  also  wahrscheinlich  jüngere,  noch  ziemlich  gut  erhaltene 
Exemplar  der  Station  258  hat  einen  eiförmigen,  oben  etwas  <|uer  abgestutzten,  unten  mäßig 
verschmälerten  Körper  von  35  mm  Länge  und  20  mm  in  der  Mitte  gelegener  Breite.  Die 
ca.  4  mm  breite  und  ebenso  tiefe  Gastralhöhle,  deren  obere  Begrenzung  von  einem  zugeschärften 
und  schwach  vortretenden  Marginalsaume  gebildet  ist,  wird  von  einem  kurzen  Centralconus 
durchsetzt,  dessen  Spitze  aber  das  Niveau  der  oskularen  Gastralöffnung  nicht  erreicht.  Auch 
hier  läßt  sich  an  der  dermalen  Außenfläche  eine  Andeutung  von  i|uadratischer  Gitternetzbildung 
erkennen,  während  die  Gastralfläche,  abgesehen  von  einigen  rundlichen  Oeffnungen  der  abieilenden 
Hauptkanäle,  gleichmäßig  sammetähnlich  erscheint  (Taf.  XXXV,  Fig.    11). 

Von  einem  Palythoa-Ueberzuge  ist  hier  an  dem  dünnen  1  >asalnadelschopfe  noch  nichts 
zu  sehen. 

Die  Unterschiede  in  der  äußeren  Körperform  dieser  5  Stücke  dürften  sich  aus  deren 
verschiedenem  Lebensalter  erklären. 

Hinsichtlich  der  Spikulation  besteht  im  ganzen  Uebereinstimmung.  Einzelne  kleine 
Lifferenzen  sind  wahrscheinlich  auf  individuelle  Variation,  zum  Teil  auch  wohl  auf  den  Alters- 
unterschied zu  beziehen. 

So  kommen  z.  B.  die  großen  parenchymalen  Balken,  die  Tignule,  bei  den  einzelnen 
Stücken  in  recht  verschiedener  Menge  vor.  Während  ich  sie  bei  dem  ziemlich  gut  ausgebildeten, 
allerdings  größtenteils  der  dermalen  Hautschicht  beraubten  Exemplare  a  nur  ganz  vereinzelt  antraf, 
waren  sie  bei  b,  c  und  d  ziemlich  häufig.  Bei  dem  jüngsten  Stücke  e  habe  ich  sie  überhaupt  ver- 
geblich gesucht.     Bei  allen  Stücken  kommen  im  Parenchym  kräftige  glatte  Makro- Oxyhexak- 


Erster  Teil.     Systematik.  o- 

tine  in  radiärer  Orientierung  vor,  wenngleich  nicht  gerade  häufig.  Zahlreich  dagegen  sind  überall 
die  geraden  oder  schwach  gebogenen  megaskleren  Oxydi aktine  von  ca.  i — 3  mm  und  darüber 
I  änge,    mit  oder  ohne  centrale  Buckel    und  recht    verschiedener,    bis  zu   20  jj.    reichender  Dicke. 

Oxypentaktin  e  Hypodermalia  und  Hypogastral  i  a  ähnlichen  Kalibers  sind 
zwar  im  allgemeinen  vorhanden,  doch  recht  ungleich  verteilt,  so  daß  hier  und  da  Regionen 
vorkommen,  wo  statt  der  hypodermalen  Pentaktine  fast  nur  Diaktine  in  paratangentialer  Lagerung 
reichlich  unter  der  Haut  als  Stütznadeln  zu  finden  sind. 

Bei  denjenigen  Stücken,  wo  sich  auf  dem  Basalnadelschopfe  die  Palythoa  angesiedelt  hat, 
sind  auch  Akanthophore  am  unteren  Körperende  zu  finden,  welche,  meist  dicht  mit  groben 
konischen  Zacken  besetzt,  gewöhnlich  200 — 300  p.  und  darüber  lange  gerade  Diaktine,  seltener 
ähnliche,  resp.  nur  an  den  Enden  bedornte  Stauraktine  darstellen. 

Unter  den  Basalia  fand  sich  in  dem  Exemplar  b  eine  Ankernadel  mit  stark  abgerundetem, 
4-zähnigem  Kolben,  welcher  in  Fig.  14  der  Taf.  XXXV  abgebildet  ist.  Im  übrigen  weicht  der 
Bau  dieser  recht  verschieden  langen  und  dicken  Ankernadeln  nicht  wesentlich  ab  von  dem  der 
entsprechenden  Nadeln  anderer  Hya/onema-Arten. 

Von  Mikroskleren  sind  zunächst  die  im  Parenchym  überall  reichlich  vorhandenen,  80 
bis  100  jj.  großen  Oxyhexaktine  zu  erwähnen,  deren  mäßig  starke,  glatte  Strahlen  stets  deut- 
lich gebogen  sind,  ähnlich  wie  bei  den  entsprechenden  Nadeln  von  H.  tulipa  (Taf.  XXXV,  Fig.  3). 

Derbe  Makr am phidiske  sind  nur  in  der  Dermalmembran,  und  auch  hier  nur  spärlich 
zu  finden,  fehlen  aber  in  der  Gastralhaut  und  im  Parenchym  gänzlich.  Sie  haben  eine  Länge 
von  ca.  250  [j.,  einen  starken,  mit  unregelmäßig  verteilten  Buckeln  und  einem  centralen  Buckel- 
wirtel  versehenen  Achsenstab  und  halbkugelig"  gewölbte,  ca.  70  \l  lange  und  90  jjl  breite  Schirme 
mit  meist  7  breiten,  schaufeiförmigen  Zähnen,  welche  breit  abgerundet  enden  (Fig.  XXXV, 
Fig.)   171. 

Mesamphidiske  sind  besonders  reichlich  in  der  Wand  der  größeren  Kanäle  vorhanden. 
Ihre  Länge  beträgt  ca.  40  jj..  Die  glockenförmigen  Schirme  haben  10 — 12  schmale,  parallel 
gerichtete  Zähne.  Der  dünne  Achsenstab  ist  höckerig  und  zeigt  in  der  Mitte  einen  Wirtel 
stärkerer  Buckel  (Taf.  XXXV,  Fig.  16a  u.  b).  Die  besonders  in  den  Grenzhäuten  reichlich  vor- 
handenen, ca.  20^.  langen,  10 — 12-zähnigen  Mikramphidiske  zeigen  die  gewöhnliche  Form 
(Taf.  XXXV,  Fig.   16c). 

Die  schlanken  oxypen  takti  nen  Dermal-  und  Gast ralpinule  variieren  in  der 
Länge  von  150 — 25011.  Besonders  lang  erscheinen  sie  bei  dem  kleinsten  Exemplare  e.  Ihr 
nicht  eben  starker  Pinulstrahl  ist  mit  kurzen ,  zarten  Seitenstacheln  besetzt  und  läuft  am 
Ende  in  eine  lange,  schlanke  Spitze  aus.  Die  ebenfalls  nur  mäßig  starken,  geraden  und  am 
Ende  zugespitzten  Basalstrahlen  erreichen  höchstens  die  Länge  von  40  \>.  und  erscheinen  im 
distalen  Teile  mit  feinen  Höckern  spärlich  besetzt  (Taf.  XXXV,  Fig.   15). 

Die  oxydiaktinen  Marginalia  gleichen  im  Bau  ihres  ca.  300  \x  langen  äußeren  Strahles 
den  Dermalpinulen,  haben  aber  einen  ca.  200  y.  langen,  glatten  Innenstrahl  und  am  Centrum 
4   abgerundete  Buckel. 

Die   3  Exemplare,  a,    b    und    c,    stammen  von  der   Station   252  vor  der   Somaliküste  - 
o.°  24,5'  S.  Br.,   4 20  49,4'   O.  L.  —  wo    in    einer  Tiefe   von    1019  m    ein    blauer   Thongrund    mit 
Pteropodenschalen  gefunden    war;    während   die  beiden    anderen  Stücke,  d  und  e,  von  der  etwas 


so  Franz  Eilharu  Schulze:  Hexactinelliden. 

weiter  nördlich  gelegenen  Station  258  -  -  2°  58,5'  N.  Br.,  460  50,8'  O.  L.  -  -  aus   1362  m  Tiefe 
und  ähnlichem  Grunde  herrühren. 

Hyalonema  coniforme  F.  E.  Sch.  n.  sp. 

Taf.  XXXVI,  Fig.   1— 11. 

Vor  der  Somali  -  Küste,  etwa  6°  nördlich  vom  Aequator,  wurde  ein  weicher,  aus- 
geprägt kegelförmiger  Schwammkörper  von  90  mm  Länge  und  55  mm  Breite  der  quer  ab- 
gestutzten nach  oben  gewandten  Basis  gefunden.  Leider  war  durch  Ausreißen  des  Basalnadel- 
schopfes,  das  zugespitzte  Unterende  stark  lädiert.  Ein  unregelmäßiges,  feinbalkiges  Gitternetz  der 
Dermalhaut  überzieht  die  schwach  ausgebauchte  Seitenfläche,  während  die  obere  Gastral- 
fläche  von  einer  fast  planen,  mit  der  Unterlage  verwachsenen  Siebplatte  gebildet  wird,  deren 
sammetähnliche  dichte  Haut  von  zahlreichen,  oft  in  Gruppen  geordneten,  rundlichen  oder  ovalen 
Löchern  verschiedener  Weite  (1 — 3  mm)  durchbohrt  ist.  Am  Rande  findet  sich  ein  zarter,  aber 
deutlich  markierter  Marginalsaum,  welcher  die  durchlöcherte  Gastralhaut  scharf  von  der  ganz 
andersartigen  Dermalfläche  abgrenzt  (Taf.  XXXVI,  Fig.   1). 

Das  ableitende  Kanalsystem  erscheint  hier  nicht  zu  einigen  wenigen  Hauptkanälen  ge- 
sammelt, sondern  besteht  aus  zahlreichen,  an  der  oberen,  planen  gastralen  Fläche  einzeln  aus- 
mündenden lakunösen,  verästelten  Längskanälen,  zwischen  welchen  die  zuleitenden  Kanäle  von 
der  Dermaloberfläche  aus  eindringen. 

Hinsichtlich  der  makroskleren  Nadeln  ist  hervorzuheben,  daß  die  bei  sonst  nahe  verwandten 
Arten,  wie  H.  simile,  tulipa  etc.  vorkommenden  Tignule  hier  ganz  fehlen.  Um  so  reichlicher 
sind  die  gewöhnlich  1 — 2  mm  langen,  ganz  glatten,  oder  mit  4  Centralhöckern  versehenen,  geraden 
oder  gebogenen  Oxydiaktine  vorhanden,  welche,  meistens  zu  Strängen  aggregiert,  ein  zwar  recht 
nachgiebiges  und  weiches,  aber  doch  elastisches  Stützgerüst  bilden.  Zwischen  diesen  kommen 
glatte  megasklere  Oxyhexaktine  verschiedener  Größe  in  radiärer  Lagerung  vor.  Von  ähnlichem 
Charakter  sind  die  zahlreich  vorhandenen,  verschieden  großen,  hypodermalen  und  hypo- 
gastralen  Oxypentaktine,  während  sich  derartige  hypokanalare  Oxypentaktine  nur  ganz 
vereinzelt  finden. 

In  großer  Menge  sind  im  Parenchym  überall  glatte  Mikroxyhexaktine  von  60  bis 
80  [j.  Durchmesser  vorhanden,  deren  mäßig  kräftige  Strahlen  sämtlich  im  Endteil  eine  ziemlich 
starke,  hakenförmige  Biegung  zeigen  (Taf.  XXXVI,  Fig.  5  u.  6). 

Dermale  Makramphidiske  sind  nur  ganz  vereinzelt  gefunden.  Sie  haben  eine  Durch- 
schnittslänge von  160  jj.  und  einen  ca.  9  jx  dicken  Achsenstab  mit  spärlichen,  zerstreut  stehenden 
kleinen  Höckern,  sowie  einen  geringfügigen  centralen  Höckerwirtel.  Die  flach  gewölbten  7-zähnigen 
Schirme  sind  etwa  36  \k  lang  und  50  p.  breit.  Ihre  schauf eiförmigen  Zähne  enden  breit  abge- 
rundet (Taf.  XXXVI,  Fig.  11a).  Mesamphidiske  von  40 — 60  jj.  Länge  sind  besonders  in  der 
Wand  der  Kanäle  recht  häufig.  Ihre  glockenförmigen,  ca.  20  \j.  langen  und  etwa  15  jj.  breiten 
Schirme  haben  10 — 12  schmale,  parallel  liegende  Zähne.  Der  feinhöckerige  Achsenstab  hat 
einen  centralen  Wirtel  spitzer  Höcker  (Taf.  XXXVI,  Fig.  7  u.  8).  Indem  sich  bei  den  kleinsten 
Mesamphidisken  die  Glocken  verkürzen  und  schließlich  halbkugelig  werden,  entstehen  Uebergänge 
zu  den  ebenfalls  in  allen  Grenzmembranen  sehr  reichlich  vorhandenen  Mi  kram  ph  id  isken 
gewöhnlicher  Art  (Taf.  XXXVI,  Fig.  9 — 11). 


Erster  Teil.     Systematik.  Qq 

Die  oxypen  takti  nen  Dermal-  und  Gastralpinule  haben  eine  Länge  von  140  bis 
180  jil.  Ihr  mäßig  starker  Pinulstrahl  hat  kurze,  schräg  aufwärts  gerichtete  Seitenstacheln  und 
läuft  ganz  allmählich  spitz  aus  (Taf.  XXXVI,  Fig.  4). 

Aehnlichen  Charakter  wie  die  Dermalpinule  haben  die  400 — 500  [t  langen  oxydiaktinen 
Marginalia,  deren  Innenstrahl  glatt  ist,  und  deren  4  Centralhöcker  abgerundet  sind 
(Taf.  XXXVI,  Fig.  3). 

An  der  Innenfläche  der  größeren  Ableitungskanäle  und  Lakunen  kommen  schmächtige 
Pentaktinpinule  mit  spärlichen  und  sehr  kurzen  Seitenstacheln  des   kurzen  Pinulstrahles  vor. 

Das  einzige  gefundene  Exemplar  stammt  von  der  vor  der  Somaliküste  gelegenen 
Station  264  -  -  6°  18,8'  N.  Br.,  4g0  32,5  O.  L.  -  -  aus  einer  Tiefe  von   107g  m. 


Myalonema  urna  F.  E.  Sch.  n.  sp. 

Taf.  XXXVI,  Fig.   12  —  25. 

Ein  annähernd  kugeliger,  kleinapfelgroßer,  recht  weicher  Körper,  welcher  gewissen  prä- 
historischen Urnen  in  der  Form  gleicht,  ist  in  der  Nähe  des  Aequators  südlich  von  den  Malediven 
und  nördlich  von  den  Chagos-Inseln  in  2g ig  m  Tiefe  auf  Globigerinenschlamm  gefunden.  Leider 
ist  das  verschmälerte  untere  Ende  samt  dem  Basalnadelschopf  abgerissen. 

Die  Höhe  des  vorliegenden  Stückes  beträgt  ebenso  wie  seine  Breite  etwa  50  mm.  Der 
Binnenraum  wird  durch  4  vom  Centralconus  ausgehende  radiäre  Längssepta  in  4  Fächer 
geteilt.  Ein  kurzes,  kreisförmiges,  ca.  23  mm  weites  Oskularrohr  erhebt  sich  etwa  5  mm 
über  den  Körper  und  trägt  an  seinem  zugeschärften  Rande  den  Marginalnadelsaum  (Taf.  XXXVI, 
Fig.   12). 

Der  ziemlich  breite  und  stumpf  endigende  Conus  centralis  ragt  nur  etwa  5  mm  über 
die  freien,  etwas  konkaven  Ränder  der  4  verdickten  Septa  vor  und  reicht  bis  zum  Niveau  des 
Oskularrandes.  In  die  4  taschen-  oder  sackförmigen  unteren  Aussackungen  der  Gastralhöhle 
münden  von  unten  und  von  der  Seitenwand  her  die  ableitenden  Kanäle  mit  zahlreichen  zerstreut 
stehenden  rundlichen  Oeffnungen  von  1 — 4  mm  Durchmesser,  während  die  Innenwand  an  den 
Septen  und  an  der  Innenseite  des  Oskularrohres  eine  gleichmäßige  sammetähnliche  Oberfläche 
zeigt.  Die  dermale  Außenfläche  des  Körpers  ist  bis  in  die  Nähe  des  mehr  glatten  Oskularrohres 
mit  einem  feinmaschigen  quadratischen  Gitternetze  bedeckt,  durch  welches  die  weiteren  Eingangs- 
öffnungen der  zuleitenden  Gänge  hindurchschimmern  (Taf.  XXXVI,  Fig.   1 2). 

Hinsichlich  der  Spikulation  mag  zunächst  erwähnt  werden,  daß  die  bei  manchen 
anderen  Hyalonemen  vorkommenden,  mehrere  Millimeter  langen,  plumpen  Tignule  hier  ganz 
fehlen.  Von  parenchymalen  Megaskleren  sind  zu  nennen  mäßig  starke  megasklere  Oxy- 
diaktine  von  ca.  1  mm  Länge  mit  centraler  Anschwellung,  welche  meistens  in  bekannter  Weise 
zu  schmalen  Strängen  aneinander  gelagert  erscheinen,  sowie  zahlreiche  kräftige  Oxyhexaktine, 
welche,  rechtwinklig  zu  den  Grenzflächen  orientiert,  in  allen  dickeren  Partien  der  Körperwand 
ein  kubisches  Gitter  markieren.  Die  meist  ziemlich  kräftig  entwickelten  oxypentaktinen  Hypo- 
dermalia  und  Hvpogastralia  haben  recht  verschiedene  Größe  und  gleichen  im  Charakter  den 
parenchymalen  Oxyhexaktinen.  In  den  untersten  Partien  des  Körpers  finden  sich  zahlreich 
300 — 500  ]}.   große    stauraktine,   triaktine   und    diaktine    Acanthophore,    deren    schwach   verdickte 

Deutsche  Tiefsee-Expedition  1898 — 1899.     Bd.  IV.  I  2 


qO  Franz  Eilhard  Schulze:  Hexactinelliden. 

Enden  stets  mit  kräftigen  Stacheln  besetzt  sind,  während  der  Mittelteil  gewöhnlich  glatt  bleibt. 
Wenn  auch  von  dem  eigentlichen  Basalnadelschopf  nichts  mehr  erhalten  ist,  so  lassen  sich 
doch  in  der  zerrissenen  Mittelpartie  des  unteren  Körperendes  noch  einige  starke  Diaktine  finden, 
welche  nicht  zugespitzt,  sondern  beiderseits  mit  einer  kolbigen  Anschwellung  enden. 

Von  den  Mikroskleren  zeichnen  sich  die  nur  recht  spärlich  vorhandenen  parenchymalen 
Oxyhexaktine  von  50 — 60  ;j.  Durchmesser  durch  eine  starke  hakenförmige  Biegung  ihrer  glatten 
Strahlen  aus  (Taf.  XXXVI,  Fig.   14). 

Auffällig  schlank  und  gracil  erscheinen  die  hier  nicht  in  der  Dermalschicht  gelegenen, 
sondern  im  Parenchym  unregelmäßig  zerstreuten  Makramphidiske  von  200 — 300  \>.  Länge.  Ihre 
glockenförmigen,  am  Ende  etwas  quer  abgestutzten  Endschirme  von  60—  80  p.  Länge  und  nur 
40 — 50  [i.  Breite  besitzen  8  nur  schwach  divergierende  Zähne  mit  abgerundeten  Enden. 
Der  dünne  cylindrische  Achsenstab  von  4 — 6  \>.  Dicke  trägt  in  der  Mitte  gewöhnlich  8  im 
Wirtel  gestellte,  stark  vorspringende  Höcker  und  außerdem  mehrere  niedrigere  Höcker  in  un- 
regelmäßiger Verteilung  (Laf.  XXXVI,  Fig.    17,   18  u.   1 8a). 

Ganz  verschieden  von  diesen  gracilen,  schlanken  Makramphidisken  ist  eine  andere,  auf 
die  Dermal-  und  Gastralhaut  beschränkte,  hier  aber  sehr  reichlich  vorhandene  Sorte  von  robusten 
ellipsoiden  kleineren  Makramphidisken  von  durchschnittlich  nur  80  \t.  Länge  und  40  \x  Breite, 
welche  man  eventuell  auch  den  Mesamphidisken  zurechnen  könnte.  Ihre  halbeiförmigen  Schirme 
haben  8  lange,  schaufeiförmige  zugespitzte  Zähne,  welche  sich  mit  ihren  mäßig  abgerundeten 
Enden  nahezu  erreichen,  aber  nie  verschmelzen.  Der  verhältnismäßig  kräftige  cylindrische  Achsen- 
stab trägt  eine  Anzahl  von  ziemlich  hohen,  papillenförmigen  Buckeln,  von  denen  die  der  Mitte 
entsprechenden,  zuweilen  aber  auch  die  übrigen  zu  8-strahligen  Wirtein  zusammentreten.  Oft 
sieht  man  3,  bei  größeren  Nadeln  aber  auch  wohl  noch  mehr  solcher  Wirtel  ausgebildet,  von 
welchen  dann  jedoch  immer  der  mittlere  der  ansehnlichere  ist  (Taf.  XXXVI,  Fig,   19  u.  20). 

Kleinere-  Amphidiske  mit  glockenförmigen  kürzeren  Schirmen  und  schlankem  Achsenstabe 
finden  sich  sowohl  in  den  Grenzhäuten  als  auch  hier  und  dort  im  Parenchym  und  dürften  als 
wahre  Mes a mph idiske  anzusehen  sein  (Taf.  XXXVI,  Fig.  21  u.  22).  Auch  fehlen  nicht  die 
typischen  Mikr amphidiske  mit  ihren  halbkugeligen,  12 — 20-strahligen  Glocken,  sind  jedoch 
hier  auffallend  spärlich  vorhanden  (Taf.  XXXVI,  Fig.   2^, — 25). 

Die  mäßig  starken,  aber  doch  schlanken  Dermal-  und  Gastralpinule  haben  die  beträchtliche 
Länge  von  400 — 800  jj..  Die  verhältnismäßig  kurzen,  seitlich  zusammengedrückten  Seitenstacheln 
ihres  nur  im  Basalteile  glatten  Pinulstrahles  nehmen  von  der  Mitte  bis  zu  dem  eanz  allmählich 
spitz  auslaufenden  Distalende  kontinuierlich  an  Länge  ab  und  zeigen  gewöhnlich  spiralige  An- 
ordnung (Taf.  XXXVI,  Fig.   15a  u.   15b). 

In  die  ableitenden  Kanäle  setzen  sich  die  hier  bald  spärlicher  werdenden  Kanalpinule  nicht 
gar  weit  fort.  Die  1  mm  und  darüber  langen  oxydiaktinen  Marginalia  gleichen  in  ihrem  Pinul- 
strahl  den  Dermalpinulen,  während  der  kürzere  Innenstrahl  glatt  ist.  Die  im  Kreuz  gestellten 
4  Centralbuckel  sind  halbkugelig  abgerundet  (Taf.  XXXVI,  Fig.   16). 

Aus  dieser  Darstellung  ergiebt  sich,  daß  die  Spikulation  des  Hyabnema  urna  auffallend 
mit  Hyalonema  ovuliferum  übereinstimmt,  welches  ich  in  meinem  Werke:  „Amerikanische 
Hexactinelliden",  S.  13  und  14  beschrieben  und  ebendort  Taf.  II,  Fig.  9 — 12  abgebildet 
habe.     Indessen    finden    sich    auch    beachtenswerte    Unterschiede    zwischen    beiden,   welche   mich 


Erster  Teil.     Systematik.  q  j 

mit  Rücksicht  auf  die  erheblich  verschiedene  Körperform  bestimmt  haben,  sie  als  Species  zu 
sondern.  In  dieser  Hinsicht  möchte  ich  Gewicht  legen  auf  das  spärliche  Vorkommen  und  die 
auffallende  Kleinheit  der  parenchymalen  Mikroxyhexaktine  bei  H.  urna,  während  diese  Nadel- 
form bei  H  ovuliferum  sehr  reichlich  und  beträchtlich  größer  ist. 

Gefunden    ist    das    einzige    Exemplar    dieser   Art   an    der  Station   220  -       i°  57,0'  S.  Br., 
730  19,1'  O.  L.  -  -  in  2919  m  Tiefe  auf  einem  mit  Globigerinenschlamm  bedeckten  Grunde. 


Hyalonema  apertum  F.  E.  Sch. 

Taf.  XXVII  u.  XXVIII. 

1857  Hyalonema  affine  J.  Friedr.  Brandt,    in:  Bull,  scient.  Acad.  Petersbourg.  T.  XVI,   1857,    No.  5.    Mel.    biol., 
T.  II,  p.  606. 

1859  Hyalonema  affine  J.  Friedr.  Brandt,  Symbolae  ad  polypös  hyalochaetides  speetantes,   1895,  fol. 

1860  Hyalonema  affine  M.  Schultze,  Die  Hyalonemen,  S.  9. 

1875  Hyalonema  affine  W.  Marshall,  in:  Zeitschr.  f.  wiss.  Zool.,  Bd.  XXV,  Supplement,  S.  224. 

1887   Hyalonema  (Stylocalv.\)  apertum  F.  E.  Sch.,  in:    Abhandl.  Königl.  preuß.  Akad.,   1886,  S.  59. 

1887  Hyalonema  (Stylocalyx)  apertum  F.  F.  Sch.,  in:  Challenger  Report,  Zoology,  Vol.  XXI  u.  XXII,  Hexaetinellidia 

p.  214  und  PI.  XXXVII,  XXXVIII. 
1895   Hyalonema    apertum  F.   E.  Sch.    und  Hyalonema  Maehrenthali   F.   E.  Sch.,    in:   Abhandl.    Königl.    preuß.   Akad., 

1894,  S.  39—44,  Taf.  VIII. 
1899  Hyalonema  affine  F.   E.  Sch.,  in:  Sitzungsb.   Ges.   naturf.   Freunde  in  Berlin,    1899,  S.    112 — 129. 
1902  Hyalonema  affine  F.  E.  Sch.,  in:  An  aecount  of  the  Indian  Triaxonia,   1902,  p.   27  —  31   und  PI.  VII. 

Bei  Sumatra  und  bei  den  Nikobaren  sind  von  der  „Valdivia"-Expedition  einige  Hyalonema- 
Stücke  erbeutet,  welche  ich  zu  der  recht  variablen  Species  H.  apertum  F.  E.  Sch.  stelle. 

Dieser  Name  H.  apertam  F.  E.  Sch.  muß  nämlich  statt  des  von  mir  in  letzter  Zeit, 
z.  B.  noch  1902,  in  meinen  Indian  Triaxonia,  p.  27  gebrauchten  H.  affine  Marshall  aus  folgendem 
Grunde  angewandt  werden.  Zwar  habe  ich  im  Jahre  1899  in  den  Sitzungsber.  der  Ges.  naturf. 
Freunde  in  Berlin,  1 899,  S.  112  nachgewiesen,  daß  die  hier  in  Betracht  kommende  Hyalonema- 
Species,  welche  ich  in  meinem  Challenger-Report  1887  als  Hyalonema  apertum  bezeichnet  hatte, 
speeifisch  übereinstimmt  mit  der  von  W.  Marshall  im  Jahre  1875  als  Hyalonema  affine  W.  Marsh. 
beschriebenen  japanischen  Form,  und  glaubte  sie  daher  auch  H.  affine  Marshaix  nennen  zu 
müssen;  doch  hatte  ich  damals  nicht  beachtet,  daß  dieselbe  Bezeichnung  Hyalonema  affine  schon 
im  Jahre  1857  von  Brandt  für  ein  nicht  mit  Sicherheit  zu  bestimmendes  Nadelbüschel  nebst 
Palythoa-Kruste  vergeben,  also  nicht  zulässig  war.  Es  muß  daher  nach  den  bekannten 
Nomenklaturregeln  der  nächstjüngere  Name,  das  ist  der  von  mir  im  Jahre  1886/87  für  dieselbe 
Art  gegebene  Name  Hyalonema  apertum  F.  E.  Sch.  wieder  eintreten. 

Die  speeifische  Uebereinstimmung  der  mir  jetzt  vorliegenden  Stücke  mit  den  japanischen, 
sowie  mit  den  von  mir  früher  beschriebenen  indischen  Exemplaren  der  „Investigator"-Ausbeute 
scheint  mir  zweifellos,  da  die  Abweichungen  nicht  erheblicher  sind  als  die  Differenzen  der 
japanischen  Stücke  untereinander,  welche  letzteren  außer  mir  auch  Prof.  Ijlma  in  Tokio  unlängst 
näher  studiert  hat.  Nach  einer  vergleichenden  Untersuchung  zahlreicher  japanischer  Exemplare, 
welche  Kollege  Ijlma  die  Güte  hatte  mir  zu  überlassen,  kann  ich  ihm  darin  nur  beistimmen, 
daß  sich  trotz  mancher  Differenzen  aus  diesen  keine  scharf  gesonderten  Arten  bilden  lassen. 
Höchstens  könnte  man  sie  einfach  nach  der  Konsistenz  in  härtere  und  weichere  gruppieren. 


_  .  Franz  Eilhard  Schulze  :  Hexactinelliden. 

Auch  die  später,  1899,  von  mir  versuchte  Einteilung  der  Species  in  eine  japanische 
(japanicum)  und  eine  indische  (recticulatum)  Subspecies  wird  sich  nicht  halten  lassen. 

Von  der  deutschen  Tiefsee-Expedition  sind  bei  der  Insel  Pageh  (bei  Sumatra)  2  ca.  hasel- 
nußgroße Exemplare  gefunden,  welche  sich  beide  durch  Derbheit  des  Körpers  auszeichnen. 

Eines  derselben  hat  noch  seinen  Basalschopf  bewahrt  und  stellt  einen  30  mm  langen, 
20  mm  breiten  Kelch  dar,  dessen  ziemlich  scharfkantiger  Rand  etwas  nach  außen  umgebogen  ist. 

Die  erheblich  vertiefte,  ziemlich  glatte  gastrale  Endfläche  läßt  4  um  den  8  mm  hoch 
emporragenden  Centralkegel  im  Kreuz  gestellte  größere  rundliche  Hauptausgangsöffnungen  des 
ableitenden  Kanalsystemes  und  daneben  noch  einige  kleinere  Löcher  erkennen.  An  der  äußeren 
dermalen  Oberfläche  befindet  sich  ein  deutliches  Gitter,  welches  aber  hie  und  da  in  eine  dichtere, 
sammetartige  Haut  übergeht  (Taf.  XXXVII,  Fig.   1). 

Das  andere,  etwas  kleinere  Exemplar  zeigt  einen  stärker  auswärts  gebogenen,  an  einer 
Seite  sogar  stark  zurückgeschlagenen  scharfkantigen  Rand.  Auch  hier  finden  sich  um  den 
(breiteren  und  kürzeren)  frei  emporragenden  Centralconus  in  dem  sonst  gleichmäßig  glatten 
Gastralfeide  4  rundliche  Ausgangsöffnungen.  Die  Dermalfläche  erscheint  ebenfalls  gleichmäßig 
glatt  und  derb.  Der  Basalnadelschopf  ist  am  gerundeten  Unterrande  quer  abgebrochen 
(Taf.  XXXVII,  Fig.  2). 

Bei  beiden  Stücken  zeichnen  sich  die  parenchymalen  Megasklere  durch  erhebliche  Stärke 
aus.  Außer  den  mehrere  Millimeter  langen  und  oft  über  200  \>.  dicken,  schwach  gebogenen  oder 
geknieten  diaktinen  Tignulen  (Taf.  XXXVII,  Fig.)  sind  zahlreiche  verschieden  gelagerte  megasklere 
Oxydiaktine  von  ca.  1  mm  Länge  und  20 — 60  ij.  Dicke  vorhanden,  welche  entweder  ganz  glatt 
oder  in  der  Mitte  mit  einer  abgesetzten  schwachen  Ringverdickung  resp.  mit  4  Buckeln  versehen 
sind.  Dazwischen  finden  sich  Oxyhexaktine  ähnlichen  Kalibers.  Ungewöhnlich  dick  sind  auch 
die  hypodermalen  und  hypogastralen  Oxypentaktine  (Taf.  XXXVII,  Fig.  3). 

Zweifellos  rührt  die  Härte  und  die  Festigkeit  der  beiden  Schwammkörper  hauptsächlich 
von  der  Stärke  und  dichten  Lagerung  aller  dieser  Megasklere  her. 

Von  Mikroskleren  sind  zunächst  zu  erwähnen  die  überall  im  Parenchym  reichlich  vor- 
handenen Mikroxyh exaktine  von  60 — 80  \>.  Durchmesser,  deren  kräftige,  am  Ende  stark 
umgebogene  Strahlen  mit  quer  oder  schräg  abstehenden  Stacheln  bewehrt  sind  (Taf.  XXXVII, 
Fig.  5).  Doch  finden  sich  auch  hier  und  dort  im  Parenchym  stärkere,  aber  meist  etwas  kleinere 
Mikroxyhexaktine  mit  ganz  geraden  Strahlen,  deren  Stacheln  meist  mehr  distad  gerichtet  sind 
(Taf.  XXXVII,  Fig.  6). 

Die  ungefähr  300  \>.  langen,  kräftigen  Makramphidiske,  welche  hier  auf  die  Dermal- 
und  Gastrarhaut  beschränkt  sind,  haben  einen  12  — 16  \>.  breiten,  mit  zahlreichen  unregelmäßig 
verteilten,  abgerundeten  Buckeln  und  einem  centralen  Buckelwirtel  besetzten  cylindrischen 
Achsenstab.  Ihre  halbkugelig  gewölbten  Schirme  von  ca.  60  <j.  Länge  und  100  \i.  Breite  haben 
8  oder  7,  seltener  6,  zuweilen  selbst  nur  5  oder  4  breite,  schauf eiförmige,  lanzettförmig  endende 
Zähne  (Taf.  XXXVII,  Fig.  7). 

Mesamphidiske  fehlen  fast  vollständig.  Nur  ganz  vereinzelt  habe  ich  hier  in  der 
Dermalhaut  jene  40 — 60  \>.  langen  Amphidiske   mit   10 — 13-zähnigen    glockenförmigen  Schirmen 


Erster  Teil.     Systematik.  q-j 

angetroffen,  welche  in  den  unten  näher  zu  beschreibenden  Stücken  anderer  Fundorte  oft  reichlich 
vorkommen. 

M  i  kram  phid  iske  gewöhnlicher  Form  von  20 — 30  ;>.  Länge  sind  zahlreich  in  den 
Grenzhäuten  zu  finden  (Taf.  XXXVII,  Fig.    15  u.   16). 

Die  dermalen  und  gastralen  Pentaktinpinule  haben  eine  Länge  von  120 — 150  \y.  Der 
glatte  basale  Teil  ihres  kurzstacheligen  und  in  eine  schlanke  Endspitze  ausgehenden  Pinulstrahles 
hat  die  verhältnismäßig  bedeutende  Stärke  von  6  \>.  und  darüber.  Die  am  Distalende  höckerigen 
Basalstrahlen  sind  ca.  30  ij.  lang  (Taf.  XXXVII,  Fig.  9).  Schlanker  und  kürzer  sind  die  nur  in 
der  Wand  größerer  Kanäle  vorkommenden  pentaktinen  Kanalarpinule  (Taf.  XXXVII,  Fig.   10). 

Aehnlichen  Charakter  wie  die  Dermalpinule  haben  die  ca.  0,5  mm  langen  oxydiaktinen 
Marginalia  mit  glattem  Innenstrahl  und  4  centralen  Höckern  (Taf.  XXXVII,  Fig.   1 1). 

Von  der  etwas  weiter  nördlich,  bei  der  Insel  Nias  gelegenen  Station  194  stammt  ein 
länglich-eiförmiger,  oben  quer  abgestutzter,  unten  zugespitzter  Schwammkörper  von  23  mm  Länge 
und  1 2  mm  größter,  etwa  in  der  Mitte  gelegener  Breite,  dessen  Basalnadelschopf  abgebrochen 
ist.  Aus  der  Mitte  der  oberen,  6  mm  weiten,  rundlichen  Oskularöffnung,  welche  von  einem 
scharfen  Rande  umsäumt  ist,  ragt  ein  kleiner  Centralconus  etwas  über  das  Niveau  des  Oeffnungs- 
randes  hervor.  In  die  sackartig  vertiefte  Gastralhöhle  münden  4  im  Kreuz  gestellte  weite  Haupt- 
ausführungsgänge. Die  äußere  dermale  Körperoberfläche  zeigt  ein  recht  regelmäßiges  quadra- 
tisches Gitternetz,  dessen  Maschen  gegen  den  Marginalsaum  zu  allmählich  enger  werden.  Die 
Innenfläche  der  Gastralhöhle  erscheint  glatt  (Taf.  XXXVII,  Fig.   12). 

Da  die  Spikulation  dieses  Exemplares,  welches  sich  etwas  weniger  hart  anfühlt,  als  die 
beiden  soeben  beschriebenen  Stücke,  mit  derjenigen  dieser  letzteren  in  den  meisten  Zügen  überein- 
stimmt, so  beschränke  ich  mich  darauf,  hier  die  geringen  Abweichungen  unter  Hinweis  auf  die 
Figg.   12 — 18  der  Taf.  XXXVII  zu  besprechen. 

Die  parenchymalen  stacheligen  Mikroxyhexaktine  sind  etwas  größer  (70 — 90  y),  die  der- 
malen und  gastralen  Makramphidiske  etwas  schlanker  gebaut  als  dort  (Fig.  14).  An  den  der- 
malen Pentaktinpinulen  ist  der  Pinulstrahl  hier  etwas  länger.  Es  scheint  mir,  als  ob  so  gering- 
fügige Abweichungen  zur  Abtrennung  einer  besonderen  neuen  Art  nicht  ausreichen.  Vielleicht 
handelt  es  sich  auch  nur  um  eine  Jugendform. 

Ferner  ist  in  der  Nähe  der  Nikobaren-Insel  Nankauri  an  der  Station  2 1 1  die  Längshälfte 
eines  etwa  kinderfaustgroßen  Schwammkörpers  erbeutet,  welchen  ich  gleichfalls  nur  zu  H.  apertum 
stellen  kann,  obwohl  einige  Differenzen  bestehen  (Taf.  XXXVIII,  Fig.   1). 

An  der  gleichmäßig  schwach  gewölbten  Außenseite  des  im  ganzen  konischen  Körpers 
zeigt  sich  ein  unregelmäßig  feinbalkiges  Hautnetz,  während  die  schräge,  centralwärts  abfallende, 
von  mehreren  verschieden  großen  ovalen  oder  rundlichen  Ausgangsöffnungen  durchsetzte  Gastral- 
fläche  gleichmäßig  glatt  oder  richtiger  sammetähnlich  erscheint.  An  der  oberen  Randkante 
markiert  sich  ein  niedriger  Marginalsaum. 

Bei  der  Untersuchung  des  Nadelwerkes  tritt  eine  weitgehende  Uebereinstimmung  mit  den 
bisher  bekannten  Hyalonema  apertum  Stücken  hervor.  So  finden  sich  von  Makroskieren  ver- 
einzelte starke,  schwach  gebogene  oder  gekniete  Tignule,  ferner  zahlreiche  parenchymale 
Oxydi  aktine   gewöhnlichen  Kalibers  nebst  einigen  parenchymalen  Oxyh  ex  aktinen  und  die 


q^  Franz  Eilhard  Schulze:  Hexactinelliden. 

bekannten  oxypentaktinen  Hypodermalia,  Hypogastralia  und  Hypocanalaria  in 
verschiedener  Größe  und  Stärke.  Auch  von  den  Mikroskleren  zeigen  zahlreich  vorhandene 
parenchymale  Oxyhexaktine  mit  hakenförmig  gebogenen,  stacheligen  Strahlen,  sowie  die  dermalen, 
gastralen  und  kanalaren  Pentaktinpinule  weder  im  Bau  noch  in  der  Größe  erhebliche  Ab- 
weichungen von  den  oben  zuerst  beschriebenen  beiden  Stücken.  Dagegen  treten  geringe  Dif- 
ferenzen hinsichtlich  der  Makramphidiske,  besonders  aber  der  Mesamphidiske  auf,  welche  hier 
etwas  näher  berücksichtigt  werden  sollen. 

Die  Makramphidiske  stimmen  zwar  in  der  Form  mit  denjenigen  der  bekannten  anderen 
Stücke  überein,  sind  jedoch  hier  nicht  auf  die  beiden  Grenzhäute  beschränkt,  sondern  kommen 
(wenngleich  von  etwas  geringerer  Größe)  auch  in  der  Wand  der  stärkeren  Ausführungsgänge 
und  (spärlich)  im  Parenchym  selbst  vor.  Während  nämlich  die  meist  reichlich  vorhandenen 
dermalen  und  gastralen  Makramphidiske  eine  Länge  von  ca.  220  \s.  und  ihre  halbkugeligen  8- 
bis  7-zähnigen  Schirme  eine  Breite  von  ca.  80  u.  und  eine  Länge  von  60  ;j.  haben,  sind  jene 
kanalaren  oder  im  Parenchym  liegenden  Makramphidiske  gewöhnlich  nur  ca.  1 50  [j.  und  haben 
gleich  gestaltete,  aber  entsprechend  kleinere  Schirme  (Taf.  XXXVIII,  Fig.  5  u.  10).  Der  cylin- 
drische  Achsenstab  ist  bei  beiden  kräftig  und  ziemlich  reichlich  besetzt  mit  abgerundeten  Buckeln, 
von  welchen  einige  im  Centrum  einen  etwas  vorstehenden  Wirtel  bilden. 

Die  auffallendste  Abweichung  dieses  Schwammes  aber  von  anderen  Hyalouema  apertum- 
Stücken  besteht  in  dem  reichlichen  Vorkommen  von  Mesamphidisken  verschiedener  Größe  in  der 
Haut  mancher  Kanäle,  wodurch  viele  Schnitte  dieses  Exemplares,  ebenso  wie  durch  das  reichliche 
Auftreten  der  kleineren  Makramphidiske  im  Innern  des  Körpers  einen  recht  eigenartigen  und  von 
dem  der  früher  besprochenen  Stücke  abweichenden  Charakter  erhalten  (Taf.  XXXVIII,  Fig.  2b). 
Doch  ist  zu  bemerken,  daß  das  Vorkommen  und  die  Verteilung  der  Mesamphidiske  ebenso 
wie  der  kleinen  Makramphidiske  durch  den  Schwammkörper  hier  durchaus  kein  gleichmäßiges 
ist,  sich  vielmehr  auch  Regionen  finden,  welche  arm  an  solchen  sind. 

Die  Mehrzahl  der  Mesamphidiske  besteht  aus  den  bekannten  schlanken  Formen  mit  viel- 
und  schmalzähnigen  (11  — 13)  glockenförmigen  Schirmen  und  dünnem,  höckerigem,  in  der  Mitte 
mit  einem  stärkeren  Höckerwirtel  versehenem  Achsenstabe.  Die  Länge  dieser  Nadeln  schwankt 
zwischen  40  und  100  ;j.  Die  kleineren  nähern  sich  durch  mehr  halbkugelige  Form  und  größere 
Zahnzahl  ihrer  Schirme  den  hier  besonders  in  den  Grenz-  und  Kanalhäuten  reich  vertretenen 
Mikramphidisken  (Taf.  XXXVIII,  Fig.   11   u.   12). 

Gelegentlich  kommen  aber  auch  Mesamphidiske  vor,  welche  in  Form  und  Bau  mehr  an 
die  echten  Makramphidiske  erinnern,  indem  sie  8  schaufeiförmige  und  etwas  divergierende  Schirm- 
zähne aufweisen  (Taf.  XXXVIII,  Fig.  6). 

Soweit  nun  auch  dieses  zuletzt  beschriebene  Stück  von  den  beiden  zuerst  behandelten, 
besonders  in  dem  so  verschieden  reichlichen  Vorkommen  der  Mesamphidiske  abweicht,  ließen 
sich  doch  Vertreter  sowohl  für  die  beiden  Extreme  als  auch  für  zahlreiche  Uebergänge  zwischen 
beiden  in  dem  oben  erwähnten  Materiale,  welches  Ijima  von  dem  Hyalonema  apertum  in  der 
Sagami-Bai  bei  Japan  gesammelt  hat,  finden.  Ich  kann  sie  daher  ebensowenig  wie  jene  specifisch 
auseinanderhalten. 

Schließlich  stelle  ich  hier  noch  einmal  die  Fundorte  der  von  mir  zu  Hyalonema  apertum 
F.  F.  Sch.  gerechneten  Stücke  der  deutschen  Tiefsee-Expedition  übersichtlich  zusammen. 


Erster  Teil.     Systematik.  q  r 

Die  beiden  zuerst  beschriebenen  harten  Exemplare  stammen  von  der  „Valdivia"-Station  185 
—  30  41,3'  S.  Br.,  ioo°  59,5'  O.  L.  —  bei  der  Insel  Pageh  in  der  Nähe  von  Sumatra,  aus  einer 
Tiefe  von  614  m  von  blauem  Thongrund;  das  kleine  länglich-eiförmige,  in  seiner  Zugehörigkeit 
etwas  zweifelhafte  Stück  stammt  von  der  Station  194,  im  Nias- Südkanal  -  o°  15,2'  S.  Br., 
980  8,8'  O.  L.  -  -  ebenfalls  aus  614  m  Tiefe  von  Pteropoden-Schlammgrund. 

Das  zuletzt  beschriebene,  größere  kelchförmige  Exemplar  ist  erbeutet  an  der  Station  2 1 1 
im  Westeingange  des  Sombrero-Kanales  der  Nikobaren  •  70  48,8'  N.  Br.,  93°  7,6'  O.  L.  -  -  aus 
805  m  Tiefe. 

Hyalonema  molle  F.  E.  Sch.  n.  sp. 

Taf.  XXXIX. 

Zu  den  ffya/onema-Arten,  welche  parenchymale  Mikro-Oxyhexaktine  mit  gebogenen  stache- 
ligen Strahlen  besitzen,  gehören  auch  einige  bei  der  Station  253  gefundene  SchwammköqDer  von 
Taubenei-  bis  Faustgröße,  bei  welchen  der  Basalschopf  ausgerissen  ist.  Sie  haben  die  Gestalt 
eines  schwach  ausgebauchten  Kegels  oder  sehr  dickwandigen  konischen  Kelches,  dessen  äußere 
Wand  von  einem  feinbalkigen  Hautnetz  ziemlich  gleichmäßig  überzogen  ist,  während  die  leicht 
trichterförmig  vertiefte  obere  Gastralfläche  zwar  von  zahlreichen  rundlichen  Ausgangsöffnungen 
verschiedener  Größe  durchsetzt  ist,  aber  sonst  eine  gleichmäßig  dichte  sammetähnliche  Oberfläche 
besitzt  (Taf.  XXXIX,  Fig.   1). 

Der  mit  einem  niedrigen  Marginalsaum  versehene  obere  Rand  zeigt  keine  erhebliche  Zu- 
schärfung,  sondern  erscheint  mehr  abgerundet.  Auffällig  ist  die  weiche  Konsistenz  des  ganzen 
Körpers,  welche  wohl  hauptsächlich  durch  den  Umstand  bedingt  ist,  daß  die  megaskleren  Spikula 
hier  bei  gleicher  Form  viel  weniger  kräftig  ausgebildet  sind,  als  bei  den  meisten  anderen 
Hyalonemen. 

So  fehlen  die  derben  Tignule  hier  entweder  ganz  oder  kommen  nur  als  ca.  2  mm 
lange  und  40  ;j.  dicke  Oxydiaktine  vor.  Auch  die  übrigen  oxydiaktinen  Parenchymalia  erreichen 
ebenso  wie  die  makroskleren  Oxyhexaktine  und  die  hypodermalen  und  hypogastralen  Oxy- 
pentaktine  trotz  reichlichen  Vorkommens  in  der  Regel  nicht  die  Dicke  und  Länge  wie  bei  den 
meisten  anderen  Hya/oiiema-ArXen. 

Von  besonderer  Wichtigkeit  für  die  Charakteristik  der  neuen  Species  sind  die  paren- 
chymalen  Mikroxyhexaktine,  welche  überall  im  Parenchym,  wenn  auch  in  wechselnder 
Häufigkeit,  unretrelmäßio-  verteilt  vorkommen.  Sie  haben  durchschnittlich  einen  Durchmesser  von 
80 — 100  ij.,  übertreffen  also  die  entsprechenden  Nadeln  der  im  übrigen  so  nahestehenden  Species 
Hyalonema  apertum  erheblich  an  Größe,  unterscheiden  sich  aber  von  jenen  außerdem  auch  noch 
recht  wesentlich  durch  die  Gestalt,  indem  ihre  mit  kräftigen  Stacheln  besetzten  Strahlen  niemals 
jene  ausgeprägte  Hakenform  aufweisen,  sondern  entweder  im  distalen  Endteile  nur  schwach 
gebogen  oder  überhaupt  ganz  gerade  sind.  Die  Richtung  und  Größe  der  kleinen, 
spitzen,  bald  ganz  geraden,  bald  schwach  gebogenen  Seitenstacheln,  welche  etwa  in  der  Mitte 
der  Strahlen  am  größten  sind,  variiert  erheblich.  Bald  stehen  sie  rechtwinklig  quer  ab,  bald  sind 
sie  etwas  distad  gerichtet,  bald  mehr  oder  weniger  zurückgebogen  (Taf.  XXXIX,  Fig.  3,  4  u.  5). 
Dagegen  habe  ich  hier  solche  kleinen  Mikroxyhexaktine  mit  verhältnismäßig  starken  stacheligen 
Strahlen,  wie  sie  bei  H.  apertum  häufig  sind,  nicht  gefunden. 


96 


Franz  Eilhard  Schulze  :  Hexactinelliden. 


Die  Größe  und  Gestalt  der  auf  die  Dermal-  und  Gastralhaut  beschränkten  M a kr- 
am phidiske  variiert  nicht  unerheblich.  Ihre  Länge  beträgt  durchschnittlich  etwa  200  \i,  die 
Breite  der  halbkugeligen  8-strahligen  Schirme  beträgt  ca.  60 — 100,  die  Länge  40 — 80  \y.  Die 
breiten  schaufelförmisren  Schirme  enden  mehr  oder  weniger  breit  abgerundet.  Der  Verhältnis- 
mäßig  dicke  (14 — 16  a)  cylindrische  Achsenstab  trägt' halbkugelige  Buckel  in  unregelmäßiger 
Verteilung,  von  welchen  gewöhnlich  einige  in  der  Mitte  einen  Wirtel  bilden.  Selten  kommen 
/wischen  diesen  großen  Makramphidisken  kleinere  von  gleichem  Bau,  aber  mit  weniger  (7 — 5) 
Schirmstrahlen  vor. 

In  Menge  finden  sich  zarte  Mesamphidiske  verschiedener  Größe  mit  glocken- 
förmigen, 12 — 13-zinkigen  Schirmen  in  der  Wand  der  größeren  Ableitungskanäle  und  Lakunen, 
seltener  in  der  Dermal-  und  Gastralmembran  und  nur  vereinzelt  im  Parenchym.  Ihre  Länge 
variiert  von  30 — 60  ;j,  beträgt  jedoch  gewöhnlich  ca.  50  ij.  Die  am  Ende  schwach  abgeplatteten, 
ca.  20  [j.  langen  und  1 5  ;j.  breiten  Endglocken  zeigen  meistens  1 3  lange  schmale,  am  Ende 
zugespitzte,  schwach  divergierende  Zinken.  Der  schlanke  Achsenstab  trägt  zahlreiche  unregel- 
mäßig verteilte,  querabstehende  kleine  Stacheln  und  in  der  Mitte  einen  Wirtel  von  etwas  größeren 
(Taf.  XXXIX,  Fig.  9 — 12).  Außerdem  kommen  in  allen  Grenzhäuten  M  i kramp hidiske 
gewöhnlicher  Form  und  Größe  in  wechselnder  Menge  vor  (Taf.  XXXIX,  Fig.   13). 

Die  pentaktinen  Dermal-  und  Gastralpinule  haben  eine  Länge  von  100 — 200  [j-, 
gewöhnlich  ca.  1 50  ij..  Ihr  in  seinem  glatten  Basalteile  ziemlich  kräftiger  freier  Radialstrahl  ist 
mit  kurzen  Stacheln  mäßig  reichlich  besetzt  und  endet  mit  einer  mehr  oder  minder  langen 
Spitze.  Ihre  mäßig  starken,  am  Ende  konisch  zugespitzten  und  dabei  etwas  stacheligen,  geraden 
Basalstrahlen  sind  30 — 40  ;j.  lang  (Taf.  XXXIX,  Fig.   7). 

Die  nur  spärlich  anzutreffenden  kanalaren  Pentaktinpinule  sind  schmächtiger  und  kürzer, 
aber  mit  relativ  längeren  stacheligen  Basalstrahlen  versehen  (Taf.  XXXIX,  Fig.  6). 

Von  dieser  neuen  Species,  welche  zwar  Hyalonema  apertum  W.  Marsh,  sehr  nahe  steht, 
sich  von  dieser  aber,  außer  durch  die  größere  Weichheit  des  Köqoers  und  den  Mangel  starker 
Balken  besonders  durch  die  größeren  parenchymalen  Mikroxyh exaktine  mit  geraden  oder 
schwach  gebogenen  stacheligen  Strahlen,  sowie  durch  die  Menge  der  kanalaren  Mesamphidiske 
unterscheidet,  sind  4  stark  lädierte  Schwammkörper  und  mehrere  Bruchstücke  an  der  Station  253 
-  o°  27,4'  S.  Br.,  4 20  47,3'  O.  L.  —  also  vor  der  Somaliküste,  südöstlich  von  Barawa,  in  638  m 
Tiefe  auf  blauem  Thongrund  mit  Pteropodenschlamm  erbeutet. 

Ein  Bruchstück  derselben  Species,  welches  aus  dem  axialen  Teile  des  ca.  4  cm  langen 
Körpers  und  dem  in  20  cm  Länge  erhaltenen,  etwa  2  mm  dicken  Basalnadelschopfe  besteht,  ist 
im  Sansibar-Kanal  an  der  Station  245  —  50  27,9'  S.  Br.,  390  18,8'  O.  L.  —  in  463  m  Tiefe 
auf  blauem  Thon  und  Globigerinenschlamm  gefunden. 

Ein  ähnliches,  zu  Hyalonema  molk  gehöriges  Bruchstück,  welches  von  einem  3  cm  langen 
Körper  mit  schmalerem  (abgebrochenen)  Basalschopfe  stammt,  hat  die  vor  dem  nördlichen  Teile 
der  Somali- Küste  gelegene  Station  266  -  -  6°  44,2'  N.  Br.,  49°  43,8'  O.  L.  aus  741  m  Tiefe 
geliefert. 


Erster  Teil.     Systematik.  q_ 

Bruchstücke  von  unbestimmbaren  Hyalonema- Arten. 

Außer  den  hier  eingehend  beschriebenen  Hya/onema-Species  sind  von  der  „Valdivia"- 
Expedition  noch  einige  geringfügige  Bruchstücke  mitgebracht,  deren  Zugehörigkeit  zur  Gattung 
Hyalonema  zwar  ziemlich  sicher  erscheint,  welche  aber  wegen  der  Dürftigkeit  des  Materiales 
weder  mit  Bestimmtheit  zu  einer  der  schon  beschriebenen  Arten  dieser  Gattung  gestellt  werden 
können,  noch  als  Grundlage  für  eine  neue  Artbeschreibung  zu  verwerten  sind. 

Da,  wo  noch  ein  Stück  des  Weichkörpers  erhalten  ist,  läßt  sich  zwar  in  der  Regel  noch 
angeben,  in  welche  Gruppe  von  Hya/<mema-Spec\es  sie  gehören,  bei  den  meisten  fehlen  aber 
mit  dem  Weichkörper  gewöhnlich  auch  die  für  die  Artbestimmung  meist  sehr  wesentlichen 
kleineren  Nadeln  gänzlich;  oder  es  ist  nichts  erhalten  als  Bruchstücke  eines  nackten  oder  mit 
einer  Palythoa-Kruste  überzogenen  Basalschopfes.  Liegen  endlich  nur  Bruchstücke  einzelner 
Basalnadeln  vor,  so  ist  selbst  die  Feststellung  der  Gattung  oft  nur  mit  Wahrscheinlichkeit  möglich. 

Unter  diesen  Umständen  halte  ich  es  für  das  Zweckmäßigste,  die  betreffenden  Objekte 
einfach  nach  den  Fundorten  zu  rubrizieren  und  sie  hier,  dem  Laufe  der  „Valdivia"-Fahrt  folgend, 
bei  den  einzelnen  Stationen  der  Reihe  nach  aufzuführen. 

Station  3  3-  Einige  formlose  Weichkörperfetzen  und  mehrere  isolierte  Basalnadelbruch- 
stücke  von  ca.  i  mm  Dicke  und  ioo — 300  mm  Länge  sind  mit  dem  Lrawl  vor  der  west- 
afrikanischen Küste,  südwestlich  von  Cap  Bojador  aus  2500  m  Tiefe  herausgeholt.  Vielleicht  handelt 
es  sich  um  Hyalonema  lusitanicum  Barb.  du  Bocage  oder  H.  kenti  O.  Schmidt,  worauf  die 
parenchymalen  Mikroxyhexaktine  mit  gebogenen  glatten  Strahlen,  die  langgestreckten  Makramphi- 
diske  mit  glockenförmigen,  8-strahligen  Schirmen  und  die  ca.  400  [j  langen,  ziemlich  buschigen 
Dermalpinule  hinweisen,  doch  läßt  sich  keine  sichere  Diagnose  stellen. 

Station  35.  Vor  der  westafrikanischen  Küste  kam  ferner  nordwestlich  von  Gap  Blanco 
aus  der  erheblichen  Tiefe  von  3500  m  ein  32  cm  langes  Stück  einer  schwach  spiralig  ge- 
bogenen Basalnadel  von  ca.  1  mm  Dicke  nebst  einigen  kürzeren  Bruchstücken  ähnlicher  Art  herauf. 

Station  45.  Südwestlich  von  Sierra  Leone  in  4990  m  Tiefe  fanden  sich  2  fingerlange 
Bruchstücke  von  ungefähr   1   mm  dicken  Basalnadeln. 

Station  185.  In  der  Nähe  der  Pageh-Inseln  bei  Sumatra  ist  in  614  m  Tiefe  ein 
etwa  fußlanges  Schopfbruchstück  mit  ca.  7i0  mm  dicken,  spiralig  zusammengedrehten  Basalnadeln 
erbeutet,  dessen  obere  quer  abgebrochene  Hälfte  von  einer  Pahythoa-Kruste  umwachsen  ist. 

Station  186.  Bei  derselben  Insel  ist  etwas  mehr  nördlich  in  903  m  Tiefe  ein  mit  dem 
Nadelschopf  erhaltenes  kleines  Weichkörperfragment  gefunden,  welches  zwar  genügt,  um  fest- 
zustellen, daß  es  sich  um  ein  Hyalonema  mit  parenchymalen  Tignulen  und  geradstrahligen, 
schwach  rauhen  Mikroxyhexaktinen,  dünnen  Pinulen  und  solchen  Makramphidisken  handelt,  die 
den  großen  parenchymalen  Makramphidisken  der  Species  H  globiferum  gleichen;  welches  jedoch 
nicht  ausreicht,  um  die  Zugehörigkeit  zu  dieser  Species  mit  Sicherheit  festzustellen. 

Station  189.  Bei  der  Insel  Siberut  fanden  sich  in  768  m  Tiefe  auf  einem  Grunde 
von  blauem  Thon  zwei  schmale  Bündel  dünner  Basalnadelstücke  von  etwa  Fußlänge,  deren  eines 
noch  mit  der  Palythoa-Kruste  bekleidet  ist. 

Deutsche  Tiefsee-Expedition   1898 — 1899.     Bd.  IV.  Ij 


98 


Franz  Eilhard  Schulze  :  Hexactinelliden. 


Station  190.  Ebenfalls  in  der  Nähe  von  Siberut  sind  in  1280m  Tiefe  außer  einem 
etwa  400  mm  langen  und  ca.  3  mm  dicken,  mit  Palythoa-Kruste  gedeckten  Strang  mäßig  dünner, 
spiralig  gewundener  Basalnadelstücke  noch  zahlreiche  derartige  Nadeln  von  ca.  1  mm  Dicke  und 
fast  V2  m  Länge  gefunden. 

Station  210.  Bei  der  Nikobaren-Insel  Nankauri  fanden  sich  in  in  752  m  Tiefe  zwei  etwa 
fußlange  und  3  mm  dicke  lockere  Bündel  von  ca.  7a  mm  dicken,  schwach  spiralig  gewundenen 
Basalnadelstücken  ohne  Palythoa-Bekleidung. 

Station  247.  Vor  der  Küste  des  Massai-Landes,  etwa  bei  Mombas  ist  in  863  m  Tiefe 
ein  handlanges,  2  mm  dickes  und  und  mit  Palythoa-Kruste  überzogenes  Bündel  dünner  Basal- 
nadelstücke  mit  dem  Trawl  heraufgebracht. 

Station  249.  Etwas  weiter  nördlich,  aber  auch  noch  vor  der  Küste  von  Massai-Land 
fanden  sich  in  748  m  Tiefe  zahlreiche  Basalnadelbruchstücke  von  verschiedener,  bis  l/g  mm  Stärke 
und  bis  zu  40  cm  Länge,  teils  isoliert,  teils  zu  Bündeln  vereinigt.  In  3  Fällen  sind  die  etwa 
gänsefederkieldicken  Schöpfe  von  einer  Palythoa-Kruste  umkleidet. 

Station  252.  Vor  der  Küste  des  südlichen  Teiles  von  Somali-Land  sind  in  1019  m 
Tiefe  2  fingerlange  Bruchstücke  von  mit  Palythoa  überwachsenen,  hühnerfederkieldicken  Basal- 
nadelschöpfen  gefunden. '  Die  schwach  spiralig  gedrehten  Nadeln  erreichen  zum  Teil  eine  Dicke 
von  Vs  mm. 

Station  254.  Vor  der  Somali-Küste  in  der  Gegend  des  Aequators  wurden  in  977  m 
Tiefe  2  handlange  und  3  mm  dicke,  mit  Palythoa  überwachsene  und  seitlich  verbundene 
Basalnadelschopfbruchstücke  erbeutet,  deren  spiralig  zusammengedrehte  Nadeln  in  dem  einen 
Schöpfe  durchgängig  etwa   1  mm  dick,  in  dem  anderen  beträchtlich  dünner  sind. 

Station  257.  Vor  der  Somali-Küste  in  der  Nähe  bei  Barawa  ist  in  1644  m  Tiefe  ein  fast 
70  cm  langer  Basalnadelschopf  heraufgebracht,  dessen  oberes,  dicht  unterhalb  des  Weichkörpers 
abgebrochenes,  etwa  3  mm  dickes  Ende  aus  dicht  aneinander  gelagerten  und  durch  eine  Paly- 
thoa-Hülle  fest  zusammengehaltenen  Nadeln  von  nur  ca.  0,5  mm  Dicke  besteht,  während  die  sich 
in  langgezogenen  Spiraltouren  umeinander  windenden,  beträchtlich  dickeren  (bis  zu  1  mm) 
mittleren  Teile  derselben  Nadeln  etwas  lockerer  liegen,  nach  dem  unteren  Ende  zu  sich  ganz 
voneinander  lösen  und  büschelförmig  auseinanderweichen. 

Station  258.  Einige  Meilen  weiter  nördlich  fanden  sich  in  1362  m  Tiefe  mehrere  von 
Palythoa-Krusten  umgebene  und  durch  letztere  sowie  durch  eine  monaxone  Spongie  miteinander 
verbundene  Bruchstücke  von  Basalnadelschöpfen,  deren  zahlreiche  Nadeln  meistens  fußlang  und 
unter  7a  mm  dick  sind,  bei  einem  Schöpfe  aber  teilweise  die  Länge  von  40  cm  erreichen. 

Station  264.  Ebenfalls  vor  der  Küste  des  Somali-Landes,  aber  unter  6°  N.  Br.  ist  aus 
1079  m  Tiefe  ein  43  cm  langer  Basalnadelschopf  erbeutet,  dessen  oberes,  ca.  4  mm  dickes  Ende 
teilweise  mit  einer  Palythoa-Kruste  umwachsen  ist,  während  unten  die  hier  etwas  dicker  werdenden 
Nadeln  nach  Verminderung  ihrer  spiraligen  Windung  büschelförmig  auseinanderweichen. 

Station  270.  Im  Golf  von  Aden  wurden  aus  einer  Tiefe  von  1840  m  einige  isolierte, 
schwach    spiralig   gebogene  Nadeln  von  ca.  40  cm  Länge  und  '/a — 1  mm  Dicke  heraufgebracht. 


Erster  Teil.     Systematik. 


99 


Hyalonema-T 'afein. 


Tafelnummer 


Fundort: 

„Valdivia"- 

Station 

Tiefe 
in  m 

185  u.  198 

614.  677 

10 

1326 

20; 

1024 

211 

805 

265.  266 

628.  741 

2IO.  220 

752.  2919 

208 

296 

/189.  191 

768.  750 

(203.  2IO 

660.  752 

258 

1362 

(igO 

1280 

(258 

1019 

1362 

264.  220 

1079.  2919 

185.  I94 

614.  614 

21  I 

805 

M53-  245 

638.  463 

(   266 

741 

XXVI 
XXVII 
XXVIII 
XXIX 

XXXI 

XXXII 

XXXIII 

XXXIV 

XXXV 

XXXVI 
XXXVII 

XXXVIII 

XXXIX 


H.  proximum  F.  E.  Sch.  n.  sp 

II.  thomsonis  W.  Marshall      

H.  calix  F.  E.  Sch.  n.  sp 

H.  nicobarkum  F.  E.  Sch.  n.  sp 

H.  somalicum  F.  E.  Sch.  n.  sp 

H.  globifcrnm  F.  E.  Sch.  n.  sp.,  Hyalonema  sohlt  um  F.  E.  Sch.  n.   sp. 
//.  valdiviae  F.  E.  Sch.  n.  sp 

H.   rapa  F.  E.   SCH 

//.  validum  F.  E.  Sch.  n.  sp 

//.   titlipa  F.  E.  SCH.  n.  sp.,  H.  simile  F.   E.  Sc.H.  n.  sp 

H.  coniforme  F.  E.  Sch.  n.  sp.,  H.  itma  F.  E.  Sch.  n.  sp 

H.  affine  W.  Marshall 

H.  affine  W.  Marshall 

H.  molle  F.  E.  Sch.  n.  sp 


Compsocalyx  gibberosa  F.  E.  Sch.  n.  g\,  n.  sp. 

Taf.  XXV. 

Während  alle  bisher  bekannt  gewordenen  Arten  der  Gattung  Hyalonema  eine  ziemlich 
gleichmäßige,  dem  unbewaffneten  Auge  gewöhnlich  nahezu  glatt  erscheinende  Beschaffenheit  der 
äußeren  Körperpberfläche  zeigen,  finden  sich  an  der  Außenfläche  eines  bei  den  Nikobaren  in 
296  m  Tiefe  erbeuteten,  etwa  kindskopfgroßen  Stückes,  welches  den  abgerissenen  oberen  Teil 
eines  nahezu  cylindrischen,  kelchförmigen,  ziemlich  dickwandigen  Schwammkörpers  darstellt,  zahl- 
reiche kegelförmige  Buckel  von  ca.  1  cm  Höhe  und  gleicher  Basalbreite  in  ziemlich 
unregelmäßiger  Verteilung  und  Abständen  von  2 — 3  cm. 

Aus  dem  abgerundeten  Gipfel  der  meisten  derartigen  Erhebungen  sieht  man  je  ein 
schmales  Bündel  von  wenigen  schmächtigen,  geraden  und  spitz  auslaufenden  Prostalia  pleuralia 
1 — 3  cm  weit  frei  hervorragen.  Und  da  diese  Nadeln  gerade  an  solchen  Buckeln  am  besten 
erhalten  sind,  welche  vor  der  Berührung  am  meisten  geschützt  waren,  so  läßt  sich  annehmen, 
daß    sie   bei   den    übrigen    nur    abgebrochen    oder   herausgerissen    sind  (Taf.  XXV,  Fig.   1   u.  2). 

Nach  dem  zugeschärften  oberen  Oeffnungsrande  des  Schwammkörpers  zu  werden  die 
Buckel  etwas  niedriger  und  kleiner,  um  schließlich  eine  etwa  fingerbreite  Randzone  unterhalb 
des  Marginalsaumes  ganz  frei  zu  lassen.  Hier  wird  auch  das  im  übrigen  deutlich  ausgebildete 
Hautgitternetz  allmählich  immer  engmaschiger  und  geht  an  der  Randzone  selbst  in  eine  gleich- 
mäßig dichte  oder  doch  nur  ganz  feinporige  Haut  über. 

Die  Weite  des  von  einem  einfachen  niedrigen  und  dünnen  Marginalnadelsaume  gebildeten, 
schwach  welligen,  im  ganzen  annähernd  kreisförmigen  Oeffnungsrandes  läßt  sich  zwar  eines  nicht 
unerheblichen  Wanddefektes  wegen  nicht  ganz  genau  feststellen,  doch  aber  ungefähr  auf  7  cm 
Durchmesser  abschätzen. 


13* 


.  ,._  Franz  Eiliiard  Schulze :  Hexactinelliden. 

Die  weite  Gastralhöhle  wird  oben  durch  4  im  Kreuz  gestellte  Längsscheidewände,  deren 
oberer  etwas  zugeschärfter  Rand  fast  bis  zur  Kelchöffnung  emporragt,  in  4  fast  gleichgroße 
Fächer  geteilt.  Da,  wo  sich  diese  Septa  in  der  Mitte  vereinigen,  verwachsen  sie  mit 
dem  etwas  über  die  Endöffnung  frei  hervorragenden  Conus  centralis.  Die  4  Gastraltaschen 
ragen  tief  (bis  zu  10  cm)  in  das  Körperparenchym  hinab  und  gehen  schließlich  in  die  größeren 
Ableitungskanäle  über.  Die  Seitenwände  der  4  Gastraltaschen,  welche  im  oberen  Teile  ziemlich 
glatt  sind,  erscheinen  weiter  abwärts  von  den  recht  verschieden  weiten  Ausmündungsöffnungen 
der  ableitenden  Kanäle  und  Kanälchen  durchlöchert  und  gewinnen  hie  und  da  durch  partielles 
Abheben  eine   siebplattenähnliche  Beschaffenheit  (Taf.  XXV,  Fig.   1). 

Die  abwärts  allmählich  an  Dicke  zunehmende  Körperwand  ist  zwar  überall  von  Lakunen 
und  Kanälen  reichlich  durchsetzt,  hat  aber  im  allgemeinen  eine  größere  Derbheit  und  Festigkeit 
als  bei  den  meisten  Hyalonemen. 

Von  den  megaskleren  Parenchym  nadeln  zeichnen  sich  durch  Stärke  und  Länge 
die  meistens  schwach  gebogenen  oder  geknieten,  seltener  geraden  Tignule  von  5 — 8  mm 
Länge  und  ca.  1 50  jj.  Dicke  aus,  welche  beiderseits  in  stumpfe  Spitzen  auslaufen  und  gewöhn- 
lich sehr  deutlich  den  Achsenkanal  und  die  lamellöse  Schichtung,  aber  nur  selten  die  Andeutung 
eines  Achsenkreuzes  oder  eine  schwach  abgesetzte  centrale  Anschwellung  erkennen  lassen 
(Taf.  XXV,  Fig.  6).  Sie  sind  fast  überall  zu  finden,  aber  nirgends  häufig.  In  der  Regel  liegen 
sie  unterhalb  der  äußeren  Hautschicht  paratangential,  doch  kommen  auch  nicht  selten  schräge 
und  rechtwinklig  zu  den  Grenzflächen  gerichtete  Balken  vor. 

Durch  schmächtigere  und  erheblich  kürzere  Nadeln  ähnlicher  Gestalt  gehen  die  Balken 
allmählich  in  die  hier  reichlich  vorhandenen  oxydiaktinen  Parenchym alia  von  durch- 
schnittlich 1 — 2  mm  Länge  und  10 — 20  jj.  Ouerdurchmesser  über.  Letztere  zeigen  aber  größten- 
teils eine  abgesetzte  centrale  Verdickung,  zum  Teil  mit  Andeutung  eines  Achsenkreuzes;  andere 
haben  sogar  2  oder  selbst  4  deutlich  abgesetzte  centrale  Buckel.  Sie  liegen  teils  ganz  isoliert, 
teils  in  Strängen  oder  selbst  zu  Fasernetzen  aggregiert  und  bilden  unterhalb  der  Grenzhäute 
Netzlagen,  im  Choanosom  dagegen  unregelmäßige  Balkengerüste. 

Die  merkwürdigsten  und  besonders  charakteristischen  megaskleren  Parenchymnadeln  sind 
jedoch  die  1 — 2  mm  (in  der  Regel  ca.  1,5  mm)  langen  und  bis  zu  60  ;j.  dicken  kräftigen 
Ambuncinate,  deren  Form  und  Bau  eine  genauere  Beschreibung  verlangt.  In  der  Gegend 
des  stärksten  Querdurch messers,  welche  gewöhnlich  der  Mitte  oder  doch  nahezu  der  Mitte  dieser 
geraden  amphioxen  Nadeln  entspricht,  finden  sich  nicht  selten  4  im  Kreuz  gestellte,  scharf  ab- 
gesetzte Buckel  von  recht  verschiedener  Form  und  Größe,  welche  bald  wie  abgerundete  niedrige 
Höcker,  bald  wie  stumpfe  oder  zugespitzte  Kegel,  bald  auch  wie  hakenförmig  umgebogene 
Dornen  erscheinen. 

Diesen  übrigens  keineswegs  immer  ausgebildeten  centralen  Querbuckeln  entsprechen  4 
quere  Achsenkanäle,  welche  vom  Hauptachsenkanal  als  Kreuzkanäle  rechtwinklig  abgehen  und 
mindestens  bis  in  die  Basis  je  eines  der  4  Buckel  verfolgt  werden  können. 

An  den  beiden  allein  ausgebildeten  kräftigen  Strahlen,  welche  sich  bis  an  das  derbe 
I  »istalende  allmählich  zuspitzen,  finden  sich  in  unregelmäßiger  Verteilung  starke,  proximad  umge- 
bogene Hakendornen,  welche  nach  dem  spitzen  Distalende  zu  allmählich  niedriger  werden  und 
sich    mehr   anlegen.     Der  Abstand  dieser  kräftigen   Dornen    von    einander    beträgt    in    der  Nähe 


Erster  Teil.     Systematik.  jqj 

der  Nadelmitte  40 — 60  jjl,  nimmt  aber  weiterhin  bis  zu  den  Endspitzen  allmählich  ab.  Un- 
mittelbar einwärts  von  jedem  Dorn  zeigt  sich  an  der  Nadelfläche  eine  Hohlkehle,  welche  sich 
dicht  an  der  Dornbasis  am  tiefsten  einsenkt  und  proximad  allmählich  verstreicht  (Taf.  XXV, 
Fig.  2  u.  5). 

In  der  Nähe  der  Grenzmembranen  kommen  diese  kräftigen  Ambuncinate  in  para- 
tangentialer Lage  ziemlich  reichlich  vor,  weniger  häufig  sind  sie  im  inneren  Parenchym,  und 
zwar  in  ganz  unregelmäßiger  Lagerung,  zu  finden.  Parenchymale  megasklere  Hexaktine  sind 
nicht  vorhanden. 

Außerdem  sind  von  Megaskleren  die  ca.  60  ;j.  dicken  und  oft  einige  Centimeter  langen, 
geraden  oder  ganz  schwach  gebogenen  glatten  Oxydiaktine  zu  nennen,  welche  büschelweise  mit 
ihrem  Distalende  aus  dem  Gipfel  der  Seitenbuckel  des  Körpers  hervorragen  und  daher  auch  als 
Prostalia  pleuralia  zu  bezeichnen  sind. 

Von  den  langen  Nadeln,  welche  den  Centralconus  bilden  helfen  und  wahrscheinlich  als 
ankerförmige  Basalia  aus  dem  unteren  Ende  hervorragten,  kann  ich  ebensowenig  etwas  berichten, 
wie  von  den  wahrscheinlich  auch  hier  vorkommenden  Acanthophoren,  da  ja  das  ganze  Unterende 
des  einzigen  Exemplares  fehlt. 

Den  Megaskleren  können  endlich  noch  zugerechnet  werden  die  sowohl  unter  der  äußeren 
dermalen  als  auch  unter  der  gastralen  Gittermembran  fast  überall  reichlich  vorhandenen,  wenn 
auch  verhältnismäßig  nur  kleinen  und  mäßig  starken  oxypentaktinen  Hypodermalia  resp.  Hypo- 
gastralia  von  ca.  200  \>.  Strahlenlänge.  Häufig  zeigt  der  distale  Endteil  des  Radialstrahles,  oft 
aber  auch  der  4  Paratangentialstrahlen  eine  Neigung  zur  Höckerbildung. 

Von  Mi  kr  o  Skleren  sind  zunächst  die  zwar  ziemlich  reichlich,  aber  in  wechselnder  Menge 
(je  nach  den  einzelnen  Regionen)  vorhandenen  parenchymalen  Oxy hexaktine  zu  erwähnen, 
deren  ganz  gerade  und  schwach  rauhe,  mäßig  kräftige  Strahlen  ca.  50  ;j.  lang  sind  und  von  der 
2 — 4  ;j.  breiten  Basis  an  bis  zum  spitzen  Distalende  sich  gleichmäßig  verschmälern  (Taf.  XXV, 
Fig.  9  u.   10). 

Die  ziemlich  reichlich  vorhandenen  ansehnlichen  Makramphidiske  traf  ich  hier  niemals  in 
der  Dermal-  oder  Gastralschicht  selbst  in  der  anderwärts  so  auffälligen  typischen  Stellung  recht- 
winklig zur  Grenzfläche  gerichtet,  sondern  stets  unterhalb  der  Dermal-  resp.  Gastralmembran 
in  nahezu  paratangentialer  Lagerung,  sowie  auch,  wenngleich  spärlicher,  hier  und  da  weiter  ein- 
wärts im  Parenchym  ohne  bestimmte  Orientierung.  Ihre  Länge  schwankt  um  300  \>.  Der 
ca.  16  ;j.  dicke,  gleichmäßig  cylindrische,  glatte  Achsenstab  trägt  gewöhnlich  in  seiner  Mitte  oder 
nahe  der  Mitte  einen  Wirtel  von  8  (oder  weniger)  konischen,  am  Ende  abgerundeten  oder  ab- 
gestutzten, seltener  knopfartig  abgesetzten  Höckern.  Die  annähernd  halbkugeligen,  ca.  80  jj. 
langen  und  ebenso  breiten  Endglocken  erscheinen  zuweilen  am  Distalende  schwach  abgestutzt 
und  haben  durchgängig  je  8  breite,  schaufeiförmige,  am  Ende  kaum  etwas  zugespitzte,  viel- 
mehr gewöhnlich  ziemlich  breit  abgerundet  endende  Zähne  (Taf.  XXV,  Fig.  13). 

Merkwürdig  ist  die  große  Menge  von  Mesamphidisken,  welche  teils  unregelmäßig  verteilt 
im  Parenchym,  teils  sehr  reichlich  in  der  Grenzhaut  mancher  ableitenden  Kanäle  und  Lakunen 
tangential  gelagert  vorkommen.  Ihre  Länge  variiert  von  50 — 70  ;j,  selten  darüber.  Charakteristisch 
sind  ihre  halbkugeligen,  am  Ende  schwach  abgestutzten,  meist  8-zähnigen  Endschirme  von  8 
bis    12  [x  Länge  und  Breite.     Die  8 — 13  Schirmzähne  sind  schauf eiförmig.    Der  verhältnismäßig 


2Q2  Franz  Eilhard  Schulze:  Hexactinelliden. 

dicke  (bis  zu  4  fjt)  cylindrische  Achsenstab  ist  besetzt  mit  zahlreichen  quer  abstehenden,  kurzen 
spitzen  Dornen,  von  welchen  einige  in  der  Mitte  oder  nahe  der  Mitte  einen  Wirtel  bilden  und 
etwas  stärker  vorragen. 

Zugleich  mit  diesen  Mesamphidisken  kommen  überall,  besonders  reichlich  aber  an  der 
Innenfläche  mancher  Kanäle  Mikramphidiske  gewöhnlicher  Art  in  sehr  verschiedener  Reichlich- 
keit vor.  Sie  haben  eine  Länge  von  12 — 16  jj.  und  tragen  an  den  halbkugeligen  Endglocken  16 — 20 
schmale  Zähnchen  Ihr  mäßig  starker  Achsenstab  hat  eine  abgesetzte  centrale  Verdickung  oder 
einen  Stachelwirtel  und  ist  gewöhnlich  rauh. 

Sowohl  die  äußere  Haut  als  auch  die  Gastralmembran  und  die  Innenfläche  aller  größeren 
Ableitungskanäle  sind  mit  Pentaktinpinulen  besetzt,  welche  jedoch  nicht  überall  den  gleichen  Bau 
zeigen.  Die  Dermalpinule  haben  durchschnittlich  einen  Radialstrahl  von  100 — 200  [j.  Länge, 
dessen  kräftiger  Basalteil  fast  vom  Achsenkreuz  an  mit  aufwärts  an  Länge  zunehmenden 
emporgekrümmten  Dornen  besetzt  ist,  welche  bis  zur  Mitte  allmählich  in  schräge  emporstehende 
Stacheln  von  30  und  mehr  jj.  Länge  übergehen,  dann  aber  bis  zum  schlanken,  frei  vorragenden 
Endconus  schrittweise  wieder  kürzer  werden  (Taf.  XXV,  Fig.  4).  Der  größte  Breitendurchmesser 
dieses  Pinulstrahles  variiert  zwar  je  nach  den  Körperregionen  und  auch  individuell  erheblich 
zwischen  10 — 40  jj.,  dürfte  aber  durchschnittlich  etwa  30  jj.  betragen.  Die  schlank-kegelförmigen, 
mäßig  starken,  geraden  Basalstrahlen  sind  mit  vielen  kleinen,  quer  abstehenden  Stacheln  ziemlich 
gleichmäßig  besetzt.  Sie  haben  eine  Länge  von  30  bis  50  ;j.  und  erscheinen  in  den  unteren 
Körperregionen  durchschnittlich  länger  als  an  den  oberen,  speciell  am  dünnen  oberen  Randsaume. 

Erheblich  länger  und  schlanker  als  die  dermalen  sind  die  gastralen  Pe  n  taktin  - 
pinule,  welche  besonders  an  der  Innenseite  der  oberen  Randpartie  bis  zu  300  jj.  und  darüber 
lang  werden,  aber  gewöhnlich  nur  eine  Breite  des  Radialstrahles  von  25 — 30  p.  aufweisen.  Auch 
sie  sind  fast  von  unten  an  bedornt,  doch  decken  sich  die  kurzen,  kräftigen,  emporgekrümmten 
Stacheln  nur  wenig.  Der  schlanke  lange  Terminalconus  ragt  frei  hervor  (Taf.  XXV,  Fig.  3). 
Die  tangentialen  konischen,  kurzstacheligen  Basalstrahlen  sind  etwas  dicker  und  kürzer  als  die- 
jenigen der  Dermalpinule. 

Weit  kürzer,  ärmer  an  Dornen  und  Stacheln  und  schräge  emporgebogen  sind  die  viel 
spärlicher  auf  der  Unterlage  verteilten  Kanalarpentaktinp  inule,  schließen  sich  aber  im 
Charakter  ihrer  schlanken  und  ziemlich  abstehenden  Stacheln  mehr  an  die  Dermalpinule  an 
als  an  die  Gastralpinule.  Ihre  basalen  schwach  bedornten  Tangentialstrahlen  zeigen  sehr  ver- 
schiedene Länge  und  enden  nicht  selten  stumpf  oder  kurz  zugespitzt.  In  den  engeren  ableitenden 
Kanälen  verlieren  sie  allmählich  die  Seitenstacheln  des  verkürzten  Radialstrahles,  verlängern  die 
Basalstrahlen  und  nähern  sich  als  einfache  stachelige  oder  rauhe  Oxypentaktine  in  ihrem  ganzen 
Charakter  den  parenchymalen  Oxyhexaktinen,  indem  sich  auch  nicht  selten  ein  proximaler  Radial- 
strahl entwickelt. 

Wenn  nun  auch  aus  dieser  Beschreibung  der  neuen  Seh  warn  mspecies  ohne  weiteres  klar 
hervorgeht,  daß  dieselbe  der  Gattung  Hyalonema  nicht  fern  steht,  so  sind  doch  zwei  recht 
auffällige  Momente  vorhanden,  wodurch  sie  sich  von  sämtlichen  bekannten  Hxaloncma-hxXsxi 
wesentlich  unterscheidet,  nämlich  einerseits  die  zahlreichen  ansehnlichen  buckel-  oder  stumpf- 
kegeliörmigen   Höcker,    welche  sich  bis  zu    1   cm   und  darüber  Höhe  über  die  übrige  Hautfläche 


Erster  Teil.     Systematik.  I  O "? 

erheben    und    ans    ihrem   Gipfel   eine  Gruppe    langer    radiärer  Prostalia   hervortreten    lassen,    und 
andererseits  die  starken   ambuncinaten  Amphioxe  mit  den  kräftigen   hakenförmigen  Dornen. 

Es  scheint  mir  daher  um  so  passender,  mit  dieser  eigenartigen  Form  einen  neuen 
Gattungsbegriff  zu  begründen,  als  ja  die  Gattung  Hyalonema  selbst  schon  überreich  ist  an  oft 
recht  wenig  verschiedenen  Arten.  Ich  habe  den  Gattungsnamen  CoJiipsocalyx  (von  zo[i.'|»6;  = 
geziert  und  xaXu£  (y|)  der  Kelch)  gewählt. 

Gefunden    ist    das   eben    beschriebene    einzige   bekannte  Stück   von    Compsocalya  gibberosa 
an    der   „Valdivia"-Station   208,   S.W.   von  Groß-Nikobar  -  -  6°  54,0'  N.  Br.,    930  28,8'  O.  L.  - 
in    296  m  Tiefe  auf  Pteropoden-Schlammgrund. 

Semperella  cucumis  F.  E.  Sch. 

Taf.  XX  bis  XXII  u.  XXIV,  Fig.   1. 
1894  F.  E.   Schulze,  Hexactin.  des  Ind.  Oceans  in  Abhandl.  Preuß.  Akad.,   1894,  p.  45 — 51   und  Taf.  IX. 

Südwestlich  von  der  Insel  Groß-Nikobar  sind  mehrere  (6)  Exemplare  von  mir  im 
fahre  1894  nach  einem  von  den  Andamanen  stammenden  Stücke  aufgestellten  und  Semperella 
cucumis  genannten  Species  erbeutet.  Vier  derselben  stimmen  mit  dem  von  mir  damals  be- 
schriebenen und  1.  c.  Taf.  IX,  Fig.  1  abgebildeten  Originalexemplare  in  Größe  und  Form  gut 
überein,  während  zwei  teils  durch  ihre  weit  größeren  Dimensionen,  teils  durch  etwas  abweichende 
Form  des  oberen  Endes  differieren.  Doch  hat  die  nähere  Untersuchung  der  letzteren  weder 
im  Bau  noch  in  der  Spikulation  irgend  welche  prägnanten  Unterschiede  ergeben,  so  daß  ich 
sie  auch  zu  Semperella  cucumis  rechnen  muß. 

Ich  werde  zunächst  die  mit  konisch  zugespitztem  Oberende  versehenen  4  Exemplare  und 
sodann  die  beiden  anderen  nach  ihrer  äußeren  Erscheinung  und  den  gröberen  Bauverhältnissen 
schildern. 

Das  einzige  vollständig  erhaltene  Stück  der  ersteren  Form,  welches  auf  Taf.  XXIV  abge- 
bildet ist,  stammt  aus  der  Gegend  der  Nikobaren,  von  der  „Valdivia"-Station  209.  Von  dem 
unteren,  quer  abgestutzten  Körperende  geht  ein  nahezu  gleich  breiter  cylindrischer  Basalschopf 
von  Fingerlänge  ab,  welcher  sich  aus  zahlreichen  Gänsefederkiel  -  breiten  und  ungefähr  ebenso- 
weit auseinanderstehenden  Nadelbüscheln  zusammensetzt.  Jedes  der  letzteren  entspringt  aus  einer 
kleinen  konischen  Erhebung  der  Basalfläche.  Bemerkenswert  ist  der  Umstand,  daß  ähnlich  wie 
bei  Plieroncma  raphanus  die  Basalnadelbündel  an  der  Peripherie  der  Basalfläche  dichter  stehen 
als  innen,  und  daß  im  Centrum  sogar  ein  ziemlich  nadelfreier  Teil  von  ca.  2  cm  Breite  existiert. 
Der  Schwammkörper  selbst  mißt  von  der  oberen  Spitze  bis  zu  der  ca.  55  mm  breiten  kreisrunden 
Basis  28  cm.  Die  nahezu  cylindrische,  aufwärts  ganz  schwach  sich  verbreiternde  untere  Körper- 
hälfte gewinnt  in  der  Mitte  des  Körpers  einen  Ouerdurchmesser  von  ca.  62  mm.  Von  da  an 
nimmt  der  Körper  bei  schwach  konvexer  Wölbung  allmählich  an  Dicke  ab  und  geht  mit  ziemlich 
gleichmäßig  konischer  Verschmälerung  in  die  etwas  aufgefaserte  obere  Endspitze  über.  Be- 
merkenswert ist  jedoch  an  dem  oberen  Körperteile  eine  zwar  nicht  sehr  erhebliche,  doch  deutliche, 
einseitige  schräge  Abflachung,  welche  etwa  in  der  Körpermitte  beginnt  und  bis  zur  Spitze  reichend 
die  Form  einer  lancettförmigen  ebenen  Fläche  hat,  welche  sich  ringsum  durch  eine  ausgeprägte 
Kante  von  der  im  übrigen  konischen  Körperoberfläche  abhebt  (Taf.  XXIV,  Fig.   1). 


J04  Franz  Eilhard  Schulze:  Hexactinelliden. 

An  der  ganzen  Außenfläche  des  zwar  locker  gebauten,  aber  ziemlich  derben  Körpers 
finden  sich  zahlreiche  rundliche,  hier  und  da  zusammenfließende  Oskularöffnungen  von  3 — 6  mm 
Weite  ziemlich  unregelmäßig  verteilt.  Stellenweise  läßt  sich  auch  wohl  eine  Andeutung  von 
flach-spiraliger  Reihenanordnung  derselben  bemerken. 

Von  ihrer  Umrandung  geht  einerseits  das  relativ  weitmaschige  Netz  der  die  Oskular- 
öffnungen überdeckenden  Siebplatten,  andererseits  das  viel  engmaschigere  und  zartere  Gitternetz 
der  Dermahnembran  quer  ab.  Das  letztere  spannt  sich  frei  über  das  subdermale  Kanalnetz  der 
Einströmungsräume  aus,  welche  letzteren  bei  einer  sehr  wechselnden  Weite  (von  2 — 10  mm) 
überall  sowohl  untereinander  als  auch  mit  dem  im  Inneren  des  Körpers  entwickelten  weiten 
zuführenden  Kanalsysteme  in  offener  Verbindung  stehen.  Es  besteht  hier  demnach  ebenso  wie 
bei  den  übrigen  bekannt  gewordenen  Semperellen  der  Körper  im  wesentlichen  aus  einem  kom- 
plizierten anastomosierenden  Röhrenwerke,  dessen  zusammenhängende  1  —  2  mm  dicke  Wandplatte 
überall  das  zuführende  Kanalsystem  von  dem  ableitenden  trennt.  Dieser  eigentümliche,  für  die 
Gattung  Semperella  charakteristische  Bau  ist  zuerst  in  meiner  Beschreibung  der  Semperella 
schnitzet  Semper  dargelegt  und  durch  übersichtliche  Abbildungen  im  Chall.  Rep.  PI.  51,  1  und 
52,   1   und  3  erläutert,  auf  welche  ich  hier  verweise. 

Die  Balken  der  Oskularsiebplatten  pflegen  1li — 1/2  mm  dick  zu  sein  und  polygonale  (meistens 
3 — 5seitige)  oder  abgerundete  Maschen  von  1 — 4  mm  Weite  zu  umschließen.  Das  dermale 
Hautgitternetz  hat  dagegen  viel  feinere  Balken  und  nur  eine  durchschnittliche  Weite  der  vor- 
wiegend quadratischen  Maschen  von  ll5 — V2  mm. 

Wer  diese  Beschreibung  und  die  zugehörige  Abbildung,  Taf.  XXIV,  Fig.  1,  mit  der 
Schilderung  und  Abbildung  vergleicht,  welche  ich  im  Jahre  1894  von  meiner  aus  dem  Gebiete 
der  Andamanen  stammenden  Semperella  cucumis  gegeben  habe,  wird  die  Uebereinstimmung  beider 
in  ihrer  äußeren  Erscheinung  zugeben.  Ja,  selbst  die  eigentümliche  plane  Abschrägung  des 
oberen  Teiles,  auf  die  ich  damals  wenig  Gewicht  gelegt  und  deshalb  auch  in  der  Beschreibung 
nicht  erwähnt  hatte,  fehlt  dort  ebenfalls  nicht,  wie  die  Abbildung  1.  c.  Taf.  IX,  Fig.  1  andeutet 
und  meine  eigene  Erinnerung  bestätigt. 

Den  nämlichen  Formcharakter  •  mit  Einschluß  einer  geringen,  einseitigen  planen  Ab- 
schrägung des  im  übrigen  konisch  zugespitzten  oberen  Endes  —  zeigen  auch  zwei  der  von 
der  „Valdivia"-Station  208  herrührenden  Exemplare,  denen  allerdings  beiden  die  untere  Hälfte 
fehlt.  Nach  der  Breite  der  mittleren  Körperregion  und  der  Größe  der  seitlichen  Oskularöffnungen 
zu  urteilen,  hatte  das  eine  derselben  ungefähr  die  nämliche  Gesamtgröße  wie  das  zuvor  be- 
schriebene (von  der  Station  209  stammende)  Stück,  während  das  andere  etwas  kleiner  gewesen 
sein  muß,  da  es  nicht  nur  geringere  Dicke  am  unteren  Ende  (ca.  40  mm),  sondern  auch  kleinere 
Oskularöffnungen  und  schmälere  Subdermalkanäle  aufweist. 

Ein  anderes,  leider  auch  nur  als  oberes  Körperende  sich  darstellendes  Stück  der  Station 
208,  von  ca.  20  cm  Tange,  gehört  zwar  zu  einem  bedeutend  größeren  Exemplare  als  die  bisher 
besprochenen,  zeigt  aber  die  nämliche  obere  konische  Zuspitzung  mit  schwacher,  schräger,  ein- 
seitiger  Abflachung,  wie  diese.  An  seiner  nahezu  kreisförmigen,  unteren  Rißfläche  besitzt  es 
einen  Querdurchmesser  von  ca.  10  cm  und  nimmt  von  hier  aus  bis  zu  der  etwas  ausgefaserten 
oberen  Spitze  mit  schwacher  Ausbauchung  allmählich  an  Dicke  ab.  Das  abgerissene  untere 
Körperende  dürfte   nach    einem    Vergleiche    mit   anderen    vollständig    erhaltenen    Exemplaren    ca. 


Erster  Teil:  Systematik. 


IO.S 


30  cm  lang  gewesen  sein,  so  daß  die  Länge  des  ganzen  Schwammes,  von  dem  Basalschopfe 
abgesehen,  ungefähr  mit  50  cm  geschätzt  werden  kann.  Die  Weite  der  unregelmäßig  rundlichen, 
häufig  auch  seitlich  konfluierenden  gastralen  Ausströmungsöffnungen  beträgt  5 — 8  mm,  während 
die  zwischen  ihnen  befindlichen,  vorwiegend  cirkulär  verlaufenden  zuleitenden  Subdermalkanäle 
durchgängig  viel  breiter  und  von  einem  besonders  gut  entwickelten  quadratischen  Hautgitternetz 
überdeckt  sind. 

Wie  man  sich  an  jedem  Querschnitt  leicht  überzeugen  kann,  nimmt  die  Weite  der  unter- 
einander überall  anastomosierenden  Zuleitungskanäle  von  der  Peripherie  nach  dem  Inneren  des 
Schwammkörpers  nicht  zu,  sondern  ab.  Dasselbe  gilt  von  den  zwischen  denselben  verlaufenden, 
aber  von  ihnen  überall  durch  die  ca.  1  mm  dicke  Scheidewand  getrennten  gastralen  Ableitungs- 
kanälen, welche  gleichfalls  immer  nur  untereinander  in  offener  Kommunikation  stehen. 

Von  den  zwei  bedeutend  größeren  Exemplaren,  welche  oben  nicht  konisch  zugespitzt  sind, 
zeigt  das  eine,  welches  an  der  Station  209  zugleich  mit  dem  oben  S.  103  zuerst  geschilderten, 
28  cm  langen  Exemplare  erbeutet  und  ebenso  wie  jenes  vollständig  erhalten  ist,  im  ganzen  die 
Form  eines  großen,  sehr  schwach  ausgebauchten  Cylinders,  welcher  mit  Einschluß  des  Basal- 
schopfes  eine  Gesamtlänge  von  68  cm  hat.  Der  Körper  selbst  ist,  von  dem  frei  vorstehenden 
Teile  des  Basalschopfes  abgesehen,  56  cm  lang;  sein  Ouerdurchmesser  beträgt  etwas  oberhalb 
der  Mitte  ca.  1 5  cm,  in  der  Nähe  der  beiden  Enden  jedoch  nur  ca.  1 2  cm.  Statt  einer  gleich- 
mäßig konischen  Zuspitzung  weist  hier  das  obere  Ende  eine  fast  querliegende,  schräge  Endfläche 
auf,  deren  Rand  teilweise  ziemlich  deutlich  gegen  die  seitliche  Cylindermantelfläche  abgesetzt 
ist.  An  dem  höchsten  Teile  dieser  oberen  Endfläche  erhebt  sich  ein  Buckel,  während  die 
gegenüberliegende  tiefste  Partie  nicht,  wie  der  übrige  Rand,  von  einer  deutlichen  Randkante 
eingefaßt  ist,  sondern  mit  einer  ziemlich  gleichmäßigen  Wölbung  in  die  cylindrische  Seitenfläche 
des  Körpers  übergeht  (Taf.  XX). 

Aus  dem  quer  abgestutzten  Unterende  des  Körpers  ragen  zahlreiche,  3 — 10  mm  dicke 
Bündel  verschieden  starker  (von  0,1  —  1  mm)  Basalia  hervor,  welche  zusammen  einen  etwa  hand- 
langen cylindrischen  Basalschopf  bilden.  Die  Nadeln  der  einzelnen  Bündel  liegen  zunächst 
dicht  gedrängt  parallel  nebeneinander,  divergieren  aber  nach  unten  zu  und  formieren,  sich  ver- 
mischend, einen  gemeinsamen  Schopf  von  der  Breite  des  Schwamm körpers.  Die  längsten  Nadeln 
von  ca.    1    mm  Stärke  sind  leider  unten    in    10 — 20  cm  Entfernung    vom    Austritt  ausgebrochen. 

Beachtenswert  ist  der  Umstand,  daß  hier  wie  bei  dem  anderen  zwar  von  derselben  Station 
209  stammenden,  aber  bedeutend  kleineren  Exemplare  auch  die  Distanz  der  Basalnadelbündel 
bei  ihrem  Austritte  aus  dem  Körper  nach  dem  Centrum  der  Basalfläche  des  Körpers  zu  be- 
deutend zunimmt.  Während  nämlich  an  der  Peripherie  die  einzelnen  Nadelbündel  kaum  weiter 
voneinander  getrennt  sind,  als  ihre  Dicke  beträgt,  rücken  sie  weiter  einwärts  bis  zu  Distanzen  von 
2  cm  und  darüber  auseinander,  ohne  daß  jedoch  im  Centrum  der  Körperendfläche  selbst  gerade 
eine  besonders  große,  nadelfreie  Stelle  wäre. 

Eine  aufmerksame  Betrachtung  der  Schwammoberfläche  lehrt,  daß  auch  hier,  wie  bei 
allen  übrigen  bisher  studierten  Exemplaren  der  Semperella  cucumis,  zahlreiche  Oskularröhren  von 
rundlichem  Querschnitt  isoliert  oder  seitlich  konfluierend,  und  meistens  in  queren  oder  spiraligen 
Reihen  geordnet,  aus  dem  Inneren  rechtwinkelig  zur  Hautschicht  emporsteigen  und  hier  mit 
zackigem  Rande  quer  abgestutzt   enden,   zwischen    welchen    Röhren   sich   ein   verschieden  weites 

Deutsche  Tiefsee- Expedition  1898 — 1899.     Bd.  IV.  !4 


io6 


Franz  Eilhard  Schulze:  Hexactinelliden. 


Fig.  2. 


einführendes  Interkanalnetz  zunächst  parallel  zur  Oberfläche  ausbreitet,  dann  aber  auch  ebenso 
wie  die  Oskularröhren  sich  ins  Innere  fortsetzt.  Auch  erkennt  man  leicht,  daß  diese  beiden 
Kanalsysteme  überall  durch  eine  gemeinsame  Grenzplatte  geschieden  sind. 

Die  im  allgemeinen  glatte  und  ziemlich  gleichmäßig  gewölbte  cylindrische  Außenfläche 
des  Schwammes  wird  hier  wie  bei  den  früher  besprochenen  kleineren  Exemplaren  von  einem 
zierlichen  Hautgitternetz  gebildet,  welches  zum  Teil  über  den  einführenden  Interkanalräumen 
in  Form    eines   feinen  Balkenwerkes  mit  vorwiegend  quadratischen  Maschen,    zum  Teil  über  den 

rundlichen  Oskularöffnungen  in  Gestalt 
eines  gröberen  Gitters  mit  mehr  rund- 
lichen Maschen  flach  und  frei  aus- 
gespannt und  nur  an  den  etwas  ver- 
dickten Oskularröhrenrändern  mit  der 
Unterlage  verbunden  ist.  Ebenso  verhält 
sich  die  obere  schräge  Endfläche  des 
ganzen  Schvvammkörpers  (s.  Textfig.  2). 
Man  sieht  also,  daß  der  wesentliche 
Unterschied  zwischen  diesem  und  den  bis- 
her berücksichtigten  Stücken  nicht  in  der 
Architektonik,  sondern  nur  in  den  Dimen- 
sionen liegt.  Sowohl  die  Oskularröhren,  als 
auch  die  zwischen  diesen  gelegenen  La- 
kunen  des  einführenden  Systems  erreichen 
Daumenbreite.  Verfolgt  man  die  Gänge 
in  das  Innere  des  Seh  warn  mkörpers,  so 
erkennt  man,  daß  sie  hier  im  allge- 
meinen an  Weite  abnehmen.  Hieraus 
folgt,  daß  beim  Wachstum  des  ganzen 
Schwammkörpers  die  Röhrenweite  vor- 
wiegend in  der  äußeren  Region  zunimmt.  Die  Art  des  Wachstums  wird  man  aus  dem  Umstand 
erschließen,  daß  die  zur  äußeren  Körperoberfläche  rechtwinklig  emporstrebenden  Röhren  des 
gastralen  Kanalnetzes  sich  mit  ihrem  äußeren  Rande  allseitig  trompetenartig  ausbiegen  und  so 
hier  und  dort  in  ähnlicher  Weise  zur  Verbindung  kommen  wie  bei  einer  wachsenden  Farrea 
oder  Heriwigia,  wo  ja  auch  der  Röhrendurchmesser  an  allseitig  radiär  auswachsenden  Stöcken 
stetig  zunimmt.  Die  das  ein-  und  ableitende  Kanalsystem  trennende  Röhrenwand  ist  bei 
diesem  großen  Exemplare  bedeutend  dicker  und  kräftiger  als  bei  den  kleineren  Stücken.  Auch 
erscheinen  hier  dementsprechend  die  diese  Scheidewand  durchsetzenden  kleinen  zu-  und  ab- 
leitenden Kanäle  und  deren  oft  grubenartig  vertiefte  Mündungen  erheblich  weiter  und  größer 
als   dort. 

An  der  Station  208  ist  endlich  außer  den  schon  besprochenen  drei  konisch  zugespitzten 
Oberenden  noch  das  einseitig  schräge  zugeschärfte  Oberende  eines  riesigen  Exemplares  erbeutet, 
welches  alle  bisher  gefundenen  an  Größe  übertrifft.  Das  auf  Taf.  XXI  in  natürlicher  Größe 
dargestellte  Bruchstück  zeigt  an  der  unteren  querovalen  Rißfläche  einen  Durchmesser  von  18  cm. 


Erster  Teil.     Systematik.  107 

Die  intakte,  nahezu  plane,  schräge  obere  Endfläche  ist  etwa  unter  einem  Winkel  von  450  zur 
Längsachse  gerichtet.  Sie  geht  an  ihrem  unteren  Dritteile  mit  flacher  Wölbung  kontinuierlich 
und  ganz  allmählich  in  die  cylindrische  Seitenfläche  des  Schwammkörpers  über,  während  sie  an 
den  oberen  2/3  ihres  Umfanges  mit  der  äußeren  Cylinderfläche  einen  schwach  wellig  gebogenen, 
im  ganzen  aber  nahezu  kreisbogenförmigen  zugeschärften  Grat  oder  Randsaum  bildet.  Die 
freie  Oberfläche  des  ganzen  Stückes  gleicht  im  wesentlichen  der  des  zuvor  beschriebenen  großen 
Exemplares  von  Station  209,  nur  erscheinen  hier  entsprechend  dem  größeren  Durchmesser  der 
oft  weit  überdaumenbreiten  subdermalen  Zuleitungskanäle  die  zwischen  den  rundlichen  Oskular- 
öffnungen  befindlichen  dermalen  Einströmungszonen  noch  weiter  als  dort.  Ihre  Breite  ist  be- 
sonders auffällig  an  der  schrägen  oberen  Endfläche,  wo  das  feine,  mit  wenigen  gröberen  Ver- 
dickungsbalken  durchzogene  quadratische  Gitternetz  der  sie  überdeckenden  Dermalmembran  die 
von  ihm  umschlossenen  weitmaschigeren  oskularen  Siebplatten  der  rundlicheu  Gastralröhren 
erheblich  an  Ausdehnung  überwiegt. 

Als  megasklere  Nadeln  treten,  von  den  Basalia  zunächst  abgesehen,  vorwiegend  glatte 
Pentaktine  verschiedener  Form  und  Größe  auf,  deren  lange  Strahlen  in  der  Regel  gleich- 
mäßig zugespitzt,  zuweilen  auch  stumpf  oder  mit  schwach  kolbiger  Verdickung  enden.  Der 
meistens  gerade  unpaare  Hauptstrahl  ist  bald  sehr  groß  (bis  3  cm  lang  und  %  mm  dick),  bald 
fast  vollständig  reduziert.  Die  ebenfalls  in  ihren  Dimensionen  recht  variablen,  bald  geraden; 
bald  mehr  oder  minder  stark  gebogenen  paarigen  Strahlen  sind  entweder  rechtwinklig  gekreuzt 
oder  paarweise  oft  bis  zu  parallelem  Verlaufe  zusammengebogen.  In  letzterer  Form  setzen  sie 
vorwiegend  die  gröberen  Gerüstbalken  des  inneren  Stützgerüstes  sowie  des  dermalen  und  gastralen 
Hautgitternetzes  zusammen,  wobei  dann  der  5.  unpaare  Strahl  in  der  Regel  mehr  oder  weniger 
verkümmert  ist.  Eine  besonders  kräftige  Entwickelung  des  unpaaren  Strahles  mit  Reduzierung 
der  paarigen  findet  sich  vorwiegend  an  den  freien  Endrändern  des  Röhrennetzes,  wo  die 
Pentaktine  als  Hypodermalia  resp.  Hypogastralia  dienen,  speciell  auch  an  der  oberen  Spitze  oder 
der  firstenartigen  Marginalkante.  Hier  ist  dann  jedoch  der  große  unpaarige  Hauptstrahl  in  der 
Nähe  seines  Ursprunges  gewöhnlich  etwas  verdünnt  und  zeigt  an  dieser  halsähnlichen  Einziehung 
zuweilen  schwache  Querriefelung ;  die  4  Tangentialstrahlen  dagegen  sind  sehr  kurz  und  am  Ende 
abgerundet  oder  auch  kolbig  verdickt  (Taf.  XXII,  Fig.  1  u.  15).  Sehr  selten  ist  hier  die  Ent- 
wickelung eines  kurzen  äußeren  6.  Strahles  zu  beobachten. 

Zu  den  Megaskleren  zählen  ferner  die  an  manchen  Stellen  nicht  seltenen,  mit  schmalen, 
ziemlich  dicht  anliegenden  Stacheln  versehenen  Uncinate,  welche  eine  Länge  von  6  mm  erreichen 
können  (Taf.  XXII,  Fig.  5  u.  6).  Gewöhnlich  findet  man  sie  rechtwinklig  zur  Körperoberfläche 
orientiert,  und  diese  mit  ihrem  zugeschärften  Vorderende  eben  erreichend,  in  dem  freien  Ende 
der  Röhrenwände  zwischen  den  langen  Radialstrahlen  der  pentaktinen  Hypodermalia  und  an 
der  Marginalfirste,  resp.  oberen  Endspitze.  An  den  nämlichen  Stellen  kommen  auch  die  gewöhn- 
lich über  die  Körperoberfläche  mehr  oder  weniger  weit  frei  hervorstehenden  „Scepter"  vor,  deren 
Länge  und  Stärke  ebenso  wie  diejenige  der  anderen  megaskleren  Nadeln  wesentlich  von  der 
Größe  der  Schwämme  abhängt.  An  der  Marginalfirste  des  größten  Semperella  cucumis- 
Exemplares  fand  ich  sie  ca.  1 5  mm  lang  und  ungefähr  6  mm  weit  über  den  Randsaum  frei  hervor- 
ragend. Ebenso  wie  bei  Pheronema  zeigt  auch  hier  nur  das  verschmälerte  äußere  Ende  die 
emporgebogenen    kurzen   Seitendornen    und    den   terminalen    Endkolben    mit    4    kurzen  seitlichen 

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Franz  Eilkard  Schulze:  Hexactinelliden. 


und    einem    verlängerten    Endstachel,   während   der   mittlere   Teil    und    das    allmählich  spitz  aus- 
laufende innere  Ende  stets  ganz  glatt  ist. 

Von  den  in  ihrer  Stellung  und  äußeren  Erscheinung  für  die  Betrachtung  mit  bloßem 
Auge  schon  oben  kurz  charakterisierten  Basalia  muß  ich  es  unentschieden  lassen,  ob  alle  die 
nämliche  Ankerform  haben.  Zwar  läßt  sich  an  denjenigen,  welche  in  ganzer  Länge  mit  gut 
erhaltenem  Unterende  zur  Beobachtung  kommen,  mögen  sie  nun  noch  ganz  im  Weichkörper 
stecken  oder  schon  in  den  Basalschopf  mehr  oder  weniger  weit  vorgeschoben  sein,  stets  leicht 
die  zweizähnige  Ankerbildung  ebenso  wie  der  Stachelbesatz  des  Stieles,  sei  es  in  dessen  ganzer  Aus- 
dehnung, sei  es  in  seiner  unteren  Hälfte,  nachweisen.  Da  aber  gerade  die  starken  Nadeln,  deren 
unteres  Ende  stets  abgebrochen  ist,  in  ganzer  Ausdehnung  glatt  erscheinen,  so  ist  es  für  diese 
nicht  einmal  zu  entscheiden,  ob  sie  an  dem  unteren  Teile  ihres  Stieles  auch  glatt  waren  oder 
einen  Dornbesatz  hatten,  noch  weniger  aber,  ob  sie  am  letzten  Ende  die  2  typischen  Anker- 
zähne trugen  oder  nicht.  Mit  ihrem  allmählich  spitz  auslaufenden  Oberende  ragen  alle  Basalia, 
besonders  aber  die  größeren,  stets  weit  in  den  Weichkörper  hinauf,  so  daß  sich  bei  dem  65  cm 
großen  Exemplare  Basalnadeln  von  30  und  mehr  cm  Länge  isolieren  lassen,  welche  vielleicht 
mit  Hinzurechnung  ihres  abgebrochenen  Unterendes  50  cm  und  darüber  lang  gewesen  sein  mögen. 

Da,  wo  die  Ankerzähne  erhalten  sind,  zeigen  sie  die  nämliche  Bildung,  welche  von  mir 
schon  im  Jahre  1894  als  für  die  Species  5.  cucumis  charakteristisch  bei  dem  von  den  Andamanen 
stammenden  Exemplare  beschrieben  und  abgebildet  ist.  Wenn  auch  die  Zahl  und  Form  der 
an  den  Seitenrandkanten  des  einzelnen  Ankerzahnes  befindlichen  Zacken  etwas  variiert,  so  sind 
doch  immer  mehrere  vorhanden,  und  auch  an  den  vorspringenden  Seitenrändern,  welche  sich 
jederseits  an  dem  kolbig  verdickten  Mittelteile  hinziehen  und  die  sich  gegenüberstehenden  Anker- 
zahnkanten verbinden,  sind  stets  mehrere  reißzahnähnliche  Zacken  ausgebildet.  Auf  Schräg- 
ansichten bemerkt  man,  daß  sich  von  den  Seitenrandzacken  aus  entsprechende  schwache  Quer- 
leisten auf  die  konkave  Innenfläche  der  Zähne  fortsetzen  (Taf.  XXII,  Fig.  16 — 18).  Der  Ab- 
stand beider  Endspitzen  betrug  bei  zahlreichen  gemessenen  Ankern  ca.  250  jj,  die  Breite  des 
Ankermittelteiles  ca.  80  [j.. 

Als  parenchymale  Mikrosklere  kommen  überall  reichlich,  aber  in  sehr  wechselndem  Mengen- 
verhältnis vor  Oxypentaktine,  Oxystauraktine  und  Oxydiaktine,  deren  kräftige  (an  der  Basis  ca. 
6  jj.  dicke)  gerade  Strahlen  ganz  oder  größtenteils  mit  kleinen,  spitzen,  querabstehenden  Dornen 
besetzt  sind  (Taf.  XXII,  Fig.  7 — 10).  Die  4  paarigen  Strahlen  der  Pentaktine  sind  in  der  Regel 
gleich  lang,  durchschnittlich  etwa  1 50  \x,  erreichen  aber  auch  200  jj.  und  darüber,  während  der 
stets  rechtwinklig  zu  deren  Ebene  stehende  unpaare  Strahl  nur  selten  die  gleiche  Länge  und 
Form  aufweist  (Taf.  XXII,  Fig.  7),  vielmehr  in  der  Regel  erheblich  kürzer  ist  und  sehr  häufig 
auch  nicht  spitz  ausläuft,  sondern  breit  abgerundet  endet.  Uebrigens  pflegen  alle  5  Strahlen  in 
ganzer  Länge  gleichmäßig  bedornt  zu  sein,  und  auch  das  abgerundete  Ende  des  stark  verkürzten 
nnpaaren  Strahles  der  Dornen  nicht  ganz  zu  entbehren  (Taf.  XXII,  Fig.  7  u.  8).  Den  gleichen 
Charakter  zeigen  die  Stauraktine,  welche  auch  zuweilen  noch  an  Stelle  des  nicht  entwickelten 
unpaaren  5.  Strahles  einen  Höcker  aufweisen.  Nur  selten  kommt  einer  der  4  paarigen  Strahlen 
zur  Atrophie.  Ebenso  selten  sind  gleichartige  Hexaktine  und  Monaktine.  Etwas  abweichend 
erscheinen  dagegen  die  als  gerade  oder  fast  gerade  Spindeln  sich  darstellenden  parenchymalen  Oxy- 
diaktine, welche  Liberal]    vorkommen,  jedoch  an  manchen  Stellen,  wie   z.  B.    in    den    Grenzhäuten 


Erster  Teil.     Systematik.  ,  qq 

und  in  den  Balken  der  dermalen  resp.  oskularen  Gitter  besonders  häufig  sind.  Ihre  Gesamtlänge 
beträgt  durchschnittlich  nur  ioo  ;>.  und  wechselt  zwischen  80 — 120  ij.  Ihre  größte  Dicke  liegt 
zwar  nahe  der  Mitte,  nimmt  aber  gewöhnlich  nach  dem  einen  der  beiden  zugespitzten  Enden 
mehr  ab  als  nach  dem  anderen,  so  daß  die  beiden  Hälften  nicht  ganz  gleich  erscheinen. 
Während  das  mittlere  Drittel  glatt  oder  fast  glatt,  d.  h.  nur  mit  kleinen  und  spärlich  gestellten  Dornen 
versehen  ist,  sind  die  Dornen  an  den  beiden  terminalen  Dritteln  etwas  stärker,  jedoch  nicht 
immer  beiderseits  gleichmäßig  entwickelt  (Taf.  XXII,  Fig.  10).  Häufig  findet  man  sie  an  dem 
einen,  etwas  dickeren  Ende  stärker  ausgebildet  und  dabei  deutlich  schräg  auswärts  gerichtet, 
während  sie  an  dem  anderen,  etwas  schmächtigeren  Ende  schwächer  entwickelt  sind  und  mehr 
quer  abstehen  (Taf.  XXII,  Fig.   10). 

Die  stattlichen  Makramphidiske,  welche  fast  ausschließlich  in  der  äußeren  Haut,  und  zwar 
besonders  am  Rande  der  Oskularröhren  und  den  Firsten  des  Oberendes  rechtwinklig  zur  Haut- 
Oberfläche  orientiert  und  halb  über  dieselbe  hinausragend  angetroffen  werden,  haben  eine  Länge 
von  300 — 500  ij.,  gewöhnlich  400  ;j,  wovon  etwa  V3  auf  jeden  der  8-strahligen,  etwas  schräg  ab- 
stehenden Schirme  entfällt.  Die  Breite  der  letzteren  kommt  ungefähr  ihrer  Länge  gleich.  Ihre 
schaufeiförmigen,  am  freien  Ende  breit  abgerundeten  Schirmzinken  entspringen  mit  hoher,  etwa 
der  Hälfte  ihrer  Länge  entsprechender  Basis.  Der  ca.  30  ja  breite,  an  sich  glatte  Achsenstab 
ist  in  ganzer  Länge  mit  zahlreichen,  mehr  als  halbkugelig  vorspringenden,  kräftigen,  feinhöckerigen 
Buckeln  besetzt  (Taf.  XXII,  Fig.  14).  An  jungen,  d.  h.  in  der  Ausbildung  begriffenen  Makramphi- 
disken  sind  die  Höcker  des  Achsenstabes  flach  konisch;  zuweilen,  aber  selten  findet  man  im 
Parenchym  bedeutend  kleinere  Makramphidiske  mit  6  Zinken  an  den  halbkugeligen  Schirmen. 

Falls  gelegentlich  vereinzelte  Amphidiske  mittlerer  Größe  vorkommen,  welche,  wie  z.  B.  das 
in  Fig.  13,  Taf.  XXII  dargestellte,  in  dieser  oder  jener  Hinsicht  von  den  typischen  Makramphi- 
disken  abweichen,  so  wird  man  hier  doch  kaum  eine  eigene  Kategorie  von  Mesamphidisken 
aufstellen  können.  Dagegen  sind  die  bekannten,  16 — 40  ij.  und  darüber  langen  Mikramphidiske 
mit  halbkugeligen,  1 2-strahligen  Endglocken  und  einfachem  glatten  Achsenstab  mit  einem  centralen 
Knoten  überall,  besonders  aber  in  der  äußeren  Haut  häufig. 

Pentaktinpinule  finden  sich  in  großer  Menge  an  der  freien  Außenfläche  des  ganzen 
Schwammkörpers,  wo  sie  auf  sämtlichen  Gitterleisten  der  dermalen  und  oskularen  Siebnetze 
ziemlich  dicht  nebeneinander  stehend,  in  radiärer  Richtung  zur  Hautoberfläche  frei  vorragen. 

Obwohl  die  Größe  dieser  Nadeln  je  nach  den  Dimensionen  der  einzelnen  Schwämme  wie 
auch  nach  den  Regionen  ein  und  desselben  Exemplares  bedeutend,  von  100 — 700  ]j.,  variiert, 
bleibt  doch  die  Gestalt  und  der  ganze  Charakter  überall  wesentlich  der  gleiche. 

Die  4  rechtwinklig  gekreuzten,  mäßig  starken,  cylindrischen,  geraden  Basalstrahlen  haben 
am  zugespitzten  Distalende  kleine,  schräg  auswärts  gerichtete  Höcker,  während  ihre  innere  Hälfte 
stets  glatt  bleibt.  Ihre  Länge  variiert  sehr,  beträgt  aber  durchschnittlich  ca.  100  jjl.  Der  kräftige 
Radialstrahl  ist  zwar  in  der  Nähe  der  Basis  glatt,  im  übrigen  aber  ziemlich  gleichmäßig  mit 
schräg  aufwärts  gerichteten  kräftigen  Dornen  von  ca.  20  \>.  Länge  besetzt  und  läuft  am  Distalende 
in  einen  mäßig  starken,  20 — 30  <j.  langen,  zugespitzten,  freistehenden  Terminalconus  aus.  Da  die 
Dornen  nicht  sehr  breit  sind  und  auch  nicht  besonders  dicht  aufeinander  folgen,  so  erhält  der 
ganze  Strahl  weder  ein  schuppiges  noch  sehr  buschiges  Ansehen  und  wird  kaum  über  30  ;j.  breit. 


I  IO 


Franz  Eilhakd  Schulze:  Hexactinelliden. 


Im  allgemeinen  sind  die  auf  den  Gitterbalken  der  Dermalmembran  stehenden  Dermal- 
pinule  kürzer  und  mit  breiterem  Radialstrahl  versehen  (Taf.  XXII,  Fig.  4)  als  die  auf  den  Balken 
der  oskularen  Siebplatte  stehenden  Pinule,  welche  letzteren  aber  einen  schmaleren,  mehr  gleich- 
mäßig cylindrisch  erscheinenden  Radialstrahl  besitzen  (Taf.  XXII,  Fig.  3). 

Die  längsten  Pinule  fanden  sich  an  dem  65  cm  großen  Riesenexemplar  der  Station  209. 
An  den  Seitenflächen  der  Scheidewände  der  beiden  Kanalsysteme  habe  ich  ebensowenig  Pinule 
getroffen,  wie  an  der  Innenwand  der  kleineren  zu-  und  ableitenden  Kanäle,  welche  diese  Scheide- 
wände quer  durchziehen. 

Hinsichtlich  des  bei  einigen  Stücken  leidlich  gut  erhaltenen  Weichkörpers  will  ich  mich 
hier  nur  auf  wenige  Notizen  beschränken,  da  ich  im  ganzen  keine  wesentlichen  Abweichungen 
von    den    sonst   bekannten    Verhältnissen    ermitteln    konnte.      Die   das    Kammerlaeer   enthaltende 

O 

vielfach  gefaltete  Grenzwand  zwischen  den  schwach  verästelten  kleineren  zu-  und  ableitenden 
Kanälen  zeigt  in  der  Regel  nur  eine  Dicke  von  200 — 300  \x.  Die  Kammern  selbst,  welche  auch 
hier  in  rechtwinklig  gekreuzten  Reihen  nebeneinander  stehen,  haben  meistens  die  bekannte 
Fingerhutform.  Sie  sind  100 — 200  jj.  lang  und  60 — 80  \j.  breit  (Taf.  XXII,  Fig.  1).  Im  histo- 
logischen Bau  ließen  sich  keine  prinzipiell  wichtigen  neuen  Thatsachen  ermitteln. 

Fundort-Tabelle. 


„Valdivia"- 
Station 

Ort 

Boden- 
beschaffenheit 

Tiefe  in 
m 

Anzahl  und  Beschaffenheit  der  Stücke 

208 

6°  54,0'  N.Br., 
930  28,8'  O.  L. 

sw 

von  Grroß-Nikobar 

Pteropoden- 
schlamm 

296       | 

1 

Zwei   konisch   zugespitzte  Oberenden   von   4   und  5  cm 

Breite. 
Ein  konisch  zugespitztes  Oberende  von  8  cm  Breite, 
Ein  oben  schräg  zugeschärftes  Oberende  von  18  cm  Breite. 

209 

6°   5,(1,3'  N.  Br., 
93°  32.7'  0.  L. 

sw. 

von  Groß-Nikobar 

Pteropoden- 
schlamm 

362       j 

1 

Ein  ganzes,  oben  konisch  zugespitztes  Exemplar  von 
28  cm  Körperlänge  und  5,5  cm  Breite. 

Ein  ganzes,  oben  schräg  zugeschärftes  Exemplar  von 
56  cm  Körperlänge  und  15  cm  Breite. 

Semperella  spiüfera  F.  E.  Sch. 


Taf.  XXIII. 


In  der  Siberut-Straße  bei  Sumatra  ist  ein  fingerdickes  und  fingerlanges  oberes  Endstück 
von  einer  Semperella  gefunden,  welches  in  der  äußeren  Erscheinung,  den  gröberen  Bauverhältnissen 
und  auch  in  der  Form  der  meisten  Nadeln  an  Semperelh  cucumis  F.  E.  Sch.,  mehr  aber  noch 
an  die  im  Jahre  1896  von  Ijtma  in  einer  vorläufigen  Mitteilung  aufgestellte  Semperella  stomata  Ij. 
erinnert.  Nur  der  Umstand,  daß  ich  hier  gewisse  bei  der  Semperella  stomata  Ijimas  häufige 
parenchymale  Mikrosklere  ganz  vermisse,  hat  mich  verhindert,  das  mir  vorliegende  Stück  einfach 
auf  jene  japanische  Art  zu  beziehen. 

Das  obere  Ende  meines  Exemplares  von  Semperella  spicifera  spitzt  sich  konisch  zu,  ohne 
eine  solche  schräge  seitliche  Abflachung  zu  zeigen,  wie  sie  bei   Semperella  cucumis  vorkommt. 

Obwohl  das  oberflächliche  Haut-  und  Oskulargitternetz  nur  noch  in  Resten  erhalten  ist, 
kann    man  doch  aus  der  Lage  und   Richtung  der  durch  das  Stützgerüst  markierten  Platten  und 


Erster  Teil.     Systematik.  j  j  j 

Balken  eine  große  Aehnlichkeit  des  zu-  und  ableitenden  Kanalsystemes  mit  demjenigen  der 
Semperella  cucumis  erschließen. 

Hinsichtlich  der  megaskleren  Nadeln  und  ihrer  Anordnung  kann  ebenfalls  auf  die  für 
Semperella  cucumis  oben  S.  107  und  108  gegebene  Darstellung  und  auf  die  zugehörige  Fig.  2 
der  Taf.  XXIII  verwiesen  werden,  da  erkennbare  Abweichungen  von  den  dort  geschilderten 
Verhältnissen  der  Semperella  cucumis  nicht  nachzuweisen  sind. 

Sowohl  die  reichlich  vorhandenen  Pentaktine  als  auch  die  langen  Uncinate  und  die  Scepter 
sind  hier  in  gleicher  Bildung,  Größe  und  Anordnung  vorhanden  wie  dort.  Von  den  Basalia 
ist  nichts  erhalten.     Dagegen  zeigen  manche  mikrosklere  Nadeln  erhebliche  Abweichungen. 

Zunächst  fällt  es  schon  auf,  daß  von  mikroskleren  Parenchymalia  nur  wenige,  und  zwar 
ausschließlich  Diaktine  vorhanden  sind.  Statt  der  großen  Menge  von  feinstacheligen  Oxypen- 
taktinen,  Oxystauraktinen  und  Oxydiaktinen,  welche  das  Parenchym  bei  S.  cucumis  und  6".  schultzei 
durchsetzen  und  besonders  in  den  Grenzschichten  der  größeren  Kanalnetze  und  auch  der  kleineren 
zu-  und  ableitenden  Kanäle  entwickelt  sind,  finden  sich  hier  nur  Oxydiaktine  verschiedener 
Größe  in  unregelmäßiger  Verteilung.  Die  meisten  derselben  variieren  in  der  Länge  zwischen 
100  und  200  <x  bei  einer  größten  Breite  von  12 — 30  \>.  Seltener  kommen  Exemplare  von  400 — 700  jj. 
Länge  und  entsprechend  größerer  Breite  (bis  zu  40  ;x  und  darüber)  vor.  Allen  gemeinsam  ist 
folgende  eigentümliche  und  charakteristische  Form,  welche  im  allgemeinen  wohl  am  besten  als 
ährenähnlich  bezeichnet  werden  kann.  Daher  der  Speciesname  spicifera.  Während  das  eine 
stark  verschmälerte  Ende,  ganz  allmählich  sich  zuspitzend,  in  eine  schlanke,  ziemlich  glatte  oder 
doch  nur  ganz  kleine  dicht  anliegende  Widerhaken  tragende  Endspitze  ausläuft,  endet  das  andere 
erheblich  verdickte  und  längere  Stacheln  tragende  Ende  mit  einem  kurzen,  aber  kräftigen  Conus 
terminalis.  Mit  Ausnahme  der  dünnen  Endspitze  ist  der  ganze  Stab  mit  gleich  gerichteten,  mehr 
oder  minder  abstehenden,  schwach  eingekrümmten  Stacheln  besetzt,  welche  zwar  zunächst  nach 
dem  dickeren  Ende  zu  allmählich  an  Länge  und  Stärke  zunehmen,  in  der  Nähe  des  letzteren  selbst 
aber  wieder  kürzer  werden,  ohne  sich  jedoch  an  den  Stamm  anzulegen  (Taf.  XXIII,  Fig.  6 — 12). 

Diese  heteropolen,  uncinat-ähnlichen  Mikroxydiaktine  gleichen  auffallend  den  entsprechenden 
Parenchymnadeln  von  Semperella  stomata  Ij. 

Die  kleinstacheligen  parenchymalen  Mikroxypentaktine  und  Mikroxystauraktine  aber,  welche 
bei  Semperella  stomata  neben  den  Mikroxydiaktinen  zahlreich  vorkommen,  habe  ich  hier  nicht 
finden  können. 

Die  dermalen  Makramphidiske  gleichen  zwar  im  allgemeinen  den  bei  S.  cucumis  und 
5.  stomata  vorkommenden  und  oben  S.  109  ausführlich  beschriebenen,  sowie  in  Taf.  XXIII,  Fig.  20 
dargestellten,  doch  ist  zu  bemerken,  daß  neben  den  typisch  entwickelten  nicht  selten  auch  andere 
angetroffen  werden,  welche  bei  nahezu  gleicher  Länge  sich  von  jenen  durch  erheblich  kürzere 
und  stärker  gewölbte,  also  schmalere  Endschirme  auszeichnen  (Taf.  XXIII,  Fig.  18),  und  daß 
außerdem  hier  und  da,  wenngleich  selten,  auch  Uebergänge  zu  finden  sind  zu  den  als  Mes- 
amphidiske  zu  bezeichnenden  Nadeln  von  nur  80 — 100  p.  Länge,  welche  zwar  ähnliche  Schirme, 
aber  einen  verhältnismäßig  kürzeren,  mit  kleineren  Buckeln  besetzten  Achsenstab  haben  (Taf.  XXIII, 
Fig.   14  u.   15). 

Nicht  selten  traf  ich  hier  Entwickelungsstadien  von  Makro-  und  Mesamphidisken  ver- 
schiedener Größe,    an   welchen  sich  die  übrigens  von   mir  schon   früher  bei  anderen  Amphidisco- 


T  j  2  Franz  Eilhard  Schulze  :  Hexactinelliden. 

phoren  beobachtete  und  mitgeteilte  Thatsache  leicht  konstatieren  ließ,  daß  jedes  Amphidisk  sogleich 
in  voller  Länge,  aber  zunächst  nur  als  schmächtiger  Achsenstab  mit  kolbigen  Endverdickungen 
entsteht,  an  welchen  letzteren  sich  die  Glockenzähne  seitlich  als  schmale,  radiär  gerichtete  Längs- 
leisten anlegen,  um  erst  später  allmählich  ihre  definitive  Form  und  Größe  durch  Zuwachs  zu 
erlangen,  während  gleichzeitig  der  Achsenstab  nebst  seinen  Buckeln  durch  konzentrische  Lamellen- 
auflagerung an  Dicke  zunimmt  (Taf.  XXIII,  Fig.   19). 

Zahlreiche,  nur  16 — 40  ;.i  lange  Mikramphidiske  mit  halbkugeligen  Endglocken  und 
schlankem,  in  der  Mitte  knotig  verdicktem  Achsenstabe  kommen  vorwiegend  in  den  Grenzhäuten 
unregelmäßig  zerstreut  vor  (Taf.  XXIII,  Fig.   1 6  u.   1 7). 

Die  auf  den  äußeren  Hautgitterbalken  zu  findenden  pentaktinen  Pinule  gleichen  den  ent- 
sprechenden Nadeln  der  Semperella  cucumis  sowohl  hinsichtlich  ihrer  Form  und  Größe  als  auch 
darin,  daß  diese  Dermalpinule  einen  weniger  langen,  etwas  breiteren  und  mehr  buschigen  freien 
Radialstrahl  haben  (Taf.  XXIII,  Fig.  4)  als  die  auf  den  oskularen  Siebbalken  stehenden  Pinule 
(Taf.  XXIII,  Fig.  3). 

Gefunden  ist  das  einzige  (defekte)  Exemplar  der  neuen  Species  Semperella  spicifera  F.  E.  Sch. 
an  der  Station  192  bei  Sumatra  in  der  Siberut-Straße  -  o°  43,2'  S.  Br.,  980  33,8'  O.  L.  —  in 
371  m  Tiefe. 

Monorhaphis  chuni  F.  E.  Sch.  n.  g\,  n.  sp. 

Taf.  XL,  XLI,  XLII,  XLIV,  XLV,  XLVI,  XLVII,  XLVIII,  Fig.  3  u.  4. 
1900  C.  Chun,  Aus  den  Tiefen  des  Weltmeeres,  S.  478  ff. 

Vor  der  ostafrikanischen  Küste  sind  nördlich  von  Sansibar  mehrere  Exemplare  einer 
neuen  Amphidiscophore  erbeutet,  deren  langgestreckter,  annähernd  cylindrischer  Körper  der 
Länge  nach  durchsetzt  ist  von  einer  aus  dem  unteren  Ende  noch  weit  hervorragenden,  geradezu 
kolossalen  Stabnadel. 

Die  Größe  dieser  Nadel,  welche  in  einem  Bruchstück  Kleinfingerdicke  erreicht  und  in 
diesem  Falle  wohl  die  Gesamtlänge  von  ca.  3  m  gehabt  haben  dürfte,  übertrifft  so  sehr  alles, 
was  man  bisher  von  Spongiennadeln  kannte,  daß  schon  Chun's  vorläufige  Mitteilungen  darüber 
berechtigtes  Aufsehen  erregten. 

Obwohl  kein  ganz  vollständiges  Exemplar  vorliegt,  läßt  sich  doch  durch  Kombination 
mehrerer,  ziemlich  gut  konservierter  Stücke  eine  bestimmte  Vorstellung  von  der  Gestalt  gewinnen, 
welche  der  Wirklichkeit  einigermaßen  entsprechen  dürfte  und  in  der  schematischen  Fig.  2  der 
Taf.  XXIV  zum  Zwecke  einer  ersten  allgemeinen  Orientierung  in  73  natürlicher  Größe  wieder- 
gegeben ist. 

Hiernach  gleicht  die  Form  des  ganzen  Körpers  im  wesentlichen  derjenigen  eines  seitlich 
etwas  zusammengedrückten  und  daher  auf  dem  Querschnitt  ovalen  Cylinders,  an  welchem  man 
die  beiden  sich  gerade  gegenüberstehenden  abgerundeten  Seiten  kanten  von  den  beiden 
flacher  gewölbten  Seitenflächen  zu  unterscheiden  hat.  Oben  endet  derselbe  mit  einer  kurzen, 
schiefkegelförmigen  Zuschärfung  (aus  deren  Gipfel  das  obere  Nadelende  etwas  vorsteht),  unten  da- 
gegen mit  einer  mehr  allmählichen  kegelförmigen  Verschmächtigung.  Aus  der  Spitze  der  letzteren 
ragt  der  untere  Teil  der  Riesennadel  in  großer  Ausdehnung  frei  hervor,  um  sich  zweifellos  tief  in  den 
Meeresgrund  einzugraben.     Merkwürdigerweise  liegt  diese   Riesennadel,    welche  ich  künftig  ihrer 


Erster  Teil.     Systematik.  11^ 

Bestimmung  entsprechend,  als  „  I'  fahl  na  del"  bezeichnet  werde,  nicht  gerade  in  der  Körperachse, 
sondern  stets  seitlich  davon,  und  zwar  nahe  bei  derjenigen  Seitenkante,  welche  sich  sowohl  vor 
der  gegenüberstehenden,  als  auch  vor  den  beiden  breiten  Seitenflächen,  also  vor  der  ganzen 
übrigen  Körperoberfläche  durch  eigentümliche  N  ischen  bildungen  ausgezeichnet  und  dahrr 
„  Nischenkante"  genannt  werden  soll  (Taf.  XXIV,  Fig.  2;  Taf.  XL,  Fig.  3  u.  Taf.  XLII,  Fig.  1). 

In  dem  längsten  der  mitgebrachten  Bruchstücke  befindet  sich  eine  ca.  70  cm  lange  und 
ca.  8  mm  dicke,  an  beiden  Enden  quer  durchgebrochene  Pfahlnadel  von  ziemlich  gleichmäßiger 
Stärke  des  Hauptteiles,  fast  ganz  von  Weichkörperresten  umhüllt  (Taf.  XLII,  Fig.  1).  Ein  gut 
erhaltenes  Stück  von  30  cm  Länge  zeigt  einen  Querdurchmesser  von  15  resp.  10  cm.  Man  wird 
daher  die  Gesamtlänge  des  betreffenden  Weichkörpers  auf  mindestens  1  —  1 1/2  m  schätzen  dürfen. 
Bei  anderen  von  der  gleichen  Fundstelle  (Station  264)  stammenden  Bruchstücken  geringerer  Länge 
maß  ich  einen  Querdurchmesser  von   10,  resp.  7  cm  und  eine  Nadelstärke  von  6  mm. 

Bei  einem  offenbar  noch  ganz  jungen  Exemplare,  welches  von  einer  anderen  Station 
(249)  stammt,  befindet  sich  an  dem  mittleren  Teile  einer  beiderseitig  abgebrochenen  1 1  cm  langen 
und  nur  1  mm  dicken  Pfahlnadel  ein  etwas  defekter  Weichkörper  von  5  cm  Dinge  und  8, 
resp.  6  mm  Querdurchmesser. 

Mit  Ausnahme  der  oben  als  Nischenkante  bezeichneten  Seitenlängszone  zeigt  die 
gesamte  Oberfläche  des  Weichkörpers  überall  einen  ziemlich  gleichartigen  Charakter.  Die  hier 
flach  ausgebreitete  Dermalmembran  ist  von  zahlreichen,  bis  zu  1  cm  und  darüber  breiten, 
rundlichen,  scharfrandigen  Lücken  durchbrochen,  welche  in  Abständen  von  1 — 3  cm 
ganz  unregelmäßig  über  die  gesamte  Fläche  verteilt  stehen  und  als  Ausgangsöffnungen  (Oscula) 
des  den  Körper  durchsetzenden  verästelten  Ableitungskanalsystemes  aufzufassen  sind.  Zwischen 
diesen  größeren  Oskularöffnungen  kommen  kleinere  rundliche  Löcher  von  1 — 3  mm  Breite  vor, 
welche  die  gleiche  Bedeutung  haben.  Die  Dermalmembran  selbst  bildet  ein  je  nach  dem  Kon- 
traktionszustande sehr  verschieden  dichtes  Gitternetz,  dessen  gröbere  Balken  weite  Maschen  um- 
schließen und  mit  dem  unterliegenden  Parenchym  in  vielfacher  Verbindung  stehen,  während  in 
ihnen  sich  wieder  ein  unregelmäßiges,  feinmaschiges  Netz  dünnerer  Balken  über  die  Subdermal- 
räume  frei  ausspannt. 

An  manchen  Stellen  hat  sich  dieses  dermale  Gitter  zu  einer  ganz  dichten,  derben,  sammet- 
ähnlichen  Haut  zusammengezogen,  während  es  an  anderen  Orten  zu  einem  zarten,  durch- 
scheinenden, viel  durchlöcherten  Siebnetz  ausgedehnt  erscheint,  aber  auch  dann  niemals  so  regel- 
mäßig quadratische  Maschen  aufweist,  wie  etwa  die  Dermalmembran  bei  Semperella. 

In  auffälligem  Gegensatze  zu  dem  bei  weitem  größten  Teil  der  ganzen  Körperoberfläche 
steht  die  oben  als  „Nischenkante"  besonders  benannte  schmale  Längsseite  des  Schwamm- 
körpers dadurch,  daß  hier  eine  Längsreihe  von  großen  (zum  Teil  handbreiten),  querovalen,  flachen 
Vertiefungen  mit  gleichmäßigem  quadratischen  Gitternetzgrunde  vorkommt,  deren  Umrandung 
sich  in  Form  eines  scharf  abgesetzten  Randsaumes  beinahe  ringsum  erhebt  und  besonders  an 
der  Oberseite  in  Gestalt  eines  mehr  oder  weniger  weit  überhängenden,  stark  gebogenen  Nischen- 
daches vorspringt.  Ich  glaubte,  diese  eigentümlichen  Bildungen  am  passendsten  mit  dem  Namen 
„Nischen"  bezeichnen  zu  können,  und  halte  sie  für  modifizierte  große  Oskularöffnungen,  welche 
hier   in    ähnlicher  Weise    von    einer  Siebplatte  überdeckt  werden,  wie  die  unregelmäßig  über  die 

Deutsche  Tiefsee-Expedition   1898 — 1899.     Bd.  IV.  I  5 


,  ,  .  Franz  EilharD  Schulze  :  Hexactinelliden. 

Schwammoberfläche  zerstreuten  Oskularöffnungen  von  Semperclla  oder  die  streng  lokalisierte 
große  terminale  Oskularöffnung  von  Pheronema  raphanus  und  mancher  anderer  Hyalonematiden. 
Auch  hier  ist  wie  bei  den  genannten  übrigen  Amphidiscophoren  das  deckende  Siebnetz 
nicht  durchaus  gleichförmig,  sondern  wird  von  einem  Gerüst  derber,  größere  unregelmäßige 
Maschen  umschließender  Balken  durchzogen,  welche  durch  in  die  Tiefe  gehende  Gewebsstränge 
vielfach  mit  den  Rändern  der  darunter  offen  ausmündenden  Oskularkanäle  in  Verbindung  stehen 
(Taf.  XL,  Fig.  i  u.  Taf.  XLII,  Fig.  i).  In  der  Regel  sieht  man  im  Grunde  der  Nischen  die  nahe 
darunter    liegende  Pfahlnadel    mit    ihrer  Hülle    als    senkrechten  helleren  Streifen  durchschimmern. 

Entweder  folgen  die  in  gerader  Längsreihe  angeordneten  Nischen  unmittelbar  aufeinander, 
sodaß  die  Kappe  der  einen  sich  mit  ihrer  Basis  an  den  unteren  Rand  der  nächst  höher  liegenden 
Nische  direkt  anschließt,  oder  es  liegt  zwischen  beiden  eine  schmale  Gürtelzone  gewöhnlicher 
Haut.  Ihr  Formcharakter  variiert  hauptsächlich  danach,  ob  die  obere  Deckkappe  mehr  oder 
minder  über  das  Niveau  der  übrigen  Haut  hervorragt  und  ob  die  als  direkte  Fortsetzung  des 
halbkreisförmigen  Kappenrandes  sich  darstellenden  beiden  Seitenränder  mehr  oder  weniger  scharf 
vorspringen.  Letztere  pflegen  an  ihrem  unteren  Ende  etwas  nach  innen  umzubiegen  und,  all- 
mählich niedriger  werdend,  in  den  Basalteil  der  nächstunteren  Kappe  zu  verstreichen.  Am  wenigsten 
scharf  abgesetzt  und  am  meisten  zurücktretend  ist  jedenfalls  bei  jeder  einzelnen  Nische  der 
untere  Rand. 

Die  Größe  des  Oeffnungsrandes  des  ganzen  Gebildes  sowie  die  Prominenz  seines  oberen 
Kappenteiles  und  der  Seitenränder  nimmt  im  allgemeinen  mit  dem  Körperumfange  des 
Schwammes  zu,  wogegen  der  untere  gerade  Nischenrand  auch  bei  größeren  Exemplaren  nicht 
erheblich  stärker  hervortritt  als  bei  kleineren.  Während  bei  einem  8  cm  dicken  Schwammkörper 
die  Breite  der  Nischen  nur  4 — 5  cm  und  ihre  Höhe  ca.  2,5  cm  beträgt,  erscheint  sie  bei  einem 
15  cm  dicken  Schwammkörper  ca.  7  cm  breit  und  ungefähr  4  cm  hoch. 

Zur  Annahme  einer  schiefkonischen  Zuspitzung  des  Oberendes,  wie  sie  auf  der 
schematischen  Figur  2  der  Tafel  XXIV  angegeben  ist,  bin  ich  zwar  nicht  durch  das  gut 
erhaltene  Oberende  eines  Exemplares  dieser  Species  selbst  geführt,  sondern  durch  ein  solches 
der  nahestehenden  Species  Monorhaphis  dives  (Taf.  XLIII,  Fig.  18).  Ebenso  konnte  die  Gestalt 
des  unteren  Körperendes  nicht  unmittelbar  an  einem  erwachsenen  Stücke  festgestellt  werden, 
sondern  ist  nach  einer  in  dieser  Hinsicht  besser  erhaltenen  Jugendform  (Taf.  XL,  Fig.  1  u.  2) 
ergänzt.  Im  übrigen  beruht  die  in  Fi«-.  2  der  Tafel  XXIV  oeo-ebene  schematische  Rekon- 
struktion  des  Gesamtkörpers  auf  Kombination  mehrerer  verschieden  großer,  aber  im  einzelnen 
ziemlich  gut  erhaltener  Stücke  von  Monorhaphis  chuni  selbst. 

Die  gröberen  Bauverhältnisse  der  inneren  Partie  des  Weichkörpers  gleichen  zwar,  wie 
schon  oben  bemerkt  wurde,  im  allgemeinen  denjenigen  von  Semperella,  unterscheiden  sich  aber 
dadurch  von  diesen,  daß  sowohl  die  zuleitenden  wie  die  abführenden  Kanäle  ein  viel  unregel- 
mäßigeres Lakunensystem  bilden.  Beide  Wege  sind,  ähnlich  wie  bei  Semperella,  durch  dünne 
Scheidewände  getrennt,  in  welchen  das  Choanosom  sich  ausbreitet.  Je  größer  der  Schwamm, 
um  so  weiter  werden  die  Räume  des  abführenden  Systemes,  welche  zuweilen  zu  hühnereigroßen, 
aber  ganz  unregelmäßig  gestalteten  Lakunen  sich  ausweiten.  In  der  unmittelbaren  Umgebung 
der  Megasklere  und  besonders  der  schon  mehrfach  erwähnten  riesigen  Pfahlnadel  verdichtet  sich 
das    sonst    gewöhnlich    nur   als    Stützgerüst   der    Kammern    dienende  Trabekelwerk   zu   einer   die 


Erster  Teil.     Systematik.  j  j  r 

Nadel  direkt  umschließenden  ziemlich  festen  Spikularscheide,  deren  eigenartiger  histologischer 
Bau  später  noch  eingehend  besprochen  werden  soll. 

Von  parenchy malen  Megaskleren  prävalieren  ganz  erheblich  T -form ige  Triaktine. 
Unter  Reduktion  ihres  meist  bedeutend  kleineren  unpaaren  Strahles  gehen  sie  gelegentlich  in 
Diaktine  über,  bei  welchen  sich  dann  aber  meistens  der  verlorene  dritte  Strahl  noch  durch  einen 
mehr  oder  minder  hohen  seitlichen  Buckel  markiert  und  zuweilen  auch  noch  einen  Rest  seines 
Achsenkanales  enthält  (Taf.  XLI,  Fig.  5  u.  6). 

Sehr  selten  findet  man  regelmäßig  ausgebildete  megasklere  Hexaktine,  welche  kaum 
die  Größe  von    1,5  mm  überschreiten.     Ihre  einfachen  glatten  Strahlen  enden  zugespitzt. 

Oxypentaktine  verschiedener  Größe  findet  man  als  Hypodermalia  unter  der  Dermal- 
membran der  äußeren  Körperoberfläche.  Ihre  4  Paratangentialstrahlen  sind  in  der  Regel  ganz 
glatt  und  gerade,  seltener  schwach  gebogen.  Bemerkenswert  ist  aber,  daß  sie  in  den  zahlreichen 
inneren  Scheidewänden  zwischen  zu-  und  ableitenden  Kanalsystemen  ganz  fehlen,  und  daß  deren 
Hautschicht  ebenso  wie  die  Gastralmembran  hier  nur  von  Triaktinen  gestützt  ist. 

Ganz  vereinzelt  kommt  unter  diesen  Triaktinen  auch  gelegentlich  einmal  ein  Tetraktin  zur 
Beobachtung,  dessen  rechtwinklig  sich  kreuzende  Strahlen  dann  aber  nicht,  wie  beim  Stauraktin, 
alle  in  der  nämlichen  Ebene  liegen;  sondern  es  erhebt  sich  von  dem  Knotenpunkte  noch  ein 
vierter  Strahl  rechtwinklig  zu  der  Ebene  der  3  übrigen. 

Gestalt  und  Größe  der  überall  reichlich  vorhandenen,  speciell  auch  sämtliche  Stränge 
des  Stützgerüstes  zusammensetzenden  T-förmigen  Triaktine  variiert  beträchtlich.  Wenn 
auch  in  der  Regel  die  beiden  in  derselben  Richtung  liegenden  „paarigen",  300 — 1000  \i  und 
darüber  langen  Strahlen  gerade,  nahezu  gleich  lang  und  am  freien  Ende  einfach  stumpf  zuge- 
spitzt sind,  der  dritte  rechtwinklig  dazu  stehende  „unpaare"  Strahl  dagegen  meist  viel  kürzer 
ist  und  mehr  konisch  verjüngt  erscheint,  so  kommen  doch  Abweichungen  hiervon  in  verschiedener 
Richtung  vor.  So  sieht  man  die  paarigen  Strahlen  nicht  selten  von  der  geraden  Richtung 
abweichen  im  Sinne  eines  flachen  Bogens,  von  dessen  konvexem  Gipfel  dann  der  unpaare  Strahl 
absteht.  Seltener  weist  der  letztere  auch  selbst  eine  erheblichere  Biegung  oder  eine  bedeutendere 
Abweichung  von  der  rechtwinkligen  Stellung  zu  den  paarigen  Strahlen  auf.  Auffällig  ist  der 
Umstand,  daß  sich  bei  diesen  megaskleren  Oxytriaktinen  der  unpaare  Strahl  gewöhnlich  nicht 
so  scharf  von  den  übrigen  absetzt,  wie  dies  bei  anderen  mehrstrahligen  Nadeln  zu  geschehen 
pflegt,  sondern  mit  einer  geringen  trompetenartigen  Basalverbreiterung  entspringt,  und  daß  seinem 
Ursprünge  gegenüber  sich  meistens  noch  eine  schwache  spindelförmige  Verdickung  an  der  Ver- 
bindung der  paarigen  Strahlen  markiert  (Taf.  XLI,  Fig.  5  u.  6).  An  den  distalen  Strahlen- 
enden kommt  nicht  selten  dicht  vor  der  Endzuspitzung  eine  leichte  Anschwellung  vor.  Auch 
findet  sich  zuweilen  statt  der  Zuspitzung  eine  Abrundung  oder  selbst  eine  kolbige  Verdickung 
am  Ende.  Während  der  unpaare  Strahl  ausnahmsweise  auch  länger  sein  kann  als  die 
zugehörigen,  dann  meist  ziemlich  kurzen  und  dünnen  paarigen  Strahlen,  geht  er  im  allge- 
meinen um  so  mehr  zurück,  je  länger  und  stärker  diese  paarigen  Strahlen  sind,  so  daß 
schließlich  bei  jenen  eigenartigen  finger-  bis  spannenlangen  Oxydiaktinen,  welche  als  parallele 
Begleiter  der  Pfahlnadel  deren  Scheide  ringsum  an-  oder  eingelagert  sind  und  daher  auch 
als  „Begleit nadeln"  oder  „Comitalia"  bezeichnet  werden  sollen,  der  unpaare  Querast 
zu  einem  einfachen  halbkugeligen  oder  doch  rundlichen  Seitenhöcker  herabgesunken  ist. 

'5 


jl5  Franz  Eii.harp  Schulze:  Hexactinelliden. 

Diese  oxydiaktinen  „Comitalia"  kommen  in  recht  verschiedener  Zahl  und  Größe  zwischen 
jenen  Oxytriaktinen  gewöhnlicher  Bildung  vor,  welche  die  große  Pfahlnadel  ziemlich  reichlich 
umlagern.  Bald  sind  ihre  beiden  Strahlen  ungefähr  gleich  lang,  bald  differieren  sie  an  Länge 
bis  zum  Verhältnis  3  zu  1.  Häufig  befindet  sich  die  Stelle  des  größten  Querdurchmessers 
nicht  in  der  Mitte  oder  da,  wo  der  Querbuckel  sitzt,  sondern  es  zeigt  jeder  einzelne  Strahl 
für  sich  eine  besondere,  mehr  oder  weniger  erhebliche  Anschwellung,  welche  in  einiger  Ent- 
fernung vom  Buckel  langsam  beginnt,  auf  der  Grenze  des  centralen  und  mittleren  Dritteiis  die 
größte  Stärke  erreicht,  und  dann  wieder,  ganz  allmählich  abnehmend,  in  das  weit  längere  spitze 
Distalende  ausläuft  (Taf.  XL,  Fig.  5  u.  6).  Es  bleibt  daher  die  mittlere  Region  der  ganzen 
Nadel  gegen  die  Mitte  des  einzelnen  Strahles  an  Stärke  zurück.  Auffällig  ist  die  Zunahme 
der  Achsenkanalbreite  nach  den  beiden  Nadelenden  zu,  sowie  seine  recht  unregelmäßige  Ge- 
stalt. Bald  zeigt  er  unregelmäßig  knotige  Anschwellungen  oder  Rauhigkeiten,  bald  Ein- 
kerbungen ähnlich  den  sogenannten  Schnürringen  der  markhaltigen  Nervenfasern  (Laf.  XLIV, 
Fig.   10 — 12). 

Außer  diesen  großen  diaktinen  „Begleitnadeln"  kommen  der  röhrenförmigen  Pfahlscheide 
hier  und  da  auch  ganz  unregelmäßig  verbogene  oder  verkrümmte  Nadeln  mit  oder  ohne  ter- 
minale Endkolben  zu,  welche  gelegentlich  zu  unförmigen  Knollen  und  schließlich  sogar 
zu  einer  einfachen  Kugel  -  -  einer  Kieselperle  -  -  reduziert  sein  können  (Taf.  XLI,  Fig.  14a — d). 
Es  handelt  sich  bei  diesen  auffälligen  Gebilden,  welche  gewöhnlich  in  der  Nähe  der  innersten 
Pfahlscheideregion,  bald  häufig  bald  nur  ganz  vereinzelt,  zu  finden  sind,  offenbar  um  abnorme, 
ja  pathologische  Veränderungen,  welche  sich  wahrscheinlich  auf  mechanische  Einwirkungen,  wie 
Zerrungen,  Reibungen  u.  dergl.  werden  zurückführen  lassen.  Dafür  spricht  schon  die  große 
Unregelmäßigkeit  der  Form.  In  einigen  wenigen  Fällen  ist  die  Entstehung  aus  einem  der 
gewöhnlichen  Triaktine  ersichtlich,  insofern  noch  Reste  der  -drei  Strahlen  und  deren  Ausgang 
von  einem  Kreuzpunkte  vorkommen,  in  anderen  Fällen  sind  es  stark  verbogene  und  mit 
Endanschwellungen  versehene  diaktine  Nadeln,  welche  nur  noch  einen  Knoten  oder  seitlichen 
Buckel  als  Rest  des  dritten  atrophierten  Strahles  besitzen;  oft  handelt  es  sich  auch  um  abge- 
brochene Einzelstrahlen  oder  Strahlenenden,  an  welchen  von  einem  Achsenkanalkreuz  nichts 
mehr  zu  sehen  ist.  Ueberall  da,  wo  derartige  verbogene  Nadeln  reichlicher  vorkommen,  sind 
auch  mehr  oder  minder  starke  Veränderungen  an  Triaktinen  der  gewöhnlichen  Art,  wie 
Verbiegungen  oder  Knotenbildung  an  einzelnen  Strahlen ,  stark  verdünnte  Stellen ,  schief 
geheilte  Brüche  und  dergleichen  Abnormitäten  in  Menge  zu  finden. 

Ein  ganz  besonderes  Interesse  nimmt  natürlich  die  Pfahlnadel  in  Anspruch.  Es  soll 
zunächst  ihre  Form  und  Größe,  sodann  ihre  Struktur  und  Oberflächenbeschaffenheit  besprochen 
werden. 

Obwohl  keine  einzige  Pfahlnadel  von  Monorhaphis  chuni  vollständig  erhalten  ist,  läßt  sich 
doch  aus  den  vorhandenen,  bis  zu  70  cm  langen  Bruchstücken,  welche  teils  noch  im  Weichkörper 
stecken,  teils  isoliert,  sei  es  in  Spiritus  sei  es  trocken,  aufbewahrt  sind,  eine  ziemlich  deutliche 
Vorstellung  von  ihrer  Gestalt  gewinnen. 

Zunächst  läßt  sich  feststellen,  daß  der  Querschnitt  in  jeder  Höhe  ganz  oder  annähernd 
kreisförmig  ist  und  daß  der  Durchmesser  von  einer  mittleren  dicksten  Partie  nach  beiden  Enden 
hin  allmählich  abnimmt. 


Erster  Teil.     Systematik. 


117 


Manche  Nadelstücke  zeigen  eine  einfache  schwache,  aber  gleichmäßige  Biegung  von 
ca.  5  cm  auf   1    m  Länge,  andere  erscheinen  nahezu  gerade 

Es  ist  anzunehmen,  daß  das  obere  Ende  einfach  spitz  ausläuft,  oder  mit  leichter  Ab- 
rundung  aufhört,  da  seine  ziemlich  gleichmäßig  zunehmende  Vcrschmälerung  in  einem  Falle  bis 
zu  der  oberen  Bruchstelle  von  nur  80  \>.  Durchmesser  verfogt  werden  konnte.  Freilich  ist  die 
Endspitze  selbst  nicht  gesehen. 

Während  am  oberen  Ende  die  Abnahme  des  Querdurchmessers  von  dem  dicksten  Teile 
der  Nadel  an  aufwärts  nahezu  gleichmäßig  erfolgt,  erscheint  der  wahrscheinlich  viel  größere 
untere  (aus  dem  Weichkörper  frei  vorragende)  Teil  zunächst  nahezu  cylindrisch,  nimmt  jedoch 
dann  ebenfalls  langsam  an  Stärke  ab.  Von  dem  untersten  Ende  der  Pfahlnadel  ist  leider  gar 
nichts  erhalten.  Auch  erscheint  es  mir  bedenklich,  eine  Vermutung  über  seine  Form  zu  äußern. 
Es  wäre  ebensowohl  möglich,  daß  sich  hier  wie  bei  den  Basalia  anderer  Amphidiscophora  eine 
Ankerbildung    fände,    als   daß    die   Nadel   nach    Art   eines   einfachen  Pfahles    zugespitzt  endet. 

Das  dickste  von  allen  erbeuteten  Pfahlnadelbruchstücken  (leider  nur  36  cm  lang),  welches 
übrigens  mit  Korallen  und  monaxonen  Spongien  ziemlich  dicht  bewachsen  ist,  hat  einen  Quer- 
durchmesser von  8,5  mm.  Hieraus  läßt  sich  auf  eine  Gesamtlänge  der  betreffenden  Pfahlnadel 
von  ca.  3  m  schließen,  da  von  einer  später  zu  besprechenden,  sehr  nahe  stehenden  anderen 
Monorhaphisart  (M.  dives)  eine  nur  4,5   mm  dicke  Nadel  in  der  Länge  von    1,5  m  erhalten  ist. 

In  einem  offenbar  noch  recht  jungen  Exemplare  von  Monorhaphis  chuni,  welches  an  der 
Station  249  gefunden  ist,  und  einen  spindelförmigen,  fingerlangen  Weichkörper  von  kaum  5  mm 
Breite  aufweist,  befindet  sich  ein  an  beiden  Enden  abgebrochenes  Pfahlnadelbruchstück  von 
1 1   cm  Länge,  dessen  größter  Dickendurchmesser  ca.  300  ij.  beträgt. 

Von  einem  seitlich  vorstehenden  Buckel,  wie  er  den  Begleitnadeln  gewöhnlich  zukommt, 
habe  ich  an  keiner  Pfahlnadel  auch  nur  eine  Andeutung  bemerkt. 

Die  Feststellung  der  Oberflächenbeschaffenheit  wird  dadurch  erschwert,  daß  bei  vielen 
der  vom  Weichkörper  entblößten  Bruchstücke  und  zumal  bei  solchen,  welche  längere  Zeit  der 
Einwirkung  des  Meerwassers  ausgesetzt  waren,  eine  Veränderung  eingetreten  ist,  welche  in  der 
Regel  in  einem  Abreiben  oder  Abblättern  der  oberflächlichsten  Kiesellamellen  bestand.  Solche 
Stücke  oder  Regionen  erscheinen  dann  in  der  Regel  glatt  und  glänzend  wie  ein  Glasstab.  Daß 
aber  auch  an  der  unversehrten  Nadel  ähnliche,  durchaus  glatte  Partien"  in  großer  Ausdehnung 
vorkommen,  lehrt  die  Untersuchung  der  noch  von  einem  gut  erhaltenen  Weichkörper  um- 
schlossenen Nadeln.  Durch  sorgfältige  Vergleichung  aller  mir  zu  Gebote  stehenden  Objekte 
bin  ich  zu  dem  Ergebnis  gelangt,  daß  der  sich  aufwärts  allmählich  verschmälernde  obere  Teil 
der  Pfahlnadel,  welcher  ja  bis  auf  die  etwa  frei  vorragende  Endspitze  vollständig  im  Weich- 
körper steckt,  eine  ganz  glatte  Oberfläche  hat.  Dagegen  tritt  von  der  Gegend  der  stärksten 
Nadelverdickung  an  (welche  etwa  der  Mitte  des  langgestreckten  Weichkörpers  entsprechen 
dürfte)  nach  unten  zu  eine  sehr  merkwürdige  Veränderung  auf,  welche  sich  in  gleicher  Weise 
bei  den  jüngsten  wie  bei  den  älteren  Exemplaren  ausgebildet  findet. 

Zunächst  zeigt  sich  eine  Gürtelzone,  welche  einen  ziemlich  dichten  Besatz  mit  einiger- 
maßen gleichmäßig  verteilten,  aber  nicht  ganz  regelmäßig  gestalteten  kleinen  konischen 
Höckern  aufweist  (Taf.  XLIV,  Fig.  2  und  3).  Die  Basis  dieser  Höcker  erscheint  rundlich, 
oft    nahezu    kreisförmig,    während    der   Gipfel    gewöhnlich    länglich-oval    in    stets    (zur    Nadel- 


n8 


Franz  Ellhard  Schulze:  Hexactinelliden. 


längsachse)  queren  Stellung  geformt  ist,  und  mit  einer  abgerundeten  Endfläche  aufhört.  Höhe 
und  Breite  der  Höcker  hängt  von  der  Stärke  der  Pfahlnadel,  also  wohl  von  dem  Alter  des 
Schwammes  ab. 

Bei  einer  56  cm  langen  und  6,5  mm  starken  Nadel  finde  ich  die  Höckerbasis 
ca.  30 — 40  \>.  breit,  die  Höhe  10 — 20  \x,  während  bei  einer  nur  400  jj.  dicken  Pfahlnadel  die 
Höckerbasis  höchsten  20  ;j.  breit  und  die  Höhe  kaum  4  \x  beträgt. 

Wie  die  Größe  der  einzelnen  Höcker,  so  nimmt  auch  die  Breite  der  ganzen  Höckerzone 
mit  der  Nadelstärke,  das  heißt  also  mit  dem  Alter  des  Schwammes,  erheblich  zu.  Während  sie 
bei  einer  ganz  jungen  Pfahlnadel  von  0,4  mm  Durchmesser  nur  0,3  mm  betrug,  bildete  sie  bei 
einer  56  cm  langen  und  6,5  mm  dicken  Nadel  eine  Zone  von  20  mm  Länge.  An  trockenen 
Nadeln  markiert  sich  diese  Höckerzone  schon  bei  Betrachtung  mit  bloßem  Auge  durch  feine 
Rauhigkeit  und  Undurchsichtigkeit  der  Rindenschicht. 

Auf  die  Höckerzone  folgt  abwärts  eine  weit  umfangreichere  Ouerriffelzone,  welche  eben- 
falls  an  trockenen  Nadeln  durch  ihre  Unebenheit  die  Durchsichtigkeit  der  Rindenschicht  aufhebt 
und  die  Nadeloberfläche  dem  bloßen  Auge  wie  mattiert  erscheinen  läßt.  Doch  findet  sich  bei 
größeren  Pfahlnadeln  zwischen  beiden  noch  eine  schmale  „Intermediärzone",  welche  nur  ganz 
schwache  Oberflächenerhebungen  aufweist  und  daher  fast  ebenso  pellucid  erscheint,  wie  die  obere 
Nadelpartie. 

Bei  der  6,5  mm  dicken  Nadel  nimmt  diese  Intermediärzone  eine  Strecke  von  2,5  mm  ein. 

Ueber  die  absolute  Länge  der  jetzt  näher  zu  schildernden  Querriffelzone  kann  ich  leider 
keine  bestimmten  Angaben  machen,  weil  an  allen  sie  aufweisenden  Pfahlnadelbruchstücken  gerade 
das  unterste  Nadelende  fehlt.  Jedenfalls  wird  sie  einen  bedeutenden  Teil  der  ganzen  Nadellänge 
einnehmen  und  vielleicht  bis  an  das  natürliche  untere  Nadelende  reichen.  Ich  schließe  dies  aus 
dem  Umstände,  daß  sie  bei  dem  56  cm  langen  und  6,5  mm  dicken  Nadelfragmente  von  der 
Station  264  eine  Länge  von  125  mm  hat  und  an  dem  unteren  Bruchende  noch  keineswegs 
eine  Abnahme  zeigt.  Bei  einem  der  jüngeren  Individuen,  welche  von  der  Station  249  stammen, 
hat  sich  die  Pfahlnadel  in  einer  Länge  von  188  mm  bei  einer  größten  Dicke  von  0,4  mm  er- 
halten.    Hier  mißt  die  bis  zum  unteren  Bruchende  reichende  Ouerriffelzone  50  mm. 

Es  handelt  sich  bei  diesen  „Querriffen"  um  leistenartige,  mit  einem  einfachen  scharfen 
Grat  versehene,  übrigens  glatte  Erhebungen,  deren  jede  1/i  bis  V2  des  ganzen  Nadelumfanges 
einnimmt  und  im  allgemeinen  cirkulär,  also  quer  zur  Längsachse  gerichtet  ist,  dabei  aber  im 
mittleren  Teile  ihres  Verlaufes,  von  den  niedrigen  Enden  sanft  aufsteigend,  eine  mehr  oder  minder 
hohe  Ausbiegung  nach  oben  und  außen  erfährt  (Taf.  XLIV,  Fig.  4  und  5,  8  und  9).  Da  der 
Abfall  an  der  oberen  Seite  dieser  gebogenen  Leistenfirste  meistens  steiler  erfolgt  als  an  der 
unteren,  und  ein  ziemlich  regelmäßiges  seitliches  Alternieren  der  hintereinander  folgenden  Leisten 
statthat,  so  markiert  sich  häufig  eine  fischschuppen-  oder  dachziegelähnliche  Anordnung  mit  nach 
oben  und  außen  vorspringenden  Kanten,  wie  sie  ja  ähnlich  bei  manchen  Basalnadeln  von  Hya- 
lonema  vorkommt.  Freilich  tritt  diese  Anordnung  der  Ringleisten  nicht  überall  deutlich  heraus, 
und  häufig  erscheinen  sie  an  der  oberen  wie  unteren  Seite  in  gleicher  Weise  ausgekehlt 
(Taf.  XLIV,  Fig.  6). 

Beträchtliche  Unterschiede  zeigen  die  einzelnen  Nadelregionen  hinsichtlich  der  Firstenhöhe. 
Während  die  Cirkulärleisten  im   oberen  Teile    der  Ouerriffelzone   nur    niedrig   sind    und    ziemlich 


Erster  Teil.     Systematik.  I  I Q 

dicht  gedrängt  stehen,  rücken  sie  abwärts  allmählich  weiter  auseinander  und  wachsen  dabei  an 
Höhe,  bis  sie  bei  älteren  Nadeln  oft  schon  einen  Abstand  von  ca.  6  ;j.  zeigen  und  mit  bloßem 
Auge  zu  erkennen  sind  (Taf.  XLIV,  Fig.  3 — 6).  In  einigen  Fällen,  z.  B.  bei  einer  an  Station  257 
gefundenen,  etwa  hühnerfederkieldicken  Pfahlnadel  von  Spannenlänge,  sowie  an  der  56  cm  langen 
und  6,5  mm  dicken  Nadel  von  der  Station  264  lassen  sich  auch  in  der  Richtung  von  außen 
nach  innen,  das  ist  also  axialwärts,  erhebliche  Unterschiede  an  den  übereinander  gelagerten  Kiesel- 
lamellen erkennen  (Taf  XLIV,  Fig.  8).  Unter  den  äußersten,  deutliche  Querriffel  zeigenden  La- 
mellen (Fig.  8  a)  folgen  andere,  welche  Ouerreihen  von  zum  Teil  seitlich  konfluierenden  Buckeln 
besitzen  (Fig.  8  b),  und  unter  diesen  wieder  Lamellen  mit  spärlicheren  und  flacheren  Buckeln 
(Fig.  8  c).     Darunter  folgen  dann  die  Lamellen  mit  glatter  Cylinderoberfläche  (Fig.  8d). 

Wie  man  sieht,  entspricht  diese  Schichtenfolge  der  sich  von  außen  nach  innen  deckenden 
und  umschließenden,  verschieden  strukturierten  Lamellen,  welche  allerdings  zusammen  nur  eine 
dünne  äußerste  Rinde  der  Nadel  darstellen,  einigermaßen  der  Reihenfolge,  in  welcher  die  ver- 
schiedenen Reliefzonen  der  Oberfläche  an  derselben  Nadel  in  der  Richtung  von  unten  nach  oben 
folgen  (Fig.  6—3). 

In  ihrem  inneren  Bau  stimmt  die  Pfahlnadel  von  Monorhaphis  mit  den  stärkeren  Nadeln 
anderer  Hexaktinelliden  und  speciell  auch  mit  den  Basalia  anderer  Amphidiscophora  insofern 
überein,  als  hier  wie  dort  zahlreiche  Kiesellamellen  in  meist  konzentrischer  Schichtung  den  als 
„Centralf  ade  n"  oder  „Achsenf  ade  n"  bezeichneten  axialen  Strang  organischer  Natur 
in  Form  dünner  Röhren  umhüllen.  Ein  Achsenkreuz  ist  zwar  in  keiner  der  erhaltenen  großen 
Pfahlnadeln  aufgefunden,  wird  sich  aber  vielleicht  nach  Analogie  der  Basalnadeln  anderer  Am- 
phidiscophora in  dem  stets  abgebrochenen  untersten  Endteile  befinden. 

Die  Substanz,  aus  welcher  die  Pfahlnadel  besteht,  erscheint  sowohl  bei  den  in  Spiritus 
aufbewahrten  als  den  getrockneten  Stücken  im  allgemeinen  ebenso  farblos  und  wasserklar,  wie 
bei  anderen  Spongiennadeln.  Bei  einigen  Pfahlnadeln  jedoch  und  zwar  besonders  bei  solchen, 
welche  im  isolierten  Zustande  längere  Zeit  der  Luft  ausgesetzt  und  dadurch  mehr  oder  minder 
stark  ausgetrocknet  waren,  hat  sich  eine  schwache  Trübung  und  zugleich  auch  deutliches 
Opalisieren  der  ganzen  Masse  eingestellt,  insofern  die  Nadel  bei  auffallendem  Lichte  eine 
gleichmäßige  hellbläuliche,  bei  durchfallendem  Lichte  dagegen  eine  bräunlich -gelb- 
liche Färbung  zeigt.  Im  übrigen  aber  gleicht  der  Oberflächenglanz  wie  das  Lichtbrechungs- 
vermögen der  Pfahlnadel  so  sehr  demjenigen  des  Glases,  daß  eine  in  Spiritus  befindliche  isolierte 
dickere  Nadel  der  Art  vom  Beschauer  in  der  Regel  zunächst  für  einen  einfachen  Glasstab  ge- 
halten wurde. 

Zu  den  Megaskleren  sind  ferner  zu  rechnen  die  in  verschiedenen  dichteren  Hautpartien, 
zumal  am  Rande  der  überhängenden  Kappen,  häufigen  schlanken  Uncinate  mit  dicht  anliegenden 
schmalen  Stacheln  und  gleichmäßig  fein  zugespitzten  Enden.  Sie  stehen  gewöhnlich  senkrecht 
zur  Hautoberfläche  und  erreichen  diese  entweder  oder  überragen  sie  ein  wenig;  seltener  trifft 
man  sie  parallel  mit  der  Grenzfläche  unter  oder  in  der  Hautschicht  gelagert.  Ihre  Länge 
wechselt  zwischen  0,5  und   1  mm,  die  Dicke  beträgt  in  der  Mitte  ca.  4  |j.  (Taf.  XLI,  Fig.  9). 

Zu  den  parenchymalen  Mikroskleren  übergehend,  will  ich  zuerst  die  durch  das  ganze 
Parenchym    reichlich    zerstreuten    schlanken  Oxyh  ex  aktine    erwähnen,   deren  leicht  rauhe  oder 


t  20  Franz  Eilhard  Schulze:  Hexactinelliden. 

fein  höckerige,  gleichmäßig  sich  zuspitzende  Strahlen  an  der  Basis  2 — 4  \x  dick  sind  und  eine 
durchschnittliche  Länge  von  160  ;j.  haben.  Gewöhnlich  sind  die  Strahlen  ganz  gerade,  seltener 
schwach  gebogen.  In  der  Nähe  der  Grenzflächen  traf  ich  hin  und  wieder  auch  Oxypen  tak- 
tine gleicher  Art.    Weitere  Reduktion  in  der  Strahlzahl  scheint  jedoch  hier  nicht  vorzukommen. 

Von  Amphidisken  sind  nur  zwei  verschiedene  Sorten  vorhanden,  nämlich  die  in  der 
äußeren  Haut  ziemlich  häufigen  citronenförmigen  Makramphidiske  von  durchschnittlich  320  \). 
Länge  und  200  ;j.  Breite  ihrer  S-teiligen  Schirme  und  sodann  die  im  Parenchyen  wie  in  den 
Grenzhäuten  unregelmäßig  zerstreuten  Mikramphidiske  von  nur  ca.  40  \l  Länge  und  12  ij. 
Breite  mit   1 2-teiligen  halbkugeligen  Schirmen. 

Die  übrigens  recht  variabeln  Makramphidiske  haben  manches  Eigentümliche.  Be- 
sonders auffällig  ist  der  Umstand,  daß  sich  hier  die  gegenüberstehenden  Schirmstrahlen  in  der 
Regel  erreichen  und  miteinander  zu  bandförmigen  meridionalen  Spangen  mit  innerer  Mittelleiste 
verschmelzen,  so  daß  das  ganze  Amphidisk  die  schon  erwähnte  Citronenform  erhält  (Laf.  XLI, 
Fig.  10  und  2).  Haben  sich  die  gegenüberstehenden  Schirmstrahlen  noch  nicht  bis  zur  Berührung 
genähert,  so  sieht  man  sie  mit  halbkreisförmig  abgerundetem  Endsaum  aulhören  (Taf.  XLI,  Fig.  3, 
4  und  2).  Zmveilen  kommt  es  vor,  daß  sie  sich  verfehlen  und  dann  ganz  oder  teilweise  anein- 
ander vorbeiwachsen.  Nicht  selten  zeigen  sich  auch  abnorme  Verdickungen,  gabelige  Teilungen 
oder  Verkrümmungen  an  den  Strahlenenden. 

Der  mäßig  starke  gerade  Achsenstab  ist  zwar  größtenteils  glatt,  zeigt  aber  fast  stets  und 
zwar  besonders  häufig  in  der  Mitte,  kleine  seitlich  vorstehende  halbkugelige  Buckel  oder  konische 
Höcker,  welche  gewöhnlich  zu  je  4  und  dann  rechtwinklig  gekreuzt,  oder  zu  8  im  Kranz  stehen 
(Taf.  XLI,  Fig.  3,  4,  10  und  1 1).  Bemerkenswert  sind  auch  kleine,  unregelmäßig  verteilte,  rundliche, 
grubenartige  Vertiefungen,  welche  nicht  selten  zu  je  10 — 20  an  jeder  der  beiden  äußeren,  schwach 
abgeplatteten  Terminalflächen  vorkommen. 

Mesamphidiske  fehlen  ganz. 

Die  Mikramphidiske,  welche  hier  und  da  im  Parenchym,  reichlicher  jedoch  in  der 
äußeren  Dermalmembran  vorkommen,  haben  eine  Länge  von  ca.  40  ;j.  und  zeichnen  sich  durch 
einen  ungewöhnlich  dicken  (ca.  6  ij)  Achsenstab  aus,  welcher  mit  mehreren  kleinen,  unregelmäßig 
zerstreut  liegenden  konischen  Höckern  besetzt  ist.  Die  beiden  halbkugeligen  Schirme  sind 
10 — 15-strahlig  und  haben  eine  Breite  von  8 — 12  \x.  Häufig  trifft  man  abnorm  gebildete  Glocken, 
mit  teilweise  verkümmerten  Strahlen  (Taf.  XLI,  Fig.   12  u.   13). 

Von  Pinulen  sind  die  mäßig  buschigen,  ca.  200  jj.  langen  pentaktinen  Dermalpinule 
(Taf  XLI,  Fig.  7),  leicht  zu  unterscheiden  von  den  weit  schmächtigeren  und  kleineren  der  Lakunen 
und  der  zu-  und  ableitenden  Kanäle  (Taf.  XLI,  Fig.  8),  während  die  auf  dem  gastralen  Siebnetze 
der  Oskularbezirke  stehenden  Pinule  mit  den  dermalen  übereinstimmen. 

Das  Basalstrahlenkreuz  der  Dermalpinule  besteht  aus  rechtwinklig  gekreuzten,  geraden, 
glatten  Strahlen  von  4 — 6  jj.  Dicke  und  ca.  50  \y  Länge,  deren  meist  zugespitztes,  doch  in  der 
Regel  vor  der  Zuspitzung  etwas  verdicktes  Ende  mit  einzelnen  kleinen,  distad  gerichteten  spitzen 
Höckern  besetzt  ist.  Nicht  selten  zeigt  das  Ende  der  Basalstrahlen  auch  eine  abgerundete 
Keulenform.  Die  schräg  empor  gerichteten,  ziemlich  kräftigen  Seitenstacheln  des  freien  Radial- 
strahles beginnen  erst  in  einer  Entfernung  von  20 — 30  jjl  oberhalb  des  Basalkreuzes.  Bis  dahin 
ist  das  untere  Ende  glatt  und  ungefähr  6 — 9  \j.  dick.    Die  größte  Breite  des  buschigen  Schopfes 


Erster  Teil.     Systematik.  ,  -,  . 

liegt  etwas  unterhalb  des  nicht  zugespitzten,  sondern  mehr  abgestutzten  Distalendes  und  beträgt 
durchschnittlich  40 — 50  \>.  Der  wenig  vortretende  Conus  terminalis  hat  nur  eine  kurze,  freie 
kegelförmige  Endspitze  (Taf.  XLI,  Fig.  7). 

Die  schmächtigen  Pentaktinpinule,  welche  auf  den  Wandflächen  der  großen  inneren  Lakunen 
in  wenig  dichter  Anordnung  stehen,  und  innerhalb  der  plattenförmigen  Scheidewände  in  den 
zu-  und  ableitenden  kleineren  Kanälen  ganz  fehlen,  haben  recht  verschiedene  Größe.  Im  Durch- 
schnitt sind  sie  1 20  ;j.  lang.  Ihr  Basalkreuz  gleicht  zwar  (abgesehen  von  der  etwas  geringeren 
Stärke  der  Strahlen)  dem  der  Dermalpinule,  doch  sind  die  Seitenstacheln  des  freien  Strahles 
minder  zahlreich  und  kürzer  als  dort.  Gewöhnlich  spitzt  sich  das  obere  Ende  mehr  zu  und  er- 
scheint daher  weniger  abgestutzt  als  bei  den  Dermalpinulen  (Taf.  XLI,  Fig.  8). 

Von  den  Bau-  und  Strukturverhältnissen  des  Weichkörpers,  deren  Erörterung  ja  vor- 
wiegend im  Kap.  III  ihren  Platz  finden  wird,  mögen  hier  nur  einige  eigentümliche  Thatsachen 
Erwähnung  finden,  welche  die  Nadelscheide  betreffen. 

Während  sich  bei  den  meisten  übrigen  Kieselspongien  die  Spiculascheide  nur  in  günstigen 
Fällen  deutlich  markiert,  hat  sich  hier  bei  der  kolossalen  Pfahlnadel  die  Nadelscheide  in  ganz 
enormer  Weise  entwickelt. 

Obwohl  auch  der  Weichkörper  von  Monorhaphis  und  speciell  die  Spiculascheide  der 
großen  Pfahlnadel  manches  Besondere  zeigt,  finden  diese  Verhältnisse  doch  besser  im  Kap.  III 
bei  der  Gesamtdarstellung  der  Strukturverhältnisse  und  der  Histologie  des  Hexactinelliden- 
Weichkörpers  eingehende  Berücksichtigung. 

Gefunden  ist  Monorhaphis  clnini  zuerst  in  2  kleinen,  offenbar  ganz  jungen  Exemplaren 
an  der  nördlich  von  der  Insel  Sansibar  liegenden  „Valdivia"-Station  24g  —  3°  7,0'  S.  Br., 
400  45,8'  O.  L.  —  in  748  m  Tiefe,  während  ein  sehr  großes  Exemplar  von  Armesdicke  mit  einer 
70  cm  langen  und  8  mm  dicken  Pfahlnadel,  ferner  mehrere  Weichkörperbruchstücke  und  einige 
fußlange  Nadelstücke  von  10  und  7  mm  Dicke  weiter  nördlich,  vor  der  Somali-Küste,  an  der 
Station   264  —  6"  18,8'  N.  Br.,  4g0  32,5  O.  L.  -      in   107g  m  Tiefe  erbeutet  wurden. 

Ob  eine  an  der  „Valdivia"-Station  247  —  30  38,8'  S.  Br.,  400  16,0'  O.  L.  -  in  863  m 
Tiefe  gefundene  fast  gerade,  glatte  isolierte  Nadel  von  46  cm  Länge  und  2  mm  größter  Dicke, 
welche  nach  dem  einen  etwas  zugespitzten  Ende  zu  beträchtlich,  nach  dem  anderen  abge- 
brochenen, aber  noch  1  mm  dicken  Ende  zu  jedoch  ganz  allmählich  an  Stärke  abnimmt,  auch  zu 
dieser  Species  M.  chuni  oder  überhaupt  zu  einer  Monorhaphis  gehört,  läßt  sich  mit  Sicherheit 
nicht  entscheiden,  doch  ist  immerhin  das  erstere  wahrscheinlich. 

Monorhaphis  dives  F.  E.  Sch.  n.  g.,  n.  sp. 

Taf.  XLIII. 

Obwohl  von  der  jetzt  zu  beschreibenden  Monorhaphis-Species,  welche  ich  wegen  ihres 
Reichtums  an  zierlichen  Amphidisken  verschiedener  Größe  M.  dives  nenne,  außer  etlichen  Pfahl- 
nadeln nur  wenige  stark  zerrissene  Weichkörperbruchstücke  an  einer  Station  (257)  vor  der 
Somali-Küste  erbeutet  sind,  läßt  sich  doch  erkennen,  daß  sie  sowohl  in  der  Gestalt,  als  auch  im 
Bau  des  Weichkörpers  mit  Monorhaphis  chuni  große  Aehnlichkeit  hat.  Wie  dort  findet  sich 
auch  hier  eine  langgestreckte  überhandgroße  lakunöse  Körpermasse  von  der  Form  eines  seitlich 
etwas  zusammengedrückten  Cylinders,  welche  Masse,  von  den  Grenzhäuten  abgesehen,  hauptsächlich 

Deutsche  Tiefsee-Expedition  1898—1899.      Bd.  IV.  l6 


j~2  Franz  Eilhard  Schulze:  Hexactinelliden. 

aus  jenen  dünnen  platten  Scheidewänden  besteht,  wie  sie  so  häufig  die  zuleitenden  von  den 
ableitenden  Räumen  und  Wegen  trennen. 

Die  äußere  Haut  ist  auch  hier  von  verschieden  großen,  bis  zu  fingerbreiten  rundlichen 
Auseanesöffnuno-en  durchbrochen;  und  es  findet  sich  an  einer  der  beiden  schmaleren  Längsseiten 
des  Körpers  eine  ganz  ähnliche  Längsreihe  von  kleinapfelgroßen,  mit  je  einer  Klappe  überdachten 
und  mit  einem  Siebnetz  verhängten  Nischen  wie  bei  M.  chuni. 

Daß  auch  hier  eine  riesige  cylindrische  Kieselnadel  den  ganzen  Körper  nahe  der 
mit  Nischen  versehenen  Seitenkante  der  Länge  nach  durchsetzt,  geht  mit  Sicherheit  aus  der 
derbhäutigen,  ca.  6  mm  weiten  Röhrenscheide  hervor,  von  der  jedes  Bruchstück  an  der  be- 
treffenden Stelle  noch  einen  Teil  enthält.  Mit  großer  Wahrscheinlichkeit  ist  anzunehmen,  daß 
die  eine  oder  andere  von  den  vier  ca.  6  mm  dicken  Pfahlnadeln,  welche  an  derselben  Station  257 
wie  die  Weichkörperstücke  erbeutet  sind,  zu  diesen  letzteren  selbst  gehört,  und  daß  alle  diese 
Nadeln  nicht  von  der  an  anderen  Stationen  gefundenen  M.  chuni,  sondern  von  der  hier  an 
dieser  Station  257  ausschließlich  gefundenen  M.  divcs  stammen. 

Glücklicherweise  befindet  sich  unter  den  verschiedenen  Weichkörperbruchstücken  der 
Monorhaphis  dives  auch  eines,  welches  als  das  obere  Ende  des  ganzen  Schwammkörpers  gedeutet 
werden  muß,  so  daß  wir  hierdurch  auch  eine  Vorstellung  von  der  Gestalt  des  bei  AI.  chuni 
fehlenden  Oberendes  gewinnen  können.  Wie  die  in  Fig.  1 8  der  Taf.  XLIII  gegebene  Abbildung 
zeigt,  handelt  es  sich  um  ein  flach-  kegelförmiges  Stück  von  Hühnereigröße,  dessen  schief -konische 
obere  Fläche  noch  zum  größten  Teile  mit  der  Dermalmembran  bekleidet,  also  unversehrt  ist, 
während  die  zerfetzte  untere  Fläche  dem  Riß  entspricht.  In  der  Mitte  des  etwas  abgerundeten, 
kaum  linsengroßen  Gipfels  findet  sich  als  Endöffnung  eines  senkrechten  Kanales  ein  kreisrundes 
Loch  von  3  mm  Weite,  durch  welches  zweifellos  die  ausgerissene  Pfahlnadel  mit  ihrem  oberen 
dünnen  Ende  frei  hervorragte.  Das  wird  um  so  sicherer,  als  aus  der  unteren  Rißfläche  noch 
einige  von  den  der  Pfahlnadelscheide  angelagerten  Begleitnadeln  herabhängen  (Taf.  XLIII,  Fig.  1 8). 
In  der  Umgebung  des  Gipfels  finden  sich  außerdem  mehrere  kleinere  rundliche  Oeffnungen 
und  eine  größere,  welche  wohl  sämtlich  als  Oskularöffnungen  anzusprechen  sind. 

Die  megaskleren  Parenchymnadeln  gleichen  sämtlich  den  oben  beschriebenen  von  31.  chuni 
in  Form,  Größe  und  Lagerung  so  vollständig,  daß  ich  hier  auf  deren  Einzelbeschreibung  ver- 
zichten und  einfach  auf  die  obige  Darstellung  der  entsprechenden  Nadeln  von  M.  chuni,  sowie 
auf  die  Figuren  der  Taf.  XLIII  verweisen  kann.  Nur  hinsichtlich  der  zwar  nicht  in  den  erhaltenen 
Weichkörperstücken  selbst,  wohl  aber  zugleich  mit  diesen  an  derselben  Station  257  isoliert  ge- 
fundenen, also  doch  wahrscheinlich  auch  zu  der  gleichen  Species  M.  dives  gehörigen  Pfahlnadeln 
dürften  hier  einige  Bemerk ungen  am  Platze  sein.  Von  solchen  isolierten  Pfahlnadeln  wurden  an 
Station   257  vier  etwa  gänsefederkieldicke  und  einige  erheblich  dünnere  Stück  gesammelt. 

Das  längste  Stück,  welches  trocken  aufbewahrt  ist,  mißt  1,5  m  und  ist  leicht  S-förmig 
gebogen.  An  der  dicksten  Stelle  zeigt  diese  kolossale  Nadel  einen  Durchmesser  von  4,5  mm ; 
von  da  an  nimmt  sie  nach  beiden  Enden  zu  ganz  allmählich  an  Stärke  ab.  Die  quere  Bruch- 
stelle des  einen  Nadelendes  weist  noch  einen  Durchmesser  von  3  mm  auf.  Das  andere,  bei 
weitem  längere,  aber  ebenfalls  nicht  ganz  intakt  erhaltene  Ende  verdünnt  sich  bis  auf  1  mm  und 
zeigt  ebenfalls  eine  quere  Bruchfläche.  Aus  dem  Umstände,  daß  die  äußeren  Kiesellamellen 
dieser  langen  Nadel  an  verschiedenen  Stellen  abgepflastert  sind,  und  daß  sich  ganz  in  der  Nähe 


Erster  Teil.     Systematik.  12  3 

des  dünneren  Endes  eine  Actinie  angesiedelt  hat,  glaube  ich  entnehmen  zu  dürfen,  daß  diese 
Nadel  nicht  erst  beim  Fang  aus  einem  noch  lebenden  Schwammkörper  herausgerissen  ist,  sondern 
schon  Längere  Zeit  frei  am  Meeresgrunde  verweilt  haben  muß.  An  ihrem  etwas  stärker  ge- 
bogenen, mit  der  breiteren  Bruchfläche  aufhörenden  Ende  findet  sich  in  einer  Ausdehnung 
von  38  cm  die  Oberfläche  so  dicht  mit  kleinen  Höckern  besetzt,  daß  sie  ähnlich  wie  die 
Höckerzone  an  der  Pfahlnadel  von  Monorhaphis  chuni  ein  chagrinähnliches  Aussehen  erhält. 
Auch  ist  an  einigen  Stellen  darüber  noch  eine  äußerste  Lage  erhalten,  welche  die  nämlichen 
dicht  gestellten  Querriffeln  zeigt,  wie  sie  oben  bei  Monorhaphis  chuni  beschrieben  wurden. 

Im  Gegensatz  zu  diesem  wahrscheinlich  unteren  Endteile,  welcher  infolge  der  genannten 
Strukturverhältnisse  der  oberflächlichen  Kiesellamellen  opak  und  undurchsichtig  erscheint,  ist  die 
ganze  übrige  Nadel  durchsichtig,  zeigt  aber  das  gleiche  Opalisieren  und  die  nämliche  bläu- 
liche (bei  durchfallendem  Lichte  gelbliche)  Färbung  wie  die  trockenen  Nadeln  von  Mono- 
rhaphis chuni. 

Eine  andere,  in  Spiritus  aufgehobene,  einfach  gebogene  Pfahlnadel  (desselben  Fundortes) 
von  80  cm  Länge  und  6  mm  größter  Dicke  hat  an  dem  oberen  Bruchende  4  mm,  an  dem 
unteren  5  mm  Querdurchmesser.  Während  die  obere  Hälfte  ganz  glatt  erscheint,  beginnt  dicht 
unterhalb  der  Mitte  eine  Palythoa  -  Inkrustation  von  20  cm  Länge,  deren  oberer  Leil  noch 
einzelne  der  Pfahlnadel  dicht  anliegende  oxydiaktine  Begleitnadeln  umschließt.  Hieraus  läßt  sich 
vermuten,  daß  der  betreffende  Nadelteil  so  bald  nach  dem  Absterben  des  Spongienkörpers  von 
der  Palythoa  überzogen  wurde,  daß  noch  einige  oxydiaktine  Begleitnadeln  und  triaktine  Par- 
enchymalia  an  ihrer  ursprünglichen  Stelle  sich  haben  erhalten  können.  Die  ganze  untere  Nadel- 
hälfte ist  rauh  und  opak.  Auf  eine  etwa  der  Nadelmitte  entsprechende  kurze  Höckerzone  folgt 
eine  bis  an  das  untere  Bruchende  reichende  Querriefelung,  welche  im  oberen  Teile  noch  ganz 
zart  ist,  abwärts  dagegen  allmählich  immer  ausgeprägter  und  kräftiger  wird.  In  allen  Teilen  der 
Nadel  läßt  sich  ein  deutliches  Opalisieren  (bei  auffallendem  Lichte  himmelblau,  bei  durchfallendem 
blaßgelblich)  wahrnehmen. 

Eine  dritte,  ebenfalls  in  Spiritus  aufbewahrte,  schwach  gebogene  und  an  beiden  Enden 
abgebrochene  Nadel  (gleichen  Fundortes)  von  76  cm  Länge  und  5  mm  größter  Dicke  ver- 
schmälert sich  an  einem  Ende  bis  auf  3  mm,  am  anderen  bis  auf  1,5  mm.  In  einer  Ent- 
fernung von  10  cm  von  dem  dickeren  Ende  sitzt  auch  hier  eine  Actinie  fest.  Diese  übrigens 
ganz    durchsichtige,   wasserklare    Nadel    ist   überall   der   oberflächlichen    Lamellenschicht   beraubt. 

Eine  vierte,  ebenfalls  der  äußeren  Deckschicht  entbehrende,  jedoch  an  mehreren  Stellen 
mit  Palythoakrusten  und  in  der  Mitte  mit  einer  Actinie  besetzte  Nadel  hat  die  Länge  von 
74  cm  und  etwa  in  der  Mitte  eine  größte  Dicke  von  4,8  mm.  Sie  ist  schwach  gebogen  und 
erscheint  durchsichtig  und  farblos  wie  Glas.  Ihre  Verschmälerung  geht  an  dem  einen  der  beiden 
abgebrochenen  Enden  bis  auf  1,5  mm,  an  dem  anderen  mit  Palythoa  in  Handbreite  überzogenen 
Ende  bis  auf  2  mm  Durchmesser  herab.  Da  hier  die  natürliche  Rindenschicht  auch  an  den 
Stellen  fehlt,  wo  die  Anthozoen  sitzen,  so  muß  dieses  Nadelstück  schon  längst  vor  dem  Fange 
vom  Weichkörper  entblößt  gewesen  sein. 

Zwei  schwach  gebogene  Nadeln  von  46  cm,  resp.  24  cm  Länge  und  Hühnerfederkiel- 
dicke, welche  an  der  „Valdivia"-Station  247  gefunden  sind,  müssen  zwar  ebenfalls   als  Pfahlnadeln 

16* 


.  ,  .  Franz  Eilhard  Schulze  :  Hexactinelliden. 

einer  Monorhaphis  angesprochen  werden,  ob  sie  aber  zu  M.  dives  gehören,  kann  ich  nicht 
mit  Sicherheit  behaupten,  da  ja  mit  dem  Weichkörper  auch  die  für  die  Unterscheidung  der 
beiden  in  Betracht  kommenden  Arten  specifisch  -  charakteristischen  Amphidiske  fehlen.  Die 
längere,  an  beiden  abgebrochenen  Enden  bis  auf  i  mm  verschmälerte  Nadel  ist  der  äußersten 
Rindenschicht  beraubt  und  ganz  durchsichtig,  glashell  und  farblos.  Bei  der  anderen,  der  eben- 
falls ein  erhebliches  Stück  fehlt,  ist  noch  eine  größere  Zone  mit  den  nämlichen  Höckern,  resp. 
Ouerriefeln  an  der  Oberfläche  besetzt,  wie  sie  bei  den  Pfahlnadeln  von  M.  chuni  vorkommen, 
und  daher  in  dieser  Region  nicht  so  glatt  und  durchsichtig,  wie  in  dem  übrigen  Teile. 

Wie  die  Megasklere,  so  stimmen  auch  die  meisten  Mikrosklere  von  Monorhaphis  dives 
mit  den  entsprechenden  Nadeln  von  M.  chuni  nach  Form,  Größe  und  Verteilung  im  wesent- 
lichen   überein,    nur   bei   den   Amphidisken    machen    sich    erhebliche   Abweichungen    geltend. 

Während  nämlich  solche  großen,  8-strahligen  Makramphidiske,  wie  sie  in  der  Haut  von 
M.  chuni  so  häufig  sind,  hier  entweder  ganz  fehlen  oder  nur  verschwindend  selten  vorkommen, 
finden  sich  im  Parenchym  zahlreiche  erheblich  kleinere  und  daher  wohl  besser  als  Mesam- 
phidiske  zu  bezeichnende  Amphidiske  von  120 — 150  |j.  Länge  und  80  \x  Breite,  deren  glocken- 
förmige Schirme  sich  meist  fast  oder  ganz  erreichen  und  an  den  etwas  abgestutzten  äußeren 
Enden  10 — 20  kleine,  unregelmäßig  angeordnete,  dellenförmige  Vertiefungen  zeigen  (Taf.  XLIII, 
Fig.  10).  Ihre  schaufeiförmigen,  am  Ende  abgerundeten  Schirmstrahlen,  deren  Zahl  hier  nicht  8, 
sondern  12  oder  13  beträgt,  treffen  in  der  Mitte  nicht  aufeinander,  sondern  alternieren,  so  daß 
sie,  bis  zum  Nadeläquator  oder  darüber  hinaus  verlängert,  doch  niemals  zur  Verschmelzung 
kommen.  An  diese  Mesamphidiske  schließen  sich  zahlreiche  etwas  kleinere  ähnlicher  Bildung, 
von  1 20  bis  60  \>.  Länge,  an,  deren  Schirme  sich  jedoch  nicht  immer  erreichen.  Endlich  kommen 
auch  zumal  in  den  Grenzhäuten  zahlreiche  Mikramphidiske  von  40 — 20  jj.  Länge  mit  kurzen 
halbkugeligen,  12 — 1 6-strahligen  Schirmen  und  ziemlich  dickem,  höckerigem  Achsenstab  vor 
(Taf.  XLIII,  Fig.  2). 

Sehr  bemerkenswert  ist  der  Umstand,  daß  hier  häufig  jene  mehr  oder  minder  regelmäßig 
ausgebildeten  Hexaktinamphidisken  vorkommen,  welche  bisher  nur  ganz  vereinzelt  bei  einzelnen 
Hvalonemen  zur  Beobachtung  gelangten  und  daher  stets  als  abnorme  Bildungen  und  als  größte 
Raritäten  betrachtet  wurden.  Ich  finde  sie  hier  gar  nicht  selten  mit  einem  Durchmesser  von 
160  \).  und  mit  6  wohlausgebildeten  Schirmen  von  je  12 — 13  Strahlen,  häufiger  allerdings  mit 
etwas  verkümmerten  Schirmen.  Die  Schirme  selbst  gleichen  im  allgemeinen  denjenigen  der 
größeren  Mesamphidiske  und  weichen  nur  darin  von  jenen  ab,  daß  sie  meist  weniger  (nämlich  8) 
Strahlen  haben  und  nicht  glockenförmig  sind,  sondern  sich  nach  Art  eines  ausgespannten  Sonnen- 
schirmes mehr  flach  ausbreiten  (Taf.  XLIII,  Fig.  6  u.  7).  Die  abgestutzten  Terminalflächen  zeigen 
häufig  dieselben  kleinen  runden  Dellen,  welche  auch  bei  den  diaktinen  Mesamphidisken  vor- 
kommen. Die  Achsenstäbe,  welche  sich  im  Centrum  kreuzen  und  hier  verschmelzen,  sind  mit 
Höckern  besetzt.  Zuweilen  erinnern  diese  hexaktinen  Amphidiske  in  der  Form  an  ein  reguläres 
Oktaeder  (Taf.  XLIII,  Fig.  6).  Nicht  selten  fand  ich  auch  triaktine  Amphidiske  ähnlicher 
Bildung  und  gelegentlich  solche  Mißbildungen,  bei  welchen  zwei  gegenüberliegende  Schirme  an 
einem  kräftigem  Achsenstab  wohlausgebildet  waren,  während  die  vier  anderen  Strahlen  zwar  in 
typischer  Lage,  aber  nur  ganz  verkümmert  entwickelt  waren  (Taf.  XLIII,  Fig.  1).  Einmal  be- 
obachtete  ich    ein    schlankes,    regelmäßig   ausgebildetes   Hexaktin,    von   dessen    dünnen    Strahlen 


Erster  Teil.     Systematik.  .  2  - 

jeder  am  Ende  einen  kleinen,  verkümmerten  oder  noch  nicht  ausgebildeten  Schirm  trug 
(Taf.  XLIII,   Fig.  8). 

Die  pentaktinen  Dermalpinule  übertreffen  diejenigen  von  M.  chuni  zwar  etwas  an  Länge, 
da  sie  durchschnittlich  250  \>.  lang  werden,  haben  aber  nicht  einen  so  breiten  Pinulstrahl  wie 
jene,  sondern  kürzere  und  spärlichere  Seitenstacheln.  Dabei  hebt  sich  aber  der  mit  Flügelleisten 
versehene  Terminalconus  hier  etwas  deutlicher  heraus  (Taf.  XLIII,  Fig.   12). 

Die  Pentaktinpinule  der  großen  inneren  Lakunen  und  der  größeren  zu-  und  ableitenden 
Kanäle  sind  kürzer  und  schmächtiger  als  die  Dermalpinule. 

Als  einzigen  Fundort  der  verschiedenen  Weichkörperbruchstücke  dieser  Species  und 
mehrerer  höchst  wahrscheinlich  zugehörigen  isolierten  Pfahlnadeln  verschiedener  Länge  habe  ich 
schon  oben  die  Station  257  genannt,  welche  dicht  vor  der  Somaliküste  unter  i°48,2'  N.  Br.  und 
450  42,5' O.  L.  liegt  und  eine  Meerestiefe  von  1644  m  zeigte.  Ob  freilich  alle  die  oben  be- 
schriebenen Pfahlnadeln,  welche  an  der  nämlichen  Station  257  gefunden  wurden,  auch  zu 
Monorhaphis  dives  gehören,  ist  natürlich  fraglich,  wenngleich  sehr  wahrscheinlich. 


Kap.   IL    Verwertung  der  gefundenen  Thatsachen  für  den 

Ausbau  des  Systemes. 

a)  Gattungen. 

Zunächst  gebe  ich  eine  nach  dem  System  geordnete  tabellarische  Uebersicht  der  im 
i.  Kapitel  ausführlich  beschriebenen  Species,  wobei  auch  die  Fundorte  und  deren  Tiefe  sowie 
die  Stückzahl  der  gefundenen  Formen  Berücksichtigung  finden,  und  Hinweise  auf  die  voraus- 
gegangenen Beschreibungen  nebst  den  zugehörigen  Abbildungen  gegeben  sind. 

Tabellarische   Uebersicht  des  von  der  deutschen  Tief see-Expedition 
erbeuteten    Hexactinelliden-Materiales,    nach    dem    zool.    Systeme    geordnet. 


„Valdivia"- 

Tiefe 

Stückzahl 

Station 

in  m 

Abbildung 

Seite 

A.  Hexasterophora  F.  E.  Sch. 

a)  Euplectellidae  J.  E.  Gray. 

I.  Holascus  F.  E.  Seil. 

* 

i.  //.  tenuis  F.  E.  Sch.  n.  sp 

2 

152 

4636 

I,   1-14 

3—7 

2.  H.  obesus  F.  E.  Sch.  n.  sp 

152 

4636 

I,   15-18 

7  u.  8 

240 

2959 

8  u.  9 

II.  Evplcctella  Owen. 

33 
246 

2500 
818 

.}           „ 

9-15 

5.  E.  nobilis  F.  E.  Sch.  n.  sp 

33 

2500 

III 

15-17 

243 
245 

400 

IV,   1-3 

17—21 

E.  (? simpUx  F.  E.  Sch.) 

191 
250 

75° 
1668 

IV,  4  u.  5 

2IU.22 

III.  Regadrella  0.  Schm. 

211 

805 

V,   1 

2211.23 

IV.  Hertwigia   O.  Schm. 

37 

11. 'M 

V,  2  u.  3 

2311.24 

b)  Caulophacidae  Ijima. 

V.  Caulophacus  F.  E.  Sch. 

8.   C.  valdiviae  F.  E.  Sch.  n.  sp 

2 

■52 

4636 

VI 

25-28 

c)  Leucopsacidae  Ijima. 

VI.  Placopegma  F.   E.   Sch. 

1 

240 

2959 

VII 

28-31 

VII.    Chaunanghim  F.   E.  SCH.   n.  g. 

| 

1 

209 

362 

1 

10.   Ch.  crater  F.  E.  Sch.  n.  g.,  n.  sp \ 

1 

210 

752 

VIII 

31-33 

[ 

21  I 

805 

1 

1 

219 

2253 

33«-  34 

Erster  Teil.     Systematik. 


127 


Stückzahl 

„Valdivia"- 

Station 

Tiefe 

in   111 

Abbildung 

Seite 

d)   R  0  s  s  e  1 1  i  d  a  e. 

VII 1.  Rhaldocalyptus  F.  E.  Sch. 

11.  Rh.  baculifer  F.  E.  Sch.  n.  sp 

3 

,03 

500 

IX 

34—36 

1 

24" 
249 

863 
748 

1 
1 

e)  Euretidae  Zittel 

IX.  Farrea  Bwbk. 

12.  F.  occa  Bwbk.,  Caster \ 

1 
1 

192 
209 

371 

362 

1 
1 

3&U-37 

7?  *                                        ! 

X.  Eurete  Semp. 

1 
1 

37 
21 1 

1694 
805 

37 

1 

!65 

672 

37U-38 

XL  Ramella  F.  E.  Sch.  11.  g. 

/ 

1 
1 

37 

198 

1694 

677 

[            XIV,   7-9 

38U.39 

f)  Aphrocallistidae  F.  E.  Sch. 

XII.  Aplirocallistes  J.  E.  Gray 

ca.  30 

37 

1694 

1 

165 

672 

2 

192 

3/1 

2 

194 

614 

1 

196 

646 

ca.   20 

198 

677 

XI— XIV,  1—6 

39—47 

1 

199 

470 

1 

202 

141 

1 

207 

1024 

2 

209 

362 

2 

212 

302 

g)  D  a  c  t  y  1 0  c  a  1  y  c  i  d  a  e. 

XIII.  Auloplax  F.  E.  Sch.  n.  gen. 

15.  A.  auricularü  F.  E.  Sch.  n.  g.,  n.  sp.    .     .     . 

einige  (ca.  5) 

33 

2500 

X 

47—5° 

B.  Amphidiscophora  F.  E.  Sch. 

h)  Pkeronema tidae  F.  E.  Sch. 

XIV.  Pheronema  LEIDY 

1 

10 

1326 

XV 

9 

247 

863 

50—52 

1 

251 

693 

1 

196 

646 

1 

198 

677 

I".  Ph.  raphamts  F.  E.  Sch < 

1 

199 

470 

XVI,  XVII 

52-58 

viele  (ca.  40) 

210 

752 

XV.  Plaly/istriitii  F.  E.  Sch.  n.  gen. 

viele  (ca.  30) 

21 1 

805 

18.  PL  platessa  F.  E.  Sch.  n.  g.,  n.  sp 1 

7 

247 

863 

1 

249 
250 

748 
1668 

1 

XVIII,  XIX 

59—64 

1 

1 

2J2 

1019 

1 

i)  Hyalonematidae  F.  E.  Sch. 

XVI.  Hyalonema  J.  E.  Gray 

19.  H.  proximnm  F.  E.  SCH.  n.  sp J 

2 
1 

I8S 
198 

614 

677 

>                XXVI 

1 

64—67 

20.  H.  thomsonis  W.  Marshall 

1 

10 

1326 

XX  VII 

67—69 

21.  H.  calix  F.  E.  Sch.  n.  sp 

1 

207 

1024 

XXVIII 

69—71 

22.  //.  nicobaricum  F.  E.  Sch.  n.  sp 

1 

21  I 

805 

XXIX 

7211.73 

128 


Franz  Eilhard  Schulze  :  Hexactinelliden. 


Stückzahl 

„Valdivia"- 
Station 

Tiefe 
in  m 

Abbildung 

Seite 

23.  H.  somalicum  F.  E.  Sch.  n.  sp 

1 

1 

265 
266 

826 
741 

XXX 

73   u-    74 

24.  H.  gldbiferum  F.   E.  Sch.  n.  sp 

1 

210 

752 

XXXI,   1  —  13 

75-77 

25.  H.  solutum  F.   E.  Sch.  n.  sp 

1 

220 

2919 

XXXI,   14—22 

77   "•   78 

26.  H.  valdiviae  F.  E.  Sch.  n.  sp 

einige  (ca.  8) 

208 

296 

XXXII 

78—80 

| 

4 

189 

768 

27.  i/.  /-n/W  F.  E.  Sch.  n.  sp > 

I 

3 
1 

191 
203 

75° 
6öo 

xxxni 

80—82 

2 

210 

752 

28.  H.  validum  F.  E.  Sch.  n.  sp 

1 

258 

1362 

XXXIV 

82    u.    83 

29.  H.  tulipa  F.  E.  Sch.  n.  sp 

1 

190 

1280 

XXXV,    1—9 

83-85 

30.  H.  simile  F.  E.  Sch.  n.  sp 

3 

258 

1362 

XXXV,   10—16 

85— 8S 

31.  //.  coniforme  F.  E.  Sch.  n.  sp 

1 

264 

1079 

XXXVI,   1— 11 

88  u.   89 

32.  H.  urna  F.  E.  Sch.  n.  sp 

1 

220 

2919 

XXXVI,   12—25 

89—91 

2 

185 
194 

614 
614 

XXXVII  u.  XXXVIII 

91—95 

1 

211 

805 

34.  //.  mollc  F.  E.  Sch.  n.  sp { 

4 

245 
253 

463 
638 

XXXIX 

95   «•   9ö 

1 

266 

74i 

1 

33 

2500 

1 

35 

35oo 

1 

45 

4990 

1 

185 
186 

614 
903 

2 

189 

768 

3 

190 

1280 

2 

1 

210 

247 

752 
863 

97   u.   98 

5 

249 

748 

1 

252 

1019 

2 

254 

977 

1 

257 

1644 

2 

258 

1382 

2 

264 

1079 

1 

270 

1840 

XVII.   Compsocalyx  F.  E.  Sch. 

35.   C.  gibbcrosn  F.  E.  Sch.  n.  g.,  n.  sp 

1 

208 

296 

XXV 

99—103 

k)  Semperellidae  F.  E.  Sch. 

XVIII.  Semperella  J.  E.  GRAY 

36.  S.  cucumis  F.  E.  Sch.  n.  sp > 

4 

2 

208 
209 

296 
362 

(      XX,  XXI,  XXII, 
1               XXIV,   1 

103 — 1 10 

37.  S.  spicifera  F.  E.  Sch 

1 

192 

37i 

XXIII 

110 — 112 

XIX.  Monorhaphü  F.  E.  Sch.  11.  g. 

38.  M.  chuni  F.  E.  Seil.  n.  g.,  n.  sp ' 

2 
mehrere  (ca.   12) 

249 
264 

74s 
107.1 

XL,  XLI,  XLIII 

113— 121 

39.  AI.  dives  F.  F..  Sch.  n.  g.,  n.  sp 

einige  (ca.  5) 

257 

[644 

XLII 

121  — 125 

M.  spec 

247 

863 

125 

Von  den   39  hier  als  sicher  bestimmbar  aufgeführten  Arten  sind  26  neu,  nämlich: 

Holascus  tenuis,  Chaunangium  crater,  Platylistrum  platessa, 

„  obesus,  Rhabdocalyptus  baculifer,  Hyalonema  proximum, 

Euplectella  nobilis,  Ramella  tubulosa,  „  cali\ , 

Chaulophacus  valdiviae,  Aulopla>    auricularis,  „  nicobaricum, 


Erster  Teil.     Systematik. 


129 


Hya/oncj/ia  somalicum , 
„  globiferum, 

sohlt  11  in, 
„  valdiviae, 

„  validum, 


Hyaloncnia  lulipa, 
„  simile 

„  coniforme, 

„  urna, 


Compsocalyz.  g  ibbt  'rosa, 
S,uiperella  spicifera, 
Monorhaphis  chuni, 
„  dives. 


Von  den    19  Gattungen,  auf  welche  sich  diese    39  Arten   verteilen,    sind    folgende  6  neu: 

Chaunangium,  Platylistrum, 

Ramella,  Compsocalx  1 , 

Aulopla  \ ,  Monorhaphis. 

Als  neue  Familienbegriffe  habe  ich  Euretidae  s.  lat.,  Aulocystidae,  Pheronematidae, 
Hyalonematidae  s.  str.,  und   Semperellidae  eingeführt. 

Zur  leichteren  Orientierung  werde  ich  zunächst  die  in  dem  bearbeiteten  Materiale  ver- 
tretenen Gattungen  in  systematischer  Folge  nacheinander  gesondert  besprechen  und  bei  jeder 
außer  der  Gattungscharakteristik  auch  eine  Uebersicht  ihrer  sämtlichen  Arten  nebst  einer  Be- 
stimmungstabelle derselben  geben. 


Holascus  F.  E.  Sch. 


Chronologisch  geordnetes  Verzeichnis  der  Holascus- Arten. 


Name 

Erste  Publikation 

Fundort 

Tiefe 
in  m 

Grund 

Expedition 

1886 

Holascus  stellalus 

in  Abh.  Kgl.  Preuß.  Akad. 

O.  Buenos  Aires 

4850 

Blauer 

Challenger-St.  325 

F.  E.  SCH. 

1886,  S.  40 

3<>"  44'  S.  Br.,    46,,   16'  W.  L. 

Schlamm 

S.  Australien 

475« 

Roter 

.,     160 

420  42'  S.  Br.,    1340  10'  O.  L. 

Thon 

W.  Crozets  Island 

2516 

< i  lobiger .- 

..    146 

1886 

,,         fibulatus 

in  Abh.   Kgl.  Preuß.  Akad. 

46°  46'  S.  Br.,    45"  31'  O.  L. 

Schlamm 

F.  E.  Sch. 

18S6,  S.  40 

Crozets  Island 

460  16'  S.  Br.,    48"  27'  O.  L. 

2928 

Diatom.- 
Schlamm 

>■    147 

Dar  es  Salaam 

2959 

Globiger.- 

Valdivia-St.   240 

oben  S.  8  u.  9 

6°  12,9'  S.  Br..    41"  17,3   0.  L. 

Schlamm 

1886 

„        polejaeoii 

in  Abh.   Kgl.  Preuß.  Akad. 

SW.  Australien 

3569 

Diatom.- 

Challenger-St.    157 

F.  E.  Sch. 

1886,  S.  40 

53»  55'  S.  Br.,    108»  35'  O.  L. 

Schlamm 

1886 

„          ridlcyi 

in  Abh.  Kgl.  Preuß.  Akad. 

Mitte  des  Pacific 

4438 

Globiger.- 

..       271 

F.  E.  Sch. 

1886,  S.  40 

0"  33'  S.  Br,,    15 1°  34'  W.  L. 

Schlamm 

1887 

Dieselben  vier  Arten 

in  Rep.  Chall.  Hexactin., 
1887,  p.  87—91 

1896 

Holascus  robitsttis 
F.  E.  Sch. 

in  Abh.  Kgl.  Preuß.  Akad. 
1895,  S.  4-7 

Bai  von  Bengalen 

12°  20'  N.  Br.,    850  8'  O.  L. 

329; 

Investigator 

1896 

„         teTier 

in  Abh.  Kgl.  Preuß.  Akad. 

Bai  von  Bengalen 

2506 

,. 

F.  E.  Sch. 

1895,  S.  7-9 

6°   iS'  N.  Br.,    900  40'   O.   L. 

—2818 

1900 

„          iifitlulatns 

in  F.  E.   Schulze,   Ameri- 

Prince of  Wales  Isl.,   Thlinkiten 

2868 

Grauer 

Albatroß-St.  2859 

F.  E.  Sch. 

kanische    Hexactinelliden, 
1900,  S.   15  —  17 

550  20'  N.  Br.,     1360  20'  W.  L. 

Schlamm 

1904 

„         tenuis 

F.  E.  Sch. 

oben  S.  3 — 7 

NO.  Enderby-Land 

63°  16'  S.  Br.,    570  51,0'  O.  L. 

4636 

Blauer 
Thon 

Valdivia-St.   152 

1904 

„          ohesus 

F.  E.  Sch. 

oben  S.  7  u.  8 

NO.  Enderby-Land 

630  16'  S.  Br.,   57°  51,0'  O.  L. 

4636 

Blauer 
Thon 

„     152 

Deutsche  Tiefsee-Expedition  18 


-1899.    Bd.  IV. 


1/ 


j  iq  Franz  Eilhard  Schulze:  Hexactinelliden. 

Die  von  mir  im  Jahre  1886  mit  4  Species  aufgestellte  und  im  folgenden  Jahre  im 
Challenger- Report  ausführlich  begründete  Gattung  Holascus  schließt  sich  durch  die  Röhrenform 
des  Körpers,  durch  den  breiten  Basalschopf,  die  quere  terminale  Siebplatte,  das  quadratische 
Maschen  umschließende  Hauptstützgerüst,  die  Form  und  Verteilung  der  dermalen,  gastralen  und 
intermediären  und  der  Begleitnadeln,  sowie  durch  die  ganze  Figuration  des  Weichkörpers  so 
eng  an  die  altbekannte  Gattung  Eupledella  an,  daß  sie  zweifellos  in  deren  Nähe,  in  die  Familie 
der  Euplectelliden  zu  stellen  ist.  Was  mich  früher  bestimmte,  sie  zum  Typus  einer  besonderen 
Unterfamilie  Holascinae  zu  machen,  war  der  allerdings  zunächst  in  die  Augen  fallende  Umstand, 
daß  hier  die  bei  Eupledella  und  einigen  nahe  verwandten  Gattungen  so  auffälligen  kreisförmigen 
Wandlücken  ganz  fehlen.  Nachdem  sich  aber  herausgestellt  hat,  daß  diese  Wandlücken  den 
ganz  jungen  Euplectellen  ebenfalls  fehlen,  und  dal]  die  Form  und  Anordnung  der  Nadeln  keine 
Differenzen  zeigen,  welche  über  Gattungsunterschiede  hinausgehen,  ist  kein  Grund  mehr  zur 
Aufstellung-  einer  besonderen  Unterfamilie  der  Holascinae. 


& 


Charakteristik  der  Gattung  Holascus  F.  E.  Sch 


& 


Röhren  mit  undurchbohrter  Seitenwand,  mit  terminaler  querer  Siebplatte  und  mit  breitem 
Basalschopf.  Das  rechtwinklige  Maschen  bildende  Hauptstützgerüst  besteht  aus  kräftigen  glatten 
Oxystauraktinen  oder  Oxypentaktinen  (seltener  Oxyhexaktinen)  nebst  zahlreichen  dünnen  diaktinen 
und  triaktinen  Comitalia.  Außerdem  können  megasklere  Oxyhexaktine  in  anderem  Niveau 
und  in  regelmäßiger  kubischer  Anordnung  mehr  oder  minder  zahlreich  vorkommen. 

Als  parenchymale  Intermedia  sind  stets  Oxyhexaster  in  verschiedener  Zahl  und  Stärke 
vorhanden.  Daneben  können  auch  bei  einzelnen  Arten  dicke  mikrosklere  Oxyhexaktine  (H.  robuslus) 
oder  schlanke  Fibulae  in  Menge  (H.  fibulatus)  als  parenchymale  Intermedia  vorkommen.  Da- 
gegen   fehlen    Diskohexaster    und    Floricome.      Subdermale   Graphiocome    sind   stets   vorhanden. 

Bei  einigen  Arten  kommen  subdermal  und  subgastral  (oder  rein  gastral)  Calycocome 
entweder  in  gleicher  oder  in  zwei  verschiedenen  Formen  vor. 

Innen  sind  große,  degenförmige  hypodermale  Oxyhexaktine  mit  stark  verlängertem 
Proximalstrahl  und  schuppig  -  stacheligem,  verdicktem  Distalstrahle  vorhanden,  neben  letzteren 
schlanke  oxydiaktine  Comitalia.  Als  Gastralia  kommen  ebenfalls  in  der  Regel  degenförmige 
Oxyhexaktine  mit  schwächer  verdicktem ,  schuppig-stacheligen ,  vorstehenden  Radialstrahle,  aus- 
nahmsweise   (H.   fibulatus)    auch    stachelige  Oxypentaktine   ohne    vorstehenden    Radialstrahl   vor. 

Die  Ankernadeln  des  Basalschopfes  zeigen  am  unteren  Ende  ihres  mit  Widerhäkchen 
besetzten  langen  Stieles  einen  Endkolben,  dessen  oberer  Seitenrand  mit  mehreren  (3 — 8)  Zähnen 
besetzt  ist.     Das  Achsenkanalkreuz  dieser  Basalia  liest  im  Stiele  oberhalb  des  Endkolbens. 


&■ 


Bestimmungstab  eile  der  Holascus -Arten. 

I  Mit  Calycocomen 2 

^  Ohne  Calycocome 7 

Prlncipalia  des  Röhrengitters  sind  Oxypentaktine 3 


! 


„     Oxystauraküne 6 


(   Calycocome  gleichartig 4 

|  „  ungleichartig Holascui   tenuis  F.  E.  Sch. 


Erster  Teil.     Systematik. 


131 


5- 


f  Calycocome  mit  welligen  Endstrahlen //.  undulatus  F.  E.  Sch. 

|  „  ohne  wellige  Endstrahlen 5 

f  Calycocome  ca.   100  \x  groß //.  polajevii  F.  E.  Sch. 

\  „  „     200  (j.     „ //.  tener  F.  E.  Sch. 

|   Parenchymale  Mikro-Oxyhexaktine  sehr  dick //.  robustus  F.  E.  Sch. 

|  „  ,,  „  nicht  sehr  dick //  F.  E.  Sch. 

|    Im  Parenckyme  kommen  reichlich  Fibulae  vor II.  fibulatus  F.  E.  Sch. 

|     ,,  „  „         keine  Fibulae  vor 

|   Alle  Oxyhexaster  haben  gerade  Endstrahlen         //.  obcsus  F.  E.  Sch. 

|    Viele  Oxyhexaster  haben  gebogene  Endstrahlen H.  stellatus  F.  E.  Sch. 


Euplectella  R.  Owen. 

Chronologisch  geordnetes  Verzeichnis  der  Euplectella- Arten. 


Name 


Erste  Publikation 


Fundort 


Tiefe  in 
m 


Grund 


Expedition 


1841 

1857 
1868 


1877 


1880 
1886 

1886 

1894 

■895 

1896 

1896 
1900 
1901 
1904 


Euplectella  aspergillum 

1  >\VEN 


animier     '  »WEN 

owenii     Her- 
klots  u.  Max- 
shall 


suberea  Wtv. 
Thoms. 


jovis  Osk. 
Schmidt 
crassistellala 

F.  E.  Schulze 

nodosa    F.    E. 
Schulze 

impcrialis  IjIMA 


marshalli  IjIMA 


simplex  F.  E. 

Schulze 
aspcra  F.  E. 

Schulze 
regalis  F.   E. 

Schulze 
curvisleUata 

IjIMA 

nobilis  F.   E. 
Schulze 


in  Proc.  Zool.  Soc.  Lond.,    Vol.  IX, 

1841,  p.  3 — 5  (und  1843  inTransact. 

Zool.     Soc.     Lond.,     Vol.     III,    2, 

p.  203—209) 
in  Transact.  Linn.   Soc,  Vol.  XXII, 

1857,  p.   117— 123 
in  Arch.  neerland.  Sc.  exact.    et  nat., 

Vol.  III,  p.  458 

in  Rep.  Chall.  Hexactin.,    p.   73 — 76 

in  Topsent  :  Spong.  Atl.  nord.,  p.  24 

u.  25 
in  The  Atlantic,  Vol.  I,  p.  138 — 140 
in  Rep.  Chall.  Hexactin.,  p.  76 
oben  S.  9 — 15 

in  Filhol  :  La  vie  au  fond  des  mers, 

p.  282 
in  Spong.  Meerb.  v.  Mexiko,   Bd.  II, 

1880,  S.  60—61 
in  Abh.  K.  Preuß.  Akad.,   1886,  S.  38 

u.39  (und  1887  Chall. Rep. Hexactin.. 

Zool.,  Vol.  XXI,  p.  81—82 
in  Abh.  K.  Preuß.  Akad.,  1886,  S.  39 

und    1887  Chall.    Rep.    Hexactin., 

Zool.,  Vol.  XXI,  p.  82—84. 
in  Zool.    Anzeiger,    No.   459,  und   in 

Contrib.  Zool.   Inst.    Tokyo,    1901, 

Vol.  XV,  p.   59-85 
in  Zoological  Magaz.,  Vol.VII.  No.  79, 

1895,    und   in    Contr.     Zool.    Inst. 

Tokyo,  1901,  Vol.  XV,  p.  86 — 201 
in    Abh.    K.    Preuß.     Akad.,    1895, 

S.   15—26 
in    Abh.    K.    Preuß.     Akad.,    1895, 

S.  26 — 29 
in    Abh.    K.    Preuß.     Akad.,   1900, 

S.   24—30 
in  Contrib.  Zool.   Inst.  Tokyo,   1901, 

p.  217 — 219 
oben  S.    15 — 17 


Philippinen  (Cebu) 

Seychellen 
Phillipinen 

W.   Gibraltar 

Azoren 

SW.  Cap  Bojador 

Bahia 

Pemba-Kanal 

Nordatlantic 

Westindien 

Mitte  des    Pacific 
7"  25'  S.  Br., 
1520  15'  W.  L. 

Bermudas 


Japan     (Sagami- 
Bai) 

Japan     (Sagami- 
Bai) 

Bai  von  Bengalen 

(Andamanen) 
Bai  von  Bengalen 

und  Laccadiven 
Bai  von  Bengalen 

(Andamanen) 
Japan  (S.  von 

Kyushu) 
SW.  Cap  Bojador 


1098  u. 

1991 

927—2870 

2500 

2928 

818 

900 — 2300 

761   u. 

774 
5033 


235 — 100; 

183—275 

400—457 

1800 

— 2800 

751 

100 — 142 
2500 


Sand  und 
Kies 


Globiger- 
Schlamm 


Radio- 

larien- 

Schlamm 


Schlamm 


Kies  oder 
Schlamm 


Challenger-St.  IV 

und  V 
Hirondelle-St.    211, 

105,  248 
Valdivia-St.  33 
Challenger-St.    124 
Valdivia-St.  246 

Talisman 
Blake 


Challenger-St.    274 


Investigator 
Investigator 
Investigator 

Valdivia-St.  33 


],2  Franz  Eilhard  Schulze:  Hexactinelliden. 

An  die  zierliche  Euplcctclla  aspergillum,  mit  welcher  Richard  Owen  im  Jahre  1841  die 
Gattung  begründet  hat,  hat  sich  demnach  eine  ganze  Anzahl  von  zweifellos  gattungsver- 
wandten Species  anschließen  lassen,  welche  zwar  in  der  Gestalt  und  Größe,  in  der  Wandlücken- 
anordnung und  in  der  Nadelform  nicht  unerheblich  variieren,  aber  doch  stets  die  in  Folgendem 
zusammengestellten  wichtigsten  Gattungscharaktere  deutlich  erkennen  lassen. 


Charakteristik  der  Gattung  Euplectella  R.  Owen. 

Dünnwandige,  oben  mit  einer  queren  Gitterplatte  geschlossene,  unten  in  einen  ziemlich 
breiten  Basalnadelschopf  auslaufende  Röhren,  welche  kreisrunde  Wandlücken  mit  irisähnlicher 
Ringmembran  besitzen.  Das  aus  longitudinalen  und  transversalen  Balken  bestehende  Hauptstütz- 
gitter weist  oxypentaktine  oder  oxystauraktine  Principalia  nebst  dünneren  diaktinen,  triaktinen, 
seltener  mehrstrahligen  langen  Comitalia  auf. 

Als  parenchymale  Intermedia  treten  auf  Oxyhexaster  (nebst  ihren  Derivaten  bis  zum 
Oxyhexaktin  herab),  seltener  Onychaster  und  Sigmatocome. 

Im  Subdermalraum  finden  sich  Graphiocome  oder  Lophocome.  An  den  degen- 
förmigen  oxyhexaktin  en  Hypodermal ia  mit  rauhem  oder  selbst  schuppigem  äußeren 
Radialstrahle  hängt  in  der  Regel  je  ein  Floricom,  zuweilen  auch  an  den  gewöhnlich  oxypent- 
aktinen,  selten  oxyhexaktinen  Hypogastralia.  Im  Basalschopfe  kommen  zahntragende  Kolben- 
anker mit  zahlreichen  Widerhäkchen  an  dem  langen  Stiele  vor. 

B  e  s  t  i  m  n  1  u  n  g  s  t  a  b  e  1 1  e  der  Euplcctclla  -Species. 

A.  Ohne  parenchymale  Oxyhexaster. 

a)  In  der  Ringmembran  der  Wandlücken  kommen  „Fibulae"  und  „Scepter"  vor E.  jovis  O.  Schm. 

b)  In  der  Ringmembran  der  Wandlücken  kommen  weder  „Fibulae"  noch  „Scepter"  vor. 

I.  Die  Principalia  des  Stützgerüstes  sind  Staur aktine E.  Simplex  F.  E.  Sch. 

II.  Die  Principalia  des  Stützgerüstes  sind  Pentaktine E.  nodosa  F.  E.  Sch. 

B.  Mit  parenchymalen  Oxyhexastern. 

a)  Wandlücken  in  schrägen  Reihen  geordnet. 

I.  Die  Principalia  des  quadratischen  Hauptstützgerüstes  sind  Stauraktine       E.  aspergillum  Owen. 

II.  Die  Principalia  des  quadratischen  Hauptstützgerüstes  sind  hauptsächlich  Pentaktine  oder  11  ex- 
akt i  n  e. 

1.  Körperwand  röhrenförmig  oder  nur  schwach  ausgebaucht. 

Im  Subdermalparenchym  Lophocome E.  suberea  Wvv.  Tu. 

*  Im  Subdermalparenchym  Graphiocome E.  aspera  F.  E.  Sch. 

2.  Körperwand  tonnenf  örm  ig,  ausgebaucht E.  cueumer  Owen. 

b)  Wandlücken  in  Quer-  und   Längsreihen  angeordnet. 

I.   In  der  Ringmembran   der  Wandlücken  kommen  vorwiegend  Pentaktine  vor E.  regalis  1*".  E.  Sch. 

LT.   In  der  Ringmembran  der  Wandlücken  kommen  vorwiegend  diaktine  „Kompaßnadeln"  vor. 

1.  An  der  Außenfläche  des  Körpers  kommen  hohe  Netzwülste  vor /:'.   marshallt  Lima. 

2.  An  der  Außenfläche  keine  hohen  Netzwülste E.  owenii  W.  Maknii. 

c)  Wandlücken  nicht  regelmäßig  geordnet. 

I.   Die  parenchymalen  Oxyhexaster  haben  auffällig  dicke  Plauptstrahlen E.  crassistcllata  F.  F.  Si  H, 

LT.   Die  parenchymalen  Oxyhexaster  haben   nicht  auffallend  dicke  Hauptstrahlen. 

1.  An  der  Außenfläche  des  Körpers  hohe   Wülste  und   Karunkel E.  imperial is  F.  E.  Sch. 

2.  Außenfläche  des  Körpers  ziemlich   flach,  ohne  hohe  Wülste E.  nobilis  F.  E.  Sch. 


Erster  Teil.     Systematik. 


133 


Remdrella  O.  Schmidt. 


Chronolog 

isch  geordnetes  Verzeichnis  der  Ri 

gadrella-  Ar ten. 

Name 

Erste  Publikation                                   Fundort 

Tiefe               _        ,         _ 

Grund         Expedition 
m   in 

1880 

Regadrella  phoenix  0.  Schm. 

0.    Schmidt,     Spongien    des 
Meerb.    v.     Mexiko,     1880, 
S.  61 

Westindien  (400 — 500  m), 
Azoren  (800 — 1000  m), 
Bai  v.  Biscaya  (Golf  v.  Gas- 
cogne,  1200 — 1400  m),  Gala- 
pagos  (717  m),  Chile  (3  200  m) 

400 — 3200 

felsig 

Blake 

IS85 

(?)  Trichaptella  elegans 

FlLHOL 

Filhol,  La  vie  au  fond  desmers, 
1885,  p.  284u.287.pl.  VIII 

Ostatlantic,  Marocco 

882 

Korallen 

Talisman 

1896 

Regadrella  okinoseana  IJIMA 

Ijima     in     Zoolog.    Anzeiger, 
1896,    No.  504,   S.    2    (und 
190  t  imjourn.  Coli.  Science 
Tokyo,  Vol.  XV,  p.   223 

Japan,    Sagami-Bai     (Okinose 
etc.) 

ca.  400 — 800 

felsig, 
Tuffstein 

1900 

decora  F.  E.  Sch. 

F.  E.  Sch.  in  Abk.  K.  Preuß. 
Akad.  Berlin,   1900,  S.  30 

S\V.  Cap  Comorin   (;"  17'  30" 
N.  Br.,  760  54'  30"  O.  L. 

78; 

Investigator 

1901 

„           komeyamai  Ijima 

IjTMA    in  Journ.  Coli.  Science 
Tokyo,  Vol.  XV,  p.  252 

Japan,  Sagami-Bai 

1901 

„           (f  phoenix 

O.   SCHM.) 

oben  S.   122  u.   123 

Westeingang     des    Sombrero- 
Kanals,  70  48,8'  N.  Br.,  930 
7,6'  O.  L. 

805 

Valdivia 

Für  eine  kritische  Revision  der  Regadrella-Arten  entsteht  die  größte  Schwierigkeit  aus 
dem  Umstände,  daß  die  ersten  Beschreibungen  der  von  Oscar  Schmidt  zuerst  (im  Jahre  1880) 
allein  aufgestellten,  also  für  die  Gattung  typischen  Art  Regadrella  phoenix  nach  schlecht  erhaltenen 
Bruchstücken  gemacht  werden  und  daher  manche  Lücken  zeigen  mußten,  wie  denn  z.  B. 
O.  Schmidt  selbst  in  den  „Spongien  des  Meerbusens  von  Mexiko"  S.  61  über  die  doch  für  die 
Gattungs-  und  Speciescharakteristik  zweifellos  besonders  wichtigen  isolierten  Nadeln  nichts  weiter 
aussagt,  als  daß  ihm  „Skelettkörper,  welche  wesentlich  von  denen  der  Eupledella  aspergillum 
abweichen,  nicht  aufgestoßen  sind".  Ebenso  konnte  ich  selbst  nach  einem  mir  von  O.  Schmidt 
zur  Untersuchung  überlassenen  Originalexemplar,  von  dem  aber  nichts  als  die  oberste  Rand- 
partie mit  der  Siebplatte  erhalten  war,  im  Challenger-Report  1877  nur  eine  dürftige  Schilderung 
geben,  in  welcher  jedoch  als  wesentliche  Abweichung  von  Eupledella  hervorgehoben  wurde,  daß 
statt  der  bei  Eupledella  so  häufigen  parenchymalen  Oxyhexaster  hier  die  später  von  mir  „Onych- 
aster"  genannten  Nadeln  reichlich  im  Parenchym  vorkommen,  und  daß  die  terminalen  Ver- 
breiterungen der  Endstrahlen  bei  den  Floricomen  in  längere  Klauen  auslaufen  als  bei  Eupledella. 

Ob  die  von  Topsex t  im  Jahre  1 896  geäußerte  Ansicht  (bei  Gelegenheit  seiner  Beschreibung 
einiger  bei  den  Azoren  [von  der  „Princesse  Alice"]  und  [vom  „Caudan"]  im  Golf  von  Gascogne 
gefundenen  Regadrella-Fvagmente),  daß  die  im  Jahre  1885  von  Filhol  in  seinem  Buche  „La  vie 
au  fond  des  mers",  PI.  VIII,  als  Trichaptella  elegans  abgebildete  Euplectellide  mit  O.  Schmidt's 
Regadrella  phoenix  identisch  ist,  wird  sich  erst  sicher  entscheiden  lassen,  wenn  das  betreffende 
Spongienmaterial  der  „Talisman"-Expedition  in  ausführlicher  Bearbeitung  behandelt  ist. 

Ein  von  Topsent  früher,  1892,  als  Rhabdodidyum  delicatum  F.  E.  Sch.  bezeichnetes,  bei 
den  Azoren  gefundenes  Fragment  der  „Hirondelle"-Expedition  hat  Topsent  nachträglich  1896  zu 
Regadrella    phoenix    O.  Schm.    gestellt.       Auch    meine    eigenen    Angaben    über    eine    von     der 


I  ->,  Franz  Eilhard  Schulze:  Hexactinelliden. 

„Albatross"-Expedition  bei  den  Galapagos  in  717  m  Tiefe  gefundene  Regadrella  pkoenix  beziehen 
sich  nur  auf  ein  wenig  gut  erhaltenes  Fragment. 

Am  ausführlichsten  ist  jedenfalls  die  von  Ijlma  im  Jahre  1901  in  dem  Journ.  Coli.  Science 
Tokyo,  Vol.  XV,  p.  265  gegebene  Beschreibung  eines  ziemlich  vollständigen  Exemplares  von 
R.  Phoenix  O.  Schm.,  welches'  bei  Chile  in  3200  m  Tiefe  von  der  „Albatross"-Expedition  erbeutet  ist. 

Diese  letztere  Darstellung  der  Species  Regadrella  pkoenix  O.  Schm.  erscheint  um  so 
wertvoller,  als  sie  zugleich  mit  der  Beschreibung  zweier  neuer  Arten  derselben  Gattung,  nämlich 
R.  okinoscana  Ij.  und  R.  komeyamai  Ij.  veröffentlicht  ist.  Hierdurch  sind  die  Differential- 
charaktere aller  3  Arten  leicht  vergleichbar  und  1.  c.  p.  221  auch  von  Ijima  selbst  in 
einer  Bestimmungstabelle  besonders  hervorgehoben. 

Eine  von  mir  im  Jahre  1 900  bei  der  Beschreibung  der  „Investigator"-Hexactinelliden  nach 
einem  vom  „Investigator"  bei  Cap  Comorin  in  787  m  Tiefe  gefundenen  geringfügigem  Fragmente 
aufgestellte  Species  Regadrella  decora  F.  E.  Sch.  stimmt  zwar  im  übrigen  mit  Ijima's  R.  okinoscana 
überein,  zeigt  aber  die  von  Ijima  bei  der  letzteren  Art  neben  den  parenchymalen  Oxystaurastern 
noch  beschriebenen  Oxyhexaster  nicht.  Schon  in  meiner  ersten  Mitteilung  über  R.  decora 
deutete  ich  die  Möglichkeit  an,  daß  dieselbe  vielleicht  nicht  speeifisch  verschieden  sei  von 
R.  okinoscana.  Die  später,  1901,  von  Ijima  auf  Grund  der  Untersuchung  eines  reichen  und  gut 
konservierten  Materiales  gegebene  sehr  ausführliche  Darstellung  seiner  R.  okinoscana  und  speciell 
die  Gründe,  welche  er  für  eine  Vereinigung  beider  anführt,  machen  mich  noch  mehr  geneigt, 
die  Zugehörigkeit  beider  zu  ein  und  derselben  Art  als  sehr  wahrscheinlich  zuzugeben.  Immer- 
hin bleibt  die  Thatsache  bestehen,  daß  sich  in  dem  vom  Cap  Comorin  stammenden  Stück  zwar 
reichlich  Oxystauraster,  aber  keine  parenchymalen  Oxyhexaster  finden.  Ich  glaube,  daß  unter 
diesen  Umständen  Regadrella  decora  F.  E.  Sch.  einstweilen  in  die  große  Zahl  der  Species  dubiae 
zu  verweisen  ist  und  jedenfalls  in  einer  Bestimmungstabelle  der  sicheren  Regadrcl/a-ArtQn 
keinen  Platz  finden  kann. 

Gattungscharakter  von  Regadrella  O.  Schm. 

Für  den  Gattungsbegriff  Regadrella  kann  ich  die  im  Jahre  1901  von  Ijima  1.  c.  p.  220 
gegebene  Fassung  fast  unverändert  wiedergeben. 

Röhren-  oder  sackförmige  Euplectelliden,  welche  mittelst  einer  harten,  knorrigen  Basis  einer 
festen  Unterlage  aufsitzen.  Die  terminale  Siebplatte  kann  durch  radiär  gerichtete  Strahlen  derber 
Randnadeln  ersetzt  sein.  Die  Seitenwand  ist  von  mehr  oder  weniger  regelmäßig-  in  schrägen 
Spiralreihen  angeordneten  kreisrunden  Wandlücken  durchsetzt,  entsprechend  der  schrägen  Richtung 
der  Hauptnadelzüge,  welche  vorwiegend  aus  diaktinen  Principalia  bestehen ;  am  unteren  Ende 
aber  zu  einem  starren  Gerüst  verwachsen.  Als  Accessoria  treten  im  Parenchym  dünnere  Hexaktine 
und  Diaktine  auf.  Von  Hexastern  kommen  vor  1)  Floricome,  2)  Graphiocome  und  3)  Onych- 
aster  oder  Oxyhexaster,  resp.  Oxystauraster. 

Bestimmungstabelle  der  sicheren  ÄV;W/v//a- Arten. 

A.  ohne  deutliche  äußere   Wandriffe.     Im  Parenchym  Onychaster. 

a     Cerrainale  Siebplatte  wohlausgebildet R,  fkoeni*  O.  Si  hm. 

1).  Statt  der  terminalen   Siebplatte  ein  Kranz  radiär  gerichtetei    Strahlen,  welche  von  den  Stütz- 
nadeln  des   Terminalrandes   sich    kronenartig   zusammenneigen        R.  komeyamai  I.l. 

B.  Mit  deutlichen  äußeren   Wandriffen  und    ausgebildeter  terminaler  Siebplatte.     Im   Parenchym  statt  der 

fehlenden  Onychaster,  Oxystauraster   und    Oxyhexaster R.  okinoseana  Ij. 


Erster  Teil.     Systematik. 


•35 


Heiiwigici  O.  Schm. 

Unter  dem  Namen  Hertwigia  falcifera  beschrieb  O.  Schmidt  im  Jahre  1880  eine  bei 
Dominica  W.-I.  in  1 1 18  m  Tiefe  gefundene  Hexactinellide,  welche  er  für  „ein  Mittelding  zwischen 
einer  Dictyonine  und  einer  Lyssacine"  erklärte.  „Sie  ist",  so  sagte  er,  „von  äußerster  Formlosig- 
keit, unten  ästig,  während  der  größere  Teil  des  Körpers  ein  höchst  unregelmäßiges  Labyrinth 
von  Höhlungen  mit  dünner  blättriger  Wandung  darstellt  -  -  ein  Gitterwerk,  wie  aus  unregel- 
mäßig sich  kreuzenden  Stäben,  ähnlich  einem  Zaune,  mit  denen  sich  mehr  ausgebildete  Sechs- 
strahler verbinden."  Von  freien  Kieselkörpern  fand  O.  Schmidt  im  Weichkörper  1)  Sechsstrahler 
mit  daraus  hervorgehenden  Fünfstrahlern  und  Dreistrahlern,  meist  mit  Rauhigkeiten  gegen  die 
Spitze  zu,  andere  mit  Tannenbaumstrahl  mit  meist  sehr  kurzen  Stacheln;  2)  die  Rosette  mit  4 
sich  kreuzenden  Schirmzinken  (Onvchaster) ;  3)  die  Rosette  mit  längerem  Fhiken  des  Schirmes; 
4)  die  speeifische  Euplectellen-Rosette  (das  Floricom);  5)  die  Sichelrosette  (Drepanocom). 

Sodann  ist  ein  Stück  des  oberen  dünnwandigen  Röhrennetzes  dieser  Art  durch  den 
Fürsten  von  Monaco  bei  den  Azoren  in  1384  m  Tiefe  erbeutet  und  von  Topsent  im  Jahre  1892 
vortrefflich  beschrieben  und  abgebildet. 

An  einem  Bruchstück  des  von  O.  Schmidt  studierten  westindischen  Objektes  konnte  ich 
noch  einige  im  Jahre   1900  publizierte  Einzelheiten  ermitteln. 

Gattungscharakter  von  Hertwigia  O.  Schm. 

Mit  knorriger  Basis  fest  aufsitzendes  System  von  ca.  fingerweiten,  vielfach  anastomosierenden 
dünnwandigen  Röhren,  dessen  Stützgerüst  aus  einem  Gitter  von  meist  schräge  gelagerten,  aber 
sich  nahezu  rechtwinklig  kreuzenden  Kieselbalken  verschiedener  Dicke  besteht,  welche  an  den 
Kreuzungsstellen  untereinander  verlötet  sind.  Die  Elemente  dieses  festen,  nur  an  den  letzten 
Enden  etwas  federnden  Gitternetzes  sind  lange  Diaktine,  seltener  Hexaktine  oder  Triaktine,  wie. 
sie  in  den  jüngeren  Körperpartien  auch  noch  unverbunden  zu  finden  sind. 

Von  intermediären  Parenchymalia  kommen  außer  Oxyhexastern,  Diskohexastern  und  Flori- 
comen  noch  die  besonders  merkwürdigen  großen  Drepanocome  (Sichelrosetten  O.  Schmidts), 
ferner  eigenartige  „Besennadeln"  und  merkwürdigerweise  auch  Aspidoplumicome  vor.  Die 
äußere  Hautschicht  enthält  ziemlich  große  Hexactinpinule. 

Caiilophacus  F.  E.  Sch. 

Schon  bevor  ich  in  den  Jahren  1886  und  1887  bei  der  Bearbeitung  der  Challenger- 
Hexactinelliden  die  Gattung  Caulophacus  mit  den  beiden  Species  C.  latus  und  C.  elegans  be- 
gründete, war  im  Jahre  1885  von  Armauer  Hansen  eine  bei  den  Shetlands-Inseln  in  ca.  2000  m 
Tiefe  erbeutete  Hexactinellide  unter  der  Bezeichnung  Hyalonema  areticum  (Arm.  Hansen)  be- 
schrieben, welche  ich  unlängst  als  zu  meiner  Gattung    Caulophacus  gehörig  erkannte. 

Die  in  meinen  „Challenger-Hexactinellida"  noch  als  Balanites  oder  Balanella  pipetta  be- 
schriebene Species  erwies  sich  bei  wiederholter  Untersuchung  als  ein  echter  Caulophacus  und 
wurde  daher  auch  von  mir  schon  im  Jahre  1897  als  Caulophacus  pipetta  (F.  E.  Sch.)  bezeichnet, 
während  die  Zugehörigkeit  des  von  mir  im  Challenger-Werke  als  Polyrhabdus   oder  Pleorhabdus 


136 


Franz  Eilhard  Schulze:  Hexactinelliden. 


oviformis  benannten  Bruchstückes  zur  Gattung  Caulophacus  zwar  nicht  unwahrscheinlich,  jedoch 
nicht  sicher  nachweisbar  war. 

Unter  dem  Materiale  der  mir  zur  Untersuchung  überlassenen  amerikanischen  „Albatroß"- 
Hexactinelliden  befand  sich  ein  wohlerhaltener  Caulophacus,  welchen  ich  im  Jahre  1900  als 
C.  agassizi  beschrieben  habe,  und  ein  wahrscheinlich  zu  einer  anderen  Caulophacus-KxX  gehöriger 
Stiel,  welchen  ich  jedoch  nur  als    Caulophacus  spec.  bezeichnen  konnte. 

Im  Jahre  1901  hat  dann  Topsent  unter  den  von  der  „Belgica"  aus  dem  südlichen  Polar- 
meere mitgebrachten  Spongien  einige  Stielfragmente  gefunden  und  als  (?)  Caulophacus  spec.  be- 
zeichnet, deren  Zugehörigkeit  zur  Gattung  Caulophacus  mir  jedoch  sehr  zweifelhaft  erscheint. 
Sodann  habe  ich  im  Jahre  1903  die  von  Armauer  Hansen  als  Hyalonema  beschriebenen 
Fragmente  nachuntersucht  und,  wie  schon  erwähnt,  als  Caulophacus  arc/icus  (Arm.  Hansen)  näher 
charakterisiert.  In  demselben  Jahre  erschien  auch  Ijtma's  Beschreibung  seines  Caulophacus  lotifolium, 
bei  welcher  Art  die  von  Ijima  ganz  passend  als  „Lophodiscohexaster"  bezeichneten  gracilen 
Parenchymalia  mancher  anderer  Caulophacus-Specles  ganz  fehlen  und  dafür  kleinere  gedrungene 
„Pachydiscohexaster"  eintreten.  Endlich  kommt  jetzt  noch  die  von  mir  oben  S.  23 — 28  Caulo- 
phacus valdiviac  genannte  neue  Form  hinzu. 

Chronologisch  geordnetes  Verzeichnis  der  bisher  beschriebenen 

Caulophacus  -Arten. 


Tiefe 

Name 

Erste  Publikation                                     Fundort 

in  m 

Grund 

Expedition 

1885 

Hyalonema  arcticum 

in  Norw.   N.    Atlant.   Exp., 

NO.  Atlantic,  Shetland-Inseln 

1977 

Biloculina- 

Norweg.    N.    At- 

Armader  Hansen 

Vol.  XIII,  Zool.,  p.   19 

63"  17' N.  Br.,   1°  27'  W.  L. 

Thon 

lantic-Exp. 

1886 

Caulophacus  latus 

in  Abh.    K.    Preuß.  Akad., 

SW.  Indian.  Pinguin-Insel 

2926 

Diatomeen- 

Challenger-Exp. 

F.  E.  Schulze 

1886,  S.  46 

460  16'  S.  Br.,  480  27' O.  L. 

Schlamm 

Stat.   147 

I88G 

„          elegans 

in  Abh.    K.     Preuß.  Akad., 

NW.  Pacific,    O.  von  Japan 

4206 

Roter  Thon 

Challenger-Exp. 

F.  E.  Schulze 

1886,  S.  96 

35°4i'N.  Br.,   157°  42'  O.  L. 

Stat.   241 

1 886 

Balanitis  pipetta 

in  Abh.     K.    Preuß.  Akad., 

Ind.-Antarctic,    SW.von  Australien 

3566 

Diatomeen- 

Challenger-Exp. 

F.  E.  Schulze 

1886,  S.  45 

53"  55'  S.  Br.,   1080  35'  O.  L. 

Schlamm 

Stat.   157 

[886 

Polyrhabdus  oviformis 

in  Abh.  K.    Preuß.    Akad., 

Ind.-Antarctic,  SW.  von  Australien 

3614 

Diatomeen- 

Challenger-Exp. 

F.  E.  Schulze 

1886,  S.  45 

620  26'  S.  Br.,  95°  44'  0.  L. 

Schlamm 

Stat.   156 

1887 

Balanella  pipetta 

in     Chall.     Rep.      Hexact. , 

Ind.-Antarctic,  SW.  von  Australien 

35&6 

Diatomeen- 

Challenger-Exp. 

(F.  E.  Schulze) 

Vol.  XXI,  p.  514 

53°55'S.  Br.,  108«  35' O.  L. 

Schlamm 

Stat.    157 

1887 

Pleorliabdits  oviformis 

in     Chall.     Rep.      Hexact. , 

Ind.-Antarctic,  SW.  von  Australien 

3614 

Diatomeen- 

Challenger-Exp. 

(F.  E.  Schulze) 

Vol.  XXI,  p.  514 

620  20'  S.  Br.,  95°  44'  0.  L. 

Schlamm 

Stat.    156 

t897 

( 'aulophacus  pipetta 

in  Abh.    K.    Preuß.    Akad., 

Ind.-Antarctic,  SW.  von  Australien 

3566 

Diatomeen- 

Challenger-Exp. 

(F.  E.  Schulze) 

■  897,  S.  525 

53"  55'  S.  Br.,  108"  35'  O.  L. 

Schlamm 

Stat.    157 

1900 

„            agassizi 

Amerikan.  Hexactin.,    p.   36 

NW.  Atlantic,  SO.  von  Massachuss. 

3235 

Grauer 

Albatross-Exp. 

F.  E.  Schulze 

—39 

40"  29'  N.  Br.,  66»  04'  W.  L. 

Schlamm 

Stat.  2572 

1900 

sp. 

Amerikan.   Hexactin.,   p.  39 

NW.  Atlantic,  SO.  von  Maryland 

2893 

Brauner 

Albatross-Exp. 

F.  E.  Schulze 

—40 

37°  25'  N.  Br.,  73°  06'  W.  L. 

Schlamm 

Stat.  2228 

1901 

?         „          sp.  Topsent 

in  Spongiaires  in  Res.  Voy. 
Belg.,  p.  31 

Pacif.  Antarctic 

70"  20'  S.  Br.,  83°  23'  W.  L. 

ca.  450 

Belgica-Exp. 

1903 

„          arcticus 

F.    E.    Schulze    in    Abh. 

NO.  Atlantic  Shetland-Inseln 

■977 

Biloculina- 

Norw.  N.  Al- 

(ARM. Hansen) 

K.    Preuß.    Akad.,    1903, 
S.  3-14 
Journal    Coli,    of    Sc.    Univ. 

63"  17'  N.  Br.,   1"  27'  W.  L. 

Thon 

lan  tic-Exp. 

1903 

„          lotifolium 

NW,  Pacific,  Sagami-Bai,  Japan 

5/2 

Ijima 

Tokio,  Vol.  XV III,  p.  87 

1904 

„          vald, 

F.  E.  Schulze 

oben  S.  23 — 28 

Ind.  Antarctic 

63«  16,5'  S.  Br.,  57°  51,0'  O.  L. 

4636 

Blauer 
Thon 

Valdivia-Stat.  152 

Erster  Teil.     Systematik.  T  2  7 

Gattungscharakter  von  Cciulophacus. 

Ein  drehrunder,  röhrenförmiger,  derber  Stil,  welcher  mit  einer  geringen  basalen  Verbrei- 
terung der  Unterlage  aufsitzt,  geht  am  oberen  Ende  in  einen  erheblich  breiteren,  minder  festen 
Körper  über,  welcher  in  seiner  Form  entweder  einem  Pfeifenkopf  oder  einer  bikonvexen  Linse 
oder  einer  am  Rande  etwas  umgeschlagenen  Hutpilzplatte  gleicht. 

Als  megasklere  Parenchymalia  kommen  neben  glatten  Oxyhexaktinen  verschiedener  Größe 
hauptsächlich  lange,  gerade  oder  schwach  gebogene  Diaktine  mit  mehr  oder  minder  rauhen,  ab- 
gerundeten Enden  und  centraler  Verdickung  resp.  2  oder  4  centralen  Buckeln  in  Betracht,  welche  in 
dem  Stiele  (vorwiegend  longitudinal  gerichtet)  sich  durch  abwärts  zunehmende  Verlötung  oder 
Synaptikularverbindung  zu  einem  starren,  bis  zur  Basalplatte  an  Festigkeit  zunehmenden  Gerüste 
verbinden. 

Die  großen  oxypentaktinen  Hypodermalia  und  Hypogastralia  zeichnen  sich  durch  glatte 
Paratangentialstrahlen  und  einen  recht  verschieden  langen,  stacheligen  Radialstrahl  aus.  Als 
charakteristische  parenchymale  Mikrosklere  sind  zu  nennen  Diskohexaktine,  deren  kräftige,  gerade 
Strahlen  mit  etwas  einwärts  gerichteten  kurzen  Seitenstacheln  reichlich  besetzt  sind  und  mit  einer 
queren,  konvexen,  4 — 6-zähnigen  Endscheibe  abschließen.  Daneben  kommen  stets  Diskohexaster 
vor,  deren  glatte  Hauptstrahlen  Büschel  von  mehr  oder  minder  rauhen,  am  Ende  mit  einer 
kleinen  queren  Endscheibe  versehenen  Endstrahlen  tragen. 

Das  dermale  Hautgitternetz  ist  mit  derben  Hexaktinpinulen  besetzt,  deren  Pinulstrahl  bald 
breit  und  kurz  gedrungen  erscheint,  bald  langgestreckt  ist  und  dann  mit  einem  Conus  terminalis 
endet.  Die  Gastralpinule  haben  nur  selten  einen  gedrungenen,  meistens  einen  langgestreckten 
Pinulstrahl.     Sie  sind  bei  einigen  Arten  hexaktin,  bei  anderen  pentaktin. 

Bestimmungstabelle  der    Caulophactts  - Arten. 

{Körper  tiefkelch-  oder  glockenförmig •       .  C.  pipiita  (F.  E.  Sch.) 

Körper  Scheiben-  oder  hutpilzförmig 2. 

|  Hauptstrahlen  der  parenchymalen  Diskohexaster  bedeutend  kürzer  als  die  Endstrahlen      ...  3. 

| Hauptstrahlen  der  parenchymalen  Diskohexaster  nicht  kürzer  als  die  Endstrahlen       .      .      .      .  5. 

(Hauptrahlen  der  parenchymalen  Diskohexaster  am  Ende  stark  verbreitert C.  elegans  F.  E.  Sch. 

I Hauptstrahlen  der  parenchymalen  Diskohexaster  am  Ende  nicht  stark  verbreitert 4. 

(Endstrahlen  der  Diskohexaster  sehr  schlank  und  viel  dünner  als  die  Hauptstrahlen  .  C.  agassizi  F.  E.  Sch.    . 

(Die  Endstrahlen  aller  Diskohexaster  sind  dick  und  stachelig  (Pachydiskohexaster) C.  laUfolium  F.  E.  Sch. 

(Die  wenig  zahlreichen  Endstrahlen    der   schlanken  Lophodiskohexaster   sind   mehr   oder   weniger 

5.  >  nach  außen  umgebogen C.  valdiviae  F.  E.  Sch. 

JDie  Endstrahlen   der  Lophodiskohexaster  sind  nicht  nach  außen   umgebogen 6. 

pDie  Endstrahlen  der  Lophodiskohexaster  sind  ungefähr  ebenso  lang  wie  ihre  Hauptstrahlen  .      .  C.  latus  F.  E.  Sch. 

(Die  Endstrahlen  der  Lophodiskohexaster  sind  meist  erheblich  kürzer  als  ihre  Hauptstrahlen     .  C.  arcticus  F.  E.  Sch. 

Gattungscharakter  von  Placopegma  F.  E.  Sch. 

Der  annähernd  kegelförmige  Körper  besitzt  an  dem  quer  abgestutzten,  verjüngten  Ober- 
ende die  mit  einer  weitmaschigen  Siebplatte  gedeckte,  scharf  umrandete,  kreisrunde  Oeffnung 
einer  grubenförmigen  Gastralhöhle.  Von  dem  breiten  Unterende  geht  ein  kragenartig  über- 
hängender, unregelmäßig  zackig  endender,  schmaler  Seitenrand  und  in  der  Witte  ein  breiter  Stiel 

Deutsche  Tiefsee-Expedition  1898 — 189g.     Bd.  IV.  1° 


138 


Franz  Eilhard  Schulze:  Hexactinelliden. 


ab,  aus  dessen  unteren  zipfelförmigen  Fortsätzen  je  ein  Bündel  langer  Ankernadeln  hinabragt, 
welche  Nadelbüschel  zusammen  einen  im  Schlamme  wurzelnden  lockeren  Basalschopf  bilden. 

Zwischen  den  zahlreichen  geraden  oder  etwas  gebogenen  oxydiaktinen  Principalia  kommen 
in  dem  sehr  lockeren,  großmaschigen  Choanosom  dickere  „Balken"  und  vereinzelte  große  Oxy- 
hexaktine,  sowie  zahlreiche  intermediäre  Diskohexaster  von  Kugelform  vor. 

In  der  weitmaschigen  und  von  großen  Lücken  durchsetzten  Dermalmembran  finden  sich 
oxypentaktine  Hypodermalia  mit  stacheliger  Außenseite  der  ganz  schwach  einwärts  gebogenen 
Tangentialstrahlen,    in  der  Gastralmembran  oxypentaktine  oder  oxyhexaktine  Gastralia. 

Einzige  bekannte  Art:  Placopegma  Solution  F.  E.  Sch. 

Gattungscharakter  von  Chaimangium  F.  E.  Sch. 

Der  Körper  hat  die  Gestalt  eines  ziemlich  flachen,  runden  Tiegels  mit  glattem,  scharf- 
kantigen freien  Rande.  Von  dem  hauptsächlich  aus  locker  verbundenen  Lamellen  gebildeten 
und  weite  blasige  Hohlräume  umschließenden  Bodenteile  ragen  mehrere  derbe  Randzipfel  nach 
unten  und  etwas  nach  außen  vor,  welche  in  je  ein  breites  Basalnadelbüschel  von  Kolbenankern 
auslaufen. 

Als  parenchymale  Megasklere  treten  lange,  schlanke,  glatte  Oxydiaktine  auf,  zwischen 
welchen  nur  ausnahmsweise  dickere  Tignule  zu  finden  sind. 

Den  verhältnismäßig  kleinen,  feinstacheligen,  teils  oxypentaktinen,  teils  oxyhexaktinen,  selten 
oxystauraktinen  Dermalia  gleichen  die  durchgängig  oxyhexaktinen  Gastralia  in  Form  und  Größe. 

Als  intermediäre  Parenchymalia  kommen  kugelige  Diskohexaster  mit  geringer  Rand- 
zackenzahl  der  Endscheibchen  und  sowohl  im  Subdermal-  als  auch  im  Subgastralraum  zahlreiche 
Aspidoplumicome  vor. 

Einzige  Species:    Ckaunangium  crater  F.  E.  Sch. 

Rhabdocalyptus  F.  E.  Sch. 

Bei  einer  Revision  der  Rosselliden  machte  ich  im  Jahre  1897  den  Vorschlag,  alle  mit 
den  merkwürdigen  Diskoktastern  versehenen  Rosselliden  in  eine  systematische  Gruppe  zu  ver- 
einigen und  letztere,  zunächst  nur  mit  den  beiden  Gattungen  Acantkascus  F.  E.  Sch.  und 
Rhabdocalyptus  F.  E.  Sch.  begründet,  als  Unterfamilie:  „Acanthascinae"  zu  nennen.  Für  die 
Begriffsbestimmung  der  Gattung  Acauthascus  aber  legte  ich  die  von  mir  schon  1887  im 
Challenger-Report    aufgestellte  japanische  Species  Acanthasctcs  caclus  F.  E.  Sch.  zu  Grunde. 

Hiermit  hat  sich  auch  Ijima  einverstanden  erklärt,  welcher  gleichzeitig  mit  mir  18971)  zu 
der  nämlichen  Auffassung  gekommen  war.  Derselbe  hat  übrigens  meine  alte  Gattung  Rhabdo- 
calyptus in  zwei  Gattungen  zerlegt,  je  nachdem  die  pentaktinen  Hypodermalia,  resp.  Prostalia 
lateralia  an  ihren  Paratangentialstrahlen  hakenförmig  gekrümmte  Seitenstacheln  besitzen  (Rhabdo- 
ca/yptusj  oder  nicht  (Staurocalypttts  Ijima).  Dementsprechend  stellte  er  in  die  so  eingeschränkte 
Gattung  Rhabdocalyptus  s.  Str.: 

1)  die  von  mir  im  Challenger-Report  gegründete  Species  Rh.  uiollis  F.  E.  Sch.  aus  dem 
japanischen  Gebiete, 


Annotaüoncs  zool.  japonic,    1897,  Vol.  I,  p.  43 — 59. 


Erster  Teil.     Systematik. 


139 


2)  die  von  Lambe  ursprünglich  als  Bathydorus  dawsofd  bezeichnete,  von  mir  später  als 
zu  Rhabdocalyptus  gehörig  erkannte  Species  Rh.  dawsoni  (Lambe)  aus  der  Nähe  von  Vancouver 
Island,  und  sodann  noch  2  von  ihm  selbst  bei  Japan  entdeckte  und  in  den  Annotat.  zool.  japon., 
1897,  Vol.  T,  p.   52   als 

3)  Rh.  victor  Ijima  und 

4)  Rh.  capillatus  Ijima  beschriebene  Arten. 

In  meiner  Bearbeitung  der  amerikanischen  (Albatross-)Hexactinelliden  fügte  ich  im  Jahre 
1900  noch  4   weitere  neue  Species  hinzu,  nämlich 

5)  Rh.  teuer  F.  E.  Sch.,  bei  San  Diego,  Californien, 

6)  Rh.  nodulosus  F.  E.  Sch.,  bei  Californien, 

7)  Rh.  asper  F.  E.  Sch.,  bei  San  Diego,  Californien,  und 

8)  Rh.  mirabilis  F.  E.  Sch.,  bei  Alaska. 

Als  9)  Rh.  lophodigitatus  Kjrkpatrick  hat  ferner  im  Jahre  1901  R.  Kirkpatrick  eine 
bei  Lion's  Head  (Kap  Kolonie)  gefundene  Art  beschrieben. 

Dazu  kommt  die  im  Jahre  1901  aus  dem  Materiale  der  „Belgica"-Expedition  von 
Topsent  beschriebene  Form : 

10)  Rh.  australis  Topsent  aus  dem  antarktischen  Oceane,  700  20'  S.  Br.,  830  23'  O  L. ; 
und  endlich  die  bei  der  Agulhas-Bank  (beim  Kap  der  guten  Hoffnung)  von  der  „Valdivia"- 
Expedition  gefundene  und  oben  S.  34 — 36  beschriebene  Species: 

11)  Rh.  haculifer  F.  E.  Sch. 


Chronologisch  geordnete  Uebersicht  der  Rhabdocalyptus- Arten. 

Namen                                  Erste  Publikation 

Fundort 

Tiefe 
in  m 

Expedition 

1886 

Rhabdocalyptus  mollis            F.    E.    Schulze    in    Abh.    K. 
F.  E.  Sch.  1     Preuß.Akad.,  1886,  S.  51,  und 

Japan  (Sagami-Bai,  Enoshrima) 

300 — 500 

1887,  Chall.Rep.,Hex.,p.  155 

1893 

„               dawsoni 

Lambe   in    Trans.   R.  Soc.  Ca- 

«Vancouver  Isl. 

W.    Californien    (St.    Cruz    und 
y     Punta  Arenas) 

73 

(Lambe) 

nada,  Sect.   IV,    1893,  P-   37 

66-437 

Albatross-St.   2862, 

2975.  2945  "•  3339 

1897 

Victor  Ijima 

Ijima  in  Annot.  zool.  jap.,  Vol. 

I,   p.  52 
Ijima  in  Annot.  zool.  jap.,  Vol. 

Sagami-Bai 

5°i 

1897 

„                capillatus 

Sagami-Bai 

501—573 

IJ- 

1,  p.  51 

1900 

,,                 teuer 

F.  E.  SCH. 

F.  E.  Schulze,  Amerikanische 
Hex.,  1900,  S.  57 

Californien  (S.  San  Diego) 

1503 

Albatross-St.  2923 

1900 

„               nodulosus      |F.  E.  Schulze,  Amerik.  Hex., 

Californien  (W.    San  Diego  und 

657  u.   1103 

Albatross-St.   2936  u. 

F.  E.  Sch.       1900,  S.  59 

S.  St.  Barbara  Isl.) 

2980 

1900 

„               asper               F.  E.  SCHULZE,  Amerik.  Hex.,  Californien  (S.  San  Diego) 

657 

Albatross-St.  2936 

F.  E.  Sch. 

1900,  S.  60 

1900 

,,               mirabilis 

F.  E.  Sch. 

F.  E.  Schulze,  Amerik.  Hex., 
1900,  S.  61 

S.    Alaska   (Chemabours    Rocks) 

«43 

Albatross-St.  3338 

1901 

,,                lophodigita- 
tus Kirk- 
patrick 

Kirkpatrick    in    Ann.    Mag. 
Xat.  Hist.,  Ser.  7,   Vol.  VII, 
1901,  p.  457 

Kap-Kolonie  (Lions  Head.) 

256 

1901 

,,                  australis 

Topsent  in  Res.  Voy.  Belgica, 

Antarktik    (700  20'    S.    Br.,    830 

Belgica,  No.  723c 

Topsent. 

Zool.  Spongiaires,  p.  37 

23'  O.  L.) 

450 

1904 

„                haculifer 

F.    E.    Schulze    in    Deutsche 

Agulhas-Bank    (350  10,5'   S.  Br., 

500 

Valdivia-St.   103 

F.  E.  Sch. 

Tiefsee-Exp.,  Bd.  IV,  Hexac, 
oben,  S.  34 — 36 

23°  2,0'  O.  L.) 

140 


Franz  Eilhard  Schulze:  Hexactinelliden. 


Gattungscharakter  von  Rhabdocalyptus  F.  E.  Sch.,  Ijima. 

Mit  parenchymalen  Diskoktastern  versehene  Rosselliden  (Acanthascinae)  von  einfacher 
Becher-  oder  Sackform,  welche  mit  einer  wenig  verschmälerten  Basis  festen  Körpern  aufsitzen 
und  oben  mit  einem  zugeschärften,  weiten,  runden  Oskularrande  enden.  Die  über  die  Haut 
hinausgeschobenen  Paratangentialstrahlen  der  großen  oxypentaktinen  Hypodermalia  sind  mit 
gebogenen  Stacheln  besetzt. 

Bestimmungstabelle  der  bekannten  Rhahdocalyptns  -  Ar ten. 

(Großer  kelchförmiger  Körper   mit   dünner   schlaffer  Wand  und  Neigung  zu  Seitenkelchbildungen     2. 
'  \Körper  sack-  oder  tonnenfönnig  mit  dicker  fester  Wand 3. 

(Diskoktaster  klein,  unter   100  u Rh.  mollis  F.  E.  Sch. 

2. 
'  (Diskoktaster  ca.  200  ja - Rh.  victor  Ijima. 

(Die  Autodermalia  und  Autogastralia  sind  alle  Diaktine 4. 

|  Autodermalia  nicht  ausschließlich  Diaktine 5. 

(Diskoktaster  gleichartig,  ca.    160  jll Rh.  bacidifer  F.  E.  Sch. 

4.  ] Außer   größeren  Diskoktastern  von   ca.  150  jjl  noch  bedeutend  kleinere,    von  60  ja  mit  buschigen 

l     Strahlen Rli.  hphodigitatus  Kirkpatrick. 

(Die  hexaktinen  Autogastralia  haben  einen  verlängerten  freien  Strahl 6. 

(Der  frei  vorstehende  Strahl  der  hexaktinen  Autogastralia  ist  nicht  verlängert 10. 

(Die  Autodermalia  sämtlich  pentaktin.     Die  Diskoktaster  sind  klein,  60 — 100  ja RJi.  dawsoni  (Lambe). 

(Die  Autodermalia  sind  nicht  sämdich  pentaktin 7. 

(Unter  den  Autodermalia  keine  Diaktine 8. 

| Unter  den  Autodermalia  auch  Diaktine 9. 

(Diskoktaster  klein,  80 — 100  ji ' R/z.  tener  F.  E.  Sch. 

'  (Diskoktaster  groß,   150 — 300  ja Rh.  nodulosus  F.  E.  Sch. 

(Diskoktaster  klein,  ca.   100  ja R)i.  capülatus  Ijima. 

(Diskoktaster  groß,  ca.    160  ja Rh.  mirabilis  F.  E.  Sch. 

(Unter  den  Autodermalia  keine  Diaktine.     Die  Gastralia  sind  pentaktin  und  hexaktin   ....  Rh.  asper  F.  E.  Sch. 

'  (Unter  den  Autodermalia  kommen  auch  Diaktine  vor.     Gastralia  nur  hexaktin RJi.    australis  Topsent. 

Farrea  Bwbk. 

Chronologisches  Verzeichnis  der  bis   1903  beschriebenen  Farrea- Arten. 


Name 

Erste  Beschreibung 

t-      ,                                         Tiefe 
Fundort                                    .                j  Expedition 
in  m 

Farrea  occa  BOWERBANK, 

1862  Bwbk.  in  Phil.  Transact.,  Vol.  CLII, 

Seychellen  (und    viele  andere  Orte) 

Carter 

p.  747,  Tab.  XXXII,  Fig.  7,  und  1885 
Carter   in   Annais    Mag.    Nat.    Hist., 
Ser.  5,  Vol.  XV,   p.  388 

F.  facunda  O.  Schmidt 

1870  O.   Schmidt,    Spongien   des   atlant. 
Gebietes,     S.     16,    Sammelname    (inkl. 
Euretc) 

Westindien 

549—1830 

F.    (Aulodictyon)  woodwardi 

1870  S.w.  Kent  in  Monthly  Micr.  Journ., 

Portugal  und  Spanien 

Norna 

Sav.  Kent. 

1870,  Nov.,  p.  241 

F.  densa  Carter 

1873  Carter  in  Annais  Nat.  Hist.,  Ser.  4, 
Vol.  XII,  p.  348 

Seychellen 

F.  infundiTruUformis  Carter 

1873  Carter  in  Annais  Nat.  Hist.,  Ser.  4, 
Vol.  XII,  p.  349  etc.,  Tab.  XIII  u.  XIV 

Carai'ben 

F.  gassioti  Bwbk. 

1875    Bowerbank    in    Proc.    Zool.    Soc. 
Lond.,  1875,  p.  272 

Westindien 

F.  pocillum  Bwbk. 

1875    Bowerbank    in    Proc.    Zool.    Soc. 
Lond.,  1875,  p.  273  u.  274 

Westindien 

Erster  Teil.     Systematik. 


I4I 


Name 

Tiefe 
Erste  Beschreibung                                               Fundort 

b                                                                                                in   111 

Expedition 

F.  fistulata  Bwbk. 

1875    Bowerbank    in    Proc.    Zool.    Soc. 

Westindien  ? 

F.  laevis  Bwbk. 

Lond.,   1875,  p.  276—278 
1875    Bowerbank    in    Proc.    Zool.    Soc. 

Westindien  ? 

F.  tubulata  Bwbk. 

Lond.,    1875,  p.   278   u.  279 
1875    Bowerbank    in    Proc.    Zool.    Soc. 
Lond.,  p.   279,  Nomen  nudum 

Westindien 

F.  parasitica  BWBK. 

1875    Bowerbank    in    Proc.    Zool.    Soc. 

Westindien 

F.  valida  Bwbk. 

Lond.,  1875,  p.  279  u.  280 
1875    Bowerbank    in    Proc.    Zool.    Soc. 

? 

F.  spinosissima  Bwbk. 

Lond.,  1875,  p.  507 
1875    Bowerbank    in    Proc.    Zool.    Soc. 

? 

F.  spinifera  BWBK. 

Lond.,   1875,  p.   508 
1875    Bowerbank    in    Proc.    Zool.    Soc. 

Westindien  ? 

F.  spinuletita  BWBK. 

Lond.,   1875,  p.  558 
1875    Bowerbank    in    Proc.    Zool.    Soc. 

Tripolis 

F.  aculeata  Bwbk. 

Lond.,  1875,  p.  560 
1875    Bowerbank    in    Proc.    Zool.    Soc. 

Westindien 

F.  robusta  Bwbk. 

Lond.,  1875,  P-  561 
1875    Bowerbank    in    Proc.    Zool.    Soc. 

? 

F.  inermis  Bwbk. 

Lond.,   1875,  p.  562 
1876    Bowerbank    in    Proc.    Zool.    Soc. 

Westindien  ? 

F.  perarmata  Bwbk. 

Lond.,   1876,  p.  536 
1876    Bowerbank    in    Proc.    Zool.    Soc. 

Westindien 

F.  irregularis  Bwbk. 

Lond.,  1876,  p.  538 
1876   Bowerbank    in    Proc.    Zool.    Soc. 

Algier 

F.  sollasii  F.  E.  Sch. 

Lond.,   1876,  p.  539 
1886  F.  E.  Schulze  in  Abb..  K.  Preuß. 
Ak.,     1886,    S.    69,    und    1887    F.    E. 
Schulze  in  Challenger  Report,  Hexac- 
tinellida,  p.  286,  PI.  LXXIV,  Fig.  1—6 

Japan  (Sagami-Bai) 

F.  vosmaeri  F.  E.  Sch. 

1886  F.  E.  Schulze   in  Abb..  K.  Preuß. 
Ak.,     1886,    S.    69,    und    1887    F.    E. 

Japan  (Sagami-Bai) 

F.  clavigera  F.  E.  Sch. 

Schulze   in    Challenger   Report,    Hex- 
actineUida,p.  286,  PL  LXXIV,  Fig.  7— 13 
1886  F.  E.  Schulze   in  Abh.  K.  Preuß. 
Ak.,     1886,    S.    70,    und    1887    F.    E. 
Schulze   in    Challenger   Report,    Hex- 
actinellida,  p.  287,  PI.  LXXV 

Banda-Inseln    (40  34'   S.  Br. ,    1290 
57'  30"  O.  L. 

376—659 

Challenger- 
St.   194. 

F.  aculeata  F.  E.  Sch. 
F.  convolvidus  F.  E.  Sch. 
F.  weltneri  Topsent. 

1900  F.  E.  Schulze  in  Amerikan.  Hexac- 
tinelliden,  S.  69,  Taf.  XV,  Fig.  3  u.  4 

1900  F.  E.  Schulze  in  Amerikan.  Hex- 
actinelliden,  S.  71,  Taf.  XVI,  Fig.  1  u.  2 

1901  Topsent    in    Mem.    Soc.   zool.   de 
France,  T.  XIV,  p.  466 

SW.  Cap  Flattery    (470  29'  N.  Br., 

125»  33'  30"  W.L.) 
SW.   San   Diego    (und   Wash)   320 

49'  N.  Br.,   1170  27'  30"  W.  L. 
Azoren 

"63 
656 
1260 

Albatross- 

St.  3071. 
Albatross- 

St.  2936. 
Princesse  Alice- 

St.  864. 

In  dem  Wurzelschopf  der  von  den  Seychellen  stammenden  Eupkctella  cueumer  Owen 
fanden  sich  zwei  merkwürdige  Kieselskeletfragmente,  deren  eines  im  Jahre  1862  von  Bowerbank 
wegen  seiner  Aehnlichkeit  mit  einer  Egge  Farrea  occa  genannt  ist,  während  dem  (übrigens 
zweifellos  zu  einer  ganz  anderen  Hexactinellidengattung  gehörigen)  anderen  Stücke  später  (1873) 
von  Carter  der  Name  Farrea  densa  Carter  gegeben  wurde.  Eine  genaue  Feststellung  des 
Speciescharakters  der  BowERBANK'schen  Farrea  occa  gelang  allerdings  erst  später  (im  Jahre  1885) 
Carter1)  auf  Grund  des  Studiums  eines  wohlerhaltenen  Stückes,  welches  von  Japan  (Misaki) 
stammte. 


1)  Annais  and  Mag.  Nat.  Hist.,   Ser.  5,  Vol.  XV,  p.  388. 


j_i  2  Franz  Eilhabjj  Schulze:  Hexactinelliden. 

Die  im  Jahre  1870  von  Ose.  Schmidt  gewählte  Bezeichnung  Farrea  faeunda  kann  ich 
nicht  auf  eine  bestimmte  Farrea-Art  beziehen,  da  die  Charakteristik  nicht  nur  den  Gattungs- 
begriff von  Farrea,  sondern  auch  von  Evrctc  umfaßt. 

Ob  die  von  Sav.  Kent  im  Jahre  1870  als  Aulodidyon  woodwardi  Sav.  Kent  be- 
schriebene Hexactinellide  zur  Gattung  Farrea  gehört,  wage  ich,  trotz  der  Uebereinstimmung  der 
Mikrosklere,  nicht  mit  Sicherheit  zu  entscheiden. 

Dasselbe  gilt  von  Carter's  Farrea  infudibuliformis  (1873)  und  in  noch  weit  höherem 
Maße  von  jenen  Bruchstücken,  welche  Bowerbank  in  den  beiden  Jahren  1875  ur>d  1876  be- 
schrieben und  mit  14  verschiedenen  Speciesnamen  ( Farrea  Gassioti,  pocillum,  /ist  u  lata,  laevis,  para- 
sitica,  valida,  spinosissima,  spinifera,  spinulenta,  aculeata,  robusta,  iueri//is,  perarmaia  und  irregularis) 
bezeichnet  hat;  während  der  Name  Farrea  tubulata,  welchen  er  1875  in  der  Beschreibung  seiner 
Farrea  laevis  bringt,  überhaupt  ein  Nomen  nudum  ist.  Wie  ich  schon  1887  in  meinem  Chall.- 
Report,  p.  371  ff.  ausführlich  nachgewiesen  habe,  dürften  übrigens  die  meisten  dieser  14  Bower- 
BANK'schen  Arten  gar  nicht  in  die  Gattung  Farrea  gehören.  Aber  auch  von  den  wenigen,  welche 
vielleicht  zu  dieser  Gattung  zu  stellen  sind,  läßt  sich  aus  der  Darstellung  kein  ausreichender 
Speciescharakter  ableiten. 

Inwieweit  die  von  mir  selbst  in  den  Jahren  1886  und  1900  aufgestellten  5  Farrea- 
Arten,  nämlich  F.  sollasii,  F.  vosmaeri,  F.  clavigera,  F.  aculeata  und  F.  convolvulus,  sowie  Topsents 
F.  weltneri  (1901)  sich  voneinander  und  von  der  alten  F.  occa  (Bowerbank)  Carter  als  ge- 
sicherte Species  werden  unterscheiden  lassen,  müssen  weitere  Untersuchungen  lehren,  indessen 
glaube  ich  sie  einstweilen  aufrecht  erhalten  zu  können. 

Gattungscharakter  von  Farrea  Bowerbank. 

Die  Gattung  Farrea  gehört  zu  den  mit  Uncinaten  versehenen  Hexasterophora,  d.  h. 
also  zu  den  Uncinataria.  Der  Körper  besteht  aus  einem  dichotomisch  verzweigten  und 
zur  Anastomosenbildung  neigenden  Systeme  dünnwandiger  Röhren  von  kreisförmigem  Quer- 
schnitt. Das  Diktyonalgerüst  bildet  in  den  äußersten,  also  jüngsten  Körperpartien,  den  Röhren- 
enden, nur  ein  einschichtiges  Netz  mit  quadratischen  Maschen,  von  dessen  unverdickten 
Knoten  beiderseits  höckerige  konische  Zapfen  rechtwinklig  abgehen.  Neben  den  pentaktinen 
Hypodermalia  und  Hypogastralia  finden  sich  radial  gestellte  Clavulae.  Im  Parenchym  kommen 
Oxyhexaster  oder  Diskohexaster  vor. 

Bestimmungstabelle  der  Farrea- Arten. 

(Alle  Parenchymhexaster   sind  Oxyhexaster 2. 

lim  Parenchym  kommen  neben  Oxyhexaster  auch  Diskohexastern  oder  ausschließlich  Diskohexaster  vor     .  5. 
/Die  Oxyhexaster  haben  teils    lange  Hauptstrahlen  mit  kurzen  Endstrahlen,    teils    kurze  Hauptstrahlen  mit 

2.  '      langen  Endstrahlen .' F.  clavigera. 

(Alle  Oxyhexaster  haben  lange  Hauptstrahlen  mit  kurzen  Endstrahlen 3. 

(Die  Dermalclavulae  haben  kugeligen  Kopf  mit  vielzähnigem  Zackenrand F.  occa. 

(Die  Dermalclavulae  und  Gastralclavulae  zeigen  meistens  3 — 5  lange  Stacheln 4. 

)  Die  Stacheln  des  Endknopfes  der  Dermal-  und  Gastralclavulae  sind  spiralig  gedreht /•'.  convolvulus. 

\   ■•  >>  •.  ,,  ,.  „  ,,  ,,  „      einfach  her. abgebogen       •     .      .  F.  aculeata. 

|  Im  Parenchym  kommen  sowohl  Diskohexaster  als  auch  Oxyhexaster  vor F.  vosmaeri. 

(Im  Parenchym   ausschließlich  Diskohexaster 6. 

|  An  jedem  Diskohexaster-Hauptstrahle  sitzen  3 — 4  lange  Endstrahlen F.  sollasii  ¥.  E.  Sch. 

\    "         >>  „  „  „       6—7       „  „  F-  weltneri  Topsent. 


Erster  Teil.     Systematik. 


143 


Eurete  Semper. 


Chronologisch  geordnetes  Verzeichnis  der  bisher  beschriebenen  Eurete  -  A  r  t  e  n. 


Name 

Erste  Publikation                                      Fundort 

Tiefe  in 
m 

Expedition 

1868 

Eurete    simplicissima    Sem- 
it 1; 

Semper  in  Verh.  V\~ürzb.  Phys.- 
med.  Ges.,  1868,  S.  29  (Species 

Philippinen  (Zebu) 

1877 

Eurete  farreopsis  Car  itr 

dubia) 
Carter  in  Ann.  Mag.  Xat.  Hist.. 
Ser.  4,  Vol.  XIX,  p.   112 

Philippinen  und  Kei-Insel  in  der 
Banda-See  (50  49'  15'   S.  Br., 

256 

Challenger-St.   192 

1886 

Eurete  semper:    F.  E.   SCH. 

F.  E.  Schulze  in  Abh.  K.  Preuß. 
Akad.,    1886,   S.   70,   u.   Chall. 

132»  i4'i5"O.L.) 
Kei-Insel  in   der  Banda-See  (50 
49'  15"   S.  Br.,   132»  14'  15" 

256 

Challenger-St.   192 

1886 

Eurete  schmidtii  F.  E.  Sch. 

Rep.,    Hexactin.,   1887,   p.  292 

F.  E.  Schulze  in  Abh.  K.  Preuß. 

Akad.,    1886,  S.    71,    u.   Chall. 

O.  L.) 
Philippinen,  70  3'  N.  Br.,   1210 
48'  O.  L.) 

187 

Challenger-St.  201 

1886 

Eurete  Carter;'  F.   E.  SCH. 

Rep..    Hexactin.,   1887,   p.   293 

F.  E.  Schulze  in  Abh.  K.  Preuß. 

Akad.,    1886,   S.    72,   u.   Chall. 

Kei-Insel  in  der  Banda-See  (50 
49'   15"  S.  Br.,    132"   14'  15" 

256 

Challenger-St.    192 

1886 

Eurete  marskalliF.  E.  Sch. 

Rep.,  Hexactin.,    1887,   p.   296 

F.  F.  Schulze  in  Abh.  K.  Preuß. 

Akad.,    1886,   S.    72,    u.    Chall. 

O.  L.) 
Kei-Insel  in  der  Banda-See  (50 
49' 15"  S.  Br.,   1320    14' 15" 

256 

Challenger-St.   192 

1886 

Eurete    bo'.eerbankii    F.    E. 
Sch. 

Rep.,    Hexactin.,    1887,  p.  297 

F.  E.  Schulze  in  Abh.  K.  Preuß. 

Akad.,    1886,  S.    72,    u.  Chall. 

0.  L.) 
Japan  (Sagami-Bai) 

1900 

Eurete  erectum  F.  E.  Sch. 

Rep.,    Hexactin.,   1887,  p.  297 
F.  E.  ScHULze  in  Amerikanische 
Hexactinelliden,   1900,  S.   72 

Galapagos  (o°   24'S.Br.  89°  6' 
W.  F.) 

717 

Albatross-St.  2819 

1901 

Eurete  gerlachei  TOPSENT 

Topsent  in  Exped.  antarct.  Beige, 

Antarctic    (700   23'  S.  Br ,    820 

450  -550 

Belgica-St.   557,   723  und 

Zool.,  Spongiaires,    1901,  p.  38 

47'  O.  L...   70°  S.  Br.,  80»  48' 
O.    L.,    70u    20'    S.    B.,    830 
28'  O.  L.) 

984 

1901 

Eurete  alicei  TOPSENT 

Topsent   in  Mem.  Soc.  zool.  de 
France,  Tome  XIV,  p.  461 

Azoren    (zwischen    Saö    Miguel 
und  Terceira,  bei  Saö  Jorge). 

Wenn  auch  an  dem  von  Semper  zuerst  im  Jahre  1868  als  Eurete  simplicissima  (recte: 
simplicissimum)  beschriebenen  völlig-  ausmacerierten  Diktyonalgerüst  kaum  mehr  als  der  Gattungs- 
charakter zu  erkennen  ist,  so  hat  doch  Carter  im  Jahre  1877  von  seiner  Eurete  farreopsis  eine 
Beschreibung  geliefert,  in  welcher  außer  dem  diktyonalen  Stützgerüst  auch  die  sämtlichen  isolierten 
Nadeln  hinlänglich  deutlich  beschrieben  wurden,  um  auch  den  Speciescharakter  klar  hervor- 
treten zu  lassen.  Aus  dem  „Challenger"-Materiale  konnte  ich  im  Jahre  1886/87  5  weitere  Arten, 
nämlich  E.  semperi,  schmidtii,  carteri,  marshalli  und  bowerbanki,  sowie  im  Jahre  1900  aus  der 
Ausbeute  des  „Albatross"  eine  etwas  abweichende  Form,  Eurete  erectum,  aufstellen.  Dazu  kamen 
dann  1901  noch  2  von  Topsent  beschriebene  Arten,  nämlich  Eurete  gerlachei  aus  dem  Materiale 
der  „Belgica"  und  Eurete  alicei  aus  den  Sammlungen  der  Fürsten  A.  von  Monaco. 


Gattungscharakter  von  Eurete. 

Hexasterophora,  Uncinataria. 

Ein    dichotomisch    verzweigtes    und    zur    Anastomosenbildung    geneigtes    System    dünn- 
wandiger Röhren  kreisförmigen  Querschnitts   oder  gerade  gestreckte  Röhren  der  Art  mit  kurzen 


i44 


Franz  Eilhard  Schulze:  Hexactinelliden. 


seitlichen  Aesten   gleicher  Bildung.  Das    früh    auftretende  Diktyonalgerüst    wird   bald    nach   der 

Anlage  mehrschichtig.     Neben  den  fast  stets   vorhandenen    pentaktinen    (oder   hexaktinen)  Hypo- 

dermalia  und  Hypogastralia  finden  sich    radial    gestellte  Scopulae.     Im  Parenchym  Oxyhexaster 
oder  Diskohexaster. 

Bestimmungstabelle  der  bekannten  Eurete- Arten. 

A.  Mit  pentaktinen  (zuweilen  auch  hexaktinen)  Hypodermalia  und  Hypogastralia. 

a)  Mit  parenchymalen  Oxyhexastern: 

I.  Dermale  Scopulae  größtenteils  mit  spitzen  Endstrahlen E.  schmidti  F.  E.  Sch. 

II.  Dermale  Scopulae  sämtlich  mit  gekröpften  Endstrahlen. 

i.  Die  parenchymalen  Oxyhexaster  haben  kurze  Haupt-  und  lange  Endstrahlen E.  marshalli  F.  E.  Sch. 

2.  Die  parenchymalen  Oxyhexaster  haben  lange  Haupt-  und  kurze  Endstrahlen E.  bowerbanki  F.  E.  Sch. 

b)  Mit  parenchymalen  Diskohexastern: 

I.  Dermale  Scopulae  mit  spindelförmigen  glatten  Endstrahlen E.  semperi  F.  E.  Sch. 

II.  Dermale  Scopulae  mit  gekröpften  stacheligen  Endstrahlen. 
i.  Parenchymale  Diskohexaster  mit  S-förmigen  Endstrahlen. 

*  Balken  des  Diktyonalgerüstes  ganz  mit  feinen  Stacheln  besetzt E.  Carter:  F.  E.  Sch. 

**  Nur  die  verdickten  Knoten  des  Diktyonalgerüstes   sind   mit  Stacheln  besetzt,    die  Balken 

selbst  glatt E.  farreopsis  F.  E.  Sch. 

2.  Parenchymale  Diskohexaster  mit  einfach  gebogenen  Endstrahlen. 

*  Anastomosierendes  Röhrensystem.     Die  Hypodermalia  und  Hypogastralia  sind  pentaktin  .  E.  gerlachei  Topsent. 
'*  Gestreckte  gerade,  aber  nicht  anastomosierende  Röhren  mit  kurzen  Seitenästen.    Die  Hypo- 
dermalia und  Hypogastralia  sind  pinulähnliche  Hexaktine •      .  E.  erectum  F.  E.  Sch. 

B.  Pentaktine  (oder  hexaktine)  Hypodermalia  und  Hypogastralia  fehlen  ganz.  Uncinate  fast  glatte  Oxydiaktine  E.  alicei  Topsent. 

Gattungscharakter  von  Ramella  F.  E.  Sch. 

Wenn  es  auch  mißlich  ist,  den  Gattungscharakter  nach  einer  einzigen  Species  aufzustellen, 
zumal  wenn  diese  nur  auf  ein  ganz  dürftiges  Material  begründet  werden  konnte,  will  ich  dies 
dennoch  unter  Berücksichtigung  nahe  verwandter  Gattungsbegriffe  wie  Eurete,  Batliyxiphus  etc. 
versuchen. 

Die  Gattung  Raiiie/Ia  zeigt  baumartig-dichotomisch  verzweigte  Röhren  von  rundlichem 
oder  schwach  ovalem  Querschnitt  mit  verhältnismäßio-  entern  Lumen.  Die  dicke  und  ziemlich 
derbe  Röhrenwand  hat  eine  zwar  mäßig  glatte,  aber  etwas  unebene  Oberfläche  mit  vereinzelten 
dellenartigen  Vertiefungen  und  glattrandigen  längsovalen  Lücken  als  Ausmündungen  des  Röhren- 
lumens. Das  ziemlich  engmaschige  Diktyonalgerüst  besteht  aus  glatten  Balken  verschiedener 
Dicke,  ohne  Verdickung  der  Verbindungsknoten.  Sowohl  an  der  äußeren  wie  an  der  inneren 
Grenzfläche  ragen  von  den  Netzknoten  nur  kurze  konische  Zapfen  vor. 

Aphrocallistes  J.  E.  Gray. 

Chronologisch   geordnete    Uebersicht    der    bisher    beschriebenen    Aplnvcallistes- 

Arten. 


Name 


Erste  Publikation 


Fundort 


Tiefe 
in  m 


Expedition 


1858 
I869 


Apkrocallrstei  beatrix  J.  E. 

Gray 
Iphition      beatrix     (J.     E. 

(iKAY) 


Gray  in  Proc.  Zool.  Soc.  Lond.       Malacca 

Vol.  XXVI,  1888,  p.   114 
Bowekbank    in  Proc.  Zool.  Soc.       Malacca 

Lond.,    Vol.   XXXVII,    1869, 

P-  75 


Erster  Teil.     Systematik. 


145 


Name 

Erste  Fublikation 

Fundort 

Tiefe  in 
m 

Expedition 

1870 

Aphrocallistes  bocagei  Perc. 

Perc.  Wright  in  Quart.  Journ. 

Cap  Verden;  W.  [rland  und  viele 

500 — 1300 

Porcupine 

Wright 

Micr.  Sc.,   1870,  p.  77 

andere  Orte 

1886 

Aphrocallistes  vasiiis    F.   E. 

SCH. 

F.E.Schulze  inAbh.  K.Preuß. 
Akad.,  1886,  S.  75,  u.  1887  in 
Chall.  Rep.,  Hexact.,  Vol.  XXI, 
P-   317 

Japan   (Sagami-Bai) 

329 

(886 

Aphrocallistes  ramosus    F. 

F.E.Schulze  in  Abb.  K.Preuß. 

Japan   (Sagami-Bai)  und  Philip- 

686 

1  Ihallenger-St.  210 

E.    SCH. 

Akad.,    1886,  S.   75  u.    18S7   in 
Chall.  Rep.  Hexact.,  Vol.  XXI, 
P-  319 

pinen 

1892 

.  Iphrocallist.  whiteavesianus 

1.  vMBE  in  Trans.  Roy.  Soc.  Canada, 

Vancouver  (Str.  of  Georgia  near 

73 

I.AMBE 

Vol.  IV,   1892,  p.   74 

Comox) 

1901 

Aphrocallistes  azoricus 

Topsent    in  Mem.  Soc.  Zoo!,  de 

Azoren 

523—92; 

Princesse    Alice, 

TOPSENT 

France,  T.  XIV,  p.  455 

Hirondelle 

In  früheren  Mitteilungen  über  Aphrocallistes  habe  ich  wiederholt  darauf  hingewiesen,  daß 
die  von  mir  und  anderen  als  gesonderte  Species  beschriebenen  und  benannten  Formen  sich  hier 
nicht  so  scharf  auseinanderhalten  lassen,  wie  bei  den  meisten  anderen  Hexactinelliden,  daß  sie 
vielmehr  je  nach  dem  Standorte  oder  anderen  noch  unbekannten  Verhältnissen  besonders  in  der 
Körpergestalt,  aber  auch  in  einzelnen  Nadelformen  so  mannigfach  variieren  und  ineinander  über- 
gehen, daß  es  unmöglich  ist,  die  bisher  aufgestellten  Arten  scharf  zu  charakterisieren  und  streng 
voneinander  zu  scheiden. 

Es  scheint  eben  hier  wie  bei  manchen  anderen  Spongiengruppen,  z.  B.  bei  den  Kalk- 
schwämmen und  Hornschwämmen,  die  Variabilität  besonders  in  der  äußeren  Körperform  einzelner 
Species  sehr  bedeutend  zu  sein,  während  die  meisten  übrigen  Charaktere,  wie  z.  B.  die  Struktur 
des  Diktyonalgeriistes,  sich  konstanter  erweisen. 

Solange  nur  wenige  einzelne  Stücke  vorlagen,  konnte  natürlich  das  Verhältnis  der  zunächst 
sehr  different  erscheinenden  Gestalten  zu  einander  nicht  erkannt  werden.  Es  war  daher  damals 
auch  durchaus  berechtigt,  diese  verschiedenen  Formen  zunächst  auseinanderzuhalten  und  sie 
dementsprechend  als  einzelne  getrennte  Species  aufzufassen  und  zu  benennen. 

Ebenso  berechtigt,  ja  notwendig  ist  es  aber  jetzt,  auf  Grund  der  vorliegenden,  an  einem 
besonders  reichlichen  Materiale  gewonnenen  Thatsachen,  die  in  der  äußeren  Körperform  mannig- 
fach variierenden,  im  übrigen  aber  im  wesentlichen  übereinstimmenden  Formen  unter  einen 
Speciesbegriff  zu  vereinigen. 

Um  eine  kritische  Erörterung  der  Beziehungen  zwischen  den  6  bisher  als  gesonderte  Species 
beschriebenen  Formen  zu  ermöglichen,  wird  es  zunächst  erforderlich,  ihre  Geschichte  zu  beachten 
und  die  Differenzen,  welche  zu  ihrer  Unterscheidung  Veranlassung  gegeben  haben,  zu  berück- 
sichtigen. 

Als  Percival  Wright  im  Jahre  1870  neben  die  von  J.  E.  Gray  im  Jahre  1858  als 
Aphrocallistes  beatrix  beschriebene  Form  von  Malacca  nicht  ohne  erhebliche  Bedenken  noch  eine 
zweite  Species,  Aphrocallistes  bocagei,  nach  Exemplaren  aufstellte,  welche  von  den  Cap  Verden  und 
südwestlich  von  Irland  stammten,  wurden  von  ihm  folgende  Unterschiede  zwischen  beiden 
Formen  besonders  hervorgehoben:  Aphr.  bocagei  sollte  sich  von  Aphr.  beatrix  unterscheiden 
1)    durch    gestrecktere  Form    des  ganzen  kelchförmigen  Körpers,  2)  größere  Regelmäßigkeit  der 

Deutsche  Tiefsee-Expedition  1898 — 1899.     Bd.  IV.  '9 


146 


Franz  Eilhard  Schulze:  Hexactinelliden. 


hexagonalen  Maschen  des  Diktyonalgerüstes,  3)  längere  Dornen  an  den  Aussackungen,  4)  weitere 
Centralhöhle  des  ganzen  Körpers,  5)  mehr  radialen  Bau  der  terminalen  queren  Siebplatte, 
6)  häufig  auftretende  Endverbreiterung  der  radiären  Aussackungen  (bosses)  und  endlich  7)  das 
gänzliche  Fehlen  der  für  A.  beatrix  „so  charakteristischen"  langgestreckten  Hemioxyhexaster 
=  porrecto  -  multiradiate  spicules.  Auf  den  letzteren  Unterscheidungscharakter,  welchen  Perc. 
Wright  selbst  allerdings  für  minder  bedeutend  hielt,  glaubte  ich  bei  meiner  Darstellung 
der  „Challenger"-Hexactinelliden  besonderes  Gewicht  legen  zu  dürfen,  da  ich  ebensowenig  wie 
P.  Wright  und  einige  andere  Forscher  in  den  mir  damals  zu  Gebote  stehenden  anderen 
Ap/iroca//isfcsSxxic\.en  so  langgestreckte  Nadeln  der  Art  aufzufinden  vermochte.  Dagegen  hatte 
schon  im  Jahre  1870  Savtlle  Kent1)  bei  der  Beschreibung  atlantischer  Stücke  von  Aphrocallistes, 
bocagei  P.  Wr.  folgendes  bemerkt:  „The  spicula  of  the  sarcode  are  very  different,  the  „porrecto- 
in  ultirad  iate"  spicules  are  not  wanting,  as  Prof.  Wright  imagined,  and  which  in  fact  appear 
to  constitute  the  type  form  of  the  genus;  but  here  are  none  of  the  verticillately  spined  ones  so 
abundant  in  A.  beatrix". 

Beim  Studium  der  vom  „Investigator"  erbeuteten  indischen  Hexactinelliden  fand  ich  später 
unter  zahlreichen,  bei  den  Andamanen  gefundenen  Aphrocallistes-Kxem.pla.ren  auch  einige,  welche 
in  der  äußeren  Erscheinung  sehr  übereinstimmten  mit  den  von  J.  E.  Gray  zuerst  beschriebenen 
und  1.  c.  abgebildeten  Originalexemplaren  seiner  Aphrocallistes  beatrix,  wenngleich  im  übrigen 
und  besonders  in  der  Spikulation  keine  wesentlichen  Abweichungen  von  Aphrocallistes  bocagei 
Perc.  Wright  zu  finden  waren.  Ich  glaubte  damals,  auf  den  Umstand  Gewicht  legen  zu  müssen, 
daß  bei  allen  diesen  Stücken  ebenso  wie  bei  Gray's  Aphrocallistes  beatrix -Exemplaren  die  radiären 
Aussackungen  des  kelchähnlichen  Körpers  von  unten  nach  oben  an  Größe  abnehmen,  conf. 
F.  E.  Schulze,  Hexactin.  des  Indischen  Oceans,  II,  in  Abh.  K.  Preuß.  Akacl,  1895,  Taf.  VII, 
Fig.  1,  während  diese  Divertikel  bei  Aphr.  bocagei  umgekehrt  von  unten  nach  oben  an  Länge 
zunehmen.  Es  hat  sich  aber  seitdem  durch  die  Vergleichung  eines  weit  größeren  Materiales 
herausgestellt,  daß  auch  dieser  Charakter  keineswegs  als  ein  scharf  ausgeprägter  gelten  und  zur 
Unterscheidung  zweier  Species  benutzt  werden  kann,  da  in  der  Größe  der  Radiärdivertikel  die 
bedeutendsten  Schwankungen  an  allen  Teilen  des  kelchförmigen  Körpers  vorkommen  können. 
Aehnliches  gilt  von  jener  Formdifferenz,  welche  mich  im  fahre  1887  bei  der  Untersuchung  der 
„Challenger"-Hexactinelliden  sowie  auch  später  bei  der  Bearbeitung  des  indischen  Materiales  der 
,,Investigator"-Expedition  zur  Abtrennung  einer  besonderen  Species  Aphrocallistes  ramosus  geführt 
hatte.  Gerade  an  dem  jetzt  vorliegenden  reichen  Aphrocallistes-Materiale  der  „Valdivia"-Expedition 
läßt  sich  der  Beweis  führen,  daß  jene  lang  ausgezogenen  und  schwach  verästigten  dünnen  Röhren, 
äußerlich  den  Buckelkelchen  von  Aphrocallistes  bocagei  so  unähnlich  wie  möglich,  dennoch  nicht  nur 
durch  zahlreiche  Uebergangsformen  verbunden  sind  mit  den  typischen,  radiäre  Divertikel  tragen- 
den Spitzkelchen  der  Aphroc.  bocagei  und  beatrix,  sondern  daß  auch  gelegentlich  an  ein  und 
demselben  kelchförmigen  Schwämme  die  radiären  Divertikel  der  einen  Seite  einfach  bienenkorb- 
oder  handschuhfingerförmig  erscheinen  oder  selbst  ganz  fehlen,  während  sie  an  der  anderen 
Seite  zu  langen,  verästigten  oder  auch  ganz  einfachen  Röhren  vom  typischen  Aphrocallistes 
;w//asm-Charakter  auswachsen  (Taf.  XIV,  Fig.   1 — 6,  und  Taf.  XII). 


1)  Monthly  Microscop.  Journ.,   1870,  p.   24S. 


Erster  Teil.     Systematik. 


147 


Abgebrochene  Teile  der  letzteren  Bildung  würde  man  also  ohne  Kenntnis  ihrer  Herkunft 
unbedenklich  als  Aphrocallistes  ramosus  bezeichnen,  und  dies  um  so  eher,  als  die  isolierten 
Nadeln  dieser  Stücke  durchaus  in  den  Formenkreis  der  entsprechenden  Nadeln  dieser  Form 
passen.  Freilich  glaubte  ich  eine  Zeit  lang,  daß  eine  beträchtliche  Auswärtsknickung  der  ge- 
knöpften Scopula-Endstrahlen  zwar  bei  Aphr.  beatrix  und  bocagei,  nicht  aber  auch  bei  Aphr. 
ramoszis  vorkomme.  Doch  hat  sich  inzwischen  auch  dieser  Unterschied  als  trügerisch  erwiesen, 
da  bei  ganz  typischen  Aphr.  ramoszts-Formen  ebenfalls  Scopulae  mit  auswärts  geknickten  End- 
strahlen gefunden  wurden. 

Es  ist  demnach  zwischen  Aphr.  ramosus  einerseits  und  den  beiden  anderen  genannten 
Aphroca/iistes-Formen  andererseits  ebensowenig  ein  specifischer  Unterschied  festzustellen,  wie 
zwischen  jenen  untereinander;  vielmehr  sind  alle  drei  zu  einer  Species  zusammenzuziehen, 
welche  den  Namen  Aphrocallistes  beatrix  J.  E.  Gray  zu  führen  hat. 

Dagegen  finde  ich  bis  jetzt  noch  keinen  ausreichenden  Grund,  auch  die  von  mir  als 
Aphrocallistes  vastus  beschriebene  Art,  welche  sich  außer  durch  ihre  Größe  durch  die  offene 
Kelchform  und  den  Mangel  einer  terminalen  Siebplatte,  durch  die  einfachen  breiten  Längsfalten 
der  Wand  und  das  Fehlen  der  parenchymalen  Oxyhexaster  deutlich  von  Aphrocallistes  beatrix 
unterscheidet,  mit  dieser  weitgreifenden  Species  zu  vereinigen.  Freilich  ist  nicht  zu  verkennen, 
daß  gerade  an  dem  auf  Taf.  XIII  abgebildeten,  aus  der  Siberut-Straße  stammenden,  von  mir  zu 
„  lphr.  beatrix  gerechneten  Stücke  Andeutungen  von  breiten  Längsfalten  der  trichterförmigen 
Körperwand  vorkommen,  und  daß  auch  eine  terminale  Siebplatte  fehlt.  Letztere  könnte  jedoch 
entweder  noch  nicht  gebildet,  oder,  was  wahrscheinlicher  ist,  ausgebrochen  sein.  Auf  letztere 
Möglichkeit  weist  gerade  der  Umstand  hin,  daß  neben  diesen  Kelchen  jene  isolierten,  offenbar 
ausgebrochenen,  korbähnlichen  Siebplatten  gefunden  sind,  welche  ich  oben  Kap.  I,  S.  45  beschrieben 
und  auf  Taf.  XI,  Fig.  9  und  10  abgebildet  habe.  Andererseits  aber  gehen  auch  von  der  Seiten- 
wand aller  einzelnen  Kelche  dieser  Kolonie  zahlreiche  radiäre  Ausstülpungen  in  Form  von  hand- 
schuhfingerförmigen oder  schwach  verästigten,  ja  gelegentlich  selbst  Anastomosen  bildenden 
Röhren  ab,  wie  sie  ja  gerade  den  typischen  Aphr.  beatrix  (bocagci)-Y^£)i\er\  zukommen. 

Die  an  die  Längsfalten  der  Kelchwand  von  Aphr.  vastus  erinnernde  Faltenbildung  aber 
ist  bedingt  durch  die  ja  auch  der  Aphr.  beatrix  bocagei  häufig  zukommende  Anordnung  der 
Seitendivertikel  in  Längsreihen. 

Auch  die  intermediären  Parenchymalia  dieses  auf  Taf.  XIII  abgebildeten  Stückes  aus  der 
Siberut-Straße  weisen  insofern  nicht  auf  Aphr.  -vastus,  sondern  auf  Aphr.  beatrix  bocagei  hin,  als 
sie  zum  großen  Teile  echte  Oxyhexaster  oder  Onychaster  darstellen,  neben  welchen  nur  hie  und 
da  kleinere  Diskohexaster  vorkommen. 

Nach  dem  Gesagten  kann  ich  die  von  der  „Valdivia"  heimgebrachten  Aphroealtistes-Stücke 
sämtlich  nur  als  zu  Aphrocallistes  beatrix  J.  E.  Gray  im  jetzigen  weiten  Sinne  rechnen.  Die 
früher  von  mir  und  anderen  als  Aphr.  beatrix,  bocagei  und  ramosus  unterschiedenen  Formen 
sind  eben  nur  verschiedene  Formen  ein  und  derselben  Art  in  dem  Sinne,  wie  etwa  die 
Tarrus-,  Nardorus-  und  Auloplegma-Form  irgend  einer  Kalkschwammspecies. 

Die  Beschreibung,  welche  im  Jahre  1892  Lambe  von  seinem  bei  Vancouver  Island 
erbeuteten  Aphrocallistes  ivhitcavesianiis  gegeben  hat,  paßt  so  vollständig  auf  Aphrocallistes  vastus, 
daß  ich  kein  Bedenken  trage,  ihn  mit  dieser  Species  zu  vereinigen.     Für  die  Uebereinstimmung 

19* 


148 


Franz  Eilhard  Schulze:  Hexactüielliden. 


spricht  ebensowohl  die  einfache  Trichterform  des  von  Lambe  auf  seiner  Taf.  III,  Fig.  1  abge- 
bildeten dickwandigen  Basalstückes,  als  auch  der  Bau  des  feinstacheligen  Diktyonalgerüstes 
sowie  die  Form  der  abgebildeten  parenchymalen  Diskohexaster,  der  Scopulae  und  der 
oxyhexaktinen  Dermalpinule. 

Ueber  die  von  Topsex  1  im  Jahre  1901  als  Aphrocallistes  azoricus  beschriebene  Form  bin  ich 
nicht  klar  geworden,  denn  nach  der  von  ihm  früher  1892  in  den  Spongiaires  de  1' Atlantic  nord 
PI.  V,  Fig.  1 2  gegebenen  Abbildung,  auf  welche  später  Bezug  genommen  wird,  dürfte  es  sich 
überhaupt  nicht  um  einen  Aphrocallistes  handeln.  .Sollten  aber  die  später  in  derselben  Gegend 
gefundenen  ähnlichen  Stücke  wirkliche  Aphrocallistes  sein,  so  könnten  diese  wohl  ebenso  wie 
meine  Aphr.  ramosus  auch  zu  dem  Formenkreis  von  Aphr.  beatrix  gehören. 

Ich  kann  daher  augenblicklich  nur  2  Species  der  Gattung  Aphrocallistes  anerkennen, 
nämlich  A.  beatrix  J.  E.  Gray  und  A.  vastus  F.  E.  Sch. 

Gattungscharakter  von  Aphrocallistes  J.  E.  Gray. 

Kelch-  oder  röhrenförmige  Scopularia,  deren  ziemlich  gleichmäßig  dünne  Wand  ein 
bienenwabenähnliches  Skelettgerüst  besitzt  und  bei  kelchförmigenStücken  in  bald  einfache  Längs- 
falten gelegt,  bald  mit  radiären  handschuhfingerförmigen  Aussackungen  besetzt  ist.  Die  obere  Kelch- 
öffnung kann  offen  oder  mit  einer  quergestellten,  planen  oder  schwach  gewölbten  terminalen  Sieb- 
platte verschlossen  sein.  Aehnliche,  aber  mehr  unregelmäßige  netzförmige  Septa  können  außerdem 
hie  und  da  das  Kelch-  oder  Röhrenlumen  quer  durchsetzen.  Die  die  Körperwandung  recht- 
winkligdurchsetzenden, regulär-sechsseitig  prismatischen  „Radialtuben"  dieses  Gerüstes  werden  durch 
plane  Scheidewände  geschieden,  welche  aus  einem  meist  einschichtigen  diktyonalen  Balkenwerk 
mit  vorwiegend  dreieckigen  Maschen  bestehen  und  mit  konischen  Zapfen  sowohl  an  den  dermalen 
und  gastralen  Rändern  als  auch  an  der  Innenfläche  besetzt  sind. 

Die  als  ziemlich  ebenes  Gitternetz  sich  über  die  ganze  Außenfläche  hinziehende  Dermal- 
membran enthält  hexaktine,  seltener  pentaktine  Dermalia,  welche  im  ersteren  Falle  einen  mehr 
oder  minder  weit  hervorragenden  äußeren  Pinulstrahl  haben,  während  die  ähnliche,  aber  viel 
weitmaschigere  Gastralmembran  gewöhnlich  nur  durch  tangentiale  Diaktine  gestützt  wird. 

Als  intermediäre  Parenchymalia  kommen  Hexaktine  und  Hexaster  bald  mit  spitzen,  bald 
mit  Krallen  tragenden  oder  geknöpften  resp.  Querscheibchen  tragenden  Enden  vor. 

Bestimmungstabelle  der  Aphrocallistes  -Arten. 

Die    kelchförmige    Körperwand    in    breite    Längsfalten    gelegt,    ohne    radiäre    röhrenförmige    Divertikel,    ohne 

terminale  Siebplatte.     Intermediäre  Parenchymalia  fast  ausschließlich  Diskohexaster Aphr.  vastus  F.  E.  Sch. 

Körper  kelch-  oder  röhrenförmig.  Im  ersteren  lalle  ist  aber  die  obere  Oeffnung  mit  einer  Siebplatte  ge- 
schlossen und  die  Seitenwand  in  radiäre  handschuhfinger-  oder  röhrenförmige  Divertikel  ausgebaucht. 
Intermediäre  Parenchymalia  vorzugsweise  Oxyhexaster  oder  Onychaster  • Aphr.  beatrix  J.  E.  Gray. 

Gattungscharakter  von  Auloplax  F.  E.  Sch. 

Die  Diagnose  dieser  neuen,  nur  auf  eine  Species  gegründeten  Gattung  fasse  ich 
folgendermaßen. 

Flache  oder  schwach  gebogene  Platten,  welche  mit  einem  verschmälerten  Randende  der 
Unterlage    aufsitzen    und    zur  Hauptsache  aus  fächerförmig  nebeneinander  liegenden,  spitzwinklig 


Erster  Teil.     Systematik. 


149 


sich  teilenden  und  der  Länge  nach  verkitteten  Röhren  von  Gänsefederkielstärke  bestehen. 
Zwischen  diesen  Röhren,  welche  teils  am  Rande,  teils  an  den  beiden  Flächen  der  Platte  mit 
glatten  rundlichen  oder  ovalen  Oeffnungen  nach  außen  münden  und  auch  durch  ähnliche 
Oeffnungen  untereinander  vielfach  in  offener  Verbindung  stehen,  bleiben  beiderseits  rinnenförmige 
Lücken  und  Hohlräume,  welche  auch  hie  und  da  durch  ovale  Löcher  der  die  Röhren  seitlich 
verkittenden  Maße  kommunizieren.  An  beiden  Seitenflächen  der  Platte  sieht  man  die  etwas 
schornsteinartig  emporgebogenen  Ränder  der  Kanalöffnungen  schwach  hervorragen.  Während 
sich  zwischen  diesen  Wandlücken  eine  dünne,  feinporige  Dermalmembran  flach  ausspannt,  sind 
die  Oeffnungen  selbst  von  einem  gröberen  Gastralhautgitter  mit  quadratischen  Maschen  überdeckt. 
Das  vorwiegend  rechteckige  Maschen  aufweisende  Diktyonalgerüst  zeigt  keine  abgesetzten 
Knotenverdickungen.  In  den  Grenzhäuten  kommen  außer  oxypentaktinen  auch  oxydiaktine 
Nadeln,  im  Choanosom  parenchymale  Diskohexaktine  vor. 

Pheronema  Leidy. 

Chronologisch  geordnete  Uebersicht  der  Pheronema- Arten  nebst  ihren 

Synonymen  und  Homonymen. 


Name 

Erste  Publikation 

Fundort 

Tiefe  in 
m 

Bemerkungen 

1868 

Pheronema  annae  Leidy 

Leidy  in  Proc.  Acad.  Nat.  Sc.  Philadelphia, 
biol.  and  micr.   Dep.,  p.  9 

St.  Cruz  W.-I. 

330—450 

1869 

Holtenia  carpenteri  Wyv. 

Wyv.  Thomson   in  Philosoph.  Transact., 

N-.O.  Atantic 

200 — 1000 

==  Pheronema  carpenteri 

Thoms. 

Vol.  CLIX,  p.  707 

(Wyv.  Thoms.) 

1870 

Pheronema  grayi  W.  Sav. 
Kant 

Sav.    Kent    in  Annais  Mag.  Nat.  Hist., 
Ser.  4,  Vol.  VI,  p.   182— 1 86 

Portugal  bei  Setubal 

1098 

1S70 

HblteniapourtalesiiO.ScsM. 

O.   Schmidt,     Spongien    des   atlantischen 
Gebietes,  S.   14  u.   15 

Florida,  Sand  Kay 

282—595 

ist  eine  Rossellide 

18-0 

Holtenia  Saccus  O.  SCH. 

0.    Schmidt,    Spongien   des   atlantischen 
Gebietes,  S.   15 

Forida 

genus  dubium  u.  species 
dubia. 

1872 

( 'aliptera  J.  E.  Gray 

J.  E.    Gray   in   Annais  Mag.  Nat.  Hist., 
Ser.  4,  Vol.  IX,  p.  450 

part.  Synonym  zu  Phero- 
nema Leidy 

[872 

Vasella  J.  E.  Gray 

J.  E.    Gray    in  Annais    Mag.  Nat.  Hist., 
Ser.  4,  Vol.  IX,  p.  450 

i8/3 

Labaria  kemisphaerzca  J.  E. 

J.  E.    Gray    in   Annais  Mag.  Nat.  Hist., 

Cebu 

=     Plieron.    hemisphae- 

Gray 

Ser.  4,   Vol.  XI,  p.   235 

rieiun.  (J.  E.  Gray) 

1880 

Leioiolidium  O.  Sch. 

O.  Schmidt,  Spongien  der  Bai  von  Mexiko, 
S.  65 

Bequia 

fragliches  Synonym  zu 
Pheronema   LEIDY 

1885 

Pheronema  parfaiti  FiLHOL 

Filhol,  La  vie  au  fond  des  mers,  p.  286 
und  Fig.  91 

O.-Atlantic 

Pheronema  spec.  dub. 

1886 

Pheronema  globositm    F.  E. 
SCH. 

F.  E.  Schulze  in  Abh.  K.  Preuß.  Akad. 
Berlin,  1886,  S.  65 

Kei-Inseln 

236 

1886 

Pheronema  giganteum  F.  E. 
SCH. 

F,  E.  Schulze  in  Abh.  K.  Preuß.  Akad. 
Berlin,  1886,  S.  66 

Kei-Inseln 

236 

1894 

(Poliopogon)  Pheronema 

F.  E.  Schulze  in  Abh.  K.  Preuß.  Akad. 

Canar.  Inseln 

2591 

bleibt  Poliopogon  amadou 

amadou  Wyv.  Thomson 

Berlin,   1894,  S.  7 

Wyv.  Thomson. 

1894 

(Poliopogon)  Pheronema 

F.  E.  Schulze  in  Abh.  K.  Preuß.  Akad. 

Nördlich  v.  Neuseeland 

"53 

bleibt    Poliopogon    gigas 

gigas  (F.  E.  Sch. 

Berlin,   1894,  S.   7 

F.  E.  Sch. 

1894 

Pheronema  raphanus  F.  E. 

F.  E.  Schulze  in  Abh.  K.  Preuß.  Akad. 

Andamanen  und  Niko- 

300 — 800 

Sch. 

Berlin,   1894,  S,  8 — 13 

baren 

1894 

Pheronema     circumpalatum 

F.  E.  Schulze  in  Abh.  K.  Preuß.  Akad. 

Andamanen 

435—530 

=    Pheronema  raphanus 

F.  E.  Sch. 

Berlin,   1894,  S.    13  — 17 

F.  E.  Sch.  (juv.). 

j  r/-,  Franz  Eilhard  Schulze  :  Hexactinelliden. 

In  meiner  „Revision  des  Systems  der  Hyalonematiden"  vom  Jahre  1893  habe  ich  eine 
kritische  Uebersicht  der  damals  bekannten  Pheronema-Arten  gegeben.  Ich  will  die  damals  ge- 
wonnenen Ergebnisse  hier  noch  einmal  kurz  zusammenstellen  und  durch  die  seitdem  gewonnenen 
Erfahrungen  ergänzen. 

Als  Typus  der  Gattung  hat  zweifellos  die  im  Jahre  1868  von  Letdy  unter  dem  Namen 
Pherönema  annae  zuerst  beschriebene  westindische  Art  zu  gelten ;  und  es  mußte  daher  die  im 
nächsten  Jahre  (1869)  von  Wyville  Thomson  unter  der  Bezeichnung  Holtenia  carpenteri  so 
gründlich  beschriebene  nahe  verwandte  Species  in  Pherönema  carpenteri  Wyv.  Thomson  umge- 
tauft werden.  Als  dritte  Species  derselben  Gattung  ist  dann  im  Jahre  1870  das  von  Saville  Kem 
aufgestellte  Pherönema  grayi  hinzugekommen.  Dagegen  kann  die  von  O.  Schmidt  im  nämlichen 
Jahre  1870  unter  der  Bezeichnung  Holten ia  pourtalesii  beschriebene  HexactineUide  nicht  in  die 
Gattung  Pherönema  aufgenommen  werden,  da  sie  nach  seiner  Beschreibung  und  Abbildung  gar 
nicht  zu  den  Amphidiscophora,  sondern  zu  den  Rosselliden,  wahrscheinlich  sogar  zur  Gattung 
Rosella  selbst  gehört.  O.  SchmidTs  Holtenia  saecus  ist  zwar  eine  Amphidiskophore,  aber  als 
Gattung  durchaus  unsicher.  Im  Jahre  1872  glaubte  I.  E.  Gray  bei  seinem  Versuch  einer 
„Klassifikation  der  Spongien"  für  einige  Pheronema-Arten  neue  Gattungsbegriffe  mit  besonderen 
Namen  einführen  zu  müssen.  Von  den  seiner  Ansicht  nach  echten  Pherönema,  welche  „anchoring 
filaments  arising  in  a  circle  of  tufts  around  the  base  of  the  sponge"  besitzen,  wie  z.  B. 
PI/,  annae  Teidy  und  Holtenia  carpenteri  Wyv.  Thomson,  trennte  J.  E.  Gray  zunächst  diejenigen 
ab,  welche  „anchoring  spicules  arising  from  all  parts  of  the  sponge"  haben.  In  dieser  letzteren 
Gruppe  bildete  er  die  2  neuen  Gattungen  Caliptera  und  Vasella,  deren  erstere  auf  Sav.  Kent's 
P/ieronen/a  grayi  basiert  ist,  während  die  letztere  mit  O.  Schmid's  Holtenia  (wahrscheinlich  ist 
speciell  Holtenia  pourtalesii  O.  Schmidt  gemeint)  begründet  wurde.  Da  nun  aber  Holtenia 
pourtalesii  O.  Schmidt,  wie  oben  angegeben,  gar  nicht  zu  den  Amphidiscophora  gehört,  und 
Holtenia  saecus  O.  Schmidt  als  Gattung  durchaus  zweifelhaft  ist,  so  läßt  sich  offenbar  mit  keiner 
von  beiden  Arten  eine  besondere  Pheronematiden-Gattung  begründen,  und  der  Name  Vasella 
ist  hinfällig.  Der  Name  Caliplera  aber  ist  nichts  als  ein  partielles  Synonym  von  Pherönema, 
da  Saville  Kent's  Pherönema  grayi  zweifellos  einen  Gattungsgenossen  von  Pherönema  annae  Leidy 
also  ein  echtes  Pherönema  darstellt. 

Die  im  Jahre  1873  von  J.  E.  Gray  aufgestellte  Labaria  hemisphaerica  J.  E.  Gray  ist 
dagegen  unbedenklich  in  die  Gattung  Pherönema  aufzunehmen  und  als  Pherönema  hemisphaericum 
(J.  E.  Gray)  zu  bezeichnen. 

In  seinen  „Spongien  des  Meerbusens  von  Mexiko"  hat  O.  Schmidt  im  Jahre  1880  eine 
Gattung  Leiobolidinm  kreiert,  welche  zwar  die  mikroskopischen  Formbestandteile  von  Pherönema, 
aber  den  „Habitus  und  die  Weichheit  einer  zarten  Reniera"  haben  soll.  Aus  der  allzukurzen 
Charakteristik  des  einzigen  gefundenen  Stückes,  welches  O.  Schmidt,  ohne  einen  Speciesnamen 
zu  geben,  1.  c.  S.  65  beschrieb,  ist  keine  Sicherheit  zu  gewinnen,  ob  es  sich  dabei  um  ein  echtes 
Pherönema  handelt  oder  nicht.  Es  kann  daher  Leiobolidium  O.  Schmidt  nur  als  genus  dubium 
betrachtet  werden. 

Aehnlich  steht  es  mit  Pherönema  parfaiti  Filhol,  welches  dieser  Autor  im  Jahre  1885 
in  seinem  hall)  populär  gehaltenen  Buche:  La  vie  au  fond  des  mers"  p.  286  kurz  erwähnt  und 
auf    Fig.  <)i     abgebildet    hat.     Es    ist    mir  wenigstens  nicht  möglich,  auf  dieser  dürftigen  Grund- 


Erster  Teil.     Systematik. 


151 


läge  ausreichenden  Anhalt  zu  einer  bestimmten  Speciescharakteristik  zn  gewinnen,  wenngleich 
die  Zugehörigkeit  des  abgebildeten  Stückes  zur  Gattung  Pheronema  wohl  anzunehmen  ist, 
Pheronema  parfaiti  Imliiol  muß  daher  einstweilen,  bis  genauere  Angaben  vorliegen,  noch  eine 
species  dubia  bleiben. 

Im  Jahre.  1886  habe  ich  dann  2  weitere  Pheronema-Arten  als  PL  globosum  und 
Pk.  giganteum  beschrieben.  Einen  im  Jahre  1894  gemachten  Versuch,  die  Gattung  Poliopogon 
mit  den  beiden  früher  (1886)  von  mir  selbst  unter  den  Namen  Poliopogon  amadou  Wyv.  Thomson 
und  Poliopogon  gigas  F.  E.  Sch.  beschriebenen  Arten  in  die  Gattung  Pheronema  mitaufzunehmen, 
habe  ich  später,  im  Jahre   1902  (Indian  Triaxonia,  p.  5),  selbst  wieder  aufgegeben. 

Als  eine  neue  Pkeronema-Art  wurde  dagegen  im  Jahre  1894  Ph-  raphanus  F.  E.  S<  11. 
von  mir  beschrieben,  und  mit  derselben  auch  das  in  demselben  Jahre  nach  einem  jungen  Stücke 
als  besondere  Species  aufgestellte  Pheronema  circumpalutum  F.  E.  Sch.  später  (1902)  (Indian 
Triaxonia,  p.  5)  als  Jugendform  vereinigt. 

Demnach  lassen  sich  augenblicklich  nur  folgende  7  Pheronema-Artea.  als  sichere  Species 
hinstellen. 


Fundort 

Tiefe  in 
m 

1868 

Ph.   annae  LEIDY 

Sta.  Cruz,  W.-I. 

329—419 

1869 

Ph.  carpenteri  Wyv.  Thoms. 

N.  von  Schottland.  Lightning  ground 

965 

1870 

Ph.  gravi  S.w.  Kent 

Portugal 

1873 

Ph.  kemisphaericum  J.   E.   GRAY 

Philippinen,  Cebu 

1886 

Ph.  globosum  F.  E.  Sch. 

Little  Ki  Isl.,  5U  49'  15"  S.  Br.,   1320    14' 

15"  O.  L. 

235 

1886 

Ph.  giganteum  F.  E.  Sch. 

Little  Ki  Isl.,  50   49'  15"  S.  Br.,   132"    14' 

15"  0.  L. 

235 

1894 

Ph.  raphanus  F.  E.  Sch. 

Andamanen 

316—741 

Gattungscharakter  von  Pheronema  Leidy. 

Dickwandige  Kelche  von  Kugel-  oder  Eiform  mit  bald  tiefer,  bald  ganz  flacher  Gastral- 
höhle.  Vom  kreisförmigen  zugeschärften  Oskularrande  erhebt  sich  ein  Marginalnadelsaum.  Aus 
der  Seitenfläche  ragen  von  flachen,  kegelförmigen  Hauterhebungen  aus,  in  radiärer  Richtung 
Pleuralprostalia,  in  Bündeln  oder  isoliert,  bisweilen  auch  zu  einem  cirkulären  Kragen 
geordnet,  mehr  oder  minder  weit  frei  hervor  und  gehen  abwärts  bald  allmählich,  bald  plötzlich 
in  einen  aus  Ankernadelbündeln  bestehenden  längeren  Wurzelschopf  über.  Der  untere  Rand 
der  Anker  ist  bei  einzelnen  Arten  lanzettförmig,  bei  anderen  kreisbogenförmig.  Im  Parenchym  finden 
sich  zahlreiche  radiäre,  die  Haut  erreichende  Makro-Uncinate,  ferner  kräftige  oxypentaktine 
Hypodermalia,  Hypogastralia  und  Hypocanalaria.  Nur  ausnahmsweise  vereinzelte 
megasklere  Oxyhexaktine. 

Als  parenchymale  Mikrosklere  kommen  entweder  nur  Mikro-Uncinate  oder  daneben 
auch  mehr  oder  minder  reichlich  stachelige  Oxyhexaktine,  sowie  Amphidiske  verschiedener 
Größe  vor.  Die  Dermal-  und  Gas tr alpin  ule  sind  mit  kräftigem,  buschigem  Pinulstrahl  ver- 
schiedener Länge  versehen.  Bei  einigen  Species  sind  die  geraden  Basalstrahlen  dieser  Pinule 
rechtwinklig  zum  Pinulstrahl,  bei  anderen  schräg  abwärts  gerichtet.  Zuweilen  kommen  auch 
schmächtige  pentaktine  Kanalarpinule  vor. 


15- 


Franz  Eilhard  Schulze  :  Hexactinelliden. 


Bestimmungstabelle  der  Pheronema -Arten. 

A.  Der    untere     Rand   der  Anker   der  Basalia    hat   die    Form    eines    zuweilen    etwas   abgerundeten 

«ethischen  Bogens. 

a)  Der  Körper  ist  länglicheiförmig. 

I.  Die  größte  Breite  des  aufwärts  sich  verschmälernden  Körpers  liegt  am  unteren  Ende       .      .  I.  Ph.  annae  Leidy. 

II.  Die  größte  Breite  des  ellipsoiden  Körpers  liegt  in  der  Mitte 2.  Ph.  carpenteri  Wvv.  Thoms. 

b)  Der  Körper  ist  rübenförmig,  oben  breit,  abwärts  sich  verschmälernd 3.  /'/;.  raphanus  F.  E.  Sch. 

c)  Der  annähernd  kugelige,  unten  etwas  abgeplattete  Körper  ähnelt  einem  Buchfinkennest   .      .      .4.  Pli.  grayi  S.w.  Kent. 

B.  Der  untere  Ankerrand  der  Basalia  ist  flach  kreisbogenförmig. 

a)  Die  Basalstrahlen  der  Dermalpinule  sind  schräg  abwärts  gerichtet. 

I.  Körper     urnenförmig,     mit     Kragen     von     Prostalia    pleuralia.     Mit    einigen    parenchymalen 

Mikroxyhexaktinen 5.  Ph.  hemisphaericumj.  E.  Gray. 

II.  Körper  kugelig,  ohne  abgesetzten  Kragen.     ( >hne  parenchvmale  Mikroxyhexaktine       .      .      .6.  Ph.  globosuni  F.  E.  Sch. 

b)  Die  Basalstrahlen  der  Dermalpinule  stehen   in  einer  Ebene,   rechtwinklig    zum  Pinulstrahl.     Mit 

zahlreichen  stacheligen  parenchymalen  Mikroxyhexaktinen 7.  Ph.  giganteum  F.  E.  Sch. 


Hyalonetna  J.  E.  Gray. 

Chronologisch  geordnetes  Verzeichnis  aller  jemals  zur  Gattung  Hyalonema 

gerechneten  Arten. 


Name 

Erste  Publikation 

Tiefe 
Fundort 

in  m 

Expedition 

1832 

nema  J.  E.   Gray 

J.  E.  Gray"    in  Synopsis    of   the  Con- 
tents of  the  British  Museum,    1832, 
p.   "9,   nomen  nudum 

Japan 

1835 

*H.  sieboldii  J.  E.  Gray 

J.  E.  Gray",   Proc.   Zool.   Soc.  Lond., 

Japan 

1857 

//.   mirabilis  J.  E.  Gray 

1835,  Vol.  III,  p.  65 
J.  E.  Gray',  Proc.    Zool.    Soc.  Lond., 
1857,  Vol.  XXV,  p.  278,  identisch 
mit  //.  sieboldii  J.  E.  Gray 

1859 

II  affine  Brandt 

J.   E.    Brandt,    Symbolae    ad    polyp. 
hyalochaetides  spect.,    p.   16,  species 
dubia 

Japan 

1862 

H.  paralhlnm   (M'CoY) 

E.  Suess,  Verh.  Zool.-bot.  Ges.  Wien, 

1XÖ4 

SUESS 
H.    lusitanicum   B.   DU 

1862,  S.  85,  fossil,  fraglich 
Barboza    du    Bocage  ,    Proc.    Zool. 

Portugal 

1867 

Boc. 
II.  miräbile  Bwek. 

Soc.  Lond.,   1864,  p.  265 
Bi  iwerüank,    Proc.  Zool.  Soc.  Lond., 
1867,  p.   18,  identisch  mit  H.  siebol- 
dii J.  E.  Gray 

Japan 

1868 

//.  sckultzei  Semp. 

Semper,   Verh.    d.    Würzburger   Ges., 

Philippinen 

1868 

//.  horeale  Loven 

1868,  I,  S.  29  =  Semperella  schul- 
tzei  (Semper) 
Loven,  Oefvers.  Vetensk.  Akad.  För- 

Norwegen 

1869 

//.  love'm  Wvv.  Th. 

handl.,  1868,  p.  105,  =  Stylocordyla 
borcalis  (Loven) 
WS  Vit, i.f.Tiii  iMPSON,  Philos,  Transact., 

Norwegen 

1872 

//.  longissimum  Saks 

1869,  p.  713,  nomen  nudum 
G.  0.  Sars,    On   some  remark.  forms 
etc.  of  Norw.  coasts,  I,  p.  70  (eine 

Norwegen 

1872 

//.  parvum  SARS 

Monaxonide) 
G.  O.  Saks,    On   some   remark.  forms 
etc.  of.  Norw.  coasts,   I,  p.   73   (eine 

Norwegen 

«875 

//.  cebuense  Higgin 

Tetraxonide) 
Higgin,     Annais     Mag.     Nat.    Hist., 
Ser.    4,    Vol.   XV,    p.    377,    species 
dubia 

Philippinen   (Cebu) 

Erster  Teil.     Systematik. 


153 


Name 


Erste  Publikation 


Fandort 


Tiefe 


idition 


187; 


18" 


iS,T 


18S0 


1886 
1886 

1886 
1886 
1886 
1886 

1886 
1886 
1886 

1886 

1886 
1886 

1886 


*H.  thomsonü   Marsh. 

H.  affine  Marsh,  mit 
äff.  japonicum  F.  E. 
Sch.  und  äff.  reticula- 
titm  F.  E.  Sc  h. 

*H.  toxera  \V\v.  Tu. 
mit  var.  exiguum  F. 
E.  Sch.  1887 

//.  atwmahim   Bw'BK. 


H.  smithii  Joung  & 
JOUNG 

H.  ? girvanense  NlCH. 

jun.   &  Ether.  jun. 


//. areticum  Arm. -Hans. 

*H.  gracile  F.  E.  Sch. 
*H.  divergens  F.  E.  Sch. 

*H.  kentii  (O.  Schm.) 

*H.  poculum  F.  E.  Sch. 

*Ä  conus  F.  E.  Sch. 

*H.    (Stylocalyx)     aper- 
tum  F.  E.  Sch. 


*H.  (St.)    depressum    F. 

E.   Sch. 
*H.  (St.)  clavigerum  F. 

E.  Sch. 
*H.  (St.)  globus   F.    E. 

Sch. 
W.  (St.)  elegans    F.  E. 

Sch. 

*H.  (St.)   tenerum  F.  E. 

Sch. 
//.   tenue  F.  E.  Sch. 


*H.  robustum  F.  E.  SCH. 
H.   rosea   Fristedt 

H.  foliata  Fristedt 


WlLH.  Marshall,  Zeitsehr.   f.  wissen.    W.   Hebriden 
Zool.,  Bd.   XXV,   Suppl.,  S.    225 

Wii.h.  Marshall,  Zeitsehr.  f.  wiss. 
Zool.,  Bd.  XXV,  Suppl..  S.  225; 
Name  vergeben  durch  BRANDT;  da- 
für H.  aper  tu  in  F.  E.  ScH. 

Wvv.  THOM.,  The  Atlantic,  [877, 
Vol.  I,  p.  273 


Porcupine-St.   47 


Japan 


St.  Thomas  (Westindien) 


7' 4 


BoWERBANK,    Proc.  Zool.  Soc.  Lond.,    Philippinen 

1887,     p.     45 1    —    Crateromorpha 

nuyeri  J.  E,  Gl  ^ 
JOUNG   &  JOUNG,     Annais    Mag.    Xat. 

Hist.,    Ser.    4,    Vol.    XX,    p.    425. 

fossil,  fraglich 
Nicholson    &    Etheridge,    Monogr. 

Silur.     Girvan  etc..  Vol.   I,    p.  239 ; 

fossil,  synonym  zu  Pyritonema  subu- 

lare  (F.  Roemer),  Rauff 
Armauer-Haxsen  ,     Spong.     Norske    X.   Shetlands-Inseln 

Nordhavs-Exp.,  Vol.  XIII,  p.   19  = 

( 'aulophacus  areticus  (Arm.  Hansen) 
F.  E.  Schulze  in  Abh.  PreuR.  Akad., 

Berlin  1886,  S.   58 
Ders.,    ebenda,     S.    58;     Chall.-Rep., 

p.   rgq 


Ders.,    ebenda,    S.     59;     Chall.-Rep., 

p.  207 
Ders.,    ebenda,    S.    59;     Chall.-Rep., 

p.  208 
Ders.,    ebenda,    S.     59;     Chall.-Rep., 

p.  209 
Ders.,    ebenda,    S.    59;     Chall.-Rep., 

p.  214;  oben,  S.  91 — 95 


SO.  Christmass  IsL,  o"  y^'  S. 
Br„   151»  34'    \V.  L. 

Mitte  des  Pacific,  SE.  Christ- 
mass Isl.  (o°  33'  S.  Br.,  151" 
34'  W.  L.) 

Westindien  (Grenada,  Marti- 
nique, Gouadeloupe,  Bequia) 

Juan   Fernanden 

S.   Australien    (500   1'    S.  Br.,, 

123O4'  O.  L.) 
Japan   (Sagami-Bai)    u.    Anda- 

manen 
W.  Sumatra  und  Nikobaren 


Ders.,    ebenda,    S.    60;    Chall.-Rep.,    Mitte  des  Pacific  (Mellish  Isl.) 
Chall.-Rep. 


p.  217 
Ders.,    ebenda,    S.    60 


p.  220 
Ders. ,    ebenda ,    S.    60 

p.  221 
Ders.,    ebenda,    S.    61 

p.   223 


Chall.-Rep., 
Chall.-Rep.. 


Ders.,    ebenda,    S.    62;     Chall.-Rep., 

p.   224 
Ders.,    ebenda,    S.    63;     Chall.-Rep., 

p.   228,    zu    H.   elegans    F".   E.  Sch. 

gezogen 
Ders.,    ebenda,    S.    63;     Chall.-Rep., 

p.   229 
Fristedt,    Vega-Exp.    vetenskap.    ar- 

beten,    p.  411;    ist    eine    Hexastero- 

phore 
Fristedt,    Vega-Exp.    vetenskap.    ar- 

beten,  p.  41 1  ;  ist  eine  Asconematide 


Pinguin -Ins.    (460   16'  S.  Br., 

480  27'  0.  L.) 
Banda-Ins. 

Mitte  des  Pacific  (SO.  Christ- 
mass Isl.,  o°  33'  S.  Br.,  151" 
34'  W.  L.) 

S.  Pacific  (39u  41'  S.  Br.,  13 1° 
23'   W    L.) 

Vor  der  Mündung  des  Rio 
de  la  Plata  (350  39'  S.  Br., 
50"  47'  W.  L.) 

N.  Pacific  (350  41'  X.  Br., 
I57°42'  O.  L.) 


3638 
3638 

617 — 2756 
2516 
3291 

I       631 

1 798—1006 

014 — 80; 

3:5^ 
2928 

659 
3638 

4667 
34" 

4209 


Challenger-St.  24 


Xorske  Xordhavs- 
Exp.-St.  35 

Challenger-St.   271 

Challenger-St.  271 

Blake 

Challenger-St.  300 

Challenger-St.   158 

Chall.-St.   232,  etc. 
Investigator 
Valdivia-St.  185,   194 

und   2 1 1 
Challengei-St.   246 

Challenger-St.    147 

Challenger-St.   194A 

Challenger-St.   271 

Challenger-St.  289 
Challenger-St.  323 

Challenger-St.  241 


Vega-Exped. 


Deutsche  Tiefsee- Expedition  1898— 1899.     Bd.  IV. 


*54 


Franz  Eilhard  Schulze:  Hexactinelliden. 


| 
Name                                       Erste  Publikation                                           Fundort 

Tiefe 
in  m 

Expedition 

1S87 

*H.    thomsonis    var.   exi- 

W.  Marshall  in  Zeitschr.  wiss.  Zool.,  i  j  N.  Shetlands-Ins. 

1000 

gua  F.  E.  Sch. 

Suppl.  XXV,   1875,  S.  225,  und  F. 

NW.  Hebriden  (590  37,3'  X. 
1       Br.,  8°  49,8'  W.  L.) 

1326 

Valdivia-St.   10 

E.  Schulze,  Report   Hexactinellida 

Chall.Exp.,  Vol.  XXI,  p.  214;  oben, 

1893 

"11.  cupressiferum  F.  E. 
Sch. 

S.  67—69 
F.  E.  Schulze  in  Chall.-Rep.,  p.   231, 
und      Sitzungsber.       Preuß.      Akad. 

Mitte  des  Pacific  (SO.  Chnst- 
mass  Isl.,  o"  33'  S.  Br.,  15 1° 

3638 

Challenger-St.   271 

1893 

H.fruticosum  F.  E.  Sch. 

Berlin,   1893,  S.  568 
Ders.,  ebenda,  p.  233,  und  Sitzungsber. 
Preuß.  Akad.  Berlin,   1893,  S.  570; 

34'  W.  L.) 
W.  Insel  Luzon  (Philippinen) 

1922 

Challenger-St.  205 

gehört  wahrscheinlich  zu  Monorhaphis 

1893 

*H.  acuferum  F.  E.  Sch. 

Ders.,  ebenda,  S.   583                                 '  W.  Cap  York  (Australien) 

2562 

Challenger-St.   184 

1894 

H.  reflexum  Ijima 

Ijima    in    Zoolog.    Anzeiger,    Xo.  459,  [Japan  (Sagami-Bai) 
S.  2  =  Sericolophus  reßexus  (Ijima) 

366 

1894 

//.  owstoni  Ijima 

Ders.,  ebenda,  S.  4 

Japan  (Sagami-Bai) 

366 

1894 

*H.  clathratum  Ijima 

Ders.,  ebenda,  S.  4 

Japan   (Sagami-Bai) 

549-732 

1894 

//.  pellucidum  Ijima 

Ders.,    ebenda,    S.    4,     species    dubia, 
wahrscheinlich   zu  II.  sieboldii  J.  E. 
Gray 

Japan  (Sunosaki) 

426 

1895 

//.  ,r,  uleatum  F.  E.  Sch. 

F.    E.    Schulze    in    Abhandl.    Preuß.    Andamanen  (N.  Sentinel) 

457 

Investigator 

Akad.    Berlin,    1894,    S.    19,  species 
dubia 

1895 

H.  heulen  F.  E.  Sch. 

Ders.,    ebenda,     1895,    S.    23,    species 
dubia 

Andamanen  (N.  Sentinel) 

457 

Investigator 

1895 

*H.  indicum  F.  E.  Sch. 

Ders.,  ebenda,   S.   24 

Andamanen  und  Laccadiven 

inkl.    ind.    andamanense 

Ders.,  ebenda,  S.   27 

Andamanen 

1250 

Investigator 

F.  E.  Sch. 

und  nnL  laccadivense  F. 

Ders.,  ebenda,  S.   27 

Laccadiven 

■  830 

Investigator 

E.   Si  K. 

1895 
1895 

1895 
1895 

//.  pi'rum  F.  E.  Sch. 
//.  heymonsi  F.  E.  Sch. 

*H.  weltneri  F.  E.  Sch. 
*iY.  masoni  F.  E.  Sch. 

Ders.,  ebenda,  S.  27,  species  dubia 
Ders.,  ebenda,  S.   29,  species  dubia 

Ders.,  ebenda,  S.  30 
Ders.,  ebenda,  S.  3 1 

Andamanen 

Bai    von  Bengalen    (qu  34'  N. 

Br.,  85»  43'  15"  O.  L.) 
Laccadiven 
Bai  von  Bengalen  (ii°  58'  N. 

Br..  88°  52'  17"  0.  L.) 

475  »■  485 
3008 

1830 
3200 

Investigator 
Investigator 

Investigator 
Investigator 

1895 

*//.  alcocki  F.  E.  Sch. 

Ders.,  ebenda,  S.  34 

Laccadiven 

2288 

Investigator 

1895 

//.    iTWestigatoris    F.    E. 

Sch. 

Ders.,  ebenda,  S.   37,  species  dubia 

Bai  von  Bengalen  (120  20'  N. 
Br.,  850  8'  O.  L.) 

33°o 

Investigator 

1895 

//.    maehrenthali   Y.    E. 

Ders.,    ebenda,    S.    41  ;    wahrscheinlich 

Andamanen  (X.   Sentinel)  und 

457  u.  485 

Investigator 

Sch. 

zu  Hyalonema  apertum  F.  E.  Sch. 

(Ross-Isl.) 

1895 
1896 

//.  ovatiim  Ijima 

*//.  infundibulum   Top- 

SENT 

gehörig 
Ijima    in    Zoolog.    Magazin   Tokyo,  7, 

s.  93—96 

Fi  iPSENT  in  Annales  de  l'Universite  de 
Lyon,     1896,     p.    274,    Res.    Camp. 
Caudan 

Japan   (Sagami-Bai) 

Golf  de  Gascogne  (Atlantic) 

1701 

Caudan  (1895)  St.  2 

1900 

'//.   ra^a  F.  E.  Sch. 

V.    E.    Schulze    in    Abhandl.    Preuß.    Bai     von     Bengalen     (io°   12' 

1 109 

Investigator 

Akad.    Berlin,     1900,    S.    9;     oben, 
S.  80—82 

X.  Br.,  92"  30'  30"  0.  L.) 

W.    Sumatra     und     bei     den 
Nikobaren 

660—768 

Valdivia-St.  189,  191, 
203,   210 

1900 

*//.  martabanense  F.  E. 

Ders.,  ebenda,   S.    12 

Bai    von   Martaban  (13"  7'  N. 

1171 

Investigator 

1900 

S<  11. 
//.  /,//«,//,;  F.  E.  Sch. 

Ders.,  ebenda,   S.    15 

Br..  114"  44'  15"  O.  L.) 
SW.  Cap  Comorin 

787 

Investigator 

1900 

//.  s,  hmidti  F.  E.  Sch. 

E.  E.  Schulze  in  Amerikan.  Hexactin., 

Guadeloupe    W.-I. 

1066 

Blake 

S.  6 

Westindien    (160  54'   N.    Br., 

1256 

Albatross-St.  2751 

630  12'  W.  L) 
N.   Ceara  (Brasilien) 

763 

Albatross-St.  2756 

[900 

//.  kercules  F.   F..  Sch. 

Ders.,  ebenda,  S.  9 

1  lalapagos.-Ins.    (o°  24'  S.  Br., 
890  06'  W.  L.) 

Albatross-St.   2807 

Erster  Teil.     Systematik. 


155 


Name                                        Erste  Publikation 

Fundort 

Tiefe  in 
m 

Expedition 

igoo 

*H.  populiferum    F.    E. 

F.  E.   Schulze,  Amerikanische   Hex- 

W.  Californien 

656 — 1102 

Albatross  -  St.     2928, 

S.  i). 

actinelliden,  S.   10 

2936,  2980 

1900 

II.   ovuliferum    F.    E. 

F.   I"..    SCHULZE,    Amerikanische    Hex- 

\V.   Prince    of    Wales  I.    155° 

2869 

Albatross-St.   2859 

Sch. 

actinelliden,  S.    13 

20'  X.  Br.,  136°  20'  W.  L.) 

1903 

*//.    proximum     F.     E. 

F.E.Schulze  in  Deutsche  Tiefsee-Exp., 

Pageh-Ins.     (30    41,3'    S.  Br., 

614 

Valdivia-St.    185 

SCH. 

Hexactinelliden,  oben,  S.  64 — 67 

100"  59,5'  O.  L. 

Ins.    Nias     (0"     16,5'    N.  Br., 

''77 

Valdivia-St.    198 

98°   7.5'  O.  L.) 

1903 

*  //.  calix  F.  E.  Sch. 

Ders.,  ebenda;  oben,  S.  69 — 71 

SW.   Surat-  Passage    (50   23,2' 
X.   Br.,  940  48,1'  O.  L.) 

1024 

Valdivia-St.   207 

1903 

//.    nicobaricum  F.    E. 
Sch. 

Ders.,  ebenda;  oben,  S.   72  u.  73 

Xikobaren   (70    48,8'   N.    Br., 
93°  7.6'  O.  L.) 

805 

Valdivia-St.   2 1 1 

1903 

*H.    somalicum     F.     E. 
Sch. 

Ders.,  ebenda;  oben,  S.   73  u.   74 

Somali-Küste  (6°  24,1'  X.Br., 
49°  31.6'  O.  L.) 

628 

Valdivia-St.  265 

Somali-Küste  (6°  44,2'  N.Br., 

"41 

Valdivia-St.  266 

490  43,8'  O.  L.) 

1903 

*H.    globiferum    F.    E. 
Sch. 

Ders.,  ebenda;  oben,  S.   75 — 77 

SW.  Groß-XTikobar    (6°  53,1' 
X.  Br.,  93»  33,5'  O.  L.) 

752 

Valdivia-St.   210 

1903 

*H.  sotutum  F.  E.  Sch. 

Ders.,  ebenda;  oben,  S.   77  u.   78 

X.  Chagos  -  Archipel  (i°  57,0' 
X.  Br.,  73°   19,1'  O.  L.) 

2919 

Valdivia-St.  220 

1903 

*"//.  valdiviae  F.  E.  Sch. 

Ders.,  ebenda ;  oben,  S.  78 — 80 

SW.   Groß-Xikobar   (6°  54,0' 
X.  Br.,  930  28,8'  O.  L.) 

296 

Valdivia-St.  208 

1903 

//.  validum   F.  E.  Sch. 

Ders.,  ebenda ;  oben,  S.  82  u.  83 

Sansibar-Küste  (2°  58,5  X.  Br., 
460  50,8'  O.  L.) 

1362 

Valdivia-St.  258 

1903 

*  //.  tulipa   F.  E.  Sch. 

Ders.,  ebenda  ;  oben,  S.  83 — 85 

W.    Sumatra ,    bei    der    Insel 
Siberut  (o°  58.2'  S.  Br.,  990 
43,2   0.  L.) 

1280 

Valdivia-St.   190 

1903 

*//.  simile  F.  E.  Sch. 

Ders.,  ebenda;  oben,  S.  85 — 88 

Somali-Küste  (0"  24,5'  S.  Br., 
420  49,4'  O.  L.    u.  2"  58,5' 
X.  Br.,  46  °  50,80'  0.  L.) 

1019 

Valdivia-St.  252 
und  258 

1903 

*H.  coniforme  F.  E.  Sch. 

Ders.,  ebenda  ;  oben,  S.  88  u.  89 

Somali-Küste  (6°  18,8'  X.Br., 
490  32.5'  0.  L.) 

1079 

Valdivia-St.  264 

1903 

*  II.  wolle  F.  E.  Sch. 

Ders.,  ebenda;  oben,  S.  95   u.  96 

Sansibar-  und  Somali-Küste 

463,  638    und 

741 

Valdivia-St.   245,  253 
und  266 

1903 

*H.  urna  F.  E.  Sch. 

Ders.,  ebenda;  oben,  S.  89 — 91 

X.  Chagos -Archipel  0"  57.0' 
S.  Br,   730   19,1'  O.  L.) 

2919 

Valdivia-St.  220    . 

Chronologisch  geordnetes  Verzeichnis  der  Hvaloncnia- Arten,   welche  unter 
einem  anderen  Gattungsnamen  beschrieben  sind. 


Name 


Erste  Publikation 


Fundort 


1859 

1859 
1859 
1862 
1867 

1867 

1868 


Hyalcchaeta  possieti  Brandt 
Spongia  spinicrux  Brandt 
Spongia  ocfancyra  BRANDT 
Serpula  parallela  M.  Cov 
Carteria  japonica  J.  E.  Gray 


Hyalothrix     lusitanica   (Barb.    DU 
Bocage)  J.  E.  Gray 

Carteria  lusitanica  J.  E.   Gray 


Stylocalyx  (subgenus)   F.    E.    Sch. 


in  Symbolae   ad  polypös  hyalochaetides  spec- 

tantes,    p.   17  ;  Schopf  eines  Hyalonema 
in  Symbolae  ad  polypös  hyalochaetides    spec- 

tantes,    p.   21  ;   Körper  eines  Hyalonema 
in  Symbolae  ad  polypös  hyalochaetides   spec- 

tantes,  p.  2 1 ;   Körper  eines  Hyalonema 
in    Verh.    Zool.    bot.    Ges.     in    Wien,     1862, 

S.  85  ;  fragliches  Fossil,  vielleicht  Hyalonema 
in  Proc.    Zool.    Soc.   London,    1867,    p.    540; 

Synonym    zu     Hyalonema    siebohlii    J.    F. 

Gray 
in  Proc.  Zool.    Soc.    London,    1867,    p.    119; 

Synonym  zu  Hyalonema  liisitaiiicitm  B.VRB. 

du  Bocage 
in  Annais    Mag.  Xat.  Hist.,  Ser.  4,  p.     170; 

Synonym  zu  Hyalonema  litsitanicum  B.VRB. 

du  Bocage 
in  Abh.  K.  Preuß.  Akad.,   1886,  S.   59;  auf- 
gegebenes Subgenus  von  Hyalonema 


Japan 
Japan 
Japan 

Japan 

Portugal 

Portugal 


156 


Franz  Eilhard  Schulze:   Hexactinelliden. 


Bei  keiner  anderen  Hexactinelliden-Gattung  ist  es  so  schwierig,  aus  den  ersten  mangel- 
haften Beschreibungen  eines  meist  ungenügenden  Materiales  den  Charakter  der  einzelnen  Arten 
festzustellen,  wie  bei  der  formenreichen  Gattung  Hyalonema.  Wenn  ich  daher  hier  den  früher 
schon  einmal  gemachten  Versuch  wiederhole,  auf  Grund  einer  kritischen  Revision  aller  bisher 
beschriebenen  Hyalonema-Arten  die  einigermaßen  sicheren  Species  auszusondern  und  in  einer 
Bestimmungstabelle  übersichtlich  zu  ordnen,  so  bin  ich  mir  wohl  bewußt,  hierdurch  ebensowenig, 
wie  durch  meine  im  Jahre  1893  in  den  Sitzungsberichten  der  Preuß.  Akad.,  S.  541 — 589 
gegebene  „Revision    des  Systems    der  Hyalonematiden"    die  Aufgabe    definitiv    lösen    zu  können. 

Um  die  nötige  Grundlage  für  diese  Arbeit  zu  gewinnen,  habe  ich  zunächst  sämtliche 
mir  bekannt  gewordenen  75  Arten,  welche  mit  Recht  oder  Unrecht  zur  Gattung  Hyalonema 
gerechnet  wurden,  in  der  vorstehenden  (oben,  S.  152 — 155)  chronologisch  geordneten  Tabelle 
zusammengestellt  und  daran  eine  zweite  Tabelle  (oben,  S.  155)  angeschlossen,  welche  die  8 
unter  einem  anderen  Gattungsnamen  publizierten  Hyalonemen,  und  zwar  ebenfalls  in  chrono- 
logischer Ordnung,  enthält. 

In  dem  ersteren  Verzeichnisse  sind  diejenigen  Arten  mit  einem  *  markiert,  bei  welchen  ich 
jetzt  den  Speciescharakter  für  hinreichend  festgestellt  erachte,  um  sie  mit  Sicherheit  wieder- 
erkennen zu  können. 

Ich  will  hier  zunächst  kurz  die  Gründe  darlegen,  weshalb  ich  die  übrigen  entweder  ganz 
zurückweisen  oder  doch  als  zur  Zeit  nicht  ausreichend  sicher  charakterisiert  bezeichnen   muß. 

Gänzlich  auszuschließen  sind  zweifellos  außer  den  Nomina  nuda  alle  jene  Arten,  deren 
genauere  Untersuchung  die  Zugehörigkeit  zu  einer  anderen  Hexactinelliden-Gattung  oder  gar 
Spongiengruppe  ergeben  hat. 

Zu  den  Nomina  nuda  gehörte  (wenigstens  in  der  Zeit  vom  Jahre  1832  bis  zum  Jahre 
1835)  der  zuerst  von  J.  E.  Gray  im  Jahre  1832  in  dem  Verzeichnis  der  Ausstellungsobjekte 
des  British  Museums  zwar  aufgeführte,  aber  nicht  weiter  definierte  Gattungsname  Hyalonema 
selbst,  welcher  erst  durch  die  im  Jahre  1835  von  J-  E.  Gray  gegebene  Speciesbeschreibung  des 
Hyalonema  sieboldü  J.  E.  Gray  wissenschaftliche  Geltung  gewonnen  hat.  Merkwürdigerweise  hat 
J.  E.  Gray  selbst  einige  Jahre  später  (1857)  für  dieselbe  Species  den  Namen  Hyalonema  mirabilis 
gebraucht,  welchen  sodann  im  Jahre  1867  Bowerbank  in  Hyalonema  mirabile  korrigierte. 
Natürlich  sind  beide  Bezeichnungen  Synonyme  zu  dem  älteren  Namen  Hyalonema  sieboldü 
J.  E.  Gray.  Als  Nomen  nudum  ist  ferner  der  von  Wyvtlle  Thomson  im  Jahre  1869  (Philo- 
sophical  Transactions,  p.  713)  angeführte,  aber  nicht  mit  irgend  einer  Kennzeichnung  versehene 
Name  Hyalonema  love'ni  Wyv.  Thomson  zu  bezeichnen. 

Ein  eigentümliches  Schicksal  hat  der  zuerst  1859  von  J.  F.  Brandt  in  seinen  Symbolae 
ad  polypös  hyalochaetides  speetantes,  p.  16  angewandte  Speciesname  Hyalonema  affine 
J.  E  Brandt  gehabt.  Derselbe  ist  von  Brandt  ursprünglich  für  einige  mit  der  Palvthoa-Kruste 
versehene  und  fälschlich  als  deren  zugehöriges  Skelett  aufgefaßte  Nadelbündel  aufgestellt  und 
wegen  geringer  Abweichungen  der  betreffenden  Polypen  dieser  Kruste  und  der  zu  Hyalonema 
sieboldü  gehörigen  Polypen  von  letzterer  Species  unterschieden.  Nach  der  ganzen  Beschreibung 
und  den  beigegebenen  Abbildungen  J.  F.  Brandt's  kann  es  kaum  zweifelhaft  sein,  daß  es  sich 
um  einige  mit  Palythoa  überzogene  und  nur  in  der  Erscheinung  der  Polypenkruste  ganz  uner- 
heblich abweichende  Nadelschöpfe    von   Hyalonema  sieboldü  J.   E.   Gray  handelte.     Es  war  dem- 


I  i<tcr  Teil.     Systematik.  .  -7 

nach  der  Name  Hyalonema  affine  (als  Synonym  zu  //.  sieboldii)  einfach  zu  kassieren  und  nicht 
wieder  verwendbar.  Es  hat  jedoch  im  Jahre  1875  W.  Marshaix,  ohne  Brandt's  Arbeit  zu 
kennen,  eine  von  Hyalonema  siehold ii).  E.  Gray  jedenfalls  ganz  abweichende  japanische  Hyalonema- 
Art  ebenfalls  Hyalonema  affine  genannt.  Leider  war  mir  zur  Zeit,  als  ich  meinen  Report  of 
the  Challenger  Hexactinellida  schrieb,  das  von  W.  Marshall  zu  seiner  Darstellung  benutzte 
Material  nicht  zugängig,  und  da  ich  aus  seiner  Beschreibung  allein  nicht  feststellen  konnte,  ob 
seine  neue  Art  {Hyalonema  affine  W.  Marshall)  speeifisch  übereinstimmte  mit  einer  mir  damals 
in  mehreren  Exemplaren  vorliegenden  japanischen  Hyalonema-¥orm,  so  gab  ich  der  letzteren 
einen  besonderen  Namen :  Hyalonema  apertum  F.  E.  Sch.,  obwohl  ich  die  große  Aehnlichkeit 
mit  Marshall's  Hyalonema  affine  schon  zu  jener  Zeit  nicht  verkannte. 

Die  Uebereinstimmung  der  von  mir  als  Hyalonema  apertum  beschriebenen  Spongien 
mit  Marshall's  Hyalonema  affine  ist  mir  erst  im  Jahre  1899  klar  geworden,  nachdem  ich  das 
von  Marshall  selbst  untersuchte  Original  studiert  und  mich  von  der  speeifischen  Identität 
desselben  mit  meinem  Hyalonema  apertum  überzeugt  hatte.  Trotzdem  durfte  ich  die  von 
Marshall  gewählte  Bezeichnung  nicht  (wie  ich  eine  Zeitlang  glaubte)  für  mein  Hyalonema 
apertum  anwenden:  denn  da  Hyalonema  affine  Brandt  als  besondere  Species  neben  H.  sieboldii 
J.  E.  Gray  nicht  zu  halten  ist,  und  Marshall's  Name  Hyalonema  affine  W.  Marshall  wegen 
Homonymie  kassiert  werden  mußte,  so  hat  nach  den  bekannten  Nomenklaturregeln  der  von  mir 
im  Jahre   1886  gegebene  Name  Hyalonema  apertum  F.  E.  Sch.  an  dessen  Stelle  zu  treten. 

Die  von  Semper  im  Jahre  1 868  Hyalonema  sehultzei  beschriebene  Spongie  ist  schon  in 
demselben  Jahre  von  J.  E.  Gray  mit  Recht  als  Repräsentant  einer  ganz  anderen  Gattung, 
Semperella  ].  E.  Gray,  aufgestellt,  mußte  also  ihren  Namen  in  Semperella  sehultzei  (Semper) 
ändern. 

Daß  Loven's  Hyalonema  horeale  vom  Jahre  1868  keine  Hexactinellide,  sondern  eine 
Monaxonide  ist,  steht  fest ;  wahrscheinlich  ist  sie  identisch  mit  Stylocordyla  stipitata  Carter. 
Auch  die  beiden  Arten  Hyalonema  longissimum  G.  O.  Sars  und  Hyalonema  parvum  G.  O.  Sars 
sind,  wie  aus  den  Originalbeschreibungen  und  den  zugehörigen  Abbildungen  deutlich  hervorgeht 
keine  Hexactinelliden,  sondern  erstere  eine  Monaxonide,   letztere  eine  Tetraxonide. 

Die  im  Jahre  1877  von  Bowerbank  als  Hyalonema  anomalum  Bwbk.  beschriebene 
Spongie  ist  zwar  eine  Hexactinellide,  aber  kein  Hyalonema,  sondern  gehört,  wie  ich  selbst  durch 
Untersuchung  des  von  A.  B.  Meyer  stammenden  und  im  Dresdener  Museum  aufbewahrten 
Originales  feststellen  konnte,  zu  der  bereits  im  Jahre  1872  von  Carter  ausreichend  beschriebenen 
Rossellide    Crateromorpha  meyeri  I.  F.  Gray,  Crater. 

Die  von  Armauer  Hansen  im  Jahre  1885  als  Hyalonema  aretieum  beschriebene  Hex- 
actinellide gehört,  wie  ich  kürzlich  nachgewiesen  habe,  nicht  zur  Gattung  Hyalonema.  sondern  zu 
Caulophacus,  muß  also  fortan    Caulophacus  areticus  (Arm.  Hansen)  heißen. 

Hyalonema  tenue  hatte  ich  zwar  im  Jahre  1886  als  eigene  Species  beschrieben,  später 
aber,   1893,  zu  Hyalonema  elegans  F.  E.  Sch.  gezogen. 

Von  Fristedt  waren  im  Jahre  1887  2  Species,  Hyalonema  rosea  und  Hyalonema 
foliata   aufgestellt.     Da  beide  jedoch  gar  keine  Amphidisken  enthalten,  also  auch  nicht  zu  den 


I  SS 


Franz  Eilhard  Schulze:  Hexactinelliden. 


Amphidiscophora,    sondern    zu    den   Hexasterophora   gehören,    können    sie  selbstverständlich  nicht 
zur  Gattung  Hyalonema  gestellt  werden. 

Eine  große  Ueberraschung  war  es  für  mich,  als  ich  durch  Vergleichung  der  von  mir 
selbst  zuerst  im  Challenger-Report  1887  und  später  in  meiner  „Revision  der  Hyalonematiden", 
1893,  S.  570  aufgestellten  Species  Hyalonema  fruticostim  F.  E.  Sch.  mit  der  oben  S.  112 — 125 
beschriebenen  neuen  Gattung  Monorhaphis  auf  die  weitgehende  Uebereinstimmung  beider  auf- 
merksam wurde.  Schon  in  meiner  ersten  Charakteristik  des  Hyalonema  fruticosum  hatte  ich 
darauf  hingewiesen,  daß  die  zahlreichen  makroskleren  Tauaktine  etwas  der  Gattung  Hyalonema 
Fremdes  darstellen.  Ebenso  war  mir  die  Verschmelzung  gegenüberstehender  Schirmzähne  bei 
den  Makramphidisken  als  etwas  bei  Hyalonema  durchaus  Ungewöhnliches  erschienen.  Auch 
war  mir  die  auffällige  Dicke  des  Achsenstabes  der  Mikramphidiske  nicht  entgangen.  Es  sind 
dies  aber  sämtlich  Charaktere  der  neuen  Gattung  Monorhaphis,  wodurch  sie  sich  eben  neben 
anderen  wichtigen  Differentialcharakteren  von   Hyalonema  unterscheidet. 

So  ist  es  begreiflich,  daß  ich  schon  1887  im  Challenger-Report,  p.  233  von  Hyalonema 
fruticosum  sagen  konnte:  „It  is  improbable  in  fact,  that  it  belongs  to  the  genus  (Hyalonema) 
but  rather  to  a  type  not  yet  investigated." 

Wenn  sich  nun  diese  meine  damalige  Ahnung  durch  Auffindung  der  Gattung  Monorhaphis 
jetzt  wirklich  bestätigt  hat,  so  halte  ich  mich  doch  bei  dem  dürftigen  Material,  welches  weder 
über  die  Körperform  noch  über  eine  etwa  vorhandene  Pfahlnadel,  noch  über  viele  andere  zur 
Gattungscharakteristik  von  Monorhaphis  erforderlichen  Punkte  genügenden  Aufschluß  geben 
konnte,  noch  nicht  für  berechtigt,  die  betreffende  Art  ohne  weiteres  als  Monorhaphis  fruticosa 
(F.  E.  Sch.)  zu  bezeichnen.  Dagegen  genügen  die  mitgeteilten  Thatsachen  immerhin,  um  sie  aus 
der  Zahl  der  sicheren  Hyalonema- Arten  zu  streichen. 

Daß  die  von  Ijima  im  jähre  1894  entdeckte  und  zunächst1)  als  Hyalonema  reflexum  Ij. 
beschriebene  Hexactinellide  nicht  zur  Gattung  Hyalonema  gestellt  werden  kann,  vielmehr 
Repräsentant  einer  besonderen  Gattung  werden  muß,  hat  Ijima  inzwischen  selbst  eingesehen 
und  für  diese  neue  Hyalonematiden-Gattung  den  Namen  „Sericolophus"   vorgeschlagen2). 

Außer    diesen    zweifellos    nicht  zur  Gattung  Hyalonema  gehörigen  oder  doch  sicher  nicht 
als    besondere    Hvalonema-Species     zu    betrachtenden    Formen    finden    sich    nun    aber    in    meiner 
obigen  Liste    noch    eine  Anzahl  Arten  verzeichnet,  welche  ich  teils  wegen  ungenügender  Charak- 
teristik,   teils  aus  anderen  Gründen  als  „species  dubiae"  bezeichnen  und  von  der  Zahl  der  sicheren 
Hya/onema-Arten    ausschließen    muß.     Dahin  gehören  zunächst  jene  Fossile,  welche  zu  einer  Zeit 
in    die  Gattung  Hyalonema    gestellt    wurden,    als    man  lange,  stricknadelähnliche  Nadeln  nur  von 
dieser  einen  Gattung  kannte.     Als  solche  zweifelhaften  Fossile  führe  ich  hier  auf: 
Hyalonema  parallelum  (M'Cov)  Suess, 
smithii  Joung  and  Joung, 
„  (?)  girvanense  Nicholson  et  Etheridge  jun. 

Zur  Gattung  Hyalonema  gehörig,  aber  als  Species  ungenügend  charakterisiert  sind: 
Hyalonema  aeuferum  F.  E.  Sch.,  ein  zweifelhaftes  Bruchstück; 

„  affine  |.  F.  Brandt,  wahrscheinlich  zu  H.  sieboldii  gehörig ; 

1)  Zoolog.   Anzeiger,    1X94,   Nu.   459,  S.    2. 

2)  Ijima  im  Journ.  Science  College,   1901,  Vol.   XV,  p.    128. 


Erster  Teil.     Systematik. 


159 


Hyalonema  cebuense  Higgin,  wahrscheinlich  zu  H.  sieboldii  gehörig; 

„  pellucidum  F.  E.  Sch.,  wahrscheinlich  zu   //.  sieboldii  gehörig ; 

„  aculeatum  F.  E.  Sch.,  als  Ju^endform  unsicher; 

„  heideri  F.  E.  Sch.,  als  Jugendform  unsicher; 

„  pirum  F.  E.  Sch.,  vielleicht  eine  Jugendform  von  H.  indicum ; 

„  l/eymousi  F.  E.  Sch.,  vielleicht  eine  Jugendform  von  IL  indicum ; 

investigatoris  F.  E.  Sch.,    nach    einem    ganz    schlecht  erhaltenen  Exemplare  aufgestellt, 
und  ungenügend  charakterisiert; 
„  maehrenthali  F.  E.  Sch.,  wahrscheinlich  Jugendform  von  H.  apertum  F.  E.  Sch. 

Hyalochaeta  possieti  J.  F.  Brandt,  wahrscheinlich  Schopf  eines  Hyalonema   sieboldii; 
Spongia  spinicrux  ].  F.  Brandt,  wahrscheinlich  Körper  eines  Hyalonema  sieboldii; 
„         oetancyra  J.  F.  Brandt,  wahrscheinlich  Körper  eines  Hyalonema  sieboldii. 

Es  bleiben  also  als  (nach  meiner  jetzigen  Ansicht)  hinreichend  gesichert  nur  folgende 
45  Hyalonema-Arten  übrig,  welche  ich  hier  zunächst  einfach  in  alphabetischer  Ordnung 
zusammenstelle: 


Als  sicher  angenommene  Hyalonema -Spe 


I. 

Hyalonema 

alcocki  F.  E.  Sch. 

1894 

23 

Zfm/ 

2. 

apertum   F.   E.   Sch. 

1894 

24 

3- 

calix  F.  E.  Sch. 

1903 

25 

4- 

clathratum  Ijima 

1894 

26 

5- 

clavigerum  F.  E.  Sch. 

1886 

27 

6. 

coniforme  F.  E.  Sch. 

1903 

28 

7- 

conus  F.  F.  Sch. 

1886 

29 

8. 

cupressiferum  F.  F.  Sch. 

1893 

30 

9- 

depressum   F.  E.  Sch. 

1886 

31 

10. 

divergens  F.  E.  Sch. 

1886 

32 

1  1. 

elegans  F.  E.  Sch. 

1885 

33 

12. 

globiferum  F.  E.  Sch. 

1903 

34 

13- 

giobus  F.  E.  Sch. 

1886 

35 

14. 

gracile  F.  E.  Sch. 

0 

1886 

36 

15- 

hercules  F.  E.  Sch. 

1900 

37 

16. 

indicum   F.  E.  Sch.   mit 

i.  andamanense  und 

i.  laccadivense  F.  F.  Sch. 

1894 

38 

39- 
40. 

17- 

infundibulum  Topsent 

1896 

18. 

kentii  (O.  Schmidt) 

1886 

4i 

19. 

lamella   F.   E.  Sch. 

1900 

42 

20. 

/?«//<7«/V«wBarb.deBocage  1 864 

43 

21. 

martabanense  F.  E.  Sch. 

1900 

44 

22. 

masoni  F.  E.  Sch. 

1894 

45 

cies  in  alphabetischer  Ordnung. 

Hyalonema  molle  F.  E.  Sch. 

uicobaricum   F.   E.  Sch. 
ovatum  Ijima 
ovuliferum  F.  E.  Sch. 
oivstoni  Ijima 
poculum  F.  E.  Sch. 
populiferum  F.  E.  Sch. 
proximum  F.  Fl.  Sch. 
/V7/V?  F.  E.  Sch. 
robustum  F.  E.  Sch. 
schmidti  F.  E.  Sch. 
sieboldii  J.  E.  Gray 
simile  F.  E.  Sch. 
wlutum  F.  E.  Sch. 
somalicum  F.  E.  Sch. 
feucrum  F.  E.  Sch. 
Iliomsonis  W.  Marshall 
toxeres  Wyv.  Thomson 
mit  var.  exigua  F.  E.  Sch 
/W///a  F.  E.  Sch. 
?/7-«a  F.  E.  Sch. 
valdiviae  F.  E.  Sch. 
validum  F.  E.  Sch. 
weltneri  F.  E.  Sch. 


1903 

1993 

1895 
1900 

1894 

1886 

1900 

1903 
1900 

1893 
1900 

1835 
1903 
1903 
1903 
1886 

1875 
1877 
1887 
1903 
1903 
1903 
1902 
1894 


j  6q  Franz  Eii.hakd  Schulze:  Hexactinelliden. 

Selbstverständlich  wäre  es  erwünscht,  innerhalb  dieser  ziemlich  langen  Speciesreihe  eine 
übersichtliche  Gruppierung  nach  den  natürlichen  Verwandtschaftsverhältnissen,  resp.  nach  der 
größeren  oder  geringeren  Uebereinstimmung  in  Bau  und  Organisation  hergestellt  zu  sehen; 
indessen  haben  Versuche,  welche  ich  in  dieser  Richtung  machte,  zu  keinem  befriedigenden 
Ergebnis  führen  wollen.  Es  gelingt  zwar  leicht,  einige  kleinere  Gruppen  von  unter  sich  zweifel- 
los nahe  verwandten  IZya/onema-Arten  von  den  übrigen  zu  sondern,  aber  bei  der  großen 
Variabilität  und  mannigfachen  Kombination  der  meisten  Nadeln,  speciell  der  Mikrosklere,  bin 
ich  nicht  zu  einem  Arrangement  gekommen,  welches  die  ganze  Formenmenge  in  einer  auch 
nur  einigermaßen  natürlichen  Anordnung  umfaßt.  Vielleicht  wird  das  später  einmal  möglich 
werden,  wenn  die  gewiß  sehr  beträchtliche  Menge  der  jetzt  noch  lebenden  Arten  besser  gekannt 
und  besonders  die  noch  so  wenig  erforschte  Entwickelungsgeschichte  für  den  Ausbau  des 
Systemes  verwertbar  sein  wird.  Inzwischen  muß  ich  mich  begnügen,  nach  gewissen,  gleich 
näher  zu  erörternden  Prinzipien  eine  Anordnung  zu  treffen,  welche  zwar  noch  recht  künstlich 
erscheinen    wird,    aber    doch    geeignet    sein    dürfte,    einigermaßen    die    Uebersicht   zu   erleichtern. 

Als  ein  wichtiges  Moment  für  die  Gruppierung  habe  ich  jetzt  ebenso  wie  im  Jahre  1893 
bei  meiner  „Revision  der  Hyalonematiden"  die  Bildung  der  verhältnismäßig  kleinen  Sechsstrahler 
benutzt,  welche  bei  den  meisten  Hya/onema-Avten  in  mehr  oder  weniger  reichlicher  Anzahl  und 
ziemlich  gleichmäßiger  Verteilung  als  Mikrosklere  im  inneren  Parenchvm,  dem  Choanosom,  vor- 
kommen. 

Was  mich  bestimmte,  gerade  auf  diese  wenig  auffälligen  und  ziemlich  tief  gelegenen 
Nadeln  besonderen  Nachdruck  zu  legen,  ist  die  Vorstellung,  daß  sie  weniger  als  die  ober- 
flächlich gelegenen  Pinule  und  Amphidisken  der  umändernden  Wirkung  der  Anpassung 
unterlegen  sein  dürften. 

Indessen  stellen  sich  der  praktischen  Verwertung  gerade  dieser  Nadeln  für  die  Zwecke 
der  Systematik  zwei  Schwierigkeiten  entgegen,  von  welchen  ich  nicht  sicher  weiß,  ob  ich  ihrem 
täuschenden  Einfluße  immer  glücklich  entgangen  bin.  Die  eine  besteht  in  dem  Umstände,  das 
an  Stelle  der  gewöhnlich  pen taktinen  Canalaria  auch  hie  und  da  h exaktine  Canalaria  vor- 
kommen und  leicht  zu  Verwechselungen  mit  parenchymalen  Mikrohexaktinen  führen  können. 
Die  andere  Täuschungsmöglichkeit  besteht  darin,  daß  ja  auch  die  makroskleren  Hexaktine  des 
Parenchyms  als  kleine  und  gracile  Oxyhexaktine  angelegt  werden  und  dann  in  dieser  Ent- 
wickelungsphase  von  einer  gewissen  Sorte  geradstrahliger  Mikrohexaktine  kaum  zu  unter- 
scheiden sind. 

Auf  die  größere  oder  geringere  Rauhigkeit  der  Mikrohexaktinstrahlen  möchte  ich  jetzt 
weniger  Gewicht  legen  als  früher,  da  sie  zweifellos  in  vielen  Fällen  erheblich  variiert  und  auch 
oft  in  ihrem  Grade  schwer  festzustellen  ist.  Es  bleibt  also  nächst  dem  Fehlen  oder  Vorkommen 
als  wichtigstes  Merkmal  die  Form  der  Strahlen,  während  die  Größe  und  die  Häufigkeit  des 
Vorkommens  der  Mikrohexaktine  nur  selten  ausgeprägte  Differenzen  giebt. 

Die  Form  der  Mikroxvhexaktinstrahlen  ist  aber  entweder  ganz  gerade  oder  sie  hat 
eine  gleichmäßige  schwache  Bieguny  in  ganzer  Ausdehnung  oder  zeigt  drittens  eine 
deutliche  mehr  hakenförmige  Krümmung  im  distalen  Drittel,  während  der  proximale  Teil 
des  Strahles  gerade  oder  doch  nahezu  eerade  bleibt  Freilich  ist  nicht  immer  der  Unter- 
schied     zwischen     diesen     drei    Kategorien    so    scharf    ausgeprägt,    wie    man    es    zum    Zweck    der 


Erster  Teil :  Systematik. 


IM 


leichten  Bestimmung  wohl  wünschen  möchte;  doch  ist  die  Unterscheidung  in  den  allermeisten 
Fällen  sehr  leicht.  Nur  bei  der  oben  als  Hyalonema  valdiviae  beschriebenen  Art  ist  es 
mir  vorgekommen,  daß  bei  einigen  Individuen  fast  nur  geradstrahlige  parenchymale  Mikro- 
hexaktine,  bei  andern  vorwiegend  solche  mit  schwach  gebogenen  Strahlen  zu  finden  waren.  Ich 
habe  für  diese  Species  in  der  Bestimmungstabelle  zwar  „parenchymale  Oxyhexaktine  mit 
schwach  gebogenen  Strahlen"  angenommen,  mache  aber  hier  ausdrücklich  auf  die  Inkon- 
stanz dieses  Charakters  gerade  bei  dieser  Art  aufmerksam.  Zu  beachten  ist  übrieens  auch 
der  Umstand,  daß  sowohl  neben  den  schwach  und  gleichmäßig  in  ganzer  Strahlenlänge 
gebogenen,  als  auch  neben  den  im  äußeren  Strahlenteile  stark  gekrümmten  Mikroxyhexaktinen 
gewöhnlich  noch  solche  mit  geraden  Strahlen  zu  finden  sind,  und  daß  auch  die  Kategorie  mit 
den  stark  gekrümmten  Mikrohexaktinstrahlenenden  gelegentlich  einzelne  Nadeln  mit  schwächerer 
Strahlenkrümmung  aufweist,  daß  dagegen  die  Kategorie  von  I/vir/omy/in-Species  mit  gerad- 
strahliyen  Mikrohexaktinen  n  u r  solche  Formen  umfaßt,  welche  keine  yeboo-enen  Strahlen  an  den 
Mikrohexaktinen  erkennen  lassen.  Natürlich  darf  hierbei  das  Abweichen  des  einen  oder  anderen 
Mikroxyhexaktinstrahles  von  der  Regel  überhaupt  nicht  in  Betracht  gezogen  werden,  sondern 
nur  die  typische  normale  Bildung  aller  6  Strahlen. 


Gruppierung    der    „sicheren"    Hyalonema- Arten    nach    den    beiden    Nadelsorten, 
den  Makramphidisken    und    den    parenchy  m  alen  Mikrohexaktinen. 


Parenchymale 

Mikrohexaktine  mit 

Parenchymale 
Mikrohexaktine  mit 

Parenchymale 
Mikrohexaktine  mit 

Ohne  paren- 
chymale Mikro- 

geraden Strahlen 

schwach  ge- 
bogenen Strahlen 

stark  gebogenen 

Strahlen 

hexaktine 

A.  Derbe  Makramphidiske. 

a)  Derbe  Makramphidiske    mit  schaufeiförmigen, 

H.  calix 

//.   molle 

II.  alcocki 

II.  proxiniiiiii 

am   Ende  abgerundeten  Schinnzähnen 

H.  clathratum 

II.   robustum 

II.   tcne in  in 

H.  sieboldii 

II.  globus 

H.  valdiviae 

II.    tulipa 

If.   ivdicum 

II   conifoi  nie 

II.   nicobaricum 

II.  ovatum 

II.     Oll  W/i Uli 

H.  schmidti 

H.  soiitalicum 

H.   toxeres 

(einzelne  Exemplare 

von  //.   valdiviae) 

bi  Derbe  Makramphidiske  mit  schaufeiförmigen, 

H.  clavigrenin 

II.    her 

H.   aper  tum 

am  Ende  lanzettförmig  zugespitzten  Schirm- 

H. conus 

H.  kentii 

H.  ele 

zähnen 

H.  popltliferiiin 
H.  weltneri 

H.  gracile 
II.    lanielln 
II.   masoiii 

c)  Derbe    Makramphidiske     mit    keilförmig    zuge- 

H. globiferum 

II.  rapa 

H.   martdbanense 

spitzten  Schirmzähnen 

FI.  infundibulum 
II.  tkomsonh 

B.  Gracile  Makramphidiske. 

Gracile    Makramphidiske    mit    dünnem    Achsenstab 

11  cupressiferum 

II.   lusitanicum 

II  depressum 

und  t  i  e  f  -  g  1  o  c  k  e  n  f  ö  r  m  i  g  e  n  Schinnen 

11.  poculum 
II.  solutwn 

H.  divergens 
II.   cviiliferiiiii 
11.    ur na 
H.   validitin 

Deutsche  Tiefsee-Expedition   1898 — 1899.     Bd.  IV. 


IÖ2 


Franz  Eilhard  Schulze:   Hexactinelliden. 


Hierbei  habe  ich  als  Haupt-Klassifikationsprinzip  Vorkommen  und  Gestalt  der  Makr- 
amphidiske  benutzt.  Es  stehen  derbe  Makramphidiske  mit  kräftigem  Achsenstabe  und  breiten, 
flachen  oder  halbkugeligen,  selten  semiovoiden  Schirmen  solchen  Formen  gegenüber,  welche  von 
schlankem  gracilen  Bau,  mit  einem  relativ  dünnen  und  langen  Achsenstabe  sowie  mit  schmalen, 
tief-glockenförmigen  Schirmen  versehen  sind. 

Bei  den  robusten  oder  „derben"  Makramphidisken  mit  breiten  Schirmen  giebt  es 
wieder  Unterschiede  in  der  Gestalt  der  Schirmzähne,  welche  entweder  breit  und  „seh  auf  el- 
förmig",  mit  verdünntem  Seitenrandsaum,  oder  schmal  und  „keilförmig",  ohne  einen  solchen 
verdünnten  scharfkantigen  Seitenrand  sind. 

Bei  schauf  eiförmigen  Schirmzähnen  lassen  sich  „lanzettförmige",  deren  Rand- 
kontur die  Gestalt  eines  gotischen  Bogens  hat,  von  solchen  unterscheiden,  die  ein  mehr  oder 
weniger  breit  „abgerundetes  Ende"  haben. 

Außerdem  lege  ich  noch  (wenngleich  geringeres)  Gewicht  auf  den  Charakter  der 
Dermalpin ule,  welche  entweder  einen  schlanken,  schmalen,  kurzstacheligen,  oder  einen 
mehr  oder  weniger  buschigen,  resp.  pappeiförmigen  oder  langstacheligen  Pinulstrahl 
haben,  ferner  auf  die  Bildung  und  die  Lage  der  Mesamphidiske,  sowie  endlich  auf  die 
Gesamtgestalt  des  ganzen   Schwammkörpers. 


Gattungscharakter  von  Hyalonema  J.  E.  Gray. 

Aus  dem  verschmälerten  Unterende  eines  im  allgemeinen  kelchförmigen  Körpers  ragt 
in  axialer  Richtung  ein  langer,  schmaler,  etwas  spiralig  gedrehter  Schopf  stricknadelförmiger 
Basalnadeln  hervor,  deren  freier  Teil  größtenteils  mit  Widerhäkchen  besetzt  ist  und  am  unteren 
Ende  mit  einer  4-  oder  8-zähnigen  Ankerbildung  abschließt,  während  die  allmählich  sich  zuspitzen- 
den glatten  oberen  Enden  sich '  zu  einem  im  Körper  verborgenen  oder  oben  frei  hervortretenden 
Centralconus  dicht  zusammenlegen. 

Die  von  einer  feinmaschigen  Dermalschicht  gleichmäßig  gedeckte  äußere  Körperoberfläche 
setzt  sich  durch  einen  mehr  oder  minder  deutlich  hervortretenden  Marginalsaum  von  der  bald 
trichterförmig  vertieften,  bald  durch  eine  quere  Siebmembran  abgeschlossenen  Endfläche  ab. 
Als  Megasklere  treten  in  erheblicher  Zahl  verschieden  große,  glatte,  parenchymale 
Oxydiaktine,  weniger  reichlich  gleichartige  parenchymale  Oxyh  exakt  ine,  ferner  hypo- 
dermale und  gewöhnlich  auch  hypogastrale,  seltener  hypokanalare  Oxypen taktine  und  am 
unteren  Körperende  A  k  a  n  t h  o  ph  o  re  auf. 

Von  Mikroskleren  kommen  im  Parenchym  mehr  oder  minder  reichlich  entweder 
M  ikroxyhexaktin  e  oder  Ambuncinate  vor.  Die  für  die  ganze  Familie  charakteristischen 
Amphidiske  sind  entweder  in  den  Grenzhäuten  oder  im  Parenchym  oder  an  beiden  Orten 
zu  finden.  Es  lassen  sich  drei  Größenordnungen,  Makramphidiske,  Mesamphidiske 
und  Mikram  phidiske,  unterscheiden,  welche  letzteren  am  gleichartigsten  erscheinen.  Mit 
Pentaktin-  (selten  Hexaktin-)  Pinulen  sind  die  Grenzhäute  und  häufig  auch  die 
Kanalwand  lx ■setzt.  Der  Marginalsaum  wird  von  längeren  schlanken  Diaktinpinulen 
gebildet. 


Erster  Teil.     Systematik.  16^ 

Endlich    gebe    ich    hier  eine  zum  Aufsuchen  der  einzelnen  Species  bestimmte  Uebersicht, 
eine  Bestimmungstabelle  der  als  sicher  angenommenen  Arten. 

Uebersicht  sämtlicher  sicheren   Hyalonema- Arten  in   Form   einer 

B e s t i m  m  ungs  tab eil e. 

A.   Makramphidiske   derb,    mit    kräftigem    Achsenstab    und    mit    halbkugelig    oder,    halb- 
eiförmig gewölbten  Schirmen. 

a)  Schirmzähne  der  Makramphidiske  schau  fei  form  ig,  mit  dünnen  Seitenländern: 
I.  Schirmzähne  der  Makramphidiske  enden  breit  abgerundet. 
i.  Ohne  parenchymale  Mikroxyhexaktine. 

*  Mit  Mesamphidisken l.  ff.  sieboldii  J.  E.  GRAY. 

Ohne  Mesamphidiske 2.  //.  proxfmum  F.   E.  Sch. 

2.  Mit  parenchymalen  Mikroxyhexaktinen. 

*  Strahlen  der  parenchymalen  Mikroxyhexaktine  gerade. 
f  Dermalpinule  mit  buschigem  Pinulstrahl. 

Körper  ein  dickwandiger  Kelch 3.  H.  calix  F.  F..  Sch. 

•  •    Körper  kugelig 4.  ff.  globus  F.  E.  Sch. 

.'.    Körper  kugelförmig,  mit  vorragendem  Centralconus 5.  ff.  owstoni  Ijima. 

\\  Derminalpinule  mit  schlankem  Pinulstrahl. 

.     Körper  tulpenf örrnig,  mit  quer  ausgespannter  terminaler  Siebmembran    ....  6.  ff.  indicum  F.  E.  Sch. 

•  •    Körper  gestreckt  kegelförmig,  ohne  Siebmembran '.ff.  nicobaricum  F.  E.  Sch. 

.".    Körper  trichterförmig,  mit  frei  in  die  Trichterhöhle  vorragendem  Centralconus      .    .  8.  ff.  schmidti  F.  E.  Sch. 

.*  !    Körper  3/4-elformig,  ohne  Siebmembran.     Obere  Endfläche  etwas  vertieft 9.  ff.  somalicum  F.  E.  Sch. 

'•'    Körper  trichterförmig,  ohne  vorragenden  Centralconus 10.  ff.  toxeres  Ww.  Thoms 

**  Strahlen  der  parenchymalen  Mikroxyhexaktine  schwach  gebogen,  bei  manchen  auch 
gerade. 

j  Strahlen  der  parenchymalen  Mikrohexaktine  stachelig [i.  ff.  molle  F.  E.  Sch. 

tt  Strahlen  der  parenchymalen   Mikrohexaktine  nur  schwach  rauh. 

o  Dermalpinule  mit  schmalem  Pinulstrahl  und  schlanker  Endspitze 12.  ff.  valdiviae  F.  E.  Sch. 

00  Dermalpinule    mit     keulenförmig-buschigem    Pinulstrahl      und     breitem    Terminalconus     13.  H.  clathratum  Ijima. 
***  Strahlen  der  meisten  parenchymalen   Mikroxyhexaktine  mehr  oder  minder  stark  gebogen 
(bei  manchen  auch  gerade). 
t  Makramphidiske  kurz,  mit  sich  fast  erreichenden  breiten  Schirmen. 

o  Dermalpinule  mit  pappeiförmigem  Pinulstrahl 14.  ff.   robustum  F.  E.  Sch. 

00  Dermalpinule  mit  schlankem  Pinulstrahl       15.  ff.  tenerum  F.  E.  Sch. 

jj  Makramphidiske  lang,  mit  weit  auseinanderstehenden  Schinnen, 
o  Ohne  Tignule. 

X  Körper  gestreckt-ellipsoid.     In  der  Dermalschicht  Paradiske 16.  ff.  alcocki  F.  E.  Sch. 

XX  Körper  tulpenförmig,  mit  vorragendem  Centralconus;  ohne  Mesamphidiske    .     17.  ff.  tulipa  F.  E.  Sch. 

XXX  Körper  kegelförmig,  mit  Mesamphidisken 18.  ff.  coniforme  F.  E.  SCH. 

00  Mit  Tignulen.     Körper  schwach  ausgebaucht   kegelförmig 19.  ff.  simile  F.  E.  Sch. 

II.  Schirmzähne  der  Makramphidiske   enden  lanzettförmig. 

1.  Strahlen  der  parenchymalen  Mikroxyhexaktine  gerade. 

*  Pinulstrahl  der  Dermalpinule  oben  breit  buschig 20.  ff.  clavigerum  F.  E.  Sch. 

**  Pinulstruhl  der  Dermalpinule  endet  oben  schlank  zugespitzt. 

f  Körper  konisch.     Schirme  der  Makramphidiske  kurz  und  flach  gewölbt 21.  ff.  Conus  F.  E.  Sch. 

fj  Körper  breit-trichterförmig.     Schirme  der  Makramphidiske  halbkugelig  gewölbt   ....  22.  //.  populiferum  F.  E.  Sch. 

jff  Körper  länglich-elleptUch.     Schirme  der  Makramphidiske  halbkugelig  gewölbt      ....  23.  ff.  weltneri  F.  E.  Sch. 

jjjj  Körper  eiförmig.     Schirme  der  Makramphidiske  halbkugelig  gewölbt 24.  ff.  ovatum  Ijima. 

2.  Strahlen  der  meisten  parenchymalen  Mikroxyhexaktine  schwach  gebogen  (z.  T.  gerade). 

Pinulstrahl  der  Dermalpinule  solide-keulenförmig,  dick      2;.  ff.  herculcs  F.  E.  Sch. 

Pinulstrahl  der  Dermalpinule  pappeiförmig 26.  ff.  kentii  (O.  SCHMIDT). 

3.  Strahlen  der  meisten  parenchymalen   Mikroxyhexaktine  stark  gebogen. 

*  Strahlen  der  parenchymalen   Mikroxyhexaktine  stachelig 2~ .   H.   apertum   F.   E.  Sch. 

**  Strahlen  der  parenchymalen  Mikroxyhexaktine  entweder  glatt  oder  rauh,  aber  nicht  stachelig. 

Schirme  der  Makramphidiske  halb  e  i  form  ig,  mit  ziemlich  langen   Zähnen. 

21" 


164 


Franz  Eii.hard  Schulze:  Hexactinellideii. 


o  Pinulstrahl  der  Dennalpimile  sehr  dünn  und  mit  kurzen  Stacheln       28.   H.  elegans  F.   E.   Sch. 

00  Pinulstrahl  der  Dermalpinule  breiter,  mit  ziemlich  langen  Stacheln 29.  H.  gracile  F.   E.  Sch. 

ff  Schirme  der  Makramphidiske  flach  oder  halbkugelig  gewölbt. 

o  Pinulstrahl  der  Dermalpinule  mit  mäßig  langen  Stacheln,  pappeiförmig 30.    H.   masoni  F.   E.   Sch. 

00   Pinulstrahl    der    Dermalpinule     dünn     und    kurzstachelig,      Makramphidiske    liegen    im 

Parenchym 31.  H.  lamella  F\  E.  Sch. 

b)  Schirmzähne  der  Makramphidiske  keilförmig  zugespitzt. 

I.  Pinulstrahl  der  Dermalpinule  mit  mäßig  langen  Stacheln,  pappeiförmig 32.   H.  infundibulum  Topsent. 

II.   Pinulstrahl  der  Dermalpinule   dünn,  schlank  und  kurzstachelig. 

1.  Körperform  kugelig 33-  H.  globiferitm  F.  E.  Sch. 

2.  Körperform  kelch-  oder  kegelförmig. 

*  Aus  dem   Oberende  des  Körpers  ragt  der  Centralconus  frei  hervor 34.   H.  tkomsoms  W.  Marshall. 

**  Körper  endet  oben  quer  abgestutzt  ohne  vorragenden  Centralkegel.  . 

t  In  der  Dermalschicht  viele  starke  Mesamphidiske  mit  fünfzähnigen  flachen  Schirmen    .     35.   H.   martdbanense  F.  E.  Sch. 
ff  In  der  Dermalschicht  keine  starken  fünfzähnigen   Mesamphidiske 36.   //.   rapa  F.  E.  Sch. 

F..  Makramphidiske  gracil,  mit  dünnem  Achsenstab  und  tief-glockenförmigen  Schirmen. 

a)  Parenchymale  Mikroxyhexaktine  mit  geraden  Strahlen. 

I.  Pinulstrahl  der  Dermalpinule  pappel-  oder  cypress  enähnlich,  über  400  u.  lang    ....  37.  H.  cupressiferum  F.  E.  Sch. 
II.  Pinulstrahl  der  Dermalpinule  ohne  dichten  Stachelbesatz,  unter  300   u  lang. 

1.  Makramphidiske  liegen  in  den  Grenzhäuten 38.  H.  poculum   F.  E.  Sch. 

2.  Makramphidiske  liegen  nur  im  Parenchym 39.  H.  sohitum  F.  E.  Sch. 

b)  Parenchymale  Mikroxyhexaktine  mit  gebogenen  Strahlen. 
I.   Pinulstrahl  der  Dermalpinule  schlank  und  kurzstachelig. 

1.  In  den  Grenzschichten  derbe  gedrungene  ellipsoide  kleinere  Makramphidiske. 

*  Im  Parenchym  zahlreiche  Mikroxyhexaktine 40.  H.  omdiferum  F.  E.  Sch. 

Im  Parenchym  mir  spärliche  Mikroxyhexaktine      41.   H.  inna  F.  E.  Sch. 

2.  In  den  Grenzschichten  keine  kleineren  derben  ellipsoiden  Makramphidiske 42.   H.  divergens  F.  E.  Sch. 

II.  Pinulstrahl  der  Dermalpinule  mit  mäßig  langen  Seitenstacheln,  nicht  schlank. 

1.  Parenchymale  Mikroxyhexaktine  mit  stacheligen  Strahlen.     Körper  gestaucht      43.  H.  depressum  F.  E.  Sch. 

2.  Parenchymale  Mikroxyhexaktine  mit  glatten  Strahlen. 

*  Pinulstrahl  der  Dermalpinule  endet  oben  mit  gestrecktem,  spitzem  Endstachel      .  44.  H.   Itisitanicum  Barb.  du  Boc. 
**   Pinulstrahl  der  Dermalpinule  endet  oben  mit  breitem  Conus  teiminalis 45.  H.  validum   F.  E.   SCH. 


Gattungscharakter  von  Compsocalyx  F.  E.  Sch. 

Der  ziemlich  dickwandige  Kelch,  dessen  oben  offene  weite  Gastralhöhle  von  4,  in 
einem  kaum  vorstehenden  Centralkegel  sich  vereinigenden  Radialsepten  geteilt  wird  und  mit 
einem  nahezu  kreisförmigen,  einfach  zugeschärften  glatten  Rande  versehen  ist,  zeigt  an  der  an- 
nähernd cylindrischen  Außenfläche  zahlreiche  derbe  kegelförmige  Buckel,  welche  in  ziemlich 
unregelmäßiger  Verteilung  annähernd  gleichweit  auseinanderstehen  und  aus  ihrem  Gipfel  je  ein 
Bündel  gerader,  spitz  auslaufender  Prostalia  pleuralia  in  radiärer   Richtung  hervortreten  lassen. 

Unter  den  zahlreichen  megaskleren  oxydiaktinen  Parenchymnadeln  verschiedener  Größe 
fallen  starke  Tignule  von  5 — 8  mm  Länge  und  besonders  eigenartige  kräftige  Ambuncinate 
auf,  welche  mit  derben,  beiderseits  nach  innen  gekrümmten  Dornen  ziemlich  reichlich  besetzt 
sind.  Parenchymale  megasklere  Hexaktine  fehlen.  Die  aus  den  Buckeln  der  Körperoberf lache 
frei  vorragenden  Prostalia  pleuralia  sind  gerade,  glatte  Oxydiaktine.  Als  Hvpodermalia  und 
Hypogastralia   finden  sich  die  nämlichen  Oxypentaktine  wie  bei    Hyalonema. 

Als  mikrosklere  Parenchvmalia  sind  außer  den  meist  rauhen,  geraden  Oxyhexaktinen 
zahlreiche  Amphidiske  zu  nennen,  von  welchen  die  Makramphidiske  eine  Länge  von  ca.  300  \t. 
erreichen    und    mit    halbkugelig   gewölbten   Schirmen  von  ca.  80  |j.   Länge  versehen   sind,  deren   8 


Erster  Teil.     Systematik. 


165 


mäßig  1  »reite,  schaufeiförmige  Zähne  abgerundet  enden.  Aehnlich  sind  die  erheblich  kleineren 
Mesamphidiske,  deren  Achsenstal)  fein  bedornt  ist.  Die  zahlreich  sowohl  im  Parenchym  als 
besonders  in  der  Innenwand  mancher  Kanäle  vorkommenden  Mikramphidiske  gleichen  in  Form 
und  Größe  den  gleichbenannten  Nadeln  von  Hyalonema. 

Die  oxypentaktinen  Dermalpinule  sind  an  ihrem  Radialstrahle  mit  mäßig  langen,  schräg 
emporgekrümmten  Stacheln  besetzt  und  laufen  distal  in  eine  schlanke  Spitze  aus.  Länger  und 
schlanker  ist  der  Pinulstrahl  der  oxypentaktinen  Gastralpinule.  Weit  kürzer  und  spärlicher  mit 
Stacheln  besetzt  sind  die  im  übrigen  ähnlichen  Kanalarpinule. 


Gattungscharakter  von  Platylistnun  F.  E.  Sch.  n.  g. 

Der  Körper  besteht  aus  einer  flachen,  an  dem  scharfkantigen  Rande  etwas  um- 
gebogenen, länglich-ovalen  Scheibe,  welche  an  dem  schwach  verjüngten  unteren  Ende  allmählich 
in  einen  rundlichen  Stiel  überseht.  Aus  dem  abgestutzten  unteren  Ende  dieses  kräftigen 
Stieles  ragt  ein  gleich  breiter  lockerer  Basalnadelschopf  hervor.  Sowohl  die  konvexe  Dermal- 
fläche als  auch  die  in  der  Hauptsache  plane  und  nur  nach  dem  aufgebogenen  Rande  zu  leicht 
konkave  Gastralfläche  der  Körperscheibe  ist  ebenso  wie  der  Stiel  von  einer  feinmaschigen  Grenz- 
hautschicht gedeckt,  durch  welche  die  Ein-  resp.  Ausgangsöffnungen  der  die  Scheibe  nahezu 
rechtwinklig:  durchsetzenden  Zu-  und  Ableituneskanäle  durchschimmern. 

Das  den  ganzen  Schwammkörper  durchsetzende  faserige  Stützgerüst  besteht  aus  Nadel- 
zügen, welche  im  Stiel  der  Längsachse  parallel  gelagert  und  ziemlich  dicht  zusammengedrängt  sind, 
von  da  aber  in  die  Scheibe  ausstrahlen  und  sich  hier  wie  ein  lockeres  Balkennetz  zwischen  den 
zu-  und  ableitenden  Gängen  ausbreiten.  Die  zu  diesem  Gerüst  verwandten  Megasklere  sind 
vorwiegend  glatte,  zum  Teil  paratrope  Oxypentaktine  sehr  verschiedener  Stärke  und  oft  bedeutender 
Strahlenlänge. 

Dazu  gesellen  sich  im  Stiele  die  in  einen  zweizähnigen  Anker  ausgehenden  langen  Basalia 
und  zahlreiche  „Scepter",  im  übrigen  Körper  die  überaus  häufigen  Uncinate  sehr  verschiedener 
Länge  und,  wenn  auch  seltener,  Scepter. 

Als  intermediäre  Parenchymalia  kommen  rauhe  Oxyhexaktine,  Oxypentaktine  und  Oxy~ 
stauraktine,  sowie  in  Menge  die  bald  rauhen,  bald  glatten  spindelförmigen  Oxydiaktine  ver- 
schiedener Größe  vor. 

Die  hauptsächlich  in  und  unter  den  Grenzhäuten  zahlreich  gelegenen  Amphidiske  variieren 
zwar  in  der  Größe  von  1 20 —  1  24  ja  Länge,  gleichen  sich  aber  im  übrigen  durch  den  nur  mäßig 
starken  cvlindrischen  feinstacheligen  Achsenstab  und  die  annähernd  halbkugelig:  gewölbten  acht- 
zähnigen  Schirme  von  V4 — V's  Nadellänge  und  etwa  gleicher  Breite,  deren  ziemlich  schmale,  ab- 
geflachte Zähne  sich  wie  ein  gotischer  Bogen  am  Ende  schwach  zuspitzen. 

Die  zur  Stütze  der  Grenzhäute  dienenden  oxypentaktinen  Hypodermalia  und  Hypogastralia 
differieren  nicht  erheblich  von  den  megaskleren  Oxypentaktinen  der  Choanosoms.  Als  Auto- 
dermalia  und  Autogastralia  sind  in  ziemlich  regelmäßiger  Anordnung  kräftige  und  ziemlich  große 
Pentaktinpinule  mit  abgerundetem,  starken  Terminalconus  vorhanden. 


i66 


Franz  Eilhard  Schulze  :  Hexactinelliden. 


Semperella  J.  E.  Gray. 


Chronologisch  geordnetes  Verzeichnis  der  Semperella- Ar ten. 


Name 

Eiste   Publikation                                              Fundort 

Tiefe 
in  m 

Expedition 

1868 

Hyalonema  schnitzet 

in     Yerhandl.     Würzb.     mediz.     Ges.,    Philippinen 

Sem  per 

Bd.  I,  S.   29 

1868 

Semperella  schultzei 

(Skmper)  J.  E.  Gray 

in  Ann.  Mag.  Nat.  Hist.,   1868,  Ser.  4, 
Vol.  II,  p.  376 

Philippinen 

1868 

(Hyalothauma?)      schul- 
tzei (Semper)    Herk- 

in  Arch.  Neerlandaises   Sc.  nat.,   1868, 
Vol.  III,  p.  437 

Philippinen 

lots  u.  Marshai.l 

1868 

Hyalothau  ma    ludekingi 
Herkl.  u.  Marsh. 

in  Arch.  Neerl.  Sc.  nat.,  1868,  Vol.  III, 
P-   437 

Philippinen 

1872 

Meyerella  claviformis  J- 

E.  Gray 

in  Ann.  Mag.  Xat.  Hist.,    1872,  Ser.  4, 
Vol.  X,  p.   76 

Philippinen 

1872 

Meyerina  claviformis  (J. 

E.  Gray) 

in  Ann.  Mag.  Nat.  Hist.,   1872,  Ser.  4, 
Vol.   X,  p.    135 

Philippinen 

1895 

Semperella    cucumis    P . 

in  Abh.  K.  Preuß.   Akad.,   1894,  S.  45 

Andamanen 

435—74° 

Investigator 

E.    Si  11. 

bis   51 

Nikobaren 

296  u.  362 

Valdivia-St.   208  u. 
209 

1896 

Semperella  stomata 

Ijima 

in  Zoolog.   Anz.,    1896,  No.  504,  S.   1 

Japan  (Sagami-Bai) 

1904 

Semperella    spicifera    F. 

E.   Sch. 

W.  Sumatra  (Siberut-Straße) 

371 

Valdivia-St.   192 

Den  Ausgangspunkt  unserer  Kenntnisse  von  den  durch  ihre  lange  Keulen-  oder  Walzen- 
form  ausgezeichneten  Semperellen  bildet  die  zuerst  im  Jahre  1868  von  Semper  unter  dem 
Namen  Hyalonema  schultzei  beschriebene,  aber  noch  im  nämlichen  Jahre  von  J.  E.  Gray  als 
Repräsentant  einer  besonderen  (von  Hyalonema  verschiedenen)  Gattung  ,,Semperella"  hingestellte 
philippinische  Art.  Unabhängig  von  J.  E.  Gray  hatten  auch  Herklots  und  Marshall  für  ein 
sehr  ähnliches,  ebenfalls  von  den  Philippinen  stammendes  Stück  den  Namen  Hyalothauma  ludekingi 
gewählt,  welches  ihrer  Ansicht  nach  zwar  wahrscheinlich  der  gleichen  Gattung,  aber  nicht  der- 
selben Art  wie  Sempera 'la  schultzei  angehören  sollte.  Doch  scheint  es  sich  dabei  um  keine 
differente  Species  zu  handeln.  Ebenso  ist  die  von  J.  E.  Gray  im  Jahre  1872  als  Meyerella 
claviformis  und  bald  darauf  wegen  Präoccupation  dieses  Gattungsnamens  in  Meyerina  claviformis 
(].  E.  Gray)  umgetaufte  philippinische  Form  nicht  als  speeifisch  verschieden  von  Semperella 
schultzei  anzusehen. 

Dagegen  konnte  ich  im  Jahre  1895  nach  einem  von  den  Andamanen  stammenden 
Schwämme  eine  zweite  Species,  Semperella  cucumis  F.  E.  Sch.,  aufstellen,  von  welcher  Art  auch 
in  dem  „Valdivia"-Materiale  einige  von  den  Nikobaren  stammende  Stücke  gefunden  sind.  So- 
dann hat  [jima  im  fahre  [896  eine  dritte  Art,  Semperella  stomata  Ij.,  aufgestellt,  welche  bei  Japan 
in  der  Sagami-Bai  gefunden  wurde.  Und  endlich  habe  ich  in  diesem  Werke,  S.  110 — 112  noch 
eine  vierte  Species  unter  dem  Namen  Semperella  spicifera  beschrieben  nach  einem  in  der  Siberut- 
Straße  bei  Sumatra  gefundenen  Stücke. 


Erster  Teil.     Systematik. 


167 


Es  sind  demnach  jetzt  nur  folgende  4   Sem/>ere//a-Arten  als  gesichert  anzunehmen 


Fundort 

Tiefe 
in    m 

I. 

2. 

3- 

4- 

Semperella  schultzei  (SEMPER) 
Semperella  cucumis   K.    E.   SCH. 

Semperella  stomata  IjIMA 
Semperella  spicifera  F.   E.   Sch. 

Philippinen 

Andamanen  und  Nikobaren 

Sagami-Bai  (  Japan) 
Sibeiut-Straße  bei  Sumatra 

435  —  74° 
296  u.  362 

371 

Gattungscharakter  von  Semperella  J.  E.  Gray. 

Langgestreckte  Amphidiscophora  von  Keulen-,  Spindel-  oder  Walzenform.  Der  aus  der 
ganzen  quer-abgestutzten  Basalen  df lache  hervorstehende  breite,  aber  verhältnismäßig  kurze  Basal- 
nadelschopf  besteht  aus  isolierten  Bündeln  zweizähniger  Ankernadeln,  welche  an  dem  dickeren 
freien  Schaftteile  mit  Widerhaken  besetzt  sind,  mit  ihrem  allmählich  sich  zuspitzenden  glatten 
Oberende  nicht  sehr  weit  in  den  Schwammkörper  emporragen  und  sich  hier  nicht  zu  einem 
Conus  centralis  vereinigen.  Ein  den  Körper  durchziehendes  System  nahezu  gleichweiter  Ab- 
leitungskanäle mündet  an  der  Außenfläche  entweder  in  zahlreichen  besonderen  rundlichen 
Oskularbezirken,  welche  sich  meist  zu  Ouerreihen  aneinander  fügen,  oder  auf  kantenartig  vor- 
ragenden Längszonen  der  Köqaeroberfläche.  In  beiden  Fällen  sind  diese  Oskularbezirke  durch 
ein  als  Siebplatte  anzusehendes  unregelmäßiges  Maschennetz  gedeckt,  welches  erheblich  weitere 
Lücken  hat,  als  das  die  dazwischenliegenden  Einströmungsbezirke  der  übrigen  Körperoberfläche 
deckende  quadratische  Hautgitternetz. 

Das  Stützgerüst  des  Körpers  wird  hauptsächlich  von  zahlreichen  megaskleren  glatten 
ortho-  oder  paratropen  Oxypentaktinen  gebildet,  welche  als  Hypodermalia,jHypogastralia  oder  Hypo- 
canalaria  sich  mit  ihren  oft  lang  ausgezogenen  Paratangentialstrahlen  dicht  unter  den  Grenz- 
häuten ausbreiten,  während  der  unpaare  Radialstrahl  mehr  oder  minder  tief  in  das  Parenchym 
eindringt.  Auch  kommen  zahlreiche  Uncinate  vor.  Megasklere  Hexaktine  fehlen.  Als  paren- 
chymale  Mikrosklere  prävalieren  stachelige  uncinatähnliche  Oxydiaktine.  Daneben  können  auch 
bei  einigen  Arten  stachelige  Oxystauraktine  und  Oxypentaktine  vorkommen.  Außer  großen 
derben  dermalen  Makramphidisken  kommen  zahlreiche  Mikramphidiske  und  gewöhnlich  auch 
Mesamphidiske  vor.  Die  ziemlich  buschigen  Pentaktinpinule  pflegen  auf  der  Siebplatte  der 
Oskularbezirke  länger  zu  sein  als  auf  dem  Hautgitternetze. 

Bestimmungstabelle  der  4   bekannten   Se>//ßere/la-A. r t e n. 

A.  Körper  keulenförmig,  mit  abgerundeten  Längskanten,  auf  welchen  die  oskularen  Ausströmungsbezirke      .    .       .S'.  schultzei  (Semper). 
E.  Körper  spindel-  oder  walzenförmig  mit  rundlichen,  meist  zu  Querreihen  verbundenen  oskularen  Ausströmungs- 
bezirken. 

a)  Die  parenchymalen  Mikroxydiaktine  sind  in  ihrer  Mitte  ganz  oder  nahezu  glatt  und  homopol  .    •     .    .    .       S.  i ueumis  F.  E.  Sch. 

b)  Die  parenchymalen  Mikroxydiaktine  sind  ausgeprägt    heteropol  und  am   dünneren  Ende  nahezu  glatt. 

I.   Im  Parenchym  kommen  kurzstachelige  mikrosklere  Oxystauraktine  und  Oxypentaktine  vor S\  stomata  IjIMA. 

II.  Derartige  Oxystauraktine  und  Oxypentaktine  fehlen S'.  spicifera    F.  E.  Sch. 

Gattungscharakter  von  Monorhaphis  F.  E.  Sch. 

Ein  cylindrischer,  am  oberen  Ende  konisch  verjüngter,  am  unteren  mehr  allmählich  sich 
zuspitzender    Körper   von    rundlichem    oder   ovalem    Querschnitt    und    lockerem,    großmaschigen, 


j^g  Franz  Eii.hard  Schulze:  Hexactinelliden. 

lakunösen  Gefüge,  weist  an  einer  (schmalen)  Seite  zahlreiche  einreihig  übereinander  stehende,  mit 
einer  feinmaschigen  Gitterhaut  ausgekleidete,  nischenartige  Vertiefungen  mit  überragendem,  scharf- 
kantigen, annähernd  halbkreisförmigem  Oberrande  auf,  zeigt  aber  im  übrigen  eine  ziemlich  glatte, 
jedoch  von  vielen  unregelmäßig  zerstreut  stehenden,  glattrandigen,  rundlichen  Kanalöffnungen 
verschiedener  Größe  durchlöcherte  Oberfläche. 

Eine  einzige  auffallend  starke  und  sehr  lange,  in  ihrem  Hauptteile  cylindrische  „Pfahl- 
nadel" durchsetzt  den  Körper  der  Länge  nach  in  excentrischer,  der  Nischenseite  genäherter  Lage. 
Während  ihr  stark  verdünntes  Oberende  nur  wenig  aus  dem  konischen  Gipfel  des  Weichkörpers 
vorsteht,  ragt  das  lange  cylindrische  Unterende  in  großer  Ausdehnung  frei  aus  dem  Körper  hervor. 

Begleitet  wird  diese  einzige  Riesennadel  von  mehreren  erheblich  kürzeren,  jedoch  immer 
noch  recht  ansehnlichen  oxydiaktinen  „Begleitnadeln"  und  zahlreichen,  der  Länge  nach  mehr  oder 
weniger  dicht  anliegenden  Tauaktinen,  deren  unpaarer  Strahl  gegen  die  (in  einer  geraden  Linie 
gelegenen)  beiden  anderen,  langen  Strahlen  meistens  bedeutend  verkümmert,  nicht  selten  sogar 
bis  auf  einen  einfachen  Buckel  reduziert  ist.  Solche  megaskleren  Tauaktine  verschiedener  Stärke 
und  Größe  kommen  auch  reichlich  im  ganzen  übrigen  Parenchym  als  Hauptstütznadeln 
vor.  Selten  sind  makrosklere  Oxyhexaktine,  häufig  dagegen  Uncinate  verschiedener  Länge, 
welche,  meistens  senkrecht  zur  äußeren  Haut  gestellt,  diese  erreichen  oder  etwas  überragen. 

Als  Hypodermalia  finden  sich  überall  Oxypentaktine  zur  Stütze  der  Gastral-  und  Kanalar- 
w, and,  hier  merkwürdigerweise  durchgängig  Tauaktine,  verwandt. 

Als  intermediäre  mikrosklere  Parenchymalia  kommen  überall  reichlich  schlanke  Oxy- 
hexaktine mit  vorwiegend  geraden,  schwach  rauhen  Strahlen  vor,  selten  und  nur  in  der 
Nähe  der  Grenzfläche  ähnliche  Oxypentaktine. 

Von  Makramphidisken  findet  sich  entweder  (in  der  äußeren  Haut)  ziemlich  häufig  eine 
große  citronenförmige  Form  mit  kräftigem,  glattem,  nur  in  der  Mitte  einfache  Höcker  zeigenden 
Achsenstab  und  8  schaufeiförmigen  Schirmstrahlen,  welche  entweder  nahe  der  Nadelmitte 
einfach  abgerundet  enden  oder  sich  völlig  erreichen  und  zu  8  bandförmigen  meridionalen 
Spangen  mit  innerer  Mittelleiste  verschmelzen;  oder  es  fehlen  solche  großen  8-strahlige  Makr- 
amphidiske  (fast?)  ganz  und  treten  dafür  M  es  am  phidiske  ein,  deren  tief  glockenförmige, 
12  —  13-zähnige  Schirme  eine  schwache  terminale  Abstutzung  aufweisen.  Obwohl  die  Schirm- 
zähne dieser  Mesamphidiske  häufig  bis  zur  Nadelmitte  vorwachsen,  treffen  sie  doch  nie  auf- 
einander,   um  zu  verschmelzen,  sondern  alternieren. 

Die  mit  halbkugeligen,  ca.  1 6-zähnigen  Schirmen  versehenen  Mikramphidiske  haben  einen 
verhältnismäßig  dicken,  feinstacheligen  Achsenstab. 

Die  dermalen  Pentaktinpinule  haben  einen  ziemlich  langen,  mäßig  buschigen  Pinulstrahl 
mit  ausgebildetem  Terminalconus.  Etwas  kürzer  und  schlanker  sind  die  Pentaktinpinule  der 
Lakunen  und  Kanäle. 

Hauptunterschiede  der  beiden   bekannten   Arten. 

1.  In  dei    Dermalschicht  kommen  ziemlich  häufig  große  citronenförmige  Makramphidiske  vor,  deren  je  8  Schirm- 

zähne aufeinander  treffen  und  häufig  zu  8   meridionalen   Bändern  verschmelzen.     Keine  Mesamphidiske     .    .     M.  chuni  F.   E.  S<  H. 

2.  hie    citronenförmigen   Makramphidiske    fehlen    (fast?)  ganz,    dafür   zahlreiche  parenchymale  Mesamphidiske  mit 

12 — 13-zähmgen   Schinnen M.  dfves  F.   E.  SCH. 


Erster  Teil.     Systematik. 


169 


b)  Familien  und  höhere  Gruppen. 

Für  die  Familien  und  höheren  Gruppenbegriffe  ergeben  sich  aus  den  mitgeteilten  That- 
sachen  und  Anschauungen  einige  beachtenswerte  Folgerungen,  auf  welche  ich  hier  näher  ein- 
gehen will. 

Zunächst  ist  hervorzuheben,  daß  der  bisher  angenommene  Fundamentalcharakter  der 
ganzen  Hexactinelliden-Ordnung  keine  wesentliche  Aenderung  zu  erfahren  braucht,  da  überall 
der  dreiachsige  Grundtypus  der  Skelettteile  und  der  eigenartige  Bau  des  Weichkörpers  aus- 
reichend deutlich  hervortritt. 

Bei  genauer  Durchsicht  des  ganzen  von  der  „Valdivia"  heimgebrachten  Spongienmateriales 
zum  Zweck  der  Verteilung  an  die  einzelnen  Bearbeiter  bin  ich  niemals  auch  nur  vorübergehend 
in  Zweifel  gewesen,  ob  ein  Stück  zu  den  Hexactinelliden  gehöre  oder  nicht.  So  scharf  und 
klar  grenzt  sich  diese  Gruppe  auch  jetzt  noch  von  allen  übrigen   ab. 

Innerhalb  der  Ordnung  selbst  hat  sich  die  von  mir  schon  vor  jähren  vorgeschlagene 
Haupteinteilung  in  die  beiden  Unterordnungen  der  Hexasterophora  und  Amphidisco- 
phora  gut  bewährt,  da  die  letzteren  sich  nicht  allein  durch  den  ausschließlichen  Besitz  der  so 
eigenartigen  Amphidiske  deutlich  charakterisieren  und  von  der  ersteren  leicht  und  scharf  trennen 
lassen,  sondern  auch  im  übrigen  so  gleichartige  Bau-  und  Organisationsverhältnisse  zeigen,  daß 
die  Zusammengehörigkeit  aller  ihrer  Glieder  stets  klar  hervortritt.  Ebenso  wurde  auch  in  den 
neuen  Hexasterophora-Formen  (bei  sonst  weitgehenden  Differenzen)  das  Vorkommen  der  für  diese 
Abteilung  typischen  Nadel,  des  Hexasters,  nirgends  vermißt. 

Daß  die  alte  Einteilung  der  Hexactinelliden  in  Lyssacina  uud  Dictyonina  nicht  mehr 
aufrecht  erhalten  werden  kann,  ist  nach  meinem  Vorgange  inzwischen  auch  von  anderen  Spongio- 
logen,  wie  Ijima,  Schrammen  u.  a.,  ausdrücklich  anerkannt.  Es  lassen  sich  eben  für  diese  beiden 
von  Zittel  zuerst  aufgestellten  und  wohl  durch  Habitus  und  manche  Einzelheiten  einigermaßen 
markierten  Gruppen  weder  ganz  charakteristische  Eigentümlichkeiten  noch  scharfe  systematisch 
brauchbare  Unterschiede  angeben. 

Zittel  selbst  hatte  für  die  Charakteristik  der  beiden  Gruppen  bekanntlich  allen  Nachdruck 
auf  die  Art  der  Verbindung  der  hexaktinen  Gerüstnadeln  untereinander  gelegt.  Diese  sollte  bei 
den  Dictyonina  stets  in  der  Weise  geschehen,  „daß  jeder  Arm  eines  Sechsstrahlers  sich 
an  den  entsprechenden  Arm  einer  b e nach b arten  Nadel  anlegt,  wobei  beide 
von  einer  gemeinsamen  Kieselhülle  umschlossen  werden",  während  das  Skelett  der 
Lvssacina  aus  Nadeln  entstehen  sollte,  „welche  nur  durch  Sarkode  (ausnahmsweise  auch 
durch  p  1  a 1 1 i g e  K i e s e  1  s  11  b s t a n  z  in  unregelmäßiger  Weise)  verbunden  sind". 

Nun  geschieht  aber  keineswegs  bei  allen  (auch  von  Zittel)  zu  den  Dictyoninen  gestellten 
Formen  die  Verbindung  der  Gerüstnadeln  in  der  von  ihm  geforderten  Weise,  sondern  eben  nur 
bei  einigen,  wie  z.  B.  Farrea,  Eurete  etc.,  und  auch  hier  nur  bei  dem  zuerst  angelegten  Grund- 
gerüst, nicht  aber  bei  den  später  dazu  und  dazwischen  tretenden  Dictyonalnadeln,  deren  Strahlen 
vielmehr  ähnlich  wie  bei  echten  Lyssacinen  unter  beliebigem  Winkel  mit  denen  anderer  Nadeln 
äußerlich  verlötet  erscheinen.    Daher  kommt  es,  daß  man  in  vielen  Fällen  nicht  entscheiden  kann, 

Deutsche  Tiefsee-Expedition   1898 — 1899.     Bd.  IV.  22 


I  yo  Franz  Eii.hard  Schulze:  Hexactinelliden. 

ob  ein  Schwamm  zu  den  Dictyoninen  oder  zu  den  Lyssacinen  gehört,  wie  ich  das  schon  früher 
z.  B.  bei  Euryplegma  betont  habe.  Eine  Zeitlang  glaubte  ich  den  Gruppenbegriff  der  Dictyonina 
dadurch  retten  und  fixieren  zu  können,  daß  ich  bei  ihnen  eine  früh  eintretende  Verbindung  der 
Dictyonalia  annahm,  während  diese  bei  Lyssacinen  entweder  überhaupt  nicht  oder  erst  (wie  etwa 
bei  manchen  Euplecte/la-hrteri)  im  späteren  Alter  resp.  in  den  älteren  Partien  eines  Schwammes) 
eintreten  sollte. 

Doch  auch  diese  Unterscheidung  erwies  sich  bald  als  ungenügend,  ganz  abgesehen  von 
der  Unmöglichkeit,  im  einzelnen  Falle  bei  einem  ausgewachsenen  Stücke  entscheiden  zu  können, 
ob  die  vorhandene  Verbindung  der  Dictyonalia  früh  oder  spät  stattfand.  Besonders  auffällig 
trat  aber  die  Unmöglichkeit  des  Festhaltens  an  dem  alten  Dictyoninen-Charakter  hervor,  als  ich 
bei  einer  ganz  zweifellosen  Lyssacine,  nämlich  Rhabdocalyptus  mirabilis  F.  E.  Sch.,  in  den  jungen 
Brutknospen  eine  gerade  recht  typische  Diktyonal-Gerüstbildung  auffallend  (s.  Amerikanische 
Hexactinelliden,  S.  64  und  Taf.  XIV,  Fig.  2 — 6). 

Im  Jahre  1902  hat  Schrammen1)  folgende  Dreiteilung  der  Hexactinelliden-Ordnung  in 
Unterordnungen  vorgeschlagen : 

I.  Stauractinophora,  deren  Skelett  aus  Stauraktinen  besteht ; 

II.  Lychniscophora,  mit  einem  aus  Lychnisken  (d.  h.  aus  Sechsstrahlern,  deren 
Kreuzungsknoten  oktaedrisch  durchbohrt  sind)  bestehenden  Diktyonalgerüst ;  und 

III.  Hexactin  ophora,  mit  einem  aus  Hexaktinen  und  deren  Derivaten  bestehenden  Skelett. 
Diese  letztere  Unterordnung  wird  dann  zerlegt  in  die  4  Tribus  der 

1.  Amphidiscophora,         3.  Uncinataria, 

2.  Hexasterophora,  4.  Inermia. 

Ob  die  rein  fossile,  aus  den  3  Familien  der  Protospongidae  Hinde,  Didyospongidae  Hall 
und  P/ectospongidae  Rauff  bestehende  Gruppe  der  Stauractinophora  Schrammen  als  eine  Unter- 
ordnung der  Hexactinellida  bestehen  bleiben  kann,  ist  mir  sehr  fraglich.  Denn  falls  in  der- 
selben wirklich  nur  Stauraktine  und  gar  keine  Hexaktine  vorkommen  sollten,  würde?  man  sie 
wohl  als  eine  besondere  Ordnung  (St auractinellida)  neben  die  Hexactinellida  innerhalb  der 
Triaxonia  zu  stellen  haben.  Doch  kann  ich  mich  der  Vermutung  nicht  enthalten,  daß  die 
bei  schwachen  Vergrößerungen  gesehenen  Nadeln  entweder  ausschließlich  oder  doch  größtenteils 
dem  Hautskelett  angehören,  und  daß  sehr  wohl  im  Innern  (Choanosom)  noch  mikrosklere 
Hexaktine  vorhanden  sein  könnten,  welche  nur  bisher  noch  nicht  gefunden  sind.  Falls  aber 
solche  Hexaktine  vorkommen,  so  würde  es  sich  eben  um  Hexactinophora  handeln. 

Auch  kann  ich  mich  ebensowenig  wie  Fjtma2)  einverstanden  erklären  mit  der  Aufstellung 
einer  besonderen  Unterordnung  der  Lychniscophora.  Die  8  schrägen  Strebepfeiler,  welche  sich 
an  den  Diktyonalhexaktinen  der  Lychnisken  sekundär  entwickeln,  kann  ich  nur  als  eine 
acccssorische,  zur  Verstärkung  der  Festigkeit  dienende  Bildung  von  weniger  großer,  höchstens 
für  einen  Familiencharakter  ausreichender,  systematischer  Bedeutung  auffassen.  Kommen  doch 
auch,    wie    schon    O.  Schmidt    bekannt    war    und    ich    in   meiner  Arbeit  über  die  Hexactinelliden 


1)  Neue  Hexactinelliden  aus  der  oberen  Kreide,  in:   Mitteil,  aus  dem  Römer-Museum  in  Hildesheim,    No.    15,   Jan.    1902. 

2)  Studies  "ii   Hexactinellida,  1903,  Vol.  III,  p    25. 


Erster  Teil.     Systematik.  I  h  | 

des  Koten  Meeres')  genauer  nachwies,  bei  lebenden  Formen,  wie  z.  B.  Au/ocystis  grayi  Bwbk., 
außer  den  regelmäßigen  Lychnisken  nicht  selten  einfache  undurchbohrte  Verbindungsknoten  des 
Diktyonalgerüstes  vor.  Daß  ich  diese  soliden  Verbindungsknoten  überall  als  eine  rein  patho- 
lugisihe  Bildung  hingestellt  haben  soll,  wie  Schrammen  in  seiner  Arbeit  1.  c.  S.  <S  u.  9  angiebt, 
beruht  auf  einem  Mißverständnis.  Freilich  finden  sie  sich  bei  manchen  stark  verdichteten  Gerüst 
partien,  welche  ich  als  durch  abnorme  Reizung  von  Würmern  etc.  entstanden  ansehe,  aber 
auch  an  anderen  Stellen.  So  habe  ich  z.  B.  in  meiner  Arbeit  (1.  c.  S.  313  unten)  folgendes 
gesagt:  „Besonders  hervorzuheben  ist  der  Umstand,  daß  sich  in  einzelnen  Regionen  des 
Schwammkörpers  auch  undurchbohrte  Gerüstknoten  finden.  Dies  ist  z.  B.  der  Fall  in  der  Nähe 
der  Anheftungsstellen  des  ganzen  Schwammes  an  seiner  Unterlage,  wo  sich,  wie  bei  allen 
Hexactinelliden,  an  der  Berührungsfläche  mit  dem  Fremdkörper  eine  dünne,  mit  kleinen  rund- 
lichen Löchern  durchsetzte  Kieselplatte  ausbreitet  und  über  dieser  dann  ein  dichtes  Balkengerüst 
mit  undurchbohrten  Knoten  lagert,  welches  allmählich  in  das  normale  Gerüst  mit  durchbohrten 
Knoten  übergeht." 

Bei  der  Bildung  seiner  4  Tribus  (Amphidiscophora,  Hexasterophora,  Uncinataria  und 
Inermia)  verwandte  Schrammen  den  Namen  Hexasterophora  in  einem  viel  beschränkteren  Sinne 
als  ich,  indem  er  die  Uncinataria  und  Inermia  herausnahm  und  als  gleichwertige  Gruppen 
neben  den  nun  ausschließlich  aus  Lyssacinen  bestehenden  Rest  stellte. 

Neuerdings  (1903)  hat  nun  Schrammen2)  sein  früheres  System  insofern  wesentlich  modi- 
fiziert, als  er  die  Gruppe  der  Stauractinophora  im  Sinne  einer  Unterordnung  der  Hexactinellida 
fallen  läßt  und  die  betreffenden  Familien  als  incertae  sedis  nur  anhangsweise  aufführt. 

Fr  teilt  jetzt  die  Hexactinellida  mit  mir  in  die  beiden  Unterordnungen  der  Amphidisco- 
phora und  Hexasterophora,  letztere  aber  in  die  beiden  Tribus  der  1)  Hexactinosa  Schrammen, 
deren  Stützskelett  aus  einfachen  Hexaktinen  (mit  undurchbohrten  Knoten),  und  2)  Lychniscosa 
Si  iikammen,  deren  Stützskelett  aus  Lychnisken  besteht.  Aus  den  oben  anführten  Gründen  kann 
ich  ebensowenig  wie  Ijtma3)  einer  Gruppierung  der  Hexasterophora  in  Hexactinosa  und  Lychni- 
scosa zustimmen. 

Eher  könnte  ich  mich  mit  Ijima's4)  Vorschlag  befreunden,  die  Hexasterophora  in  drei 
Tribus  einzuteilen,  von  welchen  die  erste  den  Hauptteil  der  alten  Lyssacinen,  die  zweite  meine 
LJncinataria  und  die  dritte  meine  Inermia  umfaßt,  zu  welchen  dann  noch  einige,  von  mir  früher 
als  Lyssacina  aufgefaßte  Formen  wie  Aulocalyx,  Euryplegma  etc.,  hinzukommen  müßten. 

Indessen  scheint  es  mir  geraten,  einstweilen  noch  mit  der  Tribuseinteilung  der  Hexastero- 
phora zu  warten,  bis  auf  Grund  einer  besseren  Kenntnis  der  lebenden  Formen  zunächst  die 
einzelnen  Familien  gründlicher  gekannt  und  schärfer  gesondert  sein  werden. 

Ich  will  mich  daher  auch  hier  vorwiegend  mit  denjenigen  Familien  resp.  Unterfamilien 
beschäftigen,  welche  für  die  oben  beschriebenen  Formen  zunächst  in  Betracht  kommen,  und  die 
anderen  nur  kurz  erwähnen. 


1)  Denkschriften  der  Wiener  Akademie,  mathem.-natunv.  KL,   1900,  Bd.  LXIX,  S.  4. 

2)  Zur  Systematik  der  Kieselspongien,  in:  Mitteilungen  aus  dem  Römer-Museum,  Hildesheim,  No.    19,  Jan.   1903. 

3)  Studies  on  Hexactinellida,  Vol.  III,  p.   115. 

4)  Studies  on  Hexactinellida,  Vol.  III,  p.  25,  Anmerkung. 


j^9  Franz  Eilhard  Schulze:  Hexactinelliden. 

I.   Unterordnung  Hexasterophora. 

Mit  Hexastern,  aber  ohne  Amphidiske. 
Die  Nadeln    sind    entweder    sämtlich    frei    oder   teilweise    zu    einem    zusammenhängenden 

ö 

Stützgerüst  mehr  oder  minder  regelmäßig  verbunden. 

Während    einige    mit    einem    basalen   Nadelschopfe    im   Boden  wurzeln,    „lophophyt",    sind 
andere  direkt  oder  mittelst  eines  Stieles  auf  der  Unterlage  befestigt,  „kaulophyt". 

i.  Fam.  Eupleäellidae  Ijima. 

Im  Jahre  iqoo  habe  ich  in  meinem  Werke  „Amerikanische  Hexactinelliden",  S.  97,  die 
Familie  der  Euplectelliden  folgendermaßen  charakterisiert:  „Die  Euplectelliden  sind  röhren-, 
sack-  oder  kelchförmige  Hexasterophora,  welche  entweder  mit  einem  basalen  Nadelschopfe  im 
Boden  wurzeln  oder,  sei  es  direkt,  sei  es  mittelst  eines  langen  röhrenförmigen  Stieles,  aufge- 
wachsen sind.  Die  Dermalmembran  wird  gestützt  durch  hexaktine  Hypodermalia,  deren 
Proximalstrahl  in  der  Regel  verlängert  ist."  Als  Unterfamilien  nahm  ich  an  „Holascinae,  Euplec- 
tellinae  und  Taegerinae.  Inzwischen  sind  nach  Auffindung  einiger  neuen  gestielten  Formen  mit 
mehr  kompaktem  Körper  [Placosoma1)  paradidyum  Ijima  und  Malacosaccus  ßoricomattis  Topsent] 
von  Ijima2)  Aenderungen  vorgeschlagen,  denen  ich  größtenteils  zustimmen  kann.  Zuerst  hat  er 
die  3  Gattungen  Euplectella,  Holascus  und  Malacosaccus  in  eine  Unterfamilie  (Euplectellinae) 
zusammengestellt,  welche  durch  den  Basalschopf  charakterisiert  ist.  Sodann  hat  er  meine 
Bezeichnung  Taegerinae  für  die  fest  aufgewachsenen  Euplectelliden  in  Corbitellinae  umgeändert. 
Hierzu  wurde  er  bestimmt  durch  das  Ergebnis  seiner  eingehenden  Studien  an  jenen  berühmten 
alten  Stücken  des  Pariser  Museums,  welche  zwar  schon  mehrmals  von  hervorragenden  Spongio- 
logen  untersucht,  jedoch  von  diesen  bald  zu  einer  Species  vereint,  bald  als  verschiedene  Species 
zu  einer  Gattung  gerechnet,  bald  als  Vertreter  zweier  Gattungen  beschrieben  waren.  Nachdem 
sich  IjrMA  überzeugt  hatte,  daß  die  beiden  Gattungen  J.  E.  Gray's  Corbitella  und  Helerotella 
mit  den  Species  Corbitella  speciosa  lUmv  u.  Gaimard)  und  Heterotella  corbicula  (Bwbk.)  als 
berechtigt  anzuerkennen  sind,  ergab  sich  ferner,  daß  die  von  mir  im  Challenger- Report  aufge- 
stellte Gattung  Taegeria  mit  Corbitella  Gray  übereinstimmt,  also  auch  ihr  Name  dem  älteren 
weichen  muß.  Da  nun  Taegeria  zu  einem  Svnonvm  geworden  war,  konnte  der  Unterfamilien- 
name   Taegerinae  nicht  bleiben,  sondern  wurde  von   Ijima  durch  den  Namen    Corbitellinae  ersetzt. 

Ijima  schlägt  nun  vor,  in  diese  Familie  alle  mit  fester  Basis  aufsitzenden  Euplectelliden 
zu  vereinigen,  also  die  12  Gattungen:  Corbitella  Gray,  Heterotella  Gray,  Regadrella  O.  Schm., 
Dictyaulus  F.  E.  Sch.,  Walteria  F.  E.  Sch.,  Dietyoealvx  F.  E.  Sch.,  Rhabdopectella  O.  Schm., 
Hertzvigia  O.  Schm.,  Saccocalyx  F.  E.  Sch.,  Trachycaulus  F.  E.  Sch.,  Hyalostylus  F.  E.  Sch.  und 
[Placosoma  [jima  =)  Bolosoma  F.  E.  Sch.  Daß  diese  Gruppe  noch  recht  heterogene  Elemente 
vereint  und  hei  besserer  Kenntnis  der  jetzt  meistens  nur  recht  ungenügend  gekannten  Formen 
noch  geteilt  werden   muß),  ist  wohl   zweifellos  und   auch   von   Ijima  selbst  anerkannt. 


11  Der  Name  Placosoma  i^i   von   I    CHI  D]  im  Jahre  1847    für  ein  Reptil    vergeben,    Archiv   für  Naturgeschichte  1847.    Bd.  XIII, 
Holt   1,  S.  50.    Ich  schlage  dafür  Holosoma  von  ßäAos         Klumpen  vor. 
2)   [903,  <  iontrib.   II I.  p.   ei  u.  ff. 


Erster  Teil.     Systematik. 


173 


Seine  Diagnose  der  ganzen  Euplectelliden-Familie,  welcher  ich  zustimme,  lautet:  Lyssacine 
Hexasterophora  of  tubulär  cup-like  or  massive  body;  sometimes  stalked;  either  rooted  by  a  tuft 
of  basal  spicules  or  firmly  attached  by  compact  base;  generally  possessing  numerous  separate 
oscula  Dermal  skeleton  composed  of  hexaetinic  dermalia  the  proximal  ray  of  which  is  as  a 
rule  much  longer  than  any  other  in  the  same  spicule;  no  hypodermal  pentactins.  Hexaster 
various." 

Von  den  beiden  Unterfamilien,  in  welche  die  Euplectelliden  zerfallen,  ist  die  erste,  die 
Eupkdellinae,  von  Ijima  mit  folgender  Diagnose  versehen:  „Eupledellidae  rooted  in  the 
substratum  by  a  tuft  of  basal  spicules",  die  zweite  aber,  die  Corbitellinae,  als  „Fupkdellidae  firmly 
attached  to  the  substratum  by  compact  base"  charakterisiert. 

Die  3  Gattungen,  welche  zusammen  die  Eupkdellinae  ausmachen,  lassen  sieh  nach 
folgender  Bestimmungstabelle  unterscheiden: 

I  Mit  kreisrunden  Wandlücken EuplecUlla  R.  (  iwen. 

(Ohne  Wandlücken 2. 

|  Körper  röhrenförmig,   mit  terminaler  Siebplatte ...  Holascus  F.   E.  Sch. 

"'  (Körper  nicht  röhrenförmig Malacosaccus  F.  E.  Sch. 

Für  die    Corbitellinae  möge  einstweilen  folgende  Bestimmungstabelle  dienen: 

(Ohne  langen,  cylindrischen,  scharf  abgesetzten  Stiel 2. 

(Mit  langem,  cylindrischen,  scharf  abgesetzten  Stiel        9. 

(Einfache,  dünnwandige,  cylindrische  oder  sackartig  ausgebauchte  Röhr e  mit  zahlreichen 

2.  '      "Wandlücken 3. 

iKelchförmig  oder  ein  vielfach  anastomosierendes  Röhrensystem ~. 

(Mit  terminaler  Siebplatte 4. 

■*'  (Ohne  deutlich  abgesetzte  terminale  Siebplatte,    resp.  Kranz  frei  vorragender  radiärer  Nadeln  Walteria  F.  E.  Sc  h. 

|Cylindrische  Röhre  mit  recht  win  kl  ig  gekreuzten  Eängs-  und  Querbalken  des  Stützgerüstes  Dictyaulits  F.  E.  Sch. 

"'  | Das  Stützgerüst  besteht  hauptsächlich  aus  schrägen  oder  unregelmäßig  verflochtenen  Balken  5. 

(Ohne  Diskohexaster 6. 

*'  (Mit  Diskohexastern Corbitella  J.  E.  Gray. 

(Mit  langstacheligen  Mikroxyhexaktinen  Heterotella  J.  E.  Gray. 

(Ohne  langstachelige  Mikroxyhexaktine Regadrella  O.  SCHM. 

|  Kelchförmig,  mit  schmaler  stielartiger  Basis 8. 

''  (Direkt  aufsitzendes  anastomosierendes  Röhrensystem Hertwigia  O.  SCMH. 

(Mit  rauhen,  bogenähnlichen  Oxydiaktinen  und  zahlreichen  Oxyhexastern Rhabdopectella  O.  ScHM. 

|Ohne  rauhe,  bogenähnliche  Oxydiaktine  und  ohne  Oxyhexaster Dictyocalyx  F.  E.  Sch. 

(Mit  großen  Drepanocomen  (Sichelrosetten) Trachycaulus  F.  E.  Sch. 

(Ohne  große  Drepanocome      10. 

(Mit  Aspidoplumicomen Saccocalyx  F.  E.  Sch. 

(Ohne  Aspidoplumicome II. 

(Mit  bogenähnlichen,  rauhen  Oxydiaktinen Hyalostylus  F.  E.  Sch. 

(Ohne  bogenähnliche,  rauhe  Oxydiaktine Bolosoma  F.  E.  Sch.  (=  Placosoma  Ij. 


1 1 


2.  Farn.  Caulophacidae. 

Daß  sich  nicht  alle  von  mir  in  meinem  „Challenger"-Report  zuerst  aufgestellten  und  bis 
jetzt  mit  Vorteil  benutzten  Familienbegriffe  auf  die  Dauer  würden  halten  lassen,  war  mir  zwar 
längst  klar,  und  ich  habe  dies  ja  auch  besonders  für  die  Asconematiden  und  Rosselliden  wieder- 
holt hervorgehoben;  doch  beabsichtigte  ich,  erst  dann  eine  tiefer  greifende  Aenderung  vorzu- 
nehmen, wenn  sich  hierzu  eine  größere  und  gründlichere  durchgearbeitete  Reihe  von  Gattungen 
würde  verwenden  lassen.  Denn  wenn  es  auch  zweifellos  schon  jetzt  gelingen  dürfte,  nach  dem 
Gesamtcharakter   von  Gestalt,    Bau   und  Spikulation    für    manche  Gruppen    von  Gattungen  neue, 


j  -  .  Franz  Eilhard  Schulze:  Hexactinelliden. 

schärfere  und  mehr  Gleichartiges  zusammenfassende  Familienbegriffe  zu  bilden,  so  bleiben  doch 
immer  einzelne  Gattungen  übrig,  bei  welchen  die  Einordnung  neue  Schwierigkeiten  findet. 

Inzwischen  hat  nun  aber  Ijtma,  genötigt  durch  den  Zuwachs  von  neuen  und  zum  Teil 
eigenartigen  Formen,  welche  ihm  der  reiche  Boden  der  Sagami-Bai  lieferte,  mit  Versuchen  zu 
einer  Neuordnung  des  stark  vergrößerten  Materiales  begonnen  und  zunächst  die  Familie  der 
.  Isconematidae  völlig  aufgelöst;  womit  ich   mich  gern  einverstanden  erkläre. 

Zweifellos  kann  das  Vorkommen  eines  nach  außen  vorragenden  Finulstrahles  der  Auto- 
dermalia  nicht  mehr  als  unterscheidender  Familiencharakter  gelten,  und  um  so  weniger,  als  der- 
artiges sich  neuerdings  auch  bei  einigen  im  übrigen  nahe  verwandten  echten  Rosselliden  gefunden 
hat.  Uebrigens  habe  ich  selbst  schon  früher1)  die  Vermutung  ausgesprochen,  daß  die  in  der 
Tiefe  des  Körpers  verborgenen  Nadeln  der  ändernden  Wirkung  der  Anpassung  weniger  aus- 
gesetzt gewesen  sein  dürften  und  daher  auch  als  bessere  Gradmesser  der  Verwandtschaft  benutzt 
werden  können,  als  die  ganz  oberflächlich  gelegenen  Dermalnadeln,  resp.  deren  frei  vorragender 
Radialstrahl. 

Während  nun  Ijima  aus  einem  Teile  meiner  früheren  Asconematiden,  nämlich  aus  der 
Gattung  Caulophacus  und  einigen  nahe  verwandten  Gattungen,  seine  neue  Familie  der  Caulophacidae 
bildet,   verweist    er   die   übrigen  (und  darunter  die  Gattung  Asconema  selbst)  zu  den  Rosselliden. 

Von  diesen  letzteren  aber  trennt  er  als  eine  besondere  Familie  zunächst  seine  Leucopsacidae  ab. 

Die  Caulophaciden  charakterisiert  Ijima  (Contrib. ,  Vol.  III,  p.  84)  folgendermaßen: 
„Lyssacine  Hexasterophora  of  cup-like  or  mushroom-disc-like  body;  always  stalked  and  firmly 
attached  at  base;  solitary  or  forming  a  small  branched  colony  of  budding.  Dermal  skeleton 
composed  of  smal  hexactinic  or  pentactinic  pinular  dermalia  and  of  large  pentactinic  hypo- 
dermalia.  Hexasters  represented  mainly  by  dicohexasters,  either  alone  (  Caulophacus)  or  in  Com- 
pany with  strobiloplumicome  (Sympagella)." 

Nun  ist  es  ja  zweifellos,  daß  die  mit  einem  mehr  oder  minder  langen  Stiele,  mit  kelch- 
förmigem  oder  zu  einer  einfachen  resp.  hutpilzförmigen  Scheibe  sich  ausbreitendem  Köqjer,  mit 
zahlreichen  parenchymalen  Diskohexastern  und  mit  deutlichem  Pinulstrahl  an  den  hexaktinen 
oder  pentaktinen  Autodermalia  versehenen  beiden  Gattungen  Caulophacus  und  Sympagella  viele 
wichtige  Charaktere  gemeinsam  haben.  Indessen  entstehen,  wie  auch  Ijima  selbst  hervorhebt, 
Schwierigkeiten,  sobald  es  sich  darum  handelt,  zu  entscheiden,  ob  auch  solche  Formen,  welche 
bei  übrigens-  großer  Aehnlichkeit,  statt  der  parenchymalen  Diskohexaster,  Onychaster  und 
Oxyhexaster  oder  letztere  allein  besitzen,  wie  etwa  die  von  mir  jüngst-)  als  Calycosoma  gracile 
beschriebene  Form  (welche  Ijima  auch  trotz  des  Fehlens  parenchymaler  Diskohexaster  zu  Sym- 
pagella ziehen  will),  noch  in  die  Familie  hineinpassen. 

Bestimmungstabelle  der  Caulophaciden-Gattungen. 

(Mit  zahlreichen  kräftigen  parenchymalen  Diskohexaktinen Caulophacus  F.  E.  Sch. 

(Ohne  kräftige   parenchymale  Diskohexaktine 2. 

(Körper  ein  dickwandiger  Kelch 'Sympagella  O.  SCHM. 

(Körper  ein  dünnwandiges  Rohr Anlasen*  F.  E.  Sch. 


i)  Revision  des  Systems  der  Asconematiden   und  Rosselliden.   in:  Silznngsber.   Beil.  Akad.,   1S97.  S.   521. 
2)  Abhandl.  Berl.   Akad.,   1903,  S.   14  u.  Tai.   II. 


Erster  Teil.     Systematik. 


175 


3.  Farn.  Leacopsacidae  Ijima. 

Ijtma's  neue  Familie  der  Leucopsacidae,  welche  er  früher  als  Leucopsacinae  unter  den 
Rosselliden  aufführte,  wird  hauptsächlich  durch  die  Bildung  des  Hautskelettes  aus  ziemlich  großen 
gleichartigen  Pentaktinen  mit  einwärts  gewandtem  unpaaren  Strahle,  sowie  durch  die 
parenchymalen  Diskohex aster  und  Fehlen  der  parenchymalen  Oxyhexaster  charakterisiert. 
Sie  umfaßt  zur  Zeit  folgende  Gattungen:  Leucopsacus  Ij.,  Chaunoplectella  Ij.,  Cauloca/yx  ¥.  E.  Sch., 
Placopegma  F.  E.  Sch.   und  das  jetzt  neu  hinzukommende    Chaunangium  F.  E.  Sch. 

Die  von  Ijima  (Contrib.,  Vol.  III,  p.  33)  gegebene  Charakteristik  der  Leucopsacidae  lautet: 
„Lyssacine  Hexasterophora  of  thick-walled,  cup-like  or  ovoid  body;  sometimes  stalked;  firmly 
attached  by  base  (?or  rooted  by  basal  spicules).  Dermal  skeleton  composed  as  a  rule  of  mode- 
rately  large  pentactins  with  the  unpaired  ray  directed  proximad;  hypodermalia  not  distinguishable. 
Hexasters  represented  mainly  by  discohexasters  (no  oxyhexaster)". 

Ob  die  ursprünglich  von  Ijima1)  noch  zu  den  Leucopsaciden  gerechneten,  später  ausge- 
schalteten und  zu  den  Dactylocalyciden  gestellten  beiden  Gattungen  Aulocalyx  F.  E.  Sch.  und 
Euryplegma  F.  E.  Sch.  hierher  oder  zu  den  einen  ausgeprägten  diktyonalen  Charakter  zeigenden 
Dactylocalycidae  zu  stellen  sind,  ist  bei  der  schon  oft  hervorgehobenen  laxen  Beschaffenheit  des 
Diktyoninencharakters  ohne  genauere  Kenntnis  des  Wachstums  und  der  Jugendzustände  schwer 
zu  entscheiden.  Dagegen  gehört  hierher  zweifellos  die  oben  Kap.  I,  S.  3 1  — 34  beschriebene  neue 
Gattung  Chaunangium.  Durch  die  Aufnahme  dieser  Gattung  wird  Ijtma's  eben  angeführte 
Familiendiagnose  ebensowenig  geändert,  wie  durch  die  Ergebnisse  der  Untersuchung  vollständig 
erhaltener  Exemplare  von  Placopegma  solutum,  vielmehr  noch  mehr  befestigt  und  nur  insofern 
modifiziert,  als  der  von  ihm  in  Klammern  gesetzte  Passus  (?  or  rooted  by  basal  spicules)  jetzt 
-  aus  seinen  Klammern  erlöst  und  von  dem  Fragezeichen  befreit  -  in  sein  volles  Recht  ein- 
gesetzt wird.  Bemerkenswert  ist  der  Umstand,  daß  bei  beiden  Gattungen  die  langen  Nadeln 
der  Basalschöpfe  aus  ganz  ähnlichen  Kolbenankern  bestehen,  wie  wir  sie  im  Basalschopfe  der 
Euplectellinen  kennen.  Hierdurch  wird  die  schon  von  Ijima  aus  der  mangelnden  Differenzierung 
der  Dermalia  hergeleitete  Verwandtschaft  der  Leucopsaciden  mit  den  Euplectelliden  noch 
evidenter. 

Wie  sich  die  neue  Gattung  Chaunangium  unter  die  schon  bekannten  Leucopsaciden- 
Gattungen  einordnet,  zeigt  folgender  Bestimmungsschlüssel: 

(Mit  Diskohexaktinen - Leucopsacus  Ijima. 

|i  ihne  Diskohexaktiue 2- 

|Ohne  Aspidoplumicome 3- 

(Mit  Aspidoplumicomen 4- 

(Ohne  Basalschöpfe,  fest  angewachsen Chaunoplectella  Ijima. 

J'  (Mit  Kolbenankern  in  Basalschöpfen Placopegma  F.  E.  Sch. 

(Große  Demialpentaktine  mit  gekrümmten  Stacheln  an   den  Tangentialstrahlen Caulocalyx  F.  E.  Sch. 

I  Kleine,  rauhe  Dermalia  ohne  gekrümmte  Stacheln Chaunangium  F.  E.  Sch. 

4.  Farn.  Rossellidae. 

Nach  Ausscheidung  der  (nach  Ijima's  Vorgang)  zu  den  Leucopsaciden  gestellten  Gattungen 
und    nach  Aufnahme  jener  Gattungen    der  früheren  Asconematiden-Familie,  welche  nicht  zu  den 

1)   1898,  The  genera  and  species  of  Rosse llidae,  in:  Annot.   Zool.  Jap.,  II,  pars  II,  p.  43  und  44. 


176 


Franz  Eilhard  Schulze:  Hexactinelliden. 


Caulophaciden  gebracht  sind,  besteht  jetzt  die  Familie  der  Rosselliden  aus  2 1  Gattungen,  welche 
sich  in  3  Unterfamilien,  Rossellinae  F.  E.  Sch.,  Lanuginel/mae  F.  E.  Sch.  und  Acanthascinae 
F.  E.  Sch.,  ordnen  lassen.  Für  den  Familiencharakter  läßt  sich  folgende  kurze  Diagnose  auf- 
stellen: „Lyssacine  Hexasterophora,  in  deren  Dermalmembran  stets  Autodermalia,  und  zwar  vor- 
wiegend pentaktine,  seltener  hexaktine,  stauraktine,  tauaktine  oder  diaktine  vorkommen.  Die 
-••wohnlich  unterhalb  der  Autodermalia  gelegenen,  bisweilen  aber  auch  mehr  oder  minder  weit 
über  die  Dermalfläche  hinausgeschobenen  pentaktinen  Hypodermalia  habe  4  glatte  oder  mit 
Dornen  besetzte  orthotrope  oder  paratrope,  gerade  oder  gebogene  Paratangentialstrahlen". 


a)  Rossellinae  F.  E.  Sch. 

„Rosselliden  ohne  Diskoktaster  und  ohne  Plumicome". 
Für   die    hierher    gehörigen    13  Gattungen  stelle  ich  folgenden  Bestimmungsschlüssel  auf: 

(Ohne  Stiel ....  2. 

''  (Mit  Stiel 12. 

(Ohne  Hexaster Aphorme  F.  E.  Sch. 

'  (Mit  Hexastern 3- 

(Ohne  Hypodermalpentaktine 4. 

(Mit  Hypodermalpentaktinen 5- 

(Autodermalia  stauraktin  oder  pentaktin Aulosaccns  Ijima. 

(Autodermalia  hexaktin Calycosaccus  F.  E.  Sch. 

(Intermediäre  Parenchymalia  (fast?)  nur  Oxyhexaster Bathydorus  F.  E.  Sch. 

(Intermediäre  Parenchymalia  vorwiegend  Diskohexaster  ...  6. 

(Ohne  Mikrodiskohexaster ;. 

|  Mit  Mikrodiskohexastem ....  9. 

(Mit  Trichastern Trichasterina  Y .  E.  Sch. 

'     |Ohne  Trichaster 8. 

(Autodermalia  stauraktin  oder  pentaktin,  ohne  äußeren   Radialstrahl Vitrollula  IjIMA. 

(Autodermalia  hexaktin  oder  pentaktin,  mit  äußerem   Radialstrahl Hyalascus  Ijima. 

(Autodermalia  pentaktin,  mit  äußerem  Radialstrahl ....  Asconema  F.   F.  Sch. 

(Autodermalia  ohne  äußeren  Radialstrahl 10. 

| Autodermalia  diaktin Schaiidinm'a  F.   E.   Sch. 

(Autodermalia  nicht  diaktin 11. 

(Autodermalia  sämtlich  stauraktin Scyphidium  F.  E.  Sch. 

(Autodermalia  stauraktin  und  pentaktin,  mit  innerem   Radialstrahl Rossella  Carter. 

(Mit  Hypodermalpentaktinen Crateromorpha  J.  E.  Gray. 

(Ohne  Hypodermalpentaktine Aulochone  F.  E.   Sch. 


b)  Lanuginellinae  F.  E.  Sch. 

„Rosselliden  ohne  Diskoktaster,  aber  mit  Plumicomen". 

Die   zugehörigen    4   Gattungen    lassen    sich    leicht    nach    folgendem    Bestimmungsschlüssel 
unterscheiden : 

(Anf  der  Unterlage  fest  aufgewachsen ...  2. 

|Mit  einem  Basalschopf  im  Boden  wurzelnd 3. 

(Die  Autodermalia  sind  Stauraktine Lanugt'nella  0  SCHM. 

(Die  Autodermalia  sind   Ilexaktmpinule  odei    Pentaktinpinule Calycosoma  F.  E.  Sch. 

(Die  Autodermalia  sind  Stauraktine LophocalyA    1' .    E.  Sch. 

(Die  Autodermalia  sind   Pentaktine Mellonympha  F.   IC.  Sch. 


Erster  Teil.     Systematik.  T'7'7 

c)  Acanthasänae  F.  E.  Sch. 

„Rosselliden  mit  Diskoktastern". 

Es  sind  dies  fest  angewachsene,  ungestielte  Rosselliden  von  tiefer  Kelch-  oder  Sackform, 
deren    mehr   oder  minder  weite  obere  Oskularöffnung  gewöhnlich  einen  zugeschärften  Rand  hat. 

Zur  Stütze  des  Weichkörpers  dienen  zahlreiche  megasklere  parenchymale  Oxydiaktine 
und  meistens  auch  noch  große  Hypodermalpentaktine.  Als  intermediäre  Parenchymalia  finden 
sich  außer  kleinen  Oxyhexaktinen  die  merkwürdigen  Diskoktaster,  fast  stets  (mit  einer  Ausnahme) 
auch  zahlreiche  Oxyhexaster  und  die  zierlichen  Mikrodiskohexaster. 

Zur  Bestimmung  der  Gattungen  der  .  Icantkascinae  kann  folgender  Schlüssel  dienen : 

jMit  Hypodermalpentaktinen 2 


2. 


3- 


\Ohne  Hypodermalpentaktine Acanthasais  F.  E.  Sch. 

JOhne  parenchymale  Oxyhexaster Acanthosacctis  F.  E.  Sch. 

I  Mit   parenchymalen  Oxyhexastem 3. 

(Ohne  gebogene  Stacheln  an  den  Paratangentialstrahlen  der  Hypodermalpentaktine Staurocalyitus  F.  E.  Sch. 

(Mit  gebogenen  Stacheln  an  den  Paratangentialstrahlen  der  Hypodermalpentaktine Rhabdocalyptus  F.  E.  Sch. 


5.  Farn.  Euretidae  Zittel. 

Durch  die  Entdeckung  der  im  Jahre  1900  in  meinem  Werke  „Amerikanische  Hexacti- 
nelliden",  S.  76  u.  77  beschriebenen  Gattung  Claviscopulia,  welche  sich  zwar  im  Bau  und  in 
der  Bildung  des  Diktyonalgerüstes  und  durch  den  Besitz  der  Scopulae  an  die  Gattung  Eurete 
anschließt,  andererseits  aber  durch  die  reichlich  in  zwei  typischen  Formen  vorhandenen  Clavulae 
auch  mit  der  Gattung  Farrea  verwandt  zeigt,  ist  die  scharfe  Grenze  zwischen  diesen  beiden 
Gattungen  und  damit  auch  zwischen  den  Scopularia  einerseits  und  den  Clavularia  andererseits 
verwischt,  und  es  geht,  wie  ich  schon  in  den  „Amerikanischen  Hexactinelliden",  S.  106 — 109 
auseinandergesetzt  habe,  nicht  an,  Farrea  und  Eurete  in  verschiedenen  Familien  unterzubringen. 
Vielmehr  sind  beide  nebst  einigen  nahestehenden  Gattungen  in  einer  Familie,  Euretidae  Zittel,  auf- 
zuführen, welche  allerdings  auch  so  noch  einen  engeren  Formenkreis  zu  umschließen  hat,  als 
Zittel  ihr  zugedacht  hatte. 

Ich  vereinige  in  dieser  Familie  die  6  lebenden  Gattungen: 

Farrea  Bwbk.,  Ramella  F.  E.  Sch., 

Claviscopulia  F.  E.  Sch.,         Periphragella  W.  Marsh., 
Eurete  Semper,  Le/royella  Wyv.  TIioms. 

und  stelle  folgende  Familiendiagnose  der  Euretidae  auf:  „Uncinataria,  deren  der  Unterlage  fest 
aufsitzender  Körper  aus  einem  baumartig  verästelten  oder  reichlich  anastomosierenden  Röhren- 
system besteht,  welches  in  einigen  Fällen  die  Wandung  eines  größeren  Kelches  bildet.  Das 
zusammenhängende  Stützgerüst  setzt  sich  aus  Diktyonalhexaktinen  zusammen,  welche  meistens 
in  regelmäßiger  Weise  durch  Umhüllen  der  parallel  und  dicht  aneinander  gelegten  Strahlen  mit 
Kiesellamellen  zur  Bildung  eines  vorwiegend  rechtwinklige  Maschen  umschließenden  Balken- 
werkes sich  vereinigen.  Neben  den  pentaktinen  Dermalia  und  Gastralia  treten  außer  den 
Uncinaten  reichlich  Scopulae  oder  Clavulae  auf.  Als  intermediäre  Parenchymalia  kommen  neben 
einfachen  Oxyhexaktinen  auch  Oxyhexaster  oder  Diskohexaster  oder  beide  vor." 

Deutsche  Tiefsee-Expedition  1898— 1899.    Bd.  IV.  23 


178 


Eilhard  Franz  Schulze:  Hexactinelliden. 


Bestimmuno-sschlüssel  der  Euretiden -Gattungen. 


/Ohne  Scopulae • Farrea  Bwbk. 

'  (Mit  Scopulae 2. 

(Mit  Clavulae  und  Scopulae Claviscopulia  F.  E.  Sch. 

(Ohne  Clavulae      3. 

/Eine  spitzwinklig  verzweigte,  baumförmige,  dickwandige  Röhre  mit  seitlichen  Löchern Ramella  F.  E.  Sch. 

(Ein  anastomosierendes  Röhrensystem 4. 

(Ein  Röhrengeflecht  ohne  centrale  Kelchbildung Eurcte  Semper. 

(Das  Röhrengeflecht  bildet  die  Wand  eines  kelchförmigen  Körpers 5. 

(■Die  Röhren  haben  dünne  Wandung  und  Neigung  zur  Erweiterung  am  Oberende  des  trichterförmigen 

5.  '      Körpers Per iph rage IIa  W.  Marshall. 


(Die  J 
Kc 
iDie  dickwandigen  Röhren  neigen  nirgends  zur  Erweiterung Lefroyclla  Wvv.  Thomson. 


6.  Farn.  Coscinoporidae  Zittel. 

Als  wesentlichen  Charakter  der  Coscinoporidae  Zettel  hebe  ich  den  Umstand  hervor,  daß 
die  zu-  und  ableitenden  Kanäle  (Epi-  und  Aporhysen)  des  Diktyonalgerüstes,  welche  die  platten- 
artige dünne  Wand  der  meist  kelch-  oder  tafelförmigen  Schwammkörper  im  entgegengesetzten 
Sinne  rechtwinklig  durchsetzen,  nicht  durchgängig  und  prismatisch  geformt  sind,  sondern,  sich 
verengend,  blind  enden. 

Für  die  lebenden  Formen  dieser  Familie  könnte  die  Diagnose  lauten : 

Kelch-  oder  plattenförmige  Scopularia,  deren  verhältnismäßig  dünne  Wand  von  geraden, 
konischen,  blind  endigenden  Epi-  und  Aporhysen  quer  durchsetzt  wird. 

Als  lebende  Gattungen  kennen  wir  Ckonelasma  F.  E.  Sch.  und  Bathyxipkus  F.  E.  Sch. 
Erstere  bildet  weite  Trichter  oder  große  Platten,  letztere  hat  einen  langen,  schmalen,  beiderseitig 
zugeschärften  schwertförmigen  Körper. 

7.  Farn.  Aphrocallistidae. 

Die  Eigentümlichkeit  der  Gattung  Aphrocallistes,  welche  uns  nötigt,  sie  zum  Repräsen- 
tanten einer  besonderen  Familie,  der  Aphrocallistidae  [wie  ich  sie  hinfort  —  statt  Melittionidae 
Zittel  —  nach  der  einzigen  lebenden  Gattung  nennen  werde],  zu  machen,  besteht  in  dem  ganz 
eigenartigen  und  sehr  auffälligen  Bau  des  Diktyonalgerüstes,  welches  durch  die  regelmäig  sechs- 
seitigen, die  Wand  rechtwinklig  durchsetzenden  Lücken  große  Aehnlichkeit  mit  einer  Bienenwabe 
gewinnt,  während  sie  im  übrigen  sich  einerseits  an  die  Euretidae  andererseits  an  die  Coscino- 
poridae eng  anschließt.  Diese  Wabenbildung  hängt,  wie  O.  Schmidt  zuerst  bemerkt  hat,  mit 
dem  Umstände  zusammen,  daß  die  Strahlen  der  an  den  Wabenzellenkanten  gelegenen  Diktyonal- 
hexaktine  sich  nicht  wie  gewöhnlich  rechtwinklig,  sondern  unter  einem  Winkel  von  ca.  1 200 
zu  einander  stellen.  Ferner  fällt  an  der  Bildung  des  Diktyonalgerüstes  der  Umstand  auf,  daß 
verhältnismäßig  selten  rein  quadratische  oder  auch  nur  rechtwinklige,  sondern  vorwiegend  drei- 
eckige Maschen  vorkommen.  Es  wird  dies  größtenteils  durch  die  Art  der  Verbindung  der 
Diktyonalhexaktine  untereinander  bedingt,  welche  nicht  regelmäßig  durch  paralleles  Aneinander- 
legen  und  Umhüllung  mit  gemeinsamen  Kiesellamellen,  aber  auch  nicht  ganz  unregelmäig  unter 
beliebigen  Winkeln  und  an  beliebigen  Stellen,  sondern  sehr  häufig  in  der  Weise  geschieht,  daß 
die  Strahlencnden  des  einen  Hexaktins  sich  an  den  Centralknoten  eines  benachbarten  anlegen ; 
wodurch  es  bedingt  ist,  daß  häufig  von  einem  Gerüstknoten  mehr  als  6  Strahlen  auszugehen 
scheinen. 


Erster  Teil.     Systematik.  j  «q 

Der  Familiencharakter,  welcher  begreiflicherweise  prinzipiell  nicht  von  der  Gattungs- 
diagnose abweichen  kann,  läßt  sich  in  folgende  Worte  fassen : 

„Kelch  oder  röhrenförmige  Scopularia  mit  ziemlich  dünner  Wand,  deren  Diktyonalgerüst 
vorwiegend  dreieckige  Maschen  zeigt  und,  von  regulär-sechsseitigen  Lücken  gleichmäßig  durch- 
setzt, ein  bienenähnliches  Ansehen  hat." 

Einzige  Gattung  ist  Aphrocallistes  J.  E.  Gray. 

8.  Farn.  Tretocalycidaex)  F.  E.  Sch.  (früher  Tretodictyidae  F.  E.  Sch.). 

Uncinataria,  deren  ziemlich  unregelmäßige  Epi-  und  Aporhysen  nicht  als  gerade  Kanäle 
die  Körperwand  quer  durchsetzen,  sondern  meist  verästelt  den  Körper  schräg  oder  in  ver- 
schiedener Richtung  durchziehen.  Mit  Ausnahme  der  Gattung  Uncinalcra  Topsent  haben  alle 
Gattungen  Scopulae. 

Die  Familien  der  Euretidae,  Coscinoporidae,  Aphrocallistidac  und  Tirtocalycidae  sind 
sämtlich  ausgezeichnet  durch  den  Besitz  von  Uncinaten  und  daher  von  mir  als  Tribus  der 
Uncinataria  zusammengefaßt.  Auch  besitzen  sie  mit  Ausnahme  der  Gattung  Farrca  sämt- 
lich Scopulae.  Diese  besenförmigen  Nadeln  fehlen  jedoch  nach  Topsent's2)  Bericht  einer  mit 
Uncinaten  versehenen  kelchförmigen  diktyoninen  Hexactinellide,  mit  dünner,  gefalteter  Wandung, 
welche  von  der  „Belgica"  im  antarktischen  Gebiete  —  70"  bis  71"  S.  Br,  820  bis  890  O.  L.  - 
in  400 — 500  m  Tiefe  erbeutet  und  von  Topsent  als    Uncinatera  plicata  bezeichnet  ist. 

Es  könnte  fraglich  erscheinen,  ob  diese  neue  Gattung  trotz  des  Fehlens  der  Scopulae 
zur  Familie  der  Tretocalycidae,  in  welche  sie  ihren  übrigen  Bauverhältnissen  nach  gehört,  gezogen 
werden  darf  oder  als  Repräsentant  einer  besonderen  Familie  gelten  soll.  Ich  glaube,  daß  sich 
das  letztere  nicht  empfiehlt. 

Die  6  zu  den  Tretocalyciden  gehörigen  Gattungen  lassen  sich  in  folgendem  Bestimmungs- 
schlüssel kurz  charakterisieren: 

(Ohne  Scopulae Uncinatera  Topsent. 

'  (Mit  Scopulae 2. 

(Baumartig  verzweigt,  mit  soliden  Aesten Sclerothamnus  W.  Marshall. 

'  (Nicht  baumartig  verzweigt 3. 

(Kelch-  oder  röhrenförmig 4. 

(Klumpig  mit  kugeligen  feinmaschigen  Verdickungen  im  Diktyonalgerüst Fieldingia  O.  SCHM. 

(Im  Parenchym  scopula-ähnliche  Nadeln  mit  radiären  geknöpften  Endstrahlen  am  verdickten  Ende     .  Cyrtaitlon  F.  E.  Sch. 

(Ohne  derartige  Nadeln 5. 

( Mit  kleinen  intermediären  Onychexaktinen      Tretocalyx  F.  E.  SCH. 

(Ohne  Onychexaktine Hexactinella  Carter. 

Den  Uncinataria  habe  ich  früher  als  I  n  e  r  m  i  a  alle  diejenigen,  mit  deutlichem  Diktyonal- 
gerüst versehenen  Familien  gegenübergestellt,  welche  keine  Uncinate  und  auch  weder  Scopulae 
noch  Clavulae  aufweisen.  Als  eine  besondere  Familie  Dactylocalycidae  Ij.  hat  in  dieser  Tribus 
Ijima3)  im  Jahre  1903  sodann  die  Gattungen  Dactytocalyx,  Margaritella,  Myliwia,  Au/oca/yx 
und  Euiyplcguia  zusammengefaßt. 

1)  Da  der  von  mir  im  Challenger-Report  (1887),  PI.  XLIII — XL  VI  angewandte  Gattungsname  Trctodictyum  durch  den 
CARTER'schen  Namen  Hexactinella  ersetzt,  also  synonym  geworden  ist,  so  wähle  ich  für  die  Familie  einen  neuen  Namen  nach 
der  Gattung   Tretocalyx  F.  E.  Sch. 

2)  Resultats  du  voyage  de  S.  Y.  Belgica,   1901,  p.  40  ff. 

3)  Contribution  III,  p.  25. 

23* 


,  q„  Franz  Eilhard  Schulze :  Hexactinelliden. 

Ich  nehme  diese  Familie  der  Dactyfocalycidae  Ij.  gerne  an,  da  die  betreffenden  Gattungen 
auch  außer  dem  Fehlen  der  Uncinate  in  ihrem  Bau  manches  gemeinsam  haben,  und  füge  noch 
die  neue  Gattung  Auhplax  F.  E.  Sch.  hinzu,  stelle  aber  daneben  für  die  auch  zu  den  Inermia 
gehörige,  aber  durch  die  merkwürdigen  Lychnisken  ausgezeichnete  Gattung  Aulocystis 
F.  E.  Sch.  noch  eine  besondere  Familie  der  Aulocystidae  auf. 

9.  Farn.  Dactylocalycidae  Ijima. 

Der  massige  oder  kelchförmige,  seltener  platte  Körper  besteht  aus  einem  System  ana- 
stomosierender  Röhren,  zwischen  welchen  ein  interstitielles  Lückensystem  (Cavädialsystem). 
Das  in  letzteres  eintretende  Wasser  durchsetzt  die  Wand  der  Röhren  und  gelangt  durch  diese 
direkt  oder  durch  einen  gemeinsamen  Gastralraum  nach  außen.  Diktyonalgerüst  ohne 
Lychnisken. 

Bestimmungsschlüssel  der  6  Gattungen. 

I  Knoten  des  Diktyonalgerüstes  mit  flachen  höckerigen  Warzen  besetzt Myliusia  J.  E.  Gray  '). 

\Diktyonalgeriistknoten  ohne  solche  Warzen 2. 

(Der  Körper  ist  maschig  oder  kelchförmig 3. 

\Der  Körper  besteht  aus  einer  schwach  gebogenen  Platte 5. 

|  Hexaster  mit  sehr  langen,  bedornten  Endstrahlen Aulocalyx  F.  E.  Sch. 

\Ohne  solche  Hexaster 4. 

[An  der  Kurperoberfläche  zeigen  sich  mäandrisch  gewundene  offene  Rinnen Margaritella  ( >.  Schm. 

\Ohne  solche  oberflächlichen  Rinnen Dactyhcalyx  Stuchburg. 

(Der  Köqjer  besteht  aus  fächerartig  geordneten,  spitzwinklig  geteilten  Röhren,  ohne  Diskohexaster  .    .    .  Auloplnx  F.  E.  Sch. 

\Mit  Diskohexastem EurypUgma  F.  E.  Sch. 

10.  Farn.  Aulocystidae  F.  E.  Sch. 

Der  massige  Körper  besteht  aus  einem  System  anastomosierender  dünnwandiger,  sich 
distad  erweiternder  Röhren,  zwischen  welchen  ein  entsprechend  weites  Cavädialsystem.  Das 
sehr  regelmäßig  entwickelte,  kubische  Maschen  gleicher  Größe  umschließende  Diktyonal- 
gerüst besitzt  Lychnisken.  An  der  ganzen  Außenfläche  eine  zusammenhängende  dünne,  weiche 
Deckhaut,  welche  über  den  Röhrenmündungen  unregelmäßig  sternförmige  Spalten  zeigt. 

Einzige  Gattung  Aulocystis  F.  E.  Sch. 

IL   Unterordnung  Amphidiscophora. 

Mit  Aphidisken,  aber  ohne  Hexaster. 

Sämtliche  Nadeln  sind  frei,  d.  h.  nicht  durch  Kieselmasse  verbunden.  Die  ganze  dermale 
und  gastrale  Oberfläche  ist  mit  Pentaktinpinulen  besetzt.  Die  Befestigung  des  Körpers  im  Boden 
geschieht  mit  einem  (gelegentlich  1  >is  auf  eine  einzige  Nadel  reduzierten)  Basalschopf  von 
Ankernadeln. 

Nach  dem  Gesamtbau  des  Körpers,  welcher  sich  vorwiegend  in  der  Lage  und  Bildung 
des  ableitenden  Kanalsystemes  ausprägt,  lassen  sich  2  Familien  unterscheiden,  deren  eine  durch 
ein  einfaches,  terminal  oder  seitlich  gelegenes,  scharf  umgrenztes  Gastralfeid  ausgezeichnet  ist, 
während     bei    der    anderen    an    der    ganzen    Oberfläche   des    stets    langgestreckten,    bald    mehr 


1)  Dazu  wahrscheinlich  auch  Sclcroplcgma  O.  Schm. 


Erster  Teil.     Systematik. 


ISI 


cylindrischen,  bald  keulenförmigen  oder  .spindelähnlichen  Körpers  zwischen  den  dermalen  Ein- 
strömungsregionen zahlreiche,  meist  unregelmäßig  verteilte  und  umgrenzte  kleinere  Ausströmungs- 
bezirke vorkommen. 

Die    erstere    Familie    werde   ich    als    Hyalonematidae   (im    engeren  Sinne   als    bisher),    die 
andere  als  Semperellidae  bezeichnen. 

ii.  Farn.  Hyalonematidae  F.  E.  Sch. 

Amphidiscophora  mit  einem  einzigen  scharf  umgrenzten  Ausströmungsbezirke  (Gastralfelde). 
Für    die   hierher    gehörigen    7  Gattungen    habe   ich    folgenden  Bestimmungsschlüssel   ent- 
worfen : 

A.  Ohne  Centralconus. 

a)  Mit  einfachem,  nicht  in  sekundäre  Bündel  geteilten  Basalnadelschopf 

I.  Der  flach-scheibenförmige  Körper  geht  in  einen  randständigen  Stiel  über     .     • Platylistrum  F.  K.  Sch. 

II.  Der  untere,  umgekehrt  kege  lf  örmige  Teil  des  Körpers  trägt  am  quer  abgestutzten  Unterende 
den  Basalschopf. 

1.  Außenrand     des    schräg     aufgerichteten     Körpers    umgeschlagen.       Im     Basalschopf    zahlreiche 

wellig  gebogene  und  unten  hakenförmig  gekrümmte  dünne  lange  Diaktine.     Mit  Uncinaten     .     Sericoloplnis  Ijima. 

2.  Oberer  Körperteil  flach  emporgewölbt.     Ohne  Uncinate Lophophysema  F.  E.  Sch. 

b)  Mit  breitem,  aus  mehreren  Ankernadelbündeln  zusammengesetzten  Basalnadelschopfe. 

I.  Die  Ankerzähne  der  Basalia  sind  ziemlich  gleichmäßig  emporgebogen Pheronema  Leidy. 

II.  Die  Ankerzähne  der  Basalia  gehen  quer,  nahezu  rechtwinklig  vom  Ankerstiel  ab roliopogon  Wyv.  Thoms. 

B.  Mit  Central conus. 

a)  Ohne  konische  Erhebungen  der  Dermalfläche Hyalonema  J.  E.  Gray. 

b)  Mit  konischen  Erhebungen  der  Dermalfläche Compsocalyx  F.  E.  Sch. 

12.  Farn.  Semperellidae  F.  E.  Sch. 

In  der  Seitenfläche  des  langgestreckten,  cylindrischen,  keulen-  oder  spindelförmigen  Körpers 

finden    sich    zahlreiche,    von    der    engmaschigen    Dermalmembran    umschlossene    (gastrale    oder 

oskulare)  Ausströmungsbezirke. 

Die  Befestigung  im  Boden  geschieht  entweder  1)  durch  einen  aus 
mehreren  gesonderten  Nadelbündeln  zusammengesetzten  Basal- 
schopf      Semperella  J.  E.  Gray. 

oder  2)  durch  eine  einzige  starke  und  sehr  lange  Pfahlnadel      .     .     .     Monorliaphis   F.  E.  Sch. 


182 


Franz  Ellhard  Schulze:  Hexactinelliden.     Erster  Teil.  Systematik. 


Tabellarische  Uebersicht   des  Systems   der   lebenden  Hexactinelliden 

bis  zu  den  Gattungen. 

A.  Hexasterophora  F.  E.  Sch. 


i.  Euplectellidae  Ijtma. 

a)  Euplectellinae  Ijima. 

i.  Euplectella  R.  Owen 

2.  Holascus  F.  E.  Sch. 

3.  Malacosaccus  F.  E.  Sch. 

b)  Corbitellinae  Ijima. 

1.  (4.)  Corbitella  J.  E.  Gray 

2.  (5.)  HeteroUlla  J.  E.  Gray 

3.  (6.)  Regadrella  O.  Schm. 

4.  (7.)  Dictyaulus  F.  E.  Sch. 

5.  (8.)  Dictyocalyx  F.  E.  Sch. 

6.  (9.)  Walteria  F.  E.  Sch. 

7.  (10.)  Hertwigia  O.  Schm. 

8.  (11.)  Rhabdopectella  O.  Schm. 

9.  (12.)   Saccocalyx  F.  E.  SCH. 

10.  (13.)    Trachycaulus  F.  E.  Sch. 

11.  (14.)  Hyaloslylus  F.   E.  SCH. 

12.  (15.)   Bolosoma  F.  E.  SCH.  (=  Place 

soma  Ijima) 
II.  Caulophacidae  Ijima. 

1.  (16.)    Cauhphactis  F    E.  SCH. 

2.  (17.)  Sympagella  O.  Schm. 

3.  (18.)  ?  Aulascus  F.  E.  Sch. 

III.  Leucopsacidae  Ijima. 

1.  (19.)  Leucopsacus  Ijima. 

2.  (20.)   Chaitnoplectella  Ijima. 

3.  (21.)  Plagopegma  F.  E.  SCH. 

4.  (22.)   Caulocalyx  F.  E.  SCH. 

5.  (23.)    Chaunangium  F.  E.  SCH. 

IV.  Rossellidae  F.  E.  Sch. 

a)  Rossellinae  F.  E.  Sch. 

1.  (24.)  Bathydorus  F.  E.  Sch. 

2.  (25.)  Asconema  Sav.  Kent 

3.  (26.)  Hyalascus  Ijima 

4.  (27.)  Scyphidium  F.  E.  Sch. 

5.  (28.)  Schaudinnia  F.  E.  Sch. 

6.  (29.)   Trickasterina  F.  E.  Sch. 
".  (30.)    Vitrollula   IjIMA 

8.  (31.)  Rosse/la  Carter 

9.  (32.)    Cratcromorpha  J.  E.   GRAY 
10.  (33.)  Auloclw?ic  F.  E.  Sch. 


1 1 .  (34.)  Anlosaccus  Ijima 

I2-   (35-)    Calycosacctis  F.  E.  Sch. 

13.  (36.)  Aphorme  F.  E.  Sch. 

b)  Lanugine  llinae  F.  E.  Sch. 

14.  (37.)  Lanuginella  O.  SCHM. 

15.  (38.)  Lophocalyx  F.  E.  Sch. 

16.  (39.)  Mellonympha  F.  E.  Sch. 

17.  (40.)   Calycosoma  F.  E.  Sch. 

c)  Acanthascinae  F.  E.  Sch. 

18.  (41.)  Acanthascus  F.  E.  Sch.    . 

19.  (42.)  RJiabdocalyptus  F.  F.  Sch. 

20.  (43.)  Staurocalyptiis  F.   E.  Sch. 

21.  (44.)  Acanthosaccus  F.  E.  Sch. 

V.  Euretidae  Zittel. 

1.  (45.)  Farrea  Bowerbank 

2.  (46.)  Claviscopulia  F.  E.  Sch. 

3.  (47.)  Ramclla  F.  E.  Sch. 

4.  (48.)  Eurete  SEMPER 

5.  (49.)  Periphragella   W.  Marshall 

6.  (50.)  Lefroyclla  Wvv.  ThoMs. 
VI.  Coscinoporidae  Zittel,   F.  E.  Sch. 

1.  (5T0   Chonelasma  F.  E.  Sch. 

2.  (52.)  Bathyxiplms  F.  E.  Sch. 
VII.  Aphrocallistidae  F.  E.  Sch. 

I.  (53.)  Aphrocallistes  J.  E.  Gray 

VIII.  Tretocalycidae  F.  E.  Sch. 

1.  (54.)   Uncinataria  Topsent 

2.  (55.)  Sclerotkamnus  W.  Marshall 

3.  (56.)  Fieldingia  O.  Schm. 
4-  (57-)   Cyrtaulon  F.  E.  Sch. 

5.  (58.)   Tretocalyx  F.  E.  Sch. 

6.  (59.)  Hexactinella  CARTER 

IX.  Dactylocalycidae  Ijima. 

1.  (60.)  Myliusia  J.  E.  Gray 

2.  (61.)  Attlocalyx  F.  E.  Sch. 

3.  (62.)  Margaritclla  O.  Schm. 

4.  (63.)  Dactylocalyx  STUCHBURY 

5.  (64.)  Aidoplax  F.  E.  Sch. 

6.  (65.)  Euryplegma  F.  E  Sch. 

X.  Aulocystidae  F.  E.  Sch. 

1.  (66.)  Aulocystis  F.  E.  Sch. 


B.  Amphidiscophora  F.  E.  Sch. 


XI.  Hyalonematidae  F.  E.  Sch. 


(67.)  Hyalonema  J.  E.  Gray 
(68.)   Compsocalyx  F.  E.  Sch. 
(69.)  PlatyUstrum  F.  E.  Sch. 
(70.)  Sericolopkus  Ijima 
(71.)  Lophophysema  F.  E.  Sch. 


6.  (72.)  Phcronema  Leidy 

7.  (73.)  Poliopogon  Wvv.  Thoms. 
XII.  Semperellidae  F.  E.  Sch. 

1.  (74.)  Semperella  J.  E.  Gray 

2.  (75.)  Monorhaphü  F.  E.  Sch. 


Zweiter  Teil. 


Morphologie. 


Kap.  I.  Körperform Seite  185 

Kap.  II.  Größe „  187 

Kap.  III.  Konsistenz „  188 

Kap.  IV.  Oberflächenbeschaffenheit „  189 

Kap.  V.  Gröberer  Bau „  190 

Kap.  VI.  Histologie „  197 

Kap.  VII.  Skelett „  219 


Eingegangen  den    12.  Mai   1904. 


C.  Chun. 


Kap.   I.    Körperform. 

Erstaunlich  ist  die  Mannigfaltigkeit  der  Kürperformen  bei  den  verschiedenen  Hexuctinclliden 
trotz  ihrer  grellen   Uebereinstimmung  in  den  Grundzügen  des  Baues. 

Ausgehend  von  der  Grundform  des  einfachen,  dünnwandigen  Sackes  mit  kreisförmiger 
Endöffnung  bildet  sich  durch  Auswachsen  in  der  Längsrichtung  die  Schlauch-  oder  Röhrenform, 
z.  B.  bei  Bathydorus,  fimbriatus  und  Aulascus  aus,  welche  durch  terminalen  Abschluß  vom 
Oskularende  mittelst  einer  Siebplatte  zu  Gebilden  wie  Ilolascus  führt.  Treten  dann  mehr  oder 
minder  regelmäßig  geordnete  Lücken  in  der  Seitenwand  auf,  so  kommt  es  zu  Formen,  wie 
Dictyaulus,  Regadrella,  Eupledella,  Corbitella  etc.,  bei  welchen  durch  Ausbauchung  der  Wand 
mit  terminaler  Erweiterung  tonnen-,  oder  bei  gleichzeitiger  schwacher  Biegung  auch  wohl  füllhorn- 
ähnliche Gestalten  entstehen  können,  die  oft  noch  durch  Manschettenbildung  am  Distalende,  sowie 
durch  buckel-- oder  leistenartige  Erhebungen  auf  der  Seitenwand  eigentümliche  Verzierungen 
erhalten.  Durch  bedeutende  Verlängerung  engerer  Röhren  mit  offenem  Ende  unter  gleich- 
zeitiger wiederholter  dichotomischer  Teilung  oder  Seitenzweigbildung  und  anastomotischer  Ver- 
bindung der  Zweige  kommen  eigentümliche  Röhrengeflechte  zu  stände,  wie  Farrea,  Claviscopulia, 
Eurete,  Periphragella,  Auloplax,  Lefroyella,  Ramella,  Dadylocalyx,  Hertwigia  etc.,  welche  auch 
gcli  gentlich  noch  durch  Ausbildung  einer  äußeren  Hüllkapsel  einen  gewissen  allseitigen  Abschluß 
nach  außen  erlangen,  wie  z.  B.  Aulocystis. 

Zu  den  reichlich  anastomosierenden  Röhrengeflechten  mit  Ausbildung  einer  gemeinsamen 
äußeren,  teils  aus  dem  Ektosom,  teils  aus  dem  Gastrosom  bestehenden  Hüllhaut  gehören  auch 
die  kolben-,  Spindel-  oder  cylinderförmigen  Semperelliden  Semperella  und  Monorhaphis,  vielleicht 
auch  der  baumartig  verästelte  Sclerothamnus. 

Eine  andere  Reihe  von  Gestalten  entsteht  aus  der  einfachen  Sackform  durch  trichter-  oder 
kelchförmige  Erweiterung  der  Körperwand  nach  oben,  wie  Calycosoma,  Bathydorus  Asconcuia, 
manche  Acanthascinen,  z.  B.  Staurocalyptus  fasciculatus  und  einzelne  Ilyalo nc/ua- Arten,  wie  etwa 
H.  ovuliferum  und  populiferum. 

Dazu  kommt  dann  häufig  eine  im  wesentlichen  auf  reichliche  Faltelung  des  Geißel- 
kammerlagers zurückzuführende,  mehr  oder  minder  weitgehende  Verdickung  der  Körperwand, 
welche  zur  Bildung  dickwandiger  Becher  und  Kelche  führt,  wie  wir  sie  besonders  reichlich  in 
der  Familie  der  Rosselliden,  aber  auch  bei  Leucopsaciden  und  Hyalonematiden  antreffen. 
Solche  mehr  oder  minder  dickwandigen  Kelche  können  abwärts  in  mehrere  basalschopftragende 
Zipfel  auslaufen,  wie  Chaunangium  crater  und  dabei  auch,  wie  Placopegma  solutum,  eine  Sieb- 
platte im  Osculum  entwickeln.  Durch  zunehmende  Wandverdickung  wird  häufig  die  ursprüng- 
lich    weite    und    tiefe     Gastralhöhle    verengt    oder    von     unten    her    ausgefüllt,     also     verflacht 

Deutsche  Tiefsee-Expedition  1898— 1899.     Bd.  IV.  24 


i86 


Franz  Eilhard  Schulze:  Hexactinelliden. 


(oft  unter  Erhebung  eines  Centralconus  und  von  vier  radiären  Septen),  bis  schließlich  das 
Gastrosom  zum  Niveau  der  oberen  Oskularöffnung  emporgehoben  wird,  wie  bei  vielen 
Hyalonema-  und  PAeronema-Axten,  z.  B.  Hyalonema  sicboldii,  Pheronema  raphanus,  oder  sogar 
nach  außen  mehr  oder  minder  weit  vorgewölbt  wird,  wie  bei  Lophophysema,  wobei  von  der 
dermalen  Unterseite  her  tiefe  Einstülpungen  des  Dermatosomes  und  Choanosomes  sich  aus- 
gebildet haben.  Sowohl  bei  den  dickwandigen  Kelchen  als  auch  bei  den  ausgefüllten 
konischen  oder  mehr  klumpigen  Körpern  ist  häufig  durch  Ausbildung  einer  dem  Basalnadel- 
schopfe  mancher  Kelche  entsprechenden  schmalen  cylindrischen  Avisziehung  des  unteren  Körper- 
endes  ein  mehr  oder  minder  scharf  abgesetzter,  meist  drehrunder  Stiel  entstanden,  wie  bei 
Crateromorpha,  Syinpagclla,  Aulochone,  Caulophaais.  Bei  der  gestielten  Atüochone  lilium-  treffen 
wir  dann  die  nämlichen  sackartigen,  aufwärts  gerichteten  Einstülpungen  von  der  unteren  dermalen 
Körperfläche,  wie  bei  dem  mit  Basalschopf  versehenen  Lophophysema.  Und  während  bei  letz- 
teren beiden  Gattungen  die  Gastralfläche  hoch  emporgewölbt  erscheint,  hat  sich  bei  manchen 
Ca?/ lophacus- Arten  der  Körper  scheibenartig  verbreitert  oder  sogar  durch  Umlegen  der  Rand- 
partie zu  einer  Hutpikform  umgebildet. 

Durch  Seitwärtsneigen  dieses  Körperteiles  unter  entsprechender  Biegung  des  Stieles  wird 
zuweilen  aus  der  radiär  symmetrischen  eine  bilateralsym metrische  Form.  Dasselbe  ist  bei  anderen 
dickwandigen  Kelchen  durch  starkes  Wachstum  eines  Teiles  der  Körperwand  unter  Zurückbleiben 
der  gegenüberliegenden  Partie  entstanden,  wie  etwa  bei  dem  basalschopfführenden  Sericolophtts  equinus 
Ijima,  wo  sich  auch  noch  der  Randteil  umgeschlagen  zeigt,  bei  Poliopogon  amadou,  bei  Euryplegma, 
ferner  bei  dem  kurzgestielten  Platylütrum  und  dem  jüngst  von  Ijima  beschriebenen  gestielten 
Bolosoiua,  sowie  bei  Hyalostyltts,  wo  ein  Teil  der  Seitenfläche  des  klumpigen  oder  konischen 
Körpers  noch  mit  zum  gastralen  Oskularbezirk  hinzugezogen  ist. 

Die  bei  Platylistrum  schon  ziemlich  weit  gediehene  seitliche  Abplattung  des  Körpers  ist 
bei  manchen  Chonelasma-Arten,  z.  B.  Ch.  lamella,  oder  bei  Bathyxiphus  subiilis  so  weit  getrieben, 
daß  sie  wie  eine  fast  ebene,  senkrecht  stehende  Platte  erscheinen,  deren  eine  Seitenfläche  vom 
Dermatosom,  die  andere  vom  Gastrosom  gedeckt  ist. 

Nicht  selten  erfährt  die  einfache  dünnwandige  Trichter-  oder  Kelchbildung  auch  dadurch 
eine  Komplikation,  daß  sich  seitliche  Ausbauchungen  der  Wand  in  Form  von  sackförmigen  Aus- 
stülpungen, wie  bei  Chonclasma  calyx  und  tenerum,  Aphrocallistes  beatrix  und  der  gestielten 
Saccocalyx,  oder  von  lamellösen  Falten,  wie   bei  Aphrocallistes  vastus,  bilden. 

Bei  letzterer  Form  kann  die  tiefgehende  Faltelung  der  ganzen  Körperwand  unter  Um- 
ständen sogar  zur  Bildung  eines  Pseudogaster  führen,  während  bei  Aphrocallistes  beatrix  unter 
Umständen  durch  sekundäre  Verwachsungen  benachbarter  Kelche  und  offener  Kommunikation 
derselben  mittelst  verschmolzener  Divertikel  ganz  eigenartig  komplizierte  Stücke  entstehen. 
(Taf.  XII  u.  XIII.) 


Zweiter  Teil.     Morphologie.  l87 


Kap.  IL    Grösse. 


Wie  die  Gestalt,  so  ist  auch  die  Größe,  welche  die  einzelnen  Hexactinelliden-Arten  er- 
reichen, zwar  keineswegs  unter  allen  Lebensbedingungen  gleich,  aber  doch  bei  den  meisten  Arten, 
soweit  es  sich  bis  jetzt  beurteilen  läßt,  innerhalb  gewisser  Grenzen  ziemlich  konstant.  So 
habe  ich  z.  B.  unter  den  zahllosen  Stücken  von  Euplectella  aspergillum,  welche  mir  vor- 
gekommen sind,  kein  einziges  ausgewachsenes  Exemplar  gesehen,  welches  erheblich  über 
Fußgröße  hinausgegangen  wäre.  Ebenso  blieben  alle  Pheronema  raphanus,  falls  sie  als  er- 
wachsen angesehen  werden  durften,  innerhalb  der  Dimensionen  von  10 — 20  cm.  Von  ungezählten 
Vertretern  der  Sympagella  nux  übertraf  keines  in  ihrem  Körper  die  Größe  einer  Kirsche.  Gleiches 
gilt  vom  faust-  bis  kindskopfgroßen  Körper  des  Hyalonema  sieboldii,  dem  birnengroßen  Körper 
des  Hy  ahne  dm  apertum,  von  den  zahlreichen,  etwa  handlangen,  trichterförmigen  Exemplaren  der 
Aphrocallistes  bcatrix  und  von  den  bei  weitem  meisten  anderen  Arten,  welche  mir  in  größerer 
Individuenzahl  vorgekommen  sind. 

Dagegen  scheinen  auch  Ausnahmen  von  dieser  Regel  vorzukommen. 

Mit  Erstaunen  sah  ich  z.  B.  die  in  Kapitel  I,  S.  105,  beschriebenen  riesigen  Exemplare 
der  Semperella  cucumis,  deren  einige,  aus  der  Gegend  der  Nikobaren  stammend,  bis  zu  18  cm 
breit  sind  (vergl.  Taf.  XX  u.  XXI),  während  die  mir  früher  bekannt  gewordenen,  von  den 
Andamanen  herrührenden  Stücke  derselben  Species  nur  ca.  8  cm  breit  waren. 

Während  die  „Challenger"-Expedition  als  absolut  größte  Hexactinellide  in  Poliopogon 
gigas  einen  Klumpen  von  mehr  als  V2  m  Durchmesser  erbeutet  hatte,  brachte  die  deutsche 
Tiefsee-Expedition  die  1 1/2  m  lange  Pfahlnadel  einer  Monorhaphis,  welche,  nicht  einmal  in  ganzer 
Ausdehnung  erhalten,  wahrscheinlich  im  Leben  eine  Länge  von  2  m  besaß.  Und,  wie  schon 
oben  im  I.  Teil,  S.  117,  hervorgehoben  wurde,  läßt  sich  aus  der  8,5  mm  betragenden  Dicke  eines 
anderen  7l/ö;/ö;7/c7///«-Pfahlnadelbruchstückes  schließen,  daß  diese  betreffende  Nadel  über  3  m 
lang  gewesen  sein  muß. 

Das  ist  allerdings  eine  Dimension,  welche  alles  bisher  Bekannte  bei  weitem  übertrifft  und 
auf  einen  riesigen,  wohl  über   1    m  langen  Weichkörper  schließen  läßt. 

Ich  habe  übrigens  schon  früher  einmal  darauf  aufmerksam  gemacht,  daß  das  Wachstum 
bei  einigen  Hexactinelliden,  z.  B.  Euplectella  aspergillum,  dadurch  seine  natürliche  Grenze  findet, 
daß  das  aus  den  Megaskleren  gebildete  Stützgerüst  allmählich  von  unten  auf  durch  Verlötung 
der  Nadeln  zu  einem  festen  Gitterwerk  erstarrt,  und  daß,  sobald  dieser  Verlötungsprozeß,  bis  zu 
dem  oberen  Ende  vorgeschritten,  die  feste  terminale  Siebplatte  erreicht  hat,  das  Längenwachstum 
überhaupt  aufhören  muß;  was  natürlich  bei  solchen  Formen,  welche  niemals  eine  feste  Ver- 
einigung der  Nadeln  des  Stützgerüstes  erfahren,  wie  die  sämtlichen  Amphidiscophora  und  viele 
Euplectelliden,  Leucopsaciden,  Caulophaciden  und  Rosselliden,  nicht  notwendig  einzutreten  braucht. 
Aber  auch  bei  den  echten  Dictyoninen,  von  welchen  die  meisten  an  den  äußeren  Enden  oder 
Rändern  unbehindert  fortwachsen  und  dabei  natürlich  durch  Anfügen  neuer  Nadeln  ihr  Stützgerüst 
vergrößern  können,  scheint  in  einigen  Fällen,  wie  z.  B.  bei  Aulocystis,  dem  natürlichen  Wachstum 
dadurch  eine  Grenze   gesetzt    zu    sein,    daß   eine   den   ganzen    klumpigen  Körper   umschließende 

24* 


Franz  Eilhard  Schulze:  Hexacünelliden. 


Hülle  zwar  während  der  Wachstumsperiode  weich  bleibt  und  von  den  zuwachsenden  Rändern  des 
inneren  Röhrensystemes  hinausgeschoben  und  erweitert  werden  kann,  nach  einer  gewissen  Zeit 
aber  durch  Ausbilden  eines  eigenen  festen  Diktyonalgerüstes,  welches  sich  mit  dem  inneren 
diktyonalen  Röhrengerüst  vereinigt,  zu  einer  den  ganzen  Schwamm  umschließenden  starren 
Kapsel  erhärtet,  welche  ein  Weiterwachsen  absolut  verhindert  (vergl.  Chall.-Rep.,  Hexactin., 
PL  CIV,  Fig.   i   u.  2). 

Derartige  feste  Kapseln  oder  Decken  sind  auch  bei  fossilen  Hexactinelliden,  wie  Cysti- 
spongia,  Camerospongia,  Coeloptychium  und  anderen  bekannt,  wo  den  einzelnen  Arten  ebenfalls 
stets  eine  bestimmte  Durchschnittsgröße  zukommt. 


Kap.  III.     Konsistenz. 

Daß  die  Festigkeit  des  Hexactinellidenkörpers  wesentlich  von  der  Entwicklung  seines 
Kieselskelettes  abhängt,  ist  begreiflich.  Wir  werden  uns  daher  nicht  wundern,  daß  die  mit  einem 
engmaschigen  und  starkbalkigen  Diktyonalgerüst  versehenen  Tretocalyciden,  Dactylocalyciden, 
Aulocystiden  und  Aphrocallistiden,  ferner  einzelne  Euretiden,  z.  B.  Ramella,  Eurete,  Lefroyella, 
sowie  Coscinoporiden,  z.  B.  Chonelasma,  im  allgemeinen  steinhart,  manche  Euretiden  mit 
weitmaschigem  Diktyonalgerüst  und  dünneren  Balken,  wie  Farrea  und  Peripkragella,  dagegen 
wenn  auch  etwas  biegsam,  so  doch  recht  zerbrechlich  sind,  während  die  aus  verlöteten  langen 
Nadeln  bestehenden  Skelettgerüste  des  Körpers  der  Euplectelliden  und  Rosselliden,  der 
Stiele  von  verschiedenen  Angehörigen  dieser  beiden  Familien  und  der  Caulophaciden  bei  aller 
Festigkeit  doch  nicht  starr,  sondern  oft  recht  biegsam  und  elastisch  sind.  Letztere  Eigen- 
schaften kommen  in  hohem  Grade  auch  den  aus  langen,  dünnen  Nadeln  gebildeten  Basalschöpfen 
zu,  welche  vornehmlich  den  Amphidiscophora  eigen  sind,  sich  aber  auch  bei  manchen 
Euplectelliden,  Leucopsaciden  und  Rosselliden  finden.  Diese  fadenförmigen  Basalnadeln  haben 
etwa  die  Festigkeit  und  Elasticität  von  entsprechend  starken  Glasfäden,  was  auch  von  der  großen 
Pfahlnadel  der  Gattung  Monorhapkis  gilt. 

Die  Konsistenz  des  Weichkörpers  hängt  in  erster  Linie  von  der  Stärke  und  von  der 
Menge  der  in  ihm  zerstreut  liegenden  isolierten  Nadeln  ab;  doch  ist  auch  die  Größe  und  Ge- 
stalt der  letzteren  oft  von  bedeutendem  Einfluß.  So  bedingen  z.  B.  die  lang  ausgezogenen 
und  zur  Verfilzung  geneigten  Strahlen  der  großen  parenchymalen  Hexaktine  bei  Malacosaccw  eine 
bedeutende  Zähigkeit  der  übrigens  biegsam  und  weich  erscheinenden  glatten  Körperwand,  während 
eine  dichte  Anhäufung  von  kleinen  parenchymalen  Mikroskleren,  wie  sie  bei  einzelnen  Hyalonema- 
Arten  und  manchen  Rosselliden  vorkommt,  den  Körper  zwar  derb  und  fest,  aber  brüchig  macht. 
Ist  die  Zahl  der  Nadeln  im  Körperparenchym  gering  (wie  bei  Chaunangium,  Placopegma  und 
einzelnen  Hyalonema,  /..  B.  IL  molle,  somalicum  etc.),  so  erscheint  dieses  weich,  schlaff,  locker  und 
fällt  leicht  auseinander. 


Zweiter  Teil.     Morphologie.  j  gg 

Die  Beschaffenheit  der  Weichteile  im  engeren  Sinne  hat  zwar  ihrer  so  überaus  zarten 
und  höchst  lockeren  Beschaffenheit  wegen  bei  den  I  lexactinelliden  für  die  Festigkeit  des  Körpers 
nur  eine  untergeordnete  Bedeutung,  kann  aber  doch  in  einzelnen  Fällen  trotzdem  eine  nicht  zu 
übersehende  Rolle  spielen,  so  z.  B.  im  Köqaer  von  Monorhaphis,  wo  von  der  Scheide  der  großen 
Pfahlnadel  und  ihrer  kräftigen  Comitalia  in  Verbindung  mit  den  von  diesen  Nadelhüllen  aus- 
gehenden Gewebssträngen  ein  eigenartiges  Gerüstsystem  geschaffen  ist,  welches  die  starke  Pfahl- 
nadel im  Innern  des  Körpers  und  sowohl  die  Nadeln  untereinander  als  auch  den  Weichkörper 
an   ihnen  sehr  wirksam  befestigt,  und  dem  ganzen  einen  vortrefflichen  Halt  giebt. 


Kap.   IV.     Oberflächenbeschaffeiiheit. 

Für  die  Beschaffenheit  der  Körperoberfläche  sind,  abgesehen  von  gewissen  Uneben- 
heiten der  Körperwand,  wie  Buckeln,  Riffen,  Karunkeln  etc.,  und  den  offenen  Ostien,  sowie  von 
der  schon  besprochenen  typischen  Gitternetzbildung  der  Dermalmembran,  vor  allen  Dingen 
wichtig  die  Skelettteile. 

Ganz  glatt  und  gleichmäßig  erscheint  die  Haut  nur  da,  wo  einerseits  größere  vorstehende 
Nadeln  fehlen  und  andererseits  die  Dermalia  mit  keinem  Teile  über  die  äußere  Grenz- 
fläche hinausragen,  wie  bei  den  Leucopsaciden,  vielen  Rosselliden  und  den  Dactylo- 
calyciden;  während  bei  sämtlichen  Amphidiscophora  und  allen  Caulophaci den  durch  einen 
gleichmäßig  dichten  Wald  von  mikroskopischen  tannenbaumähnlichen,  (fast  stets)  pentaktinen 
Audodermalia,  den  Pinulen,  und  andererseits  bei  allen  Euplectelliden,  den  Cos  ein  o- 
poriden,  Aphrocallistiden  und  Aulocystiden  durch  den  vorstehenden  Distalstrahl  ihrer 
Dermalhex  aktine  ein  sammetartiger  Charakter  der  Hautoberfläche  bedingt  ist. 

Mehr  unregelmäßige  kleine  Rauhigkeiten  der  Flaut  treten  bei  den  mit  Uncinaten  und 
Scopulae  versehenen  Euretiden  und  Tretocalyciden  durch  teilweises  und  mehr  gelegentliches 
Hinausschieben    dieser   meist   senkrecht  zur  Grenzfläche  gerichteten  mikroskopischen  Nadeln  auf. 

Dagegen  wird  in  vielen  Fällen  ein  auch  dem  bloßen  Auge  sich  sofort  aufdrängender 
eigentümlicher  Charakter  der  Körperaußenfläche  bedingt  durch  gewisse,  bald  allseitig,  bald  nur 
an  bestimmten  Stellen  mehr  oder  weniger  weit  hervorragende  größere  Nadeln,  welche  ich  mit 
dem  gemeinsamen  Namen  Prostalia  zusammengefaßt  habe. 

Zuweilen,  so  z.  B.  bei  Mellonympha  velata  (Wyv.  Th.),  Rossella  antaretica  Carter,  mehreren 
Acantkosaccus-Krten,  bei  Aphorme  horridq  F.  E.  Sch.  und  bei  den  meisten  Arten  der  Gattungen 
Rhabdocalyptus  und  Staurocalyptus,  ist  die  ganze  Körperoberfläche  in  5 — 10  mm  Abstand  umhüllt 
von  einem  aus  den  Paratangentialstrahlen  zahlreicher  weit  hervorgeschobener  Pentaktinhypo- 
dermalia  gebildeten  Schleier.  Diese  Nadeln  ragen  hier  zugleich  mit  einigen  längeren  geraden 
Diaktinen  bündelweise  aus  dem  Gipfel  flacher  konischer  Erhebungen  hervor,  mit  welchen  die 
ganze  Außenseite   des   kelch-  oder  tonnenförmigen  Körpers  besetzt  ist.    In  anderen  Fällen  findet 


jqq  Franz  Eilhard  Schulze:  Hexactinelliden. 

sich  ein  ähnlicher  allseitiger  Besatz  mit  bündelweise  aus  konischen  Höckern  radiär  vorstehenden 
oxydiaktinen  Prostalia  lateralia,  wie  bei  Lophocalyx  philippinensis,  Pheronema,  Compsocalyx  u.  a., 
welcher  jedoch   mehr  einem   schütteren  Pelze  als  einem   Schleier  gleicht. 

Von  den  lokalisierten  Prostalia  sind  die  aus  der  Basis  des  Schwammkörpers  senk- 
recht in  den  Boden  eindringenden,  meist  ankerförmigen  Basalia  für  die  ganze  Tribus  der 
Amphidiscophora  typisch,  kommen  aber  auch  noch  bei  anderen  Gruppen  teils  regelmäßig,  wie  bei 
der  Subfamilie  der  Euplcctcllinac,  bei  der  Familie  der  Leucopsacidae  und  bei  der  Subfamilie 
der  Rossellinae  wenigstens  vereinzelt  vor,  fehlen  aber  den  übrigen  Familien  vollständig. 

Bald  stehen  die  Basalia  gruppenweise,  in  kleineren  Bündeln  geordnet,  wie  bei  vielen 
Amphidiscophora  und  den  Rossellinen,  bald  in  einer  Ringzone,  wie  bei  den  Euplectellinen,  oder 
sie  sind  mehr  gleichmäßig  verteilt,  wie  z.  B.  bei  Platylistrum.  Ein  einziges  schmales,  meistens 
etwas  spiralig  gedrehtes  Bündel  bilden  sie  bei  der  Gattung  Hyalonema,  und  auf  eine  einzige 
Nadel  (Pfahlnadel)  sind  sie  reduziert  bei  Monorhaphis. 

Endlich  findet  sich  nicht  selten  (bei  Hyalonematiden  und  Rosselliden)  am  Rande  der 
Oskularöffnung  resp.  des  Oskularbezirkes  ein  einreihiger  oder  breiterer  Kranz  von  langen 
Oxydiaktinen  oder  Sceptern,  den  Marginalia. 


Kap.  V.     Gröberer  Bau. 

Unter  den  ontogenetischen  Stadien  von  Hexactinelliden  ist  der  von  Haeckel  mit  Recht 
als  Grund-  und  Ausgangstypus  des  Spongienkörpers  hingestellte  Olynthus  bisher  nicht  nach- 
gewiesen. Dagegen  habe  ich  bereits  im  Jahre  1887  im  Challenger- Report  (1.  c.  PI.  LIII,  Fig.  5) 
eine  Jugendform  von  Lanuginella  pupa  und  (ibid.  PL  XI,  Fig.  4,  und  PI.  LXXI,  Fig.  3)  bestimmte 
Regionen  erwachsener  Stücke  von  Walteria  und  Fairen  beschrieben,  welche  mit  ihrem  in  einem 
terminalen  Osculum  ausmündenden  großen  centralen  Gastralraum  und  mit  den  zur  Hauptachse 
radiär  gestellten  Aussackungen,  den  Geißelkammern  oder  Camerae,  in  den  Grundzügen  ihres 
Baues  sich  leicht  auf  den  Sycon-Typus  zurückführen  lassen.  Freilich  bleiben  sie  nicht  stehen  auf 
dieser  Stufe,  sondern  gewinnen  durch  oft  recht  komplizierte  Umbildungen,  besonders  durch  die 
Entwickelung  eines  mit  eigenen  Wandungen  versehenen  zu-  und  ableitenden  Kanalsystemes  eine 
höhere  Organisationsstufe. 

In  der  prinzipiell  wichtigen  Frage,  ob  die  Geißelkammern  als  distinkte,  durch  Knospung 
entstandene  Individuen  vom  Werte  der  „Person"  oder  nur  als  „Organe"  aufzufassen  sind,  muß 
ich  mich  für  die  letztere  Ansicht  entscheiden.  Freilich  stimmt,  wie  Haeckel  dies  noch  unlängst 
betont  hat,  sowohl  der  Radialtubus  eines  Sycon,  als  auch  die  einzelne  ausgebildete  Geißelkammer 
anderer  Spongien  (speciell  diejenige  der  Hexactinelliden)  ganz  auffällig  mit  dem  Olynthus  überein; 
und  ich  selbst  habe  mich  früher,  zumal  angesichts  solcher  Bildungen,  wie  sie  von  mir  bei  Oscarella 
lobularis    beobachtet    sind1),    oft    genug   zu   Haeckel's   jetziger  Ansicht    gedrängt  gefühlt.     Allein 


Zeitschr.  f.  wiss.  Zool.,  Bd.  XXVIII,   1877,  Taf.  II,  Fig.  13. 


Zweiter  Teil.     Morphologie.  I  Q  T 

folgende  Gründe  haben  mich  doch  immer  wieder  davon  zurückgebracht  Wo  bei  den  Spongien 
(wie  z.  B.  bei  Lophocalyx  philippinensis)  oder  bei  Cnidariern  (Hydromedusen  und  Anthozoen)  neue 
Individuen  als  echte  Knospen  entstehen,  da  bildet  sich  das  Osculum  oder  die  demselben  morpho- 
logisch entsprechende  Mundöffnung  am  Distal  ende  der  Knospe.  Dasselbe  müßten  wir 
auch  bei  den  Geißelkammern,  falls  sie  als  echte  Knospen  aufzufassen  wären,  erwarten;  doch  liegt 
bekanntlich  bei  ihnen  ebenso  wie  bei  den  gleichwertigen  Radialtuben  der  Syconen  das  offene 
Ende,  die  Apopyle,  nicht  an  ihrem  distalen,  sondern  am  proximalen  Pole.  Daß  die  Ueberein- 
stimmung  des  Baues  der  Seitenwand  allein  nicht  zur  Homologisierung  ausreichen  kann,  zeigen 
unter  anderem  auch  die  bei  Asconen  so  oft  als  blinde  Divertikel  auswachsenden  und  häufig 
untereinander  reichlich  anastomosierenden  Seitenäste,  welche  ähnlich  den  Radialtuben  der  Syconen 
proximad  mit  der  centralen  Gastralhöhle  durch  eine  weite  Oeffnung  in  Verbindung  stehen.  So 
wenig  die  hohlen  Arme  einer  Hydra,  obwohl  im  Bau  wesentlich  mit  deren  Körperwand  überein- 
stimmend, als  eigene  Person-Individuen,  sondern  eben  nur  als  Organe  aufgefaßt  werden  können, 
ebensowenig  die  Geißelkammern  oder  die  Radialtuben  der  Spongien.  Wenn  dagegen  eine  an  der 
Seitenwand  des  //iv/m-Körpers  entstandene  Aussackung  eine  besondere  distale  Mundöffnung  erhält, 
zu  welcher  diese  ganze  Bildung  centriert  erscheint,  wird  dieselbe  als  eine  echte  Knospe  und  damit 
als  ein  („Person"-)Individuum  gelten  -  -  ebenso  auch  jede  echte  Spongienknospe. 

Mit  W.  Marshall,  Minchin  u.  a.  betrachte  ich  als  ein  (etwa  dem  Hydra-ILövper  morpho- 
logisch gleichwertiges)  Person -Individuum  jede  Spongie  mit  einem  Osculum,  resp.  jede  zu 
einem  Osculum  gehörige  und  centrierte  Partie  eines  zusammengesetzten,  d.  h. 
stockbildenden  Spongienkörpers.  Natürlich  ist  dabei  die  Feststellung  des  Begriffes  „Osculum"  von 
großer  Bedeutung,  aber  keineswegs  immer  so  leicht,  wie  es  auf  den  ersten  Blick  scheinen  könnte. 
So  entstehen  z.  B.  schon  da  Schwierigkeiten,  wo  in  der  Gastralhöhlenwand  mehrere  Lücken  vor- 
kommen, wie  etwa  bei  Eitph xtella,  Walteria ßemmingi  etc.,  oder  auch  da,  wo  eine  einzige  oskulare 
Endöffnung  durch  eine  quere  Gitter-  oder  Siebplatte  in  viele  kleine  Oeffnungen  zerlegt  ist.  Auch 
die  Teilung  einer  im  ganzen  einfach  erscheinenden  Centralhöhle  durch  mehr  oder  minder  weit 
vorgeschobene  Septa,  ferner  das  Flacherwerden  der  Gastralwancl  bis  zum  völligen  Verstreichen 
der  Höhle  oder  gar  ihr  Vorwölben  nach  außen  bereitet  unter  Umständen  gerade  bei  den 
Hexactinelliden  nicht  geringe  Verlegenheiten.  Daß  in  solchen  Fällen  die  Entscheidung  keineswegs 
bloß  eine  theoretische  Bedeutung  hat,  sondern  auch  Konsequenzen  anderer  Art,  z.  B.  für  die 
Nadelbezeichnung  haben  muß,  ist  leicht  begreiflich  und  unter  anderem  bei  einer  Differenz  in  der 
Auffassung  der  zahlreichen  Wandlücken  von  Eupkctella  zwischen  Ijima  und  mir  zum  Ausdruck 
gekommen. 

Da  ich  für  den  Begriff  des  Osculum  die  Centrierung  des  gesamten  zugehörigen  Schwamm- 
körperbezirkes mit  allen  Kammern  und  Aporhysen  auf  dasselbe  als  seine  Ausfluß-Endöffnung 
annehme,  so  kann  ich  nicht  irgendwelche  Lücke  in  der  Gastralwand,  welche  diese  Bedingung 
nicht  erfüllt,  wie  etwa  die  Wandlücken  von  Eupkctella,  Walteria  flemmingi  etc.,  als  Osculum, 
sondern  eben  nur  als  Wandlücke  bezeichnen.  Ebensowenig  möchte  ich  jede  einzelne  Lücke 
der  terminalen  Siebplatte  eines  Holascus,  einer  Eupkctella,  Regadrella  oder  eines  Aphrocallistes  als 
Osculum  bezeichnen,  vielmehr  das  ganze  Porenfeld  als  „Oskularregion"  einer  einfachen  großen 
Oskularöffnung  für  gleichwertig  erachten,  wohin  ja  auch  der  Vergleich  mit  anderen  verwandten 
Schwammkörpern  führt.     Solche,    oft   sehr    unregelmäßig    und  verschieden    begrenzte,    auch  wohl 


jq->  Franz  Eelhakd  Schulze:   Ilexactinelliden. 

unregelmäßig  über  die  Oberfläche  des  Schwammkörpers  zwischen  den  Dermalregionen  verteilte 
Oskularregionen,  wie  sie  z.  B.  bei  Sclerothamnus,  Semperella  und  Monorhaphis  vorkommen, 
erschweren  natürlich  ebenfalls  die  Abgrenzung  der  zugehörigen  Körperbezirke.  Das  ist  aber  bei 
vielen  als  Cormen  aufgefaßten  Kolonien  anderer  Tiergruppen,  z.  B.  Korallen,  auch  nicht  anders. 
Bei  solchen  Spongien,  welche  überhaupt  keine  Gastralhöhle  mehr  haben,  sondern  nur  noch  einem 
seitlich  offenen  Kelche,  einer  einfach  löffeiförmig  gewölbten  oder  auch  ganz  ebenen  Platte  gleichen, 
wie  etwa  Euryplegma,  Platylistrum  oder  Chonelasma  lamella,  wird  die  ganze  der  Gastralfläche 
entsprechende  Seite  den  „Oskular bezirk"  darstellen.  Dasselbe  ist  der  Fall  bei  jenen  Formen, 
welche,  wie  Lophophysema  und    Caitlophaais  eine  konvex  vorgewölbte  Gastralfläche  besitzen. 

Für  das  nicht  immer  leichte  Verständnis  der  Gesamtarchitektonik  eines  komplizierter 
gebauten  Schwammkörpers  empfiehlt  es  sich,  von  der  Anordnung  der  Kammern  auszugehen. 
Ich  habe  wiederholt  darauf  hingewiesen,  daß  überall  ein  mehr  oder  minder  reichlich  gefaltetes 
einschichtiges  Kammerlager  das  Grenzgebiet  darstellt  zwischen  dem  von  der  äußeren  Dermal- 
fläche ausgehenden  zuleitenden  und  dem  in  die  Gastralhöhle  resp.  in  der  Gastralregion  aus- 
mündenden ableitenden  Kanalsystem.  Für  jedes  einzelne  Person-Individuum  würde  sich  das 
zugehörige  Kammerlager  nach  Ausgleichung  aller  Falten,  wie  ein  einfacher  großer  Sack,  resp. 
eine  einfache  gebogene  oder  ebene  Platte  von  dicht  nebeneinander  liegenden  Kammern  darstellen, 
welche  entweder  mit  ihren  Apopylen  so  aneinander  stoßen,  daß  die  Membrana  reticularis  der 
benachbarten  Kammerwände  sich  berührt,  oder  durch  eine  schmale  membranöse  Gewebslage, 
Membrana  reuniens,  getrennt  erscheinen.  Die  Art  der  Faltelung  des  gesamten  Kammerlagers  ist 
je  nach  den  Form-  und  Bauverhältnissen  sowie  nach  der  Größe  der  einzelnen  Spongien  mehr 
oder  minder  kompliziert  und  im  einzelnen  so  verschieden,  daß  sie  besser  aus  dem  Bau  und  der 
Gestalt  jeder  einzelnen  Schwammform,  als  aus  einer  alle  Fälle  umfassenden  Schilderung  in  Worten 
zu  verstehen  ist.  Gewöhnlich  läßt  sie  sich  am  besten  an  Durchschnitten,  welche  senkrecht  und 
parallel  der  Hautfläche  geführt  sind,  erkennen,  wie  ich  sie  ja  selbst  in  zahlreichen,  zu  meinen 
Spongienarbeiten  gehörigen  Abbildungen  wiederzugeben  mich  bemüht  habe.  Schon  in  meiner 
ersten  Mitteilung1)  über  den  Bau  von  Euplectella  aspergillum  habe  ich  auf  das  interessante  Lage- 
verhältnis der  benachbarten  Kammern  zu  einander  hingewiesen,  welche  hier  nicht  alternierend, 
d.  h.  in  schrägen  Reihen  mit  rhombischen  Feldern,  sondern  in  rechtwinklig  zu  einander  gerichteten, 
also  cmadratische  Felder  bildenden  Reihen  angeordnet  sind. 

Die  Verbindung  aller  Kammern  untereinander  und  mit  den  gleich  zu  besprechenden 
übrigen  Körperteilen  geschieht  nur  gelegentlich  durch  nahtähnliche  lineare  Verwachsung  bei 
dichtem  Aneinanderstoßen,  gewöhnlich  aber  durch  sträng-  oder  netzförmige  (seltener  membranöse) 
Bälkchen,  welche  im  allgemeinen  so  dünn  erscheinen,  daß  sie  an  manche  Formen  der  retikulierten 
Bindesubstanz  erinnern.  Durch  diesen  ungemein  zierlichen  und  lockeren  Bau  des  die  Hauptmasse 
des  ganzen  Schwammkörpers  ausmachenden  Choanosomes  gewinnt  der  Hexactinelliden-Weichkörper 
einen  ganz  eigenartigen  zarten  und  lockeren  Charakter,  wie  wir  ihn  in  anderen  Spongiengruppen 
kaum  wieder  antreffen. 

Von  dem  die  Geißelkammern  und  ihre  Verbindungen  darstellenden  Choanosome  lassen 
sich  nun,    wie    bei  vielen    anderen  Spongien,    so    auch  bei    den  Ilexactinelliden   gewisse  Körper- 


i)   [880.      Cransact.  Roy.  Soc.   Edinburgh,  Vol.  XXIX,  p.  661. 


Zweiter  Teil.     Morphologie.  IQ"? 

regionen  unterscheiden,  welche  niemals  Choanocyten-führende  Kammern  enthalten,  also  wenigstens 
in  dieser  Hinsicht,  aber  auch  hinsichtlich  des  Baues  sieh  von  dem  Choanosom  unterscheiden 
und,  da  sie  unter  sich  manches  Gemeinsame  haben,  wohl  zweckmäßig  mit  einem  Kollektivnamen  als 
Allosom  zusammengefaßt  werden   können. 

Für  die  Tetractinelliden  hat  Soixas  im  Jahre  1888  schon  eine  ähnliche  Einteilung  ge 
macht,  indem  er  zunächst  die  zur  Befestigung  an  der  Unterlage  dienende  basale  (geißelkammer- 
lose)  Partie  als  „Hypophare"  dem  ganzen  übrigen  Spongienkörper  als  dem  „Spongophare"  gegen- 
überstellt, und  an  diesem  letzteren  dann  den  inneren,  die  Choanocytenkammern  enthaltenden 
Teil  als  Choanosom,  den  äußeren  kammerfreien  (Rinden-)Teil  aber  als  Ektosom  unter- 
scheidet. 

So  brauchbar  diese  Einteilung  für  viele  Tetractinelliden  und  manche  anderen  Spongien 
auch  sein  mag,  scheint  sie  mir  doch  für  die  Hexactinelliden  nicht  ausreichend.  Abgesehen  davon, 
dal1)  ein  Hypophare  hier  in  vielen  Fällen,  z.  B.  bei  den  mittelst  basalen  Nadelschopfes  oder  mit 
einer  Pfahlnadel  im  Boden  wurzelnden  Formen,  ganz  fehlt  und,  wo  es  vorkommt,  als  modi- 
fizierter Teil  des  Ektosom  es  erscheint,  hat  sich  sowohl  in  der  gastralen  Innenfläche  resp. 
dem  (dieser  entsprechenden)  flachen  oder  konvexen  Oskularbezirk  oder  -bezirken  als  auch  an 
größeren  zu-  und  ableitenden  Kanälen,  den  Epirhysen  und  Aporhysen,  oder  den  diesen  ent- 
sprechenden lakunösen  Räumen  eine  besondere,  der  Kammern  entbehrende  Schicht  ausgebildet, 
welche  sich  ebenso  deutlich  von  dem  Choanosom  abhebt  und  in  seinen  Texturverhältnissen 
unterscheidet,  wie  die  äußere  Dermalschicht. 

Etwas  weiter  ist  Ijima  ')  gegangen,  indem  er  an  der  Körperwand  der  Hexactinelliden 
drei  Schichten  unterscheidet,  welche  von  außen  nach  innen  als  Ektosom  im  Sinne  von  Sollas, 
Chonanosom  und  Endosom  unterschieden  werden. 

Ich  gehe  noch  etwas  weiter  und  nehme  an,  daß  sich,  wenn  auch  nicht  überall,  so 
doch  in  den  meisten  Fällen,  an  dem  (kammerfreien)  Allosom  zweckmäßig  drei  verschiedene 
Gebiete  unterscheiden  lassen  und  mit  besonderen  Namen  zu  bezeichnen  sind,  1.  nämlich  das 
meist  an  der  äußeren  Körperoberfläche  gelegene  Der matosom,  2.  das  die  Gastralhöhle  direkt 
begrenzende  oder  die  eine  Seitenfläche  einer  ebenen  oder  gebogenen  Platte  bildende,  auch 
wohl  in  und  zwischen  die  Dermatosomregionen  in  Gestalt  einzelner  Oskularbezirke  sich 
einschiebende  Gastro  so  m,  3.  und  das  die  größeren  Epi-  und  Aporhysen  unmittelbar  um- 
schließende Rhysom,  welches  gewöhnlich  noch  als  Epirhysom  und  Aporhysom 
unterschieden  werden  kann.  Es  reicht  also  das  Der  matosom  von  der  Dermalfläche  bis  zum 
Choanosom,  das  Gastrosom  von  der  Gastralfläche  resp.  der  Oberfläche  des  oder  der 
Oskularbezirke  bis  zum  Choanosom  und  endlich  das  Epi-  resp.  Aporhysom  von  der  Innen- 
fläche der  Epi-  resp.  Aporhysen  bis  an  das  Choanosom.  Seitlich  stoßen  diese  Regionen  mit 
ihren  Rändern  aneinander  und  gehen  wohl  auch  hie  und  da  (wenngleich  im  ganzen  nur  sehr 
selten)  so  ineinander  über,  daß  es  schwer  wäre,  die  Grenze  anzugeben.  Während  bei  allen  die 
freie  Fläche  immer  deutlich  und  zweifellos  ist,  läßt  sich  die  Grenze  gegen  das  Choanosom,  mit 
dem  sie  stets  durch  ein  feines  Trabekehverk  verbunden  sind,  nicht  immer    scharf  ziehen,    da  be- 


1)  Studies  011  the  Hexactinellida,  Contribution  I,  p.  41. 
Deutsche  Tiefsee-Expedition  1898 — 1899.     Bd.  IV.  25 


.  Q.  Franz  Eilhard  Schulze  :  Hexactinelliden. 

sonders  die  Dermalseite  des  Choanosomes  wegen  verschiedener  Form,  Größe  und  Verbindung-  der 
Kammern  in  der  Regel  eine  recht  unregelmäßige  Fläche  darstellt. 

Indem  ich  die  Besprechung  der  inneren  Struktur  und  das  histologische  Detail  auf  das 
folgende  Kapitel  verschiebe,  will  ich  hier  kurz  auf  den  Bau  der  eben  unterschiedenen  Regionen 
eino-ehen  und  mit  dem  Choanosom  beginnen. 

Choanosom. 

Obwohl  die  einfache  Sack-,  Fingerhut-  oder  Handschuhfingerform  zweifellos  die  bei  weiten] 
häufigste  und  bei  vielen  Hexactinelliden  auch  wohl  die  einzige  Form  der  Geißelkammern  ist, 
kommen  doch,  wie  ich  schon  früher  bei  verschiedenen  Gelegenheiten  hervorhob,  und  wie  neuer- 
dings auch  Ijima  betont  hat,  hie  und  da  mancherlei  und  teilweise  sogar  recht  erhebliche  Ab- 
weichungen von  dieser  Grundform  vor. 

Schon  in  meinem  Challenger-Report  habe  ich  angegeben,  daß  bei  manchen  Hyalonemen, 
speciell  bei  Hyalonema  depressum,  das  ganze  Kammerlager  mehr  einem  System  niedriger  sinuöser 
Ausbuchtungen  gleicht.  In  den  Basalkolbenenden  von  Schavdinnia  fand  ich  die  Kammern  be- 
sonders flach  und  in  den  letzten  Kolbenenden  sogar  das  Kammerlager  nicht  selten  zu  einer  ziemlich 
gleichmäßigen  Membrana  reticularis  ausgebreitet.  Eine  ähnliche  Ausbreitung  der  M.  reticularis  kommt 
auch  hie  und  da  bei  Aphrocallistes  vor  (vergl.  Chall.-Rep.,  PI.  LXXXIV,  Fig.  i,  u.  LXXXYI,  Fig  2). 

Ferner  besteht  bei  vielen  Hexactinelliden  eine  Neiinino:  zu  Ausbauchungen  und  Ver- 
ästelungen  der  einzelnen  Kammern  an  ihrem  blinden  Ende,  welche  dann  nicht  selten  zu  Ver- 
schmelzungen und  offenen  Anastomosen  der  benachbarten  Kammern  und  schließlich  sogar  zu 
einer  wahren  Röhrennetzbildung  führt.  Diese  auch  schon  von  Ijima  bei  Hyabnema  apertum 
F.  E.  Scpi.  und  Scricolophus  reflexus  Ijima  beobachtete  und  ganz  treffend  mit  der  Konfiguration  einer 
/w vw-Kolonie  verglichene  (Contrib.  I,  p.  128,  Anmerkung)  Bildung  findet  sich  außer  bei  den 
von  Ijima  genannten  auch  bei  mehreren  dictyoninen  Formen  und  ersehwert  hier  nicht  selten  die 
Unterscheidung  des  Kammerlumens  von  den  ganz  ähnlich  gestalteten  interkanalären  Räumen 
in  ähnlicher  Weise,  wie  dies  bei  dem  auf  Tafel  V  abgebildeten  makroskopischen  Röhrenwerk 
von   Hertwigia  der  Fall  ist. 

An  der  Kammeröffnung,  Apopyle,  findet  sich  häufig  eine  besondere  membranöse  Fort- 
setzung der  Kammerwand  ohne  Choanocyten,  welche  Ijima  bei  Eupledella  als  „  Marginal - 
membran"  passend  bezeichnet  hat.  Bald  bildet  sie  einen  in  der  Verlängerung  der  Kammer- 
wand liegenden  Saum,  bald  zieht  sie  sich  irisähnlich  nach  innen,  bald  ist  sie  bis  auf  einen  nackten 
Kamnierrand  reduziert. 

Dermatosom. 

Am  Dermatosom  kann  man  eine  mehr  oder  minder  deutlich  markierte  oberflächliche 
Grenzhautschicht,  welche  ich  „Dermalmembran"  genannt  habe,  von  dem  „subdermalen  Trabekel- 
g  e  r  ü  s  t "  unterscheiden. 

Obwohl  beide  Bildungen  ganz  ähnlich  gebaut  sind,  kontinuierlich  ineinander  übergehen 
und  auch  histologisch  keine  wesentlichen  Unterschiede  zeigen,  pflegen  sie  sich  doch  meistens 
nicht  nur  topographisch,  sondern  auch  in  der  Formation  insofern  different  zu  zeigen,  als  das 
oberflächliche    Balkennetz    durch    tangentiale  Ausplattung   der  Balken    überall    da    zu    einer  zwar 


Zweiter  Teil.     Morphologie.  ici" 

reichlich  von  Lücken  verschiedener  Form  und  Größe  durchbrochenen,  aber  (loch  mehr  oder 
weniger  gleichmäßig  ausgebreiteten  membranösen  Gitterhaut  geworden  ist,  wo  nicht  die  einwärts 
gerichteten  Strebepfeiler  des  subdermalen  Balkenwerkes  abgehen.  Hier  und  da  können  jedoch 
die  Balken  dieser  dermalen  Netzmembran  so  dünn  und  dementsprechend  die  zwischenliegenden 
Lücken  so  weit  werden,  daß  der  Membrancharakter  ganz  zurücktritt,  wie  Ijima  dies  bei  Euplec- 
tclla  marshalli  und  anderen  Formen  besonders  hervorhob. 

Freilich  wechselt  die  Weite  der  „Dermalporen"  ganz  außerordentlich,  und  wir  dürfen  wrohl 
auf  eine  große  Beweglichkeit  und  Kontraktilität  gerade  dieser  äußersten  Gewebsschicht  schließen, 
wie  dies  ja  auch  bei  anderen,  der  Beobachtung  im  lebenden  Zustande  besser  zugänglichen 
Spongien  hinlänglich  bekannt  ist. 

Daß  gelegentlich  statt  der  gewöhnlich  vorhandenen,  mehr  oder  minder  dünnen,  strang- 
förmigen,  meist  unregelmäßig  gerüstartig  verbundenen  Subdermaltrabekel  auch  membranöse, 
zuweilen  eine  Art  Plattenfachwerk  formierende  Bildungen  auftreten,  habe  ich  in  der  Fauna  aretica 
(Bd.  I,  Taf.  III,  Fig.   i)  an  Schaudinnia  gezeigt. 

Zuweilen  bildet  sich  innerhalb  des  Subdermalraumes  noch  eine  zweite,  der  äußeren 
Dermalmembran  parallele  Gitternetzlamelle  aus,  meist  entsprechend  den  Paratangentialstrahlen 
der  etwas  von  der  Oberfläche  zurückgetretenen  Hypodermalpentaktine  (vergl.  Challenger-Report, 
Fl.  LV,  Fig.  2). 

Aeußerst  variabel  ist  die  Form  und  Weite  der  Maschen  und  Lücken  des  subdermalen 
Trabekelwerkes,  das  häufig  nur  in  Form  isolierter.  Strebepfeiler  die  großen  Subdermalräume 
durchsetzt,  oft  aber  auch  ein  ziemlich  engmaschiges  Gittergerüst  darstellt,  welches  sich  gleich- 
mäßig zwischen  Dermalmembran  und  Choanosom  ausbreitet. 

Während  sich  bei  den  meisten  Hexactinelliden  die  Dermalmembran  als  eine  kontinuierliche 
Gitterplatte  über  die  ganze  Köqaeraußenfläche  ausbreitet  und  die  Zugangsöffnungen  der  Epirhysen, 
die  Ostia,  entweder  in  Form  eines  Spaltensystemes  oder  als  diskrete  rundliche  Löcher  nur 
durchschimmern  läßt,  finden  sich  in  einzelnen  Fällen,  z.  B.  bei  J\Ionor/iap//is,  Taf.  XL,  Fig.  3,  an 
der  Oberfläche  zahlreiche,  mehr  oder  minder  weite,  rundliche,  glattrandige  Lücken  in  der  Haut- 
schicht, welche,  unmittelbar  in  die  Epirhysen  überführend,  als  deren  äußere  Eingangsöffnungen, 
Ostia,  sich  darstellen,  ohne  von  der  Dermalhaut  überdeckt  zu  sein. 

Bpirhysom. 

Ebenso  mannigfach  wie  die  Subdermalräume  gestalten  sich  auch  in  Form,  Größe  und 
Verteilung  die  das  Wasser  in  das  Choanosom  einführenden  Epirhysen,  deren  letzte  innere  Enden 
unmittelbar  mit  dem  zwischen  den  Kammern  des  betreffenden  Kammerlagers  befindlichen  Spalten- 
und  Lückensystem  des  Choanosomes  zusammenhängen  und  das  Wasser  in  dieses  hineinleiten. 
Während  sich  die  Epirhysen  von  diesem  in  vielen  Fällen  überhaupt  nicht  wesentlich  oder  höchstens 
durch  etwas  größere  Dimensionen  und  die  etwas  weiteren  Maschen  ihres  Trabekelgerüstes  unter- 
scheiden, welches  letztere  sowohl  mit  dem  des  Subdermalraumes  als  auch  mit  dem  zwischen 
den  Kammern  des  Choanosomes  ausgespannten  unmittelbar  zusammenhängt  und  auch  den  näm- 
lichen Charakter  zeigt,  bildet  sich  in  einigen  Fällen  (zumal  bei  Hexactinelliden  mit  dicker  Körper- 
wand) auch  hier  eine  besondere  innere  Kanal-  oder  Lakunenwandschicht,  eine  mehr  oder  minder 

25* 


ig6 


Franz  Eilhard  Schulze:  Hexactinelliden. 


deutlich  ausgeprägte  Kanal membran  mit  subkanalarem  Trabekelwerk  aus,    welche  unter  Um- 
ständen  in  ihrem   Bau  sogar  an  die  Dermalmembran  erinnert. 

Am  deutlichsten  hat  sich  eine  solche  Epirhysenmembran  da  ausgebildet,  wo  die  Zu- 
leitungskanäle sehr  groß  sind  oder  sogar  den  Charakter  von  weiten  Lakunen  angenommen  haben, 
welche  durch  lamellöse  Scheidewände  von  einem  entsprechenden  ableitenden  Lakunensystem  ge- 
trennt sind,  wie  bei  Placopegma,    Chaunangium,    Monorhaphis  u.  a. 

Aporhysom. 

Obwohl  die  Aporhysen,  welche  ja  ein  Gegenstück  zu  den  Epirhysen  bilden,  diesen 
in  Form  und  (umgekehrter)  Lage  im  allgemeinen  entsprechen  und  auch  vielfach  gleichen, 
zeigt  doch  ihre  Begrenzung  resp.  ihre  Innenwandfläche  gerade  in  den  blinden  Anfangsteilen, 
also  in  den  feinsten  Wurzeln  ihrer  baumartigen  Verzweigung,  schon  erhebliche  Abweichungen. 
Denn  während  die  spaltenförmigen  Zweigenden  der  Epirhysen  im  allgemeinen  noch  von 
dem  Trabekelwerk  in  unregelmäßiger  Anordnung  durchsetzt  sind  und  nur  in  den  weiteren 
Partien  ein  freies  Lumen  und  schließlich  auch  eine  distinkte  Wandfläche  aufweisen,  ist  diese 
letztere  bei  den  Aporhysen  in  der  Regel  von  vornherein  durch  die  in  gleicher  Höhe  neben- 
einander stehenden  und  miteinander  zu  einem  Gitter  vereinigten  Apopylenränder  des  Kammer- 
lagers scharf  ausgeprägt.  Und  selbst  da,  wo  sich  noch  ein  dünnes  Trabekellager,  gleichsam 
wie  eine  Schutzhülle,  an  der  Innenwand  dieser  Anfangskanäle  hinzieht,  stellt  dies  doch  immer 
eine  gleichmäßige  Auskleidung  des  Känales  dar.  Noch  deutlicher  tritt  der  Kanalcharakter 
und  die  Ausbildung  einer  besonderen  Wandung  aber  bei  den  weiteren  Aporhysen  der  dick- 
wandigen Hexactinelliden,  besonders  bei  den  mit  lamellösem  Fachwerk  versehenen  Formen,  wie 
Semperella,  Monorhaphis,  Chaunangium  etc.,  hervor,  und  zwar  (bei  zunehmender  Kanalweite)  viel 
früher  als  bei  den  entsprechenden  Epirhysengängen.  Die  bei  allen  weiteren  Aporhysen  vor- 
handene Aehnlichkeit  der  Wand  mit  der  gastralen  Decke  prägt  sich  am  besten  bei  den  Amphi- 
discophora  aus,  wo  auch  die  noch  nicht  gar  weiten  Aporhysenkanäle  schon  längst  ihren  Besatz 
mit  Pentaktinpinulen  haben,  während  die  gleich  weiten  Epirhysen  noch  nichts  dergleichen 
aufweisen  (Taf.  XXVII,  Fig.  2,  Taf.  XXVIII,  Fig.  2  etc.,  vergl.  auch  Chall.-R.ep.,  PI.  XXXVIII,  Fig.  1). 

Dementsprechend  kann  man  hier  auch  selbst  bei  ungenügend  erhaltenem  Weichkörper  an 
jedem  beliebigen  Körperdurchschnitt  im  mikroskopischen  Bilde  die  mit  Pinulen  besetzten  weiten 
Aporhysen  von  den  gleichweiten,  der  Pinule  entbehrenden  Epirhysen  in  der  Regel  leicht 
unterscheiden. 

Gastrosom. 

Obwohl  die  Wand  der  Gastralhöhle  resp.  der  ihr  entsprechenden  frei  vorliegenden  Oskular- 
1  iczirkflächen  im  allgemeinen  einen  ähnlichen  Bau  zeigt  wie  das  Dermatosom,  kommen  doch, 
auch  abgesehen  von  der  meist  differenten  Spikulation,  oft  ziemlich  erhebliche  Abweichungen 
vor.  Uebereinstimmend  ist  die  Sonderung  einer  meist  deutlich  entwickelten,  lückenreichen 
membranösen  Grenzschicht,  der  Gastralmembran,  von  dem  unterliegenden  Trabekelwerk,  welches 
hier,  meistens  in  Gestalt  derber  Pfeiler  den  Subgastralraum  durchziehend,  die  Gastralmembran 
mit  dem  Choanosom  verbindet. 


Zweitei     feil.      Morphologie. 


107 


Während  bei  vielen  Hexactinelliden  die  rundlichen,  glattrandigen  Ausmündungen  der 
größeren  Aporhysen,  die  Postica,  gewöhnlich  direkt  in  die  Gastralhöhle  öffnen,  zieht  sich  bei 
anderen  das  Gastrosom  in  Form  einer  gleichmäßigen  Gitterhaut  über  die  ganze  Innenfläche  der 
Üskularbezirke  hinweg,  so  daß  die  Postica  nicht  offen  münden,  sondern  nur  als  dunkle  runde 
Flecken  durch  die  poröse  Gastralmembran  hindurchschimmern.  Im  letzteren  Falle  pflegt  übrigens 
das  Gitternetz  des  Gastrosomes  erheblich  weitmaschiger  zu  sein  als  dasjenige  des  Dermatosomes, 
wodurch  bei  Semperella,  Monorhaphis  und  anderen  ähnlichen  Formen  die  beiden  neben-  und  durch- 
einander liegenden  Bezirke  leicht  zu  unterscheiden  sind. 

Die  Rolle,  welche  für  die  Architektonik  des  Körpers  das  Skelett  spielt,  ist  für  jeden 
Einzelfall    nach    mechanischen  Prinzipien    festzustellen. 


Kap.  VI.     Histologie. 

Während  bei  den  meisten  bisher  studierten  Spongien  zwischen  dem  einschichtigen  Choano- 
cytenlager  und  dem  an  der  ganzen  übrigen,  von  Wasser  bespülten  Körperoberfläche  befindlichen 
gleichfalls  einschichtigen  Plattenepithel  der  Pinakocyten  sich  ein  Gewebe  in  mehr  oder  minder 
reichlicher  Ausdehnung  hat  nachweisen  lassen,  welches  wegen  einer  zwischen  den  zelligen  Ele- 
menten vorhandenen,  bald  gallertigen,  bald  knorpelharten,  bald  sogar  faserigen  Grundsubstanz 
zweifellos  den  Namen  einer  Bindesubstanz  verdient,  hat  sich  dieser  Aufbau  bei  den  in  mancher 
Hinsicht  eigenartigen  Hexactinelliden  bis  jetzt  nicht  mit  wünschenswerter  Klarheit  erkennen  lassen; 
wie  es  denn  andererseits  auch  nicht  gelingen  wollte,  hier  an  der  von  Choanocyten  freien  Ober- 
fläche der  Trabekel  und  Grenzmembranen  ein  deutliches,  mit  scharfen  Zellgrenzen  versehenes 
Pinakocytenlager  zu  demonstrieren. 

Bei  der  bekannten  Schwierigkeit,  gerade  diese  in  ihrem  Weichköq:>er  so  ungemein  zarten 
Tiefseeschwämme  in  lebenskräftigem  Zustande  unversehrt  zur  Untersuchung  zu  erhalten,  hat 
bisher  nicht  nur  eine  einwandfreie,  allgemein  angenommene  Deutung,  sondern  auch  eine  sichere 
Erkenntnis  der  thatsächlichen  Verhältnisse  eefehlt. 

Wie  weit  nun  aber  auch  die  Ansichten  der  Autoren  über  den  histologischen  Bau  der 
Hexactinelliden  auseinandergehen  mögen,  in  einer  Hinsicht  stimmen  wohl  alle  überein,  darin 
nämlich,  daß  hier  wie  bei  allen  Spongien  die  Choanocyten  als  eine  von  den  übrigen  Geweben 
verschiedene,  durchaus  eigenartige  und  gesonderte  Zellform  anzusehen  sind. 

Es  dürfte  sich  daher  empfehlen,  dieselben  zunächst  für  sich  zu  betrachten  und  mit  ihrer 
Besprechung  den  Anfang  zu  machen. 

a)  Choanocyten. 

Die  Choanocyten  der  übrigen  Schwämme  sind  seit  ihrer  Entdeckung  durch  Lieber- 
kühn und  Carter  zwar  in  Einzelheiten  recht  verschieden,  im  allgemeinen  aber  übereinstimmend 
als   cylindrische  Zellen    beschrieben,    welche,    mit   breiter  Basis   der  Unterlage  aufsitzend,  in  dem 


198 


Franz  Eilharu  Schulze:  Hexactinelliden. 


feinkörnigen  Plasma  einen  hellen  Kern  mit  einem  kleinen,  aber  stark  lichtbrechenden  Kern- 
körperchen  zeigen. 

Von  der  Mitte  der  im  allgemeinen  quer  abgestutzten  freien  Endf Lache  des  Zellkörpers 
entspringt  eine  einzige  lange  Geißel,  und  von  dem  Außenrande  dieser  nahezu  kreisrunden  End- 
fläche erhebt  sich  eine  als  „Collare"  bezeichnete,  dünne,  hyaline,  röhrenförmige  Membran,  welche 
quer  abgestutzt  mit  glattem  Rande  endet.  Die  cylindrischen  Zellkörper  stehen  bald  isoliert 
nebeneinander,  bald  liegen  sie  dicht  aneinander.  So  sagt  z.  B.  Minchin  von  der  Asconen- 
Gattung  C/atkrina1):  „In  their  natural  position  the  collar  cells  are  in  close  contact,  their  limits 
forming  in  surface  view  a  network  of  polygonal  areas." 

Die  erste  Nachricht  von  den  Kammerzellen  der  Hexactinelliden  konnte  ich  im  Jahre 
1880")  nach  Untersuchung  eines  in  Alkohol  absolutus  leidlich  gut  konservierten  Exemplares  von 
Euplectella  aspergillum  Owen  geben,  welches  mir  Wyv.  Thompson  aus  den  Schätzen  der 
„Challenger"-Expedition  anvertraut  hatte.  Ich  habe  damals  als  Ergebnis  meiner  Untersuchung 
folgendes  angegeben:  „I  could  perceive  all  the  cells  in  the  form  of  aggerated  roundish  lumps, 
in  the  centre  of  vvhich  a  sphaerical  nucleus,  furnished  with  a  smaller  strongly  refractive  nuclear 
corpuscle  (like  that  which  appears  in  the  collar-cells  of  other  sponges),  was  sharply  defined  by 
means  of  a  tinging  medium.  If,  therefore,  nothing  was  be  observed  in  my  preparations  of  the 
cylindrical  form  of  the  cells,  of  the  peculiar  collar-like  process,  of  the  collar,  or  of  the  flagellum 
which  appears  in  the  collar-cells  of  other  sponges,  it  by  no  means  follows  that  they  are  wanting 
in  the  living  animal.  The  fact,  that  in  this  case  the  cells  of  the  ciliated  Chambers  do  not  touch 
each  other  immediately  laterall}r,  but  lie  apart  at  nearly  equal  distances,  did  not  surprise  me,  as 
I  had  occasionally  found  the  same  in  other  sponges  -  -  for  example,  in  Spongelia  —  in  pieces 
which  had  not  been  quite  sufficiently  hardened  for  examination.  On  the  other  hand,  the  peculiar 
arrangement  and  lateral  connection  of  the  cells  with  each  other  seemed  to  me  highly  remarkable. 

Even  under  a  comparatively  low  magnifying  power  we  can  see  a  reticulate  arrangement 
in  the  ciliated  Chambers,  which  has  never  yet  been  described  in  any  other  sponge. 

The  cells,  which  are  arranged  in  spiral  or  oblique  rows,  and  lie  somewhat  apart,  are 
connected  in  such  a  way  by  tolerably  strong  refractive  straight  cords,  that  rhomboidal  quadrate 
meshes  are  formed  which  are  usually  of  nearly  equal  size,  and  only  here  and  there  become 
varied  in  form  and  arrangement  by  the  pores  of  the  Chambers.  While  usually  four  such  lateral 
connecting  cords,  forming  a  straight  or  oblique  cross,  proceed  to  the  adjacent  cells,  there  are 
not  rarely  five  or  six  such  processes.  I  could  not  find  any  complete  explanation  of  the  nature 
of  these  connecting  cords  and  their  relation  to  the  cells;  but  I  believe  we  must  consider  them 
as  connecting  bridges  between  the  viscid  cell  bodies". 

Im  Jahre  1887  habe  ich  dann  im  Challenger-Report,  Hexactinellida,  p.  23  u.  24  jene 
Angaben  auf  Grund  etwas  weiter  ausgedehnter  Untersuchung  verschiedener  Arten  wiederholt, 
ohne  etwas  wesentlich   Neues  hinzufügen  zu  können. 

Letzteres  ist  mir  erst  möglich  geworden  im  Jahre  [899,  als  ich  von  einem  unmittelbar 
nach  dem  Heraufholen  von  dem  Grunde  der  Nansenrinne,  nördlich  von  Spitzbergen,  in  81"  20'  N.Br. 


1)  Quarterly  Journ.  of  micr.  Sc,   i s<»S,  Vol.  XI..  |>.  47N. 

2)  Transact.  Roy.  Soc.   Edinburgh,   Vol.   XXIX,   [880,  p.  671. 


Zweiter  Teil.      Morphologie.  IOQ 

mit  Alkohol  absolutus  fixierten  Exemplar  der  Schaudinnia  arctica  F.  F.  Sch.,  welches  die  Herren 
Dr.  Schaudinn  und  Dr.  Roemer  von  ihrer  Nordpolarexpedition  heimgebracht  hatten,  lehrreichere 
Präparate  gewinnen   konnte 

Hier  ließ  sich,  wie  ich  zuerst  in  den  Sitzungsberichten  der  Berliner  Akademie  der  Wissen- 
schaften vom  16.  März  des  Jahres  [89g  S.  200  ff.  und  später  1900  in  der  Fauna  arctica,  Hex- 
actinelliden,  S.  98  ausführlich  mitgeteilt  habe,  nach  Anwendung  geeigneter  Methoden  an  der 
Innenseite  der  Kammern  ein  echtes,  wohlentwickeltes  Choanocyten-Epithel  mit  großer 
Deutlichkeit  erkennen  und  eine  ganze  Reihe  wichtiger  Einzelheiten  mit  Sicherheit  feststellen.  Die 
einzelnen  Zellen  haben  wie  bei  anderen  Spongien  im  allgemeinen  cylindrische  oder  Weinglasform 
und  zeigen  eine  aus  der  Oeffnung  des  Collare  frei  hervorragende  lange  Geißel.  Ihr  Basalteil, 
welcher  sich  durch  eine  feinkörnige  Plasmamasse  auszeichnet,  enthält  einen  flach-kuchenförmigen 
Kern  mit  kleinem,  stark  lichtbrechendem  Kernkörperchen  und  geht  seitlich  in  eine  dünne,  entweder 
membranöse  oder  in  radiäre  Stränge  aufgelöste  Randpartie  über,  welche  mit  den  entsprechenden 
basalen  Ausbreitungen  der  Nachbarzellen  in  so  inniger  Verbindung  steht,  daß  man  die  Grenzen 
nicht  deutlich  zu  erkennen  vermag.  In  dieser  hautartigen  oder  durch  die  rundlichen  Lücken 
der  Kammerporen  mehr  oder  minder  reichlich  durchbohrten  und  dann  in  Form  von  Strängen 
sich  darstellende  Ausbreitung  der  Choanocytenbasen  lassen  sich  bei  Flächenansichten  außer  den 
derben,  eroberen,  körnigen  Yerbindungssträngen,  welche  ein  quadratische  oder  verzogene  vier- 
eckige Maschen  aufweisendes  Netz  bilden,  häufig  noch  zartere,  mehr  unregelmäßig  gerichtete  Aus- 
läufer ähnlicher  Art  erkennen  (1.  c.  Taf.  III,  Fig.   2). 

Die  obere  Hälfte  des  kuchenförmigen  Kernes  wird  von  einer  stärker  färbbaren  Kalotte 
gedeckt,  von  deren  Gipfel  ein  feiner,  direkt  in  die  freie  Geißel  übergehender  Faden  abgeht.  Ob 
hier  ein  Centrosom  oder  etwas  dem  Aehnliches  vorkommt,  konnte  ich  nicht  feststellen. 

Von  dem  so  beschaffenen  basalen  Teil  der  Zelle  (welchen  ich  ja  nebst  seinen  Verbindungs- 
strängen auch  früher  schon  erkannt  hatte)  erhebt  sich  nun  ein  längerer,  früher  nicht  gesehener, 
auffallend  heller,  eingebaucht  cylindrischer  Mittelteil  der  Zelle,  welcher  an  seinem  verbreiterten 
Distalende  mittels  einer  geringen  Kittmasse  seitlich  mit  den  Nachbarzellen  verbunden  ist.  Auf 
dem  distalen  Endrande  dieses  röhrenähnlichen  hellen  Mittelteiles  folgt  als  Endteil  der  Zelle  das 
hier  aufwärts  meistens  schwach  verjüngte  Collare,  dessen  freier,  glatter  Oeffnungsrand  durchweg 
kreisförmig  erscheint. 

Während  ich  meiner  ersten  Mitteilung  über  das  Choanocytenlager  der  Schaudinnia  arctica 
in  den  Sitzungsberichten  der  Berliner  Akademie  nur  2  rohe  Holzschnitte  zur  Erläuterung  bei- 
geben konnte,  habeich  im  Jahre  1900  zu  der  in  der  „Fauna  arctica"  veröffentlichten  ausführlichen 
Beschreibung  dieses  und  anderer  arktischer  Hexactinelliden  mehrere  zum  Teil  schematisierte 
Zeichnungen  der  Choanocyten  (1.  c.  Bd.  I,  Taf.  III,  Fig.  3 — 6)  hinzugefügt,  um  die  im  Texte 
besprochenen  Verhältnisse  besser  zu  veranschaulichen. 

Bald  nach  dieser  meiner  letzten  Veröffentlichung  erschien  im  Jahre  1901  Ijima's  Contribution  I 
seiner  Studies  on  the  Hexactinellida,  worin  er  einen  genauen,  mit  zahlreichen  vortrefflichen 
Abbildungen  begleiteten  Bericht  über  das  Ergebnis  seiner  histologischen  Studien  an  Hexactinelliden 
giebt  und  speciell  auch  die  Choanocyten  ausführlich  behandelt.  Da  Ijima  bei  der  Abfassung 
dieser    seiner    Publikation     meine    beiden     Mitteilungen    über     die    Choanocyten    bereits    kannte. 


•5QQ  Franz  Eilhard  Schulze:  Hex.-ictinelliden. 

konnte  er  mit  der  Darstellung  seiner  eigenen  Wahrnehmungen  auch  eine  Kritik  meiner  Auf- 
fassungen verbinden. 

Nachdem  er  schon  an  Exemplaren  von  Euplectella  marshalli  Ij.  und  Acanthascus  cactus 
F.  E.  Sch.,  welche  mit  Sublimat  fixiert  waren,  die  Geißel  an  den  auf  den  Netzknoten  der 
Reticularis  stehenden  Zellen  erkannt  hatte,  wollte  es  ihm  lange  nicht  gelingen,  etwas  von  dem 
Collare  zu  sehen.  Schließlich  aber  konnte  er  sich  doch  an  günstigen  Präparaten  nicht  nur  von 
der  Anwesenheit  eines  Collare  mit  Sicherheit  überzeugen,  sondern  dieses  auch  näher  untersuchen 
und  mittelst  einiger  Zeichnungen,  1.  c.  PI.  V,  p.  40 — 41,  bildlich  darstellen.  Seine  Beschreibung 
ibidem  p.  13g  lautet:  „The  collar  in  the  profile  view  appears  as  a  narrow  sheath  around  the  base 
of  each  flagellum.  It  is  exceedingly  delicate,  quite  clear  and  very  faintly  colored  by  acid-fuchsin. 
The  lateral  contour-line  is  fine  or  moderately  sharp;  the  distal  edge-line,  always  very  fine.  The 
shape  is  variable,  apparently  owing  to  shrinkage  caused  by  the  action  of  the  reagents.  I  think 
it  is  approximately  cylindrical  in  the  natural  State.  In  the  praeparations  that  shape  is  some- 
times  retained;  but  more  frequently  the  collar  either  gradually  narrows  toward  the  distal  end 
or  is  sowewhat  narrowed  in  the  middle  section,  in  which  latter  case  the  distal  end  is  often 
expanted  in  a  funnel-like  manner."  „The  collars  stand  out  freely  and  solitarily,  being  separated 
from  one  another  by  a  comparatively  wide  space  whose  width  may  be  said  to  be  on  the  whole 
about  equal  to  the  distance  between  the  nuclei  of  the  respective  choanocytes."  An  ganz  frischem, 
eben  aus  dem  Wasser  genommenem  Material  gelang  es  Ijima  nicht,  die  Collare  zu  sehen,  nur 
das  Vorhandensein  der  Geißeln  ließ  sich  erkennen. 

Wer  diese  Darstellung  Ijtma's  und  besonders  seine  Abbildungen  1.  c.  Fig.  40 — 41  mit 
meiner  Schilderung  der  Choanocyten  von  Schaudinnia  arctica  F.  F.  Sch.  vergleicht,  wird  neben 
manchen  Uebereinstimmungen  auch  nicht  unerhebliche  Differenzen  finden,  auf  welche  letzteren 
schon  Ijima  hingewiesen  hat.  Da  der  Basalteil  der  Zellen,  abgesehen  von  der  seitlichen 
membranösen  Ausbreitung,  welche  Ijima  leugnet,  von  uns  beiden  im  wesentlichen  gleich  gesehen 
und  aufgefaßt  ist,  so  kann  es  wohl  keinem  Zweifel  unterliegen,  daß  der  Teil,  welchen  ich  als 
helles,  eingebaucht-cylindrisches  Mittelstück  bezeichnet  und  noch  zum  Zellköi-per  gerechnet  habe, 
von  Ijima  schon  als  Collare  aufgefaßt  ist,  welches  distal  entweder  quer  abgestutzt  und  verengt, 
oder  mit  einer  weinglas-  oder  kelchähnlichen  abgesetzten  Verbreiterung  endet.  Diese  letztere 
ist  besonders  an  den  3  Zellen  seiner  Fig.  40  deutlich  erkennbar  dargestellt  und  dürfte  wohl 
meinem  Collare  entsprechen.  Höchst  merkwürdig  ist  es  nun,  daß  Ijima  die  seitliche  Verbindung, 
welche  ich  überall  zwischen  den  oberen  Enden  der  Choanocyten  etwa  an  der  Grenze  des  mittleren 
und  olieren  Drittels  mit  der  größten  Deutlichkeit  finde,  nirgends  gesehen  hat,  vielmehr  aus- 
drücklich   die    völlige   Isolierung    aller   einzelnen  Zellen  in  ihrem  ganzen  oberen  Teile  hervorhebt 

Bei  der  Klarheit,  mit  welcher  gerade  dieses  Verhältnis  an  meinen  Präparaten  hervortritt, 
hielt  ich  es  für  möglich,  dasselbe  durch  die  Photographie  objektiv  zur  Darstellung  zu  bringen. 
Herr  Dr.  Schaudinn  hat  die  Güte  gehabt,  für  mich  einzelne  passende  Stellen  meiner  Präparate 
mittelst  eines  Zeiß'schen  Apochromatsystemes  von  2  mm  Brennweite  und  einer  numerischen 
Apertur  von  130",  bei  ca.  450-facher  Vergrößerung  zu  photographieren,  welche  ich  hier  auf 
Taf.  XLIX,  Fig.  1 — 6  in  der  Weise  reproduzieren  ließ,  daß  ich  in  Fig.  ia — 6a  die  möglichst 
getreue  Wiedergabe  der  Photographien  selbst  und  daneben  in  Fig.  ib — 6b  meine  eigene  Auf- 
fassung  des   betreffenden    Bildes   in    Konturen    darstelle.     Fig.    1    und   2    geben    die  Stelle   eines 


Zweiter  Teil.     Morphologie.  201 

ungefähr  5  ;j.  dicken  Durchschnittes  einer  Kammerwand  wieder;  wo  also  eine  Reihe  von  Choano 
cyten  bei  seitlicher  Ansicht  in  ganzer  Länge  zu  sehen  sind.  Fig.  3  stellt  die  Flächenansicht 
eines  Choanocytenlagers  gerade  in  der  Höhe  der  Verbindung  zwischen  den  Collare-Basen  resp. 
unteren  Zellkörperenden  und  Fig.  4  einen  Schrägschnitt  dar,  welcher  links  die  basalen  Zellteile,  in 
der  Mitte  die  Mittelstücke  und  rechts  die  oberen  Collare-Enden  der  Choanocyten  getroffen  hat.  Jn 
Fig.  5  und  6  endlich  sind  reine  Flächenansichten  der  seitlich  verbundenen  Basalteile  (mit  2  kleinen 
Kammerporen  in  Fig.  5)  wiedergegeben.  Ich  hoffe  hierdurch  dun  Leser  noch  eine  bessere 
Vorstellung  zu  geben  von  dem  Charakter  meiner  Präparate,  als  es  durch  die  früheren,  zum  Teil 
schematisierten  Darstellungen   möglich  war. 

Wie  Ijima  in  seiner  Besprechung  unserer  beiderseitigen  Befunde  bereits  ausführlich  aus- 
einandergesetzt hat,  unterscheiden  sie  sich  hauptsächlich  durch  die  verschiedene  Auffassung  der 
Basalverbindung  und  des  von  mir  oben  als  Mittelstück  bezeichneten  Teiles  der  Choanoc\len. 
Während  Ijima  annimmt,  daß  lud  normalen  Verhältnissen  im  Leben  von  dem  kernhaltigen  unteren 
Teile  des  Zellkörpers  stets  nur  je  4  gewöhnlich  rechtwinklig  orientierte  Stränge  in  der  Fläche  der 
Kammerwand  radiär  abgehen  und  sich  in  der  Art  mit  den  entsprechenden  Ausläufern  der 
Nachbarzellen  verbinden,  daß  ein  einfaches  Netz  mit  weiten  leeren  Maschen,  den  Kammerporen, 
entsteht,  schließe  ich  aus  meinen  Befunden,  daß  ein  derartiger  Zustand  zwar  gelegentlich  vor- 
kommen kann  und  bei  weniger  gut  fixierten  Präparaten  auch  in  der  Regel  gesehen  wird,  daß) 
aber  normalerweise  im  Leben  und  bei  gut  fixierten  Präparaten  von  diesem  basalen  kernhaltigen 
Teile  des  Zellkörpers  eine  von  zarteren  Plasmasträngen  durchsetzte  plattenförmige  Ausbreitung 
in  der  Kammerwandfläche  ausgeht  und  sich  mit  den  entsprechenden  der  Nachbarzellen  so  ver- 
bindet, daß  eine  membranöse  Bildung,  „Basalplatte"  (Taf.  XLIX,  Fig.  5  u.  6),  entsteht,  welche 
nur  hie  und  da  durchbrochen  ist  von  jenen  rundlichen  Lücken,  wie  sie  als  Kammerporen 
zwischen  den  Plasmasträngen  im  Leben  bald  entstehen,  bald  sich  wieder  schließen  können. 
Dabei  bezweifle  ich  nicht,  daß  es  unter  besonderen  Umständen,  d.  h.  beim  Oeffnen  sämtlicher 
möglicher  Kammerporen,  auch  zu  einer  derartigen  Netzbildung  kommen  kann,  wie  Ijima  sie  als 
beständig  annimmt.  Die  Zahl  und  Größe  der  Kammerporen  wird  eben  hier,  wie  bei  anderen 
Spongien  erheblich  wechseln.  Uebrigens  giebt  Ijima  selbst  an  (1.  c.  p.  141),  daß  bei  Unter- 
suchung des  lebensfrischen  Objektes:  „The  chamber-wall  then  does  not  show  the  reticular  struc- 
ture;  I  suppose  the  meshes  have  been  obliterated  as  a  result  of  the  contraction.  At  the  best 
it    presents    itself    as    a    conti nuous    layer  of   densely    but  irregularly  granulär  protoplasma." 

Hinsichtlich  der  Deutung  des  Choanocyten-Mittelstückes  hat  schon  Ijima  (1.  c.  p.  145  u. 
146)  mehrere  Möglichkeiten  erwogen.  Entweder  gehört  dasselbe  zum  Zellkörper  oder  ist  ein 
Teil  des  Collare.  Ich  habe  mich,  wie  schon  oben  berichtet  wurde,  für  die  erstere  Möglichkeit 
entschieden  und  angenommen,  daß  es  sich  um  einen  oberen  hellen  und  körnchenfreien  Teil  des 
Zellkörpers  handelt,  dessen  Distalrand  hier  abnorm  erweitert  und  mit  denjenigen  der  Nachbarn 
durch  Kittleisten  verbunden  sei,  wie  dies  bei  manchem  Cylinderepithel  anderer  Tiergruppen  auch 
normalerweise  nicht  selten  vorkommt.  Dafür  scheint  auch  der  Umstand  zu  sprechen,  daß  sich 
dieser  mittlere  Teil  nicht  so  scharf  von  dem  basalen  kernhaltigen  absetzt,  wie  von  dem  oberen 
glatten  röhrenförmigen  Endstück,  das  ja  zweifellos  dem  bekannten  Collare  anderer  Spongien 
durchaus  gleicht.  Obwohl  sich  nun  andererseits  nicht  leugnen  läßt,  daß  dieses  helle  Mittelstück 
mehr   den  Eindruck    einer  Röhre   als  eines  Plasmakörpers  macht  (was  auch  schon  Ijima  hervor- 

Deutsche  Tiefsee-Kxpedition  1898— 1899.     Bd.  IV.  2t  1 


2j-,9  Franz  Eilhard  Schulze:  Hexactinellklen. 

gehoben  hat),  und  daß  man  im  Niveau  der  oberen  Seitenverbindung  an  dem  Röhreninhalte  keine 
deutliche  Endgrenze  bemerkt,  von  deren  Mitte  der  freie  Teil  der  Geißel  entspringen  müßte,  halte 
ich  doch  an  der  Vorstellung  fest,  daß  der  bisher  von  mir  als  Mittelstück  bezeichnete  Teil  das 
ziemlich  helle  distale  Ende  des  Zellkörpers  ist  und  nicht  den  unteren  Teil  eines  langen  Collare 
ausmacht.  Ich  nehme  an,  daß  sich  hier  dieses  Distalende  des  Zellkörpers  bei  allen  Choanocyten 
gleichmäßig  in  abnormer  Weise  aufgebläht  und  dadurch  so  verbreitert  hat,  daß  es  mit  den 
Nachbarn  gerade  an  der  Stelle  des  Ueberganges  in  das  Collare  verklebte.  Dieser  Zustand 
wurde  durch  den  Alkohol  absolutus  fixiert,  entspricht  aber  wahrscheinlich  nicht  der  Norm,  für 
welche  ich  eine  gerade  prismatische  resp.  cylindrische  Form  der  sämtlichen  am  Distalende  nicht 
in  seitlicher  Verbindung  stehenden  Choanocyten  annehme,  wie  sie  bei  allen  anderen  lebenden 
Spongien  zu  beobachten  ist. 

b)  Trabekelgewebe. 

Nicht  minder  schwierig  als  die  Feststellung  des  Baues  der  Choanocyten  ist  die  Ermittelung 
des  histologischen  Charakters  der  übrigen  Gewebsmasse. 

Zunächst  kommt  für  diese,  wie  schon  oben  erwähnt  wurde,  in  Betracht,  daß  es  bisher 
noch  nicht  gelungen  ist,  bei  den  Hexactinelliden  an  der  freien,  vom  Wasser  bespülten  und  nicht 
von  den  Choanocyten  eingenommenen  Oberfläche  ein  einschichtiges  (Pinakocyten-)  Plattenepithel- 
lager  mit  derselben  Sicherheit  nachzuweisen,  wie  bei  den  meisten  übrigen  Spongien.  Zwar  konnte 
ich  mich  bei  der  Annahme  eines  solchen  Deckzellenlagers  außer  auf  die  Analogie  auch  auf  den 
Umstand  stützen,  daß  man  überall  an  den  Trabekeln  und  besonders  in  den  mcmbranös  aus- 
gebreiteten Grenzreeionen    ziemlich    gleichmäßig:    verteilte   kleine    runde   Kerne    ohne   erheblichen 

O  0  0  0 

Chromatingehalt  mit  einem  zuweilen  deutlichen  schwachen  Körnerhof  findet,  wie  sie  von  mir  in 
der  Fauna  arctica,  Bd.  I,  Taf.  III,  Fig.  i,  und  auch  von  Ijima  in  seiner  Contribution  I,  PI.  V 
Fig.  34,  36  und  43  abgebildet  und  von  letzterem  als  Trabekelkerne  bezeichnet  sind.  Doch  ist 
es  mir  nirgends  gelungen,  sichere  Zellgrenzen  nachzuweisen.  Es  ist  also  wohl  anzunehmen,  daß  hier 
die  Differenzierung  der  oberflächlich  liegenden  Grundgewebszellen  zu  echten  epithelialen  Pinakocyten 
unterblieben  ist.  Daß  bei  manchen  Spongien  aus  den  Grundgewebszellen  Pinakocyten  und  um- 
gekehrt aus  letzteren  wieder  solche  gewöhnlichen  Gewebszellen  werden  können,  ist  nach  den  schönen 
Untersuchungen  von  Minchin  an  Asconen  nicht  unwahrscheinlich.  Ob  das  freilich  auch  bei 
allen  anderen  Spongien,  z.  B.  bei  Oscarella  oder  bei  Corlicium,  noch  wirklich  geschieht,  ist  mir 
bei  dem  sehr  erheblichen  Unterschied  ihrer  Pinakocyten  und  den  unterliegenden  Bindesubstanz- 
zellen zweifelhaft. 

Freilich  hatte  mich  für  die  Annahme  eines  oberflächlichen  Zellenlagers  von  epithelialem 
Charakter  früher  das  reichliche  Vorkommen  einer  eigentümlichen,  von  mir  als  „Knollen Zeilen" 
bezeichneten,  von  Ijima  nach  Sollas'  und  Minchtn's  Vorgang  „Thesocyten"  genannten,  hier 
stets  an  der  Oberfläche  sich  vorwölbenden  Zellen  gewonnen,  welche  mit  stark  lichtbrechenden, 
von  mir  als  Reserven  ahn  mg  gedeuteten  Knollen  oder  Kügelchen  mehr  oder  minder  reichlich 
erfühl  sind.  Wo  diese  gewöhnlich  zerstreut  liegenden  Thesocyten  mehr  dicht  gedrängt  vorkommen, 
wie  /.  B.  häufig  an  den  Apopylenrändern,  grenzen  sie  sich  durch  kerbenartige  Einziehungen, 
ähnlich  wie  die  Pinakocyten  mancher  anderer  Spongien,  z.B.  Oscarella,  lobu/aris,  voneinander  ab. 
Doch   gebe  ich  gerne  zu,  daß  damit  allein   ihr   Epithelcharakter  nicht  gesichert   ist. 


/.wciler  Teil.     Morphologii 


203 


Mit  dieser  Frage  nach  den  Pinakocyten  hängt  natürlich  das  Problem  der  histologischen 
Natur  der  Gewebsmasse  der  Trabekel  und  der  mit  ihnen  eng  verbundenen  und  wesentlich 
übereinstimmenden  Grenzmembranen  seihst  innig  zusammen. 

Während  ich  das  diese  Stränge  und  I  Matten  bildende  Gewebe  gleich  den  entsprechenden 
Teilen  aller  übrigen  Spongien  bisher  zu  den  mit  Grundsubstanz  versehenen  Bindesubstanzen 
gezählt  halte,  hat  Ijima  im  Jahre  [901  in  seiner  Contribution  I,  p.  147  ff.  die  Ansicht  vertreten, 
daß  es  sich  um  weiche  („of  a  viscous  semi-fluid  nature")  Plasmastränge  (welche  hier  und  da  auch 
zu  membranösen,  schwimmhautähnlichen  Ausbreitungen  werden)  eines  Syncvtiums  handle,  ähnlich 
den  Pseudopodien  einer  zusammenhängenden  Rhizopoden-Kolonie,  in  welchen  an  den  Knoten- 
punkten Kerne  eingelagert  sind.  Er  fand  die  Substanz  der  Trabekel  (1.  c.  p.  149)  in  frischem 
Zustande  (2 — 5  Stunden  nach  dem  Fang)  „either  simply  minutely  and  densely  granulär  or  com- 
posed  of  a  clear  homogeneous  ground-substance  inclosing  a  greater  or  less  quantity  of  opaque 
and  irregulär  granules".  An  der  Oberfläche  der  Stränge  und  deren  membranösen  Ausbreitungen 
konnte  er  weder  Geißeln  noch  Zellgrenzen  wahrnehmen.  Kleine,  dem  Wasser  zugesetzte  Karmin- 
partikel hafteten  fest  an  der  Oberfläche  und  zeigten  bei  längerer  Beobachtung  ebenso  wie  die 
in  der  Grundmasse  liegenden  Kerne  und  Körnchen  langsame  Bewehrungen  und  Lageveränderungen 
1  >ei  geringer  Formveränderung  der  ganzen  Trabekel,  jedoch  ohne  eine  eigentliche  Plasmaströmung, 
w  1  »zu  die  Konsistenz  nicht  flüssig  genug  sei. 

Diese  von  einem  so  genauen  Beobachter,  wie  Ijima,  am  überlebenden  Objekte  gemachten 
direkten  Wahrnehmungen  scheinen  mir  für  die  Auffassung  des  Trabekelgewebes  von  der 
größten  Bedeutung  zu  sein.  Hiernach  haben  wir  es  nicht,  wie  bei  den  meisten  übrigen  Spongien, 
mit  einer  ausgeprägten  Bindesubstanz  zu  thun,  in  deren  hyaliner  oder  faseriger  Grundsubstanz 
distinkte  rundliche,  spindelförmige  oder  sternförmige  Zellkörper  vorkommen,  sondern  mit  einem 
Plasmodium,  in  dessen  verschmolzener,  körnchenreicher  oder  hyaliner  Plasmamasse  zahlreiche 
Kerne  zu  finden  sind,  in  oder  an  welcher  auch  eine  als  Archäocyten  bezeichnete  andersartige 
Zellart  von  amöboider  Beschaffenheit  mehr  oder  minder  reichlich  vorkommt. 

Nach  meiner  Erfahrung  scheint  allerdings  eine  derartige  Gewebsbildung  bei  Hexactinelliden 
vorzukommen,  doch  bin  ich  der  Ansicht,  daß  die  von  Ijima  der  Rhizopodensarkode  ähnlich 
gedachte  Plasmamasse  nicht  überall  völlig  gleichartig  ist. 

Vielmehr  dürfte  es  sich  bei  der  mehr  oder  minder  hyalinen  Grundsubstanz  des  Trabekel- 
gewebes  in  der  Regel  um  ein  Exoplasma  handeln,  welches  zwar  nur  wenig  von  dem  den  Kern 
unmittelbar  umgebenden  Endoplasma  verschieden  ist,  aber  doch  nicht  als  eine  mit  letzterem 
ganz  gleichartige  Sarkode  aufzufassen  sein  dürfte. 

Für  die  weiche  Beschaffenheit  und  Beweglichkeit  dieser  Trabekelmasse  spricht  der  von 
Ijima  hervorgehobene  Umstand,  daß  die  kleineren  intermediären  Spicula,  z.  B.  die  Floricome 
und  die  abgebrochenen  Endstrahlen  mancher  Graphiocome  häufig  ihren  Entstehungsort  verlassen 
und  in  oder  an  den  Trabekeln  bis  an  die  vorragenden  Spitzen  der  hexaktinen  Autodermalia 
wandern. 

Für  die  Auffassung  von  der  Verbindung  des  Trabekelwerkes  mit  der  Kammerwand  ist 
der  Umstand  von  Bedeutung,  daß  sich  die  Trabekel  da,  wo  sie  an  die  Kammerwand  unter 
verschiedenen  Winkeln  herantreten,  meistens  trompetenförmig  verbreitern  und  nicht  selten  gerade 
in    dieser  Verbreiterung    einen    dem  Choanocytennetz   der  Kammerwand    dicht   anliegenden  Kern 

26* 


_n .  Franz  Eilhakd  Schulze:  Hexactinelliden. 

zeigen  (Taf.  XLIX,  Fig.  7,  8  u.  9).  Auch  sehe  ich  an  der  äußeren  Oberfläche  der  Kammerwand 
außer  den  später  zu  besprechenden  Archäocyteng nippen  auch  noch  oft  recht  deutlich  Trabekel- 
stränge mit  zugehörigen  Kernen  sich  ausbreiten;  und  wenn  ich  auch  die  feinsten  Endver- 
zweigungen dieser  Stränge  nicht  immer  deutlich  erkennen  konnte,  glaube  ich  doch  annehmen 
zu  müssen,  daß  sie  zwar  nicht  eine  kontinuierliche  Basalmembran,  aber  doch  ein  (in  seiner 
Figuration  wahrscheinlich  wechselndes)  netzförmiges  Gerüst  bilden,  welches  an  dem  Aufbau  der 
Kammerwand  sich  beteiligt.  Ich  kann  also  Ijima's  Auffassung  nicht  teilen,  wonach  die  Kammer- 
wand nur  aus  einem  frei  im  Wasser  an  den  Trabekelenden  aufgehängten  System  netzförmig  ver- 
bundener Choanocyten  besteht,  an  welches  sich  die  Trabekel  höchstens  mit  ihren  letzten  spitzen 
Enden  inserieren. 

Auf  die  Unterscheidung  besonderer  ovaler  Trabekelkerne,  welche  ich  früher  den  kleinen 
kugeligen  Kernen  gegenüberstellte,  lege  ich  jetzt  kein  Gewicht  mehr,  sondern  sehe  alle  Trabekel- 
kerne als  gleichwertig  an. 

c)  Spiculascheide  und  Spiculoblasten. 

Indem  ich  die  Besprechung  der  Struktur,  des  Baues  und  der  Form  der  verschiedenartigen 
Spicula  seil  >st  auf  das  folgende  Kapitel  verschiebe,  will  ich  hier  näher  auf  die  Beziehung  des  Weich- 
körpers zu  den  Nadeln  im  allgemeinen  und  zunächst  auf  die  Frage  nach  der  sogenannten 
„Spiculascheide"  eingehen,  wobei  allerdings  auch  die  feinere  Struktur  und  die  Bildungs- 
weise der  Kieselkörper  nicht  ganz  unberücksichtigt  bleiben  kann. 

Schon  im  Jahre  1864  hat  Kölliker  in  seinen  Icones  histiologicae  bei  Kalkschwämmen 
von  einer  „selbständigen  Scheide  der  Spicula"  gesprochen,  welche  dann  im  Jahre 
1865   von   Ltererkühn  für  „kontraktile  Substanz"  erklärt  wurde. 

Bestimmtere  Angaben  machte  im  Jahre  1872  Haeckel  in  seiner  „Monographie  der  Kalk- 
schwämme", S.  167—170.  Er  konnte  diese  „Scheiden  oder  Futterale  der  Spicula  bei 
den  Kalkschwämmen  ganz  allgemein  verbreitet,  jedoch  in  verschiedenem  Grade  der  Ausbildung" 
wahrnehmen  und  fand  sie  „völlig  strukturlos,  hyalin,  farblos,  durchsichtig".  Er  nahm  an,  daß  sie 
„während  der  Entwickelung  der  Spicula  an  deren  Oberfläche  durch  eine  Verdichtung  und  Er- 
härtung der  unmittelbar  umgebenden  Sarkodeschicht  entstehen",  womit  dann  „wahrscheinlich  der 
Verlust  der  Kontraktilität  verbunden  sei".  „Kerne  scheinen"  nach  Haeckel  „in  den  Spicula- 
scheiden  seil  ist  niemals  vorzukommen.  Allerdings  findet  er  Syncytiumkerne  überall  auf  den 
Spiculascheiden  und  ihnen  häufig  so  innig  anliegend,  daß  sie  in  deren  Substanz  eingebettet  zu 
sein  scheinen.  Bei  genauerer  Untersuchung  überzeugte  er  sich  aber  jedesmal,  daß  diese  Nuclei 
und  ebenso  die  sie  umgebenden  Sarkodegranula  derjenigen  Sarkodineschicht  angehören,  welche 
unmittelbar  die  Nadelscheiden  umgiebt,  und  daß  sie  den  letzteren  bloß  äußerlich  anliegen. 

Folgende  Andeutung  einer  Spiculascheide  bei  Geodinen-Nadeln  hat  Sollas  im  Jahre  iNo<> 
in  seiner  Sponge-fauna  of  Norway  (Annais  and  Mag.  Nat.  Hist,  Ser.  5,  Vol.  Y,  p.  440 — 441)  ge- 
macht: „In  addition  to  a  tissue  of  the  spieular  bundles  there  is  the  tissue  of  each  individual 
Spirille,  each  being  invested  in  an  excessively  thin  strnetureless  membrane  containing  small  round 
nuclei   surrounded  by  fine  granulös  and  very   thin  structureless  fibrils  (PI.  XVII,  Fig  2s).    Now  and 


Zweiter  Teil.     Morphologie.  9q, 

tlicn  one  finds  isolated  hyaline  fibres  encircling  a  spicule  like  a  girdle;  the  meaning  of  this 
feature,  which  is  to  he  found  in  other  related  sponges,  is  not  apparent." 

Im  Jahre  1888  berichtete  Noll  in  seinen  „Beiträgen  zur  Naturgeschichte  der  Kiesel- 
schwämme" von  einem  organischen  sehr  dünnen,  homogenen,  hautartigen  Ueberzug  aller  Kiesel- 
nadeln des  monaxonen  Schwammes  Desmacidon  bosei  Noll,  welchen  Ueberzug  er  „Spicula- 
oberhaut"  nennt,  und  von  der  darüber  gelegenen,  aber  bei  Desmacidon-'R adeln  nicht  gefundenen 
„Spiculascheide"  der  früheren  Autoren  unterscheidet.  Die  Spiculaoberhaut  soll  zur  Nadel  selbst 
und  in  die  Reihe  jener  im  Innern  der  Nadeln  vorkommenden  organischen  Lamellen  gehören, 
welche  sich  zwischen  den  Kiesellamellen  finden.  Ebenso  wie  die  Kiesellamellen  werden  nach 
Noll  diese  dünnen  organischen  Lagen  zwischen  ihnen,  sowie  auch  das  diesen  gleichende 
Oberhäutchen  von  einem  einschichtigen  Lager  spindelförmiger  Zellen,  den  Silikoblasten,  ab- 
geschieden, welche  er  auf  den  Nadeln  liegend  gefunden  hat. 

In  seiner  gründlichen  Untersuchung  „On  the  origin  and  growth  of  the  triradiate  and 
quadriradiate  spicules  in  the  family  Clathrinidae"  giebt  Minchin1)  im  Jahre  i8g8  eine  aus- 
führliche Darstellung  der  ersten  Anlage  der  dreistrahligen  Kalknadeln,  deren  jeder  einzelne  Strahl 
nach  ihm  zunächst  in  einer  Zelle,  Skleroblast,  als  kleiner,  aus  organischer  Masse  bestehender  Stab, 
der  Anlage  des  künftigen  Achsenfadens,  entsteht,  um  den  dann  die  Mineralsubstanz  abgelagert 
wird,  während  ein  vierter  (gastraler)  Strahl  von  der  plasmodiumartigen  Ausbreitung  einer  besonderen 
mehrkernigen  Zelle  abgesondert  wird.  In  einer  früheren  Mitteilung  über  denselben  Gegenstand2) 
gab  er  folgendes  an :  „The  spicule  rays  soon  appear  to  project  beyond  their  formative  cells,  but 
are  in  reality  covered  by  a  thin  layer  of  protoplasma.  A  the  same  time,  the  spicule-sheath 
makes  its  appearance  as  a  denser  layer  of  substance  between  the  protoplasm  of  the  formative 
cell  and  the  calcareous  spicule,  and  it  is  by  continued  calcification  of  the  sheath  that  the  spicule 
grows."  Im  Jahre  1900  hat  sich  Minchin  im  „Treatise  of  Zoology"  (edited  by  Ray  Lankester), 
p.  40,  hinsichtlich  der  Spiculascheide  zunächst  für  die  Kalkschwämme  dahin  ausgesprochen,  daß 
„the  whole  spicule  is  enveloped  in  an  organic  sheath  of  the  same  nature  as  the  axial  thread  and 
continuous  with  it  at  the  apex  of  the  spicule.  Sheath  and  thread  are  the  oldest  parts  of  the 
spicule,  and  probably  appear  first  as  a  minute  cell  vacuole  in  which  a  crystalline  deposit  sub- 
sequently  takes  place  to  form  the  spicule  round  a  denser  central  portion  which  becomes  the  axial 
thread."  „The  substance  of  the  vacuole,  and  consequently  of  the  sheath  and  thread,  is  of  the 
same  nature  as  the  intercellular  ground  substance  of  mesogloea  of  the  dermal  parenchyma." 

„In  siliceous  spicules  the  organic  axis  is  relatively  much  larger  and  more  conspicuous. 
The  mineral  matter  is  deposited  round  it  in  concentric  lamellae  of  colloid  silica  alternating  with 
lamellae  of  organic  nature.  One  such  organic  coat  probably  forms  an  outer  sheath  of  the 
spicule,  which  is  not,  however,  so  conspicuous  as  in  calcareous  spicules.  The  organic  portions 
of  the  spicules  grow  faster  than  the  mineral  portions,  so  that  the  axial  thread  projects  at  the 
two  extremities  of  the  spicule  rays  into  the  protoplasma  of  the  secreting  cell." 

Die  zunächst  in  einer  Zelle  angelegte  einzelne  Nadel  wächst  nach  Minchin  bald  über 
das  Bereich  ihrer  Mutterzelle  hinaus  und  wird  dann  von  einem  Zellenlager  gedeckt,  welches 
nicht  durch  Hinzutreten  anderer  Skleroblasten,  sondern    (wenigstens  bei  Kalkschwämmen)    aus- 

1)  Quart.  Journ.  mic.  Sc,  Vol.   XXXX,  new  Ser.,  Part  4,  p.  469. 

2)  Proc.  Roy.  Soc.,   1895,  Vol.  LVIII,  p.   204  u.   205. 


206 


Franz  Eilhard  Schulze:    Hexactinelliden. 


schließlich  von  der  Mutterzelle  und  ihren  Nachkommen  erzeugt  wird,  welche  letzteren  ent- 
weder in  syncytialem  Verbände  bleiben  oder  sich  voneinander  sondern  können. 

In  einem  1901  in  den  Sitzungsber.  der  Bayrischen  Akademie,  Bd.  XXX,  erschienenen 
Aufsatze  über  „Entstehung  und  Wachstum  der  Kieselgebilde  der  Spongien"  berichtet  O.  Maas, 
daß  nach  seinen  an  den  Knospen  von  Tethya  angestellten  Untersuchungen  die  erste  Anlage  aller 
Nadeln  in  einer  Mutterzelle  vor  sich  geht  und  daß  später  (wenigstens  bei  allen  nicht  ganz  kleinen 
Nadeln)  mehr  als  vier  Zellen  sich  beteiligen,  welche  bald  durch  Teilung  der  Mutterzelle  entstehen, 
bald  aus  dem  Parenchym  neu  hinzukommen  und  um  die  Nadeln  ein  epithelartiges  einschichtiges 
Decklager  von  Zellen  bilden,  welche  teils  isoliert,  teils  zu  einem  Syncytium  verschmolzen  erscheinen. 

Ueber  die  Spiculascheide  der  Nadeln  von  Hexactinelliden  finden  sich  nur  wenig  nähere 
Angaben.  Zweifelhaft  ist  es  mir,  ob  folgende  Notiz,  welche  Wvv.  Thomson  in  seiner  Arbeit: 
„On  Holtenia,  a  genus  of  vitreous  sponges"  im  Jahre  186g  in  den  Phil.  Transact.,  p.  710,  gemacht 
hat,  sich  auf  die  hier  zu  besprechenden  mikroskopischen  Bildungen  bezieht.  Er  sagt  dasell  ist : 
„The  layer  of  sarcode  covering  these  fibres  (Basalschopf nadeln)  throughout  their  entire  length  is 
equal  to  about  the  semidiameter  of  the  fibre.  The  sarcode  is  soft  and  nearly  colourless.  It 
contains  a  few  scattered  granules  and  Compound  granulär  masses,  and  appearenüy  no  spicules. 
It  is  so  abundant  in  the  silky  beard,  that,  when  the  fresh  sponge  is  held  up  it  falls  from  it  in 
flakes  and  glutinous  drops  loadecl  with  Globigerinae  and  chalk  mud.  The  sarcode  of  this  sponge 
appears  to  be  perfectly  uniform  and  continuous.  There  is  no  trace  of  its  differentiation  into  cell- 
like  bodies  surrounding  endoplast." 

Im  Jahre  1887  habeich  über  die  Spiculascheide  der  Hexactinelliden-Nadeln  im  Challenger- 
Report  p.  24  folgende  kurze  Mitteilung  gemacht,  welche  ich  noch  jetzt  für  durchaus  zutreffend 
halte :  „On  the  surface  of  the  spicules  there  is  a  more  or  less  distinet  thin  layer  of  hyaline  matrix, 
the  so-called  spicular  sheath,  which,  on  specially  thick  needles,  is  seen  as  a  finely  fibrous 
membrane." 

Anders  scheint  Ijima  die  Sache  aufzufassen,  wenn  er  im  Jahre  1901  in  seiner  Contrib.  I 
p.  148 — 149  schreibt:  „A  spicular  sheath,  consisting  of  a  continuous  layer  of  the  soft  tissue,  has 
been  assumed  or  mentioned  by  some  writers.  Although  I  have  never  been  able  to  prove  the 
fact,  yet  I  can  not  but  hold  it  very  likely  that  the  spicules,  during  their  growth  or  the  deposition 
of  new  silieeous  matter  over  their  surface,  are  covered  uniformely  all  over  by  an  excessively 
thin  layer  of  matrix.  On  the  other  hancl,  the  impression  I  have  repeatedly  reeeived  from  the 
Observation  of  the  larger  parenehymalia  in  well  coloured  preparations,  has  been  that  these  have 
no  other  coating  than  a  layer  of  an  irregularly  meshed  trabecular  network,  lying  in  direct  contact 
with  the  spicular  surface." 

In  der  Voraussetzung,  daß  die  von  mir  schon  früher  bei  den  stärkeren  Gerüstnadeln  von 
Hexactinelliden  beobachteten  und  (1.  c.)  kurz  beschriebenen  Nadelscheiden  mit  wachsender  Nadel- 
dicke an  Stärke  und  Deutlichkeit  der  Ausbildung  zunehmen  würden,  begann  ich  diesmal  meine 
Untersuchung  mit  der  Umhüllung  der  kolossalen  Pfahlnadel  von  Monorhaphü.  Durchschneidet 
man  die  eine  solche  Nadel  umschließenden  Weichteile  mittels  eines  Längs-  und  zweier  cirkulärer 
Querschnitte,  so  läßt  sich  eine  der  Nadeloberfläche  unmittelbar  scheidenartig  aufliegende  derbe 
Hülle  (ähnlich  wie  die  Rinde  von  einem  jungen  Weidenzweige)  leicht  von  der  Nadel  ablösen. 
Dieselbe  ist  an  der   konkaven  Innenfläche    (der  glatten  Nadeloberfläche  entsprechend)  glatt,   an 


Zweiter  Teil.     Morphologie  207 

ihrer  konvexen  Außenfläche  aber  mit  zahlreichen,  rechtwinklig  und  unter  beliebigen  anderen 
Winkeln  radiär  abstehenden  Gewebslamellen  des  übrigen  Weichkörpers  dicht  besetzt  (Tal.  XI., 
Fig.  3   und  4). 

Mit  dieser  Pfahlnadelscheide  stehen  übrigens  die  Scheiden  jener  langen  Diaktine  und 
Triaktine  in  Verbindung,  welche  der  Riesennadel  als  Comitalia  anliegen  und  der  ganzen  Hülle  eine 
größere  Festigkeit  verleihen. 

Bei  Untersuchung  mit  der  Lupe  überzeugt  man  sich  leicht,  daß  die  innerste  Partie 
der  Scheide  aus  einem  Balkennetz  besteht,  dessen  annähernd  cirkulär  verlaufende  Faserzüge 
(unter  spitzen  Winkeln  mannigfach  sich  spaltend  und  anastomosierend)  in  transversaler  Richtung 
stark  ausgezogene  Maschen  verschiedener  Form  und  Weite  umschließen. 

Hat  man  dieses  Fasernetz  mit  einer  breiten  Pincette  gefaßt,  so  kann  man  es  mit  einiger 
Gewalt  von  dem  übrigen  Weichkörper  als  eine  besondere  Netzlamelle  ablösen  (Taf.  XL,  Fig.  8), 
welche  besonders  bei  der  Ansicht  von  der  konkaven  Innenseite  eine  abgeflachte  glatte  Fläche  der 
Balken  aufweist,  während  die  konvexe  Außenfläche  mehr  rauh  erscheint. 

Die  unter  Anwendung  verschiedener  Tingierungen  auszuführende  mikroskopische  Unter- 
suchung solcher  abgelösten  Gitterlamellen  lehrt  zunächst,  daß  die  bis  zu  1 2  \x  breiten  Balken 
derselben  aus  sehr  feinen,  meist  parallel  gelagerten  Fibrillen  sich  zusammensetzen,  welche  bald 
dicht  oder  unmittelbar  nebeneinander  liegen,  bald  hier  und  da  aus  einem  Bündel,  unter  spitzem 
Winkel  sich  abzweigend,  in  ein  benachbartes  übergehen  oder  auch  gelegentlich  stärker  divergieren.  1 
in  breiteren,  aber  dünneren  Zügen  sich  ausbreiten. 

Die  Betrachtung  der  konvexen  Außenseite  zeigt,  daß  von  dem  flachen  Balkennetz  der 
Spiculascheide  aus  zahlreiche  Bälkchen  in  radiärer  Richtung  nach  außen  abgehen,  um  sich  mit 
den  Scheiden  benachbarter  Nadeln,  zunächst  natürlich  der  naheliegenden  Comitalia,  in  Verbindung 
zu  setzen. 

Die  Scheiden  der  weniger  starken  Nadeln  weichen  insofern  von  derjenigen  der  Riesen- 
nadel ab,  als  es  sich  hier  nicht  sowohl  um  ein  Netz  von  schmalen  Faserbalken  handelt,  welches 
im  wesentlichen  in  Form  eines  anastomosierenden  Gurtensystemes  die  Nadel  cirkulär  umspinnen, 
sondern  um  eine  röhrenförmige,  dünne  Platte,  welche  von  zahlreichen  rundlichen  oder  bei  schmalen 
Nadeln  auch  sogar  länglich  (in  der  Richtung  parallel  der  Nadelachse)  gestellten  Lücken  ver- 
schiedener Größe  und  unregelmäßiger  Verteilung  durchsetzt  ist.  In  einigen  Fällen  schien  es 
sich  mir  allerdings  nicht  um  Lücken,  sondern  nur  um  sehr  verdünnte  Stellen  zu  handeln. 
Die  Verbindungsstränge,  welche  zwischen  allen  größeren  benachbarten  Nadeln  leicht  nachweisbar 
sind,  haben  je  nach  der  Entfernung  der  zu  verbindenden  Nadeln  sehr  verschiedene  Länge  und 
variieren  auch  in  ihrer  Dicke  im  allgemeinen  nach  der  Stärke  der  Nadeln.  Sie  gehen  mit 
trompetenförmiger  Verschmälerung  aus  den  Spiculascheiden  hervor  und  lassen  meistens  auch  eine 
Zusammensetzung  aus  feinsten  Fibrillen  erkennen.  Bei  sehr  dicht  und  parallel  nebeneinander 
liegenden  Nadeln  können  deren  Scheiden  auch  der  Länge  nach  linear  verschmelzen,  wie  z.  B. 
Taf.  XLVIII,  Fig.  4  zeigt.  Im  allgemeinen  gilt  die  Regel,  daß,  je  dünner  die  Nadel  ist,  um 
so  zarter  auch  ihre  Scheide,  bis  schließlich  die  letztere  bei  ganz  dünnen  Nadeln  (von  etwa 
nur  4  [j.  Dicke)  nur  noch  durch  starke  Tinktionen  mittels  Hämatoxylin  oder  Eosin  nach- 
weisbar ist. 


>o8 


Franz  Erhard  Schulze:  Hexactinelliden. 


So  sicher  ich  nun  diese  Scheiden  bei  allen  solchen  Gerüstnadeln  der  verschiedensten 
Hexactinelliden  gefunden  habe,  welche  sich  durch  regelmäßigen  Zuwachs  vergrößern  und  an  den 
offenen  Enden  verlängern  können,  ist  es  mir  bisher  doch  nicht  gelungen,  sie  auch  bei  den  frei 
vorstehenden  Pinulen  oder  bei  intermediären  kleineren  Parenchymnadeln  hinreichend  deutlich  dar- 
zustellen. Selbst  wenn  diese  letzteren  (z.  B.  manche  Amphidiske)  beträchtlichere  Größe  erlangt 
haben,  scheint  eine  derartige  Scheide,  wie  sie  bei  den  langen  Skelettnadeln  so  leicht  nachweisbar 
ist,    entweder  ganz  zu  fehlen  oder  nur  schwach  entwickelt  zu  sein. 

Aehnliche  Bildungen,  wie  die  Spiculascheiden,  habe  ich  übrigens  auch  an  der  Weich- 
körperoberfläche bei  einzelnen  Hexactinelliden  an  solchen  Stellen  angetroffen,  wo  eine  beständige 
Reizung  durch  fremde  Körper  statthat;  z.  B.  an  der  Innenfläche  jener  röhrenförmigen  Ver- 
tiefungen   oder  Kanäle,    in    welchen  Raumparasiten,  wie  etwa  Hydroiden,  hausen. 

Besonders  deutlich  ließ  sich  ein  Fall  der  Art  bei  Walteria  flemmingi  F.  E.  Sch.  beobachten, 
wo  an  der  betreffenden  Stelle  eine  feine,  durch  Hämatoxylin  leicht  färbbare,  ziemlich  stark  licht- 
brechende  Grenzlamelle  vorkam,  welche  ganz  ähnliche  Lücken  oder  stark  verdünnte  Stellen  in 
Menge  aufwies,  wie  sieden  Spiculascheiden  mäßig  großer  Nadeln  zukommen  (Taf.  XLVIII,  Fig.  5). 
Ja,  in  einzelnen  Fällen  fand  ich  sogar  auch  auf  der  äußeren  Fläche  der  Dermalmembran  ein 
äußerst  zartes,  stärker  lichtbrechendes  homogenes  Häutchen  ohne  Lücken,  welches  zwar  keine 
Faserung  erkennen  ließ,  aber  in  der  Färbung  und  in  seinem  sonstigen  Aussehen  sehr  an  eine 
Spiculascheide  erinnerte. 

Hinsichtlich  des  histologischen  Charakters  der  Spiculascheiden  und  der  von  ihnen  aus- 
gehenden, resp.  der  sie  verbindenden  Faserzüge  ist  es  von  der  größten  Bedeutung,  daß  sich  nie- 
mals Kerne  in  denselben  finden.  Vielmehr  erscheinen  sie  überall  (von  der  fibrillären  Struktur 
abgesehen)  durchaus  glatt  begrenzt,  ganz  hyalin  und  gleichmäßig  lichtbrechend,  machen  also  etwa 
den  Eindruck  von  ziemlich  derben  cuticularen  Chitin-  oder  Sponginbildungen,  ohne  freilich  in 
der  Stärke  des  Lichtbrechungsvermögens  jene  Substanzen  völlig  zu  erreichen.  Wegen  ihrer 
deutlich   faserigen  Struktur  bezeichne  ich  diese  Bildungen   als  „Fibrospongin". 

Daß  es  sich  dabei  um  eine  dem  Spongin  in  seiner  histologischen  (wahrscheinlich  auch 
in  seiner  chemischen)  Natur  nahestehende  Bildung  vom  Charakter  einer  cuticularen  Ab- 
sehe i  d  u  n  g  handelt,  lehrt  auch  das  Verhalten  zu  dem  umgebenden  Gewebe. 

In  zahlreichen  Fällen,  besonders  deutlich  aber  bei  der  erst  ca.  l/3  mm  dicken  Pfahlnadel 
jener  beiden  ganz  jungen  Exemplare  von  Monorhaphis  chuni  F.  E.  Sch.,  welche  dicht  vor  der 
ostafrikanischen  Küste  in  der  Nähe  von  Sansibar  an  der  „Valdivia"-Station  249  erbeutet  und 
auf  Taf.  XL,  Fig.  1 — 2  abgebildet  sind,  ließ  sich  an  mit  Hämatoxylin  gut  gefärbten  Präparaten 
auf  der  schon  als  engmaschiges  Fibrospongin-Balkenetz  sich  darstellenden  Spiculacheide  ein 
eigenartiges  Zellenlager  deutlich  erkennen,  welches  den  Faserbündeln  der  Scheide  unmittelbar  an- 
und  aufliegt  und  wohl  unbedenklich  als  Bildungsherd  der  ganzen  Nadel,  und  zwar  sowohl  ihrer 
Kieselsubstanz  als  auch  ihrer  Scheide,  zu  betrachten  ist.  Dieses  einschichtige  Zellenlager  ist  in  der 
Regel  nicht  ganz  kontinuierlich,  sondern  besteht  teils  aus  isolierten,  teils  in  mehr  oder  minder 
gestreckten  Gruppen  angeordneten  Zellen  mit  glatten  rundlichen  Konturen.  Während  die  isoliert 
liegenden,  recht  verschieden  großen  (3 — 8  \>)  Zellen  rundlich  und  von  glatter  Kontur  sind, 
erscheinen  die  Zellgruppen  als  Ganzes  länglich-oval  oder  an  beiden  Enden  zugespitzt  (Taf.  XLVIII, 
Fig.    3).     Innerhalb    der    Gruppen    sind    die   sie    zusammensetzenden    Zellen,    welche    den    isoliert 


Zweiter  Teil.      Morphologie.  20Q 

liegenden  im  ganzen  gleichen,  entweder  voneinander  gesondert,  so  daß  man  zwischen  ihnen 
eine  deutliche  Grenzlinie  sehen  kann,  oder  sie  sind  mehr  oder  weniger  innig-  mit  ihren  Plasma- 
körpern verschmolzen,  so  daß  man  nur  noch  die  den  einzelnen  Zellterritorien  entsprechenden  Ein- 
kerbungen am  Rande  wahrnehmen  kann,  oder  endlieh  so  vollständig  vereint,  daß  das  Ganze  wie  ein 
echtes  Syncytium  ohne  jede  Andeutung  von  Grenzen,  oder  seil  ist,  falls  die  Kerne  zusammen- 
gedrängt liegen,  wie  eine  vielkernige  Zelle  erscheint.  Es  ist  bemerkenswert,  daß  diese  ovalen  oder 
lanzettförmigen  Zellhaufen,  resp.  Syncytien  stets  in  den  meist  mehr  oder  weniger  lang  gezogenen, 
seltener  rundlichen  Lücken  des  Balkennetzes  der  Spiculascheide  liegen  und  deren  Form  angepaßt 
erscheinen,  während  die  isolierten  rundlichen  Zellen  teils  in  solchen  Lücken,  teils  auch  auf  den 
Faserzügen  der  Balken  zu  sehen  sind.  Die  Plasmakörper  aller  dieser  Zellen  oder  Zellenfusionen 
sind  ziemlich  körnchenarm,  oft  fast  hyalin  und  mäßig  stark  lichtbrechend;  ihr  äußerer  Kontur 
erscheint  glatt.  Die  mäßig  (ca.  2  jj.)  großen  kugeligen  Kerne  sind  recht  chromatinreich  und  daher 
nach  Hämatoxylinfärbung  sehr  auffällig. 

Es  ist  mir  wahrscheinlich,  daß  die  oben  S.  204  mitgeteilten  Angaben  von  Sollas  über 
die  Hüllen  der  großen  Nebennadeln  von  Geodia  sich  auf  solche  Zellen  der  Spiculascheiden 
beziehen,  obwohl  er  von  Kernen  „in"  den  letzteren  spricht. 

Mit  dem  „Oberhäutchen",  welches  Noll  an  Kieselnadeln  von  Desmacidon  beschreibt, 
haben  jedoch  diese  Nadelscheiden,  wie  er  ja  selbst  vermutete,  nichts  zu  thun.  Dagegen  hat 
Maas  an  den  größeren  Stabnadeln  von  Tethya  einen  meinen  Spiculascheiden  entsprechenden 
organischen  Ueberzug  bemerkt,  auf  welchem  ganz  ähnliche  Bildungszellen  der  Nadel  wie  in 
meinen  Präparaten  teils  einzeln,  teils  in  Strängen  angeordnet  liegen  und  den  Eindruck  eines 
Pflasterepithels  machen.  Zuweilen  fand  Maas  diese  Bildungszellen  ebenso  wie  ich  zu  einem  Syn- 
cytium  verschmolzen,  in   anderen   Fällen  scharf  getrennt  oder  auch  ganz  isoliert. 

Die  Bedeutung  dieser  bei  allen  größeren  Skelettnadeln  der  Hexactinelliden  nachweisbaren, 
offenbar  ziemlich  festen,  feinfibrillären  Nadelhüllen  nebst  den  sie  untereinander  verbindenden, 
gleichartigen  Faserbalken  ist  offenbar  nicht  gering  anzuschlagen  für  den  Zusammenhalt  und 
die  Festigkeit  des  gesamten  Stützgerüstes  des  Schwammes.  Zumal  bei  so  großen 
und  lang  ausgezogenen  Weichkörpern,  wie  etwa  dem  von  Monorhaphis,  bedarf  es  einer  haltbaren 
Verbindung  zwischen  der  einzigen  riesigen  Pfahlnadel  und  den  übrigen  im  Körper  verteilten 
Stütznadeln,  wenn  die  eine,  tief  in  den  Boden  eingesenkte  Pfahlnadel  dem  ganzen  Schwämme 
-  ähnlich  wie  der  Stützpfahl  dem  jungen  Obstbaume  -  -  den  nötigen  Halt  gewähren  soll.  Und 
auch  bei  vielen  anderen  Lyssakinen  bedürfen  die  im  Körper  zerstreuten  größeren  Stütznadeln 
einer  festen  Verbindung  miteinander,  um  dem  Schwämme  seinen  Zusammenhalt  und  die  be- 
stimmte Gestalt  zu  sichern. 

Anders  steht  es  mit  den  zahllosen  kleineren,  teils  an  den  Grenzflächen,  teils  im  Parenchym 
zwischen  den  großen  Stütznadeln  zerstreut  liegenden  Nadeln,  welche  ja  zum  Teil  nachweislich 
ihren  Ort  wechseln  können,  wie  z.  B.  die  Graphiocome  und  die  Floricome  der  Euplectelliden. 
An  diesen  (auch  wohl  als  Fleischnadeln  zusammengefaßten)  Mikroskleren  habe  ich  weder  eine 
Spiculascheide  noch  Verbindungsfasern  wahrnehmen   können. 

Auf  das  Verhältnis  dieser  Mikrosklere  zu  dem  umgebenden  Gewebe  werde  ich  übrigens  im 
nächsten  Kapitel  näher  einzugehen  haben. 

Deutsche  Tiefsee- Expedition  1898 — 189g.     Bd.  IV.  -t 


-,Tn  Franz   Eilhard  Schulze:  Hexactinelliden. 


d)  Archäocyten. 

Bei  vielen  der  bisher  histologisch  näher  studierten  Hexactinelliden  kommen  außer  den 
Choanocyten  und  den  Trabekelzellen  noch  eigenartige  Zellen  in  Menge  vor,  welche  sich  bald 
isoliert,  bald  gruppenweise  an  der  Außenfläche  der  Kammern,  seltener  an  den  Trabekeln  finden 
und  von  früheren  Autoren,  speciell  Sollas  und  Ijima,  als  amöboide  Zellen  aufgefaßt  und  daher 
Amöbocyten  genannt  sind,  obwohl  entsprechende  Bewegungen  derselben  nicht  direkt  haben  wahr- 
genommen werden  können. 

Hinsichtlich  der  Auffassung  des  Baues  dieser  Zellen  kann  ich  im  allgemeinen  Ijtma's 
Schilderung  beistimmen.  Auch  ich  sehe  sie  als  klumpige  Zellen  von  5 — 8  \i  Durchmesser  mit 
erlatten,  alier  auch  bei  gedrängtem  Zusammenliegen  stets  deutlich  markierten  Grenzen,  doch  ohne 
distinkte  Membran.  Ihr  ziemlich  hyaliner,  mit  Karmin  mäßig  stark  färbbarer  Plasmakörper 
umschließt  einen  verhältnismäßig  großen  (3 — 5  jjl)  kugeligen  Kern  mit  deutlicher  Kernmembran 
und  mit  einigen  (2 — 3)  durch  Hämatoxylin  oder  Karmin  sich  stark  färbenden  Chromatin- 
brocken. 

Gewöhnlich  finden  sich  diese  Zellen  in  Gruppen  von  2 — 10  und  darüber  in  einschichtiger 
Lage  dicht  zusammengedrängt  auf  der  Außenfläche  der  Kammern  ausgebreitet  (Tai.  XL1X, 
Fig.  8),  seltener  einzeln  ebendaselbst  oder  an  den  Trabekeln  in  der  Nähe  der  Kammern.  So 
häufig  und  zahlreich  die  Archäocyten-Gruppen  an  den  Kammern  vorkommen,  so  vermißte  ich 
sie  in  dem  subdermalen  und  subgastralen  Trabekelwerk  und  dessen  Grenzlagen. 

Die  Häufigkeit  der  Archäocyten  scheint  bei  den  verschiedenen  Arten  der  Hexactinelliden 
und  auch  bei  ein  und  derselben  Art  unter  verschiedenen  Umständen  zu  wechseln,  doch  dürften 
sie  wohl  nirgends  ganz  fehlen.  Ob  sie  wirklich  wesentlich  verschieden  sind  von  den  oben  be- 
sprochenen Trabekelzellen,  wage  ich  nicht  zu  entscheiden.  Denn  trotzdem  beide  Zellformen  sich 
in  der  Regel  leicht  schon  an  der  verschiedenen  Größe  ihres  Kernes  unterscheiden  lassen,  kommen 
doch  nicht  selten  vereinzelt  liegende  Zellen  an  der  Außenfläche  der  Kammern  wie  an  den  Trabe- 
keln vor,  bei  welchen  die  Bestimmung  schwierig  oder  unmöglich  wird. 

e)  Thesocyten. 

In  seinem  Report  of  the  Challenger  Tetractinellida  bezeichnete  Sollas  im  Jahre  1888 
als  „Thesocyten"  gewisse  bei  Thenea  häufig  gefundene  Parenchymzellen,  als  „smooth,  shining,  clear, 
colourless  globules  or  granules,  taking  a  deep  stain  with  haematoxylin  and  other  tinetures,  and 
probably  of  an  albuminoid  nature". 

Es  sind  dies  offenbar  ganz  ähnliche  Dinge,  wie  die,  welche  ich  schon  im  Jahre  1S77  bei 
Chondrosia  entdeckt  und  als  „knollige  Gebilde"  beschrieben  hatte,  und  welche  ich  sodann 
im  fahre  1900  sehr  reichlich  in  Schavdinnia  aretica  F.  E.  Sch.  wiederfand.  Für  den  letzteren 
Fundort  schilderte  ich  sie  damals  (Fauna  aretica,  Bd.  I,  1,  p.  98)  mit  folgenden  Worten :  „An  vielen 
Orten,  so  besonders  an  der  Dermal-  und  Gastralmembran,  ferner  an  dem  subdermalen  und  sub- 
gastralen Trabekelwerke,  sowie  an  der  Umrandung  der  Kammermündungen  (Apopylen)  sind  diese 
oberflächlich  gelegenen  Zellen  durch  mehr  oder  minder  reichliche  Einlagerung  der  in  ihrer  Be- 
deutung   noch    keineswegs    sicher    erkannten    „Knollen"    gekennzeichnet.     Diese    hyalinen    und 


Zweiter  Teil.     Morphologie.  -,  j  . 

ziemlich  stark  lichtbrechenden,  strukturlosen,  fettähnlich  aussehenden  Körper,  welche  möglicher- 
weise Stoffwechselprodukte  des  Schwammes  sind,  liegen  stets  in  unmittelbarer  Nähe  des  Kernes. 
Sie  stellen  entweder  einfache  hyaline  Kugeln  verschiedener  Größe  oder  Konglomerate  von  dicht 
aneinandergedrängten,  resp.  zu  einem  knolligen  Klumpen  verwachsenen  (ca.  5  jj.  großen)  hyalinen 
Kügelchen  dar." 

Dieselben  Gebilde,  welche  wohl  unbedenklich  mit  Soixas  und  Ijima  als  Speicherzellen 
für  Reservenahrungsstoffe  angesehen  werden  können,  hat  dann  auch  Ijima  bei  mehreren  Hex- 
actinellidcn,  nämlich  bei  Rossella  longispina  Ij.,  Rhabdocalyptus  victor  Ij.  und  Rh.  capillatus  Ij.,  ferner 
bei  Acanthascus  cactw  F.  E.  Sch.  und  Euplecfella  marshalli  Ij.  erkannt  und  in  ähnlicher  Weise 
wie  ich  beschrieben.  Bei  Eupledella  marshalli  Ij.  fand  er  jedoch  außer  spärlichen,  isoliert  an 
den  Trabekeln  sitzenden  echten  Thesocyten  noch  große  gelbliche  Archäocyten-Anhäufungen 
(bis  zu  Va  mm  ml  Durchmesser),  welche  in  der  Umwandlung  zu  Thesocytenhaufen  begriffen  sein 
sollten.  Ob  diese  letzteren  Zellhaufen  wirklich  mit  den  übrigen  Thesocyten  in  ihrem  Wesen 
übereinstimmen,  scheint  mir  allerdings  fraglich. 

Während  die  Thesocyten  bei  einigen  Hexactinelliden  in  allen  Exemplaren  reichlich 
vorkommen,  sind  sie  bei  anderen  nur  spärlich  vorhanden  und  wurden  zuweilen  vergeblich  ge- 
sucht. Auch  wechselt  ihre  Häufigkeit  in  ein  und  demselben  Stück  je  nach  den  Regionen.  Bei 
vielen  Schwämmen  kommen  sie  nur  an  der  äußeren  Oberfläche  vor  und  erregen  so  den  Ver- 
dacht auf  Parasiten  oder  Kommensalen,  bei  anderen  finden  sie  sich  an  den  Trabekeln  und  deren 
Grenzmembranen,  während  sie  bei  einzelnen  Arten,  wie  z.  B.  bei  Euryplegma  auricularis  F.  E.  Sch., 
auch  in  Menge  auf  der  äußeren  Kammerfläche  liegen. 

Sehr  beachtenswert  ist  endlich  der  Umstand,  daß  sich  mehrere  recht  verschiedene  Formen 
unterscheiden  lassen,  welche  ich  hier  einstweilen  mit  verschiedenen  provisorischen  Namen  aus- 
einanderhalten will. 

Zuerst  werde  ich  von  solchen  sprechen,  welche,  wie  bei  Schaudinnia  und  Trichasterina, 
durch  4 — 5  [x  dicke,  hyaline,  glatte  und  ziemlich  stark  lichtbrechende  kugelige  oder  knollige 
Einlagerungen  verschiedener  Zahl  (von  1  — 10  und  darüber)  ausgezeichnet  sind.  Sie  zeigen  stets 
einen  kleinen,  kugeligen,  leicht  färbbaren  Kern,  welcher  bei  Zellen  mit  einer  einzigen  Knolle  an 
deren  Seite  vorspringt,  bei  solchen  mit  mehreren  Knollen  bald  auch  seitlich,  bald  zwischen  den 
letzteren  liegt  (Taf.  L,  Fig.  1  u.  2).  Diese  hyalinen  Knollen  nehmen  nach  Osmiumsäurebehandlung, 
ohne  sich  zu  schwärzen,  nur  einen  schwach  graubläulichen  Ton  an  und  lassen  sich  mit  ver- 
schiedenen  Farbstoffen,  besonders  leicht  mit  Eosin,  gleichmäßig  färben. 

Außer  bei  den  beiden  genannten  Hexactinelliden,  wo  sie  an  den  Trabekeln  und  deren 
Grenzmembranen  (Taf.  L,  Fig.  1),  sowie  am  Apopylarrande  der  Kaminern  (Taf.  L,  Fig.  2)  [niemals 
aber  auf  der  Kammerwand  selbst]  mehr  oder  minder  reichlich  und  oft  mit  mehreren  (1  — 10) 
Knollen  dicht  erfüllt  vorkommen,  habe  ich  diese  „Kno  11  en-Theso cyten",  wie  ich  sie  fortan 
nennen  will,  noch  bei  mehreren  anderen  Hexactinelliden  gefunden,  z.  B.  bei  Poliopogon,  bei 
mehreren  Hyalonema-Arten,  bei  Chonelasma  und  Asconema.  Während  bei  Poliopogon,  Chonelasma, 
Asconema  u.  a.  in  jeder  Thesocyte  gewöhnlich  nur  eine  kugelige  Knolle  liegt  (Taf.  L,  Fig.  3 — 5), 
kommen  bei  den  übrigen  meistens  auch  mehrere  Knollen  nebeneinander  in  jeder  Zelle  vor. 

Ob  auch  solche  Gebilde,  wie  ich  sie  auf  der  Taf.  L  in  Fig.  6 — 9  abgebildet  habe  und  sehr 
häufig  bei  manchen  Pheronema-  und  Hyalonema-Arten,  sowie  bei  Lophophysema  und  Compsocalyx 

27* 


,.,  .  t  Franz  Eiliiakd  Schulze:  Hexactinelliden. 

antraf,  zu  diesen  Knollen-Thesocyten  zu  rechnen  sind,  ist  mir  zweifelhaft.  Zwar  stimmen  sie  in 
Größe,  Lagerung  und  Charakter  der  stark  lichtbrechenden  hyalinen  Einlagerung  mit  jenen  nahezu 
überein  was   sie    aber   von    ihnen    auffällig   unterscheidet,   ist   der  Umstand,   daß    statt   einer 

oder  einiger  kugeliger  Einlagerungen  gewöhnlich  eine  ganze  Anzahl  kleiner  eckiger  Stücke 
einer  gelblichbraunen,  ziemlich  stark  lichtbrechenden,  zuweilen  selbst  rostroten  bis  dunkel- 
braunen Substanz  vorkommen,  welche  entweder  zu  einem  rundlichen  Ballen  vereint  oder  (und 
das  ist  das  Gewöhnliche)  an  der  Oberfläche  eines  hellen  kugeligen  Klumpens  verteilt  liegen.  Die 
Gestalt  dieser  kleinen,  wie  Bruchstücke  erscheinenden  Gebilde  ist  außerordentlich  verschieden. 
Bald  stellen  sie  deutlich  Teilstücke  eines  (ca.  6  ij.  großen)  kugeligen  Körpers  dar,  bald  sind  sie 
länglich,  bald  sind  es  kleine  kugelige  oder  knollige  Stückchen.  Nur  in  einzelnen  Fällen,  so  z.  B. 
bei  Lophophysema  inflatum  F.  E.  Sch.  (Taf.  L,  Fig.  6),  sah  ich  zwischen  solchen  Haufen  auch 
völlig  glatte  Kugeln  gleichen  Charakters. 

Besonders  reichlich  habe  ich  diese  Gebilde,  an  welchen  ich  übrigens  keinen  Kern  nach- 
weisen konnte,  in  der  Dermalschicht  von  Lophophysema  inflatum  F.  E.  Sch.  (Taf.  L,  Fig.  6), 
Compsocalyx  gibberosa  F.  E.  Sch.  (Taf.  L,  Fig.  7),  Pheronema  carpenteri  Wvv.  Tu.  (Taf.  L,  Fig.  8) 
und  Hyalonema  populiferum  F.  E.  Sch.  (Taf.  L,  Fig.  9)  gefunden,  aber  auch  bei  Po/iopogou 
amadou  F.  E.  Sch.  kamen  sie  in  Menge  an  der  Dermalmembran  vor. 

Vielleicht  handelt  es  sich  bei  diesen  kugeligen  braunen  Körpern  gar  nicht  um  Teile 
des  Schwammkörpers  selbst,  sondern  um  fremde  Organismen,  welche  als  Kommensale  oder 
Raumparasiten  im   Schwämme  leben. 

Eine  zweite  Art  verschieden  gestalteter  Thesocyten  zeichnet  sich  durch  eine  wechselnde 
Zahl  von  kleinen,  aber  sehr  ungleich  großen  (1 — 3  \k),  stark  lichtbrechenden  und  meist  ganz 
dunkel,  oft  sogar  schwarz  erscheinenden  rundlichen  Körnchen  aus.  Ich  will  diese  Zellen  provi- 
sorisch als  „Körnchen-Thesocyten"  bezeichnen. 

Schon  vor  langer  Zeit  hatte  ich  sie  in  einem  mikroskopischen  Präparate  gesehen,  welches 
mir  von  dem  verstorbenen  Mitglied  der  „Challenger"-Expedition,  Herrn  Professor  H.  N.  Moseley, 
geschenkt  war  und  von  einem  bei  den  Kermadek-Inseln  durch  die  „Challenger"- Expedition  in 
11 53  m  Tiefe  erbeuteten  Riesenschwamme,  Poliopogon  gigas  F.  E.  Sch.,  herrührte.  Wie  mir  Herr 
Professor  Moseley  damals  schrieb,  hatte  er  dies  Präparat  aus  einem  mit  Osmiumsäure  behandelten 
Stück  jenes  Schwammes  hergestellt  und  in  Kali  aceticum  aufbewahrt.  Hier  sieht  man  außer 
zahlreichen  einfachen,  glatten,  kugeligen,  bläulichgrauen  Knollen-Thesocyten  von  4 — 5  [x  Durch- 
messer in  dem  Trabekelwerk  des  Ektosomes  noch  jetzt  zahlreiche  klumpige  oder  schwach 
verästelte  Zellen,  welche  in  der  Umgebung  des  Kernes  mehrere  (bis  10  und  darüber)  schwarz- 
braune oder  tiefschwarze,  glänzende,  glatte,  kugelige  oder  doch  rundliche  Körnchen  von  1 — 3  ^ 
Dicke  enthalten.  Letztere  sind  jedoch  da,  wo  sie  aneinander  stoßen,  oft  etwas  abgeplattet. 
Da  es  sich  um  ein  Zupfpräparat  handelt,  läßt  sich  die  Lagerung  dieser  Körnchenzellen 
hier  nicht  genau  feststellen.  Ob  die  schwarze  Farbe  der  Körnchen  von  der  Einwirkung  der 
(  »smiumsäure  herrührt  oder  schon  im  Leben  bestand,  ist  zwar  unsicher,  doch  möchte  ich  das 
erstere  annehmen. 

Aehnlich,  nur  viel  weniger  dunkel  und  mehr  gelbbraun  erscheinen  Körnchen-Thesocyten, 
welche    ich     (auch     neben     zahlreichen     „Knollen-Thesocyten")    bei    der    anderen     Poliopogon-Axt, 


Zweiter  Teil.     Morphologie.  ->  |  3 

P.  amadou  Wyv.  Th.,  fand  (Taf.  L,  Fig.  5),  die  von  der  „Challenger"  -  Expedition  bei  den 
Canarischen  Inseln  in  2791  m  Tiefe  in  einem  gleichfalls  ziemlich  großen  Exemplare  er- 
beutet ist.  Leider  war  hier  der  Weichkörper  nicht  hinlänglich  gut  erhalten,  um  Näheres  fest- 
zustellen. 

Wahrscheinlich  gehört  zu  dieser  nämlichen  Kategorie  von  „Körnchen-Thesocyten"  auch 
eine  bei  Euryplegma  auriculare  F.  E.  Sch.  sehr  häufig  gefundene  Form,  welche  ebenfalls  eine 
Gruppe  von  braunen  oder  braunschwarzen,  stark  lichtbrechenden  Körnchen  verschiedener  Zahl, 
und  auch  von  geringer  (1 — 3  jjl)  Größe  enthält.  Hier  ließ  sich  die  Lage  dieser  Gebilde  in 
dem  relativ  gut  erhaltenen  Stücke,  welches  ebenso  wie  Poliopogo-n  gigas  bei  den  Kermadek-Inseln 
in  11 53  tu  von  der  „Challenger"-Expedition  erbeutet  ist,  besser  feststellen  als  bei  Poliopogon,  und  es 
zeigte  sich,  daß  sie  überall  nicht  nur  an  den  Trabekeln  und  den  Grenzmembranen,  sondern  auch 
auf  der  Außenseite  der  Kammern  in  Menge  vorkommen  (Taf.  L,  Fig.  3). 

Ich  vermute,  daß  es  sich  auch  bei  den  Körnchen-Thesocyten,  wie  bei  den  Knollen  um 
Reservestoffe  handelt,  welche  in  gewissen  Trabekelzellen  abgelagert  werden. 

Im  Anschluß  an  die  Thesocyten  will  ich  hier  noch  Gebilde  besprechen,  welche  zwar  in 
Form  und  Größe  an  Thesocyten  erinnern,  aber  wahrscheinlich  nicht  als  Teile  des  Schwamm- 
körpers selbst,  sondern  als  fremde  Organismen  aufzufassen  sein  dürften.  Es  sind  das  10 — 12  \x 
große,  rundliche,  oft  selbst  annähernd  kugelige  Ballen  von  dichtgedrängten,  stark  lichtbrechenden 
Körnchen  von  (unter  sich)  gleichem  Kaliber,  welche  ich  an  der  Dermalmembran  oder  den 
Subdermaltrabekeln,  besonders  häufig  bei  Monorhaphis,  seltener  auch  bei  einzelnen  anderen 
Hexactinelliden,  angetroffen  habe.  Die  Körnchen  selbst  messen  nur  1  — 1,5  [j,  sind  kugelig,  ganz 
hyalin  und  erscheinen  leicht  gelblich  gefärbt.  Sie  nehmen  von  den  gewöhnlich  zu  Tinktionen 
verwandten  Farbstoffen  besonders  Pikrinsäure,  aber  auch  Säurefuchsin  und  Eosin  begierig 
an.  Bisweilen  ist  ein  solcher  Körnchenballen  von  einer  feinen  Grenzlinie  umgeben.  Einen 
zugehörigen  Kern  konnte  ich  nicht  mit  Sicherheit  feststellen  (Taf.  L,  Fig.  10).  Ich  fand  sie  bei 
Monorhaphis  nicht  nur  im  subdermalen  Trabekelwerk  und  dessen  dermaler  Grenzmembran, 
sondern  auch  zahlreich  außen  an  den  frei  vorstehenden  Dermalpinulen,  niemals  aber  im 
Choanosom.  Hier  und  da  bilden  sie  einen  oft  ziemlich  dichten  Belag  auf  der  Dermalfläche,  an 
anderen  Stellen  fehlen  sie  wieder  gänzlich.  Im  allgemeinen  machten  sie  mir  mehr  den  Ein- 
druck von  Mikrobenkolonien  als  von  Reservenahrung  oder  anderen  Stoffwechselprodukten  des 
Schwammkörpers  selbst. 

f)  Sorite. 

In  den  meisten  Hexactinelliden,  welche  ich  in  gut  erhaltenen  Stücken  mikroskopisch  unter- 
suchen konnte,  finden  sich  an  und  zwischen  den  Kammern  in  recht  verschiedener  Anzahl  Gruppen 
oder  Haufen  von  rundlichen,  dicht  zusammengedrängten,  untereinander  nahezu  gleichartigen,  etwa 
5  [x  großen  Zellen.  Solche  gewöhnlich  30 — 60  jx,  aber  auch  zuweilen  bis  zu  !/2  mm  große  Zell- 
gruppen,  welche  ich  fortan  „Sorite"  (von  <7öpeinri<;  =  gehäuft,  im  Singular:  „das  Sorit")  nennen 
will,  sind  zwar  schon  vor  mehr  als  20  Jahren  bei  Euplectella  aspergillum  Owen  und  später  bei 
vielen  anderen  Hexactinelliden  von  mir  gesehen,  jedoch  fälschlich  für  dotterreiche  Eier  oder 
Furchungszellenhaufen,    auch   wohl    für    Spermatocytenballen    gehalten    und    damals    nicht   näher 


-,  j  .  Franz  ElLHARD  Schulze:   Hexactinelliden. 

untersucht.     Neuerdings  sind  sie  jedoch  von  Ijima  bei  Eupledella  marshalli  Ij.  eingehend  studiert 
und  als  Entwickelungsstufen  von  Embryonen  angesehen. 

Wegen  der  Aehnlichkeit  ihrer  Zellen  mit  den  Archäocvten  und  wegen  der  ziemlich  kon- 
tinuierlichen  Reihe,  welche  sich  nicht  selten  von  den  an  der  Außenseite  der  Kammern  gelegenen, 
schon  oben  besprochenen  Archäocytengruppen  bis  zu  ausgeprägten  Soriten  verfolgen  läßt,  nimmt 
Ijima  ihre  Entstehung  aus  den  Archäocyten  an.  Er  nennt  sie  ebenso  wie  die  einschichtigen 
Archäocytengruppen,  welche  an  der  Oberfläche  der  Kammer  liegen,  „Archaeocyte-congeries"  und 
ist  geneigt,  sie  in  eine  Reihe  zu  stellen  mit  jenen  Zellhaufen,  aus  welchen  H.  V.  Wilson  im 
Jahre  18941)  bei  einigen  Monaxonia,  wie  Esperella  fibrexilis  H.  V.  Wilson  und  Tedania  brucei 
H.  V.  Wilson,  seine  „gemm  ule-1  arvae"  herleitet. 

Beide  Annahmen  Ijima's  halte  ich  für  sehr  wahrscheinlich,  wenngleich  zu  ihrer  sicheren 
Feststellung  noch  manches  fehlt. 

Ich  kann  zwar  auch  nicht  behaupten,  in  ihrer  Erkenntnis  viel  weiter  gekommen  zu  sein 
als  Ijima,    will    aber   doch    die  von  mir  gemachten  Wahrnehmungen    hier    kurz  zusammenstellen. 

Obwohl  sich  die  Sorite  bei  den  meisten  der  von  mir  untersuchten  Hexactinelliden  in 
wechselnder  Anzahl  und  recht  verschiedener  Größe  finden,  habe  ich  sie  doch  stets  nur  im 
Choanosom,  zwischen  den  Kammern,  und  zwar  diesen  direkt  anliegend  getroffen  (Taf.  LI, 
Fig.  1 — 3).  An  tingierten  Schnitten  fallen  sie  gewöhnlich  sofort  durch  ihre  starke  Färbung 
in  die  Augen.  Ihre  Gestalt  kann  im  allgemeinen  als  rundlich  bezeichnet  werden  und  ist  oft 
geradezu  kugelig  oder  oval,  seltener  in  dieser  oder  jener  Richtung  verzogen,  oder  selbst 
unregelmäßig  eckig,  letzteres  jedoch  meistens  nur  infolge  von  Druck  und  Spannung  der  um- 
gebenden Teile. 

Die  Elemente,  aus  welchen  die  Sorite  selbst  bestehen,  sind  ca.  5  jj.  dicke,  rundliche  oder 
gegeneinander  abgeplattete  Zellen  von  annähernd  gleicher  Beschaffenheit,  welche  meist  dicht 
gedrängt  zu  einem  kompakten  Klumpen  mit  ziemlich  glatter  Oberfläche  vereinigt  sind,  insofern 
die  abgeplatteten  äußeren  Grenzflächen  der  gleichmäßig  entwickelten  und  seitlich  gegeneinander 
gedrückten  Randzellen  wenigstens  bei  den  größeren  Soriten  zusammen  meist  eine  gleichmäßig 
gewölbte  Oberfläche  herstellen.  In  dem  ziemlich  hyalinen  Plasma  der  membranlosen  Zellen  liegt 
bald  central,  bald  leicht  excentrisch  ein  kugeliger,  bläschenförmiger  Kern,  welcher  fast  ganz  erfüllt 
ist  von  1 — 3  Chromatinbrocken,  die  durch  die  gebräuchlichen  Farbstoffe,  wie  Hämatoxylin,  Borax- 
karmin etc.,  leicht  und  stark  gefärbt  werden.  Es  gleichen  die  Sorite  im  allgemeinen  sehr  den 
im  Jahre  1894  von  H.  V.  Wilson  entdeckten  und  ausführlich  beschriebenen  „gemmules"  einiger 
mariner  Monaxonier2),  Esperella  fibrexilis  H.  V.  Wilson  und  Tedania  brucei  H.  V.  Wilson.  Auch 
halte  ich  die  von  Ijima  für  die  Soriten  von  Eupledella  marshalli  Ijima  in  Wort  und  Bild  ge- 
gebene  Darstellung  für  durchaus  zutreffend. 

Wenn  Ijima  jedoch  angiebt,  daß  den  Soriten  stets  eine  besondere  Hülle  fehle,  so  kann 
ich  dies  nur  für  die  kleineren,  also  voraussichtlich  jüngeren  Stadien,  nicht  aber  für  die  größeren 
(von  30  \t.  und  darüber)  zugeben;  denn  bei  den  letzteren  habe  ich  fast  stets  eine,  wenn  auch 
nur  netzförmig  gestaltete  (Taf.  LI,  Fig.  1)  Kapsel,  bei  den  größten  Formen  sogar  gewöhnlich 
eine   aus   einem   ziemlich  breiten,  engmaschigen  Trabekelwerk  bestehende  Hülle  (Taf.  LI,  Fig.  2) 


1)  Journal  of  Morphology,   Vol.   IX,  No.  3. 

2)  Journal  ol  Morphology,  Vol.  IX,  p.  277—384. 


Zweiter  Teil.     Morphologie.  ,.. 

gefunden,    welche    nach    außen    allmählich    ohne    scharfe    Grenze    in    das    umgebende    Gewebe 
übergeht. 

In  solchen  größeren  Soriten  habe  ich  auch  die  von  Ijima  erwähnte  und  in  seiner  Fig.  24 
der  PL  IV  bildlich  dargestellte  eigentümliche  Veränderung  der  Zellen  angetroffen,  welche  er  als 
eine  Thesocytenbildung  auffaßt.  Meine  hauptsächlich  bei  Polioporau  gigas  F.  E.  Sin.  und 
Eupledella  aspergillum  Owen  gemachten  (Taf.  LI,  Fig.  2  und  3)  Beobachtungen  zeigen  hier  enl 
weder  nur  einen  hellen  kugeligen  Hohlraum  in  jeder  veränderten  Soritenzelle,  wie  bei  Poliopogon 
gigas  F.  E.  Sch.,  oder  deren  3,  während  Ijima  bei  seiner  Eupledella  marshalli  deren  mehrere  in 
jedem  Zellkörper  fand  und  zeichnete  (1.  c.  Taf.  IV,  Fig.  24  u.  25).  Es  ist  gewiß  von  Interesse, 
daß  ich  bei  Eupledella  aspergillum  Owen,  ebenso  wie  Ijtma  bei  der  von  ihm  besonders  gründ- 
lich studierten  Eupledella  marshalli  Ij.,  in  den  großen  Soriten  die  meisten  (besonders  von  den 
inneren)  Zellen  erheblich  vergrößert  und  mit  kugeligen  hyalinen  Gebilden  verschiedener  Größe 
.  erfüllt  fand  (Taf.  LI,  Fig.  3  und  4),  während  nach  meiner  Beobachtung  die  entsprechenden 
Zellen  bei  Poliopogon  gigas  F.  E.  Sch.  nur  je  ein  Gebilde  gleicher  Art  enthielten.  Der 
Vorstellung  Ijlma's,  daß  es  sich  hierbei  um  echte  Thesocyten  handle,  kann  ich  nicht  ohne 
weiteres  beipflichten,  möchte  vielmehr  die  Möglichkeit  zur  Erwägung  stellen,  ob  nicht  eine  Art 
Dotterbildung  vorliegt;  wozu  ja  auch  Ijima's  eigene  Annahme,  daß  die  Sorite  die  Bedeutung 
von  Brutknospen,  ähnlich  den  „gemmules"  von  H.  V.  Wilson,  haben,  recht  wohl  stimmt.  Freilich 
hat  H.  V.  Wilson  derartige  Umbildungen  seiner  „Gemmules"-Zellen  bei  den  betreffenden  Mon- 
axonia  nicht  gefunden.  Und  auch  jene  aus  den  „Archaeocyte-congeries"  hergeleiteten  Umwandlungs- 
stadien zu  jungen  Schwämmen,  wie  sie  Ijima  im  Jahre  19031)  für  Leucopsacus  orthodocus  Ij. 
beschrieb  und  zeichnete,  lassen  nichts  davon  erkennen.  Beide  Autoren  geben  vielmehr  nur  eine 
reiche  Vermehrung  der  Zellen  an,  welche  besonders  in  der  ausführlichen  und  genauen  Dar- 
stellung von  H.  V.  Wilson  nichts  von  solchen  hyalinen  Kugeln  in  dem  Zellplasma  erkennen 
lassen,  wie  sie  von  Ijima  bei  Eupledella  marshalli  und  von  mir  bei  Poliopogon  und  Eupkdella 
beobachtet  und  hier  beschrieben  sind. 

g)  Eier  und  Larven. 

Es  ist  sehr  merkwürdig,  daß  solche  Eizellen  (mit  relativ  großem  bläschenförmigen  Kern 
und  ansehnlichem,  zuweilen  sogar  durch  reichliche  Dotterkörnchenablagerung  stark  vergrößertem 
Plasmakörper),  wie  sie  bei  den  übrigen  Spongiengruppen  allbekannt  und  gewöhnlich  leicht  zu 
sehen  sind,  bei  Hexactinelliden  bisher  nicht  mit  Sicherheit  nachgewiesen  werden  konnten. 

Meine  eigenen  älteren  Angaben  über  große,  dotterreiche  Eizellen  und  über  Spermatocyten- 
ballen  bei  Eupledella  aspergillum  Owen,  Farrea  oeca  Owen  etc.  beruhen,  wie  schon  oben  erwähnt 
wurde,  auf  einer  Verwechselung  mit  den  damals  noch  nicht  bekannten  Soriten.  Selbst  Ijima, 
welcher  doch  frisches  und  lebendes  Material  in  beneidenswerter  Fülle  zur  Disposition  hat,  bekennt 
noch  im  Jahre  1901  in  seiner  Contribution  I,  p.  180,  daß  in  Bezug  auf  „sexual  produets,  the 
results  were  quite  unsatisfactory". 

Nur  bei  2  Stücken,  deren  eines  zu  Leucopsacus  orthodocus  Ij.,  das  andere  zu  Eupledella 
marshalli   Ij.    gehört,    fand    er   Gebilde,    welche    sich    mit    einer   gewissen    Wahrscheinlichkeit    als 


1)  Contribution  III,  in  Journ.  Sei.  Coli.  Tokyo,  Vol.  XVIII,  p-  42 — 44,   PI.   III,   Fig.   22 — 25. 


2l6 


Franz  Eilhard  Schulze  :  Hexactinelliden. 


Eizellen  deuten  ließen ;  bei  allen  übrigen  war  überhaupt  nichts  zu  sehen,  was  als  Eier,  Furchungs- 
stadien  oder  Spermaballen  gedeutet  werden  konnte,  oder  auch  nur  daran  erinnert  hätte. 

Bei  dem  einen  der  2  Exemplare  von  Leucopsacw  orthodocus  Ij.,  welche  Ijima  von  dieser 
Species  überhaupt  untersuchen  konnte,  fanden  sich  mehrere  kugelige  oder  eiförmige  glatte  Zellen 
von  20 — 40  ;j  Durchmesser  teils  an  den  Trabekeln  hängend,  teils  frei  zwischen  denselben  liegend. 
Sie  besaßen  einen  feinkörnigen,  mäßig  stark  färbbaren  Plasmakörper  und  einen  deutlichen,  fast 
homogen  erscheinenden  centralen,  11  — 15  \i.  großen  Kern.  Doch  sagt  Ijima  1.  c.  p.  182  selbst 
von  diesen  Zellen :  „Ovum-like  as  they  appear,  the  possibility  of  their  being  extrinsic  even  perhaps 
a  Protozoan  parasite,  can  not  be  excluded". 

Bei  einem  im  August  gefangenen  Exemplar  der  bei  Japan  häufigen  Euplectella  marshalli 
It.  fand  Ijima  eigentümliche  rundliche  Zellen  von  10 — 15  \x,  zuweilen  sogar  bis  23  [x  Durch- 
messer in  unregelmäßiger  Verbreitung  sowohl  an  den  dermalen  wie  gastralen  Trabekeln  und 
ihrer  Grenzmembran,  seltener  an  der  konvexen  Außenfläche  der  Kammern,  bald  nur  lose  an- 
hängend, bald  mit  breiter  Basis  aufsitzend. 

Die  kleinsten  dieser  membranlosen,  aber  mit  deutlichem  Kern  und  sehr  feinkörnigem 
Plasmakörper  versehenen  Zellen  glichen  durchaus  den  Archäocyten  und  erschienen  mit  diesen 
durch  eine  kontinuierliche  Reihe  von  Uebcr^angsformen  verbunden,  so  daß  Ijima  geneigt  ist,  sie 
von  denselben  abzuleiten. 

Bemerkenswert  ist  die  Angabe  Ijima's,  daß  der  Kern,  nachdem  diese  Zellen  eine  be- 
stimmte Größe  erlangt  haben,  eine  excentrische  oder  ganz  oberflächliche  Lage  annimmt,  und 
daß  bei  großen  Zellen  der  Art  der  Kern  überhaupt  nicht  zu  entdecken  ist. 

Von  Furchungsstadien  hat  Ijima  bei  Hexactinelliden  niemals  etwas  wahrgenommen. 
Dagegen  ist  es  ihm  im  Jahre  19031)  geglückt,  bei  Vitrollula  fertilis  Tj.  und  Leucopsacus  orthodocus 
Ij.  echte  Larven  „sphaerical,  covered  extern  ally  by  a  flagellated  cell-layer  (a  single-layered 
cylindrical  epithelium)  and  containing  internally  a  mass  of  cells"  aufzufinden.  Schon  in  diesem 
Stadium  kommen  in  der  Peripherie  der  inneren  Zellenmasse  Stauraktine  vor.  Aeltere  Larven 
erschienen  spindelförmig  mit  einem  dickeren  Ende.  Obwohl  .eine  sichere  Zurückführung  dieser 
Larven  auf  die  in  Menge  daneben  liegenden  Sorite  durch  eine  lückenlose  Reihe  von  Ueber- 
gangsstadien   nicht  möglich  war,  ist  Ijima  doch  geneigt,  sie  von  solchen  herzuleiten. 

Indem  ich  jetzt  darangehe,  meine  eigenen  Beobachtungen  mitzuteilen,  welche  sich  auf 
solche  Gebilde  beziehen,  die  ich  als  Eier,  Sperma  oder  Larven  glaube  deuten  zu  sollen,  bin  ich 
mir  wohl  bewußt,  weder  etwas  Vollständiges  noch  ganz  Sicheres  bieten  zu  können,  indessen 
scheint  es  mir  unter  den  obwaltenden  Umständen  besser,  einzelne  Bruchstücke  und  nur  Wahr- 
scheinliches als  gar  nichts  zu  geben. 

In  einem  Exemplare  von  Farrea  occa  Bwbk.,  welches  noch  von  der  „Challenger"-Expedition 
stammt,  habe  ich  in  ziemlich  gleichmäßiger  Verteilung  zahlreiche  Gebilde  angetroffen,  welche 
ich  nur  für  Blastulae  halten  kann.  Es  handelt  sich  um  eiförmige,  seltener  kugelige  und 
zuweilen  seitlich  etwas  abgeplattete,  blasenartige  Gebilde  von  30 — 50  [j.  Längsdurchmesser  mit 
hellem,  wahrscheinlich  gallertigem  Inhalte,  deren  völlig  geschlossene,  überall  nahezu  oder  völlig 
gleichmäßig  entwickelte,  6 — 8  y.  dicke  Wand  aus  einem  einschichtigen  Lager  gleichartiger,    pris- 


[)  1  ontribution  III,  in  Journ.  of  il»1  Coli,  of  Science  Tokyo,  p.  42 — 46. 


Zweiter  Teil.     Morphologie.  •>  T  7 

matischer,    annähernd    kubischer    /eilen    mit    deutlichem    kugeligen,    chromatinreichen    Kern    und 
hellem  feinkörnigen  Plasmakörper  bestehen  (Taf.  LI,  Fig.  6a  und  b). 

Wenn  es  auch  nicht  ganz  ausgeschlossen  erscheint,  daß  diese  Blastulae  möglicherweise 
nicht  zu  dem  Schwämme  selbst,  sondern  (als  Eindringlinge)  zu  einem  anderen  Organismus  ge- 
hören, so  ist  dies  doch  wegen  der  ziemlich  gleichmäßigen  Verteilung  durch  den  ganzen  Schwamm- 
körper höchst  unwahrscheinlich. 

Auch  kommt  hinzu,  daß  sich  daneben  zahlreiche  isolierte  Zellen  finden,  welche  ich  nur 
für  junge  Eier  halten  kann.  Diese  auf  Taf.  LI  in  Fig.  5a,  b  und  c  abgebildeten,  ca.  10  ;j. 
großen,  rundlichen  und  oft  annähernd  kugeligen,  oft  auch  mehr  unregelmäßig  konturierten 
Zellen  zeigen  einen  ziemlich  hyalinen  oder  nur  ganz  feinkörnig  getrübten  Plasmakörper  und 
einen   relativ  großen,  bläschenförmigen,  kugeligen 'Kern  mit  ziemlich  reichlichem  Chromatingehalt. 

Wenn  nun  diese  Zellen  von  den  bei  anderen  Spongien  bekannten  Eiern  trotz  ihrer  Klein- 
heit nicht  wesentlich  abweichen  und  auch  die  daneben  liegenden  Blastulae  manchen  notorischen 
Spongienlarven  im  Blastulastadium  zweifellos  gleichen,  so  ist  doch  immerhin  auffällig,  daß  der- 
artiges bisher  bei  den  Hexactinelliden  nicht  häufiger  gefunden  ist. 

Weniger  sicher  hinsichtlich  ihrer  Ei-  und  Larvennatur  bin  ich  bei  gewissen  Gebilden 
anderer  Art,  welche  mir  in  einzelnen  Hexactinelliden,  besonders  häufig  bei  Hyaloneina  apertum 
F.  E.  Sch.  und  Chonelasma  ha  motu  in  F.  E.  Sch.,  nicht  selten  aufgestoßen  sind.  Ich  will 
dieselben  zunächst  so  beschreiben,  wie  ich  sie  bei  ziemlich  gut  konservierten  Exemplaren 
von  Hyalonema  apertum  F.  E.  Sch.  verschiedener  Herkunft  gefunden  habe.  Hier  liegen  sie 
im  subdermalen  Trabekelnetz  an  manchen  Stellen  ziemlich  häufig,  an  anderen  Regionen 
mehr  vereinzelt  und  stellen  kleine  Köq^er  von  4 — 6  ;j.  Durchmesser  dar,  deren  Hauptteil  aus 
einem  ziemlich  stark  lichtbrechenden  und  meist  ganz  hyalin  erscheinenden,  glatten,  kugeligen 
Gebilde  besteht,  welches  von  einer  dünnen  Hülle  umgeben  ist.  In  dieser  Hülle  liegt  an  einer 
Stelle  ein  kleiner,  mit  Hämatoxylin,  Karmin  und  anderen  Kernfärbemitteln  sich  leicht  und  intensiv 
färbender  kugeliger  Kern  (Taf.  LI,  Fig.  7a).  Zugleich  mit  diesen  Gebilden,  welche  freilich  an 
die  oben  S.  2  1 1  und  2 1 2  beschriebenen,  bei  Polipogon  und  anderen  Hexactinelliden  ebenfalls  im 
Ektosom  gefundenen,  dort  aber  als  Thesocyten  gedeuteten  Körper  erinnern,  sind  hier  in  wechselnder 
Menge  Haufen  dicht  zusammengedrängter,  ziemlich  gleich  großer,  stark  lichtbrechender  hyaliner 
Kugeln  zu  finden,  ähnlicher  Art  wie  die  isolierten.  Da,  wo  diese  Kugeln  aneinander  stoßen, 
sind  sie  mehr  oder  minder  stark  gegeneinander  abgeplattet,  so  daß  besonders  im  Innern  des 
ganzen  Klumpens  auch  polyedrische  Elemente  der  Art  zu  finden  sind.  Ueberzogen  ist  jeder 
dieser  Klumpen  oder  Haufen  mit  einer  zarten,  durchsichtigen  membranösen  Hülle,  in  welcher  hie 
und  da  kleine,  leicht  und  stark  färbbare  kugelige  Kerne  liegen  (Taf.  LI,  Fig.  7b — e).  Nicht 
selten  habe  ich  von  dieser  membranösen  kernhaltigen  Hülle  einen  dünnen  Faden  in  radiärer 
Richtung  abgehen  sehen,  welcher  am  anderen  Ende  mit  dem  Trabekelnetz  des  Schwammes  oder 
einer  Nadelscheide  in  Verbindung  stand,  so  daß  die  meist  kugeligen  Ballen,  an  einem  solchen 
schlanken  Stiele  befestigt,  von  Strömungen  leicht  hin  und  her  bewegt  wurden  (Taf.  LI,  Fig.  7c!  und  e). 
Die  Zahl  der  stark  lichtbrechenden  hyalinen  Elemente  nimmt  mit  der  Größe  der  ganzen  Ballen 
zu,  so  daß  schließlich  bei  größeren  Ballen  (von  60  und  mehr  ;x  Durchmesser)  ihre  Menge  auf 
100  und  darüber  geschätzt  werden  kann.  Niemals  konnte  ich  in  ihnen  einen  Kern  bemerken 
oder    durch  Färbung    markieren,   während    sich    in  der  membranösen,  den  ganzen  Ballen  kapsel- 

Deutsche  Tiefsee-Expedition  1898—1899.     Bd.  IV.  28 


2j§  Franz  ElLHARD  Schulze:  Hexactinelliden. 

artig'  dicht  umschließenden  Hülle  stets  leicht  eine  mit  der  Größe  des  Ballens  zunehmende  Zahl 
von  kleinen,  kugeligen,  chromatinreichen  Kernen  erkennen  ließ.  Bei  einem  besonders  großen 
( i  20  \)-)  und  etwas  eiförmigen  Körper  dieser  Art,  an  welchem  übrigens  die  Hülle  nicht  erhalten 
war,  ließ  sich  im  Innern  eine  gebogene  Spalte  deutlich  wahrnehmen,  welche  einen  etwas 
dunkleren  und  aus  größeren  Elementen  bestehenden  centralen  Klumpen  zum  größten  Teil  von 
der  übrigen  Masse  trennte,  so  wie  es  in  der  Figur  71  der  Tafel  LT  dargestellt  ist. 

Obwohl  nun  die  kleineren  und  kleinsten  Ballen  dieser  Art  zweifellos  große  Aehnlich- 
keit  mit  jenen  Gebilden  zeigen,  welche  ich  oben  als  Thesocyten  beschrieben  und  z.  B.  von 
Trichasterina  auf  Tat".  L  in  Fig.  2  abgebildet  habe,  scheint  es  mir  doch  nicht  zulässig,  die  hier 
geschilderte  Entwickelungsreihe  den  Thesocyten  zuzurechnen.  Vielmehr  liegt  die  Vermutung 
nahe,  daß  es  sich  um  Furchungsstadien  einer  sehr  dotterreichen  Eizelle  handelt,  bei  welchen  der 
vielleicht  central  gelegene  Zellkern  der  Eizelle  und  der  Furchungszellen  durch  die  stark  licht- 
brechende Dottermasse  verdeckt  ist. 

Ein  Umstand,  welcher  für  diese  Auffassung  zu  sprechen  scheint,  verdient  noch  besondere 
Erwähnung.  Es  haben  sich  nämlich  in  einem  Exemplar  von  Chonelasma  hamatum  F.  E.  Sni. 
der  „Challenger"-Expedition  diese  Ballen  in  derselben  Verteilung  und  Häufigkeit  und  an  den 
nämlichen  Stellen  des  Schwammkörpers  gefunden,  wo  bei  einer  ganz  nahe  verwandten  Art 
derselben  Gattung,  Chonelasma  lamclla  F.  E.  Sch.,  sich  die  sogleich  zu  beschreibenden  Gebilde 
finden,  welche  ich   für  Spermabildungszellen  resp.  Spermaballen  halten   muß. 

h)  Sperma. 

Von  Sperma  oder  Spermabildungszellen  ist  bisher  bei  Hexactinelliden  noch  nichts  bekannt 
geworden. 

Ich  habe  jetzt  bei  einem  noch  von  der  „Challenger"-Expedition,  und  zwar  aus  der  Gegend 
der  Kermadek-Inseln  stammenden,  recht  gut  konservierten  Exemplare  von  Chonelasma  lamclla 
F.  E.  Sch.  Dinge  gefunden,    welche  ich  für  nichts  anderes    halten    kann    als    für    Spermatocyten, 

Man  trifft  hier  in  ziemlich  gleichmäßiger  Verteilung  zahlreiche,  im  allgemeinen  als  rundlich 
zu  bezeichnende  Gebilde  von  ca.  10  jj.  Durchmesser,  von  welchen  die  kleinsten  sich  durch 
ziemlich  reine  Kugelform,  eine  dünne  äußere  Hülle  mit  einem  auswärts  etwas  vorspringenden, 
stark  chromatinreichen,  kleinen,  kugeligen  Kern  und  einen  mäßig  stark  lichtbrechenden,  nahezu 
gleichmäßig  erscheinenden  oder  doch  nur  schwach  körnig  getrübten,  kugeligen  Inhalt  auszeichnen 
(Taf.  LI,  Fig.  9a). 

Diesen  am  nächsten  stehen  ein  wenig  größere  Körper,  deren  kugeliger  Inhalt  von  etwas 
stärkeren  Körnchen  durchsetzt  ist.  Bei  anderen  im  übrigen  ganz  ähnlichen  bemerkt  man  eine 
geringe  Zusammenziehung  der  Inhaltsmasse,  welche  infolgedessen  durch  einen  dünnen,  hellen 
Zwischenraum  von  der  schwächer  lichtbrechenden  membranösen  Hülle  getrennt  erscheint  (Taf.  LI, 
Fig.  9b). 

Bei  wieder  anderen  ist  diese  Zurückziehung  des  körnchenreichen  Inhaltes  von  der  Hüll- 
kapsel noch  weiter  gegangen,  und  man  bemerkt  nicht  selten  eine  Sonderung  desselben  in  zwei 
sieh  gegenüberstehende  und  durch  eine  mittlere  helle  Zone  voneinander  getrennte  Hälften,  welche 
auf  eine  Zweiteilung  schließen  lassen   (Taf.   LI,  Fig.  9c,  d   u.  e). 


Zweiter  Teil.     Morphologie.  2  10 

Daran  reihen  sich  dann  blasenartige,  kugelige  Kapseln  mit  ganz  heller  Höhle:,  in  deren 
Centrum  stets  ein  Ballen  etwas  größerer,  stark  tinonerter  Körnchen  von  kugeliger  oder  ovaler 
Form  zu  bemerken  ist  (Taf.  LI,  Fig.  9t,  g,  h,  i).  Auch  finden  sich  zahlreiche  Kapseln  gleicher 
Art,  welche  nicht  ganz  geschlossen  sind,  sondern  an  einer  Stelle  eine  mehr  oder  minder  weite 
Oeffnung  am  Ende  einer  kurzen  röhrenförmigen  Ausziehung  der  Kapselwand  aufweisen.  Diese 
halsähnliche  Ausziehung  zeigt  stets  einen  unregelmäßig  zerrissenen  Rand,  so  daß  die  Annahme 
nahe  liegt,  es  sei  hier  beim  Aufblähen  und  lokalen  Ausstülpen  eines  Teiles  der  Kapselwand 
deren  terminales  Zerreißen  bewirkt  (Taf.  LI,  Fig.  9k — p). 

Im  Innern  solcher  geplatzten,  aber  stets  noch  mit  ihrem  Kerne  versehenen  Kapseln  läßt 
sich  dann  in  der  Regel  noch  eine  größere  oder  geringere  Anzahl  jener  stark  tingierten  Körperchen, 
welche  früher  den  Kapselinhalt  bildeten  und  die  ich  für  Spermatocyten  halte,  wahrnehmen.  Die 
Rißöffnung  liegt,  wie  die  Figuren  k — p  zeigen,  bald  dem  Kerne  gegenüber  am  entgegengesetzten 
Pole,  bald  mehr  seitlich  und  ist,  wie  auch  die  Figur  der  ganzen  geplatzten  Kapsel,  durchaus 
unregelmäßig. 

Wenn  man  diese  Bilder  mit  den  Darstellungen  vergleicht,  welche  von  Polejaeff1)  und 
Fiedler2)  von  der  Spermaentwickelung  bei  Sycon  rapkantis  gegeben  sind,  so  wird  man  sich 
schwerlich  des  Eindruckes  großer  Uebereinstimmung  erwehren  können.  Freilich  fehlt  hier  noch 
der  Nachweis  reifer,  beweglicher  Spermatozoen,  wie  sie  dort  und  bei  zahlreichen  anderen 
Spongien  leicht  wahrzunehmen  sind.  Hoffentlich  gelingt  es  Ijima  bald,  an  lebenden  oder  in 
frischem   Zustande  besonders  gut  konservierten   Hexactinelliden  solche  zu  beobachten. 


Kap.  VII.     Skelett. 
a)  Chemische  Natur  der  Nadelsubstanz. 

Obwohl  die  bisher  ausgeführten  chemischen  Analysen  der  in  den  Kieselnadeln  der 
Spongien  enthaltenen  unorganischen  Substanz  nicht  vollständig  übereinstimmen  und  besonders 
hinsichtlich  des  Wassergehaltes  differieren,  so  ergiebt  sich  doch  aus  denselben,  daß  es  sich  im 
wesentlichen  um  kolloidale  Kieselsäure  in  Verbindung  mit  Wasser,  also  um  eine  dem  „Opal" 
ähnliche  Substanz  handelt. 

Nach  einer  im  Jahre  18S3  von  Thouleu3)  veröffentlichten  Analyse  fand  er  in  den  Nadeln 
von  einigen  nicht  näher  bestimmten  Kieselspongien  einen  Kieselsäuregehalt  von  86,82  Proz.  nebst 
13,18  Proz.  Wasser,  woraus  die  Formel  (SiOa)2OH2  abgeleitet  werden  kann;  während  der  Chemiker 
Maey  in  Graz,  welchen  ich  um  die  Untersuchung  einiger  Basalnadeln  von  Poliopogon  amadou 
Wyv.  Thoms.  gebeten  hatte,  nur  einen  Wassergehalt  von  7,16  Proz.  fand  (wie  ich  schon  im 
Jahre  1887  in  meinem  Challenger-Report,  Hexactinellida,  p.  28,  mitgeteilt  habe),  was  der  Formel 
(SiOa)4OH2  nahezu  entspricht. 

1)  Wiener  Sitzungsber.  Akad.,  Bd.  LXXXVI,   1882,  I.  Abt.,  S.   2;6,  Taf.  II,   Fi«.   2  u.   3. 

2)  Zeitschr.  wiss.  Zool.,  Bd.  XLVII,  Taf.   XII. 

3)  Compt.  rend.,  T.  XCVIII,  p.    1000. 

-'S' 


.,._  Franz  Eilhard  Schulze:  Hexactinelliden. 

Im  Jahre  1888  hat  W.  J.  Sollas  in  seinem  Rep.  of  the  Challenger-Tetractinellida,  S.  XLVIII, 
die  Ergebnisse  seiner  Analysen  von  einigen  Kieselnadeln  angegeben,  welche  von  Choristiden, 
Lithistiden  und  einer  Monaxonie  [Suberites  suberea)  herrührten.  Er  fand  einen  Wassergehalt  von 
6,1 — 7,34  und  berechnet  daraus  Formeln  wie  (Si02)4OH2  oder  (Si02)=,OH2. 

Auf  meine  Bitte  hatte  dann  unlängst  mein  Kollege,  Herr  Prof.  Emil  Fischer,  die  Güte, 
einige  starke  Pfahlnadelstücke  von  Monorhaphis  chuni  F.  E.  Sch.  durch  seinen  Assistenten,  Herrn 
Dr.  Stock,  chemisch  analysieren  zu  lassen.     Er  schrieb  mir  darüber  folgendes: 

„Beiliegend  sende  ich  Ihnen  einen  kurzen  Bericht  von  dem  Assistenten  Dr.  Stock  über 
das  Resultat  der  Analyse  der  Pfahlnadel  von  Monorhaphis.  Daraus  geht  hervor,  daß  dieselben 
im  wesentlichen  aus  Kieselsäure  bestehen.  Berechnet  man  das  Verhältnis  von  Wasser  zu  Si02, 
so  würde  dasselbe  ziemlich  annähernd  auf  die  Formel  H2Si.,0,  passen.  Die  kleinen  Mengen  von 
Natrium  und  Kalium  spielen  wohl  keine  große  Rolle.  Leider  ist  die  organische  Substanz  an 
Menge  verschwindend  klein.  Sie  bleibt  beim  Auflösen  in  Flußsäure  als  amorphe  Flocken  zurück, 
deren  Quantität  aber  so  gering  ist,  daß  mit  dem  vorhandenen  Material  keine  Analyse  sich  aus- 
führen läßt." 

Die  Mitteilung  des  Herrn  Privatdozenten  Dr.  Stock  lasse  ich  hier  ebenfalls  im  Wort- 
laut folgen : 

„Untersuchung  der  Pfahlnadeln  von   Monorhaphis. 

Die  beiden  Nadeln,  von  denen  die  eine  (A)  etwa  doppelt  so  dick  ist  als  die  andere  (B), 
bestanden  größtenteils  aus  Kieselsäure. 

Trocken  erhitzt,  dekrepitieren  die  Nadeln  in  zahlreiche  dünne  Lamellen.  Dieselben  färben 
sich  grau  (Kohleabscheidung),  dann  weißlich  trübe,  ohne  aber  ihren  Glanz  und  die  Durchsichtig- 
keit in  dünnen  Stücken  beim   Glühen  gänzlich  zu  verlieren. 

Gepulvert  und  mit  Wasser  gekocht,  giebt  die  Substanz  sehr  wenig  Lösliches  ab;  die  fort- 
gehenden Wasserdämpfe  haben  einen  eigentümlichen  Geruch,  wohl  von  organischer  Substanz;  die 
—  neutral  reagierende  -  -  wässerige  Lösung  enthält  Na,  K,  Spuren  Cl,  kein  NH3,  Mg,  Ca.  Beim 
Kochen   mit  verdünnter  HCl  wird   an  diese  Na,  K,  sehr  wenig  Fe,    kein   Mg  und  Ca  aligegeben. 

Analysen  : 

I.  Feingepulverte  Substanz  auf  dem  Gebläse  geglüht,  Rückstand  mit  HF  abgedampft. 


I   (A) 

II   (B) 

0,9  Proz. 

10,6  Proz. 

3-9      .. 

4."       ., 

Verlust  beim  Glühen 

Rückstand  nach  Verflüchtigung  der  SiOä   . 

I  )ieser  Rückstand  bestand  aus  Na,  K,  Fe.  F  und  Spuren  Cl. 

II.  Feingepulverte  Substanz    hei    125"    getrocknet,    auf   dem  Bunsenbrenner,    resp.  Gebläse 
geglüht;  Rückstand   mit  KNaC03  geschmolzen,  SiOu  bestimmt. 

I  (A)  II   (II) 

Verlust  bei    125  ° 7,2  Proz.  1.2   Proz. 

Weiterer   Verlust  auf  dem    liunsenbrenner  .    .  2,9      „  2,9      „ 

„               „          „        „      Gebläse o,o      „  o,o 

Gefunden  Ski,      ... .    .  86,2      „ 86,o      „ 

Zusammen  96,3  Proz.  96,]    Proz. 

Glühbeständige  Bestandteile  außer  SiOa  ...  3,7      „  3,9 


Zweiter  Teil.     Morphologie.  2  2  1 

III.  Unzerkleinerte  Substanz  mit  HF  abgeraucht  (glatte  Lösung  unter  Bildung  grauweißer, 
wohl  organischer  Flocken);  Rückstand  in  Sulfate  verwandelt,  geglüht  (3,05  Proz.  [A]),  qualitativ 
untersucht:  Na,  K,  wenig  Fe;  kein  Mg  und  Ca. 

(Berechnet  für  H2Si307 :  9,04  Proz.  H20.) 

Stock." 

Während  also  Thoulet's  Analyse  die  Formel  2  (Si02)  -+-  OH2  ergab, 
führt  die  Analyse  von  Stock    auf  die  Formel  3  (Si02)  +  OH2, 
>,    Maly      „       „         „        4  (SiOg)  -f-  OH2, 

„    Sollas    „       „  „        4  (Si02)  +  OH2  oder  5  (Si02)  +  OH2. 

Hieraus  scheint  zu  folgen,  daß  entweder  die  Siphone  keinen  bestimmten  konstanten  Wasser- 
gehalt haben,  oder  daß  die  organischen  Zwischenlamellen  (die  Spiculinlamellen)  einen  je  nach 
der  vorgängigen  stärkeren  oder  geringeren  Austrocknung  wechselnden  Gehalt  an  Wasser  haben. 

b)  Struktur  der  Nadeln. 

Die  ersten  gründlichen  Untersuchungen  über  den  feineren  Bau  der  Kieselnadeln  von 
Hexactinelliden  sind  ausgeführt  von  Max  Schultze1),  Kölliker 2)  und  Claus3). 

Max  Schultze  erkannte,  daß  die  von  ihn  vorwiegend  studierten  langen  Basalschopfnadeln 
von  Hyalonema  aus  zwei  verschiedenartigen  Röhrenlamellensystemen  bestehen,  welche  sich  alter- 
nierend konzentrisch  oder  etwas  exzentrisch  umschließen,  „so  daß  immer  zwischen  je  zwei  auf- 
einander folgende  Kiesellagen  sich  eine  sehr  dünne  Lamelle  organischer  Substanz  einfügt".  Die 
Zahl  dieser  Schichten  fand  er  in  dem  mittleren  Teile  der  Nadel  größer  als  an  deren  Enden. 
In  der  Achse  jeder  Kieselnadel  beobachtete  er  einen  engen  Kanal,  welcher  im  Querschnitt  kreis- 
förmig ist,  aber  nicht  überall  die  gleiche  Weite  besitzt,  vielmehr  hier  und  da  kleine  lokale  Aus- 
buchtungen, Varikositäten,  Seitenausläufer  und  dergleichen  Unregelmäßigkeiten  zeigt.  Zwar  soll 
sich  die  Weite  des  Achsenkanales  überall  ziemlich  gleich  bleiben,  jedoch  berichtet  M.  Schultze 
selbst  von  einer  langen  Schopfnadel,  deren  Centralkanal  in  der  Mitte  der  Nadel  „sehr  fein",  nach 
beiden  Seiten  zu  dagegen  von  gewöhnlicher  Weite,  wenn  auch  recht  unregelmäßig  geformt  war. 
In  der  Mitte  sah  er  bei  einigen  Nadeln  einen  kurzen,  feinen  Querkanal,  bei  anderen  sogar  zwei 
solche  rechtwinklig  sich  kreuzen.  Diesen  kurzen  Querkanälen  entsprachen  lokale  Ausbauchungen 
der  innersten  Schichtungslinien.  Dicht  neben  dem  Centralkanal  sollen  nach  M.  Schultze  zunächst 
nur  geringe  Andeutungen  von  Schichtungslinien  vorkommen,  dann  folgen  dieselben  bald  deut- 
licher und  bleiben  bis  zur  Peripherie  in  ziemlich  gleichen  Abständen  voneinander.  Doch  ist  die 
Schichtung  nicht  immer  eine  vollständig  konzentrische.  Vielmehr  soll  das  Centrum  der  äußeren 
ebenfalls  kreisförmigen  Schichten  sich  in  der  Weise  verrücken,  daß  es  für  jede  neue  Schicht  in 
gleicher  Richtung  ein  wenig  seitwärts  wandert.  Mit  dieser  Excentricität  der  äußeren  Schichten 
soll  die  spiralige  Drehung  der  langen  Schopfnadeln  zusammenhängen. 

Aus  dem  Vorkommen  solcher  kurzer  Querkanäle,  wie  sie  übrigens  auch  in  vielen  makro- 
skleren  Parenchymnadeln  deutlich  hervortreten,  ist  M.  Schultze  geneigt,  den  Schluß  zu  ziehen, 
daß  die  den  Ouerkanal  enthaltende  Partie  der  zuerst  ansjeleste  Teil  ist. 


1)  1860.     Die  Hyalonemen. 

2)  1864.     Icones  histologicae. 

3)  1868.     Ueber  Eitplectella  aspergillum. 


222  Franz  Eilhard  Schulze:  Hexactinelliden. 


Kölliker  hat  sodann  nachgewiesen,  daß  das  centrale  Gebilde  aller  Kieselnadeln  nicht 
ein  Kanal,  sondern  ein  aus  weicher  organischer  Materie  bestehender  solider  Faden  ist,  und  dafür 
den  Namen  „Centralfaden"  eingeführt. 

Claus  hat  seine  Untersuchungen  vorwiegend  an  den  langen  Wurzelschopfnadeln  von 
Euptedella  angestellt.  Er  bestätigt  zwar  die  Angabe  von  M.  Schultze  hinsichtlich  des  Vor- 
kommens eines  (oder  zweier)  Querkanales,  berichtigt  aber  dessen  Mitteilung  über  dessen  Lage 
dahin,  daß  derselbe  nicht  in  der  Mitte,  sondern  nahe  dem  unteren  (zum  Quirl  oder  Ankerkopf  ge- 
wordenen) Ende  der  Nadel  liegt.  Ferner  hat  er  in  der  Umgebung  des  Centralfadens 
eine  „ziemlich  breite  hellere  Substanzlage  bemerkt",  welche  der  Schichtung  vollkommen  entbehrt, 
sich  nach  den  Enden  der  Nadel  zu  allmählich  (vornehmlich  am  oberen  Ende)  verjüngt  und  von 
ihm  „Achsencylinder"  genannt  ist.  Dieser  soll  mehr  organische  Substanz  in  sich  enthalten 
als  die  übrigen  Kiesellamellen.  Die  Angabe  von  Claus,  daß  dieser  Achsencylinder  am  oberen 
Nadelende  die  einzige  Kieselumlagerung  des  Centralfadens  darstelle,  ist  jedoch,  wie  sich  später 
zeigen  wird,  insofern  unrichtig,  als  der  Achsencylinder  bei  größeren  Nadeln  gar  nicht  bis  an  das 
Nadelende  reicht.  Von  den  im  Weichkörper  liegenden  Nadeln  verschiedenster  Form  und  Größe 
giebt  Claus  an,  daß  „den  kleineren  die  lamellöse  Schichtung  vollständig  fehlt,  an  den  stärkeren 
dagegen  nur  in  geringer  Ausdehnung  bemerkbar  wird".  „Erhitzt  man",  so  sagt  er,  „die  zarten 
Kieselflocken  in  verschieden  hohem  Grade  bis  zum  Glühen,  so  überzeugt  man  sich  zur  Gewißheit, 
daß  der  bei  weitem  größte  Teil  der  Nadeln  nur  aus  dem  Achsencylinder  mit  feiner,  zarter 
Kieselhülle  besteht,  die  allerdings  bei  den  Nadeln  von  größerem  Durchmesser  von  parietalen 
Kieselschichten  umkleidet  wird." 

In  meiner  Bearbeitung  der  „Challenger"-Hexactinelliden  habe  ich  im  Jahre  1887  über  die 
Struktur  und  den  Aufbau  der  Kieselnadeln  folgendes  angegeben,  1.  c.  p.  2  7 :  „During  the  growth 
of  the  spicule  the  axial  cord  appears  to  be  connected  with  the  surrounding  soft  parts  through 
an  opening  which  is  present  at  the  end  of  every  ray."  „After  the  ray  has  ceased  to  grow  in  length, 
the  terminal  opening  is  closed  by  an  expansion  of  the  layers  of  the  glassy  substance  ....  The 
central  canal  is  never  found  in  the  lateral  prickeis,  prongs,  scales  and  the  like,  nor  in  the 
secondary  terminal  rays  of  the  rosettes  and  scopulae,  nor  in  the  short  transverse  connecting 
beams,  the  so  called  synapticula,  nor  finally  in  those  remarkable  lattice  networks  which  occur 
in  manv  Hexactinellids  on  regions  in  contact  with  foreign  bodies."  „In  individual  cases,  as,  e.  g., 
in  the  thickened  extremities  of  many  anchor-spicules,  the  central  canal  exhibits  a  brush-like  division 
in  several  diverging  blind,  terminal  branches". 

In  seiner  großartigen  Monographie  der  Tetraxonia  spricht  sich  Sollas  ')  über  die  Struktur 
der  Kieselnadeln,  welche  er  mit  Flußsäure  behandelt  haltt',  1.  c.  p.  XCIX  dahin  aus,  daß  „the 
spicule  consists  of  a  central  organic  axis,  surrounded  by  concentric  layers  of  opal,  the  outermost 
of  which  is  invested  in  a  spicule  sheath  of  organic  matter  or  rather  of  organic  matter  in  intimate 
association  (chemical  union?)  with  silica"  und  weiter:  „In  all  but  the  minutest  microscleres,  which 
are  structureless  and  homogeneous,  the  spicule  presents  the  structure  just  described  i.  e.  a  central 
organic  axis,  which  is  concentrically  surrounded  by  successive  layers  of  silica  of  very  uniform 
thickness;    the  latter  are   excessively   numerous    and    consequently   of    extreme  thinness,  they  are 


i)   Rep.  on  the  Tetractinellida,  collected   by   II.   M.   S.   Challenger   1888. 


Zweiter  TVil.     Morphologie. 


2  23 


readily  distinguished  by   transmitted  Hght  and  when    viewed  by   oblique    light    at    certain  angles 

give  rise  to  interference  colours,  which  render  them  iridescent.  In  all  true  spicules  the  axial  rod 
of  organic  matter  extends  close  to  the  termination  of  the  spicule,  and  in  some  cases  can  be 
traced  extending  a  little  beyond  it." 

Tiefer  als  die  bisher  erwähnten  Arbeiten  dringen  die  Untersuchungen  Bütschli's  in  die 
Mikrostruktur  der  Kieselspongiennadeln  ein.  Im  Jahre  1901  hat  dieser  hervorragende  Erforscher 
subtilster  Strukturverhältnisse  in  der  Zeitschr.  f.  wissensch.  Zoologie,  Bd.  LXIX,  S.  235 — 286 
und  Taf.  XIX  XXI:  „Einige  Beobachtungen  über  Kiesel-  und  Kalknadeln  von  Spongien"  ver- 
öffentlicht, deren   Hauptergebnisse  er  selbst  am   Schlüsse  in  folgende  Sätze  zusammengefaßt  hat: 

1)  „Das  Verhalten  der  Kiesel-  und  Kalknadeln  der  Spongien  bei  schwachem  Glühen, 
wobei  eine  freie,  nicht  imbibierbare  Hohlräumchen-  (Waben-)Struktur  auftritt,  macht  es  sehr 
wahrscheinlich,  daß  eine  solche  Struktur  auch  schon  im  normalen  Zustande  existiert,  jedoch  zu 
fein,  um  gesehen  werden  zu  können.  Für  diese  Auffassung  spricht  auch  die  wohl  ausgeprägte 
Schichtung  der  Kiesel-  und  Kalksubstanz." 

2)  „Der  Achsenfaden  der  Kieselnadeln  zeigt  die  Reaktionen  der  Eiweißsubstanzen.  Im 
normalen  Zustande  ist  er  spröde  und  splitternd,  nach  Isolation  durch  verdünnte  Flußsäure  dagegen 
weich  und  schlapp.  Auch  die  eigentliche  Kieselsubstanz  enthält  etwas  organische  Substanz,  wie 
sich  namentlich  beim  Auflösen  der  geglühten  Nadeln  in  schwacher  Flußsäure  zeigt.  Farbstoffe 
und  sonstige  Reagentien  können  nur  auf  den  Faden  wirken,  wenn  entweder  das  eine  Ende  der 
Nadel  noch  offen,  oder  der  Faden  durch  Bruch  zugängig  gemacht  ist." 

3)  „Die  Kieselnadeln  von  Tethya  sind  äußerlich  von  gürtelförmigen  Zellbändern  (Silico- 
blasten)  völlig  umhüllt." 

4)  „An  Nadeln  von  Tethxa  mit  stark  gefärbtem  und  etwas  geschrumpftem  Achsenfaden 
bemerkt  man  nicht  selten  zellenähnliche,  häufig  reich  verästelte  Körper  in  regelmäßigen  Abstand«  :n 
zwischen  dem  Faden  und  der  Wand  des  Achsenkanals." 

Ich  selbst  hebe  aus  Bütschli's  Mitteilungen  hier  noch  folgendes  hervor:  Hinsichtlich  der 
Schichtung  welche  sich  an  den  von  Bütschli  studierten  Nadeln  fand,  nimmt  er  eine  prinzipielle 
TJebereinstimmung  mit  manchen  anderen,  aus  gleichartiger  Substanz  bestehenden  (auch  unorga- 
nischen) Bildungen  an.  Der  Grund  der  verschiedenen  Lichtbrechung  der  abwechselnden  Schichten 
ist  nach  Bütschli:  „daß  sie  nicht  homogen,  sondern  von  zahlreichen  feinsten  Hohlräumchen  durch- 
setzt sind,  d.  h.  einen  sehr  feinwabigen  Bau  nach  seiner  Auffassung  besitzen.  Je  nachdem  nun 
das  Volum  der  Hohlräumchen,  im  Verhältnis  zu  der  festen  Substanz  größer  oder  kleiner  ist, 
wird  die  betreffende  Schicht  etwas  schwächer  oder  stärker  lichtbrechend  sein." 

Es  würden  demnach  nach  Bütschli's  Ansicht  in  den  geschichteten  Kieselspongiennadeln 
nicht  Lagen  von  Kieselsäure  und  von  rein  organischer  Substanz  miteinander  abwechseln,  wie  dies 
M.  Schultze  und  Claus  annahmen,  sondern  beide  verschieden  stark  lichtbrechenden  Substanzen 
beständen  aus  Kieselsäure  und  wären  eben  nur  durch  ihr  differentes,  von  der  Größe  der  kleinsten 
Hohlräume  ihrer  Masse  abhängiges  Lichtbrechungsvermögen  zu  unterscheiden. 

Die  bei  schwachem  Glühen  eintretende  Trübung  der  Nadeln  bezieht  Bütschli,  ähnlich  wie 
früher  Köllikjer,  „auf  feine,  gaserfüllte  Hohlräumchen,  welche  die  Nadelsubstanz  durch  und  durch 
durchsetzen",  welche  aber  erst  dadurch  sichtbar  geworden  seien,  daß  mehrere  vor  dem  Glühen 
noch  unsichtbare    kleinste  Hohlräume    der  Art    zu    etwas   größeren    zusammengeflossen    und  ihre 


■>2A  Franz  Eilhard  Schulze:  Hexactinelliden. 

Wände  dabei  verdickt  seien.  Den  Umstand,  daß  das  in  diesen  Hohlräumen  auch  schon  vor 
dem  Glühen  enthaltene  Gas  (wahrscheinlich  Wassergas)  nicht  als  solches  sichtbar  ist,  erklärt 
Bütschli  aus  der  Kleinheit  der  feinen  Hohlräume  resp.  der  in  ihnen  enthaltenen  Gasbläschen. 
Sehr  wichtige  Beobachtungen  hat  Bütschli  über  die  Natur  des  Achsenfadens  gemacht, 
wie  schon  aus  dem  von  ihm  selbst  gegebenen,  oben  mitgeteilten  Resume  hervorgeht.  Im  Texte 
selbst  macht  er  unter  anderem  aufmerksam  auf  die  am  Querschnitt  sehr  deutlich  heraustretende 
dreikantige  oder  sechskantige  (bei  Thedya  und  Geodid)  Form  des  Achsenfadens,  welche  nur  gegen 
das  Distalende  zu  in  den  kreisrunden  Querschnitt  übergeht,  ferner  auf  zahlreiche  Einschnürungen 
und  manschettenartige  Verbreiterungen,  sowie  auf  gelegentlich  zu  beobachtende  (als  alinorm  an- 
gesehene) Seitenäste  und  Endteilungen.  Während  ihm  für  gewöhnlich  die  Substanz  des  Achsen- 
fadens strukturlos  erschien,  sah  er  unter  Umständen  schon  in  dem  noch  in  situ  befindlichen  Faden 
Andeutungen  kleiner  alveolärer  Hohlräume  und  selbst  eine  ziemlich  regelmäßige  Ouerbänderungf. 
Bei  Anwendung  von  Flußsäuren  sah  Bütschli  den  Achsenfaden  aus  dem  trichterförmig  an- 
geätzten Kieselnadelende  frei  hervorragen,  oder  durch  seitliche  Vertiefungen  und  spätere  Löcher 
der  Kieselhülle  für  die  Flußsäure  zugänglich  und  isoliert  werden. 

Nach  Applikation  der  'Flußsäure  auf  vorher  geglühte  Nadeln  fand  er  oft  die  äußerste 
Kiesellage  der  Nadel  und  die  den  Achsenfaden  direkt  umgebende  innerste  hell  und  noch  erhalten, 
während  die  zwischenliegenden   Lagen  schon  zerstört  waren. 

Die  Substanz  des  Achsenfadens,  welche  sich  durch  ihr  Verhalten  zu  Millon's  Reagens 
und  zu  mehreren  anderen  Reagentien  als  eiweißhaltig  herausstellte,  ließ  sich  nach  der  Isolierung 
durch  Flußsäure  leicht  ähnlich  wie  Eiweißstoff  färben. 

Beim  Erhitzen  in  der  salpetersauren  Quecksilberoxydullösung  (MiLLON'sches  Reagens)  oder 
einfach  in  verdünnter  Salpetersäure  quollen  die  isolierten  Achsenfäden  etwas  auf  und  zeigten  oft 
einen  alveolären  (wabigen)  Bau,  der  zuweilen  zu  einer  Querbänderung  oder  selbst  regelmäßigen 
Querstreifung  führt. 

Auf  weitere  Einzelheiten  der  Arbeit  von  Bütschli  werde  ich  bei  der  Mitteilung:  meiner 
eigenen  Untersuchungsresultate  einzugehen  haben. 

In  neueren,  mir  bekannt  gewordenen  spongiologischen  Arbeiten  anderer  Autoren  geschieht 
der  Kieselnadelstruktur  nur  gelegentlich  Erwähnung  bei  der  Beschreibung  einzelner  Nadel- 
formen, ohne  daß  jedoch  wesentlich  neue  Thatsachen  oder  andere  prinzipiell  wichtige  Gesichts- 
punkte aufgefunden  wären. 

Bei  meinen  eigenen  Studien  über  die  Struktur  der  Hexactinellidennadeln  habe  ich  mich 
ähnlich  wie  Bütschli  verschiedener  (teilweise  auch  kombinierter)  Methoden  bedient.  Zunächst 
wurden  von  größeren  Nadeln  Dünnschliffe,  und  zwar  nicht  nur  Quer-  und  Längsschliffe,  sondern 
auch  Schrägschliffe,  aus  verschiedenen  Regionen  der  Nadel  angefertigt.  Sodann  wurden  mit 
mittelgroßen  Makroskieren  verschieden  lange  dauernde  Macerationen  in  Schwefelsäure,  Kalilauge 
und  Flußsäure  vorgenommen  und  endlich  auch  das  schon  von  M.  Schultze,  Claus  und  besonders 
von  Bütschli  mit  Erfolg  angewandte  Glühen  der  teils  unveränderten,  teils  zuvor  ausmacerierten 
Nadeln  planmäßig  ausgeführt.  Die  so  behandelten  Nadeln  oder  Schliffe  wurden  dann  in  ver- 
schieden stark  lichtbrechenden  Medien,  wie  Glycerin,  Canadabalsam,  Dammarlack,  Styrax,  San- 
darak  etc.,  teils  ohne  weiteres,  teils  nach  vorausgegangenen  Macerationen,  Glühen  oder  Tinktionen 


Zweiter  Teil.     Morphologie. 


22.S 


untersucht.  Endlich  wurde  auch  das  Verhalten  der  unveränderten  oder  verschiedenartigen  ein- 
greifenden Behandlungen  unterworfenen  Nadeln  im  polarisierten  Lichte  studiert. 

Wenn  ich  auch  hei  manchen  kleinen  oder  sehr  zarten  Nadeln  einen  „Centralfaden"  oder 
(besser  ausgedrückt)  „Achsen  faden"  nicht  immer  deutlich  zu  erkennen  oder  nachzuweisen 
vermochte,  so  nehme  ich  doch  das  Vorhandensein  eines  solchen  bei  allen  Kieselnadeln  an, 
da  er  sich  in  allen  nicht  zu  kleinen  Nadeln  schon  bei  mäßigen  Vergrößerungen,  und  zwar  sowohl 
an  den  völlig  isolierten  Nadeln,  als  auch  an  den  in  situ  befindlichen  deutlich  erkennen  läßt. 
Aber  auch  in  solchen  Fällen,  in  welchen  ich  bei  mittelgroßen,  in  Kanadabalsam  oder  Dammar- 
firnis  eingebetteten  Nadeln  zunächst  vergeblich  danach  gesucht  hatte,  trat  er  nach  Anwendung 
des  bereits  von  Ijtma  zu  diesem  Zwecke  warm  empfohlenen  Glycerines  als  Einbettungsmittels 
meist  deutlich  hervor.  Dabei  kommt  es  allerdings  darauf  an,  daß  man  der  wässerigen  Glycerin- 
lösung  eine  solche  Konzentration  giebt,  daß  sie  in  ihrem  Lichtbrechungsvermögen  mit  den 
kieselsäurereichen  Teilen  der  Nadel  möglichst  übereinstimmt  und  diese  daher  unsichtbar 
macht. 

Noch  auffälliger  zeigt  sich  indessen  der  Achsenfaden,  resp.  der  ihn  begrenzende  Achsen- 
kanal an  solchen  Nadeln,  welche  mehr  oder  minder  stark  geglüht,  resp.  mit  Kalilauge  gekocht 
waren.  Zumal  das  erstere  Verfahren  liefert,  wie  auch  die  früheren  Untersucher  feststellten,  durch 
Verkohlung  oder  bis  zur  Gasentwickelung  getriebene  Verbrennung  der  organischen  Masse  des 
Achsenfadens  sehr  deutliche  Bilder.  Uebrigens  ist  ja  auch  schon  längst  bekannt,  daß  bei  Kiesel- 
nadeln, welche  seit  längerer  Zeit  abgestorben  und  der  auslaugenden  Wirkung  des  Meerwassers 
ausgesetzt  waren,  der  Achsenkanal  gewöhnlich  sehr  deutlich,  oft  sogar  in  starker  Erweiterung 
hervortritt. 

Der  Achsenfaden  durchsetzt  entweder  die  Nadel  resp.  deren  Strahlen  in  ganzer  Länge 
und  steht  dann  an  dem  offenen  Distalende  der  Nadelstrahlen  mit  den  umgebenden  Weichteilen 
in  Verbindung,  oder  er  erstreckt  sich  nicht  bis  an  das  äußerste  Distalende  der  Strahlen,  sondern 
hört  vor  diesem  in  der  Weise  auf,  daß  sein  Ende  noch  von  einer  oder  mehreren  Kiesellamellen 
überdeckt  und  dadurch  von  dem  ungebenden  Weichköqier  des  Schwammes  völlig  getrennt  ist, 
er  also  blind  endet.  In  ersterem  Falle  sieht  man  an  isolierten  Nadeln  gewöhnlich  eine  Fort- 
setzung des  Achsenfadens  selbst  in  Gestalt  einer  kleinen  Kuppe  oder  eines  Vorstoßes  aus  der 
Endöffnung  des  Strahles  mehr  oder  minder  weit  hervorragen  (Taf.  XLIV,  Fig.  10).  Sucht  man 
in  gefärbten  Schnitten  die  noch  intakten  offenen  Strahlenenden  auf,  so  sieht  man  (besonders  bei 
größeren  Nadeln)  das  freie  Distalende  des  Achsenfadens  in  der  Farbe  des  übrigen  Weichkörpers 
gefärbt  und  findet  sogar  bei  kräftiger  Färbung  mit  Säurefuchsin  oder  mit  Nigrosin  den  Farb- 
stoff mehr  oder  minder  tief  eingedrungen  in  den  von  der  Kieselhülle  seitlich  umschlossenen  Teil 
des  Achsenfadens.    Doch  sah  ich  niemals  die  Färbung  bis  zum  Centrum   der  Nadel  eingedrungen. 

Leider  kann  ich  über  die  feinere  Struktur  der  Masse  des  Achsenfadens  nicht  mehr  mit- 
teilen, als  was  schon  von  Bütschli  ermittelt  und  oben  mitgeteilt  ist.  Ich  sehe  selbst  an  den 
breitesten  Partien  seines  von  der  Kieselhülle  noch  umschlossenen  Teiles,  ebenso  wie  an  dem 
kleinen,  aus  dem  offenen  Nadelende  frei  vorragenden  Endteil  nur  eine  mäßig  stark  lichtbrechende 
Masse,  welche  mir  zuweilen  sehr  fein  alveolär  (im  BürscHii'schen  Sinne),  in  den  meisten  Fällen 
aber  ganz  hyalin  erscheint.  Jedenfalls  kann  von  einer  zelligen  Zusammensetzung,  von  Kernen 
oder  dertrl.  nicht  die  Rede  sein. 

O 

Deutsche  Tief see- Expedition  1898— 1899.    Bd.  IV.  29 


!2Ö 


Franz  Eilhard  Schulze:  Hexactinelliden. 


Die  scheinbare  Grobkörnigkeit,  welche  in  manchen  Fällen,  besonders  in  den  breiteren 
Partien  des  Achsenfadens  hervortritt  und  auch  in  einigen  meiner  Abbildungen  (Taf.  XLIV, 
Fig.  10 — 12)  angedeutet  ist,  bezieht  sich  auf  dessen  höckerige  Oberflächenbeschaffenheit,  resp. 
auf  Rauhigkeiten  der  Innenfläche  der  innersten  Kiesellamelle  (des  „Protosiphon"),  welche  den 
Achsenkanal  begrenzt. 

Die  Gestalt  des  Achsenfadens  und  des  ihn  beherbergenden  Kanales  ist  (was  schon 
Bütschli  hervorgehoben  hat)  keineswegs  so  einfach  und  gleichmäßig  cylindrisch,  wie  man  früher 
annahm  und  wie  dies  bei  den  kleineren  Nadeln  auch  wohl  nahezu  der  Fall  zu  sein  scheint, 
verlangt  vielmehr  eine  nähere,  die  mannigfachen  Variationen  berücksichtigende  Schilderung. 

Während  Bütschli,  wie  schon  oben  erwähnt,  bei  Tethya  und  Gcodia  den  Querschnitt  des 
Achsenfadens  gewöhnlich  abgerundet  dreieckig  oder  bei  Abstumpfung  der  Kanten  sechseckig 
sah,  finde  ich  ihn  bei  den  Hexactinelliden-Nadeln,  von  kleinen,  mehr  abnormen  Unregelmäßig- 
keiten abgesehen,  durchgängig  kreisrund.  Im  Gegensatz  zu  der  rein  cylindrischen  Gestalt  und 
pflätten  Oberfläche,  welche  der  Achsenfaden  bei  kleineren  Nadeln  und  in  dem  centralen  Teile  der 
größeren  aufweist,  finden  sich  bei  den  meisten  größeren  Hexactinelliden-Nadeln  an  dem  gewöhn- 
lich erheblich  verbreiterten  distalen  Abschnitt  und  besonders  in  der  Nähe  der  freien  Strahlenden 
recht  auffällige  Formverhältnisse,  ähnlich  denjenigen,  welche  schon  von  Bütschli  bei  Tethya 
und  Gcodia  beobachtet  sind.  Ich  konnte  diese  merkwürdigen  Bildungen  besonders  gut  an  den 
fingerlangen  Comitalia  der  Monorhaphis  studieren  und  habe  hier  auch  bestimmte  Beziehungen 
derselben  zu  den  Spiculinlamellen  erkannt. 

In  der  Regel  finden  sich  hier  kegelförmige  Verdickungen,  welche  bald  in  unregelmäßiger, 
bald  aber  auch  in  ziemlich  regelmäßiger  und  gleichartiger  Ausbildung  hinsichtlich  der  Form  und 
Länge  unmittelbar  aufeinander  folgen  und  mit  einem  etwas  zugeschärften,  breiteren,  ringförmigen 
Distalrande  aufhören,  so  daß  der  Anschein  von  ineinander  geschobenen  Tüten  entsteht,  deren 
breite,  distad  gerichtete  Randenden  ja  auch  schon  von  Bütschli  bei  Gcodia-  und  Tethya- Nadeln 
beobachtet  sind  (Taf.  XLIV,  Fig.   11    u.   1 2). 

Jedoch  treten  statt  dieser  gleichgerichteten,  kurzen,  konischen  Verdickungen  hier  und 
da  auch  vereinzelt  ebenso  scharf  abgesetzte  konische  oder  cylindrische  Verdickungen  auf,  deren 
Randschärfe  nicht  immer  distad,  sondern  zuweilen  c  e  n  t  r  a  d  oder  auch  wohl  in  Sanduhrform 
nach  beiden  entgegengesetzten  Seiten  gerichtet  ist  (Taf.  XLIV,  Fig.  10,  11  u.  1 2).  Sowohl  von 
dem  centrad  als  auch  von  dem  distad  gerichteten  Randsaume  gehen  bei  manchen,  aber  nicht  bei 
allen  derartigen  Verdickungen  des  Achsenfadens  jene  zarten  hyalinen  Lamellen  ab,  welche  ganz 
oder  vorwiegend  aus  organischer  Substanz  bestehen  und  die  aufeinander  folgenden  und  konzentrisch 
sich  umschließenden  Kiesellamellen  der  Nadel,  die  „Siphone",  voneinander  trennen  (Taf.  XXVI, 
Fig.  20,  und  Taf.  XLIV,  Fig.   10 — 12,  und  Challenger-Rep.,  PL  XXIX,  Fig.   11). 

Oft  findet  sich  noch  am  äußersten  Strahlende,  entsprechend  der  hier  gewöhnlich  vor- 
kommenden geringen  konischen  Erweiterung  des  Kanales  (Taf.  XLIV,  Fig.  10),  auch  eine  ent- 
sprechende kurze  Endverbreiterung  des  Achsenfadens. 

Wird  jedoch  die  Kanalöffnung  eines  Strahles  im  Laufe  des  Nadelwachstums  durch 
übergelagerte  Kiesellamellen  geschlossen,  so  erscheint  das  betreffende  Ende  des  Achsenfadens 
gewöhnlich  quer  rundlich  abgestutzt,  was  auch  für  alle  in  den  bekannten,  ganz  kurzen  Kreuz- 
kanälchen  /war  angelegten,    aber  nicht  weiter  entwickelten  Achsenstrangbildungen  gilt.     Indessen 


Zweiter  Teil.     Morphologie. 


227 


tritt  auch  liier  in  einzelnen  Fällen,  so  z.  B.  bei  kolbigen  oder  ankerartigen  Endverbreiterungen 
eines  Strahles,  häufig  ein  büschelförmiges  Zerteilen  des  Achsenfadens  in  mehrere  Endausläufer 
ein,  wie  z.  B.  in  den  Kolbenankern  von  Euplectelliden  (Challenger-Rep.,  PI.  III,  Fig.  29). 

Abnormitäten  verschiedener  Art,  wie  sie  auch  von  manchen  früheren  Beobachtern  erwähnt 
sind,  kommen  besonders  in  der  Nähe  des  Distalendes  in  Gestalt  ganz  unregelmäßiger  Ver- 
dickungsknoten  oder  unter  spitzem  Winkel  distad  und  seitlich  abgehender  Seitenästchen  oft 
genug  vor.  Bei  Nadeln,  welche  bei  ihrer  Anlage  von  vornherein  keine  Endöffnung  des  Achsen- 
kanales  haben,  wie  z.  B.  Amphidiske,  Oktaster,  Floricome,  Graphiocome,  Lophocome,  Plumi- 
come  etc.  oder  bei  ganz  kurzen,  oft  nur  durch  eine  Verdickung  oder  einen  Höcker  angedeuteten 
Strahlen  größerer  Nadeln  pflegt  der  Achsenfaden  und  sein  zugehöriger  Kanal  einfach  quer 
rundlich  abgestutzt  zu  enden.  Jedoch  habe  ich  auch  in  solchen  Fällen,  so  z.  B.  bei  manchen 
großen  Amphidisken,  ähnlich  wie  bei  den  basalen  Ankerkolben  der  Euplectelliden  eine  Teilung 
des  Achsenfadens  resp.  Kanales  in  Aeste  gesehen,  welche  bei  den  Amphidisken  sogar  in  die 
Zähne  der  Glocken  mehr  oder  minder  weit  hineinragen  (Taf.  XLVI,  Fig.  3 — 5  und  9). 

In  Bezug  auf  den  chemischen  und  physikalischen  Charakter  der  Achsenfadensubstanz 
konnte  ich  die  meisten  der  von  Bütschli  an  großen  Te///ya-N adeln  angestellten  Ermittelungen 
bestätigen ,  mit  einigen  vermag  ich  mich  jedoch  nicht  einverstanden  zu  erklären.  Daß  es 
sich  um  eine  organische,  wahrscheinlich  den  Eiweißkörpern  zugehörige  Substanz  handelt,  scheint 
mir  nach  den  von  Bütschli  ausgeführten  und  von  mir  größtenteils  (mit  gleichem  Erfolge) 
wiederholten  Reaktionen  zweifellos.  Dagegen  konnte  ich  mich  nicht  davon  überzeugen,  daß  die 
Masse  des  Achsenfadens  starr,  spröde  (splitternd)  ist.  Auch  die  von  Bütschli  angenommene 
(1.  c.  S.  262)  Möglichkeit,  daß  der  Achsenfaden  etwas  verkieselt  sei,  scheint  mir  unwahrscheinlich. 
Der  Umstand,  daß  das  aus  der  Endöffnung  unveränderter  Nadeln  zuweilen  kuppenartig  frei 
hervorstehende  oder  auch  (vielleicht  durch  Abreißen)  in  den  Achsenkanal  mehr  oder  minder 
weit  zurückgezogene  und  dann  etwas  von  der  Wand  abgehobene  Ende  des  Achsenfadens  stets 
erheblich  schwächer  lichtbrechend  als  die  Kieselhülle  und  stets  (wie  eine  zähflüssige  Masse) 
klumpenartig  abgerundet  erscheint,  spricht  meines  Erachtens  ebenso  sehr  gegen  die  Verkieselung 
und  die  starre,  spröde  Natur  wie  der  Umstand,  daß  solche  frei  vorstehenden  Endkuppen  sich  mit 
den  verschiedensten  Mitteln,   z.  B.  Säurefuchsin,  Hämatoxylin,    ohne  weiteres  leicht  färben  lassen. 

Ueber  die  feinsten  Strukturverhältnisse  der  Substanz  des  Achsenfadens  kann  ich  leider 
keine  sicheren  Angaben  machen. 

Wenn  auch  der  anatomische  Bau  des  den  Achsenfaden  röhrenförmig  umschließenden 
Körpers  der  Nadeln,  der  „N  adelrinde",  wie  ich  ihn  nach  Analogie  von  „Haar  rinde"  fortan 
nennen  will,  bereits  durch  Max  Schultze,  Claus  und  Bütschli  in  der  Hauptsache  richtig  er- 
kannt ist,  glaube  ich  doch  auf  Grund  meiner  eigenen  nach  den  verschiedensten  Methoden 
angestellten  Untersuchungen  für  die  Erkenntnis  dieses  Teiles  noch  einige  weitere  Beiträge  liefern 
zu  können. 

Vor  allem  ließ  sich  der  schon  von  Max  Schultze  erkannte  Aufbau  dieser  Rinde  aller  größeren 
Nadeln  aus  (ganz  oder  nahezu  konzentrisch)  sich  umschließenden  röhrenförmigen  Schichten  von 
zweierlei  Art,  nämlich  aus  dickeren  Kiesellagern  und  dazwischen  liegenden  sehr  dünnen  orga- 
nischen oder  an  organischer  Substanz  besonders    reichen  Lamellen  bestätigen. 

29* 


2  28 


Franz  Eit.hard  Schulze  :  Hexactinelliden. 


Sodann  kann  ich  zwar  der  Angabe  von  Claus  beistimmen,  daß  bei  allen  geschichteten  Nadeln 
die  innerste  den  Achsenfaden  unmittelbar  umschließende  Kiesellage  insofern  von  den  übrigen 
mehr  äußerlich  gelegenen  abweicht,  als  sie,  der  Schichtung  vollkommen  entbehrend,  gewöhnlich 
ein  etwas  schwächeres  Lichtbrechungsvermögen  besitzt  als  die  äußeren  Lagen  und  reicher  an 
organischer  Substanz  ist  als  jene,  kann  aber,  wie  schon  oben  erwähnt  ist,  seiner  Angabe  nicht 
beipflichten,  daß  diese  von  ihm  „Achsencylinder"  genannte  innerste  Kieselschicht,  sich  distad 
allmählich  verjüngend,  stets  bis  an  die  äußersten  Strahlen  enden  der  Nadeln  reiche  und 
hier  die  einzige  Kieselumlagerung  des  Achsenfadens  darstelle.  Uebrigens  scheint  es  mir  un- 
zweckmäßig, diese  innerste  Röhrenschicht  des  Kieselkörpers  der  Nadeln  „Achsencylinder"  zu 
nennen,  da  sie  ja  gar  nicht  in  der  Achse  liegt,  vielmehr  den  Achsenfaden  scheidenartig  umgießt. 
Ich  werde  mich  daher  hinfort  des  Ausdruckes  Siphon  (von  dem  griechischen  aicpwv  =  Röhre) 
für  die  Kiesellamellen  der  Nadelrinde  bedienen  und  diese  innerste,  oft  einzige  Lamelle  aus  später 
zu  entwickelnden  Gründen  durch  die  Bezeichnung:  Protosiphon  auszeichnen. 

Die  zwischen  je  zwei  aufeinander  folgenden  Siphonen  ge- 
legenen äußerst  dünnen  Lamellen  haben  ein  schwächeres  Licht- 
brechungsvermögen und  enthalten  entweder  keine  oder  doch  er- 
heblich weniger  Kieselsäure  als  jene.  Ich  werde  ihre  Substanz 
einstweilen  so  lange,  bis  der  chemische  Charakter  völlig  aufgeklärt 
sein  wird,  als  „Spiculin"  bezeichnen. 

Bei  den  meisten  Mikroskleren  und  allen  sehr  dünnen  oder 
eben  erst  angelegten,  also  sehr  jungen  Nadeln  kommt  überhaupt 
nur  eine  einzige,  dem  Protosiphon  der  dickeren  ge- 
schichteten Nadeln  entsprechende  Kiesellamelle  vor. 

Bei  den  eines  erheblicheren  Längenwachstumes  (nach  ihrer 
ersten  Anlage)  fähigen  Nadeln  resp.  Nadelästen  (Strahlen)  findet 
man  den  Protosiphon  am  Distalende  nicht  geschlossen,  sondern 
stets  mit  einer  gewöhnlich  leicht  trichterförmig  erweiterten  End- 
öffnung versehen,  aus  welcher  das  Achsenfadenende  oft  ein  wenig 
hervorragt. 

Falls  der  Achsenkanal  am  Ende  der  Nadel  oder  eines  be- 
stimmten Strahles  nicht  offen,  sondern  geschlossen,  d.  h.  von 
einer  Fortsetzung  einer  oder  mehrerer  Siphonlamellen  völlig 
überdeckt  ist,  kann  ein  erhebliches  Längenwachstum  der  Nadel 
resp.  des  betreffenden  Strahles  nicht  mehr  erfolgen,  sondern  nur 
iv  »eh  eine  geringe  quere  Ueberlagerung  durch  die  etwa  noch  hinzukommenden  weiteren  Lamellen. 
Das  oft  sehr  bedeutende  Längenwachstum  des  offenen  Nadelendes,  resp.  der  einzelnen 
Nadelstrahlen  dagegen  geschieht  stets  in  der  Weise,  daß  sich  um  eine  (oft  ziemlich  lange)  strang- 
artige Verlängerung  des  frei  über  die  Nadelspitze  vorragenden  Achsenfadens  eine  röhrenförmige 
Kieselhülle  ablagert,  die  nebst  ihrer  direkten  Fortsetzung  nach  hinten  (d.  i.  zum  centralen  Teile 
der  Nadel)  den  neuen  Siphon  darstellt.  Diese  nach  dem  Ende  zu  konisch  verjüngte,  neugebildete 
Endpartie  des  zuletzt  gebildeten  Siphon    pflegt  erheblich  dicker  zu  sein    als  ihre   zum  Centralteil 


Fig.  3.    Schema  der  Zusammensetzung 
I  ichteter  Nadeln  aus:  Achsenfaden  A, 

Protosiphon   /',    den  Siphonen   S  und  den 

Spikuünlamellen   .\J>. 


Zweiter  Teil.     Morphologie. 


229 


der  Nadel  sich  erstreckende  Fortsetzung,  wodurch  es  sich  auch  erklärt,  daß  bei  beliebigen  Quer- 
schnitten (auch  solchen,  welche  gar  nicht  den  Protosiphon  treffen)  durch  eine  mehrschichtige 
Nadel,  häufig  die  innerste,  d.  h.  dem  Achsenfaden  direkt  aufliegende  Siphonlamelle  als  die 
breiteste  erscheint  und  von  Claus  mit  dem  Protosiphon  verwechselt  werden  konnte.  Daß 
übrigens  die  Dicke  jedes  einzelnen  Siphons  in  verschiedener  Entfernung  vom  Nadelende  unter 
Umständen  erheblich  differieren  kann,  lehrt  ein  Blick  auf  die  Fig.  1 1  der  Taf.  XLIV,  welche 
allerdings  einen  nicht  ganz  gewöhnlichen  Fall  darstellt.  In  der  Regel  wird  die  neue  Siphonal- 
lamelle  in  der  Gegend  ihrer  langen  Endkuppe  (abgesehen  von  ihrer  terminalen  Zuspitzung)  einen 
breiteren  Querdurchmesser  haben,  als  ihre  centrade  Fortsetzung.  Indessen  kommen  auch  nicht 
selten  Fälle  zur  Beobachtung,  in  welchen  die  Dicke  der  letzten  Siphonallamelle  beim  Ueber- 
gang  auf  die  zuvor  gebildete  dieselbe  bleibt,  wie  in  dem  neugebildeten  Endteile,  z.  B.  bei  dem 
in  Fig.  8a  der  Taf.  XLV  dargestellten  Strahlenende.  In  solchem  Falle  muß  sich  dann  natürlich 
der  neugebildete  Endteil  des  betreffenden  Strahles  durch  eine  erhebliche  Verschmälerung  von  dem 
übrigen  absetzen,  worauf  auch  schon  Claus  aufmerksam  gemacht  hatte. 

Der  Querschnitt  aller  Siphone  ist  in  der  Regel  kreisförmig,  und  sie  pflegen  an  ein 
und  demselben  Strahle  den  Achsenfaden  auch  sämtlich  ganz  oder  nahezu  konzentrisch  zu  um- 
schließen. Doch  ist  beides  keineswegs  immer  der  Fall.  Vielmehr  kommt  es  oft  genug  vor, 
daß  die  Siphone  zum  Teil  oder  sämtlich  an  einer  Nadelseite  dünner  sind  als  an  der  anderen. 
Wenn  ihre  beiden  Querschnittskonturen  (der  äußere  wie  der  innere)  dabei  reine  Kreise 
bleiben,  so  kann  die  Nadel  zu  jeder  Zeit  ihrer  Entwickelung  überall  einen  kreisförmigen  Quer- 
schnitt zeigen,  wobei  aber  der  Achsenstrang  eine  excentrische  Lage  annimmt,  wie  dies  z.  B. 
in  den  Durchschnittsbildern  Fig.  1  und  2  der  Tafel  XLV  zu  sehen  ist.  Dies  Verhalten  hat  auch 
schon  Max  Schultze  beobachtet  und  in  einem  Durchschnittsbilde  oezeichnet.  Wenn  er  aber 
meinte,  daß  dies  die  Ursache  der  spiraligen  Drehung  der  langen  Basalschopfnadeln  von  Hyalo- 
nema  sei,  so  irrte  er,  denn  dasselbe  kommt  nach  meiner  Beobachtung  auch  bei  manchen  der 
langen  Pfahlnadeln  von  Monorhaphis  vor,  welche  nicht  spiralig  gedreht  sind.  Indessen  habe 
ich  auch  mehrfach  Fälle  beobachtet,  in  welchen  die  Nadelquerschnitte  nicht  kreisrund,  sondern 
eiförmig  waren.  Hierbei  lag  der  Achsenfaden  gewöhnlich  sehr  excentrisch,  und  es  fand  sich 
eine  zunehmende  Verdickung  aller  Siphone  nach  einer  Seite  hin.  Diese  einseitige  Verdickung 
war  gewöhnlich  bei  den  äußeren  Schichten  weit  erheblicher  als  bei  den  inneren,  wie  dies  z.  B. 
die  Figur  2  der  Tafel  XLV  zeigt. 

Die  Dicke  der  Siphone  ist  übrigens  nicht  nur  bei  verschiedenen  Nadeln,  sondern  auch 
bei  ein  und  derselben  Nadel  in  den  einzelnen  Regionen  recht  verschieden.  Ich  habe  Kiesel- 
lamellen  von  kaum  meßbarem  Dickendurchmesser  wechseln  sehen  mit  solchen  (besonders  bei  den 
starken  Pfahlnadeln  von  Monorhaphis),  welche  1 2  [i  und  darüber  dick  waren.  Gewöhnlich  sind 
aber  die  in  radiärer  Richtung  des  Querschnittes  unmittelbar  aufeinander  folgenden  Siphone 
gruppenweise  nahezu  gleich  stark,  bis  dann  plötzlich  wieder  eine  Gruppe  Lamellen  von  ganz 
anderer  Dicke  folgt.  Eine  bestimmte  Regel  für  diesen  Wechsel  konnte  ich  nicht  erkennen. 
Bald  sind  die  inneren,  bald  die  äußeren  Siphonallamellen  dünner.  Bei  den  ganz  dicken  Pfahl- 
nadeln von  Monorhapliis  fand  ich  freilich  die  nahe  der  äußeren  Peripherie  gelegenen  Siphone 
stets  bedeutend  dünner  als  die  der  mittleren  Schichten.  Daß  die  Substanz  des  einzelnen  Siphon 
nicht    etwa   selbst    noch   lamellös   geschichtet   ist,   läßt  sich   am  besten  an  solchen  dünnen  Quer- 


2  ,Q  Franz  Eilhard  Schulze:  Hexactinelliden. 

schliffen  starker  Nadeln  erkennen,  welche  unter  dem  Einflüsse  verschieden  starker  Spannung  der 
Lamellenschichten  gerissen  sind  und  unregelmäßig  zackige  radiäre  Spalten  zeigen.  Hier  treten 
die  vorstehenden  Bruchränder  einzelner  Lamellen  oft  mit  der  größten  Schärfe  in  Dammarlack 
hervor,  so  daß  man  sich  von  ihrer  deutlich  homogenen  Beschaffenheit  leicht  überzeugen  kann. 
(  >b  die  vorwiegend  radiäre  Zerklüftung,  welche  bei  solchem  Zersprengen  der  Siphone  einzutreten 
pflegt,  nur  von  der  Spann ungsrichtung  oder  vielleicht  auch  von  einer  feineren,  nicht  mehr  sicht- 
baren inneren  .Struktur  der  glasähnlichen  Kieselmasse  herrührt,  wage  ich  nicht  zu  entscheiden. 

Bevor  ich  auf  das  Verhalten  der  Substanz,  aus  welcher  die  Siphone  bestehen,  in  che- 
mischer und  physikalischer  Hinsicht  näher  eingehe,  will  ich  zuvor  noch  jene  dünnen  Spiculin- 
lamellen  besprechen,  welche  die  einzelnen  Kiesellagen  jeder  geschichteten  Nadel  voneinander 
trennen. 

Da  diese  äußerst  zarten,  durchsichtigen,  farblosen  und  meist  ganz  homogen  erscheinenden 
Zwischenlagen  an  unveränderten  Nadeln  gewöhnlich  nur  undeutlich  zu  erkennen  sind  und  sich 
von  bloßen  Spalten  kaum  unterscheiden  lassen,  hat  man  sich  längst  verschiedener  Methoden 
bedient,  um  sie  deutlicher  sichtbar  zu  machen  und  ihre  eigentliche  Natur  zu  ermitteln.  Bevor 
ich  indessen  über  die  Ergebnisse  berichte,  welche  an  solchen,  stark  veränderten  Nadeln  gewonnen 
sind,  will  ich  die  Beobachtungsresultate  mitteilen,  welche  an  verschiedenen  Nadeln,  und  be- 
sonders an  den  großen  Pfahl-  und  Begleitnadeln  von  Monorhaphis  auch  ohne  eingreifende  Be- 
handlung bei  der  einfachen  Untersuchung  in  verschiedenen  Medien,  speciell  in  passend  verdünntem 
( irlycerin  erhalten  werden. 

Zunächst  zeigt  es  sich  sowohl  bei  Längsansichten  der  ganz  unveränderten,  direkt  aus 
dem  Spirituspräparat  entnommenen  Nadeln  als  auch  an  dünnen  Querschliffen  solcher  Nadeln, 
daß  keineswegs  alle  Spiculinlam eilen  gleiche  Dicke  haben.  Vielmehr  treten  hier  und  da 
zwischen  den  ganz  dünnen  auch  erheblich  dickere  Lamellen  auf,  welche  sich  auf  den  optischen 
und  wirklichen  Längsschnitten  als  Zonen  markieren  und  in  ihrem  Lichtbrechungsvermögen  mit 
dem  Achsenstrange  nahezu  übereinstimmen.  An  Ouerschliffen  erkennt  man  ohne  weiteres,  daß 
überall  Gruppen  sehr  dünner  Lamellen  durch  eine  solche  etwas  stärkere  Lamelle  voneinander  ge- 
sondert werden  (Taf.  XLV,  Fig.  r — 3).  Sodann  finden  sich  gar  nicht  selten  an  ein  und  derselben 
Lamelle  hier  und  da  unregelmäßige  Verdickungen.  Besonders  wichtig  aber  erscheint  mir  die 
bisher  kaum  untersuchte  Ansatzstelle  der  Spiculmlamellen  an  den  Achsenstrang.  Hier  zeigt  es 
sich  schon  ohne  Anwendung  irgend  welcher  Reagentien  oder  eingreifender  Methoden  bei  allen 
stärkeren  Nadeln  und  besonders  deutlich  bei  den  Begleitnadeln  von  Monorhaphis,  daß  beide 
Gebilde  (Spiculinlamellen  und  Achsenstrang)  ganz  kontinuierlich  zusammenhängen  und  wahr- 
scheinlich gleichen  Wesens  sind  (Taf.  XLIV,  Fig.    10 — 12). 

Wie  schon  oben  erwähnt,  nimmt  jede  Spiculinlamelle  von  dem  zugeschärften  Rande 
einer  konischen  oder  doppeltkonischen  Verbreiterung  des  Achsenstranges  ihren  Ausgang  und 
erscheint  wie  eine  lange,  röhrenförmige  Fortsetzung  oder  Ausziehung  dieses  Randsaumes.  Häufig  ist 
es  der  centrad  gewandte  Rand  einer  doppelhohlkegelförmigen  Verdickung  des  Achsenstranges, 
von  der  sie  ausgeht  (siehe  Taf.  XLIV,  Fig.  10  — 12,  und  Taf.  XXVI,  Fig.  20),  doch  geht  auch 
nicht  selten  die  Röhrenlamelle,  sich  zurückschlagend,  von  einem  terminad  gewandten  Verdickungs- 
randsaume  aus.  Stets  ist  der  aus  der  Achsenstrangverbreiterung  unmittelbar  entspringende 
Anfangsteil  der  Lamelle,  welcher  sich  über  den  zugeschärften  Rand  des  zuvor  gebildeten  Siphons 


Zweiter  Teil.     Morphologie.  ■>  1  I 

hinzieht,  etwas  dicker  als  die  übrige  Lamelle,  in  welche  er  allmählich  sich  verschmälernd  üb 
geht.  Wenn  auch  jede  Spiculinlamelle  gegen  jeden  (1<t  beiden  Siphone,  zwischen  welchen  sie 
liegt,  sich  deutlich  abgrenzt,  so  scheint  es  mir  doch,  als  ob  sie  zwar  ziemlich  fest  mit  beiden,  be- 
sonders aber  mit  der  nächst  inneren,  verbunden  ist.  Niemals  ist  es  mir  gelungen,  sie  ohne  ein- 
greifende  chemische  Behandlung  zu  isolieren,  was  doch  so  vorzüglich  durch  Anwendung  von 
Flußsäure  gelingt.  An  ganz  unversehrten  Nadeln  konnte  ich  mich  nicht  ohne  weiteres 
sicher  davon  überzeugen,  ob  an  der  äußersten  Oberfläche  der  Nadel  unter  der  später  noch 
ausführlich  zu  behandelnden  Nadel-„Scheide"  noch  eine  besondere  (schon  von  Noll  für 
Monaxonza-N adeln  vermutete)  äußerste  Spiculinlamelle  vorkommt  oder  nicht.  Wegen  des  starken 
Lichtbrechungsvermögens  der  Kieselsäure  ließ  sich  gerade  am  Seitenrande  niemals  die  .Ansicht 
eines  optischen  Durchschnittes  einer  solchen  äußersten  Spiculinlamelle  in  zweifelloser  Weise  nach- 
weisen, und  ebensowenig  ihr  Vorkommen  durch  direkte  Wahrnehmung  ihres  Zusammenhanges  mit 
dem  Achsenstrange  demonstrieren.  Dies  war  stets  durch  den  Umstand  verhindert,  daß  die  Ver- 
bindung mit  dem  frei  vorragenden  Lndteil  des  letzteren  an  allen  isolierten  Nadeln  durch  Ab- 
reißen zerstört  war.  Um  so  leichter  ließ  sich  der  Nachweis  der  äußeren  Spiculinlamelle  mittelst 
des  Aetzverfahrens  durch  Flußsäure  führen,  welches  auch  in  mancher  anderer  Hinsicht  er- 
wünschte Aufschlüsse  und  Bestätigungen  der  mitgeteilten,  an  unversehrten  Nadeln  gemachten 
Beobachtungen  ergab. 

Bei  der  Anwendung  der  Flußsäure  auf  geschichtete  Nadeln  sieht  man  während  der  von 
außen  nach  innen  erfolgenden  allmählichen  Auflösung  der  Kieselsiphone  sich  eine  Spiculinlamelle 
nach  der  anderen  blasenartig  abheben,  bis  schließlich  der  Achsenstrang  allein  in  seiner  typischen 
Gestalt  und  im  Zusammenhang  mit  sämtlichen  von  ihm  abgehenden  Spiculinlamellen  übrig  bleibt. 
Dabei  ist  bemerkenswert,  daß  die  angeätzte  Oberfläche  der  Kieselsiphone  mit  zahlreichen  kleinen 
kreisrunden,  d  eilen  förmigen  Vertiefungen  besetzt  erscheint,  was  besonders  an  den  tiefer  gelegenen, 
meist  dickeren  Siphonen  und  speciell  auch  am  Protosiphon  deutlich  hervortritt.  Beides  ist  in 
ähnlicher  Weise  von  Bütschli  bei  Tethya-  und  GWziz-Nadeln  beobachtet.  Achtet  man  nun  bei 
sorgfältiger  Anwendung  der  Säure  auf  die  Randpartie,  so  sieht  man,  daß  sich  an  der  Oberfläche 
zuerst  die  äußerste  Spiculinlamelle,  noch  besetzt  mit  zufällig  anhaftenden  Schmutzteilchen  oder 
mit  einem  absichtlich  vorher  angewandten  Farbstoff,  z.  B.  Nigrosin,  blasenartig  abhebt.  Dies 
scheint  mir  ein  Beweis  dafür  zu  sein,  daß  wirklich  eine  Spiculinlamelle  und  nicht  etwa  ein  Siphon 
die  äußerste  Lage  der  Nadel  ausmacht  Ist  an  der  Nadel  noch  die  später  zu  besprechende 
„Nadelscheide"  erhalten,  so  bleibt  diese  an  der  Außenseite  der  äußersten  Spiculinlamelle,  um- 
schließt aber  die  Nadel  so  fest,  daß  sich  die  unterliegende  zarte  Spiculinlamelle  an  den  Stellen, 
wo  die  Nadelscheide  aufliegt,  nicht  von  der  unter  ihr  liegenden  und  mit  ihr  verbundenen  Kiesel- 
lage des  äußersten  Siphons  abheben  kann. 

Von  besonderem  Interesse  ist  die  schon  von  Bütschli  eingehend  studierte  Einwirkung  der 
die  Kiesellagen  auflösenden  Flußsäure  an  den  Querbruchflächen  geschichteter  Nadeln.  Hier 
bemerkt  man  zuerst  in  der  Umgebung  des  durchschnittenen  Achsenstrangendes  die  Bildung  einer 
den  Achsenfaden  umfassenden  konischen  Vertiefung,  deren  äußere,  je  nach  der  Formation  der 
Nadelbruchfläche  verschieden  geformte,  an  glatten  queren  Bruchflächen  aber  rein  kreisförmig  er- 
scheinende   Endöffnung    von    einem    zugeschärften   Rande    der    innersten  Kiesellage  gebildet  wird. 


2  -j  2  Franz  Eilhard  Schulze  :  Hexactinelliden. 

Bei  weiterer  Einwirkung  der  Flußsäure  sieht  man  diese  Trichteröffnung  sich  immer  mehr 
vertiefen  und  von  dem  zugeschärften  freien  Rande  der  röhrenförmigen  Siphonplatte  eine  sehr 
zarte,  wie  geknittert  aussehende  Röhre  frei  in  die  Untersuchungsflüssigkeit  hinausstehen.  Um 
diesen  Trichter  bilden  sich  nun  allmählich  zugeschärfte,  kreisförmige  Ringfurchen,  zwischen 
welchen  wiederum  die  sich  umschließenden,  ebenfalls  scharfkantig  zugeschärften  Röhren- 
ränder der  Siphone  frei  nach  außen  vorstehen  und  auch  in  ähnliche  zarte,  geknitterte  Röhren- 
lamellen  auslaufen,  wie  sie  von  dem  innersten  Lamellenrande  ausgehen.  Bei  der  Auflösung  der 
Siphone  durch  die  Flußsäure  wird  aber  keineswegs  ihre  ganze  Substanz  völlig  hinweggenommen. 
Vielmehr  bleibt,  wie  auch  schon  Bütschli  bemerkt  hat,  bei  langsamer  und  vorsichtiger  An- 
wendung der  Säure  noch  überall  ein  sehr  feinflockiger,  zarter  Rest  organischer  Substanz  zurück. 
Besonders  deutlich  tritt  dies  bei  dem  Protosiphon  hervor,  an  dessen  Stelle  oft  eine  recht  deutliche 
Flockenmasse  erhalten  bleibt  (Taf.  XLV,  Fig.  4  u.  5). 

Etwas  andersartige  Veränderungen  treten  nach  Einwirkung  von  konzentrierter  Schwefel- 
säure oder  starker  Kalilauge  ein.  Hierdurch  werden  (besonders  bei  Anwendung  höherer 
Temperatur)  zunächst  die  rein  organischen,  sodann  die  an  organischer  Substanz  reichen  und 
zuletzt  auch  die  der  organischen  Substanz  ganz  oder  fast  ganz  entbehrenden  festeren  Kiesel- 
teile zerstört. 

Untersucht  man  zunächst  einfache,  d.  h.  ungeschichtete  amphioxe  oder  tetraktine  Nadeln, 
so  stellt  sich  die  Wirkung  der  längere  Zeit  bei  gewöhnlicher  Temperatur  oder  kürzere  Zeit 
kochend  angewandten  konzentrierten  Schwefelsäure  in  der  schon  von  Bütschli  beobachteten 
Weise  dar,  daß  man  an  Stelle  des  gänzlich  zerstörten  und  aufgelösten  Achsenstranges  einen 
einfachen,  gewöhnlich  glattwandigen  Achsenkanal  findet.  Falls  das  Ende  der  Nadel  oder  eines 
Strahles  noch  offen  war  vor  Applikation  der  Säure,  erscheint  der  in  der  Nähe  des  Centrums 
dünne,  terminad  sich  allmählich  erweiternde  Kanal  gegen  das  letzte  Ende  hin  meistens  stark 
trichter-  oder  trompetenförmig  erweitert  und  an  der  Apertur  umsäumt  von  einem  zugeschärften, 
kreisförmigen  freien  Rande  des  kieseligen  Siphons.  Da,  wo  das  Terminalende  eines  Achsen- 
fadens geschlossen  ist  durch  die  Siphonal-  und  die  äußeren  Spiculinlamellen,  besteht  dagegen 
die  einzige  Veränderung  in  dem  viel  deutlicheren  Hervortreten  nebst  völliger  Klärung  des 
vielleicht  auch  zerstörten  und  aufgelösten  Achsenfadens  und  einer  schärferen  Ausprägung  der 
Seitengrenzkontur  der  ganzen  Nadel,  an  deren  Oberfläche  wahrscheinlich  die  Spiculinlamelle 
zerstört  ist. 

Ganz  ähnlich,  nur  viel  stärker  ausgeprägt  sind  die  Erscheinungen  nach  Anwendung 
starker  Kalilauge,  welche  bei  längerer  Einwirkung  in  kochendem  Zustande  zartere  Nadeln 
bald  gänzlich  zerstört.  Dabei  findet  die  Auflösung  bei  Nadeln  mit  offenem  Achsenkanal  haupt- 
sächlich von  diesem  aus  statt,  welcher  bei  längerer  Einwirkung  immer  weiter  wird  (Taf.  XLV, 
Fig.  7).  Bei  geschlossenem  Achsenkanal  geschieht  dagegen  die  Auflösung  der  Nadeln  oder 
Nadelstrahlen  zunächst  nur  von   der  äußeren  Oberfläche  aus. 

Bei  geschichteten  Nadeln  mit  offenem  Achsenkanal  erweitert  bald  die  eindringende  Kali- 
lauge den  Achsenkanal  nach  Zerstörung  des  Achsenstranges  trichterförmig.  Durch  Auflösung 
der  Spiculinlamellen  treten  sodann  die  Grenzen  zwischen  den  Siphonen  sehr  deutlich  hervor. 
Später  pflastern  die  äußeren  Siphone  leicht  ab  und  werden  endlich  von  kochender  Kalilauge 
langsam  gelöst. 


/weiter  Teil.     Morphologie.  ?  2  2 

Nicht  minder  wichtige  Aufschlüsse  über  die  Spiculinlamellen  und  die  zwischen  ihnen 
lii --enden  kieselsäurereichen  Siphone  gewährt  das  schon  von  früheren  Autoren  mit  Erfolg  an- 
gewandte Glühverfahren. 

Beim  Erhitzen  trockener  Nadeln  treten  die  ersten  Veränderungen  am  Achsen  sträng 
ein,  welcher  sich  zunächst  leicht  bräunt,  darauf  schwarzbraun  und  krümelig  wird  und  schließlich 
unter  Entwicklung  zahlreicher  kleiner  Gasbläschen  schwarz,  wie  verkohlt  aussieht.  Diese  Er- 
scheinungen  zeigen  sich  besonders  deutlich  an  den  dickeren  terminalen  Partien  des  Achsenstranges 
größerer  Nadeln  mit  offenen  Enden,  sind  aber  auch  bei  dünnen  und  ganz  eingeschlossenen 
Achsensträngen  leicht  zu  beobachten.  Natürlich  treten  dabei  etwa  vorhandene  lokale  Verdickungen 
des  Achsenstranges  auch  an  solchen  Stellen  deutlich  hervor,  wo  man  sie  für  gewöhnlich  nicht 
bemerkt.  Zugleich  mit  den  zuletzt  genannten  Veränderungen  des  Achsenstranges  tritt  eine  erst 
schwache,  dann  stärkere  Bräunung  und  schließliche  Verkohlung  unter  Gasentwickelung  auch  bei 
den  Spiculinlamellen  auf.  Dies  führt,  wie  schon  Claus  beschrieben  und  abgebildet  hat,  besonders 
bei  dickeren  Nadeln  leicht  zur  Sonderung,  Aufblähen  und  Abpflastern  der  Siphone,  wobei  diese 
endlich  unter  Knistern  zerspringen. 

Aber  nicht  nur  die  ganz  oder  vorwiegend  aus  organischer  Substanz  bestehenden  Teile 
der  Nadeln  zeigen  derartige  Zersetzungs-  und  Verkohlungserscheinungen.  Auch  an  der  Substanz 
der  Siphone  selbst  sind  sie,  wenn  auch  in  weit  geringerem  Maße,  zu  sehen,  woraus  man  wohl 
mit  Claus  auf  einen  (freilich  nur  geringen)  Gehalt  derselben  an  organischer  Substanz  wird 
schließen  dürfen.  Wie  zuerst  Claus  beobachtete,  bräunt  sich  bei  stärkerem  oder  längere  Zeit 
fortgesetztem  Erhitzen  nicht  nur  die  organische  Masse,  sondern  auch  die  Substanz  der  Siphone 
etwas,  und  zwar  am  stärksten  diejenige  des  (von  ihm  als  Achsencylinder  bezeichneten)  Protosiphon 
und  die  dem  Achsenstrang  direkt  anliegenden  terminalen  Partien  der  übrigen  Siphone,  am 
wenigsten  die  der  äußeren  Siphonallamellen  des  mehrschichtigen  Nadelteiles. 

Die  ungleiche  Bräunung  der  End-  und  Mittelregion  aller  äußeren  Siphone  markiert  sich 
besonders  deutlich  an  solchen  Nadeln,  deren  Strahlen  am  äußeren  Ende  verdickt  sind. 

Uebrigens  scheinen  auch  individuelle  Verschiedenheiten  bei  sonst  gleich  gebauten  Nadeln 
hinsichtlich  der  Glühwirkung  vorzukommen. 

Die  bisher  mitgeteilten  Ergebnisse  der  Anwendung  von  Reagentien  und  Hitze  bezogen 
sich  zunächst  nur  auf  ganz  einfache  Nadelformen,  wie  Diaktine,  oder  die  Strahlen  der  Nadeln  im 
'allgemeinen.  Doch  lassen  sich  auf  diese  Weise  auch  an  den  mehr  oder  minder  kompliziert 
gebauten  Nadeln  verschiedener  Gestalt  und  Größe  mannigfache  Aufschlüsse  über  deren  Bau 
und  Konstitution  gewinnen.  Indem  ich  mir  ausführlichere  Mitteilungen  über  meine  an  den 
verschiedenen  Kieselnadelformen  gewonnenen  Ergebnisse  vorbehalte,  will  ich  hier  nur  einige 
Resultate  anführen,  welche  mir  von  besonderem  Interesse  zu  sein  scheinen. 

Nach  dem  Glühen  geschichteter  Tauaktine  oder  Stauraktine  von  Monoi-haphis  und  anderen 
Hexactinelliden  bemerkt  man  zunächst  außer  den  schon  geschilderten  Veränderungen  der  Strahlen 
in  der  Substanz  des  Protosiphon  gerade  da,  wo  der  unpaare  Strahl  abgeht,  zwei  hellere  dreieckige 
Stellen,  welche  bei  länger  fortgesetztem  Glühen  allmählich  an  Umfang  und  Ausdehnung  in  der 
Richtung  der  3  Strahlen  zunehmen  und  an  ihrer  Hypotenuse  zunächst  eine  der  Ausbiegung 
der  Basis  des  unpaaren  Strahles  entsprechende  Krümmung  aufweisen,  sich  aber  dann  in  einfache, 
spitz    auslaufende  Spalten    fortsetzen,   welche   parallel   der  Strahlenachse   verlaufen.     Zugleich    hat 

Deutsche  Tiefsee-Expedition  1898 — 189g.     Bd.  IV.  $0 


.  ,,  Franz  Eilhard  Schulze  :  Hexactinelliden. 

-  o4 

sich  auch  an  der  anderen  Seite  des  centralen  Achsenfadenkreuzungspunktes  in  der  Protosiphon- 
substanz  ein  heller  Spalt  gezeigt,  welcher  im  ganzen  der  Hauptnadelachse  parallel  verläuft,  aber 
entsprechend  der  kleinen  Aussackung  des  Achsenkanales  (welche  dem  fehlenden  vierten  Strahle 
entspricht)  ebenso  wie  die  äußeren  Siphonallamellen  eine  flache  Ausbiegung  macht  (Taf.  XLV, 
Fig.  8).  In  anderen  Fällen  zeigen  diese  hellen  Spaltenflecke  eine  viel  größere  Ausdehnung  be- 
sonders in  der  Länge  und  erscheinen  ähnlich  den  beiden  früher  erwähnten  Spaltenflecken  als 
helle  Zonen  parallel  der  Strahlenachse,  welche  sich  bis  gegen  die  Enden  des  Protosiphon  aus- 
dehnen und  mit  ihren  Konturen  sich  sowohl  dem  Achsenfaden  als  auch  der  äußeren  Oberfläche 
des  Protosiphon  nähern,  also  fast  die  ganze  Substanz  des  Protosiphon  einnehmen.  Obwohl  ich 
nicht  sicher  bin,  wie  diese  Differenz  des  Lichtbrechungsvermögens  der  mittleren  Substanzlage 
des  Protosiphon  zu  deuten  ist,  habe  ich  sie  doch  so  beständig  beobachtet,  daß  sie  nicht  ignoriert 
werden  durfte.  Am  wahrscheinlichsten  ist  es  mir,  daß  das  sowohl  von  der  äußeren  Oberfläche 
als  auch  vom  Achsenkanal  aus  mehr  oder  minder  weit  eindringende  Glycerin  diese  Erscheinung 
verursacht. 

Sehr  deutlich  wird  sowohl  durch  die  Einwirkung  der  Kalilauge  als  besonders  durch  das 
Glühen  die  Ausdehnung  des  Achsenfadens  resp.  des  Achsenkanales  bei  den  verschiedenen 
Pentaktin-,  Hexaktin-,  Diaktin-Pinulen  markiert.  Zunächst  zeigt  es  sich,  daß  bei  den  allermeisten 
Nadeln  dieser  Art  der  Achsenfaden  sowohl  an  dem  radialen  Pinulstrahl,  als  auch  an  den  basalen 
Strahlen  und  dem  (etwa  ausgebildeten)  inneren  Radialstrahle,  an  der  äußersten  Strahlenspitze  offen 
mündet  (Taf.  XLV1,  Fig.  i).  Es  muß  demnach  auch  ein  Fortwachsen  dieser  Strahlen  in  der 
Längsrichtung  dauernd  möglich  sein,  was  ja  mit  dem  bekannten  Variieren  der  Länge  solcher 
Nadeln  innerhalb  gewisser  Grenzen  im  Einklang  steht. 

Nur  da,  wo  einzelne  Strahlen  (als  abortiv  oder  unvollständig  entwickelt)  zwar  angedeutet, 
aber  nicht  ausgebildet  sind,  wie  die  4  Kreuzstrahlen  der  meisten  marginalen  Diaktinpinule  oder 
die  Anlage  des  inneren  6.  Strahles  bei  manchen  dermalen  resp.  gastralen  Pentaktinpinulen, 
erreicht  das  Distalende  des  betreffenden  Achsenstranges  resp.  Achsenkanales  nicht  das  Strahlenendc 

Nach  Anwendung  von  Glühhitze  auf  diese  Pinule  bräunt  sich  zuerst  der  Achsenfaden 
jedes  Strahles  oder  Strahlrudimentes,  wird  dann  schwarz  und  endlich  ganz  zerstört;  worauf  der 
Achsenkanal  sich  zu  erweitern  beginnt.  Letzteres  tritt  zugleich  mit  dem  Abschmelzen  von 
außen  her  bei  der  Einwirkung  von  Flußsäure  und  (in  schwächerem  Grade)  von  Kalilauge  ein. 

Eine  schichtweise  Ablagerung  der  Kieselsäure  mit  zwischenliegenden  Spiculinlamellen  habe 
ich  bei  den  Pinulen  nicht  nachweisen  können. 

Dagegen  treten  nach  Behandlung  geglühter  Pinule  mit  Glycerin  nicht  selten  ähnliche 
Erscheinungen  auf,  wie  ich  sie  oben  für  Stauraktine  und  Triaktine  beschrieben  habe,  indem 
zwischen  einer  schmalen,  dunkler  erscheinenden  Rindenschicht  und  der  axialen,  d.  h.  den  Achsen- 
kanal umgebenden  Schicht  eine  oft  ganz  scharf  abgesetzte  mittlere  hellere  Lage  zu  sehen  ist. 

Die  merkwürdigsten  Veränderungen  ergiebt  das  Anätzen  und  Glühen  bei  den  großen 
Amphidisken.  Während  sich  bisher  auch  bei  den  größten  Nadeln  dieser  Art  nur  hin  und  wieder 
einmal  ein  dünner  Achsenstrang  undeutlich  erkennen  ließ,  und  es  weder  mir  noch  anderen 
neueren  Beobachtern  jemals  gelungen  ist,  den  von  Max.  Schultze  im  Jahre  1860  bei  Hyalonema 
sieboldii  an  größeren  Amphidisken  verschiedener  Form    beschriebenen    und    deutlich  abgebildeten 


Zweiter  Teil.     Morphologie. 


'35 


kurzen  Ouerkanal    in    der  Mitte    des  Achsenstabes  sicher  zu  erkennen,   tritt  bei  den  Makramphi- 
disken    zahlreicher    Amphidiscophoren,     besonders    gut    aber    bei    den    Riesenamphidisken    des 
Hyalonema    rapa  F.  E.  Sch.   sowohl    nach    Anwendung  der    Flußsäure    auf    zerbrochene    Nadeln 
als   ganz    vorzüglich    beim   Glühen    auch  völlig  intakter  Nadeln  dieser  Art  zunächst  der  Achsen- 
faden    resp.  Achsenkanal    in    ganzer    Länge    sehr    deutlich    hervor.     Dann    aber    sieht    man    auch 
ohne    weiteres,    daß    in    der  Mitte   der   Nadel,   da,   wo  gewöhnlich    4    in    Kreuz   gestellte    Buckel 
sich  finden,   zwar   nicht  ein  Ouerkanal,    wohl  aber  eine  kleine  kugelige  Erweiterung  des  Achsen- 
fadens resp.  Achsenkanales  entsteht  (Taf.  XLVI,    Fig.  2  u.  9).     Außerdem    zeigt   sich    nach    dem 
längere    Zeit   fortgesetzten    Glühen    sehr   deutlich    eine    mehr    oder    minder    starke  Braunfärbung 
nicht  nur  der  ganzen    inneren    Region  des  Achsenstabes,  sondern  auch    der   centralen  Partie    der 
beiden  Endanschwellungen  und  sogar  der  Schaufeln.     Von  dem  dunkelbraun  oder  ganz  schwarz 
gefärbten    Achsenfaden   erstreckt   sich    in    die   beiden  Endkolben    der  Nadel    eine  zwiebeiförmige 
Verbreiterung  gleicher  Färbung,    welche  unterhalb  der  eingebauchten  Terminalflächen  abgerundet 
oder  doch  mit  einer  gleichmäßigen  Wölbung  endet,  aber  außerdem   noch  in  jeden  der  schaufei- 
förmigen Zähne  einen  scharf  abgesetzten  dünnen,  fadenförmigen  Ausläufer  radiär  in  querer  oder 
ein  wenig-  schrägre  terminaler  Richtuno-  entsendet.     Diese  durchaus  gleichlano-en   dünnen  radiären 
Ausläufer    der    dunkelbraunen    resp.    schwarzen    Masse    dringen    zunächst    nur    in    den    dicken 
Basalteil   der   Zähne    eine   kurze  Strecke   weit    als    gerade  Stränge    ein    und  enden  hier  plötzlich 
quer   abgestutzt   (Taf.  XLVI,    Fig.    3 — 5    u.    9).       Bei    starkem    Glühen    werden    diese    radiären 
Sträng-e    breiter,    erscheinen    nicht    mehr    so    scharf   abgesetzt   von    der   kolbenförmigen    braunen 
Hauptmasse    und    enden    etwas   verschmächtigt  zugespitzt.     Auch    sind  sie   hierbei  erheblich  ver- 
längert  und    zeigen    eine  der  Achse   der   einzelnen    Zähne    entsprechende    schwache    Krümmung. 
Doch   sah    ich   sie  niemals  das  Distalende  der  Zähne    erreichen    oder   deren  Rindensubstanz    er- 
greifen (Taf.  XLVI,  Fig.  4). 

Diese  braunen  oder  schwarzen  Radialstränge  lassen  sich  bei  nicht  zu  stark  geglühten  (ge- 
schwärzten) Nadeln  von  dem  Ende  des  Achsenstranges  ab  durch  die  zwiebeiförmige  Masse 
bis  zur  Mitte  jedes  Zahnes  verfolgen.  Doch  kann  ich  nicht  annehmen,  daß  es  sich  um  dem 
Achsenstrang  selbst  gleichwertige  Endäste  desselben  handelt.  Dagegen  spricht  der  Umstand, 
daß  man  bei  der  Anätzung  zerbrochener  Amphidisken  oder  einzelner  abgebrochener  Zähne 
mittelst  Flußsäure  niemals  einen  entsprechenden  Hohlkanal  wahrnimmt.  Vielmehr  glaube  ich, 
daß  es  sich  nur  um  den  an  organischer  Substanz  etwas  reicheren  Centralteil  der  Kieselmasse 
handelt,  welche  sich  eben  deshalb  beim  Glühen  stärker  bräunt  als  die  übrige  an  organischer 
Substanz  ärmere  Rindenpartie  der  ganzen  Nadel.  Immerhin  ist  auch  bei  dieser  Annahme  die 
scharfe  Konturierung  der  braunen  Fäden  bemerkenswert.  Daß  die  scharfe  Abgrenzung  einer 
ganz  hellen  Rinde  von  dem  inneren,  mehr  oder  minder  stark  gebräunten  Teile  der  Kieselröhren- 
wand des  Achsenstabes,  wie  sie  oft  an  geglühten  Amphidisken  zu  sehen  und  in  der  Fig.  3  der 
Taf.  XLVI  dargestellt  ist,  auf  die  Ausbildung  einer  intermediären  Spiculinlamelle  zwischen 
beiden  Teilen  hindeute,  scheint  mir  nicht  wahrscheinlich.  Man  müßte  doch  sonst  gerade  eine 
besonders  starke  Bräunung  einer  solchen  dünnen  intermediären  organischen  Grenzlage  und  auch 
ein  gelegentliches  Abpflastern  der  äußeren  Grenzlamelle  der  Kieselmasse  beobachten,  wie  es  so 
leicht  bei  den  Siphonen  der  geschichteten   Nadeln  vorkommt. 

30* 


2.^6 


Franz  Eilhard  Schulze:  Hexactinelliil™. 


Beachtenswert  ist,  daß  bei  dem  Abschmelzen  von  Amphidisken  mittelst  Flußsäure  der 
Achsenkanal  nur  dann  erweitert  wird,  wenn  er  zuvor  durch  einen  Bruch  der  Nadel  geöffnet  war, 
und  daß  durch  das  allmähliche  Abschmelzen  der  Kieselmasse  bei  unversehrten  Nadeln  nach 
einander  ganz  die  nämlichen  Nadelformen  heraustreten,  welche  beim  Wachstum  des  Amphidisks, 
von  dessen  erster  Anlage  bis  zu  seiner  vollkommenen  Ausbildung,  in  entgegengesetzter  Folge 
durchlaufen  wurden.  Dasselbe  gilt  auch  bei  allen  übrigen  Nadeln  als  (wenngleich  nicht  ganz 
ausnahmslose)  Regel. 

c)  Verhalten  der  Nadeln  im  polarisierten  Lichte. 

Während  wir  über  das  Verhalten  der  Kalkschwammnadeln  im  polarisierten  Lichte 
durch  die  Untersuchungen  Sollas'1)  und  besonders  von  Ebner's2)  ziemlich  gut  unterrichtet 
sind,  ist  dies  hinsichtlich  der  Kieselspongiennadeln  schon  deshalb  nicht  der  Fall,  weil  die  An- 
gaben der  bisherigen  Untersucher  sich  vielfach  widersprechen.  Ich  bin  daher  genötigt,  der  Mit- 
teiluno- meiner  eigenen  Studien  eine  kurze  Uebersicht  der  Angaben  früherer  Forscher  auf  diesem 
Gebiet  vorauszuschicken. 

Die  älteste  mir  bekannte  Notiz  über  das  optische  Verhalten  der  Kieselnadeln  hat  Ehren- 
berg3) im  Jahre  1848  mit  folgenden  Worten  gegeben :  „Die  Seeschwämme  zeigen  in  ihren  weichen 
Fasern  prächtige  doppelte  Lichtbrechung,  wie  Pflanzen,  und  ihre  Kieselteilchen  verhalten 
sich  wie  Phytolithen  einfach  lichtbrechend.  Ebenso  die  Kieselnadeln  der 
Spongilla." 

In  demselben  Aufsatze  sagt  Ehrenberg  ferner  (1.  c.  S.  245):  „Die  Schwämme  (Spongien) 
der  Feuersteine  sind  einfach  lichtbrechend,  obwohl  die  Seeschwämme  doppelt  lichtbrechende 
Fasern  haben.  Die  Substanz  verhält  sich  demnach  wie  die  der  versteinerten  Pflanzen,  sie  ist 
wohl  durch  opalartige  Kieselmasse  ersetzt  und  als  Pflanzensubstanz  nicht  vorhanden." 

Im  Jahre  1860  berücksichtigte  Max  Schultze  in  seinem  Buche  „Die  Hyalonemen"  auch 
das  Verhalten  der  langen  Schopf  nadeln  (Basalia)  im  polarisierten  Lichte;  „Schon  früher",  so  sagte 
er  1.  c.  S.  18,  „hat  Ehrenberg  darauf  aufmerksam  gemacht,  daß  die  Kieselerde  der  Hyaloncma- 
Nadeln  so  wenig  als  die  anderer  .Spongien  das  Licht  doppelt  breche.  Das  ist  durchaus  richtig. 
Dennoch  kommen  Erscheinungen  von  Doppelbrechung  an  unseren  Kieselnadeln  vor,  und  zwar 
sind  es  die  verschwindend  dünnen  Lagen  organischer  Substanz,  deren  Ausdruck  die  Schichtungs- 
linien sind,  die  das  Licht  deutlich  doppelt  brechen.  .  .  Namentlich  am  Ouerschliff  der  Nadeln  ist 
die  Doppelbrechung  der  aus  organischer  Substanz  bestehenden  Zwischenlagen  deutlich  wahr- 
zunehmen, und  zwar  verhält  sich  jede  Schicht  bei  dieser  Ansicht  optisch  negativ.  Jede  der 
Schichten  gleicht  dem  Querschliffe  eines  Hohlcylinders  oder  einer  Hohlkugel,  welche  betrachtet 
werden,  während  ein  gleichmäßiger  Druck    von    außen    auf   die  Wand  derselben  ausgeübt  wird." 

Sehr  kurz  fertigte  G.  Valentin  die  Skelettbildungen  der  Kieselspongien  in  seinem  Buche 
„Die  Untersuchung  der  Pflanzen-  und  Tiergewebe  in  polarisiertem  Lichte",  1861,  S.  204  ab, 
indem  er  einfach  erklärte:  „Doppelbrechung  fehlt  in  den  durch  Säure  isolierten  Kieselnadeln  und 
den  Kieselkörpern  der  Spongien." 

1)  1S85.     Proc.  Roy.  Dublin  Soc,   N.  S.  Vol.  IV,  p.  374. 

2)  [887.     Sitzungsber.  der  Wiener  Akademie,    I.   Abt.,  p.   55  — 149. 

3)  1848.     Verhandl.   Berl.  Akad.,  p.   241. 


Zweiter  Teil.      Morphologie. 


237 


Im  Jahre  [884  berichtete  sodann  ).  Thoulet  in  den  Comptes  rendus  de  l'Acad.  des  Sc. 
Paris,  j).  1000,  über  das  physikalische  und  chemische  Verhalten  gewisser  Kieselspongicnnadeln, 
welche  von  den  Tiefsee-Untersuchungen  des  „Talisman"  herrührten.  An  einigen,  150 — 200  min 
langen  und  5  mm  (sollte  wohl  heißen  0,5  mm)  bis  1  mm  dicken,  fadenförmigen  und  an  einem 
Ende  konisch  auslaufenden  Nadeln,  bei  welchen  er  die  Zusammensetzung  aus  konzentrisch  ere- 
schichteten  Röhrenlamellen  und  den  engen  Achsenkanal  erkannt  hatte,  studierte  er  auch  das  Ver- 
halten im  polarisierten  Lichte  und  kam  zu  folgendem  Resultate:  „Entre  les  nicols  croises,  au 
microscope,  ces  spicules  sont  isotropes."  Obwohl  die  Kieselspongien,  von  welchen  diese 
Nadeln  stammen,  nicht  genannt  sind,  vermute  ich  doch  aus  der  Größe,  daß  es  sich  um  Schopf- 
nadeln einer  Hexactinellide  handelte.  Dafür  spricht  auch  die  andere  von  Thoulet  zugleich 
noch  untersuchte  Nadelform  großer  Fünfstrahler.  Vielleicht  rührten  beide  Nadeln  von  Phero- 
nemen  her. 

In  seiner  schon  oben  erwähnten  gründlichen  Untersuchung  des  feineren  Baues  der  Skelett- 
teile  der  Kalkschwämme  hat  V.  v.  Ebner  im  Jahre  1887  auch  die  Kieselnadeln  der  Spongien 
kurz  berücksichtigt.  Er  sagt  1.  c.  S.  56:  „Bei  der  Mehrzahl  der  von  mir  untersuchten  Kiesel- 
schwämme konnte  ich  keine  merkliche  Doppelbrechung  finden,  so  bei  Plakina  marginata,  Reniera 
aquaedudus,  Geodia  conchilega  O.  Schm.,  G.  placenta  O.  S.,  Suberites  flavus  Ltererk.,  Telhya 
lyneurium  Lp.k.,  Cammus  vulcani  O.  S.  und  Dactylocalyx  callocyathus  O.  S. ;  nur  bei  Sponge/ia 
avara  und  einer  Species  Farrea  mit  dicken,  deutlich  geschichteten  Skelettbalken  war  eine  sicher 
nachweisbare  schwache  Doppelbrechung  vorhanden,  deren  Charakter  mit  jenem  der  Horn- 
schwämme  übereinstimmt.  Im  ganzen  ergab  sich  also,  daß  die  Hornschwammskelette  deutlich 
doppelbrechend  sind,  die  Kieselschwammskelette  schwach  oder  gar  nicht,  daß  aber 
bei  beiden  wenn    Doppelbrechung   erkennbar    wird    —    dieselbe    durch    eine  Druckspannung 

senkrecht  zur  Oberfläche  sich  erklären  läßt.  Ferner  müßte  man  annehmen,  daß  die  kolloidale 
Kieselsäure  gegen  Spannungen  viel  weniger  optisch  reagiert  als  das  sogenannte  Spongin." 

Daß  zahlreiche  Kieselnadeln  von  Spongien,  sei  es  in  ihrer  natürlichen  Lage  im  Weich- 
körper,  sei  es  im  isolierten  Zustande,  Doppelbrechung  zeigen,  ist  trotz  der  entgegengesetzten 
Behauptungen  von  Ehrenberg,  Valen  rix  und  Thoulet  leicht  nachzuweisen.  Sehr  deutlich  treten 
die  in  Betracht  kommenden  Erscheinungen  an  den  schon  von  Max  Schultze  studierten  strick- 
nadeldicken, langen  Basalnadeln  des  Wurzelschopfes  von  Hyalonema  in  der  von  diesem  Forscher 
kurz,  aber  treffend  geschilderten  Weise  auf,  lassen  sich  aber  auch,  wie  bereits  V.  v.  Ebner  an- 
gegeben hat,  an  manchen  anderen  Kieselskeletten  von  .Spongien,  z.  B.  an  manchen  Diktyonal- 
gerüsten  von  Farrea,  unschwer  feststellen. 

Doch  bleibt  es  immerhin  bemerkenswert  und,  wie  sich  gleich  zeigen  wird,  auch  leicht 
begreiflich,  daß  so  viele  tüchtige  Beobachter  das  Gegenteil  behauptet  haben. 

Als  ich  zum  ersten  Male  die  (bis  zu  kleinfinger-)dicken  Pfahlnadeln  von  Monorhaphis 
erblickte,  war  mein  Gedanke:  „Wie  gut  werden  sich  diese  massigen  Nadeln  zu  Polarisations- 
studien  eignen!" 

Ich  begann  daher  meine  Untersuchungen  über  das  Verhalten  der  Kieselspongiennadeln 
im  polarisierten  Lichte  mit  diesen  großen  Pfahlnadeln  von  Monorhaphis  und  will  auch  hier  in 
dem  Berichte  über  die  von  mir  beobachteten  Polarisationserscheinungen  zunächst  mit  diesen  be- 


0,o  Franz  Eilhard  Schulze:  Hexactinelliden. 

ginnen.  Dabei  erscheint  eine  gesonderte  Besprechung  der  beiden  von  mir  unterschiedenen 
Monorhaphis-Axtea  wegen  ihres  in  dieser  Beziehung  durchaus  gleichen  Verhaltens  unnötig. 

Bringt  man  einen  senkrecht  zur  Längsachse  einer  solchen  kolossalen  Nadel  angefertigten 
planparallelen  Querschliff  derselben  zwischen  die  gekreuzten  Nicols,  so  sieht  man  im  dunklen 
Felde  die  4  unter  45°  zu  den  beiden  Polarisationsebenen  orientierten  Quadranten  der  konzentrisch 
geschichteten  kreisrunden  Scheibe  hell  leuchten,  getrennt  durch  ein  dunkles  Kreuz,  dessen  Mittel- 
punkt im  Centrum  der  Scheibe  liegt.  Schiebt  man  sodann  ein  Gipsplättchen ,  welches  das 
Rot  erster  Ordnung  giebt,  ein,  so  sieht  man  auf  dem  roten  Grunde,  und  getrennt  durch  ein 
rotes  Kreuz,  je  zwei  sich  gegenüberstehende  breite  blaue  resp.  gelbe  Quadranten  und  den  dem 
Achsenstrangquerschnitt  entsprechenden  Centralteil  in  der  roten  Farbe  des  Grundes. 

Diese  je  nach  der  Dicke  des  Querschliffes  mehr  oder  weniger  intensiven  Helligkeits- 
resp.  Farbenerscheinungen,  welche  ebensowohl  bei  einfacher  Betrachtung  mit  bloßem  Auge  als 
bei  Anwendung  jeder  beliebiger  Vergrößerung  deutlich  zu  erkennen  sind,  beweisen,  daß  bei 
diesen  Nadeln  Doppelbrechung  des  Lichtes  stattfindet.  Sodann  war  festzustellen,  ob  die  ganze 
Masse  der  Nadel  doppelbrechend  ist  oder  nur  gewisse  Teile. 

Zu  dem  Zwecke  bedurfte  es  natürlich  solcher  Vergrößerungen,  welche  nicht  nur  die  Tat- 
sache der  Schichtung,  sondern  auch  die  feinen  organischen  Lamellen  zwischen  den  aufeinander 
folgenden  Kiesellaoern  deutlich  erkennen  lassen. 

Wendet  man  eine  solche  Vergrößerung  (d.  h.  also  ca.  300 : 1  oder  darüber)  bei  hinreichend 
hellem  Lichte  an,  so  zeigt  ein  Querschliff  bei  der  Betrachtung  unter  gekreuzten  Nicols  ein 
deutliches  Aufleuchten  der  dünnen  Zwischenlamellen  in  den  unter  45"  zu  den  Polarisationsebenen 
befindlichen  Quadranten,  während  der  den  Achsenkanal  direkt  umgebende  Protosiphon  resp.  die 
innerste  Kiesellage  und  alle  übrigen  Siphone  nebst  den  die  hellen  Quadranten  trennenden, 
den  Polarisationsebenen  entsprechenden  Kreuzzonen  so  dunkel  bleiben  wie  das  umgebende  Ge- 
sichtsfeld. 

Schiebt  man  darauf  ein  das  Rot  erster  Ordnung  zeigendes  Gipsplättchen  ein,  so  erscheinen 
die  vorher  hellen  schmalen,  konzentrischen  intermediären  Lamellendurchschnitte  in  den  beiden 
sich  kreuzenden  Quadrantenpaaren  deutlich  hellgell:)  resp.  blau,  während  die  centrale  Partie,  alle 
Siphone  und  die  den  Polarisationsebenen  der  Nicols  entsprechenden  Trennungszonen  unter  jedem 
Azimut  ebenso  rot  bleiben  wie  das  umgebende  Gesichtsfeld  (Taf.  XLVII,  Fig.   1   u.  6). 

Daraus  folgt,  daß  die  den  organischen  Lamellen  entsprechenden  schmalen  konzentrischen 
Zwischenzonen  sich  hinsichtlich  der  Doppelbrechung  anders  verhalten  als  die  dazwischenliegenden 
siphonalen  Kiesellamellen,  resp.  der  Protosiphon  und  der  Achsenstrang. 

Um  nun  zunächst  zu  unterscheiden,  ob  die  Kieselsubstanz  der  Siphone  einfach-  oder 
doppeltlichtbrechend  ist,  bedurfte  es  des  Durchsehens  in  ganz  verschiedenen  Richtungen  unter 
den  nämlichen  Bedingungen,  d.  h.  bei  rechtwinklig  gekreuzten  Nicols  und  zwischengeschobenem 
(iipsplättchen,  welches  mit  seiner  optischen  Achsenebene  zu  den  gekreuzten  Polarisationsebenen 
unter  450  orientiert  ist.  Dabei  stellte  es  sich  denn  heraus,  daß  bei  allen  ganz  behellig  gelegten 
oder  orientierten  Schliffen  stets  die  Kiesellamellen  der  Siphone  die  rote  Farbe  des  Grundes  auf- 
weisen, daß  also  die  Kieselsubstanz  selbst  nichts  von  Doppelbrechung  zeigt, 
d.   i.  isotrop  ist. 


/.weiter  Teil.      Morphologie. 


'■39 


Die  nächste  Aufgabe  war  nun,  die  Lage  der  optischen  Achse  der  doppeltbrechenden 
Spiculinlamellen  in  der  dicken  Nadelrinde  festzustellen.  Zu  dem  Zwecke  spaltete  ich  durch 
einen  Sägeschnitt  einen  walzenförmigen  Pfahlnadelabschnitt  der  Länge  nach  in  zwei  gleiche 
Längshälften,  schliff  die  Schnittfläche  der  einen  halbcylindrischen  Hälfte  glatt  und  löste  mit 
einem  spitzen  Messer  ihre  dem  axialen  Teile  der  ganzen  Nadel  entsprechende  und  den  Achsen- 
strang enthaltende  centrale  Partie  so  heraus,  daß  noch  ein  dickes,  halbröhrenförmiges  äußeres 
Rindenstück  übrig  blieb,  welches  nicht  nur  eine  glatte  äußere  Oberfläche,  sondern  auch  eine 
durchaus  glatte  innere,  rinnenförmige  Spaltfläche  aufwies.  Als  ich  nun  dieses  halbrinnenförmige 
Stück  in  horizontaler  Lage  zwischen  die  gekreuzten  Nic<>ls  des  Mikroskopes  brachte  und  unter 
Anwendung  des  Gipsplättchens  untersuchte,  zeigte  die  mittlere  flach  aufliegende,  muldenförmig 
vertiefte  Partie  bei  jeder  beliebigen  Horizontalorientierung  die  rote  Farbe  des  Grundes,  während 
die  beiden  seitlichen,  senkrecht  emporragenden  parallelen  Randdurchschnitte  in  ihren  längsdurch- 
schnittenen Spiculinlamellen  je  nach  der  Orientierung  (450  zu  den  gekreuzten  Polarisationsebenen 
der  Nicols)  die  gelbe  resp.  blaue  Farbe  aufwiesen  (Taf.  XLVII,  Fig.  2  u.  3).  Hierdurch  war  er- 
wiesen, daß  bei  diesen  Spiculinlamellen  nur  eine  optische  Achse  vorhanden  ist,  und  daß  dieselbe 
senkrecht  zur  Lamellenfläche  gerichtet  ist.  Durch  einen  Vergleich  mit  der  Achsenebene  des  Gips- 
plättchens wurde  nun  auch  die  Entscheidung  darüber  getroffen,  ob  die  Doppelbrechung  positiv 
oder  negativ  ist.  Wenn  die  optische  Achse  der  Spiculinlamelle  der  optischen  Achsenebene  des 
Gipsplättchens  parallel  gerichtet  war,  so  erschien  derselbe  Spiculinlamellendurchschnitt  gelb,  senk- 
recht dazu  blau.  Es  war  also  ein  Sinken  der  Farbe  (vom  Rot  zum  Gell)  erster  Ordnung)  und 
damit  negative  Doppelbrechung  konstatiert.  Mit  anderen  Worten:  „Die  hohlcylindrischen 
Spiculinlamellen  des  Rindenteiles  der  Pfahlnadeln  verhalten  sich  so,  als  ob  sie  wie  gleich- 
geformte Glaslamellen  in  radiärer  Richtung  von  außen  nach  innen  gepreßt  würden.  Das  in 
den  Spiculinlamellen  unter  diesen  Voraussetzungen  angenommene  einachsige  Elasticitätsellipsoid ') 
muß  demnach  die  Gestalt  eines  drehrunden  platten  Kuchens  (mit  kurzer  Hauptachse)  haben 
und  ist  mit  dieser  seiner  kurzen  Hauptachse  senkrecht  zur  Lamellenfläche,  also  radiär  (in  den 
äußeren  Nadelschichten)  gerichtet. 

Absichtlich  habe  ich  bisher  nur  von  dem  äußeren  Rindenteil  der  ganzen  Nadel  ge- 
sprochen, weil  der  Achsenstrang  und  die  denselben  zunächst  umgebende  Nadelpartie  sich  wesent- 
lich anders  verhält.  —  Ob  die  Substanz  des  Achsenstranges  das  Licht  einfach  oder  doppelt 
bricht,  ist  natürlich  aus  dem  Umstände  allein,  daß  er  im  Nadelquerschnitt  bei  gekreuzten  Nicols 
dunkel  bleibt  und  bei  Anwendung  des  Gipsplättchens  unter  jedem  Azimut  die  rote  Farbe  des 
Grundes  zeigt,  nicht  ersichtlich,  da  ja  die  optische  Achse  (resp.  eine  Achse)  in  der  Längsrichtung 
des  Achsenstranges  selbst  liegen  kann.  LJnd  in  der  That  ist  das  letztere,  wie  die  Untersuchung 
unter  dem  Polarisationsmikroskope  bei  seitlicher  Durchsicht  der  liegenden  Nadel  lehrt,  auch 
wirklich  der  Fall.  Denn  wenn  man  ein  Stück  der  cylindrischen  Nadel  oder  besser  einen  dünnen 
planparallelen  Längsschliff  derselben,  welcher  den  Achsenstrang  enthält,  so  zwischen  die  ge- 
kreuzten Nicols  bringt,  daß  man  den  Achsenstrang  nicht  in  der  Richtung  seiner  Längsachse, 
sondern  rechtwinklig  dazu,  von  der  Seite  betrachtet,  so  sieht  man  ihn  in  der  Orientierung 
von  +  45°   zu   den  Polarisationsebenen    der  Nicols   hell   leuchten,    während    er   dunkel  bleibt  in 


1)  Diese  und  verwandte  Ausdrücke    sind   hier   stets  im  Sinne   eines  Elasticitätsellipsiods  des  Druckes    verstanden,  wie  es  in  ge- 
preßtem Glase   durch  Zug  resp.  Druck  entsteht. 


2  .q  Franz  Eilhard  Schulze:  Hexactinelliden. 

den  übrigen  Lagen,  und  findet  ihn  bei  Anwendung  des  Gipsplättchens  unter  derselben  Orien- 
tierung seiner  Längsachse  mit  der  Achsenebene  des  Gipsplättchens  gelb  gefärbt  (rechtwinklig 
dazu:  blau),  während  er  in  der  Lage  der  Polarisationsebenen  der  beiden  Nicols  die  rote  Farbe 
des  Grundes  zeigt  (Taf.  XLVII,  Fig.  4  u.  8). 

Daraus  folgt,  daß  die  optische  Achse  des  Achsenfadens  mit  seiner  Längsrichtung  überein- 
stimmt, und  daß  er  wegen  der  im  Verhältnis  zum  Rot  erster  Ordnung  des  Grundes  sinkenden 
Farbe  negative  Doppelbrechung  besitzt.  Es  wird  somit  hier  bei  Anwendung  des  Gips- 
plättchens der  Achsenfaden  stets  die  komplementäre  Farbe  der  Nadelrinde  haben. 

Absichtlich  habe  ich  bisher  nur  von  dem  Rindenteil  der  Nadel  und  von  dem  Achsen- 
faden, nicht  aber  von  der  dazwischen  liegenden  innersten  Region  des  lamellös  geschichteten 
Nadelkörpers  gesprochen. 

Von  vornherein  würde  man  erwarten,  daß  diese  den  Achsenstrang  umgebenden  innersten 
Lamellen  der  geschichteten  Nadel  sich  ebenso  verhalten  müßten  wie  die  zur  Rinde  gehörigen 
äußeren.  Das  ist  aber  keineswegs  der  Fall.  Vielmehr  unterscheidet  sich  diese  aus  etwa  4 — 8 
Siphonen  mit  zwischenliegenden  Spiculinlamellen  bestehende  axiale  Partie  des  lamellösen  Nadel- 
körpers -  -  das  adaxiale  Feld,  wie  ich  es  nennen  will  •  bei  seitlicher  (Längs-)Ansicht  der 
Nadel  im  Polarisationsfelde  von  deren  Rindenteile  dadurch,  daß  er  die  entgegengesetzte  (also 
die  mit  der  Achsenfadenfarbe  übereinstimmende)  Farbe  zeigt,  und  zwar  so,  daß  diese  letztere 
in  unmittelbarer  Nähe  des  Achsenfadens  am  intensivsten  ist  und  distad  allmählich  so  lange  an 
Intensität  abnimmt,  bis  sie  kontinuierlich  in  eine  rote  Zone  und  diese  sodann  in  die  entgegen- 
gesetzte Farbe  der  Rinde  übergeht  (Taf.  XLVII,  Fig.  4  u.  8). 

Bei  einigen  guten  Ouerschliffen  von  ganz  dicken  Pfahlnadeln  finde  ich  zwar  in  der  hier 
in  Betracht  kommenden  Umgebung  des  Achsenfadenquerschnittes  ein  Farbenkreuz,  aber  mit  ent- 
gegengesetzter Orientierung  wie  bei  der  Nadelrinde,  dessen  Farbenintensität  jedoch  nach  dem 
Centrum  (d.  h.  also  nach  dem  Achsenfadenquerschnitt)  zu,  allmählich  so  abnimmt,  daß  die  nächste 
Umgebung  des  Achsenstranges  fast  rot  erscheint.  In  anderen  Fällen  dagegen  sehe  ich  die 
ganze  in  Betracht  kommende  Umgebung  des  Achsenfadens  bei  diesem  selbst  in  der  Farbe  des 
Grundes,  also  rot. 

Uebrigens  will  ich  nicht  versäumen  hier  mitzuteilen,  daß  diese  nähere  Umgebung  des 
Achsenfadens  (das  adaxiale  Feld)  sich  bei  vielen  Pfahlnadeln  durch  eine  schwache  Trübung 
und  leichtes  Opalisieren  von  der  übrigen  Masse  der  Nadel  unterscheidet  (Taf.  XLVII,  Fig.  1). 
Die  Trübung  kann  bei  ganzen  seit  längerer  Zeit  in  abgestorbenem  Zustande  der  Einwirkung 
des  Meerwassers  ausgesetzten,  und  noch  mehr  bei  trocken  aufbewahrten  Pfahlnadeln  so  stark 
werden,  daß  ein  deutliches  Opalisieren  eintritt,  und  die  ganze  Nadel,  besonders  aber  der 
axiale  Teil,  bei  auffallendem  Lichte  schon  dem  bloßen  Auge  lichtblau,  bei  durchfallendem 
Lichte  dagegen  schwach  gell) -bräun  lieh  erscheint. 

Diese  Trübung  bedingt  im  Polarisationsbilde  von  Ouerschliffen  eine  bräunliche  Färbung 
des  adaxialen  Teiles,  wie  sie  in  Fig.   1    der    Taf.  XLVH  angedeutet  ist. 

Nachdem  ich  die  großen  Pfahlnadeln  von  Monorhaphis  hinsichtlich  ihres  Verhaltens  im 
polarisierten  Lichte  geprüft  hatte,  wandte  ich  mich  den  zwar  weniger  dicken,  aber  immerhin 
meistens  noch  über  1  mm  starken,  stricknadelförmigen  Basalschopfnadeln  anderer  großer 
Amphidiscophora,  wie  Pheronema,   Hyafonema  etc.,  zu. 


Zweiter  Teil.     Morphologie.  211 

An  dem  Nadelquerschliff  zeigt  der  Achsenfaden  hei  jeder  Drehung  die  rote  Farbe  des 
Gipses,  bei  der  Längsansicht  bietet  er  dagegen,  ebenso  wie  der  Achsenstrang  der  Monörhaphis- 
Pfahlnadel,  einen  Gegensatz  seiner  Polarisationsfarbe  zu  derjenigen  des  breiten  äußeren  ge- 
schichteten Randteiles.  Erscheint  dieser  letztere  bei  entsprechender  Orientierung  gelb  auf 
dein  roten  Gipsgrunde,  so  ist  er  deutlich  blau  und  umgekehrt,  wobei  der  dem  Achsen- 
strange zunächst  gelegene  innere  Nadelteil  die  Polarisationsfarbe  des  Achsenfadens,  wenn- 
gleich in  abgeschwächtem  Grade  und  mit  nach  außen  bald  abnehmender  Intensität,  zeigt.  Durch 
eine  schmale  rote  Zone  geht  dann  die  Farbe  <  des  adaxialen  Feldes  distad  in  die  entgegen- 
gesetzte der  breiten  Nadelrinde  über. 

Das  Gleiche  findet  sich  bei  den  großen  Begleitnadeln  der  Äfonoraa/>/m-Yiah\na.de\,  bei 
den  Basalnadeln  von  Hyalonema,  überhaupt  bei  allen  geschichteten  cylindrischen  oder  spindel- 
förmigen Megaskleren  oder  Megaskleren-Strahlen  sämtlicher  Hexactinelliden  und  anderer  Kiesel- 
spongien  (Taf.  XLVII,  Fig.  4,  6  u.  8). 

Da,  wo  die  Kiesellamellen  und  die  zwischengelagerten  Spiculinlamellen  sich  nicht  in  ge- 
streckter Cylinder-  oder  Spindelform,  sondern  in  Gestalt  von  Kugelschalen  angeordnet  zeigen, 
wie  in  den  so  häufig  an  Stelle  abortierter  Strahlen  auftretenden  halbkugeligen  Buckeln  oder  am 
vollkommensten  in  den  kugeligen,  konzentrisch  geschichteten  Kieselperlen,  welche  bis  zu  100  \>. 
und  darüber  Durchmesser  bei  verschiedenen  Hexactinelliden,  wie  Hyalonema,  Monorhaßhis  etc. 
hie  und  da  vorkommen,  tritt  ein  durchaus  einfaches  Polarisationsbild  sowohl  ohne  als  mit  An- 
wendung des  Farben  gebenden  Gipsplättchens  auf  (Taf.  XLVII,  Fig.  4  u.  5). 

Betrachtet  man  eine  solche  kugelige  Kieselperle  zunächst  ohne  eingeschobenes  Gips- 
plättchen  zwischen  den  rechtwinklig  gekreuzten  Nicols,  so  sieht  man  bei  jeder  Lage  der  Kugel 
auf  dem  dunklen  Grunde  die  unter  +  45°  zu  den  Polarisationsebenen  der  Nicols  orientierten 
Kugelquadranten  hell  leuchten,  nur  geschieden  durch  die  den  beiden  gekreuzten  Polarisations- 
ebenen  der  Nicols  entsprechenden  schmalen  dunkeln  Zonen  und  einen  centralen  dunklen  Fleck, 
welcher  der  in  die  Sehachse  fallenden  Kugelachsenrichtung  entspricht.  Schiebt  man  dann  ein 
Gipsblättchen  ein,  welches  das  Rot  erster  Ordnung  giebt,  so  erscheinen  die  der  Achsenebene 
dieses  Gipsplättchens  entsprechenden  beiden  gegenüberliegenden  Quadranten  gelb,  die  rechtwinklig 
dazu  orientierten  beiden  anderen  Quadranten  dagegen  blau.  Dies  Sinken  der  Farbe  in  der  auf 
die  Fläche  der  allein  doppeltbrechenden  Spiculinlamellen  senkrechten  Achse  beweist  auch  hier 
den  negativen  Charakter  der  Polarisation  (Taf.  XLVII,  Fig.  5). 

Dasselbe  Bild  entsteht,  wenn  man  eine  der  halbkugeligen  oder  konischen  Erhebungen  in 
ihrer  Achsenrichtung  von  oben  betrachtet  (Taf.  XLVII,  Fig.  4). 

Auch  bei  sämtlichen  übrigen  geschichteten  Kieselbildungen  der  Hexactinelliden 
(und  aller  anderen  Kieselspongien),  mögen  sie  eine  Gestalt  haben,  wie  immer,  herrscht  hinsichtlich 
der  Polarisation  dasselbe  Gesetz,  daß  die  Polarisationsachse  die  Spiculinlamellen 
stets  rechtwinklig  durchsetzt  und  daß  der  Charakter  dieser  Polarisationswirkung  negativ 
ist,  während  bei  dem  langgestreckten  Achsen  faden  che  Polarisationsachse  in  dessen  Längs- 
richtung liegt  und  der  Polarisationscharakter  ebenfalls  negativ  ist.  Auf  die  Deutung 
des  scheinbar  abweichenden  Verhaltens  der  Polarisations-Achsenrichtung  des  Achsenfadens  und 
der   inneren  Spiculinlamellen    im  Verhältnis   zu   den   äußeren    komme    ich  zurück  bei  der  weiter 

Deutsche  Tiefsee-Expedition  1898 — 1899.     Bd.  IV.  31 


242  Franz  Eii.hard  Schulze:  Hexactinelliden. 

unten  folgenden  Besprechung  der  Bildung  der  Kieselnadeln  und  der  Entstehung  ihrer  einzelnen 
Bestandteile. 

Uebrigens  will  ich  hier  ausdrücklich  noch  darauf  aufmerksam  machen,  daß  erhebliche 
Abweichungen  und  Umkehrungen  dieser  Erscheinungen  leicht  überall  da  eintreten,  wo  etwa  durch 
Zerbrechen  der  Nadel  oder  auch  nur  durch  Biegung  die  natürlichen  Spannungsverhältnisse  ge- 
ändert werden.  Ein  Fall  der  Art  ist  in  Fig.  7,  der  Tafel  XLYII  an  einer  durch  Biegen  und 
Ouerbruch  veränderten  Nadel  dargestellt.  Daß  durch  Biegen  oder  Drücken  jeder  Nadel  leicht  die 
nämlichen  Polarisationserscheinungen  zu  erzielen  sind,  wie  bei  einem  einfachen  Glasstab  oder 
einer  Glasröhre,  braucht  wohl  als  selbstverständlich  hier  kaum  erwähnt  zu  werden. 

Ich  wende  mich  jetzt  zu  dem  optischen  Verhalten  derjenigen  Kieselnadeln,  welche  keine 
Schichtung  erkennen  lassen.  Es  sind  das  sämtliche  Mikrosklere  und  von  den  später  eine 
Schichtung  aufweisenden  Megaskleren  die  Jugendformen,  welche  nur  erst  den  Protosiphon  und 
einen  äußerst  dünnen  Achsenstrang  besitzen.  Hier  vermisse  ich  überall  Doppelbrechung  des 
Lichtes;  selbst  bei  solchen  Mikroskleren,  welche,  wie  die  größeren  Pentaktin-  und  Hexaktinpinule, 
an  den  Distalenden  ihrer  Strahlen  noch  nicht  geschlossen  sind,  also  weiterwachsen  können,  ist  es 
mir  mit  den  mir  zu  Gebote  stehenden  Hilfsmitteln  bisher  nicht  gelungen,  Doppelbrechung  sicher 
nachzuweisen.  Auch  der  hier  allerdings  recht  dünne  Achsenfaden  ließ  nichts  davon  deutlich 
erkennen. 

So  komme  ich  denn  zu  dem  Endergebnis,  daß  die  Kieselsäure  an  sich  in  den  Spongien- 
nadeln    einfach    lichtbrechend  isotrop    —   ist    und    daß    die    an    allen    geschichteten    Nadeln 

nachzuweisende  Doppelbrechung  (Anisotropie)  nur  den  aus  organischer  Substanz  bestehenden 
Sponginlamellen  und  dem  ebenfalls  nur  aus  organischer  Substanz  bestehenden  Achsenfaden 
zukommt. 

Ich  schließe  hieran  die  Mitteilung  einiger  Resultate,  welche  mir  die  Untersuchung  des 
Weichkörpers  der  Hexactinelliden  und  speciell  der  die  Nadeln  umschließenden  Scheide  bei 
Anwendung  polarisierten  Lichtes  ergeben  hat.  Zunächst  zeigte  es  sich,  daß  die  Nadelscheiden 
und  die  mit  ihnen  zusammenhängenden  Bälkchen  und  Faserzüge,  welche  so  häufig  zur  Ver- 
bindung benachbarter  Nadeln  führen,  das  Licht  deutlich  doppelt  brechen,  und  zwar  um  so 
stärker,  je  dicker  die  Scheide,  resp.  die  davon  abgehenden  Fasern  sind.  Dementsprechend  tritt 
die  Doppelbrechung  am  auffälligsten  an  jener  relativ  dicken,  netzförmigen  Lamelle  auf,  welche 
die  riesige  Pfahlnadel  der  Monorhaphis  eng  umschließt  und  durch  derbe  Ausläufer  mit  den 
dünneren  Scheiden  der  Comitalia  in  ziemlich  fester  Verbindung  steht.  An  dieser  dicken  Pfahl- 
nadelscheide, welche  in  ihrem  anatomischen  Verhalten  oben  S.  207  ausführlich  geschildert  ist,  hat 
sich  denn  auch  die  Lage  der  optischen  Achse  und  die  Art  der  Polarisation  leicht  ermitteln  lassen. 

Breitet  man  ein  solches  Faserbalkennetz  nach  der  Isolierung  flach  auf  dem  Objekt- 
träger sorgfältig  unter  möglichster  Vermeidung  von  Faltenbildung  in  Glycerin  (resp.  nach  vor- 
gängiger Entwässerung  in  Kanadabalsam  oder  Dammarlack)  horizontal  aus  und  bringt  es 
/wischen  die  gekreuzten  Nicols,  so  erscheint  es  in  allen  Teilen  und  bei  jeder  Drehung  dunkel 
wie  der  Grund.  Bringt  man  aber  die  einzelne  Netzbalken  der  Scheiden  in  eine  Seitenlage,  indem 
man  etwa  einen  senkrecht  zur  Pfahlnadelachse  durch  die  röhrenförmige  Nadelscheide  gelegten 
dünnen  Querschnitt  in  natürlicher  Lage  als  Ring  auf  dem  Objektträger  ausbreitet  und  dann  in 
Glycerin  (resp.  Dammarharz  oder  dergl.)  untersucht,  so  sieht  man  deutlich    diejenigen  Bogenteile 


Zweiter  Teil.     Morphologie.  2A."\ 

des  Netzbalkenkreises  hell  leuchten,  welche  unter  +  45°  zu  den  Polarisationsebenen  der  Nicols 
orientiert  sind. 

Stellt  man  dann  durch  Einschieben  eines  entsprechenden  Gipsplättchens  einen  Grund  mit 
dem  Rot  erster  Ordnung  her,  so  sieht  man  die  vorher  hell  leuchtenden  Teile  des  kreisförmigen 
Nadelscheidenquerschnittes  in  der  Weise  gelb  und  blau  gefärbt,  daß  je  zwei  sich  gegenüber- 
liegende Quadranten  die  gleiche  Farbe  haben,  nämlich  ein  Paar  gelb,  das  andere  blau  (Taf.  XLVII, 
Fig.  9).  Und  zwar  entspricht  der  Achsenebene  des  Gipsplättchens  die  Richtungslinie  der  beiden 
gelben  Quadranten.  Die  Doppelbrechung  hat  also  wegen  des  Sinkens  der  Farbe  ebenso  wie 
bei  den  Spiculinlamellen  der  Nadeln  negativen  Charakter,  und  die  optische  Achse  steht 
ebenso  wie  dort  senkrecht  zur  Nadelscheidenfläche.  Diejenigen  Bälkchen  und  Faserzüge,  welche 
in  radiärer  Richtung  von  der  cylindrischen  Nadelscheidenoberfläche  nach  außen  abgehen,  also 
senkrecht  zu  dieser  gestellt  sind,  zeigen  stets  die  komplementäre  Farbe  zu  dem  betreffenden 
Nadelscheidenstück,  von  dem  sie  entspringen.  Folglich  liegt  auch  bei  ihnen  die  optische  Achse 
radiär  zu  ihrer  Längsrichtung,  und  ihre  Doppelbrechung  ist,  wie  bei  der  Pfahlnadelscheide  selbst, 
negativ. 

Als  ich  mich  nun  von  diesen  besonders  dicken  Nadelscheiden  und  ihrer  radiären  Aus- 
läufer zu  den  weniger  starken  Röhrenscheiden  kleinerer  Megasklere,  also  zu  den  spindelförmigen 
Beo-leitnadeln  von  Monorhaphis  und  zu  den  im  Parenchym  steckenden  oberen  Enden  der  langen 
Basalschopfnadeln  von  Hyalonema,  Platylistrum,  Semperella,  Pheronema,  Eupledella  etc.  wandte, 
fand  ich  hier  ganz  dieselben  Verhältnisse  wie  bei  der  riesigen  Pfahlnadel  von  Monorhaphis, 
d.  h.  überall  liegt  die  optische  Achse  radiär  zu  der  Nadelscheidenfläche  und  ist  die  Doppel- 
brechung von  negativem  Charakter.  Ein  Unterschied  besteht  nur  in  der  hier  weit  geringeren 
Stärke  der  Doppelbrechung,  entsprechend  der  geringeren  Dicke  der  Nadelscheide,  welche  bei 
abnehmender  Nadelgröße  immer  schwächer  und  endlich  bei  ganz  kleinen  und  zarten  Nadeln 
so  gering  wird,  daß  sie  sich  mit  den  gewöhnlich  angewandten  und  mir  allein  zugäng- 
lichen Hilfsmitteln  nicht  mehr  nachweisen  läßt.  Das  letztere  gilt  nun  auch  von  dem  übrigen 
Weichkörper  der  Hexactinelliden,  an  dem  ich  nirgends  eine  erhebliche  Doppelbrechung  er- 
kennen konnte. 

Um  zu  einem  tieferen  Verständnis  dieser  an  den  Kieselnadeln  und  ihren  Scheiden  wahr- 
nehmbaren Polarisationserscheinungen  zu  gelangen,  bedarf  es  eines  näheren  Eingehens  auf 
die  bisher  noch  nicht  berücksichtigte  Entstehungs-  und  Wachstumsgeschichte  der  Nadeln  und 
ihrer  Scheiden,  nach  deren  Erörterung  ich  auf  das  Polarisationsverhalten  der  Nadeln  zurück- 
kommen werde. 

d)  Entstehung  und  Wachstum  der  Nadeln. 
Die  erste  Anlage  der  Kieselnadeln  geschieht  nach  der  übereinstimmenden  Angabe  ver- 
schiedener Forscher  im  Plasma  einer  einzelnen  Zelle,  „Skleroblast"  oder  „Silikoblast".  Für 
Spongilla  ist  dies  schon  vor  langer  Zeit  von  Lieberkühn  ( 1 8  5 6) l)  und  Carter  sehr  bestimmt 
behauptet.  Kölliker2)  nimmt  1864  an,  daß  die  Bildung  des  Achsenfadens  das  erste  ist,  indem 
derselbe  „durch  Verdichtung  eines  Teiles  des  Zellinhaltes  entsteht,  analog  etwa  einer  Muskelfibrille 

1)  Archiv  für  Anat.  u.  Phys.,   1858,  S.  408,  Taf.  XV,  Fig.  22. 

2)  Icones  histiologicae,   1864,  p.  61. 


oaa  Franz  Eiliiard  Schulze:  Hexactinelliden. 

und  anderen  geformten  Bildungen  im  Zellinhalt".  „An  diesen  Faden  würde  dann  die  Kieselerde 
aus  dem  Zellinhalte  sich  ablagern  und  eine  Scheide  bilden,  die  durch  immer  neue  Ablagerungen 
von  außen  sich  verdicken  könnte."  „Daß  die  Kieselnadeln  in  ihren  Bildungszellen  vollkommen 
sich  ausbilden,  auch  wenn  solche  Zellen  als  eine  ganz  allgemeine  Erscheinung  sich  ergeben 
sollten,  glaube  ich  nicht,  vielmehr  scheint  mir  kaum  anders  möglich,  als  anzunehmen,  daß  die 
Nadeln  später  frei  werden  und  selbständig  weiter  wachsen."  „Ebenso  wie  früher  aus  dem  Inhalte 
der  Bindegewebszellen,  so  könnten  später  unter  Mitwirkung  der  umgebenden  Parenchymzellen 
immer  neue  Schichten  von  Kieselerde  auf  die  ursprünglich  gebildeten  sich  absetzen  und  so  die 
Nadel  zuletzt  ihre  typische  Länge,  Dicke  und  ihre  Auswüchse  aller  Art  erlangen."  Kölliker 
erörtert  dann  die  Frage,  wie  sich  bei  der  Vergrößerung  der  so  angelegten  Nadel  der  Achsen- 
faden verhält,  ob  derselbe  im  Innern  der  Nadel  selbständig  mitwachse  und  die  Kieselerde  an 
seinen  Enden  fortwährend  aufgelöst  werde,  um  seinem  Wachstum  Platz  zu  machen,  oder  ob  er 
an  seinem  Ende  frei  zu  Page  liege,  dabei  durch  Aufnahme  von  Stoffen  aus  dem  umgebenden 
Parenchym  wachse  und  an  seinen  Seiten  immer  neue  Ablagerungen  von  Kieselerde  erhalte. 

Die  erste  Anlage  einfacher  spindelförmiger  Kieselnadeln  in  Gestalt  eines  ganz  feinen 
dünnen  Stäbchens  im  Plasma  einer  einzelnen  Zelle  haben  mehrere  Forscher  bei  verschiedenen 
Monaxonia  und  Tetraxonia  beschrieben  und  abgebildet,  so  Sollas,  Noll,  Ives  Delage,  Petr  u.  a. 
Auch  bei  anders  gestalteten  einachsigen  Mikroskleren  verschiedener  Form  ist  die  gleiche  Art  der 
Entstehung  angegeben,  so  von  O.  Schmidt1)  für  Chele,  Sigma  und  Orthodragma  von  Esperia.  Auch 
von  vierachsigen  Mikroskleren  ist  die  erste  sehr  kleine  Anlage  im  Plasma  einer  Zelle  von  mir 
bei  Corticium  candelabrum  und  von  Sollas  bei  zahlreichen  Choristiden  und  Lithistiden  beobachtet. 
Einen  minutiösen  Chiaster  hat  Sollas-)  im  Innern  eines  Skleroblastes  abgebildet. 

Daß  nicht  nur  die  Mikrosklere,  sondern  auch  Makrosklere  in  einer  einzigen  Zelle  ent- 
stehen, wurde  im  Jahre  1880  von  Sollas  1.  c.  p.  46  für  Choristiden  mit  folgenden  Worten  an- 
gegeben: „In  the  Choristida  all  the  spicules,  both  large  and  small,  originate  in  a  single  sclero- 
blast,  which  persists  throughout  the  life  of  the  spicule.  The  scleroblast  in  the  case  of  the  large 
spicules  is  a  large  granulär  cell,  extending  all  round  the  spicule,  which  it  has  formed  as  a 
silieeous  secretion.  In  the  granulär  protoplasm,  variously  situated,  is  a  large  oval  nucleus  con- 
taining  a  large  spherical  nucleolus  (1.  c.  p.  34,  PI.  II,  Fig.  20;  PL  XIII,  Fig.  10).  In  the  case  of 
small  spicules  the  scleroblast  is  not  distinguishable  from  an  ordinary  sarcencyte,  and  therefore 
does  not  present  an  unusually  large  nucleus." 

Uebrigens  ist  es  bemerkenswert,  daß  Sollas  (1.  c.  PI.  XV,  Fig.  16)  gelegentlich  an  der 
Oberfläche  von  Megaskleren  (einer  Tetractinellide)  ein  dichtes,  einschichtiges  Lager  von  spindel- 
förmigen, in  querer  Richtung  die  Nadel  umgürtenden  Zellen  beobachtet  hat,  ohne  sich  allerdings 
darüber  auszusprechen,  ob  er  dieses  einschichtige  Zelllager  mit  dem  Wachstum  der  Nadel  in 
Beziehung  setzen  und  diese  Zellen  eben  als  Skleroblasten  deuten  will. 

Nach  Untersuchungen,  welche  von  Noll3)  an  Desmacidon  bosei  Noll,  Craniella  carnosa 
Ruppel  und  Spongilla  fragilis  Leldy  über  die  Bildung  und  das  Wachstum  der  Kieselnadeln 
angestellt    sind,    kommt    dieser    Forscher   zu    folgendem    Ergebnis:    „Die    für    die    Bildung    der 


1)  1X-2  1  >.  Schmidt,  Zoologische  Ergebnisse  der  Nordenfahrt,  S.   120,  Taf.  I,  Fig.   19 — 21. 

2)  (  nallenger-Tetractinellida,  PI.  XXVIII,  Fig.  26. 
i)    \1.I1.  der  Senckenb.-Ges.,   [888,  S.  41. 


/weiter  Teil.     Morphologie.  2A  £ 

Nadel  bestimmte  Zelle,  der  Silikoblast,  streckt  sich  bei  Beginn  seiner  Tätigkeit  in  die  Länge. 
und  daher  erklärt  sich  das  anfänglich  stärkere  Längenwachstum  der  Nadel,  der  Inhalt  der  Zelle 
wird  löslich;  letztere  hellt  sich  auf  und  scheidet  nun  als  innere  Membran  den  Centralfaden  ab. 
Dieser  schlägt  eine  Lage  Kieselsäurehydrat  auf  sich  nieder  und  stellt  mit  dieser  den  ,Achsen- 
i\  linder'  (Claus)  dar,  worauf  die  Bildung  des  Centralfadens  in  Gestalt  einer  auf  dem  Achsen- 
cylinder  abgelagerten  Lamelle  Spiculins  gewissermaßen  wiederholt  wird  und  Kieselschichten  mit 
derartigen  Häutchen  aufeinander  folgen,  bis  die  Mutterzelle  durch  die  Abgabe  dieser  Mantel- 
schichten erschöpft  ist.  Die  Mutterzelle  nimmt  nämlich  in  demselben  Maße  ab,  als  die  Nadel 
in  ihrem  Innern  zunimmt;  ihr  Lumen,  das  von  der  Nadel  ausgefüllt  ist,  wird  natürlich  durch 
die  Abgabe  fester  Stoffe  immer  weiter,  und  in  gleichem  Schritte  blaßt  sie  mehr  und  mehr  ab, 
d.  h.  sie  wird  ärmer  an  Nahrungsstoffen,  ihr  Kern  schwindet,  und  zuletzt  bleibt  von  ihr  nur  noch 
das  Spiculaoberhäutchen  eine  Zeitlang  übrig,  das  zuletzt  ebenfalls  untergehen  kann.  Hat  die 
Zelle  ihre  größte  Länge  erreicht,  dann  kommt  ihre  Tätigkeit  an  den  beiden  Enden  kaum  noch 
in  Betracht,  und  nur  nach  ihrem  mittleren  dicken  Teile  zu  scheidet  sie  noch  stärker  aus,  weshalb 
die  Nadel  in  ihrer  Mitte  also  dicker  sein  muß  als  an  den  Enden." 

Dieser  Vorstellung  von  der  Ablagerung  immer  neuer  Schichten  von  Kieselsäure  auf  den 
zuerst  angelegten  und  später  höchstens  dem  Längenwachstum  zugänglichen  Achsenfaden  steht 
eine  andere,  zuerst  von  O.  Schmidt,  später  besonders  von  W.  Marshall  vertretene  Ansicht 
gegenüber,  nach  welcher  die  „Kieselnadel,  solange  sie  schichtenbildend  wächst,  als  organisiertes 
Wesen  im  Organismus  zu  betrachten  ist  und  eine  organische  Beziehung  zwischen  den  ver- 
schiedenen Schichten,  eine  Wechselwirkung  zwischen  den  inneren  Schichten  und  der  Oberfläche 
stattfindet"  (O.  Schmidt,  Spongien  des  Adriatischen  Meeres,  S.  7).  Auch  dachte  sich  O.  Schmidt 
(1.  c.  S.  7)  ein  Wachstum  mancher  Kieselnadeln  „unter  einem  vollständigen  Stoff-  und  Substanz- 
wechsel, indem  die  Gestalt  nicht  sozusagen  präformiert  ist  durch  die  Anlage  oder  Aus- 
schwitzung der  ersten  Schicht,  sondern  solche  Veränderungen  und  allmähliche  Wandelungen 
durchmacht,  daß  notwendig  dabei  die  erste  Anlage  untergehen  oder  wenigstens  wesentliche 
Modifikationen  erleiden  muß" 

Ferner  muß  hier  eine  zuerst  von  J.  Hopp  ausgesprochene  Ansicht1)  erwähnt  werden,  nach 
welcher  die  Kieselnadeln  gleich  von  vornherein  in  ihrer  Zelle  so  groß  angelegt  und  ausgebildet 
werden,  wie  sie  nachher  sind. 

In  seinem  großen  „Traite  de  Zoologie  concreto,  II.  1.  Spongiaires,  spricht  sich  Yves 
Delage  p.  55  im  Jahre  189g  über  die  Entstehung  der  Kieselnadeln  folgendermaßen  aus:  „Ils 
naissent  dans  des  cellules  meres  que  Ton  appelle  les  scleroblastes  011  011  les  trouve  d'abord  tres 
petits.  Sauf  exception  chez  les  Eponges  calcaires,  chaque  spicule,  meme  lorsqu'il  a  plusieurs 
branches,  nait  dans  une  seule  cellule  mere.  En  grandissant,  ils  depassent  la  taille  de  la  cellule, 
qui  sembre  alors  annexee  ä  eux  comme  un  appendice.  II  est  ä  peu  pres  certain  neanmoins  qu'ils 
restent  intracellulaires,  le  scleroblast  les  revetant  dans  tonte  leur  etendue  d'une  infiniment  mince 
pellicule  organique,  tandis  que  le  corps  de  la  cellule  reste,  avec  le  noyau  ä  son  centre,  mass6 
en    un    point    du    spicule.     II   arrive   souvent  que  les  grands  spicules  ont  plusieurs  ou  meme  de 


I)  Citiert  von  Leebekkühn  im  Archiv  für  Anatomie  u.  Phys.,   1856,  S. 


246 


Franz   Eii.hari)  Schulze :   Hexactinellidcn. 


nombreux  scleroblastes  derivant  tres  vraisemblablement  (sauf  pour  les  spicules  calcaires  ainsi  que 
nous  l'expliquerons  plus  tard)  de  la  multiplication  d'une  cellule  mere  unique." 

Maas1),  welcher  im  Jahre  1900  über  die  Bildung  der  Nadeln  bei  Tetkya  lyncurium  be- 
richtet hat,  findet,  daß  jede  Nadel  in  einer  Zelle,  und  zwar  auf  Kosten  kleiner  im  Plasma  vor- 
handener Körnchen,  entsteht.  In  den  jungen  Knospen  der  Tethya  beobachtete  er  folgenden  Ent- 
stehungsmodus der  großen  Stabnadeln.  In  der  Bildungszelle  treten  eine  Anzahl  kleiner  kantiger 
Kieselkonkremente  auf,  welche  zu  einem  Stäbchen  verschmelzen;  die  übrige  Kieselmasse  wird 
auf  dieses  Stäbchen  von  epithelartig  um  die  Nadel  liegenden  Zellen  abgelagert  Die  Chiaster 
der  Tethya  entstehen  nach  Maas  nur  in  einer  Zelle,  während  die  mit  konzentrisch  gelagerten 
Kiesellamellen  und  Achsenkanal  in  jedem  Strahle  versehenen  Sphaeraster  zwar  zunächst  auch  als 
kugeliges  Konkrement  oder  kleines  Tetraktin  in  einer  Zelle  angelegt  werden,  aber  durch  andere 
Zellen  ihre  weiteren  Kiesellagen  erhalten. 

Evans,  welcher  1899  die  Nadelbildung  in  Larven  von  Spongilla  lucvstris  verfolgt  hat2), 
sieht  einen  prinzipiellen  Unterschied  zwischen  den  Bildungszellen  der  mikroskleren  dornigen 
Amphioxe  und  der  Megasklere  darin,  daß  die  ersteren  einen  granulären,  die  letzteren  einen 
vesikulären  Kern  enthalten.  In  einer  späteren  Arbeit 3)  hat  Evans  bei  Ephydatia  blembingia  Evans 
auch  die  Entstehung  der  die  Gemmulae  vieler  Spongilliden  umschließenden  Amphidisken 
verfolgt.  „The  first  stage",  so  sagt  er  (1.  c.  p.  92),  „observed  in  the  formation  of  the  amphidiscs 
consists  of  a  rod-like  structure  swollen  at  both  ends,  in  which  respect  they  differ  essentiallv 
from  the  young  stages  of  the  amphioxea,  which  ar  allways  pointed.  Both  kinds  make  their 
appearance  in  cells  with  vesicular  nuclei,  which  soon  become  transformed  and  become  granulär, 
especially  in  the  mother-cells  of  the  amphidiscs.  The  next  change  consists  in  the  development 
of  a  more  or  less  conical  form  by  the  ends  ob  the  above-mentioned  rods,   the  cone-shaped  end 

at  the  some  time  becoming  surrounded  by  a  rim The  spicules  retain  their  position  inside 

the  scleroblast  until  they  have  reached  their  definitive  form." 

Im  Jahre  1901  hat  Bütschli  in  der  Zeitschr.  f.  wissensch.  Zool,  Bd.  LXIX,  S.  269, 
an  den  großen  Nadeln  von  Tethya  beobachtet,  daß  die  mit  Dahlia  gefärbten  Nadelstücke  sich 
umgürtet  zeigen  mit  einer  großen  Zahl  gefärbter,  vielfach  verzweigter  Bänder,  zwischen  welchen 
sich  auf  der  Oberfläche  der  Nadel  eine  sehr  feine  protoplasmatische  Lage  ausbreitet,  so  daß  die 
Bänder  nur  Verdickungen  derselben  darstellen.  Da  Bütschli  in  diesen  Bändern  hier  und  da 
kernähnliche  dunkle  Körper  eingelagert  fand,  war  er  geneigt,  in  den  Bändern  Zellen  (vielleicht  Siliko- 
blasten)  zu  vermuten.  Auch  hat  Bi'isi m.i  zwischen  den  mit  Dahlia  gefärbten  Achsenfaden  und 
der  Wand  des  Achsenkanales  unregelmäßig  viereckige  Körper  in  ziemlich  regelmäßigen  Ab- 
ständen gesehen,  welche  Gebilde  zuweilen  mit  verästelten  Ausläufern  den  Achsenfaden  umgreifen, 
und  vielleicht  Zellencharakter  haben  und  mit  der  Bildung  des  Achsenfadens  in  Beziehung  stehen 
könnten. 

Ueber  die  erste  Anlage  und  das  Wachstum  der  Hexactinelliden-Nadeln  hat  bisher  nur 
wenig   ermittelt   werden    können,    obwohl    einerseits    die  Größe   mancher  Nadeln  und  andererseits 


1)  1900,   Sitzungsber.    math.-phys.   Kl.  König],  bayrische  Akademie,   IM.   XXX.  S.   553      569,   und    1901,  Zeitschr.  f.  wissensch 
Zool.,  IM.   I.,  s.  263—288. 

2)  Quart.  Journ.  micr.  Sc.  New  York,  [899,    Vol.    XI. II,  p.   363—476. 

3)  (Juan.  Journ.  micr.  Sc.  New    Ymk,  1900,   Vol.   XL1V,  p.   ;i  — 109. 


Zweiter  Teil.     Morphologie.  24.7 

die  komplizierte  und  überaus  zierliche  Gestalt  einzelner  Skelettteile  hier  das  Problem  ihrer  Bildung 
besonders  interessant  erscheinen   lassen   mußte. 

Erst  in  neuester  Zeit  (1901)  sind  von  Ijtma  in  der  Contribution  I  seiner  Studies  on  the 
Hexactinellida,  p.  192 — 200  nebst  PL  V,  Fig.  29 — 35  einige  Angaben  über  die  Bildung  einzelner 
I  lex  istcrformen  gemacht. 

Aus  verschiedenen  Entwickelungsstadien  dieser  Nadeln,  welche  er  im  subdermalen  Trabekel- 
werk auffand,  schließt  er  zunächst,  daß  „a  hexaster  begins  its  development  as  a  hexaetin.  The 
terminals  are  appendages  which  are  later  added  to  the  principals". 

Obwohl  er  keine  früheren  Anlagen  von  Hexastern  als  die  schon  in  Hexaktinform  er- 
scheinenden Hauptstrahlen  antraf,  ist  er  doch  geneigt,  anzunehmen,  daß  jeder  einzelne  Strahl 
zunächst  von  einer  besonderen  Zelle  (Skleroblast)  entsteht,  wie  dies  ja  für  die  Kalkschwamm- 
nadeln von   Mixe  nix   angegeben  ist. 

Während  der  ganzen  Entwickelung  eines  Floricoms  oder  eines  Graphiocoms  findet  er 
die  aus  den  6  Hauptstrahlen  bestehende  hexaktine  Anlage  eingebettet  in  einen  von  zahlreichen 
Kernen  durchsetzten  Plasmaklumpen,  welchen  er  „scleroblast-mass"  nennt.  Diese  syncytiale  Zell- 
masse erscheint  zunächst  (dem  inliegenden  dreiachsigen  hexaktinalen  Skelettkörper  entsprechend) 
oktaederähnlich  gestaltet,  zieht  sich  aber  später  nach  der  Ausbildung  der  Endstrahlen  zu  einem 
kugeligen  Klumpen  zusammen.  Weder  die  feinkörnige  Plasmamasse  noch  die  kugeligen  Kerne 
dieser  „scleroblast-mass"  unterscheiden  sich  irgendwie  von  den  betreffenden  Teilen  des  um- 
gebenden Trabekelwerkes.  Während  der  Ausbildung  der  Endstrahlen  finden  sich  neben  und 
zwischen  diesen  mehr  oder  minder  zahlreiche  Kerne  des  Bildimgssyncytiums,  und  zwar  am 
reichlichsten  bei  den  (viele  Endstrahlen  aufweisenden)  Graphiocomen,  etwas  weniger  bei  den 
Floricomen  und  am  wenigsten  bei  den  einfachen  Oxyhexastern.  Ijima  hält  es  hiernach  für  nicht 
unwahrscheinlich,  daß  für  die  Bildung  eines  jeden  einzelnen  Endstrahles  ein  besonderer  Skleroblast 
dient.  Uebrigens  steht  diese  die  Endstrahlen  umschließende  specielle  Zellbildungsmasse  in  so 
direktem,  unmittelbarem  Zusammenhange  mit  dem  centralen  Zellklumpen,  daß  sie  sicher  zusammen- 
gehören, und  daß  also  nicht  nur  die  Hauptstrahlen,  sondern  auch  die  Endstrahlen  von  der 
scleroblast-mass  gebildet  werden.  Sehr  merkwürdig  ist  eine  während  dieser  ganzen  Bildungs- 
vorgänge wahrzunehmende  zarte,  rundliche  oder  eckig  verzogene  Netzkapsel,  welche  mit  ihren 
zarten  Balken  und  kugeligen  Kernen  durchaus  dem  umliegenden  Trabekelnetze,  mit  dem  sie 
zusammenhängt,  gleicht  und  daher  auch  von  Ijima  als  von  diesem  herrührend  und  zu  ihm 
gehörig  angesehen  wird.  Doch  meldet  er  ausdrücklich,  daß  „on  the  inside  a  trabecula  or  two 
of  extreme  fineness  are  occasionally  found  to  extend  from  the  wall  to  the  scleroblast-mass. 
Otherwise  the  Space  between  the  two  seems  to  be  quite  empty". 

Nach  der  vollständigen  Herstellung  der  Floricome  und  Graphiocome  ist  von  der  ganzen 
scleroblast-mass  nichts  mehr  zu  sehen. 

Wenn  sich  auch  über  die  Herkunft  und  das  schließliche  Schicksal  des  Skleroblast- 
Svncytiums  keine  direkten  Beobachtungen  haben  machen  lassen,  so  ist  Ijima  doch  geneigt,  diese 
Zellen  aus  dem  umgebenden  Trabekelwerk  herzuleiten  und  wieder  in  dieses  zurückkehren 
zu  lassen. 

Etwas  abweichend  scheinen  die  Verhältnisse  bei  der  Entstehung  der  einfacheren 
Oxyhexaster  zu  liegen.  Hier  fand  Ijima  bei  jungen  Oxyhexastern  von  Rhabdocalypttts  capillatus  Ij. 


-,.o  Franz  Eilhard  Schulze:  Hexactinelliden. 

zwar  auch  eine  scleroblast-mass,  aber  1.  c.  p.  199:  „not  more  than  eight  nuclei  in  all,  which 
maximum  number,  if  regularly  distributed,  would  bring  each  principal  (Ray)  in  the  middle  of 
every  four  nuclei".     Eine  „Kapsel"  konnte  hier  nicht  bemerkt  werden. 

Da  ich  ähnliche  Erscheinungen  an  den  Trichastern  von  Trichasterina  borealis 
F.  E.  Sch.1)  wahrgenommen  habe,  will  ich  hier  sogleich  einen  kurzen  Bericht  über  diese  Befunde 
o-eben,  obwohl  ich  nicht  so  frühe  Entwickeluno-sstadien  dieser  Hexaster  beobachten  konnte,  wie 
]|i.\i.\  bei  Floricomen  und  Graphiocomen  von  Eupledella  marshalli  Ij. 

Die  Trichaster,  welche  nur  in  dem  subdermalen  und  subgastralen  Trabekelwerk,  resp.  deren 
Grenzpartien,  nämlich  der  netzförmigen  Dermal-  und  Gastralmembran  vorkommen,  treten  hier 
in  verschiedener  Art  zu  der  trabekulären  Gewebsmasse  in  Beziehung.  Entweder  findet  sich 
gerade  so,  wie  es  Ijima  für  seine  jüngeren  Entwickelungsstadien  darstellt,  ein  mit  Kernen  durch- 
setzter Plasmaklumpen  (also  ein  Plasmodium),  welcher  den  centralen,  die  Hauptstrahlen  nebst 
deren  scheibenförmigen  Endverbreiterungen  bildenden  Teil  des  Trichaster  umschließt  und  den 
zwischen  diesen  befindlichen  Raum  erfüllt,  oder  es  hat  sich  das  Syncytium  von  diesem  centralen 
Teile  radiad  zurückgezogen,  so  daß  derselbe  frei  in  einem  leeren,  d.  h.  nur  von  klarer  Flüssig- 
keit erfüllten  kugeligen  oder  unregelmäßig  rundlichen,  resp.  in  einige  Zipfel  radiär  ausge- 
zogenen Hohlraum  liegt,  welcher  dann  von  einer  teils  membranösen,  teils  gitterartig  durch- 
brochenen Weichkörperhülle  kapselartig  umschlossen  erscheint.  Diese  die  bekannten  kleinen 
Gewebskerne  zeigende  feinkörnig-]  ilasmatische  Hülle,  welche  ich  mit  Ijima  fortan  als  „Kapsel" 
bezeichnen  will,  steht  durch  meist  radiär  gerichtete  zipfelförmige  Ausziehungen  und  schwach 
verästelte  fadenartige  Fortsätze  mit  dem  umgebenden  Trabekelgerüst  in  unmittelbarer  Ver- 
bindung.,  Wie  schon  Ijima  hervorhob,  ist  diese  Kapsel  im  wesentlichen  gleicher  Natur  wie 
das  übrige  Trabekelwerk,  in  welches  sie  ja  auch  direkt  übergeht  (Taf.  XLIX,  Fig.  9). 

Bemerkenswert  ist  der  Umstand,  daß  die  erwähnten  beiden  Kategorien  von  Trichaster- 
Umhüllungen  durch  verschiedenartige  Zwischenstufen  ineinander  übergehen  und  anderer- 
seits in  sich  selbst  mannigfache  Variationen  zeigen.  Bald  findet  man  die  syncytiale  Bildungs- 
masse (denn  um  eine  solche  kann  es  sich  doch  wohl  nur  handeln)  ohne  besondere  Kapsel- 
bildung in  Form  eines  kompakten,  unregelmäßig  nach  allen  Seiten  ausstrahlenden  Sternes 
und  dabei  Kerne  besonders  reichlich  in  dem  centralen  Teile  angehäuft,  während  die  6  End- 
strahlenbündel mit  nur  wenig  Plasma  fast  frei  hinausstrahlen;  bald  hat  sich  die  Plasmamasse 
mit  ihren  Kernen  mehr  oder  minder  weit  zur  Bildung  jener  Hüllkapsel  allseitig  von  dem 
Centrum  zurückgezogen,  so  daß  die  cylindrischen  Teile  der  Hauptstrahlen  schon  frei,  aber  ihre 
queren  Endscheiben  noch  im  Plasmodium  liegen;  bald  hat  sich  ein  centraler  Plasmaklumpen  mit 
den  zugehörigen  Kernen  noch  im  Innern  gehalten,  während  der  übrige  Teil  des  Plasmodiums 
sich  radiär  weit  abgezogen  und  schon  eine  große  Kapsel  formiert  hat;  bald  endlich  (und  das 
ist  bei  den  bei  weitem  meisten  Trichastern  der  Fall)  hat  sich  das  Plasmodium  allseitig  mehr 
oder  minder  weit  zur  Bildung  einer  deutlichen  Kapsel  von  dem  Hauptstrahlenstern  und  seinen 
terminalen  Querscheiben  zurückgezogen,  wobei  dann  die  Endstrahlenbüschel  entweder  noch  in 
ihrer  natürlichen  Lage  diese  Kapsel  radiär  durchsetzen,  oder  teilweise  abgebrochen  innerhalb 
der  Kapsel  kreuz  und  quer  durcheinander  liegen  (Taf.  XLIX,  Fig.  9). 


1)   Fauna  arctica,   Hexactinellida,  S.   103. 


Zweiter  Teil.     Moqjhologie.  )  i  ,  , 

Da  dieser  letztere  Zustand  besonders  häufig  in  oder  dicht  unter  der  dermalen  Grenz- 
membran vorkommt,  welche  ja  zweifellos  mechanischen  Insulten  besonders  leicht  zugängig  ist,  so 
läßt  sich  die  hier  häufige  teilweise  Zerstörung  der  Endstrahlenbüschel  wohl  verstehen,  auch  ohne 
daß  man  eine  physiologische  Zertrümmerung  der  zarten  Endstrahlen  anzunehmen  braucht.  l)a- 
o-eo-en  scheint  es  mir  wichtisr,  daß  solche  deutlich  ausgebildeten,  mehr  oder  minder  weiten 
Kapseln  um  so  häufiger  gefunden  werden,  je  mehr  man  sich  der  Grenzmembran  nähert;  während 
die  nur  von  dem  soliden  Plasmodiumstern  umhüllten,  also  die  Kapselbildung  nicht  zeigenden 
Trichaster  sämtlich  mehr  in  der  Tiefe  des  Trabekelraumes,  also  in  der  Nähe  des  Kammerlagers 
vorkommen,  und  Uebergänge  zwischen  beiden  in  der  mittleren  Region  auftreten.  Da  wir 
nun  von  ähnlichen  Nadeln,  z.  B.  den  Floricomen  der  Euplectelliden,  wissen,  daß  sie  nach  außen 
gegen  die  Grenzmembranen  wandern,  so  spricht  das  soeben  mitgeteilte  Lageverhältnis  der  beiden 
Kategorien  für  die  ja  auch  aus  anderen  Gründen  wahrscheinliche  Annahme,  daß  die  Trichaster 
mit  kompakter  Plasmaumhüllung  die  jüngsten,  die  mit  völlig  freiliegenden  Hauptstrahlen  und 
deutlich  ausgebildeter  Kapsel  versehenen  dagegen  die  älteren  sind.  Damit  stimmt  denn  auch 
der  Umstand  überein,  daß  die  Hauptstrahlen  nebst  ihren  queren  Endscheiben  bei  den  letzteren 
Nadeln  zwar  nicht  länger,  aber  fast  stets  viel  kräftiger  sind  als  bei  den  tiefer  liegenden. 

Ich  komme  demnach  durch  meine  an  den  Trichastern  gemachten  Wahrnehmungen  zu  dem- 
selben Resultat,  wie  Ijima  durch  seine  Beobachtungen  an  Floricomen  und  Graphiocomen,  daß 
nämlich  die  Hexaster  von  einem  zunächst  kompakten  Plasmodium  gebildet  werden,  welches,  sich 
allmählich  von  der  Nadel  radiad  zurückziehend,  eine  diese  umhüllende  Kapsel  bildet,  dabei  aber 
stets  mit  ihrem   Mutterboden,  dem  umgebenden  Trabekelgerüst,  in  Zusammenhang  bleibt. 

Ijima  erörtert  die  Frage,  ob  man  anzunehmen  habe,  daß  die  im  Centralteil  der  Nadel 
gelegene  Gewebsmasse  hier  bleibe  und  ganz  untergehe,  und  daß  die  Kapsel  nicht  von  ihr,  sondern 
vom  umo-ebenden  Balkeneerüst  geliefert  werde,  oder  ob  die  centrale  Masse  sich  vom  Centrum 
nach  außen  zurückziehe  und  dabei  selbst  an  der  Bildung  der  Kapsel  beteilige,  resp.  diese  allein 
formiere:  er  entscheidet  sich  für  die  letztere  Alternative.  Obwohl  ich  gelegentlich  Trichaster 
sah,  deren  Binnenteil  noch  von  einem  Syncytiumklumpen  umgeben  war,  während  sich  außen 
schon  in  ziemlich  weiter  Entfernung  eine  deutliche  Kapsel  entwickelt  hatte  (Taf.  XLIX,  Fig.  9 
links),  schließe  ich  mich  doch  Ijima's  Auffassung  an  und  bin  wie  er  der  Ansicht,  daß  die  centrale 
Partie  des  Syncytiums  nicht  untergeht,  sondern  schließlich  nach  außen  wandert,  um  an  der 
Bildung  der  Kapsel  teilzunehmen,  weil  ich  niemals  Andeutungen  von  Degeneration  oder  gar  von 
Auflösung  an  dem  centralen  Syncytiumklumpen  wahrgenommen  habe. 

Eine  andere  Frage  wäre  die,  ob  hier  auch,  wie  nach  Ijima's  Beobachtungen  bei  den 
Floricomen,  zuerst  nur  die  Hauptstrahlenanlagen  und  erst  später  die  feinen  Endstrahlen  gebildet 
werden.  Auch  dies  möchte  ich,  obwohl  mir  hier  direkte  Wahrnehmungen  nicht  möglich  waren, 
nach  der  Analogie  mit  vielen  anderen  Nadeln,  welche  eine  Differenzierung  von  Haupt-  und  End- 
strahlen aufweisen,  in  dem  Sinne  entscheiden,  daß  ich  die  Bildung  der  Endstrahlenbüschel  erst 
dann  annehme,  wenn  die  Hauptstrahlen  mit  ihren  Endverbreiterungen  schon  angelegt  sind,  ( H  > 
freilich  jeder  dieser  feinen  Endstrahlen  von  einem  eigenen  Silikoblast  (resp.  Archäocyt)  gebildet 
wird,  wie  Ijima  annimmt,  wage  ich  nicht  zu  behaupten. 

Abgesehen  von  den  zahlreichen  Fällen,  in  «eichen  ich  sehr  zarte  Oxyhexaster,  Floricome 
und  Graphiocome    mit    nur    ganz    kurzen  und    sehr    dünnen,    offenbar    im  Entstehen    begriffenen 

Deutsche  Tiefsee-Expeditioo  1898 — 1899.     Bd.  IV.  32 


-,  rr>  Franz  Eilhard  Schulze:    Hexactinelliden. 

Endstrahlen  vereinzelt  zwischen  gewöhnlichen  kräftigen  Nadeln  derselben  Art  gesehen  habe, 
spricht  für  die  spätere  Entstehung  der  Endstrahlen  besonders  das,  was  ich  von  der  Anlage  und 
den  Entwickelungsstadien  der  Amphidisken  habe  sehen  können. 

Wiederholt  sind  schon  in  Arbeiten  von  mir  und  anderen  frühe  Anlagen  und  verschiedene 
Entwickelungsstadien  von  Amphidisken  beschrieben  und  abgebildet,  aus  welchen  Darstellungen 
zweifellos  hervorgeht,  daß  jedes  Amphidisk  sogleich  in  nahezu  ganzer  Länge  als  ein  sehr  dünner, 
mit  Achsenstrang  versehener,  gerader  Kieselbalken  angelegt  wird,  der  an  jedem  Ende  eine  kleine, 
zunächst  noch  glatte  und  gleichmäßig  kolbig  abgerundete  Verdickung  aufweist.  Eine  solche 
primitive  Anlage  wächst,  indem  sich  an  ihrer  ganzen  Oberfläche  kontinuierlich  Kieselsäurehydrat 
mit  einem  sehr  geringen  Gehalt  von  organischer  Masse  ablagert.  Dieser  Zuwachs  findet  jedoch 
an  verschiedenen  Stellen  der  Oberfläche  in  sehr  ungleichem  Maße  und  auch  mit  ungleichem 
Gehalt  an  organischer  Substanz  statt.  Durch  einfache  Vergleichung  der  aufeinander  folgenden 
Entwickelungsstadien  kann  man  leicht  eine  Vorstellung  von  der  allmählichen  Aenderung  der 
Gestalt  bei  ein  und  derselben  Amphidiskenform  erlangen.  Es  legen  sich  zunächst  an  den 
beiden  terminalen  Kolbenanschwellungen  radiär  gerichtete  kurze  Längsleisten  an,  welche  zu 
den  Basen  der  Schirmzähne  werden  sollen.  Von  jeder  dieser  letzteren  entsteht  durch  Aus- 
wachsen in  der  für  die  betreffende  Nadelform  charakteristischen  Richtung  zuerst  die  innere,  spitz 
auslaufende  Stützleiste  (Taf.  XLI,  Fig.  11)  und  sodann  erst  unter  allmählicher  Verdickung  des 
ganzen  Nadelendkolbens  die  dünnen,  schaufelplattenähnlichen  Seitenleisten.  Unterdessen  sind  auch 
beim  Dickenzuwachs  des  Achsenstabes  dessen  etwa  vorhandenen  Höcker  zur  Ausbildung  ge- 
kommen, welche  zuerst  nur  als  kleine  spitze  Erhebungen  angelegt  werden,  um  dann  allmählich  die 
definitive  Form  und  Größe  zu  erlangen  (Taf.  XXVI,  Fig.  6). 

Hieraus  ergiebt  sich,  daß  die  Schirme  und  speciell  ihre  den  Endstrahlen  der  Hexaster 
vergleichbaren  Zinken  und  Achsenstabhöcker  nicht  wie  der  Achsenfaden  eine  primitive  Anlage 
darstellen,  sondern  erst  später  gebildet  werden. 

Immerhin  ist  bemerkenswert,  daß  sich  eine  derartige  schichtweise  Ablagerung  der 
Kieselsäure,  wie  sie  bei  den  Megaskleren  so  deutlich  hervortritt,  hier  nicht  nachweisen  läßt,  und 
daß  die  oben,  S.  235  ausführlich  geschilderten,  nach  dem  Glühen  von  dem  Achsenstrangende 
ausgehenden  dunklen  Stränge  in  den  Schirmzinken  nur  als  Zeichen  eines  reicheren  Gehaltes 
an  organischer  Substanz  anzusehen  sind. 

Es  ist  mir  nicht  gelungen,  die  allererste  Anlage  eines  Amphidiskes  etwa  in  Gestalt  eines  ein- 
fachen Achsenfadens  wahrzunehmen.  Ich  kann  daher  auch  nur  vermuten,  daß  ein  solcher  sich 
in  einer  Zelle  bildet  und  daß  die  Kieselmasse  erst  später,  sei  es  von  einer  einzigen  Zelle,  sei  es 
von  mehreren,  produziert  wird.  Für  die  erstere  Möglichkeit  spricht  der  Umstand,  daß  ich  an 
den  oben  geschilderten  Bildungsstadien  auch  der  größten  Amphidisken  niemals  eine  auffällige 
Anhäufung  von  Zellen  etwa  in  Form  eines  umschließenden  Syncytiumhaufens  oder  einer  epithel- 
ähnlichen Zellenhülle  wahrgenommen  habe;  für  die  Entstehung  des  ganzen  Amphidiskes  in 
einem  syncytialen  Zellhaufen  würde  dagegen  die  Analogie  der  Hexaster  sprechen.  Denn  daß 
das  Amphidisk  einem  Hexaster  entspricht,  dessen  Strahlen  auf  zwei  derselben  Achse  angehörige 
reduziert  sind,  und  dessen  beide  allein  erhaltenen  Hauptstrahlen  sich  am  Ende  in  einen  Wirtel 
zurückgebogener  und  abgeplatteter  Endstrahlen  teilen,  dürfte  trotz  des  fehlenden  oder  doch  nur 
durch  eine  kleine  centrale  Anschwellung  des  Achsenstranges  angedeuteten  Achsenkanalkreuzes  durch 


Zweiter  Teil.     Morphologie. 


251 


jene  bei  Monorkaphis  dives  so  überaus  häufigen  sechsstrahligen  Amphidisken  (Taf.  XLIII,  Fig.  1  und 
6 — 8)  und  durch  das  Vorwiegen  von  4  im  Kreuz  gestellten  Achsenstabbuckeln  gesichert  erscheinen. 

Auch  die  morphologische  Gleichwertigkeit  der  Schirmzinken  mit  den  seitlichen  Dornen 
des  Achsenstabes  scheint  mir  aus  solchen  Mißbildungen  deutlich  hervorzugehen,  wie  ich  sie 
häufig  an  den  Makramphidisken  von  Hyalonema  thomsonis  (Taf.  XXVII,  Fig.  4  u.  5),  aber 
auch   anderswo,  nicht  selten  angetroffen  halte. 

Wichtige,  wenngleich  keineswegs  völlig  befriedigende  Aufschlüsse  über  die  Entstehung 
und  Bildung  der  Kieselnadeln  hat  schließlich  das  Studium  jenes  schon  oben  S.  207  u.  208  aus- 
führlich beschriebenen  Zellenlagers  ergeben,  welches  die  Megaskleren  und  besonders  die  großen 
Basalnadeln,  vor  allem  die  Pfahlnadel  von  Monorhaphis  umschließt. 

Wenn  auch  dieses  der  Nadelscheide  direkt  aufliegende  Zellenlager  sich  in  meinen  Prä- 
paraten in  der  Regel  nicht  so  wie  etwa  das  Spongoblastenlager  bei  Euspongia  und  anderen 
Hornschwämmen  als  eine  kontinuierliche  epithelartige  Schicht  darstellt,  sondern  gewöhnlich  mehr 
oder  minder  disk<  »ntinuierlich  erscheint,  so  habe  ich  doch  den  Eindruck  gewonnen,  daß  es  sich 
ursprünglich,  d.  h.  im  lebenden  Schwämme,  um  ein  zusammenhängendes  einschichtiges  Zellen  - 
lager  handeln  dürfte,  dessen  Zellen  mehr  oder  minder  innig  syncytial  verbunden  waren  und 
welches  nur  von  den  in  radiärer  Richtung  von  der  unterliegenden  Fibrosponginscheide  der  Nadel 
abgehenden  Faserzügen  durchbrochen  war.  Erst  beim  Absterben  des  Schwammes,  resp.  durch 
den  Einfluß  der  Konservierungsflüssigkeit  dürfte  dies  epithelähnliche  Zellenlager  in  einzelne 
isolierte  Zellen  oder  noch  syncytial  verbundene  Zellgruppen  zerfallen  sein,  welche  dann  in  die 
Lücken  oder  Vertiefungen  der  Fibrosponginscheide  hineingedrückt  und  durch  die  Stützbalken  der 
Scheide,  resp.  Erhebungen  der  Kieselnadeloberfläche  voneinander  getrennt  wurden. 

Ich  glaube  demnach  dieses  an  der  Oberfläche  stark  wachsender  großer  Nadeln  besonders 
deutliche  Zellenlager  nicht  nur  in  seinem  histologischen  Verhalten,  sondern  auch  hinsichtlich  der 
physiologischen  Bedeutung  mit  dem  Spongoblastenlager  der  Hornspongien  vergleichen  und  ihm 
die  Bildung  der  Kieselnadeln  im  wesentlichen  zuschreiben  zu  dürfen.  Die  betreffenden  Zellen 
werde  ich  künftig  einfach  als  Skleroblasten  bezeichnen.  Die  Wahl  dieses  ziemlich  umfassen- 
den Ausdruckes  wird  die  folgende  Betrachtuno-  rechtfertigen. 

Wie  aus  der  Darstellung  hervorgeht,  welche  ich  oben  S.  228 — 234  von  dem  Bau  der  ge- 
schichteten Megasklere  und  ihrer  Scheide  gegeben  habe,  kommt  hier  nicht  eine  in  sich  gleichartige 
Substanz,  sondern  es  kommen,  abgesehen  von  dem  Achsenfaden,  drei  verschiedene  Bildungen  in 
Betracht,  nämlich:  1)  die  im  wesentlichen  aus  Kieselsäurehydrat  bestehenden  Siphone,  2)  die  an 
organischer  Masse  jedenfalls  viel  reicheren,  vielleicht  ganz  aus  solcher  bestehenden  dünnen  Spiculin- 
lamellen  und  3)  die  aus  dem  rein  organischen  Fibrospongin  bestehenden  Nadelscheiden  nebst  ihren 
radiären  Ausläufern.  Obwohl  es  schwer  verständlich  ist,  wie  diese  drei  differenten  Schichten  von  ein 
und  demselben  Zellenlager  abgeschieden  werden  können,  so  bleibt  doch  kaum  eine  andere  An- 
nahme übrig. 

Immerhin  wird  man  sich  die  Bildung  der  Spiculinlamellen  und  auch  der  Nadelscheide 
kaum  anders  vorstellen  können  als  nach  Art  eines  cuticularen  Zellproduktes,  wie  etwa  des 
Chitins  der  Arthropoden,  sei  es,  daß  man  sich  diese  Membranen  durch  direkte  Umwandlung  der 
äußeren  Schicht  der  Zellkörper  oder  als  eine  Aussonderung  der  letzteren  über  ihre  Grenzfläche 
hinaus   entstanden    denkt.     Dagegen    könnten    die   aus  Kieselsäure  bestehenden  Siphone  vielleicht 

32* 


2  c  2  Franz  Eilhard  Schulze  :  Hexactinelliden. 

aus  einer  durch  jene  Membranen  hindurch  transsudierten  Lösung  sich  auf  die  unterliegende  Nadel- 
oberfläche niedergeschlagen  haben ;  wozu  allerdings  die  „Mutterlauge"  auch  wohl  von  dem  er- 
wähnten Zellenlager  her  geliefert  sein  dürfte. 

Wie  dem  auch  sei,  jedenfalls  wird  man  sich  die  Bildung  der  beiden  organischen 
Lagen  durch  eine  Ablagerung  ihrer  Substanz  auf  die  Nadeloberfläche,  also  von  außen  her,  in 
radiärer,  zur  Nadelachse  senkrechter  Richtung  erfolgt  zu  denken  haben,  was  vielleicht  für  das 
Verständnis  der  radiären  Richtung  der  optischen  Achse  dieser  das  Licht  doppelt  brechenden 
Schichten  des  Rindenteiles  der  Nadel  von  Bedeutung  ist,  insofern  man  die  Lage  der  optischen 
Achse  in  Beziehung  bringen  kann  zur  Richtung  der  Ablagerung.  Dies  gilt  zweifellos  für  die 
Spiculinlamellen  der  in  der  äußeren   Rindenpartie   geschichteten   Nadeln,    läßt  sich  alter  auch  auf 

den  Achsenfaden   und  vielleicht  sogar  teilweise  auf  die  innerste,  den 
Achsenfaden  direkt  umgebende  Partie  der  Rinde  anwenden. 

Obwohl  wir  von  der  Bildung  des  Achsenfadens  der  Hexacti- 
nelliden-Nadeln  so  gut  wie  nichts  wissen,  ist  doch  nach  seiner 
Lage  und  Gestalt  sowie  nach  Analogie  der  entsprechenden  axialen 
Partie  der  Hornfasern  einiger  Hornspongien,  wie  Aplysina,  Haddo- 
ne/la  toßsenti1)  u.  a.  anzunehmen,  daß  er  von  einem  die  Enden 
der  Nadeln  oder  Nadelstrahlen  quer  deckenden  Zellenkuppe  ge- 
I  lüdet  wird  und  fortwächst.  Da  nun  diese  Zellen  mit  ihrer  Endfläche 
quer  zur  Längsachse  der  Nadel  stehen,  so  wird  die  von  ihnen,  sei  es 
durch  Abscheidung  oder  Umwandlung  produzierte  Masse  auch  als 
quer  (zur  Nadelachse)  geschichtet  anzunehmen  sein.  Falls  also  die 
optische  Achse  der  Achsenfadenmasse  wirklich  in  Beziehung  steht 
zur  Ablagerungsrichtung  der  letzteren,  scheint  es  begreiflich,  daß 
sie  in  der  Längsrichtung  des  Achsenfadens  liegt. 

Nachdem  nun  oben  S.  230  nachgewiesen  ist,  daß  die  samt- 
liehen  Spiculinlamellen  mit  dem  Achsenfaden  in  kontinuierlicher  Ver- 
bindung stehen,  und  zwar  so,  daß  sie  mit  ihrem  lindteil  in  Trichter- 
form centrad  und  etwas  distad  von  ihm  abgehen,  ist  auch  anzu- 
nehmen, daß  die  inneren,  also  dem  Achsenfaden  zunächst  liegenden 
trichterförmigen  Spiculinlamellenteile  nicht  wie  die  hohlcylinder- 
förmige  Hauptpartie  derselben  eine  zur  Nadelachse  quer  (radiär) 
gerichtete  optische  Achse  haben,  sondern  daß  diese  Achse  dicht 
Fig.  4.   Schematisier  Längsschnitt     arr)   Achsenfaden  eine  schräge  Richtung  hat  und  sieh  der  longitudi- 

des  Endes    einei    geschichteten   Nadel.  . 

/.  epithelartig  gelagerte  Skleroblasten,     nalen    Lage   der    optischen    Achse    des    Achsentadens    um    so    mehr 
/    achsenfaden,  sp  spiculinlamellen,     nähert,  je  näher  sie  dem   letzteren   liegt.     Dies  trifft  ja  nun  nach  der 

obigen  Darstellung  S.  240  an  und  für  sich  insofern  zu,  als  die  Art 
der  Doppelbrechung  der  Annahme  einer  entsprechenden  Richtung  der  optischeTi  Achse  bei 
negativer  Doppelbrechung  entspricht.  Eine  derartige  Vorstellung  ist  in  der  nebenstehenden 
schematischen   Textfig.  4    ausgedrückt    durch    dir'    überall    in    den   Achsenfaden   und   die  Spiculin- 


1)  Miss  Igerna  Sollas  in  Ann.  Nat.  1 1  ist.,  Ser.  7,  Vol.   XII.   [903,  p.  557 — 563. 


/weiter  Teil.      Morphologie.  ■?  c  2 

lamellen  eingezeichneten  kleinen  Ellipsen,  welche  Durchschnitte  entsprechend  gelagert  gedachter 
Rotationsellipsoide  mit  kleiner  Achse  darstellen  sollen.  Obwohl  man  sich  die  oben  S.  240 
angegebenen  Erscheinungen  auf  diese  Weise  einigermaßen  verständlich  machen  kann,  muß  ich 
tli  .eh  selbst  gegen  die  ganze  Vorstellung  folgendes  Bedenken  geltend  machen.  Die  Enden  der 
Spiculinlamellenmäntel  laufen  so  spitz  zu,  daß  ihre  Richtungsänderung  an  den  trichterförmigen 
Enden  dem  übrigen  röhrenförmigen  Hauptteil  gegenüber  kaum  in  Betracht  kommt  und  schwerlich 
ausreichen  dürfte,  die  beobachtete  Aenderung  der  Polarisationsfarben  in  der  Nähe  der  Achsen- 
faden  zu  erklären.  Noch  gewichtiger  spricht  aber  gegen  diesen  Erklärungsversuch  der  Um- 
stand, daß  nach  Herauslösen  der  innersten  (axialen)  Partie  größerer  Nadeln  die  in  Betracht 
kommenden  Polarisationsfarben  an  Stärke  bedeutend  abnehmen. 

Ich  bin  daher  nicht  geneigt,  dem  eben  angeführten  Erklärungsversuch  Bedeutung  bei- 
zumessen, möchte  vielmehr  den  Umstand,  daß  die  innerste  (axiale)  Partie  der  Nadelrinde  ent- 
gegengesetzte Polarisationsfarbe  zeigt  wie  die  äußere,  lieber  durch  die  Annahme  entgegen- 
gesetzter Spannungsverhältnisse  in  beiden  Regionen  erklären.  Während  in  den  äußeren  Lamellen 
einwärts  gerichtete  Druckspannung  vorkommt,  kann  sehr  wohl  in  den  inneren  Zugspannung 
herrschen. 

Eine  Frage,  welche  sich  unwillkürlich  jedem  aufdrängt,  der  die  großen,  aus  dem  Weich- 
körper weit  hervorragenden  Basalia  und  Pleuroprostalia  der  Hexactinelliden  untersucht,  betrifft 
die  Art  des  Wachstums  -  -  ob  nämlich  der  frei  vorstehende  Teil  der  Nadel  erst  vollständig  im 
Innern  des  Weiehkürpers  fertiggestellt  und  darauf  nur  allmählich  hinausgeschoben  ist,  oder 
ob  er  vielleicht  noch  nach  seinem  Austritt  hat  fortwachsen  können.  Im  letzteren  Falle  wäre  zu 
entscheiden,  ob  die  Kiesellagen  der  Siphone  etwa  von  einer  mit  bloßem  Auge  nicht  sichtbaren, 
die  Nadel  scheidenartig  umhüllenden  Fortsetzung  des  WTeichkörpers  den  schon  vorhandenen 
Rindenlagen  der  Nadel  schubweise  aufgelagert,  also  noch  vom  Schwamm  selbst  neu  produziert 
oder  etwa  aus  dem  umgebenden  Meerwasser  abgeschieden  sein  können.  Nach  meinen  Wahr- 
nehmungen muß  ich  mich  entschieden  für  die  erstgenannte  Alternative  aussprechen.  Ich  bin 
demnach  der  Ansicht,  daß  alle  Prostalia  nur  in  dem  vom  Weichkörper  umschlossenen  Teile, 
und  zwar  unter  dem  Einflüsse  ihrer  Skleroblasten,  durch  Auflagerung  immer  neuer  Lamellen 
auf  die  Oberfläche ,  wachsen ,  wobei  die  Fibrosponginscheide  aber  nicht  mit  zwischen  die 
Kiesellagen  der  Siphone  gerät,  sondern  außen  bleibt  und  beim  Dickenwachstum  der  Nadel 
immer   verstärkt    und  weiter  ausgedehnt  wird. 

Ich  will  zunächst  die  Gründe  erörtern,  welche  mich  bestimmen,  ein  weiteres  eigenes  Wachs- 
tum des  frei  vorstehenden  Nadelteiles  nach  seinem  Hervortritt  aus  dem  Weichkörper  des 
Schwammes  nicht  anzunehmen.  Vor  allem  ist  festzuhalten,  daß  sich  auf  der  Oberfläche  dieser 
frei  vorragenden  Skelettteile  nirgends  eine  organische  Hülle  findet,  welche  die  schubweise  Ab- 
lagerung neuer  Siphone  und  Spiculinlamellen  besorgen  könnte.  Der  zwar  an  sich  möglichen,  aber 
doch  wenig  wahrscheinlichen  Annahme,  daß  sich  zeitweise  von  dem  kompakten  Weichköqoer  aus 
ein  lebender  Ueberzug  über  die  frei  vorstehenden  Nadelteile  ausbreite,  stellen  sich  aber  die  Ver- 
hältnisse hindernd  in  den  Weg,  welche  bei  den  meisten  Hya/ouci//a- Arten  durch  die  bekannte 
Palythoa-Kruste  des  Basalschopfes  gegeben  sind.  Dieses  schon  bei  ganz  jungen  Hyalonemen  den 
Basalnadelschopf  unmittelbar  unterhalb  des  Weichkörpers  fest  umschließende  Polypenlager,  welches 
sich  bei    älteren  Schwämmen    oft    bis    auf  Fußlänge   und    darüber   an    dem    Nadelschopfe  hinab- 


9  r  .  Franz  Eilhard  Schulze:  Hexactinelliden. 

erstreckt,  bildet  doch  zweifellos  eine  unüberbrückbare  Barriere  für  die  Ausdehnung  des  Schwamm- 
körpers auf  die  freien  Teile  der  Basalnadeln.  Und  bei  dei  festen  Umwachsung  des  Nadel- 
schopfes durch  das  Polypen-Cönenchym  ist  eine  Ausbreitung  des  Schwammweichkörpers  unter 
der  Palythoa-Kruste  ganz  ausgeschlossen. 

Gegen  eine  Kieselausscheidung  aus  dem  Meerwasser  und  direkte  Ablagerung  von  Kiasel- 
lagen  auf  die  frei  vorragenden  Nadelteile  spricht  der  Umstand,  daß  auch  die  äußere  Region  der 
Nadelrinde  die  nämliche  typische  Schichtenbildung  der  Siphone  mit  zwischenliegenden  dünnen 
Spiculinlamellen  zeigt  wie  die  inneren  Partien. 

Diese  letztere  Vorstellung  ließe  sich  jedoch  vielleicht  auf  eine  Erscheinung  anwenden, 
welche  bei  manchen  frei  vorragenden  Nadelteilen,  so  z.  B.  besonders  ausgebildet  bei  den  vor- 
geschobenen pentaktinen  Hypodermalia  vieler  Rosselliden,  vorkommt,  wo  die  vom  Meerwasser 
direkt  bespülten  freiliegenden  Teile  sämtlich  durch  einen  gleichmäßigen  dichten  Besatz  von  kleinen 
Höckern  ausgezeichnet  sind,  welcher  dem  noch  im  Weichkörper  steckenden,  durchaus  glatten  Teile 
gänzlich  fehlt.  Dieser  zu  einer  eigentümlich  rauhen  und  matten  Oberflächenbeschaffenheit  aller  freien 
Nadelteile  führende  Höckerbesatz  könnte  immerhin  einer  Abscheidung  von  fester  Kieselmasse, 
einer  Art  von  Niederschlag  aus  dem  Meerwasser  seine  Entstehung  verdanken.  Denn  wenn  auch 
das  Meerwasser  im  allgemeinen  nur  sehr  arm  an  gelöster  Kieselsäure  oder  Silikaten  ist,  so  dürfte 
doch  am  Meeresgrunde,  wo  zahllose  Kieselskelettreste  abgestorbener  Tiere,  speziell  Spongien- 
nadeln,  aber  auch  Massen  von  herabgesunkenen  Diatomeenschalenresten  aufgespeichert  liegen, 
ein  verhältnismäßig  größerer  Gehalt  des  Grundwassers  an  gelöster  Kieselsäure  oder  kieselsauren 
Salzen  anzunehmen  sein,  als  in  den  mittleren  und  oberen  Regionen  des  Meeres.  Es  ist  mir  zwar 
nicht  bekannt,  ob  der  Kieselsäuregehalt  des  Grundwassers  schon  analytisch  festgestellt  ist,  aber 
selbst  wenn  dieser  nicht  besonders  hoch  gefunden  werden  sollte,  wäre  doch  eine  naheliegende 
Quelle  dieser  Skelettsubstanz  in  der  reichlichen  Auslaugung  von  Silikaten  und  löslichen  Kiesel- 
säurehydrates aus  jenen  reichlich  vorhandenen  Trümmern  alter  Kieselskelette  zu  berücksichtigen. 
Und  falls  die  so  gelöste  Kieselsäure  sogleich  wieder  auf  die  vorstehenden  Nadeln  der  lebenden 
Spongien  niedergeschlagen  würde,  brauchte  der  beständige  Silikatgehalt  des  Grundwassers  gar 
nicht  so  erheblich  zu  sein.  Immerhin  würden  diese  Fälle  von  direkter  Abscheidung  von  Kiesel- 
säure auf  die  frei  vorliegende  Nadeloberfläche  nur  minimal  sein  im  Verhältnis  zu  der  Kiesel- 
masse des  Nadelköqüers  selbst,  die  im   und  vom  Schwammweichkörper  selbst  gebildet  ist. 


Dritter  Teil. 


Geographische  Verbreitung. 


Kap.    I.     Horizontale  Verbreitung Seite  2  5  7 

Kap.  IT.     Senkrechte  Verbreitung „      262 


Eingegangen  den    12.  Mai    1904. 

C.  C  h  u  n. 


Kap.   I.     Horizontale  Verbreitung. 

Hierzu  Taf.  LH. 

Um  zunächst  eine  allgemeine  Vorstellung  zu  geben  von  dem  Vorkommen  und  der  Ver- 
breitung der  Hexactinelliden  auf  der  Route  der  deutschen  Tiefsee-Expedition,  habe  ich  folgende 
l"abelle  entworfen,  welche  in  einer  dem  Laufe  der  „Valdivia"  entsprechenden  Reihenfolge  alle  jene 
i  1 5  Stationen  nebst  ihrer  Tiefe  berücksichtigt,  an  welchen  überhaupt  Grundfänge  gemacht  sind. 


Tabellarische    Uebersicht   des    von     der    deutschen    Tiefsee-Expedition    er- 
beuteten   Hexactinellidenmateriales,    geordnet    nach    der    Folge    der    Grund- 


fangstationen. 


Station 

Position 

Tiefe  in 

Gefundene  Arten 

Anzahl 
der 

Zahl 
der 

m 

Arten 

Stücke 

i 

55°  16'  N.  Br.,    i«  58'  W.  L. 

83 

t 

2 

55"  58'  N.  Br.,    i°  30'  W.  L. 

87 

t 

3 

570  26'  N.  Br.,    i"  28'  W.  L. 

79 

t 

4 

6o°  42'  N.  Br.,   30  10,8'  W.  L. 

486 

6 

6o°  40'  N.  Br.,    5°  35,5'  W.  L. 

652 

7 

6o°  37'  N.  Br.,   5°  42,1'  W.  L. 

588 

0 

59°  5 1,9'  N.  Br.,    8°  9,3'  W.   L. 

547 

loa 

9°    37,3'  N.  Br.,   8°  49,8'  W.  L. 

1326 

1    Pheronema    carpenteri    (Wvv.    Th.);      i     Hyalonema    thomsonis 
W.  Marsh. 

2 

2 

1 1 

58°36,6'  N.  Br.,  il°  33'  W.  L. 

1750 

25 

33°  43,8'  N.  Br.,   140  22,0'  W.  L. 

* 

26 

31°  59,3'  N.  Br.,    15"  5'  W.  L. 

unter  2500 

28 

260  17,0'  N.  Br.,   140  43,3'  W.  L. 

146 

3' 

260  5,5'  N.  Br.,   150  18,0'  W.  L. 

489 

33 

24»  35,3'  N.  Br.,   170  4,7'  W.  L. 

2500 

1   Euplectella   suberea  Wvv.-Th.  ;   2  Euplectella  nobilis  F.  E.  SCH. ; 
ca.    5  Auloplax  auricularis  F.    E.    SCH. ;    I    Hyalonema  spec. 

4 

9 

35 

220  23,0'  N.  Br.,   18"  58,0'  W.  L. 

35°° 

1    Hyalonema  spec. 

1 

! 

3" 

160  14,1'  X.  Br..  22"  38,3'  W.  L. 

1694 

1  Hertmigia  falcifera  0.  Schm.  ;  1  Farrca  spec.  ;    1  Ramella  tubulosa 
F.  E.  SCH. ;  ca.  30  Aphrocallütes  beatrix  J.  E.  Gray 

4 

33 

38 

160  17,0'  N.  Br.,  220  51,0'  W.  L. 

77 

t 

40 

12°  38,3'  N.  Br.,  20"  14,9'  W.  L. 

4792 

4' 

8»  58'  N.  Br.,  16°  27,9'  W.  L. 

1763 

45 

2°  56,4'  N.Br.,    ii°  40,5' W.  L. 

4990 

Hexactinellide  (Hyalonema  ?) 

1 

1 

56 

3"  10,0'  N.  Br.,    50  28,5'  O.  L. 

2278 

63 

2°  0,0'  N.   Br.,    8°  4,3'  O.  L. 

2492 

67 

50  6,2'  S.  Br.,   9°  58,6'  O.  L. 

3035 

68 

5°  47,4'  S.  Br.,    ii°  30,8'  O.  L. 

214 

7' 

6°  18,7'  S.  Br.,    12°  2,1'  O.  L. 

44 

t 

72 

7°  46,8'  S.  Br.,    11"  8,1'  O.  L. 

2338 

Deutsche  Tiefsee-Espedition  18 


Bd.  IV. 


33 


258 


Franz  Eilhard  Schulze:  Hexactinelliden. 


Station 


Position 


Tiefe  in 


Gefundene  Arten 


Anzahl 
der 

Arten 


Zahl 
der 

Stücke 


75 
76 
77 
78 
79 
80 

«3 
84 

«7 
92 

'13 
'»4 
95 
96 

99 
100 
101 

i°3 

104 
105 
106 
107 
1 10 

"3 
114 
127 
128 
131 
'52 

161 

165 

166 

107 
168 
170 
172 
181a 

183 
,85 
186 
189 
[90 
191 
192 

193 
[94 

'95 
196 
.98 


199 

200 
202 

203 
205 


160  24,9'  S.  Br. 
16°  33'  S.  Br., 
i6°36'  S.  Br., 
16"  38,7'  S.  Br. 
160  41,9'  S.  Hr., 
160  30'  S.  Br., 
25°  25,3'  S.  Br.. 
250  27,0'  S.  Br.. 
300  34,9'  S.  Br. 
33"  41,2'  S.  Br. 
33°  43,6'  S.  Br. 
34°  48'  S.  Br., 
34°  5i'  S.  Br., 
35°  2,5'  S.  Br., 
34»  7,3'  S.  Br., 
34»  8,9'  S.  Br., 
33°  5°.5'  S.  Br. 
35"  10,5'  S.  Br. 
35°  [6,0'  S.  Br. 
350  29,0'  S.  Br. 
35"  26,8'  S.  Br. 
350  21,0'  S.  Br. 
35°  9.0'  S.  Br., 
34°  33-3'  S.  Br. 
34"  20'  S.  Br., 
54»  29,3'  S.  Br. 
540  29,8'  S.  Br. 
540  28,7'  S.  Br, 
63"  16,5'  S.  Br. 


4»°  57, 
38°  40' 
37°  45 
37°  47' 
36"  ,4. 

32°  53 

30"  f',7 

12°  6,8 

8"  ,4' 

3"  4' 

V   -2 

o°  57 
o"  58 

°°39 
o"  43 


8'  S.  Br 
S.  Br., 

2'  S.  Br, 
S.  Br., 

3'  S.  Br. 

9'  S.  Br 

'  S.  Br., 

'  S.  Br., 
S.  Br., 

3'  S.  Br. 

i'S.  Br.. 

5'  S.  Br. 

2'  S.  Br. 

2'  S.  Br 

2'  s.  Br 


,    ii"  8,9'  O.  L. 
11"  46'  O.  L. 
11"  46,5'  O.  L. 
ii°  44,1'  O.  L. 
ii°  44,4'  O.  L. 
11"  44,5'  O.  L. 
6°  12,4'  O.  L. 
6°  8,2'  O.  L. 
,   6°  10,2'  O.  L. 
i8°  0,3'  O.  L. 
18°  4,2'  O.  L. 
19°  17,0'  O.  L. 
190  37,8'  O.  L. 
190  58,5'  O.  L. 
230  27,8'  O.  L. 
24»  59,3'  O.  L. 
,    25°  48,8'  O.  L. 
,    23"  2,0'  O.  L. 

,     22°  2(),7'    O.  L. 

,    21°  2,5'  O.  L. 
,    20°  56,2'  O.  L. 
,   20°  22,4'  O.  L. 

180  32,8'  O.  L. 
,    18"  21,2'  O.  L. 

180  36'  O.  L. 
,  3"  43'  O.  L. 
,   3°  30,7'  O.  L. 
.,   3"  30'  O.  L. 
,    57"  51'  O.  L. 

.,   700  0,6'  O.  L. 

77°  38,6'  O.  L. 
,   77°  34,3'  O.  L. 

77°  33.7'  O.  L. 
,    78°  45,5'  O.  L. 
.,   830  1,6'  O.  L. 

87"  50,4'  O.  L. 

960  44,4'  O.  L. 

98°2i,6'  O.  L. 
■  100"  59,5'  O.  L. 
,  101"  11,5'  O.  L. 
.,  99°  51,1'  O.  L. 
.  99"  43,2'  O.  L. 
,,  980  52,3'  O.  L. 
.,    98°  33.8'  O.  L. 


2225 


0°  30,2'  N.  Br.,  97"  59,7'  O.  L, 

o"  15,2'  N.  Br.,  98"  8,8'  <  >.  L. 

o"  30,5'  N.  Br.,  98°  14,2'  O.  L 

0°  27.;'   X.  Br.,  98°  7,4'  O.  L. 

0°  16,5'   N.  Br.,  980  7.3'  O.  L. 


o°  [5,5'  N.  Br.,  98°4'  O.  L. 

0°  46,2'  N.  Br.,  960  23,2'  i).  L. 

1"  18,1'  X.  Br.,  .17"  6'  o.  L. 

1"  17.1'  X.  Br.,  960  58,7'  o.  I. 

1"  l8,9'  X.  Br.,  '|i."  53'  1  1.  I.. 


981 

936 

5108 

178 

106 

80 

80 

80 


500 

'55 
102 

"7 
564 
3>8 
70 
567 
439 
457 
4631, 

88 
(.72 

■4<'3 

496 

2414 

3548 
2068 

2154 

5248 

614 

903 
768 
1280 
75o 
37i 

132 
614 

594 
646 

677 


470 

5214 

141 

660 

"43 


3   Rkabdocalyptus  baculifer  F.   E.  Sch. 


2  Holascus    ieuuis    F.    E.    Sch.;     1    Holascus    obesus    F.    E.    Sch.; 
2   Caulophacus  valdiviae  F.  E.  Sch. 

t 

1    Eurete  spec. ;    1   Apkrocallistes  beatrix  J.  E.  Gray 


2  Hyalonema  proximum  F.  E.  Seil. ;  2  Hyalonema  apertum  F.  E.  Sch. 
1   Hyalonema  spec. 

4  Hyalonema  rapa  F.   E.  Sch.;    i    Hyalonema  spec 
1   Hyalonema  tulipa  F.  E.  Sch.  ;   1   Hyalonema  spec. 
1   Euplectella  (? Simplex  F.  E.  SCH.);  3  Hyalonema  rapa  F.  E.  Sch. 
1   Farrea  occa  Bw'BK.,  Carter;  2  Aphrocallistes  beatrixj.  E.  Gray; 
1   Semperella  spieifera  F.  E.  Sch. 

1    Hyalonema  apertum  F.  Sch. 

1  Aphrocallistes  beatrix J.E.GHW;   1  Phcioni  ina  1  -aphanm,  F.  K.  Seil. 
1     Ramella    tubulosa    V-    E.    Sch.;     ca.    20    Aphrocallistes     beatrix 

J.  E.  Okay;    i   Pheronema    raphanus    F.  E.  Sch.    und    1   Ilvalo- 

nema  proximum   F.  E.   Sch. 
1  Aphrocallistes  beatrix J.  E.  Gray;  i  Pheronema  raphanus  F.  E.  Sch. 

1  Aphrocallistes  beatrix  J.  E.  Gray 
1    Hyalonema  rapa  F.  E.  Sch. 


23 


Dritter  Teil.     Geographische  Verbreitung 


!59 


Tiefe  in 
m 

Anzahl 

Zahl 

Station 

Position 

Gefundene  Arten 

der 

der 

Arten 

Stücke 

207 

5"  23,2'  N.  Hr.,    i)4ü  4N.1'   0.  1.. 

1024 

1    Apkrocallistes  beatrix  J.  E.  Gray;    i  Hyalonema  calix   F.  1-'..  S.  11 

-, 

-, 

208 

6"  54'   N.  Hr.,    93"  28,8'  0.  I.. 

2')!' 

4   Semperella  cucumis  V.  F.  Seil.;  1  Compsocalyx  gibberosa  F.  E  Si  11 .; 
ca.  8  Hyalonema  valdiviae  F.  E.  Sch. 

3 

'3 

20<> 

0"  50,3'  N.  Br.,    93"  32,7'  O.  L. 

362 

1    Chaunangium  crater  F.  E.  Sch.;  2  Apkrocallistes  beatrix  J.  E. Grat;  ; 
2  Semperella  cucumis  F.  E.  Sch. 

3 

5 

2IO 

6°  53,1'  X.  Hr.,    93"  33,5'  O.  L. 

752 

1    Chaunangium   crater   F.    E.   Sch.  ;    ca.    40   Pheronema    raphanus 
F.  E.  Sch. 

2 

4' 

21  I 

7"  48,8'  N.  Br.,   93"  7,6'  O.  L. 

805 

I    Regadrella   (?  phoenix  O.  SCHM.);    I    Fama  spec. ;    ca.   30   Phero- 
nema raphanus  F.  E.  SCH. ;    1    Chaunangium  crater  F.   E.  Sri!.; 
I    Hyalonema  aper/u///    F.   E.   Sch. 

5 

34 

212 

7°  49,1'  X.  Hr.,    93"  10,5'  O.  L. 

302 

2   Apkrocallistes  beatrix  J.   E.  Gray 

1 

2 

216 

6»  S9,i'  X.  Br.,   79"  3i,7'  O.  L. 

I287 

219 

0"  2,3'  S.  Br.,    73"  24'  0.  L. 

2253 

1    Chaunangium  spec. 

1 

1 

220 

i°57,o'  S.  Br.,   73"  19,1'  O.  L. 

2919 

I    Hyalonema  solutum   F.   I'-   SCH.;     1    Hyalonema  urna   I*.   F.  Sch. 

2 

2 

227 

2"  56,6'  S.  Br.,   670  59'  O.  L. 

2743 

240 

6"  12,9'  S.  Br.,    41°  17,3'  O.  L. 

2959 

1   Holascus  fibulatus  F.  E.  Sch.  ;   1   Placopegma  solutum  F.  E.  Sch. 

2 

2 

242 

b°  34,8'  S.  Br.,    39«  35,5'  O.  L. 

4O4 

-43 

6°  39,1'  S.  Br.,    39°  30,8'  O.  L. 

4OO 

1  Euplectella  aspergillum  Owen 

1 

1 

244 

5°  55,8'  S.  Br.,    39"  1,2'  O.  L. 

5° 

t 

245 

5"  27,9'  S.  Br.,    39°  18,8'  O.  L. 

403 

I   Euplectella,    aspergillum  Owen;    1    Hyalonema    molk-  F.   E.  Sch. 

2 

2 

246 

5°  24'  S.  Br.,   39°  19,8'  O.  L. 

8l8 

I   Euplectella  suberea  Wyy.-Th. 

1 

1 

247 

3°  38,5'  S.  Br.,    400  16'  O.  L. 

863 

1   Rossellide;  9  Pheronema  carpenteri  (Wyv.-Th.);    7   Platylistrum 

platessa   F.   E.  Sch.;    I    Hyalonema  spec. 

4 

18 

249 

30  7'  S.  Br.,    40"  45,8'  0.  L. 

748 

I    Rossellide;     I    Platylistrum    platessa    F.    E.  Sch.  ;     1     Hyalonema 
spec. ;   2  Monorhaphis  ehuni  F.  E.  Sch. 

4 

5 

250 

1"  47,8'  S.  Br.,    410  58,8'  O.  L. 

1668 

I   Euplectella     (?  Simplex     F.    E.    Sch.);     i     Platylistrum    platessa 
F.  E.  Sch. 

2 

2 

251 

i°  40,6'  S.  Br.,    41"  47,1'  O.  L. 

693 

I    Pheronema  carpenteri    (Wyy.-Th.) 

1 

1 

252 

ou  24,5'  S.  Br.,    42"  49,4'  O.  L. 

IOI9 

I    Platylistrum  platessa   F.  E.  Sch.;    I    Hyalonema  spec. 

2 

2 

253 

o"  27,4'  S.  Br.,    42"  47,3'  0.  L. 

638 

4  Hyalonema  mollc  F.   E.  SCH. 

1 

4 

254 

0°  29,3'  S.  Br.,    420  47,6'  O.  L. 

977 

I   Hyalonema  spec. 

1 

1 

256 

i°  49,0'  X.  Br.,   450  29,5'  O.  L. 

"34 

2;; 

i°48,2'  X.  Br.,   45°  42,5'  O.  L. 

1644 

I   Hyalonema  spec. ;  ca.  5   Monorhaphis  dives   F.   E.  Sch. 

2 

ü 

258 

2"  58,5'  X.  Br.,   460  50,8'  O.  L. 

1362 

1   Hyalonema  validum   F.   E.  Sch.;    1    Hyalonema  spec. 

2 

2 

259 

2U58,8'  X.  Br.,   470  6,1'  O.  L. 

1289 

261 

4°  36,1'  X.  Br.,    48°37,6'  O.  L. 

1213 

262 

4"  40,8'  X.  Br.,    480  39,6'  0.  L. 

1242 

263 

4u4i,9'  X.  Br.,   48"  38,9'  0.  L. 

823 

264 

6"  18,8'  X.  Br.,    49"  32,5'  O.  L. 

1079 

1    Hyalonema  eoniforme  F.  E.  Sch.  ;   I  Hyalonema  spec;  ca.  12  Mono- 
rhaphis ehuni  F.   E.   SCH. 

3 

14 

265 

6"  24,1'  X.  Br.,   49°  31,6'  O.  L. 

028 

1    Hyalonema   somalicum   F.    E.  SCH. 

1 

1 

266 

6°  44,2'  X.  Br.,   49"  43,8'  O.  L. 

74i 

1    Hyalonema  somalicum  F.  E.  Sch.;    I    Hyalonema  mollc  V .  E.  SCH. 

2 

2 

270 

130  1'  X.  Br.,    47»  10,9'  O.  L. 

1840 

I    Hyalonema  spec. 

1 

1 

271 

13"  2,8'  X.  Br.,    46"  41,6'  O.  L. 

1469 

Bei  den  45  Stationen  dieser  Reihe,  an  welchen  Hexactinelliden  oder  doch  einzelne 
Hexactinellidennadeln  erbeutet  sind,  habe  ich  die  Namen  der  gefundenen  Arten  nebst  deren 
Individuenzahl  sowie  die  Gesamtzahl  der  gefundenen  Arten  angegeben. 

Bei  weitem  übersichtlicher  markieren  sich  indessen  einige  der  so  angegebenen  Thatsachcn 
auf  einer  Karte  des  Reiseweges  der  „Valdivia"  (Taf.  LH),  wo  alle  Grundfangstationen  der  Ex- 
pedition, welche  k e i  n e  Hexactinelliden  ergeben  haben,  mit  einem  grü  nen  Strich,  solche,  welche 
Hexactinelliden  i>eliefert  haben,  daeesren  mit  roten  Strichen  bezeichnet  sind.  Die  Zahl  der  von 
den    einzelnen  Stationen    ausgehenden  Striche   giebt    dabei   die  Anzahl  der  gefundenen  Arten  an, 


a* 


oAn  Franz  Eilhard  Schulze:  Hexactinelliden. 

und  zwar  der  Hexasterophora  mit  kirschroter,  der  A  mphidiscophora  mit  ziegel- 
roter Farbe. 

Schon  ein  Blick  auf  diese  Karte  zeigt,  wie  ungleich  die  Verteilung  der  Glasschwämme 
an  den  mittelst  Grundfängen  untersuchten  Regionen  der  Expedition  ist.  Vor  allem  treten  zwei 
den  Tropen  angehörige  Gegenden  des  Indischen  Oceans  als  an  Hexactinelliden  besonders  reich 
hervor,  nämlich  einerseits  die  Inselregion  vor  der  Westküste  von  Sumatra  nebst  den  Nikobaren 
und  andererseits  die  Region  vor  der  Ostküste  Afrikas  von  Sansibar  bis  Ras  Hafun. 

Auf  der  ganzen  übrigen  Route  kommen  nur  noch  folgende  isolierte  Fundorte  vor:  im 
Atlantischen  Ocean  eine  Gegend  nordwestlich  von  Schottland  und  einige  Punkte  zwischen  den 
Canarischen  und  Cap-Verdischen  Inseln;  im  Indischen  Ocean:  die  Agulhas-Bank,  eine  antarktische 
Fangstation  in  der  Nähe  von  Enderby-Land,  eine  andere  bei  der  Insel  St.  Paul  und  eine  Gegend 
nördlich  vom  Chagos-Archipel. 

Auffällig  muß  es  erscheinen,  daß  alle  jene  meist  in  größerer  Tiefe  längs  der  Westküste 
Afrikas  von  Kamerun  bis  zum  Kap  der  guten  Hoffnung  und  ebenso  die  in  ansehnlicher  Tiefe 
mitten  im  Indischen  Ocean  nordöstlich  von  der  Insel  St.  Paul  ausgeführten  Grundfänge  überhaupt 
keine  Hexactinelliden  geliefert  haben. 

Für  eine  genauere  Feststellung  des  relativen  Hexactinelliden-Reichtumes  aller  auf  dieser 
Expedition  mit  Grundfangapparaten  durchforschten  Regionen  wird  es  erforderlich,  aus  der  Zahl 
(70)  jener  Grundfangstationen,  an  welchen  keine  Glasschwämme  gefunden  sind,  diejenigen  auszu- 
scheiden, wo  wegen  allzu  geringer  Tiefe  derartige  specifische  Tiefseespongien  überhaupt  nicht 
zu  erwarten  waren.  Als  solche  dürften  nach  den  bisherigen  Erfahrungen  alle  Stationen  anzusehen 
sein,  deren  Tiefe  geringer  als  100  m  ist,  da  oberhalb  dieser  Tiefe  nur  äußerst  selten  Hexacti- 
nelliden gefunden  sind.  Diese  Stationen  habe  ich  sowohl  auf  der  Tabelle  als  auch  auf  der  Reise- 
routenkarte  mit  einem  f  bezeichnet.  Es  sind  ihrer  11.  Ebenso  mußten  diejenigen  10  Stationen 
unberücksichtigt  bleiben,  bei  welchen  keine  Tiefenangaben  gemacht  sind,  und  welche  auf  der 
Tabelle  mit  einem  'A  markiert  erscheinen,  so  daß  also  von  den  70  nur  noch  49  Grundfang- 
stationen übrig  bleiben,  an  welchen  trotz  sicher  ausreichender  Tiefe  keine  Hexactinelliden  er- 
beutet sind.  Da  nun  diesen  49  zweifellos  hinlänglich  tiefen,  aber  doch  von  Hexactinelliden 
leeren  Stationen  45  gegenüberstehen,  an  welchen  Hexactinelliden  gefunden  sind,  so  haben  von 
94  Stationen,  an  welchen  überhaupt  Hexactinelliden  erwartet  werden 
konnten,  45,  d.  h.  ca.  48  Proz.,  also  beinahe  die  Hälfte,  dieser  Erwartung  auch 
wirklich  entsprochen. 

Bemerkenswert  ist  der  Unterschied  im  Hexactinelliden-Reichtum  zwischen  den  in  Betracht 
kommenden  Grundfangstationen  im  Gebiete  des  Atlantischen  und  des  Indischen  Oceans.  Aus 
der  Tabelle  (S.  257 — 259)  ergiebt  sich,  daß  im  atlantischen  Reisegebiete,  d.  h.  also  westlich  vom 
20.  Grade  östlicher  Länge,  von  den  31  sicher  ausreichend  tiefen  Grundfangstationen  nur  5,  das 
ist  ca.  16  Proz.,  Hexactinelliden  ergeben  haben,  während  von  den  63  sicher  hinlänglich  tiefen 
Grundfangstationen  des  indischen  Gebietes  40,  das  ist  73  Proz.,  Glasschwämme  geliefert  haben. 

Freilich  darf  aus  diesem  Umstände  nicht  ohne  weiteres  der  Schluß  gezogen  werden,  daß 
der  Atlantische  Ocean  (resp.  das  von  der  „Valdivia"  durcheilte  Gebiet  desselben)  überhaupt 
ärmer  an  Hexactinelliden  sei  als  der  Indische  Ocean.  Denn  einesteils  wissen  wir  durch  die 
Ergebnisse  anderer  Expeditionen,  daß  der  Atlantische  Ocean   keineswegs  überall  so  arm   an   (das- 


Dritter  Teil.     Geographische  Verbreitung.  26  I 

schwämmen  ist,  manche  Regionen  desselben,  wie  z.  B.  die  westindischen  Gewässer,  sogar  sehr 
reich  an  solchen  sind;  und  andererseits  wurde  ja  schon  hervorgehoben,  daß  auch  nach  den  hier 
vorliegenden  Erfahrungen   im   Indischen   Ocean  selbst  die  Verteilung  eine  sehr  ungleiche  ist. 

Um  auch  diese  Verhältnisse  ziffermäßig  festzustellen,  will  ich  einmal  von  den  indischen 
Grundfangstationen  der  deutschen  Tiefsee-Expedition  die  beiden  an  Hexactinelliden  besonders 
reichen  Regionen    von  Station    185—212   und   240 — 268    mit    den   übrigen  Stationen  vergleichen. 

Bei  Sumatra  und  den  Nikobaren  (Station  185 — 212)  sind  an  22  Stationen  Grundfänge  ge- 
macht, von  welchen  18,  d.h.  82  Proz.,  Hexactinelliden  geliefert  haben.  Und  auf  dem  Wege  von 
Sansibar  bis  Ras  Hafun  (Station  240 — 266)  sind  vor  der  ostafrikanischen  Küste  ebenfalls  an  22  aus- 
reichend tiefen  Stationen  Grundfänge  gemacht,  von  denen  16,  d.  h.  also  83  Proz.,  Hexactinelliden 
ergaben. 

Von  den  19  Grundfangstationen  des  ganzen  übrigen  Weges  durch  das  Gebiet  des  Indischen 
Oceans  haben  überhaupt  nur  6  eine  Ausbeute  von  Hexactinelliden  geliefert,  das  sind  noch 
nicht  32  Proz.;  immerhin  erheblich  mehr  als  die  5  von  den  31  ausreichend  tiefen  Grundfang- 
stationen des  ganzen  atlantischen  Reisegebietes  (16  Proz.). 

Die  Anzahl  der  an  ein  und  derselben  Station  gefundenen  Arten  wechselt  zwischen  1  und  5. 
Nur  eine  Species  wurde  an  16  von  den  45  Hexactinelliden-Stationen,  zwei  an  18,  drei  an  5, 
vier  an  5   Stationen  und   fünf  Arten  zugleich  nur  an  einer  einzigen  Station  (St.   211)   erbeutet. 

Um  die  Reichlichkeit  des  Vorkommens  der  Hexactinelliden  abzuschätzen,  muß  natürlich 
auch  die  erbeutete  Individuenzahl  berücksichtigt  werden.  Auch  hierzu  liefert  die  obige  Tabelle 
S.  257 — 259  das  Material. 

An  14  von  den  45  Hexactinelliden-Stationen  (also  an  31  Proz.)  ist  überhaupt  nur  je 
1  Exemplar  und  von  ebenso  vielen,  d.  h.  auch  an  14  Stationen  je  2  Exemplare  gefunden,  3  Stück 
kamen  zufällig  gar  nicht,  dagegen  4  Exemplare  an  4,  und  5  Exemplare  an  4  Orten  vor.  An  je 
einer  Station  fanden  sich  dann  folgende  Zahlen:  6,  9,   13,   14,   18,  23,  2,3,  34  und  41   Stück. 

Wie  die  Tabelle  S.  257 — 259  zeigt,  sind  die  letzten  höheren  Ziffern  wesentlich  durch  das 
Prävalieren  je  einer  Species  in  größerer  Individuenzahl  an  den  betreffenden  Orten  bedingt.  So 
waren  z.  B.  bei  Station  210  von  den  daselbst  erbeuteten  41  Hexactinelliden  40  und  bei  der 
Station  211  von  34  Exemplaren  30  zu  Pkeronema  raphantts  gehörig.  Von  den  33  Stück  der 
Station   37  gehören   30  zu  Aphrocallistes   beatrix. 

Ohne  nun  hier  näher  auf  die  horizontale  Verteilung  der  einzelnen  systematischen 
Gruppen  einzugehen,  will  ich  nur  noch  die  Ausbreitung  der  beiden  Hauptabteilungen  der  Hex- 
asterophora  und  Amphidiscophora  in  den  beiden  Oceanen  kurz  berücksichtigen. 

Hexasterophora  fanden  sich  im  Atlantic  überhaupt  nur  an  zwei  (von  den  31  in  Betracht 
kommenden)  Stationen,  nämlich  Station  33  und  37,  im  Indic  dagegen  an  24  von  den  63  dort 
in  Betracht  kommenden  Stationen.  Und  zwar  wurden  an  den  beiden  atlantischen  Stationen  33 
und  37  sechs  sicher  bestimmbare  Arten  und  eine  zweifelhafte,  an  den  24  indischen  Stationen 
dagegen    12   sicher  bestimmbare  und   7  zweifelhafte  Arten  erhalten. 

Vertreter  der  Amphidiscophora  sind  im  Atlantic  nur  an  4  von  den  3  1  in  Betracht  kommen- 
den Stationen,  im  Indic  dagegen  an  31  von  den  63  daselbst  in  Betracht  kommenden  Stationen 
gefunden. 


2Ö2 


Franz  Eilhard  Schulze  :  Hexactinelliden. 


Die  Anzahl  der  sicher  bestimmbaren  Amphidiscophoren-Arten  beträgt  im  Atlantic  2  (welche 
beide  der  Station  10  angehören),  während  an  3  atlantischen  Stationen  (33,  35  und  45)  nur  un- 
sichere Formen  vorkamen. 

Im  Indic  dagegen  sind  23  sichere  Amphidiscophoren-Arten  (an  im  ganzen  28  Stationen) 
und  außerdem  zahlreiche  unbestimmbare  Nadeln  (an    13  verschiedenen  Stationen)  gefunden. 

Uebrigens  scheinen  sich  die  beiden  Gruppen  der  Hexasterophora  und  Amphidiscophora  an 
den  einzelnen  Fundorten  häufig  gegenseitig  auszuschließen.  So  findet  sich  unter  den  5  Hexacti- 
nelliden-Fundstellen  des  atlantischen  Reisegebietes  nur  eine  (Station  t,^),  wo  neben  3  Hexastero- 
phoren  noch  eine  (zweifelhafte)  Amphidiscophore  vorkam,  während  3  Stationen  (10,  35  und  45) 
nur  Amphidiscophoren  und  eine  (Station  37)  zwar  4  verschiedene  Hexasterophoren-Arten,  aber 
keine  Amphidiscophore  ergaben. 

Noch  deutlicher  tritt  dieser  Umstand  im  Gebiete  des  Indischen  Oceans  hervor.  Hier 
ergaben  von  den  40  Hexactinelliden-Stationen  9  ausschließlich  Hexasterophora  und  19  aus- 
schließlich Amphidiscophora,  während  nur  an  12  Stationen  beide  Gruppen  nebeneinander  ver- 
treten sind.  Längs  der  ostafrikanischen  Küste  dominierten  sogar  die  Amphidiscophora  so  sehr, 
daß  an  den  7  Stationen  von  der  Gegend  des  Aequators  bis  zum  Golf  von  Aden  nur  Amphi- 
discophora gefunden  wurden. 


Kap.  IL     Bathy metrische  Verbreitung. 

Von  besonderem  Interesse  ist  bei  so  ausgesprochenen  Tiefseebewohnern,  wie  es  die 
Hexactinelliden  sind,  ihre  bathymetrische  Verteilung. 

Um  diese  festzustellen,  werde  ich  zunächst  das  Verhältnis  der  Hexactinelliden-Stationen 
hinsichtlich  der  Tiefe  ermitteln  und  sodann  die  gefundenen  Arten  nach  der  Tiefe  ihrer  Fundorte 
tabellarisch  ordnen. 

Wie  oben  S.  260  auseinandergesetzt  ist,  betrug  die  Anzahl  der  für  unsere  Zwecke 
relevanten,  d.  h,  unter  100  m  tiefen,  mit  Tiefenangabe  versehenen  Grundfangstationen:  94,  von 
welchen  45  (also  48  Proz.)  Hexactinelliden  ergeben  haben.  Ordnet  man  nun  jene  94  Grund- 
fangstationen nach  ihrer  Tiefe  von  500  zu  500  m  und  giebt  dabei  außer  der  Anzahl  der  zu- 
gehörigen Grundfangstationen  auch  noch  die  Anzahl  derjenigen  Grundfangstationen  an,  welche 
Hexactinelliden  lieferten,  so  ergiebt  sich  daraus  das  prozentische  Verhältnis,  welches  für  die  bathy- 
metrische Verteilung  der  Hexactinelliden  an  den  untersuchten  Orten  in  Betracht  kommt. 


Anzahl  in  Betracht 

Anzahl  der 

Anzahl  in  Betracht 

Anzahl  der 

Tiefe  in  m 

kommender 

Hexactinelliden 

Tiefe  in  m 

kommender 

Hexactinelliden 

Grundfangstationen 

führenden  Stationen 

Gnindfangslationen 

führenden  Stationen 

IOO —  500 

24 

9  d.  i.   36,7   °/0 

3°°i— 3500 

2 

I    d.  i.   50,0  °/„ 

501 — IOOO 

27 

19  „    „  70,4  % 

3501 — 4000 

1 

0  „    l.     0 

1001 — 1500 

14 

0  „    „  43,o  % 

4001 — 4500 

0 

0  „    „     0 

1501  —  2000 

8 

4  ..  ..  50.0  7„ 

4501 — 5000 

3 

.2  „  „  oo,r  -  „ 

2001 — 2500 

10 

2  „   „  20,0  °/„ 

5001—5500 

2 

0  „  „    0 

2501 — 3000 

3 

2  „    „  06,7  % 

Dritter  Teil.     Geographische  Verbreitung. 


:63 


Wenn  nun  diese  Tabelle  auch  ohne  weiteres  zeigt,  daß  in  dem  untersuchten  Terrain  die 
Bodentiefen  von  500 — 1000  m  am  reichsten  an  Hexactinelliden  sind,  daß  ferner  nach  oben  zu 
(bis  zu  100  m)  eine  deutliche  Abnahme  und  nach  unten  (bis  zu  5000  m)  ebenfalls  eine  all- 
mähliche Abnahme  des  Hexactinelliden-Reichtumes  stattfindet,  so  ist  dabei  doch  noch  nicht  die 
Zahl  und  die  Eigenart  der  gefundenen  Formen  berücksichtigt. 

Um  dies  leichter  zu  ermöglichen,  habe  ich  die  folgende  Tabelle  zusammengestellt,  in 
welcher  innerhalb  der  einzelnen  Tiefenintervalle  von  500  zu  500  m  die  gefundenen  Arten  nach 
dem  zoologischen  Systeme  geordnet  erscheinen,  und  dazu  die  Tiefe  und  die  Stationsnummer  des 
Fundortes  angegeben  ist. 

Bathymetrische  Verteilung  der  von  der  deutschen  Tiefsee-Expedition 

gefundenen  Hexactinelliden. 


Tiefe 

No.  der 

Tiefe 

No.  der 

Name 

Name 

in  m 

Station 

in  m 

Station 

in   100 — 500  m  Tiefe 

1748 

249 

|4°° 
U&3 

245 

Platylistrum  platessa  F.  E.  SCH. 

\863 

247 

Euplectclla  aspergillum  OWEN 

243 

(614 

'85 

Hyalonema  proximiim  F.   E.  SCH. 

»677 

198 

Chaunangium  crater  F.  E.  Sch. 

362 

209 

Khabdocalyptus  baculifer  F.  E.  Sch. 

500 

■°3 

,,           nicobaricum  F.  E.  Sch. 

805 

21 1 

Farrea  occa  Bwbk.,  Carter 

1 

362 
37i 

209 
192 

,,           somalicum  F.  E  Sch. 

174' 
(826 

266 
265 

141 

202 

„           globiferum  F.  E.  Sch. 

752 

210 

302 

212 

[660 

203 

Aphrocallistes  beatrix  J.  E.   GRAY 

362 
37i 

209 

192 

„            rapa  F.  E.  Sch. 

I750 
|752 

191 
210 

470 

190 

(768 

189 

477 

198 

(6i4 

185 

Pheronema  raphanus  F.  E.  SCH. 

470 

199 

„          apertum  V.  E.  Sch. 

614 
I805 

194 

(296 

208 

211 

Semperella  cucumis  F.  E.  Sch. 

U&2 

209 

molle  F.  E.  Sch. 

638 

253 

„           spicifera  F.  E.  Sch. 

371 

192 

614 

185 

Compsocalyx  gibberosa  F.  E.  Sch. 

296 

208 

748 

249 

Hyalonema  valdimae  F.  E.  Sch. 

296 

208 

752 

210 

„           molle  F.  E.  Sch. 

4»3 

245 

sp. 

S63 
9°3 

247 
186 

in  501 — 1000  m  Tiefe 

977 

254 

Euplectclla  suberosa  Wyv.  Th. 

818 

246 

Monorhaphis  chuni  V .  E.  Sch. 

748 

249 

{?  Simplex  F.  E.  Sch.) 

75° 

191 

in   1001  — 1500  m  Tiefe 

Regadrclla  (? pkocnix  O.  SCHM.) 

805 

21 1 

/752 

210 

Aphrocallistes  beatrix  J.  E.  Gray 

1024 

207 

Chaunangium  crater  F.  E.  SCH. 

(805 

21 1 

Pheronema  carpcnteri  Wyv.  Th. 

1326 

10 

(748 

249 

Platylistrum  platessa  F.  E.  Sch. 

1019 

252 

Rossellide 

\863 

247 

Hyalonema  thomsonis  W.  Marsh. 

1326 

10 

Farrea  sp. 

805 

21 1 

„           calix  F.  E.  Sch. 

1024 

207 

Eurete  sp. 

672 

165 

validum  F.  E.  Sch. 

1362 

258 

Ramella  tubulosa   V.   E.  SCH. 

520 

198 

tulipa  F.  E.  Sch. 

1280 

190 

1614 
646 
l68o 

194 

simile  F.  E.  Sch. 

1362 

258 

Aphrocallistes  beatrix  J.  E.  Gray 

196 

„           coniforme  F.  E.  Sch. 

1079 

264 

165 

r  IOI9 

252 

I&93 

251 

1 107g 

264 

Pheronema  carpcnteri  (Wyv.  Th.) 

l8o3 

247 

sp. 

J1280 

190 

«646 

196 

U362 

258 

|«77 

198 

Monorhaphis  chuni  F.  E.  Sch. 

1079 

264 

raphanus  F.  E.  Sch. 

1752 

210 

I805 

21 1 

264 


Kranz  Eilhard  Schulze:  Hexactinelliden 


Name 

Tiefe 
in  m 

No.  der 
Station 

Name 

Tiefe 
in  m 

No.  der 
Station 

in   1501 — 2000  m  Tiefe 

in  2501 — 3000  in  Tiefe 

Euplectella  (?simplex  F.  E.  Sch.) 

1668 

250 

Holascus  fibulatus  F.  E.  Sch. 

2959 

240 

Hertwigia  falcifera  O.  ScHM. 

1694 

37 

Placopegma  solutum  F.  E.  Sch. 

2959 

240 

Farrea  sp. 

11,94 

37 

Hvalonenia  solutum  F.  E.  Sch. 

2919 

220 

Ramella  tubulosa  F.  E.  Sch. 

1694 

37 

urna  F.  E.  Sch. 

2919 

220 

Apiirocallistcs  bcatrix  J.  E.   Gray 
Platylistrum  platessa  F.  E.  Sch. 

Hyalonana  sp. 

1694 

1668 

(1644 

\  1840 

37 
250 

257 
270 

in  3001 — 3500  m  Tiefe 
Hvalonenia  sp. 

in  3501 — 4000  m  Tiefe 

3500 

35 

Monorhaphis  divcs  F.  E.  SCH. 

1644 

257 

0 

sp.  (divcs?  F.  E.  Sch.) 

1644 

257 

in  4001 — 4500  m  Tiefe 

in  2001 — 2500  m  Tiefe 

0 

Euplectella  suberea  Wvv.  Th. 

2500 

33 

in  4501  —  5000  m  Tiefe 

„          nob/lis  F.  E.  Sch. 

2500 

33 

Holascus  tenuis  F.   E.  Sch. 

4636 

152 

Chaunangium  sp. 

"53 

219 

„         obesus  F.  E.  Sch. 

4636 

152 

Auloplax  auricularis  F.  E.  Sch. 

2500 

33 

Caulopkacus  valdiviae  F.  E.  Sch. 

4636 

152 

Hyalonema  spec. 

2500 

33 

Hexactinellide  (?  Hyalonema) 

4990 

45 

5  Arten, 

4001 — 4500  m 

0  Arten, 

4 

4501—5000    „ 

4 

1   Art 

5001—5500    „ 

0 

o 


Es  zeigt  sich,  daß  in  Tiefen  von 

100 —   500  m    11   Arten,  2001 — 2500  m 

501  —  1000    „21        „  2501—3000   „ 

1001  — 1500    „11        „  3001—3500   „ 

1501 — 2000    „      9       „  3501 — 4000   „ 

gefunden  sind ;  und  man  bemerkt,  daß  die  so  erhaltenen  Zahlen,  welche  den  Artenreichtum  in 
den  einzelnen  Tiefenintervallen  angeben,  nicht  erheblich  abweichen  von  denjenigen,  welche  oben 
das  prozentische  Verhältnis  der  Hexactinelliden -führenden  zu  den  Hexactinelliden  -  leeren  be- 
zeichneten. 

Um  mehr  im  einzelnen  die  Abhängigkeit  der  einzelnen  Gattungen  und  Arten  von  der 
Bodentiefe  zu  übersehen,  wird  eine  Anordnung  der  betreffenden  Thatsachen  vorteilhaft  sein,  bei 
welcher  von  den  Meerestiefen  ausgegangen  wird,  und  diese  in  fortlaufender  Reihe  vorausgestellt 
werden,  wie  das  in  folgender  Tabelle  geschehen  ist. 


Bathym  etrisc  h  e  Verteilung  der  von  der  deutschen  Tief  see-Expe.dition 

gefundenen  Hexactinelliden. 

(Anordnung  nach  den  Stationstiefen  in  fortlaufender  Reihe.) 


Tiefe 
in  m 

Stations- 
No. 

Name 

Stück- 
zahl 

Tiefe 

in    in 

Stations- 
No. 

Name 

Stück- 
zahl 

141 

202 

Aphrocallistes  beatrix  J.  E.  Gray 

1 

362 

209 

Semperella  cucumis  F.  E.  SCH. 

2 

2')'i 

208 

Semperella  cucumis  F.  E.  Si  a. 

4 

371 

192 

Farrea  occa  Bwbk. 

1 

290 

208 

Compsocalyx  gibberosa  F.  E.  Sch. 

1 

371 

H)2 

Aphrocallistes  beatrix  J.  E.  Gray 

2 

296 

208 

Hyalonema  valdiviae  F.  E.  Sch. 

8 

37  > 

192 

Semperella  spicifera  F.  E.  SCH. 

1 

302 

212 

Aphrocallistes  beatrix  J.  E.  Gray 

2 

400 

245 

Euplectella  aspergillum  '  IWEN 

2 

3r>2 

209 

Chaunangium  crater  F.  E.  S(  H. 

1 

4<'3 

245 

„                 „             Owen 

1 

362 

209 

Farrea  occa   Bwbk. 

1 

4('3 

245 

Hyalonema  molle  V.  E.  Sch. 

1 

362 

209 

Aphrocallistes  beatrix  J.  E.  Gray 

2 

470 

199 

Aphrocallistes  beatrix  ].  E.  Gray 

1 

Dritter  Teil.     Geographische  Verbreitung. 


265 


Tiefe 

Stations- 

Name 

Stück- 

Tiefe 

Station  >- 

Name 

Stück- 

in  111 

No. 

zahl 

in   tu 

No. 

zahl 

470 

199 

Pheronema  raphanus  F.  E.  Sch. 

1 

863 

247 

Platylistrun                  F.  E.  Si  H. 

7 

477 

198 

Aphrocallistes    beatrix    J.    E.    (iKAV 

20 

863 

247 

Hyalonema  spec. 

1 

500 

103 

Rhabdoi  alyptus  baculifer  F.  E.  Sch. 

3 

903 

186 

)»                    »j 

1 

520 

198 

Ramella  tubulosa 

1 

977 

2S4 

1>                  »1 

1 

614 

194 

Aphrocallistes  beatrix  J.  E.  Gray 

2 

1019 

252 

Platylistrum  platessa  F.  E.  Seil. 

1 

614 

[85 

Hyalonema  proximum  F.  E.  Sch. 

2 

1019 

252 

Hyalonema  spec. 

1 

614 

185 

„          apertum  F.  E.  Sch. 

2 

1024 

207 

Aphrocallistes  beatrix  J.   E.  GRAY 

1 

614 

194 

„               „        F.  E.  Sch. 

1 

1024 

?°: 

Hyalonema  calix   F.  E.  Sch. 

1 

614 

•85 

sp. 

1 

1079 

264 

„           coniforme  F.  E.  Sch. 

1 

638 

253 

molle  F    E.  Sch. 

4 

1079 

264 

Monorhaphis  chuni  F.  E.  Sch. 

12 

646 

196 

Aphrocallistes  beati  i.\    F.  E.  Sch. 

1 

[280 

190 

Hyalonema  tulipa  F.  F~.  Sch. 

1 

646 

196 

Pheronema  raphanus  F.  E.   Sch. 

1 

I2.vO 

190 

,,           spec. 

3 

660 

203 

Hyalonema  rapa  F.  E.  Sch. 

1 

I326 

10 

Pheronema  carpenteri  Wyv.   Th. 

1 

672 

165 

Eurete  sp. 

1 

I326 

10 

Hyalonema  thomsonü  W.  Marsh. 

1 

677 

198 

Pheronema  raphanus  F.  E.  Sch. 

1 

I362 

258 

„            validum  F.  E.   Sch. 

1 

677 

198 

Hyalonema  proximum  F.  E.  SCH. 

1 

I362 

258 

„           spec. 

2 

680 

165 

Aphrocallistes  beatrix].  E.  Gi;\\ 

1 

[644 

257 

spec. 

1 

693 

25' 

Pheronema  carpenteri  Wvv.  Th. 

1 

[644 

257 

Monorhaphis  dives 

5 

74' 

266 

Hyalonema  somalicum  F.  E.  Sch. 

1 

[644 

257 

„             spec. 

:^ 

249 

Rosselide 

1 

1668 

250 

Euplectella  {.'  simplex  F.  E.  Sch.) 

1 

748 

2  49 

Platylistrum  platessa  F.  E.  Sch. 

1 

1668 

250 

Platylistrum  platessa  F.  E.  Sch. 

1 

74s 

249 

Hyalonema  sp. 

5 

1694 

37 

Hertwigia  falcifera  O.  Schm. 

1 

74's 

249 

Monorhaphis  chuni  F.  E.  Sch. 

2 

1694 

37 

Farrea  spec. 

1 

750 

191 

Euplectella  {simplex  F.  E.  Sch.) 

1 

1694 

37 

Ramella  tubulosa  F.  E.  Sch. 

1 

75° 

191 

Hyalonema   rapa  F.   E.   Sch. 

3 

1694 

37 

Aphrocallistes  beatrix   J.   E.   GRAY 

30 

752 

210 

Chaunangium  crater  F.  E.  Sch. 

1 

1840 

270 

Hyalonema  spec. 

1 

752 

210 

Pheronema   raphanus   F.   E.  Sch. 

40 

2253 

219 

Chaunangium  spec. 

1 

752 

210 

Hyalonema  globiferum  F.  E.  Sch. 

1 

2500 

33 

Euplectella  suberea   Wvv.   Th. 

1 

752 

210 

ra/w  F.  E.  Sch. 

2 

2500 

33 

„           nobilis  F.  E.  Sch. 

2 

752 

210 

sp. 

2 

2500 

33 

Auloplax  auricularis  F.  E.  Sch. 

5 

768 

189 

„          /<;/'«  F.  E.  Sch. 

4 

2500 

33 

Hyalonema  spec. 

1 

803 

247 

Pheronema  carpenteri  WYV.  Th. 

9 

2919 

220 

„           solutum  F.  E.  Sch. 

1 

805 

21 1 

Regadrella  {?  phoenix  O.  Sch.) 

1 

2919 

220 

„           ih'im  F.  E.  Sch. 

1 

805 

21 1 

Chaunangium  crater  F.  E.  Sch. 

1 

2959 

240 

Holascus  fibulatus  F.  E.  Sch. 

1 

805 

21 1 

Farrea  sp. 

1 

2959 

240 

Placopegma  solutum  F.   E.  Sch. 

1 

805 

21 1 

Pheronema   raphanus  F.   E.   Sch. 

3° 

3500 

35 

Hyalonema  spec. 

1 

805 

211 

Hyalonema  nicobaricum  F.  E.  Sch. 

1 

4636 

152 

Holascus  tenuis  V.  E.  Sch. 

2 

805 

21  I 

„           apertum  F.  E.  Sch. 

1 

4636 

i52 

oä«;m  F.  E.  Sch. 

1 

818 

246 

Euplectella  suberea  Wyv.  Th. 

1 

4636 

'52 

Caulophacus  valdiviae  F.   E.   Sch. 

2 

826 

265 

Hyalonema  somalicum   F.  E.   Sch. 

4990 

45 

Hexactinellide 

1 

863 

247 

Rossellide 

1 

Während  die  beiden  Gattungen  Holascus  und  Caulophacics  nur  in  sehr  großen  Tiefen 
(3000 — 5000  m)  gefunden  wurden,  kamen  andere,  wie  Aphrocallistes,  Farrea,  Euplectella,  Hyalo- 
nema etc.  in  sehr  verschiedener  Tiefe  (von  200  bis  zu  3000  m)  vor.  Auch  prägt  sich  kein  durch- 
greifender Unterschied  zwischen  den  beiden  Hauptgruppen  der  Hexastophora  und  Amphidisco- 
phora  aus,  ebensowenig  zwischen  den  lyssacinen  und  dietyoninen  Formen. 

Von  einzelnen  Species  zeigt  Aphrocallistes  beatrix  J.  E.  Gray  die  größten  Tiefendifferenzen 
von   209 — 1694   m. 

Zu  weiteren  Schlüssen  oder  gar  zur  Aufstellung  allgemeiner  Gesetze  scheinen  mir  die 
bis  jetzt  bekannt  gewordenen  Thatsachen  noch  nicht  auszureichen. 


Deutsche  Tiefsee- Expedition  1898 — 1899.     Bd.  IV. 


34 


266 


Franz  Eilhard  Schulze:  Hexactinelliden. 


Alphabetisches  Register. 


Die  Gattungen    der  „Valdivia"-Ausbeute    sind  durch  größeren  Druck, 
Kursivdruck  und  die  neuen  Arten  durch  Fettdruck  hervorgehoben. 


die  bekannten  Arten    aus  der  „Valdivia"-Ausbeute  durch 


Ai anthascinae   177. 
Acanthascus  17;. 
Acanthosaccus   177. 
Amphidiscophora   180. 
Aphonne   176. 

Aphrocallistes  beatrix  39;  Arten  144. 
Aphrocallistidae  127.   17s. 
Aporhysom    196. 

nema   176. 
Aulascus    174. 
Aulocalyx   180. 
Aulochone    176. 
Aulocystidae   129.    180. 
Aulodictyon    140. 

Auloplax  n.  gen.  auricularis  47. 148. 

Tab.    180. 
Aulosaccus  176. 

Balanella    136. 
Balanites   [36. 
Bnthydorus    1  76. 
Bolosoraa   173. 

CaHptera   140. 
Calycosaccus   1 76. 
Calycosoma    176. 
Caulocalyx   175. 
Caulophacidae   126.   173. 

Caulophacus  valdiviae  25;  elegansas; 

pipetta  25;  agassizi  25;  Arten   136. 

Chaunangium    n.    gen.    crater  3 1  ; 

spec.  33.   138.  Tab.  175. 
Chaunoplectella   175. 
Choanocyten    197. 
Choanosom   194. 
Claviscopulia    [78. 
Comitalia   115. 

Compsocalyx  n.  gen.  gibberosa  99. 

164.    Tab.    181. 
Corbitella   173. 
Corbitellinae   173. 

1  nioporidae  1  78. 
1  rateromorpha  176. 
1     ü   ulon   [79. 

Dactylocalycidae   127.    [80. 
Dactylocalyx   r8o. 
Dermatosom    [94. 
Dictyaulus    [73. 
Dictyocalyx  173. 

Epirhysom   195. 

Euplectella  suberea  9;  nobilis    15; 

OSpergillum  17;?  Simplex  2 1 ;  Arten  131. 


Euplectellidae  126.   172. 

Euplectellinae   173. 

Eurete  Spec.    37;    Arten    143.    Tab.     178. 

Euretidae   127.   177. 

Euryplegma  1 80. 

Farrea  occa  36;  spec.  37  ;  Arten  140. 

Tab.   178. 
Fieldingia   1  79. 

Gastrosom   196. 

Hertwigia    falcifera   23;    Arten  135. 

Tab.    173. 
Heterotella   173. 
Hexactinella   179. 
Hexasterophora   172. 

Holascus    tenuis    3;    fibulatus    8; 

obeSUS    7  J  Arten    1 29. 

Holtenia   149. 

Hyalascus  176. 

Elyalonema  proximum  64 ;  thom- 
sonis  67  ;  calix  69  ;  nicobaricum 
7  2  ;  somalicum  7  3  ;  globif erum  7  5  ; 
solutum  77;  valdiviae  78;  retpa 
80;  validum  82  ;  tulipa  83  ;  simile 
85  ;  coniforme  88  ;  urna  89 ;  aper- 

tum  91  ;   affine  91  ;    molh  95  ;    Arten 

152.    Tab.   181. 
Hyalonematidae  s.  str.   127,  181. 
Hyalostylus    173. 
Hyalothauma    H><>. 
Iphiteon  144. 
Labaria    149. 
Lanuginella    17b. 
Lanuginellinae   176. 
Lefroyella  178. 
Leiobolidium    14'). 
Leucopsacidae   126.    175. 
Leucopsacus   175. 
Lophocalyx    176. 
Lophocom   1 1 . 
Lophophysema  180. 
Malacosaccus    173. 
Margaritella   180. 
Mellonympha   >'<•■ 

Meyerella    

Meyerina   166. 

Monorhaphis    n.    gen.    chuni    112; 

dives   121.   168.    lab.  ist. 
Myliusia   180. 
Nischenkante   113. 


Periphragella   178. 
Pfahlnadel   113.  220. 

Pheronemacfl/'/>r»/e;7  5o;  raphanus 

52  ;   Arten   149.  Tab.   181. 
Pheronematidae   1 27. 

Placopegmaso/«/»»*  28. 137.  Tab.  175. 
Platylistrum    n.    gen.    platessa    59. 

165.      Tab.    181. 
Pleorhabdus   136. 
Poliopogon    149.    181. 
Polyrhabdus   136. 
Protosiphon  228. 

Ramella  n.  gen.  tubulosa  38.   144. 

Tab.   178. 

Regadrella  ?  phoenix  22;   Arten  133. 

Tab.   173. 

Rhabdocalyptns  baculifer  34;  lopho- 

digitatus   36;   Arten   139,  Tab.    177. 
Rhabdoplectella   173. 
Rossella   176. 
Rossellidae   127.    175. 
Rossellinae   176. 

Saccocalyx   173. 

Sclerothamnus   179. 

Schaudinnia   176. 

Scyphidium   1  76, 

Semperella  cucumis  103;  spieifera 

I  I O  ;   Arten   1 66.  Tab.    181. 
Semperellidae   128.   181. 
Sericolophus  180. 
Siphon  228. 
Sorite  213. 
Sperma  218. 
Spicularscheide   115.   204. 
Spiculinlamelle  228. 
Staurocalyptus   177. 
Sympagella   174. 

Thesocyten  210. 
Tignul  65. 
Trachycaulus    173. 
Tretocalycidae   1 79. 
Tretocalyx    1  79. 
Tretodictyidac    179. 
Trichaptella  133. 
Trichasterina    17!'. 

Uncinatera    1  ~  <  >  - 

Vas<  ll.i    1  i'i. 
Vitrollula   17t). 

Walleria   173. 


Frommannsche  Buchdruckerei  (Hermann  Pohle)  in  Jena.  —  2703 


Verlag  von  Gustav  Fischer  in  Jena. 


fet.  kftliche  Ergebnisse  der  Deutschen  Tie 


auf  dem  Dampfer  „Valdivia"  1898-1899 

Im  Auftrage  des  Reichsamts  des  Innern 

herausgegeben  von 

Carl   Ch  u  n 

Professor  der  Zoologie  in  Leipzig,  Leiter  der  Expedition. 


Von  der  ersten  Gruppe  liegt  die  umfangreiche  Oceanographie  und   maritime  Meteorologie  des 
Herrn    Dr.    Gerhard    Schott    fertig    vor.      Dieselbe    erschien    als    Band    I    (les    Unternehmens    mit 

dem  Nebentitel: 

Oceanographie  und  maritime  Meteorologie 

Im  Auftrage  des  Reichs-Marine- Amts 

bearbeitet  von 

Dr.  Gerhard  Schott, 

Assistent  bei  der  deutschen  Seewarte  in  Hamburg,  Mitglied  der  Expedition. 

Mit   einem  Atlas   von  40  Tafeln    (Karten,  Profilen,  Maschinenzeichnungen  u.  s.  w.),   26  Tafeln 

(Temperatur-Diagrammen)  und  mit  35  Figuren  im  Text. 

Preis  für  Text  und  Atlas  120  Mark. 

Bei  der  Bearbeitung  der  Oceanographie  und  maritimen  Meteorologie  sind  vorwiegend  zwei  Gesichtspunkte, 
nämlich  der  geographische  und  der  biologische  berücksichtigt  worden.  Um  einen  soivohl  für  die  Geographie 
wie  für  die  Biologie  nutzbaren  Einblick  in  die  physikalischen  Verhältnisse  der  Tiefsee  zu  gewinnen,  wurde 
die  Darstellung  nicht  auf  die  „Valdivia"-Messuugen  beschränkt,  sondern  auf  das  gesamte  bis  jetzt  vorliegende 
Beobachtungsmateried  ausgedehnt.  In  gewisser  Hinsicht  wird  hier  eine  Monographie  des  Atlantischen  und 
Indischen  Oceans  geboten,  welche  ihren  Schwerpunkt  in  die  zahlreichen  konstruktiven  Karten  und  Profile  legt. 
Weitere  Abteilungen  des  Unternehmens  gelangen  sofort  nach  Herstellung  des  Drucks  zur  Ausgabe.  Von 
dem  nunmehr  abgeschlossenen  Band  II  [  und  dem  im  Erscheinen  befindlichen  Band  V  und  VII  liegen 
folgende  Abhandlungen  vor: 

Bd.   III,  Lfg.  1.    Prof.  Dr.  Ernst  Vanhöffen,  Die  acraspeden  Medusen  der  deutschen  Tiefsee-Expedition  1898 — 1899. 

Mit    Tafel    I— VIII.    —    Die   craspedoten    Medusen  der  deutschen   Tiefsee-Expedition  1898—1899. 

I.  Trachymedusen.    Mit  Tafel  IX — XII.    Einzelpreis:  32, —  M.,  Vorzugspreis  f.  Abnehmer  des  ganzen 

Werkes:  25, —  M. 

„     „      „    2.    Dr.  phil.  L.  S.  Schultze,  Die  Antipatharien  der  deutschen  Tiefsee-Expedition  1898—1899.    Mit 

Tafel  XIII  und  XIV  und  4  Abbildungen  im  Text.     Einzelpreis:  5, —  M.,  Vorzugspreis:  4,—  M. 
„     „      „    3.    Dr.  phil.  Paul  Schacht,  Beiträge  zur  Kenntnis  der  auf  den  Seychellen  lebenden  Elefanten-Schild- 
kröten.    Mit   Tafel  XV — XXI.     Einzelpreis:    16, —  M.,    Vorzugspreis:   13, —  M. 
„     „      „    4.    Dr.  W.   Michaelsen,   Die   Oligochäten   der  deutschen   Tiefsee-Expedition    nebst   Erörterung    der 
Terricolenfauna   oceanischer   Inseln,    insbesondere  der  Inseln   des   subantarktischen   Meeres.     Mit 
Tafel  XXII  und  1  geographischen  Skizze.     Einzelpreis:  4, —  M.,  Vorzugspreis:  3,50  M. 
„     „      „    5.    Joh.  Thiele,  Proneomenia  Valdiviae  n.  sp.  Mit  Tafel  XXIII.  Einzelpreis:  3, —  M.,  Vorzugspreis:  2,50  M. 
„     „      „    6.    K.  Möbius,  Die  Pantopoden  der  deutschen  Tiefsee-Expedition  1898—1899.    Mit  Tafel  XXIV    XXX. 

Einzelpreis:  16, —  M.,  Vorzugspreis:  12,50  M. 
„     „      „    7.    Dr.   Günther  Enderlein,  Die  Landarthropoden  der  von   der  Tiefsee-Expedition  besuchten  ant- 
arktischen Inseln.     I.  Die  Insekten  und  Arachnoideen  der  Kerguelen.    II.  Die  Landarthropoden  der 
antarktischen  Inseln  St.  Paul  und  Neu-Amsterdam.     Mit  10  Tafeln  u.  6  Abbildungen  im  Text.   Einzel- 
preis: 17  M.,  Vorzugspreis:  15  M. 
Bd.   V.  Lfg.  1.    Johannes  Wagner,  Anatomie  des   Palaeopneustes  niasicus.    Mit  8  Tafeln  und  8  Abbildungen  im 

Text.     Einzelpreis:  20  M.,  Vorzugspreis:  17  M. 
Bd.  VII.  Lfg.  1.    v.  Martens  und  Thiele,  Die  beschälten  Gastropoden  der  deutschen  Tiefsee-Expedition  1898—1899. 
A.    Systematisch  -  geographischer    TeiL    Von   Prof.    v.   Martens.     B.   Anatomisch  -  systematische 
Untersuchungen   einiger   Gastropoden.    Von  loh.  Thiele.    Mit  9  Tafeln  und  1  Abbildung  im  Text. 
Einzelpreis:  32  M.,  Vorzugspreis :  26  M. 
„     „      „    2.    Dr.  W.    Michaelsen,    Die    stolidobranchiaten    Ascidien    der    deutschen    Tiefsee-Expedition.     Mit 

4  Tafeln.     Einzelpreis:   13  M.,  Vorzugspreis:   11  M. 

„      ,,       „     3.     Dr.  Emil  von  Maren  zeller,  Steinkorallen.    Mit  5  Tafeln.   Einzelpreis:  16  M.,  Vorzugspreis:  12  M. 

Da  die  Anschaffung  des  ganzen  umfangreichen   Unternehmens  in  manchen  Fällen  wohl  nur  Bibliotheken 

möglich  sein  wird,  so  ist  eine  jede  Abteilung  einzeln  käuflich,  um  auf  diese  Weise  jedem  Forscher  zu  ermöglichen, 

diejenigen  Teile  des  Unternehmens  zu  erwerben,  deren  Besitz  ihm  erwünscht  ist.     Der  Preis  der  einzelnen  Hefte  ist 

indessen  ein  höherer  als  der  Vorzugspreis,  welcher  den  Käufern  des  ganzen  Unternehmens  eingeräumt  wird. 


l'i'iiiiuiannsclie  Buchdrucker  ei  (Hermann  Puhle)  in   |cna  —  2703