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Full text of "Wissenschaftliche Ergebnisse der Deutschen Tiefsee-Expedition auf dem Dampfer "Valdivia" 1898-1899"

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Die  Nemertinen. 


Von 


Professor  Dr.  Otto  Bürger. 


Mit  Tafel  24—36  (1— 13). 


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Deutsche  Tiefsee-Expedition  1898—1899.     Bd.  XVI     2.  Heft. 


Eingegangen  den   26.  Juni    1907. 

C.  Chun. 


Einleitung. 

Die  von  der  Valdivia-Expedition  heimgeführte  Nemertinensammlung  enthielt  sieben  ver- 
schiedene Arten  pelagischer  Tiefseenemertinen,  nämlich  Pelagonemertes  rollestoni  Moseley,  Plankto- 
nemertes  agassizii  Woodworth,  P.  woodworthü  nov.  spec,  Balaenanemertes  chuni  nov.  gen.  et  spec, 
Nectonemertes  mirabilis  Verrill,  Hyalonemertes  atlantica  Verrill  und  Drepanophorus  pelagicus  nov. 
spec.  Die  Untersuchung  derselben  war  deshalb  besonders  interessant,  weil  sie  sicheren  Aufschluß 
über  ihre  Abstammung  ergab. 

Von  den  litoralen  Nemertinen  war  bei  mehreren  mit  Sicherheit  nur  die  Gattung  fest- 
zustellen.    Sie  enthielten  eine  neue  Art,  nämlich  Drepanophorus  valdiviae. 


A.  Litorale  Nemertinen. 

I.    Metanemertini. 
Amphiporus  pulcher  (Johnst.). 

Ämpkiporus  pulcher  (Johnston),  vgl.  O.  Bürger,  Nemertini,  in:  Das  Tierreich,  20.  Lief.     Berlin  1904,  p.  41. 

Stat.  6.  -  -  N.Br.  6o°  40',  W.  L.  5 °  35,5'.  Nördlich  vom  Thomson-Rücken.  —  Trawl. 
Tiefe  652  m. 

Ein  vollständiges  Exemplar  von  15  mm  Länge  und  3 — 3,5  mm  Breite.  Rücken  rostbraun, 
Bauch  gelblich  weiß. 

Amplüponts  moseleyi  Hubr. 

1887   Amphiporus  moseleyi  Hubr.,  Hubrecht  in:  Rep.  Voy.  Challenger,  v.  19  nr.  1    p.  20  t.  1    f.  20,  21  ;  t.  9  f.  4,  7  —  9; 

t.  10  f.  3;  t.  15   f.  11,  12,  20. 
1904   Amphiporus  racovitzai  Bürg.,  Bürger  in:  Res.  Voy.  Belgica,  Nemert.  p.  6  t.  2   f.  1 1,  1 3. 

Stat.  160.  —  Kerguelen-Inseln,  Gazellen- Hafen  und  Foundery-Bay.      5  Faden. 

(Taf.  III,  Fig.  2—4.) 

Es  sind  etwa  ein  Dutzend  Exemplare  gesammelt  worden,  von  denen  die  größeren 
30 — 40  mm  lang  und  5 — 7  mm  breit  sind.  Bei  allen  ist  der  Rücken  stark  gewölbt,  der  Bauch 
indes  derart   abgeplattet,    daß    er  einer  Sohle  gleicht.     Kopf-  und  Schwanzende  sehen   einander 


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_  Otto  Bürger, 


sehr    ähnlich,    aber    das    Kopfende    ist    ein    wenig    zugespitzt    und    ziemlich    dick,    dagegen    das 
Schwänzende  mehr  abgerundet  und  stärker  zusammengedrückt. 

Die  Farbe  aller  konservierten  Exemplare  ist  grün.  Bei  einigen  ist  das  Grün  so  intensiv  wie 
Grünspan,  bei  anderen  graugrün  oder  bräunlich  grün.  Der  Bauch  ist  in  der  Regel  heller  als  der 
Rücken  und  mitunter  gelblich  grau  (Taf.  III,  Fig.  3  u.  3a).  Im  Leben  war  die  Art  laut  Aufzeich- 
nung der  „Belgica"  oben  gelblich  grün  („flavo-vireus")  unten  gelb  („stramineus")  gefärbt  gewesen. 

Wie  Lineus  corrugatus  Mc  Int.  offenbar  die  häufigste  Form  unter  den  Heteronemertinen 
der  Subantarktis  repräsentiert,  so  scheint  Amphiporus  moseleyi  Hubr.  eine  führende  Stellung  unter 
den   Metanemertinen  dieser  Zone  einzunehmen. 

Es  ist  diese  Art  bereits  früher  von   mir  als  A.  racavitzai  beschrieben  worden. 

Die  Kopfdrüse  dieser  subantarktischen  Art  tritt  in  ihrer  Entwicklung  zurück  im  Vergleich 
mit  einer  Schicht  .subepithelialer  Drüsenzellen,  welche  sich  in  der  Kopfspitze  vorfindet.  Dieselbe 
ist  ventral  viel  stärker  ausgebildet  als  dorsal.  Dorsal  verschwindet  sie  bereits  in  der  Gehirn- 
retrion  fast  vollief,  ventral  aber  setzt  sie  sich  bis  in  die  vordere  Gehirnresfion  hinein  nach  hinten 
fort.  Aus  der  ventralen  Schicht  nehmen  ein  Paar  laterale  Drüsenzellstreifen  ihren 
Ursprung,  die  sich  schon  in  der  Gegend  der  Cerebralorgane  durch  ihre  besondere  Mächtigkeit 
bemerklich  machen.  Wir  verfolgen  sie  bis  zum  Mitteldarm  nach  hinten,  aber  sie  nehmen  an 
Dicke  nach  hinten  zu  stetig  ab.  In  der  Gehirngegend  sind  in  jedem  Drüsenzellstreifen  fünf 
bis  sechs  Drüsenzellen  übereinander  gelagert,  in  der  Gegend  des  Magendarms  nur  drei  und  in 
der  Gegend  des  Blinddarmes  ist  jeder  Streifen  einreihig.  Die  Drüsenzellen  sind  vorne  im 
Körper  stark  aufgebaucht,  weiter  hinten  dagegen  schlank.  Die  Drüsenzellstreifen  lagern  nicht 
völlig;  lateral,  sondern  ein  wenisr  der  Bauchfläche  o-enähert  unterhalb  der  Seitenstämme.  Die 
aufgetriebenen  inneren  Enden  der  Drüsenzellen  sind  in  das  Leibesparenchym  eingebettet.  Die 
Längsmuskelschicht  durchbrechen  sie  gemeinschaftlich,  hingegen  die  Ringmuskelschicht  und 
Grundschicht  vielfach  getrennt,  so  daß  letztere  von  zahlreichen  Gängen  durchbohrt  sind,  während 
die  Längsmuskelschicht  im   Bereich  der  Drüsenstreifen   fast  völlig  unterbrochen  wird. 

Der  Rüssel  ist  sehr  kräftig  entwickelt.  Er  besitzt  zwei  Reservestiletttaschen.  Die  Reserve- 
stilette sind  auffallend  schlank.  Jede  Tasche  enthält  drei  bis  vier  Reservestilette.  Im  letzten 
Falle  sind  drei  fertig  und  eines  befindet  sich  in  der  Entwicklung  (Taf  III,  Fig.  2 — 2  c). 

Die  Basis  des  Angriffsstilettes  ist  doppelt  (oder  fast  doppelt)  so  lang  als  das  Angriffsstilett. 
Sie  besitzt  die  Form  einer  Keule,  welche  sich  nach  vorne  verjüngt.  In  einem  Rüssel  war  sie 
hinten  viel  stärker  (kuglig)  verdickt  als  in  den  anderen.  Die  enorme  Länge  der  Basis  des 
Angriffsstilettes  dürfte  eines  der  charakteristischsten  Merkmale  dieser  Amphiporusart  sein.  Der 
Rüssel  wird  von  14  Nerven  durchzogen.  Die  Basis  ist  dunkelgrün  gefärbt  und  dieselbe  Farbe 
besitzen  die  Drüsenzellen,  welche  mit  ihr  in  Verbindung  stehen. 

Rhynchodäum  und  Oesophagus  vereinigen  sich  erst  dicht  vor  der  gemeinschaftlichen 
Außenöffnung.  Infolgedessen  ist  der  Oesophagus  sehr  lang.  Er  erweitert  sich  erst  hinter  dem 
Gehirn  in  den  umfangreichen  Magendarm.  Der  Blinddarm  zeigt  ein  eigentümliches  Verhalten. 
Er  sendet  nämlich  nur  eine  Tasche  nach  vorn.  Diese  befindet  sich  an  der  linken  Seite  des 
Magendarms,  erreicht  das  Gehirn  indessen  nicht. 

Die  Nephridialkanäle  beginnen  etwas  hinter  dem  Gehirn.  Ich  habe  die  auffallend  ge- 
räumigen Kanäle  bis  in   die  hintere   Blinddarmregion  verfolgt.     Jedes  Gefäß   scheint    nur   einen 

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Die   Nemertinen.  T  7  -> 

einzigen   Ausführgfangf  zu  besitzen,   welcher   dasselbe  in  seinem   vordersten   Abschnitt  verläßt  und 
an  der  Bauchfläche  unterhalb  des  lateralen   Drüsenzellstreilen,  nach  außen  mündet. 

Das  Gehirn  ist  sehr  umfangreich.  Die  dorsalen  Ganglien  liegen  eher  lateral  als  dorsal  l 
zu  den  ventralen.  Die  Seitenstämme  gehen  aus  den  ventralen  Ganglien  mittels  einer  starken 
und  unvermittelten  Biegung  nach  außen  ab.  Die  Seitenstämme  verlaufen  in  der  Magendarm- 
und Blinddarmregion  medial  von  den  lateralen  Drüsenzellstreifen,  resp.  über  denselben,  so  daß 
sie  auffallend  dorsal  gelagert  sind.  In  der  Mitteldarmregion  verlaufen  sie  genau  in  den  Seiten 
des  Körpers. 

Die  kräftig  entwickelten  Cerebralorgane  befinden  sich  im  wesentlichen  vor  dem  Gehirn. 
Ihr  hinterer  Zipfel  setzt  sich  indes  in  die  vordere  Gehirnregion  fort.  Die  Cerebralkanäle  münden 
seitlich   in   der  Kopfspitze  nach  außen   und  führen   in   ein    Paar  tiefer  epithelialer  Kopffurchen. 

Ämphiporus  moseleyi  ist  mit  zahlreichen  Augen  versehen.  Dieselben  sind  aber  nur  sehr 
klein.  Sie  besitzen  tiefschwarze  Pigmentbecher  und  bilden  jederseits  im  Kopfe  eine  ziemlich 
ausgedehnte  Gruppe  (Taf.  III,   Fig.  4). 

Diese  subantarktische  Amphiporusart,  von  welcher  die  erste  und  bereits  ausführliche 
Beschreibung  im  Challenger-Report  durch  Hubrecht  gegeben  wurde,  erinnert  durch  ihren  Bau 
in  vielen  Zügen  an  A.  groenlandicus  Oerst.,  unterscheidet  sich  von  dieser  aber  besonders  durch 
den   Besitz  der  Augen  und  die  geringere  Zahl  der  Rüsselnerven. 

Geographische  Verbreitung:  Kerguelen  -  Inseln  u  nd  Magellanes.  Lebt  in  ge- 
ringen Tiefen. 

Ämphiporus  spec. 

Stat.  71.  -  -   N.  Br.  6°  18,7',  O.  L.  120  2,1'.     Kongo-Mündung.   -      Trawl.     Tiefe  44  m. 

Nur  ein  Exemplar,  welches  von  Braem  gezeichnet  wurde.  Das  Tier  ist  im  Leben 
30 — 40  mm  lang  und  2  mm  breit.  Es  ist  nach  Braem's  Angabe  fleischfarben,  indes  gemäß 
seiner  Farbenskizze  dunkelorange,  in  der  Mitte  rötlich,  am  Schwanzende  gelblich.  Das  kon- 
servierte Stück  war  stark  kontrahiert  und  1 5  mm  lang,  walzenförmig  mit  wenig  unterscheidbarem 
Vorder-  und  Hinterende  und  durch  Barium-Essigsäure  geschwärzt.  Der  Rüssel  fehlte,  so  daß 
ich  von  der  Bestimmung  Abstand  nehmen  mußte,  zumal  die  innere  Organisation  mir  keine 
Anhaltspunkte  bot. 

Ämphiporus  spec. 

Stat.  113.  -  -  Kap  der  guten   Hoffnung.  -  -  Austernkratzer.  -      Tiefe  318  m. 

Mir  liegen  mehrere  Exemplare  vor,  die  offenbar  ein  und  derselben  Art  angehören. 
Leider  ist  aber  bei  allen  der  Rüssel  verloren  gegangen,  so  daß  die  Bestimmung  unmöglich  ist, 
zumal  auch  Angaben  über  das  Aussehen  dieser  Würmer  im  Leben  fehlen  und.  die  konservierten 
Stücke  sehr  stark  kontrahiert  sind. 

Die  Alkoholexemplare  besitzen  sämtlich  einen  rostfarbenen  Rücken  und  einen  hellbraunen 
Bauch.  Das  größte  ist  23  mm  lang  und  10  mm  breit,  also  unförmig,  eines  der  besser  erhaltenen 
kleineren  ist    18  mm  lang  und   5  mm   breit. 

Dieser  Ämphiporus  erinnert  an  A.  groenlandicus  Oerst, 

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,  -  .  Otto  Bürger, 

1  /4 


Amphiporus  spec. 

Stat.  165.  -  -  S.  Br.  380  40',  O.  L.  770  38,6'.     4,3  Sm.  im  Osten  von  St.  Paul.  Trawl. 

Tiefe  672  m. 

Es  liegt  mir  ein  einziges  nur  9  mm  langes  und  4  mm  breites  Exemplar  vor,  welches  so 
stark  kontrahiert  ist,  daß  die  angefertigte  Schnittserie  eine  genauere  Bestimmung  nicht  zuläßt. 
Es  sieht  gleichmäßig  gelblich  grau  aus;  im   Leben  war  es  rosafarben. 

Drepanophorus  crassus  (Ouatr.). 

Drepanophorus  crassus  (Quatr.),  vgl.  O.  Bürger,  Nemertini,  in:   Das  Tierreich,   20.  Lief.     Berlin  1004,  p.  51. 

Stat.  101.  —  Algoa-Bucht,  40  m. 

Mir  liegt  ein  einziges,  gleichmäßig  gelblich-weiß  aussehendes  Exemplar  vor.  L.  55  mm, 
Br.    1 2  mm.     Rüssel   nicht  vorhanden. 

Drepanophorus  valdiviae  nov.  spec. 

Stat.  104.      -  S.  B.  350  16,0',  O.  L.  220  26,7'.     Im  Agulhasstrom.  -     Trawl.    Tiefe  155  m. 
(Taf.  II,  Fig.  3  und  Taf.  VIII,  Fig.  1—8.) 

Ein  vollständiges  und  nach  dem  Leben  von  Braem  skizziertes  und  mit  Anmerkungen 
versehenes  Stück. 

Dasselbe  wird  im  Leben  nach  der  Figur  zu  urteilen,  welche  das  hier  offenbar  in  natür- 
licher Größe  widergibt,  etwa  90  mm  lang  und  6 — 9  mm  breit  gewesen  sein.  Der  Körper  ist 
abgeplattet,  der  Kopf  dreieckig  und  durch  die  stark  hervortretenden  Kopffurchen  auffällig  vom 
Rumpf  gesondert.  Auch  das  Schwanzende  war  deutlich  gegen  den  übrigen  Körper  abgesetzt. 
Das  Tier  war  yelb  yefärbt.  Die  mediane  Partie  war  dunkler  yelb  sjefärbt,  aber  vetren  die  mehr 
hellgelben  bis  weißlichen  Ränder  nicht  scharf  abgegrenzt.  Auch  die  Kopffurchen  waren  durch 
eine  dunkelgelbe  Färbung  ausgezeichnet. 

Das  konservierte  Exemplar  war  55  mm  lang,  7 — 8  mm  breit  und  4  mm  dick  und  von 
ungleichmäßig  grauer  Farbe. 

Diese  Nemertine  gleicht  äußerlich  einem  Drepanophorus  und  erinnert  besonders  an 
Drepanophorus  crassus.  Leider  ist  aber  der  Rüssel  nicht  vorhanden,  und  die  Organisation  weist 
einige  Züge  auf,  die  mehr  auf  Amphiporus  als  auf  Drepanophorus  hindeuten,  indessen  ist  dieses 
Stück  dem  Genus  Drepanophorus  zuzurechnen,  weil  sein  Rhynchocölom,  wenigstens  im  vordersten 
Abschnitt,  laterale,  einander  gegenüber  entspringende  seitliche  Aussackungen  besitzt,  die  bisher 
nur  von   Drepanophorus  bekannt  sind. 

Das  Epithel  ist  nur  in  kleinen  Fetzen  erhalten  und  erweist  sich  vollgepfropft  mit  sehr 
schlanken,  beinahe  stabförmigen  Drüsenzellen,  deren  Inhalt  sich  blauschwarz  mit  Hämatoxylin  färbt. 

Die  Grundschicht  besitzt  eine  ungewöhnliche  Mächtigkeit.  Sie  setzt  sich  aus  zahlreichen 
konzentrischen,  gekräuselten  Lagen  zusammen  und  enthält  ungewöhnlich  viele  kleine  Kerne.  In 
ihren   äußersten   Schichten   finden   sich   außerdem    massenhaft   kleine  kapselartige  Zellkörper   vor. 

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Die  Nemertinen.  j  *-j  - 

Am  ungefärbten  Oberflächenpräparate  der  Grundschicht  fallen  uns  diese  Elemente  als  eiförmige 
Gebilde  auf,  welche  an  einem  Pole,  wandständig,  ein  glänzendes  Kürperchen  enthalten.  An  den 
mit  Hämatoxylin  behandelten  Schnitten  hat  sich  außer  dem  glänzenden  Körperchen,  welches 
den  Kern  vorstellt,  eine  allem  Anschein  nach  sekretartige  Substanz  stark  tingiert.  Dieselbe  ist 
entweder  in  Gestalt  von  Körnern  in  der  gesamten  Kapsel  ziemlich  gleichmäßig  verteilt  oder  sie 
füllt  nur  den  dem  Hautmuskelschlauch  zugekehrten  Abschnitt  der  Kapsel  aus.  Alsdann  erscheint 
sie  komprimiert  und  läßt  die  körnige  Struktur  vermissen.  In  diesem  Zustande,  welcher  der 
häufigere  ist,  gleichen  die  Kapseln   vollständig  kleinen  Augen  (Taf.  VIII,   Fig.  9). 

Was  sie  in  Wirklichkeit  vorstellen,  vermag  ich  nicht  zu  sagen.  Es  erübrigt  noch  einiges 
über  ihre  Verteilung  im  Körper  hinzuzufügen.  Man  konstatiert  sie  bald  in  größter  Fülle  im 
gesamten  Körperumfange,  z.  B.  in  der  Gegend  der  Exkretionsgefäße  oder  nur  am  Rücken  und 
spärlicher  wie  in  der  mittleren  Mitteldarmregion  oder  wir  vermissen  sie  vollständig  wie  in  der 
Kopfspitze  und  im   Schwanzabschnitt. 

Der  Hautmuskelschlauch  ist  wie  bei  den  übrigen  Drepanophoren  des  Litorals  sehr  kräftig 
ausgebildet.  Auch  die  Ringmuskelschicht  ist  mächtig  entwickelt.  Zwischen  letzterer  und  der 
Längsmuskelschicht  hat  sich  eine  Diagonalmuskelschicht  eingeschoben,  von  deren  Existenz  wir 
uns  an  Oberflächenpräparaten   überzeugen  (Taf.  VIII,  Fig.  4 — 8). 

Das  Leibesparenchym  und  die  dorsoventrale  Muskulatur  verhalten  sich  wie  bei  Dr.  crassu* 
und  spectabilis.  Einigermaßen  auffallend  sind  die  starken  dorsoventralen  Muskelstränge,  welche 
in  der  Nephridialregion  Rhynchocölom  und  Vorderdarm  von  den  Blut-  und  Exkretionsgefäßen 
nebst  Seitenstämmen  scheiden  (Taf.  VIII,  Fig.  4). 

Der  Darm  stimmt  in  uberraschenderWei.se  mit  dem  von  Dr.  crassus  überein:  Mund  und 
Rüsselöffnung  sind  getrennt.  Der  Oesophagus,  welcher  der  Drüsenzellen  entbehrt,  ist  weit  und 
lang;  er  erstreckt  sich  bis  hinter  das  Gehirn  nach  hinten.  Der  Magendarm  ist  sehr  stark  aus- 
gebildet und  nimmt  fast  die  ganze  Nephridialregion  ein  (Taf.  VIII,  Fig.  4  u.  5).  Die  Entwick- 
lung eines  Blinddarms  ist  nahezu  unterdrückt.  Das  axiale  Rohr  des  Mitteldarms  ist  eng,  dagegen 
sind  die  Taschen  ungemein  lang  (Taf.  VIII,  Fig.  6  u.  8). 

Die  Blutgefäße  verhalten  sich  wie  im  allgemeinen  bei  den  Metanemertinen.  Das  Rücken- 
gefäß ist  nur  in  der  vorderen  Nephridialgegend  in  das  Rhynchocölom  eingeschlossen  (Taf.  VIII, 
Fig.  7  u.  8). 

Die  Exkretionsgefäße  sind  ziemlich  ausgedehnt,  indem  sie  vom  Gehirn  bis  in  die  vorderste 
Mitteldarmregion  hineinreichen  und  reich  verzweigt;  sie  spinnen  die  Blutgefäße  vielfach  ein 
(Taf.  VIII,  Fig.  4  u.  5). 

Es  ist  wahrscheinlich  jederseits  nur  ein  einziger  Exkretionsporus  vorhanden.  Derselbe 
befindet  sich  in  der  vorderen  Mitteldarmgegend  und  in  ihn  setzt  sich  das  hintere  Ende  des 
Exkretionsgefäßes  fort.     Der  Porus  liegt  jederseits  lateral  der  Rückenfläche  etwas  genähert. 

Der  Rüssel  ist  verloren  gegangen. 

Das  Rhynchocölom  von  Dr.  valdiviac  erstreckt  sich  bis  in  die  Schwanzspitze  hinein  und 
endigt  erst  dicht  vor  dem  After.  Die  Wand  des  Rhynchocöloms  enthält  einen  ungemein  dicken 
Muskelschlauch,  welcher  wie  bei  anderen  litoralen  Drepanophoren  die  Eigentümlichkeit  aufweist, 
daß  die  ihn  zusammensetzenden  Ring-  und  Längsmuskelfasern  keine  gesonderten  Schichten  bilden, 
sondern   sich   miteinander   verstricken,    freilich   in   der  Art,    daß    nach    außen   zu   die   Ring-   nach 

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r,ß  Otto  Bürger, 


innen  zu  die  Längsfasern  vorwalten.  Innen  kleidet  das  Rhynchocölom  eine  ziemlich  dicke  gallertige 
Schicht  aus,  welche  besonders  in  der  Nephridialregion  dorsal  rechts  und  links  zwei  Wülste  erzeugt 
(Taf.  VIII,  Fig.  6).  Die  Gallerte  bildet  die  Grundschicht  für  ein  Plattenepithel,  dessen  Zellen 
auffallend  klein  sind,  so  daß  ihre  Kerne  ganz  dicht  aneinander  grenzen. 

Es  wurde  bereits  hervorgehoben,  daß  das  Rhynchocölom  von  Dr.  valdwiae  ganz  be- 
deutend dadurch  von  den  bisher  bekannten  litoralen  Arten  von  Drepanophorus  abweicht,  daß 
seine  Taschen  sich  auf  dem  vorderen  Körperabschnitt  (d.  h.  im  wesentlichen  auf  die  Nephridial- 
region) beschränken.  Diese  Taschen  entspringen  in  regelmäßigen  Abständen  einander  gegenüber 
und  stellen  mäßig  tiefe  Säcke  oder  besser  gesagt  Ausbuchtungen  vor,  welche  eine  sehr  starke 
Wandung  besitzen  (Taf.  VIII,  Fig.  5   u.  6). 

Das  Gehirn  und  die  Seitenstämme  weisen  auch,  was  den  Ganglienzellbelag  anbetrifft, 
Verhältnisse  auf,  wie  ich  sie  früher  besonders  mit  Bezug  auf  Dr.  crassus  und  latus  geschildert 
habe.  Die  Seitenstämme  verlaufen  ventral,  aber  für  einen  Drepanophorus  auffällig  lateral.  Rücken- 
und  Schlundnerven  wurden  beobachtet  (Taf.  VIII,  Fig.  1,  3  u.  4 — 8). 

Augen  fehlen. 

Ein  Frontalorgan  mit  einer  dicken,  aber  sehr  kurzen  Kopfdrüse  ausgestattet,  ist  vorhanden. 

Auch  Cerebralorgane  finden  sich  vor,  worauf  schon  die  Anwesenheit  der  Kopffurchen 
hindeutet.  Sie  liegen  in  der  hintersten  Gehirngegend  lateral  von  den  dorsalen  Ganglien  und  zwar 
dicht  neben  ihnen  (Taf.  VIII,  Fig.  3).  Sie  sind  merkwürdig  klein  und  es  fehlt  ihnen  die  sack- 
artige Erweiterung  (der  Sack),  welcher  für  dieses  Sinnesorgan  sonst  bei  Drepanophorus  charakte- 
ristisch ist.  Das  Cerebralorgan  von  Dr.  valdiviac  ähnelt  somit  mehr  demjenigen  von  Amphiporus 
und  stimmt  nahezu  völlig  überein   mit  dem  von  Prostoma. 

Unsere  Art  weist  noch  eine  andere  Eigentümlichkeit  auf,  welche  sie  von  Drepanophorus 
unterscheidet  und  Amphiporus  näher  bringt.  Es  ist  das  der  Besitz  zahlreicher  subepithelialer 
Drüsenzellen,  welche  in  der  Art  der  Cutisdrüsen  in  der  Kopfspitze  angeordnet  sind,  und  die 
nichts  mit  der  Kopfdrüse  zu  tun   haben. 

Diese  Drüsenzellen  sind  in  der  äußersten  Kopfspitze  überall  entwickelt,  mit  Ausnahme 
jener  Stelle,  wo  die  Rüssel-  und  die  Mundöffnung  sich  befinden.  Ein  wenig  weiter  hinten 
erhalten  sie  sich  vornehmlich  nur  in  den  Seiten  des  Kopfes,  aber  auch  hier  nur  bis  zur  Gehirn- 
gegend (Taf.  VIII,  Fig.  2). 

Von  Geschlechtsorganen  war  nichts  entwickelt. 


II.    Heteronemertini. 
Micrura  purpiirca  (Dalyell). 

Micrura  purpurea  Dalyell,  vgl.  O.  Bürger,  Nemertini,  in:  Das  Tierreich,   20.  Lief.     Berlin  1904,  p.  106. 

Stat.   7.  N.  Br.  6o°  37',    W.  L.  5",  42,1'.      Nördlich    von    dem    Thomson-Rücken. 

Trawl.     Tiefe  588  m. 

Ein    vollständiges  Exemplar    von    140  mm    Länge    und   4 — 4,5  mm    Breite.     Der  Rücken 
ist   mäßig  gewölbt,  der  Bauch   stark  abgeplattet.     Das  Schwänzchen  ist  erhalten.     Farbe  gleich- 

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Die   Ncmertinen.  .  «  - 

mäßig    braun    mit    Ausnahme    der    Kopfspitze,    welche    sich    scharf    gegen    den    übrigen    Körper 
durch  ihre  weißliche  Farbe  absetzt. 

Ferner  ein  Bruchstück,  Vorderende,  welches  ebenfalls  braun  aussieht,  bei  dem  aber  der 
Kopf  keine  hellere  Färbung  aufweist. 

Li nc us  corrugatus  McInt. 

1879   Lineas  corrugatus  McInt.,  McI.ntosh  in:  Phil.  Tr.,   v.  168  p.  262   t.  1  5   f.  17,  18. 

1887   Cerebratulus  corrugatus  (McInt.),  Hubrecht  in:  Rep.  Voy.  Challenger,  v.  ig   nr.  1    p.  41    t.  1    f .  1 7  ;   t.  1  1    f.  9  ; 

t.  12   f.  3,  4;  t.  13  f.  1—6;  t.  14  f.  2—4. 
iSgs   Cerebratulus  magelhaetisicus  Bürg.,  Bürger  in:  Z.' wiss.  Zool.,  v.  61    p.  35  t.  2   f.  3  a — 3  d. 
i8g6  „  „  „       Bürger  in:  Zool.  Jahrb.  Syst.,  v.  9  p.  276. 

1904  „  „  „       Bürger  in:  Res.  Voy.  Belgica,  Nemert.  p.  5,  6. 

Stat.  160.     Kerguelen-Inseln,  Gazellen-Hafen  und  Foundery-Bay.     5 — 10  Faden. 

(Taf.  III,  Fig.  1   u.   ia  und  Taf.  IX,  Fig.  1 — 7.) 

Mir  liegen  zahlreiche  Exemplare  dieser  Art  vor,  von  denen  das  grüßte  1  10  mm  lang 
und  5 — 6  mm  breit  ist.  Alle  sind  stark  kontrahiert.  Ihre  Färbung  ist  meistens  dunkel  braun- 
grün seltener  graugrün.  Bei  den  jüngeren,  etwa  bis  20  mm  langen  Exemplaren  bemerkt  mim, 
daß  das  hintere  Ende  bedeutend  heller  ist  als  das  vordere.  Uer  Alkohol,  in  welchem  sich  die 
Tiere  befinden,  nimmt  allmählich  eine  dunkelgrüne  Färbung  an  und  je  länger  die  Tiere  sich  im 
Alkohol  befinden,  um  so  blasser  werden  sie.  Die  Kopfzeichnung  ist  bei  allen  Exemplaren  deut- 
lich zu  erkennen  (Taf.  III,  Fig.  1    u.    1  a). 

Da  L.  corrugatus  eine  überaus  charakteristische  Art  der  Subantarktis  ist  und  eine  voll- 
ständige Beschreibung  (namentlich,  was  den  inneren  Bau  anbetrifft)  bisher  nicht  vorliegt,  so  will 
ich  dieselbe  hier  anfügen.  Das  reiche,  mir  Dank  der  Yaldivia  Expedition  zur  Verfügung  stehende 
Material  erlaubte  mir  die  erschöpfendsten  Untersuchungen  und  infolgedessen  wurde  ich  dahin- 
geführt  in  Cerebratulus  magelhaensicus  milii  den  Lineus  corrugatus  McIntosh  wieder'  zuerkennen 
und  gewann  außerdem  die  Ueberzeugung,  daß  wir  es  in  der  Tat  mit  einem  Angehörigen  der 
Gattung  Lineus  zu  tun  haben. 

L.  corrugatus  besitzt  im  Leben  eine  Länge  von  200  mm  und  eine  Breite  von  6  mm,  wird 
aber  gelegentlich  zweifellos  größer  werden.  Der  Rücken  ist  mäßig  gewölbt,  der  Bauch  abgeplattet. 
Das  hintere  Ende  verjüngt  sich  und  läuft  ziemlich  spitz  aus.  Der  Kopf  ist  deutlich  vom  Körper 
abgesetzt,  spateiförmig  und  vorne  abgestumpft.  Er  ist  wahrscheinlich  beim  lebenden  Tier  etwas 
schmäler  als  der  nachfolgende  Körperabschnitt.  Bei  den  konservierten  Exemplaren  sieht  dir 
Kopf  häufig-  dreieckig  und  zugespitzt  aus. 

Der  Mundschlitz  ist  4 — 5  mm  lang.  Die  Kopfspalten  messen  2,5  nun  und  reichen  bis 
zum  Vorderende  des  Mundschlitzes  nach  hinten.  Im  Leben  sind  diese  Würmer  dunkelbraun, 
blauschwarz  oder  schwarz-violett  gefärbt.  Sie  besitzen  einen  besonderen  Schmuck  in  einer  recht 
charakteristischen  Kopfzeichnung,  die  sich  auch  bei  den  konservierten  Exemplaren  lange  erhält. 
Sie  besteht  darin,  daß  die  Kopfspalten  weil)  gesäumt  sind  und  von  den  hinteren  Enden  der 
Kopfspalten  eine  weiße  Binde  ausgeht,  die  den  Kopf  dorsal  vollständig  oder  unvollständig 
umfaßt,  im   letzteren   Falle  seine  Mitte  freilassend  (Taf.  III,  Fig.  1    u.    i  a). 

9 

Deutsche  Tiefsee-Expedition  1898—1899.     Bd.  XVI.    2.  Heft.  23 


j  yg  Otto  Bürge», 

Die  Flaschendrüsenzellen  des  Hautepithels  führen  ein  braungrünes  Sekret,  welches  wahr- 
scheinlich die  Färbung  des  Tieres  stark  beeinflußt. 

Die  Cutis  ist  mächtig  entwickelt  und  besteht  wie  bei  anderen  Arten  von  Lineiis  (z.  B. 
L.  ladeus  und  geniculatus)  aus  einer  äußeren  Schicht,  welche  die  Bündel  bildenden  Drüsenzellen 
enthält  und  einer  inneren,  die  sich  aus  zahlreichen  gekräuselten  konzentrischen  Bindegewebs- 
schichten  zusammensetzt  (Taf.  IX,  Fig.  i,   2   u.   7). 

Der  Hautmuskelschlauch  weist  alle  drei  Schichten  in  charakteristischer  Entwicklung  auf. 
Eine   Diagonalmuskelschicht   habe  ich   vermißt. 

Die  Kopfdrüse  besteht  nur  aus  sehr  dünnen,  kurzen  und  spärlich  entwickelten  Schläuchen. 

Die  Mundöffnung  ist  von  einem  Kranz  von  Speicheldrüsenzellen  umrahmt  (Taf.  IX,  Fig.  3). 
Das  Epithel  des  Vorderdarms  ist  ungemein  reich  an  langen  schlauchförmigen  Drüsenzellen, 
welche  sich  zu  schlanken  Bündeln  zusammenschließen.  Fs  stimmt  vollständig  mit  dem  von 
Liiit/is  läcteus  überein. 

Der  Mitteldarm  besitzt  Darmtaschen,  welche  etwa  so  tief  sind  als  das  axiale  Rohr  breit  ist. 

Die  Seitengefäße  anastomosieren  mehreremals  miteinander  in  der  Kopfspitze.  Hinter 
dem  Gehirn  vereinigen  sie  sich  vor  und  über  dem  Munde  in  einen  sehr  großen  Sinus,  dessen 
dorsale  Ausstülpungen  an  die  Cerebralorgane  hinantreten  (Taf.  IX,  big.  4).  Den  Yorderdarm 
spinnen  sie  in  ein  Netz  von  Facunen  ein  (Taf.  IX,  Fig.  1  u.  2).  Das  Rückengefäß  zeigt  nichts 
Besonderes. 

Die  Exkretionscefäße  verzweigen  sich  außerordentlich  reichlich  in  der  Yorderdarmreo-ion. 
Sie  besitzen  mehrere  Ausführgänge  (Taf.  IX,  Fig.  1   u.   2). 

Das  Rhynchocölom  ist  wie  in  der  Regel  bei  Lincus  sehr  kurz  und  eng.  Der  Rüssel 
war  bei  den  von   mir  untersuchten  Stücken  ausgeworfen. 

Das  Gehirn  erinnert  an  das  von   Cerebratulus  marginatus  (Taf.  IX,  Fig.  4 — 6). 

Die  Cerebralorgane  verschmelzen  mit  dem  unteren  Zipfel  der  dorsalen  Ganglien.  Der 
obere  Zipfel  endigt  völlig  getrennt  von  den  Cerebralorganen  ohne  eine  Verbindung  mit  ihnen 
eingegangen  zu  sein.  Die  Seitenstämme  verlaufen  ein  wenig  der  Bauchseite  genähert.  Die 
zwischen  Ring-  und  äußerer  Längsmuskelschicht  eingeschlossene  Muskelnervenschicht  ist  ansehnlich 
entwickelt  (Taf.  IX,  Fig.  1,  2   u.  7). 

Die  Kopfspalten  schneiden  in  der  vorderen  Gehirngegend  nicht  bis  auf  das  Gehirn  ein 
und  setzen  sich  nicht  über  die  Ausmündung  des  Cerebralkanals  nach  hinten  fort. 

L.  corrugatus  besitzt  eine  geringe  Anzahl  kleiner  Augen,  welche  dicht  vor  den  Kopf- 
spalten liegen. 

Dieser  Lineus  ist  sehr  wahrscheinlich  circumpolar.  Wir  kennen  ihn  bisher  von  Südchile 
(Calbuco  und  Talcahuano) ')  aus  der  Magelhaenstraße,  dem  Smyth-Kanal,  den  Küsten  Süd-Feuer- 
lands, den  Falklands-,  Chatam-")  und   Kerguelen-Inseln. 


l)  Gesammelt  von  Fed.   Delfin. 

-j  Gesammelt  von  H.  Schauinsland. 


IO 


Die  Xemertinen.  I  7Q 

Cerebratulus  marginatus  Ren. 

Cerebratulus  marginatus  Ren.,  vgl.  O.  Bürger,  Nemertini,  in:  Das  Tierreich,  20.  Lief.     Berlin  iqo4,  p.  112. 

Stat.   77.  —  Große  Fisch-Bucht.  —  Trawl. 

Mehrere  Bruchstücke,  darunter  das  Kopfende,  welche  die  Vorstellung  erweckten,  daß  sie 
C.  marginatus  Ren.  angehören.  Das  Studium  der  von  ihnen  angefertigten  Schnittserien  bestätigte 
meine  Vermutung  unzweifelhaft. 


B.   Pelagische  Tiefsee-Nemertinen. 

Metanemertini. 

Drcpaiiopliorus  pelagicus  nov.  spec. 

Stat.  173.  -  -  S.  Br.  290  6,2',  O.  L.  8on  39'.  Indischer  Ocean  (etwa  Mitte  zwischen  Neu- 
Amsterdam  und  den  Kokos-Inseln).  —  Vertikalnetz.     Tiefe  2500  m. 

(Taf.  II,  Fig.  1    u.  4;  Taf.  III,  Fig.  5  u.  5a  und  Taf.  VI,  Fig.  1  — 10.) 

Von  dieser  freischwimmenden  Drepanophorus-hxX.  der  Tiefsee  wurde  nur  ein  Stück  erbeutet, 
von  welchem  Herr  Winter  eine  Zeichnung  nach  dem  Leben  entworfen  hat,  zu  der  von  dem 
Leiter  der  Expedition  einige  Anmerkungen  hinzugefügt  sind.  Nach  diesen  wurde  das  Tier, 
welches  sicher  pelagisch  lebt,  mit  vorgestülptem  Rüssel  erbeutet.  Sein  Körper  ist  rundlich,  die 
Bauchseite  mäßig  abgeplattet,  das  Kopfende  verdickt,  das  hintere  allmählich  verjüngt. 

Das  Spiritusexemplar  war  3  mm  breit  und  25  mm  lang.  Ueber  das  lebende  Tier  fehlen 
(  .rolienangaben. 

Der  Körper  sah  mit  Ausnahme  des  Kopfes  im  Leben  milchweiß  aus:  der  Kopf  war 
rötlich  (nach  der  Skizze  zu  urteilen  braunrötlich)  gefärbt  (Taf.  II,  Fig.  4). 

Das  vorgestülpte  Rüsselstück  war  etwas  länger  als  die  halbe  Körperlänge. 

Das  Spiritusexemplar  hatte  die  ursprüngliche  Färbung  verloren  und  war  ziemlich  stark 
durchscheinend  geworden.  Man  sah  infolgedessen  bereits  bei  schwacher  Vergrößerung  die  Rüssel- 
öffnung und  vor  ihr  einen  weißlichen,  etwa  herzförmigen  Körper  mit  einem  Schlitz  in  der  Mitte 
(Taf.  II,  Fig.  1).  Der  Schlitz  entspricht  der  Mundöffnung,  der  weißliche  Körper  einer  den  Mund 
einfassenden  Drüsenmasse.  Weiter  vermag  man  das  gut  entwickelte  Rhynchocölom  zu  erkennen, 
ferner  das  Gehirn  in  Gestalt  kuglig-eiförmiger  Anschwellungen  und  die  dorsale  sehr  stark  ent- 
wickelte Gehirncommissur.  Außerdem  die  Seitenstämme,  welche  ziemlich  lateral  verlaufen  und 
eine  Reihe  von  kleinen  Ovarien,  von  denen  die  der  einen  Seite  viel  weiter  nach  vorne  vor- 
dringen als  die  der  andern.  Endlich  wird  man  auf  eine  merkwürdige  polygonale  belderung 
der  Körperoberfläche  aufmerksam. 

Es  wird  dem  Leser  nicht  entgangen  sein,  daß  sich  die  Kopfspitze  infolge  der  Konser- 
vierung beträchtlich  derart  gekrümmt  hat,  daß  der  Mund  vor  der  Rüsselöffnung  Hegt,  welch 
letztere  von  der  Kopfspitze  entfernt  nach  hinten  verlagert  wurde. 

1  1 

23* 


i8o 


Otto  Burger, 


i.   Körperwand,  Parenchym  und  Leibesmuskulatur. 

Das  Hautepithel  unseres  pelagischen  Tiefseebewohners  stimmt  ziemlich  genau  mit  dem 
von  Drepanophorus  crassus  überein.  Zwischen  die  Wimperzellen  sind  wie  dort  massenhaft  schlanke, 
keulenförmige  Drüsenzellen  eingepackt,  deren  Sekret  homogen  ist  und  einen  matten  Glanz 
besitzt  -  sie  sind  bei  unserem  Stück  meistens  entleert  -  -  außerdem  aber  finden  sich,  freilich 
ziemlich  spärlich,  viel  dickere  bauchig  aufgetriebene  Drüsenzellen  vor,  welche  voll  von  spindel- 
förmigen, stark  färbbaren  Körperchen  sind. 

Die  Grundschicht  besitzt  die  für  die  Gattung  charakteristische  erhebliche  Dicke  und 
erweist  sich  ungemein  stark  gefaltet,  so  daß  sie  auf  Querschnitten  wie  von  einem  Zackenkranz 
umgeben  aussieht  (Taf.  VI,  Fig.  i    u.   2). 

Die  Ringmuskelschicht  des  Hautmuskelschlauchs  ist  im  ganzen  Körper  überaus  schwach 
ausgebildet,  dagegen  besitzt  die  Längsmuskelschicht  eine  recht  kräftige  Entwicklung.  Dieselbe 
zeigt  überraschenderweise  dasselbe  Verhalten  wie  bei  Balaenanemertes :  sie  fehlt  nämlich,  vom 
hintersten  Körperende  abgesehen,  vollständig  oder  beinahe  vollständig  in  den  Seiten  des  Körpers. 
So  kommen  auch  bei  dieser  Art  zwei  Längsmuskelplatten  zur  Ausbildung,  von  denen  wie  bei 
Balaenanemertes  die  dorsale  die  mächtigere  ist  (Taf.  VI,  Fig.  9  u.    10). 

Die  Aehnlichkeit  von  Dr.  pelagicus  mit  jener  Gattung  wird,  was  das  Verhalten  der  Längs- 
muskelschicht anbetrifft,  noch  wesentlich  dadurch  erhöht,  daß  sie  im  mittleren  Körperabschnitt 
sowohl  am  Rücken  als  auch  am  Bauche  im  Bereich  der  Medianebene  dünner  ist,  dagegen  an 
der  rechten  und  linken  Rücken-  und  Bauchfläche  erheblich  anschwillt,  so  daß  man  wie  bei  Balaena- 
nemertes  von  einer  rechten   und  linken  dorsalen   und  ventralen   Längsmuskelplatte  sprechen  kann. 

Das  Leibesparenchym  ist  nicht  mächtiger  entwickelt  als  es  sonst  bei  Drepanophorus  der 
Fall  zu  sein  pflegt  mit  Ausnahme  des  Schwanzabschnittes.  Dieser  ist  wie  bei  Balaenanemertes 
verbreitert  und  dorsoventral  zusammengepreßt,  so  daß  er  gleichfalls  eine  flossenartige  Gestalt 
annimmt  (Taf.  VI,  Fig.  7).  In  diesem  hintersten  Körperabschnitt  sind,  wie  bei  Balaenanemertes 
in  der  Schwanzflosse,  feine  dorso-ventrale  Muskelfibrillen  vorhanden,  welche  sich  wie  dort  ver- 
halten und  ebenfalls  einen  linken  und  rechten,  offenbar  zur  Fortbewegung  durch  Schwimmen 
dienenden  Muskel  erzeugen  (Taf.  VI,  Fig.  6  u.   7). 

In  der  Gehirngegend  lenkt  eine  Muskelplatte  unsere  Aufmerksamkeit  auf  sich,  welche 
sich  von  der  Längsmuskelschicht  des  Hautmuskelschlauchs  abgespaltet  hat  und  sich  wie  ein 
Dach  über  Rhynchocölom  und  Gehirn  ausspannt.  Auch  eine  Darmtasche  hat  noch  unter  ihm 
Platz  gefunden.     Diese  Muskelplatte  besteht  aus  Längsfasern  (Taf.  VI,  Fig.  1    u.  2). 

Zwischen  den  Darmtaschen  sind  wie  bei  allen  Nemertinen  jene  dorsoventralen  Muskel- 
züge ausgespannt,  die  sich  von  denen  des  Schwanzabschnittes  wesentlich  unterscheiden  und 
deren  wir  auch  bei  Balaenanemertes  zu   «-edenken  haben  werden. 


öv 


2.   Nervensystem  und  Sinnesorgane. 

Die   Gehirncommissur  befindet   sich    am   Orte   der  Rüsselinsertion   (Taf.  VI,   Fig.  1    u.   2). 

Das  Gehirn  ist  kräftig  entwickelt.     Es  gleicht  dem   der  bisher  bekannten  Drepanophorus- 

Arten,    abgesehen    von    dem    Mangel    von    Neurochordzellen.      Der    untere    Zipfel    der    dorsalen 

12 


Die   Nemertinen. 


Iöl 


Ganglien  endigt  in  der  Gehirnkkpsel  und  begleitet  also  die  Seitenstämme  nicht  wie  bei  Balaena- 
nemertes  nach  hinten. 

Die  Seitenstämme  verlaufen  an  der  Bauchfläche,  indessen  sind  .sie  nur  sehr  wenig  nach 
innen  der  Medianebene  entgegengerückt.  Ihr  Ganglienzellbelag  ist  reichlicher  als  bei  Balaena- 
netnertes  entwickelt. 

Die  Wurzeln  namentlich  der  nach  oben  von  den  Seitenstämmen  abgehenden  Nerven 
sind  ungewöhnlich  dick  und  können  (.las  Vorhandensein  eines  dorsalen  Faserstammes  vortäuschen, 
zumal  sich  öfters  Ganglienzellen  zwischen  sie  und  den  Faserstrang  des  Seitenstammes  einschieben. 

Die  Seitenstämme  endigen  auffallend  weit  von  dem  After  in  dem  flossenartigen  Körperende 
über  dem  axialen  Darm,  der  hier  noch  Taschen  abgibt,  eine  sehr  ansehnliche  Commissur  erzeugend. 

Bei  dieser  Art  ist  ein  starker  Rückennerv  ausgebildet,  welcher  zwischen  Hautmuskelschlauch 
und  Grundschicht  verläuft  (Taf.  VI,  Fig.  9  u.    to). 

Cerebralorgane,  Augen  und   Frontalorgan  fehlen. 

3.    Darmtractus. 

Mund-  und  Rüsselöffnung  sind  voneinander  getrennt.  Ein  Oesophagus  ist  kaum  ent- 
wickelt, dagegen  ist  der  an  Drüsenzellen  sehr  reiche  Magendarm  umfangreich  und  geht  bereits 
vor  dem  Gehirn  in  das  Pylorusrohr  über,  welches  muh  ziemlich  viele  Drüsenzellen  enthält 
(Taf.  VI,  Fig.  1 — 4).  Das  Pylorusrohr  verjüngt  sich  allmählich  nach  hinten,  wobei  seine  Wandung 
immer  dünner  wird  und  mündet  in  der  Gegend  des  vordersten  Ovariums  in  den  Mitteldarm  ein. 
Das  Pylorusrohr  ist  mithin  sehr  lang.  Der  Blinddarm  erstreckt  sich  bis  zum  Gehirn  nach  vorne; 
seine  Taschen  sind  so  gewaltig  entwickelt,  daß  sie  den  Körper  völlig  ausfüllen,  indem  sie  auch 
noch  über  dem  Rhynchocölom  zusammentreffen. 

Der  Mitteldarm  zeigt  ebenfalls  eine  ganz  enorme  Entwicklung.  Er  hat  mit  seinen  ge- 
waltigen Ausstülpungen,  welche  auch  zwischen  sich  keinen  Raum  lassen,  das  Leibesparenchym 
völlig  zurückgedrängt.  Erst  in  dem  schwanzflossenartigen  Endabschnitt  des  Körpers  wird  er 
durch  die  dort  entwickelten  beiden  Muskel  wesentlich  eingeengt.  Er  gibt  bis  zum  After 
Taschen  ab. 

Der  After  mündet  deutlich  fast  terminal  dorsal  nach  außen. 

4.    Blut-  und  Exkretionsgefäße. 

Das  Blutgefäßsystem  verhält  sich  wie  im  allgemeinen  bei  den  Nemertinen,  da  es  aus 
den  zwei  Seitengefäßen  und  dem  Rückengefäß  besteht,  welche  in  der  bekannten  Weise  zweimal 
im  Kopfabschnitt  und  einmal  im  flossenartigen  Hinterende  miteinander  kommunizieren.  Das 
Rückengefäß  tritt  erst  hinter  dem  Gehirn  in-  das  Rhynchocölom  ein,  verläßt  dasselbe  aber  bereits 
wieder  im  mittleren  Abschnitt  des  Pylorusrohres,  um  in  der  äußeren  Faserschicht  des  Muskel- 
schlauches jener  Cavität  weiter  nach  hinten  zu  verlaufen.  In  der  Gegend  der  Geschlechtssäcke 
tritt  es  auch  aus  dieser  heraus,  um  sich  unter  das  Rhynchocölom  zu  lagern.  Wir  verfolgen  es 
alsdann  über  das  Rhynchocölom  hinaus  bis  in  den  schwanzflossenartigen  Abschnitt  nach  hinten 
(Taf.  VI,  Fig.  6). 

Ich  vermute,  daß   die   metameren  Gefäßcommissuren   fehlen,  welche  bei  den  Nemertinen 

13 


j  g  9  Otto  Bürger, 

mit  einem  Rückengefäß  dieses  mit  den  Seitengefäßen,  alternierend  mit  den  Darmtaschen  in  der 
Regel   verbinden;    ich   habe  wenigstens  an   der  mir  vorliegenden  Serie  von  Querschnitten  nichts 
gefunden,  was  sie  andeuten  möchte. 
Die  Exkretionsgefäße  fehlen. 

5.   Rüssel,  Rhynchodäum  und  Rhynchocölom. 

Der  Rüssel  dieser  neuen  Art  ist  etwa  so  lang  als  der  Körper  und  kräftig  entwickelt. 
Wir  erkennen  schon  mittels  schwacher  Vergrößerung  in  ihm  den  charakteristischen  Stilettapparat 
der  Gattung.  Die  Basis  ist  vollkommen  sichelförmig  gestaltet  und  stark  einwärts  gekrümmt. 
Ich  vermochte  auf  ihr  nur  noch  drei  der  nageiförmigen  Stiletten  nachzuweisen,  die  übrigen 
waren  abgefallen,  man  sah  indessen,  wo  sie  gesessen  hatten  (Taf.  III,  Fig.  5   u.  5a). 

Die  Basis  ist  wie  bei  Pelagonemertes  weit  nach  vorne  gerückt,  so  daß  sie  in  den  vorderen 
Rüsselzylinder  hineinsieht.  Hinter  der  Basis  verjüngt  sich  das  Rüssellumen  ganz  bedeutend,  so 
daß  nur  ein  auffallend  enger  Kanal  den  vorderen  Rüsselzylinder  mit  dem  hinteren  in  Verbindung 
setzt.  Der  hintere  Abschnitt  dieses  engen  Verbindungskanales  ist  rings  von  Drüsenzellen  um- 
geben, welche  einen  kugligen  kompakten  Körper  bilden,  der  gewissermaßen  von  dem  Kanal 
durchbohrt  wird. 

Dieser  merkwürdige  Bau  des  mittleren  Rüsselabschnittes  ist  eine  Eigentümlichkeit  von 
Dr.  pelagicus  und  weicht  einigermaßen  von  der  Organisation  des  mittleren  Rüsselabschnittes 
seiner  litoralen  Verwandten  ab. 

Wir  dürfen  in  der  durch  das  Drüsenpolster  so  eigenartig  ausgestatteten  hinteren  Hälfte 
des  Verbindungskanales  nichts  anderes  als  den  modifizierten  Ballon  (zwiebeiförmige  Blase)  sehen. 
Im  übrigen  verhält  sich  der  Rüssel  von  Dr.  pelagicus  wie  der  von  Dr.  spectabüis,  er  wird  auch 
wie  dieser  von   24  Nerven  durchzogen  (Taf.  VI,  Fig.  5). 

Dr.  pelagicus  gehört  zu  den  Holorhynchocölomiern,  denn  das  Rhynchocölom  erstreckt  sich 
bis  in  das  hintere  Körperdrittel  nach  hinten.  Es  läßt  aber  den  schwanzflossenförmigen  Ab- 
schnitt frei. 

Das  Rhynchocölom  entbehrt  der  Taschen.  Dadurch  unterscheidet  sich  diese  neue  Art 
sehr  wesentlich  von  den  bisher  beschriebenen   Drepanophoren. 

Die  Wand  des  Rhynchocöloms  besteht  aus  einer  sehr  dünnen  inneren  Längsmuskelschicht 
und  einer  kräftig  entwickelten  Ringmuskelschicht.  I  )ie  innere  Auskleidung  bildet  ein  Platten- 
epithel, welches  sich  auf  eine  niedrige  Grundschicht  stützt.  Es  sei  hervorgehoben,  daß  der 
Muskelschlauch    des   Rhynchocöloms    weniger   kräftig   entwickelt   ist   als   bei    den   litoralen  Arten. 

Das  Rhynchocölom  verhält  sich  wie  bei  den  übrigen  Arten  von  Dreparwphoriis.  Es  hat 
nichts  mit  dem   Oesophagus  zu  schaffen. 

6.    Geschlechtsorgane. 

Es  wurde  bereits  gesaa-t    daß  unser  einziges  Stück  ein  Weibchen  ist. 

Die  kleinen  Ovarien,  von  denen  wir  in  jeder  Körperseite  eine  Reihe  vorfinden,  die  aber 
hin  und  wieder  unterbrochen  erscheint,  indem  die  Ovarien  in  unregelmäßigen  Abständen  auf- 
einander   folgen,    enthalten    nur    1 — 2   Eier  (Taf.  II,  Fig.  1).     Dieselben   sind    auffallend    groß   - 

14 


Die  Nemertinen. 


183 


größer  als  bei  den  das  Litoral  bewohnenden  Arten  -  -  und  von  einem  Mantel  sehr  zahlreichen 
Nährzellen  umgeben.  Die  Nährzellen  haben  denselben  Ursprung-  wie  die  Hier  und  gleichen 
den  letzteren  in  früheren   Entwicklungsstadien. 

Die  Entwicklung  der  Eier  erfolgt  zweifellos  nicht  in  bereits  vorgebildeten  Säcken,  sondern 
nimmt  von  Parenchymzellen,  welche  den  Seitengefäßen  benachbart  sind,  ihren  Ausgang,  so  daß 
die  Ovarien,  falls  die  Geschöpfe  ein  längeres  Dasein  besitzen  sollten,  periodisch  wiederkehrende 
Bildungen  sind.  Die  Eier  werden  wie  bei  Pelagonemertes  sehr  dotterreich.  Die  Ovarien  liegen 
den  Seitenstämmen  dicht  an,  dieselben  lateral  und  dorsal  umfassend  (Taf.  VI,  Fig.  9).  Die  Aus- 
führgänge, welche  im  Begriff  waren  die  Grundschicht  zu  durchbrechen,  münden  an  der  Unter- 
seite des  Körpers  ein   wenig  lateral   von  den  Seitenstämmen   nach  außen. 

Pelagonemertes  rollestoni  MOSELEY. 

Pelago?iemertes  rollestoni  Moseley,  vgl.  O.  Bürger,  Nemertini,  in:  Das  Tierreich,   20.  Lief.     Berlin  1904,  p.  85. 

Stat.  49.  --  N.Br.  o"  20,2',  W.L.  6"  45'.    Golf  von  Guinea.     -  Vertikalnetz.    Tiefe  3500  m. 
Stat.  74.  --  S.Br.  1  1"  28',  O.  L.  10"  24'.     Oestlich  von  Benguela.  -  -  Schließnetz.     Tiefe 

950 — 700  m. 
Stat.  75.  --  S.Br.  16"  24,9',  O.  L.  11"  8,9'.     Große  Fisch-Bucht.  -      Trawl.    Tiefe  2225  m. 

(Stücke  am   Netz  hängend.) 
Stat.  89.  --  S.Br.  31"  21,1  ,  O.L.  90  45,9'.     Nordöstlich  vom  Kap  der  Guten  Hoffnung.  - 

Vertikalnetz.     Tiefe   3000  m. 
Stat.   217.  N.Br.   4"  56',   O.L.   780  15,3'.      Südöstlich    von    Ceylon.  Vertikalnetz. 

Tiefe   2000  m. 

(Taf.  I,  Fig.  1—6;  Taf.  III,  Fig.  6;  Taf.  IV,  Fig.  1—6  und  Taf.  V,  Fig.  1—9.)  t 

Im  ganzen  sind  zehn  Exemplare  dieser  interessanten,  freischwimmenden  Tiefseenemertine 
erbeutet  worden.  Von  zwei  Exemplaren  (Stat.  74  u.  89)  sind  von  Chun  Zeichnungen  nach  dem 
Leben  entworfen  worden,  und  ein  weiteres  Exemplar  (Stat.  49)  war  so  vorzüglich  konserviert, 
daß  es  möglich  war,  von  diesem  noch  nachträglich  ein  Bild  anzufertigen,  zumal  Angaben  über 
seine  Färbung  im  Leben  vorhanden  waren.  Der  Erhaltungszustand  der  übrigen  Exemplare 
ließ  eine  sichere  Bestimmung-  zu,  eignete  sich  mit  Ausnahme  eines  zweiten  gleichfalls  (Stat.  89) 
erbeuteten  Stückes  indes  weniger  zu  eingehender  Untersuchung. 

Es  wird  sich  empfehlen  die  vier  erwähnten  Stücke  gesondert  zu  betrachten  und  mit 
Nummern  zu  versehen. 

Nr.  1  (Stat.  74).  Ist  nach  Chun's  Aufzeichnungen  im  Leben  27  mm  lang  gewesen.  Das 
Tier  ist  etwa  doppelt  so  lang  als  breit.  Der  Körper  gleicht  einem  eiförmig  zugespitzten  Blatte: 
bei  dem  konservierten  Exemplar  ist  er  2,5 — 3  mm  dick.  Das  in  Frage  kommende  Stück  sieht 
milchig  aus  und  ist  wenig  durchsichtig.  Indessen  tritt  der  Darm  prächtig  hervor,  da  er  intensiv 
dunkel  orange  gefärbt  ist  (Taf.  I,  Fig.  1   u.   2). 

Der  Darm  läßt  ein  mittleres  dickes  Rohr  erkennen,  von  dem  zahlreiche  Taschen  abgehen. 
Es  sind  jederseits  16.  Von  Chun  sind  auf  der  einen  Seite  14,  auf  der  anderen  15  eingezeichnet, 
indessen  ließen  sich  an  dem  konservierten  Exemplare  ein  resp.  zwei  mehr  erkennen.    Die  Taschen 

l5 


184 


(  >TTO    BÜRGER, 


sind  unregelmäßig  und  namentlich  an  ihren  äußeren  Enden  verzweigt.  Außerdem  ist  das  Rhyncho- 
cölom deutlich  zu  erkennen  als  ein  geräumiger,  spindelförmiger  Tubus,  der  sich  bis  in  das 
hintere  Körperdrittel  hineinerstreckt.  Vorne  erblickt  man  das  etwa  kuppeiförmige  Rhynchodäum 
und  außerdem  einen  Raum,  welcher  kleiner  ist  wie  das  Rhynchodäum,  aber  eine  ähnliche  Gestalt 
besitzt  und  vier  Streifen  aufweist.  Es  ist  der  Magendarm  mit  seinen  Falten  (Tal.  I,  Fig.  2  u.  3). 
Zu  beiden  Seiten  des  Rhynchodäums  sieht  man  die  Gehirnhälften  und  zwar  die  dorsalen  Ganglien 
als  kleine  Kalotten  dem  Rhynchodäum  jederseits  angedrückt,  dagegen  die  ventralen  Ganglien 
als  kuglig-eiförmige  Körper  ein  wenig  vom  Rhynchodäum  abgerückt.  Von  ihnen  gehen  zwei 
dünne  Stränge  aus,  welche  unter  den  Darmtaschen  hinlaufen  und  annähernd  die  Mitte  zwischen 
Körperwand  und   Rhynchocölom  halten.     Es  sind  die  Seitenstämme. 

Endlich  fallen  besonders  stark  ins  Autre  zwei  weißschimmernde  knollige,  unregelmäßier 
gestaltete  Körper,  welche  am  vorderen  Rande  des  Tieres  vor  den  Gehirnhälften  ebenfalls  jeder- 
seits neben  dem  Rhynchodäum  liegen.  Es  sind  Hoden,  prall  angefüllt  mit  reifen  Samenzellen 
(Taf.  I,  Fig.  1—3). 

Das  beschriebene  Exemplar  ist  mithin  ein  g  e  s  c  h  1  e  c  h  t  s  r  e  i  f  e  s  Männchen.  Es  ist 
das  erste,  welches  bekannt  wird. 

Nr.  2  (Stat.  49).  Obwohl  eine  Zeichnung  dieses  Stückes  nach  dem  Leben  fehlte,  war  es 
doch  möglich,  eine  solche  noch  nachträglich  anzufertigen,  da  dasselbe  ausgezeichnet  konserviert 
war  (Taf.  I,  Fig.  4).  Das  Spiritusexemplar  ist  1  1  mm  lang  und  besitzt  3'/*  mm  Durchmesser  an 
seiner  breitesten  Stelle.  Es  hat  eine  annähernd  eiförmig  lanzettliche  Gestalt.  Vorder-  und 
Hinterende  sind  abgerundet.     Das  Hinterende  ist  wesentlich  verschmälert. 

Es  ist  laut  Etiquette  im  Leben  rosenrot  gefärbt  gewesen. 

Das  konservierte  Exemplar  war  stark  durchsichtig  und  ließ  die  folgenden  Verhältnisse 
der  inneren  Organisation  erkennen : 

Der  Darm  besitzt  ein  auffallend  dünnes  axiales  Rohr,  dem  jederseits  über  20  Taschen 
anhängen.  Man  zählt  auf  der  einen  Seite  22,  auf  der  anderen  24  oder  25.  Die  Taschen  sind 
namentlich  an  ihren  peripheren  Enden  verzweigt.  Von  den  Taschen  zeichnet  sich  das  vorderste 
Paar  durch  seine  hervorragende  Größe  aus.  Der  Enddarm,  welcher  ein  fadenförmiges  Rohr 
vorstellt,  entbehrt  der  Taschen.      Der  After  befindet  sich  am  hinteren  Saume  des  Körpers. 

Das  Rhynchocölom  ist  mächtig  entwickelt  und  hat  vorne  eine  länglich  elliptische  Form, 
wird  dagegen  in  seiner  hinteren  Hälfte  schlauchförmig.  Es  endigt  eine  nicht  unbeträchtliche 
Strecke  vor  dem  After,  so  daß  es  etwa  das  hinterste  Zehntel  des  Körpers  freiläßt.  Der  sehr 
kräftig  ausgebildete  Rüssel  ruht,   spiralig  aufgerollt,   in  der  vorderen   Hälfte  des  Rhynchocöloms. 

Vor  dem  vordersten  Paar  der  Darmtaschen  erblicken  wir  jederseits  neben  dem  Rhyncho- 
cölom zwei  weiße,  kuglig  bis  eiförmige  Gebilde  von  ziemlicher  Größe:  es  sind  die  Gehirnhälften 
(Taf.  I,  Fig.  4). 

Auch  in  diesem  Exemplar  konstatieren  wir  Geschlechtsorgane.  Wir  zählen  nämlich  in 
der  hinteren  Hälfte  auf  der  einen  Seite  vier,  auf  der  anderen  fünf  kuglige  oder  eiförmige  weiße 
Hallen,  in  denen  wir  schon  bei  schwacher  Vergrößerung  Eier  erkennen.  Rechts  alternieren  die 
Ovarien  regelmäßig  mit  den  Darmtaschen  (wenn  wir  die  sehr  kleine  Darmtasche  bei  dem  dritten 
Ovarium   nicht  zählen),  links  dagegen   überspringen  sie  zweimal   einen  Zwischenraum. 

16 


I  iie   Nemertinen. 


[85 


Die  Ovarien  sind  rechts  zwischen  der  8.  und  13.,  links  zwischen  der  7.  und  13.  Dann- 
tasche angeordnet. 

Nr.  3a  (Stat.  89).  Das  konservierte  Exemplar  maß  in  der  Länge  16  mm  und  in  der 
Breite  71  _,  mm.  Von  diesem  Stück  existiert  eine  von  Chun  angefertigte  Skizze.  Nach  derselben 
zu  urteilen,  besaß  das  Tier  eine  fast  regelmäßig  lanzettliche  Form.  Es  ist  in  der  vorderen 
Hälfte  am  breitesten.  Der  Vorderrand  ist  abgeschrägt,  das  Hinterende  verjüngt  sich  sehr  stark, 
so  daß  es  eine  schlank  dreieckige  Gestalt  annimmt.     Der  Hinterrand  ist  abgerundet  (Taf.  I,   Fig.  5). 

Das  Tier  hat  im  Leben,  wie  Chun  angibt,  einen  lebhaft  rot  gefärbten  Darm  besessen. 
Ein  zweites  Exemplar  hingegen,  welches  gleichzeitig  mit  Nr.  3  erbeutet  wurde,  besaß  nach 
Chun's  Aufzeichnung  einen  gelben  Darm.  Da  Angaben  über  die  sonstige  Färbung  des  Tieres 
fehlen,  ist  anzunehmen,  daß  es  im  übrigen  milchig  aussah  oder  vielleicht  fast  farblos  war.  Der 
Rüssel  war  ausgestülpt. 

Der  Darm  besitzt  zwölf  Taschen  jederseits.  Indes  sind  nur  die  sieben  vorderen  Paare 
kräftig  entwickelt.  Diese  sind  sehr  regelmäßig  derart  angeordnet,  daß  sie  genau  einander  gegen- 
über vom  axialen  Darmrohr  sich  ausstülpen.  Die  hinteren  Taschen  dagegen  entspringen  in 
unregelmäßiger  Weise  und  sind  auffallend  gering  entwickelt.  Die  vorderen  Taschen  sind  in 
derselben  Weise  verzweigt  wie  bei  Nr.  2;  das  vorderste  Paar  ist  das  größte,  es  stülpt  sich  dem 
vorderen   Körperrande  entgegen. 

An  diesem  Stücke  überzeugen  wir  uns  besonders  deutlich,  daß  Pelagonemertes  einen 
Vorderdarm  besitzt,  der  sich  auffallend  anders  verhält  als  der  Mitteldarm.  Nur  letzterer  nämlich 
ist  rot  gefärbt.  Der  Vorderdarm  hingegen  ist  farblos  oder  weißlich.  Er  stellt  ein  kurzes  dünnes 
Rohr  vor,  welches  eine  feine  Längsstreif ung  aufweist  und  durch  einen  von  der  Rüsselöffnung 
gesonderten  subterminal  ventral  gelegnen  Mund  mit  der  Außenwelt  kommuniziert  (Taf.  I,  Fig.  5). 
Der  Rüssel  ist  ausgestülpt  und  sehr  kräftig  entwickelt.     Er  besitzt  eine  schlank  kugelförmige  Gestak. 

Das  Rhynchocölom  erstreckt  sich  auch  bei  diesem  Exemplar  nicht  bis  zum  After,  sondern 
läßt  das  hinterste  Körperende  frei,  welches  hier  aber  kürzer  ist  als  bei  Nr.  2.  Das  Rhyncho- 
cölom zerfällt  in  einen  langen  vorderen  sehr  geräumigen  und  kurzen  hinteren  verengten  Ab- 
schnitt. Jederseits  des  Vorderdarms  machen  sich  die  Gehirnhälften  als  kuglig-eiförmige  weiße 
Anschwellungen  geltend,  von  denen  aus  die  Seitenstämme  als  zwei  dünne,  weiße  Fäden  unter 
den   Darmtaschen  nach  hinten  verlaufen. 

Geschlechtsorgane  sind  nicht  zu  erkennen. 

Dieses  Stück  wurde  von  mir  mittels  Alaunkarmin  gefärbt  und  als  Totalpräparat  aufbewahrt. 

Nr.  3b  (Stat.  89)  besaß  nach  Chun's  Aufzeichnung  einen  gelben  Darm.  Das  Stück 
ähnelt  in  seiner  Gestalt  3a,  ist  indes  ein  geschlechtsreifes  Weibchen.  Von  demselben  wurde  eine 
Querschnittserie  angefertigt 

1.    Körperwand. 

Ueber  den  Bau  der  Körperwand  von  Pelagonemertes  sind  wir  bereits  in  vielen  Punkten 
unterrichtet  worden.  Das  Epithel  setzt  sich  aus  sehr  langen  Zellen  zusammen,  welche,  wie 
überall  bei  den  Nemertinen,  Wimpern  tragen.  Zwischen  diese  sind  I  )rüsenzellen  eingelagert, 
die  ein  körniges  Sekret  führen. 

Besonders   überraschte   die  Dicke   der  Grundschicht,   welche   sich   aus   zwei  Schichten   zu- 

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Deutsche  Tiefsee-Expedition  1898— 1899.     Bd.  XVI.    2.  Heft.  24 


j  £ß  Otto  Bürger, 

sam mengesetzt  erwies,  einer  äußeren  dickeren,  welche  sich  dunkelrot  mit  Pikrokarmin  färbte 
und  darin  der  Gehirnkapsel,  der  Scheide  der  Seitenstämme  und  der  Hülle,  in  denen  die  Blut- 
gefäße verlaufen,  glich,  und  einer  inneren,  welche  nur  einen  hellrosa  Farbenton  annahm  wie  das 
Gallertparenchym  des  Körpers.  Beide  Schichten  sind  strukturlos  bis  auf  dünne  dorsale  Balken, 
welche  vornehmlich  die  äußere  Schicht  durchsetzen.  In  der  inneren  Schicht  wurden  vereinzelte 
Kerne  beobachtet,  die  öfters  von  einem  deutlichen  Zellleib  umgeben  sind.  Der  Hautmuskelschlauch 
zeigte  sich  im  Verhältnis  zum  Umfange  des  Körpers  außerordentlich  dünn  ausgebildet.  Die  Ring- 
muskelschicht erwies  sich  deutlich  entwickelt,  aber  nur  aus  wenigen  Lagen  von  Fibrillen  bestehend, 
bedeutend  mächtiger  indes  die  Längsmuskelschicht.      Eine  Diagonalmuskelschicht  wurde  vermißt. 

Das  Körperepithel  ist  auch  bei  den  mir  vorliegenden  Stücken  nur  ausnahmsweise  an 
wenigen  Stellen  erhalten.  Es  genügt  indes,  nur  die  früheren  Angaben  zu  bestätigen,  daß  näm- 
lich auch  Pelagonemertes  von  einem  Wimperepithel  bekleidet  ist,  welches  birn-  bis  spindelförmige 
Drüsenzellen  enthält,  die  ein   feinkörniges  Sekret  führen. 

Die  Grundschicht  ist  in  der  Tat  sehr  mächtig  entwickelt,  eine  Eigentümlichkeit,  welche 
unsre  Tiefseenemertine  mit   Drepanophorus  teilt  (Taf.  IV  u.  V). 

Hubrecht's  Angaben  über  ihren  Bau  sind  vollständig  zu  bestätigen  und  es  erübrigt  nur 
hinzuzufügen,  daß  sie  im   Vorderkörper  dorsal   dicker  als  ventral  ist. 

Die  Ringmuskelschicht  des  Hautmuskelschlauches  besteht,  wovon  ich  mich  am  Längs- 
schnitte überzeugt  habe,  aus  nur  einer  Lage  von  Eibrillen.  Sie  hat  mithin  eine  derartige 
Reduktion  erfahren,  wie  sie  bei  den  Metanemertinen  selten  ist.  Es  sei  erwähnt,  daß)  wir  bei 
Malacobdella  ähnliches  beobachten. 

Die  Längsmuskelschicht  ist  wesentlich  stärker  entwickelt,  obschon  sie  im  Vergleich  mit 
Gattungen  wie  Prostoma,  Amphiporus  und  Drepanophorus  einen  ziemlich  dünnen  Cylinder  bildet. 
Indessen  setzt  sie  sich  überall  aus  mehreren  Fibrillenlagen  zusammen.  Es  ist  nun  den  früheren 
Forschern  entgangen,  daß  die  Längsmuskelschicht  in  den  verschiedenen  Körperabschnitten  ver- 
schieden mächtig  ist.  Sie  verstärkt  sich  nämlich  im  mittleren  und  besonders  im  hinteren  Körper- 
abschnitt ganz  bedeutend  an  der  Rücken-  und  Bauchfläche  des  Tieres,  während  sie  in  den  Seiten 
schwach   bleibt  (Taf.  V,  Fig.  8  u.   9). 

2.    Parenchym  und  Leibesmuskulatur. 

Alle  Organe  sind  in  eine  überaus  mächtig  entwickelte  Gallerte  eingeschlossen,  welche  der 
Gallerte  anderer  pelagischer  Tierformen  gleicht  und  der  das  Tier  seine  Durchsichtigkeit  verdankt. 
Sie  vertritt  das  Leibesparenchym  und  unterscheidet  sich  von  demselben  dadurch,  daß  sie  völlig 
strukturlos  ist.  Nur  spärlich  zerstreut  sind  in  sie  kleine  Kerne  eingelagert,  welche  ein  kleiner 
rundlicher  Zellleib  umhüllt. 

Die  Gallerte  umgibt  die  Organe  und  Gewebe  nicht  nur  mittelbar,  sondern  bleibt  von 
ihnen  durch  mehr  oder  minder  dicke,  hyaline,  strukturlose  Scheiden  getrennt,  die  sich  mit 
Tinktionsmitteln  stark  färben.  Eine  solche  Scheide  grenzt  als  eine  dünne,  aber  feste  Haut 
auch  den  Hautmuskelschlauch  gegen  die  Gallerte  ab,  und  die  gleiche  Masse  bildet  die  Röhren 
für  die  Eibrillenbündel  des  Hautmuskelschlauches,  umscheidet  das  Rhynchocölom,  den  Darm 
nebst  seinen  Taschen,  die  Blutgefäße,  das  Gehirn  und  die  Seitenstämme,  die  Nerven  und  schließ- 
lich auch  die  Geschlechtssäcke. 

18 


Die  Xcmertincn. 


I87 


Die  voranstehenden  Zeilen  skizzieren  unsere  bisherigen  Kenntnisse,  welche  ich  noch  zu 
erweitern  vermag. 

Die  Gallerte  ist  eine  gelatinöse,  wenig  färbbare  gleichartige  Substanz,  welche  nur  hier 
und  da  ein  gewisses  streifiges  oder  wolkiges  Aussehen  (auf  Schnitten)  besitzt.  In  derselben  sind, 
freilich  spärlich,  Zellen  eingelagert,  die  wir  als  Gallertkörperchen  bezeichnen  dürfen  und  die  ohne 
Zweifel  die  Uebrigbleibsel  jener  Zellen  vorstellen,  welche  die  Gallerte  erzeugten.  Die  Gallert- 
körperchen sind  sehr  klein,  kuglig  oder  eiförmig  und  mit  einem  winzigen  stark  färbbaren  Kern 
ausgestattet,  der  häufig  exzentrisch  o-ele£ren  ist. 

Im  hintersten  Körperabschnitt  nimmt  die  Gallerte  einen  anderen  Charakter  an.  Sie  ist 
hier  stärker  färbbar  und  offenbar  fester.  Man  beobachtet  diese  seltsame  Veränderung  zunächst 
in  den  Seiten,  sodann  im  hintersten  Korperende  um  den  Darm  herum,  so  daß  man  im  äußersten 
Schwanzende  eine  periphere  und  centrale  Gallerte  unterscheiden  kann,  in  welch  letztere  Darm 
und  Seitenstämme  eingebettet  sind  (Taf.  V,  Fig.  1,  5,  8  u.  9).  Vielleicht  steht  diese  merkwürdige 
Veränderung  der  Gallerte,  ihre  Zunahme  an  Festigkeit  im  Hinterkörper  von  Pelagonemertes  in 
Zusammenhang  mit  der  viel  stärkeren  Entwicklung  der  dorsoventralen  Muskulatur  in  derselben 
Korpergegend. 

Die  oben  erwähnten  Scheiden,  welche  Gewebe  und  Organe  gegen  die  Gallerte  abgrenzen, 
denke  ich  mir  frühzeitig  aus  der  Gallerte  selbst  hervorgegangen,  sie  stellen  offenbar  nichts 
anderes  als  stark  komprimierte  Teile  jener  vor. 

Pelagonemertes  besitzt  eine  dorsoventrale  Muskulatur.  Dieselbe  besteht  aus  sehr  feinen 
Fibrillen,  welche  zwischen  Rücken  und  Bauch  ausgespannt  sind.  Diese  Fibrillen  formen  im 
allgemeinen  keine  Bündel,  sondern  verlaufen  einzeln.  Jede  Muskelfibrille  besitzt  die  Länge  des 
Abstandes  zwischen  Rücken-  und  Bauchwand  des  Körpers.  Der  Kern  pflegt  sich  in  der  Mitte 
der  Fibrillen  ziemlich  gleich  weit  von  oben  und  unten  zu  befinden.  Die  dorsoventrale  Musku- 
latur findet  sich   nur  in  den  Seiten  des  Korpers  (Taf.  IV,  lüg.  2). 

Sie  ist  in  der  vorderen  und  mittleren  Körperregion  nur  schwach  ausgebildet,  dagegen 
auffallend  stark  im  Schwanzende  (Taf.  Y,  Fig.  4,  5,  8  u.  9).  Ich  schließe  daraus,  daß  dieser 
Körperteil  vornehmlich  die  zur  schwimmenden  Fortbewegung  dienenden  Kontraktionen  ausführt, 
und  dal!  sich,  um  ein  allzustarkes  Zusammenpressen  des  hintersten  Darmabschnittes  zu  verhüten, 
sich   hier  um   denselben   herum  das   Leibesparenchym   in   oben  angedeuteter  Weise  veränderte. 

Schließlich  ist  noch  einer  Muskelplatte  Erwähnung  zu  tun,  welche  sich  in  der  Gehirn- 
gegend auffällig  bemerkbar  macht  (Taf.  IV,  Fig.  2   u.   3). 

Diese  Muskelplatte  spannt  sich  quer  im  Korper  aus  und  zwar  weiter  vorne  zwischen 
Rhynchodäum  resp.  Rhynchocölom  und  Magendarm,  sich  jederseits  an  die  Bauchwand  anheftend. 
Ein  wenig  weiter  hinten  nimmt  diese  Muskelplatte  den  Magendarm  in  sich  auf,  so  daß  letzterer 
gewissermaßen  in  ihr  schwebt.  Die  Muskelplatte  besteht  aus  längs  und  schief  verlaufenden 
Fasern  und  hängt  innig  mit  der  Längsmuskelschicht  des  Hautmuskelschlauches  zusammen.  Sie 
besitzt  eine  sehr  ansehnliche   Dicke. 

3.    Nervensystem  und  Sinnesorgane. 

Das  Centralnervensystem  von  Pelagonemertes  besteht  laut  den  älteren  Angaben  aus  dem 
Gehirn    und    den    beiden   Seitenstämmen.      Das   Gehirn    besteht    aus    zwei    Hälften,    die   vorn    im 

24* 


j  gg  Otto  Bürger, 

Körper  dicht  neben  dem  Rhynchodäum  (oder  Rhynchocölom)  liegen  und  durch  zwei  Commissuren 
verbunden  sind,  die  sich  wie  bei  allen  anderen  Nemertinen  verhalten.  Jede  Gehirnhälfte  setzt 
sich  aus  einer  kleineren  dorsalen  und  dickeren  ventralen  Anschwellung  zusammen;  von  letzterer 
entspringen  die  Seitenstämme. 

Die  .Seitenstämme  verlaufen  nicht  in  den  Seiten  und  an  der  Bauchfläche  des  Körpers, 
was  sonst  die  Regel  ist,  sondern  ziemlich  in  der  Mitte  desselben  und  stark  einwärts  gerückt 
unter  den  Darmtaschen.     Sie  vereinigen  sich  vor  dem  After  über  dem  Enddarm. 

Gehirn  und  Seitenstämme  besitzen  einen  Ganglienzellbelag,  welcher  an  den  Seitenstämmen 
eine  dickere  obere  und  dünnere  untere  Schicht  erzeugt. 

Die  Seitenstämme  sind  in  eine  Scheide  eingeschlossen,  das  äußere  Neurilemma.  Die 
Seitenstämme  geben  in  ihrer  gesamten  Länge  lateral  und  medial  in  sehr  nahen  Abständen 
Nerven  ab  Diese  sind  in  auffällig  dicke  Scheiden  gehüllt,  welche  als  Ausstülpungen  des 
äußeren  Neurilemma  anzusehen  sind. 

Gehirn  und  Seitenstämme  gehören  zu  denjenigen  Organen,  welche  bereits  am  lebenden 
Tier  und  auch  noch  an  den  Spiritusexemplaren  ohne  weiteres  gut  zu  erkennen  sind.  Das 
Gehirn  schimmert  als  ein  Paar  weißliche  kuglige  oder  eiförmige  Ballen  durch,  welche  durch 
eine  dickere  straff  ausgespannte  ventrale  Commissur  und  eine  dünnere  dorsale,  welche  leicht 
gekrümmt  ist,  vereinigt  werden  (Taf.  I).  Bei  Nr.  i  (Stat.  74)  umspannen  die  Gehirncommissuren 
offenbar  noch  das  Rhynchodäum  (Taf.  1,  Fig.  1)  und  bei  Nr.  3  (Stat.  89)  überzeugt  man  sich, 
daß  das  Gehirn  mit  seinen  Commissuren  etwa  in  der  Mitte  zwischen  Mund  und  Vorderende 
des  Mitteldarms  (Blinddarm),  also  in  der  Gegend  des  Magendarms  gelegen  ist  (Taf.  I,  Fig.  5). 
In  beiden  Abbildungen  ist  indes  das  Gehirn  nebst  seinen  Commissuren  von  mir  nach  den 
konservierten  Stücken  eingezeichnet  worden.  Chun  hat  bei  einer  größeren  Skizze  des  Vorder- 
endes von  Nr.  1  (Stat.  74)  nach  dem  Leben  das  Gehirn  ohne  Commissuren  fast  auf  der  Grenze 
von  Rhynchodäum  und  Rhynchocölom  eingetragen  (Taf.  I,  Fig.  3). 

Die  Seitenstämme  kann  man  als  weiße  dünne  Linien  wahrnehmen,  welche  den  Umrissen 
der  seitlichen  Körperwand  folgen  und  infolgedessen  leicht  gebogen  sind.  Sie  verlaufen  etwa  in 
der  Mitte  zwischen  dem  Rhynchocölom  und  den  Seitenrändern  des  Körpers  (Taf.  I). 

Um  mehr  zu  ersehen  müssen  wir  Schnitte  zu  Rate  ziehen. 

Das  Gehirn  von  Pelagonemertes  rollestoni  muß  im  Verhältnis  zur  Größe  dieser  Art  und 
im  Vergleich  mit  anderen  Nemertinen  klein  genannt  werden  (Taf.  IV,  Fig.  2 — 4). 

Während  die  Seitenstämme  recht  kräftig  entwickelt  sind  und  auch  die  Gehirncommissuren 
durch  ihre  ansehnliche  Dicke  überraschen,  formen  die  Ganglien  nur  jederseits  eine  kleine  An- 
schwellung, welche  dem  Vereinigungsknoten  von  Gehirncommissuren  und  Seitenstämmen  wie 
ein  Knopf  aufsitzt. 

Wie  bei  allen   Nemertinen  sind  ventrale  und  dorsale  Ganglien  zu  unterscheiden. 

Die  ventralen  Ganglien  stellen  keulenförmige  schlanke  Verdickungen  der  Seitenstämme  vor, 
denen  als  ein  Paar  besondere  Anschwellungen  noch  die  Wurzeln  der  ventralen  Commissur  an- 
sitzen.  Die  dorsalen  Ganglien  sind  eiförmige  Gebilde,  welche  den  ventralen  Ganglien  schief 
angedrückt  sind,  nämlich  lateral-dorsal.  Ihnen  sitzt  als  kleiner  rundlicher  Höcker  die  Wurzel 
der  dorsalen  Commissur  auf. 

Der  Ganglienzellbelag   ist    vornehmlich    dorsal,  .lateral    und    ventral   zur  Entwicklung  ge- 

20 


Die  Nemertinen. 


189 


kommen  und  setzt  sieh  hauptsächlich  aus  einem  kleinen  Typ  zusammen,  dessen  Kerne  sich  mit 
Hämatoxylin  blauschwarz  färben.  Derselbe  bildet  besonders  eine  Kruste  um  die  äußeren  Flächen 
der  dorsalen  Ganglien  herum  und  entspricht  dem  von  mir  früher  näher  beschriebenen  Ganglien- 
zelltypus  I.  Im  hinteren  Gehirnabschnitt  macht  sich  ferner  ein  lateral-dorsal  gelegenes  Polster 
von  einer  etwas  größeren  Sorte  von  Ganglienzellen  bemerkbar,  deren  größere  elliptische  Kerne 
eine  Struktur  und  ein  Kernkörperchen  erkennen  lassen.  Sie  gleicht  der  von  mir  als  Modifikation 
des  I.  Ganglienzelltypus  gekennzeichneten  Art. 

Bündel  von  Ganglienzellen,  welche  deutlicher  den  Zellkörper  erkennen  lassen  und  dem 
Typus  II  entsprechen,  finden  sich  peripher  von  den  anderen  Sorten  an  der  ventralen  Gehirn- 
fläche. Grobe  Ganglienzellen  endlich,  d.  h.  solche  des  III.  Typus,  sind  nur  in  sehr  geringer 
Anzahl  vorhanden.  Wir  konstatieren  an  ihnen  vielleicht  ein  halbes  Dutzend  an  der  medialen 
Fläche  des  Gehirns,  dort  wo  die  Wurzeln  der  beiden  Gehirncommissuren  zusammenstoßen  und 
einen  kleinen  Spalt  erzeugen. 

Neurochordzellen  sind  nicht  vorhanden. 

Die  Entwicklung  eines  die  Ganglienzellen  umhüllenden  zelligfasrigen  Gewebes  ist  beinahe 
vi  illständig  unterdrückt.     Dagegen  ist  die  Gehirnkapsel,  das  äußere  Neurilemma,  kräftig  ausgebildet. 

Der  hintere  Zipfel  der  dorsalen  Ganglien,  welcher  bei  manchen  Metanemertinen  die  Seiten- 
stämme nach  hinten  begleitet,  ist  bei  Pelagonemertes  sehr  kurz  und  hört  bereits  in  der  hinteren 
Magendarmgegend  auf. 

Die  Seitenstämme  besitzen  einen  ungemein  dünnen  Ganglienzellbela^,  welcher  außerdem 
auf  ihren  oberen  und  unteren  Umfang  beschränkt  ist.  Ihnen  fehlen  die  bei  Drepanophorus  vor- 
handenen Muskelfibrillen  und  naturgemäß  der  Neurochord.  Sie  stecken  in  einer  gut  entwickelten 
Scheide.  Der  Querschnitt  des  Seitenstammes  ist,  wo  er  frei  Hegt,  ein  unregelmäßiges  Viereck. 
Die  von  den  Seitenstämmen  abgehenden  Nerven  entspringen  hauptsächlich  von  ihrem  lateralen 
Umfange.  Die  Seitenstämme  erstrecken  sich  weiter  nach  hinten  als  die  Seitengefäße,  indem  sie 
sich  erst  dicht  vor  dem  After  mittels  einer  kräftio-en  Commissur  über  dem   Darm  vereinieen. 

Das  Eigentümliche  der  Seitenstämme  ist  ihre  Lage.  Sie  gleichen  darin  denen  von 
Drepanophorus,  daß  sie,  anstatt  in  den  Seiten  des  Körpers  zu  verlaufen,  wie  es  die  Regel  bei 
den  Nemertinen  ist,  sich  stark  einander,  der  Medianebene  zustrebend  genähert  haben.  Außerdem 
aber  sind  sie  von  der  Bauchseite  hinweg  nicht  unbeträchtlich  aufwärts  gerückt  und  verlaufen, 
wo  sie  die  Darmtaschen  nicht  nach  unten  drücken,  annähernd  gleich  weit  entfernt  von  Bauch- 
und  Rückenfläche  des  Körpers  (Taf.  V). 

Das  periphere  Nervensystem  zu  studieren,  war  das  Material  nicht  geeignet,  ich  habe 
mich  nur  von  der  Existenz  von  16  Rüsselnerven  sicher  überzeugt.  Diese  sind  bei  der  Be- 
schreibung des  Rüssels  berücksichtigt  worden. 

Wie  meine  Vorgänger  habe  ich  irgend  welche  Sinnesorgane,  Augen,  Cerebralorgane, 
Frontalorgane  und  die  mit  jenen  Hand  in  Hand  gehenden  Bildungen  (z.  B.  Kopffurchen)  vermißt. 
Auch  eine  Kopfdrüse  ist  nicht  vorhanden. 

4.    Darmtractus. 

Ueber  den  Darmtractus  sind  wir  verhältnismäßig  am  besten  unterrichtet  gewesen.  Wir 
wissen,    daß    die   Mundöffnung    dicht    hinter   der   Rüsselöffnung  an   der   Unterseite    des   Körpers 

2  1 


.  qq  Otto  Buruer, 

liegt,  und  daß  mithin  Pelagonemertes  zu  dem  kleinen  Kreise  der  Metanemertinen  gehört,  bei 
denen  Rüssel  und  Darm  getrennt  voneinander  ausmünden.  Der  Mund  führt  in  einen  kurzen 
Wirderdarm.  Ich  bemerkte  von  ihm  früher,  daß  er  wenigstens,  was  seine  Form  anbetrifft,  nicht 
dem  Magendarm  der  Metanemertinen  gleicht,  weil  er  ein  gerades  Rohr  vorstellt,  das  unvermittelt 
in  den  Mitteldarm  übergeht.  Der  Mitteldarm  besaß  bei  dem  Originalexemplar  von  P.  rollestoni 
rechts  und  links  je  13  Taschen,  welche  genau  einander  gegenüber  vom  axialen  Rohr  abgehen. 
Ein  hinterster  Darmabschnitt,  welcher  etwa  so  lang  ist  als  der  Vorderdarm,  entbehrt  der  Taschen 
und  wurde  als  Enddarm  bezeichnet.  Er  soll  am  Hinterende  des  Köpers  durch  einen  terminal 
gelegenen  After  ausmünden. 

Meine  an  dem  vorliegenden  Material  gemachten  Untersuchungen  bestätigen  nicht  nur 
die  von  Moseley  und  Hübrecht  gewonnenen  Resultate,  sondern  erweitern  sie  in  einigen  Punkten, 
wiederum  die  nahe  Verwandtschaft  von  Pelagonemertes  mit  den  höheren  Metanemertinen  vors 
Auge  führend. 

Der  Mund  befindet  sich  getrennt  von  der  Rüsselöffnung  an  der  Unterseite  des  Körpers 
dicht  hinter  der  Rüsselöffnung,  wie  das  bereits  aus  der  Abbildung  (Taf.  I,  Fig.  5)  von  Nr.  3  a 
(Stat.  89)  klar  zu  ersehen  ist.  Diese  Erscheinung  ist  von  besonderer  Bedeutung,  wenn  wir 
bedenken,  daß  auch  bei  Drepanophorus  Rüssel  und  Mundöffnung  stets  voneinander  getrennt 
sind  und  diese  Gattung  sich  dadurch  von  vielleicht   allen    übrigen   Metanemertinen  unterscheidet. 

Bei  dem  erwähnten  Stücke  erblicken  wir  den  Mund  umrahmt  von  zwei  seitlichen  Falten, 
welche  in  der  Mitte  zusammenstoßen.  Dieselben  sind  -  -  wie  Schnitte  lehren  -  -  hervorgerufen 
durch  lippenartige  Erhebungen  eines  drüsenreichen  Epithels.  Ich  bezweifle  nicht,  daß  derartige 
Lippenbildungen  in  der  Tat  immer  vorhanden  sind,  indessen  sind  sie  bei  Nr.  3  b  (Stat.  89)  offenbar 
übertrieben  stark  ausgeprägt,  was  seinen  Grund  in  einer  durch  die  Konservierung  hervorgerufenen 
Ausstülpung  des  Vorderdarmepithels  hat  (Taf.  I,  Fig.  6). 

Bekanntlich  kann  man  bei  den  Metanemertinen  in  der  Regel  zwei  Abschnitte  am  Vorder- 
darm unterscheiden,  nämlich  einen  vorderen  engen  ohne  Drüsenzellen  im  Epithel  und  einen 
hinteren  sehr  geräumigen  mit  einem  reichen  Drüsenepithel  ausgekleideten.  Es  sind  Schlund 
und  Magendarm.  Der  Schlund  kann  indes  fehlen,  was  z.  B.  bei  Amphiporus  virgatus  und  marmo- 
ratus  der  Fall  ist,  wo  sich  der  Mund  direkt  in  den  Magendarm  öffnet 

Ganz  ähnliche  Verhältnisse  walten  bei  Pelagonemertes  ob,  wo  von  einem  Schlund  ebenfalls 
nicht  tue  Rede  sein  kann.  Man  könnte  aus  Fig.  2,  Taf.  IV  den  entgegengesetzten  Eindruck 
gewinnen,  aber  in  diesem  Stück  Nr.  1  (Stat.  74)  hat  das  Epithel  des  vordersten  Magendarnv 
abschnittes  sein  Sekret  völlig  entleert,  so  daß  die   Drüsenzellen  sich   nicht  färbten. 

Der  Magendarm  ist  bei  allen  Stücken  ein  recht  umfangreiches  Gebilde,  dessen  Wandung 
vielfach  gefaltet  ist  (Taf.  IV,  lüg.  3  u.  4).  Der  Magendarm  befindet  sich  in  der  Gehirngegend, 
er  laeert  dicht  unter  der  ventralen  Gehirncommissur,  und  setzt  sich  auch  noch  eine  Kleinigkeit 
über  das  Gehirn  hinaus  nach  hinten  fort.  Alsdann  verengt  er  sich  allmählich  und  geht  in  ein 
dünnes,  bei  unseren  Stücken  zusammengedrücktes  Rohr  über,  in  welchem  wir  das  für  die  Meta- 
nemertinen charakteristische  Pylorusrohr  vor  uns  haben  (Taf.  V,  Fig.  ö).  Das  Pylorusrohr  durch- 
bricht die  dorsale  Wandung  des  Mitteldarmes  unmittelbar  vor  der  Ursprungsstelle  des  vordersten 
Darmtaschenpaares.  Auf  diese  Weise  wird  auch  bei  Pelagonemertes  die  Mündung  des  Pylorus- 
rohrs  in  den  Mitteldarm   von  einem,   wenn   auch   nur  kurzen  blinden  Zipfel  des  Mitteldarm   nach 


Die   Nemertinen. 


191 


vorne  überragt.  Es  kommt  mithin  auch  bei  unserer  Tiefseenemertine  ein  Blinddarm  zur 
Ausbildung,  welcher  freilich  ebenso  wie  bei  Drepanophorus  weit  hinter  dem  Gehirn  zurückbleibt, 
als.,  im  Vergleich  mit  vielen  anderen  Metanemertinen  eine  nur  geringe  Ausdehnung  besitzt. 
Um  so  länger  sind  die  beiden  Taschen,  welche  der  Mitteldarm  gerade  an  der  Mündung  des 
Pylorusrohres  nach  vorne  ausstülpt,  und  welche  dem  vordersten  Blinddarmtaschenpaar  gewisser 
Amphiporen  wie  z.  B.  Amphiporus  lactifloreus  ähneln  (Taf.  IV,  Fig.  2   u.  3). 

Der  Mitteldarm  besteht  aus  einem  verhältnismäßig  sehr  engem  axialen  Rohr,  von  dem 
nach  rechts  und  links  eine  Anzahl  Taschen  abgeht  (Taf.  V,  Fig.  7).  Die  Zahl  der  Taschen 
wechselt  bei  den  verschiedenen  Individuen.  Bei  dem  Originalexemplar  der  Challenger-Expedition 
waren  jederseits  13  vorhanden,  bei  den  Valdivia-Exemplaren  schwankte  die  Anzahl  zwischen 
12  und  25  jederseits  (Taf.  I).  Es  ist  sehr  wohl  möglich,  dal!  sich  die  Zahl  der  Darmtaschen 
mit  dem  Alter  des  Individuums  vermehrt. 

Die  Taschen  entspringen  in  ziemlich  unregelmäßigen  Abständen,  die  sich  nach  hinten  zu 
in  der  Regel  verkürzen.  Meistens  zeigt  die  Anordnung  der  Taschen  auch  insofern  eine  be- 
merkenswerte Regelmäßigkeit,  als  am  selben  Punkte  je  eine  rechte  und  eine  linke  entspringt. 
Indessen  kommen  im  hinteren  Korperabschnitt  Verschiebungen  vor,  welche  den  Eindruck  der 
Regelmäßigkeit  verwischen.  Die  Taschen  schwellen  an  ihren  äußeren  Enden  nicht  unbeträchtlich 
an  und  verzweigen  sich   hier  unter  der  Bildung  mehrerer  Aussackungen. 

Das  hinterste  Stück  des  Darmes,  an  dem  wir  bei  Betrachtung  des  ganzen  Tieres  keine 
Taschen  mehr  sehen,  und  das  wir  als  Enddarm  bezeichneten,  besitzt  gleichwohl,  wie  Schnitte 
zeigen,  seitliche  Aussackungen,  welche  freilich  nur  kleinen  Knospen  gleichen  (Taf.  V,  Fig.  4). 
Der  After  befindet  sich  am  hintersten  Körperende,  also  völlig  terminal.  Zur  Histologie  des 
Darmtractus  vermag  ich  die  folgenden  Angaben  zu  machen. 

Die  Lippen  bestehen  aus  einem  Epithel,  in  dem  kleine  schlank  eiförmige  Drüsenzellen 
derart  dicht  beieinander  lagern,  daß  man  die  Wimperzellen  kaum  erkennen  kann.  Außer  den 
eiförmigen  Drüsenzellen,  welche  ein  grobkörniges  Sekret  enthalten,  sind  noch  birnförmige  vor- 
handen, welche  bedeutend  größer  sind,  deren  Inhalt  sich  mit  Hämatoxylin  scharf  gefärbt  hat 
und  keinerlei   Struktur  erkennen  läßt. 

Der  Magendarm  besitzt,  wie  bei  allen  Metanemertinen,  ein  reiches  Drüsenepithel.  Die 
Drüsen  sind  hier  zum  Teil  schlank  keulenförmig,  färben  sich  intensiv  mit  Hämatoxylin  und 
lassen  meistens  einen  grobkörnigen  Inhalt  erkennen,  zum  Teil  sind  sie  bedeutend  größer,  mehr 
oblong  elliptisch,  mit  einem  blasig-wabigen  weniger  färbbaren  Inhalt.  Es  ist  aber  wahrscheinlich, 
daß  es  sich  nur  um   verschiedene  Zustände  derselben   Drüsenzellen   handelt. 

Im  Pylorusrohr  nehmen  die  Drüsen  ab;  sie  erhalten  sich  nämlich  in  diesem  nur  in  einem 
breiten  Medianstreifen  dorsal  und  ventral  reichlich,  werden  indessen  ziemlich  sparsam  in  den 
Seitenwänden.  Kurz  vor  Einmündung  des  Pylorusrohrs  in  den  Mitteldarm  sind  die  Drüsenzellen 
beinahe  ausschließlich  auf  die  dorsale  Wind  jenes  Darmabschnittes  beschränkt. 

Im  Blinddarm  sind  gleichfalls  Drüsenzellen  vorhanden.  Dieselben  bevorzugen  ebenfalls 
ersichtlich  das  dorsale  und  ventrale  Epithel.  Sie  sind  spindelförmig  oder  eiförmig  bis  kuglig 
und  enthalten  ein  Sekret,  welches  einem  feinen  Schrot  gleicht  und  sich  intensiv  mittels  Häma- 
toxylin färbt. 

Die  nämliche  Art  der   Drüsenzellen,   welche   dem   Blinddarm   eigentümlich    ist,   findet   sich 

23 


tqt  Otto  Bürger, 

auch  im  Mitteldarm  überall  vor,  indessen  viel,  spärlicher  als  im  Blinddarm.  Verhältnismäßig 
reichlich  ist  noch  das  axiale  Rohr  mit  Drüsenzellen  dotiert,  dagegen  beobachten  wir  in  den 
Taschen  nur  hin  und  wieder  eines  dieser  leicht  kenntlichen  Zellelemente. 

Das  Epithel  des  Enddarms  scheint  keine  Drüsenzellen  zu  enthalten. 

5.    Blut-  und   Exkretionsg'efäße. 

Nach  unseren  bisherigen  Kenntnissen  über  das  Blutgefäßsystem  von  Pelaganemertes  besitzt 
diese  Gattung  nur  die  beiden  Seitengefäße.  Ein  Rückengefäß  fehlt.  Es  ist  das  ein  Vorkommnis, 
welches  bei  den  Metanemertinen  einzig  dasteht. 

Die  beiden  Seitengefäße  folgen  in  ihrem  Verlaufe  den  Seitenstämmen.  Sie  verlaufen 
einwärts  von  jenen,  ziemlich  dicht  neben  ihnen  unter  den  Darmtaschen.  Sie  vereinigen  sich  im 
hinteren  Körperende  über  dem  Enddarm  dicht  vor  dem  After.  Unmittelbar  hinter  dem  Gehirn 
schwellen  die  beiden  Gefäße  beträchtlich  an  („the  vascular  trunks  are  enlarged  into  wide  reservoirs"), 
aber  es  ist  nicht  bemerkt  worden,  ob  sich  die  Gefäße  hier  nicht  wiederum  vereinigen.  Ich  habe 
in  meiner  Monographie  der  Nemertinen  p.  164  hinzugefügt,  daß  es  kaum  zu  bezweifeln  sei,  daß 
die  Blutgefäße  auch  im  Vorderkörper  hinter  dem  Gehirn  oder  innerhalb  der  Gehirncommissuren 
unter  dem  Rhynchocölom  miteinander  verschmelzen,  und  betont,  daß  die  nach  dem  lebenden 
Tier  angefertigte  Abbildung  für  diese  vordere  Vereinigung  spräche. 

Wir  verdanken  unser  Wissen  über  das  Blutgefäßsystem  unserer  pelagischen  Tiefsee- 
nemertine  Moselev  und  Huiirecht.  Die  folgenden  Zeilen  werden  lehren,  daß  es  wesentliche 
Lücken  enthält. 

In  der  Tat  des  Blutgefäßsystem  von  Pelagonemertes  besteht  in  der  Hauptsache  aus  nur 
zwei  Gefäßen,  nämlich  den  beiden  Seitengefäßen,  welche  bei  der  von  mir  als  P.  moseleyi  be- 
zeichneten von  der  Challenger-Expedition  erbeuteten  Art  stark  durchgeschienen  haben,  sich  da- 
gegen bei  P.  roäestoni,.  wie  die  Abbildung  des  Challenger-Report  lehrt,  nicht  am  lebenden  Tier 
bemerkbar  gemacht  haben.  Auch  bei  unseren  Exemplaren  derselben  Art  hat  man  sie  offenbar 
nicht  im   Leben  erkennen  können. 

Die  beiden  Seitenoefäße  verlaufen  unter  den  Darmtaschen  und  zwar  meistens  in  nächster 
Nachbarschaft  der  Seitenstämme,  nämlich  der  ventralen  oder  medialen  Fläche  derselben  an- 
geschmiegt. Indessen  habe  ich  einen  Unterschied  in  der  Lagerung  bei  Männchen  und  Weibchen 
bemerkt.  Bei  letzteren  nämlich  rücken  die  Seitengefäße  im  mittleren  Körperabschnitt  etwas  von 
den  Seitenstämmen  ab  nach  der  Mitte  des  Körpers  zu,  so  daß  nunmehr  die  Ovarien  zwischen 
Blutgefäße  und  Seitenstämme  zu  liegen  kommen  (Taf.  V,  Fig.  7).  In  der  Gehirngegend  finden 
wir  die  Blutgefäße  innerhalb  der  Gehirncommissur,  sie  liegen  den  Ganglien  dicht  an  und  folgen 
diesen  nach  hinten,  immer  ihnen  dicht  angelagert  bleibend,  während  jene  sich  in  die  Seiten- 
stämme verjüngen  und  in  die  Seitenlage  einbiegen  (Taf.  IV,  Fig.  2 — 4  u.  6). 

Wie  Hubrecht  habe  ich  mich  überzeugen  können,  daß  die  Seitengefäße  durch  eine 
Commissur  im  hintersten  Körperende  über  dem  Enddarm  verbunden  werden.  In  dieser  Com- 
missur,  welche  ein  wenig  weiter  vorne  als  die  der  Seitenstämme  gelegen  ist,  finden  die  Blut- 
gefäße hinten  ihr  Ende.  Außerdem  aber  habe  ich  in  dem  vordersten  Körperende  eine  bogen- 
förmige   Commissur    konstatiert,    die    sich    über    der    Rüsselöffnung    ausspannt    (Taf.  IV,    Fig.  1). 

24 


Die  Nemertinen.  TG'' 

Dieser  Gefäßbogen  entspricht  dem  über  dem  Enddarm  befindlichen  und  er  findet  sich  bei  allen 
bisher  bekannten  Nemertinen  entweder  als  solcher  oder  durch  ein  Netz  von  Capillaren  vertreten. 

Ferner  indes  entdeckte  ich  eine  dritte  Commissur,  welche  die  Seitengefäße  innerhalb  der 
Gehirnregion  verbindet.  Dieselbe  wird  durch  ein  quer  verlaufendes  Gefäß  unter  dem  Rhyncho- 
cölom  hergestellt  (Taf.  IV,  Fig.  3  u.  4).  Diese  Commissur  entspricht  der  ventralen  Gefäßcommissur 
der  übrigen  Nemertinen,  welche  bisher  nur  bei  Cephalotkrix  vermißt  wurden.  Fs  ist  diejenige 
Commissur,  welcher  bei  Hubrechtia  und  den  Meta-  und  Heteronemertinen  das  Rückengefäß  entspringt. 

Zu  meiner  großen  Ueberraschung  mußte  ich  mich  überzeugen,  daß  auch  bei  Pelagonemertes 
der  genannten  Commissur  ein  Rückengelaß  entspringt,  welches  unmittelbar  nach  seinem 
Abgange  von  der  Commissur  die  ventrale  Rhynchocölomwand  durchbohrt,  um  sich  an  die 
innere  Fläche  derselben  anzuheften  und  im  Rhynchocölom  selbst  zu  verlaufen.  Freilich  nur 
eine  kurze  Strecke,  denn  bereits  ein   wenig  hinter  dem  Gehirn   endigt  es  ohne  das   Rhyncho- 

cölom wieder  zu  verlassen,  innerhalb  dieser  Cavität  blind.  Ich  habe  das  Rückengefäß  bei 
Pelagonemertes  (seinen  Ursprung  eingerechnet)  auf  47  Schnitten  konstatiert:  es  ist  mithin  nur 
den   Bruchteil  eines  Millimeter  lang   (Taf.  IV,   Fig.  3,  4   u.  6). 

Pelagonemertes  besitzt  mithin  das  Rudiment  eines  Rückengefäßes,  eine  Tatsache,  die 
einen  weiteren  wichtigen  Fingerzeig  für  die  Abstammung  unserer  seltsamen  Tiefseenemertine  bildet. 

Ich  habe  das  Rückengefäß  nebst  der  ventralen  Gefäßcommissur  bei  allen  drei  von  mir 
in   Schnittserien  zerlegten   Exemplaren  (Nr.  49,   74   u.   89)  aufgefunden. 

Exkreti  onsgef  äße  sind  bekanntlich  bisher  nicht  entdeckt  worden.  Ich  habe  sie  trotz 
vielen  Suchens  ebenfalls  vermißt. 

6.    Rüssel. 

Das,  was  wir  bisher  vom  Rüssel  von  Pelagonemertes  wissen,  läßt  sich  kurz  folgendermaßen 
zusammenfassen:  Der  Rüssel  ist  etwas  kürzer  als  der  Körper.  Es  besitzt  keinen  Stilettapparat; 
seine  Wandung  aber  ist  nach  McIntosh's  Untersuchungen  ebenso  gebaut  wie  die  des  bewaff- 
neten Rüssels.  Sie  besteht  nämlich  aus  zwei  voneinander  durch  ein  „reticulated  layer"  getrennten 
außen  gelegenen  Längsmuskelschichten  und  einer  innen  gelegenen  Ringmuskelschicht,  auf  welche 
eine  Schicht  von  Drüsenzellen  folgt,  welche  das  innere  Epithel  repräsentiert.  Ich  habe  bereits 
in  meiner  Monographie  der  Nemertinen  hinzugefügt,  daß  wir  ohne  Zweifel  in  dem  „reticulated 
layer"  diejenige  Schicht  vor  uns  haben;  welche  die  Rüsselnerven   führt. 

Der  Rüssel  von  Pelagonemertes  ist,  wie  das  schon  die  Abbildungen  beweisen,  welche  von 
Chun  nach  den  lebenden  Tieren  (Taf.  I)  entworfen  wurden,  ein  ungemein  kräftiges  Organ, 
welchen  das  gereizte  Tier  offenbar  sofort  ausstülpt,  darin  jenen  Metanemertinen  folgend,  die 
einen  starken  und  un verkümmerten  Waffenapparat  in  ihrem  Rüssel  verbergen.  Wir  wissen  z.  B. 
daß  Drepanophorus,  sofort  seinen  Rüssel  hervorschießen  läßt,  sobald  er  berührt  wird  und  ebenso 
berichten  Df.nhv  und  Coe  übereinstimmend  von  Geonemertes  australiensis  und  dgricola,  daß  diese 
Landnemertinen  jede  Irritation  mit  einem  Ausstülpen  des  Rüssels  beantworten.  1  Seide  Gattungen 
sind  durch  starke  oder  zahlreiche  Stilette  ausgezeichnet.  Dagegen  ist  weder  bei  Malacobdella, 
der  eine  Bewaffnung  fehlt,  noch  bei  Carcinonemertes,  wo  sie  verkümmert  ist,  ein  solches  Verhalten 
des  Rüssels,  mit  dem  er  in  die  Verteidigungsstellung  tritt,  beobachtet  worden. 

Sobald  der  Rüssel   von   Pelagonemertes  völlig  ausgestülpt  ist,   mißt  das  ausgestülpte  Stück 

Deutsche  Tiefsee-Expedition  1898-1899.     Bd.  XVI.    2.  Heft.  25 


I  q  ,  Otto  Bösger, 

etwas  über  die  Hälfte  des  Körpers.  Daraus  geht  bereits  hervor,  daß  der  Rüssel  länger  als  der 
Körper  sein  muß.  Es  ist  dies  in  der  Tat  der  Fall :  der  Rüssel  übertrifft  den  Körper  nicht 
unwesentlich  an   Länge. 

Der  Rüssel  zerfällt  wie  jeder  bewaffnete  Rüssel  in  zwei  Hauptabschnitte,  nämlich  einen 
vorderen  weiten  und  dicken  Zylinder  und  einen  hinteren  engen  und  dünnen.  Beide  sind 
annähernd  gleich  lang.  Während  der  vordere  aber  2,5  mm  dick  ist,  mißt  der  hintere  nur 
0,5 — 0,75  mm  im  Gesamtdurchmesser. 

Untersuchen  wir  den  Rüssel  bei  schwacher  Vergrößerung,  so  fällt  uns  an  der  Stelle,  an 
welcher  der  hintere  Rüsselzylinder  fast  unvermittelt  in  den  vorderen  übergeht,  eine  wenn  auch 
sehr  schwache  zwiebeiförmige  Verdickung  des  hinteren  Rüsselzylinders  auf.  Dieselbe  kann  sich 
keineswegs  mit  jener  ballonartigen  Bildung  vergleichen,  welche  wir  am  gleichen  Orte  bei  den 
Metanemertinen  mit  nur  einem  Angriffsstilett  vorfinden,  sie  erinnert  vielmehr  an  die  zwiebei- 
förmige Blase  des  D/Yf>a//of<//o/-its-Rüsse\s,  obschon  sie  bei  Pelagonemertes  noch  weniger  hervortritt 
als  in  letzterem.  Wir  bemerken  ferner  in  einem  gut  (z.  B.  mittels  Dammarharz)  aufgehellten 
Pelagonemeftes-^Mss^  ein  anscheinend  solides  Gebilde,  welches  in  der  Fläche  gesehen,  eine  bei- 
nahe länglich-elliptische,  im  Profil  alter  sichelförmige  Gestalt  hat  und  uns  wiederum  an  den 
Rüssel  von  Drepanophorus,  d.  h.  an  die  sichelförmige  Basis  seiner  zahlreichen  Angriffsstilette 
erinnert.  Dieses  merkwürdige  Gebilde  ist  von  einer  kompakten  Masse  von  Drüsenzellen  um- 
geben, welche  alle  auf  den  sichelförmigen  Körper  ausstrahlen,  an  dessen  rechter  und  linker  Seite 
sie  je  ein  rundliches  Polster  bilden  (Taf.  III,  Fig.  6). 

Außerdem  bemerken  wir  noch,  daß  der  vordere  Rüsselzylinder  von  einer  mächtigen 
Schicht  Gallertgewebe  umhüllt  ist. 

Im  übrigen  müssen  wir,  um  tiefer  in  die  Organisation  des  Rüsseis  einzudringen,  zu 
Schnitten   unsere  Zuflucht  nehmen. 

Fassen  wir  zunächst  jenen  Abschnitt  ins  Auge,  welcher  sich  durch  die  zwiebeiförmige 
Verdickung  auszeichnet.  Ich  habe  von  demselben,  zwei  Rüssel  benutzend,  eine  Längsschnitt- 
und  Ouerschnittserie  angefertigt  und  mich  an  beiden  überzeugt,  daß  der  Rüssel  einen  Waffen- 
apparat enthält,  welcher  völlig  demjenigen   von  Dirpaiiopliorus  gleicht  (Taf.  V,  Fig.  2   u.   3). 

An  der  Wand  des  engen  Kanals,  welcher  vorderen  und  hinteren  Rüsselzylinder  verbindet, 
befindet  sich  eine  leicht  sichelförmig  gekrümmte  Basis  angeheftet.  Die  Basis  besteht  aus  einem 
ungemein  feinkörnigen  Sekret,  das  ihr  zahlreiche  Drüsenzellen  zuleiten,  welche  tief  in  die 
Rüsselwand  eingebettet  sind.  Die  Basis  ist  z.  B.  mit  Hämatoxylin  sehr  intensiv  färbbar.  Ihre 
Außenfläche,  d.  h.  jene,  welche  dem  Hohlraum  des  Kanals  zugekehrt  ist,  ist  völlig  glatt,  ihre 
Innenseite  hineeeen  wie  mit  kurzen  Fransen  versehen.  Zwischen  den  Fransen  heften  sich  viele 
Bündel  von  Muskelfasern  fest,  welche  merkwürdigerweise  größtenteils  von  vorne  aus  dem  der 
Basis  gegenüber  liegenden  Abschnitt  der  Rüssel  wand  kommen;  sie  müssen  natürlich  hinter  der 
Basis  eine  Biegung  machen,  um  an  dieselbe  zu  gelangen.  Die  Fransen  selbst  setzen  sich  in 
die  Sekretgänge  der  bereits  erwähnten  Drüsenzellen  fort,  von  welchen  immer  etliche  in  gemein- 
samen Gängen  ihr  Sekret  der  Basis  zuführen. 

Der  eigentümliche  Verlauf  der  Muskelfasern,  welche  mit  der  Basis  verknüpft  sind,  hat 
offenbar  den  Zweck,  die  Basis  aus  der  Längs-  in  die  Querlage  zu  bringen.  Wir  hatten  das 
Gebilde,  welches  wir  als  Basis  bezeichneten,  bereits  am  aufgehellten  Rüssel   bemerkt.      Es  verdient 

26 


Die  Nemertinen.  ,  --.  - 

den  von  uns  gegebenen  Namen,  denn  es  trägt  Stilette.     Und  zwar  sind  es  wie  bei  Drepanophorus 

sehr  kleine  kegelförmige  Stilette,  welche  dem  freien  Rande  der  sichelförmigen  Basis  aufsitzen. 
Ich  habe  neun  solcher  Stilette  gezählt,  welche  sich  in  ziemlich  gleichen  Aliständen  auf  der  Kante 
der  Basis,  mit  Ausnahme  ihres  hintersten  Viertels,  verteilen;  letzteres  entbehrt  der  Stilette.  Es 
ist  hier  noch  hinzuzufügen,  daß  die  Basis  im  Querschnitte  eine  dreieckige  Form  aufweist. 
Schematisiert  entspricht  der  Querschnitt  einem  rechtwinkligen  Dreieck.  Die  Hypotenuse  ist  in 
ganzer  Länge  an  der  Rüsselwand  befestigt,  die  beiden  Katheten  formen  die  Kante  in  welche 
die  Stilette  eingesenkt  sind  (Taf.  V,  Fig.  3). 

Die  Aehnlichkeit  des  Waffenapparates  von  Pelagonemertes  mit  Drepanophorus  wird  noch 
dadurch  vollendet,  daß  auch  im  Rüssel  von  Pelagonemertes  eine  größere  Anzahl  von  Reserve- 
stiletttaschen vorkommt,  deren  jede  mehrere  Reservestilette  enthält. 

Die  Reservestiletttaschen  befinden  sich  jederseits  von  der  Basis  in  der  Tiefe  der  Rüssel- 
wandung unmittelbar  unter  der  Nervenschicht  (Taf.  V,  Fig.  2  u.  3).  Ueber  ihre  Anzahl  bin  ich 
nicht  ins  klare  gekommen,  indessen  sind  es  jederseits  nicht  weniger  als  sechs  und  kaum  mehr 
als  zehn.  Die  einzelne  Reservestiletttasche  beherbergt  bis  zu  einem  Dutzend  der  kleinen  kegel- 
förmigen Reservestilette,  welche  genau  so  geformt  sind  wie  die  der  Basis  aufsitzenden,  d.  h.  die 
Angriffsstilette.  Das  Stilettchen  besitzt  eine  breit  kegelförmige  Gestalt  mit  einer  durch  ihren 
au  Halligen   Rand  stark  vorspringenden  Fußscheibe. 

1  >ie  eigentümliche  Muskulatur  der  Basis  weist  darauf  hin,  daß  der  Waffenapparat,  wenn 
er  in  Funktion  tritt,  dieselbe  Querlage  einnimmt  wie  bei  Drepanophorus  (vgl.  meine  Monographie 
der  Nemertinen  Taf.  VIII,  Fig.  1  1),  und   mithin  die  Stilette  alsdann  nach  vorne  gerichtet  sind. 

Der  Stilettapparat  von  Pelagonemertes  unterscheidet  sich  von  demjenigen  von  Drepanophorus 
vornehmlich  durch  die  geringere  Anzahl  der  Angriffsstilette,  deren  wir  bei  Drepanophorus  etwa 
20  zählen.  Indessen  macht  der  Waffenapparat  von  Pelagonemertes  durchaus  nicht  den  Eindruck 
eines  in   Verkümmerung  begriffenen  Bestandteiles  des  Rüssels. 

Die  Wand  des  Rüssels  verhält  sich  bekanntlich  in  den  drei  Abschnitten  des  metanemertinen 
Rüssels  sehr  verschieden,  weist  aber  eine  große  Uebereinstimmung  bei  allen  jenen  Formen  auf, 
die  im  Besitz  eines  Stilettapparates  sind.  Nur  bei  Drepanophorus  kommt  es  zur  Ausbildung  ge- 
wisser Besonderheiten,  die  wir  ebenfalls  bei  Pelagonemertes  wieder  finden   werden. 

Die  Wandung  des  vorderen  Rüsselzylinders  ist  bei  Pelagonemertes  ungemein  dick,  weil 
sich  zwischen  dem  inneren  Epithel  (der  Papillenschicht,  die  im  ruhenden  Rüssel  nach  innen 
gekehrt  ist)  und  dem  Muskelschlauch  eine  mächtige  Schicht  von  Gallertgewebe  entwickelt  hat 
(Taf.  III,  Fig.  6).  Diese  Schicht  ist  fast  doppelt  so  mächtig  als  der  Muskelschlauch.  An  Quer- 
schnitten erkennt  man,  daß  jene  Schicht  aus  einer  Anzahl  hellerer  und  dunklerer  konzentrischer 
Schichten  besteht  (Taf.  V,  big.  1).  Das  Gallertgewebe  weist  sonst  keinerlei  Struktur  auf,  indessen 
sind  recht  zahlreiche  Kerne  in  dasselbe  eingeschlossen.  Diese  Kerne  gehören  selten  kleinen 
kugligen  Zellen  an,  vielmehr  in  der  Regel  unregelmäßig  gestalteten  stark  verästelten,  welche 
häufig  in  helle  Höfe  eingeschlossen  sind,  indem  die  Gallerte  um  sie  herum  zurückwich.  Es 
ist  wahrscheinlich,  daß  die  hellen  Höfe  durch  die  Konservierung  hervorgerufen  wurden.  Die 
Gallertschicht  wird  von  den  zahlreichen  Nerven  durchsetzt,  welche  von  der  im  Muskelschlauch 
eingeschlossenen   Nervenschicht    zur  Versorgung    der   Papillen    entsendet   werden  (Taf.  Y.   Fig.  1  ). 

Während  man  bei  den  Metanemertinen    mit   nur  einem  Angriffsstilett  diese  Gallertschicht 

27 


196 


Otto  Bürger, 


vermißt,  ist  sie  bei  Drepanophorus  vorhanden  und  z.  B.  bei  D.  spcctabilis  (Ouatr.)  sogar  in  be- 
trächtlicher Stärke  entwickelt  (vgl.  meine  Monographie  der  Nemertinen  Taf.  XXIII,  Fig.  4). 

Der  Muskelschlauch  wird  im  allgemeinen  bei  den  bewaffneten  Metanemertinen  durch 
zwei  Ringfaserschichten  gebildet,  zwischen  denen  eine  Längsfaserschicht  eingeschlossen  ist.  Die 
beiden  Rini/faserschichten  sind  verhältnismäßig  dünn  und  von  etwa  gleicher  Stärke.  Die  mächtige 
Längsfaserschicht  wird  in  zwei  k<  mzentrische  Schichten  von  gleicher  Dicke  geteilt  durch  eine 
Liberaus  imposante  Nervenschicht  (Taf.  V,  Fig.  1).  Es  ist  hier  anzumerken,  daß  bei  Drepanophorus 
der  Längsmuskelschlauch  des  Rüssels  durch  die  Nervenschicht  in  zwei  ungleich  dicke  Zylinder 
zerlegt  wird,  nämlich  einen  dickeren  inneren  und  einen  dünneren  äußeren,  da  die  Nervenschicht 
etwas  mehr  nach  außen  gelagert  ist. 

Es  ist  bekannt,  daß  im  Drepanophorus-'R.ViSsel  die  Nerven,  welche  die  erwähnte  Nerven- 
schicht bilden,  sehr  viel  zahlreicher  sind,  als  sonst  im  Metanemertinen-Rüssel.  Z.  B.  besitzt 
D.  crassus  (Olatr.)  19  oder  20  Nerven,  D.  spcctabilis  (Ouatr.)  24 — 26,  und  1).  latus  Bürg. 
sogar  32  Nerven  im  Rüssel,  während  bei  den  zahlreichen  Arten  von  Amphiporus  und  Prostoma 
selten  mehr  als  10 — 14  und  nur  ausnahmsweise  bis  16  Nerven  beobachtet  wurden.  Auch  der 
Rüssel  von  Pelagonemertes  ist  durch  eine  hohe  Anzahl  von  Rüsselnerven  ausgezeichnet,  nämlich  16. 
Die  Nerven  erzeugen  eine  auffallend  dicke  Schicht,  aus  der  sie  sich  an  manchen  Stellen  nicht 
deutlich  hervorheben.  Außerdem  kommt  es  vielfach  noch  unter  der  äußeren  Ringmuskelschicht 
zur   Bildung  bemerkenswerter   Nervenfaserkomplexe. 

Von  der  Nervenschicht  nehmen  auch  jene  Nerven  ihren  Ursprung,  welche  die  Papillen 
(die  das  innere  Epithel  erzeugt)  empfangen.  Jede  Papille  empfängt  eine  größere  Anzahl  feinster 
Nervenfasern,  die  zu  einem  Bündel  vereinigt  gemeinschaftlich  die  Muskelschichten  und  die  Gallert- 
schicht durchsetzen  (Taf.  Y,  Fig.  1).  Man  kann  diese  Nervenbündel  an  Schnitten  ausgezeichnet 
demonstrieren  und  auch  bemerken,  daß  sie,  sobald  sie  die  äußere  Ringmuskelschicht  durchbrochen 
haben,  eine  Anschwellung  erfahren,  in  der  eine  Teilung  des  Nervenfasermaterials  stattfindet, 
durch  welche  von  der  Anschwellung  mehrere  Nervenzüge  entspringen,  die  sich  nach  verschiedenen, 
aber  benachbarten   Papillen  dirigieren. 

Die  Papillen  sind  in  großer  Fülle  vorhanden,  stehen  aber  etwas  weniger  dicht  als  z.  B. 
bei  Drepanophorus  spcctabilis,  von  dessen  Rüssel  ich  einige  Schnitte  zum  Vergleich  vor  mir  habe. 
Die  Papillen  sind  scheibenförmig  und  schwach  wie  ein  Uhrglas  gewölbt  (Taf.  IV,  Fig.  7).  Nur 
im  hintersten  Abschnitt  des  vorderen  Rüsselzylinders  sind  sie  mehr  zugespitzt.  Es  ist  nicht  zu 
bezweifeln,  daß  die  Rüsselpapillen  von  Pelagonemertes  im  Leben  denen  von  Drepanophorus  spcctabilis 
völlig  gleichen,  also  wie  Tellerpilze  aussehen,  nur  daß  wir  einen  Stiel  vermissen. 

Die  Papillen  setzen  sich  auch  bei  Pelagonemertes  nur  aus  Sekretzellen  zusammen,  wie  das 
von  Montgomerv  und  mir  bei  anderen  bewaffneten  Formen  nachgewiesen  wurde.  Sie  sind 
größtenteils  entleert.  Das  Sekret  bedeckt  die  Papillen.  Jede  Papille  besteht  aus  einer  enormen 
Anzahl  solcher  Drüsenzellen,  die  alle  überaus  schlank  sind  und  einen  verhältnismäßig  sehr  großen, 
spindeligen  Kern  enthalten.  Die  Drüsenzellen  sitzen  auf  einem  dünnen  Polster,  das  ein  feines 
Reticulum  bildet,  in  dem  sich  offenbar  die  Nervenfasern  ausbreiten  (Taf.  IV,  Fig.  7). 

Die  innere  Auskleidung  erzeugt  ein  Plattenepithel. 

Der  mittlere  Rüsselabschnitt  weist  bei  den  Metanemertinen  mit  nur  einem  Angriffsstilett 
einerseits    und    denen    mit    vielen  Angriffsstiletten   andererseits  wesentliche   Differenzen   auf.     Bei 

28 


Die   Nemcrtincn.  IQ7 

ersteren  strahlen  die  Längsmuskelfibrillen,  welche  sich  aus  dem  vorderen  Zy&der  nach  hinten 
fortsetzen,  sämtlich  auf  die  kegelförmige  Basis  des  einzigen  Angriffsstilettes  aus,  bei  letzteren 
hingegen  bilden  dieses  Centrum  die  Basis  und  der  Ductus  ejaculatorius.  Genau  so  verhält  sich 
Pelagonemertes,  wo  zwar  die  Basis  den  Löwenanteil  empfängt,  außerdem  aber  auch  rings  um 
den  genannten  Verbindungskanal  jene  Muskelfasern  ausstrahlen. 

Ferner  bilden  im  Rüssel  mit  nur  einem  Angriffsstilett  die  Nerven  in  der  Stilettregion 
zwei  Ringcommissuren  von  denen  die  vordere  den  das  Stilett  enthaltenden  trichterartigen  Hohl- 
raum umschließt,  während  die  hintere  die  zwiebeiförmige  Blase  (Ballon)  umfaßt.  Bei  Drepanophorus 
indessen  erzeugen  die  Rüsselnerven  nur  eine  einzige,  aber  ziemlich  weite  Ringcommissur,  welche 
sich   hinter  dem  Stilettapparat  befindet. 

Pelagonemertes  schließt  sich  auch  in  diesem  eng  an  Drepanophorus  an.  Die  zahlreichen 
Rüsselnerven  treten  nur  zu  einer,  aber  sehr  dicken  Commissur  zusammen,  welche  sich  hinter 
dem  Stilettapparat  auf  der  Grenze  von  mittlerem  und  hinterem  Rüsselabschnitt  befindet.  Sie 
verläuft  peripher  dem  äußeren  Epithel  genähert. 

Im  mittleren  Rüsselabschnitt  repräsentiert  sich  die  äußere  Ringmuskelschicht  nur  durch 
wenige  Fasern.  Von  den  beiden  Längsmuskelschichten  setzen  sich  nur  die  Fasern  der  äußeren 
ohne  ihre  Richtung  zu  ändern  nach  hinten  fort,  die  der  inneren  hingegen  biegen  sich  derartig 
um,  daß  sie,  wie  bereits  erwähnt,  auf  die  Basis  und  das  Epithel  des  Ductus  ejaculatorius  aus 
strahlen;  hier  endigen  sie.  Die  innere  Ringmuskelschicht  erzeugt  eine  Art  Sphincter,  welcher 
die  Basis  und  den   Ductus  ejaculatorius  umfaßt;  auch  sie  findet  in   dieser   Bildung  ihr  Ende. 

Jener  Abschnitt,  welcher  der  zwiebeiförmigen  Blase  (Ballon)  der  Metanemertinen  mit  nur 
einem  Angriffsstilett  entspricht,  ist  bekanntlich  bei  Drepanophorus  schwach  entwickelt.  Bei  Pelago 
nemertes  ist  er  kaum  angedeutet.  Der  enge  Kanal,  welcher  den  vorderen  mit  dem  hinteren 
Rüsselzylinder  verbindet,  und  in  dessen  vorderem  Abschnitt  sich  die  sichelförmige  Basis  befindet, 
öffnet  sich  unvermittelt  in  den  hinteren  Rüsselzylinder.  Es  sei  noch  hervorgehoben,  daß  dieser 
Verbindungskanal,  welcher  den  Ductus  ejaculatorius  im  Pelagonemertes-Rüsse\  vertritt,  sich  ganz 
wie  bei  Drepanophorus  verhält. 

Auch  der  hintere  Rüsselzylinder  von  PelagoneJnertes  ähnelt  durchaus  dem  gleichen  Ab- 
schnitt bei  Drepanophorus,  welche  Gattung  in  dieser  Beziehung  indes  mit  den  übrigen  Meta- 
nemertinen übereinstimmt. 

Das  äußere  Epithel  ist  ein  Plattenepithel,  welches  die  Fortsetzung  des  gleichen  Epithel 
des  vorderen  Zylinders  vorstellt.  Es  folgt  eine  dünne  Ringmuskelschicht  und  auf  diese  eine 
bedeutend  stärkere  von  Längsmuskelfasern.  An  letztere  schließt  sich  innen  die  Nervenschicht 
an,  in  der  die  einzelnen  Nerven  sich  meistens  deutlich  kennzeichnen  und  alsdann  die  Schicht 
des  inneren  Epithels.  Von  dem  inneren  Epithel  des  hinteren  Rüsselzylinders  habe  ich  früher 
behauptet,  daß  es  bei  den  Metanemertinen  allgemein  eine  sehr  hohe  gleichförmige  Schicht  dar- 
stelle. In  diesem  Augenblicke  habe  ich  nochmals  jene  Angabe  auf  Grund  einiger  Präparate 
vom  Amphiporus-  und  Drepanophortts-Rüsse\  geprüft  und  bestätigt  gefunden.  Demnach  bietet 
der  Rüssel  von  Pelagonemertes  eine  Besonderheit,  indem  in  ihm  das  innere  Epithel  auch  im 
hinteren  Rüsselzylinder  sich  zu  papillenartigen  Höckern  erhebt  (Taf.  V,  Fig.  2).  Indes  ist  es, 
nach  der  Beschaffenheit  des  zwischen  den  Papillen  befindlichen  Epithels  zu  urteilen,  nicht  un- 
wahrscheinlich, daß)  diese  Papillen   nur  vorübergehende,  von  der  Tätigkeit  des  Epithel  abhängige 

29 


j  Qg  l  ITTO    BÜRGER, 

Erscheinungen  sind.  Das  Sekret,  welches  in  reichlichen  Massen  den  hinteren  Rüsselzylinder 
anfüllt,  besteht  aus  kleineren  und  größeren  glänzenden  Kügelchen,  welche  sich  weder  mit 
Hämatoxylin  noch  Eosin  gefärbt  haben. 

Im   mittleren  und  hinteren  Rüsselabschnitt  fehlt  die  Gallertschicht. 

7.   Rhynchocölom  und  Rhynchodäum. 

Das  Rhynchocölom  von  Pelagonemertes  ist  eine  sehr  geräumige  und  ausgedehnte  Cavität, 
was  wir  bereits  durch  die  früheren  Untersuchungen  wissen.  Auch  bei  unseren  Stücken  erstreckt 
es  sich  bis  in  die  nächste  Nähe  des  Afters  nach  hinten.  Unsere  Tiefseenemertine  gehört  wie 
Drepanophorus  zu  den  Holorhynchocölomia.  Ihr  Rhynchocölom  unterscheidet  sich  aber  dennoch 
wesentlich  von  dem  von  Drepanophorus,  da  es  keine  Taschen  besitzt. 

Die  Wand  des  Rhynchocöloms  besteht  aus  einem  Muskelschlauch,  der  innen  mit  einer 
Schicht  ausgekleidet  ist,  die  sich  wie  die  Gallerte  verhält  und  dieser  liegt  ein  Plattenepithel  an 
(Taf.  IV  u.  V).  Der  Muskelschlauch  setzt  sich  aus  einer  äußeren  Ring-  und  einer  inneren  Längs- 
faserschicht  zusammen.  Erstere  ist  (wenigstens  vorne)  die  bedeutend  mächtigere.  Im  hintersten 
Körperabschnitt  verflechten  sich  die  Fasern  beider  Schichten   miteinander. 

Eine  Eigentümlichkeit  ist  die  Tatsache,  daß  im  mittleren  Körperabschnitt  der  Muskel- 
schlauch des  Rhynchocöloms  dorsal  viel  dicker  ist  als  ventral. 

Das  Rhynchodäum  ist  ein  kurzer  Zylinder,  welcher  wie  bei  den  übrigen  Nemertinen 
keine  Muskulatur  besitzt.  Es  wird  von  einem  Epithel  ausgekleidet,  das  keine  Drüsenzellen 
enthält,  sondern  sich  lediglich  aus  mäßig  langen  zylinderförmigen,  Cilien  tragenden  Zellen  zu- 
sammensetzt. Die  Cilienschöpfe,  welche  bei  einem  Stück  (Nr.  3  b  [Stat.  89])  sehr  gut  erhalten 
waren,  sind  enorm  lang,  nämlich  vier-  bis  fünfmal  länger  als  die  zugehörigen  Zellen. 

Das  Rhynchodäum  mündet  getrennt  vom  Vorderdarm  fast  terminal,  deutlich  ventral  nach 
außen.  Dort,  wo  der  Rüssel  inseriert  ist,  sehen  wir  das  Rhynchodäum  resp.  den  Rüssel  ver- 
mittels vier  starker  Muskelstränge  mit  der  Längsfaserschicht  des  Hautmuskelschlauches  verknüpft. 
Zwei  Muskelstränge  gehen  zur  dorsalen  und  zwei   zur  ventralen   Körperwand. 

8.   Geschlechtsorgane. 

Man  kennt  bisher  von  Pctagoin-uicrtis  nur  Weibchen.  Indessen  vermutete  man,  daß  die 
Gattung  wie  die  große  Mehrzahl  der  Metanemertinen  getrennt  geschlechtlich  sei. 

Bei  dem  Originalexemplar  von  P.  rollestoni  beobachtete  man  eine  Anzahl  kleiner  Ballen 
mit  sehr  kleinen  Eiern,  die  jederseits  im  Korper  lateral  von  den  Seitenstämmen  in  einer  Reihe 
derart  angeordnet  waren,  daß  je  ein  Ballen  zwischen  ein  Paar  Darmtaschen  lag,  also  Geschlechts- 
ballen und  Darmtaschen  miteinander  alternieren,  wie  das  allgemein  bei  den  höheren  Nemertinen 
der  Fall  ist.     Die  Eier  sind  in  Säcke  eingeschlossen,  welche  sich  an  der  Bauchfläche  offnen. 

Auch  bei  P.  moseleyi  fanden  sich  Ovarien  vor.  Dieselben  bilden  kleine  kuglig-elliptische 
Ballen,  von  denen  auf  der  einen  Seite  sieben,  auf  der  anderen  acht  vorhanden  sind.  Sie  be- 
gleiten die  Seitengefäße.  Es  sind  mithin  mehr  Geschlechtssäcke  als  Darmtaschen  vorhanden. 
Die  Geschlechtssäcke  sind  ungleich  zwischen  den  Darmtaschen  verteilt.  Das  hinterste  Ovarium 
liegt  jederseits    dicht    hinter    der   vorletzten,    d.  i.    vierten    Darmtasche.      Sodann    folgt    zwischen 

so 


Die  Nemertinen.  IQQ 

Darmtasche  4  und  3  und  3  und  2  je  ein  Ovarium;  zwischen  der  2.  und  1.  Darmtasche  liegen 
jederseits  vier  Ovarien  in  einer  Reihe  hintereinander.  Auf  der  einen  Seite  folgt  dann  noch  das 
überzählige  Ovarium  vor  der  ersten  und  längsten  Tasche.  Bei  P.  moseleyi  befinden  sich  die 
Ovarien  -  -  wie  Oeurschnitte  ergeben  -  an  der  Bauchseite  zwischen  Seitenstamm  und  Seiten 
srefäß,  sich  z.T.  über  das  Seitengefäß  hinüberlesrend  und  so  von  oben  gesehen  dasselbe  ver- 
deckend.  Die  Eiersäcke  verjüngen  sich  in  einen  Gang,  welcher  die  Bauchfläche  der  Körper- 
wand auf  dem  kürzesten  Wege  durchbricht.  Die  Geschlechtsporen  sind  folglich  jederseits  in 
einer  Reihe  an  der  Unterseite  des  Körpers  ziemlich  genau  unterhalb  der  Seitenstämme  angeordnet. 

Pelagone?nertes  ist  in  der  Tat  getrennten  Geschlechts.  Die  Valdivia-Expedition  entdeckte 
das  erste  Männchen.  Es  ist  Nr.  1  (Stat.  74),  bei  welchem  sich  nach  Chun's  Aufzeichnungen  am 
lebenden  Tier  weißschimmernde,  unregelmäßig  gestaltete,  knollenförmige  Ballen  jederseits  am 
Vorderrande  rechts  und  links  vom  Gehirn  auffällig  bemerkbar  machten  (Taf.  I,  Fig.  1 — 3). 
Chun  hielt  sie  für  Drüsen.  Schnitte  ergaben,  daß  es  Hoden  sind.  Diese  Gebilde  machten  sich 
auch  noch  an  dem  Spiritusexemplare  geltend. 

An  diesem  konstatierte  ich,  daß  es  sich  um  Bildungen  handelt,  die  äußerlich  an  die 
Knollen  von  Georginen  erinnern,  d.  h.  jede  setzt  sich  aus  einer  Anzahl  von  eiförmigen  oder 
unregelmäßig  gestalteten  Anschwellungen  zusammen,  die,  wie  es  den  Anschein  hat,  miteinander 
zusammenhängen. 

Tatsächlich  besteht  jedes  dieser  knollenförmigen  Gebilde  aus  einer  größeren  Anzahl  von 
Hoden,  deren  Wände  zum  Teil  dicht  aneinander  gepreßt  sind.  Aus  diesem  Grunde  macht  der 
knollenförmige  Körper  den   Eindruck  eines  einzigen   und  besonderen  Organes. 

Es  liegen  rechts  und  links  jedesmal  sechs  resp.  fünf  männliche  Geschlechtssäcke  beieinander. 

Jeder  Geschlechtssack  ist  sehr  umfangreich  und  dehnt  sich  öfters  von  der  Bauchwand 
bis  zur  Rückenwand  des  Korpers  aus  (Taf.  IV,  Fig.  1,  2  u.  4).  Er  besitzt  eine  eiförmige  Gestalt 
und  verjüngt  sich  in  einen  meistens  sehr  kurzen  Gang,  welcher  die  Körperwand  stets  ventral 
durchbricht,  so  daß  die  Geschlechtsporen  zu  beiden  Seiten  der  Rüsselöffnung  bezugsweise  des 
Rhynchodäums  ein  kleines  Feld  erzeugen,  welches  an  der  Unterseite  des  Körpers,  aber  sehr 
nahe  seinem  Vorderrande  gelegen  ist. 

Die  Geschlechtssäcke  sind  bei  dem  uns  vorliegenden  Männchen  prall  mit  Spermatiden 
angefüllt,  welche  von  einer  peripheren  Schicht  von  Spermatocyten  bezugsweise  Spermatogonien 
umgeben  sind,  die  z.  T  Rosetten  bilden.  Die  Geschlechtssäcke  bestehen  aus  einer  derben,  stark 
mit  Hämatoxylin  färbbaren  Membran,  welche  sich  wie  die  Gehirnkapsel  verhält.  Immer  sind 
indessen  der  membranösen  Wand  des  Geschlechtssackes  niedrige  Zellen  angedrückt,  so  daß  sie 
wie  mit  einem   Plattenepithel   bekleidet  erscheint. 

Ueber  die  Entstehung  der  Geschlechtssäcke  bleiben  wir  im  Dunklen,  da  keine  jüngeren 
Stadien  vorhanden  waren. 

Es  sei  ausdrücklich  hervorgehoben,  daß  nirgends  sonst  im  Korper  dieser  merkwürdigen 
Nemertine  Geschlechtskeime  bemerkbar  sind.  Ich  glaube  auch,  daß  bei  Pelagonemertes  der 
Vorderrand  des  Körpers  der  einzige  Ort  ist,  wo  Hoden  entstehen,  denn  wir  werden  bei  Balaena- 
nemertes  genau  dasselbe  Verhalten  beschreiben  müssen.  Offenbar  ist  diese  merkwürdige  Lagerung 
und  Aufstapelung  der  Hoden  im  vordersten  Körperabschnitt  bei  Pelagonemertes  und  Balaena- 
nemertes  eine  Anpassung  an   ihre   Lebensweise,  für  die  mir  freilich  eine  Erklärung  fehlt. 

W 


,,00  Otto  Bürger, 

Es  wurde  bereits  oben  p.  184  mitgeteilt,  daß  Nr.  2  (Stat.  49)  ein  geschlechtsreifes  Weibchen 
ist,  welches  auf  der  einen  Seite,  vier,  auf  der  anderen  fünf  Ovarien  enthält,  welche  rechts  regel- 
mäßig mit  den  Darmtaschen  alternieren,  links  dagegen  zweimal  den  Zwischenraum  zwischen 
zwei  Darmtaschen  überspringen  (Taf.  I,  Fig.  4).  Ich  habe  auch  bereits  hinzuzufügen,  daß  auch 
noch  ein  Stück,  welches  mit  Nr.  3a  (Stat.  89)  in  demselben  Glase  sich  vorfand,  ein  Weichen  ist; 
dasselbe  wurde  als   Nr.  3  b  bezeichnet  und  gleichfalls  in  Schnitte  zerlegt. 

Die  Eiersäcke  liegen  zwischen  Seitenstamm  und  Seitengefäß  an  der  Bauchseite.  Jeder 
Sack  enthält  eine,  bei  Nr.  3b  (Stat.  89),  größere  Anzahl  von  Eikeimer,  welche  den  Wandungen 
ansitzen  und  sich  durch  ihren  außerordentlich  großen  Nucleolus  auszeichnen  (Taf.  V,  Fig.  7). 
Die  größten  Eikeime,  d.  h.  die  ältesten,  befinden  sich  am  dorsalen  Dach  des  Eierstockes, 
während  in  seinem   unteren  Abschnitt  sich  noch  sehr  kleine  befinden. 

Bei  Nr.  2  (Stat.  49)  enthält  jedes  Ovarium  hingegen  nur  drei,  zwei  oder  meistens  sogar 
nur  ein  einziges  Ei,  welches  offenbar  der  Reife  entgegengeht.  Das  einzige  oder  die  wenigen  Eier 
sind  umgeben  von  ziemlich  großen  Eiresten,  welche  ihnen   calottenartig  aufsitzen  (Taf.  IV,  Fig.  8). 

Wir  haben  hier  mithin  den  Fall  vor  uns,  daß  sich  ein  oder  wenige  Eier  auf  Kosten 
einer  größeren  Anzahl  von  Eikeimen  (die  aber  ebenfalls  zu  stattlicher  Größe  heranwachsend 
entwickeln.  iDie  annähernd  reifen  Eier  zeichnen  sich  durch  ihre  bedeutende  Größe  aus,  und 
was  damit  zusammenhängt,  durch   ihren  Reichtum  an   Deutoplasma. 

Während  bei  den  jüngeren  Ovarien  von  Nr.  3b  (Stat.  89)  der  Ausführgang  noch  nicht 
angelegt  war,  ist  er  bei  denen  von  Nr.  2  (Stat.  49)  bereits  vollständig  zum  Durchbruch  ge- 
kommen.     Er  mündet  an  der   Bauchseite  etwas  einwärts   von  den  Seitenstämmen  aus. 


Planktonemertes  agassizii  W.  Mi  d.  Woodworth. 

P.  a.,  Woodworth    1899  in:   Hüll.  Mus.  Comp.  Zool.  Havard  College  v.  35   p.  1 — 4  t.  1. 
P,  Bürger   1905  in:  Bronn's  Kl.  Ord.  v.  4,  Suppl.  Nemertini,  p.  441   t.  20  f.  1  1  u.  na. 
P.  a.,  Coe   1905  in:  Bull.  Mus.  Comp.  Zool.  v.  47   p.  304. 

Stat.  41.  -  8°  58'  N.Br,  16"  27,9'  W.  L.  -  Westlich  von  Sierra  Leone.  -  ■  Vertikal- 
netz  1300  m. 

(Taf.  X,  Fig.  2   und  Taf.  XI,  Fig.  7   u.  8.) 

Planktonemertes  agassizii  ist  vom  „Albatroß"  entdeckt  worden.  Es  existiert  zur  Zeit  nur 
ein  vorläufiger  Bericht  über  diese  Tiefseenemertine,  welchen  wir  Woodworth  verdanken. 

P.  a.  muß  zu  den  häufigeren  freischwimmenden  Typen  unserer  Ordnung  gehören,  denn 
es  wurden  vom  „Albatroß"  fünf  Exemplare  gefischt.  Alle  stammen  aus  dem  pacifischen  Ocean 
zwischen  o°  16'  o"  N.Br.  und  70  21'  o"  N.Br.  und  79°  2'  o"  W.L.  und  900  21'  30"  W.  L., 
Tiefe  etwa  1000 — 3500  m.  Merkwürdigerweise  sind  bisher  nur  Weibchen  erbeutet  worden, 
denn  nicht  allein  die  fünf  Stücke  des  „Albatroß",  sondern  auch  das  einzige  der  „Yaldivia"  ist 
weiblichen  Geschlechts. 

Planktonemertes  hat,  wie  bereits  Woodworth  erkannte,  wenigstens  äußerlich  eine  gewisse 
Aehnlichkeit  mit  Pelagmemertes.  Indessen  ist  der  Körper  von  Planktonemertes  offenbar  schlanker. 
Die  fünf  Exemplare  vom  „Albatroß"  besaßen  folgende  Maße: 

32 


Länge 

47 

mm 

» 

24 

» 

» 

14 

>» 

n 

38 

*» 

?? 

37 

j> 

Die  Nemertinen. 

reite   13,5 

mm 

größte 

Dicke  3 

9 

» 

n 

2,5 

"         5o 

» 

» 

1 

16 

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16 

» 

*» 

2 

21  )1 


mm 


Die  Gestalt  von  Planktonemertes  gleicht  nach  Woodworth  der  vieler  mariner  Turbellarien. 
Die  Seitenränder  sind  einander  annähernd  parallel  und  pflegen  sich  wellig  zu  kräuseln.  Beide 
Körperenden  sind  abgerundet.  Das  hintere  Ende  verjüngt  sich  ein  wenig.  Körperabschnitte 
sind   nicht  erkennbar. 

Alle  Tiere  waren  stark  durchsichtig,  indes  nicht  farblos,  sondern  vier  waren  laut  den 
Etiquetten  orangefarben  und  eins  rosenrot. 

Nach  einer  von  Agassiz  angefertigten  Farbenskizze  (bisher  nicht  veröffentlicht!)  präsentiert 
sich  Planktonemertes  „as  light  brilliant  scarlet,  the  intestinal  diverticula  and  proboscis  showing  as 
bands  of  deeper  color". 

Ueber  die  Organisation  hat   Woodworth   die  folgenden   Mitteilungen  gemacht: 

Mund  und  Rüsselöffnung  fallen  zusammen.  Der  Darm  besitzt  über  50  Paar  laschen, 
welche  so  stark  verzweigt  sind,  daß  sie  den  Korper  völlig  ausfüllen  und  das  Lenbesparenchym 
beinahe  völlig  verdrängen.  Mit  Rückengefäß  und  zwei  Seitengefäßen.  Die  dorsalen  Ganglien 
sind  viel  kleiner  als  die  ventralen.  Das  Rhynchocölom  erstreckt  sich  beinahe  durch  den  ge- 
samten Körper.  Dem  Rüssel  fehlt  der  Stilettapparat.  Sinnesorgane  (Kopffurchen,  Cerebralorgane, 
Augen)  fehlen.     Woodworth   verleibt  Planktonemertes  der  Familie  Pelagonemertidae  ein. 

Unser  einziges  Exemplar  besaß  konserviert  eine  schlank  lanzettliche  Gestalt.  Es  war 
q  mm  lang  und  in  der  Mitte  2  mm  breit.  Es  war  farblos  und  stark  durchsichtig,  so  daß  man 
die  zahllosen  Darmtaschen,  den  Rüssel  und  Rhynchocölom,  die  Seitenstämme  und  auch  die  noch 
sehr  jungen  Anlagen  der  Geschlechtssäcke  gut  erkennen  konnte  (Taf.  X,  Fig.  2). 

Meine  Schnittserie  lehrt  folgendes: 

Das  Epithel  der  Haut  ist  nicht  erhalten. 

Grundschicht  und  Ringmuskelschicht  sind  sehr  dünn.  Dagegen  ist  die 
Länesmuskel schicht  sehr  kräftie  entwickelt.  Sie  zerfällt  wie  bei  anderen  freischwimmenden 
Tiefseenemertinen  in  eine  dorsale  und  ventrale  Platte,  da  sie  in  den  Seiten  des  Körpers  nur 
sehr  schwach  ausgebildet  ist.     Die  ventrale   Platte  ist  zwei-  bis  dreimal  dicker  als  die  dorsale. 

Das  Leibesparench  y  m  ist  durch  die  enorme  Entwicklung  der  Darmtaschen  nahezu 
unterdrückt,  indessen  ist  es  im  untersten  Korperabschnitt  stärker  entwickelt  als  in  der  Mitte 
(Taf.  XI,  Fig.  7). 

Eine  eigentliche  Schwanzflosse  fehlt.  Jedoch  ist  das  Hinterende  des  Körpers  stärker 
abgeplattet  und  nimmt  eine  eigentümliche,  im  Querschnitt  etwa  doppelt  keilförmige  Gestalt  an 
und  findet  sich  reichlich  mit  jenen  dorsoventralen  Muskelfasern  ausgestattet,  wie  sie  für  Necto-, 
Hyalo-  und  Baiaenanemertes  in  der  Schwanzflosse  so  charakteristisch  sind  (Taf.  XI,  Fig.  8).  Aus 
diesem  Grunde  ist  anzunehmen,  daß  bei  Planktonemertes  das  hinterste  Körperende  von  besonderer 
Wichtigkeit  für  die  Fortbewegung  ist. 

Mund-  und   Rüssel  Öffnung   sind  getrennt.     Ich  stehe  mit  dieser  Angabe  im   Wider- 

Deutsche  Tiefsee-Expedition  1898 — 1899.     Bd.  XVI.    2    Heft.  26 


tQ<y  Otto  Bürger, 

spruch  zu  Woodworth.  Ein  Oesophagus  fehlt.  Der  Mund  führt  sofort  in  den  drüsenreichen 
Magendarm,  welcher  unter  dem  Gehirn  sich  ausdehnt  und  sich  als  ziemlich  umfangreich 
erweist.  Der  Magendarm  setzt  sich  in  das  Pylorusrohr  fort,  das  durch  seine  bedeutende 
Länge  überrascht.  Dadurch  ist  auch  der  Blinddarm  ungewöhnlich  lamr.  Seine  Taschen 
füllen  auch  das  Kopfende  aus.  Der  Mitteldarm  ist  mit  zahllosen  Taschen  ausgestattet, 
welche  sich  bis  in  das  Schwanzende  hinein  fortsetzen,  so  daß  der  Taschen  nur  ein  ganz  winziger, 
als  Enddarm  zu  bezeichnender  Abschnitt  entbehrt. 

Das  Rhynchocölom  fehlt  bei  unserem  Exemplar  im  hintersten  Viertel  des  Körpers. 
Es  ist  dünnwandig. 

Der  Rüssel  wurde  von  mir  mittels  Dammarharz  (gelöst  in  Terpentin)  aufgehellt  und 
erfolglos  nach   einem   Stilettapparat  durchsucht. 

Planktonemertes  besitzt  ein  Rückengefäß  und  zwei  Seitengefäße.  Das  Rückengefäß  ver- 
läuft vorne  im  Rhynchocölom,  im  hinteren  Körperabschnitt  wird  es  vom  Darm  umschlossen 
(Taf.  XI,  Fig.  7). 

Exkretionsgefäße  habe  ich  vermißt. 

Das  Gehirn  ist  kräftig  entwickelt.  Die  dorsalen  Ganglien  sind  in  der  Tat  kleiner  als 
die  ventralen.     Der  Ganglienzellbelag  ist  auffallend  dick. 

Die  Seitenstämme  verlaufen  ventral  und  sind  sehr  bedeutend  nach  einwärts  gerückt, 
mithin  eine  Lagerung  wie  bei  Drepanophorus  besitzend. 

Sinnesorgane  habe  ich  ebenfalls  nicht  angetroffen. 

Unser  Stück  ist  ein  Weibchen  mit  zahlreichen  sehr  jungen  Ovarien.  Dieselben  ent- 
wickeln sich  in  den  Septen,  welche  die  Darmtaschen  trennen,  mit  letzteren  ziemlich  regelmäßig 
alternierend,  und  den   mittleren   Abschnitt  des  Rhynchocöloms  begleitend. 

Planktonemertes  woodworthii  nov.  spec. 

Stat.    182.       -  S.  Br.   10"  8,2',  O.  L.  97"  14,9'.  Nördlich    von    den    Kokos-Inseln.   - 

Vertikalnetz   2400  m. 

(Tafel  X,  Fig.  4  und  Taf.  XI,  Fig.  1  — 6.) 

Das  mir  vorliegende  Stück  gehört  zweifellos  ebenfalls  der  Gattung  Planktonemertes  an, 
ohne  indessen  mit  PL  agassizii  völlig  übereinzustimmen.  Ich  beschreibe  es  darum  als  neue  Art, 
welche  ich  nach  W.  Mcd.  Woodworth  zu  benennen  mir  erlaubt  habe,  da  wir  ihm  die  Be- 
schreibung von  PL  agassizii  verdanken. 

Unser  Exemplar  war  18  mm  lang  und  besaß  eine  größte  Breite  von  3,75  mm,  welche 
es  an  der  hinteren  Grenze  des  vordersten  Körperdrittel  erreicht.  Es  war  ziemlich  opak  und 
robuster  und  härter  als  PL  agassizii.  Seine  Gestalt  ist  etwa  keilförmig.  Der  Rücken  ist  gewölbt, 
der  Bauch  abgeplattet.  Im  vorderen  Körperabschnitt  beträgt  die  Dicke  2  mm.  Diese  Art  ist 
weniger  abgeplattet  als  die  voraufgehende.  Der  Körper  endigt  hinten  breit  abgestumpft.  Vorne 
fällt  der  fast  terminal  gelegene  große  Mund  auf,  welcher  von  einer  Krause  eingefaßt  ist.  Es 
ist  dies  aber  offenbar  etwas  Künstliches,  da  das  Darmepithel  sich  vorgestülpt  hat.  Wir  bemerken 
ferner  die  Seitenstämme,  welche  jederseits  von  einer  Reihe  von  Ovarien  begleitet  werden,  außerdem, 
wenigstens  in   der  hinteren   Körperhälfte,   die   Darmtaschen    und   endlich  das  Rhynchocölom, 

34 


Die    Xenierlinen.  ir\n 

welches  sich  indessen  auf  die  vordere  Körperhälfte  beschrankt  (Taf.  X,  Fig.  4).  Hierin 
und  in  der  abweichenden   Gestalt  liegt  der   Hauptunterschied   von    PL  agassizii. 

Leider   fehlen   Angaben   über  das  Aussehen   dieser   Nemertine   im    Leben. 

Die  Organisation  (Taf.  XI,  Fig.  i — 6). 

Das  Epithel  ist  nicht  erhalten. 

Die  Grund  schiebt  ist  kräftig  entwickelt  und  gallertartig. 

Die  Ring  muskelschic  ht  dagegen  ist  sehr  dünn. 

Die  Längs muskelschicht  fehlt  im  vorderen  Körperabschnitt  (man  kann  sagen  im 
gesamten  vorderen  Körperdrittel)  dorsal  nahezu  vollständig,  sich  also  auf  den  ventralen  Körper- 
umfang beschränkend.  Erst  hinter  dem  Rhynchocölom  schwillt  sie  dorsal  mächtig  an  und  über- 
trifft alsdann  sogar  die  ventral  gelegene  Längsmuskelschicht  an  Dicke.  Da  die  Längsmuskulatur 
seitlich  überall  dünner  ist  oder  beinahe  völlig  vermißt  wird,  sehen  wir  auch  bei  dieser  Art  die 
Längsmuskulatur  des  Körpers  in   Form  zweier  Muskel  platten  ausgebildet  (Taf.  XI,  Fig.  3). 

Eine  Schwanzflosse  fehlt.  Dagegen  ist  das  Hinterende  des  Körpers  stärker  zu- 
sammengepreßt und  besonders  die  Seitenränder  sind  derart  stark  komprimiert,  daß  sie  leisten- 
artig vorspringen  (Taf.  XI,  Fig.  4 — 6).  In  dieser  Region  ist  die  Längsmuskulatur  auch  seitlich 
stärker  entwickelt,  als  in  irgend  einer  anderen.  Wie  bei  PL  agassizii  treten  im  Schwanzende  die 
dorsoventralen   Muskelfasern  reichlicher  auf. 

Das  L  e  i  b  e  s  p  a  r  e  n  c  h  y  m  ist  noch  vollständiger  unterdrückt  als  bei  PL  agassizii.  Wir 
bemerken  es  nur  noch  erhalten  in  Gestalt  eines  dünnsten  Kittes,  welcher  sich  zwischen  den 
Darmtaschen  einschiebt  (Taf.  XI,  Fig.  1 — 6). 

M  u  n  d  -  und  Rüsselöffnung  sind  getrennt. 

Der  Mund  öffnet  sich  direkt  in  den  überaus  drüsenreichen  Magendarm,  welcher 
sich  (wohl  während  der  Konservierung)  nach  außen  vorgestülpt  hat.  Der  Magendarm  verjüngt 
sich  allmählich  in  das  Pylorusrohr,  welches  ebenfalls  reichlich  mit  Drüsenzellen  versehen  ist 
und  eine  bedeutende  Länge  besitzt  (Tat.  XI,  Fig.  1). 

Der  Blinddarm  erstreckt  zahlreiche  Taschen  in  die  Kopfspitze  hinein,  von  denen  zwei 
über  das  Gehirn  hinaus  nach  vorn,  ragen,  und  von  denen  man  in  der  Gehirnregion  selbst  acht 
Stück  zählt. 

Der  Mittel  darin  füllt  nebst  seinen  gewaltig  entwickelten  Taschen  den  Körper  völlig 
aus  (Taf.  XI,  Fig.  2 — 6). 

Das  Leibesparenchym  ist  vollständiger  als  bei  irgend  einer  anderen  Nemertine  unterdrückt. 

Der  Mitteldarm  enthält  ziemlich  zahlreiche  Drüsenzellen,  welche  ein  körniges,  wie  feines 
Schrot  aussehendes  Sekret  führen.  Diese  Drüsenzellen  finden  sich  nicht  allein  im  axialen  Rohr, 
sondern  auch  in  den  Taschen  vor  (Taf.  XI,  Fig.  2 — 4). 

Das  Rhynchocölom  beschränkt  sich  auf  die  vordere  Körperhälfte.  Seine  Wandung 
i^t  bedeutend  dicker  als  bei  der  voraufgehenden  Art  und  besteht  hauptsächlich  aus  miteinander 
verflochtenen  Ring-  und  Längrsmuskelfasern. 

Der  R  ü  s  s  e  1  ist  nicht  erhalten. 

Das   Blutgefäßsystem  verhält  sich  wie  bei  PL  agassizii. 

Exkretionsgefäße  fehlen. 

35 

26* 


204 


Otto  Bürger, 

Auch  Gehirn  und  Seitenstämme  sind  wie  bei  der  vorauf  gehenden  Art  gebaut  und 


gelagert. 

Sinnesorgane  fehlen. 

Unser  Exemplar  ist  ebenfalls  ein  W  e  i  b  c  h  e  n  mit  bereits  stark  entwickelten  Ovarien, 
welche  mehrere  Eizellen  enthalten.  Die  Ovarien  lagern  über  den  Seitenstämmen  und  Seiten- 
gefäßen (Taf.  XI,  Fig.  2   u.  3). 

*  * 

Ueber  die  Verwandtschaft  von  Planktonemertes  läßt  sich,  bis  der  Rüssel  genau  auch  an 
Schnitten  untersucht  ist,  nichts  Sicheres  sagen.  Aufhellungspräparate  können  trügen.  Die  Lagerung 
der  Seitenstämme  und  die  gesonderte  Mund-  und  Rüsselöffnung  weisen  auf  eine  Abstammung 
von  Drepanophorus  hin. 

Balaenanemertes  chuni  nov.  gen.  et  spec. 

Stat.  173.  -  -  S.  Br.  29  °  6,2',  O.  L.  89  °  39,0'.  —  Indischer  Ocean  (etwa  Mitte  zwischen 
Neu- Amsterdam  und  den  Kokos-Inseln).  —  Vertikalnetz.     Tiefe  2500  m. 

(Taf.  II,  Fig.  2—2 b;  Taf.  111,   Fig.  7   u.   7a  und  Taf.  VII,  Fig.  1  — 1  1.) 

Von  dieser  merkwürdig  gestalteten  Nemertine  wurde  nur  ein  Exemplar  erbeutet,  welches 
sich  in  demselben  Glase  mit  Drepanophorus  pelagicus  vorfand.  Offenbar  ist  aber  diese  kleine 
Form  der  Aufmerksamkeit  des  Sammlers  entschlüpft,  denn  wir  finden  keinerlei  Aufzeichnungen 
über  sie.  Indes  war  das  Spiritusexemplar  sehr  gut  erhalten  und  ließ  wenigstens  die  charakte- 
ristische Form  genügend  erkennen. 

Unsere  neue  Tiefseenemertine  hat  eine  oberflächliche  Aehnlichkcit  mit  einem  Walfisch 
und  dieses  veranlaßte  mich,  ihr  den  Namen  Balaenanemertes  zu  geben.  Der  Körper  ist  ab- 
gesehen vom  Schwanzende  und  zwei  vorderen  seitlichen  Hervorragungen  im  Umriß  eiförmig. 

Das  Schwanzende  bildet  eine  fast  kreisförmige,  aber  hinten  in  der  Mitte  eingekerbte 
wagerechte  blosse.  Im  vorderen  Drittel  besitzt  der  Korper  jederseits  einen  .stachelartigen,  wie 
ein  Widerhaken  nach  hinten  gerichteten  Fortsatz  (Taf.  II,  Fig.  2).  Das  Vorderende  ist  breit 
abgerundet. 

Am  Yorderrande  bemerken  wir  jederseits  einige  papillenartige  Höcker,  welche  dicht  bei- 
sammen sitzen  (Taf.  II,  Fig.  2   u.   2  b). 

Besonders  deutlich  macht  sich  die  Rüsselöffnung  geltend,  welche  von  einem  Kragen 
umgeben  ist.  Der  kräftig  entwickelte  Rüssel  ist  ausgestülpt.  Außerdem  fällt  der  Mitteldarm 
ins  Auge.  Derselbe  besteht  aus  einem  geraden,  sich  nach  hinten  zu  verjüngendem  Rohre,  von 
dem  jederseits  etwa  zwölf  Taschen  abgehen.  Von  den  Taschen,  welche  nicht  verzweigt  sind, 
sind  die  vier  vorderen  Paare  unverhältnismäßig  dicker  als  die  hinteren.  Die  Taschen  besitzen, 
wenigstens  in  der  hinteren  Körperhälfte,  eine  nicht  ganz  regelmäßige  Anordnung,  indem  etliche 
alternierend  entspringen. 

Das  Spiritusexemplar  war  bis  auf  den  Darm,  welcher  rotbraun  gefärbt  war,  fast  farblos 
und  halb  durchsichtig.  Man  wird  auf  eine  stärkere  transparente  Randzone  aufmerksam  und 
einen   opalen   weißlich-gelblichen  Kern.     Die  Flosse  ist  Ins   auf   ihren  centralen,   dem  Darm  ent- 

36 


Die   Nemertinen.  20^ 

haltenden  Teil  transparent.  Am  geringsten  ist  der  transparente  Randsaum  am  Vorderrande 
entwickelt.  Der  opake  Kern  des  Tieres  verrät  eine  verschiedenartige  Streifung.  Dieselbe  ist  im 
Vorderkörper  wellig,  den  vorderen  Konturen  des  opaken  Kernes  folgend,  welcher  einen  flachen 
Bogen  sowohl  zwischen  der  Rüsselöffnung  und  den  Papillen,  als  auch  den  Papillen  und  dem 
widerhakenartigen  Fortsatz  beschreibt.  Im  übrigen  Körper  verläuft  die  Streifung  von  vorne 
nach  hinten,  annähernd  den  Seitenrändern  des  Körpers  parallel. 

B.  cluuii  ist  nur  9  mm  lang,  4  mm  breit  und  3  mm  dick.  Der  Abstand  zwischen  den 
beiden  Stachelspitzen  beträgt  5  mm.     Die  Flosse  ist   1,5  mm  lang. 

Es  ist  außer  Frage,  daß  Balaenaneniertes  gemäß  ihrer  seltsamen  Korperform  zu  den 
eigenartigsten  der  zur  Zeit  bekannten  Nemertinen  gehört.  Dennoch  kennen  wir  in  Nectonemertes 
mirabilis  Verrill  eine  Form,  welche  der  unsrigen  ähnlich  ist.  N.  mirabüis  wurde  im  Nord- 
atlanclischen  Ocean  östlich  von  Nordamerika  zwischen  1062 — 3172  m  liefe  erbeutet,  leider  aber 
bisher  nicht  eenügend  studiert.  Balaenanemertes  erinnert  an  sie  besonders  durch  die  horizontale 
Schwanzflosse  und  die  beiden  seitlichen,  widerhakenförmigen  Fortsätze,  an  deren  Stelle  sich  bei 
Nectonemertes  zwei  fadenförmige  Anhänge  befinden,  welche   54  mm  lang  sind. 

1.    Körperwand. 

Das  Epithel  der  Haut  war  im  vorderen  Körperabschnitt  an  einigen  Stellen  erhalten.  Es 
führt  spindel-  oder  schlank  eiförmige  Drüsenzellen,  die  ein  bräunlich  grünliches  Sekret  enthalten 
(Tafel  VII,  Fig.  9). 

Die  Grundschicht  ist  ganz  imposant,  obgleich  weniger   mächtig  als  bei   Pelagonemertes. 

Der  Hautmuskelschlauch  besteht,  wie  allgemein  bei  den  Metanemertinen,  aus  Ring-  und 
Längsfaserschicht  (Taf.  VII). 

Die  Ringfaserschicht  erreicht  nirgends  eine  bedeutende  Stärke,  ist  aber  in  den  ver- 
schiedenen Körperabschnitten  gleichwohl  verschieden  kräftig  ausgebildet  und  in  gewissen  Ab- 
schnitten sogar  völlig  unterdrückt. 

Vor  und  in  der  Gehirngegend  ist  sie  nur  schwach  angedeutet,  daß  man  sich  nur  an 
Paramedianschnitten  von  ihrer  Existenz  mit  Sicherheit  überzeugen  wird.  Von  der  Gegend  der 
Geschlechtssäcke  ab  verstärkt  sie  sich  allmählich  nach  hinten  zu,  so  daß  sie  in  der  vorderen 
Mitteldarmregion  aus  mehreren  dünnen  Lagen  sich  aufbaut.  Hinter  dem  Rhynchocölom  wird 
sie  wiederum  dünner  und  verschwindet  am  ventralen  Körperumfang  bis  auf  eine  einzige  Fibrillen- 
lage.  Dagegen  wird  sie  im  hintersten  Körperabschnitt  wieder  mächtiger  und  erreicht  eine  über- 
raschende Dicke  in  der  Schwanzflosse.  Sie  ist  in  diesem  Körperteil  am  stärksten  am  dorsalen 
und   ventralen   Umfang  und   nimmt  nach   den  Seiten  zu  gleichmäßig  an  Stärke  ab. 

Auch  die  Längsfaserschicht  des  Hautmuskelschlauches  zeigt  eine  merkwürdige  Mannig- 
faltigkeit, was  ihre  Ausbildung  in  den   verschiedenen  Körperregionen  anbetrifft. 

Zunächst  ist  hervorzuheben,  daß  die  Längsmuskelschicht  in  der  Seite  des  Körpers  nur 
sehr  schwach  ausgebildet  oder  nahezu  vollständig  unterdrückt  ist.  Eine  Ausnahme  bilden  ma- 
che widerhakenförmigen  Fortsätze  des  Körpers  und  die  Schwanzflosse,  in  denen  die  Längsmuskel- 
fibrillen  auch  lateral  reichlicher  entwickelt  sind  (Taf.  VII,  Fig.  4  u.  9 — 11).  Im  übrigen  Körper 
ist  es  durch  die  mehr  oder  minder  vollständige  Unterdrückung  der  Längsmuskelschicht  in  den 
Seiten  des  Körpers  zur  Ausbildung  von   zwei   Muskelplatten   gekommen,   nämlich   einer  dorsalen 

37 


20Ö 


Otto  Bürger, 


und  ventralen.  Erstere  ist  im  allgemeinen  die  erheblich  dickere  (Taf.  VII,  Fig.  6  u.  8).  Außerdem 
macht  sich  noch,  wenigstens  in  dem  Kürperabschnitt,  welcher  durch  das  Rhynchocölom  gekenn- 
zeichnet ist,  eine  freilich  unvollständige  Längsteilung  der  dorsalen  Muskelplatte  bemerkbar,  so 
daß  man  von  einer  rechten  und  linken  Hälfte  derselben  reden  kann  (Taf.  VII,  Fig.  7).  Diese 
Erscheinung  kommt  dadurch  zustande,  daß  die  Längsmuskelschicht  im  Bereich  der  Medianebene 
des  Körpers  nur  relativ  dünn  ist,  während  sie  an  der  rechten  und  linken  Rückenfläche  stark 
anschwillt  Ventral  ist  diese  merkwürdige,  sich  bei  Drepanophorus  pelagicus  wiederholende  Er- 
scheinung ebenfalls,  aber  weniger  auffallend  zur  Entwicklung  gekommen. 

2.    Parenchvm  und  Leibesmuskulatur. 

Wie  bei  Pelagonemertes  sind  die  Organe  in  ein  Gallertparenchym  eingebettet.  Dasselbe 
erreicht  eine  besonders  starke  Entwicklung  im  Kopfabschnitt,  den  widerhakenförmigen  Seiten- 
fortsätzen und  der  Schwanzflosse.  Die  Gallerte  ist  namentlich  im  Kopfabschnitt  von  mit  Häma- 
toxylin  dunkler  gefärbten  Adern  durchzogen  (Taf.  VII,  Fig.  1  u.  3),  dagegen  in  den  Seitenfortsätzen 
und  der  Schwanzflosse  homogen.  Die  Gallertkörperchen  verhalten  sich  wie  bei  Pelagonemertes, 
sind  aber  spärlicher  vorhanden. 

Die  Leibesmuskulatur  besteht  wie  bei  Pelagonemertes  aus  ungemein  feinen  dorsoventral 
verlaufenden  Fibrillen,  deren  Kerne  in  ziemlich  gleichem  Abstand  von  der  Rücken-  und  Bauch- 
wand liegen  und  aus  Septen,  welche  sich  zwischen  die  Darmtaschen  eingeschoben  haben ;  letztere 
setzen  sich  ebenfalls  aus  dorsoventralen  Muskelfasern  zusammen,  indessen  schließen  sich  die 
Muskelfasern  hier  ganz  dicht  aneinander  und  die  Kerne  befinden  sich  zerstreut  in  allen  Teilen 
dieser  Muskelplatten. 

Die  sehr  feinen  Muskelfibrillen,  deren  Kerne  sich  annähernd  gleich  weit  vom  Rücken  und 
Bauche  befinden,  sind  bei  Balaenanemertes  auf  ganz  bestimmte  Körperteile  beschränkt.  Sie  finden 
sich  nämlich  lediglich  in  den  widerhakenförmigen  Fortsätzen  und  in  der  Schwanzflosse.  An  beiden 
Orten  aber  erzeugen  sie  durch  ihre  massenhafte  Entwicklung  wahre  Muskel,  so  daß  man  von 
einem  rechten  und  linken  Schwanzflossenmuskel  und  einem  rechten  und  linken  Brust- 
muskel  reden  darf  (Taf.  VII,  Fig.  4  u.  9 — 1  1,  dvm). 

Die  Schwanzflossenmuskel  sind  die  bei  weitem  kräftigeren.  Jeder  dieser  Muskel  ist  etwa 
2,5  mm  lang  und  bis  zu  1  mm  breit.  In  die  Schwanzflossenmuskel,  welche  von  beiden  Seiten 
last  bis  zur  Medianebene  des  Körpers  vordringen,  sind  die  Darmtaschen,  Seitenstämme  und 
Seitengefäße  eingeschlossen.  Die  bedeutend  kleineren  Brustmuskeln  umfassen  nur  noch  etwas 
die  Darmtaschen.  Die  Schwanzflossenmuskeln  heginnen  bald  hinter  dem  hintersten  Ende  des 
Rhynchocöloms  und  erstrecken  sich  bis  zum  hinteren  Saume  der  Schwanzflosse;  es  wird  von 
ihnen  also  auch  der  After  begrenzt.  Die  Brustmuskel  sind  auf  die  widerhakenförmigen  Seiten- 
fortsätze beschränkt. 

Es  kann  wohl  keinem  Zweifel  unterliegen,  daß  tue  von  mir  als  Brust-  und  Schwanzflossen- 
muskel beschriebenen  Organe  zur  Fortbewegung  durch  Schwimmen  dienen. 

3.   Seitenstammmuskel. 

Bildungen  eigenartigster  Natur  sind  bei  Balaenanemertes  zwei  auffallend  starke  Muskel- 
stränge,   welche  die  Seitenstämme    nach    hinten    begleiten.     Diese  Muskelstränge,    welche   ich  als 

38 


Die   Nemcrtinen.  oo" 

Seitenstammmuskel  bezeichnen  will,  entspringen  in  der  Gehirngegend,  wo  sie  sich  von  dem 
Muskelschlauch  des  Rhynchocöloms  abspalten.  Sie  verlaufen  an  der  Innenseite  der  Seitenstämme, 
mehr  oder  minder  dicht  der  äußeren  Scheide  derselben  ang< -lagert  (Taf.  VII,  Fig.  2 — 4  u.  6 — 1  1,  msi). 
Meistens  schieben  sie  sich  /wischen  Seitenstamm  und  Blutgefäß  ein,  aber  wir  treffen  sie  auch 
/wischen  Seitenstamm  und  Darmtaschenwandung,  letzterer  angeschmiegt,  an  (Taf.  VII,  Fig.  6). 
Sie  endigen  erst  in  dem  hintersten  Abschnitt  der  Schwanzflosse,  die  Seitenstämme  noch  etwas 
überragend  (Taf.  VII,  Fig.  1  1).  Diese  merkwürdigen  Muskelstränge  besitzen  (wenigstens  im  hinteren 
Korperabschnitt)  ungefähr  denselben  Umfang  wie  die  Seitenstämme.  Ihre  Form  wechselt  auf 
den  Querschnitten,    bald    ist    sie  elliptisch,    bald    mehr  keulenförmig   oder  plattenartig  verbreitert. 

Die  Seitenstammmuskel  setzen  sich  ausschließlich  aus  Längsfasern  zusammen ,  welche 
mindestens  so  kräftig  sind  als  die  des  Hautmuskelschlauches.  Die  Muskelstränge  sind  ungemein 
kompakte  Gebilde,  die  sich  scharf  von  ihrer  Umgebung  abgrenzen,  obwohl  sie  kaum  von  einer 
Scheide  umhüllt  sind. 

Die  Seitenstammmuskeln  von  Balaenanemertes  sind  Bildungen,  die  wir  bisher  bei  keiner 
anderen  Nemertine  beobachteten.  Dieselben  sind  keineswegs  in  Parallele  zu  stellen  mit  jenen 
Muskelfasern,  welche  wir  innerhalb  der  Seitenstämme  also  eingeschlossen  in  die  äußere  Scheide 
und  als  Bestandteil  der  Seitenstämme  kennen  und  die  besonders  bei  Drepanophorus  ausgebildet  sind. 

Die  Seitenstammmuskeln  von  Balaenanemertes  hingegen  sind  eigenartige  Fortsetzungen 
der  Rhynchocölommuskulatur,  die  genetisch   mit  den  Seitenstämmen  nichts  zu  tun  haben. 

4.   Nervensystem. 

Balaenanemertes  überrascht  durch  den  Besitz  eines  im  Verhältnis  zur  Körpergröße  sehr 
umfangreichen  Gehirnes,  welches  sich  dicht  hinter  der  Insertion  des  Rüssels  befindet,  also  im 
vordersten  Abschnitt  des  Rhynchocöloms  gelegen  ist,  dasselbe  mittels  seiner  Commissuren  um- 
fassend (Taf.  VII,  Fig.  1). 

Das  Gehirn  besteht  jederseits  in  der  Hauptsache  aus  drei  Anschwellungen :  den  ventralen 
Ganglien  und  der  unteren  und  oberen  Verdickung  der  dorsalen  Ganglien.  Die  obere  Verdickung 
der  dorsalen  Ganglien  zerfällt  in  zwei  nebeneinander  liegende  Hälften,  welche  beide  die  Wurzeln 
der  dorsalen  Gehirncommissur  bilden.  Die  untere  Partie  des  dorsalen  Ganglions  lagert  mehr 
seitlich  und  schiebt  sich  ein  wenig  /wischen  die  obere  Verdickung  des  dorsalen  Ganglions  und 
das  ventrale  Ganglion  ein. 

Die  untere  Verdickung  des  dorsalen  Ganglions  besitzt  eine  ungemein  dichte  Fasermasse, 
weshalb  sie  sich  mit  Hämatoxylin  intensiver  als  die  übrigen  Fasercentren  gefärbt  hat.  Sie  findet 
im  Ganglion  nicht  ihr  Fnde,  sondern  begleitet  die  Seitenstämme  in  ihrer  gesamten  Länge  nach 
hinten  (Taf.  VII,  Fig.  2 — 4  u.  6 — 9). 

Der  Seitenstamm  von  Balaenanemertes  ist  mithin  aus  zwei  Faserstämmen  zusammengesetzt, 
die  stets  sehr  deutlich  voneinander  gesondert  sind.  Der  obere  steht  an  Dicke  dem  unteren  nach 
und  verjüngt  sich  stärker  nach  hinten  zu  als  letzterer.  Frsterer  stellt  die  Verlängerung  der 
unteren  Anschwellung  des  dorsalen,  letzterer  die  des  vertralen  Ganglions  vor. 

Ein  solcher  dorsaler  Faserstrang  ist  bereits  bei  anderen  Gattungen  beobachtet  worden, 
so  häufig  bei  Prostoma  und  ausnahmslos  bei    Geonemertes,  indessen  nicht  bei  Drepanophorus. 

Die  Seitenstämme  verlaufen  an   der  Unterseite  des  Körpers:  sie  sind  etwas  nach   einwärts 

39 


oq<-5  Otto  Bürger, 

gerückt,  haben  sich  aber  bei  weitem  nicht  derart  der  Medianebene  genähert,  wie  bei  Pelago- 
nemertes.  In  der  Schwanzflosse  lagern  sie  höher,  nämlich  fast  in  der  Mitte  des  Körpers  und  ver- 
einigen sich  in  diesem  Körperteil   über  dem   Darm  ein  wenig  hinter  der  Gefäßcommissur. 

Das  Gehirn  ist  in  seinem  äußeren  Umfange  mit  einem  dicken  Ganglienzellbelag  bedeckt, 
welcher  sich  vornehmlich  aus  dem  kleinzelligen  Typus  zusammensetzt.  Nur  dicht  unter  der 
Gehirnkapsel  bemerkt  man  einige  der  größeren   II   und   III   entsprechenden  Typen. 

Die  Ganglienzellen,  welche  den  Seitenstamm  begleiten,  umgeben  hauptsächlich  den  ventralen 
Faserstamm.      Häufig  schieben  sich  etliche  Ganglienzellen  zwischen   die  beiden   Faserstämme  ein. 

5.   Sinnesorgane. 

(Rudimentäre  Augen.) 

Balaenanemertes  entbehrt  wie  Pelagonemertes  des  Frontalorganes  (und  mit  diesem  auch  der 
Kopfdrüse)  und  der  Cerebralorgane,  sowie  der  mit  letzteren  Hand  in  Hand  gehenden   Bildungen. 

Indessen  endigen  die  Kopfnerven,  welche  vom  Vorderhirn  entspringen,  in  kolbenförmigen 
Zellhaufen,  welche  als  rudimentäre  Augen  zu  deuten,  nahe  liegt  (Taf.  YII,  Fig.  1  u.  5).  Vergleichen 
wir  diese  „rudimentären  Augen"  mit  dem  bei  Drepanophorus  vorhandenen  Sehorganen,  uns  an 
die  Untersuchungen  von  R.  Hesse  ')  anlehnend,  so  ergibt  sich  das  folgende. 

Die  „Augenrudimente"  von  Balaenanemertes  lagern  unmittelbar  unter  der  Grundschicht, 
bei  Drepanophorus  indessen   befinden  sich  die  Augen  ein   wenig  mehr  nach   innen  gerückt. 

Bei  Drepanophorus  stellen  sie  weinglasförmige,  bei  Balaenanemertes  länglich  spindelförmige 
Gebilde  vor,  welche  1  50  ft  lang  und  60  fj.  breit  sind.  Das  Auge  von  Drepanophorus  spedabilis 
hingegen  mißt  etwa  200  \j.  im  Längs-  und    140  p.  im  Ouerdurchmesser. 

Bei  Drepanophorus  tritt  der  Nerv  von  der  Seite  her  am  Rande  des  Pigmentbechers  in 
das  Auge  ein,  bei  Balaenanemertes  kommt  er  von  hinten,  so  daß  die  Zellen  der  spindelförmigen 
Anschwellung  seinem  äußersten  Ende  gewissermaßen  wie  eine  Düte  übergestülpt  wird, 

Die  Pigmentschicht  fehlt  bei  unserer  Tiefseenemertine  vollständig.  Bei  Drepanophorus 
unterschied  Hesse  ein  centrales  Bündel  faserförmiger  Sehzellen  und  die  den  Becher  auskleidenden 
kolbigen  Sehzellen.  Ferner  die  Schicht  der  Pigmentzellen.  Mit  dem  Pigment  sind  auch  die 
letztgenannten  Zellelemente  im  „rudimentären  Auge"  von  Balaenanemertes  abwesend.  Ebensowenig 
vermag  ich  mich  von  der  Anwesenheit  der  faserförmigen  Sehzellen  zu  überzeugen,  dagegen  sind 
Zellen,  welche  sehr  wohl  den  kolbigen  Sehzellen  zu  vergleichen  wären,  vorhanden.  Sie  zeigen 
auch  die  gleiche  wandständige  Anordnung  wie  in  dem  Sehorgan  von  Drepanophorus  und  sind 
in  derselben  Weise  mit  den  Fasern  des  austretenden  Nervens  verbunden  wie  dort. 

Außer  den  geschilderten  ansehnlichen  Endkolben  der  Kopfnerven,  von  denen  kaum 
mehr  als  5 — 6  jederseits  im  Kopfabschnitt  vorhanden  sind,  finden  sich  noch  in  größerer  Anzahl 
kleinere  Endkolben  von  meist  kugliger  Form,  welche  nur  wenige  Zellen  enthalten,  von  denen 
einige  auch  etwas  tiefer  im  Parenchym  lagern. 

Die  Endkolben  sind  stets  von  einer  dünnen  membranösen  Kapsel  umhüllt,  vergleichbar 
der  Augenkapsel  von  Drepanophorus. 


')  Hesse,   k.,    Untersuchungen    über  die   Organe   der   LichtempfinduDg  bei  niederen  Tieren,   II.      In:    Zeit.   Wiss.  Z.  62   Bd.  1897 
p.  163 — 246  t.  27   u.   28. 

40 


Die   Nemertinen.  OOO 

Der  Vergleich  der  zelligen  Endkolben  von  Balaenanemertes  mit  den  Augen  von  Drepano- 
pkorus  ergibt,  daß  beide  Bildungen  wesentlich  miteinander  übereinstimmen.  Auch  die  Art  der 
Innervierung  wird  die  gleiche,  wenn  wir  den  Endkolben  von  Balaenanemertes  derart  um  fast  90° 
einwärts  biegen,  daß  er  einen  spitzen   Winkel   mit  dem   Nerven   bildet. 

l>ie  eigentümliche  Stellung  des  Nemertinenauges  zum  Nerven  ist  meines  Erachtens  nur 
erfolgt,  damit  das  Licht  voll  in  den  Pigmentbecher  fallen  konnte.  Die  Drehung  wird  ausbleiben, 
wenn  die  Ursache  dieses  Vorganges,  das   Pigment,  sich   nicht  entwickelt. 

Man  wird  mithin  kaum  fehlgehen,  wenn  man  die  kolbigen  Verdickungen,  in  denen  die 
Gehirnnerven   ihr  peripheres  Ende  finden,  als  rückgebildete  Augen  auffaßt. 

Eine  andere  Frage  ist  es,  ob  dieselben  nunmehr  eine  andere  Funktion  erlangt  haben. 
Ihre  Lage  unter  der  Grunclschicht  macht  es  nicht  wahrscheinlich,  daß  sie  als  Tastorgane  dienen, 
vielmehr  läßt  die  Erscheinung,  daß  sie  in  wechselnder  Große  vorhanden  sind,  darauf  schließen, 
dal)  es  sich  um  rudimentäre  Bildungen  handelt,  denn  die  Augen  pflegen  bei  den  meisten 
Nemertinen   bei  derselben   Art  die  gleiche  Größe  zu  besitzen. 


S' 


(>.    Darmtractus. 

Balaenanemertes  besitzt  ebenso  wie  Pelagonemertes  eine  von  der  Rüsselöffnung  gesonderte 
Mundöffnung,  welche  sich  .subterminal  ventral  an  der  Kopfspitze  befindet.  Ein  dem  Oesophagus 
vergleichbarer  Abschnitt  kommt  kaum  zur  Ausbildung,  vielmehr  öffnet  sich  der  Mund  fast 
unmittelbar  in  den  Magendarm,  welcher  auch  mit  Drüsen  ausgestattet  ist.  bei  dem  mir  vor- 
liegenden Stück  war  er  ausgestülpt.  Er  ist  verhältnismäßig  kurz.  Bereits  in  der  Gehirngegend 
verjüngt  sich  der  Magendarm  in  das  Pylorusrohr,  dessen  auffallend  dichte  Bewimperung,  die 
einem  Pelze  ähnlich  ist,  sich  gut  erhalten  hat.  In  diesem  Darmabschnitt  sind  die  Drüsenzellen 
nur  sehr  spärlich  vorhanden.  Das  Pylorusrohr  mündet  dicht  hinter  den  Hodensäcken  in  den 
Mitteldarm.     Magendarm  und   Pylorusrohr  sind  etwa  zusammen    1,2  mm  lang. 

Bei  Balaenanemertes  hat  sich  ein  verhältnismäßig  außerordentlich  langer  Blinddarm  ent- 
wickelt, da  er  sich  noch  etwas  über  die  Gehirncommissuren  hinaus  nach  vorne  erstreckt  (Taf.  VII, 
Fig.  1  u.  3).  Der  Blinddarm  ist  sehr  geräumig  und  ungewöhnlich  reichlich  mit  Drüsenzellen 
ausgestattet.  Dieselben  bevorzugen  das  Epithel  seiner  unteren  Wand  und  führen  ein  Sekret,  das 
aus  stark  färbbaren,  ziemlich  großen  Kügelchen  besteht.  Der  Blinddarm  stülpt  jederseits  in  der 
Gegend  der  Hodensäcke  eine  umfangreiche  Tasche  aus,  in  deren  Epithel  ich  Drüsenzellen  ver- 
mißt habe  (Taf.  VII,  big.  3). 

Der  Mitteldarm  ist  außerordentlich  umfangreich  und  füllt  mit  seinen  Taschen  besonders 
hinter  dem  Rhynchocölom  den  Körper  völlig  aus.  Wir  führten  oben  bereits  an,  daß  der  Mittel- 
darm jederseits  1  2  Taschen  abgibt,  indes  ist  das  vorderste  Paar  für  den  Blinddarm  in  Anspruch 
zu  nehmen.  In  Wirklichkeit  ist  die  Anzahl  der  Taschen  größer,  weil  auch  noch  in  der  Schwanz- 
flosse solche  vorhanden  sind,  welche  sich  an  dem  Spiritusexemplar  bei  oberflächlicher  Betrachtung 
nicht  bemerkbar  machten.  Das  axiale  Rohr  ist  wie  bei  Pelagonemertes  und  Drepanophores  sehr 
wenig  umfangreich  (Taf.  VII,   Fig.  4  u.  6 — 1  1). 

Die  Drüsenzellen,  welche  sich  wie  die  des  Blinddarms  verhalten,  bevorzugen  auch  im 
Mitteldarm  das  Epithel  der  unteren  Wand  des  axialen  Darmabschnittes,  indessen  sind  sie  auch, 
obwohl  viel  spärlicher  in  den  Taschen  entwickelt. 

Deutsche  Tiefsee-Expedition  1898— 1899.     Bd.  XVI.    2.  Helt.  27 


2  » j-,  Otto  Bürger, 

Der  Darm  gibt  noch  hinter  der  Analcommissur  der  Seitenstämme  Taschen  ab,  so  daß 
vi  >n  einem  besonderen  Enddarm  kaum  die  Rede  sein  kann.  Indes  fehlen  im  hintersten  Darm- 
abschnitte Drüsenzellen.  Der  After  befindet  sich  am  hinteren  Rande  jener  Einkerbung',  welche 
die  Schwanzflosse  in  zwei  symmetrische  Hälften  teilt. 

7.   Rüssel. 

Der  Rüssel  von  Balaenanemertes  besitzt  ungefähr  die  Länge  des  Körpers,  die  Schwanz- 
flosse abgerechnet.  Ich  habe  den  Rüssel  aufgehellt  in  Dammarharzlack  und  danach  an  einer 
Längsschnittserie  studiert.  Als  wichtigstes  Resultat  habe  ich  anzugeben,  daß  der  Rüssel  wie  der 
von  Pelagonemertes  den  Stilettapparat  von  Drepanophorus  enthält  (Taf.  III,  Eig.  7  u.  7  a).  Die 
exzentrisch  an  der  Rüsselwand  angeheftete  Basis  ist  plumper  als  bei  Drepanophorus  und  läßt  die 
sichelförmige  Gestalt  weniger  deutlich  erkennen,  indessen  trägt  sie,  was  die  Hauptsache  ist,  eben- 
falls eine  größere  Anzahl  sehr  kleiner  kegelförmiger  Stilette,  welche  recht  nahe  beieinander 
stehen.     Es  mögen  ein   Dutzend  sein. 

Der  Rüssel  ist  im  wesentlichen  vollständig'  wie  der  von  Drepanophorus  gebaut.  Die  Nerven- 
schicht ist  sehr  stark  entwickelt,  obwohl  die  Zahl  der  Nerven  relativ  gering  zu  sein  scheint; 
vielleicht  sind  nur  1 4  vorhanden,  aber  keinesfalls  mehr  als  16.  Von  Pelagonemertes  unterscheidet 
sich  der  Rüssel  durch  das   Fehlen   der  Gallertschicht. 

8.    Rhynchocölom  und  Rhynchodäum. 

Das  Rhynchocölom  dieser  Art  ist  verkürzt.  Es  läßt  mehr  als  das  hintere  Drittel 
(einschließlich  die  Schwanzflosse)  frei.  Der  vom  Rhynchocölom  freibleibende  hintere  Körper- 
abschnitt mißt  mit  der  Schwanzflosse  über  3  mm.  Diese  Gattung  gehört  mithin  zu  den  Pro- 
rhynchocoelomia. 

Das  Rhynchocölom  besitzt  keine  Taschen  und  eine  auffallend  dünne  Wandung.  Letztere 
setzt  sich  aus  einer  äußeren,  sehr  schwach  entwickelten  Ringmuskelschicht,  einer  inneren,  stärkeren 
Längsmuskelschicht,  welche  dorsal  dicker  ist   als  ventral,  und  einem   Plattenepithel   zusammen. 

Indessen  im  hintersten  Abschnitt  des  Rhynchocöloms  verdickt  sich  die  Rhynchocölom- 
wand  in  ihrem  unteren  Umfang  sehr  bedeutend  unter  starker  Zunahme  der  Längsmuskelfibrillen, 
während  umgekehrt  die  dorsale  Wandung  dünn  und  an  Muskelfibrillen  arm  wird.  Es  hat  dies 
seinen  Grund  darin,  daß  sich  der  Rüssel  im  hintersten  Zipfel  des  Rhynchocöloms  an  der  ventralen 
Wandseite  befestigt. 

Das  Rhynchodäum  hat  nichts  mit  dem  Oesophagus  zu  schaffen  und  mündet  mittels 
der  terminal   gelegenen   Rüsselöffnung  nach  außen. 

9.   Blut-  und  Exkretionsgefäße. 

Das  Blutgefäßsystem  besteht  wie  bei  Pelagonemertes  nur  aus  den  beiden  Seitengefäßen, 
welche  vorne  (in  der  Gehirngegend)  unter  dem  Rhynchocölom  durch  die  ventrale  Gefäßcommissur 
und  vor  dem  Gehirn  über  dem  Rhynchodäum  durch  die  Kopfschlinge  miteinander  verbunden  sind. 
Hinten  vereinigt  die  beiden  Seitengefäße  eine  in  der  Schwanzflosse  gelegene  Commissur  über 
dem   Darmtractus.     Diese  Commissur  ist  verhältnismäßig  weit  vom  After  ab  nach  vorn  gerückt. 

42 


I  lie   Nemertinen.  •?  i  i 


Die  beiden  Seitengefäße  verlaufen  stets  in   nächster  Nachbarschalt  der  Seitenstämme  unter  oder 
medial  von  diesen.     Ein   Rückengefäßrudiment  existiert  aber  nicht  (Taf.  VII). 

Exkretlonsgef äße  habe  ich  auch   bei   dieser  Gattung  nicht  entdecken   können. 

10.   Geschlechtsorgane. 

Das  erbeutete  Stück  ist  ein  geschlechtsreifes  Männchen.  Es  ist  nun  eine  auffallende 
Erscheinung,  daß  wie  bei  Pelagonemertes  die  Hoden  sich  nur  im  vordersten  Körperabschnitt 
befinden.  Sie  liegen  unmittelbar  hinter  dem  Gehirn  nahe  dem  Vorderrande  in  den  Seiten  des 
Körpers.  Es  sind  jederseits  fünf  Hodensäcke  vorhanden,  welche  übereinander  geschichtet  sind 
daf.  VII,   Eig.  3). 

Die  Geschlechtssäcke  sind  gefüllt  mit  Spermatiden,  Spermatocyten  und  Spermatogonien ; 
letztere  bilden   um   erstere  einen  dicken   Mantel. 

Die  Hoden  besitzen  bereits  sämtlich  Ausführgänge,  welche  an  den  Seiten  des  Vorder- 
randes dort  ausmünden,  wo  wir  am  Spiritusexemplar  die  Papillen  konstatierten  (Taf.  II,  Fig.  2  u.  2  b). 

Die  Gesch  lec  h  ts  papil  I  e  n  werden  durch  Hocker  des  Hautepithels  erzeugt.  In  der 
Mitte  eines  jeden  Höckerchens  befindet  sich  ein  feiner  Porus,  es  ist  die  Oeffnung  eines  Ge- 
schlechtssackes  (Taf.  VII,  Fig.  3). 

Eine  merkwürdige  Veränderung  hat  das  Hautepithel  im  Hereich  der  Höckerchen  an- 
genommen. Es  erweist  sich  hier  vollgepfropft  von  1  )rüsenzellen,  spindelförmigen  Gebilden  mit 
einem  grünen  oder  grüngelblichen,  feinkörnigen  Inhalt  (Taf.  VII,  Fig.  3).  Diese  Drüsenzellen 
sind  dem  Epithel  der  Haut  unserer  Art  überhaupt  eigentümlich,  finden  sich  aber  an  allen 
anderen  Orten  nur  ziemlich  spärlich  vor.  Es  erinnert  uns  diese  Erscheinung  an  Tubulanics  poly- 
morphus  wo,  wie  ich  früher  dargelegt  habe,  das  Epithel  der  Haut  zur  Zeit  der  Geschlechtsreife 
im  Hereich  der  Geschlechtsporen  --  es  war  hier  von  einem  Weibchen  die  Rede  -  derart  drüsig 
wurde,  daß  die  Wimperzellen  kaum  noch  zur  Geltung  gelangten. 


Nectonemertes  mirabilis  A.  E.  Verrill. 

N.  m.,  Verrill   1892   in:  Tr.  Connect.  Ac,  v.  S  p.  447   t.  38   f.  1. 

N.  »1.,  Bürger   1895  in:  F.  Fl.  Neapel,  v.  22,  p.  594  t.  28  f.  19. 

N.  m.,  Bürger,    1904  in:  Das  Tierreich,   20.  Lief.,  Nemertini,  p.  73. 

N.,  Bürger   1905  in:  Bronn's  Kl.  Ord.,  v.  4,  Suppl.  Nemertini,  p.  437   t.  2   f.  6. 

N..  Coe   1905  in:  Bull.  Mus.  Comp.  Zool.,  v.  47   p.  306. 

Stat.  66.  -  -  S.  Br.  30  55',  O.  L.  70  48,5'.  -  -  Westlich  von  Jamba  (Französisch  Kongo).  - 
Vertikalnetz  3000  m. 

(Taf.  X,  Fig.  3  a— 3  d  und  Taf.  XII.) 

Diese  durch  zwei  fadenförmige  Körperanhänge  ausgezeichnete  und  dadurch  höchst  merk- 
würdige Nemertine  wurde  zum  ersten  Male  (1892)  von  A.  E.  Verrill  beschrieben.  Sie  ist 
durch  den  Dampfer  „Albatroß"  in  vier  Exemplaren  erbeutet  worden  und  zwar  ausnahmslos  im 
Nordatlantischen  Ocean  östlich  von   Nordamerika  in  einer  Tiefe  von    1062 — 3172  m. 

43 

27* 


.,  j  r,  Otto  Burger, 

Die  genauen  Fundorte  sind  nach  Verrill  die  folgenden : 

Stat.  2036.  -  N.Br.  38052' 40",  W.L.  690  24'  40".  -  -  Tiefe  1735  Faden.  Ein  er- 
wachsenes Exemplar. 

Stat.  2076.  -  -  N.Br.  41°  13'  00",  W.L.  66°  oo'  50".  -  Tiefe  906  Faden.  Ein  junges 
Exemplar. 

Stat.  2229.  -  -  N.Br.  370  38'  40",  W.L.  73"  16'  30".  -  Tiefe  1423  Faden.  Ein  junges 
Exemplar. 

Stat.   2236.  N.Br.  39 °  n'oo",    W.L.   72°o8/3o".  Tiefe   636  Faden.     Ein   er- 

wachsenes Exemplar. 

Ein  erwachsenes  Stück  besaß  eine  Länge  von  38  mm,  eine  Breite  von  9  mm  und  eine 
Dicke  von  2  mm.  Die  Länge  des  eiförmigen  Kopfes  betrug  4  mm,  seine  Breite  6  mm.  Der 
Kopf  ist  vom  Rumpf  deutlich  abgesetzt  und  durch  einen  nackenartigen  Abschnitt  getrennt. 
Hinter  dem  Kopf  befinden  sich  ein  Paar  14  mm  lange  dünne,  fadenförmige  Anhänge,  welche 
sich  nach  ihren  Enden  zu  verjüngen.  Der  Rumpf  ist  kurz  und  breit,  das  Schwanzende  zu 
einer  wagerechten  Flosse  verbreitert  und  vom  übrigen  Körper  auffallend  abgesetzt.  Die  Schwanz- 
flosse ist   hinten  ein  klein  wenig  eingebuchtet. 

Ueber  die  Färbung  im  Leben  fehlten  Angaben.  Indes  sah  ein  Stück,  welches  nur  erst 
kurze  Zeit  in  Alkohol  gelegen  hatte,  salmfarbig  oder  blaßorange  aus. 

Ueber  die  Organisation  erfahren  wir  im  wesentlichen  das  Folgende: 

Die  Körperwand  ist  mit  einem  kräftigen  Hautmuskelschlauch  ausgestaltet.  Die  faden- 
lormigen  Anhänge  sollen  solide  Ausstülpungen  der  Körperwand,  beziehungsweise  des  Haut- 
muskelschlauches sein.  Das  Rhynchocölom  erstreckt  sich  bis  zum  Schwanzende.  Der  Rüssel 
ist  lang  und  schlank  und  besitzt  die  den  Metanemertinen  eigentümliche  zwiebeiförmige  Blase, 
indes  vermochte  Verrill  an  den  konservierten  Tieren  einen  Stilettapparat  nicht  zu  entdecken. 
Die  Darmtaschen  sind  zweilappig  und  zahlreich.  Mit  Rückengefäß  und  zwei  Seitengefäßen. 
Die  Seitenstämme  verlaufen  ventral  etwas  von  den  Seiten  des  Körpers  ab  nach  der  Mitte  zu 
gerückt  Die  Geschlechtsorgane  bilden  rundliche  oder  ovale  Bläschen,  welche  lateral  und  ventral 
zwischen   und   unter  den   Darmtaschen   lagern. 

Augen  sind  wahrscheinlich  nicht  vorhanden.  Wir  vermissen  Angaben  über  das  Gehirn, 
dir  Cerebralorgane  und   Nephridien. 

Von  der  Valdivia-Expedition  wurde  nur  ein  einziges  Exemplar  erbeutet  in  einer  Tiefe 
von  3000  m  nahe  der  Küste  von  Französisch  Kongo.  Von  demselben  Hegt  eine  Farbenskizze 
nach  dem  Leben  vor  (Taf.  X,  Fig.  3a).  Die  Länge  des  konservierten  Exemplares  (Maßangaben 
über  das  frische  Stück  fehlen)  betrug  19  mm,  ehe  größte  Breite  (vorderes  Drittel  des  Rumpfes) 
3  mm.  Kopf  und  Rumpf  sind  durch  eine  stark  hervortretende  Einschnürung  voneinander  getrennt. 
Der  Kopf  ist  herzförmig  und  stark  verdickt,  aber  schmäler  als  das  vordere  Drittel  des  Rumpfes. 
Der  Kopf  ist  2  mm  lang.  Der  Rücken  des  Rumpfes  ist  stark  abgeplattet,  der  Bauch  schwach 
gewölbt  und  mit  einer  medianen  Längsfurche  versehen  (Taf.  X,  Fig.  3  c).  Der  Rumpf  wird  nach 
hinten  dünner  und  viel  schmäler;  er  ist  etwa  4  mm  lang.  Der  Rumpf  geht  hinten  in  einen 
langen  flossenartigen  Schwanzabschnitt  über.  Die  eigentliche  horizontal  gestellte  Schwanzflosse 
ist  wiederum  etwas  verbreitert.  Sie  ist  nur  i  ,5  mm  lang.  Ihr  Hinterrand  ist  in  der  Mitte 
eingebuchtet.     Die  Flosse  ist  jederseits  dunkelbraun  pigmentiert  (Taf.  X,  Fig.  3  c!). 

44 


Die  Nemcrtinen.  o  t  -> 

-  '  0 

Der  halsartigen  Einschnürung  zwischen  Kopf  und  Rumpf  entspringen  die  beiden  seitlichen 
fadenförmigen  Anhänge.     Sie  beginnen   kräftig  und  verjüngen   sich   allmählich  haarfein  werdend.  L 
Ihre  Länge  beträgt   3,5 — 4  mm  (Taf.  X,  Fig.  3  a — 3  c). 

Das    lebende  Tier    besitzt,    nach    der   Skizze    zu    urteilen,    ähnliche   Proportionen    wie 
konservierte,  indes  ist  es  ein  wenig  schlanker. 

Die  Färbung  war  laut  Etiquette  gelbrötlich.  Die  Skizze  zeigt,  daß  der  Darm  stark  durch- 
scheint und  seine  Blindsäcke  respektive  ihre  Spitzen  im  vorderen  Körperabschnitt  rot  gefärbt  sind, 
worauf  der  Beobachter  und  Zeichner  des  lebenden  Tieres  ausdrücklich  hingewiesen  hat.  Indes 
sind    es    wahrscheinlich   die  Hoden,    welche  jene   lebhafte  Färbung  aufweisen   (vgl.  weiter  unten). 

Das  konservierte  Stück  sah  gelbbraun  aus  und  war  völlig  undurchsichtig.  Es  wies  noch 
als  Besonderheiten  eine  mediane  Bauchrinne  und  je  einen  lateralen  Längswulst  auf  (Tat.  X,  Fig.  3  c). 

Unser  Stück  ist  ein  geschlechtsreifes  Männchen. 

Die  innere  Organisation  (Taf.  XII). 

Die  Körpenvand.  Das  Epithel  ist  nur  stellenweise  erhalten  und  zwar  vornehmlich 
im  vorderen  Körperabschnitt.  Es  ist  reichlich  mit  Drüsenzellen  ausgestattet  und  erinnert  mich 
am  meisten  an  das  von  Drepanophoms.  Es  sei  bemerkt,  daß  das  Wimperkleid  verschiedentlich 
deutlich  erhalten  ist. 

Die  Grundschicht  ist  nur  im  Kopfabschnitt  mächtiger  entwickelt,  sonst  aber  auf- 
fallend dünn. 

Der  Hautmuskelschlau c h  besteht  aus  der  außen  gelegenen  Ring-  und  der  innen 
-ilc-rni'ii  Liingsfaserschicht.  Erstere  ist  ebenfalls  nur  im  Vorderkörper  stärker  entwickeil  und 
zwar  vornehmlich  in  der  Gegend,  in  welcher  die  fadenförmigen  Anhänge  entspringen,  im  übrigen 
jedoch  kaum  wahrnehmbar. 

Die  Längsfaserschicht  zeigt  dasselbe  Verhalten,  welches  wir  bereits  bei  anderen  Tiefsee- 
nemertinen  geschildert  haben :  es  entwickelte  sich  nämlich  eine  dorsale  und  ventrale  Muskelplatte, 
indem  die  Längsmuskelfasern  in  den  Seiten  des  Körpers  sehr  viel  spärlicher  oder  nahezu  völlig 
unterdrückt  werden.  Beide  Muskelplatten  sind  sehr  dick,  die  dorsale  übertrifft  aber,  wenigstens 
im   Rumpfabschnitt,  die  ventrale  an   Mächtigkeit  (Taf.  XII,  Fig.  2 — 4). 

Das  Leibesparench  y  m  ist  im  Rumpfabschnitt  durch  die  außerordentliche  Entwicklung 
der  Darmtaschen  stark  zurückgedrängt  und  kommt  somit  nur  im  Kopfabschnitt  und  besonders 
in   der  Schwanzflosse  auffallend  zur  Geltung  (Taf.  XII,  Fig.  5   u.   7 — 19). 

Die  Leibesmuskulatur  besteht  aus  sehr  kräftigen  dorsoventralen  Muskelbündeln, 
welche  sich  zwischen  die  Darmtaschen  einschieben  und  zahlreicher  als  in  den  übrigen  Körper- 
abschnitten in  derjenigen  Gegend  sich  vorfinden,  wo  die  fadenförmigen  Anhänge  entspringen 
(Taf.  XII,  Fig.  3).  Außerdem  bemerken  wir  im  hinteren  Körperabschnitt  und  vornehmlich  in  der 
Schwanzflosse  sehr  feine  Muskelfasern,  tue  sich  zwischen  Rücken-  und  Bauchwand  ausspannen, 
und  denn  Kerne  in  gleichem  Abstände  von   oben   und   unten  gelegen   sind  (Taf.  XII,  Fig.  7 — 10). 

Das  Gehirn  ist  auffallend  kräftig  entwickelt.  Es  überrascht  geradezu  durch  seine  be- 
deutende Größe.  Besonders  die  dorsalen  Ganglien  repräsentieren  sehr  umfangreiche  Gebilde. 
Auch  der  Ganglienzellbelag  ist  merkwürdig  dick  und  dicht.  Die  Ganglienzellkerne  sind  ver- 
hältnismäßig groß.  Man  vermißt  die  Vielfältigkeit  die  bei  anderen  Metanemertinen  herrscht 
(Taf.  XII,  Fig.  1). 

45 


2  i  |  Otto  Bürgj  k, 

Die  Seitenstämme  wiesen  den  von  uns  bei  Balaenanemeries  beschriebenen  dorsalen 
Faserstamm  auf  (Taf.  XII,  Fig.  2,  3,  6  u,  7).  In  der  vorderen  Körperhälfte  ist  er  ein  imponie- 
rendes Gebilde,  in  der  hinteren  hingegen  nimmt  er  allmählich  ab,  erhält  sich  aber  bis  zur 
Schwanzflosse  als  ein  dünner  Strang,  welcher  in  den  dorsalen  Ganglienzellbelag  des  Seiten- 
stammes eingeschlossen  ist  (Taf.  XII,  Fig.  7).  In  der  Schwanzflosse  selbst  habe  ich  ihn  nicht 
mehr  finden  können.  Die  Seitenstämme  verlaufen  im  Rumpfabschnitt  der  Bauchwand  genähert, 
aber  ziemlich  seitlich;  in  der  Schwanzflosse  lagern  sie  fast  gleich  weit  von  Bauch-  und  Rücken- 
wand entfernt  in  der  Mitte  des  Körpers  stark  nach  innen  verschoben  (Taf.  XII,  Fig.  2 — 6  u. 
7 — 10).  Sie  sind  durch  die  Analcommissur  über  dem  Enddarm  etwas  vor  dem  Alter  ver- 
bunden (Taf.  XII,  Fig.  9).     Diese  Commissur  befindet  sich   hinter  derjenigen  der  Blutgefäße. 

Es  ist  noch  hervorzuheben,  daß  die  Seitenstämme  ein  Paar  besonders  kräftige  Nenm 
abgeben,  welche  sich  in  die  fadenförmigen  Anhängt-  wenden  (Taf.  XII,  Fig.  6). 

Cerebralorgane  und  A u g e n  fehlen. 

Rüssel-  und  Mundöffnung  sind  getrennt  und  verhalten  sich  wie  bei  Drepanophorus. 
Das  Epithel,  welches  die  Rüsselöffnung  auskleidet,  ist  hochgradig  drüsig  (Taf.  XII,  Fig.  5).  Das 
kurze  Rhynchodäum  besitzt  ein  der  Drüsenzellen  ermangelndes  Flimmerepithel. 

Das  Rhynchocölom  stellt  einen  sehr  muskulösen  Sack  vor,  welcher  im  hinteren 
Rumpfabschnitt  endigt,  also  die  Schwanzflosse  und  auch  sogar  den  Abschnitt,  welcher  in  sie 
überleitet,  freiläßt  (Taf.  XII,  Fig.  1 — 4  u.   7). 

Der  Rüssel   war  leider  nicht  vorhanden. 

Der  Darm  besitzt  die  für  die  Metanemertinen  charakteristischen  Abschnitte:  Magendarm, 
Pylorusrohr,  Mitteldarm,  Blind-  und   Enddarm. 

Der  Mund  führt,  wie  es  nach  den  Schnittpräparaten  den  Anschein  hat,  direkt  in  den 
Magendarm  über,  so  daß  ein  Oesophagus  wegfällt.  Der  Magendarm  ist  von  dem  für  alle 
Metanemertinen  charakteristischen  langwimperigen  Drüsenepithel  ausgekleidet.  In  der  Gehirn- 
gegend verjüngt  er  sich  in  das  Pylorusrohr,  das  sich  bis  zu  den  fadenförmigen  Anhängen  nach 
hinten  erstreckt.  Das  im  Gegensatz  zum  Magendarm  sehr  niedrige  Epithel  des  Pylorusrohres 
ermangelt  der  Drüsenzellen  vollständig,  ist  aber  durch  einen  pelzartig  dichten  Wimperbesatz 
ausgezeichnet  (Taf.  XII,  Fig.  i    u.   2). 

Der  Blinddarm  ist  ein  sehr  ansehnliches  Gebilde,  welches  vom  Ansatz  der  fadenförmigen 
Anhänge  bis  in  die  äußerste  Spitze  des  Kopfes  reicht.  Wir  können  an  ihm  zwei  .\bschnitte 
unterscheiden :  einen  hinter  dem  Gehirn  gelegenen,  der  aus  einem  umfangreichen  centralen  Rohr 
mit  gewaltig  entwickelten  Seitentaschen  besteht  und  einen  vor  dem  Gehirn  befindlichen,  welcher 
also  die  Kopfspitze  durchsetzt,  und  eine  nicht  gegliederte  handschuhfingerartige  Ausstülpung 
vorstellt,  die  unmittelbar  unter  dem  Magendarm  gelegen  ist,  und  sich  nach  vorne  zu  verjüngt 
(Taf.  XII,  Fig.  5,  1  u.  2). 

Unser  hier  geschilderter,  an  Schnitten  gewonnener  Befund,  die  Morphologie  des  Blind- 
darms betreffend,  stimmt  nicht  mit  der  nach  dem  lebenden  Tier  gezeichneten  Farbenskizze 
überein,  nach  welcher  der  Blinddarm  in  der  Kopfspitze  verzweigt  sein  müßte,  wenn  die  roten 
Partien  Blindsäcke  des  Darmes  vorstellen  würden.  Ich  bezweifle  das,  und  glaube  nicht  fehl 
zu  gehen,  wenn  ich  annehme,  daß  es  die   Hoden  sind,  welche  die  rote  Färbung  besitzen. 

Der  Mitteldarm  ist  wie  bei  den  übrigen   pelagischen   Nemertinen   ungemein   mächtig  ent- 

46 


Die  Nemertinen.  ^  i  r 

wickelt.  Das  axiale  Rohr  ist  verhältnismäßig  eng;  um  so  bedeutender  ist  die  Entfaltung  der 
Taschen,  welche  überaus  zahlreich  sind.  Verrill  hat  angegeben,  daß  die  Mitteldarmtaschen  des 
Rumpfabschnittes  distal  meistens  zweilappig,  die  des  Schwanzes  einlach  sind.  Die  von  mir  an 
Schnitten  gewonnenen  Resultate  bestätigen  dieses. 

Das  Mitteldarm-  und  Blinddarmepithel  enthält  massenhaft  kuglige  fein  granulierte  Körperchen 
und   in   dem  axialen  Rohr  des  Mitteldarm   trifft  man,   freilich  ziemlich  spärlich,    Drüsenzellen  an. 

Den  in  die  Schwanzflosse  eingeschlossenen  Darmabschnitt  dürfen  wir  als  Enddarm  be- 
zeichnen. Der  Enddarm  stellt  ein  sehr  geräumiges  Rohr  vor,  welches  rings  vom  Leibesparenchvm 
umgeben,  in  der  Mitte  des  Körpers  ruht.  Die  Taschen  erweisen  sich  nahezu  völlig  unterdrückt, 
indem  sie  nur  durch  beinahe  unmerklich  vorspringende  flache  seitliche  Ausbuchtungen  angedeutet 
sind  (Taf.  XII,  Eig.  8  u.  9). 

Der  After  befindet  sich  in  der  Mitte  der  Einbuchtung  der  Schwanzflosse  an  deren  Hinter- 
rande  (Taf.  XII,  Eig.  10). 

Das  Blutgefäßsystem  verhält  sich  wie  das  der  Metanemertinen  im  allgemeinen,  indem 
es  aus  einem  Rücken-  und  zwei  Seitengefäßen  besteht,  es  weicht  aber  dadurch  ab,  daß  die 
metameren  Commissuren  fehlen.  Es  finden  mithin  nur  drei  Vereinigungen  statt,  nämlich  in  der 
Kopfspitze  über  dem  Rhynchodäum,  in  der  Gehirngegend  durch  die  ventrale  Gefäßcommissur 
unter  dem  Rhynchocölom,  welcher  das  Rückengefäß  entspringt  und  in  der  Schwanzflosse  über 
dem  Enddarm.  Letztere  Commissur  ist  vor  der  Analcommissur  der  Seitenstämme  gelegen.  Das 
Rückengefäß  verläuft  bis  zur  Mündung  des  Pylorusrohres  in  den  Magendarm  im  Rhynchocölom 
respektive  in  der  Wandung  desselben  (Taf.  XII,  Fig.  2). 

Exkretionsgefäße  fehlen. 

Unser  Exemplar  ist  ein  g  eschlechtsreifes  M  ä  n  n  c  h  e  n. 

Die  Hodensäcke  sind  auf  den  Kopfabschnitt  beschränkt;  sie  befinden  sich  sämtlich 
vor  den  fadenförmigen  Anhängen.  Die  vordersten  liegen  unter  dem  Gehirn  jederseits  neben 
der  unpaaren  Blinddarmtasche,  die  hinteren  zwischen  den  seitlichen  Taschen  des  Blinddarms  und 
den  Seitenstämmen  gleichfalls  ventral  (Taf.  XII,  Fig.  1  u.  2).  Sie  sind  nicht  sehr  zahlreich.  Ich 
zählte  auf  einer  Seite  5,  auf  der  anderen  6.  Eine  bemerkenswerte  Eigentümlichkeit  der  Hoden 
besteht  darin,  daß  sie  ungemein  lange  Ausführgänge  besitzen,  welche  sämtlich  die  Richtung  nach 
vorne  zu  einschlagen  (Taf.  XII,  Fig.  5,  1  u.  2).  Die  Ausfuhrgänge  des  vordersten  Hodensack- 
paares  münden  weit  vor  dem  Gehirn  ganz  vorne  in  der  Kopfspitze  aus  und  zwar  seitlich,  die 
der  übrigen  Hodensäcke  durchbrechen  die  Körperwand  in  und  hinter  der  Gehirngegend  mehr 
lateral-ventral. 

Die  Geschlechtsporen  erzeugen  also  jederseits  an  der  Unterseite  des  Kopfes  eine  Gruppe 
und  ich  bin  überzeugt,  daß  sie  den  von  Verrill  beobachteten  Papillen  entsprechen,  welche 
nach  ihm  mit  birnenförmigen  undurchsichtigen  Körpern  zusammenhängen.  Diese  „pyriform 
organs"  sind  zweifellos  die  Hoden. 

Die  Hoden  unseres  Exemplares  enthielten  weit  vorgeschrittene  Samenbildungsstadien. 

Die  fadenförmigen  Anhänge  „cirriform  appendages"  wie  sie  Verrill  nannte, 
sind  in  der  Tat  solide  Ausstülpungen  des  Korpers  und  in  Sonderheit  der  Körperwänd  (Taf.  XII, 
Fig.  3  u.  1  1 ). 

Ihr  Epithel   ist  nur  an   wenigen   Stellen   erhalten   und   erweist  sich   dort  als  außerordentlich 

47 


2  l6 


Otto  Bürger, 


niedrig.  Die  Grundschicht  ist  kräftig  entwickelt.  Auf  sie  folgt  nach  innen  eine  Schicht  von 
Länsrsmuskelfibrillen,  deren  Fasern  in  rundliche  voneinander  tretrennte  Bündel  abgeteilt  sind. 
Nunmehr  schließt  sich  eine  ziemlich  starke  Ringmuskelschicht  an.  Auf  diese  folgt  eine  mehr- 
schichtige Lage  stark  färbbarer  und  ziemlich  großer  Kerne.  Die  innere  Masse  der  fadenförmigen 
Anhänge  bilden  hauptsächlich  Längsmuskelfasern,  welche  ebenfalls  in  Bündeln  angeordnet  und 
im  Parenchym  eingebettet  sind.  Mehr  oder  minder  zentral  gelegen  bemerken  wir  starke  Nerven 
(Taf.  XII,  Fig.  11).  Die  fadenförmigen  Anhänge  besitzen  einen  elliptischen  Querschnitt,  weil  sie 
etwas  zusammengedrückt  sind. 

Zwischen  den  Breitseiten  der  Ellipse  bemerken  wir  Muskelfasern  quer  ausgespannt.  Die 
oben  erwähnten  Kerne  befinden  sich  vornehmlich  an  den  Breitseiten  und  lassen  die  Pole  fast 
frei.      Ein   Faden  besitzt  mithin  einen  biradialsymmetrischen   Bau. 

Die  Nerven  zweigen  sich  von  den  Seitenstämmen  ab.  Die  Muskelfasern  stammen  von 
denen  des  Hautmuskelschlauches  und  der  Leibesmuskulatur.  Die  querausgespannten  entsprechen 
den  dorsoventralen.  Die  Ringmuskelschicht  der  Anhänge  ist  sicher  eine  Ausstülpung  der  gleichen 
Schicht  des  Hautmuskelschlauches  (Taf.  XII,  Fig.  3  u  6).  Außerdem  aber  ist  merkwürdigerweise 
auch  die  innere  Längsmuskulatur  der  Anhänge  auf  die  Ringmuskelschicht  des  Hautmuskel- 
schlauches zu  beziehen,  denn  letztere  spaltet  sich  beim  Eintritt  in  die  Anhänge  in  zwei  Schichten, 
von  denen  die  äußere,  den  gleichen  Faserverlauf  beibehaltend,  in  die  Ringfaserschicht,  die  innere 
indessen,  die  Richtung  wechselnd,  in  die  innere  Längsfasermasse  der  Anhänge  übergeht.  Über 
die  Beziehungen  der  äußeren   Längsfaserschicht  der  Anhänge  vermag  ich  nichts  auszusagen. 

Was  bedeuten  diese  fadenförmigen  Anhänge?  Meines  Erachtens  sind  es  Tastfäden. 
Für  meine  Auffassung  spricht  ihre  reiche  Versorgung  mit  Nerven.  Ich  bin  ferner  auch  der 
Meinung,  daß  die  großen  Kerne  Ganglienzellen  angehören  und  wir  mithin  in  den  Fäden  der- 
artige Nerven-  und  Ganidienzellschiehten  vor  uns  haben,  wie  sie  aus  dem  Rüssel  bekannt  sind. 
Die  Fäden  werden  eine  ganz  außerordentliche  Ausdehnungsfähigkeit  besitzen,  wofür  die  kolossal 
entwickelte  Muskulatur  spricht. 

Der  Bau  der  Schwanzflosse  bietet  im  wesentlichen  Verhältnisse  wie  bei  Baiaena- 
nemertes  dar. 

Die  Grundschicht  ist  sehr  dünn  geworden  und  die  Ringmuskelschicht  derart  fein,  daß 
man  ihrer  am  Querschnitt  kaum  gewahr  wird.  Dagegen  ist  die  Längsmuskulatur  recht  kräftig 
entwickelt,  und  zwar  wie  im  Rumpfe  hauptsächlich  in  Gestalt  einer  ventralen  und  dorsalen  Platte, 
welche  aber  hier  annähernd  gleich  mächtig  sind.  Erst  im  hinteren  Abschnitt  der  Schwanzflosse 
stellen  sich  die  Längsmuskelfasern  in  bedeutenderer  Fülle  auch  seitlich  ein  (Taf.  XII,  Fig.  8 — 10). 

Die  für  die  Schwanzflosse  indessen  besonders  charakteristische  Muskulatur  wird  wie  bei 
den  anderen  Tiefseenemertinen  von  sehr  feinen,  unendlich  zahlreichen  dorsoventralen  Muskel- 
fibrillen  gebildet,  deren  Kerne  ziemlich  gleich  weit  vom  Rücken  und  Bauch  entfernt  sind.  Somit 
sehen  wir  auch  bei  dieser  Art  einen  rechten  und  linken  ausschließlich  aus  dorsoventral  verlaufen- 
den Fasern  erzeugten  Schwanzmuskel  entwickelt  (Taf.  XII,  Fig.  8 — 10). 

Von  Organen  enthält  die  Schwanzflosse  den  Enddarm,  der  an  ihrem  hinteren  Rande  (in 
der  Mitte  der  Einbuchtung)  ausmündet,  die  Blutgefäße  und  die  Seitenstämme,  welche  in  ihr 
die  Analcommissuren  eingehen.  Besonders  sei  darauf  hingewiesen,  daß  von  der  Analcommissur 
der  Seitenstämme,  welche  verhältnismäßig  weit  vom  After  entfernt  nach    vorne  gerückt  ist,  nach 

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Die  Nemertinen.  i  t  - 

hinten  zu  zwei  starke  Nerven  abgehen,  die  jederseits  den  Enddarm  bis  zum  After  begleiten. 
Wir  dürfen  dieselben  als  Schanzflossennerven  bezeichnen  (Taf.  XII,  Fig.  10). 

Das  Leibesparenchym  bildet  in  Gestalt  einer  gallertartigen  homogenen  Masse  gewisser- 
maßen den  eigentlichen  Körper  der  Schwanzflosse.  Es  ist  hier  sehr  viel  stärker  als  im  Kopf 
oder  Rumpf  entwickelt. 

Nectonemertes  ist  offenbar  eine  nahe  Verwandte  von   Balaenanemertes 


Hyalonemertes  atlantica  A.  E.  Verrill. 

H.  a.,  Verrill   1892   in:  Tr,  Connect  Ac,  v.  8  p.  451. 

H.  a.,  Bürger    1895   in:   F.  Fl.  Neapel,  v.  22   p.  595. 

H.  a.,  Bürger   1904  in:  Das  Tierreich,   20.  Lief.,  Nemertini,  p.  73. 

H.,  Bürger   1905   in:  Bronn's  Kl.  Ord.,  v.  4,  Suppl.,  Nemertini,  p.  438. 

S tat.  49.    —    N.Br.  o°  20,2',  W.L.  6°  45'        ■    Südlich    von    Kap  Palmas.  Vertikal- 

netz 3500  m. 

(Taf.  X,  Fig.  ia-ic  und  Taf.  XIII.) 

Auch  diese  Art  ist  zuerst  von  Verrill  beschrieben  und  vom  „Albatroß"  im  Nord- 
atlantischen  Ocean  östlich  von  Nordamerika  in  Tiefen  von  15 10 — 2980  m  gedredget  worden. 
Es  sind  zwei  Exemplare  gefunden.     Nämlich : 

Stat.  2428.  N.Br.  42°48/,    W.L.  500  55'  30"  Tiefe    826  Faden.      Ein   junges 

Exemplar. 

Stat.  2724.  N.Br.  360  47',   W.L.  730  25'  Tiefe   1641  Faden.     Ein   erwachsenes 

Exemplar. 

Das  junge  Exemplar  war  20  mm  lang  und  3,5  mm  breit,  das  erwachsene  maß  in  der 
Länge  38  mm,  während  die  größte  Breite  des  Rumpfes  1  1  mm  und  die  Breite  der  Schwanz- 
flosse 6  mm  betrug. 

Der  Körper  ist  verhältnismäßig  schlanker  als  bei  Nectonemertes  und  spindelförmig.  Der 
Kopf  ist  abgestumpft  und  abgeplattet.  Die  Schwanzflosse  ist  kurz  und  verbreitert  sich  nach 
hinten  zu,  zugleich  sehr  dünn  werdend.     Ihr  Hinterrand  ist  eingekerbt  oder  zweilappig. 

Die  leistenartigen  Seitenränder,  welche  für  sehr  viele  Nemertinen  charakteristisch  sind, 
treten   nur  in  der  hinteren  Körpergegend  und  an  der  Schwanzflosse  deutlich  hervor. 

Die  Haut  ist  weich  und  gelatinös  und  durchsichtiger  als  bei  Nectonemertes.  Die  Ober- 
fläche des  Körpers  ist  mit  sehr  feinen  Körnchen  bedeckt,  welche  mit  bloßem  Auge  kaum  zu 
erkennen  sind  und  bei  mäßiger  Vergrößerung  wie  feine  Narben  aussehen.  Man  bemerkt  auch 
die  Fasern  der  Längsmuskulatur. 

Der  Rüssel,  welcher  nur  bei  dem  jungen  Exemplar  vorhanden  war,  scheint  wie  der 
Metanemertinenrüssel  im  allgemeinen  gebaut  zu  sein  und  ist  wahrscheinlich  bewaffnet. 

Die  Rüsselscheide  erstreckt  sich  ungefähr  bis  in  das  hintere  Körperviertel  hinein  und 
verengt  sich  plötzlich  bedeutend  im  hinteren  Körperabschnitt.  Das  hinterste  Ende  des  Rhyncho- 
cöloms  ist  mittels  eines  rechten  und  linken  Muskelstranges  jederseits  an  der  Körperwand  fest- 
geheftet. 

49 

Deutsche  Tiefsee-Expeduic.il   189S     1899      Bd    XVI.    2.  Heft.  2S 


2  j  g  Otto  Bürger, 

Mit  zahlreichen,  aber  nicht  geteilten  Darmtaschen.  Wahrscheinlich  ohne  Augen.  Auch 
Cerebralorrane  wurden  nicht  wahrgenommen.  So  weit  Verrill,  dessen  Beschreibung  nur  das 
bringt,  was  man  am  ganzen  Tiere  hat  sehen  können. 

Unser  Exemplar  war  16  mm  lang,  der  Rumpf  besaß  in  der  Mitte  eine  Breite  von  3  mm, 
während  der  Kopf  4  mm   breit  war.      Der  Ouerdurchmesser  der  Schwanzflosse  betrug   2  mm. 

Das  uns  vorliegende  einzige  Spiritusstück  von  Hyahnemertes,  welches  ich  in  einer  Skizze 
wiederzugeben  versucht  habe  (Taf.  X,  Fig.  ia — 1  c),  da  eine  Abbildung  nach  dem  Leben  leider 
fehlt,  ist  mithin  im  Kopfabschnitt  am  breitesten  und  verjüngt  sich  alsdann  allmählich  nach  hinten 
zu.  Der  Körper  ist  am  schmälsten,  wo  er  in  die  Schwanzflosse  übergeht,  welche  sich  wiederum 
wesentlich  verbreitert.  Der  Kopf  ist  vorne  abgerundet  und  nicht  vom  Rumpfe  abgesetzt.  Da- 
gegen ist  die  Schwanzflosse  sehr  auffallend  vom  Rumpfe  gesondert.  Die  Schwanzflosse  ist 
hinten  eingekerbt  und  kann  als  zweilappig  bezeichnet  werden. 

Querschnitte  lassen  erkennen,  daß  der  Bauch  abgeplattet  und  der  Rücken  mäßig  gewölbt  ist. 

Besonders  charakteristisch  sind  die  breiten  gelatinösen  Ränder  des  Körpers,  welche  von 
den  Darmtaschen  freigelassen  werden,  und  die  sich  in  der  Schwanzflosse  flügelartig  verbreitern 
(Taf.  X,  Fig.  1  c). 

Wir  bemerken  an  dem  stark  durchsichtigen  Stücke  vor  allem  den  Darm  mit  seinen 
überaus  zahlreichen  Taschen,  welche  sich  auch  im  gesamten  Kopfabschnitt  ausbreiten  und 
hinten  in  der  Schwanzflosse  fast  bis  zum  After  als  ansehnliche  Ausstülpungen  entwickelt  sind. 
Die  Darmtaschen  suchen,  zum  Rücken  aufsteigend,  das  Rhynchocölom  zu  umfassen,  sie  sind  in 
der  Tat  nicht  gelappt,  sondern  nur  in  ihren  oberen  Partien  leicht  gebuchtet.  Wir  bemerken 
außerdem  das  Rhynchocölom,  welches  erst  in  der  Schwanzflosse  endigt,  also  offenbar  etwas 
weiter  nach  hinten  reicht,  als  bei  Yerrill's  Exemplaren  (Taf.  X,  Fig.  ia — 1  c).  Ferner  präsen- 
tieren sich  deutlich  das  Gehirn  nebst  den  Seitenstämmen,  die  ziemlich  stark  nach  innen  gerückt 
sind   und  endlich  die  beiden  Seitengefäße. 

Schnitte  ergänzen  unsere  Kenntnisse  wesentlich. 

Das  Epithel  der  Haut  hat  sich  nur  im  vorderen  Körperteil  und  auch  hier  nur  am 
Rücken  erhalten.  Es  weist  eine  Besonderheit  auf,  die  ich  bisher  nicht  bei  den  Nemertinen  an- 
getroffen habe.  Es  fallen  uns  nämlich  Haufen  kleiner,  ungemein  stark  mit  Hämatoxylin  färbbarer 
Kerne  auf,  welche  pyramidenförmige  Gruppen  bilden.  Wir  nehmen  ferner  wahr,  dal]  die  Kerne 
zu  sehr  feinen  kolbenförmigen  Plasmaschläuchen  gehören,  in  deren  der  Grundschicht  zugekehrten 
Enden  sie  ruhen.  Die  feinen  Plasmaschläuche  schließen  sich  zu  einem  centralen  Bündel  zu- 
sammen, welches  von  den  Kernen  umgeben  wird  (Taf.  XIII,  Fig.  10).  Gelegentlich  bemerkt  man 
dem  Epithel,  just  über  den  beschriebenen  Gebilden,  ein  stark  gefärbtes  Häufchen  angeklebt,  das 
kaum  etwas  anderes  als  Sekret  sein  kann ;  aus  diesem  und  dem  Gesamteindruck  der  pyramiden- 
förmigen Körper  folgere  ich,  daß  sie  nichts  anderes  als  Anhäufungen  feiner  sehr  zahl- 
reicher Drüsenzellen  vorstellen.  Außerhalb  dieser  Gebilde  habe  ich  übrigens  Drüsen- 
zellen im  Epithel  vermißt. 

Es  kann  keinem  Zweifel  unterliegen,  daß  die  pyramidenförmigen  Hautdrüsen  bereits  von 
Verrill  gesehen  und  als  „fine  granulations"  beschrieben  worden  sind.  Er  sagt  wörtlich:  „The 
whole  surface  is  covered  with  minute  soft  granules  hardly  visible  to  the  naked  eye  but  appearing, 
when   magnified,  something  like  fine  shagreen". 

50 


Die  Nemertinen.  2  I  Q 

Die  Grundschicht  ist  überall  dünn.  Die  Ringmuskelschicht  ist  an  Querschnitten 
kaum  wahrnehmbar. 

Die  Längsmuskulatur  ist  schwächer  als  bei  Nectonemertes  entwickelt  und  zerfällt 
wie  dort  in  eine  dorsale  und  ventrale  Platte,  von  denen  letztere  etwas  stärker  ist  (Taf.  XIII, 
Fig-  3—4  u.  5—8). 

Die  Muskulatur  der  Schwanzflosse,  insbesondere  die  dorsoventralen  Muskelfasern, 
verhalten  sich  wie  bei  Nectonemertes,  stehen  aber  weniger  dicht  (Taf.  XIII,  Fig.  6 — 8). 

Das  Gehirn  überrascht  durch  seine  Kleinheit.  Es  ist  winzig  im  Vergleich  mit  Necto- 
nemertes. Der  Ganglienzellbelag  bildet  eine  sehr  dünne  Schicht.  Er  setzt  sich  aus  überaus 
kleinen  Zellen  mit  kleinen  sehr  stark  gefärbten  Kernen  zusammen,  die  dicht  aneinander  gepreßt 
sind  (Taf.  XIII,  Fig.  i    u.   2). 

Die  Seitenstämme  besitzen  den  dorsalen  Faserstamm.  Sie  sind  mäßig  nach  innen 
gerückt  und  verlaufen  im  vordersten  Körperabschnitt  der  ventralen  Körperwand  genähert,  im 
übrigen  indes  ziemlich  gleich  weit  von  Rücken  und  Bauch  entfernt,  zuerst  unter,  später  neben 
den  Darmtaschen  (Taf.  XIII,  Fig.  3 — 8).  Ihre  Analcommissur  befindet  sich  hinter  derjenigen 
der  Blutgefäße  nahe  beim   After. 

Cerebral organe  und  Augen  fehlen.     Auch  ein   Frontalorgan  wurde  vermißt. 

M u n d  und  Rüsselöffnun g  sind  getrennt. 

Die  Mundöffnung  kleidet  ein  eminent  drüsiges  Epithel  aus  (Taf.  XIII,  Fig.  1).  Des- 
gleichen den  bemerkenswert  kleinen  Magendarm.     Ein  Oesophagus  fehlt. 

Das  Pylorusrohr  verhält  sich  wie  bei  Nectonemertes. 

Der  Blinddarm  ist  gewaltig  entwickelt  und  besitzt  zahlreiche  Taschen,  welche  wie 
Finger  über  das  Gehirn  hinaus  in  den  Kopf  hineinstrahlen.  So  bemerken  wir  über  und  neben 
dem  Gehirn   Blinddarmtaschen  (Taf.  XIII,  Fig.  1    u.   2). 

Der  Mitteldarm  umklammert  mit  seinen  gewaltigen  Aussackungen  das  Rhynchocölom, 
ohne  indes,  daß  die  Taschen  über  der  Rüsselscheide  zusammentreffen  (Taf.  XIII,  big.  4).  Die 
Taschen  nehmen  in  der  Schwanzflosse  zwar  an  Umfang  ab,  obliterieren  aber  nicht  entfernt  in 
dem  Maße  wie  bei  Nectonemertes  in  dem  gleichen  Körperabschnitt  (Taf.  XIII,  Fig.  6  u.  7). 

Der  After  befindet  sich  in  der  Mitte  des  Hinterrandes  der  Schwanzflosse  und  ist  von 
einer  radial  angeordneten  Muskulatur  umgeben  (Taf.  XIII,  Fig.  9).  Die  Seitenflügel  der  Schwanz- 
flosse überragen  den  After  um  ein  sehr  Geringes. 

Das  Epithel  des  axialen  Rohres  des  Mitteldarms  und  Blinddarms  ist  im  Gegensatz  zu 
dem  der  Taschen  stark  drüsig  (Taf.  XIII,  Fig.  3 — 7). 

Der  Rüssel  war  nicht  vorhanden. 

Das  Rhynchocölom  ist  kräftig  entwickelt  und  reicht  bis  in  den  vorderen  Abschnitt 
der  Schwanzflosse  nach  hinten  (Taf.  XIII,  Fig.  1 — 5). 

Das  Blutgefäßsystem  besteht  aus  dem  Rückengefäß  und  den  beiden  Seitengefäßen. 
Das  Rückengefäß  verläuft  im  vorderen  Körperabschnitt  im  Rhynchocölom  (Taf.  XIII,  Fig.  3). 
Die  Analcommissur  befindet  sich  ziemlich  weit  vor  derjenigen  der  Seitenstämme  (Taf.  XIII, 
Fig.  8).  Ich  habe  mich  auch  bei  Hyalonemertes  nicht  von  dem  Vorhandensein  der  metameren 
Gefäßcommissuren  überzeugen  können. 

Die  Exkretionsgefäße  fehlen. 

5i 

28* 


2  2n  Otto  Bürger, 

Unser  Stück  ist  ein  geschlechtsreifes  Weibchen. 

Die  kleinen  Ovarien  liegen  über  den  Seitenstämmen  und  Seitengefäßen  zwischen  diesen 
und  den  Darmtaschen.  Sie  enthalten  nur  ein  bis  zwei  in  der  Entwicklung  begriffene  Eizellen 
(Taf.  XIII,  Fig.  4).      Die   Ausführgänge  sind  noch  nicht  angelegt. 

Die  Schwanzflosse  verhält  sich  im  wesentlichen  wie  bei  Nectonemertes  (Taf.  XIII,  Fig.  6 — 9). 

Ich  glaube,  daß  auch  Hyalonemertes  in  den  Verwandtschaftskreis  von  Balaenanemertes  und 
Nectonemertes  gehört. 


Vergleich  der  von  uns  beschriebenen  Tiefseenemertinen  miteinander. 

Die  von  uns  beschriebenen  pelagischen  Tiefseenemertinen  weisen  eine  Reihe  von  gemein- 
samen Zügen  auf,  welche  sich  zum  Teil  durch  ihre  nahe  Verwandtschaft,  beziehungsweise  ihre 
gemeinsame  Abstammung  erklären  und  anderenteils  auf  das  Konto  einer  gleichartigen  Anpassung 
zu  setzen  sind. 

Diejenigen  gemeinsamen  Charaktere,  welche  aus  der  Verwandtschaft  resultieren, 
sind  die  folgenden : 

Pelagonemertes,  Balaenanemertes  und  Drepanophorus  pelagicus  besitzen  einen  im  wesentlichen 
gleichförmigen  Stilettapparat.  Es  ist  der  für  die  Gattung  Drepanopliorns  ausschließlich  charakte- 
ristische, welcher  aus  einer  mehr  oder  minder  deutlich  sichelförmig  gekrümmten  Basis  besteht, 
der  zahlreiche  kleine,  kegelförmige  Angriffsstilette  aufsitzen,  und  der  außerdem  mit  zahlreichen 
Reservestiletttaschen  ausgestattet  ist,  deren  eine  jede  viele  Reservestilette  enthält.  Auch  die  Aus- 
gestaltung des  mittleren  Rüsselabschnittes,  was  seine  Form  und  den  Bau  seiner  Wand  anbetrifft, 
wie  auch  die  Verhältnisse  der  Nervatur  des  Rüssel  stimmen  bis  ins  einzelne  hinein  mit  Drepano- 
phorus  überein,  z.  B.  mit  litoralen  Arten  wie  Dr.  crassus  und  spectabilis. 

Rüssel-  und  Mundöffnung  sind  bei  allen  sieben  von  uns  behandelten  pelagischen  Tiefsee- 
nemertinen getrennt.  Dasselbe  ist  bei  Drepanophorus  im  Gegensatz  zu  den  übrigen  Metanemertinen 
der  Fall. 

Das  axiale  Darmrohr  ist  wie  bei  Drepanophorus  sehr  eng,  dagegen  sind  die  Darmtaschen 
ungemein  lang. 

Die  ventrale  Lagerung  der  Seitenstämme  und  ihre  namentlich  bei  Pelagonemertes  auffällige 
Verschiebung  nach  innen,  der  Medianebene  entgegen,  ist  ein  vornehmlicher  Gattungscharakter 
von   Drepanophorus. 

Auch  die  starke  Entwicklung  des  Leibesparenchyms,  welche  unseren  pelagischen  Nemertinen 
eigentümlich  ist,  findet  sich  bereits  bei  Drepanophorus  angebahnt. 

Schließlich  sei  noch  darauf  hingewiesen,  daß  unter  den  freilebenden  litoralen  Metanemertinen 
Drepanopliorus  die  am    meisten  abgeplattete   und   infolgedessen   in   die  Breite  gehende  Form   ist 
-  eine   Eigentümlichkeit,    welche    bei  Balaenanemertes    und   Pelagonemertes    eine    noch    stark    ge- 
steigerte Entwicklung  erfahren  hat. 

52 


Die    Nemertinen.  2  2  1 


Die  durch  Anpassung  erworbenen  gemeinsamen  Züge  unserer  Tiefseenemertinen 
bestehen  teils  in   Rückbildungen  und   Verlusten,  teils  in   Umbildungen  und   Neuerwerbungen. 

Verluste.     Unseren    sieben    pelagischen  Tiefseenemertinen   fehlen   die  Exkretionsgefäße. 

Von  den  Sinnesorganen  vermissen  wir  bei  allen  die  Cerebral organe  und  die  mit  ihnen 
Hand  in  Hand  gehenden  Kopffurchen,  ferner  das  Frontalorgan  nebst  der  mit  ihm  zusammen- 
hängenden  Kopfdrüse. 

Bei  Pc/ago-,  Plankto-,  Hyalo-,  Nectonemertes  und  Drepanophorus  pelagicus  fehlen  die  Augen 
(welche  indessen  auch  bei  manchen  litoralen  Drepanophoren  vermißt  werden)  vollständig,  bei 
Balaenanemertes  sind  Rudimente  vorhanden,  welche  kolbenförmige  Nervenendapparate  vorstellen, 
die  sich  aus  den  Sehzellen  zusammensetzen,  während  der  Pigmentbecher  verloren  ging. 

Das  Blutgefäßsystem  weist  verschiedene  Stadien  der  Rückbildung  auf.  Bei  Balaenanemertes 
ist  die  Ausbildung  eines  Rückentrefäßes  vollständig  unterdrückt,  bei  Petagonemertes  ist  ein  sehr 
kurzes  vorderes  Rudiment  vorhanden  und  bei  den  übrigen  existiert  es  in  seiner  ganzen  Aus- 
dehnung; es  fehlen  aber  sehr  wahrscheinlich  allgemein  die  metameren  Commissuren,  die  das 
Rückengefäß  bei  anderen  Nemertinen  fortgesetzt  mit  den  Seitengefäßen  verbinden. 

Allgemein   ist   die  geringe  Ausbildung   der  Ringmuskelschicht   des  Hautmuskelschlauches. 

Von  den  U  m  b  i  1  d  u  n  g  e  n  ist  das  eigentümliche  Verhalten  der  Längsmuskelschicht  des 
Hautmuskelschlauches  hervorzuheben.  Dieselbe  weist  bei  allen  Formen  eine  überraschend  ge- 
ringe Ausbildung  in  den  Seiten  des  Korpers  auf  und  ist  ferner  bei  Drcpanophonts  pelagicus 
und  Balaenanemertes  im  Bereich  der  Medianebene  sowohl  dorsal  als  auch  ventral  bedeutend 
dünner,  so  daß  vier  Muskelplatten  zur  Erscheinung  kommen. 

Außerdem  besitzt  die  dorsoventrale  Muskulatur  eine  besonders  starke  und  eigenartige 
Entwicklung  in  den  Seiten  des  Körpers.  Sie  besteht  hier  aus  ungemein  feinen  Fasern,  deren 
jede  die  Länge  des  Abstandes  von  Rücken-  und  Bauchfläche  besitzt. 

Ferner  ist  auf  die  merkwürdige  Uebereinstimmung  zwischen  den  männlichen  Pelagonemertes, 
Nectonemertes  und  Balaenanemertes  hinsichtlich  der  Lagerung-  der  Geschlechtssäcke  hinzuweisen. 
Dieselben  finden  sich  nämlich  bei  beiden  nur  am  Vorderrande  des  Körpers,  hier  indessen  in 
größerer  Anzahl.  Ich  zweifle  nicht  daran,  daß  sie  bei  den  genannten  Gattungen  auf  diese  Region 
beschränkt  sind. 

Die  weiblichen  Geschlechtsprodukte  überraschen  durch  ihre  Größe.  Jede  Geschlechts- 
tasche bringt  bei  Pelagonemertes  in  der  Regel  nur  ein  Ei  und  bei  Drepanophorus  pelagicus  i — 2 
Eier  hervor,  die  sich  auf  Kosten  zahlreicher  Eikeime  entwickeln.  Die  Eier  sind  auffallend  reich 
an   Deutoplasmas. 

Als  Neubildungen  haben  wir  die  Schwanzflosse,  die  widerhakenförmigen  Seitenfortsätze 
und  fadenförmigen  Anhänge  von  Balaena-,  Necto-  und  Hyalonemertes  anzusprechen.  Diese 
Bildungen  enthalten  besondere,  aus  dorsoventral  verlaufenden  Fasern  zusammengesetzte  Muskeln. 

Bei  Pelagonemertes,  Planktonemertes  und  Drepanophorus  pelagicus  findet  sich  nur  eine  An- 
deutung des  schwanzflossenartigen  hintersten  Körperabschnittes. 


Druck  von  Lippcrt  &  Co.  (G.  Pätz'sche  Buchdr.),  Naumburg  a.  S. 

53 


Tafelerkläruno-. 


In   allen  Figuren  bedeutet: 

ast 

Angriftsstilett 

mst 

Muskelfaserstrang 

au 

Auge 

mtd 

Mitteldarm 

bas 

Basis 

mtdt  Mitteldarmtasche 

bldt 

Blinddarmtasche 

"f 

Nervenfaser 

ck 

Cerebralkanal 

nz 

Nährzelle 

corg 

Cerebralorgan 

oes 

Oesophagus 

CK 

Cutis 

ov 

Ovarium 

de 

dorsale  Gehirncommissur 

par 

Papillen  des  Rüssels 

dg 

dorsales  Ganglion 

ty 

Pylorusrohr 

drz 

Drüsenzellen 

r 

Rüssel 

dst 

dorsaler  Faserstamm 

rau 

rudimentäres  Auge 

dvm 

dorso-ventrale  Muskelfasern 

rc 

Rhynchocölom 

cp 

Körperepithel 

red 

Rhynchodäum 

epir 

inneres  Rüsselepithel 

ret 

Rhynchocölomtasche 

exgf  Excretionsgefäß 

retr 

Retractor 

exp 

Excretionsporus 

rgf 

Rückengefaß 

gal 

Gallertschicht 

rmr 

Ringmuskelschicht  des  Rüssels 

geh 

Gehirn 

rn 

Rückennerv 

gk 

Gallertkern 

röf 

Rüsselöffnung 

gpa 

Geschlechtspapillen 

rsn 

Rüsselnerv 

g* 

Grundschicht 

rst 

Reservestilett 

//od 

Hoden 

rstt 

Reservestiletttasche 

hrs 

hinterer  Rüsselzylinder 

sgf 

Seitengefäß 

kbl 

Keimbläschen 

slgf 

Schlundgefaß 

ksl 

Kopfschlinge  der  Blutgefäße 

sin 

Schlundnerv 

ksp 

Kopfspalte 

spdr 

Speicheldrüse 

Im 

Längsmuskelschicht 

sst 

Seitenstamm 

liua 

äußere  Längsmuskelschicht 

VC 

ventrale  Gehirncommissur 

Imi 

innere  Längsmuskelschicht 

vg 

ventrales  Gehirnganglion 

Imr 

Längsmuskelschicht  des  Rüssels 

vgc 

ventrale  Blutgefaßcommissur 

m 

Mund 

vrz 

vorderer  Rüsselzylinder 

mgd  Magendarm 

vst 

ventraler  Faserstamm 

ms/ 

Muskelfasern 

wvc 

Wurzeln  der  ventralen  Gehirncommissur 

msn 

Muskelnervenschicht 

Tafel  XXIV. 

(Tafel  I.) 


Tafel  XXIV. 

(Tafel  I.) 

Fig.    i.     Pelagonemertes  rollestoni  Moselev.     (Nr.  i,  Stat.  74.)     Unter    Benutzung    der   CHUN'schen 

Skizze  nach  dem  Leben  und  nach  dem  Spiritusexemplar  ge- 
zeichnet.    >    3:1. 

„     2.  „  „  Chun's  Originalskizze  nach  dem   Leben.     Etwa  2'/»  :  1. 

„     3.  „  „  Vorderende  unter  Benutzung  einer  anderen  Originalskizze  von 

Chun.     Etwa   10:1. 

„     4.  „  „  (Nr.   2,   Stat.  49.)      Nach    dem    Spiritusexemplar    mit    Berück- 

sichtigung schriftlicher  Anmerkungen  über  die  Färbung  im 
Leben  gezeichnet.     X  12:1. 

„5.  „  „  (Nr.  3a,  Stat.  89.)     Unter  Benutzung  einer  Originalskizze  Chun's 

nach  dem  Leben  mit  Berücksichtigung  des  Alkoholexemplares 
gezeichnet.     X  5  :  1. 

„     6.  „  „  (Nr.  3b,  Stat.  89.)     Vorderrand  mit  Mundöffnung.     Etwa  25:1. 


DEUTSCHE  TIEFSEE  EXPEDITION  1898  <>'>  Bd.XVI.       BÜRGER:  NEMERTINEA 


TAI'.  XXIV 


•ger  del 


Pelagonemertes     rolle  stoni 

TAF  I . 


Tafel  XXV. 

(Tafel  II.) 


Tafel  XXV. 

(Tafel  II.) 

Fig.    i.     Drepanophorus  pelagicus  nov.  spec.      Vorderende   nach  dem  Spiritusexemplar   gezeichnet. 

X  15  :  i- 
„      2.     Balaenanemertes  chuni  nov.  gen.  et  spec.     Nach  dem  Spiritusexemplar  gezeichnet.      <  12  :  1. 
„      2  a.  „  „  Vorderrand   mit  -Mundöffnung. 

„  Seitenrand  mit  den  Geschlechtspapillen. 

„     3.     Drepanophorus  valdiviae   nov.  spec.      Nach    einer    Originalskizze    von    Braem    nach    dem 

Leben  gezeichnet.     X  1  :  1. 
4.     Drepanophorus  pelagicus   nov.  spec.      Originalzeichnung    nach    dem    Leben    von   Winter. 

X  1  :  1. 


DEUTSCHE  TIEFSEE  EXPEDITION  L898  99  Bd.XVl        BÜRGEE  :  NEMERTLNEA 


rAF.XXV 


! 

1.4  drepanophorus  pelagicus  -  2.  Balaenonemertes  chuni.     >'.  Drepanophorus  valdiviae . 

TAI-:  II . 

■ 


Tafel  XXVI. 

(Tafel  III.) 


Tafel  XXVI. 

(Tafel  III.) 

Fig.  i  u.  i  a.  Lineas  corrugatus  Mc  Int.  Von  der  Seite  und  von  oben  gesehen.  Nach  Spiritus- 
exemplaren gezeichnet.     X  t  :  i. 

„      2 — 2C.         Amphiporus  moseleyi Hubr.    Stilettapparat  von  vier  verschiedenen  Individuen.    Fig.  2 

Leitz  Obj.  1,  Oc.  2;  Fig.  2  a  und  2  b  Leitz  Obj.  3,  Oc.  o; 
Fig.  2c  Leitz  Obj.  3,  Oc.  2. 

„     3  u.  3  a.  „  „  Von    der    Seite    und    von    oben    gesehen.      Nach    Spiritus- 

exemplaren gezeichnet.     X  1  :  1. 

4.  „  „  Anordnung  der  Augen.     Leitz  Obj.  1,  Oc.  2. 

5.  Drcptviophonts  pelagicus  nov.  spec.     Rüssel.     Zeiß  A,  Oc.  3. 
5a.  „  „  Basis  nebst  Angriffsstiletten.     Zeiß  D,  Oc.  2. 

6.  Pelagonemertes  rollestoni  Moseley.     (Nr.  3a,  Stat.  89.)     Rüssel.     Zeiß  A,  Oc.  o. 

7.  Balaenanemertes  diu  11  i  nov.  gen.  et  spec.     Rüssel.     Zeiß  D,  Oc.  2. 


DEFTSCHE  riEFSEE  EXPEDITION  1898-99  Bd  XVI.   BÜRGER :  N  EM  ERTINEA 


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l.Lincus   comi'jii i iis       2-4.Amphiporu.s    moseleyi  .  5.Drepa.nophoi*us    pelagicus 

6    I'rl 'iiüo  II  rill  r  rl rs    rullrsl  n  n  I        7     haltt  Cl/.O  lir  mrrlrs    rh  u  u  i_  . 


TAF  III 


Tafel  XXVII. 

(Tafel  IV.) 


Tafel  XXVII. 

(Tafel  IV.) 
Fig.    i.     Pelagonemertes  rollestoni  Moseley.     (Nr.  i,  Stat.  74.)     Querschnitt    durch    die   Kopfspitze. 


2—4. 

5- 
6. 

7- 
8. 


„  „  „  aus  der  Gehirngegend. 

„  aus    dem    Hinterende. 

„  „  „  aus    der    hinteren   Ge- 

hirngegend. 
„  „  Schnitt  durch  eine  Rüsselpapille. 

(Nr.  2,  Stat.  49.)     Schnitt  durch  ein  Ovarium. 


Fig.  1 — 6  Leitz  Obj.  1,  Oc.  3;  Fig.  7   u.  8  Zeiß  A,  Oc.  o. 


DEUTSCHE  TIEFSEE  EXPEDITION  1898  <><>  Bd.XVI     BÜRGER    XI  MKRTIXEA 


TAF.XXVII. 


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TAF  IV. 


Tafel  XXVIII. 

(Tafel  V.) 


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Tafel  XXVIII. 

(Tafel  V.) 

Fig.    i.      Pelagonemeries  rollestoni  Moseley.     (Nr.  i,  Stat.  74.)      Querschnitt    durch    den    vorderen 

Rüsselcylinder.    Leitz  Obj.  3,  üc.  o. 
„2.  „  „  „  „  „  Längsschnitt    durch    den    mittleren 

Rüsselabschnitt.     Zeiß  A,  Oc.  3. 
„  „  „  (Nr.  3a,  Stat.  89.)     Querschnitt   aus   der  Stilettgegend 

des  Rüssels.     Zeiß  A,  Oc.  3. 
4   u.   5.        „  ,,  „  (Nr.  2,  Stat.  49.)     Querschnitt     aus     dem     Schwanz- 

abschnitt.    Zeiß  A,  Oc.  2. 

6.  „  „  .,  (Nr.  3  b,  Stat.  89.)    Querschnitt    aus    der   Gegend   des 

Pylorusrohres.    Leitz  Obj.  1,  Oc.  3. 

7.  „  „  ,,  „  „  Querschnitt    aus    der   Gegend    der 

Ovarien  (Mitteldarmregion).      Leitz 
Obj.  1,  Oc.  3. 

8  u.  9.       .,  „  „  (Nr.  2,  Stat.  49.)     Querschnitt  aus  der  hinteren  Mittel- 

darmgegend.     (Fig.    8    ist    weiter 
hinten  als  Fig.  9.)   Leitz  Obj.  3,  Oc.  2. 


DEUTSCHE  TIEFSEE  EXPEDITION  18.98  99  Bd. XV]     BÜRGER     NEMERTINEA 


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Pela  'Jim  rm  ertes  rolleston  i 


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Tafel  XXIX. 

(Tafel  VI.) 


Tafel  XXIX. 

(Tafel  VI.) 

Fig.    i — 3.     Drepanophoms  pelagicus  nov.  spec.     Querschnitte  aus  der  Gehirngegend.     Leitz  Obj.  3, 

Oc.  o. 

a.  „  „  „         „  „  aus   der  Gegend   des    Pylorusrohres. 

Leitz  Obj.  3,  Oc.  o. 
„5.  „  „  „         „  „  aus    dem    vorderen    Rüsselcylinder. 

Zeiß  A,  Oc.  3. 
6.  „  „  „         „  „  aus   der   hinteren    Mitteldarmgegend, 

nahe  dem  Schwanzende.    Leitz  Obj.  3, 
Oc.  1. 
„7.  „  „  „         „  „  aus  dem  Schwanzende.     Leitz  Obj.  3, 

Oc.  1. 
8.  „  „  „         „  „  aus  der  Kopfspitze.  Leitz  Obj.  3,  Oc.  o. 

„  aus  der  mittleren  Mitteldarmgegend. 

Leitz  Obj.  3,  Oc.  o. 


9   u.    10. 


»         » 


DEUTSCHE  TIEFSEE  EXPEDITION  1898  99  Bd. XVI     BÜRGER  :  NEMERTINEA 


TAF.  XXIX 


liir i>n  nophovus    pelttgicus 
TAF  .VI. 


Tafel  XXX. 

(Tafel  VII.) 


Tafel  XXX. 

(Tafel  VII.) 

Fig.    i.     Balaenanejnertes  cluuii  nov.  gen.  et  spec.     Querschnitt   aus   der   vorderen    Gehirngegend. 

Zeiß  A,  Oc.  2. 
„2.  „  „  „  „  „  durch     den     Seitenstamm      nebst 

Muskelstrang.     Zeiß  D,  Oc.  2. 
7  „  „  „  „  ,,  aus  der  Gegend  der  Geschlechts- 

papillen.     Zeiß  A,  Oc.  2. 
n     4.  „  „  „  „  „  aus   der  Gegend  der  widerhaken- 

förmigen Fortsätze.     Leitz  Obj.  3, 

Oc.  o. 
„5.  „  „  „  „  Längsschnitt    durch    ein    rudimentäres    Auge. 

Zeiß  E,  Oc.  2. 
„     6.  „  „  „  „  Querschnitt  durch  die  hintere  Mitteldarmgegend 

(Ansatz  der  Schwanzflosse).  Zeiß  A, 

Oc.  2. 
„     7  u.  8.         „  „  „  „  „  aus  der  hinteren  Mitteldarmgegend. 

Leitz  Obj.  3,  Oc.  1. 
„9 — ii.         „  „  „  „  „  durch  die  Schwanzflosse.    Zeiß  A, 

Oc.  2. 


DEUTSCHE  TIEFSEE  EXPEDITION  1898  99  Bd  XVI     BÜRGER:  NEMERTINEA 


TAF  XXX 


Balaenasnemertes   ch  un  i 
TAF  VII. 


Tafel  XXXI. 

(Tafel  VIII.) 


Tafel  XXXI. 

(Tafel  VIII.) 
Fig.    i.     Dreparwphorus  valcüviae  nov.  spec.     Querschnitt  aus  der  vorderen  Gehirngegend. 


2. 

3- 

4  u-  5- 

6. 

7- 


aus  der  Kopfspitze. 

aus  der  hinteren  Gehirngegend. 

aus  der  Magendarmgegend. 

aus    der    vordersten    Mitteldarmgegend. 

aus  dem  Schwanzende. 

aus  der  hinteren   Mitteldarmgegend. 


Fig.  3   Leitz  Übj.  3,  Oc.  2;  die  übrigen   Figuren   Leitz  übj.  3,  Oc.  1. 


DEUTSCHE  TIEFSEE  EXPEDITION  1898-99  Bd.  XVI     BURGER    XKMEKTIXKA 


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D  repanophorus  valdiviae 
TAF.V1II. 


Tafel  XXXII. 

(Tafel  IX.) 


Tafel  XXXII. 

(Tafel  IX.) 

Fig.    i.     Limits  cormgatus  Mi 'Int.     Querschnitt  aus  der  Vorderdarmgegend.     Leitz  Obj.  3,  Oc.  o. 
„2.  „  „  „  „  aus    der    Gegend    der    Exkretionsporen.      Leitz 

Obj.  3,  Oc.  o. 

3.  „  „  „  „  durch  die  Mundspalte.      Leitz  Obj.  3,  Oc.  o. 

4.  „  „  „  Paramedianer   Längsschnitt   durch  das  Gehirn.      Leitz  Obj.  3, 

Oc.  2. 
„      5.  „  „  „  Querschnitt  durch  das   Mittelhirn.     Leitz  Obj.  3,  Oc.  2. 

6.  „  „  „  „  durch   das   Hinterhirn.      Leitz  Obj.  3,  Oc.  2. 

„     7.         „  „  „  „  durch  die  Körperwand   aus  der  vorderen   Mittel 

darmgegend.     Leitz  Obj.  3,  Oc.  2. 


DEUTSCHE  TIEFSEE  EXPEDITION  1898  99  Bd. XVI        BÜRGER:  NEMERTINEA. 


TAI-'  XXXII. 


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TAF.K. 


Tafel  XXXIII. 

(Tafel  X.) 


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Tafel   XXXIII. 

(Tafel  X.) 

Fig.    ia — ic.  Hyalonemertes  atlantica  Verrill.     X  14- 

2.  Planktonemertes  agassizii  Woodwortii.        ,  14. 

3a — 3cl.  Nectanemertes  mirabilis  Verrill. 

3  a.  Nach  dem   Leben.      Etwa  X  4. 

3  b — 3  cl.      Nach  dem  Spiritusexemplar.     X  10. 

3  b.  Kopfabschnitt  von  unten  gesehen. 

3  c.  Ganzes  Tier  in  der  Seitenlage. 

3  d.  Schwanzabschnitt. 

4.  Planktonemertes  woodworthü  nov.  spec.     X  8. 


DEUTSCHE  TIEFSEE  EXPEDITION  1898-99  Bd.XV] 


HJRGER  ••  NEMERTINEA. 


TAF.XXXIH. 


"  del. 

i  Hyabnemertes  atlantica,  2.Planktonemertes  Agassizii,  3  Nectonemertes  mirabilis    4.Planklonemertes  Woodworthii. 

TAI-:    X. 

,'  von  Gustav  Fischer  in  Jena. 


Tafel  XXXIV. 

(Tafel  XI.) 


Tafel  XXXIV. 

(Tafel  XI.) 

Fi?,   i — 6.     Planktonemertes  woodworthii  nov.  spec.     Leitz  Obj.  3,  Oc.  o. 
Querschnitt  aus  der  Gegend  des  Pylorusrohres. 

der  vordersten  Geschlechtssäcke, 
dicht  hinter  dem  Rhynchocölom. 

4 6.  „  „     dem  hintersten  Körperabschnitt. 

7  u.  8.     Planktoncnn  rtcs  agassizü  Woodworth.     Leitz  Obj.  3,   Oc.  3-     Querschnitte   aus   dem 
hintersten  Korperabschnitt.     Fig.  8  dicht  vor  dem  After. 


1. 

2. 
3- 


DEUTSCHE  TIEFSEE  EXPEDITION  1898-99  Bd. XVI .  BÜRGER    NEMERTINEA 


TAF  XXXIV 


Pia  nklu  iw in  ertes . 
TAF  XI. 


Tafel  XXXV. 

(Tafel  XII.) 


Fig.   i. 

) 

2. 

) 

3- 

) 

4- 

, 

5- 

» 

6. 

, 

7- 

, 

8- 

> 

1 1. 

Tafel  XXXV. 

(Tafel  XII.) 

Querschnitte  von   Nectonemertes  mirabilis  Yerrill. 

Aus  der  Gehirngegend.     Leitz  Obj.  3,  Oc.  2. 

Aus  der  Gegend  zwischen  Gehirn  und  fadenförmigen  Anhängen.    Leitz  Obj.  3,  Oc.  1. 
Aus  der  Ansatzstelle  der  fadenförmigen  Anhänge.     V.  w.  o. 
Aus  der  hinteren  Gegend  des  Rhynchocöloms.     V.  w.  o. 
Aus  der  Kopfspitze.     Leitz  Obj.  3,  Oc.  2. 

Ansatzstelle  des  linken  fadenförmigen  Anhanges.      Leitz  Obj.  3,  Oc.  1. 
Aus  dem   Uebergang  in  die  Schwanzflosse.     Leitz  Obj.  3,  Oc.  2. 
■10.  Aus  der  Schwanzflosse.     V.  w.  o. 

Durch  einen  fadenförmigen   Anhang.      Leitz  Obj.  5,  Oc.  1. 


DEUTSCHE  TIEFSEE  EXPEDITION  1898  99  Bd.XVL    BÜRGER:  I 


fAF. 


Nectonetnertcs  mirabilis . 

.XII. 


Tafel  XXXVI. 

(Tafel  XIII.) 


Tafel  XXXVI. 

(Tafel  XIII.) 

Querschnitte  von  Hyalonemertes  atlantica  Verrill. 
Fig.  i — 9  Leitz  Obj.  3,  Oc.  o;  Fig.  10  Zeiß  DD,  2. 

Fig.    1  u.  2.  Aus  der  Gehirngegend. 

3.  Aus  der  Gegend  des  Pylorusrohres. 

4.  Aus  dem  mittleren  Körperabschnitt. 

5.  Aus  dem  hinteren  Körperabschnitt;  Uebergang  in  die  Schwanzflosse. 
5 — 9.  Aus  der  Schwanzflosse. 

10.  Durch  das  Hautepithel  des  vorderen  Körperabschnittes  (Bauchseite). 


DEUTSCHE  TIEFSEE  EXPEDITION  1898  99  Bd.  XVI.    BURGER    X  EMI- KT  INKA 


TAE  XXXVI. 


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HyaloTtemertes     atlo-tüica 

TAF.XIH 


^7 


WISSENSCHAFTLICHE  ERGEBNISSE 

DER 

DEUTSCHEN   TIEFSEE-EXPEDITION 

AUF  DEM  DAMPFER  „VALDIVIA"  1898-1899 


IM  AUFTRAGE  DES  REICHSAMTES  DES  INNERN 
HERAUSGEGEBEN  VON 

CARL    CHUN 

PROFESSOR   DER  ZOOLOGIE   IN   LEIPZIG 
LEITER   DER   EXPEDITION. 


SECHZEHNTER   BAND 

ZWEITE  LIEFERUNG 
OTTO   BÜRGER 

Die  Nemertinen 

Mit  13  Tafeln 


JENA 

VERLAG   VON   GUSTAV   FISCHER 
1909 


Preis  für  Text  und  Atlas:  Für  Abnehmer  des  ganzen  Werkes:  24  Mark  50  Pf. 

Für  den  Einzelverkauf:  28  Mark. 


Verlag  von  Gustav  Fischer  in  Jena. 


Wissenschaftliche  Ergebnisse  der  Deutschen  Tiefsee-Expedition 

auf  dem  Dampfer  „Valdivia"  1898 1899 

Im  Auftrage  des  Reichsamts  des  Innern 

herausgegeben  von 

Carl   C  h  u  n 

Professor  der  Zoologie  in  Leipzig,  Leiter  der  Expedition. 


Es  bearbeiten: 

Ausrüstung     der    „Valdivia" :     Ober-Inspektor    Sachse     und 

Inspektor  Polis,  Hamburg, 
Reisebeschreibung :    Prof.  Chun,  Leipzig, 
*  Oceanographie    und    Maritime    Meteorologie :  Dr.  G.  Schott, 

Seewarte,  Hamburg, 
*Das    Wiederauffinden  der  Bouvet-Insel :  Ober-Inspektor  W. 
Sachse,  Hamburg. 


Chemie  des  Meerwassers :   Dr.  P.  Schmidt,  Leipzig, 
*Grundproben:  Sir  John  Murray,  Edinburgh,  u.  Prof.  Philippi.Jena 

*  Antarktische  Geschiebe :  Pn  >f.  Zirkel,  Leipzig,  und  Prof.  Reinisch 

Leipzig, 

*  Gesteinsproben  :  Prof.  Reinisch,  Leipzig, 
Quantitative  Planktonfänge :  Dr.  Apstein,  Kiel, 
Schliessnetzfänge :  Prof.   Chun,  Leipzig. 


Botanik. 

*  Inselfloren    (Canaren,    Kerguelen,  St.  Paul,  Neu-Amsterdam,  *  Kapflora:  Dr.  Marloth,   Kapstadt, 

Chagos,  Seychellen):   Prof.  Schenck,  Darmstadt  (mit  Be-  *  Marines   Phytoplankton  (Diatomeen    und  Peridineen) :    Prof. 
nutzung  der  Aufzeichnungen  von  Prof.  Schimper,  Basel),  Karsten,  Bonn. 

Flora  der  besuchten   Festländer :   Prof.  Schenck,  Darmstadt,  *  Meeresalgen  :  Th.  Reinbold,  Itzehoe. 

Zoologie. 

Rhizocephala:  Prof.  Fraisse,  Jena, 
Copepoda :  Dr.  Steuer,  Innsbruck, 
*Ostracoda :  Prof.   Müller,  Greifswald, 
Isopoda :   Prof.  zur  Strassen,  Leipzig, 
Bopyridae :  Prof.  Fraisse,  Jena, 
Cymothoidae :  Prof.  Fraisse,  Jena, 
Amphipoda  :   Prof.  Woltereck,  Leipzig, 

*  Leptostraca  :  Dr.  Thiele,  Berlin, 

*  Stomatopoda :  Dr.  Jurich,  Leipzig, 
Cumacea :  Dr.   Zimmer,   Breslau, 
Sergestidae:  Dr.  Jllig,  Leipzig, 
Schizopoda :  Dr.  Jllig,  Leipzig, 
Macrura:  Prof.  Doflein,  München, 
Anomura :   Prof.   Doflein,  München, 

*  Brachyura :   Prof.  Doflein,  München, 
Dekapodenlarven :  Dr.  Zimmer,  Breslau, 
Augen  der  Dekapoden:  Dr.  Reinh.  Dohrn,  Neapel. 

*  Paritopoda :  Prof.  Möbius,  Berlin, 
* Landarthropoden    der    antarktischen   Inseln:    Dr.  Enderlein, 

Stettin. 

VI.  Mollusca 
Lamellibranchiata :    Dr.    Thiele,  Berlin, 
*TSTeomenia  und  Archaeomenia:  Dr.  Thiele,  Berlin, 
Scaphopoda :   Prof.  Plate,  Berlin, 

*  Placophora  :  Dr.  Thiele,  Berlin, 

*  Prosobranchiata :   Prof.  v.  Martens  u.  Dr.  Thiele,  Berlin, 
Gasteropodenlarven :   Prof.   Simroth,   Leipzig, 
Heteropoda:  Dr.  Brüel,  Halle  a.  S., 

*Pteropoda:   Prof.  Meisenheimer,  Marburg, 
Cephalopoda:    Prof.  Chun,  Leipzig. 


I.  Protozoa 

*  Radiolaria  :   Prof.  Haecker,  Stuttgart, 
Foraminifera :  F.  Winter,  Frankfurt  a.  M., 

*Xenophyophora:  Prof.  F.  E.  Schulze,  Berlin, 

II.  Coelenterata 

*Hexactinellida:   Prof.  Fr.  E.  Schulze,  Berlin, 

Monaxonia :  Dr.  Thiele,  Berlin, 
*Tetraxonia:  Prof.  v.  Lendenfeld,  Prag, 

Calcarea:  Dr.  Urban,  Plan  i.  Böhmen, 

Hydroidea :  Dr.  Steche,  Leipzig, 

Siphonophora :   Prof.   Chun,  Leipzig, 

Craspedota :   Prof.  Vanhoeffen,  Kiel, 
* Acraspedota :  Prof.  Vanhoeffen,  Kiel, 

Tetraplatia :  Prof.  Carlgren,  Stockholm, 

Ctenophora :   Prof.   Chun,  Leipzig, 
*Alcyonaria:  Prof.   Kükenthal,  Breslau, 
*Antipathidae:  Prof.  Dr.  Schultze,  Jena, 

Actiniaria :  Prof.  Carlgren,  Stockholm, 
*Madreporaria :   Prof.  von  Marenzeller,   Wien. 

III.  Echinodermata 

*  Crinoidea  :   Prof.  Döderlein,  Strassburg, 

*  Echinoidea  :   Prof.   Döderlein,  Strassburg, 

*  Anatomie  des  Palaeopneustes :   Dr.  Wagner,  Dresden, 

*  Anatomie  der  Echinothuriden,   Dr.  W.  Schurig,   Leipzig 
Asteroidea:  Prof.   Ludwig,   Bonn, 
Holothurioidea :    Prof.  Ludwig,  Bonn, 
Ophiuroidea :  Prof.  zur  Strassen,  Leipzig. 

IV.  Vermes 

Turbellana  Acoela :  Prof.  Böhmig,  Graz, 
Polyclades:  Dr.  von  Stummer,  Graz, 
Nemertini :   Prof.  Bürger,  Santiago  de  Chile, 
Cestodes:  Prof.  Braun,  Königsberg, 
Trematodes :   Prof.   Braun,  Königsberg, 
Frei  lebende  Nematoden:  Prof.  zur  Strassen,  Leipzig, 
Chaetognatha :  Dr.  Krumbach,  Breslau, 
Gephyrea :  Prof.  Spengel,  Giessen, 
Gephyreenlarven :   Prof.  Schauinsland,  Bremen, 
Priapulus  :   Prof.  Schauinsland,   Bremen, 
*OHgochaetae:  Prof.  Michaelsen,  Hamburg, 

*  Annelides:   Prof.   Ehlers,  Göttingen, 
Pelagische  Anneliden:  Dr.  Reibisch,   Kiel, 
Annelidenlarven:  Prof.  Woltereck,  Leipzig, 
Brachiopoda:   Prof.  Blochmann,  Tübingen, 
Bryozoa:   Dr.  Braem,  Berlin. 

V.  Arthropoda 
Cirripedia  :  Dr.  Weltner,  Berlin, 


VII.  Tunicata 

Appendiculariae :   Dr.  Lohmann,   Kiel, 

*  Monascidiae  :  Prof.  Michaelsen,   Hamburg, 
Synascidiae:  Dr.   Hartmeyer,  Berlin, 
Pyrosomata :  Dr.  Neumann,  Dresden, 

*Salpae:  Prof.   Apstein,  Kiel, 
*Doliolidae:  Dr.  Neumann,  Dresden. 

VIII.  Vertebrata 

*  Amphioxides  :   Dr.  Goldschmidt,  München, 

*  Tiefseefische  :   Prof.  Brauer,  Berlin. 
Küstenfische : 

Südhäring :   Prof.   Heincke,   Helgoland, 

*  Anat.  d.  Riesenschildkröten  :  Dr.  Schacht,  Hamburg, 

*  Luftsäcke  der  Albatrosse :  Dr.   Ulrich,  Liegnitz, 

*  Vögel :  Prof.   Reichenow,   Berlin. 


Die  bereits  erschienenen  Bearbeitungen  sind  mit  *  versehen. 


Fortsetzung  auf  Seite  S  des   Umschlags. 


Verlag  von  Gustav  Fischer  in  Jena. 


Fortsetxung  von  Seite  -  des   Umschlags, 
Bisher  liegen  vor: 

Band  I.    Vollständig. 
Oceanographie  Und  maritime  Meteorologie.     Im  Auftrage  des  Reichs-Marine-Amts  bearbeitet  von  Dr.  Gerhard 
Schott,  Assistent  bei  der  deutschen  Seewarte  in  Hamburg,  Mitglied   der  Expedition.     Mit  einem  Atlas 
von  40  Tafeln    (Karten,   Profilen,   Maschinenzeichnungen  u.  s.  w.),    26    Tafeln    (Temperatur-Diagrammen) 
und  mit  35  Figuren  im  Text.     Preis  für  Text  und  Atlas:   120  Mark. 

Bei  der  Bearbeitung  der  Oceanographie  und  maritimen  Meteorologie  sind  vorwiegend  zwei  Gesichtspunkte, 
nämlich  der  geographische  und  der  biologische  berücksichtigt  worden.  Um  einen  soivohl  für  die  Geographie 
wie  für  die  Biologie  nutzbaren  Einblick  in  die  physikalischen  Verhältnisse  der  Tiefsee  zu  gewinnen,  wurde 
die  Darstellung  nicht  auf  die  „Valdivia"-Messuugeu  beschränkt,  sondern  auf  das  gesamte  bis  jetzt  vorliegende 
Beobachtuugsniaterial  ausgedehnt.  In  gewisser  Hinsicht  wird  hier  eine  Monographie  des  Atlantischen  und 
Indischen  Oceans  geboten,  welche  ihren  Schwerpunkt  in  die  zahlreichen  konstruktiven  Karten  und  Profile  legt. 

Aus  Band  H,  Teil  1: 
Lfg.  1.  H.  Schenck,  I.  Vergleichende  Darstellung  der  Pflanzengeographie  der  subantarktischen  Inseln,  insbesondere 
über  Flora  und  Vegetation  von  Kerguelen.  Mit  Einfügung  hinterlassener  Schriften  A.  F.  W.  Schimpers. 
Mit  1 1  Tafeln  und  33  Abbildungen  im  Text.  II.  Ueber  Flora  und  Vegetation  von  St.  Paul  und  Neu-Amsterdam. 
Mit  Einfügung  hinterlassener  Berichte  A.  F.W.  Schimpers.  Mit  5  Tafeln  und  14  Abbildungen  im  Text. 
Einzelpreis:  50  M.,  Vorzugspreis:  40  M. 

„  2.  H.  Schenck.  III.  Beiträge  zur  Kenntnis  der  Vegetation  der  Canarischen  Inseln.  Mit  Einfügung  hinter- 
lassener Schriften  A.  F.  W.  Schimpers.  Mit  12  Tafeln,  2  Kärtchen  und  69  Abbildungen  im  Text. 
Einzelpreis:  45  M.,  Vorzugspreis:  36  M. 

Aus  Band  II,  Teil  2.    Vollständig. 
Lfg.  1.    G.  Karsten,    Das   Phytoplankton   des   Antarktischen    Meeres  nach  dem   Material    der   deutschen   Tiefsee- 
Expedition  1898     1899.     Mit  19  Tafeln.     Einzelpreis:  50  M.,  Vorzugspreis:  39  M.  50  Pf. 
„    2.    G.  Karsten,  Das  Phytoplankton  des  Atlantischen  Oceans  nach  dem  Material  der  deutschen  Tiefsee-Expedition 

1898-1899.     Mit   15  Tafeln.     Einzelpreis:  35  M,  Vorzugspreis:  28  M. 
„     3.     G.  Karsten,  Das  Indische  Phytoplankton.     Dritte  Lieferung  der  Gesamtbearbeitung.    Mit  5  Abbildungen 

und  20  Tafeln.     Einzelpreis:  70  M.,  Vorzugspreis:  60  M. 
„    4.    Th.  Reinbold,    Die   Meeresalgen  der   deutschen  Tiefsee-Expedition  1898    1899.    Mit  4  Tafeln.    Einzel- 
preis: 11  M.,  Vorzugspreis:  9  M. 
Band  III.    Vollständig. 
Lfg.  1.    Prof.  Dr.  Ernst  Vanhöffen,  Die  acraspeden  Medusen  der  deutschen  Tiefsee- Expedition  1898—1899.    Mit 
Tafel  I — VIII.  —  Die  craspedoten  Medusen  der  deutschen  Tiefsee-Expedition  1898-  1899.   I.  Trachymedusen. 
Mit  Tafel  IX — XII.     Einzelpreis:  32, —  M.,  Vorzugspreis:  25, —  M. 
„    2.    Dr.  phil.  h.  S.  Schultze,  Die  Antipatharien  der  deutschen  Tiefsee-Expedition  1898—1899.   Mit  Tafel  XIII 

und  XIV  und  4  Abbildungen  im  Text.     Einzelpreis:  5, —  M.,  Vorzugspreis:  4,—    M. 
„   3.    Dr.  phil.  Paul  Schacht,  Beiträge  zur  Kenntnis  der  auf  den  Seychellen  lebenden   Elefanten-Schildkröten. 

Mit  Tafel  XV— XXI.     Einzelpreis:   16,—  M.,  Vorzugspreis:   13,—  M. 
„    4.    Dr.  W.  Michaelsen,  Die  Oligochäten  der  deutschen  Tiefsee-Expedition  nebst  Erörterung  der  Terricolenfauna 
oceanischer  Inseln,  insbesondere  der  Inseln   des  subantarktischen  Meeres.    Mit  Tafel  XXII  und  1  geo- 
graphischen Skizze.     Einzelpreis:  4, —  M.,  Vorzugspreis:  3,50  M. 
„    5.    Joh.  Thiele,  Proneomenia  Valdiviae  n.  sp.    Mit  Tafel  XXIII.    Einzelpreis:  3,—  M.,  Vorzugspreis:  2,50  M. 
„    6.    K.  Möbius,   Die  Pantopoden  der  deutschen  Tiefsee  -  Expedition  1898—1899.     Mit  Tafel  XXIV— XXX. 

Einzelpreis:   16,—  M.,  Vorzugspreis:   12,50  M. 
„    7.    Dr.  Günther  Enderlein,  Die  Landarthropoden  der  von   der  Tiefsee-Expedition   besuchten  antarktischen 
Inseln.  I.  Die  Insekten  und  Arachnoideen  der  Kerguelen.  II.  Die  Landarthropoden  der  antarktischen  Inseln  St.  Paul 
und  Neu-Amsterdam.    Mit  10  Tafeln  und  6  Abbildungen  im  Text.    Einzelpreis:   17  M.,  Vorzugspreis:  15  M. 
Band  IV.    Vollständig. 
Hexactinellidae.     Bearbeitet  von  Fr.  E.  Schulze,  Professor  in  Berlin.     Mit  einem  Atlas  von  52  Tafeln.     Preis: 
120  Mark. 
Band  V.    Vollständig. 
Lfg.  1.     Johannes  Wagner,    Anatomie  des  Palaeopneustes  niasicus.     Mit  8  Tafeln  und  8  Abbildungen  im  Text. 
Einzelpreis:  20  M.,  Vorzugspreis:   17   M. 
„    2.    Dr.  Ludwig  Döderlein,  Die  Echinoiden  der  deutschen  Tiefsee-Expedition.    Mit  42  Tafeln  und  46  Abbil- 
dungen im  Text.     Einzelpreis:   100  M.,  Vorzugspreis:  82,50  M. 
„    3.     Walther  Schurig,   Anatomie  der  Echinothuriden.     Mit  4  Tafeln  und  22  Abbildungen  im  Text.     Einzel- 
preis: 12  M.,  Vorzugspreis:  10  M. 
Band  VI.    Vollständig. 
Brachyura.     Bearbeitet   von   Dr.  Franz  Doflein,    Professor   an    der   Universität  München,   II.  Konservator  der 
zoologischen    Staatssammlung.     Mit  58  Tafeln,    einer  Texttafel  und  68   Figuren  und    Karten  im    Text. 
Preis:   120  Mark. 

Band  VII.    Vollständig. 
Lfg.  1.    v.    Martens   und   Thiele,    Die   beschälten    Gastropoden    der    deutschen   Tiefsee-Expedition   1898    1899. 
A.  Systematisch-geographischer  Teil.    Von  Prof.  v.  Martens.    B.  Anatomisch-systematische  Untersuchungen 
einiger  Gastropoden.     Von  loh.  Thiele.     Mit  9  Tafeln  und   1  Abbildung  im  Text.     Einzelpreis:  32  M., 
Vorzugspreis:  26  M. 

Fortsetxung  auf  Seite  4  des   Umschlags 


Verlag  von  Gustav  Fischer  in  Jena. 


Fortsetzung  von  Seite  3  des   Umschlags. 

Lfg.  2.    Dr.  W.  Michaelsen,  Die  stolidobranchiaten  Ascidien   der  deutschen  Tiefsee-Expedition.    Mit  4  Tafeln. 
Einzelpreis:   13  M.,  Vorzugspreis:   11   M. 
„    3.     Dr.  Emil  von  Marenzeller,  Steinkorallen.     Mit  5  Tafeln.     Einzelpreis:   16  M.,  Vorzugspreis:   12  M. 
„    4.    Franz  Ulrich.  Zur  Kenntnis  der  Luftsäcke  bei  Diomedea  exulans  und  Diomedea  fuliginosa.    Mit  4  Tafeln. 

Einzelpreis:  9  M.,  Vorzugspreis:  7,50  M. 
„    5.    Ant.  Reichenow,  Uebersicht  der  auf  der  deutschen  Tiefsee-Expedition  gesammelten  Vögel.    Mit  2  Tafeln. 

Preis:  4  M. 
„    6.    Bruno  Jurich.  Die  Stomatopoden  der  deutschen  Tiefsee-Expedition.    Mit  6  Tafeln.    Preis:  13  Mark. 

Aus  Band  VIII: 
Lfg.  1.    Joh.  Thiele,  Die  Leptostraken.    Mit  4  Tafeln.    Preis:  8  M.  50  Pf. 
„    2.     C.  W.  Müller,  Qstracoda.     Mit  31   Tafeln.     Einzelpreis:  75  M.,  Vorzugspreis:  60  M. 

Aus  Band  IX : 
Lfg.  1.    Johannes  Meisenheimer,  Pteropoda.     Mit  27  Tafeln,  9  Karten  und  35  Abbildungen  im  Text.    Einzel- 
preis: 120  M.,  Vorzugspreis:  100  M. 
„    2.    Joh.  Thiele,  Archaeomenia  prisca  n.  g.,  n.  sp.    Mit  1  Tafel,    lieber  die  Chitonen  der  deutschen  Tiefsee- 
Expedition.     Mit  1  Tafel.     Einzelpreis:  6  M.,  Vorzugspreis:  5  M. 
Aus  Band  X: 
Lfg.  1.    Kapitän  W.  Sachse,  Das  Wiederauffinden  der  Bouvet-Insel  durch  die  deutsche  Tiefsee-Expedition.    Mit 
9  Tafeln  und   1   Abbildung  im  Text.     Einzelpreis:   18  M.,  Vorzugspreis:   16  M. 
„    2.    F.   Zirkel   und    R.   Reinisch,    Petrographie.     I.    Untersuchung    des    vor    Enderby-Land    gedredschten 
Gesteinsmaterials.    Mit  1  Tafel  und  6  Abbildungen  im  Text.    Einzelpreis:  3  M.,  Vorzugspreis:  2  M.  25  Pf. 
„    3.    R.  Reinisch,  Petrographie.    II.  Gesteine  von  der  Bouvet-Insel,  von  Kerguelen,  St.  Paul  und  Neu-Amsterdam. 
Mit  5  Tafeln  und  2  Abbildungen  im  Text.     Einzelpreis:  15  M.,  Vorzugspreis:   10  M.  50  Pf. 
Band  XI.     Vollständig. 
Lfg.  1.    Franz  Bilhard  Schulze,  Die  Xenophyophoren,  eine  besondere  Gruppe  der   Rhizopoden.    Mit  8  Tafeln. 
Einzelpreis:  20  M.,    Vorzugspreis:    16  M.  50  Pf. 
„     2.     Robert  von  Lendenfeld,  Die  Tetraxonia.  Mit  38  Tafeln.  Einzelpreis:  100  M.,  Vorzugspreis:  80  M. 

Aus  Band  XII : 
Lfg.  I.     Richard  Goldschmidt,    Amphioxides.     Mit   10  Tafeln  u.  9  Abbild.     Einzelpreis:   30  M.,   Vorzugspreis: 

25  M.  50  Pf. 
„    2.     Dr.  Günther  Neumann,  Doliolum.     Mit  15  Tafeln  und  20  Abbildungen  im  Text.     Einzelpreis:  40  M., 

Vorzugspreis:  32  M.  50  Pf. 
„    3.    Dr.  C.  Apstein,  Salpen  der  deutschen  Tiefsee-Expedition.    Mit  7  Tafeln  und  15  Abbildungen  im  Text. 
Einzelpreis:   18  M.,    Vorzugspreis:    14  M. 
Aus  Band  XIU: 
Lfg.  1      W.    Kükenthal,    Alcyonacea.     Mit  12  Tafeln.     Einzelpreis:  30  M.,  Vorzugspreis:  25  M. 

Aus  Band  XIV: 
Lfg.  1.    Valentin  Haecker,  Tiefsee-Radiolarien.    I.Abschnitt.    Spezieller  Teil.    Aulacanthidae-Concharidae. 
Mit  LXII  Tafeln  und  40  Abbildungen  im  Text.     Einzelpreis:   150  M.,  Vorzugspreis.   123  M. 

Vor  kurzem  begann  zu  erscheinen : 
Aus  Band  XV: 
Lfg.  I.     Prof.  Dr.  August  Brauer,  Die  Tiefsee-Fische.    I.  Systematischer  Teil.    Mit  16  Tafeln,  2  Karten 
und  20  Abbildungen  im  Text.     Einzelpreis:   140  M.,  Vorzugspreis:   120  M. 
Aus  Band  XVI : 
Lfg.  1.    B.  Ehlers,  Die  bodensässigen  Anneliden  aus  den  Sammlungen  der  deutschen  Tiefsee-Expedition.  Mit  23  Tafeln. 
Einzelpreis:   150  M.,  Vorzugspreis:   123  M. 
Da  die  Anschaffung  des  ganzen  umfangreichen  Unternehmens  in  manchen  Fällen  wohl  nur  Bibliotheken 
möglich  sein  wird,  so  ist  eine  jede  Abteilung  einzeln  käuflich,  um  auf  diese  Weise  jedem  Forscher  zu  ermöglichen, 
diejenigen  Teile  des  Unternehmens  zu  erwerben,  deren  Besitz  ihm  erwünscht  ist.     Der  Preis  der  einzelnen  Hefte  isl 
indessen  ein  höherer  als  der  Vorzugspreis,  welcher  den  Käufern  des  ganzen  Unternehmens  eingeräumt  wird. 

Das   Cerebellum    der   Säugetiere.     Eine   vergleichend    anatomische   Untersuchung   von   Prof.  Dr.  Louis  Bolk   in 
Amsterdam.     Mit  3  Tafeln  und   183  Textfiguren.     1906.     Preis:   15  Mark. 

Zoologische  Ergebnisse  einer  Reise  in  Ost-Asien  und  auf  den  Sandwich-Inseln.    Von  Dr.  Walter  Volz  in  Bern 

(Abdruck   aus   den  „Zoologischen  Jahrbüchern",   herausgegeben  von  Prof.  Dr.  J.  W.  Spengel,  Gießen 

Systematik  Bd.  21,  22,  23  u.  24,  sowie  Anatomie  Bd.  22  u.  23.)     1906.     Preis:  30  Mark. 
Die  Wirbeltiere   Europas  mit  Berücksichtigung  der  Faunen   von  Vorderasien   und  Nordafrika.     Analytisch 

bearbeitet  von  Prof.  Dr.  Otto  Schnuedeknecht,  Custos  des  F.  Naturalienkabinets  in  Rudolstadt.      1906. 

Preis:   10  Mark. 
Die  Inlandstämme    der  MalayiSChen  Halbinsel.     Wissenschaftliche  Ergebnisse   einer  Reise  durch  die  vereinigten 

Malayischen    Staaten      Von    Dr.    li  11  doli'  Martin,    a.  o.  Professor    der   Anthropologie    und    Direktor    des 

anthropologischen   Instituts   der    Universität   Zürich.     Mit    137    Textabbildungen,    6  Tafeln    und    1   Karte 

1905.     Preis:  60  Mark. 

lieber  die  Bastarde  von  Helix  Hortensis  Müller  und  Helix  Nemoralis  I.    Eine  Untersuchung  zur  experimentellen 

Vererbungslehre  von  Arnold  Lang,  o.  Professor  der  Zoologie  und  vergleichenden  Anatomie  an  der 
Universität  und  am  eidgenössischen  Polytechnikum  in  Zürich.  Mit  4  lithographischen  Tafeln.  1908. 
Preis:  15  Mark. 
Unsere  Ahnenreihe  (PrOgOnotaxiS  Hominis).  Kritische  Studien  über  Phyletische  Anthropologie.  Von  Ernst 
Uaeckcl.  Professor  an  der  Universität  Jena.  Festschrift  zur  350jährigen  Jubelfeier  der  Thüringer 
Universität  Jena  und  der  damit  verbundenen  Uebergabe  des  Phyletischen  Museums  am  30.  Juli  1908. 
Mit  6  Tafeln.     1908.     Preis:  7  Mark. 

Frommannsche  Buchdruckerei  (Hermann  Pohle)  in   Jena.    —  25049